Erfahrungsaustausch Doku Lukasfeld 060220
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<strong>Erfahrungsaustausch</strong> TS <strong>Lukasfeld</strong> 1.2.2006 Seite 5<br />
Täglich beginnt der therapeutische Tag mit dem „aktiven Erwachen“, einem Spaziergang oder Tai-Chi,<br />
neuerdings auch Qi Gong. In den täglichen Morgengruppen von 8.30 bis 9.30 wird über Ausgänge<br />
berichtet, werden aber auch Rückfälle bearbeitet, sofern es welche gegeben hat. Auch die Stimmung<br />
im Haus wird thematisiert, ebenso wie das, was in der Gruppe läuft.<br />
Am Mittwoch ist in dieser Zeit die „Hausgruppe“, in welcher organisatorisches besprochen wird. Es<br />
gibt auch die Möglichkeit, über Regeln zu sprechen und über Änderungen gemeinsam zu entscheiden.<br />
In der Freitagsgruppe steht die Planung des Wochenendes im Vordergrund, sowohl die Einteilung in<br />
der Küche und im Speisesaal einerseits, andererseits werden auch die geplanten Ausgänge<br />
gemeinsam besprochen und es hat jeder die Möglichkeit, allfällige Bedenken mitzuteilen.<br />
Montagnachmittag gibt es eine Info-Gruppe.<br />
Am Dienstag und Donnerstagnachmittag gibt es die „problem-group“ und die „no problem-group“.<br />
Derzeit arbeitet aber ein Teil der Patientengruppen an einem Stiftungsprojekt mit (Alkohol in der<br />
Bibel).<br />
Mittwochnachmittag ist Großgruppenaktivität, am Freitagnachmittag gibt es die Möglichkeit, dass eine<br />
Gruppe ein Fitness-Center in Gisingen besucht.<br />
Bernd ist Patientensprecher. Er berichtet von seinen Teilnahmen an den wöchentlichen Teamsitzungen<br />
Dienstagmittag und über die Möglichkeit, gemeinsam mit seinem Vertreter Patientenanliegen dort<br />
einzubringen.<br />
Hinsichtlich der Aufenthaltsdauer wird es auch von Patientenseite so gesehen, dass es leichter ist, zu<br />
bleiben, wenn es eine eigene Entscheidung ist. Ein längerer Aufenthalt, über acht Wochen hinaus, ist<br />
sicher besser, da die Therapie erst nach drei Monaten so richtig zu wirken beginnt. Es ist auch bei<br />
früherer Entlassung, gut zu wissen, wieder kommen zu können, wenn es nicht klappt.<br />
Bericht über eine Acht-Wochen-Therapie (D. Nagel):<br />
Es handelt sich um einen 15-jährigen Jungen, der als Schüler von diesem kürzeren Angebot profitieren<br />
konnte. Er erfüllte die Kriterien, die als gute Voraussetzung für eine Kurzzeittherapie angesehen<br />
werden, da er sozial gut integriert war und keine schwere körperliche Abhängigkeit bestand. Im<br />
Vordergrund stand eine Cannabisabhängigkeit, die durchaus schon eine Dimension erreicht hatte, die<br />
es dem Patienten sehr schwer machte, es längere Zeit ohne diese Substanz auszuhalten. So hat schon<br />
die Abstinenzzeit an sich einiges bewirkt. Es wurden individuelle Ziele erarbeitet, die dann in der<br />
Einzelarbeit auch focusiert wurden. Es war auch möglich, die Angehörigen (Mutter, Stiefvater) zu<br />
integrieren. Doris Nagel ist der Meinung, dass die einzeltherapeutische Arbeit sich nicht wesentlich<br />
unterscheidet, wenn ein Patient zwei Monate oder fünf Monate stationär ist. Das entscheidende<br />
Kriterium sind die auf die jeweilige Therapiedauer abgestimmten Therapieziele. Hier gibt es mit<br />
Sicherheit Unterschiede, da in kürzerer Zeit logischer Weise nicht dasselbe erreicht werden kann als<br />
bei einem längeren Aufenthalt.<br />
Dazu kann an dieser Stelle ergänzt werden, dass auch bei Patienten mit schwerer Abhängigkeit und<br />
desolater sozialer Situation von unserer Seite Kurzzeittherapien angeboten werden, sofern die Ziele<br />
realistisch sind. „Entgiftung und körperlich-vegetative Stabilisierung“ lassen sich bei langjährigen und<br />
schweren Abhängigkeiten durchaus erreichen. „Hundertprozentige Wiederherstellung der<br />
Arbeitsfähigkeit sowie ein adäquater Arbeitsplatz mit selbständigem Wohnen“ ist beim selben<br />
Patienten oder derselben Patientin wahrscheinlich ein unrealistisches Ziel.<br />
PAUSE