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atp edition Automatisierung im Life Cycle modularer Anlagen (Vorschau)

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1-2 / 2013<br />

55. Jahrgang B3654<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

<strong>Automatisierung</strong>stechnische Praxis<br />

<strong>Automatisierung</strong> <strong>im</strong> <strong>Life</strong> <strong>Cycle</strong><br />

<strong>modularer</strong> <strong>Anlagen</strong> | 24<br />

Erfahrungen mit Web-basierter<br />

As-Built-Dokumentation | 32<br />

Genauigkeit von Messgeräten überwachen | 38<br />

Integriertes Engineering –<br />

wann, wenn nicht jetzt! | 46<br />

Anforderungsprofil von Software wechseln | 56<br />

OPC UA and ISA 95 | 64<br />

Cloud Computing <strong>im</strong> Kontext<br />

eines Prozessleitsystems | 74


Danke!<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist vom Verband Deutsche<br />

Fachpresse als Fachmedium des Jahres<br />

2012 in der Kategorie Industrie/Produktion/<br />

Design ausgezeichnet worden. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

ist eine Gemeinschaftsleistung aus der<br />

Branche für die Branche. Hinter der hochwertigen<br />

Publikation für <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />

stecken viele kluge Köpfe. Nicht<br />

nur Chefredakteur, Herausgeber und Beiräte<br />

tragen mit ihrem Agenda-Setting dazu bei,<br />

dass <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> in ihrer seit über 50-jährigen<br />

Tradition die maßgeblichen Themen der<br />

<strong>Automatisierung</strong>stechnik best<strong>im</strong>mt. Auch<br />

die Fachredaktion leistet mit einem Peer-<br />

Review-Verfahren für wissenschaftlich<br />

fundierte Veröffentlichungen einen unverzichtbaren<br />

Beitrag. Nicht möglich wäre dies<br />

ohne unsere zahlreichen Fach-Autoren. Ein<br />

großes Dankeschön an alle, die hinter <strong>atp</strong><br />

<strong>edition</strong> stehen und das Fachmagazin zu<br />

einem Erfolg machen – und nicht zuletzt<br />

an Sie, unsere Leser.<br />

Ihre Entscheidung für die hochwertige<br />

Publikation <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> stärkt die Bedeutung<br />

wissenschaftlicher Forschungsarbeiten<br />

in der <strong>Automatisierung</strong>stechnik.


Print wirkt<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong>“ ist ein Printtitel auf höchster<br />

Qualitätsstufe und mit Nachhaltigkeit <strong>im</strong><br />

Sinne wiederkehrender Nutzung. Der Titel<br />

erfüllt den selbstgestellten Anspruch eines<br />

anspruchsvollen und seriösen Magazins für<br />

Top-Entscheider zwischen Wissenschaft<br />

und Praxis konsequent.<br />

Entsprechend der journalistischen Konzeption<br />

ist Online hintenangestellt. Die Jury<br />

sah hier „die beispielhafte Umsetzung einer<br />

wissenschaftlich ausgerichteten Fachzeitschrift<br />

mit Magazincharakter“.


EDITORIAL<br />

Integration versus Flexibilität<br />

Die technischen Aspekte von „Integration“, „Interoperabilität“ und „Schnittstellen“<br />

spielen in dieser Ausgabe der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> die zentrale Rolle. Auch in unserer<br />

Wirtschaft stehen wir vor der Herausforderung, durch Integration Synergien<br />

zu nutzen. Im Wesentlichen geschieht dies stets durch Vermeidung von Doppelarbeit:<br />

<strong>im</strong> Engineering in der Dateneingabe, in der Industrie in den Geschäftsprozessen.<br />

Daher sucht man Firmen, bei denen man erwartet, dass durch Kauf oder<br />

Fusion und das anschließende „Mergen“ Synergien generiert und Kosten eingespart<br />

werden können.<br />

Ein Blick in die Literatur zu den Erfolgen dieser Firmenfusionen sorgt allerdings<br />

für Ernüchterung: Nur weniger als die Hälfte der Fusionen erbrachte die gewünschten<br />

Synergien. Bei den übrigen stellten sich die erhofften Kosten- und Wertsynergien<br />

(etwa Skaleneffekte) nicht ein oder sie wurden durch Integrations- und Koordinationskosten<br />

überkompensiert. Dafür finden sich vor allem zwei Gründe. Meist<br />

wurden die potenziellen Synergien sehr ambitioniert geplant, um die bezahlte<br />

Prämie (Differenz zwischen Marktwert und Kaufpreis) zu rechtfertigen, oder der<br />

Changeprozess <strong>im</strong> Umgang mit den Firmenkulturen hat nicht funktioniert.<br />

Die Erwartungen bei der Integration von technischen Systemen oder Prozessen<br />

wie „integriertes Engineering“ sind hoffentlich realistischer. Aber generell führt<br />

eine Integration zur Erhöhung von Komplexität und Größe. Zunehmende Größe<br />

führt zu längeren Entscheidungswegen und damit zur Trägheit der Organisation.<br />

Nicht umsonst sind in unserem Land viele kleine und mittelständische Unternehmungen<br />

erfolgreich. Die Komplexität bringt außerdem höhere Anforderungen an<br />

diejenigen mit sich, die das System betreuen oder an die <strong>im</strong> Prozess mitarbeitenden<br />

Ingenieure und Techniker.<br />

Was ist die Konsequenz? Erstens sollte man nur jene Dinge integrieren, die einen<br />

direkten Mehrwert generieren. Wo kein Mehrwert generiert wird, tut man gut<br />

daran, Strukturen dezentral und auch in dezentraler Entscheidung zu belassen.<br />

Zweitens muss Integration gesteuert werden, und vor allem müssen die am Integrationsprozess<br />

Beteiligten jene Fähigkeiten besitzen oder erlangen, die nötig sind,<br />

um in den integrierten Systemen zu arbeiten. Dazu sind eine gute Grundausbildung<br />

und eine Weiterbildung notwendig. Die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> leistet hier mit ihren hochwertigen<br />

Inhalten einen wichtigen Beitrag.<br />

Den gleichen Überlegungen folgt die Namur bei ihrer Internationalisierung. Wir<br />

achten sehr darauf, dass die Namur China eine eigene Identität entwickelt und die<br />

Arbeit sich an den Anforderungen der Region orientiert. Auch in der Diskussion<br />

mit den europäischen Verbänden werden wir weiter auf Nutzung der dezentralen<br />

Strukturen setzen und nur die wesentlichen Fragestellungen zentral angehen, dort<br />

wo die gemeinsame Aktivität einen Mehrwert generiert.<br />

Der Erfolg des Fortschritts hängt also nicht nur davon ab, was wir machen, sondern<br />

auch wie (intelligent) wir etwas tun. Die Namur wird den Weg der Integration<br />

gehen, sowohl technisch als auch in ihrer Organisation. „Integriertes Engineering“<br />

wird das Thema auf der Hauptsitzung 2013 sein.<br />

In unseren Arbeitskreisen verfügen wir über die notwendigen Kompetenzen,<br />

diese Themen voranzutreiben – aber auch zu erkennen, wo Integration keinen Sinn<br />

mehr macht.<br />

DR. WILHELM<br />

OTTEN,<br />

Vorsitzender des<br />

Namur-Vorstands<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

3


INHALT 1-2 / 2013<br />

VERBAND<br />

06 | Norbert Kuschnerus tritt in den Ruhestand<br />

Höchste DKE-Auszeichnung für Hartwig Steusloff<br />

07 | Profibus: Integration und Diagnose<br />

Bitkom setzt auf Industrie 4.0 und engere Vernetzung<br />

Funktionale Sicherheit für die Praxis<br />

BRANCHE<br />

08 | GMA-Tagung zum Integrated Plant Engineering<br />

aus Sicht von Industrie und Wissenschaft<br />

Ulrich Turck leitet den Fieldbus-Beirat<br />

Processnet/Namur-Symposium: Digitale <strong>Anlagen</strong>planung und -führung<br />

09 | Die Umsatzdelle soll 2013 ausgebeult werden<br />

FORSCHUNG<br />

10 | Leistungsfähige Sensoren einfach aufgesprüht<br />

Die drahtlose Fabrik baut auf dezentrale Intelligenz<br />

11 | Dresdener Studenten greifen nach den Sternen<br />

Namur-Award 2013: Verband n<strong>im</strong>mt bis zum<br />

28. Juni 2013 Fachaufsätze entgegen<br />

PRAXIS<br />

12 | Lineares Transport-System XTS: Zentraler Antrieb<br />

mit den Vorteilen eines dezentralen Systems realisiert<br />

16 | Spezialarmatur für Öl- und Gasindustrie garantiert<br />

zuverlässige Regelung bei tiefen Temperaturen<br />

18 | Wirbelfrequenzmessung ermittelt Produktion von Bio-Methan<br />

auch unter schwierigen Bedingungen<br />

INTERVIEW<br />

20 | „Die Diagnose-Informationen sind da – wir müssen Sie nur nutzen“<br />

JÖRG KIESBAUER, VORSTANDSMITGLIED DER SAMSON AG,<br />

IM INTERVIEW MIT ATP-EDITION-CHEFREDAKTEUR LEON URBAS<br />

4<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


HAUPTBEITRÄGE | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

24 | <strong>Automatisierung</strong> <strong>im</strong> <strong>Life</strong> <strong>Cycle</strong><br />

<strong>modularer</strong> <strong>Anlagen</strong><br />

M. OBST, T. HOLM, S. BLEUEL, U. CLAUSSNITZER, L. EVERTZ,<br />

T. JÄGER, T. NEKOLLA, S. PECH, S. SCHMITZ UND L. URBAS<br />

32 | Erfahrungen mit Web-basierter<br />

As-Built-Dokumentation<br />

M. BRENDELBERGER UND M. DUBOVY<br />

Produkte,<br />

Systeme<br />

und Service<br />

für die<br />

Prozessindustrie?<br />

Natürlich.<br />

38 | Genauigkeit von Messgeräten<br />

überwachen<br />

T. HAUFF, W. LIANG, M. STRAUSS, C. BRECHER<br />

UND M. OBDENBUSCH<br />

46 | Integriertes Engineering –<br />

wann, wenn nicht jetzt!<br />

T. TAUCHNITZ<br />

HAUPTBEITRÄGE<br />

56 | Anforderungsprofil von<br />

Software wechseln<br />

W. EHRENBERGER<br />

64 | OPC UA and ISA 95<br />

D. BRANDL, P. HUNKAR, W. MAHNKE UND T. ONO<br />

74 | Cloud Computing <strong>im</strong> Kontext<br />

eines Prozessleitsystems<br />

M. SCHNEIDER, S. RUNDE, M. GLASER UND S. GERACH<br />

Zum Beispiel der magnetischinduktive<br />

Durchflussmesser<br />

ProcessMaster. Er setzt neue<br />

Maßstäbe mit umfangreichen<br />

Diagnosemöglichkeiten, einer<br />

Messabweichung von 0,2 %,<br />

Explosionsschutz sowie der<br />

ScanMaster-Software. Erfahren<br />

Sie mehr über die erste Wahl in<br />

der Durchflussmessung für die<br />

Prozessindustrie:<br />

www.abb.de/durchfluss<br />

Wussten Sie, dass Ihnen ABB<br />

neben dem umfassenden Portfolio<br />

für die Instrumentierung ebenso<br />

herausragende Produkte und<br />

Lösungen für die Analysentechnik,<br />

maßgeschneiderte Leitsysteme<br />

sowie erstklassigen Service bietet?<br />

Lesen Sie mehr unter:<br />

www.abb.de/<br />

prozessautomatisierung<br />

RUBRIKEN<br />

3 | Editorial: Integration versus Flexibilität<br />

82 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />

ABB Automation Products GmbH<br />

Tel.: 0800 111 44 11<br />

Fax: 0800 111 44 22<br />

vertrieb.messtechnik-produkte@de.abb.com


VERBAND<br />

Norbert Kuschnerus tritt in den Ruhestand<br />

STABWECHSEL: Dr. Norbert Kuschnerus<br />

(rechts) verlässt mit seinem Eintritt in den<br />

Ruhestand auch den Herausgeberkreis der<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />

Praxis. Hier folgt ihm der Namur-Vorsitzende<br />

Dr. Wilhelm Otten (links). Bild: Namur<br />

NEUER<br />

DIVISIONS LEITER<br />

Operation Support<br />

& Safety bei Bayer<br />

Technology<br />

Services wird<br />

Dr. Thomas<br />

Steckenreiter als<br />

Nach folger von<br />

Dr. Norbert<br />

Kusch nerus.<br />

Bild: BTS<br />

Nach fast 30 Jahren bei Bayer und einem Jahrzehnt an<br />

der Spitze der Namur tritt Dr. Norbert Kuschnerus<br />

zum 30. Juni in den Ruhestand. Kuschnerus ist Divisionsleiter<br />

Operation Support & Safety bei Bayer Technology<br />

Services (BTS). Bis 2011 leitete er neun Jahre die Namur<br />

als Vorstandsvorsitzender, aktuell ist er stellvertretender<br />

Vorsitzender. Für die Interessen der <strong>Automatisierung</strong>stechnik-Anwender<br />

setzt sich Dr. Kuschnerus auch seit<br />

vielen Jahren als Mitherausgeber der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Auto-<br />

matisierungstechnische Praxis ein. Die Aufgabe <strong>im</strong> Herausgeber-Kreis<br />

der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> wird Dr. Wilhelm Otten,<br />

Evonik Industries, übernehmen, der seit 2011 Namur-<br />

Vorstandsvorsitzender ist.<br />

Neuer Divisionsleiter Operation Support & Safety bei<br />

Bayer Technology Services wird zum 1. Juli Dr. Thomas<br />

Steckenreiter (47). Steckenreiter fungiert bislang als Direktor<br />

Marketing bei der Endress+Hauser Conducta GmbH<br />

in Gerlingen. Als Mitglied des BTS Management Committees<br />

übern<strong>im</strong>mt er die weltweite Verantwortung für die<br />

Division Operation Support & Safety.<br />

„Dr. Steckenreiter besitzt fundierte Erfahrung in den<br />

Bereichen Prozesssicherheit und -analysentechnik. Er<br />

verfügt über besondere Qualitäten, die für den fokussierten<br />

Ausbau unseres Portfolios und damit unseres zukünftigen<br />

Geschäfts von großer Bedeutung sind“, sagte BTS-<br />

Geschäftsführer Dr. Dirk Van Meirvenne. Er dankte Kuschnerus<br />

für seine sehr erfolgreiche Arbeit, die das weltweite<br />

Renommee der BTS wesentlich mitgeprägt hat.<br />

Kuschnerus <strong>im</strong>plementierte bei BTS unter anderem das<br />

Konzept der Operational Excellence, also der ganzheitlichen<br />

Opt<strong>im</strong>ierung von <strong>Anlagen</strong>verfügbarkeit, Energieund<br />

Rohstoffeinsatz sowie Prozesssicherheit. Darüber<br />

hinaus wurden unter seiner Leitung neue, intelligente<br />

Online-Prozessanalytikmethoden und <strong>Automatisierung</strong>splattformen<br />

entwickelt. Er etablierte neue Prozessstandards<br />

für die chemisch-pharmazeutische Industrie und<br />

arbeitete weltweit mit renommierten Forschungseinrichtungen<br />

und Hochschulen zusammen.<br />

(gz)<br />

BAYER TECHNOLOGY SERVICES GMBH,<br />

Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 301, Internet: www.bayertechnology.com<br />

Höchste DKE-Auszeichnung für Hartwig Steusloff<br />

HÖCHSTE EHRUNG: Hartwig Steusloff (Mitte) erhielt vom<br />

DKE-Vorsitzenden Wolfgang Hofheinz (links) und Dr.-Ing.<br />

Bernhard Thies (rechts), dem Sprecher der DKE-Geschäftsführung,<br />

die goldene Ehrennadel der Organisation. Bild: DKE<br />

Für seine herausragenden Leistungen bei der zukunftsorientierten<br />

Gestaltung des deutschen Normungssystems<br />

erhielt Prof. Dr. Hartwig Steusloff die DKE-Nadel in<br />

Gold. Die Nadel in Gold ist die höchste Auszeichnung der<br />

vom VDE getragenen Normungsorganisation DKE Deutsche<br />

Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik<br />

<strong>im</strong> DIN und VDE (VDE|DKE). Zuvor war sie erst ein<br />

einziges Mal verliehen worden: Im Jahr 2010 erhielt sie der<br />

ehemalige DKE-Vorsitzende Dr. Dietmar Harting.<br />

Der DKE-Vorsitzende Dipl.-Ing. Wolfgang Hofheinz und<br />

der Sprecher der DKE-Geschäftsführung Dr.- Ing. Bernhard<br />

Thies hoben in ihrer Laudatio die Verdienste des<br />

Ehrenpreisträgers für die deutsche Normung hervor. Unter<br />

anderem war Hartwig Steusloff maßgeblich an der<br />

Erarbeitung der Deutschen Normungs-Roadmaps Elektromobilität<br />

und E-Energy/Smart Grid beteiligt.<br />

Steusloff, heute als Bevollmächtigter Berater der Institutsleitung<br />

des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik<br />

und Bildauswertung (IOSB) tätig, hat sich in<br />

zahlreichen Funktionen und Gremien für die deutsche<br />

Normungsstrategie eingesetzt. 2004 wurde der langjährige<br />

Vorsitzende des DKE-Fachbereichs 9 „Leittechnik“<br />

Mitglied des Lenkungsausschusses und 2. Stellvertretender<br />

Vorsitzender der DKE sowie Vorsitzender des DKE-<br />

Beraterkreises Technologie. Von 2009 bis 2011 leitete er<br />

auch den DKE-Lenkungskreis „Dezentrale Energien“. (gz)<br />

DKE – DEUTSCHE KOMMISSION ELEKTROTECHNIK<br />

ELEKTRONIK INFORMATIONSTECHNIK IM DIN UND VDE<br />

Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de<br />

6<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


Profibus: Integration und Diagnose<br />

Leistungsfähige Kommunikationssysteme bilden die Basis<br />

für die <strong>Automatisierung</strong>. Dazu gehören neben dem<br />

klassischen Feldbus zunehmend ethernetbasierte Lösungen<br />

sowie die Sensor-/Aktor-Kommunikation. PI (Profibus<br />

& Profinet International) stellt dazu mit Profibus,<br />

Profinet und IO-Link führende Technologien zur Verfügung.<br />

Entscheidend sind neben der Funktionalität und<br />

Performance vor allem die Integration in die Systemlandschaft<br />

und der zuverlässige Betrieb.<br />

Die PI-Konferenz 2013 am 6. und 7. März 2013 in Düsseldorf<br />

greift diese Aufgabenstellungen auf und steht unter<br />

dem Leitthema „Integration und Diagnose“. Das Programm<br />

adressiert dabei gleichermaßen die Anwendungsfelder<br />

der Fertigungs- wie auch der Prozessautomation.<br />

Anwenderberichte und Technologie-Konzepte bilden das<br />

Rückgrat für den Erfahrungsaustausch.<br />

Der Weg zur Smart Factory beziehungsweise zur Industrie<br />

4.0 wird in unterschiedlichen Branchen unterschiedlich<br />

schnell ablaufen. Die Ideen der <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />

sowie industrielle Informationstechnik und Industriesoftware<br />

gewinnen an Bedeutung, virtuelle und<br />

reale Fertigung verschmelzen. Die Themen Integration<br />

und Diagnose in Verbindung mit Kommunikationssystemen<br />

spielen hierbei eine wichtige Rolle. Auf der PI-Konferenz<br />

wird in einer Podiumsdiskussion mit namhaften<br />

Industrievertretern die Bedeutung der industriellen Kommunikation<br />

<strong>im</strong> Internet der Dinge thematisiert.<br />

Ein weiteres Thema der Tagung ist das effektive Gerätemanagement<br />

bezogen auf technische Weiterentwicklungen,<br />

Gerätetauschszenarien und <strong>Anlagen</strong>erweiterungen<br />

beziehungsweise -modernisierungen. Beleuchtet werden<br />

auch Systemdesign und -integration, bei denen der Anwender<br />

den nicht <strong>im</strong>mer einfachen Spagat zwischen Auswahl<br />

von Komponenten aus einem großen Spektrum verschiedener<br />

Anbieter und Integration zu einem einheitlichen<br />

<strong>Automatisierung</strong>ssystem bewältigen muss. Weitere Informationen<br />

sowie das komplette Programm sind zu finden<br />

unter www.pi-konferenz.de.<br />

(gz)<br />

PROFIBUS-NUTZERORGANISATION,<br />

Haid-und-Neu-Straße 7, D-76131 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 965 85 90, Internet: www.profibus.com<br />

Bitkom: Industrie 4.0 und engere Vernetzung<br />

Der Branchenverband der Informations- und Kommunikationsindustrie<br />

Bitkom baut seine Aktivitäten zum<br />

Thema „Industrie 4.0“ stark aus. Dazu bündelt der Verband<br />

die entsprechenden Aktivitäten in einem neuen<br />

Kompetenzbereich.<br />

Dieser Bereich wird zunächst vier Arbeitsplattformen<br />

haben: Ein Arbeitskreis „Strategie und Markt“ soll vor allem<br />

Geschäftsmodelle entwickeln und Best Practices nutzen.<br />

Ein Arbeitskreis „Interoperabilität“ soll die Schnittstellen<br />

zwischen Fabrik-IT und Büro-IT entwickeln. Nicht-Mitglieder<br />

haben die Möglichkeit, an den Aktivitäten eines Dialogkreises<br />

teilzunehmen. Der bisherige Arbeitskreis „Cyber-<br />

Physical Systems“ mit seinem Kernthema „Embedded Systems“<br />

komplettiert den neuen Kompetenzbereich Industrie<br />

4.0. Bereichsleiter Industrie 4.0 wird Wolfgang<br />

Dorst, bei Bitkom bislang für Software zuständig.<br />

Präsident Prof. Dieter Kempf betont: „Durch<br />

Industrie 4.0 wird die Bitkom-Branche künftig<br />

stärker denn je mit der Fertigungsindustrie verzahnt<br />

– nicht nur mit dem Maschinen- und <strong>Anlagen</strong>bau,<br />

ebenso mit der Elektrotechnik oder<br />

dem Automobilbau.“ <br />

(gz)<br />

BITKOM BUNDESVERBAND INFORMATIONS-<br />

WIRTSCHAFT, TELEKOMMUNIKATION<br />

UND NEUE MEDIEN E.V.,<br />

Albrechtstraße 10 A, D-10117 Berlin,<br />

Tel. +49 (0) 30 27 57 60, Internet: www.bitkom.org<br />

BITKOM-PRÄSIDENT<br />

PROF. DIETER KEMPF<br />

betont: „Durch Industrie<br />

4.0 wird die Bitkom-<br />

Branche künftig stärker<br />

denn je mit der<br />

Fertigungs industrie<br />

verzahnt“. Bild: Bitkom<br />

Funktionale Sicherheit für die Praxis<br />

Dem Thema funktionale Sicherheit widmet die DKE Deutsche<br />

Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik<br />

<strong>im</strong> DIN und VDE (VDE|DKE) zwei Tagungen.<br />

Am 31. Januar 2013 findet das VDE|DKE-Kolloquium<br />

„Schutzeinrichtungen der Elektrotechnik und funktionale<br />

Sicherheit nach IEC 61508 (VDE 0803) – Fokus sichere Messtechnik“<br />

in Köln statt. Die Grundsätze für die Auslegung<br />

sicherheitsgerichteter Steuerungen finden sich in der Norm<br />

IEC 61508, in Deutschland übernommen als DIN EN 61508<br />

(VDE 0803). Das Kolloquium soll potenziellen Anwendern<br />

Hilfestellung zu einem besseren Verständnis der funktionalen<br />

Sicherheit geben. Im Mittelpunkt stehen die Themen<br />

Sicherheitsnormung, Risikoanalyse und Berechnung von<br />

sicherheitstechnischen Kennzahlen sowie die Anwendung<br />

der funktionalen Sicherheit in neuen Gebieten, speziell die<br />

sichere Messtechnik.<br />

Die „Tagung zur Funktionalen Sicherheit IEC 61508 (VDE<br />

0803) IEC 61508 & Co – aber wie anwenden?“ findet am 12.<br />

und 13. März in Erfurt statt. Dort informieren Experten der<br />

DKE über die konkrete Anwendung der Norm. Zu groß ist<br />

oft noch die Lücke, die zwischen dem Text der Norm und<br />

konkreten Anwendungen liegt. Wie geht man beispielsweise<br />

vor, wenn diese nicht in der Literatur beschrieben sind,<br />

die zuverlässigkeitstechnischen Kenngrößen der einzusetzenden<br />

Geräte nicht vorliegen oder schwierig zu interpretieren<br />

sind? Hier liefert die Tagung Lösungen. (gz)<br />

DKE – DEUTSCHE KOMMISSION ELEKTROTECHNIK<br />

ELEKTRONIK INFORMATIONSTECHNIK<br />

IM DIN UND VDE<br />

Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.dke.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

7


BRANCHE<br />

GMA-Tagung zum Integrated Plant Engineering<br />

aus Sicht von Industrie und Wissenschaft<br />

Der durchgängigen <strong>Anlagen</strong>planung widmet die VDI/<br />

VDE-Gesellschaft Mess- und <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />

eine Tagung. Die „Integrated Plant Engineering Conference<br />

2013“ findet am 20 März 2013 in der IHK Nürnberg für<br />

Mittelfranken statt. Praxisnahe Referenten erläutern und<br />

diskutieren das Thema aus unterschiedlichen Sichtweisen.<br />

Zum Einstieg wird Dr. Ulrich Löwen (Siemens AG,<br />

Corporate Technology) das Thema „Herausforderungen<br />

an die Durchgängige <strong>Anlagen</strong>planung“ beleuchten. Die<br />

weiteren Redner Prof. Dr.-Ing. Uwe Bracht von der Technischen<br />

Universität Clausthal (VDI-GPL „Fabrikplanung<br />

und -betrieb“) und Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay (Helmut-<br />

Schmidt-Universität Hamburg) zeigen die Visionen für<br />

die Durchgängige <strong>Anlagen</strong>planung auf. Die Industrie<br />

Ulrich Turck leitet den Fieldbus-Beirat<br />

wird mit Vorträgen aus dem Bereich der Prozessindustrie zur<br />

Integrierten <strong>Anlagen</strong>planung in der Wassertechnik durch<br />

Ach<strong>im</strong> Ewig (Abteilungsleiter <strong>Anlagen</strong>bau PWT Wasser- und<br />

Abwassertechnik GmbH) sowie der Diskreten Industrie mit<br />

Vision und Wirklichkeit der Digitalen Fabrik vertreten sein.<br />

Eine Podiumsdiskussion soll Wissenschaft und Industrie<br />

in den Dialog bringen. Die Konferenz schließt mit einem<br />

Get Together und interessanten Gesprächen ab. (gz)<br />

VDI/VDE – GESELLSCHAFT MESS- UND<br />

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />

VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

Ulrich Turck, geschäftsführender Gesellschafter der<br />

Hans Turck GmbH & Co. KG, ist für die Amtsperiode<br />

2012/13 zum Vorsitzenden des Beirats der Fieldbus<br />

Foundation für Europa, den Nahen Osten und Afrika<br />

(EMEA) gewählt worden. Turck übernahm den Vorsitz<br />

von Jean-Marie Alliet (Honeywell Process Systems). Er<br />

amtiert bis zur nächsten Wahl. Diese findet am Rande<br />

der Messe SPS/IPC/Drives statt.<br />

Dem Beirat gehören ebenfalls an: Gregor Kilian (ABB),<br />

Travis Hesketh (Emerson Process Management) Dr. Ra<strong>im</strong>und<br />

Sommer (Endress+Hauser) Jean-Marie Alliet (Honeywell),<br />

Hartmut Wallraf (Invensys), Günter Pinkowski (Krohne),<br />

Rob Stockham (Moore Industries), Peter Maxwell (MTL-<br />

Cooper Crouse Hinds), Dr. Gunther Kegel (Pepperl+Fuchs),<br />

Paul Brooks (Rockwell Automation),<br />

Herbert Schober (R. Stahl), Dr. Wolfgang<br />

Trier (Softing) und Henk van der<br />

Bent (Yokogawa). Der Beirat soll die<br />

Anwendung der Technologie durch<br />

Hersteller und Nutzer von <strong>Automatisierung</strong>slösungen<br />

vorantreiben. (gz)<br />

FIELDBUS FOUNDATION,<br />

9005 Mountain Ridge Drive,<br />

Bowie Bldg – Suite 200,<br />

Austin, TX 78759-5316, USA,<br />

Tel. +1 (0) 512 794 88 90,<br />

Internet: www.fieldbus.org<br />

ULRICH TURCK<br />

leitet den Beirat<br />

der Fieldbus<br />

Foundation für<br />

Europa, den Nahen<br />

Osten und Afrika<br />

Foto: Turck<br />

Processnet/Namur-Symposium:<br />

Digitale <strong>Anlagen</strong>planung und -führung<br />

Am 21. und 22. März 2013 findet in Frankurt/Main <strong>im</strong><br />

Dechema-Haus das Processnet/Namur Symposium IDA<br />

2013 – Integrierte Digitale <strong>Anlagen</strong>planung und -führung<br />

unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Leon Urbas<br />

(TU Dresden) statt. Mit Vorträgen aus Hochschule und Praxis,<br />

Softwaredemonstrationen sowie einer begleitenden<br />

Ausstellung bietet die Veranstaltung eine ideale Plattform<br />

zum Informationsaustausch und zur Diskussion aktueller<br />

Anforderungen an digitale <strong>Anlagen</strong> und Produkte in Verfahrens-<br />

und <strong>Automatisierung</strong>stechnik und der dafür notwendigen<br />

informationstechnischen Methoden und Werkzeuge.<br />

Die Schwerpunktthemen der IDA 2013 sind:<br />

Assistenzsysteme: Modellgestützte Unterstützungssysteme<br />

für das Engineering, Lebenszykluskostenmodelle<br />

für <strong>Anlagen</strong>, Risiko- und Investitionsmanagement,<br />

Integriertes Workflow Management<br />

Das Symposium setzt die Diskurstradition des Berlin-<br />

Aachener Symposiums fort – wie in den vergangenen Jahren<br />

richtet sich das Symposium sowohl an Softwareentwickler<br />

als auch an Anwender und Forscher moderner<br />

Informationstechnologien in der Prozesstechnik und in der<br />

Prozessleittechnik. Weitere Informationen zur Veranstaltung<br />

finden Sie unter www.processnet.org/ida2013. (lu)<br />

Smart Scale <strong>Anlagen</strong>: Modularisierung, Scale Up/<br />

Number Up, <strong>Anlagen</strong>konzepte für weltweit verteilte<br />

Einsatzstoffe und Märkte<br />

Informationsmodelle für die Digitale <strong>Anlagen</strong>planung<br />

und –führung sowie Einsatz von Standards für den Datenaustausch<br />

<strong>im</strong> Engineering und für die Prozessführung<br />

DECHEMA – GESELLSCHAFT FÜR CHEMISCHE TECHNIK<br />

UND BIOTECHNOLOGIE E.V.,<br />

Theodor-Heuss-Allee 25, D-60486 Frankfurt/Main,<br />

Frau Katharina Bauß, Tel. +49 (0) 69 756 42 95,<br />

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Internet: www.processnet.org/ida2013<br />

8<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


Die Umsatzdelle soll<br />

2013 ausgebeult werden<br />

Für 2013 zeigt sich der Branchenverband<br />

ZVEI vorsichtig opt<strong>im</strong>istisch.<br />

Er erwartet, dass mit einem<br />

Wachstum von 1,5 Prozent die Delle<br />

von 2012 weitgehend ausgebeult<br />

wird. Nach den bis Ende Januar vorliegenden<br />

Zahlen ging der ZVEI für<br />

das Jahr 2012 von einem Minus von<br />

zwei Prozent bei Produktion und<br />

Umsatz aus. Der Umsatz dürfte 175<br />

Milliarden Euro betragen haben.<br />

Für 2012 geht der ZVEI von einem<br />

Rekordexport aus. Auf Basis der bis<br />

Ende Januar vorliegenden Zahlen<br />

prognostizierte ZVEI-Chefvolkswirt<br />

Dr. Andreas Gontermann „einen Exportanstieg<br />

um zwei Prozent auf ein<br />

Allzeithoch von 161 Milliarden<br />

Euro“. Zwar waren die Ausfuhren<br />

ZVEI-CHEF-<br />

VOLKSWIRT<br />

DR. ANDREAS<br />

GONTERMANN<br />

geht für das<br />

vergangene Jahr<br />

von einem Exportrekord<br />

aus.<br />

Foto: ZVEI<br />

<strong>im</strong> November mit 13,7 Milliarden Euro zwei Prozent hinter<br />

dem Vorjahresniveau zurückgeblieben. Aber von Januar<br />

bis November waren die Exporte bereits um drei<br />

Prozent auf 148,0 Milliarden Euro gestiegen. Zwar kann<br />

sich die Branche der Krise <strong>im</strong> Euro-Raum nicht entziehen:<br />

Die Ausfuhren in Euro-Länder nahmen von Januar<br />

bis November 2012 um vier Prozent auf 48,8 Milliarden<br />

Euro ab. Dafür wuchs der Export in Nicht-Euro-Staaten<br />

um sieben Prozent auf 99,2 Milliarden Euro. „Auch die<br />

Ausfuhren nach China, die in der ersten Jahreshälfte<br />

rückläufig waren, sind zuletzt wieder kräftig gestiegen“,<br />

sagte Gontermann. „Im Oktober und November 2012<br />

legten sie um jeweils 14 Prozent gegenüber Vorjahr zu.“<br />

Dieses Auseinanderklaffen machen auch Zahlen zu<br />

den Auftragseingängen <strong>im</strong> November 2012 deutlich: Die<br />

Branche erhielt insgesamt zwei Prozent weniger Bestellungen<br />

als <strong>im</strong> Vorjahr (Januar bis November: minus acht<br />

Prozent). „Allerdings nahmen die Auftragseingänge aus<br />

dem gesamten Ausland um fünfeinhalb Prozent und aus<br />

dem Nicht-Euro-Ausland sogar um 15 Prozent gegenüber<br />

Vorjahr zu“, so Gontermann. „Die Inlandsbestellungen<br />

waren <strong>im</strong> November hingegen um neun Prozent rückläufig,<br />

und aus der Eurozone kamen sieben Prozent weniger<br />

Orders als vor einem Jahr“.<br />

75 Prozent der deutschen Elektroexporte kamen in<br />

den ersten elf Monaten 2012 aus dem Bereich der Investitionsgüter<br />

(111 Milliarden Euro), 13 Prozent waren<br />

Vorerzeugnisse oder elektronische Bauelemente (19 Milliarden<br />

Euro) und zwölf Prozent Gebrauchsgüter (18<br />

Milliarden Euro). Die Investitionsgüter-Ausfuhren erhöhten<br />

sich von Januar bis November 2012 um vier Prozent<br />

gegenüber Vorjahr, wobei besonders elektrische<br />

Schienenfahrzeuge (plus 13,5 Prozent), Medizintechnik<br />

(plus zehn Prozent), Batterien (plus 7,5 Prozent), Messtechnik<br />

und Prozessautomatisierung (plus sieben Prozent)<br />

oder Energietechnik (plus sechs Prozent) sehr gefragt<br />

waren. <br />

(lu)<br />

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FORSCHUNG<br />

Leistungsfähige Sensoren einfach aufgesprüht<br />

Leistungsfähige Bildsensoren haben Prof. Paolo Lugli<br />

und Dr. Daniela Baierl von der Technischen Universität<br />

München (TUM) entwickelt. Die Mikroelemente<br />

werden einfach aufgesprüht. Dieser hauchdünne Film<br />

besteht aus Kunststoffen. Aufgebracht wird die Kunststoff-Lösung<br />

auf die Oberfläche von Bildsensoren. Ein<br />

Farbsprühgerät oder ein Sprühroboter trägt die Lösung<br />

so auf, dass die Schicht nur wenige hundert Nanometer<br />

dünn und ohne Makel ist. Die organischen Sensoren<br />

sind, laut TU München, bis zu dre<strong>im</strong>al lichtempfindlicher<br />

als herkömmliche CMOS-Sensoren, bei denen<br />

elektronische Bauteile einen Teil der Pixel und damit<br />

der lichtaktiven Siliziumfläche verdecken. Bei der Herstellung<br />

der organischen Sensoren entfällt die sonst<br />

übliche, teure Nachbearbeitung des CMOS-Sensors,<br />

etwa das Aufbringen von Mikrolinsen zur Verstärkung<br />

des Lichteinfalls. Jeder Pixel wird vollständig, inklusive<br />

seiner Elektronik, mit der flüssigen Kunststoff-Lösung<br />

besprüht und erhält so eine zu 100 Prozent lichtempfindliche<br />

Oberfläche. Für den Einsatz in Kameras<br />

sind die organischen Sensoren auch durch ihr geringes<br />

Bildrauschen und die hohe Bildrate gut geeignet.<br />

„Mit geeigneten organischen Verbindungen können<br />

wir Anwendungsgebiete erschließen, die bislang mit hohen<br />

Kosten verbunden waren“, erklärt Prof. Paolo Lugli<br />

vom TUM-Lehrstuhl für Nanoelektronik. „Wir können<br />

etwa Nachtsicht-Fahrassistenzen mit organischen Infrarot-Sensoren<br />

ausstatten, aber auch ganz normale Kompakt-<br />

oder Handykameras. Bislang fehlen dafür aber die<br />

geeigneten Polymere.“<br />

(ahü)<br />

HAUCHDÜNN: Organische Sensoren können klein- und großflächig<br />

auf CMOS-Chips aufgebracht werden, aber auch auf Glas<br />

oder biegsame Kunststoff-Folien. Foto: U. Benz / TUM<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN,<br />

Lehrstuhl für Nanoelektronik,<br />

Prof. Dr. Pauli Lugli,<br />

Arcisstrasse 21,<br />

D-80333 München,<br />

Tel. +49 (0) 89 28 92 53 33,<br />

Internet: www.nano.ei.tum.de<br />

Die drahtlose Fabrik baut auf dezentrale Intelligenz<br />

it der Entwicklung einer robusten Wireless-Technologie<br />

zur Steuerung und Überwachung industrieller<br />

M<br />

Produktionsabläufe befördern Wissenschaftler der Helmut-Schmidt-Universität/Universität<br />

der Bundeswehr<br />

Hamburg neuartige <strong>Automatisierung</strong>skonzepte, die die<br />

Produktion nicht nur flexibler machen, sondern auch<br />

Energie einsparen.<br />

Die bislang übliche zentrale Steuerung und Verkabelung<br />

der <strong>Anlagen</strong> führt zunehmend zu Energiekosten<br />

und einem Koordinierungsaufwand, den sich die Industrie<br />

bei steigenden Energiepreisen <strong>im</strong> internationalen<br />

Wettbewerb nicht mehr leisten kann. Besondere Anforderungen<br />

an die Übertragungssicherheit verhinderten<br />

bislang die Einführung drahtloser Technologien zur<br />

Steuerung- und Überwachung der Produktionsabläufe.<br />

Das Forschungsprojekt MIKOA (Miniaturisierte energieautarke<br />

Komponenten mit verlässlicher drahtloser<br />

Kommunikation für die <strong>Automatisierung</strong>stechnik) verspricht<br />

Lösungen für autonom arbeitende Sensoren, die<br />

energieautark betrieben werden können und kaum störanfällig<br />

sind. Zur Steuerung und Diagnose von Produktionsprozessen<br />

können diese direkt an den Produktionsanlagen<br />

angebracht werden. Zentrale Leitrechner werden<br />

somit von eigenständigen Produktionseinheiten abgelöst.<br />

Die kabellose Lösung macht nicht nur die Produktion<br />

flexibel. Auch kosten- und zeitintensive Um-<br />

baumaßnahmen der Produktionsanlagen können zunehmend<br />

vermieden werden. Nebenbei ergeben sich<br />

Einsparmöglichkeiten <strong>im</strong> Energieverbrauch, wie Prof.<br />

Dr. Gerd Scholl, Leiter der Professur für Elektrische<br />

Messtechnik an der Helmut-Schmidt-Universität, erläutert:<br />

„Mit den Ergebnissen des Projektes wird es<br />

möglich sein, ein differenziertes Bild des Energieverbrauches<br />

zu bekommen. Auf dieser Informationsbasis<br />

können dann Methoden zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />

aufsetzen“.<br />

Das Verbundprojekt MIKOA lief von 2009 bis Herbst<br />

2012. Unter Projektkoodinator Festo forschten neben<br />

der Helmut-Schmidt-Universität die EnOcean GmbH,<br />

die HSG-IMIT- Hahn-Schickard-Gesellschaft für angewandte<br />

Forschung, das ifak - Institut für Automation<br />

und Kommunikation Magdeburg, die Siemens AG, die<br />

Universität Paderborn und die Zollner Elektronik AG<br />

forschten.<br />

(gz)<br />

HELMUT-SCHMIDT-UNIVERSITÄT<br />

UNIVERSITÄT DER BUNDESWEHR HAMBURG,<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerd Scholl,<br />

Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg,<br />

Tel. +49 (0) 40 65 41 33 41,<br />

Internet: www.hsu-hh.de<br />

10<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


Dresdener Studenten greifen nach den Sternen<br />

Studenten der Technischen Universität Dresden (TU<br />

Dresden) gehen wieder in die Luft. Bereits zum zweiten<br />

Mal konnten Lehrende am Institut für Luft- und Raumfahrt<br />

einen Raketenstartplatz <strong>im</strong> REXUS-Programm des Deutschen<br />

Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gewinnen.<br />

REXUS, kurz für Rocket-borne EXper<strong>im</strong>ents for University<br />

Students, ist eine Exper<strong>im</strong>entierplattform. Jährlich werden<br />

zwei Raketen mit bis zu zwölf Studenten-Exper<strong>im</strong>enten<br />

gestartet. Die Studenten führen die Exper<strong>im</strong>ente auf der<br />

Forschungsrakete mit einem verbesserten Orion-Motor mit<br />

290 Kilogramm Brennmasse durch. Die Rakete erreicht<br />

dabei 90 Kilometer Höhe. Nachdem bereits <strong>im</strong> vergangenen<br />

November ein Exper<strong>im</strong>ent von Dresdner Studenten mitfliegen<br />

konnte, hat sich nun das Projekt MOXA aus Dresden<br />

durchgesetzt. MOXA (Measurement of Oxygen in the Atmosphere)<br />

will auf der Forschungsrakete REXUS 15/16<br />

genaue Messungen in der Erdatmosphäre durchführen. Die<br />

Sensoren für die Sauerstoff- und Ozonmessung entwickelte<br />

die Professur Raumfahrttechnik der Dresdner Universität.<br />

REXUS 15/16 startet <strong>im</strong> März 2014 in Schweden. (ahü)<br />

TECHNISCHE UNIVERSITÄT DRESDEN,<br />

Institut für Luft- und Raumfahrttechnik,<br />

Professur für Raumfahrttechnik,<br />

Leiter Sensorentwicklung, Dr. Tino Schmiel,<br />

Marschnerstraße 32, D-01307 Dresden,<br />

Tel. +49 (0) 351 46 33 82 87, Internet: www.rexus-moxa.de<br />

FAST-ASTRONAUTEN: Bastian Klose, Alexander Schultze, Patrick<br />

Geigen gack, Daniel Becker und Alexander Mager von der TU<br />

Dresden sicherten sich mit ihrem MOXA-Projekt einen Platz auf der<br />

Forschungsrakete. Bild: TU Dresden/ K. Eckold<br />

Namur-Award 2013: Verband n<strong>im</strong>mt bis zum<br />

28. Juni 2013 Fachaufsätze entgegen<br />

Die Namur (Verband von <strong>Automatisierung</strong>sanwendern in<br />

der Verfahrenstechnik) lobt erneut den Namur-Award<br />

aus. Der Zusammenschluss vergibt traditionell seinen Preis<br />

für hervorragende Arbeiten zum Thema „Intelligente Prozess-<br />

und Betriebsführung“. Bewerben sollten sich Bachelor-,<br />

Master-, Diplom- oder Promotionsarbeiten aus den<br />

Bereichen <strong>Automatisierung</strong>stechnik, Elektrotechnik, Infor-<br />

PREISTRÄGER: Den Namur-Award 2012 nahm Dr.-Ing.<br />

Ala Eldin Bouaswaig (li.) für seine Promotionsarbeit zum<br />

Thema "S<strong>im</strong>ulation, control and inverse problems in<br />

particulate processes" entgegen. Den Preis überreichte der<br />

Namur-Vorsitzende Dr. -Ing. Wilhelm Otten. Bild: Anne Hütter<br />

mationstechnik, Mess-, Regelungstechnik, Prozessleittechnik<br />

sowie Verfahrenstechnik. Die Namur möchte einen<br />

Anreiz schaffen, leistungsfähige Methoden für die<br />

Prozessautomatisierung zu entwickeln. Dafür sind Fachkenntnisse<br />

der <strong>Automatisierung</strong>stechnik als auch der Verfahrens-<br />

und Prozesstechnik wichtig. Lehrstuhlinhaber<br />

der genannten Fachgebiete sind nun aufgefordert, einen<br />

formlosen Antrag an die Namur zu richten. In diesem Antrag<br />

soll die einzureichende Forschungsarbeit sowie Autor<br />

kurz vorgestellt werden. Zugehörige Veröffentlichungen<br />

können ebenso eingereicht werden. Die Kontaktadresse<br />

lautet office@namur.de. Vollständige Beiträge sollten bis<br />

28. Juni 2013 eingegangen sein. Bis zum 15. Oktober 2013<br />

werden alle Bewerber benachrichtigt. Im Rahmen der<br />

Namur-Hauptversammlung findet dann am 8. November<br />

2013 in Bad Neuenahr die Preisverleihung statt. Der besten<br />

Diplom- oder Masterarbeit winken 1000 Euro. Ein Preisgeld<br />

in Höhe von 2000 Euro erhält die beste Promotionsarbeit.<br />

Den Namur-Award 2012 erhielten <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahr Shen Yin (Universität Duisburg-Essen) und Ala Eldin<br />

Bouaswaig (TU Dortmund).<br />

(ahü)<br />

NAMUR-GESCHÄFTSSTELLE<br />

C/O BAYER TECHNOLOGY SERVICES,<br />

Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 307 10 34, E-Mail: office@namur.de,<br />

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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

11


PRAXIS<br />

Lineares Transport-System XTS: Zentraler Antrieb<br />

mit den Vorteilen eines dezentralen Systems realisiert<br />

Dynamisches Maschinenkonzept realisiert platz- und energiesparendes Engineering<br />

– Positionsberechnung<br />

– Geschwindigkeitsberechnung<br />

– Positionsregelung<br />

– Geschwindigkeitsregelung<br />

– Phasentransformation<br />

Anbaufläche Führungsschiene –<br />

mechanisches Interface<br />

Motor,<br />

Spulenpakte<br />

Signale,<br />

Positionssensor<br />

Kompletter Regelzyklus<br />

für alle Mover in 250 μs<br />

Phasen,<br />

Stromsollwerte<br />

Integrierte<br />

Leistungselektronik<br />

Power,<br />

EtherCAT durchkontaktiert<br />

Integrierte<br />

Positionserfassung<br />

Anbaufläche Maschinenbett<br />

und Kabelabgang Einspeisung<br />

alle 3 m<br />

BILD 1: Überblick über das XTS-Gesamtsystem<br />

BILD 2: Bei den Motormodulen stehen Geraden von 250 mm<br />

Länge und Bogenstücke von 180° zur Verfügung.<br />

Das lineare Transport System (XTS) von Beckhoff verbindet<br />

die Vorteile rotatorischer Motoren mit denen<br />

von Linearmotoren, ohne die Einschränkungen bisheriger<br />

Lösungsansätze.<br />

Bei Servotechnik unterscheidet man <strong>im</strong> Maschinenbau<br />

zwischen rotatorischen und linearen Servomotoren. Mit<br />

rotatorischen Motoren und entsprechender Mechanik,<br />

wie Zahnriemen oder Förderkette, gelingt die unendlich<br />

umlaufende, lineare Transportbewegung. Dadurch wird<br />

jedoch der Riemen oder die Förderkette <strong>im</strong>mer gleichmäßig<br />

bewegt. Eine Variation der Geschwindigkeit, um<br />

etwa die Varianz in einem Produktfluss auszugleichen,<br />

ist nicht möglich. Der Motor verschleißt schnell und die<br />

mechanischen Komponenten sind nur ungenügend steif.<br />

Dies kann Dynamik, Performance und Lebensdauer reduzieren.<br />

Linearmotoren erlauben die direkte Kraftkopplung zwischen<br />

Motor und dem zu bewegenden Produkt. Sie können<br />

die Bewegung mit mehreren, voneinander unabhängig beweglichen<br />

Schlitten ausführen. Ein Nachteil ist allerdings<br />

der endliche Fahrweg, der eine Rückstellbewegung der<br />

beweglichen Elemente des Linearmotors erfordert. Dies<br />

stört den kontinuierlichen Produktfluss einer hochdynamischen<br />

Maschine und reduziert die Produktionstaktrate.<br />

Dieser doppelte Brems- beziehungsweise Beschleunigungsvorgang<br />

verbraucht außerdem zu viel Energie.<br />

Man kann das Linearmotorprinzip so nutzen, dass auf<br />

einer aktiven, durch bestrombare Spulen gebildeten Strecke<br />

passive, kabellose Schlitten oder Mover fahren. Die<br />

Mover werden dabei auf einer zweiten Strecke zurückbewegt,<br />

so dass sie nicht gegen den Produktstrom der<br />

Maschine bewegt werden müssen. Doch: Eine Servoelektronik<br />

bestromt und regelt einen festen Streckenabschnitt<br />

mit einem einheitlichen Feld für alle Mover auf<br />

dieser Strecke. Auch bei einem Übergang zwischen den<br />

Teilstücken werden beide Abschnitte gleich bestromt. In<br />

den Bögen erfolgt die Bewegung der Mover über einen<br />

rotatorischen Motor und eine Hilfsmechanik. Eine geschlossene<br />

Positionsauswertung ist nicht möglich, so<br />

dass in einigen Bereichen nur gesteuert gefahren wird.<br />

MOVER LAGE- UND GESCHWINDIGKEITSGEREGELT<br />

POSITIONIEREN<br />

Bei dem Antriebskonzept von XTS sind Einzelspulen des<br />

Linearmotors entlang des Fahrweges angeordnet. Die<br />

beweglichen Mover sind mit Permanentmagnetplatten<br />

versehen. Über die dynamische Ansteuerung der einzelnen<br />

Spulen entlang des Weges wird für jeden Mover ein<br />

eigenes drehstromäquivalentes Wanderfeld erzeugt, das<br />

ihn bewegt. Dabei wird die bisherige feste Verknüpfung<br />

(Verdrahtung) zwischen Umrichter und Motorwicklung<br />

aufgebrochen und stattdessen über Software auf einem<br />

zentralen Industrie-PC (IPC) hergestellt. Bild 1 zeigt die<br />

Übersicht des gesamten Systems. Signale aus dem Positionssensor<br />

sind über Ethercat-Kommunikation mit dem<br />

IPC verbunden. Dort wird per Servoachs-Software die<br />

Position und Geschwindigkeit des Movers berechnet und<br />

anschließend die Regelung und Phasentransformation<br />

12<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


ieten geringen leitenden Verlust und kurze Schaltzeiten,<br />

so dass eine Leistungselektronik mit einem Wirkungsgrad<br />

von > 99 % möglich wird. Die H-Brücke wird dabei<br />

mit einer Schaltfrequenz von 32 kHz und einem FPGAbasierten<br />

Stromregler, mit einer Update-Rate von über<br />

300 kHz, betrieben. Die Leistungselektronik ist rückspeisefähig<br />

und erlaubt einen Energieaustausch zwischen<br />

Bereichen, in denen Mover abbremsen und generatorisch<br />

Energie zurückspeisen, und solchen, in denen motorische<br />

Energie entnommen wird. Durch die Integration der<br />

Leistungs- und Wegerfassungselektronik in die Motormodule<br />

wird der <strong>im</strong> Schaltschrank benötigte Platz reduziert.<br />

Der Magnetkreis des Motors ist mit einem eisenbehafteten<br />

Doppelluftspalt ausgeführt. Dies ermöglicht<br />

eine effiziente Spulenausnutzung und die Reduzierung<br />

der Reibungsverluste in der Führung. Für die auf die<br />

Führung einwirkende Kraft gilt:<br />

BILD 3: Vergleich zwischen einem Kreisbogen<br />

und einer Klothoide<br />

ausgeführt. In der Phasentransformation werden aus<br />

dem Sollstrom des Geschwindigkeitsreglers die sinusförmigen<br />

Phasenströme aller Spulen unterhalb des Movers<br />

berechnet und über Ethercat als Sollwert dynamisch<br />

an die Stromregelung der entsprechenden Spulen übertragen.<br />

So erhält jeder Mover exakt die Ansteuerung, die<br />

er für sein eigenes Wanderfeld benötigt. Es werden nur<br />

die Spulen angesteuert und bestromt, über denen sich<br />

ein Mover befindet. Das System erlaubt, jeden einzelnen<br />

Mover, zeitlich synchron innerhalb von 250 μs, lage- und<br />

geschwindigkeitsgeregelt exakt zu positionieren.<br />

ANTRIEBSLEISTUNG WIRD VON DEZENTRALEN<br />

ELEMENTEN AUFGEBRACHT<br />

Die geraden und die bogenförmigen Module (Bild 2) sind<br />

aneinander gereiht, wobei alle 3 Meter eine Einspeisung<br />

der 24-V-Steuer- und der 48-V-Leistungsversorgung sowie<br />

eine Ethercat-Anbindung erfolgen. Das Motordesign<br />

beruht auf einer Aneinanderreihung von Einzelspulen,<br />

die jeweils von einer integrierten, als H-Brücke aufgebauten<br />

Leistungselektronik angesteuert werden. Dies gilt<br />

auch für den 180°-Bogen, so dass die freie Positionierfähigkeit<br />

jedes Movers gewährleistet ist.<br />

Da die Antriebsleistung nicht von einer zentralen Achse,<br />

etwa einem rotatorischen Motor und einer verbundenen<br />

Kette, aufgebracht wird, sondern sich auf die einzelnen<br />

Mover verteilt, kann auch auf eine geringere Zwischenkreisspannung<br />

von 48 V mit effizienten Mosfet-<br />

Transistoren gewechselt werden. Diese Transistoren<br />

Das ungefähr Vierfache der motorischen Vorschubkraft<br />

wirkt so als Kraft in Richtung des Luftspaltes. Be<strong>im</strong> Aufbau<br />

mit einem einfachen Luftspalt muss die Führung der<br />

Mover diese Kräfte aufnehmen und abfangen, was zu<br />

erhöhten Reibungsverlusten und Verschleiß der Führung<br />

führt. Bei einem Aufbau mit Doppelluftspalt, wie er für<br />

das XTS gewählt wurde, heben sich die Kräfte idealerweise<br />

auf – mit der Einschränkung von Toleranzen in<br />

der Mechanik und der Permanentmagnete. Insgesamt<br />

kommt diese Anordnung bei einer Nenngeschwindigkeit<br />

von 4 m/s und einer Nennkraft von 30 N sowie Verlusten<br />

von etwa 12 W auf einen Wirkungsgrad von:<br />

KRITISCHE PUNKTE MITTELS KLOTHOIDE GELÖST<br />

Einen kritischen Punkt in der Mechanik bei einem umlaufenden<br />

Transportsystem zeigt Bild 3 am Übergang<br />

zwischen Gerade und Bogen. Verläuft dieser Übergang<br />

auf einer Kreisbahn, ergibt sich dort ein sinusförmiger<br />

Anstieg der Geschwindigkeit in y-Richtung. Als Folge der<br />

Beschleunigung entsteht ein sprungförmiger Verlauf, der<br />

wiederum einen theoretisch unendlich hohen Ruck zur<br />

Folge hat und insbesondere die Führung stark belastet.<br />

Darum wurde das 180°-Bogen-Motormodul, inklusive der<br />

Führung, als Klothoide ausgeführt. Eine Klothoide (blauer<br />

Verlauf in Bild 3) ist ein Kreisbogen, dessen Radius sich<br />

verändert. Am Anfang des Übergangs ist der Radius größer<br />

und wird dann bis zum Scheitelpunkt des Bogens<br />

kontinuierlich kleiner, bevor sich die Klothoide zur zweiten<br />

Gerade hin wieder öffnet. Dies führt zu einem kontinuierlichen<br />

Anstieg der Beschleunigung, wodurch sich<br />

die Lebensdauer der Mechanik erhöht.<br />

Um die Mover gegebenenfalls auszutauschen, enthält<br />

das System eine einfach zu öffnende Schleuse. Damit<br />

sich mit diesem System aus wenigen Standardkompo-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

13


PRAXIS<br />

BILD 4: Ausschnitt aus der Wegerfassung<br />

BILD 5: Zeitliche Abfolge und<br />

Übertragung <strong>im</strong> System<br />

nenten viele Einsatzbereiche abdecken lassen, haben die<br />

Motormodule zusätzlich ein mechanisches Interface zur<br />

Führung. Es bestehend aus Passstift- und Schraubverbindungen.<br />

So lassen sich für die Standardmotormodule<br />

verschiedene spezifische Führungen entwickeln und<br />

anbauen, die Spezialanforderungen erfüllen. Die Einbaulage<br />

des Systems ist frei wählbar.<br />

KONTAKTLOSE POSITIONSMESSUNG FÜR ALLE MOVER<br />

Die Wegerfassung ist in das System integriert und erlaubt<br />

die Berechnung der absoluten Position jedes Movers<br />

<strong>im</strong> System ohne aktive Bauelemente. Das hier eingesetzte<br />

Prinzip des induktiven Wegsensors ist robust<br />

gegenüber EMV-Störungen. Man kann es sich wie einen<br />

abgewickelten Resolver vorstellen: Auf eine ebene Fläche<br />

werden eine Erregerwicklung und mehrere innenliegende<br />

sinus- und cosinusförmige Empfangsleiterschleifen<br />

aufgebracht. Auf dem Mover fährt parallel,<br />

mit einem Luftspalt von 0,5 Mill<strong>im</strong>eter zum feststehenden<br />

Wegsensor, eine Geberfahne aus leichtem und faserverstärktem<br />

Material mit. Auf der Fahne sind mehrere<br />

metallische Flächen aufgebracht. Hierdurch findet<br />

Wechselwirkung mit dem elektromagnetischen Feld der<br />

Erregerwicklung statt.<br />

In den Sekundärwicklungen kann eine positionsabhängige<br />

Spannung gemessen werden. Sie verläuft zeitlich<br />

sinusförmig, wenn die Geberfahne beispielsweise mit<br />

einer konstanten Geschwindigkeit über den feststehenden<br />

Sensor bewegt wird. Aus den Spannungen, der inversen<br />

Tangensfunktion und einer festen Positionszuordnung der<br />

Sekundärwicklungen, oder deren Spannungen <strong>im</strong> System,<br />

kann <strong>im</strong> IPC zentral die absolute Position aller Mover berechnet<br />

werden. Die Positionsmessung ist damit kontaktlos<br />

und absolut für alle Mover. Es ist keine weitere Referenzfahrt<br />

oder Bewegung zur Kommutierungsfindung<br />

notwendig. Im Übergang zwischen zwei Modulen ist in<br />

einem kurzen Überlappungsbereich eine Positionsberechnung<br />

aus beiden Modulen möglich. Nach dem Einschalten<br />

wird die Position aller Mover geschlossen berechnet. In<br />

automatisierten Messfahrten wird nach dem Zusammenbau<br />

des Systems in der Maschine ein eventueller Positionssprung,<br />

hervorgerufen durch mechanische Einbautoleranzen,<br />

eingelernt und ausgeglichen.<br />

Das induktive Verfahren ist, <strong>im</strong> Gegensatz zum optischen,<br />

unempfindlich gegenüber elektrisch nichtleitenden<br />

Verschmutzungen. Durch geeignete Geometrie lassen<br />

sich hohe Genauigkeiten erreichen, wie etwa Stillstands-Wiederholgenauigkeit<br />

von weniger als 10 μm bei<br />

einer Positionsauflösung von zirka 0,2 μm. Die Erregung,<br />

Abtastung und Digitalisierung erfolgen, von einem FPGA<br />

(Field Programmable Gate Array) gesteuert, innerhalb<br />

einer Zykluszeit von 10 μs (Bild 4). Die Flächen einzelner<br />

Geberfahnen lassen sich so anpassen, dass ihre Hardware-Identifikation<br />

und damit die eindeutige Zuordnung<br />

der Servoachsen in der Applikationssoftware zu den<br />

realen Movern gegeben ist.<br />

ETHERCAT VERBINDET DIE ELEMENTE ZU EINEM SYSTEM<br />

Eine wesentliche Voraussetzung zur Realisierung des<br />

Linearen Transport Systems XTS ist die schnelle und<br />

synchrone Ethercat-Kommunikation zwischen IPC und<br />

Hardware. Ein Motormodul mit einer Länge von 250 Mill<strong>im</strong>etern<br />

umfasst 132 Byte Prozessdaten. In einem 2 Meter<br />

langen Transportsystem mit abgewickelter Länge von<br />

5 Metern, bestehend aus Bögen sowie Hin- und Rückweg,<br />

entstehen rund 2640 Byte Prozessdaten. Sie werden taktsynchron,<br />

mit einer Zykluszeit von 250 μs, in zwei Ethercat-Strängen<br />

übertragen. Dies entspricht einer Datenmenge<br />

von 84 Mbaud. Das System kann auf verschiedene<br />

100-MBaud-Stränge aufgeteilt werden, so dass die<br />

Übertragung der Daten max<strong>im</strong>al die Hälfte der Zykluszeit<br />

von 250 μs benötigt.<br />

14<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


BILD 6: Zusammenspiel der XTS-Softwaremodule<br />

Gegebenenfalls bündelt der Port-Multiplier die Prozessdaten<br />

der 100-MBit-Stränge zu einer 1-GBaud-Verbindung<br />

zum IPC und übern<strong>im</strong>mt per Distributed- Clocks die nanosekundengenaue<br />

Synchronisation der angeschlossenen<br />

Hardware. In der restlichen Zykluszeit von mindestens<br />

125 μs finden die folgenden Berechnungen der Servo-<br />

Algorithmen aller Mover statt:<br />

Achsverfolgung der verschiedenen Signale des<br />

Wegmesssystems<br />

Positionsberechnung<br />

Geschwindigkeitsberechnung<br />

Feininterpolation der Achssollwerte<br />

Positionsregelung<br />

Geschwindigkeitsregelung<br />

Lastfilter höherer Ordnung<br />

Phasentransformation des Stromsollwertes<br />

auf die entsprechenden Hardwarekanäle<br />

Durch kurze Verzögerungszeiten in den FPGA-basierten<br />

Komponenten werden in diesem zentralen System<br />

Verzögerungs- und Zykluszeiten wie bei einer dezentralen<br />

Lösung erreicht. Jedoch mit dem Vorteil, dass die<br />

einer Achse zugehörige Hardware über eine Achsverfolgungssoftware<br />

kontinuierlich weiterbewegt und<br />

umgeschaltet wird. Eine zusätzliche Kommunikation<br />

ist nicht erforderlich. Bild 5 zeigt den zeitlichen Ablauf<br />

<strong>im</strong> System.<br />

KONFIGURATION UND MASCHINENPROGRAMMIERUNG<br />

Die Systemänderung verbunden mit der großen Datenmenge<br />

wirkt komplex. Darum wurde die Bedienbarkeit<br />

einfach gehalten. Die Hardware wird zusammengesteckt<br />

und über Ethercat an den PC angeschlossen. Das Scan-<br />

Kommando erkennt alle Hardwarekomponenten <strong>im</strong> System<br />

und n<strong>im</strong>mt sie in die Konfiguration auf. Der Stromregler<br />

ist auf Einzelspulen und Mover abgest<strong>im</strong>mt. Die<br />

Zuordnung der einzelnen Prozessdaten <strong>im</strong> System erfolgt<br />

über den XTS-I/O-Wizard. Dieser erkennt die angeschlossenen<br />

Systemkomponenten nach einem weiteren Scan-<br />

Kommando, zeigt sie grafisch an. Er bietet die Möglichkeit,<br />

die Stränge grafisch zu verschieben. Nach Anordnung<br />

der Module erzeugt ein weiterer Mausklick alle<br />

Zuordnungen und Verknüpfungen, so dass alle I/O-Daten<br />

in einem Servoachs-Interface zur Verfügung stehen.<br />

Die entsprechende Anzahl von Steuerungsachsen,<br />

inklusive ihrer Verknüpfung mit den Achs-Interfaces<br />

der Hardware, wird als Softdrive aus einer Parameterdatei<br />

angelegt. Diese XML- beziehungsweise tmc-Datei<br />

kann jeder Anwender selbstständig editieren, um die<br />

für seine Mechanik ermittelten Werte der Regelung einzustellen.<br />

Die Parametrierung, etwa aufgrund unterschiedlicher<br />

Massen in best<strong>im</strong>mten Positionsbereichen,<br />

ist ebenfalls möglich.<br />

Für die abwechselnde Bewegung der Mover auf demselben<br />

Fahrweg wurde eine XTS-Gruppe als Softwarekomponente<br />

entwickelt, welche die Abhängigkeiten<br />

der Mover untereinander selbstständig überwacht. Die<br />

Kollisionsüberwachung ermöglicht das Weiterfahren <strong>im</strong><br />

Stau. Ein Mover gibt beispielsweise ein Produkt an einen<br />

weiteren Produktionsschritt ab. Nun bekommt er, kurz<br />

vor der Aufnahme eines neuen Produktes, als Zielposition<br />

eine Warteposition zugewiesen. Wenn nun mehrere<br />

Mover in einer Art Warteschlange stehen, erkennt der<br />

neu heranfahrende Mover dies und bremst automatisch.<br />

Sobald der erste Mover von der Warteposition losfährt,<br />

um sich auf ein neu einlaufendes Produkt zu synchronisieren,<br />

fahren alle Mover in der Warteschlange, unter<br />

Einhaltung der eingestellten Dynamikparameter, weiter.<br />

Erst wenn der Mover seine Zielposition erreicht hat, meldet<br />

er, dass die Bewegung abgeschlossen ist. Die Überwachung<br />

ist auf dem gesamten Fahrweg und in allen<br />

Bewegungen permanent aktiv. Die Programmierung der<br />

einzelnen Fahrbefehle erfolgt aus Twincat PLC mit Standardbausteinen<br />

gemäß PLC open. Die Motion-Sollwertgeneratoren<br />

einer modernen Steuerung sind ohne Einschränkung<br />

anwendbar.<br />

AUTOR<br />

Beckhoff Automation GmbH,<br />

Eiserstraße 5, D-33415 Verl,<br />

Tel. +49 (0) 5246 96 30,<br />

E-Mail: info@beckhoff.de<br />

JAN ACHTERBERG<br />

entwickelt die Grundlagensoftware<br />

der Antriebstechnik<br />

bei Beckhoff.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

15


PRAXIS<br />

Spezialarmatur für Öl- und Gasindustrie garantiert<br />

zuverlässige Regelung bei tiefen Temperaturen<br />

Ölunternehmen Hess setzt bei Prozess zur kryogenen Trennung Spezialventile von Samson ein<br />

RESISTENT GEGEN<br />

VERSCHMUTZUNG,<br />

UNDICHTIGKEIT<br />

UND TIEFE<br />

TEMPERATUREN:<br />

Die Ventile vom<br />

Typ 3291, die in der<br />

Gasverarbeitungsanlage<br />

des Ölunternehmens<br />

Hess zum<br />

Einsatz kommen.<br />

Einfache Wartung und uneingeschränkte Funktionsfähigkeit<br />

auch bei Tiefsttemperaturen, wie sie bei der<br />

thermischen Gasverflüssigung entstehen – so lauten<br />

Kernforderungen der Ölfirma Hess an Ventile für ihre<br />

Gasverarbereitungsanlage <strong>im</strong> US-Bundesstaat North Dakota.<br />

Nachdem Ventile anderer Hersteller die hohen Ansprüche<br />

nicht erfüllten, setzt Hess nun bei der Erweiterung<br />

der Anlage Samson-Ventile vom Typ 3291 ein.<br />

Hess fördert <strong>im</strong> US-Bundesstaat North Dakota aus dem<br />

Bakken-Ölfeld auch sogenanntes Schiefergas. Es enthält neben<br />

dem Hauptbestandteil Methan auch verwandte Verbindungen<br />

wie Ethan, Butan oder Propan und ist zudem mit<br />

Wasserdampf, Schwefelwasserstoff, Stickstoff oder Ölrückständen<br />

vermischt. Zur Energiegewinnung oder zur chemischen<br />

Weiterverarbeitung müssen die Verunreinigungen<br />

entfernt und die unterschiedlichen Gase getrennt werden.<br />

DIE GASE WERDEN DURCH KÄLTE VERFLÜSSIGT<br />

Dazu betreibt Hess <strong>im</strong> Provinzstädtchen Tioga eine Gasverarbeitungsanlage,<br />

die zurzeit mit beträchtlichem Aufwand<br />

ausgebaut wird. Ihre Kapazität soll von rund drei auf sieben<br />

Millionen Kubikmeter Gas am Tag gesteigert werden.<br />

Während für das Raffinieren von Rohöl hohe Temperaturen<br />

notwendig sind, herrscht bei einigen Schritten der<br />

Gasverarbeitung fast kosmische Kälte. Bei der Trennung<br />

der verschiedenen gasförmigen Kohlenwasserstoffe ist<br />

das kryogene Verfahren – der Einsatz von Tiefsttemperaturen<br />

– das effektivste. Dabei nutzt man die unterschiedlichen<br />

Siedepunkte der beteiligten Gase. Wird der Siedepunkt<br />

eines Gases unterschritten, dann geht es in die<br />

flüssige Form über und kann von den anderen, noch gasförmigen<br />

Kohlenwasserstoffen, abgeschieden werden.<br />

Unter den gasförmigen Kohlenwasserstoffen besitzt Methan<br />

mit –161,7 °C den niedrigsten Siedepunkt. Die kryogenen<br />

Teile der Anlage müssen also auch bei extrem<br />

niedrigen Temperaturen störungsfrei arbeiten können.<br />

GROSSE KÄLTE BELASTET MATERIAL EXTREM<br />

Solche Kälte stellt das Material auf eine harte Probe,<br />

selbst viele Metalle werden dabei spröde. Für Armaturen,<br />

deren bewegliche Teile dem tiefkalten Medium ausgesetzt<br />

sind, kommen deshalb nur besonders hochwertige<br />

Legierungen und spezielle technische Konzepte in Frage.<br />

„Hess hatte genau in diesem Bereich Probleme mit den<br />

Ventilen eines anderen Herstellers gehabt“, erinnert sich<br />

Abraham John. Er leitet die Samson Project Engineering<br />

Inc. in Houston, Texas, die Öl- und Gasprojekte auf der<br />

ganzen Welt betreut. „Da wir seit Jahrzehnten eng mit den<br />

Herstellern technischer Gase zusammenarbeiten, kennen<br />

wir die Anforderungen auf diesem Gebiet sehr genau und<br />

haben die technischen Lösungen dafür parat. Das hat<br />

auch die für Tioga zuständigen Ingenieure überzeugt.“<br />

SPEZIALLÖSUNG MIT EINGESPANNTEM SITZ<br />

Hess hat sich bei der Erweiterung der Anlage für Ventile<br />

des neuen Typs 3291 entschieden. Sie regeln Druck, Temperatur<br />

und Volumenstrom der Gase <strong>im</strong> neu installierten<br />

Verflüssigungsprozess – zur vollen Zufriedenheit des<br />

Kunden. Die Armatur wurde speziell für die Öl- und Gasindustrie<br />

entwickelt. Sie basiert auf den bewährten Konzepten<br />

der Samson-Ventile, unterscheidet sich aber in<br />

einem wichtigen Detail: Während bei Samson sonst geschraubte<br />

Sitze verwendet werden, enthält dieses Ventil<br />

einen eingespannten Sitz zur Aufnahme des Ventilkegels.<br />

Der Vorteil dieser Konstruktion ist vor allem die erleichterte<br />

Wartung. Sie ist in der Öl- und Gasbranche<br />

besonders wichtig. „Während etwa Chemieanlagen in<br />

MASSGESCHNEIDERT FÜR DIE ÖL- UND GASINDUSTRIE<br />

Das Ventil Typ 3291 wurde gezielt für die<br />

besonderen Anforderungen in der Öl- und<br />

Gasindustrie entwickelt.<br />

Es basiert auf der bewährten Ventiltechnologie<br />

von Samson, verfügt aber statt eines geschraubten<br />

über einen eingespannten Sitz.<br />

Anders als die branchenüblichen Cage-Ventile<br />

verursacht es <strong>im</strong> Betrieb nur min<strong>im</strong>ale Reibung<br />

und ist gegen Verschmutzung und Undichtigkeit<br />

resistent. Die wichtigsten Eigenschaften:<br />

Eingespannter Sitz<br />

Wartung ohne Spezialwerkzeug<br />

Bewährte Konstruktionselemente<br />

Verschleiß an Sitz und Kegel min<strong>im</strong>iert<br />

Hohe Resistenz gegen Verschmutzung und<br />

Undichtigkeit<br />

Temperaturbereich –198 bis 450 °C<br />

Besonders geeignet für Anwendungen mit<br />

voraussicht licher Spaltkorrosion zwischen<br />

Sitz und Gehäuse<br />

16<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


est<strong>im</strong>mten Abständen für Wartungsarbeiten vollständig<br />

heruntergefahren werden, arbeiten die <strong>Anlagen</strong>, die direkt<br />

an der Öl- und Gasförderung hängen, meist ununterbrochen<br />

durch“, erklärt Abraham John. „Fällt hier ein<br />

Gerät aus, muss die Reparatur möglichst schnell und einfach<br />

zu erledigen sein.“<br />

Undichtigkeit“, erläutert Abraham John. „Das ist be<strong>im</strong><br />

Typ 3291 konstruktionsbedingt weitgehend ausgeschlossen.<br />

Da das Gerät <strong>im</strong> Betrieb außerdem deutlich weniger<br />

Reibung erzeugt als ein Cage-Ventil, bleibt auch der normale<br />

Verschleiß wesentlich geringer, was seine Lebensdauer<br />

und Wartungsintervalle enorm verlängert.“<br />

SCHNELLE WARTUNG MIT STANDARDWERKZEUG<br />

Ventilsitze sind einem natürlichen Verschleiß unterworfen<br />

– zumal unter den verschärften Bedingungen der Gasverarbeitung.<br />

Deshalb ist die Wartungsfreundlichkeit der<br />

Geräte ein entscheidender Vorteil. Be<strong>im</strong> Typ 3291 lässt<br />

sich der Sitz in kürzester Zeit ein- und ausbauen. Dafür<br />

braucht man nur das Standardwerkzeug, das in solchen<br />

<strong>Anlagen</strong> <strong>im</strong>mer vorhanden ist. Gegenüber den Stellventilen<br />

mit Cage, die in der Branche weit verbreitet sind, hat<br />

die Samson-Armatur entscheidende Vorteile. „Ein Cage<br />

ist <strong>im</strong> druckentlasteten Zustand anfällig für eindringenden<br />

Schmutz. Zugleich läuft der kolbenförmige Ventilkegel<br />

über eine lange Strecke <strong>im</strong> Cage. Beides zusammen<br />

erleichtert die Entstehung von Riefen oder Rissen und von<br />

AUTOR<br />

Dipl.-Ing. MARKUS NEUFELD ist Produktmanager<br />

Stellventile bei Samson.<br />

Samson AG,<br />

Mess-und Regeltechnik,<br />

Weismüllerstraße 3,<br />

D-60314 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 40 09 11 03,<br />

E-Mail: mneufeld@samson.de<br />

2013<br />

Prozessleitsysteme - Messtechnik - Regeltechnik - Steuerungstechnik<br />

Produktpräsentation - Fachvorträge<br />

MSR-Spezialmesse Chemiedreieck<br />

MSR-Spezialmesse Nord<br />

MSR-Spezialmesse Südost<br />

MSR-Spezialmesse Niedersachsen<br />

am 20. März 2013 in der HALLE MESSE in Halle (Saale)<br />

am 05. Juni 2013 in der MesseHalle in Hamburg-Schnelsen<br />

am 18. September 2013 in der Sparkassen-Arena in Landshut<br />

am 30. Oktober 2013 in der Volkswagen Halle in Braunschweig<br />

Der Eintritt zur Messe und die Teilnahme an den Workshops ist kostenlos.<br />

Internet: www.meorga.de<br />

Email: info@meorga.de<br />

MEORGA GmbH<br />

Sportplatzstraße 27<br />

66809 Nalbach<br />

Tel. 06838 / 8960035<br />

Fax 06838 / 983292<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

17


PRAXIS<br />

Wirbelfrequenzmessung ermittelt Produktion von<br />

Bio-Methan auch unter schwierigen Bedingungen<br />

Zuverlässige Ergebnisse trotz geringem Druck, schwankenden Temperaturen und Feuchtigkeiten<br />

BIO-METHAN AUS ABWASSER:<br />

Die Stadtwerke Burghausen<br />

erzeugen in einem Kanalwerk<br />

mit Kläranlage Faulgas zur<br />

Befeuerung eines angeschlossenen<br />

Blockheizkraftwerks.<br />

GASEINGANG MIT ERSTEM<br />

WASSERABSCHEIDER: Trotz<br />

dieser Anlage ist das Gas in den<br />

Rohrleitungen noch sehr feucht.<br />

Mit einem Wirbelfrequenz-Durchflussmessgerät können<br />

die Stadtwerke Burghausen trotz extrem<br />

schwieriger Bedingungen exakt messen, wie viel Biomethangas<br />

die Kläranlage ihres Kanalwerks liefert. Die<br />

messtechnische Herausforderung besteht in sehr niedrigen<br />

Gasdrücken von 7 bis 8 mbar oder sogar darunter<br />

sowie schwankenden Temperaturen und Feuchtigkeiten<br />

des erzeugten Gases. Die Mengenermittlung mit einem<br />

Differenzdruckmessgerät scheiterte aufgrund fehlerhafter<br />

Messwerte. Schließlich lieferte Krohne Messtechnik<br />

mit dem Wirbelfrequenz-Durchflussmessgerät Optiswirl<br />

4070 C eine Lösung, die sich mittlerweile in der<br />

Praxis bestens bewährt hat.<br />

Die Stadtwerke <strong>im</strong> oberbayerischen Burghausen betreiben<br />

ein Kanalwerk mit Kläranlage und angeschlossenem<br />

Blockheizkraftwerk, das mit Faulgas (Methan)<br />

befeuert wird. Zu diesem Zweck wird der Klärschlamm<br />

aus der Kläranlage in den Faulturm gefahren,<br />

wo die Restfeststoffe durch Mikroorganismen<br />

teilweise abgebaut werden. Das bei diesem Prozess<br />

freigesetzte Methan wird der Biogasanlage anschließend<br />

als Energieträger zugeführt.<br />

SCHWANKENDE DICHTE ERSCHWERT DIE MESSUNG<br />

Um genaue Informationen über die Energieproduktion<br />

des Klärwerks zu erhalten, benötigt der Betreiber kontinuierliche<br />

Messwerte über den Volumen- beziehungsweise<br />

Energiedurchfluss des vom Faulturm zum Blockheizkraftwerk<br />

transportierten Methans. Das Abgas ist<br />

trotz zweier installierter Wasserabscheider in der Rohrleitung<br />

sehr feucht. Der Druck des erzeugten Gases war<br />

ursprünglich mit 65 mbar schon sehr gering. Durch den<br />

Einbau einer Niederdruckanlage sank er <strong>im</strong> Laufe der<br />

Zeit auf 20, dann sogar auf durchschnittlich nur noch 7<br />

bis 8 mbar ab.<br />

Trotz der Isolierung des Faulturms ist das Gas äußeren<br />

Einflüssen wie jahreszeitlich bedingten Temperaturschwankungen<br />

ausgesetzt, die sich auf die Gasdichte<br />

(0,7177 kg/Nm³) auswirken. Der Kläranlagen-Betreiber<br />

hatte bereits den Einsatz eines Druckdifferenzgeräts geprüft,<br />

aber wegen fehlerhafter Messwerte wieder eingestellt.<br />

Aufgrund dieser Erfahrung war er sehr skeptisch,<br />

ob sich ein Messprinzip für die vorliegenden Parameter<br />

finden würde.<br />

SENSORWECHSEL AUCH BEI LAUFENDEM BETRIEB<br />

Krohne stellte das Wirbelfrequenz-Durchflussmessgerät<br />

Optiswirl 4070 C – zunächst als Testgerät – in der empfohlenen<br />

Nennweite DN 25 zur Verfügung. Dazu musste<br />

die Rohrleitung von ursprünglichen DN 50 auf DN 25<br />

eingezogen werden. Die Installation erfolgte auf Wunsch<br />

des Kunden mit Flanschanschluss in eine fallende Rohrleitung.<br />

Dabei wurden die notwendigen Ein- und Auslaufstrecken<br />

berücksichtigt.<br />

Das Vortex-Gerät (Druckstufe PN 40) misst den Betriebsdruck,<br />

die Temperatur und den Volumendurchfluss<br />

und errechnet auf dieser Basis automatisch den Masseund<br />

Energiedurchfluss des Methangases. Da das Instrument<br />

zusätzlich auch mit einer Absperrarmatur ausgeliefert<br />

wurde, kann sein Drucksensor gegebenenfalls<br />

18<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


OPTISWIRL 4070 C IN FALLENDER LEITUNG:<br />

Dank der Absperrarmatur könnte der Sensor<br />

auch <strong>im</strong> laufenden Betrieb gewechselt werden.<br />

HERAUSFORDERUNG:<br />

Die Durchflussmessung<br />

von<br />

Methangas erfolgt<br />

in der Anlage der<br />

Stadtwerke Burghausen<br />

bei nur 7 mbar.<br />

FÜR FEUCHTE GASE<br />

GEEIGNET: Wirbelfrequenze-Durchflussmessgerät<br />

Optiswirl<br />

4070 C mit integrierter<br />

Druck- und Temperaturkompensation.<br />

Bilder: Krohne<br />

auch bei laufendem Betrieb und ohne Prozesseingriff<br />

ausgewechselt werden.<br />

DRUCK- UND TEMPERATURKOMPENSATION<br />

Die wichtigsten Eigenschaften des Wirbelfrequenz-<br />

Durchflussmessgeräts Optiswirl 4070, das in der Anlage<br />

der Stadtwerke Burghausen zum Einsatz kommt:<br />

2-Leiter-Gerät mit integrierter Druck- und<br />

Temperaturkompensation und Umrechnung<br />

in Energie<br />

Verschleißfreie, vollverschweißte Edelstahlkonstruktion<br />

Für feuchte Gase geeignet<br />

Hohe Korrosions-, Druck- und Temperaturbeständigkeit<br />

Hohe Messgenauigkeit und Langzeitstabilität<br />

Sofortige Betriebsbereitschaft durch<br />

Plug-and-play<br />

Mit dem Wirbelfrequenz-Durchflussmessgerät kann<br />

der Betreiber des Kanalwerks Burghausen die Leistungsfähigkeit<br />

und Energieproduktion seiner Kläranlage<br />

genau überprüfen und nachweisen. Er profitiert<br />

dabei von der großen Messspanne des Optiswirl.<br />

Denn obwohl der <strong>Anlagen</strong>druck nach den Umbauarbeiten<br />

auf 7 bis 8 mbar oder sogar darunter absinkt<br />

und das Gas eine hohe Feuchtigkeit aufweist, misst<br />

das Gerät kontinuierlich und liefert fehlerfreie Messergebnisse.<br />

Angesichts der Messparameter waren die Stadtwerke<br />

Burghausen von der Messleistung des Optiswirl<br />

überrascht und entschieden sich für die Anschaffung<br />

des Instruments. Inzwischen läuft der Optiswirl seit<br />

mehr als drei Jahren unterbrechungsfrei und ohne<br />

jeglichen Wartungsaufwand. Bis heute hat das Vortex-Gerät<br />

<strong>im</strong> Kanalwerk über 620 000 m³ Faulgas gemessen.<br />

AUTOR<br />

MICHAEL MÖLLER<br />

ist Produktmanager<br />

Wirbelfrequenz-<br />

Durchflussmess geräte bei<br />

Krohne Messtechnik.<br />

Krohne Messtechnik GmbH,<br />

Ludwig-Krohne-Straße 5, D-47058 Duisburg,<br />

Tel. +49 (0) 203 301 44 13,<br />

E-Mail: m.moeller@krohne.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

19


INTERVIEW<br />

JÖRG KIESBAUER:<br />

Seit Oktober 2008 ist er Mitglied<br />

<strong>im</strong> Vorstand des Stellgeräteanbieters<br />

Samson. Er vertritt<br />

den Bereich Forschung und<br />

Entwicklung. Kiesbauer ist seit<br />

1992 bei der Samson AG tätig.<br />

Vor fünf Jahren nahm er<br />

außerdem einen Lehrauftrag an<br />

der TU Darmstadt zum Thema<br />

Aktorik in der Prozessautomatisierung<br />

an. Auf der diesjährigen<br />

Namur-Hauptversammlung<br />

stellte Kiesbauer den Beitrag<br />

„Aktorik – von der Handdrossel<br />

zum smarten Stellgerät“ vor.<br />

20<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


„Die Diagnose-Informationen sind<br />

da – wir müssen sie nur nutzen“<br />

Jörg Kiesbauer, Vorstandsmitglied der Samson AG,<br />

<strong>im</strong> Interview mit <strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>-Chefredakteur Leon Urbas<br />

Die Namur-Hauptversammlung am 8. und 9. November 2012 stand unter dem Motto „Aktorik – von der Handdrossel<br />

zum smarten Stellgerät“. Anlass für <strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>-Chefredakteur Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas, Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer,<br />

Vorstandsmitglied <strong>im</strong> Bereich Forschung und Entwicklung be<strong>im</strong> Stellgeräte-Hersteller Samson, zu der historischen<br />

Entwicklung von Aktorik zu befragen. Im Interview fordert Kiesbauer den standardisierten Zugriff auf Gerätedaten.<br />

Insgesamt fehle es <strong>im</strong> Prozessleitsystem an einem effizienten Informationsmanagement. Kiesbauer n<strong>im</strong>mt in dem<br />

Gespräch auch Stellung zu Themen wie der internationalen Normung und dem Bachelor/Master-Abschluss.<br />

Bilder: Anne Hütter<br />

LEON URBAS: Sie haben in Ihrem Vortrag auf der Namur-<br />

Hauptsitzung dargestellt, wie sich die Samson AG über die<br />

Jahre entwickelt hat. Welche Rolle n<strong>im</strong>mt Ihr Unternehmen<br />

heute <strong>im</strong> Markt ein?<br />

JÖRG KIESBAUER: In der Chemieindustrie sind wir bei Aktorik<br />

weltweit der Marktführer. Wenn wir über den gesamten Weltmarkt<br />

reden, positionieren wir uns etwa an vierter Stelle. Die<br />

Entwicklung hat gezeigt, dass wir von einem mechanischen zu<br />

einem mechatronischen Aktor gelangt sind. Darin liegt unsere<br />

Kompetenz, mit einem Baukasten-System und dem entsprechenden<br />

Engineering zu einer Lösung für jede Anforderung zu<br />

gelangen.<br />

LEON URBAS: Der Weg dahin war doch sicher nicht einfach.<br />

Welches waren in dieser Zeit die größten Schwierigkeiten, die<br />

es zu überwinden galt?<br />

JÖRG KIESBAUER: Samson begann mit Reglern ohne Hilfsenergie.<br />

Dies ist neben der Gebäudeautomation heute <strong>im</strong>mer<br />

noch ein wichtiges Geschäftsfeld für uns. Weiterentwicklung<br />

und Kundennähe waren <strong>im</strong>mer wichtig für Samson. Irgendwann<br />

haben wir uns mit Pneumatik und dem modularen Aufbau einen<br />

Namen in der Prozessautomation gemacht. Die Entwicklung<br />

dorthin war nicht einfach. Der Durchbruch kam mit unserer<br />

heutigen Standardventilbaureihe 240, weil wir erstmals ein<br />

sehr modularisiertes Konzept umgesetzt hatten. Nach wie vor<br />

ist gleichmäßiges Wachstum und Gewinn entscheidend.<br />

LEON URBAS: Ist Aktorik ein Wachstumsmarkt?<br />

JÖRG KIESBAUER: Ja. Wir haben neue Geschäftsfelder hinzugewonnen,<br />

wie beispielsweise die Öl-& Gasindustrie oder Kryotechnik.<br />

Zahlreiche spezialisierte Tochtergesellschaften sind<br />

dazugekommen (Air Torque, Cera System, Leusch, Pfeiffer,<br />

Starline und Vetec [Anm. der Redaktion]). Das entscheidende<br />

war aber in der Tat die Digitalisierung.<br />

LEON URBAS: Was zeichnet das Samson-Stellgerät denn nun<br />

aus?<br />

JÖRG KIESBAUER: Das heutige Stellgerät ist ein <strong>modularer</strong><br />

Baukasten aus Armatur, Antrieb und Anbaugeräten. Dazu<br />

kommt die Auslegungserfahrung auf Basis von exper<strong>im</strong>entellen<br />

und auch theoretischen Untersuchungen. Nur ein gut ausgelegtes<br />

Stellgerät kann später seinen Dienst in der Anlage tun.<br />

Die Diagnose durch die smarten Anbaugeräte ist nur dann<br />

sinnvoll nutzbar. Diagnose muss <strong>im</strong> Leitsystem ankommen,<br />

aber dann auch <strong>im</strong> Rahmen eines Plant Asset Managements<br />

genutzt werden. Eins ist wichtig: Die Besonderheit der Applikation.<br />

Durch unsere Modularisierung können wir für jede Herausforderung<br />

die richtige Lösung finden. Jedoch muss man<br />

den Aktor auch als Ganzes sehen. Es macht für uns keinen Sinn<br />

eine Gesamtfunktion auseinander zu reißen. Dazu entwickeln<br />

wir alle Komponenten ständig weiter.<br />

LEON URBAS: Wo sehen Sie be<strong>im</strong> Plant Asset Management<br />

neue Herausforderungen für die Aktorik?<br />

JÖRG KIESBAUER: Die Namur-Workshops ergaben, dass es<br />

an vielen Stellen wirklich um Detailarbeit geht. Die Diagnose-<br />

Informationen <strong>im</strong> Feldgerät sind da. Um von der Gerätediagnose<br />

zum Informationsmanagement zu gelangen, werden neue<br />

Ansätze zur Verdichtung und Archivierung von Diagnose-Informationen<br />

übergeordnet hinzukommen.<br />

LEON URBAS: Welche Rolle spielen Standards bei der Leitsystemintegration?<br />

Kann man sich vorstellen, dass ein Leitsystemhersteller<br />

eine spezielle Samson-Library anbietet? Ich möchte<br />

doch als Anwender Diagnose <strong>im</strong> Leitsystem haben. Die Namur<br />

arbeitet an einheitlichen Profilen für alle Ventile.<br />

JÖRG KIESBAUER: Die Geräteintegration ins Leitsystem ist ja<br />

schon standardisiert, sodass wir keine spezielle Library für<br />

Samson-Stellgeräte brauchen. Wir haben die komplette Gerätediagnose<br />

<strong>im</strong> Stellungsregler mit den Statusinformationen<br />

nach NE 107 einschließlich aller wichtigen Signaldaten. Wir<br />

brauchen keine zusätzlichen Diagnoseauswertungen <strong>im</strong> Leitsystem<br />

wie einige Marktbegleiter. Wir unterstützen alle Integrations-Standards<br />

wie EDDL und FDT/DTM.<br />

LEON URBAS: Sie sagten in einem Interview, dass Samson heute<br />

„zu allen mechanischen, elektrischen und softwarebezogenen<br />

Fragestellungen auf dem Gebiet der Stellgeräte Stellung<br />

beziehen“ kann. Was heißt das konkret?<br />

JÖRG KIESBAUER: Wir verstehen das gesamte Stellgerät, mechanisch,<br />

Elektronik- und Software-basiert. Wir haben eine<br />

starke Entwicklungsmannschaft, die sich auf allen dafür notwendigen<br />

Kompetenzfeldern auskennt und daraus Produktkonzepte<br />

mit dem vertriebsbezogenen Produktmanagement fest­<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

21


INTERVIEW<br />

„Die Workshops auf der<br />

diesjährigen Namur-Hauptversammlung<br />

zeigten, dass<br />

es um Detailarbeit geht. Die<br />

Frage ist ganz klar, wie Geräteinformationen<br />

zukünftig<br />

genutzt werden.“<br />

legt und abst<strong>im</strong>mt. Wir nutzen dazu unser Werkstofflabor, einen<br />

sehr leistungsfähigen strömungstechnischen Prüfstand, eigenes<br />

EMV-und Explosionsschutz-Know-how sowie unser Smart<br />

Valve Integration Center für die Leitsystemintegration.<br />

LEON URBAS: Es gibt verschiedene Gremien, die Profile für<br />

Stellgeräte erarbeiten. Sind Sie mit dabei?<br />

JÖRG KIESBAUER: Ja. Wir sind von Anfang an in der Normung,<br />

an verschiedenen Stellen wie Namur, IEC, ISA, DKE, PNO, HCF,<br />

FF und anderen dabei.<br />

LEON URBAS: Zurzeit wird in der Namur versucht, wichtige<br />

Feldgeräteparameter zu standardisieren. Wann gibt es denn<br />

einen solchen Standard für Stellungsregler?<br />

JÖRG KIESBAUER: Relativ knapp vor der Namur-Hauptsitzung<br />

ist ein erster Vorschlag erarbeitet worden. Der bezieht sich <strong>im</strong><br />

Wesentlichen auf die Grundfunktionen. Dazu müssen wir aber<br />

unsere Geräte nicht ändern. Es braucht eine saubere Definition<br />

und eine herstellerunabhängige Übersetzungstabelle. Wie das<br />

mit den Parametern der einzelnen Hersteller funktioniert, ist<br />

Sache des Herstellers. Standardisierte Defaultwerte müssen<br />

dazu führen, dass sich alle Geräte erst einmal gleich verhalten.<br />

LEON URBAS: Integrationsmethoden sind derzeit EDDL (electronic<br />

Device Description Language) und FDT/DTM (Field Device<br />

Tool/Device Type Manager). Ist FDI (Field Device Integration)<br />

eine bessere Lösung?<br />

JÖRG KIESBAUER: Wenn FDI kommt, werden wir dies wie EDDL<br />

und FDT/DTM natürlich auch unterstützen. Wir hoffen, dass<br />

hier manches einfacher und besser wird. Bisher ist EDDL nicht<br />

gleich EDDL, denn wir haben EDDLs in unterschiedlichen Ausführungen<br />

je nach Leitsystem. Auf unserer Wunschliste ganz<br />

oben steht die standardisierte Zugriffsmöglichkeit auf die über<br />

die Kommunikation wie Hart, PA oder FF <strong>im</strong> Leitsystem angekommenen<br />

Gerätedaten, unabhängig vom Asset-Management<br />

oder Engineeringsystem des Leitsystems. Sehr viel lässt sich<br />

durch historische Daten erreichen, die man gerätebezogen<br />

verwalten und miteinander vergleichen kann. Die OPC UA-<br />

Schnittstelle, wie sie bei FDI vorgesehen ist, wäre dazu vielleicht<br />

ein Lösungsansatz.<br />

LEON URBAS: Wenn FDI <strong>im</strong> Laufe des Jahres 2013 spezifiziert<br />

ist, bekommen wir dann FDI Device Packages von Samson?<br />

JÖRG KIESBAUER: Könnte ich mir vorstellen. Was wir meiner<br />

Meinung aber nicht brauchen, ist diese Vielzahl von EDDL, FDT/<br />

DTM und FDI für die neuen Geräte, sondern endlich dann eine<br />

standardisierte Möglichkeit für jedes Leitsystem.<br />

LEON URBAS: Stichwort Energieeffizienz: Sie haben postuliert,<br />

nicht Drosselregelung und Pumpendrehzahlregelung gegeneinander<br />

auszuspielen, sondern aufgrund des größeren Einsatzbereiches<br />

auch über eine Kombination aus smartem Stellgerät<br />

und drehzahlgeregelter Pumpe als Flow Unit nachzudenken.<br />

Wann lohnt sich diese Investition?<br />

JÖRG KIESBAUER: Das hängt von Prozessdaten und Größe ab.<br />

Das muss man <strong>im</strong> Einzelfall berechnen, was wir auch mit entsprechenden<br />

Werkzeugen leisten. Neben verbesserter Energieeffizienz<br />

sind funktionale Vorteile und weniger Verschleiß<br />

weitere wichtige Bewertungsparameter.<br />

LEON URBAS: Was passiert in Zukunft <strong>im</strong> Bereich der Selbstdiagnose<br />

von Stellgeräten?<br />

JÖRG KIESBAUER: Wir haben bereits viel abgedeckt. Die Statusmeldung<br />

nach NE 107 ist ganz wichtig. Auf dem Weg zum<br />

Informationsmanagement sind sicherlich ergänzende Schritte<br />

notwendig.<br />

LEON URBAS: In Ihrem Vortrag klang es so, als hätte Samson<br />

jetzt ein eigenes Diagnose-Werkzeug?<br />

JÖRG KIESBAUER: Ja, wir haben eine zusätzliche Schnittstelle<br />

am Stellungsregler und eigene Software ähnlich einem FDT.<br />

Diese Software liest am Stellungsregler alle Daten aus und<br />

stellt sie entsprechend dar. Wir haben das entwickelt, damit<br />

unsere Mitarbeiter schnell reagieren zu können. Manchmal<br />

stand man vor dem Stellungsregler in der Werkstatt oder in der<br />

Anlage und konnte die Daten nicht auslesen, weil das Feldbussystem<br />

noch nicht vorhanden oder angeschlossen war. Aber<br />

man bekommt die gleiche Information auch über das Leitsystem<br />

per EDDL oder FDT/DTM. Oft sind aber Hart-Geräte in die<br />

Anlage eingebaut, man kann aber Hart <strong>im</strong> Leitsystem nicht<br />

nutzen, weil anlagenseitig gar nicht die Voraussetzungen für<br />

Hart-Kommunikation umgesetzt wurden.<br />

LEON URBAS: Wir haben <strong>im</strong> Vortrag von Herrn Bleuel („<strong>Automatisierung</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Life</strong> <strong>Cycle</strong> <strong>modularer</strong> <strong>Anlagen</strong>“, S. 24-31,<br />

Anm. der Redaktion) gehört, dass, wenn man Modularisierung<br />

22<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


weiter denkt, Hersteller eine gewisse Freiheit haben müssen,<br />

damit sie Geschäftsmodelle entwickeln können. Eigentlich<br />

muss dann nur noch die Schnittstelle spezifiziert werden.<br />

Kann ich bei Ihnen ein Ventilmodul kaufen, in dem Sie eine<br />

Total Cost of Ownership und Verfügbarkeitsgarantie anbieten?<br />

Welchen Service bieten Sie da an? Kann man mit so was überhaupt<br />

Geld verdienen?<br />

JÖRG KIESBAUER: Klar sehen wir Potenzial in Dienstleistung.<br />

Wir haben den After Sales-Bereich verstärkt und werden diesen<br />

noch weiterentwickeln. Hier spielt die Nutzung der Diagnosedaten<br />

für unsere Stellgeräte eine zunehmend wichtigere<br />

Rolle.<br />

LEON URBAS: Welche informationstechnischen Konzepte verfolgen<br />

Sie hierzu?<br />

JÖRG KIESBAUER: Wir haben uns ein Datenbank-Tool geschaffen,<br />

mit dem wir die Daten aus unseren Stellgeräten – woher<br />

sie auch kommen, ob vorort oder über das Asset Management<br />

des Kunden ausgelesen – für uns mit der Dokumentation unserer<br />

Service-Aktionen zusammen archivieren können.<br />

LEON URBAS: Sie haben OPC UA angesprochen. Das wandert<br />

derzeit nur zögerlich in die Leitsysteme. Da haben Sie sicherlich<br />

weitere Wünsche an die Prozessleitsystem- Architektur, oder?<br />

JÖRG KIESBAUER: Wir treiben schon großen Aufwand für die<br />

Integration unserer Geräte ins System und sind in Kontakt mit<br />

den Herstellern. In der Regel funktioniert das, sodass wir auch<br />

<strong>im</strong> Bereich von Schulungen gewisse Kompetenz besitzen.<br />

Es gibt Beschränkungen be<strong>im</strong> regelmäßigen Auslesen der Feldgeräte.<br />

Die große Herausforderung wird sein, die Detailinformationen<br />

aus den Feldgeräten zentral zu sammeln, zu klassifizieren<br />

und dann noch Suchfunktionen darüber zu legen. Dies soll gezielt<br />

kritische <strong>Anlagen</strong>zustände abfragen und definieren, wie sich die<br />

Geräte in diesem Augenblick zu verhalten haben. Hierfür brauchen<br />

wir Gerätehersteller und Systemhersteller <strong>im</strong> selben Boot.<br />

Solche Auswertungen können wir schon in unserem eigenen<br />

zuvor angesprochenen Service-Datenbanktool durchführen.<br />

LEON URBAS: Welche Wünsche haben Sie <strong>im</strong> Bereich Visualisierung<br />

oder Einbindung zusätzlicher Informationen in die Leitsysteme?<br />

Die Leitsystemhersteller versprechen mit FDI erweiterte<br />

Integrationsmöglichkeiten. Ein Vorteil eines FDI wäre,<br />

direkt <strong>im</strong> Leitsystem die UIP einzubinden. Wie sehen Sie das?<br />

JÖRG KIESBAUER: Ja, EDDL könnte die wichtigsten Basisfunktionen<br />

integrieren und mit UIP kann man herstellerspezifische<br />

Auswertungen bei der Diagnose umsetzen.<br />

LEON URBAS: Welches Fazit zieht Ihr Unternehmen aus der<br />

Namur-Hauptsitzung?<br />

JÖRG KIESBAUER: Die Namur-Hauptversammlung war, wie<br />

<strong>im</strong>mer, eine sehr interessante und hochkarätige Veranstaltung.<br />

Samson war es schon <strong>im</strong>mer ein Anliegen, die Namur-Hauptversammlung<br />

zu unterstützen. Schön, dass diesmal auch einmal<br />

die sehr feldnahe Aktorik <strong>im</strong> Fokus stand. Zu Themen wie Asset<br />

Management und Datenverarbeitung gab es interessante Ansätze,<br />

wie der von uns inhaltlich voll unterstützte Vortrag von Sven<br />

Seintsch („Von der Gerätediagnose zum Informationsmanagement“,<br />

voraussichtliche Veröffentlichung in 55 (3), Anm. der<br />

Redaktion). Auch die Modularisierung lässt die spannende Frage<br />

zu, was dies für die Aktorik bedeutet. Unsere Flow Unit greift<br />

Modularisierung als Begriff in einem großen Umfang bereits auf.<br />

LEON URBAS: Wo könnte die Namur-Hauptversammlung Ihrer<br />

Meinung nach noch besser werden?<br />

JÖRG KIESBAUER: Die Verbindung zu den internationalen Verbänden<br />

ist angestoßen. Es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn<br />

man gerade mit der ISA (International Society of Automation)<br />

schneller zusammen kommen würde. Ich weiß natürlich, dass<br />

das schwierig ist.<br />

LEON URBAS: Welche Aufgaben kommen bei der Normung auf<br />

die Community Ihrer Meinung nach zu?<br />

JÖRG KIESBAUER: In den internationalen Arbeitskreisen der<br />

IEC für Stellgeräte geht viel voran. Das funktioniert sogar oft<br />

besser als in den ISA-Arbeitskreisen. Das Eclass-Thema ist in<br />

die Normung zumindest mit aufgenommen worden. Es wird<br />

allerdings noch dauern bis zur Umsetzung.<br />

LEON URBAS: Was machen Sie eigentlich aktuell <strong>im</strong> Bereich<br />

Eclass?<br />

JÖRG KIESBAUER: Man versucht bei der IEC (International<br />

Electrotechnical Commission) die Begriffe für Ventile exakt zu<br />

normen. Das gibt es schon mit Eclass. Das will man natürlich<br />

übertragen. In der IEC und ISA gibt es entsprechende Beschreibung<br />

von Ventilen. Wir brauchen mehr Daten als diejenigen, die<br />

heute dort definiert sind. Der Prozess ist angestoßen. Die Anwender<br />

müssen es mittragen. Im Prinzip unterstützen wir dies.<br />

Wir können auch demonstrieren, dass es funktioniert. Ich<br />

denke, die Frage, wie wir Daten eingeben und wie wir sie bekommen,<br />

hat Zukunft. Gerade für integriertes Engineering ist<br />

das eine Grundvoraussetzung.<br />

LEON URBAS: Sie haben die vielen Innovationen aufgezeigt, die<br />

Sie vor sich haben. Dazu brauchen Sie ausgebildete Leute. Woher<br />

kommen die Fachkräfte? Wachsen Sie nur außerhalb von<br />

Deutschland?<br />

JÖRG KIESBAUER: Zwischenzeitlich war der Facharbeiter-<br />

Mangel in der Tat ein großes Problem. Wir bilden jetzt noch<br />

mehr selbst aus. Entwicklungsingenieure versuchen wir durch<br />

Hochschulprojekte, Masterarbeiten und Praktika schon als<br />

Studenten an das Unternehmen zu binden und für uns zu gewinnen.<br />

Wir beteiligen uns an von Studenten organisierten Berufsmessen<br />

wie beispielsweise der Konaktiva in Darmstadt.<br />

LEON URBAS: Die Hochschulen haben den Bologna-Prozess<br />

einführen müssen. Finden Sie als Arbeitgeber, das Modell Bachelor/Master<br />

angemessen? Sind die Absolventen berufsqualifiziert?<br />

JÖRG KIESBAUER: Ja, grundsätzlich brauchen wir aufgrund<br />

der Kom plexität unserer Entwicklungen sehr gut ausgebildete<br />

Absolventen mit hoher Lösungskompetenz. Häufig stellen wir<br />

Bewerber mit Master oder noch mit Diplom ein, aber auch mit<br />

Bachelorabschluß, am besten dann mit vorheriger Lehre.<br />

LEON URBAS: Herr Kiesbauer, wir danken Ihnen recht herzlich<br />

für das ausführliche Gespräch.<br />

JÖRG KIESBAUER (links) <strong>im</strong> Gespräch mit Leon Urbas.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

23


HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

<strong>Automatisierung</strong> <strong>im</strong> <strong>Life</strong> <strong>Cycle</strong><br />

<strong>modularer</strong> <strong>Anlagen</strong><br />

Welche Veränderungen und Chancen sich ergeben<br />

In Verfahrenstechnik und <strong>Anlagen</strong>bau werden zunehmend Konzepte zur Standardisierung<br />

der Modularisierung diskutiert. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf das Engineering<br />

und den Betrieb der <strong>Anlagen</strong>. Der Beitrag zeigt die Einflüsse eines modularen <strong>Anlagen</strong>designs<br />

auf den Lebenszyklus einer Anlage von der Planung über den Betrieb bis zur<br />

Demontage. Grundlage der Ausführungen sind die Arbeiten des Namur Arbeitskreises<br />

1.12 „Anforderungen an die <strong>Automatisierung</strong>stechnik durch die Modularisierung verfahrenstechnischer<br />

<strong>Anlagen</strong>“.<br />

SCHLAGWÖRTER Modularisierung / <strong>Life</strong> <strong>Cycle</strong> / <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />

Automation in the lifecycle of modular process plants –<br />

Modularisation – Which Consequences arise for automation?<br />

Standardisation and modularisation are intensively discussed in the Process Industries.<br />

Introducing these concepts will dramatically change plant engineering processes as well<br />

as plant operation strategies. This paper shows the <strong>im</strong>pact of a modular plant design to<br />

the plant life cycle from engineering over the operation to disassembling. Basis of the<br />

paper are the discussions within the Namur working group 1.12<br />

KEYWORDS modularisation / life cycle / automation<br />

24<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


MICHAEL OBST, Technische Universität Dresden<br />

THOMAS HOLM, Helmut-Schmidt-Universität<br />

STEPHAN BLEUEL, Sanofi-Aventis<br />

ULF CLAUSSNITZER, Merck<br />

LARS EVERTZ, RWTH Aachen<br />

TOBIAS JÄGER, Helmut-Schmidt-Universität<br />

TOBIAS NEKOLLA, Evonik Industries<br />

STEPHAN PECH, BASF SE<br />

STEFAN SCHMITZ, Bayer Technology Services<br />

LEON URBAS, Technische Universität Dresden<br />

Mit dem Ziel einer drastischen Reduzierung der<br />

Zeitspanne zwischen Produktidee und<br />

Markteinführung [1] entstehen aus der Verfahrenstechnik<br />

heraus neue <strong>Anlagen</strong>konzepte<br />

auf Basis <strong>modularer</strong> <strong>Anlagen</strong>komponenten.<br />

Neben kürzerer Projektierungsdauer liefern diese Konzepte<br />

einen erheblichen Gewinn an Flexibilität. Die <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />

ist gefordert, diese Entwicklung<br />

zu unterstützen. Darüber hinaus sollte die <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />

in dieser Entwicklung Vorreiter und Innovator<br />

werden, zumal viele der notwendigen Entwicklungen<br />

sich in konventionell errichteten <strong>Anlagen</strong> als Wettbewerbsvorteil<br />

nutzen lassen.<br />

Während sich <strong>im</strong> klassischen <strong>Anlagen</strong>bau eine Vielzahl<br />

an Standards etabliert hat, fehlen für den modularen<br />

verfahrenstechnischen <strong>Anlagen</strong>bau – besonders <strong>im</strong><br />

Bereich der <strong>Automatisierung</strong> – passende Rahmenbedingungen.<br />

Dabei schreitet die Entwicklung des modularen<br />

<strong>Anlagen</strong>baus auf dem Gebiet der Verfahrenstechnik <strong>im</strong>mer<br />

weiter voran. Es darf nicht passieren, dass die <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />

die Einführung <strong>modularer</strong> verfahrenstechnischer<br />

<strong>Anlagen</strong> behindert. Dabei ergeben<br />

sich durch die Modularität der Anlage für Lieferanten<br />

und Betreiber und für beteiligte Servicepartner neue<br />

Herausforderungen und Chancen, zum Beispiel durch<br />

die Erweiterung bestehender und Einführung neuer Geschäftsmodelle.<br />

Für eine breite Anwendung <strong>modularer</strong> <strong>Anlagen</strong> sind<br />

allerdings Mindestanforderungen an die Standardisierung<br />

der <strong>Automatisierung</strong> erforderlich, um mittelfristig<br />

die Flexibilität der Produktionsanlage zu akzeptablen<br />

Kosten zu erhalten. Die Entwicklung und Anwendung<br />

von <strong>Automatisierung</strong>skonzepten für modulare <strong>Anlagen</strong><br />

ist von der weiteren Entwicklung des <strong>Anlagen</strong>konzepts<br />

durch die Verfahrenstechnik und von der Nachfrage<br />

durch die Industrie abhängig. Hier sind die Hersteller<br />

und Serviceanbieter der <strong>Automatisierung</strong>sbranche gefordert,<br />

passende Anwendungen und Dienstleistungen<br />

zu entwickeln sowie weitere Impulse zu liefern. Dies<br />

sollte in Abst<strong>im</strong>mung zwischen Verfahrenstechnik, Apparatetechnik<br />

und <strong>Automatisierung</strong> geschehen.<br />

1. DER MODULBEGRIFF<br />

Modularität wird <strong>im</strong> Allgemeinen als Aufteilung eines<br />

Ganzen in definierte, meist standardisierte Elemente<br />

verstanden. Die einzelnen Elemente, die Module, agieren<br />

dabei über Schnittstellen miteinander [2]. So eingängig<br />

diese Definition ist, so unterschiedlich kann sie ausgelegt<br />

werden.<br />

In [3] wird ein Modul unter Verwendung der Definition<br />

aus der Konstruktionslehre [4] als eine Kombination<br />

von Bausteinen definiert. Neben der domänenspezifischen<br />

Betrachtung, finden sich bei der Variation der Granularität<br />

weitere Moduldefinitionen [10].<br />

In der Prozessindustrie ist der Begriff somit nicht eindeutig<br />

definiert. Dieser Beitrag stellt zunächst den Modulbegriff<br />

aus Sicht des Namur AK 1.12 und der Prozessindustrie dar.<br />

Unter einem Modul wird in diesem Zusammenhang eine<br />

funktionale Einheit, zum Beispiel Teilanlage, verstanden,<br />

die geschlossen eine technische Funktion ausführen kann<br />

(vergleiche hierzu auch die NE33 [5]). Ein Modul besteht<br />

somit aus Apparaten und deren Verrohrung und Verkabelung.<br />

Es weist Montagestrukturen auf und beinhaltet automatisierungstechnische<br />

Hardware und gegebenenfalls auch<br />

Software. In der praktischen Umsetzung entspricht dies<br />

einer heute bereits verfügbaren Package Unit.<br />

Ein solches Modul ist in ein übergeordnetes Prozessleitsystem<br />

(PLS) zu integrieren. Dieses Leitsystem ist<br />

Bestandteil des Backbone, in welchem sich darüber hinaus<br />

die Anschlüsse für Hilfsenergie und weitere Einund<br />

Ausgangsstoffe für die modulare Anlage befinden.<br />

Der Backbone stellt somit die Infrastruktur der Anlage<br />

dar. Er kann dabei als eine Halle, in welcher sich die<br />

Anschlüsse, Schaltraum und Leitwarte befinden, oder<br />

auch selber als modulare Einheit konzipiert sein.<br />

2. ANLAGEN LIFE CYCLE<br />

Das Namur Arbeitsblatt 35 [6] bildet ein Vorgehensmodell<br />

für die Durchführung der leittechnischen Projektierung<br />

für verfahrenstechnische <strong>Anlagen</strong> ab. Darin werden En-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

25


HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

gineeringtätigkeiten erläutert, ihnen best<strong>im</strong>mte Methoden<br />

zugeordnet und ihre zeitliche Abfolge in Phasen<br />

vorgenommen. Es gliedert sich in die drei Hauptbereiche<br />

Projektierung, Qualitäts- und Projektmanagement. Die<br />

Projektierung beinhaltet insgesamt sieben Phasen, die<br />

jeweils ein best<strong>im</strong>mtes Ziel in Hinblick auf die Realisierung<br />

einer technischen Anlage verfolgen. Dabei liegt der<br />

Fokus auf der Planung der Errichtung einer technischen<br />

Anlage. Darüber hinaus definiert beispielsweise das Process<br />

Plant Engineering Activity Model, PPEAM [7] die<br />

gesamte verfahrenstechnische Planung, die Betriebsphase<br />

und die Demontage einer Anlage. Zusammenfassend<br />

ergeben sich somit die in Bild 1 dargestellten vier Phasen:<br />

Planung, Errichtung, Betrieb inklusive Umbauten sowie<br />

Demontage. Anhand dieser Phasen werden <strong>im</strong> Folgenden<br />

die Einflüsse des modularen <strong>Anlagen</strong>designs diskutiert.<br />

3. PLANUNG<br />

Die Planung der modularen verfahrenstechnischen Anlage<br />

ist geprägt durch die konstruktive Zusammenarbeit<br />

des <strong>Anlagen</strong>planers, des Entwicklers und/oder späteren<br />

Betreibers der Anlage sowie den Lieferanten der Apparate,<br />

Mess- und Stellgeräte. Diese Kooperation <strong>im</strong> Entstehungsprozess<br />

beeinflusst den späteren Betrieb der Anlage.<br />

Diese Vorgehensweise erfordert ein Umdenken bei der<br />

Auswahl des einzusetzenden Equipments sowie der Beziehung<br />

zwischen Planer und Hersteller der verfahrenstechnischen<br />

Anlage beziehungsweise Module. Die Nutzung<br />

vorgefertigter Lösungen aus einem Katalog (siehe<br />

Bild 2 und 3) birgt aus verfahrenstechnischer und automatisierungstechnischer<br />

Sicht erhebliche Einsparpotenziale.<br />

Dem entgegen steht die verringerte Individualität<br />

und damit Auslegung der Anlage auf einen opt<strong>im</strong>alen<br />

Arbeitspunkt.<br />

Im Planungsprozess einer modularen Anlage kann sich<br />

das Risiko eines Missverständnisses bei der Auswahl des<br />

Moduls aus dem Katalog des Lieferanten erhöhen (unzureichende<br />

Erfüllung der Anforderungen). Wie in [8] beschrieben,<br />

erscheint es hilfreich, eine gemeinsame Sprache<br />

(Glossar) zwischen Lieferanten und <strong>Anlagen</strong>planer zu<br />

finden, um Fehlinvestitionen zu vermeiden. Auch kann<br />

die Auswahl beziehungsweise Auditierung geeigneter<br />

Lieferanten hinsichtlich der Erfüllung firmenspezifischer<br />

Standards, beispielsweise Feldgerätetyp, sinnvoll sein.<br />

Darüber hinaus kann sich eine erhöhte Abhängigkeit<br />

von den Lieferanten ergeben, die durch deren technische<br />

Kompetenz begründet ist. So genügt <strong>im</strong> zukünftigen Planungsprozess<br />

die Kenntnis einiger relevanter Kenngrößen<br />

zur Modulauswahl; dies schafft aber keinen tieferen<br />

Einblick in den Aufbau des Moduls. Daher ist insbesondere<br />

der Wegfall eines Lieferanten, zum Beispiel durch<br />

Insolvenz, bei der Lieferantenauswahl zu berücksichtigen<br />

und gegebenenfalls vertraglich abzusichern.<br />

Selbst bei einer umfassenden Dokumentation hoher<br />

Güte wird der Planer mitunter gezwungen sein, den Lieferanten<br />

in die Maßnahmenbewertung der Risikoanalysen<br />

zur Produkt- und <strong>Anlagen</strong>sicherheit einzubeziehen.<br />

Dies muss aus technischer Sicht kein Nachteil sein. In<br />

einigen Fällen müssen Teile des Produktionsprozesses<br />

gegenüber Lieferanten offengelegt werden. Dies erfordert<br />

ein erhöhtes Maß an Vertrauen zwischen Lieferant, Betreiber<br />

und Planer.<br />

Innerhalb eines Moduls ist der Modulhersteller für den<br />

Aufbau des <strong>Automatisierung</strong>ssystems verantwortlich. Bei<br />

der Zusammenstellung verschiedener Module zu einer<br />

Anlage ist die <strong>Automatisierung</strong>shardware innerhalb der<br />

Module also bereits vorgegeben. Auch Einzelsteuerungen<br />

und diverse Verriegelungslogiken können auf Modulebene<br />

bereits <strong>im</strong>plementiert sein. Dies verringert den Planungs-<br />

und Implementierungsaufwand, setzt aber voraus,<br />

dass Module herstellerübergreifend kompatibel sind. Diese<br />

Forderung hat weitreichende Bedeutung für das Engineering<br />

eines Moduls. Die umfangreichen Aspekte der<br />

Interoperabilität der Module werden in [8] erläutert. Eine<br />

Bewertung wie sie beispielweise für Engineeringwerkzeuge<br />

[9] vorgeschlagen wurde ist hier ebenfalls von nutzen.<br />

Generell kann sich die Rollenverteilung zwischen (Modul-)Lieferant,<br />

Planer und Betreiber der Anlage verändern.<br />

Teile des Detail-Engineering lassen sich an den<br />

Modullieferanten auslagern. Der Betreiber oder Planer<br />

wird verstärkt die Aufgabe haben, verschiedene Module<br />

zu einem Gesamtsystem zu integrieren (Modul-Integrator).<br />

Der Planungsaufwand verringert sich dadurch, wie<br />

bereits beschrieben.<br />

Im Gegensatz dazu wird der Planer bei Auswahl und<br />

Opt<strong>im</strong>ierung des <strong>Automatisierung</strong>ssystems deutlich<br />

eingeschränkt. Dies setzt ein großes Vertrauen in den<br />

Lieferanten voraus, da unter anderem sicherheitsrelevante<br />

Funktionen vom Modulhersteller <strong>im</strong>plementiert<br />

werden müssen, die sicherheitstechnische Verantwortung<br />

aber in der Hand des <strong>Anlagen</strong>- beziehungsweise<br />

Modulbetreibers bleibt.<br />

4. ERRICHTUNG<br />

Die Errichtung und Montage eines Moduls liegt in der<br />

Verantwortung des Modulherstellers. Er kann die in seinem<br />

Katalog gelisteten Eigenschaften und Leistungsmerkmale<br />

des Moduls nach eigenem Ermessen realisieren<br />

und anbieten. Eine individuelle Konstruktion nach Vorgabe<br />

des <strong>Anlagen</strong>betreibers kann zu einer verzögerten<br />

Modulbereitstellung und höheren Kosten führen. Nach<br />

Fertigstellung des Moduls wird die Erfüllung der Spezifikation<br />

innerhalb eines Factory Acceptance Test (FAT)<br />

überprüft. Soweit möglich, wird eine Leistungsfahrt des<br />

Moduls auf einem Teststand durchgeführt. Die Modultests<br />

liegen <strong>im</strong> Verantwortungsbereich des Modulherstellers<br />

und sind als Leistungsnachweis zu dokumentieren.<br />

Dem FAT kommt bei der Errichtung einer modularen<br />

Anlage ganz besondere Bedeutung zu. Durch die zeitliche<br />

Straffung der <strong>Anlagen</strong>errichtung müssen zahlreiche<br />

Aktivitäten in den FAT verlagert werden, um später keine<br />

Zeitverzögerungen zu erzeugen. Entsprechende Testumgebungen<br />

müssen von dem Modulhersteller vorgesehen<br />

werden. Dies bietet die Möglichkeit, Schwachstellen<br />

und Fehler bereits in der Umgebung des Herstellers und<br />

nicht erst auf der Baustelle zu erkennen. Durch Verlagern<br />

von Prüfungen in die Testumgebung des Modulherstellers<br />

lassen sich neben Zeit- auch Kostenvorteile und eine<br />

Risikomin<strong>im</strong>ierung für das Gesamtprojekt erzielen.<br />

Besonderes Augenmerk ist auf die Schulung der <strong>Anlagen</strong>bediener<br />

und des Instandhaltungspersonals zu legen,<br />

da bei der späteren Inbetriebnahme nur ein verkürzter<br />

Zeitrahmen zur Verfügung steht. Die Modulhersteller<br />

sind hier ebenfalls gefordert, entsprechende Test- und<br />

26<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


27<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

BILD 1: Phasen <strong>im</strong> <strong>Anlagen</strong> <strong>Life</strong> <strong>Cycle</strong><br />

BILD 2:<br />

Modulauswahl<br />

anhand Modulkatalog<br />

(Teil 1)<br />

BILD 3:<br />

Modulauswahl<br />

anhand Modulkatalog<br />

(Teil 2)<br />

Planung<br />

Errichtung<br />

Betrieb inkl.<br />

Umbauten<br />

Demontage<br />

!"#$%&%<br />

Modulkatalog(e)<br />

Engineeringbereich<br />

YO<br />

Y0013<br />

YO<br />

Y0012<br />

YO<br />

Y0010<br />

YO<br />

Y0011<br />

YO<br />

Y0030<br />

LS<br />

L0025<br />

S-<br />

LS<br />

L0021<br />

S+<br />

PIA<br />

P0022<br />

TIA<br />

T0023<br />

A+<br />

A+<br />

LIA<br />

L0020<br />

A+<br />

A-<br />

US<br />

U1001<br />

US<br />

U1002<br />

YO<br />

Y0013<br />

YO<br />

Y0030<br />

LS<br />

L0021<br />

S+<br />

PIA<br />

P0022<br />

TIA<br />

T0023<br />

A+<br />

A+<br />

US<br />

U1001<br />

YO<br />

Y0013<br />

YO<br />

Y010<br />

YO<br />

Y0011<br />

YO<br />

Y0030<br />

LS<br />

L0025<br />

S-<br />

LS<br />

L0021<br />

S+<br />

PIA<br />

P0022<br />

TIA<br />

T0023<br />

A+<br />

A+<br />

LIA<br />

L0020<br />

A+<br />

US<br />

U1001<br />

US<br />

U1002<br />

M<br />

MCO<br />

M0026<br />

YO<br />

Y0013<br />

YO<br />

Y0010<br />

YO<br />

Y0011<br />

YO<br />

Y0030<br />

LS<br />

L0024<br />

S-<br />

LS<br />

L0021<br />

S+<br />

PIA<br />

P0022<br />

TIA<br />

T0023<br />

A+<br />

A+<br />

LIA<br />

L0020<br />

A+<br />

US<br />

U1001<br />

US<br />

U1002<br />

M<br />

MCO<br />

M0025<br />

Bild 2<br />

Modulkatalog(e)<br />

Engineeringbereich<br />

M<br />

YO<br />

Y0010<br />

FIC<br />

F0011<br />

UIC<br />

U1001<br />

MCOS<br />

M0012<br />

PI<br />

P9001<br />

PI<br />

P9002<br />

YO<br />

Y0013<br />

M<br />

MOS<br />

M0012<br />

YO<br />

Y0013<br />

M<br />

YO<br />

Y0010<br />

FIC<br />

F0011<br />

UIC<br />

U1001<br />

MCO<br />

M0012<br />

PI<br />

P9002<br />

YO<br />

Y0013<br />

YO<br />

Y0013<br />

YO<br />

Y0010<br />

YO<br />

Y0011<br />

YO<br />

Y0030<br />

LS<br />

L0024<br />

S-<br />

LS<br />

L0021<br />

S+<br />

PIA<br />

P0022<br />

TIA<br />

T0023<br />

A+<br />

A+<br />

LIA<br />

L0020<br />

A+<br />

UIC<br />

U1001<br />

US<br />

U1002<br />

M<br />

MOS<br />

M0012<br />

YO<br />

Y0013<br />

M<br />

YO<br />

Y0010<br />

FIC<br />

F0011<br />

UIC<br />

U1001<br />

MCO<br />

M0012<br />

PI<br />

P9002<br />

YO<br />

Y0013<br />

M<br />

YO<br />

Y0010<br />

FIC<br />

F0011<br />

UIC<br />

U1001<br />

MCO<br />

M0012<br />

PI<br />

P9002<br />

YO<br />

Y0013<br />

M<br />

YO<br />

Y0010<br />

FIC<br />

F0011<br />

UIC<br />

U1001<br />

MCO<br />

M0012<br />

PI<br />

P9002<br />

YO<br />

Y0013<br />

YO<br />

Y0020<br />

YO<br />

Y0010<br />

TI<br />

T0011<br />

M<br />

MCO<br />

I-236<br />

Bild 3


HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

Servicepartner<br />

Zusammenfassend ergibt sich bei der Errichtung <strong>modularer</strong><br />

<strong>Anlagen</strong> unter dem Aspekt Zeitmin<strong>im</strong>ierung<br />

eine starke Verschiebung von Aktivitäten in den Zeitbereich<br />

des FAT hinein. Die Modulhersteller sind gefordert,<br />

stärkere Unterstützung bei der Inbetriebnahme und<br />

Schulungskonzepte für Bediener und Instandhaltung zu<br />

einem frühen Zeitpunkt anzubieten. Eine große Herausforderung<br />

besteht für die Hersteller von <strong>Automatisierung</strong>ssystemen,<br />

um die Grundlage für das notwendige<br />

Plug and Produce [8] der Systemkomponeten zu schaffen<br />

und damit zu verhindern, dass die <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />

modulare <strong>Anlagen</strong>konzepte ausbremst.<br />

5. BETRIEB INKLUSIVE UMBAUTEN<br />

Modulhersteller<br />

<strong>Anlagen</strong>betreiber<br />

BILD 4: Neue Geschäftsmodelle zwischen<br />

Modulhersteller und Betreiber<br />

Schulungsmöglichkeiten vorzusehen. Spätestens zu diesem<br />

Zeitpunkt muss auch die Umsetzung vereinbarter<br />

Service Level abgeschlossen sein, zum Beispiel müssen<br />

Ersatzteile bereitliegen.<br />

Im Rahmen der Inbetriebnahme eines Moduls gilt es<br />

das vorher durch den <strong>Anlagen</strong>betreiber gewählte Modul<br />

in die bestehende Infrastruktur eines Betriebsstandorts<br />

zu integrieren. Hierfür muss es aufgestellt und angeschlossen<br />

werden. Der Anschluss an die übergeordnete<br />

Infrastruktur erfolgt durch das Verbinden der vorher<br />

vereinbarten, idealerweise standardisierten Schnittstellen.<br />

Der Modullieferant und der Betreiber haben zu überprüfen,<br />

dass alle festgelegten und <strong>im</strong> FAT getesteten<br />

Schnittstellendefinitionen eingehalten wurden. Be<strong>im</strong><br />

Anschluss werden auch die benötigten Informationen<br />

vom Modul an das übergeordnete <strong>Automatisierung</strong>ssystem<br />

übertragen und umgekehrt. Dabei ist auf eine rückwirkungsfreie<br />

Einbindung in das Gesamtsystem zu achten.<br />

Eine automatisierte Überprüfung der Kompatibilität<br />

des Moduls zu der jeweiligen Andockstelle ist eine nützliche<br />

Zusatzfunktion.<br />

Im Rahmen der Inbetriebnahme werden auch bei einem<br />

modularen <strong>Anlagen</strong>konzept verschiedene Tests<br />

erforderlich sein. Zum einen gibt es übergreifende Funktionen<br />

der Module und zum anderen muss die Funktion<br />

des Backbones <strong>im</strong> Zusammenspiel mit den Modulen getestet<br />

werden. Insgesamt stehen für die Inbetriebnahme<br />

aber ein sehr viel kürzeres Zeitfenster und wenig Eingewöhnungszeit<br />

für das Betriebspersonal zur Verfügung.<br />

Ebenso liegt das technische Know-how be<strong>im</strong> Betreiber<br />

noch nicht vor und muss erst in der betrieblichen Praxis<br />

erlangt werden. Bei einer zeitmin<strong>im</strong>ierten Inbetriebnahme<br />

ist daher eine Unterstützung vor Ort durch den Modulhersteller<br />

nötig.<br />

In einer klassisch errichteten Produktionsanlage ist die<br />

über Jahrzehnte gewonnene Betriebserfahrung in der<br />

Regel berücksichtigt worden. Beispiele hierfür sind die<br />

durchgängige Bedienung und Nutzung einheitlicher Geräte<br />

in den <strong>Anlagen</strong>. Hier wird es zwangsläufig zu Abstrichen<br />

kommen, da unterschiedliche Modulhersteller<br />

mit unterschiedlichen Erfahrungen aus den verschiedenen<br />

Anwendungsbereichen auch eine unterschiedliche<br />

Ausrüstung ihrer Module vornehmen werden.<br />

Weiterhin sind die heutigen Geschäftsmodelle opt<strong>im</strong>iert<br />

und ausgereift für klassische <strong>Anlagen</strong>. Für modulare<br />

<strong>Anlagen</strong> öffnen sich weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit,<br />

wie zum Beispiel durch Leasingmodelle<br />

für Module, Ersatzteilvorhaltung und <strong>Life</strong> <strong>Cycle</strong> Management<br />

durch externe Servicepartner (siehe Bild 4). Dies<br />

bedeutet nicht, dass zwingend neue Geschäftsmodelle<br />

erforderlich werden. Es ergeben sich aber je nach Verteilung<br />

des Know-hows und der Ressourcen zwischen<br />

Modullieferant und Betreiber neue Möglichkeiten, um<br />

bestehende Geschäftsmodelle zu ergänzen.<br />

Als Beispiel sei hier das <strong>Life</strong> <strong>Cycle</strong> Management <strong>im</strong><br />

Rahmen der Instandhaltung angeführt, welches System-<br />

Updates oder auch den Gerätetausch am Ende der individuellen<br />

Nutzungsdauer umfasst. Neue Möglichkeiten<br />

ergeben sich bei größeren Instandsetzungsmaßnahmen<br />

durch Modultausch anstelle eines Komponentenwechsels.<br />

Dabei ist eine Kompatibilität auf Modulebene ausreichend.<br />

Selbstverständlich muss die Nutzung und die<br />

Instandhaltung eines Moduls lückenlos dokumentiert<br />

werden, um bei Tausch eines Moduls eine Checkhefthistorie<br />

mitgeben zu können.<br />

Weiterhin muss der Modulhersteller für Schulungen<br />

über die Funktionalitäten der Module Personal zur Verfügung<br />

stellen. Dies gilt insbesondere für die Erstinbetriebnahme<br />

aber auch bei Bedarf in der nachfolgenden<br />

Zeit. Die Koordination dieser Schulungen für die jeweiligen<br />

Module obliegt dem Betreiber der Gesamtanlage.<br />

Wie in [8] bereits ausgeführt, soll für die Gesamtanlage<br />

eine einheitliche Bedienung und Beobachtung ermöglicht<br />

werden. Durch Nutzung von Modulen unterschiedlicher<br />

Hersteller ist diese Einheitlichkeit aber oft nicht<br />

gewährleistet. Hier sind die PLT-Stellen mit dem jeweiligen<br />

Modulkennzeichnungssystem des Modulherstellers<br />

ausgestattet. Um dem Bedien- und Wartungspersonal<br />

Eingriffsmöglichkeiten zu geben, muss der Bezug zwischen<br />

örtlicher Kennzeichnung, innerhalb des Moduls<br />

und der Kennzeichnung <strong>im</strong> übergeordneten <strong>Automatisierung</strong>ssystem<br />

bekannt gemacht werden. Gemäß [8]<br />

28<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


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erfolgt diese Zuordnung <strong>im</strong> übergeordneten <strong>Automatisierung</strong>ssystem<br />

und ist auch von diesem zu dokumentieren.<br />

6. DEMONTAGE<br />

Bei der Demontage ist grundsätzlich zwischen der<br />

eines Moduls und der des Backbones, als Bezeichner<br />

für die eigentliche Anlage, zu unterscheiden. Wird<br />

ein Modul, als Teil einer Anlage, außer Betrieb genommen,<br />

ist der Abkoppelvorgang unabhängig von<br />

der anschließenden Nutzung des Moduls. Somit ist<br />

dieses Vorgehen auch bei Abkoppelvorgängen <strong>im</strong><br />

Rahmen von Umbauten der Anlage zu beachten.<br />

Grundsätzlich ist während und nach der Demontage<br />

eines Moduls auf Rückwirkungsfreiheit zu achten.<br />

Weder das mechanische, noch das datentechnische<br />

Entfernen des Moduls aus der Anlage darf die Funktionsfähigkeit<br />

der verbleibenden Anlage einschränken.<br />

Nach Abschluss des Demontagevorgangs eines<br />

Moduls muss die Anlage mit den verbliebenen Funktionalitäten<br />

wieder funktionstüchtig sein. Wenn identische<br />

Module <strong>im</strong> Rahmen eines Up- oder Downscale<br />

betroffen sind, sollte das Leitsystem in der Lage sein,<br />

den Abkoppelvorgang ohne Unterbrechung des Produktionsprozesses<br />

durchzuführen.<br />

Durch die Anwendung von – vom heutigen konventionellen<br />

<strong>Anlagen</strong>bau – abweichenden Geschäftsmodellen<br />

ist es denkbar, dass ein Modul durch dessen<br />

Hersteller zurückgenommen, erneut eingelagert oder in<br />

andere modulare verfahrenstechnische <strong>Anlagen</strong> integriert<br />

wird. Dabei stellt sich die Frage nach dem Verbleib<br />

der <strong>im</strong> Modul gespeicherten Informationen. Um<br />

Know-how-Schutz zu gewährleisten, ist die Prozesshistorie<br />

innerhalb des Moduls zu löschen. Ein generelles<br />

und vollständiges datentechnisches Rücksetzen des<br />

Moduls ist allerdings nicht zielführend, da für eine<br />

weitere und über den aktuellen Gebrauch hinausgehende<br />

Instandhaltungsplanung alte Betriebszustände und<br />

Laufzeiten benötigt werden. Verglichen mit der Nutzung<br />

eines Gebrauchtwagens, werden hier weniger Informationen<br />

über genauen Ort, Insassen und Fahrten<br />

des Wagens benötigt werden. Wichtiger ist vielmehr,<br />

wie viele Kilometer mit dem Fahrzeug zurückgelegt<br />

wurden und welche Belastungen dabei auf den Wagen<br />

eingewirkt haben. Angewandt auf die Nutzung eines<br />

Moduls, müssen Informationen über die Nutzung eines<br />

Moduls, wie eingebrachte Stoffe, Oberflächenbeeinträchtigungen<br />

und Lastzustände dokumentiert werden.<br />

Auch in Hinblick auf das übergeordnete Prozessleitsystem<br />

muss der datentechnische Abkoppelvorgang<br />

rückstandslos vonstattengehen. Nach der Entfernung<br />

eines Moduls dürfen keine Altlasten <strong>im</strong><br />

übergeordneten Backbone zurückbleiben. Alte Bedienbilder,<br />

dem abgekoppelten Modul entsprechende<br />

Funktionsbausteine oder Rezeptfunktionen,<br />

sollten in einem dafür vorgesehenen Archivbereich<br />

abgelegt werden. Der Vorteil wäre eine vereinfachte<br />

erneute Anbindung des Moduls an die Anlage.<br />

Neben der digitalen Reinigung muss das Modul<br />

auch chemisch gereinigt werden, um einen weiteren<br />

Einsatz zu gewährleisten. Der eigentlichen Demontage<br />

muss somit ein Reinigungsvorgang vorgeschaltet<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

Die Referenzklasse für die<br />

<strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />

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HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

werden. Die Funktionalität und die Belieferung mit Lösungsmitteln<br />

und weiteren Hilfsmitteln, zum Reinigen<br />

des Moduls, müssen vom übergeordneten Leitsystem<br />

beziehungsweise von den dort angeschlossenen Modulen<br />

stammen. Kann oder soll die Reinigung eines Moduls<br />

nicht erfolgen, wird der ungereinigte Zustand in dem<br />

Modullogbuch hinterlegt.<br />

Die Außerbetriebnahme des Backbones entspricht in<br />

Umfang und Qualität, dem einer konventionellen verfahrenstechnischen<br />

Anlage. Um Produktionschargen<br />

rückverfolgbar zu gestalten ist es unter Umständen notwendig,<br />

über die Existenz der Anlage hinaus Prozesswerte<br />

und Zustände zu speichern. Auch hierfür könnte<br />

die Nutzung eines MES in Frage kommen.<br />

AUSBLICK<br />

Die Ergebnisse der Betrachtung von modularen verfahrenstechnischen<br />

<strong>Anlagen</strong> und deren Auswirkung<br />

AUTOREN<br />

Dipl.-Ing. MICHAEL OBST (geb. 1985) ist<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für<br />

Prozessleittechnik an der TU Dresden mit den<br />

Schwerpunkten: Unterstützungssysteme für<br />

modulares <strong>Anlagen</strong>engineering, <strong>Life</strong>cycle Cost<br />

Engineering und Fallbasiertes Schließen.<br />

Technische Universität Dresden,<br />

Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik,<br />

Institut für <strong>Automatisierung</strong>stechnik,<br />

D-01062 Dresden, Tel. +49 (0) 351 46 33 21 62,<br />

E-Mail: michael.obst@tu-dresden.de<br />

Dipl.-Ing. THOMAS HOLM (geb. 1979) ist<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur<br />

<strong>Automatisierung</strong>stechnik an der Helmut-<br />

Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr,<br />

Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte<br />

sind mechatronische Methoden <strong>im</strong> <strong>Anlagen</strong>bau<br />

und modulares <strong>Anlagen</strong> Engineering.<br />

Helmut-Schmidt-Universität /<br />

Universität der Bundeswehr, Hamburg,<br />

Professur für <strong>Automatisierung</strong>stechnik,<br />

Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg,<br />

Tel. +49 (0) 40 65 41 33 27,<br />

E-Mail: thomas.holm@hsu-hh.de<br />

Dipl.-Ing. STEPHAN BLEUEL (1965) ist Betriebstechnikleiter<br />

bei Sanofi-Aventis Deutschland<br />

GmbH. Des Weiteren hat er die Leitung des AF<br />

Leittechnik bei der IGR (Interessengemeinschaft<br />

Regelwerksverfolgung) und ist <strong>im</strong> AK1.12 der<br />

Namur aktiv.<br />

Sanofi-Aventis Deutschland GmbH,<br />

Industriepark Höchst, G680, D-65916 Frankfurt am<br />

Main, Tel. +49 (0) 69 30 58 30 96,<br />

E-Mail: stephan.bleuel@Sanofi.com<br />

Dipl.-Ing. ULF CLAUSSNITZER (geb. 1978) ist Senior Manager<br />

bei der Merck KGaA. Seine Gruppe ist für das EMSR-<br />

Engineering von Pilot- und Versuchsanlagen innerhalb der<br />

Verfahrensentwicklung verantwortlich.<br />

Merck KGaA,<br />

Frankfurter Str. 250, D-64293 Darmstadt,<br />

Tel. +49 (0) 6151 72 86 99,<br />

E-Mail: ulf.claussnitzer@merckgroup.com<br />

Dipl.-Ing. LARS EVERTZ (geb. 1987) ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrstuhl für Prozessleittechnik der<br />

RWTH Aachen University. Seine Arbeitsschwerpunkte<br />

sind <strong>Automatisierung</strong>skonzepte für modulare <strong>Anlagen</strong>,<br />

Dienstsysteme in der Prozessleittechnik sowie Apps für<br />

die Leittechnik.<br />

RWTH Aachen University,<br />

Lehrstuhl für Prozessleittechnik,<br />

Turmstraße 46, D-52064 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 809 51 60,<br />

E-Mail: l.evertz@plt.rwth-aachen.de<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. TOBIAS JÄGER (geb. 1984) ist Doktorand<br />

am Institut für <strong>Automatisierung</strong>stechnik der Helmut-<br />

Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg.<br />

Seine Arbeitsschwerpunkte sind Modellassoziationen und<br />

Abhängigkeitsmanagement <strong>im</strong> industriellen Lösungsgeschäft<br />

für eine effiziente Gestaltung des Engineerings.<br />

Helmut-Schmidt-Universität,<br />

Holstenhofweg 85, D-22043 Hamburg,<br />

Tel. +49 (0) 40 65 41 36 63,<br />

E-Mail: tobias.jaeger@hsu-hh.de<br />

Dipl.-Ing. TOBIAS NEKOLLA (geb. 1961) ist PLT-Projektmanager<br />

für die internationale <strong>Anlagen</strong>planung be<strong>im</strong><br />

Servicebereich Process Technology & Engineering der<br />

Evonik Industries AG. Zusätzlich hat er leitende<br />

Funktionen <strong>im</strong> PLS-Fachreferat des Servicebereichs.<br />

Evonik Industries AG, TE-EN-E-A2,<br />

Rodenbacher Chaussee 4, D-63457 Hanau-Wolfgang,<br />

Tel. +49 (0) 61 81 59 40 43,<br />

E-Mail: tobias.nekolla@evonik.com<br />

30<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


auf die <strong>Automatisierung</strong>stechnik durch den Namur<br />

AK 1.12 werden derzeit in der geplanten Namur Empfehlung<br />

148 festgehalten. Die NE148 soll Herstellern<br />

und Serviceanbietern der <strong>Automatisierung</strong>sbranche<br />

aufzeigen, wie die <strong>Automatisierung</strong>stechnik aus Sicht<br />

des Anwenders auf die Herausforderungen des modularen<br />

verfahrenstechnischen <strong>Anlagen</strong>baus reagieren<br />

sollte. Hersteller und Serviceanbieter werden gefordert,<br />

passende Anwendungen und Dienstleistungen<br />

zu entwickeln sowie weitere Impulse zu liefern.<br />

Die Herausforderung in der Anwendung eines modularen<br />

Konzeptes <strong>im</strong> <strong>Anlagen</strong>bau wird allerdings<br />

auch bei den Betreibern zu Veränderungen führen.<br />

Der organisatorische Paradigmenwechsel wird je nach<br />

Geschäftsmodell zu Kompetenzwechseln führen, mittel-<br />

und langfristig wird ein Übergang von Know-how<br />

vom <strong>Anlagen</strong>betreiber zum Servicebetreiber zu beobachten<br />

sein. Entscheidend sind dabei sicher auch die<br />

Wahl des Lieferanten und dessen Einbindung in das<br />

betriebliche Umfeld.<br />

Dipl.-Ing. STEPHAN PECH (1979) arbeitet als<br />

Automation Engineer bei der BASF SE in Ludwigshafen.<br />

Die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen <strong>im</strong><br />

Bereich Manufacturing Operations Management.<br />

DANKSAGUNG<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

19.12.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

BASF SE,<br />

GTF/ED - M314, 67056 Ludwigshafen,<br />

Tel. +49 (0) 621 602 08 52,<br />

E-Mail: stephan.pech@basf.com<br />

Dr.-Ing. STEFAN SCHMITZ (geb. 1979) ist<br />

PLT-Projektmanager bei der Bayer Technology<br />

Services GmbH in Leverkusen. Neben seiner<br />

Tätigkeit als PLT-Projektleiter in der <strong>Anlagen</strong>planung<br />

war er <strong>im</strong> F³ Factory Projekt für das<br />

<strong>Automatisierung</strong>skonzept der modularen<br />

Demonstrationsanlagen von BTS verantwortlich.<br />

Bayer Technology Services GmbH,<br />

Kaiser-Wilhelm-Allee, D-51368 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 304 32 75,<br />

E-Mail: stefan.schmitz2@bayer.com<br />

Prof. Dr.-Ing. LEON URBAS (geb. 1965) ist Inhaber<br />

der Professur für Prozessleittechnik an der<br />

Technischen Universität Dresden. Seine Hauptarbeitsgebiete<br />

be<strong>im</strong> Engineering verteilter sicherheitskritischer<br />

Systeme sind Funktionsintegration,<br />

modellgetriebenes Engineering, Modularisierung,<br />

Informationsmodelle der Prozessindustrie und<br />

Middleware in der <strong>Automatisierung</strong>stechnik.<br />

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Gebrauchstauglichkeit<br />

von mobilen Informationssystemen<br />

für die Prozessindustrie, Analyse, Gestaltung und<br />

Bewertung von Alarmierungs- und Unterstützungssysteme<br />

sowie Methoden der Benutzermodellierung<br />

zur prospektiven Gestaltung von Mensch-Technik-<br />

Interaktion.<br />

TU Dresden,<br />

Institut für <strong>Automatisierung</strong>stechnik,<br />

D-01062 Dresden, Tel. +49 (0) 351 46 33 96 14,<br />

E-Mail: leon.urbas@tu-dresden.de<br />

Die Autoren bedanken sich bei den ehemaligen<br />

Mitgliedern des Namur AK 1.12 Markus Vogel und<br />

Andreas Bamberg, Andreas Bamberg, Hisham<br />

Mubarak und Markus Vogel für die tatkräftige<br />

Unterstützung <strong>im</strong> Arbeitskreis.<br />

REFERENZEN<br />

[1] Bott, T., Schembecker, G.: Die 50 %-Idee – Vom Produkt<br />

zur Produktionsanlage in der halben Zeit. Tandemvortrag<br />

ProcessNet Jahrestreffen 8. – 10.9.2009,<br />

Mannhe<strong>im</strong>.<br />

[2] Schuh, G.: Produktkomplexität managen, 2. Auflage,<br />

Carl Hanser Verlag München Wien, 2005.<br />

[3] Urbas, L., Doherr, F., Krause, A., Obst, M.: Modularisierung<br />

und Prozessführung. Chemie Ingenieur Technik<br />

84(5), S. 615-623, 2012.<br />

[4] Pahl, G., Beitz, W.: Konstruktionslehre, Springer-<br />

Verlag, Berlin, 1997.<br />

[5] NAMUR Empfehlung 33: Anforderungen an Systeme<br />

zur Rezeptfahrweise, 2003.<br />

[6] NAMUR Arbeitsblatt 35: Abwicklung von PLT-Projekten,<br />

2003.<br />

[7] Früh, K., F. Maier, U.: Handbuch der Prozessautomatisierung,<br />

3. Auflage, Oldenbourg Industrieverlag,<br />

München, 2004.<br />

[8] Urbas, L., Bleuel, St., Jäger, T, Schmitz, St., Evertz,<br />

L., Nekolla, T.: <strong>Automatisierung</strong> von Prozessmodulen.<br />

Von Package-Unit-Integration zu modularen <strong>Anlagen</strong>.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> - <strong>Automatisierung</strong>stechnische Praxis<br />

54(1-2), S. 44-53, 2012.<br />

[9] Drath, R., Barth, M., Fay, A.: Offenheitsmetrik für<br />

Engineering-Werkzeuge, <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> - <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />

Praxis 54(9), S. 46-55, 2012.<br />

[10] Katzke, U., Fischer, K., Vogel-Heuser, B.: Entwicklung<br />

und Evaluation eines Modells für modulare <strong>Automatisierung</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Anlagen</strong>bau. In: Tagungsband PEARL<br />

Verteilte Echtzeitsysteme, S. 69-77, 2003.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

31


HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

Erfahrungen mit Web-basierter<br />

As-Built-Dokumentation<br />

Die vollständige Datenintegration bleibt ein Traum<br />

Das Bestreben, eine vollkommen integrierte CAE-Welt mit stets aktuellen Daten zu generieren,<br />

auf die alle Gewerke Zugriff haben, scheint ein wünschenswertes Ziel zu sein. Die<br />

Praxis zeigt jedoch, dass ein anderer Ansatz sinnvoller ist, denn <strong>Anlagen</strong>planung, -montage<br />

und -betrieb stellen an die eingesetzten Werkzeuge völlig unterschiedliche Anforderungen.<br />

Das zeigt sich, wie in diesem Beitrag beschrieben wird, am Beispiel der BASF SE in Ludwigshafen,<br />

die 2010 begann, die elektronische <strong>Anlagen</strong>dokumentation Livedok für den<br />

gesamten Standort einzuführen. Das System unterstützt die Betriebsphase der Anlage und<br />

sorgt für eine praxisgerechte Ankopplung an Planungssysteme.<br />

SCHLAGWÖRTER As-Built-Dokumentation / elektronische <strong>Anlagen</strong>dokumentation /<br />

CAE-System / vollständige Datenintegration / Rotstiftfunktionalität<br />

The Usefulness of Web-based As-built-Documentation –<br />

Complete data integration will always remain a dream<br />

The endeavor to generate a fully integrated CAE world, in which data are always up to date<br />

and accessible to all departments, would seem to be desirable. However, in practice it emerges<br />

that because plant engineering, installation and operation make completely different<br />

demands on the tools used, another approach makes better sense. This is demonstrated, for<br />

example, by BASF SE in Ludwigshafen, which began the introduction of the electronic plant<br />

documentation Livedok for the whole site in 2010. Livedok supports the operating phase of<br />

the plant while also providing a practical link-up to engineering systems.<br />

KEYWORDS as-built-documentation / electronic plant documentation / E&I-CAE system /<br />

complete data integration / redline functionality<br />

32<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


MICHAEL BRENDELBERGER, BASF<br />

MARTIN DUBOVY, Rösberg Engineering<br />

Wer <strong>im</strong> täglichen Leben mit Bürokratie zu<br />

tun hat, dem kommt meist die Redensart<br />

in den Sinn „Von der Wiege bis zur Bahre,<br />

Formulare, Formulare“. Wer mit <strong>Anlagen</strong>technik<br />

zu tun hat, dem geht es ähnlich.<br />

Je komplexer eine Anlage ist, desto mehr Dokumente,<br />

Listen, Zeichnungen und so weiter entstehen und müssen<br />

praktikabel gehandhabt werden. Die Entstehung<br />

dieser Papierberge fängt bereits in der ersten Planungsphase<br />

an, setzt sich bei der Inbetriebsetzung fort, geht<br />

während des <strong>Anlagen</strong>betriebs weiter und endet erst nach<br />

Stilllegung und Rückbau. Gleichzeitig ist man in jeder<br />

dieser Phasen auf Informationen, also Daten angewiesen;<br />

nicht <strong>im</strong>mer auf alle, aber stets auf die jeweils relevanten.<br />

Auf der Namur-Hauptsitzung <strong>im</strong> Jahre 2001 wurde der<br />

Wunsch nach einer vollständigen Datenintegration formuliert<br />

[1, 2]. Verglichen mit den heutigen Ansprüchen, ist<br />

festzustellen, dass sich die damaligen Forderungen keineswegs<br />

von den derzeitigen unterscheiden. Interessant<br />

ist aber auch die Feststellung, dass die praktische Realisierung<br />

dieser Forderungen <strong>im</strong>mer noch auf sich warten<br />

lässt. Es fehlt ein Werkzeug, das von der Planung bis zur<br />

Serviceunterstützung und Dokumentation <strong>im</strong> Betrieb alles<br />

kann. Ideal wäre ein herstellerneutrales Datenaustausch-<br />

Format, auf das alle Gewerke mit ihren eigenen, spezifisch<br />

opt<strong>im</strong>ierten Werkzeugen zugreifen und in dem sie wiederum<br />

ihre Daten ablegen (Bild 1). Das ist offensichtlich nicht<br />

so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint, denn wirklich<br />

weiterentwickelt hat sich in dieser Richtung wenig.<br />

Die Praxis zeigt dafür gleich mehrere Gründe.<br />

Systeme ein Mapping machen. Zurzeit praktiziert die<br />

BASF SE in Ludwigshafen das mit den Prolist-Merkmalleisten<br />

für PLT-Feldgeräte [5]. Die Idee ist so genial wie<br />

einfach, aber selbst für diesen kleinen Bereich ist die<br />

Umsetzung in der Praxis keineswegs trivial. Hinzu<br />

kommt die Problematik, dass in den <strong>Anlagen</strong> <strong>im</strong>mer<br />

Units, also komplette Maschinen oder <strong>Anlagen</strong>teile von<br />

Zulieferern, einzubinden sind, die mit einer eigenen, herstellerspezifischen<br />

Dokumentation geliefert werden.<br />

Außerdem würde ein vollintegrierter Datenbestand zu<br />

keiner Zeit inkonsistente Datensätze erlauben. Das klingt<br />

zunächst gut, fördert aber letztendlich das Entstehen datentechnischer<br />

Parallelwelten. Die Erfahrungen der letzten<br />

Jahre zeigen, dass in der Phase der Konzeptions- (KP)<br />

und erweiterten Konzeptionsplanung (EKP) mit Daten<br />

gearbeitet wird, die oftmals nicht gesichert sind und<br />

durch neue Erkenntnisse oder Vorgaben geändert werden<br />

müssen. Schließlich ist das der kreative Part der Planung<br />

– die Zeit der Entwürfe, Verbesserungen, Opt<strong>im</strong>ierungen.<br />

Solche weichen Daten sind aber von gesicherten Daten<br />

nicht unterscheidbar und das nächste Gewerk kann nicht<br />

erkennen, ob mit diesem Datensatz weitergearbeitet werden<br />

kann oder ob nur eine Idee näher untersucht wird.<br />

Zwingen wir die Planer, nur gesicherte konsistente Daten<br />

zu produzieren beziehungsweise weiterzugeben, so entstehen<br />

datentechnische Parallelwelten in Formaten wie<br />

Excel, Access. Diese bestehen dann mindestens so lange,<br />

bis mit relativ gesicherten Daten die Massenproduktion<br />

der Planung begonnen wird. Das sollte spätestens bei Beginn<br />

der Detailplanung sein.<br />

1. DIE PROBLEMATIK EINES KONSISTENTEN,<br />

VOLLINTEGRIERTEN DATENBESTANDS<br />

Die Erstellung eines gewerkeübergreifenden, universellen<br />

Datenformats ist gleichbedeutend mit der Errichtung eines<br />

Stammdatensatzes für alle planenden Gewerke der<br />

Prozessindustrie weltweit. Eine praktikable Vorgehensweise<br />

wäre dabei die Generierung von Objekten und<br />

Merkmalen für alle Teile, auf die die jeweiligen CAE-<br />

2. WAS IN DER BETRIEBSPHASE DER ANLAGE PASSIERT<br />

Noch spannender wird es, wenn die Anlage in Betrieb<br />

geht und planungstechnisch weiterlebt. Bis zur Inbetriebnahme<br />

kümmerte sich nur das Planungsteam mit<br />

seinen Gewerken um jeweils seine Datensätze. Nach der<br />

Inbetriebnahme einer Anlage gehen diese Datensätze<br />

dann an den Betrieb, die Instandhaltung, die Montage<br />

und die Vor-Ort-Planung und müssen weiter gepflegt<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

33


HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

werden. Einfach ausgedrückt wird dann jedes der Gewerke<br />

den jeweils für sich relevanten Teil auf das zu<br />

pflegende Min<strong>im</strong>um reduzieren. Das heißt, best<strong>im</strong>mte<br />

Datensätze werden nicht mehr aktuell sein, und insgesamt<br />

wird der Datenbestand als „As-Built-Dokumentation“<br />

unbrauchbar, weil nicht zwischen gepflegten und<br />

toten Datensätzen unterschieden werden kann.<br />

Hinzu kommt, dass Neuplanungen oder Änderungen<br />

auch in diesen Datentopf fließen, der beispielsweise nicht<br />

zwischen geplant, montiert, oder in Betrieb unterscheiden<br />

kann. Wieder werden datentechnische Parallelwelten<br />

entstehen. Letztendlich kann sich dann niemand<br />

darauf verlassen, was wirklich aktuell ist und wo er auf<br />

den gültigen Datensatz stößt. Das, was der mit viel Aufwand<br />

generierte konsistente Datensatz eigentlich leisten<br />

soll, kann er so nicht leisten. Außerdem wird es <strong>im</strong>mer<br />

Daten geben, die von mehreren Gewerken gebraucht und<br />

deshalb auch in jedem Gewerk gebildet beziehungsweise<br />

verändert werden. Die Integration erzwingt eine kausale<br />

Bearbeitungskette, die in der Realität keinen Bestand<br />

hat (Bild 2). In der Theorie reden wir zumeist von<br />

seriellen Planungsabläufen. Streng gelebte serielle Planungsabläufe<br />

bekommen aber nahezu <strong>im</strong>mer ein Terminproblem,<br />

was die Planer veranlasst, parallel mit eigenen<br />

Planungen zu beginnen, die Datensätze verlangen können,<br />

die noch nicht festgelegt sind. Die Folge sind Iterationsläufe,<br />

die wiederum einen vollintegrierten Datensatz<br />

mehrfach umsetzen. Die Idee, einen Datensatz nur<br />

einmal zu generieren, ist damit hinfällig [4, 6].<br />

Erschwerend kommt noch ein weiteres Problem hinzu:<br />

Ist die Anlage in Betrieb, dann müssen vor Ort Änderungen<br />

in die Dokumentation eingebracht werden. Somit ergibt sich<br />

die Situation, dass ungeübte Mitarbeiter mit mächtigen<br />

CAE-Werkzeugen auf Datenbanken arbeiten müssen. Hier<br />

sind massive Berührungsängste vorhanden, da Nicht-Systemspezialisten<br />

mit einfachen Handgriffen viel Information<br />

unbeabsichtigt vernichten können. Auch hier wird wieder<br />

eine parallele Datenwelt, diesmal auf Papier, aufgebaut.<br />

Idealisierte CAE-Plattform aus Sicht des Inhouse-Planers<br />

M&A<br />

Technische<br />

Spezifikation<br />

EMR<br />

Auswertungen<br />

(Reports)<br />

ERP-Systeme<br />

(z.B. SAP-MM/PM/PS)<br />

Dokumentenmanagement<br />

(z.B. Documentum)<br />

Kostenschätzung<br />

Planungsdaten<br />

Standardmaterialdaten<br />

Planungsdokumente,<br />

(Reports,<br />

Zeichnungen)<br />

Herstellerneutrales Datenaustausch-Format<br />

Projekt-<br />

Controlling<br />

BILD 3: Dank zahlreicher Schnittstellen<br />

lässt sich das Prozessleittechnik-<br />

Planungssystem Prodok gut integrieren.<br />

S<strong>im</strong>ulation<br />

Verfahrens-/<br />

R&I-FB<br />

M&A-Daten 3D-Modell EMR-Daten<br />

Datensammler/<br />

Integrator<br />

CAE-Modell aus Sicht des Inhouse-Planers<br />

BILD 1: Idealisiertes CAE-System aus Sicht des<br />

Inhouse-Planers (Aus dem Vortrag „CAE-Modell<br />

aus Sicht des Inhouse-Planer“ Dr. Klein, BASF SE<br />

auf der Namur-HS 2001, Bild Nr. 14)<br />

Die häufige Realität<br />

Basisplanung<br />

Errichtung<br />

Konzeptplanung<br />

Betrieb<br />

Ausführungsplanung<br />

Inbetriebsetzung<br />

Ist-Zustand Planungsablauf <strong>im</strong> <strong>Anlagen</strong>bau<br />

BILD 2: Die klassische sequenzielle Abwicklung und<br />

die (häufige) Realität (Aus dem Vortrag „CAE-Modell<br />

aus Sicht des Inhouse-Planer“ Dr. Klein, BASF SE auf<br />

der Namur HS-2001, Bild Nr. 2 und 3)<br />

34<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


3. TRENNUNG VON PLANUNGS- UND<br />

INSTAND HALTUNGSWERKZEUGEN<br />

Aus dem beschriebenen Szenarium folgt, dass die vollintegrierte<br />

Datenwelt nur dann gewisse Vorteile bringt, wenn<br />

es um eine straff geführte, überschaubare Planungseinheit<br />

geht, die sich hauptsächlich <strong>im</strong> Bereich der Detailplanung<br />

bewegt. Wer <strong>im</strong> Prinzip <strong>im</strong>mer die gleiche Anlage baut, ist<br />

damit sicher gut bedient. Die Randgebiete, wie die kreative<br />

Konzeptions- und erweiterte Konzeptionsplanung sowie<br />

die Jahrzehnte andauernde Betriebszeit, stellen die<br />

Praktikabilität dieser Idee bei komplexen <strong>Anlagen</strong> infrage.<br />

Hier empfiehlt sich ein anderes Vorgehen:<br />

Eine Umfrage bei Namur-Firmen hat gezeigt, dass die<br />

Frage, mit welchem CAE-System gearbeitet wird, eher<br />

untergeordnet ist. Mit allen Systemen kann ein brauchbares<br />

Ergebnis erzielt werden. Wird eine Anlage in ihrem<br />

gesamten Lebenszyklus von Beginn der Planung bis zur<br />

Stilllegung betrachtet, lässt sich feststellen, dass nicht<br />

das jeweilige CAE-Werkzeug entscheidend ist, sondern<br />

der Datensatz. Das Werkzeug ist Mittel zum Zweck, <strong>im</strong><br />

lesbaren Datensatz liegt die Effizienz. Am Ende der Planungsphase<br />

muss ein lesbares Dokument stehen. Da Planung<br />

und Betrieb unterschiedliche Anforderungen stellen,<br />

sollten sie verschiedene Werkzeuge benutzen dürfen,<br />

vorausgesetzt der zwischen beiden notwendige Informationsfluss<br />

ist sichergestellt. Die BASF ist mit diesem Vorgehen<br />

auf große Akzeptanz gestoßen.<br />

Auf der Namur-Hauptsitzung 2001 wurde auch von<br />

Dr. Rauprich in seinem Workshop „Unterstützung mit<br />

Mitteln der Webtechnologie“ eine Idee vorgestellt, die<br />

den <strong>Anlagen</strong>betreibern und Planern ermöglicht, via Web<br />

auf die Dokumentation zu schauen und diese mit einfachen<br />

Mitteln (Rotstiftfunktionalität) zu bearbeiten. Eine<br />

Änderung wird dabei nicht <strong>im</strong> CAE-System direkt eingepflegt,<br />

sondern mit Editierwerkzeugen auf dem Planungsdokument<br />

(zumeist PDF) eingezeichnet. Am Beispiel<br />

der BASF SE in Ludwigshafen, die 2010 begann,<br />

die elektronische <strong>Anlagen</strong>dokumentation Livedok für<br />

den gesamten Standort einzuführen, zeigt sich, wie einfach<br />

es ist, ein solches Werkzeug in die breite Anwendung<br />

zu bringen, wenn es praktikabel ist.<br />

4. WERKZEUGE, DIE PRAKTIKABEL SIND,<br />

WERDEN AKZEPTIERT<br />

Am Standort Ludwigshafen gibt es mehrere Planungseinheiten,<br />

für Großprojekte weltweit und für den Standort<br />

selbst. Seit dem Jahr 2000 wird die PLT-Planung für Ludwigshafen<br />

ausschließlich mit dem CAE-System Prodok<br />

erstellt (Bild 3). Die Verfahrenstechnik- und die Rohrleitungsplanung<br />

benutzen mehrere unterschiedliche Systeme.<br />

Die PLT-Datenwelt war bis zu diesem Zeitpunkt schon<br />

sehr geordnet. Um den Betrieben einen Überblick auf die<br />

entsprechende Dokumentation zu geben, hatten einige<br />

Betriebe bereits die Planungsdokumente aus Prodok als<br />

Webdokumentation zur Verfügung gestellt. Nachteil von<br />

diesem System war, dass die kurzlebigen Dokumente der<br />

PLT-Planung relativ schnell dazu führten, dass die Web-<br />

LiveDOK und Tablet-PCs – Die perfekte Ergänzung.<br />

LiveDOK bietet die Möglichkeit, Dokumente, Pläne und Unterlagen von industriellen <strong>Anlagen</strong><br />

digital und in Echtzeit zu verwalten. Änderungen, Ergänzungen und neue Dokumente werden<br />

sofort eingespielt und für alle Projektbeteiligten sichtbar. Mit einem Tablet-PC haben Sie nun<br />

die ganze Dokumentations-Bibliothek vor Ort in Ihren Händen. Und Dank der Synchronisations-<br />

Funktion haben Sie <strong>im</strong>mer die Gewissheit, dass alle Dokumente auch aktuell sind.<br />

Wenn Sie wissen möchten, wie Sie sich das Wühlen, Suchen oder Fragen nach Unterlagen in<br />

Zukunft sparen können, servieren wir Ihnen gerne weitere Informationen.<br />

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HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

BILD 4: Der Livedok-Generator ist offen für nahezu alle<br />

denk baren Aufgaben und verarbeitet alle gängigen Formate.<br />

Betriebsführung<br />

Service,<br />

Wartung und<br />

Instandhaltung<br />

Dokumente<br />

PDFs mit<br />

Roteintrag<br />

Synchronisation<br />

Qualitätswesen<br />

BILD 5: Die Bedienung ist einfach und intuitiv.<br />

Paketaustausch<br />

Dokumentenverwaltung<br />

Service<br />

Betriebsleitung<br />

BILD 6: Die Redlining-Palette reicht von<br />

Handschrifteingabe über Markieren,<br />

Durchstreichen bis hin zu dynamischen<br />

Stempeln und vielem mehr.<br />

dokumentation nicht mit Sicherheit dem aktuellen As-<br />

Built-Stand entsprach. Mit der Einführung von Livedok<br />

hat sich das nun geändert, und das mit hoher Akzeptanz,<br />

wie eine Zwischenbilanz vom September 2012 belegt.<br />

Etwa 1 200 000 Dokumente mit einem Datenvolumen von<br />

75 GB sind eingepflegt, die von 916 Usern in 155 Betrieben<br />

genutzt werden. Die Gründe für die Akzeptanz liegen <strong>im</strong><br />

hohen Praxisnutzen der elektronischen Dokumentation.<br />

Die Trennung des Redlining-Werkzeugs vom CAE-System<br />

passt sehr gut auf die Organisationsstruktur der BASF<br />

SE. Mit der Inbetriebnahme geht die Dokumentation an<br />

den Betrieb und die entsprechenden Serviceeinheiten<br />

über. Die Planung mit dem CAE-Werkzeug ist abgeschlossen,<br />

die Informationen befinden sich in der Dokumentation.<br />

Prozesstechnische <strong>Anlagen</strong> in der BASF unterliegen<br />

einer ständigen Opt<strong>im</strong>ierung und Anpassung. Es bleibt<br />

nicht aus, dass die Instandhaltung oder die Vor-Ort-<br />

Mannschaft Änderungen in der Anlage vornehmen. Diese<br />

Änderungen wurden bis zur Einführung von Livedok<br />

auf der Papier festgehalten. Ursprünglich waren die Verantwortlichen<br />

davon ausgegangen, dass, wenn alle eine<br />

entsprechende CAE-Schulung haben, dann nur noch <strong>im</strong><br />

CAE-System gearbeitet wird. Dies hat sich in der Praxis<br />

aus zuvor genannten Gründen als nicht praktikabel erwiesen.<br />

Also hatte sich mit der Umstellung auf ein einziges<br />

CAE-System die Welt <strong>im</strong> Betrieb und in der Instandhaltung<br />

nicht geändert. Wenn alles <strong>im</strong> CAE-System liegt,<br />

kann niemand sagen, ob dies geplant, gebaut oder schon<br />

in Betrieb ist. Zur Vorlage bei einer Behörde ist eine solche<br />

Dokumentation dann vollkommen ungeeignet.<br />

Mit der Trennung von As-Built- und CAE-Werkzeug ist<br />

dies dagegen jetzt eindeutig festgelegt. Durch eine elegante<br />

Verwaltung der Änderungen in Livedok wird der PLT-<br />

Planer (CAE-Systemspezialist) über alle Vor-Ort-Änderungen<br />

mit Datum und Verursacher informiert und zu<br />

gegebener Zeit vom Betrieb beauftragt, diese Änderungen<br />

<strong>im</strong> CAE-System einzupflegen. So geht keine Information<br />

verloren, und die Planungseinheit kann über Jahre hinweg<br />

dokumentieren, wann welche <strong>Anlagen</strong>änderung in Betrieb<br />

ging beziehungsweise welchen Umfang sie hatte. Für<br />

eine Serviceeinheit ist dies ein großer Zusatznutzen.<br />

5. WIE LIVEDOK FUNKTIONIERT<br />

Livedok begleitet den kompletten Lebenszyklus der Dokumentation,<br />

beginnend bei der Erstellung über die Benutzung<br />

bis hin zur Revision der geänderten Dokumente<br />

[7]. Dafür sorgt das Herz der Dokumentationssoftware,<br />

der leistungsfähige Livedok-Generator, der für nahezu<br />

alle denkbaren Aufgaben offen ist. So sind die Schnittstellen<br />

zur Planung kein Problem (Bild 4), gleich mit welchem<br />

CAE-System dort gearbeitet wird. Das Dokumentationssystem<br />

verarbeitet alle gängigen Formate, kann also<br />

Grundrisse, Lagepläne, Verfahrensfließbilder und PLT-<br />

Stellenlisten ebenso managen wie Bedienvorschriften,<br />

Prüfanforderungen und Wartungsanleitungen. Jeder Mitarbeiter,<br />

der etwas sucht, wird auf diese Weise schnell<br />

fündig, denn der Livedok-Browser vereinfacht die Navigation<br />

und Suche innerhalb der elektronischen Ablage<br />

36<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


dank leistungsstarker und intuitiv nutzbarer Werkzeuge.<br />

Dazu trägt die Google-artige Suchsyntax ebenso bei wie<br />

die synchrone Anzeige bei Dokumentvergleich und Aktualisierung<br />

(Bild 5). Davon profitieren Betriebsführung<br />

und Servicepersonal ebenso wie das gesamte Qualitätswesen.<br />

Alle Beteiligten können <strong>im</strong>mer auf die aktuellen<br />

Informationen zugreifen. Änderungen sind schnell und<br />

einfach gemacht und obendrein auch jederzeit nachverfolgbar.<br />

Die Dokumentation lässt sich mit jedem beliebigen<br />

Webbrowser einsehen. Lediglich für Änderungen<br />

oder Aktualisierung ist eine Livedok-Lizenz erforderlich.<br />

Weil auch die beste Dokumentation nur dann genutzt<br />

wird, wenn sich der Anwender einfach darin zurechtfindet,<br />

spielt Übersichtlichkeit eine wichtige Rolle. Gliederungen<br />

der Dokumente und Ansichten lassen sich deshalb<br />

individuellen Bedürfnissen anpassen. Auch für Änderungen<br />

gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Die Redlining-Palette<br />

reicht beispielsweise von Handschrifteingabe<br />

über Markieren, Durchstreichen und vielem mehr bis<br />

hin zu dynamischen Stempeln (Bild 6). Dazu nutzt der<br />

Mitarbeiter den Stift eines Tablets oder Tastatur beziehungsweise<br />

eine Maus. Wenn keine permanente Netzwerkverbindung<br />

zur Dokumentation auf dem Fileserver<br />

besteht, lassen sich mit dem Offline-Modul die Daten auch<br />

unterwegs ohne Netzwerkverbindung eintragen. Bei der<br />

anschließenden Synchronisation werden die Roteinträge<br />

in die zentrale Dokumentation übernommen. Eventuelle<br />

Konflikte werden angezeigt, falls zum Beispiel parallel<br />

eine zweite Person dasselbe Dokument geändert hat.<br />

6. FÜR SMARTPHONES UND ANDROID-TABLETS<br />

GEEIGNET<br />

Vor Ort, zum Beispiel <strong>im</strong> mobilen Feldeinsatz, kann der<br />

Mitarbeiter die unterschiedlichsten Geräte nutzen. Da die<br />

elektronische Dokumentation nicht nur das Betriebssystem<br />

Windows, sondern jetzt auch Android unterstützt,<br />

lassen sich Tablet-PCs ebenso verwenden wie Smartphones<br />

(Bild 7) [3]. Bei Bedarf kann der Mitarbeiter dann beispielsweise<br />

einer Änderung der Dokumentation auch ein<br />

Foto beifügen, auf das dann ebenfalls jeder Berechtigte<br />

Zugriff hat. Da kurzfristig die ersten Industrie- und Ex-<br />

Bereich-tauglichen Tablets auf den Markt kommen werden,<br />

wird diese Möglichkeit sicher auf reges Interesse stoßen.<br />

AUSBLICK<br />

Auch für die Zukunft ist die elektronische Dokumentation<br />

bestens vorbereitet. Als weitere Ausbaustufe ist beispielsweise<br />

die Aufbereitung der Daten ins jahrzehntelang elektronisch<br />

archivierbare PDF/A-Format geplant. Bei der gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Langzeitarchivierung wird dann<br />

auf Papier verzichtet. Digitale Signaturen werden künftig<br />

außerdem die Dokumentation von Prüfabläufen erleichtern.<br />

Für die elektronische <strong>Anlagen</strong>dokumentation steht damit<br />

ein leistungsfähiges Werkzeug zur Verfügung, das auch<br />

ohne durchgehend herstellerneutrales Datenformat für die<br />

notwendige Ankopplung an die planenden Gewerke sorgt.<br />

Für keinen Planer dürfte es ein Problem sein, an die notwendigen<br />

und <strong>im</strong>mer aktuellen Datensätze der As-Built-<br />

Dokumentation zu kommen.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

30.10.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

REFERENZEN<br />

[1] Rauprich, G., Haus, C., Ahrens, W.: PLT-CAE-Integration<br />

in gewerkeübergreifendes Engineering und Plant-<br />

Maintenance. <strong>atp</strong> –<strong>Automatisierung</strong>stechnische Praxis<br />

44(2), S. 50-62, 2002.<br />

[2] Klein, X.: Vortrag Planungswerkzeuge in Chemieanlagen<br />

- aus Sicht eines inhouse Planers, Namur Hauptsitzung<br />

2001<br />

[3] Landgraf, E.: Unabhängig von der Quelle und fit für den<br />

mobilen Einsatz: <strong>Anlagen</strong>dokumentation mit Windows<br />

und Android., PC&Industrie 10/2012, S. 52-53, 2012<br />

[4] Landgraf, E.: PLT-CAE-Systeme nachrüsten: opt<strong>im</strong>al<br />

integriert dank maßgeschneiderter Schnittstellen Bei<br />

BASF arbeitet Prodok problemlos mit bereits vorhandenen<br />

Software-Systemen zusammen. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> - <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />

Praxis 53(12), S. 20 – 22, 2011<br />

[5] Still, W., Dubovy, M.: Umsetzung der NE 100 in der BASF,<br />

<strong>atp</strong> - <strong>Automatisierung</strong>stechnische Praxis 50(1), S. 38-43,<br />

2008<br />

[6] Dubovy, M.: Bewährte Partnerschaft. <strong>atp</strong> - <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />

Praxis 47(11), S. 28-30, 2005<br />

[7] Landgraf, E.: Elektronische <strong>Anlagen</strong>dokumentation<br />

<strong>im</strong> Ex-Bereich: spart Zeit und Geld bei erhöhter Datenqualität.<br />

IEE 11/2012, S.148 – 150, 2012<br />

AUTOREN<br />

MICHAEL BRENDELBERGER<br />

(1961) studierte Elektrotechnik<br />

an der Universität<br />

Karlsruhe (TH). Seit 1989 ist<br />

er Mitarbeiter der BASF SE<br />

und leitet als Senior Engineering<br />

Manager PLT in der<br />

Projektplanung LU, Zentrale<br />

Services, eine Fachgruppe<br />

der PLT-Planung. In der Namur ist er Obmann<br />

des Arbeitskreises 1.3 Computer Aided Engineering<br />

(CAE).<br />

BASF SE,<br />

GTE/SB – B 014, D-67056 Ludwigshafen,<br />

Tel. +49 (0) 621 604 02 31,<br />

E-Mail: michael.brendelberger@basf.com<br />

MARTIN DUBOVY (1964)<br />

arbeitete nach seinem Eintritt<br />

<strong>im</strong> Jahr 1987 als Entwicklungsingenieur<br />

in der CAE-<br />

Systementwicklung. 1992<br />

übernahm er die Leitung<br />

dieser Abteilung. Heute leitet<br />

er als Prokurist den Geschäftsbereich<br />

Plant Solutions.<br />

Rösberg Engineering,<br />

D-76189 Karlsruhe, Tel. +49 (0) 721 950 18 23,<br />

E-Mail: martin.dubovy@roesberg.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

37


HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

Genauigkeit von Messgeräten<br />

überwachen<br />

Erkennen von Drifteffekten von Kanälen in Schutzeinrichtungen<br />

In komplexen Schutzeinrichtungen, bei denen mehrere Messsignale durch mathematische<br />

Berechnungen zu einem sicherheitsrelevanten Resultat verknüpft werden, können Messfehler<br />

das Resultat beträchtlich verfälschen. Bereits eine geringe Verschlechterung der Messunsicherheit<br />

muss daher zuverlässig erkannt werden. Es wurde eine Strategie entwickelt, um das Driften<br />

von Messsignalen in Schutzeinrichtungen durch Vergleich redundanter Kanäle automatisch<br />

zu detektieren. Als partial proof test zwischen Kalibrierungen werden die redundanten Kanäle<br />

gegeneinander geprüft. Dazu können in regelmäßigen Abständen die Differenzen der Kanäle<br />

bei ungestörten Testsituationen überwacht werden. Die Zuverlässigkeit dieser Methode zur<br />

Drifterkennung wurde durch eine Analyse der Fehlerwahrscheinlichkeit verifiziert. Zur Vereinfachung<br />

sollen normale Betriebsdaten anstelle definierter Testsituationen verwendet werden.<br />

Das erfordert eine hohe Qualität der zu vergleichenden Signale, was in der Praxis wegen Fluktuationen<br />

der Messsignale nicht ohne weitere Maßnahmen möglich ist. Daher wurde eine<br />

Methode zur Trendanalyse der Signale entwickelt. Dazu werden ein rekursives Tiefpassfilter<br />

und ein Differenzierer zur Vorverarbeitung der Signale verwendet, sodass sich die Methode in<br />

typischen sicherheitsgerichteten Steuerungen einfach online realisieren lässt.<br />

SCHLAGWÖRTER Schutzeinrichtungen / Messunsicherheit / Drifterkennung / rekursives Filter<br />

Inspection of the uncertainty of measurement instruments<br />

in safety instrumented systems<br />

Complex safety instrumented systems that determine a safety-relevant result based on mathematical<br />

calculations with many measurands may accumulate a significant uncertainty of the<br />

result. Therefore it is necessary to reliably detect even small deviations of the measurement<br />

uncertainty. To fulfill this demand, a strategy has been developed to automatically detect drifts<br />

that cause higher uncertainty by comparison of redundant channels. As a “partial proof test”<br />

between calibrations, the redundant channels are checked against each other. For this purpose,<br />

the difference of the channels can be monitored in regular t<strong>im</strong>e intervals using undisturbed<br />

test situations. The reliability of this method is verified by analyzing the probability of failure<br />

on demand. It is advantageous to use normal production data instead of defined test scenarios.<br />

However, this requires high quality of the compared signals, which is not met in practical<br />

applications because of signal fluctuations. Therefore a method for analyzing the trends of the<br />

signals is introduced. A recursive low pass filter and a differentiator for pre-processing of the<br />

signals are used so that the method can be realized online in typical safety PLCs easily.<br />

KEYWORDS safety instrumented systems / measurement uncertainty / drift inspection /<br />

recursive filter<br />

38<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


THOMAS HAUFF, WUSHAN LIANG, MATTHIAS STRAUSS, BASF Ludwigshafen<br />

CHRISTIAN BRECHER, MARKUS OBDENBUSCH, RWTH Aachen<br />

Die Sicherheitsmargen in typischen Schutzeinrichtungen,<br />

zum Beispiel Druck/Temperatur-<br />

Max<strong>im</strong>um-Abschaltungen, sind in aller Regel<br />

durch verfahrenstechnische Betrachtungen<br />

gegeben. Die sicherheitstechnisch erforderlichen<br />

Messgenauigkeiten sind meist gering gegenüber den<br />

tatsächlichen Messgenauigkeiten der Messkette. Fehler<br />

der Messkanäle lassen sich daher durch Vergleich der<br />

Signale redundanter Kanäle leicht erkennen.<br />

Schutzeinrichtungen, bei denen mehrere Messsignale<br />

durch mathematische Berechnungen zu einem<br />

sicherheitsrelevanten Resultat verknüpft werden [1],<br />

müssen genauer betrachtet werden. Die Auswirkungen<br />

der Messunsicherheiten der Kanäle auf das Resultat<br />

der Berechnungen (Fehlerfortpflanzung) müssen bei<br />

der Best<strong>im</strong>mung der Sicherheitsmarge berücksichtigt<br />

werden und können eine relevante Größenordnung<br />

erreichen. Daher stellt sich die Frage, wie groß die<br />

sicherheitstechnisch zu berücksichtigenden Messunsicherheiten<br />

der Messkette sind und wie sich auch<br />

geringe Fehler der Messkette erkennen lassen. Prozessund<br />

einbaubedingte Fehlermöglichkeiten sind ebenfalls<br />

zu betrachten, was aber nicht Gegenstand dieses<br />

Beitrags ist.<br />

Im Neuzustand sollen die laut Herstellerangaben spezifizierten<br />

Messunsicherheiten von nahezu allen Geräten<br />

erfüllt werden, was durch Kalibrierungsprotokolle aus<br />

dem Produktionsvorgang der Geräte belegbar ist. Die<br />

Gültigkeit der Kalibrierung bestätigt die spezifizierte<br />

Messgenauigkeit. Die ist aber nur eine Momentangabe<br />

und unabhängig von den Anforderungen der IEC 61508<br />

zu sehen, da die Komponenten <strong>im</strong> produktiven Einsatz<br />

nicht unbedingt ihre Initialkalibrierung beibehalten. Im<br />

Worst-Case ist das Gerät mit der aus dem Proof-Test beziehungsweise<br />

Kalibrierungsintervall und der Mean<br />

T<strong>im</strong>e To Fail (MTTF)) ableitbaren Wahrscheinlichkeit<br />

defekt. Die Safe Failure Fraction (SFF) drückt aus, ob der<br />

Fehler gefährlich ist. Der Diagnosegrad beschreibt, ob<br />

der Fehler erkennbar ist. Voraussetzung für solche Betrachtungen<br />

ist eine Failure Mode Effect and Detection<br />

Analysis (FMEDA) [2].<br />

Wie aber wird ein Fehler, der keinen Totalausfall,<br />

sondern nur eine geringe Verschlechterung der Messgenauigkeit<br />

verursacht, definiert? Drifts stellen einen<br />

relevanten Teil dieser Fehler dar: Sie können aufgrund<br />

von sich langsam entwickelnden Messgüteveränderungen<br />

nach einer Kalibrierung auftreten und möglicherweise<br />

das Prozessrisiko verdecken [3]. Wird zum Beispiel<br />

erst eine Messunsicherheit von 2 % einer jeden<br />

Komponente der Messkette als Fehler definiert, dann<br />

ist die Fehlerwahrscheinlichkeit, die zur Probability of<br />

Failure on Demand (PFD), siehe Abschnitt 1.2, des<br />

Schutzsystems beiträgt, gering. In der gesamten Messkette<br />

mit typischerweise drei Komponenten (Messinstrument,<br />

Speisegerät und Analogeingangskarte einer Sicherheitssteuerung)<br />

addieren sich die Messunsicherheiten<br />

aber beträchtlich auf [2].<br />

Wird bereits eine kleinere Abweichung als Fehler definiert,<br />

so steigt die Fehlerwahrscheinlichkeit an. Würde<br />

jede Abweichung von der für nicht sicherheitstechnische<br />

Anforderungen spezifizierten Genauigkeit bereits als<br />

Fehler <strong>im</strong> Sinne der IEC 61508 angesehen, so müssten<br />

bereits solche Abweichungen erkannt oder mit ausreichend<br />

hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.<br />

Eine Fehlerart, bei der ein Gerät zwischen Kalibrierungen<br />

seine spezifizierte Genauigkeit verliert, müsste<br />

also ausgeschlossen oder detektiert werden. Nur dann<br />

ließen sich solche Genauigkeiten als Grundlage der Spezifikation<br />

von Schutzeinrichtungen verwenden.<br />

Bei einer MTTF von zum Beispiel 20 bis 50 Jahren und<br />

typischen Kalibrierintervallen <strong>im</strong> Jahresbereich kann<br />

durchaus eine beträchtliche Zahl von Geräten während<br />

des Betriebs defekt werden. Die Erkennung dieser Defekte<br />

ist jedoch nur aufgrund eines hohen Diagnosegrads<br />

der betreffenden Schutzeinrichtung möglich. Eine beispielsweise<br />

durch Alterungseffekte bedingte Drift ist<br />

aber aus Gerätesicht kaum erkennbar, denn es fehlt die<br />

Vergleichsgröße. Alterungseffekte, welche beispielsweise<br />

durch Qualitätsprobleme von Elektronikbauteilen<br />

oder andere Ursachen entstehen, sind aber nach Größe<br />

und Häufigkeit schwer vorhersagbar oder quantifizierbar.<br />

Betriebsbewährung bezieht sich eher auf Totalausfälle<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

39


HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

als auf Drift und ist bezüglich der Qualität von Elektronikbauteilen<br />

schwer extrapolierbar. Erhebliche Drift ist<br />

also ein Qualitätsproblem, darf aber keine Schutzeinrichtungen<br />

blockieren. Besonders bei nicht-diversitärer<br />

Ausführung redundanter Kanäle kann eine Drift zwischen<br />

zwei Kalibrierungszeitpunkten auch mehrere Kanäle<br />

betreffen. Ohne zusätzliche Maßnahmen lässt sich<br />

also nicht mit sicherheitstechnisch ausreichender Wahrscheinlichkeit<br />

ausschließen, dass für nicht-sicherheitsrelevante<br />

Anwendungen definierte Qualitätsangaben von<br />

Geräten wegen Defekten verletzt werden.<br />

Häufigere Kalibrierung und gegebenenfalls Justierung/<br />

Reparatur erhöhen zwar einerseits den Diagnosegrad<br />

und verringern die Wahrscheinlichkeit einer unerkannten<br />

Drift, sind aber andererseits sehr aufwendig. Es stellt<br />

sich die Frage, ob es möglich ist, durch Teilprüfungen<br />

zwischen den Kalibrierungen zusätzliche Diagnoseinformationen<br />

zu gewinnen. Eine solche Teilprüfung kann<br />

beispielweise folgendermaßen realisiert werden:<br />

Es wird direkt nach der Kalibrierung und anschließend<br />

einmal <strong>im</strong> Monat eine stabile, ungestörte Testsituation<br />

erzeugt.<br />

Die Messdaten der redundanten Kanäle werden aufgenommen.<br />

Die monatlichen Veränderungen der Differenzen der<br />

Messdaten der redundanten Kanäle seit der letzten<br />

Kalibrierung werden betrachtet.<br />

Veränderungen werden als Anzeichen für Drifteffekte<br />

in einem oder beiden Kanälen gewertet.<br />

Solche Zwischenprüfungen sind ebenfalls mit einem<br />

deutlichen Aufwand verbunden und umso wirkungsvoller,<br />

je häufiger sie erfolgen. Es zeigt sich, dass für einen<br />

ausreichenden Diagnosegrad der Fehlerart Drift relativ<br />

genaue Vergleiche erforderlich sind. Eine automatische<br />

Durchführung anhand aktueller Prozessdaten wäre daher<br />

wünschenswert. Dazu müssen aber sehr stabile und<br />

ungestörte Messdaten vorliegen, was typischerweise <strong>im</strong><br />

normalen Produktionsablauf nicht der Fall ist. Jedoch<br />

besteht die Möglichkeit, mittels geeigneter Filter- und<br />

Erkennungsmethoden die Messsignale aufzubereiten [4].<br />

Die hierzu verwendeten Methoden wurden so entworfen,<br />

dass sie in typischen sicherheitsgerichteten Steuerungen<br />

leicht als Online-Funktionen realisiert werden können.<br />

Die automatische Online-Durchführung der regelmäßigen<br />

Teilprüfungen mit hohem Diagnosegrad anhand<br />

entsprechend aufbereiteter Prozessdaten stellt damit<br />

eine Möglichkeit dar, um die Genauigkeit der Messkette<br />

sicherzustellen.<br />

1. BERECHNUNG DER FEHLERWAHRSCHEINLICHKEIT<br />

1.1 Vergleich der Messketten zwischen Kalibrierungen<br />

Hier wird als Beispiel eine besonders sensitive Messgröße<br />

verwendet: Es handelt sich um die Temperaturdifferenz<br />

<strong>im</strong> Kühlsystem eines Reaktors (Bild 1). Es existieren<br />

zwei Kanäle (T A,n und T B,n ), die jeweils den Temperaturunterschied<br />

zwischen Ein- und Ausgang des Kühlsystems/der<br />

Kühlflüssigkeit am n-ten Tag messen. Die Differenz<br />

dieser beiden Kanäle (T A,n - T B,n ) wird als Driftindex<br />

F n bezeichnet. Wir betrachten die Differenz zwischen<br />

dem Driftindex des ersten Tages (F 1 ) und dem<br />

Driftindex des n-ten Tages (F n ). Weicht F n um mehr als<br />

einen festgelegten Wert von F 1 ab, wurde durch diese<br />

Vergleichsstrategie eine Drift detektiert.<br />

Treten Messfehler in der Größe der spezifizierten Genauigkeit<br />

auf, entsteht durch die Drifteffekte ein gefährlicher<br />

Fehler, siehe Bild 2 linkes Diagramm. Die Vergleichsmethode<br />

muss einen Driftalarm auslösen, bevor<br />

ein gefährlicher Fehler entsteht. Im Beispiel dieser Arbeit<br />

wird ein Alarm gegeben, sobald F n um mehr als 20 % der<br />

spezifizierten Genauigkeit von F 1 abweicht. Dies geschieht<br />

jedoch nicht <strong>im</strong>mer rechtzeitig. Wenn beispielsweise<br />

T A,n und T B,n in gleicher Richtung und mit ähnlicher<br />

Geschwindigkeit driften (Bild 2 rechtes Diagramm),<br />

kann ein gefährlicher Fehler unentdeckt bleiben. In Abschnitt<br />

1.2 wird auf die Wahrscheinlichkeit eines solchen<br />

Ereignisses näher eingegangen.<br />

Um diesen Vergleich mit der notwendigen Genauigkeit<br />

durchzuführen, können – wie bereits erwähnt – geeignete<br />

Testsituationen wie ein Nullpunktvergleich bei leerem<br />

Reaktor, konstanter Zulauftemperatur des Kühlwassers<br />

mit konstantem Durchfluss und abgeschalteter Temperaturregelung<br />

verwendet werden.<br />

1.2 Fehlerwahrscheinlichkeits-Analyse (PFD)<br />

Zunächst soll untersucht werden, ob durch solche Teilprüfungen<br />

Drifts mit einer hinreichend hohen Wahrscheinlichkeit<br />

detektiert werden können. Dabei wird die<br />

Fehlerwahrscheinlichkeit (PFD) als die Unverfügbarkeit<br />

der Schutzfunktionen einer Schutzeinrichtung, die zur<br />

Vermeidung von Gefahren für Mensch und Umwelt benötigt<br />

werden [5], definiert. Gemäß der Definition des<br />

Schutzlevels SIL 3 soll die PFD des Schutzsystems <strong>im</strong> low<br />

demand mode einen geringeren Wert als 10 -3 aufweisen.<br />

Zur Berechnung der PFD ist eine Modellvorstellung<br />

der Driftentwicklung der Messeinrichtungen zwischen<br />

zwei Proof-Tests (Kalibrierung) erforderlich. Die Drifts<br />

werden hier als linear in der Zeit angenommen. In einer<br />

stochastischen S<strong>im</strong>ulation sind Startzeitpunkt und Steigung<br />

als durch eine Gaußverteilung gegeben angenommen.<br />

Wir gehen davon aus, dass die Kanalabweichungen<br />

lediglich durch die Drifts verursacht werden. Zur Vereinfachung<br />

nehmen wir außerdem an, dass der anfängliche<br />

Driftindex F 1 null beträgt. Nach der Definition in<br />

Abschnitt 1.1 gibt es einen Driftalarm zum Zeitpunkt t 1 ,<br />

wenn der Absolutwert des Driftindexes F n (Differenz der<br />

beiden Kanäle) 20 % der spezifizierten Genauigkeit erreicht.<br />

Ein gefährlicher Fehler zum Zeitpunkt t 2 tritt auf,<br />

wenn die Kanalabweichung die spezifizierte Messgenauigkeit<br />

erreicht. Dabei wird der sicherheitstechnisch konservative<br />

Wert der redundanten Kanäle genommen, <strong>im</strong><br />

Beispiel ist das der kleinere Wert. Konsequenterweise<br />

sind Drifts in die negative Richtung ungefährlich. Bild 2<br />

zeigt entdeckte beziehungsweise nicht entdeckte gefährliche<br />

Fehler einer Schutzfunktion. Nur wenn t 1 < t 2 , wird<br />

der Fehler rechtzeitig entdeckt.<br />

40<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


Edukt<br />

Produkt<br />

Reaktor<br />

Messkette A → T A,n Signal <strong>im</strong> Kanal A am n-tenTag<br />

Kühlsystem<br />

Messkette B → T B,n Signal <strong>im</strong> Kanal B am n-tenTag<br />

BILD 1:<br />

Reaktor und Kühlsystem<br />

Temperatur [K]<br />

Drift B Driftalarm<br />

spezifizierte Genauigkeit Driftalarm<br />

spezifizierte Genauigkeit Drift B<br />

Drift A entdeckter<br />

Drift A nicht entdeckter<br />

gefährlicher Fehler<br />

gefährlicher Fehler<br />

Zeit<br />

t 1 Zeit<br />

t 1<br />

t 2<br />

Temperatur [K]<br />

t 2<br />

BILD 2:<br />

Entdeckte und nicht entdeckte<br />

gefährliche Fehler<br />

Je mehr unentdeckte gefährliche Fehler während der<br />

PFD-Analyse auftauchen, desto höher ist die Fehlerwahrscheinlichkeit.<br />

Unentdeckte gefährliche Fehler<br />

werden hier als Zeitbereiche zwischen t 2 und t 1 mit t 2 < t 1<br />

verstanden (siehe Bild 2, rechtes Diagramm). In diesem<br />

Fall können Schutzeinrichtungen nicht die benötigten<br />

Schutzfunktionen ausführen, da sie die Gefahr nicht<br />

rechtzeitig erkennen.<br />

Zur Vereinfachung des Verifikationsprozesses nehmen<br />

wir in diesem Beitrag als Fehlermodell an, dass<br />

Drifts zufällig entstehen und, wie oben bereits erwähnt,<br />

ein lineares Verhalten zeigen. Während mit dieser Einschränkung<br />

das Prinzip dargestellt werden kann, sollte<br />

zur weiteren Ausarbeitung und Präzisierung der<br />

Fehlermodelle die Zusammenarbeit mit Herstellern<br />

gesucht werden. Monte-Carlo-S<strong>im</strong>ulationen mit Parametern<br />

einer realen Schutzeinrichtung von relativ hoher<br />

spezifizierter Genauigkeit und diesem linearen<br />

Fehlermodell zeigen, dass eine Fehlerwahrscheinlichkeit<br />

kleiner als 10 -3 erreichbar ist. Es ist also hinreichend<br />

unwahrscheinlich, dass in einer redundanten<br />

Messeinrichtung beide Kanäle den akzeptablen Messfehler<br />

überschreiten, ohne dass vorher die Abweichung<br />

beider Kanäle zumindest 20 % dieses Werts erreicht.<br />

Vollkommen zeit- und wertgleiche Fehlerentwicklung<br />

redundanter Kanäle ist also hochgradig unwahrscheinlich.<br />

Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Strategie<br />

der Drifterkennung zur Fehlerreduktion geeignet ist<br />

und mit dieser Strategie Schutzeinrichtungen den<br />

SIL 3-Standard erfüllen können.<br />

Neben dem Fehlermodell geht in diese Berechnungen<br />

auch das Kalibrierintervall ein. Je länger das Kalibrierintervall,<br />

desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass ähnliche<br />

Drifteffekte der redundanten Kanäle zu unzulässigen<br />

Messfehlern führen, bevor ihre Abweichungen zu<br />

einem Driftalarm führen. Weiterhin steigt die Abhängigkeit<br />

der Detektionsrate von den Parametern des Fehlermodells,<br />

das heißt, mit zunehmendem Kalibrierintervall<br />

wird die Methode weniger robust. Umgekehrt bedeutet<br />

das, dass sich anhand dieser Betrachtungen ein geeignetes<br />

Kalibrierintervall in Abhängigkeit der geforderten<br />

Genauigkeit der Messeinrichtung best<strong>im</strong>men und begründen<br />

lässt.<br />

2. REALISIERUNG MITTELS PROZESSDATEN<br />

Es bleibt die Aufgabe, die so definierten Zwischenprüfungen<br />

anhand der Prozessdaten aus dem normalen<br />

Produktionsablauf durchzuführen. Dazu müssen die<br />

Messsignale aufbereitet werden. Insbesondere wird der<br />

Trend der Signale benötigt. Als Trend wird dabei die<br />

langfristige Entwicklung des Signals ohne zufällige<br />

oder betriebsbedingte Abweichungen angesehen. Solche<br />

betriebsbedingten Abweichungen redundanter Kanäle<br />

können beispielsweise durch den Einbauort in<br />

Verbindung mit dynamischen Effekten des Prozesses<br />

oder durch unterschiedliche Ansprechgeschwindigkeiten<br />

redundanter Messeinrichtungen auftreten. Diese<br />

sollen durch geeignete Maßnahmen (siehe Abschnitt<br />

2.1) entfernt werden, um Drifteffekte nicht zu überdecken.<br />

Unmittelbar nach der Kalibrierung sind die Abweichungen<br />

der Trends beider redundanter Kanäle<br />

durch die Differenzen der Kanäle gemäß Kalibrierungsprotokoll<br />

gegeben. Sind bis zur nächsten Kalibrierung<br />

keine Drifteffekte zu beobachten, so kann mit hoher<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

41


10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

1- 0<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

1- 0<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

1- 0<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

1- 0<br />

20 0 400 600 800 1000 1200<br />

20 0 400 600 800 1000 1200<br />

20 0 400 600 800 1000 1200<br />

20 0 400 600 800 1000 1200<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000<br />

HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass der Zustand<br />

der Geräte sich gegenüber dem Kalibrierungszeitpunkt<br />

nicht verändert hat.<br />

Bild 3 zeigt drei charakteristische Eigenschaften des<br />

Signals, die dies erforderlich machen. Das Signal und<br />

der Driftindex sind verrauscht und von starken dynamischen<br />

Effekten beeinflusst, vor allem während ungeeigneten<br />

Prozesszuständen (siehe Abschnitt 3.3). Weiterhin<br />

ist der Driftindex aufgrund von Schwankungen, die<br />

selbst dann auftreten, wenn die Signale in beiden Kanälen<br />

einen regulären Verlauf zeigen, nicht stationär.<br />

Schließlich ist die Spanne des Driftindexes so groß (einige<br />

Kelvin), dass es unmöglich ist, sehr kleine Änderungen<br />

(<strong>im</strong> mK-Bereich) genau genug zu entdecken.<br />

Daher ist es notwendig, die Signale aufzubereiten, um<br />

vergleichbare und sinnvolle Trends zu erhalten. Mit diesen<br />

Trends, welche eine schmalere Spanne und ein geringeres<br />

Rauschen aufweisen, kann der zuvor beschriebene<br />

Vergleich durchgeführt werden.<br />

2.1 Rekursive Filter und Differenzierer<br />

zur Signalaufbereitung<br />

Gleitende Mittelwertbildung ist eine typische Methode,<br />

um Fluktuationen aus Signalen zu entfernen und Trends<br />

zu ermitteln. Jedoch benötigt diese Methode relativ viel<br />

Speicher und Rechenleistung und ist in einer grafischen<br />

Programmierumgebung aufwendig zu <strong>im</strong>plementieren,<br />

siehe Bild 4. Daher wird eine exponentiell gewichtende<br />

gleitende Mittelwertbildung verwendet, die durch ein<br />

rekursives Tiefpassfilter realisierbar ist. Ein Tiefpassfilter<br />

lässt tiefe Frequenzen passieren, filtert hohe Frequenzen<br />

aus oder schwächt sie ab [6] und kann dadurch den<br />

Trend vom Originalsignal trennen [7].<br />

Rekursive Filter, wie in Bild 5 zu sehen, brauchen weniger<br />

Funktionsbausteine, weniger Rechenleistung und<br />

geringere Speicherkapazitäten <strong>im</strong> Vergleich zu gleitenden<br />

Mittelwertfiltern. Der in Bild 5 ebenfalls dargestellte Differenzierer<br />

wird in den folgenden Abschnitten benötigt.<br />

Temperatur [K]<br />

10 —— Signal des Kanals A<br />

—— Differenz der KanäleA und B + 4 K<br />

8<br />

6<br />

BILD 3:<br />

Beispiel des Signals des<br />

Kanals A (blau) und der<br />

Differenz der Kanäle A und<br />

B +4 Kelvin (grün)<br />

Berechnen der<br />

Standardabweichung σ N<br />

Standardabweichung<br />

σ N<br />

Trend<br />

ı<br />

2<br />

2<br />

Standardabweichung σ NS Rausch-<br />

Signal x<br />

Signal y i<br />

σ 2<br />

x i -x i-1 y 2<br />

N<br />

i TPF 1<br />

TPF 2<br />

Standardabweichung<br />

σ NS<br />

4<br />

Ungenauigkeitdes Trends σ T<br />

2<br />

BILD 6: Berechnung des Trends und dessen Unsicherheit Berechnen der<br />

0<br />

-2<br />

2.214 2.215 2.216 2.217 2.218 2.219 2.22Zeit [s]<br />

x i -x i-1<br />

TPF 2<br />

Standardabweichung<br />

σ N<br />

ı<br />

2<br />

2<br />

Standardabweichung σ N<br />

Standardabweichung σ NS Rausch-<br />

Signal x<br />

Signal y i<br />

σ 2<br />

y 2<br />

N<br />

i TPF 1<br />

Standardabweichung<br />

σ NS<br />

Bild 3: Beispiel des Signals desKanals A (blau) und der Differenz der Kanäle A und B +4 K elvin (grün)<br />

Trend<br />

Ungenauigkeitdes Trends σ T<br />

BILD 6: Berechnung des Trends<br />

und dessen Unsicherheit<br />

BILD 6: Berechnung des Trends und dessen Unsicherheit<br />

BILD 4: Gleitendes Mittelwertfilter<br />

Standardabweichung σ NS Rausch-<br />

Signal x<br />

Signal y i,1<br />

1000 2000 3000 4000 0 5000<br />

Rausch-<br />

Signal y i,2<br />

HPF<br />

x i -x i-1<br />

TPF 2<br />

Standard -<br />

abweichung<br />

Berechnen der σ N,1<br />

Standardabweichung<br />

σ N,1<br />

Konst.1<br />

Standardabweichung<br />

Berechnen der σ N,2<br />

Standardabweichung<br />

Konst.2<br />

σ N,2<br />

σ NS,1<br />

σ NS,2<br />

Standard -<br />

abweichung<br />

σ NS<br />

Trend<br />

BILD 5: Rekursives Tiefpassfilter und Differenzierer<br />

42<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

Standardabweichung σ<br />

Ungenauigkeit des Trends σ T<br />

Rauschσ<br />

N,1<br />

NS Standard -<br />

Signal x<br />

Signal y<br />

BILD 7: Erweiterung BILD 7: Erweiterung der Berechnung des i,1<br />

der Trends Berechnung<br />

und dessen Unsicherheit abweichung<br />

Berechnen der σ N,1<br />

des Trends x i -x i-1 und dessen Unsicherheit<br />

Standardabweichung<br />

Konst.1 σ NS,1<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000<br />

Rausch-<br />

Standardabweichung<br />

Signal y i,2<br />

HPF<br />

Berechnen der σ N,2<br />

Standardabweichung<br />

Konst.2 σ NS,2<br />

σ N,2<br />

TPF 2<br />

Trend<br />

Standard -<br />

abweichung<br />

σ NS


2<br />

2<br />

( y Y N) + ( )<br />

2<br />

N , i<br />

=<br />

i<br />

1<br />

N , i 1<br />

Y N<br />

2.2 Zuverlässigkeit des Trendsignals<br />

Das Originalsignal des Driftindex enthält zwei Komponenten:<br />

das Trendsignal und das Rauschen. Zur<br />

Gewinnung des Trendsignals kann das Rauschen<br />

Y<br />

durch einen Tiefpassfilter vom Originalsignal abgetrennt<br />

werden. Vor der Nutzung für den Trendvergleich<br />

muss jedoch verifiziert werden, inwieweit das Y N<br />

Originalsignal durch das Trendsignal repräsentiert<br />

Y N<br />

wird. Hierzu muss die Genauigkeit des Trends berechnet<br />

werden. Diese ergibt sich aus der Rauschkomponente<br />

des Ursprungssignals. Lässt sich die Standardabweichung<br />

des Rauschens berechnen, kann auch die<br />

Genauigkeit des Trends (σ T ) ermittelt werden. Die Beziehung<br />

der beiden Ergebnisse ist durch die Rauschübertragungsfunktion<br />

des Tiefpassfilters gegeben (siehe<br />

Abschnitt 2.2.3).<br />

2.2.1 Standardabweichung der Rauschkomponente<br />

des Originalsignals σ NS<br />

Die Standardabweichung (σ NS ) der Rauschkomponente<br />

des Originalsignals kann durch Differenzierung, Berechnung<br />

der Standardabweichung des Resultats und Rückrechnung<br />

gemäß der Rauschübertragungsfunktion erfasst<br />

werden (Bild 6).<br />

Zunächst benutzen wir einen Differenzierer, um den<br />

Trend des Signals zu entfernen. Das Rauschsignal y i am<br />

Ausgang des Differenzierers hat ähnliche Eigenschaften<br />

wie die Rauschkomponente des Originals. Deswegen<br />

kann, nachdem die Standardabweichung σ N von y i berechnet<br />

wurde, die Standardabweichung (σ NS ) der<br />

Rauschkomponente abgeschätzt werden.<br />

Als Erweiterung können anstelle des Differenzierers<br />

oder zusätzlich auch ein oder mehrere Hochpassfilter<br />

verwendet werden (Bild 7). Ein Hochpassfilter in rekursiver<br />

Konstruktion lässt sich durch einen Differenzierer<br />

und ein Tiefpassfilter darstellen. Der Aufwand für eine<br />

Online-Realisierung ist damit gering. Ähnlich wie in [8]<br />

ist es dann möglich, durch Vergleich der rückgerechneten<br />

Standardabweichungen aus zwei Filtern verschiedener<br />

Übertragungsfunktionen abzuschätzen, ob das Rauschen<br />

des Originalsignals gaußverteilt ist, um weitere<br />

Analysen durchzuführen.<br />

2.2.2 Standardabweichung σ N des Rausch-Signals<br />

Die Berechnung der Standardabweichung des Rausch-<br />

Signals σ N erfolgt durch Quadrieren des Resultats (y i ) des<br />

Differenzierers und Aufaddieren in einem Tiefpassfilter<br />

TPF 1, das eine exponentiell gewichtete Summe bildet<br />

(Bild 6). Wie <strong>im</strong> R-Test [7] kann ein rekursives Tiefpassfilter<br />

genutzt werden, um die Standardabweichung einer<br />

Stichprobe zu berechnen (siehe Gleichung 1).<br />

2<br />

2<br />

( y Y N) + ( )<br />

2<br />

N , i<br />

=<br />

i<br />

1<br />

N , i 1<br />

y i<br />

y<br />

Y N i<br />

N,i<br />

=<br />

(1)<br />

= Rausch-Signal nach Differenzierer/<br />

Hochpassfilter<br />

y i<br />

Y N<br />

2<br />

= Mittelwert 2 des Rausch-Signals<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

Nα , i<br />

= = Parameter des Tiefpassfilters TPF 1<br />

,<br />

=<br />

( y<br />

σ N,i<br />

(<br />

i<br />

Y N<br />

N i<br />

y<br />

) +<br />

i<br />

Y )( 1<br />

+ ( 1) N , i) 1<br />

N<br />

N , i 1<br />

y i = Standardabweichung des Rausch-Signals<br />

Y i<br />

N<br />

Y N = ist der Mittelwert des gefilterten Rauschsignals. Er<br />

N<br />

ist N,i sehr = klein und kann mit hinreichender Genauigkeit<br />

vernachlässigt werden. Es ist daher möglich, die Standardabweichung<br />

des Rauschsignals mit Gleichung (2)<br />

N,i<br />

zu berechnen. Der Ausgang des Tiefpassfilters TPF 1<br />

ist das Quadrat der Standardabweichung des Rausch-<br />

Signals 2 y 2<br />

2<br />

N , i<br />

= i .<br />

y<br />

i<br />

+ ( 1 )<br />

N , i 1<br />

2 2<br />

2<br />

N , i<br />

= y<br />

i<br />

+ ( 1 )<br />

N , i 1 (2)<br />

( )<br />

2<br />

2 2<br />

N , i<br />

= y + 1<br />

2.2.3 Beziehungen i zwischen N , i σ1<br />

N , σ Ns und σ T<br />

Aus σ N kann so die Standardabweichung σ NS des Originalsignals<br />

berechnet werden und daraus die Unsicherheit<br />

σ T des Trends (siehe Bild 6). Die Beziehungen zwischen<br />

den drei Parametern ergeben sich aus den mathematischen<br />

Beschreibungen des Tiefpassfilters TPF 2<br />

und des Differenzierers und gegebenenfalls eines Hochpassfilters.<br />

Gleichung (3) zeigt die mathematische Beschreibung<br />

eines Tiefpassfilters.<br />

( 1 ) y<br />

1<br />

y<br />

i<br />

= xi<br />

+<br />

i , y 0 = 0 ,(3)<br />

y i<br />

y i<br />

x i<br />

= Ausgang des Tiefpassfilters<br />

y<br />

ix= x<br />

i<br />

i = + ( Eingang 1 ) yi<br />

1des , y 0 Tiefpassfilters<br />

= 0


Temperatur [K]<br />

20<br />

i<br />

HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

= xi<br />

+ ( 1 ) yi<br />

1<br />

y , y 0 = 0<br />

y i<br />

x i<br />

y i<br />

x<br />

i i<br />

y y<br />

=<br />

x<br />

Der in Bild 25 gezeigte Differenzierer kann durch Gleichung<br />

x (7) beschrieben werden.<br />


geforderten Genauigkeit der Messeinrichtung best<strong>im</strong>men<br />

und praxisgerecht begründen.<br />

Ist die Sensitivität der berechneten Größe gegenüber<br />

den Unsicherheiten der physikalischen Größen bekannt<br />

(zum Beispiel online berechenbar oder linear<br />

modellierbar), dann kann die Unsicherheit der<br />

berechneten Größe aus den Messunsicherheiten der<br />

physikalischen Größen best<strong>im</strong>mt werden. Wenn<br />

die Unsicherheiten der physikalischen Größen aus<br />

den aktuellen Differenzen der Signale der redundanten<br />

Messketten abgeschätzt werden können,<br />

dann kann die Auswirkung von Drifteffekten auf<br />

die berechnete Größe online abgeschätzt werden.<br />

Prozess- und einbaubedingte Fehler können dazu<br />

führen, dass die beschriebene Methodik hohe Abweichungen<br />

anzeigt, die nicht durch Fehler der<br />

Messkette selbst verursacht werden. Daraus lassen<br />

sich gegebenenfalls Erkenntnisse über Messbedingungen<br />

gewinnen und Opt<strong>im</strong>ierungspotenzial<br />

ableiten. Im Rahmen der Inbetriebnahme<br />

kann eine derartige Analyse wertvolle Hinweise<br />

auf Realisierungsschwachstellen geben.<br />

REFERENZEN<br />

[1] Haase, S., Hablawetz, D., Hauff, T., Krauß, M.,<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

21.05.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Lenhart, F.: Komplexe PLT-Schutzeinrichtungen,<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – <strong>Automatisierung</strong>stechnische Praxis<br />

54(1-2), S. 54-60, 2012<br />

[2] DIN EN 61508: Functional Safety of Electrical/<br />

Electronic/Programmable Electronic Safety-Related<br />

Systems, 2011<br />

[3] Resso, M., Bogatine, E.: Signal Integrity Characterization<br />

Techniques. IEC, 2009<br />

[4] Anonym: Method for Supervising Measurement<br />

Instrumentation Devices, 2012,<br />

http://ip.com, IP.com number: IPCOM000218485D<br />

[5] DIN EN 61511-3: Functional Safety - Safety Instrumented<br />

Systems for the Process Industry Sector. Part 3:<br />

Guidance for the Determination of the Required Safety<br />

Integrity Levels, 2005<br />

[6] Wörn, H.: Echtzeitsysteme: Grundlagen, Funktionsweisen,<br />

Anwendungen. Springer, 2005<br />

[7] Cao, S.; Rhinehart, R.: An Efficient Method for Online<br />

Identification of Steady State. Journal of Process<br />

Control 5(6), S. 363-374, 1995<br />

[8] Bebar, M.: Regelgütebewertung in kontinuierlichen<br />

verfahrenstechnischen <strong>Anlagen</strong> anhand vorliegender<br />

Messreihen, Dissertation Ruhr-Universität Bochum,<br />

2005. http://www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de<br />

AUTOREN<br />

Prof. Dr.-Ing. CHRISTIAN BRECHER (geb. 1969) leitet seit 2004 den<br />

Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen am WZL der RWTH Aachen<br />

und ist seit 2013 geschäftsführender Direktor des Werkzeugmaschinenlabors.<br />

Seine Forschungsgebiete umfassen die Bereiche<br />

Maschinentechnik, Steuerungstechnik und Getriebetechnik.<br />

RWTH Aachen,<br />

Werkzeugmaschinenlabor (WZL),<br />

Steinbachstr. 19, D-52074 Aachen,<br />

Tel. + 49 (0) 241 802 74 07,<br />

E-Mail: c.brecher@wzl.rwth-aachen.de<br />

Dr.-Ing. THOMAS HAUFF (geb. 1960) ist <strong>im</strong> Fachzentrum <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />

der BASF SE auf dem Arbeitsgebiet der<br />

Prozessleittechnik tätig. Themengebiete sind unter anderem<br />

Qualitätssicherung, technische Evaluierung und Consulting für<br />

<strong>Automatisierung</strong>slösungen. Er ist Obmann des Namur AK 2.11.<br />

BASF SE,<br />

D-67056 Ludwigshafen, Tel. +49 (0) 621 602 03 26,<br />

E-Mail: thomas.hauff@basf.com<br />

M. Sc. WUSHAN LIANG (geb. 1986) ist seit 2012 <strong>im</strong> Fachzentrum<br />

<strong>Automatisierung</strong>stechnik der BASF SE in Ludwigshafen tätig.<br />

Die vorliegende Arbeit basiert auf ihrer Masterarbeit, die bei<br />

BASF angefertigt und von der RWTH Aachen betreut wurde.<br />

Sie befasst sich mit der Implementierung modellbasierter Schutzkonzepte.<br />

BASF SE,<br />

D-67056 Ludwigshafen, Tel. + 49 (0) 621 607 32 44,<br />

E-Mail: wushan.liang@basf.com<br />

Dipl.-Ing. MARKUS OBDENBUSCH (geb. 1986) arbeitet seit 2011<br />

als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen<br />

der RWTH Aachen. Seine Forschungsgebiete umfassen<br />

die automatisierte <strong>Anlagen</strong>diagnose und Inbetriebnahme von<br />

Produktionsmaschinen <strong>im</strong> Maschinenbau.<br />

RWTH Aachen,<br />

Werkzeugmaschinenlabor (WZL),<br />

Steinbachstr. 19, D-52074 Aachen,<br />

Tel. + 49 (0) 241 802 82 36,<br />

E-Mail: m.obdenbusch@wzl.rwth-aachen.de<br />

Dipl.-Phys. MATTHIAS STRAUSS (geb. 1986) arbeitet auf den<br />

Gebieten der Überwachung sicherheitsrelevanter Messeinrichtungen<br />

und modellbasierte Schutzsysteme.<br />

BASF SE,<br />

D-67056 Ludwigshafen,<br />

Tel. +49 (0) 621 609 17 25,<br />

E-Mail: matthias.strauss@basf.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

45


HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

Integriertes Engineering –<br />

wann, wenn nicht jetzt!<br />

Notwendigkeit, Anforderungen und Ansätze<br />

Für die Planung und Betriebsbetreuung in der Prozessindustrie werden viele unterschiedliche<br />

Engineering-Systeme verwendet. Diese sind jeweils für Komponenten, Lebenszyklusphasen<br />

oder Gewerke spezialisiert, aber auch auf sie begrenzt. In Planungs- und Betriebsphase<br />

müssen Daten zwischen diesen Systemen transportiert werden. Dieser Beitrag<br />

schlägt vor, integrierte Engineering-Systeme zu verwenden. Zur Realisierung werden verschiedene<br />

Ansätze präsentiert. Ein Blick auf Konzepte wie Industrie 4.0 zeigt, dass diese<br />

Ansätze jetzt dringend fortentwickelt und in der Praxis <strong>im</strong>plementiert werden müssen.<br />

SCHLAGWÖRTER Engineering-Systeme / <strong>Anlagen</strong>-Lebenszyklus / Integration /<br />

Schnittstellen<br />

Integrated Engineering –<br />

If not now, then when?<br />

Many different engineering systems are used for the engineering and maintenance in the<br />

process industries. These systems are specialized for components, certain phases of the<br />

plant life cycle and engineering discipline, and they are l<strong>im</strong>ited to these areas. During<br />

Engineering and Operation phase data has to be exchanged between these systems. This<br />

paper suggests to <strong>im</strong>plement integrated engineering systems. Several realisation approaches<br />

are presented. A view on innovative concepts like Industry 4.0 shows that these approaches<br />

urgently need further development and <strong>im</strong>plementation for practical application.<br />

KEYWORDS engineering systems / plant life cycle / integration / interfaces<br />

46<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


THOMAS TAUCHNITZ, Sanofi-Aventis Deutschland<br />

Während der Planung und Errichtung von<br />

<strong>Anlagen</strong> wird eine große Datenmenge erzeugt,<br />

es entsteht ein elektronisches Abbild<br />

der Anlage. Dieses Abbild wird während<br />

der Betriebsphase ständig fortgeschrieben<br />

und durch Projekte weiterentwickelt. Der<br />

Planungsaufwand verschlingt zehn bis fünfzehn Prozent<br />

des <strong>Anlagen</strong>wertes, und die Qualität der Daten hat einen<br />

großen Einfluss auf die Geschwindigkeit der <strong>Anlagen</strong>errichtung<br />

und auf Qualität und Kosten der späteren Betriebsbetreuung.<br />

Zur Unterstützung der Planungs- und Betreuungsphase<br />

wird eine Vielzahl von Engineering-Systemen verwendet.<br />

Dieser Beitrag schlägt – auf Basis eines Vortrags auf<br />

der Namur-Hauptsitzung vom 9. November 2012 – vor,<br />

integrierte Engineering-Systeme zu verwenden.<br />

1. INTEGRIERTES ENGINEERING<br />

Für den Begriff Engineering gibt es ein enges und ein<br />

weites Verständnis: Im engeren Sinne bezeichnet Engineering<br />

– wie <strong>im</strong> Englischen – <strong>im</strong> Lebenszyklus von <strong>Anlagen</strong><br />

die Planungsphase: Nach der Engineeringphase<br />

käme also die Errichtungs- und dann die Betriebsphase.<br />

Im weiten Verständnis bezeichnet Engineering sämtliche<br />

Prozesse zur Dokumentation von <strong>Anlagen</strong> während ihres<br />

gesamten Lebenszyklus von der Planung über die Betriebsphase<br />

bis zur Demontage. Wenn man von dem<br />

Engineering-Tool eines Prozessleitsystems spricht, wird<br />

dieses weitere Verständnis des Begriffs Engineering verwendet,<br />

welches auch diesem Beitrag zugrunde liegt. Es<br />

geht also um die Werkzeuge für die Dokumentation für<br />

den gesamten Lebenszyklus von <strong>Anlagen</strong>.<br />

Der Begriff Integration bezeichnet den Zusammenschluss<br />

von unabhängigen Einheiten zu einem übergeordneten<br />

Ganzen. Speziell geht es also um den Zusammenschluss<br />

unabhängiger Engineering-Werkzeuge zu<br />

einem Gesamt-Werkzeug. Die angestrebte Integration<br />

geht über Komponenten-, Lebenszyklus- und Gewerkegrenzen<br />

hinweg.<br />

1.1 Kernfragen<br />

Mit drei Fragen kann schnell bewertet werden, inwieweit<br />

in dem jeweiligen Bereich integriertes Engineering<br />

<strong>im</strong> Sinne dieses Beitrags verwendet wird:<br />

Wird für die Planung und Betreuung aller Systeme<br />

und Gewerke des Unternehmens nur ein einziges<br />

Engineering-Tool beziehungsweise ein zusammenhängendes<br />

Toolsystem eingesetzt?<br />

Werden die Daten der technischen Einrichtungen <strong>im</strong><br />

gesamten Lebenszyklus nur einmalig eingegeben?<br />

Werden diese Daten durch das Engineering-Tool<br />

während des gesamten <strong>Anlagen</strong>-Lebenszyklus konsistent<br />

gehalten?<br />

In dem Maße, in dem diese Fragen bejaht werden können,<br />

ist bereits ein integriertes Engineering realisiert. Und<br />

umgekehrt: Je mehr unabhängige Systeme verwendet<br />

werden, in je mehr Systemen dieselben Daten manuell<br />

eingegeben und gepflegt werden müssen, je mehr organisatorischer<br />

und personeller Aufwand für die Datenkonsistenz<br />

betrieben werden muss, desto weiter ist man von<br />

der Realisierung des integrierten Engineerings entfernt.<br />

2. HERAUSFORDERUNGEN<br />

Warum ist das integrierte Engineering noch nicht realisiert<br />

und wie komplex ist diese Aufgabe? Wenn man über<br />

integriertes Engineering spricht, ist zunächst der sinnvolle<br />

Umfang der Integration zu definieren. Welche Komponenten,<br />

welche Lebenszyklusphasen, welche Gewerke<br />

sollen mit dem integrierten Werkzeug geplant und in der<br />

Betriebsphase dokumentiert werden?<br />

2.1 PLT-Systemlandschaft<br />

Im ersten Schritt wird die Systemlandschaft <strong>im</strong> Bereich<br />

der Prozessleittechnik (PLT) betrachtet. Feldgeräte müssen<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

47


HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

Engineering-<br />

Werkzeug<br />

mit Konfi-Daten<br />

ERP<br />

BDIS<br />

Produkt.-<br />

Planungs-<br />

System<br />

Energie-<br />

Managem.-<br />

Sytem<br />

Zeit<br />

Datentransfer<br />

Datenkonsolidierung<br />

Datenkontrolle<br />

Fehlerfolgen<br />

(SCADA)<br />

PLS<br />

(SPS)<br />

Sicherheits-<br />

SPS<br />

Feld geräte-<br />

Parametr.<br />

Adv.<br />

Proc.<br />

Contr.<br />

manueller Transfer<br />

ist Fehlerquelle<br />

Datentransfer<br />

Datenkonsolidierung<br />

Datenkontrolle<br />

Fehlerfolgen<br />

Feldgerät<br />

Qualität<br />

Kosten<br />

Globaler Wettbewerb<br />

BILD 1: Systemlandschaft der Prozessleittechnik mit<br />

dem jeweiligen spezialisierten Engineering-Werkzeug<br />

BILD 2: Das Magische Dreieck des Projektmanagements<br />

mit globalem Wettbewerbsdruck<br />

parametriert werden. Prozessleitsysteme (PLS) benötigen<br />

ebenso ein Engineering-Tool wie Sicherheits-SPSen<br />

(SSPS) oder Systeme für Advanced Process Control<br />

(APC). Darüber kommen Betriebsdaten-Informationssysteme<br />

(BDIS), Produktionsplanungssysteme (PPS) und<br />

Energiemanagementsysteme, darüber schließlich das<br />

Enterprise Resource Planning System (ERP). Jedes dieser<br />

Systeme hat ein spezialisiertes Engineering-Werkzeug,<br />

in dem die Funktionen definiert und konfiguriert werden<br />

(siehe Bild 1).<br />

Wenn diese Engineering-Werkzeuge nicht integriert<br />

sind, muss jede Änderung in ihnen von Hand parallel<br />

konfiguriert werden. Für ein zusätzliches Feldgerät müssen<br />

die Geräteparameter, die Verschaltung <strong>im</strong> PLS und<br />

in der Sicherheits-SPS, die Anzeige <strong>im</strong> PLS, die Datenarchivierung<br />

<strong>im</strong> BDIS und gegebenenfalls die Auswertung<br />

<strong>im</strong> Energiemanagementsystem eingegeben werden,<br />

und in jedem System häufig die gleichen Daten: PLT-<br />

Stellen-Bezeichnung, Kurz- und Langtext, Messbereich<br />

und ähnliches. Nur durch Perfektion und Kontrollen<br />

kann dabei die Datenkonsistenz sichergestellt werden.<br />

2.2 Lebenszyklus<br />

In allen Phasen der Planung und der Betriebsbetreuung<br />

werden Daten erzeugt und geändert. Die Planung kann<br />

in verschiedene Phasen unterteilt werden: Konzeptplanung,<br />

Basic Engineering, Detail Engineering, Errichtung<br />

und Inbetriebnahme. Jede Planungsphase verwendet<br />

Daten der vorherliegenden Phasen und detailliert sie<br />

weiter. Nur, wenn die Daten der früheren Phasen in einem<br />

integrierten elektronischen System zur Verfügung<br />

stehen, können sie für die späteren Phasen verwendet<br />

werden, ohne zusätzlichen Aufwand für den Transfer<br />

und die Qualitätssicherung zu erfordern. Die Planungsphasen<br />

sind aber nur in der Theorie aufeinander folgend<br />

und einmalig. In aller Regel werden verschiedene Phasen<br />

parallel bearbeitet, und es gibt ständig Änderungen, die<br />

sich auf die vorhergehende Phase auswirken. Jede dieser<br />

Umplanungen erfordert wiederum Datentransfers.<br />

Im Übergang von der Planungs- zur Betriebsphase werden<br />

Planungsdaten benötigt, um beispielsweise die Wartung<br />

und Inspektion zu planen. Umgekehrt müssen die<br />

bei der Inbetriebnahme erzeugten Parametersätze und<br />

Betriebspunkte in die As-Built-Dokumentation eingepflegt<br />

werden.<br />

Während der eigentlichen Betriebsphase entstehen nur<br />

Daten zur Dokumentation von Wartungs- und Inspektions-Maßnahmen,<br />

aber das in der Planung erzeugte<br />

elektronische <strong>Anlagen</strong>abbild wird für Dokumentation<br />

und Fehlerbehebung benötigt, es muss also <strong>im</strong>mer aktuell<br />

und konsistent zur Verfügung stehen. Und es wird<br />

benötigt, wenn es <strong>im</strong> Rahmen der Instandhaltung oder<br />

als separates Projekt Verbesserungen oder Erweiterungen<br />

gibt. Am Ende des <strong>Anlagen</strong>lebens dienen die Unterlagen<br />

zur Demontageplanung und zur Dokumentation, die über<br />

die <strong>Anlagen</strong>lebensdauer hinaus aufbewahrt werden<br />

muss. Die Anforderung an ein integriertes Engineering<br />

gilt also für den gesamten Lebenszyklus von prozesstechnischen<br />

<strong>Anlagen</strong>.<br />

2.3 Gewerke<br />

Im Abschnitt 2.1 wurden die Komponenten der PLT-<br />

Systemlandschaft genannt und deutlich gemacht, wie<br />

aufwendig das Engineering in all diesen unabhängigen<br />

Engineering-Werkzeugen ist. Nun stellt die Prozessleittechnik<br />

aber nur ein Drittel oder Viertel der Anlage<br />

48<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


dar. Auch der Prozess, die Apparate, die Rohrleitungen,<br />

die Aufstellung, die Versorgungstrassen müssen<br />

geplant werden, sowie der Bau der Gebäude und der<br />

Stahlbau für die Apparate. Hierfür gibt es eigene spezialisierte<br />

Engineering-Werkzeuge. Und wieder werden<br />

Daten erzeugt und gepflegt, die auch für andere<br />

Gewerke und Komponenten notwendig sind: Die Prozessauslegung<br />

legt die Rohrdurchmesser fest, und für<br />

die Rohrleitungsplanung benötigt man wiederum die<br />

Abmessungen der Feldgeräte. Die Apparatebezeichnungen<br />

werden für die Fließbilder des PLS benötigt<br />

und die Prozessbeschreibungen für die Ablaufketten<br />

<strong>im</strong> PLS.<br />

Wer ein integriertes Engineering anstrebt, muss also<br />

auch auf die Integration zwischen den verschiedenen<br />

Gewerken achten. Und es wird deutlich, dass die Werkzeuge<br />

der Prozessindustrie noch einen weiten Weg vor<br />

sich haben, bis alle drei Kernfragen zum Engineering<br />

(siehe Abschnitt 1.1) positiv beantwortet werden können.<br />

3. ANFORDERUNGEN<br />

Einen eingängigen Ausdruck für die durch die verschiedenen<br />

Engineering-Werkzeuge für Komponenten, Lebenszyklus-Phasen<br />

und Gewerke entstehende Engineering-Landschaft<br />

hat Biffl geprägt: Er spricht vom Engineering-Polynesien<br />

[1]. Im Folgenden werden Anforderungen<br />

an die Integration von solchen Engineering-Inseln<br />

diskutiert.<br />

3.1 Datentransport<br />

Zwischen den Engineering-Systemen – bildlich: den<br />

Engineering-Inseln – ist ein Datenaustausch erforderlich.<br />

Und zwar nicht einmalig, sondern <strong>im</strong>mer wieder und<br />

häufig sogar in beide Richtungen. Im Bild: Es müssen<br />

Boote zwischen den Inseln hin- und herfahren und Daten<br />

transportieren, und zwar nicht kleine Schnellboote, sondern<br />

große Fähren mit Tausenden von Daten. In der realen<br />

Welt können die Daten per Telefon übertragen werden<br />

nach dem Motto: „An die PLT: Wir haben den Durchmesser<br />

der Rohrleitung xyz von DN50 auf DN80 geändert.<br />

Bitte ändert euren Durchflussmesser F1234“. Noch häufiger<br />

wird der Austausch per Tabellenkalkulations-Blatt<br />

sein: „An die PLT: Anbei erhalten Sie Version 15 der<br />

nochmals überarbeiteten PLT-Stellen-Bezeichnungen.“<br />

Der Empfänger dieser Tabelle muss dann aus den Hunderten<br />

Zeilen die Änderungen heraussuchen und in seine<br />

Systeme eingeben.<br />

3.2 Magisches Projektdreieck<br />

Im Projektmanagement wird vom magischen Dreieck<br />

gesprochen, das aus Zeit, Qualität und Kosten besteht.<br />

Die Projektleitung ist dafür verantwortlich, das Projekt<br />

<strong>im</strong> vorgegebenen Budget, in den Terminen und mit<br />

dem vorgegebenen Umfang sowie in hoher Qualität<br />

abzuschließen. Der oben beschriebene Datentransport<br />

ist Teil des Projektaufwands und wirkt sich auf alle<br />

drei Kenngrößen aus:<br />

Datenexport und -<strong>im</strong>port, die Konsolidierung von bestehenden<br />

und geänderten Daten, die Qualitätskontrolle<br />

der Daten und die Identifikation und Beseitigung von<br />

Fehlern kosten Zeit und verlängern die Projektdauer.<br />

Die gleichen Aktivitäten erhöhen auch die Projektkosten.<br />

Einerseits direkt als letztlich unproduktive Ingenieurstunden,<br />

andererseits auch indirekt durch Fehlerbeseitigung,<br />

Nachbesserungen, Dokumentenrevisionen<br />

und ähnliches.<br />

Jeder manuelle Transfer und jeder manuelle Abgleich<br />

von Daten ist – wie jede menschliche Arbeit – eine Fehlerquelle.<br />

Fehler können große Probleme bei der Inbetriebnahme<br />

bis hin zu Nachbesserungsprojekten schaffen.<br />

Um Fehler zu min<strong>im</strong>ieren, müssen umfangreiche<br />

Qualitätssicherungsmaßnahmen wie beispielsweise das<br />

Vier-Augen-Prinzip eingesetzt werden.<br />

Der steigende wirtschaftliche Druck <strong>im</strong> globalen Wettbewerb<br />

erzwingt eine Verkleinerung des magischen Dreiecks,<br />

siehe Bild 2: Die Projektlaufzeit muss min<strong>im</strong>iert<br />

werden, die Kosten verringert – eine hohe Qualität wird<br />

trotzdem erwartet. Ein integriertes Engineering kann<br />

einen guten Beitrag in diesem Umfeld leisten. Selbst falls<br />

Werkzeuge für das integrierte Engineering teurer sind<br />

– der Wegfall des manuellen Datentransfers wird mindestens<br />

<strong>im</strong> gleichen Maß Kosten einsparen. Und die eingesparte<br />

Zeit sowie die Fehlervermeidung, durch die<br />

zusätzlich auch das Projektrisiko sinkt, sind große und<br />

vielleicht ausschlaggebende Vorteile des integrierten<br />

Engineerings.<br />

3.3 Schnittstellen<br />

Die Namur-Empfehlung NE 139 Informationsschnittstellen<br />

in der Prozessautomatisierung – Betriebliche Eigenschaften<br />

[2] zielt zwar auf Echtzeit-Schnittstellen für<br />

Prozessdaten, enthält aber einen Katalog von Anforderungen,<br />

die sich leicht auf die Schnittstellen für das integrierte<br />

Engineering übertragen lassen.<br />

Integrität: Keine ungewollten Veränderungen während<br />

der Datenübertragung; Security-Eigenschaften<br />

Nachhaltigkeit: Langjährige Pflege, Erweiterung und<br />

Modernisierung des Systems, unter anderem durch<br />

Aufwärtskompatibilität, hierarchische Strukturierung<br />

in unabhängige Layer- und Technologieunabhängigkeit<br />

Durchgängigkeit: Allgemeine Einsatzmöglichkeit<br />

über die Ebenen der <strong>Automatisierung</strong>spyramide<br />

(vgl. Abschnitt 2.1), Lebenszyklusphasen (vgl. Abschnitt<br />

2.2) und Gewerke (vgl. Abschnitt 2.3), unter<br />

anderem durch Konformität zu Standards und<br />

Marktverbreitung<br />

Handhabbarkeit: Einfache Planung, Wartung und<br />

Anwendung in der Praxis, unter anderem durch Installationsfreiheit,<br />

Projektierungsfreiheit und Plugand-play-Fähigkeit<br />

Betriebssicherheit: Beherrschung von Ausfällen und<br />

anderen Fehlern<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

49


HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

Eine weitere Anforderung ist, dass die Schnittstellen<br />

ein Management des Workflows ermöglichen müssen.<br />

Es muss eine klare Zuordnung der Daten zu Verantwortlichen<br />

(owner) geben, Änderungen müssen nachvollziehbar<br />

sein (wer hat wann was geändert?) und es<br />

müssen diverse Stati vergeben werden können (zum<br />

Beispiel freigegeben zum Detail Engineering oder as<br />

built).<br />

4. REALISIERUNGSANSÄTZE<br />

Zur Realisierung eines integrierten Engineerings gibt es<br />

zwei grundsätzliche Ansätze:<br />

Entweder Schnittstellen werden vermieden, indem<br />

man mit verschiedenen Werkzeugen oder Modulen<br />

auf derselben Datenbank arbeitet,<br />

oder es werden standardisierte Schnittstellen geschaffen,<br />

über die die verschiedenen Datenbanken<br />

der Werkzeuge Daten austauschen können.<br />

Vorteil des ersten Ansatzes ist, dass Schnittstellen gar<br />

nicht erst erforderlich sind. Die Integration leistet der<br />

Anbieter der Datenbank sowie der Module, die auf diese<br />

Datenbank zugreifen. Nachteil ist, dass man mit der<br />

Wahl der Datenbank auf die zugehörige Werkzeugsuite<br />

festgelegt ist. Wenn man zusätzliche Werkzeuge benötigt,<br />

sind diese wieder Inseln oder müssen individuell per<br />

Schnittstelle angedockt werden.<br />

Vorteil des zweiten Ansatzes ist, dass die standardisierten<br />

Schnittstellen eine grundsätzliche Offenheit<br />

ermöglichen, sodass man frei wählbare Engineering-<br />

Werkzeuge einsetzen kann – sofern sie den Schnittstellen-Standard<br />

verwenden. Nachteil ist, dass eine solche<br />

Standardisierung über alle Komponenten, Lebenszyklus-Phasen<br />

und Gewerke noch nicht vorhanden ist und<br />

einen hohen Aufwand erfordern wird. Außerdem müssen<br />

solche Standards über Jahrzehnte stabil oder aufwärtskompatibel<br />

sein, um die <strong>Anlagen</strong>lebensdauer<br />

abzudecken.<br />

Im Folgenden werden vier aktuelle Realisierungsansätze<br />

vorgestellt. Ein Anspruch auf Vollständigkeit wird<br />

nicht erhoben, der Autor ist dankbar für Hinweise auf<br />

andere Ideen.<br />

4.1 Werkzeugsuite mit zentraler Datenbank<br />

Das in Europa wohl am weitesten verbreitete Werkzeug<br />

mit zentraler Datenbank ist Comos von Siemens [3].<br />

Basis ist eine relationale Datenbank mit einer objektorientierten<br />

Abstraktionsschicht, auf die verschiedene Module<br />

zugreifen. Diese Module decken die Prozessleittechnik<br />

und weite Teile der Verfahrenstechnik über den gesamten<br />

Lebenszyklus ab. Dadurch, dass alle Module auf<br />

dieselbe Datenbank zugreifen (siehe Bild 3), ist jederzeit<br />

die Konsistenz aller Daten gesichert. Wenn beispielsweise<br />

eine Messstelle umbenannt wird, ist sie <strong>im</strong> R&I-Schema,<br />

in der Messstellenliste, in der Ein-/Ausgangsliste des<br />

Prozessleitsystems und in den Stromlaufplänen geändert.<br />

Ein anderes Beispiel für ein Werkzeug mit zentraler<br />

Datenbank ist Cadison [4], das seinen Schwerpunkt mehr<br />

<strong>im</strong> Bereich der Verfahrenstechnik hat.<br />

4.2 Schnittstelle zwischen Comos und PCS 7<br />

Viele der für das PLS-Engineering erforderlichen Daten<br />

liegen durch die Feldplanung bereits vor: PLT-Stellen,<br />

Messbereiche und R&I-Fließbilder. Da liegt es nahe, die<br />

Softwareplanung für Prozessleitsysteme ebenfalls <strong>im</strong><br />

PLT-Planungstool durchzuführen. Dieser Ansatz wurde<br />

in einem Pilotprojekt von Sanofi-Aventis Deutschland<br />

GmbH und Siemens AG verfolgt. Hierüber wurde bereits<br />

auf der Namur-Hauptsitzung 2011 in Bad Neuenahr berichtet<br />

(siehe Bild 4). Technische Basis ist der strukturierte<br />

Austausch der Daten über ein gemeinsames Datenmodell<br />

von Comos und PCS 7.<br />

Für die Software – speziell für Chargen-Produktion<br />

gemäß DIN EN 61512 – wurden in diesem Pilotprojekt<br />

folgende Objekte in Comos angelegt:<br />

Verriegelungspläne (Continuous Function Charts,<br />

CFCs) für Control Modules (Einzelsteuerebene).<br />

Die Funktionen wurden durch Sanofi-Aventis verbal<br />

beschrieben und von Siemens manuell für<br />

PCS 7 programmiert. In der Planung in Comos<br />

werden dann die Instanzen dieser Control-Module<br />

geplant und verdrahtet. Die Schnittstelle legt<br />

dann entsprechende Instanzen der Bausteine mit<br />

Verschaltungen und Verriegelung in PCS 7 an.<br />

Ablaufpläne (Sequential Function Charts, SFCs) für<br />

Equipment Modules. In diesen SFCs werden für jede<br />

Betriebsart die Abläufe der Equipment-Module neutral<br />

beschrieben. Der Compiler erzeugt die entsprechenden<br />

Equipment-Module in PCS 7. Wenn dann<br />

in Comos diese Equipment-Module für die konkrete<br />

Anlage instanziiert werden, legt die Schnittstelle<br />

entsprechende Instanzen dieser Equipment-Module<br />

in PCS 7 an.<br />

Zur Beschreibung der Equipment Module gehören<br />

nicht nur die Ablaufpläne, sondern auch noch Parameter.<br />

Im Prinzip wäre es möglich, auch die die Equipment-<br />

Module aufrufenden Rezepte in Comos zu planen<br />

und nach PCS 7 zu übertragen. Dies wurde <strong>im</strong> Pilotprojekt<br />

aber noch nicht realisiert.<br />

Die bisher <strong>im</strong> Pilotprojekt erstellten Schnittstellen-Funktionalitäten<br />

zwischen Comos und PCS 7 sind für den<br />

Bereich der Einzelsteuerebene bereits in den Produkten<br />

verfügbar und werden für die Equipment Module von<br />

Siemens demnächst als Marktprodukt freigegeben.<br />

4.3 NAMUR-DATENCONTAINER ZWISCHEN CAE UND PLS<br />

Die <strong>im</strong> vorigen Abschnitt beschriebene Schnittstelle<br />

zwischen Comos und PCS 7 ist naturgemäß herstellerspezifisch.<br />

Die Namur als Interessenverband aller PLT-<br />

Anwender arbeitet an Vorschlägen, eine solche Schnitt-<br />

50<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


stelle allgemeingültig zu beschreiben. Diese als Namur-<br />

Datencontainer bezeichnete Schnittstelle soll <strong>im</strong> Jahr<br />

2013 in einer Namur-Empfehlung veröffentlicht werden.<br />

Die Grundidee ist in Bild 5 dargestellt: Statt eine spezifische<br />

Schnittstelle von jedem CAE-System zu jedem<br />

Prozessleitsystem zu entwickeln, wird ein Namur-Datencontainer<br />

definiert, in den CAE-System und PLS Daten<br />

hineinschreiben und herauslesen können – wobei<br />

diese Schnittstelle auch bidirektional wirkt. Der Container<br />

selbst speichert keine Daten, sondern ermöglicht nur<br />

einen File-Transfer zwischen den Systemen.<br />

Die Herausforderung wird sein, diesen Container ausreichend<br />

detailliert zu beschreiben, damit die Schnittstellen<br />

zu CAE-Systemen und Prozessleitsystemen <strong>im</strong><br />

Plug-and-play-Stil funktionieren. Andererseits muss<br />

diese Schnittstelle breite Akzeptanz finden (alle marktgängigen<br />

CAE-Systeme und PLS) und über Jahrzehnte<br />

hinaus unterstützt werden.<br />

4.4 Automation Service Bus<br />

BILD 3: Comos von Siemens als Beispiel<br />

eines CAE-Systems mit zentraler Datenbank<br />

Comos von Siemens<br />

Die bisher genannten Realisierungsansätze basieren entweder<br />

auf einer gemeinsamen Datenbank oder beziehen<br />

sich konkret auf die Schnittstelle zwischen CAE und<br />

PLS. Der Automation Service Bus zielt auf das Bereitstellen<br />

einer offenen Plattform zur Integration von heterogenen<br />

Software-Werkzeugen für die Entwicklung von <strong>Automatisierung</strong>ssystemen<br />

[1]. An diese Plattform können<br />

verschiedene, spezifische Werkzeuge angeschlossen<br />

werden. Eine Engineering Data Base und eine Engineering<br />

Knowledge Base speichern die gemeinsam verwendeten<br />

Daten auf Projektebene. Bild 6 stellt die Grundstruktur<br />

des Automation Service Bus dar.<br />

Produktion<br />

Verfahrens-Ing.<br />

PLT-Ing.<br />

Comos PCS 7<br />

Compiler<br />

Betrieb<br />

5. RISIKEN UND CHANCEN<br />

Die Idee eines integrierten Engineerings ist nicht neu.<br />

Schon vor 20 Jahren gab es beispielsweise den Versuch,<br />

eine systemneutrale Konfiguration von Prozessleitsystemen<br />

zu entwickeln, die dann in jedes PLS hinuntergeladen<br />

werde könnte [5, 6]. Auch werden die Engineering-<br />

Tools mit zentralen objektorientierten Datenbanken und<br />

darauf zugreifende Werkzeuge seit mehr als zehn Jahren<br />

angeboten und ständig erweitert. Ein breit aufgestellter<br />

Entwurf für die Integration des Prozessentwurfs-, Engineering-<br />

und Betreuungsprozesses wurde bereits 2005<br />

veröffentlicht [7, 8]. Von einem integrierten Engineering,<br />

das die Herausforderungen von Abschnitt 2 und die Anforderungen<br />

von Abschnitt 3 erfüllt – und letztlich die<br />

eingangs gestellten Kernfragen bejaht – ist noch nicht<br />

viel zu sehen.<br />

5.1 Risiken für das integrierte Engineering<br />

Softwareplanung<br />

Softwareerstellung<br />

BILD 4: Schnittstelle zwischen Comos und PCS 7<br />

von Siemens für die Softwareerstellung<br />

Dieser Beitrag hat verdeutlicht, dass ein integriertes Engineering<br />

sinnvoll, der Weg dorthin jedoch nach wie vor<br />

herausfordernd ist. Die Breite der abzudeckenden Komponenten,<br />

Lebenszyklen und Gewerke, die Anforderungen<br />

und die relative Begrenztheit der Realisierungsansätze<br />

zeigen, wie groß die Aufgabe ist. Und der Blick auf<br />

andere Schnittstellen-Standardisierungen wie beispielsweise<br />

be<strong>im</strong> Feldbus zeigt, dass hier eine zähe gemeinsame<br />

Anstrengung vieler Beteiligter erforderlich ist, deren<br />

Interessen sich durchaus unterscheiden:<br />

Unmittelbarer Nutznießer eines integrierten Engineerings<br />

sind die Betreiberfirmen: Projekte sind billiger,<br />

schneller und besser (siehe Abschnitt 3.2), der Übergang<br />

von der Planungs- zur Betriebsphase erfordert keinen<br />

Dokumentationsaufwand und Obsoleszenzprobleme<br />

der Systeme (vergleiche [9]) lassen sich durch die geforderte<br />

Aufwärtskompatibilität beherrschen. Aber: Wer<br />

in den Betreiberfirmen kann und wird bei einem solchen<br />

Entwicklungsprojekt mitarbeiten? Die einzelnen<br />

Betriebe sicher nicht, die In-house-Engineering-Abteilungen<br />

wohl schon, aber nur, wenn dafür Entwick-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

51


HAUPTBEITRAG | NAMUR-HAUPTSITZUNG<br />

Mapping<br />

Mapping<br />

Mapping<br />

Mapping<br />

Mapping<br />

BILD 5: „Namur-Datencontainer“ zwischen CAE-Systemen<br />

und Prozessleitsystemen. Quelle: Namur-Arbeitskreis 1.10<br />

Tablett-PC<br />

BILD 7: Anwendungsfall für Industrie 4.0 für den<br />

Austausch eines Ventils (Quelle: www.samson.de)<br />

BILD 6: Grundlegende Elemente einer<br />

Software-Werkzeugintegration mit dem<br />

Automation Service Bus. Quelle: [1]<br />

lungsgelder vom Konzern zur Verfügung gestellt werden.<br />

Einzelne Projekte werden den Entwicklungsaufwand<br />

nicht tragen können.<br />

Die Interessen von Engineering-Dienstleistern sind<br />

schon nicht mehr so eindeutig. Einerseits erlauben effiziente<br />

Entwicklungswerkzeuge eine günstige Projektabwicklung,<br />

aber offene Standards stehen auch den Mitbewerbern<br />

zur Verfügung und könnten Know-how-Vorsprünge<br />

relativieren. Und: Zumindest kurzfristig gesehen<br />

kann man auch mit dem Verkauf von Ingenieurstunden<br />

für Datentransfers Geld verdienen.<br />

Die Anbieter von CAE-Werkzeugen versuchen traditionell,<br />

möglichst viele Anwendungen <strong>im</strong> eigenen Haus<br />

anzubieten, sie tendieren also eher zu Systemen mit zentraler<br />

Datenbank (siehe Abschnitt 4.1). Eine Offenheit<br />

ermöglicht zwar die Ankopplung von spezialisierten<br />

Fremd-Engineering-Systemen, ist aber keine Einbahnstraße<br />

und ermöglicht auch anderen Anbietern, das eigene<br />

Werkzeug als Subsystem anzubinden.<br />

Die Anbieter von Systemen der Prozessleittechnik wie<br />

PLS, BDIS wollen durch auf ihre Systeme spezialisierte<br />

Engineering-Tools Vorteile vor den Mitbewerbern gewinnen:<br />

Wenn man PLS mitunter als Commodities bezeichnet,<br />

kann man durch effiziente Engineering-Tools punkten.<br />

Wie groß ist dann das Interesse, das PLS-Engineering<br />

einfach durch Compilierung der aus einem CAE-Werkzeug<br />

heruntergeladenen Funktionsplanung zu erzeugen?<br />

Bleiben die Verbände. Die Namur als Interessengemeinschaft<br />

<strong>Automatisierung</strong>stechnik der Prozessindustrie<br />

steht auf Seiten der Betreiber und treibt daher schon<br />

seit Jahren Elemente des integrierten Engineerings voran.<br />

Eigene Ressourcen für ein großes Entwicklungsprojekt<br />

hat sie jedoch nicht und hängt insofern vom Engagement<br />

ihrer Mitgliedsfirmen ab. Die VDI/VDE-Gesellschaft<br />

Mess- und <strong>Automatisierung</strong>stechnik (GMA) verbindet<br />

Hersteller, Betreiber und Universitäten und wäre daher<br />

ein mächtiger und willkommener Partner.<br />

Die Diskussion in den kommenden Monaten wird zeigen,<br />

welche Interessengruppen mit welchen Ressourcen<br />

das integrierte Engineering voranbringen.<br />

5.2 Motivation Industrie 4.0<br />

In Deutschland wird aktuell viel gesprochen von der<br />

vierten industriellen Revolution, kurz als Industrie 4.0<br />

bezeichnet [10]. Dieses Internet der Dinge und Dienste<br />

und die Cyber-Physical Production Systems streben eine<br />

Vernetzung von Prozessen, Produkten und Dienstleistungen<br />

an. Die Durchgängigkeit des Engineerings über<br />

den gesamten Lebenszyklus [10] wird dabei als kennzeichnendes<br />

Merkmal dieser Strategie bezeichnet. Im<br />

Folgenden sei ein einfacher Anwendungsfall von Industrie<br />

4.0 durchgespielt (siehe auch Bild 7):<br />

52<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


Ein Ventil fällt aus.<br />

Der Schichthandwerker holt aus dem Lager ein Ventil.<br />

Der Handwerker verbindet die CPU des Ventils<br />

drahtlos mit seinem Tablett-PC.<br />

Das Ventil fragt die PLT-Stellennummer ab, die es<br />

einnehmen soll.<br />

Das Ventil fragt die Spezifikation des technischen<br />

Platzes ab, vergleicht sie mit den eigenen Daten (Anschluss,<br />

Werkstoffe, Elektronik) und bestätigt, dass<br />

es zum Ersatz geeignet ist.<br />

Das Ventil übern<strong>im</strong>mt die Parameter des Vorgängers<br />

aus dem Feldgeräte-Engineering-System.<br />

Das Ventil lädt aus dem Internet die aktuelle Feldbusversion<br />

und parametriert sich entsprechend.<br />

Das Ventil führt einen Selbsttest durch und meldet:<br />

„alles ok“.<br />

Die Einbauanleitung wird von der Homepage des<br />

Herstellers auf den Tablett-PC geladen und die Liste<br />

der erforderlichen Werkzeuge wird angezeigt.<br />

Das Formular für die Kalibrierung wird gedruckt.<br />

Der Ersatz wird <strong>im</strong> W+I-System dokumentiert.<br />

Der Ingenieur erhält eine Mail und prüft Reparatur<br />

des alten Ventils oder Ersatzbeschaffung.<br />

Ein solcher, <strong>im</strong> Moment noch nach Science-Fiction klingender<br />

Anwendungsfall macht deutlich: Ohne ein<br />

durchgängiges, während der <strong>Anlagen</strong>lebensdauer zur<br />

Verfügung stehendes, eben integriertes Engineering<br />

wird Industrie 4.0 in der Prozessindustrie nicht realisierbar<br />

sein.<br />

6. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

Dieser Beitrag ist ein Plädoyer für die Realisierung eines<br />

integrierten Engineerings. Dieser Begriff wird dabei<br />

relativ weit verstanden und auf die gesamte Planung<br />

und Dokumentation von Prozessanlagen bezogen. Die<br />

Integration soll alle Komponenten, alle Lebenszyklusphasen<br />

sowie alle Gewerke umfassen. Anforderungen<br />

an eine solche Integration wurden dargestellt und einzelne<br />

Realisierungsansätze vorgestellt. An einem Anwendungsfall<br />

gemäß der Methodik von Industrie 4.0<br />

wurde deutlich gezeigt, dass hierfür eine Integration<br />

der Engineering-Inseln zwingend erforderlich ist.<br />

Die Idee von Integration und Schnittstellen <strong>im</strong> Bereich<br />

von Prozessanlagen ist nicht neu. Es wird deutlich: Der<br />

Aufwand dafür ist hoch, viel Standardisierungsarbeit<br />

muss geleistet werden. Aber der Druck hin zu einer höheren<br />

Wirtschaftlichkeit erzwingt den Übergang vom<br />

manuellen zum industrialisierten Engineering-Prozess.<br />

Und die datentechnischen Grundlagen sind mit Schnittstellen<br />

wie XML und AutomationML gegeben. Es bleibt<br />

die Aussage: „Integriertes Engineering – wann, wenn<br />

nicht jetzt!“<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

03.01.2013<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

AUTOR<br />

Dr.-Ing. THOMAS TAUCHNITZ<br />

(geb. 1957) studierte in<br />

Hannover Elektrotechnik<br />

und promovierte <strong>im</strong> Bereich<br />

der Regelungstechnik. Bei<br />

Sanofi-Aventis Deutschland<br />

leitet er die Engineering-<br />

Gruppe der Abteilung<br />

Technologie der Site Frankfurt<br />

Pharma. Er ist Vorstandsmitglied der<br />

Namur. Arbeitsschwerpunkte sind Prozess- und<br />

Betriebsleitsysteme, der Feldbus sowie Engineering-Systeme.<br />

Sanofi-Aventis Deutschland GmbH,<br />

SFP – H600, D-65926 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 305 41 94,<br />

E-Mail: Thomas.Tauchnitz@Sanofi.com<br />

REFERENZEN<br />

[1] Biffl, S., Mordinyi, R., Moser, T.: Integriertes Engineering<br />

mit Automation Service Bus. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />

Praxis 54(12), S.36-43, 2012<br />

[2] NAMUR-Empfehlung NE 139 „Informationsschnittstellen<br />

in der Prozessautomatisierung – Betriebliche<br />

Eigenschaften“, März 2012.<br />

[3] Siemens: http://www.automation.siemens.com/mcms/<br />

plant-engineering-software/de/Seiten/Default.aspx<br />

[4] it and factory: http://www.cadison.de/<br />

[5] Kempny, H.-P., Maier, U.: Herstellerneutrale Konfigurierung<br />

von Prozessleitsystemen. <strong>atp</strong> - <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />

Praxis 32(11), S. 529-536, 1990<br />

[6] Scheiding, W.: Systemneutrale Konfiguration von<br />

Prozessleitsystemen. <strong>atp</strong> - <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />

Praxis 36(6), S. 55-61, 1994<br />

[7] Tauchnitz, T.: CIPE oder: Die Zeit ist reif für eine<br />

Integration des Prozessentwurfs- Engineering- und<br />

Betreuungs-Prozesses – Teil 1. <strong>atp</strong> – <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />

Praxis 47(10), S. 36-43, 2005<br />

[8] Tauchnitz, T.: CIPE oder: Die Zeit ist reif für eine<br />

Integration des Prozessentwurfs- Engineering- und<br />

Betreuungs-Prozesses – Teil 2. <strong>atp</strong> – <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />

Praxis 47(11), S. 56-63, 2005<br />

[9] NAMUR-Empfehlung NE 121 „Qualitätssicherung<br />

leittechnischer Systeme“, September 2008.<br />

[10] Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt<br />

Industrie 4.0 – Abschlussbericht des Arbeitskreises<br />

Industrie 4.0. Vorabversion, 02.10.2012. Herausgeber:<br />

Promotorengruppe Kommunikation der Forschungsunion<br />

Wirtschaft – Wissenschaft.<br />

www.forschungsunion.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

53


Deutscher Industrieverlag GmbH | Arnulfstr. 124 | 80636 München


www.di-verlag.de<br />

Die neue Adresse für<br />

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HAUPTBEITRAG<br />

Anforderungsprof il von<br />

Software wechseln<br />

Versagenswahrscheinlichkeit bei bekannter Betriebserfahrung<br />

Es ist möglich, aus der Erfahrung, die für Software mit der Abarbeitung best<strong>im</strong>mter Anforderungen<br />

in betrieblichen Umgebungen vorliegt, auf deren späteres Versagensverhalten<br />

in anders gearteten Einsätzen zu schließen. Hierbei spielen die Pfade, in denen die Software<br />

abläuft, eine entscheidende Rolle. Sie bilden mit den Häufigkeiten ihrer Abläufe das<br />

jeweilige Anforderungsprofil. Sind das alte und das neue Anforderungsprofil bekannt,<br />

lässt sich auf die Versagenseigenschaften in der neuen Umgebung schließen. Die Schlüsse<br />

können auch die Ungenauigkeiten in den Kenntnissen der Profile berücksichtigen.<br />

Ungenauigkeiten über das neue Profil wiegen besonders schwer. Ist dieses aber genau<br />

bekannt und liegen entsprechend umfangreiche Betriebserfahrungen vor, lässt sich die<br />

Erfüllung auch hoher Zuverlässigkeits-Anforderungen zeigen. Ergänzende deterministische<br />

Verfikationsbemühungen sind <strong>im</strong>mer nötig.<br />

SCHLAGWÖRTER Betriebserfahrung / Versagenswahrscheinlichkeit pro Anforderung /<br />

IEC 61508 / Pfadanalyse / Anforderungsprofilwechsel / Ungenauigkeiten<br />

Changing the demand profile of software –<br />

Failure probability and known operating experience<br />

From the eperience with software in a specific operation environment conclusions about<br />

its future behaviour in other environments can be drawn. In this regard the pathes that<br />

are executed play a decisive role. The frequencies of path traversals determine the demand<br />

profile. If both the old and the new demand profiles are known, the failure probabilities<br />

in the new environment can be derived. The conclusions can also consider inaccuracies<br />

in the knowledge of the demand profiles. Inaccuracies about the new profile weigh heavily.<br />

If this profile is well known, if other pre-requisites are fulfilled to the ideal way, and<br />

an extensive operating experience exists, it can be shown that even high reliability demands<br />

are met. Supplementary deterministic verification efforts are always required.<br />

KEYWORDS Operating experience / failure probability per demand / IEC 61508 /<br />

path analysis / change of demand profile / inaccuracies<br />

56<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


WOLFGANG EHRENBERGER, Hochschule Fulda<br />

Bei Wiederverwendung von Softwarekomponenten<br />

in neuer Umgebung kommt die Frage auf,<br />

mit welchen Versagenseigenschaften zu rechnen<br />

ist. Es geht um quantitative Aussagen, die<br />

sich aus Betriebserfahrung bekannter Art und<br />

Dauer herleiten lassen. Dabei wird angenommen, dass<br />

kein grundsätzlicher Unterschied zwischen durch Betriebserfahrung<br />

gesammelten Kenntnissen und durch<br />

Test oder Probebetrieb gewonnenen besteht; falls die<br />

jeweiligen Randbedingungen bekannt sind.<br />

Ausgangspunkt sind die Pfade durch ein Programm<br />

und deren Abläufe. Wir nehmen an, der jeweilige Pfad<br />

liefere einwandfreie Ergebnisse oder nicht, und dies sei<br />

nach jedem Ablauf beurteilbar. Bei nicht einwandfreien<br />

Ergebnissen sprechen wir von einem Versagen des jeweiligen<br />

Pfades und der zugehörigen Funktion. Die Betrachtungen<br />

sind keine reinen Blackbox-Betrachtungen: Es<br />

sind sogar recht genaue Kenntnisse über den Code der<br />

betroffenen Komponente erforderlich. Dieser Beitrag gibt<br />

einen probabilistischen Weg an, bei einfachen Software-<br />

Teilen, genauer Dokumentation alter Einsätze und klaren<br />

Vorstellungen über neue Einsätze das Einhalten von Anforderungen<br />

auch hoher Sicherheitsstufen (SILs) <strong>im</strong> Sinne<br />

der IEC 61508 [3] zu zeigen. Wird die zu beurteilende<br />

Software so umfangreich, dass sich ihre Pfade nicht<br />

mehr identifizieren lassen, sind mithilfe des Folgenden<br />

keine sinnvollen Aussagen möglich.<br />

Die Überlegungen sind hilfreich bei Software, die bereits<br />

lange Zeit zur besten Zufriedenheit ihrer Anwender<br />

gearbeitet hat, ohne einer formalen Verifikation unterzogen<br />

worden zu sein: etwa Software in Smart Sensors,<br />

CNC-Maschinensteuerungen, anderen Industrieausrüstungen<br />

oder sonstiger Software in eingebetteten Systemen.<br />

Interessant ist auch, ob, wann und wie aus dem<br />

konventionellen Bereich auf einen Sicherheitseinsatz<br />

geschlossen werden darf, also ob sich Verifikationskosten<br />

sparen lassen. Für hohe SILs kommt das Dargestellte<br />

in Betracht, falls die Software bereits für eine best<strong>im</strong>mte<br />

Anwendung qualifiziert wurde, sie aber nun<br />

auch für eine andere verwendet werden soll, wie etwa<br />

in IEC 61508-3-Anhang D [3] vorgesehen. Das vorliegende<br />

Gebiet ist derzeit wichtig <strong>im</strong> Zusammenhang mit der<br />

Neufassung des Softwareteils der IEC 61508.<br />

Zunächst geht es hier um das in der Literatur Gefundene,<br />

dann um das Beurteilen monolithischer Programme.<br />

Die jeweils erforderlichen Randbedingungen werden<br />

genannt, obgleich sie in der Literatur, etwa bei [10], [11],<br />

[4], IEC 61508-7 [3] schon erwähnt worden sind. Behandelt<br />

werden nur Programme, die auf Anforderung arbeiten.<br />

Nicht behandelt wird Code, der gar nicht geschrieben<br />

wurde, wie etwa bei Ariane [12], sowie Fragen der<br />

Diversität, paralleler Prozesse oder von Zeitaspekten.<br />

1. IN DER LITERATUR VERTRETENE AUFFASSUNGEN<br />

Angesichts der Bedeutung der Schlussfolgerungen, die<br />

sich aus Betriebserfahrung ziehen oder nicht ziehen lassen,<br />

haben sich bereits mehrere Verfasser mit dem hier<br />

beschriebenen Sachverhalt befasst. Littlewood und Strigini<br />

[8] zitieren beifällig eine Auffassung der britischen<br />

Kernenergie-Genehmigungsbehörde, nach der es unmöglich<br />

sei, probabilistisch eine Versagenswahrscheinlichkeit<br />

von Software nachzuweisen, die kleiner ist als 10 -4<br />

pro Anforderung. Diese Auffassung betraf Reaktorschutzsysteme,<br />

die aufgabengemäß auf Anforderung arbeiten<br />

und nur selten angefordert werden. Die Meinung<br />

wurde nicht vertreten für häufig angeforderte Funktionen,<br />

etwa die Abspeicherfunktion eines Editors oder der<br />

computergesteuerten Startfunktion eines Pkws.<br />

Littewood [7] sowie Butler und Finelli [1] legen dar,<br />

dass sich niemals hohe Zuverlässigkeit von Software<br />

mithilfe probabilistischer Tests zeigen lasse. Sie gehen<br />

von einer reinen Blackbox-Betrachtung aus. Dem dort<br />

Ausgeführten wird gerne zugest<strong>im</strong>mt: Die mathematischen<br />

Grundlagen sind sorgfältig und korrekt wiedergegeben,<br />

ebenso die Schlüsse. Die folgenden Ausführungen<br />

stützen sich <strong>im</strong> Gegensatz dazu nicht auf eine reine<br />

Blackbox-Betrachtung, sondern nehmen best<strong>im</strong>mte<br />

Kenntnisse über den Aufbau der jeweilige Software an:<br />

die Kenntnis ihrer Ablaufpfade. Soweit ich weiß, haben<br />

sich bisher nur wenige Informatiker mit dem inneren<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

57


HAUPTBEITRAG<br />

Aufbau von probabilistisch zu beurteilender Software<br />

und den damit möglichen Schussfolgerungen beschäftigt.<br />

Zu diesen gehören Kuball, May, Hughes [6] und<br />

Söhnlein et al. [11]. Die von ihnen aufgeführten Einwände<br />

gegen die Möglichkeit des Nachweises hoher Zuverlässigkeiten<br />

per statistischem Test stützen sich in erster<br />

Linie auf die in praktischen Fällen unerreichbar hohe<br />

Anzahl erforderlicher Tests oder Testzeiten.<br />

Littlewood und Wright [9] stellen sehr gründlich dar,<br />

wie sich mithilfe statistischer Betrachtungen Zuverlässigkeitsaussagen<br />

von Software herleiten lassen Im Gegensatz<br />

zu diesem Beitrag betrachten sie auch den Fall,<br />

dass Versagensfälle aufgetreten sind. Besonders bemerkenswert<br />

ist in ihrem Aufsatz der Beweis der Äquivalenz<br />

Bayes‘scher und frequentistischer Ansätze. Ein solcher<br />

Nachweis findet sich auch in [11].<br />

oberen Grenzwert, sein. Damit dies nachgewiesen<br />

werden kann, sind n Vorbetriebsfälle erforderlich.<br />

Dies führt zu:<br />

ln<br />

ln(1- ) a<br />

n =<br />

ln(1- ~ p)<br />

- ~<br />

= p p~ ; p ln<br />

; (1)<br />

(1) n<br />

α heißt auch Signifikanzgrad. Die Formel (1) ist weithin<br />

bekannt. Ihr Beweis findet sich unter anderem in [8], [4]<br />

und [10]. Tabelle 1 enthält die Zusammenhänge nach (1)<br />

für die wichtigsten Aussagesicherheiten.<br />

Voraussetzung 7: Die Anforderungsbeschreibung<br />

(Funktionale Spezifikation) der zu beurteilenden Software<br />

ist vollständig, ausreichend detailliert und für alle<br />

Beteiligten unmissverständlich; und zwar für die Umgebung<br />

des Vorbetriebs und die neue Umgebung.<br />

2. VERSAGENSWAHRSCHEINLICHKEIT PRO ANFORDERUNG<br />

Zu beachten ist: Es gibt Versagensarten, die sich jeglicher<br />

probabilistischer Blackbox-Betrachtung entziehen.<br />

Wenn beispielsweise ein Programm für ein Verkehrsmittel<br />

enthält:<br />

Falls( (zukünftigesDatum == x) und (Zeit == y) )<br />

verursache einen Unfall;<br />

sind auch riesige Anzahlen von Betriebsfällen der Vergangenheit<br />

wertlos. Hier hilft nur, sich den Code selbst<br />

anzusehen oder einen Überdeckungstest zu machen.<br />

Der Kürze wegen geht es <strong>im</strong> Weiteren stets um Vorbetrieb,<br />

auch wenn zugleich Testfälle, Probebetrieb oder<br />

Feldversuch gemeint sind.<br />

2.1 Monolithischer Fall und allgemeine Voraussetzungen<br />

Wir betrachten ein Programm, wie es Bild 1 darstellt.<br />

Voraussetzung 1: Reihenfolge und Anzahl der Aufrufe<br />

eines Programmteils haben keinen Einfluss auf das<br />

Ergebnis eines Einzelaufrufs (Unabhängigkeit der Wirkung<br />

der Abläufe voneinander).<br />

Voraussetzung 2: Während des Vorbetriebs kommt jede<br />

Eingangsdatenkombination mit der Wahrscheinlichkeit<br />

zum Zuge, mit der sie <strong>im</strong> schließlich zu beurteilenden<br />

Betrieb auftritt (Betriebstreue).<br />

Weiter unten wird behandelt werden, worauf zu schließen<br />

ist, wenn dies nicht gilt.<br />

Voraussetzung 3: Innerhalb der Vorgabe von Voraussetzung<br />

2 werden die einzelnen Eingabedatenkombinationen<br />

nach Zufallsgesichtspunkten unabhängig voneinander<br />

gewählt (Unabhängigkeit der Auswahl).<br />

Voraussetzung 4: Die Beobachtung des Vorbetriebs ist<br />

so gut, dass jedes Programm/Programmteil-Versagen bemerkt<br />

wird.<br />

Voraussetzung 5: Die Anzahl n der Vorbetriebs-Läufe<br />

ist groß, auch bei einfachen Systemen größer als 100.<br />

Voraussetzung 6: Es gibt keine Versagensfälle.<br />

Es werde verlangt: Mit der Aussagesicherheit β = 1 – α<br />

soll die Versagenswahrscheinlichkeit p ≤ , ihrem<br />

2.2 Pfade<br />

Das Folgende geht von den Pfaden durch ein Programm<br />

aus, so wie sie ein üblicher Kontrollfluss-Graph aufzeigt.<br />

Es gilt:<br />

Definition i:<br />

Ein Pfad besteht aus dem Code, der bei einem möglichen<br />

Ablauf eines Programms oder Programmteils durchlaufen<br />

wird; beginnend mit dessen Anfang,<br />

oder ab der Stelle, ab der alle vorher begonnenen Pfade<br />

zu Ende sind, bis zu seinem Ende,<br />

oder bis zu der Stelle, ab der alle bisher verarbeiteten<br />

Daten keine weitere Rolle spielen,<br />

oder ein neuer Pfad beginnt.<br />

Definition ii:<br />

Ein Pfad kann aus Pfad-Abschnitten bestehen (Bild 5).<br />

Ein Pfad an sich hat also keine Verzweigung; jede binäre<br />

Verzweigung verdoppelt vielmehr die Anzahl aller ohne<br />

sie bestehenden Pfade. Die Zahl der Pfade kann mit der<br />

Anzahl der Verzweigungen eines Programms exponentiell<br />

wachsen.<br />

Weiterhin wird fest gehalten:<br />

Voraussetzung 8: Die Pfade des zu beurteilenden Programms<br />

sind bekannt und etwaige Fehler können gefunden<br />

werden, wenn man seine Pfade ablaufen lässt. Jedes<br />

Programm oder Unterprogramm lässt sich somit grundsätzlich<br />

in der Form von Bild 2 darstellen.<br />

Die Äquivalenzklassen von Eingabedaten, von denen<br />

bei Testverfahren oft die Rede ist, lassen sich manchmal<br />

leicht auf die Pfade abbilden. Oft führt eine Äquivalenzklasse<br />

zu einem best<strong>im</strong>mten Pfad oder Pfadabschnitt.<br />

Freilich lässt sich den Eingangsdaten eines Programms<br />

oft schlecht ansehen, welcher Äquivalenzklasse oder<br />

welchem Pfad sie zugehören.<br />

Das Anforderungsprofil eines Programms oder Unterprogramms<br />

wird mithilfe der alternativen Abläufe nach<br />

Bild 2 dargestellt. Für den Vorbetrieb ergibt sich folgende<br />

Rechnung:<br />

n<br />

i<br />

Anzahl der Abläufe des Pfades<br />

Für jeden Pfad gilt :<br />

~<br />

p =<br />

i<br />

ln<br />

n<br />

i<br />

=<br />

i<br />

a<br />

n<br />

i<br />

(1a<br />

)<br />

(1a)<br />

58<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

N<br />

n<br />

gesamte Anzahl aller Pfade<br />

=<br />

N<br />

n<br />

gesamte Anzahl aller Abläufe


Programm,<br />

Programmteil<br />

Bild Bild BILD 1: 1: 1: Programm oder oder Unterprogramm, von von links von links links<br />

Eingangsdaten erhaltend, nach nach rechts rechts die die die zugehörigen ni<br />

Anzahl<br />

Ergebnisse weitergebend. Ablauf<br />

Ablauf<br />

Datenbewegung<br />

Für jeden Pfad<br />

Bild 1: Programm oder Unterprogramm, von links<br />

Eingangsdaten erhaltend, nach rechts die zugehörigen<br />

Ergebnisse weitergebend. Ablauf<br />

Datenbewegung<br />

Pfad 1<br />

der Abläufe des Pfades i<br />

gilt :<br />

~<br />

p =<br />

i<br />

ln<br />

n<br />

i<br />

=<br />

a<br />

n<br />

i<br />

Pfad 2<br />

(1a<br />

)<br />

Aussagesicherheit<br />

β<br />

Signifikanzgrad<br />

α<br />

0,999 0,001 6,9 6,9/p ~<br />

0,99 0,01 4,6 4,6/p ~<br />

0,95 0,05 3 3/p ~<br />

0,90 0,1 2,3 2,3/p ~<br />

0,63 0,37 1 1/p ~<br />

a<br />

Somit gilt auch:<br />

TABELLE 1: Zusammenhang zwischen Aussagesicherheit<br />

Bild 2<br />

und Anzahl erforderlicher Vorbetriebsanforderungen, ~ a a<br />

pg<br />

= =<br />

falls unter idealen Bedingungen und bei n Anforderungen ng<br />

ng<br />

kein Versagensfall aufgetreten ist.<br />

ni<br />

Anzahl der Abläufe des Pfades i<br />

~ ln a<br />

Für jeden Pfad gilt : pi<br />

= =<br />

(1a<br />

)<br />

n n<br />

i<br />

i<br />

n<br />

N<br />

n<br />

g<br />

i<br />

1 =<br />

gesamte Anzahl aller Pfade<br />

=<br />

N<br />

ni<br />

i=<br />

1<br />

ni<br />

=<br />

n<br />

g<br />

N<br />

i<br />

i=<br />

1<br />

=<br />

gesamte Anzahl aller Abläufe<br />

Pfad i<br />

relative Häufigkeit des Ablaufens des Pfades<br />

, weil die Pfade zueinander exklusiv Pfad ablaufen N<br />

i<br />

i<br />

=<br />

BILD 2: 2Exklusivität der einzelnen in<br />

ni<br />

ia<br />

a i 2<br />

einem = Programm =<br />

~<br />

i pi<br />

ablaufenden Pfade,<br />

ning<br />

Auswahl, ni<br />

Flussdiagramm-Darstellung;<br />

die Verzweigung selbst sei fehlerfrei<br />

i<br />

N<br />

n<br />

g<br />

i<br />

1 =<br />

gesamte Anzahl aller Pfade<br />

=<br />

N<br />

ni<br />

i=<br />

1<br />

ni<br />

=<br />

n<br />

N<br />

i=<br />

1<br />

g<br />

i<br />

=<br />

Somit gilt auch:<br />

~ a a i ni<br />

ia<br />

a i 2<br />

(2)<br />

p = = = = =<br />

~<br />

g<br />

i pi<br />

n n n n n<br />

g<br />

gesamte Anzahl aller Abläufe<br />

relative Häufigkeit des Ablaufens des Pfades i<br />

, weil die Pfade zueinander exklusiv<br />

i<br />

g<br />

i<br />

g<br />

i<br />

2<br />

ablaufen<br />

Das Anforderungsprofil eines Programms charakterisiert<br />

die Gesamtheit der jeweiligen π i . Das zeigt, dass (2)<br />

nicht <strong>im</strong> Widerspruch zu (1) steht; es kommt bei der Gesamt-Versagens-Wahrscheinlichkeit<br />

p g nicht auf die Anzahl<br />

der Pfade an. Das lässt sich so veranschaulichen:<br />

Wenn es durch ein Programm mehrere Pfade gibt, verteilt<br />

sich der fiktive Versagensfall, der bei einem nur aus einem<br />

Pfad bestehenden Programm diesem einzigen Pfad zugeordnet<br />

ist, auf fiktive Teilversagensfälle der einzelnen<br />

Pfade, deren gewichtete Summe dann auf (2) führt. Eine<br />

Computers<strong>im</strong>ulation mithilfe eines Zufallszahlengenerators<br />

bestätigt dies.<br />

mi<br />

ni<br />

mi<br />

p gv = = = i pi<br />

ng<br />

ng<br />

ni<br />

Gilt allerdings die Voraussetzung 6 nicht, gilt auch<br />

Formel (2) nicht; es ist vielmehr, wie die Theorie der<br />

geschichteten Stichproben, etwa wiedergegeben in [5],<br />

nahelegt:<br />

mi<br />

ni<br />

mi<br />

p gv = = = i pi(3)<br />

n<br />

(3)<br />

g ng<br />

ni<br />

p gv ist hierbei der Erwartungswert der Versagenswahrscheinlichkeit<br />

pro Anforderung des Programms, ohne<br />

Oberschranke, m i<br />

die Anzahl der Versagensfälle in Pfad<br />

i, π i und n g wie oben.<br />

(3)<br />

m<br />

p i<br />

i = , wie intuitiv zu vermuten.<br />

ni<br />

p i = 0 für versagensfreie Pfade, Summe wieder über<br />

alle Pfade.<br />

2.3 Änderung des Anforderungsprofils<br />

Falls sich die Anforderungen an ein Programm ändern,<br />

etwa weil es an anderer Stelle für andere Aufgaben eingesetzt<br />

p gwerden _ neu = soll, gilt<br />

~ 2 ~<br />

i _ neu die pFormel i _ alt (2) sinngemäß; denn zu (4)<br />

ihrer Herleitung war keine Annahme über den Zeitpunkt<br />

der Programmabläufe erforderlich. Die<br />

~ ln<br />

p i _ haben max nach wie<br />

vor die <strong>im</strong> Vorbetrieb erhaltenen Werte, die π i ändern ni<br />

_ min<br />

=<br />

n<br />

i _ max_ neu<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

n<br />

59<br />

ni<br />

ln<br />

i _ neu i _ max_ neu<br />

i _ min


HAUPTBEITRAG<br />

Bild 3 :<br />

sich aber aufgrund der neuen n i und des neuen n g . Die 2.4 Ungenaue Kenntnis der Pfadablauf-Zahlen<br />

Obergrenze<br />

~ 2<br />

p g _ neu = der Gesamt-Versagenswahrscheinlichkeit<br />

in der neuen Umgebung ergibt sich dann zu: Es kann sein, dass die Pfadablauf-Zahlen des Vorbetriebs<br />

~<br />

i _ neu pi<br />

_ alt<br />

(4)<br />

und die des späteren Betriebs nur um δ<br />

~ 2<br />

p g _ neu =<br />

~<br />

x ungenau bekannt<br />

i _ neu pi<br />

_ alt (4) ni<br />

Anzahl sind. (4) derEs Abläufe ist ratsam, des Pfades sich mit i den Wirkungen solcher Ungenauigkeiten<br />

auseinanderzusetzen, ähnlich wie mit der<br />

Dies gilt nur dann, wenn zutrifft:<br />

Ungenauigkeit ~ ln a<br />

Für jeden Pfad gilt : p physikalischer Messungen. Damit erhalten<br />

wir nach (1a) für nidie Versagenswahrscheinlichkeiten,<br />

ni<br />

fils lassen sich auf die N Pfade des alten Profils abbilden, die aus dem Betrieb ermittelt werden:<br />

i = =<br />

(1a<br />

)<br />

Voraussetzung 9: Alle Anforderungen des neuen Pro-<br />

die Abbildung wurde vorgenommen und die neuen N gesamte π i Anzahl ~ aller ln<br />

wurden ermittelt.<br />

~ p ln Pfade<br />

ln<br />

ln<br />

p i _ max<br />

=<br />

i _ max<br />

=<br />

ni<br />

_ min nn<br />

(5)<br />

i i _ i _ min n<br />

min<br />

i i _ min<br />

N<br />

Es ist ratsam, vorsichtig zu sein mit möglichen Versagens-<br />

oder Fehler-Maskierungen, siehe Bild 3. Falls sol-<br />

Wir nehmen ~<br />

ln<br />

ng<br />

= ni<br />

gesamte Anzahl aller<br />

ln<br />

Abläufe<br />

i=<br />

1<br />

p be<strong>im</strong> neuen Profil für die π i das größtmögliche<br />

ln δ i und das kleinstmögliche n δ g an und schätzen:<br />

i _ max<br />

=<br />

che vorliegen, gilt (4) nicht mehr; ~ dann spielt lnmöglicher-<br />

weise auch die Reihenfolge<br />

p<br />

der i _ max Abläufe der Pfade eine<br />

n<br />

i _ min ni<br />

i _ min<br />

i<br />

(5)<br />

n<br />

neu<br />

n<br />

i =<br />

max_<br />

i _ neu i _ max_ neu<br />

i _ min n<br />

relative Häufigkeit des Ablaufens des Pfades i<br />

Rolle und nicht nur deren Anzahl. Eine visuelle Überprüfung<br />

des Codes sollte zeigen, dass kein solcher Ein-<br />

i _ max_ neu<br />

i _ max_ n i<br />

neu<br />

= i _ min = ni<br />

neu<br />

n<br />

g<br />

_ max_<br />

i _ neu i _ max_ neu<br />

ng<br />

_ min_<br />

ng<br />

_ neu g _ min_ neu<br />

= =<br />

N<br />

n<br />

fluss vorliegt.<br />

g neu<br />

n2<br />

1 =<br />

_ min_ g _ neu g _ min_ neu<br />

i = i,<br />

weil n die Pfade zueinander<br />

i _ neu n exklusiv ablaufen<br />

i _ neu i _ max 2<br />

Eine besondere Gefahr besteht, falls <strong>im</strong> Ablauf des Programms<br />

eine Informationsreduktion stattfindet.<br />

i _ max_ nneu<br />

= = n n<br />

i=<br />

1<br />

ni<br />

_ max_ neu<br />

ni<br />

_ neu i _ max_ = neu*<br />

2<br />

i _ neu _ normal 2<br />

n<br />

g _ neu g _ min_ neu<br />

g _ neu<br />

i _ max_ neu<br />

n<br />

i _ neu<br />

ni<br />

_ neu i _ max<br />

i _ neu Somit i _ max_ giltneu<br />

auch:<br />

2<br />

ng<br />

_ min_ neu<br />

ng<br />

_ neu g _ min_ neu<br />

= *<br />

Falls die Programmstruktur i _ max_ neu<br />

= nach Bild 4 etwa = in einem<br />

2<br />

i _ neu _ norm<br />

Überwachungssystem enthalten nist, g _ min_ an dessen neu<br />

n<br />

n<br />

n<br />

Ende g _ neueine<br />

g neu<br />

g _ min_<br />

einfache Oder-Entscheidung steht, zum Beispiel, dass 1 neu<br />

g _ neu g _ min_ 2 neu 2 _<br />

~ a a i ni<br />

ian<br />

a i<br />

i _<br />

=<br />

2 max_<br />

i neu<br />

n 2<br />

p<br />

~<br />

g = = = = _ = i _ neu i<br />

neu<br />

i pi<br />

_ max 2<br />

n<br />

=<br />

= *<br />

i neu normal<br />

aufgrund des einen oder des anderen Überwachungsergebnisses<br />

zu reagieren sei, mag das Ergebnis 2 von Pfadab-<br />

ni<br />

_ neu<br />

n g ng<br />

ning<br />

2 ni<br />

_ _<br />

i _ neu i _ max<br />

g _ min_ neu<br />

1 n2<br />

n<br />

= *<br />

i _ neu _ normal<br />

n<br />

n 1 g _ neu g _ min_ neu<br />

g _ neu<br />

g _ neu g _ min_ neu<br />

g _ neu<br />

i _<br />

schnitt b oft unbeachtet bleiben, wenn fast <strong>im</strong>mer gemäß<br />

=<br />

max_ neu<br />

Die drei letzten Gleichheiten = gelten, falls stets:<br />

Pfadabschnitt a reagiert wird und die Reaktion richtig g _ min_ neu<br />

1<br />

ist. Darauf hat meines Wissens zuerst Bishop [2] hingewiesen.<br />

1 =<br />

=<br />

1 i _ max_ neu<br />

i _<br />

=<br />

max_ neu<br />

1<br />

= ~<br />

g _ min_ 2 neu<br />

p g _ neu _ max = i _ neu _ max * p<br />

1<br />

i _ max<br />

g _ min_ neu<br />

Pfad<br />

Pfad<br />

~<br />

2<br />

p Gemeinsam<br />

g = i _ neu _ max * p<br />

_ neu _ max<br />

Pfade, die über gemeinsame Daten verkoppelt sind<br />

i<br />

j<br />

benutzter<br />

Datenbereich<br />

BILD 3: Pfade, die über gemeinsame<br />

Daten verkoppelt sind<br />

(<br />

2<br />

*<br />

i _ max<br />

i _ neu _ normal<br />

2<br />

ln<br />

( *<br />

~<br />

p g _ neu _ max =<br />

p<br />

~<br />

p g =<br />

p<br />

Pfad -<br />

Abschnitt _ neu 1 _ max<br />

mi<br />

p gv 2<br />

= ln = =<br />

) ( ng<br />

) ng<br />

ni<br />

n<br />

i<br />

i _ min_ alt<br />

2<br />

i _ neu _ normal ) ( )<br />

n<br />

2 i i _ min_ alt<br />

i _ neu _ max * i _ max<br />

Pfad 2<br />

i _ neu<br />

-<br />

_ max *<br />

Pfad -<br />

Abschnitt 2 i _ max …<br />

2<br />

2 Abschnitt ln K<br />

( * i _ neu _ normal ) (<br />

2<br />

2 ln<br />

( n * ) ( n<br />

i m~<br />

… ln<br />

p i<br />

_ neu max _ normal<br />

i = i _)<br />

min_ alt<br />

i pni<br />

ni<br />

i_ min n<br />

i _ min_ alt (3) i<br />

BILD 5: Mehrere aufeinander folgende Pfadabschnitte,<br />

die jeweils zu gleichen Signifikanzgraden auf gleiche<br />

Bild 5<br />

ni<br />

neu<br />

n<br />

Versagenswahrscheinlichkeiten _ max_<br />

i _ neu i _ max_ neu<br />

i _ max_ neu<br />

=<br />

getestet worden<br />

=<br />

sind.<br />

Die Vorbetriebsanzahlen aller Abschnitte n sind<br />

g _ min_ neu<br />

n gleich. Die<br />

g _ neu g _ min_ neu<br />

Versagensmöglichkeiten lassen sich zusammenfassen.<br />

n<br />

n<br />

n<br />

g _ neu<br />

i _ neu<br />

2<br />

g _ min_ neu<br />

i _ neu<br />

n<br />

)<br />

ln<br />

i _ min<br />

g _ neu<br />

2<br />

i _ max<br />

=<br />

2<br />

*<br />

Pfad-Abschnitt a<br />

Pfad-Abschnitt b<br />

Pfad-Abschnitt<br />

c, logisches<br />

Oder<br />

Δ 1,1 1,15 1 1,2 1,32 1,5<br />

i _<br />

=<br />

max_ 2 3 5<br />

neu<br />

=<br />

Faktor 1,6 2 g _ 2,4 min_ neu5 7,51<br />

32 243 3125<br />

Bild 4 :<br />

BILD 4: Versagensmaskierung. Es kann sein, dass meistens<br />

nur die Ergebnisse von Pfadabschnitt a überprüft werden,<br />

und damit ein Versagen des Pfadabschnitts b unbemerkt<br />

bleibt oder nicht genügend oft überprüft wird.<br />

60<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

TABELLE 2: Einfluss der Ungenauigkeiten der Kenntnis<br />

der verwendeten Ablaufzahlen auf das Endergebnis<br />

bei neuem Anforderungsprofil; Faktor der Vergrößerung<br />

von ~ 2<br />

p g _ neu zu =<br />

~ ~ 2<br />

p i<br />

neu p=<br />

i _ alt _ _ max *<br />

(4)<br />

g _ neu _ max nach (6). i neu pi<br />

_ max<br />

(<br />

2<br />

*<br />

i _ neu _ normal<br />

2<br />

) (<br />

n<br />

i<br />

ln<br />

i _ min_ alt<br />

)


i _ max_ neu<br />

=<br />

n<br />

i _ max_ neu<br />

g _ min_ neu<br />

=<br />

n<br />

i _ neu<br />

g _ neu<br />

i _ max_ neu<br />

g _ min_ neu<br />

n<br />

n<br />

g _ neu<br />

i _ neu<br />

2<br />

g _ min_ neu<br />

n<br />

i _ neu<br />

n<br />

g _ neu<br />

2<br />

i _ max<br />

=<br />

2<br />

*<br />

i _ neu _ normal<br />

1 i _ max_ neu<br />

g _ min_ neu<br />

=<br />

1<br />

=<br />

a<br />

p k = pi<br />

ni<br />

Für den Neubetrieb erhalten wir mit (5):<br />

Kommen mehrere, den Voraussetzungen gemäß getestete<br />

~<br />

2<br />

Pfadabschnitte hintereinander vor, dann sind deren einzelne<br />

Versagenswahrscheinlichkeiten pro Anforderung gemäß<br />

p g _ neu _ max = i _ neu _ max * pi<br />

_ max<br />

2<br />

2 ln<br />

Formel p g_verkettet_Pfad 1 beziehungsweise = p i, oder 1a zu ~<br />

p gleichen a und ~<br />

g _ verkettet _ Pfad = pi<br />

verifiziert<br />

worden, und die gesamte Anordnung hat (5a?) die Versa-<br />

~<br />

( * i _ neu _ normal ) ( ) (5a)<br />

n ip g_verkettet_Pfad i _ min_ alt = p i, oder genswahrscheinlichkeit<br />

~<br />

p<br />

=<br />

~<br />

p<br />

p mit der Aussagesicherheit β. i<br />

Damit ist es möglich, den Einfluss der Ungenauigkeiten,<br />

die mit der Beobachtung der Vorbetriebsfälle und<br />

p g_verkettet_Pfad p = p i, oder ~<br />

~<br />

i pg<br />

_ verkettet _ Pfad = pi<br />

(7)<br />

der Abschätzung der Neubetriebsfälle verbunden psind,<br />

g_verkettet_Pfad = p i, oder ~<br />

p<br />

~<br />

g _ verkettet _ Pfad = pi<br />

zu berücksichtigen. Tabelle 2 gibt Beispiele. Es gilt: 2.6 Pfadabschnitte aus mehreren Anwendungen<br />

~ 2<br />

5 2<br />

p g _ neu _ max = ~<br />

i _ neu _ max * pi<br />

_ max = *<br />

~<br />

i _ neuWenn _ normalnicht * p (6)<br />

i _ alle normal Pfad-Versagenswahrscheinlichkeiten<br />

die gleiche Aussagesicherheit haben, sondern verschiedene,<br />

müssen ln(1- idiese )<br />

~<br />

5 2<br />

* p i _ max = * i _ neu _ normal * p<br />

i _ (6)<br />

=<br />

ln(1- nach j(1a) ) in die für das jeweils<br />

ins Auge gefasste -<br />

~<br />

p System<br />

i -<br />

~<br />

p festgelegte Aussagesicherheit<br />

j<br />

ln(1- i )<br />

=<br />

ln(1- jumgerechnet )<br />

werden. Da es auf die für den<br />

2.5 Mehrere aufeinander folgende Pfadabschnitte -<br />

~<br />

p jeweiligen ~<br />

i - p Pfad durchgeführte Anzahl von Testläufen<br />

j<br />

ankommt, gilt:<br />

ln(1-<br />

Werden mehrere Pfadabschnitte hintereinander zusammengefügt,<br />

etwa weil sie <strong>im</strong> Ablauf nacheinander fol-<br />

ln(1- - p<br />

~<br />

i )<br />

=<br />

ln(1- j )<br />

~<br />

i )<br />

=<br />

ln(1i<br />

- j ) - p j<br />

(8)<br />

gend, ihre Ausgangsdaten jeweils an den folgenden -<br />

~<br />

pi<br />

-<br />

~<br />

p j<br />

übergeben, entsteht eine Verkettung, wie sie Bild 5 zeigt.<br />

Da ein Pfad ein möglicher Ablauf ist, geht er auch über Damit ergibt sich naturgemäß eine andere verifizierte<br />

Unterprogrammgrenzen hinweg. Die Aneinanderreihung Obergrenze für seine Versagenswahrscheinlichkeit. Ein<br />

der Pfad-Abschnitte ändert deren Versagenswahrscheinlichkeit<br />

Nachtest kann erforderlich sein, denn der gesamte Pfad<br />

nicht. Für jeden Abschnitt k des Pfades i gilt die versagt mit der Wahrscheinlichkeit, mit der sein schlech-<br />

Versagenswahrscheinlichkeit, die er aufgrund seiner Abtester<br />

Abschnitt versagt.<br />

= 2 ~<br />

i _ neu _ max<br />

normal<br />

läufe hat, also p k = pi<br />

n a . Dies ist in Bild 5 mit den<br />

i<br />

Strichen unter den einzelnen Pfad-Abschnitten angedeutet.<br />

CoT21<br />

21 = 1/2<br />

n 21<br />

CoT11<br />

11 = 2/3<br />

n 11<br />

CoT22<br />

22 = 1/3<br />

n 22<br />

i _ max_ neu<br />

CoT12<br />

12 = 1/3<br />

n 12<br />

~ ln<br />

p i _ max<br />

=<br />

ni<br />

ni<br />

_ max_ neu<br />

n 23<br />

ng<br />

_ min_ neu<br />

ni<br />

_ neu<br />

BILD 6: Flussdiagramm-Darstellung. Unterprogramm,<br />

bestehend paus g_verkettet_Pfad fünf Codeteilen; 1 = p i, die i _ oder ~<br />

max_ Ablaufhäufigkeiten<br />

neu<br />

=<br />

= pg<br />

_ verkettet _<br />

nij jedes Codeteils wurden<br />

g _ min_ neugezählt. 1 Daraus ergaben<br />

verkettet_Pfad = psich i, oder die γ ij<br />

~<br />

p= n ij /n g . Für die Obergrenze ~<br />

g _ verkettet _ Pfad = p der Versagenswahrscheinlichkeit<br />

jedes Codeteils gilt gemäß (1a):<br />

a<br />

a<br />

i<br />

p<br />

~ a<br />

p<br />

11j<br />

j = mit a aus Tabelle 1. p<br />

~ a<br />

=<br />

p2<br />

2j<br />

j= = . .<br />

n1n<br />

1j<br />

j ~<br />

nn<br />

2 22j<br />

j<br />

Für jede „Zeile“ gilt p g n_<br />

neu gesamt _ max<br />

= i _ neu _ max * pi<br />

_ max<br />

=<br />

_ min<br />

CoT23<br />

23 = 1/6<br />

=<br />

2<br />

ng<br />

_ neu g _ min_ neu<br />

niZeile<br />

(<br />

2<br />

*<br />

ni<br />

ln<br />

ni<br />

_ neu i _ max_ neu<br />

ng<br />

_ neu g _ min_ neu<br />

i _ neu _ normal<br />

i _ min<br />

2<br />

ni<br />

_ neu i _ max<br />

ng<br />

_ neu<br />

2<br />

) (<br />

n<br />

ln<br />

=<br />

Pfad<br />

i i _ min_ alt<br />

)<br />

2<br />

*<br />

g _ verkettet _ Pfad<br />

~<br />

i<br />

2.7 Verzweigungen und Schleifen, ergänzend erforderliche<br />

systematische Betrachtungen<br />

Verzweigungen und Schleifen können zu einer unübersehbar<br />

großen Zahl von Pfaden führen. Unübersehbar<br />

zahlreiche Pfade aber machen die vorgeschlagene Vorgehensweise<br />

unanwendbar, weil sich dann weder das alte,<br />

noch das neue Anforderungsprofil best<strong>im</strong>men lässt. Systematische<br />

Betrachtungen helfen dabei, die Verzweigungen<br />

herauszufiltern, die keinen Einfluss auf das Ergebnis<br />

(5)<br />

eines Programms haben und demnach nicht beachtet<br />

werden müssen. Im Allgemeinen ist, unabhängig von jeder<br />

probabilistischen Betrachtung, ein vollständiger<br />

Überdeckungstest nach mehreren der üblichen Kriterien<br />

erforderlich. Als min<strong>im</strong>al wird angesehen: Anweisungstest,<br />

Zweigtest, Test aller Prädikatenterme in logischen<br />

Ausdrücken, Crash-Test, Test aller Zeiger.<br />

i _ neu _ normal<br />

3. BEISPIEL<br />

= Ein ~<br />

p Unterprogramm bestehe aus den Codeteilen CoTij<br />

i<br />

gemäß Bild 6.<br />

3.1 Vorbetrieb<br />

Wird das Unterprogramm als ein Monolith betrachtet,<br />

so gilt gemäß (1) bei vorab ausgeführten n g = 30000 Betriebsfällen<br />

und a = 3 entsprechend einer Aussagesicher-<br />

(5a?)<br />

heit von 95 %:<br />

i )<br />

=<br />

ln(1-<br />

-<br />

~<br />

pi<br />

ln(1-<br />

-<br />

~<br />

p j<br />

j )<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

61


HAUPTBEITRAG<br />

~<br />

p i<br />

p g_verkettet_Pfad = p i, oder<br />

~<br />

p<br />

~<br />

p i<br />

p g_verkettet_Pfad = p i, oder<br />

=<br />

~<br />

p<br />

g _ verkettet _ Pfad<br />

i<br />

~<br />

p<br />

~<br />

p i<br />

g _ verkettet _ Pfad<br />

=<br />

~<br />

p<br />

i<br />

p k =<br />

pi<br />

a<br />

ni<br />

die dem Bild 6 entnehmbaren Pfade P1 bis P6 mit den<br />

in der Tabelle 3 angegebenen Ablaufhäufigkeiten ni verteilt.<br />

Die π i errechnen sich ln(1- zu n i /ni<br />

)<br />

g und =<br />

ln(1- die Einzel- j )<br />

Pfad<br />

Ablaufzahl Ablaufhäufigkeit<br />

π i p ~<br />

i zu 95%<br />

Obergrenze,<br />

Versagenswahrscheinlichkeiten ~<br />

Code-Teile<br />

ln(1- i )<br />

- p<br />

~<br />

=<br />

ln(1- j )<br />

i mit den -Obergren-<br />

zen -<br />

p<br />

P<br />

n j<br />

i<br />

~<br />

pi<br />

gemäß (1a). -<br />

~<br />

p j<br />

1 {CoT11,CoT21} 10 4 1/3 3*10 -4<br />

Mit den Zahlen der Tabelle 3 erhalten wir nach (1), (1a)<br />

~<br />

und (2) auch<br />

p i<br />

2 {CoT11,CoT22} (2/3)*10 4 2/9 4,5*10 -4<br />

6<br />

~<br />

4 2 ~ a 3<br />

p _ = 10 p<br />

g vor<br />

g_verkettet_Pfad = * =<br />

i p p<br />

i = i, oder ~<br />

~<br />

3 {CoT11,CoT23} (1/3)*10 4 1/9 9*10 -4<br />

6 = pg<br />

_ verkettet. . _ Pfad = pi<br />

(Formeln<br />

~<br />

4 2n<br />

~ 30000 a 3<br />

p ~ a<br />

~ g _ vor =<br />

a<br />

p<br />

a<br />

p<br />

~ ~<br />

i10<br />

= 1 = i * gpi<br />

= = . (F<br />

4 {CoT12,CoT21} (1/2)*10 4 1/6 6*10 -4<br />

a<br />

n 30000<br />

1 j = 1 j =<br />

i= 1<br />

g<br />

p<br />

p2<br />

j = .<br />

2 j = .<br />

5 {CoT12,CoT22} (1/3)*10 4 1/9 9*10n<br />

-4<br />

Sowohl die π i , als auch eventuell 6 die γ<br />

1 j<br />

n<br />

ij sind während<br />

~<br />

42<br />

j 2 ~ a 3<br />

n<br />

des Vorbetriebs p<br />

1 j<br />

ng2<br />

_ j vor festzuhalten; = 10 = es gibt i * für pi<br />

den = allgemeinen = . (F<br />

6 {CoT12,CoT23} (1/6)*10 4 1/18 18*10 -4<br />

Fall kein einfaches Verfahren, die π i aus nden γ 30000<br />

i= 1<br />

g ij zu berechnen.<br />

~ a<br />

p<br />

~<br />

6<br />

alle Alle 3*10 4 1<br />

1 j =<br />

~ a<br />

p2<br />

n<br />

~ 10 4<br />

j = a<br />

-4<br />

2 ~ a 3<br />

p g _ vor = 10.<br />

=<br />

p<br />

1 j<br />

1 j =<br />

i * pi<br />

= =<br />

n<br />

~ . a (Formelnummerie<br />

n 30000<br />

2 j i= 1<br />

g p2<br />

j = .<br />

n1<br />

j<br />

n<br />

TABELLE 3: Betriebserfahrung des Unterprogramms<br />

3.2 Neue Profile 2 j<br />

nach Bild 6 nach Pfaden (Vorbetrieb<br />

6 Falls in einem Betriebsfall ln(1- ein neues i )<br />

= Anforderungsprofil<br />

ln(1- j )<br />

~<br />

4 2 ~ a 3<br />

p g _ vor = 10 = i * pi<br />

= vorliegt, = gibt . es neue π i , die (Formelnummerie<br />

-<br />

~<br />

pi<br />

dagegen -bleiben ~<br />

p j die alten<br />

n 30000<br />

i= 1<br />

g<br />

und nach (4) gilt beispielsweise:<br />

~ a 3<br />

1 betr 1 = 1/6<br />

~<br />

4<br />

p<br />

1<br />

= 3*10<br />

-4<br />

1 betr 1 = 1/6<br />

~ p<br />

1<br />

= 3*10<br />

-4<br />

~ a p g _ vor3<br />

= = 4 = 10<br />

p g _ vor = = n<br />

. (Formelnummerierung?)<br />

= 10 30000<br />

n<br />

g . 2 betr 1 = 1/9<br />

~<br />

(Formelnummerierung?)<br />

p<br />

2 = 4,5*10<br />

-4<br />

g 30000<br />

.<br />

2 betr 1 = 1/9<br />

~ p<br />

2 = 4,5*10<br />

-4<br />

3 betr 1 = 1/18<br />

~ p<br />

3<br />

= 9*10<br />

-4<br />

3 1/18 3<br />

9*10 1 betr 1 = 1/6<br />

~ p<br />

1<br />

= 3*10<br />

-4<br />

Die in Bild 6 eingetragenen Wahrscheinlichkeiten γ<br />

3<br />

ij<br />

4<br />

= = 10 geben<br />

.<br />

an,<br />

~<br />

wie groß adie relative 3 (Formelnummerierung?)<br />

Häufigkeit<br />

4<br />

des Ablaufs 4 betr 1 = 1/3<br />

~ p<br />

4 = 6*10<br />

-4<br />

4 betr 1/3 4<br />

6*10<br />

-4<br />

1 betr 1 = 1/6 ~ p<br />

1<br />

= 3*10<br />

-4<br />

2 betr 1 = 1/9<br />

~ p<br />

2 = 4,5*10<br />

-4<br />

30000 eines der p gCodeteile _ vor = <strong>im</strong> = Vorbetrieb = 10<br />

2 1<br />

n<br />

= 1/9 war. ~ . Zunächst gelte,<br />

(Formelnummerierung?)<br />

30000 p<br />

die CoT2j seien unabhängig g<br />

5 betr 1 = 2/9<br />

~ p<br />

5<br />

= 9*10<br />

-4<br />

6<br />

5 betr 2/9 5<br />

-4<br />

2 = 4,5*10<br />

-4<br />

3 betr 1 = 1/18<br />

~ p 6<br />

3<br />

= 9*10<br />

-4<br />

~<br />

2<br />

von den CoT1j zum Zuge<br />

p ~<br />

2 ~<br />

gekommen und es seien keine Variablenwerte von einem 6 betr 1 = 1/9<br />

~ g _ betr1p = i _ betr1 * p = 1,5* ~<br />

i<br />

p<br />

6 = 18*10<br />

-4<br />

6 betr 1/9 g _ betr1<br />

= i _ betr1 * pi<br />

= 1<br />

3 betr 1 = 1/18 ~ p<br />

3<br />

= 9*10<br />

-4<br />

i=<br />

16<br />

6<br />

18*10<br />

-4<br />

4 betr 1 = 1/3<br />

~ p<br />

4 = 6*10<br />

-4<br />

i=<br />

16<br />

~<br />

2<br />

der CoT1j weitergegeben worden. Man hätte also das Unterprogramm<br />

an der Stelle der zweiten Verzweigung<br />

i=<br />

i=<br />

1<br />

p<br />

~<br />

2 ~<br />

g _ betr 2 = i _ betr2 * p = 4,<br />

~<br />

4 betr 1 1/3 4<br />

6*10<br />

-4<br />

p g _ betr 2 = i _ betr2 i<br />

* pi5<br />

5 betr 1 = 2/9<br />

~ p<br />

5 betr 1 2/9 5<br />

= 9*10<br />

-4<br />

6<br />

1 betr 1 = 1/6 ~ p<br />

1<br />

= 3*10<br />

-4<br />

~<br />

2<br />

5<br />

9*10<br />

-4<br />

6<br />

p<br />

~<br />

~<br />

2<br />

4<br />

auseinanderschneiden, beide Zeilen getrennt ablaufen p<br />

~<br />

lassen können und damit 6 betr keinen 1 1/9 g _ betr1<br />

= i _ betr1 * p = 1,5* 10<br />

6 betr 1 = 1/9<br />

~ g _ betr1<br />

= i _ betr1 * pi<br />

= 1<br />

Einfluss 6<br />

auf 18*10<br />

-4<br />

p<br />

6 = i 18*10<br />

-4<br />

2 betr 1 = 1/9 ~ p<br />

2 = 4,5*10<br />

-4<br />

i=<br />

16<br />

i=<br />

16<br />

~<br />

2<br />

sein Versagensverhalten<br />

ausgelöst.<br />

~<br />

2<br />

1 betr 2 = 11/100<br />

~ p<br />

1<br />

3*10<br />

-4<br />

1 betr 2 = 11/100<br />

~ ~<br />

4<br />

p<br />

~<br />

p g _ betr 2 = i _ betr2 p = * p<br />

1 3*10 = 4,5* -4 10 g _ betr 2 = i _ betr2 * pi<br />

3 betr 1 = 1/18 ~ p<br />

3<br />

= 9*10<br />

-4<br />

In einem zweiten Betriebsfall i sei das Anforderungsprofil<br />

in anderer<br />

i=<br />

1<br />

i=<br />

1<br />

Es habe insgesamt n 4 g Vorbetriebsfälle 1 = 1/3 ~ p<br />

4gegeben. = 6*10<br />

-4<br />

Mit einem<br />

a aus Tabelle 1 und den γ ij aus Bild 6 gilt dann gemäß 2 betr 2 = 1/100 2 betr 2 = ~ Weise<br />

p 1/100<br />

~<br />

2 = 4,5*10 p -4<br />

2 = 4,5*10<br />

geändert: -4<br />

5 betr 1 = 2/9 ~ p<br />

5<br />

= 9*10<br />

-4<br />

6<br />

~<br />

2<br />

(2) bezüglich jeder der beiden „Zeilen“ dieses Bildes für<br />

3 betr 2 = 60/100<br />

3 60/100 ~ p =<br />

den Vorbetrieb:<br />

3 9*10 -4<br />

3 9*10 1 betr 2 11/100 1<br />

3*10<br />

-4<br />

1 betr 2 = 11/100<br />

~ p<br />

1<br />

= 3*10<br />

-4<br />

4<br />

p<br />

~<br />

6 betr 1 = 1/9 ~ g _ betr1<br />

= i _ betr1 * pi<br />

= 1,5* 10<br />

p<br />

6 = 18*10<br />

-4<br />

i=<br />

16<br />

2<br />

2<br />

3<br />

3<br />

~ 2 a 2<br />

a<br />

4 betr 2 3~<br />

4 ~ betr 2 = 2/100<br />

~<br />

3<br />

p a2/100 2 ~ ~<br />

~ a p g _ vor = 2 = a 1 j * 2<br />

*<br />

*<br />

~ =<br />

1 j * p1<br />

j = 2pI<br />

= a 2 j *<br />

4<br />

6*10 4<br />

-4 6*10<br />

-4<br />

2 betr 2 = 1/100 ~ p<br />

2 = 4,5*10<br />

-4<br />

~<br />

2<br />

2 betr 2 = 1/100<br />

~ p<br />

2 = 4,5*10<br />

-4 4<br />

p<br />

~<br />

g _ betr 2 = i _ betr2 * pi<br />

= 4,5* 10<br />

i=<br />

1<br />

6<br />

2<br />

p *<br />

*<br />

~ =<br />

2 j * p2<br />

j = pII<br />

;<br />

6<br />

g _ vor = = 1 j ng<br />

1 j n1<br />

p1<br />

j<br />

I<br />

2 j<br />

2 j 2 p2<br />

II ;<br />

ng<br />

n j 1 j<br />

n<br />

=<br />

j = 1<br />

5 betr 2 =<br />

j 1 1 j<br />

n j = 10 ~ ~<br />

2 ~<br />

5 betr p<br />

0 ~<br />

2 ~<br />

5j<br />

= j = 9*10 5 -4<br />

-4<br />

3 betr 2 = 60/100 ~ p =<br />

p<br />

p<br />

1<br />

g _ betr 2 = _ betr 2 = 3 9*10<br />

-4<br />

3 betr 2 = 60/100<br />

~ p<br />

3<br />

= 9*10<br />

-4<br />

g i<br />

i _ betr2 *_ betr2 p<br />

*<br />

i = 4,<br />

p<br />

5<br />

i = 1<br />

i<br />

=<br />

j =<br />

4 betr 2 2/100 4<br />

j = 6*10<br />

-4<br />

1<br />

j j = 1<br />

i = 1 (Formelnum<br />

6 betr 26/100 (Formelnummerierung?<br />

2<br />

3<br />

3<br />

a<br />

2<br />

*<br />

~ ~ 2 2<br />

2<br />

~<br />

= 1~<br />

j p1<br />

j = p~ ~<br />

6 betr 2 = 26/100<br />

~ p<br />

6 = 18*10<br />

6<br />

-4 18*10<br />

-4<br />

4 betr 2 = 2/100<br />

~<br />

6<br />

5 betr 2 0 ~<br />

2<br />

p<br />

4 = 6*10<br />

-4<br />

1 betr 2 = 11/100 ~ p ~<br />

4<br />

6<br />

1<br />

= 3*10<br />

-4<br />

5<br />

9*10<br />

-4 p g _ betr 2 = i _ betr2 * pi<br />

= 4,5*<br />

10<br />

5 betr 2 = 0<br />

~ ~<br />

2 ~<br />

2<br />

3<br />

3 i = 1 p<br />

5<br />

= 9*10<br />

-4 p _ betr 2 = g i _ betr2 * p<br />

2 betr 2 = 1/100 ~ p<br />

a<br />

~ 4 * ;<br />

~ ~ pI<br />

2 j2<br />

a6 betr 2 26/100<br />

g _ ~ vor = pI<br />

4=<br />

pII<br />

2 2<br />

j<br />

.<br />

2 j = ~ pII<br />

2 a<br />

2<br />

~<br />

n p *<br />

1 j g _ vor = = 1 j<br />

*<br />

*<br />

* ;<br />

j = 1 pg<br />

_ vor = pI<br />

= pj<br />

II<br />

= 1 = 10 .<br />

2 j = 1 j<br />

6<br />

18*10<br />

-4<br />

i = 1<br />

i<br />

2 = 4,5*10<br />

-4<br />

1 j = pI<br />

= 2 j 6 betr 2 = 26/100<br />

~<br />

2 j p p6<br />

2 = j = 18*10<br />

-4<br />

3 betr 2 = 60/100 ~ p<br />

3<br />

= 9*10<br />

-4<br />

pII<br />

ng<br />

n1<br />

j = 1<br />

j 1 j<br />

n<br />

=<br />

j = 1<br />

j = 1 2 j j = 1<br />

4 betr 2 = 2/100 ~ p (Formelnummerierung?)<br />

4 = 6*10<br />

-4<br />

6<br />

das ergibt mit den obigen und den in Bild 6 angegebenen<br />

(Formelnummerie<br />

Zahlen:<br />

5 betr 2 = 0 ~ ~<br />

2 ~<br />

4<br />

p<br />

5<br />

= 9*10<br />

-4 p g _ betr 2 = i _ betr2 * pi<br />

= 4,5*<br />

10<br />

~<br />

p g _ betr1<br />

><br />

~<br />

p ges _ vor<br />

~<br />

=10 4 p i = 1<br />

<br />

.<br />

6 betr 2 =<br />

~ ~ ~ 4<br />

26/100 ~ p<br />

g _ betr1<br />

><br />

~<br />

p<br />

6 = 18*10<br />

-4 ges _ vor<br />

~<br />

p g _ betr1<br />

><br />

~<br />

~<br />

p ges _ vor<br />

pg<br />

_ vor = pI<br />

= pII<br />

= 10 .<br />

~<br />

<br />

Wie<br />

p<br />

ersichtlich,<br />

> ~<br />

g _ betr2<br />

p gilt gessowohl _ vor p g _ betr1<br />

><br />

~<br />

~<br />

p ges _ vor als<br />

p > ~<br />

~<br />

g _ betr2<br />

p<br />

auch p g _ betr2<br />

> ~<br />

ges _ vor<br />

p ges _ vor; und dies bei gleichbleibender<br />

Anforderungszahl, ~ p g _ betr2<br />

> ~<br />

Hängen dagegen die Berechnungen der zweiten Zeile<br />

p ges _ vor allein aufgrund der Änderung<br />

~<br />

von denen der ersten ab, weil sie Ergebniswerte von ihr des Anforderungsprofils. p<br />

~<br />

g _ betr2<br />

p<br />

~<br />

ist sogar größer als<br />

~<br />

verwenden, muss das Unterprogramm als Ganzes betrachtet<br />

werden mit nicht mehr 2 beziehungsweise 3<br />

8 ~<br />

p<br />

~<br />

g8<br />

_ betr2<br />

p<br />

~ I + pII<br />

~<br />

p<br />

~ I + p<br />

g _ betr2<br />

p<br />

~ I + pII<br />

, obgleich beide Zeilen von Bild 6 die gleiche II<br />

p<br />

~<br />

g _ betr2<br />

p<br />

~<br />

Anforderungsanzahl erhalten haben, wie <strong>im</strong> Vorbetrieb!<br />

I + pII<br />

getrennten Pfaden, sondern 6, mit den entsprechenden<br />

Ablaufhäufigkeiten und Versagenswahrscheinlichkeiten.<br />

Die gesammelte Betriebserfahrung habe sich auf trachten sei, lässt sich aufgrund der Kenntnis des<br />

Die Frage, wie das Unterprogramm von außen zu be-<br />

Un-<br />

62<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

8<br />

8


vor<br />

~<br />

p g _ betr1<br />

><br />

~<br />

p ges _ vor<br />

~<br />

p g _ betr2<br />

p I pII<br />

~ p g _ betr2<br />

> ~<br />

p ges _ vor<br />

~ +<br />

~<br />

terprogramms allein nicht beantworten. Die Antwort<br />

hängt vielmehr davon ab, wie es in das oder die<br />

aufrufende(n) Programm(e) eingebettet ist. Wird es etwa<br />

an 5 anderen Stellen aufgerufen und da jeweils in 4<br />

verschiedenen Pfaden, so sind insgesamt 5*4*6 = 120<br />

Pfade zu betrachten.<br />

3.3 Berücksichtigung von Ungenauigkeiten<br />

Die Darlegungen des Beitrags können unter den angegebenen<br />

Voraussetzungen dazu beitragen, Genehmigungsverfahren<br />

zu beschleunigen. Für Einsätze mit andersartigem<br />

Anforderungsprofil gestatten sie eine genauere<br />

quantitative Aussage über das Versagensverhalten von<br />

Software, als viele bisher bekannte Verfahren. Sie sind<br />

aber nur anwendbar, wenn die Pfade durch die zu beurteilende<br />

Software durch eine Analyse festgestellt worden<br />

sind. Dies dürfte viele Programme von der Anwendung<br />

der dargestellten Qualifikationsmethode ausschließen;<br />

denn nur eine ungenau bekannte Anzahl von Pfaden<br />

oder Zahl von Pfadabläufen führen zu einer erheblichen<br />

Vergrößerung der für eine best<strong>im</strong>mte neue Anwendung<br />

vorauszusetzenden Betriebserfahrung oder schließen<br />

dieses Verfahren gänzlich aus.<br />

Die erforderliche Erfahrung ist für hohe SILs unter Umständen<br />

nicht mehr zu erbringen. Kleine Programme oder<br />

Programme, die zwar umfangreich sind, aber aus vielen<br />

kurzen Pfaden bestehen, lassen sich, wie hier beschrieben,<br />

mit geringerem Aufwand qualifizieren als große oder solche<br />

mit vielen langen verschlungenen Pfaden. Es kann<br />

sein, das dies bei kleinen Programmen zu einer Kosteneinsparung<br />

in Genehmigungsverfahren führt, beispielsweise<br />

um von SIL2 ausgehend SIL3 nachzuweisen<br />

Für hohe SILs kommt das Verfahren vor allem dann in<br />

Betracht, wenn ein bereits sicherheitsqualifiziertes Programm<br />

für eine neue Aufgabe eingesetzt werden soll,<br />

etwa gemäß 61508-3-D.<br />

Unter ungünstigen Bedingungen können die verlangten<br />

Analysen und Nachweise über Vorbetriebszeiten so<br />

arbeitsintensiv werden, dass die probabilistische Verifikation<br />

nicht empfehlenswert ist und das zu beurteilende<br />

Programm eher mit deterministischen Mitteln verifiziert<br />

wird. Angesichts der zahlreichen und sehr einschränkenden<br />

Voraussetzungen, die für die Anwendung des<br />

Dargestellten eingehalten werden müssen, ist es für große<br />

und komplizierte Programme nicht einsetzbar.<br />

Nach meiner Auffassung besteht keine Gefahr, die hier<br />

beschriebene Vorgehensweise könnte Beweise oder analysebasierte<br />

Tests überflüssig machen; sie kann sie aber<br />

ergänzen und zu einer zahlenmäßigen Erfassung von<br />

Zuverlässigkeitseigenschaften von Software beitragen,<br />

ähnlich der bei Hardware üblichen.<br />

~<br />

p g _ betr1<br />

><br />

~<br />

p ges _ vor<br />

~ +<br />

~<br />

~<br />

p g _ betr2<br />

p I pII<br />

Weiteren Untersuchungen bleibt vorbehalten, unter<br />

welchen Umständen es sinnvoll ist, mit Äquivalenzklassen<br />

statt mit Pfaden zu arbeiten, und wann sich eine<br />

Verknüpfung der Betrachtung von Datenströmen mit der<br />

von Ablauf-Pfaden anbietet.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

07.04.2012<br />

REFERENZEN<br />

AUTOR<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Wären die beteiligten Ablaufhäufigkeiten nur ungenau<br />

bekannt, wie bei der Herleitung von (6) angenommen, [1] Butler, R.W., Finelli, G.B.: The Infeasibility of Quantifying the Reliability of<br />

ergäbe sich für den Betriebsfall 2 bei einem =1,1:<br />

~<br />

p g _ betr 2 = <strong>Life</strong>-Critical 7,2*10 -4 Real-T<strong>im</strong>e Software; IEEE Transactions on Software Engineering<br />

=1,1:<br />

~<br />

p g _ betr 2 = 7,2*10 -4 statt des obigen Werts.<br />

9(1), S. 3-12, 1993<br />

[2] Bishop, P.G., Esp, D.G., Pullen, F.D., Barnes, M., Humphreys, P., Dahll, G., Bjarlan,<br />

B., Lahti, J., Valisuo, H.: STEM – A Project on Software Test and Evaluation Methods.<br />

FAZIT<br />

In: Proceedings Safety and Reliability Symposium SARS 87, S. 100-117. 1987<br />

[3] DIN/ISO/IEC 61508: Functional Safety of electrical/electronic/ programmable<br />

electronic safety-related systems, 7 parts, 2010<br />

[4] Ehrenberger, W.: Software-Verifikation – Verfahren für den Zuverlässigkeitsnachweis<br />

von Software, Hanser Verlag, 2002<br />

[5] Heinhold, J., Gaede, K.-W.: Ingenieurstatistik, S. 324-334. Oldenbourg Verlag, 1972.<br />

[6] Kuball, S., May, J., Hughes, G.: Structural Software Reliability Est<strong>im</strong>ation.<br />

In Proceedings Safecomp 99, S. 336-349. Springer, 1999.<br />

[7] Littlewood, B.: Eingeladener Vortrag Safecomp 85, Como/Italy, persönliche<br />

Mitteilung<br />

[8] Littlewood, B., Strigini, L.: Validation of Ultra-high Dependability for Softwarebased<br />

Systems. Communications of the ACM, 36(11), 69-80, 1993<br />

[9] Littlewood, B., Wright, D.: Some Conservative Stopping Rules for the Operational<br />

Testing of Safety-Critical Software. IEEE Transactions on Software Engieering<br />

23(11), 673-683,1997<br />

[10] Söhnlein, S.: Quantitative Bewertung der Softwarezuverlässigkeit komponentenbasierter<br />

Systeme durch statisische Auswertung der Betriebserfahrung. Dissertation<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg, Oktober 2010<br />

[11] Söhnlein, S., Saglietti, F., Meitner, M., Bitzer, F.: Auswertung der Betriebserfahrung<br />

zum Zuverlässigkeitsnachweis von Softwaresystemen am Beispiel einer Getriebesteuerung.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> - <strong>Automatisierung</strong>stechnische Praxis 52(6), 32-39, 2010<br />

[12] Weyand, C.: Ariane 5 - Luftfahrt, Berühmt–berüchtigte Software–Fehler<br />

http://formal.iti.kit.edu/~beckert/teaching/Seminar-Softwarefehler-SS03/<br />

weyand.pdf, 2003<br />

Professor e.m. Dr.-Ing. WOLFGANG<br />

EHRENBERGER (geb. 1941) hat an der Hochschule<br />

Fulda Software Engineering gelehrt<br />

und an der DIN/ISO/IEC 61508 mitgearbeitet;<br />

er kommt ursprünglich von der Gesellschaft<br />

für Reaktorsicherheit.<br />

Hochschule Fulda,<br />

Angewandte Informatik,<br />

D-36039 Fulda, Tel. +49 (0) 661 964 03 25,<br />

E-Mail:<br />

wolfgang.d.ehrenberger@informatik.hs-fulda.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

63


HAUPTBEITRAG<br />

OPC UA and ISA 95<br />

Interoperability for MES by <strong>im</strong>plementing ISA 95 with OPC UA<br />

ISA 95 bietet ein Informationsmodell, das Materialien, Personal, Equipment, technische<br />

<strong>Anlagen</strong>, und andere Information auf der Ebene des Produktionsprozessmanagements<br />

repräsentiert. OPC UA offeriert eine verlässliche Kommunikationsinfrastruktur. Die Fähigkeiten<br />

zur Informationsmodellierung von OPC UA ermöglichen die generische und<br />

konfigurierbare Repräsentation der ISA 95-Information und den schnellen synchronen<br />

Datenaustausch, wie er für Produktionsabläufe erforderlich ist. Dieser Artikel beschreibt<br />

einen Ansatz zur Abbildung von ISA 95 nach OPC UA, der den interoperablen Informationsaustausch<br />

ermöglicht.<br />

SCHLAGWÖRTER ISA 95 / OPC UA / Interoperabilität / Informationsmodellierung / MES<br />

OPC UA and ISA 95 –<br />

Interoperability for MES by <strong>im</strong>plementing ISA 95 with OPC UAh<br />

ISA 95 provides an information model representing materials, personnel, equipment,<br />

physical assets and other information on the level of Manufacturing Operations Management.<br />

OPC UA offers a robust and reliable communication infrastructure. OPC UA’s rich<br />

information modeling capabilities can be used to represent ISA 95 information in a generic<br />

and configurable way that allows for high-speed synchronous data exchanges required<br />

for manufacturing workflows. This paper introduces an approach mapping ISA 95 information<br />

into OPC UA allowing an interoperable manner of information exchange.<br />

KEYWORDS ISA 95 / OPC UA / Interoperability / Information Modeling / MES<br />

64<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


DENNIS BRANDL, BR&L Consulting<br />

PAUL HUNKAR, DSInteroperability<br />

WOLFGANG MAHNKE, ABB<br />

TOSHIO ONO, Yokogawa<br />

Automation does not end with equipment control;<br />

it also includes higher levels of control<br />

that manage personnel, equipment, and materials<br />

across production areas. Effectiveness in<br />

manufacturing companies is not based solely<br />

on equipment control capability. Manufacturing companies<br />

must also be efficient at coordinating and controlling<br />

personnel, materials, and equipment across different<br />

control systems in order to reach their max<strong>im</strong>um potential.<br />

This coordination and control must occur in at least<br />

four different parts of an organization; production, quality<br />

tests and test labs, warehousing and inventory management,<br />

and maintenance.<br />

This coordination and control is often supported<br />

by Manufacturing Execution Systems (MES) for management<br />

of production operations, Laboratory Information<br />

Management Systems (LIMS) for quality<br />

tests and test lab management, Warehouse Management<br />

Systems (WMS) or Tank Farm Management<br />

systems for management of inventory operations, and<br />

Asset Management or Computerized Maintenance<br />

Management Systems (CMMS) for maintenance operations.<br />

These systems together are collectively<br />

called Manufacturing Operations Management<br />

(MOM) systems. MOM defines a diverse set of functions<br />

that operate above automation control systems,<br />

reside below the level of enterprise business systems<br />

and are local to a site or area.<br />

1. OVERVIEW ON TECHNOLOGIES<br />

1.1 ISA 95<br />

The ANSI/ISA 95 Enterprise/Control System Integration<br />

standard [1], also released as IEC 62264 [2], defines five<br />

levels of activities in a manufacturing organization. Generally,<br />

automation and control support Levels 1 and 2,<br />

MOM systems support Level 3, and business Enterprise<br />

Resource Planning (ERP) systems support Level 4 activities.<br />

The ISA 95 levels are shown in Figure 1.<br />

Level 0 defines the actual physical processes.<br />

Level 1 elements are the sensors and actuators attached<br />

to the control functions in automation systems.<br />

Level 2 automation and control systems have realt<strong>im</strong>e<br />

responses measured in sub-seconds and are<br />

typically <strong>im</strong>plemented on Programmable Logic Controllers<br />

(PLC), Distributed Control Systems (DCS),<br />

and Open Control Systems (OCS).<br />

Level 3 typically operates on t<strong>im</strong>e frames of days,<br />

shifts, hours, minutes, and seconds. Level 3 functions<br />

also include maintenance functions, quality<br />

assurance and laboratory functions, and inventory<br />

movement functions, and are collectively called Manufacturing<br />

Operations Management. A wide variety<br />

of systems support the Level 3 activities, including<br />

SCADA (Supervisory Control and Data Acquisition)<br />

systems for monitoring the process and providing<br />

operator control, batch control systems for<br />

execution of recipes, data historians for the collection<br />

and preservation of t<strong>im</strong>e based data from Level<br />

2 systems, recipe and document management systems<br />

for managing recipes and workflow instructions,<br />

detailed scheduling, campaign management<br />

or work dispatching, and work or product tracking.<br />

Level 4 is called Business Planning and Logistics.<br />

Level 4 typically operates on t<strong>im</strong>e frames of months,<br />

weeks, and days. Enterprise Resource Planning<br />

(ERP) logistics systems are used to automate Level 4<br />

functions.<br />

It is <strong>im</strong>portant to remember that each level has some form<br />

of control and each level has its own definition for realt<strong>im</strong>e.<br />

Level 3 systems consider real-t<strong>im</strong>e to mean information<br />

available a few seconds after shop floor events<br />

occur. Level 4 systems consider real-t<strong>im</strong>e to mean that<br />

logistics and material information is available daily or<br />

within a few hours after the end of a shift.<br />

This paper deals with information exchange across Level<br />

3 systems or between Level 2 and Level 3 systems.<br />

Specifically this would involve information exchange<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

65


HAUPTBEITRAG<br />

between MES, WMS, LIMS, AM, PLC and DCS systems.<br />

This information exchange in real-t<strong>im</strong>e, often requiring<br />

transaction t<strong>im</strong>es measured in seconds or subseconds, in<br />

order to allow workflows and recipes to execute in a t<strong>im</strong>ely<br />

manner. ISA 95 defines four pr<strong>im</strong>ary types of information<br />

that often must be exchanged among MOM systems<br />

and between ERP systems and MOM systems, these types<br />

are; information about material and the properties of materials,<br />

information about equipment as it pertains to the<br />

operations being performed, information about the physical<br />

assets that make up the equipment, and information<br />

about personnel and their roles and qualifications.<br />

Material Class, Material Definition, Material Lot, Material<br />

Sublot, and Material Test Information – This is the<br />

definition of the lots, sublots, material definitions, and<br />

material classes involved in production. This information<br />

allows Level 3 and Level 4 systems to unambiguously<br />

identify material specified in production schedules<br />

and consumed or produced in actual production.<br />

Equipment Class, Equipment, and Capability Test Information<br />

– This is the definition of the roles that equipment<br />

and equipment classes perform in production, inventory<br />

management, and quality test labs. This information<br />

may be used to associate production with specific<br />

equipment as part of a production record, or with<br />

equipment classes to schedule production and allocate<br />

costs.<br />

Physical Assets, Physical Asset Classes, and Physical<br />

Asset Capability test information – This is an identification<br />

of the specific physical asset (by serial number or<br />

asset ID) used in manufacturing operations. It also includes<br />

the make and model information that identifies the<br />

type of physical asset and its properties.<br />

Personnel Class, Person, and Qualification Test Information<br />

– This is the definition of the persons and personnel<br />

classes (roles) involved in production. This information<br />

may be used to associate production with specific<br />

persons as part of a production record, or with personnel<br />

classes to allocate production costs.<br />

1.2 OPC UA<br />

Classic OPC – the predecessor of OPC UA – is used to<br />

provide interoperable data exchange in automation between<br />

components of potentially different vendors. It is<br />

focusing on the second level defined by ISA 95 (see Figure<br />

1). With over 15.000 OPC products on the market<br />

from more than 2.500 companies [3] it is very well accepted<br />

and applied and almost every system targeting industrial<br />

automation <strong>im</strong>plements classic OPC. With its<br />

flavors OPC DA (data access), A&E (alarms and events)<br />

and HDA (historical data access) it allows exchanging<br />

current, real-t<strong>im</strong>e related data and their history, as well<br />

as alarms and events between automation components<br />

like controllers and HMI (human machine interface)<br />

running on a Windows based PC.<br />

OPC UA (unified architecture, [4]) unifies these specifications<br />

and brings them to state-of-the-art technology<br />

with a service-oriented architecture (SOA). By switching<br />

the technology foundation from Microsoft’s COM/DCOM<br />

to web service technology OPC UA becomes platformindependent<br />

and can be applied in scenarios where classic<br />

OPC cannot be used. OPC UA can directly be deployed<br />

to controllers and intelligent devices without the<br />

need for a Windows-based PC to expose the data, as in<br />

classic OPC. It can also be seamlessly integrated into<br />

MOM and ERP systems running on UNIX / Linux. It still<br />

fits very well in the Windows-based environment where<br />

classic OPC lives today.<br />

Level 4<br />

Business Planning<br />

& Logistics<br />

Plant Production Scheduling,<br />

Operational Management, etc<br />

4 - Establishing the basic plant schedule -<br />

production, material use, delivery, and shipping.<br />

Determining inventory levels.<br />

T<strong>im</strong>e Frame<br />

Months, weeks, days, shifts<br />

FIGURE 1: ISA 95 Activity<br />

Levels in a Manufacturing<br />

organization<br />

Level 3<br />

Manufacturing<br />

Operations Management<br />

Dispatching Production, Detailed Production<br />

Scheduling, Reliability Assurance, ...<br />

3 - Work flow / recipe control to produce the<br />

desired end products. Maintaining records and<br />

opt<strong>im</strong>izing the production process.<br />

T<strong>im</strong>e Frame<br />

Shifts, hours, minutes, seconds<br />

Level 2<br />

Level 1<br />

Manufacturing Control<br />

Basic Control, Supervisory Control,<br />

Process Sensing, Process Manipulation,…<br />

2 - Monitoring, supervisory control and automated<br />

control of the production process<br />

1 - Sensing the production process, manipulating<br />

the production process<br />

Level 0<br />

Production Process<br />

0 - The physical production process<br />

66<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


OPC UA provides a robust and reliable communication<br />

infrastructure having mechanisms for handling lost<br />

messages, failover, heartbeat, etc. With its binary encoded<br />

data it offers a high-performing data exchange<br />

solution. Security is built into OPC UA as security requirements<br />

become more and more <strong>im</strong>portant especially<br />

since environments are connected to the office network<br />

or the internet and attackers are starting to focus on automation<br />

systems [5].<br />

In addition, OPC UA provides powerful information<br />

modeling capabilities. Unlike classic OPC with a very<br />

basic model, OPC UA provides the ability to define types<br />

and add semantic information to the data exchanged.<br />

With these capabilities OPC UA offers a high potential<br />

for becoming the standardized communication infrastructure<br />

for various information models. Several information<br />

models are already defined based on OPC UA<br />

making use of the generic and powerful meta model of<br />

OPC UA. This includes models for:<br />

the IEC 61131-3 programming model [6] used to<br />

program control applications;<br />

a model for analyzer devices [7];<br />

a base model used by FDI (field device integration),<br />

OPC UA has built-in support allowing several<br />

different standardized information models to be<br />

hosted in one OPC UA server [8].<br />

OPC UA is easily scalable. It can be applied on embedded<br />

devices with l<strong>im</strong>ited hardware resources as well as on<br />

very powerful machines like mainframes. Of course, an<br />

application running on l<strong>im</strong>ited hardware can only provide<br />

a l<strong>im</strong>ited set of data to a l<strong>im</strong>ited set of partners<br />

whereas an application running on high-end hardware<br />

can provide a large amount of data with several decades<br />

of history for thousands of clients. The information modeling<br />

capabilities also scale. An OPC UA server might<br />

provide a very s<strong>im</strong>ple model or a very complex model<br />

depending on the application needs. An OPC UA client<br />

can make use of the model or only access the data it needs<br />

and ignore the meta data accessible on the server.<br />

2. MOTIVATION<br />

MOM systems must often share definitions about resources:<br />

personnel, equipment, materials, and physical<br />

assets. This is needed to uniquely identify the resource<br />

and to verify that it is qualified or appropriate for the<br />

task to be performed, such as a material status that indicates<br />

that a material has been released for use in production.<br />

ISA 95 provides a standard framework to describe<br />

this information model for exchange, but ISA 95<br />

does not define a mechanism to exchange this information.<br />

MESA International defined B2MML [9] as a transport<br />

for exchanging ISA 95 based information, but this<br />

information exchange is for periodic Level 3/Level 4<br />

exchanges, not for sub-second based data exchange.<br />

OPC UA provides an infrastructure for defining information<br />

models in a standard manner and for exchanging<br />

the data associated with the information model in a<br />

secure reliable real-t<strong>im</strong>e manner. OPC’s typical applications<br />

are for integrating Level 2 and Level 3. By adapting<br />

the ISA 95 Information model to OPC UA, the<br />

ISA 95 information model can be extended to Level 2.<br />

In addition it allows the information represented by ISA<br />

95 models to be exchanged using OPC UA on Level 3. It<br />

provides services to query, browse, and update this information<br />

in a controlled manner in a highly efficient<br />

communication protocol.<br />

The following subsections summarize the information<br />

that needs to be exchanged.<br />

Sharing Material Information<br />

Manufacturing requires materials. It is not surprising<br />

that manufacturing systems have a requirement to identify<br />

and track materials because the main purpose of<br />

manufacturing is to convert materials in one form into<br />

materials of another form. An <strong>im</strong>portant part of MOM<br />

integration is maintaining and exchanging material<br />

identification and information.<br />

MES identify materials and their suitability for use,<br />

batch management systems confirm that the correct<br />

materials are used as specified in the recipes,<br />

tracking and tracking systems (bar-code scanners<br />

and RFID readers),<br />

LIMS confirm that the correct materials are tested<br />

and the correct materials are used in testing,<br />

WMS identify materials in their storage locations.<br />

Shared material information can be divided into<br />

three main categories;<br />

material class information identifies the materials<br />

without regard to the source of the material,<br />

material definition information identifies material<br />

from specific vendors or sources,<br />

material lot information identifies actual material,<br />

its location and quantity.<br />

Sharing Equipment Information<br />

One <strong>im</strong>portant element of managed information is the<br />

correct identification of the equipment used for manufacturing.<br />

Equipment identification is used for:<br />

scheduling,<br />

tracking and tracing,<br />

maintenance,<br />

troubleshooting,<br />

visualization (HMI),<br />

capacity tracking,<br />

OEE (Overall Equipment Effectiveness) calculations.<br />

Unfortunately, it is not uncommon for a manufacturing<br />

company to have multiple identifications for a single piece<br />

of equipment. Therefore, a critical aspect of equipment<br />

information management is managing different<br />

equipment ID’s across multiple vendor systems and applications.<br />

Sharing Physical Asset Information<br />

Identification of a unique physical asset, irrespective of<br />

the role the equipment is performing is vital for:<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

67


HAUPTBEITRAG<br />

maintenance,<br />

equipment qualification and regulatory compliance,<br />

financial asset tracking<br />

Each physical asset has a vendor serial number that is<br />

needed for financial tracking and maintenance contracts.<br />

Vendor serial numbers are not unique, so each<br />

physical asset is usually given a unique company-specified<br />

financial asset tag number. The financial asset tag<br />

number is maintained in a financial system and may not<br />

be compatible with maintenance system identifications.<br />

Usually differences are in the number of characters or<br />

numbers used and the naming rules required by the applications.<br />

Therefore, maintenance systems often have a<br />

separate maintenance tag that is added to the physical<br />

asset. In the case of small equipment, the three separate<br />

identification tags and vendor make and model information<br />

can cover most of the equipment’s surface area. All<br />

of these different identifications often require that a system<br />

can quickly determine if a physical asset is qualified<br />

for production, and to obtain the physical asset identification<br />

for any regulatory records.<br />

Sharing Personnel Information<br />

Multiple regulatory rules, laws, and internal procedures<br />

require that personnel who perform shop floor actions are<br />

unequivocally identified, are authorized to perform the<br />

actions, and have valid training or qualifications to perform<br />

the actions. Because personnel information is usually<br />

maintained in multiple IT and control systems, it is a key<br />

area of exchanged information. Specific uses in different<br />

systems that require coordination and sharing include:<br />

MES Personnel qualification to be checked before<br />

someone is allowed to take an action<br />

LIMS Identification of approved personnel to perform<br />

tests and handle materials, often based on their<br />

training qualifications,<br />

AM Certification information about personnel performing<br />

maintenance activities to ensure that they<br />

have the proper training required by the activity,<br />

WMS Certification that personnel are trained and<br />

qualified to handle material movement systems,<br />

such as fork trucks or crane systems.<br />

3.1 Modeling Approach of ISA 95<br />

The ISA 95 modeling approach to information is based<br />

on a “Property” model. The ISA 95 models define a<br />

min<strong>im</strong>um set of industry-independent information as<br />

attributes. Industry specific, application specific, and<br />

company specific information are represented as property<br />

objects. For example, the personnel class property<br />

would be used to define application or industry<br />

specific attributes for personnel classes, and person<br />

property would be used to contain instance values for<br />

the properties.<br />

In the ISA 95 resource models there are “Classes”<br />

and “Instances”. The word “Class” used as part of an<br />

object definition name should be considered as a category,<br />

not as a “Class” in the official UML Modeling<br />

definition. For example: “Personnel Class” should be<br />

considered a “Personnel Category”, because it is used<br />

to distinguish between the kinds of personnel in the<br />

real world and to define properties that would be common<br />

to personnel within the same category. The Figure<br />

2, from ANSI/ISA 95.00.02, is the Personnel object<br />

model. Each instance of the Personnel Class defines a<br />

role that a person can perform, such as a Draftsman.<br />

Each role may have specific properties, such as a Drafting<br />

License Number and a License Expiration Date.<br />

Each Person can be associated to one or more Personnel<br />

Class Roles. If the person is Draftsman, then the Person<br />

Properties define the values for the Drafting License<br />

Number and License Expiration Date for that person.<br />

The Qualification Test Specification identifies a test<br />

that may be associated with determining the value for<br />

a property (such as a test for Draftsman used to obtain<br />

a Drafting License Number.) The information obtained<br />

from taking the test can be modeled in the Qualification<br />

Test Result.<br />

This modeling approach for ISA 95 means that properties<br />

must be able to be dynamically queried and browsed.<br />

The properties available for individual objects will be<br />

different, for example in Figure 3, Joe Smith has a Drafting<br />

License Number, but Sally Jones does not. The OPC<br />

UA modeling approach provides the flexibility to have<br />

the dynamic data discovery required for Level 3 communications.<br />

3. MAPPING ISA 95 TO OPC UA<br />

After relating the benefitis of <strong>im</strong>plementing the ISA 95<br />

model with OPC UA and describing the information to<br />

be exchanged this section focuses on how the mapping<br />

can be done. To generate a mapping of the ISA 95 information<br />

model to an OPC UA information model, first the<br />

information model available in ISA 95 has to be understood.<br />

This is described in section 3.1. The information<br />

modeling capabilities of OPC UA as base of the mapping<br />

are described in section 3.2. The mapping approach is<br />

defined in section 3.3, and details as well as examples<br />

given in sections 3.4 and 3.5. Section 4 describes an <strong>im</strong>plementation<br />

of the mapping in order to verify the efficiency<br />

of the proposed mapping.<br />

3.2 Modeling Approach of OPC UA<br />

The basic information modeling principles of OPC UA<br />

are (taken from [3]):<br />

Using object-oriented techniques including type hierarchies<br />

and inheritance. Typed instances allow<br />

clients to handle all instances of the same type in<br />

the same way. Type hierarchies allow clients to work<br />

with base types and to ignore more specialized information.<br />

Type information is exposed and can be accessed<br />

the same way as instances. The type information is<br />

provided by the OPC UA server and can be accessed<br />

with the same mechanisms used to access instances.<br />

68<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


FIGURE 2: Class<br />

Diagram of ISA 95<br />

[from ANSI/ISA<br />

95.00.02]<br />

FIGURE 3: Example<br />

of a personnel class<br />

instances and<br />

person instances<br />

BaseNode<br />

+NodeId : NodeId<br />

+NodeClass : NodeClass<br />

+BrowseName : QualifiedName<br />

+DisplayName : LocalizedText<br />

+Description : LocalizedText<br />

FIGURE 4: Modeling concepts of<br />

OPC UA – the OPC UA meta model<br />

Object<br />

+EventNotifier : Byte<br />

Variable<br />

+Value<br />

+DataType : NodeId<br />

+ValueRank : Int32<br />

+ArrayD<strong>im</strong>ensions : Int32<br />

+AccessLevel : Byte<br />

+UserAccessLevel : Byte<br />

+Min<strong>im</strong>umSampleInterval : Int32<br />

+Historizing : Boolean<br />

Method<br />

+Executable : Boolean<br />

+UserExecutable : Boolean<br />

View<br />

+ContainsNoLoops : Boolean<br />

+EventNotifier : Byte<br />

ObjectType<br />

+IsAbstract : Boolean<br />

ReferenceType<br />

+IsAbstract : Boolean<br />

+Symmetric : Boolean<br />

+InverseName : LocalizedText<br />

VariableType<br />

+Value<br />

+DataType : NodeId<br />

+ArraySize : Int32<br />

+IsAbstract : Boolean<br />

DataType<br />

+IsAbstract : Boolean<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

69


HAUPTBEITRAG<br />

Full meshed network of nodes allowing information<br />

to be connected in various ways. OPC UA allows<br />

supporting various hierarchies exposing different<br />

semantics and references between nodes of those<br />

hierarchies. The same information can be exposed<br />

in multiple ways depending on the use case.<br />

Extensibility regarding the type hierarchies as well<br />

as the types of references between nodes. OPC UA is<br />

extensible in several ways regarding the modeling<br />

of information. In addition to the definition of subtypes<br />

of nodes it allows the definition of additional<br />

types of references between nodes and the definition<br />

of methods extending the functionality of OPC UA.<br />

No l<strong>im</strong>itation on how to model information in order<br />

to allow an appropriate model for the provided data.<br />

OPC UA servers targeting a system that already contains<br />

a rich information model can expose that model<br />

“natively” in OPC UA instead of mapping the<br />

model to a different model.<br />

OPC UA information modeling is always done on the<br />

server-side. OPC UA information models always<br />

exist on OPC UA servers, not on the client. They can<br />

be accessed and modified from OPC UA clients. An<br />

OPC UA client is not required to have an integrated<br />

OPC UA information model and it does not have to<br />

provide such information to an OPC UA server.<br />

Those principles support very basic as well as very complex<br />

and powerful information models such as ISA 95.<br />

In Figure 4, the base concepts of OPC UA – the meta<br />

model – are summarized. There are different node classes<br />

for different purposes. Nodes are connected by references.<br />

Node classes represent objects for structuring<br />

the address space, methods, and variables containing<br />

data. Node class attributes are described in the figure.<br />

OPC UA defines a UML-like notation for modeling<br />

OPC UA address spaces. Figure 5, illustrates the modeling<br />

notation and concepts. The notation illustrates the<br />

object, variable and data type symbols as well as object<br />

type, variable type and reference type. The example<br />

shows one object type called MyType inheriting from<br />

the OPC UA defined BaseObjectType. It uses the Has-<br />

PersonType<br />

Personnel Class Type<br />

Notation<br />

Supervisor<br />

Professional Engineer<br />

Operator<br />

Object<br />

ObjectType<br />

HasComponent<br />

BelongsTo Personnel Class<br />

BelongsTo Personnel Class<br />

BelongsToPersonnel Class<br />

HasProperty<br />

Sally Jones<br />

Variable<br />

VariableType<br />

HasSubtype<br />

DataType<br />

ReferenceType<br />

<br />

HasTypeDefinition<br />

Other Reference Types<br />

(name written on it)<br />

FIGURE 6: Mapping of ISA 95 to OPC UA<br />

Classes and Instances (Alternative One)<br />

Example<br />

BaseObjectType<br />

BaseDataVariableType<br />

MyInstance<br />

MyType<br />

MyCounter<br />

MyCounter<br />

PersonType<br />

Personnel Class Type<br />

FIGURE 5: Example and<br />

Notation of OPC UA modeling<br />

Sally Jones SupervisorType Professional EngineerType Operator Type<br />

Personal<br />

Class Folder<br />

Supervisor<br />

Professional Engineer<br />

Operator<br />

FIGURE 7: Mapping of ISA 95 to OPC UA<br />

Classes and Instances (Alternative Two)<br />

70<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


Subtype reference. MyType contains a variable called<br />

MyCounter, referenced by a HasComponent reference.<br />

Variables, objects and methods on types are called instance<br />

declarations and define the structure of the types.<br />

That means that instances of MyType also have a variable<br />

called MyCounter. As variables are typed as well,<br />

they reference to the OPC UA defined BaseDataVariableType.<br />

Variables have data types assigned to them defining<br />

the data type of the value of the variable. This can<br />

be built-in data types like Int16 or Boolean but also userdefined<br />

data types.<br />

Those concepts allow the definition of object types<br />

with a specific structure and semantic, as well as reference<br />

types with specific semantic.<br />

3.3 Mapping Approach<br />

When mapping the ISA 95 model to OPC UA typically<br />

the same mapping rules should be applied when mapping<br />

s<strong>im</strong>ilar ISA 95 structures. However, somet<strong>im</strong>es the-<br />

re are several useful mapping alternatives and it is more<br />

effective to have different mappings depending on the<br />

expected use of the models.<br />

In the following, the rules and potentially alternatives<br />

are described.<br />

ISA 95 Properties<br />

ISA 95 properties are mapped to OPC UA variables. That<br />

means that for each UML class representing Properties<br />

(e.g. Person Property in Figure 2) an OPC UA variable<br />

type is created (inheriting from a variable type ISA95PropertyType).<br />

Instances of the ISA 95 properties are instances<br />

of the specific type, referenced by a HasISA95Property<br />

reference.<br />

ISA 95 Classes<br />

As described in section 1.1, ISA 95 classes are used for<br />

categorization rather than in the object-oriented sense<br />

of class and instance. That means each class has some<br />

ISA 95 properties assigned to it and each instance assigned<br />

to the class contains at least the properties in<br />

ISA-95 Base Information Model<br />

ISA95Asset<br />

AssignmentType<br />

ISA95<br />

ClassPropertyType<br />

ISA95<br />

PropertyType<br />

ISA95<br />

TestResultType<br />

FIGURE 8: OPC UA ISA95<br />

Architecture Sample<br />

::<br />

ISA95ClasspropertyType<br />

HasISA95<br />

ClassProperty<br />

TestResult<br />

HasISA95<br />

Property<br />

::<br />

ISA95PropertyType<br />

ISA95ClassType<br />

ISA95Test<br />

SpecificationType<br />

ISA95ObjectType<br />

HasISA95<br />

ClassProperty<br />

<br />

<br />

HasISA95<br />

Property<br />

ISA-95 Common Object Model Example<br />

EquipmentClassType<br />

EquipmentCapabilityTestSp<br />

ecificationType<br />

EquipmentType<br />

AssetAssignment::<br />

ISA95AssetAssignmentType<br />

::<br />

EquipmentType<br />

MadeUpOf<br />

Third Party Model Example<br />

HeatingReactor<br />

ClassType<br />

ThirdPartyEquipmentTestSp<br />

ecificationType<br />

ReactorType<br />

HasISA95<br />

ClassProperty<br />

HeatingT<strong>im</strong>e::<br />

ISA95ClassPropertyType<br />

BelongsTo<br />

HeatingT<strong>im</strong>e::<br />

ISA95PropertyType<br />

HasISA95<br />

Property<br />

Third Party Instance Example<br />

HeatingReactorClass<br />

BelongsTo<br />

HR1001<br />

HasISA95<br />

ClassProperty<br />

HeatingT<strong>im</strong>e::<br />

ISA95ClassPropertyType<br />

HeatingT<strong>im</strong>e::<br />

ISA95PropertyType<br />

HasISA95<br />

Property<br />

MadeUpOf<br />

FIGURE 9: OPC UA ISA 95 Server Address Space<br />

TestSpecifications::<br />

BaseObjectType<br />

ConformsTo<br />

ReactorHeatingT<strong>im</strong>eTest::<br />

ThirdPartyEquipmentTestSpecificationType<br />

OtherTestSpecifications::<br />

ThirdPartyEquipmentTestSpecificationType<br />

TS1001::<br />

EquipmentType<br />

EquipmentOf<br />

TS#1234::<br />

PhysicalAssetType<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

71


HAUPTBEITRAG<br />

the class. An instance can have several classes and thus<br />

all their properties.<br />

Each ISA 95 concept representing a class (e.g. Personnel<br />

Class in Figure 2) is mapped to an OPC UA object type.<br />

There are two alternatives how to map the concrete class<br />

(i.e. instances of Personal Class).<br />

Map them to OPC UA objects (see Figure 6)<br />

Map them to OPC UA object types and objects (see<br />

Figure 7)<br />

The first approach is the direct mapping from the ISA 95<br />

model. Each instance fulfilling the class would reference<br />

the object and clients aware of the ISA 95 model would<br />

be able to interpret it. However, it does not make use of<br />

the OPC UA type model and it would be hard for generic<br />

clients to interpret and program against (e.g. it would<br />

require a specific user interface that understood all of<br />

the Operator properties for a person). A more generic<br />

approach is shown in Figure 7, which defines subtypes<br />

of the object type containing all properties and the instances<br />

contain instances of the subtypes. Both alternatives<br />

can make sense, depending on the expected use.<br />

ISA 95 Objects<br />

The ISA 95 Objects are mapped to OPC UA object<br />

types and object instances. Therefore each UML class<br />

modeling instances (e.g. Person in Figure 2) is mapped<br />

to an OPC UA object type and the instances are<br />

instances of that type. Depending on the mapping of<br />

the ISA 95 class it either references the object or contains<br />

an instance of the object type. In both cases it<br />

contains all properties of the classification (see Figure<br />

6 and Figure 7).<br />

ISA 95 Relations<br />

ISA 95 relations (e.g. from Person to Qualification Test<br />

Specification) are mapped to OPC UA references. In oder<br />

to expose the specific semantic new OPC UA reference<br />

types need to be defined. However, this is a fixed set of<br />

new reference types.<br />

Implementation of the Mapping<br />

The overall architecture of the model has been completed<br />

and is illustrated in Figure 8. It includes the physical<br />

asset and equipment models, their interactions with test<br />

specification and personal models. The equivalent material<br />

handling models are not shown.<br />

REFERENZEN<br />

AUTOREN<br />

[1] ANSI/ISA-95.00.01: Enterprise-Control System<br />

Integration - Part 1: Models and Terminology, 2010<br />

[2] IEC 62264-1: Enterprise-control system integration<br />

– Part 1: Models and terminology, Edition 1.0,<br />

March 2003<br />

[3] Mahnke, W., Leitner, S.-H., Damm, M.: OPC Unified<br />

Architecture, Springer, 2009<br />

[4] IEC 62541-1: OPC Unified Architecture - Part 1:<br />

Overview and Concepts, February 2010<br />

[5] Greenfield, D.: The Stuxnet Effect on Cyber Security,<br />

Automation World, March 2012<br />

[6] PLCopen and OPC Foundation: OPC UA Information<br />

Model for IEC 61131-3, Version 1.00, March 2010<br />

[7] OPC Foundation: OPC Unified Architecture Companion<br />

Specification for Analyser Devices, Version 1.00,<br />

October 2009<br />

[8] OPC Foundation: OPC Unified Architecture for<br />

Devices (DI), Version 1.00, December 2009<br />

[9] WBF: Business To Manufacturing Markup Language<br />

- B2MML , Version 0500, March 2011<br />

DENNIS BRANDL (born in 1951) is the founder and<br />

chief consultant for BR&L Consulting, specializing<br />

in Manufacturing IT applications, including<br />

Business-to-Manufacturing Integration, MES<br />

solutions, General and Site Recipe <strong>im</strong>plementations,<br />

and automation system security. He has<br />

been involved in automation system design and<br />

<strong>im</strong>plementation in a wide range of applications<br />

over the past 25 years. Dennis has been an active<br />

member of the ISA 95 Enterprise/Control System<br />

Integration committee for the past 15 years and is<br />

editor of the set of standards. He is a USA expert<br />

on batch control to IEC, is the former chairman of<br />

the ISA SP88 Batch System control standard, and<br />

is the chairman of the IEC and ISO Joint Working<br />

Group on Enterprise/Control Integration.<br />

Mr. Brandl has written numerous papers and<br />

articles on business to manufacturing integration<br />

and flexible manufacturing solutions and has a<br />

regular column in Control Engineering. Dennis<br />

has a BS in Physics and an MS in Measurement<br />

and Control from Carnegie-Mellon University,<br />

and a MS in Computer Science from California<br />

State University.<br />

BR&L Consulting,<br />

208 Townsend Ct, Suite 200 Cary, NC 27518 – USA,<br />

Tel. +1 (0) 919 852 53 22,<br />

E-Mail: dnbrandl@brlconsulting.com<br />

72<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


A prototype of the information model is maintained as<br />

part of the OPC UA ISA 95 working group, which is developing<br />

the information model. The prototype includes<br />

a fully functional version of the information model. The<br />

information model includes samples of typical extensions<br />

that a company may generate to adapt the generic<br />

ISA95 information model to a company or deployment<br />

specific information model.<br />

The address space shown in Figure 9 illustrate sample<br />

properties and objects such as an ISA 95 based<br />

temperature sensor or larger ISA 95 based model of a<br />

boiler, which include the aggregation of other equipment<br />

items.<br />

SUMMARY<br />

This paper describes the union of two widely accepted<br />

technologies – ISA 95 and OPC UA – that expands on<br />

the strengths of both. The ISA 95 model is widely used<br />

to define the information required for system integration.<br />

It provides a set of abstract UML models that can<br />

be used to represent exchanged information about materials,<br />

personnel, equipment, physical assets and<br />

other information. The OPC UA standard is an integration<br />

technology that is based on web service technology,<br />

is platform independent, and can be deployed<br />

from small embedded systems up to large scale plantwide<br />

systems. OPC UA provides a robust and reliable<br />

communication infrastructure having mechanisms for<br />

handling lost messages, failover, heartbeat, and a binary<br />

encoding for high performance data exchanges.<br />

OPC UA’s open data model can be used to represent<br />

ISA 95 information in a generic and configurable method<br />

that allows for high-speed synchronous data exchanges<br />

required for manufacturing workflows.<br />

The resulting union provides a robust high speed communication<br />

system for widely accepted common MOM<br />

information model. It also allows the ISA 95 model to be<br />

extended down to the level 1-2 systems without custom<br />

interfaces. It also allows ERP system to obtain select information<br />

directly from level 1-2 systems. It is expected that<br />

the OPC UA ISA 95 working group will finalize a mapping<br />

specification by the end of 2012 and it will be made available<br />

via the OPC Foundation.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

21.05.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

PAUL HUNKAR (born in 1961) is president of<br />

DS Interoperability, independent consulting<br />

firm, specializing in design and development<br />

of software systems. He has been running DS<br />

Inter operability for 3 years, his client list includes<br />

Yokogawa, ABB, Unified Automation,<br />

Rovosys and the OPC Foundation. Paul is member<br />

of the Technical Advisory Council of the<br />

OPC Foundation. He is editor for the Profiles<br />

and Alarm & Condition parts of the OPC UA<br />

Specification. He was the Director of Certification<br />

for the OPC Foundation and the chair of<br />

the OPC Foundation Compliance Working<br />

Group. He had previously worked for major<br />

Process Automation vendors for more than 25<br />

years in a variety of engineering roles including<br />

designing, constructing and managing<br />

development of advanced control application,<br />

operator interface systems, historical systems<br />

and investigating new technologies. Paul has a<br />

Bachelors Degree in Computer Engineering<br />

from the University of Michigan and a Masters<br />

Degree in Computer Engineering from Case<br />

Western Reserve University.<br />

DSInteroperability,<br />

4012 Deacon Ct, 44236 Hudson, Ohio,<br />

Tel. +1 (0) 440 337 41 61,<br />

E-Mail: paul.hunkar@dsinteroperability.com<br />

Dr.-Ing. WOLFGANG MAHNKE (born in 1971) works at the ABB Corporate<br />

Research Center in Germany in the field of Industrial Software Systems. He<br />

is editor of the Address Space Model and the Information Model parts of the<br />

OPC UA specification and author of the first book on OPC UA. Wolfgang is<br />

member of the Technical Advisory Council of the OPC Foundation and the<br />

OPC Europe Advisory Board. He holds a Diploma in Computer Science from<br />

the University of Stuttgart. During his work at the University of Kaiserslautern<br />

he gained his Ph.D. in the area of Databases and Information Systems.<br />

ABB AG, Industrial Software Systems,<br />

Wallstadter Straße 59, D-68526 Ladenburg,<br />

Tel. +49 (0) 6203 71 62 55,<br />

E-Mail: wolfgang.mahnke@de.abb.com<br />

THOSHIO ONO (born in 1968) graduated in 1990 as a control engineer.<br />

He has worked for Yokogawa Electric Corporation for more than<br />

20 years and has been involved in automation system design and<br />

<strong>im</strong>plementation in SCADA, DCS, and NCS systems. He had been an<br />

active member of technical committee in OPC Japan for the past 10 years.<br />

He was nominated in 2009 as one of the three Japanese delegates to the<br />

IEC SC65E WG8 as an OPC UA specialist. Today, he works for Yokogawa<br />

Corporation of America as principal system architect and evangelizes<br />

the OPC UA standard within Yokogawa.<br />

Yokogawa Electric Corporation,<br />

2-9-32 Nakacho, Musashino-shi,<br />

Tokyo, Japan 180-8750, Tel. +81 (0) 972 417 27 50,<br />

E-Mail: toshio.ono@us.yokogawa.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

73


HAUPTBEITRAG<br />

Cloud Computing <strong>im</strong> Kontext<br />

eines Prozessleitsystems<br />

IT-Einfluss auf Architektur der Prozessautomatisierung<br />

Die Informationstechnik hat wesentlichen Einfluss auf die Architektur von Prozessleitsystemen<br />

genommen. Das belegen unterschiedliche Bussysteme sowie Anzeige- und Bedienansätze.<br />

So hat die <strong>im</strong> ersten Beitragsteil beschriebene IT-Technologie Virtualisierung<br />

bereits heute Einzug in die Praxis gehalten. Cloud Computing ist hingegen nicht übliche<br />

Praxis <strong>im</strong> Kontext der Architektur eines Prozessleitsystems. Im Rahmen entsprechender<br />

Vorfeldarbeiten fokussiert dieser zweite Beitragsteil auf das häufig kontrovers diskutierte<br />

Cloud Computing hinsichtlich der Prozessleitsystem-Architektur.<br />

SCHLAGWÖRTER PLS / Virtualisierung / Cloud Computing<br />

Cloud Computing in the context of a Distributed Control System –<br />

IT influence on the architecture of process automation<br />

IT has significant influence on the architecture of distributed control systems. This influence<br />

is overlaid by various technologies regarding communication, visualization and<br />

operating systems. Virtualization is such a technology that was described in the first part<br />

of this paper. Virtualization is used in practice and thus has already influence on the<br />

architecture of a distributed control system. Cloud computing, however, is not common<br />

practice so far. This second part of the paper focuses on the often controversial discussed<br />

topic cloud computing regarding the distributed control system architecture.<br />

KEYWORDS DCS / virtualization / cloud computing<br />

74<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


MARTIN SCHNEIDER, STEFAN RUNDE, MARTIN GLASER, STEFAN GERACH, Siemens AG<br />

Ein mögliches Mittel für die ständige Anforderung<br />

Kostenreduzierung ist gegebenenfalls der<br />

Einsatz neuester Technologien. Diese allgemeine<br />

Tatsache beeinflusst auch die Architektur<br />

eines Prozessleitsystems (PLS). Dabei stammen<br />

die Technologien häufig aus der IT, wie <strong>im</strong> Beitrag „Virtualisierung<br />

<strong>im</strong> Kontext eines Prozessleitsystems" bereits<br />

dargestellt. Virtualisierung wird schon in der Praxis<br />

angewendet und hat Einfluss auf die Architektur<br />

eines PLS genommen [3]. Der Begriff Cloud Computing<br />

wird einerseits für die dahinterstehenden Technologien<br />

(Cloud-Plattform) und andererseits für die angebotenen<br />

Services auf Basis der Cloud Computing Technologien<br />

(Geschäftsmodell) verwendet – die Technologien sind<br />

der Enabler für das Geschäftsmodell. Eine der Basistechnologien<br />

einer Cloud-Computing-Plattform ist Virtualisierung<br />

[2]. Der Einsatz von Cloud Computing ist <strong>im</strong><br />

Kontext eines PLS keine übliche Praxis. Veröffentlichungen<br />

<strong>im</strong> Zusammenhang von Cloud Computing und<br />

der <strong>Automatisierung</strong>stechnik <strong>im</strong> Allgemeinen sowie der<br />

Architektur eines PLS <strong>im</strong> Speziellen sind rar [8] [9].<br />

Dadurch, dass in der Community nicht unterschieden<br />

wird zwischen den Technologien und dem Geschäftsmodell,<br />

entsteht häufig der Eindruck, es könne „nichts“<br />

mit Hilfe von Cloud Comuting besser werden, da es in<br />

Grundzügen bereits angewendet wird, oder es könne<br />

„alles“ Bestehende und Neue verbessert werden. Das folgende<br />

Zitat bezüglich Services – ein wesentliches Element<br />

des Cloud Computing – belegt diese Aussage eindrucksvoll:<br />

„Sprach man zuerst von Software-as-a-Service<br />

und Infrastructure-as-a-Service, so kamen weitere<br />

Angebote [...] hinzu. Inzwischen gibt es sogar seltsam<br />

anmutende Auswüchse wie Human-as-a-Service. Wegen<br />

des gemeinsamen Suffix fasst man alle Arten von Cloud<br />

Services gerne unter dem Begriff Anything-as-a-Service<br />

(XaaS) zusammen. Zwar sind viele dieser Service-Bezeichner<br />

durchaus sinnvoll [...], aber die Vielfalt trägt<br />

nicht unbedingt zum Verständnis bei.“ [6]<br />

Die Grundlagenbeschreibung (1) hinsichtlich des<br />

Cloud Computings bildet einen Schwerpunkt dieses Beitrags.<br />

Auf der Basis entsprechender Literatur, meist aus<br />

dem IT-Umfeld, wurden die wesentlichen Charakteristika<br />

in den Kontext der <strong>Automatisierung</strong>stechnik (AT)<br />

gestellt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Darstellung<br />

hinsichtlich der Realisierung eines PLS in der Cloud <strong>im</strong><br />

Kontext der Vorfeldentwicklung (3).<br />

1. GRUNDLAGEN DES CLOUD COMPUTINGS<br />

1.1 Einordnung<br />

Cloud Computing ist <strong>im</strong> Grundsatz nicht neu. Es basiert<br />

auf verschiedenen Ansätzen, die sich in den letzten Jahrzehnten<br />

entwickelt haben, wie in Bild 1 dargestellt.<br />

Grundsätzlich lassen sich diese Ansätze in die beiden<br />

Kategorien Infrastruktur-Bereitstellung und Applikations-Bereitstellung<br />

einteilen [6].<br />

1. Kategorie: Infrastruktur-Bereitstellung:<br />

Bereits Ende der 80er-Jahre wurden verteilte Rechen- und<br />

Speicherressourcen zu einem Cluster virtueller Supercomputer<br />

zusammengefasst, um rechenintensive Anwendungen<br />

aus Gebieten wie beispielsweise der Physik, Biologie,<br />

Meteorologie durchzuführen. Diese Anwendung tauchte<br />

erstmals um das Jahr 2002 <strong>im</strong> wissenschaftlichen Kontext<br />

unter dem Begriff Grid Computing auf. Virtualisierung<br />

umfasst Methoden, die es erlauben, Rechen- und Speicher-<br />

Ressourcen, die <strong>im</strong> Grid Computing zu einem Cluster zusammengefasst<br />

werden, effizient zu verwenden (unter<br />

anderem Konsolidierung, anwendungsorientierte Partitionierung).<br />

Für detaillierte Informationen zum Thema Virtualisierung<br />

sei auf Teil 1 des Beitrags verwiesen [3]. Auf<br />

der Basis der beiden zuvor genannten Technologien sieht<br />

das Utility Computing eine flexible Bereitstellung von IT-<br />

Infrastruktur mit dem Ziel vollständiger Kostenkontrolle,<br />

flexibler Kostenverrechnung und aktivem Management<br />

des Service Level Agreement (SLA) vor. Ein SLA ist eine<br />

Vereinbarung zwischen Auftraggeber und Dienstleister<br />

für wiederkehrende Dienstleistungen. Die Vereinbarung<br />

beinhaltet beispielsweise Regelungen zu Quality of Service<br />

(QoS) – Bandbreite, Latenz, Jitter und Verfügbarkeit.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

75


HAUPTBEITRAG<br />

2. Kategorie: Applikations-Bereitstellung:<br />

Das Application Service Providing ermöglicht es einem<br />

Provider (Anbieter), Applikationen zentral bereitzustellen,<br />

die ein Anwender über das Intranet oder Internet<br />

nutzt. Dieser Ende der 90er-Jahre verfolgte Ansatz basiert<br />

auf der Idee, IT-Investitionen durch gemietete Software<br />

(SW) zu verringern. Weiterhin ermöglicht es aufgrund<br />

der zentralen Bereitstellung eine einfachere Pflege und<br />

Wartung der jeweiligen Software. Application Service<br />

Providing (ASP) war der erste Schritt zur gemieteten SW.<br />

Software-as-a-Service (SaaS) ist die Weiterentwicklung<br />

des Gechäftsmodells in Richtung Self Service. Der große<br />

Unterschied ist, dass <strong>im</strong> ASP Anwendungen gezielt für<br />

Kunden angepasst wurden beziehungsweise bereitgestellt<br />

wurden, bei SaaS hingegen Anwendungen für<br />

Kunden-Zielgruppen vorab bereitgestellt werden und die<br />

Kunden sich je nach Bedarf bedienen.<br />

1.2 BEGRIFFSBESTIMMUNG<br />

Ausgehend von den beiden zuvor beschriebenen Technologien<br />

und Kategorien adressiert Cloud Computing<br />

somit die Bereitstellung von Infrastruktur und Applikationen.<br />

Es existieren zahlreiche Definitionen des Begriffs<br />

Cloud Computing – eine einheitliche Definition gibt es<br />

nicht. Eine viel zitierte Definition vom National Institute<br />

of Standards and Technology (NIST) beschreibt Cloud<br />

Computing wie folgt:<br />

«Cloud computing is a model for enabling ubiquitous,<br />

convenient, on-demand network access to a shared pool<br />

of configurable computing resources (e.g., networks,<br />

servers, storage, applications, and services) that can be<br />

rapidly provisioned and released with min<strong>im</strong>al management<br />

effort or service provider interaction.» [5]<br />

Der überwiegende Teil der Cloud-Computing-Beschreibungen,<br />

unter anderem vom European Network<br />

and Informations Security Agency (ENISA), vom Bundesamt<br />

für Sicherheit in der Informationstechnik<br />

(BSI), sowie Bundesverband Informationswirtschaft,<br />

Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom),<br />

greifen die oben genannte Definition inhaltlich auf.<br />

Nachfolgend sind die wesentlichen Merkmale kurz<br />

beschrieben:<br />

Ubiquitous, convenient, on-demand network access: Der<br />

Cloud-Nutzer kann bei Bedarf (on-demand) überall (ubiquitous)<br />

selbstständig auf die Cloud-Services (geeignet) zugreifen.<br />

Durch den Einsatz aktueller Web-Technologien kann<br />

der Zugriff über das Intranet, das Internet oder ein Virtual<br />

Private Network von einem beliebigen Ort aus erfolgen.<br />

Shared pool of configurable computing ressources: Der<br />

Bereitstellende einer Cloud hält einen Pool an mehrmandantenfähigen<br />

Ressourcen vor, die gebündelt einem oder<br />

mehreren Benutzern zur Verfügung gestellt werden können<br />

– der Benutzer hat keine Information darüber, welche<br />

Ressourcen gerade verwendet werden und wo sich<br />

diese befinden.<br />

Rapidly provisioned: Die Ressourcen bieten eine gute Skalierbarkeit<br />

und weisen demnach eine entsprechende Elastizität<br />

auf. Aus Sicht des Cloud-Nutzers steht eine unbegrenzte<br />

Kapazität an Ressourcen zur Verfügung. Den Prinzipien<br />

des Utility-Computings (1.2) folgend werden die<br />

Cloud-Services mittels definierter Metriken überwacht<br />

(engl: metered-by-use), um einerseits die Service-Qualität<br />

zu garantieren und andererseits eine verbrauchsabhängige<br />

Abrechnung (pay-per-use) zu ermöglichen.<br />

Min<strong>im</strong>al management effort: Cloud Computing zeichnet<br />

sich durch einen hohen Grad an <strong>Automatisierung</strong> aus.<br />

Dadurch können die Ressourcen mit min<strong>im</strong>alem Verwaltungsaufwand<br />

durch den Cloud- und Service-Provider<br />

automatisiert bereitgestellt werden.<br />

1.3 SPI-Ordnungsrahmen<br />

Der vom NIST [5] definierte und allgemein etablierte Software/Platform/Infrastructure-Ordnungsrahmen<br />

(SPI-Ordnungsrahmen)<br />

dient der allgemeinen Klassifizierung von<br />

Dienst-Modellen, siehe Bild 2. Die Dienstmodelle lau-ten<br />

Infrastructure-as-a-Service (IaaS), Platform-as-a-Service<br />

(PaaS) sowie Software-as-a-Service (SaaS). Als gemeinsame<br />

Eigenschaft besitzen alle drei Modelle die Bereitstellung<br />

einer Dienstleistung als „as a Service“ (1.2).<br />

Bei IaaS stellt ein Cloud-Provider die IT-Basisinfrastruktur<br />

zur Verfügung. Zu dieser IT-Basisinfrastruktur<br />

zählen zum Beispiel Rechen- und Speicher-Ressourcen<br />

oder Netzinfrastruktur. Diese Basisinfrastruktur nutzt<br />

Virtualisierungstechniken, die die Grundlage dafür bereitstellen,<br />

die Ressourcen dynamisch und zeitnah bereitzustellen<br />

(1.2).<br />

Bei PaaS wird eine Anwendungsplattform zur Entwicklung<br />

und zum Betrieb eigens entwickelter Anwendungen<br />

zur Verfügung gestellt. Zu dieser Anwendungsplattform<br />

zählen neben einem Betriebssystem zudem<br />

entsprechende Laufzeitumgebungen. Diese beinhalten<br />

unter anderem Frameworks (zum Beispiel für Runt<strong>im</strong>e),<br />

Message Queuing, Load Balancing oder Datenbanken,<br />

die abhängig von den aktuellen Anforderungen skalierbar<br />

sind – und/oder Entwicklungsumgebungen, Applikations-<br />

und Web-Server sowie Bibliotheken.<br />

SaaS hat seinen Ursprung <strong>im</strong> Application Service Providing<br />

(1.1). Hierbei werden Anwendungen in einer<br />

Cloud zur externen Nutzung zur Verfügung gestellt. Der<br />

Zugriff erfolgt zumeist ohne zusätzliche Installation<br />

über einen herkömmlichen Web-Browser. Die Verwendung<br />

von Web-Techniken ermöglicht, dass der jeweilige<br />

Kunde unabhängig von best<strong>im</strong>mten Betriebssystemen<br />

die entsprechende Anwendung nutzen kann. Die Abrechnung<br />

bezüglich der Verwendung der jeweiligen Anwendung<br />

erfolgt oftmals in Form von pay-per-use (1.2).<br />

1.4 Zugangsmodelle<br />

Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal der Zugangsmodelle<br />

ist der autorisierte Kreis zur Benutzung bereitgestellter<br />

Dienste bei IaaS, PaaS und SaaS. Die Zugangsmodelle<br />

stehen orthogonal zu diesen Modellen des SPI-<br />

Ordnungsrahmens. Somit lassen sich prinzipiell alle in<br />

Bild 2 dargestellten Kombinationsmöglichkeiten auf der<br />

Basis der nachfolgend beschriebenen Zugangsmodelle<br />

realisieren.<br />

76<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


Public Cloud: Bei dieser auch als External bezeichneten<br />

Cloud stehen die verschiedenen angebotenen Cloud-<br />

Dienste öffentlich zur Verfügung. Die (End-)Kunden<br />

teilen sich die durch einen unabhängigen Cloud-Provider<br />

öffentlich bereitgestellte Infrastruktur inklusive der<br />

Dienste.<br />

Private Cloud: Diese Cloud, die auch als Internal Cloud<br />

bezeichnet wird, hat als Cloud-(End-)Kunden ausschließlich<br />

eine einzige Interessengemeinschaft (zum Beispiel<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Engineerings [7]) aus einer Organisation<br />

(beispielsweise einem Unternehmen). Die Infrastruktur<br />

wird durch die Organisation bereitgestellt. Wird der Betrieb<br />

dieser Cloud durch einen externen Dienstleister sichergestellt,<br />

so wird der Begriff Managed Private Cloud<br />

verwendet – Cloud-Provider ist weiterhin die Interessengemeinschaft,<br />

wobei die Verantwortung des ordnungsgemäßen<br />

Betriebs auf der Basis von SLA jedoch be<strong>im</strong> externen<br />

Dienstleister liegt. Stellt der externe Dienstleister<br />

zudem die Infrastruktur in seinem eigenen Rechenzentrum<br />

bereit, so wird diese Lösung auch als Outsourced<br />

Private Cloud bezeichnet – entsprechende SLAs sind<br />

ebenfalls selbstverständlich.<br />

Community Cloud: Diese Cloud ist eng verwandt mit der<br />

Private Cloud, die ebenfalls als Vertical (Application)<br />

Cloud bezeichnet wird. Sie steht ebenfalls lediglich einer<br />

Interessengemeinschaft zur Verfügung, unterscheidet<br />

sich jedoch von der Private Cloud dadurch, dass mehrere<br />

Organisationen (zum Beispiel zwei Unternehmen)<br />

Zugriff haben.<br />

Hybrid Cloud: Im Gegensatz zur Public Cloud gewährt<br />

die Hybrid Cloud wie die Private Cloud oder Community<br />

Cloud ebenfalls einer Interessengemeinschaft den<br />

Zugriff. Jedoch wird der Ansatz der Private Cloud/Community<br />

Cloud dahin gehend erweitert, dass <strong>im</strong> Bedarfsfall<br />

(zum Beispiel bei Lastspitzen) die Standardinfrastruktur<br />

durch Infrastruktur aus der Public Cloud ergänzt<br />

wird.<br />

Dies setzt jedoch eine sorgfältige Planung der Schwellen<br />

voraus. Vor allem die Provisionierung muss bedacht<br />

werden. Bei komplexen Systemen kann dies mehrere<br />

Stunden in Anspruch nehmen, bis die externen Ressourcen<br />

tatsächlich genutzt werden können.<br />

Neben den genannten Zugangsmodellen existieren weitere<br />

Derivate (beispielsweise Virtual Private Cloud), die<br />

jedoch hier <strong>im</strong> Rahmen der Grundlagen nicht skizziert<br />

wurden. Weiterhin wurde auf eine Diskussion der Vorund<br />

Nachteile der beschriebenen Modelle verzichtet.<br />

Hinsichtlich der Zugangsmodelle kann zwischen dem<br />

Consumer- und Industriegeschäft unterschieden werden.<br />

Aufgrund der gegebenen Randbedinungen (unter<br />

anderem Zertifizierung) <strong>im</strong> Industriegeschäft erlaubt<br />

eine Private Cloud eine einfachere Umsetzung, welche<br />

aber zu Lasten der Ressourceneffizienz geht – dies ist<br />

jedoch insbesondere der Vorteil einer Hybrid Cloud und<br />

Public Cloud. Bei den folgenden Ausführungen wird auf<br />

die Unterscheidung zwischen Private Cloud und Community<br />

Cloud verzichtet. Der Einfachheit halber wird<br />

lediglich der Begriff Private Cloud verwendet.<br />

1.5 Use Cases<br />

Im <strong>Automatisierung</strong>stechnik(AT)-Umfeld kann aus Sicht<br />

eines AT-Herstellers weiterhin zwischen einem AT-Kunden<br />

BILD 1: Cloud Computing vereint IT-Basistechnologien<br />

mit Geschäftsmodellen.<br />

BILD 3: Cloud Computing Use Cases<br />

BILD 2: Übersicht Cloud Stack<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

77


HAUPTBEITRAG<br />

und einem IT-Dienstleister unterschieden werden.<br />

Be<strong>im</strong> Cloud Computing kann zwischen dem Cloud-<br />

Provider, dem Cloud-Kunden sowie dem Cloud-<br />

Endanwender unterschieden werden. Ein wichtiger<br />

Punkt ist die Tatsache, dass sich aufgrund der Philosophie<br />

von Cloud Computing vielfältige Use Cases in<br />

der Anwendung dieser Technologie ergeben. So können<br />

die genannten Rollen aus dem Umfeld der <strong>Automatisierung</strong>stechnik<br />

auf verschiedene Weise mit den<br />

Rollen aus dem Umfeld des Cloud Computing kombiniert<br />

werden.<br />

Nachfolgend sind der Use Case 4 sowie der Use Case 5<br />

in einer Ausprägung (etwa realisierte Private Cloud unter<br />

Verwendung von IaaS) erläutert, um die zuvor beschriebenen<br />

Grundlagen zu verdeutlichen.<br />

Use Case 4 – Cloud für die interne Entwicklung eines<br />

AT-Herstellers: Eine Ausprägung des Use Cases (Bild 3)<br />

ist die Realisierung als Private Cloud (1.4) in der in Bild 2<br />

dargestellten Kombination 1, Realisierung von IaaS.<br />

So kann der AT-Hersteller beispielsweise ein eigenes<br />

Betriebssystem auf der Basis seiner ausgewählten IaaS-<br />

Dienstleistungen – bereitgestellt von einem IT-Dienstleister<br />

– installieren und seine Anwendungen für interne<br />

Aufgaben bereitstellen. In diesem Fall ist der AT-Hersteller<br />

auch für die Wartung (wie Update des Betriebssystems)<br />

verantwortlich, wohingegen die Verantwortung<br />

bezüglich der bereitgestellten IT-Basisinfrastruktur in<br />

der Verantwortung des IT-Dienstleisters liegt.<br />

Use Case 5 – Cloud für den Kunden-Service eines AT-<br />

Herstellers: Eine Ausprägung dieses Use Cases 5<br />

(Bild 3) ist die Realisierung als Community Cloud (1.4)<br />

in der Kombination 5 (Bild 2) – Realisierung von PaaS<br />

und SaaS.<br />

Diese Ausprägung ermöglicht, dass der AT-Hersteller<br />

und -Entwickler eine PaaS-Anwendungsplattform<br />

(engl.: managed) auf der Basis eigener IT-Basisinfrastruktur<br />

zur Verfügung gestellt bekommt. Sofern es<br />

sich um eine konventionelle Anwendungsumgebung<br />

handeln würde, könnten konventionelle, auf einem<br />

Rechner be<strong>im</strong> AT-Kunden zu installierende Anwendungen<br />

entwickelt werden. Bei diesem Use Case handelt<br />

es sich jedoch bei der bereitgestellten PaaS-Anwendungsplattform<br />

um eine Entwicklungsumgebung zur<br />

Erstellung Web-Browser-geeigneter Software, um entsprechend<br />

SaaS-Anwendungen für die AT-Kunden<br />

bereitzustellen. Der Kunde kann sich ausschließlich<br />

auf die Nutzung der bereitgestellten Anwendung konzentrieren;<br />

unter anderem wird Wartung und Pflege<br />

zentral vom AT-Hersteller durchgeführt.<br />

2. PLS IN EINER PRIVATE CLOUD<br />

Aufgrund der notwendigen Randbedinungen erlaubt<br />

eine Privat Cloud eine einfachere Umsetzung, welche<br />

aber zulasten der Ressourceneffizienz geht. Dies ist jedoch<br />

der Vorteil einer Public Cloud. Die folgenden Abschnitte<br />

fokussieren auf die einfachere Realisierung<br />

eines PLS in der Private Cloud anstelle einer Realisierung<br />

in einer Hybrid Cloud oder Public Cloud (1.4). Die<br />

Beschreibungen erfolgen exemplarisch anhand der Engineering<br />

Station des PLS S<strong>im</strong>atic PCS 7.<br />

2.1 Überführungsvarianten<br />

Unabhängig von den beschriebenen Modellen des SPI-<br />

Ordnungsrahmens (1.3) sowie dem Zugangsmodell (1.4)<br />

bestehen die folgenden Migrationskonzepte, um eine existierende<br />

Anwendung in einer Cloud zu betreiben.<br />

Überführungsvariante 1: Diese Variante (Kapselung)<br />

setzt lediglich eine virtualisierte Infrastruktur voraus.<br />

Das Betriebssystem sowie die Anwendung(en) werden<br />

in eine virtuelle Maschine portiert. Diese virtuelle Maschine<br />

lässt sich auf einer kompatiblen IaaS-Cloud betreiben<br />

– vergleiche Kombination 1 (1.3). Der Zugriff auf<br />

diese erfolgt über Standardprotokolle (zum Beispiel TCP/<br />

IP, HTTP, RDP). Mittels geeigneter Software ist es möglich,<br />

diese Software entsprechend zu transformieren,<br />

womit diese in einem Web-Browser nutzbar ist. Diese<br />

Realisierungsvariante kann der Kombination 4 beziehungsweise<br />

Kombination 6 (1.3) zugeordnet werden.<br />

Überführungsvariante 2: Eine weitere Variante (Integration)<br />

ist, dass die jeweilige bestehende, konventionelle<br />

Anwendung – auf einem Rechner installiert -<br />

Dienste aus der Cloud nutzt (zum Beispiel Speicher<br />

für Backups, Big-Data-Anwendungen). Hinsichtlich<br />

dieser Migrationsstrategie sind alle Kombinationen<br />

(1.3) realisierbar.<br />

Überführungsvariante 3: Bei dieser Variante (Migration)<br />

können bestehende Applikationen nicht portiert<br />

werden. Es können lediglich die Konzepte (zum Beispiel<br />

Prozesse, Verfahren, Algorithmen) wiederverwendet<br />

werden. Ausgehend von diesen Konzepten sowie<br />

basierend auf der bereitgestellten Anwendungsplattform<br />

(PaaS) sind dann die Anwendungen (SaaS) neu zu<br />

entwickeln. Aufgrund der notwendigen PaaS-Anwendungsplattform<br />

sind lediglich Kombinationen realisierbar,<br />

welche PaaS und SaaS vorsehen – Kombination 5,<br />

Kombination 6 und Kombination 7 (1.3).<br />

Die Überführungsvariante 3 ermöglicht, den max<strong>im</strong>alen<br />

Nutzen zu erzielen, den eine Cloud bietet. Es ist jedoch<br />

notwendig, die entsprechende/n PLS-Anwendung/en auf<br />

Basis von PaaS nahezu neu zu entwickeln, um sie darauf<br />

aufbauend als SaaS bereitzustellen – der Aufwand ist in<br />

Relation zu Variante 2 höher. So ermöglicht die Variante<br />

2 ein höheres Maß an Wiederverwendung, indem gegebenenfalls<br />

bestehende (Cloud-)Anwendungen um reale PaaSund/oder<br />

IaaS-Dienste erweitert werden. Darüber hinaus<br />

ist so eine Anpassung der bestehenden (Cloud-)Anwendungen<br />

möglich. Ist eine Erweiterung/Anpassung nicht<br />

notwendig, so liegt der Schluss nahe, Überführungsvariante<br />

1 zu verfolgen. Damit verbunden sind relativ geringer<br />

Aufwand mit einem verhältnismäßig guten Nutzen.<br />

Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde daher die letztgenannte<br />

Überführungsvariante zur exemplarischen<br />

Umsetzung der S<strong>im</strong>atic PCS 7 Engineering Station (ES)<br />

in eine Private Cloud gewählt.<br />

2.2 Realisierungsplattform<br />

In Bild 5 ist eine Übersicht der aktuell gängigen Lösungen<br />

<strong>im</strong> Umfeld des Cloud Computings dargestellt. SaaS-<br />

78<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


Lösungen und -Produkte sind individuell und basieren<br />

gegebenenfalls auf IaaS sowie PaaS (1.3). Bekannte SaaS-<br />

Produkte sind Anwendungen wie Google Docs, Windows<br />

Live Services oder das Strato HiDrive. Für Privatanwender<br />

sind diese Angebote meist kostenlos und werden<br />

über Werbenetzwerke finanziert. Auf Anwender in Unternehmen<br />

zielen gewerbliche Anwendungen wie Google<br />

Apps for Business, Microsoft Office 365 oder die CRM-<br />

Anwendungen von Salesforce.<br />

Die überwiegende Zahl der Kunden in der Prozessautomatisierung<br />

setzt zur Virtualisierung – eine Basis-Technologie<br />

von Cloud Computing – ihres PLS den<br />

Hypervisor VMware ESXi ein. Daher wurden zur exemplarischen<br />

Überführung von S<strong>im</strong>atic PCS 7 in eine Private<br />

Cloud vorerst VMware-Produkte ausgewählt – weitere<br />

Cloud-Plattformen, wie beispielsweise Microsoft<br />

Azure, sind ebenfalls denkbar. Für Grundlagen hinsichtlich<br />

der Architektur eines PLS sei auf den ersten Teil<br />

dieses Beitrags zum Thema Virtualisierung verwiesen [1].<br />

Nachfolgend sind die wesentlichen Komponenten der<br />

Realisierung mit VMware vCloud [4] beschrieben (Bild 5):<br />

Private Cloud Resource Pools / Public Cloud Resource:<br />

Die Grundlage für den Aufbau einer Private Cloud ist ein<br />

Pool von physikalischen Ressourcen an Server-, Netzwerk-<br />

und Storage-Komponenten, der Cloud Resource<br />

Pool. Ergänzt werden kann dieser Pool durch Ressourcen<br />

einer Public-Cloud, die dann auch als Hybrid-Cloud bezeichnet<br />

wird (1.4).<br />

Als Virtualisierungsschicht dient der vSphere-Hypervisor<br />

(auf ESXi-Basis). Diese Schicht ist die Grundlage<br />

für die weiteren VMware-Produkte, die zum Aufbau einer<br />

Private Cloud benötigt werden [1].<br />

Die sogenannte <strong>Automatisierung</strong>sschicht wurde realisiert<br />

durch VMware vCenter Server. Es organisiert die<br />

von der VMware vSphere Virtualization Platform abstrahierten<br />

Cloud Ressourcen.<br />

Die sogenannte Self-Service-Automation-Schicht ermöglicht<br />

dem Cloud-(End-)Kunden die Verwaltung der<br />

Cloud-Ressourcen mittels eines Self-Service-Portals.<br />

Diese Schicht wurde hier mit dem VMware vCloud Director<br />

<strong>im</strong>plementiert. Mit Hilfe des VMware vCloud Directors<br />

greift der Cloud Provider auf die vom vCenter<br />

Server bereitgestellten Ressourcen zu und stellt diese<br />

entsprechend organisiert in virtuellen Rechenzentren<br />

bereit. Der Cloud-Kunde kann dieses von ihm angeforderte<br />

virtuelle Rechenzentrum nutzen.<br />

Auf der Basis dieser Schichten ist es möglich, die drei<br />

in Abschnitt 2.1 genannten Überführungsvarianten zu<br />

realisieren. Dazu werden weitere entsprechende Komponenten<br />

bereitgestellt.<br />

Die Realisierung erfolgte exemplarisch auf Basis der<br />

genannten VMware vCloud-Lösung.<br />

Ausgehend von der dritten Variante (2.1) ist die Engineering<br />

Station (ES) von S<strong>im</strong>atic PCS 7 in eine Private<br />

Cloud überführt worden. Es handelt sich um die<br />

Kombination 6 (1.3) und den Use Case 2 (1.5).<br />

2.3 Umsetzung<br />

Die ES wurde zur Darstellung in diesem Beitrag ausgewählt,<br />

da sie als möglicher Kandidat beispielhaft für die<br />

Vorteile einer Anwendung in der Cloud steht. So wird<br />

eine ES beispielsweise während der zeitlich relativ kurzen<br />

Engineering Phase genutzt – in der verhältnis mäßig<br />

langen Betriebsphase einer Anlage in der Prozessindustrie<br />

eher weniger.<br />

In Bild 6 ist die Umsetzung der Überführung der ES<br />

von S<strong>im</strong>atic PCS 7 basierend auf VMware skizziert – die<br />

OS und MS werden lediglich als weitere PLS-Komponenten<br />

aufgeführt. Als Private Cloud Resource Pool<br />

stand die Hardware der SmartAutomation Karlsruhe<br />

BILD 4: Cloud-Dienste<br />

BILD 5:<br />

S<strong>im</strong>atic PCS 7 auf<br />

der Basis der<br />

VMware vCloud-<br />

Lösung<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

79


HAUPTBEITRAG<br />

(SmA Khe) zur Verfügung. Dabei handelt es sich um einen<br />

Fujitsu Server TX300 S6 (1 Intel Xeon X5660 mit<br />

sechs Kernen à 2,8 GHz, 32 GB RAM) [1]. Auch wenn ein<br />

Server <strong>im</strong> eigentlichen Sinne noch keine Cloud bildet,<br />

ist dies hinsichtlich der prinzipiellen Funktionstests<br />

zunächst ausreichend. Die von der VMware vSphere Virtualization<br />

Platform abstrahierten Cloud Ressourcen<br />

wurden mittels VMware vCloud Director entsprechend<br />

bei VMware vCenter Server bestellt und von dort bereitgestellt.<br />

Diese Schichten bilden die Grundlage für die<br />

VM. Eine VM repräsentiert die ES. Ausgehend von der<br />

gewählten Überführungsvariante 1 (2.1) wurde die bestehende<br />

ES-Anwendung in eine VM transformiert.<br />

2.4 Retrospektive<br />

Grundsätzlich kann, wie auch <strong>im</strong> Umfeld der IT, für die<br />

(Prozess-)<strong>Automatisierung</strong> als Vorteil aufgeführt werden,<br />

dass es mithilfe von Cloud Computing möglich ist, ausgewählte<br />

Investitionskosten auf die Betriebs- beziehungsweise<br />

<strong>Anlagen</strong>laufzeit abzuschreiben – eine Umverteilung<br />

von Investitions- zu Betriebskosten. So können<br />

beispielsweise zu Beginn eines Projektes die Kosten für<br />

gewisse Werkzeuge entfallen, da sie bei Bedarf angefordert<br />

und wie <strong>im</strong> SLA vereinbart verrechnet werden. Weiterhin<br />

ist aufzuführen, dass für den jeweiligen Cloud-<br />

Endanwender, siehe Bild 3, in der (Prozess-)<strong>Automatisierung</strong><br />

geringere Aufwände für Pflege und Wartung der<br />

Infrastruktur anfallen können; zum Beispiel aufgrund<br />

von zentral ausgeführten Updates und Upgrades. Dieser<br />

grundsätzliche Fakt kann bereits aufgrund der gemachten<br />

Erfahrungen <strong>im</strong> Rahmen der praktischen Umsetzung bestätigt<br />

werden – notwendige Updates konnten zentral<br />

eingespielt werden und standen jedem, <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Vorfeldtests jedem fiktiven AT-Endkunden, sofort zur<br />

Verfügung. Als weiterer Fakt ist zu nennen, dass gewonnene<br />

Erkenntnisse bei der Überführung von bestehenden<br />

PLS-Komponenten in virtueller Umgebung <strong>im</strong> Allgemeinen<br />

wertvoll waren; <strong>im</strong> Speziellen hinsichtlich der virtuellen<br />

Umgebung von VMware – beispielsweise hinsichtlich<br />

der Konfiguration der Kommunikationsbeziehungen<br />

in virtueller Umgebung. Prinzipiell ist zu sagen,<br />

dass es keine grundsätzlichen Einschnitte bezüglich der<br />

ES-Funktionalität (zum Beispiel Projektierung, Offline-<br />

Planung) gab hinsichtlich S<strong>im</strong>atic PCS 7 in einer Private<br />

Cloud basierend auf VMware vCloud.<br />

Gesamtheitlich kann der vielfach genannte Nutzen <strong>im</strong><br />

Kontext des Cloud Computings jedoch noch nicht bestätigt<br />

werden, da Langzeiterfahrungen fehlen. Tatsache ist<br />

zudem, dass noch keine belastbaren Aussagen zu wesentlichen<br />

Anforderungen in der (Prozess-)<strong>Automatisierung</strong><br />

wie beispielsweise Zuverlässigkeit und Performanz getroffen<br />

werden können.<br />

ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

Im Kontext von Cloud Computing stehende, bereits existierende<br />

Ansätze (zum Beispiel Application Service<br />

Providing, Grid Computing, Virtualisierung) erwecken<br />

den Eindruck, dass Cloud Computing nichts Neues zu<br />

sein scheint. Abstrakt betrachtet resultiert aus der Kombination<br />

der Ansätze das Cloud Computing. Aus der<br />

Kombination heraus scheint jedoch „Alles“ – zumindest<br />

doch „Vieles“, möglich zu sein. So existieren drei<br />

D<strong>im</strong>ensionen: SPI-Ordnungsrahmen, Zugangsmodelle<br />

und Use Cases. Grundsätzlich sieht der SPI-Ordnungsrahmen<br />

die drei individuell kombinierbaren Modelle<br />

Infrastructure-as-a-Service (IaaS), Platform-as-a-Service<br />

(PaaS) und Software-as-a-Service (SaaS) vor. Eine weitere<br />

D<strong>im</strong>ension bilden die vier Zugangsmodelle Public<br />

Cloud, Private Cloud, Community Cloud und Hybrid<br />

Cloud. Zuletzt ist die D<strong>im</strong>ension Use Case entscheidend.<br />

Ein triviales Beispiel für einen Use Case ist, dass ein<br />

AT-Hersteller sowohl als Cloud-Provider, Cloud-Kunde<br />

und Cloud-Endkunde auftreten kann. Alle drei D<strong>im</strong>ensionen<br />

bilden einen Lösungsraum mit Nullstellen. Werden<br />

die verschiedenen Punkte der drei D<strong>im</strong>ensionen<br />

geschickt miteinander kombiniert, so kann einerseits<br />

vielfältiger Nutzen daraus resultieren – flexiblere und<br />

individuellere Bereitstellung von Software. Andererseits<br />

resultieren daraus auch Herausforderungen – wie<br />

Sicherstellung der notwendigen Performanz (beispielsweise<br />

Bandbreite, Rechen- und Speicherressourcen).<br />

Grundsätzlich kann bei den Zugangsmodellen zwischen<br />

dem Consumer- und Industriegeschäft unterschieden<br />

werden. Aufgrund der gegebenen Randbedinungen<br />

(unter anderem Zertifizierung) <strong>im</strong> Industriegschäft erlaubt<br />

eine Private Cloud eine einfachere Umsetzung.<br />

REFERENZEN<br />

[1] Runde, S.; Schneider, M.; Glaser, S., Thieme, S.: IT <strong>im</strong> Kontext<br />

der Prozessleittechnik – Teil 1: Virtualisierung. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> –<br />

<strong>Automatisierung</strong>stechnische Praxis 55(1), S. 28-36, 2013..<br />

[2] Käfer, G.: Cloud Computing Architecture. Verfügbar unter:<br />

http://www.sei.cmu.edu/saturn/2010/, zuletzt geprüft am:<br />

20.01.2013.<br />

[3] Runde, S., Schneider, M., Glaser, M., Drinjakovic, D.:<br />

<strong>Automatisierung</strong>stechnische Architektur in der Prozessindustrie<br />

mit Leitsystem in virtueller Umgebung. In:<br />

Tagungsband Automation 2011, S. 28-35. VDI, 2011.<br />

[4] VMware. Verfügbar unter: http://www.vmware.com/de/.<br />

Zuletzt geprüft am: 14.01.2013.<br />

[5] National Institute of Standards and Technology (NIST):<br />

The NIST Definition of Cloud Computing. Verfügbar unter:<br />

http://csrc.nist.gov/publications/nistpubs/800-145/<br />

SP800-145.pdf, zuletzt geprüft am: 14.01.2013.<br />

[6] Vossen, G., Haselmann, T., Hoeren T.: Cloud-Computing für<br />

Unternehmen. Technische, wirtschaftliche, rechtliche und<br />

organisatorische Aspekte. dpunkt-Verl., Heidelberg, 2012.<br />

[7] Runde, S: Wissensbasierte Engineeringunterstützung in<br />

der <strong>Automatisierung</strong>stechnik am Beispiel der Gebäudeautomation.<br />

Fortschritt-Berichte VDI Reihe 20 Nr. 434:<br />

Rechnergestützte Verfahren. Düsseldorf: VDI Verlag 2011.<br />

[8] Schlesinger, D.: Automatisieren in der Wolke? <strong>Automatisierung</strong><br />

& Messtechnik - Sonderheft 2012, S. 8–9. 2012<br />

[9] Inductive Automation: Cloud-Based SCADA Systems –<br />

the Benefits & Risks. Is Moving Your SCADA System to the<br />

Cloud Right For Your Company? Verfügbar unter:<br />

http://files.inductiveautomation.com/whitepapers/<br />

WhitePaper-Cloud-Based-SCADA-Systems.pdf, zuletzt<br />

geprüft am: 14.01.2013<br />

80<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


Diese einfacherer Umsetzung geht aber zu Lasten der<br />

Ressourceneffizienz, die insbesondere der Vorteil einer<br />

Hybrid Cloud und Public Cloud ist. Ausgehend von dieser<br />

Situation wurde für einen prinzipiellen Funktionstest<br />

die Engineering Station von S<strong>im</strong>atic PCS 7 in eine<br />

Private Cloud überführt. Bei der Anwendung dieser S<strong>im</strong>atic<br />

PCS 7-Komponente konnten keine grundsätzlichen<br />

Einschnitte bezüglich Funktionalität (zum Beispiel Projektierung,<br />

Offline-Planung) festgestellt werden. Gesamtheitlich<br />

kann der suggerierte Nutzen noch nicht bestätigt<br />

werden, da Langzeiterfahrungen fehlen. Der Nutzen<br />

hinsichtlich einer vereinfachten Durchführung von Updates,<br />

Upgrades etc. zeigte sich jedoch.<br />

In Zukunft sind weitere PLS-Komponenten wie MS,<br />

OS in der Cloud zu realisieren, um technische und<br />

nichttechnische Aspekte besser bewerten zu können. Es<br />

sind noch viele offene Punkte zu klären, um belastbare<br />

Aussagen zu wichtigen Anforderungen in der (Prozess-)<br />

<strong>Automatisierung</strong>, wie etwa Zuverlässigkeit und Performanz,<br />

treffen zu können. Exemplarisch seien zudem die<br />

Aspekte Security und Compliance genannt. In einer<br />

Cloud können große Mengen verschiedener, teilweise<br />

sensibler Daten und Informationen gespeichert werden.<br />

So werden Cloud-Plattformen zu einem interessanten<br />

Ziel für interne und/oder externe Angreifer. Cloud-spezifische<br />

Security-Aspekte (Verfügbarkeit, Integrität, Vertraulichkeit,<br />

Authentizität und Verbindlichkeit) sind<br />

mit Bezug zu der jeweiligen Organisationsform/Bereitstellungsmodell<br />

(1.4) zu berücksichtigen. Mit dem Thema<br />

Security geht der Komplex Compliance einher. Zur<br />

Compliance gehören die Einhaltung der gesetzlichen,<br />

unternehmensinternen und vertraglichen Regelungen,<br />

der Datenschutz, das Risiko-Management, der rechtliche<br />

Rahmen und die Governance.<br />

Werden Cloud-Dienste verwendet, insbesondere in der<br />

Public Cloud, so ist die Einhaltung der Compliance eine<br />

weitere Herausforderung.<br />

DANKSAGUNG<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

18.09.2012<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Die Autoren danken dem Experten für Cloud Computing<br />

Herrn Dr. Gerald Käfer für das Reviewen des<br />

Beitrags. Er untersucht die Relevanz und Auswirkung<br />

von „Software as a Service“ und Cloud Computing für<br />

das zukünftige Produkt- und Servicegeschäft. Sein<br />

Themenfeld der letzten Jahre war schwerpunktmäßig<br />

Cloud Computing <strong>im</strong> Enterprise-IT-Umfeld.<br />

AUTOREN<br />

Dipl.-Ing. MARTIN R. SCHNEIDER (geb. 1960)<br />

absolvierte ein Informa tik-Studium an der Hochschule<br />

Karlsruhe. Er ist in der Vorfeldentwicklung<br />

als Teilprojektleiter <strong>im</strong> Projekt „Future DCS Architectures“<br />

zuständig für das Thema Integration von<br />

IT-Trends in der Prozessautomatisierung, wie zum<br />

Beispiel Virtualisierung oder Cloud Computing.<br />

Siemens AG, Sector Industry,<br />

Advanced Technologies and Standards,<br />

Östliche Rheinbrückenstrasse 50,<br />

D-76187 Karlsruhe, Tel. +49 (0) 721 595 61 13,<br />

E-Mail: martin-rudolf.schneider@siemens.com<br />

Dr.-Ing. STEFAN RUNDE (geb. 1980) ist in der<br />

Vorfeldentwicklung Projektleiter für das Thema<br />

„Future DCS Architecture“ und Programm Manager<br />

für das Themenfeld „PC-based Architecture“. Nach<br />

der Ausbildung zum Energieelektroniker, studierte<br />

er Elektro- und Informationstechnik an der FH<br />

Hannover und promovierte an der Helmut-Schmidt-<br />

Universität Hamburg. Aktuelle Schwerpunkte seiner<br />

Arbeit sind die Verbesserung von Engineering und<br />

Architekturen <strong>im</strong> Umfeld von SCADA und PLS.<br />

Siemens AG,<br />

Sector Industry, Advanced Technologies and Standards,<br />

Östliche Rheinbrückenstrasse 50,<br />

D-76187 Karlsruhe, Tel. +49 (0) 721 595 79 77,<br />

E-Mail: stefan.runde@siemens.com<br />

Dipl.-Ing. MARTIN GLASER (geb. 1959) leitete<br />

<strong>im</strong> S<strong>im</strong>atic PCS 7-Produktmanagement die<br />

Gruppe „Software & Innovation“ und ist als<br />

Projekt familienleiter „DCS SW-Products“ tätig.<br />

Er studierte Elektrotechnik an der TH Karlsruhe<br />

und beschäftigt sich seit vielen Jahren<br />

mit der Entwicklung von PLS, insbesondere<br />

mit dem Fokus auf neue Technologien für die<br />

Innovation von PLS.<br />

Siemens AG,<br />

Sector Industry, Industry Automation,<br />

Östliche Rheinbrückenstrasse 50,<br />

D-76187 Karlsruhe, Tel. +49 (0) 721 595 68 90,<br />

E-Mail: martin.glaser@siemens.com<br />

M. Sc. STEFAN GERACH (geb. 1983) studierte<br />

nach der Ausbildung zum Fachinformatiker –<br />

Fachrichtung Systemintegration Informatik<br />

an der HS Karlsruhe. Seine Masterarbeit<br />

(„Cloud Computing <strong>im</strong> Kontext der Prozess<br />

automatisierung“) schrieb er in der Abteilung<br />

Advanced Technologies and Standards des<br />

Sektors Industry der Siemens AG.<br />

Siemens AG,<br />

Industry Sector, Customer Services Division,<br />

Siemensallee 84,<br />

D-76187 Karlsruhe, Tel. +49 (0) 721 595 15 39,<br />

E-Mail: stefan.gerach@siemens.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013<br />

81


IMPRESSUM / VORSCHAU<br />

IMPRESSUM<br />

VORSCHAU<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Arnulfstraße 124, 80636 München<br />

Telefon + 49 89 203 53 66-0<br />

Telefax + 49 89 203 53 66-99<br />

www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Spartenleiterin:<br />

Anne Hütter<br />

Herausgeber:<br />

Dr.-Ing. Thomas Albers<br />

Dr. Gunther Kegel<br />

Dipl.-Ing. Georg Kumpfmüller<br />

Dr.rer.nat. Norbert Kuschnerus<br />

Beirat:<br />

Dr.-Ing. Kurt Dirk Bettenhausen<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian Diedrich<br />

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple<br />

Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Felleisen<br />

Prof. Dr.-Ing. Georg Frey<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Göhner<br />

Dipl.-Ing. Thomas Grein<br />

Prof. Dr.-Ing. Hartmut Haehnel<br />

Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer<br />

Dipl.-Ing. Rolf Marten<br />

Dipl.-Ing. Gerald Mayr<br />

Dr. Jörg Nothdurft<br />

Dr.-Ing. Josef Papenfort<br />

Dr. Andreas Wernsdörfer<br />

Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp<br />

Dr.rer.nat. Christian Zeidler<br />

Organschaft:<br />

Organ der GMA<br />

(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />

<strong>Automatisierung</strong>s technik)<br />

und der NAMUR<br />

(Interessen gemeinschaft<br />

<strong>Automatisierung</strong>s technik der<br />

Prozessindustrie).<br />

Redaktion:<br />

Anne Hütter (ahü)<br />

(verantwortlich)<br />

Telefon + 49 89 203 53 66-58<br />

Telefax + 49 89 203 53 66-99<br />

E-Mail: huetter@di-verlag.de<br />

Gerd Scholz (gz)<br />

Einreichung von Hauptbeiträgen:<br />

Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />

(Chefredakteur, verantwortlich<br />

für die Hauptbeiträge)<br />

Technische Universität Dresden<br />

Fakultät Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik<br />

Professur für Prozessleittechnik<br />

01062 Dresden<br />

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Fachredaktion:<br />

Dr.-Ing. Michael Blum<br />

Dipl.-Ing. Heinrich Engelhard<br />

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Dr.-Ing. Bernhard Kausler<br />

Dr.-Ing. Niels Kiupel<br />

Dr.-Ing. Gerrit Meixner<br />

Dr.-Ing. Jörg Neidig<br />

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Dr.-Ing. Stefan Runde<br />

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Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – <strong>Automatisierung</strong>stechnische<br />

Praxis“ erscheint<br />

monatlich mit Doppelausgaben <strong>im</strong><br />

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Bezugspreise:<br />

Abonnement jährlich: € 468,– + € 30,–/<br />

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Leserservice <strong>atp</strong><br />

Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />

Telefon + 49 931 41 70-4 94<br />

Telefax + 49 931 41 70-4 92<br />

E-Mail: leserservice@di-verlag.de<br />

Verantwortlich für<br />

den Anzeigenteil:<br />

Inge Matos Feliz<br />

Telefon + 49 89 203 53 66-22<br />

Telefax + 49 89 203 53 66-99<br />

E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de<br />

Es gelten die Preise der Mediadaten 2013<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawczyk<br />

Telefon + 49 89 2 03 53 66-12<br />

Telefax + 49 89 2 03 53 66-99<br />

E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />

Art Direction / Layout:<br />

deivis aronaitis design | dad |<br />

Druck:<br />

Druckerei Chmielorz GmbH<br />

Ostring 13,<br />

65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

Gedruckt auf chlor- und<br />

säurefreiem Papier.<br />

Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />

Praxis – rtp“ gegründet.<br />

DIV Deutscher Industrieverlag<br />

GmbH München<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Ausnahme der<br />

gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />

Verwertung ohne Ein willigung des Verlages<br />

strafbar.<br />

Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8<br />

Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />

zum BayPresseG geben wir die Inhaber<br />

und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />

wie folgt an:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

Arnulfstraße 124, 80636 München<br />

Alleiniger Gesellschafter des Verlages<br />

ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />

Ostring 13,<br />

65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

ISSN 2190-4111<br />

DIE AUSGABE 3 / 2013 DER<br />

ERSCHEINT AM 04.03.2013<br />

MIT DEM SCHWERPUNKT „APPS, SMARTPHONES<br />

UND TABLETS IM INDUSTRIELLEN EINSATZ“<br />

Gamification in kollaborativen<br />

Produktionsnetzwerken –<br />

Chancen und Risiken<br />

Das Smartphone als<br />

universelles Diagnosegerät –<br />

Benutzerfreundliches Konzept<br />

zur Fehlerdiagnose<br />

Smartphones und Tablets in der<br />

industriellen Produktion –<br />

Nutzerfreundliche Bedienung<br />

von Feldgeräten<br />

Kontextsensitive UIs für die<br />

Fabrik von morgen<br />

App-Orchestrierung – Vernetzte<br />

Apps für komplexe Aufgaben<br />

Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />

kurzfristig verändern.<br />

LESERSERVICE<br />

E-MAIL:<br />

leserservice@di-verlag.de<br />

TELEFON:<br />

+ 49 931 41 70-4 94<br />

82<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

1-2 / 2013


Erreichen Sie die Top-Entscheider<br />

der <strong>Automatisierung</strong>stechnik.<br />

Sprechen Sie uns an wegen Anzeigenbuchungen<br />

und Fragen zu Ihrer Planung.<br />

Inge Matos Feliz: Tel. +49 89 203 53 66-22<br />

E-Mail: matos.feliz@di-verlag.de


<strong>atp</strong> kompakt<br />

Methoden Verfahren Konzepte<br />

Sonderpreise<br />

für<br />

Abonnenten<br />

der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

Die <strong>Automatisierung</strong>stechnik wird durch neue Forschungen und Entwicklungen best<strong>im</strong>mt. Damit Ingenieure<br />

fit für ihren Job sind und die entscheidenden Trends in der <strong>Automatisierung</strong>stechnik schnell zur Hand haben,<br />

legt die Fachpublikation <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> die Buchreihe <strong>atp</strong> kompakt auf. Alle darin enthaltenen Beiträge haben<br />

ein wissenschaftliches Gutachterverfahren durchlaufen.<br />

Herausgeber Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller leitet am Lehrstuhl für Informationstechnik <strong>im</strong> Maschinenwesen der<br />

TU München das Fachgebiet <strong>Automatisierung</strong>stechnik.<br />

<strong>atp</strong> kompakt Band 1<br />

Erfolgreiches Engineering – Die wichtigsten Methoden<br />

Diese Ausgabe befasst sich mit den Methoden, Verfahren und Standards, die Sie in den nächsten Jahren <strong>im</strong> Engineering beschäftigen<br />

werden. Wichtige Kriterien sind die einfache Wiederverwendbarkeit von Komponenten, die Unterstützung durch geeignete Werkzeuge,<br />

die Erhöhung der Flexibilität von <strong>Anlagen</strong> sowie geeignete Modellierungs- und Gerätebeschreibungssprachen.<br />

1. Auflage 2010, 138 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 79,- • ISBN: 978-3-8356-3210-3<br />

Für Abonnenten<br />

€ 74,-<br />

<strong>atp</strong> kompakt Band 2<br />

Effiziente Kommunikation – Die bedeutendsten Verfahren<br />

Sie bekommen Einblick in die wachsende Bedeutung der industriellen Kommunikation und dem Wandel in der Gerätekommunikation.<br />

Einen Schwerpunkt bildet die Kommunikationstechnik in der Prozessautomatisierung mit deren besonderen Rahmenbedingungen wie<br />

dem Explosionsschutz. Die bedeutendsten Verfahren und Methoden der modernen Kommunikation werden praxisnah veranschaulicht.<br />

1. Auflage 2010, 72 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 59,- • ISBN: 978-3-8356-3212-7<br />

Für Abonnenten<br />

€ 54,-<br />

<strong>atp</strong> kompakt Band 3<br />

Praktische Messtechnik – Die besten Konzepte<br />

Dieser Band vermittelt wertvolles Know-how zu allen Aspekten der praktischen Messtechnik und fokussiert besonders die Prozessmesstechnik.<br />

Lernen Sie die Fortschritte in der Sensortechnik entlang der Technologie-Roadmap kennen und profitieren Sie von erstklassigen<br />

Konzepten zu kostengünstigen und effizienten Lösungen.<br />

1. Auflage 2010, 72 Seiten mit CD-ROM, Broschur, € 59,- • ISBN: 978-3-8356-3213-4<br />

Für Abonnenten<br />

€ 54,-<br />

<strong>atp</strong> kompakt Kollektion (Bände 1-3)<br />

Erfolgreiches Engineering Effiziente Kommunikation Praktische Messtechnik<br />

Mit dieser dreibändigen Kollektion zu den Themen Engineering, Kommunikation und Messtechnik erhalten Sie ein nützliches,<br />

kompakt und praxisnah aufbereitetes Kompendium zu den Kernthemen der <strong>Automatisierung</strong>stechnik. Die wertvolle Grundlage<br />

für Ihre tägliche und zukünftige Arbeit.<br />

1. Auflage 2010, ca. 282 Seiten mit CD-ROM, Broschur • € 179,- • ISBN: 978-3-8356-3221-9<br />

Für Abonnenten<br />

€ 169,-<br />

Sofortanforderung <strong>im</strong> Online-Shop www.di-verlag.de<br />

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