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atp edition Engineering mit Web Services (Vorschau)

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4 / 2011<br />

53. Jahrgang B3654<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

Automatisierungstechnische Praxis<br />

Predictive Functional Control:<br />

Algorithmus und Testbetrieb | 22<br />

<strong>Engineering</strong> <strong>mit</strong> <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> | 34<br />

Plug-and-Play-Visualisierung<br />

für flexible Automation | 42<br />

Lateralverhalten elastischer<br />

Bahnen vereinfacht modelliert | 50


editorial<br />

Operational Excellence<br />

beginnt in der Beschaffung<br />

Operational Excellence im fortgeschrittenen Lifecycle verfahrenstechnischer<br />

Anlagen ist bereits vielfach und fundiert diskutiert worden<br />

– Ergebnisse von organisatorischen Konzepten über die Optimierung von<br />

Betriebspunkten bis hin zu Energieeinsparungen liegen vor.<br />

Aber wie steht es um Operational Excellence in der Beschaffungsphase?<br />

Bereits dort werden Festlegungen getroffen, die die Performance der<br />

Anlagen über deren gesamten Lifecycle massiv beeinflussen. Meist bestimmen<br />

technische und kommerzielle Einzelbetrachtungen von Komponenten<br />

die Entscheidungen bei der Beschaffung von Automatisierungslösungen.<br />

Dabei dominieren Aspekte des CAPEX (Capital Expenditure<br />

= Investitionsausgabe), wie der niedrigste Preis und technische Einzeleigenschaften.<br />

Die Betriebskosten (OPEX = Operational Expenditure) im<br />

Lifecycle spielen hierbei leider nur eine recht untergeordnete Rolle.<br />

Ein derart fraktionierter Beschaffungsprozess gefährdet eine integrierte<br />

Automatisierungslösung von der Feldebene bis zum ERP und erzeugt<br />

unnötige Komplexität <strong>mit</strong> nachträglichem, hohem Pflegeaufwand. Optimales<br />

funktionales Zusammenspiel (Interoperabilität) und niedrige Betriebskosten<br />

rücken da<strong>mit</strong> in weite Ferne. Das zeigt: Eine allein von den<br />

Investitionskosten bestimmte Entscheidung kann gesamtunternehmerisch<br />

im Sinne der Operational Excellence kontraproduktiv sein.<br />

Nur <strong>mit</strong> einer unternehmerisch ganzheitlichen Betrachtung beider<br />

Phasen, Investition und Betrieb, CAPEX und OPEX, sind in unserer anspruchsvollen<br />

ökonomischen Landschaft die nötige Kostenführerschaft<br />

und Produktivitätssteigerung erreichbar. Dazu ist ein Kulturwandel hin<br />

zu einer Kollaboration über alle Unternehmensbereiche nötig – hier konkret<br />

von Planung, Beschaffung, Implementierung und Betrieb. Die Basis<br />

für diese sinnvolle Zusammenarbeit ist innerhalb der Unternehmensstruktur<br />

<strong>mit</strong> klar definierten und transparent kommunizierten bereichsübergreifenden<br />

Top Level KPI’s zu legen.<br />

Bei Neuanlagen lassen sich Verbesserungen in diesem Sinn noch recht<br />

einfach erreichen. Das eigentliche Potenzial und die großen Herausforderungen<br />

liegen bei vorhandenen „Patchwork“-Instrumentierungs- und<br />

Systemlandschaften <strong>mit</strong> hoher Schnittstellenvielfalt sowie bei den unaufhaltsam<br />

in die Jahre kommenden Altsystemen, deren Hersteller von<br />

der Bildfläche verschwunden sind oder für die kaum überzeugende Migrationskonzepte<br />

angeboten werden.<br />

Besonders große Optimierungsmöglichkeiten bieten Betriebszusammenlegungen.<br />

Denn <strong>mit</strong> Übertragung von wertvollem Betriebswissen<br />

von Altanlage auf Neuanlage, <strong>mit</strong> neuen, einfachen und zielorientierten<br />

Arbeitsabläufen zwischen Mensch und Prozess handelt es sich dabei um<br />

weit mehr als nur technische „Messwartenzusammenlegungen“.<br />

Mit meinem Appell möchte ich alle an CAPEX- und OPEX-Themen<br />

beteiligten Entscheidungsträger ermutigen, effiziente Beschaffung und<br />

effektiven Betrieb zum Erreichen ihrer wirklich wichtigen Unternehmensziele<br />

in Einklang zu bringen.<br />

Wir als Lieferanten sehen unsere Aufgabe darin, dies <strong>mit</strong> entsprechend<br />

ganzheitlichen Konzepten und Lösungen <strong>mit</strong> nachhaltigem Kundennutzen<br />

zu unterstützen.<br />

Rolf Marten,<br />

Geschäftsführer,<br />

Yokogawa Deutschland GmbH<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

3


INHALT 4 / 2011<br />

FORSCHUNG<br />

6 | Schüler entwickeln Interface zur Steuerung<br />

von mehrdimensionalen Systemen<br />

IT-Sicherheit: „Auch Bedrohungen von innen<br />

müssen abgewehrt werden“<br />

7 | Fraunhofer-Verbund präsentiert ressourcensparende<br />

Technologien für die Automobilindustrie<br />

VERBAND<br />

8 | Mittelbach übernimmt den Vorsitz im<br />

internationalen Orgalime-Verband<br />

AMA-Gründungs<strong>mit</strong>glied und <strong>atp</strong>-Autor<br />

Theo W. Kessler im Alter von 81 Jahren verstorben<br />

16 500 deutsche IT-Stellen bleiben 2011 unbesetzt<br />

BRANCHE<br />

10 | Rohstoffkosten treiben die Preise für<br />

elektromechanische Bauelemente in die Höhe<br />

Interoperables Fieldbus Gateway bindet E/As über ein<br />

Standard-Highspeed-Netzwerk ein<br />

11 | Profidrive effizient implementieren<br />

Call for Papers zumSPS/IPC/Drives-Kongress<br />

12 | Mit Leitungsfehlertransparenz lückenlos in der<br />

Prozesstechnik überwachen<br />

14 | Namur-Empfehlung 100 sorgt für erhebliche Vereinfachung<br />

beim Detail-<strong>Engineering</strong><br />

16 | Berechnete Sicherheit für analoge Signalkreise in der Prozesstechnik<br />

4<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


Verlässliche<br />

signale<br />

HAUPTBEITRÄGE<br />

22 | Predictive Functional Control:<br />

Algorithmus und Testbetrieb<br />

R. HABER, M. KREUTZ, K. ZABET<br />

34 | <strong>Engineering</strong> <strong>mit</strong> <strong>Web</strong> <strong>Services</strong><br />

M. HARNISCHFEGER, P. FISCHER, R. NEUBERT, J. KNIERRIEM<br />

hannover Messe<br />

halle 9 · stand F28<br />

42 | Plug-and-Play-Visualisierung<br />

für flexible Automation<br />

C. BRECHER, D. KOLSTER, W. HERFS, S. JENSEN, M. PLEßOW<br />

50 | Lateralverhalten elastischer<br />

Bahnen vereinfacht modelliert<br />

G. BRANDENBURG<br />

PRAXIS<br />

64 | Automatisierte Messdatenauswertung<br />

beschleunigt Entwicklungsprojekte<br />

RUBRIKEN<br />

3 | Editorial<br />

66 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />

Können sie ihren signalen<br />

vertrauen?<br />

Die neuen Signaltrenner des<br />

K-Systems von Pepperl+Fuchs zeichnen<br />

sich nicht nur durch einfache<br />

Handhabung und Übersichtlichkeit<br />

aus. Vom Schaltverstärker bis zum<br />

hochfunktionalen Messumformer<br />

bieten sie auch galvanische Signaltrennung<br />

für absolute Präzision und<br />

Sicherheit.<br />

Wenn es um die Übertragung von<br />

Prozesssignalen geht, können Sie<br />

sich voll und ganz auf uns verlassen<br />

– von der projektorientierten Beratung<br />

über die bedarfsspezifische<br />

Planung bis hin zur wirtschaftlichen<br />

Umsetzung. Wenn das keine eindeutigen<br />

Signale sind...<br />

Erfahren Sie mehr unter:<br />

www.pepperl-fuchs.de/signaltrenner<br />

Pepperl+Fuchs Vertrieb Deutschland GmbH<br />

Lilienthalstraße 200<br />

68307 Mannheim<br />

Telefon: +49 621 776-2222<br />

Fax: +49 621 776-2722 22<br />

E-Mail: pa-info@de.pepperl-fuchs.com<br />

www.pepperl-fuchs.de


forschung<br />

Schüler entwickeln Interface zur Steuerung<br />

von mehrdimensionalen Systemen<br />

sInd In der It-Branche heIss Begehrt:<br />

Die Nachwuchsforscher Ole Stecker-Schürmann (von links nach rechts)<br />

18 Jahre, Tobias Markus, 19 Jahre, und Phil Stelzer, 19 Jahre, erfanden<br />

ein Eingabegerät für mehrdimensionale Sterungen<br />

le Stecker-Schürmann (19), Phil Stelzer (19) und Tobias<br />

Markus (20) haben ein Eingabegerät für Compu-<br />

O<br />

ter entwickelt, <strong>mit</strong> dem die Steuerung von drei- und<br />

mehrdimensionalen Systemen möglich ist. Am Stand<br />

des Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) auf der Cebit präsentierten die nordrhein-westfälischen<br />

Jugend-forscht-Sieger ihr IT-Projekt „C-A-T<br />

Steuerinterface“.<br />

Eine herkömmliche Computermaus ist, eignet sich<br />

nicht für die Steuerung von drei- und mehrdimensionalen<br />

Systemen. Mit der Anwendung der drei Jungforscher<br />

dagegen lassen sich auch räumliche Eingaben erfassen<br />

und weiterleiten. Die notwendigen Sensoren für Lage<br />

und Beschleunigung trägt der Nutzer an drei Fingern.<br />

Diese senden ihre Informationen an den Empfänger im<br />

PC. So ist es möglich, komplexe Objekte intuitiv im dreidimensionalen<br />

Raum zu steuern oder dort einen Mauszeiger<br />

zu bewegen.<br />

Zum Zeitpunkt ihres Jugend-forscht-Erfolges waren die<br />

drei Nachwuchstüftler Schüler des Beruflichen Gymnasiums<br />

am Berufskolleg der Stadt Rheine. Derzeit absolviert<br />

Ole Stecker-Schürmann ein duales Studium für <strong>Engineering</strong><br />

technischer Systeme an der Berufsakademie Emsland<br />

in Lingen. Phil Stelzer studiert Informatik an der Universität<br />

Kiel und Tobias Markus absolviert ein duales Studium<br />

für Elektrotechnik an der DHBW in Karlsruhe.<br />

„Jugend forscht leistet auch im Bereich IT einen wichtigen<br />

Beitrag, die High Potentials zu finden, die Wirtschaft<br />

und Wissenschaft angesichts des zunehmenden<br />

Fachkräftemangels so dringend benötigen. Auch bei den<br />

derzeit laufenden Wettbewerben der 46. Runde von Jugend<br />

forscht gibt es vielversprechende Talente, die Projekte<br />

im Themenfeld Computer und Informationstechnologie<br />

präsentieren“, so Dr. Nico P. Kock, stellvertretender<br />

Geschäftsführer der Stiftung Jugend forscht e. V.<br />

stIftung Jugend forscht e. V.,<br />

Baumwall 5, D-20459 Hamburg,<br />

Tel. +49 (0) 40 374 70 90, Internet: www.jugend-forscht.de<br />

6<br />

IT-Sicherheit: „Auch Bedrohungen von innen<br />

müssen abgewehrt werden“<br />

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat „Kastel“<br />

gegründet, ein Kompetenzzentrum für Angewandte<br />

Sicherheitstechnologie. Dieses Zentrum bündelt verschiedene<br />

Teildisziplinen der IT-Sicherheit. Im Kern geht es<br />

bei Kastel um die Fragen: Was ist Sicherheit? Welche<br />

Anforderungen an die Sicherheit und den Datenschutz<br />

stellen Anwendungsfelder wie Intelligente Stromversorgung<br />

(Smart Grids), Cloud Computing und IT-gestützte<br />

Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Sicherheit?<br />

Das Arbeitsgebiet der Forscher umfasst rechtliche, gesellschaftliche<br />

und technische Fragen. So muss beispielsweise<br />

bei der Überwachung öffentlicher Räume gleichzeitig<br />

der Datenschutz berücksichtigt werden. „Zusätzlich<br />

zum klassischen Schutz der Peripherie müssen auch Bedrohungen<br />

von innen abgewehrt werden. Es genügt nicht,<br />

die Sicherheit von Teilsystemen zu betrachten“, betont<br />

Professor Jörn Müller-Quade, Leiter des Instituts für Kryptographie<br />

und Sicherheit am KIT und einer der Initiatoren.<br />

„Ziel ist die Entwicklung ganzheitlich sicherer Systeme,<br />

zunächst in Form von Prototypen“, so Müller-Quade. Das<br />

Institut hat eine dynamisch angelegte Struktur, um auf<br />

aktuelle Anforderungen in Fragen der IT-Sicherheit<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

schnell reagieren zu können. Der Umfang reicht von der<br />

Grundlagenforschung bis hin zur Funktion eines „Helpdesks“<br />

für die Industrie. Neben der Forschung sieht das<br />

Institut ein Qualifikationskonzept vor, das Studium, Promotion<br />

und Weiterbildung umfasst.<br />

Kastel in Karlsruhe gehört zu den drei vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) ausgewählten<br />

Kompetenzzentren, die sich <strong>mit</strong> zukünftigen Herausforderungen<br />

wie Cloud Computing, Intelligente Infrastrukturen,<br />

und öffentliche Sicherheit befassen. Die beiden<br />

weiteren geförderten Kompetenzzentren sind in Darmstadt<br />

und Saarbrücken angesiedelt. Das BMBF fördert die strategisch<br />

und langfristig ausgerichteten Institute <strong>mit</strong> insgesamt<br />

17 Millionen Euro für vier Jahre <strong>mit</strong> dem Ziel, die<br />

Expertise deutscher Forschung und Industrie in Fragen<br />

der Cybersicherheit zu stärken.<br />

Karlsruher InstItut für technologIe,<br />

Hermann-von-Helmholtz-Platz 1,<br />

D-76344 Eggenstein-Leopoldshafen,<br />

Tel. +49 (0) 721 60 80,<br />

Internet: www.kit.edu


Fraunhofer-Verbund präsentiert ressourcensparende<br />

Technologien für die Automobilindustrie<br />

Die Fraunhofer-Allianz Automobilproduktion hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, Innovationen für die Fahrzeugherstellung<br />

zu präsentieren. Der Mitte 2010 gebildete Verbund<br />

von 17 Fraunhofer-Instituten setzt den Schwerpunkt<br />

dabei auf generelle Materialreduzierung, die<br />

Nutzung recyclebarer und langfristig verfügbarer Werkstoffe<br />

sowie auf Entwicklung ressourcensparender Technologien<br />

und Anlagentechnik.<br />

Die Allianz stellt sich erstmals auf der Zuliefermesse Z<br />

in Leipzig auf einem Gemeinschaftsstand dem Fachpublikum<br />

vor. Ihr gehört das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb<br />

und -automatisierung IFF an. Dessen Präsentation<br />

konzentriert sich auf Technologien für energie- und ressourceneffiziente<br />

Produktion. Es demonstriert moderne<br />

optische 3-D-Messsysteme zur prozessintegrierten Qualitätsprüfung<br />

von Fahrzeugfelgen. Darüber hinaus stellt das<br />

IFF eine Anlage zur ressourceneffizienten Reststoffverwertung<br />

in der Produktion sowie Lösungen für das instandhaltungsorientierte<br />

Condition Monitoring von Produktionsrobotern<br />

vor. Über integrierte Sensoren analysieren<br />

die Roboter ihren Eigenzustand und stoßen im Reparaturfall<br />

selbstständig anstehende Prozessschritte, wie<br />

etwa die Ersatzteilbeschaffung, an. Die Allianz Automobilproduktion<br />

präsentiert sich in Leipzig als Forschungspartner<br />

für die deutsche Automobilindustrie entlang der<br />

gesamten Prozesskette der Fahrzeugfertigung. Schwerpunkte<br />

setzt sie in den Themenfeldern Karosserie, Powertrain,<br />

Interieur, Fahrzeugmontage, Methodenkompetenz<br />

und Produktionsforschung für die Elektromobilität.<br />

fraunhofer-InstItut für faBrIKBetrIeB<br />

und -automatIsIerung Iff,<br />

Sandtorstr. 22, D-39106 Magdeburg,<br />

Tel. +49 (0) 391 409 00, Internet: www.iff.fraunhofer.de<br />

das system zur<br />

automatIsIerten<br />

3-d-geometrIe-<br />

Vermessung<br />

von Pkw-Felgen<br />

wurde am Fraun hofer<br />

IFF entwickelt und<br />

ermöglicht eine fehlerfreie<br />

Qualitätsprüfung<br />

noch im Produktionsprozess.<br />

Bild: Fraunhofer IFF<br />

System 800xA Extended<br />

Automation. Mehrwert<br />

durch Integration.<br />

System 800xA von ABB optimiert Anlagenprozesse durch eine kontextbezogene<br />

Zusammenarbeit aller beteiligten Personen und Systemkomponenten. Alle Systeme,<br />

Applikationen und Geräte sind in eine leistungsstarke Informationsarchitektur integriert.<br />

Da<strong>mit</strong> sind Informationen sofort im System abrufbar und stehen dem Anlagenpersonal<br />

und Management zur optimalen Nutzung jederzeit zur Verfügung. Das ist „Mehrwert<br />

durch Integration“. www.abb.de/controlsystems<br />

HANNOVER MESSE<br />

04.- 08. April 2011<br />

Halle 11, Stand A35<br />

ABB Automation GmbH<br />

Email: marketing.controlproducts@de.abb.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

7


Verband<br />

Mittelbach übernimmt den Vorsitz im<br />

internationalen Orgalime-Verband<br />

Dr. Klaus Mittelbach, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

des ZVEI, ist zum neuen Vorsitzenden von Orgalime<br />

gewählt worden. Für zwei Jahre steht er nun als<br />

„Chairman“ der Mitgliederversammlung und dem Vor-<br />

Eine besorgniserregende Entwicklung für den<br />

IT-Standort Deutschland sieht der Leiter für Technik<br />

und Wissenschaft im VDI, Dieter Westerkamp,<br />

darin, dass schon jetzt rund 16 500 Stellen für IT-<br />

Fachleute nicht <strong>mit</strong> den nötigen Fachkräften besetzt<br />

werden können.<br />

Nach Angaben des VDI gab es im Januar 2011 rund<br />

23 000 Vakanzen in der Branche. Derzeit ohne Arbeit<br />

sind dagegen nur 7000 Informatiker. Die Arbeitslostand<br />

des europäischen Verbandes vor. Zu seinem Stellvertreter<br />

wurde Guido Biessen vom niederländischen<br />

Mitgliedsverband FME-CWM gewählt. Gemeinsam <strong>mit</strong><br />

Präsident Richard Dick werden sie die Interessen der<br />

europäischen Elektroindustrie, des Maschinenbaus und<br />

der Metallverarbeitenden Industrie vertreten.<br />

Orgalime organisiert 33 Mitgliedsverbände aus 22 europäischen<br />

Staaten aus den Bereichen Elektrik und Elektronik,<br />

Maschinenbau und Metallverarbeitende Industrie<br />

<strong>mit</strong> dem Ziel, einen engeren Kontakt <strong>mit</strong> der Europäischen<br />

Union aufzubauen. Orgalime repräsentiert da<strong>mit</strong><br />

130 000 Unternehmen <strong>mit</strong> 10,6 Millionen Beschäftigten.<br />

Die Orgalime-Industrien haben einen Anteil von 33 Prozent<br />

an allen EU-Exporten und stehen für 28 Prozent der<br />

Industrieproduktion in der europäischen Union.<br />

dr. klaus MIttElbach, Vorsitzender der ZVEI-<br />

Geschäftsführung, ist zum neuen Vorsitzenden von<br />

Orgalime gewählt worden. Bild: ZVEI<br />

ZVEI – ZEntralVErband ElEktrotEchnIk- und<br />

ElEktronIkIndustrIE E.V.,<br />

Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 20,<br />

Internet:www.zvei.org<br />

AMA-Gründungs<strong>mit</strong>glied und <strong>atp</strong>-Autor<br />

Theo W. Kessler im Alter von 81 Jahren verstorben<br />

Theo W. Kessler zählte zu den Gründungs<strong>mit</strong>gliedern<br />

des AMA-Fachverbands für Sensorik. Er hatte seit der<br />

Konzeptionsphase im Jahr 1980 aktiv und kontinuierlich<br />

die Ziele und die Arbeit des Verbandes unterstützt. Außerdem<br />

hatte er erfolgreich das Unternehmen TWK Elektronik<br />

GmbH aufgebaut und geführt.<br />

„Herr Kessler war ein aktiver und sympathischer Gesprächspartner<br />

und bereicherte unser Verbandsleben. Er<br />

hinterlässt in unseren Reihen eine schmerzliche Lücke,“<br />

so der AMA-Verband in dem Nachruf auf das langjährige<br />

Mitglied. Theo W. Kessler war dem AMA-Fachverband für<br />

Sensorik bis zuletzt als Mitglied im Ältestenrat verbunden.<br />

In der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> (5/2010, S. 32-36) hatte Theo W. Kessler<br />

gemeinsam <strong>mit</strong> Ulf Stark im Mai vergangenen Jahres noch<br />

den Hauptbeitrag „Entwicklung fehlersicherer Winkelcodierer<br />

veröffentlicht“. Kessler starb am 11. Februar im Alter<br />

von 81 Jahren.<br />

aMa-FachVErband Für sEnsorIk E.V.,<br />

Sophie-Charlotten-Str. 15, D-14059 Berlin,<br />

Tel. +49 (0) 30 221 90 36 20,<br />

Internet: www.ama-sensorik.de<br />

thEo W. kEsslEr,<br />

Gründer der TWK Elektronik<br />

GmbH, unterstützte engagiert<br />

den AMA-Fachverband für<br />

Sensorik. Bild: AMA<br />

16 500 deutsche IT-Stellen bleiben 2011 unbesetzt<br />

sigkeit ist erneut gesunken. Derzeit liegt sie bei etwa<br />

3,8 Prozent. Rund 184 000 sozialversicherungspflichtige<br />

Informatiker waren 2010 in Deutschland beschäftigt.<br />

Die Zahl ist seit 2009 leicht um 2800 Personen<br />

gestiegen.<br />

VErEIn dEutschEr IngEnIEurE E.V. (VdI),<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

8<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


SPS | iQ Platform | MMI | Frequenzumrichter | Servo / Motion | Roboter | Schütze/Schalter<br />

kaiserberg.com<br />

Erst die Arbeit.<br />

Dann das Vergnügen.<br />

Gutes günstig genießen: Das ist auf Dauer nur möglich, wenn Lebens<strong>mit</strong>tel<br />

auch kostenbewusst hergestellt, etikettiert und verpackt werden. Und das<br />

<strong>mit</strong> Steuerungs- und Systemlösungen, die einiges auf dem Kasten haben.<br />

Von der Geschäftsleitung über die Produktion bis zum Endkunden herrscht<br />

über alle Prozessebenen Transparenz und Nachverfolgbarkeit bei konstanter<br />

Qualität. So wird die Arbeit dank iQ Platform, SPS, Roboter und Servoantrieb<br />

präzise erledigt und durch die besonders flüssigen Prozessabläufe<br />

zum echten Vergnügen.<br />

Detaillierte Infos: www.<strong>mit</strong>subishi-automation.de | Tel. 02102 486-2525


anche<br />

Rohstoffkosten treiben die Preise für<br />

elektromechanische Bauelemente in die Höhe<br />

Das Allzeithoch bei den Notierungen für Gold und<br />

Silber, aber auch die massiven Preissteigerungen<br />

bei anderen Edelmetallen, Buntmetallen und sonstigen<br />

Rohstoffen, belasten die Hersteller von elektromechanischen<br />

Bauelementen. Darauf weist der ZVEI hin. Die<br />

Einkaufspreise dieser für die Herstellung notwendigen<br />

Rohstoffe führen zu drastisch steigenden Materialkosten<br />

von elektromechanischen Bauelementen. Bei diesen<br />

Produkten können die Beschaffungskosten für<br />

Rohstoffe die Hälfte des Umsatzes ausmachen. Vielen<br />

Herstellern ist es daher nicht möglich, die Preissteigerung<br />

allein durch Optimierung oder Produktivitätssteigerung<br />

zu kompensieren. Der ZVEI rechnet daher<br />

<strong>mit</strong> der Weitergabe der gestiegenen Kosten in dieser<br />

Branche an die Kunden.<br />

ZVEI – ZENTRALVERBAND ELEKTROTECHNIK- UND<br />

ELEKTRONIKINDUSTRIE E.V.,<br />

Lyoner Straße 9, D-60528 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 20, Internet: www.zvei.org<br />

EINEN RASANTEN<br />

ANSTIEg haben die<br />

Preise der für<br />

elektromechanische<br />

Bauelemente<br />

nötigen Rohstoffe<br />

hinter sich – das<br />

wird sich im Preis<br />

der Bauteile<br />

niederschlagen,<br />

prognostiziert der<br />

ZVEI. Quelle: ZVEI<br />

Werkstoff<br />

Einheit<br />

Kurs<br />

5.1.2009<br />

Kurs<br />

5.1.2010<br />

Kurs<br />

5.1.2011<br />

Veränderung<br />

(%) 09–10<br />

Veränderung<br />

(%) 10–11<br />

Veränderung<br />

(%) 09–11<br />

Kupfer DEL € / 100 kg 241,57 532,76 732,62 120,54 37,51 203,27<br />

Messing CuZn37 € / 100 kg 242,00 480,00 628,00 98,35 30,83 159,50<br />

Bronze CuSn6 € / 100 kg 349,00 675,00 945,00 93,41 40,00 170,77<br />

Stol 76 € / 100 kg 316,00 638,00 876,00 101,90 37,30 177,22<br />

Silber Ag € / kg 252,50 386,10 699,30 52,91 81,12 176,95<br />

Gold Au € / kg 20,01 24,84 33,01 24,14 32,89 64,97<br />

10<br />

Interoperables Fieldbus Gateway bindet E/As<br />

über ein Standard-Highspeed-Netzwerk ein<br />

Die Fieldbus Foundation stellt ihren Mitgliedern nun<br />

die Foundation-Highspeed-Ethernet-Remote-I/O<br />

(HSE-RIO)-Spezifikation zur Ansicht zur Verfügung. Als<br />

Teil der Initiative der Foundation zu Wireless und Remote<br />

I/O definiert diese Spezifikation das erste einer<br />

Reihe von interoperablen Gateways (ein intelligentes<br />

RTU), um die E/As (analog und diskret) über ein Standard-Highspeed-Netzwerk<br />

in die Automatisierungssysteme<br />

einzubinden.<br />

Innerhalb der Automatisierungsarchitektur der Foundation<br />

bieten H1 (31,25 kbit/s) und HSE (100 Mbit/s)<br />

Funktionsblöcke an, in denen HSE als Leitung <strong>mit</strong> höherer<br />

Bandbreite dient, die höhere Geschwindigkeiten<br />

und mehr Datendurchsatz bietet. Die Wireless-IO-Entwicklung<br />

erweitert diese Fähigkeiten durch die Einrichtung<br />

offener und freier Spezifikationen für ein verkabeltes<br />

HSE-Backhaul-Netzwerk, ein drahtloses HSE-<br />

Backhaul-Netzwerk, das zahlreiche Wireless Gateways<br />

integriert, und eine Schnittstelle zu Wireless Instrumentierungs-Netzwerken.<br />

Die HSE-RIO-Technologie<br />

bietet eine effektive Möglichkeit, eine hohe Anzahl<br />

diskreter und analoger E/A-Signale über eine HSE-Verbindung<br />

von intelligenten Feldgeräten in das Automatisierungskonzept<br />

zu integrieren.<br />

Die Fieldbus Foundation betont, dass die WIO-Lösung<br />

<strong>mit</strong> HSE-RIO es Industrieanlagen ermögliche, auf Geräte<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

<strong>mit</strong> hohen Datenanforderungen unter Verwendung von<br />

HSE direkt über das Feldbus-Host-System zuzugreifen.<br />

Die Verwendung von Gateways erleichtere die Integration<br />

verschiedenster konventioneller E/As in die Feldbusumgebung.<br />

Diese Lösung macht diskrete und analoge<br />

Signale sowie Foundation H1 über ein gemeinsames<br />

Ethernet-Netzwerk verfügbar.<br />

Das Wireless-IO-Projekt der Fieldbus Foundation verspricht,<br />

die Verwendung einer offenen, interoperablen<br />

Infrastruktur für die Feldbusautomatisierung unter<br />

Einsatz von HSE- und Wireless-Anwendungen voranzutreiben.<br />

Neben dem HSE-RIO-Entwicklungsteam arbeitet<br />

auch das Fieldbus-Foundation/ISA-Kooperationsteam<br />

(FIC) an Spezifikationen für das Wireless HSE-<br />

Backhaul-Netzwerk <strong>mit</strong> HSE-RIO-Gateway. Das Wireless-Sensor-Interface-Team<br />

entwickelt Spezifikationen<br />

für Schnittstellen von Wireless-Sensornetzwerken und<br />

dem Gateway. Die Spezifikationen für die Wireless-<br />

Backhaul- und Wireless-Sensorschnittstelle werden<br />

nun entworfen.<br />

FIELDBUS FOUNDATION,<br />

9005 Mountain Ridge Drive, Bowie Bldg – Suite 200,<br />

Austin, TX 78759-5316, USA,<br />

Tel. +1 (0) 512 794 88 90,<br />

Internet: www.fieldbus.org


Profidrive effizient<br />

implementieren<br />

Um Profidrive weiter voranzutreiben und eine effiziente<br />

Implementierung des Profils zu ermöglichen,<br />

soll in Zukunft für Gerätehersteller eine Entwicklungsunterstützung<br />

in Form eines Quellcodes zur Verfügung<br />

stehen. Die Weichen hierfür wurden in einem Kickoff<br />

Meeting der Industrial NETworx Community gestellt,<br />

an dem Vertreter von 15 Firmen teilnahmen. PI (Profibus<br />

& Profinet International) begrüßt diese Aktivität, da<br />

sie einen wichtigen Beitrag zur flächendeckenden Verbreitung<br />

des Profils sowie von Profibus und Profinet in<br />

Antriebsanwendungen leiste.<br />

Mithilfe des getesteten Quellcodes sollen Gerätehersteller<br />

Profidrive wesentlich einfacher implementieren<br />

können. Die Community unterstützt Gerätehersteller<br />

bei der Integration des Quellcodes und bietet eine Plattform<br />

für den Erfahrungsaustausch rund um Profidrive.<br />

Entwicklungsergebnisse sollen auf der Hannover-Messe<br />

vorgestellt werden, zur SPS/IPC/Drives werden bereits<br />

erste Produkte erwartet.<br />

Interessenten können sich hier informieren und<br />

an der Entwicklung des Quellcodes <strong>mit</strong>wirken:<br />

www.industrialnetworx.com/profidrive-profile.<br />

PROFIBUS-NUTZERORgANISATION,<br />

Haid-und-Neu-Straße 7, D-76131 Karlsruhe,<br />

Tel. +49 (0) 721 965 85 90,<br />

Internet: www.profibus.com<br />

Call for Papers zum<br />

SPS/IPC/Drives-Kongress<br />

Noch bis zum 26. April können Vortragsvorschläge<br />

für den Kongress der SPS/IPC/Drives 2011 eingereicht<br />

werden. Ziel des Kongresses ist es, für Anwender<br />

und Entwickler die Umsetzung innovativer Ergebnisse<br />

aus industrieller Forschung und Entwicklung für die<br />

Praxis vorzustellen.<br />

Das Programmko<strong>mit</strong>ee sucht Themen, <strong>mit</strong> denen Anwender<br />

aktuell oder in Zukunft im Unternehmen konfrontiert<br />

sind. Bevorzugt werden Beiträge über anwendungsbezogene<br />

und herstellerunabhängige Problemlösungen<br />

zu aktuellen Themengebieten.<br />

Auch in diesem Jahr verleiht der Messe-Veranstalter<br />

Mesago Messemanagement zwei Young Engineer<br />

Awards. Das Kongressko<strong>mit</strong>ee wählt dafür den jeweils<br />

besten Beitrag junger Ingenieure (bis 35 Jahre) aus den<br />

Bereichen Automation und Drives aus.<br />

Der Kongress findet parallel zur Messe vom 22. bis 24.<br />

November 2011 in Nürnberg statt. Detaillierte Informationen<br />

zu den Themenfeldern, zu denen Beiträge eingereicht<br />

werden können, sind im Internet zu finden unter<br />

www.mesago.de/sps.<br />

MESAgO MESSEMANAgEMENT gMBH,<br />

Rotebühlstr. 83-85, D-70178 Stuttgart,<br />

Tel. +49 (0) 711 61 94 60,<br />

Internet: www.mesago.de<br />

„ Da<strong>mit</strong> wird unsere Druckmessung<br />

so vielseitig wie<br />

nie zuvor!“<br />

Neu von VEGA: der vielseitige und robuste<br />

Differenzdruckmessumformer VEGADIF.<br />

Er misst nicht nur Druck und Differenzdruck,<br />

sondern auch Füllstände, Trennschichten und<br />

Dichteänderungen in Behältern. Das breite<br />

Einsatzspektrum sichert hochpräzise Messwerte<br />

und langfristige Wirtschaftlichkeit für<br />

viele Branchen.<br />

www.vega.com/innovation<br />

HANNOVER MESSE 2011: Halle 11, Stand C27


Branche<br />

Mit Leitungsfehlertransparenz lückenlos in der<br />

Prozesstechnik überwachen<br />

Schaltverstärker überträgt Signale und reduziert Verdrahtungen<br />

fährdeten Bereich befinden und die den Energieeintrag<br />

reduzieren sollen. Diese Komponenten, die als Trennbarrieren<br />

zwischen Feld und Steuerungen fungieren, sind<br />

Schaltverstärker, Speisegeräte oder Messumformer.<br />

Ein wichtiger Sicherheitsaspekt in diesem Zusammenhang<br />

ist die permanente Leitungsfehlerüberwachung<br />

der Anschlussleitungen zwischen Feld, Trennbarriere<br />

und Steuerung. Gerade in der Prozessautomatisierung<br />

sind Feldleitungen rauen Umweltbedingungen<br />

und mechanischen Belastungen ausgesetzt.<br />

Während diese Überwachung bei analogen Signalen<br />

aufgrund der durchgängigen 4…20 mA-Technik leicht<br />

zu realisieren ist, war dies bei binären Signalen bislang<br />

nur <strong>mit</strong> zusätzlichem Verdrahtungsaufwand möglich.<br />

BINÄRE SIGNALE ERFASSEN UND<br />

GLEICHZEITIG ÜBERWACHEN<br />

Das Namur-Signal eines binären Sensors kann neben<br />

den Pegeln 0 und 1 auch Leitungsfehler übertragen. Für<br />

Anwender, die diese Leitungsüberwachung auswerten<br />

wollen, gibt es bei bisherigen Schaltverstärkern zwei<br />

Möglichkeiten:<br />

E<br />

igensichere Stromkreise für die Signalanbindung in<br />

explosionsgefährdeten Bereichen sind heute Stand<br />

der Technik – ob analog oder digital. Anders sieht es<br />

hingegen <strong>mit</strong> der Überwachung der Anschlussleitungen<br />

aus. Das konnte bislang für eine binäre Übertragung nur<br />

<strong>mit</strong> einigem Aufwand realisiert werden. Die von<br />

Pepperl+Fuchs entwickelten Schaltverstärker <strong>mit</strong> Leitungsfehlertransparenz<br />

reduzieren die Verdrahtung und<br />

ermöglichen neben der Schaltsignal-Übertragung die<br />

lückenlose Überwachung der Feld- und Steuerleitungen<br />

– auf jedem einzelnen Kanal.<br />

Um das Risiko einer Gas- oder Staubexplosion in Prozessanlagen<br />

zu reduzieren, kommt für elektrische Komponenten<br />

die Zündschutzart Eigensicherheit zum Tragen.<br />

Diese Vorgabe begrenzt die elektrische Energie auf<br />

einen Wert, der unterhalb der Mindestzündenergie der<br />

vorhandenen explosionsfähigen Atmosphäre liegt. Dies<br />

gilt für den Normalbetrieb wie für den Störfall und bezieht<br />

sich auf den gesamten Stromkreis. Dazu gehören<br />

also auch die Bauteile, die sich nicht im explosionsge-<br />

1 | Den Leitungsfehler im Feld am Signalausgang zu signalisieren,<br />

indem der Ausgangskontakt geöffnet<br />

oder der Ausgangstransistor energielos wird (Signalausgang<br />

in Bild 1). Das gesamte System geht in den<br />

sicheren Zustand „energielos“. Nachteil: Es ist unmöglich,<br />

in der Steuerung die Schaltzustände von<br />

Fehlerzuständen zu unterscheiden, da 0-Signal und<br />

Leitungsfehler dem gleichen Signalpegel zugeordnet<br />

sind.<br />

2 | Die Verwendung eines weiteren Signalausgangs (Ausgang<br />

ERR in Bild 1). Der erste Ausgang überträgt das<br />

Schaltsignal, der zweite Ausgang das Fehlersignal.<br />

Hier können jedoch zwischen Schaltverstärker und<br />

Steuerung keine Leitungsfehler von Schaltsignalen<br />

unterschieden werden. So ist beispielsweise ein Kurzschluss<br />

zwischen Steuerung und Leitsystem weiterhin<br />

nicht von einem 1-Signal zu unterscheiden. Zudem<br />

verdoppeln sich durch den zusätzlichen Fehlermeldeausgang<br />

der Verdrahtungsaufwand und die Anzahl<br />

der Eingänge in der Steuerung.<br />

DIE PRAXISGERECHTE LÖSUNG<br />

Eine praxisnahe Lösung bieten die Schaltverstärker <strong>mit</strong><br />

Leitungsfehlertransparenz (LFT). Sie übertragen gleichzeitig<br />

Schalt- und Fehlersignale aus dem explosionsgefährdeten<br />

Bereich <strong>mit</strong> nur einem Ausgang zur Steuerungsebene<br />

– und das eindeutig. Der elektronische Kniff dieser<br />

Entwicklung liegt in der Nachbildung eines Namur-<br />

Schaltausgangs im Trennbaustein. Dieser überträgt neben<br />

dem Signal auch die Fehlermeldungen Drahtbruch und<br />

Kurzschluss aus dem Eingangskreis – trotz Trennstufe.<br />

Sobald ein Fehler eintritt, wird der Ausgang hochohmig<br />

und kann so<strong>mit</strong> von der Steuerung als Leitungsfehler<br />

erkannt und ausgewertet werden (Bild 2). Vorrausetzung<br />

ist ein digitaler Eingang <strong>mit</strong> Leitungsfehlerüberwa-<br />

12<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


BilD 1: Das binäre<br />

Ausgangssignal des<br />

Sensors und das<br />

Fehlersignal für jeden<br />

einzelnen Kanal<br />

können bislang nur <strong>mit</strong><br />

hohem Verdrahtungsaufwand<br />

detektiert<br />

werden.<br />

BilD 2: Schaltverstärker<br />

<strong>mit</strong> Leitungsfehlertransparenz<br />

ermöglichen<br />

die lückenlose<br />

Überwachung von jedem<br />

einzelnen Kanal auf<br />

Feld- und Steuerleitung.<br />

Das spart bis zu 50%<br />

Verdrahtung.<br />

Bilder: Pepperl+Fuchs<br />

chung in der Steuerung, der <strong>mit</strong>tlerweile von allen großen<br />

Leitsystemherstellern angeboten wird.<br />

Der Nutzen dieses Schaltverstärkers <strong>mit</strong> Leitungsfehlertransparenz<br />

ist vielfältig: Der Anwender erhält neben<br />

den Schaltsignalen eine lückenlose Überwachung der<br />

Kabel, sowohl auf der Feld- als auch auf der Steuerleitung<br />

– und das auf jedem einzelnen Kanal. Außerdem halbieren<br />

sich die Kosten für die Verdrahtung und die digitalen<br />

Eingänge an der Steuerung.<br />

Mit einem solchen Namur-kompatiblen Ausgang ist<br />

beispielsweise der Schaltverstärker KFD2-SOT2-Ex1.N<br />

aus dem K-System ausgestattet. Dieses umfangreiche<br />

Programm eigensicherer Trennbausteine umfasst zirka<br />

150 verschiedene Modelle für die Montage auf der Normschiene<br />

(35 mm) – vom einfachen Trenner bis hin zu<br />

hochfunktionalen Bausteinen. Der Schaltverstärker wurde<br />

speziell für Namur-Sensoren (EN 60947-5-6) entwickelt<br />

und ist für eigensichere Anwendungen bis SIL 2<br />

(IEC 61508) geeignet. Die Signalisierung des Fehlers erfolgt<br />

über eine frontseitige LED gemäß Namur NE44 und<br />

einen separaten Ausgang. Auch eine Sammelmeldung<br />

über die Spannungsversorgung (Power Rail) ist möglich.<br />

LEITUNGSFEHLERTRANSPARENZ FÜR DAS H-SYSTEM<br />

Das H-System ist für mehrkanalige Anwendungen im<br />

explosionsgefährdeten Bereich konzipiert, bei denen<br />

eine weitere Reduzierung des Verdrahtungsaufwands<br />

gewünscht ist. Statt Hutschienenmontage stellt dieses<br />

System ein Termination Board <strong>mit</strong> frei wählbaren<br />

Klemmenausführungen oder Leitsystemsteckern als<br />

Interface zwischen Feldgeräten und Leitsystem zur<br />

Verfügung. Der neu entwickelte Verstärker HiC2831/2<br />

(ein/zwei Kanäle) <strong>mit</strong> Leitungsfehlertransparenz und<br />

nur 12,5 mm Breite ist kompatibel zu den bereits bestehenden<br />

Schaltverstärkern. Er ist ebenfalls für<br />

Namur-Sensoren und eigensichere Anwendungen bis<br />

SIL 2 ausgelegt. Für SIL 3-Signalkreise gibt es <strong>mit</strong> dem<br />

Schaltverstärker HiC2851 eine ähnliche Lösung.<br />

autor<br />

Dipl.-ing. Stefan pflüger<br />

ist Produkt-Marketing-Manager<br />

für Interfacetechnik im<br />

Geschäftsbereich Prozessautomation<br />

bei Pepperl+Fuchs<br />

in Mannheim.<br />

pepperl+ fuchs gmbH,<br />

lilienthalstraße 200, D-68307 Mannheim,<br />

tel.: +49 (0) 621 776 16 61,<br />

e-Mail: spflueger@de.pepperl-fuchs.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

13


anche<br />

Zum erZeugen von Kavernenspeichern im Salzstock<br />

bohrt Wingas im ostfrie sischen Jemgum gut<br />

1,5 Kilometer tief in die Erde. Bild: Wingas<br />

„Über einen elektronischen<br />

Angebotsvergleich<br />

ließ sich in<br />

Sekundenschnelle feststellen,<br />

ob die Gerädedaten des<br />

Lieferanten unseren Anforderungen<br />

entsprachen.“<br />

So beschreibt Klaus Kerner,<br />

Process Control Technology<br />

Project Manager bei Rösberg,<br />

einen Vorteil, den die<br />

Anwendung der NE 100<br />

brachte. Bild: Rösberg<br />

Namur-Empfehlung 100 sorgt für erhebliche<br />

Vereinfachung beim Detail-<strong>Engineering</strong><br />

Zeitaufwand für Automatisierungsprojekt im Rahmen eines Erdgasspeichers deutlich reduziert<br />

Standardisierter Austausch von <strong>Engineering</strong>-Daten<br />

statt manuellem Handling von Messstellenblättern:<br />

Durch den Einsatz der Namur-Empfehlung NE 100 spart<br />

die Rösberg <strong>Engineering</strong> GmbH bei ihrem Automatisierungsprojekt<br />

für einen großen Erdgasspeicher viel Zeit<br />

ein. Zudem ergibt sich eine optimale Dokumentation für<br />

den Anlagenbetreiber.<br />

In der ostfriesischen Gemeinde Jemgum entsteht derzeit<br />

einer der größten Erdgas-Kavernenspeicher Deutschlands.<br />

Der Erdgasversorger Wingas plant dort bis zu 18<br />

Kavernen <strong>mit</strong> einem geometrischen Hohlraumvolumen<br />

von je 750 000 Kubikmetern. Nach Projektabschluss soll<br />

in Jemgum ein Speichervolumen von 1,2 Milliarden Kubikmetern<br />

Erdgas bereitstehen.<br />

1600 MESSSTELLEN MÜSSEN EINBEZOGEN WERDEN<br />

Die Firma Rösberg <strong>Engineering</strong> GmbH aus Karlsruhe<br />

plant und errichtet die für das Projekt notwendige Automatisierung<br />

für die Solanlage. „Es handelt sich hierbei<br />

um zirka 1600 Messtellen”, sagt Klaus Kerner, Process<br />

Control Technology Project Manager bei Rösberg. Der<br />

Zeitaufwand für das Detail-<strong>Engineering</strong> der Mess- und<br />

Regeltechnik darf bei einem Projekt dieser Größe nicht<br />

unterschätzt werden. Um den straffen Zeitplan einzuhalten,<br />

ist der Anbieter neue Wege gegangen und hat den<br />

standardisierten Datenaustausch von <strong>Engineering</strong>daten<br />

nach Namur-Empfehlung NE 100 angewendet. Das erleichtert<br />

die Abläufe zwischen Anlagenplaner und Gerätelieferanten<br />

in der Anfrage- und Angebotsphase und<br />

bietet dem Anlagenbetreiber später die maximale Qualität<br />

in der Dokumentation.<br />

Ausgangspunkt des NE-100-Workflows ist hierbei das<br />

CAE-System Prodok. Aus diesem Planungssystem werden<br />

die bestehenden Messstellenblätter im NE-100-Format exportiert<br />

und als elektronische Spezifikationsanfragedateien<br />

an die Lieferanten geschickt.<br />

SPEZIFIKATIONEN PER MAUSKLICK IMPORTIERT<br />

Werner Urban, Projektsachbearbeiter bei Endress+Hauser,<br />

hat die Anfragedateien von Rösberg <strong>Engineering</strong> erhalten<br />

und bearbeitet: „Ich habe die elektronischen Spezifikationen<br />

geprüft, die passenden Geräte aus unserer Produktpalette<br />

ausgewählt und um die fehlenden technischen Informationen<br />

ergänzt. Bisher haben wir so über 150 Anfragedateien<br />

bearbeitet und an die Firma zurückgeschickt. Für<br />

uns war dieser neue Weg der Abwicklung von Anfragen<br />

nach NE 100 einfacher als zuerst erwartet.“<br />

Projektleiter Klaus Kerner ist zufrieden: „Wir konnten<br />

die Spezifkationen per Mausklick in unser Planungssystem<br />

importieren. Über einen elektronischen Angebotsvergleich<br />

ließ sich in Sekundenschnelle feststellen, ob<br />

die Gerädedaten des Lieferanten unseren Anforderungen<br />

entsprachen. Die kompletten Gerätedaten konnten so<strong>mit</strong><br />

per Knopfdruck ins System und gleichzeitig in die Dokumentation<br />

übernommen werden.“ Anklang fand die<br />

neue Arbeitsweise auch beim Auftraggeber, wie Kerner<br />

betont: „Frank Soschinka, Projektleiter Automatisierung<br />

bei Wingas, lobte uns für die hochwertige Dokumentation.<br />

So haben wir in der Planungsphase erheblich Zeit<br />

eingespart, bei gleichzeitiger Verbesserung der Qualität<br />

unserer <strong>Engineering</strong>daten.“<br />

Werner Urban zieht ebenfalls eine positive Zwischenbilanz:<br />

„Wir müssen neue Wege gehen um die steigenden<br />

Anforderungen unserer Kunden, gerade auch im Anlagenbau,<br />

zu erfüllen. Wir konnten in diesem Projekt unsere<br />

Messtechnik übergreifend platzieren und der Firma<br />

Rösberg den gewünschten Mehrwert bieten: die Zeitersparnis<br />

im <strong>Engineering</strong>.“<br />

14<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


| EK12-05G |<br />

Der WorKFLoW<br />

Die klassische Grundlage einer Gerätespezifikation stellt<br />

das technische blatt (Messstellenblatt) dar. es enthält alle<br />

Daten und anforderungen an das Gerät.<br />

Der Lieferant erhält das Messstellenblatt als PDF oder auf<br />

Papier, legt das Gerät danach fest und ergänzt die Gerätedaten<br />

entweder auf dem blatt oder separat per angebot. Der<br />

Planer wählt daraus das passendste Gerät aus und pflegt<br />

von hand die Gerätebeschreibung im cae-System in das<br />

Messstellenblatt ein. Gibt es während des Projektverlaufs<br />

Änderungen wiederholt sich der Prozess.<br />

auf diese Weise benötigt der engineering-Prozess viel Zeit<br />

und ressourcen. Proprietäre Gerätedaten lassen sich nicht<br />

in bestehende cae-Systeme integrieren und Produktvergleiche<br />

sind aufgrund uneinheitlicher herstellerangaben<br />

nur bedingt möglich.<br />

Im ne-100-Workflow werden die Merkmalleisten zwischen<br />

Planer und Lieferant elektronisch ausgetauscht und in<br />

vereinbartem umfang vom Lieferanten befüllt. In einer<br />

kompletten Merkmalleiste stehen später alle notwendigen<br />

Daten eines Gerätes, um da<strong>mit</strong> die verschiedenen anforderungen<br />

aus der Sicht von Planung, einkauf, betrieb oder<br />

Wartung zu erfüllen. auf basis ihrer über 100 Gerätemerkmalleisten<br />

beschreibt und ermöglicht die ne 100 die<br />

automatisierte Datenübergabe, beispielsweise zwischen<br />

einem cae-System des Planers und einem PDM-System<br />

des Lieferanten.<br />

Die anwendung der ne 100 bringt den Vorteil des standardisierten<br />

und strukturierten Datenaustauschs über<br />

XML-Dateien. Die Pflege eigener Formulare oder Datensysteme<br />

entfällt. Weiterhin werden eine bessere Vergleichbarkeit<br />

der Gerätedaten bei angeboten sowie eine erhöhung<br />

der Qualität im anfrage/angebots-Prozess sowie eine<br />

reduzierte engineeringzeit erreicht.<br />

Das effizientere engineering senkt die Kosten sowohl auf<br />

Kunden- als auch auf Lieferantenseite.<br />

EtherCAT-Klemmen.<br />

Das schnelle All-in-One-System<br />

für alle Automatisierungsfunktionen.<br />

Halle 9, Stand F06<br />

autor<br />

christiAn tepper, ist<br />

Fachverantwortlicher im<br />

Bereich Marketing Dienstleistungen<br />

bei der Endress+Hauser<br />

GmbH+Co. KG in Weil am<br />

Rhein.<br />

www.beckhoff.de/EtherCAT-Klemmen<br />

Das Beckhoff-I/O-System integriert Klemmen für:<br />

Alle digitalen/analogen Standard-Signaltypen<br />

Antriebstechnik wie z. B. Schrittmotoren, AC/DC-Motoren<br />

Gateways zur Einbindung unterlagerte Feldbussysteme<br />

Hochpräzise Messtechnik, Condition Monitoring<br />

TwinSAFE PLC und Safety-I/Os<br />

Highspeed-Automation (XFC)<br />

endress+hauser<br />

messtechnik gmbh+co. kg,<br />

colmarer straße 6,<br />

D­79576 Weil am rhein,<br />

tel. +49 (0) 7621 97 56 56,<br />

e­mail: christian.tepper@de.endress.com,<br />

internet: www.de.endress.com<br />

IPC<br />

I/O<br />

Motion<br />

Automation<br />

Ethernet bis in die Klemme: <strong>mit</strong> Vollduplex-Ethernet<br />

im Ring und einem Telegramm für mehrere Teilnehmer.<br />

Anschluss direkt am Standard-Ethernet-Port.


anche<br />

Berechnete Sicherheit für analoge<br />

Signalkreise in der Prozesstechnik<br />

Die Vorgehensweise zur Minimierung des Risikos durch sicherheitstechnische Funktionen<br />

Überschreitet das Risiko einer prozess- oder verfahrenstechnischen<br />

Anlage bestimmte Grenzen, werden<br />

zusätzliche Sicherungsmaßnahmen erforderlich.<br />

Am Anfang steht die Analyse durch ein interdisziplinäres<br />

Team aus Verfahrenstechnikern, Sicherheits-<br />

Fachleuten und Ingenieuren. Kommen sie zu dem Ergebnis,<br />

dass die Gefahr für die Sicherheit von Menschen,<br />

Anlagen und Umwelt trotz einer prozesstechnischen<br />

Betriebs- und Überwachungseinrichtung (BPCS)<br />

zu groß ist, müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden,<br />

um dieses Risiko – also das Ausmaß der Gefährdung<br />

und seine Eintrittswahrscheinlichkeit – auf ein<br />

tolerierbares Maß zu beschränken.<br />

Zu diesen Aktivitäten können Maßnahmen zur Schadensbegrenzung,<br />

Notfallpläne, mechanische Einrichtungen<br />

sowie die Installation zusätzlicher Sicherheitstechnischer<br />

Systeme (SIS) gehören. Dabei steht jede Funktion des<br />

R&I-Schemas (Rohrleitungs- und Instrumentenplan) auf<br />

dem Prüfstand. Unter Umständen sind zusätzliche Sicherheitstechnische<br />

Funktionen (SIF) zu planen, deren zu erreichende<br />

Risikoreduzierung <strong>mit</strong> Hilfe eines Risikographen<br />

in Form eines SIL (Safety Integrity Level) festgelegt<br />

wird. Wie kann also die Vorgehensweise bei der Betrachtung<br />

der funktionalen Sicherheit analoger Signalkreise in<br />

der Prozess- und Verfahrenstechnik aussehen? Welche<br />

Werte und Parameter sind relevant? Wo werden sie dokumentiert<br />

und wie fließen sie in die Betrachtung ein?<br />

Für jede Sicherheitstechnische Funktion (SIF), die aus<br />

Eingangskreis, Logik und Ausgangskreis besteht (Bild 1),<br />

wird der „sichere Zustand“ definiert. In diesem Zusammenhang<br />

ist zu überlegen, was geschehen muss, wenn<br />

beispielsweise die Spannungsversorgung unterbrochen<br />

wird. Soll ein Relaiskontakt oder ein Ventil geöffnet respektive<br />

geschlossen werden? Außerdem muss der Anwender<br />

auf Basis eines Risikographen den SIL als Maß<br />

der notwendigen Risikominimierung für die Funktion<br />

er<strong>mit</strong>teln. Der SIL gibt dabei die Wahrscheinlichkeit an,<br />

dass das Sicherheitssystem die erwartete Sicherheitstechnische<br />

Funktion (SIF) während einer bestimmten<br />

Zeitspanne korrekt ausführt. Alle Geräte einer SIF sollten<br />

dem geforderten Level entsprechen. Komponenten<br />

des Eingangs-Teilsystems können neben den Sensoren<br />

Schaltungen zur Signal-Konditionierung, Barrieren oder<br />

galvanische Trenner sein. Zum Ausgangs-Teilsystem<br />

zählen Aktoren und unter Umständen ebenso Trenner.<br />

Im Rahmen der Umsetzung der funktionalen Sicherheit<br />

reicht es allerdings nicht aus, Geräte <strong>mit</strong> dem benötigten<br />

SIL einfach aneinander zu reihen.<br />

Die BeDeutung Des siL eines gerätes<br />

Der Safety Integrity Level eines Gerätes sagt lediglich<br />

aus, dass das Modul im Sicherheitskreis verwendet werden<br />

darf und die SIL-Anforderungen während seines<br />

Lebenszyklus – also auch bei der Konzeption und Entwicklung<br />

– erfüllt werden. Dazu bekommt das Gerät eine<br />

SIL-Bewertung oder ein Zertifikat. Darüber hinaus informiert<br />

das Safety Manual über die für die Berechnung<br />

des SIL-Kreises wichtigen Werte (Bild 2). Zur Realisie-<br />

rung der funktionalen Sicherheit gibt es nun verschiedene<br />

Ansätze, die unter anderem davon abhängen, ob<br />

eine Anlage neu geplant wird.<br />

Oftmals liegt aufgrund von Funktion, Qualität und<br />

Preis sowie der Angabe des Herstellers, für welchen SIL<br />

das Gerät maximal nutzbar ist, bereits eine Präferenz für<br />

bestimmte Geräte vor. Alternativ kann der Anwender<br />

durch Datenbanken, welche die Ausfälle von Geräten<br />

erfassen, zu Aussagen hinsichtlich der funktionalen Sicherheit<br />

kommen (Betriebsbewährung). Manche Anlagenbetreiber<br />

verfügen über eine eigene Datenerhebung<br />

und Dokumentation der von ihnen verwendeten Geräte.<br />

Die Umgebungsbedingungen und Anwendungsfälle der<br />

Produkte müssen in diese Betrachtung einfließen. Denn<br />

Geräte, die in Mitteleuropa einwandfrei funktionieren,<br />

können in der Wüste oder in höheren Lagen andere Fehlerhäufigkeiten<br />

aufweisen.<br />

sicherheitstechnische Begriffe unD Werte<br />

Bei der Umsetzung einer Sicherheitstechnischen Funktion<br />

(SIF) ist zunächst zu klären, wie viele zusätzliche<br />

Geräte für die Sicherheitsfunktion installiert werden sollen<br />

(Bild 3). Dabei darf der Planer die einzelnen Teilsysteme<br />

der Sicherheitstechnischen Funktion (Eingangskreis,<br />

Logik und Ausgangskreis) auch getrennt betrachten.<br />

Das sogenannte Voting MooN (M out of N Geräte) sagt<br />

aus, welche Anzahl der zur Realisierung der Funktion<br />

geplanten oder verbauten Geräte für die Sicherheit erforderlich<br />

ist. Daraus ergibt sich die Hardware-Fehlertoleranz<br />

(HFT). Werden zwei Sensoren installiert, von denen<br />

jeder einzelne die Sicherheitsfunktion auslösen kann,<br />

handelt es sich um eine 1oo2-Architektur, die den Ausfall<br />

eines Sensors toleriert. So<strong>mit</strong> liegt ein HFT von 1 vor. Bei<br />

einer HFT von 0 (1oo1, 2oo2 …) kann ein einzelner Fehler<br />

zum Sicherheitsverlust führen. Die Entscheidung wird<br />

dabei aufgrund von Aspekten der Sicherheit, Anlagenverfügbarkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit getroffen.<br />

Bei den Geräten wird zwischen Typ-A- und Typ-B-Geräten<br />

unterschieden (Bild 2). Unter Typ A fallen einfache<br />

Geräte, deren Komponenten und Ausfallbedingungen vollständig<br />

bekannt sind. Auf Typ-B-Geräte trifft dies nicht<br />

zu, da sie beispielsweise Mikroprozessoren enthalten. Für<br />

die ausgesuchten Geräte ist nun die Safe Failure Fraction<br />

(SFF) von Bedeutung, also der Anteil der er<strong>mit</strong>telten ungefährlichen<br />

Ausfälle des Moduls. Je nachdem, ob das<br />

Gerät Typ A oder Typ B zugerechnet wird, erlaubt die SFF<br />

in Kombination <strong>mit</strong> der gewünschten HFT die Zuordnung<br />

zu einem bestimmten SIL (Bild 4). Wird die notwendige<br />

Risikominimierung (SIL) nicht erreicht, muss ein anderes<br />

Gerät oder eine andere HFT gewählt werden.<br />

Im nächsten Schritt sind die PFD avg -Werte zu betrachten,<br />

die die <strong>mit</strong>tlere Ausfallwahrscheinlichkeit der Module<br />

im Anforderungsfall der Sicherheitstechnischen<br />

Funktion angeben. Die Werte sind immer in Abhängigkeit<br />

zum Prüfintervall T proof zu sehen, denn die Aussage<br />

über die Wahrscheinlichkeit von Ausfällen kann nicht<br />

für einen unbegrenzten Zeitraum gemacht werden. Die<br />

dokumentierten PFD-Werte für die Berechnung ergeben<br />

16<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


sich aus dem für die Anlage jeweils wünschenswerten<br />

oder sinnvollen Prüfintervall (Bild 2).<br />

Die MiniMierung Des risiKOs<br />

Liegen die Werte für alle Module der SIF vor, ist sicherzustellen,<br />

dass der Gesamt-PFD avg <strong>mit</strong> der durch den SIL<br />

geforderten Risikominimierung übereinstimmt. In der<br />

Prozessindustrie handelt es sich häufig um Sicherheitstechnische<br />

Funktionen, die <strong>mit</strong> niedriger Anforderungsrate<br />

betrieben werden, also ihre Aufgabe maximal ein Mal<br />

pro Jahr auf Anforderung ausführen müssen. Entsprechende<br />

Ausfallgrenzen sind in der DIN EN 61508-1 in<br />

Tabelle 2 aufgelistet. Ein PFD avg zwischen 10 -3 und 10 -4<br />

entspricht beispielsweise einer Risikominimierung um<br />

den Faktor 1000 bis 10 000 und da<strong>mit</strong> SIL 3. Ist dies nicht<br />

der Fall, hat der Anwender drei Möglichkeiten.<br />

Zum Einen kann er die PFD-Werte des Eingangs- und<br />

Ausgangskreises genauer untersuchen. Orientierung<br />

bietet dabei, dass Sensor und Trenner maximal 35 Prozent,<br />

die Logik 15 Prozent und der Ausgangskreis, bestehend<br />

aus Aktor und Trenner, rund 50 Prozent des<br />

Pfades beanspruchen sollten. Geräte <strong>mit</strong> ungünstigen<br />

Feldbusunabhängig<br />

in den Ex-Bereich!<br />

Das WAGO-I/O-SYSTEM 750 ist sowohl für den Einsatz in nicht<br />

explosionsgefährdeten als auch in explosionsgefährdeten Bereichen der<br />

Industrie und des Bergbaus ausgelegt.<br />

Im industriellen Ex-Bereich kann das WAGO-I/O-SYSTEM 750 in der Zone<br />

2 / 22 eingesetzt werden und bietet eine sichere, einfache und wirtschaftliche<br />

Verbindung zur Sensorik und Aktorik der Zone 0 / 20 und 1 / 21.<br />

Die hierfür entwickelten Ex i Busmodule bilden hierbei ein eigensicheres<br />

Segment, das integriert in einen Standardbusknoten dem Anwender<br />

sämtliche Vorzüge moderner Feldbustechnik bietet: Feldbusunabhängigkeit,<br />

Flexibilität, Modularität, IEG 61131-3 Programmierbarkeit, Zuverlässigkeit,<br />

Wirtschaftlichkeit, etc.<br />

Zur Verfügung stehen die Ex i Busmodule: Digital NAMUR Eingang, Digital<br />

Ausgang, Analog Eingang 4-20mA, Analog Eingang 4-20mA HART, Analog<br />

Eingang RTD, Analog Eingang TC, Analog Ausgang 0-20mA und die Ex i<br />

Einspeisungen 0,5A/1,0A.<br />

Werten können durch besser geeignete Produkte ersetzt<br />

werden. Ist dies nicht möglich, lässt sich das Testintervall<br />

T proof verkürzen, was einen kontinuierlich höheren<br />

Aufwand während der Anlagenlaufzeit nach sich zieht.<br />

Die dritte Möglichkeit zur gewünschten Risikominimierung<br />

besteht in der Änderung der Hardware-Architektur.<br />

Das bedeutet ein neues Voting zur Erhöhung der<br />

Hardware-Fehlertoleranz, beispielsweise 1oo2 oder<br />

2oo3. Auch für den Fall, dass einzelne Geräte einem<br />

SIL 1 entsprechen, ist durch eine redundante Auslegung<br />

ein SIL 2 möglich, wenn die sicherheitstechnischen<br />

Parameter dies zulassen. Entsprechend aufwendiger<br />

ist die Berechnungsformel des Gesamt-PFD avg,<br />

die<br />

in der DIN EN 61508-6 im Anhang B oder etwas vereinfacht<br />

in ANSI/ISA S.84.01 zu finden ist. Denn bei redundanten<br />

Geräten muss die Möglichkeit eines Fehlers<br />

gemeinsamer Ursache, der Common Cause β, in die<br />

Berechnung einfließen. Dies lässt sich selbst dann nicht<br />

vermeiden, wenn Geräte unterschiedlicher technischer<br />

Erfassungen oder „zuverlässig“ verschiedener Hersteller<br />

redundant eingesetzt werden. Lediglich der Prozentsatz,<br />

<strong>mit</strong> dem β in die Berechnung eingeht, ist beeinwww.wago.com


anche<br />

Bild 1: Für jede Sicherheitstechnische Funktion (SIF), die aus<br />

Eingangskreis, Logik und Ausgangskreis besteht, wird der „sichere<br />

Zustand“ definiert. In diesem Zusammenhang ist zu über legen,<br />

was passieren muss, wenn beispielsweise die Spannungsversorgung<br />

unterbrochen wird.<br />

Bild 2: Das Safety Manual eines Signalkonverters<br />

informiert über die für die Berechnung<br />

des SIL-Kreises wichtigen Werte.<br />

Bild 3: Bei der Umsetzung einer Sicherheitstechnischen<br />

Funktion (SIF) ist zunächst zu klären, wie viele zusätzliche<br />

Geräte für die Sicherheitsfunktion installiert werden sollen.<br />

flussbar (siehe DIN EN 61508-6), weil auch in dem Fall<br />

Fehler gemeinsamer Ursache, wie hohe Temperaturen,<br />

vorhanden sein könnten, die zu frühzeitiger Alterung<br />

von Bauteilen beider redundanten Geräte führen.<br />

Entspricht der PFD avg nach der Berechnung der geforderten<br />

Risikominimierung, ist der SIL erreicht. Der Anwender<br />

kann nun weitere notwendige SIF der Anlage auf<br />

gleiche Weise prüfen.<br />

Die rAhMenDAten Der BeisPieLAnLAge<br />

Das Beispiel einer Dispersionsanlage, in der verschiedene<br />

chemische Substanzen gemischt werden, be-<br />

schreibt die Vorgehensweise bei der SIL-Berechnung<br />

(Bild 5). Die Anlage befindet sich in einem separaten<br />

Raum, den ein Mitarbeiter gelegentlich zum Reinigen<br />

des Behälters betritt. Obwohl die Anwendung technisch<br />

dicht ist, könnten über einen Einfüllstutzen bei<br />

Versagen der Füllstands-Messungen gefährliche Stoffe<br />

in die Umgebung gelangen. Durch den Dispersionsprozess<br />

kann es unter Umständen zu einer exothermen<br />

Reaktion des Gemisches kommen. Die dabei zu erwartende<br />

Wärmeentwicklung könnte eine potenziell explosionsfähige<br />

Atmosphäre entzünden. Das Rührwerk<br />

muss für diesen Fall abschalten. Außerdem soll ein<br />

18<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


unkontrollierter Ablauf des Gemisches verhindert werden<br />

(Bild 5, F1-F3).<br />

Eine Risikoanalyse kommt zu dem Ergebnis, dass zur<br />

Risikominimierung neben den vorhandenen Überwachungs-Einrichtungen<br />

für jede der Gefahren zusätzlich<br />

jeweils eine SIF installiert werden muss. Im Fall der Füllstands-Überschreitung<br />

ist SIL 2 zu erfüllen. Anhand dieses<br />

Beispiels (Bild 5, F1) soll die Installation der SIF und<br />

ihre Berechnung erläutert werden. Um die Kosten möglichst<br />

niedrig zu halten, werden zunächst eine 1oo1-Architektur<br />

und da<strong>mit</strong> eine HFT von 0 geplant. Es muss<br />

so<strong>mit</strong> eine zusätzliche Füllstands-Überwachung geplant<br />

werden (Bild 5, LZ 09), deren Signalisierung über die Logikeinheit<br />

das Schließen eines zusätzlichen Ventils<br />

(VZ 10) auslöst. Fällt der Sensor oder das Ventil aus, wird<br />

die Sicherheitstechnische Funktion (SIF) nicht wirksam.<br />

Aufgrund der Funktion und Qualität werden ein Sensor<br />

<strong>mit</strong> einer SFF von 90 Prozent, ein Trenner <strong>mit</strong> 85,9 Prozent,<br />

eine Logikeinheit <strong>mit</strong> 99 Prozent und ein Ventil <strong>mit</strong><br />

89 Prozent ausgewählt. Bis auf die Logikeinheit handelt<br />

es sich um Typ-A-Geräte. Alle Produkte sind gemäß SIL 2<br />

zertifiziert, die Logikeinheit für SIL 3.<br />

MittLere AusfALLWAhrscheinLichKeit Der sif<br />

Anschließend ist die <strong>mit</strong>tlere Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

der gesamten SIF zu untersuchen. Wie die komplette<br />

Anlage wird auch dieser Teil einer Funktionsprüfung<br />

respektive einem Prüfintervall von einem Jahr unterzogen.<br />

Die Safety Manuals der Einzelgeräte geben Auskunft,<br />

welche PFD-Werte für diesen Zeitraum zu wählen<br />

sind. Daraus leiten sich folgende PFD avg -Werte ab:<br />

Eingangs-Teilsystem:<br />

PFD Sensor = 0,9 x 10 -2<br />

PFD Trenner = 2,6 x 10 -4<br />

Logik: PFD Logik = 10 -6<br />

Ausgangs-Teilsystem:<br />

PFD Trenner = 2,6 x 10 -4<br />

PFD Final Element = 0,5 x 10 -2<br />

Der Gesamt-PFD avg errechnet sich aus der Summe der<br />

PFD avg aller verwendeten Geräte und beträgt 1,46 x 10 -2 .<br />

Die durchschnittliche Gesamt-Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

im Anforderungsfall liegt zwischen 10 -1 und 10 -2 .<br />

Dieser Wert ist laut Tabelle 2 der DIN EN 61508-1 bei<br />

einer geringen Anforderungsrate nicht ausreichend für<br />

SIL 2. Er müsste zwischen 10 -2 und 10 -3 angesiedelt sein.<br />

Ohne weitere Maßnahme entspricht diese SIF nur SIL 1.<br />

Um SIL 2 zu erreichen, kann der Anwender – wie beschrieben<br />

– ein anderes Gerät einsetzen, was in diesem<br />

Fall vermieden werden soll. Auch die Erhöhung des Prüfintervalls<br />

auf weniger als ein Jahr kommt im Beispiel<br />

nicht in Frage. Bleibt nur die Möglichkeit eines neuen<br />

Voting respektive einer höheren HFT. Für SIL 2 wäre das<br />

eine 1oo2-Architektur, die sich auf das Eingangs-Teilsystem<br />

beschränkt, da hier die Kosten wesentlich geringer<br />

sind als bei redundanten Ventilen. So<strong>mit</strong> müssen ein weiterer<br />

Sensor zur Füllstands-Messung (Bild 5, LZ 08) und<br />

ein zusätzlicher galvanischer Trenner installiert werden,<br />

die beide in die Berechnung einzubeziehen sind.<br />

Für die nötige Sicherheit sind nun die Fehler gemeinsamer<br />

Ursache β zu berücksichtigen. Die Höhe dieses<br />

Wertes ergibt sich aus Maßnahmen, die die Tabelle D.1<br />

in der DIN EN 61508-6 auflistet. So können den Geräten<br />

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anche<br />

sff<br />

(safe failure fraction)<br />

hardwarefehlertoleranz<br />

n<br />

typ A typ B n = 0 n = 1 n = 2<br />

– 0 % ... < 60 % – SIL1 SIL2<br />

0 % ... < 60 % 60 % ... < 90 % SIL1 SIL2 SIL3<br />

60 % ... < 90 % 90 % ... < 99 % SIL2 SIL3 SIL4<br />

= 90 % = 99 % SIL3 SIL4 SIL4<br />

Bild 4: Kombinierte Tabelle nach DIN EN 61508-2<br />

Je nachdem, ob das Gerät Typ A oder Typ B<br />

zugerechnet wird, erlaubt die SFF in Kombination<br />

<strong>mit</strong> der gewünschten HFT die Zuordnung zu<br />

einem bestimmten SIL.<br />

Bild 5: Das Beispiel einer Dispersionsanlage, in der verschiedene<br />

chemische Substanzen gemischt werden, beschreibt die Vorgehensweise<br />

bei der SIL-Berechnung.<br />

andere elektrische Prinzipien oder Konstruktionen zugrunde<br />

liegen. Außerdem können sie von unterschiedlichen<br />

Herstellern stammen oder verschiedene Technologien<br />

anwenden. Tabelle D.4 lässt sich dann der β-Faktor<br />

entnehmen, und zwar getrennt für Eingangs-, Logik- und<br />

Ausgangs-Teilsystem. Im Beispiel der Dispersionsanlage<br />

soll der Faktor 10 Prozent für das redundante Eingangs-<br />

Teilsystem <strong>mit</strong> Sensor und galvanischem Trenner ausmachen.<br />

Zur besseren Darstellbarkeit wird zur Berechnung<br />

des PFD des Eingangs-Teilsystems die vereinfachte Formel<br />

für baugleiche Geräte und so<strong>mit</strong> identischen λ DU gemäß<br />

ANSI/ISA S-84.01 für 1oo2-Architekturen genutzt:<br />

Der PFD avg<br />

der kompletten Sicherheitstechnischen<br />

Funktion (Gesamt-PFD avg = PFD S +PFD TR +PFD L<br />

+PFD TR<br />

+PFD FE<br />

) beträgt nach dieser Maßnahme 6,3 x 10 -3 und<br />

liegt da<strong>mit</strong> zwischen 10 -2 und 10 -3 , sodass die SIF SIL 2<br />

erfüllt. Die dargestellte Vorgehensweise mag aufwendig<br />

sein, lässt sich <strong>mit</strong> den im Safety Manual angegebenen<br />

Werten jedoch beherrschen.<br />

autorin<br />

dipl.-ing. Marlies gerstkäMper-OeverMann<br />

ist tätig im Produktmarketing<br />

für den Bereich Analog Ex<br />

bei der Phoenix Contact<br />

Electronics GmbH, Bad<br />

Pyrmont.<br />

phoenix Contact electronics gmbH,<br />

dringenauer straße 30,<br />

tel. +49 (0) 5281 94 60,<br />

e-Mail: mgerstkaemper-oevermann@phoenixcontact.com<br />

20<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


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hauPTbeiTRag<br />

Predictive Functional Control:<br />

Algorithmus und Testbetrieb<br />

Einfach realisierbare Methode für SPS und PLS<br />

Prädiktive (vorausschauende) Regelungen werden vor allem für komplexe Optimalwertregelungen<br />

eingesetzt. Die vorgestellte PFC-Regelung (Predictive Functional Control) bietet<br />

Algorithmen für Ein- oder Zweigrößensysteme, welche in speicherprogrammierbaren<br />

Steuerungen und Prozessleitsystemen einfach implementiert werden können. Der Algorithmus<br />

berücksichtigt die vorhandenen Begrenzungen und vermeidet das Integrator-<br />

Windup. Der Beitrag zeigt grundlegende Eigenschaften von PFC sowie Implementierungsmöglichkeiten<br />

in das Prozessleitsystem Simatic PCS7 auf.<br />

SCHLAGWÖRTER Prädiktiver Regler / Predictive Functional Control / Totzeit /<br />

Störgrößenaufschaltung / SPS / Prozessleitsystem<br />

Predictive Functional Control: Algorithm and Test Implementation –<br />

Simply realizable method for PLC and PCS<br />

Predictive control is used primarily for complex optimal control. The presented Predictive<br />

Functional Control (PFC) provides algorithms for single variable or two variables<br />

systems. They can be easily implemented in programmable logic controllers and process<br />

control systems. The algorithm takes the li<strong>mit</strong>s into account while avoiding the integrator<br />

windup. The article demonstrates basic properties of PFC and implementation possibilities<br />

in the process control system Simatic PCS7.<br />

KEYWORDS Predictive Controller / PFC (Predictive Functional Control) / Dead Time /<br />

Disturbance Feed-forward / PLC / Process Control System<br />

22<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


RObERT HAbER, MiRCO KREuTz, KHALED zAbET, Fachhochschule Köln<br />

Der PFC-Algorithmus [6] ist einfacher als die in<br />

wissenschaftlichen Kreisen bekannte verallgemeinerte<br />

prädiktive GPC-Regelung (Generalized<br />

Predictive Control). Im Unterschied zum<br />

GPC-Regelungsalgorithmus wird beim PFC-<br />

Regelungsalgorithmus in seiner üblichen Form die Regelgröße<br />

nur für einen Schritt in der Zukunft optimiert<br />

und so<strong>mit</strong> eine Matrizenrechnung vermieden. Die Stellsignalbegrenzungen<br />

werden analytisch berücksichtigt.<br />

Daher entfallen die bei prädiktiven Regelungen üblichen<br />

Iterationen bis zum Finden der optimalen Lösung und<br />

das da<strong>mit</strong> eventuell verbundene Konvergenzproblem.<br />

Das typische Anwendungsgebiet der PFC-Regelung ist<br />

die Eingrößenregelung (einschleifig oder in Kaskadenstruktur).<br />

Eine PFC-Regelung verbessert das Regelungsverhalten<br />

bei totzeitbehafteten Prozessen gegenüber den<br />

PI(D)-Regelungen ohne ein komplexes, prädiktives Regelungsprogramm<br />

oder den sehr parameterempfindlichen<br />

S<strong>mit</strong>h-Prädiktor einsetzen zu müssen. Zudem berücksichtigt<br />

sie in eleganter Weise die Begrenzungen und<br />

vermeidet gleichzeitig das Integrator-Windup, das die<br />

Regelung stark verlangsamt.<br />

Die vorgestellten Algorithmen wurden für die Regelung<br />

eines Heißluftgebläses (Laboranlage Amira LTR-701 [1])<br />

angepasst und erfolgreich getestet. Der Durchfluss des Luftstroms<br />

wird über die Gebläseleistung, die Lufttemperatur<br />

über eine Heizung geregelt. Ziel war, eine Temperaturregelung<br />

zu entwerfen, welche die durch Änderungen des<br />

Luftstroms verursachten Störungen kompensieren kann.<br />

Ein lineares Modell zweiter Ordnung der Anlage wurde<br />

aufgestellt und die Modellparameter aus aktiven Versuchen<br />

geschätzt. Anhand des Modells wurde eine Regelung ohne<br />

und eine <strong>mit</strong> Störgrößenaufschaltung entwickelt.<br />

Die Regelung wurde zuerst simuliert und anschließend<br />

die Anlage <strong>mit</strong> der Software Matlab über einen Rechner<br />

<strong>mit</strong> Prozessperipherie erfolgreich geregelt. Der Regelungsalgorithmus<br />

wurde ebenfalls als Baustein im Prozessleitsystem<br />

Simatic PCS7 realisiert und im Echtzeitversuch<br />

erfolgreich getestet.<br />

Obwohl bereits weltweit Industrieanwendungen der<br />

PFC-Regelung vorliegen (siehe zum Beispiel [6, 7]), wozu<br />

auch die von Evonik/Degussa seit Jahren in Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> dem Erfinder des PFC-Algorithmus,<br />

Dr. Richalet, realisierten Anwendungen [2] gehören, ist<br />

dieser Algorithmus in Deutschland wenig bekannt.<br />

1. PFC-PrinziP und reglerParameter<br />

PFC ist eine Form der modellbasierten prädiktiven Regelung,<br />

das heißt, der Regler berechnet das zukünftige Verhalten<br />

des Prozesses beziehungsweise der Regelgröße<br />

anhand des bekannten Prozessmodells möglichst genau<br />

voraus (prädiziert), um da<strong>mit</strong> eine Minimierung des zukünftigen<br />

Regelfehlers zu erreichen. Bild 1 zeigt die Regelungsstruktur<br />

für einen Prozess erster Ordnung. Der<br />

Prozess wird durch die Parameter K (Proportionalbeiwert),<br />

T (Zeitkonstante) und T t (Totzeit) beschrieben. Die<br />

dem PFC-Regler bekannten Modellparameter werden <strong>mit</strong><br />

dem Index m versehen.<br />

Bild 2 stellt den geplanten Regelgrößen- und Regelfehlerverlauf<br />

bei einer sprunghaften Sollwertänderung dar.<br />

Es wird angenommen, dass der Regelfehler in jedem<br />

Schritt gleichermaßen sinkt:<br />

<strong>mit</strong> den Reglerparametern<br />

(1)<br />

: Vorhersagehorizont,<br />

: Reduktionsverhältnis der nacheinander folgenden<br />

Regelfehler<br />

Das Symbol „ “ bedeutet einen prädizierten Wert.<br />

Die stetige Reduktion des Regelfehlers kann man <strong>mit</strong> einer<br />

exponentiellen Funktion beschreiben, wie die Differenz<br />

der Sprungantwort eines PT1-Prozesses (Prozess erster<br />

Ordnung) zum angestrebten Endwert. Folglich sollte der<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

23


hauPTbeiTRag<br />

biLD 1: Blockschaltbild der prädiktiven Regelung<br />

biLD 2: Geplanter Regelfehlerverlauf<br />

so entworfene geschlossene Regelkreis sich wie ein PT1-<br />

Glied verhalten und 95 % des Sollwertes ohne Überschwingung<br />

in T c erreichen. Daraus folgt:<br />

symbolisiert die Abtastzeit. Daher wird anstatt eher<br />

die geplante Ausregelzeit (t 95% ) des zu erwartenden geschlossenen<br />

Regelkreises als Reglerparameter benutzt:<br />

T c : Ausregelzeit (t 95% ) des geschlossenen Regelkreises.<br />

2. PFC-regelungsalgorithmus<br />

Der PFC-Algorithmus wird für die wichtigsten Fälle der<br />

Eingrößenregelung beschrieben:<br />

PT1-Prozess ohne Totzeit<br />

PT1-Prozess <strong>mit</strong> Totzeit<br />

aperiodischer Prozess höherer Ordnung<br />

(2)<br />

Die Erweiterung auf die Störgrößenaufschaltung <strong>mit</strong> und<br />

ohne Totzeit wird in Abschnitt 3 gezeigt. Die Regelung<br />

schwingungsfähiger Prozesse ist in [6] behandelt.<br />

Die Simulationsbeispiele zeigen für einen PT1-Prozess<br />

<strong>mit</strong> den Parametern T=1.0s und K=1.0 zunächst<br />

ohne und später <strong>mit</strong> einer Totzeit von T t = 2.0s den Vergleich<br />

zwischen einer PFC- und einer PI-Regelung.<br />

Das Regelungsverhalten wird dabei zuerst für einen<br />

Sollwertsprung und anschließend für eine sprunghafte<br />

Störung gezeigt.<br />

2.1 PFC-algorithmus anhand eines Pt1-modells<br />

ohne totzeit<br />

Die Regelung für einen Sollwertsprung ist in Bild 3 dargestellt.<br />

Zusätzlich zur Regelgröße werden auch das<br />

konstant angenommene Stellsignal und der Modellausgang<br />

gezeigt.<br />

Es wird angenommen, dass die Änderung der Regelgröße<br />

in n p Schritten (<br />

) gleich der Änderung<br />

des Modellausgangs (<br />

) ist und<br />

das Modell nur durch die Änderung des Stellsignals beeinflusst<br />

wird.<br />

Das Prozessmodell wird <strong>mit</strong> einem PT1-Glied beschrieben<br />

(3a)<br />

Die für ein zwischen den Abtastpunkten konstante Stellsignal<br />

äquivalente zeitdiskrete Form ist<br />

wobei<br />

, (3b)<br />

24<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


den Verlauf der Regelgröße beziehungsweise des Stellsignals<br />

keinen Einfluss. Für dagegen soll n p bevorbiLD<br />

3: Verlauf der Regelgröße, des Modellausgangs und<br />

des Stellsignals bei einem Sollwertsprung<br />

biLD 4: PFC-Regelung eines PT1-Prozesses ohne Totzeit:<br />

Änderung der geplanten Ausregelzeit. (n p =1)<br />

; b m = K m (1 + a m )<br />

Die Vorhersage des Modellausgangs kann zum Beispiel<br />

durch rekursives Einsetzen berechnet werden:<br />

Die Gleichstellung der Änderungen in (5) und (6) führt<br />

zu<br />

(8)<br />

Nach Umformen von (8) lautet die PFC-Gleichung für einen<br />

Prozess 1. Ordnung:<br />

…<br />

(4)<br />

<strong>mit</strong><br />

(9a)<br />

Die Änderung des Modellausganges im Zeitpunkt<br />

beträgt (bezogen auf den Zeitpunkt k):<br />

Die gewünschte Änderung des Prozessausgangs beträgt<br />

nach (1)<br />

Mit der Annahme eines konstanten Sollwertes<br />

gilt<br />

(5)<br />

(6)<br />

(7)<br />

; (9b)<br />

Das Stellsignal wird in jedem Regelungsschritt – nach<br />

dem Prinzip des gleitenden Horizonts – neu berechnet,<br />

sodass das Stellsignal während der Regelung doch nicht<br />

konstant bleiben muss, wie ursprünglich angenommen.<br />

Die Bilder 4 und 5 zeigen die Wirkung der Reglerparameter.<br />

Mit der geplanten Ausregelzeit (T c ) kann die Regelung<br />

– auf Kosten einer größeren anfänglichen Änderung<br />

des Stellsignals – beliebig beschleunigt werden. Durch<br />

die Wahl von ändert sich das Stellsignal nach<br />

einem Sollwertsprung ebenfalls sprungförmig. Eine zusätzliche<br />

Änderung des Prädiktionshorizontes n p hat auf<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

25


hauPTbeiTRag<br />

biLD 5: PFC-Regelung eines PT1-Prozesses ohne Totzeit.<br />

Änderung des Prädiktionshorizontes n p (T c =3T m )<br />

biLD 6: PFC- und PI-Regelung eines PT1-Prozesses ohne<br />

Totzeit (n p = 1; T c =3T m ; K PR = 0,5; T n = 0,52983s)<br />

biLD 7: PFC- und PI-Regelung eines PT1-Prozesses ohne und<br />

<strong>mit</strong> Totzeit<br />

biLD 8: Aperiodisches Prozessmodell als Parallelschaltung<br />

zweier PT1-Glieder<br />

26<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


zugt 1 gewählt werden, da sich andernfalls eine Änderung<br />

von n p in geringem Maße auf die Regelung auswirkt.<br />

Der Vergleich der Simulation zwischen dem PI-Regler<br />

und dem PFC-Regler für einen Prozess 1. Ordnung ohne<br />

Totzeit zeigt in Bild 6 für die gewählten Reglereinstellungen<br />

ähnliche Regelgrößenverläufe. Auch wenn der<br />

PI-Regler zu leichtem Überschwingen tendiert, erreicht<br />

er den Sollwert fast genauso schnell. Der PFC-Regler hingegen<br />

arbeitet stets aperiodisch.<br />

2.2 PFC-algorithmus <strong>mit</strong> totzeit<br />

Der Prozess und das Prozessmodell werden weiterhin<br />

<strong>mit</strong> dem PT1-Glied (3) und <strong>mit</strong> einer zusätzlichen Totzeit<br />

von T t bzw. T tm beschrieben. Dies entspricht d=T t /Δt bzw.<br />

d m =T tm /Δt Abtastzeitschritten. (Sollte der Bruch nicht eine<br />

ganze Zahl ergeben, wird der Integerteil genommen.)<br />

Die Differenz zwischen dem totzeitbehafteten und dem<br />

aktuellen Prozessausgang ist gleich der Differenz zwischen<br />

dem aktuellen und dem um die Totzeit früheren<br />

Wert des Modellausgangs:<br />

(10)<br />

In der Verfahrens- und Klimatechnik werden Prozesse oft<br />

<strong>mit</strong> aperiodischem Verhalten höherer Ordnung beschrieben.<br />

Solche Prozesse können üblicherweise als eine Parallelschaltung<br />

von n Prozessen erster Ordnung unterschiedlicher<br />

Zeitkonstanten beschrieben werden, wie in<br />

Bild 8 für einen PT2-Prozess dargestellt.<br />

Hierbei werden folgende Bezeichnungen angewendet:<br />

Proportionalbeiwerte: K im ,<br />

Zeitkonstanten: T im ,<br />

Koeffizienten der Differenzengleichung:<br />

;<br />

Die Änderung des Modellausgangs in n p Schritten beträgt<br />

nach (5)<br />

(13)<br />

Die Gleichstellung <strong>mit</strong> der Änderung des Prozessausgangs<br />

(7) resultiert in<br />

(14a)<br />

Für den prädizierten, totzeitbehafteten Prozessausgang<br />

ergibt sich daraus folgende Gleichung:<br />

(11)<br />

<strong>mit</strong><br />

; (14b)<br />

In (9a) soll jetzt durch ersetzt werden:<br />

und (9b) bleibt unverändert.<br />

(12)<br />

Bild 7 zeigt die PFC-Regelung des unter Punkt 3 beschriebenen<br />

PT1-Prozesses, jetzt jedoch <strong>mit</strong> einer Totzeit von<br />

T t =2s. Durch die Wahl der PFC-Reglerparameter n p =1 und<br />

T c =3T m wird die Regelung nach einem Sollwertsprung<br />

schnell und das Stellsignal erreicht seinen Endwert in<br />

einem Schritt. Das Stellsignal bleibt unverändert und die<br />

Regelgröße ist bei einem Sollwertsprung um die Totzeit<br />

T t verschoben. Der Modellausgang ist in beiden Fällen<br />

gleich dem Prozessausgang ohne Totzeit.<br />

Die schnellste aperiodische PI-Regelung (K PR = 0,5;<br />

T n = 0,52983s) ist langsamer als die PFC-Regelung. Die<br />

PFC-Regelung könnte man auf Kosten einer größeren<br />

Stellsignaländerung beschleunigen.<br />

Die PFC- und PI-Regelung sind beide jeweils unempfindlich<br />

gegenüber Parameteränderungen. Bei einer Erhöhung<br />

des Prozess-Proportionalbeiwertes jedoch ist die<br />

PFC-Regelung eindeutig robuster.<br />

2.3 e rweiterung auf aperiodische Prozesse<br />

höherer ordnung<br />

und die einzelnen Teilmodellausgänge y im können simuliert<br />

werden [3, 6].<br />

Im Gegensatz zu einem PT1-Prozess wird der Prädiktionshorizont<br />

bei aperiodischen Prozessen höherer Ordnung<br />

im Wendepunkt der Sprungantwort gewählt [6, 4].<br />

Im Falle einer Totzeit soll in (14a) – ähnlich wie<br />

bei (12) – durch<br />

(11) ersetzt werden.<br />

3. PFC-störgrössenauFsChaltung<br />

3.1 ohne Berücksichtigung der totzeiten<br />

Bei der Störgrößenaufschaltung wird der zu erwartende<br />

Einfluss einer messbaren Störung berücksichtigt, siehe<br />

Bild 9 für ein PT1-Prozess- und Störmodell.<br />

Das Störmodell wird <strong>mit</strong> den Parametern<br />

Proportionalbeiwert: K zm ,<br />

Zeitkonstante: T zm ,<br />

Koeffizient der Differenzengleichung:<br />

;<br />

bezeichnet. Ferner wird angenommen, dass die Störquelle<br />

konstant bleibt, wobei auch andere Annahmen möglich<br />

wären. Im aktuellen Zeitpunkt kann man die durch die<br />

Störung verursachte Ausgangsänderung ähnlich zur Änderung<br />

des Prozessmodellausgangs in (5) vorhersagen:<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

27


hauPTbeiTRag<br />

(15)<br />

Es wird angenommen, dass die gewünschte Änderung<br />

des Prozessausgangs durch die Summe der Änderungen<br />

des Prozessmodells und des Störmodellausgangs vorhergesagt<br />

werden kann<br />

Unter Berücksichtigung von (5), (7), (15) und (16)<br />

(16)<br />

(17)<br />

und nach Umstellung von (17) wird das Stellsignal berechnet<br />

Die Wirkung der Störung auf den Prozessausgang ist um<br />

die zeitdiskrete Totzeit des Störmodells d zm verzögert.<br />

Folglich kann der sich während der zeitdiskreten<br />

Totzeit d m ergebende Zuwachs des Ausgangssignals<br />

durch die messbare Störung berechnet werden:<br />

In (18a) soll daher der Prozessausgang durch den Term<br />

(19)<br />

(20)<br />

ersetzt werden. Des Weiteren soll in (15) das messbare<br />

Störsignal um die zeitdiskrete Totzeitdifferenz Δd=d zm -d m<br />

verzögert werden. Dadurch kann die um die zeitdiskrete<br />

Totzeit d zm verzögerte Störwirkung über den Prozess, der<br />

die zeitdiskrete Totzeit d m besitzt, kompensiert werden.<br />

(18a)<br />

<strong>mit</strong><br />

; ;<br />

; (18b)<br />

Die Gleichung (17) wird folgendermaßen modifiziert:<br />

(21)<br />

Bild 10 zeigt die Regelung des in Abschnitt 3 beschriebenen<br />

PT1-Prozesses ohne Totzeit <strong>mit</strong> Störgrößenaufschaltung.<br />

Der Störgrößenprozess und das<br />

Störmodell besitzen die gleichen, jedoch vom Prozessmodell<br />

abweichenden Parameter: Proportionalbeiwert<br />

K z =K zm =1 und Zeitkonstante T z =T zm =2s. Die<br />

Störung wird durch die Störgrößenaufschaltung vollständig<br />

kompensiert.<br />

(22)<br />

Nach Umstellung von (22) ergibt sich das Stellsignal <strong>mit</strong><br />

den Reglerparametern von (18b)<br />

3.2 <strong>mit</strong> Berücksichtigung der totzeiten<br />

Eine Kompensation ist nur dann möglich, wenn die Totzeit<br />

des Störprozesses T tz beziehungsweise des Störmodells<br />

T tmz nicht kleiner ist als die Totzeit des Prozesses T t<br />

oder des Prozessmodells T tm . Die durch das Aufschaltungsglied<br />

von der gemessenen Störung auf das Stellsignal<br />

wirkende Steuerung soll also eine Totzeit von T tzm -T tm<br />

betragen, siehe Bild 11. Die zeitdiskrete Totzeit des Störprozesses<br />

beziehungsweise des Störmodells wird <strong>mit</strong><br />

d z =T tz /Δt und d zm =T tzm /Δt bezeichnet.<br />

Der Prozessausgang in (17) soll durch seinen um die<br />

Totzeit verschobenen Wert vorausberechnet werden. Die<br />

Wirkung des Prozessmodells wurde bereits unter (11)<br />

angegeben. Bei Wirkung der Störung soll folgendes berücksichtigt<br />

werden:<br />

4. PFC-eChtzeitregelung üBer<br />

Prozessleitsystem<br />

(23)<br />

Um den PFC-Algorithmus in einem System nutzen zu<br />

können, bei dem sich dieser einfach in Regelungsstrukturen<br />

einbinden und an die nötige Hardware-Peripherie<br />

anbinden lässt, wurde auf der Entwicklungsebene<br />

des Prozessleitsystems Simatic PCS7 ein PFC-Reglerbaustein<br />

entworfen und im Echtzeitversuch <strong>mit</strong> einer<br />

kompakten Versuchsanlage LTR-701 (siehe Bild 12) der<br />

Firma Amira [1] erfolgreich gestestet. Die LTR-701 ist<br />

ein Heißluftgebläse <strong>mit</strong> Strom- und Spannungsan-<br />

28<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


iLD 9: PFC-Störgrößenaufschaltung<br />

biLD 10: PFC-Regelung eines PT1-Prozesses ohne<br />

Totzeit <strong>mit</strong> und ohne Störgrößenaufschaltung<br />

biLD 11: Kompensation einer Störung unter<br />

Berücksichtigung der Totzeiten<br />

biLD 12: Heißluftgebläse Amira LTR-701<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

29


hauPTbeiTRag<br />

biLD 13: Amira-LTR-701-Anlagenmodell<br />

modellparameter<br />

Wert<br />

Zeitkonstante T 1m 181,73s<br />

Proportionalbeiwert K 1m 0,525<br />

Zeitkonstante T 2m 10,0s<br />

Proportionalbeiwert K 2m 0,467<br />

biLD 14: Linearer<br />

PFC-Reglerbaustein<br />

<strong>mit</strong> Störgrößenmodell<br />

TAbELLE 1. Prozessmodellparameter<br />

bei u T = 2 V und u F = 6V<br />

modellparameter<br />

Wert<br />

Zeitkonstante T 1zm 123,55s<br />

Proportionalbeiwert K 1zm -0,12<br />

Zeitkonstante T 2zm 13,45s<br />

Proportionalbeiwert K 2zm<br />

-0,11<br />

TAbELLE 2 Störmodellparameter<br />

bei u T = 2 V und u F = 6V Wert<br />

und die analogen Ausgabesignale (AO) zu den Aktoren<br />

(Heizung und Gebläse) geführt. Die Mess- und Stellsignale<br />

werden wegen der kurzen Entfernung im Labor<br />

<strong>mit</strong> analogen Spannungssignalen von 0 bis 10V übertragen.<br />

Für die Versuche wurden die Spannungswerte<br />

in Prozent umgerechnet: 1V=10%.<br />

Für die PFC-Regelung der Anlage wird das lineare<br />

Anlagenmodell von Bild 13 betrachtet, bei dem die Temperatur<br />

y T am äußersten Messpunkt des Rohres über die<br />

Heizleistung (Stellsignal u T ) geregelt wird. SchwankunbiLD<br />

15: Lineare PFC-Temperaturregelung über<br />

Prozessleitsystem<br />

schlüssen zum Messen und Regeln. Die Luft wird über<br />

das Radialgebläse angesaugt und über eine Drosselklappe<br />

zur Heizung geführt. Dort wird die Luft erwärmt<br />

und strömt anschließend durch das Rohr. Die<br />

Temperatur wird an zwei Stellen über Thermoelemente<br />

gemessen (y T1 und y T2 ), und der Massenstrom wird<br />

über die gemessene Druckdifferenz an einer Lochblende<br />

am Ende des Rohres berechnet. Die Anlage wurde<br />

an das Prozessleitsystem PCS7 angeschlossen. Die Sensorsignale<br />

werden zur analogen Eingabegruppe (AI)<br />

30<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


iLD 16: PI-Temperaturregelung über<br />

Prozessleitsystem<br />

biLD 17: Lineare PFC-Temperaturregelung <strong>mit</strong><br />

Störgrößenaufschaltung über Prozessleitsystem<br />

gen im Luftstrom wirken sich aber auch auf die Temperatur<br />

aus und müssen durch die Temperaturregelung<br />

kompensiert werden.<br />

Zwischen dem Stellsignal der Heizung (u T ) und der<br />

Temperatur (y T ) sowie zwischen dem Gebläsestellsignal<br />

(u F ) und der Temperatur (y T ) wurden jeweils PT2-Modelle<br />

identifiziert [4]. Tabelle 1 fasst die Parameter des Prozess-<br />

und Tabelle 2 die des Störmodells zusammen.<br />

Der PFC-Reglerbaustein (Bild 14) wurde für einen<br />

Prozess 2. Ordnung <strong>mit</strong> Störgrößenaufschaltung entworfen.<br />

Die Eingänge des Reglerblocks wurden so gewählt,<br />

dass je nach Arbeitspunkt die Modellparameter<br />

angepasst werden können.<br />

Bei dem Echtzeitversuch <strong>mit</strong> PCS7 wurde das Stellsignal<br />

für das Gebläse bei u F =50% (5V) eingestellt. Bei<br />

t=30s wurde der Temperatursollwert sprunghaft von 0<br />

auf 30% geändert. Ab dem Zeitpunkt t=150s wurde das<br />

Stellsignal des Gebläses u F stufenweise erhöht beziehungsweise<br />

ab t=200s stufenweise gesenkt, um eine Störung<br />

zu generieren. Die Versuchseinstellungen orientieren<br />

sich dabei an den Arbeitspunkten bei der Identifikation<br />

der Modellparameter.<br />

Die Einstellungen der Reglerparameter wurden für<br />

eine schnelle und möglichst aperiodische Regelung gewählt.<br />

Der PFC-Regler wurde zunächst für den Vergleich<br />

<strong>mit</strong> einem PI-Regler für einen linearen Prozess zweiter<br />

Ordnung in einem Arbeitspunkt entworfen. Für den<br />

PFC-Regler wurden die Reglerparameter für eine schnelle<br />

aperiodische Regelung gewählt (n p =1 und T c = 50s). Der<br />

PI-Regler sollte für den Vergleich ähnlich schnell regeln<br />

können, daher wurden folgende PI-Reglerparameter für<br />

den Echtzeitversuch bestimmt: K PR = 1; T n = 5s. Das Stellsignal<br />

sollte nicht mehr als 20% über dem zum Sollwert<br />

gehörenden stationärem Stellsignalwert liegen (ohne Begrenzung)<br />

und die Überschwingung sollte nicht mehr<br />

als 5% betragen. Das Stellsignal wurde sowohl für die<br />

PI- als auch für PFC-Regelung dann auf 35% begrenzt.<br />

Die PFC-Regelung (Bild 15) zeigt wie erwartet eine<br />

schnelle und aperiodische Regelung. Die Begrenzung des<br />

Stellsignals ist hier inaktiv. Im Vergleich zur PI-Regelung<br />

(Bild 16) erreicht die PFC-Regelung zirka ein Drittel<br />

schneller den Sollwert y r . Die Änderungen des Durchflusses<br />

(durch Änderung der Gebläseleistung) als Störungen<br />

machen sich in beiden Fällen ungefähr gleich<br />

stark bemerkbar.<br />

Bild 17 zeigt den Verlauf der PFC-Regelung <strong>mit</strong> Störgrößenaufschaltung.<br />

Die Änderung des Durchflusses wird in<br />

dem Störgrößenmodell berücksichtigt. Der Vergleich der<br />

PFC-Regelung ohne und <strong>mit</strong> Störgrößenaufschaltung<br />

zeigt, dass die Änderungen des Durchflusses (bei gleicher<br />

Intensität) durch die Modellanpassung vollständig von<br />

der Temperaturregelung kompensiert werden.<br />

Um die Versuchsreihe in einem Bild darstellen zu können,<br />

wurde der Beharrungszustand nach der Sollwertänderung<br />

nicht ganz abgewartet, was am Stellsignal u T ablesbar<br />

ist. Dies ist derart zu erklären, dass das Rohr sich<br />

langsamer erwärmt als die Luft und daher ein verzögerter<br />

Temperaturanstieg auf den Messfühler wirkt, welcher<br />

durch das sinkende Stellsignal kompensiert wird.<br />

Fazit<br />

Ein prädiktiver Regelungsalgorithmus wurde für Eingrößensysteme<br />

ohne und <strong>mit</strong> Störgrößenaufschaltung vorgestellt.<br />

Die für Prozesse 1. Ordnung entwickelten Gleichungen<br />

können einfach für aperiodische Prozesse höherer<br />

Ordnung erweitert werden. Hierbei wird der Prozess <strong>mit</strong><br />

der Parallelschaltung mehrerer Teilprozesse 1. Ordnung<br />

angenähert. Das Regelungsverhalten ist bei Vorhandensein<br />

einer Totzeit sehr ähnlich zu einem S<strong>mit</strong>h-Prädiktor,<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

31


hauPTbeiTRag<br />

auTOReN<br />

PROf. DR.-inG. RObERT HAbER<br />

(geb. 1948) leitet das Labor für Prozessleittechnik<br />

und Verfahrensautomatisierung<br />

im Institut Anlagen- und Verfahrenstechnik<br />

der Fakultät für Anlagen-,<br />

Energie- und Maschinensysteme der<br />

Fachhochschule Köln. Er studierte<br />

Elektrotechnik an der Technischen<br />

Universität Budapest, wo er seinen<br />

Doktortitel in Regelungstechnik erworben hat. Seine<br />

Forschungsinteressen umfassen Prozessautomatisierung,<br />

experimentelle Identifikation, modellbasierte prädiktive<br />

Regelung und intelligente Verfahren zur Datenanalyse.<br />

jedoch nicht so empfindlich gegenüber Parameteränderungen.<br />

Die Stellsignalbegrenzung führt nicht zum Integrator-Windup-Problem.<br />

Die Einfachheit des PFC-Algorithmus ist darauf zurückzuführen,<br />

dass die Regelgröße nur für einen zukünftigen<br />

Punkt optimiert wird und das Stellsignal als konstant<br />

angenommen wird.<br />

Der hier vorgestellte PFC-Algorithmus ist in seiner<br />

Grundform sehr einfach. Eine Erweiterung auf Kaskadenregelung<br />

und für Zweigrößensysteme wird in [6]<br />

vorgestellt.<br />

MaNuSKRiPTeiNgaNg<br />

08.03.2010<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

fachhochschule Köln,<br />

Labor für Prozessleittechnik und Verfahrensautomatisierung,<br />

betzdorfer Str. 2, D-50679 Köln,<br />

Tel. +49 (0) 221 82 75 22 42,<br />

E-Mail: robert.haber@fh-koeln.de<br />

DiPL.-inG. (fH), M. EnG. MiRCO<br />

KREuTz (geb. 1980) arbeitet seit 2010<br />

auf dem Gebiet der energetischen<br />

Optimierung von Heizungs-, Lüftungsund<br />

Klimasystemen. Er hat an der<br />

Fachhochschule Köln Anlagen- und<br />

Verfahrenstechnik studiert und in<br />

seinem anschließenden Masterstudium<br />

auf dem Gebiet Regelungs- und Prozessleittechnik<br />

<strong>mit</strong> dem Schwerpunkt prädiktive Regelung<br />

gearbeitet.<br />

A. nattermann & Cie GmbH,<br />

nattermannallee 1, 50829 Köln, Tel. +49 (0) 221 50 92 11,<br />

E-Mail: Mirco.Kreutz@sanofi-aventis.com<br />

M. SC. KHALED zAbET (geb. 1973)<br />

studierte Regelungstechnik und<br />

Informatik an der Universität Nasser in<br />

Libyen. Er erwarb seinen Master-Abschluss<br />

von der Technischen und<br />

Wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Universität Budapest im Jahr 2006. Seit<br />

2008 ist er Stipendiat an der Fachhochschule<br />

Köln im Labor für Prozessleittechnik<br />

und Verfahrensautomatisierung des Instituts<br />

Anlagen- und Verfahrenstechnik.<br />

fachhochschule Köln,<br />

Labor für Prozessleittechnik und Verfahrensautomatisierung,<br />

betzdorfer Str. 2, D-50679 Köln, Tel. +49 (0) 221 82 75 22 40,<br />

E-Mail: khaled.zabet@smail.fh-koeln.de<br />

DaNKSaguNg<br />

Die Verfasser danken für die Ratschläge von<br />

Dr. J. Richalet während der Entwicklungsarbeit<br />

und bei der Durchführung der Versuche.<br />

ReFeReNZeN<br />

[1] a mira: Luft- und Temperatur-Regulierstrecke LTR-701,<br />

http://www.amira.de/neuheiten.html, 2002.<br />

[2] Deis, W.: Optimierung <strong>mit</strong> Rundumblick. effiziente<br />

Prozessführung endet nicht <strong>mit</strong> der schnellen Lösung<br />

der Regelungsaufgabe, P&a, 23-25, 2009<br />

[3] Khadir, M.T., Ringwood, J.V.: extension of first order<br />

predictive functional controllers to handle higher order<br />

internal models, int. J. appl. Math. Comput. Sci.,<br />

Vol. 18, No. 2, 229–239, 2008<br />

[4] h aber, R., Kreutz, M., Zabet, K.: PFC-(Predictive<br />

Functional Control)-Regelung eines heißluftgebläses,<br />

7. Fachkolloquium aaLe (angewandte automatisierung<br />

in der Lehre und Forschung), Wien, Österreich,<br />

S. 99-104, 2010<br />

[5] Kuhn, u.: eine praxisnahe einstellregel für PiD-Regler:<br />

Die T-Summen-Regel, automatisierungstechnische<br />

Praxis, band 37, Nr. 5, S. 10-16, 1995<br />

[6] Richalet, J., O’Donavan, D.: elementary Predictive<br />

Functional Control, Springer Verlag, 2009<br />

[7] Richalet, J.: Model predictive heuristic control:<br />

applications to industrial processes, automatica,<br />

Vol. 14, pp. 413-428, 1978<br />

32<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


NEU-<br />

ERSCHEINUNG<br />

ISO 26000<br />

in der Praxis<br />

DER RATGEBER ZUM LEITFADEN<br />

FÜR SOZIALE VERANTWORTUNG<br />

UND NACHHALTIGKEIT<br />

Eine Norm zur Verbesserung der Welt?<br />

Nein, die ISO 26000 ist ein Leitfaden – nicht mehr aber auch nicht weniger!<br />

Auch wenn die ISO 26000 keine zertifizierbare Managementsystem-Norm und<br />

die Anwendung freiwillig ist, wird ihre Tragweite für Unternehmen beträchtlich<br />

sein. Denn sie ist ein Leitfaden, der anhand von beispielhaften Verhaltensregeln<br />

(Best Practices) Orientierung gibt, wie sich Organisationen verhalten sollten,<br />

da<strong>mit</strong> sie nach internationalem Verständnis als gesellschaftlich verantwortungsvoll<br />

angesehen werden. Er stimmt sowohl <strong>mit</strong> den Richtlinien der Vereinten<br />

Nationen UN als auch <strong>mit</strong> den Richtlinien der internationalen Arbeitsorganisation<br />

ILO überein. Im besonderen Fokus dieses höchst aktuellen Ratgebers<br />

steht das Wirtschaftsleben im Zeitalter der Globalisierung.<br />

Hrsg.: K.-C. Bay<br />

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Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medienund Informationsangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann<br />

ich <strong>mit</strong> Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


hauPTbeITraG<br />

<strong>Engineering</strong> <strong>mit</strong> <strong>Web</strong> <strong>Services</strong><br />

FDT-Systeme <strong>mit</strong> modernen Technologien<br />

Die Intelligenz moderner Feldgeräte erfordert deren flexible Erreichbarkeit im Rahmen<br />

des Maschinen- und Anlagen-<strong>Engineering</strong>s. Mit dem Field-Device-Tool-Standard steht ein<br />

Verfahren zur Integration von Komponenten verschiedener Hersteller in einer heterogenen<br />

Netzstruktur zur Verfügung. Im Beitrag wird ein darauf aufbauendes Konzept der Geräteintegration<br />

durch zusätzliche Einbeziehung von modernen <strong>Web</strong>technologien präsentiert.<br />

Mit den geräteunabhängig verwendbaren <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> wird ein universell einsetzbares<br />

Verfahren zum <strong>Engineering</strong> von Feldgeräten zur Verfügung gestellt.<br />

SCHLAGWÖRTER Geräteintegration / Field Device Tool (FDT) / Device Type Manager (DTM) /<br />

<strong>Web</strong> Service / Device Profile for <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> (DPWS)<br />

<strong>Engineering</strong> with <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> –<br />

FDT Systems Using Modern Technologies<br />

The intelligence of modern field devices requires their flexible accessibility to support the<br />

engineering of machines and plants. Therefore, the Field Device Tool standard allows<br />

integration of field devices supplied by different vendors within a heterogeneous network.<br />

In the article, an advanced concept for device integration including modern web technologies<br />

is presented. By means of device-independent <strong>Web</strong> <strong>Services</strong>, a generic procedure<br />

for engineering field devices is provided.<br />

KEYWORDS Device Integration / Field Device Tool (FDT) / Device Type Manager (DTM) /<br />

<strong>Web</strong> Service / Device Profile for <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> (DPWS)<br />

34<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


PETER FiSCHER, hochschule aschaffenburg;<br />

MiCHAEL HARniSCHFEGER, RALF nEubERT, JÖRG KniERRiEM, Schneider electric automation<br />

Die Automatisierungstechnik in komplexen Maschinen<br />

und Anlagen ist gekennzeichnet durch<br />

eine heterogene Systemstruktur unter Einbeziehung<br />

von immer intelligenteren Feldgeräten.<br />

Mit der stetig gewachsenen Leistungsfähigkeit<br />

der Mikroprozessortechnik ist eine kontinuierliche<br />

Funktionserhöhung in diesen Feldgeräten zu beobachten.<br />

Die zunehmende Funktionalität äußert sich<br />

darin, dass der Anwender über zusätzliche Prozessdaten<br />

und Diagnoseinformation verfügen kann. Ferner steigt<br />

die Anzahl bereitgestellter Parameter, die für die konkrete<br />

Applikation des Feldgerätes adaptiert werden können.<br />

Im Rahmen der jeweiligen Anwendung kann da<strong>mit</strong><br />

jedes Gerät gezielt bei der Inbetriebnahme und der späteren<br />

Anlagen- und Maschinenbetreuung konfiguriert<br />

und parametriert werden. Weiterhin eröffnen die zunehmend<br />

zur Auswahl stehenden vielfältigen Diagnoseinformationen<br />

und Prozessdaten ein Optimierungspotenzial<br />

beim Betrieb der Maschine oder Anlage. Die flexible<br />

und effiziente Erreichbarkeit dieser verteilt angeordneten<br />

Automatisierungskomponenten unterschiedlicher<br />

Hersteller von zentraler Stelle über ein Netzwerk – wie<br />

in Bild 1 dargestellt – ist dabei eine wichtige Voraussetzung<br />

für effiziente Arbeitsabläufe bei der Inbetriebnahme<br />

und der technischen Betreuung von automatisierungstechnischen<br />

Systemen. Eine Standardisierung des<br />

Zugriffsverfahrens ist für die Akzeptanz von Seiten der<br />

Anlagen- und Maschinenbauer und -betreiber in der heterogenen<br />

Gerätewelt verschiedener Hersteller von großer<br />

Bedeutung.<br />

Die Entwicklung des FDT/DTM-Standards (Field Device<br />

Tool/Device Type Manager) berücksichtigt diese<br />

Anforderungen. Es handelt sich dabei um ein standardisiertes<br />

herstellerübergreifendes Verfahren zur Konfiguration,<br />

Parametrierung und Diagnose von Feldgeräten.<br />

Nach diesem Standard stellt ein Hersteller für jedes Feldgerät<br />

ein zugeordnetes Software-Werkzeug <strong>mit</strong> standardisierten<br />

Schnittstellen, den Device Type Manager<br />

(DTM), zur Verfügung. Sämtliche DTM können auf einem<br />

Arbeitsplatzrechner gemeinsam in einem weiteren<br />

standardisierten Software-Werkzeug, der Rahmenapplikation,<br />

integriert und dort ausgeführt werden. Da<strong>mit</strong><br />

wird ein einfacher Zugriff von einem gemeinsamen Programmsystem,<br />

welches auf einem <strong>mit</strong> der Maschine beziehungsweise<br />

Anlage vernetzten Arbeitsplatzrechner<br />

betrieben wird, auf sämtliche ebenfalls vernetzte Feldgeräte<br />

gewährleistet.<br />

Mit der Durchdringung aller technischen Systeme<br />

durch das World Wide <strong>Web</strong> werden auch die da<strong>mit</strong><br />

verbundenen Technologien für die Kommunikation zwischen<br />

Automatisierungsgeräten relevant. In diesem<br />

Beitrag wird ein Ansatz aufgezeigt, wie die Technologie<br />

der <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> den FDT/DTM-Standard ergänzen und<br />

zu einer weitergehenden Harmonisierung <strong>mit</strong> allgemeinen<br />

Entwicklungen der <strong>Web</strong>-Technologie beitragen<br />

kann. Aufgrund der begrenzten Ressourcen von Feldgeräten<br />

kommt dabei ein spezielles Profil, das Device<br />

Profile for <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> (DPWS) zum Einsatz, welches<br />

an die Anforderungen von eingebetteten Systemen angepasst<br />

ist. Nach einer dynamischen „Erkundung“ der<br />

angebotenen Dienste der Feldgeräte in einem vernetzten<br />

Automatisierungssystem <strong>mit</strong>tels DPWS eröffnen <strong>Web</strong><br />

<strong>Services</strong> ein generisches Kommunkationskonzept zur<br />

Nutzung universeller Dienste beim Fernzugriff auf dezentrale<br />

Feldgeräte.<br />

1. Technologische grundlagen<br />

1.1 FdT/dTM-Technologie<br />

Field Device Tool (FDT) beschreibt eine standardisierte<br />

Softwareschnittstelle für die Kommunikation innerhalb<br />

eines vernetzten Systems dezentraler Automatisierungskomponenten.<br />

Das grundsätzliche Konzept dieses Standards<br />

inklusive der zugehörigen Abläufe zeigt Bild 2.<br />

Jedem Feldgerätetyp ist an zentraler Stelle ein Device<br />

Type Manager (DTM) zugeordnet, der auch als externer<br />

Bestandteil des Feldgerätes betrachtet werden kann und<br />

vom Feldgerätehersteller beigestellt wird. Bei einem solchen<br />

Geräte-DTM handelt es sich um eine Softwarekomponente<br />

<strong>mit</strong> einer standardisierten Schnittstelle nach<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

35


hauPTbeITraG<br />

biLD 1:<br />

Zentrales<br />

<strong>Engineering</strong> via<br />

Netzwerk in<br />

Maschinen und<br />

Anlagen <strong>mit</strong><br />

dezentraler<br />

Intelligenz<br />

biLD 2: FDT/DTM-Systemübersicht<br />

biLD 3: <strong>Web</strong>-Service-Kommunikationsmodell (links) und DPWS-Kommunikationsmodell (rechts)<br />

36<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


FDT, welche gemeinsam <strong>mit</strong> allen Geräte-DTM in eine<br />

übergeordnete, ebenfalls standardisierte Softwarekomponente,<br />

der Rahmenapplikation eingebettet wird. Ein<br />

Geräte-DTM lässt sich wie ein dem spezifischen Feldgerät<br />

zugeordneter „Softwaretreiber“ verstehen, über den<br />

typische <strong>Engineering</strong>- und Betreuungsaufgaben wie Parametrierung,<br />

Konfiguration und Überwachung durchgeführt<br />

werden können.<br />

Ferner definiert der FDT-Standard zwei weitere Arten<br />

von DTM, den Kommunikations-DTM (CommDTM)<br />

und optional den Gateway-DTM, als weitere Softwarekomponenten<br />

in einer Rahmenapplikation. Der<br />

Kommunikations-DTM bildet die Schnittstelle zur<br />

Netzwerkanbindung. Um auch die Unterstützung von<br />

Feldgeräten <strong>mit</strong> unterschiedlichen Busprotokollen in<br />

einer Maschine oder Anlage zu gewährleisten, müssen<br />

bedarfsweise einer oder mehrere Gateway-DTM vorgesehen<br />

werden.<br />

Der FDT-Standard definiert die Struktur der Kommunikation<br />

zwischen allen DTM sowie der übergeordneten<br />

Rahmenapplikation und gewährleistet da<strong>mit</strong> eine Hersteller-<br />

und Geräteunabhängigkeit. Sämtliche Operationen,<br />

die zwischen den DTM und der Rahmenapplikation<br />

angeboten und verwendet werden, sind festgelegt. Die<br />

technische Umsetzung der Kommunikation zwischen<br />

den DTM und der Rahmenapplikation erfolgt durch den<br />

Austausch von Textdokumenten <strong>mit</strong> strukturierten Datensätzen.<br />

Dabei findet der XML-Standard (Extensible<br />

Markup Language) Verwendung, wobei die Struktur und<br />

der Inhalt der Dokumente im FDT-Standard definiert<br />

sind. Im Detail muss zwischen Dokumentbestandteilen<br />

unterschieden werden, die entweder den DTM oder das<br />

Protokoll betreffen. Die protokollspezfischen Bestandteile<br />

sind dabei außerhalb des FDT-Standards in einem<br />

Annex für das Busprotokoll festgelegt, welches zur Gewährleistung<br />

der Interoperabilität ebenfalls vom FDT-<br />

Gremium erstellt wird.<br />

Da<strong>mit</strong> nun ein Feldgerät vom zentralen Arbeitsplatzrechner<br />

zur Durchführung einer Parametrierung oder<br />

Ähnlichem angesprochen werden kann, muss jedem<br />

Geräte-DTM vom Kommunikations-DTM ein Kommunikationskanal<br />

zugeordnet werden. Bei der nun vorzunehmenden<br />

Parametrierung wird vom Geräte-DTM, der<br />

einem Feldgerät zugeordnet ist, nach der manuellen<br />

Eingabe der Daten ein standardkonformes XML-Dokument<br />

erzeugt und an den Kommunikations-DTM weitergeleitet.<br />

Der Kommunikations-DTM wertet das Dokument<br />

aus und verpackt die Information in Nachrichtenpakete<br />

nach dem Standard des angeschlossenen<br />

Bussystems. Diese Nachrichtenpakete werden nun über<br />

das Netzwerk versandt und nach dem Erhalt vom Feldgerät<br />

ausgewertet. Anschließend wird im Feldgerät die<br />

gewünschte Maßnahme, also zum Beispiel die Parametrierung,<br />

ausgeführt. In umgekehrter Weise erfolgt eine<br />

Kommunikation vom Feldgerät zum Geräte-DTM. Dazu<br />

wertet der Kommunikations-DTM vom Feldgerät empfangene<br />

Nachrichtenpakete aus und erstellt daraus<br />

ebenfalls ein standardkonformes XML-Dokument, welches<br />

dem zugehörigen Geräte-DTM zur weiteren Behandlung<br />

(beispielsweise Visualisierung) zur Verfügung<br />

gestellt wird,<br />

Wenn die Netzwerkstruktur heterogen ausgeführt<br />

ist, müssen die Nachrichten auch systemübergreifend<br />

an verschiedene Busstandards angepasst werden. Diese<br />

Anpassung wird in der Rahmenapplikation über<br />

einen Gateway-DTM vorgenommen, der bedarfsweise<br />

zwischen Geräte-DTM und Kommunikations-DTM<br />

integriert wird. Der Gateway-DTM erhält von jedem<br />

zugeordneten Geräte-DTM ebenfalls ein XML-Dokument,<br />

welches nach dem Kommunikationsstandard<br />

des Bussystems aufgebaut ist, <strong>mit</strong> dem das zugeordnete<br />

Feldgerät arbeitet. Entsprechend der Aufgabe eines<br />

Gateways wird dieses Dokument in den Standard des<br />

an den Arbeitsplatzrechner angeschlossenen Bussystems<br />

konvertiert und an den Kommunikations-DTM<br />

zur weiteren Bearbeitung weitergereicht. Beim Transport<br />

der Nachrichten im Netzwerk werden diese von<br />

Gateways wiederum in den Busstandard des relevanten<br />

Feldgerätes umgesetzt.<br />

1.2 device Profile for <strong>Web</strong> services (dPWs)<br />

Die Technologie der <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> basiert auf dem Konzept<br />

der serviceorientierten Architektur (SOA). Darunter<br />

versteht man ein Konzept einer Softwarearchitektur<br />

im Bereich der verteilten Systeme auf einer abstrakten<br />

und da<strong>mit</strong> von der konkreten technischen Umsetzung<br />

losgelösten Ebene. Mit einer service-orientierten Architektur<br />

sollen Mechanismen zur Verfügung gestellt werden,<br />

um allgemeine Dienste im Netzwerk entweder<br />

suchen, nutzen oder auch anbieten zu können. Aufgrund<br />

der Loslösung von der konkreten technischen<br />

Umsetzung ist es unerheblich, welche Hardware, Software,<br />

Programmiersprache oder welches Betriebssystem<br />

bei den einzelnen Systemen zum Einsatz kommt.<br />

Der große Vorteil dieses Konzeptes: die Unabhängigkeit<br />

von der jeweiligen technischen Implementierung und<br />

eine Konzentration auf den betrachteten Prozess und<br />

die da<strong>mit</strong> verbundenen Dienste. Im Detail erfolgt die<br />

Spezifikation einer SOA durch die Festlegung der Kommunikation,<br />

die Beschreibung eines Dienstes und eines<br />

Verzeichnisdienstes.<br />

Eine Implementierung einer SOA ist durch die Einführung<br />

von <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> (WS) bereitgestellt worden.<br />

In Bild 3 (links) sind das Kommunikationsmodell und<br />

die verwendeten Technologien von <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> dargestellt.<br />

Die Architektur von <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> basiert auf einem<br />

Dienstanbieter, einem Dienstnutzer und einem Verzeichnisdienst.<br />

Zunächst müssen angebotene Dienste<br />

vom Dienstanbieter in einem Verzeichnisdienst veröffentlicht<br />

werden. Ein potenzieller Dienstnutzer kann im<br />

Verzeichnisdienst nach benötigten Diensten suchen. Zu<br />

jedem vorhandenen Dienst wird eine Beschreibung der<br />

Eigenschaften des Dienstes geliefert. Mit dieser Information<br />

ist es dem Dienstnutzer nun möglich, den gefundenen<br />

Dienst entsprechend der exakten Spezifikation beim<br />

Dienstanbieter anzufordern.<br />

Als standardisierter Verzeichnisdienst kommt das<br />

Universal Description, Discovery and Integration Protocol<br />

(UDDI) zum Einsatz. Diese Technologie beschreibt<br />

einen standardisierten Verzeichnisdienst für <strong>Web</strong> <strong>Services</strong>.<br />

Zur Beschreibung eines <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> wird als<br />

Standard die <strong>Web</strong> Service Description Language (WSDL)<br />

vorgegeben. Es handelt sich hierbei auch um eine Beschreibungssprache<br />

auf der Grundlage von XML-Dokumenten,<br />

die den Dienst, seine Funktionen und die Anbindungen<br />

an spezielle Nachrichtenprotokolle spezifizieren.<br />

Das Simple Object Access Protocol (SOAP) ist ein<br />

Nachrichtenformat für die Kommunikation über ein<br />

Transportprotokoll. Die zu übertragene Information ist<br />

auch hier in XML codiert.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

37


hauPTbeITraG<br />

Das Grundprinzip von <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> ist durch eine<br />

Modularität gekennzeichnet, die es erlaubt, verschiedene<br />

Spezifikationen, welche für ein bestimmtes Anwendungsgebiet<br />

gültig sind, nach einem Baukastenprinzip<br />

beliebig zusammenzusetzen, bei gleichzeitiger Gewährleistung<br />

der Interoperabilität.<br />

Um die Architektur der <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> auch auf Feldgeräteebene<br />

in der Automation nutzen zu können, wurde<br />

der Standard Device Profile for <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> (DPWS)<br />

eingeführt. Dieser Standard berücksichtigt die speziellen<br />

Anforderungen bei der Implementierung in verteilt<br />

angeordneten eingebetteten Systemen <strong>mit</strong> ihren eingeschränkten<br />

Ressourcen. Bei der Spezifikation dieses<br />

Profils wurde daher nur eine Teilmenge aus den bestehenden<br />

<strong>Web</strong> Service Spezifikationen berücksichtigt, die<br />

speziell für den genannten Einsatz in der Automatisierungstechnik<br />

von Bedeutung sind. Ergänzend wurden<br />

neue Festlegungen für die in der Automatisierungstechnik<br />

gegebenen Anforderungen aufgenommen, die bisher<br />

in der Spezifikation der <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> noch nicht vorgesehen<br />

waren.<br />

Im Detail sind abweichend vom Konzept der allgemeinen<br />

<strong>Web</strong> <strong>Services</strong> bei DPWS folgende Besonderheiten<br />

eingeführt worden:<br />

Discovery statt Verzeichnisdienst (WS-Discovery)<br />

Der zentrale Verzeichnisdienst wird durch ein „Discovery“<br />

ersetzt. Dabei handelt es sich um Mechanismen<br />

zum dynamischen Identifizieren von Geräten<br />

und deren angebotenen <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> (Bild 3,<br />

rechts). Zu Beginn wird eine Suchanfrage (Probe)<br />

nach einem bestimmten Dienst über eine Discovery-<br />

Nachricht in das Netzwerk ausgesendet (Multicast).<br />

Alle Geräte, die den gesuchten Dienst anbieten können,<br />

senden eine Antwort (Probe Match) an den<br />

Suchenden zurück. Dieser kann daraufhin eine Beschreibung<br />

des <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> in Form einer WSDL-<br />

Datei von den in Frage kommenden Dienstanbietern<br />

anfordern. Auf der Grundlage einer solchen Beschreibung<br />

kann der Dienstnutzer daraufhin jeden<br />

angebotenen Dienst nutzen. Ein weiteres wichtiges<br />

Funktionsmerkmal des „Discovery“ besteht darin,<br />

dass jeder Netzwerkteilnehmer dynamisch über<br />

hinzugefügte oder entfernte Geräte im Netzwerk<br />

informiert wird und dadurch die Integration von<br />

neuen Geräten in eine Maschine oder Anlage in<br />

einfacher Weise realisiert werden kann (Plug-and-<br />

Play-Prinzip).<br />

Erweiterung um ereignisbasierte Kommunikationsmechanismen<br />

(WS-Eventing)<br />

Es werden Ereignisdienste vorgesehen (Bild 4), die<br />

von einem Dienstnutzer abonniert werden können<br />

(Subscription). Eine Benachrichtigung erfolgt vom<br />

Dienstanbieter nur dann, wenn das spezielle Ereignis<br />

(Event) auch eintritt. Insbesondere bei sporadisch<br />

auftretenden Ereignissen wie zum Beispiel<br />

einer Grenzwertüberschreitung reduziert man da<strong>mit</strong><br />

den Datenverkehr im Vergleich zu einer ansonsten<br />

zyklisch benötigten Abfrage (Polling) erheblich.<br />

Bild 5 verdeutlicht das resultierende Schichtenmodell<br />

der DPWS-Architektur unter Einbeziehung der verschiedenen<br />

Spezifikationen. Ethernet beziehungsweise<br />

TCP/IP und UDP stellen dabei die Grundlage der Kommunikation<br />

in den unteren Schichten über das Nachrichtenprotokoll<br />

SOAP dar. In den darüberliegenden<br />

Schichten werden die bestehenden <strong>Web</strong>-Service-Spezifikationen<br />

für die Adressierung (WS-Addressing), die<br />

Sicherheitsmechanismen (WS-Security) und spezielle<br />

Nutzungsrichtlinien (WS-Policy) behandelt. Dies bildet<br />

die Basis für die bereits genannten Mechanismen (WS-<br />

Discovery, WS-Eventing) sowie den Austausch von Metadaten<br />

(WS-Transfer/WS-MetadataExchange).<br />

2. generische implementierung eines Prototypen<br />

Ein flexibles generisches Konzept zur Kombination der<br />

<strong>Web</strong>-Service-Technologie <strong>mit</strong> dem FDT/DTM-Standard<br />

zeigt Bild 6. Der prototypische Ansatz beinhaltet einen<br />

Kommunikations-DTM (CommDTM) und einem generischen<br />

Geräte-DTM (Device-DTM) für die Interaktion <strong>mit</strong><br />

einem <strong>Web</strong>-Service-fähigen Feldgerät.<br />

2.1 Kommunikation<br />

Über den Kommunikations-DTM wird der Datenaustausch<br />

<strong>mit</strong> <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> realisiert. Dabei stellt der<br />

Kommunikations-DTM jedem <strong>mit</strong> ihm verknüpften<br />

Geräte-DTM einen eigenen Kommunikationskanal<br />

(Channel) zur Verfügung. Aufgabe des Kommunikations-DTM<br />

ist zum einen die Ausführung der FDT-<br />

Kommunikation zu anderen Geräte-DTM und der Rahmenapplikation.<br />

Zum anderen wird über einen DPWS-<br />

Stack der Nachrichtenaustausch des Geräte-DTM über<br />

DPWS-Dienste (zum Beispiel dynamische Suche nach<br />

Geräten und Diensten und so weiter) ermöglicht. Dazu<br />

ist im Kommunikations-DTM ein Kommunikations-<br />

Manager vorgesehen, der die Verwaltung der Verbindungen<br />

zu den einzelnen Geräte-DTM übernimmt und<br />

die von den verknüpften Geräte-DTM abonnierten Ereignisse<br />

verwaltet beziehungsweise weiterleitet. Ferner<br />

fungiert der Kommunikations-Manager auch als eine<br />

einheitliche Anbindungschnittstelle für eine zentrale<br />

Integration des DPWS-Stacks.<br />

Dem DPWS-Stack obliegt dann die eigentliche Anbindung<br />

an die Hardware-Kommunikation im Netzwerk zur<br />

Ausführung der <strong>Web</strong> <strong>Services</strong>. Zur Implementierung<br />

wird das DPWS Core Toolkit der Open Source Initiative<br />

SOA4D [7] verwendet. Dieses Toolkit dient im Allgemeinen<br />

zur Generierung des Quellcode-Rahmens einer <strong>Web</strong>-<br />

Service-Schnittstelle für ein Feldgerät <strong>mit</strong>tels einer<br />

WSDL-Beschreibung. Dabei ist der Rahmen fest an den<br />

Funktionsumfang des Gerätes durch die WSDL gebunden.<br />

Nach der Generierung eines Stacks werden die gerätespezifischen<br />

Prozesse in die starre Kommunikationsstruktur<br />

des vorgefertigten Rahmens implementiert. Um<br />

eine dynamische, für FDT notwendige Kommunikationsstruktur<br />

zu erreichen, wird ausschließlich der generische<br />

Funktionsumfang genutzt, der wiederum vom<br />

Toolkit zur Verfügung gestellt wird.<br />

Wie bereits erwähnt, erfolgt die Kommunikation<br />

über die FDT-Schnittstelle über den Austausch standardisierter<br />

XML-Dokumente, deren Struktur und<br />

Inhalt in einem Annex für verschiedene Busprotokolle<br />

festgelegt und über die FDT-Organisation verabschiedet<br />

wurden. Da noch kein Annex für DPWS existiert,<br />

wird an dieser Stelle eine eigene Definition der<br />

Strukturen und der Inhalte der auszutauschenden<br />

38<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


iLD 4: Ereignisbasierte Kommunikation (Eventing)<br />

zur Reduzierung des Datenverkehrs im Netzwerk<br />

biLD 5: Schichtenmodell der DPWS-Architektur<br />

biLD 6:<br />

Übersicht des<br />

Systemkonzepts<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

39


hauPTbeITraG<br />

biLD 7:<br />

Prototypischer<br />

Demonstrator<br />

<strong>mit</strong> <strong>Web</strong> Service<br />

Nachrichten unter Berücksichtung bereits existierender<br />

Annexe und der vorgegebenen Grundstruktur des<br />

FDT-Standards vorgenommen.<br />

2.2 generischer device Type Manager<br />

Um ein beliebiges Feldgerät via <strong>Web</strong>-Service-Interface<br />

ansprechen und verwenden zu können, wird ein Geräte-DTM<br />

<strong>mit</strong> universeller Funktionalität benötigt. Unter<br />

Verwendung einer Beschreibung in WSDL wird ein generisches<br />

Verhalten erreicht, sodass alle verfügbaren<br />

Dienste von Feldgeräten dem Anwender zugänglich gemacht<br />

werden.<br />

Um dieses generische Verhalten zu erreichen, muss<br />

dem Geräte-DTM zu Beginn <strong>mit</strong>geteilt werden, wo eine<br />

solche WSDL-Datei für die im Netzwerk erreichbaren<br />

Feldgeräte zu finden ist. Anschließend wird diese Gerätebeschreibung<br />

analysiert und eine Liste der verfügbaren<br />

Dienste erstellt. In einer grafischen Benutzerschnittstelle<br />

(GUI) wird dazu in einem Auswahlmenü „Service<br />

Management“ diese Liste der zur Verfügung stehenden<br />

Dienste zur Auswahl angezeigt. Nach Auswahl eines<br />

Dienstes wird entsprechend der Nachrichtenart auf den<br />

Bereich Exchange Management für den synchronen oder<br />

Event Management für ereignisbasierten Datenaustausch<br />

weitergeleitet. In diesen beiden Bereichen werden bedarfsweise<br />

weitere Einstellungsmöglichkeiten für die<br />

Nutzung des Dienstes abgefragt. Eine sinnvolle editierbare<br />

Vorbelegung kann dabei den Eingabeaufwand des<br />

Anwenders reduzieren.<br />

Ein generisches Geräte-Management ermöglicht das<br />

flexible Anlegen und dauerhafte Speichern von diversen<br />

Geräteprofilen. Ein einzelnes Profil enthält die nötige<br />

Information, um ein Gerät eindeutig im Netzwerk ansprechen<br />

zu können. Zusätzlich kann im Profil der Speicherort<br />

der WSDL-Datei hinterlegt werden. Durch das<br />

Geräte-Management kann der Geräte-DTM effizient für<br />

unterschiedliche Geräte adaptiert werden.<br />

Bei einem solchen Konzept ist es möglich, ein Geräte-DTM<br />

generieren zu lassen, bei welchem der Hersteller<br />

nur die Benutzeroberfläche an die Dienste des entwickelten<br />

Gerätes anpassen muss, die durch die Analyse<br />

der WSDL-Datei angeboten werden. Der Vorteil<br />

hierbei für den Hersteller ist eine schnelle und einfache<br />

Erstellung von gerätespezifischen DTM, ohne dabei<br />

tiefgreifendes Fachwissen im Bereich FDT/DTM<br />

zu benötigen. Ferner kann die Oberfläche ohne großen<br />

Aufwand an kundenspezifische Anforderungen oder<br />

direkt vom Kunden selbst individuell angepasst werden.<br />

Denkbar ist <strong>mit</strong> diesem Konzept, dass neben der<br />

Gerätebeschreibung auch die Information zur Beschreibung<br />

der Benutzeroberfläche direkt im Gerät<br />

oder an einem zentralem Ort abgelegt wird. Da<strong>mit</strong><br />

würde sich die Möglichkeit ergeben, nur <strong>mit</strong> einem<br />

einzigen universellen Geräte-DTM alle Feldgeräte konfigurieren<br />

zu können, ohne dass Abstriche bei den<br />

individuellen Benutzeroberflächen der verschiedenen<br />

Geräte gemacht werden müssen.<br />

2.3 Prototypischer demonstrator<br />

Der Aufbau des prototypischen Demonstrators (Bild 7)<br />

besteht aus einem Arbeitsplatzrechner, auf welchem<br />

eine FDT-Rahmenapplikation <strong>mit</strong> den erstellten Softwarekomponenten<br />

(DTM) installiert ist. Das Netzwerk<br />

wird in einer Minimalkonfiguration durch einen Switch<br />

implementiert. Als Feldgeräte stehen mehrere intelligente<br />

Ein-/Ausgabe-Module (Advantys STB von Schneider<br />

Electric) zur Verfügung. Die Module sind für diese<br />

Anwendung <strong>mit</strong> einer prototypisch implementierten<br />

Kommunikationsschnittstelle für Device Profile for <strong>Web</strong><br />

Service (DPWS) ausgestattet. Zusätzlich ist es möglich,<br />

über weitere PC-Systeme den Demonstrator um virtuelle<br />

Testgeräte zu erweitern.<br />

In Verbindung <strong>mit</strong> den dezentralen Feldgeräten können<br />

hier vorhandene Dienste (zum Beispiel Abfragen von binären<br />

Eingängen und Setzen von binären Ausgängen)<br />

zunächst per WS-Discovery erkundet und anschließend<br />

angewandt werden. Ferner können auch Events (beispielsweise<br />

die Änderung des Signalwertes am binären<br />

40<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


Eingang) vom Feldgerät abonniert werden. Gerade diese<br />

Möglichkeit ist für automatisierungstechnische Anwendungen<br />

von Bedeutung, da die Information über das Ereignis<br />

un<strong>mit</strong>telbar bei gleichzeitiger Minimierung des<br />

Kommunikationsaufwandes übertragen werden kann.<br />

3. ZusaMMenFassung und ausblicK<br />

FDT ist ein wichtiger Standard in der Automatisierungstechnik,<br />

der die gleichzeitige Integration von Geräten an<br />

unterschiedlichen Feldbussen und von verschiedenen<br />

Herstellern erlaubt. Im Rahmen einer Kooperation zwischen<br />

der Hochschule Aschaffenburg und Schneider<br />

Electric wurde in einer Masterarbeit das vorgestellte generische<br />

Konzept unter Einbeziehung der <strong>Web</strong>-Service-<br />

Technologie entwickelt. Dieses knüpft an die bestehenden<br />

Standards an und erlaubt gerade durch den stetigen Übergang<br />

vom herkömmlichen Feldbus zur Ethernet-basierten<br />

Kommunikation in Automatisierungssystemen eine einfachere<br />

Integration in IT-Systeme.<br />

Zur Zeit wird die nächste Version der FDT-Spezifikation,<br />

FDT 2, unter Nutzung neuer Technologien wie<br />

Microsoft .NET erstellt. Dabei stehen auch die Vereinfachung<br />

und Optimierung des bisherigen Standards<br />

unter Berücksichtigung der Erfahrungen der letzten<br />

Jahre im Fokus. Hauptbestandteil der neuen Spezifikation<br />

ist dabei der Umstieg von COM und ActiveX basierten<br />

DTM auf die .NET und WCF (Windows Commu-<br />

nication Foundation) Technologie. Mit dem zukünftigen<br />

auf .NET basierenden FDT-Standard und der da<strong>mit</strong> einhergehenden<br />

Unterstützung von <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> wird die<br />

Umsetzung von DTM, die <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> nutzen, weiter<br />

erleichtert.<br />

ManuSKrIPTeInGanG<br />

17.08.2010<br />

reFerenzen<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

[1] Simon, r..: Field Device Tool - FDT. oldenbourg Wissenschaftsverlag,<br />

München 2005<br />

[2] Melzer, I.: Service-orientierte architekturen <strong>mit</strong> <strong>Web</strong> <strong>Services</strong>: Konzepte<br />

- Standards - Praxis. Spektrum akademischer Verlag, heidelberg 2008<br />

[3] Francois, J., Mensch a., S<strong>mit</strong> h..: Service-oriented Device Communications<br />

using the Devices Profile for <strong>Web</strong> <strong>Services</strong>. Ieee – aInaW ‚07. 21st International<br />

Conference, Mai 2007<br />

[4] FDT Joint Interest Group Guideline: FDT Inteface Specification Version 1.2.1,<br />

März 2005. http://www.fdtgroup.org/de/documents/technical-documents.html<br />

[5] W3C Working Group note: <strong>Web</strong> Service architecture, Februar 2004.<br />

http://www.w3.org/Tr/ws-arch/<br />

[6] o a SIS Standard: Device Profile for <strong>Web</strong> <strong>Services</strong> Version 1.1, Juli 2009.<br />

http://docs.oasis-open.org/ws-dd/dpws/wsdd-dpws-1.1-spec.html<br />

[7] Soa4D (Service-oriented architecture for Devices) open-Source Initiative.<br />

http://www.soa4d.org<br />

auToren<br />

DiPL.-inG. (FH) MiCHAEL HARniSCHFEGER,<br />

M. EnG. (geb. 1985), hat an der Hochschule<br />

Aschaffenburg im Rahmen des Masterstudiengangs<br />

Elektro- und Informationstechnik in Kooperation<br />

<strong>mit</strong> der Firma Schneider Electric Automation seine<br />

Master-Thesis zum Thema Geräteintegrations- und<br />

<strong>Web</strong>-Technologien erstellt.<br />

Schneider Electric Automation GmbH,<br />

Steinheimer Straße 117, D-63500 Seligenstadt,<br />

Tel. +49 (0) 6182 81 24 40,<br />

E-Mail: michael.harnischfeger@de.schneider-electric.com<br />

PROF. DR.-inG. PETER FiSCHER (geb. 1963) vertritt<br />

an der Hochschule Aschaffenburg in der Fakultät<br />

Ingenieurwissenschaften die Fachgebiete Automatisierungstechnik<br />

und Prozessdatenverarbeitung.<br />

Die Schwerpunkte seiner Arbeiten liegen in der<br />

Anwendung eingebetteter Systeme für automatisierungstechnische<br />

Aufgabenstellungen sowie in<br />

deren übergeordneten Integration in vernetzten<br />

Systemen.<br />

Hochschule Aschaffenburg,<br />

Würzburger Str. 45, D-63743 Aschaffenburg,<br />

Tel. +49 (0) 6021 31 48 93,<br />

E-Mail: peter.fischer@h-ab.de<br />

DiPL.-inG. (Tu) RALF nEubERT (geb. 1970), Director System<br />

Architectures and Interoperability bei der Schneider Electric<br />

Automation GmbH in Seligenstadt, ist im Unternehmensbereich<br />

Industrie für Kommunikationsschnittstellen der Automatisierung,<br />

für System-Architekturen und Interoperabilität zuständig. Im<br />

Rahmen des EcoStruxure-Programmes im gesamten Schneider-<br />

Electric-Konzern betreibt er die Definition und Einführung von<br />

Service-orientierten Architekturen (SOA) und <strong>Web</strong>-Service-basierten<br />

Schnittstellen für Lösungen zwischen verschiedenen Geschäftsfeldern<br />

Industrie, Gebäudeautomation, Energieverteilung und IT.<br />

Schneider Electric Automation GmbH,<br />

Steinheimer Straße 117, D-63500 Seligenstadt,<br />

Tel: +49 (0) 6182 81 2521,<br />

E-Mail: ralf.neubert@de.schneider-electric.com<br />

DiPL.-inG. (FH) JÖRG KniERRiEM (geb. 1974), Senior Developer/<br />

Technical Architect bei der Schneider Electric Automation GmbH in<br />

Seligenstadt. Die Schwerpunkte seiner Arbeiten liegen im Erstellen<br />

von Architekturen für die Geräteintegration in Automatisierungssysteme<br />

von Schneider Electric und die Mitarbeit in Standardisierungsgremien<br />

wie zum Beispiel FDT/DTM für die Geräteintegration.<br />

Schneider Electric Automation GmbH,<br />

Steinheimer Straße 117, D-63500 Seligenstadt,<br />

Tel: +49 (0) 6182 81 21 40,<br />

E-Mail: joerg.knierriem@de.schneider-electric.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

41


HAUPtbEItrAG<br />

Plug-and-Play-Visualisierung<br />

für flexible Automation<br />

Generierung grafischer Benutzeroberflächen<br />

Die Erstellung grafischer Benutzeroberflächen für flexible Automatisierungssysteme ist<br />

ein zeitaufwendiger und kostenintensiver Prozess. Geräteintegrationstechnologien wie<br />

EDDL und FDT/DTM bieten bereits eine erste Hilfestellung zur Integration unterschiedlicher<br />

automatisierungstechnischer Komponenten in einen bestehenden Anlagenverbund<br />

und zur Erstellung einer initialen Visualisierung. Dies ist jedoch häufig von Einschränkungen<br />

geprägt. Der Beitrag beschreibt einen Ansatz, der eine weitgehend plattformunabhängige<br />

Plug-and-Play-Geräteintegration und eine darauf basierende automatisierte<br />

Generierung grafischer Benutzeroberflächen ermöglicht.<br />

SCHLAGWÖRTER Plug-and-Play-Geräteintegration / Maschinenvisualisierungen / HMI /<br />

Anlagen-<strong>Engineering</strong><br />

Plug and Play Visualization for Flexible Automation –<br />

Generation of Graphical User Interfaces<br />

Development of graphical user interfaces for flexible automation systems is a tedious and<br />

pricy process. Device integration technologies such as EDDL and FDT/DTM help to integrate<br />

field devices into an existing plant and to create an initial graphical user interface.<br />

But they undergo several restrictions. The paper describes an approach for extensively<br />

platform-independent field device integration and a subsequent automated generation of<br />

graphical user interfaces.<br />

KEYWORDS Plug-and-Play-Device-Integration / Graphical User Interfaces /<br />

Manufacturing Systems <strong>Engineering</strong><br />

42<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


C. BRECHER, D. KOLSTER, W. HERfS, rWtH Aachen<br />

S. JEnSEn, M. PLEßOW, Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e. V.<br />

Die Forderung, einmal entwickelte mechatronische<br />

Komponenten wiederzuverwenden, und<br />

die Möglichkeit, diese flexibel <strong>mit</strong>einander zu<br />

kombinieren, hat zu einer verstärkten Modularisierung<br />

von Produktionsanlagen geführt. Die<br />

Komponenten, speziell Sensoren und Aktoren, müssen<br />

hierfür möglichst reibungslos in das Gesamtsystem integriert<br />

werden. Dabei gestaltet sich insbesondere die<br />

spezifische Integration von Drittanbieter-Komponenten<br />

oftmals aufwendig.<br />

Die Inbetriebnahme komplexer Produktionsanlagen<br />

ist daher primär durch den Zeitaufwand zur Projektierung<br />

und zum Test der geforderten Funktionalität im Zusammenspiel<br />

<strong>mit</strong> ihren mechatronischen Komponenten<br />

bestimmt. Dazu zählt auch die Erstellung einer Mensch-<br />

Maschine-Schnittstelle (HMI/Anlagenvisualisierung)<br />

und deren Integration in übergeordnete Systeme zu Überwachungs-<br />

und Steuerungszwecken. Die Erstellung einer<br />

adäquaten Erstvisualisierung zur Inbetriebnahme einer<br />

Anlage ist für den Anlagenbauer und für den Komponentenhersteller<br />

eine zeit- und kostenintensive Aufgabe. Änderungen<br />

der Anlagentopologie haben gleichzeitig eine<br />

manuelle Anpassung der grafischen Benutzerschnittstelle<br />

zur Folge. Die dadurch verursachten Kosten zur Erstellung<br />

der Visualisierung/HMI machen nicht selten 20%<br />

der Gesamtkosten einer Automatisierungslösung aus [2].<br />

Zielsetzung einer Plug-and-Play-<br />

Maschinenvisualisierung<br />

Im Sinne der Kostenreduktion und Zeiteinsparung wäre<br />

ein Verfahren zur Inbetriebnahme von mechatronischen<br />

Komponenten optimal, das den aus der Informationstechnologie<br />

bekannten Ansätzen des Plug-and-Play folgt, und<br />

zur Kostenreduzierung durch geringeren Arbeitsaufwand<br />

für Anlagenbauer beziehungsweise Anlagenbetreiber beiträgt.<br />

Hierbei müssen neue Geräte automatisch identifiziert<br />

und deren Gerätefunktionen dem Benutzer zur Verfügung<br />

gestellt werden. Die Gerätefunktionen müssen<br />

unter anderem einer Spezifikation (zum Beispiel UPnP[1])<br />

genügen und sollten im internen Speicher des Geräts abgelegt<br />

werden. Für die Automatisierungstechnik müsste<br />

ein solches Verfahren zusätzlich für die automatische<br />

Bereitstellung einer funktionsfähigen Gerätevisualisierung<br />

zur Anlagensteuerung und -überwachung beim Anschluss<br />

eines Geräts sorgen.<br />

Anforderungen an ein Plug-and-Play-System<br />

Um ein solches Verfahren in der Automatisierungstechnik<br />

umsetzen zu können, wurden Anforderungen an die<br />

zu integrierenden Komponenten formuliert. Diese konnten<br />

bereits im Wesentlichen aus verfügbaren Plug-and-<br />

Play-Verfahren abgeleitet werden:<br />

Neu angeschlossene Geräte müssen automatisch<br />

erkennbar und eindeutig identifizierbar sein.<br />

Für jedes Gerät müssen die seinen Funktionen<br />

zugeordneten Signale beschrieben werden.<br />

Auf Gerätesignale muss auf elektronischem Wege<br />

ein Zugriff realisierbar sein.<br />

Für jedes Gerät muss eine maschinenlesbare<br />

Beschreibung einer Visualisierung seiner Signale<br />

verfügbar sein.<br />

Die letzte Anforderung geht über die heutigen Funktionen<br />

verfügbarer Plug-and-Play-Verfahren hinaus. Sie bildet<br />

die Grundlage dafür, dass eine Visualisierung für die Anlage<br />

und die angeschlossenen Geräte in Abhängigkeit von<br />

der konkreten Anlagenkonfiguration automatisch erzeugt<br />

und bereitgestellt werden kann.<br />

Konzept zur Umsetzung einer<br />

Plug-and-Play-Visualisierung<br />

Die genannten Anforderungen sollen das automatische<br />

Erkennen von Topologie-Änderungen und die Extraktion<br />

von Geräteinformationen aus angeschlossenen Komponenten<br />

ermöglichen. Dabei müssen die Geräteinformationen<br />

in einer Form vorliegen, die eine automatische Integration<br />

der Gerätefunktionalität und der Gerätevisualisierung<br />

zulässt. Diese Form der Geräteinformationen wird<br />

hier als Erweiterte Elektronische Gerätebeschreibung<br />

(EEDD) bezeichnet, da sie gegenüber üblichen Gerätebeschreibungen<br />

die Möglichkeiten zur Visualisierungsbe-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

43


HAUPtbEItrAG<br />

schreibung deutlich erweitert. Für die Integration der<br />

Gerätefunktionen und Gerätevisualisierungen unter Verwendung<br />

der in der EEDD enthaltenen Informationen<br />

werden spezielle Softwarekomponenten benötigt.<br />

In Bild 1 sind die Bestandteile des Integrationskonzeptes<br />

sowie verschiedene Aktivitäten und Kommunikationswege<br />

dargestellt (vergleiche auch [14]).<br />

Automatisierungstechnische Geräte stellen eine Erweiterte<br />

Elektronische Gerätebeschreibung (EEDD) für sich<br />

oder andere Geräte bereit (1). Wird ein neu angeschlossenes<br />

Gerät erkannt, so wird die EEDD automatisch extrahiert.<br />

Alternativ kann die EEDD von einem Zweitgerät oder einer<br />

zentralen Datenbank bereitgestellt werden. Steht keine Gerätebeschreibung<br />

zur Verfügung, wird das Gerät für eine<br />

manuelle Integration vorgemerkt. Aus der EEDD werden<br />

Informationen über das Gerät in das Maschineninformationsmodell<br />

(MiM) übernommen (2). Das MiM dient zum<br />

einen der Geräteverwaltung, zum anderen bindet es die<br />

Gerätesignale über verschiedene Kommunikationsprotokolle<br />

an (3). Dies erzeugt eine einheitliche Kommunikationsschnittstelle<br />

gegenüber der Visualisierung, sodass diese<br />

nur über eine Prozesskopplung <strong>mit</strong> dem Maschineninformationsmodell<br />

kommuniziert (4). Die Beschreibung der<br />

Gerätevisualisierung kann ebenfalls aus der EEDD entnommen<br />

werden (5). Diese enthält sowohl strukturelle Informationen<br />

über die Gerätevisualisierung als auch wiederverwendbare<br />

Visualisierungselemente inklusive Schnittstellendefinitionen.<br />

Im Visualisierungsmodell (ViM) sind<br />

diese Informationen strukturell abgebildet. Durch Modifikation<br />

des Modells kann die Anlagenvisualisierung an<br />

konkrete Anforderungen angepasst werden (6). Das Visualisierungsmodell<br />

ist nicht an eine spezifische Technologie<br />

gekoppelt. Durch die Transformation des ViM auf die Zielplattform<br />

entsteht eine lauffähige Visualisierung (7).<br />

1. Modellzentrierte integration<br />

Die Geräteintegration erfolgt, wie in Bild 1 dargestellt,<br />

unter Verwendung der zwei Modelle: des Maschineninformationsmodells<br />

(MiM) und des Visualisierungsmodells<br />

(ViM). Das MiM stellt serverseitig die datentechnische<br />

Struktur zur Haltung und Interaktion von und <strong>mit</strong><br />

maschinenbezogenen Daten dar, insbesondere <strong>mit</strong> Gerätedaten/Gerätesignalen<br />

und Geräte-Proxies (vergleichbar<br />

zum Ansatz von [11]).<br />

Letztere sind ein zentraler Bestandteil des MiM. Geräte-Proxies<br />

sind virtuelle Stellvertreter einer realen Komponente<br />

und letztlich für die Kommunikation verantwortlich.<br />

Geräte-Proxies werden unter Verwendung von<br />

Gerätedaten, Gerätetyp, Gerätefunktionalität (realisiert<br />

über die Gerätesignale) sowie Kommunikationseigenschaften<br />

(zu verwendendes Protokoll) konfiguriert.<br />

Über eine Datenabstraktionsschicht erhalten Geräte-<br />

Proxies die Möglichkeit, <strong>mit</strong>tels der Prozesskopplung eine<br />

für sie einheitliche Schnittstelle zur Kommunikation <strong>mit</strong><br />

BILD 1:<br />

Software bestandteile<br />

des Integrationskonzepts<br />

BILD 2: Die<br />

Prozesskopplung<br />

als einheitliche<br />

Kommunikationsschnittstelle<br />

44<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


ihren realen Feldgeräten durchzuführen. Als Parameter<br />

müssen nur der Empfänger (eine ID-Angabe aus der EEDD)<br />

sowie das abzufragende beziehungsweise zu schreibende<br />

Gerätesignal über ein definiertes Kommunikationsprotokoll<br />

zum Zielserver/Zielgerät angegeben werden. Insofern<br />

kapselt die Prozesskopplung die gerätespezifische Kommunikation<br />

gegenüber dem restlichen System gemäß Bild 2.<br />

Das Maschineninformationsmodell dient während des<br />

gesamten Anlagenbetriebs als Kommunikationsschnittstelle<br />

zwischen der Visualisierung und den Anlagenkomponenten<br />

sowie zur Geräteverwaltung.<br />

Das Ziel des entwickelten Visualisierungskonzeptes<br />

ist eine automatisch bereitgestellte Gesamtvisualisierung,<br />

die sich aus den Visualisierungen der Komponenenten<br />

zusammensetzt. Hierbei werden spezielle Visualisierungselemente,<br />

Stadgets (von State und Widget)<br />

verwendet. Stadgets sind spezielle dynamische Visualisierungselemente,<br />

die sich über das MiM <strong>mit</strong> Gerätesignalen<br />

koppeln lassen. Im Gegensatz zu anderen Visualisierungssystemen<br />

handelt es sich hierbei nicht um einen<br />

vordefinierten Satz von Visualisierungselementen,<br />

sondern um einen Ansatz zur Definition beliebiger neuer<br />

Visualisierungselemente. Dies ermöglicht es, Visualisierungselemente<br />

<strong>mit</strong> speziellen Visualisierungseigenschaften<br />

für Geräte bereitzustellen. Durch die Definition<br />

verschiedener Schnittstellen für Signalbindung, Konfiguration<br />

und Stilisierung wird die Wiederverwendbarkeit<br />

der Stadgets sichergestellt (siehe Bild 3).<br />

Die Struktur der Stadgets ist komplexer als in Bild 3<br />

dargestellt, da sie sämtliche Eigenschaften, die in Visualisierungselementen<br />

eine Rolle spielen, aufnehmen muss.<br />

Hierzu gehören zum Beispiel auch Transformationen wie<br />

Größenänderung oder Rotation. Diese Herangehensweise<br />

soll Visualisierungen <strong>mit</strong> einer Komplexität wie bei FDT/<br />

DTM [13] ermöglichen, wobei die Beschreibung der Elemente<br />

jedoch rein textuell erfolgen soll. Um trotzdem eine<br />

Anpassung der Visualisierung zu bieten, wird die Visualisierungsstruktur<br />

(Aufbau der Benutzungsoberfläche)<br />

von den Stadgets (verwendete Elemente in der Oberfläche)<br />

getrennt. So<strong>mit</strong> lässt sich die Visualisierungsstruktur in<br />

einem Modell – dem Visualisierungsmodell (ViM) – abbilden.<br />

Das ViM dient der Integration der verschiedenen<br />

Gerätevisualisierungen in eine Gesamtvisualisierung. Die<br />

dabei entstehende Gesamtvisualisierungsstruktur, also<br />

der Grobaufbau der gesamten Visualisierung, sowie die<br />

Auswahl und Konfiguration von Stadgets kann unter Verwendung<br />

des ViM angepasst werden. Die Visualisierungsstruktur<br />

wird während der Visualisierungsintegration als<br />

Teil des Visualisierungsmodells abgebildet, die Visualisierungselemente<br />

hingegen nur referenziert und parametriert<br />

(vergleiche Bild 4).<br />

Die Möglichkeiten der Anpassung ähneln denen verfügbarer<br />

Visualisierungssysteme. Der wesentliche Unterschied<br />

des ViM im hier vorgestellten Ansatz ist der Umfang an<br />

verfügbaren Visualisierungselementen. Dieser variiert in<br />

Abhängigkeit zu den angeschlossenen Geräten. Weiterhin<br />

Stadget<br />

KonfigurationsInterface StyleInterface SignalInterface<br />

BILD 3:<br />

Schnittstellen zur<br />

Anpassung von<br />

Visualisierungselementen<br />

Visualisierung<br />

Visualisierungsseite<br />

Visualisierungselement<br />

definiert<br />

Parameter<br />

Stadget<br />

deklariert<br />

Visualisierungsstrukturelement<br />

BILD 4:<br />

Struktur der<br />

Visualisierung<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

45


HAUPtbEItrAG<br />

Visualisierungsseitenbeschreibung<br />

verweist auf<br />

StadgetReferenz<br />

verweist auf<br />

StadgetFactory<br />

BindungsBeschreibung<br />

Stadget<br />

erzeugt<br />

BindungsDefinition<br />

MiM<br />

SignalInterface<br />

konfiguriert<br />

SignalBindung<br />

GeräteProxy<br />

StadgetPort<br />

GeräteSignal<br />

BILD 5: Bindung der Visualisierung an Gerätesignale<br />

Feldgeräte Server Client<br />

Hersteller a<br />

Hersteller B<br />

Hersteller C<br />

eedd<br />

iP adresse<br />

BootP<br />

request<br />

Clientliste<br />

prüfen<br />

lookup-<br />

Service<br />

FtP<br />

iP, Status<br />

erzeugt HMi<br />

dateien auf<br />

emsa-<br />

Server<br />

<strong>Web</strong>server<br />

aktualisiert<br />

Visualisierung<br />

registrierung für<br />

gerätesignale<br />

Socktes<br />

(geräteid, Status)<br />

Viewer<br />

lädt HMi<br />

daten von<br />

BILD 6: Übersicht der Gesamtarchitektur<br />

BILD 7: Automatische<br />

Generierung einer initialen<br />

Visualisierung<br />

46<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


werden im Visualisierungsmodell Navigationsbeziehungen<br />

zwischen Teilvisualisierungen (Sichten) definiert.<br />

Das Visualisierungsmodell dient als Ausgangspunkt für<br />

die Visualisierungserzeugung. Unter Nutzung plattformspezifischer<br />

Transformationsvorschriften kann das ViM in<br />

eine konkrete Visualisierung überführt werden. Das ViM<br />

wird demnach nur während der Geräteintegration (Visualisierungsintegration)<br />

und für Visualisierungsanpassungen<br />

benötigt, nicht aber für den Anlagenbetrieb. Die Kombination<br />

der Daten aus MiM und ViM beschreibt demnach gerätespezifische<br />

Kommunikationseinheiten sowie deren<br />

Visualisierung. Es werden gegenwärtig keine Informationen<br />

über Beziehungen der Geräte zueinander abgebildet.<br />

2. die erWeiterte geräteBeSCHreiBung<br />

Für die automatische Geräteintegration wurde die EEDD<br />

definiert. Sie beinhaltet zunächst die von anderen Technologien<br />

(zum Beispiel EDDL [3]) bekannte eigentliche Gerätebeschreibung.<br />

Um eine automatische Visualisierungsintegration<br />

zu ermöglichen, muss die erweiterte Gerätebeschreibung<br />

Informationen über gerätespezifische Visualisierungen<br />

enthalten. Diese sollen unabhängig von der ursprünglichen<br />

Gerätebeschreibung sein. Für die automatische Kopplung<br />

von Gerätesignalen und Visualisierungselementen werden<br />

weitere Informationen benötigt. Die erweiterte Gerätebeschreibung<br />

besteht so<strong>mit</strong> aus drei Elementen:<br />

der Beschreibung von Geräteeigenschaften<br />

(für das MiM)<br />

der Beschreibung der Visualisierung (für das ViM)<br />

einer Definition der Bindung zwischen Gerätesignalen<br />

und Visualisierungselementen<br />

Gerätebeschreibung<br />

Das Kernelement der EEDD bildet die eigentliche Gerätebeschreibung<br />

<strong>mit</strong> folgenden minimalen Bestandteilen:<br />

das für den Signalzugriff zu verwendende Protokoll<br />

(zum Beispiel OPC [4])<br />

eine Signaladresse (Hardware IO), die verwendet<br />

wird, um über das definierte Protokoll ein Auslesen<br />

oder Schreiben des Signals zu erreichen<br />

die Signalrichtung (Input oder Output)<br />

Signalname/ID<br />

der Datentyp des Signals<br />

textuelle Beschreibung des Signals für<br />

Visualisierungszwecke<br />

ein eindeutiger Geräteidentifikator<br />

(beispielsweise die MAC-Adresse)<br />

Visualisierungsbeschreibung<br />

Die Gerätevisualisierung, also der Teil der Gesamtvisualisierung,<br />

der sich <strong>mit</strong> der Anzeige und Steuerung einer<br />

speziellen Komponente befasst, soll in einer technologieneutralen<br />

und erweiterbaren Form auf dem Gerät abgelegt<br />

werden. Als Erweiterbarkeit wird hier die Möglichkeit verstanden,<br />

dass ein Gerät in der Visualisierungsbeschreibung<br />

neue Visualisierungselemente definieren kann (Stadgets).<br />

Diese lassen sich in das Visualisierungssystem integrieren<br />

und auch in anderen Teilen der Gesamtvisualisierung verwenden.<br />

Die Trennung zwischen Visualisierungsstruktur<br />

und Visualisierungselementen (Stadgets) im Modell schlägt<br />

sich auch in der Visualisierungsbeschreibung nieder. Die<br />

Beschreibung der Visualisierungsstruktur kann als Serialisierung<br />

des ViM verstanden werden. Die Stagdets werden<br />

in jeweils eigenen Dateien vorgehalten.<br />

Bindungsbeschreibung<br />

Die Bindungsbeschreibung definiert die Kopplung zwischen<br />

einem Stadget und einer Menge von Signalen, das<br />

heißt die Ports (Signalschnittstellen) der Stadgets werden<br />

<strong>mit</strong> den Geräte-Proxies im Maschineninformationsmodell<br />

verbunden (vergleiche Bild 5).<br />

3. Validierung Mit deM deMonStrator<br />

An den Forschungseinrichtungen wurde jeweils ein Demonstrator<br />

entwickelt. Der Aufbau des Werkzeugmaschinenlabors<br />

(WZL) der RWTH Aachen besteht aus zwei<br />

Rollentischen <strong>mit</strong> je zwei SPS-Steuerungen und einem<br />

dazugehörigen Bluetooth Access-Point. Dabei verwaltet<br />

je eine SPS die Sensorik, die andere die Aktorik. Dies ist<br />

dadurch begründet, dass künftig mehr Komponenten über<br />

einen eigenen <strong>Web</strong>server verfügen könnten, über den sie<br />

ihre EEDD dem Anlagenverbund zur Verfügung stellen.<br />

Die Kommunikation zwischen allen Teilnehmern (Visualisierungsclients<br />

als PDA und IPC, Server und SPS) erfolgt<br />

über das Bluetooth-Netzwerk.<br />

Die Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik<br />

(GFaI) entwickelte einen Demonstrator im Bereich Gebäudeautomatisierung.<br />

Dort kamen neben Kompakt-SPS auch<br />

ein Embedded System und eine <strong>Web</strong>cam <strong>mit</strong> integriertem<br />

<strong>Web</strong>server zum Einsatz, um unter anderem die Bereitstellung<br />

von EEDD durch Zweitgeräte zu demonstrieren.<br />

Bei beiden Demonstratoren erfolgte die Gerätebeschreibung<br />

unter Verwendung der Field Device Configuration<br />

Markup Language (FDCML) [5]. Die Visualisierungsstruktur<br />

wurde <strong>mit</strong> XUL (XML User Interface Language)<br />

[8] abgebildet, die Visualisierungselemente <strong>mit</strong> Skalierbaren<br />

Vektorgrafiken (SVG) [9] unter Verwendung der<br />

XBL (XML Binding Language) [10].<br />

Bild 6 gibt einen Überblick über die Architektur sowie<br />

den Signalfluss innerhalb der Demonstratoren: Komponenten<br />

melden sich <strong>mit</strong>tels BootP-Protokoll bei einem Lookup-<br />

Service und erhalten eine IP-Adresse zugewiesen.<br />

Die aktuellen Teilnehmerinformationen werden an<br />

den zentralen Server über<strong>mit</strong>telt, der die EEDD-Daten<br />

der dezentralen Geräte <strong>mit</strong>tels FTP-Protokoll bezieht.<br />

Lokal extrahiert werden die Geräteinformationen (Geräte-<br />

und Visualisierungsdaten) auf einem <strong>Web</strong>server für<br />

Clients (hier auf Mozilla-Technologie basierend) bereitgestellt.<br />

Diese können sich beim Server anmelden und<br />

werden über Topologieänderungen informiert. Die erforderlichen<br />

Visualisierungs- und Prozessdaten erhalten sie<br />

über HTTP/Ajax-Anfragen [15,16] von dem <strong>Web</strong>server.<br />

Bild 7 veranschaulicht die Funktionsweise der Generierung<br />

einer initialen Visualisierung. Änderungen der<br />

Anlagentopologie werden von dem System erkannt (A).<br />

Je nach erfolgter Änderung manifestiert sich diese automatisch<br />

in einer veränderten Maschinenvisualisierung.<br />

Das zuvor leere Hauptmenü zeigt ein Interaktions-Icon<br />

zur neu gefundenen Komponente an (B). Eine Interaktion<br />

<strong>mit</strong> dem neuen Icon startet die automatisiert hinterlegte<br />

Steuerungsfunktionalität (C). Es entstehen demnach keine<br />

leeren Grafikgerüste. Grafische Interaktionselemente<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

47


HAUPtbEItrAG<br />

sind nach Erzeugung direkt <strong>mit</strong> der ihnen zugewiesenen<br />

Funktionalität ihrer Komponente verknüpft. Darüber<br />

hinaus sind Prozessdaten ebenfalls direkt im Stadget<br />

verankert und werden zur Laufzeit visualisiert (D).<br />

4. zuSaMMenFaSSung und auSBliCk<br />

Es wurden Ansätze vorgestellt, die eine generelle Machbarkeit<br />

einer weitgehend plattformunabhängigen automatischen<br />

Geräteintegration bis in die Sensor-/Aktorebene<br />

demonstrieren. Änderungen der Anlagentopologie werden<br />

erkannt und äußern sich in einer aktualisierten grafischen<br />

Benutzeroberfläche. Die erzeugten hochdynamischen<br />

Stadgets sind wiederverwendbar und durch den<br />

Einsatz von SVG und JavaScript in ihrer Komplexität<br />

beliebig skalierbar. Im Vergleich zur EDDL bietet die hier<br />

verwendete Beschreibungsform für Visualisierungen die<br />

Möglichkeit, wesentlich komplexere Visualisierungen zu<br />

definieren. Gleichzeitig können bestehende EDDL-Beschreibungen<br />

integriert werden. Im Gegensatz zu FDT/<br />

DTM zeichnet sich die vorgestellte Lösung zusätzlich<br />

durch ihre Plattformunabhängigkeit aus, da eine weitreichende<br />

Soft- und Hardwareunterstützung vorliegt. Durch<br />

die einsetzbaren offenen Technologien des erarbeiteten<br />

Konzepts lassen sich weiterhin Softwarelizenzkosten<br />

einsparen. Dadurch wird ein Beitrag zur anvisierten Kostenreduzierung<br />

des Erstellungsprozesses von Visualisierungen<br />

geleistet.<br />

Es besteht jedoch weiterhin das Problem, dass seitens<br />

der Industrie immer noch viele plattformabhängige Technologien<br />

eingesetzt werden (siehe OPC), für die es nur<br />

wenige oder keine Alternativen gibt. Sind diese technologischen<br />

Einschränkungen überwunden, steht einer noch<br />

weitreichenderen Anwendbarkeit des vorgestellten Ansatzes<br />

nichts im Wege. Möglicherweise trägt auch der vermehrte<br />

Einsatz von OPC UA in naher Zukunft dazu bei.<br />

Die Field Device Integration FDI [12] soll die Schwächen<br />

heutiger Gerätebeschreibungen verringern. Die<br />

Kombination von FDI <strong>mit</strong> dem Plug-and-Play-Konzept<br />

könnte ein vielversprechender Ansatz für die Zukunft<br />

der Geräteintegration sein.<br />

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sich der Aufwand<br />

zur iterativen händischen Anpassung von Maschinenvi-<br />

sualisierungen bei wechselnden Anlagentopologien er-<br />

heblich reduzieren lässt. Weiterführende Fragestellungen<br />

AUtorEn<br />

PROf. DR.-InG. CHRISTIAn BRECHER<br />

(geb. 1969) ist seit 2004 Mitglied des<br />

Direktoriums und Inhaber des Lehrstuhls<br />

für Werkzeugmaschinen am Werkzeugmaschinenlabor<br />

(WZL) der RWTH Aachen<br />

sowie Direktor und Leiter der Abteilung<br />

Produktionsmaschinen am Fraunhofer-<br />

Institut für Produktionsmaschinen IPT.<br />

Seit 2006 ist er Sprecher des Aachener<br />

Exzellenzclusters „Integrative Produktionstechnik<br />

für Hochlohnländer“.<br />

RWTH Aachen,<br />

Werkzeugmaschinenlabor (WZL),<br />

Steinbachstr. 19, D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 8 02 74 07,<br />

E-Mail: c.brecher@wzl.rwth-aachen.de<br />

MInfTech DAnIEL KOLSTER (geb. 1981)<br />

arbeitet seit 2007 als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen<br />

der RWTH Aachen. Seine Forschungsgebiete<br />

umfassen die Geräteintegration<br />

sowie die Mensch-Maschine-Interaktion<br />

im Maschinenbau.<br />

RWTH Aachen,<br />

Werkzeugmaschinenlabor (WZL),<br />

Steinbachstr. 19, D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 74 57,<br />

E-Mail: d.kolster@wzl.rwth-aachen.de<br />

DR.-InG. WERnER HERfS (geb.1975) leitet seit 2007 die<br />

Abteilung Steuerungstechnik und Automatisierung am<br />

Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen der RWTH Aachen und<br />

ist akademischer Rat.<br />

RWTH Aachen, Werkzeugmaschinenlabor (WZL),<br />

Steinbachstr. 19, D-52074 Aachen,<br />

Tel. +49 (0) 241 802 74 10,<br />

E-Mail: w.herfs@wzl.rwth-aachen.de<br />

DIPL.-InG. (fH) SASCHA JEnSEn (geb. 1977) ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter bei der Gesellschaft zur Förderung<br />

angewandter Informatik e.V. (GFaI). In seiner Forschungstätigkeit<br />

beschäftigt er sich <strong>mit</strong> Fragen der Visualisierung in<br />

der Automatisierungstechnik.<br />

GfaI e.V.,<br />

Volmerstr. 3, D-12489 Berlin,<br />

Tel. +49 (0) 30 814 56 35 30, E-Mail: jensen@gfai.de<br />

DR. MATTHIAS PLEßOW (geb. 1953) leitet seit 1998 den<br />

Bereich Graphische Ingenieursysteme bei der GFaI. Er befasst<br />

sich <strong>mit</strong> der Entwicklung von Graph-basierten <strong>Engineering</strong>und<br />

Modellierungskonzepten und deren Anwendung in den<br />

Gebieten Energiesystemtechnik (Modellierung, Simulation,<br />

Beratung) und Automatisierungstechnik (Schaltschrankentwurf,<br />

Dokumentation, Projektierung).<br />

GfaI e.V.,<br />

Volmerstr. 3, D-12489 Berlin,<br />

Tel. +49 (0) 30 814 56 35 00, E-Mail: plessow@gfai.de<br />

48<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


Lernen Sie die<br />

stützen sich auf die automatische Generierung der erforderlichen<br />

EEDD-Elemente während des initialen <strong>Engineering</strong>prozesses<br />

einer Anlage, sodass der einmalige Erstellungsaufwand<br />

der anlagenspezifischen EEDD-Elemente<br />

zusätzlich verringert wird. Weiterhin werden die Modelle<br />

um Informationen über die Anlagen- und Steuerungstopologie<br />

angereichert, sodass keine flache Visualisierung<br />

mehr entsteht und sich weitere örtliche und/oder prozessbedingte<br />

Zusammengehörigkeiten ebenfalls in der Visualisierung<br />

wiederfinden.<br />

MAnUSKrIPtEInGAnG<br />

17.06.2010<br />

DAnKSAGUnG<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Das Forschungsvorhaben EmsA (15012 BG) wurde im<br />

Rahmen der „Industriellen Gemeinschafts forschung<br />

(IGF)“ vom Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Technologie über die „Arbeits gemeinschaft industrieller<br />

Forschungsvereinigungen (AiF)“ aufgrund eines<br />

Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.<br />

kennen!<br />

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rEFErEnzEn<br />

[1] UPnP Forum <strong>Web</strong>seite, http://www.upnp.org<br />

(vom 29.03.2010)<br />

[2] Heinze, ronald, Mit Integration die Automatisierung<br />

automatisieren, openAutomation Magazin 05/2007, VDE<br />

Verlag, 2007<br />

[3] EDDL <strong>Web</strong>seite, http://www.eddl.org (vom 29.03.2010)<br />

[4] o PC Foundation <strong>Web</strong>seite, http://www.opcfoundation.org<br />

(vom 29.03.2010)<br />

[5] FDCML <strong>Web</strong>seite, http://www.fdcml.org (vom 29.03.2010)<br />

[6] IEtF rFC2131 DHCP <strong>Web</strong>seite, http://tools.ietf.org/html/<br />

rfc2131 (vom 29.03.2010)<br />

[7] IEtF rFC951 bootP <strong>Web</strong>seite, http://tools.ietf.org/html/<br />

rfc951 (vom 29.03.2010)<br />

[8] XUL <strong>Web</strong>seite, https://developer.mozilla.org/en/XUL (vom<br />

07.04.2010)<br />

[9] SVG (Scalable Vector Graphics) <strong>Web</strong>seite,<br />

http://www.w3.org/Graphics/SVG/ (vom 07.04.2010)<br />

[10] XbL <strong>Web</strong>seite, https://developer.mozilla.org/en/XbL (vom<br />

07.04.2010)<br />

[11] John, D. et al. Durchgängiges Gerätebeschreibungsmodell<br />

für den gesamten Lebenszyklus – Konzept und Umsetzung<br />

<strong>mit</strong> oPC UA, <strong>atp</strong> 07/2007, oldenbourg Industrieverlag, 2007<br />

[12] Kumpfmüller, H.-G.; Lange, r.; FDI Device Integration, <strong>atp</strong><br />

<strong>edition</strong> 06/2010, S. 16-19, oldenbourg Industrie verlag, 2010<br />

[13] FDt Joint Interest Group <strong>Web</strong>seite,<br />

http://www.fdtgroup.org (vom 30.03.2010)<br />

[14] b recher, C. et al. Plug-and-Play – eine Vision rückt näher.<br />

A&D Kompendium 2008/2009, S. 26-29.<br />

publish industry Verlag<br />

[15] IEtF rFC2616 http <strong>Web</strong>seite,<br />

http://tools.ietf.org/html/rfc2616 (vom 15.04.2010)<br />

[16] Holdener, A. Ajax: the Definitive Guide. o’reilly Verlag,<br />

ISbn 978-0596528386. 2008<br />

Programm-Download<br />

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Rosenheimer Str. 145, 81671 München, GF: Hans-Joachim Jauch


hauptBeitRag<br />

Lateralverhalten elastischer<br />

Bahnen vereinfacht modelliert<br />

Teil 1: Fadenmodell zur Beschreibung des Seitenkantenverhaltens<br />

Das seitliche Verlaufen von durchlaufenden Bahnen in der Papier-, Kunststoff- und Textilindustrie<br />

wird <strong>mit</strong> Hilfe von Bahnkantenregelungen korrigiert. Im Beitrag wird die<br />

ausgedehnte Bahn durch eine Harfe von Fäden ohne Querkopplungen in einem System<br />

angetriebener und nicht angetriebener, umschlungener Walzen angenähert. Für zwei<br />

Grenzfälle: Faden unter Zugspannung bei vernachlässigten Biegespannungen und Faden<br />

bei Biegung unter Vernachlässigung der Zugspannung, werden aus kinematischen Beziehungen<br />

und der Kontinuitätsgleichung der Kontinuumsmechanik nichtlineare Differenzialgleichungen<br />

gewonnen, die nur schwach <strong>mit</strong>einander gekoppelt sind. Eine Linearisierung<br />

ergibt, dass sich der durchlaufende Faden im Zweiwalzensystem als ein Verzögerungsglied<br />

erster Ordnung darstellen lässt. In Teil 2 wird die Methode auf reale Drei- und<br />

Vierwalzensysteme erweitert.<br />

SCHLAGWÖRTER Durchlaufende Bahn / Bahnlauf-Regelsysteme / Seitenkantenregelung /<br />

Bahnkantenregelung<br />

Simplified Modeling of Lateral Behavior of Elastic <strong>Web</strong>s –<br />

Part 1: Describing <strong>Web</strong> Edge Behavior by Means of a Threads Model<br />

The lateral position of moving webs in the paper, plastics, and textile industries has to be<br />

corrected by means of web guiding systems. In the paper, the continuous two-dimensional<br />

web is approximated by a harp of non-interlinking threads wrapping a system of driven<br />

and non-driven rollers. Two important cases are investigated: A thread with tensile stress<br />

which is compared to bending stress and, vice versa, a thread with bending stress which<br />

is compared to tensile stress. Combining kinematic relationships and the continuity equation<br />

of continuum mechanics, nonlinear differential equations are found that are only<br />

weakly coupled. Linearization results in a first-order lag for a two roller system. The method<br />

will be extended to three and four roller systems in part 2.<br />

KEYWORDS Moving web / lateral web dynamics / web guide system / web edge control<br />

50<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


GünTHER BRAnDEnBuRG, tu München<br />

Die für Anlagen <strong>mit</strong> durchlaufenden Bahnen entwickelten<br />

und vielfach bewährten Prozessmodelle<br />

beschreiben im Wesentlichen das dynamische<br />

Verhalten der produktionstechnisch wichtigen<br />

Prozessgrößen (wie zum Beispiel Spannungen,<br />

Dehnungen und Geschwindigkeiten sowie Farb- und<br />

Schnittregisterfehler) in Laufrichtung einer Stoffbahn<br />

(Longitudinalverhalten). Dabei wird, etwas vereinfacht<br />

betrachtet, die zweidimensionale dünne Bahn als eindimensionales<br />

Problem, also als Faden, behandelt. Beispiele<br />

dafür sind die Veröffentlichungen [1], [2], [3], [4] und [5].<br />

Technologisch bedingte, ungleichmäßige Zugspannungsverteilungen,<br />

die beispielsweise durch breitenvariable<br />

Materialeigenschaften wie Bahndicke, Elastizitätsmodul<br />

oder eingefrorene Spannungen [6], durch Trocknungs-<br />

und Befeuchtungsvorgänge oder eventuell ungenau<br />

justierte Transportwalzen hervorgerufen werden,<br />

verursachen jedoch auch fehlerhafte Bewegungen der<br />

Bahn quer zur Transportrichtung (Lateral- oder Seitenkantenverhalten).<br />

Diese müssen <strong>mit</strong> Hilfe von schwenkbaren<br />

Stellwalzen korrigiert werden. Bis zum Jahre 2010<br />

ist aus dem deutschen Sprachraum keine Publikation<br />

bekannt, die sich <strong>mit</strong> dem Seitenkantenverhalten befasst.<br />

Auf diesem Gebiet waren und sind vor allem Wissenschaftler<br />

aus Amerika und Asien führend. Zur Behandlung<br />

dieses näherungsweise zweidimensionalen Problems<br />

wird in den Veröffentlichungen die Theorie der<br />

Balkenbiegung zu Grunde gelegt.<br />

Viele der bisher vorliegenden Publikationen gehen auf<br />

die an der State University of Oklahoma 1968 entstandene<br />

Dissertation von J. J. Shelton [7] zurück, als deren Kurzfassungen<br />

die Veröffentlichungen [8] und [9] anzusehen sind.<br />

Im ersten Teil der Dissertation wird ein vereinfachtes Modell<br />

1. Ordnung angegeben, das nach Aussage des Autors<br />

die meisten Fälle der Praxis abdeckt. Etwas unbefriedigend<br />

daran ist, dass eine zuerst von D. P. Campbell [10]<br />

angegebene, heuristisch hergeleitete Differenzialgleichung<br />

übernommen und darauf die Berechnung verschiedener<br />

Walzenanordnungen aufgebaut wird. Der zweite Teil von<br />

[7] hingegen enthält eine umfassende Theorie über ein erweitertes<br />

Modell des Lateralverhaltens, in dem die durch<br />

Korrekturwalzen in die Bahn eingeleiteten Biegespannungen<br />

berücksichtigt werden, wobei die Bahn durch einen<br />

Balken approximiert wird. Nach dieser Theorie ergibt sich<br />

ein Modell 2. Ordnung. In [11] wird eine demgegenüber<br />

vereinfachte, leichter verständliche Variante der Theorie<br />

vorgestellt. Die Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts<br />

in Deutschland gefundenen Massenbilanzen, das<br />

heißt die Anwendung der Kontinuitätsgleichung der Kontinuumsmechanik<br />

auf die durchlaufende Bahn zur Berechnung<br />

von Dehnungen und Zugspannungen [12], die<br />

zur Grundlage der Behandlung des dynamischen Longitudinalverhaltens<br />

wurden, finden in den auf Shelton zurückgehenden<br />

späteren Arbeiten, zum Beispiel [13], [14],<br />

[15], [16], [17], [18], [19], [20] und [21], keine Anwendung.<br />

Um diese Lücke zu schließen und das Zusammenwirken<br />

der Fadenkinematik <strong>mit</strong> den Massenflussbedingungen<br />

auf möglichst einfache Weise zu untersuchen, wurde<br />

vom Autor in [22] die kontinuierliche Bahn durch eine<br />

Fadenharfe ohne Querkopplungen der Fäden angenähert,<br />

wobei Biegespannungen gegenüber der Zugspannung<br />

vernachlässigt wurden. Das Modell von Campbell wurde<br />

auf konsequente Weise hergeleitet und gezeigt, dass<br />

die Verkopplung der kinematischen Beziehungen des<br />

Fadens <strong>mit</strong> der Kontinuitätsgleichung bei kleinen Fadenwinkeln<br />

vernachlässigbar ist.<br />

1. AufgAbenstellung und VorAussetzungen<br />

Das Bild bliebe unvollständig, wenn in gleicher Weise<br />

nicht auch der Fall der Fadenbiegung untersucht würde.<br />

Daher wird im vorliegenden Beitrag der Faden <strong>mit</strong> Biegung<br />

behandelt. Die Ergebnisgleichungen für den Faden<br />

ohne Biegung aus [22] werden zum Zwecke des Vergleichs<br />

den neuen Untersuchungen jeweils vorangestellt.<br />

Diese beginnen <strong>mit</strong> dem dynamischen Verhalten des<br />

Fadens bei Biegung ohne Zugspannung für die Fälle longitudinaler<br />

Schwenkung und axialer Translation in einem<br />

System aus zwei angetriebenen Walzen. Daraus werden<br />

die Beziehungen für das industriell wichtige System <strong>mit</strong><br />

lateraler Schwenkung abgeleitet. Anschließend werden<br />

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4 / 2011<br />

51


hauptBeitRag<br />

BILD 1: Fadenharfe<br />

im Dreiwalzen-System<br />

bei lateraler<br />

Schwenkung der<br />

Klemmstelle 2<br />

BILD 2: Longitudinale Schwenkung<br />

der Klemmstelle 2<br />

BILD 2A: Gesamtsystem<br />

BILD 2B: Details von Bild 2a<br />

BILD 2C: Details von Bild 2b<br />

52<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


die in der Industrie oft eingesetzten Drei- (vergleiche Bild<br />

1) und Vierwalzensysteme behandelt. Dessen Darstellung<br />

beschränkt sich auf den technisch wichtigen Fall des Fadens<br />

<strong>mit</strong> Zugspannung bei vernachlässigbarer Biegung.<br />

Folgende Voraussetzungen werden getroffen:<br />

V1 | Die Länge des Fadens zwischen zwei Klemmstellen<br />

sei groß gegen die Abmessungen der Klemmstellen.<br />

Die bei Korrekturwalzen-Bewegungen auftretenden<br />

Winkel einer Stellwalze und des Fadens seien klein,<br />

sodass lineare Näherungen möglich sind.<br />

V2 | Das Fadenmaterial sei linear elastisch.<br />

V3 | Sämtliche Klemmstellen werden durch umschlungene<br />

Walzen <strong>mit</strong> trockener Reibung <strong>mit</strong> gleichgroßem<br />

Haft- und Gleitreibungskoeffizient angenähert.<br />

V4 | Bei allen stationären und dynamischen Bewegungen<br />

des Fadens bilde sich auf einer Klemmstelle<br />

eine (passive beziehungsweise aktive) Eingangs-<br />

Haftzone und eine Ausgangsgleitzone aus, wie sie<br />

in [1] beschrieben wurden. Wegen der Voraussetzung<br />

2 werden diese Ergebnisse näherungsweise<br />

auch bei lateraler Bahnbewegung als gültig angenommen.<br />

V5 | Die Koordinatensysteme seien linksdrehend, die<br />

positiven x-Achsen zeigen aus der Zeichenfläche<br />

heraus.<br />

2. zweiwAlzensystem<br />

2.1 fadenkinematik im zweiwalzensystem<br />

bei longitudinaler schwenkung<br />

Dem in Bild 2a gezeichneten Zylinder (Klemmstelle 2)<br />

wird in der senkrechten Position (Koordinatensystem<br />

(0) (0)<br />

x 2<br />

, y 2<br />

, z (0) 2<br />

) der Faden aus der (nicht näher gezeichneten)<br />

Klemmstelle 1 zugeführt. Der Zylinder werde um den<br />

Drehpunkt M S um den Winkel δ geschwenkt. Diese<br />

Schwenkung heißt longitudinale Schwenkung, da sie in<br />

longitudinaler Richtung der Bahn beziehungsweise des<br />

Fadens erfolgt.<br />

Als beschreibende Größe wird der Fadeneinlaufwinkel<br />

eingeführt. Dieser hängt von den Variablen δ und<br />

ϕ ab, also ist = (δ, ϕ). Die gesamte Änderung von<br />

ist dann<br />

(2.1.1)<br />

Der erste Term rechts beschreibt die Änderung von bei<br />

konstantem Drehwinkel ϕ und variablem Schwenkwinkel<br />

δ und der zweite Term die Änderung von bei konstantem<br />

Schwenkwinkel δ. Gleichung (2.1.1) wird durch folgende<br />

Bewegungsfolge realisiert (vergleiche Bild 2a): Ausgehend<br />

von der Nulllage von Zylinder 2, in welcher der Faden am<br />

Punkt an der Koordinate z 0<br />

befestigt sei, wird der Zylinder<br />

um den Winkel δ 1<br />

geschwenkt, wodurch der Faden die Koordinate<br />

z 1<br />

erreicht, dabei gestreckt und gebogen wird.<br />

Dann wird der Zylinder um den Winkel ϕ 1<br />

gedreht. Ein<br />

Fadenstück wird aufgewickelt und die Koordinate z 2<br />

erreicht<br />

(vergleiche Bild 2b). Von dieser Ausgangslage aus<br />

wird der Zylinder gemäß Gleichung (2.1.1) um den Winkel<br />

dδ geschwenkt, wodurch z 2<br />

in z 3<br />

übergeht und der Fadeneinlaufwinkel<br />

entsteht. Anschließend wird er um dϕ<br />

gedreht. Der Winkel wird bei dieser Drehung auf dem<br />

Umfang gespeichert und ein differenzielles Fadenstück<br />

aufgewickelt. Es entsteht das differenzielle, rechtwinklige,<br />

in Bild 2b und Bild 2c vergrößert dargestellte Dreieck <strong>mit</strong><br />

den Katheten dz und R w dϕ.<br />

Faden ohne Biegung<br />

Die Behandlung des geraden, ungebogenen Fadens in [22]<br />

führte nach Linearisierung der maßgeblichen Differenzialgleichung<br />

für den Fadenversatz auf Klemmstelle 2 im<br />

Bildbereich der Laplace-Transformation zu der Beziehung<br />

(2.1.2)<br />

Ein Ausgleichsvorgang bei Änderung des Schwenkwinkels<br />

vollzieht sich bemerkenswerterweise <strong>mit</strong> denselben<br />

Zeitkonstanten<br />

(2.1.3)<br />

wie sie seit langem für longitudinale Ausgleichsvorgänge<br />

bekannt sind [23].<br />

Faden <strong>mit</strong> Biegung<br />

Der Untersuchung des Fadens <strong>mit</strong> Biegung im Falle der<br />

Schwenkung nach Bild 2a wird die elementare Balkentheorie<br />

zu Grunde gelegt. Ein einfaches Modell ist angebbar,<br />

wenn angenommen wird, dass der gerade Faden<br />

(0) (0)<br />

im (x 2<br />

, y 2<br />

, z (0) 2<br />

)-System durch eine Kraft F z in der Fadenachse<br />

am rechten Rand belastet und da<strong>mit</strong> einer Zugspannung<br />

unterworfen sei. Danach werde er durch eine<br />

senkrecht auf der Fadenachse stehende, also in der Mantellinie<br />

des Zylinders 2 liegende Kraft F y gebogen. Die<br />

Biegespannungen überlagern sich der Zugspannung. Die<br />

Randbedingungen werden folgendermaßen genähert: Die<br />

Zugspannungen seien klein gegenüber den Biegespannungen.<br />

Dann wird die Ausgangsgleitzone der Klemmstelle<br />

1 sehr klein, sodass in erster Näherung auf Klemmstelle<br />

1 eine feste Einspannung des „Balkens“ angenommen<br />

werden darf, also der Faden am linken Rand <strong>mit</strong><br />

horizontaler Tangente austritt. Auf der Mantellinie von<br />

Klemmstelle 2 werden dem Faden die Koordinaten z 0<br />

bis<br />

z 4<br />

(vergleiche Bild 2a) eingeprägt. Wegen der kleinen<br />

Schwenkwinkel gemäß Voraussetzung (V1) dürfen diese<br />

<strong>mit</strong> cosδ ≈1 auf die z (0) 2<br />

-Achse projiziert werden. Daher<br />

darf angenommen werden, dass dem Faden am rechten<br />

Rand, auf der Mantellinie des senkrecht stehenden Zylinders,<br />

eine Durchbiegung w in negativer z (0) 2<br />

-Richtung<br />

eingeprägt wird. Dazu ist eine Kraftkomponente F z2 in<br />

dieser Richtung notwendig, der die entgegengesetzt gerichtete<br />

Haftreibkraft das Gleichgewicht hält.<br />

Die Rechnung im Anhang A 1 führt nach Linearisierung<br />

auf die lineare Differenzialgleichung (A1.14)<br />

(2.1.4)<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

53


hauptBeitRag<br />

Diese Differenzialgleichung wird der Laplace-Transformation<br />

unterworfen, und man erhält folgendes Ergebnis<br />

für den Fadenversatz:<br />

Erfährt – anstatt der axialen Translation der Klemmstelle<br />

2 – der Fußpunkt M λ auf der Klemmstelle 1 eine Änderung<br />

um die Strecke (positiv gezählt in Richtung des<br />

z (0) 1<br />

-Systems), so liegt dasselbe Verhalten wie Gleichung<br />

(2.2.2), jedoch <strong>mit</strong> umgekehrten Vorzeichen, vor:<br />

(2.1.5)<br />

Der Vergleich <strong>mit</strong> Gleichung (2.1.2) zeigt, dass sich überraschenderweise<br />

die Zeitkonstante des Fadens <strong>mit</strong> Biegung<br />

auf 2/3 des Wertes der Zeitkonstante des geraden<br />

Fadens verringert. Ebenso reduziert sich der stationäre<br />

Endwert der Sprungantwort auf<br />

(2.1.6)<br />

Dieses nicht erwartete Verhalten ist jedoch anschaulich<br />

erklärbar. Aus Bild 2a ist ersichtlich, dass die an den<br />

Koordinaten z 1<br />

auftretenden Einlaufwinkel α Ei<br />

bei Biegung<br />

kleiner werden als bei gestrecktem Faden. Daher<br />

wird der Eintrittswinkel α E<br />

=α E∞<br />

=90° schneller, das<br />

heißt <strong>mit</strong> kleinerer Zeitkonstante und bei einer größeren<br />

Koordinate, erreicht.<br />

2.2 fadenkinematik im zweiwalzensystem bei axialer<br />

translation<br />

Es ist zwischen dem Fadenversatz relativ zum ruhenden<br />

Koordinatensystem und relativ zu den bewegten Koordinatensystemen<br />

zu unterscheiden, das heißt relativ zur<br />

axial verschobenen Walze. Entsprechend werden die<br />

hochgestellten Indizes (0), (1) und (2) dem Fadenversatz<br />

hinzugefügt.<br />

Faden ohne Biegung<br />

Die Behandlung des geraden, ungebogenen Fadens in [22]<br />

führte auf folgenden Fadenversatz relativ zum ruhenden<br />

z 2 (0) -System:<br />

(2.2.1)<br />

Der charakteristische Nennerausdruck bleibt derselbe wie<br />

bei longitudinaler Schwenkung des Fadens ohne Biegung<br />

nach Gleichung (2.1.2), jedoch ist es <strong>mit</strong> Hilfe einer axialen<br />

Translation möglich, einen Zählerterm in das Übertragungsverhalten<br />

einzuführen. Der Fadenversatz bezogen<br />

auf das ortsfeste z 2 (0) -System lässt sich, wie diese<br />

Gleichung zeigt, nicht bleibend ändern. Aber er ändert<br />

sich relativ zur Klemmstelle 2, also bezogen auf das <strong>mit</strong><br />

bewegte z 2 (2) -System, gemäß der Gleichung<br />

(2.2.3)<br />

Faden <strong>mit</strong> Biegung<br />

Die axiale Translation für den Fall der Biegung gemäß<br />

Bild 3a wird ähnlich behandelt wie die longitudinale<br />

Translation (vergleiche Anhang A 2). Wie bei dieser ist<br />

eine reduzierte Zeitkonstante zu erwarten. Der gedachte<br />

Bewegungsablauf ist folgender:<br />

Der Mittelpunkt M z des Zylinders 2 wird in positiver<br />

z 2 (0) -Richtung von Punkt z M0<br />

nach z M1<br />

axial verschoben. Dabei<br />

verschiebt sich der am Punkt z 0<br />

befestigte Faden in den<br />

Punkt z 1<br />

, wodurch der Fadeneinlaufwinkel α E1<br />

entsteht.<br />

Bei einer nachfolgenden Drehung des Zylinders um den<br />

Winkel ϕ wird ein Stück Faden aufgewickelt, wodurch der<br />

Fadeneinlaufpunkt in den Punkt z 2<br />

übergeht (vergleiche<br />

Bild 3b). Dieser Punkt wird zunächst festgehalten und ist,<br />

ähnlich wie in Abschnitt 3.1, Ausgangspunkt für zwei<br />

differenzielle Bewegungen, wobei es wieder zweckmäßig<br />

ist, die Veränderung des Fadeneinlaufwinkels α E<br />

=α E<br />

(z M , ϕ)<br />

zu betrachten. Es ist ähnlich Gleichung (2.1.1)<br />

(2.2.4)<br />

Dem entsprechend werde der Zylinder<strong>mit</strong>telpunkt bei<br />

konstant gehaltenem Drehwinkel zuerst um die Strecke<br />

z M2<br />

–z M1<br />

=dz M<br />

(vergleiche Bild 3b) axial nach oben bewegt. Diese<br />

Verschiebung wird dem haftenden Faden <strong>mit</strong>geteilt und<br />

der Fadeneintrittspunkt erreicht die Koordinate z 3<br />

. Der Einlaufwinkel<br />

ist α E3<br />

. Danach wird der Zylinder um den Winkel<br />

dϕ 2 gedreht. Dabei wird der Winkel α E3<br />

auf dem Umfang gespeichert<br />

und ein differenziell kleines Fadenstück aufgewickelt.<br />

Der Fadeneintrittspunkt verschiebt sich ein kleines<br />

Stück nach unten und erreicht die Koordinate z 4<br />

. Der Eingangswinkel<br />

hat nun den Wert α E4<br />

. Die differenzielle Strecke<br />

da (vergleiche Bild 3c) ist Ausgangspunkt für die mathematische<br />

Beschreibung dieses Vorgangs in Anhang A 2.<br />

Die Gleichungen (A2.26) und (A2.34) liefern tatsächlich<br />

den zu Gleichung (2.2.1) analogen Ausdruck, bei dem wieder<br />

die verminderte Zeitkonstante erscheint. Der Fadenversatz<br />

relativ zum ruhenden z 2 (0) -System lautet:<br />

(2.2.5)<br />

Die Grenzwerte der Sprungantworten ergeben sich zu<br />

54<br />

(2.2.2)<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

und<br />

(2.2.6)<br />

(2.2.7)


BILD 3A: Gesamtsystem<br />

BILD 3B: Details<br />

von Bild 3a<br />

BILD 3C: Details<br />

von Bild 3b<br />

(0)<br />

z 2<br />

R<br />

dϕ<br />

ϕ<br />

α w<br />

2 2<br />

E1 z 1<br />

α E3<br />

da<br />

dz<br />

α z E3<br />

3<br />

M 2<br />

z 1<br />

2<br />

α E 4<br />

α E 2<br />

z z 2 4<br />

dz 2<br />

BILD 3: Axiale Translation der Klemmstelle 2<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

55


hauptBeitRag<br />

Die relative Verschiebung auf der Klemmstelle 2 ist<br />

(2.2.8)<br />

Tritt statt der axialen Verschiebung von Klemmstelle 2<br />

eine Fußpunktänderung auf Klemmstelle 1 ein, so gilt<br />

Gleichung (2.2.8) <strong>mit</strong> umgekehrtem Vorzeichen:<br />

und in Bild 3a angenommenen axialen Verschiebungsrichtung<br />

eine Streckung des gebogenen Fadens auf. Dieses<br />

Problem lässt sich nicht elementar lösen. Es ist daher<br />

zu erwarten, dass die Zeitkonstante der Ausgleichsvorgänge<br />

im realen Fall im Bereich<br />

(2.2.10)<br />

liegt. Bei longitudinaler Schwenkung liegt der Fadenversatz<br />

im Bereich<br />

(2.2.9)<br />

Zusammenfassend ist also festzustellen, dass in beiden<br />

Bewegungsfällen, der longitudinalen Schwenkung und der<br />

axialen Translation, die Ordnung des Systems bei Biegung<br />

des Fadens gegenüber der ausschließlichen Zugbeanspruchung<br />

nicht erhöht wird. Die Ausgleichsvorgänge verlaufen<br />

<strong>mit</strong> einer – gegenüber dem Faden <strong>mit</strong> überwiegender Zugspannung<br />

– um den Faktor 2/3 kleineren Zeitkonstante.<br />

Bei beiden dargestellten Korrekturarten des Fadenlaufs<br />

tritt in der Realität durch die eingeleitete Zugspannung<br />

bei der in Bild 2a gezeichneten Schwenkrichtung<br />

wenn die Amplitude einer Sprungfunktion<br />

ist, wobei die Einheitssprungfunktion bezeichnet.<br />

2.3 fadenkinematik im zweiwalzensystem<br />

bei lateraler schwenkung<br />

Faden ohne Biegung<br />

Die in Bild 1 dargestellte Schwenkung heißt laterale<br />

Schwenkung, da sie quer (lateral) zur Bahn beziehungsweise<br />

zum Faden erfolgt. Der Fadenversatz relativ zum<br />

ruhenden z 2 (0) -System bei einem Faden ohne Biegung<br />

wurde in [22] gefunden zu<br />

(2.3.1)<br />

Daraus ist der optimale Schwenkradius<br />

(2.3.2)<br />

ableitbar, für den diese Übertragungsfunktion in das Proportionalglied<br />

(2.3.3)<br />

übergeht. In diesem Fall läuft der <strong>mit</strong>tlere Faden bei jedem<br />

Schwenkwinkel unter dem Winkel α E<br />

=0 , die<br />

übrigen Fäden unter α E<br />

≈0 auf der Mantellinie von<br />

Klemmstelle 2 ein. Alle Fäden haben also zu jedem Zeitpunkt<br />

(fast) die richtige Lage. Sie folgen der Lage der<br />

Schwenkwalze praktisch verzögerungsfrei und führen<br />

nur sehr kleine Relativbewegungen gegenüber der Oberfläche<br />

der Klemmstelle 2 aus (vergleiche [22]).<br />

Der Ableitung liegt zu Grunde, dass sich die laterale<br />

Schwenkung der Korrekturwalze um den Punkt M P <strong>mit</strong> dem<br />

Winkel , wie in Bild 4 gezeichnet, zusammensetzen lässt<br />

aus einer axialen Translation der Walze <strong>mit</strong> den Strecken<br />

BILD 4: Laterale Schwenkung einer Klemmstelle als<br />

Summe aus axialer Translation und Drehung<br />

(2.3.4)<br />

sowie einer Rotation um ihren Mittelpunkt <strong>mit</strong> dem<br />

gegen den Uhrzeigersinn positiv gezählten Winkel ,<br />

für den gilt<br />

56<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


(2.3.5)<br />

Der Drehpunkt M S von Bild 1a liegt also im Mittelpunkt<br />

von Walze 2.<br />

abgeleitet. Diese Gleichung ist infolge des Terms<br />

<strong>mit</strong> den Gleichungen der Fadenkinematik verkoppelt, und<br />

zwar nur im instationären Bewegungszustand, denn im stationären<br />

Zustand läuft der Faden <strong>mit</strong><br />

ein, und es gilt<br />

(2.4.2)<br />

Faden <strong>mit</strong> Biegung<br />

Bei Berücksichtigung der Fadenbiegung ergeben sich<br />

<strong>mit</strong> den Gleichungen (2.1.5) und (2.2.5) zunächst die<br />

Ausdrücke<br />

Wegen der vorausgesetzten kleinen Winkelwerte von<br />

Ei darf gesetzt werden, so dass dynamisch in<br />

guter Näherung auch im Falle der Biegung des Fadens gilt:<br />

(2.4.3)<br />

Auch alle anderen Massenbilanzen gelten unverändert<br />

für den Faden ohne und <strong>mit</strong> Biegung. Nach Linearisierung<br />

und Übergang in den s-Bereich ergibt sich aus Gleichung<br />

(2.4.3) die lange bekannte Beziehung (vergleiche [3])<br />

(2.3.6)<br />

(2.4.4)<br />

Daraus folgt das Ergebnis<br />

Longitudinale Schwenkung<br />

Die zeitlich veränderliche Fadenlänge<br />

wird aus<br />

(2.4.5)<br />

(2.3.7)<br />

Im Unterschied zu Gleichung (2.3.2) geht diese Übertragungsfunktion<br />

für den Schwenkradius<br />

in ein Proportionalglied über, das lautet<br />

(2.3.8)<br />

(2.3.9)<br />

Dieser Wert dürfte in Analogie zum Faden ohne Biegung<br />

das Optimum im Hinblick auf die relativ zur Klemmstelle<br />

erfolgenden Bewegungen der Fäden der Fadenharfe<br />

darstellen. Für<br />

nähert sich das Verhalten immer mehr der axialen Translation<br />

ähnlich Gleichung (2.1.5) an (DT1-Glied).<br />

2.4 massenbilanz im zweiwalzensystem<br />

In [22] wurde für den Faden ohne Biegung, der in die<br />

Klemmstelle 2 <strong>mit</strong> dem Fadeneintrittswinkel einläuft,<br />

die Massenbilanz<br />

(2.4.1)<br />

bestimmt, woraus nach Linearisierung folgt<br />

Ohne große Einschränkung der Allgemeinheit wird<br />

gesetzt, sodass gilt<br />

Nach Einsetzen in Gleichung (2.4.4) folgt<br />

(2.4.6)<br />

(2.4.7)<br />

(2.4.8)<br />

Der letzte Term rechts beschreibt die auf bezogene<br />

Schwenkgeschwindigkeit der stationären Koordinate eines<br />

Fadens, also zum Beispiel von in Bild 2a. Ändert sich<br />

allein , und zwar sprungförmig, so ergeben sich folgende<br />

Grenzwerte von :<br />

und<br />

(2.4.9)<br />

(2.4.10)<br />

Bei einer Schwenkwinkeländerung tritt keine bleibende<br />

Dehnungsänderung auf.<br />

Axiale Translation und laterale Schwenkung<br />

Bei axialer Translation und lateraler Schwenkung ist<br />

die Änderung der freien Fadenlänge proportional zu<br />

und vernachlässigbar. In beiden Fällen gilt daher in<br />

guter Näherung<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

57


hauptBeitRag<br />

(2.4.11)<br />

(A1.2)<br />

Teil 2 erweitert den Ansatz auf Drei- und Vierwalzensysteme.<br />

Einsetzen von Gleichung (A1.1) in (A1.2) ergibt<br />

(A1.3)<br />

AnhAng<br />

Anhang A 1 faden <strong>mit</strong> biegung bei longitudinaler<br />

schwenkung<br />

Für die Durchbiegung eines am linken Rand einseitig<br />

eingespannten Balkens, an dessen rechtem Rand eine auf<br />

der Balkenachse senkrecht stehende Kraft wirkt, gilt<br />

nach [24]<br />

(A1.1)<br />

Der bei dieser Kraft auftretende Biegungswinkel gegenüber<br />

der z 2<br />

(0)<br />

-Achse ist<br />

(0)<br />

Daraus folgt der Biegewinkel bezogen auf die z 2<br />

-Achse<br />

in Abhängigkeit vom Biegeweg :<br />

(A1.4)<br />

Ist w i < 0 so wird der im Uhrzeigersinn positiv gezählte<br />

Einlaufwinkel > 0 .<br />

Der Fadeneinlaufwinkel des ungebogenen Fadens<br />

(1)<br />

bezogen auf die z 2<br />

-Achse (vergleiche Bild 2a) ist in<br />

guter Näherung . Von diesem Winkel ist der Biegewinkel<br />

zu subtrahieren, um den Fadeneinlaufwinkel<br />

des gebogenen Fadens bezogen auf die z 2<br />

(1)<br />

-Achse<br />

zu berechnen. Man erhält zum Beispiel für die<br />

Koordinate z 1<br />

(A1.5)<br />

foRMelzeichen<br />

E<br />

F<br />

F i,i+1<br />

I x<br />

l i,i+1<br />

Mp , Ms<br />

Mzi<br />

Rwi<br />

Rp<br />

s<br />

T i,i+1<br />

ci<br />

w<br />

z i<br />

z M<br />

α E<br />

γ i ,δ i<br />

ε i,i+1<br />

λ i,i+1<br />

ϕ i<br />

ω i = d ϕ i /dt<br />

elastizitätsmodul<br />

Kraft allgemein<br />

fadenkraft im abschnitt (i,i+1)<br />

flächenträgheitsmoment bezogen auf die x-achse<br />

länge des freien fadens im abschnitt (i,i+1)<br />

Drehpunkt bei lateraler und longitudinaler Schwenkung<br />

Mittelpunkt des zylinders i<br />

Radius des zylinders i<br />

Schwenkradius<br />

laplace-operator<br />

zeitkonstante im abschnitt (i,i+1)<br />

<strong>mit</strong>tlere transportgeschwindigkeit des fadens<br />

umfangsgeschwindigkeit der Klemmstelle i<br />

Durchbiegung<br />

fadenversatz auf der Klemmstelle i<br />

Koordinate des Mittelpunkts einer Klemmstelle<br />

fadeneinlaufwinkel<br />

Schwenkwinkel der Klemmstelle i, lateral und longitudinal<br />

Dehnung des fadens im abschnitt (i,i+1)<br />

fadenwinkel im abschnitt (i,i+1)<br />

Rotationswinkel der Klemmstelle i<br />

Winkelgeschwindigkeit der Klemmstelle i<br />

Bei linearisierung wird eine Variable x durch die Summe aus ihrem<br />

stationärem Wert am arbeitspunkt und der kleinen Änderung vom arbeitspunkt<br />

dargestellt. Die amplitude einer Sprungfunktion in x wird <strong>mit</strong><br />

(k) (k) (k)<br />

bezeichnet. es werden linksdrehende Koordinatensysteme x i<br />

, y i<br />

, z i<br />

eingeführt, bei denen i die nummer der Klemmstelle und (k) die lage des<br />

Koordinatensystems bezeichnet.<br />

Wird Gleichung (A1.4) eingesetzt, so ergibt sich für den<br />

Einlaufwinkel bezogen auf die z 2<br />

(1)<br />

-Achse<br />

(A1.6)<br />

Tabelle 1 zeigt alle Ausdrücke für den in Abschnitt 2.2<br />

des Hauptteils beschriebenen Bewegungsvorgang.<br />

Der weitere, in Kurzform wiedergegebene Rechengang<br />

besteht darin, <strong>mit</strong> den er<strong>mit</strong>telten Eingangswinkeln die<br />

Differenzialgleichung für den Fadenversatz auf Klemmstelle<br />

2 zu bestimmen.<br />

Der nach der vom Punkt z 2<br />

ausgehenden, differenziellen<br />

Schwenkung am Punkt z 3<br />

erreichte Eingangswinkel<br />

(Bild 2b) wird bei der folgenden differenziellen Drehung<br />

um gespeichert. Durch die Drehung ändert sich<br />

der Fadeneinlaufpunkt von z 3<br />

auf (z 3<br />

+ dz). Für das differenziell<br />

kleine Dreieck von Bild 2c kann folgende Winkelbeziehung<br />

formuliert werden:<br />

(A1.7)<br />

Nach Bild 2c ist im gezeichneten Fall dz < 0 und<br />

> 0, wodurch die Vorzeichen dieser Gleichung bestimmt<br />

sind.<br />

Der gespeicherte Winkel wird Tabelle 1 entnommen<br />

und gehorcht dem Ausdruck<br />

(A1.8)<br />

Die Gleichung (A1.7) wird in Gleichung (A1.8) eingesetzt<br />

58<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


(A1.9)<br />

Wegen gilt z 3<br />

z 2 . Weiterhin ist


hauptBeitRag<br />

Zunächst werde bei konstantem Rotationswinkel der<br />

Zylinder<strong>mit</strong>telpunkt um die Strecke<br />

(A2.2)<br />

(A2.12)<br />

Von dieser Gleichung wird Gleichung (A2.11) subtrahiert:<br />

axial nach oben bewegt. Diese Verschiebung wird dem<br />

haftenden Faden <strong>mit</strong>geteilt, und der Fadeneintrittspunkt<br />

erreicht die Koordinate z 3<br />

= z 2<br />

+ dz M2<br />

, wie Bild<br />

3c zeigt. Der Eingangswinkel ändert sich nach Gleichung<br />

(A1.4) auf den Wert<br />

<strong>mit</strong><br />

(A2.3)<br />

(A2.4)<br />

<strong>mit</strong> dem Ergebnis<br />

also<br />

(A2.13)<br />

(A2.14)<br />

Dann wird der Zylinder bei konstanter axialer Lage um<br />

den Winkel gedreht. Der Winkel wird gespeichert<br />

und ein differenziell kleines Fadenstück (blau in<br />

Bild 3c) aufgewickelt. Der Fadeneintrittspunkt verschiebt<br />

sich ein kleines Stück nach unten und erreicht<br />

die Koordinate<br />

(A2.5)<br />

Der Eingangswinkel hat nun den Wert .<br />

Gesucht ist nun eine Differenzialgleichung für den Fadenwinkel<br />

(t) als Funktion der Anregung (t). Aus<br />

Bild 3c liest man ab<br />

Daraus folgt<br />

(A2.6)<br />

(A2.7)<br />

Die differenzielle Strecke da lässt sich aus dem in guter<br />

Näherung ebenen, rechtwinkligen Dreieck von Bild 3c<br />

nach der Winkelbeziehung<br />

berechnen zu<br />

(A2.8)<br />

(A2.9)<br />

Diese Gleichung wird in Gleichung (A2.7) eingesetzt und<br />

da eliminiert:<br />

(A2.10)<br />

Zur Koordinate z 2 gehört der Eingangswinkel , der infolge<br />

der Wegeinprägung w = z 2<br />

– z 0<br />

gemäß Gleichung<br />

(A1.4) angegeben werden kann:<br />

(A2.11)<br />

Dann gehört zu der vergrößerten Wegeinprägung<br />

(z 2<br />

– dz 2<br />

) der Winkel<br />

(A2.15)<br />

Diese Gleichung wird in Gleichung (A2.10) eingesetzt:<br />

RefeRenzen<br />

(A2.16)<br />

[1] Brandenburg, g.: Über das Verhalten durchlaufender<br />

elastischer Stoffbahnen bei Kraftübertragung durch<br />

coulomb'sche Reibung in einem System angetriebener,<br />

umschlungener Walzen. Dr.-ing.-Diss. th München 1971<br />

[2] Brandenburg, g.: ein mathematisches Modell für eine<br />

durchlaufende elastische Stoffbahn in einem System<br />

angetriebener, umschlungener Walzen. Regelungstechnik und<br />

prozeßdatenverarbeitung 21 (1973), h. 3, S. 69-77; h. 4, S.<br />

125-130; h. 5, S. 157-162<br />

[3] Brandenburg, g.; tröndle, h.-p.: Das Verhalten durchlaufender<br />

elastischer Stoffbahnen bei ortsabhängiger Verteilung von<br />

elastizitätsmodul, Querschnitt und Dichte. Siemens forschungs-<br />

und entwicklungsberichte 4 (1975) nr. 6, S. 359-367<br />

[4] Brandenburg, g.: Verallgemeinertes prozeßmodell für<br />

fertigungsanlagen <strong>mit</strong> durchlaufenden und anwendung auf<br />

antrieb und Registerregelung bei Rotationsdruckmaschinen.<br />

habilitationsschrift, technische universität München, 1976<br />

[5] Brandenburg, g.: prozeßmodelle für durchlaufende<br />

elastische Bahnen in kontinuierlichen fertigungsanlagen.<br />

VDi-Berichte nr. 276, 1977, S 241-256<br />

[6] o lsen, J. e.: lateral mechanics of an imperfect web. proc. of<br />

the 6th int. conf. on <strong>Web</strong> handling (iWeB) 2001. <strong>Web</strong> handling<br />

Research center, oklahoma State univ., Stillwater, oklahoma<br />

uSa. paper 30<br />

[7] Shelton, J.J.: lateral dynamics of a moving web. ph.D.<br />

dissertation, oklahoma State univ., Stillwater, oK, 1968<br />

[8] Shelton, J.J.; Reid, K.n.: lateral dynamics of a real moving<br />

web. transactions of the aSMe, Sept. 1971, pp. 180-186<br />

[9] Shelton, J.J.; Reid, K.n.: lateral dynamics of an idealized<br />

moving web. Journal of Dynamic Systems, Measurement, and<br />

control Sept. 1971, pp. 187-192<br />

60<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


Mit Gleichung (A2.3) folgt<br />

(A2.17)<br />

und bei Vernachlässigung des Produktes der zwei Differenziale<br />

(A2.18)<br />

wiedergegebenen Rechnung zu Grunde. Der anfänglich<br />

konstant gehaltene Winkel α E2<br />

wird nun zum laufenden<br />

Winkel erklärt, da Gleichung (A2.19) für jeden Einlaufwinkel<br />

gültig sein muss, und Gleichung (A2.19) wird<br />

erweitert:<br />

(A2.20)<br />

Division durch<br />

liefert<br />

(A2.19)<br />

Nun kann die Umfangsgeschwindigkeit<br />

eingeführt werden, und man erhält die nichtlineare<br />

Differenzialgleichung für den Fadeneinlaufwinkel<br />

An diesem Zwischenergebnis ist Folgendes bemerkenswert:<br />

Die in [22] <strong>mit</strong>geteilten Ansätze der axialen Verschiebung<br />

ohne Biegung führen nach Elimination von<br />

da aus den dort angegebenen Gleichungen (A2.4) und<br />

(A2.5) und Ersatz von α E3<br />

durch α E2<br />

aus Gleichung<br />

(A2.6) auf die analoge Gleichung, in der im ersten Glied<br />

links statt 2 / 3 steht. Die folgenden Umformungen<br />

liegen in analoger Weise auch der in [22] nur gekürzt<br />

Linearisierung ergibt<br />

(A2.21)<br />

(A2.22)<br />

[10] c ampbell, D. p.: process Dynamics. new York, John Wiley &<br />

Sons, inc. 1958. chapter 3: forming, propulsion, and<br />

guidance. Section 8: <strong>Web</strong> guidance, pp. 152-156<br />

[11] Shelton, J.J.: a simplified model for lateral behaviour of short<br />

web spans. proc. of the 6th int. conf. on <strong>Web</strong> handling (iWeB)<br />

2001. <strong>Web</strong> handling Research center, oklahoma State univ.,<br />

Stillwater, oklahoma uSa. paper 31<br />

[12] tröndle, h..p.: zum dynamischen Verhalten transportierter<br />

elastischer und viskoelastischer Stoffbahnen zwischen<br />

aufeinanderfolgenden Klemmstellen. Dr.-ing. Diss. tu<br />

München 1973<br />

[13] Sievers, l., Balas, M. J., flotow, a.: Modeling of web<br />

conveyance system for multivariable control. ieee trans.<br />

autom. control, vol. 33, no. 6, pp. 524-531, Jun. 1988<br />

[14] Young, g. e., Shelton, J. J., fang, B.: interaction of web span:<br />

part i – Statics. trans. aSMe, J. Dyn. Syst. Meas. control, Vol.<br />

111, no. 3, pp. 490-496, Sept. part ii – Dynamics. trans.<br />

aSMe, J. Dyn. Syst. Meas. control, Vol. 111, no. 3, 1989. pp.<br />

497-504, Sept. 1989<br />

[15] Young, g. e., Shelton, J. J., Kardamilas, c. : Modeling and<br />

control of multiple web span using state estimation. trans.<br />

aSMe, J. Dyn. Syst. Meas. control, Vol. 111, no. 3, pp. 505-510,<br />

Sept. 1989<br />

[16] Shelton, J.J.; Reid, K.n.: lateral and longitudinal dynamic<br />

behaviour and control of moving webs. trans. aSMe, Journal<br />

of Dynamic Systems, Measurement, and control, vol. 115, no.<br />

2, pp. 309-317, Jun. 1993<br />

[17] Young, g. e., Reid, K. n.: lateral and longitudinal dynamic<br />

behavior and control of moving webs. Journ. of Dyn. Systems,<br />

Measurement and control, trans. of the aSMe, June 1993,<br />

Vol. 115, pp. 308-317<br />

[18] f orrest Jr., a. W.: the lateral response und control of a<br />

multi-span web system to dynamic changes to the web and<br />

conveyance hardware. proc. of the 6th int. conf. on <strong>Web</strong><br />

handling (iWeB) 2001. <strong>Web</strong> handling Research center,<br />

oklahoma State univ., Stillwater, oklahoma uSa. paper 33.<br />

[19] p agilla, p. R.; Dwibedula, R. V. et al.: lateral control of a web<br />

using estimated velocity feedback. proc. of the 6th int. conf.<br />

on <strong>Web</strong> handling (iWeB) 2001. <strong>Web</strong> handling Research<br />

center, oklahoma State univ., Stillwater, oklahoma uSa.<br />

paper 34.<br />

[20] Shin, K.-h., Kwon, S.-o. et al.: feedforward control of the<br />

lateral position of a moving web using system identification.<br />

ieee trans. on industry applications, Vol. 40, no. 6, november/<br />

December 2004<br />

[21] Shin, K.-h., Kwon, S.-o.: the effect of tension on the lateral<br />

dynamics and control of a moving web. ieee trans. on<br />

industry applications, Vol. 43, no. 2, March/april 2007<br />

[22] Brandenburg, g.: Vereinfachtes prozessmodell für das<br />

Seitenkantenverhalten durchlaufender, elastischer Bahnen.<br />

tagungsband SpS/ipc/DRiVeS 2010, nürnberg 2010, S.<br />

95-110<br />

[23] Kessler, g.: Das zeitliche Verhalten einer kontinuierlichen<br />

elastischen Bahn zwischen zwei aufeinanderfolgenden<br />

Walzenpaaren. Regelungstechnik 8(1960), S. 436-439 und<br />

9(1961), S. 154-159<br />

[24] Szaó, i.: einführung in die technische Mechanik. Berlin,<br />

göttingen, heidelberg: Springer-Verlag 1954<br />

[25] Bestemann, p. g. J.; limpens, c. h. l.; Babuska, R.; otten, B.<br />

J.; Verhaegen, M.: Modeling and identification of a Strip<br />

guidance process with internal feedback. ieee trans. of<br />

cotrol System technology, Vol. 6, no. 1, Jan. 1998, pp. 88-102<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

61


hauptBeitRag<br />

Wegen und <strong>mit</strong> folgt die linearisierte Differenzialgleichung<br />

zu<br />

Übergang in den s-Bereich liefert<br />

(A2.34)<br />

woraus die Form<br />

(A2.23)<br />

(A2.24)<br />

Nun kann Gleichung (A2.26) eingesetzt werden. Man<br />

erhält<br />

(A2.35)<br />

folgt. Der Übergang in den Bildbereich der Laplace-Transformation<br />

liefert zunächst<br />

Division durch s und Umstellung liefert das Ergebnis<br />

und daraus folgt das Ergebnis<br />

(A2.25)<br />

(A2.37)<br />

ManuSKRipteingang<br />

05.08.2010<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

(A2.26)<br />

Wieder ist das dynamische Verhalten des Fadens <strong>mit</strong> Biegung<br />

gegenüber ohne Biegung durch ein PT1-Glied <strong>mit</strong><br />

um den Faktor 2/3 reduzierter Zeitkonstante gekennzeichnet.<br />

Die Sprungantworten lauten<br />

und<br />

(A2.27)<br />

(A2.28)<br />

Der Fadenversatz wird aus Gleichung (A2.10) <strong>mit</strong> Gleichung<br />

(A2.3) er<strong>mit</strong>telt, wobei wieder das Produkt zweier<br />

Differenziale vernachlässigt wird:<br />

Division durch dt ergibt<br />

Auch hier wird die Umfangsgeschwindigkeit<br />

eingeführt:<br />

Linearisierung ergibt<br />

(A2.29)<br />

(A2.30)<br />

(A2.31)<br />

(A2.32)<br />

Wegen und <strong>mit</strong> folgt die linearisierte Differenzialgleichung<br />

zu<br />

autoR<br />

unIv. PROf. I. R. DR.-InG.<br />

HABIL. GünTHER BRAn-<br />

DEnBuRG (geb. 1935)<br />

studierte Elektrotechnik an<br />

der Technischen Universität<br />

München und war anschließend<br />

sechs Jahre Entwicklungs-<br />

und Projektierungsingenieur<br />

bei Siemens in<br />

München und Erlangen. 1971 promovierte er am<br />

Lehrstuhl für Elektrische Antriebstechnik der<br />

TU München, erwarb <strong>mit</strong> der Habilitation 1976<br />

die Lehrbefähigung für „Sondergebiete der<br />

elektrischen Antriebstechnik“ und wurde 1978<br />

zum Universitätsprofessor ernannt. Seit 1990<br />

war er am Institut für Mechatronik der TU<br />

München tätig und trat 2001 in den Ruhestand.<br />

Er befasste sich in Lehre und Forschung <strong>mit</strong> der<br />

Technologie und Antriebstechnik von elektrischmechanischen<br />

Systemen, speziell von Rotationsdruckmaschinen<br />

und Hochpräzisions-Werkzeugmaschinen.<br />

Seit 2001 übt er eine beratende<br />

Tätigkeit auf dem Gebiet der Mechatronik,<br />

insbesondere der Fertigungsanlagen <strong>mit</strong> durchlaufenden<br />

Bahnen, <strong>mit</strong> dem Schwerpunkt<br />

Druckmaschinen aus.<br />

Technische universität München,<br />

Institut für Mechatronik,<br />

Lehrstuhl für Mikrotechnik und Medizingerätetechnik,<br />

Boltzmannstr. 15, D-85748 Garching,<br />

Tel. +49 (0) 89 28 91 51 95,<br />

E-Mail: Brandenburg@tum.de<br />

(A2.33)<br />

62<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


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PAATPE0111<br />

Absendung des Widerrufs oder der Sache an den Leserservice <strong>atp</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich da<strong>mit</strong> einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachangebote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich <strong>mit</strong> Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


praxis<br />

Automatisierte Messdatenauswertung<br />

beschleunigt Entwicklungsprojekte<br />

Mit einem selbst entwickelten Tool macht Daimler manuelle Abläufe überflüssig<br />

Auch in der Fahrzeugentwicklung müssen immer<br />

mehr Messdaten erfasst und ausgewertet werden.<br />

Daimler gelingt es, <strong>mit</strong> einem eigens entwickelten Tool<br />

die Messdatenverarbeitung zu automatisieren und so den<br />

Zeitaufwand erheblich zu reduzieren.<br />

Die Messdatenerfassung und da<strong>mit</strong> verbundene Messdatenauswertung<br />

in der Truckentwicklung auf Extremerprobungen<br />

im In- und Ausland haben in den letzten Jahren<br />

einen immer größeren Umfang angenommen. Die Messdaten<br />

werden über verschiedene Wege (WLAN, USB-Stick,<br />

manuelle Synchronisation eines Messrechners) auf einen<br />

Auswerterechner übertragen, müssen dann ausgewertet<br />

und den Fachbereichen angepasst bereitgestellt werden.<br />

AUSWERTUNG ERFORDERTE VIEL MANUELLE ARBEIT<br />

Da die Daten aber zu unterschiedlichen Zeiten eintreffen<br />

und über einzelne Auswertescripte auch mehrere<br />

Teilauswertungen nacheinander ablaufen müssen, ist<br />

stets viel manuelle Arbeit erforderlich. Zudem müssen<br />

Listen geführt werden, die zeigen, was bereits ausgewertet<br />

ist. Das VBScript „AutoAuswert“ nutzt die<br />

Scriptmöglichkeiten des Tools DIAdem von National<br />

Instruments, um einen Rahmen für eine automatisierte<br />

Messdatenauswertung zu bieten, indem die vorhandenen<br />

Auswertescripte gesammelt sowie in richtiger Reihenfolge<br />

und unabhängig vom Zeitpunkt des Datenauftretens<br />

ausgeführt werden.<br />

Bild 1: Im<br />

Hauptdialog von<br />

„AutoAuswert“<br />

können die<br />

Konfigurationen<br />

erstellt, verwaltet,<br />

einzeln<br />

gestartet und die<br />

automatische<br />

Auswertung in<br />

verschiedenen<br />

Modi gestartet<br />

werden.<br />

Bild 2: Der Konfigurationsdialog<br />

erlaubt es, die Konfiguration<br />

zu benennen, ein Datenverzeichnis<br />

und die einzelnen<br />

Auswertescripte zuzuweisen,<br />

zu verwalten oder einzeln<br />

auszuführen.<br />

Bild 3: Beispiele für Auswertungen:<br />

Mit den zugewiesenen<br />

Auswerte scripten werden unter<br />

anderem PDF-Übersichten der<br />

Messdaten erstellt, GPS-Daten<br />

extrahiert, PDF-Streckenübersichten,<br />

Excel-Übersichten über die<br />

vorhandenen Messdateien und auch<br />

MinMittelMax-Listen erstellt.<br />

Bilder: Daimler<br />

64<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


Die Idee zu dem VBScript „AutoAuswert“ entstand<br />

während einer Erprobung im Jahre 2007, an der die noch<br />

überschaubare Zahl von fünf Fahrzeugen teilnahm. Aber<br />

auch damals schon kamen die Fahrzeuge und so<strong>mit</strong> die<br />

Messrechner <strong>mit</strong> den erfassten Messdaten zu unterschiedlichen<br />

Zeiten von ihren Ausfahrten zurück und<br />

die Auswertung wurde <strong>mit</strong> mehreren Auswertescripten<br />

nach der Rechnersynchronisation manuell ausgeführt.<br />

Dabei musste pro Fahrzeug eine Liste zum Stand der<br />

Auswertungen geführt werden.<br />

Um diesen Aufwand zu vermeiden, entstand die Idee,<br />

ein Werkzeug zu entwickeln, das es ermöglicht, mehrere<br />

Auswertescripte auf mehrere Datenverzeichnisse<br />

anzuwenden. Noch während dieser Erprobung wurde<br />

ein Prototyp erstellt – heute heißt dieses Werkzeug „AutoAuswert“.<br />

„AUTO-AUSWERT“: DER HAUPTDIALOG<br />

Im Hauptdialog können die Konfigurationen erstellt, verwaltet,<br />

einzeln und die automatische Auswertung in verschiedenen<br />

Modi gestartet werden. Eine Konfiguration<br />

stellt jeweils ein Fahrzeug oder einen Prüfling <strong>mit</strong> einem<br />

Datenverzeichnis dar.<br />

Die konfigurierbaren Intervall- und Pausenzeiten sind<br />

als globale Variablen in den innerhalb einer Konfiguration<br />

zugewiesenen Auswertescripten verwendbar. Auf<br />

diese Weise kann während der Scriptentwicklung kontrolliert<br />

werden, ob das Auswertescript fehlerfrei abgearbeitet<br />

wird. Später, für die automatische Auswertung,<br />

werden dann kleinere Pausenzeiten eingestellt.<br />

Darüber hinaus sind Hilfsfunktionen zum Löschen der<br />

Zählerstände und Hilfsdateien sowie zum automatischen<br />

Herunterfahren des Auswerterechners integriert.<br />

Die Konfigurationen lassen sich für die automatische<br />

Auswertung aktivieren oder deaktivieren. Ist einer Konfiguration<br />

ein Datenverzeichnis zugewiesen, lässt sich<br />

diese direkt aus dem Dialog heraus im Windows Explorer<br />

öffnen.<br />

DER KONFIGURATIONSDIALOG<br />

Im Konfigurationsdialog können die Konfiguration benannt,<br />

ein Datenverzeichnis zugewiesen und die einzelnen<br />

Auswertescripte zugewiesen, verwaltet oder einzeln<br />

ausgeführt werden. Die Auswertescripte werden bei der<br />

automatischen Ausführung dann auch in dieser Reihenfolge<br />

ausgeführt. Sind zu einem Auswertescript eine Inioder<br />

eine Logdatei vorhanden, können diese zur Sichtung<br />

oder Bearbeitung auch direkt aus dem Dialog im Editor<br />

aufgerufen werden.<br />

AUTOMATISCHE AUSWERTUNG<br />

Gestartet wird eine automatische Auswertung <strong>mit</strong><br />

„Start ein Durchlauf“ oder „Start Dauer“. Bei „Start<br />

Dauer“ wartet „AutoAuswert“ nach einem kompletten<br />

Durchlauf die konfigurierte Intervallzeit und beginnt<br />

wieder von vorn, bis der Anwender unterbricht oder ein<br />

konfiguriertes Beenden und Herunterfahren des Rechners<br />

aktiv wird.<br />

Die Entscheidung, wann eine aktivierte Konfiguration<br />

ausgeführt wird, erfolgt über einen simplen Dateizählervergleich<br />

<strong>mit</strong> dem Datenverzeichnis. „AutoAuswert“<br />

geht dabei alle aktiv konfigurierten Konfigurationen<br />

durch. Und wenn der Zählerstand gegenüber dem letzten<br />

Durchgang nicht übereinstimmt, wird diese dann ausgeführt.<br />

Innerhalb der Konfiguration werden wiederum<br />

alle aktiv konfigurierten Auswertescripte ausgeführt. In<br />

den Auswertescripten ist die Intelligenz vorhanden, um<br />

zu entscheiden, ob und wie eine Messdatei auszuwerten<br />

ist. Nach dem Ausführen einer Konfiguration wird der<br />

Zählerstand des zugehörigen Datenverzeichnisses abgespeichert,<br />

da<strong>mit</strong> dieser beim nächsten Durchgang erneut<br />

für den Vergleich zur Verfügung steht.<br />

Mit den zugewiesenen Auswertescripten werden unter<br />

anderem PDF-Übersichten der Messdaten erstellt, GPS-<br />

Daten extrahiert, PDF-Streckenübersichten erstellt, Excel-Übersichten<br />

über die vorhandenen Messdateien und<br />

auch MinMittelMax-Listen erstellt. Insgesamt können<br />

bis zu 200 Konfigurationen erstellt und jeweils bis zu 200<br />

Auswertescripte eingebunden werden.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Mit den Scriptmöglichkeiten von DIAdem war es möglich,<br />

zu den schon vorhandenen Auswertescripten einen Rahmen<br />

zu schaffen, der die früher manuelle Ausführung<br />

von Auswertescripten nun automatisiert und sehr flexibel<br />

zur Verfügung stellt. Vorhandene Auswertescripte können<br />

direkt oder <strong>mit</strong> sehr wenig Anpassung direkt integriert<br />

werden und bieten zusammen <strong>mit</strong> den Funktionen<br />

von „AutoAuswert“ eine effiziente und zeitsparende Auswerteeinheit.<br />

autor<br />

Sven ArmBruSt<br />

ist im Bereich „Operative<br />

Messtechnik Triebstrang“<br />

bei der Daimler AG in<br />

Stuttgart tätig.<br />

daimler AG,<br />

Abteilung tP/PPP/HPC A 610,<br />

mercedesstraße 137, d-70546 Stuttgart,<br />

tel. +49 (0) 711 175 71 30,<br />

e-mail: sven.armbrust@daimler.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011<br />

65


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impressum<br />

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Oldenbourg Industrieverlag GmbH<br />

Rosenheimer Straße 145<br />

D-81671 München<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-0<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />

www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger<br />

Jürgen Franke<br />

Hans-Joachim Jauch<br />

Publisher:<br />

Wolfgang Mönning<br />

Herausgeber:<br />

Dr. V. Huck<br />

Dr. G. Kegel<br />

Dipl.-Ing. H. Kumpfmüller<br />

Dr. N. Kuschnerus<br />

Beirat:<br />

Dr.-Ing. K. D. Bettenhausen<br />

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Prof. Dr.-Ing. P. Göhner<br />

Dipl.-Ing. Th. Grein<br />

Prof. Dr.-Ing. H. Haehnel<br />

Dr.-Ing. J. Kiesbauer<br />

Dipl.-Ing. R. Marten<br />

Dipl.-Ing. G. Mayr<br />

Dr. J. Nothdurft<br />

Dr.-Ing. J. Papenfort<br />

Dr. A. Wernsdörfer<br />

Dipl.-Ing. D. Westerkamp<br />

Dr. Ch. Zeidler<br />

Organschaft:<br />

Organ der GMA (VDI/VDE-Gesellschaft<br />

Mess- und Automatisierungstechnik)<br />

und der NAMUR (Interessengemeinschaft<br />

Automatisierungstechnik<br />

der Prozessindustrie).<br />

Redaktion:<br />

Gerd Scholz<br />

(verantwortlich)<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-3 44<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />

E-Mail: scholz@oiv.de<br />

Anne Hütter<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-4 18<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 23<br />

E-Mail: huetter@oiv.de<br />

Einreichung von Hauptbeiträgen:<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller<br />

(Chefredakteur, verantwortlich für<br />

die Hauptbeiträge)<br />

Technische Universität München<br />

Lehrstuhl f. Informationstechnik<br />

in Maschinenwesen<br />

GF Automatisierungstechnik<br />

Boltzmannstraße 15<br />

D-85748 Garching bei München<br />

Telefon + 49 (0) 89 28 91 6402<br />

E-Mail: schiller@oldenbourg.de<br />

Fachredaktion:<br />

M. Blum<br />

Prof. Dr. J. Jasperneite<br />

Dr. B. Kausler<br />

Dr. N. Kiupel<br />

Dr. W. Morr<br />

I. Rolle<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische<br />

Praxis“ erscheint<br />

monatlich <strong>mit</strong> einer Doppelausgabe<br />

im Januar/Februar und Juli/August.<br />

Bezugspreise:<br />

Abonnement (Deutschland):<br />

€ 460,– + € 30,– Versand<br />

Abonnement (Ausland):<br />

€ 460,– + € 35,– Versand<br />

Einzelheft: € 55,– + Versand<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung<br />

in EU-Staaten die Mehrwertsteuer,<br />

für alle übrigen Länder sind es<br />

Nettopreise.<br />

Mitglieder der GMA: 30% Ermäßigung<br />

auf den Heftbezugspreis.<br />

Bestellungen sind jederzeit über den<br />

Leserservice oder jede Buchhandlung<br />

möglich.<br />

Die Kündigungsfrist für Abonnementaufträge<br />

beträgt 8 Wochen zum<br />

Bezugsjahresende.<br />

Abonnement-/<br />

Einzelheftbestellung:<br />

Leserservice <strong>atp</strong><br />

Postfach 91 61, D-97091 Würzburg<br />

Telefon + 49 (0) 931 4170-1615<br />

Telefax + 49 (0) 931 4170-492<br />

E-Mail: leserservice@oiv.de<br />

Verantwortlich für<br />

den Anzeigenteil:<br />

Thomas Hoffmann<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-2 06<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-2 07<br />

E-Mail: hoffmann@oiv.de<br />

Anschrift siehe Verlag.<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 48.<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawczyk<br />

Telefon + 49 (0) 89 4 50 51-2 26<br />

Telefax + 49 (0) 89 4 50 51-3 00<br />

E-Mail: krawczyk@oiv.de<br />

Druck:<br />

druckpartner<br />

Am Luftschacht 12<br />

45292 Essen<br />

Gedruckt auf chlor- und<br />

säurefreiem Papier.<br />

Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />

Praxis – rtp“ gegründet.<br />

© 2011 Oldenbourg Industrieverlag<br />

GmbH München<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme<br />

der gesetzlich zugelassenen<br />

Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung<br />

des Verlages strafbar.<br />

ISSN 2190-4111<br />

Die AusgAbe 5 / 2011 Der<br />

erscheinT Am 26.4.2011<br />

miT folgenDen beiTrägen:<br />

Lateralverhalten elastischer<br />

Bahnen vereinfacht modelliert<br />

(Teil II)<br />

Tests von Feldgeräten <strong>mit</strong><br />

Profibus PA-3.02<br />

Holistic Workspace – den<br />

Leitstand der Zukunft gestalten<br />

WIA-PA: a New Standard<br />

for Industrial Wireless<br />

Communication<br />

Roadmap Automation<br />

2020+ Energie<br />

...und vielen weiteren Themen.<br />

Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />

kurzfristig verändern.<br />

Leserservice<br />

e-mAil:<br />

leserservice@oiv.de<br />

Telefon:<br />

+ 49 (0) 931 4170-1615<br />

66<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

4 / 2011


Erreichen Sie die Top-Entscheider<br />

der Automatisierungstechnik.<br />

Sprechen Sie uns an wegen Anzeigenbuchungen<br />

und Fragen zu Ihrer Planung.<br />

Thomas Hoffmann: Tel. +49 89 45051 206<br />

E-Mail hoffmann@oldenbourg.de<br />

Marcus Plantenberg: Tel. +49 89 55079909<br />

E-Mail m.plantenberg@pms-plantenberg.de


<strong>atp</strong> kompakt<br />

Methoden Verfahren Konzepte<br />

Sonderpreise<br />

für<br />

Abonnenten<br />

der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

Die Automatisierungstechnik wird durch neue Forschungen und Entwicklungen bestimmt. Da<strong>mit</strong> Ingenieure<br />

fit für ihren Job sind und die entscheidenden Trends in der Automatisierungstechnik schnell zur Hand haben,<br />

legt die Fachpublikation <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> die Buchreihe <strong>atp</strong> kompakt auf. Alle darin enthaltenen Beiträge haben<br />

ein wissenschaftliches Gutachterverfahren durchlaufen.<br />

Herausgeber Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller leitet am Lehrstuhl für Informationstechnik im Maschinenwesen der<br />

TU München das Fachgebiet Automatisierungstechnik.<br />

<strong>atp</strong> kompakt Band 1<br />

Erfolgreiches <strong>Engineering</strong> – Die wichtigsten Methoden<br />

Diese Ausgabe befasst sich <strong>mit</strong> den Methoden, Verfahren und Standards, die Sie in den nächsten Jahren im <strong>Engineering</strong> beschäftigen<br />

werden. Wichtige Kriterien sind die einfache Wiederverwendbarkeit von Komponenten, die Unterstützung durch geeignete Werkzeuge,<br />

die Erhöhung der Flexibilität von Anlagen sowie geeignete Modellierungs- und Gerätebeschreibungssprachen.<br />

1. Auflage 2010, 138 Seiten <strong>mit</strong> CD-ROM, Broschur, € 79,- • ISBN: 978-3-8356-3210-3<br />

Für Abonnenten<br />

€ 74,-<br />

<strong>atp</strong> kompakt Band 2<br />

Effiziente Kommunikation – Die bedeutendsten Verfahren<br />

Sie bekommen Einblick in die wachsende Bedeutung der industriellen Kommunikation und dem Wandel in der Gerätekommunikation.<br />

Einen Schwerpunkt bildet die Kommunikationstechnik in der Prozessautomatisierung <strong>mit</strong> deren besonderen Rahmenbedingungen wie<br />

dem Explosionsschutz. Die bedeutendsten Verfahren und Methoden der modernen Kommunikation werden praxisnah veranschaulicht.<br />

1. Auflage 2010, 72 Seiten <strong>mit</strong> CD-ROM, Broschur, € 59,- • ISBN: 978-3-8356-3212-7<br />

Für Abonnenten<br />

€ 54,-<br />

<strong>atp</strong> kompakt Band 3<br />

Praktische Messtechnik – Die besten Konzepte<br />

Dieser Band ver<strong>mit</strong>telt wertvolles Know-how zu allen Aspekten der praktischen Messtechnik und fokussiert besonders die Prozessmesstechnik.<br />

Lernen Sie die Fortschritte in der Sensortechnik entlang der Technologie-Roadmap kennen und profitieren Sie von erstklassigen<br />

Konzepten zu kostengünstigen und effizienten Lösungen.<br />

1. Auflage 2010, 72 Seiten <strong>mit</strong> CD-ROM, Broschur, € 59,- • ISBN: 978-3-8356-3213-4<br />

Für Abonnenten<br />

€ 54,-<br />

<strong>atp</strong> kompakt Kollektion (Bände 1-3)<br />

Erfolgreiches <strong>Engineering</strong> Effiziente Kommunikation Praktische Messtechnik<br />

Mit dieser dreibändigen Kollektion zu den Themen <strong>Engineering</strong>, Kommunikation und Messtechnik erhalten Sie ein nützliches,<br />

kompakt und praxisnah aufbereitetes Kompendium zu den Kernthemen der Automatisierungstechnik. Die wertvolle Grundlage<br />

für Ihre tägliche und zukünftige Arbeit.<br />

1. Auflage 2010, ca. 282 Seiten <strong>mit</strong> CD-ROM, Broschur • € 179,- • ISBN: 978-3-8356-3221-9<br />

Für Abonnenten<br />

€ 169,-<br />

Sofortanforderung im Online-Shop www.oldenbourg-industrieverlag.de<br />

oder telefonisch +49 (0)201 / 82002-14<br />

OldenbOurg IndustrIeverlag gmbH<br />

vulkan-verlag gmbH<br />

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