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November 2013<br />
4 Euro<br />
-#4&+(#%<br />
Magazine<br />
the<br />
year<br />
$#'0!'4'%05!6789<br />
Jung & schön:<br />
Juergen!"#$$#%!fotografiert Frankreichs<br />
neuen Star MARINE VACTH<br />
<strong>Naomi</strong>!&'()*#$$ <strong>trifft</strong> <strong>Courtney</strong> $+,#!<br />
MODE in Black & White,<br />
von Isabel ('%'-" und Calvin .$#/-<br />
+<br />
JASNA FRITZI BAUER<br />
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KEVIN SYSTROM<br />
Steve (123##-<br />
MICHAEL B. JORDAN<br />
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ROSÉ VINTAGE 2003<br />
A LIMITED EDITION BY JEFF KOONS<br />
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Cate Blanchett, S. 47<br />
SMALL TALK<br />
Kleine Gespräche mit großen Leuten<br />
S. 23<br />
Nhu Dong, S. 32<br />
Rodarte, S. 64<br />
Editorial<br />
Impressum<br />
Mitarbeiter<br />
Abonnement<br />
Hersteller<br />
S. 13<br />
S. 14<br />
S. 18<br />
S. 45/171<br />
S. 177<br />
Talents<br />
Auf dem Weg nach vorne oben<br />
Nicola Karlsson Deathcrush<br />
S. 28 S. 30<br />
!"#$%"&'<br />
Aussehen wie Nhu Dong<br />
S. 32<br />
WOW<br />
Schöne Dinge für den November<br />
S. 34<br />
FOTOS: ©2013 Warner Bros. Ent.; privat; Courtesy of Rodarte; Bjarne Jonasson, Styling: Clare Byrne; Andreas Lux; Joachim Mueller-Ruchholtz, Styling: Clare Byrne; PRPS<br />
Bambi, S. 68<br />
Meaghan, S. 56<br />
Donwan Harrell, S. 36<br />
Cocktailringe, S. 43<br />
Now<br />
Kultur im November<br />
S. 46<br />
Michael B. ()*+,- &<br />
Forest ./0%,1'*<br />
Der Forest Whitaker der nächsten 50 Jahre<br />
<strong>trifft</strong> das Original<br />
S. 50<br />
0$,2'&#!,*,-%<br />
Die Pariser Designerin gibt’s jetzt für alle<br />
S. 52<br />
DEBÜTANTINNEN<br />
Die New Faces von New York im Gipsy Style<br />
S. 54<br />
&0'2'#34*$#&'2'-<br />
Julia von Boehm und ihr Vater Gero<br />
über ihre Seelenverwandtschaft<br />
S. 60<br />
('.'&&'*"#.,%5/'$##<br />
Wem die Stunde funkelt<br />
S. 62<br />
RODARTE<br />
„Ich surfe nicht, kann nicht kiffen, und<br />
meine Eltern waren keine Hippies.“ Dafür ist die<br />
Mode von Laura Mulleavy ein Knaller<br />
S. 64<br />
2,!20 trägt *'/<br />
S. 68<br />
Kevin $"$%*)!<br />
Der Mann, dem wir Instagram verdanken<br />
S. 72<br />
HAPPY BIRTHDAY!<br />
Vor 30 Jahren gründete Franco Moschino sein<br />
eigenes Label. Weil ihn Modelabels so nervten<br />
S. 74<br />
!0&'$#()/-$)-<br />
Der Levi’s-Chefdesigner<br />
über das Glück perfekter Jeans<br />
S. 76<br />
.<br />
Inhalt
GRUNGE<br />
Endlich mal Retro-Mode, in der man<br />
sich jung, stark und rebellisch fühlt<br />
S. 80<br />
.<br />
<strong>Courtney</strong> !"#$ &<br />
<strong>Naomi</strong> %&'()$!!<br />
Ein entspanntes Gespräch zweier Frauen, die der<br />
Welt bei Bedarf den Mittelfinger zeigen<br />
S. 94<br />
FOTOS: Juergen Teller, Styling: Julia von Boehm; Pawel Pysz, Make-up: Mathias van Hooff; Maria Ziegelböck, Styling: Kathi Kauder; Sharif Hamza, Styling: Julia von Boehm; Kira Bunse, Styling: Klaus Stockhausen<br />
Jasna Fritzi Bauer, S. 134<br />
Marine Vacth, S. 100<br />
Calvin Klein, S. 112<br />
Black Dress, S. 142<br />
Make-up, S. 160<br />
)$&2.;<br />
Kolumne<br />
S. 166<br />
Beauty<br />
Trends &<br />
News<br />
S. 168<br />
'&*+,$-#&%./<br />
Der neue französische<br />
Superstar im Gespräch mit<br />
Regisseur François Ozon<br />
S. 100<br />
ITALO ZUCCHELLI<br />
So tickt der Kreativchef der<br />
Männerkollektion von Calvin Klein<br />
S. 112<br />
0$+11$1-&!)2'<br />
Mode, die leuchtet. Fotografiert von<br />
Patrick Demarchelier<br />
S. 120<br />
JASNA FRITZI<br />
BAUER<br />
Ist 24, spielt am Burgtheater und rollt<br />
jetzt in Scherbenpark das Kino auf. Eine<br />
Begegnung mit der aufregendsten<br />
deutschen Schauspielerin seit Langem<br />
S. 134<br />
)!&%3-4*$11<br />
Schwarz ist das neue Schwarz<br />
S. 142<br />
Steve-'562$$,<br />
Ins Herz der Finsternis: Der britische<br />
Regisseur beschäftigt sich in seinem neuen Film<br />
mit der Geschichte der Sklaverei<br />
S. 152<br />
478.$-92'-<br />
1%/0&%/0$*4$,<br />
S. 158<br />
GESICHT ZEIGEN!<br />
Make-up für Nachtschwärmer<br />
S. 160<br />
PARTY<br />
S. 172<br />
:$&,,$-4&*3<br />
Nightlife: Eine Pariserin in München<br />
S. 170<br />
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Neue Kollektion<br />
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.<br />
EDITORIAL<br />
!"<br />
FOTOS: Maria Ziegelböck, Styling: Kathi Kauder;<br />
Juergen Teller, Styling: Julia von Boehm, privat<br />
Jasna Fritzi Bauer<br />
FOTO Maria Ziegelböck<br />
STYLING Kati Kauder /<br />
Rock HERMÈS Mantel<br />
STELLA McCARTNEY<br />
Pullover DOLCE &<br />
GABBANA<br />
Marine Vacth<br />
FOTO Juergen Teller<br />
STYLING Julia von<br />
Boehm / Kleid<br />
CHRISTOPHER KANE<br />
#as scheinbar rein modische Thema Grunge bezeichnet in<br />
Wahrheit den bisher letzten großen Umbruch in unserer Gesellschaft.<br />
Denn ohne die roh herausgeschrienen Sounds<br />
aus Seattle, die das Gesäusel von Michael Jackson bis Madonna niederrockten,<br />
wäre unsere Welt eine andere. Wie andere Ende der 60er-Jahre<br />
rebellierten Bands wie Nirvana, Hole oder Pearl Jam gegen die geschniegelten<br />
Formationen, die bis dahin die Charts dominierten. Sie<br />
lieferten den Look – Sneakers, Flanellhemden, ungewaschene Haare –,<br />
der interessanterweise auf Anhieb funktionierte, dem Establishment<br />
auf die Füße trat und gleichzeitig den hysterisch kostümierten Punks.<br />
Der wohl wichtigste Chronist dieser Bewegung hieß Juergen Teller.<br />
Ein frühes Bild von ihm, an das ich mich erinnere, zeigt einen erfrorenen<br />
Hund in einer Mülltonne, geknipst auf einem Wochenendtrip<br />
in Prag. Eine Definition des Wortes $Sehenswürdigkeit%, die<br />
alles Bisherige infrage stellte. Er bleibt bei dieser Perspektive, wenn<br />
er später Mode fotografiert, Models, Schauspielerinnen. Alte Frauen<br />
sehen immer alt aus auf seinen Bildern, auch junge erscheinen nie<br />
schöner, als sie sind. Aber jede behält ihre Würde, gewinnt Persönlichkeit.<br />
Frankreichs neuer Superstar Marine Vacth kam schwanger zu<br />
unserem Shooting in Paris, Stylistin Julia von Boehm nahm’s ge-<br />
lassen, ließ die Reißverschlüsse einen Spalt weit offen. Juergen Teller<br />
fand’s perfekt: $Ihr Zustand hat sie zwar schüchtern gemacht –<br />
aber dafür leuchtet sie auf eine ganz besondere Art.%<br />
Unterwegs in Paris, zwischen Shooting<br />
und Schauen: International Fashion Director<br />
Julia von Boehm und Lisa Feldmann
.<br />
Impressum<br />
EDITOR IN CHIEF<br />
!"#$%&'!()*++<br />
Executive Editor PETER PRASCHL<br />
Creative Direction Art DIMITRI JEURISSEN<br />
and SANDER VERMEULEN for BASEDESIGN<br />
Art Director DOMINIK SCHATZ<br />
Fashion Director KLAUS STOCKHAUSEN<br />
Photography Director FRANK SEIDLITZ<br />
Senior Editor HARALD PETERS<br />
Editors HEIKE BLÜMNER, RAHA EMAMI KHANSARI (Junior)<br />
Beauty Editor BETTINA BRENN<br />
Assistant Photography DOROTHEA FIEDLER<br />
Assistant Fashion RÉKA MARIA PROBST<br />
Assistant Editorial WIEBKE SCHUIRMANN<br />
Intern DENISE BODDEN<br />
International Fashion Director JULIA VON BOEHM<br />
International Editor at Large NAOMI CAMPBELL<br />
International Editor ALIONA DOLETSKAYA<br />
Art Department<br />
FRITZ MARLON SCHIFFERS, OLE A. H. TRUDERUNG<br />
Digital<br />
Executive Editor NINA SCHOLZ, Junior Editor KATHARINA BÖHM<br />
Interns DENISE AMEND, ALEXANDRA GOLOWINA<br />
Managing Editor & Chef vom Dienst SILKE MENZEL<br />
Textchefin ELISABETH SCHMIDT<br />
Schlussredaktion ULRIKE MATTERN, RALPH SCHÜNGEL,<br />
KERSTIN SGONINA<br />
MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />
Ludger Booms, Vladimir Burlakov, Clare Byrne, Vanessa Chow,<br />
Gro Curtis, Jessica Dos Remedios, Caroline Drucker,<br />
Nhu Duong, Anika Göhritz, David Fahey, Sönke Hallmann,<br />
Mathias van Hoff, Friederike Jung, Kathi Kauder, Helmut Krähe,<br />
Claudia Kühne, Karl Templer, Jeanne Tremsal, Forest Whitaker<br />
Casting by Samuel Ellis Scheinman for DMCasting<br />
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Abo<br />
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FOTOGRAFEN DIESER AUSGABE<br />
Maxime Ballesteros, Tatjana Bilger, Kira Bunse, Francesco Carrozzini,<br />
Patrick Demarchelier, Christian Ferretti, Robbie Fimmano,<br />
Sharif Hamza, Gregory Harris, Markus Jans, Bjarne Jonasson, Jan Kapitän,<br />
Sebastian Kim, Claudia Klein, Tarjei Krogh, Matt Lambert, Andreas Lux,<br />
Craig McDean, Joachim Mueller-Ruchholtz, Maxime Poiblanc,<br />
Markus Pritzi, Pawel Psyz, Terry Richardson, Hannes Rohrer, Joe Schmelzer,<br />
Juergen Teller, Olivier Zahm, Maria Ziegelböck<br />
PRODUKTION<br />
Lithografie Max-Color, Wrangelstraße 64, 10997 Berlin<br />
Druck Mohn Media Mohndruck GmbH,<br />
Carl-Bertelsmann-Straße 161 M, 33311 Gütersloh<br />
Manufacturing Director Oleg Novikov<br />
Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt<br />
Lisa Feldmann<br />
Board of Directors <strong>Interview</strong> Publishing House Germany<br />
VLADISLAV DORONIN, BERND RUNGE<br />
BMP Media Holdings, LLC, Chairman PETER M. BRANT
Impressum<br />
.<br />
HERAUSGEBER & GESCHÄFTSFÜHRER<br />
!"#$%&'()*+<br />
PUBLISHING DIRECTOR<br />
,$-.&/0123)*<br />
Assistentin der Geschäftsführung: VIKTORIA MOSIN<br />
Tel.: 030/2000 89-126, viktoria.mosin@atelier-publications.de<br />
ANZEIGEN<br />
Advertising Director IRIS GRÄBNER<br />
Tel.: 030/2000 89-120, iris.graebner@atelier-publications.de<br />
Advertising Sales Manager (Nielsen IIIb, IV, Österreich) ANKE SAUERTEIG<br />
Tel.: 089/95 47 78 59, anke.sauerteig@atelier-publications.de<br />
Italien FABIO MONTOBBIO<br />
Rock Media, Largo Cairoli, 2, 20121 Mailand<br />
Tel.: 00 39/02/78 26 08, info@rockmedia.it<br />
Frankreich, Großbritannien und USA CHARLOTTE WIEDEMANN<br />
Tel.: 030/2000 89-129, charlotte.wiedemann@atelier-publications.de<br />
Advertising Service Manager SUSANN BUCHROTH (Ltg.), EVA BAUREIS<br />
Tel.: 030/2000 89-127, susann.buchroth@atelier-publications.de<br />
Communications Manager CHARLOTTE WIEDEMANN<br />
Marketing Manager WILKIN SCHRÖDER<br />
Assistenz KATHLEEN MASSIERER, Tel.: 030/2000 89-165<br />
IT Manager PATRICK HARTWIG<br />
Office Manager HILKO RENTEL<br />
Verantwortlich für Anzeigen<br />
Atelier Publications Deutschland GmbH & Co. KG<br />
Mommsenstraße 57, 10629 Berlin<br />
Tel.: 030/2000 89-0, Fax: 030/2000 89-112<br />
Geschäftsführer ANJA SCHWING<br />
VERTRIEB<br />
PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />
vertrieb@pressup.de<br />
EINZELHEFTBESTELLUNGEN<br />
Preise, Verfügbarkeit und Bestellungen unter www.interview.de/einzelheft,<br />
bei weiteren Fragen Tel.: 030/2000 89-164<br />
BEZUGSPREISE<br />
Einzelpreis Deutschland (inkl. 7 % MwSt.):<br />
2 Euro, mit ePaper: 3 Euro, XXL-Format: 4 Euro<br />
Jahresabonnement: 18 Euro inkl. 7 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />
Jahresabonnement XXL-Format: 30 Euro inkl. 7 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />
ePaper-Abonnement: 10 Euro inkl. 19 % MwSt. (10 Ausgaben)<br />
<strong>Interview</strong>-Leserservice, PressUp GmbH, Postfach 701311, 22013 Hamburg<br />
abo@interview.de, Tel.: 040/41 448-480<br />
<strong>Interview</strong> erscheint zehnmal im Jahr in der <strong>Interview</strong> PH GmbH.<br />
Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2013.<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird<br />
keine Haftung übernommen.<br />
Andy Warhol’s <strong>Interview</strong> (TM). All rights reserved.<br />
<strong>Interview</strong> Germany is published under a sublicense from LLC Publishing House <strong>Interview</strong>;<br />
<strong>Interview</strong> is a registered trademark of <strong>Interview</strong> Inc.<br />
Reproduction in any manner in any language in whole or in part<br />
without prior written permission is prohibited.<br />
<strong>Interview</strong> PH GmbH, Mommsenstraße 57, 10629 Berlin, Tel.: 030/2000 89-0
.<br />
Mitarbeiter<br />
KATHI KAUDER<br />
stylte Jasna Fritzi Bauer (ab Seite 134). Bevor Kathi Kauder ins Reich<br />
der Mode hinabtauchte, studierte sie Kunst in Berlin. Als Stylistin für<br />
<strong>Interview</strong> und I <strong>Love</strong> You Magazine hat sie bewiesen, dass ihre Herangehensweise<br />
extrem kreativ ist. Mit ihrem Blick für Details und Sinn<br />
für Ästhetik zog sie unter anderem die Aufmerksamkeit von Marken<br />
wie Odeeh und Kaviar Gauche auf sich, die Kauder regelmäßig für<br />
Kampagnen und Schauen buchen. Für diese Ausgabe von <strong>Interview</strong><br />
hat sie die Schauspielerin Jasna Fritzi Bauer gestylt.<br />
!"<br />
JUERGEN TELLER<br />
fotografierte Marine Vacth (ab Seite 100).<br />
Spätestens seit Goethe wissen wir, dass der<br />
internationale Durchbruch geschafft ist,<br />
wenn aus dem Umlaut im Namen zwei<br />
Vokale werden. Juergen Teller, 49, wuchs<br />
in Bayern auf und studierte dort in den<br />
80er-Jahren Fotografie. Heute lebt Teller in<br />
London und gehört zu den gefeiertsten<br />
Fotografen unserer Zeit. Niemand schafft es<br />
so wie er, in einem scheinbar en passant<br />
fotografierten Bild so viele Facetten von Bedeutung<br />
unterzubringen. Wen er schon alles<br />
vor seiner Kamera hatte? Eigentlich jeden,<br />
der im Pop-, Musik- und Kunstgeschäft einen<br />
Namen hat. Aber auch Menschen ohne<br />
bekannten Namen tauchen in zahlreichen<br />
Projekten und Ausstellungen des Künstlers<br />
auf, genauso wie Stillleben und Landschaftsfotografien.<br />
Für <strong>Interview</strong> fotografierte<br />
Juergen Teller die französische Schauspielerin<br />
Marine Vacth.<br />
FRANÇOIS OZON<br />
sprach mit Marine Vacth (ab Seite 100). Mit<br />
seinem Film Sitcom, der von einer Laborratte<br />
erzählt, die das moralisch-sittliche<br />
Gefüge einer großbürgerlichen Kleinfamilie<br />
durcheinanderbringt, hatte Ozon 1998<br />
seinen Durchbruch. Seither dreht der<br />
45-jährige Regisseur rund einen Film pro<br />
Jahr und zeigt sich dabei höchst abwechslungsreich.<br />
Bei Tropfen auf heiße<br />
Steine handelt es sich um die Verfilmung<br />
eines Bühnenstücks von R. W. Fassbinder,<br />
8 Frauen ist ein Krimimusical, in dem<br />
der einzige Mann eine Leiche ist, und Ricky<br />
erzählt von einem Baby, dem plötzlich<br />
Flügel wachsen. Sollte Ozon einen Schwerpunkt<br />
haben, dann ist es seine Vorliebe<br />
für reifere Frauenfiguren. So spielte Catherine<br />
Deneuve Hauptrollen in 8 Frauen und<br />
Das Schmuckstück, und Charlotte Rampling<br />
ist gleich in dreien seiner Filme zu<br />
sehen: Unter dem Sand, Swimming Pool und<br />
Jung und schön – in Letzterem aber nur<br />
als Nebenfigur. Die Hauptrolle spielt Marine<br />
Vacth, die Ozon für uns interviewte.<br />
VLADIMIR BURLAKOV<br />
sprach mit Jasna Fritzi Bauer (ab Seite 134). Als Vladimir Burlakov mit<br />
neun Jahren von Moskau nach Deutschland übersiedelte, sprach<br />
er kein Wort Deutsch. Hört man ihn heute, würde man wiederum<br />
nie auf die Idee kommen, dass er Russisch spricht. Dennoch wird<br />
er gern als Russe besetzt. In Dominik Grafs großartiger Serie Im<br />
Angesicht des Verbrechens, in Ralf Huettners Ausgerechnet Sibirien und<br />
Bettina Blümners Scherbenpark, der Verfilmung von Alina Bronskys<br />
gleichnamigem Bestseller, der am 21. November startet. Für uns<br />
sprach er mit Jasna Fritzi Bauer, der Hauptdarstellerin des Films.<br />
CRAIG McDEAN<br />
fotografierte die Strecke „Looks Like Teen<br />
Spirit“ (ab Seite 80). Der gelernte Automechaniker<br />
Craig McDean entdeckte die<br />
Fotografie für sich, als er in seiner Freizeit<br />
Fotos von befreundeten Bands in Manchester<br />
und Umgebung schoss. 1964 im nordenglischen<br />
Middlewich geboren, zog er nach<br />
Ausbildung und Fotografiestudium nach<br />
London, wo er zunächst als Assistent von Nick<br />
Knight arbeitete. Die ersten Aufträge<br />
erhielt er von Magazinen wie i-D und The<br />
Face, seinen großen Durchbruch hatte er<br />
mit dem Buch I <strong>Love</strong> Fast Cars, in dem es um<br />
seine Liebe zu schnellen Autos geht. Er<br />
fotografierte Künstler wie Justin Timberlake,<br />
Nicole Kidman, Madonna und Björk, er<br />
schoss unter anderem Kampagnen für Gucci,<br />
Giorgio Armani und Yves Saint Laurent,<br />
wenn er nicht gerade für Magazine wie Vogue,<br />
W, Another Magazine und <strong>Interview</strong> Modestrecken<br />
fotografierte. McDean wohnt in<br />
New York und ist mit der Stylistin Tabitha<br />
Simmons verheiratet.<br />
FOTOS: Markus Pritzi; Selbstporträt Juergen Teller; Kristen Somody Whalen/Corbis; Weltkino Filmverleih; Goran Gajanin/ddp images
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Hello!<br />
Rudi aus der<br />
Serie „In Dog<br />
We Trust“ der<br />
südkoreanischen<br />
Malerin SEO<br />
sucht ein Zuhause<br />
!"<br />
FOTO: SEO, Rudi, 2012, Papiercollage auf Leinwand, 80 x 60 cm, Eingeliefert von:<br />
Galerie Michael Schultz Berlin, Courtesy Galerie Michael Schultz, Berlin © SEO, 2013<br />
Ein Bild und seine<br />
Geschichte<br />
Dieser Hund hat eine Mission: Er will in Zeiten spürbar sinkender Etats<br />
Kunst retten. Deswegen lässt er sich bei der Münchener Pin. Party 2013<br />
versteigern – zusammen mit etwa 50 Werken von Künstlern wie Georg<br />
Baselitz, Andreas Gursky oder Peter Doig. Die Erlöse reinvestiert<br />
die PINAKOTHEK in den Ankauf von Bildern, die sie sich sonst nicht<br />
leisten könnte. Die Auktionsparty am 23. November 2013 für 900<br />
geladene Gäste ist beste Performance-Kunst – sehr wild, sehr euphorisch,<br />
sehr glamourös. Willkommen in unserer November-Ausgabe!
.<br />
Small Talk<br />
!"#$%#&'#()*+,-#&.$/&'*0((#%&<br />
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35.#(& .758096& :3& (,-04$6&<br />
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!"<br />
Mies gegessen?<br />
Hollywoodstar James<br />
McAvoy, 34, musste für den Film<br />
„Drecksau“ zunehmen<br />
INTERVIEW: Gut, dass Ihre Presseagentin mich zu Ihnen<br />
gebracht hat. Ich hätte Sie sonst nicht erkannt.<br />
JAMES McAVOY: Herzlichen Dank, das freut mich. Damit<br />
gehören Sie übrigens zu 99 Prozent der Bevölkerung.<br />
INTERVIEW: Bei mir liegt es aber daran, dass ich Sie heute<br />
in Drecksau gesehen habe. Und darin sehen Sie wirklich<br />
nicht gut aus.<br />
McAVOY: Ich habe versucht, für den Film richtig viel<br />
Gewicht zuzulegen. Aber das hat leider nicht funktioniert.<br />
Ich habe unglaublich viel Mist gegessen, aber es sind nur<br />
ein paar Pfund mehr geworden.<br />
INTERVIEW: Was haben Sie denn gegessen?<br />
McAVOY: Sehr viel Fish ’n’ Chips. Sehr viel Guinness-Bier<br />
und sehr viel Whiskey. Ich wollte mich scheiße fühlen und<br />
scheiße aussehen.<br />
INTERVIEW: Vor diesen frittierten Schokoriegeln, die im<br />
Film auftauchen, habe ich Angst.<br />
McAVOY: Sollten Sie nicht, die schmecken wirklich<br />
fantastisch. Hatten Sie schon mal frittierte Eiscreme?<br />
INTERVIEW: Nein.<br />
McAVOY: Das müssen Sie ausprobieren! Sie nehmen eine<br />
Kugel Eis und ein bisschen Marmelade, umhüllen das<br />
Ganze mit Teig und legen es für eine Stunde ins Tief kühlfach.<br />
Dann werfen Sie es in die Fritteuse, bis der Teig<br />
knusprig ist und das Eis leicht schmilzt. Davon sind alle<br />
begeistert: „Oh, es ist heiß, oh, es ist kalt!“<br />
INTERVIEW: Als Dessert nach Fish ’n’ Chips kann ich mir<br />
das gerade noch vorstellen.<br />
McAVOY: Ach, das geht auch morgens, wenn man die<br />
ganze Nacht wach war. Oder wenn man high ist.<br />
INTERVIEW: Haben Sie die kompletten Dreharbeiten über<br />
getrunken?<br />
McAVOY: Die ersten drei Wochen, danach konnte ich nicht<br />
mehr. Ich war zu fertig von dem ganzen Whiskey.<br />
INTERVIEW: Das Schottland, das in dem Film gezeigt wird,<br />
sieht ziemlich furchtbar aus.<br />
McAVOY: Es handelt sich um Irvine Welshs überzeichnete<br />
Version von Schottland. Zwar beleidigend, aber wie er es<br />
Small Talk<br />
beleidigt, ist wunderschön. Natürlich steckt darin ein Stück<br />
Wahrheit. Aber wenn er in Australien zur Welt gekommen<br />
wäre, sähen seine Geschichten nicht anders aus. Ich<br />
glaube nicht, dass er ist, wie er ist, weil er Schotte ist.<br />
Sondern weil er schlicht und einfach verrückt ist.<br />
INTERVIEW: Sie hatten mit Irvine Welsh also ein paar Drinks?<br />
McAVOY: Ja! Er ist wirklich sehr trinkfest. Er trinkt wie ein Bär.<br />
INTERVIEW: In dem Film tauchen auch übrigens eine<br />
Menge Tiere auf. Und Sie sind immer das Schwein.<br />
McAVOY: Dabei wäre ich viel lieber ein Otter. Sie wirken so<br />
glücklich und sind so flink. Sie spielen die ganze Zeit<br />
miteinander und haben Spaß und sehen dabei so cool aus.<br />
Von Raha Emami Khansari<br />
Jetzt im Kino: „Drecksau“<br />
Gut aufgelegt?<br />
DJ Schowi, 39, mag Clubs,<br />
in denen er seine<br />
eigene Zielgruppe ist<br />
INTERVIEW: Schowi, in Berlin gibt es demnächst die<br />
Eröffnung eines neuen Clubs zu feiern.<br />
SCHOWI: Ja, und zwar in einer Gegend, in der es eigentlich<br />
keine Clubs mehr gibt, nämlich in Mitte. Rund um<br />
den Rosenthaler Platz und die Torstraße gibt es zwar jede<br />
Menge Bars, aber die Clubs wurden inzwischen alle<br />
geschlossen.<br />
INTERVIEW: Wieso?<br />
SCHOWI: Weil es die Zielgruppe, an die sich die Clubs<br />
richteten, dort nicht mehr gibt.<br />
INTERVIEW: Ist die Zielgruppe fortgezogen?<br />
SCHOWI: Nein, sie ist einfach ein bisschen älter geworden.<br />
Und mit dem Alter verändern sich die Ansprüche.<br />
INTERVIEW: Inwiefern?<br />
SCHOWI: Na ja, dass in Mitte die Ansprüche gestiegen sind,<br />
sieht man ja schon an der Gastronomie, an den<br />
Klamottenläden und Hotels. Man sieht es im Grunde an<br />
allem. Ich mag improvisierte Pop-up-Clubs, wie sie etwa für<br />
Neukölln passend sind, aber ich will nicht immer aufpassen,<br />
wo ich mich hinsetze, ohne dreckig zu werden. Ich mag gute<br />
Drinks, gute DJs, gute Luft. Was nicht heißt, dass es dort<br />
gediegen zugehen muss. Der Club ist für Leute wie mich.<br />
INTERVIEW: Wie muss man sich die Musik vorstellen?<br />
.<br />
FOTOS: (linke Seite) Maximilian Kamps; Dave M. Benett/Getty Images; (rechte Seite) © 2013 Senator Film
SCHOWI: Das ist unterschiedlich. Die Klammer ist Soul,<br />
Funk, Disco und auch House. Aber ein reiner House-Club<br />
wird es nicht, davon gibt es ja schon viele in Berlin. Leute<br />
wie Jazzanova, San Gabriel, Filippo „Naughty“ Moscatello<br />
und ich werden die einzelnen Partys hosten. Wir legen auf<br />
jeden Fall Wert darauf, dass es gute DJs sind.<br />
INTERVIEW: Der Club ist also schon als richtiger Club-Club<br />
gedacht und nicht als Bar mit professioneller Beschallung?<br />
SCHOWI: Beides. Man denke an das Le Baron in Paris.<br />
Der Unterschied zu anderen Berliner Clubs ist vor allem,<br />
dass man da auch mal für zwei, drei Stunden feiern und<br />
dann wieder nach Hause gehen kann und nicht gleich<br />
15 Stunden einplanen muss und noch einen weiteren Tag<br />
zum Erholen. Wobei gegen Exzesse natürlich nichts spricht.<br />
Nur hat man dafür ja nicht immer die Zeit.<br />
INTERVIEW: Wie heißt der Club überhaupt?<br />
SCHOWI: Dean.<br />
INTERVIEW: Warum?<br />
SCHOWI: Ich habe absolut keine Ahnung.<br />
INTERVIEW: Warum könnte er denn so heißen?<br />
SCHOWI: Ich dachte wegen James Dean.<br />
INTERVIEW: Echt? Ich dachte an Dean Martin.<br />
SCHOWI: Wahrscheinlich haben die Betreiber an beide gedacht.<br />
Damit wäre ja ein gutes Spektrum abgedeckt.<br />
Von Harald Peters<br />
Ab dem 2. November wird INTERVIEW jeden ersten<br />
Samstag im Monat die von Schowi gehostete Party<br />
„Genius of <strong>Love</strong>“ im Dean präsentieren. Das Dean ist<br />
in der Rosenthaler Str. 9, 10119 Berlin<br />
Gern gesungen?<br />
Schauspielerin Diana Amft,<br />
37, nehmen Katastrophenfilme<br />
emotional zu sehr mit<br />
INTERVIEW: Singen Sie gerne?<br />
DIANA AMFT: Ja, unglaublich gerne. Ich finde es ganz, ganz<br />
toll. Zumal man ja selten die Gelegenheit hat, das mit<br />
einer Filmrolle zu verbinden. Im Weißen Rössl singen und<br />
tanzen zu dürfen war definitiv ein Highlight. Die Musik<br />
ist eine große Leidenschaft von mir. Ich weiß nicht, ob Sie<br />
das wissen, aber ich habe auch das Kinderbilderbuch Die<br />
kleine Spinne Widerlich geschrieben, und dazu produziere<br />
ich gerade mit einem Partner ein Album mit Kinderliedern.<br />
Die Musik darauf ist so, dass auch Eltern, die sie rauf und<br />
runter hören müssen, keinen Ohrenkrebs bekommen.<br />
INTERVIEW: Ich weiß von Eltern, die einem die<br />
Freundschaft kündigen würden, brächte man ihnen eine<br />
Rolf-Zuckowski-Platte ins Haus …<br />
AMFT: Ich weiß. Wobei ich sagen muss, dass ich Rolf<br />
Zuckowski ganz toll finde. Ich bin mit seiner Musik aufgewachsen.<br />
Ich hatte sogar das Glück, mit ihm gemeinsam<br />
in Gütersloh zu singen …<br />
INTERVIEW: Mit Rolf Zuckowski?<br />
Small Talk<br />
AMFT: Ja, ja. Es besteht da also eine Verbindung,<br />
weswegen ich über ihn nichts Schlechtes sagen kann.<br />
Aber ich bin sowieso ein sehr diplomatischer<br />
Mensch. Wenn ich etwas nicht gut finde, würde ich es<br />
nicht namentlich nennen.<br />
INTERVIEW: Wie schade. Was ist Ihre erste Weiße<br />
Rössl-Erinnerung? Das ist ja oft verfilmt worden.<br />
AMFT: Mein erster Bezug ist tatsächlich Peter Alexander.<br />
Den Film mit ihm würde ich in die Kategorie „klassischer<br />
Sonntagnachmittagfilm“ einordnen, was<br />
natürlich als Kompliment zu verstehen ist. Unser Film<br />
ist kein Remake, sondern eine Neuinterpretation<br />
des Stoffs. Ich hoffe, dass die Leute, die sich den Film<br />
anschauen, das Kino mit einem guten Gefühl wieder<br />
verlassen werden.<br />
INTERVIEW: Das ist ja die Grundidee von Kino: der<br />
kurze Urlaub vom Alltag und sich selbst.<br />
AMFT: Aber so ein Urlaub lässt sich auf verschiedene<br />
Arten gestalten. Es gibt ja auch Katastrophenfilme.<br />
INTERVIEW: Meinen Sie katastrophale Filme oder Filme<br />
über Katastrophen?<br />
AMFT: Beides, haha. Ich bin jedenfalls eher der Typ, der<br />
sich Filme wie das Weiße Rössl anschauen würde.<br />
Katastrophenfilme nehmen mich manchmal so mit, dass<br />
ich mitunter auch weinen muss. Das ist dann natürlich<br />
nicht so erholsam. Die Gefahr besteht bei unserem<br />
Film wahrscheinlich nicht.<br />
INTERVIEW: Der Film ist ja auch fast ein Musical.<br />
AMFT: Stimmt.<br />
INTERVIEW: Es gibt viele Leute, die Musicals hassen, weil<br />
sie es nicht verstehen, dass die Figuren einfach so<br />
anfangen zu singen und immer den passenden Text zur<br />
Melodie kennen, die aus dem Nirgendwo erklingt.<br />
AMFT: Ja, so geht es vor allem Männern, wenn die<br />
Frauen es romantisch meinen. Aber ich glaube denen<br />
nicht. Sie tun nur so, als würden sie keine Musicals<br />
mögen. Insgeheim mögen sie sie nämlich doch.<br />
.<br />
!"
!"<br />
INTERVIEW: Ich weiß nur von Frauen, die keine Musicals<br />
mögen.<br />
AMFT: Wenn es authentisch ist und die Figuren nicht<br />
einfach so aus dem Nichts heraus anfangen zu singen …<br />
Also, wenn ich jetzt plötzlich anfangen würde zu<br />
singen, dann fänden Sie es bestimmt auch nicht so toll.<br />
INTERVIEW: Stimmt nicht, das fände ich sogar großartig.<br />
Aber dann würde ich das <strong>Interview</strong> nicht in Schriftform,<br />
sondern als Audiodatei veröffentlichen.<br />
AMFT: Haha, genau.<br />
Von Harald Peters<br />
„Im Weissen Rössl – Wehe du singst“ startet am 7.11.<br />
Boot gefahren?<br />
Die Sängerin Lorde, 16,<br />
fängt gern Fische und<br />
isst sie mit braunem Zucker<br />
Small Talk<br />
LORDE (tippt auf ihrem iPhone herum): Sorry, ich habe<br />
gerade Internet bekommen und bin total aufgeregt.<br />
INTERVIEW: Kein Problem. Es ist aber nicht so aufregend<br />
wie Ihr erster Flug, den Sie in Tennis Court besungen<br />
haben, oder?<br />
LORDE: Ich muss zugeben, da habe ich ein wenig<br />
geschummelt. Es war gar nicht mein erster Flug, aber der<br />
erste Flug zu einem Auftritt von mir. Das war natürlich<br />
aufregend, nicht privat im Flieger zu sitzen, sondern<br />
beruflich!<br />
INTERVIEW: Haben Sie eine Schwäche für Aristokraten?<br />
LORDE: Wieso?<br />
INTERVIEW: Na ja, Ihr Name.<br />
LORDE: Ach so! Ja, mich faszinieren die Geschichten<br />
königlicher Familien, weil sie wie Märchen klingen. Man<br />
kann sich kaum vorstellen, dass das echten Menschen<br />
passiert. Ich bin gerne Voyeurin und mag Klatsch.<br />
INTERVIEW: Welchen besonders?<br />
LORDE: Alles über Marie Antoinette! Vor allem über den<br />
Teil ihres Lebens, bevor sie die Frau von Ludwig XVI.<br />
wurde und Wien verlassen musste. Sie durfte nichts<br />
mitnehmen.<br />
INTERVIEW: Wie ist es dort, wo Sie aufgewachsen sind?<br />
LORDE: Sehr schön. Ein kleiner Ort, umgeben von<br />
Stränden und Meer. Wenn man in die nächstgrößere<br />
Stadt will, muss man ein Boot nehmen. Ziemlich<br />
wild.<br />
INTERVIEW: Können Sie auch selbst Boot fahren?<br />
LORDE: Ja, wir haben ein Boot, und ich fische viel. Vor<br />
allem Kahawai-Fische. Ich glaube nicht, dass Sie die<br />
kennen, die gibt es nur in Neuseeland. Um sie zu fangen,<br />
muss man große Netze auswerfen. Und sie sind<br />
sehr lecker, wenn man sie mit braunem Zucker garniert.<br />
Ich fühle mich ein bisschen bescheuert, dass ich übers<br />
Fischen rede.<br />
INTERVIEW: Wir können uns auch über Tennis unterhalten.<br />
In dem Video zu Tennis Court taucht passenderweise<br />
ein Tennisplatz auf.<br />
LORDE: Kids, die Tennis spielen, wirken auf mich wie<br />
von einem fremden Stern. Es ist ein Luxussport, bei<br />
dem alle so schön aussehen. Und ein sehr ästhetischer<br />
Sport. Außerdem hänge ich im Sommer mit meinen<br />
Freunden immer auf dem Tennisplatz ab.<br />
INTERVIEW: Ist es nicht seltsam, mit seinen Freunden<br />
auf dem Tennisplatz abzuhängen und gleichzeitig<br />
berühmt zu werden?<br />
LORDE: Meine Freunde sind cool. Sie machen Witze<br />
da-rüber. Wenn wir zusammen in der Öffentlichkeit<br />
unterwegs sind, zischen sie: „Oh mein Gott, es ist<br />
Lorde!“, sodass die Leute auf mich aufmerksam werden.<br />
INTERVIEW: Ist es jetzt einfacher, Jungs kennenzulernen?<br />
LORDE: Jungs sind komisch!<br />
INTERVIEW: Klar! Aber wieso?<br />
LORDE: Sie kommen bei Partys auf mich zu und legen<br />
ihren Arm um mich.<br />
INTERVIEW: Ich schätze, das wird so bleiben.<br />
LORDE: Oh je!<br />
Von Raha Emami Khansari<br />
„Pure Heroine“ erscheint am 25. Oktober<br />
bei Universal<br />
.<br />
FOTO: Universal Music
BERLIN<br />
DÜSSELDORF<br />
FRANKFURT<br />
HAMBURG<br />
KÖLN<br />
MÜNCHEN<br />
.
.<br />
Nicola<br />
Karlsson<br />
23<br />
Talents<br />
"#$% $&'()% *+,--(.% "-+%<br />
,")% ,'/(+#",!0)1,$%<br />
V Heike Blümner<br />
Foto Tatjana Bilger<br />
!ie schreibt man einen<br />
Roman, der sich aus den eigenen<br />
Erfahrungen und<br />
Beobachtungen des Berliner Nachtlebens<br />
speist? Bereits vor acht Jahren hat Nicola<br />
Karlsson mit ihrem Debüt Tessa (Graf<br />
Verlag) begonnen. Damals noch in guter<br />
alter Künstlerpose: „Nachts mit einer<br />
Flasche Wein in die Tasten hauen“, sagt sie.<br />
Weit kam sie damit nicht, und auch sonst<br />
hätte einiges schiefgehen können: Das<br />
Thema Exzess und Existenzfragen befeuert<br />
ja bekanntlich viele Erstlingswerke, von<br />
denen die meisten gar nicht erst aus der<br />
Versenkung auftauchen. Zum Glück gab<br />
Karlsson nach einigen Jahren Pause Tessa<br />
eine zweite Chance, die sich jetzt, da der<br />
Roman fertig ist, auf ganzer Strecke<br />
auszahlt. Die gleichnamige Titelheldin, die<br />
man sofort ins Herz schließt, obwohl sie<br />
die Nerven beim Lesen überstrapaziert,<br />
wankt einen Sommer lang von einer Beziehungskatastrophe<br />
zum nächsten Psychodrama.<br />
Nüchtern ist sie dabei nie. Beängstigende<br />
Mengen von Wein, Wodka und<br />
Psychopharmaka werden durch den übersäuerten<br />
Magen in ihre Blutbahn gepresst;<br />
Kokain wird großzügig obendrauf gestreut.<br />
Damit ist die Handlung im Großen und<br />
Ganzen umrissen. Der Roman ist aber vor<br />
allem ein kleines Sprach- und Empathiewunder.<br />
Karlsson schildert ein Destillat aus<br />
Verzweiflungstaten und klingt trotzdem<br />
stellenweise absurd komisch. Und sie schafft<br />
es, dass Tessas Leben weder unterschwellig<br />
glamourös noch moralisch verwerflich<br />
erscheint, aber eben auch nicht gleichgültig<br />
lässt. Vielleicht gelang das kleine Wunder,<br />
weil Karlsson irgendwann ihren Arbeitsrhythmus<br />
revidierte: „Ich bin jeden Morgen<br />
um sechs Uhr aufgestanden, habe eine<br />
Stunde geschrieben und bin dann zur Arbeit<br />
gegangen“, sagt sie. Von der Tessa-Urfassung<br />
ist nur noch das erste Kapitel übrig<br />
geblieben. Ein Hinweis für alle Jungautoren<br />
mit bewegtem Nacht- und Privatleben, dass<br />
die Bukowski-Methode wohl doch<br />
überbewertet wird.
7forallmankind.com<br />
.
.<br />
Deathcrush<br />
Talents<br />
56<br />
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$ . / & "*<br />
$&0* /"+'1&'+2&/,!()*<br />
3(%('/4)(.1(*<br />
V Nina Scholz<br />
Foto Tarjei Krogh<br />
!ätten die drei jungen Norweger<br />
von Deathcrush ihre heiter<br />
betitelte EP Skool’s In<br />
(Rat Label/Believe Digital) vor 20 Jahren<br />
aufgenommen, sie hätten wohl nicht nur<br />
anders ausgesehen, sondern wären auch ganz<br />
anders aufgetreten. Deathcrush spielen<br />
einen derart garstigen Noiserock mit Metalund<br />
Classicrock-Anleihen, dass man sie<br />
sich wenigstens als kalt und abweisend<br />
vorstellen muss – aber von wegen. Die<br />
beiden Frontfrauen Linn Nystadnes und<br />
Åse Røyset sowie ihr Drummer Vidar<br />
Evensen sehen aus, wie sich das Hipster-<br />
Kaufhaus Urban Outfitters das so emsig<br />
herbeibeschworene 90er-Jahre-Revival<br />
vorstellt: bunt und bauchfrei. Und genauso<br />
nett, quirlig und freundlich geben sie sich<br />
auch. Auf die etwas ungläubig gestellte<br />
Frage, ob der Bandname tatsächlich eine<br />
Hommage an die Ur-Black-Metal-Band<br />
Mayhem sei, die in den 90ern der gemeinsamen<br />
Heimatstadt Oslo das düsterste<br />
Image der ganzen Popmusikgeschichte<br />
verschafft hat, rufen die beiden Frontfrauen<br />
nur euphorisch: „Natürlich!<br />
Mayhems Deathcrush ist das beste norwegische<br />
Album aller Zeiten! Wir haben<br />
unseren Auftritt eben doch mit dem Album-<br />
Intro begonnen.“ Ohne falsche Ehrfurcht<br />
bedienen sie sich bei extremistischer Krachmusik<br />
wie beim Riot-Grrrl-Rock und<br />
erweisen sich dabei als rundum ernsthafte<br />
Musiker: Vor lauter Touren, Proben und<br />
Lieder schreiben haben sie es bisher leider<br />
versäumt, ein vollständiges Album aufzunehmen.<br />
Das ist aber fest geplant. Jetzt sind<br />
sie erst mal wieder auf großer Tour.<br />
Quietschbunt, kreischlaut und<br />
scheißfreundlich: Linn Nystadnes,<br />
Vidar Evensen und Åse Røyset (v. l.)
.<br />
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DIE NEUEN<br />
KOLLEKTIONEN<br />
VON<br />
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JETZT IN DEN FÜHRENDEN<br />
DEPARTMENTSTORES DEUTSCHLANDS<br />
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Tutu mit Stiefeln<br />
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Protl Heike Blümner<br />
Life & Style<br />
:;<br />
,ein Vater ist Kung-Fu-Lehrer<br />
und meine Mutter Schneiderin,<br />
und beide haben ihren ganz<br />
eigenen Stil. Sie haben sich immer chic angezogen,<br />
und dann sind sie tanzen gegangen.<br />
Meine Mutter sammelte die Stoffreste ihrer<br />
Kunden und nähte mir daraus neue Kleider,<br />
deshalb hatte ich schon als Kind eine recht<br />
üppige Garderobe.<br />
Als wir nach Schweden kamen, war das<br />
nicht nur ein Kultur-, sondern vor allem ein<br />
Wetterschock: In Vietnam war es immer<br />
warm und in Schweden fast immer kalt. Das<br />
war eine echte Herausforderung, und meine<br />
Mutter wusste gar nicht, wie man Kinder in<br />
so einem Klima anzieht. Wenn wir draußen<br />
Schulsport hatten, steckte sie mich in<br />
ein Ballett-Tutu und Gummistiefel.<br />
Das Konzept Trainingsanzug war meiner<br />
Mutter überhaupt nicht geläufig.<br />
Aber diese Erfahrungen haben mir<br />
schon früh gezeigt, welchen Eindruck<br />
Kleidung hinterlassen kann, und<br />
deshalb begann ich schon sehr früh,<br />
damit zu experimentieren.<br />
Als Teenager stand ich total auf R ’n’ B und<br />
HipHop, meine Vorbilder waren Mary J.<br />
Blige, TLC oder Lauryn Hill. Es ging so<br />
weit, dass ich sogar versucht habe, mir einen<br />
Afro zu machen. Schrecklich! Heute<br />
orientiere ich mich überhaupt nicht mehr<br />
an irgendwelchen Stars oder Musikern.<br />
Allerdings finde ich, dass die meisten meiner<br />
Freunde wirklich gut gekleidet sind. Am<br />
tollsten finde ich, wenn ich etwas anziehe,<br />
das jemand aus meinem Freundeskreis<br />
selbst entworfen hat, zum Beispiel von Arielle<br />
de Pinto oder Faux/real.<br />
Ich trage viel Schwarz, aber wenn Farbe<br />
dazukommt, muss es richtig knallen. Und<br />
ich mag Materialien, die glitzern und<br />
glänzen. Wie zum Beispiel meine „Seejungfrauen“-Kollektion,<br />
zu der unter anderem<br />
einige grün glänzende Kleider<br />
gehören. Einmal trug ich eines<br />
davon im Berliner Technoclub Berghain,<br />
und mitten auf der Tanzfläche<br />
kam ein großer, dicker Mann<br />
auf mich zu und sagte mir, dass seine<br />
Barbiepuppe früher genau so ein<br />
Kleid gehabt hätte. Das war das beste Kompliment<br />
aller Zeiten.<br />
Mein Lieblings-Sweatshirt mit dem<br />
Tigerprint habe ich in Rom in irgendeinem<br />
Ramschladen gekauft. Tierprints gibt es ja<br />
in allen möglichen Variationen, aber meiner<br />
ist besonders hübsch. Ich kleide mich gern<br />
feminin, einer meiner Lieblingsdesigner ist<br />
zum Beispiel Issey Miyake. Bei Schuhen<br />
mag ich entweder Sneaker oder High Heels.<br />
Außerdem sammle ich spitze Vintage-<br />
Schuhe von Helmut Lang – für mich die<br />
schönsten Schuhe, die es gibt. Deshalb kaufe<br />
ich auch sehr viel in den Westberliner<br />
Secondhand läden ein. Sie sind zwar extrem<br />
vollgestopft mit komischen verstaubten<br />
Teilen, aber wenn man direkt nach<br />
bestimmten Designern fragt, kann man sich<br />
viel Sucherei ersparen und noch echte Perlen<br />
finden. Ich kaufe nur sehr wenige Sachen<br />
neu, weil ich so sehr auf Qualität achte.<br />
Wenn, dann sind es meistens recht<br />
funk tionale Stücke wie warme Jacken oder<br />
Schuhe. Außerdem mag ich Dinge, die den<br />
Körper oder die Körperhaltung beeinflussen.<br />
Korsetts zum Beispiel oder auch Gymnastikhosen.<br />
Wenn man bestimmte Sachen trägt,<br />
bewegt man sich auch anders.<br />
"Ich kaufe nur<br />
wenige Sachen neu,<br />
weil ich so sehr<br />
auf Qualit‰ t achte"<br />
Es ist schön, dass ich mich an so vielen<br />
Orten zu Hause fühle: Ich reise viel nach<br />
Asien, lebe in Berlin und Stockholm und bin<br />
oft in New York. Überall nehme ich<br />
Eindrücke in mich auf: Viele asiatische<br />
Frauen kleiden sich gern sehr weiblich und<br />
mögen es ornamental. Stockholm ist<br />
das genaue Gegenteil: minimalistisch und<br />
demokratisch. New York ist auch toll, aber es<br />
ist mir manchmal schon fast zu trendy.<br />
Deshalb mag ich Berlin so gern, weil hier die<br />
Persönlichkeit der Menschen viel mehr<br />
durchschimmert. Sie sehen nicht so sehr aus<br />
wie reine Konsumenten.<br />
FOTOS: Magnus Reed; privat (10)
.<br />
!"#$%&'<br />
$&()#"<br />
Sie ist eine der wenigen Frauen, an denen man<br />
sich nicht sattsehen kann. Und obwohl<br />
Ingrid Bergman auch für eine neuartige, offene<br />
Natürlichkeit stand, bleibt vieles an ihr<br />
faszinierend unergründlich. Ingrid Bergman – Ein<br />
Leben in Bildern von Lothar Schirmer in<br />
Zusammenarbeit mit Isabella Rossellini ist eine<br />
autorisierte Biografie und zeigt Fotos, die<br />
man bisher noch nicht gesehen hat, unterlegt<br />
mit Essays bekannter Weggenossen.<br />
Wow<br />
*+<br />
„Ingrid Bergman – Ein<br />
Leben in Bildern“, Verlag<br />
Schirmer/Mosel, ca. 98 €<br />
FOTOS: © Magnum Photos/Photo- und Presseagentur GmbH Focus/ICP New York; Schirmer/Mosel
Friedhof der<br />
Kuscheltiere<br />
Wow<br />
.<br />
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"+(",&# -,&# .(/*01!2*!&#<br />
2!&"34!&# 5!"'1!(34!/'#<br />
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,*!1# 8,''!/(5)# ,4&!#<br />
0!//# /9:0'# 5+1# &(34'"<br />
Ring „Black<br />
Night“ von<br />
Bjørg, ca. 198 €<br />
Alexa Chung<br />
Rucksack von<br />
Emporio Armani,<br />
ca. 1 655 €<br />
Stiefel „Ciera“ von<br />
UGG, ca. 389 €<br />
FOTOS: Bjørg; Kirstin Sinclair/Getty Images; UGG; Emporio Armani; Diesel; Peuterey; Eugenia Kim/Net-A-Porter.com; Maison Scotch/urbanoutfitters.de;<br />
Topshop Unique; House of Holland; Max Mara; Marni/farfetch.com; 3.1 Phillip Lim/my-wardrobe.com; Emporio Armani; Yohji Yamamoto/ln-cc.com<br />
Fake-Fur-Mantel von<br />
Diesel, ca. 390 €<br />
Daunenjacke „Duane PDP Fur“<br />
von Peuterey, ca. 499 €<br />
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urbanoutfitters.de, ca. 326 €<br />
Jacke von Marni über<br />
farfetch.com, ca. 2 720 €<br />
Abgehangen<br />
Einer der schönsten Kleiderständer unserer Tage,<br />
Alexa Chung, trägt diesen Kamelhaarmantel, als hätte ihn<br />
ihr ein Mann im Vorbeigehen übergeworfen. Es geht<br />
eben nicht nur um das Was, sondern auch um das Wie.<br />
3.1 Phillip-Lim-Clutch<br />
über my-wardrobe.com,<br />
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Mohairhose<br />
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Armani,<br />
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Yohji Yamamoto<br />
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HOUSE OF HOLLAND<br />
Baskenmütze<br />
von Eugenia<br />
Kim über neta-porter.com,<br />
ca. 275 €<br />
MAX MARA<br />
;
Wow<br />
.<br />
Nicht nur Kulturwissenschaftler wissen,<br />
dass schwedisches Design nachhaltigen<br />
Einfluss auf das Stilempfinden der<br />
Deutschen hat: keine Schnörkel, kein<br />
Firlefanz, und trotzdem sieht es immer<br />
nach etwas Besonderem aus. Genau<br />
diese Eigenschaften haben auch das<br />
Label Filippa K zum Erfolg geführt.<br />
So treffsicher ist sein Design, dass es<br />
bestimmte Teile der Kollektion als<br />
Dauerbrenner jede Saison von<br />
Neuem auflegen kann. Am Berliner<br />
Ku’damm eröffnet Filippa K nun<br />
seinen größten Flagshipstore weltweit.<br />
Schweden liegt jetzt<br />
am Kurfürstendamm<br />
Mantel von<br />
Filippa K, ca. 600 €<br />
$*+,-./#/"<br />
Klassisches Ballett war die Inspiration<br />
für die klassische Ballerina-Linie<br />
„Saint Laurent Dance“, die ab sofort<br />
in das Klassiker-Repertoire<br />
des Labels aufgenommen wird.<br />
01<br />
Hemd von<br />
McQ x MxM,<br />
ca. 295 €<br />
Unverbindlich<br />
Das Blöde an Tattoos ist, dass sie langlebiger sind<br />
als man selbst und sie deshalb als modisches<br />
Statement fragwürdig sind. Das Gute an der<br />
Kooperation zwischen Tattookünstler MxM und<br />
McQ Alexander McQueen ist, dass man die<br />
Sachen nach Belieben wieder ausziehen kann.<br />
!"#$"%&<br />
'(")<br />
Vor hundert Jahren<br />
wurde in Beuteln<br />
Champagner<br />
transportiert.<br />
Heu te geht man<br />
nicht ohne in die<br />
Champagnerbar.<br />
Beuteltasche von<br />
MCM, ca. 560 €<br />
Beuteltasche von<br />
Bally, ca. 995€<br />
Beuteltasche von<br />
Louis Vuitton, ca. 1 070 €<br />
Jacke mit<br />
Hirschprint von<br />
Prps, ca. 595 €<br />
Ballerina von Saint Laurent<br />
by Hedi Slimane, ca. 345 €<br />
Geburt eines Genres<br />
Dieser junge Mann unterstreicht sein von Natur aus<br />
rustikales Aussehen optimal mit einer Jacke von Prps. Das New<br />
Yorker Label von Designer Donwan Harrell bringt diese<br />
Saison eine Reihe von Jacken mit Hirschprints auf den Markt, die<br />
schon jetzt als Begründer des Fashion-Försterlooks gelten.<br />
FOTOS: Filippa K (3); McQ x MxM; Saint Laurent by Hedi Slimane; MCM; Bally; Louis Vuitton; PRPS
.
$,--.*&'(<br />
(*-/(.%+0&1(<br />
Schwer zu sagen, ob Dandys von gestern oder<br />
von morgen sind. In der Gegenwart schillern<br />
sie jedenfalls wie seltene Schmetterlinge.<br />
Im Bildband I am Dandy von Nathaniel<br />
Adams und Rose Callahan wird diese Spezies<br />
zu Recht und visuell angemessen unter<br />
Artenschutz gestellt.<br />
Wow<br />
.<br />
23<br />
!""""#$$$<br />
Eine Uhr, die als Hommage auf<br />
Ferrari entworfen wurde und<br />
preislich mit dem namensgebenden<br />
Auto mithalten kann, sollte<br />
auch nicht von jedem Anfänger<br />
gelesen werden können.<br />
Lautsprecher<br />
„Stanmore”<br />
von Marshall,<br />
ca. 400 €<br />
„I am Dandy”,<br />
Gestalten Verlag,<br />
ca. 39,90 €<br />
Laut und deutlich<br />
Diese Verstärkerbox für das iPad macht<br />
es einem einfach, endgültig im<br />
21. Jahr hundert anzukommen und<br />
trotzdem eine räudige Patina mit sich<br />
herumzutragen.<br />
„LaFerrari” von<br />
Hublot, ca. 265 800 €<br />
Psychotrip<br />
Kim Jones, Menswear-Designer bei Louis Vuitton,<br />
hat den traditionellen Reisegedanken des Hauses neu<br />
aufgegriffen und im wahrsten Sinne des Wortes<br />
verinnerlicht. Deswegen beauftragte er das britische<br />
Künstlerduo Chapman Brothers, die für Vuitton<br />
diabolisch-florale Prints entwarfen. Schön und seltsam<br />
wie ein Fiebertraum. FOTO: Markus Pritzi<br />
%&'!(")(!*&'+<br />
Rauchen ist total out, aber bernsteinfarbene Aschenbecher<br />
von Versace Home werden niemals<br />
aus der Mode kommen und taugen im Zweifelsfall<br />
auch als geschmackvolle Tischdekoration.<br />
Aschenbecher<br />
von Versace<br />
Home, von ca.<br />
289 € bis 319 €<br />
FOTOS: Rose Callahan aus „I am Dandy“, © Gestalten 2013 (2); Markus Pritzi, Styling: Klaus Stockhausen, Haare & Make-up: Stelli/Uschi Rabe, Models: Katlin Aas/afg. new york, Andre Feulner/Success,<br />
1. Foto-Assistenz/Digital Operator: Ben Ullmann, Foto-Assistenz: Andreas Fessler, Alex Ullrich, Produktion: Shotview; Hublot; VERSACE; Marshall
.
.<br />
Wow<br />
!"#$%&'(%#&<br />
)*+,-&!"#$%<br />
Wahr, falsch oder ein<br />
philosophisches Meisterwerk?<br />
Die Uhrenfirma, die für<br />
ihre unendliche Farbpalette bekannt<br />
ist, bringt ihre erste<br />
Statement-Uhr auf den Markt.<br />
Uhr von Swatch,<br />
ca. 45 €<br />
56<br />
Weltenbummlerin<br />
Als Kunsthistorikerin und Stylistin interessiert sie der Stoff, aus dem<br />
die Stoffe sind: Katharina Koppenwallner verkauft in ihrem Berliner<br />
Laden unter anderem Jacken aus Vietnam, Röcke aus China und<br />
Schals aus Transsilvanien, die sie auf ihren Reisen auswählt. Schöner<br />
als jedes Designerstück: www.internationalwardrobe.com.<br />
Für Frauen, die den<br />
stilistischen Spagat<br />
zwischen Meerjungfrau<br />
und Glamrockgitarristin<br />
beherrschen.<br />
Pumps von Tory<br />
Burch, ca. 425 €<br />
FOTO: Markus Jans<br />
203"+,4<br />
An der Haustür steht<br />
„Vitra“, und zu Recht<br />
dürfen nur wenige die<br />
Schwelle übertreten.<br />
Dass Artek jetzt unter<br />
diesem Dach Platz<br />
nimmt, passt perfekt.<br />
Kribbelkrabbel<br />
Die finnische Künstlerin Kusta Saaksi hat<br />
den antizipierten haptischen Nervenkitzel,<br />
den große Spinnen erzeugen, kongenial<br />
in diesem Jacquard-Teppich umgesetzt.<br />
Ohrringe von Swarovski<br />
by Shourouk, ca. 349 €<br />
Wandteppich<br />
,„Arachne’s Web“ von<br />
Kustaa Saksi, ca. 5 400 €<br />
.%#!%/-%<br />
-"#)0)1<br />
Lenkt von jedem Gesicht<br />
ab: die majestätischen<br />
Ohrringe, die die<br />
französische Designerin<br />
Shourouk für Swarovski<br />
entworfen hat.<br />
FOTOS: Markus Jans, Styling: Klaus Stockhausen, Haare & Make-up: Thorsten Weiss/Blossom Management, Model: Corinna Ingenleuf/m4 models, Foto-Assistenz: Jonas Holthaus, Lennard Rühle,<br />
Styling-Assistenz: Verena Weiß, Haare-&-Make-up-Assistenz Theo Schnürer; Swatch; Kusta Saaksi; Tory Burch; swarovski.com über häberlein & mauerer
.<br />
DE.(F.GHI<br />
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9(:(;>5<br />
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.<br />
Fundsachen<br />
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Fot Andreas Lux<br />
FOTOS: (linke Seite) Graff; Vieri; Chanel; Gucci; Tiffany & Co.; Dior; (rechte Seite) Pomellato<br />
W<br />
.<br />
!"
Wow<br />
.<br />
00<br />
Der Zopf<br />
ist ab<br />
Wäre das „Sgt. Pepper’s“-<br />
Album im Jahr 2013<br />
aufgenommen worden,<br />
hätten die Beatles<br />
diese entschlackten uniformartigen<br />
Jacken<br />
von Peter Pilotto auf dem<br />
Cover getragen.<br />
Prost!<br />
Überstrapazierte Geste hin<br />
oder her: Jede Frau möchte<br />
einen dieser Ringe auf dem<br />
Boden ihres Glases finden<br />
16,93-karätiger<br />
Smaragdring im<br />
Smaragdschliff von<br />
GRAFF aus Platin<br />
mit zwei Diamantstegen<br />
(2,35 kt),<br />
Preis auf Anfrage<br />
„Horsebit“-Cocktailring<br />
aus 18 Karat-<br />
Weißgold, Beryll<br />
(21 kt) und 184 Diamanten<br />
(1,97 kt) von<br />
GUCCI, ca. 14 200 €<br />
Ring „Bahia” aus<br />
Roségold mit blauen<br />
London Topasen mit<br />
kleinen Saphiren<br />
von POMELLATO,<br />
ca. 8250 €<br />
Katzenring aus<br />
18 Karat Gold und<br />
Platin mit Chrysoberyll<br />
von TIFFANY<br />
& CO., ca. 106 000 €<br />
„Oiseau”-Ring<br />
aus Gelbgold mit<br />
Diamanten, einem<br />
Aquamarin, Tsavoriten,<br />
Saphiren und<br />
Perlen von DIOR,<br />
Preis auf Anfrage<br />
„Lion Rugissant”-<br />
Ring mit einem<br />
Beryll, aus 18 Karat<br />
Gelbgold und gelben<br />
Saphiren von<br />
CHANEL, Preis auf<br />
Anfrage<br />
Ring aus Roségold<br />
mit braunen und<br />
weißen Diamanten,<br />
Saphiren, Granaten,<br />
Zirkon und Turmalinen<br />
von VIERI,<br />
ca. 22860 €<br />
Jacke von Peter Pilotto über<br />
net-a-porter.com, ca. 4 420 €<br />
Label<br />
to<br />
watch<br />
Schlicht mit Schleppe<br />
Die in London lebende Koreanerin Jackie JS Lee und ihr<br />
Label J. JS Lee schlagen eher leise Töne an. Genau die hinterlassen<br />
aber in einer Umgebung, in der meistens die Alarmglocken<br />
schrillen, einen sehr angenehmen und wohltuenden Eindruck.<br />
Fahrradschloss von Shinola<br />
x Map of Days, ca. 295 €<br />
!$"#(+.<br />
$!).-/!$"#(+<br />
Sollte eines Morgens Ihr Fahrradschloss<br />
weg sein und Ihr Fahrrad noch da,<br />
dann waren Sie garantiert stolzer Besitzer<br />
eines mit Leder umwickelten<br />
Shinola-Schlosses.<br />
'()*)(+<br />
,+-!!<br />
„Life is Endless“ heißt die<br />
Kampagne von I&S<br />
BBDO für ein japanisches<br />
Beerdigungsinstitut.<br />
Ästhetisch betrachtet könnte<br />
man auch sagen: Schöner tot<br />
sein hat auch seine Reize.<br />
Hose von Junya Watanabe<br />
über farfetch.com, ca. 818 €<br />
!"#$"%$&'$"%$<br />
Bunte Kinderflicken treffen<br />
auf Boyfriend-Jeans<br />
– bei dieser Hose von<br />
Junya Watanabe handelt<br />
es sich um prima<br />
Spielplatz-Couture.<br />
FOTOS: Peter Pilotto/Net-a-Porter.com; J. JS Lee Studio; Life is Endless, Client: Nishinihon Funeral Services, Agency: I&S BBDO; Creative Director/Copywriter Mari Nishimura,<br />
Art Director/Design <strong>Naomi</strong> Hou; Graff; Gucci; Pomellato; Tiffany & Co.; Dior; Chanel; Vieri; Shinola; IMAXTREE.COM
.<br />
Vorteils<br />
Abnement<br />
Nur 30 €<br />
für 10 Ausgaben<br />
!"#$# %&'()*+,<br />
Ihr Geschenk!<br />
(gilt nur für INTERVIEW im XXL-Format)<br />
The Passenger –<br />
Iggy Pop 1977–1983<br />
Knesebeck Verlag<br />
ISBN 978-3-86873-668-7<br />
39,95€<br />
*10 Ausgaben <strong>Interview</strong> Twin für 18 €, <strong>Interview</strong> XXL für 30 € mit Geschenk<br />
The Passenger<br />
Iggy Pop 1977–1983<br />
Sieben Jahre lang dokumentierte Esther Friedman den gemeinsamen Alltag mit<br />
ihrem Lebensgefährten Iggy Pop, die Tourneen und die Bühnenauftritte<br />
des Sängers. Erstmals zeigt dieser Band chronologisch die Bilder aller Stationen<br />
dieser Reise von Berlin nach Los Angeles, von Wales nach Alabama, nach<br />
Haiti und Puerto Rico und gibt einen Einblick in die unglaubliche Geschichte<br />
zwischen der jungen Fotografin und dem amerikanischen Sänger.<br />
Telefonisch bestellen: 040/41 448480<br />
Online: abo@interview.de<br />
& www.interview.de/abo
.<br />
Kultur<br />
Now<br />
9:<br />
!"#"$ %#&&'"((#!)"!*$ !"#$ +,$ -+!.*$ !"#$<br />
+,$ /"0!&"1"!2$ "+!$ 0"31"!4"+&5+"($ &.6+"$<br />
7"0$ &5.!'%!$ +,50.8+&+"0'"$ /0%)"4.)"!$<br />
9 Fragen an<br />
WIE LANGE HABEN SIE GEWARTET, UM „DIE STEIN-STRATEGIE“<br />
ZU SCHREIBEN? Zehn Jahre, in denen ich mich intensiv mit<br />
Trend- und Zukunftsforschung auseinander gesetzt habe.<br />
WARUM KANN ES LOHNEND SEIN, DIE STEIN-STRATEGIE ANZU-<br />
WENDEN, SICH ALSO NICHT ZU BEWEGEN? Weil man seine<br />
Kräfte schont und sein Pulver für sinnvolle Aufgaben und<br />
geeignete Zwecke trocken hält. GEHÖRT DAS SICH-STUR-<br />
STELLEN AUCH DAZU? Das radikale Sich-stur-Stellen ist die<br />
extremste und riskanteste Form der Stein-Strategie. Maggie Thatcher war<br />
eine Meisterin in diesem Spiel. Aber es ist hochriskant und kann gut nach<br />
hinten losgehen. Im Alltag sollten wir sie nur anwenden, wenn uns ein<br />
Anliegen sehr, sehr wichtig ist. WORAN MERKT MAN, DASS ES WIEDER ZEIT<br />
WIRD, SICH ZU BEWEGEN? Steine erfinden sich nicht täglich neu. Sie horchen<br />
in sich hinein und folgen ihrer Eigengravitation und den Kräften, die auf<br />
sie wirken. Deshalb wissen sie immer genau, wann der Zeitpunkt<br />
gekommen ist, sich zu bewegen. WENN JEDER DIE STRATEGIE ANWENDEN<br />
WÜRDE, WÜRDE SIE DANN NOCH FUNKTIONIEREN? Natürlich nicht. Aber<br />
zum Glück gibt es ja viel zu viele flatterhafte und unstete Menschen, die<br />
Hektik, Überbetriebsamkeit und Aktionismus verbreiten. Die paar gelernten<br />
und bekennenden Stein-Strategen bilden dazu ein wirksames Korrektiv.<br />
GRÖSSTER GESCHEITERTER AKTIVIST? In jüngster Zeit: François Hollande.<br />
WER IST DER SEXYSTE STEIN: CARY GRANT ODER RYAN GOSLING? Werner Enke<br />
in Zur Sache, Schätzchen („Ich mag es nicht, wenn sich die Dinge morgens<br />
schon so dynamisch entwickeln“). Steve McQueen war ein noch besserer<br />
Stein als Grant. Gosling dagegen beherrscht genau einen Dreiviertelgesichtsausdruck.<br />
LIEBLINGSSTEINSPRICHWORT? „Von Steinen lernen heißt<br />
liegen lernen“ (Robert Gernhardt, der das ursprünglich über seine Katze<br />
sagte). WELCHER STEIN MÜSSTE DRINGEND INS ROLLEN GEBRACHT WERDEN?<br />
Steine als Haustiere: In den 70ern wurden in den USA über eine Million<br />
„Pet Rocks“ verkauft. Sie sind anspruchslos, pflegeleichter und machen weniger<br />
Dreck als Hunde und Kanarienvögel.<br />
Holm Friebe ist Autor von „Die Stein-Strategie“ (Hanser)<br />
Runner Runner<br />
Statt BAföG: Richie Furst, bei<br />
dem es sich in Wirklichkeit<br />
um Justin Timberlake handelt,<br />
widmet sich zur Studienfinanzierung<br />
dem Online-<br />
Poker und gerät dabei mit<br />
einem halbseidenen Online-<br />
Pokerseiten-Betreiber (Ben<br />
Affleck) aneinander, dem<br />
wiederum das FBI auf<br />
der Spur ist, was für Richie<br />
heißt, dass er sozusagen von<br />
finsteren Mächten umzingelt<br />
ist und deshalb, passend zum<br />
Titel, die Beine in die Hand<br />
nehmen muss. Buchstäblich<br />
und sprichwörtlich (ab 17.10.)<br />
Holm Friebe<br />
FILM<br />
Zeichensprache<br />
mit Philip Smith<br />
KUNST 1 Eine Hand, die aus einer aufgeschnittenen Zitrusfrucht<br />
(vermutlich eine Pampelmuse) ragt, eine zweite Hand, die<br />
eine Zigarette hält, ein Brillengestell, ein Zahlenfeld, ein Gitter,<br />
allerhand Blattwerk, ein kühn geschwungenes DNA-Modell<br />
und ein prächtiger Block Frischkäse: Der Amerikaner Philip<br />
Smith, Jahrgang 1952, hat eine ausgeprägte Vorliebe für Zeichen<br />
aller Art. Seinen Einfluss bezieht er aus Spionagebüchern<br />
aus den 50er-Jahren, Unterwäschewerbung, Bänden über<br />
Mystizismus und Numerologie, genetischen Diagrammen und<br />
verloren gegangenen Nachschlagewerken über Magie, die<br />
aber nicht vollständig verloren gegangen sind, denn sonst hätten<br />
sie ja keinen Einfluss auf Smith haben können.<br />
Philip Smith „Sign Language“, vom 7. November bis<br />
20. Dezember in der Jason McCoy Gallery, New York<br />
Runterladen!<br />
SERIE „BROADCHURCH” Ein Junge,<br />
der tot am Strand liegt, eine<br />
zerstörte Familie, ein emotional<br />
vernarbtes Ermittlerduo (Foto),<br />
eine Handvoll verdächtige<br />
Gestalten und eine fassungslose<br />
Kleinstadt im Süden Englands.<br />
Alles bestimmt nicht neu, aber<br />
absolut großartig umgesetzt.<br />
FOTOS: privat; MODELS OF JUPITER, 2013, courtesy Philip Smith; ©2013, 20th Century Fox; © BBC
FOTOS: SEO, Rudi, 2012, Papiercollage auf Leinwand, 80 x 60 cm, Eingeliefert von: Galerie Michael Schultz Berlin, Courtesy Galerie Michael Schultz, Berlin © SEO, 2013; Lorna Simpson, Momentum, 2010, HD Video, Farbe, Ton, 6:56 Minuten, Courtesy of the artist, Salon 94, New York;<br />
and Galerie Nathalie Obadia, Paris/Brussels, © Lorna Simpson; ©2013 Warner Bros. Ent.; Gilbert Carrasquillo/Getty Images; Bob Berg/Retna Ltd./Corbis; Ron Galella/Getty Images; Paul Zimmerman/WireImage/Getty Images; KMazur/WireImage/Getty Images; Tom Munro<br />
PIN.-Party<br />
KUNST 2 Im Grunde geht es so:<br />
Die Pinakothek der Moderne in<br />
München will neue Kunst<br />
(Warhol, Beuys, Struth etc.) ankaufen,<br />
braucht dafür aber<br />
Geld. Um ans Geld zu kommen,<br />
veranstaltet sie eine Auktion. Zu<br />
ersteigern gibt es wiederum andere<br />
Kunst (Daniel Richter, Andreas<br />
Mühe etc.). Und hinterher, wenn die<br />
einen ihr Geld los sind und<br />
die anderen ihr Geld haben, wird<br />
gefeiert. Wann? Am 23. November.<br />
Wo? In der Pinakothek.<br />
Lorna Simpson<br />
KUNST 3 Untypischerweise sind auf dem Foto unten die Tänzerinnen auch<br />
von vorn zu sehen, was insofern verwundern mag, als die amerikanische<br />
Künstlerin Lorna Simpson es sich im Verlauf ihrer Karriere zum Thema<br />
gemacht hat, Leute von hinten zu zeigen. Allerdings nimmt sie es mit<br />
ihrer Von-hinten-Zeigerei zum Glück nicht ganz so genau wie Georg Baselitz<br />
mit seiner Kopfüber-Malerei, was heißt, dass in Simpsons Retrospektive<br />
im Münchener Haus der Kunst für Abwechslung gesorgt ist und es somit<br />
allerhand zu entdecken gibt: Fotos, Zeichnungen, Collagen und Filme.<br />
Haare sind offenbar ein Thema, ein anderes ist Hautfarbe. Zu sehen ist die<br />
Ausstellung vom 25. Oktober bis zum 2. Februar 2014.<br />
Mickey Mouse<br />
(Mickey Mouse Club)<br />
Die Formel Justin Timberlake<br />
’N Sync<br />
(Boyband)<br />
Britney Spears<br />
(Exfreundin)<br />
.<br />
Blue Jasmine<br />
Jasmine, eine viel zu reiche New Yorker Gesellschaftsdame mit<br />
den Gesellschaftsdamenhobbys Shopping, Wellness und Tablettenmissbrauch,<br />
muss plötzlich nur mit ihren Antidepressiva<br />
auskommen, weil ihr Gatte als Börsenschwindler auffliegt und all<br />
das schöne Geld futsch ist. Und zwar derart futsch, dass alle<br />
Kreditkarten gesperrt sind und sie nicht mal mehr eine Wohnung<br />
hat. Zum Glück erinnert sie sich in der Not daran, dass sie im<br />
fernen San Francisco noch eine Schwester hat, der sie fortan auf<br />
die Nerven fällt. Toller neuer Film von Woody Allen mit Cate<br />
Blanchett in der Hauptrolle (ab 7.11.).<br />
Timbaland<br />
(Produzent)<br />
Michael Jackson<br />
(Michael Jackson)<br />
FILM2<br />
Justin<br />
Timberlake<br />
!"
.<br />
40<br />
JAHRE<br />
Inside<br />
WikiLeaks<br />
FILM 3 Noch vor<br />
der Premiere so umstritten<br />
wie die wahre Begebenheit,<br />
die diesem<br />
Doku-Dramolett zugrunde<br />
liegt, thematisiert<br />
Inside WikiLeaks die<br />
dramatischen Ereignisse<br />
um den genialischen<br />
Hacker-Egomanen Julian<br />
Assange – eine Geschichte<br />
von Tätern und<br />
Tätern (ab 31.10.).<br />
Max Hetzler<br />
Now<br />
!"<br />
KUNST 4 Sagen wir mal so: Der Titel führt in die Irre. Wenn die<br />
Berliner Galerie Max Hetzler zum 40. Jahr ihres Bestehens<br />
eine Ausstellung Remember Everything nennt, dann muss man davon<br />
ausgehen, dass Werke zu sehen sind, die man vielleicht<br />
schon vergessen hat. Tatsächlich zeigen die Künstler der Galerie<br />
aber nur ihre neuen Werke. Mit dabei: Rineke Dijkstra, Rebecca<br />
Warren, Jeff Koons, Vera Lutter, Albert Oehlen und viele mehr.<br />
Zu sehen vom 10. November bis 21. Dezember.<br />
5FILM<br />
FILM<br />
Interior. Leather Bar.<br />
1980 drehte William Friedkin (Der Exorzist) den Thriller Cruising. Darin spielt Al<br />
Pacino einen Undercoverbullen, der als Lederschwuler in der SM-Szene ermitteln<br />
muss. Offenbar wurden die Ermittlungsarbeiten derart detailliert gefilmt, dass<br />
das Material um 40 Minuten gekürzt wurde. Wo die geblieben sind, weiß kein<br />
Mensch. In ihrem Film versuchen die Regisseure James Franco und Travis<br />
Mathews nun, diese Szenen nachzustellen (ab 17.10.).<br />
Ich fühl mich Disco<br />
Bademeister Hanno will seinem Sohn Florian<br />
beibringen, wie man ein Mofa fährt, aber Florian<br />
will ein Klavier. Florian hat eine Schwäche für<br />
Musik, vor allem für den real existierenden<br />
Schlagersänger Christian Steiffen. Zum Entsetzen<br />
von Hanno malen sich Florian und seine Mutter<br />
Schnurrbärte ins Gesicht und singen dessen Hits:<br />
„Ich sehne mich so sehr / nach Sexualverkehr“.<br />
Dann fällt die Mutter ins Koma, und Hanno muss<br />
sich um Florian kümmern, weshalb der tagsüber<br />
mit ins Schwimmbad muss, wo er den süßen<br />
Turmspringer Radu kennenlernt, was die<br />
allgemeine Verwirrung derart potenziert, dass bald<br />
Christian Steiffen (Lebenshilfe) und Rosa von<br />
Praunheim (Sexualkunde) in die Handlung<br />
eingreifen und diesen Spitzenfilm von Axel Ranisch<br />
zur Komödie des Jahres machen (ab 31.10.).<br />
FOTOS: © 2013 Constantin Film Verleih GmbH; © PRO-FUN MEDIA(3); def image, DARREN ALMOND, Told and Untold, 2013, cast bronze, cast aluminium,<br />
plate 1: 30 x 172 x 2 cm, plate 2: 30 x 200 x 2 cm, total: 77,5cm x, 200 x 2 cm, Courtesy: Darren Almond & Galerie Max Hetzler, Berlin; Edition Salzgeber
Mehr lesen…<br />
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.<br />
CLEMENS<br />
HANNES<br />
HELENE<br />
FERDINAND<br />
03<br />
„Der Fall<br />
Thomas Quick“<br />
05<br />
„Jage zwei<br />
Tiger“<br />
07<br />
"Tabu"<br />
HEGEMANN<br />
Jemand wirft einen Stein gegen eine<br />
Windschutzscheibe. Mutter tot, Sohn Kai<br />
überlebt und tritt damit eine Geschichte<br />
los, in der auch noch Cecile und Samantha<br />
auftauchen. Nur Tiger gibt es in Hegemanns<br />
tollem neuen Roman eher weniger.<br />
(Hanser, 19,90 €)<br />
RÅSTAM<br />
Der Journalist Hannes Råstam erzählt, wie er herausfand,<br />
dass der verurteilte schwedische Serienkiller<br />
Thomas Quick in Wahrheit völlig unschuldig<br />
ist. Aber: Wer hat die acht Menschen getötet?<br />
(Heyne, 17,99 €)<br />
VON SCHIRACH<br />
Können Anwälte Künstlerromane schreiben?<br />
Kritiker sagen: na ja. Leser finden: her damit!<br />
Von Schirach hat mit den bewährten Mitteln der<br />
lakonischen Gerichtsreportage einen Roman über<br />
einen Anwalt und einen Künstler geschrieben,<br />
die einander in einem Mordfall retten müssen.<br />
(Piper, 17,99 €)<br />
THOMAS<br />
01<br />
"Im Stein"<br />
09<br />
PYNCHON<br />
"eeding<br />
Edge"<br />
Sensation! Der große Unbekannte<br />
aus New York über seine City:<br />
Fantastisch überladene Pop-<br />
Paranoia-Poesie über Finanzskandale,<br />
Überwachungsterror und<br />
alles, was wir heute wissen wollen.<br />
(Penguin HC, ca. 18 €)<br />
MEYER<br />
Meyer zieht in diesem Herbst gegen<br />
Daniel Kehlmann ins Rennen um den<br />
Platzhirsch der Saison. Dabei hat Meyer<br />
den interessanteren Roman geschrieben:<br />
500 Seiten Monologe aus der Nuttenund<br />
Finanzunterwelt im Osten. Der<br />
„Tatort“ aus Leipzig im Director’s Cut!<br />
(S. Fischer, 22,99 €)<br />
JOSEPH<br />
02<br />
"New Yk<br />
Repter"<br />
MITCHELL<br />
Mitchell war 21, als er 1929 beim „New<br />
York World-Telegram” und der<br />
„New York Herald Tribune” anheuerte<br />
und über alles schrieb, was ihm in die<br />
Quere kam: Gangster, Boxer, Spinner.<br />
Ergebnis: Er wurde zu einem der besten<br />
Reporter der USA. Jetzt wieder nachzulesen.<br />
(Diaphanes, 22,95 €)<br />
CHRISTOPH<br />
JAMES<br />
DANIEL<br />
04<br />
„F“<br />
KEHLMANN<br />
Ein ungläubiger Priester, ein<br />
mystisch begabter Banker und<br />
ein zweifelhafter Kunstkenner:<br />
Kehlmann schreibt über ein<br />
höchst unerfreuliches Brüdertrio,<br />
während sich der Leser amüsiert.<br />
(Rowohlt, 22,95 €)<br />
06<br />
„Die schreckliche<br />
Wirklichkeit<br />
des Lebens …<br />
10<br />
HÖHTKER<br />
… an meiner Seite“. Die erfreuliche Wahrheit:<br />
Höhtker ist mit seinem Roman über die Expats-<br />
Hölle von Genf so etwas wie ein Schweizer<br />
„Holtrop” gelungen. (Berlin Verlag, 17,99 €)<br />
EUGEN<br />
08<br />
"Cabo<br />
de Gata"<br />
RUGE<br />
Cabo de Gata ist ein Fischerdorf<br />
an der spanischen Mittelmeerküste.<br />
Gata bedeutet im Deutschen<br />
Katze, und eine Katze ist das einzige<br />
Wesen, mit dem der Protagonist<br />
nach seinem Umzug in das<br />
Kaff Kontakt hat. Ein katziges<br />
Buch. (Rowohlt, 19,95 €)<br />
"Alles, was ist"<br />
SALTER<br />
Philip Bowman liegen alle zu Füßen<br />
– die Literaturwelt, die gute Gesellschaft,<br />
das Leben. Und dann? Vorbei.<br />
Mitunter gehört es zum Wesen guter<br />
Geschichten, dass einer alles verliert.<br />
(Berlin Verlag, 22,99 €)<br />
.<br />
#$% &'(% )*% +,-% './0,% '#&,% /123#'% 2#3#,% 21,4%<br />
'./1+'5#$% &,% 6#$,'#/'#$&#,7% &8% 9&,06&28%<br />
!6$+&(:12#% '(1(&0,";% :0,% 60$#'(%
Diese Seite: Mantel<br />
& Schuhe PRADA<br />
Jackett, Weste & Hose<br />
BOTTEGA VENETA<br />
Hemd & Krawatte<br />
DIOR HOMME Sonnenbrille<br />
RAY BAN<br />
Socken FOGAL<br />
Linke Seite: Mantel<br />
& Jackett PRADA<br />
Hemd & Krawatte<br />
DIOR HOMME<br />
hatte. Aber all das war unwichtig, verglichen mit meiner<br />
Freude, diese Rolle spielen zu können. Ich konnte mich ja<br />
noch gut daran erinnern, was abging, als Oscar erschossen<br />
wurde. Ich selbst habe mich damals hilflos und frustriert<br />
und wütend und angepisst gefühlt, alle möglichen<br />
Gefühle gleichzeitig. Oscar Grant war jemand, der aussah<br />
wie ich. Mir hätte leicht dasselbe passieren können. Ich<br />
komme aus Newark/New Jersey, aus einer ähnlichen Ecke<br />
wie Oscar. Und ich bin oft mit der U-Bahn von Newark<br />
nach Manhattan gefahren. Auch zu Veranstaltungen wie<br />
der West Indian Day Parade, bei denen die Leute tranken<br />
und eine gute Zeit hatten und sich miteinander stritten.<br />
Also hätte auch mich treffen können, was Oscar passiert<br />
ist. Man wird aus einem Zug geholt und kurz danach<br />
von einem Polizisten erschossen. Als das damals passiert ist,<br />
habe ich mich völlig hilflos gefühlt. Deswegen habe ich<br />
mich darüber gefreut, die Gelegenheit zu bekommen, dazu<br />
etwas zu sagen, als Schauspieler …<br />
WHITAKER: Als ich dich und Ryan vor den Dreharbeiten<br />
beobachtet habe, hatte ich das Gefühl, dass ihr beide<br />
sofort ganz eng miteinander wart. Stimmt das?<br />
JORDAN: Wir haben uns von Anfang an verstanden. Wir<br />
haben uns darüber unterhalten, welche Bücher wir mögen<br />
und welche Regisseure wir verehren und welche Art<br />
.<br />
von Filmen uns inspirieren, und wir hatten denselben<br />
Geschmack, auch wenn es um Musik ging. Bei Ryan hatte<br />
ich ganz schnell das Gefühl, dass das mit ihm eine<br />
Freundschaft und Kameradschaft und Partnerschaft<br />
über den Drehschluss hinaus werden könnte. Hoffentlich<br />
für den Rest unserer Karrieren.<br />
WHITAKER: Ich weiß, wie wichtig für dich und Ryan<br />
Genauigkeit ist. Aber wenn es darum geht, einen<br />
Menschen zu spielen, der tatsächlich gelebt hat, ist das ja<br />
nicht so leicht. Wie hast du es angestellt, Oscar<br />
nahezukommen?<br />
JORDAN: Es gab keine Aufzeichnungen von ihm, keine<br />
Videos, keine Tonaufnahmen. Also hatte ich nichts,<br />
wovon ich ausgehen konnte. Eigentlich wusste ich nicht<br />
mehr als: Oscar Grant, 22 Jahre alt, Afroamerikaner, Bay<br />
Area. Ich kann mich noch daran erinnern, dass du zu mir<br />
sagtest: !Du musst ihn nicht imitieren. Du repräsentierst<br />
ihn. Sei ein Stellvertreter Oscars." Das hat mir den Zugang<br />
erleichtert. Wie Oscar war, habe ich durch die Menschen<br />
erfahren, die ihm am nächsten standen: seine besten<br />
Freunde, die in seiner Todesnacht mit ihm unterwegs waren;<br />
Tatiana, seine Tochter; Wanda, seine Mutter; und<br />
Sophina, Oscars Freundin und Tatianas Mutter. Natürlich<br />
hat mich das ein wenig unter Druck gesetzt. Ich wollte<br />
die Menschen, die ihn so gut gekannt hatten, nicht<br />
ent täuschen. Deswegen hat es mir viel bedeutet, als Oscars<br />
Tante bei der Premiere sagte, dass sie bei manchen<br />
Szenen in unserem Film das Gefühl hatte, Oscar zu sehen,<br />
nicht mich.<br />
WHITAKER: Ich kann mich noch daran erinnern, wie viele<br />
Leute im Publikum nach der Premiere geweint haben.<br />
War dir eigentlich von Anfang an klar, dass ihr eine Geschichte<br />
erzählt, die es schafft, Barrieren zu überwinden?<br />
Oder ging es dir nur darum, deine Rolle zu spielen?<br />
JORDAN: Ich habe nur an die Rolle gedacht, aber ich weiß<br />
genau, was du meinst. Ryan hat mir ja erzählt, dass er mit<br />
seinem Film Amerika einen Spiegel vorhalten wollte. Und<br />
es ging uns darum, Oscar etwas von seiner Menschlichkeit<br />
zurückzugeben. Irgendwann habe ich begonnen, mir die #$<br />
Menschen anzusehen, die mir sagten, wie sehr der Film<br />
sie berührt hatte. Da war eine weiße Lady mittleren Alters.<br />
Oder ein älterer Weißer und dann dieser asiatische Mann<br />
und dieser schwarze Typ und dieses weiße Mädchen ...<br />
Alle, die den Film sehen, sind in ihren Gefühlen ganz<br />
aufgescheucht, und oft wissen sie nicht, wie sie sich<br />
ausdrücken sollen, weil dieser Film es ja auch schafft, die<br />
Haltung infrage zu stellen, mit der man durch die Welt<br />
geht. Irgendwann habe ich es verstanden: Wenn alle<br />
möglichen Menschen nach diesem Film dasselbe sagen,<br />
dann muss es etwas damit zu tun haben, dass seine<br />
Botschaft nichts mit Hautfarbe zu tun hat oder damit, aus<br />
welcher Ecke du stammst. Sondern dass es darum geht,<br />
wie wir Menschen behandeln. Es geht darum, dass man,<br />
egal, wie viel Mist man in der Vergangenheit gebaut hat,<br />
immer die Wahl hat, sich weiterzuentwickeln. Das ist es,<br />
wovon dieser Film handelt: vom Versuch voranzukommen.<br />
Oscar war ein Mensch, der vorankommen wollte.<br />
Aber diese Botschaft war nicht besonders wichtig für<br />
mich. Ehrlich gesagt habe ich nur versucht, meinen Job so<br />
gut wie möglich zu erledigen und Oscar so gut zu spielen,<br />
wie ich es konnte.<br />
„Fruitvale Station“ hat noch keinen<br />
deutschen Starttermin
.<br />
Isabel<br />
!"
Marant<br />
Ici Paris<br />
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Protl Heike Blümner<br />
Gero von Boehm ¸ ber Julia<br />
.<br />
Julia von Boehm ¸ ber Gero<br />
Drei Generationen<br />
in Südfrankreich,<br />
dem neuen<br />
temporären<br />
Lebensmittelpunkt<br />
der Familie<br />
!ine der ersten Erinnerungen an<br />
meinen Vater ist, dass er in unserem<br />
Haus in Südfrankreich ganz laut<br />
Tina Turner gehört hat. Heute wird mir klar,<br />
wie jung er damals gewesen sein muss, denn<br />
inzwischen bin ich ja selbst schon aus dem<br />
Alter raus, wo ich so laut Musik hören mag.<br />
Dann erinnere ich mich noch daran, wie er<br />
uns mit Sonnencreme eingecremt hat: Da<br />
mussten wir uns immer hinlegen wie im<br />
Beautysalon, und er tupfte uns die Creme<br />
ganz vorsichtig auf. Schon als Kind fand ich<br />
meinen Vater total cool. Er war mein Held<br />
und ist es bis heute geblieben. Manchmal frage<br />
ich mich sogar insgeheim, ob ich nicht sogar<br />
meinen Mann geheiratet habe, weil er meinem<br />
Papi so ähnlich ist. Sie sind beide sehr künstlerische,<br />
zurückhaltende Menschen, die Zeit<br />
für sich brauchen, eher zuhören als reden<br />
und sich fast noch genau gleich anziehen. Seit<br />
Neuestem tragen sie sogar die gleichen<br />
Schlafanzüge. Als mein Mann neulich einen<br />
guten Schlafanzug suchte, empfahl ich ihm<br />
einen von Brooks Brothers, den auch mein<br />
Vater schon seit 40 Jahren trägt.<br />
Mein Vater war früher oft verreist, und<br />
wenn er zurückkam, hat er immer tolle<br />
Geschenke mitgebracht. Wir Kinder saßen<br />
dann auf seinem Koffer und warteten, bis<br />
er ihn endlich aufmachte. Er spielte auch sehr<br />
fantasievoll mit uns, erzählte uns zum Beispiel,<br />
dass die Stoffkrümel in unseren Bauchnabeln<br />
von kleinen Zwergen in unserem Bauch gesponnen<br />
wurden.<br />
Die Pubertät lief bei mir relativ<br />
problemlos. Ich war auch ziemlich gut darin,<br />
so zu tun, als wenn ich den Heiligenschein<br />
aufhätte, hatte ihn dann aber höchstens halb<br />
auf. Das war auch die einzige Zeit, in der ich<br />
ein paar Geheimnisse vor meinen Eltern<br />
hatte, denn natürlich wollte ich auch mal länger<br />
ausgehen, aber da waren meine Eltern<br />
relativ streng. Ich habe das dann so geregelt,<br />
dass ich einfach bei meinen Freundinnen<br />
übernachtet habe, die weniger strenge Eltern<br />
hatten. Da hatte ich meine Wege und<br />
Möglichkeiten, um zum Ziel zu kommen.<br />
Das Einzige, worüber es tatsächlich<br />
Diskussionen gab, war mein Make-up, denn<br />
ich schminkte mich als Teenager ziemlich<br />
stark. Und dann hatte ich diese Phasen, in<br />
denen ich immer nur eine Farbe trug, also<br />
nur Hellblau oder nur Rosa oder nur<br />
Schwarz. Das ging dann so weit, dass auch<br />
immer mein ganzes Zimmer umdekoriert<br />
werden musste, inklusive Vorhänge und<br />
Heizung. Da kamen dann schon mal Beschwerden.<br />
Schon mit acht Jahren habe ich meine<br />
Berufswahl angekündigt und gesagt, dass ich<br />
nach Paris ziehen möchte, um Mode zu<br />
studieren. Und als es dann so weit war und<br />
ich mein Vorstellungsgespräch an der École<br />
de la Chambre Syndicale hatte, ist mein Vater<br />
mit mir zusammen dorthin gefahren. Danach<br />
waren wir zusammen in der Bar du Marché<br />
in der Rue de Seine. Heute sehen wir uns<br />
natürlich seltener, aber jeden Sommer kommt<br />
die ganze Familie für zwei Wochen in<br />
Südfrankreich zusammen, das ist für mich<br />
wie ein neues Zuhause, und zwischendurch<br />
sehen wir uns natürlich in Berlin und in<br />
New York. Das ist ein absolutes Muss, da gibt<br />
es kein Entkommen, und dem würde ich<br />
auch nie entkommen wollen.<br />
Mein Vater und ich sind beide<br />
Familientiere: Familie und gutes Essen, mehr<br />
brauchen wir nicht. Wir würden auch die<br />
Familie jeder Gala oder jedem offiziellen<br />
Dinner vorziehen. Außerdem sind wir bedingungslose<br />
Ästheten: Selbst das Essen muss<br />
immer hübsch aussehen, und wir haben beide<br />
einen Fimmel, was die richtige Beleuchtung<br />
angeht. Wenn es irgendetwas wichtiges<br />
Berufliches zu besprechen gibt, rufe ich meinen<br />
Vater an, der weiß immer Bescheid.<br />
In meiner Familie ist es mein Vater, der die<br />
Modewelt einfach am besten versteht.<br />
Diese n Boehms<br />
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V Heike Blümner<br />
Ptr‰ tTerry Richardson<br />
Santa Cruz und der Boardwalk:<br />
Rodartes Herbst/<br />
Winter-Kollektion greift<br />
Kindheitserinne rungen auf<br />
INTERVIEW: Sie sind mit Ihrem verwunschenen, märchenhaften<br />
Stil bekannt geworden. Kommt Ihnen Ihre eigene<br />
Erfolgsgeschichte manchmal auch wie ein Märchen vor?<br />
LAURA MULLEAVY: Es ist schon unglaublich, was uns alles<br />
in den letzten Jahren passiert ist. Wir sind einfach von so<br />
vielen Leuten unterstützt worden, und dadurch haben sich<br />
viele Möglichkeiten ergeben. Die Modewelt ist ein tolles<br />
Netzwerk, das junge Talente trägt und unterstützt.<br />
INTERVIEW: Interessant. Viele junge Designer finden es<br />
eher schwierig, den Durchbruch zu schaffen. Können Sie<br />
das verstehen?<br />
MULLEAVY: Jeder hat seine eigenen Erfahrungen. Wir<br />
haben vor allem positive Erfahrungen gemacht.<br />
INTERVIEW: Ist der Erfolg von Rodarte der Beweis, dass<br />
Talent und gute Kontakte wichtiger sind als eine klassische<br />
Ausbildung?<br />
MULLEAVY: Jeder muss seinen eigenen Weg im Leben<br />
gehen. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, um<br />
Erfolg zu haben.<br />
INTERVIEW: Das klingt nach echter kalifornischer<br />
Spiritualität.<br />
MULLEAVY: Haha, stimmt, wobei der beste Ratschlag,<br />
den ich je bekommen habe, von der Ostküste kam, von<br />
Anna Wintour. Wir trafen sie, kurz nachdem wir unsere<br />
allererste Kollektion gezeigt haben.<br />
INTERVIEW: Hatten Sie Angst vor ihr?<br />
MULLEAVY: Wir waren unglaublich nervös. Wenn ich<br />
darüber nachdenke, war das wahrscheinlich der<br />
aufregendste Moment in meinem ganzen Leben. Sie sagte:<br />
„Ihr macht sehr persönliche Mode, und das solltet ihr<br />
auf jeden Fall beibehalten.“ Und das stimmt total. Man<br />
kann nicht an Design herangehen und sich irgendetwas<br />
ausdenken, was man gern sein möchte. Jeder hat seine eigene<br />
Vision, und man sollte sich nicht scheuen, diese<br />
auch zu zeigen. Es ist doch sowieso alles schon gemacht<br />
worden, deshalb ist es umso wichtiger, seine eigene<br />
Aussage klar und deutlich zu formulieren. Nach diesem<br />
Gespräch habe ich begriffen, dass wir auf dem richtigen<br />
Weg sind und dass es gut ist, Risiken einzugehen,<br />
wenn man etwas ausdrücken möchte.<br />
INTERVIEW: Auf welchem Gebiet haben Sie sich seit Ihren<br />
frühen Do-it-yourself-Zeiten am meisten weiterentwickelt,<br />
und welche Herangehensweisen haben sich bis<br />
heute bewährt?<br />
MULLEAVY: Wir sind auf jedem Gebiet unglaublich<br />
gewachsen, sei es im Geschäft, in der Technik oder der<br />
FOTOS: (linke Seite) Courtesy of Rodarte (5); (rechte Seite) Todd Cole (2); Terry Richardson/Art Partner
FOTOS: (linke Seite) Terry Richardson/Art Partner; (rechte Seite) courtesy of Rodarte (6); Todd Cole (2)<br />
Zusam men stellung der Kollektion. Wir sind auch bessere<br />
Geschichtenerzähler geworden, und ich kann Ideen viel<br />
besser visualisieren als früher. Was immer bleiben wird, ist<br />
unsere Experimentierfreudigkeit und die Lust daran,<br />
Grenzen zu überschreiten. Nur so bleibt Mode spannend.<br />
INTERVIEW: Sie sind in Kalifornien aufgewachsen. Welche<br />
Klischees treffen auf Sie zu: Hippie-Eltern, Kiffen, Surfen?<br />
MULLEAVY: Ich kann nicht surfen, kiffe nicht, und meine<br />
Eltern waren keine Hippies.<br />
INTERVIEW: Gibt’s nicht.<br />
MULLEAVY: Doch, echt. Meine Eltern sind zeitlich zwischen<br />
der Beatnik- und der Hippie-Generation angesiedelt. Sie<br />
waren eher bohememäßig unterwegs. Blumenkinder und<br />
<strong>Love</strong>-Ins waren nicht so ihr Ding. Sie waren eher von der<br />
typisch nordkalifornischen Akademikerkultur umgeben.<br />
Eine Zeit lang haben meine Eltern in einer Blockhütte im<br />
Wald gelebt, weil mein Vater Botaniker und Mykologe ist<br />
und dort Pilzkulturen erforschte. Meine Mutter ist Malerin.<br />
Wir sind in Santa Cruz aufgewachsen, dort gibt es eine<br />
riesige Surfergemeinde. Unsere aktuelle Herbst/Winter-<br />
Kollektion wurde von Santa Cruz inspiriert. Wir haben<br />
diese Kollektion auf einem Laufsteg gezeigt, der an die örtliche<br />
Strandpromenade, den „Boardwalk“, angelehnt war.<br />
INTERVIEW: Was sind das für Orte?<br />
MULLEAVY: Auf dem Boardwalk treffen sich Leute aus der<br />
ganzen Stadt. Dort sieht man jede Spielart von Jugendoder<br />
Subkultur, aber auch ganz normale Leute zwischen<br />
40 und 60 Jahren. Ich liebe diesen Ort, weil man auf<br />
einen Schlag die ganze Stadt erfassen kann. Ich habe dort<br />
zu der Zeit gelebt, als der Vampirfilm The Lost Boys ins<br />
Kino kam. Er wurde in Santa Cruz gedreht, und der<br />
Regisseur hat damals auch dokumentarische Elemente<br />
eingearbeitet von Leuten, die auf dem Boardwalk spazieren<br />
gehen. Dort kann man gut erkennen, was mich<br />
fasziniert, denn man sieht Punks, Surfer, Skater, Hippies,<br />
Hare Krishnas – einfach alles, was man sich vorstellen<br />
kann – auf einem Fleck. Das ist mir aus meiner Jugend<br />
immer noch sehr präsent vor Augen.<br />
INTERVIEW: Wie macht man aus diesen ganzen Einflüssen<br />
eine stringente, moderne Kollektion?<br />
MULLEAVY: Es läuft alles durch einen Filter, nämlich<br />
unsere beiden Köpfe, und zum Glück ticken Kate und ich<br />
total ähnlich. Wir reden viel miteinander und finden<br />
immer gemeinsame Schlüssellooks, die uns beiden viel bedeuten.<br />
Es geht nicht um Sachen, die man sofort sieht,<br />
Zur aktuellen Herbst/<br />
Win ter-Kollektion<br />
erschien der Film „This<br />
Must Be The Only<br />
Fantasy” von Todd Cole<br />
mit Sydney Williams,<br />
Guinevere van Seenus<br />
und Elijah Wood<br />
Laura und<br />
Kate Mulleavy<br />
.<br />
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Rodarte
Rodarte<br />
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Frauen-<br />
Fantasy: Seit<br />
2005 begeistern<br />
Rodarte mit<br />
märchenhaften<br />
Kleidungsstücken<br />
sondern eher um Eindrücke und Erinnerungen, die man<br />
fühlt, übersetzt und dann verarbeitet. Manche Sachen sind<br />
relativ offensichtlich – wie zum Beispiel lange Mäntel über<br />
Shorts zu tragen. Das macht man, weil es am Strand in<br />
Nordkalifornien oft recht frisch und neblig ist.<br />
INTERVIEW: Als gebürtige Kalifornierin sind Sie außerdem<br />
in den Honigtopf von Pop- und Filmkultur gefallen.<br />
MULLEAVY: Total. Von Santa Cruz sind wir nach Los Angeles<br />
gezogen. Dann war ich kurz in Berkeley auf dem<br />
College, und jetzt sind wir wieder hier in Los Angeles. Erst<br />
jetzt wird mir so richtig klar, was es bedeutet, diese ganze<br />
Unterhaltungsindustrie um sich zu haben. Früher war mir<br />
das gar nicht so richtig bewusst. Ich habe einfach nur<br />
Filme geliebt.<br />
INTERVIEW: Der Film von Todd Cole This Must Be The<br />
Only Fantasy zur aktuellen Herbst/Winter-Kollektion treibt<br />
das Genre Fashionfilm an die Grenze des Kurzspielfilms.<br />
MULLEAVY: Ja, genau das wollen wir, die Sachen einfach<br />
immer weiter treiben, als man es in der Mode üblicherweise<br />
tut. Jedes Medium, das uns ermöglicht, eine Geschichte<br />
zu erzählen, kann von uns genutzt werden. 2015 werden<br />
wir unser zehnjähriges Jubiläum feiern, aber erst auf<br />
halbem Weg dorthin ist mir klar geworden, dass wir nicht<br />
einfach nur Mode machen, sondern mit jeder Kollektion<br />
eine ganze Welt entwerfen.<br />
INTERVIEW: Haben Sie genug Zeit, sich auch noch mit<br />
allen anderen Kunstformen auseinanderzusetzen?<br />
MULLEAVY: Ich habe Englische Literatur und Kate hat<br />
Kunstgeschichte studiert. Kunst und Filme sind für mich<br />
die wichtigsten Formen, um die Welt immer wieder neu<br />
zu entdecken. Auch Musik ist ein wichtiger Eckstein<br />
unseres Universums. Und unsere Freunde sind wahnsinnig<br />
wichtig für uns: In New York sind wir eher Teil der<br />
Fashionwelt, hier in Los Angeles sind wir mehr von<br />
Filmemachern und anderen Künstlern umgeben.<br />
INTERVIEW: Viele Ihrer Freunde sind berühmt. Wie wichtig<br />
ist es für Sie, Teil der medialen Celebrity-Kultur zu sein?<br />
MULLEAVY: Unsere Zusammenarbeit mit bestimmten<br />
Schauspielerinnen und Musikerinnen ist für mich Teil des<br />
Storytelling-Prozesses. Ob es jetzt Kim Gordon oder Chan<br />
Marshall von Cat Power ist oder Cate Blanchett, Natalie<br />
Portman oder Kirsten Dunst: Wir bewundern diese<br />
Frauen für ihre Arbeit und genauso als Menschen. Es gibt<br />
eine Verbindung zwischen uns und ihnen. Das hat einen<br />
echten Zauber.<br />
INTERVIEW: Die Liste Ihrer Preise und Auszeichnungen ist<br />
ungewöhnlich lang. Was fehlt noch in Ihrer Sammlung?<br />
MULLEAVY: Es können doch nie genug Preise sein. Jede<br />
Auszeichnung macht Spaß. Obwohl – ich würde gern mal<br />
einen Schwimmwettbewerb gewinnen, aber das wird<br />
vermutlich nie passieren.<br />
INTERVIEW: Dieses Jahr haben Sie den „Legend of Fashion“<br />
-Preis in Chicago gewonnen. Wie geht es danach weiter?<br />
MULLEAVY: Wie meinen Sie das?<br />
INTERVIEW: Na ja, was kann nach der Legende noch<br />
kommen?<br />
MULLEAVY: Als Legende sollte man einfach weiter an seine<br />
Grenzen stoßen und diese überwinden. Wenn man das<br />
Gefühl hat, dass man irgendwo gemütlich angekommen<br />
ist, macht man vermutlich etwas falsch.<br />
INTERVIEW: Zur Not kann man den Legenden-Preis ja<br />
auch öfter verliehen bekommen.<br />
MULLEAVY: Ja! Multiple Legenden-Preise, das wäre toll.<br />
.<br />
FOTOS: Courtesy of Rodarte (6)
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Kein Selfie: Kevin<br />
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echten Kamera<br />
aufgenommen<br />
wurde<br />
SYSTROM: Mir geht es wahrscheinlich so wie den meisten<br />
Gründern. Ich war es gewohnt, selbst das Produkt<br />
mitzugestalten, selbst am Code zu arbeiten. Und plötzlich<br />
bin ich in einer Lage, in der mein Einfluss eher indirekt<br />
ist. Ich kann mich zum Beispiel nicht mehr daran<br />
erinnern, wann ich zum letzten Mal einen Code angefasst<br />
habe. Wenn man liebt, was man gemacht hat, ist das<br />
nicht immer ganz einfach. Andererseits ist es ein großartiges<br />
Gefühl, jeden Morgen beim Aufstehen zu wissen, dass<br />
das Produkt, das man sich ausgedacht hat, von 150 Millionen<br />
Menschen verwendet wird.<br />
DRUCKER: Du kennst Mark (Zuckerberg, den Facebook-<br />
Gründer) und Jack (Dorsey, den Erfinder von Twitter)<br />
sehr gut. Was zeichnet Charaktere wie euch aus, die so<br />
riesige Unternehmen gründen?<br />
SYSTROM: Ich bin mir sicher, dass der Erfolg von Unternehmen<br />
nicht von Individuen, sondern von Teams<br />
abhängt. Die besten Leader sind jene, die es schaffen, sich<br />
die besten Leute ins Boot zu holen.<br />
DRUCKER: Was hast du dir für die nächsten paar Jahre<br />
vorgenommen?<br />
SYSTROM: Die nächsten paar Jahre … (lacht)<br />
DRUCKER: Jaja, das ist noch weit in der Zukunft …<br />
SYSTROM: Ich will mir einen Hund anschaffen. Und es<br />
würde mir Spaß machen, anderen Gründern zu helfen,<br />
ihr Unternehmen auf die Beine zu stellen. Was Instagram<br />
selbst angeht: Ich würde es gern schaffen, endgültig<br />
global zu werden. Und ich würde gern daran arbeiten, dass<br />
man mit Instagram die Welt besser entdecken kann.<br />
Manches machen wir ja schon. Wir haben zum Beispiel<br />
jemanden in Somalia oder jemanden in Syrien. Wenn<br />
man sich auf Instagram umgesehen hat, wusste man über<br />
die Vorgänge in Syrien schon viel früher Bescheid als<br />
Menschen, die sich auf die Nachrichtensendungen verlassen<br />
haben. Es wäre toll, wenn wir es den Instagram-<br />
Usern leichter machen könnten, mehr über die<br />
Welt herauszufinden.<br />
DRUCKER: Für immer mehr Unternehmen<br />
scheint es wichtig geworden zu sein, sich auch<br />
bei Instagram zu präsentieren.<br />
SYSTROM: Ja, das ist faszinierend. Wir haben<br />
zum Beispiel neulich in London zusammen<br />
etwas mit Burberry gemacht. Die komplette<br />
Burberry-Show wurde mit Instagram-Fotos<br />
dokumentiert, die auf iPhones 5s aufgenommen<br />
wurden, sehr speziell. Das ist etwas, wo<br />
wir noch stärker hinwollen: Menschen davon<br />
überzeugen, dass Instagram nicht nur für<br />
Fotografen und Künstler oder für Moms und<br />
Dads wertvoll ist, sondern auch für Unternehmen,<br />
die eine visuelle Plattform benötigen, um Menschen<br />
zu erreichen. Weil wir ein Produkt haben, das<br />
auf Visualität beruht, gibt es einige Bereiche, die gewissermaßen<br />
ein natürliches Interesse an uns haben – Mode<br />
zum Beispiel, Food oder Sport. Aber es gibt auch<br />
Unternehmen, von denen man nicht unbedingt erwartet,<br />
dass sie daran interessiert sind, sich bei Instagram zu<br />
präsentieren. General Electric zum Beispiel. Die machen<br />
Flugzeugmotoren. Die haben fantastische Fotos bei uns<br />
hochgeladen.<br />
DRUCKER: Welchen Rat hast du für Menschen, die so<br />
erfolgreich wie du werden wollen?<br />
SYSTROM: Das Allerwichtigste ist: Es sollte nicht darum<br />
gehen, ein Geschäft zu machen, sondern darum, ein Problem<br />
zu lösen. Zu viele Gründer wollen Probleme<br />
lösen, die schon gelöst sind. Oder die nur in sehr kleinen<br />
Nischen Probleme sind. Oder gar keine Probleme sind.<br />
Als wir Instagram gegründet haben, wussten wir genau,<br />
was wir wollten: Wir wollten, dass das Fotografieren<br />
mit dem Handy endlich schnell ist. Wir wollten, dass man<br />
schöne Fotos machen kann – deswegen haben wir uns<br />
all diese Filter ausgedacht. Und es ging uns darum, dass<br />
man seine Fotos mit Freunden teilen kann. Wenn man<br />
es schafft, gleich drei Probleme zu lösen, wird man unter<br />
Garantie Erfolg haben.<br />
!"
.<br />
Trag, was<br />
du willst<br />
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.<br />
Geschichten<br />
von früher<br />
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FOTOS: Elza Wandler; Levi's® Vintage Clothing (2)<br />
"Als zweitbeste<br />
Lˆ sung sind<br />
Replikate absolut<br />
brillant"<br />
Archiv, und ich beschäftige mich immer wieder<br />
mit historischen Kleidungsstücken.<br />
Dabei habe ich gemerkt, dass ich am besten<br />
meinen Instinkten vertraue. Es ist dieses<br />
Gefühl, dass ein ganz bestimmtes Teil einfach<br />
wieder belebt werden muss.<br />
INTERVIEW: Dann ist die Suche nach dem<br />
richtigen Teil in diesem Fall der kreative<br />
Prozess?<br />
JOHNSON: Ja, es gäbe gerade bei der „Orange<br />
Tab“-Kollektion so viele Möglichkeiten, was<br />
man alles machen könnte. Da muss man sehr<br />
gezielt auswählen.<br />
INTERVIEW: Müssen Sie denn nie etwas verändern?<br />
Ich kann mir schon vorstellen, dass<br />
manche Schnitte dann doch aus der Zeit fallen.<br />
JOHNSON: Das einzige Teil, das leicht<br />
modifiziert wurde, ist die Levi’s „606“, und<br />
da sind es ganz kleine Veränderungen.<br />
Oft reicht es, die Taschen am Gesäß um ein<br />
paar Millimeter zu verschieben, damit die<br />
Silhouette schmeichelhafter wirkt.<br />
INTERVIEW: Mir fällt bei dieser Kollektion der<br />
teilweise sehr laute Umgang mit Logos auf.<br />
JOHNSON: Ja, auf den T-Shirts und Sweat shirts.<br />
Es hat nichts mit Overstatement zu tun,<br />
sondern es ist eine Erinnerung daran, dass so<br />
die Anfänge von Grafik auf T-Shirts aussahen.<br />
INTERVIEW: Meiner Meinung nach sind die<br />
70er-Jahre modisch gesehen eine eher<br />
schwierige Zeit. Man sieht in den Sachen<br />
schnell so aus, als würde man sich für eine<br />
Mottoparty verkleiden.<br />
JOHNSON: Das finde ich nicht. Denn selbst,<br />
wenn man sich komplett so anzieht, sind<br />
doch viele Details anders als damals. Zum<br />
Beispiel tragen nur noch wenige Leute einen<br />
strengen Mittelscheitel, und die Schuhe,<br />
Taschen und Sonnenbrillen sehen heute auch<br />
anders aus.<br />
INTERVIEW: Aber die 70er-Jahre sind so<br />
ikonisch. Nehmen wir nur die Schlaghosen …<br />
JOHNSON: Schlaghosen – okay. Aber auch hier<br />
kommt es drauf an, wie man sie trägt. Die<br />
meisten Leute wissen schon, einen Look an<br />
den richtigen Stellen zu brechen.<br />
INTERVIEW: Wie bricht man den Look einer<br />
Schlaghose? In Zeiten, wo alle Slim oder<br />
Skinny Jeans tragen, wirkt eine Schlaghose<br />
geradezu radikal.<br />
Wenn man die Sachen<br />
anzieht, merkt man,<br />
dass sie sich anders<br />
anfühlen als alles, was<br />
es heute gibt<br />
JOHNSON: Ganz wichtig ist es zum Beispiel,<br />
aus welchem Material die Schlaghose ist.<br />
Wenn das Material noch einen Stretchanteil<br />
hat, ist das ein Albtraum. Dann sieht es<br />
einfach nur billig aus. Eine Schlaghose muss<br />
aus schwer fallendem Stoff sein, dann sitzt sie<br />
gut und richtig.<br />
INTERVIEW: Meine Theorie ist ja, dass man<br />
modisch starke Epochen meistens nur einmal<br />
mitmachen möchte. Von daher ist sie in<br />
diesem Fall eher etwas für die nach 1980<br />
Geborenen.<br />
JOHNSON: Ich glaube, genau das Gegenteil ist<br />
der Fall. Man freut sich doch, wieder in etwas<br />
reinzuschlüpfen, das man noch von früher<br />
kennt. Es ist fast schon eine Erleichterung.<br />
Und wenn man genau hinschaut, sieht man<br />
eben, dass es doch Kleinigkeiten gibt, die den<br />
Look dann wieder zu etwas anderem machen.<br />
INTERVIEW: Wenn man sich in den frühen<br />
Siebzigern im Look der aktuellen „Orange<br />
Tab“-Kollektion kleidete, signalisierte man<br />
auch zumindest Sympathie mit dem<br />
Anti-Establishment. Ist es überhaupt möglich,<br />
dieses Gefühl in die heutige Zeit zu<br />
transportieren?<br />
JOHNSON: Die meisten jungen Leute wissen<br />
gar nicht, aus welchem Kontext „Orange<br />
Tab“ stammt. Aber wenn sie die Sachen<br />
anprobieren, merken sie, dass sie sich anders<br />
anfühlen und aussehen als die meisten<br />
Sachen, die es sonst so gibt.<br />
INTERVIEW: Über dieser ganzen Ära liegt<br />
auch ein fast schon niedlicher Optimismus.<br />
JOHNSON: Vielleicht, aber alle diese Gefühle,<br />
die wir jetzt im Nachhinein damit verbinden,<br />
waren damals so nicht geplant. Es hat sich<br />
vieles ergeben. Levi’s ist noch nie eine Firma<br />
gewesen, die Mode gemacht hat. Wir haben<br />
eher auf ästhetische Strömungen reagiert.<br />
INTERVIEW: Was ist Ihrer Meinung nach<br />
begehrenswerter: ein Vintage-Stück oder ein<br />
Replikat?<br />
JOHNSON: Idealerweise ein Vintage-Stück.<br />
Aber so einfach ist das nicht, denn man muss<br />
erst mal eins finden, das einem passt Vintage-<br />
Jeans sind ein bisschen wie Secondhandschuhe:<br />
Sie sind auf eine bestimmte Art und<br />
Weise eingetragen, sodass sie sich am<br />
eigenen Körper manchmal komisch anfühlen.<br />
Und viele Epochen sind teuer und so gut<br />
wie ausverkauft. Hier kommen die Replikate<br />
ins Spiel, als zweitbeste Lösung sind sie<br />
absolut brillant.<br />
.<br />
!!
.<br />
!"#$%$&'$())*<br />
"#$%$&'$())*+*,-(&'+.)-
.<br />
Stories<br />
FOTO: Juergen Teller STYLING: Julia von Boehm<br />
Marine Vacth,<br />
fotografiert von<br />
Juergen Teller<br />
im Hotel Lutetia,<br />
Paris, 27. September<br />
2013<br />
"#<br />
Die Schönheit des<br />
Augenblicks<br />
MARINE VACTH !S. 100 steht als Schauspielerin kurz davor, die Welt zu erobern.<br />
Bei FRANÇOIS OZON hat sie es schon geschafft. GRUNGE S. 80 wird noch einmal zum Look<br />
der Stunde; was liegt da näher, als COURTNEY LOVE S. 94 mit NAOMI<br />
CAMPBELL zusammenzubringen? ITALO ZUCCHELLI S. 112 bringt mit zehn mal zehn<br />
Antworten zehn Jahre als Männerdesigner bei CALVIN KLEIN auf den Punkt, und PATRICK<br />
DEMARCHELIER !S. 120 lässt Frauen leuchten. JASNA FRITZI BAUER S. 134 soll immer so<br />
weitermachen. DAS KLEINE SCHWARZE S. 142 kommt mal wieder groß raus.<br />
STEVE McQUEEN S. 152 S. 160<br />
packt aus. Und Beauty war selten so IN YOUR FACE
.<br />
KARLIE<br />
Jacke (Vintage)<br />
JUNYA WATANABE<br />
Hoodie (bearbeitet)<br />
CHAMPION Tanktop<br />
LOVE LEATHER<br />
Hose GUCCI Ohrringe<br />
CATBIRD Kette<br />
SAINT LAURENT<br />
BY HEDI SLIMANE<br />
Armbänder ANN<br />
DEXTER-JONES Ring<br />
MANIAMANIA
.<br />
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.<br />
AMANDA<br />
Top & Tiara DOLCE &<br />
GABBANA Mantel &<br />
Hose (bearbeitet)<br />
KAUFMAN’S ARMY &<br />
NAVY Mütze AMERICAN<br />
APPAREL Kette<br />
ERICKSON BEAMON
.<br />
LISA<br />
Kleid DIOR Rock SACAI<br />
Ketten SALVATORE<br />
FERRAGAMO &<br />
K/LLER COLLECTION<br />
Schuhe VANS X DOM
.<br />
ASHLEIGH<br />
Mantel FENDI<br />
Top (Vintage)<br />
BALENCIA GA Shorts<br />
TOMMY HILFIGER<br />
Kette TOM BINNS<br />
Gürtel (Vintage)<br />
COMME DES GAR-<br />
ÇONS Stiefel CHANEL
.<br />
CHARLOTTE<br />
Jacke, Hemd (um<br />
die Hüfte) & Rock<br />
GI VENCHY BY<br />
RICCARDO TISCI<br />
Top (Vintage)<br />
BALENCIAGA<br />
T-Shirt (bearbeitet)<br />
KAUFMAN’S<br />
ARMY & NAVY
.<br />
HANNE<br />
Jacke COMME DES<br />
GARÇONS Hemd,<br />
Schal, Boots & Kette<br />
(um die Hüfte) SAINT<br />
LAURENT BY HEDI<br />
SLIMANE T-Shirt<br />
(Vintage), Rock<br />
TOMMY HILFIGER<br />
Schal ISABEL<br />
MARANT
.<br />
SASHA<br />
Jacke (Vintage)<br />
RELLIK Korsett<br />
(Vintage) VIVIEN NE<br />
WESTWOOD Hose<br />
ALEXANDER<br />
WANG Armreif<br />
BALENCIAGA
.<br />
MARIA<br />
Hemd (bearbeitet)<br />
KAUFMAN’S<br />
ARMY & NAVY<br />
Hose SONIA<br />
RYKIEL Schuhe<br />
NIKE
.<br />
KASIA<br />
Sweatshirt ALEXANDER<br />
WANG Shirt (um die<br />
Hüfte) TOMMY<br />
HILFIGER Shorts<br />
(bearbeitet) J BRAND<br />
Cap LIDS Gürtel<br />
SAINT LAURENT<br />
BY HEDI SLIMANE<br />
Ring INEZ BY BOE<br />
Schuhe NIKE
.<br />
ABBEY LEE<br />
Mantel & Top ANN<br />
DEMEULEMEESTER<br />
Jeans MAISON<br />
MARTIN MARGIELA<br />
ARTISANAL<br />
Gürtel ISABEL<br />
MARANT Schuhe<br />
TABITHA SIMMONS<br />
Schmuck PRIVAT
.<br />
GUINEVERE<br />
Mantel & Boots<br />
MIU MIU Jeans<br />
(Vintage) VIVIENNE<br />
WESTWOOD Ohrringe<br />
EDDIE BORGO<br />
Socken WOLFORD<br />
Kette & Ring PRIVAT
.<br />
ISELIN<br />
Mantel & BH<br />
MARC JACOBS Jacke<br />
WGACA Hose<br />
MAISON MARTIN<br />
MARGIELA ARTI-<br />
SANAL Kette EDDIE<br />
BORGO Armband<br />
MANIAMANIA Schuhe<br />
LAURENCE DACADE
.<br />
LIU WEN<br />
Jacken J BRAND<br />
Top VERSACE Rock<br />
JUNYA WATANABE<br />
Hut & Kette ANN<br />
DEMEULEMEESTER<br />
Gürtel ALEXANDER<br />
McQUEEN Schuhe<br />
CÉLINE
.<br />
Le<br />
<strong>Courtney</strong><br />
V <strong>Naomi</strong> <strong>Campbell</strong><br />
Fot Francesco Carrozzini<br />
Styling Gro Curtis<br />
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Kleid EMILIO PUCCI
.<br />
Queen<br />
of Grunge<br />
#$%%&'()%'$&*+,&%$)$&-$.,,$&*.%'&.,/0&<br />
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$(3)%*$%& -+/9& 37(& :.%/$(;.$#-&<br />
%+?@.& >+@=6$11& @./& >?)(/%$4& 1?;$&<br />
!"<br />
NAOMI CAMPBELL: Du schreibst gerade deine Memoiren.<br />
Plauderst du darin viele Geheimnisse aus?<br />
COURTNEY LOVE: Es gibt in meinem Leben viele Dinge,<br />
die ich für mich behalten habe, und ich habe vereinbart,<br />
dass das auch so bleiben kann. Vor allem, wenn es um<br />
Männer geht. Ich will meine Freunde ja nicht verlieren.<br />
Lass es mich so ausdrücken: Eine wirkliche Lady erzählt<br />
nicht alles.<br />
CAMPBELL: Das würde ich jederzeit unterschreiben.<br />
LOVE: Ich habe einen Koautor, ich schreibe nicht selbst.<br />
Ich habe etwas Ähnliches versucht wie Patti Smith mit Just<br />
Kids. Aber das schaffe ich nicht. Mein Ghostwriter<br />
ist natürlich an den schlüpfrigen Geschichten interessiert.<br />
Ich versuche, ihn davon abzubringen. Zum Beispiel:<br />
Ich war bekanntlich eine Stripperin. Aber er muss ja nicht<br />
immer wieder betonen, dass ich nie Prostituierte war.<br />
Natürlich war ich keine, und es reicht, das ein einziges Mal<br />
klarzustellen. Es gibt ja genügend anderes zu erzählen.<br />
Zum Beispiel, dass mein dritter Stiefvater ein Lord war und<br />
meine Mutter Erbin eines eindrucksvollen Vermögens.<br />
Und dass wir, glaub es oder nicht, in Sheffield gelebt haben.<br />
Ausgerechnet in Sheffield!<br />
CAMPBELL: Mein Großvater war aus Sheffield. Ich weiß,<br />
wie es da ist.<br />
LOVE: Die Mutter meines Stiefvaters war eine<br />
Hofdame Queen Elizabeths. Sie hat mir das Knicksen<br />
beigebracht. Aber dann bin ich doch auf dieses<br />
äußerst progressive Internat namens Summerhill geschickt<br />
worden. Aus dem ich schnell wieder<br />
hinausgeworfen wurde.<br />
CAMPBELL: Wieso das denn?<br />
LOVE: Dieses Internat ist in den 50er-Jahren<br />
gegründet worden, eine Menge<br />
Kommunisten haben ihre Kinder dorthin<br />
geschickt. Die Regel war: Man musste<br />
nicht in den Unterricht gehen, wenn man<br />
nicht wollte. Also ging ich nicht. Irgendwann<br />
wurde festgestellt, dass ich offensichtlich<br />
wenig Lust auf Schule hatte.<br />
CAMPBELL: Hat es dich sehr geprägt, dass du die Tochter<br />
einer Psychologin bist? Hat sie dich in deiner Kindheit<br />
analysiert?<br />
LOVE: Nein. Aber ich war von klein auf in Therapie. Das<br />
hatte etwas mit der Zeit zu tun, den frühen 70er-Jahren.<br />
Diese ganze Art, wie meine Mutter und ihre vier<br />
Ehemänner – sie hat mittlerweile einen fünften – miteinander<br />
umgingen: Psychospiele und viel Nacktheit, dieser<br />
ganze New-Age-Kram, der aus Kalifornien kam. Als die<br />
„Es war hart, Kind unter<br />
nackten Erwachsenen<br />
zu sein. Ich wollte ihre<br />
Schamhaare nicht sehen“<br />
Öffentlichkeit zum ersten Mal Gelegenheit bekam, von<br />
mir Notiz zu nehmen, war ich vier – nackt auf dem<br />
Umschlag eines Buches, das Born to Win hieß. Aus dem<br />
Foto wurde ein<br />
Poster gemacht,<br />
und natürlich<br />
habe ich dafür<br />
nie Tantiemen<br />
bekommen. Es<br />
war hart, immer<br />
von nackten<br />
Erwachsenen<br />
umgeben zu sein,<br />
die schrien ja<br />
<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong> 1999<br />
in Glastonbury.<br />
Den Style nannte<br />
man in den USA<br />
auch „Kinderwhore“<br />
<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong> (r.)<br />
in den späten 80ern<br />
mit ihrer Grunge-<br />
Band Hole<br />
FOTOS: mauritius images/Alamy; interTOPICS/Landmark Media Ltd.
FOTOS: Fotex/Jay Blakesberg; Terry McGinnis/WireImage/Getty Images<br />
„Ein Rockstar<br />
muss tough sein“<br />
<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong> mit<br />
Kurt Cobain, der<br />
sich 1994 erschoss.<br />
Frances Bean,<br />
ihre Tochter, war<br />
damals noch keine<br />
zwei Jahre alt<br />
auch noch ständig,<br />
Urschreitherapie und<br />
so weiter. Ich war das<br />
kleine Mädchen<br />
zwischen all den<br />
nackten Erwachsenen,<br />
deren Schamhaare es<br />
nicht sehen wollte.<br />
Und das sehr früh in<br />
Therapie gesteckt<br />
wurde, weil das für meine Mutter eine Art Religion war.<br />
CAMPBELL: Wenn du dein ganzes Leben ändern könntest,<br />
aber nur eines nicht – was wäre das?<br />
LOVE: Definitiv meine Tochter, Frances. Ich bereue einiges<br />
in meinem Leben, aber im Augenblick ereignet sich in ihm<br />
gerade ein kleines, nein: ein großes Wunder. Im Alter von<br />
49 fange ich nämlich wieder mit dem Schauspielen an. Ich<br />
mache bei einem ziemlich großen Film mit, die zweite<br />
Hauptrolle.<br />
CAMPBELL: Wie kommt’s?<br />
LOVE: Nachdem ich Sean (Penn) vor Jahren in dem Film<br />
gesehen hatte, in dem er Gavin Friday spielte (den Sänger<br />
der Virgin Prunes), war ich so elektrisiert, dass ich wusste:<br />
Ich will das jetzt auch wieder. Und es hat tatsächlich<br />
geklappt – großer Film, berühmter Regisseur. Das ist<br />
wirklich ein Wunder, ich bin ja schon 49.<br />
CAMPBELL: <strong>Courtney</strong>, du kannst 49 sein.<br />
LOVE: Jedenfalls bin ich seit zehn Jahren nicht mehr so<br />
aufgedreht gewesen. Obwohl ich genau weiß, wie es beim<br />
Film zugeht. Du sitzt sechs Stunden in der Maske, und<br />
dann schicken sie dich doch wieder nach Hause. Du bist<br />
auf so viele andere Menschen angewiesen, du musst 18<br />
Monate warten, ehe du deine Arbeit zu sehen bekommst.<br />
Doch wenn der Film dann da ist, gibt es nichts Größeres.<br />
CAMPBELL: Welche vier Menschen – tot oder lebendig –<br />
würdest du am liebsten zum Dinner einladen?<br />
LOVE: Hm. Christopher Hitchens, weil ich mich mit ihm<br />
nie richtig unterhalten konnte. Und Václav Havel …<br />
CAMPBELL: Wieso?<br />
LOVE: Er war so cool, Dramatiker, saß mit MiloŠ Forman<br />
im Gefängnis, der erste wirklich coole Politiker für mich.<br />
.<br />
CAMPBELL: Wer ist der dritte?<br />
LOVE: Ich frage mich, ob ich André Balazs einladen soll.<br />
Vielleicht so, dass er später dazustößt. Ja, das wäre ein<br />
schöner Abschluss. Kennst du das? Man hat mit<br />
jemandem für zehn Minuten ein Date, aber ist danach für<br />
immer und ewig befreundet.<br />
CAMPBELL: Ich habe André mit 16 kennengelernt. Ich bin<br />
von der Ford Model Agency nach Amerika geholt worden,<br />
und die Regel lautete, dass man in Eileen Fords Haus<br />
wohnen musste. Aber dann habe ich mich mit Katie Ford<br />
angefreundet, und sie sagte zu ihrer Mutter, dass sie gerne<br />
mit mir zusammenwohnen würde. Also bin ich mit<br />
Katie, André und Christy Turlington zusammen gezogen,<br />
in ein tolles Loft im selben Gebäude, in dem Arthur<br />
Elgort sein Studio hatte.<br />
LOVE: Du kennst André länger als ich?<br />
CAMPBELL: Seit 1986. Du hast übrigens noch einen Gast<br />
frei für dein Dinner.<br />
„Das Beste an mir?<br />
Der Teil von mir, dem<br />
es scheißegal ist, was<br />
man über mich denkt“<br />
LOVE: Marilyn Monroe.<br />
Nein, Jacqueline Kennedy.<br />
CAMPBELL: Du kannst<br />
nicht beide haben.<br />
LOVE: Also Jackie Kennedy.<br />
Ja, das wäre ein tolles<br />
Dinner.<br />
CAMPBELL: Was ist das<br />
Beste und was das<br />
Schlimmste daran,<br />
<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong> zu sein?<br />
LOVE: Ich glaube, das<br />
Schlimmste ist, dass an<br />
mir ein Ruf klebt – für<br />
Dinge, von denen ich zwar<br />
einige getan habe, die<br />
aber schon seit vielen<br />
Jahren aus meinem Leben<br />
verschwunden sind.<br />
Drogen vor allem. Ich habe<br />
seit 2005 nichts mehr<br />
genommen. Manchmal<br />
eine Schlaftablette im Flugzeug, aber das ist es auch schon.<br />
Aber das werde ich wohl nicht mehr los. Und es nervt<br />
mich, dass ich anders als du morgens nicht aus dem Bett<br />
fallen und mir irgendetwas zum Anziehen schnappen<br />
kann und immer gut aussehe. Schaff ich nicht. Aber ich<br />
gebe mir Mühe, ich gehe nie in Uggs und Jogginghosen<br />
aus dem Haus. Das Beste? Vielleicht, dass es einen Teil von<br />
mir gibt, dem es scheißegal ist, was man über mich denkt.<br />
Das hat mich immer und immer wieder gerettet. Weil es<br />
Crtney Le<br />
!"
.<br />
Crtney Le<br />
!"<br />
mir möglich gemacht hat, kreativ zu sein. Und mich für<br />
Ziele anzustrengen, die zu erreichen ich eigentlich nicht die<br />
leiseste Chance habe. Ich meine, eine 49-Jährige hat<br />
normalerweise keine Chance, eine Rolle in einem großen<br />
Film zu bekommen. Aber ich habe es geschafft.<br />
CAMPBELL: Man muss an sich selbst glauben und davon<br />
überzeugt sein, dass man ein survivor ist.<br />
LOVE: Richtig. Man muss authentisch sein. Weißt du, in<br />
der Zeit, in der ich noch heftig drauf war, hatte ich mal in<br />
Los Angeles das Vergnügen mit einer richtig sadistischen<br />
Stylistin. Der machte es riesigen Spaß, mir zu erzählen, wer<br />
alles mit mir nichts mehr zu tun haben wollte, sogar<br />
Donatella (Versace). Das hat mich so getroffen, dass ich<br />
heulend David LaChapelle angerufen habe.<br />
CAMPBELL: Du darfst solche Psychospielchen einfach nicht<br />
zulassen.<br />
LOVE: David sagte bloß: Seit wann ist dir denn bitte nicht<br />
völlig egal, was die Leute über dich denken?<br />
CAMPBELL: Da hatte er recht. Du bist <strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong>. Hast<br />
du denn die leiseste Ahnung, wie viele so aussehen<br />
wollten wie du, als du plötzlich mit Hole um die Ecke gekommen<br />
bist? Ich habe das selbst miterlebt, ich habe eure<br />
Gigs im Colosseum gesehen. Alle wollten aussehen wie du.<br />
Du musst wirklich mehr an dich glauben.<br />
LOVE: Es hat mich so getroffen, als ich hörte, dass<br />
Donatella mich nicht mehr mag.<br />
CAMPBELL: Aber das war eine Lüge. Du weißt doch, wie<br />
sehr Donatella dich mag. Und wie unser Business so ist.<br />
LOVE: Deswegen fühlt es sich ja so gut an, bei diesem Film<br />
mitmachen zu können und wieder einen guten Manager<br />
zu haben.<br />
CAMPBELL: <strong>Courtney</strong>, es ist toll, dass du einen Manager<br />
hast und dass es diesen Film geben wird. Aber am Ende des<br />
Tages geht es nur darum, an sich selbst zu glauben. Du<br />
bist <strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong>, eine Frau, die weiß, was einen Rockstar<br />
ausmacht. Würdest du uns deine Definition eines<br />
Rockstars verraten?<br />
LOVE: Du musst einen Hairstyle und mindestens einen<br />
Trend ausgelöst haben, jedenfalls sind das die<br />
Fashion-Aspekte. Und ein richtiger Rockstar muss tough<br />
sein. Es darf dir nicht ums Geld gehen. Du musst<br />
unbedingt, unter allen Umständen, Rock ’n’ Roll spielen<br />
wollen. Das ist es, was die Männer von den Jungs<br />
unterscheidet.<br />
CAMPBELL: Du bist ein Rockstar, Ende der Diskussion.<br />
Mir ist aufgefallen, dass du auf Fotos gern liegst. Warum<br />
eigentlich?<br />
LOVE: Weil ich faul bin. Ich habe noch nie vor einer<br />
Kamera einen Jump gemacht.<br />
CAMPBELL: Das solltest du aber mal ausprobieren. Man ist<br />
nie zu alt für einen Jump, Darling! Nächste Frage: Du<br />
hast bei Hedi Slimanes Saint Laurent Music Project mitgemacht.<br />
Wie war das für dich?<br />
LOVE: Die Fotos waren toll. Aber ich kann nicht sagen,<br />
dass ich der größte Fan seiner letzten Kollektion bin, weil<br />
alle sagen, sie hätte etwas mit mir zu tun. Aber das bin<br />
ich nicht. Ich trage zum Beispiel nie Doc Martens. In so<br />
etwas sehe ich viel zu kerlig aus.<br />
CAMPBELL: War es nicht schön, 48 <strong>Courtney</strong>s den Runway<br />
entlanglaufen zu sehen?<br />
LOVE: Ich habe nie so ausgesehen. Das habe ich auch Hedi<br />
gesagt, wir hatten ein Dinner im Chateau.<br />
CAMPBELL: Kannst du dich noch daran erinnern, wie das<br />
Wort Grunge aufkam?<br />
„Eigentlich wollte ich<br />
<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong>less<br />
heißen. Aber das ist mir<br />
ausgeredet worden“<br />
LOVE: Damals wurden nur die Jungs Grunge genannt.<br />
Das passiert mir erst jetzt, dass jemand sagt: Oh, du warst<br />
Grunge …<br />
CAMPBELL: Wie ist aus <strong>Courtney</strong> Michelle Harrison<br />
<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong> geworden?<br />
LOVE: Ich saß mit Pat Smear und mit Flea von den Chili<br />
Peppers zusammen, um über einen guten Namen für<br />
mich nachzudenken. Ich wollte <strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong>less heißen,<br />
aber das haben sie mir ausgeredet. Dann haben sie mir<br />
eine Statue geschenkt, die einem Typen namens Darby<br />
Crash gehört hatte, einer Punklegende, die sehr jung<br />
gestorben ist, Selbstmord durch Überdosis. Und auf dieser<br />
Statue stand „<strong>Love</strong>“. Als ich nach Hause ging, war ich<br />
<strong>Courtney</strong> <strong>Love</strong>. Fast wäre es <strong>Love</strong>less geworden.<br />
CAMPBELL: Ich ziehe <strong>Love</strong> vor. Twitterst du eigentlich?<br />
LOVE: Ja, obwohl man höllisch aufpassen muss. Aber im<br />
Augenblick habe ich keine einzige Klage am Hals.<br />
CAMPBELL: Kannst du dir dich eigentlich als<br />
Großmutter vorstellen?<br />
LOVE: Und wie! Frances und ich sind uns<br />
eine Zeitlang fremd gewesen, aber jetzt<br />
haben wir eine gute Beziehung. Neulich sind wir<br />
miteinander ausgegangen, ins Boom Boom zur Purple<br />
Party. Normalerweise taucht sie bei solchen Veranstaltungen<br />
nicht auf. Sie will nicht von ihrem Namen<br />
profitieren. Es gibt ja die Kinder, die sich an den<br />
Namen ihrer Eltern hängen. Sie nicht. Sie würde ihren<br />
Namen am liebsten ändern lassen. Ich habe zu ihr<br />
gesagt: „Du musst ihn (Kurt Cobain) auch respektieren,<br />
es muss doch so etwas wie einen Mittelweg<br />
geben.“ Sie sagte: „Es hat nichts mit dir zu tun, aber<br />
ich habe doch gar keine Erinnerungen an ihn.“<br />
Ich glaube, sie braucht noch Zeit, das alles zu<br />
sortieren.<br />
CAMPBELL: Was war der letzte Film, der dich<br />
zum Weinen gebracht hat?<br />
LOVE: Downton Abbey. Bei Matthews Tod.<br />
CAMPBELL: Wann hast du das letzte Mal<br />
eine ganze Nacht durchgetanzt?<br />
LOVE: Das ist nie passiert.
.<br />
PHOTOGRAPHER Francesco Carrozzini /<br />
2B Management HAIR Rolando Beauchamp<br />
/ The Wall Group MAKE-UP Fulvia Farolfi<br />
/ Bryan Bantry SET DESIGN Todd Wiggins<br />
/ Mary Howard PRODUCTION Dana Brockman<br />
PHOTO ASSISTANTS David Barron,<br />
Ivory Serra DIGITAL TECHNICIAN Regina<br />
Kokoszka STYLING ASSISTANT Tess Herbert<br />
PRODUCTION ASSISTANT Kinsey West<br />
STUDIO MANAGEMENT Summer Sekula<br />
"Ich bin faul. Ich<br />
habe noch nie f¸ r<br />
ein Foto einen<br />
Jump gemacht"<br />
!!<br />
Strumpfhose & Mantel<br />
SAINT LAURENT BY<br />
HEDI SLIMANE
.<br />
>??<br />
Marine Vacth<br />
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Linke Seite:<br />
Body ERES<br />
Cardigan PRADA<br />
Nächste Doppelseite:<br />
Kleid VALENTINO (l.)<br />
Kette CHANEL (r.)<br />
.<br />
!ein anderer Filmregisseur der Gegenwart<br />
verehrt Frauen so glühend wie der 45-jährige<br />
François Ozon. In 8 Frauen ließ er acht französische<br />
Starschauspielerinnen intrigieren, singen und einen<br />
Mord aufklären, in Unter dem Sand Charlotte Rampling<br />
um ihren bei einem Badeunfall ertrunkenen Mann trauern,<br />
in Swimming Pool eine unterkühlte Rampling und eine<br />
sommerliche Ludivine Sagnier gegeneinander anbocken,<br />
in Das Schmuckstück Catherine Deneuve zuerst ihren<br />
patriarchalen Mann und danach streikende Arbeiter bezähmen,<br />
in 5 x 2 verfolgte er Valeria Bruni Tedeschis<br />
Ehe von ihrem kläglichen Ende zurück zu ihren leichtfüßigen<br />
Anfängen.<br />
Seine jüngste Liebe ist das Model Marine Vacth, eine<br />
23-Jährige mit einer schon beeindruckenden Karriere –<br />
auf die sie es allerdings nie recht angelegt hat. Mit 15 in<br />
einem H & M-Laden entdeckt, stand sie schon bei Ralph<br />
Lauren unter Vertrag und machte Werbung für Chloé und<br />
Yves Saint Laurent. In Ozons Film Jung und schön spielt<br />
Vacth eine 17-jährige Tochter aus gutem Haus, die eines<br />
Tages aus einer Laune heraus beschließt, sich an sehr<br />
viel ältere Männer zu prostituieren. Das Angenehme an<br />
Ozon: Er erklärt nicht, hütet sich vor Psychologisierungen<br />
und moralischen Urteilen, er zeigt bloß – eine zu<br />
Melancholie neigende junge Frau, die sich, warum auch<br />
immer, eine riskante Methode erwachsen zu werden ausgesucht<br />
hat, es hätten auch Drogen sein können. Seit Jung<br />
und schön beim Festival von Cannes mit großem Erfolg aufgeführt<br />
wurde, gilt Vacth vielen als la prochaine frenchy<br />
in der Tradition all der großen französischen Schauspielerinnen,<br />
die sehr jung entdeckt und danach zu Weltstars<br />
wurden. Ganz gewiss hätte sie das Zeug dazu, wenn auch<br />
nicht unbedingt den Ehrgeiz. Marine Vacth ist, sagt<br />
sie immer wieder, gerne allein mit sich, bleibt lieber ein Geheimnis,<br />
als zu einer öffentlichen Frau zu werden. Für<br />
<strong>Interview</strong> unterhielt sich François Ozon mit ihr – über ihren<br />
gemeinsamen Film und ein wenig auch über ihre Seele.<br />
FRANÇOIS OZON: Marine, kannst du dich noch an unser<br />
erstes Treffen erinnern?<br />
MARINE VACTH: Ja, bei Georges, oder wie heißt dieses<br />
Restaurant bei dir in der Nähe?<br />
OZON: Nein, ich meine das erste Treffen beim Casting.<br />
Hattest du Angst davor? In meiner Erinnerung hast du dich<br />
erst mit meiner Casting-Direktorin getroffen. Sie hat<br />
dich gefilmt, und danach haben wir uns getroffen und die<br />
Szene noch einmal wiederholt.<br />
VACTH: Ich kann mich nur daran erinnern, dass wir<br />
bei unserem ersten Treffen zusammen gefrühstückt haben.<br />
OZON: In einem Restaurant.<br />
VACTH: Du hast mich die ganze Zeit angeschaut. Wir haben<br />
viel über den Film gesprochen, auch über andere Sachen.<br />
OZON: Über das Leben und so.<br />
VACTH: Du warst mit dem Drehbuch noch gar nicht fertig.<br />
OZON: Ja, deswegen musste ich dir die ganze Geschichte<br />
auch erzählen. Später habe ich in einem <strong>Interview</strong> gelesen,<br />
dass du eine ziemlich schlechte Nacht hattest, nachdem<br />
du das Drehbuch schließlich gelesen hast. Stimmt das?<br />
VACTH: Ja, ich habe nicht geschlafen …<br />
OZON: Du hast gar nicht geschlafen?<br />
VACTH: Na ja, vielleicht zwei Stunden. Mehr nicht.<br />
OZON: Warum? Weil dir die Geschichte keine Ruhe<br />
gelassen hat?<br />
VACTH: Ich habe in dem Drehbuch so viele verschiedene<br />
Sachen gesehen.<br />
OZON: Du meinst widersprüchliche Emotionen?<br />
VACTH: Ja, und interessante.<br />
OZON: Gab es einen Moment, in dem du dachtest: „Das<br />
kann ich nicht machen“?<br />
VACTH: Ja.<br />
OZON: Was hat dich überzeugt, es doch zu tun?<br />
VACTH: Du.<br />
OZON: Haha. Und sicher auch Elisabeth, deine Agentin.<br />
Hat sie das Drehbuch auch gelesen?<br />
VACTH: Ja, hat sie. Aber wir haben nicht darüber gesprochen,<br />
bis wir uns getroffen hatten. Sie hat ihre Meinung<br />
einfach für sich behalten.<br />
OZON: Ja, ich erinnere mich gut. Sie sagte, wenn du es<br />
Marine schickst, bitte schicke es mir auch, so können<br />
wir es gleichzeitig lesen. Und ich erinnere mich auch, dass<br />
du dir Zeit gelassen hast, bis du zugestimmt hast, den<br />
Film zu machen.<br />
VACTH: Ja, ich habe ein bisschen Zeit gebraucht.<br />
OZON: Die Szenen, die dich verunsichert haben, waren<br />
das die Sexszenen?<br />
„Offenbar hast du in<br />
mir etwas gesehen,<br />
das die Rolle ausfüllt”<br />
VACTH: Nein, nicht unbedingt. Eher die Tatsache, dass<br />
es um ein Mädchen ging, das von Anfang bis Ende …<br />
OZON: … den Film tragen muss?<br />
VACTH: Ja.<br />
OZON: Eine der ersten Fragen, die ich dir damals gestellt<br />
habe, war, ob du zunehmen kannst. Am Ende des<br />
Films hattest du auch zugenommen, ein bisschen jedenfalls.<br />
VACTH: Ja, aber wirklich nicht viel.<br />
OZON: Aber du sahst etwas erwachsener aus. Am Anfang des<br />
Drehs warst du 21. Du hattest ein eher kindliches Gesicht,<br />
was bedeutete, dass wir das am Anfang gedrehte Ende nicht<br />
mehr verwenden konnten. Eigentlich sollte der Film an<br />
Marine Vacth<br />
"#$
!"#<br />
.
.<br />
Diese Seite:<br />
T-Shirt ISABEL<br />
MARANT<br />
Kette CHANEL<br />
Ring AUDE<br />
LECHÈRE<br />
Rechte Seite:<br />
Kleid<br />
CHRIS TOPHER<br />
KANE
.<br />
Marine Vacth<br />
!"#<br />
dem Strand enden, an dem deine Figur wieder zurück in die<br />
Ferien geht. Aber die Szene hatten wir bereits am zweiten<br />
Drehtag gedreht. Nach allem, was deine Figur im Film erlebt,<br />
hat es einfach nicht mehr gepasst. Es funktionierte<br />
nicht mehr. Mir ist aufgefallen, dass sich Schauspielerinnen<br />
freuen, wenn man sie bittet abzunehmen. Aber wenn man sie<br />
bittet zuzunehmen, ist es immer kompliziert.<br />
VACTH: Mich musstest du nicht lange überzeugen.<br />
OZON: Es war kein Problem für dich, ein paar Kilo<br />
zuzunehmen?<br />
VACTH: Nein, es gefällt mir, mich für eine Rolle zu<br />
verändern.<br />
OZON: Zumal es dabei hilft, sich zu verstecken. Man spielt<br />
dadurch wirklich, man ist sozusagen eine andere Person.<br />
VACTH: Außerdem ist mein Körper auch das Instrument,<br />
mit dem ich arbeite.<br />
OZON: Hast du dir eigentlich viele meiner Filme angesehen,<br />
bevor du dich für die Rolle entschieden hast?<br />
VACTH: Nicht als Entscheidungshilfe. Aber als ganz<br />
normale Zuschauerin.<br />
OZON: Welche denn?<br />
VACTH: 5 x 2, Swimming Pool, Rückkehr ans Meer, Das<br />
Schmuckstück und Unter dem Sand.<br />
OZON: Haben wir eigentlich mal über meine Filme gesprochen,<br />
gerade im Vergleich zu Jung und schön?<br />
VACTH: Nein. Aber du hast La Boum und Auf das, was<br />
wir lieben erwähnt.<br />
OZON: Ja, genau, zwei wichtige Filme über das<br />
Erwachsenwerden.<br />
VACTH: Du hast mich auch gefragt, ob ich Buñuels Belle de<br />
Jour gesehen hätte. Und ich kannte keinen einzigen dieser<br />
Filme. Also hast du mir die DVDs geschickt.<br />
OZON: Auch Persona, den Bergman-Film.<br />
VACTH: Aber den habe ich mir erst nach den Dreharbeiten<br />
angeschaut.<br />
OZON: Warst du überrascht, dass ich dir die Hauptrolle<br />
gegeben habe?<br />
VACTH: Klar. Offenbar hast du etwas in mir gesehen, das<br />
die Rolle ausfüllt.<br />
OZON: Ja, als ich die Probeaufnahmen gesehen habe, wusste<br />
ich sofort, dass du die Richtige bist. Damals war ich<br />
mit dem Drehbuch noch nicht fertig. Solange die Hauptrollen<br />
nicht feststanden, war mir nicht klar, was für<br />
ein Film es überhaupt werden würde. Dieser Film ist ein<br />
Porträt, das mit dem Schauspieler wächst. Wusstest du,<br />
dass ich Unter dem Sand gar nicht für Charlotte Rampling<br />
geschrieben habe? Dabei sagen mir heute alle, dass man<br />
sich niemand anderen als sie in der Rolle vorstellen kann.<br />
VACTH: Im Ernst?<br />
OZON: Nein, ich hatte beim Schreiben immer Isabelle<br />
Adjani im Kopf, aber sie wollte sich damals nicht einmal<br />
die Mühe machen, das Drehbuch zu lesen. Für mich<br />
war es wichtig, dass eine Frau von 40, 50 Jahren die Rolle<br />
spielt. Ich habe danach an viele verschiedene Schauspielerinnen<br />
gedacht, von denen auch etliche zum Casting<br />
kamen. Aber als ich dann Charlotte traf, wusste ich,<br />
dass es gut werden könnte. Und wie man weiß, hat sie die<br />
Rolle angenommen. Allerdings hat sie zunächst auch<br />
ein bisschen gezweifelt. Genau wie du.<br />
VACTH: Lustig.<br />
"Du wirst die Rolle, die<br />
du gespielt hast, ein<br />
Leben lang mit dir<br />
herumtragen m¸ ssen"<br />
OZON: Und ich erinnere mich noch daran, dass ich Charlotte<br />
damals gefragt habe, ob ich sie beim Staubsaugen filmen<br />
kann. Sie strahlte so einen starken Glamour aus, dass ich Lust<br />
bekam, sie in einer alltäglichen Situation zu filmen. Ich<br />
wollte sie alltäglicher machen, sie zurück auf den Boden<br />
holen. Und sie meinte nur, dass sie darauf überhaupt<br />
keine Lust habe. Und ich dachte: „Na, das fängt ja gut an.“<br />
VACTH: Du hast mir immer noch nicht verraten, warum<br />
du die Rolle mir gegeben hast.<br />
OZON: Es gab auch andere Mädchen, die sehr gut waren,<br />
aber sie waren zu nah an der Rolle dran, zumindest wirkte<br />
es so. Ich wollte auf keinen Fall einen Film drehen, der<br />
zu naturalistisch ist. Ich wollte eine gewisse Distanz, impressionistischer<br />
sein. Und ich finde, du hast genau das<br />
rübergebracht. Du hattest Distanz zu der Rolle. Du hattest<br />
etwas Geheimnisvolles, das den anderen fehlte, auch<br />
wenn es eine gab, die als Schauspielerin erfahrener war. Ein<br />
anderer Regisseur hätte sich vielleicht nicht für dich,<br />
sondern für das andere Mädchen entschieden. Aber du<br />
passtest zu meiner Vision, zu der Geschichte, die ich<br />
erzählen wollte.<br />
VACTH: Hattest du während der Dreharbeiten irgendwann<br />
den Gedanken, dass es nicht funktionieren würde?<br />
OZON: Nein. Es ist immer gut, dass wir vorher Probeaufnahmen<br />
machen – sowohl für den Regisseur als auch<br />
für die Schauspieler. Man sieht, worin jemand gut ist<br />
und worin nicht so. Aber ich hatte Angst davor, dass du<br />
irgendwann zusammenbrichst und dich fragst: „Was<br />
mache ich hier eigentlich?“ Deswegen habe ich dir ganz<br />
am Anfang gesagt, dass es eine sehr schwere Rolle ist,<br />
weil du sie dein ganzes Leben lang mit dir herumtragen<br />
wirst. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass<br />
ich dir das gesagt habe.<br />
VACTH: Ich auch.<br />
OZON: Ich habe mit zwei Schauspielerinnen gearbeitet, die<br />
jahrelang Rollen mit sich herumtragen mussten. Für<br />
!"#
.<br />
Catherine Deneuve war es Belle de Jour und für<br />
Charlotte Rampling Der Nachtportier. Für beide waren<br />
diese Filme ein großer Erfolg, der es ihnen erlaubt hat,<br />
viele andere Dinge zu machen. Andererseits war es schwer<br />
für sie, sich von dem Image dieser Rollen wieder zu befreien.<br />
Catherine Deneuve wurde immer und immer wieder<br />
als eiskalte und frigide Frau gesehen. Es hat Jahre gedauert,<br />
bis sie sich auch in anderen Rollen zeigen konnte.<br />
Und Charlotte galt hinterher immer als die dämonische,<br />
transgressive Perverse. Du wirst ab jetzt „jung und schön“<br />
sein. Du wirst das auf deinen Schultern tragen, und ich<br />
war mir nicht sicher, ob du dir dessen bewusst sein<br />
würdest. Gab es bei den Dreharbeiten einen Moment, bei<br />
dem es dir zu viel wurde?<br />
VACTH: Nein, aber das liegt an deiner Art zu arbeiten.<br />
Du arbeitest, ohne zu viele Komplimente zu verteilen und<br />
die Dinge zu intellektualisieren.<br />
OZON: Ich muss an die Erfahrungen mit meinem letzten<br />
Film denken, In ihrem Haus, bei dem ich ebenfalls<br />
mit einem sehr jungen Schauspieler zusammengearbeitet<br />
habe, Ernst Umhauer. Er ist während der Dreharbeiten<br />
zusammengebrochen.<br />
VACTH: Oh Gott, was ist passiert?<br />
OZON: Er hat angefangen zu weinen und hat nicht wieder<br />
aufgehört.<br />
VACTH: Wirklich?<br />
OZON: Ja, wie ein Kind, dem alles zu viel geworden ist.<br />
Dabei war es für ihn leichter als für dich, denn es gab<br />
ja auch noch Fabrice Luchini, er war also nicht alleine.<br />
VACTH: Ja, stimmt, das ist eine andere Situation.<br />
„Obwohl du schön und<br />
ein Model bist, provozierst<br />
du bei anderen<br />
Frauen keine Eifersucht“<br />
OZON: Fabrice hatte die ganze Zeit gute Laune und ständig<br />
Witze gemacht, und Ernst hat versucht, mit ihm mitzuhalten,<br />
was ihm aber nicht richtig gelungen ist. Er ist ja<br />
auch erst 21.<br />
VACTH: Er hatte eben noch nicht die Routine, das kann ich<br />
gut verstehen.<br />
OZON: Der Drehtag bei Jung und schön, an dem wir die<br />
meisten Probleme hatten, war der Tag, an dem wir die<br />
Szenen mit den verschiedenen Freiern alle hintereinander<br />
weg gedreht haben.<br />
VACTH: Aber am Ende war es auch schon wieder lustig.<br />
OZON: Du hast recht. Am Schluss war es lustig.<br />
VACTH: Sehr lustig sogar.<br />
OZON: Der Typ war sogar aufgeregter als du.<br />
VACTH: Stimmt. Das hat mich ein bisschen ruhiger<br />
gemacht. Und es ging ja auch ziemlich schnell.<br />
OZON: Das Gute an Sexszenen ist, dass sie immer schon<br />
beim ersten Take sitzen. Offenbar verspüren Schauspieler<br />
nur wenig Lust, sie ständig zu wiederholen.<br />
VACTH: Ich habe mich beim Drehen gefragt, ob die Szenen<br />
wirklich glaubwürdig wirken.<br />
OZON: Du meinst im fertigen Film? Nachdem du ihn<br />
gesehen hast?<br />
VACTH: Ich weiß nicht. Ich kann den Film eigentlich gar<br />
nicht als Film sehen. Ich sehe immer das, was ich spiele.<br />
OZON: Mit dem italienischen Schauspieler war es jedenfalls<br />
nicht so leicht. Er sollte ein paar pornografische Sachen<br />
sagen, hatte allerdings einen starken Akzent, irgendwie<br />
klang es, als würde er singen. Du hast nicht gelacht, aber<br />
die ganze Crew fand es irre komisch.<br />
VACTH: Hihi.<br />
OZON: Dabei hat er ja eine Ausstrahlung, die einem eher<br />
Angst macht. Er hat sehr starke Augen. Kürzlich hat<br />
er den Serienkiller Roberto Zucco gespielt.<br />
VACTH: Oh.<br />
OZON: In Frankreich ist der Film jetzt ja schon seit einer<br />
Woche in den Kinos. Was hat sich für dich geändert?<br />
VACTH: Nichts.<br />
OZON: Gar nichts? Erkennen dich die Leute auf der Straße<br />
wieder?<br />
VACTH: Ja, die Leute erkennen mich schon wieder.<br />
OZON: Haben Leute dich auf der Straße angesprochen?<br />
VACTH: Ja, es gab welche, die mich angehalten haben.<br />
OZON: Und was haben sie gesagt? Waren sie nett?<br />
VACTH: Es gab nichts außer Wohlwollen und<br />
Entgegenkommen. Erst vorgestern hat eine Frau mich auf<br />
den Film angesprochen.<br />
OZON: Was hat sie gesagt?<br />
VACTH: Intime Sachen. Wie sie den Film ganz persönlich<br />
wahrgenommen hat.<br />
OZON: Wie alt war sie?<br />
VACTH: 47, 50 vielleicht. Ich glaube, der Film berührt die<br />
Leute tatsächlich. Er lässt niemanden gleichgültig.<br />
OZON: Reagieren Männer und Frauen unterschiedlich?<br />
VACTH: Die Frauen haben offenbar ein größeres Bedürfnis,<br />
über den Film zu sprechen.<br />
OZON: Das finde ich so toll an dir. Obwohl du schön und ein<br />
Model bist, provozierst du bei Frauen keine Rivalität<br />
oder Eifersucht. Andere Mädchen sehen in dir keine Gefahr,<br />
obwohl du es objektiv gesehen natürlich sein könntest,<br />
denn so hübsch, wie du bist, könnten ihre Männer auf dich<br />
stehen. Aber die Frauen spüren, dass du darauf nicht aus<br />
bist. Du bist nicht an Rivalitäten interessiert. Das wollte ich<br />
übrigens mit der letzten Filmszene zeigen, in der plötzlich<br />
Charlotte Rampling auftaucht. Es gibt keine Konkurrenz.<br />
VACTH: Die Tatsache, dass du dieses Mädchen nicht sex-<br />
!"#
.<br />
Kleid LOUIS VUITTON<br />
Cardigan CHANEL<br />
Ringe BOUCHERON<br />
ualisiert hast, sie also nicht als Sexobjekt inszenierst,<br />
erlaubt der Zuschauerin, sich mit ihm zu identifizieren.<br />
OZON: Ich glaube, es gibt viele Mädchen, die den Film<br />
und deine Figur sehr gut verstehen. Ich glaube aber auch,<br />
dass sie vielen Männern, vor allem jungen Männern,<br />
Angst macht.<br />
VACTH: Vielleicht.<br />
OZON: Sie haben Angst, weil deine Figur trotz allem die<br />
Macht hat und die Fäden in der Hand behält. Eine Frau,<br />
die die Macht über ihre Sexualität behält, verstört die<br />
Männer, weil wir immer noch in einer Machogesellschaft<br />
leben, in der die Männer die Macht haben.<br />
VACTH: Du meinst, sie haben Angst vor Frauen, die einfach<br />
handeln, ohne sich zu rechtfertigen.<br />
OZON: Genau. Glaubst du, dass dir deine Erfahrungen als<br />
Model beim Dreh geholfen haben?<br />
„Eine Frau, die<br />
die Macht über ihre<br />
Sexualität behält,<br />
verstört die Männer“<br />
VACTH: Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht dass ich es gewohnt<br />
bin, mit meinem Körper zu arbeiten. Aber<br />
ich finde, selbst die Nacktheit ist in dem Film ein Kostüm,<br />
das meiner Figur gehört.<br />
OZON: Das war nicht das erste Mal, dass du nackt gefilmt<br />
wurdest, oder?<br />
VACTH: Ja. Trotzdem gab es Momente, in denen ich mir<br />
nicht sicher war.<br />
OZON: Ich kann mich daran erinnern, wie du nach einer<br />
Szene zu mir kamst und meintest: „Das war gar<br />
nichts!“ Aber ich meinte dann: „Nein, es war gut!“ Ich<br />
hatte manchmal das Gefühl, dass du dir deiner nicht<br />
ganz sicher warst. Es gab Szenen, die du gerne wiederholen<br />
wolltest, weil du das Gefühl hattest, dass du nichts gemacht<br />
hast, aber die Kamera hat es anders gesehen. Und das<br />
sind dann die Momente, in denen man dem Regisseur<br />
vertrauen muss. Gab es eine Szene, bei der du dir gesagt<br />
hast: „Das geht jetzt überhaupt nicht“?<br />
VACTH: Ganz viele sogar.<br />
OZON: Gab es auch eine Szene, mit der du rundum<br />
zufrieden warst?<br />
VACTH: Nicht wirklich. Das ging alles zu schnell.<br />
OZON: Hast du während der Dreharbeiten eigentlich gut<br />
geschlafen?<br />
VACTH: Die letzten Tage nicht mehr so gut, vor allem nach<br />
der Szene in der Wohnung mit dem Kühlschrank.<br />
OZON: Ja, aber in der Szene gab es doch sowieso kaum<br />
etwas zu spielen.<br />
VACTH: Trotzdem hat sie mich noch länger beschäftigt,<br />
was danach passiert, dieser letzte Moment.<br />
OZON: Es passiert oft, dass Schauspieler nach Abschluss<br />
der Dreharbeiten sehr bewegt sind. Für mich ist es anders,<br />
ich sehe euch danach ja noch sechs Monate lang. Aber<br />
ihr könnt euch gleich vom Set verabschieden. Ich erinnere<br />
mich übrigens daran, dass du während der Dreharbeiten<br />
von der Idee besessen warst, dir die Haare zu schneiden.<br />
Und schon zwei Tage nach Drehende durften wir das Resultat<br />
sehen. Wolltest du dir die Haare deswegen schneiden,<br />
weil du dich von deiner Rolle verabschieden wolltest?<br />
VACTH: Nein, ich hatte die Haare nur schon sehr lange<br />
sehr lang. Es war einfach der richtige Moment.<br />
OZON: Konntest du dir im Kopf vorstellen, wie der Film<br />
sein würde?<br />
VACTH: Nein. Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, war<br />
ich ein Nervenbündel.<br />
OZON: Den Eindruck hatte ich auch. Während der gesamten<br />
Vorstellung hast du nicht aufgehört zu lachen.<br />
Sogar bei den dramatischen Szenen. Warum eigentlich?<br />
VACTH: Ich habe einfach nur etwas gesehen, was ich<br />
vorher nicht gesehen habe. Ich habe mich einfach darin<br />
verloren. Dann habe ich meine Agentin angeschaut,<br />
und sie wirkte sehr gerührt.<br />
OZON: Am Ende des Films hast du geweint. Zunächst gab<br />
es ja zwei Enden, und ich habe beide getestet. Und in<br />
dem Ende, das du gesehen hast, sieht man deine Figur, wie<br />
sie in den Urlaub fährt.<br />
VACTH: Ich finde, das ist ein gutes Ende.<br />
In Kooperation mit der Online-Cinémathèque MUBI<br />
bieten wir allen „<strong>Interview</strong>“-Lesern die Gelegenheit,<br />
François Ozons „Die Zeit die bleibt“ mit Melvil<br />
Poupaud und Jeanne Moreau – und weitere 30 handverlesene<br />
Arthouse-Filme zu sehen. Das Angebot gilt<br />
für vier Wochen und ist kostenlos: mubi.com/interview<br />
und de.mubi.com/films/1040 (Ozon)<br />
TALENT Marine Vacth / Marilyn Agency<br />
FOTO-ASSISTENZ Maxim Kelly<br />
STYLING-ASSISTENZ Uli Semmler,<br />
Clare Byrne DANK AN Hotel Lutetia<br />
Marine Vacth<br />
!!!
.<br />
10<br />
Klein Mení s Clecti<br />
.<br />
!!"
.<br />
!!"<br />
110 Dinge, die ich mit Calvin<br />
Klein assoziiert habe, bevor ich bei<br />
Calvin Klein angefangen habe<br />
- Das amerikanische Modelabel schlechthin<br />
- Die Ersten, die Designerunterwäsche<br />
und Designerjeans auf den Markt<br />
gebracht haben<br />
- Ikonische und begehrenswerte Düfte<br />
- Klare und minimalistische Ästhetik<br />
- Starke Werbekampagnen, die immer<br />
provokativ und manchmal umstritten sind<br />
- Starke Männermode<br />
- Mit dem Talent gesegnet, neue Gesichter zu<br />
finden und durchzusetzen – wie Kate Moss,<br />
Mark Wahlberg oder Christy Turlington<br />
- Superanspruchsvoll<br />
- Immer ganz nah am Zeitgeist von Musik,<br />
Film und Kunst<br />
- Die perfekte Mischung aus Coolness und<br />
Modernität<br />
2<br />
Meine 10 besten Momente<br />
bei Calvin Klein<br />
- Meine Ernennung zum Kreativchef der<br />
Männerkollektion<br />
- Als ich 2009 vom CFDA als Menswear<br />
Designer of the Year ausgezeichnet wurde<br />
- Der spontane Applaus bei meiner Schau für<br />
Frühjahr 2009<br />
- Die Entdeckung aufregender Models wie<br />
Sean O’Pry und AJ Abualrub, die sich<br />
durchsetzen konnten<br />
- Die Zusammenarbeit mit meinem Team<br />
- Die Werbekampagne mit Steven Klein<br />
für meine Kollektion für Frühjahr 2010<br />
mit David Agbodji als Model<br />
- Jede Schau<br />
- Als ich mich zum ersten Mal nach einer<br />
Schau auf dem Laufsteg verbeugte<br />
- Jay-Z in meinem Krokodil-Sweatshirt auf<br />
der Bühne<br />
- Die Zusammenarbeit mit den<br />
talentiertesten Leuten in der Branche<br />
310 Dinge, von denen ich nie<br />
gedacht hätte, dass ich sie für<br />
Calvin Klein machen würde<br />
- Florale Prints<br />
- Overalls<br />
- Von „Wolverine“ inspirierte Frisuren<br />
- Hüte<br />
- Leuchtfarben<br />
- Leggings<br />
- Bauchfreie Tops<br />
- Laute Prints<br />
- Unterwäsche, als Outerwear getragen<br />
- Triple Denim<br />
410 Menschen,<br />
die ich liebe<br />
- Meinen Partner Quin<br />
- Meine Mutter<br />
- Meinen Großvater<br />
- Meinen Vater<br />
- Calvin Klein<br />
- Jil Sander<br />
- Carl Gustav Jung<br />
- David Bowie<br />
- Hillary Clinton<br />
- Mahatma Gandhi<br />
510 Lieblingsorte<br />
- Fire Island<br />
- Cinque Terre in Ligurien<br />
- Das Spa im Park Hyatt Hotel in Tokio<br />
- Der Hudson River<br />
- Die Sahara<br />
- Die Toskana<br />
- Tulum in Mexiko<br />
- Mein New Yorker Apartment<br />
- Stromboli auf Sizilien<br />
- Die Tuilerien in Paris
.<br />
610 Lieblingskünstler<br />
- Matthew Barney<br />
- Michelangelo<br />
- Johann Sebastian Bach<br />
- Robert Mapplethorpe<br />
- Jim Lambie<br />
- Richard Serra<br />
- Andy Warhol<br />
- John Baldessari<br />
- Linder Sterling<br />
- Derek Jarman<br />
710 Lieblingslektüren<br />
- Die deutsche „<strong>Interview</strong>“<br />
- „Das Rote Buch“ von Carl Gustav Jung<br />
- Dlisted.com<br />
- „Wire Magazine“<br />
- Dangerousminds.net<br />
- Das „I Ging“<br />
- The Daily Beast<br />
- „Das Master Key System“ von Charles F.<br />
Haanel<br />
- „Catching the Big Fish“ von<br />
David Lynch<br />
- „Die Göttliche Komödie“ von Dante<br />
810 Lieblingsstücke auf<br />
meinem iPod<br />
- „Song to the Siren“ von This Mortal Coil<br />
- „303/303/303/606“ von TM404<br />
- „Wild Is the Wind“ von David Bowie<br />
- „Hot on the Heels of <strong>Love</strong>“ von Throbbing<br />
Gristle<br />
- „Sundown“ von Boards of Canada<br />
- „Running Up That Hill“ von Kate Bush<br />
- „A Tooth For An Eye“ von The Knife<br />
- „Eine kleine Nachtmusik“ von Mozart<br />
- „The Disintegration Loops“ von William<br />
Basinski<br />
- „Crazy In <strong>Love</strong>“ von Antony and The<br />
Johnsons<br />
910 Dinge, ohne die die<br />
Welt ein besserer Ort wäre<br />
- Krieg<br />
- Neid<br />
- Gier<br />
- Mittelmäßigkeit<br />
- Rassismus<br />
- Intoleranz<br />
- Bürokratie<br />
- Hass<br />
- Mobbing<br />
- Ignoranz<br />
10<br />
10 Dinge, die<br />
jeder Mann in<br />
seiner Garderobe<br />
haben sollte<br />
- Eine Bomberjacke<br />
- Einen Kaschmirpullover<br />
- Einen gut geschnittenen Blazer<br />
- Eine Bikerjacke aus Leder<br />
- Perfekt sitzende Jeans<br />
- Gute Sneaker<br />
- Ein gut gebügeltes weißes Hemd<br />
- Schildpattsonnenbrillen<br />
- Gute schwarze Lederschuhe<br />
- Boxershorts von Calvin Klein<br />
Klein Mení s Clecti<br />
!!"<br />
Caln
GROOMING Grigoris / Calliste Agency<br />
MODELS Francois, Victor, Nathan, Dramane / The<br />
Right Stuff STYLING-ASSISTENZ Uli Semmler<br />
.
Kleid CHLOÉ<br />
Hemd JOE FRESH<br />
Schuhe 10 CROSBY<br />
DEREK LAM<br />
.
.<br />
Es werde<br />
Weifl es Album<br />
9:9<br />
!"#$!"%&&$'#()'*$!"%&&*$!+&$"#$<br />
','-$ !"%&&$ %&'$ "%.$ &'+'"/".'-$<br />
!"%&&$ 0",12'"'-$ !"%&&$ 3%"2'$<br />
4%"$ 50%16"$ +.-$ !"%&&$ 0(&&'$<br />
&%12$ .%12'$ 75"#&"2".-$ ),'$ &8$<br />
Fot Patrick Demarchelier<br />
Styling Karl Templer
Kleid RODARTE<br />
Hemd TOMMY<br />
HILFIGER Shorts<br />
CHARVET Schuhe<br />
J.W.ANDERSON<br />
.
Outfits<br />
VIKTOR & ROLF<br />
.
Von links:<br />
Tops REED KRAKOFF<br />
Shorts CHARVET<br />
Hemd BENETTON<br />
.
Top & Rock<br />
J.W.ANDERSON<br />
Shorts SUNSPEL<br />
Schuhe COMME<br />
DES GARÇONS<br />
.
Pullover & Rock<br />
ISABEL MARANT<br />
Kragen CARVEN<br />
Hemd BENETTON<br />
.
Von links:<br />
Hemd CARVEN<br />
Shorts CHARVET<br />
Rock, Hose, Top &<br />
Schuhe STELLA<br />
McCARTNEY<br />
.
Kleid DOLCE &<br />
GABBANA<br />
Hemden ANN<br />
DEMEULEMEESTER<br />
& MAISON MARTIN<br />
MARGIELA Shorts<br />
SUNSPEL<br />
.
Kleid ALBERTA<br />
FERRETTI<br />
Kragen CARVEN<br />
Shorts SUNSPEL<br />
Schuhe LAURENCE<br />
DACADE<br />
.
Von links:<br />
Top CALVIN KLEIN<br />
COLLECTION Hemd<br />
TOMMY HILFIGER<br />
Rock VIKTOR & ROLF<br />
Shorts SUNSPEL<br />
Schuhe REED<br />
KRAKOFF Mantel<br />
SALVATORE<br />
FERRAGAMO Shorts<br />
BROOKS BROTHERS<br />
& CHARVET Schuhe<br />
REED KRAKOFF<br />
.
Mantel PROENZA<br />
SHOULER Kragen<br />
CARVEN Shorts<br />
BROOKS<br />
BROTHERS &<br />
CHARVET<br />
.
Von links:<br />
Rock & Top CÉLINE<br />
Kragen CARVEN Hemd<br />
ANN DEMEULEMEESTER<br />
Shorts BROOKS<br />
BROTHERS & SUNSPEL<br />
.
.<br />
Mantel MISSONI<br />
Shorts CHARVET<br />
Hose ANN<br />
DEMEULE MEESTER<br />
Schuhe COMME<br />
DES GARÇONS<br />
HAIR Martin Cullen / Streeters<br />
MAKE-UP Petros Petrohilos / Streeters<br />
London using Lancôme MANICURE Ma gali<br />
Buisson / Majeure Prod. MODELS Maartje<br />
Verhoef / Women Paris, Vanessa Axente /<br />
DNA, Ondria Hardin / DNA, Irina Kravchenko<br />
/ Women NY, Maud Welzen /DNA, Kirstin<br />
Kragh Liljegren / Scoop, Katya Riabinkina /<br />
Women Paris, Sasha Luss / Women NY, Esther<br />
Heesch / Next, Elisabeth Erm / Wilhelmina,<br />
Anna Ewers / Women NY, Maddison<br />
Brown / Next, Kristine Froseth / Supreme,<br />
Caroline Brasch Nielsen /The Society, Elise<br />
Smidt / Women Paris, Fei Fei Sun / Women<br />
NY, Malaika Firth / New York Models, Pauline<br />
Hoarau / The Society CASTING Michelle<br />
Lee PROP STYLING Sophie Glasser / Art Department<br />
PRODUCTION Marie Hu for North<br />
6 RETOUCHING Gloss Studio New York<br />
DIGITAL TECHNICIAN Olivier Looren for<br />
Dtouch Paris PHOTOGRAPHY ASSISTANTS<br />
Dovile Babraviciute, Marion Parez STY-<br />
LING ASSISTANTS Elin Svahn, Melissa Levy<br />
HAIR ASSISTANTS Tanya K, Rubi Jones,<br />
Lizzy Housten MAKE-UP ASSISTANTS Akari<br />
Sugino SPECIAL THANKS Studio Astre
.<br />
Jasna Fritzi<br />
Bauer<br />
AB<<br />
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0%!/".,1%"$2"#3+4+"( -#5/.6!3"!7( )"%$( ,%"(<br />
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,"'"!9( %'.( =%+,1%"$".( @$-/%=%.( :#.$-0*@(<br />
'-+( ,%&'( =%+( 8-,!-( 5.%+2%( :-#".( #!+".'-$+"!<br />
V Vladimir Burlakov<br />
Fot Maria Ziegelböck<br />
Styling Kathi Kauder<br />
Diese Seite:<br />
Top DRIES VAN NOTEN<br />
Jacke BOGNER<br />
Rechte Seite:<br />
Kleid VALENTINO Jacke<br />
STELLA McCARTNEY,<br />
gesehen bei mytheresa.com<br />
Schuhe PRADA<br />
Socken FALKE
.<br />
Jacke & Shorts MARNI<br />
Pullover JIL SANDER<br />
Bluse ODEEH<br />
Jasna Fritzi Bauer<br />
!"#
VLADIMIR BURLAKOV: Jasna, was machst<br />
du zurzeit? Was probst du?<br />
JASNA FRITZI BAUER: Gar nichts.<br />
Ich hatte am 7. September Premiere mit<br />
Die Frau vom Meer in der Regie von<br />
Anna Bergmann. Und dann habe ich<br />
gerade eine Übernahme im Burgtheater<br />
gemacht.<br />
BURLAKOV: Wovon denn?<br />
BAUER: Krieg und Frieden.<br />
BURLAKOV: Das ist die Inszenierung von<br />
Matthias Hartmann an der Burg, oder?<br />
BAUER: Genau.<br />
BURLAKOV: Wen spielst du?<br />
BAUER: Natascha, die Tochter des<br />
Grafen Rostow, die sich mehrfach verliebt<br />
und verlobt und am Ende mit<br />
einem ganz anderen Mann verheiratet<br />
ist. Ich bin mal wieder als Russin<br />
gebucht worden.<br />
„Mich würde<br />
interessieren, ob<br />
ich auch dann<br />
immer Russinnen<br />
spielen müsste,<br />
wenn mein Name<br />
Marie oder<br />
Lena wäre”<br />
.<br />
Jacke & Shorts MARNI<br />
Pullover JIL SANDER<br />
Bluse ODEEH Schuhe &<br />
Sonnenbrille PRADA<br />
Socken FALKE<br />
BURLAKOV: Und schon sind wir beim<br />
Thema des Films.<br />
BAUER: Na, herrlich.<br />
BURLAKOV: Wie erklärst du dir das?<br />
BAUER: Dass ich immer Russinnen<br />
spielen muss?<br />
BURLAKOV: Ja.<br />
BAUER: Weiß ich nicht. Mich würde<br />
interessieren, ob ich auch dann<br />
immer Russinnen spielen müsste, wenn<br />
mein Name Marie oder Lena oder<br />
so wäre. Ich glaube nämlich, dass es viel<br />
mit dem Namen zu tun hat.<br />
BURLAKOV: Jasna ist doch gar kein<br />
russischer Name.<br />
BAUER: Nein, aber ein jugoslawischer.<br />
BURLAKOV: Das wusste ich gar nicht.<br />
BAUER: Besonders slawisch sehe ich<br />
jedenfalls nicht aus.<br />
BURLAKOV: Aber dein Bild hier bei Skype mit der<br />
Russenmütze auf dem Kopf …<br />
BAUER: Stimmt.<br />
BURLAKOV: Wie empfindest du eigentlich deine<br />
Entscheidung, an die Burg gegangen zu sein?<br />
BAUER: Also, bis jetzt ist es auf jeden Fall die richtige Entscheidung.<br />
Ich kann mit tollen Regisseuren und Kollegen<br />
arbeiten und habe die Möglichkeit zu drehen. Klar,<br />
manchmal habe ich an der Burg nicht so viel zu tun, wie<br />
man es als junger Schauspieler vielleicht gerne hätte …<br />
BURLAKOV: Begeisterung klingt anders.<br />
!"#
.<br />
Jasna Fritzi Bauer<br />
!"#<br />
BAUER: Was soll ich sagen? An einem kleineren Theater<br />
hätte ich bestimmt mehr zu tun, aber so kann ich eben drehen<br />
und Theater spielen.<br />
BURLAKOV: Das ist natürlich optimal. Ich frage, weil viele<br />
junge Schauspieler, die an die Burg gehen, oft eine ganz<br />
andere Vorstellung von dem Haus haben und dann nach<br />
zwei, drei Jahren wieder gehen.<br />
BAUER: Für junge Schauspieler ist es an der Burg schwierig,<br />
weil wir ein älteres Ensemble haben und die Rollen<br />
deshalb auch oft älter besetzt werden als an einem Stadttheater.<br />
Ich kann mir vorstellen, dass man, wenn man<br />
von der Schauspielschule kommt und gleich groß spielen<br />
will, an der Burg nicht richtig zum Zug kommt.<br />
Aber ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich spielen darf.<br />
BURLAKOV: Ich finde, dass man sich im Schatten eventuell<br />
besser entwickelt als mit großen Rollen, denen man<br />
aufgrund fehlender Bühnenerfahrung vielleicht gar nicht<br />
gerecht werden kann. Wir sind da zwar für die Bühne<br />
ausgebildet worden und haben in der Schauspielschule auf<br />
unseren Pseudobühnen gespielt, aber das ist etwas ganz<br />
anderes als eine richtige Bühne. Ich weiß zwar, dass irgendwann<br />
der Wunsch kommt, eine Hauptrolle zu spielen,<br />
ein Stück zu tragen, einen dramaturgischen Bogen zu<br />
spinnen, das verstehe ich schon …<br />
BAUER: Wenn das nicht passiert, kann man ja immer noch<br />
gehen. Aber so weit ist es bei mir noch nicht.<br />
BURLAKOV: Wie lange bist du jetzt da?<br />
BAUER: Ein Jahr. Ich bin jetzt in der zweiten Spielzeit.<br />
Wann haben wir eigentlich unseren Film gedreht? 2010?<br />
BURLAKOV: Gedreht haben wir 2011, glaube ich.<br />
Der Film schafft es jetzt noch knapp vor Ende des Jahres<br />
herauszukommen, aber wir haben ja fast schon 2014.<br />
Puh! Wen hast du in Scherbenpark noch mal gespielt?<br />
BAUER: Sascha. Die Hauptrolle.<br />
BURLAKOV: Weiß ich doch, aber das ist schon so lange her.<br />
Und wir beide haben uns auch seit Ewigkeiten nicht<br />
mehr gehört. Was war eigentlich deine erste Reaktion, als<br />
du das Drehbuch gelesen hast?<br />
BAUER: Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mal mehr<br />
daran erinnern, ob ich das Buch vor dem Casting überhaupt<br />
lesen durfte. Manchmal bekommt man ja nur<br />
die Szenen und dann, wenn es in die nächste Castingrunde<br />
geht, erst das Buch.<br />
BURLAKOV: Dann versuch dich doch an den Moment zu<br />
erinnern, an dem du das Drehbuch gelesen hast.<br />
BAUER: Oh Gott, das fühlt sich an, als ob es schon eine<br />
kleine Ewigkeit her ist … Also, ich war schon ziemlich<br />
angetan von dem Drehbuch. Mich hat der Stil der Dialoge<br />
sehr gereizt, die waren so griffig und leicht. Irgendwie so,<br />
wie die Leute in diesem sozialen Milieu sprechen. So echt.<br />
Und die Figur der Sascha hat mich direkt mitgenommen.<br />
BURLAKOV: Was denn zum Beispiel?<br />
BAUER: Na, weil sie doch eine Russlanddeutsche ist,<br />
deren Mutter von ihrem Stiefvater vor ihren Augen erschossen<br />
wurde. Und auch vor den Augen ihrer kleinen<br />
Geschwister. Und alles, was sie will, ist die Rache an<br />
ihrem Stiefvater. Und dabei ist sie trotzdem nicht eindimensional.<br />
Sie rennt ja nicht durch die Straßen und<br />
denkt nur daran, den Stiefvater zu töten, wenn er aus dem<br />
Gefängnis kommt. Sie kümmert sich gleichzeitig um ihre<br />
beiden kleinen Geschwister und um das Leben, was es zu<br />
organisieren gilt. Den Roman, also die Vorlage, kannte<br />
ich damals allerdings noch nicht.<br />
BURLAKOV: Ich auch nicht.<br />
BAUER: Aber daraufhin habe ich dann auch den Roman<br />
gelesen. Und ich finde, dass sie ihn sehr gut adaptiert<br />
haben. Im Drehbuch ist der Schwerpunkt ein wenig<br />
verlagert, da wird viel mehr Wert auf die Beziehungsgeschichten<br />
gelegt. Aber wahrscheinlich darf man Buch<br />
und Film gar nicht miteinander vergleichen.<br />
BURLAKOV: Das sollte man grundsätzlich nicht. Bei<br />
Literaturverfilmungen ist es immer dasselbe: Die Leute<br />
sind Fan eines Buchs, und dann kommt der Film,<br />
und sie schreiben Briefe: „Wie konntet ihr aus dem tollen<br />
Buch nur so was machen?“ Dabei wird ja nie der Roman<br />
inszeniert, sondern das Drehbuch. Da kann es sein, dass<br />
das Drehbuch dem Roman wahnsinnig treu ist oder dass<br />
viele Sachen hinzuerfunden werden, die mit der Vorlage<br />
eigentlich gar nichts zu tun haben. Das habe ich auch schon<br />
gesehen. Damit kommen viele Leser oft nicht klar.<br />
BAUER: Ich finde das nicht schlimm. Der Film ist so, wie<br />
er jetzt ist, ganz toll.<br />
BURLAKOV: Absolut.<br />
BAUER: Da haben wir was Schönes hinbekommen.<br />
Der Film ist nicht schwer, er hat so eine Leichtigkeit, der<br />
könnte auch einem breiteren Publikum gefallen.<br />
BURLAKOV: Wie war denn deine Zusammenarbeit mit den<br />
Kollegen?<br />
BAUER: Während der Dreharbeiten?<br />
BURLAKOV: Nee, nach den Dreharbeiten!<br />
BAUER: Haha. Ich habe nette Leute kennengelernt.<br />
Dich zum Beispiel …<br />
BURLAKOV: Das wollte ich hören.<br />
BAUER: Und mit Maria Dragus bin ich jetzt gut<br />
befreundet. Das ist toll. Es kommt ja selten vor, dass man<br />
bei einem Dreh Leute kennenlernt, mit denen man<br />
auch hinterher noch Kontakt hält beziehungsweise daraus<br />
wirklich eine Freundschaft entsteht.<br />
BURLAKOV: Ja.<br />
„Bei den Dreharbeiten<br />
gab es keinen, bei dem ich<br />
dachte: ‚Oh je, mit dem<br />
kann ich gar nicht.’ Das hat<br />
man auch nicht immer”<br />
BAUER: Und genau das ist passiert. Man hat sich<br />
angefreundet und in diesem Ghetto rumgehangen.<br />
BURLAKOV: Porz!<br />
BAUER: Köln-Porz, richtig geil! Und es war ein ewig langer<br />
Dreh. Wir haben doch sieben Wochen lang gedreht, oder?<br />
BURLAKOV: Weiß ich gar nicht mehr.<br />
BAUER: Na, du bist ja auch nicht die ganze Zeit dabei<br />
gewesen, aber ich war jeden Tag da, und das war echt<br />
anstrengend, weil wir teilweise wirklich lange Drehtage<br />
hatten. Da war es für mich natürlich umso schöner,<br />
Kollegen zu haben wie zum Beispiel Ulrich Noethen, mit<br />
denen man nicht die ganze Zeit rumdiskutieren muss,
Rollkragenpullover HUGO<br />
.
.<br />
Mantel STELLA McCARTNEY<br />
Pullover DOLCE & GABBANA<br />
Rock HERMÈS<br />
sondern mit denen man einfach spielt.<br />
Mit denen man nicht immer kämpfen<br />
muss.<br />
BURLAKOV: Ich finde Kämpfe manchmal<br />
ganz gut.<br />
BAUER: Aber nicht, wenn man sieben<br />
Wochen am Stück kämpfen muss.<br />
BURLAKOV: Stimmt, ich weiß, was du<br />
meinst.<br />
BAUER: Es gab auch schwierige<br />
Drehtage, aber meistens war es so, dass<br />
man sich mit den Kollegen gut<br />
verstanden hat. Es gab jedenfalls keinen,<br />
„Ich freue mich,<br />
wenn ich einen<br />
Preis bekomme,<br />
aber ich lege es<br />
nicht darauf an”<br />
!"#<br />
bei dem ich dachte: „Oh je, mit dem<br />
kann ich gar nicht!“ Das hat man<br />
auch nicht immer.<br />
BURLAKOV: Stimmt. Hattest du schon<br />
vorher mit einem der Kollegen gedreht?<br />
BAUER: Nein, mit keinem. Auch mit<br />
Bettina (Bettina Blümner, die<br />
Regisseurin) nicht. Die habe ich erst kurz<br />
vorher kennengelernt.<br />
BURLAKOV: Mit ihr kannst du vorher gar<br />
nicht gedreht haben, weil Scherbenpark<br />
ihr Spielfilmdebüt ist. Bringst du mich<br />
bitte auf den Stand, welche Preise wir<br />
schon gewonnen haben?<br />
BAUER: Beim Max-Ophüls-Festival gab<br />
es einen Preis für mich und einen für<br />
das Drehbuch. Und beim Filmkunstfest<br />
Mecklenburg-Vorpommern haben wir<br />
den Publikumspreis und den<br />
Cinestar-Preis bekommen. Ich glaube,<br />
deswegen wird der Film dann auch in<br />
den Cinestars gezeigt, was natürlich<br />
sehr gut ist für Scherbenpark. Deutsche<br />
Filme haben es ja immer relativ schwer<br />
im Kino. Vor allem Dramen. Das liegt<br />
natürlich oft auch an der Anzahl der<br />
Kopien. Mein erster Film Ein Tick<br />
anders hatte gerade mal 29 Kopien. Ein Blockbuster geht<br />
mit 500 Kopien an den Start.<br />
BURLAKOV: Hat sich nach deiner Auszeichnung als<br />
beste Nachwuchsdarstellerin beim Max-Ophüls-Preis für<br />
dich etwas verändert?<br />
BAUER: Ja. Davor war es ziemlich ruhig geworden, seit<br />
ich am Theater war. Und dann hatte ich schon am Montag<br />
nach dem Preis plötzlich wieder Drehbücher auf dem<br />
HAARE Wolfgang Lindenhofer MAKE-UP<br />
Christine Sutterlüty / Agentur Monika Leuthner<br />
FOTO-ASSISTENZ Philipp Fleischmann,<br />
Anna-Sophie Berger STYLING-ASSISTENZ Julia<br />
Heifer PRODUKTION Julia Hofer, Frank Seidlitz<br />
DANK AN Andreas Böhm, Volksgarten Pavillon
Strickjacke<br />
MIU MIU<br />
Tisch liegen. Man kann es aus unserer Perspektive meistens<br />
nicht so richtig durchschauen, wie es mit den Angeboten<br />
läuft, aber der Preis scheint etwas gebracht zu haben.<br />
BURLAKOV: Ist das nicht eigentlich fast zu knapp?<br />
Wenn am Samstag die Verleihung war und du schon<br />
am Montag neue Bücher auf dem Tisch hattest, müssen<br />
die doch schon vorher losgeschickt worden sein.<br />
BAUER: Aber es gibt doch das Internet.<br />
BURLAKOV: Was ist deine Haltung zu Preisen? Denkst du<br />
da wie manche Kollegen: „Preise sind wie Hämorrhoiden,<br />
am Ende kriegt sie jeder Arsch“?<br />
BAUER: Nein, ich freue mich natürlich, wenn ich einen<br />
Preis bekomme. Damit wird ja auch eine Leistung<br />
honoriert. Aber ich lege es nicht darauf an, Preise zu gewinnen.<br />
Ich freue mich, wenn ich nominiert werde,<br />
und hänge nicht depressiv herum, wenn ich leer ausgehe.<br />
BURLAKOV: Ich finde es auch verlogen, wenn Leute<br />
behaupten, dass ihnen Preise egal sind. Man braucht<br />
sie nicht, um als guter Schauspieler zu existieren, aber es<br />
ist doch schön, wenn man welche bekommt.<br />
BAUER: Genau.<br />
BURLAKOV: Bist du noch öfter in Berlin?<br />
BAUER: Nee, nur zum Arbeiten.<br />
BURLAKOV: Aber du hast noch eine Bude hier?<br />
BAUER: Nein. Es lohnt sich einfach nicht. Ich bin ja nie da.<br />
Hätte ich noch eine Bude, würde ich sie untervermieten.<br />
Und wenn ich dann doch in Berlin wäre, könnte ich sie<br />
nicht nutzen, weil dann schon jemand darin wohnt. Das<br />
wäre auch bescheuert.<br />
BURLAKOV: Stimmt. Aber fehlt dir Berlin?<br />
BAUER: Manchmal, aber ich habe mich mittlerweile schon<br />
sehr an Wien gewöhnt.<br />
BURLAKOV: Ich mochte Wien auch immer gerne. Nach der<br />
Schauspielschule habe ich dort ja drei Jahre lang zur<br />
Hälfte gelebt. Aber die Umstellung von Berlin zu Wien ist<br />
schon schwer.<br />
BAUER: Am Anfang fand ich es auch nicht so cool. Ich<br />
kannte nur sehr wenige Menschen dort. Aber als ich zu<br />
proben angefangen hatte, lernte ich natürlich viele Leute<br />
aus dem Theater kennen. Und weil Wien sehr klein ist<br />
beziehungsweise der Kreis, in dem man sich bewegt, lernt<br />
man schnell Leute kennen. Das hatte ich in Berlin nicht.<br />
BURLAKOV: Wirklich?<br />
BAUER: Ich habe echt viele Leute kennengelernt.<br />
BURLAKOV: (wienert) Warst du schon in der Loos Bar?<br />
BAUER: (wienert ebenfalls) Nein.<br />
BURLAKOV: Da musst du unbedingt hin!<br />
BAUER: Wo is des?<br />
BURLAKOV: Im Kärntner Durchgang.<br />
BAUER: Na fein! Des is mir zu teuer.<br />
BURLAKOV: Das ist direkt bei der Oper, ein ganz, ganz uraltes<br />
Ding, das angeblich – und was die Böden und die<br />
Türklinken und so weiter anbelangt, stimmt das zum Teil !"!<br />
sicherlich auch – über 100 Jahre alt ist. Die Bar ist,<br />
glaube ich, von 1904 oder 1908 und winzig. Aber da waren<br />
schon alle möglichen Prominenten aus Hollywood und<br />
Pipapo, die hängen überall mit Fotos an den Wänden, ich<br />
weiß schon gar nicht mehr, wer da alles hängt. Und es<br />
ist immer rappelvoll und alle rauchen, weswegen man nie<br />
etwas sieht, aber die Cocktails sind die besten Cocktails,<br />
die ich je in meinem Leben getrunken habe.<br />
BAUER: Dann muss ich da wohl hin.<br />
BURLAKOV: Den Moscow Mule würde ich empfehlen.<br />
BAUER: Womit wir wieder beim Thema wären.<br />
BURLAKOV: Alkohol?<br />
BAUER: Scherbenpark!<br />
BURLAKOV: Ah, wieso? Moscow Mule, versteh ich nicht.<br />
BAUER: Moskau, Russland.<br />
BURLAKOV: Ach so, I see, I see.<br />
BAUER: Verknüpfungsgedanken.<br />
BURLAKOV: Wie ist denn das Wetter so in Wien?<br />
BAUER: Ganz gut. Es war warm heute. Zwanzich Grad.<br />
BURLAKOV: Nicht zwanzich! Zwanzig, bitte sehr, es<br />
heißt zwanzig Grad. Jasna, du bist am Theater.<br />
BAUER: Ich habe aber Feierabend. Da wird nicht mehr<br />
da rauf geachtet, wie man spricht.<br />
„Scherbenpark“ startet am 21. November<br />
.<br />
Fritzi Bauer<br />
Jasna
.<br />
PULLOVER<br />
Saint<br />
Laurent<br />
BY HEDI SLIMANE<br />
Schwarzes Album<br />
!"#
.<br />
Schwarz ist das<br />
neue<br />
Schwarz:<br />
black<br />
Denn nichts ist so<br />
absolut, mondän<br />
und modern wie<br />
die<br />
dunkelste<br />
dress<br />
!"#<br />
aller<br />
Nächte<br />
Fot Sharif Hamza<br />
Styling Julia von Boehm<br />
KLEID<br />
Burberry<br />
Prorsum<br />
SCHUHE MIU MIU
.<br />
TOP, ROCK & GÜRTEL<br />
Calvin Klein<br />
Collection<br />
SCHUHE PRADA
KLEID<br />
Versace<br />
.
LEDERPONCHO<br />
Tom Ford<br />
.
.<br />
JACKE & ROCK<br />
Givenchy<br />
SCHUHE PRADA
.<br />
ROCK MIT TRÄGERN<br />
ChloÈ
KLEID<br />
Anthony<br />
Vaccarello<br />
.
.<br />
Altuzarra<br />
KLEID<br />
MODEL Marine Deleeuw / The Society<br />
HAIR Akki MAKE-UP Frankie<br />
Boyd / Tim Howard Management<br />
MANICURE Gina Edwards / Kate<br />
Ryan Inc. for CND SET DESIGN<br />
Viki Rutsch / Exposure NY<br />
CASTING Samuel Ellis Scheinman<br />
for DM Casting PRODU CER<br />
Ashley Herson for Ten Twenty Eight<br />
Production PHOTO ASSISTANTS<br />
Matthew Hawkes, Ned Ro gers<br />
DIGITAL TECHNICIAN Myles<br />
Blankenship STYLIST ASSISTANT<br />
Clare Byrne SET ASSISTANTS<br />
Colin Phe lan, Wyndham Garnett
.<br />
Steve<br />
$%&'( )%*&++%,)( -%)( *%*%'./)0(<br />
-)%10( -,'$2%)%( 3&2!%4( +%&'( 01%!/5(<br />
*%36'*'&++%( /22%)( /)0( ,'-( -&%( 7,/2%'8(<br />
-&%( !%'+91%'( -/)&'( %)2%&-%'4( +%&'(<br />
*)/'-&:+%)( '%,%)( 3&2!( %);6120( %&'(<br />
$/?@<br />
!it seinen 43 Jahren hat Steve McQueen<br />
eine erstaunliche Karriere hinter sich.<br />
Ehe er Filmregisseur wurde, war er bildender<br />
Künstler, so erfolgreich, dass er 1999 mit dem Turner<br />
Prize ausgezeichnet wurde, und so bereit dazu, sich auf<br />
Wagnisse einzulassen, dass er sich 2003 vom Imperial<br />
War Museum zum offi ziellen Kriegskünstler für den Irakkrieg<br />
ernennen ließ. Gleich sein erster Spielfilm wurde<br />
2008 zum Welterfolg: Hunger mit Michael Fassbender in<br />
der Hauptrolle erzählte davon, wie sich Anfang der<br />
80er-Jahre der IRA-Häftling Bobby Sands in seiner Belfaster<br />
Hochsicherheitszelle zu Tode hungerte. Es ist ein mit<br />
sehr leisen Mitteln operierender und beklemmend erbarmungsloser<br />
Film: Anderthalb Stunden lang sieht<br />
man einem Menschen beim selbst gewählten Sterben zu.<br />
McQueens zweiter Film Shame, erneut mit Michael<br />
Fassbender, handelt von einem sexsüchtigen New Yorker<br />
Geschäftsmann – und ist ebenso schwer erträglich,<br />
weil die sexuelle Freizügigkeit, die er seziert, nur eine<br />
weitere Form der Unfreiheit ist.<br />
Auch McQueens dritter Spielfilm, Ende August<br />
uraufgeführt und Gewinner des diesjährigen Filmfestivals<br />
von Toronto, wurde von der Kritik mit einhelliger<br />
Begeisterung aufgenommen. 12 Years a Slave ist die Verfilmung<br />
der Memoiren Solomon Northups, eines<br />
schwarzen Zimmermanns und Musikers, der 1841 in<br />
seinem Heimatstaat New York entführt und an Plantagenbesitzer<br />
aus Louisiana verkauft wurde. Erst nach<br />
zwölf Jahren gelang es Northup, sich aus seiner Sklaverei<br />
zu befreien. McQueens Verfilmung dieses Berichts aus<br />
dem dunkelsten Kapitel der US-amerikanischen Geschichte<br />
ist oft so schockierend und so unversöhnlich<br />
wahrhaftig, dass Zuschauer traumatisiert den Kinosaal<br />
verlassen. Sowohl der von Brad Pitt koproduzierte Film<br />
als auch McQueen und sein Hauptdarsteller Chiwetel<br />
Ejiofor gelten als aussichtsreiche Oscar-Kandidaten.<br />
Für "<strong>Interview</strong># sprach der Filmkritiker Elvis Mitchell<br />
mit dem britischen Regisseur.<br />
ELVIS MITCHELL: Wie sind Sie auf die Erinnerungen<br />
Solomon Northups gestoßen?<br />
STEVE MCQUEEN: Ich hatte schon länger den Wunsch,<br />
einen Film über Sklaverei zu machen, auch die Idee, über<br />
einen Schwarzen zu erzählen, der in die Sklaverei<br />
verschleppt wird. Aber ich wusste nicht, wie sich so etwas<br />
tatsächlich abgespielt hat. Als ich meiner Frau davon erzählte,<br />
fragte sie: Warum hältst du dich nicht einfach an<br />
einen historisch verbürgten Fall? Also begannen wir zu<br />
recherchieren. Und dann entdeckte sie dieses Buch:<br />
Solomon Northup, 12 Years a Slave. Als ich es las, war<br />
ich fertig. Auch, weil ich nie etwas von ihm gehört hatte.<br />
Es war, als hätte ich das Tagebuch der Anne Frank in<br />
die Hände bekommen.<br />
MITCHELL: Warum war es Ihnen wichtig, einen Film über<br />
die Sklaverei zu drehen?<br />
MCQUEEN: Sklaverei gehört zur Geschichte. Also liegt es<br />
nahe, dass es Filme über sie gibt, so wie es auch Filme über<br />
den Zweiten Weltkrieg oder über den Holocaust gibt.<br />
Das Interessante ist: Es gibt zwar jede Menge Western-,<br />
Kriegs-, Gangster- und Sexfilme, aber kaum welche<br />
über Sklaverei. Wie ist so etwas bloß möglich? Ich habe<br />
darauf keine Antwort.<br />
MITCHELL: Haben Sie sich vor Drehbeginn denn die Filme<br />
angesehen, die es gibt?<br />
MCQUEEN: Nein, aber das liegt daran, dass ich mir auch<br />
sonst nicht sehr viele Filme ansehe. Mir geht es darum,<br />
mich in mein Inneres zu begeben und aus ihm die Bilder zu<br />
holen, die dort sind, um aus ihnen eine Erzählung zusammenzusetzen.<br />
Es hilft mir nicht, wie andere das Thema<br />
angegangen sind.<br />
MITCHELL: Es hat mich erstaunt, wie viele Details aus dem<br />
Buch in Ihrem Film auftauchen.<br />
MCQUEEN: Das liegt daran, dass das Buch selbst sehr visuell,<br />
fast schon ein Drehbuch ist. Man kann viele Schilderungen<br />
einfach übernehmen. Natürlich geht so etwas nicht<br />
linear. Ein Film muss seinen eigenen Rhythmus und<br />
seine eigene Konstruktion fi nden. Übrigens gehörte auch<br />
Steve McQueen: Der<br />
1969 in London geborene<br />
und in Amsterdam<br />
lebende Filmregisseur<br />
und Künstler hat den<br />
Turner Prize und in<br />
Cannes eine Caméra<br />
d’Or gewonnen und gilt<br />
als Oscar-Kandidat<br />
PHOTOGRAPHY Sebastian<br />
Kim / Jed Root<br />
GROOMING Laura Stiassni<br />
using Dior Homme
.<br />
Steve McQueen<br />
!"#
das zu meinem Wunsch, einen Film über Sklaverei zu<br />
machen: Ich wollte ihr Bilder geben. Es ist ein gewaltiger<br />
Unterschied, ob man liest, wie Menschen geschlagen<br />
oder sonst wie gemartert werden – oder ob man es sieht.<br />
Die Kraft dieses Buches liegt für mich darin, dass es<br />
einem hilft, starke Bilder zu finden. Die Kunst bestand<br />
darin, sie zu organisieren. Es war, als hätte ich an einem<br />
Mobile von Calder gearbeitet, ich musste ständig auf die<br />
Gleichgewichte achten, darauf, dass nichts kippt.<br />
MITCHELL: Das war umso wichtiger, als Sie so viele<br />
Extreme zeigen, schon in den allerersten fünf Minuten.<br />
MCQUEEN: Ich wollte die Zuschauer sofort ins tiefe<br />
Wasser stoßen. Sie können ja schwimmen.<br />
MITCHELL: Zu Beginn des Films wechseln Sie von<br />
einer Sexszene während der Gefangenschaft Solomons zu<br />
einer Szene zwischen ihm und seiner Frau vor seiner Entführung.<br />
Beide Male sieht man die Schauspieler Stirn an<br />
Stirn im Profil und hat den Eindruck großer Intimität.<br />
MCQUEEN: Ich glaube, die Sexszene während seiner<br />
Gefangenschaft hat mich deswegen interessiert, weil im<br />
Leben eines Sklaven alles kontrolliert wird – welche<br />
Kleidung er trägt, wann er isst, wann er schläft, einfach<br />
alles. In diesem kurzen Augenblick, in dem diese zerbrochene<br />
Frau die Nähe eines Menschen sucht, den sie<br />
nicht kennt, findet sie ihre Freiheit wieder ... um gleich<br />
nach ihrem Orgasmus wieder in ihrer trostlosen Realität<br />
zu landen.<br />
"Sklaverei gehˆ rtzur<br />
Geschichte. Also<br />
liegt es nahe, dass es<br />
Filme ¸ ber sie gibt"<br />
.<br />
!"#<br />
MITCHELL: Sie hat kurz die Kontrolle über ihr Leben.<br />
MCQUEEN: Ja, für einen Moment kann sie sich menschlich<br />
fühlen. Diese Szene steht am Beginn des Films, weil sie<br />
auch emotional in das Herz der Geschichte führt. Sicher<br />
hätte man auch chronologisch erzählen und mit Solomon<br />
beginnen können, einem Mann, der eines heiteren Tages in<br />
Saratoga, New York, entführt und in die Sklaverei verschleppt<br />
wird. Aber mir wäre das zu linear. Für mich ist<br />
Film Kunst – so etwas wie Malerei oder Musik oder<br />
Bildhauerei. Einer Erzählung Struktur zu geben ist so<br />
ähnlich, wie Farben auf einer Leinwand zu verteilen.<br />
Außerdem sind Zuschauer intelligent. Sie wollen von dem<br />
herausgefordert werden, was sie zu sehen bekommen.<br />
MITCHELL: Vor allem ein Satz im Buch lebt für mich im<br />
Film weiter – jener Satz Solomons, dass Sklaven in ständiger<br />
Furcht vor Bestrafung leben.<br />
MCQUEEN: Jederzeit kann alles passieren. Die Gewalt<br />
ist ständig anwesend, und sie macht die Menschen verrückt.<br />
Sie sind immer nur eine Sekunde davon entfernt, verprügelt<br />
oder missbraucht zu werden. Manchmal kann man<br />
diese Gewalt selbst gar nicht sehen, man sieht bloß Striemen<br />
oder ein blaues Auge und muss sich zusammenreimen,<br />
was geschehen ist. Beim Filmen geht es darum, Spannungsbögen<br />
aufzubauen. Wie beim Schreiben von Gedichten<br />
muss man sich entscheiden, was man sagt und was man<br />
auslässt.<br />
MITCHELL: Ihr Umgang mit Farben ist bemerkenswert. Ich<br />
denke da an dieses schaurige Rot, das so gewalttätig wirkt.<br />
McQueens zweiter<br />
Spielfilm „Shame“ mit<br />
Michael Fassbender und<br />
Carey Mulligan handelt<br />
von der Beziehung eines<br />
Sexsüchtigen zu seiner<br />
labilen Schwester<br />
FOTOS: (linke Seite) Photoshot; Zuma Press / eyevine; interTOPICS/Joseph<br />
Martinez; (rechte Seite) ddp images; Entertainment Pictures / eyevine
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.<br />
Steve McQueen<br />
!"#<br />
FOTOS: © TOBIS Film (3)
„12 Years a Slave“<br />
mit Chiwetel Ejiofor<br />
in der Hauptrolle und<br />
Lupita Nyong’o als<br />
Mit-Gefangener erzählt<br />
die historisch verbürgte<br />
Geschichte Solomon<br />
Northups, der entführt<br />
und an Sklavenhalter in<br />
Louisiana verkauft wird<br />
Weil Solomon im Film sich oft nicht durch Worte<br />
ausdrücken darf, muss er sich andere Wege der Kommunikation<br />
suchen. Er ist auch nicht irgendein netter<br />
schlichter Kerl, dem ein Unglück widerfährt, sondern er<br />
geht, ein wenig hochmütig, mit den Leuten mit, die<br />
ihn dann kidnappen, er will mit ihnen auf Tour gehen. Für<br />
mich besteht die Gemeinsamkeit von Solomon und<br />
Brandon in Shame vor allem darin, dass beide nicht zu den<br />
Helden gehören, die man üblicherweise in Filmen zu<br />
sehen bekommt. Sie sind keine Supermänner – sie sind<br />
einfach nur Menschen, ganz normale Männer. Mich<br />
hat an Solomons Geschichte berührt, dass er es in der<br />
schrecklichen Umgebung, in die er geraten ist, immer<br />
noch schafft, sich seine Humanität zu bewahren, obwohl<br />
alles, was mit ihm und um ihn herum geschieht,<br />
unmenschlich ist.<br />
MITCHELL: Ist für Sie die Idee von Unschuld wichtig?<br />
MCQUEEN: Ja und nein. Ich glaube zwar, dass Solomon bis<br />
zu einem bestimmten Grad unschuldig ist, aber es verhält<br />
sich ein wenig komplizierter. Seine Unschuld wird auf<br />
die Probe gestellt – zum Beispiel, als ihn Patsey, die von<br />
Lupita Nyong’o gespielt wird, darum bittet, sie zu töten.<br />
Seine Reaktion erschöpft sich darin, sich von ihr abzuwenden.<br />
So etwas geschieht, wenn man in der Dunkelheit,<br />
in die man gestoßen wurde, zu sehr beschädigt<br />
wird. Man verliert das Vermögen, unschuldig zu bleiben,<br />
wird ein anderer Mensch. Das war es, was mich an der<br />
Frage der Unschuld interessiert hat.<br />
MITCHELL: In der Szene mit Patsey, auf die Sie anspielen,<br />
scheint es, als wolle Solomon darum kämpfen, sich die<br />
letzten Reste seiner Unschuld zu bewahren, und falls er ihr<br />
in ihrem Vorhaben beistünde …<br />
MCQUEEN: Richtig. Er könnte ihr ihre Bitte niemals erfüllen.<br />
Aber er geht nicht einfühlsam mit ihr um, sondern<br />
behandelt sie äußerst aggressiv. Er wirft alles zu Boden<br />
und sagt: Wie kannst du von mir verlangen, dir bei einer<br />
so einer gottverlassenen Tat beizustehen? Er tröstet sie<br />
nicht. Ich glaube, er ist in<br />
seiner Reise an einem Punkt<br />
angekommen, an dem er, um<br />
überleben zu können,<br />
selbstsüchtig sein muss. Er<br />
muss an sich selbst denken<br />
und daran, wie er den<br />
nächsten Tag überlebt, nicht<br />
an andere Menschen.<br />
MITCHELL: Michael<br />
Fassbender, der den brutalen<br />
Sklavenhalter Epps spielt,<br />
hat eine ungeheure Präsenz.<br />
Alles an ihm ist impulsiv.<br />
MCQUEEN: Epps hat sich<br />
in Patsey verliebt. Er liebt<br />
sie, und er hasst sich dafür. Er hasst sich, weil er eine<br />
Sklavin liebt – weil er diese schwarze Frau liebt. Das<br />
Lustige an der Liebe ist ja, dass sie sich nicht kontrollieren<br />
lässt. Sie geschieht einfach. Man kann sie nicht nach Belieben<br />
einschalten und wieder ausschalten, sondern sie hat<br />
etwas Beharrliches. Deswegen hasst er sich. Deswegen<br />
hasst er alles. Wir bekommen es also mit einem Mann zu<br />
tun, in dem sehr viel Zorn und sehr viel Sehnsucht toben,<br />
was sich eben auf eine sehr körperliche Weise ausdrückt<br />
– meistens als Gewalt.<br />
MITCHELL: Sie haben in allen Ihren Filmen mit Michael<br />
Fassbender zusammengearbeitet. Wie kann man sich das<br />
vorstellen? Wie sprechen Sie miteinander?<br />
MCQUEEN: Michael liest das Drehbuch, wir unterhalten<br />
uns über seine Rolle, dann proben wir, und erst in den<br />
Proben finden wir gemeinsam eine endgültige Form. Für<br />
mich sind Proben sehr wichtig, und Michael ist mir<br />
darin schnell entgegengekommen.<br />
MITCHELL: Die Hingabe, mit der Fassbender sich in seine<br />
Rolle wirft, ist bemerkenswert.<br />
MCQUEEN: Er hatte nichts zu verlieren. Es gibt diese<br />
Vergewaltigungsszene mit Epps und Patsey, in der er sie<br />
schlägt. Michael ist mitten in dieser Szene ohnmächtig<br />
geworden, während er sie würgte. Beim Drehen habe ich<br />
das nicht einmal mitbekommen, er hat es mir erst fünf<br />
Monate später erzählt. Das ist ein gutes Beispiel für die<br />
Konzentration und die Intensität, die er mitbringt. Er<br />
geht in diese dunklen Bereiche, weil er ein Künstler ist, so<br />
wie auch Chiwetel und Lupita Künstler sind. Es gibt<br />
nicht viele Schauspieler von ihrem Schlag.<br />
„Wenn man zu sehr<br />
beschädigt wird, verliert<br />
man das Vermögen,<br />
unschuldig zu bleiben“<br />
MITCHELL: Mit Chiwetel haben Sie zum ersten Mal<br />
gedreht. Wie lief der Prozess mit ihm ab?<br />
MCQUEEN: Ganz anders. Ich hatte die Sorge, dass es mit<br />
ihm schwierig werden würde, weil ich ihn nicht kannte<br />
und weil es für mich notwendig ist, dass mir die Schauspieler<br />
vertrauen können. Also mussten wir einander erst<br />
kennenlernen. Das hat ein wenig gedauert, aber dann<br />
wurde es toll. Es war wie mit Michael in Hunger – wenn<br />
eine Geschichte so extrem ist, muss man einander vertrauen<br />
können, damit man gemeinsam in diese mentalen<br />
Bereiche, ins Herz der Finsternis vordringen kann. Es<br />
war faszinierend, dabei zuzusehen, wie Chiw sich für die<br />
Geschichte immer weiter öffnete, bis er zu Solomon<br />
selbst wurde.<br />
MITCHELL: Ich muss Ihnen eine Frage stellen, die<br />
Ihnen sicher noch häufiger begegnen wird: Haben Sie<br />
Django Unchained gesehen?<br />
MCQUEEN: Ja.<br />
MITCHELL: Und?<br />
MCQUEEN: Für mich ist Tarantino ein großartiger<br />
Regisseur. Es gibt Aspekte an Django Unchained, mit<br />
denen ich nichts anfangen kann, aber ich fand den<br />
Film interessant. Als ich mich mit Tarantino getroffen<br />
habe, war er immer noch mit den Dreharbeiten beschäftigt,<br />
während ich gerade erst mit meinem Film begonnen<br />
hatte. Aber sein Film war ein Bezugspunkt für<br />
mich, weil ich ja einen ganz anderen Film machte.<br />
MITCHELL: Mit allen drei Filmen, die Sie gemacht haben,<br />
ist es Ihnen gelungen, Diskussionen auszulösen. Haben<br />
Sie es je darauf angelegt?<br />
MCQUEEN: Nein. Für mich ist der einzige Grund dafür,<br />
einen Film zu drehen, dass ich eine interessante<br />
Geschichte erzählen will. Ich nehme mir nicht vor,<br />
Diskussionen auszulösen. Ich hoffe vielleicht, dass es so<br />
kommt, aber es ist nicht meine Absicht.<br />
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Die Partysaison ist eröffnet!<br />
Endlich dürfen Nagellacke, Lippenstifte<br />
und Lidschatten wieder<br />
mit der Discokugel um die Wette<br />
funkeln. Hier unsere Playlist:<br />
Foto Maxime Poiblanc<br />
Im Uhrzeigersinn von oben links: Pinsel aus<br />
dem „Skinny Wrap Brush“-Set von SEPHORA<br />
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Lidschattenedition: „City Drive Arty“-Palette von<br />
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aus der Antonio Lopez Edition „3 Lips/Fuchsia“<br />
von MAC, 32 €. Silbern glitzernder Nagellack:<br />
„Enamora Hi-Shine Nail Lacquer No. 148 Glinda“<br />
von MARC JACOBS BEAUTY, ca. 13 €. Exklusiv bei<br />
Sephora! Mit Iris, Sternanis und Rosenwasser: „Marchesa<br />
Parfum d‘Extase“-Rollerball von MARCHESA,<br />
ca. 18 €. „Intense Colour Lipgloss No. 110 Ruby“ von<br />
DOLCE & GABBANA, ca. 23 €. Golden Glow: „Luminizing<br />
Face Enhancer & Refill“ von CLÉ DE PEAU,<br />
ca. 70 €. Für tief violette Augen: „Eye Paint Tatar“<br />
von NARS, 25 €. Passt in die kleinste Clutch: „After<br />
Hours Compact“ mit einem mattierenden, transparenten<br />
Puder. Von ESTÉE LAUDER, ca. 64 €.<br />
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345<br />
Für Sieger<br />
Luna Rossa heißt der Katamaran<br />
des italienischen America’s<br />
Cup Team, das von Prada ins<br />
Rennen geschickt wird.<br />
2013 war die Crew erfolgreich<br />
und bekommt unter gleichem<br />
Namen einen Siegerduft: Die<br />
neue „Extreme“-Version zeigt<br />
eine beinahe feminine Seite mit<br />
Lavendel, Vanille und Amber.<br />
„Luna Rossa Extreme“, EdP ab 67 €<br />
ILLUSTRATION: Monja Gentschow<br />
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Die Geschichte<br />
begann im Jahr<br />
1799 in Londons<br />
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nun fortgesetzt.<br />
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'+,#-",)-"#)$.(//#0<br />
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und Maria Hatzistefanis, Gründerin<br />
von Rodial Skincare, verbinden nicht<br />
nur ihre griechischen Wurzeln. Jetzt<br />
entwickelten sie zusammen eine von<br />
Zitrus noten inspirierte Duftkerze mit<br />
Fashionappeal.<br />
Hongkong<br />
*&!2+&0<br />
China und Nachhaltigkeit verhalten sich<br />
eigentlich zueinander wie Feuer und Wasser.<br />
Aber Ausnahmen wie der Organic Beauty<br />
Store „Beyorg“ gehen mit gutem Beispiel voran.<br />
Hier findet der bewusst Reisende nicht nur<br />
natürliche Produkte aus aller Welt, sondern kann<br />
dem Jetlag mit Aromatherapie, Massagen<br />
und Anti-Aging-Facials entspannt entgegensehen.<br />
Der Bär als Markenzeichen<br />
– oben die Seife „24<br />
Old Bond Street“, ca. 25 €<br />
FOTOS: Maxime Poiblanc, Styling: Shinyoung Ma; PR (5)
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ANLÄßLICH DER AUSSTELLUNG ERSCHEINT EINE UMFANGREICHE PUBLIKATION.<br />
Joseph Beuys »Altes Meer mit Flugechse« 1956 © Joseph Beuys Estate / VG Bild-Kunst, Bonn 2013
.<br />
Jeanne<br />
DARK<br />
Night & Life<br />
"#$<br />
Jeanne Tremsal hat den größten Teil ihres jungen Lebens<br />
in Paris verbracht. Und einige Jahre in München. Jetzt lebt<br />
sie in Berlin und testet für uns das Nachtleben der Republik<br />
!amals in der Ersten Liga – ein<br />
kleiner, zuerst roter, danach<br />
froschgrüner und jetzt nicht mehr<br />
existierender Kellerclub in München – war er<br />
mir sofort aufgefallen. Wahrscheinlich, weil<br />
er mit nacktem Oberkörper wild auf der<br />
Tanzfläche herumsprang. Irgendwann fiel ich<br />
ihm auf. Er zog mich an sich, und wir<br />
tanzten sehr langsam und ein wenig ungelenk<br />
einen Schieber, genau wie in La Boum. Dann<br />
fragte er mich auf Französisch – woher wusste<br />
er, dass ich Französin bin? –, wie alt ich sei.<br />
Viel zu alt für dich, sagte ich, es sollte kokett<br />
klingen, aber tat es wohl nicht. „Wenn du<br />
meinst“, sagte er, drehte sich um und ging.<br />
Ganz schön cool für einen 17-Jährigen.<br />
Natürlich lief ich ihm nach. Jetzt, nach sechs<br />
Jahren, sind wir immer noch befreundet.<br />
Mittlerweile sind der kleine Amédée und sein<br />
Bruder Milen, zusammen auch die Tills<br />
genannt, in der ganzen Stadt bekannt. Heute<br />
Nacht ziehe ich mit den beiden durch München.<br />
Wir verabreden uns in der Straßenbahn,<br />
Linie 16, Station Wiener Platz, 21.07<br />
Uhr. Der perfekte Treffpunkt. Straßenbahnen<br />
in München sind etwas Wunderbares,<br />
es sieht in ihnen aus wie im Wartezimmer<br />
eines Krankenhauses, nur noch sauberer.<br />
Über der ganzen Stadt schwebt ein leichter<br />
Bratwurstduft. Überall sind kleine Stände<br />
aufgebaut, an denen man Bier oder eben<br />
Bio-Bratwurst bekommt. Die Menschen<br />
tragen mit großer Ernsthaftigkeit ihre<br />
Trachten. Gute Laune. In München scheinen<br />
alle immer im Urlaub. Bastian Schweinsteiger<br />
sitzt auf der Terrasse eines mittelmäßigen<br />
Italieners und lächelt mich an, als ich an ihm<br />
vorbeigehe. Sofort fühle mich sehr wohl<br />
in München. Unsere erste Station ist die<br />
Robinson Bar, die oft auch Die 14 genannt<br />
wird, weil die Bar eigentlich keinen Namen<br />
hat, aber der Besitzer Robinson heißt und<br />
seine Bar in der Corneliusstraße 14 ist. Vor<br />
dem Robinson: eine Traube von Menschen.<br />
Die Tills werden von jedem Einzelnen<br />
euphorisch begrüßt. Alle sind irgendwie gut<br />
aussehend und unglaublich jung. Die<br />
jungen Männer tragen sehr tief sitzende, nach<br />
unten eng zulaufende, sehr hochgekrempelte<br />
dunkelblaue Hosen. Dazu weiße T-Shirts und<br />
Segelschuhe. Es lässt sie wie kleine Franzosen<br />
aussehen. Die Mädchen sind hübsch,<br />
unschuldiger und niedlicher als in Berlin. Ich<br />
brauche einen Drink. Der Laden ist dunkel,<br />
heiß und so klein, dass es von der Eingangstür<br />
bis zur Bar zwar nur zwei Schritte sind,<br />
man für diese zwei Schritte aber 15 Minuten<br />
braucht, so voll ist es. Die wohlhabenden,<br />
wohlriechenden und charmanten jungen<br />
Leute hier trinken lieber Longdrinks als Bier,<br />
also bestelle ich mir einen Gin Tonic. Es ist<br />
der stärkste Gin Tonic meines Lebens. Hier<br />
gefällt es mir. Noch bin ich aber nicht<br />
betrunken genug, um das Geschubse stilvoll<br />
ignorieren zu können, also ziehen wir weiter in<br />
eine Erwachsenenbar, in das Schumann’s.<br />
Als ich das erste Mal hier war, im alten<br />
Schumann’s, trug ich ein Dirndl. Ich kam<br />
zusammen mit meiner Freundin Mavie direkt<br />
von der Wiesn und war von Kopf bis Fuß<br />
in Bier getränkt, weil jemand eine Mass über<br />
mich gegossen hatte. Wir machten das<br />
Schumann’s kurzerhand zum Bierzelt und<br />
tanzten auf den Tischen. Charles und seine<br />
Mannschaft freuten sich. Wir sahen natürlich<br />
auch entzückend aus in unseren Dirndln.<br />
Im jetzigen Schumann’s wäre so etwas schwer<br />
vorstellbar. Dennoch große Freude, als Don<br />
Charles uns begrüßt, immer noch so gut<br />
aussieht und uns sofort einen Tisch gibt. Wir<br />
bestellen drei Moscow Mules. Ich blicke<br />
durch den Raum, der für meinen Geschmack<br />
Foto Maxime Ballesteros<br />
etwas zu hoch ist, und stelle fest, dass ich<br />
niemanden kenne. Schlimmer ist, dass ich<br />
hier niemanden kennen will.<br />
Drinks leer, wir gehen. Wir dürfen keine<br />
Zeit verlieren, schließlich haben wir ein<br />
volles Programm. Eigentlich wäre die nächste<br />
Station die Bar Gabányi. Stefan Gabányi<br />
war früher der tollste Barmann im Schumann’s<br />
und ist jetzt der einzige Mann, der mit<br />
Abraham-Lincoln-Koteletten nicht lustig,<br />
sondern tatsächlich gut aussieht. Leider<br />
schaffen wir es in dieser Nacht nicht mehr.<br />
Es ist Mitternacht, und die beiden Tills<br />
müssen noch auflegen. Es geht direkt in die<br />
Rubybar, einen temporären Club in einer<br />
ehemaligen Pizzeria. Die Wände sind pink, in<br />
der Mitte steht ein großes Pferd. Ein Ort,<br />
den man eher in Berlin als in der Münchner<br />
Innenstadt vermutet. Vor dem Club warten<br />
schon ungefähr 300 Leute. Was ist bloß los<br />
in München? Ich überlege kurz, ob ich<br />
nicht einfach im Taxi sitzen bleiben und nach<br />
Hause fahren soll. Aber die Tills kennen<br />
natürlich den Hintereingang. Sie legen im<br />
Keller auf. Die Party ist very secret, und die<br />
Treppe, die zu ihr führt, wird streng bewacht.<br />
Deckenhöhe 1,80 Meter, Licht quasi nicht<br />
vorhanden, zwei Plattenspieler, in den Ecken<br />
ein bisschen Sperrmüll, die Bar ist ein<br />
Biertisch. Perfekte Ausstattung also. Noch sind<br />
wir die Einzigen. Ich bin aufgeregt, wie<br />
damals auf meinen ersten Partys. Vielleicht<br />
ist München noch nicht so verbraucht,<br />
nicht so verwöhnt. In diesem Keller könnte<br />
heute Nacht noch etwas Besonderes<br />
geschehen. Wie damals, als ich nach Berlin<br />
kam. Wir trinken Wodka Ginger Ale<br />
und dazu Wodka Shots und rauchen viele<br />
Zigaretten. Irgendwann kommt Bella, die<br />
Cousine von Uschi Obermaier. Und ein paar<br />
Jungs mit zu engen T-Shirts und zu großen<br />
Muskeln. Stimmt, wir sind ja in München,<br />
das hatte ich kurz vergessen. Plötzlich ist es<br />
voll. Die Luft vibriert. Es wird heiß. Die<br />
Haare kleben im Gesicht. Die Tills legen auf.<br />
Ich tanze und lasse meine Haare im Wind<br />
des kleinen Ventilators auf dem DJ-Pult<br />
fliegen. Ich fühle mich wie 18 und will nie<br />
wieder nach Hause. Herrlicher Abend,<br />
herrliches München.<br />
FOTOS: privat (9)
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Cory Kennedy bei der „Another<br />
Magazine“-Party in Paul’s Baby<br />
Grand, New York<br />
Juergen Teller und Olivier Zahm bei der New Yorker Purple Party<br />
Sky Ferreira und André Saraiva beim „Another Magazine“-<br />
Dinner mit Matchless im Marlton, New York<br />
Robert Montgomery und Camille Bidault-Waddington bei der<br />
„Another Magazine“-Party in Paul’s Baby Grand, New York<br />
Theo Wenner bei der „Another Magazine“-<br />
Party in Paul’s Baby Grand, New York<br />
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Abfahrt<br />
NYC<br />
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Fotos Olivier Zahm<br />
Tati Cotliar beim „Another Magazine“-<br />
Dinner mit Matchless im Marlton, New York<br />
Casey Spooner und Sarah Andelman<br />
beim „Another Magazine“-Dinner mit<br />
Matchless im Marlton, New York<br />
James Goldstein bei der Enthüllung von Jeff Koons’<br />
„Balloon Venus“ für Dom Pérignon, New York
.<br />
Kostas Murkudis und<br />
Katja Rahlwes<br />
Alice Dellal<br />
Susanna Nadler und Sue Giers<br />
Til Nadler und Caroline Gaimari<br />
Olivier Zahm und<br />
Martin Eder<br />
CLOSED<br />
Dinner<br />
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Maxime Ballesteros<br />
Lily McMenamy<br />
Malgosia Bela
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Neuer<br />
Look<br />
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