Makro-Ausblick Osteuropa - Berenberg Bank
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M A K R O - A U S B L I C K O S T E U R O P A 4 . N o v e m b e r 2 0 1 3 ∙ S e i t e 2<br />
P O L E N<br />
D E R A U F S C H W U N G F E S T I G T S I C H<br />
Der Aufschwung der polnischen Volkswirtschaft festigt sich. Der vorlaufende Einkaufsmanagerindex<br />
stieg im Oktober nochmals, dieses mal auf 53,4 Punkte. Auch Einzelhandelsumsätze<br />
(+3,9 %) sowie Industrieproduktion (+6,2 %) stiegen im September. Erfreulich ist vor allem,<br />
dass die Automobilwirtschaft sowohl im Verbrauch als auch bei der Produktion einen Schwerpunkt<br />
bildet. Die Konsumenten schöpfen also wieder mehr Vertrauen und die Exportindustrie<br />
zieht wieder an. Der Zloty zieht entsprechend mit.<br />
Die Konjunkturindikatoren sehen gut<br />
aus<br />
Aufgrund des verschobenen Taperings wird die Polnische Zentralbank bis ins nächste Jahr<br />
hinein ihre neutrale Ausrichtung beibehalten. Sie beließ im Oktober den Leitzins auf dem<br />
Rekord-Allzeittief von 2,5 %. Es besteht zudem kein akuter Inflationsdruck bei einer aktuellen<br />
Preissteigerungsrate von 1 % – einem Wert weit unter dem unteren Zielband der Zentralbank<br />
von 1,5 %.<br />
Die Geldpolitik bleibt weiter neutral<br />
Staatlicherseits soll der Vorschlag zur Reform der privaten Säule des Rentensystems Mitte<br />
November ins Parlament gebracht werden. Wir erwarten kaum Änderungen an dem Vorschlag.<br />
Grundsätzlich wird die Reform den Schuldenstand des Landes um etwa 7 % bis 9 %<br />
reduzieren und damit den fiskalischen Spielraum der Regierung erhöhen. Hinzu kommt, dass<br />
die verfassungsmäßigen Schuldengrenzen von 50 % (erfordert erste Sparmaßnahmen) bzw.<br />
55 % (erfordert erhöhte Sparmaßnahmen) bestehen bleiben sollen. Die privaten offenen Rentenfonds<br />
(OFEs) werden vor allem in den lokalen Aktienmarkt investieren und sich über die<br />
kommenden Jahre graduell auch in ausländische Aktien diversifizieren. Sämtliche Staatsanleihen<br />
gehen in die öffentliche Säule des Rentensystems (ZUS) über. Damit wird der polnische<br />
Anleihemarkt einerseits abhängiger vom Ausland (und damit von Entwicklungen um das Tapering),<br />
andererseits reduzieren die Finanzierungskosten des polnischen Staates (und damit die<br />
Probleme des polnischen Fiskus). Ob die polnischen Arbeitnehmer die 2,92 % ihres Lohnes,<br />
die vorher in die private Vorsorge gingen, nun weiterhin in die OFEs oder das ZUS stecken<br />
wollen, können sie in einem dreimonatigen Fenster ab April 2014 entscheiden. Die Standardvariante<br />
ist die Einzahlung in das ZUS. Vermutlich werden die meisten es auch dabei belassen.<br />
Es werden also in Zukunft weniger Gelder in die private Altersvorsorge fließen.<br />
Die Rentenreform geht diesen Monat<br />
durch das Parlament…<br />
Im letzten <strong>Makro</strong>-<strong>Ausblick</strong> fragten wir noch, ob eine Regierungskrise bevorsteht. Sicherlich<br />
herrscht Krisenstimmung, aber die Regierung unter Premierminister Tusk steht – noch. Die<br />
extreme politische Spannung hält weiter an. Aktuell sorgt z.B. der Vorwurf des Stimmenkaufs<br />
bei einer parteiinternen Wahl die für einen abnehmenden Rückhalt der Regierungspartei in der<br />
Bevölkerung. In Anbetracht parteiinterner und -externer Spannungen und einer bloß hauchdünnen<br />
Mehrheit im Parlament steht weiter die Gefahr von Neuwahlen im Raum.<br />
…doch die hohe politische Spannung<br />
hält an<br />
Wichtige Termine<br />
21. November: Industrieproduktion 6. November: Leitzins<br />
26. November: Einzelhandelsumsätze