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in der Vermittlung. Als Konstruktivist projizierte man all das Geschehen in<br />

die Kunst hinein, doch die Kunst ist keine Abstraktion, die sich aus der Nachbildung<br />

oder der Empfindung der Wirklichkeit speisen ließe. Ihr Gebrauchswert,<br />

zum Beispiel manifest im Design, bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück.<br />

Ähnlich wie in der Mathematik bedarf es der Kunst keiner bestimmten<br />

Materiatur, warum die Frage nach dem Material vom Gestus reaktionär ist.<br />

Auch sogenannte politische Kunst oder „linke“ Kunst, die gesellschaftliche<br />

Praxis und Bewegung zusammen denkt, kann nichts weiter tun, <strong>als</strong> sich die<br />

eigenen Quellen abzuschneiden, indem sie dem Augenschein nach berechtigt<br />

gegen Missstände vorgeht, dabei jedoch nur dem spekulativen Denken<br />

im Sinne Hegels den Boden entzieht.<br />

Die Kunst produziert einen utopischen Ort, dem das Sehnen gilt, dessen<br />

kritisches Potenzial jedoch gering ist, da er die formspezifischen Gegebenheiten<br />

perpetuiert, statt zu klären, dass dieser Ort sich überhaupt nur wegen<br />

der Konstellationen und Schrecken der Kapitalverwertungsgesellschaft<br />

dort „außen“, an diesem scheinbar entlegenen Ort, befinden muss. In der<br />

Aufrechterhaltung der Verwertungskette, im Prozess der Selbstreflexivität<br />

der Form, werden gezwungenermaßen Güter produziert, um lebendige und<br />

tote Arbeitszeit in Verbindung zu bringen. Die Kunst und der Begriff der Natur<br />

hängen an dieser Stelle in der Moderne zusammen, ihre Materiatur kann<br />

alles werden, Holz, Steine, aber auch Waren und Güter, Verpackungen, Ideen<br />

und Inhalte.<br />

„Die Kunst produziert<br />

einen utopischen Ort,<br />

dem das Sehnen gilt […] “<br />

Wie ein Möbiusband<br />

Bildlich vorstellbar kann das Möbiusband – eine zweidimensionale Struktur<br />

in der Topologie, die nur eine Kante und eine Fläche hat – die Kerne von<br />

Subjekt und Objekt trennen und verbinden. Diese zugleich einfache und faszinierende<br />

Figur ist nicht orientierbar, das heißt, man kann nicht zwischen<br />

unten und oben oder zwischen innen und außen unterscheiden, ihre Seiten<br />

gehen nahtlos ineinander über. Gleiches gilt für die Welt der Güter, die unbemerkt<br />

in das Innere und nicht unmittelbar Sichtbare der Kunst über das<br />

zeitliche Selbstverhältnis der Wertverwertung eingeht. Die Kunst benötigt in<br />

unserer Welt den Gegenspieler, der Kapitalismus begleitet die Kunst, sie ist<br />

Teil seiner und sein eigenes Gewissen. Das ist nicht viel und doch das Meiste<br />

zugleich: Jeder zwingt den anderen, er selbst zu bleiben. Die Kunst wird<br />

Fluchtort vor den Krisen, verschenkt ihren Reichtum an immaterieller Arbeit<br />

und ihr Potenzial, umwälzende Prozesse zu beginnen, die endliche, glückliche<br />

Chance den Kapitalismus „in die Luft zu sprengen“<br />

(MEW 42). Krise, Chaos und Untergang können<br />

Befreiung bedeuten.<br />

Die Kunst <strong>als</strong> ungeheure Warensammlung existiert,<br />

solange der Kapitalismus noch besteht. Danach<br />

geht die Kunst komplett auf – sie wird im<br />

positivsten Sinne wunderbarer, gleichgestellter, ununterscheidbarer<br />

Teil des praktischen Denkens und<br />

theoretischen Handelns, das die Menschen in jener<br />

Welt machen, die jetzt noch nicht zu denken ist.<br />

„Krise, Chaos und<br />

Untergang können<br />

Befreiung bedeuten.“<br />

BYE BYE<br />

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