GV-Partner Magazin 2/2013 als pdf - CHEFS CULINAR
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Foto: Grand Hotel National<br />
Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs<br />
meldet sich 1889 der Engländer<br />
Richard d’Oyly Carte bei Ritz. Ihm<br />
gehört bereits das aufstrebende Savoy<br />
Theater. Gleich nebenan baut er das<br />
pompöse Savoy Hotel, das mit seinen<br />
263 komfortablen Zimmern eines der<br />
berühmtesten und glanzvollsten Grandhotels<br />
Londons wird. D’Oyly Carte<br />
lockt Ritz <strong>als</strong> Manager nach London,<br />
Ritz wiederum gelingt es, Escoffier <strong>als</strong><br />
„Direktor der Küchen“ in die britische<br />
Monopole zu holen. Das Hotel<br />
genießt schon unmittelbar nach seiner<br />
Eröffnung im Jahr 1890 einen erstklassigen<br />
Ruf und wird Herberge berühmter<br />
Persönlichkeiten wie des<br />
Herzogs von Orleans, der sich, wie<br />
Udo Lindenberg im Atlantic, dauerhaft<br />
im Savoy einmietet. Auch Nellie<br />
Melba, eine wunderschöne australische<br />
Opernsängerin schottischer<br />
Herkunft, wohnt während ihres Engagements<br />
am Londoner Royal Opera<br />
House fast zwei Jahre (1892 bis 1893 )<br />
im Savoy. Das erfolgreiche Debüt in<br />
London ist der Start ihrer späteren<br />
Weltkarriere. Von Escoffiers Kochkünsten<br />
begeistert, überreicht sie ihm<br />
zum Dank Karten zu ihren Vorstellungen<br />
in der Londoner Oper.<br />
greift er diesmal zu perfekt runden<br />
Pfirsichhälften und kreiert „Pêche<br />
Melba“. Die Pfirsichhälften dünstet er<br />
in Läuterzucker, setzt sie auf Vanilleeis,<br />
überzieht die zarten Früchte mit<br />
Himbeerpüree und dekoriert sie mit<br />
Schlagsahne. Fertig ist die Hommage<br />
des Bewunderers an die Schöne:<br />
„Pfirsich Melba“. Die Diva ist stolz,<br />
den Starkoch zu einer nach ihr<br />
benannten Nachspeise inspiriert zu<br />
haben.<br />
Escoffier komponiert auch für andere<br />
prominente Damen seiner Zeit feine<br />
Desserts, zum Beispiel „Fraises Sarah<br />
Bernhard“ (Erdbeeren mit Eis und<br />
Ananaspüree), „Poires Mary Garden“<br />
(pochierte Birnen mit Himbeerpüree<br />
und Sahne) oder „Coup Emma Calve“<br />
(pochierte Kirschen auf Eis mit<br />
Himbeerpüree). Diese Kreationen<br />
sind allerdings längst vergessen.<br />
Als Ritz sich 1898 selbstständig macht<br />
und das Pariser „Le Ritz“ eröffnet,<br />
folgt ihm Escoffier <strong>als</strong> Chef des Cuisines<br />
nach. Nach der Eröffnung des<br />
„Ritz London“ pendelt er ab 1899 bis<br />
1920 (!), <strong>als</strong>o bis zu seinem 74. Lebensjahr,<br />
zwischen beiden Häusern hin<br />
und her. Dann verlässt Escoffier die<br />
Szene und setzt sich in Monte Carlo<br />
zur Ruhe. Dort stirbt er 89-jährig.<br />
Der Welt hinterlässt Escoffier nicht<br />
nur berühmte Desserts, sondern, ganz<br />
besonders erwähnenswert, sein Buch<br />
„Guide Culinaire“ (Kochkunstführer),<br />
das er 1903 veröffentlicht. Dieses<br />
Werk bietet unangefochten die formale<br />
Grundlage der Kochkunst des<br />
20. Jahrhunderts. Seine Prinzipien der<br />
Gestaltung großer Küchenorganisationen<br />
durch arbeitsteilige Organisation<br />
und Spezialisierung sind uns<br />
noch heute vertraut, ebenso wie die<br />
„Birne Helene“ und „Pfirsich Melba“.<br />
Süße Früchtchen<br />
Escoffier, inzwischen 47 Jahre alt,<br />
nimmt dankend an, sitzt begeistert im<br />
Publikum. Er ist hin und weg beim<br />
Anblick dieser blendend aussehenden<br />
und stimmgewaltigen Diva und lässt<br />
sich von ihrer bildschönen Erscheinung<br />
erneut inspirieren: Allerdings<br />
Escoffiers<br />
Hommage an die<br />
Sängerin Nelle<br />
Melba: das Dessert<br />
„Pfirsich Melba“.<br />
Foto: Z.Sandmann/Westermann/StockFood<br />
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