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HERZBLATT - Elternvereinigung für das herzkranke Kind

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Fachberichte<br />

Salzreduziert Ernähren<br />

Last oder Segen<br />

Als <strong>Kind</strong> mit mehreren angeborenen<br />

Herzfehlern aufgewachsen und mit<br />

vielen Komplikationen, und zum Teil<br />

sehr schlechtem Allgemeinzustand,<br />

als 21-Jährige <strong>das</strong> dritte und vorläufig<br />

letzte Mal am offenen Herzen operiert,<br />

interessierte ich mich schon von klein<br />

auf für medizinische Berufe, und <strong>das</strong><br />

Fachgebiet Herz. Nach meiner obligatorischen<br />

Schulzeit, erlernte ich daher<br />

auch den Beruf als diplomierte Pflegefachfrau,<br />

arbeitete seit meiner Diplomierung<br />

mit Herzpatienten, und erweiterte<br />

mein Fachwissen als Beraterin bei<br />

Herzinsuffizienz.<br />

Als ich meine Weiterbildung dazu absolvierte,<br />

beschäftigte mich <strong>das</strong> Thema<br />

salzreduziertes Essen ungemein. Mein<br />

erster Gedanke war: Mensch! Wie ekelhaft<br />

muss <strong>das</strong> fade, geschmacklose<br />

Essen ohne die „normale“ Portion Salz<br />

sein? Und, macht ein salzarmes Essen<br />

zur Herzentlastung wirklich so viel aus?<br />

Mir war sofort klar. DAS, musste ich selber<br />

testen, bevor ich die „armen“ Patienten<br />

darüber belehren will!<br />

Ich befand mich damals, (nach der letzten<br />

Herzoperation), leistungsmässig in<br />

meiner absolut besten Topform, und<br />

genoss auf dem Velo eine Maximalleistung<br />

von bis zu 170% meines Sollwertes!!<br />

Also alles andere als Herzschwach.<br />

Als erstes testete ich mein Gewicht<br />

während einer Woche immer morgens<br />

nach dem Aufstehen, mit gewohntem<br />

Essverhalten tagsüber. Resultat:<br />

+/-200g, bei 70kg Ausgangsgewicht.<br />

Dann testete ich abends ein richtig feines<br />

Käse-Fondue (=eine Salzbombe!).<br />

Am anderen Morgen der Schock. Ich<br />

wog plötzlich satte 72kg! Mein Gewicht<br />

normalisierte sich erst nach und<br />

nach in den nächsten drei Folgetagen<br />

wieder auf die 70kg Ausgangsgewicht<br />

herunter! Ich wiederholte den Test<br />

abermals mit anderen stark salzhaltigen<br />

Lebensmitteln, z.B. Bündnerfleisch.<br />

Jedes Mal mit demselben Ergebnis!<br />

Nun war mir klar: Die Salzreduktion<br />

bei Herzschwäche ist keine “ ärztliche<br />

Schikane“, sondern sehr wichtig für<br />

die optimale Entlastung des kranken<br />

Herzens! Denn wenn bei einem „fast“<br />

gesunden Herz eine einzige salzreiche<br />

Mahlzeit 2kg mehr Wasser im Körper<br />

zurückhält und die Normalisierung des<br />

Gewichts über mehrere Tage andauert,<br />

wird dieses zusätzliche Volumen für ein<br />

schwer krankes Herz erst recht zur gefährlichen<br />

Mehrbelastung! Ok…. dachte<br />

ich. Aber WIE zaubere ich nun die<br />

Salzreduktion in ein genussvolles Essen<br />

um? Denn eine Salzarme-Diät kann<br />

nur dann dauerhaft motivieren, wenn<br />

ein Betroffener nicht auf genussvolles<br />

Essen verzichten muss. (Genussvolles<br />

Essen bedeutet ja schliesslich auch<br />

Lebensqualität.) Von den Fachleuten<br />

wurde damals nur <strong>das</strong> würzen mit natürlichen<br />

Kräutern als Alternative zum<br />

Salz und den salzhaltigen Gewürzmischungen<br />

empfohlen. In den Letzten 10<br />

Jahren meiner Arbeitstätigkeit entdeckte<br />

ich aber durch Selbsttests und Erfahrungsberichte<br />

von Betroffenen noch<br />

weitere geniale Lösungsansätze zum<br />

genussvollen Essen, mit weniger als 5<br />

g Salz proTag. (5 g Salz entspricht ca.<br />

einem gestrichen Dessertlöffel voll, und<br />

ist die empfohlene Tageshöchstdosis<br />

für herzgesunde Menschen!) Somit wird<br />

schnell klar, auch gesunde Menschen<br />

fügen sich mit ihrem Essverhalten täglich<br />

oft viel zu grosse Mengen Salz zu,<br />

was durch die Wasserzurückhaltung im<br />

Blutkreislauf Bluthochdruck begünstigt,<br />

und somit sehr ungesund sein kann!<br />

Der einzige Nachteil der Salzarmen-<br />

Diät: Ein Essen im Restaurant, empfindet<br />

man nach der Umstellung oft als<br />

komplett versalzen! Weil sich der Körper<br />

bereits nach wenigen Wochen geschmacksmässig<br />

an die ihm reduziert<br />

zugeführten Salzmengen anpasst!<br />

Tipps für salzreduziertes, genussvolles<br />

Essen:<br />

• Natürliche Würzkräuter wie Maggikraut,<br />

Schnittlauch, Peterli, Rosmarin,<br />

Curry, usw. benutzen. Idealerweise<br />

selber in einem Blumenkistli auf dem<br />

Balkon oder im Garten gezogen und<br />

für den Winter gedörrt. Statt salzhaltige<br />

gekaufte Fertiggewürzmischungen<br />

wie Bouillons, Aromat, usw. zu<br />

benutzen.<br />

• Gemüse im Dampf statt im Wasser<br />

kochen! Z.B. im Steamer, Dampfkochtopf,<br />

oder die Top-Variante<br />

AMC-Pfannen, in denen man nicht<br />

nur <strong>das</strong> Gemüse, sondern auch<br />

Fleisch, Kartoffeln und Teigwaren mit<br />

extrem wenig Gewürzzusatz sehr geschmackvoll<br />

und nährstoffschonend<br />

zubereiten kann! Das Kochen mit<br />

Dampf lässt <strong>das</strong> würzige Aroma des<br />

Gemüses so beibehalten, <strong>das</strong>s oft<br />

gar nicht mehr nachgewürzt werden<br />

muss! Ev. als Delikatesse, vor dem<br />

Servieren des Gemüses, ab und zu<br />

eine kleine Portion gelb geschmolzene<br />

Butter darüber giessen.<br />

• Esswaren die dennoch mit Salz gewürzt<br />

werden, über mehrere Wochen<br />

hinweg immer weniger salzen, so <strong>das</strong>s<br />

es aber immer noch schmackhaften<br />

Bereich des Genussvollen liegen. So<br />

gewöhnt sich der Körper sanft und<br />

ohne Verlust des Essgenusses an weniger<br />

stark gesalzenes Essen.<br />

• Eine genussvolle aber „sündhaft salzige“<br />

Mahlzeit, wie z.B. ein Käsefondue<br />

zu einem besonderen Anlass in Ehren<br />

zu behalten, damit nicht ein Leben<br />

lang auf <strong>das</strong> Lieblingsgericht verzichtet<br />

werden muss, kann man solche möglichen<br />

Ausnahme-Situationen mit dem<br />

Kardiologen besprechen. Je nach Gesundheitszustand,<br />

kann oft eine individuelle<br />

Lösung gefunden werden, indem<br />

unmittelbar vor dem Essen eine<br />

auf den Betroffenen abgestimmte Zusatzdosis<br />

Wassertabletten eingenommen<br />

wird um eine Wassereinlagerung<br />

zu verhindert. Umso wichtiger ist es<br />

dann allerdings, <strong>das</strong>s die morgendliche<br />

Gewichtsüberprüfung genau<br />

dokumentiert wird, um eine allfällig<br />

unangemessene Gewichtszunahme<br />

rechtzeitig erkennen und behandeln zu<br />

können!!<br />

Elisabeth Leuenberger<br />

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