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Weltkindergipfel Layout IW - Ilse Wehrmann

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Kinder bilden!<br />

Deutschlands Zukunft<br />

Ein Vortrag zum KIindergipfel<br />

am 20. September 2006 von<br />

<strong>Ilse</strong> <strong>Wehrmann</strong><br />

Diplom-Sozialpädagogin<br />

Abteilungsleiterin<br />

der Bremischen Evangelischen Kirche<br />

D-28209 Bremen Slevogtstraße 50-52 Fon 0421 / 346 16-16 Fax 0421 / 346 16-52 Mobil 0172 / 422 06 75


KINDER BILDEN! DEUTSCHLANDS ZUKUNFT<br />

KINDER BILDEN! DEUTSCHLANDS ZUKUNFT<br />

Auf die Kinder kommt es an<br />

„Eine Gesellschaft offenbart sich nirgendwo deutlicher als in der Art und Weise wie sie<br />

mit ihren Kindern umgeht. Unser Erfolg muss am Glück und Wohlergehen unserer<br />

Kinder gemessen werden. Die in einer jeden Gesellschaft zugleich die verwundbarsten<br />

Bürger und deren größter Reichtum sind“<br />

Nelson Mandela<br />

Unser Land braucht eine neue Kinderkultur – es muss kinderfreundlicher werden. Junge Menschen,<br />

die sich für Kinder entscheiden, dürfen bei ihrer Lebens- und Familienplanung nicht gegenüber<br />

denjenigen, die keine Kinder haben wollen, benachteiligt werden. Deutschland ist auf dem besten<br />

Weg, sich zu einem kinderentwöhnten Land zu entwickeln. Deshalb müssen wir Kindern mehr Platz<br />

in unserer Gesellschaft einräumen.<br />

In der frühkindliche Bildung und Persönlichkeitsentwicklung unserer Kinder zu investieren heißt, in<br />

die Zukunft zu investieren. Auf diesem Gebiet und im Hinblick auf die Kinderfreundlichkeit sind uns<br />

andere Länder weit voraus. Bündnisse für Familien haben nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn sie<br />

auch Bündnisse für Kinder und Bündnisse für eine andere, bessere und bedarfsorientierte<br />

Infrastruktur in der Kindergartenbetreuung darstellen. In der frühkindlichen Bildung, Erziehung und<br />

Betreuung müssen die Weichen neu gestellt werden, um zu verhindern, dass Deutschland im<br />

internationalen Wettbewerb als Bildungs- und damit auch als Wirtschaftsstandort den Anschluss<br />

verliert. Denn: Wissen ist unser wichtigster Rohstoff, den wir nicht vergeuden dürfen.<br />

Bereits im Kindergarten werden entscheidende Weichen für die Bildungsbiografien der Kinder und<br />

die Entkopplung der sozialen Herkunft gestellt. Alle Kinder müssen die besten Startbedingungen von<br />

Beginn erhalten. Ihre Talente und Fähigkeiten sind so früh wie möglich zu entfalten. Deshalb ist der<br />

frühkindlichen Bildung ein größerer Stellenwert einzuräumen.<br />

Wir brauchen einen Mentalitätswandel für Kinder und die Einsicht, dass die frühkindliche Bildung und<br />

Betreuung für die Zukunft unserer Landesentscheidend und damit eine öffentliche Aufgabe von<br />

gesamtgesellschaftlicher Bedeutung ist. Deshalb brauchen wir dringender denn je ein träger- und<br />

parteiübergreifendes Bündnis für Kinder. Hier sind alle gesellschaftlichen Gruppen gefordert. Wir<br />

brauchen nicht weniger als einen Richtungswechsel, um unsere Kinder, ihre Entwicklung und<br />

Förderung in den Mittelpunkt zu stellen.<br />

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ILSE WEHRMANN


KINDER BILDEN! DEUTSCHLANDS ZUKUNFT<br />

Zur Verantwortung der Träger<br />

Die vielfältigen Trägerlandschaften in Deutschland und insbesondere die zahlreichen freien Träger -<br />

auch gerade die kirchlichen mit ihren übergroßen Engagement - haben eine große Verpflichtung<br />

aufgrund ihrer langen Tradition, sich an dem Reformprozess im frühkindlichen Bereich zu beteiligen.<br />

< Sie müssen den Kindergarten als Familienzentrum/Mehrgenerationenhaus weiterentwickeln.<br />

Es geht um niederschwellige Angebote bezogen auf Elternberatung und Stärkung elterlicher<br />

Erziehungskompetenz. Es geht um Vernetzungsfunktionen im Stadtteil und in der Kommune.<br />

Schließlich geht es um die Kultivierung und Entwicklung von Erziehungspartnerschaften.<br />

< Träger sollten ihre Angebote bedarfsgerecht ausbauen und damit meine ich, Öffnungszeiten,<br />

die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, aber auch zusätzliche Angebote in<br />

den Ferien, gerade für viele Familien, denen es nicht mehr möglich ist, in Urlaub zu fahren.<br />

Hier könnten Bildungswerkstätten entwickelt werden.<br />

< Nutzung von vorhandener Infrastruktur, z.B. bei Räumen, Gemeindezentren, freiwerdenden<br />

Pfarrhäusern usw. Hier ist es möglich, flexible Betreuungsplätze auch für unter 3-Jährige<br />

ohne große Investitionskosten zu bauen, Möglichkeiten zu Platz-Sharing und Hotline für<br />

Familien in besonderen Krisensituationen, bezogen auf die Betreuung ihrer Kinder,<br />

einzurichten. Ebenso sollte die Beratung und Vermittlung von Tagesmüttern an<br />

Kindertagesstätten angekoppelt werden.<br />

< Trägerschaften für betriebsnahe Kindergärten. Erfahrene Träger sollten ihr fachliches Knowhow<br />

einsetzen in der Betreibung von betriebsnahen Einrichtungen für Firmen. Hier wurde in<br />

Bremen ein Mut machendes Modell entwickelt, in dem die Kirche diese Einrichtungen mit<br />

Arbeitgeberrisiko betreibt. Hier hat sich ein völlig neuer Dialog von Kirche und Wirtschaft<br />

ergeben. Mit all den Diskussionen um eine Reform im frühkindlichen Bereich müssen wir<br />

heraus aus der Nische der Pädagogik.<br />

< Neue Trägerstrukturen. Zusammenschluss von Kirchengemeinden halte ich für unerlässlich.<br />

Schließlich benötigen wir einen Mentalitätswechsel, ein Bündnis für Kinder. Dies ist eine<br />

gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Finanzkraft einer Kommune, die Einsicht eines<br />

Bürgermeisters oder Pfarrers darf nicht alleine mehr die Entwicklung von Kindern<br />

bestimmen.<br />

Die vor uns liegenden Aufgaben sind so immens, dass es ohne einen Paradigmenwechsel, der<br />

bedeutet, die Bildung vom Kopf auf die Füße zu stellen, nicht möglich ist. Es ist genug geredet, aber<br />

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ILSE WEHRMANN


KINDER BILDEN! DEUTSCHLANDS ZUKUNFT<br />

zu wenig gehandelt. Der Abstand der PISA Siegerländer wird immer größer, so in der letzten Woche<br />

die OECD Studie.<br />

Die Bildungsbiografie von Kindern entscheidet sich in den ersten 7 Jahren, nicht später. Die moderne<br />

Hirnforschung gibt uns genug Rückenwind in der Diskussion für die Umsteuerung der Bildung in dem<br />

frühkindlichen Bereich.<br />

Was wir benötigen, nach diesem Kindergipfel, ist ein politischer Marshallplan „Bund, Länder,<br />

Kommunen, Gewerkschaften, Wirtschaft, Kirchen und Verbände“ müssten regionale runde Tische<br />

einrichten, aber es muss auch um eine Umschichtung von Kindergeld in Bildungsgutscheine geben<br />

oder eine Refinanzierung über Ehegattensplitting.<br />

Mut zum Lernen von anderen Ländern, die uns überholt haben. Wir sollen nicht kopieren, aber wir<br />

sollen unseren eigenen Weg mit Entschlossenheit gehen.<br />

Wir könnten mit der langen Tradition von Erziehung, Bildung und Betreuung in einer Einrichtung und<br />

mit der langen sozialpädagogischen Tradition die Nummer 1 in der Welt werden, die wir einmal<br />

waren im Bildungsbereich.<br />

Es geht nicht ohne Rahmenbedingungen. Bildungspläne alleine tun es wahrlich nicht. Wir müssen<br />

heraus aus dem Aktionismus nach schlechten PISA Ergebnissen und statt dessen einen roten Faden<br />

für Bildung entwickeln. Leider fühlt sich die Kultusministerkonferenz für den frühkindlichen Bereich<br />

nicht zuständig und die Jugendministerkonferenz hat nur eingeschränkte Kompetenzen. Warum<br />

kommt es nicht zu bundeseinheitlichen Standards wie auch jetzt mit den Vergleichsarbeiten in der<br />

Grundschule, wie sie von der Kultusministerkonferenz beschlossen worden sind.<br />

Kinder nicht verwöhnen und verzärteln, sie ernst nehmen, ist die Devise. Wir dürfen ihnen keine<br />

Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten vorenthalten, sonst machen wir uns schuldig, weil wir ihnen<br />

ohnehin viel Belastungen aufbürden.<br />

Kinder, die wir heute in den Kindergärten haben, konkurrieren in 20 Jahren um den genau gleichen<br />

Arbeitsplatz in der ganzen Welt.<br />

„Weil unsere Kinder unsere einzige Verbindung in die Zukunft sind<br />

Gehören sie an die erste Stelle der Gesellschaft“<br />

Olof Palme<br />

3<br />

ILSE WEHRMANN

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