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Bogdan Dragus<br />

einer wissenschaftlichen Studie untersucht.<br />

Das Urteil der deutschen Musiker über die<br />

osteuropäischen Kollegen fiel nicht sonderlich<br />

schmeichelhaft aus. Kritik wurde über<br />

die russische Schule geäußert, die durch ihren<br />

Drill <strong>und</strong> knallhartes Training eher Solisten<br />

als Orchestermusiker hervorbringe.<br />

Die Konzertmeister der drei Orchester, die<br />

allesamt osteuropäischer Herkunft waren,<br />

fühlten sich von ihren Kollegen oft angegriffen.<br />

Viele Musiker wünschten sich, auf<br />

der Hochschule besser auf die Zusammenarbeit<br />

mit ausländischen Kollegen vorbereitet<br />

worden zu sein, denn oftmals führten<br />

kommunikative Schwierigkeiten zu Sticheleien<br />

oder sogar zu Mobbing. Die meisten<br />

deutschen Musiker waren der Ansicht, dass<br />

eine kulturell stark heterogene Gruppe ein<br />

hohes Konfliktpotenzial berge. Dass solch<br />

eine spannungsgeladene Arbeitsatmosphäre<br />

die Auswahl von neuen Kollegen beeinflusst,<br />

ist nicht auszuschließen, schließlich<br />

suchen die Orchestermitglieder bei den<br />

Probespielen nach Mitspielern, mit denen<br />

sie über Jahre oder sogar ein Arbeitsleben<br />

lang auskommen müssen. Und das scheint<br />

in vielen Fällen nicht einfach zu sein.<br />

Eine ähnliche Erfahrung machte auch<br />

ein junger, aus Turkmenien stammender<br />

Violinist, der seinen Namen nicht gedruckt<br />

lesen möchte. Er lebt seit vier Jahren in<br />

Deutschland <strong>und</strong> hat seit vergangener<br />

Spielzeit eine unbefristete Stelle an einem<br />

kleinen Theaterorchester in Bayern. Doch<br />

der Weg dorthin war nicht immer einfach.<br />

Auf das Studium an einem armenischen<br />

Konservatorium folgt eine fünf Jahre dauernde<br />

Tätigkeit beim renommierten Armenischen<br />

Nationalorchester. Und trotzdem<br />

will er nach Deutschland, weil er den „musikalischen<br />

Geist“ hier liebt <strong>und</strong> wie viele<br />

seiner Landsleute von einem Leben in Mitteleuropa<br />

träumt. So verlässt er 2009 seine<br />

Familie, um in München eine Solomeisterklasse<br />

zu absolvieren. Die anschließende<br />

Suche nach einer Stelle gestaltet sich nicht<br />

nur wegen der finanziellen Schwierigkeiten<br />

<strong>und</strong> Problemen mit der Aufenthaltserlaubnis<br />

mühsam.<br />

Nach vielen Bewerbungen <strong>und</strong> einigen<br />

Probespielen gelingt es ihm, einen Platz auf<br />

Zeit in einem Münchner Orchester zu gewinnen.<br />

Doch die Hoffnung auf eine feste<br />

Stelle zerschlägt sich bald, denn von den<br />

Kollegen angenommen fühlt er sich nicht.<br />

Die in der Studie beschriebenen Sticheleien<br />

bekommt er hautnah zu spüren: Sprüche<br />

über seine angeblich arrogante Art, abfällige<br />

Kommentare über sein Auftreten, jedoch<br />

keine handfeste Kritik. Dem jungen Turkmenier<br />

fehlt es auch an Sprachkenntnissen,<br />

um sich mit den Kollegen zu verständigen,<br />

<strong>und</strong> natürlich fehlt ihm die musikalische<br />

Basis der deutschen Schule. Nach mehreren<br />

Jahren in Deutschland weiß er nun, dass<br />

seine russische Spielweise die Schwierigkeiten<br />

zwischen ihm <strong>und</strong> den Kollegen mit<br />

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