Jahresbericht 2012 - Innere Mission München
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Kinder-, Jugend- und Familienhilfe<br />
13<br />
Bundesweit einzigartig: In den Lebensräumen werden psychisch<br />
kranke Eltern und ihre Kinder aus der Isolation geholt und stark<br />
gemacht.<br />
Feuerwehr für<br />
soziale Brandherde:<br />
Das Familienmobil<br />
in Petershausen<br />
fährt<br />
dorthin, wo es<br />
Probleme gibt.<br />
...und dann flogen Teller<br />
Die Mitarbeitenden in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe können oft<br />
nur als Feuerwehr im Einzelfall eingreifen. Manchmal sind sie dabei allerdings<br />
auch selber gefährdet.<br />
Sie hatte die Karotten kaum geschält,<br />
da wurde Frau O. mit Tellern beworfen.<br />
Das Messer in ihrer Hand ließ<br />
Yasmin (Name geändert) in Panik<br />
verfallen: Sie glaubte, sich gegen die<br />
Angreiferin verteidigen zu müssen.<br />
Yasmin ist ein durch Flucht traumatisiertes<br />
Mädchen, das mit der Fluchtgeschichte<br />
ihrer Eltern schon am<br />
Frühstückstisch konfrontiert wurde<br />
– und nun Angst hat, selber umgebracht<br />
zu werden.<br />
Andere Kinder haben andere<br />
Ängste, weil sie unter anderem<br />
dem Notendruck in der Schule nicht<br />
standhalten können, ständig ausgegrenzt<br />
werden oder depressive Eltern<br />
haben.<br />
Es sind Kinder und Jugendliche,<br />
die im Alltag unauffällig sind, aber<br />
in bestimmten Situationen völlig aus<br />
dem Ruder laufen. Dann schädigen<br />
sie plötzlich sich oder andere Menschen.<br />
Solche Ereignisse gibt es immer<br />
mehr.<br />
Auf Stärken bauen<br />
In solchen Situationen tauchen<br />
unterschiedlichste Fragen auf: Kann<br />
man Traumata endgültig heilen?<br />
Kann man mit allen Betroffenen<br />
trotz ihrer Ängste eine Zukunftsperspektive<br />
erarbeiten, aus der heraus<br />
sie ein alters- und kindgerechtes Leben<br />
führen können? Können wir eine<br />
Konfliktkultur nachhaltig und flächendeckend<br />
etablieren, die junge<br />
Menschen unterstützt und fördert?<br />
In der Kinder- und Jugendhilfe<br />
können wir die Folgen fehlender<br />
Antworten nur bearbeiten – die Ursachen,<br />
die zu den fehlenden Antworten<br />
führen, aber nicht beheben. Das<br />
Leitmotiv „Unsere <strong>Mission</strong> Menschlichkeit“<br />
wird in den großen Einrichtungen<br />
mit den Leitsätzen „Leben<br />
begleiten“ und „auf Stärken bauen –<br />
dem Leben vertrauen“ konkretisiert,<br />
um Kindern und Jugendlichen in ihren<br />
Nöten zu helfen.<br />
Vertrauen gewinnen<br />
Wir tragen somit dazu bei, dass<br />
junge Menschen wieder lernen, sich<br />
selber und ihre altersgemäßen Bedürfnisse<br />
zu spüren sowie Vertrauen<br />
in sich und ihre Umwelt zu gewinnen.<br />
Sie werden befähigt und motiviert,<br />
mit Freude ihre Lebenswege<br />
wieder konstruktiv aufzunehmen.<br />
Dazu finden wir mit den jungen<br />
Menschen zusammen oft kreative Lösungen<br />
und beheben gemeinsam viele<br />
Probleme. Als „Feuerwehr“ können<br />
wir dabei auf generelle gesellschaftliche<br />
Fehlentwicklungen hinweisen –<br />
und sie nur im Einzelfall mit konkreten<br />
Hilfen begleiten. Kai T. Garben<br />
Diese Lebensräume sind<br />
einzigartig<br />
„Training ist wichtig, um Veränderungen<br />
zu erreichen und sich weiter<br />
zu entwickeln – die seelische Fitness<br />
kann in den Lebensräumen trainiert<br />
werden. Psychische Probleme<br />
belasten die Entwicklung von Kindern<br />
und auch die Beziehungsqualität<br />
zu den Eltern. Deswegen freue<br />
ich mich, die Lebensräume mit meiner<br />
Schirmherrschaft unterstützen<br />
zu können.“<br />
Begleitet durch diese Worte unseres<br />
Schirmherrn, des Extremkletterers<br />
Alexander Huber, ist im Juli<br />
<strong>2012</strong> unser bundesweit einmaliges<br />
Projekt Lebensräume nach langer<br />
Vorbereitungszeit gestartet. Das<br />
Angebot soll psychisch belastete<br />
Eltern und deren Kinder aus ihrer<br />
Isolation holen und sie für einen<br />
gemeinsamen Alltag stark machen.<br />
Psychische Belastungen sollen so<br />
vermindert und der Aufbau von sogenannten<br />
Resilienzfaktoren gefördert<br />
werden. Darüber hinaus wird<br />
die Entwicklung der Kinder unterstützt<br />
sowie ihre seelische Fitness<br />
trainiert. Wir fördern die gesunden<br />
Anteile der Familien und ermöglichen<br />
ihnen somit, wieder am gesellschaftlichen<br />
Leben teilzuhaben.<br />
In den Lebensräumen – angesiedelt<br />
in einem schön renovierten<br />
alten Haus in Pasing – nehmen wir<br />
die Familie als Ganzes in den Fokus<br />
und schaffen somit längst überfällige<br />
Übergänge zwischen den bisher<br />
voneinander abgegrenzten Hilfesystemen<br />
in Jugendhilfe und Sozialpsychiatrie.<br />
Die Familien nehmen unsere<br />
ambulanten Angebote an; wir<br />
erweitern sie gerade im ambulanten