21.02.2014 Aufrufe

Clever reisen! Ausgabe 1/2014

Clever reisen! ist der objektive Blick hinter die Kulissen der Reisebranche. Kritisch recherchierte und professionell aufbereitete Tests ermöglichen Urlaubern, Geschäftsreisenden, Vielfliegern und Globetrottern den ultimativen Durchblick durch den Angebotsdschungel und das Preislabyrinth der Reiseveranstalter und Fluganbieter.

Clever reisen! ist der objektive Blick hinter die Kulissen der Reisebranche. Kritisch recherchierte und professionell aufbereitete Tests ermöglichen Urlaubern, Geschäftsreisenden, Vielfliegern und Globetrottern den ultimativen Durchblick durch den Angebotsdschungel und das Preislabyrinth der Reiseveranstalter und Fluganbieter.

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TOURTIPP DEUTSCHLAND<br />

Weihnachtsmarkt Aachen<br />

Bei der Sanddorn-Ernte am Kap Arkona auf Rügen können auch Touristen mitmachen. Die gesunde Beere gibt’s in großer Produkt-Vielfalt<br />

Landlust: Die Zitrone des Nordens<br />

Sanddorn! Ein gesundes Beerchen, nicht nur zur Erntezeit auf Rügen<br />

Wer in diesen Tagen in MeckPomm oder im<br />

Osten Schleswig-Holsteins Winterferien genießt,<br />

trifft überall auf seine Produkte, die frisch geerntet<br />

wurden. Sanddorn wird zur inneren wie äußeren<br />

Anwendung angeboten u.a. als Sirup und<br />

Bonbons, als Geist und Grog, als Öl und Balsam, als<br />

Creme und Seife, als Bier-Mix und Wein und, und,<br />

und… <strong>Clever</strong> <strong>reisen</strong>! war bei der vor kurzem beendeten<br />

Ernte auf Rügen dabei.<br />

Auf der Plantage am Rügenhof, unweit vom<br />

Kap Arkona, verteilt Rainer Schürmann Gartenhandschuhe.<br />

„Hier, zieht die über, sie schützen<br />

vor den Dornen“, empfiehlt er, „und Vorsicht,<br />

dass kein Saft ins Auge spritzt, das brennt.“<br />

Dann zeigt der Erntehelfer die alte Methode des<br />

Sanddorn-Melkens: er nimmt einen Strauch<br />

und zerdrückt ihn in seiner Hand. Es knackt: die<br />

Dornen brechen, die Beeren zerplatzen und<br />

dickflüssiger Saft rinnt in den Eimer. Bei der Ernte<br />

im nördlichsten Zipfel Rügens können Urlauber<br />

jedes Jahr wieder ihre eigenen Sanddornbeeren<br />

ernten, sie anschließend zu Saft pressen<br />

und in Flaschen abfüllen lassen. Auch anderswo<br />

in MeckPomm geht das.<br />

Grenzenloses Naschen ist natürlich beim<br />

Melken erlaubt, doch nach einer Geschmacksprobe<br />

verzichtet man gern, denn die Beeren<br />

schmecken extrem herb und säuerlich. Umso<br />

köstlicher sind sie in Marmelade oder als Sirup<br />

in Kuchen, Eis und Quark. Obendrein enthalten<br />

sie fünf Mal mehr Vitamin C als Zitronen, helfen<br />

bei Magen-Darmproblemen, Bluthochdruck<br />

und zu hohem Cholesterinspiegel.<br />

Zu DDR-Zeiten wurde die Pflanze, die ursprünglich<br />

aus Asien stammt, im Osten als Ersatz<br />

für teure Import-Südfrüchte angebaut. Für<br />

Ernst Heinemann ist die „Zitrone des Nordens“<br />

längst Teil seiner Lebensphilosophie. Gemeinsam<br />

mit seiner Frau bewirtschaftet er die biologische<br />

Plantage, einen Wildkräutergarten und<br />

das Gasthaus auf dem Rügenhof, einem früheren<br />

pommerschen Gutshof. Der Bauer ist gleichzeitig<br />

Bürgermeister von Putgarten und ein Verfechter<br />

der natürlichen Lebensart und der naturbelassenen,<br />

regionalen Esskultur. Von Sanddorntorte<br />

bis Sandornsalami, bei ihm wird alles<br />

ohne künstliche Zusatzstoffe hergestellt. Zur<br />

Anlage gehören auch eine Filzerei, eine Korbflechterei.<br />

Eine Werkstatt fertigt das Rügener<br />

Maskottchen - den Kreidezwerg - in Handarbeit.<br />

Die meisten Touristen kommen im Sommer auf<br />

dem Weg zum Kap Arkona nur auf einen schnellen<br />

Kaffee vorbei. Im Winter sind Einheimische<br />

und Naturfans da. Wer länger bleibt, übernachtet<br />

im ehemaligen Pferdestall in renovierten Ferienwohnungen.<br />

Die Weite, der Wind, der unendliche Himmel.<br />

Ein bisschen fühlt man sich am einzigen Kap<br />

Deutschlands wie am Ende der Welt oder doch<br />

eher am Anfang? Das Meer donnert mit Gebrüll<br />

gegen die Kreideküste, die hier noch steiler abfällt<br />

als am berühmten Königsstuhl, eine Landzunge<br />

weiter östlich. Hinunter an den Strand<br />

geht es über die 230-stufige Königstreppe, die<br />

erstmals der preußische König Friedrich Wilhelm<br />

III. im Jahr 1833 bauen ließ. Unten am Kiesstrand<br />

findet man nach stürmischen Winternächten<br />

viel leichter Bernstein als im Sommer,<br />

heißt es.<br />

Ein paar Sanddornbüsche weiter südlich<br />

führt ein Spaziergang über einen schmalen,<br />

grasdurchsetzten Steinplattenweg in eine Uferschlucht.<br />

Dort versteckt sich das Fischerdorf Vitt<br />

mit bunten Häusern wie aus dem Bilderbuch.<br />

Unter mit Reet gedeckten Dächern frohlocken<br />

bunte Fensterrahmen, Rosen ranken vor der<br />

Haustür. Am Hafen liegen die Boote im Winterschlaf,<br />

jemand hat sie auf Rädern an den Strand<br />

geschoben. Daneben ragt ein Baum aus ‚Hühnergöttern’<br />

in den Himmel. Die Steine mit dem<br />

natürlichen Loch hat man früher den Hühnern<br />

ins Nest gelegt, im Glauben, dass sie dann<br />

besonders viele Eier legen.<br />

In einer Scheune hackt ein Bauer Holz, ein anderer<br />

steht in Strickpulli und Schirmmütze am<br />

Strand und schaut hinaus aufs Meer - wie ein<br />

„Utkieker“. So nannte man die Männer, die<br />

damals während der Uferpredigten nach Heringsschwärmen<br />

Ausschau hielten und den<br />

Pfarrer unterbrachen, sobald sie welche entdeckten.<br />

Dann stürzten sich alle in die Boote<br />

und warfen die Netze aus. Viele Heringe kommen<br />

heute nicht mehr vorbei, dafür im Sommer<br />

jede Menge Touristenschwärme. „60-70 Busse<br />

pro Tag“, meint der Bauer. „Herbst und Winter ist<br />

die beste Zeit, da ist alles friedlich“, sagt er und<br />

schaut wieder aufs Meer.<br />

Auf der Plantage sind inzwischen alle Handschuhe<br />

orange getränkt. Das Melken ist mühselig,<br />

deshalb schneidet man heutzutage ganze<br />

Zweige ab, friert sie ein und schlägt dann alle<br />

Beeren ab. „Das, was wir in der Saison nicht<br />

schaffen, holen sich die Vögel“, sagt Rainer<br />

Schürmann, packt die Gartenscheren ein und<br />

wuchtet die Kisten mit den Zweigen auf den<br />

Traktor. Zurück im Rügenhof serviert Frau<br />

Heinemann in der mit Antiquitäten eingerichteten<br />

Kaminstube Kaffee mit Omas Guglhupf<br />

und einem Sanddornlikör. Schön wäre es, im<br />

nächsten Jahr wieder zu kommen. Dann könnte<br />

man auch Ebereschen ernten. Entlang der Straße<br />

zum Leuchtturm hat Bürgermeister Heinemann<br />

120 Ebereschen pflanzen lassen - die<br />

nördlichste Allee Deutschlands.<br />

Text /Fotos: Monika Hippe<br />

Infos: www.ruegen.de<br />

Angeboten wird u.a. ein Pauschalpaket „Sanddornernte“<br />

mit zwei Übernachtungen inkl. Sanddornernte.<br />

Buchbar wieder zum Herbst. Sanddorn-Workshops und<br />

–kurse laufen bei diversen Anbietern ganzjährig.<br />

<strong>Clever</strong> <strong>reisen</strong>! 1/14 47

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