Die erste Person Singular in der Wissenschaft - IGPP
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gewohnten absoluten Charakter an, und das Bewusstse<strong>in</strong> ist wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Subjektivität isoliert. Es liegt hier e<strong>in</strong>er jener Fälle vor, welche man am ehesten<br />
mit dem <strong>der</strong> Physik bekannten Begriff <strong>der</strong> “Komplementarität” erfassen kann.<br />
Wenn e<strong>in</strong> unbewusster Inhalt <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> übertritt, dann hört se<strong>in</strong>e synchronistische<br />
Manifestation auf, und umgekehrt können durch Versetzung des<br />
Subjektes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en unbewussten Zustand (trance) synchronistische Phänomene<br />
hervorgerufen werden. Das gleiche Komplementaritätsverhältnis lässt sich im<br />
übrigen ebensogut beobachten <strong>in</strong> allen jenen häufigen und <strong>der</strong> ärztlichen Erfahrung<br />
geläufigen Fällen, <strong>in</strong> denen gewisse kl<strong>in</strong>ische Symptome verschw<strong>in</strong>den,<br />
wenn die ihnen entsprechenden unbewussten Inhalte bewusst werden. Bekanntlich<br />
können auch e<strong>in</strong>e Reihe von psychosomatischen Ersche<strong>in</strong>ungen, die sonst<br />
dem Willen durchaus entzogen s<strong>in</strong>d, durch Hypnose, das heisst eben durch E<strong>in</strong>schränkung<br />
des Bewusstse<strong>in</strong>s, hervorgerufen werden.<br />
Auch wenn ich im vorliegenden Rahmen nicht ausführlicher auf das Thema “Synchronizität”<br />
e<strong>in</strong>gehen kann, denke ich, dass dieses Zitat ausreicht, um die Brisanz<br />
<strong>der</strong> Spekulationen von Pauli und Jung zu demonstrieren. <strong>Die</strong>se Spekulationen waren<br />
bei beiden durch e<strong>in</strong>e Vielzahl persönlicher und privater Erfahrungen <strong>in</strong>spiriert und<br />
durch <strong>der</strong>en erlebte Evidenz untermauert. Um den speziellen psychophysisch neutralen<br />
Monismus von Pauli und Jung am Ende noch e<strong>in</strong>mal zu dem immer wie<strong>der</strong>kehrenden<br />
Thema <strong>der</strong> Spaltung (bzw. Fragmentierung) zurückzuführen, hier noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong><br />
Ausschnitt aus e<strong>in</strong>em Brief Jungs an Pauli vom Dezember 1956:<br />
Wenn <strong>der</strong> Mensch nun aber die Gegensätze <strong>in</strong> sich gee<strong>in</strong>t hat, so steht se<strong>in</strong>er<br />
Erkenntnis nichts mehr im Wege, den e<strong>in</strong>en Aspekt <strong>der</strong> Welt wie den an<strong>der</strong>en<br />
objektiv zu sehen. <strong>Die</strong> <strong>in</strong>nere psychische Spaltung wird ersetzt durch e<strong>in</strong> gespaltenes<br />
Weltbild, und zwar unvermeidlicherweise, denn ohne diese Diskrim<strong>in</strong>ation<br />
wäre bewusste Erkenntnis unmöglich. Es ist <strong>in</strong> Wirklichkeit ke<strong>in</strong>e gespaltene<br />
Welt, denn dem gee<strong>in</strong>ten Menschen steht e<strong>in</strong> unus mundus gegenüber. Er muss<br />
diese e<strong>in</strong>e Welt spalten, um sie erkennen zu können, ohne dabei zu vergessen,<br />
dass das, was er spaltet, immer die e<strong>in</strong>e Welt ist, und dass die Spaltung e<strong>in</strong><br />
Praejudiz des Bewusstse<strong>in</strong>s ist.<br />
4 Coda<br />
Das Beispiel Wolfgang Pauli zeigt mit grosser Deutlichkeit, welch wichtige Rolle private,<br />
persönliche Erfahrungen bei <strong>der</strong> Entstehung und Entwicklung wissenschaftlicher<br />
Theorien und philosophischer Vorstellungen spielen. Dass dies auch bei an<strong>der</strong>en <strong>der</strong><br />
Fall ist, wird – so weit ich sehe – nirgends bestritten. Paulis Korrespondenz gibt uns<br />
jedoch, an<strong>der</strong>s als bei vielen an<strong>der</strong>en, Auskunft darüber, wie grundlegend und unvorhersehbar<br />
solche Erfahrungen se<strong>in</strong> können, wie wenig sie auf den <strong>erste</strong>n Blick mit<br />
dem wissenschaftlichen Ziel <strong>der</strong> Arbeit zu tun haben können. Was ist abwegiger als<br />
den Elektronensp<strong>in</strong> mit <strong>der</strong> Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Tr<strong>in</strong>ität <strong>in</strong> Beziehung zu setzen?<br />
Für speziell <strong>in</strong>teressant bei Pauli halte ich darüber h<strong>in</strong>aus den Weg, <strong>der</strong> ihn von e<strong>in</strong>er<br />
zunächst stark empirisch bzw. positivistisch geprägten Grundhaltung zur zunehmenden<br />
Betonung metaphysischer Fragen führte. <strong>Die</strong>s zeichnete sich bereits <strong>in</strong> den 1920er<br />
Jahren mit <strong>der</strong> sukzessiven Entwicklung <strong>der</strong> Quantentheorie ab, <strong>der</strong>en Interpretation<br />
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