Falkenseer Stadtjournal

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Gestern - Heute Die Falkenhainer Villa an der heutigen Friedrich-Engels-Allee, dessen historische Ansicht in den zwanziger Jahren aufgenommen wurde, erzählt einen Teil <strong>Falkenseer</strong> Geschichte. Erbaut wurde sie Anfang des 20. Jahrhunderts, als die meisten <strong>Falkenseer</strong> Ortsteile durch eine ausgedehnte Parzellierungen entstanden. 20 FALKENSEER STADT - JOURNAL 03/2011 Falkensee gestern - heute In Falkenhain entstanden zunächst Villen mit großbürgerlichem Zuschnitt und eine vorbildliche Infrastruktur mit gepflasterten Straßen und Gasbeleuchtung. Davon zeugt auch ein alter Zeitungsartikel aus dem „Ost- havelländischen Kreisblatt“ vom 10. September 1903: „Ein lebhafter Grundstücksverkauf findet in der Villenkolonie Falkenhain statt, nachdem diese mit dem Bahnhof Finkenkrug durch eine aus gutem Pflaster hergestellte Straße verbunden worden ist...“ Fotos: bvs / Antik Falkensee
Im März vor 100 Jahren Im Museum der Stadt Nauen lagern die vergilbten Jahrgänge des „Osthavelländischen Kreisblattes“, das einst über das Geschehen im Kreis Osthavelland berichtete. In dieser Rubrik dokumentiert das Stadt- Journal historische Artikel, die einen Einblick in das Alltagsleben des Jahres 1910 geben. Aus den offiziellen Bekanntmachungen, den Meldungen über Versammlungen und Feste, den Berichten vom Baugeschehen und von Kriminalfällen entsteht ein lebendiges Bild vom Havelland im wilhelminischen Deutschland. Im März 1911 eröffnet am Bahnhof Neu-Finkenkrug eine Postagentur, während an der Fliegerschule in Döberitz ein erster Eindecker übergeben wird. Rachedurstige Wilddiebe schlachten die Hühner eines Försters ab und in Falkenhagen bricht unter einem Jäger ein Anstand zusammen. Nachdem Wochen zuvor der Ribbecker Birnbaum niedergebrochen war, sprießt ein neues Birnenreis aus dem Grabe des alten Ribbeck. Fernsprecher 2. März 1911 Die Ausstattung der Gendarmenwohnungen mit Fernsprechern wird gegenwärtig durchgeführt. Auf dem Lande ist es mitunter nicht leicht, bei Verbrechen einen Gendarmen herbeizuholen oder sich sonstwie der Hilde des Gendarmen zu versichern, da die Dienstbezirke der Gendarmen oft sehr umfangreich sind und der Gendarm selbst zu einem Rundgang durch den Bezirk Tage gebraucht. Der Minister hat deshalb angeregt, die Wohnungen der Gendarmen mit Fernsprechern zu versehen. Das Gendarmerieoberkommando ist dieser Anregung beigetreten und hat angeordnet, dafür zu sorgen, daß die Gendarmen durch Fernsprechanschlüsse erreichbar sind. In den staatlichen und kommunalen Diensträumen, in den Herbergen, Schankstätten, bei den Krämern usw. sind durch öffentlichen Aushang die Nummern vermerkt, mittels deren man den zuständigen Gendarmen anrufen und ihn über eine etwaige Hilfeleistung verständigen kann. Der Wilddiebe Rache! 2. März 1911 Döberitz. Dem hier stationierten Förster sind nachts seine sämtlichen Hühner, 36 Stück, von unbekannter Hand im Hühnerstalle abgeschlachtet und liegen gelassen worden. Damit der Förster nach der Entdeckung den Tätern nicht zu schnell folgen konnte, zogen diese es vor, das Rad des Geschädigten auch noch mitzunehmen. Postagentur für Neu-Finkenkrug 4. März 1911 Neu-Finkenkrug. Am 1. März ist die Postagentur im neuen Verwaltungsgebäude der Neu-Finkenkrug Terrain-Aktiengesellschaft eröffnet worden. Die neuen Postdiensträume sind in zwar einfacher, aber höchst gediegener und praktischer Weise ausgestattet worden und es dürfte wohl kaum eine Postagentur existieren, bei der auf die Bequemlichkeit des Publikums so Rücksicht genommen worden ist. Der Fernsprech- und Telegraphenbetrieb ist allerdings noch nicht eingerichtet; doch steht die Inbetriebnahme schon für die nächsten Tage zu erwarten. Die Uebersiedelung der Post in das Verwaltungsgebäude dicht am Bahnhof ist nicht nur für die Bürger Neu-Finkenkrugs eine Annehmlichkeit, sondern auch für die Bewohner der der Postagentur angegliederten Ortschaften Falkenhain und Waldheim. Historische Blätter Der erste Eindecker für die deutsche Armee landete im März 1911 in Döberitz. (Foto: Archiv Sabine Loebus) Birnenreis sprießt aus dem Grabe 26. März 1911 Nauen. „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“, Theodor Fontanes schönes Gedicht, das keinem Havelländer unbekannt ist, bringt sich in Erinnerung. Fontane besingt den leutseligen Herrn von Ribbeck, der die Dorfjugend so gern mit Birnen erfreute, und nach dessen Tode aus seinem Grabe ein Birnbaum sprießt, welcher die freundlichen Gaben des Gutsherrn den späteren Geschlechtern weiter vermittelt. Im vergangenen Winter, bei dem schweren Sturm am 17. Februar, ist der alte Birnbaum niedergebrochen, die Gebefreudigkeit des seligen Herrn von Ribbeck schien also versiegt zu sein. Doch aus dem Grabe sprießt ein neues Birnenreis, Herr von Ribbeck wird seine Birnen also künftig weiter spenden. Erster Eindecker für die Armee 28. März 1911 Döberitz. Vor kurzem ist das bei den Rumpler-Werken für die Militärfliegerabteilung in Auftrag gegebene Etrich- Rumpler-Flugzeug von dem Rumpler-Piloten Hirt vor der Abnahmekommission in Döberitz vorgeflogen und nach einem in Höhe von 400 Metern ausgeführten, 1 Stunde und 10 Minuten dauernden, brillanten Fluge abgenommen worden. Der Apparat gefiel auch in Form und Ausführung ausgezeichnet. Nachdem auf dem Truppenübungsplatz zu Döberitz unter dem Kommando der Versuchsabteilung der Verkehrstruppen bisher neun Offiziere, von denen sieben der Verkehrstruppen, zwei der Infanterie angehörten, ausgebildet worden sind, sollen nunmehr in Zukunft Offiziere aller Waffen zur Ausbildung im Flugdienste herangezogen werden, und zwar werden immer je zwanzig Offiziere auf einmal im Fliegen ausgebildet werden; die Ausbildungszeit wird zwei Monate lang sein. Jäger fällt vom Hochstand 16. März 1911 Falkenhagen. Vom Pech verfolgt war ein Weidmann, welcher sich im Brieselang, auf den Anstand begeben hatte. Kaum hatte der Jägersmann sich auf seinem provisorischen Stande wohnlich eingerichtet, da gab der ganze Aufbau nach, und Jäger und Büchse sausten unsanft zur Erde hernieder. Ein Glück für den Weidmann war´s, daß sich bei dem Sturz das Gewehr nicht entladen hat. FALKENSEER STADT - JOURNAL 03/2011 21
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