14.01.2014 Aufrufe

Juli 2013 Jahresgabe

Juli 2013 Jahresgabe

Juli 2013 Jahresgabe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Juli</strong> <strong>2013</strong><br />

<strong>Jahresgabe</strong>


Fußmattenprojekt<br />

Graswurzel<br />

in Sri Lanka<br />

Seit 1985 unterhält Graswurzel eine<br />

kontinuierliche und auf Freundschaft<br />

basierende Handelsbeziehung zu den<br />

Produzentinnen von handgeknüpften<br />

Kokosmatten.<br />

Durch den unermüdlichen Einsatz von<br />

Frau Fuchs-Gärtner ist es gelungen, eine<br />

fast einzigartige robuste Qualität von<br />

Kokosfaserfußmatten mit sehr ansprechenden<br />

Modellen zu erzielen.<br />

Große Probleme waren und<br />

sind zu überwinden, sei es<br />

die ständig hohe Inflation,<br />

die Gefahren durch teils<br />

bürgerkriegsähnliche Zustände,<br />

die allgemeine<br />

Armut oder der Mangel<br />

an wichtigen Grundgütern<br />

wie Wasser, Strom<br />

oder funktionierender<br />

Infrastruktur.<br />

Heute können Frauen,<br />

die im Mattenprojekt<br />

beschäftigt sind, ein<br />

besseres Einkommen<br />

erzielen als Arbeiterinnen in der<br />

Fabrik oder auf einer Teeplantage. Die<br />

Abwanderung in die Städte wird gebremst,<br />

die Frauen erwirtschaften ein<br />

gutes Einkommen, das ihnen z.B. Strom<br />

und Wasserversorgung zuhause ermöglicht.<br />

Die Organisation Graswurzel hat einen<br />

Sozialfond eingeführt, der Frauen in<br />

Notsituationen Medikamente oder medizinische<br />

Behandlungen für sie oder<br />

nächste Angehörige ermöglicht.<br />

Auch gibt es einen „Unemployment Social<br />

Fund“, um Auftragsengpässe auszugleichen.<br />

Ein von Graswurzel eingerichteter Kreditfond<br />

wird von den Frauen als zinsfreier<br />

Mikrokredit genutzt und über die Mattenproduktion<br />

wieder zurückgezahlt.<br />

Geregelte Arbeitszeiten, meist von 8:30<br />

Uhr - 17 Uhr, und kurze Wege zur Arbeit<br />

sind eine große Errungenschaft.<br />

Das Mattenprojekt von Graswurzel ermöglicht<br />

es den Frauen sowohl in Gemeinschaft<br />

als auch in individueller<br />

Heimarbeit tätig zu sein.<br />

Sie sind eigentlich Selbständige, genießen<br />

aber auch die großen Vorzüge von<br />

Renten- und Krankenversicherung.<br />

Seit mehr als 15 Jahren vertreibt die<br />

Fair-Handel GmbH in der Abtei Münsterschwarzach<br />

die Matten von Graswurzel.<br />

Die Nachfrage steigt stetig, sodass neben<br />

bekannten Motiven immer wieder<br />

neue Kreationen entwickelt werden.<br />

Derzeit sind etwa 18 Modelle in unserem<br />

großen Fair-Handel MARKT verfügbar, darunter<br />

so beliebte Motive wie „Regenbogen“,<br />

„Katze“, „Blumenranke“ und andere.<br />

Die Fußmatten sind ein Hingucker vor<br />

jeder Haus- oder Wohnungstür und natürlich<br />

ein praktischer Helfer bei schlechtem<br />

Wetter!<br />

Sie können alle Fußmatten im Internet<br />

unter www.fair-handel-shop.de ansehen.<br />

Gerne schicken wir Ihnen auch eine<br />

Liste der Fußmatten mit Preisangabe zu.<br />

Über unseren Versand erhalten Sie die<br />

Matten (je nach Modell zwischen 19 €<br />

und 24 €) zzgl. Versandkosten von 5 €.<br />

Viel Spaß beim Stöbern in unserem Onlineshop<br />

oder beim Besuch in unserem<br />

großen Fair-Handel MARKT, gleich hinter<br />

dem Egbert-Gymnasium auf dem Abteigelände!<br />

Fair-Handel GmbH · 97359 Münsterschwarzach<br />

Tel. 0 93 24/20-2 73 · Fax 0 93 24/20-4 93<br />

e-mail: info@fair-handel-gmbh.de<br />

www.fair-handel-gmbh.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Torhausladen: Mo<br />

14.00–17.30 Uhr<br />

Di.–Fr.<br />

9.30–17.30 Uhr<br />

Samstag 9.30–12.00 Uhr/13.00–17.00 Uhr<br />

So-u.Feiertage 10.30–12.00 Uhr/13.00–17.00 Uhr<br />

Markt: Mo.–Fr. 8.00–17.00 Uhr, Samstag 9.00–13.00 Uhr


eDitOriaL<br />

3<br />

iNhaLt<br />

Seite<br />

P. Richard Maria Kuchenbuch OSB<br />

Vorwort .................................................................... 3<br />

P. Anselm Grün OSB<br />

Von Generation zu Generation .................................... 4<br />

Bernhard Krauss<br />

Die alten mit den Jungen…? ..................................... 6<br />

Br. Ansgar Stüfe OSB<br />

heutige Klöster leben die Zukunft ............................. 8<br />

Pater Fidelis Ruppert OSB<br />

Gegenseitiges Wahr-Nehmen .................................... 10<br />

Anja Legge<br />

Sieben Generationen unter einem Dach .................... 12<br />

P. Bartholomäus Henneken OSB<br />

Kein Stein ist auf dem anderen geblieben ................ 14<br />

Abt Siegfried Hertlein OSB<br />

eine abtei wird afrikanisch ..................................... 16<br />

Br. Bakanja Mkenda OSB<br />

alte menschen sind ein Segen.................................. 18<br />

Anja Legge<br />

100 Jahre – Wir feiern mit ...................................... 20<br />

Betrieb: egbert Gymnasium ..................................... 24<br />

Projekt handwerkerschulen ...................................... 26<br />

Werbung .................................................................. 27<br />

Namen/Nachrichten ............................................ 28-33<br />

Dank ....................................................................... 34<br />

Br. Thomas Morus Bertram OSB<br />

aus dem Nähkästchen geplaudert ............................ 35<br />

Zum Titelbild:<br />

Abt Michael Reepen OSB und Pater Laurentius Hennemann<br />

OSB – zwei verschiedene Generationen und doch<br />

auf dem gemeinsamen Weg.<br />

Portrait:<br />

Pater Konrad Göpfert OSB<br />

imPreSSUm<br />

Ruf in die Zeit<br />

AUSGABE JULI <strong>2013</strong>, NR. 3/13<br />

MISSIONSBENEDIKTINER<br />

MÜNSTERSCHWARZACH<br />

Das Magazin für Freunde, Förderer und Interessenten der Missionsarbeit<br />

der Abtei Münsterschwarzach<br />

Abonnement<br />

Bestellung an prokura@abtei-muensterschwarzach.de<br />

oder Telefon 09324/20-287 vierteljährlich, kostenfrei<br />

Redaktion<br />

P. Richard M. Kuchenbuch (verantw.), Br. Thomas Morus Bertram (verantw.),<br />

Br. Alfred Engert, Br. Joachim Witt, Br. Manuel Witt<br />

Herausgeber<br />

Missionsprokura der Abtei Münsterschwarzach<br />

97359 Münsterschwarzach Abtei<br />

Tel.: 09324/20275 Fax: 09324/20270<br />

E-Mail: prokura@abtei-muensterschwarzach.de<br />

Internet: http://www.abtei-muensterschwarzach.de<br />

Auslandsspenden<br />

Bei Spenden aus dem Ausland bitte unseren<br />

Swift Code: GENODEF1MO5 und<br />

Iban Nr.: DE51750903000003015033 unbedingt angeben.<br />

Bankverbindung<br />

Liga Bank eG, Kto. Nr. 3015033, BLZ 750 903 00<br />

Bei Adressenänderungen und Spenden wenden Sie sich bitte an<br />

die Spendenbuchhaltung der Missionsprokura<br />

Tel: 09324/20-287 oder 20-276<br />

Fax: 09324/20-494<br />

E-Mail: prokura@abtei-muensterschwarzach.de<br />

Bildnachweis<br />

Br. Thomas Morus (S. 1, 6, 7, 8, 9, 10, 15, 17, 18, 19, 33,<br />

35, 46), Bildarchiv (S. 4, 11, 12, 14, 28, 29), P. Richard<br />

(S. 16, 26), Anja Legge (S. 20, 21, 22, 23), EGM (S. 24, 25),<br />

Br. Immanuel (S. 5, 30, 31), André Schösser (S. 34)<br />

Gesamtherstellung:<br />

Benedict Press, Vier-Türme GmbH, 97359 Münsterschwarzach Abtei<br />

Konzeption: Klaus Gold<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser…<br />

…. drei Monate haben wir Mönche in Münsterschwarzach<br />

Sabbatzeit gehalten. Einkehr als<br />

Vorbereitung auf unsere anstehenden Jubiläen.<br />

Kaum war die Sabbatzeit zu Ende, erfüllte sich<br />

Jesu Ruf aus dem Markusevangelium „Geht hinaus<br />

in die ganze Welt“. Pater Anselm wurde zu<br />

Vorträgen nach Taiwan gerufen, Bruder <strong>Juli</strong>an<br />

P. richarD m. KUcheNBUch OSB fuhr zu einem Schüleraustausch nach Russland<br />

Missionsprokurator und ich trat meine erste Dienstreise als Missionsprokurator<br />

nach Tansania an.<br />

Das afrikanische Land hat mich tief beeindruckt: die Weite des Landes, die Schönheit<br />

und Gewalt der Natur und vor allem seine Menschen. Ein großes Geschenk<br />

war für mich die Gastfreundschaft und die Lebensfreude, die die Menschen dort<br />

ausstrahlen, und das trotz der großen Armut. Entlang der Straße sieht man im<br />

ganzen Land, dass die meisten Menschen immer noch in einfachen Lehmbauten<br />

ohne Strom- und Wasseranschluss leben. Doch habe ich noch nie so viele fröhliche<br />

und lachende Menschen gesehen. Selten ist jemand allein oder nicht im<br />

Gespräch zu sehen. Überall sind Kinder jeden Alters, drei bis zehn pro Familie,<br />

wie man mir sagte!<br />

Aber ich sah auch die andere Seite, wo Not ist und unsere Hilfe gebraucht wird.<br />

Die Regierung Tansanias ist noch lange nicht in der Lage, sich um die Grundbedürfnisse<br />

ihrer Bürger selbstständig zu kümmern. Die Sorge um die Schwächsten,<br />

um Kinder, Waisen, Arme und Kranke ist völlig unzureichend. Umso wertvoller<br />

sind die Einrichtungen der Missionsbenediktiner vor Ort, die Schulen, Krankenhäuser<br />

und Berufsausbildungsstätten. Seit Jahrzehnten leisten sie hervorragende Arbeit,<br />

um das Land zu entwickeln, den Menschen zu dienen und so Zeuge der Liebe<br />

Gottes sein – unterstützt von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Gott sei Dank!<br />

Im Europa der Neuzeit, wo Kirche und Orden mit ihren Krankenhäusern und<br />

Schulen ein gutes Beispiel gaben und Standards setzten, dauerte es Jahrhunderte,<br />

bis der Staat sich diese Aufgaben als selbstverständliche Pfl icht zu eigen gemacht<br />

hat. So wird es auch in Afrika noch viele Generationen brauchen, bis unsere Hilfe<br />

nicht mehr von Nöten ist.<br />

Generationen – damit sind wir beim Thema des neuen Ruf in die Zeit. Der Begriff<br />

ist schon lange nicht mehr neutral. Der demografi sche Wandel, die auf den<br />

Kopf gestellte Alterspyramide beschäftigen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

gleichermaßen. Können die Renten noch bezahlt werden, reichen die Beiträge<br />

zur Krankenversicherung aus, wer soll die alten Menschen pfl egen, wenn es keine<br />

jungen Menschen mehr gibt? Die Konsequenzen für das Zusammenleben, den<br />

Lebensstandard und die Zukunftsfähigkeit unseres Landes gehen alle an.<br />

Klöster sind davon nicht ausgenommen. Mehr noch, heutige Klöster leben<br />

diese Zukunft bereits heute. Sieben Generationen unter einem Dach – so lautet<br />

ein Artikel über das Leben, Beten und Arbeiten im Mehr-Generationen-Kloster<br />

Münsterschwarzach. In diesem Ruf in die Zeit erzählen die Mönche, wo die<br />

Herausforderungen liegen und was vielleicht Vorbild für unsere Gesellschaft von<br />

morgen sein könnte. Dabei schauen wir aber auch über den Tellerrand in unsere<br />

Missionsklöster in Asien und Afrika, wie sich dort die Generationenfrage stellt.<br />

Dass die Alten Träume haben und die Jungen Visionen, wie es beim Propheten<br />

Joel heißt, kann sicher nur gemeinsam in Solidarität und intensivem Miteinander<br />

von Jung und Alt Zukunft werden. Was uns dabei wichtig ist, damit es gelingen<br />

kann, lesen Sie in dieser Ausgabe.<br />

Es grüßt Sie herzlich<br />

Ihr


ZUm thema<br />

4<br />

Von Generation<br />

zu Generation<br />

Vo n P. Anselm Grün<br />

Seit mehr als 1500 Jahren leben die Benediktiner<br />

nach der Regel des hl. Benedikt. In<br />

dieser Zeit gab es ein ständiges Auf und<br />

Ab. Immer wieder gab es Blütezeiten, dann<br />

wieder Verfallszeiten. Dennoch haben die<br />

Mönche über die Jahrhunderte nach der<br />

Regel gelebt, die Benedikt zwischen 500<br />

und 547 geschrieben hat. So möchte ich<br />

das Geheimnis dieses benediktinischen Lebens<br />

bedenken, das so viele Krisen überstanden<br />

hat.<br />

Benedikt hat das Mönchtum nicht erfunden.<br />

Mönche gab es seit dem Jahr 270<br />

– zuerst in der ägyptischen Wüste, dann<br />

auch ab dem 4. Jahrhundert im Westen. Sie<br />

waren fasziniert von der Botschaft Jesu und<br />

wollten diese Botschaft radikal leben. Sie<br />

protestierten gegen die Verbürgerlichung<br />

und Verweltlichung des Christentums, wie<br />

es durch die offi zielle Anerkennung des<br />

Christentums unter Kaiser Konstantin im<br />

Jahre 313 eingeleitet wurde. Benedikt<br />

lebte aus dem Geist des Mönchtums. Er<br />

wollte in seiner Gemeinschaft das Ideal<br />

der Urkirche nach Apg 2,46f verwirklichen.<br />

Es entwickelte eine Schreibstube, in der<br />

wertvolle Handschriften entstanden. Doch<br />

schon 100 Jahre nach der Gründung begann<br />

die erste Krise. Die Abtei geriet in die<br />

Hände von Kommendatar-Äbten, die das<br />

Kloster nur als fi nanzielle Einnahmequelle<br />

ansahen und sich nicht um das geistliche<br />

Leben kümmerten. Das 10. Jahrhundert<br />

war ein dunkles Jahrhundert, auch für<br />

Münsterschwarzach. Doch schon nach der<br />

Jahrtausendwende erholte sich die Abtei.<br />

Bischof Heinrich von Würzburg leitete<br />

die Reform ein, indem er das Kloster der<br />

Gorzer Erneuerung anschloss. 200 Jahre<br />

erlebte die Abtei eine spirituelle und wirtschaftliche<br />

Blüte, gründete andere Klöster<br />

wie Lambach und Melk in Österreich. Und<br />

der selige Abt Egbert baute die Egbertbasilika,<br />

die bis ins 18. Jahrhundert bestand.<br />

Höhepunkt und Aus<br />

Doch dann gab es ab 1300 wieder Krisen,<br />

weil nur noch Adlige ins Kloster aufgenommen<br />

wurden. Als das 1445 abgeschafft<br />

worden war, ging es wieder aufwärts. Das<br />

Kloster überstand die Reformation geistlich<br />

gut. Die Mönche hielten am katholischen<br />

Glauben fest. Doch es wurde in den<br />

Bauernkriegen fast völlig zerstört. Kaum<br />

war es wieder aufgebaut und zur Blüte<br />

gebracht, kam der Dreißigjährige Krieg.<br />

Wieder war die wirtschaftliche Lage hoffnunglos.<br />

Ab 1650 gab es wieder eine neue<br />

Blüte, die sich auch in den großartigen<br />

Bauten der Klosteranlage und dann der<br />

Basilika – von Balthasar Neumann 1741<br />

errichtet – ausdrückte. Das war gleichsam<br />

wieder ein Höhepunkt im klösterlichen Leben.<br />

Und sogleich folgte die Krise durch<br />

die Aufklärungszeit. Der Philosoph Immanuel<br />

Kant sah die Religion nur noch als<br />

moralische Verbesserungsanstalt. Für das<br />

„nutzlose“ Chorgebet hatte er kein Verständnis.<br />

Trotzdem hielten die Mönche<br />

auch dieser Versuchung reiner Rationalisierung<br />

stand. Die Politik erzwang dann<br />

im Zuge der Säkularisation im Jahre 1803<br />

das Aus der Abtei, für 110 Jahre.<br />

Blüte und Krise<br />

– und wieder Blüte<br />

Der Gedanke des hl. Benedikt – verbunden<br />

mit weiser Mäßigung und spiritueller<br />

und psychologischer Weisheit – hat die<br />

Mönche, die es seit dem 5. Jahrhundert<br />

in Westeuropa gab, fasziniert. So breitete<br />

sich die Regel Benedikts immer mehr aus.<br />

Unter Karl dem Großen wurde die Regel<br />

Benedikts gerade wegen ihrer Weisheit<br />

zur alleinigen Regel für die Klöster vorgeschrieben.<br />

In dieser Zeit entstand auch<br />

die Abtei Münsterschwarzach. Es war<br />

das Jahr 816, in dem der fränkische Graf<br />

Megingaud dieses Männerkloster gründete<br />

und es dem hl. Benedikt von Aniane<br />

übergab. Schnell blühte das Kloster auf.<br />

Nach dem Bau der Balthasar Neumann Basilika 1741 folgte 1803 das Aus


5<br />

Altes stirbt, damit Neues<br />

werden kann<br />

Felicitas rediviva – Felizitas lebt immer wieder auf – immer wieder neu anfangen<br />

Hunderte junge Mönche<br />

– und die Schließung<br />

durch die Gestapo<br />

1913 wurde die Abtei von den Mönchen,<br />

die von St. Ottilien aus zuerst 1901 nach<br />

Franken – nach St. Ludwig bei Wipfeld –<br />

kamen, wieder besiedelt. Es waren ärmliche<br />

Anfänge, aber voller Gottvertrauen machte<br />

man sich ans Werk. Doch kaum nach der<br />

Neugründung kam der I. Weltkrieg, der von<br />

der jungen Gemeinschaft zehn Todesopfer<br />

forderte. Nach dem I. Weltkrieg erlebte die<br />

Abtei trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten<br />

einen enormen Aufschwung, der dann in<br />

der Weihe der neuen Abteikirche im Jahre<br />

1938 seinen Höhepunkt erlebte. Damals<br />

zählte die Abtei 435 Mönche, größtenteils<br />

junge dynamische Mönche. Doch dann kam<br />

der II. Weltkrieg, in dem 56 Mönche ihr<br />

Leben lassen mussten. Und die Abtei wurde<br />

am 9. Mai 1941 von der Gestapo aufgehoben.<br />

Unter großen Mühen wagte man 1945<br />

den Neuaufbau. Bis jetzt wurde immer wieder<br />

gebaut, die Schule und das Gästehaus<br />

erweitert, die Werkstätten ausgebaut.<br />

Wie hat die Gemeinschaft immer wieder<br />

die Kraft gefunden, von Neuem anzufangen?<br />

P. Burkard Bausch hat in seiner<br />

Klosterchronik, die er zwischen 1700 und<br />

1720 geschrieben hat, den Grund dafür<br />

gegeben. Er hat als Überschrift das Wort<br />

gewählt: „Felicitas rediviva – Felizitas lebt<br />

immer wieder auf“. Die Gemeinschaft hat<br />

sich nicht entmutigen lassen, weder durch<br />

äußere noch durch innere Gefährdungen,<br />

das Leben im Kloster, das gemeinsame<br />

Gebet und die Arbeit immer wieder neu<br />

anzufangen. Dabei wusste die Gemeinschaft,<br />

dass sie sich nicht immer höher<br />

entwickelt. Auf einen Höhepunkt folgt<br />

auch ein Niedergang. Das hängt einmal<br />

von den äußeren Zeitverhältnissen ab.<br />

Die politische und gesellschaftliche Situation,<br />

aber auch die philosophische und<br />

weltanschauliche Einstellung prägen auch<br />

die klösterliche Gemeinschaft. Sie muss in<br />

jeder Zeit von neuem ihre Identität fi n-<br />

den. Sie schöpft aus der Tradition, aber sie<br />

muss die Tradition immer wieder anpassen<br />

an die jeweilige Zeit, ohne dem Zeitgeist<br />

zu verfallen.<br />

Als ich die wechselhafte Geschichte der<br />

Abtei studiert habe, habe ich mich immer<br />

wieder gefragt: Wenn wir unsere momentane<br />

Situation in der klösterlichen Gemeinschaft<br />

im Licht der 1200-jährigen Geschichte<br />

betrachten, wo stehen wir dann?<br />

Sind wir auf einem Höhepunkt oder auf<br />

einem Tiefpunkt? Ich denke, weder noch.<br />

Wir dürfen dankbar sein, dass wir aus der<br />

Kraft unserer Väter leben dürfen. Wir dürfen<br />

aus dem Einsatz der alten Mitbrüder<br />

leben, die nach dem ersten und nach dem<br />

zweiten Weltkrieg mit großer Kraft die<br />

Abtei ausgebaut haben. Wir dürfen von<br />

der Erneuerung der Gemeinschaft leben,<br />

wie sie unter Abt Fidelis nach dem Konzil<br />

eingeleitet worden ist. Aber wir dürfen<br />

uns nie ausruhen. Eine Gemeinschaft ist<br />

ein lebendiges Gebilde. Da gibt es immer<br />

Wachsen und Sterben, sowohl von der Zahl<br />

her als auch vom Geist her. Altes stirbt ab,<br />

damit Neues wachsen kann. Es braucht<br />

– so sagen schon die alten Mönche – einen<br />

wachsamen Geist, um den Ruf Gottes<br />

in jeder Zeit neu zu hören. Im Hören auf<br />

die Stimme Gottes und im Horchen auf<br />

das Vermächtnis unserer Väter versuchen<br />

wir heute die Abtei so zu formen und als<br />

Mönche so zu leben, dass wir dem benediktinischen<br />

Ideal heute folgen, indem wir mit<br />

allem, was wir sind, was wir tun, was wir<br />

denken, wahrhaft Gott suchen und so Gott<br />

in unserer säkularisierten Welt in den Mittelpunkt<br />

stellen, damit Gott hier an diesem<br />

Ort die Herzen vieler Menschen berührt.<br />

P. Anselm Grün OSB<br />

Geboren 1945 in Junkershausen<br />

• Profess 1965 • Priesterweihe<br />

1971 • Seit 1977 Cellerar der Abtei<br />

Münsterschwarzach • Geistlicher<br />

Begleiter und Bestsellerautor<br />

christ licher Spiritualität


ZUm thema<br />

6<br />

„Die Alten mit den Jungen ...?“<br />

Generationenbeziehungen werden unübersichtlicher<br />

Von Bernhard Kraus<br />

Den Jungen wie den Alten wird es schwer<br />

gemacht, ihre Rolle im gesellschaftlichen<br />

Miteinander zu fi nden. „Alt sein“, zu seinem<br />

Alter stehen, wer kann das schon?<br />

Ganz nach dem Motto: „Alt sind immer nur<br />

die anderen“. Altersverleugnung ist weit<br />

verbreitet, genauso eine Verherrlichung<br />

von Jugendlichkeit. Eines ist allerdings klar:<br />

„Alter ist Zukunft“. Hoffentlich für die heute<br />

Jungen genauso wie für die Gesellschaft<br />

insgesamt. So gibt es viele gute Gründe<br />

für Junge und Alte, voneinander zu lernen.<br />

Älter, bunter, mehr: der demografische<br />

Wandel. Eine entscheidende Zukunftsherausforderung<br />

ist der „demografi sche<br />

Wandel“. Gemeint ist damit, dass sich der<br />

altersmäßige Aufbau der Bevölkerung in<br />

einem Maße ändert und weiter ändern<br />

wird, wie es bislang noch nicht vorkam.<br />

Die wichtigsten Trends dabei sind:<br />

Auf dem „Rentnerbänkle“<br />

Die Menschen werden älter. Die durchschnittliche<br />

Lebenserwartung nimmt zu.<br />

Wer seinen 60. Geburtstag feiert, kann<br />

noch mit einer weiteren Lebenszeit rechnen,<br />

die länger ist als die Kindheit und<br />

Jugendzeit.<br />

Die Anzahl und der Anteil alter Menschen<br />

an der Bevölkerung steigt. Mit<br />

zunehmendem Alter wird der Frauenanteil<br />

immer größer. Besonders stark nimmt die<br />

Zahl der über 80-jährigen zu. Gleichzeitig<br />

nimmt die „Entjugendlichung“ zu. 1970<br />

gab es noch doppelt so viele Kinder und<br />

Jugendliche wie Senioren – 2030 wird<br />

es umgekehrt sein. Seit 1972 sterben in<br />

Deutschland mehr Menschen, als geboren<br />

werden. Die Stabilität der Bevölkerungszahl<br />

wird nur durch eine hohe Zuwanderung<br />

aufrecht erhalten.<br />

Die Zahl der „fi tten“ alten Menschen<br />

nimmt zu, gleichzeitig auch die Zahl der<br />

betreuungs- und pfl egebedürftigen Menschen.<br />

Vor allem Menschen mit Demenz,<br />

die einen besonderen Betreuungsbedarf<br />

haben, gibt es immer mehr.<br />

„Die Familie ist der größte Pflegedienst<br />

der Nation“. Mehr als zwei Drittel der Pfl e-<br />

gebedürftigen werden zu Hause – meist<br />

von der Ehefrau oder der (Schwieger-)<br />

Tochter – versorgt, oft ohne Unterstützung<br />

durch ambulante Pfl egedienste. Allerdings<br />

bedeutet „alt“ nicht automatisch<br />

auch „pfl egebedürftig“ zu sein. Selbst im<br />

hohen Alter von 85 bis 90 Jahren sind zwei<br />

von drei Menschen nicht pfl egebedürftig!<br />

Was bedeutet diese Entwicklung? Nicht<br />

wenige Kommentatoren dramatisieren sie<br />

mit Titeln wie: „Sterben die Deutschen<br />

aus?“, „Kommt es zum Generationenkrieg?“<br />

Andere sehen den demografi schen<br />

Wandel auch als Chance und verweisen<br />

darauf, dass die riesigen Potentiale und<br />

Kompetenzen ältergewordener Menschen<br />

gesellschaftlich noch zu wenig wertgeschätzt<br />

und einbezogen werden.<br />

Altsein wird immer bunter. Gleichaltrige<br />

unterscheiden sich immer stärker voneinander:<br />

Ihre Lebenssituationen und<br />

Lebensgeschichten mit differenzierten<br />

historischen und gesellschaftlichen Hintergründen;<br />

ihr Selbstbewusstsein; die gesundheitlichen,<br />

materiellen (es gibt gleichzeitig<br />

Altersreichtum und eine Zunahme<br />

der Altersarmut!), kulturellen Situationen;<br />

unterschiedliche Wertentscheidungen…<br />

das gemeinsame Geburtsjahr verbindet<br />

Menschen immer weniger. Die Möglichkeiten,<br />

im Alter einen persönlichen Lebensstil<br />

zu führen, waren noch nie so<br />

vielfältig, wie heute. Die Kehrseite dieser<br />

Individualisierung ist die Gefahr der Vereinzelung<br />

und Vereinsamung.<br />

Der demografische Wandel ist eine Herausforderung<br />

auf allen Ebenen – für die<br />

Gesellschaft, für die Familien und für jeden<br />

einzelnen.


7<br />

Der demografische Wandel in Zahlen<br />

(immer bezogen auf Deutschland)<br />

Weitere durchschnittliche Lebenserwartung<br />

am 60. Geburtstag:<br />

Jahr Frau Mann<br />

1960 18,5 Jahre 15,5 Jahre<br />

2012 25 Jahre 21 Jahre<br />

Anteil der über 60jährigen<br />

an der Gesellschaft:<br />

1952 war jeder siebte über 60<br />

2012 ist es jeder vierte<br />

2030 wird es jeder dritte sein<br />

Zahl hochaltriger Menschen<br />

im Alter „80plus“:<br />

1953: 0,8 Mio.<br />

2000: 2,9 Mio.<br />

2020: ca. 5,1 Mio.<br />

Anteil der Pflegebedürftigen<br />

(mit Pflegestufe) in Altersgruppen:<br />

75-80 Jahre: 9,8%<br />

80-85 Jahre: 20,5%<br />

85-90 Jahre: 38% –<br />

90J. und älter: 57,8%<br />

Gut, dass es den Papa gibt<br />

Menschen mit Demenz in Altersgruppen:<br />

75-79 Jahre: 5,8%<br />

80-84 Jahre: 13,3%<br />

85-89 Jahre: 22,6%<br />

90 J. und älter: 33,5%<br />

(93 Jahre: 50%)<br />

Zahl der Menschen mit Demenz:<br />

2000: 934.000<br />

2012: 1,2 Mio.<br />

2030: ca. 2,5 Mio.<br />

Zahl der Kinder und Jugendlichen bis<br />

20 Jahren – Zahl der mind. 65jährigen:<br />

Jahre bis 20j. 65plus<br />

1970: 22,4 Mio. 10,8 Mio.,<br />

2010: 15,2 Mio. 16,7 Mio<br />

2030: ca. 12,9 Mio. 22,3 Mio.<br />

Geburtendefizit und<br />

Wanderungsgewinn (2011):<br />

663.685 Geburten, 852.328 Sterbefälle.<br />

Wanderungsgewinn: 279.000 Personen.<br />

Die Politik hat für Gerechtigkeit<br />

zwischen den<br />

Generationen zu sorgen.<br />

Das bedeutet etwa, dass<br />

Menschen, die lebenslang<br />

im Beruf oder in<br />

der Familie tätig waren,<br />

einen Anspruch auf eine<br />

ausreichende Rente haben<br />

und dass der Bereich<br />

Pfl ege als Berufsfeld aufgewertet<br />

wird.<br />

Der Zusammenhalt in<br />

der Familie steht bei alt<br />

und jung hoch im Kurs,<br />

die wechselseitigen materiellen<br />

und ideellen Unterstützungen<br />

sind sehr<br />

hoch. Aber es ist absehbar, dass das soziale<br />

Netz der Familie an Tragfähigkeit verlieren<br />

wird. Mobilität, weniger Kinder, mehr Trennungen<br />

sind einige Gründe dafür. Immer<br />

mehr alte Menschen haben so gut wie keine<br />

familiären Beziehungen. Immer mehr<br />

Kinder und Jugendliche haben im Alltag<br />

keine Kontakte zu alten Menschen. Für die<br />

Lebenszufriedenheit aller sind außerfamiliäre<br />

altersübergreifende Kontakte bis hin<br />

zu „Wahlverwandtschaften“ sehr wichtig!<br />

Für die und den einzelnen bedeutet es,<br />

sich auf eine längere Altersphase einzustellen:<br />

Geschenkte Zeit, die mit Sinn und<br />

Leben zu erfüllen ist. Altern bedeutet heute<br />

„lebenslang Lernen“, auch mit und von<br />

jungen Leuten. Es gilt, rechtzeitig soziale<br />

Netze zu knüpfen und zu überlegen, wie,<br />

wo und mit wem ich leben will, um der<br />

Gefahr der Vereinsamung zu entgehen.<br />

Auch in der Bibel ist das Leben im Generationenzusammenhang<br />

nicht selbstverständlich<br />

und braucht immer wieder die<br />

Ermahnung, etwa im „4. Gebot“ (Du sollst<br />

deinen Vater und deine Mutter ehren, damit<br />

es dir gut gehe) oder im Eintreten für<br />

die Witwen und Waisen. Wenn Junge und<br />

Alte miteinander „träumen“ (Joel 3,1) und<br />

wenn sie „miteinander Gott loben“ (Psalm<br />

148,12), beginnen sie die Vision, dass aus<br />

dem Gegeneinander und Nebeneinander<br />

von Jung und Alt ein Füreinander und Miteinander<br />

werden kann.<br />

Bernhard Kraus<br />

Dipl. theol. Pastoralreferent • Leiter<br />

des Seniorenreferates im Seelsorgeamt<br />

der Erzdiözese Freiburg


ZUm thema<br />

8<br />

Heutige Klöster<br />

leben die Zukunft<br />

alterspyramide:<br />

mönche sind schon so weit wie die deutsche Gesellschaft in 25 Jahren<br />

Der Altersaufbau der deutschen Gesellschaft<br />

beherrscht die sozialen Debatten<br />

unserer Zeit. Können die Renten noch<br />

bezahlt werden, reichen die Beiträge zur<br />

Krankenversicherung aus, wer soll die<br />

alten Menschen pfl egen, wenn es keine<br />

jungen Menschen mehr gibt? Der kritische<br />

Moment soll kommen, wenn der Anteil der<br />

produzierenden Bevölkerung die Hälfte<br />

unterschreitet. Diese Debatte ist an sich<br />

schon bemerkenswert. Noch vor 40 bis 50<br />

Jahren wurden soziale Probleme vor allem<br />

durch die ungerechte Verteilung der Güter<br />

beschrieben. Würde man nur eine gerechte<br />

Gesellschaft schaffen, wären auch ihre<br />

internen Gegensätze verschwunden, hieß<br />

es damals. Heutzutage wird immer klarer,<br />

dass die klassischen sozialen Probleme in<br />

den Hintergrund treten, wenn die ungleiche<br />

Verteilung des Alters in der Bevölkerung<br />

wirksam wird.<br />

Nun gibt es Modelle, in denen diese Zukunft<br />

einer überalterten Gesellschaft schon<br />

gelebt wird, nämlich die Klöster. In der Abtei<br />

Münsterschwarzach und ihren abhängigen<br />

Häusern leben 116 Mönche. Davon<br />

sind 41 unter 65 Jahren alt. Nach den<br />

Maßstäben unserer Gesellschaft beträgt<br />

also der Anteil der noch „produzierenden“<br />

Mönche 35 Prozent. Trotzdem wirkt die<br />

Gemeinschaft lebendig und zukunftsfähig.<br />

Wie geht eine klösterliche Gemeinschaft<br />

mit dieser Altersstruktur um?<br />

Ihren Kräften entsprechend<br />

Wenn Mönche in Münsterschwarzach hier<br />

lesen, dass die Mönche nur zu 35 Prozent<br />

aktiv seien, werden sie überrascht sein.<br />

Es sind doch wesentlich mehr produktiv<br />

Professjubiläen zeigen: Wir sind älter geworden…


9<br />

… und strahlende junge Mönche<br />

und arbeiten voll mit! Das ist auch schon<br />

die erste Erklärung der oben genannten<br />

Fragen. In unseren Klöstern arbeiten die<br />

Mönche ganz unabhängig vom Alter in<br />

der Gemeinschaft mit. Der bestimmende<br />

Faktor ist die Arbeitsfähigkeit. Die meisten<br />

Mönche sind bereit, entsprechend<br />

ihren Kräften auch andere Aufgaben<br />

zu übernehmen als die, für die sie ausgebildet<br />

wurden. So können Dienste an<br />

der Pforte, bei der Gebäudereinigung,<br />

im Speisesaal übernommen werden.<br />

Andere sind aber auch noch lange im<br />

angestammten Beruf tätig wie in der Verwaltung,<br />

beim Schreiben von Büchern, in<br />

der Leitung von Betrieben. Dabei gibt es<br />

natürlich die Aufsicht des Abtes, der darauf<br />

achten muss, dass der einzelne nicht<br />

überfordert wird und der Verantwortung<br />

in seinem Arbeitsbereich gerecht wird. So<br />

können die Funktionen des Klosters voll<br />

aufrechterhalten werden.<br />

Kranke pflegen<br />

in gewohnter Umgebung<br />

Auch im Kloster bleiben nicht alle Mönche<br />

arbeitsfähig, selbst für einfachste Arbeiten<br />

nicht. Die klösterliche Gemeinschaft wird<br />

von Demenz und Gebrechlichkeit nicht verschont.<br />

Dies ist und bleibt eine große Herausforderung<br />

der Gemeinschaft. In allen<br />

unseren Klöstern wird es als eine wichtige<br />

Aufgabe gesehen, die alten und kranken<br />

Brüder zu pfl egen. Sie werden fast immer<br />

im Kloster behalten. In den kommenden<br />

zehn Jahren wird es besonders viele pfl e-<br />

gebedürftige Mitbrüder geben, weil die<br />

Jahrgänge alt werden, die besonders stark<br />

vertreten sind. Dabei zeigt sich, dass die<br />

meisten Mitbrüder im Kloster bleiben wollen,<br />

auch wenn die Pfl ege nicht immer optimal<br />

sein kann. Menschliche Wärme und<br />

eine gewohnte Umgebung sind wichtiger<br />

als rein pfl egerische Gesichtspunkte.<br />

Die Alten müssen<br />

auf die Jungen hören<br />

Eine klösterliche Gemeinschaft kommt<br />

gemeinsam zu Entscheidungen. Bei der<br />

herrschenden Altersstruktur besteht die<br />

Gefahr, dass Entscheidungen vor allem<br />

aus dem Blickwinkel der Älteren getroffen<br />

werden. Hier steht die Zukunftsfähigkeit<br />

auf dem Spiel. So kommt es sehr darauf<br />

an, Entscheidungsprozesse durch gemeinschaftliche<br />

Gespräche zu fördern. Die jungen<br />

Brüder müssen darauf aufmerksam<br />

machen, was aus ihrer Sicht zukunftsfähig<br />

ist und was nicht. Die jungen Mitbrüder<br />

müssen die Konsequenzen von Entscheidungen<br />

tragen und nicht die Alten. Daher<br />

müssen die Älteren bereit sein, auf die<br />

Jungen zu hören, auch wenn sie selbst in<br />

der Mehrheitsposition sind. Hier kommen<br />

demokratische Prozesse, die nur auf das<br />

Mehrheitsprinzip bauen, an ihre Grenzen.<br />

In häufi gen Gesprächen kann das Verständnis<br />

zwischen Alt und Jung wachsen.<br />

Dazu wurden von den Gemeinschaften<br />

neue Methoden der Moderation und der<br />

Diskussion gelernt. Bisher ist dieser Prozess<br />

in unseren Klöstern ganz gut gelungen. Es<br />

gibt aber immer neue Herausforderungen.<br />

Es ist äußerst wichtig, dass junge Menschen<br />

an den Entscheidungen beteiligt<br />

werden, die wesentliche Aufgaben des Klosters<br />

betreffen. Letztlich hängt davon auch<br />

die Frage des klösterlichen Nachwuchses<br />

ab. Gemeinschaften ziehen junge Leute<br />

nur dann an, wenn sie Möglichkeiten zur<br />

Lebensgestaltung bekommen.<br />

Das Leben geht weiter<br />

Diese Frage der Mitgestaltung wird für die<br />

Gesellschaft insgesamt von ganz entscheidender<br />

Bedeutung sein. Das Mehrheitsprinzip<br />

bringt die Gefahr mit sich, dass<br />

Entscheidungen aus der Sicht der Älteren<br />

getroffen werden. Politiker wollen Wahlen<br />

gewinnen. Ältere Menschen wollen nicht<br />

mehr viele Veränderungen. Aber das Leben<br />

geht weiter. Wer sich dem Fluss des Lebens<br />

entgegen stemmt, ist schon verloren. Klöster<br />

leben vor, wie Zukunft in einer solchen<br />

Situation gestaltet werden kann. Auch hier<br />

klappt das nicht immer und sicher auch<br />

nicht ohne Reibungen. Modellhaft spiegelt<br />

sich aber im Kloster, wie die Gesellschaft<br />

in 25 Jahren auch in Deutschland zusammengesetzt<br />

sein wird.<br />

Br. Dr. Ansgar Stüfe OSB<br />

Geboren 1952 in Bad Mergentheim<br />

• Profess 1980 • Missionar<br />

seit 1987 in Tansania • Direktor<br />

des Krankenhauses Peramiho<br />

• Kongregationsprokurator seit<br />

2003


ZUm thema<br />

10<br />

Gegenseitiges Wahr-nehmen<br />

Brüderliche Gemeinschaft aus Jung und alt<br />

Von Pater Fidelis Ruppert OSB<br />

Kürzlich stellte uns ein Referent, den wir<br />

zu einer klosterinternen Tagung über Fragen<br />

des Älterwerdens eingeladen hatten,<br />

eine interessante Aufgabe: Wir sollten<br />

mal überlegen, was es heißen könnte,<br />

wenn wir folgenden Beschluss fassen<br />

würden: „Unser Kloster übernimmt den<br />

Generationenvertrag.“ Wir haben noch<br />

nicht offi ziell darüber diskutiert, aber<br />

mich beschäftigt diese Frage seither immer<br />

wieder. Natürlich meinte der Referent<br />

den „Generationenvertrag“ nicht in dem<br />

Sinn, wie er sozialpolitisch als eine Art<br />

gegenseitiger Verpfl ichtung zur Altersversorgung<br />

verstanden wird. Er meinte wohl<br />

Wie schön, wenn man im Alter ein Hoby hat.<br />

die ausdrückliche Verantwortung jeder<br />

Generation an einer guten Gestaltung<br />

der gemeinsamen Zukunft. Was heißt<br />

das, dass wir alle miteinander und jeder<br />

auf seine Weise und an seinem Platz für<br />

die gemeinsame Zukunft unseres Klosters<br />

verantwortlich sind?<br />

Mir kam dazu noch ein anderer Gedanke,<br />

den ich in diese Diskussion einbringen<br />

möchte. Als ich 1982 zum Abt gewählt<br />

wurde, nahm ich als Wahlspruch ein Wort<br />

aus Matthäus 23,8: „Ihr alle seid Brüder.“<br />

Es war mir damals klar – und es hat sich<br />

auch in der Praxis bestätigt –, dass wir<br />

nur gemeinsam die Herausforderungen,<br />

die vor uns liegen, meistern können. Dazu<br />

braucht es einen guten Zusammenhalt<br />

und die brüderliche<br />

Gesinnung aller.<br />

Jeder muss jeden anderen<br />

als Bruder akzeptieren,<br />

auch wenn er ihn niemals<br />

als Freund wählen oder mit<br />

ihm in Urlaub fahren wollte.<br />

Als Bruder muss ich auch<br />

den akzeptieren, der mir<br />

nicht passt oder mir unsympathisch<br />

ist. Wir müssen<br />

also nicht alle von einander<br />

begeistert sein, aber<br />

wir brauchen eine ehrliche<br />

Solidarität, die durch nichts<br />

in Frage gestellt wird. Dann<br />

können wir eine lebendige,<br />

brüderliche Gemeinschaft<br />

sein und werden auch viele<br />

kritische Phasen durchstehen<br />

können.<br />

Im „Mehr-Generationen-Kloster“<br />

Im Blick auf die weitere<br />

Zukunft unserer Gemeinschaft<br />

kam mir jetzt eine<br />

ergänzende Formulierung<br />

Lachen und sich-Freuen hält gesund<br />

in den Sinn: „Ihr alle seid Brüder – im<br />

Mehr-Generationen-Haus“ oder „Wir sind<br />

brüderliche Gemeinschaft – im Mehr-<br />

Generationen-Kloster.“ Das ist natürlich<br />

nichts Neues. Es war schon immer klar,<br />

dass die Brüderlichkeit auch zwischen<br />

Alt und Jung gilt. Aber heute ist die<br />

Generationenfrage weit brisanter als<br />

vor 30 Jahren. Deshalb kann es für die<br />

Praxis hilfreich sein, auch dieses inzwischen<br />

so gewichtig gewordene demographische<br />

Faktum der umgedrehten<br />

Alterspyramide bei der Vision einer brüderlichen<br />

Gemeinschaft ausdrücklich mitzudenken<br />

und sich im konkreten Leben<br />

darauf einzustellen.<br />

Ähnlich ist ja auch für das Gelingen unserer<br />

Demokratie nicht nur der multikulturelle<br />

Aspekt oder die Zukunft der Einen<br />

Welt von immer größerer Bedeutung; auch<br />

das brisante Faktum des demographischen<br />

Wandels hat enorme gesellschaftliche und<br />

politische Folgen und es ist gut, nicht nur<br />

um diese Themen zu wissen, sondern sie<br />

immer auch laut mitzudenken und sie bei


11<br />

Planungen und Entscheidungen zu<br />

be rücksichtigen.<br />

Was kann das für die Zukunft heißen?<br />

Man muss diese Fragen jetzt<br />

nicht gleich lösen können. Schnellschüsse<br />

sind hier nicht möglich<br />

und auch nicht sinnvoll. Es gibt<br />

keine einfachen „Lösungen“. Es ist<br />

schon viel, überhaupt die richtigen<br />

Fragen zu stellen und zunächst mal<br />

mit ihnen zu leben, nachdenklich<br />

zu werden und achtsam die Fakten<br />

zu betrachten.<br />

Es geht um die Frage,<br />

ob Zukunft ist<br />

oder nicht<br />

Entscheidend wird aber sein, dass<br />

sich bei allen – im Kloster, wie in<br />

der Kirche und in der Gesellschaft<br />

überhaupt – immer mehr die Überzeugung<br />

einwurzelt, dass die Fragen<br />

der Zukunft nur in Solidarität<br />

und intensivem Miteinander bewältigt<br />

werden können. In diesem<br />

Zusammenhang kommt mir immer wieder<br />

das letzte Wort des Alten Testamentes in<br />

den Sinn, ein Wort des Propheten Maleachi<br />

3,23f: „Bevor aber der Tag des Herrn<br />

kommt, der große und furchtbare Tag, seht,<br />

da sende ich zu euch den Propheten Elija.<br />

Er wird das Herz der Väter wieder den<br />

Söhnen zuwenden und das Herz der Söhne<br />

ihren Vätern, damit ich nicht kommen und<br />

das Land dem Untergang weihen muss.“<br />

Der Prophet Elija, einer der ganz großen<br />

Propheten, wird geschickt, um die Herzen<br />

der Väter und der Söhne, der Alten und der<br />

Jungen wieder für einander zu öffnen, dass<br />

sie „von Herzen“ miteinander umgehen lernen.<br />

Es geht um Leben und Tod, es geht um<br />

die Frage, ob Zukunft ist oder nicht. Nach<br />

diesem Wort beginnt in unserer Bibel das<br />

Neue Testament, wo die Botschaft Jesu mit<br />

ganz neuer Dringlichkeit die gegenseitige<br />

Liebe zur Grundlage des Lebens macht –<br />

bis hin zur Feindesliebe.<br />

Michelangelo brachte den Propheten Joel an die Decke der<br />

sixtinischen Kapelle im Vatikan<br />

Träume und Visionen<br />

für die Zukunft<br />

Ergänzend lässt sich hier noch ein anderes<br />

Prophetenwort hinzufügen, nämlich aus<br />

dem Propheten Joel 3,1: „Danach aber wird<br />

es geschehen, dass ich meinen Geist ausgieße<br />

über alles Fleisch. Eure Söhne und<br />

Töchter werden Propheten sein, eure Alten<br />

werden Träume haben, und eure jungen<br />

Männer haben Visionen.“ Der Geist Gottes<br />

wird reichlich ausgegossen über alle. Es<br />

scheint kein Unterschied mehr zu sein zwischen<br />

den Alten und den Jungen, Männern<br />

und Frauen. Sie alle haben prophetische<br />

Begabung, es werden ihnen Träume und<br />

Visionen für die Zukunft geschenkt. Es wird<br />

jetzt vor allem darum gehen, diese Träume<br />

und Visionen auszutauschen, einander zuzuhören,<br />

um herauszufi nden, welche Träume<br />

und Visionen wohl zukunftsträchtig<br />

sind. Mag es bei den Themen zwischen<br />

Jüngeren und Älteren auch nicht immer um<br />

die großen Visionen und die prophetischen<br />

Träume für eine größere Zukunft gehen,<br />

sondern oft auch „nur“ um alltägliche Herausforderungen<br />

des gemeinsamen Lebens<br />

und Überlebens – diese beiden prophetischen<br />

Worte könnten als eine Art Hintergrundfolie<br />

dienen, die uns jederzeit in Erinnerung<br />

ruft, wie lebensnotwendig diese<br />

Gegenseitigkeit von Jung und Alt ist, wie<br />

sehr sie auf wertvolle Ressourcen auf beiden<br />

Seiten zurückgreifen kann, wenn nur<br />

das gegenseitige Wahr-nehmen und Annehmen<br />

gewährleistet ist. Das ist im Kloster<br />

so, aber auch in vielen anderen kirchlichen<br />

und gesellschaftlichen Bereichen.<br />

Fidelis Ruppert,<br />

Älter werden –<br />

weiterwachsen<br />

ISBN 978-3-<br />

89680-846-2<br />

Erscheint am<br />

20. August <strong>2013</strong><br />

Vorbestellung unter<br />

0 93 24/20 292<br />

Wie fühlt es sich<br />

an, älter werden und alt sein? Mit viel<br />

Lebenserfahrung zeigt Pater Fidelis Ruppert,<br />

selbst 75 Jahre alt, dass Alter nicht<br />

nur vom Gefühl des Mangels geprägt sein<br />

muss. Im Gegenteil: Wer rechtzeitig das Alter<br />

entdeckt, kann auch in späten Lebensjahren<br />

noch wachsen und neu aufblühen.<br />

P. Fidelis Ruppert OSB<br />

Geboren 1938 in Plankstadt • Profess<br />

1960 • Priesterweihe 1964 • Von 1982<br />

bis 2006 Abt der Abtei Münsterschwarzach<br />

• Ab 2006 Kurse und geistliche<br />

Begleitung


ZUm thema<br />

12<br />

Sieben Generationen<br />

unter einem Dach<br />

interview mit Prior Pascal herold<br />

Eine Benediktiner-Abtei ist eine kleine<br />

Welt für sich: Vom 90-jährigen Senior<br />

bis zum 30-jährigen Novizen leben hier<br />

Menschen unterschiedlichster Generationen<br />

miteinander unter einem Dach.<br />

Wie dieses Miteinander aussieht, welche<br />

Unterschiede, Berührungspunkte<br />

und Gemeinsamkeiten es gibt, darüber<br />

berichtet Prior Pascal Herold (49), der<br />

selbst sechs Jahre lang als Novizenmeister<br />

für die Ausbildung der jungen Brüder<br />

zuständig war.<br />

Wie viele Generationen leben in der Abtei<br />

Münsterschwarzach unter einem Dach?<br />

Das sind sage und schreibe sieben Generationen:<br />

Die Vorkriegs-, Kriegs- und<br />

Nachkriegsgeneration, die Generation<br />

Wirtschaftswunder, die Babyboom-Generation<br />

der 1970er, die Generation Golf<br />

und die moderne Multimedia-Generation.<br />

Der jüngste Münsterschwarzacher Mönch<br />

ist Bruder Jakob mit 30 Jahren, der älteste<br />

ist Bruder Balduin mit 93 Jahren.<br />

Mit welchen Voraussetzungen ging ein<br />

junger Mann im Jahr 1940 ins Kloster?<br />

Das Eintrittsalter war wesentlich niedriger.<br />

Das liegt daran, dass viele Klosteranwärter<br />

direkt über unser Ausbildungsseminar St.<br />

Plazidus oder das Schulinternat St. Maurus<br />

bei uns eingetreten sind. Die meisten<br />

jungen Männer kamen zudem aus geschlossenen<br />

Milieus, das heißt sie waren<br />

kirchlich aufgewachsen und in eine Dorfgemeinschaft<br />

integriert.<br />

Und heute? Mit welcher Hintergrundfolie<br />

klopft ein junger Mensch des 21. Jahrhunderts<br />

an die Klosterpforte?<br />

Der Klosteranwärter des 21. Jahrhunderts<br />

kommt aus einer sehr offenen Gesellschaft.<br />

Die meisten jungen Männer sind zwar noch<br />

in einer klassischen Familie aufgewachsen<br />

und kennen auch noch kirchliches Leben.<br />

Beides beginnt jedoch bereits auseinander<br />

zu brechen. Einige waren zwar in der<br />

Jugend- oder Ministrantenarbeit aktiv,<br />

andere hatten aber lange überhaupt keine<br />

Berührungspunkte zur Kirche. Prägend<br />

wirken heute sicherlich auch die modernen<br />

Medien und Kommunikationstechnologien.<br />

Welche Erwartungen an das Klosterleben<br />

hatten die Menschen vor 70 Jahren?<br />

Der missionarische Gedanke stand ganz<br />

klar im Mittelpunkt. Die Mitbrüder kamen,<br />

weil sie in die Mission wollten.<br />

Ganz im Gegensatz zu heute…<br />

Genau! Natürlich gibt es unter den jüngeren<br />

Mitbrüdern immer noch solche, für<br />

die der Missionsgedanke das Hauptmotiv<br />

ist. Bei den meisten ist es aber die Suche<br />

nach einem erfüllten Dasein und Sinn im<br />

Leben. Ein wichtiges Motiv ist auch das<br />

Leben in Gemeinschaft. So erleben uns<br />

beispielsweise die jungen Männer, die an<br />

unseren Kloster-auf-Zeit-Angeboten teilnehmen,<br />

als eine sehr lebendige Gemeinschaft.<br />

Das ist eben etwas Besonderes –<br />

zumal man heute vielfach anonym und zu<br />

individuell leben muss.<br />

Zusammenleben im Generationenhaus macht froh


13<br />

Hat sich das Eintrittsalter im Laufe der<br />

Jahrzehnte verändert?<br />

Das ist stark nach oben gegangen. Derzeit<br />

sind unsere Postulanten um die 30 Jahre alt.<br />

Warum ist das so?<br />

Vor 60 Jahren hatte man einfach nicht so<br />

viele Alternativen. Heute gehen die jungen<br />

Menschen während ihrer Schulzeit zunächst<br />

mal einen relativ vorgezeichneten<br />

Weg. Mit dem Schulabschluss sind sie das<br />

erste Mal gefordert, ihr Leben selbst in die<br />

Hand zu nehmen. Die ersten Erfahrungen<br />

werden gesammelt, Denkprozesse kommen<br />

in Gang. Es gibt heute eine ungeheure Vielfalt<br />

an Möglichkeiten, die herausfordernd,<br />

aber auch verwirrend wirkt. Diese Fülle an<br />

Optionen macht es so schwer, sich jetzt<br />

konkret für etwas zu entscheiden.<br />

Wie gestaltet sich das Zusammenleben<br />

der Generationen im Klosteralltag?<br />

Insgesamt erlebe ich unser Zusammenleben<br />

als sehr homogen. Unser Leben ist<br />

vor allem durch die gemeinsamen Gebetsund<br />

Mahlzeiten geregelt. Hier kommen<br />

die Generationen miteinander in Berührung.<br />

Die Mahlzeiten werden zwar schweigend<br />

eingenommen, doch ich bekomme<br />

hier Fühlung mit den anderen. Von Zeit<br />

zu Zeit wird in Konventsgesprächen über<br />

Themen gesprochen, die das Leben in Kloster<br />

und Welt betreffen. Dabei wird sehr<br />

offen geredet und manchmal auch kontrovers<br />

diskutiert, um nach tragfähigen<br />

Lösungen zu suchen. Mehr individuellen<br />

Kontakt gibt es im Leben der Dekanien;<br />

das sind Kleingruppen von zehn bis 14<br />

Mönchen. Während die jüngsten und die<br />

ältesten Mitbrüder bewusst zusammenbleiben,<br />

werden die anderen Dekanien<br />

alle drei Jahre neu ausgelost. Gemeinsam<br />

veranstaltet man Gesprächsrunden oder<br />

gesellige Abende, feiert Namenstage oder<br />

unternimmt Ausfl üge. Alles in allem ist das<br />

sehr bereichernd, weil der Einzelne in dieser<br />

kleineren Zelle der Gemeinschaft noch<br />

einmal stärker vorkommt und sich persönlich<br />

ausdrücken kann.<br />

Was bringt ein „alter Mitbruder“ in die<br />

Gemeinschaft ein, was trägt ein dreißig-<br />

Jähriger bei?<br />

Ganz egal, ob jung oder alt: Jeder, der hier<br />

eintritt und bleibt, formt und prägt unsere<br />

Gemeinschaft. Ein älterer Mitbruder bringt<br />

natürlich eine Fülle an Erfahrungen mit.<br />

Damit meine ich nicht nur die persönliche<br />

Lebensgeschichte, sondern auch alle Höhen<br />

und Tiefen auf dem geistlichen Weg. Diese<br />

Erfahrungen sind ein kostbarer Schatz. Allein<br />

die Tatsache, dass da jemand neben mir<br />

und mit mir lebt, der einen ähnlichen Weg<br />

geht, tut gut. Oft können die Erfahrungen<br />

der Älteren mir auch in meinen eigenen<br />

Fragen helfen. Bei ihnen kann ich mir abgucken,<br />

etwas durchzutragen und nicht auszusteigen.<br />

Ältere Mitbrüder sind Vorbilder und<br />

Garanten für ein stabiles Dasein und ein<br />

verlässliches Miteinander. Jüngere bringen<br />

die Welt ins Kloster. Durch sie begegnen<br />

wir allen Fragen und Themen, die sich die<br />

Welt stellt, auch im Kloster. Die modernen<br />

Kommunikationsmittel zum Beispiel berühren<br />

sehr intensiv die Frage der Klausur: So<br />

kann ich heute die Klausur zwar rein räumlich<br />

halten, aber via Internet verlassen.<br />

Hat die veränderte Lebenswelt Auswirkungen<br />

auf das monastische Leben?<br />

Auf jeden Fall. Die Welt ist übersichtlicher,<br />

spannender und interessanter geworden.<br />

Durch das Internet haben wir unerschöpfliche<br />

Möglichkeiten, uns zu bilden und zu<br />

informieren. Zugleich ist das Leben schneller<br />

und hektischer geworden. Die Themen Stress<br />

und Arbeitsbelastung betreffen auch uns.<br />

Was verbindet die einzelnen Generationen<br />

von Mönchen?<br />

Unser rhythmisierter Tagesablauf. Die gemeinsamen<br />

Gebets- und Mahlzeiten sind<br />

P. Pascal Herold<br />

wurde 1964 geboren<br />

und wuchs<br />

in Rothmannsthal<br />

(Landkreis Lichtenfels)<br />

auf. Nach dem<br />

Abitur war er als<br />

Panzerschütze bei<br />

der Bundeswehr<br />

und durchlief eine<br />

Ausbildung zum Krankenpfl eger. 1991 trat<br />

er in die Abtei Münsterschwarzach ein. Es<br />

folgten Theologie-Studium an der Universität<br />

Würzburg (1993 – 1998), Ewige Profess<br />

(1998) und Priesterweihe (1999). Von<br />

1999 bis 2002 war Pater Pascal als Missionar<br />

in der Abtei Ndanda (Tansania) tätig,<br />

von 2002 bis 2006 leitete er das Gästehaus<br />

der Abtei Münsterschwarzach. Nach<br />

sechs Jahren als Novizenmeister (2006 bis<br />

2012) wurde Pater Pascal im Dezember<br />

2012 zum Prior der Abtei ernannt.<br />

ein gesunder Gegenpol zur modernen<br />

Schnelllebigkeit und brechen den Alltag<br />

auf. Sie sind Teil unserer Gemeinschaft und<br />

sorgen für Kontinuität.<br />

Wird der Spagat zwischen Welt und<br />

Kloster damit größer?<br />

Ich erlebe das nicht als Spagat. Der Spagat<br />

besteht eher darin, sich verbindlich zu zeigen:<br />

im persönlichen Engagement, im Mittun,<br />

in der persönlichen Verfügbarkeit. Angesichts<br />

der unglaublichen Möglichkeiten<br />

und Freiheiten, die junge Menschen heute<br />

haben, ist es nicht leicht, in ein Kloster<br />

einzutreten, wo ich scheinbar auf so vieles<br />

verzichten muss. Hier angekommen erleben<br />

viele aber plötzlich, welche überraschenden<br />

Möglichkeiten das monastische Leben bietet.<br />

Hinter dem oberfl ächlichen Verzicht eröffnet<br />

sich eine ungeahnte Tiefe und Weite.<br />

Das Interview führte Anja Legge


ZUm thema<br />

14<br />

Kein Stein ist auf dem<br />

anderen geblieben<br />

Korea 1963 – <strong>2013</strong>: Was sich verändert hat<br />

Von P. Bartholomäus<br />

Henneken OSB<br />

In den vergangenen 50 Jahren hat sich<br />

Korea wie auch die ganze Welt so stark verändert,<br />

wie wohl nie zuvor in der Geschichte<br />

der Menschheit. Diese Veränderungen<br />

beziehen sich so ziemlich auf alles. Selbst<br />

das Klima ist anders geworden. Nicht nur<br />

das, auch die Berge, die Waegwan umgeben,<br />

haben sich verändert. Damals waren<br />

sie kahl, jetzt sind sie wieder bewaldet, und<br />

zwar nicht nur in unserer Gegend, sondern<br />

im ganzen Land. Wollte ich alles beschreiben,<br />

was sich in dieser Zeit verändert hat,<br />

käme ich an kein Ende. Ich werde mich<br />

daher auf die “Generationen” beschränken,<br />

das heißt auf Veränderungen, die die Familie<br />

betreffen.<br />

Früher gab es die Großfamilie, in der drei<br />

Generationen zusammenwohnten. Ausnahmsweise<br />

waren es auch schon einmal<br />

vier. Wenn es zu eng wurde, war das in einer<br />

von der Landwirtschaft geprägten Gesellschaft<br />

nicht so schwierig. Man baute dann<br />

einfach noch ein Zimmer oder einen Flügel<br />

an. Heutzutage ist das nicht mehr so. Großfamilien<br />

sind eine Seltenheit geworden. Die<br />

Verstädterung, die Industrialisierung und<br />

die Mobilität haben diese Veränderung<br />

mit sich gebracht. Auch wollen die jungen<br />

Leute für sich sein und selbst entscheiden,<br />

was sie zu tun und zu lassen haben. Die<br />

Mentalität ist also anders geworden. Wenn<br />

die Eltern oder Großeltern das verstehen<br />

und akzeptieren, herrscht Frieden, wenn<br />

nicht, leidet die Atmosphäre darunter.<br />

Es fehlt an Zeit<br />

Die wichtigste Lehre des Konfuzianismus,<br />

der zwar aus China kommt, aber in Korea<br />

stärker verwurzelt ist als in irgendeinem anderen<br />

Lande, ist, dass die Kinder die Eltern<br />

Junge Koreanische Familie<br />

ehren und für sie sorgen, wenn sie alt und<br />

gebrechlich sind. An jedem Neujahrstag<br />

wird diese Grundeinstellung erneuert und<br />

bestärkt, indem die Kinder in festlichen<br />

Kleidern vor ihren Eltern auf dem Boden<br />

kniend und mit der Stirne den Boden berührend<br />

ihnen ihre dankbare und liebende<br />

Verbundenheit bekunden. Das ist heute<br />

noch so, aber im Hinblick auf die Versorgung<br />

der Eltern im Alter und bei Krankheit<br />

hat sich viel geändert. Viele verbringen<br />

jetzt ihre alten Tage in sogenannten ‘Silver<br />

Towns’ – ‘betreutes Wohnen’ würde man<br />

auf Deutsch sagen – oder eben in Pfl e-<br />

geheimen. Es ist eine Situation, die man<br />

gerne vermeiden würde, aber die Umstände<br />

sind so, dass man nicht an ihnen vorbeikommt.<br />

Das liegt vor allem daran, dass<br />

die Frauen heutzutage erwerbstätig sind<br />

und sein möchten, sodass einfach nicht<br />

die Zeit da ist, um für die alten oder kranken<br />

Eltern da zu sein. Hinzu kommt, dass<br />

die Frauen beziehungsweise die Schwiegertöchter<br />

auch nicht mehr gewillt sind,<br />

diese Last zu tragen, zumal sie in unserer<br />

Zeit größer ist als früher, weil die Eltern<br />

viel länger leben. Das heißt nicht, dass die<br />

alte Moral zusammengebrochen ist. Man<br />

kann auch gut zu den Eltern sein, ohne<br />

dass man gemeinsam in einem Haus lebt.<br />

Zusammen leben’: früher lebten die Großeltern,<br />

die Kinder und die Kindeskinder<br />

zusammen, aber in gewisser Weise auch<br />

nicht, zum Beispiel bei den Mahlzeiten.<br />

Dabei war für jede Generation ein eigener<br />

Tisch vorgesehen, einer für die Kinder,<br />

einer für die Eltern und einer für die<br />

Großeltern. Allerdings, wenn noch keine<br />

Schwiegertochter im Haus war, die die<br />

Küche besorgte, speiste die Mutter mit<br />

den Kindern und der Vater saß alleine an<br />

seinem Tisch, aber man befand sich in<br />

einem Raum. Diese Sitzordnung war nicht<br />

diskriminierend zu verstehen, sondern von<br />

der Ehrfurcht gegenüber der älteren Generation<br />

geboten.<br />

Heutzutage muss man in einen Antiquitätenladen<br />

gehen, wenn man diese kleinen<br />

Tischchen sehen will. Alle sitzen an einem<br />

Tisch, aber es sind nicht mehr viele, nur drei<br />

bis vier Personen, das heißt die Eltern und<br />

ein oder zwei Kinder. Wenn die Großeltern


15<br />

zu Besuch kommen, sitzen sie mit am gemeinsamen<br />

Tisch. Insofern sind sich also<br />

die Generationen ein wenig näher gerückt.<br />

Arm, aber nicht gehetzt<br />

Allerdings ist ein anderes Problem hinzugekommen.<br />

Aufgrund des Zeitdrucks, unter<br />

dem heutzutage jedes Familienmitglied<br />

auf seine Weise steht, ist es schwierig geworden,<br />

bei den Mahlzeiten zusammenzukommen.<br />

Das geht schon beim Frühstück<br />

los und trifft dann erst recht auf das Mittagessen<br />

und das Abendessen zu. Beide<br />

Mahlzeiten werden von den Kindern in der<br />

Schule eingenommen. Dementsprechend<br />

ist es auch schwierig geworden, als Familie<br />

gemeinsam zu beten, vor dem Essen oder<br />

abends. Es ist ein krasser Gegensatz gegenüber<br />

früher. Damals war man arm, aber<br />

man war nicht gehetzt und hatte viel Zeit,<br />

so viel, dass man nicht unbedingt pünktlich<br />

zu sein brauchte. Im modernen Korea<br />

wird man schief angeschaut, wenn man<br />

zu spät kommt.<br />

Als großer Segen für Korea hat sich dafür<br />

die Fünftagewoche erwiesen, die ab 2004<br />

schrittweise eingeführt wurde und sich inzwischen<br />

auf allen Ebenen durchgesetzt<br />

hat. Was ist das für ein Unterschied im<br />

Vergleich zu 1963, als in vielen Fabriken<br />

die Arbeiterinnen und Arbeiter nur einen<br />

Tag im Monat frei hatten. Dadurch sind<br />

Arbeitsplätze und vor allem Raum für das<br />

Leben geschaffen worden. Die neue Freiheit<br />

ist insbesondere ein Segen für die Familien,<br />

die an den Wochenenden gemeinsam<br />

etwas unternehmen können.<br />

Br. Romano besucht einen Kindergarten<br />

Auf dem Weg zum Glück<br />

noch viel zu tun<br />

‘Kein Stein ist auf dem anderen geblieben’<br />

kommt einem in den Sinn, wenn man an<br />

die vergangenen 50 Jahre denkt. Aber hat<br />

diese umgreifende Veränderung den Menschen<br />

auch gut getan? Vielen hat es gut<br />

getan, aber vielen auch nicht. Man darf<br />

nicht die Augen davor verschließen, dass<br />

die Scheidungsrate und die Selbstmordrate<br />

sehr hoch sind, die Geburtenrate sehr niedrig<br />

und bei dem so genannten ‘Glücklichkeitsindex’,<br />

den man neuerdings ermittelt,<br />

ist es so, dass Korea unter den 34 OECD-<br />

Ländern (Organisation für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung) an 32.<br />

Stelle steht.<br />

Es gibt immens viel zu tun, – für die Regierung,<br />

für alle Leute, die dieses Land lieben,<br />

– und auch für uns Missionare!<br />

Junges aufstrebendes Südkorea<br />

P. Bartholomäus Henneken OSB<br />

Geboren 1941 in Hamm • Profess<br />

1961 • Priesterweihe 1966<br />

• Missionsaussendung nach<br />

Südkorea 1967 • Jetzt tätig als<br />

Missionsprokurator in der Abtei<br />

Waegwan


ZUm thema<br />

16<br />

Eine Abtei wird afrikanisch<br />

Generationenwechsel in der mission – Beispiel Ndanda<br />

Als im November 1975 Abtbischof Viktor<br />

tödlich verunglückte, wurde in Ndanda die<br />

Frage ganz akut: Wollen wir für Ndanda<br />

eine Zukunft als Abtei und brauchen dafür<br />

einen Abt, oder sollten wir nicht besser<br />

systematisch abbauen? Der Konvent war<br />

unsicher, mehrheitlich eher für Abbau. Da<br />

griff der junge Erzabt Viktor Dammerts ein<br />

und forderte defi nitiv eine Abtswahl. Aber<br />

damit kam die Frage neu: Wollen wir auf<br />

Dauer bleiben? Wenn Ja, dann müssen wir<br />

– und zwar jetzt – Afrikaner als Novizen<br />

aufnehmen. Es gab lange Debatten, aber<br />

dann kam 1984 die entscheidende Abstimmung.<br />

Mit großer Mehrheit beschloss<br />

der Konvent: Wir haben hier eine bleibende<br />

Aufgabe und deshalb wollen wir die Aufnahme<br />

afrikanischer Novizen, und zwar<br />

voll integriert in unsere Gemeinschaft.<br />

Es gab nochmals lange Überlegungen,<br />

welche Bedingungen wir für unsere Klosterkandidaten<br />

stellen sollten. Nicht zuletzt<br />

auf Rat des Bischofs verlangten wir<br />

Br. Benedikt ist Förster und Schreinereileiter<br />

der Abtei Ndanda<br />

Arbeiter in der abteieigenen Schreinerei<br />

ziemlich viel, nämlich: entweder Abitur<br />

oder abgeschlossene Berufsausbildung.<br />

Sehr hilfreich war, dass sich in P. Hildebert<br />

ein geradezu idealer Novizenmeister fand,<br />

der mit Liebe und Klugheit diese Aufgabe<br />

übernahm. Die Frage blieb: Werden sich<br />

entsprechende Kandidaten fi nden?<br />

Ja, sie fanden sich, nicht große Scharen,<br />

aber Jahr für Jahr kamen sie. Eine Reihe<br />

verließ uns wieder, aber mehr und mehr<br />

blieben. 1991 legte Br. Johannes als erster<br />

seine Gelübde ab. 2001 wurden die ersten<br />

vier zu Priestern geweiht. Heute haben wir<br />

32 afrikanische Mitbrüder mit ewiger Profess,<br />

14 mit zeitlicher Bindung und sechs<br />

Novizen; 14 von ihnen sind Priester, einer<br />

Arzt und vier Lehrer in der Sekundarschule;<br />

die meisten anderen sind Handwerksmeister.<br />

Und wir Missionare sind gerade noch<br />

25 mit einem Durchschnittsalter von 75<br />

Jahren. Es war also höchste Zeit, und das<br />

gilt auch für einen nochmaligen Übergang.<br />

Einheimische übernehmen<br />

die Verantwortung<br />

Auch dieser Übergang hat längst schon begonnen.<br />

Prior und Subprior sind schon seit<br />

einigen Jahren Afrikaner, auch der Chef<br />

der Verwaltung und der Novizenmeister,<br />

ebenso der Rektor der Mittel- und Handwerkerschule.<br />

Die Leitung des Hospital<br />

und der dazugehörigen Pfl egeschule liegt<br />

ebenfalls ganz in afrikanischen Händen,<br />

allerdings von Laien. In den Werkstätten<br />

bleiben noch einige Lücken, aber auch<br />

dafür sind einige gute junge Meister in<br />

Vorbereitung. Garten und Landwirschaft<br />

sind noch ein Problem, da mehrmals dafür<br />

ausgebildete Novizen wieder ausgetreten<br />

sind. Aber es sind wieder einige im Kommen.<br />

Bleibt noch die Frage des Abtes.<br />

Auch hier hat Abt Dionys schon verlauten<br />

lassen, dass er selbst in absehbarer Zeit mit<br />

einem Wechsel rechnet. Und es gibt unter<br />

unseren afrikanischen Priestern sicher ei-


17<br />

Auch im Kloster Ndanda findet der weiss-schwarze Generationswechsel statt.<br />

nige gute Kandidaten für dieses Amt. So<br />

können wir wirklich hoffen, dass die Abtei<br />

ihre Aufgabe weiterführen wird. Und auch<br />

die Idee einer möglichen Neugründung in<br />

Mosambik wird von unseren jungen Mitbrüdern<br />

ernsthaft diskutiert.<br />

Es ist nicht alles Gold, was glänzt, und es<br />

bleiben auch bei uns in Ndanda so manche<br />

Fragen. Bisher ist der Übergang von Alt<br />

zu Jung allgemein friedlich verlaufen. Gewiss<br />

gibt es Meinungsverschiedenheiten,<br />

auch manche Kritik, aber kaum ernsthafte<br />

Auseinandersetzungen. Schwierig ist für<br />

manche unserer Jungen, von der Bindung<br />

an ihre Sippe frei zu kommen. Und wir<br />

Alten dürfen nicht alles nach unseren Maßstäben<br />

messen.<br />

Da gibt es die Frage der persönlichen<br />

Reife und Verantwortung. Schulzeugnisse<br />

allein genügen da nicht. Gerade in Führungspositionen<br />

im Kloster braucht es gesunde<br />

menschliche Reife.<br />

Es gibt die Frage vom Dienst in der Gemeinschaft.<br />

Grundsätzlich wollen wir eine<br />

gute Ausbildung für unsere afrikanischen<br />

Mitbrüder. Aber sie sollte in Beziehung stehen<br />

zu den Aufgaben und Bedürfnissen<br />

im Kloster. Die Frage ist nicht nur, was<br />

der Einzelne möchte, sondern auch was<br />

im Kloster nötig ist und wozu der Einzelne<br />

taugt. Das zu lösen, ist nicht immer leicht.<br />

Und dann bleibt die Frage der Finanzen.<br />

Die Abtei hat viele und große soziale Aufgaben<br />

und dafür all die Jahre hindurch<br />

beträchtliche Hilfe durch die Wohltäter erhalten.<br />

Viele Wohltäter hatten persönliche<br />

Beziehungen zu einzelnen Missionaren und<br />

ihre Spenden waren vor allem für diese<br />

Missionare und deren Aufgaben. Die „Jungen“<br />

fragen nun immer wieder: Was wird,<br />

wenn ihr „Alten“ nicht mehr da seid? Wer<br />

hilft uns dann?<br />

Nun, ich bin sicher, dass viele Wohltäter<br />

auch dann noch ihre Gaben geben, wenn<br />

wir „Alten“ nicht mehr sind. Aber es muss<br />

für sinnvolle Projekte sein und die Spender<br />

müssen regelmäßig über die Verwendung<br />

der Gaben informiert werden. Auf der anderen<br />

Seite hoffen wir, dass es uns gelingt,<br />

zum Beispiel für das Hospital mit der Regierung<br />

ein entsprechendes Abkommen<br />

auszuhandeln, das die Last dort wesentlich<br />

verringert. Und warum denn nicht hoffen,<br />

dass allmählich auch hier im Lande sich Leute<br />

fi nden, die fähig und willig sind, für ein<br />

gutes soziales Werk ihre Gabe zu spenden.<br />

Auf gesunden Füßen<br />

Trotz dieser Probleme, und es gibt sicher<br />

noch einige mehr, wie beispielsweise der<br />

Sinn für Stille und Schweigen im Kloster,<br />

bin ich erstaunt und erfreut, dass der Generationenwechsel<br />

in unserer Abtei sich<br />

bisher so positiv entwickelt hat. Ndanda<br />

steht augenblicklich auf gesunden Füßen,<br />

und ich vertraue darauf, dass unsere jungen<br />

afrikanischen Mitbrüder gut in der<br />

Lage sind, die Abtei und ihre Aufgaben<br />

unter eigener Leitung weiterzuführen.<br />

Abt Siegfried Hertlein OSB<br />

Geboren 1931 in Schwanfeld<br />

• Profess 1953, Priesterweihe<br />

1962, • Abt von 1976 bis 2001<br />

der Abtei Ndanda/Tansania. •<br />

Er verfasst zur Zeit die Geschichte<br />

dieser Abtei.


ZUm thema<br />

18<br />

Alte Menschen sind ein Segen<br />

in der afrikanischen Weltanschauung haben die alten die aufgabe, die Generationen<br />

miteinander zu verbinden<br />

Von Br. Bakanja Mkenda, OSB<br />

Das Verhältnis der Generationen zueinander<br />

hat sich nicht nur in Europa stark<br />

verändert. Auch in Afrika klagen viele<br />

Menschen darüber, dass das Wort der<br />

Alten nichts mehr gelte. Die Gesellschaft<br />

ist auch hier im Umbruch begriffen. Welche<br />

Rolle haben die Menschen in der dritten<br />

Lebensphase heute auf diesem Kontinent?<br />

Sind die Alten unproduktiv und<br />

altmodisch? Oder überlebensnotwendig<br />

für die Jungen?<br />

Als ich vor vier Jahren meine Forschungen<br />

zum Thema „Die Rolle älterer Menschen<br />

in der moralischen Entwicklung: Eine Fallstudie<br />

der Agky (Kikuyu) von Kiambu/<br />

Kenia“ betrieb, entdeckte ich, dass die<br />

Massenmedien, westliche Bildung, Religion,<br />

Verstädterung und Globalisierung<br />

die afrikanischen Vorstellungen von der<br />

dritten Lebensphase und dem Alter beeinfl<br />

usst haben. Als ich mit einigen älteren<br />

Menschen im Süden von Tansania sprach,<br />

sagten sie alle, dass die junge Generation<br />

das reiche kulturelle Erbe Afrikas ignoriere<br />

und so Chaos verursache. Sie erzählten mir,<br />

dass die Gesellschaft in einem moralischen<br />

Dilemma stecke. Sie beklagten sich, dass<br />

die Jugend von heute nicht mehr auf die<br />

ältere Generation höre. Überall hört man<br />

den Ausspruch “wazee wamepitwa na wakati”.<br />

Das bedeutet, dass ältere Menschen<br />

veraltet und altmodisch sind oder von der<br />

Zeit überholt wurden. Die junge Generation<br />

habe keine Lust, auf Ältere als Hüter<br />

der Sitten und Bräuche zu hören.<br />

Das geht gegen die traditionellen afrikanischen<br />

Gesellschaften, in denen ältere<br />

Menschen das tägliche Leben bestimmten.<br />

Die Alten arrangierten und planten die Initiationsriten<br />

junger Knaben und Mädchen.<br />

Alte Menschen waren die Grundpfeiler der<br />

Bildung, die sich hauptsächlich an den Sitten<br />

und Gebräuchen orientierte. Selbst in<br />

der Ehe waren es die älteren Menschen, die<br />

Paaren während ihrer ganzen Ehe als Lehrer<br />

und Beistand zur Seite standen. Und<br />

jetzt? Hätten die Älteren nichts mehr zu<br />

sagen, vor allem wenn es um moralische<br />

Unterweisung geht.<br />

Die Jungen sehen es positiver<br />

Musik verbindet<br />

Ich war dann beruhigt, als ich feststellte,<br />

dass die Jugend Afrikas die Alten immer<br />

noch in ihrem moralischen Leben respektiert.<br />

Dies ist auch trotz des Generationsunterschieds<br />

so, der von den Veränderungen<br />

in der Gesellschaft verursacht wurde, seit<br />

die westliche Bildung Einzug hielt. Die Jugendlichen,<br />

die ich während meiner Forschungen<br />

befragte, sagten, dass die Alten<br />

auch heute noch eine wichtige Rolle in ihrer<br />

moralischen Bildung haben. Sie werden<br />

immer noch um Rat gefragt, wenn es um<br />

die Familie und um moralische, kulturelle<br />

oder spirituelle Fragen geht. Während der<br />

Schulferien bringen Eltern ihre Kinder in<br />

der Regel zu den Großeltern, damit sie in<br />

die Bräuche eingewiesen werden. Kinder,<br />

die in der Stadt wohnen, freuen sich darauf,<br />

während der Schulferien ihre Großeltern<br />

auf dem Land zu besuchen. Die Busse<br />

aufs Land sind während der Schulferien<br />

immer ausgebucht.<br />

Im Herzen jung<br />

Die Alten haben Zeit<br />

Einige Familien holen ihre alten Eltern<br />

in die Städte, damit sie bei den jungen<br />

Familien leben. Die Anwesenheit älterer<br />

Familienmitglieder wird in Afrika als Segen<br />

betrachtet. Ich erinnere mich, als meine<br />

Mutter alt und gebrechlich wurde, dass<br />

meine Geschwister sie unbedingt zu sich<br />

in die Stadt holen wollten. Wenn ich sie<br />

besuchte, spielten die Enkel immer gerne<br />

mit ihr, obwohl sie kränklich war und Pfl e-<br />

ge benötigte. Obwohl sie körperlich alt und<br />

gebrechlich war, war sie im Herzen jung.<br />

Sie hatte Zeit, die sie mit den jungen Menschen<br />

verbringen konnte. Durch ihr Wesen<br />

gab sie ihre Weisheit an die jungen Menschen<br />

weiter. Im Alter ist dieses Wesen<br />

und Dasein besonders wichtig. Auch wenn


19<br />

Von der Lebenserfahrung der Älteren lernen<br />

die Beziehungen zwischen Alt und Jung<br />

manchmal schwierig sind, werden die Alten<br />

doch respektiert.<br />

Ich erinnere mich zum Beispiel daran, als<br />

Anna, die damals 18-jährige Tochter meiner<br />

Schwester, schwanger wurde und niemand<br />

es bemerkte. Es war ihre Großmutter, die<br />

ihre Schwangerschaft als erste bemerkte<br />

und es ihrer Mutter sagte. Als die Nachbarschaft<br />

es mitbekam, begann das Mädchen<br />

sich zu schämen und bekam Schuldgefühle.<br />

Die Leute starrten sie an, redeten hinter<br />

ihrem Rücken über sie und verbreiteten<br />

Gerüchte. Das war eine schwierige Zeit für<br />

Anna. Wieder war es die Großmutter, die<br />

sie rettete, indem sie sie ermutigte, unterstützte<br />

und sich um sie kümmerte, bis sie<br />

einen gesunden Jungen zur Welt brachte.<br />

Bindeglied zwischen<br />

Jugend und Gott<br />

In Afrika sind die Menschen vielfach immer<br />

noch froh, wenn sie ältere Menschen<br />

um sich haben, denn sie gelten als Hüter<br />

der Bräuche, kultureller Werte und der<br />

Weisheit, und sie sind ein Symbol für die<br />

Einheit der Familie. Sie sind Menschen,<br />

die Lebenserfahrung und Kenntnisse gesammelt<br />

haben. Sie sind das Bindeglied<br />

zwischen den jungen Menschen – der Zukunft<br />

– und Gott. Sie haben eine heilige<br />

Autorität, denn sie haben das Alter der<br />

Besinnung erreicht. Die Jungen brauchen<br />

die Alten, damit sie ihre Kultur und ihre<br />

Bräuche kennenlernen und verstehen. Deswegen<br />

sagt man: „Wenn ein alter Mensch<br />

stirbt, verbrennt eine ganze Bibliothek“.<br />

Die wichtigste Lebensphase<br />

Während manche pragmatisch und praktisch<br />

veranlagte Menschen das Alter als<br />

unproduktive Zeit sehen, ist es doch die<br />

wichtigste Lebensphase in der Gemeinschaft.<br />

Das Alter gilt als positive Zeit im<br />

Leben. Es hat eine respektierte Stellung.<br />

Alt zu werden gilt als Segen. Eine Familie,<br />

in der es keine alten Menschen gibt, gilt<br />

Sich miteinander freuen<br />

als unglückselig, und wenn Chaos oder<br />

Schicksalsschläge sie treffen, kann es das<br />

Ende der Einheit dieser Familie sein, denn<br />

es gibt niemanden, der ihnen hilft.<br />

Die Rolle der alten Menschen in der afrikanischen<br />

Weltanschauung ist es, die Generationen<br />

zu verbinden. Dadurch dass<br />

sie den Jungen zur Verfügung zu stehen,<br />

verbinden sie Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft. Sie sind die Mentoren; sie<br />

sind für die Jungen da und unterstützen<br />

sie, beraten sie, führen und leiten sie. Die<br />

Alten brauchen die Pfl ege und Unterstützung<br />

der Jungen, aber die Jungen brauchen<br />

den Rat, die Führung und Leitung<br />

und die Unterstützung der Alten.<br />

Br. Bakanja Mkenda OSB<br />

Geboren 1972 in Kilimanjaro/<br />

Tansania • Profess 2004 • Philosophiestudium<br />

und afrikanische<br />

Studien in Langata/Nairobi<br />

2004–2008 • Tätigkeiten in verschiedenen<br />

Bereichen der Abtei Ndanda


JUBiLÄUm <strong>2013</strong><br />

20<br />

100 Jahre – wir feiern mit!<br />

100 Jahre ist es her, dass die Missionsbenediktiner von St. Ottilien am jahrhundertealten Klosterort<br />

Münsterschwarzach wieder klösterliches Leben begannen. Nach der Aufhebung der Abtei durch den<br />

bay erischen Kurfürsten Maximilian im Zuge der Säkularisation (1803) kauften sie 1913 das alte Abteigelände<br />

zurück und sorgten so für die zweite Wiederbegründung seit der Erstgründung der Abtei im Jahr 816.<br />

Heute steht der Name Münsterschwarzach nicht nur für einen Ort klösterlichen Lebens, sondern die<br />

Benediktinerabtei ist auch Arbeitgeber, Schulort, touristisches Ziel, Anlaufstelle für Gäste und Kursteilnehmer<br />

sowie missionarisches Ausstrahlungszentrum. Unzählige Menschen sind so auf vielfältige<br />

Weise mit der Abtei verbunden und können voller Dankbarkeit mit den Mönchen feiern.<br />

schätzt die 62-Jährige auch die Gespräche<br />

bei Tisch und die Begegnungen mit anderen<br />

Besuchern, die ähnlich denken und<br />

empfi nden wie sie. An den Mönchen mag<br />

sie ihren ausgeglichenen und ehrlichen<br />

Umgang und dass „auch Menschliches<br />

sein darf – wie im wirklichen Leben“. Einen<br />

Vorbildcharakter hat für sie das Vorgehen<br />

des Abtes, auf die Talente der einzelnen<br />

Mitbrüder zu sehen und sie dann dementsprechend<br />

einzusetzen: „Das ist eine<br />

große Wertschätzung der Fähigkeiten des<br />

einzelnen, der sich auf diese Weise gut<br />

entwickeln kann.“<br />

Hier weht ein guter Geist<br />

Eine ganz andere Verbindung zur Abtei<br />

Münsterschwarzach pfl egt Eva Maria<br />

Breitenstein (62) aus Hildesheim in Niedersachsen.<br />

Der Kontakt nach Unterfranken<br />

kam über Pater Mauritius Wilde<br />

zustande, der ebenfalls aus Hildesheim<br />

stammt. „Im Jahr 2002 sind wir mit<br />

einem ganzen Bus hierher gefahren, um<br />

die Priesterweihe von Pater Mauritius mitzuerleben“,<br />

erzählt Frau Breitenstein. Bei<br />

Sonnenschein, Blasmusik und Blechkuchen<br />

im Garten habe sie nicht nur festgestellt,<br />

„dass es im Kloster weltoffener zugeht<br />

als gedacht“, sondern auch die Abtei als<br />

„Oase der Ruhe“ für sich entdeckt. Seitdem<br />

kommt die Grundschullehrerin regelmäßig<br />

nach Münsterschwarzach, um zur Ruhe zu<br />

kommen und Kraft zu tanken. Für vier bis<br />

fünf Tage im Jahr wohnt Breitenstein als<br />

Einzelgast im Gästehaus, nimmt an den<br />

Gebetszeiten der Mönche teil und arbeitet<br />

stundenweise in der Gärtnerei mit. Obwohl<br />

es nicht immer leicht sei, mitten in der Arbeit<br />

einen Schnitt zu machen und zu unterbrechen,<br />

tut ihr die feste Tagesstruktur gut:<br />

„Das lockert und entspannt“, sagt sie. Sehr<br />

Warum sie Jahr für Jahr ausgerechnet<br />

hierher kommt? „In der Abtei Münsterschwarzach<br />

weht einfach ein guter Geist“,<br />

meint Eva Maria Breitenstein: „Ich genieße<br />

die Kombination aus Stille und Arbeit<br />

und kann zugleich meine Gottesbeziehung<br />

entwickeln. Ich habe hier einfach<br />

ein gutes Gefühl, fühle mich getragen<br />

vom Geist Gottes.“ Dass es immer weniger<br />

Menschen gibt, die „das Leben in einer gewissen<br />

Askese“ dem „weltlichen Leben mit<br />

seinen Verlockungen“ vorziehen, fi ndet Eva<br />

Maria Breitenstein schade, aber durchaus<br />

nachvollziehbar. „Das Leben im Kloster ist<br />

eine radikale Entscheidung, dafür braucht<br />

es eine tiefe Überzeugung“, sagt sie. Und<br />

doch ist ihr um die Zukunft der Abtei nicht<br />

bange: „Es wird weiter gehen und auch<br />

künftig Wege und Veränderungen geben,<br />

die zum Guten führen.“ (ale)


21<br />

Respekt und gegenseitige Wertschätzung<br />

seien auch im Schulalltag spürbar. „Den<br />

Mönchen verdanken wir unsere Schule<br />

und deren ganz besondere Prägung“, resümiert<br />

der Gymnasiast.<br />

Wir verdanken Euch unsere Schule<br />

Einer von ihnen ist Andreas Ruhsert. Für<br />

den 16-Jährigen, der die 10. Klasse des<br />

Egbert-Gymnasiums besucht, ist Münsterschwarzach<br />

mehr als nur ein Schulort.<br />

„Münsterschwarzach ist für mich Heimat“,<br />

sagt der Schüler aus dem Nachbarort<br />

Gerlachshausen. Obwohl er kein<br />

Ganztagsschüler ist, verbringt er viel Zeit<br />

am EGM und nimmt an so manchem Zusatzangebot<br />

teil. Warum? „Weil ich mich<br />

hier wohl fühle“, begründet Andreas. „Es<br />

herrscht einfach ein gutes Miteinander,<br />

Schüler und Lehrer bringen sich mit viel<br />

Engagement und Freude in die Schulfamilie<br />

ein.“ Der Grund für die ganz besondere<br />

Atmosphäre liegt für ihn in der benediktinischen<br />

Verwurzelung der Schule:<br />

„Der benediktinische Geist strahlt auf alle<br />

aus, die hier ein- und ausgehen“, meint<br />

Andreas. Christliche Werte wie Toleranz,<br />

Obwohl Lehrer aus dem Kloster mittlerweile<br />

eher die Ausnahme sind, ist den<br />

Schülern monastisches Leben durchaus<br />

vertraut. Zwei Mal im Jahr begehen Schule<br />

und Kloster die Feste der Heiligen Benedikt<br />

und Felizitas mit einem gemeinsamen<br />

Festgottesdienst. Darüber hinaus bekommt<br />

jede 5. Klasse einen Mönch als Klassenpaten,<br />

der die Schüler durch ihre Schulzeit<br />

begleitet. Begegnungen mit den Mönchen<br />

regen nicht nur Andreas zum Nachdenken<br />

an: „Dieses Modell, in der Gemeinschaft<br />

zu beten und zu arbeiten und zugleich in<br />

der Welt und für die Welt da zu sein, ist<br />

zwar ein krasser Lebensstil, aber er hat<br />

auch etwas“, sinniert Andreas. Für ihn<br />

ist der Entschluss, sein ganzes Leben für<br />

Gott und andere Menschen da zu sein,<br />

bewundernswert: „Das bedarf schon einer<br />

großen Überzeugung!“ Für die Zukunft<br />

wünscht der Zehntklässler der Abtei, „dass<br />

sie trotz Nachwuchsmangels das bleiben<br />

kann, was sie für so viele Menschen in der<br />

Region ist und auch künftig ihre Wertevorstellungen<br />

an junge Menschen weiter<br />

geben kann“. (ale)<br />

Ein Glücksfall für Schwarzach<br />

Durchaus handfester Art sind die Aspekte,<br />

die der Schwarzacher Bürgermeister Lothar<br />

Nagel mit der Abtei Münsterschwarzach<br />

verbindet. Seit nunmehr elf Jahren ist Na-<br />

gel Bürgermeister der rund 3700 Einwohner<br />

zählenden Marktgemeinde am Main.<br />

Er bezeichnet die Abtei als einen „echten<br />

Glücksfall für Schwarzach“. „Dies beginnt<br />

bereits damit, dass der Markt Schwarzach<br />

ohne die Abtei kaum bekannt wäre“, ist<br />

sich Nagel bewusst. Oft sorge erst der<br />

Namenszusatz „Münster“ für einen Aha-<br />

Effekt und den überregionalen Bekanntheitsgrad.<br />

Doch nicht nur das: Als touristischer<br />

und kultureller Anziehungspunkt, der<br />

das ganze Jahr über Besucher und Gäste<br />

anlockt, ist die Benediktinerabtei auch<br />

ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, von dem<br />

viele Gastronomiebetriebe und Firmen profi<br />

tieren. „Darüber hinaus ist die Abtei mit<br />

ihren rund 300 Arbeitsplätzen der größte<br />

Arbeitgeber in unserer Marktgemeinde“,<br />

fährt Nagel fort. Als wichtige Bereicherung<br />

und Standortfaktor für Schwarzach<br />

bezeichnet er zudem das Egbert-Gymnasium,<br />

das Schüler aus einem weiten Umkreis<br />

anziehe. Und last but not least gewinnt der<br />

Ort durch die Präsenz der Mönche auch in


JUBiLÄUm <strong>2013</strong><br />

22<br />

seelsorglicher Hinsicht: „Den Priestermangel<br />

spüren wir hier nicht so stark“, stellt der<br />

Bürgermeister erfreut fest.<br />

Doch Lothar Nagel beobachtet die Mönche<br />

beileibe nicht nur aus der Ferne. Die Benediktiner<br />

sind für ihn „sehr offene Menschen,<br />

die nicht nur ihr Klosterleben im<br />

Blick haben, sondern auch in der Öffentlichkeit<br />

stehen“. Lebendiger Beweis sind für<br />

ihn Pater Franziskus Büll und Bruder Edmar<br />

Schäfer, die sich im Schwarzacher Gemeinderat<br />

engagieren. Feste Berührungspunkte<br />

bilden auch die Oster- und Weihnachtsmärkte<br />

des Gewerbevereins, die alljährlich<br />

auf dem Platz vor der Abteikirche stattfi<br />

nden. „Wir haben ein sehr offenes und<br />

freundschaftliches Verhältnis“, sagt Nagel<br />

und berichtet vom aktuellsten Gemeinschafts-Projekt,<br />

nämlich der Umgestaltung<br />

des Platzes vor dem Torhaus. „Da Grund<br />

und Boden der Gemeinde gehören, ist dies<br />

eine gemeindliche Aufgabe“, sagt Nagel.<br />

Um jedoch eine gute Lösung für alle zu fi n-<br />

den, soll ein Arbeitskreis gebildet werden,<br />

dem nicht nur die Gemeinde und Bürger,<br />

sondern auch Mönche angehören. Denn<br />

schließlich ist die „Abtei ein prägender<br />

Bestandteil der Marktgemeinde Schwarzach<br />

und soll es auch künftig bleiben“. (ale)<br />

Mehr als nur ein Arbeitgeber<br />

„Weitaus mehr als nur ein Arbeitgeber“ ist<br />

die Abtei Münsterschwarzach für Arnulf<br />

Haubenreich (46), der seit über 30 Jahren<br />

in der Verwaltung des Klosters angestellt<br />

ist. Als Leiter des Rechnungswesens arbeitet<br />

er Hand in Hand mit dem Cellerar der<br />

Abtei, erledigt die Buchhaltung für Kloster-<br />

Betriebe und Missionare, kümmert sich um<br />

Erbschaften und Liegenschaften und erfüllt<br />

hin und wieder kleine Wünsche aus<br />

dem Konvent wie Adressaufkleber für die<br />

Pforte oder Konzertkarten für Pater Dominikus.<br />

Als Azubi kam Haubenreich 1982<br />

nach Münsterschwarzach … und ist bis<br />

heute geblieben. „Ich liebe meine Arbeit<br />

und die Atmosphäre hier“, begründet er<br />

ohne Umschweife und setzt hinzu: „Klar,<br />

wo gehobelt wird, fallen Späne, doch alles<br />

in allem herrscht hier ein sehr gutes und<br />

menschliches Miteinander!“ Obwohl Haubenreich<br />

keineswegs über Arbeitsmangel<br />

klagen kann, empfi ndet er seinen Beruf<br />

nicht als notwendiges Übel, sondern als<br />

„Hobby“, bei dem er so manche persönliche<br />

Idee verwirklichen kann. „EDV darf<br />

nicht belasten, sondern muss bei der Arbeit<br />

unterstützen“, lautet sein Credo und<br />

so entwickelte er 1988 ein Buchführungssystem,<br />

das heute in 36 Klöstern von Österreich<br />

bis Israel Anwendung fi ndet. „In<br />

einem anderen Betrieb wäre das vermutlich<br />

nicht so möglich gewesen“, mutmaßt<br />

Haubenreich und dankt im gleichen Atemzug<br />

seinem Chef Pater Anselm Grün für<br />

seine „wohlwollende Unterstützung“.<br />

Was der langjährige Verwaltungsmitarbeiter<br />

an seinen klösterlichen Arbeitgebern<br />

bewundert, ist ihre Disziplin in puncto Gebetszeiten.<br />

„Diese festen Zeiten bringen jedes<br />

Mal eine Unterbrechung der Arbeit mit<br />

sich. Unterbrechung bringt Klärung, Hochschauen<br />

bringt Distanz“, sagt Haubenreich:<br />

„Statt immerzu im eigenen Saft zu<br />

schmoren, bekomme ich hier einen neuen<br />

Blick auf dieselbe Sache.“ Was die Zukunft<br />

der Abtei angeht, ist er der Überzeugung,<br />

dass „das Auf und Ab dazugehört“. Die<br />

jahrhundertelange Kontinuität, aber auch<br />

der Mut zu neuen Weichenstellungen sind<br />

für ihn Garanten dafür, „dass es in guter<br />

Art und Weise weiter geht: Wir müssen<br />

unser Möglichstes tun, dürfen aber auch<br />

auf Gott vertrauen.“ (ale)


23<br />

Unsere Hilfe ist absolut notwendig<br />

Seit 58 Jahren lebt und arbeitet Pater<br />

Konrad Göpfert (84) als Missionar in<br />

Afrika – und doch ist und bleibt Münsterschwarzach<br />

seine Heimat, denn: „Die<br />

Abtei hat mich geprägt!“ 1947 trat der<br />

gebürtige Rimparer in das Kloster ein.<br />

1953 wurde er gemeinsam mit 41 weiteren<br />

Kandidaten zum Priester geweiht,<br />

kaum zwei Jahre später sandte ihn Abt<br />

Burkhard Utz als Missionar nach Ndanda<br />

in Tansania aus. Welch ein Glück für den<br />

jungen Benediktiner – denn: „Ich hatte<br />

sehr gehofft, in die Mission gehen und in<br />

der Evangelisierung arbeiten zu dürfen“,<br />

blickt Pater Konrad zurück. Dass Mission<br />

weit mehr bedeutet als die Verkündigung<br />

der Frohbotschaft, wurde ihm rasch klar:<br />

Als Pfarrer war er nicht nur Seelsorger,<br />

sondern schob den Bau von Kindergärten<br />

und Schulen an und kümmerte sich um<br />

die Gesundheitsversorgung. Die relativ<br />

rasche Ausbreitung des christlichen Glaubens<br />

in Tansania hat nach Ansicht Pater<br />

Konrads ihre wesentliche Ursache im Bau<br />

gut geführter Schulen und Krankenhäuser.<br />

„In den Krankenhäusern spüren die<br />

Menschen, dass Hilfe für alle da ist, und<br />

die Schulen eröffnen den Weg in eine bessere<br />

Zukunft.“ Zudem wirke der christliche<br />

Glaube gerade in der stark von Furcht<br />

und Aberglaube geprägten afrikanischen<br />

Glaubenswelt „ungeheuer befreiend“.<br />

Vier Abteien haben die Benediktiner in den<br />

letzten 100 Jahren in Tansania aufgebaut.<br />

Sie alle sind zu wichtigen Ausstrahlungszentren<br />

geworden und können nun Stück<br />

für Stück in einheimische Hände übergeben<br />

werden. „Möglich war diese enorme Aufbauarbeit<br />

nur dank der großen Unterstützung<br />

durch unsere Abteien und unsere vielen<br />

Wohltäter“, betont Pater Konrad. Doch mit<br />

der Afrikanisierung der Konvente sind die<br />

Aufgaben der Missionsbenediktiner für ihn<br />

keineswegs beendet. Während die Abtei<br />

Münsterschwarzach für bestehende Orte<br />

als Rückhalt erhalten bleiben soll, müsse<br />

man nun neue Aufgaben und Ziele angehen,<br />

ermuntert Göpfert. Ein Herzensanliegen<br />

ist dem 84-jährigen Vollblutmissionar<br />

der Nachbarstaat Mozambique. Dort hatte<br />

Benediktinerpater Ildefons Weigand im Jahr<br />

1997 etwa 45 Kilometer südlich des Grenzfl<br />

usses Ruvuma die Station Palma errichtet.<br />

Die Station grenzt an die vor 75 Jahren<br />

gegründete Pfarrei Imbuho, die jedoch seit<br />

Beginn des Bürgerkrieges im Jahr 1964 verwaiste.<br />

Seit vier Jahren leben nun wieder vier<br />

afrikanische Benediktinerinnen von Ndanda<br />

in der Pfarrei mit ihren 9000 Christen. Doch<br />

der Zustand sei „katastrophal“, berichtet Pater<br />

Konrad, von der Station seien praktisch<br />

„nur noch Ruinen übrig“. Für die Zukunft<br />

würde sich Pater Konrad deshalb nichts<br />

sehnlicher wünschen als einen Einstieg in<br />

die Seelsorgearbeit in Mozambique, denn<br />

„unsere Hilfe ist absolut notwendig!“ (ale)<br />

Anja Legge<br />

Geboren 1973 in Würzburg •<br />

Studium der Germanistik und<br />

Romanistik (Französisch und Italienisch)<br />

in Würzburg und Avignon<br />

• 1998/1999 Staatsexamen für<br />

Lehramt an Gymnasien • verheiratet, zwei Kinder<br />

• seit 2000 als selbständige Journalistin<br />

in Würzburg tätig.


BetrieB<br />

24<br />

EGM – Engel gehen mit<br />

egbert-Gymnasium münsterschwarzach steht für eine<br />

moderne ausbildung im Geiste Benedikts<br />

„Du hältst die Regel – und die Regel hält<br />

dich“, so lautete der Rat von Schulseelsorger<br />

Pater Zacharias Heyes an den Schüler<br />

Richard Stier. Die beiden wollten beim<br />

Festgottesdienst zu Ehren des heiligen Benedikt<br />

in einem Rollenspiel herausfi nden,<br />

was die Regel Benedikts den Schülern von<br />

heute noch zu sagen hat. Maß halten, das<br />

rechte Maß fi nden, das ist eine Tugend, die<br />

dem modernen Menschen immer schwerer<br />

fällt. Der Überfl uss macht aber nicht satt.<br />

Die Kunst des Auswählens und Unterscheidens<br />

wird immer wichtiger. Gerade deshalb<br />

kann die Regel des heiligen Benedikt heute<br />

Orientierung und Lebenshilfe bieten. In<br />

diesem Sinne bildet das Egbert-Gymnasium<br />

Münsterschwarzach (EGM) seit Jahrzehnten<br />

die Schüler zu Menschen mit Herz<br />

und Verstand heran. Seit gut zehn Jahren<br />

leitet mit Robert Scheller ein weltlicher Pädagoge<br />

die Schule.<br />

Mehr als Unterricht<br />

Mit dem ganzheitlichen Bildungsangebot<br />

versteht sich das EGM als Ort umfassenden<br />

Lernens. Es vermittelt nicht nur die staatlich<br />

geforderten Lerninhalte auf fachlich<br />

und pädagogisch hohem Niveau, sondern<br />

fordert und fördert die jungen Menschen<br />

in einem christlich geprägten Klima, sodass<br />

sie Zutrauen in ihre Fähigkeiten, ihre<br />

Entwicklung und ihre geistig-spirituelle<br />

Entfaltungskraft gewinnen. Zur Tradition<br />

der benediktinischen Schulen gehören<br />

auch die Pfl ege des religiösen Lebens,<br />

Ob Musik…<br />

EGM-Schüler im KZ-Dachau<br />

des Theaters, der Musik und des Sports<br />

ebenso wie die Entfaltung künstlerischer<br />

Fähigkeiten und des Ausdrucksvermögens.<br />

Sie bilden mit einer anerkannten<br />

geistes- wie naturwissenschaftlichen Ausbildung<br />

die Grundlage für die künftige<br />

berufl iche Entscheidung.<br />

Viele schulische Gruppen konnten in<br />

den letzten Jahren zusammenwirken,<br />

um Großprojekte im künstlerischen Bereich<br />

zu stemmen, man denke hier an<br />

die Musicals „Moses“, „Salto mortale“<br />

oder das szenische Oratorium anlässlich<br />

der Seligsprechung von Georg Häfner.<br />

Beim diesjährigen Benediktsfest wurde<br />

die von Markus Binzenhöfer komponierte<br />

„Benedictusmesse“ aufgeführt, und zwar<br />

zusammen mit Sängern und Sängerinnen<br />

aus dem erzbischöfl ichen Gymnasium<br />

Kremsier in Ostmähren. Wieder einmal<br />

zeigte sich, dass es sich lohnt, eine eigene<br />

Musikschule im Hause zu haben, in der<br />

fast jedes Instrument erlernt werden kann.<br />

Blick über den Tellerrand<br />

Der Völker verbindende Gedanke steht<br />

im Geiste der Missionsbenediktiner von<br />

…Sport…<br />

Sankt Ottilien. So gehören zahlreiche<br />

Klassenfahrten innerhalb und außerhalb<br />

Deutschlands zum erlebnispädagogischen<br />

Profi l der Schule, angefangen von der Wanderwoche<br />

in der 5. Klasse, dem Skikurs<br />

ein Jahr später, der Küstenfahrt bis hin<br />

zu den Studienfahrten der Oberstufe. Der<br />

Schwerpunkt im Bereich des Sports zeigt<br />

sich an dem angegliederten Sportverein<br />

„DJK Egbert-Gymnasium“. Dabei spielen<br />

bei den Mädchen Basketball und Voltigieren,<br />

seit 2007 in der neuen Voltigierhalle,<br />

eine herausragende Rolle. Bei den<br />

Jungen wird Turnen und Volleyball großgeschrieben.<br />

Zahlreiche Preise auf regionaler,<br />

nationaler und sogar internationaler<br />

Ebene zeugen von akribischer Arbeit und<br />

großer Kreativität.


25<br />

Auch die Nächstenliebe, die Barmherzigkeit<br />

mit dem Mitmenschen in Not, gehört<br />

zu den besonderen pädagogischen Anliegen.<br />

Deshalb absolvieren alle Schülerinnen<br />

und Schüler in der 11. Jahrgangsstufe ein<br />

„Compassion“-Praktikum in einer sozialen<br />

Einrichtung. Im Fachbereich Biologie hat<br />

sich die Imkergruppe seit langem fest etabliert:<br />

Die Schüler pfl egen eigene Bienenvölker,<br />

produzieren Honig und lernen einen<br />

sorgsamen Umgang mit Natur und Schöpfung.<br />

Über all diese schulischen Gruppen<br />

und ihre Arbeit berichtet die Schülerzeitung<br />

„Peer“, die sich in den letzten Jahren<br />

hervorragend entwickelt hat: Im laufenden<br />

Schuljahr erhielt das Blatt aus den Händen<br />

von Bundesratspräsident Winfried<br />

Kretschmann in Berlin den Preis für die<br />

drittbeste Schülerzeitung in Deutschland.<br />

Die Medienerziehung wird schließlich<br />

komplettiert durch einen Hörfunkkurs<br />

und die Filmgruppe.<br />

Offene und gebundene<br />

Ganztagesschule<br />

Um den Brückenschlag zum Gymnasium<br />

zu erleichtern, können die Kinder in<br />

der Unterstufe das Tagesheim oder die<br />

…oder Gespräch, das EGM bietet alles!<br />

…Theater…<br />

gebundene Ganztagesklasse besuchen.<br />

Auch Mittelstufenschüler und Externe<br />

können an Tagen mit Nachmittagsunterricht<br />

nach dem Mittagessen unter Aufsicht<br />

ihre Hausaufgaben erledigen. Die<br />

Hausaufgabenbetreuung und ein gezielter<br />

Förderunterricht entsprechend den individuellen<br />

Begabungen helfen den Schülern<br />

bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten und<br />

Talente. Angebote zur Freizeitgestaltung,<br />

gemeinsame Mahlzeiten, Gespräche,<br />

Feste und Feiern bringen die Schüler in<br />

Beziehung miteinander.<br />

Im Mittelpunkt des Schullebens steht die<br />

Schulseelsorge. Sie hat nicht nur in der<br />

Schulkapelle ihren Platz, sondern auch in<br />

dem Gesprächsraum neben der Kapelle,<br />

in dem neu gegründeten „Café problemlos“<br />

und überall da, wo Sorgen und Nöte<br />

auftreten. Die Schulseelsorge hat immer<br />

ein offenes Ohr. Zu dem Programm des<br />

fünfköpfi gen Teams gehören Monats- und<br />

Stufengottesdienste, Abi-Vorbereitung im<br />

Kloster, Vorbereitung auf die Firmung und<br />

vieles mehr, nicht zuletzt auch die Gestaltung<br />

des Gottesdienstes am Benediktsfest.<br />

„Maß halten, verzichten, das hört sich nicht<br />

gerade spaßig an“, meinte Richard in dem<br />

eingangs erwähnten Rollenspiel. Darauf<br />

gab ihm Pater Zacharias in der Rolle des<br />

heiligen Benedikt den weisen Rat: „Es geht<br />

auch nicht nur um einen fl üchtigen Spaß,<br />

sondern um langfristige Freude.“


PrOJeKt<br />

26<br />

Bildung schafft Zukunft<br />

Die Handwerkerschulen der Benediktiner in Tansania<br />

Wie hilft man Afrika am besten?<br />

Und zwar nachhaltig? Ohne kulturelle Überheblichkeit?<br />

Als Hilfe zur Selbsthilfe?<br />

Wir Benediktiner versuchen, die kommenden<br />

Generationen durch Bildung<br />

und Ausbildung selbständig und stark<br />

zu machen. In unseren Handwerkerschulen<br />

erhalten viele junge Afrikanerinnen<br />

und Afrikaner einen guten<br />

Ausbildungsplatz. Eine ganze Palette<br />

von Lehrwerkstätten stehen für sie zur<br />

Verfügung: für Schneider, Elektriker,<br />

Kfz-Mechaniker, Installateure, Möbelund<br />

Bauschreiner, Maurer, Drucker<br />

und Buchbinder. Neuerdings gibt es<br />

eine Ausbildung am Computer, wo<br />

der Umgang mit Internet und E-Mail<br />

vermittelt wird, sowie das Erlernen<br />

der Büroprogramme Excel und Word.<br />

Handwerk hat<br />

goldenen Boden<br />

Investieren Sie in eine<br />

zukunftssichere Geldanlage<br />

– in junge, gut ausgebildete<br />

Handwerkerinnen und<br />

Handwerker in Tansania!<br />

Jährlicher Beitrag für einen<br />

Auszubildenden: 120,00 €<br />

Vierteljährliche Hilfe: 30,00 €<br />

Monatliche Hilfe: 10,00 €<br />

Vermerk:<br />

„Handwerkerausbildung“<br />

Herzlichen Dank<br />

Verschiedene Nähtechniken werden erlernt<br />

Nach der Ausbildung von vier Jahren<br />

sind die Absolventen befähigt, entweder<br />

als gut ausgebildete Gesellen<br />

zu arbeiten oder einen eigenen<br />

B e t rieb auf zubauen.<br />

Solche Handwerkerschulen gibt es in<br />

den Benediktiner-Abteien Peramiho,<br />

Ndanda, Hanga und Mvimwa. Die<br />

Auszubildenden leben während ihrer<br />

Lehrzeit in einem Internat mit Unterkunft<br />

und Verpflegung. Die jährlichen<br />

Kosten für die Ausbildung und Unterkunft<br />

betragen pro Person 480,00 €.<br />

Vom Auszubildenden selbst müssen<br />

120,00 € aufgebracht werden. Der<br />

Rest wird von den Abteien finanziert.<br />

Den Umgang mit Maschinen lernen<br />

120 Euro im Jahr – viele Familien<br />

können selbst diesen Betrag nicht<br />

aufbringen, um ihren Jungen eine<br />

solche Ausbildung zu ermöglichen.<br />

Wer springt für sie ein und hilft?<br />

Ein Azubi perfektioniert sein Maurerhandwerk


Richtig spannend wird`s erst…<br />

…wenn alle genug zu Essen haben.<br />

Ihre Spende hilft!<br />

Wenn Sie auch so denken,<br />

dann überweisen Sie …<br />

Missionsprokura<br />

Abtei Münsterschwarzach<br />

Liga Bank eG<br />

Konto-Nr. 30 150 33<br />

BLZ 750 903 00


NameN/NachrichteN<br />

28<br />

P. Anselm Grün<br />

auf Mission in Taiwan<br />

Bei einer Podiumsdiskusion in Taiwan mit P. Anselm Grün<br />

Nach dem Ende der Sabbatzeit in Münsterschwarzach<br />

brach P. Anselm zu einer<br />

zweiwöchigen Vortrags-Reise nach Taiwan<br />

auf. Diesmal war es eine wirkliche<br />

Missionsreise. P. Anselm sprach nicht<br />

nur vor Christen, sondern auch vor Buddhisten.<br />

Die buddhistische Vereinigung<br />

hatte ihn eingeladen, vor buddhistischen<br />

Zen-Meistern und Nonnen über den interreligiösen<br />

Dialog zu sprechen. Die<br />

Buddhisten nahmen ihn sehr freundlich<br />

auf und waren sehr an einem Dialog interessiert.<br />

Eine andere Veranstaltung war<br />

dann auch dem interreligiösen Dialog gewidmet<br />

zum Thema: „Was erwarten wir<br />

nach dem Tod? Welche Bedeutung haben<br />

unsere Rituale rund um die Beerdigung?<br />

Und wie begleiten wir Trauernde?“ Vor<br />

500 Christen und Buddhisten sprach<br />

P. Anselm von katholischer Seite über<br />

P. Anselm signiert seine Bücher in chinesischer Sprache<br />

dieses Thema, während eine Zen-Meisterin<br />

die buddhistische Sicht vertrat. Es war<br />

ein sehr ehrlicher und offener Dialog. Zwei<br />

andere Veranstaltungen waren von einem<br />

großen Beerdigungsinstitut organisiert,<br />

das mehrheitlich von Buddhisten geführt<br />

wird. Auch hier ging es um Trauer und<br />

Trauerbegleitung. Die Buddhisten waren<br />

sehr offen. Sie sagten: „Die Worte haben<br />

unser Herz berührt.“ Und manche ließen<br />

sich auch von P. Anselm segnen. Andere<br />

Veranstaltungen waren von christlichen<br />

Krankenhäusern organisiert und gingen<br />

über das Thema „Spiritueller Umgang<br />

mit der Krankheit.“ Und: „Jesus als Therapeut“.<br />

Dort waren sowohl evangelische<br />

als auch katholische Christen die Zuhörer.<br />

Und zwei Veranstaltungen wurden von<br />

evangelischen Fakultäten über die beiden<br />

Themen Umgang mit Trauer und Umgang<br />

mit Krankheit durchgeführt. Die Vorträge<br />

von P. Anselm wurden von der Verlegerin<br />

Frau Wu ins Chinesische übersetzt. Am<br />

Ende der Vorträge lud P. Anselm immer<br />

zu einem Ritual ein, das die Teilnehmer<br />

– Christen wie Buddhisten – bereitwillig<br />

und mit großer Achtsamkeit mitmachten.<br />

So waren es fruchtbare Begegnungen mit<br />

Christen verschiedener Konfessionen und<br />

mit Buddhisten, die sich auch in einem<br />

regen Verkauf der Bücher von P. Anselm<br />

– 20 Bücher sind schon ins Chinesische<br />

übersetzt – ausdrückten.


NameN/NachrichteN<br />

29<br />

Benediktinische<br />

Russlandkontakte<br />

Zwar gibt es in Russland kein Benediktinerkloster,<br />

aber seit einer Reise nach Moskau<br />

vor vier Jahren, bei der eine Gottesmutterikone<br />

im Rahmen eines feierlichen<br />

Gottesdienstes an die Russisch-orthodoxe<br />

Kirche zurückgegeben wurde, pfl egt Br.<br />

<strong>Juli</strong>an Glienke Kontakte zum Moskauer<br />

Patriarchat. Voriges Jahr reiste er mit einer<br />

Schüleraustauschgruppe nicht nur nach<br />

Moskau, sondern auch nach Mzensk, ein<br />

kleines Städtchen 300 Kilometer südlich<br />

von Moskau, in das die in den Kriegswirren<br />

von dort mitgenommene Ikone wieder zurückgekehrt<br />

ist. Dort ist sie in einer liebevoll<br />

hergerichteten Pfarrkirche zu „neuen alten“<br />

Ehren gekommen, und in der dortigen Gemeinde<br />

wurde die Gruppe aus Deutschland<br />

mit echt russischer Gastfreundschaft<br />

willkommen geheißen. Dieses Jahr gab es<br />

wieder eine Schüleraustauschreise, gleich<br />

nach Ostern machte sich eine Gruppe von<br />

9 Schülerinnen und Schülern aus dem<br />

Russisch-Wahlkurs des Egbert-Gymnasiums<br />

zusammen mit Br. <strong>Juli</strong>an auf den Weg nach<br />

Moskau. Neben den üblichen Stadtrundgängen<br />

und Besichtigungen gab es dabei<br />

Erzbischof Hilarion von Moskau<br />

wieder eine Begegnung mit der Russischorthodoxen<br />

Kirche. Das von Br. <strong>Juli</strong>an<br />

aus dem Russischen übersetzte Büchlein<br />

„Vom Gebet“ des Metropoliten Hilarion<br />

Alfejev – Außenamtsleiter des Moskauer<br />

Patriarchats – ist vor einigen Monaten<br />

im Vier-Türme-Verlag erschienen, und die<br />

vereinbarten Autorenexemplare konnten<br />

nun persönlich übergeben werden. Nach<br />

der vom Metropoliten zelebrierten Liturgie<br />

am orthodoxen Fest der Verkündigung an<br />

Maria in der überfüllten Kirche der Gottesmutterikone<br />

„Freude der Betrübten“ war Br.<br />

<strong>Juli</strong>an zum Mittagessen mit dem Metropoliten<br />

und seiner Entourage eingeladen und<br />

konnte dabei auch die Grüße von Abt Michael<br />

und Verlagsleiter Br. Linus überbringen.<br />

Wieder einmal zeigte sich, dass gerade<br />

die benediktinische Spiritualität geeignet<br />

ist, Brücken zur Ostkirche zu bauen, geht<br />

sie doch auf die Zeit vor der Trennung von<br />

West- und Ostkirche zurück, und Benedikt<br />

gilt auch in der orthodoxen Kirche als Heiliger.<br />

„Im Herzen bin ich auch Benediktiner“<br />

meinte einer der anwesenden orthodoxen<br />

Geistlichen, und die Begegnungen waren<br />

von einer Atmosphäre geschwisterlicher<br />

Verbundenheit getragen.<br />

Br. <strong>Juli</strong>an und P. Fidelis in der Moskauer Kirche „Freude der Trauernden“


NameN/NachrichteN<br />

30<br />

Die Kraft des Gebetes erleben<br />

Über das 2. Pfingstsymposion in der abtei münsterschwarzach<br />

Referenten und Organisatoren des Pfingstsymposions <strong>2013</strong><br />

Herr, lehre uns beten! Diese Bitte der<br />

Jünger an Jesus gilt noch heute. Viele<br />

Menschen sind fasziniert vom Gebet in<br />

seinen vielfältigen Formen, nehmen an<br />

Meditationen oder kontemplativen Seminaren<br />

teil. Zugleich scheut man sich, dies<br />

zuzugeben. Dahinter stehen häufi g eine<br />

Unsicherheit und eine Unkenntnis darüber,<br />

was denn „beten“ eigentlich bedeutet. Im<br />

Pfi ngstsymposion <strong>2013</strong> ging es darum, das<br />

Phänomen des Betens genauer zu betrachten,<br />

christliche Formen des Gebetes zu beschreiben,<br />

Möglichkeiten und Grenzen im<br />

Gebet mit Menschen anderer Religionen<br />

zu erkennen sowie konkrete Gebetserfahrungen<br />

zu machen.<br />

150 Teilnehmer und Gäste aus ganz<br />

Deutschland hatten sich zu diesem Thema<br />

angemeldet. Am Vormittag hielten vier<br />

Hauptreferenten Vortragsimpulse mit anschließender<br />

Möglichkeit zur Diskussion.<br />

Am Nachmittag wurden in elf Workshops<br />

einzelne Gebetsschulen vorgestellt und<br />

praktisch eingeübt.<br />

dissa Diodora aus Karditsa, Griechenland<br />

führte in die Mystik und Hymnengesänge<br />

des orthodoxen Christentums ein. Prof. Sabine<br />

Bobert, evangelische Theologieprofessorin<br />

aus Kiel sprach über die Zugänge zur<br />

Mystik in den westlichen Kulturen. Pater<br />

Dr. Fidelis Ruppert aus Münsterschwarzach<br />

ging vor allem auf die leibliche Dimension<br />

des Betens ein in Anbindung an die monastische<br />

Tradition der Wüstenväter. Pater Dr.<br />

Anselm Grün sprach am letzten Tag über<br />

die therapeutischen Wirkungen des Gebets.<br />

Besonders interessant war auch ein<br />

biografi scher Abend über den persönlichen<br />

Gebetsweg einzelner Referenten. Zum Programm<br />

gehörte noch ein Abend der spirituellen<br />

Lieder mit Vorführungen aus den unterschiedlichen<br />

Traditionen von Ost und West.<br />

Pater Sebastian Painadath SJ aus Kerala/<br />

Indien führte in die mystische Gebets- und<br />

Meditationstradition in den östlichen Religionen<br />

ein. Die orthodoxe Äbtissin Geron-<br />

Pater Sebastian Painadath SJ bei der Gabenbereitung


NameN/NachrichteN<br />

31<br />

7 Kerzen als Symbol der<br />

7 Gaben des Heiligen Geistes<br />

Begegnung mit der Orthodoxie<br />

Das Symposion endete mit einem öffentlichen<br />

Gottesdienst am Pfi ngstsonntag in<br />

der übervollen Abteikirche. Die Eucharistiefeier<br />

unter der Leitung von Abt Michael<br />

Reepen war ein lebendiges und sinnenfreudiges<br />

Miteinander mit Choralgesängen der<br />

Mönche und liturgischen Elementen aus<br />

der christlich-indischen Tradition. Unter anderem<br />

wurden zum „Veni Sancte Spiritus“-<br />

Gesang 7 Kerzen als Symbol der 7 Gaben<br />

des Heiligen Geistes zum Altar getragen.<br />

Am Ende des zweistündigen Gottesdienstes<br />

war noch die Möglichkeit gegeben,<br />

beim Ausgang der Kirche einen persönlichen<br />

pfi ngstlichen Segen zu empfangen.<br />

Das Symposion zeigte die große Vielfalt<br />

der Zugänge zu einer lebendigen Gottesbeziehung,<br />

wobei für den Einzelnen vieles<br />

ein Geheimnis bleiben wird. Liturgie und<br />

Spiritualität können nur von innen heraus<br />

verstanden werden. So bleibt der Respekt<br />

vor dem Unbekannten die größte Herausforderung.<br />

Wenn Religionen und Konfessionen<br />

hier mit gutem Beispiel vorangehen,<br />

können sie etwas Wesentliches zur<br />

Völkerverständigung und zum Frieden<br />

zwischen den Nationen beitragen.<br />

Im Herbst wird ein Buch zum Symposium im<br />

klostereigenen Vier-Türme-Verlag erscheinen.<br />

Unter dem Titel „Die Kraft des Gebetes“<br />

finden sich über die Vorträge hinaus<br />

weitere Beiträge, die das Thema vertiefen.<br />

40 Jahre Priester am 22. <strong>Juli</strong><br />

Pater Dieter Held<br />

geboren am 17. November 1935 in Hamburg. Nach kaufmännischer Ausbildung Tätigkeit in England und Dänemark<br />

für das Weingut Pieroth. Studium am Spätberufenen-Seminar Ketteler-Kolleg in Mainz. Nach dem Abitur im Jahre 1967<br />

Eintritt in die Abtei Münsterschwarzach. 1968 Zeitliche Profess. 1972 Feierliche Profess. Am 22. <strong>Juli</strong> 1973 Priesterweihe<br />

durch Weihbischof Alfons Kempf von Würzburg. Sein Philosophiestudium absolvierte er in St. Ottilien und das Studium<br />

der Theologie an der Universität Würzburg. Im Jahre 1974 erfolgte die Missionsaussendung in das Missionsgebiet der<br />

Abtei Peramiho. Dort arbeitete er als Kaplan und Religionslehrer am „Vocational Training Centre Peramiho“ (= Handwerkerschule)<br />

und an der Girls Secondary School Peramiho. Außerdem unterrichtet Pater Dieter die Novizen in Liturgie und<br />

hilft in der Pfarr-Seelsorge in der Abtei Peramiho mit.<br />

Pater Meinrad Dufner<br />

geboren am 21. März 1946 in Elzach. 1966 Klostereintritt in Münsterschwarzach. 1967 Zeitliche Profess, 1972 Feierliche<br />

Profess. 1973 Priesterweihe durch Weihbischof Alfons Kempf von Würzburg. Philosophiestudium in St. Ottilien, Theologiestudium<br />

in Würzburg und Bonn. 1973 bis 1978 Präfekt im Studien-Seminar St. Maurus und Lehrer am Egbert-Gymnasium.<br />

1978 bis 1982 Regens des Studienseminars St. Benedikt in Würzburg. Von 1982 bis 1994 Novizenmeister und Magister<br />

der zeitlichen Professen. Seit 1990 Mitarbeit im Recollectio-Haus und seit 1995 im Fairhandel tätig. Von 1999 bis 2002<br />

Leiter des Klosters St. Benedikt in Würzburg. Seit vielen Jahren ist Pater Meinrad künstlerisch tätig. Seine Kunstwerke<br />

können in seinem Atelier in Münsterschwarzach besichtigt werden.


Namen/Nachrichten<br />

32<br />

50 Jahre Priester am 7. <strong>Juli</strong><br />

Pater Gregor Hucke<br />

geboren am 10. November 1935 in Dingelstädt/Thüringen. Besuch der Gymnasien und Internate in Münsterschwarzach<br />

und Würzburg. 1956, nach dem Abitur, Eintritt in die Abtei Münsterschwarzach. 1963 Priesterweihe. 1958 bis<br />

1967 Philosophie- und Theologiestudium in der Benediktiner-Hochschule St. Anselmo in Rom, dort Promotion zum<br />

Doktor der Philosophie.<br />

1967 bis 1976 Regens des Münsterschwarzacher Spätberufenen-Seminars St. Egbert in Bamberg. 1976 bis 1989 Cantor<br />

der Abteikirche, Religionslehrer am Egbert-Gymnasium und Sekretär bei Abt Fidelis, zugleich Mitarbeit bei wissenschaftlichen<br />

Forschungen und monastischen Studien bei Prof. Pater Kassius Hallinger in Rom.<br />

Seit 1989 bei den Tutzinger Schwestern in Karen/Nairobi als Hausgeistlicher tätig. Pater Gregor liebt die Liturgie und<br />

ist ein Sprachgenie.<br />

Pater Edmar Greif<br />

geboren am 4. Januar 1936 in Mittelehrenbach (Kreis Forchheim). Besuch der Gymnasien und Internate in St. Ludwig,<br />

Münsterschwarzach und Würzburg. 1957 Klostereintritt, zeitliche Profess am 16. September 1958. 1963 Priesterweihe.<br />

Von 1967 bis 2011 war Pater Edmar Turn- und Sportlehrer am Egbert-Gymnasium und beim Eintritt in den „Ruhestand“<br />

sicher der älteste Sportlehrer weltweit an einem Gymnasium. Viele Jahre war er auch Rektor des Lehrlingsheimes<br />

St. Plazidus in Münsterschwarzach. Pater Edmar hat aus seinen Schülern hervorragende Spitzenturner hervorgebracht,<br />

die es bis zum Deutschen Meister brachten. Seine Mannschaft, die DJK Münsterschwarzach ist schon seit<br />

Jahrzehnten eine Spitzenmannschaft und „mischt“ im bayerischen und deutschen Turnsport mit. Bei DJK-Länderkämpfen<br />

betreut Pater Edmar die deutsche DJK-Auswahl.<br />

Mit viel Liebe und Einsatz betreut Pater Edmar den Münsterschwarzacher Kreis (MSK), eine Vereinigung ehemaliger<br />

Schüler unseres Gymnasiums und Klosters. Pater Edmar hat für den Münsterschwarzacher Kreis Veranstaltungen in<br />

Münsterschwarzach organisiert und hält in ganz Bayern „Regionaltreffen“ der ehemaligen Schüler ab. Höhepunkt sind<br />

seine jährlichen Studienreisen. Seit Jahrzehnten fährt er mit den ehemaligen Schülern und deren Familienangehörigen<br />

vor allem zu benediktinischen Stätten in ganz Europa. Kein zweiter von uns Mönchen kennt die Benediktinerklöster in<br />

Europa so gut wie Pater Edmar, da er sich auch in die Geschichte dieser Klöster einarbeitet.<br />

Pater Rhabanus Erbacher<br />

geboren am 14. <strong>Juli</strong> 1937 in Mosbach (Neckar-Odenwald-Kreis). Besuch der Gymnasien und Seminare in Münsterschwarzach<br />

und Würzburg. 1957, nach dem Abitur, Klostereintritt in Münsterschwarzach. Studium der Philosophie an der Ordenshochschule<br />

in St. Ottilien. Studium der Theologie und Musikwissenschaft an der Universität Würzburg und München<br />

und von1964 bis 1968 Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik in München in Schulmusik und Orgel. 1963<br />

Priesterweihe. Ab 1971 Musik-Lehrer (Oberstudienrat) am Egbert-Gymnasium in Münsterschwarzach. Pater Rhabanus<br />

ist maßgeblich an der Neu-Bearbeitung und Vertonung des Deutschen Stundengebetes beteiligt. Er ist seit Jahrzehnten<br />

Abtei-Organist an der Klais-Orgel in der Abteikirche. Seit Jahrzehnten leitet und betreut er mit großem Einsatz die Musik-<br />

Bibliothek unseres Klosters.<br />

60 Jahre Priester am 18. <strong>Juli</strong><br />

Pater Konrad Göpfert<br />

geboren am 16. Januar 1929 in Rimpar. Besuch von Seminar und Gymnasium in Würzburg. 1947 Klostereintritt, zeitliche<br />

Profess am 6. September 1948, Priesterweihe am 18. <strong>Juli</strong> 1953 durch <strong>Juli</strong>us Döpfner, dem damaligen Bischof von Würzburg.<br />

1955 Missionsaussendung in das Missionsgebiet der Abtei Ndanda in Tansania. Pater Konrad war hauptsächlich in<br />

der Pfarr-Seelsorge eingesetzt. So war er begeisterter und begeisternder Pfarrer in Lukuledi, Lindi, Kilangala, Nyangao und<br />

Nangoo. Pater Konrad ist ein Missionar mit „Leib und Seele“. In den letzten Jahren war er in der Abtei im seelsorgerlichen<br />

und klösterlichen Bereich tätig, u.a. war er geistlicher Begleiter der jungen Mitbrüder in der Abtei Ndanda. Ende des<br />

Jahres 2012 ist Pater Konrad, nach 57jähriger segensreicher Missionstätigkeit, aus Altersgründen in sein Heimatkloster<br />

Münsterschwarzach zurückgekehrt.


NameN/NachrichteN<br />

33<br />

Heute ist ein heiliger Tag<br />

zur Ehre des Herrn<br />

Feierliche Profess von Bruder thaddäus Beez<br />

Lebens wandel und Gehorsam<br />

und wurde anschließend<br />

von allen<br />

Mitbrüdern durch den<br />

Austausch des Friedenskusses<br />

auf Lebenszeit in<br />

die brüderliche Gemeinschaft<br />

aufgenommen.<br />

„Suscipe me,<br />

Domine“<br />

Nimm mich auf, o Herr,…<br />

Wir freuen uns, dass am 06. April <strong>2013</strong><br />

unser Bruder Thaddäus Beez in der Abteikirche<br />

seine ewigen Gelübte abgelegt<br />

und sich so endgültig an die klösterliche<br />

Gemeinschaft von Münsterschwarzach gebunden<br />

hat. So war dieser Tag nicht nur<br />

ein „heiliger Tag zur Ehre des Herrn“, wie<br />

es in seinem Professspruch lautet, sondern<br />

ein wirklich starker Tag der Freude, der<br />

Gemeinschaft und des Bekenntnisses.<br />

In einem feierlichen Gottesdienst mit Familie,<br />

Verwandten, Freunden, Angestellten<br />

des Klosters und den Mitbrüdern versprach<br />

Br. Thaddäus vor Abt Michael und<br />

dem Konvent Beständigkeit, klösterlichen<br />

… und lass mich nicht Scheitern …<br />

Prior Pascal hielt die<br />

Festpredigt. In seiner<br />

Zeit als Novizenmeister<br />

war Br. Thaddäus sein<br />

erster Novize. In der Predigt<br />

nahm er das Motiv<br />

des Professbildchens auf: „Du hast Dich<br />

von der Hand Gottes ziehen lassen und erhebst<br />

jetzt selber die Hände, wenn Du sie<br />

mit den Worten: ‚Nimm mich auf, o Herr,<br />

wie du verheißen hast und ich werde leben’<br />

öffnest, um von Christus alles zu erwarten,<br />

was unser klösterlich-gemeinschaftliches<br />

Leben bieten will.“ Dieser Vers aus Psalm<br />

119 (Suscipe me, Domine) – mit erhobenen<br />

Armen gesprochen – ist bereits in der<br />

Regel Benedikts die Professformel für die<br />

Mönchsprofess.<br />

Dem Suscipe voraus gehen bei einer Profess<br />

die Anrufung des Heiligen Geistes im alten<br />

Hymnus „Veni Creator Spiritus“ und die<br />

Allerheiligenlitanei, mit der die Gemeinde<br />

die Heiligen anruft, damit sie den Profi -<br />

tenten auf seinem weiteren Lebensweg<br />

begleiten und ihm zur Seite stehen. Während<br />

der Litanei liegt der Profi tent lang<br />

gestreckt auf dem Boden. Nachdem die<br />

Professurkunde feierlich verlesen wurde,<br />

wird sie allen Mitbrüdern gezeigt und auf<br />

dem Altar unterschrieben. Mit ihr legt sich<br />

der Profi tent selbst und sein ganzes Leben<br />

auf den Altar. Sein Leben, das er ganz mit<br />

Hingeben, um von Christus alles zu erwarten<br />

seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft<br />

in die Worte der Profess hineinlegt.<br />

Bruder<br />

Thaddäus Beez<br />

stammt aus Apfelbach<br />

(Main-Tauber-Kreis). Nach<br />

dem Besuch der Grundschule<br />

und anschließender Realschule erlernte<br />

er den Beruf des Krankenpfl egers.<br />

Nach Tätigkeiten als Krankenpfl eger in<br />

Kliniken in Heidelberg und München war<br />

er als Entwicklungshelfer in einem Gesundheitszentrum<br />

in Osttimor eingesetzt.<br />

Im Juni 2006 trat er in die Abtei Münsterschwarzach<br />

ein. Seine Liebe zur Natur<br />

und den Menschen ließ ihn noch eine<br />

Ausbildung zum Gärtner absolvieren. Seit<br />

der abgeschlossenen Ausbildung arbeitet<br />

er in der Klostergärtnerei, die er mittlerweile<br />

auch leitet. Da die Gärtnerei auch<br />

immer Anlaufstelle für viele Menschen ist,<br />

kann er hier nicht nur seine Liebe zu den<br />

Pfl anzen ausleben, sondern ist immer auch<br />

seelsorglich tätig.


DaNK<br />

34<br />

Digos bedankt sich<br />

Unsere Bitte um Hilfe für die St. Bene dict’s<br />

Clinic in Digos hat offene Ohren und Herzen<br />

gefunden. Auch ein Vierteljahr nach<br />

dem Aufruf treffen noch kleinere und größere<br />

Spenden ein. Dafür sagen wir von<br />

Herzen “Vergelt’s Gott!” Mit diesen Gaben<br />

bezahlen Sie die Medikamente, die wir für<br />

das laufende Jahr von AKTION MEDEOR<br />

in Deutschland bestellt haben.<br />

Diese Bestellung ist jedes Jahr eine größere<br />

Prozedur. Denn es ist nicht einfach,<br />

Medikamente ins Land zu bringen. Zuerst<br />

muß MEDEOR bei der Philippinischen Botschaft<br />

in Berlin die Beglaubigung einholen,<br />

dass wir die Medizin nicht verkaufen,<br />

sondern für wohltätige Zwecke verwenden.<br />

Die besiegelten Dokumente werden uns<br />

dann zugeschickt.<br />

Und wenn bis zu zwanzig große Pakete auf<br />

dem Postamt in Davao ankommen, dürfen<br />

wir erneut mit den Behörden verhandeln.<br />

Dank Ihrer Hilfe kann nach der Untersuchung auch eine Behandlung erfolgen…<br />

Es kostet Zeit und Nerven, ans Ziel zu gelangen.<br />

Doch einmal im Jahr nehmen wir<br />

diese Geduldsprobe gerne auf uns, wohl<br />

wissend, dass ja Sie, liebe Freunde und<br />

Wohltäter, die Sendung überhaupt erst<br />

möglich gemacht haben. So arbeiten Sie<br />

und die Mönche von Digos zusammen, um<br />

den weniger bemittelten Menschen in diesem<br />

Land ein Leben in besserer Gesundheit<br />

zu ermöglichen.<br />

Ihr dankbarer<br />

P. Edgar in Digos<br />

Betäubungsmittel erleichtern einiges…


Joseph aus Mtwara<br />

Was war das für ein Krach, der aus dem Nähkästchenzimmer<br />

kam? Tom öffnete die Tür und schaute<br />

sprachlos auf das Nähkästchen. Da saßen Bahati, Kati<br />

und Matata, jeder mit einer Trommel vor sich und spielten<br />

mit Begeisterung wilde Rythmen. „He, was ist mit<br />

den Briefen?“ fragte sie Tom. „Mann, ich habe doch<br />

ganz viele mitgebracht, nicht nur die Trommeln“, rief<br />

ihm Bahati zu und reichte Tom einen großen, weißen<br />

Umschlag. Als er ihn schwungvoll öffnete, fielen<br />

drei Bilder heraus. Matata schnappte sie sich<br />

und meinte: „Mensch, sieht der cool aus“. Dabei<br />

meinte er einen jungen Afrikaner auf den Fotos.<br />

Auch ein Briefbogen kam zum Vorschein. Den<br />

nahm Bahati und begann zu lesen: „Mtwara<br />

2003. Liebe Kinder in Deutschland! Ich, Pater<br />

Klaus, lebe in der Stadt Mtwara in Tansania,<br />

direkt am Indischen Ozean. Zu unserer Pfarrei<br />

Sankt Paul gehören auch viele Dörfer. In einem<br />

lebt Joseph mit seiner Mutter, Tante und Geschwistern.<br />

Der Vater starb vor einigen Jahren<br />

und so muss Joseph als ältestes Kind für die Familie<br />

sorgen. Seine vier Geschwister gehen noch zur<br />

Schule, helfen aber bei der Hausarbeit mit. Joseph<br />

ist für mich im Dorf wie ein „Hansdampf“, immer aktiv<br />

und freundlich. Im Jugendchor singt er mit und ist ein<br />

begeisterter Trommler. Ja, er schafft es sogar, drei<br />

Trommeln gleichzeitig zu spielen und dabei noch zu<br />

pfeifen. Für die Kinder im Dorf ist er ihr „großer<br />

Bruder“, der ihnen Spiele zeigt und auch mal bei<br />

den Schulaufgaben hilft. Er ist ein prima Kerl<br />

und ich hoffe, dass er seinen Weg im Leben<br />

gut geht. Diese Geschichte von Joseph aus<br />

Mtwara soll Euch Mut machen, Euer Leben in<br />

die Hand zu nehmen.<br />

Euer Pater Klaus


DaS POrtrait<br />

36<br />

STECKBRIEF:<br />

Name: Pater Konrad Göpfert OSB<br />

Geboren: 1929 in Rimpar, Landkreis Würzburg<br />

1947: Abitur am Riemenschneider Gymnasium in Würzburg<br />

1947: Eintritt in die Benediktinerabtei Münsterschwarzach<br />

1948: Zeitliche Profess<br />

1951: Ewige Profess<br />

Studium der Philosophie in Sankt Ottilien und der Theologie in Würzburg<br />

1953: Priesterweihe<br />

1955: Aussendung in das Missionsgebiet der Abtei Ndanda in Tansania,<br />

Pastoral- und Pfarrarbeit in verschiedenen Pfarreien.<br />

Neugründung der Pfarrei Kilangala am Indischen Ozean<br />

und viele Jahre Pfarrer in Nyangao mit dem Hospital.<br />

2012: Rückkehr nach Münsterschwarzach. Hier noch tätig<br />

in der „Fernhilfe“ für die Mission, vor allem in Mosambik<br />

Meine Meinung zum Thema dieser Ruf-Ausgabe:<br />

Wenn ich an die Generationen in unserem Kloster denke, so glaube ich, dass wir Alten den Jungen Vorbild sein können.<br />

Mehr ist in unserem Alter nicht möglich, aber dafür reichen unsere Kräfte noch aus.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!