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Interview Naomi Campbell trifft Courtney Love (Vorschau)

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.<br />

November 2013<br />

4 Euro<br />

-#4&+(#%<br />

Magazine<br />

the<br />

year<br />

$#'0!'4'%05!6789<br />

Jung & schön:<br />

Juergen!"#$$#%!fotografiert Frankreichs<br />

neuen Star MARINE VACTH<br />

<strong>Naomi</strong>!&'()*#$$ <strong>trifft</strong> <strong>Courtney</strong> $+,#!<br />

MODE in Black & White,<br />

von Isabel ('%'-" und Calvin .$#/-<br />

+<br />

JASNA FRITZI BAUER<br />

%+0'%"#<br />

KEVIN SYSTROM<br />

Steve (123##-<br />

MICHAEL B. JORDAN<br />

11<br />

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Erhältlich ausschliesslich in Louis Vuitton Geschäften und unter louisvuitton.com. Tel. (0211) 864 70 0<br />

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A LIMITED EDITION BY JEFF KOONS<br />

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Cate Blanchett, S. 47<br />

SMALL TALK<br />

Kleine Gespräche mit großen Leuten<br />

S. 23<br />

Nhu Dong, S. 32<br />

Rodarte, S. 64<br />

Editorial<br />

Impressum<br />

Mitarbeiter<br />

Abonnement<br />

Hersteller<br />

S. 13<br />

S. 14<br />

S. 18<br />

S. 45/171<br />

S. 177<br />

Talents<br />

Auf dem Weg nach vorne oben<br />

Nicola Karlsson Deathcrush<br />

S. 28 S. 30<br />

!"#$%"&'<br />

Aussehen wie Nhu Dong<br />

S. 32<br />

WOW<br />

Schöne Dinge für den November<br />

S. 34<br />

FOTOS: ©2013 Warner Bros. Ent.; privat; Courtesy of Rodarte; Bjarne Jonasson, Styling: Clare Byrne; Andreas Lux; Joachim Mueller-Ruchholtz, Styling: Clare Byrne; PRPS<br />

Bambi, S. 68<br />

Meaghan, S. 56<br />

Donwan Harrell, S. 36<br />

Cocktailringe, S. 43<br />

Now<br />

Kultur im November<br />

S. 46<br />

Michael B. ()*+,- &<br />

Forest ./0%,1'*<br />

Der Forest Whitaker der nächsten 50 Jahre<br />

<strong>trifft</strong> das Original<br />

S. 50<br />

0$,2'&#!,*,-%<br />

Die Pariser Designerin gibt’s jetzt für alle<br />

S. 52<br />

DEBÜTANTINNEN<br />

Die New Faces von New York im Gipsy Style<br />

S. 54<br />

&0'2'#34*$#&'2'-<br />

Julia von Boehm und ihr Vater Gero<br />

über ihre Seelenverwandtschaft<br />

S. 60<br />

('.'&&'*"#.,%5/'$##<br />

Wem die Stunde funkelt<br />

S. 62<br />

RODARTE<br />

„Ich surfe nicht, kann nicht kiffen, und<br />

meine Eltern waren keine Hippies.“ Dafür ist die<br />

Mode von Laura Mulleavy ein Knaller<br />

S. 64<br />

2,!20 trägt *'/<br />

S. 68<br />

Kevin $"$%*)!<br />

Der Mann, dem wir Instagram verdanken<br />

S. 72<br />

HAPPY BIRTHDAY!<br />

Vor 30 Jahren gründete Franco Moschino sein<br />

eigenes Label. Weil ihn Modelabels so nervten<br />

S. 74<br />

!0&'$#()/-$)-<br />

Der Levi’s-Chefdesigner<br />

über das Glück perfekter Jeans<br />

S. 76<br />

.<br />

Inhalt


GRUNGE<br />

Endlich mal Retro-Mode, in der man<br />

sich jung, stark und rebellisch fühlt<br />

S. 80<br />

.<br />

<strong>Courtney</strong> !"#$ &<br />

<strong>Naomi</strong> %&'()$!!<br />

Ein entspanntes Gespräch zweier Frauen, die der<br />

Welt bei Bedarf den Mittelfinger zeigen<br />

S. 94<br />

FOTOS: Juergen Teller, Styling: Julia von Boehm; Pawel Pysz, Make-up: Mathias van Hooff; Maria Ziegelböck, Styling: Kathi Kauder; Sharif Hamza, Styling: Julia von Boehm; Kira Bunse, Styling: Klaus Stockhausen<br />

Jasna Fritzi Bauer, S. 134<br />

Marine Vacth, S. 100<br />

Calvin Klein, S. 112<br />

Black Dress, S. 142<br />

Make-up, S. 160<br />

)$&2.;<br />

Kolumne<br />

S. 166<br />

Beauty<br />

Trends &<br />

News<br />

S. 168<br />

'&*+,$-#&%./<br />

Der neue französische<br />

Superstar im Gespräch mit<br />

Regisseur François Ozon<br />

S. 100<br />

ITALO ZUCCHELLI<br />

So tickt der Kreativchef der<br />

Männerkollektion von Calvin Klein<br />

S. 112<br />

0$+11$1-&!)2'<br />

Mode, die leuchtet. Fotografiert von<br />

Patrick Demarchelier<br />

S. 120<br />

JASNA FRITZI<br />

BAUER<br />

Ist 24, spielt am Burgtheater und rollt<br />

jetzt in Scherbenpark das Kino auf. Eine<br />

Begegnung mit der aufregendsten<br />

deutschen Schauspielerin seit Langem<br />

S. 134<br />

)!&%3-4*$11<br />

Schwarz ist das neue Schwarz<br />

S. 142<br />

Steve-'562$$,<br />

Ins Herz der Finsternis: Der britische<br />

Regisseur beschäftigt sich in seinem neuen Film<br />

mit der Geschichte der Sklaverei<br />

S. 152<br />

478.$-92'-<br />

1%/0&%/0$*4$,<br />

S. 158<br />

GESICHT ZEIGEN!<br />

Make-up für Nachtschwärmer<br />

S. 160<br />

PARTY<br />

S. 172<br />

:$&,,$-4&*3<br />

Nightlife: Eine Pariserin in München<br />

S. 170<br />

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Neue Kollektion<br />

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.<br />

EDITORIAL<br />

!"<br />

FOTOS: Maria Ziegelböck, Styling: Kathi Kauder;<br />

Juergen Teller, Styling: Julia von Boehm, privat<br />

Jasna Fritzi Bauer<br />

FOTO Maria Ziegelböck<br />

STYLING Kati Kauder /<br />

Rock HERMÈS Mantel<br />

STELLA McCARTNEY<br />

Pullover DOLCE &<br />

GABBANA<br />

Marine Vacth<br />

FOTO Juergen Teller<br />

STYLING Julia von<br />

Boehm / Kleid<br />

CHRISTOPHER KANE<br />

#as scheinbar rein modische Thema Grunge bezeichnet in<br />

Wahrheit den bisher letzten großen Umbruch in unserer Gesellschaft.<br />

Denn ohne die roh herausgeschrienen Sounds<br />

aus Seattle, die das Gesäusel von Michael Jackson bis Madonna niederrockten,<br />

wäre unsere Welt eine andere. Wie andere Ende der 60er-Jahre<br />

rebellierten Bands wie Nirvana, Hole oder Pearl Jam gegen die geschniegelten<br />

Formationen, die bis dahin die Charts dominierten. Sie<br />

lieferten den Look – Sneakers, Flanellhemden, ungewaschene Haare –,<br />

der interessanterweise auf Anhieb funktionierte, dem Establishment<br />

auf die Füße trat und gleichzeitig den hysterisch kostümierten Punks.<br />

Der wohl wichtigste Chronist dieser Bewegung hieß Juergen Teller.<br />

Ein frühes Bild von ihm, an das ich mich erinnere, zeigt einen erfrorenen<br />

Hund in einer Mülltonne, geknipst auf einem Wochenendtrip<br />

in Prag. Eine Definition des Wortes $Sehenswürdigkeit%, die<br />

alles Bisherige infrage stellte. Er bleibt bei dieser Perspektive, wenn<br />

er später Mode fotografiert, Models, Schauspielerinnen. Alte Frauen<br />

sehen immer alt aus auf seinen Bildern, auch junge erscheinen nie<br />

schöner, als sie sind. Aber jede behält ihre Würde, gewinnt Persönlichkeit.<br />

Frankreichs neuer Superstar Marine Vacth kam schwanger zu<br />

unserem Shooting in Paris, Stylistin Julia von Boehm nahm’s ge-<br />

lassen, ließ die Reißverschlüsse einen Spalt weit offen. Juergen Teller<br />

fand’s perfekt: $Ihr Zustand hat sie zwar schüchtern gemacht –<br />

aber dafür leuchtet sie auf eine ganz besondere Art.%<br />

Unterwegs in Paris, zwischen Shooting<br />

und Schauen: International Fashion Director<br />

Julia von Boehm und Lisa Feldmann


.<br />

Impressum<br />

EDITOR IN CHIEF<br />

!"#$%&'!()*++<br />

Executive Editor PETER PRASCHL<br />

Creative Direction Art DIMITRI JEURISSEN<br />

and SANDER VERMEULEN for BASEDESIGN<br />

Art Director DOMINIK SCHATZ<br />

Fashion Director KLAUS STOCKHAUSEN<br />

Photography Director FRANK SEIDLITZ<br />

Senior Editor HARALD PETERS<br />

Editors HEIKE BLÜMNER, RAHA EMAMI KHANSARI (Junior)<br />

Beauty Editor BETTINA BRENN<br />

Assistant Photography DOROTHEA FIEDLER<br />

Assistant Fashion RÉKA MARIA PROBST<br />

Assistant Editorial WIEBKE SCHUIRMANN<br />

Intern DENISE BODDEN<br />

International Fashion Director JULIA VON BOEHM<br />

International Editor at Large NAOMI CAMPBELL<br />

International Editor ALIONA DOLETSKAYA<br />

Art Department<br />

FRITZ MARLON SCHIFFERS, OLE A. H. TRUDERUNG<br />

Digital<br />

Executive Editor NINA SCHOLZ, Junior Editor KATHARINA BÖHM<br />

Interns DENISE AMEND, ALEXANDRA GOLOWINA<br />

Managing Editor & Chef vom Dienst SILKE MENZEL<br />

Textchefin ELISABETH SCHMIDT<br />

Schlussredaktion ULRIKE MATTERN, RALPH SCHÜNGEL,<br />

KERSTIN SGONINA<br />

MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Ludger Booms, Vladimir Burlakov, Clare Byrne, Vanessa Chow,<br />

Gro Curtis, Jessica Dos Remedios, Caroline Drucker,<br />

Nhu Duong, Anika Göhritz, David Fahey, Sönke Hallmann,<br />

Mathias van Hoff, Friederike Jung, Kathi Kauder, Helmut Krähe,<br />

Claudia Kühne, Karl Templer, Jeanne Tremsal, Forest Whitaker<br />

Casting by Samuel Ellis Scheinman for DMCasting<br />

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Abo<br />

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FOTOGRAFEN DIESER AUSGABE<br />

Maxime Ballesteros, Tatjana Bilger, Kira Bunse, Francesco Carrozzini,<br />

Patrick Demarchelier, Christian Ferretti, Robbie Fimmano,<br />

Sharif Hamza, Gregory Harris, Markus Jans, Bjarne Jonasson, Jan Kapitän,<br />

Sebastian Kim, Claudia Klein, Tarjei Krogh, Matt Lambert, Andreas Lux,<br />

Craig McDean, Joachim Mueller-Ruchholtz, Maxime Poiblanc,<br />

Markus Pritzi, Pawel Psyz, Terry Richardson, Hannes Rohrer, Joe Schmelzer,<br />

Juergen Teller, Olivier Zahm, Maria Ziegelböck<br />

PRODUKTION<br />

Lithografie Max-Color, Wrangelstraße 64, 10997 Berlin<br />

Druck Mohn Media Mohndruck GmbH,<br />

Carl-Bertelsmann-Straße 161 M, 33311 Gütersloh<br />

Manufacturing Director Oleg Novikov<br />

Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt<br />

Lisa Feldmann<br />

Board of Directors <strong>Interview</strong> Publishing House Germany<br />

VLADISLAV DORONIN, BERND RUNGE<br />

BMP Media Holdings, LLC, Chairman PETER M. BRANT


Impressum<br />

.<br />

HERAUSGEBER & GESCHÄFTSFÜHRER<br />

!"#$%&'()*+<br />

PUBLISHING DIRECTOR<br />

,$-.&/0123)*<br />

Assistentin der Geschäftsführung: VIKTORIA MOSIN<br />

Tel.: 030/2000 89-126, viktoria.mosin@atelier-publications.de<br />

ANZEIGEN<br />

Advertising Director IRIS GRÄBNER<br />

Tel.: 030/2000 89-120, iris.graebner@atelier-publications.de<br />

Advertising Sales Manager (Nielsen IIIb, IV, Österreich) ANKE SAUERTEIG<br />

Tel.: 089/95 47 78 59, anke.sauerteig@atelier-publications.de<br />

Italien FABIO MONTOBBIO<br />

Rock Media, Largo Cairoli, 2, 20121 Mailand<br />

Tel.: 00 39/02/78 26 08, info@rockmedia.it<br />

Frankreich, Großbritannien und USA CHARLOTTE WIEDEMANN<br />

Tel.: 030/2000 89-129, charlotte.wiedemann@atelier-publications.de<br />

Advertising Service Manager SUSANN BUCHROTH (Ltg.), EVA BAUREIS<br />

Tel.: 030/2000 89-127, susann.buchroth@atelier-publications.de<br />

Communications Manager CHARLOTTE WIEDEMANN<br />

Marketing Manager WILKIN SCHRÖDER<br />

Assistenz KATHLEEN MASSIERER, Tel.: 030/2000 89-165<br />

IT Manager PATRICK HARTWIG<br />

Office Manager HILKO RENTEL<br />

Verantwortlich für Anzeigen<br />

Atelier Publications Deutschland GmbH & Co. KG<br />

Mommsenstraße 57, 10629 Berlin<br />

Tel.: 030/2000 89-0, Fax: 030/2000 89-112<br />

Geschäftsführer ANJA SCHWING<br />

VERTRIEB<br />

PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />

vertrieb@pressup.de<br />

EINZELHEFTBESTELLUNGEN<br />

Preise, Verfügbarkeit und Bestellungen unter www.interview.de/einzelheft,<br />

bei weiteren Fragen Tel.: 030/2000 89-164<br />

BEZUGSPREISE<br />

Einzelpreis Deutschland (inkl. 7 % MwSt.):<br />

2 Euro, mit ePaper: 3 Euro, XXL-Format: 4 Euro<br />

Jahresabonnement: 18 Euro inkl. 7 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />

Jahresabonnement XXL-Format: 30 Euro inkl. 7 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />

ePaper-Abonnement: 10 Euro inkl. 19 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />

<strong>Interview</strong>-Leserservice, PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />

abo@interview.de, Tel.: 040/41 448-480<br />

<strong>Interview</strong> erscheint zehnmal im Jahr in der <strong>Interview</strong> PH GmbH.<br />

Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2013.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird<br />

keine Haftung übernommen.<br />

Andy Warhol’s <strong>Interview</strong> (TM). All rights reserved.<br />

<strong>Interview</strong> Germany is published under a sublicense from LLC Publishing House <strong>Interview</strong>;<br />

<strong>Interview</strong> is a registered trademark of <strong>Interview</strong> Inc.<br />

Reproduction in any manner in any language in whole or in part<br />

without prior written permission is prohibited.<br />

<strong>Interview</strong> PH GmbH, Mommsenstraße 57, 10629 Berlin, Tel.: 030/2000 89-0


.<br />

Mitarbeiter<br />

KATHI KAUDER<br />

stylte Jasna Fritzi Bauer (ab Seite 134). Bevor Kathi Kauder ins Reich<br />

der Mode hinabtauchte, studierte sie Kunst in Berlin. Als Stylistin für<br />

<strong>Interview</strong> und I <strong>Love</strong> You Magazine hat sie bewiesen, dass ihre Herangehensweise<br />

extrem kreativ ist. Mit ihrem Blick für Details und Sinn<br />

für Ästhetik zog sie unter anderem die Aufmerksamkeit von Marken<br />

wie Odeeh und Kaviar Gauche auf sich, die Kauder regelmäßig für<br />

Kampagnen und Schauen buchen. Für diese Ausgabe von <strong>Interview</strong><br />

hat sie die Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer gestylt.<br />

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JUERGEN TELLER<br />

fotografierte Marine Vacth (ab Seite 100).<br />

Spätestens seit Goethe wissen wir, dass der<br />

internationale Durchbruch geschafft ist,<br />

wenn aus dem Umlaut im Namen zwei<br />

Vokale werden. Juergen Teller, 49, wuchs<br />

in Bayern auf und studierte dort in den<br />

80er-Jahren Fotografie. Heute lebt Teller in<br />

London und gehört zu den gefeiertsten<br />

Fotografen unserer Zeit. Niemand schafft es<br />

so wie er, in einem scheinbar en passant<br />

fotografierten Bild so viele Facetten von Bedeutung<br />

unterzubringen. Wen er schon alles<br />

vor seiner Kamera hatte? Eigentlich jeden,<br />

der im Pop-, Musik- und Kunstgeschäft einen<br />

Namen hat. Aber auch Menschen ohne<br />

bekannten Namen tauchen in zahlreichen<br />

Projekten und Ausstellungen des Künstlers<br />

auf, genauso wie Stillleben und Landschaftsfotografien.<br />

Für <strong>Interview</strong> fotografierte<br />

Juergen Teller die französische Schauspielerin<br />

Marine Vacth.<br />

FRANÇOIS OZON<br />

sprach mit Marine Vacth (ab Seite 100). Mit<br />

seinem Film Sitcom, der von einer Laborratte<br />

erzählt, die das moralisch-sittliche<br />

Gefüge einer großbürgerlichen Kleinfamilie<br />

durcheinanderbringt, hatte Ozon 1998<br />

seinen Durchbruch. Seither dreht der<br />

45-jährige Regisseur rund einen Film pro<br />

Jahr und zeigt sich dabei höchst abwechslungsreich.<br />

Bei Tropfen auf heiße<br />

Steine handelt es sich um die Verfilmung<br />

eines Bühnenstücks von R. W. Fassbinder,<br />

8 Frauen ist ein Krimimusical, in dem<br />

der einzige Mann eine Leiche ist, und Ricky<br />

erzählt von einem Baby, dem plötzlich<br />

Flügel wachsen. Sollte Ozon einen Schwerpunkt<br />

haben, dann ist es seine Vorliebe<br />

für reifere Frauenfiguren. So spielte Catherine<br />

Deneuve Hauptrollen in 8 Frauen und<br />

Das Schmuckstück, und Charlotte Rampling<br />

ist gleich in dreien seiner Filme zu<br />

sehen: Unter dem Sand, Swimming Pool und<br />

Jung und schön – in Letzterem aber nur<br />

als Nebenfigur. Die Hauptrolle spielt Marine<br />

Vacth, die Ozon für uns interviewte.<br />

VLADIMIR BURLAKOV<br />

sprach mit Jasna Fritzi Bauer (ab Seite 134). Als Vladimir Burlakov mit<br />

neun Jahren von Moskau nach Deutschland übersiedelte, sprach<br />

er kein Wort Deutsch. Hört man ihn heute, würde man wiederum<br />

nie auf die Idee kommen, dass er Russisch spricht. Dennoch wird<br />

er gern als Russe besetzt. In Dominik Grafs großartiger Serie Im<br />

Angesicht des Verbrechens, in Ralf Huettners Ausgerechnet Sibirien und<br />

Bettina Blümners Scherbenpark, der Verfilmung von Alina Bronskys<br />

gleichnamigem Bestseller, der am 21. November startet. Für uns<br />

sprach er mit Jasna Fritzi Bauer, der Hauptdarstellerin des Films.<br />

CRAIG McDEAN<br />

fotografierte die Strecke „Looks Like Teen<br />

Spirit“ (ab Seite 80). Der gelernte Automechaniker<br />

Craig McDean entdeckte die<br />

Fotografie für sich, als er in seiner Freizeit<br />

Fotos von befreundeten Bands in Manchester<br />

und Umgebung schoss. 1964 im nordenglischen<br />

Middlewich geboren, zog er nach<br />

Ausbildung und Fotografiestudium nach<br />

London, wo er zunächst als Assistent von Nick<br />

Knight arbeitete. Die ersten Aufträge<br />

erhielt er von Magazinen wie i-D und The<br />

Face, seinen großen Durchbruch hatte er<br />

mit dem Buch I <strong>Love</strong> Fast Cars, in dem es um<br />

seine Liebe zu schnellen Autos geht. Er<br />

fotografierte Künstler wie Justin Timberlake,<br />

Nicole Kidman, Madonna und Björk, er<br />

schoss unter anderem Kampagnen für Gucci,<br />

Giorgio Armani und Yves Saint Laurent,<br />

wenn er nicht gerade für Magazine wie Vogue,<br />

W, Another Magazine und <strong>Interview</strong> Modestrecken<br />

fotografierte. McDean wohnt in<br />

New York und ist mit der Stylistin Tabitha<br />

Simmons verheiratet.<br />

FOTOS: Markus Pritzi; Selbstporträt Juergen Teller; Kristen Somody Whalen/Corbis; Weltkino Filmverleih; Goran Gajanin/ddp images


.<br />

Hello!<br />

Rudi aus der<br />

Serie „In Dog<br />

We Trust“ der<br />

südkoreanischen<br />

Malerin SEO<br />

sucht ein Zuhause<br />

!"<br />

FOTO: SEO, Rudi, 2012, Papiercollage auf Leinwand, 80 x 60 cm, Eingeliefert von:<br />

Galerie Michael Schultz Berlin, Courtesy Galerie Michael Schultz, Berlin © SEO, 2013<br />

Ein Bild und seine<br />

Geschichte<br />

Dieser Hund hat eine Mission: Er will in Zeiten spürbar sinkender Etats<br />

Kunst retten. Deswegen lässt er sich bei der Münchener Pin. Party 2013<br />

versteigern – zusammen mit etwa 50 Werken von Künstlern wie Georg<br />

Baselitz, Andreas Gursky oder Peter Doig. Die Erlöse reinvestiert<br />

die PINAKOTHEK in den Ankauf von Bildern, die sie sich sonst nicht<br />

leisten könnte. Die Auktionsparty am 23. November 2013 für 900<br />

geladene Gäste ist beste Performance-Kunst – sehr wild, sehr euphorisch,<br />

sehr glamourös. Willkommen in unserer November-Ausgabe!


.<br />

Small Talk<br />

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Mies gegessen?<br />

Hollywoodstar James<br />

McAvoy, 34, musste für den Film<br />

„Drecksau“ zunehmen<br />

INTERVIEW: Gut, dass Ihre Presseagentin mich zu Ihnen<br />

gebracht hat. Ich hätte Sie sonst nicht erkannt.<br />

JAMES McAVOY: Herzlichen Dank, das freut mich. Damit<br />

gehören Sie übrigens zu 99 Prozent der Bevölkerung.<br />

INTERVIEW: Bei mir liegt es aber daran, dass ich Sie heute<br />

in Drecksau gesehen habe. Und darin sehen Sie wirklich<br />

nicht gut aus.<br />

McAVOY: Ich habe versucht, für den Film richtig viel<br />

Gewicht zuzulegen. Aber das hat leider nicht funktioniert.<br />

Ich habe unglaublich viel Mist gegessen, aber es sind nur<br />

ein paar Pfund mehr geworden.<br />

INTERVIEW: Was haben Sie denn gegessen?<br />

McAVOY: Sehr viel Fish ’n’ Chips. Sehr viel Guinness-Bier<br />

und sehr viel Whiskey. Ich wollte mich scheiße fühlen und<br />

scheiße aussehen.<br />

INTERVIEW: Vor diesen frittierten Schokoriegeln, die im<br />

Film auftauchen, habe ich Angst.<br />

McAVOY: Sollten Sie nicht, die schmecken wirklich<br />

fantastisch. Hatten Sie schon mal frittierte Eiscreme?<br />

INTERVIEW: Nein.<br />

McAVOY: Das müssen Sie ausprobieren! Sie nehmen eine<br />

Kugel Eis und ein bisschen Marmelade, umhüllen das<br />

Ganze mit Teig und legen es für eine Stunde ins Tief kühlfach.<br />

Dann werfen Sie es in die Fritteuse, bis der Teig<br />

knusprig ist und das Eis leicht schmilzt. Davon sind alle<br />

begeistert: „Oh, es ist heiß, oh, es ist kalt!“<br />

INTERVIEW: Als Dessert nach Fish ’n’ Chips kann ich mir<br />

das gerade noch vorstellen.<br />

McAVOY: Ach, das geht auch morgens, wenn man die<br />

ganze Nacht wach war. Oder wenn man high ist.<br />

INTERVIEW: Haben Sie die kompletten Dreharbeiten über<br />

getrunken?<br />

McAVOY: Die ersten drei Wochen, danach konnte ich nicht<br />

mehr. Ich war zu fertig von dem ganzen Whiskey.<br />

INTERVIEW: Das Schottland, das in dem Film gezeigt wird,<br />

sieht ziemlich furchtbar aus.<br />

McAVOY: Es handelt sich um Irvine Welshs überzeichnete<br />

Version von Schottland. Zwar beleidigend, aber wie er es<br />

Small Talk<br />

beleidigt, ist wunderschön. Natürlich steckt darin ein Stück<br />

Wahrheit. Aber wenn er in Australien zur Welt gekommen<br />

wäre, sähen seine Geschichten nicht anders aus. Ich<br />

glaube nicht, dass er ist, wie er ist, weil er Schotte ist.<br />

Sondern weil er schlicht und einfach verrückt ist.<br />

INTERVIEW: Sie hatten mit Irvine Welsh also ein paar Drinks?<br />

McAVOY: Ja! Er ist wirklich sehr trinkfest. Er trinkt wie ein Bär.<br />

INTERVIEW: In dem Film tauchen auch übrigens eine<br />

Menge Tiere auf. Und Sie sind immer das Schwein.<br />

McAVOY: Dabei wäre ich viel lieber ein Otter. Sie wirken so<br />

glücklich und sind so flink. Sie spielen die ganze Zeit<br />

miteinander und haben Spaß und sehen dabei so cool aus.<br />

Von Raha Emami Khansari<br />

Jetzt im Kino: „Drecksau“<br />

Gut aufgelegt?<br />

DJ Schowi, 39, mag Clubs,<br />

in denen er seine<br />

eigene Zielgruppe ist<br />

INTERVIEW: Schowi, in Berlin gibt es demnächst die<br />

Eröffnung eines neuen Clubs zu feiern.<br />

SCHOWI: Ja, und zwar in einer Gegend, in der es eigentlich<br />

keine Clubs mehr gibt, nämlich in Mitte. Rund um<br />

den Rosenthaler Platz und die Torstraße gibt es zwar jede<br />

Menge Bars, aber die Clubs wurden inzwischen alle<br />

geschlossen.<br />

INTERVIEW: Wieso?<br />

SCHOWI: Weil es die Zielgruppe, an die sich die Clubs<br />

richteten, dort nicht mehr gibt.<br />

INTERVIEW: Ist die Zielgruppe fortgezogen?<br />

SCHOWI: Nein, sie ist einfach ein bisschen älter geworden.<br />

Und mit dem Alter verändern sich die Ansprüche.<br />

INTERVIEW: Inwiefern?<br />

SCHOWI: Na ja, dass in Mitte die Ansprüche gestiegen sind,<br />

sieht man ja schon an der Gastronomie, an den<br />

Klamottenläden und Hotels. Man sieht es im Grunde an<br />

allem. Ich mag improvisierte Pop-up-Clubs, wie sie etwa für<br />

Neukölln passend sind, aber ich will nicht immer aufpassen,<br />

wo ich mich hinsetze, ohne dreckig zu werden. Ich mag gute<br />

Drinks, gute DJs, gute Luft. Was nicht heißt, dass es dort<br />

gediegen zugehen muss. Der Club ist für Leute wie mich.<br />

INTERVIEW: Wie muss man sich die Musik vorstellen?<br />

.<br />

FOTOS: (linke Seite) Maximilian Kamps; Dave M. Benett/Getty Images; (rechte Seite) © 2013 Senator Film


SCHOWI: Das ist unterschiedlich. Die Klammer ist Soul,<br />

Funk, Disco und auch House. Aber ein reiner House-Club<br />

wird es nicht, davon gibt es ja schon viele in Berlin. Leute<br />

wie Jazzanova, San Gabriel, Filippo „Naughty“ Moscatello<br />

und ich werden die einzelnen Partys hosten. Wir legen auf<br />

jeden Fall Wert darauf, dass es gute DJs sind.<br />

INTERVIEW: Der Club ist also schon als richtiger Club-Club<br />

gedacht und nicht als Bar mit professioneller Beschallung?<br />

SCHOWI: Beides. Man denke an das Le Baron in Paris.<br />

Der Unterschied zu anderen Berliner Clubs ist vor allem,<br />

dass man da auch mal für zwei, drei Stunden feiern und<br />

dann wieder nach Hause gehen kann und nicht gleich<br />

15 Stunden einplanen muss und noch einen weiteren Tag<br />

zum Erholen. Wobei gegen Exzesse natürlich nichts spricht.<br />

Nur hat man dafür ja nicht immer die Zeit.<br />

INTERVIEW: Wie heißt der Club überhaupt?<br />

SCHOWI: Dean.<br />

INTERVIEW: Warum?<br />

SCHOWI: Ich habe absolut keine Ahnung.<br />

INTERVIEW: Warum könnte er denn so heißen?<br />

SCHOWI: Ich dachte wegen James Dean.<br />

INTERVIEW: Echt? Ich dachte an Dean Martin.<br />

SCHOWI: Wahrscheinlich haben die Betreiber an beide gedacht.<br />

Damit wäre ja ein gutes Spektrum abgedeckt.<br />

Von Harald Peters<br />

Ab dem 2. November wird INTERVIEW jeden ersten<br />

Samstag im Monat die von Schowi gehostete Party<br />

„Genius of <strong>Love</strong>“ im Dean präsentieren. Das Dean ist<br />

in der Rosenthaler Str. 9, 10119 Berlin<br />

Gern gesungen?<br />

Schauspielerin Diana Amft,<br />

37, nehmen Katastrophenfilme<br />

emotional zu sehr mit<br />

INTERVIEW: Singen Sie gerne?<br />

DIANA AMFT: Ja, unglaublich gerne. Ich finde es ganz, ganz<br />

toll. Zumal man ja selten die Gelegenheit hat, das mit<br />

einer Filmrolle zu verbinden. Im Weißen Rössl singen und<br />

tanzen zu dürfen war definitiv ein Highlight. Die Musik<br />

ist eine große Leidenschaft von mir. Ich weiß nicht, ob Sie<br />

das wissen, aber ich habe auch das Kinderbilderbuch Die<br />

kleine Spinne Widerlich geschrieben, und dazu produziere<br />

ich gerade mit einem Partner ein Album mit Kinderliedern.<br />

Die Musik darauf ist so, dass auch Eltern, die sie rauf und<br />

runter hören müssen, keinen Ohrenkrebs bekommen.<br />

INTERVIEW: Ich weiß von Eltern, die einem die<br />

Freundschaft kündigen würden, brächte man ihnen eine<br />

Rolf-Zuckowski-Platte ins Haus …<br />

AMFT: Ich weiß. Wobei ich sagen muss, dass ich Rolf<br />

Zuckowski ganz toll finde. Ich bin mit seiner Musik aufgewachsen.<br />

Ich hatte sogar das Glück, mit ihm gemeinsam<br />

in Gütersloh zu singen …<br />

INTERVIEW: Mit Rolf Zuckowski?<br />

Small Talk<br />

AMFT: Ja, ja. Es besteht da also eine Verbindung,<br />

weswegen ich über ihn nichts Schlechtes sagen kann.<br />

Aber ich bin sowieso ein sehr diplomatischer<br />

Mensch. Wenn ich etwas nicht gut finde, würde ich es<br />

nicht namentlich nennen.<br />

INTERVIEW: Wie schade. Was ist Ihre erste Weiße<br />

Rössl-Erinnerung? Das ist ja oft verfilmt worden.<br />

AMFT: Mein erster Bezug ist tatsächlich Peter Alexander.<br />

Den Film mit ihm würde ich in die Kategorie „klassischer<br />

Sonntagnachmittagfilm“ einordnen, was<br />

natürlich als Kompliment zu verstehen ist. Unser Film<br />

ist kein Remake, sondern eine Neuinterpretation<br />

des Stoffs. Ich hoffe, dass die Leute, die sich den Film<br />

anschauen, das Kino mit einem guten Gefühl wieder<br />

verlassen werden.<br />

INTERVIEW: Das ist ja die Grundidee von Kino: der<br />

kurze Urlaub vom Alltag und sich selbst.<br />

AMFT: Aber so ein Urlaub lässt sich auf verschiedene<br />

Arten gestalten. Es gibt ja auch Katastrophenfilme.<br />

INTERVIEW: Meinen Sie katastrophale Filme oder Filme<br />

über Katastrophen?<br />

AMFT: Beides, haha. Ich bin jedenfalls eher der Typ, der<br />

sich Filme wie das Weiße Rössl anschauen würde.<br />

Katastrophenfilme nehmen mich manchmal so mit, dass<br />

ich mitunter auch weinen muss. Das ist dann natürlich<br />

nicht so erholsam. Die Gefahr besteht bei unserem<br />

Film wahrscheinlich nicht.<br />

INTERVIEW: Der Film ist ja auch fast ein Musical.<br />

AMFT: Stimmt.<br />

INTERVIEW: Es gibt viele Leute, die Musicals hassen, weil<br />

sie es nicht verstehen, dass die Figuren einfach so<br />

anfangen zu singen und immer den passenden Text zur<br />

Melodie kennen, die aus dem Nirgendwo erklingt.<br />

AMFT: Ja, so geht es vor allem Männern, wenn die<br />

Frauen es romantisch meinen. Aber ich glaube denen<br />

nicht. Sie tun nur so, als würden sie keine Musicals<br />

mögen. Insgeheim mögen sie sie nämlich doch.<br />

.<br />

!"


!"<br />

INTERVIEW: Ich weiß nur von Frauen, die keine Musicals<br />

mögen.<br />

AMFT: Wenn es authentisch ist und die Figuren nicht<br />

einfach so aus dem Nichts heraus anfangen zu singen …<br />

Also, wenn ich jetzt plötzlich anfangen würde zu<br />

singen, dann fänden Sie es bestimmt auch nicht so toll.<br />

INTERVIEW: Stimmt nicht, das fände ich sogar großartig.<br />

Aber dann würde ich das <strong>Interview</strong> nicht in Schriftform,<br />

sondern als Audiodatei veröffentlichen.<br />

AMFT: Haha, genau.<br />

Von Harald Peters<br />

„Im Weissen Rössl – Wehe du singst“ startet am 7.11.<br />

Boot gefahren?<br />

Die Sängerin Lorde, 16,<br />

fängt gern Fische und<br />

isst sie mit braunem Zucker<br />

Small Talk<br />

LORDE (tippt auf ihrem iPhone herum): Sorry, ich habe<br />

gerade Internet bekommen und bin total aufgeregt.<br />

INTERVIEW: Kein Problem. Es ist aber nicht so aufregend<br />

wie Ihr erster Flug, den Sie in Tennis Court besungen<br />

haben, oder?<br />

LORDE: Ich muss zugeben, da habe ich ein wenig<br />

geschummelt. Es war gar nicht mein erster Flug, aber der<br />

erste Flug zu einem Auftritt von mir. Das war natürlich<br />

aufregend, nicht privat im Flieger zu sitzen, sondern<br />

beruflich!<br />

INTERVIEW: Haben Sie eine Schwäche für Aristokraten?<br />

LORDE: Wieso?<br />

INTERVIEW: Na ja, Ihr Name.<br />

LORDE: Ach so! Ja, mich faszinieren die Geschichten<br />

königlicher Familien, weil sie wie Märchen klingen. Man<br />

kann sich kaum vorstellen, dass das echten Menschen<br />

passiert. Ich bin gerne Voyeurin und mag Klatsch.<br />

INTERVIEW: Welchen besonders?<br />

LORDE: Alles über Marie Antoinette! Vor allem über den<br />

Teil ihres Lebens, bevor sie die Frau von Ludwig XVI.<br />

wurde und Wien verlassen musste. Sie durfte nichts<br />

mitnehmen.<br />

INTERVIEW: Wie ist es dort, wo Sie aufgewachsen sind?<br />

LORDE: Sehr schön. Ein kleiner Ort, umgeben von<br />

Stränden und Meer. Wenn man in die nächstgrößere<br />

Stadt will, muss man ein Boot nehmen. Ziemlich<br />

wild.<br />

INTERVIEW: Können Sie auch selbst Boot fahren?<br />

LORDE: Ja, wir haben ein Boot, und ich fische viel. Vor<br />

allem Kahawai-Fische. Ich glaube nicht, dass Sie die<br />

kennen, die gibt es nur in Neuseeland. Um sie zu fangen,<br />

muss man große Netze auswerfen. Und sie sind<br />

sehr lecker, wenn man sie mit braunem Zucker garniert.<br />

Ich fühle mich ein bisschen bescheuert, dass ich übers<br />

Fischen rede.<br />

INTERVIEW: Wir können uns auch über Tennis unterhalten.<br />

In dem Video zu Tennis Court taucht passenderweise<br />

ein Tennisplatz auf.<br />

LORDE: Kids, die Tennis spielen, wirken auf mich wie<br />

von einem fremden Stern. Es ist ein Luxussport, bei<br />

dem alle so schön aussehen. Und ein sehr ästhetischer<br />

Sport. Außerdem hänge ich im Sommer mit meinen<br />

Freunden immer auf dem Tennisplatz ab.<br />

INTERVIEW: Ist es nicht seltsam, mit seinen Freunden<br />

auf dem Tennisplatz abzuhängen und gleichzeitig<br />

berühmt zu werden?<br />

LORDE: Meine Freunde sind cool. Sie machen Witze<br />

da-rüber. Wenn wir zusammen in der Öffentlichkeit<br />

unterwegs sind, zischen sie: „Oh mein Gott, es ist<br />

Lorde!“, sodass die Leute auf mich aufmerksam werden.<br />

INTERVIEW: Ist es jetzt einfacher, Jungs kennenzulernen?<br />

LORDE: Jungs sind komisch!<br />

INTERVIEW: Klar! Aber wieso?<br />

LORDE: Sie kommen bei Partys auf mich zu und legen<br />

ihren Arm um mich.<br />

INTERVIEW: Ich schätze, das wird so bleiben.<br />

LORDE: Oh je!<br />

Von Raha Emami Khansari<br />

„Pure Heroine“ erscheint am 25. Oktober<br />

bei Universal<br />

.<br />

FOTO: Universal Music


BERLIN<br />

DÜSSELDORF<br />

FRANKFURT<br />

HAMBURG<br />

KÖLN<br />

MÜNCHEN<br />

.


.<br />

Nicola<br />

Karlsson<br />

23<br />

Talents<br />

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V Heike Blümner<br />

Foto Tatjana Bilger<br />

!ie schreibt man einen<br />

Roman, der sich aus den eigenen<br />

Erfahrungen und<br />

Beobachtungen des Berliner Nachtlebens<br />

speist? Bereits vor acht Jahren hat Nicola<br />

Karlsson mit ihrem Debüt Tessa (Graf<br />

Verlag) begonnen. Damals noch in guter<br />

alter Künstlerpose: „Nachts mit einer<br />

Flasche Wein in die Tasten hauen“, sagt sie.<br />

Weit kam sie damit nicht, und auch sonst<br />

hätte einiges schiefgehen können: Das<br />

Thema Exzess und Existenzfragen befeuert<br />

ja bekanntlich viele Erstlingswerke, von<br />

denen die meisten gar nicht erst aus der<br />

Versenkung auftauchen. Zum Glück gab<br />

Karlsson nach einigen Jahren Pause Tessa<br />

eine zweite Chance, die sich jetzt, da der<br />

Roman fertig ist, auf ganzer Strecke<br />

auszahlt. Die gleichnamige Titelheldin, die<br />

man sofort ins Herz schließt, obwohl sie<br />

die Nerven beim Lesen überstrapaziert,<br />

wankt einen Sommer lang von einer Beziehungskatastrophe<br />

zum nächsten Psychodrama.<br />

Nüchtern ist sie dabei nie. Beängstigende<br />

Mengen von Wein, Wodka und<br />

Psychopharmaka werden durch den übersäuerten<br />

Magen in ihre Blutbahn gepresst;<br />

Kokain wird großzügig obendrauf gestreut.<br />

Damit ist die Handlung im Großen und<br />

Ganzen umrissen. Der Roman ist aber vor<br />

allem ein kleines Sprach- und Empathiewunder.<br />

Karlsson schildert ein Destillat aus<br />

Verzweiflungstaten und klingt trotzdem<br />

stellenweise absurd komisch. Und sie schafft<br />

es, dass Tessas Leben weder unterschwellig<br />

glamourös noch moralisch verwerflich<br />

erscheint, aber eben auch nicht gleichgültig<br />

lässt. Vielleicht gelang das kleine Wunder,<br />

weil Karlsson irgendwann ihren Arbeitsrhythmus<br />

revidierte: „Ich bin jeden Morgen<br />

um sechs Uhr aufgestanden, habe eine<br />

Stunde geschrieben und bin dann zur Arbeit<br />

gegangen“, sagt sie. Von der Tessa-Urfassung<br />

ist nur noch das erste Kapitel übrig<br />

geblieben. Ein Hinweis für alle Jungautoren<br />

mit bewegtem Nacht- und Privatleben, dass<br />

die Bukowski-Methode wohl doch<br />

überbewertet wird.


7forallmankind.com<br />

.


.<br />

Deathcrush<br />

Talents<br />

56<br />

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V Nina Scholz<br />

Foto Tarjei Krogh<br />

!ätten die drei jungen Norweger<br />

von Deathcrush ihre heiter<br />

betitelte EP Skool’s In<br />

(Rat Label/Believe Digital) vor 20 Jahren<br />

aufgenommen, sie hätten wohl nicht nur<br />

anders ausgesehen, sondern wären auch ganz<br />

anders aufgetreten. Deathcrush spielen<br />

einen derart garstigen Noiserock mit Metalund<br />

Classicrock-Anleihen, dass man sie<br />

sich wenigstens als kalt und abweisend<br />

vorstellen muss – aber von wegen. Die<br />

beiden Frontfrauen Linn Nystadnes und<br />

Åse Røyset sowie ihr Drummer Vidar<br />

Evensen sehen aus, wie sich das Hipster-<br />

Kaufhaus Urban Outfitters das so emsig<br />

herbeibeschworene 90er-Jahre-Revival<br />

vorstellt: bunt und bauchfrei. Und genauso<br />

nett, quirlig und freundlich geben sie sich<br />

auch. Auf die etwas ungläubig gestellte<br />

Frage, ob der Bandname tatsächlich eine<br />

Hommage an die Ur-Black-Metal-Band<br />

Mayhem sei, die in den 90ern der gemeinsamen<br />

Heimatstadt Oslo das düsterste<br />

Image der ganzen Popmusikgeschichte<br />

verschafft hat, rufen die beiden Frontfrauen<br />

nur euphorisch: „Natürlich!<br />

Mayhems Deathcrush ist das beste norwegische<br />

Album aller Zeiten! Wir haben<br />

unseren Auftritt eben doch mit dem Album-<br />

Intro begonnen.“ Ohne falsche Ehrfurcht<br />

bedienen sie sich bei extremistischer Krachmusik<br />

wie beim Riot-Grrrl-Rock und<br />

erweisen sich dabei als rundum ernsthafte<br />

Musiker: Vor lauter Touren, Proben und<br />

Lieder schreiben haben sie es bisher leider<br />

versäumt, ein vollständiges Album aufzunehmen.<br />

Das ist aber fest geplant. Jetzt sind<br />

sie erst mal wieder auf großer Tour.<br />

Quietschbunt, kreischlaut und<br />

scheißfreundlich: Linn Nystadnes,<br />

Vidar Evensen und Åse Røyset (v. l.)


.<br />

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DIE NEUEN<br />

KOLLEKTIONEN<br />

VON<br />

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JETZT IN DEN FÜHRENDEN<br />

DEPARTMENTSTORES DEUTSCHLANDS<br />

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Tutu mit Stiefeln<br />

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Protl Heike Blümner<br />

Life & Style<br />

:;<br />

,ein Vater ist Kung-Fu-Lehrer<br />

und meine Mutter Schneiderin,<br />

und beide haben ihren ganz<br />

eigenen Stil. Sie haben sich immer chic angezogen,<br />

und dann sind sie tanzen gegangen.<br />

Meine Mutter sammelte die Stoffreste ihrer<br />

Kunden und nähte mir daraus neue Kleider,<br />

deshalb hatte ich schon als Kind eine recht<br />

üppige Garderobe.<br />

Als wir nach Schweden kamen, war das<br />

nicht nur ein Kultur-, sondern vor allem ein<br />

Wetterschock: In Vietnam war es immer<br />

warm und in Schweden fast immer kalt. Das<br />

war eine echte Herausforderung, und meine<br />

Mutter wusste gar nicht, wie man Kinder in<br />

so einem Klima anzieht. Wenn wir draußen<br />

Schulsport hatten, steckte sie mich in<br />

ein Ballett-Tutu und Gummistiefel.<br />

Das Konzept Trainingsanzug war meiner<br />

Mutter überhaupt nicht geläufig.<br />

Aber diese Erfahrungen haben mir<br />

schon früh gezeigt, welchen Eindruck<br />

Kleidung hinterlassen kann, und<br />

deshalb begann ich schon sehr früh,<br />

damit zu experimentieren.<br />

Als Teenager stand ich total auf R ’n’ B und<br />

HipHop, meine Vorbilder waren Mary J.<br />

Blige, TLC oder Lauryn Hill. Es ging so<br />

weit, dass ich sogar versucht habe, mir einen<br />

Afro zu machen. Schrecklich! Heute<br />

orientiere ich mich überhaupt nicht mehr<br />

an irgendwelchen Stars oder Musikern.<br />

Allerdings finde ich, dass die meisten meiner<br />

Freunde wirklich gut gekleidet sind. Am<br />

tollsten finde ich, wenn ich etwas anziehe,<br />

das jemand aus meinem Freundeskreis<br />

selbst entworfen hat, zum Beispiel von Arielle<br />

de Pinto oder Faux/real.<br />

Ich trage viel Schwarz, aber wenn Farbe<br />

dazukommt, muss es richtig knallen. Und<br />

ich mag Materialien, die glitzern und<br />

glänzen. Wie zum Beispiel meine „Seejungfrauen“-Kollektion,<br />

zu der unter anderem<br />

einige grün glänzende Kleider<br />

gehören. Einmal trug ich eines<br />

davon im Berliner Technoclub Berghain,<br />

und mitten auf der Tanzfläche<br />

kam ein großer, dicker Mann<br />

auf mich zu und sagte mir, dass seine<br />

Barbiepuppe früher genau so ein<br />

Kleid gehabt hätte. Das war das beste Kompliment<br />

aller Zeiten.<br />

Mein Lieblings-Sweatshirt mit dem<br />

Tigerprint habe ich in Rom in irgendeinem<br />

Ramschladen gekauft. Tierprints gibt es ja<br />

in allen möglichen Variationen, aber meiner<br />

ist besonders hübsch. Ich kleide mich gern<br />

feminin, einer meiner Lieblingsdesigner ist<br />

zum Beispiel Issey Miyake. Bei Schuhen<br />

mag ich entweder Sneaker oder High Heels.<br />

Außerdem sammle ich spitze Vintage-<br />

Schuhe von Helmut Lang – für mich die<br />

schönsten Schuhe, die es gibt. Deshalb kaufe<br />

ich auch sehr viel in den Westberliner<br />

Secondhand läden ein. Sie sind zwar extrem<br />

vollgestopft mit komischen verstaubten<br />

Teilen, aber wenn man direkt nach<br />

bestimmten Designern fragt, kann man sich<br />

viel Sucherei ersparen und noch echte Perlen<br />

finden. Ich kaufe nur sehr wenige Sachen<br />

neu, weil ich so sehr auf Qualität achte.<br />

Wenn, dann sind es meistens recht<br />

funk tionale Stücke wie warme Jacken oder<br />

Schuhe. Außerdem mag ich Dinge, die den<br />

Körper oder die Körperhaltung beeinflussen.<br />

Korsetts zum Beispiel oder auch Gymnastikhosen.<br />

Wenn man bestimmte Sachen trägt,<br />

bewegt man sich auch anders.<br />

"Ich kaufe nur<br />

wenige Sachen neu,<br />

weil ich so sehr<br />

auf Qualit‰ t achte"<br />

Es ist schön, dass ich mich an so vielen<br />

Orten zu Hause fühle: Ich reise viel nach<br />

Asien, lebe in Berlin und Stockholm und bin<br />

oft in New York. Überall nehme ich<br />

Eindrücke in mich auf: Viele asiatische<br />

Frauen kleiden sich gern sehr weiblich und<br />

mögen es ornamental. Stockholm ist<br />

das genaue Gegenteil: minimalistisch und<br />

demokratisch. New York ist auch toll, aber es<br />

ist mir manchmal schon fast zu trendy.<br />

Deshalb mag ich Berlin so gern, weil hier die<br />

Persönlichkeit der Menschen viel mehr<br />

durchschimmert. Sie sehen nicht so sehr aus<br />

wie reine Konsumenten.<br />

FOTOS: Magnus Reed; privat (10)


.<br />

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Sie ist eine der wenigen Frauen, an denen man<br />

sich nicht sattsehen kann. Und obwohl<br />

Ingrid Bergman auch für eine neuartige, offene<br />

Natürlichkeit stand, bleibt vieles an ihr<br />

faszinierend unergründlich. Ingrid Bergman – Ein<br />

Leben in Bildern von Lothar Schirmer in<br />

Zusammenarbeit mit Isabella Rossellini ist eine<br />

autorisierte Biografie und zeigt Fotos, die<br />

man bisher noch nicht gesehen hat, unterlegt<br />

mit Essays bekannter Weggenossen.<br />

Wow<br />

*+<br />

„Ingrid Bergman – Ein<br />

Leben in Bildern“, Verlag<br />

Schirmer/Mosel, ca. 98 €<br />

FOTOS: © Magnum Photos/Photo- und Presseagentur GmbH Focus/ICP New York; Schirmer/Mosel


Friedhof der<br />

Kuscheltiere<br />

Wow<br />

.<br />

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Ring „Black<br />

Night“ von<br />

Bjørg, ca. 198 €<br />

Alexa Chung<br />

Rucksack von<br />

Emporio Armani,<br />

ca. 1 655 €<br />

Stiefel „Ciera“ von<br />

UGG, ca. 389 €<br />

FOTOS: Bjørg; Kirstin Sinclair/Getty Images; UGG; Emporio Armani; Diesel; Peuterey; Eugenia Kim/Net-A-Porter.com; Maison Scotch/urbanoutfitters.de;<br />

Topshop Unique; House of Holland; Max Mara; Marni/farfetch.com; 3.1 Phillip Lim/my-wardrobe.com; Emporio Armani; Yohji Yamamoto/ln-cc.com<br />

Fake-Fur-Mantel von<br />

Diesel, ca. 390 €<br />

Daunenjacke „Duane PDP Fur“<br />

von Peuterey, ca. 499 €<br />

Mantel von Maison Scotch über<br />

urbanoutfitters.de, ca. 326 €<br />

Jacke von Marni über<br />

farfetch.com, ca. 2 720 €<br />

Abgehangen<br />

Einer der schönsten Kleiderständer unserer Tage,<br />

Alexa Chung, trägt diesen Kamelhaarmantel, als hätte ihn<br />

ihr ein Mann im Vorbeigehen übergeworfen. Es geht<br />

eben nicht nur um das Was, sondern auch um das Wie.<br />

3.1 Phillip-Lim-Clutch<br />

über my-wardrobe.com,<br />

ca. 552 €<br />

Mohairhose<br />

von Emporio<br />

Armani,<br />

ca. 420 €<br />

TOPSHOP UNIQUE<br />

Sneaker von<br />

Yohji Yamamoto<br />

über LN-CC.com,<br />

ca. 708 €<br />

HOUSE OF HOLLAND<br />

Baskenmütze<br />

von Eugenia<br />

Kim über neta-porter.com,<br />

ca. 275 €<br />

MAX MARA<br />

;


Wow<br />

.<br />

Nicht nur Kulturwissenschaftler wissen,<br />

dass schwedisches Design nachhaltigen<br />

Einfluss auf das Stilempfinden der<br />

Deutschen hat: keine Schnörkel, kein<br />

Firlefanz, und trotzdem sieht es immer<br />

nach etwas Besonderem aus. Genau<br />

diese Eigenschaften haben auch das<br />

Label Filippa K zum Erfolg geführt.<br />

So treffsicher ist sein Design, dass es<br />

bestimmte Teile der Kollektion als<br />

Dauerbrenner jede Saison von<br />

Neuem auflegen kann. Am Berliner<br />

Ku’damm eröffnet Filippa K nun<br />

seinen größten Flagshipstore weltweit.<br />

Schweden liegt jetzt<br />

am Kurfürstendamm<br />

Mantel von<br />

Filippa K, ca. 600 €<br />

$*+,-./#/"<br />

Klassisches Ballett war die Inspiration<br />

für die klassische Ballerina-Linie<br />

„Saint Laurent Dance“, die ab sofort<br />

in das Klassiker-Repertoire<br />

des Labels aufgenommen wird.<br />

01<br />

Hemd von<br />

McQ x MxM,<br />

ca. 295 €<br />

Unverbindlich<br />

Das Blöde an Tattoos ist, dass sie langlebiger sind<br />

als man selbst und sie deshalb als modisches<br />

Statement fragwürdig sind. Das Gute an der<br />

Kooperation zwischen Tattookünstler MxM und<br />

McQ Alexander McQueen ist, dass man die<br />

Sachen nach Belieben wieder ausziehen kann.<br />

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Vor hundert Jahren<br />

wurde in Beuteln<br />

Champagner<br />

transportiert.<br />

Heu te geht man<br />

nicht ohne in die<br />

Champagnerbar.<br />

Beuteltasche von<br />

MCM, ca. 560 €<br />

Beuteltasche von<br />

Bally, ca. 995€<br />

Beuteltasche von<br />

Louis Vuitton, ca. 1 070 €<br />

Jacke mit<br />

Hirschprint von<br />

Prps, ca. 595 €<br />

Ballerina von Saint Laurent<br />

by Hedi Slimane, ca. 345 €<br />

Geburt eines Genres<br />

Dieser junge Mann unterstreicht sein von Natur aus<br />

rustikales Aussehen optimal mit einer Jacke von Prps. Das New<br />

Yorker Label von Designer Donwan Harrell bringt diese<br />

Saison eine Reihe von Jacken mit Hirschprints auf den Markt, die<br />

schon jetzt als Begründer des Fashion-Försterlooks gelten.<br />

FOTOS: Filippa K (3); McQ x MxM; Saint Laurent by Hedi Slimane; MCM; Bally; Louis Vuitton; PRPS


.


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(*-/(.%+0&1(<br />

Schwer zu sagen, ob Dandys von gestern oder<br />

von morgen sind. In der Gegenwart schillern<br />

sie jedenfalls wie seltene Schmetterlinge.<br />

Im Bildband I am Dandy von Nathaniel<br />

Adams und Rose Callahan wird diese Spezies<br />

zu Recht und visuell angemessen unter<br />

Artenschutz gestellt.<br />

Wow<br />

.<br />

23<br />

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Eine Uhr, die als Hommage auf<br />

Ferrari entworfen wurde und<br />

preislich mit dem namensgebenden<br />

Auto mithalten kann, sollte<br />

auch nicht von jedem Anfänger<br />

gelesen werden können.<br />

Lautsprecher<br />

„Stanmore”<br />

von Marshall,<br />

ca. 400 €<br />

„I am Dandy”,<br />

Gestalten Verlag,<br />

ca. 39,90 €<br />

Laut und deutlich<br />

Diese Verstärkerbox für das iPad macht<br />

es einem einfach, endgültig im<br />

21. Jahr hundert anzukommen und<br />

trotzdem eine räudige Patina mit sich<br />

herumzutragen.<br />

„LaFerrari” von<br />

Hublot, ca. 265 800 €<br />

Psychotrip<br />

Kim Jones, Menswear-Designer bei Louis Vuitton,<br />

hat den traditionellen Reisegedanken des Hauses neu<br />

aufgegriffen und im wahrsten Sinne des Wortes<br />

verinnerlicht. Deswegen beauftragte er das britische<br />

Künstlerduo Chapman Brothers, die für Vuitton<br />

diabolisch-florale Prints entwarfen. Schön und seltsam<br />

wie ein Fiebertraum. FOTO: Markus Pritzi<br />

%&'!(")(!*&'+<br />

Rauchen ist total out, aber bernsteinfarbene Aschenbecher<br />

von Versace Home werden niemals<br />

aus der Mode kommen und taugen im Zweifelsfall<br />

auch als geschmackvolle Tischdekoration.<br />

Aschenbecher<br />

von Versace<br />

Home, von ca.<br />

289 € bis 319 €<br />

FOTOS: Rose Callahan aus „I am Dandy“, © Gestalten 2013 (2); Markus Pritzi, Styling: Klaus Stockhausen, Haare & Make-up: Stelli/Uschi Rabe, Models: Katlin Aas/afg. new york, Andre Feulner/Success,<br />

1. Foto-Assistenz/Digital Operator: Ben Ullmann, Foto-Assistenz: Andreas Fessler, Alex Ullrich, Produktion: Shotview; Hublot; VERSACE; Marshall


.


.<br />

Wow<br />

!"#$%&'(%#&<br />

)*+,-&!"#$%<br />

Wahr, falsch oder ein<br />

philosophisches Meisterwerk?<br />

Die Uhrenfirma, die für<br />

ihre unendliche Farbpalette bekannt<br />

ist, bringt ihre erste<br />

Statement-Uhr auf den Markt.<br />

Uhr von Swatch,<br />

ca. 45 €<br />

56<br />

Weltenbummlerin<br />

Als Kunsthistorikerin und Stylistin interessiert sie der Stoff, aus dem<br />

die Stoffe sind: Katharina Koppenwallner verkauft in ihrem Berliner<br />

Laden unter anderem Jacken aus Vietnam, Röcke aus China und<br />

Schals aus Transsilvanien, die sie auf ihren Reisen auswählt. Schöner<br />

als jedes Designerstück: www.internationalwardrobe.com.<br />

Für Frauen, die den<br />

stilistischen Spagat<br />

zwischen Meerjungfrau<br />

und Glamrockgitarristin<br />

beherrschen.<br />

Pumps von Tory<br />

Burch, ca. 425 €<br />

FOTO: Markus Jans<br />

203"+,4<br />

An der Haustür steht<br />

„Vitra“, und zu Recht<br />

dürfen nur wenige die<br />

Schwelle übertreten.<br />

Dass Artek jetzt unter<br />

diesem Dach Platz<br />

nimmt, passt perfekt.<br />

Kribbelkrabbel<br />

Die finnische Künstlerin Kusta Saaksi hat<br />

den antizipierten haptischen Nervenkitzel,<br />

den große Spinnen erzeugen, kongenial<br />

in diesem Jacquard-Teppich umgesetzt.<br />

Ohrringe von Swarovski<br />

by Shourouk, ca. 349 €<br />

Wandteppich<br />

,„Arachne’s Web“ von<br />

Kustaa Saksi, ca. 5 400 €<br />

.%#!%/-%<br />

-"#)0)1<br />

Lenkt von jedem Gesicht<br />

ab: die majestätischen<br />

Ohrringe, die die<br />

französische Designerin<br />

Shourouk für Swarovski<br />

entworfen hat.<br />

FOTOS: Markus Jans, Styling: Klaus Stockhausen, Haare & Make-up: Thorsten Weiss/Blossom Management, Model: Corinna Ingenleuf/m4 models, Foto-Assistenz: Jonas Holthaus, Lennard Rühle,<br />

Styling-Assistenz: Verena Weiß, Haare-&-Make-up-Assistenz Theo Schnürer; Swatch; Kusta Saaksi; Tory Burch; swarovski.com über häberlein & mauerer


.<br />

DE.(F.GHI<br />

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Fundsachen<br />

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Fot Andreas Lux<br />

FOTOS: (linke Seite) Graff; Vieri; Chanel; Gucci; Tiffany & Co.; Dior; (rechte Seite) Pomellato<br />

W<br />


.<br />

!"


Wow<br />

.<br />

00<br />

Der Zopf<br />

ist ab<br />

Wäre das „Sgt. Pepper’s“-<br />

Album im Jahr 2013<br />

aufgenommen worden,<br />

hätten die Beatles<br />

diese entschlackten uniformartigen<br />

Jacken<br />

von Peter Pilotto auf dem<br />

Cover getragen.<br />

Prost!<br />

Überstrapazierte Geste hin<br />

oder her: Jede Frau möchte<br />

einen dieser Ringe auf dem<br />

Boden ihres Glases finden<br />

16,93-karätiger<br />

Smaragdring im<br />

Smaragdschliff von<br />

GRAFF aus Platin<br />

mit zwei Diamantstegen<br />

(2,35 kt),<br />

Preis auf Anfrage<br />

„Horsebit“-Cocktailring<br />

aus 18 Karat-<br />

Weißgold, Beryll<br />

(21 kt) und 184 Diamanten<br />

(1,97 kt) von<br />

GUCCI, ca. 14 200 €<br />

Ring „Bahia” aus<br />

Roségold mit blauen<br />

London Topasen mit<br />

kleinen Saphiren<br />

von POMELLATO,<br />

ca. 8250 €<br />

Katzenring aus<br />

18 Karat Gold und<br />

Platin mit Chrysoberyll<br />

von TIFFANY<br />

& CO., ca. 106 000 €<br />

„Oiseau”-Ring<br />

aus Gelbgold mit<br />

Diamanten, einem<br />

Aquamarin, Tsavoriten,<br />

Saphiren und<br />

Perlen von DIOR,<br />

Preis auf Anfrage<br />

„Lion Rugissant”-<br />

Ring mit einem<br />

Beryll, aus 18 Karat<br />

Gelbgold und gelben<br />

Saphiren von<br />

CHANEL, Preis auf<br />

Anfrage<br />

Ring aus Roségold<br />

mit braunen und<br />

weißen Diamanten,<br />

Saphiren, Granaten,<br />

Zirkon und Turmalinen<br />

von VIERI,<br />

ca. 22860 €<br />

Jacke von Peter Pilotto über<br />

net-a-porter.com, ca. 4 420 €<br />

Label<br />

to<br />

watch<br />

Schlicht mit Schleppe<br />

Die in London lebende Koreanerin Jackie JS Lee und ihr<br />

Label J. JS Lee schlagen eher leise Töne an. Genau die hinterlassen<br />

aber in einer Umgebung, in der meistens die Alarmglocken<br />

schrillen, einen sehr angenehmen und wohltuenden Eindruck.<br />

Fahrradschloss von Shinola<br />

x Map of Days, ca. 295 €<br />

!$"#(+.<br />

$!).-/!$"#(+<br />

Sollte eines Morgens Ihr Fahrradschloss<br />

weg sein und Ihr Fahrrad noch da,<br />

dann waren Sie garantiert stolzer Besitzer<br />

eines mit Leder umwickelten<br />

Shinola-Schlosses.<br />

'()*)(+<br />

,+-!!<br />

„Life is Endless“ heißt die<br />

Kampagne von I&S<br />

BBDO für ein japanisches<br />

Beerdigungsinstitut.<br />

Ästhetisch betrachtet könnte<br />

man auch sagen: Schöner tot<br />

sein hat auch seine Reize.<br />

Hose von Junya Watanabe<br />

über farfetch.com, ca. 818 €<br />

!"#$"%$&'$"%$<br />

Bunte Kinderflicken treffen<br />

auf Boyfriend-Jeans<br />

– bei dieser Hose von<br />

Junya Watanabe handelt<br />

es sich um prima<br />

Spielplatz-Couture.<br />

FOTOS: Peter Pilotto/Net-a-Porter.com; J. JS Lee Studio; Life is Endless, Client: Nishinihon Funeral Services, Agency: I&S BBDO; Creative Director/Copywriter Mari Nishimura,<br />

Art Director/Design <strong>Naomi</strong> Hou; Graff; Gucci; Pomellato; Tiffany & Co.; Dior; Chanel; Vieri; Shinola; IMAXTREE.COM


.<br />

Vorteils<br />

Abnement<br />

Nur 30 €<br />

für 10 Ausgaben<br />

!"#$# %&'()*+,<br />

Ihr Geschenk!<br />

(gilt nur für INTERVIEW im XXL-Format)<br />

The Passenger –<br />

Iggy Pop 1977–1983<br />

Knesebeck Verlag<br />

ISBN 978-3-86873-668-7<br />

39,95€<br />

*10 Ausgaben <strong>Interview</strong> Twin für 18 €, <strong>Interview</strong> XXL für 30 € mit Geschenk<br />

The Passenger<br />

Iggy Pop 1977–1983<br />

Sieben Jahre lang dokumentierte Esther Friedman den gemeinsamen Alltag mit<br />

ihrem Lebensgefährten Iggy Pop, die Tourneen und die Bühnenauftritte<br />

des Sängers. Erstmals zeigt dieser Band chronologisch die Bilder aller Stationen<br />

dieser Reise von Berlin nach Los Angeles, von Wales nach Alabama, nach<br />

Haiti und Puerto Rico und gibt einen Einblick in die unglaubliche Geschichte<br />

zwischen der jungen Fotografin und dem amerikanischen Sänger.<br />

Telefonisch bestellen: 040/41 448480<br />

Online: abo@interview.de<br />

& www.interview.de/abo


.<br />

Kultur<br />

Now<br />

9:<br />

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+,$ /"0!&"1"!2$ "+!$ 0"31"!4"+&5+"($ &.6+"$<br />

7"0$ &5.!'%!$ +,50.8+&+"0'"$ /0%)"4.)"!$<br />

9 Fragen an<br />

WIE LANGE HABEN SIE GEWARTET, UM „DIE STEIN-STRATEGIE“<br />

ZU SCHREIBEN? Zehn Jahre, in denen ich mich intensiv mit<br />

Trend- und Zukunftsforschung auseinander gesetzt habe.<br />

WARUM KANN ES LOHNEND SEIN, DIE STEIN-STRATEGIE ANZU-<br />

WENDEN, SICH ALSO NICHT ZU BEWEGEN? Weil man seine<br />

Kräfte schont und sein Pulver für sinnvolle Aufgaben und<br />

geeignete Zwecke trocken hält. GEHÖRT DAS SICH-STUR-<br />

STELLEN AUCH DAZU? Das radikale Sich-stur-Stellen ist die<br />

extremste und riskanteste Form der Stein-Strategie. Maggie Thatcher war<br />

eine Meisterin in diesem Spiel. Aber es ist hochriskant und kann gut nach<br />

hinten losgehen. Im Alltag sollten wir sie nur anwenden, wenn uns ein<br />

Anliegen sehr, sehr wichtig ist. WORAN MERKT MAN, DASS ES WIEDER ZEIT<br />

WIRD, SICH ZU BEWEGEN? Steine erfinden sich nicht täglich neu. Sie horchen<br />

in sich hinein und folgen ihrer Eigengravitation und den Kräften, die auf<br />

sie wirken. Deshalb wissen sie immer genau, wann der Zeitpunkt<br />

gekommen ist, sich zu bewegen. WENN JEDER DIE STRATEGIE ANWENDEN<br />

WÜRDE, WÜRDE SIE DANN NOCH FUNKTIONIEREN? Natürlich nicht. Aber<br />

zum Glück gibt es ja viel zu viele flatterhafte und unstete Menschen, die<br />

Hektik, Überbetriebsamkeit und Aktionismus verbreiten. Die paar gelernten<br />

und bekennenden Stein-Strategen bilden dazu ein wirksames Korrektiv.<br />

GRÖSSTER GESCHEITERTER AKTIVIST? In jüngster Zeit: François Hollande.<br />

WER IST DER SEXYSTE STEIN: CARY GRANT ODER RYAN GOSLING? Werner Enke<br />

in Zur Sache, Schätzchen („Ich mag es nicht, wenn sich die Dinge morgens<br />

schon so dynamisch entwickeln“). Steve McQueen war ein noch besserer<br />

Stein als Grant. Gosling dagegen beherrscht genau einen Dreiviertelgesichtsausdruck.<br />

LIEBLINGSSTEINSPRICHWORT? „Von Steinen lernen heißt<br />

liegen lernen“ (Robert Gernhardt, der das ursprünglich über seine Katze<br />

sagte). WELCHER STEIN MÜSSTE DRINGEND INS ROLLEN GEBRACHT WERDEN?<br />

Steine als Haustiere: In den 70ern wurden in den USA über eine Million<br />

„Pet Rocks“ verkauft. Sie sind anspruchslos, pflegeleichter und machen weniger<br />

Dreck als Hunde und Kanarienvögel.<br />

Holm Friebe ist Autor von „Die Stein-Strategie“ (Hanser)<br />

Runner Runner<br />

Statt BAföG: Richie Furst, bei<br />

dem es sich in Wirklichkeit<br />

um Justin Timberlake handelt,<br />

widmet sich zur Studienfinanzierung<br />

dem Online-<br />

Poker und gerät dabei mit<br />

einem halbseidenen Online-<br />

Pokerseiten-Betreiber (Ben<br />

Affleck) aneinander, dem<br />

wiederum das FBI auf<br />

der Spur ist, was für Richie<br />

heißt, dass er sozusagen von<br />

finsteren Mächten umzingelt<br />

ist und deshalb, passend zum<br />

Titel, die Beine in die Hand<br />

nehmen muss. Buchstäblich<br />

und sprichwörtlich (ab 17.10.)<br />

Holm Friebe<br />

FILM<br />

Zeichensprache<br />

mit Philip Smith<br />

KUNST 1 Eine Hand, die aus einer aufgeschnittenen Zitrusfrucht<br />

(vermutlich eine Pampelmuse) ragt, eine zweite Hand, die<br />

eine Zigarette hält, ein Brillengestell, ein Zahlenfeld, ein Gitter,<br />

allerhand Blattwerk, ein kühn geschwungenes DNA-Modell<br />

und ein prächtiger Block Frischkäse: Der Amerikaner Philip<br />

Smith, Jahrgang 1952, hat eine ausgeprägte Vorliebe für Zeichen<br />

aller Art. Seinen Einfluss bezieht er aus Spionagebüchern<br />

aus den 50er-Jahren, Unterwäschewerbung, Bänden über<br />

Mystizismus und Numerologie, genetischen Diagrammen und<br />

verloren gegangenen Nachschlagewerken über Magie, die<br />

aber nicht vollständig verloren gegangen sind, denn sonst hätten<br />

sie ja keinen Einfluss auf Smith haben können.<br />

Philip Smith „Sign Language“, vom 7. November bis<br />

20. Dezember in der Jason McCoy Gallery, New York<br />

Runterladen!<br />

SERIE „BROADCHURCH” Ein Junge,<br />

der tot am Strand liegt, eine<br />

zerstörte Familie, ein emotional<br />

vernarbtes Ermittlerduo (Foto),<br />

eine Handvoll verdächtige<br />

Gestalten und eine fassungslose<br />

Kleinstadt im Süden Englands.<br />

Alles bestimmt nicht neu, aber<br />

absolut großartig umgesetzt.<br />

FOTOS: privat; MODELS OF JUPITER, 2013, courtesy Philip Smith; ©2013, 20th Century Fox; © BBC


FOTOS: SEO, Rudi, 2012, Papiercollage auf Leinwand, 80 x 60 cm, Eingeliefert von: Galerie Michael Schultz Berlin, Courtesy Galerie Michael Schultz, Berlin © SEO, 2013; Lorna Simpson, Momentum, 2010, HD Video, Farbe, Ton, 6:56 Minuten, Courtesy of the artist, Salon 94, New York;<br />

and Galerie Nathalie Obadia, Paris/Brussels, © Lorna Simpson; ©2013 Warner Bros. Ent.; Gilbert Carrasquillo/Getty Images; Bob Berg/Retna Ltd./Corbis; Ron Galella/Getty Images; Paul Zimmerman/WireImage/Getty Images; KMazur/WireImage/Getty Images; Tom Munro<br />

PIN.-Party<br />

KUNST 2 Im Grunde geht es so:<br />

Die Pinakothek der Moderne in<br />

München will neue Kunst<br />

(Warhol, Beuys, Struth etc.) ankaufen,<br />

braucht dafür aber<br />

Geld. Um ans Geld zu kommen,<br />

veranstaltet sie eine Auktion. Zu<br />

ersteigern gibt es wiederum andere<br />

Kunst (Daniel Richter, Andreas<br />

Mühe etc.). Und hinterher, wenn die<br />

einen ihr Geld los sind und<br />

die anderen ihr Geld haben, wird<br />

gefeiert. Wann? Am 23. November.<br />

Wo? In der Pinakothek.<br />

Lorna Simpson<br />

KUNST 3 Untypischerweise sind auf dem Foto unten die Tänzerinnen auch<br />

von vorn zu sehen, was insofern verwundern mag, als die amerikanische<br />

Künstlerin Lorna Simpson es sich im Verlauf ihrer Karriere zum Thema<br />

gemacht hat, Leute von hinten zu zeigen. Allerdings nimmt sie es mit<br />

ihrer Von-hinten-Zeigerei zum Glück nicht ganz so genau wie Georg Baselitz<br />

mit seiner Kopfüber-Malerei, was heißt, dass in Simpsons Retrospektive<br />

im Münchener Haus der Kunst für Abwechslung gesorgt ist und es somit<br />

allerhand zu entdecken gibt: Fotos, Zeichnungen, Collagen und Filme.<br />

Haare sind offenbar ein Thema, ein anderes ist Hautfarbe. Zu sehen ist die<br />

Ausstellung vom 25. Oktober bis zum 2. Februar 2014.<br />

Mickey Mouse<br />

(Mickey Mouse Club)<br />

Die Formel Justin Timberlake<br />

’N Sync<br />

(Boyband)<br />

Britney Spears<br />

(Exfreundin)<br />

.<br />

Blue Jasmine<br />

Jasmine, eine viel zu reiche New Yorker Gesellschaftsdame mit<br />

den Gesellschaftsdamenhobbys Shopping, Wellness und Tablettenmissbrauch,<br />

muss plötzlich nur mit ihren Antidepressiva<br />

auskommen, weil ihr Gatte als Börsenschwindler auffliegt und all<br />

das schöne Geld futsch ist. Und zwar derart futsch, dass alle<br />

Kreditkarten gesperrt sind und sie nicht mal mehr eine Wohnung<br />

hat. Zum Glück erinnert sie sich in der Not daran, dass sie im<br />

fernen San Francisco noch eine Schwester hat, der sie fortan auf<br />

die Nerven fällt. Toller neuer Film von Woody Allen mit Cate<br />

Blanchett in der Hauptrolle (ab 7.11.).<br />

Timbaland<br />

(Produzent)<br />

Michael Jackson<br />

(Michael Jackson)<br />

FILM2<br />

Justin<br />

Timberlake<br />

!"


.<br />

40<br />

JAHRE<br />

Inside<br />

WikiLeaks<br />

FILM 3 Noch vor<br />

der Premiere so umstritten<br />

wie die wahre Begebenheit,<br />

die diesem<br />

Doku-Dramolett zugrunde<br />

liegt, thematisiert<br />

Inside WikiLeaks die<br />

dramatischen Ereignisse<br />

um den genialischen<br />

Hacker-Egomanen Julian<br />

Assange – eine Geschichte<br />

von Tätern und<br />

Tätern (ab 31.10.).<br />

Max Hetzler<br />

Now<br />

!"<br />

KUNST 4 Sagen wir mal so: Der Titel führt in die Irre. Wenn die<br />

Berliner Galerie Max Hetzler zum 40. Jahr ihres Bestehens<br />

eine Ausstellung Remember Everything nennt, dann muss man davon<br />

ausgehen, dass Werke zu sehen sind, die man vielleicht<br />

schon vergessen hat. Tatsächlich zeigen die Künstler der Galerie<br />

aber nur ihre neuen Werke. Mit dabei: Rineke Dijkstra, Rebecca<br />

Warren, Jeff Koons, Vera Lutter, Albert Oehlen und viele mehr.<br />

Zu sehen vom 10. November bis 21. Dezember.<br />

5FILM<br />

FILM<br />

Interior. Leather Bar.<br />

1980 drehte William Friedkin (Der Exorzist) den Thriller Cruising. Darin spielt Al<br />

Pacino einen Undercoverbullen, der als Lederschwuler in der SM-Szene ermitteln<br />

muss. Offenbar wurden die Ermittlungsarbeiten derart detailliert gefilmt, dass<br />

das Material um 40 Minuten gekürzt wurde. Wo die geblieben sind, weiß kein<br />

Mensch. In ihrem Film versuchen die Regisseure James Franco und Travis<br />

Mathews nun, diese Szenen nachzustellen (ab 17.10.).<br />

Ich fühl mich Disco<br />

Bademeister Hanno will seinem Sohn Florian<br />

beibringen, wie man ein Mofa fährt, aber Florian<br />

will ein Klavier. Florian hat eine Schwäche für<br />

Musik, vor allem für den real existierenden<br />

Schlagersänger Christian Steiffen. Zum Entsetzen<br />

von Hanno malen sich Florian und seine Mutter<br />

Schnurrbärte ins Gesicht und singen dessen Hits:<br />

„Ich sehne mich so sehr / nach Sexualverkehr“.<br />

Dann fällt die Mutter ins Koma, und Hanno muss<br />

sich um Florian kümmern, weshalb der tagsüber<br />

mit ins Schwimmbad muss, wo er den süßen<br />

Turmspringer Radu kennenlernt, was die<br />

allgemeine Verwirrung derart potenziert, dass bald<br />

Christian Steiffen (Lebenshilfe) und Rosa von<br />

Praunheim (Sexualkunde) in die Handlung<br />

eingreifen und diesen Spitzenfilm von Axel Ranisch<br />

zur Komödie des Jahres machen (ab 31.10.).<br />

FOTOS: © 2013 Constantin Film Verleih GmbH; © PRO-FUN MEDIA(3); def image, DARREN ALMOND, Told and Untold, 2013, cast bronze, cast aluminium,<br />

plate 1: 30 x 172 x 2 cm, plate 2: 30 x 200 x 2 cm, total: 77,5cm x, 200 x 2 cm, Courtesy: Darren Almond & Galerie Max Hetzler, Berlin; Edition Salzgeber


Mehr lesen…<br />

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CLEMENS<br />

HANNES<br />

HELENE<br />

FERDINAND<br />

03<br />

„Der Fall<br />

Thomas Quick“<br />

05<br />

„Jage zwei<br />

Tiger“<br />

07<br />

"Tabu"<br />

HEGEMANN<br />

Jemand wirft einen Stein gegen eine<br />

Windschutzscheibe. Mutter tot, Sohn Kai<br />

überlebt und tritt damit eine Geschichte<br />

los, in der auch noch Cecile und Samantha<br />

auftauchen. Nur Tiger gibt es in Hegemanns<br />

tollem neuen Roman eher weniger.<br />

(Hanser, 19,90 €)<br />

RÅSTAM<br />

Der Journalist Hannes Råstam erzählt, wie er herausfand,<br />

dass der verurteilte schwedische Serienkiller<br />

Thomas Quick in Wahrheit völlig unschuldig<br />

ist. Aber: Wer hat die acht Menschen getötet?<br />

(Heyne, 17,99 €)<br />

VON SCHIRACH<br />

Können Anwälte Künstlerromane schreiben?<br />

Kritiker sagen: na ja. Leser finden: her damit!<br />

Von Schirach hat mit den bewährten Mitteln der<br />

lakonischen Gerichtsreportage einen Roman über<br />

einen Anwalt und einen Künstler geschrieben,<br />

die einander in einem Mordfall retten müssen.<br />

(Piper, 17,99 €)<br />

THOMAS<br />

01<br />

"Im Stein"<br />

09<br />

PYNCHON<br />

"eeding<br />

Edge"<br />

Sensation! Der große Unbekannte<br />

aus New York über seine City:<br />

Fantastisch überladene Pop-<br />

Paranoia-Poesie über Finanzskandale,<br />

Überwachungsterror und<br />

alles, was wir heute wissen wollen.<br />

(Penguin HC, ca. 18 €)<br />

MEYER<br />

Meyer zieht in diesem Herbst gegen<br />

Daniel Kehlmann ins Rennen um den<br />

Platzhirsch der Saison. Dabei hat Meyer<br />

den interessanteren Roman geschrieben:<br />

500 Seiten Monologe aus der Nuttenund<br />

Finanzunterwelt im Osten. Der<br />

„Tatort“ aus Leipzig im Director’s Cut!<br />

(S. Fischer, 22,99 €)<br />

JOSEPH<br />

02<br />

"New Yk<br />

Repter"<br />

MITCHELL<br />

Mitchell war 21, als er 1929 beim „New<br />

York World-Telegram” und der<br />

„New York Herald Tribune” anheuerte<br />

und über alles schrieb, was ihm in die<br />

Quere kam: Gangster, Boxer, Spinner.<br />

Ergebnis: Er wurde zu einem der besten<br />

Reporter der USA. Jetzt wieder nachzulesen.<br />

(Diaphanes, 22,95 €)<br />

CHRISTOPH<br />

JAMES<br />

DANIEL<br />

04<br />

„F“<br />

KEHLMANN<br />

Ein ungläubiger Priester, ein<br />

mystisch begabter Banker und<br />

ein zweifelhafter Kunstkenner:<br />

Kehlmann schreibt über ein<br />

höchst unerfreuliches Brüdertrio,<br />

während sich der Leser amüsiert.<br />

(Rowohlt, 22,95 €)<br />

06<br />

„Die schreckliche<br />

Wirklichkeit<br />

des Lebens …<br />

10<br />

HÖHTKER<br />

… an meiner Seite“. Die erfreuliche Wahrheit:<br />

Höhtker ist mit seinem Roman über die Expats-<br />

Hölle von Genf so etwas wie ein Schweizer<br />

„Holtrop” gelungen. (Berlin Verlag, 17,99 €)<br />

EUGEN<br />

08<br />

"Cabo<br />

de Gata"<br />

RUGE<br />

Cabo de Gata ist ein Fischerdorf<br />

an der spanischen Mittelmeerküste.<br />

Gata bedeutet im Deutschen<br />

Katze, und eine Katze ist das einzige<br />

Wesen, mit dem der Protagonist<br />

nach seinem Umzug in das<br />

Kaff Kontakt hat. Ein katziges<br />

Buch. (Rowohlt, 19,95 €)<br />

"Alles, was ist"<br />

SALTER<br />

Philip Bowman liegen alle zu Füßen<br />

– die Literaturwelt, die gute Gesellschaft,<br />

das Leben. Und dann? Vorbei.<br />

Mitunter gehört es zum Wesen guter<br />

Geschichten, dass einer alles verliert.<br />

(Berlin Verlag, 22,99 €)<br />


.<br />

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!6$+&(:12#% '(1(&0,";% :0,% 60$#'(%


Diese Seite: Mantel<br />

& Schuhe PRADA<br />

Jackett, Weste & Hose<br />

BOTTEGA VENETA<br />

Hemd & Krawatte<br />

DIOR HOMME Sonnenbrille<br />

RAY BAN<br />

Socken FOGAL<br />

Linke Seite: Mantel<br />

& Jackett PRADA<br />

Hemd & Krawatte<br />

DIOR HOMME<br />

hatte. Aber all das war unwichtig, verglichen mit meiner<br />

Freude, diese Rolle spielen zu können. Ich konnte mich ja<br />

noch gut daran erinnern, was abging, als Oscar erschossen<br />

wurde. Ich selbst habe mich damals hilflos und frustriert<br />

und wütend und angepisst gefühlt, alle möglichen<br />

Gefühle gleichzeitig. Oscar Grant war jemand, der aussah<br />

wie ich. Mir hätte leicht dasselbe passieren können. Ich<br />

komme aus Newark/New Jersey, aus einer ähnlichen Ecke<br />

wie Oscar. Und ich bin oft mit der U-Bahn von Newark<br />

nach Manhattan gefahren. Auch zu Veranstaltungen wie<br />

der West Indian Day Parade, bei denen die Leute tranken<br />

und eine gute Zeit hatten und sich miteinander stritten.<br />

Also hätte auch mich treffen können, was Oscar passiert<br />

ist. Man wird aus einem Zug geholt und kurz danach<br />

von einem Polizisten erschossen. Als das damals passiert ist,<br />

habe ich mich völlig hilflos gefühlt. Deswegen habe ich<br />

mich darüber gefreut, die Gelegenheit zu bekommen, dazu<br />

etwas zu sagen, als Schauspieler …<br />

WHITAKER: Als ich dich und Ryan vor den Dreharbeiten<br />

beobachtet habe, hatte ich das Gefühl, dass ihr beide<br />

sofort ganz eng miteinander wart. Stimmt das?<br />

JORDAN: Wir haben uns von Anfang an verstanden. Wir<br />

haben uns darüber unterhalten, welche Bücher wir mögen<br />

und welche Regisseure wir verehren und welche Art<br />

.<br />

von Filmen uns inspirieren, und wir hatten denselben<br />

Geschmack, auch wenn es um Musik ging. Bei Ryan hatte<br />

ich ganz schnell das Gefühl, dass das mit ihm eine<br />

Freundschaft und Kameradschaft und Partnerschaft<br />

über den Drehschluss hinaus werden könnte. Hoffentlich<br />

für den Rest unserer Karrieren.<br />

WHITAKER: Ich weiß, wie wichtig für dich und Ryan<br />

Genauigkeit ist. Aber wenn es darum geht, einen<br />

Menschen zu spielen, der tatsächlich gelebt hat, ist das ja<br />

nicht so leicht. Wie hast du es angestellt, Oscar<br />

nahezukommen?<br />

JORDAN: Es gab keine Aufzeichnungen von ihm, keine<br />

Videos, keine Tonaufnahmen. Also hatte ich nichts,<br />

wovon ich ausgehen konnte. Eigentlich wusste ich nicht<br />

mehr als: Oscar Grant, 22 Jahre alt, Afroamerikaner, Bay<br />

Area. Ich kann mich noch daran erinnern, dass du zu mir<br />

sagtest: !Du musst ihn nicht imitieren. Du repräsentierst<br />

ihn. Sei ein Stellvertreter Oscars." Das hat mir den Zugang<br />

erleichtert. Wie Oscar war, habe ich durch die Menschen<br />

erfahren, die ihm am nächsten standen: seine besten<br />

Freunde, die in seiner Todesnacht mit ihm unterwegs waren;<br />

Tatiana, seine Tochter; Wanda, seine Mutter; und<br />

Sophina, Oscars Freundin und Tatianas Mutter. Natürlich<br />

hat mich das ein wenig unter Druck gesetzt. Ich wollte<br />

die Menschen, die ihn so gut gekannt hatten, nicht<br />

ent täuschen. Deswegen hat es mir viel bedeutet, als Oscars<br />

Tante bei der Premiere sagte, dass sie bei manchen<br />

Szenen in unserem Film das Gefühl hatte, Oscar zu sehen,<br />

nicht mich.<br />

WHITAKER: Ich kann mich noch daran erinnern, wie viele<br />

Leute im Publikum nach der Premiere geweint haben.<br />

War dir eigentlich von Anfang an klar, dass ihr eine Geschichte<br />

erzählt, die es schafft, Barrieren zu überwinden?<br />

Oder ging es dir nur darum, deine Rolle zu spielen?<br />

JORDAN: Ich habe nur an die Rolle gedacht, aber ich weiß<br />

genau, was du meinst. Ryan hat mir ja erzählt, dass er mit<br />

seinem Film Amerika einen Spiegel vorhalten wollte. Und<br />

es ging uns darum, Oscar etwas von seiner Menschlichkeit<br />

zurückzugeben. Irgendwann habe ich begonnen, mir die #$<br />

Menschen anzusehen, die mir sagten, wie sehr der Film<br />

sie berührt hatte. Da war eine weiße Lady mittleren Alters.<br />

Oder ein älterer Weißer und dann dieser asiatische Mann<br />

und dieser schwarze Typ und dieses weiße Mädchen ...<br />

Alle, die den Film sehen, sind in ihren Gefühlen ganz<br />

aufgescheucht, und oft wissen sie nicht, wie sie sich<br />

ausdrücken sollen, weil dieser Film es ja auch schafft, die<br />

Haltung infrage zu stellen, mit der man durch die Welt<br />

geht. Irgendwann habe ich es verstanden: Wenn alle<br />

möglichen Menschen nach diesem Film dasselbe sagen,<br />

dann muss es etwas damit zu tun haben, dass seine<br />

Botschaft nichts mit Hautfarbe zu tun hat oder damit, aus<br />

welcher Ecke du stammst. Sondern dass es darum geht,<br />

wie wir Menschen behandeln. Es geht darum, dass man,<br />

egal, wie viel Mist man in der Vergangenheit gebaut hat,<br />

immer die Wahl hat, sich weiterzuentwickeln. Das ist es,<br />

wovon dieser Film handelt: vom Versuch voranzukommen.<br />

Oscar war ein Mensch, der vorankommen wollte.<br />

Aber diese Botschaft war nicht besonders wichtig für<br />

mich. Ehrlich gesagt habe ich nur versucht, meinen Job so<br />

gut wie möglich zu erledigen und Oscar so gut zu spielen,<br />

wie ich es konnte.<br />

„Fruitvale Station“ hat noch keinen<br />

deutschen Starttermin


.<br />

Isabel<br />

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Marant<br />

Ici Paris<br />

@A.<br />

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.<br />

New Faces<br />

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Gabby<br />

Gabby Westbrook, 17, aus<br />

Sydney/Australien, Elite<br />

Model Management New York<br />

Pelzmantel, ca. 38 950 €<br />

TOM FORD Bikini, ca. 240 €<br />

LISA MARIE FERNANDEZ<br />

Blumenohrringe, ca. 5 470 €<br />

VAN CLEEF & ARPELS<br />

Ohrring 4 130 € RYAN<br />

STORER<br />

WELCHE SUPERKRAFT<br />

WÜNSCHST DU DIR?<br />

Fliegen. Dann müsste ich<br />

nie wieder zum Flughafen


.<br />

Maddison<br />

Maddison Brown, 16,<br />

aus Sydney/Australien,<br />

Next Model Management<br />

Kleid, Preis auf Anfrage<br />

CHRISTOPHER KANE<br />

Hose, ca. 1 100 € J.W.<br />

ANDERSON Ring, ca. 221 €<br />

DRIES VAN NOTEN<br />

WIE VERTREIBST DU DIR<br />

DIE ZEIT BEI CASTINGS?<br />

Ich spiele „Candy Crush“ auf<br />

meinem iPhone<br />

Jiyoung >><br />

Jiyoung Kwak, 22, aus Seoul/<br />

Korea, Wilhelmina Models<br />

Kleid, ca. 388 € JUST<br />

CAVALLI<br />

DER TOLLSTE ORT, AN<br />

DEM DU JE WARST?<br />

Jeju Island in Korea<br />

Debütantinnen<br />

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.<br />

!"<br />

Meaghan<br />

Meaghan Thompson, 20,<br />

aus Wichita/Kansas (USA),<br />

Women Management<br />

Pelzjacke, ca. 7 420 € JEAN<br />

PAUL GAULTIER Kette,<br />

ca. 249 € SWAROVSKI<br />

DAS BESTE AM MODELN?<br />

Wenn ich auf Fotos anders<br />

aussehe: als bekäme man<br />

neue Alter Egos


.<br />

Carly Moore, 21, aus<br />

Hamilton/Ontario (Kanda),<br />

The Society Management<br />

Pelzmantel, ca. 34 250 €<br />

TOM FORD Sweatshirt,<br />

ca. 65 € ADIDAS Ohrringe,<br />

ca. 135 € BEN AMUN Ear<br />

Cuff, ca. 230 €, und Ohrringe,<br />

ca. 4 130 € RYAN STORER<br />

Nasenring privat<br />

WIE WURDEST DU<br />

ENTDECKT? Beim Lunch<br />

in einer Mall<br />

Carly


Emily Meuleman, 20,<br />

East London/Großbritannien,<br />

New York Models<br />

Pelzjacke, Preis auf<br />

Anfrage, und Hose, ca. 2835 €<br />

ROBERTO CAVALLI<br />

Jacke, ca. 490 € JUST<br />

CAVALLI Ear Cuff, ca. 560 €<br />

RYAN STORER<br />

WIE VERTREIBST<br />

DU DIR WARTEZEITEN?<br />

Ich spiele Sudoku.<br />

Emily


.<br />

Irina Liss, 16, aus Lucho wizy/<br />

Russland, Elite Model<br />

Management New York<br />

Top, ca. 620 €, Rock, ca. 580 €,<br />

und Cardigan, ca. 450 €<br />

PRADA Armband, Preis auf<br />

Anfrage SWAROVSKI<br />

DEIN LIEBLINGSBUCH?<br />

„Anna Karenina“ von<br />

Leo Tolstoi<br />

Irina<br />

New Faces<br />

!"<br />

HAIR Naoki Komiya / Julian Watson Agency<br />

MAKE-UP Justine Purdue / Tim Howard Management<br />

using MAC Cosmetics CASTING Samuel<br />

Ellis Scheinman for DMCasting DIGITAL OPE-<br />

RATOR Ned Rogers PHOTO ASSISTANT Mark<br />

Lvckasavage STYLIST ASSISTANT Anny Choi<br />

STYLING INTERN Alexis Yip PRINTING BY Colin<br />

Hume SPECIAL THANKS Fast Ashleys Studio<br />

Holly Rose Emery, 17,<br />

aus Auckland/Neuseeland,<br />

Next Models<br />

Federsweatshirt, ca. 8 440 €,<br />

und Rock, ca. 3 375 €, Preis<br />

auf Anfrage CHRISTOPHER<br />

KANE Ear Cuff, ca. 180 €<br />

RYAN STORER<br />

WELCHES GEHEIMNIS<br />

HAST DU? Dass ich nie<br />

ohne meinen Teddybären<br />

verreise<br />

Holly<br />

Rose


.<br />

Bedingungslose<br />

Ästheten<br />

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Protl Heike Blümner<br />

Gero von Boehm ¸ ber Julia<br />


.<br />

Julia von Boehm ¸ ber Gero<br />

Drei Generationen<br />

in Südfrankreich,<br />

dem neuen<br />

temporären<br />

Lebensmittelpunkt<br />

der Familie<br />

!ine der ersten Erinnerungen an<br />

meinen Vater ist, dass er in unserem<br />

Haus in Südfrankreich ganz laut<br />

Tina Turner gehört hat. Heute wird mir klar,<br />

wie jung er damals gewesen sein muss, denn<br />

inzwischen bin ich ja selbst schon aus dem<br />

Alter raus, wo ich so laut Musik hören mag.<br />

Dann erinnere ich mich noch daran, wie er<br />

uns mit Sonnencreme eingecremt hat: Da<br />

mussten wir uns immer hinlegen wie im<br />

Beautysalon, und er tupfte uns die Creme<br />

ganz vorsichtig auf. Schon als Kind fand ich<br />

meinen Vater total cool. Er war mein Held<br />

und ist es bis heute geblieben. Manchmal frage<br />

ich mich sogar insgeheim, ob ich nicht sogar<br />

meinen Mann geheiratet habe, weil er meinem<br />

Papi so ähnlich ist. Sie sind beide sehr künstlerische,<br />

zurückhaltende Menschen, die Zeit<br />

für sich brauchen, eher zuhören als reden<br />

und sich fast noch genau gleich anziehen. Seit<br />

Neuestem tragen sie sogar die gleichen<br />

Schlafanzüge. Als mein Mann neulich einen<br />

guten Schlafanzug suchte, empfahl ich ihm<br />

einen von Brooks Brothers, den auch mein<br />

Vater schon seit 40 Jahren trägt.<br />

Mein Vater war früher oft verreist, und<br />

wenn er zurückkam, hat er immer tolle<br />

Geschenke mitgebracht. Wir Kinder saßen<br />

dann auf seinem Koffer und warteten, bis<br />

er ihn endlich aufmachte. Er spielte auch sehr<br />

fantasievoll mit uns, erzählte uns zum Beispiel,<br />

dass die Stoffkrümel in unseren Bauchnabeln<br />

von kleinen Zwergen in unserem Bauch gesponnen<br />

wurden.<br />

Die Pubertät lief bei mir relativ<br />

problemlos. Ich war auch ziemlich gut darin,<br />

so zu tun, als wenn ich den Heiligenschein<br />

aufhätte, hatte ihn dann aber höchstens halb<br />

auf. Das war auch die einzige Zeit, in der ich<br />

ein paar Geheimnisse vor meinen Eltern<br />

hatte, denn natürlich wollte ich auch mal länger<br />

ausgehen, aber da waren meine Eltern<br />

relativ streng. Ich habe das dann so geregelt,<br />

dass ich einfach bei meinen Freundinnen<br />

übernachtet habe, die weniger strenge Eltern<br />

hatten. Da hatte ich meine Wege und<br />

Möglichkeiten, um zum Ziel zu kommen.<br />

Das Einzige, worüber es tatsächlich<br />

Diskussionen gab, war mein Make-up, denn<br />

ich schminkte mich als Teenager ziemlich<br />

stark. Und dann hatte ich diese Phasen, in<br />

denen ich immer nur eine Farbe trug, also<br />

nur Hellblau oder nur Rosa oder nur<br />

Schwarz. Das ging dann so weit, dass auch<br />

immer mein ganzes Zimmer umdekoriert<br />

werden musste, inklusive Vorhänge und<br />

Heizung. Da kamen dann schon mal Beschwerden.<br />

Schon mit acht Jahren habe ich meine<br />

Berufswahl angekündigt und gesagt, dass ich<br />

nach Paris ziehen möchte, um Mode zu<br />

studieren. Und als es dann so weit war und<br />

ich mein Vorstellungsgespräch an der École<br />

de la Chambre Syndicale hatte, ist mein Vater<br />

mit mir zusammen dorthin gefahren. Danach<br />

waren wir zusammen in der Bar du Marché<br />

in der Rue de Seine. Heute sehen wir uns<br />

natürlich seltener, aber jeden Sommer kommt<br />

die ganze Familie für zwei Wochen in<br />

Südfrankreich zusammen, das ist für mich<br />

wie ein neues Zuhause, und zwischendurch<br />

sehen wir uns natürlich in Berlin und in<br />

New York. Das ist ein absolutes Muss, da gibt<br />

es kein Entkommen, und dem würde ich<br />

auch nie entkommen wollen.<br />

Mein Vater und ich sind beide<br />

Familientiere: Familie und gutes Essen, mehr<br />

brauchen wir nicht. Wir würden auch die<br />

Familie jeder Gala oder jedem offiziellen<br />

Dinner vorziehen. Außerdem sind wir bedingungslose<br />

Ästheten: Selbst das Essen muss<br />

immer hübsch aussehen, und wir haben beide<br />

einen Fimmel, was die richtige Beleuchtung<br />

angeht. Wenn es irgendetwas wichtiges<br />

Berufliches zu besprechen gibt, rufe ich meinen<br />

Vater an, der weiß immer Bescheid.<br />

In meiner Familie ist es mein Vater, der die<br />

Modewelt einfach am besten versteht.<br />

Diese n Boehms<br />

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FOTOS: privat (2)<br />

Gero und<br />

Julia: eine<br />

wunderbare<br />

Nähe


.<br />

Mit Uhr-<br />

Vertrauen<br />

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Uhren & Schmuck<br />

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R o d a r t e<br />

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V Heike Blümner<br />

Ptr‰ tTerry Richardson<br />

Santa Cruz und der Boardwalk:<br />

Rodartes Herbst/<br />

Winter-Kollektion greift<br />

Kindheitserinne rungen auf<br />

INTERVIEW: Sie sind mit Ihrem verwunschenen, märchenhaften<br />

Stil bekannt geworden. Kommt Ihnen Ihre eigene<br />

Erfolgsgeschichte manchmal auch wie ein Märchen vor?<br />

LAURA MULLEAVY: Es ist schon unglaublich, was uns alles<br />

in den letzten Jahren passiert ist. Wir sind einfach von so<br />

vielen Leuten unterstützt worden, und dadurch haben sich<br />

viele Möglichkeiten ergeben. Die Modewelt ist ein tolles<br />

Netzwerk, das junge Talente trägt und unterstützt.<br />

INTERVIEW: Interessant. Viele junge Designer finden es<br />

eher schwierig, den Durchbruch zu schaffen. Können Sie<br />

das verstehen?<br />

MULLEAVY: Jeder hat seine eigenen Erfahrungen. Wir<br />

haben vor allem positive Erfahrungen gemacht.<br />

INTERVIEW: Ist der Erfolg von Rodarte der Beweis, dass<br />

Talent und gute Kontakte wichtiger sind als eine klassische<br />

Ausbildung?<br />

MULLEAVY: Jeder muss seinen eigenen Weg im Leben<br />

gehen. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, um<br />

Erfolg zu haben.<br />

INTERVIEW: Das klingt nach echter kalifornischer<br />

Spiritualität.<br />

MULLEAVY: Haha, stimmt, wobei der beste Ratschlag,<br />

den ich je bekommen habe, von der Ostküste kam, von<br />

Anna Wintour. Wir trafen sie, kurz nachdem wir unsere<br />

allererste Kollektion gezeigt haben.<br />

INTERVIEW: Hatten Sie Angst vor ihr?<br />

MULLEAVY: Wir waren unglaublich nervös. Wenn ich<br />

darüber nachdenke, war das wahrscheinlich der<br />

aufregendste Moment in meinem ganzen Leben. Sie sagte:<br />

„Ihr macht sehr persönliche Mode, und das solltet ihr<br />

auf jeden Fall beibehalten.“ Und das stimmt total. Man<br />

kann nicht an Design herangehen und sich irgendetwas<br />

ausdenken, was man gern sein möchte. Jeder hat seine eigene<br />

Vision, und man sollte sich nicht scheuen, diese<br />

auch zu zeigen. Es ist doch sowieso alles schon gemacht<br />

worden, deshalb ist es umso wichtiger, seine eigene<br />

Aussage klar und deutlich zu formulieren. Nach diesem<br />

Gespräch habe ich begriffen, dass wir auf dem richtigen<br />

Weg sind und dass es gut ist, Risiken einzugehen,<br />

wenn man etwas ausdrücken möchte.<br />

INTERVIEW: Auf welchem Gebiet haben Sie sich seit Ihren<br />

frühen Do-it-yourself-Zeiten am meisten weiterentwickelt,<br />

und welche Herangehensweisen haben sich bis<br />

heute bewährt?<br />

MULLEAVY: Wir sind auf jedem Gebiet unglaublich<br />

gewachsen, sei es im Geschäft, in der Technik oder der<br />

FOTOS: (linke Seite) Courtesy of Rodarte (5); (rechte Seite) Todd Cole (2); Terry Richardson/Art Partner


FOTOS: (linke Seite) Terry Richardson/Art Partner; (rechte Seite) courtesy of Rodarte (6); Todd Cole (2)<br />

Zusam men stellung der Kollektion. Wir sind auch bessere<br />

Geschichtenerzähler geworden, und ich kann Ideen viel<br />

besser visualisieren als früher. Was immer bleiben wird, ist<br />

unsere Experimentierfreudigkeit und die Lust daran,<br />

Grenzen zu überschreiten. Nur so bleibt Mode spannend.<br />

INTERVIEW: Sie sind in Kalifornien aufgewachsen. Welche<br />

Klischees treffen auf Sie zu: Hippie-Eltern, Kiffen, Surfen?<br />

MULLEAVY: Ich kann nicht surfen, kiffe nicht, und meine<br />

Eltern waren keine Hippies.<br />

INTERVIEW: Gibt’s nicht.<br />

MULLEAVY: Doch, echt. Meine Eltern sind zeitlich zwischen<br />

der Beatnik- und der Hippie-Generation angesiedelt. Sie<br />

waren eher bohememäßig unterwegs. Blumenkinder und<br />

<strong>Love</strong>-Ins waren nicht so ihr Ding. Sie waren eher von der<br />

typisch nordkalifornischen Akademikerkultur umgeben.<br />

Eine Zeit lang haben meine Eltern in einer Blockhütte im<br />

Wald gelebt, weil mein Vater Botaniker und Mykologe ist<br />

und dort Pilzkulturen erforschte. Meine Mutter ist Malerin.<br />

Wir sind in Santa Cruz aufgewachsen, dort gibt es eine<br />

riesige Surfergemeinde. Unsere aktuelle Herbst/Winter-<br />

Kollektion wurde von Santa Cruz inspiriert. Wir haben<br />

diese Kollektion auf einem Laufsteg gezeigt, der an die örtliche<br />

Strandpromenade, den „Boardwalk“, angelehnt war.<br />

INTERVIEW: Was sind das für Orte?<br />

MULLEAVY: Auf dem Boardwalk treffen sich Leute aus der<br />

ganzen Stadt. Dort sieht man jede Spielart von Jugendoder<br />

Subkultur, aber auch ganz normale Leute zwischen<br />

40 und 60 Jahren. Ich liebe diesen Ort, weil man auf<br />

einen Schlag die ganze Stadt erfassen kann. Ich habe dort<br />

zu der Zeit gelebt, als der Vampirfilm The Lost Boys ins<br />

Kino kam. Er wurde in Santa Cruz gedreht, und der<br />

Regisseur hat damals auch dokumentarische Elemente<br />

eingearbeitet von Leuten, die auf dem Boardwalk spazieren<br />

gehen. Dort kann man gut erkennen, was mich<br />

fasziniert, denn man sieht Punks, Surfer, Skater, Hippies,<br />

Hare Krishnas – einfach alles, was man sich vorstellen<br />

kann – auf einem Fleck. Das ist mir aus meiner Jugend<br />

immer noch sehr präsent vor Augen.<br />

INTERVIEW: Wie macht man aus diesen ganzen Einflüssen<br />

eine stringente, moderne Kollektion?<br />

MULLEAVY: Es läuft alles durch einen Filter, nämlich<br />

unsere beiden Köpfe, und zum Glück ticken Kate und ich<br />

total ähnlich. Wir reden viel miteinander und finden<br />

immer gemeinsame Schlüssellooks, die uns beiden viel bedeuten.<br />

Es geht nicht um Sachen, die man sofort sieht,<br />

Zur aktuellen Herbst/<br />

Win ter-Kollektion<br />

erschien der Film „This<br />

Must Be The Only<br />

Fantasy” von Todd Cole<br />

mit Sydney Williams,<br />

Guinevere van Seenus<br />

und Elijah Wood<br />

Laura und<br />

Kate Mulleavy<br />

.<br />

!"<br />

Rodarte


Rodarte<br />

!!<br />

Frauen-<br />

Fantasy: Seit<br />

2005 begeistern<br />

Rodarte mit<br />

märchenhaften<br />

Kleidungsstücken<br />

sondern eher um Eindrücke und Erinnerungen, die man<br />

fühlt, übersetzt und dann verarbeitet. Manche Sachen sind<br />

relativ offensichtlich – wie zum Beispiel lange Mäntel über<br />

Shorts zu tragen. Das macht man, weil es am Strand in<br />

Nordkalifornien oft recht frisch und neblig ist.<br />

INTERVIEW: Als gebürtige Kalifornierin sind Sie außerdem<br />

in den Honigtopf von Pop- und Filmkultur gefallen.<br />

MULLEAVY: Total. Von Santa Cruz sind wir nach Los Angeles<br />

gezogen. Dann war ich kurz in Berkeley auf dem<br />

College, und jetzt sind wir wieder hier in Los Angeles. Erst<br />

jetzt wird mir so richtig klar, was es bedeutet, diese ganze<br />

Unterhaltungsindustrie um sich zu haben. Früher war mir<br />

das gar nicht so richtig bewusst. Ich habe einfach nur<br />

Filme geliebt.<br />

INTERVIEW: Der Film von Todd Cole This Must Be The<br />

Only Fantasy zur aktuellen Herbst/Winter-Kollektion treibt<br />

das Genre Fashionfilm an die Grenze des Kurzspielfilms.<br />

MULLEAVY: Ja, genau das wollen wir, die Sachen einfach<br />

immer weiter treiben, als man es in der Mode üblicherweise<br />

tut. Jedes Medium, das uns ermöglicht, eine Geschichte<br />

zu erzählen, kann von uns genutzt werden. 2015 werden<br />

wir unser zehnjähriges Jubiläum feiern, aber erst auf<br />

halbem Weg dorthin ist mir klar geworden, dass wir nicht<br />

einfach nur Mode machen, sondern mit jeder Kollektion<br />

eine ganze Welt entwerfen.<br />

INTERVIEW: Haben Sie genug Zeit, sich auch noch mit<br />

allen anderen Kunstformen auseinanderzusetzen?<br />

MULLEAVY: Ich habe Englische Literatur und Kate hat<br />

Kunstgeschichte studiert. Kunst und Filme sind für mich<br />

die wichtigsten Formen, um die Welt immer wieder neu<br />

zu entdecken. Auch Musik ist ein wichtiger Eckstein<br />

unseres Universums. Und unsere Freunde sind wahnsinnig<br />

wichtig für uns: In New York sind wir eher Teil der<br />

Fashionwelt, hier in Los Angeles sind wir mehr von<br />

Filmemachern und anderen Künstlern umgeben.<br />

INTERVIEW: Viele Ihrer Freunde sind berühmt. Wie wichtig<br />

ist es für Sie, Teil der medialen Celebrity-Kultur zu sein?<br />

MULLEAVY: Unsere Zusammenarbeit mit bestimmten<br />

Schauspielerinnen und Musikerinnen ist für mich Teil des<br />

Storytelling-Prozesses. Ob es jetzt Kim Gordon oder Chan<br />

Marshall von Cat Power ist oder Cate Blanchett, Natalie<br />

Portman oder Kirsten Dunst: Wir bewundern diese<br />

Frauen für ihre Arbeit und genauso als Menschen. Es gibt<br />

eine Verbindung zwischen uns und ihnen. Das hat einen<br />

echten Zauber.<br />

INTERVIEW: Die Liste Ihrer Preise und Auszeichnungen ist<br />

ungewöhnlich lang. Was fehlt noch in Ihrer Sammlung?<br />

MULLEAVY: Es können doch nie genug Preise sein. Jede<br />

Auszeichnung macht Spaß. Obwohl – ich würde gern mal<br />

einen Schwimmwettbewerb gewinnen, aber das wird<br />

vermutlich nie passieren.<br />

INTERVIEW: Dieses Jahr haben Sie den „Legend of Fashion“<br />

-Preis in Chicago gewonnen. Wie geht es danach weiter?<br />

MULLEAVY: Wie meinen Sie das?<br />

INTERVIEW: Na ja, was kann nach der Legende noch<br />

kommen?<br />

MULLEAVY: Als Legende sollte man einfach weiter an seine<br />

Grenzen stoßen und diese überwinden. Wenn man das<br />

Gefühl hat, dass man irgendwo gemütlich angekommen<br />

ist, macht man vermutlich etwas falsch.<br />

INTERVIEW: Zur Not kann man den Legenden-Preis ja<br />

auch öfter verliehen bekommen.<br />

MULLEAVY: Ja! Multiple Legenden-Preise, das wäre toll.<br />

.<br />

FOTOS: Courtesy of Rodarte (6)


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Ken Systr<br />

>:<br />

Kevin<br />

Systrom<br />

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Kein Selfie: Kevin<br />

Systrom und<br />

Caroline Drucker<br />

auf einem Foto,<br />

das mit einer<br />

echten Kamera<br />

aufgenommen<br />

wurde<br />

SYSTROM: Mir geht es wahrscheinlich so wie den meisten<br />

Gründern. Ich war es gewohnt, selbst das Produkt<br />

mitzugestalten, selbst am Code zu arbeiten. Und plötzlich<br />

bin ich in einer Lage, in der mein Einfluss eher indirekt<br />

ist. Ich kann mich zum Beispiel nicht mehr daran<br />

erinnern, wann ich zum letzten Mal einen Code angefasst<br />

habe. Wenn man liebt, was man gemacht hat, ist das<br />

nicht immer ganz einfach. Andererseits ist es ein großartiges<br />

Gefühl, jeden Morgen beim Aufstehen zu wissen, dass<br />

das Produkt, das man sich ausgedacht hat, von 150 Millionen<br />

Menschen verwendet wird.<br />

DRUCKER: Du kennst Mark (Zuckerberg, den Facebook-<br />

Gründer) und Jack (Dorsey, den Erfinder von Twitter)<br />

sehr gut. Was zeichnet Charaktere wie euch aus, die so<br />

riesige Unternehmen gründen?<br />

SYSTROM: Ich bin mir sicher, dass der Erfolg von Unternehmen<br />

nicht von Individuen, sondern von Teams<br />

abhängt. Die besten Leader sind jene, die es schaffen, sich<br />

die besten Leute ins Boot zu holen.<br />

DRUCKER: Was hast du dir für die nächsten paar Jahre<br />

vorgenommen?<br />

SYSTROM: Die nächsten paar Jahre … (lacht)<br />

DRUCKER: Jaja, das ist noch weit in der Zukunft …<br />

SYSTROM: Ich will mir einen Hund anschaffen. Und es<br />

würde mir Spaß machen, anderen Gründern zu helfen,<br />

ihr Unternehmen auf die Beine zu stellen. Was Instagram<br />

selbst angeht: Ich würde es gern schaffen, endgültig<br />

global zu werden. Und ich würde gern daran arbeiten, dass<br />

man mit Instagram die Welt besser entdecken kann.<br />

Manches machen wir ja schon. Wir haben zum Beispiel<br />

jemanden in Somalia oder jemanden in Syrien. Wenn<br />

man sich auf Instagram umgesehen hat, wusste man über<br />

die Vorgänge in Syrien schon viel früher Bescheid als<br />

Menschen, die sich auf die Nachrichtensendungen verlassen<br />

haben. Es wäre toll, wenn wir es den Instagram-<br />

Usern leichter machen könnten, mehr über die<br />

Welt herauszufinden.<br />

DRUCKER: Für immer mehr Unternehmen<br />

scheint es wichtig geworden zu sein, sich auch<br />

bei Instagram zu präsentieren.<br />

SYSTROM: Ja, das ist faszinierend. Wir haben<br />

zum Beispiel neulich in London zusammen<br />

etwas mit Burberry gemacht. Die komplette<br />

Burberry-Show wurde mit Instagram-Fotos<br />

dokumentiert, die auf iPhones 5s aufgenommen<br />

wurden, sehr speziell. Das ist etwas, wo<br />

wir noch stärker hinwollen: Menschen davon<br />

überzeugen, dass Instagram nicht nur für<br />

Fotografen und Künstler oder für Moms und<br />

Dads wertvoll ist, sondern auch für Unternehmen,<br />

die eine visuelle Plattform benötigen, um Menschen<br />

zu erreichen. Weil wir ein Produkt haben, das<br />

auf Visualität beruht, gibt es einige Bereiche, die gewissermaßen<br />

ein natürliches Interesse an uns haben – Mode<br />

zum Beispiel, Food oder Sport. Aber es gibt auch<br />

Unternehmen, von denen man nicht unbedingt erwartet,<br />

dass sie daran interessiert sind, sich bei Instagram zu<br />

präsentieren. General Electric zum Beispiel. Die machen<br />

Flugzeugmotoren. Die haben fantastische Fotos bei uns<br />

hochgeladen.<br />

DRUCKER: Welchen Rat hast du für Menschen, die so<br />

erfolgreich wie du werden wollen?<br />

SYSTROM: Das Allerwichtigste ist: Es sollte nicht darum<br />

gehen, ein Geschäft zu machen, sondern darum, ein Problem<br />

zu lösen. Zu viele Gründer wollen Probleme<br />

lösen, die schon gelöst sind. Oder die nur in sehr kleinen<br />

Nischen Probleme sind. Oder gar keine Probleme sind.<br />

Als wir Instagram gegründet haben, wussten wir genau,<br />

was wir wollten: Wir wollten, dass das Fotografieren<br />

mit dem Handy endlich schnell ist. Wir wollten, dass man<br />

schöne Fotos machen kann – deswegen haben wir uns<br />

all diese Filter ausgedacht. Und es ging uns darum, dass<br />

man seine Fotos mit Freunden teilen kann. Wenn man<br />

es schafft, gleich drei Probleme zu lösen, wird man unter<br />

Garantie Erfolg haben.<br />

!"


.<br />

Trag, was<br />

du willst<br />

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.<br />

Geschichten<br />

von früher<br />

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FOTOS: Elza Wandler; Levi's® Vintage Clothing (2)<br />

"Als zweitbeste<br />

Lˆ sung sind<br />

Replikate absolut<br />

brillant"<br />

Archiv, und ich beschäftige mich immer wieder<br />

mit historischen Kleidungsstücken.<br />

Dabei habe ich gemerkt, dass ich am besten<br />

meinen Instinkten vertraue. Es ist dieses<br />

Gefühl, dass ein ganz bestimmtes Teil einfach<br />

wieder belebt werden muss.<br />

INTERVIEW: Dann ist die Suche nach dem<br />

richtigen Teil in diesem Fall der kreative<br />

Prozess?<br />

JOHNSON: Ja, es gäbe gerade bei der „Orange<br />

Tab“-Kollektion so viele Möglichkeiten, was<br />

man alles machen könnte. Da muss man sehr<br />

gezielt auswählen.<br />

INTERVIEW: Müssen Sie denn nie etwas verändern?<br />

Ich kann mir schon vorstellen, dass<br />

manche Schnitte dann doch aus der Zeit fallen.<br />

JOHNSON: Das einzige Teil, das leicht<br />

modifiziert wurde, ist die Levi’s „606“, und<br />

da sind es ganz kleine Veränderungen.<br />

Oft reicht es, die Taschen am Gesäß um ein<br />

paar Millimeter zu verschieben, damit die<br />

Silhouette schmeichelhafter wirkt.<br />

INTERVIEW: Mir fällt bei dieser Kollektion der<br />

teilweise sehr laute Umgang mit Logos auf.<br />

JOHNSON: Ja, auf den T-Shirts und Sweat shirts.<br />

Es hat nichts mit Overstatement zu tun,<br />

sondern es ist eine Erinnerung daran, dass so<br />

die Anfänge von Grafik auf T-Shirts aussahen.<br />

INTERVIEW: Meiner Meinung nach sind die<br />

70er-Jahre modisch gesehen eine eher<br />

schwierige Zeit. Man sieht in den Sachen<br />

schnell so aus, als würde man sich für eine<br />

Mottoparty verkleiden.<br />

JOHNSON: Das finde ich nicht. Denn selbst,<br />

wenn man sich komplett so anzieht, sind<br />

doch viele Details anders als damals. Zum<br />

Beispiel tragen nur noch wenige Leute einen<br />

strengen Mittelscheitel, und die Schuhe,<br />

Taschen und Sonnenbrillen sehen heute auch<br />

anders aus.<br />

INTERVIEW: Aber die 70er-Jahre sind so<br />

ikonisch. Nehmen wir nur die Schlaghosen …<br />

JOHNSON: Schlaghosen – okay. Aber auch hier<br />

kommt es drauf an, wie man sie trägt. Die<br />

meisten Leute wissen schon, einen Look an<br />

den richtigen Stellen zu brechen.<br />

INTERVIEW: Wie bricht man den Look einer<br />

Schlaghose? In Zeiten, wo alle Slim oder<br />

Skinny Jeans tragen, wirkt eine Schlaghose<br />

geradezu radikal.<br />

Wenn man die Sachen<br />

anzieht, merkt man,<br />

dass sie sich anders<br />

anfühlen als alles, was<br />

es heute gibt<br />

JOHNSON: Ganz wichtig ist es zum Beispiel,<br />

aus welchem Material die Schlaghose ist.<br />

Wenn das Material noch einen Stretchanteil<br />

hat, ist das ein Albtraum. Dann sieht es<br />

einfach nur billig aus. Eine Schlaghose muss<br />

aus schwer fallendem Stoff sein, dann sitzt sie<br />

gut und richtig.<br />

INTERVIEW: Meine Theorie ist ja, dass man<br />

modisch starke Epochen meistens nur einmal<br />

mitmachen möchte. Von daher ist sie in<br />

diesem Fall eher etwas für die nach 1980<br />

Geborenen.<br />

JOHNSON: Ich glaube, genau das Gegenteil ist<br />

der Fall. Man freut sich doch, wieder in etwas<br />

reinzuschlüpfen, das man noch von früher<br />

kennt. Es ist fast schon eine Erleichterung.<br />

Und wenn man genau hinschaut, sieht man<br />

eben, dass es doch Kleinigkeiten gibt, die den<br />

Look dann wieder zu etwas anderem machen.<br />

INTERVIEW: Wenn man sich in den frühen<br />

Siebzigern im Look der aktuellen „Orange<br />

Tab“-Kollektion kleidete, signalisierte man<br />

auch zumindest Sympathie mit dem<br />

Anti-Establishment. Ist es überhaupt möglich,<br />

dieses Gefühl in die heutige Zeit zu<br />

transportieren?<br />

JOHNSON: Die meisten jungen Leute wissen<br />

gar nicht, aus welchem Kontext „Orange<br />

Tab“ stammt. Aber wenn sie die Sachen<br />

anprobieren, merken sie, dass sie sich anders<br />

anfühlen und aussehen als die meisten<br />

Sachen, die es sonst so gibt.<br />

INTERVIEW: Über dieser ganzen Ära liegt<br />

auch ein fast schon niedlicher Optimismus.<br />

JOHNSON: Vielleicht, aber alle diese Gefühle,<br />

die wir jetzt im Nachhinein damit verbinden,<br />

waren damals so nicht geplant. Es hat sich<br />

vieles ergeben. Levi’s ist noch nie eine Firma<br />

gewesen, die Mode gemacht hat. Wir haben<br />

eher auf ästhetische Strömungen reagiert.<br />

INTERVIEW: Was ist Ihrer Meinung nach<br />

begehrenswerter: ein Vintage-Stück oder ein<br />

Replikat?<br />

JOHNSON: Idealerweise ein Vintage-Stück.<br />

Aber so einfach ist das nicht, denn man muss<br />

erst mal eins finden, das einem passt Vintage-<br />

Jeans sind ein bisschen wie Secondhandschuhe:<br />

Sie sind auf eine bestimmte Art und<br />

Weise eingetragen, sodass sie sich am<br />

eigenen Körper manchmal komisch anfühlen.<br />

Und viele Epochen sind teuer und so gut<br />

wie ausverkauft. Hier kommen die Replikate<br />

ins Spiel, als zweitbeste Lösung sind sie<br />

absolut brillant.<br />

.<br />

!!


.<br />

!"#$%$&'$())*<br />

"#$%$&'$())*+*,-(&'+.)-


.<br />

Stories<br />

FOTO: Juergen Teller STYLING: Julia von Boehm<br />

Marine Vacth,<br />

fotografiert von<br />

Juergen Teller<br />

im Hotel Lutetia,<br />

Paris, 27. September<br />

2013<br />

"#<br />

Die Schönheit des<br />

Augenblicks<br />

MARINE VACTH !S. 100 steht als Schauspielerin kurz davor, die Welt zu erobern.<br />

Bei FRANÇOIS OZON hat sie es schon geschafft. GRUNGE S. 80 wird noch einmal zum Look<br />

der Stunde; was liegt da näher, als COURTNEY LOVE S. 94 mit NAOMI<br />

CAMPBELL zusammenzubringen? ITALO ZUCCHELLI S. 112 bringt mit zehn mal zehn<br />

Antworten zehn Jahre als Männerdesigner bei CALVIN KLEIN auf den Punkt, und PATRICK<br />

DEMARCHELIER !S. 120 lässt Frauen leuchten. JASNA FRITZI BAUER S. 134 soll immer so<br />

weitermachen. DAS KLEINE SCHWARZE S. 142 kommt mal wieder groß raus.<br />

STEVE McQUEEN S. 152 S. 160<br />

packt aus. Und Beauty war selten so IN YOUR FACE


.<br />

KARLIE<br />

Jacke (Vintage)<br />

JUNYA WATANABE<br />

Hoodie (bearbeitet)<br />

CHAMPION Tanktop<br />

LOVE LEATHER<br />

Hose GUCCI Ohrringe<br />

CATBIRD Kette<br />

SAINT LAURENT<br />

BY HEDI SLIMANE<br />

Armbänder ANN<br />

DEXTER-JONES Ring<br />

MANIAMANIA


.<br />

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.<br />

AMANDA<br />

Top & Tiara DOLCE &<br />

GABBANA Mantel &<br />

Hose (bearbeitet)<br />

KAUFMAN’S ARMY &<br />

NAVY Mütze AMERICAN<br />

APPAREL Kette<br />

ERICKSON BEAMON


.<br />

LISA<br />

Kleid DIOR Rock SACAI<br />

Ketten SALVATORE<br />

FERRAGAMO &<br />

K/LLER COLLECTION<br />

Schuhe VANS X DOM


.<br />

ASHLEIGH<br />

Mantel FENDI<br />

Top (Vintage)<br />

BALENCIA GA Shorts<br />

TOMMY HILFIGER<br />

Kette TOM BINNS<br />

Gürtel (Vintage)<br />

COMME DES GAR-<br />

ÇONS Stiefel CHANEL


.<br />

CHARLOTTE<br />

Jacke, Hemd (um<br />

die Hüfte) & Rock<br />

GI VENCHY BY<br />

RICCARDO TISCI<br />

Top (Vintage)<br />

BALENCIAGA<br />

T-Shirt (bearbeitet)<br />

KAUFMAN’S<br />

ARMY & NAVY


.<br />

HANNE<br />

Jacke COMME DES<br />

GARÇONS Hemd,<br />

Schal, Boots & Kette<br />

(um die Hüfte) SAINT<br />

LAURENT BY HEDI<br />

SLIMANE T-Shirt<br />

(Vintage), Rock<br />

TOMMY HILFIGER<br />

Schal ISABEL<br />

MARANT


.<br />

SASHA<br />

Jacke (Vintage)<br />

RELLIK Korsett<br />

(Vintage) VIVIEN NE<br />

WESTWOOD Hose<br />

ALEXANDER<br />

WANG Armreif<br />

BALENCIAGA


.<br />

MARIA<br />

Hemd (bearbeitet)<br />

KAUFMAN’S<br />

ARMY & NAVY<br />

Hose SONIA<br />

RYKIEL Schuhe<br />

NIKE


.<br />

KASIA<br />

Sweatshirt ALEXANDER<br />

WANG Shirt (um die<br />

Hüfte) TOMMY<br />

HILFIGER Shorts<br />

(bearbeitet) J BRAND<br />

Cap LIDS Gürtel<br />

SAINT LAURENT<br />

BY HEDI SLIMANE<br />

Ring INEZ BY BOE<br />

Schuhe NIKE


.<br />

ABBEY LEE<br />

Mantel & Top ANN<br />

DEMEULEMEESTER<br />

Jeans MAISON<br />

MARTIN MARGIELA<br />

ARTISANAL<br />

Gürtel ISABEL<br />

MARANT Schuhe<br />

TABITHA SIMMONS<br />

Schmuck PRIVAT


.<br />

GUINEVERE<br />

Mantel & Boots<br />

MIU MIU Jeans<br />

(Vintage) VIVIENNE<br />

WESTWOOD Ohrringe<br />

EDDIE BORGO<br />

Socken WOLFORD<br />

Kette & Ring PRIVAT


.<br />

ISELIN<br />

Mantel & BH<br />

MARC JACOBS Jacke<br />

WGACA Hose<br />

MAISON MARTIN<br />

MARGIELA ARTI-<br />

SANAL Kette EDDIE<br />

BORGO Armband<br />

MANIAMANIA Schuhe<br />

LAURENCE DACADE


.<br />

LIU WEN<br />

Jacken J BRAND<br />

Top VERSACE Rock<br />

JUNYA WATANABE<br />

Hut & Kette ANN<br />

DEMEULEMEESTER<br />

Gürtel ALEXANDER<br />

McQUEEN Schuhe<br />

CÉLINE


.<br />

Le<br />

<strong>Courtney</strong><br />

V <strong>Naomi</strong> <strong>Campbell</strong><br />

Fot Francesco Carrozzini<br />

Styling Gro Curtis<br />

!"<br />

Kleid EMILIO PUCCI


.<br />

Queen<br />

of Grunge<br />

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1.$'/& $,& %+-$0& 2)& *$(& 3(+)& 2)& '$-$%0&<br />

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$(3)%*$%& -+/9& 37(& :.%/$(;.$#-&<br />

%+?@.& >+@=6$11& @./& >?)(/%$4& 1?;$&<br />

!"<br />

NAOMI CAMPBELL: Du schreibst gerade deine Memoiren.<br />

Plauderst du darin viele Geheimnisse aus?<br />

COURTNEY LOVE: Es gibt in meinem Leben viele Dinge,<br />

die ich für mich behalten habe, und ich habe vereinbart,<br />

dass das auch so bleiben kann. Vor allem, wenn es um<br />

Männer geht. Ich will meine Freunde ja nicht verlieren.<br />

Lass es mich so ausdrücken: Eine wirkliche Lady erzählt<br />

nicht alles.<br />

CAMPBELL: Das würde ich jederzeit unterschreiben.<br />

LOVE: Ich habe einen Koautor, ich schreibe nicht selbst.<br />

Ich habe etwas Ähnliches versucht wie Patti Smith mit Just<br />

Kids. Aber das schaffe ich nicht. Mein Ghostwriter<br />

ist natürlich an den schlüpfrigen Geschichten interessiert.<br />

Ich versuche, ihn davon abzubringen. Zum Beispiel:<br />

Ich war bekanntlich eine Stripperin. Aber er muss ja nicht<br />

immer wieder betonen, dass ich nie Prostituierte war.<br />

Natürlich war ich keine, und es reicht, das ein einziges Mal<br />

klarzustellen. Es gibt ja genügend anderes zu erzählen.<br />

Zum Beispiel, dass mein dritter Stiefvater ein Lord war und<br />

meine Mutter Erbin eines eindrucksvollen Vermögens.<br />

Und dass wir, glaub es oder nicht, in Sheffield gelebt haben.<br />

Ausgerechnet in Sheffield!<br />

CAMPBELL: Mein Großvater war aus Sheffield. Ich weiß,<br />

wie es da ist.<br />

LOVE: Die Mutter meines Stiefvaters war eine<br />

Hofdame Queen Elizabeths. Sie hat mir das Knicksen<br />

beigebracht. Aber dann bin ich doch auf dieses<br />

äußerst progressive Internat namens Summerhill geschickt<br />

worden. Aus dem ich schnell wieder<br />

hinausgeworfen wurde.<br />

CAMPBELL: Wieso das denn?<br />

LOVE: Dieses Internat ist in den 50er-Jahren<br />

gegründet worden, eine Menge<br />

Kommunisten haben ihre Kinder dorthin<br />

geschickt. Die Regel war: Man musste<br />

nicht in den Unterricht gehen, wenn man<br />

nicht wollte. Also ging ich nicht. Irgendwann<br />

wurde festgestellt, dass ich offensichtlich<br />

wenig Lust auf Schule hatte.<br />

CAMPBELL: Hat es dich sehr geprägt, dass du die Tochter<br />

einer Psychologin bist? Hat sie dich in deiner Kindheit<br />

analysiert?<br />

LOVE: Nein. Aber ich war von klein auf in Therapie. Das<br />

hatte etwas mit der Zeit zu tun, den frühen 70er-Jahren.<br />

Diese ganze Art, wie meine Mutter und ihre vier<br />

Ehemänner – sie hat mittlerweile einen fünften – miteinander<br />

umgingen: Psychospiele und viel Nacktheit, dieser<br />

ganze New-Age-Kram, der aus Kalifornien kam. Als die<br />

„Es war hart, Kind unter<br />

nackten Erwachsenen<br />

zu sein. Ich wollte ihre<br />

Schamhaare nicht sehen“<br />

Öffentlichkeit zum ersten Mal Gelegenheit bekam, von<br />

mir Notiz zu nehmen, war ich vier – nackt auf dem<br />

Umschlag eines Buches, das Born to Win hieß. Aus dem<br />

Foto wurde ein<br />

Poster gemacht,<br />

und natürlich<br />

habe ich dafür<br />

nie Tantiemen<br />

bekommen. Es<br />

war hart, immer<br />

von nackten<br />

Erwachsenen<br />

umgeben zu sein,<br />

die schrien ja<br />

<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong> 1999<br />

in Glastonbury.<br />

Den Style nannte<br />

man in den USA<br />

auch „Kinderwhore“<br />

<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong> (r.)<br />

in den späten 80ern<br />

mit ihrer Grunge-<br />

Band Hole<br />

FOTOS: mauritius images/Alamy; interTOPICS/Landmark Media Ltd.


FOTOS: Fotex/Jay Blakesberg; Terry McGinnis/WireImage/Getty Images<br />

„Ein Rockstar<br />

muss tough sein“<br />

<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong> mit<br />

Kurt Cobain, der<br />

sich 1994 erschoss.<br />

Frances Bean,<br />

ihre Tochter, war<br />

damals noch keine<br />

zwei Jahre alt<br />

auch noch ständig,<br />

Urschreitherapie und<br />

so weiter. Ich war das<br />

kleine Mädchen<br />

zwischen all den<br />

nackten Erwachsenen,<br />

deren Schamhaare es<br />

nicht sehen wollte.<br />

Und das sehr früh in<br />

Therapie gesteckt<br />

wurde, weil das für meine Mutter eine Art Religion war.<br />

CAMPBELL: Wenn du dein ganzes Leben ändern könntest,<br />

aber nur eines nicht – was wäre das?<br />

LOVE: Definitiv meine Tochter, Frances. Ich bereue einiges<br />

in meinem Leben, aber im Augenblick ereignet sich in ihm<br />

gerade ein kleines, nein: ein großes Wunder. Im Alter von<br />

49 fange ich nämlich wieder mit dem Schauspielen an. Ich<br />

mache bei einem ziemlich großen Film mit, die zweite<br />

Hauptrolle.<br />

CAMPBELL: Wie kommt’s?<br />

LOVE: Nachdem ich Sean (Penn) vor Jahren in dem Film<br />

gesehen hatte, in dem er Gavin Friday spielte (den Sänger<br />

der Virgin Prunes), war ich so elektrisiert, dass ich wusste:<br />

Ich will das jetzt auch wieder. Und es hat tatsächlich<br />

geklappt – großer Film, berühmter Regisseur. Das ist<br />

wirklich ein Wunder, ich bin ja schon 49.<br />

CAMPBELL: <strong>Courtney</strong>, du kannst 49 sein.<br />

LOVE: Jedenfalls bin ich seit zehn Jahren nicht mehr so<br />

aufgedreht gewesen. Obwohl ich genau weiß, wie es beim<br />

Film zugeht. Du sitzt sechs Stunden in der Maske, und<br />

dann schicken sie dich doch wieder nach Hause. Du bist<br />

auf so viele andere Menschen angewiesen, du musst 18<br />

Monate warten, ehe du deine Arbeit zu sehen bekommst.<br />

Doch wenn der Film dann da ist, gibt es nichts Größeres.<br />

CAMPBELL: Welche vier Menschen – tot oder lebendig –<br />

würdest du am liebsten zum Dinner einladen?<br />

LOVE: Hm. Christopher Hitchens, weil ich mich mit ihm<br />

nie richtig unterhalten konnte. Und Václav Havel …<br />

CAMPBELL: Wieso?<br />

LOVE: Er war so cool, Dramatiker, saß mit MiloŠ Forman<br />

im Gefängnis, der erste wirklich coole Politiker für mich.<br />

.<br />

CAMPBELL: Wer ist der dritte?<br />

LOVE: Ich frage mich, ob ich André Balazs einladen soll.<br />

Vielleicht so, dass er später dazustößt. Ja, das wäre ein<br />

schöner Abschluss. Kennst du das? Man hat mit<br />

jemandem für zehn Minuten ein Date, aber ist danach für<br />

immer und ewig befreundet.<br />

CAMPBELL: Ich habe André mit 16 kennengelernt. Ich bin<br />

von der Ford Model Agency nach Amerika geholt worden,<br />

und die Regel lautete, dass man in Eileen Fords Haus<br />

wohnen musste. Aber dann habe ich mich mit Katie Ford<br />

angefreundet, und sie sagte zu ihrer Mutter, dass sie gerne<br />

mit mir zusammenwohnen würde. Also bin ich mit<br />

Katie, André und Christy Turlington zusammen gezogen,<br />

in ein tolles Loft im selben Gebäude, in dem Arthur<br />

Elgort sein Studio hatte.<br />

LOVE: Du kennst André länger als ich?<br />

CAMPBELL: Seit 1986. Du hast übrigens noch einen Gast<br />

frei für dein Dinner.<br />

„Das Beste an mir?<br />

Der Teil von mir, dem<br />

es scheißegal ist, was<br />

man über mich denkt“<br />

LOVE: Marilyn Monroe.<br />

Nein, Jacqueline Kennedy.<br />

CAMPBELL: Du kannst<br />

nicht beide haben.<br />

LOVE: Also Jackie Kennedy.<br />

Ja, das wäre ein tolles<br />

Dinner.<br />

CAMPBELL: Was ist das<br />

Beste und was das<br />

Schlimmste daran,<br />

<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong> zu sein?<br />

LOVE: Ich glaube, das<br />

Schlimmste ist, dass an<br />

mir ein Ruf klebt – für<br />

Dinge, von denen ich zwar<br />

einige getan habe, die<br />

aber schon seit vielen<br />

Jahren aus meinem Leben<br />

verschwunden sind.<br />

Drogen vor allem. Ich habe<br />

seit 2005 nichts mehr<br />

genommen. Manchmal<br />

eine Schlaftablette im Flugzeug, aber das ist es auch schon.<br />

Aber das werde ich wohl nicht mehr los. Und es nervt<br />

mich, dass ich anders als du morgens nicht aus dem Bett<br />

fallen und mir irgendetwas zum Anziehen schnappen<br />

kann und immer gut aussehe. Schaff ich nicht. Aber ich<br />

gebe mir Mühe, ich gehe nie in Uggs und Jogginghosen<br />

aus dem Haus. Das Beste? Vielleicht, dass es einen Teil von<br />

mir gibt, dem es scheißegal ist, was man über mich denkt.<br />

Das hat mich immer und immer wieder gerettet. Weil es<br />

Crtney Le<br />

!"


.<br />

Crtney Le<br />

!"<br />

mir möglich gemacht hat, kreativ zu sein. Und mich für<br />

Ziele anzustrengen, die zu erreichen ich eigentlich nicht die<br />

leiseste Chance habe. Ich meine, eine 49-Jährige hat<br />

normalerweise keine Chance, eine Rolle in einem großen<br />

Film zu bekommen. Aber ich habe es geschafft.<br />

CAMPBELL: Man muss an sich selbst glauben und davon<br />

überzeugt sein, dass man ein survivor ist.<br />

LOVE: Richtig. Man muss authentisch sein. Weißt du, in<br />

der Zeit, in der ich noch heftig drauf war, hatte ich mal in<br />

Los Angeles das Vergnügen mit einer richtig sadistischen<br />

Stylistin. Der machte es riesigen Spaß, mir zu erzählen, wer<br />

alles mit mir nichts mehr zu tun haben wollte, sogar<br />

Donatella (Versace). Das hat mich so getroffen, dass ich<br />

heulend David LaChapelle angerufen habe.<br />

CAMPBELL: Du darfst solche Psychospielchen einfach nicht<br />

zulassen.<br />

LOVE: David sagte bloß: Seit wann ist dir denn bitte nicht<br />

völlig egal, was die Leute über dich denken?<br />

CAMPBELL: Da hatte er recht. Du bist <strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong>. Hast<br />

du denn die leiseste Ahnung, wie viele so aussehen<br />

wollten wie du, als du plötzlich mit Hole um die Ecke gekommen<br />

bist? Ich habe das selbst miterlebt, ich habe eure<br />

Gigs im Colosseum gesehen. Alle wollten aussehen wie du.<br />

Du musst wirklich mehr an dich glauben.<br />

LOVE: Es hat mich so getroffen, als ich hörte, dass<br />

Donatella mich nicht mehr mag.<br />

CAMPBELL: Aber das war eine Lüge. Du weißt doch, wie<br />

sehr Donatella dich mag. Und wie unser Business so ist.<br />

LOVE: Deswegen fühlt es sich ja so gut an, bei diesem Film<br />

mitmachen zu können und wieder einen guten Manager<br />

zu haben.<br />

CAMPBELL: <strong>Courtney</strong>, es ist toll, dass du einen Manager<br />

hast und dass es diesen Film geben wird. Aber am Ende des<br />

Tages geht es nur darum, an sich selbst zu glauben. Du<br />

bist <strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong>, eine Frau, die weiß, was einen Rockstar<br />

ausmacht. Würdest du uns deine Definition eines<br />

Rockstars verraten?<br />

LOVE: Du musst einen Hairstyle und mindestens einen<br />

Trend ausgelöst haben, jedenfalls sind das die<br />

Fashion-Aspekte. Und ein richtiger Rockstar muss tough<br />

sein. Es darf dir nicht ums Geld gehen. Du musst<br />

unbedingt, unter allen Umständen, Rock ’n’ Roll spielen<br />

wollen. Das ist es, was die Männer von den Jungs<br />

unterscheidet.<br />

CAMPBELL: Du bist ein Rockstar, Ende der Diskussion.<br />

Mir ist aufgefallen, dass du auf Fotos gern liegst. Warum<br />

eigentlich?<br />

LOVE: Weil ich faul bin. Ich habe noch nie vor einer<br />

Kamera einen Jump gemacht.<br />

CAMPBELL: Das solltest du aber mal ausprobieren. Man ist<br />

nie zu alt für einen Jump, Darling! Nächste Frage: Du<br />

hast bei Hedi Slimanes Saint Laurent Music Project mitgemacht.<br />

Wie war das für dich?<br />

LOVE: Die Fotos waren toll. Aber ich kann nicht sagen,<br />

dass ich der größte Fan seiner letzten Kollektion bin, weil<br />

alle sagen, sie hätte etwas mit mir zu tun. Aber das bin<br />

ich nicht. Ich trage zum Beispiel nie Doc Martens. In so<br />

etwas sehe ich viel zu kerlig aus.<br />

CAMPBELL: War es nicht schön, 48 <strong>Courtney</strong>s den Runway<br />

entlanglaufen zu sehen?<br />

LOVE: Ich habe nie so ausgesehen. Das habe ich auch Hedi<br />

gesagt, wir hatten ein Dinner im Chateau.<br />

CAMPBELL: Kannst du dich noch daran erinnern, wie das<br />

Wort Grunge aufkam?<br />

„Eigentlich wollte ich<br />

<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong>less<br />

heißen. Aber das ist mir<br />

ausgeredet worden“<br />

LOVE: Damals wurden nur die Jungs Grunge genannt.<br />

Das passiert mir erst jetzt, dass jemand sagt: Oh, du warst<br />

Grunge …<br />

CAMPBELL: Wie ist aus <strong>Courtney</strong> Michelle Harrison<br />

<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong> geworden?<br />

LOVE: Ich saß mit Pat Smear und mit Flea von den Chili<br />

Peppers zusammen, um über einen guten Namen für<br />

mich nachzudenken. Ich wollte <strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong>less heißen,<br />

aber das haben sie mir ausgeredet. Dann haben sie mir<br />

eine Statue geschenkt, die einem Typen namens Darby<br />

Crash gehört hatte, einer Punklegende, die sehr jung<br />

gestorben ist, Selbstmord durch Überdosis. Und auf dieser<br />

Statue stand „<strong>Love</strong>“. Als ich nach Hause ging, war ich<br />

<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong>. Fast wäre es <strong>Love</strong>less geworden.<br />

CAMPBELL: Ich ziehe <strong>Love</strong> vor. Twitterst du eigentlich?<br />

LOVE: Ja, obwohl man höllisch aufpassen muss. Aber im<br />

Augenblick habe ich keine einzige Klage am Hals.<br />

CAMPBELL: Kannst du dir dich eigentlich als<br />

Großmutter vorstellen?<br />

LOVE: Und wie! Frances und ich sind uns<br />

eine Zeitlang fremd gewesen, aber jetzt<br />

haben wir eine gute Beziehung. Neulich sind wir<br />

miteinander ausgegangen, ins Boom Boom zur Purple<br />

Party. Normalerweise taucht sie bei solchen Veranstaltungen<br />

nicht auf. Sie will nicht von ihrem Namen<br />

profitieren. Es gibt ja die Kinder, die sich an den<br />

Namen ihrer Eltern hängen. Sie nicht. Sie würde ihren<br />

Namen am liebsten ändern lassen. Ich habe zu ihr<br />

gesagt: „Du musst ihn (Kurt Cobain) auch respektieren,<br />

es muss doch so etwas wie einen Mittelweg<br />

geben.“ Sie sagte: „Es hat nichts mit dir zu tun, aber<br />

ich habe doch gar keine Erinnerungen an ihn.“<br />

Ich glaube, sie braucht noch Zeit, das alles zu<br />

sortieren.<br />

CAMPBELL: Was war der letzte Film, der dich<br />

zum Weinen gebracht hat?<br />

LOVE: Downton Abbey. Bei Matthews Tod.<br />

CAMPBELL: Wann hast du das letzte Mal<br />

eine ganze Nacht durchgetanzt?<br />

LOVE: Das ist nie passiert.


.<br />

PHOTOGRAPHER Francesco Carrozzini /<br />

2B Management HAIR Rolando Beauchamp<br />

/ The Wall Group MAKE-UP Fulvia Farolfi<br />

/ Bryan Bantry SET DESIGN Todd Wiggins<br />

/ Mary Howard PRODUCTION Dana Brockman<br />

PHOTO ASSISTANTS David Barron,<br />

Ivory Serra DIGITAL TECHNICIAN Regina<br />

Kokoszka STYLING ASSISTANT Tess Herbert<br />

PRODUCTION ASSISTANT Kinsey West<br />

STUDIO MANAGEMENT Summer Sekula<br />

"Ich bin faul. Ich<br />

habe noch nie f¸ r<br />

ein Foto einen<br />

Jump gemacht"<br />

!!<br />

Strumpfhose & Mantel<br />

SAINT LAURENT BY<br />

HEDI SLIMANE


.<br />

>??<br />

Marine Vacth<br />

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Linke Seite:<br />

Body ERES<br />

Cardigan PRADA<br />

Nächste Doppelseite:<br />

Kleid VALENTINO (l.)<br />

Kette CHANEL (r.)<br />

.<br />

!ein anderer Filmregisseur der Gegenwart<br />

verehrt Frauen so glühend wie der 45-jährige<br />

François Ozon. In 8 Frauen ließ er acht französische<br />

Starschauspielerinnen intrigieren, singen und einen<br />

Mord aufklären, in Unter dem Sand Charlotte Rampling<br />

um ihren bei einem Badeunfall ertrunkenen Mann trauern,<br />

in Swimming Pool eine unterkühlte Rampling und eine<br />

sommerliche Ludivine Sagnier gegeneinander anbocken,<br />

in Das Schmuckstück Catherine Deneuve zuerst ihren<br />

patriarchalen Mann und danach streikende Arbeiter bezähmen,<br />

in 5 x 2 verfolgte er Valeria Bruni Tedeschis<br />

Ehe von ihrem kläglichen Ende zurück zu ihren leichtfüßigen<br />

Anfängen.<br />

Seine jüngste Liebe ist das Model Marine Vacth, eine<br />

23-Jährige mit einer schon beeindruckenden Karriere –<br />

auf die sie es allerdings nie recht angelegt hat. Mit 15 in<br />

einem H & M-Laden entdeckt, stand sie schon bei Ralph<br />

Lauren unter Vertrag und machte Werbung für Chloé und<br />

Yves Saint Laurent. In Ozons Film Jung und schön spielt<br />

Vacth eine 17-jährige Tochter aus gutem Haus, die eines<br />

Tages aus einer Laune heraus beschließt, sich an sehr<br />

viel ältere Männer zu prostituieren. Das Angenehme an<br />

Ozon: Er erklärt nicht, hütet sich vor Psychologisierungen<br />

und moralischen Urteilen, er zeigt bloß – eine zu<br />

Melancholie neigende junge Frau, die sich, warum auch<br />

immer, eine riskante Methode erwachsen zu werden ausgesucht<br />

hat, es hätten auch Drogen sein können. Seit Jung<br />

und schön beim Festival von Cannes mit großem Erfolg aufgeführt<br />

wurde, gilt Vacth vielen als la prochaine frenchy<br />

in der Tradition all der großen französischen Schauspielerinnen,<br />

die sehr jung entdeckt und danach zu Weltstars<br />

wurden. Ganz gewiss hätte sie das Zeug dazu, wenn auch<br />

nicht unbedingt den Ehrgeiz. Marine Vacth ist, sagt<br />

sie immer wieder, gerne allein mit sich, bleibt lieber ein Geheimnis,<br />

als zu einer öffentlichen Frau zu werden. Für<br />

<strong>Interview</strong> unterhielt sich François Ozon mit ihr – über ihren<br />

gemeinsamen Film und ein wenig auch über ihre Seele.<br />

FRANÇOIS OZON: Marine, kannst du dich noch an unser<br />

erstes Treffen erinnern?<br />

MARINE VACTH: Ja, bei Georges, oder wie heißt dieses<br />

Restaurant bei dir in der Nähe?<br />

OZON: Nein, ich meine das erste Treffen beim Casting.<br />

Hattest du Angst davor? In meiner Erinnerung hast du dich<br />

erst mit meiner Casting-Direktorin getroffen. Sie hat<br />

dich gefilmt, und danach haben wir uns getroffen und die<br />

Szene noch einmal wiederholt.<br />

VACTH: Ich kann mich nur daran erinnern, dass wir<br />

bei unserem ersten Treffen zusammen gefrühstückt haben.<br />

OZON: In einem Restaurant.<br />

VACTH: Du hast mich die ganze Zeit angeschaut. Wir haben<br />

viel über den Film gesprochen, auch über andere Sachen.<br />

OZON: Über das Leben und so.<br />

VACTH: Du warst mit dem Drehbuch noch gar nicht fertig.<br />

OZON: Ja, deswegen musste ich dir die ganze Geschichte<br />

auch erzählen. Später habe ich in einem <strong>Interview</strong> gelesen,<br />

dass du eine ziemlich schlechte Nacht hattest, nachdem<br />

du das Drehbuch schließlich gelesen hast. Stimmt das?<br />

VACTH: Ja, ich habe nicht geschlafen …<br />

OZON: Du hast gar nicht geschlafen?<br />

VACTH: Na ja, vielleicht zwei Stunden. Mehr nicht.<br />

OZON: Warum? Weil dir die Geschichte keine Ruhe<br />

gelassen hat?<br />

VACTH: Ich habe in dem Drehbuch so viele verschiedene<br />

Sachen gesehen.<br />

OZON: Du meinst widersprüchliche Emotionen?<br />

VACTH: Ja, und interessante.<br />

OZON: Gab es einen Moment, in dem du dachtest: „Das<br />

kann ich nicht machen“?<br />

VACTH: Ja.<br />

OZON: Was hat dich überzeugt, es doch zu tun?<br />

VACTH: Du.<br />

OZON: Haha. Und sicher auch Elisabeth, deine Agentin.<br />

Hat sie das Drehbuch auch gelesen?<br />

VACTH: Ja, hat sie. Aber wir haben nicht darüber gesprochen,<br />

bis wir uns getroffen hatten. Sie hat ihre Meinung<br />

einfach für sich behalten.<br />

OZON: Ja, ich erinnere mich gut. Sie sagte, wenn du es<br />

Marine schickst, bitte schicke es mir auch, so können<br />

wir es gleichzeitig lesen. Und ich erinnere mich auch, dass<br />

du dir Zeit gelassen hast, bis du zugestimmt hast, den<br />

Film zu machen.<br />

VACTH: Ja, ich habe ein bisschen Zeit gebraucht.<br />

OZON: Die Szenen, die dich verunsichert haben, waren<br />

das die Sexszenen?<br />

„Offenbar hast du in<br />

mir etwas gesehen,<br />

das die Rolle ausfüllt”<br />

VACTH: Nein, nicht unbedingt. Eher die Tatsache, dass<br />

es um ein Mädchen ging, das von Anfang bis Ende …<br />

OZON: … den Film tragen muss?<br />

VACTH: Ja.<br />

OZON: Eine der ersten Fragen, die ich dir damals gestellt<br />

habe, war, ob du zunehmen kannst. Am Ende des<br />

Films hattest du auch zugenommen, ein bisschen jedenfalls.<br />

VACTH: Ja, aber wirklich nicht viel.<br />

OZON: Aber du sahst etwas erwachsener aus. Am Anfang des<br />

Drehs warst du 21. Du hattest ein eher kindliches Gesicht,<br />

was bedeutete, dass wir das am Anfang gedrehte Ende nicht<br />

mehr verwenden konnten. Eigentlich sollte der Film an<br />

Marine Vacth<br />

"#$


!"#<br />

.


.<br />

Diese Seite:<br />

T-Shirt ISABEL<br />

MARANT<br />

Kette CHANEL<br />

Ring AUDE<br />

LECHÈRE<br />

Rechte Seite:<br />

Kleid<br />

CHRIS TOPHER<br />

KANE


.<br />

Marine Vacth<br />

!"#<br />

dem Strand enden, an dem deine Figur wieder zurück in die<br />

Ferien geht. Aber die Szene hatten wir bereits am zweiten<br />

Drehtag gedreht. Nach allem, was deine Figur im Film erlebt,<br />

hat es einfach nicht mehr gepasst. Es funktionierte<br />

nicht mehr. Mir ist aufgefallen, dass sich Schauspielerinnen<br />

freuen, wenn man sie bittet abzunehmen. Aber wenn man sie<br />

bittet zuzunehmen, ist es immer kompliziert.<br />

VACTH: Mich musstest du nicht lange überzeugen.<br />

OZON: Es war kein Problem für dich, ein paar Kilo<br />

zuzunehmen?<br />

VACTH: Nein, es gefällt mir, mich für eine Rolle zu<br />

verändern.<br />

OZON: Zumal es dabei hilft, sich zu verstecken. Man spielt<br />

dadurch wirklich, man ist sozusagen eine andere Person.<br />

VACTH: Außerdem ist mein Körper auch das Instrument,<br />

mit dem ich arbeite.<br />

OZON: Hast du dir eigentlich viele meiner Filme angesehen,<br />

bevor du dich für die Rolle entschieden hast?<br />

VACTH: Nicht als Entscheidungshilfe. Aber als ganz<br />

normale Zuschauerin.<br />

OZON: Welche denn?<br />

VACTH: 5 x 2, Swimming Pool, Rückkehr ans Meer, Das<br />

Schmuckstück und Unter dem Sand.<br />

OZON: Haben wir eigentlich mal über meine Filme gesprochen,<br />

gerade im Vergleich zu Jung und schön?<br />

VACTH: Nein. Aber du hast La Boum und Auf das, was<br />

wir lieben erwähnt.<br />

OZON: Ja, genau, zwei wichtige Filme über das<br />

Erwachsenwerden.<br />

VACTH: Du hast mich auch gefragt, ob ich Buñuels Belle de<br />

Jour gesehen hätte. Und ich kannte keinen einzigen dieser<br />

Filme. Also hast du mir die DVDs geschickt.<br />

OZON: Auch Persona, den Bergman-Film.<br />

VACTH: Aber den habe ich mir erst nach den Dreharbeiten<br />

angeschaut.<br />

OZON: Warst du überrascht, dass ich dir die Hauptrolle<br />

gegeben habe?<br />

VACTH: Klar. Offenbar hast du etwas in mir gesehen, das<br />

die Rolle ausfüllt.<br />

OZON: Ja, als ich die Probeaufnahmen gesehen habe, wusste<br />

ich sofort, dass du die Richtige bist. Damals war ich<br />

mit dem Drehbuch noch nicht fertig. Solange die Hauptrollen<br />

nicht feststanden, war mir nicht klar, was für<br />

ein Film es überhaupt werden würde. Dieser Film ist ein<br />

Porträt, das mit dem Schauspieler wächst. Wusstest du,<br />

dass ich Unter dem Sand gar nicht für Charlotte Rampling<br />

geschrieben habe? Dabei sagen mir heute alle, dass man<br />

sich niemand anderen als sie in der Rolle vorstellen kann.<br />

VACTH: Im Ernst?<br />

OZON: Nein, ich hatte beim Schreiben immer Isabelle<br />

Adjani im Kopf, aber sie wollte sich damals nicht einmal<br />

die Mühe machen, das Drehbuch zu lesen. Für mich<br />

war es wichtig, dass eine Frau von 40, 50 Jahren die Rolle<br />

spielt. Ich habe danach an viele verschiedene Schauspielerinnen<br />

gedacht, von denen auch etliche zum Casting<br />

kamen. Aber als ich dann Charlotte traf, wusste ich,<br />

dass es gut werden könnte. Und wie man weiß, hat sie die<br />

Rolle angenommen. Allerdings hat sie zunächst auch<br />

ein bisschen gezweifelt. Genau wie du.<br />

VACTH: Lustig.<br />

"Du wirst die Rolle, die<br />

du gespielt hast, ein<br />

Leben lang mit dir<br />

herumtragen m¸ ssen"<br />

OZON: Und ich erinnere mich noch daran, dass ich Charlotte<br />

damals gefragt habe, ob ich sie beim Staubsaugen filmen<br />

kann. Sie strahlte so einen starken Glamour aus, dass ich Lust<br />

bekam, sie in einer alltäglichen Situation zu filmen. Ich<br />

wollte sie alltäglicher machen, sie zurück auf den Boden<br />

holen. Und sie meinte nur, dass sie darauf überhaupt<br />

keine Lust habe. Und ich dachte: „Na, das fängt ja gut an.“<br />

VACTH: Du hast mir immer noch nicht verraten, warum<br />

du die Rolle mir gegeben hast.<br />

OZON: Es gab auch andere Mädchen, die sehr gut waren,<br />

aber sie waren zu nah an der Rolle dran, zumindest wirkte<br />

es so. Ich wollte auf keinen Fall einen Film drehen, der<br />

zu naturalistisch ist. Ich wollte eine gewisse Distanz, impressionistischer<br />

sein. Und ich finde, du hast genau das<br />

rübergebracht. Du hattest Distanz zu der Rolle. Du hattest<br />

etwas Geheimnisvolles, das den anderen fehlte, auch<br />

wenn es eine gab, die als Schauspielerin erfahrener war. Ein<br />

anderer Regisseur hätte sich vielleicht nicht für dich,<br />

sondern für das andere Mädchen entschieden. Aber du<br />

passtest zu meiner Vision, zu der Geschichte, die ich<br />

erzählen wollte.<br />

VACTH: Hattest du während der Dreharbeiten irgendwann<br />

den Gedanken, dass es nicht funktionieren würde?<br />

OZON: Nein. Es ist immer gut, dass wir vorher Probeaufnahmen<br />

machen – sowohl für den Regisseur als auch<br />

für die Schauspieler. Man sieht, worin jemand gut ist<br />

und worin nicht so. Aber ich hatte Angst davor, dass du<br />

irgendwann zusammenbrichst und dich fragst: „Was<br />

mache ich hier eigentlich?“ Deswegen habe ich dir ganz<br />

am Anfang gesagt, dass es eine sehr schwere Rolle ist,<br />

weil du sie dein ganzes Leben lang mit dir herumtragen<br />

wirst. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass<br />

ich dir das gesagt habe.<br />

VACTH: Ich auch.<br />

OZON: Ich habe mit zwei Schauspielerinnen gearbeitet, die<br />

jahrelang Rollen mit sich herumtragen mussten. Für<br />

!"#


.<br />

Catherine Deneuve war es Belle de Jour und für<br />

Charlotte Rampling Der Nachtportier. Für beide waren<br />

diese Filme ein großer Erfolg, der es ihnen erlaubt hat,<br />

viele andere Dinge zu machen. Andererseits war es schwer<br />

für sie, sich von dem Image dieser Rollen wieder zu befreien.<br />

Catherine Deneuve wurde immer und immer wieder<br />

als eiskalte und frigide Frau gesehen. Es hat Jahre gedauert,<br />

bis sie sich auch in anderen Rollen zeigen konnte.<br />

Und Charlotte galt hinterher immer als die dämonische,<br />

transgressive Perverse. Du wirst ab jetzt „jung und schön“<br />

sein. Du wirst das auf deinen Schultern tragen, und ich<br />

war mir nicht sicher, ob du dir dessen bewusst sein<br />

würdest. Gab es bei den Dreharbeiten einen Moment, bei<br />

dem es dir zu viel wurde?<br />

VACTH: Nein, aber das liegt an deiner Art zu arbeiten.<br />

Du arbeitest, ohne zu viele Komplimente zu verteilen und<br />

die Dinge zu intellektualisieren.<br />

OZON: Ich muss an die Erfahrungen mit meinem letzten<br />

Film denken, In ihrem Haus, bei dem ich ebenfalls<br />

mit einem sehr jungen Schauspieler zusammengearbeitet<br />

habe, Ernst Umhauer. Er ist während der Dreharbeiten<br />

zusammengebrochen.<br />

VACTH: Oh Gott, was ist passiert?<br />

OZON: Er hat angefangen zu weinen und hat nicht wieder<br />

aufgehört.<br />

VACTH: Wirklich?<br />

OZON: Ja, wie ein Kind, dem alles zu viel geworden ist.<br />

Dabei war es für ihn leichter als für dich, denn es gab<br />

ja auch noch Fabrice Luchini, er war also nicht alleine.<br />

VACTH: Ja, stimmt, das ist eine andere Situation.<br />

„Obwohl du schön und<br />

ein Model bist, provozierst<br />

du bei anderen<br />

Frauen keine Eifersucht“<br />

OZON: Fabrice hatte die ganze Zeit gute Laune und ständig<br />

Witze gemacht, und Ernst hat versucht, mit ihm mitzuhalten,<br />

was ihm aber nicht richtig gelungen ist. Er ist ja<br />

auch erst 21.<br />

VACTH: Er hatte eben noch nicht die Routine, das kann ich<br />

gut verstehen.<br />

OZON: Der Drehtag bei Jung und schön, an dem wir die<br />

meisten Probleme hatten, war der Tag, an dem wir die<br />

Szenen mit den verschiedenen Freiern alle hintereinander<br />

weg gedreht haben.<br />

VACTH: Aber am Ende war es auch schon wieder lustig.<br />

OZON: Du hast recht. Am Schluss war es lustig.<br />

VACTH: Sehr lustig sogar.<br />

OZON: Der Typ war sogar aufgeregter als du.<br />

VACTH: Stimmt. Das hat mich ein bisschen ruhiger<br />

gemacht. Und es ging ja auch ziemlich schnell.<br />

OZON: Das Gute an Sexszenen ist, dass sie immer schon<br />

beim ersten Take sitzen. Offenbar verspüren Schauspieler<br />

nur wenig Lust, sie ständig zu wiederholen.<br />

VACTH: Ich habe mich beim Drehen gefragt, ob die Szenen<br />

wirklich glaubwürdig wirken.<br />

OZON: Du meinst im fertigen Film? Nachdem du ihn<br />

gesehen hast?<br />

VACTH: Ich weiß nicht. Ich kann den Film eigentlich gar<br />

nicht als Film sehen. Ich sehe immer das, was ich spiele.<br />

OZON: Mit dem italienischen Schauspieler war es jedenfalls<br />

nicht so leicht. Er sollte ein paar pornografische Sachen<br />

sagen, hatte allerdings einen starken Akzent, irgendwie<br />

klang es, als würde er singen. Du hast nicht gelacht, aber<br />

die ganze Crew fand es irre komisch.<br />

VACTH: Hihi.<br />

OZON: Dabei hat er ja eine Ausstrahlung, die einem eher<br />

Angst macht. Er hat sehr starke Augen. Kürzlich hat<br />

er den Serienkiller Roberto Zucco gespielt.<br />

VACTH: Oh.<br />

OZON: In Frankreich ist der Film jetzt ja schon seit einer<br />

Woche in den Kinos. Was hat sich für dich geändert?<br />

VACTH: Nichts.<br />

OZON: Gar nichts? Erkennen dich die Leute auf der Straße<br />

wieder?<br />

VACTH: Ja, die Leute erkennen mich schon wieder.<br />

OZON: Haben Leute dich auf der Straße angesprochen?<br />

VACTH: Ja, es gab welche, die mich angehalten haben.<br />

OZON: Und was haben sie gesagt? Waren sie nett?<br />

VACTH: Es gab nichts außer Wohlwollen und<br />

Entgegenkommen. Erst vorgestern hat eine Frau mich auf<br />

den Film angesprochen.<br />

OZON: Was hat sie gesagt?<br />

VACTH: Intime Sachen. Wie sie den Film ganz persönlich<br />

wahrgenommen hat.<br />

OZON: Wie alt war sie?<br />

VACTH: 47, 50 vielleicht. Ich glaube, der Film berührt die<br />

Leute tatsächlich. Er lässt niemanden gleichgültig.<br />

OZON: Reagieren Männer und Frauen unterschiedlich?<br />

VACTH: Die Frauen haben offenbar ein größeres Bedürfnis,<br />

über den Film zu sprechen.<br />

OZON: Das finde ich so toll an dir. Obwohl du schön und ein<br />

Model bist, provozierst du bei Frauen keine Rivalität<br />

oder Eifersucht. Andere Mädchen sehen in dir keine Gefahr,<br />

obwohl du es objektiv gesehen natürlich sein könntest,<br />

denn so hübsch, wie du bist, könnten ihre Männer auf dich<br />

stehen. Aber die Frauen spüren, dass du darauf nicht aus<br />

bist. Du bist nicht an Rivalitäten interessiert. Das wollte ich<br />

übrigens mit der letzten Filmszene zeigen, in der plötzlich<br />

Charlotte Rampling auftaucht. Es gibt keine Konkurrenz.<br />

VACTH: Die Tatsache, dass du dieses Mädchen nicht sex-<br />

!"#


.<br />

Kleid LOUIS VUITTON<br />

Cardigan CHANEL<br />

Ringe BOUCHERON<br />

ualisiert hast, sie also nicht als Sexobjekt inszenierst,<br />

erlaubt der Zuschauerin, sich mit ihm zu identifizieren.<br />

OZON: Ich glaube, es gibt viele Mädchen, die den Film<br />

und deine Figur sehr gut verstehen. Ich glaube aber auch,<br />

dass sie vielen Männern, vor allem jungen Männern,<br />

Angst macht.<br />

VACTH: Vielleicht.<br />

OZON: Sie haben Angst, weil deine Figur trotz allem die<br />

Macht hat und die Fäden in der Hand behält. Eine Frau,<br />

die die Macht über ihre Sexualität behält, verstört die<br />

Männer, weil wir immer noch in einer Machogesellschaft<br />

leben, in der die Männer die Macht haben.<br />

VACTH: Du meinst, sie haben Angst vor Frauen, die einfach<br />

handeln, ohne sich zu rechtfertigen.<br />

OZON: Genau. Glaubst du, dass dir deine Erfahrungen als<br />

Model beim Dreh geholfen haben?<br />

„Eine Frau, die<br />

die Macht über ihre<br />

Sexualität behält,<br />

verstört die Männer“<br />

VACTH: Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht dass ich es gewohnt<br />

bin, mit meinem Körper zu arbeiten. Aber<br />

ich finde, selbst die Nacktheit ist in dem Film ein Kostüm,<br />

das meiner Figur gehört.<br />

OZON: Das war nicht das erste Mal, dass du nackt gefilmt<br />

wurdest, oder?<br />

VACTH: Ja. Trotzdem gab es Momente, in denen ich mir<br />

nicht sicher war.<br />

OZON: Ich kann mich daran erinnern, wie du nach einer<br />

Szene zu mir kamst und meintest: „Das war gar<br />

nichts!“ Aber ich meinte dann: „Nein, es war gut!“ Ich<br />

hatte manchmal das Gefühl, dass du dir deiner nicht<br />

ganz sicher warst. Es gab Szenen, die du gerne wiederholen<br />

wolltest, weil du das Gefühl hattest, dass du nichts gemacht<br />

hast, aber die Kamera hat es anders gesehen. Und das<br />

sind dann die Momente, in denen man dem Regisseur<br />

vertrauen muss. Gab es eine Szene, bei der du dir gesagt<br />

hast: „Das geht jetzt überhaupt nicht“?<br />

VACTH: Ganz viele sogar.<br />

OZON: Gab es auch eine Szene, mit der du rundum<br />

zufrieden warst?<br />

VACTH: Nicht wirklich. Das ging alles zu schnell.<br />

OZON: Hast du während der Dreharbeiten eigentlich gut<br />

geschlafen?<br />

VACTH: Die letzten Tage nicht mehr so gut, vor allem nach<br />

der Szene in der Wohnung mit dem Kühlschrank.<br />

OZON: Ja, aber in der Szene gab es doch sowieso kaum<br />

etwas zu spielen.<br />

VACTH: Trotzdem hat sie mich noch länger beschäftigt,<br />

was danach passiert, dieser letzte Moment.<br />

OZON: Es passiert oft, dass Schauspieler nach Abschluss<br />

der Dreharbeiten sehr bewegt sind. Für mich ist es anders,<br />

ich sehe euch danach ja noch sechs Monate lang. Aber<br />

ihr könnt euch gleich vom Set verabschieden. Ich erinnere<br />

mich übrigens daran, dass du während der Dreharbeiten<br />

von der Idee besessen warst, dir die Haare zu schneiden.<br />

Und schon zwei Tage nach Drehende durften wir das Resultat<br />

sehen. Wolltest du dir die Haare deswegen schneiden,<br />

weil du dich von deiner Rolle verabschieden wolltest?<br />

VACTH: Nein, ich hatte die Haare nur schon sehr lange<br />

sehr lang. Es war einfach der richtige Moment.<br />

OZON: Konntest du dir im Kopf vorstellen, wie der Film<br />

sein würde?<br />

VACTH: Nein. Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, war<br />

ich ein Nervenbündel.<br />

OZON: Den Eindruck hatte ich auch. Während der gesamten<br />

Vorstellung hast du nicht aufgehört zu lachen.<br />

Sogar bei den dramatischen Szenen. Warum eigentlich?<br />

VACTH: Ich habe einfach nur etwas gesehen, was ich<br />

vorher nicht gesehen habe. Ich habe mich einfach darin<br />

verloren. Dann habe ich meine Agentin angeschaut,<br />

und sie wirkte sehr gerührt.<br />

OZON: Am Ende des Films hast du geweint. Zunächst gab<br />

es ja zwei Enden, und ich habe beide getestet. Und in<br />

dem Ende, das du gesehen hast, sieht man deine Figur, wie<br />

sie in den Urlaub fährt.<br />

VACTH: Ich finde, das ist ein gutes Ende.<br />

In Kooperation mit der Online-Cinémathèque MUBI<br />

bieten wir allen „<strong>Interview</strong>“-Lesern die Gelegenheit,<br />

François Ozons „Die Zeit die bleibt“ mit Melvil<br />

Poupaud und Jeanne Moreau – und weitere 30 handverlesene<br />

Arthouse-Filme zu sehen. Das Angebot gilt<br />

für vier Wochen und ist kostenlos: mubi.com/interview<br />

und de.mubi.com/films/1040 (Ozon)<br />

TALENT Marine Vacth / Marilyn Agency<br />

FOTO-ASSISTENZ Maxim Kelly<br />

STYLING-ASSISTENZ Uli Semmler,<br />

Clare Byrne DANK AN Hotel Lutetia<br />

Marine Vacth<br />

!!!


.<br />

10<br />

Klein Mení s Clecti<br />


.<br />

!!"


.<br />

!!"<br />

110 Dinge, die ich mit Calvin<br />

Klein assoziiert habe, bevor ich bei<br />

Calvin Klein angefangen habe<br />

- Das amerikanische Modelabel schlechthin<br />

- Die Ersten, die Designerunterwäsche<br />

und Designerjeans auf den Markt<br />

gebracht haben<br />

- Ikonische und begehrenswerte Düfte<br />

- Klare und minimalistische Ästhetik<br />

- Starke Werbekampagnen, die immer<br />

provokativ und manchmal umstritten sind<br />

- Starke Männermode<br />

- Mit dem Talent gesegnet, neue Gesichter zu<br />

finden und durchzusetzen – wie Kate Moss,<br />

Mark Wahlberg oder Christy Turlington<br />

- Superanspruchsvoll<br />

- Immer ganz nah am Zeitgeist von Musik,<br />

Film und Kunst<br />

- Die perfekte Mischung aus Coolness und<br />

Modernität<br />

2<br />

Meine 10 besten Momente<br />

bei Calvin Klein<br />

- Meine Ernennung zum Kreativchef der<br />

Männerkollektion<br />

- Als ich 2009 vom CFDA als Menswear<br />

Designer of the Year ausgezeichnet wurde<br />

- Der spontane Applaus bei meiner Schau für<br />

Frühjahr 2009<br />

- Die Entdeckung aufregender Models wie<br />

Sean O’Pry und AJ Abualrub, die sich<br />

durchsetzen konnten<br />

- Die Zusammenarbeit mit meinem Team<br />

- Die Werbekampagne mit Steven Klein<br />

für meine Kollektion für Frühjahr 2010<br />

mit David Agbodji als Model<br />

- Jede Schau<br />

- Als ich mich zum ersten Mal nach einer<br />

Schau auf dem Laufsteg verbeugte<br />

- Jay-Z in meinem Krokodil-Sweatshirt auf<br />

der Bühne<br />

- Die Zusammenarbeit mit den<br />

talentiertesten Leuten in der Branche<br />

310 Dinge, von denen ich nie<br />

gedacht hätte, dass ich sie für<br />

Calvin Klein machen würde<br />

- Florale Prints<br />

- Overalls<br />

- Von „Wolverine“ inspirierte Frisuren<br />

- Hüte<br />

- Leuchtfarben<br />

- Leggings<br />

- Bauchfreie Tops<br />

- Laute Prints<br />

- Unterwäsche, als Outerwear getragen<br />

- Triple Denim<br />

410 Menschen,<br />

die ich liebe<br />

- Meinen Partner Quin<br />

- Meine Mutter<br />

- Meinen Großvater<br />

- Meinen Vater<br />

- Calvin Klein<br />

- Jil Sander<br />

- Carl Gustav Jung<br />

- David Bowie<br />

- Hillary Clinton<br />

- Mahatma Gandhi<br />

510 Lieblingsorte<br />

- Fire Island<br />

- Cinque Terre in Ligurien<br />

- Das Spa im Park Hyatt Hotel in Tokio<br />

- Der Hudson River<br />

- Die Sahara<br />

- Die Toskana<br />

- Tulum in Mexiko<br />

- Mein New Yorker Apartment<br />

- Stromboli auf Sizilien<br />

- Die Tuilerien in Paris


.<br />

610 Lieblingskünstler<br />

- Matthew Barney<br />

- Michelangelo<br />

- Johann Sebastian Bach<br />

- Robert Mapplethorpe<br />

- Jim Lambie<br />

- Richard Serra<br />

- Andy Warhol<br />

- John Baldessari<br />

- Linder Sterling<br />

- Derek Jarman<br />

710 Lieblingslektüren<br />

- Die deutsche „<strong>Interview</strong>“<br />

- „Das Rote Buch“ von Carl Gustav Jung<br />

- Dlisted.com<br />

- „Wire Magazine“<br />

- Dangerousminds.net<br />

- Das „I Ging“<br />

- The Daily Beast<br />

- „Das Master Key System“ von Charles F.<br />

Haanel<br />

- „Catching the Big Fish“ von<br />

David Lynch<br />

- „Die Göttliche Komödie“ von Dante<br />

810 Lieblingsstücke auf<br />

meinem iPod<br />

- „Song to the Siren“ von This Mortal Coil<br />

- „303/303/303/606“ von TM404<br />

- „Wild Is the Wind“ von David Bowie<br />

- „Hot on the Heels of <strong>Love</strong>“ von Throbbing<br />

Gristle<br />

- „Sundown“ von Boards of Canada<br />

- „Running Up That Hill“ von Kate Bush<br />

- „A Tooth For An Eye“ von The Knife<br />

- „Eine kleine Nachtmusik“ von Mozart<br />

- „The Disintegration Loops“ von William<br />

Basinski<br />

- „Crazy In <strong>Love</strong>“ von Antony and The<br />

Johnsons<br />

910 Dinge, ohne die die<br />

Welt ein besserer Ort wäre<br />

- Krieg<br />

- Neid<br />

- Gier<br />

- Mittelmäßigkeit<br />

- Rassismus<br />

- Intoleranz<br />

- Bürokratie<br />

- Hass<br />

- Mobbing<br />

- Ignoranz<br />

10<br />

10 Dinge, die<br />

jeder Mann in<br />

seiner Garderobe<br />

haben sollte<br />

- Eine Bomberjacke<br />

- Einen Kaschmirpullover<br />

- Einen gut geschnittenen Blazer<br />

- Eine Bikerjacke aus Leder<br />

- Perfekt sitzende Jeans<br />

- Gute Sneaker<br />

- Ein gut gebügeltes weißes Hemd<br />

- Schildpattsonnenbrillen<br />

- Gute schwarze Lederschuhe<br />

- Boxershorts von Calvin Klein<br />

Klein Mení s Clecti<br />

!!"<br />

Caln


GROOMING Grigoris / Calliste Agency<br />

MODELS Francois, Victor, Nathan, Dramane / The<br />

Right Stuff STYLING-ASSISTENZ Uli Semmler<br />

.


Kleid CHLOÉ<br />

Hemd JOE FRESH<br />

Schuhe 10 CROSBY<br />

DEREK LAM<br />

.


.<br />

Es werde<br />

Weifl es Album<br />

9:9<br />

!"#$!"%&&$'#()'*$!"%&&*$!+&$"#$<br />

','-$ !"%&&$ %&'$ "%.$ &'+'"/".'-$<br />

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4%"$ 50%16"$ +.-$ !"%&&$ 0(&&'$<br />

&%12$ .%12'$ 75"#&"2".-$ ),'$ &8$<br />

Fot Patrick Demarchelier<br />

Styling Karl Templer


Kleid RODARTE<br />

Hemd TOMMY<br />

HILFIGER Shorts<br />

CHARVET Schuhe<br />

J.W.ANDERSON<br />

.


Outfits<br />

VIKTOR & ROLF<br />

.


Von links:<br />

Tops REED KRAKOFF<br />

Shorts CHARVET<br />

Hemd BENETTON<br />

.


Top & Rock<br />

J.W.ANDERSON<br />

Shorts SUNSPEL<br />

Schuhe COMME<br />

DES GARÇONS<br />

.


Pullover & Rock<br />

ISABEL MARANT<br />

Kragen CARVEN<br />

Hemd BENETTON<br />

.


Von links:<br />

Hemd CARVEN<br />

Shorts CHARVET<br />

Rock, Hose, Top &<br />

Schuhe STELLA<br />

McCARTNEY<br />

.


Kleid DOLCE &<br />

GABBANA<br />

Hemden ANN<br />

DEMEULEMEESTER<br />

& MAISON MARTIN<br />

MARGIELA Shorts<br />

SUNSPEL<br />

.


Kleid ALBERTA<br />

FERRETTI<br />

Kragen CARVEN<br />

Shorts SUNSPEL<br />

Schuhe LAURENCE<br />

DACADE<br />

.


Von links:<br />

Top CALVIN KLEIN<br />

COLLECTION Hemd<br />

TOMMY HILFIGER<br />

Rock VIKTOR & ROLF<br />

Shorts SUNSPEL<br />

Schuhe REED<br />

KRAKOFF Mantel<br />

SALVATORE<br />

FERRAGAMO Shorts<br />

BROOKS BROTHERS<br />

& CHARVET Schuhe<br />

REED KRAKOFF<br />

.


Mantel PROENZA<br />

SHOULER Kragen<br />

CARVEN Shorts<br />

BROOKS<br />

BROTHERS &<br />

CHARVET<br />

.


Von links:<br />

Rock & Top CÉLINE<br />

Kragen CARVEN Hemd<br />

ANN DEMEULEMEESTER<br />

Shorts BROOKS<br />

BROTHERS & SUNSPEL<br />

.


.<br />

Mantel MISSONI<br />

Shorts CHARVET<br />

Hose ANN<br />

DEMEULE MEESTER<br />

Schuhe COMME<br />

DES GARÇONS<br />

HAIR Martin Cullen / Streeters<br />

MAKE-UP Petros Petrohilos / Streeters<br />

London using Lancôme MANICURE Ma gali<br />

Buisson / Majeure Prod. MODELS Maartje<br />

Verhoef / Women Paris, Vanessa Axente /<br />

DNA, Ondria Hardin / DNA, Irina Kravchenko<br />

/ Women NY, Maud Welzen /DNA, Kirstin<br />

Kragh Liljegren / Scoop, Katya Riabinkina /<br />

Women Paris, Sasha Luss / Women NY, Esther<br />

Heesch / Next, Elisabeth Erm / Wilhelmina,<br />

Anna Ewers / Women NY, Maddison<br />

Brown / Next, Kristine Froseth / Supreme,<br />

Caroline Brasch Nielsen /The Society, Elise<br />

Smidt / Women Paris, Fei Fei Sun / Women<br />

NY, Malaika Firth / New York Models, Pauline<br />

Hoarau / The Society CASTING Michelle<br />

Lee PROP STYLING Sophie Glasser / Art Department<br />

PRODUCTION Marie Hu for North<br />

6 RETOUCHING Gloss Studio New York<br />

DIGITAL TECHNICIAN Olivier Looren for<br />

Dtouch Paris PHOTOGRAPHY ASSISTANTS<br />

Dovile Babraviciute, Marion Parez STY-<br />

LING ASSISTANTS Elin Svahn, Melissa Levy<br />

HAIR ASSISTANTS Tanya K, Rubi Jones,<br />

Lizzy Housten MAKE-UP ASSISTANTS Akari<br />

Sugino SPECIAL THANKS Studio Astre


.<br />

Jasna Fritzi<br />

Bauer<br />

AB<<br />

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,"'"!9( %'.( =%+,1%"$".( @$-/%=%.( :#.$-0*@(<br />

'-+( ,%&'( =%+( 8-,!-( 5.%+2%( :-#".( #!+".'-$+"!<br />

V Vladimir Burlakov<br />

Fot Maria Ziegelböck<br />

Styling Kathi Kauder<br />

Diese Seite:<br />

Top DRIES VAN NOTEN<br />

Jacke BOGNER<br />

Rechte Seite:<br />

Kleid VALENTINO Jacke<br />

STELLA McCARTNEY,<br />

gesehen bei mytheresa.com<br />

Schuhe PRADA<br />

Socken FALKE


.<br />

Jacke & Shorts MARNI<br />

Pullover JIL SANDER<br />

Bluse ODEEH<br />

Jasna Fritzi Bauer<br />

!"#


VLADIMIR BURLAKOV: Jasna, was machst<br />

du zurzeit? Was probst du?<br />

JASNA FRITZI BAUER: Gar nichts.<br />

Ich hatte am 7. September Premiere mit<br />

Die Frau vom Meer in der Regie von<br />

Anna Bergmann. Und dann habe ich<br />

gerade eine Übernahme im Burgtheater<br />

gemacht.<br />

BURLAKOV: Wovon denn?<br />

BAUER: Krieg und Frieden.<br />

BURLAKOV: Das ist die Inszenierung von<br />

Matthias Hartmann an der Burg, oder?<br />

BAUER: Genau.<br />

BURLAKOV: Wen spielst du?<br />

BAUER: Natascha, die Tochter des<br />

Grafen Rostow, die sich mehrfach verliebt<br />

und verlobt und am Ende mit<br />

einem ganz anderen Mann verheiratet<br />

ist. Ich bin mal wieder als Russin<br />

gebucht worden.<br />

„Mich würde<br />

interessieren, ob<br />

ich auch dann<br />

immer Russinnen<br />

spielen müsste,<br />

wenn mein Name<br />

Marie oder<br />

Lena wäre”<br />

.<br />

Jacke & Shorts MARNI<br />

Pullover JIL SANDER<br />

Bluse ODEEH Schuhe &<br />

Sonnenbrille PRADA<br />

Socken FALKE<br />

BURLAKOV: Und schon sind wir beim<br />

Thema des Films.<br />

BAUER: Na, herrlich.<br />

BURLAKOV: Wie erklärst du dir das?<br />

BAUER: Dass ich immer Russinnen<br />

spielen muss?<br />

BURLAKOV: Ja.<br />

BAUER: Weiß ich nicht. Mich würde<br />

interessieren, ob ich auch dann<br />

immer Russinnen spielen müsste, wenn<br />

mein Name Marie oder Lena oder<br />

so wäre. Ich glaube nämlich, dass es viel<br />

mit dem Namen zu tun hat.<br />

BURLAKOV: Jasna ist doch gar kein<br />

russischer Name.<br />

BAUER: Nein, aber ein jugoslawischer.<br />

BURLAKOV: Das wusste ich gar nicht.<br />

BAUER: Besonders slawisch sehe ich<br />

jedenfalls nicht aus.<br />

BURLAKOV: Aber dein Bild hier bei Skype mit der<br />

Russenmütze auf dem Kopf …<br />

BAUER: Stimmt.<br />

BURLAKOV: Wie empfindest du eigentlich deine<br />

Entscheidung, an die Burg gegangen zu sein?<br />

BAUER: Also, bis jetzt ist es auf jeden Fall die richtige Entscheidung.<br />

Ich kann mit tollen Regisseuren und Kollegen<br />

arbeiten und habe die Möglichkeit zu drehen. Klar,<br />

manchmal habe ich an der Burg nicht so viel zu tun, wie<br />

man es als junger Schauspieler vielleicht gerne hätte …<br />

BURLAKOV: Begeisterung klingt anders.<br />

!"#


.<br />

Jasna Fritzi Bauer<br />

!"#<br />

BAUER: Was soll ich sagen? An einem kleineren Theater<br />

hätte ich bestimmt mehr zu tun, aber so kann ich eben drehen<br />

und Theater spielen.<br />

BURLAKOV: Das ist natürlich optimal. Ich frage, weil viele<br />

junge Schauspieler, die an die Burg gehen, oft eine ganz<br />

andere Vorstellung von dem Haus haben und dann nach<br />

zwei, drei Jahren wieder gehen.<br />

BAUER: Für junge Schauspieler ist es an der Burg schwierig,<br />

weil wir ein älteres Ensemble haben und die Rollen<br />

deshalb auch oft älter besetzt werden als an einem Stadttheater.<br />

Ich kann mir vorstellen, dass man, wenn man<br />

von der Schauspielschule kommt und gleich groß spielen<br />

will, an der Burg nicht richtig zum Zug kommt.<br />

Aber ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich spielen darf.<br />

BURLAKOV: Ich finde, dass man sich im Schatten eventuell<br />

besser entwickelt als mit großen Rollen, denen man<br />

aufgrund fehlender Bühnenerfahrung vielleicht gar nicht<br />

gerecht werden kann. Wir sind da zwar für die Bühne<br />

ausgebildet worden und haben in der Schauspielschule auf<br />

unseren Pseudobühnen gespielt, aber das ist etwas ganz<br />

anderes als eine richtige Bühne. Ich weiß zwar, dass irgendwann<br />

der Wunsch kommt, eine Hauptrolle zu spielen,<br />

ein Stück zu tragen, einen dramaturgischen Bogen zu<br />

spinnen, das verstehe ich schon …<br />

BAUER: Wenn das nicht passiert, kann man ja immer noch<br />

gehen. Aber so weit ist es bei mir noch nicht.<br />

BURLAKOV: Wie lange bist du jetzt da?<br />

BAUER: Ein Jahr. Ich bin jetzt in der zweiten Spielzeit.<br />

Wann haben wir eigentlich unseren Film gedreht? 2010?<br />

BURLAKOV: Gedreht haben wir 2011, glaube ich.<br />

Der Film schafft es jetzt noch knapp vor Ende des Jahres<br />

herauszukommen, aber wir haben ja fast schon 2014.<br />

Puh! Wen hast du in Scherbenpark noch mal gespielt?<br />

BAUER: Sascha. Die Hauptrolle.<br />

BURLAKOV: Weiß ich doch, aber das ist schon so lange her.<br />

Und wir beide haben uns auch seit Ewigkeiten nicht<br />

mehr gehört. Was war eigentlich deine erste Reaktion, als<br />

du das Drehbuch gelesen hast?<br />

BAUER: Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mal mehr<br />

daran erinnern, ob ich das Buch vor dem Casting überhaupt<br />

lesen durfte. Manchmal bekommt man ja nur<br />

die Szenen und dann, wenn es in die nächste Castingrunde<br />

geht, erst das Buch.<br />

BURLAKOV: Dann versuch dich doch an den Moment zu<br />

erinnern, an dem du das Drehbuch gelesen hast.<br />

BAUER: Oh Gott, das fühlt sich an, als ob es schon eine<br />

kleine Ewigkeit her ist … Also, ich war schon ziemlich<br />

angetan von dem Drehbuch. Mich hat der Stil der Dialoge<br />

sehr gereizt, die waren so griffig und leicht. Irgendwie so,<br />

wie die Leute in diesem sozialen Milieu sprechen. So echt.<br />

Und die Figur der Sascha hat mich direkt mitgenommen.<br />

BURLAKOV: Was denn zum Beispiel?<br />

BAUER: Na, weil sie doch eine Russlanddeutsche ist,<br />

deren Mutter von ihrem Stiefvater vor ihren Augen erschossen<br />

wurde. Und auch vor den Augen ihrer kleinen<br />

Geschwister. Und alles, was sie will, ist die Rache an<br />

ihrem Stiefvater. Und dabei ist sie trotzdem nicht eindimensional.<br />

Sie rennt ja nicht durch die Straßen und<br />

denkt nur daran, den Stiefvater zu töten, wenn er aus dem<br />

Gefängnis kommt. Sie kümmert sich gleichzeitig um ihre<br />

beiden kleinen Geschwister und um das Leben, was es zu<br />

organisieren gilt. Den Roman, also die Vorlage, kannte<br />

ich damals allerdings noch nicht.<br />

BURLAKOV: Ich auch nicht.<br />

BAUER: Aber daraufhin habe ich dann auch den Roman<br />

gelesen. Und ich finde, dass sie ihn sehr gut adaptiert<br />

haben. Im Drehbuch ist der Schwerpunkt ein wenig<br />

verlagert, da wird viel mehr Wert auf die Beziehungsgeschichten<br />

gelegt. Aber wahrscheinlich darf man Buch<br />

und Film gar nicht miteinander vergleichen.<br />

BURLAKOV: Das sollte man grundsätzlich nicht. Bei<br />

Literaturverfilmungen ist es immer dasselbe: Die Leute<br />

sind Fan eines Buchs, und dann kommt der Film,<br />

und sie schreiben Briefe: „Wie konntet ihr aus dem tollen<br />

Buch nur so was machen?“ Dabei wird ja nie der Roman<br />

inszeniert, sondern das Drehbuch. Da kann es sein, dass<br />

das Drehbuch dem Roman wahnsinnig treu ist oder dass<br />

viele Sachen hinzuerfunden werden, die mit der Vorlage<br />

eigentlich gar nichts zu tun haben. Das habe ich auch schon<br />

gesehen. Damit kommen viele Leser oft nicht klar.<br />

BAUER: Ich finde das nicht schlimm. Der Film ist so, wie<br />

er jetzt ist, ganz toll.<br />

BURLAKOV: Absolut.<br />

BAUER: Da haben wir was Schönes hinbekommen.<br />

Der Film ist nicht schwer, er hat so eine Leichtigkeit, der<br />

könnte auch einem breiteren Publikum gefallen.<br />

BURLAKOV: Wie war denn deine Zusammenarbeit mit den<br />

Kollegen?<br />

BAUER: Während der Dreharbeiten?<br />

BURLAKOV: Nee, nach den Dreharbeiten!<br />

BAUER: Haha. Ich habe nette Leute kennengelernt.<br />

Dich zum Beispiel …<br />

BURLAKOV: Das wollte ich hören.<br />

BAUER: Und mit Maria Dragus bin ich jetzt gut<br />

befreundet. Das ist toll. Es kommt ja selten vor, dass man<br />

bei einem Dreh Leute kennenlernt, mit denen man<br />

auch hinterher noch Kontakt hält beziehungsweise daraus<br />

wirklich eine Freundschaft entsteht.<br />

BURLAKOV: Ja.<br />

„Bei den Dreharbeiten<br />

gab es keinen, bei dem ich<br />

dachte: ‚Oh je, mit dem<br />

kann ich gar nicht.’ Das hat<br />

man auch nicht immer”<br />

BAUER: Und genau das ist passiert. Man hat sich<br />

angefreundet und in diesem Ghetto rumgehangen.<br />

BURLAKOV: Porz!<br />

BAUER: Köln-Porz, richtig geil! Und es war ein ewig langer<br />

Dreh. Wir haben doch sieben Wochen lang gedreht, oder?<br />

BURLAKOV: Weiß ich gar nicht mehr.<br />

BAUER: Na, du bist ja auch nicht die ganze Zeit dabei<br />

gewesen, aber ich war jeden Tag da, und das war echt<br />

anstrengend, weil wir teilweise wirklich lange Drehtage<br />

hatten. Da war es für mich natürlich umso schöner,<br />

Kollegen zu haben wie zum Beispiel Ulrich Noethen, mit<br />

denen man nicht die ganze Zeit rumdiskutieren muss,


Rollkragenpullover HUGO<br />

.


.<br />

Mantel STELLA McCARTNEY<br />

Pullover DOLCE & GABBANA<br />

Rock HERMÈS<br />

sondern mit denen man einfach spielt.<br />

Mit denen man nicht immer kämpfen<br />

muss.<br />

BURLAKOV: Ich finde Kämpfe manchmal<br />

ganz gut.<br />

BAUER: Aber nicht, wenn man sieben<br />

Wochen am Stück kämpfen muss.<br />

BURLAKOV: Stimmt, ich weiß, was du<br />

meinst.<br />

BAUER: Es gab auch schwierige<br />

Drehtage, aber meistens war es so, dass<br />

man sich mit den Kollegen gut<br />

verstanden hat. Es gab jedenfalls keinen,<br />

„Ich freue mich,<br />

wenn ich einen<br />

Preis bekomme,<br />

aber ich lege es<br />

nicht darauf an”<br />

!"#<br />

bei dem ich dachte: „Oh je, mit dem<br />

kann ich gar nicht!“ Das hat man<br />

auch nicht immer.<br />

BURLAKOV: Stimmt. Hattest du schon<br />

vorher mit einem der Kollegen gedreht?<br />

BAUER: Nein, mit keinem. Auch mit<br />

Bettina (Bettina Blümner, die<br />

Regisseurin) nicht. Die habe ich erst kurz<br />

vorher kennengelernt.<br />

BURLAKOV: Mit ihr kannst du vorher gar<br />

nicht gedreht haben, weil Scherbenpark<br />

ihr Spielfilmdebüt ist. Bringst du mich<br />

bitte auf den Stand, welche Preise wir<br />

schon gewonnen haben?<br />

BAUER: Beim Max-Ophüls-Festival gab<br />

es einen Preis für mich und einen für<br />

das Drehbuch. Und beim Filmkunstfest<br />

Mecklenburg-Vorpommern haben wir<br />

den Publikumspreis und den<br />

Cinestar-Preis bekommen. Ich glaube,<br />

deswegen wird der Film dann auch in<br />

den Cinestars gezeigt, was natürlich<br />

sehr gut ist für Scherbenpark. Deutsche<br />

Filme haben es ja immer relativ schwer<br />

im Kino. Vor allem Dramen. Das liegt<br />

natürlich oft auch an der Anzahl der<br />

Kopien. Mein erster Film Ein Tick<br />

anders hatte gerade mal 29 Kopien. Ein Blockbuster geht<br />

mit 500 Kopien an den Start.<br />

BURLAKOV: Hat sich nach deiner Auszeichnung als<br />

beste Nachwuchsdarstellerin beim Max-Ophüls-Preis für<br />

dich etwas verändert?<br />

BAUER: Ja. Davor war es ziemlich ruhig geworden, seit<br />

ich am Theater war. Und dann hatte ich schon am Montag<br />

nach dem Preis plötzlich wieder Drehbücher auf dem<br />

HAARE Wolfgang Lindenhofer MAKE-UP<br />

Christine Sutterlüty / Agentur Monika Leuthner<br />

FOTO-ASSISTENZ Philipp Fleischmann,<br />

Anna-Sophie Berger STYLING-ASSISTENZ Julia<br />

Heifer PRODUKTION Julia Hofer, Frank Seidlitz<br />

DANK AN Andreas Böhm, Volksgarten Pavillon


Strickjacke<br />

MIU MIU<br />

Tisch liegen. Man kann es aus unserer Perspektive meistens<br />

nicht so richtig durchschauen, wie es mit den Angeboten<br />

läuft, aber der Preis scheint etwas gebracht zu haben.<br />

BURLAKOV: Ist das nicht eigentlich fast zu knapp?<br />

Wenn am Samstag die Verleihung war und du schon<br />

am Montag neue Bücher auf dem Tisch hattest, müssen<br />

die doch schon vorher losgeschickt worden sein.<br />

BAUER: Aber es gibt doch das Internet.<br />

BURLAKOV: Was ist deine Haltung zu Preisen? Denkst du<br />

da wie manche Kollegen: „Preise sind wie Hämorrhoiden,<br />

am Ende kriegt sie jeder Arsch“?<br />

BAUER: Nein, ich freue mich natürlich, wenn ich einen<br />

Preis bekomme. Damit wird ja auch eine Leistung<br />

honoriert. Aber ich lege es nicht darauf an, Preise zu gewinnen.<br />

Ich freue mich, wenn ich nominiert werde,<br />

und hänge nicht depressiv herum, wenn ich leer ausgehe.<br />

BURLAKOV: Ich finde es auch verlogen, wenn Leute<br />

behaupten, dass ihnen Preise egal sind. Man braucht<br />

sie nicht, um als guter Schauspieler zu existieren, aber es<br />

ist doch schön, wenn man welche bekommt.<br />

BAUER: Genau.<br />

BURLAKOV: Bist du noch öfter in Berlin?<br />

BAUER: Nee, nur zum Arbeiten.<br />

BURLAKOV: Aber du hast noch eine Bude hier?<br />

BAUER: Nein. Es lohnt sich einfach nicht. Ich bin ja nie da.<br />

Hätte ich noch eine Bude, würde ich sie untervermieten.<br />

Und wenn ich dann doch in Berlin wäre, könnte ich sie<br />

nicht nutzen, weil dann schon jemand darin wohnt. Das<br />

wäre auch bescheuert.<br />

BURLAKOV: Stimmt. Aber fehlt dir Berlin?<br />

BAUER: Manchmal, aber ich habe mich mittlerweile schon<br />

sehr an Wien gewöhnt.<br />

BURLAKOV: Ich mochte Wien auch immer gerne. Nach der<br />

Schauspielschule habe ich dort ja drei Jahre lang zur<br />

Hälfte gelebt. Aber die Umstellung von Berlin zu Wien ist<br />

schon schwer.<br />

BAUER: Am Anfang fand ich es auch nicht so cool. Ich<br />

kannte nur sehr wenige Menschen dort. Aber als ich zu<br />

proben angefangen hatte, lernte ich natürlich viele Leute<br />

aus dem Theater kennen. Und weil Wien sehr klein ist<br />

beziehungsweise der Kreis, in dem man sich bewegt, lernt<br />

man schnell Leute kennen. Das hatte ich in Berlin nicht.<br />

BURLAKOV: Wirklich?<br />

BAUER: Ich habe echt viele Leute kennengelernt.<br />

BURLAKOV: (wienert) Warst du schon in der Loos Bar?<br />

BAUER: (wienert ebenfalls) Nein.<br />

BURLAKOV: Da musst du unbedingt hin!<br />

BAUER: Wo is des?<br />

BURLAKOV: Im Kärntner Durchgang.<br />

BAUER: Na fein! Des is mir zu teuer.<br />

BURLAKOV: Das ist direkt bei der Oper, ein ganz, ganz uraltes<br />

Ding, das angeblich – und was die Böden und die<br />

Türklinken und so weiter anbelangt, stimmt das zum Teil !"!<br />

sicherlich auch – über 100 Jahre alt ist. Die Bar ist,<br />

glaube ich, von 1904 oder 1908 und winzig. Aber da waren<br />

schon alle möglichen Prominenten aus Hollywood und<br />

Pipapo, die hängen überall mit Fotos an den Wänden, ich<br />

weiß schon gar nicht mehr, wer da alles hängt. Und es<br />

ist immer rappelvoll und alle rauchen, weswegen man nie<br />

etwas sieht, aber die Cocktails sind die besten Cocktails,<br />

die ich je in meinem Leben getrunken habe.<br />

BAUER: Dann muss ich da wohl hin.<br />

BURLAKOV: Den Moscow Mule würde ich empfehlen.<br />

BAUER: Womit wir wieder beim Thema wären.<br />

BURLAKOV: Alkohol?<br />

BAUER: Scherbenpark!<br />

BURLAKOV: Ah, wieso? Moscow Mule, versteh ich nicht.<br />

BAUER: Moskau, Russland.<br />

BURLAKOV: Ach so, I see, I see.<br />

BAUER: Verknüpfungsgedanken.<br />

BURLAKOV: Wie ist denn das Wetter so in Wien?<br />

BAUER: Ganz gut. Es war warm heute. Zwanzich Grad.<br />

BURLAKOV: Nicht zwanzich! Zwanzig, bitte sehr, es<br />

heißt zwanzig Grad. Jasna, du bist am Theater.<br />

BAUER: Ich habe aber Feierabend. Da wird nicht mehr<br />

da rauf geachtet, wie man spricht.<br />

„Scherbenpark“ startet am 21. November<br />

.<br />

Fritzi Bauer<br />

Jasna


.<br />

PULLOVER<br />

Saint<br />

Laurent<br />

BY HEDI SLIMANE<br />

Schwarzes Album<br />

!"#


.<br />

Schwarz ist das<br />

neue<br />

Schwarz:<br />

black<br />

Denn nichts ist so<br />

absolut, mondän<br />

und modern wie<br />

die<br />

dunkelste<br />

dress<br />

!"#<br />

aller<br />

Nächte<br />

Fot Sharif Hamza<br />

Styling Julia von Boehm<br />

KLEID<br />

Burberry<br />

Prorsum<br />

SCHUHE MIU MIU


.<br />

TOP, ROCK & GÜRTEL<br />

Calvin Klein<br />

Collection<br />

SCHUHE PRADA


KLEID<br />

Versace<br />

.


LEDERPONCHO<br />

Tom Ford<br />

.


.<br />

JACKE & ROCK<br />

Givenchy<br />

SCHUHE PRADA


.<br />

ROCK MIT TRÄGERN<br />

ChloÈ


KLEID<br />

Anthony<br />

Vaccarello<br />

.


.<br />

Altuzarra<br />

KLEID<br />

MODEL Marine Deleeuw / The Society<br />

HAIR Akki MAKE-UP Frankie<br />

Boyd / Tim Howard Management<br />

MANICURE Gina Edwards / Kate<br />

Ryan Inc. for CND SET DESIGN<br />

Viki Rutsch / Exposure NY<br />

CASTING Samuel Ellis Scheinman<br />

for DM Casting PRODU CER<br />

Ashley Herson for Ten Twenty Eight<br />

Production PHOTO ASSISTANTS<br />

Matthew Hawkes, Ned Ro gers<br />

DIGITAL TECHNICIAN Myles<br />

Blankenship STYLIST ASSISTANT<br />

Clare Byrne SET ASSISTANTS<br />

Colin Phe lan, Wyndham Garnett


.<br />

Steve<br />

$%&'( )%*&++%,)( -%)( *%*%'./)0(<br />

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*)/'-&:+%)( '%,%)( 3&2!( %);6120( %&'(<br />

$/?@<br />

!it seinen 43 Jahren hat Steve McQueen<br />

eine erstaunliche Karriere hinter sich.<br />

Ehe er Filmregisseur wurde, war er bildender<br />

Künstler, so erfolgreich, dass er 1999 mit dem Turner<br />

Prize ausgezeichnet wurde, und so bereit dazu, sich auf<br />

Wagnisse einzulassen, dass er sich 2003 vom Imperial<br />

War Museum zum offi ziellen Kriegskünstler für den Irakkrieg<br />

ernennen ließ. Gleich sein erster Spielfilm wurde<br />

2008 zum Welterfolg: Hunger mit Michael Fassbender in<br />

der Hauptrolle erzählte davon, wie sich Anfang der<br />

80er-Jahre der IRA-Häftling Bobby Sands in seiner Belfaster<br />

Hochsicherheitszelle zu Tode hungerte. Es ist ein mit<br />

sehr leisen Mitteln operierender und beklemmend erbarmungsloser<br />

Film: Anderthalb Stunden lang sieht<br />

man einem Menschen beim selbst gewählten Sterben zu.<br />

McQueens zweiter Film Shame, erneut mit Michael<br />

Fassbender, handelt von einem sexsüchtigen New Yorker<br />

Geschäftsmann – und ist ebenso schwer erträglich,<br />

weil die sexuelle Freizügigkeit, die er seziert, nur eine<br />

weitere Form der Unfreiheit ist.<br />

Auch McQueens dritter Spielfilm, Ende August<br />

uraufgeführt und Gewinner des diesjährigen Filmfestivals<br />

von Toronto, wurde von der Kritik mit einhelliger<br />

Begeisterung aufgenommen. 12 Years a Slave ist die Verfilmung<br />

der Memoiren Solomon Northups, eines<br />

schwarzen Zimmermanns und Musikers, der 1841 in<br />

seinem Heimatstaat New York entführt und an Plantagenbesitzer<br />

aus Louisiana verkauft wurde. Erst nach<br />

zwölf Jahren gelang es Northup, sich aus seiner Sklaverei<br />

zu befreien. McQueens Verfilmung dieses Berichts aus<br />

dem dunkelsten Kapitel der US-amerikanischen Geschichte<br />

ist oft so schockierend und so unversöhnlich<br />

wahrhaftig, dass Zuschauer traumatisiert den Kinosaal<br />

verlassen. Sowohl der von Brad Pitt koproduzierte Film<br />

als auch McQueen und sein Hauptdarsteller Chiwetel<br />

Ejiofor gelten als aussichtsreiche Oscar-Kandidaten.<br />

Für "<strong>Interview</strong># sprach der Filmkritiker Elvis Mitchell<br />

mit dem britischen Regisseur.<br />

ELVIS MITCHELL: Wie sind Sie auf die Erinnerungen<br />

Solomon Northups gestoßen?<br />

STEVE MCQUEEN: Ich hatte schon länger den Wunsch,<br />

einen Film über Sklaverei zu machen, auch die Idee, über<br />

einen Schwarzen zu erzählen, der in die Sklaverei<br />

verschleppt wird. Aber ich wusste nicht, wie sich so etwas<br />

tatsächlich abgespielt hat. Als ich meiner Frau davon erzählte,<br />

fragte sie: Warum hältst du dich nicht einfach an<br />

einen historisch verbürgten Fall? Also begannen wir zu<br />

recherchieren. Und dann entdeckte sie dieses Buch:<br />

Solomon Northup, 12 Years a Slave. Als ich es las, war<br />

ich fertig. Auch, weil ich nie etwas von ihm gehört hatte.<br />

Es war, als hätte ich das Tagebuch der Anne Frank in<br />

die Hände bekommen.<br />

MITCHELL: Warum war es Ihnen wichtig, einen Film über<br />

die Sklaverei zu drehen?<br />

MCQUEEN: Sklaverei gehört zur Geschichte. Also liegt es<br />

nahe, dass es Filme über sie gibt, so wie es auch Filme über<br />

den Zweiten Weltkrieg oder über den Holocaust gibt.<br />

Das Interessante ist: Es gibt zwar jede Menge Western-,<br />

Kriegs-, Gangster- und Sexfilme, aber kaum welche<br />

über Sklaverei. Wie ist so etwas bloß möglich? Ich habe<br />

darauf keine Antwort.<br />

MITCHELL: Haben Sie sich vor Drehbeginn denn die Filme<br />

angesehen, die es gibt?<br />

MCQUEEN: Nein, aber das liegt daran, dass ich mir auch<br />

sonst nicht sehr viele Filme ansehe. Mir geht es darum,<br />

mich in mein Inneres zu begeben und aus ihm die Bilder zu<br />

holen, die dort sind, um aus ihnen eine Erzählung zusammenzusetzen.<br />

Es hilft mir nicht, wie andere das Thema<br />

angegangen sind.<br />

MITCHELL: Es hat mich erstaunt, wie viele Details aus dem<br />

Buch in Ihrem Film auftauchen.<br />

MCQUEEN: Das liegt daran, dass das Buch selbst sehr visuell,<br />

fast schon ein Drehbuch ist. Man kann viele Schilderungen<br />

einfach übernehmen. Natürlich geht so etwas nicht<br />

linear. Ein Film muss seinen eigenen Rhythmus und<br />

seine eigene Konstruktion fi nden. Übrigens gehörte auch<br />

Steve McQueen: Der<br />

1969 in London geborene<br />

und in Amsterdam<br />

lebende Filmregisseur<br />

und Künstler hat den<br />

Turner Prize und in<br />

Cannes eine Caméra<br />

d’Or gewonnen und gilt<br />

als Oscar-Kandidat<br />

PHOTOGRAPHY Sebastian<br />

Kim / Jed Root<br />

GROOMING Laura Stiassni<br />

using Dior Homme


.<br />

Steve McQueen<br />

!"#


das zu meinem Wunsch, einen Film über Sklaverei zu<br />

machen: Ich wollte ihr Bilder geben. Es ist ein gewaltiger<br />

Unterschied, ob man liest, wie Menschen geschlagen<br />

oder sonst wie gemartert werden – oder ob man es sieht.<br />

Die Kraft dieses Buches liegt für mich darin, dass es<br />

einem hilft, starke Bilder zu finden. Die Kunst bestand<br />

darin, sie zu organisieren. Es war, als hätte ich an einem<br />

Mobile von Calder gearbeitet, ich musste ständig auf die<br />

Gleichgewichte achten, darauf, dass nichts kippt.<br />

MITCHELL: Das war umso wichtiger, als Sie so viele<br />

Extreme zeigen, schon in den allerersten fünf Minuten.<br />

MCQUEEN: Ich wollte die Zuschauer sofort ins tiefe<br />

Wasser stoßen. Sie können ja schwimmen.<br />

MITCHELL: Zu Beginn des Films wechseln Sie von<br />

einer Sexszene während der Gefangenschaft Solomons zu<br />

einer Szene zwischen ihm und seiner Frau vor seiner Entführung.<br />

Beide Male sieht man die Schauspieler Stirn an<br />

Stirn im Profil und hat den Eindruck großer Intimität.<br />

MCQUEEN: Ich glaube, die Sexszene während seiner<br />

Gefangenschaft hat mich deswegen interessiert, weil im<br />

Leben eines Sklaven alles kontrolliert wird – welche<br />

Kleidung er trägt, wann er isst, wann er schläft, einfach<br />

alles. In diesem kurzen Augenblick, in dem diese zerbrochene<br />

Frau die Nähe eines Menschen sucht, den sie<br />

nicht kennt, findet sie ihre Freiheit wieder ... um gleich<br />

nach ihrem Orgasmus wieder in ihrer trostlosen Realität<br />

zu landen.<br />

"Sklaverei gehˆ rtzur<br />

Geschichte. Also<br />

liegt es nahe, dass es<br />

Filme ¸ ber sie gibt"<br />

.<br />

!"#<br />

MITCHELL: Sie hat kurz die Kontrolle über ihr Leben.<br />

MCQUEEN: Ja, für einen Moment kann sie sich menschlich<br />

fühlen. Diese Szene steht am Beginn des Films, weil sie<br />

auch emotional in das Herz der Geschichte führt. Sicher<br />

hätte man auch chronologisch erzählen und mit Solomon<br />

beginnen können, einem Mann, der eines heiteren Tages in<br />

Saratoga, New York, entführt und in die Sklaverei verschleppt<br />

wird. Aber mir wäre das zu linear. Für mich ist<br />

Film Kunst – so etwas wie Malerei oder Musik oder<br />

Bildhauerei. Einer Erzählung Struktur zu geben ist so<br />

ähnlich, wie Farben auf einer Leinwand zu verteilen.<br />

Außerdem sind Zuschauer intelligent. Sie wollen von dem<br />

herausgefordert werden, was sie zu sehen bekommen.<br />

MITCHELL: Vor allem ein Satz im Buch lebt für mich im<br />

Film weiter – jener Satz Solomons, dass Sklaven in ständiger<br />

Furcht vor Bestrafung leben.<br />

MCQUEEN: Jederzeit kann alles passieren. Die Gewalt<br />

ist ständig anwesend, und sie macht die Menschen verrückt.<br />

Sie sind immer nur eine Sekunde davon entfernt, verprügelt<br />

oder missbraucht zu werden. Manchmal kann man<br />

diese Gewalt selbst gar nicht sehen, man sieht bloß Striemen<br />

oder ein blaues Auge und muss sich zusammenreimen,<br />

was geschehen ist. Beim Filmen geht es darum, Spannungsbögen<br />

aufzubauen. Wie beim Schreiben von Gedichten<br />

muss man sich entscheiden, was man sagt und was man<br />

auslässt.<br />

MITCHELL: Ihr Umgang mit Farben ist bemerkenswert. Ich<br />

denke da an dieses schaurige Rot, das so gewalttätig wirkt.<br />

McQueens zweiter<br />

Spielfilm „Shame“ mit<br />

Michael Fassbender und<br />

Carey Mulligan handelt<br />

von der Beziehung eines<br />

Sexsüchtigen zu seiner<br />

labilen Schwester<br />

FOTOS: (linke Seite) Photoshot; Zuma Press / eyevine; interTOPICS/Joseph<br />

Martinez; (rechte Seite) ddp images; Entertainment Pictures / eyevine


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.<br />

Steve McQueen<br />

!"#<br />

FOTOS: © TOBIS Film (3)


„12 Years a Slave“<br />

mit Chiwetel Ejiofor<br />

in der Hauptrolle und<br />

Lupita Nyong’o als<br />

Mit-Gefangener erzählt<br />

die historisch verbürgte<br />

Geschichte Solomon<br />

Northups, der entführt<br />

und an Sklavenhalter in<br />

Louisiana verkauft wird<br />

Weil Solomon im Film sich oft nicht durch Worte<br />

ausdrücken darf, muss er sich andere Wege der Kommunikation<br />

suchen. Er ist auch nicht irgendein netter<br />

schlichter Kerl, dem ein Unglück widerfährt, sondern er<br />

geht, ein wenig hochmütig, mit den Leuten mit, die<br />

ihn dann kidnappen, er will mit ihnen auf Tour gehen. Für<br />

mich besteht die Gemeinsamkeit von Solomon und<br />

Brandon in Shame vor allem darin, dass beide nicht zu den<br />

Helden gehören, die man üblicherweise in Filmen zu<br />

sehen bekommt. Sie sind keine Supermänner – sie sind<br />

einfach nur Menschen, ganz normale Männer. Mich<br />

hat an Solomons Geschichte berührt, dass er es in der<br />

schrecklichen Umgebung, in die er geraten ist, immer<br />

noch schafft, sich seine Humanität zu bewahren, obwohl<br />

alles, was mit ihm und um ihn herum geschieht,<br />

unmenschlich ist.<br />

MITCHELL: Ist für Sie die Idee von Unschuld wichtig?<br />

MCQUEEN: Ja und nein. Ich glaube zwar, dass Solomon bis<br />

zu einem bestimmten Grad unschuldig ist, aber es verhält<br />

sich ein wenig komplizierter. Seine Unschuld wird auf<br />

die Probe gestellt – zum Beispiel, als ihn Patsey, die von<br />

Lupita Nyong’o gespielt wird, darum bittet, sie zu töten.<br />

Seine Reaktion erschöpft sich darin, sich von ihr abzuwenden.<br />

So etwas geschieht, wenn man in der Dunkelheit,<br />

in die man gestoßen wurde, zu sehr beschädigt<br />

wird. Man verliert das Vermögen, unschuldig zu bleiben,<br />

wird ein anderer Mensch. Das war es, was mich an der<br />

Frage der Unschuld interessiert hat.<br />

MITCHELL: In der Szene mit Patsey, auf die Sie anspielen,<br />

scheint es, als wolle Solomon darum kämpfen, sich die<br />

letzten Reste seiner Unschuld zu bewahren, und falls er ihr<br />

in ihrem Vorhaben beistünde …<br />

MCQUEEN: Richtig. Er könnte ihr ihre Bitte niemals erfüllen.<br />

Aber er geht nicht einfühlsam mit ihr um, sondern<br />

behandelt sie äußerst aggressiv. Er wirft alles zu Boden<br />

und sagt: Wie kannst du von mir verlangen, dir bei einer<br />

so einer gottverlassenen Tat beizustehen? Er tröstet sie<br />

nicht. Ich glaube, er ist in<br />

seiner Reise an einem Punkt<br />

angekommen, an dem er, um<br />

überleben zu können,<br />

selbstsüchtig sein muss. Er<br />

muss an sich selbst denken<br />

und daran, wie er den<br />

nächsten Tag überlebt, nicht<br />

an andere Menschen.<br />

MITCHELL: Michael<br />

Fassbender, der den brutalen<br />

Sklavenhalter Epps spielt,<br />

hat eine ungeheure Präsenz.<br />

Alles an ihm ist impulsiv.<br />

MCQUEEN: Epps hat sich<br />

in Patsey verliebt. Er liebt<br />

sie, und er hasst sich dafür. Er hasst sich, weil er eine<br />

Sklavin liebt – weil er diese schwarze Frau liebt. Das<br />

Lustige an der Liebe ist ja, dass sie sich nicht kontrollieren<br />

lässt. Sie geschieht einfach. Man kann sie nicht nach Belieben<br />

einschalten und wieder ausschalten, sondern sie hat<br />

etwas Beharrliches. Deswegen hasst er sich. Deswegen<br />

hasst er alles. Wir bekommen es also mit einem Mann zu<br />

tun, in dem sehr viel Zorn und sehr viel Sehnsucht toben,<br />

was sich eben auf eine sehr körperliche Weise ausdrückt<br />

– meistens als Gewalt.<br />

MITCHELL: Sie haben in allen Ihren Filmen mit Michael<br />

Fassbender zusammengearbeitet. Wie kann man sich das<br />

vorstellen? Wie sprechen Sie miteinander?<br />

MCQUEEN: Michael liest das Drehbuch, wir unterhalten<br />

uns über seine Rolle, dann proben wir, und erst in den<br />

Proben finden wir gemeinsam eine endgültige Form. Für<br />

mich sind Proben sehr wichtig, und Michael ist mir<br />

darin schnell entgegengekommen.<br />

MITCHELL: Die Hingabe, mit der Fassbender sich in seine<br />

Rolle wirft, ist bemerkenswert.<br />

MCQUEEN: Er hatte nichts zu verlieren. Es gibt diese<br />

Vergewaltigungsszene mit Epps und Patsey, in der er sie<br />

schlägt. Michael ist mitten in dieser Szene ohnmächtig<br />

geworden, während er sie würgte. Beim Drehen habe ich<br />

das nicht einmal mitbekommen, er hat es mir erst fünf<br />

Monate später erzählt. Das ist ein gutes Beispiel für die<br />

Konzentration und die Intensität, die er mitbringt. Er<br />

geht in diese dunklen Bereiche, weil er ein Künstler ist, so<br />

wie auch Chiwetel und Lupita Künstler sind. Es gibt<br />

nicht viele Schauspieler von ihrem Schlag.<br />

„Wenn man zu sehr<br />

beschädigt wird, verliert<br />

man das Vermögen,<br />

unschuldig zu bleiben“<br />

MITCHELL: Mit Chiwetel haben Sie zum ersten Mal<br />

gedreht. Wie lief der Prozess mit ihm ab?<br />

MCQUEEN: Ganz anders. Ich hatte die Sorge, dass es mit<br />

ihm schwierig werden würde, weil ich ihn nicht kannte<br />

und weil es für mich notwendig ist, dass mir die Schauspieler<br />

vertrauen können. Also mussten wir einander erst<br />

kennenlernen. Das hat ein wenig gedauert, aber dann<br />

wurde es toll. Es war wie mit Michael in Hunger – wenn<br />

eine Geschichte so extrem ist, muss man einander vertrauen<br />

können, damit man gemeinsam in diese mentalen<br />

Bereiche, ins Herz der Finsternis vordringen kann. Es<br />

war faszinierend, dabei zuzusehen, wie Chiw sich für die<br />

Geschichte immer weiter öffnete, bis er zu Solomon<br />

selbst wurde.<br />

MITCHELL: Ich muss Ihnen eine Frage stellen, die<br />

Ihnen sicher noch häufiger begegnen wird: Haben Sie<br />

Django Unchained gesehen?<br />

MCQUEEN: Ja.<br />

MITCHELL: Und?<br />

MCQUEEN: Für mich ist Tarantino ein großartiger<br />

Regisseur. Es gibt Aspekte an Django Unchained, mit<br />

denen ich nichts anfangen kann, aber ich fand den<br />

Film interessant. Als ich mich mit Tarantino getroffen<br />

habe, war er immer noch mit den Dreharbeiten beschäftigt,<br />

während ich gerade erst mit meinem Film begonnen<br />

hatte. Aber sein Film war ein Bezugspunkt für<br />

mich, weil ich ja einen ganz anderen Film machte.<br />

MITCHELL: Mit allen drei Filmen, die Sie gemacht haben,<br />

ist es Ihnen gelungen, Diskussionen auszulösen. Haben<br />

Sie es je darauf angelegt?<br />

MCQUEEN: Nein. Für mich ist der einzige Grund dafür,<br />

einen Film zu drehen, dass ich eine interessante<br />

Geschichte erzählen will. Ich nehme mir nicht vor,<br />

Diskussionen auszulösen. Ich hoffe vielleicht, dass es so<br />

kommt, aber es ist nicht meine Absicht.<br />

.<br />

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Бauty Fragrances<br />

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der Sinne<br />

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Fot Pawel Pysz<br />

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Terra“ von GIORGIO ARMANI BEAUTY<br />

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Die Partysaison ist eröffnet!<br />

Endlich dürfen Nagellacke, Lippenstifte<br />

und Lidschatten wieder<br />

mit der Discokugel um die Wette<br />

funkeln. Hier unsere Playlist:<br />

Foto Maxime Poiblanc<br />

Im Uhrzeigersinn von oben links: Pinsel aus<br />

dem „Skinny Wrap Brush“-Set von SEPHORA<br />

COLLECTION, ca. 27 €. Lippenstift „Le Rouge No.<br />

204 Rose Boudoir“ von GIVENCHY, ca. 34 €. Lippenstift<br />

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Fusion Mono No. 661 Météore“ von DIOR, ca. 30 €.<br />

Rot glitzernder Überlack „a cut above“ von ESSIE,<br />

ca. 8 €. Nagellack „Le Vernis No. 483 Vendetta“ von<br />

CHANEL, ca. 24 €. Rotgoldener Nagellack „The Nail<br />

Lacquer Ruby“ von DOLCE & GABBANA, 18 €.<br />

Goldenes, hochpigmentiertes Lidschatten/Eylinergel:<br />

„Eye Paint Iskandar“ von NARS, 25 €. Limitierte<br />

Lidschattenedition: „City Drive Arty“-Palette von<br />

YVES SAINT LAURENT, ca. 60 €. Limitierte Lipglosspalette<br />

aus der Antonio Lopez Edition „3 Lips/Fuchsia“<br />

von MAC, 32 €. Silbern glitzernder Nagellack:<br />

„Enamora Hi-Shine Nail Lacquer No. 148 Glinda“<br />

von MARC JACOBS BEAUTY, ca. 13 €. Exklusiv bei<br />

Sephora! Mit Iris, Sternanis und Rosenwasser: „Marchesa<br />

Parfum d‘Extase“-Rollerball von MARCHESA,<br />

ca. 18 €. „Intense Colour Lipgloss No. 110 Ruby“ von<br />

DOLCE & GABBANA, ca. 23 €. Golden Glow: „Luminizing<br />

Face Enhancer & Refill“ von CLÉ DE PEAU,<br />

ca. 70 €. Für tief violette Augen: „Eye Paint Tatar“<br />

von NARS, 25 €. Passt in die kleinste Clutch: „After<br />

Hours Compact“ mit einem mattierenden, transparenten<br />

Puder. Von ESTÉE LAUDER, ca. 64 €.<br />

Бauty News<br />

345<br />

Für Sieger<br />

Luna Rossa heißt der Katamaran<br />

des italienischen America’s<br />

Cup Team, das von Prada ins<br />

Rennen geschickt wird.<br />

2013 war die Crew erfolgreich<br />

und bekommt unter gleichem<br />

Namen einen Siegerduft: Die<br />

neue „Extreme“-Version zeigt<br />

eine beinahe feminine Seite mit<br />

Lavendel, Vanille und Amber.<br />

„Luna Rossa Extreme“, EdP ab 67 €<br />

ILLUSTRATION: Monja Gentschow<br />

&!1,*)(*)<br />

Die Geschichte<br />

begann im Jahr<br />

1799 in Londons<br />

eleganter Bond<br />

Street mit einer<br />

Pomade und wird<br />

nun fortgesetzt.<br />

Mit Düften, die<br />

auf sehr moderne<br />

Weise die britische<br />

Parfümkunst<br />

widerspiegeln.<br />

Im 2er-Set ca. 38 €,<br />

über www.nichebeauty.com<br />

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Die Modedesignerin Mary Katrantzou<br />

und Maria Hatzistefanis, Gründerin<br />

von Rodial Skincare, verbinden nicht<br />

nur ihre griechischen Wurzeln. Jetzt<br />

entwickelten sie zusammen eine von<br />

Zitrus noten inspirierte Duftkerze mit<br />

Fashionappeal.<br />

Hongkong<br />

*&!2+&0<br />

China und Nachhaltigkeit verhalten sich<br />

eigentlich zueinander wie Feuer und Wasser.<br />

Aber Ausnahmen wie der Organic Beauty<br />

Store „Beyorg“ gehen mit gutem Beispiel voran.<br />

Hier findet der bewusst Reisende nicht nur<br />

natürliche Produkte aus aller Welt, sondern kann<br />

dem Jetlag mit Aromatherapie, Massagen<br />

und Anti-Aging-Facials entspannt entgegensehen.<br />

Der Bär als Markenzeichen<br />

– oben die Seife „24<br />

Old Bond Street“, ca. 25 €<br />

FOTOS: Maxime Poiblanc, Styling: Shinyoung Ma; PR (5)


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12. OKTOBER 2013 - 8. FEBRUAR 2014<br />

GALERIE BASTIAN<br />

AM KUPFERGRABEN 10 · 10117 BERLIN<br />

DO-FR 11-17.30 Uhr, SA 11-16 Uhr<br />

www.galeriebastian.com<br />

ANLÄßLICH DER AUSSTELLUNG ERSCHEINT EINE UMFANGREICHE PUBLIKATION.<br />

Joseph Beuys »Altes Meer mit Flugechse« 1956 © Joseph Beuys Estate / VG Bild-Kunst, Bonn 2013


.<br />

Jeanne<br />

DARK<br />

Night & Life<br />

"#$<br />

Jeanne Tremsal hat den größten Teil ihres jungen Lebens<br />

in Paris verbracht. Und einige Jahre in München. Jetzt lebt<br />

sie in Berlin und testet für uns das Nachtleben der Republik<br />

!amals in der Ersten Liga – ein<br />

kleiner, zuerst roter, danach<br />

froschgrüner und jetzt nicht mehr<br />

existierender Kellerclub in München – war er<br />

mir sofort aufgefallen. Wahrscheinlich, weil<br />

er mit nacktem Oberkörper wild auf der<br />

Tanzfläche herumsprang. Irgendwann fiel ich<br />

ihm auf. Er zog mich an sich, und wir<br />

tanzten sehr langsam und ein wenig ungelenk<br />

einen Schieber, genau wie in La Boum. Dann<br />

fragte er mich auf Französisch – woher wusste<br />

er, dass ich Französin bin? –, wie alt ich sei.<br />

Viel zu alt für dich, sagte ich, es sollte kokett<br />

klingen, aber tat es wohl nicht. „Wenn du<br />

meinst“, sagte er, drehte sich um und ging.<br />

Ganz schön cool für einen 17-Jährigen.<br />

Natürlich lief ich ihm nach. Jetzt, nach sechs<br />

Jahren, sind wir immer noch befreundet.<br />

Mittlerweile sind der kleine Amédée und sein<br />

Bruder Milen, zusammen auch die Tills<br />

genannt, in der ganzen Stadt bekannt. Heute<br />

Nacht ziehe ich mit den beiden durch München.<br />

Wir verabreden uns in der Straßenbahn,<br />

Linie 16, Station Wiener Platz, 21.07<br />

Uhr. Der perfekte Treffpunkt. Straßenbahnen<br />

in München sind etwas Wunderbares,<br />

es sieht in ihnen aus wie im Wartezimmer<br />

eines Krankenhauses, nur noch sauberer.<br />

Über der ganzen Stadt schwebt ein leichter<br />

Bratwurstduft. Überall sind kleine Stände<br />

aufgebaut, an denen man Bier oder eben<br />

Bio-Bratwurst bekommt. Die Menschen<br />

tragen mit großer Ernsthaftigkeit ihre<br />

Trachten. Gute Laune. In München scheinen<br />

alle immer im Urlaub. Bastian Schweinsteiger<br />

sitzt auf der Terrasse eines mittelmäßigen<br />

Italieners und lächelt mich an, als ich an ihm<br />

vorbeigehe. Sofort fühle mich sehr wohl<br />

in München. Unsere erste Station ist die<br />

Robinson Bar, die oft auch Die 14 genannt<br />

wird, weil die Bar eigentlich keinen Namen<br />

hat, aber der Besitzer Robinson heißt und<br />

seine Bar in der Corneliusstraße 14 ist. Vor<br />

dem Robinson: eine Traube von Menschen.<br />

Die Tills werden von jedem Einzelnen<br />

euphorisch begrüßt. Alle sind irgendwie gut<br />

aussehend und unglaublich jung. Die<br />

jungen Männer tragen sehr tief sitzende, nach<br />

unten eng zulaufende, sehr hochgekrempelte<br />

dunkelblaue Hosen. Dazu weiße T-Shirts und<br />

Segelschuhe. Es lässt sie wie kleine Franzosen<br />

aussehen. Die Mädchen sind hübsch,<br />

unschuldiger und niedlicher als in Berlin. Ich<br />

brauche einen Drink. Der Laden ist dunkel,<br />

heiß und so klein, dass es von der Eingangstür<br />

bis zur Bar zwar nur zwei Schritte sind,<br />

man für diese zwei Schritte aber 15 Minuten<br />

braucht, so voll ist es. Die wohlhabenden,<br />

wohlriechenden und charmanten jungen<br />

Leute hier trinken lieber Longdrinks als Bier,<br />

also bestelle ich mir einen Gin Tonic. Es ist<br />

der stärkste Gin Tonic meines Lebens. Hier<br />

gefällt es mir. Noch bin ich aber nicht<br />

betrunken genug, um das Geschubse stilvoll<br />

ignorieren zu können, also ziehen wir weiter in<br />

eine Erwachsenenbar, in das Schumann’s.<br />

Als ich das erste Mal hier war, im alten<br />

Schumann’s, trug ich ein Dirndl. Ich kam<br />

zusammen mit meiner Freundin Mavie direkt<br />

von der Wiesn und war von Kopf bis Fuß<br />

in Bier getränkt, weil jemand eine Mass über<br />

mich gegossen hatte. Wir machten das<br />

Schumann’s kurzerhand zum Bierzelt und<br />

tanzten auf den Tischen. Charles und seine<br />

Mannschaft freuten sich. Wir sahen natürlich<br />

auch entzückend aus in unseren Dirndln.<br />

Im jetzigen Schumann’s wäre so etwas schwer<br />

vorstellbar. Dennoch große Freude, als Don<br />

Charles uns begrüßt, immer noch so gut<br />

aussieht und uns sofort einen Tisch gibt. Wir<br />

bestellen drei Moscow Mules. Ich blicke<br />

durch den Raum, der für meinen Geschmack<br />

Foto Maxime Ballesteros<br />

etwas zu hoch ist, und stelle fest, dass ich<br />

niemanden kenne. Schlimmer ist, dass ich<br />

hier niemanden kennen will.<br />

Drinks leer, wir gehen. Wir dürfen keine<br />

Zeit verlieren, schließlich haben wir ein<br />

volles Programm. Eigentlich wäre die nächste<br />

Station die Bar Gabányi. Stefan Gabányi<br />

war früher der tollste Barmann im Schumann’s<br />

und ist jetzt der einzige Mann, der mit<br />

Abraham-Lincoln-Koteletten nicht lustig,<br />

sondern tatsächlich gut aussieht. Leider<br />

schaffen wir es in dieser Nacht nicht mehr.<br />

Es ist Mitternacht, und die beiden Tills<br />

müssen noch auflegen. Es geht direkt in die<br />

Rubybar, einen temporären Club in einer<br />

ehemaligen Pizzeria. Die Wände sind pink, in<br />

der Mitte steht ein großes Pferd. Ein Ort,<br />

den man eher in Berlin als in der Münchner<br />

Innenstadt vermutet. Vor dem Club warten<br />

schon ungefähr 300 Leute. Was ist bloß los<br />

in München? Ich überlege kurz, ob ich<br />

nicht einfach im Taxi sitzen bleiben und nach<br />

Hause fahren soll. Aber die Tills kennen<br />

natürlich den Hintereingang. Sie legen im<br />

Keller auf. Die Party ist very secret, und die<br />

Treppe, die zu ihr führt, wird streng bewacht.<br />

Deckenhöhe 1,80 Meter, Licht quasi nicht<br />

vorhanden, zwei Plattenspieler, in den Ecken<br />

ein bisschen Sperrmüll, die Bar ist ein<br />

Biertisch. Perfekte Ausstattung also. Noch sind<br />

wir die Einzigen. Ich bin aufgeregt, wie<br />

damals auf meinen ersten Partys. Vielleicht<br />

ist München noch nicht so verbraucht,<br />

nicht so verwöhnt. In diesem Keller könnte<br />

heute Nacht noch etwas Besonderes<br />

geschehen. Wie damals, als ich nach Berlin<br />

kam. Wir trinken Wodka Ginger Ale<br />

und dazu Wodka Shots und rauchen viele<br />

Zigaretten. Irgendwann kommt Bella, die<br />

Cousine von Uschi Obermaier. Und ein paar<br />

Jungs mit zu engen T-Shirts und zu großen<br />

Muskeln. Stimmt, wir sind ja in München,<br />

das hatte ich kurz vergessen. Plötzlich ist es<br />

voll. Die Luft vibriert. Es wird heiß. Die<br />

Haare kleben im Gesicht. Die Tills legen auf.<br />

Ich tanze und lasse meine Haare im Wind<br />

des kleinen Ventilators auf dem DJ-Pult<br />

fliegen. Ich fühle mich wie 18 und will nie<br />

wieder nach Hause. Herrlicher Abend,<br />

herrliches München.<br />

FOTOS: privat (9)


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Cory Kennedy bei der „Another<br />

Magazine“-Party in Paul’s Baby<br />

Grand, New York<br />

Juergen Teller und Olivier Zahm bei der New Yorker Purple Party<br />

Sky Ferreira und André Saraiva beim „Another Magazine“-<br />

Dinner mit Matchless im Marlton, New York<br />

Robert Montgomery und Camille Bidault-Waddington bei der<br />

„Another Magazine“-Party in Paul’s Baby Grand, New York<br />

Theo Wenner bei der „Another Magazine“-<br />

Party in Paul’s Baby Grand, New York<br />

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Abfahrt<br />

NYC<br />

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Fotos Olivier Zahm<br />

Tati Cotliar beim „Another Magazine“-<br />

Dinner mit Matchless im Marlton, New York<br />

Casey Spooner und Sarah Andelman<br />

beim „Another Magazine“-Dinner mit<br />

Matchless im Marlton, New York<br />

James Goldstein bei der Enthüllung von Jeff Koons’<br />

„Balloon Venus“ für Dom Pérignon, New York


.<br />

Kostas Murkudis und<br />

Katja Rahlwes<br />

Alice Dellal<br />

Susanna Nadler und Sue Giers<br />

Til Nadler und Caroline Gaimari<br />

Olivier Zahm und<br />

Martin Eder<br />

CLOSED<br />

Dinner<br />

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Maxime Ballesteros<br />

Lily McMenamy<br />

Malgosia Bela


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Look<br />

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FOTO Maria Ziegelböck<br />

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Lisa Bonet<br />

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