PDF Downloaden - Institut für Journalistik und ...
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<strong>und</strong> der Musik.“ Sigrid ist schon seit 30 Jahren<br />
dabei. Obwohl sie vor einiger Zeit weggezogen<br />
ist, verpasst sie selten eine Probe.<br />
Uwe, Vater von Bianca, schlägt auf seiner<br />
Pauke in aller Seelenruhe <strong>und</strong> ohne eine<br />
Miene zu verziehen gleichmäßig den dröhnenden<br />
Takt. Siggi hat seine Trommel modifiziert<br />
<strong>und</strong> um ein Becken <strong>und</strong> eine Kuhglocke<br />
erweitert. Energisch wirbelt er mit den<br />
Schlagzeugstöckern auf dem Trommelfell<br />
herum, demonstriert Schleif- <strong>und</strong> Rufschlag.<br />
Sehr viel zaghafter lässt der 16-jährige Michael<br />
die Sticks auf seine Trommel fallen.<br />
Seit drei Jahren ist er Teil des Spielmannszugs<br />
<strong>und</strong> einer der wenigen, der nicht über<br />
Verwandtschaft, sondern eine Anzeige in<br />
der Zeitung den Weg hierher gef<strong>und</strong>en hat.<br />
„Neuzugänge kommen eigentlich immer<br />
aus den eigenen Reihen“, erklärt Christoph<br />
Jamm. „Leider geht die Entwicklung nach<br />
unten. Hannover hat drei Spielmannszüge<br />
verloren in den letzten Jahren“, ergänzt er mit<br />
etwas Wehmut in der Stimme. Vor 60 Jahren<br />
wurden aus der Schützengesellschaft heraus<br />
nicht nur der Spielmannszug, sondern<br />
auch eine Swingband sowie ein Fanfarenzug<br />
gegründet. „Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
war es so, dass man gemeinsam seine Freizeit<br />
verbracht hat <strong>und</strong> gemeinsam etwas auf<br />
die Beine stellen wollte“, erklärt Christoph<br />
Jamm. Heutzutage wirke sich der chronische<br />
Zeitmangel in der Gesellschaft auch auf die<br />
Vereine aus. Wenige könnten ehrenamtliche<br />
Aufgaben übernehmen, <strong>und</strong> Projekte wie<br />
die Swingband oder der Fanfarenzug müssten<br />
eingestampft oder abgekoppelt werden.<br />
bei den Deutschen nicht mehr ganz so ausgeprägt“,<br />
stellt Christoph Jamm fest. „Wenn<br />
dann aber bei Ausmärschen Musik erklingt,<br />
wie wir sie spielen, singen die Zuschauer<br />
oft einfach mit. Der Schützenausmarsch<br />
ist in dem Moment nicht einfach ein Vorbeitrotten,<br />
sondern die Musik bezieht die<br />
Leute aktiv mit ein. Das ist natürlich dann<br />
besonders schön.“ Das sind die Momente,<br />
in denen der familiäre Zusammenhalt, der<br />
beim gemeinsamen Spielen deutlich spürbar<br />
ist, auch das Publikum bewegt. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> finden sich Leute wie Bianca, Michael<br />
<strong>und</strong> Sigrid seit Jahren abends nach Arbeit,<br />
Uni oder Schule treu im Vereinsheim ein.<br />
Zum Schluss der heutigen Probe werden<br />
noch Formalitäten <strong>für</strong> das hannoversche<br />
Schützenfest am Wochenende abgeklärt,<br />
während Sigrid ein Fotoalbum hervorkramt.<br />
Erinnerungen an 60 Jahre Spielmannszug-Geschichte:<br />
jährliche Pfingstfahrten,<br />
Rosenmontagsumzüge in Köln <strong>und</strong> der<br />
Vereinsheimbau von 2005. Mit „Oh Gott.<br />
Wie wir da aussahen“, „Nee, die sind auch<br />
nicht mehr verheiratet“ oder „Das war ’ne<br />
schöne Fahrt“ werden die teilweise vergilbten<br />
Fotos kommentiert. Alex zieht das<br />
Fazit aus den zahlreichen Lichtbildern mit<br />
den noch zahlreicheren Gesichtern: „Wir<br />
sind ein Verein. Jeder ist Mitglied der Familie.<br />
Man hasst sich, man streitet sich,<br />
aber man kann nicht ohne einander.“<br />
Sarah Rott<br />
Doch auch das Heimatgefühl, das mit <strong>Institut</strong>ionen<br />
wie einem Schützenverein <strong>und</strong><br />
seinem Spielmannszug assoziiert wird, „ist<br />
Meng Sun<br />
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