Leseprobe
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Ehrenamtliche<br />
2) Oft entscheiden die «oben» über das, was die «unten» als Anträge vorbereitet haben. Dieses<br />
Spannungsfeld zwischen Entscheidungsvorbereiter und Entscheider akzentuiert sich<br />
als Stab-Linien-Problem, insbesondere zwischen Vorstand/Stiftungsrat und der Geschäftsführung.<br />
Je ausgereifter das Hauptamt im Sinne von Completed staff-work ihre<br />
Anträge ausgearbeitet haben, desto mehr haben sie über ihre Vorarbeit die damit verbundenen<br />
Entscheidungsinhalte geprägt. Das Ehrenamtsorgan kann dann das Dossier nur<br />
noch genehmigen oder verwerfen, jedoch kaum mehr inhaltlich mitprägen.<br />
3) Verstärkt wird diese Tendenz der indirekten Steuerung der NPO durch das Hauptamt,<br />
wenn dieses zur Absicherung seiner Machtposition den strukturell bedingten Informationsvorsprung<br />
mittels selektiver Informationsweitergabe (gate-keeping) einsetzt. Diese<br />
Informationsasymmetrien erschwert es den Ehrenamtlichen zusätzlich, bei Geschäften<br />
substanziell mitreden zu können.<br />
4) Spüren die Ehrenamtlichen dieses Machtungleichgewicht und kommen sie sich auf die<br />
Dauer manipuliert vor, so greifen sie zur Strategie der Entmachtung des Hauptamts.<br />
Sie nehmen möglichst viele Kompetenzen aus der Geschäftsführung zurück in ihren eigenen<br />
Entscheidungsbereich, überfordern sich dabei und lähmen letztlich die operative<br />
Tätigkeit in der Geschäftsstelle.<br />
Solche Zustände und Machtungleichgewichte führen zu Spannungen, Konflikten, Unsicherheiten<br />
und letztlich Ineffizienzen. Sollen Ehrenamt und Geschäftsführung eine grundsätzlich<br />
unteilbare Verantwortung für die Führung der NPO wahrnehmen, dann müssen professionelle<br />
Lösungen für das Zusammenwirken dieser zwei Elemente gefunden werden.<br />
Dieser Frage der optimalen Zusammenarbeit zwischen Führungsgremium und Geschäftsführung<br />
nimmt sich die in Abschnitt 1.2.2 bereits kurz beschriebene Forschung zur Corporate<br />
bzw. Nonprofit Governance an. Deren zentrale Fragestellung besteht darin, wie zwischen<br />
haupt- und neben- bzw. ehrenamtlichen Gremien ein Machtausgleich zu schaffen<br />
ist, der insbesondere das Ehrenamt befähigt, eine gewichtigere Rolle in der politisch-strategischen<br />
Steuerung einer NPO wahrzunehmen. Dazu sind folgende Ziele zu verfolgen:<br />
1) eine wirkungsvollere Nutzung der beschränkten Kapazitäten an Zeit sowie Sach- und<br />
Informationsstand des Ehrenamts;<br />
2) ein gleichgewichtiges Zusammenwirken von Ehrenamt und Hauptamt, ein Abbau einseitiger<br />
Dominanz und die Schaffung von Gegenmacht auf Ehrenamtsseite statt Entmachtung<br />
des Hauptamts;<br />
3) eine Beschränkung der Ehrenamtlichen auf das Wesentliche. Wesentlich sind Ziele, Pläne,<br />
Grundsätze und damit Vorgaben und Rahmenentscheidungen, die zusammen mit der<br />
Kontrolle der Ausführung eine wirksame Steuerung des Hauptamts gewährleisten. Dies<br />
wird oft auch als strategische Führungsaufgabe der Ehrenamtsorgane bezeichnet;<br />
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