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Ambulante Hilfen im Fachverband für Erzieherische Hilfen RWL ...

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<strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Fachverband</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong><br />

<strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong><br />

Positionspapier


2 <strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong> <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong><br />

Vorwort<br />

Dieses Positionspapier wurde von dem Fachausschuss Fachliche<br />

Weiterentwicklung des Ev. <strong>Fachverband</strong>es <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong><br />

<strong>RWL</strong> erarbeitet. Ausgangspunkt des Papiers war die zunehmende<br />

jugendhilfepolitische Diskussion und damit verbunden auch die fachlich-inhaltliche<br />

und finanzielle D<strong>im</strong>ension ambulanter erzieherischer<br />

<strong>Hilfen</strong>. Diskrepanzen in der Bewertung bzw. Berücksichtigung von<br />

Leistungen <strong>im</strong> Entgelt seitens der freien und der öffentlichen Träger<br />

werden <strong>im</strong>mer deutlicher.<br />

Grundsätzliche Aussagen zur ambulanten Arbeit sollen helfen, die<br />

Komplexität dieses Arbeitsfeldes nachvollziehbarer zu machen. Zur<br />

Vorbereitung des Postitionspapiers fand Ende Januar 2013 ein Workshoptag<br />

mit dem Titel „Die Leistungen ambulanter, evangelischer<br />

<strong>Hilfen</strong> – fachliche Anforderungen, Methoden und Standards“ statt.<br />

Dank der sehr zahlreichen Teilnehmenden war es möglich, ein gutes<br />

Bild über ambulante <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> <strong>Fachverband</strong> zu erhalten.<br />

Im Anschluss an den Workshoptag hat die Redaktionsgruppe die<br />

Ergebnisse ausgewertet und die hier vorliegende Stellungnahme erarbeitet.<br />

Dabei war es allen Beteiligten sehr wichtig, das so komplexe<br />

Arbeitsfeld möglichst klar und nachvollziehbar zu beschreiben.<br />

Die Stellungnahme macht auf die Vielfalt ambulanter <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> <strong>Fachverband</strong><br />

aufmerksam, beschreibt die Spezifika ambulanter <strong>Hilfen</strong> und<br />

legt die notwendigen Rahmenbedingungen ambulanter Arbeit dar.


<strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong> <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong> 3<br />

Der Aufbau und die Gliederung des Papiers sind bewusst möglichst<br />

kurz und prägnant gehalten. Es erhebt keinen Anspruch auf<br />

Vollständigkeit.<br />

Wir danken den Mitgliedern des Fachausschusses und den Teilnehmenden<br />

des Workshoptages herzlich <strong>für</strong> Ihren Einsatz und die Auseinandersetzung<br />

mit einem Arbeitsfeld, dessen Vielfalt und regionale<br />

Unterschiedlichkeit gemeinsame und verbindliche Grundaussagen<br />

erfordert, um Vergleichbarkeit von Angeboten in diesem Bereich zu<br />

ermöglichen.<br />

Ulrike Bavendiek<br />

Irene Düring<br />

Sprecherin<br />

des Fachausschusses<br />

fachliche Weiterentwicklung<br />

Stellvertretende Sprecherin<br />

des Fachausschusses<br />

fachliche Weiterentwicklung<br />

Mitglied des Vorstands<br />

<strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong><br />

<strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong><br />

Mitglied des Vorstands<br />

<strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong><br />

<strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong>


4 <strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong> <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong><br />

Einleitung<br />

Die ambulanten <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> Evangelischen <strong>Fachverband</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong> umfassen<br />

ein Spektrum von Tätigkeitsfeldern, die sich<br />

aus der Sozialpädagogischen Familienhilfe, den<br />

Erziehungsbeistandschaften, den <strong>Hilfen</strong> <strong>für</strong> junge<br />

Volljährige sowie aus dem teilstationären und dem<br />

stationären Bereich entwickelt haben.<br />

Die Träger und Einrichtungen des <strong>Fachverband</strong>es<br />

verstehen sich als Partner der öffentlichen<br />

Jugendhilfe in der Gestaltung der Kinder- und<br />

Jugendhilfe. Sie sind Partner <strong>im</strong> Sozialraum. Sie<br />

sind mitverantwortlich <strong>für</strong> die Sicherung des Kindeswohls.<br />

Die evangelischen Träger ambulanter <strong>Hilfen</strong><br />

gewährleisten hoch qualifizierte Angebote in der<br />

Kinder- und Jugendhilfe. Sie gestalten intensive<br />

Netzwerkarbeit mit allen Akteuren <strong>im</strong> Sozialraum,<br />

beispielsweise zu den Frühen <strong>Hilfen</strong> und den<br />

Angeboten des Offenen Ganztags. Sie verknüpfen<br />

ihre Leistungen mit dem Bildungsangebot von<br />

Schulen und engagieren sich <strong>für</strong> einen guten Übergang<br />

Jugendlicher von der Schule in den Beruf.<br />

Mit dieser Veröffentlichung möchten wir die Vielfalt<br />

evangelischer ambulanter <strong>Hilfen</strong> zur Erziehung<br />

kurz und prägnant beschreiben.<br />

Evangelische Einrichtungen und Dienste übernehmen<br />

Mitverantwortung <strong>für</strong> die Gestaltung von<br />

Erziehung in öffentlicher Verantwortung. Die meist<br />

langjährig gewachsene Kooperation zwischen den<br />

freien und den öffentlichen Trägern der Jugendhilfe<br />

bildet da<strong>für</strong> die Grundlage.<br />

Die Angebotsvielfalt der ambulanten Hilfeformen<br />

entwickelt sich kommunal unterschiedlich und<br />

trägt den individuellen Bedürfnissen von Kindern,<br />

Jugendlichen und Familien sowie den örtlichen<br />

Bedarfen und Möglichkeiten Rechnung.


<strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong> <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong> 5<br />

<strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> zur Erziehung<br />

Das Merkmal der ambulanten <strong>Hilfen</strong> ist das Aufsuchen<br />

des Klienten an gemeinsam vereinbarten<br />

Orten. <strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> können zur Erreichung<br />

best<strong>im</strong>mter sozialer und lebenspraktischer Kompetenzen<br />

auch in Gruppen stattfinden.<br />

Das Ziel, der Umfang und die Dauer der Hilfe wird<br />

<strong>im</strong> Hilfeplangespräch gemeinsam mit allen Beteiligten<br />

festgelegt.<br />

Finanzierung<br />

Die zu bearbeitenden Themen und Problemlagen<br />

werden gemeinsam von Klient, Jugendamt und<br />

Anbieter festgelegt. Die zur Bearbeitung erforderliche<br />

wöchentliche oder monatliche Stundenzahl<br />

ist von den Beteiligten fach- und sachgerecht zu<br />

vereinbaren. Die Realisierung des Bedarfes ist an<br />

die vereinbarten Qualitätsstandards gebunden.<br />

<strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> können<br />

• niederschwellig oder hochintensiv sein<br />

und beispielsweise Krisenbewältigung oder<br />

Kontrollaufträge beinhalten<br />

• wenige Wochen oder Monate dauern sowie<br />

• langfristig als Assistenz <strong>für</strong> schwache Familiensysteme<br />

eingesetzt werden.<br />

<strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> sind eine Hilfeform zur Bewältigung<br />

best<strong>im</strong>mter Problemlagen bzw. Entwicklungsaufgaben<br />

von Kindern, Jugendlichen und<br />

Familien. Sie sind abzugrenzen von teilstationären<br />

und stationären <strong>Hilfen</strong> und können diese nicht<br />

ersetzen. Sie können mit stationären und teilstationären<br />

<strong>Hilfen</strong> kombiniert werden.<br />

Es gibt unterschiedliche Finanzierungsformen <strong>für</strong><br />

die ambulanten erzieherischen <strong>Hilfen</strong>. Sehr weit<br />

verbreitet ist die sogenannte Fachleistungsstunde,<br />

die sich aus der direkten Arbeit mit den Klienten<br />

und der indirekten Tätigkeit <strong>für</strong> die Klienten<br />

zusammensetzt 1 . Die genaue Formel der kostenrelevanten<br />

Inhalte ist regional verschieden. Diese<br />

werden mit der jeweiligen Kommune vereinbart. Es<br />

gibt auch unterschiedliche Formen der pauschalen<br />

Finanzierung in den ambulanten <strong>Hilfen</strong>.<br />

1 Hier empfehlen wir die AFET-Veröffentlichungen 73/2013:<br />

Quo vadis Fachleistungsstunde? Fach- und Finanzierungsstandards<br />

ambulanter Erziehungshilfen; ISBN 978-3-<br />

941222-10-6


6 <strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong> <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong><br />

Die Finanzierung der Fachleistungsstunden muss<br />

<strong>für</strong> den freien Träger auskömmlich sein. Bei der<br />

Berechnung der Kosten der ambulanten Hilfe sind<br />

die verpflichtende Tarifierung des Trägers, die<br />

durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit und<br />

die Qualifikation der Mitarbeitenden sowie deren<br />

tarfigerechte Eingruppierung grundlegend.<br />

Des Weiteren sind Wegezeiten, Overheadkosten,<br />

Sachaufwendungen sowie die Finanzierung<br />

von Ausfallzeiten, die durch Klienten verursacht<br />

werden 2 , zu berücksichtigen. Die Realisierung der<br />

Leistungen und der vereinbarten Qualitätsstandards<br />

ist gebunden an die Leistungsvereinbarung<br />

vor Ort.<br />

Vielfalt<br />

Mit unseren ambulanten <strong>Hilfen</strong> erreichen wir vor<br />

allem<br />

• Kinder und Jugendliche<br />

• Mütter und Väter<br />

• Familien<br />

• junge Volljährige<br />

• werdende Eltern.<br />

2 Beispiel: ein Klient ist trotz Terminvereinbarung nicht<br />

anwesend/erreichbar<br />

Die rechtliche Grundlage ist das SGB VIII. In<br />

Einzelfällen werden <strong>Hilfen</strong> in Verbindung mit dem<br />

SGB XII gewährt. Die Tätigkeitsfelder sind beispielsweise<br />

• Familienhilfen<br />

• Frühe <strong>Hilfen</strong><br />

• Krisenarbeit/Familienaktivierung<br />

• Clearing<br />

• Elternberatung u. a.<br />

• Angebote <strong>für</strong> Jugendliche<br />

• Erziehungsbeistandschaft<br />

• ambulant betreutes Wohnen<br />

• soziale Gruppenarbeit<br />

• unbegleitete minderjährige Jugendliche<br />

• straffällige Jugendliche u. a.<br />

• Betreutes Wohnen<br />

<strong>für</strong> psychisch kranke junge Menschen<br />

• heilpädagogische Angebote<br />

<strong>für</strong> Kinder und Jugendliche.<br />

Die konkrete Ausprägung ambulanter <strong>Hilfen</strong> ist<br />

sehr unterschiedlich! Sie wirkt sich mittelbar auf<br />

die gesamte Vernetzung <strong>im</strong> Sozialraum und die<br />

Kooperation mit Regeleinrichtungen der Jugendhilfe,<br />

der Behindertenhilfe, der Sozialpsychiatrie<br />

u. a. aus.


<strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong> <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong> 7<br />

Ziele<br />

sind die verbesserten Entwicklungsperspektiven<br />

von Kindern, jungen Menschen und ihren Familien.<br />

Generelle Ziele der ambulanten Arbeit sind daher<br />

die verbesserten psycho-sozialen und lebenspraktischen<br />

Kompetenzen der Klienten. Zwischen den<br />

individuellen Zielen der Kinder, Jugendlichen und<br />

Familien, den Anforderungen des Jugendamtes<br />

und den Vorstellungen der ambulanten <strong>Hilfen</strong> kann<br />

sich ein Spannungsfeld ergeben.<br />

Methoden – planvolles Arbeiten,<br />

individuell zugeschnitten<br />

Wir berücksichtigen und respektieren die unterschiedlichen<br />

intellektuellen, kulturellen, psychischen,<br />

muttersprachlichen und physischen<br />

Voraussetzungen der Klienten.<br />

Wir arbeiten mit den Klienten an den <strong>im</strong> Hilfeplan<br />

gemeinsam festgelegten Themen und Zielen.<br />

Unsere Methoden werden individuell angepasst<br />

und nach ihrer Eignung <strong>für</strong> den Einzelfall ausgewählt.<br />

Methoden können beispielsweise sein:<br />

Kompetenztrainings, Beratungssettings, erlebnispädagogische<br />

Ansätze.<br />

Unsere Haltung<br />

Die ambulanten <strong>Hilfen</strong> gelingen nur mit Beteiligung<br />

der Klienten. Die Akzeptanz und Wertschätzung<br />

<strong>für</strong> ihr individuelles Arbeitstempo, ihre Vorstellungen,<br />

ihre Möglichkeiten und ihre Wünsche bilden<br />

die Grundlage <strong>für</strong> die Gestaltung der Zusammenarbeit.<br />

Die Vorschriften des Achten Sozialgesetzbuches<br />

und die UN-Kinderrechtsnorm bilden den<br />

Maßstab zur Umsetzung der Aufträge.<br />

Pädagogische Fachkräfte<br />

Unsere pädagogischen Fachkräfte benötigen<br />

neben einer pädagogischen / heilpädagogischen<br />

Grundqualifikation mit umfangreichem Fachwissen<br />

eine weit gefächerte Methodenkompetenz, je nach<br />

Tätigkeitsfeld und Zielgruppe.<br />

Die pädagogischen Fachkräfte in der ambulanten<br />

Erziehungshilfe sind offen <strong>für</strong> unterschiedliche<br />

Milieus und Kulturen und am Gelingen der Hilfe<br />

orientiert.<br />

Es sind überwiegend Absolventinnen und Absolventen<br />

von Fachhochschulen, teilweise mit<br />

umfangreichen Zusatzqualifikationen, in der ambu-


8 <strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong> <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong><br />

lanten Erziehungshilfe tätig. Als weitere hilfreiche<br />

Kompetenz hat sich Lebenserfahrung erwiesen.<br />

Dazu gehört auch eine ausgeprägte Kooperationsfähigkeit.<br />

Die Fachkräfte sind in besonderer Weise gefordert,<br />

ihre Arbeit eigenverantwortlich zu strukturieren<br />

und zu organisieren, weil sie ihre Klienten <strong>im</strong>mer<br />

in ihrem Lebensraum aufsuchen. Dazu ist ein<br />

gutes Zeitmanagement erforderlich. Zur Reflektion<br />

sind sie in Fachteams organisiert. Hier ist der Ort<br />

des Austausches und der Weiterentwicklung der<br />

Fallarbeit.<br />

Rahmenbedingungen der Arbeit<br />

Die ambulanten erzieherischen <strong>Hilfen</strong> sind in die<br />

Qualitätsentwicklung bzw. das Qualitätsmanagementsystem<br />

der jeweiligen Einrichtung eingebunden.<br />

Die Qualität der Leistungserbringung durch<br />

festangestellte sozialversicherungspflichtige Mitarbeitende<br />

wird durch eine verbindliche Fallsteuerung<br />

regelmäßig durch die vorgesetzte Fachkraft<br />

überprüft.<br />

Durch die Festanstellung des Mitarbeitenden gilt<br />

die Weisungsgebundenheit 3 des Mitarbeitenden.<br />

Dadurch können evangelische Träger ambulanter<br />

Leistungen schnell und verbindlich die Qualität der<br />

Leistungserbringung steuern.<br />

Im Rahmen der Personalentwicklung findet eine<br />

arbeitsfeldbezogene kontinuierliche Fort- und Weiterbildung<br />

des Personals statt. Außerdem wird <strong>für</strong><br />

eine regelmäßige Fortbildung der Mitarbeitenden<br />

zum Thema Kinderschutz Sorge getragen; zahlreiche<br />

Träger beschäftigen Mitarbeitende mit der<br />

Qualifikation zur „insoweit erfahrenen Fachkraft“<br />

(gem. § 8a SGB VIII).<br />

Die Fallsteuerung bezieht sich auf den konkreten<br />

Einzelfall. Im Rahmen von eigenen Prozessen und<br />

Verfahren ist von jedem Träger <strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong> grundsätzlich zu<br />

gewährleisten, dass jeder Fall regelmäßig fachlichinhaltlich<br />

überprüft und dokumentiert wird.<br />

Die Beteiligung der Klienten in allen Belangen, die<br />

sie betreffen, ist zu organisieren. Dazu haben die<br />

Einrichtungen überprüfbare Beteiligungsverfahren<br />

zu entwickeln.<br />

3 Direktionsrecht des Trägers


<strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong> <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong> 9<br />

Die Festanstellung der Mitarbeitenden ist anzustreben,<br />

um die Weisungsgebundenheit des<br />

Mitarbeitenden an den Träger herzustellen und so<br />

die Fallsteuerung sicher zustellen. Die Mitgliedseinrichtungen<br />

sind durch Vorgaben des Spitzenverbandes<br />

an die Anwendung von Tarifverträgen<br />

gebunden.<br />

Die Mitglieder der drei Diakonischen Werke Rheinland,<br />

Westfalen und Lippe sind nach der Satzung<br />

verbindlich verpflichtet, die kirchlichen Tarife anzuwenden.<br />

Sie unterliegen insofern der zwingenden<br />

Tariftreue. Dazu gehört u.a. auch ausdrücklich die<br />

Pflichtversicherung bei der kirchlichen Zusatzversorgungskasse,<br />

die in ihrem Leistungsumfang dem<br />

entspricht, wozu auch die Kommunen und die<br />

Länder sowie der Bund aufgrund ihrer tarifvertraglichen<br />

Zusatzversorgungsregelungen bezgl. ihrer<br />

Mitarbeitenden verpflichtet sind. Bei der Nichteinhaltung<br />

und Beachtung dieser vorgenannten<br />

Satzungsverpflichtungen werden die Mitglieder<br />

ausgeschlossen. Diese Tarife sind daher zwingend<br />

zu beachten. Insofern unterliegen die Mitgliedseinrichtungen<br />

der Diakonie <strong>RWL</strong> den Anforderungen<br />

hinsichtlich der tarifvertraglichen Verpflichtungen<br />

wie die Vertragspartner <strong>im</strong> öffentlichen Bereich,<br />

dem Bund, den Kommunen und den Ländern.<br />

Die Fallarbeit beinhaltet die Arbeit direkt mit<br />

den Klienten sowie<br />

• inhaltliche und methodische Vorbereitungen<br />

• Sammlung der erforderlichen Informationen<br />

• Koordination mit weiteren Institutionen<br />

• Beratung <strong>im</strong> Team, Supervision, Dokumentation<br />

u. ä.<br />

Die Mitarbeitenden sind mit Kommunikationstechnik<br />

auszustatten, um gut erreichbar zu sein und<br />

schnell, z. B. in Kinderschutzfällen, reagieren und<br />

Informationen weiter geben zu können.<br />

Die Mitglieder des Ev. <strong>Fachverband</strong>s <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong><br />

<strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong> können die beschriebenen<br />

hohen fachlichen Leistungen nur erbringen,<br />

wenn eine auskömmliche Finanzierung der <strong>Hilfen</strong><br />

gewährleistet ist. Allein auf dieser Basis kann die<br />

tarifgerechte Bezahlung der Fachkräfte sowie<br />

die Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes realisiert<br />

werden.<br />

Die genannten Rahmenbedingungen sichern eine<br />

verbindliche sach- und fachgerechte Bearbeitung<br />

der ambulanten Fälle. Verschlechterungen der<br />

Rahmenbedingungen bedeuten deshalb eine Min-


10 <strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong> <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong><br />

derung der Qualität der Leistung. Weniger fachlich<br />

fundierte Leistungserbringung beinhaltet weniger<br />

Prüfschleifen, dies zieht wiederum geringere<br />

Effekte und Wirksamkeit bei den Arbeitsergebnissen<br />

sowie erhöhte Risiken <strong>im</strong> Hinblick auf den<br />

Kinderschutz nach sich.<br />

Großangelegte und anerkannte Studien zum Erfolg<br />

erzieherischer <strong>Hilfen</strong> wie Jugendhilfe-Effekte-Studie<br />

(JES) 4 , Evaluation der Jugendhilfe (EVAS) 5 und<br />

Wirkungen Messen (WIMES) 6 belegen, dass der<br />

Erfolg von erzieherischen <strong>Hilfen</strong> von einer guten<br />

Hilfeplanung mit klaren Aufträgen und Zielen,<br />

von der Veränderungswilligkeit der Klienten, von<br />

gelebter Beteiligung der Klienten, von der guten<br />

fachlichen und menschlichen Qualifikation des<br />

Personals und von förderlichen Rahmenbedingungen<br />

abhängt.<br />

Daran arbeiten die evangelischen Einrichtungen<br />

und Dienste als verlässlicher Partner der öffentlichen<br />

Kinder- und Jugendhilfe.<br />

Die hier vorgestellten Merkmale der ambulanten<br />

<strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong> <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong><br />

<strong>RWL</strong> fassen die Ergebnisse aus den Diskussionen<br />

der AG <strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong>, des Fachausschusses<br />

Fachliche Weiterentwicklung und eines gemeinsamen<br />

Workshops <strong>im</strong> Januar 2013 zusammen.<br />

4 siehe Schriftenreihe des ISA zur Qualifizierung der <strong>Hilfen</strong> zur<br />

Erziehung, Band 1: Wirkungsorientierte Jugendhilfe<br />

5 siehe Wirkungsorientierte Jugendhilfe: Abschlussbericht der<br />

Evaluation des Bundesmodellprogramms »Qualifizierung der<br />

<strong>Hilfen</strong> zur Erziehung durch wirkungsorientierte Ausgestaltung<br />

der Leistungs-, Entgelt- und Qualitätsvereinbarungen<br />

nach §§ 78a ff SGB VIII“; ISA-Schriftenreihe<br />

6 siehe EREV-Schriftenreihe 4/2009, Harald. Tornow, »Die<br />

Wirksamkeit stationärer <strong>Hilfen</strong> zur Erziehung. Befunde einer<br />

Längsschnittuntersuchung <strong>im</strong> WIMES-Projekt«


<strong>Ambulante</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>im</strong> Ev. <strong>Fachverband</strong> <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong> 11<br />

Besonderer Dank gilt der Redaktionsgruppe, die<br />

ebenfalls den vorgenannten Workshop vorbereitet<br />

und durchgeführt hat:<br />

Ulrike Bavendiek<br />

Diakonie Düsseldorf Jugendhilfe Verbund, Düsseldorf<br />

Adelheid Barbeln-Dömel<br />

Evangelische Jugend- und Familienhilfe Essen gGmbH, Essen<br />

Tanja Buck<br />

Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V., Düsseldorf<br />

Irene Düring<br />

Diakonie Ruhr-Hellweg,<br />

Fachbereich Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, Soest<br />

Ralf Mills<br />

Ev. Kinder- und Jugendhilfe<br />

St. Johannisstift GmbH, Paderborn<br />

Elisabeth Selter-Chow<br />

Diakonisches Werk <strong>im</strong> Kirchenkreis Niederberg e.V., Velbert<br />

Gabriele Surek<br />

Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V., Düsseldorf<br />

Düsseldorf, 12. Dezember 2013


Impressum<br />

Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.<br />

Evangelischer <strong>Fachverband</strong> <strong>für</strong> <strong>Erzieherische</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>RWL</strong><br />

Fachausschuss Fachliche Weiterentwicklung<br />

Geschäftsstelle Düsseldorf<br />

Lenaustraße 41<br />

40470 Düsseldorf<br />

Redaktion<br />

Tanja Buck<br />

Gestaltung<br />

Claudia Broszat<br />

Druck<br />

Ströthoff und Hage

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