HERZBLATT - Elternvereinigung für das herzkranke Kind
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CUORE MATTO<br />
vom gestrigen Tag durch den Kopf. Für<br />
mich als alleinige Hüterin der Küche<br />
am Dienstag war am Abend förmlich<br />
spürbar, wie die erlebnisreichen und<br />
lustigen Stunden im „Tintelompe“ die<br />
Gruppe zusammengeschweisst hat.<br />
Wie schön, konnten sie diesen speziellen<br />
Ort erleben.<br />
Mitten in diesen Gedanken stürzt<br />
Beat ins Zimmer und überbringt mir<br />
die schreckliche Nachricht, <strong>das</strong>s Eva<br />
in dieser Nacht verstorben ist. Wie in<br />
einem surrealen Film schicke ich mich<br />
ins unerwartete Tagesgeschehen, kann<br />
<strong>das</strong> Gehörte kaum fassen. So vieles<br />
muss nun von Noemi, Andreas, Judith<br />
und Beat entschieden und organisiert<br />
werden. Nebst den notwendigen Formalitäten<br />
und unzähligen Entscheidungen<br />
muss auch geklärt werden, wie<br />
und wann die Gruppe an diesem freien<br />
Tag informiert werden soll. Zur Unterstützung<br />
wird ein Care Team angefordert.<br />
Statt einem reichgefüllten Brunch-Buffet<br />
und einer fröhlichen Küchenmannschaft<br />
erwartet die zusammengerufenen<br />
Ferienwochenteilnehmer nun<br />
Andreas, welcher den unerwarteten<br />
Hinschied von unserer allseits beliebten<br />
Eva mitteilt. Absolute Stille herrscht. Auf<br />
die Starre folgen tröstende Umarmungen,<br />
einige ziehts hinaus an die frische<br />
Luft auf den Sitzplatz und auf die Wiese.<br />
Man fängt sich gegenseitig auf, versucht<br />
<strong>das</strong> Unfassbare zu begreifen und<br />
zu akzeptieren. Eine Zeit voller berührender<br />
und tief bewegender Momente.<br />
Zu sehen wie untereinander Kraft und<br />
Trost gespendet wird und eine Atmosphäre<br />
der Geborgenheit herrscht ist<br />
sehr eindrücklich. Und dieser Zusammenhalt<br />
ist auch <strong>für</strong> <strong>das</strong> Care Team<br />
äusserst beeindruckend; schon bald<br />
kommen sie sich wie überflüssig vor.<br />
Doch der Tag ist insbesondere auch<br />
<strong>für</strong> <strong>das</strong> OK nahrhaft; möchte man doch<br />
nebst der persönlichen Trauer auch<br />
Stütze sein. Das Wissen, ein Care Team<br />
im Hintergrund zu haben ist daher sehr<br />
beruhigend.<br />
Später beim gemeinsamen Abendessen<br />
zusammen mit Angehörigen von<br />
Eva und Domi versuchen wir gerade<br />
zu Ehren unserer Präsidentin <strong>das</strong> Essen<br />
wie gewohnt zu zelebrieren. Wir<br />
alle wissen ja, welch grosser Genussmensch<br />
Eva war. Bald ist erstes Lachen<br />
zu hören und die Gemeinschaft gibt<br />
enorm viel Kraft.<br />
Einmal mehr bin ich dankbar die Cuore<br />
Matto-Familie kennen zu dürfen und<br />
möchte sie nicht missen. Auch und gerade<br />
nicht unter diesen traurigen Umständen.<br />
Ursi<br />
Donnerstag, 18. Juli<br />
Es war Tag 1 nach Eva’s Tod, und es<br />
spricht <strong>für</strong> ihr untadeliges Werk und die<br />
erstaunliche Qualität von Cuore Matto,<br />
der Vereinigung die sie hinterlassen<br />
hatte, <strong>das</strong>s an jenem Tag bereits wieder<br />
verbreitet herzhaftes Lachen zu hören<br />
war. Genau genommen war es bereits<br />
am Vorabend vereinzelt zu hören gewesen,<br />
doch heute erklang es oft und in<br />
alter Frische. Selbst die Kleinsten hatten<br />
dazu beigetragen. Rahel (6) sprach<br />
in ruhigen Momenten offen über den<br />
Tod und <strong>das</strong> Traurigsein, darüber, was<br />
sie wusste, und was sie wissen wollte.<br />
Ihr kleiner Bruder hatte am Vorabend in<br />
Begleitung seines Vaters, zusammen<br />
mit zahlreichen anderen noch vor Ort<br />
im Zimmer Abschied von Eva genommen,<br />
was seiner Quicklebendigkeit keinerlei<br />
Abbruch getan hatte. Er jauchzte<br />
und lachte wie eh und je. Die <strong>Kind</strong>er um<br />
sich zu haben tat in der gegenwärtigen<br />
Situation allen gut.<br />
Priska hatte <strong>das</strong> Tagesprogramm vorgestellt<br />
und führte organisatorisch<br />
durch den Tag, dessen Hauptereignisse<br />
die Besuche der Appenzeller Schaukäserei<br />
Stein und des gleich daneben liegenden<br />
Volkskundemuseums in Stein/<br />
AR waren.<br />
Der Extrabus – ein gemietetes Postauto<br />
– brachte uns über Appenzell nach<br />
Stein. Ehe um 11 Uhr <strong>das</strong> eigentliche<br />
Programm mit einer live Hüttenkäseproduktion<br />
inkl. unserer Mitarbeit begann,<br />
hatten wir eine Weile Gelegenheit uns<br />
umzusehen. Im grossen Schauraum<br />
der Käserei konnte man durch eine<br />
riesige schrägliegende Fensterfront in<br />
den unteren Raum mit dem gewaltigen<br />
„Chessi“ <strong>für</strong> gut 1800 Liter Milch und<br />
der riesigen Pressbank <strong>für</strong> satte 120<br />
Käselaibe gleichzeitig blicken.<br />
Im Volkskundemusem war eine Käserhütte<br />
ohne Vorderwand nachgebaut.<br />
Dort hatte der pensionierte Käser Arnold<br />
Zimmermann <strong>für</strong> uns Milch vorgewärmt<br />
und mit Lab und Gärmitteln<br />
versetzt, so <strong>das</strong>s der Zeitpunkt <strong>für</strong> uns<br />
genau richtig war um den Bruch der<br />
gegorenen Milch mit der „Harfe“ mitzuerleben.<br />
Anschliessend wurde der<br />
Frischkäse mit einem Netz kunstvoll<br />
aus der Molke im „Chessi“ gehoben,<br />
in eine Presswanne gegeben und nach<br />
dem Bedecken mit Steinen beschwert.<br />
Etwas später wurde er dort wieder aufgedeckt,<br />
zerteilt und in die endgültigen<br />
runden Pressformen gegeben. Nach<br />
weiterer verstrichener Zeit wurden die<br />
runden Käselaibe dort entnommen und<br />
<strong>für</strong> die weitere Trocknung und Reifung<br />
in den „Käsekeller“ (einen temperierten<br />
Nebenraum) gegeben.<br />
Gepicknickt wurde mittags vor den Gebäuden<br />
bzw. auf den Eingangsstufen<br />
des Museums an schattigen Orten an<br />
einem glühend heissen Tag.<br />
Um halb zwei am Nachmittag begrüsste<br />
uns Annegret Krüsi um uns eine im<br />
Museum erhaltene alte Stickmaschine<br />
vorzustellen, die – obwohl manuell<br />
betrieben – nach der Wahl der Vorlage<br />
geichzeitig und mehrfach <strong>das</strong>selbe<br />
Muster auf eine Stoffbahn sticken<br />
konnte. Nach der Vorführung hatten<br />
wir noch etwas Zeit uns selbständig im<br />
Museum umzusehen. Die meisten zog<br />
es aber sehr bald zur sonnenbeschirmten<br />
Terrasse des Restaurants zwischen<br />
den beiden Gebäuden, wo uns gratis<br />
Eis versprochen war.<br />
Zurück im Haus ging manch einer als<br />
Erstes ein Nickerchen machen. Ich<br />
gesellte mich zu den Frank-Kids im<br />
Speisesaal wo gemalt, gelesen und<br />
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