Ausgabe 5- 2013 - jot wd
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Leute<br />
50 Blaue Herzen<br />
Theo Tintenklecks verleiht Herzen an<br />
Fußballstar Rivaldo und das Konzerthaus<br />
Berlin – 2006 wurde die frühere<br />
Abteibrücke, die den Treptower<br />
Park mit der Insel der Jugend verbindet,<br />
in „Brücke der Herzen“<br />
umbenannt. Seitdem werden an<br />
dem Denkmal geschützten Ort<br />
Menschen und Institutionen mit<br />
„Blauen Herzen“ geehrt, deren Lebensläufe<br />
und Firmenphilosophien<br />
Kindern Orientierungshilfe auf<br />
dem Weg in ihre Zukunft geben.<br />
Die Farbe Blau stammt von der<br />
Aktionsfigur Theo Tintenklecks,<br />
der im Namen seiner kleinen<br />
Freunde diesen internationalen<br />
Kinderpreis überreicht. Zu den<br />
Preisträgern gehören bisher u.a.<br />
Rolf Zuckowski, Reinhard Lakomy,<br />
Katarina Witt, Kurt Krömer, Bob<br />
Geldof, Prof. Herbert Grönemeyer,<br />
Prof. Stephen Hawking, Dr. Eckart<br />
von Hirschhausen sowie die<br />
Redaktionsteams vom Sandmännchen<br />
und Radio Teddy. In einer Feierstunde<br />
im Konzerthaus Berlin<br />
verschenkte Theo am 26. April das<br />
49. Blaue Herz an Fußballlegende<br />
Rivaldo und das 50. an das Konzerthaus<br />
selbst. Das Jubiläumsherz<br />
rückte die Forderung, dass jedes<br />
Kind Zugang zu musikalischer Bildung<br />
und Erziehung haben sollte,<br />
in den Fokus.<br />
Lara hielt auch für Theo Tintenklecks<br />
die Laudatio. Foto: Hahnisch<br />
In ihrer Laudatio erklärte die achtjährige<br />
Lara aus der Matibi-Grundschule:<br />
„Eigentlich erwarten die<br />
meisten, dass wir Superstars mit<br />
Kreisch-Alarm vorschlagen. Die<br />
kommen und gehen. Was sollen wir<br />
da lernen? Unsere Preisträger vermitteln<br />
uns Eigenschaften von Menschen,<br />
die wir gut finden. Natürlich<br />
helfen uns bei der Auswahl Erwachsene.<br />
Meist kommen wir über Fragen<br />
an die Namen. Warum geht es<br />
zum Beispiel Kindern unterschiedlich<br />
gut? Warum tun Erwachsene<br />
nichts dagegen, dass manche hungern?<br />
So haben wir z.B. von Live<br />
Aid und Bob Geldof erfahren. Ich<br />
selbst mag Musik, spiele Schlagzeug<br />
in einer Band. Einen Tag ohne Musik<br />
könnte ich mir nicht vorstellen.<br />
Jedes Kind in der Welt sollte Musik<br />
erleben, ein Instrument erlernen<br />
können. Das ist laut UNO Kinderrecht:<br />
Kinder haben das Recht,<br />
künstlerisch tätig zu sein! Rivaldo<br />
ist nicht nur ein bekannter Fußballstar.<br />
In seiner brasilianischen Heimat<br />
unterstützt er insbesondere ärmere<br />
Kinder mit einer Musikausbildung.<br />
Das Konzerthaus Berlin vermittelt<br />
mit seinem vielfältigen<br />
Juniorprogramm den Zauber der<br />
Klänge und Töne. Musik macht es<br />
uns leichter, aufeinander zuzugehen.<br />
Ich wünsche mir, jedes Kind dürfte<br />
Musik erleben, damit wir miteinander<br />
singen, tanzen, spielen und<br />
Freunde werden. Musik hilft uns,<br />
dass wir uns besser verstehen.“<br />
Als Dankeschön der Kinder an die<br />
Preisträger wurde Theos Erzählmusik<br />
„Krambel und Karolina“ aufgeführt.<br />
Über 100 Berliner Kinder,<br />
darunter Schüler aus Marzahn-<br />
Hellersdorf, sowie kleine und große<br />
Gäste aus Brasilien, agierten als<br />
„Publikumsorchester“. Die Geschichte<br />
um die Verbundenheit<br />
zweier Tintenfische verdeutlichte<br />
das Anliegen des globalen Netzwerks<br />
um die Brücke der Herzen.<br />
Kinder werden die Erde als gemeinsames<br />
Zuhause begreifen, wenn sie<br />
frühzeitig lernen, dass sie überall<br />
Freunde finden. S. Hahnisch<br />
„Goldenes Mikro“ für Siggi<br />
Im April überreichte<br />
Eberhard Fuchs aus<br />
Mahlsdorf beim<br />
Künstlerstammtisch<br />
im Gasthaus „Zum<br />
Oberfeld“ an Moderator<br />
Siegfried „Siggi“<br />
Trzoß ein „Goldenes<br />
Mikrofon“. 50<br />
Jahre zuvor hatte<br />
Trzoß seine erste Sendung<br />
im Rundfunk<br />
moderiert. Viel Beifall<br />
gabs für den heute<br />
noch aktiven Rundfunk-<br />
und Veranstaltungsmoderator<br />
von<br />
den anwesenden Kollegen,<br />
darunter Regina<br />
Thoß, Giso Weißbach,<br />
Dagmar Gelbke,<br />
Dieter Janik, Puppendoktor<br />
Pille u.v.a.<br />
Foto: Dittmann<br />
<strong>jot</strong> w.d. 5/<strong>2013</strong> 3<br />
Musiklegenden des Ostens – <strong>jot</strong> w.d.-Serie, Teil 102<br />
In der Juli-<strong>Ausgabe</strong> 2004 begannen wir, Künstler<br />
vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer<br />
Leser – also in den 50er, 60er, 70er und<br />
80er Jahren – Schlagzeilen machten.<br />
In dieser Serie erschienen bisher:<br />
Brigitte Ahrens, Julia Axen, Franz Bartzsch, Arndt<br />
Bause, Hans-Jürgen Beyer, Hansi Bibl, Holger Biege,<br />
Helga Brauer, Uschi Brüning, Ralf Bursy, Gerd<br />
Christian, City, Tamara Danz, Kurt Demmler, Stefan<br />
Diestelmann, Dieter Dornig, Hartmut Eichler, electra,<br />
IC Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Günther Fischer,<br />
Veronika Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar<br />
Frederic, Maja Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred<br />
Frohberg, Rainer Garden, Gitte & Klaus, Günter<br />
Gollasch, Peter Gotthardt, Heinz-Jürgen Gottschalk,<br />
KARAT<br />
Über sieben Brücken zum Erfolg<br />
38 Jahre sind ein halbes<br />
Menschenleben. So lange<br />
gibt es schon die Berliner<br />
Gruppe „Karat“ – eine „Musiklegende“,<br />
fürwahr. Noch<br />
bevor die damaligen Bandmitglieder<br />
Henning Protzmann,<br />
Herbert Dreilich, Ulrich<br />
„Ed“ Swillms, Ulrich<br />
Pexa, Konrad Burkert und<br />
Hans-Joachim „Neumi“<br />
Neumann am 22. Februar<br />
1975 ihr erstes Konzert in<br />
Pirna bei Dresden gaben, hatte<br />
der DDR-Rundfunk vier Songs der<br />
jungen Band produziert („Du und<br />
ich“, „Schwester“, „Leute, welch ein<br />
Tag“, „Ich lauf durch die Stadt“). Bis<br />
Ende des Jahres gab es bereits 13 Produktionen,<br />
die die Band schnell populär<br />
machten.<br />
Die Meinungen der Hörer waren geteilt.<br />
Manche fanden die Kompositionen<br />
zu schlicht, kritisierten Monotonie<br />
und fehlende Dynamik. Die<br />
Fans der Gruppe „Panta Rhei“ (1991-<br />
74), die noch heute als Legende der<br />
DDR-Rockmusikgeschichte gilt,<br />
waren andere Klänge der ehemaligen<br />
Panta-Rhei-Musiker Protzmann,<br />
Swillms und Dreilich gewöhnt. Und<br />
nun die Hinwendung zum Massengeschmack,<br />
mit Licht- und Programmkonzeption,<br />
Glitzerklamotten.<br />
„Wir wollten einfach ein größeres Publikum<br />
mit unserer Musik ansprechen,<br />
und so suchten wir einen Mittelweg<br />
zwischen Rock, Jazz und liedhaften<br />
Songs“, erklärte Herbert<br />
Dreilich damals.<br />
Nach drei Jahren hatte Karat<br />
sein eigenes Gesicht gefunden<br />
– und die passenden Musiker<br />
dazu. Zu Dreilich (Gesang),<br />
Swillms (Keyboard) und<br />
Protzmann (Bass) gesellten<br />
sich Bernd Römer (Gitarre)<br />
und Michael Schwandt<br />
(Schlagzeug), beide kamen<br />
von der Horst-Krüger-Band.<br />
Dreilich war nach dem Weggang<br />
von Neumi nun alleiniger Sänger<br />
und wurde mit seiner Stimme und<br />
seinem Charisma zum Markenzeichen<br />
von Karat. Zehn Jahre nach ihrer<br />
Gründung hatten sie mit ihren<br />
meist balladenhaften Songs (die<br />
Kompositionen stammten fast alle<br />
von Ed, die Texte von Norbert Kaiser,<br />
auch Herbert Dreilich, später<br />
auch von Kurt Demmler, Jens Gerlach,<br />
Burkhard Lasch) bereits fünf<br />
Langspielplatten bei Amiga eingespielt<br />
und Dutzende Singles.<br />
Noch heute sind gerade die Lieder der<br />
ersten Jahre im Ohr – „Abendstimmung“<br />
(76), „Und ich liebe dich“ (77),<br />
„König der Welt“, „Über sieben Brükken“<br />
(78), „Albatros“ (79), „Schwanenkönig“,<br />
„Das Narrenschiff“ (80),<br />
„Der blaue Planet“ (81), „Jede Stunde“<br />
(82), „Kalter Rauch“ (83).<br />
Und wenn Claudius Dreilich, der nach<br />
dem Tod seines Vaters im Dezember<br />
2004 dessen Stelle als Sänger von Karat<br />
einnahm, heute auf der Bühne<br />
„Mich zwingt keiner auf die Knie“<br />
anstimmt, dann wissen die wenigsten,<br />
dass dieser Song bereits 30 Jahre alt<br />
ist! Komponiert von Ed und Herbert<br />
wurde er auf der LP von 1983 „Die<br />
sieben Wunder der Welt“ veröffentlicht.<br />
Ich werde nie jene Minuten vergessen,<br />
als Herbert, schon gezeichnet<br />
von seiner schweren Krankheit, diesen<br />
Song bei einem Konzert in der<br />
Wuhlheide zelebrierte. Dieses Erlebnis<br />
gehört zu den emotionalsten Momenten,<br />
die mich, die ich Karat von<br />
der ersten Stunde an als Journalistin<br />
begleitete, mit der Band verbinden.<br />
Heutzutage fällt auch jenen, die mit<br />
Karat ansonsten wenig anfangen können,<br />
sofort der Hit „Über sieben Brükken“<br />
ein. Auch der stammt schon von<br />
1978. Ich hörte ihn zum ersten Mal,<br />
nein, nicht auf der Bühne, sondern in<br />
einem Fernsehfilm von Helmut Richter<br />
aus Leipzig. Der Schriftsteller und<br />
Lyriker war Anfang der 70-er Jahre der<br />
Leiter meines „Zirkels schreibender<br />
Studenten“ an der Leipziger Uni. Keiner<br />
nahm das Lied damals als „Hit“<br />
wahr. Auch nach seiner Veröffentlichung<br />
auf der zweiten Amiga-LP<br />
„Über sieben Brücken“ 1979 nicht.<br />
Ingo Graf, Mary Halfkath, Michael Hansen, Monika<br />
Hauff/Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Ruth<br />
Hohmann, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda,<br />
Dieter Janik, Uwe Jensen, Karussell, Barbara Kellerbauer,<br />
Britt Kersten, Jürgen Kerth, Herbert Klein, Helmut<br />
Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri Korn, Horst Krüger, Aurora<br />
Lacasa, Reinhard Lakomy, Anke Lautenbach, Klaus<br />
Lenz, Lift, Wolfgang Lippert, Angelika Mann, Gisela May,<br />
Achim Mentzel, Gerti Möller, Gruppe MTS, Gaby Munk<br />
& Ingo Krähmer, Thomas Natschinski, Omega, Peter<br />
Paulick, Ines Paulke, Jenny Petra, Puhdys, James W.<br />
Wie geht es den Publikumslieblingen von einst<br />
heute? <strong>jot</strong> w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen<br />
unsere Serie in dieser <strong>Ausgabe</strong> mit der legendären<br />
Gruppe Karat fort.<br />
Erst als Peter Maffay den<br />
Titel in die (West)Medien<br />
brachte, wurde er auf einmal<br />
zum Kult. Was, der Song ist<br />
von Karat? Wer oder was ist<br />
Karat? Die Frage erledigte<br />
sich nach zwei „Goldenen<br />
Schallplatten“ in der BRD<br />
(83 und 84) und der „Goldenen<br />
Europa“ (86).<br />
Insgesamt waren zehn Jahre<br />
nach Bandgründung schon<br />
drei Millionen Platten über<br />
die Ladentische gegangen.<br />
Gold- und Silbermedaillen bei Leistungsschauen<br />
der DDR-Unterhaltungskunst,<br />
der „Kunstpreis der FDJ“<br />
(79) und der „Nationalpreis der<br />
DDR“ (84) zeigten, dass auch der<br />
Staat die Band gern als Aushängeschild<br />
nutzte. Dass Karat inzwischen<br />
aber auch eine riesige Fangemeinde<br />
hatte, belegt u.a. die Tatsache, dass<br />
die Band die „ungekrönten Könige“<br />
des DDR-Rock, die Puhdys, 1979,<br />
80, 82 und 83 beim „Interpretenpreis<br />
des Jugendmagazins neues leben“,<br />
einem reinen Publikumspreis, gleich<br />
vier Mal vom ersten Platz verdrängen<br />
konnte.<br />
Die ersten Platten nach der Wende<br />
konnten nicht an die Erfolge der früheren<br />
Jahre anknüpfen. Auch ist mit<br />
dem Ausscheiden von Ed Swillms<br />
Ende der 80-er Jahre ein tiefes Loch<br />
entstanden, das schwer zu füllen war.<br />
Zum 25. Bandjubiläum im Jahr 2000<br />
stand er erstmals wieder mit auf der<br />
Bühne in der Wuhlheide. Seit 2005<br />
gehört er neben Claudius<br />
Dreilich, Bernd Römer,<br />
Christian Liebig, Michael<br />
Schwandt und Martin Bekker<br />
wieder fest zur Truppe.<br />
Zum 35. Geburtstag 2010<br />
erschienen in einer umfangreichen<br />
CD-Box noch einmal<br />
alle Hits der Band unter<br />
dem Titel „Ich liebe jede<br />
Stunde“. Noch immer ist<br />
Karat bundesweit live auf<br />
der Bühne zu erleben. Im Mai u.a. in<br />
Rastatt, Rostock, auf Schloss Hundisburg,<br />
in Friesack oder Schwarzenberg.<br />
Bei den Deutsch-Russischen<br />
Festtagen spielen sie am 14. Juni, 21<br />
Uhr, auf der Trabrennbahn Karlshorst.<br />
Und Ende September gehen die<br />
„Albatrosse“ auf Kreuzfahrt mit der<br />
MS Albatros. Ingeborg Dittmann<br />
Abb.: Karat bei einer ihrer ersten<br />
Auftritte im DDR-Fernsehen (o.)<br />
und im Jahr 2011 als Hauptattraktion<br />
des Plattenfestes im Erholungspark.<br />
Fotos: Archiv, Nachtmann<br />
Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack, Brigitte<br />
Rabald-Koll, Reform, Gaby Rückert, Christian Schafrik,<br />
Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach,<br />
Frank Schöbel, Christel Schulze, Hartmut Schulze-<br />
Gerlach, Sonja Siewert & Herbert Klein, Silly, Sven<br />
Simon & Pallas Band, Reiner Süß, Dina Straat, Theo-<br />
Schumann-Combo, Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane<br />
Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz,<br />
Jürgen Walter, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons<br />
Wonneberg, Pascal von Wroblewsky, Petra Zieger,<br />
Wolfgang Ziegler.