PDF Downloaden - Institut für Journalistik und ...
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Aus allen Ländern der Welt kommen<br />
junge Musiker zum Studium nach<br />
Deutschland. Danach steht <strong>für</strong> viele<br />
fest, dass sie ihre Laufbahn in einem<br />
der deutschen Kulturorchester fortsetzen<br />
wollen. Doch wie einfach ist es<br />
<strong>für</strong> diese Musiker nichtdeutscher Herkunft,<br />
hier ihre Heimat zu finden <strong>und</strong><br />
eine Stelle in einem Orchester zu „gewinnen“?<br />
„Saitensprung“ beleuchtet<br />
den langen Weg zur Festanstellung.<br />
Bogdan Dragus ist 38 Jahre alt. Seit mehr<br />
als zwei Jahrzehnten lebt er in Deutschland.<br />
Nach der Kindheit in Rumänien zieht er im<br />
Alter von 16 Jahren nach Hannover. Dort<br />
nimmt er ein intensives Geigenstudium auf,<br />
das ihm so in seiner Heimat nicht hätte geboten<br />
werden können. Direkt nach seinem<br />
Abschluss gewinnt er das Probespiel <strong>für</strong> die<br />
Konzertmeisterstelle eines kleineren Orchesters;<br />
2003 nimmt er den Platz als Erster<br />
Geiger der NDR-Radiophilharmonie ein,<br />
den er bis heute besetzt.<br />
Zwei Probespiele – zwei Stellen! Der<br />
Traum eines jeden Orchestermusikers.<br />
Denn sehr gute Musiker gibt es heute wie<br />
Sand am Meer, von Fachkräftemangel kann<br />
in diesem Bereich nicht die Rede sein.<br />
Viele müssen deshalb einen Marathon an<br />
Bewerbungen, Vorspielen, aufsteigenden<br />
Hoffnungen <strong>und</strong> großen Enttäuschungen<br />
bewältigen, bis sie ein Probespiel <strong>für</strong> sich<br />
entscheiden können.<br />
Dragus jedoch kann den direkten Weg<br />
ins Orchesterleben einschlagen. Anfangs<br />
ist er noch nicht im Besitz der deutschen<br />
Staatsangehörigkeit <strong>und</strong> verfügt auch noch<br />
über keine Arbeitserlaubnis. Das Orchester<br />
möchte ihn trotzdem, <strong>und</strong> so folgt dem<br />
Einstieg ins Orchesterleben auch bald seine<br />
Einbürgerung. Dieser Werdegang ist ein<br />
Paradebeispiel <strong>für</strong> eine erfolgreiche Karriere<br />
trotz ausländischen Hintergr<strong>und</strong>s. Es<br />
zeigt, wie leicht alle Bedenken bei der Wahl<br />
eines ausländischen Musikers hinfällig werden<br />
können, wenn seine musikalischen Fähigkeiten<br />
überzeugen.<br />
„Nicht die Herkunft des Bewerbers ist<br />
entscheidend, sondern allein die Qualität<br />
seiner Darbietung“, dieser Meinung ist<br />
auch Bogdan Dragus. Dass es bei vielen<br />
Orchestern gang <strong>und</strong> gäbe ist, Probespiele<br />
zumindest teilweise hinter einem Vorhang<br />
abzuhalten – der Bewerber bleibt <strong>für</strong> das<br />
wertende Orchester unsichtbar, macht diese<br />
optimistische Einschätzung möglich. So hat<br />
nur der persönliche Höreindruck Einfluss<br />
auf das Urteil.<br />
Dragus hat an einer deutschen Hochschule<br />
studiert. Hat ein Musiker womöglich<br />
mit dieser Art der Ausbildung in deutschen<br />
Kulturorchestern größere Chancen als die<br />
Bewerber aus der klassischen russischen<br />
oder asiatischen Schule? Oder beruht die<br />
verbreitete Ansicht, Musiker nichtdeutscher<br />
Herkunft hätten es schwer, bei Probespielen<br />
zu überzeugen, nur auf Gerüchten?<br />
Wie die Zusammenarbeit in der multikulturellen<br />
Gemeinschaft Orchester funktioniert,<br />
ist <strong>für</strong> Außenstehende nur sehr schwer<br />
zu beurteilen. Und noch schwerer ist es Einblick<br />
zu erhalten, welche Rolle kulturelle Unterschiede,<br />
Andersartigkeit der Ausbildung<br />
oder Vorurteile gegen ausländische Kollegen<br />
bei der Besetzung einer Stelle spielen. Gibt es<br />
diese Vorurteile überhaupt?<br />
Drei bayerische Orchester, in denen viele<br />
der führenden Positionen bei den Streichern<br />
mit osteuropäischen Musikern besetzt waren,<br />
hat Alexandra Mächtel 2007 im Rahmen<br />
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