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Die erste Person Singular in der Wissenschaft - IGPP

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auf die objektive Erfassung aller physikalischen Phänomene im Pr<strong>in</strong>zip verzichten<br />

muss, konnte die letztere die nur subjektive Bewusstse<strong>in</strong>spychologie durch das<br />

Postulat <strong>der</strong> Existenz e<strong>in</strong>es Unbewussten von weitgehend objektiver Realität<br />

grundsätzlich ergänzen.<br />

Am Ende dieses Briefes f<strong>in</strong>det sich erneut <strong>der</strong> H<strong>in</strong>weis auf das “Objektiv-Psychische”,<br />

hier explizit als das Unbewusste angesprochen. Doch das hauptsächlich Bemerkenswerte<br />

an dieser Passage ist <strong>der</strong> Kontext <strong>der</strong> “unkontrollierbaren Rückwirkung” (die Pauli<br />

bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief an Fierz vom 3. 10. 1951 thematisierte). <strong>Die</strong>ser Aspekt <strong>der</strong><br />

Rückwirkung von Psyche bzw. Physis auf den unus mundus fehlt im Fierz-Brief von<br />

1948 völlig und stellt e<strong>in</strong>e wesentliche Erweiterung von Paulis ursprünglichem Denken<br />

dar, das im Wesentlichen auf e<strong>in</strong>e Symmetriebrechung mit resultierenden psychophysischen<br />

Korrelationen h<strong>in</strong>auslief. <strong>Die</strong>se Korrelationen s<strong>in</strong>d nicht zwischen Psyche und<br />

Physis kausal bed<strong>in</strong>gt, son<strong>der</strong>n haben ihren geme<strong>in</strong>samen Grund <strong>in</strong> <strong>der</strong> anordnenden<br />

Wirkung e<strong>in</strong>es Archetyps. <strong>Die</strong>s wurde im Pauli-Jung-Dialog als “synchronistische<br />

Ereignisse” angesprochen. 26<br />

<strong>Die</strong> Option <strong>der</strong> Rückwirkung hat dagegen zur Folge, dass sowohl physikalische<br />

Beobachtung als auch psychologische Bewusstmachung nicht e<strong>in</strong> blosses Registrieren<br />

e<strong>in</strong>es gegebenen Sachverhaltes darstellen, son<strong>der</strong>n dass beide diesen Sachverhalt ausserdem<br />

über die Registrierung h<strong>in</strong>aus verän<strong>der</strong>n. Dadurch kann es zusätzlich zu den oben<br />

genannten akausalen psychophysischen Korrelationen e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>direkten, kausal verursachten<br />

(aber unkontrollierbaren) E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Psyche auf die Physis geben: E<strong>in</strong>e durch<br />

Bewusstmachung (bzw. Beobachtung) verän<strong>der</strong>te Situation des unus mundus zieht e<strong>in</strong>e<br />

entsprechend verän<strong>der</strong>te anordnende Wirkung <strong>in</strong> <strong>der</strong> materiellen (bzw. psychischen)<br />

Welt nach sich. Jung illustriert dies im erwähnten Nachwort folgen<strong>der</strong>massen:<br />

Insofern e<strong>in</strong> psychischer Inhalt die Bewusstse<strong>in</strong>sschwelle überschreitet, verschw<strong>in</strong>den<br />

dessen synchronistische Randphänomene. Raum und Zeit nehmen ihren<br />

26 <strong>Die</strong> Korrespondenz <strong>der</strong> beiden zwischen 1948 und 1951 beschäftigt sich e<strong>in</strong>gehend mit <strong>der</strong> Entwicklung<br />

ihrer diesbezüglichen Ideen, die <strong>in</strong> Jungs Arbeit “Synchronizität als Pr<strong>in</strong>zip akausaler Zusammenhänge”<br />

e<strong>in</strong>flossen.<br />

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