11.02.2014 Aufrufe

eBook

eBook

eBook

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Hintergrundwissen<br />

© mct media consulting team Dortmund GmbH


Inhalt<br />

Medien und ich<br />

Wie Jugendliche Medien nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Unterschiede zwischen Medien kennenlernen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Sinnerschließendes Lesen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Journalistische Praxis<br />

Recherchieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Verständlich schreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Journalistische Darstellungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Das Zeitungsfoto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Medien und Gesellschaft<br />

Die Rolle der Medien – Was sie können, sollen<br />

und (nicht) dürfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

Wie sich Zeitungen unterscheiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

Wie soziale Netzwerke die (Medien-)Welt verändern. . . . . . . . . . . 62<br />

Das ZeitungsWiki . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

Ethik und Objektivität im Journalismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

Die Zeitung als Wirtschaftsunternehmen. . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

Wie Nachrichten ausgewählt werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />

Glossar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />

Nützliche Internetadressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />

Literaturhinweise. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99


Das <strong>eBook</strong> • Medien und ich 3<br />

Wie Jugendliche Medien nutzen<br />

Medienausstattung in den Familien<br />

Jugendliche wachsen heute ganz selbstverständlich mit vielen verschiedenen<br />

Medien auf: Fernseher, Mobiltelefon und Computer mit Internetzugang sind<br />

heute in nahezu allen Familien vorhanden, häufig sogar mehrfach: Im Schnitt<br />

besitzt ein Haushalt 4 Handys, 2,7 Computer und 2,4 Fernseher. Das klassische<br />

Medium Zeitung spielt auch in der digitalisierten Welt eine Rolle: 58 Prozent<br />

der Haushalte haben eine Tageszeitung abonniert. Ein Zeitschriftenabo haben<br />

41 Prozent der Haushalte.<br />

Persönliche Medienausstattung<br />

Auch die persönliche Medienausstattung der Jugendlichen ist beeindruckend:<br />

Nach der Studie „Jugend, Information, (Multi-)Media“ (JIM) aus dem Jahr 2011,<br />

herausgegeben vom Forschungsverband Südwest, besaßen 96 Prozent der<br />

Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren ein eigenes Handy (25 Prozent sogar<br />

ein Smartphone oder iPhone). 79 Prozent hatten einen Computer im eigenen<br />

Zimmer, die Hälfte der Jugendlichen mit eigenem Internetanschluss. Realschüler<br />

und Gymnasiasten sind dabei eher mit eigenem Computer oder Laptop<br />

und Internet ausgestattet als Hauptschüler. Während die Zahl der Computer<br />

im Jugendzimmer seit Jahren steigt, nimmt die Zahl der Fernseher im eigenen<br />

Zimmer (52 Prozent) wieder ab.<br />

www.mpfs.de<br />

Mediennutzung und Freizeit<br />

Musikhören ist Jugendlichen am wichtigsten, doch gleich darauf folgt in der<br />

Rangliste der liebsten Medienbeschäftigungen das Internet. Wie oft und wie<br />

lange bewegen sich die Jugendlichen im Internet? 89 Prozent sagen, dass sie<br />

regelmäßig (also täglich oder mehrmals pro Woche) online sind, und zwar<br />

nach eigener Einschätzung 134 Minuten am Tag, wobei Jungen etwas mehr<br />

Zeit im Internet verbringen als Mädchen. Mit zunehmendem Alter steigt die<br />

Online-Nutzung von 80 Minuten (12-13 Jahre) auf 168 Minuten (18-19 Jahre)<br />

täglich an.<br />

Insgesamt wird die Online-Nutzung nur um 21 Minuten höher eingeschätzt<br />

als die Fernsehnutzung (113 Minuten). Das Fernsehen spielt nach wie vor eine<br />

wichtige Rolle, 60 Prozent sehen täglich fern. Der Lieblingssender der 12- bis<br />

19-Jährigen ist ProSieben, gefolgt von RTL – die Jugendlichen präferieren also<br />

die privaten Programme und dort vor allem Serien.<br />

Weniger als die Hälfte der 14- bis 19-Jährigen liest regelmäßig eine Tageszeitung.<br />

Das haben Befragungen des media consulting team Dortmund ergeben.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und ich 4<br />

Dagegen steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler, in deren Elternhaus<br />

keine Zeitung vorhanden ist.<br />

Die JIM-Langzeitstudie kommt zu dem Schluss, dass Zeitschriften und Tageszeitungen<br />

ebenso wie das Medium Buch keinen Bedeutungsverlust erfahren<br />

haben – „allen kulturpessimistischen Befürchtungen zum Trotz“. In den vergangenen<br />

zehn Jahren sei der Anteil der regelmäßigen Buchleser unter den<br />

Jugendlichen (44 Prozent) sowie der regelmäßigen Tageszeitungsleser (42Prozent)<br />

annähernd stabil geblieben.<br />

Trotz der Zeit, die die Jugendlichen heute Medien widmen, sind sie keine Stubenhocker.<br />

Im Gegenteil: 84 Prozent der 12- bis 19-Jährigen treffen sich regelmäßig<br />

mit Freunden, 72 Prozent treiben häufig Sport.<br />

Diejenigen Jugendlichen, die Handy und Internet häufig nutzen, haben meist<br />

ein besonders ausgeprägtes Sozialleben. Diejenigen, die viel vor dem Fernseher<br />

sitzen, pflegen dagegen weniger soziale Kontakte.<br />

Jugendliche und Zeitung<br />

Die Frage, was Jugendliche zu Zeitungslesern macht, war Gegenstand einer<br />

Langzeitstudie am Institut für Journalistik der TU Dortmund. Demnach gibt es<br />

keine typische Zeitungsleserkarriere. Je früher man mit der Zeitung in Berührung<br />

kommt, desto größer die Chance, sich zum Zeitungsleser zu entwickeln.<br />

Die Jugendlichen, die schon in der Grundschule einen Blick in die Zeitung<br />

werfen, zählen später eher zu den regelmäßigen Lesern. Am wichtigsten ist<br />

jedoch die Verfügbarkeit der Zeitung: Haushalte, in denen es keine Zeitung im<br />

Abonnement gibt, bringen seltener Zeitungsleser hervor.<br />

Eine Zeitung im Elternhaus allein ist jedoch auch kein Garant mehr dafür, dass<br />

die Jugendlichen Zeitungsleser werden. Bei den Befragungen im Schuljahr<br />

2008 bis 2010 waren nur 54 Prozent der Jugendlichen, die zu Hause die Chance<br />

dazu haben, auch Zeitungsleser. Impulse von außen sind also nötig.<br />

Schulprojekte können einen positiven Einfluss auf die Zeitungslektüre der Jugendlichen<br />

haben. Das bestätigen die Untersuchungen des media consulting<br />

team. Nach Abschluss der Projekte äußert die Mehrheit der Schülerinnen und<br />

Schüler die Absicht, auch künftig regelmäßig Zeitung lesen zu wollen. Vor allem:<br />

Mehr als ein Drittel (39 Prozent) der ehemaligen Nichtleser will künftig<br />

in die Zeitung schauen. Auch die Zeitung kann etwas dafür tun, Jugendliche<br />

zu gewinnen. Jugendliche wünschen sich eigene Kinder- und Jugendseiten,<br />

unterhaltende und jugendnahe Themen sowie eine verständliche Sprache.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und ich 5<br />

Unterschiede zwischen Medien<br />

kennenlernen<br />

Wie sich Medien unterscheiden<br />

Jedes neue Medium hat etwas Besonderes, eine Stärke, die ältere Medien nicht<br />

hatten. Dennoch sind die früheren Medien nicht verschwunden.<br />

Die Zeitung leistete eine erste, zumindest begrenzte Erfahrung von Gemeinsamkeit,<br />

indem sie gleichzeitig am Tag alle informierte. Nach dem Frühstück<br />

hatten in der Regel alle den gleichen Informationsstand. Anfang der 1920er<br />

Jahre schuf das Radio eine unmittelbare Gemeinschaftserfahrung. Es vermittelt<br />

seine Welt durch gesprochene Sprache, denn Zuhören ist „wirklicher“ als<br />

Lesen. Es galt: „Radio ist Kino im Kopf“. Zum Teil saßen Millionen Hörer gleichzeitig<br />

vor den unscheinbaren, manchmal krächzenden Apparaten und teilten<br />

das virtuelle Erlebnis gemeinsamen Zuhörens. Zum ersten Mal mussten damit<br />

die Menschen ihren Tagesablauf auf ein Medium einrichten. Diese zeitstrukturierende<br />

Funktion hat heute größtenteils das Fernsehen übernommen, das seit<br />

Anfang der 1940er Jahre sendet. Noch heute gelten in vielen Haushalten die<br />

Nachrichtensendungen als Ritual und als Signal für den Abendbeginn.<br />

Das Internet hat keine zeitstrukturierende Funktion, da die Informationen jederzeit<br />

abgerufen werden können. Es ist das erste Medium, das alle Kommunikationsmittel<br />

einsetzen kann: gedruckten Text, bewegte und statische Bilder,<br />

Ton und Sprache. Dazu kommt die Interaktivität: Die Nutzer können Beiträge<br />

spontan und jederzeit kommentieren und miteinander diskutieren, was wieder<br />

Rückwirkungen auf den Beitrag haben kann. Insofern greift es zu kurz, das<br />

Internet als neues Medium sehen, „vielmehr saugt es alle bestehenden Massenmedien<br />

in sich auf, deutet sie um und definiert deren Ausdrucksformen<br />

und publizistische Wirkung neu“, wie Stephan Weichert und Leif Kramp in<br />

ihrer Studie „Das Verschwinden der Zeitung?“ (2009) schreiben. Das hat auch<br />

für Journalisten Auswirkungen: Während sie sich früher als Hörfunk-, Fernseh-<br />

oder Zeitungsjournalisten spezialisierten, sind zunehmend Generalisten<br />

gefragt, die die Inhalte journalistisch für alle Kanäle aufbereiten können.<br />

Informationen in der Tageszeitung<br />

Zeitungen haben den Vorteil der Beständigkeit des gedruckten Wortes. Man<br />

kann die Information mit Muße aufnehmen und den Text gegebenenfalls<br />

nachlesen. Allerdings erscheinen sie „nur“ einmal täglich. Die Fußballergebnisse<br />

vom Samstag stehen erst am Montag in der Zeitung.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und ich 6<br />

Die Stärke der Zeitung liegt eher darin, ausführliche Hintergrundinformationen<br />

zu liefern. Außerdem kann der Zeitungsleser selbst die Informationen<br />

auswählen, die ihn inte re ssieren. Die Redaktion bietet ihm eine Entscheidungshilfe,<br />

indem sie ihre Artikel durch Platzierung, Überschriftengröße und<br />

Länge gewichtet. Die Ressorts oder Artikel, die den Leser nicht ansprechen,<br />

überblättert er einfach.<br />

Themenvielfalt<br />

Im Vergleich zu einzelnen Nachrichtensendungen im Fernsehen oder Radio<br />

bietet die Zeitung eine größere Themenvielfalt. Internationale und nationale<br />

Politik stehen neben Sport, Buntem aus aller Welt und lokalen I n for mationen.<br />

Gerade im Lokalen und Regionalen hat die Zeitung eine Kompetenz, die ihr<br />

bisher kein anderes Medium streitig machen kann. Neben den klassischen<br />

Ressorts (Politik, Wirtschaft, Kultur, Vermischtes, Lokales) hat die Zeitung in<br />

den letzten Jahrzehnten ihr Angebot stetig erweitert: Es gibt Seiten für einzelne<br />

Zielgruppen wie Kinder oder Gartenliebhaber, und Seiten zu Themen wie<br />

Computer, Wissenschaft, Medizin usw. Kurze Nachrichtensendungen können<br />

diese Vielfalt nicht leisten.<br />

Außerdem lässt sich die Zeitung an jedem Ort und zu jeder Zeit lesen. Und<br />

manche Leserin und mancher Leser bleibt der Zeitung vielleicht treu, weil es<br />

auch ein sinnliches Erlebnis ist, eine nach Druckerschwärze riechende Zeitungsseite<br />

in die Hand zu nehmen und sie rascheln zu hören.<br />

Informationen im Internet<br />

Im Internet kann man hochaktuelle Informa tionen finden, da es möglich<br />

ist, das Angebot jederzeit zu aktualisieren. Außerdem kann man, wie bei der<br />

Zeitung, die Informationen in Ruhe noch einmal nachlesen. Das Internet ist<br />

weniger flüchtig als Radio oder Fernsehen. Und wenn das Angebot hilfreiche<br />

Links bietet, kann man gleich auf Vorgeschichte oder andere Hintergründe<br />

zugreifen. Dabei muss das Internet keine Rücksichten auf die Menge der Seiten<br />

oder Sendezeiten nehmen. Durch die Integration von Text, Bild, Film und<br />

Audiomaterial können Nachrichtenanbieter im Internet die Stärken jedes einzelnen<br />

Mediums nutzen.<br />

Hohe Flexibilität<br />

Der Nutzer ist, wie bei der Zeitung, frei in der Entscheidung, welche Informationen<br />

er aufnimmt. Es gibt keinen Programmfluss wie bei Fernsehen oder<br />

Radio. Problematisch ist allerdings das Lesen am Bildschirm bzw. Display: Es<br />

ist besonders auf Dauer anstrengender als das Lesen einer Zeitung und damit<br />

auch flüchtiger. In der Zeitung sieht man, welche Artikel man nicht liest.<br />

Im Internet bleiben Informationen verborgen, solange man sie nicht aufruft.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und ich 7<br />

Zeitlich lässt das Internet alle Freiheiten: Wann der Nutzer online geht und<br />

Informationen abruft, entscheidet er selbst. Auch räumlich kann das Internet<br />

heute bei entsprechender Ausrüstung fast überall genutzt werden. Und Nutzung<br />

meint im Internet nicht nur das Lesen: Viele Informationsangebote im<br />

Internet können sofort kommentiert werden.<br />

Problem der Zuverlässigkeit der Quellen<br />

Im Internet stehen private Seiten neben kommerziellen. Aktuelle Informationen<br />

findet man nicht nur auf journalistischen Seiten. Die Frage nach Zuverlässigkeit<br />

und Interessen der Quelle ist deshalb oft schwer zu beantworten. Dazu<br />

gehört auch, dass es bislang kaum Trennungsnormen zwischen Journalismus,<br />

Werbung und E-Commerce im Netz gibt. Deshalb empfiehlt es sich, auch im<br />

Internet journalistische Angebote bekannter Medien (Zeitungen, Magazine,<br />

Rundfunksender) anzusteuern, will man verlässliche Informationen von ausgebildeten<br />

Journalisten erhalten. Oft bieten die Online-Auftritte der Medien<br />

mehr als das Muttermedium: Zusätzlich zu Nachrichten gibt es Bildergalerien,<br />

Filme, Abstimmungen, Links zu weiterführenden Seiten oder vorangegangenen<br />

Artikeln zum Thema, Blogs, Kommentare und Diskussionsforen etc.<br />

Blogs<br />

Ein Blog ist ein auf einer Webseite geführtes Magazin im Stil eines Tagebuchs.<br />

Charakteristisch ist die zeitlich chronologische Sortierung – die aktuellsten<br />

Einträge stehen stets oben. Inhaltlich sind keine Grenzen gesetzt: Es gibt Blogs<br />

zu nahezu jedem gesellschaftlichen oder privaten Thema. Auch viele journalistische<br />

Blogs kursieren im Netz (Tagesschau-Reporter kommentieren z. B. aus<br />

der Hauptstadt). Ein bekannter und preisgekrönter Watchblog, der die Fehler<br />

und Verfehlungen der Bild-Zeitung und anderer Medien verfolgt, ist www.<br />

bildblog.de.<br />

Interessant sind Blogs z. B. bei wichtigen Ereignissen, wenn Augenzeugen<br />

tagebuchartig vom Ort des Geschehens berichten (Arabische Revolution,<br />

Erdbeben-Katastrophe in Japan u. Ä.). Als einzige verlässliche Quelle eignen<br />

sich Blogs nicht, da Subjektivität ein Wesenzug ist. Sie können aber helfen, ein<br />

Thema in den Zusammenhang einzuordnen oder die Meinung von Betroffenen<br />

zu erfahren.<br />

Informationen im Radio<br />

Hörfunk und ebenso das Fernsehen vermitteln Informationen durch das gesprochene<br />

Wort, das zusätzlich Informationen durch die Intonation, den Klang<br />

der Stimme usw. liefert. Ein betroffener Tonfall verdeutlicht die schlechte<br />

Nachricht von einer Katastrophenmeldung. Ob etwas ironisch gemeint ist<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und ich 8<br />

oder nicht, erkennt man besser an der Intonation des Moderators/der Moderatorin<br />

als beim Lesen.<br />

Das Radio ist ein schnelles Informationsmedium. Sobald eine Meldung einer<br />

Nachrichtenagentur „über den Ticker kommt“, kann sie im Grunde im Radio<br />

verlesen werden.<br />

Das Radio vermittelt Unmittelbarkeit: Ein Journalist kann in einer Live-Reportage<br />

von einem Unglück oder einem Sportereignis berichten. Der Hörer ist in<br />

dem Augenblick, in dem etwas passiert, zumindest am Radio dabei. Dadurch,<br />

dass die Hörerin oder Hörer die Stimme eines Menschen hört, seine Betroffenheit<br />

oder Begeisterung, erlebt sie oder er die Situation mit. Umgebungsgeräusche,<br />

die sogenannte Atmo, unterstreichen den Eindruck und erzeugen Bilder<br />

im Kopf. Und auch Interviews sind interessanter, wenn man zusätzlich zur<br />

sachlichen Information über die Stimme noch etwas über die Person erfährt.<br />

Unmittelbar, aber flüchtig<br />

Jedes Wort im Radio ist unwiederbringlich: Nachlesen wie in der Zeitung geht<br />

nicht. Damit sich die Informationen besser einprägen, lesen zum Beispiel die<br />

Nachrichtensprecher beim Deutschlandfunk zur vollen Stunde meist zunächst<br />

einen Überblick, dann die Nachrichten und zum Schluss noch einmal den<br />

Überblick.<br />

Das Radio bietet nicht die gleiche zeitliche Unabhängigkeit wie die Zeitung<br />

– der Hörer muss sich an Sendeplätzen und -zeiten orientieren. Podcasts und<br />

Mediatheken vor allem öffentlich-rechtlicher Sender ermöglichen aber auch<br />

zeitlich unabhängiges Radiohören.<br />

Beim Radiohören kann man Auto fahren, kochen, bügeln und herumlaufen,<br />

solange ein Gerät in der Nähe ist. Für viele Menschen ist das Radio allerdings<br />

ein Begleitmedium, dem man nicht sonderlich aufmerksam folgt.<br />

Informationen im Fernsehen<br />

Die Faszination des Fernsehens liegt im Namen: das Ferne so zu sehen, als<br />

wäre es nah. Und dazu sieht man Dinge, die sonst nur Wissenschaftlern oder<br />

anderen Spezialisten zugänglich wären. Pjöngjang, Fukushima oder Gaza werden<br />

von abstrakten Nachrichten zu realen Orten, wenn man sie im Fernsehen<br />

sieht. Der Zuschauer empfindet sich als Beteiligter. Am deutlichsten wird dies<br />

bei Live-Übertragungen, zum Beispiel von Sportereignissen. Bei einem Interview<br />

mit der Bundeskanzlerin kann sich der Zuschauer im Wortsinne ein Bild<br />

von ihr machen. Auch die Person der Moderatorin bzw. des Moderators schafft<br />

eine Bindung: Im bes ten Fall vermittelt sie oder er Glaubwürdigkeit und<br />

schafft Vertrauen. Die Kehrseite der Stärken des Fernsehens ist seine Ober-<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und ich 9<br />

flächlichkeit. Analysen und Hintergründe kann die Zeitung viel besser liefern,<br />

weil das Fernsehen oft nicht die dafür nötige Zeit hat.<br />

Mehrere Informationen gleichzeitig<br />

Der Fernsehzuschauer muss sich auf mehrere Informationen gleichzeitig konzentrieren:<br />

Auf das Bild und auf die gesprochenen Informationen aus dem Off,<br />

die erklären, worum es bei der Konferenz geht. Bei verlesenen Nachrichten<br />

liefert nicht nur das im Hintergrund eingeblendete Bild eine eigene Information,<br />

sondern auch das Bild des Nachrichtensprechers. Die dazu gesprochene<br />

Nachricht zu verfolgen, erfordert hohe Konzentration. Die Chance des Fernsehens,<br />

gleichzeitig den akustischen und den visuellen Sinn anzusprechen, kann<br />

deshalb auch ein Nachteil sein. Wenn die Krawatte des Moderators oder Nachrichtensprechers<br />

schief sitzt, stört das manchmal schon die Konzentration auf<br />

die Information. Was man im Fernsehen gesehen hat, wird normalerweise<br />

schneller vergessen als Gelesenes. Vom Fernsehen bleiben allgemeine, vor allem<br />

emotionale Erinnerungen.<br />

Bilder bestimmen das Fernsehen<br />

Damit Fernsehen nicht nur verfilmtes Radio oder Zeitung ist, muss der Hauptakzent<br />

der Fernsehberichterstattung auf der Vermittlung von Bild-Informationen<br />

liegen. Mit der Vermittlung von Gedanken und Entwicklungen tut sich<br />

das Medium deshalb schwer. Es gibt kaum etwas Langweiligeres für den Zuschauer<br />

als die ewig gleichen Bilder von Konferenzen oder Bundestagsdebatten.<br />

Deshalb wird unter Umständen ein Ereignis in die Nachrichtensendung<br />

gehoben, weil es davon „spannende Bilder“ gibt. Die Versuchung für einen<br />

Fernsehredakteur ist groß, statt einer Erklärung eines Politikers Bilder von einem<br />

spektakulären Verkehrsunfall zu zeigen.<br />

Die Stunde des Fernsehens schlägt, wenn Entwicklungen in ein Ereignis münden<br />

(Demonstration, Krieg). Die Fernsehinhalte sind daher konflikt orientierter<br />

als in anderen Medien. Deutlich sehen kann man das an den Nachrichten von<br />

privaten Sendern, die einem weniger strengen Informationsauftrag unterliegen<br />

als die öffentlich-rechtlichen Sender.<br />

Jedes Fernsehbild zeigt nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit. Harte Schnitte<br />

oder eine Kamera-Einstellung aus der Frosch-Perspektive wirken sich auf die<br />

Bildaussage aus. Eindrücke können verstärkt, Charaktereigenschaften von Personen<br />

betont oder suggeriert werden (vgl. Das Zeitungsfoto).<br />

Das Fernsehen ist das Medium, das dem Zuschauer die strengsten Regeln<br />

auferlegt: Er muss sich vor den Bildschirm setzen. Zudem muss man alle Informationen<br />

der Reihe nach aufnehmen und kann sie nicht nach den eigenen<br />

Interessen aussuchen. Und der Zuschauer muss sich an die Sendezeiten halten<br />

– die Hauptsendung der „Tagesschau“ beginnt – bis auf wenige Ausnahmen –<br />

immer um 20 Uhr.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und ich 10<br />

Sinnerschließendes Lesen<br />

Die vier Schritte der Textanalyse<br />

Beim Erschließen von Texten können vier Schritte unterschieden werden, die<br />

nicht immer einen getrennten Arbeitsgang erfordern:<br />

1 Überblickslesen: Worum geht es im Text, was ist die Hauptaussage?<br />

2 Klärendes Lesen: Fachbegriffe und unbekannte Wörter markieren<br />

und klären.<br />

3 Gliederndes Lesen: Inhaltliche Einzelheiten erkennen, Zentralbegriffe und<br />

Schlüsselwörter markieren, Hauptaussagen von Abschnitten formulieren.<br />

4 Kernaussage des gesamten Textes herausarbeiten.<br />

Den Text mit Vorwissen und eigenen Gedanken verknüpfen<br />

Inhalte bleiben dann besonders im Gedächtnis, wenn das Gelesene mit eigenen<br />

Erfahrungen oder dem Vorwissen zum Thema verknüpft wird. Daher hilft<br />

es bei der Erschließung eines Textes auch darüber nachzudenken, welchen<br />

Zugang man selbst zu dem Thema hat. Gibt es bereits Vorerfahrungen mit<br />

dem Thema? Was weiß man schon zu dem Thema? Besonders nachhaltig in<br />

Erinnerung bleibt das Gelesene dann, wenn der Inhalt des Textes auch noch<br />

mit eigenen Fragestellungen oder Standpunkten verknüpft wird.<br />

Inhalte grafisch darstellen<br />

Ein Schaubild ist manchmal deutlicher als viele Worte. So kann man die Kernaussagen<br />

eines Textes auch in eine Grafik oder ein Mindmap übertragen.<br />

Dieses Vorgehen zur Texterschließung erfordert genaues Nachdenken, das<br />

Reduzieren des Inhalts und macht deutlich, an welchen Stellen ein Text noch<br />

nicht verstanden wurde.<br />

Fremdwörter und Schlüsselbegriffe<br />

Unbekannte Wörter und Schlüsselbegriffe können Schwierigkeiten beim Lesen<br />

mancher Artikel bereiten. Fremdwörter kann man im Lexikon nachschlagen.<br />

Schlüsselbegriffe (z. B. Riesterrente, Mindestlohn oder Risikostrukturausgleich)<br />

in der Regel nicht. Hier hilft nur eine Suche im Archiv. Zum Beispiel im Internet:<br />

Auf der Website der Zeitung, wenn sie ein Online-Archiv hat, oder bei anderen<br />

Medien mit Archiven, zum Beispiel tagesschau.de oder welt.de. Dort kann man<br />

ältere Artikel heraussuchen und damit die Begriffe aus dem Vorgeschehen<br />

erläutern.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und ich 11<br />

Ein paar Tipps, wo man Erklärungen im Internet finden kann:<br />

• www.bpb.de/wissen/H75VXG,0,0,Begriffe_nachschlagen.html – Online-<br />

Lexikon der Bundeszentrale für politische Bildung.<br />

• www.hanisauland.de/lexikon/ – Online-Lexikon der Bundeszentrale für<br />

politische Bildung für Kinder<br />

• www.neuneinhalb.wdr.de/lexikon/A/index.php5 – ein Online-Lexikon für<br />

Kinder, herausgegeben von der ARD-Sendung „neuneinhalb“, die samstags<br />

das politische Geschehen der Woche erklärt.<br />

Wer kontinuierlich liest, versteht Inhalte besser<br />

Journalisten bemühen sich um verständliche Texte. Dennoch sind nicht alle<br />

Artikel leicht zu verstehen. Fremdwörter oder Fachbegriffe machen das Lesen<br />

manchmal schwer. Doch je regelmäßiger man liest, um so besser versteht man<br />

Zusammenhänge und lernt immer mehr Schlüsselbegriffe kennen.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 12<br />

Recherchieren<br />

Keine Pressemitteilung und keine Agenturmeldung kann Journalisten von<br />

ihrer wichtigsten Aufgabe befreien: der Recherche. Einer Sache nachgehen,<br />

Fakten aufspüren und zusammentragen, Informationen überprüfen und unterschiedliche<br />

Stellungnahmen einholen – das kann viel Arbeit machen. Aber<br />

es schafft erst die Grundlage für einen sorgfältigen Bericht oder einen soliden<br />

Kommentar. Ohne Recherche bleiben Artikel oberflächlich. Wer sich nur auf<br />

eine Quelle (Pressemitteilung, Stellungnahme) verlässt, veröffentlicht leicht<br />

Falsches, oft Einseitiges.<br />

Ebenso nötig ist es, angelieferte Informationen zu überprüfen. Andernfalls<br />

kann man böse reinfallen. So verbreitete sich im März 2011 im Internet rasend<br />

schnell das Gerücht, Karl-Theodor zu Guttenberg habe in seiner Abschiedsrede<br />

nach der Plagiatsaffäre ein Zitat aus dem Film „Star Trek“ verwendet. „Ich war<br />

immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht“,<br />

sagte zu Guttenberg – das soll auch Captain Kirk in „Der Zorn des Khan“ gesagt<br />

haben. Über Twitter und Facebook machte das Gerücht um das erneute Plagiat<br />

schnell die Runde, auch Tageszeitungen verbreiteten es weiter. Allerdings war<br />

die Geschichte nicht nur witzig, sondern auch ein Witz: Im Star Trek-Drehbuch<br />

taucht das Zitat nirgends auf.<br />

Kritisch auseinandersetzen<br />

Journalisten müssen sich mit allen Informationen kritisch auseinandersetzen,<br />

die sie erhalten – auch wenn sie unter Zeitdruck stehen. Sind die Informationen<br />

plausibel? Ist die Quelle glaubhaft? Das Internet kann die Recherche<br />

extrem beschleunigen, andererseits sind bei der Recherche im Internet einige<br />

Grundsätze zu beachten. In jedem Fall gilt: Planvolles Herangehen an komplexe<br />

Recherchen ist die halbe Miete. Dabei hilft ein Rechercheplan.<br />

Rechercheplan<br />

Der Rechercheplan enthält die wichtigen Schritte der Recherche:<br />

• Thema eingrenzen und Aspekte festlegen,<br />

• Informationen sammeln,<br />

• Informationen bewerten,<br />

• Gesprächspartner festlegen,<br />

• Interviews führen,<br />

• Informationen zusammenführen.<br />

Im Laufe der Recherche sollten folgende Fragen beantwortet werden:<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 13<br />

• Ist am Thema etwas dran? Ist das Thema wichtig bzw. interessant? Welche<br />

Aspekte sind neu?<br />

• Sind die gesammelten Informationen umfassend? Beantworten sie alle<br />

wichtigen Fragen des ausgewählten (eingegrenzten!) Themas? Gibt es<br />

unterschiedliche Standpunkte und haben wir sie berücksichtigt?<br />

• Sind die Informationen zutreffend?<br />

• Erklären die Informationen Ursachen, Zusammenhänge und Folgen?<br />

Zeitplan<br />

Bei umfangreichen Vorhaben bietet es sich an, einen Zeitplan aufzustellen,<br />

bis wann wer was recherchieren soll. Dies ist besonders bei Gruppenarbeiten<br />

sinnvoll, da man sich bei der Recherche leicht verzetteln kann – und dann am<br />

Ende die Zeit zum Schreiben fehlt.<br />

Ein Beispiel für einen Rechercheplan zum Thema Mobbing im Internet stellen<br />

wir in diesem Kapitel vor.<br />

Ist an dem Thema etwas dran?<br />

Zuallererst gilt es, zu überlegen und eventuell auch zu recherchieren, ob an<br />

dem Thema überhaupt etwas dran ist. Ist es tatsächlich relevant, also betrifft<br />

bzw. interessiert es einen größeren Personenkreis? Wie sieht es mit Cybermobbing<br />

bei Jugendlichen in unserer Stadt aus? Ist das Thema gerade aktuell?<br />

Nimmt Cybermobbing zu? Wird in letzter Zeit vermehrt über das Thema berichtet?<br />

Spielt das Thema eine Rolle für die Schülerinnen und Schüler? Ein Blick<br />

ins Zeitungsarchiv und ins Internet hilft.<br />

Wenn über ein Thema schon oft berichtet wurde, ist es für die Zeitung nur<br />

interessant, wenn man einen neuen oder ungewöhnlichen Zugang findet.<br />

Eingrenzung des Themas<br />

Welche Aspekte sollen im Artikel dargestellt werden? Welche Aspekte könnten<br />

neu und interessant sein? Was könnte für das Zielpublikum besonders<br />

spannend sein? Was ist in den Projektwochen überhaupt machbar? Bei der<br />

Recherche sollte man sich auf ein paar Aspekte beschränken, um sich nicht zu<br />

verzetteln.<br />

Eine Auflistung von Zahlen und Statistiken zum Thema kann wichtig sein, da<br />

diese das Ausmaß und die Dimensionen des Themas zeigen und seine Relevanz<br />

deutlich machen. Trotzdem soll es kein reiner Faktenartikel werden. Interessanter<br />

und anschaulicher ist es, sich mit den Gründen und Konsequenzen zu<br />

beschäftigen und einen Einblick in den Alltag von Betroffenen zu geben. Das<br />

können Schüler vielleicht sogar besser als Journalisten.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 14<br />

Lokaler Aspekt<br />

Die Beiträge werden in lokalen Medien veröffentlicht, also sollte ein lokaler<br />

Aspekt gesucht werden. Fragen, denen Schüler nachgehen können: Ist Cybermobbing<br />

auch ein Problem in unserer Stadt, an unserer Schule? Wissen<br />

Eltern und Lehrer darüber ausreichend Bescheid? Wohin, an wen können sich<br />

betroffene Jugendliche in unserer Stadt wenden? Finden wir jemanden, der<br />

Erfahrungen mit Mobbing im Internet hat – als Opfer, als Täter oder als Zeuge?<br />

Wichtig ist, dass die Schüler ein Thema klar formulieren und nicht alle Fragen<br />

in einem Text beantworten wollen, sonst wird die Recherche schnell unübersichtlich.<br />

Wenn es genügend Interessenten in der Klasse gibt, kann man sich<br />

mehrere Artikel vornehmen und in Gruppen die Teilaspekte behandeln. Mögliche<br />

Aspekte des Themas Cybermobbing sind:<br />

• Interview mit einem Psychologen über Ursache und Wirkung von Cybermobbing;<br />

• „Ich wurde gemobbt“ – oder auch „Ich habe gemobbt“ – Schüler berichten;<br />

• Nach einer Studie wurde jeder dritte Schüler schon einmal Cybermobbing-<br />

Opfer – an unserer Schule auch?<br />

• Was wissen Eltern über Mobbing im Internet, und was sollten sie darüber<br />

wissen?<br />

• Cybermobbing – was ist das überhaupt, und wo fängt es an?<br />

• Lokale Beratungsstellen vorstellen und ihre Möglichkeiten, Betroffenen zu<br />

helfen.<br />

Vorinformationen sammeln<br />

Zunächst geht es darum, sich einen Überblick zu verschaffen, um überhaupt<br />

konkrete Fragestellungen zu entwickeln und herauszukriegen, wer interessante<br />

Gesprächspartner sein könnten.<br />

Auch die Vorrecherche sollte auf die Aspekte beschränkt bleiben, die für den<br />

Beitrag notwendig sind. Sonst studiert man alle möglichen Informationen, die<br />

hinterher gar keine Rolle spielen. Gerade das Internet bietet nicht nur viele<br />

Möglichkeiten, sich zu informieren, sondern auch eine Fülle von Abwegen, auf<br />

denen man Stunden über Stunden ohne Erkenntnisgewinn für das eigentliche<br />

Ziel verbringen kann.<br />

Tipps zur Recherche im Internet behandeln wir weiter hinten in diesem Kapitel.<br />

Zur Vorrecherche gehört auch, zu prüfen, ob sich das Thema tatsächlich<br />

mit einem lokalen Aspekt versehen lässt: Gibt es in unserer Stadt, in unserem<br />

Kreis tatsächlich Ansprechpartner etc.?<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 15<br />

Informationen bewerten<br />

Für ein systematisches Vorgehen ist die Reihenfolge der Informationssuche<br />

wichtig. Dabei unterscheidet man zwei Ebenen: Fakten und Deutungen.<br />

Zunächst sollten alle durch Fakten verifizierbaren Informationen zusammengetragen<br />

werden, die die Fragen wer, was, wann, wo beantworten. Erst wenn<br />

die Sachverhalte klar sind, kann man nach Begründungen und Folgen suchen.<br />

Fakten<br />

Die Faktenrecherche betrifft in unserem Beispiel das Ausmaß des Problems:<br />

• Gab es in unserer Stadt bereits öffentlich gewordene Fälle von Cybermobbing?<br />

Gibt es Anzeichen, dass das Problem zu- oder abnimmt?<br />

• Gibt es Experten/Fachleute/Berater in unserer Stadt, die zum Thema Mobbing<br />

im Internet etwas beitragen können?<br />

• Was droht den Tätern?<br />

• Wie kann man Cybermobbing verhindern oder vorbeugen, wie Betroffenen<br />

helfen?<br />

Deutung<br />

Auf der Deutungsebene werden die Fragen wie, warum und welche Folgen beantwortet.<br />

Was bedeuten die Fakten und Zahlen? Oder: Was bedeutet es, dass<br />

(lokale) Zahlen dazu so schwer zu bekommen sind? Wenn Cybermobbing für<br />

die Jugendlichen der Stadt tatsächlich ein Problem ist: Welche Folgen hat das?<br />

Welche Maßnahmen zur Aufklärung sind sinnvoll und welche nicht?<br />

Verlässlichkeit von Quellen<br />

Wenn man entscheiden will, ob eine Information verlässlich ist, sollte der erste<br />

Blick auf die Quelle fallen. Woher stammt die Information? „Das Internet“<br />

ist noch keine Quelle – wer hat die Information verbreitet, auf wen geht sie<br />

zurück?<br />

Für die Verlässlichkeit einer Quelle gibt es einige Faustregeln:<br />

• Behörden, Polizei, Ministerien und ähnliche staatliche Einrichtungen dürfen<br />

keine falschen Informationen veröffentlichen. Auf die Richtigkeit der Fakten<br />

kann man sich verlassen. Aber die Behörden müssen natürlich nicht alle<br />

Aspekte eines Themas abdecken.<br />

• Handelt es sich um eine Primär- oder eine Sekundärquelle? Wird über Einstellungen<br />

und Äußerungen eines Politikers auf der eigenen Homepage<br />

oder der eigenen Partei berichtet oder auf der Website einer Bürgerinitiative?<br />

Wenn die Bürgerinitiative die Haltung des Politikers beschreibt, muss<br />

das nicht unbedingt stimmen. Hier empfiehlt es sich, beim Politiker selbst<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 16<br />

nachzufragen. Gleiches gilt umgekehrt. Wer die Argumente einer Bürgerinitiative<br />

entkräften will, gibt sie möglicherweise nicht korrekt oder verkürzt<br />

wieder.<br />

• Je authentischer die Quelle, desto glaubwürdiger. Wenn jemand über ein<br />

Ereignis berichtet: War er wirklich dabei oder gibt er die Ereignisse aus<br />

zweiter Hand wieder? Jeder kennt das Stille Post-Spiel. Was am Ende herauskommt,<br />

hat mit dem, was die erste Person erzählt hat, oft kaum noch<br />

etwas zu tun.<br />

Wikipedia als Quelle<br />

Wikipedia gehört mittlerweile zu den meistbesuchten Internetseiten. Wer eine<br />

Erklärung sucht, schaut oft bei Wikipedia nach und selten im Lexikon. Wikipedia<br />

schreibt über sich selbst: „Wikipedia ist eine im Januar 2001 gegründete<br />

Online-Enzyklopädie in zahlreichen Sprachen. (...) Die Artikel der Online-Enzyklopädie<br />

werden weltweit von Freiwilligen kollektiv erstellt, und jeder Internetbenutzer<br />

kann die Artikel nicht nur lesen, sondern meist auch bearbeiten, auch<br />

anonym. Bestand hat, was von den anderen Benutzern akzeptiert wird. Bisher<br />

haben international etwa 1.016.000 angemeldete und eine unbekannte Zahl<br />

nicht angemeldeter Nutzer zur Wikipedia beigetragen. Mehr als 6.700 Autoren<br />

arbeiten regelmäßig bei der deutschsprachigen Ausgabe mit.“ Das bedeutet,<br />

die Artikel bei Wikipedia verändern sich ständig. Jeder und jede kann Artikel<br />

verfassen und bearbeiten, etwas hinzufügen, löschen oder korrigieren.<br />

Auf wikipedia.org findet man Artikel und Informationen zu fast allen Themen.<br />

Manche von ihnen sind qualitativ hochwertig, andere nicht. Es gab in der<br />

Vergangenheit Fälle bewusster Falschmeldungen, PR-Abteilungen schönten<br />

Einträge. In der Rubrik Humor sammelt Wikipedia selbst Fake-Artikel. Zur<br />

Qualitätssteigerung gibt es ein Netz von Administratoren, die Einträge kontrollieren.<br />

Fachredakteure bewerten Einträge und versehen einzelne Beiträge mit<br />

Prädikaten wie „exzellent“ oder „Überarbeitungsbedarf“. Vergleichsanalysen<br />

mit der Encyclopaedia Britannica haben keine signifikant höhere Fehlerhäufigkeit<br />

bei Wikipedia ergeben.<br />

Es ist also erlaubt, Wikipedia in seine Recherche einzubeziehen. Texte der Wikipedia<br />

geben häufig einen guten Überblick und können z. B. als Ausgangspunkt<br />

der Recherche dienen. Oft finden sich auch nützliche Links zum Thema. Man<br />

sollte aber darauf achten, ob es „Warnhinweise“ der Fachredakteure gibt. Die<br />

einzige Quelle darf Wikipedia nicht sein.<br />

Zitiert: http://<br />

de.wikipedia.org/<br />

wiki/Wikipedia,<br />

Zahlen nach dem<br />

Stand vom 31.<br />

Oktober 2009<br />

Vorsicht bei Statistiken<br />

Unabhängig von der Quelle gilt: Immer mitdenken! Beim Lesen einer Information<br />

nie den eigenen Kopf ausschalten. Die erste Überprüfung ist die nach dem<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 17<br />

gesunden Menschenverstand. Sind die Aussagen oder die Zahlen plausibel?<br />

Kann das sein?<br />

Quellen einordnen<br />

Um eine Information zu bewerten, ist es auch wichtig, sich klarzumachen,<br />

welche Interessen die Quelle vertritt.<br />

Die erste Frage ist: Vertritt der Mensch bzw. die Organisation in der Sache eigene<br />

Interessen oder nicht? Je distanzierter und neutraler die Person/Organisation<br />

zu der Sache steht, desto zuverlässiger sind die Informationen. Sind die<br />

Befragten selbst involviert, können ihre Auskünfte interessensgeleitet sein. Sie<br />

werden die Informationen danach auswählen, ob sie ihren Interessen dienen<br />

oder nicht.<br />

Bei fast allen Themen gibt es mehrere Gruppen, die aus ihrer Position etwas zu<br />

sagen und unterschiedliche Sichtweisen haben.<br />

• Fachleute<br />

Fachleute sind Experten für ein Thema, zum Beispiel Wissenschaftler oder<br />

Menschen, die sich aufgrund ihres Berufes mit einem Thema gut auskennen.<br />

Beim Thema Cybermobbing wären das zum Beispiel Schul- oder<br />

Jugendpsychologen, Pädagogen, Polizeibeamte, Juristen oder (Medien)<br />

Forscher an Universitäten oder Instituten, die Zahlen und Daten liefern können.<br />

• (Politisch) Verantwortliche<br />

Verantwortliche sind alle, die theoretisch etwas gegen das Problem „Mobbing<br />

im Internet“ tun können – zum Beispiel, indem sie Aufklärung veranlassen,<br />

Strategien zur Vorbeugung beschließen oder Straftaten verfolgen.<br />

Das sind Parlamente, Ministerien und Behörden, auf lokaler Ebene sind es<br />

Stadtrat, Jugendamt, der zuständige Dezernent und die Polizei.<br />

• Betroffene<br />

Direkt betroffen sind Mobbing-Opfer, doch zu den Betroffenen, die mit<br />

dem Problem konfrontiert sind, zählen auch andere Jugendliche sowie ihre<br />

Eltern. Auch Lehrerinnen und Lehrer müssen sich mit Mobbing auseinandersetzen<br />

und zählen zu den Betroffenen.<br />

Die Reihenfolge der Befragung<br />

Bei der Recherche ist die Reihenfolge der Befragung wichtig. Als Faustregel gilt:<br />

Von außen nach innen recherchieren. Das bedeutet: Dem Kern der Recherche,<br />

also den wichtigsten Ansprechpartnern, nähern Journalisten sich zum Schluss,<br />

wenn sie schon so viel wie möglich über das Thema in Erfahrung gebracht<br />

haben.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 18<br />

Am besten spricht mal also zuerst mit unabhängigen Fachleuten, die Hintergründe<br />

erläutern können. Am Schluss kommen die (politisch) Verantwortlichen.<br />

Fachleute werden Informationen nicht nach ihren Interessen filtern, wie<br />

es Betroffene und politisch Verantwortliche möglicherweise tun. Wenn man<br />

vorher mit einem Experten gesprochen hat, der einem die Zusammenhänge<br />

erklärt hat, kann man die Aussagen der Gesprächspartner besser einschätzen<br />

und bessere, genauere Fragen stellen.<br />

Noch ein wichtiger Grundsatz: Die meisten Themen haben mehrere Seiten.<br />

Journalisten müssen sich stets bemühen, verschiedene Standpunkte und<br />

Sichtweisen zu hören und in ihren Berichten zu erwähnen.<br />

Exkurs: Das Informationsfreiheitsgesetz<br />

Seit 2006 erleichtert ein neues Gesetz die journalistische Recherche bei Behörden<br />

und Ministerien auf Bundesebene. Auch Nicht-Journalisten können<br />

sich nun einfacher informieren. Das Informationsfreiheitsgesetz ist Jedermannsrecht,<br />

d. h. jede Person kann Informationen von der Verwaltung verlangen<br />

– und muss den Antrag weder begründen noch persönlich betroffen sein.<br />

Mit dem Informationsfreiheitsgesetz wird das Prinzip des Amtsgeheimnisses<br />

durch den Grundsatz der Transparenz ersetzt. Im Zweifel muss nun nicht derjenige,<br />

der etwas wissen will, seinen Antrag rechtfertigen, sondern die Behörde<br />

muss sich rechtfertigen, wenn sie ausnahmsweise Informationen zurückhalten<br />

will. Das kann weiterhin der Fall sein, wenn zum Beispiel die persönlichen<br />

Daten von anderen Menschen geschützt werden sollen.<br />

Informationsfreiheitsgesetze gibt es bisher in Brandenburg, Berlin, Schleswig-Holstein,<br />

Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg,<br />

Bremen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. In<br />

anderen Bundesländern gibt es Initiativen. Auf Bundesebene gilt das Gesetz<br />

seit 2006 für alle Bundesbehörden.<br />

Recherche im Internet<br />

Das Internet ist ein gutes und schnelles Mittel, um an Informationen zu einem<br />

Thema zu kommen, verschiedene Aspekte eines Themas zu prüfen und sich für<br />

eines zu entscheiden, sich auf ein Expertengespräch vorzubereiten oder auch,<br />

um geeignete Experten überhaupt erst zu finden.<br />

Wer sich allgemein zu einem Thema informieren möchte und prüfen will, was<br />

in anderen Medien bisher zu dem Thema erschienen ist, kann direkt auf die<br />

Medienseiten im Internet gehen und nach Artikeln zum gewünschten Begriff<br />

suchen. Allerdings haben nicht alle Medien kostenlose Archive. Überregionale<br />

Medienadressen mit guten kostenlosen Archiven sind zum Beispiel: tagesschau.de,<br />

zeit.de, welt.de.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 19<br />

Offizielle Stellen sind zum Beispiel Ministerien wie das Bundesministerium für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend (bmfsfj.de). Links zu allen Ministerien<br />

findet man unter bundesregierung.de. Zu vielen Themen liefern die Wissenschaftlichen<br />

Dienste des Bundestages Informationen und Analysen (bundestag.de).<br />

Das Statistische Bundesamt www.destatis.de liefert statistisches<br />

Material zu zahlreichen Themen, u. a. zur Entwicklung von Jugendkriminalität.<br />

Wenn man die Webadressen der Institutionen nicht kennt, kann man sie leicht<br />

über eine Suchmaschine, wie Google, finden.<br />

Suchmaschinen<br />

Natürlich kann man Suchmaschinen, wie Google, auch nutzen, um gezielt<br />

Antworten und Informationen zu finden. Suchmaschinen sind automatisch<br />

arbeitende Programme, die das Internet nach Webseiten durchsuchen. Mit<br />

Hilfe von Schlüsselwörtern kann man nach Seiten suchen, auf denen diese<br />

Wörter vorkommen. Da man bei der Suche mit Suchmaschinen häufig viele<br />

Zehntausend oder Hunderttausend Treffer bekommt, sollte man sich seine<br />

Suchwörter vorher gut überlegen.<br />

Es gibt auch thematisch orientierte Spezial-Suchmaschinen, die das ganze<br />

Internet oder auch ausgewählte Teile davon nach ganz speziellen Inhalten<br />

durchsuchen. Das können z. B. Nachrichten oder Zeitungsartikel, Musikdateien<br />

oder Stellenangebote sein. Unter netzeitung.de findet man etwa Nachrichten<br />

und Artikel aus 500 Tageszeitungen und Onlineportalen seit 1992, soweit sie<br />

kostenlos zugänglich sind. Weitere Suchmaschinen, die ausschließlich in Webkatalogen<br />

oder Verzeichnissen zu bestimmten Themen suchen, findet man<br />

zum Beispiel unter klug-suchen.de oder suchfibel.de.<br />

Meta-Suchmaschinen ermöglichen es, einen möglichst großen Suchbereich<br />

mit vielen Suchmaschinen gleichzeitig abzudecken. Sie schicken Suchanfragen<br />

gleichzeitig zu den verschiedenen Suchmaschinen, nehmen die Ergebnisse<br />

entgegen und vergleichen sie miteinander. Doppelte Ergebnisse sortieren<br />

sie aus. Meta-Suchmaschinen sind also Suchmaschinen, die Suchmaschinen<br />

durchsuchen. Der Vorteil von Meta-Suchmaschinen: Man bekommt viele verschiedene<br />

Ergebnisse in kürzester Zeit. Meta-Suchmaschinen ermöglichen<br />

nur wenige Verknüpfungen in den Suchbegriffen, da sie mit dem kleinsten<br />

gemeinsamen Nenner aller Suchmaschinen arbeiten. Ein Beispiel für eine<br />

Meta-Suchmaschine ist z. B. metager.de.<br />

Recherche-Strategien für Suchmaschinen<br />

Recherchen mit Suchmaschinen müssen gut geplant werden, sonst versinkt<br />

man in Ergebnisbergen ohne wirklichen Erkenntnisfortschritt.<br />

Die weltweit populärste Suchmaschine ist Google. Google hat ein eigenes<br />

System des Rankings entwickelt und patentieren lassen: Die Suchmaschine<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 20<br />

wertet aus, wie viele Links auf eine Seite verweisen und wie wichtig wiederum<br />

die verweisenden Seiten sind. Viele Verweise rücken die Seite in der Ergebnisliste<br />

nach oben.<br />

Mittlerweile haben viele Website-Betreiber dieses System begriffen und schaffen<br />

absichtlich ein System von Verweisen und Links. Es lohnt sich also, nicht<br />

automatisch die ersten Ergebnisse anzusehen, sondern erst einmal den Vorschautext<br />

zu lesen und dann zu entscheiden, welche Seite man aufruft. Und<br />

man sollte noch eine andere Suchmaschine benutzen.<br />

Die meisten Suchmaschinen platzieren ganz oben auf der Trefferliste Werbung.<br />

Je nach Suchbegriff wird passende Werbung eingeblendet. Bei Google<br />

sind diese bezahlten Links als ‚Sponsored Links‘ bzw. ‚Anzeigen‘ gekennzeichnet<br />

und farbig unterlegt.<br />

Präzise Formulierung<br />

Um die Anzahl der potenziellen Fundstellen einzugrenzen, vor allem aber, um<br />

auch das zu finden, was man sucht, sollten die Suchbegriffe möglichst präzise<br />

formuliert werden.<br />

Sucht man bei google nur unter „Cybermobbing“, so erhält man über Hunderttausende<br />

sehr unterschiedliche Suchergebnisse. Unter den ersten zehn<br />

Treffern findet sich etwa ein vier Jahre alter Artikel aus 2007 von der Website<br />

spiegel-online.de, der Wikipedia-Eintrag zum Begriff „Cybermobbing“<br />

und Cybermobbing-Informationen von Klicksafe, einer EU-Initiative für die<br />

kompetente und kritische Nutzung von Internet und Neuen Medien. Mit den<br />

Suchwörtern „Cybermobbing Studie“ sucht man nur nach Webseiten, in denen<br />

beide Wörter enthalten sind und findet unter den ersten zehn Treffern Links zu<br />

vier verschiedenen Artikeln über Studien, die sich mit Cybermobbing beschäftigen.<br />

Logische Verknüpfung von Suchwörtern<br />

Die meisten Suchmaschinen erlauben es, mit logischen Verknüpfungszeichen<br />

die Suche zu erweitern oder einzuengen. Nicht alle Suchmaschinen arbeiten<br />

mit denselben Ausdrücken, ein Blick in die Hilfe-Rubrik bringt Klärung. Einige<br />

wichtige Funktionen:<br />

• Setzt man zwei Wörter in Anführungszeichen, so wird nach genau dieser<br />

Wortkombination in genau dieser Reihenfolge gesucht.<br />

• Ein Sternchen * im Wort funktioniert als Platzhalter (Wildcards). Gibt man<br />

Schul* an, werden auch Seiten angezeigt, in denen Schule als Kompositum<br />

vorkommt, z. B. Schulhof.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 21<br />

• Ein Minuszeichen vor einem Wort schließt dieses von der Suche aus. Beispiel:<br />

Die Anfrage „Sport -Fußball“ führt zu Treffern, in denen Fußball nicht<br />

erwähnt wird.<br />

• Google ermöglicht auch die Suche nur auf bestimmten Webseiten. Die<br />

Anfrage „Mobbing site:zeit.de“ liefert Seiten über Mobbing, die auf zeit.de<br />

erschienen sind.<br />

• Mit einem groß geschriebenen ODER zwischen zwei Suchbegriffen werden<br />

Seiten gesucht, die den einen oder den anderen Suchbegriff enthalten. Zwei<br />

Wörter, die nicht mit ODER verknüpft sind, werden z. B. von Google automatisch<br />

mit einem UND ergänzt – dann erscheinen nur Seiten, auf denen<br />

beide Begriffe auftauchen.<br />

Was tun mit den Treffern?<br />

Noch wichtiger als die Formulierung der Suchbegriffe ist die kritische Überprüfung<br />

der Treffer. Bei der Durchsicht der Trefferlisten sollten nicht blind alle<br />

Links von oben nach unten angeklickt werden. Die Kurzbeschreibungen helfen<br />

bei der Entscheidung, welche Seiten nützlich sind und welche nicht.<br />

Verlässlichkeit prüfen<br />

Bei jeder Suchmaschine gilt: Wichtig für die Verlässlichkeit der Informa tionen<br />

ist der Autor der Seite. Handelt es sich um ein Unternehmen, einen Verein, eine<br />

öffentliche Einrichtung, eine Privatperson – und welche Interessen werden<br />

verfolgt? Falls sich dies nicht bereits aus dem Namen der Seite oder der Startseite<br />

ergibt, hilft das Impressum weiter.<br />

Informationen im Internet müssen auch nach ihrer Aktualität beurteilt werden.<br />

In den Ergebnislisten vieler Suchmaschinen wird zu jeder Fundstelle angegeben,<br />

wann sie zum letzten Mal geändert wurde.<br />

Findet man auf einer Internetseite einen Text, in dem Zahlen, Daten und Fakten<br />

erwähnt sind, ist Vorsicht angebracht: Man darf die Informationen durchaus<br />

übernehmen, wenn sie auf einer offiziellen oder öffentlichen Seite stehen<br />

und wenn der Autor der Seite auch der Urheber der Informationen ist. Sobald<br />

man jedoch Informationen verwenden will, deren Ursprung nicht mehr klar<br />

ist, muss man sie überprüfen. Ein Beispiel dazu: Auf den Seiten des Bundesministeriums<br />

für Jugend kann man lesen, dass ca. 30 Prozent der Jugendlichen<br />

zwischen 12 und 19 Jahren im Cybermobbing eine der größten Gefahren des<br />

Internets sehen. Dazu wird als Quelle „JIM 2010“ angegeben, weiter unten<br />

findet sich auch ein Link zu dieser Studie. Diese Zahl sollte man auf den Seiten<br />

der Studie selbst überprüfen. Denn auch ein Ministerium kann Fehler bei der<br />

Übertragung der Informationen machen. Übrigens: Wer aus Studien zitiert,<br />

muss die wichtigsten Informationen zu der Studie mitliefern. Wer und wie<br />

viele Menschen wurden wie befragt? Aus welchem Jahr stammen die Zahlen?<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 22<br />

Das Interview<br />

E-Mail oder Gespräch – wie befragt man seine Gesprächspartner? Manchmal<br />

ist es schwierig, die Verantwortlichen ans Telefon zu bekommen. Oft kostet es<br />

auch Überwindung, einen unbekannten Experten anzurufen. E-Mails sind da<br />

oft der schnellere und bequemere Weg. Trotzdem: Ein persönliches Gespräch<br />

am Telefon, noch besser von Angesicht zu Angesicht, ist meist die bessere Alternative.<br />

Nur im persönlichen Gespräch merkt man, bei welcher Frage der Gesprächspartner<br />

zögert oder sich herauszureden versucht, nur im persönlichen<br />

Gespräch kann man direkt nachfragen. Bei einer schriftlichen Anfrage kann<br />

sich der Gesprächspartner selbst aussuchen, welche Fragen er beantwortet<br />

und welche nicht. Im persönlichen Gespräch muss er das zumindest begründen.<br />

Das richtige Fragen<br />

Manchmal ist es gar nicht so leicht, die richtigen Fragen zu stellen, um die Informationen<br />

zu bekommen, die man haben möchte. Hier ein paar Grundsätze<br />

für das richtige Fragen:<br />

• Vorinformation<br />

Nur wenn man schon etwas weiß, kann man auch gute Fragen stellen. Deshalb<br />

sollte man nicht ohne Vorinformationen ins Interview gehen.<br />

• Vorbereitung<br />

Seine Fragen muss man vorbereiten, sollte dabei aber nicht sklavisch am<br />

Konzept kleben. Wichtig ist es, zuzuhören und gegebenenfalls auch nachzufragen,<br />

wenn neue Aspekte auftauchen oder wenn man das Gesagte nicht<br />

verstanden hat. Das fällt vielen anfangs schwer. Eine Hilfe ist es, gemeinsam<br />

mit Mitschülern zum Interview zu gehen. Einer ist für das Mitschreiben<br />

zuständig, eine oder besser zwei weitere Schülerinnen führen das Gespräch,<br />

das heißt sie hören zu und fragen nach. Beim Nachfragen ist Scheu fehl am<br />

Platze. Journalisten fragen im Auftrag ihrer Leser so lange nach, bis sie es<br />

verstanden haben.<br />

• Mehr als Fakten<br />

Nicht nur nach Fakten fragen. „Wie häufig kommt Cybermobbing vor? Ab<br />

wann können Jugendliche für ihre Taten bestraft werden?“ Solche Fakten<br />

lassen sich oft schon in der Vorrecherche beantworten. Die Chance beim<br />

persönlichen Interview liegt darin, Einschätzungen, Hintergründe und<br />

Erlebnisse zu erfahren. Psychologen können die Probleme durch reale Beispiele<br />

veranschaulichen und die abstrakten Zahlen interpretieren. Schülerinnen<br />

und Schüler können beschreiben, welche Erfahrungen sie selbst<br />

gemacht haben.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 23<br />

Fragearten<br />

Es gibt verschiedene Fragearten, mit denen man unterschiedliche Antworten<br />

bekommt:<br />

• Geschlossene Fragen sind Faktenfragen, die mit Ja oder Nein oder mit<br />

konkreten Fakten beantwortet werden. „Sind Mädchen häufiger Opfer<br />

von Cybermobbing als Jungen?“, „Werden die Jugendlichen immer früher<br />

gemobbt?“, „Hat das Phänomen in den vergangenen Jahren zugenommen?<br />

Auf solche Fragen bekommt man entweder nur sehr kurze Antworten, die<br />

nicht sehr ergiebig sind. Oder ein geübter Gesprächspartner redet einfach<br />

weiter, und zwar über das, was er sagen will, und nicht unbedingt über das,<br />

was man wissen wollte.<br />

• Offene Fragen regen den Gesprächspartner dazu an, weiter auszuholen.<br />

„Was sollten Opfer als Erstes tun?“, „Wie – glauben Sie – wird sich das<br />

Cybermobbing in Zukunft noch entwickeln?“<br />

Aber Vorsicht vor zu offenen Fragen. „Was wissen Sie über Cybermobbing?“<br />

Hier kann sich jeder aussuchen, was er sagen will. Geübte Gesprächspartner<br />

übernehmen die Regie des Gesprächs. Ungeübte Gesprächspartner<br />

wissen nicht, was sie sagen sollen.<br />

• Mehrfachfragen: „Wie können Jugendliche Cybermobbing vorbeugen? Geht<br />

das überhaupt? Sollte das Thema auch in Schulen behandelt werden?“ – In<br />

der Regel suchen sich die Gesprächspartner aus den drei Fragen jene aus,<br />

die sie am leichtesten beantworten können und vergessen die anderen.<br />

Also, lieber eins nach dem anderen fragen.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 24<br />

Verständlich schreiben<br />

Artikel schreiben<br />

Wenn alle nötigen Informationen gesammelt sind, geht es ans Schreiben.<br />

Journalistische Artikel müssen vor allem verständlich geschrieben sein, unabhängig<br />

von der Stilform des Artikels. Dabei geht es um die Wortwahl, den<br />

Satzbau, die Auswahl von Informationen und die Gliederung.<br />

Merkmale von Zeitungsartikeln<br />

Egal, ob man journalistische Texte, Briefe oder Aufsätze schreibt. Bei allen<br />

Textsorten müssen die Adressaten berücksichtigt werden: Was und wie erzählt<br />

man der besten Freundin, der Oma oder den Lesern der Lokalzeitung von<br />

einer Theateraufführung der Klasse? Die Oma ist am meisten daran interessiert,<br />

welche Rolle die Enkelin gespielt hat. Der besten Freundin möchte man<br />

vielleicht mitteilen, wie man sich während der Proben mit den Klassenkameraden<br />

verstanden hat. Die Leser der Lokalseite möchten eher lesen, welches<br />

Stück aufgeführt wurde, welche Klassenstufen mitgespielt haben und wie<br />

viele Leute die Aufführung gesehen haben. Auch die Wortwahl ändert sich je<br />

nach Adressat: Die Oma versteht vielleicht einige Worte gar nicht, die Kinder<br />

und Jugendliche untereinander ganz selbstverständlich benutzen.<br />

Wer einen Artikel für die Zeitung schreibt, muss sich überlegen, worüber er<br />

schreiben will und Informationen suchen. Die Autorin muss auswählen, welche<br />

Informationen die Leser besonders interessieren, und weglassen, was weniger<br />

wichtig ist. Welche Informationen brauchen die Leser, um den Inhalt des<br />

Beitrags zu begreifen? Schließlich muss sie eine knappe und treffende Sprache<br />

finden – die Zeitung bietet nur begrenzt Platz.<br />

Verständlichkeit<br />

Wer zweimal lesen muss, um zu begreifen, worum es geht, bricht die Lektüre<br />

des Artikels schnell ab. Das kennt man von seinen eigenen Lesegewohnheiten.<br />

Daher ist verständliches Schreiben das A und O für Journalisten. Aber was ist<br />

verständlich? Kurz gesagt erreicht man Verständlichkeit durch vier Schritte:<br />

• Kürze (so kurz wie möglich, aber so lang wie nötig!)<br />

• einfache Sprache<br />

• gute Gliederung<br />

• anregende, ansprechende Zusätze<br />

Kurz, einfach, gut gegliedert und anregend – was das genau bedeutet, darauf<br />

gehen wir noch etwas genauer ein.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 25<br />

Einfachheit<br />

Einfachheit meint einerseits die Wortwahl, andererseits den Satzbau.<br />

Eine wichtige Regel zur Wortwahl lautet:<br />

• Geläufige Wörter verwenden, fremde Wörter erklären<br />

nicht: Gefahrensituation, sondern: Gefahren<br />

nicht: Glatteisbildung, sondern: Glatteis<br />

nicht: Kontamination, sondern: Verunreinigung<br />

• Konkrete Wörter haben Vorrang gegenüber abstrakten:<br />

nicht: Postwertzeichen, sondern: Briefmarke<br />

nicht: Fahrzeug, sondern: Auto<br />

nicht: Gehölze, sondern: Bäume und Sträucher<br />

• Vorsicht mit Adjektiven! Häufig sind sie nur Wortballast ohne wirkliche<br />

Funktion, z. B. konkreter Schritt oder sinnloses Morden. Kann man sich<br />

unkonkrete Schritte und sinnvolles Morden vorstellen? Zur Anschaulichkeit<br />

tragen sie nur selten bei.<br />

Ein Beispiel:<br />

Gestern gelangte auf der Wiese hinter dem Schulhaus ein Spielfest für Kinder<br />

zur Durchführung.<br />

Adjektive machen den Satz kaum besser:<br />

Gestern gelangte auf der grünen Wiese hinter dem dreistöckigen Schulhaus<br />

ein buntes Spielfest für fröhliche Kinder zur erfolgreichen Durchführung.<br />

Erst bildhafte Verben der Aktion machen den Satz lebendig:<br />

50 Kinder haben gestern auf ihrer Schulwiese stundenlang gespielt, gerauft,<br />

gesungen und gefeiert.<br />

Anschaulich zu schreiben, heißt vor allem beschreiben statt bewerten. Bewertungen<br />

wie schön, interessant, erlebnisreich u. Ä. sind für den Leser abstrakt.<br />

Vorstellen kann man sich das Schulfest nur, wenn der Journalist beschreibt,<br />

warum das Schulfest schön war.<br />

Verben machen einen Text lebendig, Nominalstil wirkt bürokratisch. Daher<br />

sollen Handlungen immer mit Verben ausgedrückt werden:<br />

• Nicht: Die Beherrschung des Chinesischen beinhaltet für mich die Möglichkeit,<br />

…<br />

Sondern: Da ich chinesisch spreche, kann ich …<br />

• Nicht: Bei der Formulierung eines Nachrichten-Satzes ist es immer als Optimierung<br />

anzusehen, wenn die Substantivierung eines Verbes einer Umkehrung<br />

unterzogen wird und somit eine Rückführung in die ursprüngliche<br />

Form erfolgt.<br />

Sondern: Ein Nachrichten-Satz wird verständlicher, wenn Substantive wieder<br />

zu Verben werden.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 26<br />

Der Satzbau sollte kurz und klar sein. Nicht mehr als eine Information in einen<br />

Satz packen. Die Hauptsachen stehen in Hauptsätzen, Nebensachen in Nebensätzen.<br />

• Weite Satzklammern vermeiden.<br />

Kompliziert: FBI-Agenten haben gestern Nacht US-Präsident Obama mit<br />

Waffengewalt … (gezwungen?) …vor einem Attentat gerettet (aha!).<br />

Einfach: US-Präsident Obama ist einem Attentat entgangen. In der<br />

vergangenen Nacht haben …<br />

• „Täter“ benennen, Aktiv bevorzugen<br />

Kompliziert: Es ist beschlossen worden, den Schulausflug nach<br />

Österreich zu machen.<br />

Einfach: Die Schulpflegschaft hat beschlossen, …<br />

• Hauptwortketten auflösen<br />

Kompliziert: Er besitzt das Vermögen der richtigen Anwendung der Mittel<br />

der Sprache.<br />

Einfach: Er beherrscht die Sprache.<br />

• Partizipialkonstruktionen auflösen:<br />

Kompliziert: Der durch die dem NATO-Rat unterstehende Eingreiftruppe in<br />

Bedrängnis geratene Generalsekretär wird morgen dem nach seinen eigenen<br />

Worten von der Entscheidung überraschten US-Verteidigungsminister<br />

seinen Rücktritt erklären.<br />

Besser: Der Generalsekretär wird morgen dem US-Verteidigungsminister<br />

seinen Rücktritt erklären. Der US-Verteidigungsminister ist nach seinen<br />

eigenen Worten von dieser Entscheidung überrascht. Der Generalsekretär<br />

war durch die Eingreiftruppe in Bedrängnis geraten, die dem NATO-Rat<br />

untersteht.<br />

• Auch die Satzperspektive kann eine unbewusste Wertung enthalten, weil<br />

man eine Sichtweise übernimmt:<br />

Beispiele: Herr Meier fuhr mit seiner Frau (und einigen Gepäckstücken) in<br />

den Urlaub. Oder: Herr und Frau Meier fuhren in den Urlaub.<br />

TWA-Absturz: Iran unter Verdacht.<br />

Oder: TWA-Absturz: USA verdächtigen Iran.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 27<br />

Kürze<br />

Auch Kürze macht Texte verständlicher. Das gilt für die Länge der Sätze und die<br />

Auswahl der Informationen. Welche Informationen sind nötig, um den Sachverhalt<br />

zu verstehen, welche Informationen lenken nur ab?<br />

Ein Beispiel aus einer Gebrauchsanweisung:<br />

Lang: Schrauben Sie mit einem Schraubendreher die sechs Schrauben an<br />

der manchmal blauen, oft aber auch schwarzen Gehäuserückwand ab.<br />

Kurz: Gehäuserückwand abschrauben. Dann …<br />

Doch Kürze um jeden Preis kann auf Kosten der Verständlichkeit gehen. Dann<br />

nämlich, wenn ein komplexer Zusammenhang zu knapp dargestellt wird. Also:<br />

Entweder den Sachverhalt erklären oder weglassen, was nicht klar ausgeführt<br />

werden kann.<br />

• Häufig lassen sich Füllwörter streichen. Gewissermaßen, selbstredend,<br />

schlichtweg, insbesondere, regelrecht, echt, irgendwie – solche Wörter<br />

kann man ohne Bedeutungsverlust weglassen.<br />

• Viele Floskeln sind aufgebläht.<br />

zu diesem Zeitpunkt – jetzt<br />

zu einem späteren Zeitpunkt – später<br />

keine Seltenheit – häufig<br />

ein Ding der Unmöglichkeit – unmöglich<br />

• Unnütze Verhältniswörter streichen.<br />

Nicht: „Im Rahmen des Berichts ...“, sondern: „Im Bericht“,<br />

Nicht: „Nach Ablauf von zwei Jahren ...“, sondern: „Nach zwei Jahren“<br />

• Streckverben vermeiden.<br />

Nicht: „Ich gebe meinem Bedauern Ausdruck ...“,<br />

Sondern: „Ich bedaure, ...“<br />

Gliederung<br />

Neben einer verständlichen und knappen Sprache ist die Gliederung entscheidend.<br />

Der erste Arbeitsschritt heißt sortieren: Welche Informationen sind<br />

wichtig, welche nicht? Welche Informationen brauchen die Leser, um den<br />

Inhalt des Beitrags zu begreifen? In welcher Reihenfolge ist der Inhalt sinnvoll<br />

geordnet, damit die Leser folgen können? Bei nachrichtlichen Zeitungstexten<br />

steht das Wichtigste immer zuerst. Hintergrundinformationen zum Aufbau<br />

von Nachricht und Bericht stehen unter „Journalistische Darstellungsformen“.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 28<br />

Anschaulichkeit<br />

Anschaulich schreiben heißt zum Beispiel, Vergleiche zu wählen, die einen<br />

Sachverhalt vorstellbar machen. „Die Milch in Brasilien ist teuer.“ Dieser Satz<br />

sagt dem Leser wenig, der sich in Brasilien nicht auskennt. „Ein Liter Milch<br />

kostet in Brasilien den halben Tageslohn eines Hilfsarbeiters“ beschreibt anschaulich<br />

und nachvollziehbar, dass Milch in Brasilien teuer ist.<br />

Anderes Beispiel: „400.000 Taler bezahlte August III. 1741 für den ‚Grünen Diamanten‘;<br />

die damaligen Baukosten für die Dresdener Frauenkirche betrugen<br />

288.000 Taler.“<br />

Auch wörtliche Zitate von Gesprächspartnern lockern Texte auf. Am schönsten<br />

sind dabei Zitate, die keine Fakten, sondern (möglichst pointiert) Meinungen<br />

und Einschätzungen wiedergeben.<br />

Anregender (und damit auch verständlicher) werden Texte, wenn abstrakte<br />

Sachverhalte in konkreten Beispielen erklärt werden.<br />

Zu einem anregenden Text, den die Leser gerne lesen, gehört unbedingt ein<br />

guter Einstieg bzw. Vorspann. Daran basteln Journalisten häufig besonders<br />

lange. Der Einstieg muss den Leser in den Text einführen, in knapper Form<br />

die wichtigsten W-Fragen zusammenfassen und gleichzeitig reizen, dranzubleiben.<br />

Oft wird der erste Satz erst ganz zum Schluss geschrieben, weil er<br />

dann ganz gezielt auf den fertigen Beitrag hin formuliert werden kann.<br />

Vor allem bei nachrichtlichen Berichten und Meldungen sollen alle wesentlichen<br />

Informationen zu Beginn mit so wenigen Worten wie nötig vermittelt<br />

werden. Am besten sind verständliche, treffende Formulierungen in klaren,<br />

kurzen Sätzen. Mehrere kurze Sätze mit einfachen Nebensätzen sind besser für<br />

den Einstieg als eine lange Satzkonstruktion. Nach den ersten Sätzen entscheiden<br />

die Leser, ob sie den Artikel zu Ende lesen oder abbrechen – komplizierte<br />

Sätze schrecken eher ab.<br />

Ein Beispiel:<br />

Schlecht: Der Sprecher der großen Computerfirma hat in einer Pressekonferenz<br />

am Mittwoch nachmittag in Stuttgart Sorge um den Umsatz geäußert.<br />

Hintergrund ist die Entdeckung von Computer-Viren.<br />

Besser: Gefährliche Computer-Viren sind im Umlauf. Das teilte ...<br />

Nicht alle Themen, nicht alle Genres verlangen einen streng nachrichtlichen Aufbau.<br />

Moderationstexte sollen z. B. erstmal neugierig machen. Das gilt auch für<br />

farbige Zeitungsberichte wie Features und Reportagen. Für diese Darstellungsformen<br />

gibt es keine strengen Aufbauregeln. Sie sind oft in einem persönlicheren<br />

und farbigeren Stil gehalten. Sie stellen vielfach eine reizvolle Einzelheit, eine<br />

humorvolle Anspielung oder ein interessantes Zitat an den Anfang. Wichtig ist<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 29<br />

jedoch auch hier, dass man schnell weiß, worum es in dem Beitrag gehen wird.<br />

Ein Beispiel für einen Featurevorspann (Feature siehe Schwerpunkt I: Darstellungsformen):<br />

Schlecht: Hinter den Kulissen beim TBV Lemgo<br />

Seit Mitte 2003 ist die neue Geschäftsstelle des TBV Lemgo in der Kramerstraße<br />

1 am Marktplatz in Lemgo die neue Anlaufstelle für alle Fans und<br />

Interessenten, die Karten oder Infos über Spieler und Spiele benötigen.<br />

Vor interessanten Spielen, die in der Lipperlandhalle ausgetragen werden,<br />

gehen bis zu 1000 Anrufe täglich in der Geschäftsstelle ein, die alle von den<br />

drei netten und zuvorkommenden Ansprechpartnerinnen Kerstin David,<br />

Annette Woznikowski und Kerstin Diekmann bewältigt werden müssen.<br />

Besser: Im Infozentrum des TVB Lemgo klingelt es. Nicht nur ein Telefon,<br />

nein, drei Telefone gleichzeitig bimmeln um die Wette. Gut, dass Kerstin<br />

David, Annette Woznikowski und Kerstin Diekmann den Überblick behalten.<br />

Seit Mitte 2003 sorgen die drei kompetenten und freundlichen Ansprechpartnerinnen<br />

dafür, dass der Laden läuft.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 30<br />

Jornalistische Darstellungsformen<br />

Welche Darstellungsform man für seinen Artikel wählt, hängt vom Thema und<br />

dem Ziel ab, das man verfolgt. Will man sachlich und kurz über aktuelles Geschehen<br />

berichten, bieten sich eine Meldung oder ein nachrichtlicher Bericht<br />

an.<br />

Geht es auch darum, Stimmungen und Details darzustellen, kann man eine<br />

Reportage oder ein Feature wählen. Das Feature wechselt zwischen anschaulichen<br />

Beispielen, Hintergrundwissen und Schlussfolgerungen. Die Reportage<br />

zeigt ein Problem oder Thema meist an einem ausführlich dargestellten Beispiel.<br />

Geht es zum Beispiel um obdachlose Jugendliche, liefert das Feature<br />

allgemeine Zahlen und beschreibt das Thema in kurzen Beispiel-Szenen. In der<br />

Reportage begleitet der Journalist vielleicht einen obdachlosen Jugendlichen<br />

und beschreibt seinen Tag. Im Interview kann ein Experte die Gründe für Obdachlosigkeit<br />

bei Jugendlichen erläutern.<br />

Will man ein Geschehen oder einen Sachverhalt bewerten, kommentieren,<br />

analysieren oder persiflieren, stehen Rezension, Kommentar, Leitartikel/Analyse<br />

oder Glosse als meinungsbetonte Darstellungsformen zur Verfügung.<br />

Im Schwerpunktmodul I haben wir zu einem Thema Beispiele für verschiedene<br />

Darstellungsformen abgedruckt. Außerdem gibt es ein Übersichtsblatt mit<br />

den wichtigsten Merkmalen der Darstellungsformen, Aufbau und Beispiele<br />

für ihre Anwendung in einer Tabelle zusammengefasst. Im Folgenden geben<br />

wir einen ausführlichen Überblick über informierende und meinungsbetonte<br />

Darstellungsformen.<br />

Informierende Darstellungsformen<br />

Nachrichten und nachrichtlicher Bericht<br />

Nachrichten bilden das Gerüst der Tageszeitung, ob als Meldung oder längerer<br />

Bericht. Sie informieren in knapper und sachlicher Form über aktuelle Ereignisse,<br />

die von allgemeinem Interesse sind, und haben einen strengen Aufbau.<br />

„Nachrichten sind aktuelle Mitteilungen über Ereignisse, Sachverhalte oder<br />

Äußerungen, die die Öffentlichkeit interessieren, weil sie bisher Unbekanntes<br />

enthalten, das folgenreich, nützlich oder unterhaltsam oder auch alles zugleich<br />

ist“, beschreibt Verena Hruska in „Die Zeitungsnachricht. Information<br />

hat Vorrang“.<br />

Nachrichten entstehen in allen Lebensbereichen. Und so haben sie auch ihren<br />

Platz in allen Ressorts: im Lokalen und in der Wirtschaft, im Feuilleton und im<br />

Sport, auf der Wissenschaftsseite und im Reiseteil. Sie stehen dort neben anderen<br />

journalistischen Darstellungsformen.<br />

Literatur: Hruska,<br />

Verena (1993): Die<br />

Zeitungsnachricht.<br />

Information hat Vorrang.<br />

Bonn, S. 12<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 31<br />

Meldungen und Berichte folgen einem strengen Aufbau, der sich stark von literarischen<br />

Texten, Erörterungen, Nacherzählungen oder Schulaufsätzen unterscheidet.<br />

Die Nachrichtenpyramide (siehe Schaubild) veranschaulicht deutlich<br />

den Aufbau von Nachrichten/Meldungen. Bei Nachrichten wird das Wichtigste<br />

gleich am Anfang vorweg ge nommen.<br />

Das ist notwendig, um den Lesern die<br />

schnelle Orien tie rung und die Auswahl<br />

unter den vielen Artikeln in der<br />

Tageszeitung zu erleichtern.<br />

Meldungen<br />

Meldungen sind die kürzes te Form der<br />

Nachricht. Sie stellen Vorgänge kurz<br />

und sachlich dar und sind in der Regel<br />

Einspalter, die zwanzig Zeilen nicht<br />

überschreiten. In dieser Kürze sollten<br />

die für das Thema wichtigen W-Fragen beantwortet werden: Was ist geschehen?<br />

Wo? Wer ist beteiligt? Wann? Wie ist es geschehen? Warum? Woher weiß<br />

man das? Nicht immer ist es sinnvoll oder nötig, alle sieben W-Fragen zu beantworten,<br />

aber anhand der W-Fragen kann man nach dem Schreiben schnell<br />

prüfen, ob man eine wichtige Information vergessen hat. Mit der Antwort auf<br />

die jeweils wichtigste W-Frage sollte die Meldung oder Nachricht beginnen.<br />

Berichte<br />

das Wichtigste zuerst<br />

weitere Informationen<br />

nach abnehmender<br />

Wichtigkeit anordnen<br />

Informationskern<br />

unterstützende Fakten<br />

und interessante<br />

Details<br />

Zusammenhänge<br />

und Hintergründe<br />

weniger wichtige<br />

Einzel heiten<br />

Der Bericht ist eine Nachricht in ausführlicher Fassung. Er berichtet umfassender<br />

über Ereignisse und vermittelt auch Zusammenhänge, Vorgeschichte<br />

und Hintergründe. Berichte sind die am häufigsten in Zeitungen zu findende<br />

Darstellungsform.<br />

Neben rein nachrichtlichen Berichten gibt es auch Berichtsformen, die nicht<br />

zwingend dem streng nachrichtlichen Aufbau folgen müssen. In Korrespondenten-<br />

und Hintergrundberichten sind Zusammenhänge und Hinter gründe<br />

oft wichtiger als die neue Information.<br />

Nur Fakten, Fakten, Fakten?<br />

In Nachrichten haben Wertungen und Meinungen nichts zu suchen. Das ist<br />

die gängige Praxis und Lehrbuchmeinung. Der Journalist soll sich nur an die<br />

Fakten halten und eine möglichst unparteiische Darstellung der Ereignisse<br />

geben. Subjektiver Journalismus ist nur in meinungsbetonten Darstellungsformen<br />

erlaubt. Diese Regel wird allerdings häufig durchbrochen, absichtlich<br />

oder unbeabsichtigt.<br />

.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 32<br />

Die reine Faktendarstellung reicht häufig nicht aus, um ein Ereignis richtig zu<br />

verstehen. Eine Einordnung und Interpretation des Journalisten ist zum Verständnis<br />

oft notwendig, zum Beispiel in Korrespondentenberichten aus dem<br />

Ausland oder in Hintergrundberichten zu komplexen Themen. Solche Interpretation<br />

und Einordnungen enthalten oft zwangsläufig wertende Elemente.<br />

Ein wichtiger Grundsatz: Nachrichten sollen nachprüfbar sein. Dazu schreibt<br />

Siegfried Weischenberg in seinem Buch „Nachrichten-Journalismus. Anleitung<br />

und Qualitäts-Standards für die Praxis“:<br />

„Von Nachrichten die Mitteilung der Wahrheit zu erwarten, ist ein unrealistischer<br />

Anspruch. Verlangt werden kann aber größtmögli che Genauigkeit und<br />

Transparenz der Nachrichtengebung. Dies gilt insbesondere für die Angaben<br />

zur Quelle. Informationen in den Medien müssen nachprüfbar sein. Im Einzelfall<br />

kann es sogar not wendig sein, den Leser über die Entstehung einer Information<br />

genau zu informieren, damit er sich selbst ein Urteil über ihre Glaubwürdigkeit<br />

bilden kann. Die Quelle einer Information muss stets angege ben<br />

werden, wenn der Journalist nicht aus eigener Anschauung berichten kann.<br />

Die Ausnahme von dieser Regel sind allgemein bekannte Tatsachen (das gestrige<br />

Wetter, die Hauptstadt der Bundesrepublik).“<br />

Literatur:<br />

Weischenberg,<br />

Siegfried (Hrsg.)<br />

(2001): Nachrichten-<br />

Journalismus.<br />

Anleitung und<br />

Qualitäts-Standards<br />

für die Praxis. Opladen<br />

Die Reportage<br />

Die Reportage ist ein tatsachenbetonter, aber persönlich gefärb ter Erlebnisbericht.<br />

Sie ist eine lebendige journalistische Darstellungsform, führt den Leser<br />

an den Ort des Geschehens und lässt ihn mit den Augen und Ohren des Reporters<br />

das Geschehen verfolgen.<br />

Die Reportage verdeutlicht ein Problem oder ein Thema am Einzelschicksal.<br />

Die Journalistin kann sich wie ein Betroffener in den Rollstuhl setzen, der Leser<br />

schaut ihr über die Schulter. Der Journalist begleitet eine alleinerziehende<br />

Mutter oder erlebt einen Vormittag im Kindergarten.<br />

Will man eine Reportage schreiben, muss man genau beobachten. Wie erlebt<br />

man den Einkauf im Supermarkt vom Rollstuhl aus? Was sieht man, wenn<br />

man im Rollstuhl sitzt? Die Reportage lebt von anschaulichen Beschreibungen<br />

der Beobachtungen. Dabei sollte der Journalist nicht in Wertungen verfallen,<br />

sondern so genau beschreiben, dass der Leser sich selbst ein Bild machen kann.<br />

Beispiel: „Der Schokoladenpudding und der Salat in der Plastikverpackung vom<br />

fahrenden Mittagstisch stehen noch auf dem Treppenabsatz. Anna Müller hat<br />

ihr letztes Mittagessen nicht mehr gegessen. Vielleicht hatte die 65-Jährige<br />

keinen Appetit, an dem Tag, an dem das Taxi kam, um sie ins Heim zu bringen.<br />

Vielleicht wollte sie zuvor einfach nur in der Kuhle ihrer braunen Wohnzimmer-Couch<br />

sitzen, ins Leere starren und, wie so oft, Zigaretten rauchen, bis<br />

der Aschenbecher überquillt. (...) Das Fotoalbum liegt jetzt aufgeschlagen zwi-<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 33<br />

schen verstaubten Kunstblumen, einer alten Fernsehzeitschrift und einer Tube<br />

mit entzündungshemmender Salbe auf der Wohnzimmer-Couch.“<br />

Die Beschreibung der Gegenstände auf der Couch ist anschaulicher als zu bewerten:<br />

„Im Wohnzimmer sieht es unordentlich aus.“<br />

Die Reportage kennt keine strengen Aufbau- und Stilregeln wie die Nachricht,<br />

gleichwohl müssen die wesentlichen Informationen geliefert werden, d. h. die<br />

W-Fragen beantwortet werden. In der Reportage soll der Leser bzw. die Leserin<br />

den ganzen Text über bei der Stange gehalten werden. Am Beginn steht meist<br />

eine interessante Szene, eine anregende Einzelheit, die die Neugier der Leser<br />

weckt und zum Weiterlesen anregt. Die Informationen sollen möglichst so<br />

verteilt sein, dass der Leser den ganzen Artikel hindurch das Gefühl hat, immer<br />

etwas Neues zu erfahren. Ein interessantes Detail, eine Pointe sollte der Journalist<br />

sich für den Schluss reser vieren.<br />

Das Feature<br />

Der Begriff Feature kommt aus dem Englischen und bedeutet „charakteristischer<br />

Zug“. Er hat sich zunächst im angelsächsischen Journalismus als Oberbegriff<br />

für journalistische Formen eingebürgert, mit deren Hilfe In formationen<br />

anschaulich und unterhaltsam präsentiert werden. Während die Reportage<br />

auf ein konkretes Ereignis schaut, blickt das Feature mehr auf den Hintergrund.<br />

Es nutzt den Einzelfall, um mit ihm einen komplexen, allgemeingültigen<br />

Sachverhalt zu illustrieren, zu erklären, einzuordnen oder zu verallgemeinern.<br />

Dabei wechselt die Schreiberin zwischen Anschauung und Illustration,<br />

zwischen Schilderung und Schlussfolgerung.<br />

Der Aufbau ist naturgemäß freier, der Stil ist oft farbig. Stilmittel des Features<br />

sind u. a. Fallbeispiele oder Szenen, die Allgemeines anschaulich machen. Szenen<br />

und Beispiele wechseln sich mit Fakten ab.<br />

Das Interview<br />

Das Interview ist nicht nur die häufigste Methode der Recherche von Journalisten,<br />

sondern auch eine Darstellungsform. Es gibt Frage-Antwort-Inter views<br />

und Interview-Storys. Die Aussagen des Gesprächs partners stehen bei beiden<br />

Arten im Mittelpunkt. Das Interview dient häufig als Ergänzung zu einem Bericht,<br />

um von einem Fachmann nähere Erläuterungen oder Einschätzungen zu<br />

einem Thema oder Ereignis zu er halten. Oder dazu, den Lesern die Persönlichkeit<br />

eines Menschen und seine Ideen näherzubringen.<br />

Das Frage-Antwort-Interview gibt ein Gespräch in wörtlicher Rede und wortgetreu<br />

wieder, wobei der Journalist die Antworten seines Gegenübers durchaus<br />

sprachlich glätten und Fehler korrigieren darf. Diese Form bietet sich vor<br />

allem an, wenn Argumentation und Ausdrucksweise des Gesprächs partners<br />

wichtig sind. Grundsätzlich eignet sich das Frage-Antwort-Interview weniger,<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 34<br />

um Fakten wiederzugeben, sondern für Meinungen und Einschätzungen des<br />

Gesprächspartners.<br />

Beim beschreibenden Interview oder der Interview-Story werden Beobachtungen<br />

während des Gesprächs ergänzt, Passagen des Gesprächs zusammengefasst<br />

und Teile in indirekter Rede wiedergegeben. Diese Form ist schwieriger zu<br />

schreiben. Sie bietet sich an, wenn viele Sachinformationen zusammengefasst<br />

werden müssen, der Gesprächspartner aber wenig pointierte, zitierfähige Äußerungen<br />

gemacht hat.<br />

Wenn ein Gesprächspartner viele Fakten genannt oder komplexe Sachverhalte<br />

erklärt hat, ist es ratsam, sich sein fertiges Interviews vor dem Druck vom Gesprächspartner<br />

autorisieren zu lassen. Das gilt auch für den Fall, dass man sich<br />

unsicher ist, ob man alles richtig notiert und verstanden hat. Nähere Informationen,<br />

wie man im Interview richtig fragt, stehen im Modul D/Kap.1 Themen<br />

recherchieren.<br />

Eine Einschränkung zum Schluss<br />

Die Darstellungsformen treten nicht immer in Reinform auf. Bei der Zeitungslektüre<br />

merkt man das schnell. Viele nachrichtliche Berichte werden „angefeatured“,<br />

das heißt, sie beginnen mit einer Szene oder einem Beispiel, um die<br />

Leser in den Text zu locken. Sie gehen dann aber nachrichtlich weiter.<br />

Mittlerweile gibt es viele „Hybridformen“, vor allem in Ressorts wie Kultur und<br />

Sport. Der Sportbericht am Montag kann kein reiner Spielbericht mehr sein.<br />

Diese Funktion haben längst Fernsehen und Radio übernommen. Deshalb sind<br />

die Berichte häufig eine Mischung aus Feature und Kommentar, aus Spielbericht<br />

und Analyse.<br />

Aber auch in anderen Ressorts haben Mischformen Einzug gehalten. Siegfried<br />

Weischenberg urteilt: „Leitmedium ist dabei das Fernsehen, das in den<br />

vergangenen Jahren auch in Nachrichtensendungen funktionale Hybride aus<br />

Information und Unterhaltung kreiert hat, die als ‚Infotainment‘ bezeichnet<br />

werden.“<br />

Literatur:<br />

Weischenberg,<br />

Siegfried (Hrsg.)<br />

(2001): Nachrichten-<br />

Journalismus. Anleitung<br />

und Qualitäts-<br />

Standards für die Praxis.<br />

Opladen<br />

Meinungsbetonte Darstellungsformen<br />

Die klassischen meinungsbetonten Formen in der Zeitung sind der Leitartikel<br />

und der Kommentar. Die Mitwirkung bei der Meinungsbildung ist eine wichtige<br />

Aufgabe der Medien. Sie findet natürlich nicht nur durch Kommentare statt.<br />

Aber als subjektive wertende Beurteilung ist der Kommentar durch Artikel 5<br />

des Grundgesetzes und durch die Landespressegesetze besonders geschützt.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 35<br />

Der Leitartikel<br />

Der Leitartikel, üblich vor allem in überregionalen Blättern, ist „die Flagge der<br />

Zeitung“. Hier beziehen die Redaktion bzw. die Herausgeber zu wichtigen politischen<br />

Ereignissen und Grundfragen deutlich Stellung. Die Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung platziert den Leitartikel auf der ersten Seite und unterstreicht<br />

damit das Ge wicht, das sie ihm beimisst. Die Süddeutsche Zeitung veröffentlicht<br />

ihn auf Seite 4, ihrer Meinungsseite.<br />

Leitartikel sind pointierte, meinungsbetonte Artikel. Viele Regionalzeitungen<br />

haben keine Leitartikel.<br />

Der Kommentar<br />

Zum Kommentar schreibt Kurt Reumann im „Fischer Lexikon Publizistik, Massenkommunikation“:<br />

„Der Kommentar interpretiert und bewertet aktuelle Ereignisse<br />

und Meinungsäußerungen. Gegenüber dem Leitartikel ist er, wenigstens<br />

scheinbar, eine nicht so subjektive, eine eher sachbezogene Meinungsstilform.<br />

Die Sprachwurzel¸mens‘ des lateinischen Wortes ‚commentare‘ (= überdenken)<br />

deutet darauf hin, dass der Kommentar mit Verstand zum Verstehen<br />

führen will: Er ar gumentiert, indem er Tatsachen in Zusammenhänge stellt,<br />

das Entstehen von Meinungen untersucht und deren Bedeutung diskutiert. Er<br />

ist die Meinungsstilform, die eher Fragezeichen als Ausrufezeichen setzt. Allerdings<br />

sollte er auch nach Antworten suchen. Von den sieben nachrichtlichen<br />

Ws (Wer, Was, Wann, Wo, Welche Quelle, Wie, Warum) ist für ihn das Warum<br />

besonders wichtig. Hinzu kommt als achtes W: Welche Schlussfolgerung?“<br />

Kommentiert werden im Allgemeinen Themen, die die aktuelle öffentliche<br />

Diskussion beherrschen oder zukünftig beherrschen könnten und die für den<br />

Leserkreis interessant sind. Kommentare finden sich nicht nur auf der Meinungsseite<br />

(oft Seite 2), auch in anderen Ressorts kommentieren die Redakteure.<br />

Kommentare sind in den meisten Regionalzeitungen recht kurz. Sie müssen<br />

deshalb zielsicher, genau, klar gegliedert sein und un zweifelhaft die Meinung<br />

des Autors ausdrücken. Die Sprache ist klar und knapp. Wichtig ist eine gute<br />

und klare Argumentation, mit der die Meinung begründet wird. Man sollte<br />

sich deshalb lieber auf wenige Gesichtspunkte eines Themas konzentrieren<br />

und gut abwägen.<br />

Der Aufbau orientiert sich an der klassischen Rhetorik:<br />

• Am Beginn steht die Kontaktaufnahme mit dem Publikum. Das kann eine<br />

pointierte Fassung des eigenen Standpunkts oder eine These sein, mit der<br />

sich der Autor auseinandersetzt. Es kann auch ein knapper Einstieg ins<br />

Thema sein. Wichtig ist, dass das Thema schnell klar wird.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 36<br />

• Darstellung der Lage: Das Problem oder die Nachrichtenlage wird kurz skizziert,<br />

damit der Leser weiß, worum es geht.<br />

• Folgerung daraus<br />

• Widerlegung gegnerischer Argumente (wenn es um die Auseinandersetzung<br />

mit einem anderen Standpunkt geht)<br />

• Schlussfolgerung, Ausblick oder Prognose<br />

Die Glosse<br />

Die Glosse ist ein kurzgefasster, pointierter Kommentar, der bissig-ironisch<br />

zu Tagesereignissen Stellung nimmt. Sie ist im Allgemei nen kürzer als der<br />

Kommentar und konzentriert sich meist nur auf einen Aspekt. Die zugespitzte<br />

Form der Argumentation läuft auf eine Schlusspointe hinaus. Die Glosse gibt<br />

es zu ernsten Themen, oft widmet sich der Autor aber lustigen oder alltäglichen<br />

Themen.<br />

Gute Glossen sind sehr schwer zu schreiben – leben sie doch von Ironie, Satire<br />

und Sprachwitz. Übertragen, übertreiben und übertreten sind drei wichtige<br />

Stilmittel der Glosse.<br />

• Übertreiben: Am Beispiel der Bahnpreise: „Eins wissen wir jetzt über die<br />

Bahn: Je schneller, desto teurer. Deshalb arbeiten in den Hochgeschwindigkeits-ICEs<br />

so viele Menschen am Laptop, weil sie sich das Fahrgeld unterwegs<br />

verdienen müssen.“<br />

• Übertragen: „Bahnchef Grube wird von seiner Frau übrigens nie zum Einkaufen<br />

geschickt, denn sobald er etwas anfasst, wird es teurer.“<br />

• Übertreten: Tabus werden bewusst gebrochen.<br />

Glossen im Lokalteil werden häufig Lokalspitze genannt.<br />

Die Karikatur<br />

Karikaturen sind Bildkommentare zu aktuellen Themen, die Eigenschaften,<br />

Handlungsweisen oder Zustände in übersteigerter Form darstellen. Karikaturen<br />

sind keine einfachen Witze, sie wollen einen Missstand bloßstellen oder<br />

den Kern einer Sache freilegen.<br />

Eine Definition des Karikatur & Cartoon-Museums in Basel: „Karikaturen, mit<br />

ihren Stilmitteln der Verzerrung und Übertreibung, bilden die älteste Form humoristischer<br />

Darstellungen. Mit Karikaturen holt man sich die großen Helden<br />

in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft auf den Boden der Menschlichkeit<br />

zurück und schrumpft deren Bedeutung auf das Maß der eigenen Augenhöhe.<br />

Karikaturen kannte man schon im Altertum, doch erst im 20. Jahrhundert<br />

sprengten die humoristischen Zeichnungen die engen Genre-Grenzen der Karikatur,<br />

die immer als Gegenkunst gegolten hatte.“<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 37<br />

Es gibt Karikaturen, die in der Form (durch ihren Strich) übertreiben. Sie werden<br />

gelegentlich auch Zerrbilder genannt, weil sie verzerrend vom antiken<br />

Schönheitskanon abweichen. Markante Einzelheiten von bekannten Persönlichkeiten<br />

werden übertrieben. Im Schwerpunktmodul I haben wir verschiedene<br />

Karikaturenbeispiele von bekannten Personen abgedruckt, an denen man<br />

das Prinzip gut erkennen kann.<br />

Andere Karikaturen übertreiben im Inhalt. „Künstlerisch gilt jene Karikatur als<br />

gelungen, die sowohl in der Form als auch im Inhalt übertreibt. Politisch und<br />

publizistisch ist die Karikatur am wertvollsten, die mit dieser Übertreibung das<br />

Wesentliche trifft.“<br />

Karikaturen verwenden Symbole und Metaphern, um Sachverhalte und Vorgänge<br />

darzustellen: zum Beispiel Karren, die im Dreck stecken, oder Mensch-<br />

Tier-Vergleiche.<br />

Die Rezension<br />

Die Rezension oder Kritik ist die meistgebrauchte meinungsäußernde Form im<br />

Kulturbereich. Bücher, Kino- und Fernsehfilme, Theaterstücke, Kunstausstellungen<br />

oder Konzerte werden besprochen. Rezensionen bewerten das Schaffen<br />

von Künstlern, ordnen es ein und können dem Leser die Entscheidung erleichtern,<br />

ob er sich einen Film, ein Konzert oder ein Theaterstück ansieht, ein<br />

Buch kauft oder eine Ausstellung be sucht. Teilweise erscheinen Rezensionen<br />

auch nach einmaligen Ereignissen, etwa Fernsehkritiken.<br />

Die Rezension sollte auf jeden Fall Informationen über den Inhalt sowie die<br />

Autoren, Regisseure, Schauspieler und Künstler enthalten. Der Rezensent muss<br />

seine Kritik gut begründen, damit sie für die Leser durchschaubar und brauchbar<br />

ist und dieser sich auch selbst ein Urteil bilden kann. Aber er darf nicht zu<br />

viel verraten und so die Spannung nehmen.<br />

Der Leserbrief<br />

Leserbriefe gehören zwar nicht zu den journalistischen Darstellungsformen,<br />

sind aber ein wichtiger Teil der Zeitung, weil hier die Leser selbst zu Wort<br />

kommen. Vielleicht kann die Klasse auch gemeinsam einen Leserbrief schreiben,<br />

wenn ihr während des Projekts etwas aufgefallen ist. Leserbriefe dürfen<br />

von der Redaktion gekürzt, aber nicht weiter bearbeitet werden. In der Regel<br />

werden der Name, teilweise auch Teile der Adresse der Leserbriefschreiber mit<br />

abgedruckt.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 38<br />

Das Zeitungsfoto<br />

Ein gutes Bild sagt mehr als tausend Worte<br />

Was ein gutes Bild wert ist, wissen Marketingstrategen genau: Es wirkt unmittelbar<br />

auf den Konsumenten. Beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel werden<br />

für die Entwicklung einer Titelseite bis zu 15.000 Euro ausgegeben. Dass ein<br />

Foto manchmal mehr sagt als tausend Worte, belegt die Berichterstattung<br />

über einschneidene Ereignisse. Nach bedeutenden Großereignissen reagieren<br />

viele Zeitungen mit Titelseiten, die von großen Fotos dominiert werden.<br />

Fotos sind der Blickfang für die Leser. Verschiedene Studien zur Zeitungslektüre,<br />

bei denen die Augenbewegungen der Probanden aufgezeichnet wurden,<br />

belegen: Leser schauen sich meist als Erstes die Fotos an, wenn sie eine Seite<br />

aufschlagen. Anders als Texte, die häufig nicht bis zu Ende gelesen werden,<br />

sehen sich die Leser Bilder meistens an. Der Artikel mit dem größten Foto wird<br />

häufig als Erstes beachtet.<br />

Funktion des Fotos in der Tageszeitung<br />

Ein Foto ist mehr als nur „Lückenfüller“ zwischen einzelnen Textblöcken. Wie<br />

andere visuelle Gestaltungselemente auch (z. B. Grafiken, Illustrationen oder<br />

Karikaturen), hat das Zeitungsfoto verschiedene Aufgaben:<br />

• Es kann den Inhalt eines Artikels veranschaulichen. Wenn darüber berichtet<br />

wird, dass immer mehr Müll an den Stränden von Pazifikinseln angeschwemmt<br />

wird, macht das Foto aus dem abstrakten Begriff ein begreifbares<br />

Objekt.<br />

• Das Foto kann einen Sachverhalt oder ein Ereignis, über das im Artikel<br />

berichtet wird, dokumentieren. Ob Tsunami-Katastrophe in Japan, die Massenpanik<br />

bei der Duisburger Loveparade oder die neuen Spielgeräte des örtlichen<br />

Kindergartens – Fotos geben dem Leser einen Eindruck, wie es vor Ort<br />

aussieht. Er kann sich im Wortsinn ein Bild über das Geschehen machen.<br />

• Das Foto kann einen berichteten Sachverhalt symbolisieren. Solche Symbolbilder<br />

kommen meist dann zum Einsatz, wenn es zu einem aktuellen<br />

Thema kein passendes Ereignis gibt, von dem man ein Foto machen könnte,<br />

beispielsweise Jugendkriminalität oder die Suchtgefahr von Computerspielen.<br />

• Das Foto ist der Blickfang für die Seite und kann den Leser zur Lektüre des<br />

Textes motivieren. Häufig verwenden Zeitungen auf den Seiten Vermischtes<br />

oder im Lokalteil Schmuckbilder oder so genannte Feature-Bilder, die<br />

vor allem unterhaltenden Wert haben. Zum Beispiel ein Foto eines Schnee<br />

schaufelnden Mannes, das den Winteranfang symbolisiert.<br />

vgl. Joachim Blum,<br />

Hans-Jürgen Bucher<br />

(1998): Die Zeitung:<br />

Ein Multimedium. UVK<br />

Konstanz, S.64f.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 39<br />

Die meisten Bilder haben mehrere dieser Funktionen gleichzeitig. Sie sind aber<br />

in jedem Fall ein Blickfang für den Leser.<br />

Foto in der Seitengestaltung<br />

Die Bedeutung von Fotos in der Zeitung hat in den vergangenen Jahrzehnten<br />

stetig zugenommen. Als letzte der großen deutschen Tageszeitungen verabschiedete<br />

sich im Oktober 2007 die Frankfurter Allgemeine Zeitung von der<br />

traditionellen „Bleiwüste“ auf der Titelseite und sorgt seitdem mit einem farbigen<br />

Foto für einen Kauf- und Leseanreiz.<br />

Bilder erregen die Aufmerksamkeit des Lesers. Sie helfen seine Blickrichtung<br />

auf einer Seite zu steuern und Schwerpunkte zu setzen. Dementsprechend<br />

gelten für die Gestaltung von Zeitungsseiten mit Fotos einige Regeln, die der<br />

ehemalige Chefredakteur des Südkurier, Werner Schwarzwälder, so zusammenfasste:<br />

„Unverzichtbar für eine harmonische Seite ist ein tragendes Bild.<br />

Die Leserforschung zeigt unstrittig, dass die meisten Leser über ein Bild oder<br />

eine Illustration in die Seite einsteigen. Das Aufmacherbild sollte daher groß<br />

sein, bei Querformat mindestens dreispaltig, bei Hochformat mindestens<br />

zweispaltig. Das Aufmacherbild ist mindestens doppelt so groß wie jedes<br />

andere visuelle Element auf der Seite. Zwei gleichgroße Bilder auf einer Seite<br />

sind daher nicht erlaubt. Wirksamer ist es, ein großes und ein kleines Bild zu<br />

platzieren, eines querformatig, eines hochformatig. Freigestellte Bilder sind als<br />

Überraschungsmoment erwünscht, aber nur dann, wenn das Motiv entsprechend<br />

ist und der Hintergrund tatsächlich entfallen kann. Je Seite nicht mehr<br />

als ein freigestelltes Bild. Sonst nutzt sich dieses Moment der Abwechslung<br />

ab.“<br />

Sicher gibt es Ausnahmen von der Regel. Wenn man aber verschiedene Seiten<br />

– auch aus unterschiedlichen Zeitungstiteln – nebeneinander legt und vergleicht,<br />

fällt einem auf, dass gewisse Prinzipien für die Seitengestaltung mit<br />

Fotos universell gelten.<br />

Kriterien der Bildgestaltung und Tipps zum Bildaufbau<br />

Einfach draufhalten und knipsen – so arbeitet ein Zeitungsfotograf höchstens<br />

in Ausnahmesituationen, wenn keine Zeit bleibt, sich Gedanken um den<br />

Bildaufbau zu machen. Nachfolgend möchten wir einige Kriterien zur Bildgestaltung<br />

nennen und auch ein paar Tipps für ein interessantes Zeitungsfoto<br />

geben.<br />

Werner Schwarzwälder:<br />

Modernes Layout –<br />

Leitschnur für den<br />

Leser. In: Claudia Mast<br />

(Hrsg., 2004): ABC<br />

des Journalismus.<br />

Ein Handbuch. UVK<br />

Konstanz, S. 367.<br />

Informationen zu<br />

Bildaufbau und<br />

Bildgestaltung<br />

finden Sie auch im<br />

Internet unter www.<br />

mediacultureonline.de/<br />

Bildgestaltung.<br />

164.0.html.<br />

Der Bildausschnitt<br />

Was auf einem Bild zu sehen ist, bestimmt der Fotograf mit Wahl des Bildausschnittes.<br />

Festlegen kann man den Ausschnitt entweder direkt bei der Aufnahme<br />

oder hinterher am Computer. Im Wesentlichen gibt es drei verschiedene<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 40<br />

Bildausschnitte. Welchen davon man benutzt, hängt auch von der gewünschten<br />

Bildaussage ab.<br />

• die Totale: Sie ist eine Gesamtaufnahme eines Ortes oder einer Situation.<br />

Der Betrachter bekommt einen Überblick und kann erkennen, wo und zu<br />

welcher Tageszeit etwas stattfindet. Personen sind in der Totalen nur sehr<br />

klein zu sehen. Weil die Totale sehr viel zeigt und aus der Distanz aufgenommen<br />

wird, wirkt sie eher „nachrichtlich“. Dieser Bildausschnitt wird oft bei<br />

Landschaftsaufnahmen benutzt<br />

Beispiel für eine Totale: Ein Weinberg, man sieht die Felder und Wege in Großaufnahme.<br />

• die Halbtotale: Sie zeigt einen Teil eines Ortes oder einer Situation, ist<br />

also ein Ausschnitt der Totalen. So kann der Blick des Betrachters auf ein<br />

bestimmtes Objekt gelenkt werden. Personen sieht man in der Halbtotalen<br />

gewöhnlich von Kopf bis Fuß. Ein halbtotaler Bildausschnitt wirkt emotionaler<br />

als die Totale, weil man Gegenstände oder Gesichter besser erkennen<br />

kann.<br />

Beispiel für eine Halbtotale: Ein Weinbauer arbeitet am Weinstock, der Betrachter<br />

hat zusätzlich einen Blick auf die Weinstockreihe vor und hinter ihm<br />

und kann im Hintergrund Teile des anschließenden Feldes sehen.<br />

• die Nahe: Bei diesem Bildausschnitt wird der Blick des Betrachters auf ein<br />

Detail konzentriert. Die Umgebung spielt keine Rolle mehr. Von Personen<br />

zeigt die Nahe nur noch das Gesicht oder – im Extremfall – Teile davon. Der<br />

Betrachter ist ganz dicht dran an der Person und kann deren Gefühle deut-<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 41<br />

lich erkennen. Das erklärt auch, warum dieser Bildausschnitt die meisten<br />

Emotionen transportiert.<br />

Beispiel für eine Nahe: Ein Teil eines Rebstocks, der Betrachter sieht nur wenige<br />

Blätter und die unreifen Trauben.<br />

Neben diesen drei Bildausschnitten existieren noch Zwischenformen, beispielsweise<br />

bei der Portraitfotografie. Hier zeigt das Bild eine Person von Höhe<br />

der Brust bis zum Kopf. Der Bildausschnitt wird als Halbnahe oder salopp als<br />

Portraitbild bezeichnet.<br />

Die Bildebenen<br />

„Mit dem bloßen Auge nehmen wir unsere Umwelt dreidimesional wahr:<br />

Anders als auf einem Foto haben wir den Eindruck von Tiefe. Diesen Eindruck<br />

kann man nachempfinden, um Wirkung und/oder Aussage eines Fotos günstig<br />

zu beeinflußen. Wenn Sie Vorder-, Mittel- und Hintergrund gezielt platzieren,<br />

gelingt es Ihnen, Ihre Fotos interessanter zu gestalten, den Betrachter noch<br />

mehr zu engagieren oder seinen Blick zu führen.“<br />

Bei Gruppen- und Portraitfotos sollte man diese Punkte beachten:<br />

• Portraitfotos wirken dynamischer, wenn die fotografierte Person nicht frontal<br />

zur Kamera steht, sondern den Oberkörper etwa 30 Grad eindreht und<br />

den Kopf dann Richtung Kamera dreht.<br />

• bei Aufnahmen mit mehreren Personen, sollte vermieden werden, dass sich<br />

alle nebeneinander aufstellen und geradeaus in die Kamera blicken oder<br />

einfach nur dasitzen. Solche Bilder wirken meistens langweilig. Die Personen<br />

im Bild sollten sich verteilen, in Beziehung zueinander sitzen.<br />

• Bei Portrait- als auch bei Gruppenbildern sollte auf einen passenden oder<br />

wenigstens nicht störenden Hintergrund geachtet werden. Oft fallen bei<br />

aller Konzentration auf die Motivebene störende Gegenstände nicht auf.<br />

Im Bild scheint es dann später, als ob der Baum oder die Straßenlaterne aus<br />

dem Kopf des Fotografierten zu wachsen scheint.<br />

Erol Gurian:<br />

Journalisten-Werkstatt<br />

Foto – Wege zum<br />

besseren Bild (I).<br />

Beilage zum Medium<br />

Magazin 4/2009, S.6.<br />

Bildkompositionen: Goldener Schnitt und Zentralperspektive<br />

Betrachter empfinden ein Foto oftmals als ästhetisch oder dynamisch, wenn<br />

es nach dem Prinzip des Goldenen Schnittes bzw. der „Drittregel“ gestaltet<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 42<br />

wurde. Aber nicht für jedes Bild lässt sich diese Art der Bildkomposition anwenden.<br />

Manche Motive möchte man in der Bildmitte zeigen, weil sie erst dann die<br />

richtige Wirkung beim Betrachter erzielen. In solchen Fällen vernachlässigt der<br />

Fotograf die „Drittelregel“ zugunsten der Zentralperspektive. Sie ist das Mittel<br />

der Wahl, wenn das Motiv selbst streng symmetrisch ist, zum Beispiel ein<br />

Spinnennetz oder die Blüte einer Sonnenblume. Auch die sorgfältig geplanten<br />

Gärten eines Schlossparks würden unausgewogen wirken, wenn man sie nach<br />

den Regeln des Goldenen Schnittes fotografieren würde.<br />

Die Zentralperspektive kommt auch dann zum Einsatz, wenn keine Zeit bleibt,<br />

das Bild in Ruhe zu gestalten. Wer nur wenige Sekunden hat, um das Hauptmotiv<br />

zu fotografieren, nimmt es am besten in die Bildmitte, damit es überhaupt<br />

auf dem Foto ist.<br />

Linien und Formen<br />

„Auch die Linien eines Bildes beeinflussen dessen Wirkung. Bildlinien entstehen<br />

vor allem durch tatsächliche und scheinbare Bewegungen. Das Auge<br />

folgt beispielsweise unbewusst der Richtung eines ausgestreckten Arms<br />

oder schaut in die Fahrtrichtung eines stehenden Zuges. (...) Auch Hintergrundstrukturen<br />

wie die Balken eines Fachwerkhauses oder die Streben eines<br />

Gerüsts können als unbewusst wahrgenommene Bildlinien die Wirkung des<br />

Zeitungsfotos beeinflussen. Sie erzeugen in der Regel folgende Stimmungen:<br />

• Horizontale Elemente vermitteln den Eindruck von Ruhe.<br />

• Vertikale Elemente vermitteln den Eindruck von Unruhe.<br />

• Diagonale Elemente vermitteln den Eindruck von Bewegung.“<br />

Einsatz von Licht<br />

Das Licht ist der wichtigste Verbündete des Fotografen, denn ohne Licht kein<br />

Foto! Normalerweise nutzt man das Licht, das man vor Ort vorfindet. In der<br />

Regel ist das Tageslicht bei Außenaufnahmen oder Kunstlicht in Räumen. Für<br />

Fotografen ist Licht aber auch ein Mittel zur Bildgestaltung und kann die Bildaussage<br />

verändern. Das gilt besonders für die verschiedenen Lichtrichtungen:<br />

• Frontlicht kommt aus Richtung der Kamera. Das kann zum Beispiel die<br />

Sonne sein, aber auch der Blitz aus dem Blitzgerät der Kamera. Im Bild sind<br />

später kaum Schatten zu erkennen. Das lässt es etwas „platt“ erscheinen.<br />

• Seitenlicht kommt aus den Bereichen links oder rechts der Kamera. Dadurch<br />

entstehen auf dem Objekt Schatten, die seine Räumlichkeit betonen und<br />

das Bild lebendig wirken lassen.<br />

• Gegenlicht scheint in Richtung Kamera. Objekte, die mit dieser Beleuchtung<br />

fotografiert werden, können sehr dramatisch wirken. Hinter dem Objekt<br />

vgl. Julian J.<br />

Rossig (2006):<br />

Fotojournalismus. UVK<br />

Konstanz, S.74.<br />

Dieter Bey, Thomas<br />

Klaus (1997): Das<br />

Lay-out Lehrbuch.<br />

Studienarbeit am<br />

Institut für Journalistik<br />

der Universität<br />

Dortmund.<br />

vgl. Tom Striewisch<br />

(2007): Der<br />

große Humboldt<br />

Fotolehrgang.<br />

Humboldt Verlag<br />

Baden-Baden, S.189.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 43<br />

platziert, verleiht Gegenlicht ihm eine Art „Heiligenschein“ und sorgt für<br />

eine wundersame oder geheimnisvolle Stimmung. Extremes Gegenlicht<br />

(wenn zum Beispiel gegen die Sonne fotografiert wird) lässt nur noch die<br />

Umrisse von Personen oder Objekten erkennen und kann ein ungewöhnliches<br />

Bild ergeben.<br />

• Unterlicht fällt von unten auf das Objekt oder die Person. Diese Lichtrichtung<br />

ist in unserer Wahrnehmung sehr ungewöhnlich und daher sehr<br />

effektvoll. Bösewichte, Monster und andere unheimliche Gestalten werden<br />

in Spielfilmen gerne von unten beleuchtet, weil sie so besonders furchteinflößend<br />

wirken.<br />

Wie Fotos mit unterschiedlichen Ausleuchtungen schließlich wirken, finden<br />

Sie am besten durch Experimentieren heraus. Als Lichtquelle eignet sich dabei<br />

im Prinzip alles: eine Taschenlampe, eine Schreibtischlampe oder auch eine<br />

Kerze.<br />

Mit der Perspektive und Ausschnitt werten<br />

Fotografie ist keine unbestechliche Technik, die detailgetreue Abbilder der<br />

Realität liefert. Abgesehen von der digitalen Manipulation nach dem „Schuss“,<br />

können Fotografen auch während sie ein Foto machen auf die Bildaussage<br />

Einfluss nehmen: durch die Wahl der Perspektive und die Wahl des Bildausschnittes.<br />

Die drei zentralen Perspektiven sind die Normalsicht, die Untersicht und die<br />

Aufsicht. Die Normalsicht ist eine neutrale Perspektive. Kamera und Motiv<br />

befinden sich auf gleicher Höhe und sind gleichberechtigt. Möchte man eine<br />

Person oder ein Objekt groß, mächtig oder dominant erscheinen lassen, fotografiert<br />

man aus der Untersicht. Die Kamera blickt dabei zum Motiv hinauf.<br />

Je tiefer die Kamera, desto stärker der Effekt. Aus der Aufsicht aufgenommen<br />

– die Kamera blickt zum Motiv hinab –, wirken Personen auf den Betrachter<br />

klein, unterlegen oder gar einsam. Auch hier verstärkt sich der Eindruck, je höher<br />

sich die Kamera befindet.<br />

Dass unterschiedliche Perspektiven unterschiedlich wirken, haben wissenschaftliche<br />

Experimente ergeben. Ein Forscherteam ließ Versuchspersonen<br />

Motive beurteilen, die aus sieben unterschiedlichen Kameraperspektiven aufgenommen<br />

wurden. Menschen, die aus der leichten Untersicht – also von etwas<br />

unterhalb der Augenhöhe – aufgenommen wurden, kamen am besten an.<br />

Am schlechtesten kamen die Personen an, die aus einer leichten Draufsicht,<br />

also von oben, aufgenommen wurden. Der Mehrzahl der Versuchspersonen<br />

fiel allerdings gar nicht auf, welchen Einfluss die Perspektive auf ihre Bewertung<br />

hat. Sie wurden erst darauf aufmerksam, als sie Fotos gezeigt bekamen,<br />

die aus sehr extremen Positionen aufgenommen wurden.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 44<br />

Die Wirkung eines Fotos auf den Betrachter kann man auch mit dem Bildausschnitt<br />

beeinflussen. Das geschieht nicht nur, indem man Teile eines Ganzen<br />

bewusst weglässt, sondern auch, indem man mehr als das eigentliche<br />

Hauptmotiv zeigt. Der Fotograf kann die Bundeskanzlerin, die alleine auf der<br />

Regierungsbank im Bundestag sitzt, in einem nahen Bildausschnitt ablichten.<br />

Der Betrachter sieht die Person bildfüllend und kann sich selbst entscheiden,<br />

ob sie glücklich, traurig, zufrieden oder gelangweilt wirkt. Dieselbe Situation<br />

entfaltet eine ganz andere Wirkung, wählt der Fotograf die Halbtotale: Die<br />

Bundeskanzlerin, jetzt viel kleiner im Bild, umgeben von leeren Stühlen. Dem<br />

Betrachter drängt sich unweigerlich die Vermutung auf, die Person sei einsam,<br />

verloren oder politisch isoliert.<br />

Bildunterschriften – Der Text zum Foto<br />

Eine eiserne Regel der Zeitung lautet: Kein Bild ohne Bildtext. Selbst wenn die<br />

wichtigsten Informationen über das Foto im dazugehörigen Artikel stehen,<br />

braucht es eine Bildunterschrift. Das hat im Wesentlichen zwei gute Gründe:<br />

• Ein Foto lässt viele, manchmal sogar widersprüchliche Interpretationen zu.<br />

Erst der Bildtext gibt dem Bild Sinn und Bedeutung und hilft dem Betrachter,<br />

das Abgebildete einzuordnen.<br />

• Die Bildunterschrift steht unmittelbar beim Foto. Hat der Leser zuerst das<br />

Bild betrachtet und liest dann den Bildtext, kann ihn dieser dazu animieren,<br />

auch den Artikel zu lesen. Die Bildunterschrift ist also ein „Appetithäppchen“,<br />

das Hunger auf den Artikel machen soll.<br />

Diese beiden Funktionen geben bereits einen Anhalt, wie Bildunterschriften<br />

geschrieben werden sollten. Sie sind Kleintexte wie der Vorspann oder die<br />

Überschrift. Deshalb sollten hier auch tatsächlich Informationen stehen, die<br />

neugierig machen. Der Bildtext ist keine reine Bildbeschreibung, sondern<br />

stellt es in den Zusammenhang mit dem Thema. Aber Vorsicht: Produzieren<br />

Sie keine Text-Bild-Scheren! Zeigt das Bild Personen, sollten ihre Namen und<br />

Funktionen genannt werden. Ist das Foto ein Archivbild, muss es als solches<br />

gekennzeichnet werden (siehe dazu weiter unten bei Rechtliches zur Pressefotografie).<br />

Beispiel:<br />

Schlecht:<br />

Auf dem Tisch in Lafontaines Wohnzimmer steht ein Glas Rotwein.<br />

Besser:<br />

Oskar Lafontaine, der Genießer. Auf seinem Wohnzimmertisch steht ein Glas<br />

Sassicaia, 140 Euro die Flasche, Toskana versteht sich – nicht der einzige Schatz<br />

aus seinem Keller.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 45<br />

Digitale Bildbearbeitung<br />

Personen in Fotos zu zaubern oder sie verschwinden zu lassen, ist mit Hilfe<br />

der neuen Technik kein Problem mehr. Fotos werden am Computer gescannt<br />

oder direkt in digitaler Form geliefert. Am Bildschirm können sie mithilfe<br />

von Grafikprogrammen beliebig bearbeitet<br />

werden. Neu ist die Manipulation von Fotos<br />

nicht. Seit es die Fotografie gibt, retuschieren<br />

Fotografen Fotos, um „kleine Fehler“ auszubessern,<br />

z. B. Hintergründe aufzuhellen. Doch<br />

es blieb nicht bei Qualitätsverbesserungen.<br />

Schon Stalin ließ in Ungnade gefallene Personen<br />

aus Fotos herausretuschieren. Bei der<br />

Regenbogenpresse sind Montagen weit verbreitet:<br />

Als Prinzessin Stéphanie von Monaco<br />

im Herbst 1992 nicht rechtzeitig zum Redaktionsschluss<br />

ihr Baby gebar, montierten ihr<br />

zwölf Blätter verschiedene Babys in die Arme,<br />

darunter allerdings auch gut genährte, sechs<br />

Monate alte Babys. In Sportredaktionen werden Fußbälle, die der Fotograf bei<br />

der entscheidenden Schusssituation nicht mehr erwischt hat, ins Foto geklebt.<br />

Durch die Perfektionierung der digitalen Bildbearbeitung am Computer ist die<br />

Fotobearbeitung nicht nur viel perfekter möglich, sie wird auch viel einfacher.<br />

Haus der Geschichte<br />

der Bundesrepublik<br />

Deutschland (Hg.)<br />

(2000): Bilder, die<br />

lügen. Bouvier Verlag<br />

Bonn, S.78.<br />

Manipulationen lassen sich nicht erkennen<br />

Ob ein Bild tatsächlich dokumentarisch ist oder manipuliert wurde, lässt<br />

sich heutzutage häufig nicht mehr erkennen. Um die Glaubwürdigkeit des<br />

journalistischen Bildes zu erhalten, haben viele Redaktionen ähnlich wie die<br />

Deutsche Presse-Agentur jegliche digitale Manipulation von Bildern untersagt.<br />

Wird jemand dabei erwischt, wird er entlassen.<br />

Fotomontagen können allerdings auch ein Stilmittel sein, ähnlich wie Karikaturen.<br />

Dann sollten sie allerdings als solche gekennzeichnet sein. Berufsverbände<br />

von Fotografen und Journalisten einigten sich im Herbst 1997 in einer<br />

Vereinbarung darauf, alle Fotos, die nach der Belichtung verändert wurden,<br />

mit einem (M) wie Manipulation zu kennzeichnen. Bindend sind solche Vereinbarungen<br />

freilich nicht. Einige Redaktionen, wie die taz und der Stern beispielsweise,<br />

verwenden dieses Zeichen seit einiger Zeit.<br />

Rechtliches zur Pressefotografie<br />

Pressefotografen dürfen nicht einfach alles und jeden fotografieren. Jeder<br />

Mensch hat das Recht am eigenen Bild. Was das genau bedeutet und welche<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Journalistische Praxis 46<br />

Ausnahmen es gibt, haben wir in Basismodul C Medien und Gesellschaft erläutert.<br />

Jenseits gesetzlicher Bestimmungen hat sich die Presse selbst weitere Regeln<br />

auferlegt. Sie sind im Pressekodex des Deutschen Presserates festgehalten<br />

und gelten auch für Pressefotografen und Bildjournalisten. Besonders bedeutsam<br />

für die Zeitungsfotografie ist die Ziffer 2 (Sorgfaltspflicht) sowie deren<br />

Konkretisierung in der dazugehörigen Richtlinie.<br />

In Ziffer 2 des Pressekodex heißt es: „Recherche ist unverzichtbares Instrument<br />

journalistischer Sorgfalt. Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in<br />

Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt<br />

auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben.<br />

Ihr Sinn darf durch Bearbeitung, Überschrift oder Bildbeschriftung weder<br />

entstellt noch verfälscht werden. (...) Symbolfotos müssen als solche kenntlich<br />

sein oder kenntlich gemacht werden.“<br />

Symbolfotos sind in der Richtlinie 2.2 definiert als „Ersatz- oder Behelfsillustrationen<br />

(gleiches Motiv bei anderer Gelegenheit, anderes Motiv bei gleicher<br />

Gelegenheit etc.), symbolische Illustrationen (nachgestellte Szene, künstlich<br />

visualisierter Vorgang zum Text etc.), Fotomontagen oder sonstige Veränderungen.“<br />

Der Pressekodex verlangt also, dass Fotos kenntlich gemacht werden, die<br />

der Leser für dokumentarisch halten könnte, die es aber nicht sind. Das gilt<br />

für Symbolfotos genauso wie für Archivbilder und in besonderem Maße für<br />

bearbeitete Bilder. Die Bearbeitung von Fotos ist nur dann erlaubt, wenn der<br />

ursprüngliche Sinn nicht verändert wird. Ein Bild am Computer etwas aufzuhellen,<br />

damit man die Gesichter von Personen besser erkennen kann, ist in<br />

Ordnung. Eine Person aus einem anderen Bild neu einzufügen, dagegen nicht<br />

– zumindest nicht, wenn man diese Montage für den Leser nicht kenntlich<br />

macht.<br />

Deutscher Presserat:<br />

Pressekodex.<br />

URL: http://www.<br />

presserat.info/inhalt/<br />

der-pressekodex/<br />

pressekodex.html.<br />

Deutscher Presserat:<br />

Richtlinie zu Ziffer<br />

2 des Pressekodex.<br />

URL: http://www.<br />

presserat.info/inhalt/<br />

der-pressekodex/<br />

pressekodex/<br />

richtlinien-zu-ziffer-2.<br />

html).<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 47<br />

Die Rolle der Medien – Was sie<br />

können, sollen und (nicht) dürfen<br />

Die vierte Gewalt<br />

Die ersten drei kennt jeder: Legislative, Exekutive und Judikative heißen die<br />

Gewalten, die in unserem politischen System Gesetze machen, sie in die Tat<br />

umsetzen und ihre Einhaltung kontrollieren. Die Medien werden als vierte<br />

Gewalt im Staate bezeichnet, weil sie unersetzlich für eine funktionierende<br />

Demokratie sind. Eine Reihe von Gesetzen sorgt für ein Gleichgewicht von<br />

Rechten und Pflichten der Medien.<br />

Welche Aufgaben hat die Presse in der Demokratie?<br />

Was in der Welt und in unserem Land passiert, nehmen wir meist ausschließlich<br />

durch die Medien zur Kenntnis. Selbst Ereignisse, die uns direkt betreffen,<br />

wie zum Beispiel ein neues Gesetz, gehen zuerst durch den Filter von Presse<br />

oder Rundfunk, bevor wir von ihnen erfahren. Massenmedien sind also wichtig,<br />

um sich eine Meinung zu bilden und darüber entscheiden zu können, für<br />

wen man bei der nächsten Wahl seine Stimme abgibt. Um so wichtiger ist es,<br />

dass die Medien wahrheitsgemäß, umfangreich und kritisch berichten. Ihre<br />

politischen Funktionen sind vor allem<br />

• die Menschen wahrheits- und sachgemäß zu informieren und aufzuklären,<br />

• an der Meinungsbildung mitzuwirken und<br />

• die Politiker zu kontrollieren, das politische Geschehen zu hinterfragen und<br />

Missstände zu kritisieren.<br />

Information und Aufklärung<br />

Das Angebot an Informationen aller Art ist heute größer als je zuvor. Die Massenmedien<br />

nehmen den Menschen daher die Arbeit ab, alle Informationen zu<br />

sichten, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und verständlich aufzubereiten.<br />

Ob aktuelles Tagesgeschehen, Wissenswertes oder Verbrauchertipps: Die<br />

Presse und die anderen Medien sollen vollständig, sachlich und verständlich<br />

informieren. Wer sich in den Medien gut informiert, der kann<br />

• politische, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge besser erfassen,<br />

• sich auf politische Teilhabe vorbereiten und<br />

• er erfährt, in welcher Gesellschaft er lebt und wie er sie mitgestalten kann.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 48<br />

Mitwirkung an der Meinungsbildung<br />

Demokratie funktioniert nur durch öffentliche Diskussion: Widerstreitende<br />

Meinungen werden von verschiedenen Gruppen vertreten. Am Ende entscheidet<br />

die Mehrheit. Doch auch Minderheiten müssen eine Stimme haben. Die<br />

Aufgabe der Medien ist es daher, möglichst viele Meinungen abzubilden. Nur,<br />

wenn Menschen verschiedene Ansichten kennen, können sie eine fundierte<br />

Entscheidung treffen. In der Zeitung gilt eine klare Trennung von Meinung<br />

und Tatsache. Meinungsbetonte Texte, wie Kommentare oder Leitartikel, sind<br />

besonders gekennzeichnet.<br />

Kontrolle und Kritik<br />

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – das gilt auch für die Politik. Es ist daher<br />

die Aufgabe der Massenmedien, kritisch zu hinterfragen, was Institutionen<br />

und Akteure sagen und tun. So werden Missstände aufgedeckt, unliebsame<br />

Fragen in die öffentliche Diskussion eingebracht, Korruption und Willkür verhindert<br />

und Widersprüche offengelegt. Die Medien sollen kontrollieren, ob<br />

gewählte Repräsentanten auch wirklich das Volk vertreten oder nur eigene<br />

Interessen.<br />

Rechtliche Grundlagen für Massenmedien<br />

Vielfalt<br />

Um die Funktion bei der demokratischen Meinungsbildung erfüllen zu können,<br />

muss Vielfalt in der Medienlandschaft gewährleistet sein: Es muss<br />

möglich sein, sich aus unterschiedlichen Quellen zu informieren. Dazu ist ein<br />

entsprechendes Angebot an Medien nötig. Das Vielfaltsgebot bezieht sich auf<br />

das Gesamtangebot der Berichterstattung in allen Medien, nicht auf jeden<br />

einzelnen journalistischen Beitrag oder auf jede einzelne Zeitung.<br />

Man unterscheidet dabei zwischen „innerer“ und „äußerer“ Vielfalt: Im Bereich<br />

des Rundfunks (Radio und Fernsehen) gilt das Gebot innerer Vielfalt:<br />

Die verschiedenen Themen und Positionen sollen innerhalb des Mediums<br />

angemessen behandelt werden. Ein TV-Sender oder eine Radiowelle muss das<br />

gesamte Meinungsspektrum abbilden und sollte keiner politischen Richtung<br />

einseitig zuneigen.<br />

Für die Presse gilt dagegen das Gebot äußerer Vielfalt: Auf dem Gesamtmarkt<br />

der Printmedien oder in einzelnen Sparten (z. B. Regionalzeitungen, Magazine,<br />

überregionale Tageszeitungen, Wochenzeitungen) muss Vielfalt herrschen – die<br />

einzelnen Publikationen dürfen aber durchaus eine klare politische Ausrichtung<br />

haben. So gibt es eher konservativ orientierte Blätter wie die Frankfurter<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 49<br />

Allgemeine Zeitung oder Die Welt und eher links orientierte Zeitungen wie die<br />

taz, Das Neue Deutschland oder die Frankfurter Rundschau.<br />

Pressefreiheit<br />

Damit die Presse all diese Funktionen ausüben kann, sichern eine Reihe von<br />

Gesetzen Pressefreiheit und Vielfalt der Medien.<br />

Grundgesetz, Artikel 5, Abs.1<br />

„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu<br />

äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen<br />

ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der<br />

Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine<br />

Zensur findet nicht statt.“<br />

Die Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit ist durch das Grundgesetz gesichert.<br />

Die Meinungsfreiheit beinhaltet das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung.<br />

Die Informationsfreiheit besagt, dass jeder das Recht hat, sich aus<br />

allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.<br />

Die rechtliche Stellung der Presse ist neben dem Grundgesetz auch in den Landespressegesetzen<br />

der Bundesländer geregelt. Die wichtigsten gesetzlichen<br />

Regelungen:<br />

• Der Staat darf Nachrichtenquellen nicht unterbinden oder reglementieren.<br />

• Eine Zensur findet nicht statt. Staatliche Stellen dürfen den Inhalt eines<br />

Mediums nicht vor der Ausstrahlung bzw. vor dem Druck kontrollieren.<br />

• Behörden und staatliche Stellen sind verpflichtet, den Medien Auskunft zu<br />

geben. Ausnahmen bilden Geheimhaltungsvorschriften, Eingriffe in schwebende<br />

Verfahren oder schutzwürdige private Interessen.<br />

• Journalisten haben gegenüber Polizei und Gericht ein Zeugnisverweigerungsrecht.<br />

Sie sind nicht verpflichtet, ihre Informanten und Quellen offen<br />

zu legen. Darüber hinaus gilt ein Beschlagnahmeverbot zur Wahrung des<br />

Redaktionsgeheimnisses. Die Wohnungen von Journalisten dürfen nicht<br />

überwacht werden.<br />

Die Grenzen der Pressefreiheit – worauf Journalisten achten<br />

müssen<br />

Der Pressefreiheit sind jedoch Grenzen gesetzt. Als Journalist darf man nicht<br />

alles schreiben, was man will. Jeder, der in einer Zeitung oder in einem Blog<br />

schreibt, im Radio berichtet oder einen Fernsehbeitrag macht, ist verpflichtet,<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 50<br />

journalistisch sorgfältig zu arbeiten. Journalisten müssen sich an das Persönlichkeits-<br />

und das Urheberrecht halten. Wer Bilder, Logos und Texte aus dem<br />

Internet kopiert und in seinem Zeitungsartikel verwendet, macht sich strafbar.<br />

Wer in der großen Pause ein Foto vom Schulhof schießt und es veröffentlicht,<br />

kann unter Umständen in Schwierigkeiten kommen. Und auch, wer in der<br />

Zeitung sein Lieblingscafé über den grünen Klee lobt, vernachlässigt die journalistische<br />

Sorgfalt. Einen kurzen Überblick über die wichtigsten Regeln bietet<br />

dieser Text. Er kann aber im Einzelfall eine professionelle Rechtsauskunft nicht<br />

ersetzen.<br />

Persönlichkeitsrecht<br />

Dass Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit sehr wichtig sind, erkennt<br />

man schon daran, dass sie im Grundgesetz stehen. Diese Freiheiten können<br />

nur dann von Gerichten oder vom Gesetzgeber eingeschränkt werden, wenn<br />

es darum geht, ein mindestens ebenso wichtiges Recht zu schützen. Der Persönlichkeitsschutz<br />

von einzelnen Menschen ist so ein gleichwertiges Rechtsgut.<br />

Jeder Mensch hat ein Recht darauf, dass sein Privatleben und seine Intimsphäre<br />

besonders geschützt werden. Dazu gehören zum Beispiel das Liebesleben<br />

oder innerste Gefühle oder Gedanken, die man nur seinem Tagebuch anvertraut.<br />

Ein Journalist darf zum Beispiel nicht darüber berichten, dass sein verheirateter<br />

Nachbar eine Affäre hat oder dass der Sohn des Nachbarn Drogen<br />

nimmt, wenn der Betroffene nicht ausdrücklich zustimmt.<br />

Recht am eigenen Bild<br />

Ein wichtiger Teil des Persönlichkeitsrechts ist auch das Recht am eigenen Bild.<br />

Jeder Mensch darf selbst bestimmen, ob und in welchem Zusammenhang ein<br />

Bild von ihm veröffentlich wird. Das heißt: Ein Journalist darf kein Foto einer<br />

sonnenbadenden Nackten am Strand schießen und es unter der Überschrift<br />

„So schön ist der Sommer!“ aufs Titelblatt der Zeitung heben. Der Fotograf<br />

muss die Frau vorher fragen und ihr ausdrückliches Einverständnis einholen.<br />

Dabei sollte man genau erklären, in welcher Zeitung, in welchem Umfang<br />

und zu welchem Thema das Bild veröffentlicht wird. Als „Bild“ gelten übrigens<br />

nicht nur Fotos, sondern auch Zeichnungen, Karikaturen oder Fotomontagen.<br />

Von dieser Regel gibt es einige wenige Ausnahmen: Keine Einwilligung benötigt<br />

man für Bilder<br />

• von bekannten und berühmten „Personen der Zeitgeschichte“ (siehe unten),<br />

• von einer Landschaft oder einem bestimmten Ort, auf dem die Person nur<br />

am Rande als sogenanntes Beiwerk erscheint,<br />

• einer Versammlung oder eines Umzugs, an dem die Person teilgenommen<br />

hat,<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 51<br />

• die der Kunst dienen und nicht auf Bestellung angefertigt sind.<br />

Posiert eine Person vor der Kamera des Journalisten und lässt sich bereitwillig<br />

und bewusst fotografieren, geht man davon aus, dass eine Veröffentlichung in<br />

Ordnung geht – auch ohne konkrete Einwilligung. Generell sollten Journalisten<br />

aber immer sicher gehen und nachfragen, ob das Bild in der Zeitung oder<br />

im Internet erscheinen darf.<br />

Personen der Zeitgeschichte<br />

Das Persönlichkeitsrecht gilt zwar für jeden – für Personen der Zeitgeschichte<br />

allerdings nur eingeschränkt. Die außereheliche Affäre eines Politiker kann<br />

zum Beispiel von öffentlichem Interesse sein, wenn dieser Politiker in der Öffentlichkeit<br />

für die Unantastbarkeit der Ehe eintritt. Generell gelten für Menschen,<br />

die in der Öffentlichkeit stehen, andere Berichterstattungsgrenzen. Berühmte<br />

Sportler, Staatsoberhäupter, Adlige, Musiker, Schauspieler und andere<br />

Prominente bezeichnet man als Personen der Zeitgeschichte. Sie stehen durch<br />

ihre Lebensführung dauerhaft im Licht der Öffentlichkeit und müssen damit<br />

leben, dass sie Gegenstand des allgemeinen Interesses sind. Über die Trennung<br />

des kalifornischen Ex-Gouverneurs und Schauspielers Arnold Schwarzenegger<br />

von Maria Shriver und über seine außerehelichen Affären beispielsweise<br />

darf berichtet werden, weil Schwarzenegger eine Person der Zeitgeschichte ist.<br />

Über die Scheidung der „Meiers von nebenan“ darf der Journalist hingegen<br />

nicht berichten. Auch bei Personen der Zeitgeschichte gibt es allerdings Grenzen,<br />

die Medien ohne Einverständnis nicht überschreiten dürfen. Journalisten<br />

dürfen zum Beispiel nicht ohne Einverständnis der Personen Fotos von deren<br />

Wohnungen machen.<br />

Manche Personen geraten nicht dauerhaft, sondern nur für einen begrenzten<br />

Zeitraum ins Licht der Öffentlichkeit – zum Beispiel die „Big Brother“- oder<br />

„Germany's Next Topmodel“-Teilnehmer. Solange sie vor der Kamera stehen,<br />

müssen sie sich eine Berichterstattung gefallen lassen. Sobald sie ihr normales<br />

Leben wieder aufgenommen haben, ist ihr Privatleben wieder genauso<br />

geschützt, wie das jedes anderen Bürgers. Es kommt allerdings auch auf das<br />

eigene Verhalten an. Wenn man zum Beispiel Journalisten für eine Homestory<br />

nach Hause einlädt, kann man sich schlecht hinterher beschweren, wenn auch<br />

andere private Ereignisse veröffentlicht werden.<br />

Webseiten zum Thema:<br />

www.gvu.de<br />

(Gesellschaft zur<br />

Verfolgung von<br />

Urheber-rechtsverletzungen<br />

e. V.)<br />

www.urheberrecht.org<br />

Journalistische Sorgfaltspflicht<br />

Was die Medien berichten, muss stimmen. Ein Journalist muss alle Informationen,<br />

die er wiedergibt, überprüfen – so gut es geht. In den Landespressegesetzen<br />

heißt es dazu: „Die Presse hat alle Nachrichten vor ihrer Verbreitung<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 52<br />

mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Inhalt, Herkunft und<br />

Wahrheit zu prüfen.“<br />

Ein Beispiel: Ein Diskobesucher berichtet einem Journalisten, in eine bestimmte<br />

Disko würden keine Ausländer eingelassen. Der Journalist kann nun in der<br />

Zeitung nicht schreiben: „In diese Disko kommen Ausländer nicht hinein.“ Er<br />

muss die Information des Diskobesuchers prüfen, weitere Stimmen dazu sammeln,<br />

in die Disko gehen, mit dem Diskobesitzer sprechen und vielleicht einen<br />

Test machen, ob Ausländer eingelassen werden. Tatsachen dürfen nur behauptet<br />

werden, wenn sich ihr Wahrheitsgehalt notfalls auch vor Gericht beweisen<br />

lässt. Falsche Informationen zu verbreiten, ist strafbar.<br />

Nicht immer lässt sich zweifelsfrei klären, was stimmt. Ein Diskobesucher sagt<br />

dies, der andere das. Und der Diskobesitzer weigert sich, Stellung zu nehmen.<br />

Dann sollte der Journalist die unterschiedlichen Aussagen gegenüberstellen.<br />

Er kann seine persönlichen Beobachtungen hinzufügen und seine Meinung<br />

äußern. Denn Meinungsäußerungen und Werturteile sind vom Grundgesetz<br />

geschützt.<br />

Gegendarstellung, Verleumdung und Beleidigung<br />

Der Unterschied zwischen Tatsachenbehauptungen und Meinungsäußerungen<br />

spielt im Medienrecht eine große Rolle. Grundsätzlich kann man sich merken:<br />

Alles, was theoretisch vor Gericht bewiesen werden könnte, z. B. durch<br />

Urkunden, Zeugen oder Sachverständige, ist eine Tatsachenbehauptung – und<br />

die muss stimmen. Meinungsäußerungen dagegen sind subjektive Werturteile.<br />

„Bürgermeister X ist bestochen worden“ ist eine Tatsachenbehauptung.<br />

„Bürgermeister X macht eine schlechte Politik“ hingegen ist eine Meinungsäußerung<br />

(Wert urteil), für die sich zwar argumentieren lässt, über die man aber<br />

geteilter Meinung sein kann.<br />

Wer eine falsche Tatsachenbehauptung verbreitet, muss sich auf Schwierigkeiten<br />

gefasst machen. Möglicherweise macht er sich der Verleumdung oder der<br />

üblen Nachrede schuldig. Das ist strafbar. Auf jeden Fall darf derjenige, über<br />

den die falsche Tatsache behauptet wurde, eine Gegendarstellung verlangen.<br />

Er darf dann an gleicher Stelle und in gleichem Umfang in der Zeitung schildern,<br />

wie er die Sache sieht. Der Bürgermeister darf sich also gegen die Schlagzeile<br />

„Bürgermeister X ist bestochen worden.“ mit einer Schlagzeile in gleicher<br />

Größe wehren: „Die Zeitung Z berichtete, dass ich bestochen worden sei.<br />

Hierzu stelle ich fest: Ich bin nicht bestochen worden.” Das ist für die Zeitung<br />

natürlich peinlich – mal abgesehen davon, dass der Bürgermeister eventuell<br />

Ansprüche auf Schadenersatz oder Schmerzensgeld geltend machen kann.<br />

Eine Gegendarstellung kann sich nur auf Tatsachenbehauptungen beziehen,<br />

nicht auf Meinungsäußerungen. Aber auch bei Meinungsäußerungen muss<br />

Der Pressekodex zum<br />

Nachlesen: http://<br />

www.presserat.<br />

info/inhalt/derpressekodex/<br />

pressekodex.html<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 53<br />

man vorsichtig sein. Zwar sind sie durch die Meinungsfreiheit sehr weitgehend<br />

geschützt. Sie dürfen aber die Grenze der Schmähkritik nicht überschreiten.<br />

Das heißt: Wenn eine Meinungsäußerung nur dazu da ist, einen anderen<br />

zu beschimpfen und nichts zur Sache beiträgt, ist sie eine Beleidigung und<br />

damit verboten. Das gilt zum Beispiel für alle schlimmen Schimpfwörter.<br />

Gesetzeswidrige Äußerungen<br />

Es gibt ein paar Äußerungen, die trotz Meinungs- und Pressefreiheit ausnahmslos<br />

niemand veröffentlichen darf. Dazu gehören zum Beispiel die<br />

Verherrlichung von Krieg, Aufrufe zu strafbaren Handlungen oder Verstöße<br />

gegen den Jugendschutz. „Die Presse verzichtet auf eine unangemessen sensationelle<br />

Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid. Die Presse beachtet den<br />

Jugendschutz“, heißt es dazu im Pressekodex.<br />

Paragraf 130 des Strafgesetzbuchs stellt Volksverhetzung unter Strafe. Es ist<br />

verboten, gegen andere Länder, Völker, Religionen oder einzelne Menschen<br />

zum Hass aufzustacheln oder zu Gewalt aufzufordern. Auch verboten ist es,<br />

die Menschenwürde von einzelnen oder Gruppen anzugreifen, zum Beispiel<br />

durch Beschimpfungen. Man darf auch nicht den Text eines anderen weiterverbreiten,<br />

der so etwas tut. Den Holocaust oder andere NS-Verbrechen zu<br />

leugnen oder zu billigen, ist ebenfalls verboten.<br />

Eine weitere wichtige Grenze der Berichterstattung bildet das Jugendschutzgesetz.<br />

Es soll sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche nichts lesen oder sehen,<br />

was sie in ihrer Entwicklung beeinträchtigen könnte, z. B. Pornografie oder<br />

Gewalt. Kinder und Jugendliche können durch Texte und Bilder mit grausamen<br />

oder explizit sexuellen Szenen belastet werden. Es soll verhindert werden, dass<br />

„ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen<br />

Persönlichkeit“ beeinträchtigt wird.<br />

Alle diese Regelungen gelten auch für Veröffentlichungen im Internet. Vorsicht<br />

ist auch bei Links auf externe Seiten geboten. Wenn dort pornografische oder<br />

kriegsverherrlichende Inhalte angeboten werden, kann auch der Link strafbar<br />

sein. Da nützt es auch nichts, sich auf der eigenen Seite vom Inhalt der verlinkten<br />

Seite zu distanzieren.<br />

Trennung von Werbung und Berichterstattung<br />

In den Artikeln einer Zeitung erwarten wir unabhängige, kritisch geprüfte Informationen.<br />

In den Anzeigen dagegen steht Werbung: Dass das Café XY den<br />

besten Capuccino der Stadt hat, muss nicht unbedingt stimmen. Aber in seiner<br />

Anzeige darf das Café das ruhig behaupten. Wir müssen es ja nicht glauben,<br />

wenn wir wissen, dass es sich um eine Anzeige des Cafés handelt. Und „Anzeige“<br />

steht zum Glück darüber.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 54<br />

Zeitungen müssen deutlich kennzeichen, was Anzeige und was redaktionelle<br />

Berichterstattung (also Artikel usw.) ist. Das steht im Landespressegesetz<br />

(NRW und Bayern): „Hat der Verleger (...) eines periodischen Druckwerks aus<br />

Anlass oder im Zusammenhang mit einer Veröffentlichung zum Zweck der<br />

Werbung oder Mitteilung ein Entgelt erhalten, gefordert oder sich versprechen<br />

lassen, so hat er diese Veröffentlichung, sofern sie nicht schon durch Anordnung<br />

oder Gestaltung eindeutig als Anzeige zu erkennen ist, mit dem Wort<br />

‚Anzeige‘ zu bezeichnen“. Verzichtet der Verleger auf diese Kennzeichnung,<br />

handelt es sich um Schleichwerbung. Und die ist verboten – auch dann, wenn<br />

man dafür nicht bezahlt wird. Sein Lieblingscafé ohne ersichtlichen Grund<br />

anzupreisen, ist Schleichwerbung. Nichts einzuwenden ist dagegen, alle Cafés<br />

der Stadt zu testen und vergleichend vorzustellen.<br />

Urheberrecht<br />

Wer einen Text schreibt, ein Foto macht, einen Song schreibt, ein Bild malt oder<br />

einen Film dreht, schafft ein „geistiges Werk“. Dieses Werk ist sein Eigentum.<br />

Nur der Urheber darf bestimmen, was damit geschieht. Das steht im Urheberrechtsgesetz.<br />

Das Urheberrecht schützt Journalisten, Autoren, Fotografen und<br />

Künstler vor dem Diebstahl ihrer Arbeit. Es soll verhindern, dass jemand fremde<br />

geistige Werke verwertet, ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen.<br />

Für Journalisten heißt das: Fotos, Filme, Grafiken, Comics, Karikaturen und<br />

auch Artikel dürfen nicht ohne das Einverständnis des Urhebers im Internet<br />

oder in der Zeitung veröffentlicht werden. Auch der Hinweis auf den Urheber<br />

genügt nicht. Er muss damit einverstanden sein und hat das Recht auf ein Honorar.<br />

Fotos, Texte, Grafiken, Comics oder Karikaturen ohne Einverständnis des<br />

Urhebers zu verwenden, ist genauso wie Ladendiebstahl ein strafbares Delikt.<br />

Verstöße gegen das Urheberrecht werden wie das Raubkopieren von Filmen,<br />

Musik oder Programmen mit Geld- oder Gefängnisstrafen geahndet.<br />

Manchmal bieten Pressestellen auf ihrer Webseite Texte oder Fotos zur freien<br />

Verwendung an. Wenn dort eindeutig steht, dass Zeitungen die Materialien<br />

übernehmen dürfen, dann ist das natürlich kein Problem. Zumindest kein<br />

urheberrechtliches. Wer den (Werbe-)Text einer Pressestelle allerdings unbearbeitet<br />

übernimmt, handelt unjournalistisch und läuft Gefahr, Schleichwerbung<br />

zu machen.<br />

Zitate<br />

Einen Text von Wikipedia zu übernehmen, ohne dies kenntlich zu machen, ist<br />

nicht nur unehrenhaft, sondern auch unsicher: Da an der Online-Enzyklopädie<br />

viele und anonyme Autoren mitwirken, ist Wikipedia keine sichere Quelle.<br />

Erlaubt sind aber Zitate aus Wikipedia, ebenso wie aus Artikeln, Aufsätzen<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 55<br />

oder Büchern. Dabei sollte auf jeden Fall die Quelle des Zitats genannt werden.<br />

Man darf auch einen Link auf eine Webseite legen, ohne den Inhaber zu fragen.<br />

Wer kontrolliert die Medien?<br />

Viele der beschriebenen Regeln sind gesetzlich festgeschrieben. Wenn eine<br />

Person, ein Unternehmen oder eine Organisation der Meinung ist, dass die<br />

Medien in ihrer Berichterstattung über sie gegen diese Regeln verstoßen<br />

haben, können sie gerichtlich gegen sie vorgehen. Dann müssen die Medien<br />

eventuell mit straf- oder zivilrechtlichen Konsequenzen (Geld- oder Gefängnisstrafen,<br />

Schadensersatz, Schmerzensgeld) rechnen.<br />

Neben den Gerichten überwacht auch der Deutsche Presserat die Arbeit der<br />

deutschen Presse. Der Presserat ist ein Selbstkontrollgremium aus je zehn<br />

Vertretern von Journalistengewerkschaften und Verlegerverbänden. Er hat den<br />

sogenannten Pressekodex mit publizistischen Grundsätzen erarbeitet. Dort<br />

hat er ethische Maßstäbe für das redaktionelle Handeln aufgestellt. Darin<br />

geht es unter anderem um<br />

• Achtung vor der Wahrheit und Wahrung der Menschenwürde,<br />

• gründliche und faire Recherche,<br />

• klare Trennung von redaktionellem Text und Anzeigen,<br />

• Achtung der Privat- und Intimsphäre,<br />

• Vermeidung unangemessen sensationeller Darstellung von Gewalt und<br />

Brutalität.<br />

Jede Leserin und jeder Leser kann sich an den Presserat wenden und sich über<br />

die Berichterstattung einer Zeitung beschweren – auch ohne selbst betroffen<br />

zu sein. Der Presserat beurteilt dann auf der Grundlage des Pressekodex, ob<br />

die Beschwerde berechtigt ist oder nicht. Er kann gegen die Zeitung Rügen<br />

aussprechen, die dann öffentlich gemacht werden. Die meisten Zeitungen und<br />

Zeitschriften haben sich freiwillig zum Abdruck der Rügen verpflichtet. Erzwingen<br />

kann der Presserat den Abdruck nicht.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 56<br />

Wie sich Zeitungen unterscheiden<br />

Die föderale Struktur der Bundesrepublik spiegelt sich in der Presselandschaft<br />

wider. Die große Mehrheit der Zeitungen in Deutschland hat eine lokale oder<br />

regionale Bindung. Lokalzeitungen machen die große Mehrheit der Tageszeitungen<br />

aus. Sie legen einen Schwerpunkt auf die Berichterstattung aus ihrem<br />

Lokalgebiet. In den Landeshauptstädten und weiteren Großstädten haben sich<br />

Regionalzeitungen entwickelt. Sie haben eine Auflage von mehr als 100.000<br />

Exemplaren. Zu den Regio nalzeitungen gehören u. a. die Stuttgarter Zeitung,<br />

die Freie Presse, die WAZ, das Hamburger Abendblatt oder der Zeitung im Projekt.<br />

Nur zehn Tageszeitungen gelten als überregionale Zeitungen.<br />

Man unterscheidet Tageszeitungen auch nach ihrer Verkaufsstruktur. Es gibt<br />

Straßenverkaufszeitungen und Abonnementzeitungen. Die meisten Tageszeitungen<br />

sind Abonnementzeitungen, das heißt, der größte Teil der Auflage<br />

geht per Bote oder Post an Abonnenten. Nur wenige Zeitungen sind Straßenverkaufszeitungen.<br />

Die Bild-Zeitung ist die einzige überre gionale Straßenverkaufszeitung.<br />

Daneben gibt es sieben regionale Straßenverkaufszeitungen wie<br />

die Morgenpost in Hamburg, Dresden und anderen Städten, den Express in<br />

Düsseldorf und Köln oder die tz in München.<br />

Überregionale Tageszeitungen<br />

Überregionale Abo-Zeitungen unterscheiden sich besonders durch<br />

• die überregionale Verbreitung,<br />

• das Gewicht der Berichterstattung über das ganze Land und das Ausland,<br />

• und die Zahl der Korrespondenten im In- und Ausland (siehe Impressum).<br />

Im Wesentlichen also durch das Maß an eigenständiger Berichterstattung<br />

unabhängig von Nachrichtenagenturen und anderen Zeitungen. Die Hintergrundberichterstattung<br />

über internationale und nationale Ereignisse ist besonders<br />

intensiv.<br />

Die wichtigsten überregionalen Tageszeitungen:<br />

• Süddeutsche Zeitung (www.sueddeutsche.de),<br />

• Frankfurter Allgemeine Zeitung (www.faz.net),<br />

• Die Welt (www.welt.de),<br />

• Frankfurter Rundschau (www.fr-online.de),<br />

• die tageszeitung (www.taz.de),<br />

• Neues Deutschland (www.neues-deutschland.de).<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 57<br />

Die überregionalen Tageszeitungen erreichen zusammen eine Auflage von<br />

etwas mehr als 1,6 Millionen Exemplaren. Sie werden von 5,5 Prozent der Bevölkerung<br />

gelesen. Zum Vergleich: Die Reichweite der regionalen Tageszeitung<br />

beträgt 57,9 Prozent der Bevölkerung. Leserinnen und Leser von überregionalen<br />

Zeitungen haben häufiger Abitur oder einen Hochschulabschluss. Auch<br />

Männer sind unter ihren Lesern überrepräsentiert.<br />

Die überregionalen Zeitungen im Einzelnen<br />

Das Neue Deutschland ist die einzige der ursprünglich sieben überregionalen<br />

Tageszeitungen der Ex-DDR, die die Wiedervereinigung bis heute überlebt hat.<br />

Das Neue Deutschland hat eine verkaufte Auflage von täglich rund 36.000 Exemplaren.<br />

Die Zeitung war zu DDR-Zeiten das Zentralorgan der Sozialistischen<br />

Einheitspartei (SED). Jetzt steht sie ideologisch der Linken nahe.<br />

Die tageszeitung (taz) ist eine relativ kleine Zeitung mit linkem Profil und einer<br />

Auflage von 58.000 Exemplaren. Sie ist eine der wenigen Neugründungen<br />

einer Tageszeitung in den letzten zwei Jahrzehnten, die sich auf dem Markt<br />

halten konnte. Die taz wird von einer Genossenschaft der Mitarbeiter und<br />

Leser getragen.<br />

Hinsichtlich der Korrespondentenzahl, des Umfangs der Be richterstattung<br />

und der Auflage können diese beiden Zeitungen kaum mit den anderen überregionalen<br />

Blättern konkurrieren.<br />

Die Frankfurter Rundschau (verkaufte Auflage: 119.000) ist 1945 gegründet<br />

worden. Seit April 2010 ist die FR Teil der „DuMont-Redaktionsgemeinschaft“,<br />

der auch die Berliner Zeitung, der Kölner Stadt-Anzeiger und die Mitteldeutsche<br />

Zeitung angehören. Ihre Grundhaltung ist links-liberal. Sie tritt ein für<br />

Menschenrechte, Minderheiten, Gewaltlosigkeit und Kontrolle von Macht<br />

durch Bürger-Mitbestimmung. Für die Frankfurter Rundschau typisch sind<br />

umfangreiche Dokumentationen.<br />

DIE Welt hat eine verkaufte Auflage von etwa 252.000 Exemplaren und gehört<br />

zum Axel Springer Konzern. Ihre Grundhaltung beschreibt Hermann Meyn als<br />

konservativ. Sie hatte viele Jahre mit sinkenden Auflagen zu kämpfen. Ihre<br />

Leser findet DIE Welt meist bei Führungskräften in Staat und Wirtschaft. Welt<br />

KOMPAKT ist die neueste überregionale Tageszeitung in Deutschland. Sie fällt<br />

besonders durch ihr ungewöhnliches Format auf: Welt Kompakt ist nur halb<br />

so groß wir ihre große Schwester Die Welt.<br />

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (verkaufte Auflage: 355.000 Exemplare)<br />

erscheint seit 1949. „Ihre Stärke ist ihr dichtes weltweites Korrespondentennetz,<br />

das ihr eine in ternationale, von den Nachrichtenagenturen weitgehend<br />

unabhängige Berichterstattung ermöglicht, besonders im Wirtschaftsteil. Unter<br />

den Lesern überwiegen leitende Mitarbeiter von Behörden und Betrieben<br />

aus: BDZV (November<br />

2010): Die deutschen<br />

Zeitungen in Zahlen<br />

und Daten. Berlin<br />

Alle Auflagenzahlen im<br />

Folgenden benennen<br />

die durchschnittliche<br />

täglich verkaufte<br />

Auflage im 2. Quartal<br />

2012 laut<br />

IVW, Informationsgesellschaft<br />

zur<br />

Feststellung der<br />

Verbreitung von<br />

Werbeträgern.<br />

http://daten.ivw.eu<br />

zitiert nach:<br />

Meyn, Hermann (2004):<br />

a. a. O., S. 105<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 58<br />

sowie Selbstständige. Während sie in ihrem Politik-Teil eher mit CDU/CSU-<br />

Positionen sympathisiert und in Wirtschaftsfragen für die Unternehmerinteressen<br />

ficht, leis tet sie sich im Feuilleton ein breites Meinungsspektrum.“ Die<br />

„FAZIT-Stiftung“ ist als Mehrheitsgesellschafterin verpflichtet, ihre Einnahmen<br />

zu gemeinnützigen Zwecken zu verwenden.<br />

Die Süddeutsche Zeitung ist mit einer verkauften Auflage von rund 437.000<br />

Exemplaren die größte überregionale Abonnementzeitung. Sie wurde 1949<br />

gegründet und zeichnet sich durch einen breiten überregionalen Nachrichtenteil<br />

aus.<br />

„Ihre allgemeine Linie ist in ihrem Redaktionsstatut festgeschrieben: ‚Sie verteidigt<br />

und erstrebt freiheitliche, demokratische Gesellschaftsformen nach<br />

liberalen und sozialen Grundsätzen.‘ Viele loben ihre journalistische Brillanz<br />

(vor allem in der Titelseiten-Glosse „Streiflicht“ und in Reportagen) sowie ihre<br />

Angriffe ge gen alle Versuche, die rechtsstaatliche Ordnung zu unterhöhlen.“<br />

Das Handelsblatt und die Financial Times Deutschland sind Tageszeitungen<br />

mit einem klaren Schwerpunkt auf Wirtschafts- und Finanzthemen. Ihre Zielgruppe<br />

sind Führungskräfte in der Wirtschaft. Sie berichten auch über Politik,<br />

Kultur oder Sport, wählen aber stärker nach den Interessen ihrer Zielgruppe<br />

aus. Das Handelsblatt hat eine verbreitete Auflage von 138.000 Exemplaren,<br />

die Financial Times 102.000 Exemplare. Die Financial Times wurde im Februar<br />

2000 ge gründet.<br />

zitiert nach:<br />

Meyn, Hermann (2004):<br />

a. a. O., S. 105<br />

Kaufzeitungen<br />

Kaufzeitungen werden auch Boulevardzeitungen genannt und unterscheiden<br />

sich stark von regionalen und überregionalen Zeitungen. Sie werden überwiegend<br />

in Kiosken, Geschäften und auf der Straße verkauft. Die Leser entscheiden<br />

jeden Tag neu, ob sie die Zeitung kaufen. Die Boulevardzeitungen müssen<br />

sich also jeden Tag neu messen lassen. ,Auflage machen‘ ist für sie überlebensnotwendig.<br />

Sie ver suchen deshalb, ihre Leser mit großen Schlagzeilen und<br />

Fotos auf der Titelseite zum Kauf zu locken.<br />

Die größte Boulevardzeitung ist die Bild-Zeitung mit einer Auflage von rund<br />

2,8 Millionen Exemplaren. Sie ist überhaupt die auflagenstärkste Zeitung in<br />

Deutschland. Nur Bild am Sonntag kann man abonnieren. An den übrigen<br />

Tagen kann man die Bild-Zeitung nur kaufen. Neben Bild gibt es nur noch regional<br />

verbreitete Boulevardblätter: der Express, der in der Region Köln/Düsseldorf<br />

erscheint, die Morgenpost in Hamburg, Sachsen allgemein und Dresden,<br />

die Abendzeitung und tz in München, sowie die beiden Berliner Zeitungen B.Z.<br />

und Berliner Kurier.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 59<br />

Die Auflage der Boulevardzeitungen ist seit Anfang der 80er Jahre zurückgegangen.<br />

Betrug sie 1983 noch sieben Millionen Exemplare, so liegt die Auflage<br />

aller Boulevardzeitungen heute bei knapp über 4 Millionen. Ein Grund für den<br />

Auflagenrückgang ist sicherlich im Aufkommen des Privatfernsehens zu sehen:<br />

Boulevardberichterstattung hat durch die privaten Kanäle auch ins Fernsehen<br />

Einzug gehalten: Prominentenklatsch, Sex und Kriminalität sind die Themen<br />

vieler Boulevardmagazine wie Blitz (SAT.1), Explosiv, Life! (RTL), Taff (Pro Sieben)<br />

oder Brisant (ARD). Sport, ein wichtiger Schwerpunkt von Boulevardzeitungen,<br />

nimmt heute einen wesentlich größeren Raum im Fernsehprogramm ein als<br />

vor 15 Jahren.<br />

Wer liest Boulevardzeitungen?<br />

Boulevardzeitungen werden quer durch alle Bevölkerungskreise gelesen. Männer<br />

sind allerdings genauso überrepräsentiert wie Personen mittleren Alters<br />

(50- bis 59-Jährige) und Arbeiter.<br />

Auch Akademiker lesen Boulevardzeitungen. Nach einer Untersuchung in den<br />

80er Jahren lasen in absoluten Zahlen mehr Menschen mit Abitur oder/und<br />

einem Hochschulabschluss die Bild-Zeitung als die Süddeutsche. Unter der<br />

Leserschaft dominieren nicht etwa die Anhänger konservativer Parteien. Bild<br />

wird unabhängig von allen Parteipräferenzen gelesen. Die einzige Ausnahme<br />

bilden die Grünen-Wähler, die in der Bild-Leserschaft stark unterrepräsentiert<br />

sind.<br />

Charakteristika von Boulevardzeitungen<br />

Kaufzeitungen unterscheiden sich von anderen Tageszeitungen in der<br />

Gewichtung der Themen, der Gestaltung und Sprache. Sex, Prominenten-<br />

Klatsch, Sport und Kriminalität nehmen in Boulevardzeitungen einen breiten<br />

Raum ein. Auch Unterhaltung und Service wird ein großes Gewicht zugemessen.<br />

Cartoons, Witze, Ratgeber, Kochrezepte und Rätsel sind fester Bestandteil.<br />

Die Gestaltung wird von Bildern, fetten Schlagzeilen, Unterstreichungen und<br />

farbigen Kästen beherrscht. Texte werden in kurze, schnell wechselnde Informationseinheiten<br />

zerlegt, die häufig in großformatige Bilder montiert sind.<br />

„Die Zeitung für Leute, die fernsehen“, wirbt die US-Boulevardzeitung Miami<br />

News für sich.<br />

Die Sprache ist knapp, einfach, alltagsnah und erlebnisbetont. Den Lesern wird<br />

das Gefühl vermittelt, live dabei zu sein.<br />

„Mannheim – Es wird noch einige Wochen dauern – doch dann wird Super-<br />

Transe Lorenzo (22) im Spiegel das sehen, was er sich immer so sehnlichst<br />

gewünscht hat: das Gesicht einer Frau ...<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 60<br />

Es ist vollbracht! Der ‚Superstar‘-Sänger ließ sich am Samstag von einem<br />

Spezialisten-Team der Clinic im Centrum (CIC) das Gesicht komplett operieren!<br />

11.48 Uhr: Augenlider-OP (Straffung): Lorenzo (Patient Nummer 22546) liegt<br />

betäubt auf dem OP-Tisch. Dr. med. Wolf Lüerßen schneidet die Haut auf, zieht<br />

überschüssiges Fettgewebe heraus: ‚Ein Routine-Eingriff.‘<br />

12.30 Uhr: Kinn-OP (Vergrößerung): Dr. med. Hermann Solz bohrt in der Mundhöhle<br />

ein Loch, schiebt das Silikon-Implantat hinein.<br />

12.58: Nasen-OP (Verschmälerung): Dr. med. Jan Restel setzt ein Stück aus der<br />

Nasenscheidewand am Übergang von Nase zu Stirn ein. Außerdem bricht er<br />

das Nasenbein, damit die Nase von vorn schmaler aussieht.<br />

Erst gestern, 7.57 Uhr, ist Lorenzo wieder aufgewacht. ‚Ich freu mich so, dass ich<br />

das hinter mir habe. Ich habe als erstes meine Brüste aus dem Koffer geholt,<br />

meinen Bikini angezogen und mich richtig als Frau gefühlt.‘ “ (Bild vom 9. Juli<br />

2007)<br />

Die Leserinnen und Leser werden durch Appelle und rhetorische Fragen angesprochen.<br />

Boulevardzeitungen appellieren vor allem an die Gefühle der Leser,<br />

am häufigsten wird Empörung vermittelt („Wollt ihr Tote, ihr Chaoten“, Bild<br />

vom 4. Juni 2007 zu den Krawallen bei Anti-G8-Demo in Rostock). Komplizierte<br />

politische Sachverhalte werden stark vereinfacht. So wurde in der Berichterstattung<br />

über die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon<br />

schnell ein undifferenziertes Feindbild aufgebaut: „Krieg gegen Amerika. ...<br />

und Paläs tina lacht und feiert“, titelt der Express am Tag nach dem Anschlag<br />

(12. September 2001).<br />

In der knappen Bild-Sprache formulierte der ehemalige Bild-Reporter Hans<br />

Schulte-Willekes das Konzept des Blattes: „In mundgerechten Happen, raffiniert<br />

zurechtgemacht, werden die Geschichten dem Leser angeboten. Er<br />

wird nicht verstandesmäßig angesprochen, sondern über das Auge und mit<br />

Gefühlen. Fallen bei einem Bundesligaspiel zwei sensationelle Tore hintereinander,<br />

heißt die Schlagzeile PATSCH! PATSCH! JUBEL! Jeder weiß, was gemeint<br />

ist. Komplizierte Zusammenhänge werden in Losungen und Schlagworten<br />

zusammengefasst.“<br />

Kriterien der Objektivität – Richtigkeit, Vollständigkeit, Nachprüfbarkeit, Transparenz<br />

und Sachlichkeit – werden im Boulevardjournalismus oft nicht beachtet.<br />

Quellen werden nicht immer genannt. So manche Szene wird schlicht<br />

erfunden.<br />

zitiert nach: Schneider,<br />

Wolf/Raue, Paul-Josef<br />

(1996): Handbuch<br />

des Journalismus.<br />

Hamburg, S. 125<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 61<br />

Rügen des Presserats<br />

Zahlreiche Rügen des Presserats belegen, dass Journalisten von Boulevardzeitungen<br />

häufig ihre Sorgfaltspflicht verletzen. Einige Beispiele aus der Pressemitteilung<br />

des Presserats im Mai 2009:<br />

• „Der Ausschuss erteilt der Bild-Zeitung eine öffentliche Rüge für ihre<br />

Berichterstattung über einen vermuteten Straftäter an einem Gymnasium.<br />

Die Bild-Zeitung zitiert in dem Beitrag die Schulleiterin. Diese hatte aber nie<br />

persönlich mit der Redaktion gesprochen. Die Redaktion übernahm wörtliche<br />

Aussagen von ihr aus einer regionalen Tageszeitung, ohne diese Quelle<br />

zu kennzeichnen. Der Ausschuss erkennt hierin einen Verstoß gegen die<br />

journalistische Sorgfaltspflicht.“<br />

• „Der Beschwerdeausschuss spricht eine nicht-öffentliche Rüge gegen Bild-<br />

Online aus. Die Zeitung hatte auf ihrer Internetseite in einem Beitrag unter<br />

der Überschrift ‚Diese jungen Leben hat er ausgelöscht‘ die vollen Vor- und<br />

Nachnamen mehrerer Opfer genannt. Der Ausschuss erkennt hierin einen<br />

Verstoß gegen die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen und Hinterbliebenen.“<br />

• „Eine Rüge wegen Verletzung des Grundsatzes der klaren Trennung von<br />

Redaktion und Werbung erhält das Magazin IN. Die Zeitschrift hatte unter<br />

dem Titel ‚Beauty Talk‘ ein Interview mit Verona Pooth geführt. In dem<br />

Gespräch schwärmte diese von einer neuen Kosmetikserie, die sie selbst auf<br />

den Markt gebracht hatte. Beigestellt war dem Interview ein Kasten, in dem<br />

die Produkte abgebildet und mit Preisangaben vorgestellt wurden. In dieser<br />

Gesamtdarstellung sieht der Beschwerdeausschuss Schleichwerbung nach<br />

Ziffer 7, Richtlinie 7.2 des Pressekodex.“<br />

Aktuelle Rügen des<br />

Presserats können<br />

Sie im Internet unter<br />

www.presserat.de<br />

suchen. Um die Arbeit<br />

des Presserats geht<br />

es im Basismodul<br />

C Medien und<br />

Gesellschaft.<br />

www.bildblog.de<br />

ist eine private<br />

Initiative, die die<br />

Berichterstattung<br />

der Bild-Zeitung<br />

kritisch begleitet. Hier<br />

finden Sie aktuelle<br />

Beispiele aus der Bild-<br />

Berichterstattung.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 62<br />

Wie soziale Netzwerke die<br />

(Medien-)Welt verändern<br />

Social Media – was ist das?<br />

Soziale Netzwerke, Social Media, Online-Communities, Web 2.0 – vier Namen<br />

für ein Phänomen, das dabei ist, die Medienwelt und Kommunikation insgesamt<br />

zu verändern. Social Media-Dienste haben Einfluss auf unsere Art zu<br />

kommunizieren und in Kontakt zu sein, auf unser Informationsverhalten und<br />

mittelfristig auf unser Konsumverhalten.<br />

Für Jugendliche sind Online-Communities bereits heute die meistgenutzte<br />

Kommunikationsform im Internet, denn soziale Netzwerke integrieren all<br />

das, wofür man zuvor mehrere Seiten aufrufen musste. „Sie sind Steckbrief,<br />

Fotoalbum, Pinnwand, Poesiealbum, Adressbuch, Chat, Foren und Nachrichtenzentrale<br />

in einem“, heißt es in der JIM-Studie 2011 (Jugend, Information,<br />

(Multi-)Media). Dieser Studie zufolge nutzen fast 80 Prozent der Jugendlichen<br />

ab 12 Jahren täglich oder mehrmals pro Woche Online-Communities. Nur 12<br />

Prozent der Jugendlichen verzichten ganz auf die Mitgliedschaft in Communities.<br />

Wer in einem Netzwerk angemeldet ist, ist es meist bei Facebook, dem<br />

bekanntesten und weltweit meistgenutzten sozialen Netzwerk. Drei Viertel<br />

aller Netzwerk-Nutzer sind dort angemeldet. Andere von deutschen Jugendlichen<br />

genutzte Netzwerke sind SchülerVZ und „Wer-kennt-wen“. Twitter und<br />

Google+ wachsen, spielen aber bei Jüngeren noch keine große Rolle. Über<br />

Stayfriends.de kann man mit ehemaligen Mitschülern in Kontakt bleiben, StudiVZ<br />

vernetzt Studierende untereinander. Bekannte Business-Netzwerke für<br />

Erwachsene sind Xing und LinkedIn.<br />

Wie Jugendliche Social Media nutzen<br />

Jugendliche nutzen Online-Communities überwiegend, um mit anderen<br />

Mitgliedern zu chatten oder um persönliche Nachrichten zu verschicken (je<br />

75%). Fast die Hälfte nutzt die Pinnwand, um – für andere Mitglieder sichtbar<br />

– Nachrichten und Kommentare zu hinterlassen. Jeder dritte Nutzer von Communities<br />

postet regelmäßig seinen Status, gibt also seinen Freunden bekannt,<br />

wo er sich befindet, was er macht oder teilt ein Foto oder einen interessanten<br />

Link mit ihnen.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 63<br />

Wie die klassischen Medien Social Media nutzen<br />

Eine große Mehrheit der klassischen Medien und so gut wie alle großen Verlage<br />

und Rundfunkanstalten nutzen soziale Netzwerke, überwiegend Facebook,<br />

aber auch Twitter und Google+. Angesichts des Erfolges sozialer Medien ist die<br />

Präsenz in einem Social Media-Dienst für größere Unternehmen mittlerweile<br />

fast selbstverständlich.<br />

Medienunternehmen nutzen dabei vor allem die Funktion, Inhalte mit anderen<br />

zu teilen. Sie nutzen soziale Medien also als weiteren Kanal, um ihre Produkte,<br />

ihre journalistischen Inhalte, zu verbreiten. Wer bei Facebook die Seite<br />

seiner Tageszeitung „liked“, also anzeigt, dass ihm diese gefällt, bekommt die<br />

neuesten Posts dieser Zeitung automatisch auf seine eigene Pinnwand. Ähnlich<br />

steht es mit Twitter: Wer einer Zeitung auf Twitter folgt, erhält automatisch<br />

deren Tweets – und damit in der Regel Links zu aktuellen Nachrichten,<br />

Geschichten, Fotos oder Filmen.<br />

Wie sie ihren Facebook-Kanal befüllen und wie stark sie das soziale Element,<br />

also etwa die Kommentare ihrer Nutzer, nutzen, das handhaben die Medien<br />

ganz unterschiedlich:<br />

• Einige Zeitungen veröffentlichen in ihren Posts die aktuellsten Nachrichten,<br />

mitunter noch bevor man sie auf der eigenen Webseite der Zeitung finden<br />

kann. Die meiste posten allerdings Links, die auf die eigene Webseite führen.<br />

• Einige Zeitungen posten vor allem Fotos oder kleine Filme, z. B. von Veranstaltungen,<br />

die die Berichterstattung ergänzen.<br />

• Einige machen über Facebook und Co. vor allem auf Leser-Aktionen aufmerksam<br />

oder berichten über Neuigkeiten aus Redaktion und Verlag.<br />

• Wieder andere nutzen die Chance, Meinungen oder andere inhaltliche Beiträge<br />

ihrer Leser abzufragen: Sie zetteln über Facebook Debatten an oder<br />

sammeln Kommentare zu kontroversen Berichten, die teilweise auch in der<br />

Zeitung abgedruckt werden.<br />

• Das kann bis zum Crowdsourcing (Schwarm-Auslagerung) gehen: Dabei<br />

wird das Wissen einer Masse Freiwilliger genutzt, die Beispiele, Informationen<br />

oder Stimmen beisteuern, die eine Redaktion sonst aufwändig<br />

recherchieren müsste. So könnte eine Redaktion, die einen Beitrag über<br />

eine gefährliche Straßenkreuzung plant, über Facebook dazu aufrufen, von<br />

eigenen Erlebnissen an dieser Kreuzung zu berichten. Auch die Online-<br />

Enzyklopädie Wikipedia ist Ergebnis von Crowdsourcing.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 64<br />

Warum Social Media?<br />

Zeitungen, vor allem regionale Tageszeitungen haben ein Problem: Ihre Leserschaft<br />

wird älter, und es wachsen zu wenige junge Leser nach. Dank sozialer<br />

Netzwerke haben sie die Chance, auch Menschen zu erreichen, die die Zeitung<br />

nicht abonniert haben – sie können ihre Marke bekannt machen, vor allem bei<br />

jüngeren Leuten. Außerdem können sie durch ihre Art der Leser-Ansprache die<br />

Bindung zu ihren bisherigen Lesern festigen.<br />

Zeitungen können Social Media auch nutzen, um das Interesse an Themen<br />

und Nachrichten auszutesten und auf diese Weise die spätere Gewichtung<br />

ihrer Themen in der Zeitung zu entscheiden. Welches Post erhält die meisten<br />

„Likes“, welche Meldung wird am stärksten kommentiert oder weiter verbreitet?<br />

Dies scheint ein Inhalt zu sein, der am stärksten für Gesprächsstoff sorgt.<br />

Social Media-Anwendungen bieten ihnen außerdem die Chance, ihre Nachrichten<br />

um bewegte Bilder oder Audio-Files anzureichern, ähnlich wie dies auf<br />

der Webseite der Zeitung auch möglich ist.<br />

Kritik an Social Media-Diensten<br />

Social Media-Dienste machen Spaß und bieten viele Chancen, sie geraten aber<br />

auch immer wieder wegen negativer Aspekte in die Kritik. Die wichtigsten Kritikpunkte<br />

an Social Media drehen sich um Datenschutz und den Umgang mit<br />

persönlichen Daten, die Weitergabe von Daten an die Werbeindustrie, Mobbing<br />

oder Stalking sowie die Verletzung des Rechts am eigenen Bild.<br />

Umgang mit persönlichen Daten und Datenschutz<br />

Wer sich in einer Online-Community bewegt, muss in der Regel ein eigenes<br />

Profil anlegen. Da man sich in einem sozialen Netzwerk seine „Freunde“ aussuchen<br />

kann, ist es nicht üblich, falsche Angaben zu machen oder sich unter<br />

einer anderen Identität zu anzumelden.<br />

Wer sich lieber bedeckt halten will, muss meist nur eine gültige E-Mail-Adresse<br />

von sich preisgeben. Je mehr man jedoch von sich preisgibt, desto größer<br />

die Chance, auf Gleichgesinnte zu treffen – etwa auf Jugendliche mit dem<br />

gleichen Musikgeschmack. Die Menge persönlicher Daten, die man preisgeben<br />

kann, ist unbegrenzt. In den Steckbrief-Formularen wird den Mitgliedern unter<br />

anderem vorgeschlagen, Angaben zu Beziehungsstatus, sexueller Orientierung,<br />

religiösen Ansichten oder politischer Einstellung zu machen.<br />

Der JIM-Studie zufolge haben etwa drei Viertel der Community-Nutzer im<br />

Internet Angaben zu ihren Hobbys und anderen Tätigkeiten gemacht. Knapp<br />

zwei Drittel haben ein eigenes Foto oder ein Video von sich hinterlegt. Zwei<br />

Fünftel haben Bilder oder Filme von Freunden oder Familienangehörigen eingestellt.<br />

Etwa jeder Zweite gibt die E-Mail-Adresse für alle sichtbar als Kontakt-<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 65<br />

möglichkeit an. Nur relativ wenige geben ihre Messenger-Nummer oder ihre<br />

Telefonnummer preis. Fünf Prozent führen eine Art Onlinetagebuch in einem<br />

Blog oder über Twitter. Beim Einstellen persönlicher Angaben sind die Jugendlichen<br />

zurückhaltender geworden: Gegenüber den JIM-Studien der Jahre 2009<br />

und 2010 ist der Anteil derjenigen, die ihre Daten online sichtbar machen, insgesamt<br />

betrachtet eher rückläufig.<br />

Wie sollte man mit seinen Daten in sozialen Netzwerken umgehen? Ein eindeutiges<br />

„Richtig“ und „Falsch“ gibt es nicht – jeder muss seine eigene Grenze<br />

ziehen. Bevor er jedoch Entscheidungen über Veröffentlichung oder Nicht-Veröffentlichung<br />

trifft, sollten Nutzer sich klarmachen, dass sie mit jedem Klick<br />

ihr Online-Erscheinungsbild formen. Ein Klick auf den „Gefällt mir“-Button<br />

einer Webseite, und schon können mindestens die eigenen Freunde, je nach<br />

Einstellung sogar alle Nutzer sehen, welche Vorlieben man hat.<br />

Soziale Netzwerke bieten einige Möglichkeiten, den Grad der Öffentlichkeit seiner<br />

Daten zu steuern. So lässt sich etwa bei Facebook einstellen, wer die Posts<br />

auf der eigenen Pinnwand oder die eigenen Kontaktdaten sehen kann: nur<br />

eine Gruppe von engen Freunden, alle Freunde, auch „Freunde von Freunden“<br />

oder gar alle Nutzer. Wer allerdings auf der Pinnwand anderer kommentiert,<br />

hat keinen Einfluss darauf, wer alles mitliest. Wie wichtig es ist, sich darüber<br />

Gedanken zu machen, zeigt der Fall einer Auszubildenden, der im August 2011<br />

Schlagzeilen machte. Die junge Frau tat auf ihrer Pinnwand bei Facebook ihre<br />

Freude über den anstehenden Mallorca-Urlaub kund. Leider las ihr Chef mit<br />

und kündigte ihr – denn die Auszubildende hatte sich offiziell krank gemeldet.<br />

Gut überlegen sollten Nutzer sich auch, inwieweit sie die Ortungsdienste<br />

nutzen. Theoretisch kann jeder Nutzer mit Hilfe seines Smartphones den aktuellen<br />

Aufenthaltsort über Facebook bekannt geben. Im Laufe der Zeit ergibt<br />

sich daraus ein Bewegungsprofil, das für andere Nutzer sichtbar ist – ein recht<br />

großer Eingriff in die Privatsphäre und auch ein Sicherheitsrisiko.<br />

Recht am eigenen Bild<br />

Viele Menschen stellen Fotos auch von Freunden oder Verwandten ins Internet<br />

oder „markieren“ sie sogar darauf, ohne die Abgebildeten darüber zu informieren<br />

oder sie zu fragen. Allerdings gilt im Internet wie auch für die Veröffentlichung<br />

in anderen Medien das Recht am eigenen Bild. Niemand muss es<br />

hinnehmen, dass ohne seine Zustimmung Fotos veröffentlicht werden. Wenn<br />

ein Foto auf Aufforderung nicht entfernt wird, kann man sich an den Betreiber<br />

des Social Media-Dienstes wenden und um Löschung bitten.<br />

Dagegen steht es jedem frei, Fotos aller Art von sich selbst hochzuladen. Eine<br />

wichtige Frage, die man sich vorab allerdings stellen sollte, lautet: Werde ich<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Medien und Gesellschaft 66<br />

in ein paar Jahren immer noch darüber lachen können? Fände ich es gut, wenn<br />

mein zukünftiger Arbeitgeber die Fotos zu Gesicht bekäme?<br />

Mobbing, Stalking, Fake-Profile<br />

Auch durch Phänomene wie Cyber-Mobbing oder -Stalking sind soziale Netzwerke<br />

in die Kritik geraten. Die Möglichkeiten, zu kommunizieren und sich zu<br />

vernetzen, bieten eben genauso die Möglichkeit, andere auszuschließen oder<br />

sie zu beleidigen – online wie offline. Auch die rechtlichen Grundlagen gelten<br />

allerdings online wie offline.<br />

Beleidigungen und Verleumdungen sind strafbar, auch rechtsradikale Sprüche<br />

und Symbole oder Pornografie sind illegal. Eine Kontrolle ist jedoch schwierig<br />

– die Netzwerke setzen darauf, dass die Mitglieder untereinander auf strafrechtlich<br />

relevante Inhalte und ein soziales Miteinander achten.<br />

Ein Problem gerade für jüngere Mitglieder ist das gezielte Mobbing innerhalb<br />

der sozialen Netzwerke. Das beginnt bei negativen Bemerkungen auf der<br />

Pinnwand oder abfälligen Kommentaren zu Fotos und kann soweit gehen,<br />

dass eigene Gruppen gegründet werden mit dem Ziel, einzelne Mitglieder<br />

zu beleidigen oder bloßzustellen. Eine besondere Gemeinheit besteht darin,<br />

Fake-Profile anzulegen: Im Namen eines nichtsahnenden Bekannten werden<br />

falsche Tatsachen, vielleicht sogar rufschädigende oder strafrechtlich relevante<br />

Dinge eingestellt.<br />

Nutzung der Daten für Werbezwecke<br />

Was stellen die sozialen Netzwerke mit den eingestellten Daten an? Klar ist:<br />

Selbst wenn man sein Profil wieder löscht, die Daten werden nur entfernt und<br />

nicht endgültig gelöscht. Klar ist auch: Soziale Netzwerke wie das inzwischen<br />

börsennotierte Facebook wollen Geld verdienen. Die werbende Industrie hat<br />

ein großes Interesse daran, Zugriff zu Vorlieben und Hobbys der Mitglieder zu<br />

bekommen – zum Beispiel, um Werbung und Anzeigen gezielt platzieren zu<br />

können (personifizierte Werbung).<br />

Wer den „Like“-Button auf einer Webseite außerhalb von Facebook drückt,<br />

muss sich darüber im Klaren sein, dass er dadurch das Bild weiter vervollständigt,<br />

das Facebook sich vom Nutzer macht. Der Button ermöglich es, ein personalisiertes<br />

Online-Bewegungsprofil zu erstellen. Facebook kennt dann nicht<br />

nur die im eigenen Profil eingegebenen Vorlieben – sondern über die Inhalte<br />

der vom Nutzer angesurften Seiten auch weitere Interessen. Datenschützer<br />

kritisieren zudem, dass der „Like-Button“ auch außerhalb von Facebook ungefragt<br />

anzeigt, welchen Freunde aus Facebook die entsprechende Seite ebenfalls<br />

gefällt.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Das ZeitungsWiki 67<br />

Das ZeitungsWiki<br />

Das ZeitungsWiki<br />

Das ZeitungsWiki ist eine Online-Enzyklopädie ähnlich der Wikipedia, die sich<br />

thematisch auf Begriffe aus den Medien, besonders auf Zeitung, beschränkt.<br />

Jeder kann im ZeitungsWiki lesen, und jeder kann daran mitarbeiten – also Einträge<br />

schreiben, verändern oder ergänzen, Fotos, Links, Tabellen o. Ä. einstellen.<br />

Dazu benötigt man nur einen internetfähigen Computer und ein wenig Zeit,<br />

um sich einzuarbeiten. Das Bearbeiten von Wiki-Einträgen ist technisch leicht<br />

zu erlernen.<br />

Im Unterschied zu Wikipedia geht es im ZeitungsWiki nicht nur um lexikalische<br />

Erklärungen, sondern es dürfen auch Meinungen geäußert und Anleitungen/<br />

Tipps gegeben werden. Ein Beispiel: Der Begriff „Blog“ wird unter der Überschrift<br />

„Was ist das?“ zunächst erklärt. Unter der Überschrift „Wie geht das?“<br />

gibt es Hinweise und Tipps, um selbst zu bloggen. Unter der Überschrift „Was<br />

meinst du dazu?“ geht es darum, was Jugendliche von Blogs halten; ob sie sie<br />

gerne lesen oder sich vorstellen können, selbst zu schreiben. Dieser letzte Abschnitt<br />

kann sich zur Diskussionsseite entwickeln, er kann aber auch, ähnlich<br />

wie in einem Gästebuch, eine reine Sammlung von Kommentaren enthalten.<br />

Das ZeitungsWiki ist also ein medienpraktisches Online-Portal von Schülern<br />

für Schüler, das Information, Anleitung und Kommentar/Meinung/Austausch<br />

zu Medien und ihrer Nutzung bietet. Es steht grundsätzlich jedem Internetnutzer<br />

offen und wird von jugendlichen Teilnehmern an Zeitungsprojekten<br />

aus ganz Deutschland bearbeitet.<br />

Wikis als Plattform für E-Learning und Wissensmanagement<br />

Wikis werden in Lern- und Arbeitsumgebungen immer wichtiger, sei es im<br />

Projekt- oder Wissensmanagement in Unternehmen oder als Bestandteil des<br />

E-Learning in Hochschulen und Schulen. Es gibt sogar Grundschulen, die schon<br />

seit Jahren mit Wikis arbeiten. Überall dort, wo Wissen wächst und weitergegeben<br />

wird, aber die Mitarbeiter/Nutzer wechseln, werden Wikis erfolgreich<br />

eingesetzt.<br />

Wikipedia<br />

Das bekannteste Wiki ist die Wikpedia. Wohl jeder, der sich im Internet bewegt,<br />

hat sie schon einmal genutzt. Einige wissenswerte Fakten über Wikipedia:<br />

• Wikipedia-Einträge werden unentgeltlich von Menschen geschrieben, die<br />

sich unbezahlt und in ihrer Freizeit dafür einsetzen.<br />

• Jeder Eintrag kann von jedem Benutzer ergänzt und aktualisiert werden.<br />

Mehr als 1 Million Menschen auf der ganzen Welt haben bereits als ange-<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Das ZeitungsWiki 68<br />

meldete Nutzer an der Wikipedia mitgeschrieben, dazu kommen ungezählte<br />

nicht angemeldete Nutzer. Mehr als 6700 Autoren arbeiten regelmäßig an<br />

der deutschsprachigen Ausgabe mit (Stand: 2009). Zuletzt hat die Zahl der<br />

regelmäßigen Autoren abgenommen, zudem beteiligen sich deutlich mehr<br />

Männer als Frauen. Wikipedia bzw. der dahinter stehende Trägerverein, die<br />

Wikimedia Foundation versucht, dies u. a. durch Schulungen und eine noch<br />

einfachere Bedienbarkeit des Bearbeitungsprogramms zu ändern.<br />

• Die Benutzer kontrollieren und korrigieren sich gegenseitig. Die regelmäßigen<br />

Mitarbeiter bilden eine Community und haben eine Art Administrator-<br />

Funktion.<br />

• Auf den Diskussionsseiten, die es zu jedem Glossar-Eintrag gibt, tauschen<br />

sich die Autoren über geplante oder vorgenommene Änderungen aus.<br />

• Dank einer Artikelhistorie wird nichts endgültig gelöscht. Die Geschichte<br />

eines Wikipedia-Eintrags bleibt somit in all ihren Versionen nachvollziehbar.<br />

Im Jahr 2005 hat das Wissenschaftsjournal „Nature“ 50 unabhängige Gutachter<br />

gebeten, Einträge aus Wikipedia und der als Standardwerk geltenden Encyclopaedia<br />

Britannica miteinander zu vergleichen. Das Ergebnis: Zumindest<br />

bei naturwissenschaftlich orientierten Einträgen ist die Qualität des Freiwilligenlexikons<br />

kaum schlechter als die eines von bezahlten Profis erarbeiteten<br />

Nachschlagewerks (nach „Spiegel Online“ vom 15. Dezember 2005).<br />

Schreiben fürs Wiki<br />

Standards für Wiki-Einträge gelten vor allem für den lexikalischen Teil („Was ist<br />

das?“). Man kann sich dabei gut an den Standards in der Wikipedia orientieren.<br />

Einige Grundsätze:<br />

• Jeder Eintrag beginnt mit einer Definition des Begriffs, gefolgt von einer<br />

Kurz-Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte<br />

• längere Einträge sollten mit Zwischenüberschriften gegliedert werden<br />

• die Sprache ist neutral und sachlich – keine Umgangssprache<br />

• Die Einträge sollen vor allem verständlich sein. Das bedeutet: kurze, nicht<br />

verschachtelte Sätze; einfache und geläufige Wörter; möglichst kurze Sätze<br />

ohne Füllwörter; sinnvoll und logisch gliederte Abschnitte<br />

• Die Einträge sind entweder im Präsens oder im Präteritum geschrieben<br />

• Zeitangaben wie „vor hundert Jahren geboren“ vermeiden – besser „1910<br />

geboren“<br />

Qualitätskontrolle<br />

Ein Administrator beim media consulting team Dortmund überprüft jeden<br />

einzelnen Eintrag und sichert die Qualität des Angebots. Einträge und Ände-<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Das ZeitungsWiki 69<br />

rungen lassen sich jederzeit wieder rückgängig machen. Sollte der Administrator<br />

Texte bearbeiten müssen – etwa, weil sie sachlich falsch sind – wird auf<br />

den Diskussionsseiten auf die Veränderung und den Grund dafür hingewiesen.<br />

Die Entstehung, Bearbeitung und Veränderung von Texten sind jederzeit für<br />

alle nachvollziehbar. Dabei wird das mct jedoch erst nach einer gewissen Zeit<br />

tätig – die Nutzer sollen auch Gelegenheit bekommen, sich untereinander zu<br />

korrigieren.<br />

Urheberechtliche Aspekte<br />

Wichtig ist es, keine urheberrechtlich bedenklichen Materialien beim Schreiben<br />

von Wiki-Artikeln nutzen. Zitate sollten kenntlich gemacht werden, Bilder<br />

sollten nur von urheberrechtsfreien Quellen verwendet werden. Am besten ist<br />

es, selbst fotografierte Fotos einzustellen oder Fotos zu benutzen, die unter die<br />

Creative Commons-Lizenz fallen. Das gilt zum Beispiel für fast alle Fotos, die<br />

unter wikipedia zu finden sind. Auch unter www.flickr.com finden sich rechtefreie<br />

Fotos.<br />

Weiterführende Informationen<br />

• Das Wiki-Prinzip<br />

http://wiki.zum.de/Wiki-Prinzip<br />

• Wie schreibe ich gute Artikel für die Wikipedia? Weitgehend übertragbar<br />

auch auf die Glossar-Abschnitte des ZeitungsWiki:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Wie_schreibe_ich_gute_Artikel<br />

• Tipps zur Bearbeitung von Wiki-Texten<br />

http://wiki.zum.de/Tipps_zur_Bearbeitung_von_Wiki-Texten<br />

• Formatieren und Bearbeiten von Wiki-Artikeln<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Hilfe:Bearbeiten<br />

• Das Wikipedia Lehrbuch – Wiki(pedia) einfach erklärt<br />

http://de.wikibooks.org/wiki/Wikipedia-Lehrbuch<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Ethik und Objektivität 70<br />

Ethik und Objektivität im<br />

Journalismus<br />

Objektivität gilt vielen Menschen als wichtiges Qualitätsmerkmal im Journalismus.<br />

Aber wann sind Medien objektiv – und können sie es überhaupt sein?<br />

Objektivität, das ist laut dtv-Lexikon „die sachgemäße, auf das Wesen der<br />

Sache gerichtete, von subjektiven Zusätzen möglichst freie Analyse und Beurteilung<br />

von Gegenständen, Problemen, Meinungen oder Personen“. Wikipedia<br />

fasst es kurz so zusammen: „Objektivität ist die Unabhängigkeit der Beschreibung<br />

eines Sachverhalts vom Beobachter. Eine Sache soll so wiedergegeben<br />

werden, wie sie wirklich ist oder sich wirklich zugetragen hat.“<br />

Objektivität ist also eine journalistische Zielvorstellung: Jeder Journalist sollte<br />

sich nach Kräften bemühen, das, worüber er berichtet, möglichst sachgemäß<br />

und wirklichkeitsgetreu wiederzugeben: durch sorgfältige Recherche, Prüfen<br />

der Fakten und mit einem wachen Auge für die Licht- und Schattenseiten eines<br />

Themas.<br />

Die Diskussion um das Objektivitätsgebot der Medien erhitzt seit langem die<br />

Gemüter. Manche begnügen sich mit dem Hinweis, dass hundertprozentige<br />

Objektivität gar nicht möglich sei – und verabschieden sich mit diesem Argument<br />

auch gleich von dem Bemühen um objektive Bericht erstattung. Andere<br />

benutzen ,Objektivität‘ als Kampfbegriff gegen jegliche Form von Journalismus,<br />

die kritisch Stellung bezieht.<br />

Häufig wird Objektivität auch mit Ausgewogenheit verwechselt. Ausgewogenheit<br />

ist nicht unbedingt eine notwendige Voraussetzung für Objektivität.<br />

Während es beim Stichwort Objektivität um die Beziehung zwischen<br />

Aussage und Realität geht, so handelt Ausgewogenheit von unter schiedlichen<br />

Positionen zu einem Sachverhalt oder Thema.<br />

Kriterien für Objektivität<br />

Für den Objektivitätsgehalt von journalistischen Texten gibt es klar definierte<br />

Merkmale. Folgende Kriterien können bei der Beurteilung von Objek tivität für<br />

journalis tische Produkte herangezogen werden:<br />

1. Richtigkeit: Sind die Ereignisse richtig dargestellt? Stimmen die Fakten<br />

und sind sie nachgeprüft worden? Wurden Augenzeugen befragt? Wur den<br />

andere zuverlässige Quellen und unterschiedliche Quellen befragt? Mit<br />

anderen Worten: War die Recherche sorgfältig?<br />

2. Vollständigkeit: Sind alle wesentlichen Informationen über das Ereignis<br />

oder das Problem dargestellt worden? Sind Teil informationen zurückgehal-<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Ethik und Objektivität 71<br />

ten worden, die vielleicht der eigenen Ansicht widersprechen? Eine Auswahl<br />

aus der Vielzahl von Einzelinformationen ist nötig, es gibt aber auch<br />

eine Hierarchie von Informationen: Bei einem Staats besuch sind z. B. das<br />

Thema der Gespräche und die Ergebnisse wichtiger als das Besichtigungsprogramm<br />

oder die Speisenfolge beim Empfang.<br />

Die berühmten W-Fragen sind ein erster Anhaltspunkt, meist gehören dazu<br />

auch Hintergründe und Konsequenzen.<br />

3. Nachprüfbarkeit und Transparenz: Die Richtigkeit und Vollständigkeit der<br />

Nachrichten muss nachprüfbar sein. Der Journalist muss also seine Quellen<br />

offenlegen und auf Widersprüche bei der Recherche und den Aussagen<br />

unterschiedlicher Quellen hinweisen.<br />

4. Sachlichkeit und Neutralität: Sachlich berichten heißt, über eine Sache<br />

angemessen zu berichten. Neutral berichten heißt, nicht ungeprüft Wertungen<br />

und Einschätzungen einer Seite zu übernehmen.<br />

Wie schwierig eine sachliche und annähernd objektive Berichterstattung ist,<br />

zeigen wir anhand des Konflikts zwischen Tibet und China. Hier haben wir ein<br />

kurzes Rollenspiel für die Schüler vorbereitet, die sich in die Rolle einer Redaktion<br />

versetzen müssen.<br />

Berichterstattung in Krisen und Kriegen<br />

Ein Krieg oder eine Krise stellt Journalisten vor große Probleme. Kriegsberichterstattung<br />

ist nicht nur gefährlich, sondern wird durch weitere Faktoren<br />

erschwert. In fast allen Konflikten hat sich ge zeigt, dass die Parteien kein Interesse<br />

an einer kritischen Bericht er stattung haben. Objektive Informationen<br />

sind im Krieg oder in Krisen Mangelware, Objektivität wird so unmöglich. Die<br />

Regierungen der beteiligten Länder kontrollieren Informationen in Krisen besonders<br />

stark und behindern die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten.<br />

Manchmal werden sie sogar des Landes verwiesen.<br />

Das Problem der Wortwahl<br />

Oft ist bereits die Bezeichnung der Geschehnisse ein Problem, so z. B. im Kosovo-Krieg<br />

im Frühjahr 1999: Nennt man die Ereignisse im Kosovo Krieg oder<br />

Konflikt? Und wie werden im Vergleich dazu die Bombardierungen Jugoslawiens<br />

durch die NATO genannt? Journalisten, die den Begriff „Krieg“ in ihrer<br />

Berichterstattung umgingen, haben damit – möglicherweise unabsichtlich<br />

– die Sprachregelung der NATO übernommen. Ähnlich parteiisch sind Begriffe<br />

wie „NATO-Aggression“ oder „Angriffskrieg“ – sie beinhalten eine Parteinahme<br />

gegen die NATO-Politik. Hieran zeigt sich: Den Sprachgebrauch derer zu<br />

übernehmen, die im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen, kann bereits<br />

eine Wertung sein. Dafür bietet die Kosovo-Berichterstattung noch eine Fülle<br />

weiterer Beispiele: Für die NATO waren jugoslawische Militärkolonnen „be-<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Ethik und Objektivität 72<br />

wegliche Ziele“. Das jugoslawische Regime wiederum nannte die systematische<br />

Vertreibung und massenhafte Ermordung von Kosovo-Albanern verharmlosend<br />

„ethnische Säuberung“. Mit solchen Sprach regelungen wird die Realität<br />

des Krieges verschleiert. Journalisten sollten sich nicht zum Sprachrohr der<br />

Kriegs beteiligten machen lassen, indem sie deren Sprache kopieren. An dererseits<br />

müssen sich Journa listen nicht neutral verhalten, um sachlich zu bleiben.<br />

Saddam Hussein als Dikta tor, die Massenmorde in Ruan da als Massaker zu<br />

bezeichnen, das ist der Sache durchaus angemessen.<br />

Informationen als Waffe: Der Irak-Krieg 2003<br />

Abgesehen vom Sprachgebrauch sind die Informationsquellen im Kriegs- oder<br />

Krisengebiet ein Problem. Reporter sind oft auf die Informa tionen der verschiedenen<br />

Parteien angewiesen. Informationen werden von den Kriegsparteien<br />

jedoch auch als Waffe eingesetzt.<br />

Im Irak-Krieg 2003 ließ die USA sogenannte embedded journalists (eingebettete<br />

Journalisten) zu, die ausgewählte US-Truppen begleiten durften. Die<br />

Reporter erlebten das Kriegsgeschehen an vorderster Front – aus der Sicht der<br />

US-Militärs. Ausgewählt und eingeladen wurden sie vom US-Verteidigungsministe<br />

rium (siehe Artikel oben). Das Ministerium verpflichtete die Journalisten,<br />

etwa 50 Regeln einzuhalten. Die Entscheidung darüber, was wann und in<br />

welcher Form nach draußen gelangte, traf der jeweilige Truppenkommandant.<br />

Er konnte Sperrfristen verhängen, wenn die Gefechtslage es erforderte. Das<br />

heißt, der Kommandant konnte bestimmen, wann die Korrespondenten ihre<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Ethik und Objektivität 73<br />

Informationen weitergaben. Eine Möglichkeit, die Informationen zu überprüfen,<br />

gab es für die Journalisten nicht.<br />

Die Folgen der PR-Strategie war eine Flut von Bildern und Ein zelinformationen,<br />

die aber noch kein objektives Bild ergaben. Der Reporter des öffentlichen US-<br />

Radiosenders NPR, John Burnett, kam zu dem Schluss, dass auf diese Weise<br />

„nur über eine kleine Schlacht in einem großen Krieg“ berichtet werde. Außerdem<br />

komme man den Soldaten so nahe, dass es „schwer sei, objektiv zu bleiben“.<br />

Ein Korrespondent des Nachrichtensenders n-24 begleitete z. B. US-Truppen<br />

im Irak. Er berichtete vor allem über die „Abenteuer“, die er bei der Truppe<br />

erlebte. Er fieberte mit „seiner“ Truppe mit: „Gestern haben wir erfahren, dass<br />

ein Soldat dieser Einheit Vater geworden ist, dass seine Frau eine Frühgeburt<br />

zur Welt gebracht hat – er hat spontan Kuchen für alle spendiert.“ Folgen des<br />

Kriegs für die Iraker spielen keine Rolle. Das eigentliche Kriegsgeschehen gerät<br />

durch die Nähe zu den US-Soldaten aus dem Blick.<br />

Konflikte mit unklaren Seiten: Tibet und China<br />

Ein Journalist solle sich nie mit einer Sache gemein machen, auch nicht mit<br />

einer guten. Diese eherne Journalistenregel formulierte Tagesthemen-Moderator<br />

Hanns-Joachim Friedrichs. Wie schwierig das manchmal ist, zeigt der<br />

Tibet-Konflikt, der im Jahr der Olympischen Spiele wieder aufflammte.<br />

Der aktuelle Konflikt zwischen Tibet und China geht zurück auf das Jahr 1950.<br />

Unterschiedliche Auffassung über die Zugehörigkeit Tibets zu China bestehen<br />

jedoch schon seit vielen Jahrhunderten. 1950 marschierten Truppen der „Volksbefreiungsarmee“<br />

des seit 1949 kommunistischen Chinas in das benachbarte<br />

Tibet ein und annektierten es. Die Tibeter hatten der militärischen Übermacht<br />

nichts entgegenzusetzen und beugten sich schließlich einem Abkommen, das<br />

China die Souveränität über Tibet sicherte. Dieses Abkommen sicherte den<br />

Tibetern zunächst innere Autonomie zu, d. h. weitgehende religiöse, politische<br />

und kulturelle Freiheiten. Die Chinesen bezeichneten die Annektierung Tibets<br />

als „Befreiung des tibetischen Volkes vom Feudalismus”, für die Tibeter ist es<br />

eine Besatzung.<br />

1959 kam es zu einem ersten Aufstand der Tibeter gegen China, der blutig<br />

niedergeschlagen wurde. Der amtierende 14. Dalai Lama floh ins Exil nach<br />

Indien, zehntausende Tibeter folgten ihm. Nach chinesischen Angaben kamen<br />

bei den Unruhen 87.000 Tibeter ums Leben, 80.000 verließen Tibet. Tibets<br />

Gesellschaft und Wirtschaft wurde daraufhin nach chinesischem Vorbild neu<br />

geordnet: China erklärte den Kommunismus zur Staatsdoktrin und griff noch<br />

schärfer ins traditionelle tibetische Leben ein, beschränkte vor allem die Ausübung<br />

des tibetischen Buddhismus.<br />

Quellen:<br />

www.tagesschau.de/<br />

ausland/china130.html<br />

www.planet-wissen.de<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Ethik und Objektivität 74<br />

Während der chinesischen Kulturrevolution wurden fast alle der noch verbliebenen<br />

buddhistischen Klöster zerstört, Nonnen und Mönche wurden verhaftet.<br />

Bauern und Nomaden wurden zum Leben in Volkskommunen gezwungen.<br />

Tausende Tibeter starben in Arbeitslagern, durch Verfolgung und Hungersnöte.<br />

Seit 1979 lässt die kommunistische Führung Chinas eine vorsichtige Öffnung<br />

Tibets zu. Dazu gehören unter anderem eine stärkere Industrialisierung – zu<br />

Lasten der Umwelt –, die Verbesserung der Infrastruktur sowie die Öffnung<br />

des Landes für den Massentourismus. Auch eine eingeschränkte Wiederbelebung<br />

der einheimischen kulturellen und religiösen Traditionen wird gebilligt.<br />

Der Besitz eines Bildes des 14. Dalai Lamas ist jedoch nach wie vor unter Strafe<br />

gestellt. Seit den 50er Jahren förderte China massiv die Ansiedlung von Han-<br />

Chinesen in Tibet, sodass die Tibeter mittlerweile in den größeren Städten in<br />

der Minderheit sind.<br />

Besonders in den 90er Jahren kam es wiederholt zu schweren Unruhen gegen<br />

die chinesische Herrschaft. Zuletzt protestierten Tibeter im März 2008 anlässlich<br />

des 49. Jahrestages der Niederschlagung des Aufstandes von 1959 gegen<br />

die chinesische Besetzung. Auch im Vorfeld der Olympischen Spiele machten<br />

Tibeter mit Aktionen auch im Ausland auf ihre Situation aufmerksam.<br />

Der Dalai Lama bemüht sich seit Jahren aus dem Exil um einen Dialog mit der<br />

chinesischen Regierung, die dies jedoch ablehnt. China wirft dem Dalai Lama<br />

vor, die Abspaltung Tibets voranzutreiben. Dieser setzt sich jedoch für eine<br />

vertraglich gesicherte Autonomie Tibets ein.<br />

In Deutschland herrscht traditionell eine große Sympathie für Tibet. Besonders<br />

in Deutschland unterstützen viele Menschen den Freiheitskampf der Tibeter,<br />

auch die Medien berichten oft vor allem pro-tibetisch. Dies hat in China zu<br />

Unmut geführt. Es ist jedoch schwierig, vor Ort verlässliche Informationen<br />

über die Lage der Tibeter zu bekommen, da im Zuge der letzten Unruhen viele<br />

Journalisten des Landes verwiesen wurden und nun auf Informationen aus<br />

zweiter oder dritter Hand angewiesen sind.<br />

Quellen:<br />

www.tagesschau.de/<br />

ausland/china130.html<br />

www.planet-wissen.de<br />

Rahmenbedingungen für Objektivität<br />

Um objektiv berichten zu können, müssen die Rahmenbedingungen stim men.<br />

Steht den Journalistinnen und Journalisten nur eine Quelle zur Ver fügung,<br />

fehlt die Möglichkeit der Überprüfung durch Gegenrecherche. Eine objektive<br />

Berichterstattung ist so nicht möglich. Presse- und Informa tions freiheit sind<br />

entscheidende Voraussetzungen für Objektivität.<br />

Bei den Auseinandersetzungen zwischen Tibetern und Chinesen im Mai 2008<br />

gab es kaum journalistische Augenzeugen, weil die chinesische Regierung<br />

ausländische Journalisten ausgewiesen hatte und die chinesische Presse nur<br />

im Sinne der Regierung berichtete. Die übrig gebliebenen Journalisten sahen<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Ethik und Objektivität 75<br />

nur, was die chinesische Regierung wollte. Die Tibeter wurden ausschließlich<br />

als Angreifer dargestellt. Auch die Informationspolitik der Tibeter war strikt<br />

interessengeleitet. Sie stellten sich ausschließlich als Opfer dar.<br />

An diesen Beispielen wird die zentrale Bedeutung der Kriterien Trans pa renz<br />

und Nachprüfbarkeit für eine objektive Berichterstattung augenfällig. Die<br />

Journalisten müssen immer wieder auf die Schwie rig keiten und Wi der sprüche<br />

bei der Recherche, auf die fehlende Informa tionsfreiheit hinweisen. Sie sollten<br />

die Quellen ihrer Infor matio nen offenlegen und auf begründete Zweifel an der<br />

Stichhaltigkeit der Informationen aufmerksam machen.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Zeitung und Wirtschaft 76<br />

Die Zeitung als<br />

Wirtschaftsunternehmen<br />

Einerseits sind Zeitungsverlage Wirtschaftsunternehmen wie andere auch.<br />

Mit der Herausgabe von Druckschriften müssen sie Gewinne machen, um ihre<br />

Existenz langfristig zu sichern und ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Andererseits<br />

sind Verlage ganz besondere Unternehmen: Ihre Arbeit steht unter<br />

dem Schutz der Verfassung, denn sie haben in der Demokratie eine zentrale<br />

Aufgabe im gesellschaftlichen Informations- und Willensbildungsprozess. Die<br />

Arbeit der Verlage wird daher durch den Artikel 5 des Grundgesetzes (Pressefreiheit)<br />

geschützt.<br />

Wo die Pressefreiheit gefährdet werden könnte, gelten für Verlage besondere<br />

Regeln. So sind sie von bestimmten Mitbestimmungsregeln des<br />

Betriebsverfassungsgesetzes ausgenommen. Verlage sind im Sinne dieses<br />

Gesetzes „Tendenzbetriebe“. Das heißt unter anderem: Die Grundausrichtung<br />

einer Zeitung kann durch den Verleger bzw. seine Beauftragten festgelegt werden.<br />

Der Betriebsrat hat keinen Einfluss auf die Tendenz der Zeitung – etwa<br />

auf die politische oder konfessionelle Grundhaltung.<br />

Auskunftspflicht<br />

Aus dem grundgesetzlichen Schutz der Pressefreiheit ergeben sich einige<br />

weitere Besonderheiten des Wirtschaftsunternehmens Zeitung. Damit die<br />

Medien ihre Aufgabe wahrnehmen können, die Tätigkeit der Regierungen und<br />

Verwaltungen zu kontrollieren, müssen z. B. Behörden den Journalis tinnen von<br />

Zeitungen und allen anderen Massenmedien Auskunft geben.<br />

Sorgfaltspflicht<br />

Diesen besonderen Rechten stehen besondere Pflichten gegenüber. So haben<br />

die Medien eine Sorgfaltspflicht: Sie müssen sich darum bemühen, korrekte<br />

Informationen zu veröffentlichen. Außerdem müssen Zeitungen und Zeitschriften<br />

ein Impressum haben, damit jeder erkennen kann, wer für was verantwortlich<br />

ist. Und die Medien müssen Werbung klar von den redaktionellen<br />

Texten trennen.<br />

Produktion für zwei Märkte<br />

Die Trennung von Werbung und redaktionellem Teil markiert eine weitere<br />

Besonderheit der Zeitungsverlage: Sie verkaufen ihr Produkt meist auf zwei<br />

verschiedenen Märkten. Den Lesern verkaufen sie Informations- und Lesestoff;<br />

den Anzeigenkunden verkaufen sie ihre Zeitung als Werbeträger. Beide Märkte<br />

sind wirtschaftlich eng miteinander verflochten; sie hängen voneinander ab.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Zeitung und Wirtschaft 77<br />

Je höher die Zahl der Leser ist, desto höher die Erlöse aus dem Geschäft mit<br />

Anzeigen. Hohe Erlöse aus Werbung und Anzeigen ermöglichen wiederum<br />

niedrigere Bezugspreise bzw. ein verbessertes redaktionelles Angebot, das<br />

wiederum mehr Leser anzieht.<br />

Bei den Anzeigen unterscheidet man zwischen<br />

• (überregionalen) Werbeanzeigen oder -beilagen der großen Konzerne und<br />

Handelsketten,<br />

• lokalen Geschäftsanzeigen oder -beilagen,<br />

• Stellenanzeigen, Familienanzeigen, Immobilienanzeigen, KfZ-Anzeigen<br />

Aufbau eines Verlages<br />

Presseunternehmen gliedern sich im Wesentlichen<br />

in die Bereiche Redaktion, Anzeigenabteilung, Druckerei,<br />

Vertrieb und Verwaltung. Diese Bereiche<br />

müssen sehr eng und intensiv zusammenarbeiten.<br />

So müssen beispielsweise die Redaktion und die<br />

Anzeigenabteilung jeden Tag sorgfältig die Platzaufteilung<br />

absprechen.<br />

Kostenstruktur<br />

Bei den Kosten der Tageszeitungsverlage fällt die<br />

technische Herstellung am meisten ins Gewicht:<br />

27 Prozent der Ausgaben entfallen auf Satz und<br />

Druck. Der Vertrieb macht 23 Prozent der Kosten<br />

aus. Gut ein Viertel der Gesamtkosten entfällt auf<br />

die Redaktion, die Artikel schreibt, Bilder beschafft<br />

usw.<br />

Verlagsaufbau<br />

Redaktion<br />

Verleger<br />

Verwaltung<br />

Druckerei<br />

Vertrieb<br />

Anzeigenabteilung<br />

Erlösstruktur<br />

Die Einnahmen der Zeitungen kommen aus zwei Quellen: zu 49 Prozent aus<br />

Anzeigenerlösen und Fremdbeilagen sowie zu 51 Prozent aus den Verkaufseinnahmen.<br />

Dieses Verhältnis hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch<br />

verschoben. Im Jahr 1999, vor der Rezession, machte der Verkauf nur 36 Prozent<br />

des Erlöses aus, 64 Prozent stammten aus dem Anzeigen- und Beilagengeschäft.<br />

Doch noch immer gilt: Die Tageszeitung ist unter den Medien in Deutschland<br />

(noch) der wichtigste Werbeträger, dicht gefolgt vom Fernsehen. Und: Wenn<br />

die Zeitung auf Anzeigen verzichten müsste, gingen den Lesern nicht nur Informationen<br />

verloren, die in den Anzeigen stecken, sondern auch viel Geld. Das<br />

Abonnement wäre teurer.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Zeitung und Wirtschaft 78<br />

Dramatisch verschoben haben sich auch die Anteile der verschiedenen Anzeigensparten<br />

am Gesamtumfang. Die überregionale Werbung der großen Konzerne<br />

ist wichtiger geworden. Er umfasst inzwischen ein Viertel des Gesamtumfangs<br />

und liegt damit fast gleichauf mit den lokalen Geschäftsanzeigen.<br />

Zusammen machen lokale und überregionale Geschäftsanzeigen 52 Prozent<br />

des Gesamtumfangs aus. Zurück gegangen ist auch die Bedeutung der Immobilien-,<br />

Stellen- und Kfz-Anzeigen, die je zwischen 10 und 15 Prozent des Anzeigenumfangs<br />

ausmachen – dieser Markt hat sich mehr und mehr ins Internet<br />

verlagert. Der Anteil der Familienanzeigen stieg dagegen.<br />

Die Zukunft der Zeitung<br />

Diese Zahlen beunruhigen auch in der deutschen Presselandschaft: In den USA<br />

wurden in den vergangenen Jahren mehr als zehntausend Zeitungsredakteure<br />

entlassen. Ein Dutzend US-Zeitungen sind bereits vom Markt verschwunden,<br />

sieben weitere Zeitungen gibt es nur noch im Internet.<br />

Zeitungsschließungen gab es hierzulande zwar noch nicht, doch auch in<br />

Deutschland haben einige Zeitungsverlage in den vergangenen Jahren bereits<br />

massiv Personal abgebaut. Angesichts sinkender Auflagen und rückläufiger<br />

Anzeigeneinnahmen scheint es eine Frage, der Zeit, wie lange ein professioneller,<br />

gedruckter Journalismus noch finanzierbar ist. Die Gratiskultur im Internet<br />

bringt es mit sich, dass Mediennutzer zunehmend weniger dazu bereit sind,<br />

für Informationen zu zahlen. Dazu kommt das veränderte Informations- und<br />

Medienverhalten: Die neuesten Nachrichten gelangen heute blitzschnell zum<br />

Leser, der sie dank Smartphone oder anderer mobiler Endgeräte ständig und<br />

nahezu überall empfangen und kommentieren, bewerten, diskutieren kann. Es<br />

zeigt sich zwar, dass klassischen Medien häufig auch im Internet zu den starken<br />

Marken gehören – etwa das Nachrichtenmagazin Der Spiegel mit Spiegel<br />

Online. Der wirtschaftliche Erfolg blieb bislang jedoch gering. Noch ist es den<br />

klassischen Medien nicht gelungen, mit ihren Angeboten im Internet ausreichend<br />

Geld zu verdienen.<br />

Was sich allerdings nicht verändert hat, ist das Bedürfnis nach qualifizierter<br />

und glaubwürdiger Information, das Tageszeitungen befriedigen. Nach wie vor<br />

wird die Tageszeitung von vielen Menschen als das glaubwürdigstes Medium<br />

eingeschätzt – auch von Jüngeren, die schon mit dem Internet aufgewachsen<br />

sind. So würden Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren bei widersprüchlicher<br />

Berichterstattung der Tageszeitung noch vor Fernsehen, Radio und Internet<br />

am meisten vertrauen (vgl. JIM-Studie 2008 vom Medienpädagogischen Forschungsverband<br />

Südwest).<br />

Unstrittig ist die besondere Leistung und Rolle der Zeitungen für die politische<br />

Willensbildung in einer Demokratie. Keine Demokratie könne sich ein Markt-<br />

Literatur: Weichert,<br />

Stephan/Kramp,<br />

Leif (2009): Das<br />

Verschwinden der<br />

Zeitung? Berlin<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Zeitung und Wirtschaft 79<br />

versagen auf diesem Sektor leisten, schrieb der Sozialphilosoph Jürgen Habermas<br />

in einem Essay in der Süddeutschen Zeitung (16. Mai 2007) zur aktuellen<br />

Entwicklung auf dem Medienmarkt. Die Politik sei verstärkt gefordert, Artikel<br />

5 des Grundgesetzes zu garantieren und sich für eine freie Presse einzusetzen.<br />

Könnte ein unabhängiger, qualitätvoller Journalismus denn nicht auch nur<br />

im Internet funktionieren? Das könnte er wohl, doch Jürgen Habermas nennt<br />

noch ein weiteres Argument für das Medium Zeitung: Durch die Zeitungslektüre<br />

setze sich der Leser „einem Lernprozess mit unbestimmtem Ausgang aus.<br />

Im Verlaufe einer Lektüre können sich neue Präferenzen, Überzeugungen und<br />

Wertorientierungen ausbilden.“ Wer eine Zeitung zur Hand nimmt, bekommt<br />

eine Vorauswahl des Nachrichtenangebotes präsentiert, aus dem er wiederum<br />

auswählt. Die Zeitung ist insofern eine Wundertüte, für deren unbestimmten<br />

Inhalt sich der Leser bewusst entscheidet. Er nimmt die Zeitung zur Hand,<br />

meist ohne zunächst genau zu wissen, worüber er sich informieren wird. Das<br />

Internet mit seiner Vielzahl an Informationsmöglichkeiten bietet diese Selektions-<br />

und Überraschungsleistung in dieser Form nicht. Online gibt es vielmehr<br />

zunächst ein Überangebot an Informationen. Es erfordert Medienkompetenz<br />

und eine clevere Nutzungsstrategie, sich im Internet sein Informationsmenü<br />

ähnlich breit zusammenzustellen.<br />

Wie konkret eine Zukunftssicherung der Tageszeitungen aussehen könnte,<br />

dazu gibt es in Politik und Medien ganz unterschiedliche Ansätze. Die Überlegungen<br />

reichen von Steuererleichterungen über staatliche Unterstützung für<br />

Aus- und Weiterbildung von Journalisten bis hin zu privaten Stiftungsmodellen.<br />

Bei allen Überlegungen zu einem tragfähigen Geschäftsmodell für Zeitungen<br />

steht das Interesse im Mittelpunkt, hochwertigen Qualitätsjournalismus<br />

auch zukünftig verlässlich zu sichern – ob gedruckt, online oder mobil.<br />

Ein Literaturtipp zu diesem Thema: Stephan Weichert, Leif Kramp, Das Verschwinden<br />

der Zeitung? Internationale Trends und medienpolitische Problemfelder,<br />

Berlin 2009.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Nachrichtenauswahl 80<br />

Wie Nachrichten ausgewählt werden<br />

Vergleicht man die Zeitungs-, Radio- und Fernsehnachrichten, zeigt sich, dass<br />

sich Auswahl, Gewichtung und Platzierung der Nachrichten trotz der großen<br />

Menge an Material gleichen. Unterschiede ergeben sich am ehesten in der<br />

Gewichtung der Nachrichten und zwischen überregionalen und regionalen<br />

Zeitungen.<br />

Überregionale Zeitungen räumen außenpolitischen und bundes politischen Ereignissen<br />

wesentlich mehr Platz ein, während bei Regionalzeitungen regionale<br />

und lokale Ereignisse auf die ersten Seiten gelangen können, die überregionalen<br />

Zeitungen höchstens eine kleine Meldung wert sind. Boulevardzeitungen<br />

legen ein stärkeres Gewicht auf unterhaltende Themen.<br />

Auch die politische Ausrichtung des Blatts spielt eine Rolle (vgl. z. B. die linke<br />

„tageszeitung“, taz, und die konservative „Frankfurter Allgemeine Zeitung“,<br />

FAZ). Die Unterschiede zeigen sich hier wiederum vor allem in der Gewichtung<br />

und in der inhaltlichen Ausrichtung der Nachrichten, selbstverständlich auch<br />

bei den Kommentaren.<br />

Allgemein gilt das Verständnis „News is what’s different“ – was vom bisherigen<br />

Wissensstand und vor allem was vom Normalen abweicht, ist interessant.<br />

Nicht „Hund beißt Mann“, son dern „Mann beißt Hund“ ist die Nachricht.<br />

Nachrichtenfaktoren<br />

Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich Journalisten bei der Auswahl<br />

von Nachrichten an Nachrichtenfaktoren orientieren. Je mehr und/oder ausgeprägter<br />

die Faktoren zutreffen, desto größer ist die Chance, ausgewählt zu<br />

werden.<br />

Der erste zentrale Nachrichtenfaktor ist Aktualität. Eine Chance, in die Nachrichten<br />

zu kommen, haben eher neue Ereignisse und Entwicklungen. Dabei<br />

wird zwischen tatsächlicher und latenter Aktualität unterschieden. Tatsächliche<br />

Aktualität beschreibt die kurze Zeitspanne zwischen Ereignis und Nachricht.<br />

Latente Aktualität meint die generelle Aufgeschlossenheit für ein Thema. Der<br />

Amoklauf von Winnenden hat Themen wie Gewaltvideospiele, Gewaltdarstellung<br />

in den Medien und Zugang zu Waffen auf die Tagesordnung gebracht.<br />

Diese Themen wurden in den Wochen nach der Tat in allen Medien aufgegriffen.<br />

In dieser Zeit war die Sensibilität für Kriminalität von Jugendlichen<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Nachrichtenauswahl 81<br />

besonders hoch. Fälle, die vorher höchstens als Kurzmeldung im Polizeibericht<br />

gedruckt wurden, rückten dadurch schnell an prominentere Stellen.<br />

Die Nachrichtenfaktoren lassen sich in zwei große Gruppen unterteilen: Bedeutung<br />

und Publikumsinteresse.<br />

Je nach Charakter der Nachricht – „hart“ oder „weich“ – gewinnen andere Faktoren<br />

an Gewicht. Harte Nachrichten sind solche, die sich vor allem mit Politik,<br />

Wirtschaft u. Ä. befassen. Für sie ist Bedeutung der zentrale Nachrichtenfaktor.<br />

Weiche Nachrichten befassen sich eher mit „human interest“-Themen. Hier<br />

spielt das Pub likumsinteresse eine größere Rolle.<br />

Für die Bedeutung sind Ausmaß und Konsequenzen eines Ereignisses<br />

entscheidend: Wie viele Menschen sind bei einem Unglück ums Leben<br />

gekommen? Wie groß sind die Schäden und Langzeitfolgen bei einer<br />

Umweltkatastrophe? Wie viele Menschen sind direkt oder indirekt davon betroffen<br />

(Gesundheitsreform, EU-Verfassung)?<br />

Für das Publikumsinteresse sind räumliche und kulturell-soziale Nähe, Prominenz<br />

und menschlich-emotionale Aspekte wichtig. Nähe kann sich sowohl<br />

auf die Geografie als auch auf die Psychologie beziehen. Zehn Tote bei der<br />

Explosion eines Hauses in Deutschland haben eine größere Bedeutung als 50<br />

Tote bei einem Grubenunglück in Peru. Nähe greift auch, wenn Menschen aus<br />

Deutschland in Ereignisse im Ausland verwickelt werden (z. B. wegen Drogenbesitzes<br />

in Spanien verhaftet). Psychologische Nähe besitzen Ereignisse, die<br />

von den Lesern in besonderem Maße mit dem eigenen Erlebnis- und Erfahrungsbereich<br />

verbunden werden. Im Sportteil wird deshalb eher über Fußball<br />

in Südamerika, aber so gut wie nie über Kricket in England berichtet.<br />

Bekanntheitsgrad von Personen ist ein zentraler Faktor. Deshalb ist ein eher<br />

belangloses Zitat von einem Menschen des öffentlichen Lebens vielen Zeitungen<br />

schon eine Meldung wert.<br />

Menschlich-emotionale Aspekte hat eine Nachricht, wenn folgende „human<br />

in terest“-Faktoren vorkommen: Kuriosität/Ungewöhnliches, Sensationalität,<br />

Humor, Sex/Liebe, Romantik, Spannung/Ungewissheit, Abenteuer, Sympathie,<br />

Tragödie, Tiere.<br />

Die Redakteurinnen und Redakteure arbeiten im Tagesgeschäft unter einem<br />

großen Zeitdruck und wenden die Faktoren eher unbewusst an. Das beinhaltet<br />

natürlich auch die Gefahr eines allzu routinierten Umgangs mit Informationen.<br />

So ist häufig bei der Auswahl entscheidender, wer etwas sagt, als etwa, was<br />

er sagt. Regierungen und große Verbände haben auf allen Ebenen (Bund,<br />

Land, Kommunen) größere Chancen, in die Medien zu kommen als Mitglieder<br />

der Opposition oder kleine Gruppen und Initiativen. Einerseits hat dies seine<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Nachrichtenauswahl 82<br />

Berechtigung, weil Äußerungen von Regierungsmitgliedern in der Regel mehr<br />

Konsequenzen nach sich ziehen als die von Oppositionsmitgliedern oder gar<br />

von unabhängigen Kritikern. Das entspricht dem Nachrichtenfaktor Bedeutung.<br />

Allerdings kann das auch zu einer Bevorteilung führen, die herrschende<br />

Machtstrukturen ungewollt festigt.<br />

Ähnliches gilt global: Im Vergleich zu den USA oder europäischen Ländern muss<br />

in Ländern der sogenannten Dritten Welt viel Dramatischeres geschehen, ehe<br />

es in der Zeitung berücksichtigt wird. Auch dies ist Ausdruck realer Verhältnisse:<br />

Was in Westeuropa und den USA entschieden wird, hat meist größere Konsequenzen<br />

für die Welt und liegt uns daher auch näher. Die Auswahl kann aber<br />

auch hier zur Festigung von Verhältnissen bzw. zu stereotypen Medienbildern<br />

beitragen, wenn z. B. Entwicklungsländer immer nur im Zusammenhang mit<br />

großen Katastrophen, Armut und Hunger in die Medien kommen.<br />

Informationsquellen<br />

Für die überregionale Berichterstattung über das Neueste in aller Welt stehen<br />

den Zeitungen meist drei Möglichkeiten offen, sich Informationen zu beschaffen:<br />

• eigene Recherche zu bestimmten Themen (z. B. Interview mit Bundespolitiker;<br />

Redakteur wird zum Beispiel zu einem Fußball-Großereignis entsandt),<br />

• eigene Korrespondenten, oder freie Mitarbeiter<br />

• Nachrichtenagenturen.<br />

Überregionale Zeitungen und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten haben<br />

meist eigene Korrespondenten in den wichtigsten Ländern der Welt. Lokalund<br />

Regionalzeitungen haben oft nur wenige Korrespondenten in der jeweiligen<br />

Landeshauptstadt und/oder Berlin. Zeitungen, die nicht in unmittelbarer<br />

Konkurrenz zueinander stehen, teilen sich häufig Korres pondenten.<br />

Nachrichtenagenturen<br />

Nachrichtenagenturen sind für die meisten Medien die erste und wichtigste<br />

Informationsquelle. Man kann zwei Gruppen von Agenturen unterscheiden:<br />

Universalagenturen, die versuchen, möglichst alle Themenbereiche abzudecken,<br />

und Spezialagenturen, die sich auf Themen oder Medientypen spezialisiert<br />

haben.<br />

Die großen Universalagenturen haben ein Netz von Mitarbeitern und Büros<br />

über den ganzen Erdball verteilt. Allerdings gibt es international nur wenige<br />

Agenturen, die wirklich weltweit flächendeckend arbeiten und die eine wichtige<br />

Quelle der internationalen Berichterstattung in praktisch allen Ländern<br />

der Welt sind:<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Nachrichtenauswahl 83<br />

• AP (Associated Press), USA (www.ap.org),<br />

• Reuters (rtr), Großbritannien (www.reuters.de),<br />

• AFP (Agence France-Press), Frankreich (www.afp.de).<br />

Die internationalen Agenturen dominieren das Nachrichtengeschäft und bestimmen<br />

damit wesentlich die Nachrichtenauswahl auf der ganzen Welt. Eine<br />

Studie in 29 Ländern ergab, dass die Medien überall die drei großen westlichen<br />

Agenturen als die zweitwichtigste Quelle für internationale Nachrichten<br />

nutzen. Die wichtigste Quelle ist meist die nationale Nachrichtenagentur, die<br />

ihrerseits oft selbst auf die großen Agenturen zurückgreift.<br />

In allen Weltregionen stehen an erster Stelle der Nachrichten Er eignisse aus<br />

der eigenen Region, an zweiter Stelle kommen Nachrichten aus Nordamerika<br />

und Westeuropa, den Heimatregionen der drei Agenturen.<br />

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa)<br />

Die wichtigste deutsche Agentur ist die dpa (Deutsche Presse-Agentur, www.<br />

dpa.de), die von fast allen Medien in Deutschland bezogen wird. Die Agentur<br />

hat 50 Büros in Deutschland und Korrespondenten in 80 Ländern. Insgesamt<br />

arbeiten fast 600 Redakteure und Redakteurinnen und etwa 1000 journalistische<br />

Mitarbeiter weltweit für die dpa. Die dpa befindet sich im Eigentum von<br />

rund 200 Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen sowie öffentlich-rechtlichen<br />

und privaten Rundfunkunternehmen. Kein Gesellschafter kann mehr als 1,5<br />

Prozent des Stammkapitals erwerben, wodurch der übermäßige Einfluss eines<br />

Medienunternehmens verhindert werden soll.<br />

dapd<br />

Die zweite deutsche Nachrichtenagentur ist dapd. Unter diesem Namen haben<br />

sich 2010 die Nachrichtenagenturen ddp und der deutsche Ableger der<br />

US-Nachrichtenagentur AP zusammen geschlossen. Für die dapd arbeiten 200<br />

Redakteure.<br />

Weitere Agenturen<br />

Spezialagenturen sind u. a.:<br />

• die auf Wirtschaftsthemen spezialisierte Agentur Vereinigte Wirtschaftsdienste<br />

(VWD; www.vwd.de),<br />

• der Sport informationsdienst (sid; www.sid.de),<br />

• die beiden kirchlichen Nachrichtendienste Evangelischer Pressedienst (epd;<br />

www.epd.de) und Katholische Nachrichtenagentur (KNA, www.kna.de).<br />

Beide Agenturen legen den Schwerpunkt auf kirchliche und soziale Themen<br />

sowie Entwicklungspolitik. Sie berichten außerdem viel über Medien und<br />

Kultur.<br />

Eine Linksammlung<br />

von kleinen und großen<br />

Nachrichtendiensten im<br />

Internet finden Sie unter<br />

www.dmoz.org/World/<br />

Deutsch/Medien/<br />

Nachrichtenagenturen/<br />

Presse- und<br />

Informationsamt der<br />

Bundesregierung: über<br />

www.bundesregierung.<br />

de<br />

Beispiele für Pressemitteilungen<br />

finden<br />

Sie im Internet unter<br />

www.presseportal.de,<br />

einem dpa-Dienst.<br />

© media consulting team


Das <strong>eBook</strong> • Nachrichtenauswahl 84<br />

• Die Dritte-Welt-Nachrichtenagentur Inter Press Service (IPS) mit Sitz in Bonn<br />

gibt neben einem Tagesdienst Themendienste heraus, die schwerpunktmäßig<br />

Afrika, Asien und Lateinamerika behandeln (www.ips-germany.org).<br />

Pressestellen und Informationsquellen im Lokalen<br />

Eine weitere wichtige Informationsquelle sind Pressestellen. Bundes-, Landesregierungen<br />

und Kommunen haben Presse- und Informations ämter, an<br />

die sich Journalisten und interessierte Bürger wenden können. Wenn ein politisches<br />

Thema recherchiert wird, können die Presse- und Informationsämter<br />

eine sinnvolle erste Anlaufstelle sein. Auch Unternehmen, Parteien, Verbände,<br />

Gewerkschaften, Kirchen, Sportorganisationen und Initiativen haben Pressestellen.<br />

Auf lokaler Ebene sind die Hauptinformationsquellen für Medien:<br />

• Redakteurinnen und Redakteure, die durch eigene Recherche und Kontakte<br />

Themen finden und bearbeiten,<br />

• Behörden,<br />

• Verbände, Parteien, Vereine, Initiativen, Unternehmen,<br />

• Hinweise von Leserinnen und Lesern.<br />

Ob die Berichte bzw. Meldungen von Nachrichtenagenturen stammen oder<br />

selbst recherchiert sind, lässt sich meist an den Kürzeln am Beginn des Textes<br />

ablesen:<br />

• dpa/rtr – Bericht aus den Meldungen der beiden Agenturen,<br />

• Von Rudi Reporter – Autorenzeile, von einem Redakteur oder Mitarbeiter<br />

der Zeitung<br />

• (rur) – Autorenkürzel von Rudi Reporter<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel sind Beiträge, die die genannten Autorinnen<br />

oder Autoren überwiegend selbst recherchiert und geschrieben haben.<br />

© media consulting team


Glossar 8585<br />

Glossar<br />

Abonnement<br />

Regelmäßiger Bezug einer Zeitung per Post oder Bote bzw. Botin. Bezahlt wird meistens jährlich.<br />

Es ist aber auch möglich, monatlich zu zahlen.<br />

Abonnementzeitung<br />

Zeitung, die überwiegend im Abonnement verkauft wird, im Gegensatz zu Straßenverkaufszeitungen<br />

(siehe auch: Boulevard- und Straßenverkaufszeitung).<br />

Aktualität<br />

Neuwertigkeit eines Ereignisses. Wichtiger Anhaltspunkt bei der Auswahl von Nachrichten (siehe<br />

auch: Nachrichtenwert).<br />

Anreißer<br />

Kurzer Text, meist im Kasten, der auf der ersten Zeitungsseite (häufig oben oder in der rechten<br />

Spalte) steht und auf einen Artikel im Innenteil der Zeitung, vor allem auch im Lokalteil, aufmerksam<br />

machen will.<br />

Anzeige<br />

Vom Absender bezahlte und gestaltete Mitteilung, meist Werbung in Zeitung, Hörfunk oder Fernsehen,<br />

die deutlich dem In teresse des Absenders dient. Die Anzeige hat nichts mit der redaktionellen<br />

Arbeit zu tun. Anzeigen sind z. B. Kleinanzeigen für den Verkauf eines Autos, Werbung für<br />

Sonderangebote eines Supermarkts oder Heiratsanzeigen.<br />

Anzeigenblätter<br />

Zeitungsähnliche Blätter, die kostenlos zugestellt werden und deren Haupt zweck die Verbreitung<br />

von Anzeigen ist (Vergleiche Text/Anzeigenverhältnis in der Tageszeitung und in einem Anzeigenblatt:<br />

Im Anzeigenblatt ist das Verhältnis von redaktionellem Text zur Werbung etwa 1:3, in der<br />

Tageszeitung in etwa umgekehrt.)<br />

Artikel<br />

Redaktioneller Beitrag in einer Zeitung. Das kann eine Meldung, ein Bericht, eine Reportage, ein<br />

Kommentar etc. sein. Leserbriefe oder Anzeigen sind keine Artikel.<br />

Aufhänger<br />

Der aktuelle Anlass, über ein Thema zu berichten (siehe auch: Vorspann).<br />

Auflage<br />

Anzahl der Exemplare einer Zeitung, die gedruckt (Druckauflage), verbreitet bzw. verkauft werden.<br />

Aufmacher<br />

Hauptartikel auf einer Seite, zu erkennen in der Regel am Um fang, an der Größe der Schlagzeile<br />

und der Stellung (meist oben) auf der Seite.<br />

Aufsetzer<br />

Artikel (meist flach), der unten auf einer Zeitungsseite steht.<br />

Außenredaktion<br />

(Lokal-)Redaktion, die nicht am Hauptsitz der Zeitung untergebracht ist und über Außenbezirke<br />

des Verbreitungsgebiets berichtet.<br />

© media consulting team


Glossar 8686<br />

Auskunftspflicht<br />

Die Medien haben einen Auskunfts- und Informationsanspruch gegen über Behörden. Dies ist in<br />

den Pressegesetzen der Länder festgelegt und ist mit der grundgesetzlich garantierten Informationsfreiheit<br />

begründet.<br />

Autorisieren<br />

Genehmigen, berechtigen. Journalisten lassen sich häufig Interviews von ihren Gesprächspartnern<br />

autorisieren, um sicherzugehen, dass sie die Antworten korrekt wiedergegeben haben.<br />

Beilage<br />

Sonderteil der Zeitung – entweder Anzeigenbeilage zu einem bestimmten Thema (z. B. Bauen)<br />

oder redaktionelle Beilage (häufig am Wochenende).<br />

Bericht<br />

Journalistische Textform, die über die bloße Nachricht hinaus weitere Informationen (Hintergrund,<br />

Zusammenhänge) enthält. In der Regel beginnt ein Bericht mit einer fett gedruckten Einleitung<br />

(siehe auch: Vorspann), die eine Kurzfassung des jeweiligen Ereignisses enthält, über das<br />

anschließend ausführlich mit weiteren Einzelheiten und Zusammenhängen berichtet wird.<br />

Bildjournalist<br />

Ein Bildberichterstatter/in, der/die Fotos zur Veröffentlichung herstellt.<br />

Bildunterschrift<br />

Ein Text unter einem Bild. Auch Bildzeile oder Bildunterzeile genannt.<br />

Bildreportage<br />

Eine Reportage, die überwiegend aus Bildern besteht.<br />

Blattkritik<br />

Lob und Tadel der letzten Zeitungsausgabe durch Chefredakteur/in, Chef/in vom Dienst oder<br />

Redakteure/innen während der Redaktionskonferenz.<br />

Boolsche Operatoren<br />

Logische Verknüpfungen bei der Suche mit Suchmaschinen, z. B. + (und), - (nicht), OR (oder). In der<br />

Eingabemaske können Begriffe miteinander verbunden werden (z. B. Suche nach Straßenkinder<br />

AND Berlin).<br />

Boulevardzeitung<br />

Zeitung, die überwiegend im Straßenverkauf abgesetzt wird. Durch auffallende, oft reißerische<br />

Aufmachung (dicke Überschriften, großformatige Fotos) will sie mögliche Kunden zum Kauf anregen.<br />

Boulevardzeitungen sind z. B. „Bild“ oder „Express“ (siehe auch: Abonnementzeitung).<br />

Buch<br />

Ein Teil der Zeitung, der mehrere ineinander gelegte Seiten umfasst. Die Zeitung ist in mehrere<br />

„Bücher“ aufgeteilt, wobei der Mantel oder der Lokalteil in der Regel jeweils ein Buch bilden.<br />

Chef vom Dienst<br />

Leitende/r Redakteur/in, der/die für zeitliche und sachliche Planung (z. B. Umfang der Ausgabe)<br />

bei der redaktionellen Herstellung der Zeitung zuständig ist.<br />

Chefredakteur/in<br />

Ein Leiter/in aller Redaktionen einer Zeitung.<br />

© media consulting team


Glossar 8787<br />

Dachzeile<br />

Eine Zeile, die über der Überschrift (als „Dach“) steht und die Aus sage der Überschrift ergänzt.<br />

Einzeitungskreis<br />

Ein Landkreis, in dem nur eine lokale Tageszeitung (ohne Konkurrenz) erscheint. In Deutschland<br />

gibt es zur Zeit 256 Einzeitungskreise. In 183 Kreisen und kreisfreien Städten konkurrieren zwei<br />

oder mehr Zeitungen in der Berichterstattung miteinander (siehe auch: Pressekonzentration und<br />

Lokalmonopol).<br />

Einstieg/Lead<br />

Beginn eines Artikels, der so interessant sein sollte, dass er die Leser/innen zum Weiterlesen<br />

anregt (siehe auch: Aufhänger und Vorspann).<br />

Ente<br />

Falschmeldung<br />

Fahne<br />

Für die Korrektur bestimmter Abzug (Kopie) eines Textes oder einer Zeitungsseite.<br />

Feature<br />

Journalistische Textform, bei der die Nachricht belebt wird durch Interview zitate, Kommentierungen,<br />

persönliche Eindrücke etc.<br />

Feuilleton<br />

Eine Zeitungsseite bzw. -teil über das Kulturleben (Theater, Musik, Kunst, Literatur).<br />

Gegendarstellung<br />

Entgegnung auf einen veröffentlichten Artikel aus der subjektiven Sicht eines/r Betroffenen, der/<br />

die sich in dem Artikel z. B. falsch dargestellt oder zitiert fühlt. Die Gegendarstellung darf nur<br />

Tatsachen, keine Meinungen oder Werturteile enthalten und muss von der Redak tion abgedruckt<br />

werden.<br />

Glosse<br />

Ein kurzgefasster, zugespitzter Kommentar, der bissig-ironisch zu einem Tagesereignis Stellung<br />

nimmt. Die Glosse ist in der Regel kürzer als der Kommentar und konzentriert sich nur auf einen<br />

Aspekt. Die zugespitzte Form der Argumentation läuft auf eine Schlusspointe hinaus.<br />

Herausgeber<br />

Eine Person oder Institution, die die „geistige Oberaufsicht“ über die Zeitung hat und deren<br />

Grundhaltung bestimmt. Bei der Tageszeitung sind Herausgeber meist auch Verleger.<br />

Hintergrundberichterstattung<br />

Über die bloße Nachricht hinausgehende, ergänzende Berichterstattung, die die Ursachen und<br />

Begleitumstände eines Ereignisses/einer Entscheidung erklärt.<br />

Homepage<br />

Die „Heimseite“ oder Leitseite ist die Seite, die man im Internet als Erstes zu sehen bekommt,<br />

wenn eine Adresse aufgerufen wird. Normalerweise enthält diese Seite ein Logo des Anbieters,<br />

ein Inhaltsverzeichnis und Links zu den wichtigsten Seiten.<br />

Impressum<br />

Verzeichnis der Verantwortlichen für eine Zeitung. Ein Impressum ist bei Tageszeitungen vorgeschrieben.<br />

© media consulting team


Glossar 8888<br />

Information<br />

Eine Mitteilung oder Nachricht.<br />

Informationsfreiheit<br />

Durch das Grundgesetz (Artikel 5, Absatz 1) geschütztes Recht für jeden, „sich aus allgemein<br />

zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten“.<br />

Inserat<br />

Anzeige<br />

Interview<br />

Ein Wechselspiel von Fragen und Antworten.<br />

Journalist<br />

Berufsbezeichnung für diejenigen, die mit der Sammlung, Sichtung und Verarbeitung von Informationen<br />

für Zeitung, Rundfunk und Fernsehen befasst sind.<br />

Karikatur<br />

Bildkommentar zu aktuellen Themen. Die Karikatur stellt Eigenschaften und Handlungsweisen<br />

z. B. von Politikern oder Zustände (z. B. „Löcher“ im Finanzhaushalt einer Gemeinde) in übersteigerter<br />

Form dar.<br />

Kasten<br />

Beitrag, der durch einen Rahmen hervorgehoben wird.<br />

Kommentar<br />

Meinungsbildender Beitrag, der die persönliche Meinung des Autors wiedergibt. In deutschen<br />

Tageszeitungen werden in der Regel Nachricht und Kommentar deutlich voneinander getrennt<br />

(siehe auch: Glosse und Leitartikel).<br />

Korrespondent<br />

Angestellter Journalist oder freier Mitarbeiter einer Zeitung, der ständig außerhalb der Redaktion<br />

im In- oder Ausland für die Zeitung berichtet.<br />

Kürzel<br />

Abkürzungen, die vor einem Artikel oder am Ende stehen und Auskunft da rüber geben, wer den<br />

Artikel geschrieben hat und für den Inhalt verantwortlich ist.<br />

Layout<br />

Gestaltung einer Zeitungsseite bzw. der ganzen Zeitung. Anordnung von Texten und Bildern<br />

(siehe auch: Umbruch).<br />

Leitartikel<br />

Kommentar, der zu einem wichtigen Ereignis des Tages Stellung bezieht. Er ist die „Flagge der Zeitung“,<br />

d. h. er gibt nicht nur die Meinung des Autors bzw. der Autorin, sondern die der Mehrheit<br />

der Redaktion wieder. Der Leitartikel steht oft im Zusammenhang mit dem Aufmacher und ist<br />

entweder auf der Titelseite oder dort platziert, wo in der Regel die Kommentare stehen.<br />

Leserbrief<br />

Zuschrift von Leserinnen und Lesern an die Redaktion, die zur Veröffent lichung gedacht ist. Der<br />

Leserbrief bezieht sich meist auf Artikel, die in der Zeitung erschienen sind, mit berichtigenden,<br />

ergänzenden oder kritischen Informationen. Es besteht aber kein Anspruch auf Veröffentlichung.<br />

© media consulting team


Glossar 8989<br />

Link<br />

Ein Hyperlink, Hypertextlink oder kurz Link, ist eine Verbindung oder Verknüpfung zwischen zwei<br />

Dokumenten. Hyperlinks können einzelne Wörter, Textpassagen oder Bildschirmelemente sein,<br />

die durch Farbe und/oder Unterstreichung optisch hervorgehoben sind. Klickt man sie mit der<br />

Maus an, wechselt die Bildschirmdarstellung zu einer anderen Seite. Hyperlinks können zu einer<br />

anderen Stelle innerhalb des bereits geöffneten Dokuments führen oder zu einem Computer auf<br />

einem anderen Kontinent. Verbindungen sind zu weiteren Textdokumenten möglich oder zu Bild-,<br />

Klang- oder Videoinformationen.<br />

Logo (Emblem, Zeichen)<br />

Grafik, die in der Zeitung auf ein bestimmtes Thema, eine Serie oder eine Aktion wie dieses Projekt<br />

aufmerksam macht.<br />

Lokalmonopol<br />

Die Zeitung ist in einem bestimmten Gebiet (Kreis/Stadt) Alleinanbieter. Den Leserinnen und<br />

Lesern steht nur eine Zeitung mit lokalen (ört lichen) Informationen zur Verfügung (siehe auch:<br />

Einzeitungskreis und Pressekonzentration).<br />

Lokalredaktion<br />

Ressort/Abteilung der Zeitung, das ausschließlich über das lokale (örtliche) Geschehen (Stadt,<br />

Kreis) berichtet.<br />

Lokalteil<br />

Der Teil der Zeitung, der ausschließlich über das lokale (örtliche) Geschehen (Stadt/Kreis) berichtet.<br />

Lokalzeitung<br />

Zeitung, die sich in ihrer Berichterstattung auf ein bestimmtes lokales Verbreitungsgebiet konzentriert.<br />

Lokalspitze/Lokalglosse<br />

Oberbegriff für die Glosse des Lokalteils, für lokale Kommentare oder Glossen, der/die meist auf<br />

der ersten Lokalseite oben (Spitze) platziert ist.<br />

Mantel<br />

Allgemeine Seiten einer Tageszeitung (Politik, Wirtschaft, Sport), die in ihrer Berichterstattung<br />

über den örtlichen Bereich hinausreichen und über Ereignisse auf Landes- und Bundesebene<br />

sowie im Ausland berichten. Nicht immer werden Mantel- (bzw. Politik- oder überregionale Seiten)<br />

und Lokalteil von einer Redaktion produziert.<br />

Manuskript<br />

Ein Text, der noch für die Veröffentlichung in der Zeitung bearbeitet werden muss.<br />

Massenmedien<br />

Oberbegriff für alle Medien (Zeitungen, Zeitschriften, Hörfunk, Fernsehen, Internet, Film, Schallplatte),<br />

die sich an ein räumlich verstreutes Publikum wenden.<br />

Meinungsfreiheit<br />

Durch das Grundgesetz (Artikel 5, Absatz 1, Satz 1) geschützte Freiheit, die eigene Meinung frei zu<br />

bilden und diese ungehindert zu äußern.<br />

© media consulting team


Glossar 9090<br />

Meldung<br />

Kurze Nachricht, Kurzform eines Berichts. Das Wichtigste einer Meldung sollte im ersten Satz stehen.<br />

Eine Meldung sollte möglichst Antwort auf die sieben „W-Fragen“ enthalten: wer? was? wo?<br />

wann? wie? warum? welche Quelle (Informant/in)?<br />

Meta-Suchmaschinen<br />

Meta-Suchmaschinen schicken Suchanfragen gleichzeitig zu den verschiedenen Suchmaschinen,<br />

nehmen die Ergebnisse entgegen und vergleichen sie miteinander. Doppelte Ergebnisse sortieren<br />

sie aus. Der Vorteil von Meta-Suchmaschinen: Man bekommt viele verschiedene Ergebnisse in<br />

kürzester Zeit. Der Nachteil von Meta-Suchmaschinen: Die Anfragen müssen sehr einfach sein.<br />

Raffinierte Suchmethoden können nicht verwendet werden, denn diese müssen meist an die<br />

speziellen Fähigkeiten der einzelnen Suchmaschinen angepasst werden.<br />

Nachricht<br />

Information über einen Sachverhalt/ein Ereignis, die sich auf die Tatsachen/Aussagen beschränkt<br />

(siehe auch: Meldung).<br />

Nachrichtenagentur<br />

Unternehmen, das Nachrichten sammelt, sichtet und vorsortiert und gegen Bezahlung weitergibt.<br />

Die bekannteste und größte in Deutschland ist die Deutsche Presse-Agentur (dpa),<br />

eine weitere ist der ddp (Deutscher Depeschendienst). Bekannte ausländische Agenturen sind<br />

z. B. AP (Associated Press/USA), Reuters (rtr/Großbritannien), AFP (Agence France-Press, Frankreich).<br />

Nachrichtenfaktoren<br />

Die Auswahl von Nachrichten aus der Fülle täglich anfallender Informationen richtet sich nach<br />

dem „Wert“ einer Nachricht. Dieser „Wert“ wird bestimmt durch Anhaltspunkte (Nachrichtenfaktoren)<br />

wie: Aktualität, Nähe zur Leserschaft, Prominenz (bekannte Politiker, Sportler, Schauspieler),<br />

Bedeutung eines Ereignisses (großer Kreis von Be troffenen), menschlich-emotionale<br />

Aspekte wie Streit, Kriminalität, Überraschung, Ungewöhnliches, Spannung, Tiere etc.<br />

Newsroom<br />

Die gemeinsame Redaktion von Berliner Morgenpost, Welt, Welt Kompakt und Welt am Sonntag.<br />

Dort arbeiten auch die Onlineredakteure der dazugehörigen Internetangebote.<br />

Öffentliche Aufgabe<br />

In den Landespressegesetzen heißt es: „Die Presse erfüllt eine öffentliche Aufgabe, indem sie<br />

Nachrichten beschafft und verbreitet, Stellung nimmt, Kritik übt oder auf andere Weise an der<br />

Meinungsbildung mitwirkt.“<br />

Objektivität<br />

Objektiv berichten heißt, etwas wiederzugeben, wie es wirklich ist oder wie es sich wirklich zugetragen<br />

hat. Nicht gleichzusetzen mit Ausgewogenheit. Letztere bedeutet, unterschiedliche Positionen<br />

zu einem Sachverhalt oder Thema darzustellen. Absolute Objektivität ist nicht möglich. Jede<br />

Darstellung ist bereits durch die Auswahl der Informationen subjektiv geprägt.<br />

Presse<br />

Dieser Begriff steht heute für Zeitungen und Zeitschriften, zurückzuführen auf die (Buch-)Druckerpresse.<br />

Presseagentur<br />

Nachrichtenagentur<br />

© media consulting team


Glossar 9191<br />

Pressefreiheit<br />

Durch das Grundgesetz (Artikel 5, Absatz 1, Satz 2) geschütztes Recht eines jeden, Nachrichten und<br />

Meinungen in gedruckter Form zu verbreiten.<br />

Pressekonzentration<br />

Zusammenschluss von Presseunternehmen. In Deutschland ist die Pressekonzentration weit<br />

fortgeschritten (siehe auch: Einzeitungskreise und Lokalmonopole). Sie wird in publizistischen<br />

Einheiten (Vollredaktionen) gemessen, die auch einen eigenen Mantel herausgeben. Derzeit gibt<br />

es in Deutschland nur noch 138 Vollredaktionen, 1954 waren es in der alten Bundesrepublik noch<br />

225. Zusammenschlüsse von Presseunternehmen werden häufig vom Bundeskartellamt geprüft,<br />

um unter anderem einseitiger Berichterstattung vorzubeugen.<br />

Pressemitteilung<br />

Schriftliche Mitteilung von Politikern, Behörden, Vereinen, Institutionen, Agenturen, Pressestellen<br />

zur Veröffentlichung in der Zeitung. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung, aber viele<br />

Pressemitteilungen bilden den Ausgangsstoff für Meldungen etc. in der Zeitung.<br />

Pressekonferenz<br />

Veranstaltung, zu der Parteien, Behörden, Firmen etc. Vertreter der Medien einladen, um sie über<br />

ein bestimmtes Thema zu informieren.<br />

Publizistische Einheiten<br />

Tageszeitungsverlage, die auch den überregionalen Teil der Zeitung selbst herstellen. In der Bundesrepublik<br />

gibt es 138 publizistische Einheiten.<br />

Recherche<br />

Ermittlung und Überprüfung von Informationen für eine Veröffentlichung.<br />

Redakteur/in<br />

Fest angestellte/r Journalist/in bei einer Zeitung.<br />

Redaktion<br />

Abteilung in einem Zeitungsverlag, zuständig für den nachrichtlichen und meinungsbildenden<br />

Teil der Zeitung.<br />

Redaktionskonferenz<br />

Meist täglicher Treff der Redakteure. Themen der Konferenz: Be sprechung der nächsten Ausgabe,<br />

Organisatorisches, Blattkritik.<br />

Redigieren<br />

Bearbeitung der Texte für die Veröffentlichung: kürzen, ergänzen, Stil verbessern, korrigieren, mit<br />

Überschrift versehen.<br />

Regionalzeitung<br />

Zeitung, die vorwiegend in einer bestimmten Region verbreitet ist und für diese Region neben<br />

der allgemeinen aktuellen Berichterstattung vor allem lokale (örtliche) und regionale Themen<br />

behandelt.<br />

Reichweite<br />

Angabe darüber, wie viele Menschen durchschnittlich pro Tag von einer Zeitung erreicht werden<br />

(Leser pro Nummer, LpN).<br />

© media consulting team


Glossar 9292<br />

Reportage<br />

Journalistische Darstellungsform, in die persönliche Eindrücke und Wertungen einfließen, lebhaft<br />

im Stil. Die Reportage führt die Leser und Leserinnen an den Ort des Geschehens und lässt sie mit<br />

den Augen des Reporters das Geschehen verfolgen.<br />

Ressort<br />

Bereich in der Zeitung, der sich durch die Inhalte von anderen unterscheidet (Politik, Wirtschaft,<br />

Lokales, Sport, Feuilleton).<br />

Rezension<br />

Kritische Besprechung von Theateraufführungen, Büchern, Schall platten etc.<br />

Rotation<br />

Druckmaschine für die Herstellung von Zeitungen.<br />

Rubrik<br />

Artikel oder Informationen zu einem Thema/Bereich, die unter einem bestimmten Titel regelmäßig<br />

erscheinen, z. B. Kommentare, Termine oder Polizeiberichte.<br />

Schlagzeile<br />

Überschrift, die größer als andere Überschriften auf einer Seite ist. Sie wird häufig für den Aufmacher<br />

einer Seite verwandt.<br />

Serie<br />

Artikel, die in mehreren Zeitungsausgaben aufeinander folgen und die zusammenhängend über<br />

ein bestimmtes Thema berichten. In der Regel sind diese Artikel durch ein Logo gekennzeichnet.<br />

Sonntagszeitungen<br />

Zeitungen, die ausschließlich am Sonntag erscheinen und im Abonnement oder am Kiosk erhältlich<br />

sind (z. B. Welt am Sonntag).<br />

Sorgfaltspflicht<br />

In den meisten Landespressegesetzen steht: „Die Presse hat alle Nachrichten vor ihrer Verbreitung<br />

mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit, Inhalt und Herkunft zu prüfen.“<br />

Spalte<br />

Eine Zeitungsseite ist in mehrere Textspalten (meist fünf oder sieben) eingeteilt. Der Umfang<br />

eines Artikels wird u. a. auch nach Spalten sortiert: Einspalter (= Meldung), Zweispalter ... Eine<br />

weitere Maßeinheit ist die Zeile.<br />

Straßenverkaufszeitungen<br />

Zeitungen, die mehrheitlich täglich verkauft und weniger im Abonnement bezogen werden, z. B.<br />

am Kiosk oder durch „stumme Verkäufer“ (Automaten), meist Boulevardzeitungen.<br />

Suchmaschine<br />

Suchmaschinen sind automatisch arbeitende Programme, die Tag und Nacht das Internet nach<br />

Web-Seiten durchsuchen. Diese Suchroboter verstehen den Inhalt der Seiten nicht, sondern erfassen<br />

stumpf jedes Wort und nehmen es in einen riesigen Index auf. Wenn sie neue Seiten finden,<br />

werden alle darin gefundenen Wörter zusammen mit den Web-Adressen in einer riesigen Datenbank<br />

sortiert und abgespeichert. Mit Hilfe von Schlüsselwörtern kann man nach Seiten suchen,<br />

in denen diese Wörter vorkommen.<br />

© media consulting team


Glossar 9393<br />

Supplement<br />

Zeitschriftenähnliche Beilage, die einer Zeitung regelmäßig beiliegt (z. B. „rtv“ oder „prisma“).<br />

Tageszeitung<br />

Täglich (außer sonntags) erscheinende Zeitung.<br />

Tendenzbetrieb<br />

Wo die Pressefreiheit gefährdet werden könnte, gelten für Zeitungsverlage besondere Regeln. So<br />

sind sie von bestimmten Mitbestimmungsregeln des Betriebsverfassungsgesetzes ausgenommen.<br />

Sie fallen unter den „Tendenzschutz“. Die ideelle Ausrichtung einer Zeitung, ihre politische<br />

oder konfessionelle Grundhaltung darf nicht unter wirtschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten<br />

durch ein Mitbestimmungsgremium beeinflusst werden.<br />

Überlauf (Umlauf)<br />

Fortsetzung eines Artikels auf einer Seite weiter hinten in der Zeitung.<br />

Überregionale Zeitung<br />

Zeitung, die nicht nur in einer bestimmten Region, sondern im ganzen Land (national) vertrieben<br />

wird, und die sich von den Regionalzeitungen auch durch den größeren Umfang an Informationen<br />

vor allem aus Politik, Wirtschaft und Kultur unterscheidet. Auch die überregionale Zeitung (bis auf<br />

die FAZ) hat einen Lokalteil für den Ort, an dem sie gedruckt wird. In der national verbreiteten Ausgabe<br />

erscheint dieser Lokalteil jedoch verkürzt oder gar nicht. Es gibt nur wenige überregionale<br />

Tageszeitungen in Deutschland: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Frankfurter Rundschau<br />

(FR), Süddeutsche Zeitung (SZ), tageszeitung (taz), Welt, Bild, Neues Deutschland.<br />

Überschrift<br />

Der Titel eines Artikels besteht meist aus der Hauptüberschrift, einer Unterzeile und/oder einer<br />

Dachzeile. Eine Überschrift soll den Kern der Information eines Artikels richtig wiedergeben und<br />

das Interesse der Leser und Leserinnen wecken. Dabei muss sie mit wenig Platz auskommen, was<br />

nicht einfach ist (siehe auch: Schlagzeile).<br />

Umbruch<br />

Zusammenstellung der druckreifen Texte und Bilder zu einer ganzen Seite nach vorgegebenem<br />

Plan (Layout).<br />

Unterzeile<br />

Zeile unter einer Überschrift oder einem Bild.<br />

Vertrieb<br />

Abteilung, die für den Verkauf und die Verbreitung einer Zeitung zuständig ist.<br />

Volontär<br />

Ein Redakteur in Ausbildung.<br />

Vorspann<br />

Redaktioneller Text, der einen Artikel einleitet. Er ist meist fett oder in einer anderen Schriftgröße<br />

als der eigentliche Artikel gedruckt und fasst nachrichtenartig dessen Inhalt zusammen (siehe<br />

auch: Aufhänger und Einstieg).<br />

Waschzettel<br />

Umgangssprache für Pressemitteilungen von Parteien, Verbänden, Behörden, Unternehmen etc.<br />

© media consulting team


Glossar 9494<br />

Webkatalog<br />

Web-Verzeichnisse oder Kataloge sind „von Menschenhand“ geordnete Sammlungen von Web-<br />

Adressen. Ein Team von Redakteuren überprüft jede Adresse und ordnet sie Themen zu. Verzeichnisse<br />

sind normalerweise nach Themengebieten geordnet. Jedes Themengebiet ist wieder nach<br />

Unterthemen oder „Rubriken“ gegliedert. Jedes Unterthema kann selbst wieder in weitere Unter-<br />

Unterthemen gegliedert sein usw. Man kann sich in diesen „Themenbaum“ mit seinen vielen<br />

„Ästen“ bis zu den eigentlichen Web-Adressen durchklicken, die dann mit einer kurzen Beschreibung<br />

angezeigt werden.<br />

Web Packages<br />

Zusammenstellung von Informationen zu einem Thema auf einer Web site.<br />

Websites<br />

Das komplette Angebot eines Anbieters im World Wide Web, also die Summe aller Webseiten, die<br />

durch Links verknüpft sind. Die Titelseite der Website nennt man Homepage.<br />

Zeitungsverlag<br />

Ein Unternehmen, das zuständig ist für die Produktion und Herausgabe von Zeitungen. Zu diesem<br />

Unternehmen gehören u. a. die Abteilungen Redaktion, Anzeigenwesen, Vertrieb, Technik.<br />

Zeitungsverleger<br />

Eigentümer oder Bevollmächtigter des Zeitungsverlags, der rechtlich und finanziell verantwortlich<br />

ist.<br />

Zensur<br />

Kontrolle und Beeinflussung von Texten und Bildern vor Veröffentlichung durch hoheitliche (z. B.<br />

staatliche) Gewalt. In Deutschland findet eine Zensur nicht statt (Artikel 5, Absatz 1, Satz 3 des<br />

Grundgesetzes).<br />

Zentralredaktion<br />

Auch Mantelredaktion genannt. Die Redaktion, die für den Mantel einer Zeitung verantwortlich<br />

ist.<br />

Zielgruppe<br />

Ein Teil der Leserschaft (z. B. Frauen, Jugendliche), der durch eine bestimmte Berichterstattung/<br />

Anzeige gezielt angesprochen werden soll.<br />

Zwischentitel/Zwischenzeile<br />

Zwischenüberschriften, um einen langen Zeitungsartikel aufzu lockern, für eine bessere Verständlichkeit<br />

zu sorgen und zum Weiterlesen anzuregen.<br />

© media consulting team


Internetadressen 9595<br />

Nützliche Internetadressen<br />

Suchmaschinen und Webkataloge<br />

• www.google.de – die bekannteste Suchmaschine<br />

• www.web.de – deutscher Webkatalog<br />

• www.fireball.de – deutsche Suchmaschine<br />

• www.blindekuh.de – Suchmaschine für Kinder<br />

• www.metager.de – Metasuchmaschine, durchsucht Suchmaschinen<br />

• www.klug-suchen.de – Überblick über deutsche Suchmaschinen<br />

• www.suchfibel.de – Informationen über Suchmaschinen<br />

Medien<br />

• www.bdzv.de – Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger. Auf der Seite gibt es Daten<br />

und Fakten zum Tageszeitungsmarkt und eine Linksammlung der Online-Ausgaben der<br />

Zeitungen.<br />

• www.paperball.de – Suchmaschine, die Online-Ausgaben deutschsprachiger Zeitungen<br />

durchsucht<br />

Politische Institutionen<br />

• www.bund.de – Dienstleistungsportal des Bundes, Sammlung von Behörden, Ministerien<br />

usw. in Bund, Ländern, Gemeinden, Verzeichnis von Datenbanken<br />

• www.bundestag.de – Bundestag<br />

• www.bundesrat.de – Bundesrat<br />

• www.bundesregierung.de – Bundesregierung<br />

• www.bundesverfassungsgericht.de – Bundesverfassungsgericht<br />

• www.bpb.de – Bundeszentrale für politischer Bildung<br />

• www.destatis.de – Statistisches Bundesamt<br />

Politik<br />

• www.bpb.de/wissen/H75VXG,0,Begriffe_nachschlagen.html: Online-Lexikon Politik<br />

• www.koeller.de: erklärt politische Abkürzungen<br />

• www.politik-digital.de: parteienunabhängige Informations- und Kommunikationsplattform<br />

zum Themenfeld Internet und Politik<br />

© media consulting team


Literatur 9696<br />

Literaturhinweise<br />

Altenburg, Erika (2000): Offene Schreibanlässe. Donauwörth<br />

BDZV (2008): Zeitungen 2008. Berlin<br />

Bentele, Günter (1988): Wie objektiv können Medien sein? In: Erbring, Lutz/Ruß-Mohl, Stephan<br />

u. a. (Hrsg.): Medien ohne Moral. Variationen über Journalismus und Ethik. Berlin<br />

Bey, Dieter/Klaus, Thomas (1997): Das Layout Lehrbuch. Studienarbeit am Institut für Journalistik<br />

der Universität Dortmund. Dortmund<br />

Blum, Joachim/ Buch, Hans-Jürgen (1998): Die Zeitung: Ein Multimedium. UVK Konstanz<br />

Blaes, Ruth/Heussen, Gregor Alexander (1997): Medium Fernsehen. Das vielfarbige Fenster. In:<br />

Dies.: ABC des Fernsehens. Konstanz<br />

Branahl, Udo (2002): Das Verbot der Schleichwerbung. Hinweise für medienpädagogische Projekte.<br />

In: ZEUS (Hrsg.): Achtung Pressefreiheit. Journalistische Ethik in Beispielen für den<br />

Unterricht. Essen<br />

Bruck, Peter A./Stocker, Günther (1996): Die ganz normale Vielfältigkeit des Lesens. Zur Rezeption<br />

von Boulevardzeitungen. Münster<br />

Brunner, Ulrich (1991): Fernseh-Journalismus. In: Pürer, Heinz: Praktischer Journalismus in Zeitung,<br />

Radio und Fernsehen. München<br />

Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV, Hrsg.): Zeitungen 2010/11. Bonn<br />

Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) URL: http://www.bdzv.de<br />

Deutscher Presserat (Hrsg., 1991): Schwarz-Weiß-Buch. Bonn<br />

Deutscher Presserat: Pressekodex. URL: http://www.presserat.info/inhalt/der-pressekodex/pressekodex.html.<br />

Deutscher Presserat: Richtlinie zu Ziffer 2 des Pressekodex. URL: http://www.presserat.info/<br />

inhalt/der-pressekodex/pressekodex/richtlinien-zu-ziffer-2.html.<br />

Doelker, Christian (1989): Kulturtechnik Fernsehen. Stuttgart<br />

Gaßdorf, Dagmar (1996): Das Zeug zum Schreiben – Eine Sprachschule für Praktiker. Bonn<br />

Günnel, Traudel/Werner, Ulrike (1999): Interview ist nicht gleich Interview. Handbuch für die<br />

medienpädagogische Ausbildung im Audiobereich. München<br />

Gurian, Erol: Journalisten Werkstatt Foto – Wege zum besseren Bild (I). Beilage zum Medium<br />

Magazin 4/2009<br />

Haller, Michael (Hrsg.) (2000): Recherchieren. Ein Handbuch für Journalisten. Konstanz<br />

Haller, Michael (Hrsg., 1995): Die Reportage. Ein Handbuch für Journalisten. Konstanz<br />

Haller, Michael (Hrsg., 2001): Das Interview. Ein Handbuch für Journalisten. Konstanz<br />

Haus der Geschichte der Bundesrepulblik Deutschland (Hrsg., 2000): Bilder, die lügen. Bouvier<br />

Verlag. Bonn<br />

Hoofacker, Gabriele (2002): Online-Journalismus. München und im Internet: www.online-journalismus.org/polyphem.php?nao=nore&hau=./recht/startrec&<br />

nal=nlre00<br />

Hruska, Verena (1999): Die Zeitungsnachricht. Information hat Vorrang. Bonn<br />

Kleinsteuber, Hans J. (1994): Nationale und internationale Mediensysteme. In: Merten/Schmidt/<br />

Weischenberg (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Medien. Opladen<br />

© media consulting team


Literatur 9797<br />

Kliment, Tibor/Brunner, Wolfram (1998): Fernsehen in Deutschland. In: Hamm, Ing rid (Hrsg.): Die<br />

Zukunft des dualen Systems. Gütersloh<br />

Klingemann, Hans-Dieter/Klingemann, Ute (1983): „Bild“ im Urteil der Bevölkerung. In: Publizistik<br />

2/1983, S. 239ff<br />

Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK): Sicherung der Meinungsvielfalt<br />

in Zeiten des Umbruchs. Zweiter Medienkonzentrationsbericht 2003. www.<br />

kek-online.de<br />

LaRoche, Walther von (1999): Einführung in den praktischen Journalismus. München<br />

Linden, Peter/Bleher, Christian (2000): Glossen & Kommentare in den Printmedien. Berlin<br />

Mast, Claudia (2004): ABC des Journalismus. Konstanz<br />

Media Perspektiven Basisdaten – Daten zur Mediensituation in Deutschland 2008. www.mediaperspektiven.de/basisdaten.html<br />

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg., 2008): JIM-Studie 2008: Jugend, Information,<br />

(Multi-)Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19jähriger.<br />

Meyn, Hermann (2004): Massenmedien in Deutschland. Konstanz<br />

Miehe, Kirsten/Miehe, Sven-Olaf (2005): Praxishandbuch Cooperative Learning. Effektives Lernen<br />

im Team. Meezen<br />

Mikos, Lothar (1992): Kitzel des Unvorhergesehenen. In: Hickethier, Knut (Hrsg.): Fernsehen. Frankfurt<br />

Noelle-Neumann/Schulz/Wilke (1989): Fischer Lexikon Publizistik. Massenkommunikation.<br />

Frankfurt<br />

Nowag, Werner; Schalkowski, Edmund (1993): Kommentar und Glosse. Konstanz<br />

Rager, Günther/Müller-Gerbes, Sigrun/Haage, Anne (1994): Leserwünsche als Herausforderung.<br />

Bonn<br />

Rager, Günther/Weber, Bernd (Hrsg., 1992): Publizistische Vielfalt zwischen Markt und Politik.<br />

Düsseldorf, Wien, New York, Moskau<br />

Rager, Günther/Weber, Bernd (Hrsg., 2001): Fit für die Jugend. Tipps für Zeitungsmacher. Berlin<br />

Reumann, Kurt (1994): Journalistische Darstellungsformen. In: Noelle-Neumann/ Schulz/Wilke:<br />

Fischer Lexikon Publizistik. Massenkommunikation. Frankfurt<br />

Resing, Christian (1997): Wenn Nachrichtenagenturen zu Produktfamilien werden. In: Die Zeitung.<br />

Nachrichten und Meinungen zur Medienpolitik, Nr. 1/2<br />

Rossig, Julian J. (2006): Fotojournalismus. UVK Konstanz<br />

Schmitz, Antje Dagmar (1998): Kreatives Schreiben in der Hauptschule. Donauwörth<br />

Schneider, Wolf/Raue, Paul-Josef (1996): Handbuch des Journalismus. Hamburg<br />

Schult, Gerhard/Buchholz, Axel (1982): Fernseh-Journalismus. Ein Handbuch für Ausbildung und<br />

Praxis. München<br />

Schwarzwälder, Werner: Modernes Layout – Leitschnur für den Leser. In: Claudia Mast (Hrsg.,<br />

2004): ABC des Journalismus. EIn Handbuch. UVK Konstanz<br />

Striewisch, Tom (2007): Der große Humboldt Fotolehrgang. Humboldt Verlag Baden-Baden<br />

Thiele, Martina, Graf-Szczuka, Karola, Bodin, Michael: Frühe Weichenstellungen für die Lesekarriere.<br />

In: Rinsdorf, Lars/ Weber, Bernd/Wellmann, Falk/Werner, Petra (Hrsg., 2003): Journalismus<br />

mit Bodenhaftung. Münster<br />

© media consulting team


Literatur 9898<br />

Thomas, Carmen (1990): Und er ist doch bunt. In: Klaus, Elisabeth/Thomas, Carmen/Würzberg,<br />

H. Gerd: Ein Herz für O-Töne. Der Alltagsjournalismus. Stadthagen<br />

Urban, Dieter (1995): Pointierte Werbesprache. Geschriebene Texte – Gelesene Bilder. Zürich<br />

Weichert, Stephan/Kramp, Leif (2009): Das Verschwinden der Zeitung? Berlin<br />

Weischenberg, Siegfried (Hrsg., 2001): Nachrichten-Journalismus. Anleitung und Qualitäts-<br />

Standards für die Praxis. Wiesbaden<br />

www.mediaculture-online.de/Bildgestaltung.164.0.html<br />

© media consulting team


Impressum:<br />

Konzeption, Inhalt<br />

media consulting team:<br />

Prof. Dr. Günther Rager<br />

Dipl.-Journ. Anne Haage<br />

Anke Pidun<br />

Dipl.-Journ. Katrin Pinetzki<br />

Gestaltung, Produktion<br />

media consulting team:<br />

Katja Niehörster<br />

Miriam Schmikowski<br />

mct media consulting team<br />

Westenhellweg 75–79, 44137 Dortmund<br />

Telefon: (0231) 55 76 00-0<br />

Fax: (0231) 55 66 42<br />

E-Mail: info@mct-dortmund.de<br />

Inhalte verlinkter Internetseiten<br />

Da der Inhalt von Internetseiten sich jederzeit ändern<br />

kann, können wir nicht ständig die Inhalte verlinkter Seiten<br />

prüfen. Wir machen uns deshalb den Inhalt von verlinkten<br />

Internet-Seiten Dritter ausdrücklich nicht zu eigen.<br />

Für Schäden aus der Nutzung oder Nichtnutzung „fremder<br />

Inhalte“ haftet ausschließlich der jeweilige Anbieter<br />

der Seite.<br />

Das Material dient ausschließlich Unterrichts -<br />

zwecken. Vervielfältigungen sind nur für den<br />

Unter richt im Rahmen des mct-Projekts erlaubt.<br />

© copyright mct 2012

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!