HERZBLATT - Elternvereinigung für das herzkranke Kind
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Ernährung<br />
ums pumpen, kämpfte dauernd darum,<br />
genügend Milch zu haben. Brustentzündungen<br />
und Staus raubten Kräfte.<br />
Das wird nach dem OP sicher besser.<br />
Doch Prof. Pfammatter war skeptisch.<br />
Die meisten <strong>Kind</strong>er, welche er kennt,<br />
wechseln von der Sonde auf den Löffel.<br />
Wenigstens sondenfrei und selber essen,<br />
aber traurig war ich schon.<br />
Der Tag vom OP war gekommen. So<br />
schwer es ist, sein <strong>Kind</strong> herzugeben,<br />
so froh war ich, <strong>das</strong>s Nyma geholfen<br />
wird. Zuerst verlief die OP gut, doch<br />
am Schluss schafft es <strong>das</strong> Herzchen<br />
nicht, gegen den hohen Lungendruck<br />
zu pumpen. Nyma blieb am Ecmo.<br />
Ein riesiger Schock für mich. Ich hatte<br />
Angst wegen allem und jedem. Soll<br />
ich da überhaupt pumpen, für ein <strong>Kind</strong>,<br />
<strong>das</strong> vielleicht stirbt? Ich pumpe weiter.<br />
Die Hormone stabilisieren mich und<br />
ich möchte jetzt nicht auch noch einen<br />
Stau haben. Nyma lebte, angeschlossen<br />
an Maschinen, vielen Schläuchen,<br />
Kabeln und Medikamenten. Alle hofften<br />
für sie.<br />
In diesen Tagen lag ein kleines Mädchen,<br />
Leandra, bei Nyma auf der Station.<br />
Sie kam an Nymas OP Tag, einige<br />
Stunden nach ihrer Geburt, auf die<br />
IB. Sie hat einen Herzfehler und ihre<br />
Speiseröhre hatte eine Verbindung zur<br />
Lunge. Die Speiseröhre wurde in den<br />
ersten Lebenstagen erfolgreich operiert.<br />
Ihre Eltern und ich erlebten gemeinsam<br />
die Fortschritte der <strong>Kind</strong>er.<br />
Der Austausch mit ihnen tat mir gut. Es<br />
brauchte keine Erklärungen und nicht<br />
viel Worte zum Verstehen. Am Schluss<br />
steckten nur noch die Tubusse in unseren<br />
<strong>Kind</strong>ern. Diesen bekamen beide an<br />
einem Samstag weg. Wie wunderbar<br />
sein <strong>Kind</strong> fast unverkabelt und Töne<br />
machend zu erleben. Beide behielten<br />
ihre Magensonde.<br />
Ich war froh, <strong>das</strong>s ich für die Zeit des<br />
OP‘s, meine Familie gut organisiert<br />
hatte. So konnte ich bei Nyma bleiben.<br />
Ich könnte nicht von meinem schwer<br />
kranken <strong>Kind</strong> weg gehen. Wie gross ist<br />
die Freude, als Nyma es schaffte, ohne<br />
Ecmo zu leben. Es wird ihr zweiter Geburtstag.<br />
Danach ging es, Schritt um<br />
Schritt, von all den Kabeln und Schläuchen<br />
weg. Der Thorax wurde verschlossen,<br />
die Maschinen und Medikamenten<br />
weniger.<br />
Als es Nyma besser ging, bekam sie<br />
wieder Milch zu trinken. Es erstaunte<br />
mich, wie rassig die Menge gesteigert<br />
werden konnte. Von der NEK her bin<br />
ich eine viel langsamere Steigerung gewohnt.<br />
So wie die Sonde blieb, blieb<br />
auch <strong>das</strong> Erbrechen Nymas Begleiter.<br />
Ich hoffte, <strong>das</strong>s es zu Hause besser<br />
wird.<br />
Aber zu Hause blieb alles beim Alten.<br />
Meine Enttäuschung war riesig. Dr. Travaglini,<br />
Nymas <strong>Kind</strong>erarzt, sprach mir<br />
Mut zu: Fast alle <strong>Kind</strong>er kommen von<br />
der Sonde weg. Mir fiel auf, <strong>das</strong>s Nyma<br />
meist nach einem Medikament erbrach.<br />
Da sich Nyma so gut erholte, erlaubte<br />
uns Prof. Pfammatter dieses Medikament<br />
abzusetzen. Das Erbrechen reduzierte<br />
sich, aber nicht vollständig. Nyma<br />
konnte in keinster Weise saugen oder<br />
etwas schlucken. Wie soll <strong>das</strong> <strong>Kind</strong> nur<br />
trinken und essen lernen? Ich pumpte<br />
nun schon über 6 Monate. Lange konnte<br />
ich <strong>das</strong> nicht mehr aufrecht halten.<br />
Es schien, <strong>das</strong>s Nyma nach dem übrig<br />
gebliebenen Medikament auch erbricht.<br />
Dr. Pavlovic, Oberarzt der <strong>Kind</strong>erkardiologie<br />
Bern, hörte meinen Schilderungen<br />
zu und erlaubte auch dieses Mittel zu<br />
stoppen. Eigentlich hätte Nyma diese<br />
Medikamente noch einige Wochen<br />
nehmen sollen. Und nun passierte <strong>das</strong><br />
Erstaunliche. Nyma begann zu schmatzen,<br />
akzeptiert <strong>das</strong> Ansetzen und trank.<br />
Wow! Es waren zwar nicht grosse Mengen,<br />
aber immerhin etwas!<br />
Dr. Travaglini untersuchte Nyma. Er<br />
fand, <strong>das</strong>s sie bereit war für die Sondenentwöhnung.<br />
Die Sonde wird per<br />
sofort weg gelassen, Nyma so oft sie<br />
möchte angesetzt. Die meisten <strong>Kind</strong>er<br />
brauchen einige Tage um sich umzustellen.<br />
Wie glücklich und nervig war<br />
ich nach drei Tagen. Nyma trank prima,<br />
aber viel zu wenig. Sie nahm ab und<br />
schied fast nichts aus. Dr. Travaglini<br />
kontrollierte Nyma regelmässig, beruhigte<br />
mich und sprach Mut zu. Nach<br />
einer Woche setzten die Ausscheidungen<br />
langsam ein und als Nyma nach 10<br />
Tagen wieder an Gewicht zunahm, war<br />
meine Freude riesengross. Die Pumpen,<br />
Flaschen, Spritzen und Schläuche<br />
wanderten in den hintersten Schrank.<br />
In dieser Zeit war ich mit Nyma für Kon-<br />
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