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Macht hoch die Tür - Neue Deutsche Monarchie eV

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Druckausgabe : 3€<br />

Konservativ—Fortschrittlich<br />

Magazin für<br />

Geschichte und Tradition<br />

Dezember 12 / 2013<br />

Onlineausgabe:<br />

Kostenlos und<br />

Unbezahlbar ISSN-Nummer: 2193-3650<br />

www.neue-deutsche-monarchie.de<br />

Hohenzollern—Residenz Berliner Schloss<br />

Offizieller Förderer NDM e.V.<br />

<strong>Macht</strong> <strong>hoch</strong> <strong>die</strong> <strong>Tür</strong>,<br />

<strong>die</strong> Tor macht weit,..


Bildquelle: Wikipedia, Album von Berlin, Globus 1904<br />

Baufortschritt der ehem. Hohenzollern - Residenz<br />

Berliner Schloss im Dezember`13.<br />

Ob auch schon im Jahr 1442 Sponsoring zum<br />

politischem Geschäft gehörte?<br />

Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg, genannt auch „der<br />

Eiserne“ (1413-1471), ließ 1442 den Grundstein legen für<br />

ein Barockschloss, dessen Strahlkraft bis in <strong>die</strong> Gegenwart<br />

reicht. Wir bedauern sehr, dass <strong>die</strong> heutigen Bauherren und<br />

Architekten ihr Heil in Beton und Geradlinigkeit suchen,<br />

anstatt auf Jahrhunderte von Erfahrungen zurückzugreifen.<br />

Was würden Eosander, Schlüter, Knobelsdorff oder gar<br />

Schinkel sagen bei <strong>die</strong>sen Baukünsten!? „Lachen“ wahrscheinlich,<br />

und dann? „Weinen!“ Wenige der Bauwerke der<br />

letzen Jahrzehnte werden wohl ihren 100. Geburtstag erleben.<br />

Das spiegelt den Geist unserer Zeit wider. Der Verlust<br />

von Werten macht sich auch in den Bauwerken bemerkbar.<br />

Und dennoch unterstützen wir <strong>die</strong>ses Projekt, denn nicht<br />

ohne Grund wird ein Schloss gebaut!<br />

Es lebe der König!<br />

Impressum: Herausgeber <strong>Neue</strong> <strong>Deutsche</strong> <strong>Monarchie</strong> e.V. :: Verantwortlich Tobias Lein // 01784750637 //ndm@deutschland.ms<br />

Redaktion: Tobias Lein, Rainer Becker, Arne Lüttich, Andreas Bukowski<br />

Inhalte von Gastbeiträgen, Leserbriefen entsprechen nicht zwingend der Meinung der Redaktion.<br />

Redaktionelle Kürzungen vorbehalten.


Geehrte Leser/innen, grüß Gott! Pax vobiscum!<br />

ZUR<br />

ERINNERUNG:<br />

Karl Ludwig von und zu Guttenberg bezeichnete<br />

den Zweck der Weißen Blätter<br />

wie folgt: „Zweck der Weißen Blätter war<br />

(Anm.: ist), Menschen zu verbinden,<br />

wenn möglich ein Wort zur Zeit zu sagen<br />

und geistig religiöse Grundlagen zu<br />

vertiefen und erneuern.“<br />

Aus der „Schriftreihe der Forschungsgemeinschaft<br />

20 Juli 1944“, Band 8.<br />

Selten ist es mir schwerer gefallen, passende einleitende Worte zu<br />

finden. Nicht, dass es an Themen fehlen würde. Politisch und gesellschaftlich<br />

hat sich ja einiges getan in den letzten Tagen. Auch<br />

waren wir erst kürzlich auf einem hervorragend organisierten Seminar<br />

zur „Vielfalt Preußens“ in der Ostsee-Akademie in Lübeck zu<br />

Gast!<br />

Beginnen wir zusammenfassend mit dem in Lübeck besuchten Seminar.<br />

Ein Gedanke hat sich mir besonders aufgedrängt: Bei allen<br />

geleisteten Arbeiten von Historikern, Wissenschaftlern und Laien-<br />

Forschern, ist es doch so, dass <strong>die</strong> Vergangenheit wie eine Akte ist,<br />

eine Erinnerung. Von Zeit zu Zeit kramt man sie wieder hervor,<br />

präsentiert sie, zieht im günstigen Fall ein paar Schlüsse und legt sie<br />

dann wieder zurück in den Aktenschrank.<br />

Bei den hervorragenden Vorträgen, <strong>die</strong> wir verfolgen durften, hat mir ein Punkt gefehlt. Es fehlte mir eine lebendige<br />

Anleitung, es besser zu machen. Es fehlte mir <strong>die</strong> Weisheit hinter dem Wissen. Wissen ohne Weisheit hat keinen<br />

Wert. Ein Historiker wird Ihnen im allerseltensten Fall <strong>die</strong> Weisheit hinter den Geschehnissen präsentieren können,<br />

er kann ihnen den Zusammenhang erklären, der sich aus der Summe der Ereignisse ergeben hat. Das liegt daran, dass<br />

sich der Historiker mit der Erforschung und Darstellung der Geschichte befasst und nicht mit Zukünftigem. Er schaut<br />

rückblickend auf <strong>die</strong> Ereignisse.<br />

Wir erinnern und ermahnen uns an alles Mögliche, an jedem Tag im Jahr gibt es Ereignisse aus der Vergangenheit,<br />

oft mit dem Untertitel: „Das darf nie wieder geschehen!“ oder „Nie wieder …!“ etc. pp. So weit so gut. Wir sind nun<br />

erinnert, aber wie gehen wir jetzt in Zukunft mit dem Erinnerten um? Wir sind betroffen, stimmen ein in den Tenor<br />

„das darf nie wieder geschehen“ und stimmen dem auch vollkommen zu. Doch mit der Umsetzung, wie wir es in<br />

Zukunft besser machen können, sind wir weitestgehend auf uns gestellt. Bestenfalls mit ein paar mahnenden Worten,<br />

einer Erinnerungstafel oder einem <strong>die</strong>ser schönen Hochglanzheftchen mit Tipps und Tricks, welches wir mit auf den<br />

Weg bekommen haben, stolpern wir nun in <strong>die</strong> Zukunft!<br />

Wir brauchen beides, sowohl den Erinnerer als auch den Wegweiser, der uns praktische Anleitung gibt, wie wir im<br />

alltäglichen Leben mit uns selbst und unseren Mitmenschen in unmittelbarer Umgebung umgehen sollten.<br />

Zur Zeit werden wir in nahezu jedem Magazin an Weihnachten erinnert. Auch wir möchten in unserer neuen Ausgabe<br />

dem in nichts nachstehen. Wir wünschen Ihnen, unseren Mitgliedern, Freunden und Gönnern sowie unseren Skeptikern<br />

von Herzen eine besinnliche und gesegnete Advents – und Weihnachtszeit!<br />

Was <strong>die</strong> Vorsätze fürs neue Jahr betrifft, möchte ich an oben Genanntes anknüpfen. Es dürfte bereits aufgefallen<br />

sein, dass unser Umgang mit dem monarchischen Gedanken sich von der einen oder anderen Vereinigung unterscheidet.<br />

Auch 2014 wollen wir unserem Motto „Wir bewahren <strong>die</strong> Vergangenheit, leben in der Gegenwart und arbeiten<br />

für <strong>die</strong> Zukunft“ treu bleiben. Unsere Absicht ist es, <strong>die</strong> persönlichen Kontakte zu intensivieren und weiterhin mögliches<br />

Vorbild zu sein im Umgang mit Geschichte und Zukunft!<br />

Erinnern und Vorleben in unseren Familien und mit unseren Freunden. Das haben wir uns für das kommende Jahr<br />

auf <strong>die</strong> Agenda geschrieben. Erinnern und einen Weg weisen für unsere Zukunft! Seit <strong>die</strong>sem Jahr habe ich nun zwei<br />

Töchter und um es mit den Worten eines bayrischen Folkloresängers zu sagen: „Bis jetzt ist`s noch um nix gegang`n,<br />

aber jetzt geht’s um meine Madl <strong>die</strong> sinds ma doch wohl Wert!“<br />

Auch im kommenden Jahr werden wir darauf verzichten, wild schreiend und gestikulierend durch <strong>die</strong> Straßen zu rennen.<br />

Besuchen Sie stattdessen lieber ein mal im Monat unseren Montagsclub. Revolutionen,<br />

Umbrüche und Reformen beginnen immer im kleinen Stübchen (auch <strong>die</strong> im Herzen). Wir<br />

haben Geduld, bis wir gerufen werden und dann sind wir „so Gott will“ bereit!<br />

In <strong>die</strong>sem Sinne wünsche ich Ihnen alles erdenkliche Gute, Gottes reichen Segen, Gesundheit<br />

und Geduld.<br />

Es grüßt Sie herzlichst Tobias Lein


Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein<br />

Auf befestigten Wegen kommt man am schnellsten<br />

und sichersten voran. Es ist Verlass auf<br />

erprobten Untergrund.<br />

Wie für adlige Studenten damals üblich, verließ<br />

Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein<br />

1777 <strong>die</strong> Universität ohne Abschluss. Auf verschiedenen<br />

Reisen lernte er Deutschland, Wien<br />

und Ungarn kennen, wobei sich sein Interesse<br />

für das Bergwerkswesen regte.<br />

Wie ist ein guter sicherer Weg aufgebaut?<br />

Aus mehreren Schichten verschiedener Steine,<br />

<strong>die</strong> wiederum verschiedene Aufgaben erfüllen<br />

und sich ergänzen.<br />

1780 trat Freiherr von Stein in den preußischen<br />

Staats<strong>die</strong>nst ein und wurde in Berlin Referendar<br />

beim Bergwerks- und Hüttendepartement. Er<br />

absolvierte eine entsprechende Fachausbildung,<br />

teilweise an der sächsischen Bergakademie in<br />

Freiberg. Vier Jahre später war er als Direktor<br />

der Bergämter an der Ruhr und Ibbenbüren für<br />

den Wegebau, den Ruhrkanal und des unter<br />

staatlicher Aufsicht betriebenen Bergbaus zuständig.<br />

Berufsschicht auf Berufsschicht sammelte<br />

er Erfahrung an. 1786 machte Stein eine<br />

Reise nach England, um den dortigen Bergbau,<br />

Kanalbau und insgesamt <strong>die</strong> Anfänge der industriellen<br />

Revolution zu stu<strong>die</strong>ren. Ein Jahr später<br />

war er für <strong>die</strong> Schiffbarmachung der Ruhr verantwortlich,<br />

ließ als einer der ersten in Deutschland<br />

einige Meilen befestigte Chausseen anlegen<br />

jedoch verzichtete er dabei auf <strong>die</strong> sonst übliche<br />

Fronarbeit.<br />

Beim Wegebau ist an unterster Stelle das Planum.<br />

Da wird, wie das Wort schon verrät, planiert.<br />

Freiherr von Steins Fundament war fest. Er<br />

konnte sich tragen. Steine jammern nicht.<br />

1793 heiratete Heinrich Friedrich Karl vom und<br />

zum Stein <strong>die</strong> vierzehn Jahre jüngere Gräfin<br />

Wilhelmine von Wallmoden, mit der er drei<br />

Töchter bekam. 1796 wurde Stein zum Oberkammerpräsidenten<br />

aller westlichen preußischen<br />

Territorien mit Amtssitz in Minden ernannt. Im<br />

Auftrag Berlins sorgte er für eine Förderung der<br />

Wirtschaft durch Abbau von Vorschriften, Zöllen<br />

und ähnlichen ökonomischen Hemmnissen.<br />

Zwischen Bielefeld und Osnabrück ließ er eine<br />

befestigte Straße bauen und sorgte für <strong>die</strong> Verbesserung<br />

des Schiffsverkehrs auf der Weser.<br />

Zudem leitete er für Minden und Ravensburg<br />

Agrarreformen ein, wozu <strong>die</strong> Verringerung von<br />

Hand<strong>die</strong>nsten gehörte.<br />

Die dritte Schicht beim Wegebau ist <strong>die</strong> Ausgleichsschicht.<br />

Diese ist dazu da, den Druck von<br />

der Deckschicht gleichmäßig nach unten zu verteilen.<br />

1804 wurde Freiherr von Stein königlicher<br />

Finanz- und Wirtschaftsminister. Er führte<br />

im Bereich des staatlichen Salzmonopols<br />

einheitliche Preise ein, so dass sich daraus<br />

erhebliche Mehreinnahmen ergaben.<br />

Die Deckschicht schließt den Wegaufbau<br />

ab. Auf ihr findet der Verkehr statt und<br />

manchmal ereignet sich auch ein Unfall.<br />

Stein gehörte 1805 zur Kriegspartei um<br />

Königin Luise, <strong>die</strong> dafür stand, Napoleon<br />

entgegenzutreten. Nachdem für Preußen<br />

katastrophalen Krieg von 1806 sollte Stein<br />

das Außenministerium übernehmen, um<br />

den Friedensschluß zu erreichen. Dies<br />

lehnte er ab und wurde 1807 durch Friedrich<br />

Wilhelm III entlassen. Nach seiner<br />

Entlassung zog sich Freiherr von Stein auf<br />

seine Besitzungen zurück und verfasste<br />

dort <strong>die</strong> Nassauer Denkschrift als Reformprogramm<br />

für Preußen.<br />

Wenn eine Aufgabe zu groß für einen einzelnen<br />

ist, vereinigen sich mehrere und<br />

bewältigen <strong>die</strong>se Aufgabe vereint. Mehrere<br />

Schichten sind für einen guten Weg<br />

nötig.<br />

Im Jahr 1813 wurde der Befreiungskrieg<br />

proklamiert und Stein trat dafür ein, den<br />

Rheinbund zu zerschlagen sowie <strong>die</strong> Souveränitätsrechte<br />

der übrigen Staaten zu<br />

Gunsten eines deutschen Kaisers und eines<br />

Reichstages einzuschränken. Die Position<br />

eines Bundestagsgesandten lehnte Stein<br />

später ab, war aber durch eine umfangreiche<br />

Korrespondenz über das Zeitgeschehen<br />

informiert.<br />

Begraben liegt der ehrenwerte Heinrich<br />

Friedrich Karl vom und zum Stein in einer<br />

zum Namen passenden Familiengruft in<br />

Frücht bei Bad Ems, <strong>die</strong> er selber bauen<br />

ließ.<br />

Der Grabstein in der Familiengruft trägt<br />

folgende Inschrift:<br />

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr<br />

vom und zum Stein geboren den 25sten<br />

Oktober 1757, gestorben den 29sten Juni<br />

1831, ruhet hier; der Letzte seines über<br />

sieben Jahrhunderte an der Lahn blühenden<br />

Rittergeschlechtes; demütig vor<br />

Gott, <strong>hoch</strong>herzig gegen Menschen, der<br />

Lüge und des Unrechtes Feind, <strong>hoch</strong>betagt<br />

in Pflicht und Treue,<br />

unerschütterlich in Acht und Bann,<br />

des gebeugten Vaterlandes ungebeugter<br />

Sohn, in Kampf und Sieg Deutschlands<br />

Mitbefreier. Ich habe Lust, abzuscheiden<br />

und bei Christo zu seyn-<br />

V. Stein Denkmal vor<br />

dem Preußischen Landtag<br />

Preußischer Landtag<br />

Zitate:<br />

Wird durch eine, auf <strong>die</strong><br />

innere Natur des Menschen<br />

gegründete Methode jede<br />

Geisteskraft von Innen<br />

heraus entwickelt, alle einseitige<br />

Bildung vermieden,<br />

und werden <strong>die</strong> Triebe, auf<br />

denen <strong>die</strong> Würde und Kraft<br />

des Menschen beruht, Liebe<br />

zu Gott, König und Vaterland,<br />

sorgfältig gepflegt, so<br />

können wir hoffen, ein<br />

physisch und moralisch<br />

kräftiges Geschlecht<br />

aufwachsen zu sehen.<br />

***<br />

Treue, Liebe, religiöse intellektuelle<br />

Entwicklung, das<br />

sind <strong>die</strong> Fundamente des<br />

öffentlichen und persönlichen<br />

Glücks, und aller<br />

Konstitutionen, <strong>die</strong> ohne<br />

einen solchen Grund dem<br />

Kampf der Parteien<br />

unterliegen.<br />

***


Mehr als 1000 Bürger aus Rumänien ziehen durch Bukarest<br />

und werben für eine Restaurierung der<br />

<strong>Monarchie</strong> in Ihrem Land !<br />

Mehr als 1000 Menschen gingen am Samstag, den 10. November 2013 in Bukarest auf <strong>die</strong> Straßen, um<br />

sich für <strong>die</strong> Restaurierung der <strong>Monarchie</strong> in Rumänien einzusetzen.<br />

Singend forderten <strong>die</strong> Menschen, dass König Michael seinen Sitz im Cotroceni Palast einnimmt, welcher<br />

gegenwärtig der Hauptsitz der Präsidentschaft ist. Die Gruppe sang auch Slogans wie „Die <strong>Monarchie</strong> rettet<br />

Rumänien“.<br />

Die Organisatoren <strong>die</strong>ser Demonstration, der Nationale Bund für <strong>die</strong> Wiederherstellung der <strong>Monarchie</strong>,<br />

versammelten Jung und Alt aus Bukarest sowie aus Alba Lulia, Cluj, Constanta, Galati und Ploiesti. Sie<br />

versammelten sich auf dem Charles de Gaulle Plaza in der rumänischen Hauptstadt.<br />

Die Demonstration verlief weiter über den Kiselof Boulevard zum Victoriei Platz, danach zum Königsplatz,<br />

wo Demonstranten Blumen bei der Statue des König Michael niederlegten. Dann gingen sie auf der<br />

Calea Victoriei zum Revolutiei Platz, bis zur Reiterstatue des König Carol I.<br />

Rumänien ist derzeit eine parlamentarische Republik, mit einem Parlament, das aus zwei Kammern besteht.<br />

Der Präsident und <strong>die</strong> Mitglieder des Parlamentes werden vom Volk gewählt. Der Premierminister<br />

wird dann vom Präsidenten ernannt und wählt anschließend <strong>die</strong> Regierungsminister aus.<br />

Bis zum Jahr 1974, als König Michael gezwungen wurde sein Amt nieder zu legen, war Rumänien eine<br />

<strong>Monarchie</strong>. Von 1866 bis 1974 regierten vier ausländische Könige in Rumänien: Carol I, Ferdinand, Carol<br />

II und Michael I. Denn auf Initiative rumänischer Politiker wurde ein ausländischer König eingesetzt, nachdem<br />

der Gründer des rumänischen Staates Fürst Alexandru Ioan Cuza 1866 zum Rücktritt gezwungen worden<br />

war. Karl (Carol) von Hohenzollern-Sigmaringen war <strong>die</strong> zweite Wahl der rumänischen Politiker, aber<br />

er akzeptierte und begann <strong>die</strong> Hohenzollern-Sigmaringen Dynastie in Rumänien.<br />

König Michael I, heute 92 Jahre alt, brach <strong>die</strong> Verbindung zum Hause Hohenzollern ab und gab den Titel<br />

Hohenzollern-Sigmaringen auf. Dies verlieh dem königlichen Haus Rumäniens einen nationalen und unabhängigen<br />

Status.<br />

Diese Namensänderung durch König Michael entsprach auch dem Wunsch seines Großvaters, König Ferdinands<br />

I.<br />

Infolge der Namensänderung wird das Königliche Haus nicht mehr das Haus von Hohenzollern-<br />

Sigmaringen genannt, sondern das Königliche Haus von Rumänien. Die Mitglieder der königlichen Familie<br />

werden demnach alle Titel abgeben, <strong>die</strong> ihnen durch <strong>die</strong> Führung der Hohenzollern Familie verliehen wurden.<br />

Das Haus von Hohenzollern ist eine der wichtigsten Dynastien in Europa. Hohenzollern-Sigmaringen ist<br />

ein Flügel der Hohenzollern Dynastie. Die Könige Carol I (1881-1914), Ferdinand I von Rumänien(1912-<br />

1921), Mihai I (Michael) von Rumänien (1927-1930 und 1940-1947) und Carol II von Rumänien (1930-<br />

1940) gehören zu <strong>die</strong>ser Dynastie.<br />

Den Original-Text finden Sie auf der Internetplattform Romania-Insider.com.<br />

Aus dem Englischen Übersetzt von Marina P. // London


Volks und Völkertrauertag 2013<br />

Kein offizieller Feiertag, keine befohlene Trauer, ein Tag der Stille sollte es sein. Das war <strong>die</strong> Absicht des<br />

1919 gegründeten Volksbund <strong>Deutsche</strong> Kriegsgräberfürsorge. Ein Jahr nach dem Ende des ersten Weltkrieges,<br />

auf den Vorschlag des bayrischen Landesverbandes zum Gedenken der Kriegstoten, wurde der Volkstrauertag<br />

eingeführt und 1922 fand <strong>die</strong> erste offizielle Feierstunde im <strong>Deutsche</strong>n Reichstag in Berlin statt.<br />

„Volkstrauertag“ - Der erste deutsche Volkstrauertag soll in erster Linie dem Ehrengedenken unserer im<br />

Weltkriege gefallenen Väter, Brüder und Söhne gewidmet sein. Es ist nur zu wünschen, dass sich <strong>die</strong>se<br />

ernste Feier recht tief und fest und feierlich, auch ohne viele Reden und Gesänge, aus dem ureigenen deutschen<br />

und menschlichen Empfinden heraus geltend macht in den Herzen des ganzen Volkes.“– Cellesche<br />

Zeitung: Den Gefallenen: Ausgabe vom 27. Februar 1926 (Quelle:Wikipedia)<br />

Das Jahr 2013 ist in mehrerlei Hinsicht besonders: das Vorkriegsjahr des ersten Weltkriegs jährt sich zum<br />

100. Mal. Die Völkerschlacht bei Leipzig jährt sich zum 200. Mal. Die Reichskristallnacht zum 75. Mal.<br />

Der Nahe Osten ist ein einziger Kriegsschauplatz und selbst in unserer unmittelbaren Umgebung, in unseren<br />

Familien, in der Arbeit sowie auf der Straße scheint das Konfliktpotenzial stetig anzuwachsen. Es geht<br />

sogar soweit, das wir unseren Kindern erlauben, sich über Fernsehen und Computerspiele den Krieg in unsere<br />

Häuser einzuladen.<br />

„Volkstrauertag“ – wir sollten uns <strong>die</strong> Zeit am Grab nehmen, um unserer Lieben in Nah und Fern zu gedenken,<br />

unser eignes Handeln zu Hinterfragen und uns Gedanken zu machen, mit welchem Feuer unsere<br />

Volksvertreter spielen. Krieg gibt es ja nicht, weil es Soldaten gibt, sondern weil Politik und Diplomatie<br />

keinen Rat, keinen Ausweg mehr sehen, ein Problem zu lösen.<br />

Fragt man <strong>die</strong> Bevölkerung, ist der Wunsch nach Frieden bis in <strong>die</strong> obersten Reihen zu finden. Und <strong>die</strong> Zeit<br />

um Weihnachten ist für uns seit langem besonders mit dem Gefühl des Friedens und der Nächstenliebe verbunden.<br />

Da scheint es doch seltsam, das <strong>die</strong>ser Wunsch besteht, aber so wenig Umsetzung finden kann im<br />

alltäglichen Leben. Unseren Volksvertretern <strong>die</strong> alleinige Verantwortung zu geben, für den Frieden zu sorgen,<br />

scheint etwas zu einfach. Die Hände in den Schoß zu legen und „denen da Oben“ <strong>die</strong> Schuld geben,<br />

wenn etwas nach unserem Verständnis nicht richtig läuft, ist kein gangbarer Weg.<br />

Jeder unserer Politiker ist von uns gewählt!?<br />

Sind wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden und wollen wir etwas zum Besseren verändern, müssen wir bei<br />

uns selbst beginnen. Wir können unsere Unzufriedenheit ausdrücken, indem wir uns beschweren oder aber<br />

wir nutzen den Schwung und lassen <strong>die</strong> Energie als Engagement dem Allgemeinwohl zugute kommen.<br />

Z.B., indem wir uns aktiv am politischen Geschehen beteiligen. Das kann auf verschiedensten gesellschaftlichen<br />

Ebenen geschehen. Wer sich berufen fühlt, kann sich sogar wählen lassen!<br />

Bis dahin sollten wir den Weg zu den Gräbern finden, denn im Tode erkennen wir den Wert des Lebens!<br />

Den weitverbreiteten Irrglauben, der Volkstrauertag sei Soldaten,- und kriegsverherrlichend, sollten wir<br />

ablegen. Wie schon oben erwähnt, zieht der Soldat nicht nach eigenem Gutdünken in den Krieg, er wird<br />

von den Regierungen geschickt!<br />

Die Kultur eines Volkes erkennt man daran, wie es mit seinen Toten umgeht" so hat es mal Charles de<br />

Gaulle formuliert. Bei der Trauerbeflaggung werden Flaggen auf Halbmast gesetzt, um Trauer auszudrücken.<br />

In Deutschland wird <strong>die</strong>s von den Innenministern des Bundes oder der Länder angeordnet. Am 17.11.<br />

2013 war nach einer aktuellen Webcam bis zum Nachmittag keine Trauerbeflaggung in Berlin zu sehen.


Trauer in Zahlen<br />

In Deutschland<br />

Querschnitt aus div. Quellen<br />

Der 1. Weltkrieg:<br />

2.037.700 getötete Soldaten<br />

4.216.058 verwundete Soldaten<br />

960.000 getötete Zivilisten<br />

Ca. 700.000 Hungertote<br />

Der 2. Weltkrieg :<br />

4.071.000 getötete Soldaten<br />

1.700.000 getötete Zivilisten<br />

1.000.000 Männer Vermisst<br />

12 bis 15 Mio. Vertriebene -<br />

davon kamen ca. 2 Mio. Menschen<br />

ums Leben!<br />

2 Mio. vergewaltigte Frauen u.<br />

misshandelte Kinder<br />

Mehr als 2.3 Mio. Kriegsversehrte<br />

aus dem I. und II. WK. wurden<br />

1950 im Bundesgebiet erfasst.<br />

Das sind natürlich durchschnittliche<br />

Zahlen, <strong>die</strong> wahren Verluste<br />

werden wir wohl nie richtig<br />

(er)-fassen können. Von den psychologischen<br />

Schäden gar nicht zu<br />

sprechen, <strong>die</strong> sich bis heute tief in<br />

unser Bewusstsein eingegraben<br />

haben.<br />

Garnisonsfriedhof Columbiadamm<br />

Berlin 17.11. 2013<br />

Weihnachten 2013–<br />

Zwischen Glaube und Vertrauen<br />

In der dunkelsten Zeit des Jahres liegt <strong>die</strong>se Heilige Nacht des<br />

Lichtes. Eine Nacht, in der wir selbst in den größten Städten für<br />

einige Stunden spüren können, dass <strong>die</strong> Hektik etwas weniger<br />

wird, dass ein Großteil der Menschen noch immer der Tradition<br />

folgt, sich dem eigenen Herzen zuzuwenden, dem Glauben, der<br />

Familie, der Nächstenliebe.<br />

Niemals in der Geschichte der Menschheit geisterten so viele<br />

Zweifel und Ängste unter den Menschen umher wie heutzutage.<br />

Und sind Zweifel und Ängste nicht ein Zeichen für einen schwachen<br />

Glauben und mangelndes Vertrauen?<br />

Wer beginnt, sich ein Bild davon zu machen in welcher Zeit wir<br />

heute leben und wie viele Konflikt- und Krisengebiete es momentan<br />

gibt, der kann <strong>die</strong> Hoffnung schnell verlieren. Ob wir an das<br />

Säbelrasseln der Supermächte im Syrienkrieg denken oder an einen<br />

immer noch aktuellen Super-Gau in Fukushima, es schwebt<br />

ein Damoklesschwert über der Menschheit. Wer sagt, dass er davon<br />

nichts mitbekommt, der lügt entweder oder er träumt.<br />

„Da haben <strong>die</strong> Dornen Rosen getragen…“ <strong>Deutsche</strong>s<br />

Liedgut<br />

Weihnachten selbst ist eine Erfindung und kein religiöses Fest,<br />

das müssen wir einmal ganz ehrlich zugeben. Jesus hat <strong>die</strong>ses Fest<br />

nicht gefeiert und somit gehört es auch nicht zu den religiösen<br />

Exerzitien, <strong>die</strong> er seine Jünger und seine Gemeinde gelehrt hat.<br />

Jesus war eher ein Praktiker. Er hat keine Kirchen gebaut und keine<br />

Mitglieder verwaltet. Seine spirituelle Botschaft betraf den Alltag,<br />

er lehrte uns anhand von Gleichnissen und seinem eigenen<br />

Vorbild, wie sich gläubige Menschen richtig verhalten sollten, um<br />

das Himmelreich zu erlangen. Es ist eine Botschaft, <strong>die</strong> viele<br />

Menschen annehmen können, auch solche, <strong>die</strong> vielleicht mit Kirche<br />

oder Glauben an sich nicht so viel zu tun haben. Das ist <strong>die</strong><br />

Kraft der Wahrheit – sie berührt das Herz des Menschen und erinnert<br />

ihn lediglich an sein Mensch-Sein.<br />

Und dennoch, <strong>die</strong> Absicht an <strong>die</strong>sem Fest, Jesus und seiner Botschaft<br />

zu gedenken, bewegt etwas in uns und verändert das Land<br />

und <strong>die</strong> gesamte christliche Welt für ein paar Tage im Jahr. Die<br />

Familien kommen zusammen. Es wird gesungen und vielleicht<br />

gebetet. Wo Streit war, versucht man sich zu versöhnen. Wer genug<br />

hat, erinnert sich in <strong>die</strong>sen Tagen daran, auch den weniger<br />

Wohlhabenden etwas abzugeben.<br />

All das ist wie ein<br />

wunderbares Lebenszeichen,<br />

ein Beweis für <strong>die</strong> Existenz Jesu<br />

und seine Strahlkraft bis in<br />

<strong>die</strong> heutige Zeit. Sie führt uns<br />

zurück zu unserem Ursprung,<br />

in den Kreis unserer Lieben,<br />

zur Gemeinschaft und zur Ver-


söhnung. Denn hier liegt der Same für den<br />

Weltfrieden.<br />

Es wird nicht Frieden zwischen <strong>die</strong> Nationen<br />

kommen und bis in <strong>die</strong> Familien hineingetragen<br />

werden. Der Same des Friedens ist in einem<br />

jeden Herzen verborgen. Und er wächst<br />

zuerst im Kreise der Familie. Sie ist der Nährboden.<br />

Gibt es Streit in den Familien, können<br />

wir keinen Frieden in der Welt erwarten.<br />

„Liebe Deinen Nächsten“ lehrte uns Jesus.<br />

Wenn wir <strong>die</strong>s nicht schaffen, ist jeder Wunsch<br />

nach Weltfrieden bloße Heuchelei. Von innen<br />

nach außen ist alles Wachstum. Eine gesunde<br />

Familie kann einen positiven Einfluss auf <strong>die</strong><br />

Nachbarschaft und Umgebung ausüben. Ein<br />

harmonisches Zusammenleben in der Nachbarschaft<br />

bewirkt eine positive Atmosphäre in einem<br />

Stadtteil und so weiter…<br />

„Liebe Gott über alles und Deinen<br />

Nächsten wie Dich selbst.“ Jesus<br />

Auch <strong>die</strong>s ist eine Botschaft, <strong>die</strong> über den Tellerrand des<br />

Christseins hinausgeht und zu der jeder gläubige Mensch<br />

auf <strong>die</strong>ser Welt „Amen“ sagen kann. In <strong>die</strong>sem Sinne hat<br />

Deutschland als eines der stabilsten Länder der heutigen<br />

Zeit eine besondere Vorbildfunktion. Wir haben eine<br />

Verantwortung, anderen zu helfen und materiell und spirituell<br />

für Schwächere da zu sein. Wir sollten unsere finanzielle<br />

Stabilität dazu einsetzen, religiöse Grundsätze<br />

in <strong>die</strong> Tat umzusetzen. Wir brauchen keine Angst davor<br />

zu haben, etwas abzugeben, Flüchtlinge aufzunehmen<br />

oder Menschen anderer Nationen oder anderen Glaubens<br />

zu integrieren. Darin müssen wir auf den Segen und Beistand<br />

des Schöpfers vertrauen. Wenn wir im Glauben<br />

handeln, wird er seine himmlische Unterstützung nicht<br />

fehlen lassen.<br />

„Nur zwischen Glaube und Vertrauen ist<br />

F r i e d e n . “<br />

(Friedrich Schiller 1759-1805, deutscher Dichter, Philosoph<br />

und Historiker)<br />

Friede sei mit Ihnen.<br />

Hierin liegt <strong>die</strong> Essenz der Botschaft Jesu. Die<br />

Liebe zu Gott stellt er an <strong>die</strong> erste Stelle. Die<br />

Reihenfolge geht weiter mit der Liebe zum<br />

Nächsten, erst dann wird <strong>die</strong> Liebe zu uns<br />

selbst beschrieben. Jesus sagt auch nicht, liebe<br />

den nächsten Christen oder den nächsten <strong>Deutsche</strong>n.<br />

Liebe Deinen Nächsten. Er war Vorbild<br />

darin, unter <strong>die</strong> Menschen zu gehen und für<br />

<strong>die</strong>jenigen Fürsprache zu halten, <strong>die</strong> alle anderen<br />

fern vom Glauben wähnten. Den Zöllner,<br />

<strong>die</strong> Ehebrecherin.<br />

Der große Heilige Franz von Assisi prägte <strong>die</strong><br />

Bedeutung des christlichen Verständnisses in<br />

einer späteren Zeit und erinnerte mit seinen<br />

Aussprüchen und seiner Lebensweise an seinen<br />

hehren Ursprung:<br />

„O Herr, mache mich zum Werkzeug deines<br />

Friedens,<br />

daß ich Liebe übe, wo man haßt,<br />

daß ich verzeihe, wo man mich beleidigt,<br />

daß ich verbinde, wo Streit ist,<br />

daß ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung<br />

quält, daß ich Licht entzünde, wo <strong>die</strong> Finsternis<br />

regiert, daß ich Freude bringe, wo der<br />

Kummer wohnt, Herr, laß mich trachten, nicht<br />

daß ich getröstet werde, sondern daß ich verstehe,<br />

nicht daß ich geliebt werde, sondern daß<br />

ich liebe. Denn wer sich selbst vergißt, der findet,<br />

wer verzeiht, dem wird verziehen, und wer<br />

stirbt, der erwacht zum Ewigen Leben.“


„Wir sagen Euch an den lieben Advent…“<br />

Anfang Dezember meldeten <strong>die</strong> Zeitungen,<br />

dass ein Komet am Himmel zu sehen sei. Es<br />

folgten unterschiedliche Meldungen ob<br />

„Ison“ seinen Flug an der Sonne vorbei überstanden<br />

habe oder nicht. Und einige Tage<br />

später waren <strong>die</strong> Hobbyastronomen schon<br />

wieder in Aufregung und suchten das Himmelszelt<br />

nach „Lovejoy“ ab.<br />

Interessant ist, dass <strong>die</strong> Meldungen im Grunde<br />

nur an den Hobbyastronomen in uns gerichtet<br />

waren. Natürlich gab es Fachzeitschriften,<br />

<strong>die</strong> analysieren aus welchem Material<br />

<strong>die</strong> Kometen bestehen, woher sie kommen,<br />

wie lange sie schon<br />

unterwegs sind und so weiter<br />

und so fort.<br />

Aber von denen, <strong>die</strong> für<br />

himmlische Nachrichten zuständig<br />

sind, hören wir leider<br />

nichts. Zwar ließ der Vatikan<br />

„Ison“ beobachten,<br />

aber es gibt keine Stellungnahme,<br />

was uns <strong>die</strong>se Lichter<br />

des Himmels sagen<br />

könnten. Gab es nicht vor<br />

ca. 2000 Jahren auch mal ein<br />

berühmtes Licht am Himmel?<br />

Ein Licht, auf welches<br />

schon viele Gelehrte, Weise und Heilige gewartet<br />

hatten? Es war das Licht Jesu, das <strong>die</strong>se<br />

Menschheit erleuchten sollte.<br />

„Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland<br />

gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis<br />

daß er kam und stand oben über, da das<br />

Kindlein war“, lesen wir in Matthäus 2,9.<br />

Der Herr hatte das Geheimnis der bis dahin<br />

höchsten religiösen Erkenntnis und Aufgabe<br />

in das Herz eines kleinen Kindes gelegt.<br />

Nach all den großen Gottesmännern wie Noah,<br />

Abraham und Moses, <strong>die</strong> ihre Aufgabe<br />

Gott und seinem Volk zu <strong>die</strong>nen im reiferen<br />

Alter erkannten und offenbart bekamen, war<br />

bei Jesus von Anbeginn an klar: Hier ist ein<br />

großes Licht für <strong>die</strong> Menschheit erschienen.<br />

Der Herr legt sein Wertvollstes in ein verletzliches<br />

und bedürftiges Geschöpf, ein<br />

Kind. Und er sorgt fortan für es, schützt es<br />

und lässt es aufwachsen bis seine Aufgabe auf Erden zunächst<br />

erfüllt ist. Wir alle kennen <strong>die</strong>se Überlieferung.<br />

Jesus selbst war auch der erste Prophet Gottes, von dem<br />

Aussagen über Kinder überliefert wurden. So wird uns<br />

zum Beispiel aus einer Versammlung überliefert:<br />

„Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre.<br />

Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah,<br />

wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst <strong>die</strong> Kinder<br />

zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen<br />

gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer<br />

das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird<br />

nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte <strong>die</strong><br />

Hände auf sie und segnete sie.“<br />

Jesus rückte <strong>die</strong> Kinder<br />

zwar nicht in den Mittelpunkt<br />

des Lebens,<br />

aber schätzte sie wert<br />

und wusste, dass ihr<br />

kindlicher Glaube mehr<br />

wert ist, als manches<br />

auswendig Gelernte von<br />

uns Erwachsenen.<br />

Welchen Wert haben<br />

<strong>die</strong> Kinder in unserer<br />

heutigen Gesellschaft?<br />

In allen Gesetzestexten,<br />

<strong>die</strong> Kinder direkt betreffen,<br />

gilt der Grundsatz „Zum Wohle des Kindes“.<br />

Pädagogische Einrichtungen, das Jugendamt, Krankenhäuser,<br />

egal wer mit Kindern zu tun hat, sollte nach <strong>die</strong>sem<br />

Grundsatz arbeiten. Und dennoch lesen und hören<br />

wir zunehmend von Kindesmisshandlung, von Vergewaltigung<br />

und Tötung. Sind <strong>die</strong> Regeln und Gesetze, <strong>die</strong><br />

wir uns aufgestellt haben, zu schwach um <strong>die</strong> Schwächsten<br />

zu schützen? Wie kann es sein, dass immer wieder<br />

Kinder zu Opfern werden und <strong>die</strong> Täter, wenn überhaupt,<br />

mit geringen Freiheitsstrafen davonkommen?<br />

Bildquelle: Wiki.: Author Andreas Praefcke<br />

Natürlich ist <strong>die</strong> Erde kein Para<strong>die</strong>s, aber wir sollten eine<br />

Gesellschaftsordnung anstreben, in der sich Eltern und<br />

Kinder einigermaßen sicher fühlen können. Statt den<br />

himmlischen Empfehlungen zu folgen, wurden Gesetze<br />

und Regeln in unserer ach so „zivilisierten“ Gesellschaft<br />

durch <strong>die</strong> moderne Psychologie und Pädagogik verwässert<br />

und durch falsche Barmherzigkeit weich gespült.<br />

Der Erfolg ist, dass Gewalt und Drogenkonsum weiter<br />

zunehmen, dass sie immer weniger bestraft werden und<br />

sogar mit der Legalisierung begonnen wird. Das ist keine


Barmherzigkeit. Den Tätern wird so nicht geholfen.<br />

Sie fallen tiefer in den Teufelskreis der Kriminalität.<br />

Für <strong>die</strong> Opfer stellt unsere Rechtsprechung<br />

nicht selten eine Verhöhnung dar. Und<br />

mehr und mehr wird normal, was früher noch<br />

gesellschaftliche Tabus waren. Menschen zu Tode<br />

zu prügeln, auf offener Straße Drogen zu<br />

konsumieren, alte Menschen zu beleidigen, ihnen<br />

und Kindern Angst zu machen. Was für ein<br />

Armutszeugnis für unsere Regierenden und für<br />

uns, <strong>die</strong> sich das gefallen lassen.<br />

Ja, vielleicht gab es früher härtere Strafen, aber<br />

dafür hatten sie auch eine abschreckende Wirkung.<br />

Wer in Deutschland als Jugendlicher ins<br />

Gefängnis geht, lebt außer dem Freiheitsentzug<br />

doch nicht viel schlechter als vorher. Und das<br />

alles auf unsere Kosten und der Kosten der Sicherheit<br />

unserer Kinder, unserer Alten und<br />

Schwachen. Auf Kosten eines Heimatgefühls,<br />

dass in Angst und Misstrauen überhaupt nicht<br />

entstehen kann. Auch wenn <strong>die</strong> Heiligen Schriften<br />

heute meistens nicht mehr ernst genommen<br />

werden, wurde <strong>die</strong>se Zeit schon in der Bibel vorausgesagt:<br />

„Das sollst du aber wissen, dass in den letzten<br />

Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn<br />

<strong>die</strong> Menschen werden viel von sich halten, geldgierig<br />

sein, prahlerisch, <strong>hoch</strong>mütig, Lästerer, den<br />

Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos,<br />

unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild,<br />

dem Guten feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen.<br />

Sie lieben <strong>die</strong> Wollust mehr als Gott.“<br />

Diese Worte schrieb Paulus an Timotheus. Treffender<br />

könnte unsere Gesellschaft (im Großen<br />

und Ganzen) kaum beschrieben werden. Aber<br />

immer wieder lesen wir auch von der frohen<br />

Botschaft, von der Erlösung und einer gesegneten<br />

Zeit auf Erden, der Wiederkunft Jesus. So<br />

finden wir zum Beispiel im Matthäus Evangelium<br />

folgende Zeilen:<br />

„Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit<br />

wird <strong>die</strong> Sonne sich verfinstern und der Mond<br />

seinen Schein verlieren und <strong>die</strong> Sterne werden<br />

vom Himmel fallen, und <strong>die</strong> Kräfte der Himmel<br />

werden ins Wanken kommen. Und dann wird<br />

erscheinen das Zeichen des Menschensohns am<br />

Himmel. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter<br />

auf Erden und werden sehen den<br />

Menschensohn kommen auf den Wolken des<br />

Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.“<br />

Er wird also wiederkommen. Auf sein Kommen wartet<br />

das Volk der Juden bis heute. Auf sein Wiederkommen<br />

wartet <strong>die</strong> christliche Welt und auch <strong>die</strong><br />

Muslime. In allen heiligen Schriften wird berichtet,<br />

dass Jesus sein Friedensreich auf Erden begründen<br />

wird. Und auch, dass es dafür Zeichen geben wird.<br />

Und wenn wir beginnen, uns mit <strong>die</strong>sen Zeichen des<br />

Himmels zu befassen, können wir entdecken: <strong>die</strong> Zeichen<br />

sind fast alle erfüllt.<br />

Wir wünschen uns und Ihnen und allen Menschen,<br />

dass wir gemeinsam <strong>die</strong>se Wiederkunft Jesu erleben<br />

dürfen, dass mit ihm <strong>die</strong> Könige zurückkehren und<br />

wir eine Zeit des Friedens und der Gerechtigkeit auf<br />

Erden erleben dürfen. In <strong>die</strong>sem Sinne schließen wir<br />

mit der letzten Strophe des Liedes:<br />

„Ihr Kinderlein kommet…“:<br />

„So nimm unsre Herzen<br />

zum Opfer denn hin;<br />

Wir geben sie gerne<br />

mit fröhlichem Sinn –<br />

Und mache sie heilig<br />

und selig wie Dein’s,<br />

Und mach' sie auf ewig<br />

mit Deinem nur Eins."<br />

Gott mit uns..<br />

Bildquelle: Wikipedia, Etienne Leopold Trou.


Gastbeitrag<br />

von Salim Spohr<br />

Salim Spohr, gebürtig aus dem Schwarzwald,<br />

lebt und arbeitet mit seiner Familie auf Zypern.<br />

Er ist Autor mit eigenem Verlag „Spohr Publishers<br />

Limited“. Er ist zum Islam konvertiert und<br />

gehört dem Sufi-Orden der Naqshibandiyya an,<br />

dessen Oberhaupt Sheikh Nazim ebenfalls auf<br />

Zypern lebt. Der Beitrag wurde bereits 1996<br />

veröffentlicht, hat aber nichts von seiner Aktualität<br />

eingebüßt. Gerade im Hinblick auf <strong>die</strong> aktuelle<br />

politische Lage in Deutschland.<br />

Wir danken für <strong>die</strong> freundliche Bereitstellung.<br />

Dieser Beitrag markiert den Anfang unserer<br />

neue Reihe: „Okzident trifft Orient“. Passend<br />

dazu startet im Brandenburg-Preußen-Museum<br />

im März <strong>die</strong> Sonderausstellung: <strong>Tür</strong>ken, Mohren<br />

und Tataren - Muslime in Brandenburg-<br />

Preußen. Siehe Veranstaltungshinweis auf der<br />

letzen Seite.<br />

Anm.: Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen<br />

Entscheidung?<br />

Der blinde Fleck im demokratischen System<br />

Daß wir den König – hier der junge König<br />

Marokkos, Muhammad VI. bei den Feierlichkeiten<br />

seiner Inthronisation, nasaru Llâh<br />

– nicht kontrollieren, sondern lieben, weil er<br />

der König ist, erscheint auf den ersten Blick<br />

eben- so überraschend wie der Umstand, daß<br />

das demokratische System einen blinden<br />

Fleck hat, weil auch mit einer Lupe dort nirgendwo<br />

jemand zu finden ist, der wirklich<br />

entscheidet und Verantwortung trägt. Sehr<br />

merkwürdig, daß in einer Abstimmung zwar<br />

jeder entscheiden kann, wem er <strong>die</strong> Stimme<br />

gibt, <strong>die</strong> zur Abstimmung stehende Sache<br />

selbst indes ganz unentschieden bleibt, wenn<br />

man´s nicht dem armen Abakus, dem Rechenschieber,<br />

in <strong>die</strong> Schuhe schieben will.<br />

Es scheint geschafft. Niemand wird heute<br />

ein kritisches Wort zu einem Verfassungssystem<br />

sprechen<br />

oder auch nur hören wollen, das auf der ganzen<br />

Welt so einhellig verbreitet ist, daß der<br />

Glaube an seine prinzipielle Richtigkeit- eine<br />

Art Markenzeichen politischer Korrektheit<br />

- schon zum guten Ton gehört. Wer<br />

wollte ernsthaft bezweifeln, daß Demokratie<br />

etwas Gutes ist, das seinen Nutzen und Frommen in der Politik,<br />

der Gesellschaft, ja bis in <strong>die</strong> kleinste Zelle eines Volkes,<br />

<strong>die</strong> Familie hinein, täglich erneut unter Beweis stellt, da es<br />

sich zum universalen Mittel der Konfliktentschärfung und einer<br />

jeden Art von Entscheidungsfindung gemausert hat!<br />

Das Vorurteil<br />

Eine den ganzen Erdball umspannende Verehrung jenes Prinzips<br />

der Herrschaft des „Daimos“, das griechische Wort bedeutet<br />

ursprünglich –Stadtteil- ist auch der Boden, auf dem der<br />

Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika <strong>die</strong> Nationen<br />

der Welt auf zwei verschiedene Töpfchen verteilt und verteilen<br />

darf, das Töpfchen der Guten und das Töpfchen der Bösen.<br />

Und es bedarf keines Wortes der Erklärung, daß sich im Töpfchen<br />

der Guten <strong>die</strong> demokratisch verfaßten Staaten finden, alle<br />

anderen aber, seien ihre Strukturen auch noch so unterschiedlich,<br />

sich im Töpfchen der Bösen finden: Despotien, Tyranneien,<br />

Sultanate, <strong>Monarchie</strong>n.<br />

Klar ist, daß demokratisch verfaßte Staaten zu jenen, zu <strong>die</strong>sen<br />

aber all <strong>die</strong> gezählt werden, deren Verfassungen entweder<br />

nicht demokratisch sind oder <strong>die</strong> wirkliche Ausübung der<br />

<strong>Macht</strong> wenigstens Zweifel daran erlauben, daß sie es wären.<br />

Wie selbstverständlich werden <strong>die</strong> Noten verteilt, wie selbstverständlich<br />

gilt, nicht demokratisch oder gar undemokratisch<br />

zu sein, als ein Übel, wie selbstverständlich wird - in der internationalen<br />

Politik wie in jedem Wahlkampf von Parteien im<br />

Inneren des Staates - schon das bloße Wort wird als ein<br />

Schimpfwort gebraucht. Doch gerade der Umstand, daß Demokratie<br />

in so umwerfend selbstverständlicher Weise für gut<br />

und etwas Erstrebenswertes gehalten wird, grade <strong>die</strong> Selbstverständlichkeit,<br />

mit der <strong>die</strong>se Regierungs- und Entscheidungsform<br />

dem Namen<br />

nach all überall anstelle<br />

eines ordentlichen Beitrages<br />

zur Sache als eine Art<br />

argumententscheidende<br />

sieggarantierende Generalklausel<br />

in <strong>die</strong> Waagschale<br />

geworfen wird, wirft doch<br />

Zweifel auf. Denn es bedeutet,<br />

daß es nicht üblich,<br />

nicht gewünscht oder gar<br />

verboten<br />

oder - schlimmer noch -<br />

unfein, degoutant, abträglich<br />

oder einfach „out“ ist,<br />

<strong>die</strong>ses System einmal kritisch,<br />

im Jargon der 68-er<br />

gesagt, zu „hinterfragen“.<br />

Nein, das ist nicht gewünscht<br />

und wird auch<br />

nicht gemacht. Daß es nirgendwo,<br />

nicht von Politikern,<br />

nicht von Staatsrechtlern,<br />

nicht von Politikwissenschaftlern,<br />

nicht<br />

von Verfassungs- oder<br />

Rechtsphilosophen einmal


ernsthaft in Zweifel gezogen wurde, ist erstaunlich, wo doch jedem Furz eine wissenschaftliche Würdigung zuteil<br />

wird und wir täglich neue bahnbrechende Erkenntnisse über beispielsweise das Paarungsverhalten der Bukkelfliege<br />

erwarten dürfen.<br />

Die erschreckende Frage lautet indes: Wurde jenes so universal und großsprecherisch auftretende System, an dem <strong>die</strong><br />

Geschicke der Welt zu hängen scheinen, denn überhaupt jemals unbestechlich, kühl und unvoreingenommen in den<br />

Blick genommen oder auch nur einmal genauer untersucht?<br />

Es ist gut möglich, daß das nie geschah. Heute jedenfalls sieht es so aus, als werde sich nur schwerlich<br />

jemand finden lassen, der riskieren würde, mal einen unverdorbenen Blick auf das System zu werfen, weil einer, der<br />

das auch nur im Ansatz macht, sogleich zum Staatsfeind, Tyrannen oder Terroristen, zum Strauch<strong>die</strong>b oder, günstigenfalls,<br />

zum Spinner erklärt und der Fraktion der Ewig-Gestrigen, eben jenen bedauernswerten Menschen zugerechnet<br />

würde, <strong>die</strong> nicht auf der Höhe ihrer Zeit sind.<br />

Tyrannei des Modernen<br />

Bevor wir das demokratische System einmal genauer in den Blick fassen können, bedürfen wir eines Heilmittels gegen<br />

den Wahn des Modernen und seine Tyrannei. Ein Mittel gegen <strong>die</strong> Hybris unserer Zeit und jenen Aberglauben,<br />

es sei uns noch nie so gut gegangen wie heute, ein Mittel gegen <strong>die</strong> Vorstellung, es werde immer besser, immer schöner<br />

in der Welt, im Leben, in der Politik, in der Wissenschaft. Hier gilt das Wort der Propheten Muhammad saw., der<br />

gesehen hatte, daß es im Gegenteil immer schlechter wird auf der Welt. Und in der Frage der Verfassungen hat er<br />

gesagt: „Nach mir kommen <strong>die</strong> Khalifen, dann <strong>die</strong> Könige, dann <strong>die</strong> Tyrannen, und dann kommt das große Durcheinander.“<br />

Es scheint, daß wir jetzt im großen Durcheinander leben, es scheint, das demokratische System ist der<br />

Grund, <strong>die</strong> Quelle und Ausdruck des großen Durcheinanders. Wir aber glauben heute auf der Höhe der Zeit zu sein.<br />

Die Frage sei erlaubt: Und woran sollten wir sie erkennen, worin zeigt sie sich, <strong>die</strong> Höhe der Zeit? - Sind es nie dagewesene<br />

Perversionen, nie gesehener Dreck, nie gesehene Brutalität, Massenmorde, Attentate, überall fließende Ströme<br />

von Blut?<br />

Ist es der Verlust jeden Respektes, der Rückzug von Heiterkeit, Feinheit, Frömmigkeit, Lebenslust, Geborgenheit,<br />

sind das Zeichen der Höhe der Zeit? Die Ansicht, schon alles zu kennen, zu wissen, der Mangel an Glauben, an Demut,<br />

an Ehre, an dem Sinn für das Schöne, das Erhabene, das Wunderbare und Wundersame, sind sie <strong>die</strong> untrüglichen<br />

Zeichen der vorgeblichen Höhe unserer Zeit?<br />

Oder bezeugen sie nur <strong>die</strong> Verderbtheit einer Epoche, <strong>die</strong> sehenden Auges gerade dabei ist, cool und wie nebenbei in<br />

den Wahnsinn zu fallen? Allein der Bestand der Phänomene möchte ein guter Grund sein, einmal genauer zu fragen,<br />

ob zwischen dem einhellig getanzten Tanz um das schillernde Kalb der Herrschaft des „Daimos“ und dem schlechten<br />

Zustand unserer Zeit nicht vielleicht ein Zusammenhang besteht?<br />

Sind der schlechte Zustand der Welt und <strong>die</strong> Allgemeingültigkeit des demokratischen Prinzips in Wahrheit nicht<br />

vielleicht der kongeniale Ausdruck eines und desselben? Oder ist jener <strong>die</strong> Folge von <strong>die</strong>ser? - Wie es auch sei, es<br />

scheint genug gute Gründe zu geben, sich <strong>die</strong>ses Verfahrens der Willens- und Meinungsbildung, das sich<br />

„demokratisch“ nennt, einmal genauer anzusehen. Es gilt, einen Blick in das Herz eines Systems zu tun, das möglicherweise<br />

der Ausdruck, möglicherweise der Spiegel, möglicherweise <strong>die</strong> Ursache vieler übel <strong>die</strong>ser Welt ist.<br />

Doch Vorsicht! - Wir sollten beachten, daß <strong>die</strong> Aufgabe so unerhört schwierig ist, gerade weil wir glauben, schon zu<br />

wissen, was es mit der Herrschaft des „Daimos“ auf sich hätte. Dieser Glaube, der schon erwähnte Charakter des<br />

Selbstverständlichen <strong>die</strong>ses weltweit verbreiteten Systems, das nämlich, was sozialpsychologisch „V o r u r t e i l“<br />

genannt wird, müssen wir als den Hauptfeind unserer Untersuchung erkennen: Und daß der keineswegs zu unterschätzen<br />

ist, hatte schon der Meisterdenker aus Königsberg, Immanuel Kant, gesehen, als er sagte: „Alte und eingewurzelte<br />

Vorurtheile sind freilich schwer zu bekämpfen, weil sie sich selbst verantworten und gleichsam ihre eigenen<br />

Richter sind.“( Immanuel Kant, Akademie-Ausgabe, Bd. 9, S. 81)<br />

Und eines der bedeutendsten Vorurteile ist <strong>die</strong> Annahme, daß es eine Art Fortschritt zum Besseren gäbe, daß das Rad<br />

täglich neu erfunden werden könnte und das heute erfundene Rad besser als das von gestern wäre, und daß das<br />

höchste Lob, das wir den Alten spenden könnten, darin bestehe, zu<br />

sagen: „Oh, das wußten sie schon damals!“, statt einzusehen, daß damals Dinge gewußt wurden, <strong>die</strong> heute längst vergessen<br />

sind. Dabei ist, was man vergessen hat, noch vielleicht das Harmloseste, da es mit einiger Anstrengung vielleicht<br />

wieder erworben werden kann. Viel schlimmer ist, daß Grundhaltungen der menschlichen Existenz verschwinden,<br />

<strong>die</strong> das Zusammenleben der Menschen ermöglichen, erleichtern oder verschönern, beseelen, erquicken. Respekt,<br />

Achtung, der Sinn für das Wunderbare, ja das, was das Herz einer jeden Existenz ausmacht, der Glaube an den<br />

Schöpfer und all das Gute, was damit verbunden ist. Welcher moderne Mensch weiß denn, was der Sinn seiner Existenz<br />

ist? - weiß denn, zu welchem Zweck er jetzt auf <strong>die</strong>sem Planeten ist, in <strong>die</strong> Existenz gebracht worden war und in<br />

jeder Sekunde seines Lebens darin erhalten wird?<br />

Und was <strong>die</strong> moderne technische Wissenschaft betrifft, so muß es sich bei ihr um eine durch und durch verderbte,


von innen her korrumpierte Sache handeln,<br />

wenn wahr ist, daß wissenschaftliche <strong>Neue</strong>rungen,<br />

„Paradigmenwechsel“, sich eben<br />

nicht dem guten Argument, sondern bloß den<br />

Kräften<br />

des Sozialspiels verdanken, wie Thomas S.<br />

Kuhn in seiner berühmt gewordenen Abhandlung<br />

The Structure of Scientific Discovery<br />

herausgefunden hatte.<br />

Jede ordentlich geschriebene Geschichte des<br />

Dosenöffners würde uns von dem Vorurteil<br />

befreien, das <strong>Neue</strong> sei besser als das, und <strong>die</strong><br />

Zeichen mehren sich dafür, daß alles, was uns<br />

das Gestell technischen „Fortschritts“ gebracht<br />

hat, tausendfach und mit Wucherzinseszinz<br />

bezahlt werden muß, besonders<br />

schmerzlich, daß dabei genuine Fähigkeiten<br />

des Menschen selbst durch den Gebrauch von<br />

Ersatzgliedern verkümmerten. Hatte <strong>die</strong> Eskimofrau<br />

früher genau gewußt, wann ihr Mann<br />

nach Hause kam und wie viele Fische er mitbringen<br />

würde, wird sie heute nur nervös am<br />

Handy nesteln, dessen Akku sich entladen hat.<br />

Als ich vor vielleicht siebzehn Jahren das erste<br />

Mal Maulana<br />

Sheikh Nazzim<br />

Efendi auf Zypern<br />

besuchte, stand ich<br />

ihm einmal bei einem<br />

klapprigen Auto<br />

aus den Zeiten<br />

Noahs a.s., das wir<br />

ihm dalassen wollten,<br />

genau gegenüber.<br />

Der Sheikh<br />

klopfte mit seinem<br />

Sheihk Nazzim Efendi<br />

Stock an den Radkasten, sah mich an undfragte:<br />

„Is it a good car?“ Ich sagte: „Not really.<br />

The engine is quite good, but it is very rosty.“<br />

Da strahlte er mich mit einem Lächeln aus<br />

seinen blauen Augen geradewegs an und<br />

sprach: „It doesn`t matter. It`s an old fashion<br />

car, like me. I`m an old fashion man!“ - Möge<br />

Allah unseren Sheikh segnen und ihm Gesundheit<br />

geben! Das werde ich nie vergessen.<br />

Und jahrelang hatte ich geglaubt, ich hätte mit<br />

unserem Sheikh damals ganz allein an dem<br />

Auto gestanden, bis mich ein Bruder vor kurzem<br />

darüber aufklärte, daß er und eine Menge<br />

Leute dabei gewesen waren, als der Sheikh<br />

das sagte. Mich aber hat der Sheikh mit <strong>die</strong>sem<br />

kurzen Wort so beeindruckt, daß ich außer<br />

ihm nichts gesehen hatte. Seitdem ist mir<br />

ganz klar, was es für ein Blödsinn ist, modern<br />

sein zu wollen. Und vor ein paar Tagen traf<br />

ich ganz früh am Morgen einen alten Mann an<br />

einer Quelle- herrlich frisches Schwarzwald-<br />

Wasser!-, der erzählte, daß man früher genau<br />

wußte, wie man mit ganz einfachen Mitteln Fleisch haltbar machen<br />

konnte, salzen, räuchern und so in Asche verpacken, daß<br />

nirgendwo Luft an das Fleisch kommt. „Das hielt zwei Jahre.“<br />

Und jetzt würden sie Früchte einmachen. Seine vier Kinder hätten<br />

das auch gelernt. Ob aber <strong>die</strong> Enkel ...<br />

Es gilt, das Erbe der Väter zu erhalten und dort wieder zu erwerben<br />

zu versuchen, wo es verlorenging. Das gilt für alles, auch für<br />

<strong>die</strong> Frage der Verfassung eines Staates. Und es ist recht und billig,<br />

ja eigentlich eine Pflicht, sich <strong>die</strong> moderne Fassung der Ordnung<br />

des Lebens in einem Staat einmal genauer anzusehen. Denn zum<br />

einen besteht ja der Verdacht, daß der schlechte Zustand unserer<br />

Leute mit jenem System zusammenhängt, das „Demokratie“<br />

heißt, zum anderen erfüllt <strong>die</strong> Einhelligkeit, mit der es allerseits<br />

beklatscht und gefeiert wird, <strong>die</strong> Bedingung, <strong>die</strong> man an ein Vorurteil<br />

stellt. Befreien wir uns von ihm auf saubere, einfache und<br />

schöne Art, indem wir – hic rhodos, hic salta! - <strong>die</strong> Augen öffnen<br />

und erkennen, daß wir jetzt in der Gegenwart sind, jetzt auf <strong>die</strong>sem<br />

Planeten hier sind und ahnen, daß wir hier genau auch sein<br />

sollen, hier auf <strong>die</strong>sem verdreckten und so ekelhaft verkommenen<br />

Planeten, daß es auch wieder ein Glück und eine umwerfend beglückende<br />

Bestimmung ist, jetzt hier zu sein. Denn sicher gilt: Es<br />

war noch nie so leicht, zu den Guten zu gehören. Mußte man zur<br />

Zeit Jesu vierzig Tage (und Nächte) fasten und beten, um zu den<br />

Guten zu gehören, ist es heute ganz einfach. Galt eine Gemeinschaft<br />

zu Lebzeiten des Propheten Muhammad saw. als verdorben,<br />

wenn sich nur ein einziger übler Bursche darin befand, so<br />

kann heute eine Gemeinschaft als gut gelten, wenn es nur einen<br />

Guten in ihr gibt. Es war noch nie so leicht wie heute. Sind wir<br />

von den gröbsten Vorurteilen befreit, können wir anfangen, jener<br />

Frage nach dem demokratischen System einmal genauer nachzugehen.<br />

Was ist ein demokratisches System? Welches sind <strong>die</strong> Bedingungen,<br />

an denen man es erkennt? Es sind immer <strong>die</strong>selben:<br />

Die Abstimmung<br />

Das demokratische System erkennt man daran, daß man sich zur<br />

Entscheidung wichtiger Fragen eines bestimmten Verfahrens be<strong>die</strong>nt,<br />

es heißt: „A b s t i m m u n g „. Sie ist das Herz und <strong>die</strong><br />

Seele eines jeden demokratischen Systems, ja man kann sagen,<br />

ohne Gebrauch der Abstimmung keine<br />

Demokratie. Und das geht so: Wenn drei Leute sich nicht einig<br />

sind, wie eine Frage zu entscheiden ist, be<strong>die</strong>nen sie sich des Verfahrens<br />

der Abstimmung und stimmen darüber ab, was zu geschehen<br />

hat, A oder B. Jeder Beteiligte gibt seine Stimme ab, mit der<br />

er für A oder für B „stimmt“, so er sich nicht der Stimme<br />

„enthält“. Dann werden <strong>die</strong> Stimmen gezählt. Wenn mehr für A<br />

gezählt werden, soll A geschehen, wenn mehr für B gezählt werden,<br />

soll B geschehen. Wenn für A und B gleich viel Stimmen<br />

gezählt werden, dann - ja, dann geschieht nichts.<br />

Die zentrale Frage zur Beurteilung des demokratischen Prozedere<br />

der Abstimmung lautet: Wo wird in <strong>die</strong>sem Verfahren eigentlich<br />

was entschieden? Wer trägt <strong>die</strong> Verantwortung? Wer kann hier<br />

zur Verantwortung gezogen werden? Die wirklich überraschende<br />

Antwort auf <strong>die</strong>se wichtige Frage lautet: Nirgendwo!<br />

Die zur Entscheidung stehende und gemäß demokratischen Prozedere<br />

durch Abstimmung<br />

zu „entscheidende“ Sache selbst wird nirgendwo wirklich entschieden.<br />

Denn genauer betrachtet, sieht es ja so aus: Jeder an der<br />

Abstimmung Beteiligte - Mitglied des Gemeinderates, des Län-


derparlaments oder des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Bundestags beispielsweise - ist an<br />

der Entscheidung der zur Entscheidung<br />

stehenden Sache zwar irgendwie<br />

mitbeteiligt, doch entscheidet<br />

er immer nur, welcher Seite der<br />

Alternative (A oder B) er seine<br />

Stimme gibt. Jeder an der Abstimmung<br />

Beteiligte entscheidet zwar<br />

über den Gebrauch seiner Stimme –<br />

und das ist in vollem Sinne eine<br />

wirkliche Entscheidung!-, <strong>die</strong> zur<br />

Abstimmung stehende Sache selbst<br />

indes bleibt zu unserer aller Überraschung<br />

ganz unentschieden. Zwar<br />

kommt irgendein Ergebnis zustande,<br />

doch verdankt sich <strong>die</strong>ses nur<br />

den Regeln des Rechenschiebers.<br />

So kann man sagen, durch Abstimmung<br />

findet in Wahrheit gar nicht<br />

etwas statt, das man<br />

„Entscheidung“ nennen könnte. Das<br />

demokratische Verfahren ist also<br />

blind. In ihm findet nicht das statt,<br />

was man in vollem Sinn des Wortes<br />

„Entscheidung“ nennen könnte.<br />

Und deshalb ist im demokratischen<br />

System auch niemand für irgend<br />

etwas verantwortlich. Denn wer<br />

nicht wirklich entscheidet, ist auch<br />

nicht verantwortlich, kann nicht zur<br />

Verantwortung gezogen werden.<br />

Eine wirkliche Entscheidung aber<br />

kann immer nur ein einzelner treffen.<br />

Wenn ihm <strong>die</strong> Möglichkeit gegeben<br />

ist, zu sagen: „Es soll A gelten“,<br />

und es gilt dann A; oder er<br />

sagt: „Es soll nicht A, sondern B<br />

gelten“, und es gilt B. Wenn er im<br />

Modus der Abwägung beider Möglichkeiten<br />

über <strong>die</strong> Verwirklichung<br />

eines der beiden durch Willensakt<br />

verfügen kann und wirklich verfügt,<br />

dann macht er<br />

tatsächlich das, was man „eine Entscheidung<br />

treffen“ nennt. Und er ist<br />

auch verantwortlich. Ihm gegenüber<br />

trägt jemand, der bloß an einer Abstimmung<br />

teilnimmt und nur für das<br />

eine oder das andere „stimmen“<br />

kann, für das Gesamtergebnis der<br />

Abstimmung keinerlei Verantwortung.<br />

-Ahnen wir hier, welche Abgründe<br />

sich da auftun? - Niemand<br />

trägt gemäß demokratischem Verfahren,<br />

„Abstimmung“ genannt,<br />

Verantwortung.<br />

Und <strong>die</strong>s gilt Überraschenderweise<br />

sogar für den Fall, daß am Ende<br />

haargenau das als Ergebnis herauskommt, für das er gestimmt hatte. Auch in<br />

<strong>die</strong>sem Fall, man glaubt es kaum, ist er - nicht verantwortlich.<br />

Der Fall des Sokrates<br />

Nehmen wir als berühmtes Beispiel das Verfahren gegen den Philosophen<br />

Sokrates. Es sollten damals in Athen 501 Richter über ihn urteilen. 281<br />

stimmten dafür, daß Sokrates den Giftbecher trinken muß, 220 stimmten dagegen.<br />

Man hatte damals erwartet, daß sich, wie es üblich war, der Verurteilte<br />

durch Flucht entzieht, was in <strong>die</strong>sem Falle auch ganz leicht möglich gewesen<br />

war, weil Feiertag herrschte, das Schmuckschiff noch nicht zurück war und in<br />

<strong>die</strong>ser Zeit kein Todesurteil vollstreckt werden durfte. Das Boot lag bereit,<br />

Sokrates in Sicherheit zu bringen. Doch der schockierte seine Freunde damit,<br />

daß er sagte: „Wenn <strong>die</strong> Athener<br />

mich verurteilt haben, den Giftbecher<br />

zu trinken, warum sollte ich<br />

mich da durch Flucht entziehen!“<br />

Im letzten der vier platonischen<br />

Dialoge Euthyphron, Apologie,<br />

Kriton und Phaidon, <strong>die</strong> sich mit<br />

dem Prozeß, der Verteidigung, der<br />

Verurteilung und dem Tod des<br />

Sokrates beschäftigen, finden sich<br />

erschütternde Zeugnisse der gelassenen<br />

Haltung des Weisen dem<br />

Tod gegenüber. Der ganze Prozeß<br />

und <strong>die</strong> Verurteilung des Sokrates<br />

ist bis heute ein Skandal, ein<br />

Wahnsinnsgemisch aus verschiedenen<br />

Formen von Eitelkeiten und<br />

vorgeblicher Staatsraison. Und bis<br />

heute bleibt <strong>die</strong> Frage, wer denn<br />

für <strong>die</strong> Verurteilung und den Tod<br />

des Sokrates <strong>die</strong> Verantwortung<br />

trägt. Meletos, der erste Ankläger?<br />

Oder Anytos und Lykon,<br />

politische Schwergewichte, <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Bresche springen, nachdem Meletos<br />

nur ein Fünftel der Richter Überzeugen konnte? Sie sind der Meinung, daß<br />

Sokrates eigentlich gar nicht hätte angeklagt werden dürfen, er aber, da er<br />

einmal angeklagt sei, auch verurteilt werden müsse.<br />

Niemand entscheidet, niemand trägt Verantwortung<br />

Wer ist verantwortlich? - Die Antwort lautet: Der, der entschieden hat. Doch<br />

wer hat entschieden? Die 501 Richter, sind sie verantwortlich? Oder sind nur<br />

<strong>die</strong> 281 Richter verantwortlich, <strong>die</strong> für das Todesurteil gestimmt haben? - Die<br />

Wahrheit ist: Niemand ist verantwortlich, wenn man nicht dem<br />

Rechenschieber, der <strong>die</strong> Stimmen gezählt hat, <strong>die</strong> Verantwortung aufbürden<br />

will. Niemand hat in bezug auf den Tod des Sokrates wirklich das getan, was<br />

man eine Entscheidung fällen nennt. Niemand. Es gibt 281 Richter der 501,<br />

<strong>die</strong> dafür gestimmt haben. Sie haben „nur“ dafür gestimmt. Jeder einzelne<br />

von ihnen hat zwar – möglicherweise aus vermeintlicher Staatsraison und im<br />

Glauben, Sokrates würde sich ohnehin durch <strong>die</strong> Flucht entziehen – zwar etwas<br />

entschieden. Aber was er entschieden hat, war nur, dafür zu stimmen.<br />

Die zur Abstimmung stehende Sache selbst aber wurde gar nicht entschieden.<br />

So Überraschend es auch auf den ersten Blick erscheint: Legt man einmal<br />

eine Lupe vor das Herzstück demokratischen Prozedere, <strong>die</strong> Abstimmung, so<br />

findet sich, daß in <strong>die</strong>sem System gar nicht entschieden wird. Und weil das so<br />

ist, trägt auch niemand Verantwortung. Auch <strong>die</strong>, <strong>die</strong> für etwas stimmen, das


sich dann als fehlerhaft, gefährlich oder schadenstiftend erweist, sind für <strong>die</strong> Entstehung des Schadens nicht verantwortlich,<br />

weil sie es nicht entschieden, sondern nur dafür gestimmt haben. Weil in der Demokratie, so sie sich an ihre<br />

eigenen Spielregeln hält, in dezi<strong>die</strong>rtem Sinne niemand verantwortlich ist, ist es ein ehrloses und Ehrlosigkeit förderndes<br />

System, eine Einladung zu Korruption und Lobbyistentum. Hatten griechische Philosophen <strong>die</strong> Demokratie<br />

als <strong>die</strong> beste der schlechten Verfassungen bezeichnet, so zeigt sich nun angesichts des entscheidungsblinden Flecks<br />

im Herzen des Systems, daß sie keineswegs <strong>die</strong> beste der schlechten Verfassungen ist, sondern nur <strong>die</strong> am besten<br />

schlechte: eine solche nämlich, <strong>die</strong> in <strong>hoch</strong>qualifiziert raffinierter Weise das korruptionsbefördernde Entscheidungsloch<br />

und <strong>die</strong> Abgründe dahinter bis zur Unkenntlichkeit verkleistert.<br />

Die Ehre des Monarchen<br />

In Wahrheit ist es unverantwortlich, <strong>die</strong> Geschicke eines Volkes dem entscheidungsblinden Verfahren demokratischer<br />

Abstimmungen zu unterwerfen. Weil im vollen Sinne des Wortes „Entscheidung“ immer nur ein einzelner entscheiden<br />

kann, ist es unverantwortlich und ehrlos, <strong>die</strong> Geschicke eines Staates anders als durch einen einzelnen<br />

bestimmen zu lassen. Das gilt für <strong>die</strong> Familie, den Klan, <strong>die</strong> Stadt, das Land,<br />

den Staat. „Wenn drei eine Reise tun“, so hat der Prophet saw. gesagt, „soll<br />

einer ihr Amir, ihr Anführer, sein.“ In der Familie wie im Staat - beim Militär<br />

und auf der Segelyacht ist es schon immer unstrittig gewesen - kann letztlich<br />

nur einer bestimmen, wie auch <strong>die</strong> Erschaffung der Welten und <strong>die</strong> Erhaltung<br />

in ihrer Existenz auf einen einzigen zurückgeht, auf unseren Herrn Allah, den<br />

Gnädigen und liebenden Erbarmer.<br />

Das ist das „monarchische Prinzip“. Es bedeutet, daß immer einer <strong>die</strong> Entscheidung<br />

trifft. Der Kaiser, der König, der Sultan, der Großwesir entscheidet.<br />

Und <strong>die</strong>s begründet Verantwortlichkeit. Und das ist eine Ehre. Eine Ehre<br />

für den Monarchen und für <strong>die</strong>, <strong>die</strong> Diener des Königs sind. Der Monarch läßt<br />

sich beraten, der Sultan läßt sich beraten. Die Beratung des Sultans heißt<br />

Schura. Das hat Leute, beispielsweise Frau Spuler-Stegemann bei einem Vortrag<br />

in Lörrach, dazu verführt, zu glauben, der Islam habe auch demokratische<br />

Elemente. Da kann man nur sagen: Haarscharf daneben ist auch vorbei. Während<br />

<strong>die</strong> Beratung in der Demokratie mit dem Versuch der Einflußnahme verquickt,<br />

nämlich Lobbyismus ist, worin der „Ratgeber“ bestimmte Interessen<br />

verfolgt und vertritt, geschieht <strong>die</strong> Beratung des Sultans sine ira et studio, ohne<br />

Zorn und Eifer und ohne bestimmte Interessen. Hier<br />

ist der Berater nur Berater oder anders gesagt: Nur hier findet echte Beratung statt. Entscheiden aber tut der Sultan.<br />

Und der ist nicht wie ein amerikanischer Präsident oder ein deutscher Bundeskanzler dadurch korrumpiert, daß er<br />

wiedergewählt werden will oder muß, sondern kann sich genau für das entscheiden, was das Beste ist.<br />

Nein. So hat der Staatsrechtler Theodor Eschenburg, obwohl ein glühender Verfechter der Demokratie, klar erkannt,<br />

daß <strong>die</strong> <strong>Monarchie</strong> erheblich weniger korruptionsanfällig ist als eine Demokratie: „Der nicht gemachte, sondern geborene<br />

Gebieter ist auf keine Gunst angewiesen, braucht Ungunst nicht zu fürchten. Er wird dadurch in <strong>die</strong> Lage<br />

versetzt, gerecht zu entscheiden, ohne Rücksicht auf Interessen der Stärkeren, <strong>die</strong> sich nicht mit dem Gemeinwohl<br />

decken, oder auf Interessen der Mehrheit, welche <strong>die</strong>ser kurzfristig Vorteile bringen, aber der Gemeinschaft auf <strong>die</strong><br />

Dauer von Nachteil sein können.“ (Th. Eschenburg: Staat und Gesellschaft in Deutschland, München 1963, S. 155)<br />

Ein Vergleich der Fotos gibt einen unmittelbaren Eindruck vom Unterschied beider Herrschaftsformen: links ein triumphierender<br />

Bundeskanzler Schröder nach gewonnener Wahl, rechts der junge König von Marokko, Muhammad<br />

VI., nasaru Llah, bei seiner Inthronisation: bescheiden, gefaßt, ja demütig unter dem gewaltigen Eindruck der Übernahme<br />

eines heiligen Amtes. Die klassische Frage lautet: Aber wer kontrolliert den König? - Die Antwort lautet:<br />

Niemand außer Gott. Denn es gilt: Der König wird nicht kontrolliert, der König wird geliebt, ihm wird vertraut. Die<br />

Welt ist so heruntergekommen, weil man überall <strong>die</strong> Königtümer vernichtet, weil man <strong>die</strong> Könige getötet oder vertrieben<br />

hat. Und <strong>die</strong> schlimmen Dinge, <strong>die</strong> manche Völker heute erleiden müssen, erscheinen als gerechte Strafe für<br />

das, was sie ihrem König angetan haben, in Afghanistan, im Irak, in Libyen. Im Irak hatte man <strong>die</strong> Mutter des Königs,<br />

<strong>die</strong> mit einem Koran in der Hand gekommen war, vor eine Kanone gestellt. Es gibt Prophezeiungen, daß <strong>die</strong><br />

Königtümer wieder errichtet werden. Das wäre ein Glück für <strong>die</strong> Welt. Denn der Alleinherrscher liebt sogar dann<br />

sein Land und kann für es Entscheidungen fällen, wenn er ein Tyrann ist. Der Tyrann ist nicht das erste Schlechte,<br />

sondern das letzte Gute, wenn es vom Propheten saw. im schon genannten Zitat heißt: „Nach mir kommen <strong>die</strong><br />

Khalifen, dann <strong>die</strong> Könige, dann <strong>die</strong> Tyrannen, dann das große Durcheinander.“ Das große Durcheinander entstand<br />

in Revolutionen. Nicht, weil das Volk sich erhoben hätte, sondern weil <strong>die</strong> Aristokraten neidisch auf den König waren<br />

– entsprechend fußt der heutige Terrorismus nicht in Armut, wie immer gesagt wird, sondern in der Langeweile<br />

gelangweilter Reicher oder Überstu<strong>die</strong>rter. Das Übel kam auf <strong>die</strong> Welt, als man <strong>die</strong> Tore der Bastille öffnete und<br />

wilde Tiere, Skorpione und Schlangen, auf <strong>die</strong> Welt losließ. Und <strong>die</strong> Welt leidet noch heute darunter. *<br />

(Bildquellen: Archiv Spohr Verlag)


Jeden zweiten Montag im Monat von ca. 18 Uhr-21h weitere Informationen auf unserer Internetseite,<br />

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