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Trödler Alte Reklame - Fayence - Plüschtiere (Vorschau)

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FAYENCE<br />

gen aus deutschen Blumen<br />

dekoriert. In die späte Produktionsphase<br />

Ende 18. Jahrhundert<br />

/ Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

gehört eine „8er-Form"<br />

von Tinten- und Standgefäß,<br />

deren Girlandendekor unter einer<br />

manganbraun-ockerfarbenen<br />

Doppellinie steht. Die<br />

Crailsheimer Manufaktur fertigte<br />

auch die in Bayreuth erfundene<br />

Braunware, zum Beispiel<br />

die zwölf Zentimeter<br />

Durchmesser messende Untertasse<br />

aus diesem sogenannten<br />

Braunporzellan. Sie<br />

zeigt geringe Reste einer<br />

Goldauflage, wohl ein Blumenbukett,<br />

Kaltbemalung durch<br />

Blattgoldauflage über rotem<br />

Bolus. Bei der kleinen Birnkanne<br />

nach Bayreuther Vorbild<br />

ist die Goldauflage nur in Resten<br />

vorhanden, um Ausguss<br />

und Fuß trägt sie einen Goldreif.<br />

Typisch für Crailsheim ist<br />

die halbkugelige Haubenform<br />

des Deckels, auf dem Scheitel<br />

eine flache Scheibe mit flachgedrücktem<br />

Kugelknauf. Der<br />

Henkel aus einem großen (verkürzten)<br />

S-Schwung mit Volutenansatz<br />

zeigt oben den Zwischensteg<br />

und am Ende eine<br />

ausgeprägte Erhebung.<br />

Blütezeit<br />

Johann Georg Weiß d. Ä. leitete<br />

von 1738 bis 1769 die Manufaktur.<br />

Er führte das Unternehmen<br />

in seine glanzvollste<br />

Zeit, die man den Jahren von<br />

1750 bis 1765 zuordnet. Der<br />

oben erwähnte Gottfried Stieber<br />

beurteilt 1761 die Erzeugnisse<br />

der Crailsheimer Blütezeit<br />

als „sehr schöne und dem<br />

ächten Porcellain nahe beykommende<br />

Arbeiten von allerhand<br />

Arten", die „in dasiger<br />

Nachbarschaft" ihren Erfolg<br />

hätten und auch auf den jährlich<br />

abgehaltenen sieben Jahrmärkten<br />

angeboten würden.<br />

Um 1755/1760 führte Weiß in<br />

Crailsheim die anspruchsvolle<br />

Muffelfarbenmalerei nach<br />

Straßburger und Meißener Vorbild<br />

ein. Die Probleme bei der<br />

Einführung dieser Technik haben<br />

Weiß wohl veranlasst, auswärtige<br />

Fachleute an die Manufaktur<br />

zu holen. Gretsch<br />

nimmt an, dass Weiß sächsische<br />

Arkanisten aus Meißen<br />

oder Dresden an die Manufaktur<br />

binden konnte, die die<br />

Technik der Muffelfarben mitbrachten.<br />

Dieser Schritt brachte<br />

Crailsheim starken Auftrieb,<br />

nach Einführung des Muffeldekors<br />

scheinen die Crailsheimer<br />

Produkte auch in gehobenen<br />

Kreisen Anklang gefunden zu<br />

haben, die Manufaktur wird<br />

schließlich im „Catalogue du<br />

musée céramique de Sèvres”<br />

erwähnt. Auch der Besuch des<br />

Nymphenburger Malers Georg<br />

Schrimpf kann als Indiz für das<br />

gewachsene Ansehen der Manufaktur<br />

betrachtet werden.<br />

Die grüne Ton-in-Ton-Malerei<br />

war die aktuelle Mode der Zeit.<br />

An Stücken der Crailsheimer<br />

„Grünen Familie" (ab etwa<br />

1760) ist der Meißener Einfluss<br />

deutlich erkennbar, mehr noch<br />

Teller, weiß glasierte <strong>Fayence</strong>, um<br />

1760, Muffelfarben in zweierlei<br />

Grün, hellrotbraun konturiert,<br />

Zeichnung dunkelbraun, fast<br />

schwarz. H 3,5 cm, Ø 24,5 cm<br />

Deckelterrine, weiß glasierte <strong>Fayence</strong>,<br />

um 1760, Muffelfarben in gestuftem<br />

Gelbgrün und Blau- bis<br />

Schwarzgrün, spitzovaler Gefäßkörper<br />

auf vier geschwungenen Füßen,<br />

an den Schmalseiten herausgezogene<br />

eingerollte Terrinengriffe, muschelartig<br />

bemalter Deckel mit eingerolltem<br />

Griff. L 38,5 cm, H mit<br />

Deckel 29,4 cm<br />

Untersatzplatte, an den Schmalseiten<br />

in Sichelform durchbrochene<br />

Henkel. L 42,4 cm, B 34 cm<br />

als bei bunt bemalten Produkten.<br />

Ein hübsches Beispiel<br />

Crailsheimer Muffelfarben-<br />

Produktion ist der in zweierlei<br />

Grün bemalte Teller. Die in hellem<br />

Moosgrün und Kupfergrün<br />

ausgeführten deutschen Blumen<br />

sind hellrotbraun konturiert,<br />

die Zeichnung dunkelbraun,<br />

fast schwarz. Das große<br />

Arrangement aus Rose, Tulpe,<br />

Winde, Vergissmeinnicht<br />

reicht vom Spiegel bis auf die<br />

Fahne, auf ihr und an ihr entlang<br />

sind Streublumen platziert.<br />

Zu den ausdrucksvollsten<br />

Modellen im Museum im<br />

Spital in Crailsheim zählt in ihren<br />

Rokoko-Schwüngen die<br />

große Deckelterrine in Schiffsform<br />

mit gerollten, stark erhabenen<br />

Muschelgriffen. Die<br />

Lambrequin-Zungen am oberen<br />

Rand der Terrine werden<br />

durch ein großes Blatt unterbrochen,<br />

der Deckel ist in Muschelform<br />

gestaltet und von<br />

einem Muschelhorn gekrönt.<br />

Die dazugehörige Unterplatte<br />

hat an ihren Schmalseiten<br />

durchbrochene Griffe in Sichelform,<br />

die von mit einer<br />

Schleife gebundenen Akanthusblättern<br />

umgeben sind.<br />

Die in Muffelfarben-Giftgrün<br />

und -Bläulichgrün ausgeführten<br />

deutschen Blumen sind<br />

rötlichbraun bis schwarz konturiert.<br />

Die Fahne trägt jeweils<br />

ein großes Bukett – große Nelke,<br />

Tränendes Herz, Vergissmeinnicht<br />

bzw. Päonie, Rose,<br />

Glockenrispe –, im Spiegel<br />

Winde und Rosettblüte mit kleinen<br />

Streublättern. Beim bunten<br />

Muffeldekor zeigt die Manufaktur<br />

ihr Können zum Beispiel<br />

im Rosenmotiv einer Birnkanne<br />

oder bei der geflammten<br />

Tulpe eines Tellers.<br />

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