Beitrag von Olaf Maas zum Auftakt der Fachkonferenz - Diakonie ...
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<strong>Diakonie</strong> Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. | Geschäftsstelle Düsseldorf<br />
Lenaustraße 41 | 40470 Düsseldorf<br />
Geschäftsbereich<br />
Pflege, Alten- und<br />
Behin<strong>der</strong>tenarbeit<br />
<strong>Olaf</strong> <strong>Maas</strong><br />
Geschäftsbereichsleitung<br />
Telefon: 0211 6398-300<br />
Telefax: 0211 6398-366<br />
o.maas@diakonie-rwl.de<br />
Düsseldorf, 5. Juni 2013<br />
<strong>Maas</strong>-loh-Begrüßung<br />
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Menschen – Recht – Inklusion<br />
Tagung an <strong>der</strong> Evangelischen Fachhochschule RWL in Bochum am<br />
6. bis 8. Juni 2013<br />
Begrüßung<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
als Mitveranstalter und Mitorganisator habe ich die ehrenvolle Aufgabe, Sie<br />
ganz herzlich zu dieser großen <strong>Fachkonferenz</strong> <strong>zum</strong> Thema Inklusion zu<br />
begrüßen und freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind.<br />
Inklusion geht eigentlich ganz einfach: Je<strong>der</strong> Mensch mit Behin<strong>der</strong>ung o-<br />
<strong>der</strong> einer Benachteiligung welcher Art auch immer soll die Wahl haben,<br />
dort zu leben, zu wohnen, zu arbeiten und zu lernen, wo alle an<strong>der</strong>en<br />
Menschen es auch tun.<br />
Doch so einfach das klingt, so schwierig ist es auch in <strong>der</strong> Umsetzung.<br />
Inklusion als Leitidee zwingt zunächst zu einem Wandel in <strong>der</strong> Ausgestaltung<br />
sozialer Unterstützungsleistungen: Von <strong>der</strong> eher beschützenden Versorgung<br />
zur Unterstützung einer individuellen Lebensführung sowie auch –<br />
und das zeigt die Dimension auf – <strong>der</strong> Unterstützung des Gemeinwesens.<br />
<strong>Diakonie</strong> Rheinland-<br />
Westfalen-Lippe e.V.<br />
Geschäftsstelle Düsseldorf<br />
Lenaustraße 41<br />
40470 Düsseldorf<br />
Telefon 0211 6398-0<br />
Telefax 0211 6398-299<br />
info@diakonie-rwl.de<br />
www.diakonie-rwl.de<br />
Bankverbindung<br />
Bank für Kirche und<br />
<strong>Diakonie</strong> eG – KD-Bank<br />
Konto 1014155020<br />
BLZ 350 601 90<br />
IBAN DE<br />
79 3506 0190 1014 1550 20<br />
GENODED1DKD<br />
Sitz des Vereins<br />
Lenaustraße 41<br />
40470 Düsseldorf<br />
Vorstand<br />
Pastor Günther Barenhoff<br />
Pfarrer Prof. Dr. Uwe Becker<br />
Thomas Oelkers<br />
Verwaltungsrat<br />
Pfarrer Karl-Horst Junge<br />
(Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />
Pfarrer Jürgen Dittrich<br />
(Stellvertreter)<br />
Amtsgericht Düsseldorf<br />
Vereinsregister Nr. 10025<br />
FA Düsseldorf-Nord<br />
Steuer Nr. 105/5888/1930<br />
Umsatzsteuer-IdNr.<br />
DE261050567
Es kann nicht oft genug darauf verwiesen werden, dass Inklusion bei Weitem noch nicht erreicht<br />
ist, wenn Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in einer Gemeinschaft mit an<strong>der</strong>en leben o<strong>der</strong>, wenn eine<br />
ausreichende Zahl an speziellen Bildungs-, Beschäftigungs- und Freizeitangeboten für diesen<br />
Personenkreis zur Verfügung steht. Vielmehr geht es um die Ermöglichung eines individuell gestalteten<br />
Lebens und um die Einbeziehung <strong>von</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in die ganz normalen<br />
Alltags- und Lebensvollzüge einer Gesellschaft, eingeschlossen die Möglichkeit und die Pflicht,<br />
eigene Fähigkeiten und Ressourcen einzubringen.<br />
Wesentliches Grundmoment ist hierbei die selbstverständliche Begegnung <strong>von</strong> Menschen mit<br />
und ohne Behin<strong>der</strong>ungen, insbeson<strong>der</strong>e beim Wohnen, bei <strong>der</strong> Arbeit und in <strong>der</strong> Freizeit. Aber<br />
hier sind nicht nur die sozialen Dienstleister gefragt. Inklusion ist ein gesamtgesellschaftliches<br />
Querschnittsprojekt und als umfassendes und weitreichendes Gesellschaftsmodell eine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
für alle. Somit muss das Leitbild <strong>der</strong> Inklusion auch alle Bereiche <strong>der</strong> Politik durchdringen.<br />
Die Schaffung einer inklusiven Gesellschaft darf we<strong>der</strong> vor Ministeriumsgrenzen halt machen<br />
noch <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kassenlage <strong>der</strong> öffentlichen Hand abhängig gemacht werden. Der mit <strong>der</strong><br />
Umsetzung <strong>von</strong> Inklusion verbundene Umbau <strong>der</strong> Gesellschaft ist eine große Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
und wird neben außerordentlicher gesellschaftlicher Überzeugungskraft auch finanzielle und personelle<br />
Ressourcen brauchen und ein generelles Hinterfragen <strong>der</strong> eigenen Wertvorstellungen<br />
und Haltungen. Somit ist Inklusion gleichermaßen eine herausragende gesellschaftliche und individuelle<br />
Entwicklungsaufgabe.<br />
Ohne eine grundlegende Überprüfung unserer eigenen Leitbil<strong>der</strong> und die Entwicklung und Übernahme<br />
inklusionsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Wertvorstellungen, wird Inklusion ein Rechtstitel und weit entfernt<br />
<strong>von</strong> gelebter Alltäglichkeit bleiben. Mit den Herausfor<strong>der</strong>ungen, die <strong>der</strong> demographische Wandel<br />
und auch die zunehmende Brüchigkeit unseres Wirtschafts- und Finanzsystems mit sich bringen,<br />
hat bereits <strong>der</strong> Einstieg in die Diskussion und Erprobung neuer Organisations- und Verantwortungsmodelle<br />
begonnen. Die Weiterentwicklung in Richtung einer inklusiven Gesellschaft bietet<br />
die Chance einer Kurskorrektur und Neubestimmung <strong>der</strong> Spielregeln unseres gesellschaftlichen<br />
Zusammenlebens hin zu mehr Solidarität und Verbindlichkeit, zu mehr Ganzheitlichkeit und mehr<br />
Vielfalt.<br />
In diesem Verständnis verlangt Inklusion auch sozialräumlich zu denken. Inklusion muss <strong>zum</strong><br />
Leitprinzip kommunaler Entwicklung werden. Die Ausgestaltung des alltäglichen Zusammenle-<br />
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ens im Quartier ist die Nagelprobe für gelingende o<strong>der</strong> nicht gelingende Inklusion: Hier müssen<br />
die Voraussetzungen geschaffen werden für Kontakt, Begegnung, Austausch und Teilhabe ganz<br />
unterschiedlicher Bewohner und zwar unabhängig <strong>von</strong> ihrem gesundheitlichen, kulturellen und<br />
sozialen Status. Inklusive Quartiere sind gemischte Quartiere mit Wohnangeboten für unterschiedliche<br />
Lebensstile, Bedarfe und Lebenslagen – auch bezahlbare, barrierefreie individuell<br />
und gemeinschaftlich ausgerichtete Wohnangebote gehören dazu, mit verlässlichen Versorgungsstrukturen,<br />
mit öffentlichen und privaten Bildungs-, Kultur- und Freizeitangeboten, die nie<strong>der</strong>schwellig<br />
und barrierefrei nutzbar sind, einer möglichst barrierearmen Verkehrsinfrastruktur<br />
und einer guten Einbindung in den ÖPNV.<br />
Inklusive Quartiere bieten vielfältige Orte <strong>der</strong> Begegnung, die zur Nutzung, zur Kommunikation<br />
und zur eigenen Gestaltung anregen: Bürgerbänke, Stadtteilplätze, Gemeinschaftsgärten, Kulturhäuser<br />
und Quartiercafes seien hier nur beispielhaft genannt. All diese Orte dienen vor allem<br />
dazu, <strong>der</strong> gemeinsamen Gestaltung einer neuen Willkommenskultur Raum zu geben, für ein aufeinan<strong>der</strong><br />
aufmerksam werden im täglichen Umgang, für das Erproben solidarischer Lebensformen,<br />
für die Wertschätzung <strong>von</strong> Verschiedenheit und An<strong>der</strong>ssein. Inklusive Quartiere beginnen<br />
somit bei einem Hinterfragen <strong>der</strong> eigenen Alltags- und Lebensgestaltung und betreffen alle Akteure<br />
und Institutionen im Quartier.<br />
Es ist zu fragen, wie es in <strong>der</strong> Praxis gelingt, Beteiligung und individuelle Teilhabe im Prozess<br />
gesellschaftlicher Inklusion zu gewährleisten und wie Kommunen ihre Entwicklungsplanung auf<br />
Inklusion neu ausrichten können. Wie sehen die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Weg<br />
zu einer inklusiven Gesellschaft vor Ort aus. Das sind Kernfragen auf dem Weg zur Inklusion und<br />
damit für ein gelingendes Zusammenleben, auf welche die Kommunen heute Antworten suchen<br />
und dabei sind, Lösungswege zu entwickeln.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
Das Ziel einer inklusiven Gesellschaft erfor<strong>der</strong>t Anstrengungen <strong>von</strong> allen. Es erfor<strong>der</strong>t vor allem<br />
eine neue Professionalität, d. h. die sozialen Leistungsträger und Leistungsanbieter sind dabei<br />
fachlich wie leistungsrechtlich gefor<strong>der</strong>t. Gleichzeitig geht es aber darum, das Gemeinwesen zur<br />
Inklusion zu befähigen. Hier muss auch die Politik in die Verantwortung genommen werden. Inklusionspolitische<br />
Absichtserklärungen mit diffusen Appellen an die Gesellschaft reichen hier<br />
nicht aus. Wenn <strong>der</strong> moralische Ruf nach Verständnis und Interesse für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung,<br />
wenn <strong>der</strong> Ruf nach einer Kultur <strong>der</strong> toleranten Anerkennung mehr sein soll und auch sein<br />
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will, dann muss dies auch strukturell, finanziell und konkret hinterlegt sein. Inklusion politisch<br />
umgesetzt bedeutet die Anerkennung <strong>von</strong> Rechtsansprüchen und damit auch <strong>von</strong> Geld und<br />
Sachleistungen. Das entscheidet maßgeblich über die Potentiale <strong>von</strong> Lebensgestaltung und<br />
Chancen.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
diese Konferenz ist ein Versuch, die unterschiedlichen und komplexen Wirkungszusammenhänge<br />
zu betrachten und Theorie und Praxis nahe zusammenzubringen. Studierende mit Mitarbeitenden<br />
und Projekten aus <strong>der</strong> Praxis ins Gespräch zu bringen gibt die Chance, die Lernenden<br />
schon früh an Umsetzungsmöglichkeiten und Probleme heranzuführen und den Praktikerinnen<br />
und Praktikern bietet die Konferenz eine Chance zur wissenschaftlichen Reflexion im internationalen<br />
Kontext. Darüber hinaus erhoffen wir uns durch diesen ersten Anstoß, eine nachhaltige<br />
Zusammenarbeit auf dem so wichtigen Gebiet <strong>der</strong> Inklusion.<br />
Bedanken darf ich mich abschließend bei den Mitorganisatorinnen und Mitstreiterinnen dieser<br />
Konferenz. In erster Linie Dank an Frau Professorin Theresia Degener und Frau Professorin<br />
Sigrid Graumann. Bedanken darf ich mich aber auch bei <strong>der</strong> so genannten wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiterin Franziska Witzmann, ohne die das ganze Unternehmen sicherlich nicht möglich<br />
gewesen wäre. Für mich persönlich kann ich sagen, dass die Zusammenarbeit nicht nur sehr viel<br />
Spaß gemacht, son<strong>der</strong>n auch wichtige Impulse gesetzt hat für die Weiterbearbeitung des Themas<br />
zwischen Wissenschaft, Lehre und Praxis. Vielen Dank dafür.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
noch einmal herzlich Willkommen. Ich wünsche Ihnen und uns eine gute Tagung und inspirierende<br />
Kontakte und Gespräche im Interesse einer gemeinsamen Idee.<br />
Vielen Dank.<br />
<strong>Olaf</strong> <strong>Maas</strong><br />
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