Rainer Schildberger : Versteckspiel mit Gott. Straßenexerzitien in ...

Weinlese. Was hat jeder von der Strasse an Erlebnissen mitgebracht.
Mein Mikrophon muß dann aus bleiben. Das gemeinsame Berichten und
Reflektieren findet in einem geschützten Raum statt.
O-Ton 13 Lutz Müller 0:31
Der Sinn der Lesezeit besteht darin, einander die Augen zu öffnen
für die verborgene Gegenwart Gottes auf der Strasse..Es gibt kryptische,
unverständliche Begegnungen,..wo nicht erkennbar ist, was
das mit meinem Leben zu tun haben soll. Und es gibt Begegnungen,
die schließen das Herz auf..Und dann gibt es wieder Begegnungen,
die sind kalt,..da schwingt vielleicht Aggression mit. Die ganze
Bandbreite menschlicher Emotionen kommt in den Strassenexerzitien
zu Tage.
Atmo 11 Jägerglöckchen kurz
Erzähler 0:47
In der kleinen Runde treten die persönlichen Nöte der Teilnehmer zu
Tage. Fließen sogar die ersten Tränen. Die Ordensschwester hat es
ans Rheinufer gezogen. Ihr Bruder ist kürzlich im Kongo ertrunken.
Sie konnte nicht zu seiner Beerdigung. Kann ihn nicht loslassen.
Die Krankenschwester ist zur Babyklappe gegangen. Sie hat sich
immer dafür geschämt, keine eigenen Kinder bekommen zu können. Der
Gefängnispfarrer möchte das Kindliche des Glaubens wiederbeleben.
Ein Zirkusplakat mit Clowns irgendwo auf dem Weg hat ihn daran
erinnert. Der ehemalige Lehrer hat auf dem Markt mit türkischen
Frauen gesprochen und dann den restlichen Tag im Café gesessen. Da
wollte ein Bettler Geld.
O-Ton 14 Lutz Müller 0:25
Davon raten wir natürlich massiv ab. Wir möchten nicht, dass unsere
Teilnehmer in eine Helferrolle schlüpfen oder sozialarbeiterische
Funktionen erfüllen, sondern sie sollen in Augenhöhe gelangen./ Die
Augenhöhe lässt sich nicht gestalten, wenn der Bettler vor mir auf
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