Trödler Alte Reklame - Fayence - Plüschtiere (Vorschau)
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REKLAME<br />
Aufmerksamkeit um jeden Preis:<br />
Zwei Trillerpfeifen als Werbezugaben,<br />
Ende 1920er-Jahre<br />
Gentleman am Revers: Pilo-Peter als<br />
Grüßaugust aus Blech, um 1925<br />
Frohgelaunt beim Tanz zu tragen:<br />
Bastelbogen eines Faschings-Hütchens<br />
für Erwachsene, um 1930<br />
schenroulettes – und wurde<br />
gar als kleiner Grüßaugust aus<br />
Blech, der mittels einer Nadel<br />
am Rockaufschlag befestigt<br />
werden konnte, unters Volk gestreut.<br />
Über eine Schnur konnte<br />
der Träger hierbei eine rückwärtig<br />
angebrachte Zugfeder<br />
betätigen, die Pilo-Peter den<br />
Hut mit der rechten Hand abnehmen<br />
ließ, wodurch das auf<br />
die Stirn geschriebene Wort<br />
Pilo sichtbar wurde. Erstmalig<br />
hatte die Firma Georg Kellermann,<br />
die ansonsten durch<br />
hochwertiges Blechspielzeug<br />
von sich reden machte, zur<br />
Leipziger Messe 1922 ein derartiges<br />
Pennytoy vorgestellt<br />
und begeisterte Abnehmer gefunden.<br />
Ob allerdings der kleine<br />
Pilo-Peter von dem Nürnberger<br />
Unternehmen produziert<br />
wurde, lässt sich nicht<br />
feststellen, da dem Blechmännchen<br />
ein Herstellernachweis<br />
fehlt. Im Rahmen ihrer<br />
Kampagne um Pilo-Peter versuchte<br />
die Mannheimer Firma<br />
sich ein paar Jahre später eines<br />
damals noch recht jungen<br />
Mediums zu bedienen: des<br />
Hörfunks. Unter der Obhut der<br />
Deutschen Post, die für die<br />
Werbekunden 1925 eine eigene<br />
Verwertungsgesellschaft –<br />
„Reichspostreklame GmbH" –<br />
einrichtete, konnten Firmen ihre<br />
Produkte schon ab 1923 in<br />
speziellen Werbeblöcken einem<br />
anfangs zahlenmäßig<br />
überschaubaren Hörerkreis<br />
ans Herz legen. Allerdings haftete<br />
den kommerziellen Einspeisungen<br />
der ersten Jahre<br />
noch der Charme längst überwunden<br />
geglaubter appellativer<br />
Kaiserreichs-Aufrufe im Stil<br />
von „Kauft Mittel X – es ist das<br />
Beste!" an; erst nach und nach<br />
wurden die werblichen Botschaften<br />
in kleine Spielszenarien<br />
verpackt. Ab etwa 1931 ertönte<br />
dann auch Pilo-Peters<br />
Stimme aus dem Radio. Mit der<br />
„Pilo-Kinderstunde" wandte<br />
sich die Werbefigur dezidiert<br />
an den Nachwuchs der potenziellen<br />
Kunden, da gerade die<br />
Jüngsten, wie schon die Sammelbilder-<br />
und Werbezugabenbewegung<br />
gezeigt hatte,<br />
als treueste Multiplikatoren<br />
galten. In seiner Kinderstunde<br />
führte Pilo-Peter Wettbewerbe<br />
mit Preisauslobungen durch,<br />
daneben wurde kräftig die<br />
Trommel für die Errichtung von<br />
Pilopeter-Klubs gerührt, die<br />
von der jungen Hörerschaft<br />
überall gegründet werden sollten<br />
und wofür die Firma diverse<br />
Promotionartikel wie Klubabzeichen,<br />
Mitgliedsausweise,<br />
Spiele oder Papierfähnchen<br />
und Steigdrachen mit Pilo<br />
Peter-Kopf zur Verfügung<br />
stellte. In der Werbeabteilung<br />
des Krebs‘schen Unternehmens<br />
hatte man an alles gedacht,<br />
was zu den Ritualzeichen<br />
eines richtigen Vereinsleben<br />
gehörte, sogar an eine eigene<br />
Hymne: So sollten sich<br />
die Kleinen nach der Melodie<br />
„Ich bin der Dr. Eisenbarth" mit<br />
den Textzeilen „Gegründet ist<br />
der Pilo-Klub – Hurra, Pilo hoho!<br />
– Schreibt alle, Mädel oder<br />
Bub – Hurra, Pilo ho-ho! – Und<br />
meldet Euch als Mitglied an –<br />
Der Pilopeter freut sich dann –<br />
Hurra, Pilo ho-ho!" gegenseitig<br />
in ihrem Werbehelferdrang befeuern.<br />
Wirtschaftlicher Einbruch<br />
Die Weltwirtschaftskrise, die<br />
sich in Deutschland bereits ab<br />
1928 bemerkbar machte, da<br />
sich die Schere zwischen<br />
Überangebot und sinkender<br />
Verbrauchernachfrage merklich<br />
öffnete, führte in der Folge<br />
bei steigender Arbeitslosigkeit<br />
und der um sich greifenden<br />
Schutzzollpolitik vieler Staaten<br />
zu einer katastrophalen Entwicklung:<br />
Bis 1932 halbierte<br />
sich die industrielle Produktion.<br />
Auch die Firma Krebs war<br />
massiv von diesem Prozess<br />
betroffen, obwohl ihre Leitung<br />
in den 20er-Jahren mit der<br />
Gründung einer Zweigniederlassung<br />
in Saarlouis und gegen<br />
Ende des Jahrzehnts sogar<br />
mit einem Engagement im<br />
Ausland, der Übernahme der<br />
Schuhcremefabrik Schaafs-<br />
Wolter in Luxemburg, versucht<br />
hatte, mehrere Standbeine zu<br />
schaffen. Die Situation verschärfte<br />
sich, als man 1931<br />
gezwungen war, bei zwei<br />
aberwitzigen Preissenkungen<br />
in der Branche mitzuziehen.<br />
Trotz der „Schleuderpreise"<br />
mussten die ohnehin schon<br />
gedrosselte Produktion weiter<br />
reduziert und Überbrückungskredite<br />
aufgenommen werden.<br />
Von diesem wirtschaftlichen<br />
Einbruch sollten sich die<br />
Mannheimer in den Folgejahren<br />
nicht mehr erholen, auch<br />
wenn im Dezember 1935 mit<br />
der Überführung der eigentümergeführten<br />
Firma in eine<br />
GmbH und einer gleichzeitigen<br />
Aufstockung des Stammkapitals<br />
ein letzter Versuch unternommen<br />
wurde, das Werk<br />
zu retten. Schon Monate zuvor<br />
hatte man vorsorglich mit dem<br />
Düsseldorfer Großunternehmen<br />
Henkel & Cie., dem bekannten<br />
Persil-Hersteller, Kon-<br />
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