27.01.2014 Aufrufe

Nr. 232 August 2013 Monatszeitung 1,– € - In Adlershof

Nr. 232 August 2013 Monatszeitung 1,– € - In Adlershof

Nr. 232 August 2013 Monatszeitung 1,– € - In Adlershof

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Seite 8 <strong>Nr</strong>. <strong>232</strong><br />

Der „Kleine Markt“ erhält bald ein neues Aussehen! (Teil II)<br />

Fotos: Museum Treptow-Köpenick<br />

1959 standen hier schon nicht mehr einfache Marktstände, das waren schon kleine Kioske,<br />

vorn im Bild der Stand von Gerhard Pasda.<br />

So kannten die <strong>Adlershof</strong>er den „Kleinen Markt“ mit dem Kulturhaus „Peter Kast“ im Jahre<br />

1961 (Ansicht Dörpfeldstraße).<br />

Hunger und Not waren die Erbschaft<br />

der Nationalsozialisten. Für<br />

die meisten <strong>Adlershof</strong>er ging es<br />

um das nackte Überleben. Woher<br />

bekomme ich notwendiges Essen <strong>–</strong><br />

woher Holz und Kohlen? Die Sieger<br />

halfen, obwohl sie selbst nicht<br />

viel hatten. Antifaschisten brachten<br />

gemeinsam mit der Ortsbürgermeisterei<br />

die Versorgung mühsam<br />

wieder in Gang. „Lieber trocken<br />

Brot essen, als nochmals Krieg!“<br />

hörte man überall.Aber selbst dieses<br />

Stück „trocken Brot“ war nicht<br />

selbstverständlich! Erste Lebensmittelkarten<br />

vom 7.5.1945 versprachen<br />

mehr als sie halten konnten.<br />

<strong>In</strong> dieser Situation war an ein<br />

Markttreiben nicht zu denken. Auf<br />

dem eigentlichen Marktplatz fehlte<br />

lange Zeit das bunte Treiben eines<br />

<strong>Adlershof</strong>er Wochenmarkts. Erst<br />

in den 80er Jahren lebte die Tradition<br />

mit einem „Marktspektakel“<br />

wieder auf.<br />

Sicher hatte es das Marks‘sche<br />

Grundstück der Nähe zur sowjetischen<br />

Ortskommandantur in der<br />

Nipkowstraße zu verdanken, dass<br />

kaum Schäden zu verzeichnen waren.<br />

Der hellgraue Holzzaun und<br />

einige Marktbuden standen unversehrt.<br />

An eine Wiedereröffnung<br />

war jedoch vorerst nicht zu denken.<br />

Die Händler hatten in dieser<br />

schweren Zeit nichts zum Verkauf<br />

anzubieten. Nur die Marktkneipe<br />

im ebenfalls kaum beschädigten<br />

kleinen Eckgebäude konnte schon<br />

frühzeitig wieder Gäste bewirten,<br />

allerdings noch sehr beschränkt.<br />

Der Beginn neuen Markttreibens<br />

auf dem „Kleinen Markt“ ist nicht<br />

überliefert, es soll um 1947/48 gewesen<br />

sein. Für die Händler wurde<br />

freilich die Warenbeschaffung<br />

im Ostteil Berlins seinerzeit und<br />

später zum kleinen Kunststück,<br />

das nur mit Pfiffigkeit und Beziehungen<br />

zu lösen war. Ihr Angebot<br />

war aber immer so gut, dass ein<br />

Marktbesuch zu den regelmäßigen<br />

Gepflogenheiten der <strong>Adlershof</strong>er<br />

Hausfrauen gehörte.<br />

Nach der DDR-Gründung galten<br />

Haus und Markt an der seit<br />

dem 24.5.1951 in Dörpfeldstraße<br />

umbenannten Hauptstraße als<br />

„Westgrundstück“ ohne das es jemand<br />

störte. Noch immer firmierte<br />

der Markt als „Albert Marks Marktunternehmen“,<br />

allerdings nun<br />

mit dem von Marks eingesetzten<br />

Pächter Bruno Mertens aus Müggelheim.<br />

Täglich geöffnet, lösten<br />

die Händler ab 1950 mit zunehmenden<br />

Mitteln die Marktbuden<br />

durch kioskähnliche Holzbauten<br />

ab. Große Aufregung herrschte in<br />

der Nacht vom 10. zum 11. Juni<br />

1955. Die Freiwillige Feuerwehr<br />

musste brennende Marktstände löschen.<br />

Die großen Mittelstände der<br />

bekannten Händler Otto und Erwin<br />

Knispel (Obst und Gemüse, s. AZ<br />

<strong>Nr</strong>. 10) und Gerhard Pasda (Hausund<br />

Wirtschaftsartikel) brannten<br />

völlig ab. Die Ursache blieb im<br />

Dunklen. Erstaunlich war, dass<br />

beide Händler vom Rat des Stadtbezirks<br />

sofort je ein Kontingent<br />

von 5 m 3 Brettern zum Wiederaufbau<br />

ihrer „Geschäftsräume“ bekamen.<br />

Damit wurden die Stände<br />

mit Baugenehmigung viel schöner<br />

wieder aufgebaut, sogar mit verschiebbaren<br />

Glasscheiben an den<br />

Seiten und Wegeüberdachungen.<br />

Der Fischhändler gleich<br />

am Eingang, Handwagenverleih<br />

Hohlbein (später bei Pasda),<br />

Blumenhandel Elsa Strahl (s. AZ<br />

<strong>Nr</strong>. 30) und Dobbeck, Kastner,<br />

der Bio-Händler Wegner, Obst<br />

und Gemüse Elisabeth Schikorski<br />

(Mutter von Alfred Klinger),<br />

Strumpfreparaturen Dunkelmann<br />

zählten zu den legendären Händlern<br />

in <strong>Adlershof</strong>. Daran änderte<br />

sich auch nichts als im April<br />

1959 per Ratsbeschluss Haus<br />

und Grundstück in Volkseigentum<br />

überführt wurden. Walter<br />

Degenhardt, Enkel von Albert<br />

Marks, der inzwischen die Firma<br />

führte, erhielt eine Abfindung<br />

und Schluss. Wie hoch diese Abfindung<br />

war, kann sich jeder anhand<br />

der damaligen Bodenpreise<br />

in Höhe von 1 bis 2 Ostmark je m²<br />

ausmalen. Neuer Marktverwalter<br />

wurde Gerhard Pasda. Die Gaststätte<br />

wurde geschlossen und das<br />

Haus für ein Kulturzentrum der<br />

Nationalen Front baulich saniert.<br />

Als Sichtschutz zog man vor dem<br />

„Hüttenkombinat“ aus zerschlissenen<br />

Schuppen eine Mauer. Im<br />

Juli 1960 wurde das neue Klubhaus<br />

eingeweiht. Es erhielt den<br />

Namen des gerade verstorbenen<br />

<strong>Adlershof</strong>er antifaschistischen<br />

Journalisten und Schriftstellers<br />

Peter Kast (1894 <strong>–</strong> 1959). Die Abteilung<br />

Kultur des Rats des Stadtbezirks<br />

Treptow fungierte jetzt als<br />

Eigentümer. Weil das kulturelle<br />

Leben in dem neuen Haus nicht<br />

Designstudio Lange<br />

Friedrich-Wolf-Str. 16 A<br />

12527 Berlin<br />

Fon 030 / 674 39 77<br />

Fax 030 / 6 74 45 08<br />

lange@designstudio-lange.de<br />

www.ihr-design-auftritt.de<br />

Corporate Design • Print-Produkte<br />

(Bücher, Zeitschriften, Plakate)<br />

Außenwerbung •Werbefotografie<br />

Webdesign • Printmedienwerbung

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!