Aktuelle Ausgabe als PDF runterladen. - Pony
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BYE BYE
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
12<br />
16<br />
Verbindungsszene<br />
Saufen, singen, torkeln<br />
The Burning Hell<br />
Wortwitz aus Neufundland<br />
Ich fühl mich Disco<br />
Nähe durch Verlust<br />
Babak Rafati<br />
Fußball und Selbstmord<br />
Barbara Vinken<br />
Theorien der Mode<br />
Kunst und Kapital<br />
In der Endlosschleife<br />
Literatur des Verschwindens<br />
Auffälliger neuer Stoff<br />
89<br />
DEZEMBER<br />
2013<br />
18<br />
Filme<br />
20<br />
Digitales<br />
21<br />
Spiele<br />
22<br />
Tonträger<br />
24<br />
Bücher<br />
26<br />
Theater<br />
27<br />
Kolumne<br />
28<br />
Sterne<br />
30<br />
Terminkalender<br />
40<br />
StadtKarte<br />
41<br />
Impressum<br />
42<br />
PONYhof
V e r b i n d u n g s s z e n e<br />
Pogo im Bullerjahn<br />
Statt sich um die Rettung ihres angekratzten Images zu bemühen,<br />
tut die Göttinger Verbindungsszene das, was sie am<br />
besten kann: Bier trinken und singen.<br />
A n t i f o l k<br />
Social Studies with a Twist<br />
Musikalische Szenarien voller Wortwitz: Die tolle neufundländische<br />
Band The Burning Hell spielt in Göttingen.<br />
Manuel Schaper<br />
Die Verbindungsszene hat ein Imageproblem, und zwar zu recht. Immer<br />
wieder machten in den letzten zwei Jahren Vorgänge in der Deutschen<br />
Burschenschaft negative Schlagzeilen. Dass es aber auch abseits von Totalausfällen<br />
wie der rassistischen Diskussion um den „Ariernachweis“ <strong>als</strong> Mitgliedschaftsbedingung<br />
einiges an Studentenverbindungen zu kritisieren gibt,<br />
darauf weisen insbesondere linke Kreise immer wieder hin: Sexistisches und<br />
nationalistisches Weltbild gehen bei diesen Männerbünden mit antiquiertem<br />
Elitedünkel einher. Zuletzt lud die Göttinger Gruppe Sub*Way zu einem kritischen<br />
Stadtrundgang zu den Göttinger Verbindungshäusern, um die öffentliche<br />
Wahrnehmung für diese Dinge zu sensibiliseren.<br />
Nach wie vor aber erscheinen die Studentenverbindungen in der lokalen<br />
Berichterstattung regelmäßig schlicht <strong>als</strong> traditionsbewusste Vereine junger<br />
Gesellen, die gerne mal zusammen ein Bier trinken und dabei Lieder anstimmen.<br />
So erfuhr man beispielsweise aus dem „Göttinger Tageblatt“ über die<br />
Bemühungen, den „Bullerjahn“ wiederzubeleben, ein wöchentliches Szenetreffen<br />
im Bullerjahn, das bis in die 70er Jahre mit dreistelligen Teilnehmerzahlen<br />
stattfand – und zwar wöchentlich.<br />
Nun kann man dem „Göttinger Tageblatt“ nicht ernsthaft vorhalten, dass<br />
es über solche lokalen Ereignisse berichtet, ohne auf ideologische Verbindungslinien<br />
der Schärpenträger hinzuweisen. Tatsächlich erlangt man sogar<br />
wertvolle Einblicke in die mysteriöse Halbwelt des Verbindungswesens à<br />
la: „Je weiter der Abend fortschritt, je mehr Bier floss, desto lauter war der<br />
Gesang, desto mehr Angetrunkene mussten zu ihren Plätzen begleitet werden,<br />
desto häufiger mussten die Alten die Jungen maßregeln.“ Wer hätte<br />
gedacht, dass es auf dem Bullerjahn fast wie auf einem Punkkonzert zugeht?<br />
Wenn man nicht wüsste, wo sie politisch stehen bzw. torkeln – man könnte<br />
in Anbetracht solcher Bilder fast Sympathien für die Verbinder entwickeln.<br />
Aber eben nur fast.<br />
The Burning Hell spielen am<br />
18.12. um 20:00 Uhr im Heimathafen<br />
im Pools. Das Album<br />
„People“ ist bei BB*Island/Cargo<br />
erschienen.<br />
Markus von Schwerin<br />
„Denn das Beste im Leben sind leider immer noch die Menschen“, sang Max<br />
Goldt vor zwanzig Jahren in einem der schönsten Songs von Foyer des Arts.<br />
Ob Matthias Kom, Kopf der neufundländischen Band The Burning Hell, während<br />
seiner zahlreichen Deutschlandaufenthalte diesen „Ratschlag eines reformierten<br />
Herren“ vernommen hat, ist nicht belegt, doch die empathischschonungslose<br />
Art, mit der er auf „People“, dem jüngsten Album seiner<br />
Band, die unterschiedlichsten Charaktere zeichnet, hat manches mit den Sittenstudien<br />
des Berliner Humoristen gemein.<br />
Ob es um die Postkarte eines Schulfreundes geht, der ihn voller Vaterstolz<br />
zu einer Familienfeier locken möchte („Grown-Ups“), um die Nöte eines verklemmten<br />
Kavaliers („Wallflower“) oder um den Nutzen buddhistischer Praktiken<br />
im Umgang mit Türstehern in Toronto („Realists“) – die Szenarien des<br />
bärtigen Ukulele-Spielers sind voller Wortwitz und Situationskomik. Qualitäten,<br />
die im Antifolk seit jeher eine entscheidende Rolle spielen. Doch nur wenigen<br />
glückt es so elegant wie Matthias Kom, dabei das richtige musikalische<br />
Kleid für seine Suaden zu finden.<br />
Während er sich bisher vor allem an der Music-Hall-Tradition orientierte,<br />
kommt auf „People“ nun auch Koms Vorliebe für Fuzz-Gitarren und krautrockige<br />
4/4-Takte zum Zuge, die an Smog und Pavement denken lassen. Oder<br />
an den Berliner Horror Me, dessen „Barcade Song“ schon beim 2011er The-<br />
Burning-Hell-Konzert im Apex auf der Setlist stand. Dam<strong>als</strong> präsentierten<br />
sich die Kanadier <strong>als</strong> Sextett mit Bläsersektion und Violine, nun kommt Kom<br />
mit der Klarinettistin und Co-Sängerin Ariel Sharratt für ein Duokonzert in<br />
den Heimathafen im Pools. Wie bei seinem letztem Göttinger Abstecher mit<br />
dem Seitenprojekt Spring Breakup (<strong>als</strong> Vorprogramm für die befreundete Susie<br />
Asado) werden dann wohl die leisen Töne dominieren. Dafür geeignete<br />
Balladen wie „Travel Writers“ oder „Sentimentalists“, bei denen Koms lakonischer<br />
Vortragsstil angenehm an Kurt Wagner und Kevin Ayers erinnert, enthält<br />
das neue Album zur Genüge.
F a m i l i e n g e f ü g e<br />
Lieber ein Klavier<br />
Annäherung über Erfahrungen des Verlusts: Axel Ranischs<br />
sehenswerter Film „Ich fühl mich Disco“.<br />
Ulrich Kriest<br />
„Kann ich nicht doch lieber ein Klavier haben?“, mault der moppelige Florian,<br />
<strong>als</strong> Vater Hanno nach vielen Jahren sein Simson-Moped reaktiviert hat<br />
und jetzt an seinen Sohn vererben will. Was schmerzhaft schief geht. Wäre<br />
da nicht Mutter Monika, die mit ihrem Sohn ausgelassen die Liebe zum Disco-Schlager<br />
eines Christian Steiffen teilt und auch sonst zwischen den beiden<br />
Männern vermittelt, stünde noch viel mehr Ärger ins Haus. Denn Hanno<br />
ist schon ein harter Brocken, der gerne eine harte Schale um seinen weichen<br />
Kern legt.<br />
Hanno arbeitet <strong>als</strong> Turmspringtrainer mit dem jungen Talent Radu und ist<br />
auch hier eher sparsam mit Lob. Ein Schicks<strong>als</strong>schlag bringt das fragile familiale<br />
Gefüge aus dem Gleichgewicht: Monika erleidet einen Schlaganfall und<br />
fällt ins Koma. Es ist <strong>als</strong>o ganz schön was los in Axel Ranischs („Dicke Mädchen“)<br />
neuem Film, zumal Vater und Sohn jetzt allein damit klarkommen<br />
müssen, dass Florians Pubertät für beide so einige Überraschungen parat<br />
hält. Als der angetrunkene Hanno seinen Sohn schließlich im Bett mit seinem<br />
Sportnachwuchs überrascht, stößt der scheinbar so selbstsichere Macho an<br />
seine Grenzen und braucht dringend Beistand.<br />
„Ich fühl mich Disco“ geht es genau um dieses Spannungsverhältnis zwischen<br />
den Mühen und Enttäuschungen des Alltags und den eskapistischen<br />
Freuden einer trivialen Überhöhung. Ranisch zeigt dieses Spannungsverhältnis<br />
<strong>als</strong> potentiell durchlässig, erweckt die Mutter im Krankenhaus für empathische<br />
Augenblicke zum Leben und macht den Schlagersänger mit dem<br />
viel versprechenden Namen sehr konkret zum Vertrauten des Vaters in Erziehungsfragen.<br />
Trotz solcher Kapriolen überfordert der Film seine schwergewichtigen<br />
Protagonisten nicht, zeigt schmerzhaftes Einander-Verfehlen und<br />
Rückschläge und zeichnet ihre allmähliche Annäherung über Erfahrungen<br />
des Verlusts der vermittelnden Mutter mit größter Zärtlichkeit.<br />
Ohne „Ich fühl mich Disco“ jetzt qua Entdeckerfreude allzu hoch hängen zu<br />
wollen: Es ist einer der schönsten deutschen Filme des Jahres. Am Ende, na klar,<br />
hat Florian sein Klavier in seinem Zimmer stehen – ein Geschenk von Hanno.<br />
„Ich fühl mich Disco“ läuft ab dem<br />
12.12. (22:00 Uhr) im Kino Lumière.<br />
Regie: Axel Ranisch;<br />
Deutschland 2013; 98 Minuten;<br />
mit Frithjof Gawenda, Heiko Pinkowski,<br />
Christina Grosse u. a.<br />
F u S S b a l l g e s e l l s c h a f t<br />
Die lange Nacht vor dem Spiel<br />
Der ehemalige Profi-Schiedsrichter Babak Rafati liest in Göttingen über Depressionen,<br />
den Druck in der Bundesliga und seinen Suizidversuch, der vor zwei Jahren die Fußballwelt<br />
erschütterte.<br />
Babak Rafati liest am 9.12. um 19:00<br />
Uhr im Stadion an der Speckstraße aus<br />
seinem Buch „Ich pfeife auf den Tod.<br />
Wie mich der Fußball fast das Leben<br />
kostete“ (Kösel-Verlag, 2013, 304<br />
Seiten, 17,99 Euro).<br />
Jan Langehein<br />
Es war ein bis heute einmaliger Vorgang in der Bundesligageschichte: Am<br />
19. November 2011 wurde das Spiel des 1. FC Köln gegen Mainz 05 kurzfristig<br />
abgesagt. Zur Begründung hieß es zunächst lapidar, der Schiedsrichter<br />
Babak Rafati sei nicht rechtzeitig im Stadion erschienen. Was die Öffentlichkeit<br />
dam<strong>als</strong> nicht wusste – Rafati stand keineswegs im Stau oder hatte<br />
die Grippe, er kämpfte im Krankenhaus um sein Leben. In der Nacht vor dem<br />
Spiel hatte er sich im Hotel die Pulsadern aufgeschnitten; sein Assistent fand<br />
ihn am Morgen gerade noch rechtzeitig in der Badewanne.<br />
In dieser Nacht habe sich der Druck, der auf ihm lastete, zur Panik gesteigert,<br />
schreibt Rafati in seinem kürzlich erschienen Buch „Ich pfeife auf den<br />
Tod“. Seine Karriere stand dam<strong>als</strong> auf der Kippe: Aus dem FIFA-Kader hatte<br />
der DFB ihn zurückgezogen, zweimal war er vom „Kicker“ zum schlechtesten<br />
Schiedsrichter der Bundesliga gewählt worden, und die Fans von Mainz<br />
05 hassten ihn, weil er dem HSV ein halbes Jahr zuvor ein Tor gegeben hatte,<br />
das keines war – womit er Mainz um einen verdienten Punkt brachte. Der<br />
Satz, der Rafati in seinem Hotelzimmer nicht aus dem Kopf gehen wollte, war<br />
eine Reaktion des DFB-Schiedsrichterchefs Herbert Fandel auf diese Entwicklung:<br />
„Jeder darf einen Fehler machen. Nur Du nicht, Babak.“ Körperlich<br />
erschöpft, von Depressionen geplagt und von Panik überwältigt habe er<br />
nach Stunden des Grübelns keinen Ausweg mehr gesehen, <strong>als</strong> seinem Leben<br />
noch vor dem Spiel ein Ende zu setzen, so Rafati.<br />
Der Fall wirft, wie schon der Tod Robert Enkes, ein Licht auf die Belastung,<br />
der die Darsteller im großen Zirkus Bundesliga ausgesetzt sind. Nur ist<br />
es naiv zu glauben, dieser Zirkus wäre auch ohne den Druck zu haben: „Es ist<br />
ein Rausch, ein Stadion zu erleben, das von den Rufen der über 50.000 Fans<br />
zu vibrieren scheint“, schreibt Rafati. Und es ist ein Alptraum, wenn sich diese<br />
Rufe gegen einen wenden. Es wird sich <strong>als</strong>o wenig ändern. Allerdings gibt<br />
es inzwischen Akteure, die die Notbremse ziehen, bevor es zu spät ist: Zwei<br />
Monate vor Rafatis Suizidversuch hatte Ralf Rangnick <strong>als</strong> Trainer bei Schalke<br />
04 hingeschmissen – wegen eines Burnout-Syndroms.
T h e o r i e n d e r M o d e<br />
Die Lust am Stoff<br />
Die meisten Philosophen der Moderne sind sich einig, dass<br />
weibliche Mode Teufelszeug ist. Barbara Vinken bricht in<br />
„Angezogen“ eine Lanze für Stoffe, die spielerisch Sinnlichkeit<br />
inszenieren und traditionelle Diskurse auf den Kopf stellen.<br />
Kerstin Cornils<br />
Nichts ist weiter von der Welt des Geistes entfernt <strong>als</strong> die Mode – zumindest<br />
wenn man den einschlägigen Philosophen der Neuzeit glaubt. Stellvertretend<br />
für viele steht Friedrich Nietzsche, der sich in „Menschliches, Allzumenschliches“<br />
leidenschaftlich über all jene ereifert, die kraft ihrer Kleidung<br />
aus der Masse hervorstechen. Wer mit extravaganten Schnitten und Stoffen<br />
auffällt, kann laut Nietzsche bestenfalls ein Stutzer oder ein Nichtstuer sein<br />
– oder, schlimmer noch, eine Frau. Während sich erfolgreiche Männer konsequent<br />
in schlichten Anzügen blicken ließen, protze das weibliche Geschlecht<br />
mit Üppigem und Kostbarem. Frauen benutzten Mode <strong>als</strong> aggressive Waffe,<br />
um ihre Geschlechtsgenossinnen auszustechen. Männer hingegen konzentrierten<br />
sich auf das Wesentliche: Leistung, Arbeit, Effizienz.<br />
Berühmt dafür, ihre Vorlesungen mit netzbestrumpften Beinen zu präsentieren,<br />
trägt die Münchener Professorin Barbara Vinken in ihrem neuen Buch<br />
„Angezogen“ genüsslich die vielfältigen Argumente zusammen, die Männer<br />
seit dem späten 18. Jahrhundert benutzt haben, um die unüberschaubaren<br />
Metamorphosen weiblicher Mode in Grund und Boden zu verdammen. Da<br />
ist zum Beispiel Rousseau, Trendsetter einer modernen Pädagogik, der sich<br />
über die modebesessenen Frauen in Paris erregt. Für den aus dem calvinistischen<br />
Genf stammenden Philosophen sind die geschminkten Französinnen<br />
bestenfalls eines Harems würdig. Die zurechtgemachten Pariserinnen wirken<br />
in seinen Augen wie eine Verkörperung des Ancien Régime – wie ein Schlag<br />
ins Gesicht aufgeklärter Bürger. Rousseaus Begeisterung gilt den Frauen seiner<br />
Schweizer Heimat, deren Kleidung schlicht und natürlich sei. Vinken, belesene<br />
Expertin in Gender-Fragen, lässt keinen Zweifel daran, dass Rousseaus<br />
Lob der Natürlichkeit nichts anderes <strong>als</strong> ein raffiniertes rhetorisches<br />
Werkzeug ist: ein von Männern geschmiedetes Machtinstrument, das Frauen<br />
die Unterwerfung unter eine brandneue Geschlechterordnung schmackhaft<br />
machen soll, die sie an Heim und Herd verbannt.<br />
© K. Rade<br />
Eine große männliche Entsagung<br />
Je mehr die Autorin in den Diskursschichten der Vergangenheit buddelt,<br />
umso mehr kommt sie einem fundamentalen Bruch auf die Spur. Anhand von<br />
Gemälden macht Vinken ihre These von einem historisch verankerten Rollentausch<br />
der Geschlechter anschaulich. Demnach ist die uns heute so vertraute<br />
Gleichsetzung der Frauen mit der Mode ein vergleichsweise junges Phänomen.<br />
Anders <strong>als</strong> Barack Obama oder Winston Churchill setzte sich Ludwig<br />
XIV. mit seinen glänzend bestrumpften Beinen und kostbaren Stoffen noch<br />
derart prunkvoll in Szene, wie es mittlerweile nur noch Frauen erlaubt ist.<br />
Nach heutiger Lesart müssen alle Männer, die sich extravagant anziehen,<br />
Schwule, Dandys oder androgyne Paradiesvögel wie David Bowie sein. Der<br />
aufgedonnerte Sonnenkönig belegt, dass Extravaganz für heterosexuelle<br />
Männer erst in der Moderne zum Tabu wird. Erst seit der Französischen<br />
Revolution ist Mode „weiblich“. Eine Auszeichnung ist dies nicht. Modische<br />
Frauen werden zum reaktionären Anachronismus, der an die Dekadenz des<br />
Adels erinnert und gegen den neuen politischen Grundsatz der Gleichheit<br />
verstößt.<br />
Besonders fesselnd sind jene Beiträge, die aus dem üblichen Lamentieren<br />
der Männer über modische Frauen ausscheren. So geht der britische<br />
Psychoanalytiker John Carl Flügel wie Vinken davon aus, dass in einer Zeit,<br />
in der alle Menschen Brüder werden (müssen), von Männern verlangt wird,<br />
auf die „glänzenden, heiteren, raffinierten und abwechslungsreichen Formen<br />
des Schmückens“ Verzicht zu leisten. Die modische Abstinenz wird von<br />
Flügel <strong>als</strong> große männliche Entsagung ausgelegt. Allein der an den gesellschaftlichen<br />
Rand gedrängten Frau sei es fortan erlaubt, im Spiel mit Stoffen<br />
und Silhouetten ihren ganzen Körper erotisch zu akzentuieren. Von Männern<br />
hingegen werde erwartet, ihre Körperlichkeit zu sublimieren. Das neue Ideal<br />
männlicher Uniformität werde mit einer Unterwerfung der eigenen Sinnlichkeit<br />
bezahlt: einem Verlust an Lust.<br />
BYE BYE<br />
9<br />
Wir weben hinein den dreifachen Fluch,<br />
Wir weben, wir weben!
Faszinierend sind auch Vinkens Ausflüge in männliche Subkulturen, die<br />
sich dem Gebot der Modeabstinenz mit List widersetzen. So etwa der von<br />
Alain Mabanckou beschriebene Kongolese aus der Pariser Vorstadt, der im<br />
Designer-Anzug seine Krokodillederschuhe spazieren führt. Der afrikanische<br />
Dandy, nach einer Elitetruppe der französischen Armee auch „Sapeur“ genannt,<br />
verstößt im vollen Bewusstsein gegen alle Regeln der Modeabstinenz,<br />
indem er die Eleganz seiner Kleidung zum alleinigen Maßstab seines<br />
„‚So zersetzen,<br />
unterminieren sie in<br />
ihrer unheimlichen<br />
Mimesis (…) die koloniale,<br />
bürgerliche Ordnung der<br />
Geschlechter und der<br />
Klassen. Denn die Sapeurs<br />
verkleiden sich –<br />
<strong>als</strong> Kolonialherren.’“<br />
Daseins macht. Eine unverzeihliche Modetorheit? Keineswegs. Für Vinken<br />
sind die schwarzen Dandys, die für ihren Stil hungern, Rebellen: „So zersetzen,<br />
unterminieren sie in ihrer unheimlichen Mimesis (…) die koloniale, bürgerliche<br />
Ordnung der Geschlechter und der Klassen. Denn die Sapeurs verkleiden<br />
sich – <strong>als</strong> Kolonialherren.“ Dem rassistischen Diskurs des Westens<br />
schlagen die Sapeurs mit ihren auf Hochglanz polierten Lederschuhen ein<br />
Schnippchen.<br />
Kleider, die vom Völkermord erzählen<br />
In die Sphären der Haute Couture begibt sich Vinken, wenn sie sich Designern<br />
wie Martin Margiella, Alexander McQueen und der Japanerin Rei Kawakubo<br />
zuwendet. Besonders im Kapitel über den 2010 freiwillig aus dem<br />
Leben geschiedenen McQueen gelingt ihr eine eindringliche Analyse von<br />
Kleidern, die visionär über die nicht selten einfallslose Wiederkehr längst verblühter<br />
Epochen hinausweisen. Sie zeigt, wie der Sohn eines Londoner Taxifahrers<br />
Mode benutzt hat, um von der Leidensgeschichte seiner Vorfahren<br />
aus dem schottischen Hochland zu erzählen. Anders <strong>als</strong> viele seiner Kollegen<br />
ruft McQueen nicht einfach eine Wiederkehr des schottischen Kilts aus. Kate<br />
Moss im spektakulären Fetzenkleid wird in der Kollektion „Highland Rape“<br />
zur schottischen Witwe, die ihren von englischen Soldaten getöteten Mann<br />
sucht. McQueen interpretiert sein blutbesudeltes Modespektakel <strong>als</strong> Anklage<br />
gegen einen vergessenen Völkermord.<br />
Was in Vinkens überaus anregendem Buch über die Mode fehlt, ist eine<br />
schlüssige Auseinandersetzung mit den Effekten des globalisierten Kapitalismus.<br />
Das Internet hat zu einer Beschleunigung modischer Trends geführt,<br />
die mit dem Begriff der „Saison“ nicht mehr erfasst werden kann. Viele Modehäuser<br />
erweitern ihre Angebote fast täglich und rufen insbesondere Frauen<br />
zum permanenten Konsum ohne Rücksicht auf Ressourcen auf. „Angezogen“<br />
ist den ausgebeuteten Textilarbeiterinnen aller Welt gewidmet, doch<br />
diese Geste wirkt halbherzig. Was Vinken brillant gelingt, ist ein kluges und<br />
flammendes Plädoyer für eine Mode, die den Geist mit dem Stoff verbindet<br />
und unserer Welt Lust und Schönheit schenkt.<br />
BYE BYE<br />
10<br />
Barbara Vinken: „Angezogen: Das<br />
Geheimnis der Mode“ (Klett-Cotta,<br />
2013, 255 Seiten, 19,95 Euro)<br />
Wir danken der werkgruppe II für<br />
„ICH UND DER ESEL“<br />
bei uns im Laden.<br />
Weitere Aufführungen:<br />
1. bis 3. Dezember<br />
5. bis 7. Dezember<br />
Tel. 0551 - 486 085<br />
Barfüßerstraße 1<br />
Göttingen<br />
www.woggon-mode.de
K u n s t u n d K a p i t a l<br />
(K)ein Ausweg aus<br />
der Endlosschleife<br />
Weshalb die Kunst <strong>als</strong> ungeheure Warensammlung existiert,<br />
solange der Kapitalismus besteht.<br />
Tina Lüers & Andreas Schröder<br />
Als im November mit mehr <strong>als</strong> 142 Millionen Dollar das Triptychon „Three<br />
Studies of Lucian Freud“ des irischen Malers Francis Bacon <strong>als</strong> das bisher<br />
teuerste Kunstwerk versteigert wurde, stieg sein von Analysten mithilfe von<br />
umfangreichen Datenbanken ermittelter Preisindex wie der einer guten Aktie.<br />
Blendend lief es 2013 auch für Andy Warhols „Silver Car Crash“, verkauft<br />
für 105 Millionen, oder im vergangenen Jahr für Edvard Munchs „Schrei“:<br />
119 Millionen. Lebende Künstler wie Damien Hirst haben indessen die Möglichkeit,<br />
Preise und Marktwert mitzubestimmen, so war der Bildhauer und<br />
Konzeptkünstler selbst Teil der Käufergruppe seines diamantbesetzten Platin-Totenschädels,<br />
der bei der Auktion für 75 Millionen über die Ladentheke<br />
ging. Auch mit gezielten Provokationen lassen sich interessante Markteffekte<br />
erzielen, schließlich ist die Kunst eine Ware wie jede andere auch – oder<br />
etwa nicht?<br />
Die allgemeine Vorstellung davon, dass es jenseits dieser begehrten vermarkteten<br />
Werke etwas gibt, das unverkäuflich ist, etwas, das nicht nur eine<br />
solide oder manchmal doch wankelmütige Geldanlage ist, scheint angesichts<br />
der Ästhetisierung der Kommerzialisierung beinahe naiv. Und doch hält sich<br />
beharrlich das Wort von der „nichtkommerziellen Kunst“, <strong>als</strong> gäbe es eine<br />
Unterscheidung in gut und böse. Wobei, ganz nebenbei, die damit einhergehende<br />
Verunglimpfung von „kommerzieller Kunst“ <strong>als</strong><br />
abgehoben und marktorientiert strukturellen Antisemitismus<br />
in sich trägt. Als Bestandteil der Bewegung des Kapit<strong>als</strong>,<br />
und nicht etwa <strong>als</strong> dessen Antagonist, funktioniert<br />
die Kunst jedenfalls sehr gut: sie ist gefügig und verkaufbar,<br />
sie erstellt Exklusionen und Exklusivität.<br />
Gefügig und exklusiv<br />
Von der ursprünglichen Aufgabe der Kunst, ein möglichst<br />
gutes Abbild der Welt zu schaffen, hat sie sich in einer<br />
langen und wechselvollen Geschichte mit etlichen<br />
Turns, linguistischen wie performativen, auf unterschiedlichen<br />
Ebenen gelöst. Längst geht es nicht mehr darum,<br />
die Zentralperspektive zu verstehen, sondern vermeintlich<br />
darum, in den Winkelzügen der spätkapitalistischen<br />
Gesellschaft nach Perspektiven zu suchen. Personen und<br />
Gegenstände der Natur gemäß darzustellen, war ihr Anliegen<br />
seit der Renaissance und hat sich <strong>als</strong> Betrachtungsweise<br />
bis in die Brüche der Moderne fortgeschrieben, auf<br />
dem Weg lagen symbolsprachliche Konventionen und das<br />
Aufspüren von naturgemäßen Gesetzmäßigkeiten. Die Renaissance,<br />
an einem nachzeichnenden, natürlichen Außen<br />
interessiert, wendet sich explorativ in den durch Prunk<br />
fesselnden Barock und kehrt bald darauf wieder nach Innen<br />
um, wendet sich <strong>als</strong> in der Romantik allein aus der<br />
Empfindung hervorgebracht. Ähnlich zur Entwicklung in<br />
der frühen Neuzeit verläuft die Entfaltung im 19. Jahrhundert<br />
vom Realismus über den Impressionismus zum Expressionismus,<br />
vom äußeren sozialkritischen Anspruch<br />
über die nur an der sichtbaren Oberfläche orientierten<br />
Lichtspiele bis zum vornehmlich aus der Innenschau gestalteten<br />
expressionistischen Kunstwerk. Der gesellschaftliche<br />
Zusammenhang bringt dabei die Vermittlung zustande, die Vermittlung<br />
wendet sich von außen nach innen und fällt mit dem Gegenstand in eins und<br />
wieder auseinander. Für diese Schleifen erweist sich das Subjekt <strong>als</strong> konstitutiv<br />
in der trennenden Vermittlung mit dem Objekt. Kunst und Gesellschaft –<br />
und damit Kunst und Kapital – sind untrennbar verwoben.<br />
Die Reflexivität und Bewegung der Form begleitet die Kunst seit dem<br />
Mittelalter, sie kann sich nicht im diskursfreien Raum bewegen. Sie besteht<br />
BYE BYE<br />
„Von der<br />
ursprünglichen<br />
Aufgabe der Kunst,<br />
ein möglichst<br />
gutes Abbild der<br />
Welt zu schaffen,<br />
hat sie sich […] auf<br />
unterschiedlichen<br />
Ebenen gelöst.“<br />
13
in der Vermittlung. Als Konstruktivist projizierte man all das Geschehen in<br />
die Kunst hinein, doch die Kunst ist keine Abstraktion, die sich aus der Nachbildung<br />
oder der Empfindung der Wirklichkeit speisen ließe. Ihr Gebrauchswert,<br />
zum Beispiel manifest im Design, bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück.<br />
Ähnlich wie in der Mathematik bedarf es der Kunst keiner bestimmten<br />
Materiatur, warum die Frage nach dem Material vom Gestus reaktionär ist.<br />
Auch sogenannte politische Kunst oder „linke“ Kunst, die gesellschaftliche<br />
Praxis und Bewegung zusammen denkt, kann nichts weiter tun, <strong>als</strong> sich die<br />
eigenen Quellen abzuschneiden, indem sie dem Augenschein nach berechtigt<br />
gegen Missstände vorgeht, dabei jedoch nur dem spekulativen Denken<br />
im Sinne Hegels den Boden entzieht.<br />
Die Kunst produziert einen utopischen Ort, dem das Sehnen gilt, dessen<br />
kritisches Potenzial jedoch gering ist, da er die formspezifischen Gegebenheiten<br />
perpetuiert, statt zu klären, dass dieser Ort sich überhaupt nur wegen<br />
der Konstellationen und Schrecken der Kapitalverwertungsgesellschaft<br />
dort „außen“, an diesem scheinbar entlegenen Ort, befinden muss. In der<br />
Aufrechterhaltung der Verwertungskette, im Prozess der Selbstreflexivität<br />
der Form, werden gezwungenermaßen Güter produziert, um lebendige und<br />
tote Arbeitszeit in Verbindung zu bringen. Die Kunst und der Begriff der Natur<br />
hängen an dieser Stelle in der Moderne zusammen, ihre Materiatur kann<br />
alles werden, Holz, Steine, aber auch Waren und Güter, Verpackungen, Ideen<br />
und Inhalte.<br />
„Die Kunst produziert<br />
einen utopischen Ort,<br />
dem das Sehnen gilt […] “<br />
Wie ein Möbiusband<br />
Bildlich vorstellbar kann das Möbiusband – eine zweidimensionale Struktur<br />
in der Topologie, die nur eine Kante und eine Fläche hat – die Kerne von<br />
Subjekt und Objekt trennen und verbinden. Diese zugleich einfache und faszinierende<br />
Figur ist nicht orientierbar, das heißt, man kann nicht zwischen<br />
unten und oben oder zwischen innen und außen unterscheiden, ihre Seiten<br />
gehen nahtlos ineinander über. Gleiches gilt für die Welt der Güter, die unbemerkt<br />
in das Innere und nicht unmittelbar Sichtbare der Kunst über das<br />
zeitliche Selbstverhältnis der Wertverwertung eingeht. Die Kunst benötigt in<br />
unserer Welt den Gegenspieler, der Kapitalismus begleitet die Kunst, sie ist<br />
Teil seiner und sein eigenes Gewissen. Das ist nicht viel und doch das Meiste<br />
zugleich: Jeder zwingt den anderen, er selbst zu bleiben. Die Kunst wird<br />
Fluchtort vor den Krisen, verschenkt ihren Reichtum an immaterieller Arbeit<br />
und ihr Potenzial, umwälzende Prozesse zu beginnen, die endliche, glückliche<br />
Chance den Kapitalismus „in die Luft zu sprengen“<br />
(MEW 42). Krise, Chaos und Untergang können<br />
Befreiung bedeuten.<br />
Die Kunst <strong>als</strong> ungeheure Warensammlung existiert,<br />
solange der Kapitalismus noch besteht. Danach<br />
geht die Kunst komplett auf – sie wird im<br />
positivsten Sinne wunderbarer, gleichgestellter, ununterscheidbarer<br />
Teil des praktischen Denkens und<br />
theoretischen Handelns, das die Menschen in jener<br />
Welt machen, die jetzt noch nicht zu denken ist.<br />
„Krise, Chaos und<br />
Untergang können<br />
Befreiung bedeuten.“<br />
BYE BYE<br />
14
L i t e r a t u r - E s s a y<br />
Abschwimmen mit<br />
Geschichten<br />
Verschwinden <strong>als</strong> auffälliger Stoff der neuen Literatur.<br />
Thomas Schaefer<br />
Natürlich ist auch dieses Thema nicht neu. So endet z. B. Max Frischs Roman<br />
„Mein Name sei Gantenbein“ (1964) mit einer Episode, in der eine Leiche<br />
das Zürcher Stadtflüsschen Limmat hinabtreibt, an Brückenpfeilern hängenbleibt,<br />
sich wieder losreißt, um schließlich von der Polizei geborgen zu<br />
werden – zum Missfallen des Erzählers, denn der Tote hat sein Ziel nicht erreicht:<br />
„abzuschwimmen ohne Geschichte“. Während es Frischs Figuren nicht<br />
gelingen will, zu verschwinden (etwa Stiller, der im gleichnamigen Roman bemüht<br />
ist, in eine andere Identität zu flüchten), gibt es Beispiele von Autoren,<br />
die sogar ganz real verschwunden sind – das berühmteste ist jenes des amerikanischen<br />
Zynikers Ambrose Bierce, der im Dezember 1914 untertauchte,<br />
nicht ohne zuvor Spuren zu legen, die ins Nichts führten. Bis heute weiß niemand,<br />
wie und wo er endete – im mexikanischen Chihuahua? Im Grand Canyon?<br />
Glücklich, wer so frei über sein Nachleben gebieten und so souverän<br />
abtauchen kann. Das dürfte sogar der alternden Pop-Diva Madonna gefallen,<br />
trotz oder gerade wegen ihres beruflichen Rampensau-Exhibitionismus,<br />
die laut der „Zeit“ verfügt, „dass, wenn sie eine Hotelsuite verlässt, ein Team<br />
von Spezialisten in ihrem Auftrag sich über die Räume hermacht und sie von<br />
Madonnas DNA reinigt; Madonna will keinesfalls Spuren der eigenen körperlichen<br />
Existenz hinterlassen“.<br />
Grassierende Sehnsucht<br />
Bereits vor zehn Jahren verortete Jochen Schimmang in einem Essay im<br />
„Merkur“ das Verschwinden, „gerade auch in seinen negativsten Gestalten<br />
<strong>als</strong> Flucht oder <strong>als</strong> erloschenes, vernichtetes Sein“, <strong>als</strong> „eine der signifikantesten<br />
Bewegungsformen des 20. Jahrhunderts“: „doch auch in seinen erfreulichen<br />
oder gar verheißungsvollen Erscheinungsbildern, <strong>als</strong> Davonkommen<br />
oder <strong>als</strong> Beginn eines neuen Lebens, ist es ein großer und immer wiederkehrender<br />
Stoff der neuen Literatur“. Zufall oder nicht, dass das Verschwinden,<br />
zu dessen „aktiven Formen“ Schimmang Flucht, Desertion, Identitätswechsel,<br />
das Aufsuchen eines Verstecks, schließlich den Suizid zählt, eine Sehnsucht<br />
zu sein scheint, die derzeit grassiert.<br />
Zumindest sind in diesem entschwindenden Jahr 2013 viele Bücher erschienen,<br />
die mehr oder weniger dezidiert vom Verschwinden handeln. Offensichtliches<br />
Thema ist es in Annika Scheffels Roman „Bevor alles verschwindet“,<br />
der von einem Dorf handelt, das einem Staudammprojekt<br />
weichen muss – wie es im Braunkohletagebau etwa der Lausitz ja geschieht,<br />
wo seit 1924 136 Orten vom Erdboden verschwunden sind. Ein Verschwinden<br />
mithin, das unfreiwillig erfolgt, ja, eine Verurteilung ist, und an das ein<br />
„Archiv verschwundener Orte“ erinnert.<br />
Ein solches Archiv ist natürlich auch die Literatur im Speziellen und das<br />
Aufschreiben im Allgemeinen. Letzteres kann zwar nicht retten, aber zumindest<br />
das Verschwindende bewahren, wie es Thema in einem kleinen, aber<br />
spektakulären Buch ist. Dramatischer ist die Art und Weise des Verschwindens<br />
nicht denkbar, wie sie dem Matrosenschüler Tjark Evers in Astrid Dehes<br />
und Achim Engstlers Buch „Auflaufend Wasser“ widerfährt: Im Winter<br />
1866 lässt Evers sich vermeintlich am Strand der Insel Baltrum absetzen,<br />
um dann feststellen zu müssen, dass er einem Irrtum aufsaß: Er ist auf einer<br />
Sandbank gelandet, und während er verzweifelt grübelt, wie er seinem<br />
Untergang entrinnen kann, steigt die Flut. Kaum zu glauben, aber wahr, die<br />
Geschichte, die Evers aufschrieb und einer Kiste anvertraute, bevor ihn das<br />
Meer verschluckte.<br />
Tatsachen entspricht auch das „Das Verschwinden des Philip S.“ in Ulrike<br />
Edschmids Buch, in dem sie von ihrem früheren Lebensgefährten erzählt,<br />
dem Schweizer Philip Sauber, mit dem sie in den wilden Jahren des 68er Berlins<br />
zusammenlebte – bis beide festgenommen wurden. Die ungerechtfertigte<br />
Untersuchungshaft treibt das Paar auseinander: Edschmid will nie wieder<br />
in den Knast und entscheidet sich für ein Leben auf der sicheren Seite, S.<br />
geht in den Untergrund und taucht erst 1975 auf einem Kölner Parkplatz auf,<br />
wo er bei einer Schießerei mit der Polizei getötet wird.<br />
Akute Befindlichkeiten<br />
In Terézia Moras so vorhersehbar wie unverdient mit dem Deutschen<br />
Buchpreis prämierten Roman „Das Ungeheuer“ gibt es eine Episode, in der<br />
ein in einer psychiatrischen Klinik arbeitender Arzt ein Auto „mit einem Geheimfach“<br />
sucht, „in dem ein erwachsener Mann Platz hat“. Darin will er sich<br />
verstecken und sterben, in der Hoffnung, dass das verlassen wirkende Fahrzeug<br />
abtransportiert und samt Arztleiche verschrottet wird: „wieso tut er so<br />
etwas? Wieso will er sich nicht einfach umbringen, sondern gleich verschrotten<br />
lassen wie ein Stück Müll?“ Das ist die Frage. Anders <strong>als</strong> bei Dehe/Engstler<br />
oder Edschmid ist hier das Verschwinden ein poetisch stilisiertes: Moras<br />
Held Tobias Kopp verschwindet ja auch, allerdings nur für ein Jahr, indem er<br />
sich nach dem Selbstmord seiner Frau in seiner Wohnung verschanzt, wo er<br />
keinen Kontakt zur Außenwelt unterhält, allenfalls Pizza bestellt. Exakt das<br />
macht (sogar zwei Jahre) der Held in Thomas Glavinics pompösem Roman<br />
„Das größere Wunder“, der sich einem noch radikaleren Verschwinden aussetzt,<br />
indem er den Mount Everest besteigt. Die Perspektive, dort in einer<br />
Gletscherspalte auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden, hat eher Verlockendes<br />
denn Abschreckendes.<br />
Mora und Glavinic reagieren auf manierierte Weise auf akute Befindlichkeiten,<br />
die durchaus die Sehnsucht zu verschwinden hervorrufen können:<br />
Wäre die nicht ein zwingender Reflex auf die immer engmaschigere Videoüberwachung,<br />
die Rundumüberwachung, der wir uns mittels Facebook etc.<br />
aussetzen? Bietet nicht grade das Internet, das wir nutzen, uns rund um die<br />
Uhr zu präsentieren, Möglichkeiten, sich zu entziehen? Oder ist ein Bedürfnis<br />
zu verschwinden allenfalls das Anliegen älterer Herren wie Michael Krüger,<br />
in dessen 2013 erschienenem Lyrikband „Umstellung der Zeit“ das Gedicht<br />
„Klassentreffen“ steht, in dem es heißt: „Einer ist Tischler geworden, / einer<br />
Anwalt, eine arbeitete / in der Pressestelle der ARD. / (…) Eine hat‘s geschafft.<br />
/ Sie wollte Waldbeeren / sammeln in Finnland / und wurde nie mehr<br />
gesehn“? Wir bleiben dran.<br />
Astrid Dehe/Achim Engstler: „Auflaufend<br />
Wasser“ (Steidl, 2013, 113<br />
Seiten, 16,- Euro)<br />
Ulrike Edschmid: „Das Verschwinden<br />
des Philip S.“ (Suhrkamp, 2013, 157<br />
Seiten, 15,95 Euro)<br />
Thomas Glavinic: „Das größere<br />
Wunder“ (Hanser, 2013, 528 Seiten,<br />
22,90 Euro)<br />
Michael Krüger: „Umstellung der<br />
Zeit“ (Suhrkamp, 2013, 117 Seiten,<br />
18,95 Euro)<br />
Terézia Mora: „Das Ungeheuer“<br />
(Luchterhand, 2013, 688 Seiten,<br />
22,99 Euro)<br />
Annika Scheffel: „Bevor alles verschwindet“<br />
(Suhrkamp, 2013, 411<br />
Seiten, 19,95 Euro)<br />
BYE BYE<br />
17
I n s i d e L l e w y n D a v i s<br />
Kampf um Anerkennung<br />
ab<br />
5.12.<br />
C a r r i e<br />
Eimerweise Schweineblut<br />
ab<br />
5.12.<br />
Andreas Busche<br />
Was Llewyn Davis (Oscar Isaac) anfasst, verwandelt sich in Scheiße. Er<br />
schwängert die Freundin (Carrey Mulligan) seines besten Freundes (Justin<br />
Timberlake), das Angebot eines erfolgreichen Produzenten, in eine neue<br />
Folkpopband einzusteigen, schlägt er aus und für einen Aushilfsjob <strong>als</strong> Studiomusiker<br />
streicht er aus Geldnot das Handgeld ein, statt sich die Tantiemen<br />
zu sichern. Das Stück wird natürlich ein Hit.<br />
Joel und Ethan Coen bereichern mit Llewyn Davis ihr ansehnliches Repertoire<br />
gescheiterter Existenzen um ein weiteres Prachtexemplar. „Inside<br />
Llewyn Davis“, inspiriert von den Memoiren des Folkmusikers Dave<br />
Van Ronk, ist nur vordergründig ein Film über die New Yorker Folkszene im<br />
Greenwich Village Anfang der 60er – kurz bevor ein gewisser Robert Zimmerman<br />
die beschauliche Gemeinschaft aus Beatniks, Bohos und Künstlern<br />
in einen Hotspot der amerikanischen<br />
Gegenkultur verwandelte. Im<br />
Kern erzählt „Inside Llewyn Davis“ die<br />
alte Coen-Geschichte über menschliche<br />
Unzulänglichkeit. Llewyn kämpft<br />
um Anerkennung, aber er hat der Unwägbarkeit<br />
des Lebens und den Kräften<br />
des Marktes wenig entgegenzusetzen:<br />
Seine Freunde stößt er ständig vor<br />
den Kopf und künstlerisch hält er an<br />
seinen Idealen fest: dem traditionellen<br />
Folk des ländlichen Amerikas mit seinen<br />
Geschichten über Mörder, Gesetzlose<br />
und Ausgestoßene. Musik spielt<br />
hier <strong>als</strong>o durchaus eine tragende Rolle,<br />
jedoch eher <strong>als</strong> treibende erzählerische<br />
Kraft. Die Songs – produziert von<br />
T-Bone Burnett, gesungen von Hauptdarsteller<br />
Oscar Isaac, Timberlake und<br />
Mulligan – heben den Plot über weite<br />
Strecken des Films auf und unterstreichen<br />
seinen episodischen Charakter.<br />
Die Odyssee Llewyns, ausgelöst durch die Hauskatze eines befreundeten<br />
Ehepaares, führt ihn einmal durch das Village bis nach Chicago. Auf dem<br />
Weg zurück kommt es zu einer denkwürdigen, David Lynch-artigen Begegnung<br />
mit John Goodman. Die zirkuläre Struktur führt die Geschichte Llewyns<br />
konsequent an ihren Ausgangspunkt zurück. „Inside Llewyn Davis“ beginnt<br />
und endet buchstäblich mit einem Schlag in die Fresse. Aber viel zentraler<br />
für das Selbstverständnis der Coens <strong>als</strong> ungerührte Chronisten der menschlichen<br />
Existenz ist, dass sie ihren Antihelden just in dem Moment von der<br />
Bühne abtreten und blutend in der Gosse einer Seitenstraße liegen lassen,<br />
<strong>als</strong> Robert Zimmerman erstm<strong>als</strong> vor das Publikum im Gaslight Café tritt.<br />
Regie: Ethan Coen, Joel Coen;<br />
USA 2013; 105 Minuten;<br />
mit Oscar Isaac, Carey Mulligan,<br />
Justin Timberlake u. a.<br />
Carsten Happe<br />
Stephen-King-Revival auf allen Kanälen. Erstm<strong>als</strong> reist der Horror-Großmeister<br />
auf Lesetour durch Deutschland, seine „Shining“-Fortsetzung „Doctor<br />
Sleep“ stürmt die Bestsellerlisten und Kings Erstlingswerk „Carrie“ wurde<br />
bereits ein drittes Mal verfilmt. Brian DePalmas 76er-Adaption mit Sissy<br />
Spacek in der Titelrolle ist mittlerweile ein amtlicher Genre-Klassiker, über<br />
das TV-Remake aus dem Jahr 2002 und die 99er-Fortsetzung „Carrie 2 – Die<br />
Rache“, für die allein Amy Irving<br />
ihre Rolle aus dem Original<br />
wiederbelebte, hüllen wir<br />
gnädig den Mantel des Schweigens.<br />
Nun <strong>als</strong>o ein Update fürs<br />
21. Jahrhundert, mit Smartphones,<br />
Facebook-Mobbing, aufgemotzten<br />
CGI-Effekten, Teenie-<br />
Star Chloë Grace Moretz in der<br />
Hauptrolle sowie Julianne Moore<br />
<strong>als</strong> überprotektivem Muttertier.<br />
Dazu im Hintergrund lauernde<br />
Fragen: Brauchen wir<br />
das? Welchen Mehrwert vermittelt<br />
eine Neuverfilmung, die <strong>als</strong><br />
„werkgetreuere Adaption“ angekündigt<br />
wurde? Gibt‘s eine<br />
andere Perspektive, irgendeinen<br />
Erkenntniszugewinn?<br />
All das kann getrost verneint<br />
werden. Die 2013er-„Carrie“<br />
nimmt sich weniger den Roman zum Vorbild <strong>als</strong> vielmehr den Originalfilm,<br />
der in vielen Szenen eins-zu-eins kopiert und leidlich modernisiert wurde,<br />
um zumindest auf einer oberflächlichen Ebene so etwas wie Existenzberechtigung<br />
zu erfahren. Julianne Moore trumpft einmal mehr groß auf, beweist<br />
Mut zur Hässlichkeit und reizt die Abgründe ihrer Rolle aus. Die Probleme<br />
liegen eindeutig bei Carrie, bei Filmfigur und Darstellerin. Chloë Grace Moretz<br />
ist zwar durchaus talentiert, aber viel zu hübsch und niedlich für die Rolle<br />
des schüchternen, ungelenken Mauerblümchens. Während Sissy Spacek,<br />
die dam<strong>als</strong> zehn Jahre älter <strong>als</strong> ihre Rolle war, Carrie einen glaubhaften pubertären<br />
Kampf mit ihrem Körper mitgab, wirkt die neue Carrie nurmehr wie<br />
das typische Teeniekomödien-Entlein, dem man lediglich die Brille vom Näschen<br />
nehmen muss – schon entpuppt sich der schöne Schwan. Darüber hinaus<br />
verfügt Carrie derweil nicht mehr bloß über telekinetische Kräfte, die bei<br />
DePalma für schaurigen Budenzauber sorgten. Mit ihren Superkräften könnte<br />
sie locker bei den „X-Men“ anheuern.<br />
Diese Anbiederung ans Popcorn-Kino ist umso bedauerlicher, <strong>als</strong> mit Kimberly<br />
Peirce eine Regisseurin engagiert wurde, die mit „Boys Don’t Cry“ und<br />
„Stop-Loss“ hinlänglich bewiesen hatte, dass sie komplexe jugendliche Charaktere<br />
zu inszenieren versteht. Bei „Carrie“ ist ihr Einfluss offenbar unter einem<br />
leidlich unterhaltsamen Effektgewitter und mehreren Eimern Schweineblut<br />
verschütt gegangen.<br />
Regie: Kimberly Peirce;<br />
USA 2013; 100 Minuten;<br />
mit Chloë Grace Moretz, Julianne<br />
Moore, Gabriella Wilde u. a.<br />
BYE BYE<br />
19
W i n a m p<br />
My first Love<br />
Henning Lisson<br />
Nach 16 Jahren ist Schluss; am 20. Dezember wird ein ehemaliges Zugpferd<br />
der digitalen Revolution wegen Altersschwäche eingeschläfert: das Musik-<br />
Abspielprogramm Winamp. Seine beste Zeit hat dieser Pionier der digitalen<br />
Tonwiedergabe bereits seit Jahren hinter sich – man glaubt es kaum, dass<br />
bei Winamps Publisher Nullsoft bzw. bei dessen Mutterfirma AOL überhaupt<br />
noch Leute sitzen, die sich um den Komapatienten kümmern. Damit ist es<br />
jetzt aber vorbei, und das heißt: Schön in Erinnerungen schwelgen, mit Melancholie<br />
und allem Drum und Dran. Passt perfekt zur letzten <strong>Ausgabe</strong> unseres<br />
kleinen Magazins ohne Zukunft.<br />
Auch vor Spotify, vor dem ersten iPod, vor iTunes, ja selbst vor dem ersten<br />
Apple-Computer gab es digitalen Musikkonsum. Etwas komplizierter<br />
war es, zugegeben, aber auch etwas intensiver. Eigentlich gab es ja keinen<br />
Grund, Musik auf einen Intel- Pentium-Panzer-PC aus dem 20. Jahrhundert<br />
zu ziehen. Die Alben waren auf CDs zu Hause und gehörten in die Stereoanlage.<br />
Als sich mir jedoch 1999 die wunderbare Regenbogenwelt des Filesharing<br />
und der MP3s eröffnete, war plötzlich alles anders. Mühsam und<br />
im Schneckentempo wurden die Dateien aus der 64Bit-ISDN-Leitung gequetscht.<br />
Wahrscheinlich waren die Telefonkosten anfangs so hoch, dass<br />
man dafür auch die Platte hätte kaufen können. Aber was macht man nicht<br />
alles für den Fortschritt.<br />
Mein erster heruntergeladener Song war „All I Need“ von Air; ein einigermaßen<br />
cooler erster Song. Von meiner ersten CD-Single kann ich das nicht<br />
behaupten: „Pride“ von U2. Und wo wir gerade dabei sind, Vinyls habe ich<br />
eigentlich nie besessen („3 Feet High and Rising“ von De La Soul ist noch<br />
immer mein einziger Longplayer). Hätte ich allerdings gerne, weil ich dann<br />
wahrscheinlich bei den Girls zwei bis drei Schippen cooler dahergekommen<br />
wäre, aber der Pragmatismus hat in jungen Jahren den Style geschlagen.<br />
Muss man auch erstmal bringen.<br />
Doch zurück zum Thema. Der Computer brauchte nun jedenfalls ein<br />
Cinch-auf-Klinke-Kabel zur Anlage, und vor allem ein Abspielprogramm, dass<br />
die MP3s wiedergeben konnte. Zu Winamp gab es dabei keine Alternative.<br />
Einfach, klein, benutzerfreundlich. Man hatte Ordner mit Musik, und die hat<br />
man mit dem Programm geöffnet. Playlists und Co. hat noch kaum jemand<br />
genutzt; Winamp war alles, was man brauchte. Man konnte sogar zwei Instanzen<br />
parallel betreiben, beide von einer anderen Soundkarte ansprechen<br />
lassen und an ein Mischpult anschließen. So konnten sogar mittelcoole Leute<br />
wie ich „auflegen“ – im übertragenen Sinn, versteht sich. Winamp habe ich<br />
folglich die paar wenigen Quasi-DJ-Momente meines Lebens zu verdanken.<br />
Als dann etwas später der erste iPod mit seinen unglaublichen 10 GB<br />
das Gadget-Herz höher schlagen ließ, begann allerdings bereits der Niedergang.<br />
Ab jetzt war iTunes angesagt, und die Musik speicherte man nicht<br />
mehr in Ordner, sondern irgendwohin, wo man sie nicht mehr sehen konnte.<br />
So haben wir uns aus den Augen verloren, Winamp und ich. Erst in der letzten<br />
Woche habe ich wieder an Dich gedacht, erst jetzt, wo alle Lebewohl sagen,<br />
weil Du eingeschläfert werden sollst wie ein altes <strong>Pony</strong>. Man bietet Dich<br />
nicht mehr zum Download an, und Deine Website wird gelöscht. Letzte Hoffnung:<br />
Angeblich ist Microsoft an Dir interessiert – ein alter Haudegen wie<br />
Du; da hält man zusammen.<br />
Was auch kommt, ich wünsche Dir, mit einer Träne im Knopfloch, alles<br />
Gute, liebes Winamp. War eine aufregende Zeit des Entdeckens. So etwas<br />
bekommt man nicht zurück. Mach’s gut. Leb wohl. Programm beenden.<br />
G r a n d T h e f t A u t o 5<br />
Teil der Lösung oder<br />
Teil des Problems?<br />
Florian Brauer<br />
Die Videospielserie „Grand Theft Auto“ gilt inzwischen auch außerhalb der<br />
Gamer-Szene <strong>als</strong> Inbegriff digitaler Popkultur. Die Art und Weise, wie hier in<br />
einer offenen Spielwelt Erzählung, Musik, Mode und eine Parodie des American<br />
Way of Life verwoben werden, ist einzigartig. Auch im Zusammenhang<br />
mit dem just zu Ende gehenden Lebenszyklus von Playstation 3 und Xbox<br />
360 wird der neueste Teil der Serie häufig <strong>als</strong> krönender Abschluss dieser<br />
Hardwaregeneration bezeichnet.<br />
Allerdings könnte man „GTA 5“ auch <strong>als</strong> Beispiel für die Krise betrachten,<br />
in der die Videospielbranche steckt. Gerade jetzt, im Übergang zur nächsten<br />
Konsolengeneration, sind die Erwartungen hoch. Es ist die allzu simple Rechnung,<br />
dass mehr Leistung auch automatisch bessere Spiele bedeute – ein<br />
schwerer Irrtum! Bei der „GTA“-Serie lässt sich die technische Weiterentwicklung<br />
an detaillierteren Landschaften und höherer KI-gesteuerter Lebendigkeit<br />
zwar gut erkennen, aber im Prinzip hat sich seit dem dam<strong>als</strong> bahnbrechenden<br />
„GTA 3“, das erstm<strong>als</strong> eine offene Spielwelt bot, nichts geändert.<br />
Immer noch geht es darum, auf der Karte von Punkt A nach<br />
Punkt B zu kommen und zwischendurch mit Autounfällen<br />
und wilden Schießereien die Möglichkeiten der Spielmechanik<br />
auszuloten. Eine Skalierung der Spielwelt und ein<br />
pinkfarbener Sonnenuntergang allein machen ein Gameplay<br />
allerdings nicht besser.<br />
Auch in Sachen Erzählung setzt man bei „GTA 5“ auf<br />
Expansion. Das Spiel kann nun nicht nur aus einer Perspektive,<br />
sondern mit drei Protagonisten aus völlig verschiedenen<br />
Milieus erlebt werden. Eigentlich vielversprechend,<br />
denn schon immer war es Teil des Vergnügens bei „GTA“,<br />
die markanten Persönlichkeiten kennen zu lernen, die der<br />
Welt ihre Würze verleihen. Allerdings stößt auch diese Vergrößerung<br />
irgendwann an Grenzen. Als Parodie auf ein<br />
spätkapitalistisches Amerika funktioniert „GTA“ in vielerlei<br />
Hinsicht immer noch toll, aber Ironie und auch drastische Gewaltdarstellungen<br />
brauchen einen Gegenpol, um zu wirken. Ähnlich wie bei Tarantino-Filmen<br />
stellt sich nach übermäßigem Gebrauch Abstumpfung ein. Irgendwann<br />
ist es nicht mehr lustig, zu einer Normalisierung von Rassismus, Sexismus<br />
und Gewaltdarstellung selbst beizutragen. Trotz der Plattheit vieler Wirkungsdiskussionen<br />
darf man eine Wechselwirkung von Realwelt und Spielwelt<br />
nicht vergessen.<br />
Die Problematik der Spielbranche liegt aber in ihrem Wachstumszwang.<br />
Es stimmt ja nicht, dass auf älteren Konsolen aus technischen Gründen keine<br />
guten Spiele mehr gemacht werden könnten. Viel eher ist es so, dass sich<br />
die hohen Entwicklungskosten der letzten Hardwaregeneration inzwischen<br />
amortisiert haben und jetzt neue Systemabhängigkeiten geknüpft werden<br />
müssen. In diesem komplexen Geschäfts-Gewebe sind Spiele wie „GTA“,<br />
„Assassins Creed“ oder auch „FIFA“ die Zugpferde, die vor allem über das<br />
Grafik-Paradigma immer wieder aufs Neue die gleichen Spielkonzepte aufwärmen.<br />
Keine Frage, „GTA“ ist ein tolles Spiel, aber große Entwickler müssen<br />
auf Sicherheit spielen und können sich keine Experimente leisten. Innovative<br />
Spiele wird man zukünftig im Fahrwasser der großen Titel mit der<br />
Lupe suchen müssen.<br />
Action-Adventure;<br />
Rock Star Games;<br />
PS 3, Xbox 360, PC<br />
BYE BYE<br />
21
Die Platte<br />
am Anfang<br />
Juana Molina<br />
Wed 21 Crammed Discs/Indigo<br />
Ulrich Kriest<br />
Fast schon wieder vergessen, wie<br />
gut uns dam<strong>als</strong>, 2006, <strong>als</strong> New<br />
Weird America noch der heiße<br />
Scheiß war, „Son“ der Argentinierin<br />
Juana Molina reinlief. Klasse,<br />
dieser ambitionierte One-Woman-<br />
Folktronica-Entwurf zwischen Björk, Suzanne Vega<br />
(remember „99, F Degrees“?) und Animal Collective,<br />
der immer irgendwie ein Geheimtipp blieb, obwohl<br />
die Kritik sich schon dam<strong>als</strong> überschlug. Im Jahr<br />
2008 folgte noch der rhythmisch ambitionierte Wurf<br />
„Una Dia“, dann war Pause.<br />
Nun meldet sich die Sängerin und Produzentin mit<br />
ihrem offenbar im Alleingang eingespielten sechsten<br />
Album „Wed 21“ zurück. Der Mix von traditionellen<br />
Instrumenten und elektronischen Devices ist jetzt<br />
etwas ausgewogener, die sanfte Stimme Molinas,<br />
die sich tänzelnd – mal schneller, mal gravitätischer –<br />
durch die kunstvoll gedrechselten und geschichteten<br />
Klangskulpturen bewegt, ist noch immer suggestiv<br />
und fesselnd. Eine ordentliche Prise „Tropicalia“ ist<br />
nicht zu überhören, aber auch die TV-Vergangenheit<br />
Molinas <strong>als</strong> Comedian klingt durchaus an. Soy buena<br />
actriz, nicht wahr?<br />
Der Auftakt mit „Eras“ hat beinahe schon hypnotische<br />
Qualitäten: ein flotter Gitarren-Groove<br />
schiebt sich über Bass-Loops, während der Hintergrund<br />
von einer ganzen Palette elektronischer Geräusche<br />
wie ein Bienenkorb summt. Dazu singt Molina<br />
mit ihrer unverwechselbaren Stimme: „Eras todo,<br />
nada ma hará feliz / Verás, nuncas sabrás, soy buena<br />
actriz.“ Mit dem Spanischen ist es so ähnlich wie mit<br />
dem animistischen Cover-Surrealismus, dem Molina<br />
im Cover-Artwork frönt: Dieses Album nimmt gefangen<br />
und bleibt gleichzeitig unfassbar. Ich glaube<br />
fast, es möchte „geliked“ werden, aber nicht zu viele<br />
Freunde auf Facebook haben. Wir sollten der Künstlerin<br />
einen Strich durch die Rechnung machen. Also,<br />
Companeros: „Wed 21“ – großes Album! Bitte nicht<br />
schon wieder verpassen!<br />
John Talabot<br />
DJ-Kicks k7!/Alive<br />
Christoph Braun<br />
Bisher war er der Typ für die Sandgefühle.<br />
John Talabot hat schon mit<br />
frühen Produktionen wie „Sunshine“<br />
durch smarte Wendungen für eigensinnige<br />
tribalistische House Music<br />
gesorgt. Es klackerte, bongte und<br />
schlürfte in diesen Tracks. Nur ein Debütalbum später –<br />
„Fin“ lautet der Titel Anfang 2012 –, und schon wird der<br />
Typ aus Barcelona geadelt. Mit einem Auftrag für den<br />
Bentley unter den DJ-Compilations: für die DJ-Kicks-Reihe<br />
des Berliner Labels !k7, traditionsreich, gespickt mit<br />
berühmten Momenten wie den Mixen von Carl Craig,<br />
Kruder & Dorfmeister oder Maya Jane Coles.<br />
Talabot eröffnet mit einer Überraschung: „Journey<br />
to the Center of the Sun“. Der Track des Detroiter Produzenten<br />
Isaac Delongchamp alias North Lake entfaltet<br />
eine majestätische Schwere. Diese beinahe geologische<br />
Qualität wird die DJ-Kicks von John Talabot bis zum<br />
Ende nicht mehr verlassen. Der Andy-Stott-Remix des<br />
Maps-Songs „I Heard Them Say“ mäandert durch Karstgestein,<br />
und immer wieder erzeugen Echo-Effekte das<br />
Gefühl, ganz allein durch ein kahles Gebirge zu laufen.<br />
Das Pathos, das derlei Aktionen innewohnt, ist auch Stücken<br />
wie „Anagrama“ von Temple Rytmik oder „Shower<br />
Scene“ von Axel Burat nicht fremd. Talabot gibt es in<br />
den Mix und treibt so ein kühnes Spiel mit Stimmungsschwankungen<br />
und Richtungsänderungen. Die Atmosphäre<br />
geht niem<strong>als</strong> verloren. Und sie verschwindet,<br />
wenn die Musik verstummt ist, nur ganz allmählich, wie<br />
am Meeresufer ein Gesicht im Sand.<br />
Devon Sproule & Mike O‘Neill<br />
Colours Tin Angel Records/Indigo<br />
Die Höchste Eisenbahn<br />
Schau in den Lauf Hase Tapete Records/Indigo<br />
Markus von Schwerin<br />
Erlebt das Duo eine Renaissance?<br />
Es scheint so: Adam Greens Karriere<br />
kommt dank Binki Shapiro wieder<br />
in Gang und M. Ward erhielt <strong>als</strong> Hälfte<br />
von She & Him die lang erhoffte Aufmerksamkeit.<br />
Die wäre auch den Kanadiern<br />
Devon Sproule und Mike O‘Neill zu wünschen, zumal<br />
ihr erstes Gemeinschaftswerk ganz ohne Nancy &<br />
Lee-Getue auskommt. Stattdessen werfen die beiden<br />
einfach das in die Waagschale, wofür sie bei Liebhabern<br />
narrativen Folkpops mit unorthodoxer Instrumentierung<br />
(Holzbläser, Arp-Soli) schon seit längerem geschätzt<br />
werden: diesen entspannten Gesangsvortrag, der naïve<br />
Everly-Brothers-Harmonie ebenso evoziert wie die<br />
gebrochene Glückseligkeit eines Alex Chilton. Die Zusammenarbeit<br />
via Webcam begann während Sproules<br />
fünfmonatigem Berlin-Aufenthalt, der für die heute in<br />
Austin, Texas Lebende zwar ernüchternd, ihrer Kreativität<br />
aber offenkundig zuträglich war.<br />
Als Sänger von Tele sang Francesco Wilking schon<br />
vor sieben Jahren „Bye Bye Berlin“. Die Härten der hippen<br />
Hauptstadt vermochten den Ex-Freiburger jedoch<br />
nicht zu vertreiben. Vielmehr konnte er sich in offeneren<br />
Konzertformen (wie der „TV-Noir“-Reihe) <strong>als</strong> Entertainer<br />
und geschätzter Teamplayer erweisen. So entstand<br />
mit dem Songwriter-Kollegen Moritz Krämer Die<br />
Höchste Eisenbahn, wo bald auch eine Rhythm Section<br />
mit ins Abteil steigen sollte. Die 2011er Debüt-EP „Unzufrieden“<br />
hatte was von einer Berliner Antwort auf die<br />
„Monsters of Folk“. Doch wer in Krämer & Wilking schon<br />
die deutschen Crosby & Nash sah, dürfte nun vom Longplayer<br />
überrascht sein. Statt perlender Westerngitarren<br />
erklingen funky Synthiesalven, statt gedämpftem Drumset<br />
in der Scheune gibt‘s hallende Bassdrums à la Prefab<br />
Sprout: 80er-Jahre-Sounds, für die Tele immer zu haben<br />
war und die mit Krämers Niels-Frevert-Timbre nicht<br />
weniger Wucht entwickeln. „Allen gefallen“, um hier den<br />
potentiellen Radiohit zu zitieren, wird das wohl nicht.<br />
Aber wem sich der Facettenreichtum der dreizehn Stücke<br />
erst erschlossen hat, wird lange davon zehren.<br />
Raz Ohara<br />
Moksha Morr Music/Indigo<br />
Ulrich Kriest<br />
Hui, hat damit noch jemand außerhalb<br />
Berlins gerechnet? Der gebürtige Däne<br />
Raz Ohara, bürgerlich Patrick Rasmussen,<br />
gehört ja <strong>als</strong> Urgestein der Berliner<br />
Szene seit Anfang der 90er Jahre<br />
irgendwie immer ins Bild, wenngleich<br />
in der dritten Reihe, halb verdeckt.<br />
Dam<strong>als</strong> bei Kitty-Yo sollte der Mann mit dem Soul in<br />
der Stimme erst <strong>als</strong> Prince-, dann <strong>als</strong> Beck-Hybrid verkleidet<br />
werden. Nebenher war er, an der Seite von Alexander<br />
Kow<strong>als</strong>ki und Apparat, die Stimme des Techno.<br />
Später entdeckte er die Möglichkeiten der jazzinformierten<br />
Electronica und morphte sich in Begleitung des Theatermusikers<br />
Oliver Doerell (Swod) zum Odd Orchestra<br />
und wurde von der Kritik (und von mir) gehätschelt und<br />
verehrt. Seit 2009 war dann allerdings, zumindest was<br />
das Albumformat angeht, Sendepause.<br />
Jetzt, auf „Moksha“, hat er alles Verspielte und Fluffige<br />
eliminiert – und benötigt <strong>als</strong> Sänger nur noch die Essenz<br />
fragiler elektronischer Atmosphären, um sich durch<br />
sie hindurch zu lavieren. Klingt manchmal nach Antony<br />
Hegarthy und bei „Two Young Mates“ lustigerweise<br />
nach Hawkwind in der „Quark, Strangeness & Charm“-<br />
Phase. Womit auch „Moksha“ sehr schön charakterisiert<br />
wäre. Wir verfolgen die Häutungen mit großer Sympathie,<br />
wenngleich aus der Ferne.<br />
BYE BYE<br />
22
R o m a n<br />
Die unerbittliche<br />
Brutalität des Erwachens<br />
Pascale Kramer<br />
Carola Ebeling<br />
Pascale Kramer, 1961 in Genf geboren und schon lange<br />
Wahl-Pariserin, ist eine Meisterin der präzisen Seelenbeobachtung:<br />
Da wo Menschen sich nahe glauben,<br />
offenbart sie Abgründe und Entfremdungen, indem<br />
sie kleinste Veränderungen in der Gestik, der Mimik,<br />
im Verhalten ihrer Figuren beschreibt. Die Art, wie diese<br />
sich durch einen Raum bewegen, verrät bei Kramer<br />
mehr <strong>als</strong> eine psychologische<br />
Beschreibung innerer<br />
Vorgänge.<br />
Neun Romane hat sie bereits<br />
veröffentlicht, jetzt<br />
kann man ihr zum vierten<br />
Mal in deutscher Übersetzung<br />
folgen. Diesmal hat sie<br />
die Handlung im Los Angeles<br />
des Jahres 2004 angesiedelt.<br />
Die 27-jährige Alissa ist<br />
Mutter einer kleinen Tochter<br />
geworden – doch statt Glück<br />
zieht Verzweiflung in das mit<br />
Ehemann Richard neu bezogene<br />
Appartement ein. Kramer<br />
schildert einen inneren<br />
Zusammenbruch: Die Erkenntnis der absoluten Abhängigkeit<br />
dieses so zerbrechlichen Lebens, dieser existenziellen<br />
Verantwortung für ihr Baby überfordert Alissa<br />
vollkommen, weckt Ängste und Zweifel.<br />
Kramer geht es dabei nicht um den „Extremfall“<br />
postnatale Depression, sondern um das Naheliegende<br />
solcher Empfindungen in einer Situation, die aus sich<br />
heraus extrem ist. In gesellschaftlich wirkenden Bildern<br />
vom Muttersein ist das aber nicht vorgesehen. Im Gegenteil:<br />
In den USA noch lauter <strong>als</strong> hierzulande tönt die<br />
Botschaft von der glücklich machenden Familie. Alissa,<br />
bisher ein Leben gewohnt, das ihr nicht viel Verantwortung<br />
abverlangte, hat diese Versprechungen für wahr<br />
genommen – und fühlt sich nun betrogen.<br />
Kramer zeichnet die Entfremdung zwischen Alissa<br />
und Richard und Alissa und ihrer Mutter mit dem ihr eigenen<br />
genauen Blick. Die junge Frau brüskiert die anderen<br />
mit verstörenden Handlungen, vernachlässigt das<br />
Baby, läuft davon. Ob sich aus der gleichzeitigen radikalen<br />
Infragestellung ihres bisherigen Lebens produktive<br />
Energien entwickeln können, lässt Kramer offen. Und sie<br />
konfrontiert Alissas Entfremdung auf irritierende Weise<br />
mit der eines schwerverletzten Irak-Heimkehrers: Eine<br />
weitere US-amerikanische Erzählung, die vom Helden,<br />
die sich <strong>als</strong> Lüge erwiesen hat.<br />
R o m a n<br />
Stoner<br />
John Williams<br />
Michael Saager<br />
Die Karriere mancher Bücher nimmt bemerkenswert<br />
verschlungene Wege. John Williams’ dritter Roman<br />
„Stoner“ etwa, der 1965 in den USA erschien, ein wahrhaft<br />
lebenskluges, gleichwohl nicht eben leicht zu verdauendes<br />
Buch über einen eher unglücklichen, scheinbar<br />
genügsamen, aus einer armen Farmerfamilie<br />
stammenden Assistenzprofessor für Englische Literatur,<br />
hatte insbesondere in Schriftstellerkreisen Erfolg. Es<br />
brachte dem 1922 in Texas <strong>als</strong> Farmersohn geborenen<br />
und später <strong>als</strong> Assistenzprofessor für Englische Literatur<br />
arbeitenden Williams den Ruf eines writer’s writer ein,<br />
der nicht unbedingt <strong>als</strong> massentauglich galt. Den National<br />
Book Award erhielt er erst 1973 für den historischen<br />
Roman „Augustus“. „Stoner“ ward irgendwann vergessen<br />
und nach dem Tod des Autors im Jahre 1994 nicht<br />
wieder aufgelegt.<br />
Dabei besticht gerade dieser Roman durch seinen in<br />
einem ruhigen Sprachfluss verankerten, grandios genauen<br />
Blick aufs alltägliche Scheitern. „Stoner“ handelt von<br />
einem Menschen, dessen Lebensinn stiftendes Akademikerglück<br />
an der Universität aufgrund boshafter kollegialer<br />
Intrigen jäh zum Erliegen kommt und dessen aus jugendlicher<br />
Unbedarftheit allzu früh eingegangene Ehe<br />
mit der f<strong>als</strong>chen Frau an eisiger<br />
Lieblosigkeit und fatalen<br />
Missverständnissen kaum zu<br />
überbieten ist. Die mitunter<br />
schwer auszuhaltende Chronik<br />
eines stummen Sich-Fügens,<br />
eines beinahe schon<br />
steinern anmutenden Hinnehmens<br />
von vermeintlich<br />
nicht zu ändernden Lebensumständen<br />
wird großartig<br />
kontrastiert durch eine Phase<br />
allergrößten Liebesglücks,<br />
das Stoner in der ungemein<br />
zärtlich-intensiv geschilderten<br />
Affaire mit einer seelenverwandten<br />
jungen Kollegin<br />
findet. Da schöpft dann auch der Leser wieder ein bisschen<br />
Mut. Doch Stoners Glück zerbricht. Der Kampf für<br />
diese Liebe – er bleibt aus. Es ist zum Haare raufen.<br />
Der Roman hat mehr Glück. Nach seiner Neuauflage<br />
im Jahr 2006 erlebt „Stoner“ seinen zweiten Frühling,<br />
wird sogar zu einem kleinen Welterfolg und in alle möglichen<br />
Sprachen übersetzt. Zuletzt von Bernhard Robben<br />
in ein schnörkelloses, wundervoll fließendes Deutsch.<br />
dtv, 2013, 253 Seiten, 19,90 Euro<br />
R o m a n<br />
Macunaíma<br />
Mário de Andrade<br />
Frauke Pahlke<br />
Macunaíma, „Der Held ohne jeden Charakter“, wie ihn<br />
der Untertitel gleichsam fröhlich bezichtigt, ist ein Antiheld<br />
und ist wiederum keiner. Diese dekadente Figur<br />
des brasilianischen Modernismo, die aus dem tiefsten<br />
Urwald nach São Paulo in die Molochmaschinenwelt und<br />
wieder zurück reist und der währenddessen Magisches,<br />
Frivoles, Grausames, Groteskes widerfährt, lässt sich<br />
nicht leicht fassen oder vereinnahmen, und gerade das<br />
ist das Wunderbare an ihr. Mário de Andrades irrwitzige<br />
Rhapsodie nimmt Historisches und Folkloristisch-Mythologisches<br />
verspielt-satirisch<br />
in sich auf. Geschrieben<br />
in nur einer einzigen Dezemberwoche<br />
des Jahres 1926,<br />
gut hundert Jahre nach der<br />
Unabhängigkeitserklärung,<br />
gilt das Werk längst <strong>als</strong> das<br />
emanzipatorische Werk der<br />
brasilianischen Literatur.<br />
Bevor der Held ohne Charakter<br />
sich auf die Reise begibt,<br />
erleichtert er sich auf<br />
der Insel Marpatá noch um<br />
sein Gewissen, um es bei<br />
seiner Rückkehr prompt<br />
nicht wiederzufinden und<br />
dann kurzerhand durch jenes<br />
eines „Hispano-Amerikaners“ zu ersetzen, und ist es zufrieden.<br />
Und dann: „Ach! Diese Faulheit!“ So tönt immer<br />
wieder Macunaímas wohliger Seufzer durch den Roman.<br />
Er lässt sich treiben und andere für sich arbeiten, macht<br />
sich nicht nützlich, nutzt nur sich selbst. Hunger, Durst,<br />
Schlaf, Wollust: Er lässt sich leiten von der unmittelbaren<br />
Befriedigung der eigenen Bedürfnisse. Genuss ist ihm<br />
oberstes Gebot, ohne Rücksicht und Bedenken verrät er<br />
dafür Brüder und Geliebte. Macunaíma nimmt sich, was<br />
er will, wann er will, von wem er will, ohne Maß. Feige<br />
aber rennt er Mal um Mal weg, wenn Gefahren drohen,<br />
um dann wieder tollkühn zu sein – oder einfach triebhaft,<br />
gescheit, listig.<br />
Maßlos ist auch die Sprache, lautmalerisch übersprudelnd.<br />
Macunaímas Trägheit hingegen steht in reizvollem<br />
Kontrast zu der Rasanz des Textes, der seinen<br />
nichtsnutzigen Helden nur so durch urbane Dickichte<br />
und urwüchsige Gefilde peitscht, dabei immer wieder<br />
chamäleonartig die Form wechselt – und sich so beiläufig<br />
auch des postkolonialen Erbes Brasiliens annimmt.<br />
Suhrkamp, 2013, 217 Seiten, 17,95 Euro<br />
Rotpunktverlag, 2013, 173 Seiten, 19,90 Euro<br />
BYE BYE<br />
24
N e u e S t ü c k e<br />
C h i l e<br />
Alles unter Kontrolle<br />
Seespinne mit Palta<br />
Tina Fibiger<br />
Am Eingang zum DT-Studio werden Schlüsselbund und Bleistift zu gefährlichen<br />
Gegenständen deklariert. Auch die Leibesvisitation gehört zum Regelwerk<br />
beim Thema Sicherungsverwahrung. Gutachten, Prognosen und Bedenken<br />
schließen sich an, wie denn nun mit Straftätern zu verfahren sei, bei<br />
denen der Risikofaktor nicht auszuschließen ist, dass sie erneut massiv straffällig<br />
werden.<br />
Nico Dietrichs dokumentarische Szenenfolge „Wegschließen und zwar<br />
für immer“ sondiert Verhältnisse, die nicht so eindeutig zu beurteilen sind.<br />
Mit Klebeband markieren vier Schauspieler den Radius der Weggesperrten,<br />
um sich dann den Innen- und Außensichten derer zu widmen, die wegsperren<br />
oder weggesperrt wurden: den Erfahrungen von Justizbeamten und<br />
Seelsorgern, den Überlegungen von Forensikern, Richtern und Anwälten.<br />
Die Schilderungen eines Vergewaltigers lösen nicht bloß Abscheu aus und<br />
seine Reuebekenntnisse nicht nur Mitleid. Es gibt auch keine eindeutigen Befunde<br />
für analytische Verfahren und Rückfallprognosen<br />
im Verhältnis zu statistischen Werten und<br />
Wahrscheinlichkeiten.<br />
Mit jedem Statement, das Dietrich und Co-Autorin<br />
Inken Kautter aus ihren Interviews kondensiert<br />
haben, werden Ansichten, Meinungen und<br />
Urteile auf die Probe gestellt. Auch wenn mit Bürgerprotesten<br />
gegen die Weggeschlossenen in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft argumentiert wird oder<br />
mit den Stimmen kommunaler Volksvertreter, wie<br />
im Fall der JVO Rosdorf: Schließlich sorgt die Justiz<br />
nicht nur für stabile Sicherungsverhältnisse,<br />
sondern auch für zusätzliche Arbeitsplätze und<br />
weitere Steuereinnahmen. Dass sich eine Gesellschaft<br />
daran messen lassen muss, wie sie mit ihren<br />
schwersten Straftätern umgeht, war Dietrichs Arbeitshypothese.<br />
Sein dokumentarisches Szenario<br />
ergibt ein sehr differenziertes Bild, das sich weder den unbequemen Argumenten<br />
pro und contra Sicherungsverwahrung verweigert noch den begründeten<br />
Zweifeln, die dem System in jedem einzelnen Fall erneut zugemutet<br />
werden müssen.<br />
Vieles ist typisch an der abendlichen Geselligkeit auf der Bühne des Jungen<br />
Theaters. Das Gastgeberpaar Ralf und Sarah ist zu allerlei Nettigkeiten<br />
bereit und beschäftigt schon bald den Pizzabringdienst für Edith und ihren<br />
Mann Bastian. Autor David Gieselmann tischt ihnen in seiner Komödie<br />
„Herr Kolpert“ nicht nur ausreichend Gesprächsstoff über Berufliches und<br />
Alltägliches auf, sondern auch ein paar fiese Scherze, die bei den Gästen gar<br />
nicht gut ankommen. Immer wieder ist die Rede von Herrn Kolpert, von diesem<br />
steifen bürokratischen Arbeitskollegen von Sarah und Edith, der angeblich<br />
in der antiken Truhe eingelagert wurde. Vielleicht stammen die Poltergeräusche<br />
ja doch von ihm und nicht von den Holzwürmern, die die Gastgeber<br />
ebenso genüsslich herbeizitieren wie Gerüchte über das geheime Liebesleben<br />
des Herrn Kolpert, das leider auch die Gäste angeht. Sie lassen es gern<br />
auf Eifersuchtsanfälle, Faustkämpfe und verbale Ausraster ankommen, damit<br />
das mörderische Spiel in der Inszenierung von Tim Egloff noch ein bisschen<br />
mehr Drive bekommt. Die JT-Bühne mit dem durchgestylten Wohnzimmer,<br />
in dem sich die Bewohner zu lange gelangweilt haben, ist für ein kleines<br />
Gemetzel wunderbar geeignet. Zumal nicht nur die Gastgeber außer Kontrolle<br />
geraten.<br />
Wegschließen und<br />
zwar für immer *<br />
Deutsches Theater;<br />
Regie: Nico Dietrich<br />
*<br />
Sibille Helfenberger,<br />
Thomas B. Hoffmann<br />
(Foto: Isabel Winarsch)<br />
Kerstin Cornils<br />
Als ich in den siebziger Jahren nach Deutschland kam, fiel mir im Wohnzimmer<br />
der Großeltern <strong>als</strong> erstes ein Kasten voller Wachsmalkreiden auf. Plötzlich<br />
konnte man seine Bilder mit karminroten Hasen, preußischblauen Stühlen<br />
und orangen Sonnen schmücken – in Chile hatte ich nur kläglich mit den<br />
Grundfarben kritzeln können. Ein fast noch größeres Wunder bestand darin,<br />
dass neben den Kreiden kein Packpapier lag, sondern ein seidiger Block,<br />
dessen Papier noch weißer <strong>als</strong> Andenschnee blitzte. Doch nicht das ganze<br />
Leben war so bunt wie die Kreiden. Die Mädchen<br />
in Hamburg trugen keine leuchtenden Kleider, sondern<br />
Hosen. Wenn man morgens aufstand, war es<br />
so eisig, dass aus dem Keller Kohlen geholt werden<br />
mussten. Anders <strong>als</strong> in Maitencillo fanden sich<br />
vorm Haus keine Seesterne. Statt eines Vaters, der<br />
mit Tauchflossen über den Strand watschelte, um<br />
das Mittagessen zu harpunieren, saß am Tisch neuerdings<br />
ein Opa mit Krawattennadel, der stolz auf<br />
den Milchkarton klopfte und die glorreiche Produktion<br />
der heimischen Kühe pries. Nie und nimmer<br />
seien die chilenischen Kühe so fett und glücklich<br />
wie die schwarzweißen Holsteiner, behauptete er.<br />
Die Vierjährige belehrte ihn, dass er irre. Alles sei<br />
besser in Chile. Und die Kühe aus Edelgold.<br />
Als ich 1988 in Santiago landete, um bei den<br />
goldenen Kühen und meinen Großeltern aus Viña<br />
del Mar nach dem Rechten zu sehen, prangte auf<br />
fast jeder Hauswand ein forsches „Sí“ – ein Ja zur<br />
Diktatur. Meine Hamburger Oma, die vom Bauernhof<br />
stammte und Neruda las, hatte mich gewarnt<br />
vor der Großmutter aus Viña: Eine feine Dame sei<br />
das, die in einer Welt voller „Herr und Frau Doktor“<br />
verkehre, Pinochet nicht für einen Mörder halte und<br />
sich von Dienstmädchen bedienen lasse. Und tatsächlich<br />
verschlug es mir den Atem, <strong>als</strong> ich zum<br />
Frühstück ins Bauernzimmer bestellt wurde, wo neben<br />
Knoblauchpillen auch bayrische Trachtenservietten<br />
dräuten. „Nimm doch, Kind“, frohlockte die<br />
mit Lapislazuli behängte Alte, „das Schwarzbrot<br />
wurde gerade frisch aus der Colonia Dignidad geliefert.“<br />
Aber Oma, meinst du etwa die Kolonie von<br />
Paul Schäfer, wo Kinder misshandelt werden? Darüber<br />
wollte die Frau, deren Familie in vierter Generation in Chile lebte, im<br />
„Mercurio“ nie etwas gelesen haben. Um Mitternacht servierte sie nach dem<br />
Kino Seespinne mit Palta. Als sie dann mit funkelnden Augen den Wein entkorkte,<br />
lachte sie mehr <strong>als</strong> die Hamburger Oma in ihrem ganzen Leben.<br />
Nun jährt sich der Militärputsch zum vierzigsten Mal. Ich treffe den ältesten<br />
Sohn eines chilenischen Cousins in einem Londoner Café. Der junge<br />
Mann hat in Kolumbien, Brasilien, Mexiko und Chile gelebt. Demnächst möchte<br />
er Deutschland bereisen und träumt davon, DJ in Berlin zu werden. Ich<br />
schwärme von einer Reihe neuer chilenischer Stücke im Royal Court. Eigentlich<br />
gehe ich nie ins Theater, winkt der Chilene ab. Eine Kellnerin aus Córdoba<br />
bringt uns Kaffee. Ihr seid euch aber ähnlich, ruft sie verblüfft. Wir lachen: Ich<br />
und der Mann, den ich in meinem Leben noch nie zuvor gesehen habe.<br />
fehmi-baumbach.de<br />
BYE BYE<br />
27
D E Z E M E B E R<br />
Sterne<br />
Ella Jaspers<br />
Wassermann Einen Kirsch-Lampion für dunkle Tage und <strong>als</strong> vorläufig letztes<br />
Winken von dieser Stelle aus. Strahlend aus dem Off. Es verschwimmen die<br />
Töne, das Flüstern bleibt im Ohr, die Krähen verstummen. Allein die Kirsche<br />
summt schön rot.<br />
Fische Vom Selbst abkommen, zum anderen schauen und den Boden wiederfinden.<br />
Gehen, ausziehen und doch bleiben, dem düsteren Kampf ein<br />
Ende machen. Widerruf ist unmöglich, etwas bewahren und gut aufheben im<br />
Pfeffer.<br />
Widder Die Kapseln aufbrechen, feurigen oder krümligen, lichten und mehligen<br />
Inhalt essen. Betäubend den Schädel durchboxen. Und die Zuflucht dort<br />
finden, wo sie nie sicher war. Tröstlichster Ort.<br />
Stier Die Früchte platzen reif auf, ihr Saft tropft auf deine Lippen. In ihrem<br />
Selbstverhältnis spiegelt sich die Welt. An deiner Seite ist zusammen wie im<br />
dunkelgrünen Schatten der Bäume durch die sonnigen Berge zu gehen.<br />
Zwillinge Die Erde ist warm für dich. Immer geradeaus. Umschiffe lockende<br />
Hinterhalte mit großem Mut. Jede Hülle nimmt dich gern auf, umschließt<br />
dein Leben liebevoll. Auf das Beste verknotet mit Sternenklar, Meeresblau<br />
und Himbeerrot.<br />
Krebs Bilder im Kopf durchziehen unauslöschlich deine Tage und Nächte.<br />
Sehen, sagen, schreiben, fühlen. Das Flattern der Schwalbenflügel surrt durch<br />
die Mittagshitze. Liebe für alle. Immer.<br />
Löwe Der dunklen Schollen Erdverbundenheit und Eleganz ist immer noch<br />
einen Schritt weiter weg. Du selbst gleichwohl. Kahle kurze Momente bergen<br />
Rezepte neben Lieben. Längst entlegene Gebiete frieren ein.<br />
Jungfrau Im Gewimmel kann man die Sterne kaum noch sehen. Du schaffst<br />
einen Blick zu werfen in das Wolfsknäuel, untergräbst die dritte Ebene mit<br />
Herz und Mond. Dort unten ist es nicht mehr weit.<br />
Waage Borsten und Struppen überall, geifernde Worte sind hinter dir her.<br />
Dem Hetzer den Weg abschneiden, die Revolution braucht ihn nicht. Weit<br />
jenseits dessen bist du im Glück. Geworfen und in Liebe.<br />
präsentiert vom:<br />
DOLLAR<br />
CLUB<br />
Skorpion Für diesen Moment unendliche Nähe. Der Überschuss ist nicht zu<br />
zählen. Vom Hangeln ins Gehen, Rennen, Springen kommen. Die Faust zum<br />
Gruße. Jeder nickt dir zu, weidenwiegenwarm. Das Glück auf deiner Seite.<br />
Schütze Als schöner wilder Falke groß und stark werden. Dein breites Grinsen<br />
behalten. Dir deiner sicher sein und der Welt drumherum. Nichts kommt<br />
zu kurz, wilde Ziegen streifen deinen Weg. Du triffst sicher, immer wieder.<br />
Steinbock Es gibt diese Vögel, die Nüsse in Holzspalten einklemmen und<br />
dann draufrumhacken, bis die Schale abspringt. Hellgrün dämmert es zwischen<br />
den verlassenen Spuren. Du springst auf. Von einem Rand zum anderen<br />
rumort die Spitze beim Drehen.<br />
BYE BYE<br />
28<br />
www.print-o-rama.com
BYE<br />
BYE<br />
PONY<br />
DJ Kid Cut DJ Slick Tec<br />
(Hannover / Battle of the Year-Resident) (Göttingen / Tha Prophecy-Radio-Show)<br />
PARTY<br />
The<br />
Burning<br />
Hell<br />
Heimathafen<br />
im Pools<br />
18.12.<br />
20 00<br />
23.12.<br />
23:00 h<br />
im EinsB<br />
must of the month<br />
Für die ersten 50 Gäste: Big Lebowski-Give-away<br />
Für die ersten 100 Gäste: „Jägermeister-Welcome-Shot“<br />
oder „Red Bull Editions-Longdrink“
Mo<br />
2.12.<br />
Di<br />
3.12.<br />
Mi<br />
4.12.<br />
Do<br />
5.12.<br />
Fr<br />
6.12.<br />
Sa<br />
7.12.<br />
So<br />
8.12.<br />
6.12.<br />
21 00<br />
Apex<br />
Eine Weihnachtsgeschichte<br />
Theater 20.15<br />
Stephan Bauer<br />
Kabarett 20.15<br />
Rena Schwarz<br />
Kabarett 20.15<br />
Blue Note<br />
After-Work-Party<br />
DJ SeleD 18.00<br />
t.b.a.<br />
22.00<br />
t.b.a.<br />
22.00<br />
S<strong>als</strong>a-Party<br />
DJ Zdee 20.00<br />
Diva Lounge<br />
EinsB<br />
DFB-Pokal Live<br />
20.00<br />
DFB-Pokal Live<br />
20.00<br />
Bermuda-Club<br />
23.00<br />
Whiskey-Probier-Tag<br />
20.00<br />
Paulaner-Tag<br />
15.00<br />
Endless Night<br />
23.00<br />
Frühstücksbuffet &<br />
Bundesliga 10.00 / 15.30<br />
House-Schmaus<br />
23.00<br />
Tatort-Abend<br />
20.15<br />
Dota<br />
Musa<br />
Exil<br />
Helden von Heute<br />
Konzert 21.00<br />
Unzucht<br />
Konzert 21.00<br />
Headbangers Ballroom<br />
23.00<br />
Saturday Night Rockshow<br />
Kultrock 23.00<br />
Freihafen<br />
JT-Keller<br />
Musa<br />
Nörgelbuff<br />
Heimathafen<br />
im Pools<br />
6 Millionen<br />
Dollar Club<br />
Thanners<br />
S<strong>als</strong>a-Kneipe<br />
20.30<br />
NB-Houseband<br />
21.30<br />
Frühschwimmer<br />
10.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Warsteiner-Stunde 18.00<br />
ImProsant<br />
20.30<br />
The Sound of<br />
Glitterhouse 20.00<br />
Jack Out …<br />
20.15<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Kölsch-Stunde 18.00<br />
Bermuda-Club<br />
23.00<br />
Bermuda-Club<br />
23.00<br />
S<strong>als</strong>a en Sótano<br />
S<strong>als</strong>a & Latin 22.00<br />
Spritwoch<br />
10.00<br />
€ocktail-€lash<br />
Cuba-Special 21.00<br />
Weizen-Tag<br />
18.00<br />
Deep in the Groove<br />
Jam-Session 21.00<br />
Manic Pool<br />
10.00<br />
Jäger & Sammler<br />
Astra-Special 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Jever-Stunde 18.00<br />
Kiss-Club<br />
23.00<br />
Jukebox Explosion<br />
23.00<br />
Dota & die Stadtpiraten<br />
Konzert 21.00<br />
Beats on Toast<br />
10.00<br />
Urban HipHop<br />
by PA 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
t.b.c.<br />
La Boum<br />
23.00<br />
Bacalao<br />
Konzert 21.00<br />
Gypsy Juice<br />
22.00<br />
Beats on Toast<br />
10.00<br />
Break the Funk<br />
by Slick Tec 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Tango-Salon<br />
20.00<br />
Tatort-Abend<br />
20.15<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Goldkehlchen Dota Kehr, kehr zurück<br />
zu uns! Wir bewundern deine erdigen<br />
Wurzeln <strong>als</strong> Berliner Straßenmusikerin<br />
sowie dein Talent, in schmissigen Liedern,<br />
die nach Jazz, Bossa Nova und<br />
weiter Welt duften, wortgewandt vom<br />
Alltag zu singen. Deine treue Band hat<br />
dich in viele besetzte Häuser und sogar<br />
bis nach Russland und Brasilien<br />
begleitet. Wie du neulich ein lukratives<br />
Angebot von einem Major zugunsten<br />
deines eigenen Plattenlabels abgelehnt<br />
hast – Chapeau! Nun lass hören,<br />
wie deine neue Platte „Wo soll ich suchen“<br />
klingt.<br />
T-Keller (T)<br />
Kabale (K)<br />
Pasta-Tag<br />
16.00 (K)<br />
Frauenlesbentrans-*<br />
Kneipe 20.30 (K)<br />
Fass-Tag<br />
18.00 (K)<br />
Casino-Abend<br />
20.00 (K)<br />
Diverse<br />
Swing-a-Round<br />
20.00 JT-KANTINE<br />
Uni-Nacht<br />
22.00 SAVOY<br />
Bundeliga Live HD<br />
15.30 STADION<br />
Honig & Dad Rocks!<br />
20.00 JT-KANTINE<br />
Casino-Abend<br />
Café Kabale<br />
Auf Honig, Town of Saints und Dad Rocks fiel die Wahl für die dritte<br />
Runde der „About Songs Christmas Tour“. Ein internationales Line-up<br />
<strong>als</strong>o aus drei Duo-Formationen mit einer kaum zu überhörenden Vorliebe<br />
für folkige Weisen: Town of Saints kommen aus Holland und Finnland,<br />
Dad Rocks aus Island und Dänemark, Honig aus Deutschland und<br />
Deutschland. An den Weihnachtsmann glauben die Künstler zwar nicht,<br />
einen Weihnachtssong – „Oh Tannenbaum“? – haben sie trotzdem zusammen<br />
aufgenommen. Und dazu leise rieselnder Schnee.<br />
BYE BYE<br />
33<br />
7.12.<br />
20 00<br />
Um für seinen Casino-Abend zu werben, schlägt das Kabale apokalyptische<br />
Töne an. Glaubt man den Veranstaltern, sind die Ideale der Französischen<br />
Revolution mittlerweile so durchlöchert wie eine mottenzerfressene Theatergardine<br />
und in den staubigen Cocktailgläsern von Frau Welt perlen Tränen<br />
der Schwermut. Wir finden: Ein prima Szenario, um bei einer dekadenten<br />
Party lustvoll das letzte Hemd zu verlieren! Solange wir nach dem Weltuntergang<br />
nicht die Motten kriegen und die Scherben von Mutter Erde selbst auffegen<br />
müssen.<br />
8.12.<br />
20 00<br />
About Songs<br />
Christmas Tour<br />
JT-Kantine
Mo<br />
9.12.<br />
Di<br />
10.12.<br />
Mi<br />
11.12.<br />
Do<br />
12.12.<br />
Fr<br />
13.12.<br />
Sa<br />
14.12.<br />
So<br />
15.12.<br />
9.12.<br />
20 15<br />
Apex<br />
N.Weinhold Quartett<br />
Konzert 20.30<br />
Eine Weihnachtsgeschichte<br />
Theater 20.15<br />
Umtausch ausgeschlossen<br />
Kabarett 20.15<br />
Cowboy Klaus …<br />
Theater 16.00<br />
Blue Note<br />
After-Work-Party<br />
DJ SeleD 18.00<br />
t.b.a.<br />
22.00<br />
t.b.a.<br />
22.00<br />
S<strong>als</strong>a-Party<br />
DJ Zdee 20.00<br />
Diva Lounge<br />
Champions League live<br />
20.00<br />
Champions League live<br />
20.00<br />
Whiskey-Probier-Tag<br />
20.00<br />
Paulaner-Tag<br />
15.00<br />
Frühstücksbuffet &<br />
Bundesliga 10.00 / 15.30<br />
Tatort-Abend<br />
20.15<br />
EinsB<br />
Bermuda-Club<br />
23.00<br />
Turntable Mix<br />
23.00<br />
Christmas-Club<br />
23.00<br />
Gänsehautliesel<br />
ThOP<br />
Exil<br />
Wild’n Weizen<br />
23.00<br />
Vlad In Tears<br />
Konzert 21.00<br />
Nacht der Schatten<br />
Dark Rock & Wave 23.00<br />
Saturday Night Rockshow<br />
Kultrock 23.00<br />
Freihafen<br />
JT-Keller<br />
Musa<br />
Nörgelbuff<br />
Heimathafen<br />
im Pools<br />
6 Millionen<br />
Dollar Club<br />
Thanners<br />
S<strong>als</strong>a-Kneipe<br />
20.30<br />
Querbeat<br />
21.30<br />
Frühschwimmer<br />
10.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Warsteiner-Stunde 18.00<br />
Astra-Tag<br />
10.00<br />
Jack Out …<br />
20.15<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Kölsch-Stunde 18.00<br />
Bermuda-Club<br />
23.00<br />
Bermuda-Club<br />
23.00<br />
S<strong>als</strong>a en Sótano<br />
S<strong>als</strong>a & Latin 22.00<br />
Spritwoch<br />
10.00<br />
€ocktail-€lash<br />
Cuba-Special 21.00<br />
Weizen-Tag<br />
18.00<br />
Denmantau<br />
Konzert 21.30<br />
Manic Pool<br />
10.00<br />
Jäger & Sammler<br />
Astra-Special 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Jever-Stunde 18.00<br />
Sabor Lation<br />
23.00<br />
Be Really Reffreshed<br />
23.00<br />
Rock gegen Rheuma<br />
DJ Albi 21.00<br />
Geschlossene<br />
Gesellschaft<br />
Beats on Toast<br />
10.00<br />
I don´t Care<br />
by Viper M 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Gay Sensation<br />
23.00<br />
Cry Baby Club<br />
23.00<br />
Bernd & Bernie Band<br />
Konzert 21.30<br />
Ringelbeats zum Anbassen<br />
23.00<br />
Sure Shot<br />
by Turntable Twins 21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Tango-Salon<br />
20.00<br />
Tatort-Abend<br />
20.15<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Unheimliche Dinge schlummern unter<br />
Göttingens altem Pflaster. Steinerne<br />
Brunnen, aus denen Legenden aufsteigen,<br />
tauchen plötzlich auf. Darüber<br />
wird der Weihnachtsmarkt aufgebaut,<br />
<strong>als</strong> wäre nichts gewesen und <strong>als</strong> würde<br />
nichts passieren. Doch es kann noch<br />
schlimm kommen. Das Gänsehautliesel<br />
ahnt es längst, geistert durch die<br />
Straßen und raunt Ungeahntes um die<br />
Winkel der alten Häuschen. Was verbirgt<br />
sich im Dunkel der vergangenen<br />
300 Jahre? Götz Lautenbach schaut im<br />
Theaterstück „Das Gänsehautliesel“<br />
unters Pflaster.<br />
T-Keller (T)<br />
Kabale (K)<br />
Pasta-Tag<br />
16.00 (K)<br />
Frauenlesbentrans-*<br />
Kneipe 20.30 (K)<br />
Music of the Living Dead<br />
20.00 (K)<br />
Diverse<br />
Babak Rafati<br />
20.00 STADION<br />
Uni-Nacht<br />
22.00 SAVOY<br />
Bambix<br />
21.30 JUZI<br />
Bundeliga Live HD<br />
15.30 STADION<br />
Music of the<br />
Living Dead<br />
T-Keller<br />
12.12.<br />
„Denn man tau“, sagt man auf Plattdeutsch, wenn man jemandem<br />
die Erlaubnis zu etwas gibt oder ihm gut zuredet, mal loszulegen. Auf<br />
schwarzen Aufklebern an den Laternen der Stadt steht schon seit einiger<br />
Zeit: „Den man tau“. Jetzt spielt die Band mit dem Namen Denmantau<br />
im Nörgelbuff. Fünf Hamburger, Wilhelmsburger, sind es, die die<br />
große Freiheit wagen und mit Trompete, Gesang, Westerngitarre, E-Gitarre,<br />
Keys, Bass und Schlagzeug losgezogen sind. Sie machen alternative<br />
Rockmusik mit Mariachi-Sprengseln. Denn man tau!<br />
BYE BYE<br />
35<br />
20 00<br />
F<strong>als</strong>ch geraten – um die Zombie-Hupfdohle Madonna geht’s gar nicht. Unter<br />
dem Titel „Music of the Living Dead“ hält „Extrablatt“-Autor Patrick Viol<br />
einen Vortrag über die Angleichung von Leben und Tod im Brutal Death Metal.<br />
Anscheinend geht’s dort röchelnderweise weniger um den Beelzebub <strong>als</strong><br />
vielmehr um den großen Unhold Kapital sowie um die Tilgung der Differenz<br />
zwischen Maschinellem und Organischem. Sagt Viol. Getötet wird im Brutal<br />
Death Metal nicht zuletzt mit dem männlichen Genital. Auweia. Sexistischer<br />
Quark mit Ketchup.<br />
12.12.<br />
21 30<br />
Denmantau<br />
Nörgelbuff
Mo<br />
16.12.<br />
Di<br />
17.12.<br />
Mi<br />
18.12.<br />
Do<br />
19.12.<br />
Fr<br />
20.12.<br />
Sa<br />
21.12.<br />
So<br />
22.12.<br />
13.12.<br />
21 30<br />
Apex<br />
Compagnia Buffo<br />
Theater 20.15<br />
Compagnia Buffo<br />
Theater 20.15<br />
NoReduce<br />
Konzert 20.30<br />
Matthias Machwerk<br />
Kabarett 20.15<br />
Eine Weihnachtsgeschichte<br />
Theater 20.15<br />
Eine Weihnachtsgeschichte<br />
Theater 17.00<br />
Blue Note<br />
After-Work-Party<br />
DJ SeleD 18.00<br />
t.b.a.<br />
22.00<br />
t.b.a.<br />
22.00<br />
S<strong>als</strong>a-Party<br />
DJ Zdee 20.00<br />
Diva Lounge<br />
Lounge<br />
15.00<br />
Lounge<br />
15.00<br />
Whiskey-Probier-Tag<br />
20.00<br />
Paulaner-Tag<br />
15.00<br />
Frühstücksbuffet &<br />
Bundesliga 10.00 / 15.30<br />
Tatort-Abend<br />
20.15<br />
EinsB<br />
Exil<br />
Wiwi-Party<br />
23.00<br />
HAWK Weihnachtsparty<br />
22.00<br />
Bermuda-Club<br />
23.00<br />
Wild’n Weizen<br />
23.00<br />
Zahni Heiligenscheinparty<br />
23.00<br />
Blues´n Boogie Küche<br />
21.00<br />
King Kong Kicks<br />
23.00<br />
Independent Friday<br />
23.00<br />
Kill Your Idols<br />
23.00<br />
Saturday Night Rockshow<br />
Kultrock 23.00<br />
Merry-Go-Round<br />
Konzert 21.00<br />
Bambix<br />
JuzI<br />
Freihafen<br />
JT-Keller<br />
Musa<br />
Nörgelbuff<br />
Heimathafen<br />
im Pools<br />
6 Millionen<br />
Dollar Club<br />
Wiwi-Party<br />
23.00<br />
S<strong>als</strong>a-Kneipe<br />
20.30<br />
NB-Houseband<br />
21.30<br />
Frühschwimmer<br />
10.00<br />
Astra-Tag<br />
10.00<br />
Jack Out …<br />
20.15<br />
Bermuda-Club<br />
23.00<br />
Bermuda-Club<br />
23.00<br />
S<strong>als</strong>a en Sótano<br />
S<strong>als</strong>a & Latin 22.00<br />
The Burning Hell<br />
Konzert 20.00<br />
€ocktail-€lash<br />
Cuba-Special 21.00<br />
Zahni Heiligenscheinparty<br />
23.00<br />
Manic Pool<br />
10.00<br />
Jäger & Sammler<br />
Astra-Special 21.00<br />
Thank God it’s Friday<br />
23.00<br />
Fight The Dancefloor<br />
23.00<br />
PowerDance<br />
21.00<br />
Rockin g B’s<br />
21.30<br />
Vögel die Erde fressen<br />
Konzert 20.00<br />
Groove my Soul<br />
by Proove 21.00<br />
Kill Your Idols<br />
23.00<br />
Black Shampoo<br />
23.00<br />
Volkhard Schuster<br />
Konzert 21.30<br />
Beats on Toast<br />
10.00<br />
Funky Nights<br />
21.00<br />
Tango-Salon<br />
20.00<br />
Tatort-Abend<br />
20.15<br />
Im JuzI hat man es nicht so mit der Besinnlichkeit:<br />
Hier schätzt man auch im<br />
Advent die Stromgitarre mehr <strong>als</strong> das<br />
Klingglöckchen, und statt eines Knabenchors<br />
lädt man Bambix ein. Diese<br />
Damen und Herren aus Holland können<br />
auf 25 Jahre Bandgeschichte zurückblicken,<br />
in denen sie u. a. mit Bad Religion<br />
auf der Bühne standen. Die Bandleaderin<br />
Wick Bambix ist allerdings dafür<br />
bekannt, dass sie nicht nur kräftig<br />
schreien, sondern auch zärtlich singen<br />
kann. Also vielleicht doch eine Konzession<br />
an die Weihnachtsstimmung?<br />
Thanners<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Warsteiner-Stunde 18.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Kölsch-Stunde 18.00<br />
Weizen-Tag<br />
18.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Jever-Stunde 18.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
T-Keller (T)<br />
Kabale (K)<br />
Pasta-Tag<br />
16.00 (K)<br />
Frauenlesbentrans-*<br />
Kneipe 20.30 (K)<br />
Fass-Tag<br />
18.00 (K)<br />
Diverse<br />
Jo Lendle<br />
20.00 LIT. ZENTRUM<br />
Winterpausen-Fifa-Turnier<br />
20.30 STADION<br />
Jo Lendle<br />
Lit. Zentrum<br />
Es begab sich aber zu der Zeit, <strong>als</strong> ein Gebot vom DFB ausging, dass<br />
alle Spieler sich erholen mögen; ein jeder bei seinem Verein. Also ward<br />
ab dem 21. Dezember die Winterpause angesetzt, und die Stadien liegen<br />
seither wüst und leer. Nur das Stadion an der Speckstraße bietet<br />
dem gebeutelten Fan noch eine Herberge: Gegen den kalten Entzug<br />
nach dem Abpfiff hat es ein Vorweihnachts-FIFA-Turnier an der Playstation<br />
ausgerufen, und den Absturz vom Bundesligarausch in die Pausenabstinenz<br />
lindert es mit Glühwein. Halleluja!<br />
BYE BYE<br />
37<br />
18.12.<br />
20 00<br />
Wer von uns wollte nicht Osnabrück verlassen, um in Kanada eine Paläobiologin<br />
kennenzulernen, die Przew<strong>als</strong>kipferde auswildert? Ein tolles Lebensmodell<br />
für die Zukunft. Na schön, die Literaturkritik hat sich mit Lendles neuem<br />
Roman „Was wir Liebe nennen“ nicht recht anfreunden können. Aber diese<br />
Schnarchnasen sind wahrscheinlich nur neidisch, weil Lendle nicht bloß Bücher<br />
schreibt, sondern ab 2014 auch Verlagsleiter beim renommierten Hanser-Verlag<br />
wird. Metaphern habe Lendle totgeritten wie Pferde. Gemein.<br />
Winterpause<br />
Stadion a. d. Speckstraße<br />
21.12.<br />
20 30
Mo<br />
23.12.<br />
Di<br />
24.12.<br />
Mi<br />
25.12.<br />
Do<br />
26.12.<br />
Fr<br />
27.12.<br />
Sa<br />
28.12.<br />
So<br />
29.12.<br />
Apex<br />
Rotkäppchenvariationen<br />
Theater 20.15<br />
L. v. Rosenberg Lipinsky<br />
Kabarett 20.15<br />
Blue Note<br />
After-Work-Party<br />
DJ SeleD 18.00<br />
t.b.a.<br />
22.00<br />
t.b.a.<br />
22.00<br />
S<strong>als</strong>a-Party<br />
DJ Zdee 20.00<br />
Diva Lounge<br />
Lounge<br />
15.00<br />
Lounge<br />
15.00<br />
Whiskey-Probier-Tag<br />
20.00<br />
Paulaner-Tag<br />
15.00<br />
Frühstücksbuffet &<br />
Bundesliga 10.00 / 15.30<br />
Tatort-Abend<br />
20.15<br />
EinsB<br />
Exil<br />
Bye, Bye PONY<br />
Kid Cut & Slick Tec 23.00<br />
Wild´n Weizen<br />
23.00<br />
60er & 70er-Party<br />
23.00<br />
I Love 00’s<br />
23.00<br />
Klangwelt<br />
23.00<br />
Dirty Disco<br />
23.00<br />
Saturday Night Rockshow<br />
Kultrock 23.00<br />
Erdmöbel<br />
Deutsches Theater<br />
30.12.<br />
19 45<br />
Freihafen Kultrock 23.00<br />
JT-Keller<br />
Musa<br />
Nörgelbuff<br />
Heimathafen<br />
im Pools<br />
6 Millionen<br />
Dollar Club<br />
Cry Baby X-Mas<br />
23.00<br />
S<strong>als</strong>a-Kneipe<br />
20.30<br />
Spielstunde<br />
21.30<br />
Frühschwimmer<br />
10.00<br />
Before X-Mas<br />
by Viper M 21.00<br />
Ho ho ho …<br />
23.00<br />
Astra-Tag<br />
10.00<br />
Geschlossen<br />
S<strong>als</strong>a en Sótano<br />
S<strong>als</strong>a & Latin 22.00<br />
Spritwoch<br />
10.00<br />
Beatgrade<br />
by Ed Scientific 21.00<br />
Manic Pool<br />
10.00<br />
Santa-Lounge<br />
21.00<br />
Shut Up Club<br />
23.00<br />
Party International<br />
23.00<br />
Rock gegen Rheuma<br />
DJ Albi 21.00<br />
Geschlossene<br />
Gesellschaft<br />
Beats on Toast<br />
10.00<br />
Static Frequencies<br />
by Arkitec 21.00<br />
Metal Lounge<br />
23.00<br />
Pfeffer & Salz<br />
23.00<br />
Groove Connection<br />
Konzert 21.00<br />
Beats on Toast<br />
10.00<br />
It’s like that<br />
by def 21.00<br />
Tango-Salon<br />
20.00<br />
Fiesta Latina<br />
22.00<br />
Tatort-Abend<br />
20.15<br />
Alle lieben die Erdmöbel, auf unterschiedliche<br />
Weise. Die „SZ“ verglich<br />
„Kung Fu Fighting“, das neunte Studioalbum<br />
der Gruppe, mit einem stabilen<br />
Li-La-Gute-Laune-Hochdruckgebiet<br />
im Oktober; die „Zeit“ attestiert<br />
der „skurrilen und schrulligen Band“<br />
eine „Ausnahmestellung in der Pop-<br />
Landschaft“. Die „FAZ“ indes vermied<br />
die Phrasendrescherei weitestgehend<br />
und schrieb: „Die Kölner Band Erdmöbel<br />
montiert lyrische Bilderrätsel auf<br />
Schunkelmelodien und macht daraus<br />
Lieder, die sehr zu Herzen gehen.“<br />
Thanners<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Warsteiner-Stunde 18.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Kölsch-Stunde 18.00<br />
Weizen-Tag<br />
18.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Jever-Stunde 18.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
14.00<br />
T-Keller (T)<br />
Kabale (K)<br />
Pasta-Tag<br />
16.00 (K)<br />
Frauenlesbentrans-*<br />
Kneipe 20.30 (K)<br />
Fass-Tag<br />
18.00 (K)<br />
Diverse<br />
Swing-a-Round<br />
20.00 JT-KANTINE<br />
JT-Kantine & JT-Foyer<br />
31.12.<br />
23 00 Night of the L<br />
Treibende Ska- und Reggae-Rhythmen, prägnante Bläsersätze und eine<br />
Stimmung auf der Bühne, der sich das Publikum nicht entziehen kann<br />
– von den Tora Bora Allstars sind nach elf Jahren wohl keine musikalischen<br />
Überraschungen mehr zu erwarten. Dafür kann die Band aber garantieren,<br />
dass ihre Fans das Konzert am Ende schweißgebadet, mit zuckenden<br />
Beinen und voller blauer Flecke vom Pogen und Stagediven<br />
verlassen werden. Im Vorprogramm die Partypunker von Kippers & Curtains<br />
und die Newcomer von Empty Words.<br />
BYE BYE<br />
39<br />
Zur Legende wird man manchmal über Nacht. In der „Night of the Legends“<br />
indessen dürfen längst legendäre Legenden locker lässig legendär feiern.<br />
Leichtgewichtslegenden können diese Nacht nutzen, um richtig legendär zu<br />
werden. Ever lasting legend. Einlass erst ab 25 Jahren, Legenden brauchen<br />
offenbar Lebenserfahrung oder Reife, oder was auch immer man mit 25<br />
plötzlich bekommt und vorher nicht hatte. Legendäre Klänge aus den 80ern<br />
und fluffiger Elektro machen diese Silvesternacht – möglicherweise legendär.<br />
25.1.<br />
19 30<br />
Tora Bora Allstars<br />
Musa
Mo<br />
30.12.<br />
Di<br />
31.12.<br />
Mi<br />
1.1.<br />
THE LAST OF THE<br />
Apex<br />
Der Grill ist Schwein<br />
Theater 18.00<br />
Der Grill ist Schwein<br />
Theater 21.00<br />
Herausgeber<br />
pony.medien, Tim Kießling<br />
Hospit<strong>als</strong>traße 35 / 37073 Göttingen<br />
Blue Note<br />
After-Work-Party<br />
DJ SeleD 18.00<br />
Kontakt<br />
Tel.: +49 (0) 176 - 21 05 18 79<br />
info@readmypony.com<br />
Diva Lounge<br />
Lounge<br />
15.00<br />
Lounge<br />
15.00<br />
Geschäftsführung<br />
Tim Kießling<br />
EinsB<br />
Kill your Idols<br />
Silvester-Special 23.00<br />
Chefredaktion<br />
Michael Saager (V.i.S.d.P.)<br />
saager@readmypony.com<br />
Exil<br />
Exil Silvesternacht<br />
21.00<br />
Redaktion<br />
Kerstin Cornils, Jan Langehein,<br />
Henning Lisson, Tina Lüers<br />
Freihafen<br />
Kill your Idols<br />
Silvester-Special 23.00<br />
Gestaltung<br />
Ronald Weller<br />
JT-Keller<br />
Musa<br />
Nörgelbuff<br />
S<strong>als</strong>a-Kneipe<br />
20.30<br />
Spielstunde<br />
21.30<br />
Silvester-Party<br />
23.00<br />
Rock gegen Rheuma<br />
Silvester<br />
21.00<br />
S<strong>als</strong>a en Sótano<br />
S<strong>als</strong>a & Latin 22.00<br />
Mitarbeit<br />
Florian Brauer, Christoph Braun, Andreas<br />
Busche, Carola Ebeling, Tina Fibiger, Carsten<br />
Happe, Ella Jaspers, Ulrich Kriest, Frauke Pahlke,<br />
Thomas Schaefer, Manuel Schaper, Andreas<br />
Schröder, Markus von Schwerin<br />
Fotos / Illustration<br />
Clemens Eulig,<br />
Fehmi Baumbach,<br />
Heimathafen<br />
im Pools<br />
6 Millionen<br />
Dollar Club<br />
Thanners<br />
Frühschwimmer<br />
10.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Warsteiner-Stunde 18.00<br />
Astra-Tag<br />
10.00<br />
Happy New Year<br />
21.00<br />
Tag- & Nachtschänke<br />
Kölsch-Stunde 18.00<br />
Spritwoch<br />
10.00<br />
Geschlossen<br />
Weizen-Tag<br />
18.00<br />
Cover<br />
© Stanislav Pobytov<br />
Anzeigen<br />
Michaela Bang,<br />
Frank Stietenroth<br />
Druck<br />
Grafische Werkstatt<br />
von 1980 GmbH<br />
T-Keller (T)<br />
Kabale (K)<br />
Diverse<br />
Pasta-Tag<br />
16.00 (K)<br />
Erdmöbel<br />
19.45 DEUTSCHES THEATER<br />
Frauenlesbentrans-*<br />
Kneipe 20.30 (K)<br />
Night of the Legends<br />
20.00 JT-KANTINE<br />
So Long, and Thanks for All the Fish<br />
Die Meinungen in den veröffentlichten Texten geben nicht<br />
unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.
B Y E B Y E<br />
PONYHOF<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
aus der runden Zahl 90 wird nichts. Alles endet mit der<br />
89. Das ist ästhetisch ein kleines bisschen ärgerlich,<br />
aber da es hier nicht um Ästhetik geht, ist es im Grunde<br />
egal. 89 Male hat es das Göttinger Kulturmagazin<br />
<strong>Pony</strong> nun seit 2005 gegeben. Ab jetzt nicht mehr. Der<br />
Grund dafür ist so trivial wie (be)zwingend: Ein anzeigenfinanziertes<br />
Magazin ist auf Anzeigen angewiesen.<br />
Schrumpft das Anzeigenvolumen so sehr, dass die Produktionskosten<br />
nicht mehr eingefahren werden können,<br />
war‘s das. Jedenfalls sofern man keinen Wert darauf<br />
legt, Schulden anzuhäufen, die mit an Sicherheit<br />
grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr abgebaut<br />
werden können. Bei uns wäre das wohl so gewesen.<br />
Bei vielen anderen Zeitungen und Zeitschriften war‘s<br />
bereits ähnlich. Deshalb existieren sie nicht mehr. Betrifft<br />
es andere, guckt man bloß etwas komisch, betrifft<br />
es einen selbst, schluckt man heftig, mindestens.<br />
Weil wir all die Jahre tatsächlich sehr viel Freude daran<br />
hatten, ein jeweils neues <strong>Pony</strong> auf die Beine zu stellen,<br />
können Sie sich vielleicht ungefähr vorstellen, wie es<br />
ist, seinen eigenen „Nachruf“ zu schreiben. Fertig mit<br />
etwas zu werden, mit dem man keinesfalls fertig sein<br />
möchte – darum ging es zuletzt, darum geht es gerade.<br />
Liebe Leserinnen und Leser, es war schön mit Ihnen.<br />
Nun müssen wir gehen.<br />
Leben Sie wohl<br />
Ihre <strong>Pony</strong>-Redaktion