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Geschäftsbericht HWK Halle 2010.indd - Handwerkskammer Halle

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der eigenen Jugend.<br />

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Und das<br />

Patentamt<br />

haben wir<br />

auch gebaut.


<strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Hausanschrift:<br />

Gräfestraße 24<br />

06110 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Tel.: 0345 2999-0<br />

Fax: 0345 2999 200<br />

E-Mail: info@hwkhalle.de<br />

Internet: www.hwkhalle.de<br />

Postanschrift:<br />

PF 110355<br />

06017 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ)<br />

Standort <strong>Halle</strong> (Osendorf):<br />

Straße der Handwerker 2 * 06132 <strong>Halle</strong> (Saale) * Tel.: 0345 77987-6<br />

Standort <strong>Halle</strong> (Zahntechnik):<br />

Heinrich-Heine-Straße 4 * 06114 <strong>Halle</strong> (Saale) * Tel.: 0345 5233-184<br />

Standort Stedten:<br />

Karl-Marx-Straße 60a * 06317 Stedten * Tel.: 034774 4130<br />

Standort Wittenberg:<br />

Möllensdorfer Straße 13a * 06886 Lutherstadt Wittenberg * Tel.: 03491 61850<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Nachgefragt 5<br />

Kammerbezirk 7<br />

Kammerbezirk <strong>Halle</strong> - Kennzahlen 8<br />

Wirtschaftliche Situation 10<br />

Höhepunkte 11<br />

Vollversammlungen 16<br />

Unternehmensbetreuung 18<br />

Berufl iche Bildung 24<br />

Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) 30<br />

Hoheitliche Aufgaben und Selbstverwaltung 33<br />

Haushalt und Finanzen 34<br />

Impressum<br />

4


Der Präsident der <strong>Handwerkskammer</strong> Thomas Keindorf und der Hauptgeschäftsführer<br />

Dr. Jürgen Rogahn über die Themen im Handwerk 2010<br />

Nachgefragt<br />

Welche handwerksrelevanten Themen und<br />

Diskussionen sind Ihnen aus dem Jahr<br />

2010 besonders in Erinnerung?<br />

Keindorf: Auf Anhieb fallen mir da der<br />

Beginn der Imagekampagne des Handwerks<br />

am Jahresanfang, die Diskussionen<br />

um ein neues Rundfunkgebührenmodell<br />

am Jahresende sowie die häufi gen Schlagzeilen<br />

zum Fachkräftemangel ein. Nicht zu<br />

überproportional. Nach dem neuen Entwurf<br />

wären auch Betriebe ohne Geräte<br />

künftig zur Zahlung verpfl ichtet und Inhaber<br />

von Handwerksbetrieben gleich dreifach<br />

belastet: einmal als Privatperson,<br />

einmal als Unternehmensinhaber mit Betriebsstätte<br />

und einmal als Besitzer eines<br />

Firmenfahrzeugs. Außerdem bedeutet das<br />

neue Modell für jeden Betrieb einen hohen<br />

Bürokratieaufwand.<br />

vergessen auch der endlich von uns erreichte<br />

neue Ausbildungspakt in Sachsen-<br />

Anhalt und das „Hüh und Hott“ beim Beschluss<br />

der Kürzung der energetischen<br />

Sanierung.<br />

Sie sind gegen den Entwurf des neuen Rundfunkgebührenmodells<br />

geradezu Sturm<br />

gelaufen, haben einen offenen Brief an den<br />

Ministerpräsidenten geschrieben. Warum?<br />

Keindorf: Eine Reform der Rundfunkfi<br />

nanzierung ist für uns unstrittig. Wir begrüßen<br />

deshalb auch den 2013 wirksamen<br />

Systemwechsel von einer Geräte- zu einer<br />

Haushalts- und Betriebsstättenabgabe.<br />

Aber der Vorschlag der Ministerpräsidenten<br />

belastet ausgerechnet kleine Betriebe<br />

Dr. Rogahn: Zusätzlich werden Betriebe,<br />

die - politisch gewünscht - viele Teilzeitarbeitsplätze<br />

zur Verfügung stellen,<br />

erheblich benachteiligt. Der Beitrag der Unternehmen<br />

darf nur ein kleiner Teil der Gesamtfi<br />

nanzierung sein, da vor allem betrieblicher<br />

Fernsehempfang völlig untypisch<br />

ist. Konsequenter wäre jedoch eine reine<br />

Steuerfi nanzierung, da das Bundesverfassungsgericht<br />

festgestellt hat, dass es sich<br />

bei der Unterhaltung des öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunks um eine durch die Verfassung<br />

garantierte Aufgabe handelt.<br />

Die Förderung der energetischen Sanierung<br />

brachte eine Fülle von Aufträgen für<br />

das Handwerk. Nun beanstanden Sie die<br />

weitere Fördersumme als zu niedrig. Dabei<br />

5


Nachgefragt<br />

hieß es doch zuerst, die Bundesregierung<br />

wollte massiv bei der Förderung sparen.<br />

Jetzt sind eine Million Euro eingeplant. Das<br />

ist doch gut?<br />

Dr. Rogahn: Sie meinen besser als<br />

nichts? Die Förderung 2009 lag bei 1,5<br />

Mrd. Euro! Es ist immer das Gleiche –<br />

erst werden große Kürzungen angekündigt<br />

und dann geringere Einsparungen als<br />

Erfolg vermeldet. Die Regierung hat die<br />

Förderung zwar von ursprünglich verlauteten<br />

436 Mio. auf 1 Mrd. Euro angehoben,<br />

aber das reicht nicht. Nicht um die Klimaschutzziele<br />

zu erreichen - 40 Prozent des<br />

gesamten Energiebedarfs werden schließlich<br />

in Gebäuden verbraucht - und nicht,<br />

um den Mittelstand und das Handwerk zu<br />

unterstützen und Arbeitsplätze zu sichern<br />

bzw. zu schaffen.<br />

Keindorf: Das stimmt! Maßnahmen zur<br />

Verbesserung der Energieeffi zienz bieten<br />

ein erhebliches Beschäftigungspotenzial.<br />

Jeder so angelegte Euro bringt doppelten<br />

Nutzen: einmal in der Energiebilanz und<br />

zum anderen werden Arbeits- und Ausbildungsplätze<br />

vor Ort gesichert. Dabei bleibt<br />

noch viel zu tun, denn rund drei Viertel der<br />

Wohngebäude in Deutschland wurde vor<br />

1978 und damit vor dem Inkrafttreten der<br />

damals ersten Wärmeschutzverordnung<br />

errichtet. Bis zu 50 Prozent kann der Energiebedarf<br />

verringert werden, wenn saniert<br />

wird. Bei einer Fortsetzung der derzeitigen<br />

Sanierungsrate würden die 37 Mio. Wohnungen,<br />

die zu sanieren sind, erst im Jahr<br />

2200 saniert sein.<br />

Das Handwerk leistet sich eine teure<br />

Imagekampagne, angelegt für fünf Jahre.<br />

Bei einigen Betrieben gab es Vorbehalte.<br />

Kampf um den Nachwuchs? Was bringt die<br />

Kampagne?<br />

Keindorf: Natürlich richtet sich die Kampagne<br />

besonders an die Jugendlichen. Sie<br />

soll aber auch die gesamtgesellschaftliche<br />

Wahrnehmung des Handwerks als wichtigen<br />

Wirtschaftszweig verstärken. Das<br />

Handwerk ist vielseitig und innovativ. Es<br />

bildet seinen Nachwuchs selbst aus. Jeder<br />

dritte Jugendliche wird im Handwerk ausgebildet.<br />

Das Handwerk schafft Arbeitsplätze,<br />

ohne Handwerk gäbe es schlicht und einfach<br />

keine Gesellschaft. Fast eine halbe<br />

Million Patente kommen aus dem Handwerk,<br />

mehr übrigens als sie ein Weltkonzern<br />

wie Apple hat. Das müssen wir ins öffentliche<br />

Bewusstsein bringen. Klappern<br />

gehört zum Handwerk. Nur: es muss noch<br />

mehr geklappert werden. Zu wenige Handwerker<br />

haben verinnerlicht, dass es unsere<br />

ureigene Kampagne ist. Interessant ist: Befragungen<br />

belegen, dass der Bekanntheitsgrad<br />

des Handwerks seit Einführung der<br />

Kampagne deutlich gestiegen ist.<br />

Entgegen den Prognosen verzeichnete das<br />

Handwerk 2010 ein Umsatzplus von einem<br />

Prozent. Was sind Ihre Forderungen für die<br />

Zukunft?<br />

Dr. Rogahn: Das Handwerk profi tierte<br />

besonders vom Konjunkturpaket II und<br />

seiner Unabhängigkeit vom Export. Aber<br />

das reicht nicht. Die Betriebe brauchen<br />

stetige wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen.<br />

Eine Einkommensteuerreform<br />

mit Abfl achung des „Mittelstandsbauches“<br />

und eine Abmilderung der kalten Progression<br />

sollten für Leistungsanreize sorgen.<br />

Die kommunalen Haushalte müssen konsolidiert<br />

werden, denn die Wirtschaft ist in<br />

hohem Maße auf handlungs- und vor allem<br />

investitionsfähige Kommunen angewiesen.<br />

Wir sind gegen den verlängerten Bezug von<br />

Kurzarbeitergeld und Arbeitslosenunterstützung.<br />

Auch die Bestrebungen zur Ausweitung<br />

öffentlicher, sozialversicherungspfl ichtiger<br />

Beschäftigung wie z. B. Bürgerarbeit<br />

behindern die Integrationsbemühungen in<br />

den ersten Arbeitsmarkt und bergen die latente<br />

Gefahr der Verdrängung von Aufträgen<br />

für die Privatwirtschaft.<br />

6


Kammerbezirk<br />

1,2 Mio. Einwohner<br />

15.269 Betriebe<br />

8.490 km 2 Fläche<br />

143 Handwerke und handwerksähnliche<br />

Gewerbe<br />

7


Kennzahlen<br />

Anzahl der Mitgliedsbetriebe im Kammerbezirk <strong>Halle</strong> (Saale) am<br />

31.12.2010<br />

Wirtschaftsgruppe<br />

Betriebe<br />

insgesamt<br />

zulassungspflichtiges<br />

Handwerk<br />

davon<br />

zulassungsfreies<br />

Handwerk<br />

handwerksähnliches<br />

Gewerbe<br />

Bauhauptgewerbe 2.340 1.902 10 428<br />

Ausbaugewerbe 6.032 3.011 2.016 1.008<br />

Handwerke für den<br />

gewerblichen Bedarf 1.857 1.228 550 79<br />

Kraftfahrzeuggewerbe 1.230 1.230 - -<br />

Nahrungsgewerbe 566 490 15 61<br />

Gesundheitsgewerbe 340 340 - -<br />

personenbezogenes<br />

Dienstleistungsgewerbe 2.904 1.237 629 1.038<br />

Gesamt 15.269 9.438 3.220 2.611<br />

Veränderungen des Betriebsbestandes 2010 im Kammerbezirk <strong>Halle</strong><br />

Betriebe<br />

insgesamt<br />

zulassungspflichtiges<br />

Handwerk<br />

davon<br />

zulassungsfreies<br />

Handwerk<br />

handwerksähnliches<br />

Gewerbe<br />

gesamt 31.12.2009 15.144 9.519 3.007 2.618<br />

Zugänge 1.253 467 507 279<br />

Abgänge 1.128 552 310 266<br />

Differenz durch<br />

veränderte Zuordnung 4 16 -20<br />

Handwerk - gewichtiger Wirtschaftsfaktor im Kammerbezirk<br />

Umsatz 2010: ca. 6,0 Mrd. Euro Beschäftigte Ende 2010: ca. 71.500<br />

(einschließlich handwerklicher Nebenbetriebe, geschätzte Werte, Beschäftigung ohne Lehrlinge)<br />

Lehrausbildung<br />

Berufsausbildung und Weiterbildung im Jahr 2010<br />

Meisterausbildung<br />

Gesamtzahl der Ausbildungsverträge<br />

in der Lehrlingsrolle: 7.041<br />

neu eingetragene<br />

Ausbildungsverhältnisse: 1.677<br />

Umschulungsverträge: 132<br />

Teilnehmer an Gesellen- und<br />

Abschlussprüfungen: 1.969<br />

- davon bestandene Prüfungen: 1.581<br />

Überbetriebliche Lehrgänge<br />

Anzahl: 823<br />

Teilnehmer: 8.768<br />

Anzahl neuer Meisterkurse: 24<br />

Meisterabschlüsse: 235<br />

Fortbildung:<br />

Fortbildungsprüfungen-<br />

Anzahl: 100<br />

Fortbildungsprüfungen-<br />

Teilnehmer: 755<br />

8


Kennzahlen<br />

Im <strong>Handwerkskammer</strong>bezirk <strong>Halle</strong><br />

waren Ende 2010 insgesamt 15.269 Betriebe<br />

in 143 verschiedenen Gewerben eingetragen,<br />

125 mehr als 2009. Darunter waren<br />

9.438 Betriebe (62 Prozent) in zulassungspfl<br />

ichtigen Handwerken. Weniger Betriebe<br />

als 2009 gab es nur in den Nahrungsmittelhandwerken<br />

(-2,7 Prozent) und den<br />

Bauhaupthandwerken (-0,9 Prozent). Die<br />

größere Anzahl der Unternehmen<br />

ist auf die<br />

zulassungsfreien Handwerke<br />

zurückzuführen.<br />

Das zeigt auch der längerfristige<br />

Trend: Seit<br />

2004 (der Novellierung<br />

der Handwerksordnung,<br />

die zur Folge hatte, dass<br />

von 94 Vollhandwerken<br />

nur noch 41 zulassungspfl<br />

ichtig sind und<br />

einen Qualifi kationsnachweis<br />

erfordern) ist<br />

die Zahl der Betriebe in<br />

zulassungsfreien Handwerken<br />

um 95 Prozent<br />

gestiegen, während im<br />

gleichen Zeitraum die Betriebszahl bei zulassungspfl<br />

ichtigen Handwerken um zwei<br />

Prozent und bei handwerksähnlichen Gewerben<br />

um 14 Prozent sank. Damit stieg<br />

auch angesichts der zurückgehenden Einwohnerzahlen<br />

die Zahl der Betriebe pro<br />

Einwohner.<br />

Von dieser Betriebsstatistik zu unterscheiden<br />

ist die Zahl der Betriebe in einem<br />

Gewerk. Rund ein Drittel aller Betriebe sind<br />

für zwei oder mehr Gewerke in die Handwerksrolle<br />

eingetragen.<br />

Die Mehrfacheintragung bei zulassungsfreien<br />

und handwerksähnlichen Gewerben,<br />

die nicht an einen Tätigkeitsnachweis in<br />

dem entsprechenden Gewerbe gekoppelt<br />

ist, sorgt für eine Diskrepanz in der Zahl der<br />

für ein Gewerbe angemeldeten Zahl von<br />

Betrieben einerseits und der Betriebszahl<br />

andererseits.<br />

Größte Betriebszahlsteigerungen in<br />

Gewerken mit mehr als 100 Betrieben<br />

absolut<br />

Fotografen +27 +20%<br />

Raumausstatter +132 +12%<br />

Damen- und Herrenschneider<br />

+16 +11%<br />

Gebäudereiniger +78 +11%<br />

Teppichreiniger +11 +9%<br />

Kabelverleger im<br />

Hochbau +39 +9%<br />

Rohr- und Kanalreiniger<br />

+16 +8%<br />

So sind in den zulassungsfreien Handwerken<br />

3.220 Betriebe angemeldet, jedoch<br />

sind für die verschiedenen Gewerbe insgesamt<br />

7.332 Betriebe angeführt. Diese Betriebe<br />

können sowohl aus den zulassungspfl<br />

ichtigen Handwerken stammen, die sich<br />

auch in zulassungsfreien Handwerken betätigen,<br />

als auch von Betrieben der zulassungsfreien<br />

Handwerke, die sich für<br />

mehrere Gewerbe<br />

angemeldet haben.<br />

relativ zum<br />

Bei handwerksähnlichen<br />

Gewer-<br />

Vorjahr<br />

ben ist die Differenz<br />

noch deutlicher: Es<br />

gibt insgesamt 2.611<br />

Betriebe der handwerksähnlichen<br />

Gewerbe,<br />

aber 10.629<br />

für handwerksähnliche<br />

Gewerbe angemeldete<br />

Betriebe. Bei<br />

den zulassungspfl ichtigen<br />

Handwerken<br />

ist der Unterschied<br />

deutlich geringer:<br />

es gab 9.438 Betriebe, die 11.364-mal für<br />

ein Gewerk angemeldet waren. Diese einfachen<br />

Eintragungsmöglichkeiten führen<br />

in einigen Gewerben zu großen Betriebszahlsteigerungen,<br />

ohne dass z.B. bei Fotografen<br />

und Schneidern ein entsprechendes<br />

größeres Marktvolumen erkennbar ist.<br />

Alle Gewerke mit deutlich steigender Betriebszahl<br />

sind handwerksähnliche Gewerbe<br />

oder zulassungsfreie Handwerke.<br />

Das vom Bestand her am stärksten besetzte<br />

Gewerbe ist der „Einbau von genormten<br />

Baufertigteilen“ mit 2.961 Betrieben. Es<br />

folgen die Fliesen-, Platten- und Mosaikleger<br />

(1.976) und die Bodenleger (1.890).<br />

Diese Reihenfolge hat sich seit dem Vorjahr<br />

nicht verändert; in allen drei Gewerben<br />

nahm die Zahl der Betriebe zu. Größtes zulassungspfl<br />

ichtiges Handwerk sind an fünfter<br />

Stelle die Elektrotechnikhandwerke mit<br />

1.295 registrierten Betrieben, wobei hier<br />

eine zahlenmäßige Abnahme zu registrieren<br />

war.<br />

9


Wirtschaftliche Situation<br />

Der Geschäftsklimaindex lag im gesamten<br />

Jahr im positiven Bereich, zum Jahresende<br />

bei +29. Die konjunkturellen Erwartungen<br />

für 2011 sind gut. Somit ist eine weiter<br />

günstige Beschäftigungs- und Umsatzentwicklung<br />

zu erwarten. Zum Jahresende lag<br />

die Zahl der im Handwerk Beschäftigten bei<br />

71.500 und damit auf Vorjahresniveau. Der<br />

Umsatz der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk<br />

stieg auf rund 6 Mrd. Euro.<br />

Seit den neunziger Jahren befragt<br />

die <strong>Handwerkskammer</strong><br />

<strong>Halle</strong><br />

die Betriebe<br />

nach ihrer<br />

Einschätzung<br />

von<br />

ausgewählten<br />

Hindernissen<br />

für<br />

ihre betriebliche<br />

Entwicklung.<br />

Die daraus<br />

entstandene<br />

Zeitreihe<br />

zeigt interessante<br />

Entwicklungstendenzen.<br />

Das Jahr<br />

2010 wird<br />

besonders<br />

geprägt durch die gute Konjunktur und<br />

die Folgen der demografi schen Entwicklung.<br />

So monierten im Vergleich zum Vorjahr<br />

mehr Handwerksbetriebe das Hemmnis<br />

„fehlendes Fachpersonal“, dagegen<br />

kreuzten weniger Handwerker die Kategorie<br />

„fehlende Nachfrage“ an. 22 Prozent der<br />

Betriebe gaben an, vom Fachkräftemangel<br />

stark oder sehr stark betroffen zu sein. Am<br />

häufi gsten als starke Hindernisse benannt<br />

wurden - wie bereits im Jahr zuvor - hohe<br />

Sozialabgaben (62 Prozent) und hohe Steuern<br />

(54 Prozent).<br />

An dritter Stelle führten die Unternehmen<br />

das Hindernis Schwarzarbeit (32 Prozent)<br />

an, bei dem die Beeinträchtigung der<br />

Betriebe nach dem Rückgang im Vorjahr<br />

wieder zugenommen hat. Die Attraktivität<br />

der Schwarzarbeit könnte, so Kammerexperte<br />

und Volkswirtschaftsreferent Udo Nistripke,<br />

z.B. durch die Einschränkung der<br />

Mehrwertsteuerfreiheit von Kleinstbetrieben<br />

verringert werden.<br />

Vergleich der Umfragen zu Entwicklungshemmnissen<br />

2003 bis 2010 (Angaben in Prozent)<br />

Hindernisse 2003 2005 2007 2009 2010<br />

Hohe Sozialabgaben 77,9 69,6 61,9 61,3 62,4<br />

Hohe Steuern 66,6 60,6 59,8 55,7 54,3<br />

Schwarzarbeit 41,2 43,5 34,7 29,7 32,4<br />

Gewerbeunfreundliche<br />

Kommunalpolitik 35,0 26,1 24,8 22,9 26,6<br />

Eigenkapitalschwäche 38,0 34,1 32,1 27,1 26,1<br />

Fehlendes Fachpersonal 6,7 10,9 16,4 11,5 21,7<br />

Fehlende Nachfrage 40,3 38,8 32,7 25,3 21,1<br />

Starke Konkurrenz 26,7 27,6 24,5 24,0 18,5<br />

Kreditvergabepraxis 25,0 23,8 16,5 19,2 16,1<br />

Schlechte Zahlungsmoral 32,7 23,3 18,5 14,9 14,3<br />

Verkehrsprobleme 13,2 8,2 7,6 7,6 13,2<br />

Ungünstiger Standort 15,0 13,1 11,4 5,6 7,0<br />

(1): Jeweils Prozentzahl der Unternehmen, die von dem jeweiligen Hindernis sehr stark<br />

oder stark in ihrer Entwicklung behindert werden; ohne Berücksichtigung der Betriebe,<br />

die keine Angaben machten.<br />

Die Unzufriedenheit mit der Kommunalpolitik<br />

hat in den Betrieben wieder zugenommen.<br />

Zur Begründung sagt Udo Nistripke:<br />

„Die Kommunalpolitik wird auch als Synonym<br />

für Probleme gesehen, die Kommunen<br />

wenig<br />

beeinfl ussen<br />

können, z.B.<br />

Strom- und<br />

Gaspreise.<br />

Außerdem<br />

verzögern<br />

finanziell<br />

klamme<br />

Kommunen<br />

Investitionen<br />

und damit<br />

Aufträge in<br />

der Straßeninstandsetzung.<br />

Oder<br />

sie erhöhen<br />

die Gewerbesteuer,<br />

was zu Unzufriedenheit<br />

in den<br />

Unternehmen<br />

führt.“<br />

Von der Eigenkapitalschwäche sahen sich<br />

26 Prozent der Handwerksbetriebe stark<br />

betroffen. Durch die sehr gute Konjunkturlage<br />

wurde das Hindernis „fehlende Nachfrage“<br />

nur noch von 21 Prozent der Betriebe<br />

als stark hinderlich empfunden. Zwei<br />

Jahre zuvor waren das noch 33 Prozent.<br />

Auch die Konkurrenz unter den Unternehmen<br />

wurde als Hindernis nur noch von 18<br />

Prozent angeführt und ist damit um sechs<br />

Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken.Keine<br />

größeren Probleme gab es mit<br />

der Kreditvergabepraxis der Banken. Nur<br />

16 Prozent der Betriebe werteten diese als<br />

starkes Entwicklungshemmnis. Das Problem<br />

mit schlechter Zahlungsmoral der<br />

Kunden benannten - fast wie im Jahr zuvor -<br />

14 Prozent der Betriebe, vor allem im<br />

Ausbauhandwerk.<br />

10


Höhepunkte<br />

11. Januar<br />

20 Jahre Handwerkerdemonstration<br />

Die <strong>Handwerkskammer</strong> erinnert mit einer<br />

Festveranstaltung an die am 9. Januar 1990<br />

DDR-weit einmalige Handwerkerdemonstration<br />

von 12.000 Handwerkern in<br />

<strong>Halle</strong>. Gemeinsam mit früheren Aktivisten<br />

blickten Dr. Rüdiger Fikentscher, Landtagsvizepräsident<br />

von Sachsen-Anhalt und<br />

Klaus Stroisch, Ehrenpräsident der <strong>HWK</strong><br />

und Mitinitiator der Demonstration, zurück.<br />

Ein Originalfi lm von der Demonstration wird<br />

gezeigt, anschließend eine Ausstellung mit<br />

Dokumenten und Bildern aus der Zeit eröffnet.<br />

13. bis 21. Februar<br />

„13. mitteldeutsche handwerksmesse“<br />

Am Gemeinschaftsstand Sachsen-Anhalts<br />

beteiligen sich 22 Firmen. Neben der traditionellen<br />

Verleihung der Umweltsiegel an<br />

fünf Unternehmen des Kammerbezirks war<br />

der geglückte Weltrekordversuch der Konditoreninnung<br />

Sachsen-Anhalts ein weiterer<br />

Höhepunkt: eine Torte in Form der<br />

Himmelsscheibe von Nebra mit einem Rekorddurchmesser<br />

von 3,05 Metern. Der Innovationspreis<br />

geht an zwei sächsische<br />

Unternehmen. Den Sonderpreis für die<br />

„Pfi ffi ge Idee“ gewinnt das Unternehmen<br />

Domglas Naumburg.<br />

7. Mai<br />

Tag der offenen Tür im BTZ<br />

Traditionell kommen Schulklassen und Interessierte<br />

aus dem Umkreis von <strong>Halle</strong> ins<br />

BTZ. Aber diesmal gibt es noch zwei weitere<br />

Höhepunkte. Kammerpräsident Thomas<br />

Keindorf eröffnet den ersten Lehrgang zum<br />

Kfz-Servicetechniker und weiht das neue<br />

Netzwerk CAN-Bus (Controller Area Network)<br />

in der Kfz-Werkstatt ein. Das Datensystem,<br />

das zur Diagnose von Fehlern in<br />

der Kfz-Elektrik dient, macht die Ausbildung<br />

der Lehrlinge auf neuestem technischen<br />

Stand möglich. Im Vorfeld wurde europaweit<br />

nach Anbietern für diese Technik gesucht<br />

und das Projekt ausgeschrieben.<br />

11


Höhepunkte<br />

10. Mai<br />

Neuer Internetauftritt<br />

Der neue Internetauftritt der <strong>Handwerkskammer</strong><br />

<strong>Halle</strong> (Saale) geht<br />

online. Die Webseiten<br />

der Kammer sind nutzerfreundlich<br />

und übersichtlich.<br />

Schneller und kompakter<br />

können die Nutzer jetzt<br />

an Informationen gelangen.<br />

Optimiert durch eine Begriffs-<br />

bzw. Themensuche<br />

und die Möglichkeit, den jeweiligen<br />

Ansprechpartner<br />

sofort per E-Mail oder Telefon<br />

zu kontaktieren, erweitert<br />

die Kammer ihren<br />

Service. Eine Vielzahl von Formularen, Anträgen<br />

und Dokumenten steht ab sofort<br />

zum Download zur Verfügung.<br />

20. Mai<br />

Vollversammlung ehrt „Beste Innung“<br />

und Lehrlinge<br />

Als „Beste Innung 2009“ wird die Landesinnung<br />

für das Elektromaschinenbauer-handwerk<br />

auf der Frühjahrsvollversammlung<br />

der Kammer geehrt. Die Innung mit dem<br />

Obermeister Karl-Heinz Melzer hat 25 Mitgliedsbetriebe<br />

mit 92 Mitarbeitern. Den 2.<br />

Platz belegt die Kooperation der Friseurinnung<br />

Anhalt-Zerbst und der Friseurinnung<br />

Bitterfeld, den 3. Platz die Innung des Gebäudereinigerhandwerks<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Ost /Süd. Die besten Lehrlinge des kammereigenen<br />

Ausbildungsvereins werden<br />

ausgezeichnet.<br />

8. Juli<br />

20. Jahrestag: Vereinigung des Handwerks<br />

Anlässlich des 20. Jahrestags der Wiedervereinigung<br />

des deutschen Handwerks ist<br />

eine <strong>HWK</strong>-Delegation in Zwickau zu Gast.<br />

Am 21. Juni 1990 proklamierten im „Ballhaus<br />

Neue Welt“ Handwerker und Vertreter<br />

von Handwerksorganisationen aus den<br />

zwei deutschen Staaten - drei Monate vor<br />

der politischen Vereinigung - ihren Zusamenschluss.<br />

Der damalige Slogan „Ein<br />

Handwerk - eine Stimme“ gilt bis heute.<br />

12


Höhepunkte<br />

3. August<br />

Kooperationsvertrag mit LandesSportBund<br />

Die Präsidenten der <strong>Handwerkskammer</strong><br />

<strong>Halle</strong>, Thomas Keindorf, und des Landes-<br />

SportBundes Sachsen-Anhalt e.V., Andreas<br />

Silbersack, unterzeichnen eine Kooperationsvereinbarung<br />

mit den künftigen partnerschaftlichen<br />

Beziehungen. Inhalt ist die<br />

Zusammenarbeit zwischen dem Landessportbund<br />

Sachsen-Anhalt und der <strong>Handwerkskammer</strong><br />

<strong>Halle</strong> zur Gesundheitsförderung<br />

in Unternehmen des Handwerks<br />

sowie bei der Begleitung der Ausbildungswege<br />

von Sportlern.<br />

23. August<br />

Sommerfreisprechung<br />

Bei der zweiten zentralen Sommerfreisprechung<br />

der Handwerksinnungen aus <strong>Halle</strong><br />

und dem Saalekreis im halleschen Maritim<br />

Hotel werden 300 junge Frauen und<br />

Männer von ihrer Lehre freigesprochen.<br />

Vor insgesamt 300 Anwesenden erhalten<br />

sie ihre Gesellenbriefe. Es sprechen: Kreishandwerksmeister<br />

Lothar Dieringer, <strong>Handwerkskammer</strong>präsident<br />

Thomas Keindorf,<br />

<strong>Halle</strong>s Oberbürgermeisterin Dagmar<br />

Szabados. Mit dem Ehrenpreis der Kreishandwerkerschaft<br />

<strong>Halle</strong>-Saalekreis wurde<br />

Robert Stedtler vom Betrieb YIT Germany<br />

GmbH <strong>Halle</strong> ausgezeichnet.<br />

24. September<br />

20 Jahre Bildungs- und Technologiezentrum<br />

Vor zwei Jahrzehnten, am 28. August 1990,<br />

empfi ng das Handwerk in <strong>Halle</strong>-Osendorf<br />

hohen Besuch. Der letzte Ministerpräsident<br />

der DDR, Lothar Maizière, und der<br />

damalige Bundeskanzler der Bundesrepublik<br />

Deutschland, Dr. Helmut Kohl, eröffneten<br />

ein „DDR-Pilotprojekt“. Jetzt begeht<br />

das Handwerk mit einer Festveranstaltung<br />

das 20-jährige Jubiläum des Bildungsund<br />

Technologiezentrums (BTZ) der <strong>Handwerkskammer</strong>.<br />

Neben Wirtschaftsminister<br />

Reiner Haseloff kommen zahlreiche Gäste<br />

aus Handwerk, Politik und Wirtschaft.<br />

13


Höhepunkte<br />

26. September<br />

Freischlagung der Zimmerer<br />

Die <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong> schlägt alle<br />

Zimmerergesellen nach ihrer dreijährigen<br />

Lehrzeit frei. Sie haben erfolgreich die Gesellenprüfung<br />

2010 bestanden. Mit der sogenannten<br />

„Nagelprobe“ beweisen sie ihr<br />

Können. Höhepunkt ist auch der „Zimmermannsklatsch“,<br />

der von Altgesellen vorgetragen<br />

wird, sowie das „Trudeln“ des besten<br />

Gesellen.<br />

30. September<br />

Ehrung der „Gold- und Altmeister“<br />

110 Handwerkssenioren und -seniorinnen<br />

kommen zur Feier. Mit dem Goldenen Meisterbrief<br />

und damit zum 50-jährigen Jubiläum<br />

der Meisterprüfung werden zehn Meisterinnen<br />

und 68 Meister aus 24 Gewerken<br />

geehrt. Die Mehrzahl der Geehrten hat sich<br />

1960 der Meisterprüfung gestellt. 31 Meister<br />

aus 20 Gewerken werden mit dem Altmeisterbrief<br />

- dem 30-jährigen Jubiläum<br />

der Meisterprüfung - geehrt. Elektroinstallateurmeister<br />

Dieter Fornell aus Aken hatte<br />

genau an diesem Tag vor 50 Jahren seine<br />

Prüfung abgelegt.<br />

3. Oktober<br />

Seifenkistenrennen im Burgenlandkreis<br />

Am Tag der deutschen Einheit präsen tiert<br />

sich das Handwerk in seiner ganzen Größe<br />

im Burgenlandkreis, in der Stadt Hohenmölsen.<br />

Hier veranstaltet es gemeinsam<br />

mit der Stadt ein Seifenkistenrennen, um<br />

Jugendliche für das Handwerk zu interessieren.<br />

Teams aus dem Handwerk, aus<br />

dem Bildungs- und Technologiezentrum der<br />

<strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong> und dem Agricola<br />

Gymnasium aus Hohenmölsen beteiligen<br />

sich. 16 Seifenkisten gehen an den<br />

Start. Sieger mit der schnellsten Zeit wird<br />

Rübner Automobile GmbH. Das schönste<br />

Auto stellt Hairtrend by Reinhardt GmbH.<br />

14


Höhepunkte<br />

26. Oktober<br />

Fahrt in den Landtag<br />

19 Vertreter von Handwerksunternehmen<br />

aus dem Burgenlandkreis beteiligen<br />

sich an der von der Kammer organisierten<br />

Landtagsfahrt nach Magdeburg. Sie treffen<br />

den CDU-Abgeordneten ihres Wahlkreises<br />

(Naumburg) Felix Sturm, um mit ihm zu diskutieren<br />

und eigene Interessen zu vertreten.<br />

Auf der Agenda: die Vorschläge für die<br />

neuen Rundfunkgebühren, der Missbrauch<br />

der Umsatzsteuerbefreiung, die Konkurrenz<br />

durch Hausmeisterfi rmen, Schwarzarbeit<br />

und Nachwuchssorgen im Handwerk.<br />

26. November<br />

Meisterfeier in der Händel-<strong>Halle</strong><br />

Die 19. Meisterfeier steht unter dem Motto<br />

„Innovation“. Vor 1.300 Gäste werden 215<br />

Meisterbriefe übergeben. 25 Betriebswirte<br />

und 23 Gebäudeenergieberater bestanden<br />

die Fortbildungsprüfungen. Der eintausendste<br />

Meisterbrief an eine Jungmeisterin<br />

wurde übergeben. Als Ehrengast wurde Ulf<br />

Merbold, Physiker und Astronaut und nach<br />

Sigmund Jähn der zweite Deutsche im All,<br />

gewonnen. Auch der Wirtschaftsminister Dr.<br />

Reiner Haseloff ist unter den Gratulanten.<br />

9. Dezember<br />

Handwerkstag ehrt beste Junghandwerker<br />

Der Handwerkstag Sachsen-Anhalt zeichnet<br />

in Aschersleben die leistungsstärksten<br />

Junghandwerker des Landes aus. Der Leistungswettbewerb<br />

des Deutschen Handwerks<br />

- Profi s leisten was (PLW) - fand<br />

in 34 Handwerksberufen statt. Aus den<br />

Wettbewerben gehen 43 Kammer-, 27<br />

Landes- und drei Bundessieger hervor.<br />

Ausgezeichnet werden die „Vorbildlichen<br />

Ausbildungsbetriebe 2010“. Die Sieger des<br />

von der Kammer ausgelobten Wettbewerbs<br />

sind: Maler Klauke GbR, Artis Dent GmbH,<br />

Klenner GmbH, Rißmann Zahntechnik,<br />

Klotz Metallbau GmbH, Friseur & Kosmetik<br />

GmbH.<br />

15


Vollversammlungen<br />

Die Vollversammlung ist das Beschlussorgan<br />

der <strong>Handwerkskammer</strong>. Als Parlament<br />

des Handwerks im Kammerbezirk<br />

bestimmt sie die Umsetzung der grundsätzlichen<br />

Kammeraufgaben und entscheidet<br />

z.B. über den Wirtschaftsplan und den<br />

Jahresabschluss. Gewählt wird die Vollversammlung<br />

(insgesamt 36 Mitglieder, davon<br />

24 Arbeitgeber- und zwölf Arbeitnehmervertreter/Gesellen)<br />

von den Mitgliedern der<br />

<strong>Handwerkskammer</strong> für fünf Jahre.<br />

43. Vollversammlung am 20. Mai<br />

Im Fokus: EU-Finanzpolitik, Ein-Euro-Jobs,<br />

Bürokratie im Handwerk und<br />

Nachwuchskräftemangel<br />

Der Kammerpräsident Thomas Keindorf<br />

refl ektierte in seiner Rede die fi nanzielle<br />

und wirtschaftliche Schiefl age in Europa<br />

und kritisierte die EU als derzeitige “Transfer-<br />

und keine Stabilitätsunion“. Er beanstandete<br />

die „atemberaubende Geschwindigkeit,<br />

mit der die Hilfe durch die Instanzen<br />

gepeitscht wurde“. Als Forderungen an die<br />

Adresse der Politik und an den Gastredner<br />

Dieter Steinecke (Landtagspräsident<br />

von Sachsen-Anhalt) führte er den Abbau<br />

der Bürokratie, die Abschaffung der „kalten<br />

Progression“ und des „Mitttelstandsbauches“<br />

an. Den Rahmenbedingungen für das<br />

Handwerk in Sachsen-Anhalt könne man<br />

gute Noten geben, sagte Keindorf, nur die<br />

Bürokratielast müsse geringer werden.<br />

Kammerpräsident Thomas Keindorf<br />

über Bürokratie im Handwerk<br />

„Als Beispiel möchte ich die von vielen<br />

meiner Handwerkskollegen immer<br />

wieder beklagte Bürokratielast nennen.<br />

Für kleine Betriebe sind so manche Berichts-<br />

oder Nachweispfl ichten kaum rationell<br />

nachvollziehbar. Da sitzt dann der<br />

Chef vor Statistiken, statt sich um neue<br />

Aufträge kümmern zu können (..) Der<br />

Verzicht auf die E-Signatur für elektronische<br />

Rechnungen zum Beispiel, die Anhebung<br />

der Bilanzierungsgrenzen oder<br />

die Option zu einer zweijährigen Steuerveranlagung<br />

kosten nichts, könnten<br />

jedoch die Betriebe spürbar entlasten.“<br />

Ausdrücklich begrüßte der Präsident die<br />

Sparpolitik, um die Haushalte zu konsolidieren.<br />

Er plädierte aber dafür, bestimmte<br />

Bereiche wie die Bildungspolitik und die<br />

energetische Gebäudesanierung davon<br />

auszunehmen. Keindorf kündigte die Unterzeichnung<br />

eines Fachkräftepaktes innerhalb<br />

des Landes an. Mit Sorge betrachte<br />

er die Entwicklung der Ausbildungszahlen<br />

im Kammerbezirk und generell den Nachwuchs<br />

im Handwerk. Die Zahl der Bewerber<br />

für einen Ausbildungsplatz halbierte sich<br />

in den letzten fünf Jahren (2005: 30 276,<br />

2010: 14 538).<br />

Kammerpräsident Thomas Keindorf<br />

über Nachwuchsmangel im Handwerk<br />

„Im Kammerbezirk gab es am 31.12.2007<br />

noch 2.625 neue Verträge, 2010 rund<br />

900 weniger. Das sind 20,1 Prozent oder<br />

ein Fünftel Verlust. (..) Die Zahlen (aber)<br />

sagen noch nichts über die Qualität der<br />

Schulabgänger aus. Sehr oft suchen die<br />

leistungsstarken und fl exiblen Absolventen<br />

ihre Zukunft in anderen Branchen.<br />

Das Handwerk wird zu selten als Lebensperspektive<br />

angesehen. Nicht selten<br />

werden wir sogar als Auffangbecken für<br />

die leistungsschwächeren Schulabgänger<br />

betrachtet. Für das Handwerk ist das<br />

äußerst schädlich. Wir müssen daher um<br />

unseren Nachwuchs kämpfen.“<br />

Die dreizehnjährige Arbeit des kammereigenen<br />

Ausbildungsvereins wurde gelobt.<br />

Gleichzeitig forderte der Präsident eine<br />

bessere Informationspolitik über das Handwerk,<br />

die frühzeitige Berufsorientierung bereits<br />

im Kindergarten und den Kontakt der<br />

Ausbildungsberater zu den Schulen. Die<br />

Imagekampagne des Handwerks biete hier<br />

auch wertvolle Unterstützung.<br />

Bekanntgegeben wurde die neue Mitgliedschaft<br />

der <strong>HWK</strong> in der Europäischen<br />

Bewegung Sachsen-Anhalts.<br />

16


Vollversammlungen<br />

44. Vollversammlung am 25. November<br />

Im Fokus: die Stiftungsprofessur der <strong>HWK</strong>,<br />

der geförderte Arbeitsmarkt, das strukturelle<br />

Altersproblem sowie Nachwuchskräftemangel<br />

im Handwerk<br />

Auf der 44. Vollversammlung forderte<br />

der Kammerpräsident Thomas Keindorf<br />

mehr ökonomisches Wissen der Jugendlichen<br />

und verwies<br />

auf die gemeinsam<br />

mit den Industrie-<br />

und Handelskammern<br />

in<br />

<strong>Halle</strong> und Magdeburg<br />

sowie der<br />

<strong>Handwerkskammer</strong><br />

Magdeburg<br />

geschaffene Stiftungsprofessur<br />

an der Magdeburger<br />

Otto-von-Guericke-Universität.<br />

Ab 2011 sollen<br />

hier Lehrer im Schulfach Wirtschaft ausgebildet<br />

werden. Die vier Wirtschaftskammern<br />

beteiligen sich an der Ausgestaltung<br />

des Lehrplans. Als aktuelle<br />

Probleme des Handwerks nannte Keindorf<br />

Kammerpräsident Thomas Keindorf<br />

über den geförderten Arbeitsmarkt in<br />

Sachsen-Anhalt<br />

„Auf dem Papier stehen zum Beispiel<br />

niedrig schwellige Betreuungsleistungen.<br />

Matthias Stenzel (Stellv. Obermeister<br />

Gebäudereinigerinnung Sachsen-Anhalt<br />

Ost/Süd) dagegen berichtet, dass im<br />

Pfl egebereich bis zu 100 Stellen im Gebäudereinigerhandwerk<br />

durch Ein-Euro-Jobber<br />

verdrängt werden. Auch aus<br />

dem Bauhandwerk erreichen uns immer<br />

wieder Nachrichten, dass Ein-Euro-Kräfte<br />

Klassenräume renovieren oder Schulhöfe<br />

pfl astern. Das sind, zugegeben, nur<br />

Einzelfälle, aber auch Einzelfälle vernichten<br />

eventuell reguläre Arbeit dauerhaft.<br />

Wir begrüßen daher, dass sich die<br />

Bundesanstalt für eine Reduzierung der<br />

Maßnahmen ausgesprochen hat. Noch<br />

besser wäre aus Sicht des Handwerks<br />

(..) Ein-Euro-Jobs ganz abzuschaffen.“<br />

den geförderten Arbeitsmarkt und die zurückgehenden<br />

Fachkräftezahlen. Mehr als<br />

die Hälfte der bundesweit bestehenden geförderten<br />

Arbeitsgelegenheiten stellen -<br />

trotz des bestehenden Orientierungskatalogs<br />

- eine abgabenfi nanzierte Konkurrenz<br />

zum ersten Arbeitsmarkt dar (Quelle: Bundesgerichtshof).<br />

Der Präsident appellierte<br />

an das Handwerk, personelle Reserven<br />

zu schaffen und sprach das strukturelle Altersproblem<br />

an. Im<br />

meisterpflichtigen<br />

Handwerk stieg<br />

von 2004 bis 2009<br />

der Anteil von betriebsleitenden<br />

Personen über<br />

61 Jahre im Kammerbezirk<br />

von<br />

11,7 Prozent auf<br />

17 Prozent. Jeder<br />

sechste Meister<br />

hat die Sechzig<br />

bereits überschritten.<br />

Tendenz steigend.<br />

Die Zahl der unter Vierzigjährigen<br />

in betriebsleitender Position sank von 26,5<br />

Prozent auf 17,4 Prozent. Den Abschluss<br />

des Fachkräftesicherungspaktes, der bereits<br />

seit 2008 über den Handwerkstag eingefordert<br />

wurde, wertete er als Erfolg.<br />

Die Jugend von den Berufen und Karrierechancen<br />

im Handwerk zu überzeugen,<br />

müsse dem gesamten Handwerk am<br />

Herzen liegen. Die Imagekampagne wirke<br />

da unterstützend. Der Kammerpräsident<br />

Thomas Keindorf forderte die Initiative des<br />

gesamten Handwerks für die Nachwuchssicherung.<br />

Dass die Frauen eine wichtige<br />

Rolle im Handwerk spielen, betonte<br />

der Präsident. 1000 Meisterinnen hat die<br />

Kammer von 1992 bis 2010 ausgebildet.<br />

Von den rund 15.200 Handwerksbetrieben<br />

wird jeder sechste (2.551) von einer Frau<br />

geleitet.<br />

Als weitere Zielgruppen, die für das<br />

Handwerk geworben werden sollen, nannte<br />

er Migranten und erfahrene Fachkräfte. Die<br />

Erhöhung des Rentenalters auf 67 begrüßt<br />

das Handwerk. Die Verbesserung der Zusammenarbeit<br />

der Kammer mit den Innungen<br />

sollte ein weiteres Ziel 2011 sein.<br />

17


Unternehmensbetreuung<br />

Die 14 Berater der Abteilung Unternehmensbetreuung<br />

richteten ihr Angebot an<br />

den Bedürfnissen ihrer Mitgliedsbetriebe<br />

aus. In Fragen zur Betriebswirtschaft, zur<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie,<br />

zu Technik und Umweltschutz, zur<br />

Existenzgründung<br />

ebenso wie zur Innovation,<br />

zum Technologietransfer<br />

und<br />

zu Rechtsthemen<br />

standen sie Mitgliedsbetrieben<br />

und<br />

Existenzgründern<br />

zur Seite. In drei<br />

regionalen Beratungsbüros<br />

(<strong>Halle</strong>,<br />

Dessau, Weißenfels)<br />

berieten und<br />

betreuten sie die<br />

Unternehmen. Auf<br />

Wunsch kamen sie<br />

aber auch direkt<br />

bei den Betrieben<br />

vorbei. Die individuelle<br />

Betreuung rückt immer mehr in den<br />

Fokus der Beratertätigkeit der Kammer.<br />

2010 lagen die Schwerpunkte der Beratungsgespräche<br />

wie schon in den Jahren<br />

davor auf Existenzgründungsberatungen,<br />

Beratungen zur Nachfolge sowie zu fi nanziellen<br />

Schwierigkeiten. Festzustellen war,<br />

dass es nur wenige Existenzgründungen<br />

im meisterpfl ichtigen Handwerk gab. Durch<br />

die Meisterausbildung werden betriebswirtschaftliche<br />

Kenntnisse vermittelt. Diese<br />

fehlten den Gründern in den zulassungsfreien<br />

Gewerken aber häufi g. Der Beratungsbedarf<br />

war dementsprechend groß.<br />

Positiv sahen die Berater, dass viele<br />

Gründer mit festen Vorstellungen zum Gespräch<br />

kommen. Fünf Berater standen<br />

allein im Bereich Betriebswirtschaft zur Verfügung.<br />

Sie absolvierten 85 Außensprechtage,<br />

an denen insgesamt 232 Unternehmer<br />

und Existenzgründer beraten wurden.<br />

Viele Fragen galten dem KfW-Förderprogramm<br />

„Gründercoaching“. Existenzgründer<br />

können - im Rahmen des Programms<br />

- einen Berater hinzuziehen und dessen<br />

Kosten anteilig (bis zu maximal 4.500 Euro<br />

in den neuen Bundesländern) staatlich fördern<br />

lassen. Weiterhin enthalten im Gründercoaching:<br />

die Weiterbildung im kaufmännischen<br />

Bereich und Marketing. Die <strong>HWK</strong><br />

fungiert hier als Regionalpartner der KfW:<br />

Die <strong>HWK</strong>-Berater nehmen nicht nur die<br />

Förderanträge entgegen,<br />

sie unterstützen<br />

die Unternehmen<br />

sowohl bei<br />

der Antragstellung<br />

als auch bei den<br />

Beraterverträgen<br />

und deren Abrechnung.<br />

2008 wurden<br />

zwei Anträge gestellt,<br />

2009 bereits<br />

80 und 2010 stieg<br />

die Antragszahl auf<br />

100.<br />

Gemeinsam mit<br />

der KfW und der Investitionsbank<br />

des<br />

Landes Sachsen-<br />

Anhalt wurden drei<br />

Sprechtage zu unterschiedlichsten Finanzierungsthemen<br />

im Rahmen von Existenzgründungen<br />

und Betriebserweiterungen<br />

durchgeführt. Die Beratungen zu Betriebsübergaben<br />

bzw. -übernahmen wurden von<br />

vielen Unternehmen genutzt.<br />

Immer mehr Unternehmer planen ihre<br />

Nachfolge und suchen frühzeitig die Beratung.<br />

Schließlich sind am Anfang viele<br />

Fragen offen, z. B.: Wann ist der richtige<br />

Zeitpunkt zur Abgabe? Wo fi nde ich einen<br />

Nachfolger bzw. ein Interessent den richtigen<br />

Betrieb? Was ist steuerlich zu beachten?<br />

Welche Fördermittel können eingebunden<br />

werden? Was wird mit vorhandenen<br />

Schulden? Die durchschnittliche Vorbereitungs-<br />

und Umsetzungszeit für die Nachfolge<br />

geben die Kammerexperten mit zwei<br />

Jahren an.<br />

Um die Mitgliedsbetriebe optimal vorzubereiten,<br />

wurden Veranstaltungen gemeinsam<br />

mit Steuerberatern und Rechtsanwälten<br />

organisiert. Außerdem engagiert sich<br />

die <strong>HWK</strong> als Gründungsmitglied des Netzwerkes<br />

Nachfolge und arbeitet hier eng mit<br />

den drei anderen Wirtschaftskammern des<br />

Landes zusammen.<br />

18


Unternehmensbetreuung<br />

Erstmalig führte das Netzwerk die gemeinsame<br />

„nexxt-night“ in Staßfurt durch,<br />

bei der Seniorunternehmer und potenzielle<br />

Nachfolger zu verschiedenen Aspekten<br />

Umfrage der gewerblichen Kammern<br />

in <strong>Halle</strong> (Saale) und zu Leipzig unter<br />

1.800 Unternehmen (2010):<br />

Für knapp ein Drittel der Unternehmer in<br />

Mitteldeutschland steht die Betriebsübergabe<br />

in den nächsten fünf Jahren an. Die<br />

Hälfte der befragten Firmen hat einen<br />

Notfallplan für den Krankheits- oder Todesfall.<br />

Ein Großteil der Betriebe informiert<br />

sich über die Thematik. Als besonders<br />

schwierig sehen mehr als die Hälfte<br />

der Unternehmen die Suche nach einem<br />

geeigneten Nachfolger an. Bei mehr als<br />

einem Drittel ist die Finanzierung durch<br />

den Nachfolger unsicher, da die Vorstellungen<br />

über den Kaufpreis oft differieren.<br />

der Unternehmensnachfolge informiert und<br />

zur Kontaktanbahnung zusammengeführt<br />

wurden. Mit 80 Teilnehmern stieß die Veranstaltung<br />

auf großes Interesse. Eine Wiederholung<br />

ist angedacht. Außerhalb der direkten<br />

Nachfolge-Beratungen sorgt die<br />

Kammer bereits in den Existenzgründungsveranstaltungen<br />

für Informationen rund um<br />

die Betriebsübergabe/-nahme.<br />

An Gesprächen zu Liquiditätsproblemen<br />

bestand 2010 großes Interesse, obwohl<br />

sich die Wirtschaftskrise aufgrund der relativen<br />

Unabhängigkeit des Handwerks<br />

vom Export kaum auf das Handwerk auswirkte.<br />

Gerade diese Beratungen waren<br />

zeitintensiv, da sich die Kammerexperten<br />

dafür mit den komplexen Unternehmensstrukturen<br />

befassen und alle unternehmerischen<br />

Aspekte berücksichtigt werden<br />

mussten. Waren Banken nicht bereit, Unternehmen<br />

bei fi nanziellen Engpässen Kredite<br />

zu geben, vermittelten die Berater Kontakte<br />

zur Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt.<br />

Diese übernimmt Ausfallbürgschaften von<br />

bis zu 80 Prozent. Voraussetzung: ein<br />

schlüssiges Unternehmenskonzept für ein<br />

Finanzierungsvorhaben. Bevor die Ausfallbürgschaft<br />

vergeben wird, werden Situation<br />

und die Perspektiven des Unternehmens<br />

durch die Kammerexperten untersucht und<br />

Stellungnahmen für die Bürgschaftsbank<br />

formuliert. 35 Stellungnahmen für Bürgschaftsanträge<br />

legten die Berater vor und<br />

setzten sich für ihre Bewilligung ein. Gegenüber<br />

2009 waren das fünf Anträge mehr.<br />

Im Rahmen des KfW-Projektes ”Runder<br />

Tisch” wurden 17 Anträge von Unternehmen<br />

- unterstützt von der Kammer - gestellt.<br />

Gefördert werden kleine und mittlere<br />

Unternehmen, die trotz guter Marktchancen<br />

durch eine anders verlaufende wirtschaftliche<br />

Entwicklung in Schwierigkeiten geraten<br />

sind. Die Beratung soll Schwachstellen offenlegen,<br />

Maßnahmenvorschläge zur Überwindung<br />

der Schwierigkeiten entwickeln<br />

und eine Fortführungsprognose abgeben.<br />

Sechs Anträge betreute die Kammer im<br />

Rahmen des KfW-Projektes ”Turn around<br />

Beratung“. Gefördert werden kleine und<br />

mittelständische Unternehmen in wirtschaftlichen<br />

Schwierigkeiten, bei denen bereits<br />

eine positive Fortführungsprognose<br />

vorliegt.<br />

Wichtige Aspekte in der Unternehmensführung<br />

sollten Risikomanagement und<br />

Controlling sein, raten die Kammerexperten.<br />

Die meisten Handwerksbetriebe verfügen<br />

über wenig Eigenkapital und müssen<br />

genau kalkulieren. Für 2011 ist deshalb<br />

eine spezielle Veranstaltungsreihe „Controlling“<br />

geplant.<br />

Viele Unternehmen ließen sich zu möglichen<br />

Finanzierungen und Förderungen zukünftiger<br />

Investitionen beraten. Nachgefragt<br />

war auch die technische Beratung. Zwei<br />

Berater standen den Kammerbetrieben hier<br />

zur Seite. Im Fokus der Beratungen standen<br />

technische Stellungnahmen, Auskünfte<br />

und Recherchen im Rahmen von Zahlungsauseinandersetzungen<br />

und Abnahmeverweigerungen,<br />

Auskünfte zu Mietspiegeln<br />

und Vergleichsmieten, die Betriebsorganisation,<br />

innerbetriebliche Abrechnungs- und<br />

Meldesysteme zur Nachkalkulation der Aufträge.<br />

Die Unternehmen wurden bei Bauanträgen<br />

und Nutzungsänderungen und beim<br />

Aufbau sowie der Pfl ege von QM-Systemen<br />

unterstützt.<br />

19


Unternehmensbetreuung<br />

Weitere Anfragen betrafen die CE-Kennzeichnungspflicht,Rentabilitätsberechnungen<br />

von Investitionen, eine optimierte<br />

Personalführung sowie die Kontrolle und<br />

Nachweisführung der Hygienevorschriften.<br />

Im Rahmen des KfW-Projektes „Energieeffizienzberatung“<br />

ist die <strong>Handwerkskammer</strong><br />

Regionalpartner der KfW. Die Berater<br />

begleiten die Unternehmen von der<br />

Antragstellung bis zur Abrechnung. 21<br />

Anträge wurden bearbeitet. Zur Abrechnung<br />

und Vorbereitung der Auszahlung der<br />

Fördermittel müssen die Unterlagen geprüft<br />

und zur KfW nach Berlin weitergeleitet<br />

werden. Mit den Regionalpartnern der<br />

KfW im Land Sachsen-Anhalt wurde für die<br />

Energieberater und Unternehmen<br />

eine Informationsveranstaltung<br />

durchgeführt.<br />

Innerhalb der Innovationsberatung<br />

(durch<br />

die BIT-Beratungsstelle für<br />

Innovation und Technologie<br />

der Kammer) wurden 30 Innovationsprojekte<br />

bearbeitet.<br />

Davon waren 20 Anmeldungen<br />

auf Marken. Diese<br />

wurden meistens direkt<br />

über die regionale Patentauslegestelle<br />

beim Deutschen<br />

Patent- und Markenamt<br />

München angemeldet.<br />

Durch die intensive Zusammenarbeit<br />

zwischen Betrieb und der BIT-<br />

Stelle sowie weiteren Partnern (z.B. den<br />

Patentauslegestellen) konnten die Unternehmer<br />

ihre Innovation sichern. Im Bereich<br />

Technologietransfer standen die verschiedensten<br />

Fragen um Fertigungsverfahren,<br />

Lieferantenanfragen, Produktanfragen<br />

auf der Agenda. 32 Lehrgangsberatungen<br />

liefen zu den Themen Einstellungszusage<br />

und Personalentwicklungskonzepte in<br />

Unternehmen.<br />

Für die Unternehmen zu beachten sind<br />

rund 1.000 Vorschriften im Umwelt- und Arbeitsrecht.<br />

Ob Abfallentsorgung oder Baurecht,<br />

über Energie, Gefahrstoffe, Gewässer-<br />

und Immissionsschutz bis hin zum<br />

Versicherungsschutz - alles muss rechtmäßig<br />

organisiert werden. Die Kammer<br />

hält auch hier ein Beratungsangebot bereit.<br />

Beraten wurde zur Umsetzung der sicherheitstechnischen<br />

und arbeitsmedizinischen<br />

Betreuung z.B. für Friseurunternehmen<br />

innerhalb des „Friseurprojektes“,<br />

zu dem 17 Neuanträge eingingen; zu Umweltmanagementsystemen,<br />

zu Berufsgenossenschaften<br />

und zu Gefahrgut und<br />

Fahrpersonalrecht.<br />

Das seit 2001 in Sachsen-Anhalt für<br />

das Handwerk eingeführte Umweltsiegel<br />

konnte bisher an 60 Handwerksbetriebe<br />

verliehen werden. Das Umweltsiegel<br />

ist ein Synonym für den eigenverantwortlichen<br />

betrieblichen Umweltschutz der Unternehmen.<br />

2010 konnten vier Firmen das<br />

Umweltsiegel erstmalig erhalten, drei Betrieben<br />

wiederum wurde es nach erfolgreicher<br />

Überprüfung erneut zugesprochen.<br />

Das Umweltsiegel ist ein Angebot<br />

für Handwerksbetriebe, die ihre Umweltauswirkungen<br />

analysieren und diesbezügliche<br />

Schwachstellen beseitigen wollen.<br />

Eine umweltorientierte Unternehmensführung<br />

und der Aufbau von Umweltmanagementstrukturen<br />

werden unterstützt. Neben<br />

dem Umweltschutz zielen die Interessen<br />

der Unternehmen natürlich auf Wirtschaftlichkeit<br />

bzw. geringere Betriebskosten. Die<br />

Unternehmen ließen sich deshalb besonders<br />

zu Möglichkeiten der Energieeinsparung,<br />

zur Abfallvermeidung und zur Senkung<br />

des Wasserverbrauches beraten.<br />

Die Nutzung alternativer Energien<br />

spielt auch für Handwerksbetriebe eine<br />

Rolle. Die Kammer war deshalb mit einem<br />

20


Unternehmensbetreuung<br />

Extra-Ausstellungsstand mit dem Schwerpunkt<br />

der Energieberatung für Haus, Wohnung<br />

und Fahrzeuge sowohl auf der Messe<br />

Saalebau in <strong>Halle</strong> als auch auf der „mitteldeutschen<br />

handwerksmesse“ in Leipzig<br />

vertreten.<br />

Messen bieten für Handwerksbetriebe<br />

ein Forum, ihre Produkte und Dienstleistung<br />

einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.<br />

Auch hier ist die Kammer ein wichtiger<br />

Partner. Die Berater unterstützen bei der<br />

Fördermittelberatung bis zum Standbau,<br />

von der Gestaltung der Messeunterlagen<br />

bis zur Organisation des Messeauftritts.<br />

35 Unternehmen suchten die individuelle<br />

Messeberatung der Kammer. Zusammen<br />

mit den Kreishandwerkerschaften<br />

wurden fünf Beratungstermine organisiert.<br />

Auf der „mitteldeutschen handwerksmesse“<br />

stellte die Kammer ihren Mitgliedern einen<br />

Gemeinschaftsstand zur Verfügung. Acht<br />

Unternehmen von insgesamt 18 Ausstellern<br />

aus dem Kammerbezirk nutzten diese<br />

Möglichkeit.<br />

Auch wenn bisher nur wenige Handwerksbetriebe<br />

„Social media“ (Netzwerke<br />

wie Xing, Facebook, Twitter) für ihre Kommunikation<br />

mit den Kunden nutzen, wenden<br />

viele das Internet zur Darstellung ihres Unternehmens<br />

und zum Vertrieb an. Viele<br />

Nachfragen an den Berater I & K Technologien<br />

galten Shopsystemen und Online-<br />

Marketing. Nach Einschätzung des Kammerexperten<br />

Sven Sommer ergeben sich<br />

Die am häufi gsten gestellten Fragen<br />

bezüglich des Internets 2010:<br />

• Ich möchte meine Produkte/Dienstleistung<br />

im Internet verkaufen, wie<br />

kann ich das?<br />

• Ich möchte mein Unternehmen im<br />

Internet darstellen, wie fange ich<br />

an?<br />

• Wie kann ich elektronische Ausschreibungen<br />

bearbeiten?<br />

• Welche Software, betriebswirtschaftlich<br />

oder branchenbezogen,<br />

empfehlen Sie mir?<br />

• Ich habe eine bestimmte Technik.<br />

Was muss ich bei Neuanschaffung<br />

beachten?<br />

folgende Beratungsschwerpunkte für die<br />

nächsten Jahre: Bearbeitung elektronischer<br />

Ausschreibungen und digitale Signatur, Online-Marketing<br />

und Verkaufsförderung, Datensicherheit,<br />

Risiken in sozialen Netzwerken,<br />

Umstellung von PC auf Windows 7 und<br />

dazugehöriger Software. Gefahren, die bei<br />

der Nutzung des Internets bereits auftauchten,<br />

sind: die Unvollständigkeit des Impressums<br />

(die Rechtsprozesse nach sich ziehen<br />

kann), das Urheberrecht, falsche AGBs,<br />

veraltete Software, Betrug über Fernzugriff<br />

oder Computerdefekt mit einem Totalverlust<br />

aller Daten.<br />

Durch den neuen Internetauftritt<br />

der Kammer (am 10. Mai 2010) haben<br />

die Berater eine Fülle von Informationen<br />

in Dokumenten und Flyern online gestellt,<br />

die für Handwerksbetriebe relevant und<br />

aktuell sind. Der Unternehmer kann sich<br />

jetzt zu Veranstaltungen online anmelden<br />

und eine Vielzahl von Formularen,<br />

aber auch Anträge und Informationsblätter<br />

auf seinen Rechner herunterladen. Über<br />

eine Stichwort- und Ansprechpartnersuche<br />

fi nden die Mitgliedsbetriebe noch leichter<br />

ihren zuständigen Ansprechpartner.<br />

Wichtige Broschüren wie „Start im Handwerk“,<br />

in der alle Schritte der Existenzgründung<br />

dargestellt werden, wurden überarbeitet<br />

und aktualisiert. Veranstaltungsreihen<br />

wie die Begrüßungsabende und „<strong>HWK</strong><br />

vor Ort“ fanden erfolgreich Fortsetzung.<br />

Themen waren hier insbesondere „Marketing“<br />

und die „Neue Energieeinsparverordnung<br />

für Gebäude (EnEV)“.<br />

Start im<br />

Handwerk<br />

Fit für die Selbstständigkeit<br />

21


Unternehmensbetreuung<br />

Die Beratungen zu Rechtsfragen<br />

wurde von vielen Betrieben in Anspruch<br />

genommen, bietet die Kammer doch eine<br />

kostenfreie Erstauskunft für ihre Mitglieder<br />

an. Die juristischen Experten der Kammer<br />

gaben Auskunft zu Kauf-, Miet- und Pachtverträgen,<br />

zu der VOB und den AGBs, zu<br />

Rechtsformen von Unternehmen, zum<br />

Handels- und Gesellschaftsrecht, zum<br />

Wettbewerbsrecht und zum Vergabe- und<br />

Vertragsrecht.<br />

Durch die drei Juristen der <strong>HWK</strong> sind<br />

ca. 4.000 Rechtsberatungen abgehalten<br />

worden. Die meisten Anfragen erfolgten telefonisch,<br />

10 Prozent der Anfragen erreichten<br />

die Experten per E-Mail, fünf Prozent<br />

auf dem Postweg und zehn Prozent per Telefax.<br />

In 270 Fällen erfolgte die Beratung in<br />

den Geschäftsräumen der Kammer. In 60<br />

weiteren Fällen wurden die Rechtsberater<br />

an den Außensprechtagen (in Weißenfels,<br />

Eisleben, Dessau/Wittenberg) durch die<br />

Unternehmer in Anspruch genommen.<br />

Viele Anfragen kamen zum Thema<br />

Rundfunkgebühren. Die Diskussionen um<br />

den 15. Rundfunk änderungsstaatsvertrag<br />

riefen im Handwerk großen Unmut hervor.<br />

Ab 2013 wird die gerätebezogene Erhebung<br />

der Rundfunkgebühr durch einen<br />

wohnungs- und betriebsstättenbezogenen<br />

Rundfunkbeitrag abgelöst. Dieser ist nicht<br />

mehr an den Besitz eines Rundfunkempfängers<br />

geknüpft, sondern wird je Wohnung<br />

oder Betriebsstätte bzw. je nicht privat genutztem<br />

Fahrzeug erhoben.<br />

Die Kammer rügte gegenüber der Landesregierung<br />

den Entwurf. In ihrer Kritik:<br />

die vorgesehene mittelstandsfeindliche<br />

Staffelung der Beitragshöhe, die zusätzliche<br />

Einbeziehung von gewerblichen Fahrzeugen,<br />

die separate Erfassung von Filialen/<br />

Betriebstätten und die insgesamt<br />

ungerechte Lastenverteilung. Trotz der<br />

massiven Einwände wurde der Staatsvertrag<br />

am 15. Dezember 2010 durch die<br />

Ministerpräsidentenkonferenz unterzeichnet.<br />

Kleinere Veränderungen gab es noch.<br />

Gegenüber der ursprünglichen Planung<br />

wurde die von der Beschäftigtenzahl abhängige<br />

Beitragsstaffel zugunsten kleinerer<br />

Betriebe verbessert und ein Fahrzeug je<br />

Betriebsstätte freigestellt. Die Herausnahme<br />

der Auszubildenden aus der Beitragsbemessung<br />

konnte durchgesetzt werden.<br />

Weiter vermerkt wurde, dass nur „ortsfeste“<br />

Betriebsstätten beitragspfl ichtig werden.<br />

Damit wird die ansonsten drohende Beitragspfl<br />

icht (z.B. für Baustellencontainer,<br />

mobile Marktstände) vermieden.<br />

Außer zu den neuen Rundfunkgebühren<br />

suchten die Handwerksunternehmer die<br />

Beratung besonders zu folgenden Themen:<br />

• Auswirkungen und Umsetzung der Änderungen<br />

und Neufassungen im Vergaberecht<br />

(Vergabeverordnung, Vergabe-<br />

und Vertragsordnungen VOB/A,<br />

VOL/A),<br />

• erleichterte GmbH-Gründungen (Unternehmergesellschaften),<br />

• Werkvertragsdurchführung im europäischen<br />

Ausland, insbesondere in der<br />

Schweiz, in Österreich und in Dänemark,<br />

• Informationspflichten der Handwerker<br />

nach der Dienstleistungs-Informationspflichten-Verordnung<br />

(DL-InfoV).<br />

Aber nicht nur die Rechtsberatung und<br />

Information über neue Gesetze sind Tätigkeitsschwerpunkte<br />

der Juristen. Die Experten<br />

warnen auch vor Unternehmen mit<br />

fragwürdigen Geschäftsgebaren. Sie schalteten<br />

sich z.B. ein, als ein Internet-Register-<br />

Anbieter („Gewerbeauskunft-Zentrale“) mit<br />

einem Anschreiben an die Mitgliedsbetriebe<br />

suggerierte, dass der Registereintrag amtlich<br />

und gebührenfrei sei. Erst im Kleingedruckten<br />

waren die monatliche Vergütung<br />

und mehrjährige Laufzeit vermerkt.<br />

22


- Handwerksrolle - Berufsausbildung<br />

- Existenzgründung - Fort- und Weiterbildung<br />

- Starter-Zentrum sowie Meisterausbildung<br />

- Betriebswirtschaft - Recht<br />

- Technik - Presse- Öffentlichkeitsarbeit<br />

- Kommunikationstechnik - Kontaktvermittlung/Messen<br />

- Umwelt- und Arbeitsschutz - Innovation<br />

- Handwerksrolle - Berufsausbildung<br />

- Existenzgründung - Fort- und Weiterbildung<br />

- Starter-Zentrum sowie Meisterausbildung<br />

- Betriebswirtschaft - Recht<br />

- Technik - Presse- Öffentlichkeitsarbeit<br />

- Kommunikationstechnik - Kontaktvermittlung/Messen<br />

- Umwelt- und Arbeitsschutz - Innovation<br />

Unternehmensbetreuung<br />

Die Berater organisierten Vortragsveranstaltungen,<br />

z.B. zur Reform des Vergaberechts.<br />

Mit Broschüren wie „Neue Regeln<br />

für Werbung und Vertrieb“ und dem Flyer<br />

„Die neue Dienstleistungs-Informationspfl<br />

ichten-Verordnung“ wurden Informationen<br />

aufgearbeitet und veranschaulicht.<br />

Weitere Merkblätter wurden zu folgenden<br />

Themen veröffentlicht: Pfändungsschutzkonto,<br />

Kurzarbeit, Informationspfl ichten für<br />

Sachverständige.<br />

Kammerjurist Andreas Dolge über die<br />

neue Dienstleistungs-Informationspflichten-Verordnung<br />

(DL-InfoV): „Nach dieser<br />

Verordnung muss auch jeder Handwerksbetrieb<br />

(ausgenommen Handwerker in Gesundheitsberufen)<br />

seinen<br />

Kunden eine<br />

Reihe von Informationen<br />

klar und verständlich<br />

zur<br />

Verfügung<br />

stellen. Die<br />

Informationen<br />

müssen<br />

vor Abschluss des Vertrages bereitgestellt<br />

werden. Mündliche Informationen reichen<br />

nicht aus.“<br />

Aufgeführt werden müssen z.B. der ausgeschriebene<br />

Vor- und Nachname des Anbieters<br />

oder Firmenname unter Angabe der<br />

Rechtsform (zum Beispiel e.K., GmbH, KG),<br />

die Nummer im Handelsregister, die Anschrift<br />

der zuständigen <strong>Handwerkskammer</strong><br />

bei zulassungspfl ichtigem Handwerk, die<br />

Umsatzsteuer-Identifi kationsnummer, die<br />

Allgemeinen Geschäftsbedingungen, wenn<br />

diese in den Vertrag einbezogen werden<br />

sollen.<br />

Andreas Dolge: „Weiterhin müssen Informationen<br />

über das anwendbare Recht<br />

und den Gerichtsstand erfolgen, wesentliche<br />

Merkmale der Dienstleistung und Angaben<br />

zum Preis gemacht werden.“<br />

<strong>Handwerkskammer</strong><br />

<strong>Halle</strong> (Saale) – Ihr Partner<br />

Pfändungsschutz der Altersvorsorge<br />

Pfändungsschutz der Altersvorsorge<br />

Altersvorsorge von Selbständigen ist jetzt vor Pfändung geschützt. Zum 31. März<br />

2007 ist das Gesetz zum Pfändungsschutz der Altersvorsorge in Kraft getreten.<br />

13.04.2007 Ein Gedanke, der viele Existenzgründer und Unternehmer<br />

beschäftigt: Was passiert mit meiner Altersvorsorge, wenn mein Unternehmen<br />

erfolglos ist und ich zahlungsunfähig bin? Einkünfte Selbständiger genießen<br />

bislang keinen Pfändungsschutz. Sie fallen unbeschränkt, also selbst wenn sie<br />

ausschließlich der Alterssicherung dienen, unter die Einzel- oder<br />

Gesamtvollstreckung. In Einzelfällen kann dies dazu führen, dass Selbständige<br />

ihre gesamte Alterssicherung verlieren und im Alter dann auf staatliche<br />

Unterstützung angewiesen sind. Wer hingegen als Arbeitnehmer Ansprüche aus<br />

einer gesetzlichen oder betrieblichen Rentenversicherung erworben hat, genießt<br />

für diese Ansprüche und Einnahmen gesetzlichen Pfändungsschutz. Diese <strong>Handwerkskammer</strong><br />

Ungleichbehandlung zwischen privater und gesetzlicher oder betrieblicher <strong>Halle</strong> (Saale) – Ihr Partner<br />

Altersvorsorge ist nun aufgehoben worden.<br />

Zum 31. März 2007 ist das Gesetz zum Pfändungsschutz der Altersvorsorge in<br />

Befristete Arbeitsverhältnisse<br />

Kraft getreten. Hartmut Schauerte, Parlamentarischer Staatssekretär beim<br />

Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, begrüßt die Einführung des<br />

Kurzarbeit<br />

Gesetzes: "Die Einführung eines Pfändungsschutzes für die Altersvorsorge<br />

Selbständiger ist ein wichtiger Bestandteil der Mittelstandsinitiative der<br />

Bei der Kurzarbeit handelt es sich um ein Instrument für die Arbeitgeber (AG) auf<br />

Bundesregierung. Eine solche Regelung sichert das Existenzminimum der<br />

negative Veränderungen am Markt zu reagieren und somit Entlassungen der<br />

Selbständigen im Alter und entlastet den Staat von Sozialleistungen."<br />

Belegschaft zu verhindern. Für die Arbeitnehmerseite verringert sich die<br />

Arbeitszeit, wodurch die Lohnkosten gesenkt werden. Die Lohneinbußen der<br />

Art der Altersvorsorge<br />

Arbeitnehmer (AN) übernimmt die Agentur für Arbeit zu 60 % bzw. 67 %<br />

Geschützt werden Altersvorsorgeverträge, insbesondere Lebensversicherungen<br />

(Personen, die ein Kind zu versorgen haben) des letzten Nettoeinkommens, auch<br />

und private Rentenversicherungen, aber auch Fonds- und Banksparpläne (siehe §<br />

Kurzarbeitergeld (KUG) genannt. Das Kurzarbeitergeld wird an den AG gezahlt,<br />

851c Abs. 1 Zivilprozessordung ZPO). In den Pfändungsschutz werden auch die<br />

welches er an die AN weiterzuleiten hat.<br />

Renten aus steuerlich geförderten Altersvorsorgevermögen, wie etwa die<br />

Rüruprente, einbezogen. Von dem Pfändungsschutz kann daher jede natürliche<br />

Voraussetzungen für den Antrag gem. §§ 169 ff. SGB III sind:<br />

Person profitieren, die sich eine private Altersvorsorge aufbauen will, heißt es aus<br />

erheblicher Arbeitsausfall mit Entgeltausfall<br />

dem Bundesministerium der Justiz (BMJ). GmbH-Geschäftsführer, die in der<br />

- ein unabwendbares Ereignis liegt vor (dem AG trifft keine Verantwortung<br />

gesetzlichen Rentenversicherung versichert sind, genießen für ihre private<br />

dafür)<br />

ergänzende Altersvorsorge ebenfalls Pfändungsschutz.<br />

- hat einen vorübergehenden Charakter<br />

- nicht vermeidbar<br />

Voraussetzungen<br />

betriebliche Voraussetzungen - mindestens ein Beschäftigter ist im<br />

Voraussetzung ist in jedem Fall, dass das angesparte Kapital unwiderruflich für<br />

Unternehmen vorhanden<br />

den Zweck der Altersvorsorge eingezahlt worden ist. Die Leistungen aus dem<br />

persönliche Voraussetzungen - trotz Arbeitsausfall muss der AN im<br />

angesparten Kapital dürfen also erst mit dem Eintritt des Rentenalters oder im Fall<br />

Unternehmen verbleiben<br />

der Berufsunfähigkeit ausschließlich als lebenslange Rente erbracht werden.<br />

die Kurzarbeit muss bei der Agentur angezeigt und beantragt werden -<br />

Anerkenntnis der Kurzarbeit durch schriftlichen Bescheid<br />

Der Versicherungsnehmer muss unwiderruflich darauf verzichten, über seine<br />

Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag zu verfügen. Außer für den Todesfall<br />

Bei fehlender Rechtsgrundlagen, wie Gesetz, Tarifverträgen oder Arbeitsverträgen,<br />

darf keine Kapitalauszahlung vereinbart sein. Vorsorgemaßnahmen für<br />

bedarf die Einführung von Kurzarbeit der Zustimmung des AN.<br />

Hinterbliebene sind in den Schutzumfang einbezogen.<br />

Unter Entgeltausfall versteht man, wenn mindestens ein AN mehr als 10 %<br />

monatliche Lohneinbußen in Kauf nehmen muss.<br />

Leistung im Dienste des Handwerks<br />

Anzeige und Meldepflicht<br />

Anzeigepflicht des AN - alle Änderungen sind unaufgefordert anzuzeigen<br />

Missbräuchliche Inanspruchnahme von KUG - Strafanzeige möglich<br />

Meldepflicht – auf Verlangen der Agentur persönliche Meldung des AN an<br />

Tagen des Arbeitsausfalls bei Versäumnis Ruhen des Anspruchs für<br />

eine Woche<br />

Vermittlung in andere Arbeit – Vermittlung eines vorübergehenden<br />

Zweitarbeitsverhältnisses möglich bei Nichtantritt<br />

Versagung des KUG von 3 Wochen<br />

Kurzarbeitergeld<br />

Derzeit haben Unternehmen Ansprüche auf KUG für 24 Monate, dies gilt auch für<br />

Unternehmen, die bereits seit 2008 die Kurzarbeit eingeführt haben.<br />

Momentan erhalten AG ab dem 7. Monat der Kurzarbeit 100 % der<br />

Sozialversicherungsbeiträge des Ausfallentgeltes von der Agentur für Arbeit. Bei<br />

Weiterbildungsmaßnahmen übernimmt die Agentur die Kosten von Anfang an.<br />

Leistung im Dienste des Handwerks<br />

<strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong> (Saale) -<br />

Ihr Beratungspartner!<br />

<strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong> (Saale) -<br />

Ihr Beratungspartner!<br />

Werbung per Telemedien:<br />

Impressumspflichten sind zu beachten<br />

Jeder der Dienste (Waren, Dienstleistungen, Handwerksleistungen)<br />

über Telemedien anbietet oder für<br />

Dienste wirbt (z.B. auf seiner Internetseite, per Rundfunk<br />

oder auch SMS-Werbung, bei letzteren ist es<br />

empfehlenswert auf das Impressum der Internetseite<br />

zu verweisen) muss folgende Informationen für Verbraucher<br />

leicht erkennbar, unmittelbar erreichbar und<br />

ständig verfügbar halten:<br />

• Ausgeschriebener Vor- und Familienname und die<br />

Anschrift des Geschäftssitzes, bei juristischen<br />

Personen zusätzlich die Rechtsform, den Vertretungsberechtigten<br />

• sofern Angaben über das Kapital der Gesellschaft<br />

gemacht werden, das Stamm- oder Grundkapital<br />

sowie, wenn nicht alle in Geld zu leistenden Einlagen<br />

eingezahlt sind, der Gesamtbetrag der aus<br />

stehenden Einlagen,<br />

• Angaben, die eine schnelle elektronische Kontaktaufnahme<br />

und unmittelbare Kommunikation mit<br />

dem Anbieter ermöglichen, einschließlich der<br />

Adresse für elektronische Post,<br />

• das Handelsregister, Vereinsregister, Partner<br />

schaftsregister oder Genossenschaftsregister, in<br />

das der Anbieter eingetragen ist, und die<br />

entsprechende Registernummer,<br />

• soweit der Dienst in Ausübung eines zulassungspflichtigen<br />

Handwerks (Anlage A der Handwerksordnung)<br />

angeboten oder erbracht wird, Angaben über:<br />

- die Kammer, welcher der Diensteanbieter<br />

angehört,<br />

- die gesetzliche Berufsbezeichnung<br />

(z.B. Bäcker) und den Staat, in dem die<br />

Berufsbezeichnung verliehen worden ist,<br />

- die Bezeichnung der berufsrechtlichen<br />

Regelungen und dazu, wie diese zugänglich<br />

sind (z.B. Gesetz zur Ordnung des Handwerks;<br />

zu finden im Internet unter www.rechtliches.de)<br />

• sofern der Anbieter eine Umsatzsteueridentifikationsnummer<br />

nach § 27a des Umsatzsteuergesetzes<br />

oder eine Wirtschafts-Identifikationsnummer nach<br />

§ 139c der Abgabenordnung besitzt, die Angabe<br />

dieser Nummer,<br />

• bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung, die<br />

sich in Abwicklung oder Liquidation befinden, die<br />

Angabe hierüber.<br />

Weitergehende Informationspflichten nach anderen<br />

Rechtsvorschriften (z.B. DLInfoV) werden dadurch<br />

nicht eingeschränkt.<br />

TIPP:<br />

IM ZWEIFEL LIEBER MEHR INFORMATIONEN<br />

ANGEBEN, ALS ZU WENIG!<br />

<strong>Handwerkskammer</strong><br />

<strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Hausanschrift:<br />

<strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Graefestraße 24<br />

06110 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Telefon: 0345 2999 0<br />

Telefax: 0345 2999 200<br />

Postanschrift:<br />

<strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Postfach 11 03 55<br />

06017 <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

E-Mail: info@hwkhalle.de<br />

Internet: http://www.hwkhalle.de<br />

Stand: April 2010<br />

Die neue<br />

Dienstleistungs-<br />

Informationspflichten-<br />

Verordnung<br />

Allg. Pflichtangaben<br />

auf Geschäftsbriefen<br />

und im geschäftlichen<br />

E-Mail-Verkehr<br />

23


Berufliche Bildung<br />

Im Kammerbezirk <strong>Halle</strong> werden 95<br />

Berufe (von 151 Ausbildungsberufen) ausgebildet.<br />

Die Zahl der Lehrlinge im Kammerbezirk<br />

sank seit 2004 von 10.562<br />

Beruf<br />

auf 7.966 (2009) und auf 7.041<br />

(2010). Volker Becherer, Abteilungsleiter<br />

Berufl iche Bildung, zu<br />

den Zahlen: „Bei diesen Zahlen<br />

muss berücksichtigt werden, dass<br />

sich die Zahl der Schulabgänger<br />

in Sachsen-Anhalt im Vergleich zu<br />

2007 mehr als halbiert hat, über<br />

zehn Prozent der Schüler bleiben<br />

ohne Abschluss und jeder Zehnte<br />

bricht seine Lehre ab. Im Kammerbezirk<br />

ist die Zahl der Ausbildungsverträge<br />

in den letzten drei Jahren um 25 Prozent<br />

zurückgegangen.“<br />

Die Kammer hat deshalb eine eigne<br />

„Strategie zur Fach- und Führungskräftesicherung“<br />

im Kammerbezirk der <strong>Handwerkskammer</strong><br />

<strong>Halle</strong> (Saale) entworfen und<br />

Maßnahmen eingeleitet, um diese praktisch<br />

umzusetzen. Besonderer Schwerpunkt<br />

wurde darin auf die frühzeitige Berufsorientierung<br />

gelegt.<br />

Schließlich begleitet die Kammer die<br />

Karriere im Handwerk vom Beginn an: Vom<br />

Schüler, der sich für einen Handwerksberuf<br />

interessiert, über den Lehrling, der an Lehrgängen<br />

der überbetrieblichen Lehrunterweisung<br />

teilnimmt, bis zum Gesellen oder<br />

dem Meister, der sich dann als selbstständiger<br />

Unternehmer bewähren muss.<br />

2.848 (40,4 Prozent) der Lehrlinge absolvierten<br />

2010 eine Ausbildung innerhalb<br />

der Gewerbegruppe Metall/Elektro. Für das<br />

1. Ausbildungsjahr wurden 1.677 Berufsausbildungsverhältnisse<br />

(BAV) neu in die<br />

Lehrlingsrolle der <strong>HWK</strong> <strong>Halle</strong> eingetragen.<br />

2009 waren das noch 1.728.<br />

Die 2010 am häufigsten gewählten<br />

Berufe waren Kraftfahrzeugmechatroniker/-in<br />

(243), Friseur/-in (148), Elektroniker/in<br />

für Energie- und Gebäudetechnik<br />

(86), Metallbauer/-in (86), Bürokaufmann/-<br />

frau (83). Ein deutlicher Rückgang der<br />

BAV-Zahlen für das erste Ausbildungsjahr<br />

gegenüber dem Vorjahr war in den folgenden<br />

Berufen auszumachen: bei den<br />

Tischlern (-5) und den Malern/Lackierern<br />

Entwicklung der Berufsausbildungsverträge 2009 und<br />

2010 im 1. Ausbildungsjahr in ausgewälten Berufen zum<br />

Vergleich<br />

Stand<br />

31.12.2009<br />

Stand<br />

31.12.2010<br />

Differenz<br />

Kfz-Mechatroniker 217 243 26<br />

Maurer 11 16 5<br />

Bürokaufmann/-frau 74 83 9<br />

Tischler 62 57 -5<br />

Maler/Lackierer 72 65 -7<br />

(-7). Wesentlich mehr Ausbildungsverträge<br />

dagegen konnten die Kfz-Mechatroniker<br />

verzeichnen (+26). Auch<br />

der Beruf Bürokaufmann/-frau profitierte<br />

von einer höheren Nachfrage (+9).<br />

Mit den Zielen, die Ausbildungsfähigkeit<br />

der Schulabgänger zu erhöhen, die Schulabbrecherquoten<br />

zu verringern und das<br />

Nachwuchspotenzial optimal zu nutzen,<br />

konnte die <strong>Handwerkskammer</strong> 2010 de Abschluss<br />

eines Fachkräftesicherungspaktes<br />

für das Land Sachsen-Anhalt erreichen,<br />

der am 24. Juni unterzeichnet wurde.<br />

Im 2010 in der Kammer neu geschaffenen<br />

Fachbereich Berufsbildungspolitik,<br />

der die frühere Ausbildungsberatung umfasst<br />

und um das neue Feld Berufsorientierung<br />

erweitert, werden neue Formen der<br />

Nachwuchsgewinnung im Sinne einer frühzeitigen<br />

Berufsorientierung entwickelt. Eine<br />

Vielzahl von Veranstaltungen wurde zur<br />

Berufsausbildung im Handwerk durchgeführt.<br />

Dabei war die jährliche Berufsmesse<br />

„Chance“ die größte Veranstaltung zur<br />

Berufsorientierung im südlichen Sachsen-<br />

Anhalt. Das Team des Fachbereiches nahm<br />

an 34 Veranstaltungen zur Berufsorientierung<br />

in den Regionen des Kammerbezirks<br />

teil. Die Informationen über Handwerksberufe-<br />

und Ausbildungsmöglichkeiten an den<br />

Schulen war ein weiterer Schwerpunkt.<br />

Allen Sekundarschulen wurde ein Programm<br />

zur Berufsorientierung angeboten.<br />

Die angebotenen Module reichen von Vorträgen<br />

zum Handwerk über Rundgänge im<br />

BTZ bis hin zur Lehrerfortbildung.<br />

Die <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong> engagiert<br />

sich auch besonders für naturwissenschaftliche<br />

Lerninhalte. Deshalb<br />

unterstützt die Kammer die Implementierung<br />

der Weiterbildungsangebote der<br />

Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ an<br />

24


Berufliche Bildung<br />

Grundschulen in Sachsen-Anhalt durch die<br />

Finanzierung von Workshops, Materialien<br />

und Veranstaltungen.<br />

Die Ausbildungsberater führten 2.056<br />

Unternehmensberatungen durch und berieten<br />

ca. 1.350 Jugendliche. Ein erprobtes<br />

Mittel zur Lehrlingsgewinnung ist die<br />

„Einstiegsqualifizierung“ (EQ). Auch<br />

leistungsschwächere Jugendliche erhalten<br />

damit eine Ausbildungschance. Einstiegsqualifizierungen<br />

bieten Unternehmen die<br />

Möglichkeit, junge Menschen, die am 30.<br />

September bei den Agenturen für Arbeit<br />

noch nicht vermittelt sind, über einen Zeitraum<br />

von sechs bis zwölf Monaten kennenzulernen<br />

und an<br />

eine Ausbildung<br />

heranzuführen.<br />

Den Unternehmen<br />

entstehen keine<br />

Kosten und selbst<br />

Betriebe, die noch<br />

nicht alle Anforderungen<br />

an eine<br />

komplette Ausbildung<br />

erfüllen, können sich beteiligen. 313<br />

Unternehmen erklärten sich 2010 bereit,<br />

die EQ anzubieten. 2009 waren das 140.<br />

110 Jugendliche konnten die Berater 2010<br />

vermitteln. Jeder dritte (34) wurde nach der<br />

EQ in eine Erstausbildung übernommen.<br />

Ein weiteres Projekt zur effektiven<br />

Nachwuchsgewinnung ist die „Passgenaue<br />

Vermittlung“. Ein Berater unterstützt<br />

die Betriebe kostenlos bei der Suche nach<br />

einem passenden Auszubildenden. Er führt<br />

Heiko Fengler, Ausbildungsberater<br />

über Probleme der Zusammenführung<br />

von Unternehmen mit Azubis innerhalb<br />

der „Passgenauen Vermittlung“:<br />

„Die Unternehmen schätzen die schulischen<br />

Vorleistungen der Jugendlichen<br />

als sehr kritisch ein. Gerade in den Fächern<br />

Mathematik und Deutsch werden<br />

oftmals nur unbefriedigende Ergebnisse<br />

erreicht. Des Weiteren sind Desinteresse<br />

für den Beruf und mangelnde Flexibilität<br />

der Jugendlichen entscheidende Probleme<br />

bei der ‚Passgenauen Vermittlung’.“<br />

Bewerbungsgespräche durch und wählt<br />

die geeigneten Bewerber aus. Im Rahmen<br />

dieses Projektes wurden 416 Beratungen<br />

mit Unternehmen durchgeführt und 280<br />

Bewerbungs- und Kontaktgespräche mit<br />

Jugendlichen.<br />

Auch Michael Resch, Leiter des Handwerklichen<br />

Ausbildungsvereins im Kammerbezirk<br />

<strong>Halle</strong> (HAV e.V.), sieht die schulischen<br />

Vorkenntnisse als Problem: „Die<br />

meisten Azubis haben Probleme in der<br />

Fachtheorie, weniger in der Praxis. Deshalb<br />

versuchen Unternehmen z.B. im Kfz- oder<br />

Elektrohandwerk, ihre Lehrstellen mit Abiturienten<br />

zu besetzen. Der weit überwiegende<br />

Anteil der Auszubildenden im Handwerk<br />

verfügt jedoch<br />

Anteil der Meisterabschlüsse von Frauen in ausgewählten<br />

Gewerken 2010<br />

Handwerk Anzahl in Prozent<br />

Maler und Lackierer 2 28,6<br />

Elektrotechniker 1 4,0<br />

Hörgeräteakustiker 48 60,8<br />

Zahntechnik 8 40,0<br />

Friseur 20 100,0<br />

über einen<br />

Real- bzw.<br />

Hauptschulabschluss.“<br />

Um<br />

Ausbildungsplatzsuchende<br />

noch mehr<br />

über Handwerksberufe<br />

zu informieren, hat die Kammer zwei Ausgaben<br />

des Ausbildungsmagazins „Take<br />

off“ 2011 mit herausgegeben. Hier erhalten<br />

Azubis auch die direkten Kontaktdaten<br />

Frauen im Handwerk<br />

Ob als Unternehmerfrau, Betriebsgründerin,<br />

Mitarbeiterin oder Auszubildende -<br />

Frauen sind im Handwerk eine feste<br />

Größe. Bundesweit sind 27 Prozent der<br />

neuen Auszubildenden und 24 Prozent<br />

der Existenzgründer im Handwerk weiblich.<br />

Jeder achte Meisterabsolvent im<br />

Kammerbezirk ist eine Jungmeisterin.<br />

2010 ging jeder dritte Meistertitel an eine<br />

Frau. Bei der Meisterfeier 2010 wird die<br />

1000. Meisterin seit 1992 geehrt. Unter<br />

den Betriebswirten des Handwerks ist<br />

jeder zweite eine Frau. In den Ausbildungsrichtungen<br />

Bilanzbuchhaltung und<br />

Fachkauffrau dominieren die Frauen.<br />

Von den rund 15.144 Handwerksbetrieben<br />

werden inzwischen 2.551 - rund ein<br />

Sechstel - von Frauen geleitet.<br />

25


Berufliche Bildung<br />

der Ausbildungsbetriebe. Auch eine eigene<br />

Lehrstellenbörse für die Mitgliedsbetriebe<br />

stellt die Kammer zur Verfügung. Die Unternehmen<br />

können hier ihre Lehrstellen online<br />

anbieten.<br />

In Kooperation mit der Agentur für Arbeit<br />

und der Industrie- und Handelskammer beteiligte<br />

sich die Kammer auch an zwei Ausgaben<br />

der Publikation „Azubi gesucht“, die<br />

über Berufsausbildungsmöglichkeiten in<br />

Sachsen-Anhalt informieren.<br />

Gesellenprüfungswesen: Nach der<br />

Lehre erfolgt die Gesellenprüfung. Zur<br />

Winter- und Sommerprüfung 2010 traten<br />

1.939 Lehrlinge und Umschüler an (2009 -<br />

2.314). Davon bestanden 1.556 (80,2 Prozent)<br />

die Prüfung. Die stärkste Gruppe<br />

stellte erneut das Elektro- und Metallhandwerk<br />

mit 764 Lehrlingen; davon waren 657<br />

(86 Prozent) erfolgreich.<br />

Meisterprüfungen: Der Meisterbrief<br />

zählt im Handwerk als das Qualitätsmerkmal.<br />

Zwei Drittel der Inhaber der Handwerksbetriebe<br />

haben ihn. Innerhalb des<br />

Meisterstudiums erwerben die Handwerker<br />

nicht nur Wissen in Theorie und Praxis<br />

ihres Berufes, sondern auch in Betriebswirtschaft,<br />

Unternehmensführung, Handwerksrecht<br />

und Berufspädagogik. Auch<br />

die Zahlen im Kammerbezirk verdeutlichen<br />

den Stellenwert der Meisterausbildung:<br />

235 Jungmeister konnten im Kammerbezirk<br />

verabschiedet werden (2009 - 227).<br />

26


Berufliche Bildung<br />

Jahrgangsbestenliste 2010<br />

Bester Jungmeister aller Gewerke wurde Steffen Häckert (Elektrotechnikerhandwerk) aus<br />

Strenznauendorf.<br />

Maurer- und Betonbauerhandwerk Jens Bothur Ahlsdorf<br />

Dachdeckerhandwerk Swen Meier Raguhn-Jeßnitz<br />

Maler- und Lackiererhandwerk Nancy Polte Allstedt<br />

Metallbauerhandwerk Mario Klausing Hettstedt<br />

Kraftfahrzeugtechnikerhandwerk Norman Goltsch Querfurt<br />

Tischlerhandwerk Sebastian Riedel Theißen<br />

Parkettlegerhandwerk Patrick Zeh Saalfeld<br />

Bäckerhandwerk Jan Pohl <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Hörgeräteakustikerhandwerk Andrea Moock Wismar<br />

Zahntechnikerhandwerk Ivonne Peter Ebersbach<br />

Friseurhandwerk Michaela Holzmann Sangerhausen<br />

Beste Betriebswirtin (<strong>HWK</strong>): Manja Howanietz Mansfeld<br />

Bester Gebäudeenergieberater (<strong>HWK</strong>): Martin Schneider Freist<br />

Der beste Jungmeister im Kammerbezirk<br />

2010 war Elektrotechnikermeister<br />

Steffen Häckert,<br />

der bei der Bayer Bitterfeld<br />

GmbH arbeitet.<br />

27


Berufliche Bildung<br />

Am 59. Leistungswettbewerb „PLW-<br />

Profis leisten was“, der deutschen Meisterschaft<br />

der Gesellinnen und Gesellen,<br />

haben sich die besten Nachwuchshandwerker<br />

zunächst auf Kammer-, dann auf<br />

Landes- und schließlich auf Bundesebene<br />

gemessen. 898 Landesssieger sind in 128<br />

Wettbewerbsberufen beim PLW angetreten.<br />

115 wurden erste Bundessieger, 90 zweite<br />

und 59 dritte.<br />

Der PLW fand in Sachsen-Anhalt in 34<br />

Handwerksberufen statt. Aus den Wettbewerben<br />

gingen 43 Kammer-, 27 Landesund<br />

drei Bundessieger hervor, die in<br />

Aschersleben geehrt wurden. Von den 65<br />

Gesellen und Gesellinnen, die das Bundesland<br />

vertraten, kamen allein sechs Teilnehmer<br />

aus dem Kfz-Mechatronikerhandwerk.<br />

Insgesamt 14 Landessieger gab es in Sachsen-Anhalt.<br />

In der <strong>HWK</strong> <strong>Halle</strong> konnten zehn<br />

Gesellen als Kammersieger geehrt werden.<br />

Für den Kammerbezirk <strong>Halle</strong> besonders<br />

erfolgreich waren als 2. Bundessieger Gerüstbauer<br />

Christian Samberg aus Dessau-<br />

Roßlau und als 3. Bundessieger der Zweiradmechaniker/Motorradtechnik<br />

Markus<br />

Krämer aus Laucha an der Unstrut.<br />

Als 2. Bundessieger<br />

kehrte<br />

Gerüstbauer<br />

Christian<br />

Samberg vom<br />

Betrieb Elbe<br />

Gerüstbau<br />

GmbH in Dessau-Roßlau<br />

zurück.<br />

Unter den 27<br />

Landessiegern<br />

war<br />

auch Zahntechnikerin<br />

Jenny Völke<br />

(Mitte) von der<br />

Akadent-Esthetic<br />

Zahnmanufaktur<br />

GmbH in<br />

<strong>Halle</strong>.<br />

28


Berufliche Bildung<br />

Für eine gute Ausbildung sorgen die<br />

Handwerksbetriebe. Zum sechsten Mal<br />

wurde deshalb von der Kammer die Auszeichnung<br />

„Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb“<br />

an sechs Unternehmen vergeben.<br />

Vorgeschlagen wurden die Unternehmen<br />

von der <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong>,<br />

den Kreishandwerkerschaften, den Innungen<br />

und anderen Partnern des Handwerks.<br />

Zu den Auswahlkriterien zählten<br />

z.B. die Anzahl der ausgebildeten Lehrlinge<br />

und deren Ausbildungsergebnisse, die<br />

Teilnahme der Lehrlinge an Wettbewerben<br />

und durch den Betrieb angebotene<br />

Zusatzqualifi kationen.<br />

Vorbildlicher Ausbildungsbetrieb 2010<br />

- Friseur & Kosmetik GmbH, Lutherstadt<br />

Eisleben<br />

- Artis Dent Studio für kreative Zahntechnik<br />

GmbH, <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

- Dr. Frank Grünewald und<br />

Frank Schliebe GbR, Sangerhausen<br />

- Rißmann Zahntechnik GmbH, Jessen<br />

- Klotz Metallbau GmbH, Merseburg<br />

- Klenner GmbH, Klostermannsfeld<br />

29


Bildungs- und Technologiezentrum<br />

Die <strong>Handwerkskammer</strong> verfügt über ein<br />

modernes Bildungs- und Technologiezentrum<br />

(BTZ) mit vier Standorten (<strong>Halle</strong>, <strong>Halle</strong>-Osendorf,<br />

Stedten, Wittenberg), das auf<br />

die berufl iche Aus- und Weiterbildung im<br />

Handwerk spezialisiert ist. Im BTZ werden<br />

sowohl die überbetriebliche Ausbildung, die<br />

Meisterausbildung in über 20 Gewerken als<br />

auch vielfältige Fort- und Weiterbildungskurse<br />

angeboten. Allein in <strong>Halle</strong>-Osendorf<br />

sind 700 gewerblich-technische Ausbildungs-<br />

und 300 Theorieplätze nutzbar. Eine<br />

stetige Ausrichtung der Werkstätten und der<br />

Technik an die Anforderungen in der Praxis<br />

sowie Qualifi zierungsmaßnahmen für die<br />

Ausbilder garantieren die Vermittlung des<br />

notwendigen Know-hows.<br />

ÜLU: Ein Verantwortungsbereich des<br />

BTZ ist die Durchführung der „Überbetriebliche<br />

Lehrunterweisung“ (ÜLU), die wesentliche<br />

Ausbildungsinhalte für die Betriebe<br />

absichert. Im BTZ wurden 2010 in der<br />

Überbetrieblichen Lehrunterweisung insgesamt<br />

823 Kurse mit 8.768 Teilnehmern veranstaltet.<br />

Bei den Trägern außerhalb des<br />

Kammerbezirkes nahmen 722 Auszubildende<br />

(v. a. des Bäcker- und Augenoptiker- und<br />

Dachdeckerhandwerks) an den Kursen der<br />

ÜLU teil. Mit allen 20 Kooperationspartnern<br />

steht das BTZ in enger Verbindung. Auch<br />

2010 konnte das umfangreiche Kursangebot<br />

erhalten bleiben.<br />

Bildungsprämie:<br />

Die Förderung in Form<br />

der „Bildungsprämie“<br />

wurde 2010 erstmals<br />

im BTZ genutzt. Hier<br />

übernimmt der Bund<br />

die Kosten der Weiterbildung<br />

bis maximal<br />

500 Euro, wenn das zu<br />

versteuernde Jahreseinkommen<br />

der Person<br />

25.600 Euro nicht übersteigt.<br />

18 Teilnehmer<br />

nahmen die Bildungsprämie<br />

für ihre Weiterbildung in Anspruch.<br />

Begabtenförderung berufl iche Bildung:<br />

2010 wurden 21 Stipendiaten neu aufgenommen,<br />

so dass insgesamt 61 Stipendiaten<br />

die Begabtenförderung erhielten.<br />

Neues aus dem BTZ<br />

Erster Lehrgang zum Kfz-Servicetechniker<br />

angeboten. Einweihung des neuen<br />

Netzwerks CAN-Bus<br />

Seit 2006 hatte sich der Kfz-Meister<br />

Gerald Zschoche für ein neues Lehrgangsangebot<br />

eingesetzt. Die Ausbildung<br />

zum Kfz-Servicetechniker sollte<br />

auch vom BTZ angeboten werden. Dafür<br />

notwendig war u. a. eine spezielle technische<br />

Ausstattung. Europaweit hatte<br />

man nach Anbietern gesucht und das<br />

Projekt ausgeschrieben. Kammerpräsident<br />

Thomas Keindorf eröffnete am<br />

7. Mai 2010 den ersten Lehrgang zum<br />

Kfz-Servicetechniker und weihte das<br />

neue Netzwerk CAN-Bus (Controller<br />

Area Network) in der Kfz-Werkstatt feierlich<br />

ein. Das Datensystem, das zur Diagnose<br />

von Fehlern in der Kfz- Elektrik<br />

dient, macht die Ausbildung der Lehrlinge<br />

auf neuestem technischem Stand möglich.<br />

Im Fachbereich Kfz-Technik wurden<br />

außerdem die personellen und technischen<br />

Voraussetzungen zur Ausbildung<br />

in der Hochvolt-Technik geschaffen.<br />

Förderprojekte: Um das Handwerk<br />

auf den demografi schen Wandel und Nachwuchskräfte<br />

auf neue Anforderungen in<br />

den Betrieben vorzubereiten, beteiligt sich<br />

das Bildungszentrum an zahlreichen Projekten<br />

und Programmen<br />

landesund<br />

bundesweit.<br />

So startete 2010<br />

die Teilnahme am<br />

Bundesprogramm<br />

„Förderung der<br />

Berufsorientierung<br />

in überbetrieblichen<br />

und<br />

vergleichbaren<br />

Berufsbildungsstätten“.<br />

Schüler<br />

der achten Klassenstufe<br />

nutzten die Gelegenheit, in mindestens<br />

drei Berufen zwei Wochen lang<br />

unter betriebsnahen Bedingungen zu arbeiten.<br />

56 Jugendliche erhielten an den<br />

Standorten des BTZ in <strong>Halle</strong> und Wittenberg<br />

einen realistischen und praxisbezogenen<br />

Einblick ins Berufsleben.<br />

30


Bildungs- und Technologiezentrum<br />

Als Netzwerkpartner der „Initiative II Berufsorientierung<br />

für Leistungssportler“ informierten<br />

Ausbildungsberater 64 Sportschüler<br />

der neunten und zehnten Klassen<br />

in <strong>Halle</strong> über die Ausbildung im Handwerk.<br />

Im BTZ konnten sich die Schüler dann<br />

einen eigenen Eindruck von der Ausbildung<br />

verschaffen.<br />

Die Kammer ist durch das BTZ auch am<br />

Ausbildungsstrukturprogramm „JOBSTAR-<br />

TER - Für die Zukunft ausbilden - Demographieorientierte<br />

Personalentwicklung“ für<br />

Handwerksunternehmen beteiligt.<br />

Weitere Projekte, die das BTZ unterstützt,<br />

sind „NEUSTART – neue Qualifi -<br />

zierungsweise für Altbewerber/innen über<br />

Ausbildungsbausteine im südlichen Sachsen-Anhalt“,<br />

das Projekt „Richtlinie für<br />

die Durchführung von Einzelprojekten<br />

zur präventiven Arbeitsmarktförderung<br />

mit besonderem Landesinteresse aus Mitteln<br />

des Europäischen Sozialfonds und des<br />

Landes Sachsen-Anhalt“ und „FiS- Fit ins<br />

Studium - Förderrichtlinie: Einzelprojekte<br />

zur präventiven Arbeitsmarktpolitik“. Im<br />

Projekt FIS sollen Azubis für ein Studium<br />

geworben und intensiv auf die Hochschulzugangsprüfung<br />

vorbereitet werden.<br />

Das Interesse im Ausland am dualen<br />

Ausbildungssystem, an der Meisterausbildung<br />

im Handwerk und an Fortbildungslehrgängen<br />

in Deutschland führte zahlreiche<br />

Gäste ins BTZ. Diese kamen aus<br />

China, Ghana, Frankreich, Slowenien, der<br />

Türkei und Tadschikistan.<br />

Zu den Höhepunkten im Bildungs- und<br />

Technologiezentrum 2010 zählten u. a. der<br />

„Girl’s Day“, der erstmalig an allen vier<br />

Standorten des BTZ durchgeführt wurde,<br />

und der „Tag der offenen Tür“, der zu 90<br />

Prozent von Schülern und Lehrern frequentiert<br />

wurde.<br />

Besonderes Highlight war die Festveranstaltung<br />

zum 20-jährigen Bestehen des<br />

BTZ, die gleichzeitig mit dem Jubiläum<br />

110 Jahre <strong>Handwerkskammer</strong> begangen<br />

wurde.<br />

Einweihung des BTZ 1990<br />

Am 28. August 1990 weihten der Ministerpräsident<br />

der DDR, Lothar de Maizière<br />

und der Bundeskanzler der Bundesrepublik<br />

Deutschland, Dr. Helmut<br />

Kohl, das BTZ in <strong>Halle</strong>-Osendorf als<br />

„DDR-Pilotprojekt“ ein.<br />

Schon vor der offiziellen Eröffnung hatte<br />

am 20. August der erste Vorschaltkurs für<br />

Arbeitslose zur Umschulung begonnen.<br />

Im Frühjahr 1991 begann die überbetriebliche<br />

Unterweisung (ÜLU). Bereits Anfang<br />

September 1990 konnten die ersten 208<br />

Meisterschüler in den Berufsfeldern Metall,<br />

Maler, Tischler, Elektro und Bau begrüßt<br />

werden. Kurse der unterschiedlichsten<br />

Art liefen parallel. Ermöglicht wurde<br />

das Projekt durch mehr als 13 Millionen<br />

Mark und die Förderquote von 100 Prozent.<br />

Wie hat sich die Ausbildung in<br />

20 Jahren verändert?<br />

Präsident Thomas Keindorf: „Anfang der<br />

Neunziger Jahre lag der Schwerpunkt<br />

auf Anpassungskursen an den technologischen<br />

Fortschritt für Arbeitssuchende<br />

oder VE-Meisterkurse. Danach haben<br />

wir ÜLU-Kurse in 30 und mehr Berufen<br />

angeboten, mehr als 20 Meisterschulen,<br />

über 300 Fortbildungen. Mit der Abnahme<br />

der Lehrlings- und Meisterschülerzahl<br />

forcieren wir Projekte, die auf die<br />

Anforderungen einzelner spezieller Zielgruppen<br />

zugeschnitten sind. Natürlich<br />

wird die ÜLU immer einen wichtigen<br />

Platz im BTZ einnehmen. Unsere Betriebe<br />

sind schließlich auf diese angewiesen.<br />

Die Frage ist: Welchen Umfang<br />

am Gesamtbildungsaufkommen wird sie<br />

noch haben?“<br />

31


Bildungs- und Technologiezentrum<br />

32


Hoheitliche Aufgaben/Selbstverwaltung<br />

Die <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong> ist die<br />

gesetzliche Vertretung für die Handwerksbetriebe<br />

ihres Bezirks. Als Selbstverwaltungseinrichtung<br />

sorgt sie für die<br />

ordnungsgemäße Umsetzung der Handwerksordnung.<br />

Sie erfüllt die ihr vom Staat<br />

übertragenen hoheitlichen Aufgaben im<br />

Bereich der berufl ichen Bildung, des Prüfungswesens,<br />

der Wirtschaftsförderung<br />

und des Sachverständigenwesens.<br />

Ihre hoheitlichen Aufgaben reichen von<br />

der Führung der Handwerksrolle und der<br />

Lehrlingsrolle über die Beratung von Lehrlingen<br />

und ausbildenden Betrieben, der<br />

Regelung der Berufsausbildung bis zu den<br />

Prüfungen.<br />

Die Kammer organisiert die überbetriebliche<br />

Lehrlingsausbildung. Auch die<br />

Bestellung und Vereidigung von Sachverständigen<br />

sowie die Ausarbeitung von<br />

Stellungnahmen gehören dazu.<br />

35 Anzeigen wegen irreführender Werbung<br />

und unlauterer Wettbewerbshandlungen<br />

nahmen die Berater entgegen. 16<br />

führten zu der Einleitung von Wettbewerbsverfahren.<br />

Davon endeten 13 mit einer<br />

Unterlassungserklärung.<br />

Die Kammer erstritt vor dem Landgericht<br />

Stendal und dem Oberlandesgericht Naumburg<br />

ein Urteil (21.05.2010) gegen die wettbewerbswidrige<br />

Verwendung von Vertragsklauseln<br />

durch Großhändler und Hersteller<br />

von Bauteilen und -stoffen, die besonders<br />

Handwerker benachteiligen.<br />

2009 führte die <strong>Handwerkskammer</strong> 96<br />

Gewerbeuntersagungsverfahren durch,<br />

2010 waren das 56.<br />

31 Anträge auf Schlichtungsverfahren<br />

wurden bei der Kammer gestellt, davon 17<br />

abgelehnt. Sechs Schlichtungen konnten<br />

erfolgreich beendet werden.<br />

Ebenso obliegt der Kammer die Rechtsaufsicht<br />

über die insgesamt 130 Innungen<br />

und fünf Kreishandwerkerschaften im<br />

Kammerbezirk.<br />

Mit den fünf Kreishandwerkerschaften<br />

(KH Anhalt-Bitterfeld, KH Anhalt-Bernburg/<br />

Köthen, KH Anhalt-Dessau/Wittenberg, KH<br />

<strong>Halle</strong>-Saalekreis) arbeitet die Kammer<br />

zusammen, organisiert Veranstaltungen<br />

und steht ihnen beratend zur<br />

Seite.Im Bereich der Handwerksrolle<br />

werden die Unternehmen in die Rolle<br />

eingetragen und zu Zulassungs-, Registrierungs-<br />

und Abgrenzungsfragen<br />

beraten. Sie stellen Bescheinigungen<br />

für die Vorlage bei Gerichten oder Behörden<br />

aus und erteilen gegenüber<br />

Verbrauchern, Unternehmen und öffentlichen<br />

Stellen Auskünfte.<br />

Von insgesamt 308 Ausnahmegenehmigungsanträgen<br />

auf Eintrag in<br />

die Handwerksrolle wurden 256 genehmigt,<br />

169 unbefristet und 87 befristet.<br />

Im Vergleich zu 2009 waren das 111 Eintragungen<br />

weniger.<br />

Die <strong>Handwerkskammer</strong> bestellt und vereidigt<br />

auf Antrag Sachverständige zur Erstattung<br />

von Gutachten über die Leistungen<br />

von Handwerkern, ihre Waren und Preise.<br />

Sachverständige stehen sowohl Privatpersonen<br />

als auch dem Gericht bei der Klärung<br />

von fachlichen Problemen ratgebend<br />

zur Seite.<br />

Anzahl der Sachverständigen nach Gewerk<br />

Gewerkegruppe 2008 2009<br />

Bau/Ausbau 33 34 31<br />

Metall/Elektro 35 34 33<br />

Holz 3 4 5<br />

Bekleidung/Leder/Textil 0 0 0<br />

Nahrungsmittel 0 0 0<br />

Gesundheit 2 2 3<br />

Glas u. a. Handwerke 3 2 3<br />

handwerksähnl. Gewerke 11 11 10<br />

Gesamt: 87 87 85<br />

2010<br />

2010 gab es 85 Sachverständige, allein<br />

zwei Drittel von ihnen in den Gewerkegruppen<br />

Bau/Ausbau und Metall/Elektro.<br />

33


Haushalt und Finanzen<br />

Das Geschäftsjahr 2010 wurde gegenüber<br />

dem Vorjahresergebnis mit einem um<br />

0,6 Mio. € verschlechtertem Ergebnis beendet..<br />

Dies ist auf den wegen der Zuführung<br />

zu den Rückstellungen für Altersteilzeitverpfl<br />

ichtungen gestiegenen Personalaufwand<br />

sowie auf die geringere Erwirtschaftung von<br />

Zinserträgen zurückzuführen.<br />

Die <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong> (Saale) hat<br />

mit dem Jahresabschluss 2010 das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz<br />

(BilMoG) zur<br />

Anwendung gebracht. Im Wesentlichen ergeben<br />

sich für die <strong>HWK</strong> als Körperschaft<br />

des öffentlichen Rechts nur geringe Änderungen.<br />

Durch die eingesetzten Wirtschaftsprüfer<br />

wurde der Kammer der uneingeschränkte<br />

Bestätigungsvermerk erteilt.<br />

Der Finanzmittelbestand der <strong>Handwerkskammer</strong><br />

<strong>Halle</strong> (Saale) hat sich im<br />

Jahr 2010 um 1,2 Mio. € verringert, da die<br />

Ausgaben höher als die Einnahmen waren.<br />

Dies liegt in den Investitionstätigkeiten begründet,<br />

für die explizit Rücklagen gebildet<br />

worden sind.<br />

Die Haupteinnahmen der Kammer sind<br />

die Beiträge der Mitgliedsbetriebe und die<br />

Erträge aus den Berufsbildungsmaßnahmen.<br />

Der Ertragszuwachs aus den Beiträgen<br />

der Mitgliedsbetriebe beträgt zum Vorjahr<br />

3,7 Prozent. Der Grundbeitrag und der<br />

Maßstab für den Zusatzbeitrag sind gleichgeblieben.<br />

Deshalb ist die Ursache für die<br />

leichte Erhöhung in der Veränderung der<br />

Bemessungsgrundlagen, dem Gewerbeertrag,<br />

zu suchen.<br />

Die Erträge aus Gebühren verringerten<br />

sich gegenüber dem Vorjahr um 4,9 Prozent.<br />

Die Ursache ist in der demografi schen<br />

Entwicklung (sinkende Lehrlingszahlen) zu<br />

suchen. Der Rückgang der Teilnehmer der<br />

Überbetrieblichen Lehrunterweisung (ÜLU)<br />

konnte noch nicht durch eine höhere Teilnehmerzahl<br />

in der Fort- und Weiterbildung<br />

ausgeglichen werden.<br />

Die <strong>Handwerkskammer</strong> wirtschaftet<br />

kostenbewusst. Aufwendungen werden so<br />

gering wie möglich gehalten. Grundlage<br />

dafür ist ein effektives und nachfrageorientiertes<br />

Leistungsangebot.<br />

Zwar stiegen die ordentlichen Aufwendungen<br />

gegenüber dem Vorjahr, die Kostenerhöhung<br />

gegenüber dem Vorjahr ist<br />

aber im Wesentlichen auf die Erhöhung der<br />

Aufwendungen für die Altersvorsorge zurückzuführen.<br />

Die Neubewertung der Altersteilzeitverpfl<br />

ichtungen durch ein versicherungsmathematisches<br />

Gutachten ergab<br />

die Notwendigkeit einer Zuführung zu den<br />

Rückstellungen in Höhe von 466.000 Euro.<br />

Anteile der Einnahmen im Haushalt 2010<br />

Gebühren<br />

Rechtsabteilung<br />

2%<br />

Zuwendungen<br />

14%<br />

sonstige Einnahmen<br />

11%<br />

Erträge aus <strong>HWK</strong>-<br />

Beiträgen<br />

38%<br />

Prüfungsgebühren<br />

4%<br />

Gebühren<br />

Berufsbildung<br />

31%<br />

34


Haushalt und Finanzen<br />

Die Geschäftsführung der <strong>Handwerkskammer</strong><br />

setzt auf qualifi ziertes Personal<br />

und technisches Know-how im Berater- und<br />

Ausbildungsbereich. Regelmäßig wird auch<br />

in die technische Ausstattung investiert.<br />

Um neue Finanzierungsquellen zu erschließen,<br />

beteiligt sich die Kammer an geförderten<br />

Projekten bzw. an Ausschreibungen<br />

zu Bildungsprojekten. Die Kammer<br />

reicht Vorschläge für Projekte bei EU, Bund<br />

und Ländern ein. Die <strong>Handwerkskammer</strong><br />

<strong>Halle</strong> (Saale) ist 2010 an folgenden aktuellen<br />

Förderprojekten zur Fachkräftesicherung<br />

beteiligt:<br />

- „Jobstarter Connect - Neustart“<br />

- „Jobstarter - Zukunft“<br />

- „Demographieorientierte Personalenentwicklung<br />

für Handwerksunternehmen“<br />

- „Berufsbildung ohne Grenzen - Mobilitätsberatung“<br />

- „2. Schwelle - Jugendliche auf dem Weg<br />

ins Berufsleben“<br />

- „FiS- Fit ins Studium“<br />

- „Gestalter im Handwerk“.<br />

195 Mitarbeiter (100 Männer, 95 Frauen)<br />

zählten 2010 zum Personalstamm der<br />

<strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong>. Das sind zwei<br />

Mitarbeiter weniger als 2009.<br />

In der Anpassung des Personals an den<br />

Servicebedarf der Unternehmen sieht die<br />

Geschäftsführung eine Schlüsselaufgabe.<br />

Deshalb bietet die Kammer als Arbeitgeber<br />

ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, an<br />

Qualifi zierungsmaßnahmen und Weiterbildungen<br />

teilzunehmen. Seit November 2010<br />

trägt die <strong>HWK</strong> auch das europaweit geschützte<br />

Zertifi kat „berufundfamilie“ für ihre<br />

familienbewusste Personalpolitik.<br />

Eine langfristige Personalentwicklung<br />

beinhaltet auch die Unterstützung<br />

der Gesundheitsförderung der Mitarbeiter.<br />

Die Kammer beteiligte sich deshalb vom<br />

1.1.2009 bis 31.12.2010 an einem Projekt<br />

der betrieblichen Gesundheitsförderung.<br />

der „IKK gesund plus“.<br />

Durch die frühe Einführung eines Qualitätsmanagementsystems<br />

(DIN EN ISO<br />

9001:2009), zertifi ziert für die <strong>Handwerkskammer</strong><br />

und ihr Bildungszentrum, und<br />

dessen jährliche Aktualisierung werden Kapazitäten<br />

und Ressourcen optimal genutzt.<br />

Bestehende Prozesse und Arbeitsabläufe<br />

werden einer ständigen Prüfung unterzogen<br />

und danach verbessert.<br />

Neu eingestellt wurden zehn Mitarbeiter<br />

(davon ein Azubi), gleichzeitig verließen 13<br />

die Kammer. Unter den Mitarbeitern waren<br />

sechs Lehrlinge. 26 Mitarbeiter waren insgesamt<br />

in Altersteilzeit (19 in aktiver, zehn<br />

in passiver). Sieben Angestellte befanden<br />

sich in ruhenden Beschäftigungsverhältnissen.<br />

21 Mitarbeiter waren in Teilzeit beschäftigt<br />

(genauso wie 2008 und 2009).<br />

Umgerechnet auf Vollbeschäftigteneinheiten<br />

(ohne Lehrlinge, passive Altersteilzeit<br />

und ruhende Arbeitsverhältnisse) sind<br />

damit 174 Mitarbeiter für das Handwerk<br />

tätig. Für 28 Mitarbeiter erhielt die <strong>Handwerkskammer</strong><br />

Personalkostenförderung.<br />

Die meisten Beschäftigten bzw. mehr als<br />

die Hälfte waren im Bildungszentrum (BTZ)<br />

tätig, ein weiteres Drittel als Berater in den<br />

verschiedenen Bereichen.<br />

35


IMPRESSUM<br />

Herausgeber: <strong>Handwerkskammer</strong> <strong>Halle</strong> (Saale)<br />

Redaktion: Lenore Dietsch<br />

Fotos: Presse und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Zahlen und Grafi ken: Wirtschaftspolitik und Statistik<br />

36

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