20.01.2014 Aufrufe

Wie wollen wir leben und arbeiten? - Bibliothek der Friedrich-Ebert ...

Wie wollen wir leben und arbeiten? - Bibliothek der Friedrich-Ebert ...

Wie wollen wir leben und arbeiten? - Bibliothek der Friedrich-Ebert ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Wie</strong> <strong>wollen</strong> <strong>wir</strong> <strong>leben</strong> <strong>und</strong> <strong>arbeiten</strong>? – Für mehr Transparenz <strong>und</strong> Teilhabe in <strong>der</strong> Arbeitswelt<br />

Arbeitskräfte- <strong>und</strong> Wettbewerbsstrategien zugenommen<br />

hat, <strong>wir</strong>d es immer schwieriger, mithilfe von detaillierten<br />

gesetzlichen Bestimmungen zu regulieren. So <strong>wir</strong>d man<br />

z. B. bei <strong>der</strong> Regulierung von flexiblen Arbeitszeiten zwar<br />

keineswegs auf gesetzliche Rahmenbedingungen verzichten<br />

können, gleichzeitig werden aber Verhandlungslösungen<br />

auf <strong>der</strong> Ebene von Betrieben <strong>und</strong> Unternehmen<br />

auch im Interesse <strong>der</strong> Beschäftigten wichtiger. Damit Arbeitnehmerinteressen<br />

realisiert werden können, ist jedoch<br />

die Macht <strong>der</strong> Arbeitnehmerseite zu stärken. An<strong>der</strong>nfalls<br />

ist die Arbeitnehmerseite bei Verhandlungen zu für sie<br />

nachteiligen Konzessionen gezwungen, <strong>der</strong>en Folgen<br />

oben beschrieben wurden.<br />

Darüber hinaus ist eine Ausweitung <strong>der</strong> Mitbestimmung<br />

auch deswegen nötig, um das Demokratiedefizit im gesellschaftlichen<br />

Teilsystem Wirtschaft zu verringern. Ziel<br />

muss eine umfassende Teilhabe aller Bürgerinnen <strong>und</strong><br />

Bürger sein, auch – vielleicht sogar vor allem – in ihrer<br />

Teilrolle als Beschäftigte. Mittel zur Erreichung dieses Ziels<br />

sind zum einen eine Ausweitung <strong>der</strong> Mitbestimmung auf<br />

Unternehmens- <strong>und</strong> Betriebsebene sowie zum an<strong>der</strong>en<br />

eine Erhöhung <strong>der</strong> Transparenz von Unternehmen.<br />

3.3 Maßnahmen<br />

Im Folgenden werden keine gr<strong>und</strong>sätzlichen Än<strong>der</strong>ungen<br />

gefor<strong>der</strong>t. Vielmehr <strong>wir</strong>d vorgeschlagen, vorhandene<br />

regulierende Institutionen auszubauen. Bisher nicht verpflichtende<br />

Regulierungen sollen per Gesetz vorgeschrieben<br />

werden. Damit sind insbeson<strong>der</strong>e die bestehenden<br />

Mitbestimmungsgesetze inhaltlich auszuweiten bzw. in<br />

ihrem Geltungsbereich auszudehnen. Konkret <strong>wir</strong>d Folgendes<br />

vorgeschlagen: Erstens ist die Transparenz <strong>der</strong><br />

Vorgänge in Unternehmen durch Berichtspflichten zu erhöhen.<br />

Zweitens soll die Mitbestimmung auf Unternehmens-<br />

<strong>und</strong> Betriebsebene ausgeweitet werden.<br />

3.3.1 Mehr Transparenz durch Berichtspflicht<br />

Notwendig ist mehr Transparenz – mehr Informationen<br />

über Voraussetzungen, Prozesse, Strukturen <strong>und</strong> Folgen<br />

unternehmerischer Entscheidungen. Transparenz ist Voraussetzung<br />

für eine Demokratisierung <strong>der</strong> Wirtschaft.<br />

Unternehmen sollten daher gesetzlich dazu verpflichtet<br />

werden, bestimmte Kennziffern <strong>und</strong> „qualitative“ Informationen<br />

zu veröffentlichen, nicht nur für ihre Beschäftigten,<br />

son<strong>der</strong>n auch für an<strong>der</strong>e Anspruchsgruppen. Eine<br />

Möglichkeit zur Erhöhung <strong>der</strong> Transparenz besteht darin,<br />

dass eine bisher freiwillige Berichterstattung zur Nachhaltigkeit<br />

von Unternehmen gesetzlich vorgeschrieben <strong>wir</strong>d.<br />

Ein ausgearbeiteter Vorschlag liegt in Form des Global<br />

Compact Reporting (www.globalreporting.org; Global<br />

Reporting Initiative 2011) vor. 4 Man könnte darüber hinausgehend<br />

Unternehmen verpflichten, weitere Informationen<br />

zu liefern, wenn ihre Betriebsräte dies wünschen.<br />

Dazu ist eine entsprechende Regelung in § 87 BetrVG<br />

vorzusehen. (Dieser Paragraf des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

beinhaltet Vorschriften über die erzwingbaren<br />

Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats in sozialen Angelegenheiten;<br />

siehe dazu auch weiter unten zur Mitbestimmung).<br />

For<strong>der</strong>ung 1: Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten o<strong>der</strong><br />

mit mehr als 5 Millionen Euro Umsatz sind gesetzlich zu<br />

verpflichten, einen Bericht nach den Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />

Global Compact Reporting zu erstellen.<br />

„Der Global Compact <strong>der</strong> Vereinten Nationen verlangt von<br />

den Unternehmen, innerhalb ihres Einflussbereichs einen<br />

Katalog von Gr<strong>und</strong>werten auf den Gebieten <strong>der</strong> Menschenrechte,<br />

<strong>der</strong> Arbeitsnormen, des Umweltschutzes <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Korruptionsbekämpfung anzuerkennen, zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> in die Praxis umzusetzen“ (Deutsches Global Compact<br />

Netzwerk 2008).<br />

Für sämtliche Berichtsbereiche sollen Angaben dazu gemacht<br />

werden, welchen Stand das Unternehmen bezogen<br />

auf die zu berichtenden Sachverhalte erreicht hat, welche<br />

Maßnahmen ergriffen wurden <strong>und</strong> werden sollen, ob <strong>und</strong><br />

welche Richtlinien existieren, wie die Verantwortung für<br />

die berichtsrelevanten Aufgaben im Unternehmen verteilt<br />

ist, welche Schulungen erfolgen <strong>und</strong> wie das Erreichen <strong>der</strong><br />

Ziele kontrolliert <strong>wir</strong>d.<br />

4 Siehe zu ähnlichen For<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> vor allem zu Fragen <strong>der</strong> rechtlichen Verankerung Kocher et al. (2012).<br />

47

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!