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Gemälde 15. bis 19. Jh.

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Gemälde <strong>15.</strong> <strong>bis</strong> <strong>19.</strong> Jahrhundert<br />

1048<br />

Wolf war 1768, nach einer Lehre beim <strong>bis</strong>chöflichen Hofmaler Johann Jakob Anton von Lenz in Konstanz, Gesellenjahren in Augsburg<br />

und München und einer elfjährigen Wanderschaft durch den süddeutschen Raum nach Paris gereist. Hier fand er in der Werkstatt des<br />

illustren Landschafts- und Tiermalers Philippe Loutherbourg des Jüngeren (1740–1812) Arbeit. Das Schaffen Loutherbourgs, ganz besonders<br />

aber Claude Vernets (1714–1789) dramatische Darstellungen von Schiffbrüchen, Stürmen und Unwettern mit Blitz und Wetterleuchten,<br />

strandenden Schiffen und mit den Fluten kämpfender Menschen, die er in Paris studieren konnte, scheinen Wolf nachhaltig<br />

beeindruckt zu haben.<br />

Die beiden Gemälde «Sturm in einem Meereshafen» und «Abziehender Sturm über einer Meeresküste» sind 1772, ein Jahr nach Caspar<br />

Wolfs Rückkehr in die Schweiz, aber noch ganz unter dem Eindruck der Pariser Zeit entstanden. Dass die Beschäftigung mit dem SchaffenVernets<br />

ausgeprägte Spuren hinterlassen hat ist evident, doch wird auch deutlich, dass Wolf seinVorbild nicht einfach zitierte, sondern<br />

die empfangenen Anregungen eigenständig umzusetzen wusste. So zeigt etwa der Vergleich mit Vernets «Naufrage» von 1759, dass Wolf<br />

die Dramatisierung dämpfte und die bei Vernet oft theatralische Gestik der Staffagefiguren vermied.<br />

Wohl finden sich bei Wolf ähnliche Bildmotive wie beiVernet, der Künstler scheint aber inVernets Gemälden vor allem eines bewundert<br />

und für sein eigenes Werk genutzt zu haben: die Fähigkeit Licht und Beleuchtung der Tagesstunde anzupassen, die Atmosphäre entsprechend<br />

der Jahreszeit und dem Landesstrich wiederzugeben. Das war neu, und Wolf fand hier etwas, das seinem künstlerischen Wollen<br />

entgegenkam.<br />

Die beiden grossformatigen Seestücke, die wir hier vorstellen dürfen – sie befinden sich seit Generationen in Privatbesitz – nehmen im<br />

Werk des Künstlers eine Sonderstellung ein.<br />

Caspar Wolf ist vor allem bekannt und berühmt als Pionier der Alpenmalerei und mit zahlreichen Gebirgs-, Gletscher- und Höhlenbilder<br />

in Museen und Privatsammlungen vertreten. Werke, die sich direkt auf seine Pariser Erfahrungen, die Zusammenarbeit mit Loutherbourg<br />

und die Auseinandersetzung mit dem Schaffen Vernets zurückführen lassen, finden sich hingegen selten. Neben den beiden hier<br />

präsentierten Seestücken führt Willi Raeber in seinem 1979 publizierten Werkverzeichnis lediglich zwei vergleichbare Arbeiten auf:<br />

«Sturm in einer Meeresbucht», ebenfalls 1772 entstanden (in Privatbesitz) sowie eine kleinformatige Ölstudie aus dem Besitz des<br />

Museums der Stadt Solothurn.<br />

Register Seite 111–112

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