Die erste Person Singular in der Wissenschaft - IGPP
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<strong>der</strong>norts ausführlicher beschrieben habe, 24 suchten Pauli und Jung e<strong>in</strong>en konzeptuellen<br />
Rahmen, <strong>in</strong> dem Geist und Materie, Psychologie und Physik, ihren gleichberechtigten<br />
Platz haben, ohne dass e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> beiden Diszpl<strong>in</strong>en grundlegen<strong>der</strong> wäre als die an<strong>der</strong>e.<br />
Was tatsächlich das Grundlegende für beide ist, darum g<strong>in</strong>g es.<br />
Für Pauli war es evident, dass Jungs Archetypen dabei zentrale Bedeutung zukommt.<br />
Doch die Art und Weise, wie Jung Archetypen verstand, war ambivalent im H<strong>in</strong>blick darauf,<br />
wie ihre Zugehörigkeit zum unpersönlichen kollektiven Unbewussten mit ihrer Ersche<strong>in</strong>ung<br />
als <strong>in</strong>nere Bil<strong>der</strong>, Phantasien, Träume etc. im Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />
Psyche zusammenhängt. Pauli bestand darauf, dass Archetypen nicht als Elemente<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Psyche betrachtet werden können, wenn sie als psychophysisch neutrale<br />
Ordnungsstrukturen gelten sollen. In e<strong>in</strong>em Brief an Markus Fierz vom 7. 1. 1948<br />
schrieb er:<br />
Das Ordnende und Regulierende muss jenseits <strong>der</strong> Unterscheidung<br />
von “physisch” und “psychisch” gestellt<br />
werden – so wie Plato’s “Ideen” etwas von Begriffen<br />
und auch etwas von “Naturkräften” haben (sie erzeugen<br />
von sich aus Wirkungen). Ich b<strong>in</strong> sehr dafür, dieses<br />
“Ordnende und Regulierende” “Archetypen” zu nennen;<br />
es wäre dann aber unzulässig, diese als psychische<br />
Inhalte zu def<strong>in</strong>ieren. Viemehr s<strong>in</strong>d die erwähnten<br />
<strong>in</strong>neren Bil<strong>der</strong> (“Dom<strong>in</strong>anten des kollektiven Unbewussten”<br />
nach Jung) die psychische Manifestation <strong>der</strong> Archetypen, die aber auch<br />
alles Naturgesetzliche im Verhalten <strong>der</strong> Körperwelt hervorbr<strong>in</strong>gen, erzeugen, bed<strong>in</strong>gen<br />
müssten. <strong>Die</strong> Naturgesetze <strong>der</strong> Körperwelt wären dann die physikalische<br />
Manifestation <strong>der</strong> Archetypen. ... Es sollte dann jedes Naturgesetz e<strong>in</strong>e<br />
Entsprechung <strong>in</strong>nen haben und umgekehrt, wenn man auch heute das nicht immer<br />
unmittelbar sehen kann.<br />
Pauli bemerkt an an<strong>der</strong>er Stelle im gleichen Brief, dass “ich vielleicht mehr e<strong>in</strong><br />
Platonist b<strong>in</strong> als die Psychologen <strong>der</strong> Jungschen Richtung” und weist damit explizit<br />
auf den metaphysischen Status se<strong>in</strong>er Vorstellung von Archetypen h<strong>in</strong>. <strong>Die</strong>s korrespondiert<br />
mit <strong>der</strong> bereits angesprochenen Realität des unanschaulichen Symbolischen,<br />
die Pauli <strong>in</strong> diesem Brief ebenfalls unterstreicht. Ich betone, dass damit ke<strong>in</strong>eswegs<br />
e<strong>in</strong>e metaphorische o<strong>der</strong> potentielle Realität geme<strong>in</strong>t ist, son<strong>der</strong>n die tatsächliche aktuelle<br />
Wirklichkeit – e<strong>in</strong>e Wirklichkeit, die tiefer liegt als das, was als Psychisches o<strong>der</strong><br />
Physisches s<strong>in</strong>nlich wahrnehmbar ist. Es ist diese Wirklichkeit, die Pauli 14 Jahre zuvor,<br />
ohne den geeigneten konzeptuellen Rahmen, tastend als “Objektiv-Psychisches”<br />
umschrieben hatte.<br />
Indem Modalitäten <strong>der</strong> Wahrnehmung und ihre Gegenstände so betrachtet werden,<br />
dass sie <strong>der</strong> symbolischen Wirklichkeit <strong>der</strong> Archetypen nachgeordnet s<strong>in</strong>d, ersche<strong>in</strong>en<br />
sie als epistemische Aspekte e<strong>in</strong>er ihnen zugrundeliegenden ontischen Verfasstheit <strong>der</strong><br />
Welt. Jung verwendete dafür den Begriff des unus mundus, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Welt, die an<br />
sich nicht geteilt ist, son<strong>der</strong>n zum Zwecke <strong>der</strong> Erkenntnis geteilt wird. Im Vergleich zu<br />
24 H. Atmanspacher: “Dual-aspect monism à la Pauli and Jung”, Journal of Consciousness Studies,<br />
im Druck. In diesem Beitrag wird u.a. auch Paulis und Jungs “duale-Aspekte Monismus” vom<br />
“neutralen Monismus” von Mach, James und Russell abgegrenzt.<br />
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