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Trödler Alte Reklame - Fayence - Plüschtiere (Vorschau)

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34<br />

REKLAME<br />

Aufmerksamkeit um jeden Preis:<br />

Zwei Trillerpfeifen als Werbezugaben,<br />

Ende 1920er-Jahre<br />

Gentleman am Revers: Pilo-Peter als<br />

Grüßaugust aus Blech, um 1925<br />

Frohgelaunt beim Tanz zu tragen:<br />

Bastelbogen eines Faschings-Hütchens<br />

für Erwachsene, um 1930<br />

schenroulettes – und wurde<br />

gar als kleiner Grüßaugust aus<br />

Blech, der mittels einer Nadel<br />

am Rockaufschlag befestigt<br />

werden konnte, unters Volk gestreut.<br />

Über eine Schnur konnte<br />

der Träger hierbei eine rückwärtig<br />

angebrachte Zugfeder<br />

betätigen, die Pilo-Peter den<br />

Hut mit der rechten Hand abnehmen<br />

ließ, wodurch das auf<br />

die Stirn geschriebene Wort<br />

Pilo sichtbar wurde. Erstmalig<br />

hatte die Firma Georg Kellermann,<br />

die ansonsten durch<br />

hochwertiges Blechspielzeug<br />

von sich reden machte, zur<br />

Leipziger Messe 1922 ein derartiges<br />

Pennytoy vorgestellt<br />

und begeisterte Abnehmer gefunden.<br />

Ob allerdings der kleine<br />

Pilo-Peter von dem Nürnberger<br />

Unternehmen produziert<br />

wurde, lässt sich nicht<br />

feststellen, da dem Blechmännchen<br />

ein Herstellernachweis<br />

fehlt. Im Rahmen ihrer<br />

Kampagne um Pilo-Peter versuchte<br />

die Mannheimer Firma<br />

sich ein paar Jahre später eines<br />

damals noch recht jungen<br />

Mediums zu bedienen: des<br />

Hörfunks. Unter der Obhut der<br />

Deutschen Post, die für die<br />

Werbekunden 1925 eine eigene<br />

Verwertungsgesellschaft –<br />

„Reichspostreklame GmbH" –<br />

einrichtete, konnten Firmen ihre<br />

Produkte schon ab 1923 in<br />

speziellen Werbeblöcken einem<br />

anfangs zahlenmäßig<br />

überschaubaren Hörerkreis<br />

ans Herz legen. Allerdings haftete<br />

den kommerziellen Einspeisungen<br />

der ersten Jahre<br />

noch der Charme längst überwunden<br />

geglaubter appellativer<br />

Kaiserreichs-Aufrufe im Stil<br />

von „Kauft Mittel X – es ist das<br />

Beste!" an; erst nach und nach<br />

wurden die werblichen Botschaften<br />

in kleine Spielszenarien<br />

verpackt. Ab etwa 1931 ertönte<br />

dann auch Pilo-Peters<br />

Stimme aus dem Radio. Mit der<br />

„Pilo-Kinderstunde" wandte<br />

sich die Werbefigur dezidiert<br />

an den Nachwuchs der potenziellen<br />

Kunden, da gerade die<br />

Jüngsten, wie schon die Sammelbilder-<br />

und Werbezugabenbewegung<br />

gezeigt hatte,<br />

als treueste Multiplikatoren<br />

galten. In seiner Kinderstunde<br />

führte Pilo-Peter Wettbewerbe<br />

mit Preisauslobungen durch,<br />

daneben wurde kräftig die<br />

Trommel für die Errichtung von<br />

Pilopeter-Klubs gerührt, die<br />

von der jungen Hörerschaft<br />

überall gegründet werden sollten<br />

und wofür die Firma diverse<br />

Promotionartikel wie Klubabzeichen,<br />

Mitgliedsausweise,<br />

Spiele oder Papierfähnchen<br />

und Steigdrachen mit Pilo<br />

Peter-Kopf zur Verfügung<br />

stellte. In der Werbeabteilung<br />

des Krebs‘schen Unternehmens<br />

hatte man an alles gedacht,<br />

was zu den Ritualzeichen<br />

eines richtigen Vereinsleben<br />

gehörte, sogar an eine eigene<br />

Hymne: So sollten sich<br />

die Kleinen nach der Melodie<br />

„Ich bin der Dr. Eisenbarth" mit<br />

den Textzeilen „Gegründet ist<br />

der Pilo-Klub – Hurra, Pilo hoho!<br />

– Schreibt alle, Mädel oder<br />

Bub – Hurra, Pilo ho-ho! – Und<br />

meldet Euch als Mitglied an –<br />

Der Pilopeter freut sich dann –<br />

Hurra, Pilo ho-ho!" gegenseitig<br />

in ihrem Werbehelferdrang befeuern.<br />

Wirtschaftlicher Einbruch<br />

Die Weltwirtschaftskrise, die<br />

sich in Deutschland bereits ab<br />

1928 bemerkbar machte, da<br />

sich die Schere zwischen<br />

Überangebot und sinkender<br />

Verbrauchernachfrage merklich<br />

öffnete, führte in der Folge<br />

bei steigender Arbeitslosigkeit<br />

und der um sich greifenden<br />

Schutzzollpolitik vieler Staaten<br />

zu einer katastrophalen Entwicklung:<br />

Bis 1932 halbierte<br />

sich die industrielle Produktion.<br />

Auch die Firma Krebs war<br />

massiv von diesem Prozess<br />

betroffen, obwohl ihre Leitung<br />

in den 20er-Jahren mit der<br />

Gründung einer Zweigniederlassung<br />

in Saarlouis und gegen<br />

Ende des Jahrzehnts sogar<br />

mit einem Engagement im<br />

Ausland, der Übernahme der<br />

Schuhcremefabrik Schaafs-<br />

Wolter in Luxemburg, versucht<br />

hatte, mehrere Standbeine zu<br />

schaffen. Die Situation verschärfte<br />

sich, als man 1931<br />

gezwungen war, bei zwei<br />

aberwitzigen Preissenkungen<br />

in der Branche mitzuziehen.<br />

Trotz der „Schleuderpreise"<br />

mussten die ohnehin schon<br />

gedrosselte Produktion weiter<br />

reduziert und Überbrückungskredite<br />

aufgenommen werden.<br />

Von diesem wirtschaftlichen<br />

Einbruch sollten sich die<br />

Mannheimer in den Folgejahren<br />

nicht mehr erholen, auch<br />

wenn im Dezember 1935 mit<br />

der Überführung der eigentümergeführten<br />

Firma in eine<br />

GmbH und einer gleichzeitigen<br />

Aufstockung des Stammkapitals<br />

ein letzter Versuch unternommen<br />

wurde, das Werk<br />

zu retten. Schon Monate zuvor<br />

hatte man vorsorglich mit dem<br />

Düsseldorfer Großunternehmen<br />

Henkel & Cie., dem bekannten<br />

Persil-Hersteller, Kon-<br />

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