Wie wollen wir leben und arbeiten? - Bibliothek der Friedrich-Ebert ...
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So <strong>wollen</strong> <strong>wir</strong> <strong>arbeiten</strong>! – Beiträge aus <strong>der</strong> Fortschrittsgruppe „Leben & Arbeiten“<br />
Für mehr Transparenz <strong>und</strong> Teilhabe<br />
in <strong>der</strong> Arbeitswelt 2<br />
Werner Nienhüser<br />
In diesem Beitrag werden die Gründe <strong>und</strong> die Möglichkeiten<br />
für eine stärkere Demokratisierung <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
ausgeleuchtet. Zunächst <strong>wir</strong>d in Abschnitt 1 begründet,<br />
warum mehr Demokratie in Betrieben <strong>und</strong> Unternehmen<br />
notwendig ist. Demokratisierung <strong>wir</strong>d nicht nur als Ziel an<br />
sich, son<strong>der</strong>n als Mittel zur Erhöhung <strong>der</strong> „Fortschrittsfähigkeit“<br />
von Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft gesehen. Anschließend<br />
(Abschnitt 2) <strong>wir</strong>d argumentiert, dass eine<br />
zunehmende Flexibilisierung <strong>der</strong> Arbeitsverhältnisse mit<br />
reduzierten Einflussmöglichkeiten <strong>der</strong> Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmer einhergeht <strong>und</strong> zu ungünstigen<br />
Ergebnissen für die Arbeitenden führt. Eine Erweiterung<br />
<strong>der</strong> Mitbestimmung, so eine <strong>der</strong> hier vertretenen Thesen,<br />
könnte einer solchen Verschlechterung entgegen<strong>wir</strong>ken.<br />
Drittens werden in diesem Beitrag Ansatzpunkte für eine<br />
stärkere Demokratisierung aufgezeigt (Abschnitt 3): Gefor<strong>der</strong>t<br />
<strong>wir</strong>d zum einen, dass Unternehmen mehr über<br />
Aktivitäten <strong>und</strong> Strukturen berichten müssen, z. B. auch<br />
über ihre internationalen Zuliefererketten. Zum an<strong>der</strong>en<br />
<strong>wir</strong>d gefor<strong>der</strong>t, die betriebliche Mitbestimmung durch<br />
gesetzlich vorgeschriebene Betriebsratswahlen auszu-<br />
weiten <strong>und</strong> die Mitbestimmung in den Aufsichtsräten<br />
vor allem durch Einführung einer echten paritätischen<br />
Mitbestimmung nach dem sogenannten Montan-Modell<br />
zu stärken. Zum Schluss des Beitrages (Abschnitt 4) <strong>wir</strong>d<br />
diskutiert, ob die erhobenen For<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Umsetzungen<br />
durch Gesetze differenziert genug sind, um die<br />
unterschiedlichen Problemlagen <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>und</strong><br />
Betriebe zu berücksichtigen.<br />
1. Eine stärkere Demokratisierung<br />
<strong>der</strong> Wirtschaft för<strong>der</strong>t<br />
die „Fortschrittsfähigkeit“<br />
Kaum jemand stellt infrage, dass demokratische Gesellschaften<br />
lernfähiger sind, die Bedürfnisse ihrer Mitglie<strong>der</strong><br />
besser befriedigen <strong>und</strong> daher auch über<strong>leben</strong>sfähiger<br />
sind als weniger demokratische Gesellschaften. An<strong>der</strong>s<br />
ist dies, wenn <strong>wir</strong> über Unternehmen sprechen. Nach wie<br />
vor dominiert zumindest in großen Teilen <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Unternehmerverbände die Auffassung,<br />
dass Unternehmen nicht (o<strong>der</strong> weniger) demokra-<br />
2 Kleinere Teile dieses Beitrages sind in ähnlicher Form im Debattenforum www.fortschrittsforum.de sowie auf meinem Weblog www.employmentrelations.de<br />
veröffentlicht worden.<br />
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