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ST. WENDELER JOURNAL – VERBANDSGEMEINDE BIRKENFELD<br />

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Anzeige ST. WENDELER JOURNAL – VERBANDSGEMEINDE BIRKENFELD<br />

13<br />

Offene Worte<br />

Das St. Wendeler <strong>Journal</strong> im Gespräch mit Dr. Bernhard<br />

Alscher, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Birkenfeld<br />

St. Wendeler <strong>Journal</strong>: Herr Dr. Alscher,<br />

es wird immer gern von den<br />

Problemen und Schwierigkeiten<br />

der Kommunen gesprochen. Ich<br />

möchte Sie gerne einmal fragen:<br />

Welche Stärken hat denn die Verbandsgemeinde<br />

Birkenfeld?<br />

Michael Göbel<br />

Trauntalstr. 1<br />

55767 Brücken<br />

Tel.: 06782 107091<br />

Fax: 06782 107092<br />

info@goebel-heizung.de<br />

Dr. Alscher: Wir als Verbandsgemeinde<br />

haben den Mikrozenzus<br />

recht deutlich geschlagen. Das<br />

werte ich schon mal als Erfolg. Diese<br />

Entwicklung hat die Skeptiker<br />

Lügen gestraft. Unsere Bevölkerungszahl<br />

ist demnach nicht in dem<br />

Maße zurück gegangen, wie man<br />

erwartet hat. Wir haben die Hochschule<br />

auf dem Umweltcampus,<br />

die nach nunmehr gut 15 Jahren<br />

bei der Bevölkerung auch endlich<br />

angekommen ist. Ursprünglich für<br />

1.100 Studierende geplant, haben<br />

wir heute dort 2.500 junge Menschen,<br />

die einem Studium nachgehen.<br />

Ich möchte sogar sagen, es<br />

bestehen freundschaftliche Beziehungen<br />

zur Hochschule und das<br />

Verhältnis zwischen der Verbandsgemeinde<br />

und der FH ist einfach<br />

super. Wir arbeiten in vielen Bereichen<br />

ganz eng zusammen. Man<br />

sieht jetzt auch, dass dort Arbeitsplätze<br />

entstanden sind, dass wir<br />

sehr viele junge Leute nun auch in<br />

den umliegenden Ortschaften wohnen<br />

haben, was für alle eine Bereicherung<br />

darstellt. Das sollte unbedingt<br />

gefördert werden, zumal das<br />

die „grünste Hochschule Deutschlands“<br />

ist. Null-Emission sei da mal<br />

ein Stichwort und wir sind damit<br />

ganz vorne bei der Energiewende<br />

mit dabei. Hier fließt auch eine<br />

Menge an Forschungsgeldern gerade<br />

in diesen zukunftsträchtigen<br />

Bereich, im letzten Jahr allein über<br />

fünf Millionen Euro. Da sind natürlich<br />

auch eine Menge Arbeitsplätze<br />

dran gekoppelt.<br />

Seit zwei Jahren haben wir darüber<br />

hinaus auch ein chinesisches Engagement<br />

auf dem ehemaligen Militärgelände.<br />

„Oak Garden“ heißt<br />

die Ansiedlung chinesischer Trader,<br />

die Handelsbeziehungen zwischen<br />

China, Deutschland und<br />

ganz Europa vorantreiben wollen.<br />

Das allein bescherte uns aktuell<br />

zusätzlich 98 Mitbürgerinnen und<br />

Mitbürger in Neubrücke. Das sind<br />

die Mitarbeiter und Familien der<br />

über 65 dort entstandenen Handelsfirmen.<br />

Die erste Familie hat<br />

auch schon hier vor Ort ein Haus<br />

gekauft und das zeigt, dass man<br />

sich wohl auch langfristig hier engagieren<br />

möchte. Wir haben auch<br />

schon die ersten chinesischen Kinder<br />

in den Kindergärten und die Erzieherinnen<br />

und die Erzieher haben<br />

da wirklich einen Mordsspaß.<br />

Hier profitieren die beiden Kulturen<br />

ganz offensichtlich direkt voneinander.<br />

Desweiteren haben wir vier<br />

Kinder in der Grundschule in Hoppstädten,<br />

das erste Kind in einem<br />

Musikverein, das dort Klarinette<br />

spielt. Ein erfreulicher Nebeneffekt<br />

dieser neuen Schüler in der<br />

Grundschule war, dass wir die Zweizügigkeit<br />

in der Grundschule erhalten<br />

konnten, was letztendlich bessere<br />

Lernbedingungen für jedes<br />

einzelne Kind bedeutet. Außerdem<br />

besuchen schon sieben Schülerinnen<br />

und Schüler das Gymnasium<br />

Birkenfeld.<br />

Neben den Chinesen haben wir<br />

moderne Heiz- und Energie-Technik<br />

www.goebel-heizung.de<br />

Dr. Bernhard Alscher, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Birkenfeld<br />

aber gerade durch die Hochschule<br />

gute Kontakte zu aller Herren Länder.<br />

Oftmals kommt das durch die<br />

Studenten direkt, aber es ergeben<br />

sich auch aus den internationalen<br />

Verflechtungen der Hochschule Beziehungen<br />

zu beispielsweise Kapverden,<br />

Brasilien, Tunesien, Marokko<br />

und viele mehr. Dadurch ergibt<br />

sich eine gewisse<br />

Internationalität, die man nicht<br />

unterschätzen sollte, denn letztendlich<br />

resultiert auch die Ansiedlung<br />

der Chinesen aus solchen<br />

Kontakten. Im Herbst soll in Verbindung<br />

mit Kaiserslautern ein Projekt<br />

anlaufen, das es chinesischen<br />

jungen Leuten ermöglichen soll,<br />

hier in Deutschland zu studieren.<br />

30 junge Leute machen da den Anfang.<br />

Das ist für eine solch abseits<br />

gelegene Region, wie der Verbandsgemeinde<br />

Birkenfeld, schon<br />

eine tolle Sache, zumal wir als einer<br />

der schwächsten Kreise in<br />

Westdeutschland gelten. Das war<br />

im Übrigen hier im Landkreis gar<br />

<br />

nicht so bewusst. Ich erwarte daher<br />

auch von der Bundesregierung<br />

und vom Land Rheinland-Pfalz,<br />

dass unsere Lebensbedingungen<br />

entsprechend den Bedingungen im<br />

Rest der Republik angepasst werden.<br />

Das ist ja so im Bundesplanungs-<br />

und im Landesplanungsgesetz<br />

vorgesehen und ich als Bürgermeister<br />

und auch der Landrat<br />

sind hier in der Pflicht, dafür Sorge<br />

zu tragen, dass dem auch entsprochen<br />

wird. Dass das keine leichte<br />

Aufgabe ist, das liegt auf der Hand.<br />

Das ist aber unter anderem auf unsere<br />

Grenzlage im Bundesland zurückzuführen.<br />

Das ist überall so in<br />

Deutschland, dass es in den Grenzgebieten<br />

zu den Nachbarländern<br />

strukturschwache Regionen gibt.<br />

Wenn es dann auch noch zwischen<br />

Landkreis und Verbandsgemeinde<br />

etwas holpert und die Zusammenarbeit<br />

nicht ganz optimal läuft,<br />

dann wird es immer schwieriger<br />

Entscheidungen zu treffen und an<br />

der gemeinsamen Entwicklung zu<br />

arbeiten. Gut für die Entwicklung<br />

ist aber auch und ganz besonders<br />

das Gewerbegebiet rund um Birkenfeld<br />

und Hoppstädten, wo ja<br />

namhafte Firmen angesiedelt sind.<br />

Neben Zuliefereren für VW und Audi<br />

nenne ich nur exemplarisch die<br />

Firmen Fissler und Rofu, die hier ihren<br />

Sitz haben. Und das nicht ohne<br />

Grund, denn die Bevölkerung<br />

hier vor Ort ist sehr wohl in der Lage<br />

zu arbeiten. Ein günstiges Lohn-<br />

niveau in Verbindung mit relativ niedrigen<br />

Lebenshaltungskosten<br />

macht es für ein Unternehmen attraktiv,<br />

neben der guten Verkehrsanbindung,<br />

sich hier anzusiedeln.<br />

Wir hätten also nichts dagegen,<br />

wenn sich mehr Firmen hier niederlassen<br />

würden.<br />

St. Wendeler <strong>Journal</strong>: Sie haben<br />

gerade schon die Verkehrsanbindung<br />

angesprochen. Wie stellt sich<br />

das denn für den Bereich der Verbandsgemeinde<br />

Birkenfeld dar?<br />

Dr. Alscher: Die Verkehrssituation<br />

ist sicherlich nicht vollauf optimal,<br />

wird aber jetzt auch wieder verbessert<br />

durch die Elektrifizierung der<br />

Bahnstrecke zwischen Türkismühle<br />

und Hoppstädten. Wir haben hier<br />

eine sehr interessante Entwicklung,<br />

denn auf dem Bahnhof Neubrücke<br />

steigen pro Tag zwischen<br />

700 und 900 Fahrgäste ein und<br />

aus. Das ist eine riesengroße Zahl<br />

für das „bahntechnische“ Eintrittstor<br />

in die Verbandsgemeinde, zum<br />

Umweltcampus und eventuell einmal<br />

zum Nationalpark. Aber gerade<br />

die Bestrebungen in Richtung<br />

Nationalpark sind noch sehr umstritten<br />

und es bedarf noch vieler<br />

Diskussionen, um herauszufinden,<br />

was tragbar und sinnvoll ist. Denn<br />

ein Nationalpark allein macht wenig<br />

Sinn, wenn die Region darum<br />

herum nicht für den Besucher eine<br />

ansprechende Attraktivität bereit<br />

hält, eine Infrastruktur, die dem<br />

Besucher die Region erschließt.<br />

Dazu gehört auch, dass man in den<br />

Köpfen der Menschen verankert,<br />

dass wir hier eine Tourismusregion<br />

sind und dass mit den Gästen aus<br />

Nah und Fern auch ein Umgang gepflegt<br />

wird, der die Menschen dazu<br />

bringt, gern wieder zu kommen.<br />

All diese Rahmenbedingungen<br />

müssen mit gestaltet werden. Bei<br />

30 Millionen Euro Schulden mit<br />

20.000 Einwohnern in der Verbandsgemeinde<br />

ist unser Gestaltungsspielraum<br />

allerdings mehr<br />

als eingeschränkt. Als defizitärer<br />

Haushalt sind uns da die Hände<br />

geradezu gebunden.<br />

St. Wendeler <strong>Journal</strong>: Tourismus<br />

ist auch ein gutes Stichwort. In der<br />

Nachbargemeinde Nohfelden hat<br />

ja gerade der Ferienpark am Bostalsee<br />

seine Tore geöffnet. Gibt<br />

es da auch schon Auswirkungen in<br />

die Verbandsgemeinde Birkenfeld?<br />

Dr. Alscher: Gefühlt ist die Entwikklung<br />

sehr positiv, aber richtig merken<br />

tun wir das hier<br />

noch nicht. Ich kann<br />

aber der Gemeinde Nohfelden<br />

und dem Landkreis<br />

St. Wendel nur dazu<br />

gratulieren, dass sie<br />

20 Jahre durchgehalten<br />

haben und jetzt endlich<br />

das Tourismuskonzept<br />

des Bostalsees mit<br />

dem Ferienpark abgerundet<br />

haben. Auch entgegen<br />

aller Widerstände<br />

und Bedenken. Aber<br />

wir beobachten die Entwicklung<br />

am Ferienpark<br />

mit großem Interesse<br />

und Wohlwollen. Es wird<br />

sich auch ganz sicher<br />

immer mal wieder ein<br />

Gast aus dem Park in<br />

die Verbandsgemeinde<br />

Birkenfeld verirren. Wir<br />

haben ja so einiges zu<br />

bieten hier in der Verbandsgemeinde.<br />

Der<br />

Umweltcampus zählt<br />

ganz sicher zu den sehenswerten<br />

Zielen<br />

ebenso wie unser Museum<br />

oder die Nahelandschaft.<br />

Natürlich<br />

stehen wir den Gästen<br />

des Bostalsees auch<br />

mit unserer attraktiven<br />

Gastronomie gerne zur<br />

Verfügung.<br />

St. Wendeler <strong>Journal</strong>:<br />

Ein wichtiges Thema in<br />

allen Kommunen ist die<br />

Finanzlage. Wie sieht es<br />

denn in der Verbandsgemeinde<br />

Birkenfeld aus?<br />

µDr. Alscher: Die Finanzen<br />

sind bei uns - wie<br />

anderswo auch - ein<br />

ständig wiederkehrendes<br />

Thema. Dabei sind<br />

unsere Spielräume<br />

mehr als gering, bekommen<br />

wir doch die Standards,<br />

die wir erfüllen<br />

müssen durch Gesetze<br />

und Verordnungen vorgeschrieben.<br />

Wir müssen<br />

eine gewisse Anzahl<br />

an Feuerwehren vorhalten,<br />

müssen dafür Sorge tragen, dass<br />

jeder mögliche Brandort innerhalb<br />

von acht Minuten zu erreichen ist.<br />

Gerade jetzt müsste hier ein Feuerwehrhaus<br />

für dreieinhalb Millionen<br />

Euro gebaut werden, wir kriegen<br />

aber nur bis zu 900.000 Euro Zuschuss.<br />

Das heißt es müsste fast<br />

alles fremdfinanziert werden. In<br />

Hoppstädten haben wir einen<br />

Superkindergarten auf dem Umweltcampus,<br />

damit die Studierenden<br />

und die Professoren die Möglichkeit<br />

haben, dort vor Ort eine<br />

funktionierende Kinderbetreuung<br />

vorzufinden. Das alles sind Investitionen,<br />

die fast ohne Zuschüsse finanziert<br />

werden müssen. Dazu<br />

kommen ja auch noch die nicht unerheblichen<br />

Personalkosten. Um<br />

es mal ganz plakativ zu sagen: Die<br />

kleinen Kinder, die dort zurzeit im<br />

Kindergarten sind, die müssen<br />

später einmal die Schulden abarbeiten,<br />

die wir heute hier in der Verbandsgemeinde<br />

aufnehmen!<br />

St. Wendeler <strong>Journal</strong>: Da spielt<br />

ganz gewiss auch der demographische<br />

Wandel eine Rolle. Wie sieht<br />

sich die Verbandsgemeinde Birkenfeld<br />

dieser Herausforderung<br />

gegenüber gewachsen?

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