atp edition Automatisierungssysteme mit Web-Technologien (Vorschau)
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10 / 2014<br />
56. Jahrgang B3654<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Automatisierungstechnische Praxis<br />
Energieorientierte<br />
Prozessführung | 24<br />
Redundante Kommunikation<br />
für industrielle Automation | 32<br />
Zustandsüberwachung<br />
und Performanzprognose | 42<br />
<strong>Automatisierungssysteme</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> | 52
Erreichen Sie die Top-Entscheider<br />
der Automatisierungstechnik.<br />
Sprechen Sie uns an wegen Anzeigenbuchungen<br />
und Fragen zu Ihrer Planung.<br />
Inge Spoerel: Telefon +49 (0) 89 203 53 66-22<br />
E-Mail: spoerel@di-verlag.de
EDITORIAL<br />
Nicht nur, sondern auch!<br />
Wie lernen wir am schnellsten Prozessautomatisierung?“ fragten mich in<br />
den letzten Jahren immer wieder Hersteller von Automatisierungstechnik<br />
für die Fertigungsindustrie. Sie hatten realisiert, dass <strong>mit</strong> Automatisierung<br />
für die Prozessindustrien sehr gute Renditen zu erzielen sind und dieses<br />
Geschäft im Vergleich zu dem ihren deutlich stabiler – weil langfristiger<br />
– ist. Meine erste Antwort darauf war immer: „Kauft euch das Handbuch der<br />
Prozessautomatisierung und studiert es Seite für Seite, dann bekommt ihr<br />
Boden unter die Füße. Und dann abonniert dazu die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> und lest sie<br />
jeden Monat ebenfalls gründlich, um ganz aktuell zu sein. So habt ihr eine<br />
faire Chance, in einem Jahr einigermaßen zu verstehen, was Prozessautomatisierung<br />
(PA) wirklich heißt.“<br />
Um ein PA-Profi zu werden reicht das allein natürlich nicht. Auch meinen<br />
Studierenden sage ich immer wieder: Lesen allein ersetzt nicht die eigenen<br />
Erfahrungen. Gespräche <strong>mit</strong> Anwendern in deren Betrieben, auf Messen und<br />
Kongressen – und auch <strong>mit</strong> den „Platzhirschen“ – sind enorm wichtig. Und<br />
vor allem: es selbst zu tun! Aber wer meinem obigen Rat folgt, schafft sich<br />
mindestens ein solides theoretisches, technisches und aktuelles Fundament<br />
für PA und kann die „richtigen“ Fragen stellen – das gilt durchaus auch für<br />
diejenigen, die glauben, über PA schon alles zu wissen...<br />
Dumm nur, dass seit einem Jahr die vierte Auflage des Handbuch der<br />
Prozessautomatisierung vergriffen ist und eine fünfte nur angekündigt. Zwar<br />
könnten sich Newcomer einige Zeit lang <strong>mit</strong> der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> behelfen; allerdings<br />
wird hier stabiles Grundlagenwissen meist vorausgesetzt. Aber auch<br />
die „alten Hasen“ der PA, bei denen das „Handbuch“ selbstverständlich in<br />
Griffweite steht, finden oft in der 4. Auflage keine befriedigenden Antworten<br />
mehr – einfach weil sich seit deren Erscheinen in 2009 die PA stürmisch<br />
weiterentwickelt hat. Man schaue sich nur die Hauptbeiträge dieses Heftes<br />
der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> an und versuche sich zu erinnern, wie vor fünf Jahren der<br />
Stand der Technik war bei den „<strong>Automatisierungssysteme</strong>n im <strong>Web</strong>“ oder<br />
der „Performanzprognose“, um nur zwei Beispiele herauszugreifen.<br />
Doch es gibt Hoffnung! Noch in diesem Jahr wird die 5. Auflage des Handbuch<br />
der Prozessautomatisierung verfügbar sein! Viele neue Erkenntnisse<br />
und Lösungen, die in den letzten Jahren auch in der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> vorgestellt<br />
wurden, sind von den 48 alten und neuen Autoren des Handbuchs in die<br />
neuen oder überarbeiteten Beiträge eingearbeitet. Aktuell und authentisch<br />
wird so die gesamte Breite und Tiefe von Theorie und Praxis der PA abgedeckt<br />
– es gibt derzeit kein vergleichbares deutsches Standardwerk für unser<br />
Fachgebiet!<br />
Das Schönste zum Schluss: Wie die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> gibt es nun auch die Neuauflage<br />
des Handbuchs als eBook, was die Stichwortsuche und die Aktualisierung<br />
richtig komfortabel macht. Lassen Sie sich überraschen!<br />
DIPL.-ING.<br />
DIETER SCHAUDEL,<br />
Gründer und Inhaber<br />
SCHAUDELconsult Freiburg<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
3
INHALT 10 / 2014<br />
FORSCHUNG<br />
6 | VDE und DVGW wollen gemeinsame Forschung<br />
beim Thema Energiewende vorantreiben<br />
Call for <strong>atp</strong> experts: Safety und Security<br />
7 | Automatisierungsvereinigung Ifac ehrt Professor<br />
Klaus Schilling <strong>mit</strong> Outstanding Service Award<br />
VERBAND<br />
8 | Sechste Konferenz der Namur in China –<br />
Arbeitskreise stellen aktuelle Ergebnisse vor<br />
AMA-Kongresse: Poster und Vorträge gesucht<br />
VDE: Mikroelektronik muss gestärkt werden<br />
9 | Neue GMA-Ausschüsse zu Industrie 4.0<br />
BRANCHE<br />
10 | Aus Fieldbus und Hart wird die FieldComm Group,<br />
Hans-Georg Kumpfmüller erster Vorstandschef<br />
Mensch und Roboter rücken näher zusammen<br />
11 | Gute Zahlen für Sensorik und Messtechnik –<br />
Branche will von Industrie 4.0 profitieren<br />
HMI-Gestaltung für Touchscreens optimieren<br />
Industrie 4.0: Glossar klärt wichtige Begriffe<br />
RUBRIKEN<br />
3 | Editorial<br />
62 | Produkt & Unternehmen<br />
66 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />
4<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
PRAXIS<br />
12 | Wickelautomaten <strong>mit</strong> neuem Remote<br />
I/O-Konzept verbessern automatisierte<br />
Zeitungensverarbeitung<br />
14 | Die richtige Information, zur richtigen<br />
Zeit, am richtigen Ort = höhere Effizienz<br />
18 | Präzisionssensorik lässt sich auch von<br />
zerknitterten Barcodes auf Säcken <strong>mit</strong><br />
Bio-Stärke nicht täuschen<br />
20 | Maßgeschneiderte Systemboards erlauben<br />
schnelle Anbindung von Feldsignalen in<br />
großen Anlagen<br />
22 | Big Data für Industrie 4.0 – größter<br />
Demonstrator zeigt Optimierungspotenziale<br />
für die Unternehmen<br />
Produkte,<br />
Systeme<br />
und Service<br />
für die<br />
Prozessindustrie?<br />
Natürlich.<br />
HAUPTBEITRÄGE<br />
24 | Energieorientierte Prozessführung<br />
S. SCHÄFER, U. BERGER, D. SCHÖTTKE UND T. KÄMPFE<br />
32 | Redundante Kommunikation für<br />
industrielle Automation<br />
H. FLATT, J. JASPERNEITE UND J. RAUCHFUSS<br />
42 | Zustandsüberwachung<br />
und Performanzprognose<br />
M. KRÜGER, T. JEINSCH, P. ENGEL, S. X. DING UND A. HAGHANI<br />
52 | <strong>Automatisierungssysteme</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong><br />
R. LANGMANN<br />
System 800xA 5.1 hilft Anlagen<br />
noch effizienter zu betreiben und<br />
die Produktivität und Rentabilität<br />
zu verbessern. Dies wird durch<br />
gesteigerte Bediener-Effizienz,<br />
optimiertes Handling bei Batch-<br />
Produktion, effizientere Sequenzkonfiguration,<br />
verbesserte<br />
Asset-Verwendung und optimierte<br />
Engineering Best Practices erreicht.<br />
Wünschen Sie sich auch so eine<br />
effiziente Anlagenbedienung?<br />
www.abb.de/controlsystems<br />
Wussten Sie, dass Ihnen ABB<br />
neben modernsten Leitsystemen<br />
ein umfassendes Portfolio für die<br />
Instrumentierung, herausragende<br />
Produkte und Lösungen für die<br />
Analysentechnik sowie erstklassigen<br />
Service bietet? Lesen Sie mehr unter:<br />
www.abb.de/<br />
prozessautomatisierung<br />
ABB Automation GmbH<br />
Tel.: +49 (0) 1805 26 67 76<br />
marketing.control-products@de.abb.com
FORSCHUNG<br />
VDE und DVGW wollen gemeinsame Forschung<br />
beim Thema Energiewende vorantreiben<br />
ENGERE ZUSAMMENARBEIT VEREINBART: Dr. Hans Heinz<br />
Zimmer, VDE-Vorstandsvorsitzender, Dr. Joachim Schneider,<br />
VDE-Präsident, DVGW-Präsident Dietmar Bückemeyer und<br />
DVGW-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Gerald Linke (von links<br />
nach rechts) bei der Unterzeichnung des Memorandums of<br />
Understanding. Bild: RWE/Jörg Mettlach<br />
Die Präsidenten des Deutschen Vereins des Gas- und<br />
Wasserfaches (DVGW) und des Verbands der Elektrotechnik<br />
Elektronik und Informationstechnik (VDE),<br />
Dietmar Bückemeyer und Dr. Joachim Schneider, haben<br />
in Essen ein Memorandum of Understanding unterzeichnet.<br />
Ziel der Grundsatzvereinbarung, die auch<br />
von DVGW-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Gerald Linke<br />
und dem VDE-Vorstandsvorsitzenden Dr. Hans<br />
Heinz Zimmer <strong>mit</strong>unterzeichnet wurde, ist die Förderung<br />
der Zusammenarbeit zwischen DVGW und VDE<br />
auf dem Gebiet der Forschung und Studienerstellung<br />
im Themenfeld „Energieversorgungssystem im Kontext<br />
der Energiewende“. Neben der bereits bestehenden, erfolgreichen<br />
Kooperation zwischen DVGW und dem<br />
Forum Netztechnik Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) im<br />
Rahmen der technischen Regelsetzung soll auch <strong>mit</strong><br />
der Energietechnischen Gesellschaft im VDE<br />
(VDE|ETG) die Zusammenarbeit im Bereich Forschung<br />
und Entwicklung gestärkt werden.<br />
„Dies ist ein klares Signal von DVGW und VDE, dass<br />
es in der Zusammenarbeit der beiden Sparten Gas und<br />
Strom noch weitere Synergien gibt. Diese Synergiepotenziale<br />
sollen systematisch erschlossen werden. Ziel<br />
ist es, durch die Konvergenz der Gas- und Stromnetze<br />
eine noch höhere spartenübergreifende Effizienz zu erzielen<br />
– bei gleichbleibend hoher Qualität und garantierter<br />
Sicherheit“, erklärte VDE-Präsident Dr. Joachim<br />
Schneider. Der Brückenschlag zwischen Gas- und<br />
Strom infrastruktur sei eine der wichtigsten Herausforderungen<br />
der Energiewende. „In Zukunft werden neben<br />
der Power-to-Gas-Technologie sowohl flexible Gaskraftwerke<br />
als auch innovative, gasbasierte Speichertechnologien<br />
oder mehr dezentrale Anlagen der Kraft-Wärme-<br />
Kopplung immer dringender benötigt. Nur so können<br />
wir das schwankende Angebot aus erneuerbaren Ressourcen<br />
wie Sonnen- und Windkraft langfristig und in<br />
großem Maßstab speichern und nutzen“, betonte DVGW-<br />
Präsident Dietmar Bückemeyer.<br />
(gz)<br />
VDE VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK<br />
INFORMATIONSTECHNIK E.V.,<br />
Stresemannallee 15,<br />
D-60596 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.vde.com<br />
Call for <strong>atp</strong> experts: Safety und Security<br />
IN AUSGABE 57(4) DER ATP EDITION i m<br />
April 2015 diskutiert die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> das<br />
Thema Safety und Security. Mit dem gestiegenen<br />
Risiko des Angriffs auf <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />
der Prozess- und<br />
Fertigungsindustrie ist auch die Security<br />
für Safety-kritische und Nicht-Safetykritische<br />
Anwendungen ein Thema geworden.<br />
Safety- und Security-Maßnahmen<br />
verwenden verschiedene Methoden<br />
für ihre verschiedenen Ziele, und ihre<br />
Interaktion kann zu Wechselwirkungen<br />
führen. Ob und wie diese methodisch behandelt<br />
werden müssen, soll Inhalt der<br />
Beiträge für <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> 57(4) sein.<br />
Wir bitten Sie, bis zum 2. Dezember<br />
2014 zu diesem Themenschwerpunkt<br />
einen gemäß der Autorenrichtlinien der<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ausgearbeiteten Hauptbeitrag<br />
per E-Mail an urbas@di-verlag.de<br />
einzureichen.<br />
Die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist die hochwertige Monatspublikation<br />
für Fach- und Führungskräfte<br />
der Automatisierungsbranche.<br />
In den Hauptbeiträgen werden<br />
die Themen <strong>mit</strong> hohem wissenschaftlichem<br />
und technischem Anspruch und<br />
vergleichsweise abstrakt dargestellt.<br />
Im Journalteil werden praxisnahe Erfahrungen<br />
von Anwendern <strong>mit</strong> neuen<br />
<strong>Technologien</strong>, Prozessen oder Produkten<br />
beschrieben.<br />
Alle Beiträge werden von einem Fachgremium<br />
begutachtet. Sollten Sie sich<br />
selbst aktiv an dem Begutachtungsprozess<br />
beteiligen wollen, bitten wir um<br />
kurze Rückmeldung. Für weitere Rückfragen<br />
stehen wir Ihnen selbstverständlich<br />
gerne zur Verfügung.<br />
Redaktion <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
Leon Urbas, Markus Hofelich<br />
CALL FOR<br />
Aufruf zur Beitragseinreichung<br />
Thema: Safety und Security<br />
Kontakt: urbas@di-verlag.de<br />
Termin: 02. Dezember 2014<br />
6<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Automatisierungsvereinigung Ifac ehrt Professor<br />
Klaus Schilling <strong>mit</strong> Outstanding Service Award<br />
Für sein großes Engagement für die International<br />
Federation on Automatic Control (Ifac) wurde<br />
Klaus Schilling von der Fachvereinigung ausgezeichnet.<br />
Der Würzburger Professor erhielt den Ifac<br />
Outstanding Service Award beim Ifac-Weltkongress,<br />
der Ende August <strong>mit</strong> mehr als 2000 Teilnehmern in<br />
Südafrika stattfand. IFAC-Präsident Professor Ian<br />
Craig überreichte die Auszeichnung.<br />
Schilling, Inhaber des Lehrstuhls für Informatik VII<br />
(Robotik und Telematik) an der Uni Würzburg, führte<br />
<strong>mit</strong> seinem Team unter anderem sehr erfolgreich zwei<br />
internationale Ifac-Konferenzen durch. Auch saß er den<br />
Ifac Technical Com<strong>mit</strong>tees für Aerospace und Telematics<br />
vor. Die Ifac-Zeitschrift „Control Engineering Practice“<br />
unterstützte er lange als Associate Editor.<br />
Seit 2014 verantwortet Schilling als Ifac-Koordinator<br />
den gesamten Bereich „Computer & Control“. Dazu<br />
zählen Software- als auch Hardware-Systeme sowie<br />
Telematikmethoden für die Automatisierung, und er<br />
reicht von Mikroprozessoren bis zu Systemen der<br />
künstlichen Intelligenz. Die Ifac gilt als führende<br />
weltweite Fachvereinigung für die Automatisierungsund<br />
Regelungstechnik. Ihre Tätigkeitsfelder umfassen<br />
die Theorie-Grundlagen und ein sehr breites Spek-<br />
trum von Anwendungsfeldern der Automatisierungswissenschaften.<br />
(gz)<br />
JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG,<br />
Lehrstuhl für Informatik VII, Am Hubland,<br />
D-97074 Würzburg, Tel. +49 (0) 931 318 66 78,<br />
Internet: www.uni-wuerzburg.de<br />
AUSZEICHNUNG<br />
IN KAPSTADT:<br />
IFAC-Präsident<br />
Ian Craig ehrt<br />
Klaus Schilling<br />
(links) in Kapstadt<br />
<strong>mit</strong> dem Ifac<br />
Outstanding<br />
Service Award.<br />
Foto: Ifac<br />
E I N L A D U N G<br />
Messtechnik Regeltechnik Steuerungstechnik Prozessleitsysteme<br />
Mittwoch, 05. November 2014<br />
8:00 bis 16:00 Uhr<br />
Ruhrcongress Bochum<br />
Stadionring 20<br />
44791 Bochum<br />
Führende Fachfirmen der Branche präsentieren ihre Geräte und Systeme und<br />
zeigen neue Trends in der Automatisierung auf. Die Messe wendet sich an<br />
alle Interessierten, die auf dem Gebiet der Mess-, Steuer- und Regeltechnik<br />
sowie der Prozessautomation tätig sind.<br />
Der Eintritt zur Messe, die Teilnahme an den Workshops und der Imbiss<br />
sind für die Besucher kostenlos.<br />
Weitere Informationen finden Interessierte auf unserer Internetseite.<br />
www.meorga.de<br />
info@meorga.de<br />
MEORGA GmbH<br />
Sportplatzstraße 27<br />
66809 Nalbach<br />
Tel. 06838 / 8960035<br />
Fax 06838 / 983292<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
7
VERBAND<br />
Sechste Konferenz der Namur in China –<br />
Arbeitskreise stellen aktuelle Ergebnisse vor<br />
Kurz nach der Namur-Hauptsitzung am 6. und 7. November<br />
in Bad Neuenahr findet die sechste Namur-<br />
Konferenz in China statt. Dort, am 19. und 20. November<br />
in Shanghai, werden unter anderem Resultate der chinesischen<br />
Namur-Arbeitskreise vorgestellt. Die sieben<br />
Arbeitskreise haben weiter an Themen gearbeitet, die<br />
bei den Tagungen in den vergangenen Jahren als besonders<br />
interessant identifiziert wurden.<br />
Der diesjährige Sponsor Siemens wird <strong>mit</strong> interessanten<br />
Konferenzbeiträgen und einer Ausstellung das<br />
Programm ergänzen. So stehen Präsentationen über ver-<br />
fügbare Lösungen und mögliche zukünftige Entwicklungen<br />
auf dem Programm. Siemens hatte schon die<br />
Namur-Hauptsitzung in Bad Neuenahr 2013 gesponsert.<br />
Die chinesische Namur-Konferenz ist seit ihrer Gründung<br />
im Jahr 2009 stetig gewachsen. 2013 verzeichnete<br />
sie zirka 150 Teilnehmer.<br />
(gz)<br />
NAMUR-GESCHÄFTSSTELLE,<br />
C/O BAYER TECHNOLOGY SERVICES GMBH,<br />
Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen,<br />
Tel. +49 (0) 214 307 10 34, Internet: www.Namur.de<br />
NAMUR IN CHINA:<br />
Etwa 150 Teilnehmer<br />
wurden 2013 gezählt.<br />
AMA-Kongresse: Poster und Vorträge gesucht<br />
Der AMA Fachverband für Sensorik bittet um Beiträge<br />
für die beiden AMA-Kongresse Sensor und IRS²<br />
im Jahr 2015. Beide finden parallel zur Messe Sensor+Test<br />
vom 19. bis 21. Mai in Nürnberg statt. Interessierte Autoren<br />
bittet der Verband, Abstracts der Vorträge oder<br />
Poster bis zum 17. Oktober 2014 einzureichen. Informationen<br />
zu den Themenschwerpunkten und zur Dokumentvorlage<br />
sind zu finden unter www.ama-science.<br />
org/direct/call-for-papers. Die AMA-Kongresse Sensor<br />
und IRS² gelten als Vernetzungsplattform, die ein inter-<br />
nationales Fachpublikum ansprechen und Einblicke in<br />
neueste Forschungsergebnisse aus unterschiedlichen<br />
Disziplinen ermöglichen. AMA verbindet dabei Innovatoren<br />
aus Forschung und Entwicklung, aus Wissenschaft<br />
und Industrie.<br />
(gz)<br />
AMA FACHVERBAND FÜR SENSORIK E.V.,<br />
Sophie-Charlotten-Str. 15, D-14059 Berlin,<br />
Tel. +49 (0) 30 221 90 36 20,<br />
Internet: www.ama-sensorik.de<br />
VDE: Mikroelektronik muss gestärkt werden<br />
Ob Deutschland bei der Entwicklung von Industrie<br />
4.0 weltweit vorne liegen wird, hängt nach Einschätzung<br />
des VDE vor allem von der Verfügbarkeit<br />
mikroelektronischer Bausteine und Systeme aus heimischer<br />
Produktion ab. Deshalb verlangt der VDE,<br />
dass Bundesregierung und EU die Voraussetzungen<br />
dafür verbessern und optimale Bedingungen schaffen,<br />
dass deutsche und europäische Industrie- und Innovationspolitik<br />
Hand in Hand greifen. Dazu eigne sich<br />
das neue europäische Innovationsprogramm ECSEL<br />
(Electronic Components and Systems for European<br />
Leadership) innerhalb von Horizon 2020. Erforderlich<br />
sei die Unterstützung, da sich die Mikroelektronik in<br />
Deutschland gegen die stark subventionierte Konkurrenz<br />
aus Amerika und Fernost behaupten müsse.<br />
Deutschland könne Leitanbieter für intelligente Produktionstechnologien<br />
und Leitmarkt für CPS-<strong>Technologien</strong><br />
und -Produkte werden – allerdings nur, wenn die<br />
Mikroelektronik als ,Key Enabler‘ am Standort Deutschland/Europa<br />
entlang der gesamten Innovations- und<br />
Wertschöpfungskette gestärkt werde, die Unternehmen<br />
optimale Bedingungen vorfänden und durch gezielte<br />
Maßnahmen gefördert würden, so wie es asiatische Länder<br />
und die USA <strong>mit</strong> ihrer einheimischen Produktion<br />
handhabten. <br />
(gz)<br />
VDE VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK<br />
INFORMATIONSTECHNIK E.V.,<br />
Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,<br />
Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.vde.com<br />
8<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Neue GMA-Ausschüsse<br />
zu Industrie 4.0<br />
Die Zukunft von Industrie 4.0 hängt neben<br />
technologischen Innovationen entscheidend<br />
von der Entwicklung passender und neuartiger<br />
Geschäftsmodelle sowie einer konsistenten<br />
Schaffung von Arbeitsumfeldern und stimmigen<br />
Aus- und Weiterbildungskonzepten ab.<br />
Erkenntnisse und Fortschritte aller drei Felder<br />
– Technologie, Businessmodell und Arbeitsumfeld<br />
– beeinflussen sich gegenseitig. Wissenschaftler<br />
wie Entscheider in Unternehmen müssen<br />
sich ihres enormen Einflusses und ihrer<br />
Verantwortung für unsere Zukunft bewusst<br />
werden, betont die VDI/VDE-Gesellschaft Messund<br />
Automatisierungstechnik (GMA). Das will<br />
die GMA <strong>mit</strong> zwei neuen Fachausschüssen zur<br />
Zukunft der Arbeit und zu Geschäftsmodellen<br />
unterstützen und <strong>mit</strong> allen Interessensgruppen<br />
gemeinsam am Projekt Industrie 4.0 arbeiten.<br />
Am 26. September hat sich der neue Fachausschuss<br />
<strong>mit</strong> dem Arbeitstitel „Businessmodelle“<br />
konstituiert, um die Geschäftsmodellentwicklung<br />
für Industrie 4.0 voranzutreiben. Der neue<br />
Fachausschuss <strong>mit</strong> dem Arbeitstitel „Zukunft<br />
der Arbeit“ wird sich am 31. Oktober gründen.<br />
Die beiden Gremien wurden initiiert von Prof.<br />
Frank T. Piller (TIM, RWTH Aachen, Thema:<br />
Businessmodelle) und Prof. Wilhelm Bauer<br />
(Fraunhofer IAO, Thema: Zukunft der Arbeit).<br />
Die GMA betont, es müssten viele Fragen geklärt<br />
werden, um in Deutschland nicht nur<br />
technologisch Spitzenreiter zu bleiben, sondern<br />
Industrie 4.0 in die Gesellschaft zu integrieren<br />
und einen möglichst großen menschlichen wie<br />
wirtschaftlichen Benefit zu erreichen. Es gelte<br />
herauszufinden, welche Geschäftsmodelle sich<br />
für Unternehmen in Deutschland ableiten lassen<br />
und wie eine optimale Geschäftsmodellentwicklung<br />
für den deutschen Mittelstand aussehen<br />
kann, um die globale Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu erhalten und auszubauen. Über die Geschäftsmodelle<br />
hinaus müssten alle Interessengruppen<br />
gemeinsam daran arbeiten, die Möglichkeiten<br />
von Industrie 4.0 <strong>mit</strong> Blick auf die<br />
Organisation der Arbeit für KMUs und Global<br />
Player, für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer zu<br />
erfassen und zu nutzen.<br />
Interessenten, die in den Ausschüssen <strong>mit</strong>arbeiten<br />
möchten oder Anregungen zu den Inhalten<br />
geben möchten, können sich direkt an die<br />
GMA-Geschäftsführerin Dr.-Ing. Dagmar Dirzus<br />
wenden.<br />
(gz)<br />
VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 40,<br />
Internet: www.vdi.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
9
BRANCHE<br />
Aus Fieldbus und Hart wird die FieldComm Group,<br />
Hans-Georg Kumpfmüller erster Vorstandschef<br />
Die Mitglieder der Hart Communication<br />
Foundation und der Fieldbus<br />
Foundation haben dem Zusammenschluss<br />
beider Vereinigungen zur Field-<br />
Comm Group zugestimmt. Da<strong>mit</strong> folgten<br />
sie dem Vorschlag der Fieldbus- und<br />
Hart-Vorstände und taten den letzten<br />
Schritt zur Vereinigung.<br />
Die neue Organisation, FieldComm<br />
ZUM ERSTEN Group entsteht zum 1. Januar 2015 und<br />
VORSTANDSVOR- wird von einem Vorstand geleitet, der<br />
SITZENDEN der sich aus Vertretern der Unternehmen zusammensetzt,<br />
die in den derzeitigen Vor-<br />
FieldComm Group<br />
gewählt: Hans-Georg<br />
Kumpfmüller. sind. Hans-Georg Kumpfmüller wurde<br />
ständen der beiden Stiftungen vertreten<br />
als erster Vorsitzender des Vorstands gewählt.<br />
Er wird zudem der Einbindung<br />
von FDI LLC Mitte 2015 vorstehen.<br />
Kumpfmüller hat in seiner Funktion als Vorsitzender<br />
des FDI LLC-Vorstandes und CEO von Sensors and<br />
Communication bei Siemens maßgeblich die Richtung<br />
der Geräteintegration bestimmt. Er ist überzeugt, dass<br />
die Gründung der FieldComm Group „einen großen<br />
Schritt nach vorne für die Verarbeitungsindustrie darstellt,<br />
indem er die Nutzung der Stärken eines jeden in<br />
der Branche führenden Protokolls ermöglicht und da-<br />
rüber hinaus den Wert der Integrationsstrategie der<br />
nächsten Generation hinzufügt“.<br />
Der Vorstand hat zudem Ted Masters zum Präsidenten<br />
und CEO der FieldComm Group ernannt. Er ist zurzeit<br />
in der gleichen Funktion bei der Hart Communication<br />
Foundation tätig. Masters sieht in der Gründung von<br />
FieldComm Group eine noch nie dagewesene Gelegenheit<br />
zum Ausbau bestehender <strong>Technologien</strong> und zur<br />
Entwicklung einer einheitlichen Zukunftsvision für die<br />
Harmonisierung von Normen in der Prozessautomatisierung<br />
weltweit.<br />
In der Übergangs- und Integrationsphase der beiden<br />
Organisationen wird Richard J. Timoney – aktuell<br />
Präsident und CEO der Fieldbus Foundation – als geschäftsführender<br />
Vizepräsident der FieldComm Group<br />
fungieren.<br />
Die Hauptgeschäftsstelle von FieldComm Group wird<br />
sich in Austin, Texas, befinden und vom 1. Januar 2015<br />
an eine Einheit darstellen. Bis dahin werden die Hart<br />
Communication Foundation und die Fieldbus Foundation<br />
weiterhin unabhängig voneinander arbeiten. (gz)<br />
FIELDBUS FOUNDATION,<br />
9005 Mountain Ridge Drive, Bowie Bldg – Suite 200,<br />
Austin, TX 78759-5316, USA,<br />
Tel. +1 (0) 512 794 88 90, Internet: www.fieldbus.org<br />
Mensch und Roboter rücken näher zusammen<br />
Bislang arbeiten sie meist durch Gitter getrennt – in<br />
Zukunft sollen Roboter und Mensch Seite an Seite<br />
in der Industrie stehen. Mit diesem Trend befasst sich<br />
die VDI-Fachkonferenz „Assistenzroboter in der Produktion“<br />
am 10. und 11. Dezember 2014 in Frankfurt.<br />
MENSCH-ROBOTER-KOOPERATION: Diesem Thema<br />
widmet sich die VDI-Fachkonferenz „Assistenzroboter in<br />
der Produktion“. Bild: Kellenberger Kaminski Photographie<br />
Dort diskutieren Experten die Möglichkeiten und<br />
Chancen der Servicerobotik.<br />
Leiter der Tagung ist Prof. Dr. Hans Wernher van de<br />
Venn von der Züricher Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften und Gewinner des Robotic Award 2013<br />
der Hannover Messe <strong>mit</strong> seinem System für eine sichere<br />
Mensch-Roboter-Interaktion. „Die direkte Interaktion<br />
zwischen Mensch und Roboter wird aufgrund ihrer<br />
hohen Flexibilität in Zukunft immer wichtiger werden“,<br />
so van de Venn. Vorgestellt wird bei der Tagung<br />
auch der erste von der Berufsgenossenschaft zugelassene<br />
Roboter in Deutschland. Der automatische Produktionsassistent<br />
APAS zeigt <strong>mit</strong> welchen <strong>Technologien</strong><br />
die zukünftige Industrie 4.0 arbeiten könnte.<br />
Vortragen werden bei der Tagung unter anderem Referenten<br />
von Audi, Bosch, MRK-Systeme, Kuka Systems<br />
und Festo. Am Tag vor und nach der Veranstaltung finden<br />
zwei Spezialveranstaltungen zu den Themen<br />
„Mensch, Roboter & Sicherheit“ sowie „Robotik in Betreuung<br />
und Gesundheitsversorgung“ statt. Das Programm<br />
der Tagung und die Anmeldeunterlagen sind<br />
zu finden unter: www.vdi.de/assistenzroboter (gz)<br />
VDI WISSENSFORUM GMBH,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 42 01,<br />
Internet: www.vdi-wissensforum.de<br />
10<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Gute Zahlen für Sensorik und Messtechnik –<br />
Branche will von Industrie 4.0 profitieren<br />
Die Branche Sensorik und Messtechnik geht von weiter<br />
wachsenden Umsätzen aus. Nachdem im ersten<br />
Quartal ein Plus von sieben Prozent erreicht wurde,<br />
flachte das Wachstum von April bis Juni zwar auf zwei<br />
Prozent ab. Die Auftragseingänge wuchsen noch um<br />
ein Prozent, wie die regelmäßige Umfrage des AMA<br />
Verband für Sensorik und Messtechnik bei seinen 480<br />
Mitgliedern ergab. Aber Thomas Simmons, AMA Geschäftsführer,<br />
kommentiert die Energebnisse. „Wir sind<br />
auch für das restliche Jahr zuversichtlich gestimmt und<br />
glauben, dass unsere Branche weiter wachsen wird. Die<br />
derzeit viel diskutierte Industrie 4.0 nimmt langsam<br />
Fahrt auf. Die Fertigung wird immer dynamischer, die<br />
Automatisierung anspruchsvoller und Sensoren und<br />
Sensorsysteme ermöglichen der Industrie, immer intelligentere<br />
Lösungen in der Fertigung einzusetzen.“Die<br />
überwiegend <strong>mit</strong>telständisch geprägte Branche plant<br />
für das laufende Jahr pro 1000 Arbeitsplätze zwölf<br />
neue Ingenieur einzustellen.<br />
(gz)<br />
Quelle: AMA Verband<br />
für Sensortechnik und Messtechnik<br />
3. Quartal 2008 = 100%<br />
WEITER<br />
AUFWÄRTS:<br />
Die Sensorikund<br />
Messtechnikbranche<br />
erwartet einen<br />
weiteren<br />
Umsatzanstieg.<br />
AMA FACHVERBAND FÜR SENSORIK E.V.,<br />
Sophie-Charlotten-Str. 15, D-14059 Berlin,<br />
Tel. +49 (0) 30 221 90 36 20, Internet: www.ama-sensorik.de<br />
HMI-Gestaltung für Touchscreens optimieren<br />
Das nun als Entwurf erschienene Richtlinienblatt<br />
VDI/VDE 3850 Blatt 3 soll Entwickler von Bedienoberflächen<br />
bei der Gestaltung eines Touchscreen-spezifischen<br />
Dialoges für stationäre Einsätze unterstützen<br />
und ihnen gleichzeitig genügend gestalterische Freiräume<br />
lassen. Ein künftiges Blatt der Richtlinie soll<br />
mobil eingesetzte Touchscreen-Systeme behandeln.<br />
Die Richtlinie ist anzuwenden bei der Touchscreenspezifischen<br />
Dialoggestaltung für technische Anlagen<br />
im industriellen Einsatz. Der Schwerpunkt der Gestaltungsempfehlungen<br />
liegt auf der Benutzung des Touchscreens<br />
<strong>mit</strong> Fingern; die Benutzung <strong>mit</strong> anderen Berüh-<br />
relementen ist abhängig von der jeweiligen Hardware<br />
möglich. Sicherheitsrelevante Funktionen werden<br />
nicht betrachtet, da diese zurzeit für Touch-Systeme<br />
kaum zugelassen werden. Einsprüche zum Richtlinienentwurf<br />
können bis 31.Dezember eingereicht werden:<br />
http://go.vdi-online.de/gui/einspruch_liste.php (gz)<br />
VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />
Industrie 4.0: Glossar klärt wichtige Begriffe<br />
Diskussionen über Industrie 4.0 sind anfällig für<br />
Missverständnisse, weil bei weitem noch nicht alle<br />
Begriffe eindeutig definiert sind. Daher erstellt eine<br />
Arbeitsgruppe des GMA-Fachausschusses „Industrie<br />
4.0“ ein Glossar zu diesem Thema. Erste Definitionen<br />
hat die Arbeitsgruppe nun veröffentlich (www.iosb.<br />
fraunhofer.de/?BegriffeI40), weitere sind in Arbeit.<br />
Erforderlich ist die Klarstellung, da im Umfeld von Industrie<br />
4.0 Begrifflichkeiten und Konzepte aus unterschiedlichen<br />
Domänen aufgegriffen werden (etwa aus dem<br />
IKT-Bereich die Orchestrierung von Diensten in einer<br />
service-orientierten Umgebung). Manche Begriffe sind<br />
aber in den beteiligten Domänen unterschiedlich besetzt<br />
(etwa Service (Dienst) im IKT-Bereich gegenüber der Produktion).<br />
Andere Begriffe sind sogar innerhalb einer Domäne<br />
mehrdeutig oder unpräzise (etwa Komponente).<br />
Diese sprachlichen und konzeptionellen Unterschiede<br />
und Ungenauigkeiten, sowie der Bedarf nach Erklärungen<br />
zu „fachfremden Konzepten“ sind ein Hindernis in der<br />
Entwicklung übergreifender komplexer technischer Lösungen<br />
für Industrie 4.0 und in der Normung.<br />
Das Glossar soll nun eine gemeinsame Basis für die Begrifflichkeiten<br />
schaffen, die die unterschiedlichen Sichtweisen<br />
und Anforderungen berücksichtigt. Dies soll die<br />
Zusammenarbeit über Unternehmens- und Branchengrenzen<br />
hinweg erleichtern.<br />
(gz)<br />
VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
11
PRAXIS<br />
Wickelautomaten <strong>mit</strong> neuem Remote I/O-Konzept<br />
verbessern automatisierte Zeitungensverarbeitung<br />
Ferag AG realisierte beim Redesign <strong>mit</strong> u-remote eine hochproduktive, ausfallsichere Lösung<br />
PLATZSPAREND: Aufgrund der Modulbreite<br />
von nur 11,5 mm und der hohen Kanaldichte<br />
ist das u-remote-System sehr platzsparend<br />
zu verbauen, was besonders in dezentralen<br />
Schaltkästen Vorteile bietet.<br />
SOBALD DER LEERE<br />
DISC TRÄGER in die<br />
Wickelstation<br />
einfährt, startet<br />
ohne manuelles<br />
Zutun der Prozess<br />
des Aufwickelns.<br />
Volle Träger werden<br />
automatisch<br />
abgedockt und<br />
können <strong>mit</strong> einem<br />
Shuttle herausgenommen<br />
werden.<br />
EINER FÜR ALLE FORMATE: Wickelautomaten<br />
kommen beispielsweise als<br />
dynamische Puffer zwischen Druckmaschinen<br />
und Versandraum oder als<br />
Zwischenspeicher für Vordrucke und<br />
Beilagen zum Einsatz. Sie arbeiten<br />
<strong>mit</strong> sämtlichen Formate, ohne dass<br />
Umstellungen bei sich ändernden<br />
Produktlängen erforderlich sind.<br />
Zeitungen und Zeitschriften müssen nicht nur gedruckt,<br />
sondern auch verteilt werden. Mit Förderund<br />
intelligenten Weiterverarbeitungssystemen für die<br />
Branche leistet die schweizerische Ferag AG dazu einen<br />
entscheidenden Beitrag. Um bei der Automatisierung<br />
hohe Performance und maximale Stabilität der Abläufe<br />
zu erreichen, setzt Ferag auf das Remote-I/O-Konzept<br />
„u-remote“ von Weidmüller.<br />
Als globaler Spezialist für intelligente Weiterverarbeitungssysteme<br />
für die Zeitungs- und Zeitschriftenproduktion<br />
widmet die weltweit führende Ferag AG<br />
ihre Lösungen durchgängig einer Idee: die Transportstrecken<br />
zwischen Druckmaschine und Paketversand<br />
möglichst produktiv zu gestalten.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der effizienten Zeitungsverarbeitung<br />
ist das zeitweise Aufwickeln der<br />
Printprodukte auf raumsparende Zwischenspeicher,<br />
die sogenannten MultiDiscs. Dieses System bietet eine<br />
Lösung für sämtliche Formate, ohne dass Umstellungen<br />
bei sich ändernden Produktlängen erforderlich sind.<br />
Sobald der leere DiscTräger in die Wickelstation einfährt,<br />
startet ohne manuelles Zutun der Prozess des<br />
Aufwickelns. Volle Träger werden automatisch abgedockt<br />
und können <strong>mit</strong> einem Shuttle herausgenommen<br />
werden. Mit diesen Eigenschaften dient der mobile<br />
Träger beispielsweise dem nahtlosen Produkttransport<br />
zwischen verschiedenen Produktionszentren.<br />
LEISTUNGSSTARKE AUTOMATISIERUNG GEFORDERT<br />
Zur fließenden Eingliederung des Aufwickelprozesses<br />
in die weiteren Verarbeitungsschritte ist eine präzise<br />
Vernetzung der einzelnen Teilsysteme gefordert. Den<br />
Schlüssel hierzu stellt eine leistungsstarke Automatisierung<br />
dar, die den zuverlässigen Anlagenbetrieb ermöglicht.<br />
Um die Automatisierungsaufgaben rund um<br />
ihre Systeme möglichst effizient zu meistern, setzt<br />
Ferag hierbei auf Lösungen, die performante <strong>Technologien</strong><br />
<strong>mit</strong> hoher Produktivität verbinden.<br />
„Da wir im Serienmaschinenbau tätig sind, müssen<br />
sich die von uns eingesetzten Lösungen nicht nur im<br />
Einzelfall bewähren, sondern fortdauernd – sowohl in<br />
unseren eigenen Prozessen als auch im Betrieb bei un-<br />
12<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
seren Kunden. Entsprechend legen wir bei der Auswahl<br />
jeder Komponente doppelt hohe Maßstäbe an“, erklärt<br />
Stefan Sutter, Leiter Softwareentwicklung MC, den Anspruch<br />
von Ferag. „Beim Redesign unseres Wickelautomaten<br />
MTD10 war unser Ziel, ein hochproduktives,<br />
ausfallsicheres System zu schaffen. Nach eingehender<br />
Prüfung verschiedener Remote I/O-Varianten ist unsere<br />
Wahl auf das System von Weidmüller gefallen, das<br />
<strong>mit</strong> seinen Eigenschaften optimal unseren Anspruch<br />
an eine leistungsstarke Automatisierung unterstützt.“<br />
EINFACHE ANALYSEN VIA WEBSERVER<br />
Mit u-remote bietet Weidmüller ein vollkommen neues<br />
und anwenderorientiertes Remote I/O-System an. Es<br />
zeichnet sich durch eine steckbare Anschlussebene, hohe<br />
Packungsdichte sowie beste Performance aus und steht<br />
für hohe Effizienz und Produktivität. Der integrierte <strong>Web</strong>-<br />
Server vereinfacht Inbetriebnahme und beschleunigt<br />
Wartungsarbeiten. Er lässt Simulationen von Eingängen<br />
und Forcen von Ausgängen zu, ohne dass das System <strong>mit</strong><br />
der Steuerung verbunden sein muss. So können Maschinenmodule<br />
bereits in früheren Installationsphasen getestet<br />
werden. Außerdem sind <strong>mit</strong> Hilfe des u-remote-<strong>Web</strong>servers<br />
auch einfache Analysen bei der Systemwartung<br />
möglich für den Fall, dass in der Steuerung keine Klartext-Ausgaben<br />
für Fehlermeldungen hinterlegt wurden.<br />
Die Wickelautomaten kommen als modularer Bestandteil<br />
in verschiedenen Teilbereichen einer Ferag-<br />
Anlage zum Einsatz, beispielsweise als dynamischer<br />
Puffer zwischen Druckmaschinen und Versandraum<br />
oder als Zwischenspeicher für Vordrucke und Beilagen,<br />
welche erst später verarbeitet werden. Zur dezentralen<br />
Ansteuerung ist jeder MTD10-Automat <strong>mit</strong> einer u-remote-Station<br />
versehen, die über EtherCAT an die übergeordnete<br />
Steuerung angeschlossen ist. In der Systemauslegung<br />
hat Ferag insbesondere die Kompaktheit des<br />
praxisnahen Remote I/O-Konzepts überzeugt. u-remote<br />
spart dank der hohen Kanaldichte und seiner schmalen<br />
Bauform von nur 11,5 mm Modulbreite Platz und bietet<br />
flexible Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
ANSCHLUSS MIT VORKONFIGURIERTEN LEITUNGEN<br />
Konkret profitiert das Unternehmen davon, dass u-remote<br />
bis zu 64 I/O-Module <strong>mit</strong> nur einer einzigen Einspeisung<br />
am Koppler versorgt. Zwei hoch belastbare<br />
10-A-Strompfade sind zudem intelligent getrennt, sodass<br />
eine separate Versorgung der Eingänge und Ausgänge<br />
erfolgt. Mit diesen Möglichkeiten kann Weidmüller<br />
die u-remote-Stationen schmaler gestalten als andere<br />
von Ferag betrachtete Lösungen. Besonders für dezentrale<br />
Schaltkästen wie an den Wickelautomaten ist<br />
das vorteilhaft, denn sie können besonders kompakt<br />
gehalten werden.<br />
Trotz des komprimierten Aufbaus fordert das System<br />
bei der Montage keine Kompromisse in puncto Handhabung<br />
– im Gegenteil: Dank der übersichtlichen steck-<br />
baren Anschlussebene profitieren die Installateure bei<br />
Ferag davon, dass sie die 48 Sensoren und 32 Aktoren<br />
pro Station <strong>mit</strong> vorkonfektionierten Leitungen anschließen<br />
können. Hinzu kommt der effiziente „Push<br />
in“-Direktsteckanschluss, der ohne Sicherheitsverluste<br />
eine erhebliche Zeitersparnis <strong>mit</strong> sich bringt.<br />
Neben einem stabil laufenden System waren Ferag<br />
insbesondere praxisgerechte Diagnosemöglichkeiten<br />
wichtig. „Ein großes Thema für uns sind sicherheitsrelevante<br />
Aspekte beim Aushändigen unserer Anlagensoftware.<br />
Vor diesem Hintergrund haben wir uns schon<br />
lange eine alternative Lösung gewünscht, um im Betrieb<br />
Diagnosen durchführen zu können“, erklärt Projektleiter<br />
Norbert Bürge, der die Softwareentwicklung<br />
für die MTD-10-Wickelautomaten verantwortet hat.<br />
„Das u-remote-System kam uns hier <strong>mit</strong> seinem integrierten<br />
<strong>Web</strong>server sehr gelegen.“<br />
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass bei u-remote<br />
ein Komponententausch im laufenden Betrieb lastfrei<br />
erfolgen kann, also ohne Busanbindung und Spannungsversorgung<br />
unterbrechen zu müssen.<br />
Beim Probelauf einer Anlage sowie auch im laufenden<br />
Betrieb kommen zudem die Vorteile der eindeutigen<br />
Zuordnung von Status und Diagnose zum Tragen.<br />
Diese erfolgt bei u-remote besonders einfach <strong>mit</strong> einer<br />
LED direkt am Kanal sowie Statusanzeigen an jedem<br />
Modul. Techniker erkennen Fehler sofort und können<br />
sie direkt beheben.<br />
„Weidmüller hat uns die Möglichkeit gegeben, sämtliche<br />
Funktionalitäten von u-remote umfassend zu testen.<br />
Nach erfolgreicher Erprobung können wir das System<br />
daher heute <strong>mit</strong> Überzeugung in unsere Anlagen eindesignen“,<br />
berichtet Bürge. „Wir freuen uns, ein so stabiles,<br />
gut diagnostizierbares System gefunden zu haben, das<br />
unseren Anspruch an eine produktive Automatisierung<br />
von der Planung bis zum laufenden Betrieb erfüllt.“<br />
AUTOR<br />
ANDREAS HOFFMANN,<br />
Produktmanger Remote<br />
I/O-Systeme bei<br />
Weidmüller in Detmold.<br />
Weidmüller GmbH & Co. KG,<br />
Ohmstr. 9, D-32758 Detmold,<br />
Tel. + 49 (0) 5231 14 29 15 80,<br />
E-Mail: andreas.hoffmann@weidmueller.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
13
PRAXIS<br />
Die richtige Information, zur richtigen Zeit,<br />
am richtigen Ort = höhere Effizienz<br />
Ergonomisch gestaltete HMI/Scada-Software macht Zeit frei für kreative Optimierungsarbeit<br />
FLEXIBLES REZEPTMANAGEMENT sorgt für kontrollierte<br />
Prozesse, beispiels weise in Bierbrauereien.<br />
DAS DREIDIMENSIONALE<br />
MULTI-TOUCH-INTERFACE ermöglicht<br />
dem Bediener schnelles, präzises und<br />
motiviertes Arbeiten.<br />
DER ECHTZEIT-<br />
ÜBERBLICK,<br />
hier am Beispiel einer<br />
Verpackungslinie, bietet<br />
Zugang zu umfassender<br />
Information.<br />
Das Produktionsumfeld ist sehr dynamisch, komplex<br />
und von immer schärferem Wettbewerb bestimmt.<br />
Von Maschinenbedienern und Produktionsmanagern<br />
wird immer höhere Effizienz gefordert. Verfügen sie dafür<br />
über das beste „Werkzeug“? Wie viel Komfort und<br />
Motivation bringt die eingesetzte Industriesoftware?<br />
Spornt sie zu Höchstleistungen an? Fördert sie stressfreie<br />
Effizienz? Hier kommt die Ergonomie ins Spiel. Sie spielt<br />
auch bei HMI/Scada-Software eine wichtige Rolle.<br />
Die Interaktion der Maschinenbediener <strong>mit</strong> der Anlage<br />
muss fehlerlos sein, auch bei zunehmender Komplexität<br />
der Maschinen. Jeder Fehler bedeutet den Verlust<br />
von Produktivität, kann möglicherweise sogar<br />
gefährlich sein. Bediener müssen verschiedenstes<br />
Equipment oft simultan im Auge behalten und häufig<br />
rasch reagieren. Im Rahmen von Konzepten wie dem<br />
TPM (Total Productive Management) wird vom Maschinenbediener<br />
immer mehr ein direkter Beitrag zur<br />
Prozess optimierung gefordert.<br />
Wie einfach kann ein Bediener diese Erwartungen<br />
erfüllen? Wie viele Kilometer muss er an einem Arbeitstag<br />
zurücklegen, um die verteilten Maschinen und Anlagen<br />
zu bedienen? Wie steil ist seine Lernkurve? Wirken<br />
persönliche Motivation und Erfahrung einer leistungsstarken<br />
Technologie entgegen?<br />
ABSOLUTE FREIHEIT BEI DER ENTWICKLUNG NÖTIG<br />
Entscheidende Themen wie diese müssen bei der Entwicklung<br />
einer ergonomischen HMI/Scada-Software<br />
berücksichtigt werden. So ist es für den Maschinenbauer<br />
unerlässlich, dass die Entwicklungsumgebung<br />
alle notwendigen, einfach konfigurierbaren Komponenten<br />
sowie absolute Freiheit bei der Implementierung<br />
eigener Usability-Konzepte bietet. Für den Bediener<br />
muss darüber hinaus das grafische Interface klar verständlich<br />
sein – unabhängig von Sprache, Anlagenkomplexität<br />
oder Farbsichtigkeit –, da<strong>mit</strong> er schnell durch<br />
die zur Verfügung stehenden Optionen der HMI-Appli-<br />
14<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
kation navigieren und einen effektiven Prozessablauf<br />
gewährleisten kann. Userzentriertes Design reduziert<br />
im Gegensatz zu klassischen Anwendungen dramatisch<br />
den Aufwand, die unterschiedlichen Formen von<br />
Prozessinformationen zu verstehen und ermöglicht so<br />
eine angenehme, vertraute Interaktion.<br />
Die Multi-Touch-Technologie beispielsweise ist ein<br />
neuer Meilenstein in der intuitiven und sicheren Anlagenbedienung.<br />
Die Lernkurve ist bei weitem flacher<br />
und neue Interface-Designkonzepte können auf Basis<br />
der intuitiven, von mobilen Endgeräten (Tablet PCs,<br />
Smartphones) gewohnten Multi-Touch-Gesten umgesetzt<br />
werden. Zoomen, Optionsauswahl, User Login<br />
und abgesicherte Aktionen werden um Klassen einfacher.<br />
Die Kombination <strong>mit</strong> einer 3D-Anlagenvisualisierung<br />
garantiert dem Anwender zum Beispiel die<br />
rasche Lokalisierung von bestimmten Alarmen. Das<br />
ist nicht nur funktional nützlich, sondern sorgt auch<br />
für ein positives Arbeitserlebnis.<br />
SOFTWARE MUSS OFFEN KOMMUNIZIEREN KÖNNEN<br />
Offene Kommunikation <strong>mit</strong> beliebigen anderen Systemen<br />
ist ein grundlegendes Prinzip einer wirklich unabhängigen<br />
Software und besitzt für die vollständige<br />
Integration des Maschinenbedieners innerhalb des<br />
Produktionsteams große Bedeutung. Die komplette vertikale<br />
Integration, inklusive der ERP-zu-HMI- Kom -<br />
munikation, garantiert einen schnellen und sicheren<br />
Fluss operativer Anweisungen, wie zum Beispiel bei<br />
Material- oder Verpackungswechsel gemäß der aktuellsten<br />
Produktplanung. Umgekehrt sammelt die ERP-<br />
Lösung wertvolle Informationen zu Anlagenleistung<br />
und Produktqualität direkt über den Bediener und gestaltet<br />
den fortwährenden Verbesserungsprozess dadurch<br />
lebendig und kreativ.<br />
Eine ergonomische Softwarelösung unterstützt den<br />
Maschinenbediener nicht nur bei der erfolgreichen<br />
Ausführung seiner Tätigkeiten sondern fördert auch<br />
dessen Motivation und Gesundheit.<br />
PRODUKTIONSMANAGER OPTIMAL UNTERSTÜTZEN<br />
Produktionsmanager und Prozess-Spezialisten spielen<br />
eine entscheidende Rolle für die Performance eines<br />
Produktionsbetriebs. Prozessdesign, Qualitätskontrolle,<br />
Anlageneffizienz und Energiekosten fallen in ihren<br />
Verantwortungsbereich. Ihr Handeln wirkt sich direkt<br />
auf den Geschäftserfolg aus, Richtlinien werden von<br />
ihnen in die Praxis umgesetzt. Plan-Do-Check-Act-<br />
Prozesse werden ebenfalls von ihnen gelenkt – aber <strong>mit</strong><br />
welchem Aufwand?<br />
Wie viel Zeit verbringen Mitarbeiter <strong>mit</strong> der Aufzeichnung<br />
von Produktionsdaten, um Verbesserungspotenziale<br />
überhaupt identifizieren zu können? Wie<br />
schnell können sie riesige Datenmengen in wertvolle<br />
Leistungsindikatoren umwandeln? Basieren ihre Optimierungsentscheidungen<br />
auf zuverlässigen Daten und<br />
Kalkulationen? Eine ergonomisch orientierte Herangehensweise,<br />
die nah am Menschen bleibt und kreativitätsfeindliche<br />
Routine aufdeckt, ermöglicht eine nachhaltige<br />
Lösung, bringt Komfort und reduziert Kosten.<br />
Die Konnektivität von Software <strong>mit</strong> sämtlichen relevanten<br />
Datenquellen quer durch die Produktion ermöglicht<br />
die notwendige vollständige Analyse. In einer<br />
fortschrittlichen Software übernehmen dies zahlreiche<br />
native Kommunikationsprotokolle. Der Supervisor<br />
bleibt dadurch stets präzise informiert und erspart sich<br />
die Zeit des manuellen Datensammelns. In Echtzeit<br />
kalkulierte KPIs (Key-Performance-Indikatoren) wie<br />
zum Beispiel OEE (Overall Equipment Effectiveness),<br />
EnPIs (Energy Performance Indicators) oder Qualitätsindikatoren<br />
geben einen klaren Einblick, wo eine<br />
schnelle Reaktion Probleme im Prozess lösen kann.<br />
Was an Zeit für den Aufbau eines Datenflusses eingespart<br />
wird, steht nun für kreative Optimierungsarbeit<br />
zur Verfügung, was zu mehr beruflicher Zufriedenheit<br />
und besseren Leistungen führt.<br />
Ergonomie bedeutet auch die Möglichkeit, sich ganz<br />
einfach auf relevante Information zu konzentrieren.<br />
Ergonomische Software muss eine entsprechende Top-<br />
Down-Analyse und die passenden Kontextfilter zur<br />
Verfügung stellen, so wie zum Beispiel Zeit, Ort, Produktionseinheit.<br />
So bringt Software den Produktionsbetrieb<br />
auf den Schreibtisch des Managers. Am PC<br />
stehen ihm die kompletten Informationen in Echtzeit<br />
sowie umfassende Reports zur historischen Datenanalyse<br />
zur Verfügung.<br />
INFORMATION AUF DEN USER ZUGESCHNITTEN<br />
Aber Anforderungen und Technologie haben sich bereits<br />
darüber hinaus weiter entwickelt: Die benötigte<br />
Information kann genau am gewünschten Ort zur Verfügung<br />
gestellt und auf den jeweiligen User abgestimmt<br />
werden. Mobile <strong>Technologien</strong> sind in zeitgemäßer Automatisierungssoftware<br />
bereits seit längerem Realität<br />
und ermöglichen mehr Freiheit bei der Optimierung<br />
der Produktion. Eine Diagnose der Effizienz oder der<br />
Verbrauchsverluste lässt sich noch erfolgreicher durchführen,<br />
wenn die Software die Analysemethoden <strong>mit</strong><br />
direkter Prozessbeobachtung kombiniert. Moderne<br />
Software ist unabhängig von der verwendeten Hardware<br />
und vom Betriebssystem. Sogar das Smartphone<br />
kann die Rolle eines ‚Nachrichtensenders‘ für die aktuelle<br />
Performance einer Anlage annehmen.<br />
Kurz: die richtige Information, zur richtigen Zeit,<br />
am richtigen Ort, für die richtigen Empfänger – ohne<br />
Einschränkungen. Ergonomie in industrieller Software<br />
bedeutet, dass Produktionsleiter souverän Entscheidungen<br />
treffen und ‚bequem‘ Höchstleistungen<br />
erzielen können.<br />
Mit der Entwicklung in Richtung Echtzeit-Management<br />
steigt das Tempo: Informationszyklen werden<br />
kürzer, sogar bei Produktionsberichten. Ein wöchent-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
15
PRAXIS<br />
DYNAMIC PRO-<br />
DUCTION REPORTING<br />
für OEE- und ISO<br />
50001-Analysen.<br />
licher Report reicht oft nicht mehr aus. Der Zeitpunkt<br />
für eine Analyse und da<strong>mit</strong> verbundene Entscheidungen<br />
wird heute von der Entwicklung der wichtigsten<br />
Kennzahlen bestimmt. Drastische Last-Minute-<br />
Korrekturen werden durch schnelle, effektive vorbeugende<br />
Maßnahmen ersetzt.<br />
Das Management der Produktionsstätte, wie Technikmanager,<br />
Wartungsmanager und Produktionsmanager,<br />
profitiert am meisten von dieser Informationsverdichtung.<br />
Im Vergleich zum Produktionsteam<br />
benötigen sie einen stark reduzierten Detailgrad an<br />
Information. Für sie spielt die Datenaggregierung<br />
eine wesentliche Rolle. Deshalb empfiehlt sich ein<br />
auf Vorlagen basierendes Reporting, inklusive globaler<br />
Kennzahlen, Dashboards, Wasserfall-Charts<br />
sowie einer interaktiven Drill-Down-Analyse. Im<br />
Idealfall stehen alle diese Kennzahlen jederzeit und<br />
ortsunabhängig über einen beliebigen Internetbrowser<br />
zur Verfügung.<br />
Produktionsmanager benötigen Antworten auf<br />
eine Menge von Fragen. Doch all die Information<br />
dazu kann schnell zur überwältigenden Flut werden.<br />
Eine ergonomische Software muss für den Produktionsmanager<br />
deshalb zum ‚Visionsbooster‘ werden.<br />
Benötigt werden modernste, zuverlässige Werkzeuge,<br />
die seine Handlungsfreiheit nicht einschränken: relevant,<br />
präzise, konsistent, interaktiv und ansprechend<br />
präsentierte Information, die immer und überall<br />
verfügbar ist.<br />
Produktionsmanager müssen natürlich auch die<br />
Kosten im Auge behalten, die für derartige ergonomische<br />
und effizienzsteigernde Lösungen anfallen –<br />
sowohl bei der Anschaffung als auch für die Erhaltung<br />
und die flexible Aktualisierung des Systems<br />
entsprechend der Marktdynamik. Aus der ergonomischen<br />
Perspektive gibt es mehrere Prinzipien, die<br />
eine hohe Flexibilität bei gleichzeitig moderaten Kosten<br />
ermöglichen. Ausbaufähigkeit ist unverzichtbar:<br />
ergänzende Verbindungen zu neuem Equipment, zu<br />
Messinstrumenten oder neuer Software müssen jederzeit<br />
möglich sein.<br />
Besteht eine Softwarestruktur aus Out-of-the-Box-<br />
Modulen, die durch das Setzen von Parametern konfiguriert<br />
wird anstatt <strong>mit</strong> Programmierung von neuem<br />
Code, wird die Entwicklung schneller und kosteneffektiver.<br />
Spezielle Funktionen für effizientes Engineering<br />
sollten ebenfalls zur Verfügung stehen, etwa Wiederverwendbarkeit,<br />
zentralisierte und dezentralisierte<br />
Parameter, automatische Engineering Wizards, um nur<br />
einige Beispiele zu nennen. Falls mehrere weitere Mitglieder<br />
des Produktionsteams involviert sind und Zugang<br />
zur Anwendung benötigen, muss dies schnell via<br />
Client/Server- und <strong>Web</strong>server-Technologie umsetzbar<br />
sein, unterstützt von adäquater Automatisierungs- und<br />
IT-Sicherheit.<br />
Ergonomie im Engineering stellt Hochtechnologie<br />
einer weiten Bandbreite an technischen Mitarbeitern<br />
zur Verfügung. Die ständige Forderung nach maximaler<br />
Zuverlässigkeit, schneller Integration und neuen<br />
Funktionalitäten geht nun nicht mehr <strong>mit</strong> einem Mehr<br />
an Einsatz, größeren Umständen oder endlosem Zeitdruck<br />
einher.<br />
Softwaretechnologie muss Grenzen ständig neu ausloten,<br />
indem sie näher an ihre User kommt und kreativ<br />
deren berufliche Problemstellungen löst. Die Produktion<br />
<strong>mit</strong> ihrem ständigen Appetit auf Spitzenperformance<br />
ist die perfekte Umgebung. Denn Zukunft<br />
ist Ergonomie.<br />
AUTOR<br />
FRANK HÄGELE<br />
ist Sales Director der<br />
COPA-DATA GmbH.<br />
COPA-DATA GmbH,<br />
Haidgraben 2, D-85521 Ottobrunn,<br />
Tel. +49 (0) 89 66 02 98 90,<br />
E-Mail: Frank.Haegele@copadata.de<br />
16<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Die Referenzklasse für die<br />
Automatisierungstechnik<br />
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist das Fachmagazin für die Automatisierungstechnik.<br />
Die Qualität der wissenschaftlichen Hauptbeiträge<br />
sichert ein strenges Peer-Review-Verfahren. Bezug<br />
zur automatisierungstechnischen Praxis nehmen außerdem<br />
die kurzen Journalbeiträge aus der Fertigungs- und<br />
Prozessautomatisierung.<br />
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PRAXIS<br />
Präzisionssensorik lässt sich auch von zerknitterten<br />
Barcodes auf Säcken <strong>mit</strong> Bio-Stärke nicht täuschen<br />
Vollautomatische Palettieranlage: Leistung der Messtechnik sichert die Performance<br />
Alles aus einer Hand zu bekommen, das ist mehr als<br />
nur Nice-to-have“, erklärt Wolfgang Becker. Er ist<br />
beim Industrieanlagenbauer HSK GmbH International<br />
als Projektleiter zuständig für eine komplexe Palettieranlage<br />
bei Kröner Stärke, Europas größtem Produzenten<br />
für Bio-Stärke-Produkte. Alle Sensoraufgaben wie Identifizieren,<br />
Detektieren, Distanzen messen, Positionieren<br />
und auch die Absicherung der Arbeitsräume hat er<br />
deshalb <strong>mit</strong> Sensoren von Leuze electronic gelöst.<br />
„Aus rein technischer Sicht hat die Performance der<br />
Sensoren absolute Priorität“, betont Wolfgang Becker aus<br />
der Elektronikkonstruktion bei HSK in Glückstadt. Das<br />
gilt umso mehr, wenn es um komplexe Anlagen <strong>mit</strong> hohem<br />
Durchsatz und anspruchsvollen Umgebungsbedingungen<br />
geht, wie im Fall der Palettieranlage für Kröner<br />
Stärke in Ibbenbüren. „Die Auswahl der richtigen Sensoren<br />
bestimmt maßgeblich die Leistungsfähigkeit, Verfügbarkeit<br />
und Sicherheit einer Anlage; zumal es sich im<br />
Anschluss an die Absackung der Produkte um eine <strong>mit</strong><br />
Stärkemehl belastete Umgebung handelt“, sagt Becker.<br />
NEUES PRODUKTIONS- UND LOGISTIKZENTRUM<br />
Die Kröner Stärke – Hermann Kröner GmbH produziert<br />
im Teutoburger Wald zwischen Münster und Osnabrück<br />
unter anderem naturbelassenes Stärkemehl aus<br />
nachwachsenden Rohstoffen. Rund 75 Prozent gehen<br />
an die Lebens<strong>mit</strong>telindustrie, 25 Prozent werden in<br />
Futter<strong>mit</strong>teln oder in der technischen Industrie etwa<br />
zur Produktion von Papier oder Klebstoffen verwendet.<br />
Das 1900 gegründete Unternehmen ist heute Europas größter<br />
Produzent für Bio-Stärke-Produkte und als solcher expandierend<br />
sowie stetig da<strong>mit</strong> beschäftigt, Produktionsabläufe<br />
konsequent zu optimieren, um Produktionsleistungen<br />
und Produktqualitäten immer weiter zu verbessern.<br />
„Aus diesem Grund haben wir auch ein neues<br />
Produktions- und Logistikzentrum <strong>mit</strong> einer Fläche von<br />
rund 8.000 Quadratmeter gebaut“, erzählt Michael Termöllen,<br />
Prokurist und Betriebsleiter bei Kröner Stärke.<br />
ROBOTER SORTIEREN DIE ANKOMMENDEN SÄCKE<br />
Hier werden die Weizenstärkeprodukte abgesackt,<br />
sprich in Säcke <strong>mit</strong> 12 bis 25 Kilogramm Inhalt beziehungsweise<br />
in sogenannte Big Bags (Gewebesäcke) für<br />
bis zu 1000 Kilogramm Stärkemehl verpackt. Die Produktionslinien<br />
laufen am Ende auf zwei Förderstrecken<br />
zusammen, an denen jeweils ein Palettierroboter die<br />
Säcke auf Paletten stapelt. Jeder Roboter hat drei Palettenstellplätze,<br />
wo die im Mix ankommenden Säcke<br />
nach Produkt und Größe sortiert gestapelt werden. Zusätzlich<br />
hat jeder Roboter einen vierten Palettenplatz<br />
für Ausschleusungen: Jeder Sack wird nämlich auf den<br />
Förderstrecken vor den Palettierrobotern nach Gewicht<br />
sowie beispielsweise auf Fremdkörper geprüft und gegebenenfalls<br />
ausgeschleust.<br />
Außerdem wird die Flexibilität der Roboter für Umpalettierungen<br />
genutzt, wenn bereits palettierte Säcke<br />
auf Kundenwunsch individuell etikettiert werden sollen.<br />
Die Big Bags werden über Bypasslinien an den Palettierrobotern<br />
vorbeigeführt. Die Zuführung der Leerpaletten<br />
von einem Portalroboter zu den Palettierrobotern<br />
und an die Big-Bag-Linien ist ebenfalls Bestandteil<br />
der von HSK realisierten vollautomatischen<br />
Palettieranlage.<br />
SICHERE IDENTIFIZIERUNG IST UNABDINGBAR<br />
Da<strong>mit</strong> diese Prozesse vollautomatisch ablaufen können,<br />
ist die eindeutige Kennzeichnung der Produkte und<br />
da<strong>mit</strong> einhergehend die sichere Identifizierung durch<br />
die Roboter notwendig. Dafür werden <strong>mit</strong>tels Inkjet-<br />
Drucker Barcodes auf die Säcke gesprüht. „Daraus resultiert<br />
eine der großen Herausforderungen in dieser<br />
Applikation“, erklärt Termöllen, der da<strong>mit</strong> die Lesbarkeit<br />
der gedruckten Barcodes anspricht. Die Säcke aus<br />
Papier, respektive die Bereiche zum Aufbringen der<br />
Barcodes, sind nicht immer glatt und während des<br />
Druckvorgangs nicht immer im exakten Abstand positioniert.<br />
Dies führt zu Kontrastunterschieden und zu<br />
mehr oder minder verzerrt gedruckten Barcodes.<br />
Die sichere Identifikation dieser Barcodes leisten<br />
Barcodeleser der Baureihen BCL 304i und BCL 504i.<br />
Im Unterschied zu anderen getesteten Barcodescannern<br />
stellen diese Geräte die ideale Lösung dar, um<br />
die aufgesprühten Barcodes in den relativ unterschiedlichen<br />
Positionen auf den Stärkemehlsäcken<br />
sicher zu lesen. Dazu trägt maßgeblich die Hochleistungsoptik<br />
<strong>mit</strong> einem symmetrisch-optischen Öffnungswinkel<br />
von plus/minus 30 Grad und einer großen<br />
Tiefenschärfe bei.<br />
MILLIMETERGENAU POSITIONIERT<br />
„Entscheidend für die Lesesicherheit ist allerdings die<br />
Code-Fragment-Technologie“, attestiert Projektleiter<br />
Becker. Die CRT-Technologie gewährleistet hohe Lesesicherheit,<br />
indem sie Barcodes selbst unter großer<br />
Schräglage zur Mittenachse in einzelnen Fragmenten<br />
mehrfach versetzt liest. Diese Fragmente werden anschließend<br />
von der Software des Lesegeräts, anhand<br />
der sich überlappenden Elemente, wieder zu einem<br />
Gesamtergebnis zusammengefügt. „So lassen sich die<br />
auf den meist unebenen Oberflächen der Säcke <strong>mit</strong><br />
unterschiedlichen Kontrasten und oft verwaschen<br />
oder gezackt erscheinenden Codes sicher lesen“, bestätigt<br />
Becker.<br />
Den Abtransport der beladenen Paletten sowie die<br />
Zuführung von Leerpaletten von und zu den Palettierrobotern<br />
übernehmen sogenannte Umsetzwagen.<br />
Diese werden an frei programmierbaren Umsetzpositionen<br />
<strong>mit</strong>tels Laser-Distanzmessgeräten der Produktfamilie<br />
AMS 300i millimetergenau positioniert. Die optischen<br />
Entfernungs-Messsysteme auf Basis eines Rotlichtlasers<br />
sind konzipiert für Applikationen, bei denen<br />
Positionsdaten von bewegten Anlagenteilen, in diesem<br />
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
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ZUFRIEDEN MIT DER PERFORMANCE der<br />
Anlage: Michael Termöllen (links), Betriebsleiter<br />
bei Kröner Stärke, und Wolfgang Becker,<br />
Projektleiter beim Anlagenbauer HSK.<br />
JEWEILS EIN ROBOTER stapelt am Ende von Produktionslinie und<br />
anschließender Förderstrecke die gefüllten Säcke auf Paletten.<br />
Fall die Umsetzwagen, über größere Entfernungen berechnet<br />
werden müssen. Durch den Einsatz modernster<br />
Signalprozessoren lassen sich Entfernungen von bis zu<br />
300 Meter millimetergenau und im Millisekunden-<br />
Raster berechnen. Die Systeme bestehen aus jeweils<br />
einem stationär montierten Laser-Messgerät <strong>mit</strong> gegenüber<br />
an den Umsetzwagen angebrachter Reflektorfolie.<br />
„Die SSI-Schnittstellen der bei Kröner Stärke verwendeten<br />
Gerätevariante AMS 304i erlauben die Anbindung<br />
direkt an die Antriebsumrichter der Umsetzwagen“,<br />
freut sich Becker, der so eine leistungsfähige<br />
Punkt-zu-Punkt-Positionierung realisiert und gleichzeitig<br />
die übergeordnete SPS entlastet hat.<br />
Die vielfältigen, ausschließlich schaltenden Sensoraufgaben<br />
im Netz der Förderstrecken sind <strong>mit</strong> induktiven<br />
Sensoren in kubischen und zylindrischen Bauformen<br />
oder nach Bedarf <strong>mit</strong> Lichtschranken oder<br />
Lichttastern der Baureihe 46B gelöst. Hier sind es vor<br />
allem die Reflexions-Lichtschranken PRK 46B sowie<br />
die Reflexions-Lichttaster <strong>mit</strong> Hintergrundausblendung<br />
HRTR 46B, die Becker schon seit Jahren als „Hausmarke“<br />
bezeichnet. Seine Überzeugung und sein Vertrauen<br />
in die Produkte resultieren aus vielen eigenen Tests, in<br />
denen er gezielt versucht hat, die Sensoren zu „betrügen“<br />
und in denen er die hohen Reichweiten und Leistungsreserven<br />
als unschlagbar bestätigt fand.<br />
ANSPRUCHSVOLLE SICHERHEITSSENSORIK<br />
Anspruchsvolle Lösungen sind aufgrund der Komplexität<br />
der Palettieranlage für die Sicherheitssensorik erforderlich.<br />
Hier sind im Wesentlichen Solid-4-Sicherheits-<br />
Lichtvorhänge Typ 4 sowie Mehrstrahl-Sicherheits-Lichtschranken<br />
der Baureihe MLD 500 im Einsatz. Die Sicherheits-Lichtvorhänge<br />
dienen vor allem der Zutrittsicherung<br />
an den Palettenstellplätzen im Umfeld der Palettierroboter.<br />
Ebenfalls den Anforderungen nach Typ 4 gemäß<br />
IEC EN 61496-1 entsprechend sind die Mehrstrahl-Sicherheits-Lichtschranken<br />
MLD 500 an diversen Gefahrenstellen<br />
im Netz der Förderstrecken ausgeführt. In robusten<br />
und störsicheren Ausführungen sorgen sie für höchste<br />
Anlagenverfügbarkeit. „Von Vorteil bei den MDL-Sicherheits-Lichtschranken<br />
ist die integrierte Muting-Funktion,<br />
die über die Stecker-PIN-Belegung leicht parametrierbar<br />
ist“, erläutert Becker. Ergänzend zu den Sicherheits-Lichtvorhängen<br />
und -Lichtschranken werden an Türen Sicherheits-Zuhaltungen<br />
L100 und zu deren zusätzlicher Überwachung<br />
magnetcodierte Sensoren MC 300 verwendet.<br />
Die Einbindung der Sicherheitssensorik in die Anlagensteuerung<br />
erfolgt über programmierbare Sicherheits-<br />
Schaltgeräte aus der Produktfamilie MSI 200. Diese bieten<br />
aufgrund der einfachen Handhabung bei der Inbetriebnahme,<br />
der flexiblen Konfigurationsmöglichkeiten und<br />
der breiten On-Board-Funktionalität eine optimale Systemlösung.<br />
„Vorteilhaft ist die modulare Erweiterbarkeit“,<br />
ergänzt Becker, der auch im Bereich der Anlagensicherheit<br />
die Performance seiner Hausmarke schätzt.<br />
AUTOR<br />
FRANK BRÖCKER ist Vertriebsmanager<br />
bei der Leuze<br />
electronic GmbH + Co. KG.<br />
Leuze electronic GmbH + Co. KG,<br />
In der Braike 1, D-73277 Owen,<br />
Tel. +49 (0) 40 66 85 13 30,<br />
E-Mail: frank.broecker@leuze.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
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PRAXIS<br />
Maßgeschneiderte Systemboards erlauben schnelle<br />
Anbindung von Feldsignalen in großen Anlagen<br />
Aufwendige und fehleranfällige Einzelverdrahtung entfällt – Inbetriebnahme wird beschleunigt<br />
SCHNELLE UND<br />
BETRIEBSSICHERE<br />
ANBINDUNG:<br />
16-kanaliges Termination<br />
Board für Emerson DeltaV.<br />
TRANSPARENT<br />
FÜR HART:<br />
Die universelle<br />
AI-/AO-Barriere<br />
des H-Systems.<br />
Bilder: Pepperl+Fuchs<br />
Eine effiziente Lösung für die sichere Anbindung von<br />
Ex-i-Feldsignalen <strong>mit</strong> vielen Messstellen sind vorkonfektionierte<br />
Termination Boards. Sie werden in<br />
Abstimmung <strong>mit</strong> Herstellern von Prozessleitsystemen<br />
entwickelt. Für diese Termination Boards existiert ein<br />
breites Portfolio von Trennbarrieren <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />
Funktionen. Da<strong>mit</strong> entfällt eine aufwendige,<br />
manuelle und fehleranfällige Einzelverdrahtung, zudem<br />
wird die Inbetriebnahme beschleunigt.<br />
Auch die neuen Emerson Boards von Pepperl+Fuchs<br />
sind speziell auf die Anforderungen der I/O-Karten<br />
des kundeneigenen Prozessleitsystems ausgelegt. Die<br />
klassische Punkt-zu-Punkt-Verbindung ist eine bewährte<br />
Lösung in der Interfacetechnik. In großen Systemen<br />
steigt aber der Aufwand; nicht nur für Verdrahtung<br />
und Inbetriebnahme, sondern auch für Planung<br />
und Dokumentation.<br />
DIE KOSTEN REDUZIEREN SICH ERHEBLICH<br />
Wie aus einer klassischen Struktur eine neue und wirtschaftliche<br />
Lösung für Projekte <strong>mit</strong> vielen Ex-i Messstellen<br />
wird, zeigen vorkonfektionierte Termination<br />
Boards des H-Systems von Pepperl+Fuchs. Sie wurden<br />
speziell nach den Wünschen und Anforderungen der<br />
Hersteller von Prozessleitsystemen entwickelt.<br />
Die Verbindung auf der Feldseite erfolgt über Klemmen,<br />
auf der Steuerseite über vorkonfektionierte Kabel.<br />
Aufgrund der spezifischen Systemsteckverbinder garantieren<br />
die Termination Boards eine schnelle und<br />
betriebssichere Anbindung der Signale an das jeweilige<br />
Automatisierungssystem. Eine aufwendige, manuelle<br />
und fehleranfällige Einzelverdrahtung entfällt. Zudem<br />
beschleunigt sich die Inbetriebnahme, da das Überprüfen<br />
der Verkabelung und das Beseitigen eventueller<br />
Fehlbelegungen nun deutlich einfacher sind. Da<strong>mit</strong><br />
reduzieren sich die Kosten für Planung, Verdrahtung<br />
und Dokumentation erheblich – je größer das Projekt,<br />
umso höher das Einsparpotenzial.<br />
Auch bei den neuentwickelten Emerson Termination<br />
Boards sind die Funktionen und die Belegung des Steckers<br />
genau auf die Anforderungen der I/O-Karten des<br />
DeltaV-Prozessleitsystems zugeschnitten. Zur Verfügung<br />
stehen vier Systemboards, die für 32-kanalige DI-,<br />
32- und 8-kanalige DO-Karten sowie 8-kanalige AI-/AO-<br />
Karten auf der Steuerungsseite ausgelegt sind.<br />
GERINGER PLATZBEDARF – WELTWEITE ZULASSUNG<br />
Die Boards können jeweils <strong>mit</strong> maximal vier Trennbarrieren<br />
bestückt werden – für die digitalen Karten beispielsweise<br />
<strong>mit</strong> 4-kanaligen Schaltverstärkern und 2-kanaligen<br />
Ventilsteuerbausteinen, für die analogen <strong>mit</strong><br />
4-kanaligen Trans<strong>mit</strong>terspeisegeräten und Stromtreibern.<br />
An das AI/AO Board (16 Kanäle) kann der Anwender<br />
zwei 8-kanalige AI- oder AO-Karten anschließen.<br />
Diese DeltaV-spezifischen Termination Boards des<br />
H-Systems werden im Schaltschrank auf einer 35 mm<br />
DIN-Hutschiene befestigt und benötigen sehr wenig<br />
Platz. Sie sind für den weltweiten Einsatz geeignet, da<br />
sie über umfassende Zulassungen verfügen.<br />
Die konfektionierten Systemboards für die digitalen<br />
Karten des DeltaV-Prozessleitsystems von Emerson sind<br />
<strong>mit</strong> einem Fehlermeldeausgang ausgestattet. Da<strong>mit</strong> stehen<br />
dem Leitsystem aktuelle Statusinformationen zur<br />
Verfügung. Bei den Boards für analoge Karten erlaubt<br />
eine Leitungsfehlertransparenz die lückenlose Überwachung<br />
der Feld- und Steuerleitungen auf jedem einzelnen<br />
Kanal. Auch die Kommunikation über HART<br />
ist möglich – denn die Emerson-Karten unterstützen<br />
die HART-Kommunikation und die Trennbarrieren<br />
sind ohnehin für HART transparent.<br />
Neben den prozessleitsystemspezifischen Termination<br />
Boards des H-Systems von Pepperl+Fuchs ist auch eine<br />
20<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
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Vielzahl von Termination Boards verfügbar, die nicht<br />
für ein spezielles Leitsystem ausgelegt sind.<br />
Die Versorgung der Trennbarrieren erfolgt redundant<br />
und abgesichert über das Board, die Konfiguration<br />
über Dip-Schalter oder einen PC. Die universellen<br />
Boards sind entweder <strong>mit</strong> Sub-D Stecker oder<br />
Klemmenblock auf der Steuerungsseite lieferbar.<br />
MONTAGE ERFORDERT KEINE WERKZEUGE<br />
PIN-Belegung und Klemmen-Bezeichnung sind über<br />
das gesamte Portfolio konsistent, so dass jedes Modul<br />
auf jedem Termination-Board-Steckplatz platziert<br />
werden kann. Zusätzlich steht ein spezielles<br />
HART Communication Board zur Verfügung. Es<br />
verfügt über einen Steckplatz für einen Multiplexer,<br />
der bis zu 32 Kanäle adressieren kann. Dieser übernimmt<br />
die Funktion eines Gateways, das die Kommunikation<br />
zwischen der Wartungsstation und den<br />
HART-Feldgeräten herstellt. Die Verbindung des<br />
HART Communication Boards zu anderen Boards<br />
erfolgt über vorkonfektionierte Verbindungskabel.<br />
Als Trennbarrieren für eigensichere Anwendungen<br />
stehen neben Trans<strong>mit</strong>terspeisegeräten, Ausgangstreibern<br />
und Repeatern hochfunktionale Bausteine für<br />
die Signalvorverarbeitung zur Verfügung. Dazu zählen<br />
Schaltverstärker, Frequenzumformer oder Relaisbausteine<br />
ebenso wie Ventilsteuerbausteine, Messumformer<br />
und Grenzwertschalter. Alle Termination<br />
Boards können ohne den Einsatz von Werkzeugen<br />
montiert werden. Kodierstifte verhindern dabei eine<br />
Fehlplatzierung. Um die Verfügbarkeit der Anlage zu<br />
erhöhen, sind alle Module „hot swap“-fähig, können<br />
also während des Betriebes ausgetauscht werden. Die<br />
Arretierung nach dem Einsetzen wird durch einen<br />
Quick-Lok-Riegel gewährleistet.<br />
AUTOR<br />
Dipl.-Ing. ANDREAS<br />
GRIMSEHL ist Produkt<br />
Marketing Manager<br />
Interface Technology<br />
im Geschäftsbereich<br />
Prozessautomation<br />
bei Pepperl+Fuchs.<br />
www.<strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>.de<br />
Pepperl+Fuchs GmbH,<br />
Lilienthalstraße 200, D-68307 Mannheim,<br />
Tel. +49 (0) 621 776 17 94,<br />
E-Mail: agrimsehl@de.pepperl-fuchs.com<br />
Die Referenzklasse für die<br />
Automatisierungstechnik<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist das Fachmagazin für die Automatisierungstechnik.<br />
Die Qualität der wissenschaftlichen Hauptbeiträge<br />
sichert ein strenges Peer-Review-Verfahren. Bezug zur<br />
automatisierungstechnischen Praxis nehmen außerdem<br />
die kurzen Journalbeiträge aus der Fertigungs- und Prozessautomatisierung.<br />
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10 / 2014<br />
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PRAXIS<br />
Big Data für Industrie 4.0 – größter Demonstrator<br />
zeigt Optimierungspotenziale für die Unternehmen<br />
Fraunhofer IOSB-INA entwickelt Vorhersagemodelle, die Fehler erst gar nicht entstehen lassen<br />
Wenn Industrieunternehmen ihre Anlagen steuern<br />
und überwachen, fallen große Datenmengen an.<br />
Sensoren erfassen Temperaturen, Drücke, Förderströme<br />
oder Energiedaten. Nach einer Studie zum Thema Big<br />
Data des Fraunhofer IAIS entstand bereits 2011 weltweit<br />
ein Datenvolumen von rund 1,8 Zettabyte, das sich<br />
Prognosen zufolge alle zwei Jahre verdoppeln soll.<br />
Doch wie kann man diese Datenmengen nutzen? Welche<br />
Vorteile bergen Sie für Industrieunternehmen?<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des<br />
Fraunhofer-Anwendungszentrums Industrial Automation<br />
(IOSB-INA) in Lemgo entwickeln Verfahren, die<br />
dieses brachliegende Potenzial heben und realisieren<br />
sie in einem der ersten Big-Data-Demonstratoren.<br />
PARAMETER OPTIMIEREN – FEHLER VERHINDERN<br />
Big-Data-Verfahren in der Produktion werden Industrieunternehmen<br />
künftig zahlreiche Vorteile verschaffen.<br />
Wartungen, Optimierungen und Vorhersagen können<br />
<strong>mit</strong> Big Data verbessert werden. Dazu entwickelt das<br />
Fraunhofer IOSB-INA Methoden, die gewonnene Daten<br />
so aufzubereiten, dass die Verfügbarkeit der Anlagen<br />
signifikant steigt und der Ressourcenverbrauch sinkt.<br />
Prädikationsfähige Modelle lassen es zu, Fehler nicht<br />
nur zu diagnostizieren, sondern auch die Systemparameter<br />
zu optimieren, so dass Fehler gar nicht erst auftreten.<br />
Diese Modelle werden datengetrieben <strong>mit</strong> Hilfe<br />
von maschinellen Lernverfahren erstellt. Dies bietet<br />
einen enormen Vorteil, da kein oder sehr wenig Strukturwissen<br />
nötig ist.<br />
STÜNDLICH 1 GB PROZESSDATEN IN ECHTZEIT ERFASST<br />
Ihr Know-how bündeln die Wissenschaftler nun im – in<br />
diesem Umfang – ersten Demonstrator für Big Data in<br />
der Produktion, in dem datengetriebene Verfahren angewendet<br />
werden: In dem modularen Montagesystem<br />
der SmartFactoryOWL ist Big Data heute schon erlebbar.<br />
Sämtliche Sensor- und Prozessdaten der Montagelinie,<br />
welche verschiedene Module wie Roboterarme,<br />
Laserzelle und ein Augmented Reality Modul umfasst,<br />
werden in einer Cloud gespeichert. Zurzeit sind das<br />
rund 1 GB Daten je Stunde von rund 270 Prozessdatensätzen,<br />
die in Echtzeit erfasst werden. Diese Daten weisen<br />
die unterschiedlichsten Formate auf. In einem ersten<br />
Schritt werden die Daten daher erfasst und semantisch<br />
annotiert.<br />
In der Cloud werden die Daten gespeichert und vor<br />
allem auch analysiert. Ähnliche Ansätze behandeln<br />
heute nur einzelne Komponenten und nicht gesamte<br />
Anlagen. Insbesondere im Kontext von Industrie 4.0<br />
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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
können sie schon heute auf ihr im Big-Data-Demonstrator<br />
gebündeltes Know-how zurückgreifen und die Industriepartner<br />
bei der Einbindung von Big-Data-Verfahren<br />
in ihre Anlagen unterstützen.<br />
MODULARES MONTAGESYSTEM<br />
DER SMART FACTORYOWL:<br />
Hier werden Prozessdaten<br />
erfasst und zur Optimierung<br />
der Gesamtanlage aufbereitet.<br />
Bild: Fraunhofer IOSB-INA<br />
SELBSTLERNENDES ASSISTENZSYSTEM<br />
In dem Projekt AGATA entsteht ein selbstlernendes<br />
Assistenzsystem, das durch die Beobachtung komplexer<br />
Verarbeitungsprozesse in Industrie und Landwirtschaft<br />
Zusammenhänge er<strong>mit</strong>telt und so Fehler, Anomalien<br />
und Optimierungsbedarf automatisch erkennt.<br />
Die hohe Komplexität industrieller und landwirtschaftlicher<br />
Verarbeitungsprozesse und die<br />
ständig wachsenden Datenmengen führen zu einer<br />
Überlastung des Anwenders bei der Überwachung,<br />
Analyse und Diagnose. Daher werden in AGATA Methoden<br />
zur Prozessüberwachung entwickelt, die im<br />
Gegensatz zu existierenden Speziallösungen <strong>mit</strong> geringem<br />
Konfigurationsaufwand an Änderungen der<br />
Prozessabläufe adaptiert und für ein weites Anwendungsspektrum<br />
eingesetzt werden können. Darüber<br />
hinaus werden in dem Projekt Methoden zur Erfassung<br />
großer Datenmengen in heterogenen Netzwerken<br />
entwickelt.<br />
Das in AGATA gewonnene Wissen durch die Anwendungen<br />
in den Unternehmen, sowie das Knowhow<br />
aus weiteren Projekten zum Umgang <strong>mit</strong> großen<br />
Datenmengen fließt anschließend ebenfalls in<br />
den Big-Data-Demonstrator ein.<br />
müssen Big-Data-Ansätze die Gesamtheit der Anlagen<br />
betrachten, denn dort kann der Großteil des Optimierungspotenzials<br />
ausgeschöpft werden. Aus diesem<br />
Grund setzten die Lemgoer Forscher auf eine ganzheitliche<br />
Analyse der gesamten Montagelinie.<br />
Beispielsweise werden Verfahren zur Optimierung<br />
der Energieeffizienz des Montagesystems integriert. Die<br />
Forscher nutzen lernfähige Data-Mining-Methoden, die<br />
je nach Art der Fertigungsverfahrens, die optimalen<br />
Abläufe errechnen. Dazu setzen sie datengetriebene,<br />
selbstlernende Methoden ein, die sich schnell und<br />
selbstständig an ändernde Produktionsprozesse anpassen.<br />
Andere Beispiele sind Verfahren zum Condition<br />
Monitoring und zur Anlagenüberwachung.<br />
Neben der Veranschaulichung von Big Data ist die<br />
Anlage auch aktiver Bestandteil der Forschungsund<br />
Entwicklungsarbeit. An dem Big-Data-Demonstrator<br />
sind maschinelle Lernverfahren großer Datenmengen<br />
in der Industrie greifbar umgesetzt.<br />
Im aktuell gestarteten BMBF-Projekt „Analyse großer<br />
Datenmengen in Verarbeitungsprozessen (2014)“, kurz<br />
AGATA entwickeln die Forscher seit September zusammen<br />
<strong>mit</strong> Unternehmen wie Claas, Tönsmeier, Bayer<br />
Technologie Services, Hilscher und dem DFKI weitere<br />
Verfahren zur Nutzung großer Datenmengen. Dabei<br />
AUTOREN<br />
Prof. Dr. OLIVER NIGGEMANN ist<br />
stell vertretender Leiter des Fraunhofer-<br />
Anwendungszentrums Industrial<br />
Automation (IOSB-INA).<br />
Fraunhofer-Anwendungszentrum Industrial<br />
Automation (IOSB-INA),<br />
Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,<br />
Tel. +49 (0) 5261 942 90 42,<br />
E-Mail: oliver.niggemann@iosb-ina.fraunhofer.de<br />
M.Sc. SÖREN VOLGMANN ist<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter im<br />
Fraunhofer-Anwendungszentrum<br />
Industrial Automation (IOSB-INA).<br />
Tel. +49 (0) 5261 942 90 34,<br />
E-Mail: soeren.volgmann@iosb-ina.fraunhofer.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
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HAUPTBEITRAG<br />
Energieorientierte<br />
Prozessführung<br />
Steuerstrategien im Anwendungsfall Containerumschlag<br />
Neben der zeitlichen Optimierung von Prozessabläufen sollten Lösungen zum Umschlag<br />
von Containern Aspekte der Ressourcennutzung und der Lastflexibilisierung<br />
berücksichtigen. Dazu eignen sich Strategien der energieorientierten Prozessführung,<br />
<strong>mit</strong> denen sich die am Prozess beteiligten Systeme gezielt beeinflussen lassen.<br />
Im Beitrag werden einige Voraussetzungen und mögliche Schnittstellen für eine<br />
energieorientierte Fahrweise erläutert. Indem das Gesamtsystem in das Engineering<br />
einbezogen wird, können – im Gegensatz zu klassischen Lastmanagementlösungen<br />
– künftige Lösungen flexibler gestaltet werden.<br />
SCHLAGWÖRTER Prozessqualität / Ressourcenbedarf / Serviceschnittstellen<br />
Energy-Oriented Process Control –<br />
Control Strategies in the Use Sase of Container Handling<br />
In addition to the optimization of the timing of process flows, future solutions of<br />
container handling should also consider aspects of resource use, as well as increasing<br />
the load flexibility. Strategies of energy-oriented process management need<br />
to be developed which allow a targeted influence of systems involved in the process.<br />
The conditions and possible interfaces are discussed taking the example of container<br />
handling. In contrast to traditional load management solutions, it will be<br />
possible to design solutions more flexibly by including past and future conditions.<br />
KEYWORDS process quality / resource requirements / service interfaces<br />
24<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
STEPHAN SCHÄFER, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin<br />
ULRICH BERGER, Brandenburgische Technische Universität Cottbus<br />
DIRK SCHÖTTKE, THOMAS KÄMPFE, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin<br />
Energieversorger sind gesetzlich verpflichtet,<br />
die Versorgungssicherheit unter Einbeziehung<br />
regenerativer Lösungen zu gewährleisten.<br />
Hierzu werden vermehrt intelligente<br />
und dezentrale Energieversorgungssysteme<br />
installiert. Die Dezentralisierung stellt besondere<br />
Anforderungen an die Auslegung und den Betrieb<br />
der Stromnetze. Dies muss bei der Bereitstellung der<br />
Regelenergie berücksichtigt werden. Durch den Einsatz<br />
flexibler Systeme bieten sich zusätzliche Möglichkeiten<br />
für Dienstleistungen, ein gezieltes Lastmanagement<br />
für die Reduktion der Regelenergie und<br />
der zusätzlichen Steigerung der Effektivität des Gesamtsystems.<br />
Zudem ist eine Lastflexibilisierung<br />
durch gezielte Kooperation <strong>mit</strong> dem Konsumenten<br />
möglich [1]. Ein effektives Lastmanagement ist eine<br />
Kernvoraussetzung.<br />
In diesem Kontext weisen Industrieanlagen den<br />
größten Ressourcenbedarf auf. Dementsprechend<br />
sollten sie so gestaltet werden, dass auf Änderungen<br />
der Ressourcenbereitstellung effektiv reagiert werden<br />
kann. Dazu bedarf es einer systematischen<br />
Analyse der vorhandenen Prozesse und deren energetischer<br />
Bewertung. Anlagenbetreiber können<br />
<strong>mit</strong> dieser Bewertung Aussagen zur Energieeffizienz<br />
und über den Ressourcenbedarf der eingesetzten<br />
Systeme und der zugeordneten Prozessabläufe<br />
treffen. Dies gilt für komplexe Industrieanlagen und<br />
lässt sich auf weitere Anwendungsbereiche übertragen.<br />
Mit der aus der Bewertung gewonnenen Information<br />
ist eine Vergleichbarkeit von Anlagen eines Technologiebereiches<br />
aus energetischer Sicht möglich. Zudem<br />
können künftige Strategien für eine gezielte Lastflexibilisierung<br />
darauf Bezug nehmen. Diese können<br />
vielfältig sein und sollten die Prognose des künftigen<br />
Energieverbrauchs der Anlagen berücksichtigen. Unter<br />
Einbeziehung der Prognose können Handlungen<br />
für eine gezielte Lastglättung abgeleitet werden. Für<br />
die Umsetzung und Integration der Strategien in ein<br />
Lastmanagementsystem sind folgende Voraussetzungen<br />
zu schaffen [2]:<br />
Prognose des künftigen Energiebedarfs und<br />
eigenen Zustands<br />
Bestimmung der Freiheitsgrade bezüglich der<br />
Energienutzung<br />
Austausch von Information über die vorhandenen<br />
Freiheitsgrade<br />
Steuerung der eigenen Energienutzung<br />
Die Thematik der Lastflexibilisierung umfasst jedoch<br />
nicht nur den Aspekt der Ressourcennutzung, sondern<br />
auch die Frage, wie Bestandssysteme in künftige Lösungen<br />
integriert werden können.<br />
1. BEISPIEL – UMSCHLAGPROZESS<br />
Auf einem Containerterminal (CT) sind viele Systeme<br />
am Umschlagprozess beteiligt. Neben den Containerbrücken<br />
(CB) werden fahrerlose Transportfahrzeuge<br />
(AGV) und Portalkrane (PK) genutzt, siehe Bild 1. Bei<br />
der Betrachtung der Systeme und des erforderlichen<br />
Ressourcenbedarfs sind CT <strong>mit</strong> Industrieanlagen vergleichbar.<br />
Bereits einzelne Teilprozesse des Containerumschlags<br />
weisen eine komplexe Struktur auf [3]; sie<br />
zu beherrschen, setzt eine detaillierte Prozessanalyse<br />
und ein systematisches Engineering voraus.<br />
Zum Beispiel können auf dem hoch automatisierten<br />
Containerterminal Altenwerder (CTA) der Hamburger<br />
Hafen und Logistik AG (HHLA) bis zu 10 000 Container<br />
in 48 Stunden umgeschlagen werden. Hier kommen bis<br />
zu 15 CB, 86 AGV und 54 PK zum Einsatz [5]. Dieser<br />
Durchsatz stellt hohe Anforderungen an die Synchronisation<br />
der Prozesse und Anlagen [6-8]. Die Beherrschung<br />
derart komplexer Systeme und Abläufe ist für<br />
den Betreiber eines CT zwingend notwendig. Entscheidend<br />
sind die weitgreifende Modularisierung und Vereinfachung<br />
der Strukturen. Die am Umschlag beteiligten<br />
Systeme müssen ebenfalls in der Lage sein, volatile<br />
Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Nur anpassungsfähige<br />
Lösungen können variabel auf geänderte<br />
Rahmenbedingungen reagieren. Dies erfordert flexible<br />
und skalierbare Automatisierungskonzepte.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
25
HAUPTBEITRAG<br />
AGV<br />
Energieverbrauch [%]<br />
50<br />
25<br />
0<br />
−25<br />
50<br />
25<br />
0<br />
−25<br />
50<br />
25<br />
0<br />
−25<br />
1000 1200 1400 1600 1800<br />
Zeit [s]<br />
Simulierte Werte<br />
Durchschnitt 15 min<br />
Durchschnitt 5 min<br />
Durchschnitt 1 min<br />
BILD 1: Containerterminal – Übersicht (Ausschnitt) [4]<br />
BILD 2: Simulierter Lastverlauf und Mittelung<br />
2. HANDLUNGSBEDARF – ANWENDUNGSFALL<br />
Aus Sicht der Betreiber erfolgte bisher eine Optimierung<br />
der Prozesse <strong>mit</strong> dem Ziel, das Umschlagvolumen<br />
zu erhöhen [9]. Bereits dieser Aspekt ist eine Herausforderung,<br />
da es sich um seilgeführte Handlingsysteme<br />
handelt [10]. Diese transportieren schwere Lasten <strong>mit</strong><br />
hohen Beschleunigungen und Geschwindigkeiten entlang<br />
einer vorgegebenen Trajektorie. Mit der Integration<br />
von Assistenzsystemen in die Steuerungsumgebung<br />
sind diese Prozesse beherrschbar.<br />
Zunehmend gewinnt die Betrachtung der Energieeffizienz<br />
durch die Vergleichbarkeit <strong>mit</strong> Referenzanlagen an<br />
Bedeutung. Die Anforderungen der Betreiber müssen um<br />
die Aspekte einer energieorientierten Prozessbewertung/-<br />
führung erweitert werden. Nur da<strong>mit</strong> ist es möglich, flexibel<br />
auf veränderte Rahmenbedingungen der Energieversorger<br />
zu reagieren. Dies ist erforderlich, da sich bereits<br />
<strong>mit</strong> der Änderung von Abrechnungsmodalitäten<br />
die Wettbewerbsituation verschlechtern kann [11]. Bild 2<br />
und 3 zeigen einen simulierten Lastgang (Ressourcenbedarf)<br />
für einen Verbund von CB im Umschlagprozess. Die<br />
simulierten Daten sind normiert ausgewiesen und 100 %<br />
entsprechen dem maximal möglichen Energiebedarf. Hier<br />
sind die Auswirkungen einer Reduktion des Erfassungsintervalls<br />
(Standard 15 min → 5 min → 1 min) deutlich<br />
sichtbar. Mit abnehmendem zeitlichen Erfassungsintervall<br />
nimmt bei gleichem Lastverlauf die Schwankungsbreite<br />
zu. Dadurch verschlechtert sich die Kostensituation,<br />
siehe Tabelle 1, da Energieversorger immer den Maximalwert<br />
als Abrechnungsgrundlage im jeweiligen Erfassungszeitraum<br />
nutzen.<br />
In Ausnahmesituationen kann es auch zur Li<strong>mit</strong>ierung<br />
der Ressourcenbereitstellung kommen. In diesen Fällen<br />
ist der Energieversorger kurzfristig nicht in der Lage, den<br />
erforderlichen Ressourcenbedarf abzusichern und verwendet<br />
entsprechende Notfallszenarien. Bei einer solchen<br />
Ressourcenzuteilung muss eine flexible Anpassung<br />
des Anlagenbetriebes und eine eigenständige Parametrierung<br />
von Systemen gegeben sein. Der Betreiber wird<br />
in der Regel nicht in der Lage sein, hier manuell anlagenübergreifend<br />
umfangreiche Änderungen durchzuführen.<br />
Mit einer flexiblen und eigenständigen Anpassung wäre<br />
unter Berücksichtigung eingeschränkter Ressourcen der<br />
Betrieb <strong>mit</strong> Einschränkungen möglich.<br />
Am Beispiel des Containerumschlags werden im Beitrag<br />
die Aspekte der Reduktion von Lastschwankungen<br />
und eine mögliche Lastflexibilisierung als Einstieg in<br />
die Themenstellung verwendet. Hierzu erfolgen die<br />
Betrachtungen des Umschlagprozesses und der erforderlichen<br />
energieintensiven Komponenten [12]. Aus<br />
dieser Information können eine energieorientierte Prozessführung<br />
aufbereitet und die notwendigen Strategien<br />
abgeleitet werden. Daraus ergeben sich Möglichkeiten<br />
zur Lastflexibilisierung. Dieser Sachverhalt ist<br />
für den Hafenbetreiber (Konsument) der Anlage und<br />
den Energieversorger (Produzent) wesentlich.<br />
3. ANSATZ – ENERGIEORIENTIERTE PROZESSANALYSE<br />
Für eine energetische Synchronisation von technologischen<br />
Prozessen bedarf es einer systematischen Analyse<br />
der Anlagenstruktur und ihres Verhaltens. Der<br />
scheinbar einfache Weg einer energieorientierten Bewertung<br />
ist das etablierte Monitoring des Prozessverlaufs<br />
und deren Ressourcennutzung. Im jeweiligen<br />
Anwendungsfall erfolgt die Betrachtung des nominalen<br />
26<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Wahrscheinlichkeitsdichte<br />
1.6<br />
1.2<br />
0.8<br />
0.4<br />
0.0<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
0.12<br />
0.09<br />
0.06<br />
0.03<br />
0.00<br />
0 5 10 15 20 25 30<br />
Energieverbrauch [%]<br />
Theoretische Dichte<br />
Durchschnitt 15 min<br />
BILD 3: Spanne des Energieverbrauchs<br />
TABELLE 1: Verbraucher<br />
und Kostenkalkulation<br />
(Schätzwerte)<br />
Durchschnitt 5 min<br />
Durchschnitt 1 min<br />
Energiebedarf<br />
(Annahme)<br />
Theortische<br />
Maximallast<br />
Antriebe, … 2 000 kW 30 000 kW<br />
Anzahl Bezeichnung Energieintensive<br />
(Auszug)<br />
15<br />
Containerbrücke<br />
50 Portalkrane Antriebe, … 800 kW 40 000 kW<br />
….<br />
Sonstige<br />
Positionen<br />
… … 10 000 kW<br />
1<br />
Containerterminal<br />
… Summe 80 000 kW<br />
Erfassungsintervall<br />
Kostenansatz<br />
(Bereitstellung)<br />
15 min 35,00 €/kW<br />
5 min 35,00 €/kW<br />
1 min 35,00 €/kW<br />
Verbrauchswert<br />
(Mittelung)<br />
16% → 12 800 kW<br />
17% → 13 600 kW<br />
14% → 11 200 kW<br />
18% → 14 400 kW<br />
7% → 5 600 kW<br />
28% → 22 400 kW<br />
Gesamt<br />
448 T€<br />
476 T€<br />
392 T€<br />
504 T€<br />
196 T€<br />
784 T€<br />
Arbeitspreis 7,2 Ct/kWh 20 Mio. kWh 1 440 T€<br />
Verhaltens der Anlage und die Zuordnung der Daten<br />
aus dem Monitoring zu den Teilprozessen, siehe Bild 4.<br />
Mit der Interpretation der er<strong>mit</strong>telten Prozessdaten ist<br />
eine weitgehende energetische Bewertung des Anlagenverhaltens<br />
möglich.<br />
Eine Reduktion des Lastgangs beziehungsweise eine<br />
Lastflexibilisierung ist in diesem Fall <strong>mit</strong> einem intelligenten<br />
Lastmanagement gegeben. Dieses ermöglicht<br />
es, die Steuerung von energieintensiven Anlagensegmenten<br />
gezielt zu beeinflussen. Mögliche Strategien<br />
sind nach [2]:<br />
1 | forced start (erzwingt Betriebszustand)<br />
2 | forced interrupt (erzwingt Unterbrechung)<br />
3 | forced state change (initiiert Zustandswechsel)<br />
Diese Strategien sind anwendbar, wenn wenige oder<br />
eine überschaubare Anzahl von Lastspitzen während<br />
eines Erfassungsintervalls auftreten. Das ist im Bereich<br />
des CT aufgrund der hohen Komplexität und Anzahl<br />
der beteiligten Systeme schwer umsetzbar. Zudem muss<br />
eine Abschaltung von energieintensiven Anlagenkomponenten<br />
im aktiven Umschlagprozess vermieden werden.<br />
Der Ansatz greift nur auf Information aus dem<br />
Anlagenbestand zurück und ist in dieser Form nicht<br />
skalierbar. Ein Nachteil dieser Vorgehensweise ist die<br />
stets in die Vergangenheit gerichtete Betrachtung des<br />
Anlagenverhaltens. So<strong>mit</strong> reicht diese Herangehensweise<br />
für die Gestaltung künftiger Lösungen nicht aus.<br />
Der Schwerpunkt neuer Lösungen liegt in der Vorhersagbarkeit<br />
(Prognose des Energiebedarfs) und automatisierten<br />
Anpassung des Verhaltens der Anlagen an die<br />
Rahmenbedingungen. Hierzu müssen weitere Möglichkeiten<br />
der Einflussnahme näher betrachtet werden.<br />
4. ERWEITERTER LÖSUNGSANSATZ<br />
Für die Erweiterung des Lösungsansatzes bietet sich<br />
zunächst die Analyse eines realen Umschlagprozesses<br />
an. In den Bildern 5 und 6 werden dazu vereinfacht der<br />
Transport eines Containers entlang einer Trajektorie<br />
und zugehörige Messdaten für eine überlagerte Fahrt<br />
ausgewiesen. Es ist ersichtlich, dass eine Vielzahl von<br />
Möglichkeiten der Fahrbewegungen je Containerbrücke<br />
(Katzwerk, Hubwerk, Fahrwerk) existieren. Abhängig<br />
von der Art der Nutzung (bemannt/bedienerlos) und<br />
der gewählten Trajektorie ergeben sich unterschiedliche<br />
Lastgänge.<br />
Exemplarisch werden im Beitrag Messdaten eines realen<br />
Containerumschlags (Eurogate/HHLA) verwendet.<br />
Im Anwendungsfall, siehe Bild 6 wird eine Last (49,5 t)<br />
auf einer Trajektorie <strong>mit</strong> einer maximalen Hubbewegung<br />
(Bild 6-1) von 30 m und einem Fahrweg (Bild 6-3) von 90 m<br />
transportiert. Der Umschlagprozess erfolgt zeitoptimal<br />
<strong>mit</strong> einer maximalen Überlagerung der Fahrbewegungen.<br />
Der für den Umschlagprozess erforderliche<br />
Ressourcenbedarf wird normiert für die Referenzfahrt<br />
in Bild 6-2 und 6-4 ausgewiesen. Für nachfolgende Betrachtungen<br />
wird der Verlauf des Lastganges der CB<br />
(Bild 6-5) der Referenzfahrt verwendet. Eine weitergehende<br />
Detailierung wird nicht vorgenommen.<br />
Da am Umschlagprozess eine Vielzahl von CB beteiligt<br />
sind, erfolgt eine Erweiterung der Umgebung auf 16 CB<br />
<strong>mit</strong> der Übertragung des Lastgangs (Bild 6-5) auf diesen<br />
Bereich. Dieser Fall repräsentiert den Einsatz von jeweils<br />
4 CB an 4 Containerschiffen. Weitere am Umschlagprozess<br />
beteiligte Systeme werden nicht betrachtet.<br />
Dieser Anwendungsfall wird zunächst ohne zeitliche<br />
Koordinierung der Startzeitpunkte für die CB simu-<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
27
HAUPTBEITRAG<br />
liert. Die Umschlagprozesse werden <strong>mit</strong> einem geringen<br />
zeitlichen Versatz gestartet. Das Ergebnis der Simulation<br />
unter Nutzung der realen Messdaten zeigt Bild 7-1.<br />
In diesem Fall kommt es zu einer starken Ausprägung<br />
von Lastspitzen. Ursache sind die unkoordinierte Fahrweise<br />
und freie Nutzung (ohne Beschränkungen) der<br />
Anlagenbereiche. Dieses Verhalten muss durch Maßnahmen<br />
kompensiert werden.<br />
Betrachtet wird zunächst, wie eine Variation der<br />
Startzeitpunkte den Gesamtlastgang und die zu erwartenden<br />
Lastspitzen beeinflusst. Die Reduktion der Lastspitzen<br />
ist für die Auslegung der Regelleistung der<br />
Energieversorger wesentlich.<br />
Da viele Faktoren den Umschlagprozess und den Ressourcenbedarf<br />
beeinflussen, ist eine analytische Aufbereitung<br />
des Sachverhaltes im ersten Schritt zu aufwendig.<br />
Es erfolgt aus diesem Grund die Anwendung<br />
der Monte-Carlo-Simulation. Auf Basis der Messdaten<br />
der realen Referenzfahrt, siehe Bild 6-5, wird eine Simulation<br />
<strong>mit</strong> 16 CB <strong>mit</strong> dem Ziel der Lastglättung<br />
durchgeführt. Sie erfolgt <strong>mit</strong> einer Gleichverteilung<br />
und der Variation der Startzeitpunkte der Umschlagprozesse.<br />
Mit den Ergebnissen der Simulation, siehe<br />
Bild 7-2 wird nachgewiesen, dass sich bereits <strong>mit</strong> der<br />
Variation der Startzeitpunkte der Effekt der Lastglättung<br />
und Dämpfung der Lastspitzen erzielen lässt. Für<br />
eine weitergehende Beeinflussung des Lastganges, neben<br />
der Synchronisation der Startzeitpunkte, stehen<br />
für die Steuerstrategien folgende Möglichkeiten zur<br />
Verfügung:<br />
Einschränkung der Freiheitsgrade (unter anderem<br />
Beschränkung der Ressourcen)<br />
Beliebige Segmentierung der Trajektorie<br />
Variation der Zeitphasen des Umschlagprozesses<br />
(zum Beispiel Heben, Senken)<br />
Parametervariation (beispielsweise Geschwindigkeit,<br />
Beschleunigung)<br />
Diese Möglichkeiten der Einflussnahme wurden an der<br />
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin in einer<br />
eigenständigen Lösung aufbereitet und auf der vorhandenen<br />
Laborkrananlage (Hubhöhe 2,7 m, Fahrweg 6 m)<br />
für eine Vielzahl von Lastprofilen verifiziert. Bereits im<br />
Entwurfsprozess wurde darauf geachtet, dass die Lösung<br />
universell für Umschlagprozesse <strong>mit</strong> seilgeführten<br />
Systemen einsetzbar ist. Mit der Verwendung<br />
von normierten Lastprofilen (Bahnverlauf) ist dies gegeben.<br />
Diese können in beliebige Segmente unterteilt<br />
und parametriert werden.<br />
Im realen Anwendungsfall des Containerumschlages<br />
werden die erforderlichen Daten für die Konfiguration<br />
der Lastprofile den zugehörigen Be- und Entladeplänen<br />
entnommen. Die hieraus generierten Lastprofile können<br />
übergeordnet den beteiligten CB als Fahrplan zur Verfügung<br />
gestellt werden. Auf den jeweiligen CB kann<br />
anschließend eine weitere Optimierung des Ressourcenbedarfs<br />
erfolgen. Das ist notwendig, da <strong>mit</strong> der Verwendung<br />
von normierten Lastprofilen nicht alle Möglichkeiten<br />
der Optimierung vorab berücksichtigt werden.<br />
Eine Überprüfung der Prognose (Ressourcenbedarf)<br />
erfolgt auf Basis der zum Einsatz kommenden<br />
Komponenten der jeweiligen CB. Ob die gewählten<br />
Strategien die beabsichtigte Wirkung erreichen, ist <strong>mit</strong><br />
der erzielten Energieeffizienz abbildbar. Für diese sind<br />
Kennzahlen/Metriken erforderlich, die die Voraussetzung<br />
für den Vergleich <strong>mit</strong> Referenzlösungen bilden.<br />
Für den Betreiber eines CT ist der Umschlag/Tag beziehungsweise<br />
Zeit/Umschlag ausschlaggebend. Mit<br />
dem möglichen Bezug auf den Ressourcenbedarf einer<br />
CB ergeben sich vergleichbare Daten. Im Anwendungsfall<br />
fließen der Transportweg der Last, die aufgewendete<br />
Zeit und genutzte Energie in die energieorientierte<br />
Bewertung ein, siehe Bild 8. Zudem ist der Umschlagprozess<br />
geprägt von der Lastmasse, sowie der Auslegung<br />
und der Parametrierung der Anlagenbestandteile.<br />
5. STEUERSTRATEGIEN<br />
Es muss untersucht werden, welche Möglichkeiten es<br />
gibt, die Strategien der Lastflexibilisierung zu unterstützen,<br />
und ob der erforderliche Engineeringaufwand<br />
vertretbar ist. Hier bieten sich mehrere Ansätze an, die<br />
im Beitrag nur im Ansatz erläutert werden.<br />
Bemannte Nutzung:<br />
Für den Anwendungsfall der bemannten Nutzung einer<br />
CB ergeben sich Möglichkeiten der Li<strong>mit</strong>ierung der Parameter<br />
und Ressourcen. Verwendete Nutzungsprofile<br />
werden entsprechend der Rahmenbedingungen über<br />
Schnittstellen fortlaufend angepasst. Diese können Aspekte<br />
der Priorisierung von Transportaufträgen beinhalten.<br />
Ein höchstpriorisierter Transportauftrag, siehe<br />
Bild 9, wird unabhängig von energetischen Beschränkungen<br />
abgearbeitet. Dies bedeutet, dass der Anlagenbereich<br />
bis an seine Grenzen für Geschwindigkeit (v),<br />
Beschleunigung (a) und belastungsintensiv genutzt<br />
werden darf. Es erfolgt eine Reservierung der notwendigen<br />
Ressourcen. Niederpriorisierte Transportaufträge<br />
werden in ihrer Ressourcennutzung beschränkt.<br />
Dieser Vorgang setzt eine eindeutige Abschätzbarkeit<br />
des Bedarfs voraus. Es können jedoch auch Ressourcen<br />
vom entsprechenden Anlagenbereich blockiert werden.<br />
Mit einer zielgerichteten Freigabe der Ressourcen kann<br />
dieser Fall reduziert werden.<br />
Bedienerlose Nutzung:<br />
Mit der bedienerlosen Führung der CB ist dieser Aspekt<br />
der unzureichenden Ressourcennutzung überschaubar,<br />
da eine Prognose zum jeweiligen Anlagenverhalten gegeben<br />
ist. Hieraus lassen sich Merkmale zur energieorientierten<br />
Prozessführung und deren Bewertung ableiten.<br />
So ist eine Parametrierung der Anlage nach<br />
energetischen und zeitlichen Gesichtspunkten oder<br />
ihrer Belastung möglich. Ebenso ist eine Prognose der<br />
Rückspeisung (Bereitstellung von Ressourcen) realisierbar.<br />
Es ergeben sich so<strong>mit</strong> die Voraussetzungen für<br />
eine energieorientierte Synchronisation der Anlagenbestandteile.<br />
Möglichkeit der Unterstützung:<br />
Eine Variante der Unterstützung der gewählten Strategien<br />
ist <strong>mit</strong> Agentensystemen möglich. Diese erhalten<br />
28<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Teilprozess 1<br />
Teilprozess 2<br />
Teilprozess 3<br />
...<br />
Teilprozess n<br />
Anlage / Instrumentierung<br />
Monitoring<br />
Datenerfassung<br />
Teilprozess (n)<br />
Anlagenbereich<br />
Ressourcebedarf<br />
Prozesssteuerungssystem<br />
Systemidentifikation<br />
BILD 4: Systemidentifikation und Ressourcenbedarf<br />
25<br />
50 0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />
Zeit [s]<br />
100<br />
0<br />
BILD 6: Referenzfahrt<br />
Zeit [s]<br />
BILD 6-1:<br />
Pos. Hubwek [m]<br />
BILD 6-2:<br />
Strom Hubwerk [%]<br />
80<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70<br />
Zeit [s]<br />
80<br />
BILD 6-3:<br />
Pos. Katzwerk [m]<br />
sequentielle<br />
Fahrt<br />
100<br />
0<br />
0 20 30 4 0 60 70 80<br />
BILD 6-4:<br />
Strom Katzwerk [%]<br />
überlagerte<br />
Fahrt<br />
2000<br />
0<br />
BILD 6-5:<br />
Strom Brücke [A]<br />
Katzwerk<br />
Fahrwerk<br />
BILD 5: Containerumschlag<br />
– Lastprofil<br />
Hubwerk<br />
unoptimiert<br />
20000<br />
−10000<br />
Bahn-Weg<br />
max.<br />
min.<br />
Entnahme<br />
Energie<br />
min.<br />
max.<br />
max.<br />
überlagert<br />
optimiert<br />
sequenziell<br />
min.<br />
Rückspeisung<br />
−10000<br />
150 200 250 300 350 400 450<br />
Zeit [s]<br />
Verbr. Schiff 1..4 (überlagert) [A]<br />
Verbr. Schiff 1..4 (Durchschn. 1 min) [A]<br />
Zeit<br />
max.<br />
Masse<br />
BILD 7: Mögliche Szenarien für Kompensationsmaßnahmen<br />
(Plot 1 und 2)<br />
BILD 8: Abhängigkeiten der<br />
Energieeffizienz (vereinfacht)<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
29
HAUPTBEITRAG<br />
Priorität<br />
[1]<br />
[2]<br />
[2]<br />
[3]<br />
Containerbrücken (CB)<br />
CB [1]<br />
CB [2]<br />
CB [3]<br />
CB [4]<br />
Ressource<br />
Zeit<br />
max.<br />
Ressourcenanteil<br />
Energie<br />
max.<br />
CB<br />
[2]<br />
CB<br />
[4]<br />
CB<br />
[1]<br />
CB<br />
[3]<br />
Li<strong>mit</strong> (v,a)<br />
die Aufgabe, einen virtuellen Lastgang (Ressource) entsprechend<br />
der anstehenden Transportaufträge (Fahrplan)<br />
zu verwalten. Dies bedeutet, dass die beteiligten<br />
Systeme einen virtuellen Verbund zum Transportauftrag<br />
bilden und sich untereinander hinsichtlich der<br />
Ressourcenzuteilung verständigen. Das ist nur möglich,<br />
wenn eine Fehlerprognose erfolgt und das Prognosemodell<br />
auf Basis von historischen Daten fortlaufend<br />
angepasst wird.<br />
Eine weitere Möglichkeit, künftige Strategien des<br />
Lastmanagements zu unterstützen, sind Serviceschnittstellen<br />
für die dynamische Prozessführung und Parametrierung.<br />
Diese müssen so ausgelegt werden, dass<br />
eine Beeinflussung der energieintensiven Bereiche erzielt<br />
wird. Im Anwendungsfall, siehe Bild 10, sind dies:<br />
CB<br />
[1]<br />
CB<br />
[2]<br />
CB<br />
[3]<br />
CB<br />
[4]<br />
CB<br />
[1]<br />
CB<br />
[2]<br />
CB<br />
[3]<br />
CB<br />
[4]<br />
BILD 9:<br />
Priorisierung<br />
und Ressourcen<br />
Startzeitpunkte/Laufzeit der Phasen<br />
Energiebedarf während der Nutzung<br />
Grad der überlagerten Fahrweise<br />
Parameterabgleich<br />
[Übergänge] [Übergänge]<br />
[Phasen] T2 . . . T2T5. . . T5 [Modul] [Modul]<br />
[Phasen]<br />
it Last <strong>mit</strong> Last<br />
<strong>mit</strong> Last<br />
T1 T1<br />
Container T6 T6 Katzwerk Katzwerk<br />
... T11 . . T11 Koordinaten<br />
. T8. . . T8<br />
ne Last ohne Last<br />
T12<br />
BILD 10: Koordination Transportauftrag<br />
[Übergänge]<br />
T2 . .. ..<br />
.<br />
T5<br />
Hubwerk Hubwerk<br />
r g Transportauräge<br />
der Anpassung Katzwerk<br />
der Katzwerk<br />
Transportauräge<br />
eorienerter Abgleich Abgleich<br />
Energieorienerter Abgleich<br />
s TA-Los (Koordinaten, (Koordinaten,<br />
Anforderung<br />
l, Zeitpunkte,...)<br />
Profil, Zeitpunkte,...)<br />
Bestägung<br />
]<br />
)<br />
T12<br />
T7<br />
Steuerdaten<br />
Quiierung<br />
Aurag Status<br />
Quiierung Diagnose<br />
Status<br />
Diagnose<br />
Containerbrücke e (n)<br />
Hubwerk Hubwerk<br />
ohne Last<br />
T7<br />
Komp.-Schnistellen<br />
Erweiterung<br />
...<br />
Service Service Ebene Ebene<br />
[Containerbrücke]<br />
[Modul [Modul (n)] (n)]<br />
Parameter<br />
Steuerdaten<br />
Parameter Aurag<br />
TA-Los (Koordinaten,<br />
Profil, Zeitpunkte,...)<br />
Komp.-Schnistellen<br />
Erweiterung<br />
Status<br />
Diagnose<br />
-<br />
Status Aurag<br />
Diagnose Quiierung<br />
Parameter Aurag<br />
Quiierung<br />
Steuerdaten<br />
Parameter<br />
Steuerdaten<br />
Geschwindigkeitsprofil<br />
Lastprofil<br />
Opmierung Opmierung<br />
Kontrolle Synchronisaon<br />
Kontrolle Verhalten Verhalten<br />
T1<br />
T6<br />
T11 . .. ..<br />
.<br />
T8<br />
T12<br />
T7<br />
Service Ebene<br />
[Modul (n)]<br />
[Modul]<br />
Katzwerk<br />
Hubwerk<br />
Hubwerk<br />
Katzwerk<br />
Parameter<br />
Steuerdaten<br />
Aurag<br />
Quiierung<br />
Status<br />
Diagnose<br />
Komp.-Schnistellen<br />
Komp.-Schnistellen<br />
Parameter<br />
Steuerdaten<br />
Aurag<br />
Quiierung<br />
Status<br />
Diagnose<br />
-<br />
Geschwindigkeitsprofil<br />
Opmierung<br />
Kontrolle Verhalten<br />
TA-Transportaurag<br />
rgang<br />
[Zwischenkreis T1<br />
[Zwischenkreis ..T12 Zeitpunkt<br />
/ Rückspeisung] / Rückspeisung] - Übergang<br />
akv akv<br />
[Zwischenkreis / Rückspeisung] akv<br />
Mit deren Modellierung ist es möglich, Anforderungen<br />
zu Art und Umfang der Nutzung der CB zu berücksichtigen.<br />
Das kann eine Optimierung des Umschlags hinsichtlich<br />
Zeit, Energie, einer Kombination oder Belastung<br />
der Anlage sein. Die notwendige Information<br />
kann entweder auf der externen Serviceeinheit hinterlegt<br />
oder vom jeweiligen Anlagensegment angefordert<br />
werden. Im aktiven Umschlagprozess erfolgt zudem<br />
eine Überwachung der Folgeeigenschaften. Das führt<br />
zu Aussagen, ob weitere Anpassungen erforderlich<br />
sind. Einen vereinfachten Überblick über das diesem<br />
Beitrag zugrundeliegende Modell liefert Bild 10.<br />
FAZIT / AUSBLICK<br />
Mit der Dezentralisierung der Energieversorgung sind<br />
Strategien gefragt, die eine gezielte Lastflexibilisierung<br />
ermöglichen. Die Art und Dauer der Lastbeeinflussung<br />
sind, neben der Abstimmung des Verhaltens der Systeme,<br />
von wesentlicher Bedeutung. Hierzu bedarf es einer<br />
systematischen Prozessanalyse, einer anlagen- und anwendungsgerechten<br />
Modellierung und deren energetischer<br />
Bewertung. Bei der Modellerstellung sind vor<br />
allem die Schnittstellen für die korrekte Informationsüber<strong>mit</strong>tlung<br />
zu betrachten. Diese müssen eine flexible<br />
Parametrierung ermöglichen.<br />
Am Beispiel des Containerumschlags wurde deutlich,<br />
dass eine Synchronisation der technologischen<br />
Prozesse für die Reduktion der Lastspitzen und des<br />
Ressourcenbedarfs erforderlich ist. Unter den genannten<br />
Voraussetzungen sind intelligente Steuerstrategien<br />
zur energieorientierten Prozessführung umsetzbar.<br />
Dies betrifft komplexe Industrieanlagen und lässt sich<br />
ebenso auf weitere Anwendungsbereiche im industriellen<br />
Umfeld übertragen.<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
25.04.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
30<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
REFERENZEN<br />
[1] Koch, S., Zima, M., Andersson, G.: Potentials and<br />
applications of coordinated groups of thermal household<br />
appliances for power system control purposes. In: Proc.<br />
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Energy (SAE), S. 1-8 IEEE 2009<br />
[2] Lünsdorf, O.: Selbstorganisation virtueller Geräte<br />
für das Lastmanagement von Kleinverbrauchern.<br />
Dissertation, Universität Oldenburg, 2012<br />
[3] Schäfer, S., Berger, U., Schöttke, D., Kämpfe, T.: Das<br />
Zeitverhalten verteilter Anlagen. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> - Automatisierungstechnische<br />
Praxis 54 (10), S. 36–43, 2012<br />
[4] Schäfer, S., Berger, U., Schöttke, D., Kämpfe, T.: Technical<br />
conditions for the use of autonomous systems.<br />
In: Proc. 8th IEEE International Conference on Emerging<br />
Technologies and Factory Automation (ETFA), S 1-9 [CD],<br />
IEEE 2013<br />
[5] HHLA Container Terminal Altenwerder.<br />
(http://hhla.de/de/container/altenwerder-cta.html)<br />
[6] Canonaco, P., Legato, P., Mazza, R. M.: An integrated<br />
simulation model for channel contention and berth<br />
management at a maritime container terminal.<br />
In: Proc. 21st European Conference on Modelling and<br />
Simulation (ECMS), S. 353-362, ECMS 2007<br />
[7] Gambardella, L. M., Mastrolilli, M., Rizzoli, A. E.,<br />
Zaffalon, M.: An optimization methodology for intermodal<br />
terminal management. Journal of Intelligent<br />
Manufacturing 12 (5-6), S. 521–534, 2001<br />
[8] Clausen,U., Kaffka,J., Meier, F.: CONTSIM-Container<br />
terminal management with simulation. Procedia-Social<br />
and Behavioral Sciences 54 (2012), S. 332–340, 2012<br />
[9] Van Zijverden, R., Negenborn, R.: Survey of approaches<br />
for integrated control of intermodal container terminals.<br />
In: Proc. 9th IEEE International Conference on Sensing<br />
and Control (ICNSC), S. 67-72, IEEE 2012<br />
[10] Ngo, Q. H., Hong, K.-S.: Sliding-mode antisway control<br />
of an offshore container crane. IEEE/ASME Transactions<br />
on Mechatronics 17 (2), S. 201–209, 2012<br />
[11] Ifland, M., Warweg, O., Westermann, D.: Smart metering in<br />
the context of liberalized energy markets. In: Proc. 6th International<br />
Workshop on Deregulated Electricity Market Issues<br />
in South-Eastern Europe (DEMSEE), S. 1-6, ilemedia 2011<br />
[12] Tran, T. Nahavandi, S. Reid, R.: Design of electrical<br />
infrastructure at container terminal and net metering:<br />
In: Proc. 6th IEEE International Conference on<br />
Power Quality and Supply Reliability Conference (PQ),<br />
S. 37-40, IEEE 2008<br />
AUTOREN<br />
Prof. Dr.-Ing. STEPHAN SCHÄFER (geb. 1970) lehrt<br />
seit 2010 an der HTW Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten<br />
zählen die Modellierung<br />
und der Einsatz komplexer <strong>Automatisierungssysteme</strong>,<br />
verteilte Echtzeitsysteme und die<br />
Ergonomie- und Gestaltungsanforderungen an<br />
Scada und HMI-Oberflächen.<br />
HTW Berlin, FB1,<br />
Wilhelminenhofstr. 75A, D-12459 Berlin,<br />
Tel. + 49 (0) 30 50 19 34 66,<br />
E-Mail: stephan.schaefer@htw-berlin.de<br />
Dipl.-Ing. DIRK SCHÖTTKE (geb. 1962) ist Mitarbeiter<br />
im Studiengang Elektrotechnik der HTW<br />
Berlin und im Bereich Prozesssteuerungssysteme<br />
tätig. Zu seinen Arbeitsgebieten gehören die<br />
Analyse, der Entwurf und die Entwicklung von<br />
SW-Lösungen für Anwendungen in der Industrieund<br />
Gebäudeautomation.<br />
HTW Berlin, FB1,<br />
Wilhelminenhofstr. 75A, D-12459 Berlin,<br />
Tel. + 49 (0) 30 50 19 35 64,<br />
E-Mail: dirk.schoettke@htw-berlin.de<br />
Prof. Dr.-Ing. ULRICH BERGER (geb. 1959) leitet<br />
seit 2001 den Lehrstuhl für Automatisierungstechnik<br />
und ist seit 2011 Mitglied des Fakultätsrates<br />
der Fakultät Maschinenbau, Elektrotechnik<br />
und Wirtschaftsingenieurwesen an der Brandenburgische<br />
Technische Universität Cottbus.<br />
BTU Cottbus, Lehrstuhl AT,<br />
Postfach 101344, D-03013 Cottbus,<br />
Tel. + 49 (0) 355 694 11 11,<br />
E-Mail: ulrich.berger@tu-cottbus.de<br />
M.Eng. THOMAS KÄMPFE (geb. 1983) ist<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HTW<br />
Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten<br />
gehören die Modellierung und der Einsatz<br />
von komplexen <strong>Automatisierungssysteme</strong>n.<br />
HTW Berlin, FB1,<br />
Wilhelminenhofstr. 75A,<br />
D-12459 Berlin,<br />
Tel. + 49 (0) 30 50 19 36 11,<br />
E-Mail: thomas.kaempfe@htw-berlin.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
31
HAUPTBEITRAG<br />
Redundante Kommunikation<br />
für industrielle Automation<br />
Zur Entwicklung aktueller stoßfreier Redundanzlösungen<br />
Dieser Beitrag präsentiert die Abbildung der Redundanzprotokolle PRP, HSR in<br />
Kombination <strong>mit</strong> IEEE-1588-Zeitsynchronisation auf eine konfigurierbare CPU/<br />
FPGA-basierte RedBox-Architektur. Kernfunktionen von PRP, HSR und IEEE 1588<br />
werden auf ein Field Programmable Gate Array (FPGA) abgebildet. Die CPU setzt<br />
Steuerungsaufgaben um. Ein optionaler Standard-Switch-ASIC stellt die direkte<br />
Kommunikation zu den Netzwerkgeräten her. Frames geringer Größe werden vom<br />
FPGA bis zu zweimal schneller weitergeleitet als bei anderen Umsetzungen. Die<br />
Uhrzeitsynchronisation der RedBoxen erfolgt auf 30 ns genau. Die RedBox kann in<br />
zeitsynchronisierte industrielle Netzwerke integriert werden, um die Zuverlässigkeit<br />
der Kommunikation zu erhöhen.<br />
SCHLAGWÖRTER Redundanzprotokolle PRP und HSR / Zeitsynchronisation /<br />
IEEE 1588<br />
Redundant Communications –<br />
Recent Development of Seamless Redundancy Approaches<br />
This paper presents the mapping of the redundancy protocols PRP, HSR in combination<br />
with IEEE 1588 clock synchronization onto a configurable CPU/FPGA based<br />
RedBox architecture. Whereas core functions of PRP, HSR and IEEE 1588 are mapped<br />
onto the FPGA, a CPU executes the control parts of these protocols. A standard<br />
switch ASIC provides direct connection to several network devices. Minimum size<br />
frames are forwarded by the FPGA at up to twice the speed of other implementations.<br />
Connected PRP/HSR RedBoxes and an IEEE 1588 clock master synchronize<br />
to within 30 ns. The RedBox can be integrated into time-synchronized industrial<br />
networks in order to improve the communications reliability.<br />
KEYWORDS redundancy protocols / PRP / HSR / clock synchronization / IEEE 1588<br />
32<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
HOLGER FLATT, JÜRGEN JASPERNEITE, Fraunhofer IOSB-INA<br />
JOACHIM RAUCHFUSS, Yacoub Automation<br />
Die Hauptanforderungen an eine Datenübertragung<br />
in Netzen der Automatisierungstechnik<br />
bestehen in einer schnellen, sicheren<br />
<strong>mit</strong> eingebauter Redundanz versehenen und<br />
zeitsynchronen Kommunikation [1]. Dabei<br />
dürfen keine Daten verloren gehen. Zuverlässige Verkabelungen<br />
und Topologien sind unabdingbar. In heutigen<br />
Anwendungen laufen die Daten über zwei separate,<br />
unabhängige Leitungen, sodass die Übertragung<br />
sichergestellt ist, auch wenn eine der Leitungen beschädigt<br />
oder gestört ist. Im Normalfall kommen so<br />
zwei Datenpakete beim Empfänger an. Eine Redundanzlösung<br />
analysiert diese Datenpakete in Echtzeit<br />
und löscht mögliche Duplikate. Solche Redundanzmechanismen<br />
müssen vom Netzwerk auf allen Fabrikebenen<br />
von der Feldebene bis zur Steuerungszentrale<br />
zur Verfügung gestellt werden, um die Anforderungen<br />
an einen möglichst unterbrechungsfreien Prozessbetrieb<br />
zu gewährleisten.<br />
Um eine Redundanzplattform für die hochverfügbare<br />
Kommunikation beim Einsatz verschiedener Topologien<br />
in den in der Automatisierung etablierten Ethernet-Netzwerken<br />
zu schaffen, wurden in den vergangenen<br />
Jahren im Standard IEC 62439-3 die Redundanzprotokolle<br />
Parallel Redundancy Protocol (PRP) und<br />
High Availability Seamless Redundancy (HSR) definiert.<br />
Bei bisher in der Automatisierungstechnik eingesetzten<br />
Redundanzverfahren wie (R)STP oder MRP<br />
muss im Redundanzfall eine kurzzeitige Verbindungsunterbrechnung<br />
(
HAUPTBEITRAG<br />
BILD 2: Frame-Struktur: a) PRP und b) HSR<br />
BILD 1: PRP/HSR-Beispielnetzwerk bestehend aus<br />
Endknoten, RedBoxen und Switches<br />
PRP/HSR-Duplikatverarbeitung reduziert die Netzlast,<br />
da mehr Frame-Duplikate von den RedBoxen verworfen<br />
werden. Darüber hinaus können aktuelle RedBoxen <strong>mit</strong><br />
konfigurierbaren Parametern <strong>mit</strong> geringem Entwicklungsaufwand<br />
auf verschiedene Hardware-Plattformen<br />
abgebildet werden. Zeitkritische Aufgaben sind komplett<br />
in der Hardware implementiert, um das Zeitverhalten<br />
der RedBoxen zu optimieren.<br />
Das in diesem Beitrag vorgeschlagene Konzept beinhaltet<br />
beides, die PRP/HSR/IEEE-1588-Hardware-Architektur<br />
und die Implementierung einer kostengünstigen<br />
eingebetteten Hardware-Plattform.<br />
1. PROTOKOLLE<br />
Im Folgenden werden die Protokolle PRP, HSR und IEEE<br />
1588 beschrieben. Genauere Informationen enthalten<br />
die Definitionen der Standards [3] und [4].<br />
1.1 PRP und HSR<br />
Die Protokolle PRP und HSR basieren auf dem parallelen<br />
Versenden von Ethernet-Frames über zwei voneinander<br />
unabhängige Netzwerke. Die Duplikate der<br />
gesendeten Frames müssen vom Empfänger erkannt<br />
und verworfen werden. Standard-Ethernet-Frames enthalten<br />
die Zieladresse (DST), die Quelladresse (SRC),<br />
einen optionalen VLAN-Tag (VLAN), den Ethertype<br />
(ET), die Payload (LOAD) und die Prüfsumme (FCS).<br />
Um das Erkennen der Frame-Duplikate zu unterstützen,<br />
verlängern die Protokolle PRP und HSR die Ethernet-Frames<br />
um ein spezielles PRP- beziehungsweise<br />
HSR-Tag. Wie Bild 2 zeigt, fügt das PRP-Protokoll den<br />
PRP-Tag direkt vor der Prüfsumme ein und HSR-Frames<br />
schließen den HSR-Tag vor dem Ethertype ein.<br />
Frame-Duplikate werden erkannt und entfernt, wenn<br />
ein PRP- oder HSR-Knoten innerhalb von einem<br />
400-ms-Zeitintervall zwei oder mehr Frames <strong>mit</strong> derselben<br />
Quelladresse und PRP/HSR-Sequenznummer<br />
(SEQ NR) empfängt.<br />
Die RedBoxen ermöglichen Standard-Ethernet-Geräten<br />
eine Redundanz gemäß PRP/HSR. Eine RedBox<br />
umfasst drei Ethernet-Ports [3]. Mindestens einer der<br />
Host-Ports H ist für den Anschluss von Ethernet-Endgeräten<br />
vorgesehen. Eine Verbindung <strong>mit</strong> einem redundanten<br />
Netzwerk lässt sich über die redundanten Ports<br />
R0 und R1 vornehmen.<br />
Eine RedBox im PRP-Modus verwirft nur die Duplikate<br />
am Host-Port. Um zu vermeiden, dass Daten in<br />
einem HSR-Ring zirkulieren, muss die Entfernung von<br />
Duplikaten am Host-Port und den redundanten Ports<br />
s t a t t fi n d e n .<br />
34<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Sync-Frame von der Slave-Uhr (C) empfangen wird,<br />
berechnet sich wie folgt:<br />
t M,3<br />
= t M,0<br />
+ t PDelay,AB<br />
+ t Bridge,B<br />
+ t PDelay,BC<br />
Um die genaue Master-Zeit t M,3<br />
er<strong>mit</strong>teln zu können,<br />
wird ein Kompensationsmechanismus angewendet.<br />
Dazu messen PTP-Geräte die einzelnen Peer-Delays<br />
t PDelay<br />
<strong>mit</strong> ihren angeschlossenen Nachbarn durch den<br />
Austausch von Peer-Delay-Messages [4]. Danach werden<br />
die gemessenen Peer- und Bridge-Delays in einem<br />
Correction-Field innerhalb des Sync-Frames akkumuliert.<br />
Da die lokale Ankunftszeit des Sync-Frames t S,3<br />
durch den Slave gemessen wird, kann die Synchronisation<br />
erfolgen, indem die Slave-Uhr t S<br />
um den Wert<br />
t M,3<br />
-t S,3<br />
inkrementiert wird.<br />
2. PRP/HSR-REDBOX<br />
BILD 3: IEEE 1588 basierte Zeitsynchronisation<br />
Das Precision Time Protocol (PTP), das im Standard<br />
IEEE 1588 definiert ist, bietet Mechanismen für<br />
die Uhrzeitsynchronisation von Netzwerkgeräten.<br />
Eine Master-Uhr sendet zyklisch Synchronisations-<br />
Frames (Sync), die hochpräzise Zeitinformationen<br />
enthalten. Andere Geräte empfangen diese Frames<br />
und synchronisieren ihre lokalen Uhren t S<br />
<strong>mit</strong> der<br />
Master-Uhr t M<br />
.<br />
Der Standard umfasst mehrere Modi und Transportmechanismen.<br />
In Kombination <strong>mit</strong> PRP und HSR ist<br />
nur der Modus Peer-to-Peer-Transparent-Clock relevant<br />
[3], der über Ethernet auf OSI-Schicht 2 transportiert<br />
wird. Bild 3 visualisiert das Synchronisationsprinzip<br />
für ein einfaches PTP-Netzwerk, welches eine Master-<br />
Uhr (A), eine transparente Uhr (B) und eine Slave-Uhr<br />
(C) enthält.<br />
Die Master-Uhr beginnt die Übertragung eines Sync-<br />
Telegramms zur Master-Zeit t M,0<br />
. Im Falle einer One-<br />
Step-Clock ist der genaue Zeitstempel t M,0<br />
Bestandteil<br />
des Sync-Frames. Aufgrund der Latenzzeit t PDelay,AB<br />
, die<br />
durch den Ethernet-Transceiver und die Verbindungsleitung<br />
zwischen (A) und (B) verursacht wird, empfängt<br />
das Gerät (B) den Sync-Frame zur Zeit t M,1<br />
. Das Weiterleiten<br />
des Sync-Frames von dem Eingangs- zu dem<br />
Ausgangs-Port von (B) verursacht das Bridge-Delay<br />
t Bridge,B<br />
. Daher leitet das Gerät (B) den Sync-Frame erst<br />
zur Zeit t M,2<br />
weiter. Die aktuelle Master-Zeit, zu der der<br />
Wie in der IEC 62439-3 [3] und in [11] gezeigt, ist eine<br />
Kombination von FPGA und CPU ein geeigneter Ansatz<br />
für die RedBox-Implementierung. Zur Reduzierung der<br />
Leistungsanforderungen der CPU wird die gesamte<br />
Frame-Weiterleitung einschließlich des Verwerfens von<br />
PRP- und HSR-Frame-Duplikaten auf das FPGA abgebildet.<br />
Weniger häufig ausgeführte Aufgaben, wie das<br />
Senden von speziellen Kontroll-Frames oder Konfigurationsfunktionen,<br />
werden von der CPU ausgeführt.<br />
In Bezug auf das PTP-Protokoll müssen präzise Zeitstempel<br />
von eingehenden und ausgehenden Synchronisierungs-Frames<br />
in Hardware implementiert werden [4].<br />
Außerdem benötigt die Korrektur von One-Step-Sync-<br />
Frames während der Übertragung eine Hardware-Implementierung<br />
einer lokalen Uhr. Frames, die von der<br />
RedBox gesendet werden müssen, wie Peer-to-Peer-<br />
Delay-Requests (PDelay-Request) für die Leitungsverzögerungsmessung,<br />
werden von der CPU generiert. Die<br />
entsprechende Zeitstempelinformation wird von der<br />
Hardware beim Verlassen des ausgehenden Ports der<br />
RedBox aktualisiert.<br />
2.1 Plattformarchitektur<br />
Bild 4 zeigt die vorgeschlagene flexible Plattformarchitektur.<br />
Um eine PRP/HSR-RedBox <strong>mit</strong> mehreren Host-<br />
Ports zu realisieren, sind drei Hauptkomponenten erforderlich:<br />
1. FPGA: Aufgrund der erforderlichen Leistung und<br />
Flexibilität ist ein FPGA eine geeignete Technologie für<br />
die RedBox-Implementierung der gewünschten Protokolle<br />
PRP, HSR und IEEE 1588.<br />
2. Switch: Wenn die Anbindung von mehr als einem<br />
Ethernet-Endgerät am Host-Port erforderlich ist, muss<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
35
HAUPTBEITRAG<br />
ein Switch genutzt werden. Da kommerzielle leistungsfähige<br />
Switches erhältlich sind, ist es vorteilhaft, die<br />
Switch-Funktionen auf einen externen kostengünstigen<br />
ASIC-Switch auszulagern [12]. In Abhängigkeit von den<br />
verfügbaren externen Schnittstellen des Switch-ASICs<br />
kann die Verbindung über Physical Ethernet Transceivers<br />
(PHYs) (1) oder über einen direkten Anschluss auf<br />
Media-Access-Control-Schicht (MAC) (2) realisiert werden,<br />
falls eine geeignete Schnittstelle vorhanden ist.<br />
Verbindungen über die MAC-Schicht sind aufgrund der<br />
niedrigen Kommunikationslatenzen und der direkten<br />
Datenübertragung ohne PHY-Module vorteilhaft.<br />
3. CPU: Eine CPU <strong>mit</strong> Netzwerkzugriff ist erforderlich<br />
zur Umsetzung von High-Level-Bestandteilen der gewünschten<br />
Protokolle und anderer Aufgaben wie der<br />
RedBox-Konfiguration. Daher ist die Verbindung des<br />
RedBox-Kerns und der CPU eine weitere wichtige Eigenschaft<br />
des Designs. Die Anzahl der Bauteile lässt<br />
sich gering halten, wenn eine Softcore-CPU (zum Beispiel<br />
Altera NIOS II oder Xilinx Microblaze) auf das<br />
FPGA abgebildet und direkt <strong>mit</strong> der RedBox auf der<br />
MAC-Schicht verbunden wird (3). Allerdings ist zu berücksichtigen,<br />
dass die Rechenleistung dieses Ansatzes<br />
beschränkt ist. Als Alternative sind externe CPUs von<br />
Vorteil, da sie in verschiedenen Leistungsklassen zur<br />
Verfügung stehen und entsprechend der Anforderungen<br />
der Anwendung gewählt werden können. Sie können<br />
über PHYs (4) oder über die MAC-Schicht (5) angeschlossen<br />
werden. Wenn ein ASIC-Switch <strong>mit</strong> integrierter<br />
CPU <strong>mit</strong> dem FPGA verbunden ist, kann diese<br />
CPU die Software-Funktionen des Switches und der<br />
RedBox ausführen. In diesem Fall wird keine weitere<br />
RedBox-CPU benötigt.<br />
2.2 RedBox-Architektur<br />
In [2] ist eine RedBox-Architektur dargestellt, die das<br />
HSR-Protokoll und den Grundmechanismus von IEEE<br />
1588 implementiert. Da die Kernfunktionen der Architektur,<br />
wie Tabellen und Speicher, über Parameter konfigurierbar<br />
sind, wird als Kompromiss zwischen Funktionalität<br />
und Ressourcen eine flexible Anpassung der<br />
Hardware ermöglicht. Daher wird diese Architektur<br />
erweitert, um die gewünschte PRP/HSR-RedBox <strong>mit</strong><br />
IEEE-1588-Unterstützung zu implementieren. Bild 5<br />
zeigt die Kernarchitektur der RedBox basierend auf [2].<br />
erste Board beinhaltet ein Marvell FireFoxAV 88E7251<br />
Switch-ASIC <strong>mit</strong> einer eingebetteten 400-MHz-CPU<br />
und Speichern [13].<br />
Der Switch-ASIC besitzt vier Fast-Ethernet-Ports und<br />
ein externes MII-Interface. Die CPU läuft <strong>mit</strong> einem<br />
Linux 2.6 Kernel und unterstützt die Ausführung von<br />
weiterer Firmware, speziell für alle Software-Funktionen<br />
der jeweiligen PRP/HSR-RedBox.<br />
Ein zweites FPGA-Board wurde entwickelt, das direkt<br />
auf das Switch-Board gesteckt werden kann. Dieses<br />
Board unterstützt die Nutzung von zwei unterschiedlichen<br />
FPGA-Typen (Altera Cyclone IV EP4CGX75 und<br />
EP4CGX150). Ebenso wie das Switch-Board werden vier<br />
Fast-Ethernet-Ports und ein externes MII-Interface <strong>mit</strong><br />
dem FPGA verbunden. Bild 6 stellt ein Blockschaltbild<br />
sowie ein Foto der resultierenden RedBox-Geräteumsetzung<br />
dar.<br />
3. ERGEBNISSE<br />
Um die Verilog-Implementierung auf das FPGA der entwickelten<br />
Hardware-Plattform [13] abzubilden, wird<br />
das Tool Altera Quartus 12.1 genutzt. Wie in Tabelle 1<br />
gezeigt, werden verschiedene Konfigurationen <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />
Duplikatfiltergrößen und VLAN-Prioritäts-Queues<br />
synthetisiert. In Abhängigkeit von der<br />
verfügbaren FPGA-Größe zeigen die ersten beiden Konfigurationen<br />
die Ergebnisse <strong>mit</strong> der maximal möglichen<br />
Duplikatfiltergröße. Die letzten beiden Konfigurationen<br />
sind für eine Minimierung von FPGA-Ressourcen optimiert.<br />
Für alle Konfigurationen ist der Systemtakt auf<br />
100 MHz konfiguriert. Die Größe der Proxy-Node-Table<br />
ist auf 512 Einträge festgelegt, um die Anforderungen<br />
der IEC 62439-3 zu erfüllen [3].<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass das Cyclone IV EPCGX150<br />
FPGA Duplikatfiltergrößen bis 8192 und 4 VLAN-Prioritäts-Queues<br />
pro Port unterstützt. Wird die maximale<br />
Duplikatfiltergröße um den Faktor 2 reduziert, ist es<br />
möglich, die Architektur auf ein Cyclone IV EP4CGX75<br />
abzubilden. Wenn eine der beiden letzten Konfigurationen<br />
ausgewählt wird, kann eine weitere Softcore-CPU<br />
(zum Beispiel Altera NIOS II) ebenfalls auf das FPGA<br />
abgebildet werden, um einen Betrieb ohne Switch-<br />
Board zu unterstützen. Während der Verarbeitung beträgt<br />
die Verlustleistung der Cyclone IV-basierten Dual-<br />
Board RedBox 4,8 Watt und in Single-Board Konfiguration<br />
2,4 Watt.<br />
2.3 Hardware-Plattform<br />
Industrielle Anwendungen der RedBox benötigen kosteneffiziente<br />
Hardware-Plattformen, die vorzugsweise<br />
auf kostengünstigen FPGA basieren. Um alle Switch/<br />
CPU/FPGA-Kombinationen nach Bild 4 zu unterstützen,<br />
wird ein Dual-Board-Ansatz implementiert. Das<br />
3.1 PRP/HSR<br />
Der folgende Abschnitt untersucht die erarbeitete Red-<br />
Box-Architektur im Vergleich <strong>mit</strong> zwei kommerziellen<br />
Vergleichsgeräten A und B. Da unterschiedliche Hardware-<br />
und Firmware-Versionen das Verzögerungsverhalten<br />
beeinflussen können, wird im Beitrag auf eine<br />
36<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
BILD 4: Flexibles<br />
Plattformkonzept der<br />
PRP/HSR-RedBox<br />
BILD 5:<br />
RedBox-<br />
Architektur<br />
BILD 6: Switch/FPGA-basierte RedBox:<br />
Blockschaltbild und Geräteumsetzung<br />
FPGA<br />
DUPLIKAT-<br />
FILTERGRÖSSE<br />
VLAN-<br />
PRIORITÄTS-<br />
QUEUES<br />
LOGIKELE-<br />
MENTE<br />
SPEICHER<br />
EP4CGX150 8192 4 52404 575 KB<br />
EP4CGX75 4096 4 52707 413 KB<br />
EP4CGX75 512 4 52066 273 KB<br />
EP4CGX75 512 1 44092 129 KB<br />
TABELLE 1: Syntheseergebnisse: 4-Bit-Logikelemente<br />
(LEs) und eingebetteter Speicher<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
37
HAUPTBEITRAG<br />
schen den Ankunftszeiten entspricht dem Bridge-Delay<br />
der RedBox. Die Ethernet-Nutzdaten werden auf Größen<br />
zwischen 64 und 1500 Bytes gesetzt. Reguläre Ethernet-Frames<br />
werden zu den Host-Ports gesendet, wohingegen<br />
an die redundanten Ports PRP-Frames gesendet<br />
werden. Zusätzlich wird die Zeitverzögerung zwischen<br />
Frames, die an die redundanten Ports R 0<br />
und R 1<br />
gesendet<br />
werden, vom Testaufbau aus Bild 7 b) gemessen. Die<br />
erhaltenen Ergebnisse in µs sind in Tabelle 2 zusammengefasst.<br />
Diese und die nachfolgenden Ergebnisse<br />
sind für alle Konfigurationen aus Tabelle 1 gültig.<br />
Im Falle von Frames <strong>mit</strong> minimaler Länge erzielt das<br />
vorgeschlagene Konzept (Single- und Dual-Board) die<br />
kürzesten Verzögerungszeiten. Wenn die Dual-Board-<br />
RedBox Frames zwischen R 0/1<br />
und H i<br />
weiterleitet, werden<br />
die Verzögerungszeiten durch den zusätzlichen<br />
Store-and-Forward-Mechanismus des Switch-ASICs<br />
um den Faktor 2 erhöht. Die Ergebnisse der RedBox B<br />
beinhalten die Verzögerungszeit und den Jitter der an-<br />
BRIDGE<br />
DELAY<br />
REDBOX<br />
A<br />
REDBOX<br />
B<br />
Typenangabe der Vergleichsgeräte verzichtet. Die Ergebnisse<br />
für die RedBox werden für eine Konfiguration<br />
<strong>mit</strong> vier Host-Ports er<strong>mit</strong>telt, indem das Switch-Board<br />
(Dual-Board) genutzt wird. Zusätzlich wird eine weitere<br />
Konfiguration <strong>mit</strong> einem Host-Port ohne Einsatz<br />
des Switch-Boards (Single-Board) validiert.<br />
Wie in Bild 7 gezeigt, werden zwei Aufbauten untersucht.<br />
In allen Fällen sendet ein Frame-Generator (Anritsu<br />
MX123001A) spezifische Frames an die RedBox.<br />
Ein PC empfängt die Ergebnisse. Um die fiberoptischen<br />
Ports R 0<br />
und R 1<br />
der RedBox B zu verbinden, werden<br />
Small-Form-Factor-Pluggable-Transceiver (SFP) und<br />
Medienkonverter benutzt.<br />
Der Testaufbau aus Bild 7 a) wird verwendet, um Verzögerungen<br />
zwischen den RedBox-Ports zu messen. Die<br />
Test-Frames vom Frame-Generator werden vom Switch<br />
dupliziert und gleichzeitig weitergeleitet. Einer der Frames<br />
wird direkt durch eine Zeitstempeleinheit geführt,<br />
das Duplikat dagegen zur RedBox. Die Differenz zwi-<br />
DUAL-<br />
BOARD<br />
SINGLE-<br />
BOARD<br />
H → R 0/1<br />
15-132 36-385 14,3-247 6,7-123<br />
H i<br />
→H j<br />
15-132 13-130 7,7-124 –<br />
R 0/1<br />
→H 16-132 36-385 15-247 7,3-123<br />
Differenz<br />
R 0/1<br />
< 1,2 < 0,25 < 0,002 < 0,002<br />
BILD 7: Testaufbauten für RedBox-Auswertung<br />
TABELLE 2: Zeitverhalten der RedBoxen<br />
im PRP-Modus, alle Werte in µs<br />
BILD 8: Synchronisation von RedBoxen: a) Topologie und b) Ergebnis<br />
38<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
geschlossenen Medienkonverter. Im Gegensatz zu den<br />
Geräten A und B sendet die vorgeschlagene RedBox die<br />
Frames R 0/1<br />
fast simultan.<br />
3.2 IEEE 1588<br />
Die Synchronisationsgenauigkeit der RedBoxen wird<br />
durch einen Testaufbau bestehend aus einem IEEE-<br />
1588-Clock-Master (Meinberg M400), drei RedBoxen<br />
(Single-Board) und einem Oszilloskop (Agilent Technologies<br />
MSO9254A) gemessen, wie in Bild 8 a) dargestellt.<br />
Die RedBoxen befinden sich im Modus HSR. RB1<br />
und RB3 sind nicht <strong>mit</strong>einander verbunden, um einen<br />
Leitungsbruch zu simulieren, welches die Ungenauigkeit<br />
in RB3 maximiert. Das Oszilloskop tastet die PPS-<br />
Signale auf allen Geräten ab. Das PPS-Signal des Clock-<br />
Masters wird benutzt, um eine fünf Minuten dauernde<br />
Messung zu triggern. Im Falle einer optimalen Synchronisation<br />
gibt es keinen Offset zwischen den PPS-Signalen<br />
der RedBoxen und dem Master. Die Ergebnisse<br />
in Bild 8 b) bestätigen, dass alle RedBoxen <strong>mit</strong> einem<br />
Jitter < 30 ns synchronisiert sind. Weitere Messergebnisse<br />
finden sich in [14].<br />
3.3 PRP/HSR-Netzwerkuntersuchung<br />
Basierend auf Bild 1 wurde ein exemplarisches Profinet-RT-Automatisierungsnetzwerk<br />
erstellt. Zwei Ethernet-Switches,<br />
zwei Dual-Board-RedBoxen, vier Single-<br />
Board-RedBoxen, eine RedBox A und eine RedBox B<br />
einschließlich fiberoptischen Medienkonvertern stellen<br />
die Redundanz zur Verfügung. Die nachfolgenden<br />
Geräte sind in sechs Endgerätgruppen gegliedert und<br />
bestehen aus den Geräten Phoenix Contact RFC470 Profinet<br />
Controller, 24 KW Software TPS-1 Profinet Devices,<br />
8 Siemens ET200S Profinet Devices, eine <strong>Web</strong>-<br />
REFERENZEN<br />
[1] Gaj, P., Jasperneite, J., Felser, M.: Computer Communication<br />
within Industrial Distributed Environment -<br />
a Survey. IEEE Trans. on Industrial Informatics 9(1),<br />
S. 182–189, 2013<br />
[2] Flatt, H., Schriegel, S., Neugarth, T., Jasperneite, J.:<br />
An FPGA based HSR Architecture for Seamless Profinet<br />
Redundancy. In: Proc. Int. Workshop on Factory<br />
Communication Systems (WFCS), S. 137–140. IEEE 2012,<br />
doi: 10.1109/WFCS.2012.6242555<br />
[3] IEC 62439-3: Industrial Communication Networks - High<br />
Availability Automation Networks - Part 3: Parallel<br />
Redundancy Protocol (PRP) and High-availability<br />
Seamless Redundancy (HSR). 2012<br />
[4] IEEE 1588: Standard for a Precision Clock Synchronization<br />
Protocol for Networked Measurement and Control<br />
Systems. 2008<br />
[5] Araujo, J., Lazaro, J., Astarloa, A., Zuloaga, A., Garcia,<br />
A.: High Availability Automation Networks: PRP and HSR<br />
Ring Implementations. In: Proc. Int. Symp. on Industrial<br />
Electronics (ISIE), S. 1197–1202. IEEE, 2012, doi:<br />
10.1109/ISIE.2012.6237259<br />
[6] Institute of Embedded Systems: High Availability, PRP<br />
and HSR. http://www.ines.zhaw.ch, 2013<br />
[7] Siemens: Industrial Ethernet Switches SCALANCE<br />
X204RNA, SCALANCE X204RNA EEC: Betriebsanleitung,<br />
Dokument A5E03741330-01, 2012<br />
[8] Hirschmann: Managed RSP switches, RSP25-<br />
11003Z6TTSCCV9HPE2R01.0. Produktinformation, 2012<br />
[9] Flexibilis Oy: Flexibilis Ethernet Switch - High-availability<br />
Seamless Redundancy. Product brief, 2011<br />
[10] RuggedCom: HSR/PRP Solutions for Industrial Ethernet<br />
Networks. http://www.ruggedcom.com, 2013<br />
[11] Kirrmann, H., Honegger, C., Ilie, D., Sotiropoulos, I.:<br />
Performance of a Full-Hardware PTP Implementation<br />
for an IEC 62439-3 Redundant IEC 61850 Substation<br />
Automation Network. In: Proc . Int. Symp. on Precision<br />
Clock Synchronization for Measurement Control and<br />
Communication (ISPCS), S. 1–6. IEEE, 2012, doi: 10.1109/<br />
ISPCS.2012.6336631<br />
[12] Flatt, H., Schriegel, S., Jasperneite, J., Schewe, F.: An<br />
FPGA based Approach for the Enhancement of COTS<br />
Switch ASICs with Real-Time Ethernet Functions. In:<br />
Proc. Int. Conf. on Emerging Technologies & Factory<br />
Automation (ETFA), S. 1-4. IEEE, 2012, doi:10.1109/<br />
ETFA.2012.6489776<br />
[13] Yacoub: Ice Chicken Development Boards.<br />
www.yacoub.de, 2014<br />
[14] Flatt, H., Schriegel, S., Jasperneite, J.: Reliable<br />
Synchronization Accuracy in IEEE 1588 Networks Using<br />
Device Qualification with Standard Test Patterns. In: Int.<br />
Symp. on Precision Clock Synchronization for Measurement,<br />
Control, and Communication (ISPCS), IEEE, 2013,<br />
doi: 10.1109/ISPCS.2013.6644772<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
39
HAUPTBEITRAG<br />
AUTOREN<br />
Dr.-Ing. HOLGER FLATT (geb. 1979)<br />
studierte Elektrotechnik an der<br />
Leibniz Universität Hannover. Von<br />
2004 bis 2011 arbeitete und promovierte<br />
er an der Leibniz Universität<br />
Hannover. Seit 2011 ist er Mitarbeiter<br />
am Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo.<br />
Seine Tätigkeit als Gruppenleiter<br />
Eingebettete Systeme für die Automation<br />
umfasst unter anderem den Entwurf eingebetteter<br />
Systeme für die industrielle Automation.<br />
Fraunhofer IOSB-INA<br />
Anwendungszentrum Industrial Automation,<br />
Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,<br />
Tel. +49 (0) 5261 942 90 31,<br />
E-Mail: holger.flatt@iosb-ina.fraunhofer.de<br />
Prof. Dr.-Ing. JÜRGEN JASPERNEITE<br />
(geb. 1964) leitet das Fraunhofer<br />
Anwendungszentrum Industrial<br />
Automation und das Institut für<br />
industrielle Informationstechnik<br />
der Hochschule OWL in Lemgo.<br />
Er studierte Elektrotechnik und<br />
promovierte an der OVG Universität<br />
Magdeburg im Bereich der Echtzeitkommunikation.<br />
Sein Forschungsgebiet liegt in der<br />
intelligenten Automation.<br />
Fraunhofer IOSB-INA<br />
Anwendungszentrum Industrial Automation,<br />
Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,<br />
Tel. + 49 (0) 5261 70 25 72,<br />
E-Mail: juergen.jasperneite@iosb-ina.fraunhofer.de<br />
Prof. Dr. JOACHIM RAUCHFUSS<br />
(geb. 1950) studierte Informationstechnik<br />
an der TH in Chemnitz. Er<br />
arbeitete als Entwicklungsingenieur<br />
am Institut für Nachrichtentechnik<br />
in Berlin. Rauchfuß erwarb die<br />
Professur in der Prozessmesstechnik<br />
an der Beuth Hochschule für Technik<br />
in Berlin. Sein Forschungsgebiet<br />
ist die Kommunikation in der Automatisierungstechnik.<br />
cam, ein PC und eine Meinberg M400. Die <strong>Web</strong>cam<br />
generiert zusätzliche Netzlast (10 MBit/s). Der RFC470<br />
Controller ändert zyklisch die Ausgänge aller Profinet-<br />
Geräte.<br />
Interoperabilität wird von allen RedBoxen ermöglicht.<br />
Die Profinet-Geräte verbinden sich automatisch <strong>mit</strong><br />
dem RFC470 und beginnen <strong>mit</strong> der Datenverarbeitung.<br />
Die <strong>Web</strong>cam überträgt störungsfrei Videodaten an den<br />
PC. Redundante Netzwerkverbindungen können zu jeder<br />
Zeit ohne Einfluss auf die Geräteoperationen getrennt<br />
werden.<br />
FAZIT<br />
In diesem Beitrag wurde ein Konzept zur Umsetzung<br />
einer stoßfreien Ethernet-Redundanz vorgestellt. Dieses<br />
basiert auf den Protokollen PRP, HSR und IEEE 1588.<br />
Das Ziel ist, Flexibilität zur Verfügung zu stellen, um<br />
verschiedene kostengünstige FPGA-Plattformen einsetzen<br />
zu können. Dies wird insbesondere durch konfigurierbare<br />
Funktionen erreicht. Weiterhin wird eine industrielle<br />
Dual-Board-Plattform präsentiert, die aus<br />
einem FPGA, einem Switch-ASIC und einer eingebetteten<br />
CPU besteht.<br />
Eine Single-Board-RedBox ohne Switch-ASIC implementiert<br />
alle zeitkritischen Tasks in Hardware. Besonders<br />
im Falle von Frames <strong>mit</strong> minimaler Größe – relevant<br />
in industriellen Echtzeit-Protokollen – sind die<br />
Weiterleitungszeiten um einen Faktor von mindestens<br />
2 kleiner im Vergleich zu den beiden anderen analysierten<br />
kommerziell verfügbaren RedBoxen.<br />
Die Dual-Board-RedBox stellt vier Host-Ports zur Verfügung,<br />
wobei Weiterleitungszeiten durch den Switch-<br />
ASIC vergrößert werden. Das Konzept ist nicht auf den<br />
Profinet-Testfall li<strong>mit</strong>iert. Auch andere industrielle<br />
Ethernet-Protokolle können von PRP, HSR und IEEE<br />
1588 profitieren.<br />
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28.02.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
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40<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
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Ort, Datum, Unterschrift<br />
PAHBPA2014<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich da<strong>mit</strong> einverstanden,<br />
dass ich vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich <strong>mit</strong> Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
HAUPTBEITRAG<br />
Zustandsüberwachung<br />
und Performanzprognose<br />
Datenbasierte Verfahren für komplexe Industrieanlagen<br />
Für die Prozessüberwachung und Fehlerdiagnose gibt es bereits viele datenbasierte<br />
Verfahren. Im Gegensatz zu modellbasierten Verfahren bietet der datenbasierte Ansatz<br />
die Möglichkeit, ein statistisches Modell aus historischen Daten zu er<strong>mit</strong>teln,<br />
um anspruchsvolle und hochkomplexe Industrieanlagen zu überwachen. Verfahren<br />
zur Performanzprognose von Industrieanlagen führen die Gedanken der datenbasierten<br />
Zustandsüberwachung konsequent weiter und eröffnen neue Möglichkeiten,<br />
fehlertolerante Systeme und Anlagen zu entwickeln. Es wurden unterschiedliche<br />
Industrieprozesse <strong>mit</strong>tels datenbasierter Verfahren unter der Zielstellung der Fehlererkennung<br />
und -lokalisation sowie der Performanzprognose analysiert. Die Leistungsfähigkeit<br />
datenbasierter Verfahren wird anhand von Messdaten von Windkraftanlagen<br />
und einer Industrieanlage dargestellt.<br />
SCHLAGWÖRTER Fehlererkennung / Hauptkomponentenanalyse /<br />
Reconstruction-based Contribution / Performanzprognose /<br />
Singular Spectrum Analysis<br />
Condition Monitoring and Performance Prognosis –<br />
Data-driven Methods for Complex Industrial Systems<br />
Many data-driven techniques have been developed and applied for industrial process<br />
monitoring and fault diagnosis. In contrast to model-based methods, data-driven<br />
approaches can provide efficient process monitoring for sophisticated and highly<br />
complex modern industry machines by extracting statistical models based only on<br />
historical process data. Various technical systems are investigated in this project,<br />
in which data-driven methods are studied with real process data for fault detection,<br />
fault identification and performance prognosis. The performance of data-driven<br />
methods is considered with examples of an industrial process and a wind energy<br />
conversion system.<br />
KEYWORDS diagnosis / principal component analysis / reconstruction-based<br />
contribution / performance prognosis / singular spectrum analysis<br />
42<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
MINJIA KRÜGER, Universität Duisburg-Essen<br />
TORSTEN JEINSCH, Universität Rostock<br />
PETER ENGEL, PC-Soft<br />
STEVEN X. DING, Universität Duisburg-Essen<br />
ADEL HAGHANI, Universität Rostock<br />
Die führenden Industrienationen unternehmen<br />
große Anstrengungen, um die Sicherheit, Verfügbarkeit<br />
und Leistung von komplexen technischen<br />
Systemen und Anlagen stetig zu erhöhen.<br />
Dieser Prozess fußt auf der frühzeitigen<br />
Erkennung von Fehlern, Ausfällen und steigenden Risiken,<br />
um <strong>mit</strong> Hilfe der Prozessführung zielgerichtete<br />
Maßnahmen einzuleiten, wie zum Beispiel Wartungsund<br />
Instandhaltungsarbeiten zur Vermeidung und Reduzierung<br />
von Anlagenstillstandszeiten.<br />
Klassische post-mortem-Strategien und der Einsatz<br />
zusätzlicher Sensorhardware können die notwendige<br />
Qualität einer frühzeitigen Erkennung selten gewährleisten.<br />
Moderne modellbasierte Verfahren auf der Basis<br />
einer physikalischen Systemmodellierung sind oft<br />
für komplexe industrielle Prozesse sehr schwierig und<br />
unrentabel zu handhaben. Diesen Anforderungen wird<br />
aktuell <strong>mit</strong> Hilfe von datengestützten multivariaten<br />
Verfahren begegnet. Hierbei wird in einer Offlinetrainingsphase<br />
der nominale und fehlerfreie Betriebszustand<br />
aus historischen Daten extrahiert und durch ein<br />
statistisches Modell abgebildet. Im Onlinebetrieb werden<br />
die gemessenen Daten <strong>mit</strong> dem nominalen und<br />
fehlerfreien Systemzustand, vorliegend als statistisches<br />
Modell, verglichen und ausgewertet.<br />
In der Anlagenindustrie und bei komplexen industriellen<br />
Prozessen genießen datengestützte Methoden<br />
zur Überwachung und Fehlerdiagnose eine hohe Akzeptanz<br />
[9]. Diese fußt auf folgenden Punkten:<br />
Für datengestützte Ansätze sind keine physikalischen<br />
Modelle erforderlich.<br />
In einer Offlinetrainingsphase wird der nominale<br />
und fehlerfreie Betriebszustand aus historischen<br />
Daten extrahiert und durch ein statistisches Modell<br />
abgebildet. Bei Prozessveränderungen kann<br />
durch wiederholtes Offlinetraining eine Adaption<br />
an das geänderte Prozessverhalten vorgenommen<br />
sowie an verschiedene industrielle Prozesse angepasst<br />
werden.<br />
Im Gegensatz zur verbreiteten univariaten Methode<br />
wird bei den datengestützten multivariaten Methoden<br />
die Korrelation zwischen den Betriebsmessdaten<br />
berücksichtigt.<br />
Diese datengestützten Verfahren eignen sich für<br />
den Umgang <strong>mit</strong> hochdimensionalen Datenmengen.<br />
Da oft wenige Komponenten der Messdaten relevant<br />
für die Überwachung und Fehlerdiagnose<br />
sind, werden Verfahren herangezogen, um die Datenmenge<br />
nach ihrer Bedeutung beziehungsweise<br />
nach der Abweichung der Menge in dieser Dimension<br />
zu klassifizieren [9]. Die so ausgewählten Daten<br />
bilden alle relevanten Prozesscharakteristiken<br />
<strong>mit</strong> einer deutlich reduzierten Datendimension ab<br />
und verlangen in der Onlinemonitoringphase weniger<br />
Berechnungsressourcen.<br />
Aufgrund dieser Argumente sind datengestützte multivariate<br />
Verfahren eine kosteneffektive Alternative<br />
für die industrielle Prozessüberwachung und Fehlerdiagnose.<br />
Eine intensive Untersuchung von datengestützten<br />
multivariaten Verfahren erfolgte bislang <strong>mit</strong> dem Fokus<br />
der Leistungsverbesserung zur Fehlererkennung<br />
und Identifikation (fault detection and isolation, FDI)<br />
[2]. Neben den betrachteten Fehlfunktionen ist jedoch<br />
die Performanzverschlechterung ein weiterer entscheidender<br />
Aspekt, der den Verlust von Kapazität und<br />
Verfügbarkeit einer industriellen Anlage bestimmt.<br />
Mit einem übergeordneten Performanz-Monitoring<br />
und einer effektiven Bestimmung der Restlebensdauer<br />
(remaining useful life, RUL) von Schlüsselkomponenten<br />
lassen sich effiziente Instandhaltungsmaßnahmen<br />
vorschlagen und rechtzeitig im Voraus durchführen.<br />
Daher widmet sich dieser Beitrag datengestützten<br />
multivariaten Ansätzen zur Überwachung und Performanzprognose<br />
von komplexen industriellen Anlagen.<br />
Bild 1 zeigt eine vereinfachte schematische<br />
Darstellung des vorgeschlagenen Ansatzes. Er enthält<br />
5 grundlegende Schritte: Prozessüberwachung, Erkennung<br />
und Lokalisierung der Degradation, Merkmalextraktion,<br />
Merkmalprognose und Lebensdauerschätzung.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
43
HAUPTBEITRAG<br />
BILD 1: Schematische<br />
Darstellung der datengestützten<br />
Überwachung und<br />
Performanzprognose [7, 8]<br />
BILD 2: Grundlegende Signalzusammensetzung [8]<br />
1. METHODEN<br />
Die entwickelten und eingesetzten Methoden werden in<br />
den folgenden Abschnitten näher vorgestellt. Ausführliche<br />
Information und die analytischen Grundlagen sind<br />
der angeführten Literatur zu entnehmen [1, 3, 4, 6, 9].<br />
1.1 Prozessüberwachung<br />
Für die Prozessüberwachung gibt es viele datenbasierte<br />
Verfahren. Sie eignen sich auch für den Umgang <strong>mit</strong><br />
hochdimensionalen Daten. Hierbei werden die Daten<br />
unter Beibehaltung der Prozesscharakteristiken in einen<br />
niederdimensionalen Raum projiziert [2]. Im Beitrag<br />
wird das Standard-Hauptkomponentenanalyseverfahren<br />
(principal component analysis, PCA) zum Zweck der<br />
Prozessüberwachung eingesetzt. Die Anzahl der berücksichtigten<br />
Messstellen ist m.<br />
Nachfolgend sind die wesentlichen Schritte des Offlinetrainingsprozesses<br />
zum Standard-PCA-Verfahren<br />
aufgeführt:<br />
Datenerfassung und Normierung: Für jede der m<br />
Messstellen erfolgt die Verarbeitung von N Datensätzen<br />
des Normalbetriebs und die Zusammenfassung<br />
zur Originaldatenmatrix . Der Mittelwert<br />
μ und die Standardabweichung jeder<br />
Messstelle werden berechnet und im System gespeichert.<br />
Die Normierung der Originaldatenmatrix<br />
X verfolgt das Ziel, die resultierende Matrix Z<br />
<strong>mit</strong> dem Mittelwert = 0 und der Standardabweichung<br />
= 1 zu bestimmen. Als Ergebnis der<br />
Normierung entsteht die Datenmatrix<br />
.<br />
Berechnung der Eigenwerte und Eigenvektoren:<br />
Zuerst wird die Kovarianzmatrix gebildet. Die<br />
Eigenwerte und -vektoren werden <strong>mit</strong> Hilfe der<br />
Eigenwertzerlegung bestimmt:<br />
, (1)<br />
wobei<br />
eine Diagonalmatrix ist, die<br />
die Eigenwerte in absteigender Größe enthält<br />
. In der orthogonalen Ma-<br />
44<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
trix P sind die Eigenvektoren zu den geordneten<br />
Eigenwerten<br />
von enthalten. l beschreibt<br />
die Anzahl der Hauptkomponenten, die<br />
sich <strong>mit</strong> Hilfe des in [5] vorgeschlagenen Kriteriums<br />
er<strong>mit</strong>teln lassen. Da<strong>mit</strong> erfolgt die Aufteilung des<br />
m-dimensionalen Raums von P und in zwei Unterräume<br />
(Unterraum der Hauptkomponenten<br />
und Unterraum der Residuen ):<br />
Bestimmung der Schwellwerte: Für die Prozessüberwachung<br />
können grundsätzlich zwei Kennwerte<br />
angewendet werden, Squared Prediction Error (SPE)<br />
sowie die Hotelling -Verteilung. Mit dem gegebenen<br />
Signifikanzniveau werden die entsprechenden<br />
Schwellwerte <strong>mit</strong> folgenden Formeln berechnet:<br />
wobei die normierte Abweichung entsprechend<br />
des oberen Perzentils darstellt und<br />
gilt.<br />
Die Onlineüberwachung und -diagnose setzt sich aus<br />
den folgenden Schritten zusammen:<br />
Fehlererkennung<br />
Datennormierung: Mit Mittelwert μ und Standardabweichung<br />
vom Offlinetraining erfolgt die Normierung<br />
des neuen Onlineprozessdatensatzes.<br />
Er<strong>mit</strong>tlung der Indizes: Für einen normierten Datenvektor<br />
, können die entsprechenden Indizes<br />
zu SPE und Hotellings T 2 <strong>mit</strong> den folgenden<br />
Gleichungen berechnet werden:<br />
Fehlererkennungslogik:<br />
und<br />
fehlerfrei, ansonsten fehlerbehaftet.<br />
(2)<br />
(3)<br />
(4)<br />
(5)<br />
(6)<br />
(7)<br />
(8)<br />
(9)<br />
(10)<br />
Fehlerlokalisierung<br />
Sollte eine Abweichung vom Normalzustand bei der<br />
Prozessüberwachung festgestellt werden, dann kann<br />
<strong>mit</strong>tels Berechnung der Reconstruction-based Contribution<br />
(RBC) [1] der Beitrag der fehlerhaften Komponente<br />
zum berechneten statistischen Index bestimmt und die<br />
den Fehler verursachende Komponente oder der fehlerhafte<br />
Sensor lokalisiert werden. Die RBC der SPE- und<br />
Hotellings-T 2 -Indizes werden <strong>mit</strong> den folgenden Formeln<br />
er<strong>mit</strong>telt:<br />
(11)<br />
(12)<br />
wobei der Richtungsvektor entlang der i-ten Messstelle<br />
ist,<br />
, der der i-ten Spalte der Einheitsmatrix<br />
entspricht. Variablen, die die<br />
größten Fehleranteile aufweisen, werden als fehlerbehaftete<br />
Variablen lokalisiert [5].<br />
1.2 Merkmalextraktion und Performanzprognose<br />
Nachdem die fehlerhafte Komponente <strong>mit</strong> Hilfe der RBC<br />
identifiziert wurde, erfolgen weitere Untersuchungen<br />
auf Basis der Singular Spectrum Analysis (SSA) <strong>mit</strong> dem<br />
Ziel der Merkmalextraktion und -prognose. Weist mehr<br />
als ein Signal auf eine mögliche Performanzminderung<br />
hin, wird für die Merkmalextraktion die Multivariate<br />
Singular Spectrum Analysis (MSSA) [3] angewandt.<br />
Die SSA basiert auf der Singulärwertzerlegung (singular<br />
value decomposition, SVD) und ist eine modellfreie<br />
Methode der Zeitreihenanalyse und Prognose.<br />
Hier werden die Elemente der klassischen Zeitreihenanalyse,<br />
der multivariaten Statistik, der dynamischen<br />
Systeme und Signalverarbeitung <strong>mit</strong>einander kombiniert.<br />
Mit der SSA wird das ursprüngliche Signal in<br />
eine geringe Anzahl von Komponenten zerlegt, die als<br />
Trend, Oszillation und Rauschen interpretiert werden<br />
können.<br />
In Bild 2 ist eine grundlegende Signalzusammensetzung<br />
aus den drei Bestandteilen Trend, Oszillation und<br />
Rauschen dargestellt. Durch die Gruppierung in unterschiedlich<br />
variierende Komponenten kann der Trend<br />
des ursprünglichen Signals extrahiert werden. Mit Hilfe<br />
des auf der SSA fußenden Prognosealgorithmus kann<br />
das extrahierte Merkmal vorhergesagt werden [3]. Die<br />
Basis-SSA setzt sich aus folgenden Schritten zusammen:<br />
Zerlegung: Ausgangspunkt ist eine Zeitreihe<br />
der Länge N <strong>mit</strong> einer definierten<br />
Fensterlänge L unter der Voraussetzung<br />
1
HAUPTBEITRAG<br />
(13)<br />
wobei K=N–L+1 und X i =(f i-1 , … ,f i+L–2 ) T <strong>mit</strong> 1≤i≤K<br />
ist. Dabei stellt die Matrix X eine Hankel-Matrix<br />
dar. Sind die Länge der Zeitreihe N und die Fensterlänge<br />
L fest, so gibt es eine Entsprechung zwischen<br />
der Hankel-Matrix und der Zeitreihe. Nach<br />
Anwendung der Singulärwertzerlegung auf die<br />
Matrix X kann die Trajektorie geschrieben werden<br />
als:<br />
(14)<br />
<strong>mit</strong><br />
und<br />
. sind die Eigenwerte der Matrix<br />
S=XX T , die in absteigender Reihenfolge<br />
<strong>mit</strong> den zugehörigen Eigenvektoren<br />
U 1 , … ,U L korrespondieren. Der Ausdruck<br />
wird als i-ter Eigentripel der Matrix<br />
X bezeichnet. Nach der Definition<br />
<strong>mit</strong> (i=1, … ,d) kann die Singulärwertzerlegung<br />
der Trajektorien-Matrix X wie folgt formuliert<br />
werden:<br />
X=X 1 + … +X d . (15)<br />
Rekonstruktion: In diesem Schritt werden die<br />
elementaren Matrizen X i (i=1, … ,d) in m disjunkte<br />
Untergruppen I 1 , … ,I m unterteilt. Korrespondiert<br />
die Gruppe I={i 1 , … ,i p } der Matrix X I<br />
<strong>mit</strong> der Gruppe I so wird X I =X i1 + … +X ip d e fi -<br />
niert. Diese Matrizen ergeben für I=I 1 , … ,I m <strong>mit</strong><br />
der Gleichung (15):<br />
X=X I1 + … +X Im (16)<br />
Die Anwendung der diagonalen Mittelwertbildung<br />
(Einzelheiten zum Verfahren der diagonalen<br />
Mittelwertbildung finden sich in [3].)<br />
auf die Matrix X IK , ergibt die Zeitreihe<br />
. Die ursprüngliche Zeitreihe<br />
ist so<strong>mit</strong> in die Summe von m<br />
einzelnen Zeitreihen zerlegt:<br />
Datenspur Beschreibung Messstelle Komponente Einheit<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Generator Lager 1<br />
Temperatur<br />
Generator Lager 2<br />
Temperatur<br />
Generator Ständer<br />
Temperatur<br />
Getriebe Lager 1<br />
Temperatur<br />
Getriebe Lager 2<br />
Temperatur<br />
Getriebe Öleinlass<br />
Temperatur<br />
Getriebe Ölsumpf<br />
Temperatur<br />
Generator °C<br />
Generator °C<br />
Generator °C<br />
Getriebe °C<br />
Getriebe °C<br />
Getriebe °C<br />
Getriebe °C<br />
8 Getriebe Drehzahl Getriebe min -1<br />
9 Generator Drehzahl Generator min -1<br />
BILD 3: Sensorfehlererkennung und<br />
-lokalisierung<br />
10 Anker Drehzahl Anker min -1<br />
TABELLE 1: Liste verwendeter Prozessgrößen<br />
der Windkraftanlage<br />
46<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
. (17)<br />
Der SSA-Prognosealgorithmus wird zum Zweck<br />
der Merkmalvorhersage fortlaufend angewandt.<br />
Ausgehend von der originalen Zeitreihe<br />
wird die rekonstruierte<br />
Zeitreihe<br />
betrachtet. Der Vektor<br />
enthält die ersten L–1 Komponenten<br />
und π die übrigen Komponenten U i. Durch Definition<br />
von<br />
, <strong>mit</strong><br />
, erfolgt eine fortlaufende<br />
M-Schritt-SSA-Signalvorhersage<br />
wie folgt [3]:<br />
(18)<br />
Restnutzungsdauerschätzung<br />
Auf der Basis verfügbaren Prozesswissens können<br />
erfahrene Systemingenieure und Anlagenfahrer<br />
Schwellwerte zur Bewertung von gewonnen Degradationssignalen<br />
er<strong>mit</strong>teln. Der Vergleich dieser vordefinierten<br />
Schwellwerte <strong>mit</strong> den gewonnenen Degradationssignalen<br />
ermöglicht schließlich die Abschätzung<br />
der Restnutzungsdauer der untersuchten Systemkomponenten.<br />
2. ANWENDUNGSERGEBNISSE DER VERFAHREN<br />
Die Validierung der Verfahren zur Zustandsüberwachung<br />
wurde an Windkraftanlagen und zur Performanzprognose<br />
an Prozessen der Anlagenindustrie untersucht.<br />
Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse<br />
dargestellt und erläutert.<br />
2.1 Fehlererkennung und -lokalisierung<br />
Die Anwendung des vorgestellten Konzeptes zur Fehlererkennung<br />
und -lokalisierung erfolgte an Windkraftanlagen<br />
gleichen Typs. Für die dargestellte Bewertung der<br />
Leistungsfähigkeit des erläuterten Konzeptvorschlags<br />
sind die ausgewählten Prozessgrößen laut Tabelle 1 der<br />
Windkraftanlagen herangezogen worden. Die Abtastrate<br />
betrug im vorliegenden Fall 10 Minuten.<br />
Entsprechend der klassischen Unterteilung möglicher<br />
Fehlerursachen wurden Sensorfehler und Prozessfehler<br />
bezüglich der Erkennung und Lokalisierung<br />
untersucht.<br />
Sensorfehlererkennung und -lokalisierung<br />
Dem Instandhaltungsbericht ist ein Fehlerzustand des<br />
Sensors der Datenspur 5 (Temperatursensor Getriebe<br />
Lager 2) zum Abtastzeitpunkt 2240 zu entnehmen.<br />
Die Prozessüberwachung auf der Basis des SPE-Index<br />
weist eine signifikante Überschreitung des Schwellwertes<br />
bereits zum Abtastzeitpunkt 2237 und so<strong>mit</strong> die<br />
Anzeige eines fehlerhaften Betriebszustandes auf. Die<br />
Berechnung der RBC auf Basis der SPE-Indizes führte<br />
zur Lokalisierung der Fehlerursache. Als Ergebnis wies<br />
die Datenspur 5 den größten Fehleranteil auf, sodass<br />
auf einen Sensorfehler an der Temperaturmessstelle<br />
Getriebe Lager 2 geschlossen wurde.<br />
BILD 4: Prozessfehlererkennung und<br />
-lokalisierung<br />
Prozessfehlererkennung und -lokalisierung<br />
Dem Instandhaltungsbericht ist ein Fehlerzustand im<br />
Kühlsystem des Getriebes zum Abtastzeitpunkt 1155 zu<br />
entnehmen.<br />
Die Prozessüberwachung auf der Basis des T 2 -Index<br />
weist eine signifikante Überschreitung des Schwellwertes<br />
bereits zum Abtastzeitpunkt 1154 auf, sodass<br />
ein fehlerhafter Betriebszustand signalisiert wurde. Die<br />
Suche nach der Fehlerursache wurde durch die Berechnung<br />
der RBC auf Basis der T 2 -Statistik durchgeführt.<br />
Als Ergebnis zeigten die Datenspuren 5 (Getriebe Lager<br />
2 Temperatur), 6 (Getriebe Öleinlass Temperatur) und 7<br />
(Getriebe Ölsumpf Temperatur) vergrößerte -<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
47
HAUPTBEITRAG<br />
BILD 6: Lokalisation <strong>mit</strong> Reconstructionbased<br />
Contribution<br />
BILD 5: Prozessüberwachung <strong>mit</strong><br />
Principal Components Analysis<br />
BILD 7:<br />
Hauptkomponenten<br />
des Signals 1<br />
Anteile, was auf einen Systemfehler im Bereich des Getriebes<br />
hinwies. Auf der Grundlage dieser Lokalisierungsinformation<br />
wurden anschließend gezielte Untersuchungen<br />
der Systemkomponenten im Getriebe vorgenommen.<br />
2.2 Performanzprognose<br />
Die verwendeten Daten zur Validierung des Algorithmus<br />
der Performanzprognose entstammen einem Extrusionsprozess<br />
der Anlagenindustrie. Das untersuchte Fördergerät<br />
arbeitet nach dem Funktionsprinzip eines Schneckenförderers,<br />
der dickflüssige Substanzen unter hohem<br />
Druck und hoher Temperatur gleichmäßig aus einer<br />
formgebenden Öffnung herauspresst. Die mechanischen<br />
Komponenten des Schneckenförderers, wie beispielsweise<br />
Welle, Lager, Getriebe und Schnecke, unterliegen<br />
aufgrund der vorliegenden Einsatzbedingungen sehr<br />
starkem Verschleiß.<br />
Für die Durchführung der Performanzprognose standen<br />
unterschiedliche Druck- und Temperaturmessdaten<br />
<strong>mit</strong> einer Zykluszeit von 2 Stunden zur Verfügung.<br />
Die Ergebnisse der Onlineüberwachung auf Grundlage<br />
des SPE- und T 2 -Index zeigt Bild 5. Der SPE-Index<br />
weist tendenzielle Signalveränderungen bereits zum<br />
48<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
BILD 8:<br />
Merkmalextraktion<br />
<strong>mit</strong> Singular<br />
Spectrum Analysis<br />
BILD 9: Performanzprognose <strong>mit</strong><br />
Singular Spectrum Analysis<br />
Abtastzeitpunkt 178 und der T 2 -Index zum Abtastzeitpunkt<br />
250 auf. Die signifikante Überschreitung des<br />
berechneten Schwellwertes erfolgt durch den SPE-Index<br />
zum Abtastzeitpunkt 374 und durch den T 2 -Index<br />
zum Abtastzeitpunkt 365. Beide Indizes weisen sehr<br />
früh eine deutliche Drift im Signalverlauf auf.<br />
Die anschließende Lokalisierung auf der Basis von SPEund<br />
T2-Index <strong>mit</strong> dem RBC-Algorithmus zeigt Bild 6. Die<br />
Ergebnisse beider Indizes weisen deutlich auf die Signale<br />
1 und 6 hin, die ursächlich für die signifikante<br />
Drift der untersuchten Indizes verantwortlich sind.<br />
Zur Veranschaulichung des weiteren Vorgehens fokussieren<br />
sich die nachfolgenden Untersuchungen ausschließlich<br />
auf das Signal 1. Die Detektion des Trends<br />
aus diesem Signal erfolgt durch eine Signalzerlegung<br />
<strong>mit</strong> der gewählten Fensterlänge L=300 sowie einer anschließenden<br />
Signalrekonstruktion <strong>mit</strong> Hilfe der SSA.<br />
Die Zerlegung des Signals 1 in einzelne Hauptkomponenten<br />
ist exemplarisch im Bild 7 dargestellt.<br />
Den jeweils extrahierten Trend anhand der Signalrekonstruktion<br />
von PC1 und von PC1-PC5 veranschaulicht<br />
Bild 8.<br />
Die Durchführung der Performanzprognose erfolgt<br />
auf Grundlage der Trendentwicklung von PC1-PC5. Die<br />
Prognose für 350 Abtastzeitpunkte beginnt zum Abtastzeitpunkt<br />
1065 und wird im Bild 9 dokumentiert.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
49
HAUPTBEITRAG<br />
Die definierte Schwelle für die Wartung und Instandhaltung<br />
ist <strong>mit</strong> einer Amplitude von 58 ausgewählt<br />
worden. Nach weiteren 168 Abtastzeitpunkten ab dem<br />
Startpunkt der Performanzprognose unterschreitet das<br />
prognostizierte Trendsignal die definierte Schwelle für<br />
Wartung und Instandhaltung dauerhaft. Unter Berücksichtigung<br />
der zuvor genannten Zykluszeit erfolgte so<strong>mit</strong><br />
eine Performanzprognose für die Restnutzungsdauer<br />
von 336 Produktionsstunden.<br />
In der Praxis wurde die untersuchte Anlage bereits<br />
112 Produktionsstunden nach dem Abtastzeitpunkt<br />
1065 einer umfassenden Instandhaltungsmaßnahme<br />
unterzogen. Diese Instandhaltungsmaßnahme fußte auf<br />
der vorliegenden Produktionszeit des betrachteten<br />
Schneckenförderers. Hierbei wurde im prognostizierten<br />
Sektor der Anlage ein sehr starker Verschleiß<br />
der Schnecke festgestellt und diese Komponente anschließend<br />
erneuert.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Im Beitrag wurden datenbasierte Verfahren zur Zustandsüberwachung<br />
und Performanzprognose vorgestellt,<br />
diskutiert und an zwei technischen Anlagen<br />
validiert. Der Nachweis der Leistungsfähigkeit des<br />
dargestellten Konzepts erfolgte anhand von Messdaten<br />
mehrerer Windkraftanlagen gleichen Typs.<br />
Ausgewählte Beispiele zur Detektion signifikanter<br />
Abweichungen vom Nominalverhalten beim Auftre-<br />
ten von Sensor- und Prozessfehlern wurden exemplarisch<br />
dargelegt.<br />
Der zweite Teil des Beitrages widmete sich der Performanzprognose<br />
von technischen Anlagen. Hier liegt<br />
der Fokus auf den Forderungen der Anlagenindustrie,<br />
eine zuverlässige Vorhersage für die sichere Funktionsfähigkeit<br />
von Anlagen zu treffen, um Wartungsund<br />
Instandhaltungsmaßnahmen auch unter wirtschaftlichen<br />
Aspekten exakt zu planen. Der dargestellte<br />
datenbasierte Ansatz zur Performanzprognose<br />
wurde an einem Beispielprozess der Anlagenindustrie<br />
validiert. Ausgehend von einer datengestützten Prozessüberwachung<br />
auf Basis der Hauptkomponentenanalyse<br />
wurde eine Drift des Betriebszustandes erfasst.<br />
Mit Hilfe der RBC ließen sich die zur Drift der Performanzkenngröße<br />
beitragenden relevanten Prozessgrößen<br />
identifizieren. Anschließend wurde eine Extraktion<br />
der Signalmerkmale und die Vorhersage <strong>mit</strong> den<br />
Methoden der SSA/MSSA durchgeführt. Anhand von<br />
Expertenwissen der Anlagenbetreiber war es möglich,<br />
einen Schwellwert für die Restlebensdauer zu definieren,<br />
sodass sich eine erfolgreiche Performanzprognose<br />
durchführen ließ.<br />
Die vorgestellten Verfahren zur Zustandsüberwachung<br />
und Performanzprognose eröffnen so<strong>mit</strong> neue<br />
Möglichkeiten für die Entwicklung fehlertoleranter<br />
Systeme und Anlagen. Darüber hinaus besteht <strong>mit</strong><br />
dem Verfahren der Performanzprognose die Möglichkeit,<br />
eine Abschätzung der Restlebensdauer auf der<br />
Basis von Prozessdaten durchzuführen.<br />
AUTOREN<br />
M.Sc. MINJIA KRÜGER (geb. 1986) ist Mitarbeiterin<br />
des Fachgebiets Automatisierungstechnik und<br />
Komplexe Systeme der Fakultät Ingenieurwissenschaften<br />
an der Universität Duisburg-Essen.<br />
Haupt arbeitsgebiete: Modellgestützte Prozessüberwachung,<br />
fehlertolerante Systeme.<br />
Prof. Dr.-Ing. TORSTEN JEINSCH (geb. 1970) ist<br />
Inhaber des Lehrstuhls Regelungstechnik im Institut<br />
für Automatisierungstechnik an der Fakultät für<br />
Informatik und Elektrotechnik der Universität<br />
Rostock. Hauptarbeitsgebiete: fehlertolerante Systeme,<br />
adaptive Systeme, optimale Steuerung.<br />
Institut für Automatisierungstechnik und<br />
Komplexe Systeme,<br />
Universität Duisburg-Essen,<br />
Bismarckstraße 81 BB,<br />
D-47057 Duisburg,<br />
Tel. +49 (0) 203 379 42 95,<br />
E-Mail: minjia.krueger@uni-due.de<br />
Institut für Automatisierungstechnik,<br />
Universität Rostock,<br />
Richard-Wagner-Straße 31, Haus 8,<br />
D-18119 Warnemünde,<br />
Tel. +49 (0) 381 498 77 04,<br />
E-Mail: torsten.jeinsch@uni-rostock.de<br />
50<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Die Autoren des Beitrages entwickeln aktuell fehlertolerante<br />
Systeme <strong>mit</strong> dem Ziel, temporäre Prozesseingriffe<br />
vorzuschlagen und durchzuführen, um<br />
in Abhängigkeit der prognostizierten Performanzdegradation<br />
weitere Entscheidungskriterien zu berücksichtigen.<br />
Diese Eingriffe könnten zum Beispiel die<br />
Produktqualität oder -quantität vorübergehend senken,<br />
jedoch aus wirtschaftlicher Sicht erhebliche Vorteile<br />
gegenüber einem sofortigen Produktionsstopp zur<br />
Durchführung von Wartung und Instandhaltung darstellen.<br />
Mit dieser Entwicklung soll künftig der Entscheidungsprozess<br />
von Betriebsingenieuren automatisiert<br />
unterstützt werden, um zum Beispiel gezielte<br />
Maßnahmen nach dem Erfassen einer fehlerhaften<br />
Komponente im System einzuleiten.<br />
DANKSAGUNG<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
10.03.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Die präsentierten Ergebnisse wurden im Rahmen<br />
des Förderprogramms zum Zentralen Innovationsprogramm<br />
Mittelstand (ZIM) unter dem Titel<br />
„Entwicklung eines neuen adaptiven Verfahrens<br />
und Systems für das technische Anlagenmanagement<br />
von Industrieanlagen“ erarbeitet.<br />
REFERENZEN<br />
[1] Alcala, C.F., Qin, S.J.: Reconstruction-based contributation for<br />
process monitoring. Automatica 47(7), S. 1593-1600, 2009<br />
[2] Ding, S.X., Zhang, P., Jeinsch, T. Ding, E., Engel, P., Wei, P.: A survey<br />
of the application of basic data-driven and model-based methods<br />
in process monitoring and fault diagnosis. In: Preprints 18th IFAC<br />
World Congress, S. 12380-12388. IFAC 2011<br />
[3] Golyandina, N., Nekrutkin, V., Zhigljavsky, A.: Analysis of time<br />
series structure SSA and related techniques. CRC press, 2001<br />
[4] Russell, E., Chiang, L.H., Braatz, R.D.: Data-driven methods for<br />
fault detection and diagnosis in chemical processes. Springer 2000<br />
[5] Valle, S., Li, W., Qin, S.: Selection of the number of principal<br />
components: The variance of the reconstruction error criterion<br />
with a comparison to other methods. Industrial and Engineering<br />
Chemistry Research 38(11), S. 4389-4401, 1999<br />
[6] Hameed, Z., Hong, Y. S., Cho, Y. M., Ahn, S. H., Song, C. K.:<br />
Condition monitoring and fault detection of wind turbines and<br />
related algorithms: A review. Renewable and Sustainable energy<br />
reviews 13(1), S. 1-39, 2009<br />
[7] Krüger, M., Ding, S.X., Haghani, A., Jeinsch, T., Engel, P.: Datenbasiertes<br />
Verfahren zur erweiterten Zustandsüberwachung von<br />
Windkraftanlagen. VDI-Berichte 2209, S. 227-230, 2013<br />
[8] Krüger, M., Stargala, T., Jeinsch, T., Engel, P., Ding, S.X.: Überwachung<br />
und Prognose der Leistungsentwicklung von Industrienlagen<br />
<strong>mit</strong>tels datenbasierter Verfahren. In: Tagungsband AALE<br />
2013, S. 135-142. Deutscher Industrieverlag 2013<br />
[9] Jeinsch, T., Engel, P., Ding, S.X., Schoch, D., Neumann, H.:<br />
Statistische Verfahren zur Fehlererkennung und -diagnose. <strong>atp</strong><br />
<strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische Praxis 52(6), S. 10-13, 2010<br />
Dr.-Ing. ADEL HAGHANI (geb.1981) ist<br />
Mitarbeiter des Lehrstuhls Regelungstechnik<br />
im Institut für Automatisierungstechnik<br />
an der Fakultät für<br />
Informatik und Elektrotechnik der<br />
Universität Rostock. Hauptarbeitsgebiete:<br />
fehlertolerante Systeme,<br />
datenbasierte Verfahren zur Prozessüberwachung<br />
Dr.-Ing. PETER ENGEL (geb. 1962)<br />
ist verantwortlich für Konzeption<br />
und Entwicklung des Produkts<br />
zedas®asset bei der PC-Soft<br />
GmbH sowie für diverse<br />
Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />
<strong>mit</strong> Hochschulen.<br />
Prof. Dr.-Ing. STEVEN X. DING (geb. 1959)<br />
leitet des Fachgebiet Automatisierungstechnik<br />
und Komplexe Systeme der<br />
Fakultät Ingenieur wissenschaften an der<br />
Universität Duisburg-Essen. Hauptarbeitsgebiete:<br />
Modellgestützte Prozessüberwachung,<br />
fehlertolerante Systeme und<br />
Anwendung in der Automobilindustrie.<br />
Institut für Automatisierungstechnik,<br />
Universität Rostock,<br />
Richard-Wagner-Straße 31, Haus 8,<br />
D-18119 Warnemünde,<br />
Tel. +49 (0) 381 498 77 09,<br />
E-Mail: adel.haghani@uni-rostock.de<br />
PC-Soft GmbH,<br />
Adolf-Hennecke-Str. 37,<br />
D-01968 Senftenberg,<br />
Tel. +49 (0) 3573 70 75 20,<br />
E-Mail: pengel@pcsoft.de<br />
Institut für Automatisierungstechnik und<br />
Komplexe Systeme,<br />
Universität Duisburg-Essen,<br />
Bismarckstraße 81 BB, D-47057 Duisburg,<br />
Tel. +49 (0) 203 379 33 86,<br />
E-Mail: steven.ding@uni-due.de<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
51
HAUPTBEITRAG<br />
<strong>Automatisierungssysteme</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong><br />
Architektur und Schnittstellen<br />
Das Thema dieses Beitrags ist eine neue Architektur für <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />
auf Basis von <strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong>. Die Architektur wird in Anlehnung an den aus dem<br />
IT-Bereich bekannten Ansatz einer weborientierten Architektur (WOA) als weborientiertes<br />
Automatisierungssystem (WOAS) bezeichnet. Mit der WOAS-Architektur<br />
werden die Prinzipien und Methoden aus der standardisierten Welt der Internettechnologien<br />
systematisch in die Industrieautomation übertragen. Ein WOAS besteht aus<br />
einem WOAS-Kern und einer konfigurierbaren Anzahl weborientierter Automatisierungsdienste,<br />
die die erforderlichen Automatisierungsfunktionen realisieren.<br />
SCHLAGWÖRTER Automatisierungssystem / weborienterte Architektur /<br />
Automatisierungsdienst / CPS-Integrationsplattform<br />
Automation Systems Based on <strong>Web</strong> Technologies –<br />
Architecture and Interfaces<br />
A new architecture is described for automation systems based on web technologies<br />
– a <strong>Web</strong>-Oriented Automation System (WOAS). The approach involves a web-oriented<br />
architecture (WOA) familiar from information technology. The WOAS architecture<br />
allows the principles and methods from the standardized world of Internet<br />
technologies to be transferred into the world of industrial automation in a systematic<br />
and structured manner. A WOAS core is combined with configurable web-oriented<br />
automation services that implement the required automation functions.<br />
KEYWORDS automation system / web-oriented architecture / automation service /<br />
CPS integration platform<br />
52<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
REINHARD LANGMANN, Fachhochschule Düsseldorf<br />
Die Prozess- und Fertigungsautomatisierung<br />
befindet sich durch die zunehmende Durchdringung<br />
<strong>mit</strong> IKT-<strong>Technologien</strong> im Umbruch.<br />
Der Einsatz von cyber-physischen<br />
Systemen (CPS) und dem darauf basierenden<br />
Industrie-4.0-Paradigma bietet hohe Potenziale, um<br />
den Herausforderungen der Zukunft in der Automatisierungstechnik<br />
gerecht zu werden. Dabei spielen unter<br />
anderem die Kommunikationsvernetzung der Systeme/Komponenten<br />
und die Bereitstellung und Nutzung<br />
von Diensten eine wesentliche Rolle (Internet<br />
der Dinge und Dienste).<br />
Die klassische Automatisierungshierarchie wandelt<br />
sich zu einer flachen Automatisierungswolke [1]. In<br />
dieser Automatisierungswolke werden nach einhelliger<br />
Auffassung serviceorientierte Architekturen (SOA) als<br />
neue Technologie eine besondere Rolle spielen. SOA<br />
bietet die Möglichkeit, einheitliche Schnittstellen zu<br />
erstellen und eine Kollaboration von der Feldebene bis<br />
in die Unternehmensleitebene zuzulassen. Da<strong>mit</strong> lässt<br />
sich bei steigender Individualität, Komplexität und<br />
Qualität weiterhin ein hoher und kosteneffizienter<br />
Durchsatz generieren.<br />
Der Trend zur räumlichen und funktionalen Verteilung<br />
von Automatisierungsfunktionen ist nicht neu.<br />
Bisherige Lösungen setzten immer auf proprietäre und<br />
für die Automatisierungstechnik spezialisierte Lösungen,<br />
die sich aber aufgrund ihrer Kompliziertheit<br />
und nicht ausreichender Industrieunterstützung (zum<br />
Beispiel Corba) kaum durchsetzen konnten. Erst die<br />
neuen und standardisierten IT-<strong>Technologien</strong> <strong>mit</strong> <strong>Web</strong>/<br />
Internet an der Spitze schufen die Voraussetzungen für<br />
eine räumlich unbegrenzte Verteilung von Funktionen/<br />
Diensten und werden nun auch für die Automatisierungstechnik<br />
interessant.<br />
Auf die Prozessleittechnik, die sich <strong>mit</strong> übergeordneten<br />
und koordinierenden Automatisierungsfunktionen<br />
bereits <strong>mit</strong> den eher dispositiven und verteilenden<br />
Aufgaben beschäftigt, wird sich der zuvor erwähnte<br />
Trend zunehmend auswirken. Das verdeutlicht die Tatsache,<br />
dass bereits 2012 über 2000 Scada-Systeme über<br />
das Internet bedienbar waren [2].<br />
1. ANSATZ<br />
Im Gegensatz zur klassischen Verwendung des Begriffs<br />
Automatisierungssystem wird für die folgenden Ausführungen<br />
das Gesamtsystem zur Automatisierung<br />
eines technischen Prozesses geteilt in<br />
das Automatisierungssystem (AS) und<br />
ein Feldsystem (FS).<br />
Das Automatisierungssystem (AS) besteht im Wesentlichen<br />
aus Software-Komponenten, die auf Rechnern<br />
unterschiedlicher Ausprägung verteilt sein können.<br />
Es lässt sich in eine definierte Anzahl von Automatisierungsfunktionen<br />
(AF) aufteilen. Gegenüber dem<br />
Automatisierungssystem präsentiert sich der technische<br />
Prozess ausschließlich über die vom Feldsystem<br />
bereitgestellten Prozessdaten. Diese Prozessdaten<br />
werden im Automatisierungssystem innerhalb verschiedener<br />
AF verarbeitet. Für das Automatisierungssystem<br />
ist ein weiches Echtzeitverhalten charakteristisch.<br />
Typische Beispiele für <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />
sind Prozessvisualisierungs-, HMI- und Leitsysteme<br />
(Scada).<br />
Das Feldsystem (FS) arbeitet <strong>mit</strong> Prozesssignalen<br />
aus Automatisierungsgeräten und verarbeitet diese zu<br />
Prozessdaten. Es beinhaltet alle erforderlichen Sensoren<br />
und Aktoren und kann darüber hinaus Automatisierungsfunktionen<br />
beinhalten, wie zum Beispiel<br />
Steuerung und Regelung. Das Feldsystem muss üblicherweise<br />
ein hartes Echtzeitverhalten gewährleisten.<br />
Typische Feldsysteme sind SPS- und CNC-Steuerungssysteme.<br />
Im Sinne der im Beitrag verwendeten Begriffsdefinition<br />
könnte ein Automatisierungssystem auch alle<br />
erforderlichen Automatisierungsfunktionen beinhalten,<br />
sodass das Feldsystem dann nur noch aus Sensoren/Aktoren<br />
<strong>mit</strong> Signalaufbereitung besteht. Üblicherweise<br />
liegen die maximalen Prozesszeiten des<br />
zu automatisierenden technischen Prozesses oberhalb<br />
von (50...100) ms und lassen da<strong>mit</strong> auch eine<br />
webbasierte Automatisierung zu.<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
53
HAUPTBEITRAG<br />
2. AUTOMATISIERUNGSSYSTEME IM WEB<br />
2.1 Stand der Technik<br />
Unter dem Stichwort <strong>Web</strong>technologie für die Automatisierung<br />
werden seit einigen Jahren Standardtechniken<br />
aus der Welt der Informationstechnologie für<br />
<strong>Automatisierungssysteme</strong> verfügbar gemacht und eingesetzt.<br />
Verstärkt wird diese Entwicklung durch die in<br />
[3] dargelegten Empfehlungen zur Thematik Industrie<br />
4.0 und Cyber-Physical Production Systems (CPPS), um<br />
den Produktionsstandort Deutschland auch in Zukunft<br />
zu sichern, sowie durch die Diskussion über das Internet<br />
der Dinge [4]. Zu den technischen Entwicklungsschwerpunkten<br />
gehören dabei<br />
die Nutzung des <strong>Web</strong>browsers als universelle Bedienschnittstelle<br />
für automatisierte Geräte, Maschinen<br />
und Anlagen,<br />
der Einsatz von Ethernet und TCP/IP beziehungsweise<br />
IP-Netzen als vertikale und horizontale Kommunikation<br />
zwischen den Ebenen in der klassischen<br />
Automatisierungspyramide,<br />
die Nutzung von XML als Beschreibungssprache<br />
für Protokolle, Dienste und Komponenten.<br />
Einige Entwicklungen beschäftigen sich da<strong>mit</strong>, Automatisierungsfunktionen<br />
aus den prozessfernen Ebenen<br />
in das IP-Netz zu verlagern beziehungsweise Geräte der<br />
prozessnahen Ebene <strong>mit</strong> Dienstschnittstellen zu versehen,<br />
da<strong>mit</strong> diese in einem IP-Netz zum Beispiel über<br />
eine Cloud genutzt werden können [5, 6]. Andere Arbeiten<br />
befassen sich <strong>mit</strong> der Entwicklung von Dienstestrukturen<br />
für <strong>Automatisierungssysteme</strong> auf Basis einer<br />
serviceorientierten Architektur (SOA). Ziel ist dabei<br />
vorrangig die Ausrüstung von Geräten <strong>mit</strong> embedded<br />
Diensten [7]. Auch die Nutzung von webbasierten<br />
Cloud-<strong>Technologien</strong> für den Betrieb von Automatisierungsdiensten<br />
wird zunehmend thematisiert [8].<br />
Nach einer Studie in [9] sind für Geschäftsanwendungen<br />
SOA-Modelle sehr kompliziert, zentralisiert<br />
und schwergewichtig. In Zusammenhang <strong>mit</strong> neueren<br />
Entwicklungen für das <strong>Web</strong> 2.0 werden deshalb leichtgewichtige,<br />
hochflexible und dezentralisierte Strukturen<br />
wie die weborientierte Architektur (WOA) an<br />
Bedeutung gewinnen. Dies wird durch die Aussagen in<br />
[10] unterstrichen, nach denen WOA als Basis betrachtet<br />
wird, um zukünftige SOA-Systeme zu entwickeln.<br />
WOA-Strukturen ergänzen beziehungsweise erweitern<br />
SOA-Strukturen und verlagern erforderliche Informationsverarbeitungsprozesse<br />
in den <strong>Web</strong>browser, um<br />
beispielsweise die SOA-Server zu entlasten.<br />
Erste Ansätze zur Nutzung von WOA-Modellen für<br />
<strong>Automatisierungssysteme</strong> kommen aus der Gebäudeautomatisierung.<br />
Neue Systeme zum Betrieb und zur<br />
Datenerfassung/-auswertung von im Internet verteilter<br />
Sensorik/Aktorik setzen dazu Verfahren aus dem<br />
<strong>Web</strong>-2.0-Umfeld (zum Beispiel Ajax und REST) sowie<br />
das Cloud-Computing ein [11,12].<br />
2.2 Herausforderungen<br />
Die Zielsetzung zur Weiterentwicklung von <strong>Automatisierungssysteme</strong>n<br />
beinhaltet<br />
eine wesentliche Verbesserung der horizontalen und<br />
vertikalen Kommunikation und Datenintegration,<br />
eine Reduzierung der Schnittstellenprobleme<br />
durch Vereinheitlichung und Nutzung von informationstechnischen<br />
Standards sowie da<strong>mit</strong> verbunden<br />
eine wesentliche Erhöhung von Flexibilität und Effizienz<br />
als Voraussetzung für die künftig erforderliche<br />
Fähigkeit zur Selbstanpassung und Autonomie.<br />
Die meisten bekannten Arbeiten setzen dazu die <strong>Web</strong>technologien<br />
partiell, herstellerspezifisch und/oder begrenzt<br />
offen ein. Selbst Systeme, die durchgängig <strong>Web</strong>technologien<br />
für die Funktionsrealisierung verwenden,<br />
verbleiben in der klassischen Server-Client-Struktur und<br />
lassen weder eine verteilte Strukturierung des AS noch<br />
die Nutzung verteilter Dienste zu (zum Beispiel WEBfactory,<br />
atvise). <strong>Web</strong>-2.0-<strong>Technologien</strong> werden bisher nur<br />
wenig berücksichtigt. Eine auf Basis von <strong>Web</strong>technologien<br />
mögliche Modellierung eines AS sowie eine entsprechende<br />
Engineering-Umgebung steht nicht zur Verfügung.<br />
Da<strong>mit</strong> ergeben sich keine prinzipiellen Änderungen<br />
in der Struktur der <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />
und die erwähnte Zielsetzung ist unter den Bedingungen<br />
einer vollständigen Vernetzung nach Industrie 4.0 nur<br />
unvollständig realisierbar.<br />
Zusammengefasst ergeben sich deshalb Herausforderungen,<br />
um Automatisierungsssysteme für die Zukunft<br />
vorzubereiten:<br />
AS benötigen eine durchgängige, offene und konsistente<br />
Modellierung auf Basis von webbasierten<br />
Standardtechnologien.<br />
<strong>Web</strong>technologien werden zwar teilweise eingesetzt,<br />
erforderlich ist aber weiterhin die flexible Verteilung<br />
von Struktur und Funktion eines AS auf Basis<br />
dieser <strong>Technologien</strong>.<br />
Neue <strong>Web</strong>-2.0-<strong>Technologien</strong> wie MashUps (Erstellung<br />
neuer <strong>Web</strong>inhalte durch Kombination bereits<br />
bestehender Inhalte), REST (Programmierparadigma<br />
für verteilte <strong>Web</strong>anwendungen), <strong>Web</strong>Sockets<br />
(TCP-Netzwerkprotokoll für bidirektionale Verbindungen<br />
zwischen einer <strong>Web</strong>seite und einem Server)<br />
müssen auf ihre Einsatzfähigkeit für die Automatisierung<br />
geprüft und falls nötig modifiziert werden.<br />
Für die Zukunft einer webbasierten Automatisierungsdiensteindustrie<br />
sind weborientierte Architekturen<br />
basierend auf dem SOA-Prinzip für AS<br />
erforderlich.<br />
Verfügbare Standardtechnologien aus der Welt der<br />
IP-Netze müssen verstärkt für ihren Einsatz in AS<br />
untersucht werden, um die Flexibilität und Effizienz<br />
zu erhöhen und eine durchgängige und konsistente<br />
Kommunikation zu ermöglichen.<br />
54<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
WOAS<br />
Cloud<br />
AUTOMATISIERUNGSSYSTEM<br />
AF<br />
AF<br />
AF<br />
<strong>Web</strong>browser = WOAS<br />
AS AS<br />
SK<br />
AS<br />
AS<br />
SK<br />
AS<br />
AS<br />
SK<br />
SK<br />
AS<br />
AF<br />
AF<br />
<strong>Web</strong>browser = WOAS<br />
AS AS AS<br />
Prozessdaten<br />
SK<br />
AF<br />
AF<br />
FELDSYSTEM<br />
AF<br />
Sensoren<br />
AF<br />
Aktoren<br />
FELDSYSTEM<br />
Sensoren<br />
Aktoren<br />
AF<br />
AF<br />
FELDSYSTEM<br />
Sensoren<br />
Aktoren<br />
Signale vom/zum technischen Prozess<br />
BILD 1: Trennung in Automatisierungsund<br />
Feldsystem<br />
BILD 2: Prinzipstruktur eines WOAS<br />
3. DAS WOAS-PROJEKT<br />
Basierend auf den beschriebenen Herausforderungen<br />
wurde 2011 das IGF-Forschungsprojekt „Architektur<br />
und Schnittstellen für ein weborientiertes Automatisierungssystem<br />
(WOAS)“ unter Beteiligung von 10 Automatisierungsfirmen<br />
gestartet. Ziel des Forschungsvorhabens<br />
war es, eine Architektur für <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />
auf Basis von <strong>Web</strong>technologien zu erforschen.<br />
Diese Architektur wird in Anlehnung an den<br />
WOA-Ansatz [9] als weborientiertes Automatisierungssystem<br />
(WOAS) bezeichnet. Ein WOAS besteht dabei<br />
aus einem WOAS-Kern und einer konfigurierbaren<br />
Anzahl von weborientierten Automatisierungsdiensten<br />
(WOAD), die die erforderlichen Automatisierungsfunktionen<br />
realisieren.<br />
Mit der WOAS/WOAD-Methodik wurde ein konsistentes<br />
und pragmatisches Architekturmodell für weborientierte<br />
Automatisierungslösungen (Referenzmodell)<br />
geschaffen, das die Basis für die Generierung von verteilten<br />
nutzerspezifischen AS in einem IP-Netz bildet.<br />
Bild 2 zeigt die Prinzipstruktur eines WOAS. Das<br />
Automatisierungssystem wird erst zur Betriebszeit aus<br />
einer Bauvorschrift im <strong>Web</strong>browser eines Nutzers erzeugt<br />
und dort als Systemkern (SK) ausgeführt. Die<br />
erforderlichen Automatisierungsfunktionen werden als<br />
Automatisierungsservices über eine WOAS-Cloud genutzt.<br />
Der Anschluss der Feldsysteme (Geräte) erfolgt<br />
über Standardindustrieschnittstellen <strong>mit</strong> <strong>Web</strong>anbindung.<br />
Auf alle Elemente eines WOAS, einschließlich<br />
des Engineering-Systems (WOAS Creator), kann über<br />
das <strong>Web</strong> zugegriffen werden.<br />
3.1 Systemkern<br />
Wichtigster Teil des WOAS-Architekturmodells ist der<br />
Systemkern (WOAS-Kern). Er schafft die Voraussetzungen,<br />
um herstellerunabhängig unterschiedliche<br />
Automatisierungsfunktionen als Dienste zusammen<br />
<strong>mit</strong> unterschiedlichen Automatisierungsgeräten (Feldsystem)<br />
verteilt im Netz in einheitlicher Art und Weise<br />
verbinden zu können. Bild 3 verdeutlicht dazu die<br />
Komponentenstruktur des WOAS-Kerns.<br />
Über Virtual Devices (VD), siehe Abschnitt 3.3, erfolgt<br />
die einheitliche Abbildung (Mapping) der jeweiligen<br />
Automatisierungsgeräte auf die WOAS-<strong>Web</strong>struktur.<br />
Die WOAD-Stubs als Dienst-Aufrufschnittstelle schaffen<br />
gegenüber dem Kern ein einheitliches Interface zu<br />
unterschiedlichen Diensten, und über den WOAS-Distributor<br />
erfolgt die Verbindung der Geräteprozessdaten<br />
<strong>mit</strong> den erforderlichen E/A-Daten der Dienste.<br />
Basierend auf einem Datenmodell eines WOAS gelten<br />
diese Architekturregeln:<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
55
HAUPTBEITRAG<br />
Jedes WOAS besteht aus einem Workspace <strong>mit</strong> Control<br />
Panels, denen Views zugeordnet sind. Ein<br />
Workspace entspricht dabei einem strukturierten<br />
<strong>Web</strong>objekt, das im <strong>Web</strong>browser ausführbar ist. Die<br />
Views sind die im Browser sichtbaren <strong>Web</strong>seiten.<br />
Jedes Control Panel beinhaltet genau einen WOAS-<br />
Distributor sowie mehrere Virtual Devices und<br />
WOAD-Stubs.<br />
Jeder WOAS-Distributor kann <strong>mit</strong> mehreren Virtual<br />
Devices und <strong>mit</strong> mehreren WOAD-Stubs zusammenarbeiten.<br />
Ein Virtual Device und auch ein WOAD-Stub kann<br />
<strong>mit</strong> mehreren WOAS-Distributoren verbunden sein.<br />
Die Kommunikation innerhalb eines WOAS-Kerns erfolgt<br />
ausschließlich über ereignisbasierte Prozessdatenkanäle.<br />
Beim Laden des WOAS-Kerns erfolgt die dynamische<br />
Erzeugung des WOAS-Distributors, der die<br />
generische Verbindung zwischen den Virtual Devices<br />
und den Automatisierungsdiensten übernimmt.<br />
JavaScript-Entwicklungsumgebung bereitgestellt, die<br />
eine WOAS-Umgebung simuliert.<br />
Aus Sicht eines WOAS besteht ein Dienst immer aus<br />
zwei Beschreibungsteilen:<br />
WOAD general: Dieser Teil wird durch den Diensteanbieter<br />
(Publisher) festgelegt. Dazu gehören<br />
zum Beispiel Dienstname, Version, IP-Adresse, Beschreibung.<br />
WOAD specific: Diesen Teil legt ein Anwender<br />
während des Projektierungsprozesses eines WOAS<br />
fest. Dazu gehören beispielsweise Darstellungsparameter,<br />
Prozessdatenzuordnung.<br />
Da<strong>mit</strong> Automatisierungsdienste kostenpflichtig abgerechnet<br />
werden können, ist in der WOAS-Architektur<br />
ein Clearing-Konzept vorgesehen, nach dem Dienste<br />
feingranular abgerechnet werden können. Da<strong>mit</strong> lassen<br />
sich neue Geschäftsmodelle zum Vermieten von Automatisierungsfunktionen<br />
realisieren [13].<br />
3.2 Automatisierungsfunktionen als Dienste<br />
<strong>Web</strong>orientierte Automatisierungsdienste realisieren im<br />
WOAS die Automatisierungsfunktionen. Für eine<br />
strukturierte Nutzung müssen WOAD beschrieben und<br />
modelliert werden können (ähnlich <strong>Web</strong>services). Für<br />
die Verwaltung, Publikation und Nutzung von Automatisierungsdiensten<br />
wird ein WOAD-Verzeichnis<br />
(Repository) benötigt, in dem die Dienste <strong>mit</strong> ihren Eigenschaften<br />
gesammelt sind.<br />
Ein WOAD-Stub realisiert eine definierte und offengelegte<br />
Aufrufschnittstelle, um Dienste in einer einheitlichen<br />
Form <strong>mit</strong> dem WOAS-Kern zu verbinden.<br />
Dabei gelten folgende Prinzipien:<br />
Dienste werden erst zur Runtime an den WOAS-<br />
Kern gebunden.<br />
Der WOAD-Stub realisiert nur die Übergabe der<br />
Prozessdaten an einen Dienst, die Automatisierungsfunktion<br />
ist interner Bestandteil des Dienstes<br />
und wird über diesen festgelegt.<br />
Über den WOAD-Stub werden die Dienste in die<br />
einzelnen Views eingebunden.<br />
Zur Nutzung von Automatisierungsfunktionen als Dienste<br />
werden diese in der WOAS-Architektur in Abhängigkeit<br />
von den jeweils erforderlichen Prozessdaten in<br />
fünf WOAD-Typen eingeteilt, siehe Tabelle 1. Im Unterschied<br />
zu klassischen <strong>Web</strong>services lassen sich Dienste<br />
sowohl serverseitig als auch clientseitig oder gemischt<br />
zur Runtime nutzen. Es werden Clienttechnologien wie<br />
Mashups <strong>mit</strong> Servertechnologien (SOA) kombiniert.<br />
Die erforderliche Dienstschnittstelle zum WOAS ist<br />
über ein Datenmodell und die Aufrufschnittstelle<br />
wohlstrukturiert, da<strong>mit</strong> ein Drittanbieter Dienste für<br />
WOAS bereitstellen kann. Zur Offline-Entwicklung<br />
und zum Test von Diensten wird eine spezielle HTML/<br />
3.3 Geräteintegration<br />
Nach dem WOAS-Ansatz, siehe Bild 1, befinden sich alle<br />
Automatisierungsgeräte im Feldsystem. Ein Automatisierungsgerät<br />
(AG) und da<strong>mit</strong> im Prinzip auch das Feldssystem<br />
wird in WOAS als Virtual Device modelliert. Ein VD<br />
ist ein Software-Objekt, das die Eigenschaften eines Automatisierungsgerätes<br />
für ein nutzerspezifisches WOAS<br />
abbildet. Es kann direkt im WOAS-Kern oder als zulinkbare<br />
Dateien realisiert sein. Jedes VD besitzt zur Verbindung<br />
<strong>mit</strong> dem WOAS-Kern ein einheitliches und schlankes<br />
JavaScript-Objektinterface und zur Verbindung <strong>mit</strong><br />
dem AG eine WOAS-Device-Protokollschnittstelle.<br />
Jedes Virtual Device wird, ähnlich einem Dienst<br />
(WOAD), durch allgemeine Daten (general data) sowie<br />
spezifische Daten (specific data) charakterisiert. Die<br />
allgemeinen Daten werden durch den Hersteller des VD<br />
vorgegeben und kennzeichnen unter anderem die VD-<br />
Klasse. Die spezifischen VD-Daten werden durch einen<br />
WOAS-Nutzer erzeugt und parametriert.<br />
Zur schnellen und zuverlässigen Übertragung von<br />
Prozessdaten wird für ein WOAS ein schlankes und<br />
flexibles Gerätemodell benötigt. Bekannte Gerätemodelle<br />
der Automatisierungstechnik (wie GSD, FDT/<br />
DTM, EDS, FDI) sind für Engineering-Zwecke optimiert<br />
und für einen Runtime-Betrieb über IP-Netze aufgrund<br />
ihrer Komplexität und Schwergewichtigkeit wenig geeignet.<br />
Das WOAS-Gerätemodell nutzt deshalb ein einfaches<br />
Input/Output-Channel-Konzept (vergleichbar<br />
<strong>mit</strong> dem Portkonzept aus AutomationML), um Prozessdaten<br />
einheitlich für Automatisierungsdienste bereitzustellen.<br />
Jeder Channel besitzt festgelegte Parameter<br />
und ist über Options beliebig erweiterbar (zum Beispiel<br />
<strong>mit</strong> einer semantischen Beschreibung). Ein VD kann<br />
beliebig viele Channels besitzen.<br />
Mittels eines Virtual Device werden die Prozessdaten<br />
eines Automatisierungsgerätes über ereignisbasierte<br />
56<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Kanäle auf web- beziehungsweise internetgeeignete<br />
Objekte abbildet und in einem <strong>Web</strong>browser verfügbar<br />
gemacht. Über integrierte Device beziehungsweise Protocol<br />
Gateways können beliebige Industrieschnittstellen<br />
(wie OPC DA, OPC UA, Modbus TCP) da<strong>mit</strong> im IP-<br />
Netz verfügbar gemacht werden.<br />
Zur Datenübertragung zwischen einem VD und einem<br />
Automatisierungsgerät wurde ein einfaches und pragmatisches<br />
WOAS Device Protocol (WOAS-DP) entwickelt,<br />
das als Datenformat JSON für die Prozessdatenübertragung<br />
über das HTTP-Protokoll und <strong>Web</strong>sockets nutzt.<br />
Die Device Gateways und die Protocol Gateways lassen<br />
sich wie folgt charakterisieren:<br />
Ein WOAS Protocol Gateway (WPG) realisiert die<br />
Umsetzung des WOAS-DP in das erforderliche Industrieprotokoll<br />
zur Kommunikation <strong>mit</strong> dem realen<br />
AG. Das WPG kann direkt als JavaScript-Protokollumsetzer<br />
Bestandteil des Virtual Device sein<br />
oder es ist auf einer externen Hardware (IPC, embedded<br />
Server) realisiert.<br />
Als WOAS Device Gateway (WDG) wird die<br />
externe Hardware bezeichnet, die ein oder mehrere<br />
WOAS Protocol Gateways realisiert. Kommt dabei<br />
ein IPC zum Einsatz, können weitere erforderliche<br />
Geräte-/Protokolltreiber (zum Beispiel OPC-<br />
DA-Server) auf dem WOAS Device Gateway installiert<br />
sein.<br />
Zur Anpassung an unterschiedliche Gegebenheiten und<br />
Industrieprotokolle werden drei VD-Klassen unterschieden,<br />
die sich vor allem durch die Art und Weise ihrer<br />
Integration in ein WOAS-System unterscheiden:<br />
VD Class 1: Diese Virtual Devices sind bereits als<br />
Plug-in im WOAS-Server realisiert (internal VD)<br />
und setzen die Kernaufrufe direkt in die erforderlichen<br />
Geräteprotokollinformation um. Dies ist<br />
dann vorteilhaft, wenn das Automatisierungsgerät<br />
bereits eine geeigneten IP-Schnittstelle (zum<br />
Beispiel OPC UA) oder ein internes Protocol<br />
Gateway besitzt.<br />
WOAD stub 1 WOAD stub 2 WOAD stub M<br />
...<br />
WOAS distributor<br />
DB<br />
Connection matrix<br />
WOAD VD<br />
Virtual Device 1<br />
(VD 1)<br />
Virtual Device 2<br />
(VD 2)<br />
...<br />
Virtual Device N<br />
(VD N)<br />
BILD 3: Komponentenstruktur<br />
des WOAS-Kerns<br />
TYP<br />
SICHTBARKEIT<br />
IM WOAS-CLIENT<br />
PROZESSDATEN<br />
INPUT/OUTPUT<br />
FUNKTIONALITÄT<br />
BEISPIEL<br />
Typ 1<br />
Nein<br />
Typ 2 Ja Input<br />
Typ 3<br />
Ja<br />
Input ODER<br />
(Input & Output)<br />
Output ODER<br />
(Output & Input)<br />
Typ 4 Ja Input & Output<br />
Typ 5 Ja –<br />
Realisierung eines<br />
Algorithmus<br />
Visualisierung von<br />
Prozessdaten<br />
Bedienung von<br />
Prozessdaten<br />
Beeinflussung und<br />
Visualisierung von<br />
Prozessdaten<br />
Auswertung von<br />
historischen Daten<br />
Messwertverarbeitung,<br />
Datenarchivierung,<br />
Ablaufsteuerung<br />
Echtzeit-Trend<br />
Schieberegler,<br />
Schalter, Tastenfeld<br />
HMI, Alarmbehandlung<br />
Trendanalyse,<br />
Alarmanalyse<br />
TABELLE 1: WOAD-Typen<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
57
HAUPTBEITRAG<br />
VD Class 2: Das Virtual Device beinhaltet ein separates<br />
WOAS Protocol Gateway in JavaScript, das<br />
die WOAS-Aufrufe in das erforderliche Industrieprotokoll/Geräteschnittstelle<br />
umsetzt. Das<br />
WOAS-DP kann hierbei zur internen Kommunikation<br />
auf Softwareebene genutzt werden.<br />
VD Class 3: Das Virtual Device kommuniziert <strong>mit</strong><br />
einem externen WOAS Device Gateway, das in der<br />
Regel über <strong>Web</strong>sockets WS/TCP <strong>mit</strong> dem VD verbunden<br />
ist und über das WOAS-DP Nachrichten<br />
austauscht. Für die Kommunikation können auch<br />
andere Protokolle genutzt werden.<br />
Bild 4 veranschaulicht die unterschiedliche Anbindung<br />
von Automatisierungsgeräten über verschiedene<br />
VD-Klassen in einem WOAS.<br />
Anmerkung zu OPC UA: Ein Virtual Device in WOAS<br />
nutzt üblicherweise JavaScript und <strong>Web</strong>sockets für die<br />
bidirektionale und ereignisbasierte Kommunikation<br />
zum Automatisierungsgerät. Auch wenn OPC UA direkt<br />
über ein IP-Netzwerk zugreifbar ist, so wird dafür ein<br />
Gateway benötigt, um für das OPC UA-Gerät eine <strong>Web</strong>socket-Schnittstelle<br />
zu erzeugen. Zukünftig wäre es<br />
sicher sehr hilfreich, wenn OPC UA einen direkten<br />
<strong>Web</strong>socket-Zugang ermöglicht.<br />
4. IMPLEMENTIERUNG UND EVALUIERUNG<br />
Test und Evaluierung der WOAS-Architektur erfolgten<br />
an einem Demonstrator, bestehend aus einer Anlage zur<br />
Montage von Modellautos <strong>mit</strong> fünf Montage- beziehungsweise<br />
Demontagestationen, siehe Bild 5.<br />
Die Montageteile befinden sich auf einem Werkstückträger,<br />
der <strong>mit</strong>tels eines Transportbandes zwischen den<br />
einzelnen Stationen bewegt wird. Durch den gewählten<br />
Montage/Demontageprozess, der keine Teilezu- und -abführung<br />
benötigt, lässt sich die Anlage für den Testbetrieb<br />
über das Internet ohne Aufsicht dauerhaft nutzen.<br />
Bezogen auf Bild 1 bilden jeweils die Steuerung und<br />
der IPC in Bild 5 das Feldsystem, in dem die SPS-Programme<br />
sowie ein WOAS Protocol Gateway für den<br />
Zugriff auf OPC-Daten laufen. Als WOAD sind verschiedene<br />
Bedien-, Visualisierungs- und Auswertefunktionen<br />
für die Stationen realisiert.<br />
4.1 WOAS-Portal<br />
Ein WOAS wird in einem Projektierungsprozess <strong>mit</strong>tels<br />
eines Werkzeuges (WOAS Portal/Creator) erzeugt. Die<br />
Implementierung des Prototyps eines solchen WOAS-<br />
Portals wurde <strong>mit</strong>tels HTML5, Java, JavaScript, PHP<br />
und einer mySQL-Datenbank realisiert. Die Datenübertragung<br />
zwischen den Kern-Komponenten erfolgt über<br />
<strong>Web</strong>sockets und JSON. Dazu wird der freiverfügbare<br />
j<strong>Web</strong>socket-Server <strong>mit</strong> zusätzlich entwickelten Plug-ins<br />
genutzt. Bild 6 zeigt den WOAS-Creator (=WOAS-Portal<br />
im Projektierungsmode) im <strong>Web</strong>browser.<br />
Im linken Teil in Bild 6 befindet sich der Navigator<br />
für die nutzerspezifischen Control Panels/Views, im<br />
<strong>mit</strong>tleren Teil ist die Arbeitsfläche des Creators zu sehen,<br />
und der rechte Teil beinhaltet das Parametrierungsmenü<br />
für die Dienste. Im unteren Teil stehen Registerkarten<br />
für die Parametrierung der Dienste und<br />
Virtual Devices zur Verfügung.<br />
Das WOAS-Portal ist öffentlich zugängig und kann<br />
unter http://woas.ccad.eu getestet werden. Ein Admin-<br />
Zugang für den EDIT-Modus eines WOAS findet sich in<br />
den Nutzerhinweisen zum Portal [14].<br />
4.2 Dienste und Geräte<br />
Zur Evaluierung der Architektur und Schnittstellen<br />
wurden bisher 18 Dienste unterschiedlichen Typs sowie<br />
sechs verschiedene Gerätezugänge entwickelt und<br />
erprobt. Eine vollständige Übersicht der im Prototyp<br />
des WOAS-Portals verfügbaren Dienste (WOAD) <strong>mit</strong><br />
Beschreibung der Parameter enthält [14]. Zu den Diensten<br />
gehören zum Beispiel verschiedene HMI-Elemente,<br />
ein Echzeit-Plotter und Visualisierungsdienste einschließlich<br />
eines <strong>Web</strong>cam-Dienstes. Tabelle 2 gibt eine<br />
Übersicht über die verfügbaren WOAS-Protokoll- beziehungsweise<br />
Device-Gateways als Gerätezugänge.<br />
Über die Protocol Gateways beziehungsweise Device<br />
Gateways können Dritte ihre Automatisierungsgeräte<br />
unproblematisch in das WOAS-Portal einbinden. Hinweise<br />
zur Installation der Gateways finden sich im Düsseldorfer<br />
Telelabor (http://www.telelabor.de). Ausführliche<br />
Information zum gemessenen Zeitverhalten der<br />
Gerätezugänge nach Tabelle 2 ist in [15] veröffentlicht.<br />
4.3 Betriebserfahrungen und Probleme<br />
Das WOAS-Portal wird seit Mai 2014 für verschiedene<br />
Aufgaben im Competence Center Automation Düsseldorf<br />
(CCAD) der FH Düsseldorf genutzt:<br />
Bedienung und Visualisierung von zwei öffentlich<br />
zugänglichen WOAS-Demonstratoren (Montagestation<br />
und Bearbeitungsstation),<br />
Nutzung als einfaches Scada/HMI-System für<br />
die Forschungs- und Trainingsfabrik Fab21<br />
(www.fab21.de) im Intranet,<br />
Entwicklungsumgebung für neue Automatisierungsdienste<br />
im Rahmen von studentischen Projektarbeiten.<br />
In Arbeit ist weiterhin der Einsatz des WOAS-Portals<br />
als Entwicklungs- und Runtime-Umgebung für<br />
neue Smart Remote Labs zur Ausbildung in der<br />
Automatisierungstechnik.<br />
Der besondere Vorteil von WOAS liegt in der schnellen<br />
und einfachen Erweiterung des Systems <strong>mit</strong> weiteren<br />
Automatisierungsfunktionen als Dienste. Alle <strong>mit</strong> <strong>Web</strong>technologien<br />
verfügbaren Funktionalitäten können<br />
58<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
BILD 4: IP-Anbindung von<br />
Automatisierungsgeräten<br />
über Virtual Devices<br />
VD -T<br />
Ty<br />
p 1<br />
Virtual Device<br />
Automatisierungsgerät<br />
Protocol Gateway<br />
AG <strong>mit</strong> integriertem Protocol Gateway<br />
VD -T<br />
Ty<br />
p 2<br />
Virtual Device<br />
Protocol Gateway<br />
Automatisierungsgerät<br />
AG <strong>mit</strong> interner IP-Schnittstelle<br />
VD -T<br />
Ty<br />
p 3<br />
Virtual Device<br />
Device Gateway<br />
Protocol Converter<br />
Automatisierungsgerät<br />
AG <strong>mit</strong> externem Protokoll-Gateway<br />
IPC<br />
Steuerung<br />
IPC<br />
Steuerung<br />
Station 55<br />
Demontieren<br />
Achsbaugruppe<br />
Station 4 4<br />
Demontieren<br />
Karosse<br />
IPC<br />
Steuerung<br />
Station 1<br />
Kontrolle<br />
Anwesenheit<br />
aller Teile<br />
Station 2<br />
Fügen<br />
Achsbaugruppe<br />
Station Station3<br />
3<br />
Fügen<br />
Karosse auf<br />
Achsbaugruppe<br />
Steuerung<br />
IPC<br />
Steuerung<br />
IPC<br />
BILD 5: WOAS-<br />
Demonstrator<br />
(Montagestation)<br />
BILD 6: Prototyp des WOAS-Portals<br />
(EDIT-Modus – Beispiel: Demo Panel)<br />
INDUSTRIE-<br />
INTERFACE<br />
WEB-<br />
TECHNOLOGIE<br />
KOMMUNIKATION<br />
REAKTIONSZEIT<br />
(gemessener Richtwert<br />
für die Übertragung eines<br />
Prozessdatums)<br />
OPC DA Applet/Java TCP 50 ms 3<br />
OPC DA JS/Java WS 40 ms 3<br />
Modbus TCP JS/PHP WS 100 ms 3<br />
OPC DA Ajax/PHP HTTP 150 ms 2<br />
IEC 61131 JS/FBS WS 20 ms 2<br />
Vathauer Frequenzumrichter JS/Java WS 150 ms 1<br />
OPC UA JS/Java WS/OPC noch in Entwicklung 1<br />
VD-<br />
KLASSE<br />
TABELLE 2: Verfügbare Gerätezugänge für WOAS (ws – <strong>Web</strong>socket,<br />
JS – JavaScript, FBS – Funktionsbausteinsprache)<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
59
HAUPTBEITRAG<br />
dank der schlanken und pragmatischen Schnittstellen<br />
in kurzer Zeit in WOAS integriert werden. Dies trifft<br />
gleichfalls auf neue Gerätezugänge über das Prinzip der<br />
Virtual Devices zu.<br />
Das WOAS-Portal ist ein Prototyp und da<strong>mit</strong> noch<br />
<strong>mit</strong> einer Reihe von implementierungstechnischen Problemen<br />
behaftet, die zwar einen Testbetrieb, aber noch<br />
keinen Produktionsbetrieb ermöglichen. Für 2014/2015<br />
ist dazu eine Überarbeitung vorgesehen. Bisher konnten<br />
aus Ressourcengründen folgende Funktionen noch<br />
nicht realisiert werden:<br />
Das Clearing-System zur Abrechnung von WOAD<br />
ist als Rahmen in das System integriert, aber noch<br />
nicht funktionsfähig.<br />
Die rollenbasierte Nutzerverwaltung ist noch nicht<br />
vollständig implementiert. Neue Nutzer bezie-<br />
CLIENT-RECHNER AUSLASTUNG CPU [%]<br />
Intel Core i7-3770 CPU @ 3,4GHz,<br />
vier Kerne, 64Bit Windows 7,<br />
8 GB RAM (PC)<br />
Intel Core i5-4300U CPU @ 1,9<br />
GHz, zwei Kerne, 64-Bit-Windows<br />
8, 4 GB RAM, (Surface Tablet)<br />
15…20<br />
35...40<br />
TABELLE 3: Client-Performance für ein Beispiel-WOAS<br />
SERVICE<br />
DEVICE<br />
User 1<br />
SERVICE<br />
WOAS-Portal<br />
User 2<br />
DEVICE<br />
User n<br />
SERVICE<br />
DEVICE<br />
BILD 7: WOAS-Portal als multi-user- und<br />
multi-rollen-basierte Integrationsplattform<br />
hungsweise Zugänge müssen zur Zeit noch händisch<br />
über die Datenbank angelegt werden. Für<br />
Testzwecke stehen 10 Zugänge <strong>mit</strong> den Rollen Admin<br />
und User zur Verfügung.<br />
Neue Dienste und Gerätezugänge können durch die<br />
Nutzer noch nicht über das Portal hinzugefügt werden.<br />
Dazu ist derzeit noch ein separater FTP-Zugang<br />
erforderlich.<br />
Ein WOAS ist eine Rich-Client-Anwendung und benötigt,<br />
abhängig von der Anzahl der dynamischen Prozessdaten<br />
und der Komplexität der Dienste, die genutzt werden sollen,<br />
eine entsprechende Rechenleistung im Client-Rechner.<br />
Dynamische Visualisierungen <strong>mit</strong> Taktzeiten < 200<br />
ms im <strong>Web</strong>browser führen zu hohen CPU-Belastungen.<br />
Die CPU-Auslastung für ein Beispiel (siehe Demo Panel<br />
unter woas.ccad.eu) zur Visualisierung von 18 Prozessdaten<br />
<strong>mit</strong> einer Aktualisierungsrate von etwa 100 ms<br />
zeigt Tabelle 3 (<strong>Web</strong>browser = Google Chrome).<br />
Aus Tabelle 3 wird auch sichtbar, dass moderne Tablet-Rechner<br />
in der Lage sind ein WOAS im <strong>Web</strong>browser<br />
<strong>mit</strong> ausreichender Performance zu betreiben.<br />
5. WOAS ALS CPS-INTEGRATIONSSYSTEM<br />
Ursprünglich wurde WOAS für <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />
der nicht-zeitkritischen Ebenen entwickelt, vergleiche<br />
Bild 1. Unter dem Blickwinkel von Industrie 4.0 und CPSbasierter<br />
Automation zeigt sich aber, dass das WOAS-Portal<br />
generell als CPS-Integrationsplattform fungieren kann.<br />
Nach [1] kommunizieren CPS-basierte <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />
über offene, globale Informationsplattformen<br />
(Internet). Ihre Teilsysteme und Komponenten<br />
nutzen beziehungsweise stellen über diese Netze offen<br />
verfügbare, relevante Daten und Dienste zur Verfügung.<br />
Aus dieser Definition lässt sich eine wesentliche Herausforderung<br />
ableiten, die für CPS-basierte <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />
umgesetzt werden muss:<br />
CPS-Komponenten müssen im Gegensatz zu klassischen<br />
Automatisierungsgeräten geeignete<br />
Schnittstellen zu einem IP-Netz besitzen. Diese<br />
Schnittstellen sollen standardisiert beziehungsweise<br />
weit verbreitet, sicher und zuverlässig sein,<br />
sowie möglichst zeitdeterministisch arbeiten.<br />
In WOAS entsprechen die in Bild 4 dargestellten VD-<br />
Typen den CPS-Komponenten. Mit dem gleichzeitig<br />
verfügbaren Konzept der Dienste (WOAD) bildet das<br />
WOAS-Portal eine Integrationsplattform <strong>mit</strong> der beliebig<br />
in einem IP-Netz (lokal oder weltweit) verteilte<br />
Dienste <strong>mit</strong> beliebigen im IP-Netz verteilten CPS-Komponenten<br />
zu Funktionalsystemen verbunden werden<br />
können. Da<strong>mit</strong> ergibt sich eine flache Automatisierungsstruktur<br />
<strong>mit</strong> verteilten Diensten, wie sie nach [1]<br />
für künftige Produktionssysteme erwartet wird.<br />
Hauptaufgabe des WOAS-Portal als CPS-Integrationsplattform<br />
ist die nutzerspezifische Verknüpfung der<br />
60<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Dienste <strong>mit</strong> den CPS-Komponenten, und dies in der<br />
Projektierungs- und Runtime-Phase. Erforderlich dazu<br />
ist eine multi-user und multi-rollen-basierte Integrationsplattform,<br />
die für einen bestimmten Anwendungskontext<br />
Lösungen bereitstellen kann. Dabei spielt es<br />
keine Rolle, ob der Anwendungskontext die Produktionsautomatisierung,<br />
Medizintechnik oder beispielsweise<br />
Verkehrstechnik ist, siehe Bild 7.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Mit dem Prototyp des WOAS-Portals steht eine Konfigurations-<br />
und Runtime-Umgebung online und webbasiert<br />
zur Verfügung, <strong>mit</strong> der weltweit verteilte Geräte (Automatisierungsgeräte)<br />
<strong>mit</strong> beliebigen verteilten Diensten (Automatisierungsdiensten)<br />
zu nutzerspezifischen Funktionalsystemen<br />
integriert und für einen Testbetrieb genutzt<br />
werden können. Als Alleinstellungsmerkmal gegenüber<br />
allen anderen cloud-basierten Integrationssystemen für<br />
die Automatisierung kann das WOAS-Portal durch beliebige<br />
Dienste Dritter und weitere Gerätezugänge über konsistente<br />
und offengelegte Schnittstellen erweitert werden.<br />
AUTOR<br />
MANUSKRIPTEINGANG<br />
14.08.2014<br />
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />
Prof. Dr.-Ing. REINHARD<br />
LANGMANN (geb. 1950) ist<br />
seit 1993 als Professor an<br />
der Fachhochschule<br />
Düsseldorf in der Automatisierungstechnik<br />
tätig. Er<br />
ist Sprecher des Competence-Center<br />
Automation<br />
Düsseldorf (CCAD) sowie<br />
Leiter der Forschungs- und Trainingsfabrik<br />
Fab21 und des Düsseldorfer Telelabors. Sein<br />
Interessensschwerpunkt liegt auf dem Gebiet<br />
der Internettechnologie für die Industrieautomation.<br />
Seit 2008 ist er 1. Vorsitzender des<br />
Vereins für Angewandte Automatisierungstechnik<br />
in Lehre und Entwicklung an Hochschulen<br />
VFAALE e.V..<br />
Fachhochschule Düsseldorf,<br />
Fachbereich Elektrotechnik,<br />
Competence Center Automation Düsseldorf (CCAD),<br />
Josef-Gockeln-Str. 9, D-40474 Düsseldorf,<br />
Tel. +49 (0) 211 435 13 08,<br />
E-Mail: langmann@ccad.eu<br />
REFERENZEN<br />
[1] VDI/VDE-GMA: Cyber-Physical Systems:Chancen und<br />
Nutzen aus Sicht der Automation. – Thesen und<br />
Handlungsfelder, April 2013<br />
[2] Gritsai, G., Timorin, A., Goltsev, Y., Ilin, R., Goirdeychik,<br />
S., Karpin, A.: SCADA Safety in Numbers v1.1. -<br />
Survey of Positive Technologies, 2012, S. 17,<br />
www.ptsecurity.com<br />
[3] Kagermann, H., Wahlster, W., Helbig, J.:<br />
Umsetzungs empfehlungen für das Zukunftsprojekt<br />
Industrie 4.0. Abschlussbericht des Arbeitskreises<br />
Industrie 4.0, Forschungsunion Wirtschaft Wissenschaft,<br />
2013<br />
[4] Chase, J.: Die Zukunft des „Internet der Dinge“:<br />
Ein Ausblick. – Whitepaper Texas Instruments, 2013,<br />
http://www.ti.com/lit/ml/swrb028/swrb028.pdf<br />
[5] SOCRADES: EU-Project,<br />
http://www.socrades.eu, 2006 – 2009<br />
[6] IMC-AESOP: EU-Project,<br />
http://www.imc-aesop.eu, 2010 – 2013<br />
[7] Mathes, M., Stoidner, C., Heinzl, S., Freisleben, B.:<br />
SOAP4PLC: <strong>Web</strong> Services for Programmable<br />
Logic Controller. - 17th Euromicro International<br />
Conference on Parallel, Distributed and Networkbased<br />
Processing, S. 210-219, IEEE Computer<br />
Society Press, 2009<br />
[8] Honeywell Int Inc.: Cloud computing for an industrial<br />
automation and manufacturing system. - Patent,<br />
US000007970830B2, 01.04.2009<br />
[9] Thies, G., Vossen, G.: <strong>Web</strong>-Oriented Architectures:<br />
On the Impact of <strong>Web</strong> 2.0 on Service-Oriented<br />
Architectures. In: Tagungsband Asia-Pacific Services<br />
Computing Conference APSCC ‚08, S. 1075 – 1082.<br />
IEEE Conference Publications, 2008<br />
[10] Hinchcliffe, D: What Is WOA? It‘s The Future of<br />
Service-Oriented Architecture (SOA). 2008,<br />
http://hinchcliffe.org/archive/2008/02/27/16617.aspx<br />
[11] Etherios: Device Cloud. 2014,<br />
http://www.etherios.com/products/devicecloud/<br />
[12] System LineMetrics: Die LineMetrics Plattform. 2014,<br />
http://www.linemetrics.com<br />
[13] Langmann, R.: Rent an Automation Service -<br />
Smarte Geschäftsmodelle für Industrie 4.0 In:<br />
Tagungsband GMA-Kongress AUTOMATION 2014,<br />
[CD] VDI 2014<br />
[14] CCAD: WOAS-Integrationsportal –<br />
Nutzerhinweise. – Düsseldorf, 2014,<br />
http://woas.ccad.eu<br />
[15] Langmann, R.: Ein Interface für CPS-basierte<br />
Automatisierungsgeräte. In: Tagungsband Konferenz<br />
für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre<br />
und Entwicklung (AALE 2014), S. 133 – 142.<br />
DIV Deutscher Industrieverlag, 2013<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
61
Produkt & Unternehmen<br />
MSR-Spezialmesse in Bochum<br />
Die MEORGA veranstaltet am<br />
05. November im RuhrCongress<br />
Bochum eine regionale Spezialmesse<br />
für Prozessleitsysteme,<br />
Mess-, Regel- und Steuerungstechnik.<br />
Dort zeigen zirka 160 Fachfirmen<br />
der Mess-, Steuer-, Regel- und<br />
Automatisierungstechnik von acht<br />
Prozessleitsysteme, Mess-, Regel- und Steuerungstechnik zeigen zirka<br />
160 Fachfirmen bei der MSR-Spezialmesse in Dortmund. Bild: Meorga<br />
Neues Netzwerkbetriebssystem<br />
Belden präsentiert vielseitige neue Industrial Router- und Security-Appliance.<br />
Bild: Belden<br />
Belden Inc. hat die nächste Generation<br />
des industriellen<br />
Netzwerkbetriebssystems und<br />
Hardwaredesigns seiner Marke<br />
GarrettCom vorgestellt. Der<br />
Magnum 10RX, der zugleich Router-<br />
und Security-Appliance ist,<br />
bietet mehr Leistung und Sicherheit<br />
sowie größtmögliche Vielseitigkeit.<br />
Denn das Gerät unterstützt<br />
eine Reihe von Netzwerkprotokollen<br />
und sorgt für einen erweiterten<br />
Firewall-Schutz.<br />
Der Magnum 10RX bietet eine einfache<br />
Lösung <strong>mit</strong> einer Kombination<br />
aus Performance und Security in<br />
einem Produkt. Davon profitieren Belden<br />
zufolge alle industriellen Einsatzszenarien,<br />
in denen Zuverlässigkeit,<br />
Flexibilität und sichere Systeme ausschlaggebend<br />
sind, vor allem der Energieversorgungsbereich<br />
<strong>mit</strong> Stromübertragung<br />
und Stromverteilung (PT&D)<br />
sowie die Transportindustrie. (gz)<br />
www.belden.com<br />
bis 16 Uhr Geräte und Systeme, Engineering-<br />
und Serviceleistungen<br />
sowie neue Trends im Bereich der<br />
Automatisierung.<br />
Die Messe wendet sich an Fachleute<br />
und Entscheidungsträger, die<br />
in ihren Unternehmen für die Optimierung<br />
der Geschäfts- und Produktionsprozesse<br />
entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette verantwortlich<br />
sind. Der Eintritt zur<br />
Messe und die Teilnahme an den<br />
Workshops sind für die Besucher<br />
kostenlos und sollen ihnen Informationen<br />
und interessante Gespräche<br />
ohne Hektik oder Zeitdruck<br />
ermöglichen. Für das leibliche<br />
Wohlergehen der Besucher<br />
sorgen kleine Snacks und Erfrischungsgetränke,<br />
die selbstverständlich<br />
ebenfalls gratis bereitgehalten<br />
werden.<br />
(gz)<br />
www.meorga.de<br />
Risikobeurteilung<br />
gemeinsam erstellt<br />
Die Qualität einer Risikobeurteilung<br />
hängt <strong>mit</strong>tlerweile stark<br />
davon ab, wie gut der Ersteller sich<br />
in den aktuellen Normen und<br />
Grenzwerten auskennt – oder wie<br />
gut und aktuell seine Software ihn<br />
dabei unterstützt. Mangelnde Normenkenntnis<br />
kann so zu einer mangelhaften<br />
Risikobeurteilung führen.<br />
Im schlimmsten Fall kann so<br />
viel Zeit und Arbeit in einer Risikobeurteilung<br />
stecken, die den aktuellen<br />
gesetzlichen Anforderungen<br />
gar nicht mehr gerecht wird.<br />
Neben dem herkömmlichen Verfahren<br />
nach DIN EN ISO 12100 bietet<br />
die aktuelle CE-Software Docufy<br />
Machine Safety deshalb auch die<br />
Möglichkeit, die Risikobeurteilung<br />
anhand von Anforderungsvorlagen<br />
zu erstellen. Durch die Vorarbeit<br />
eines Normenexperten kann sich<br />
der Konstrukteur dabei auf das Wesentliche<br />
konzentrieren und auf Basis<br />
einer Vorlage die Risikobeurteilung<br />
anfertigen – und das schon bei<br />
der Entwicklung der Maschine.(gz)<br />
www.docufy.de<br />
62<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Neue Manometer für eigensichere Ex-Bereiche<br />
Fünf eigensichere elektronische<br />
Manometer hat die Keller AG für<br />
Druckmesstechnik zum Einsatz in<br />
Gas-explosionsgefährdeten Bereichen<br />
vorgestellt. Die Zulassungen<br />
folgen der ATEX-Richtlinie für explosive<br />
Gase. Mit dem auf minimalen<br />
Energieverbrauch getrimmten elektronischen<br />
Design ist der Batteriewechsel<br />
auch innerhalb der explosionsgefährdeten<br />
Bereichen möglich.<br />
Die einfachste Ausführung, das Modell<br />
ECO 1 Ei, bietet bei hoher Auflösung<br />
und Reproduzierbarkeit für die<br />
beiden Messbereiche -1…30 bar und<br />
0…300 bar eine Genauigkeit von typ.<br />
0,5 %FS sowie einen integrierten Min/<br />
Max-Speicher. Die elektronischen Manometer<br />
vom Typ LEO 1 Ei und LEO 2<br />
Ei bieten durch mikroprozessorgestützte<br />
Kompensation ein äußerst<br />
schmales Gesamtfehlerband (einschließlich<br />
Temperaturfehler) von nur<br />
Produkt & Unternehmen<br />
Turbimax überwacht direkt in der Leitung<br />
Der neue Trübungssensor Turbimax<br />
CUS52D überwacht die<br />
Qualität von Trink- und Prozesswasser<br />
direkt in der Leitung.<br />
Selbstreinigungsfunktionen für<br />
einen wartungsfreien Betrieb sowie<br />
elegantes Kalibrierzubehör<br />
machen den Sensor zu dem praktischen<br />
und sicheren Komplettpaket<br />
für jede Wasseraufbereitung.<br />
Selbst in klarstem Wasser misst<br />
der Turbimax CUS52D jede noch so<br />
geringe Trübung präzise und zuverlässig<br />
(nach ISO7027). Der optische<br />
Sensor ist so konstruiert, dass er von<br />
Zu- bis Auslauf in allen Messstellen<br />
der Wasserproduktion einsetzbar<br />
ist. Auf diese Weise überwacht er<br />
durchgängig die Wasserqualität <strong>mit</strong><br />
einer Präzision, die Labormessungen<br />
oftmals noch übertrifft.<br />
Dank seines hygienischen Designs<br />
kann der CUS52D direkt in Rohrleitungen<br />
eingebaut werden. Zum einen<br />
sind so keine aufwendigen Bypass-<br />
Installationen mehr erforderlich.<br />
Zum anderen gehören Wasser- und<br />
Produktverluste der Vergangenheit<br />
an. Die Installation des Sensors gelingt<br />
im Handumdrehen. Er hat die<br />
digitale Memosens-Technologie und<br />
eine Werkskalibrierung bereits an<br />
Bord, so dass er „Plug&Play“ in den<br />
Prozess gebracht werden kann. (gz)<br />
www.endress.com<br />
Automatisch mehr Effizienz<br />
Eine vollautomatisierte Prozesskette in der<br />
Blechbearbeitung zeigt Kemper Storatec bei<br />
der EuroBlech. Bild: Kemper Storatec<br />
Der neue Trinkwassertrübungssensor<br />
Turbimax CUS52D<br />
als Eintauchvariante und als<br />
Variante <strong>mit</strong> hygienischem Clamp-<br />
Anschluss für den direkten Einbau in Rohrleitungen.<br />
Bild: Endress+Hauser<br />
Die Kemper Storatec GmbH bildet<br />
auf der Messe EuroBLECH eine<br />
Vollautomatisierung der Prozesskette<br />
bei Schneidverfahren ab. Von der Lagerung<br />
bis zur direkten Verarbeitung<br />
stellt der Hersteller von Systemen für<br />
die Intralogistik <strong>mit</strong> Sitz in Waltrop<br />
eine innovative Koppelung mehrerer<br />
Anlagen vor. In einer Live-Präsentation<br />
können sich Anwender von<br />
dem Nutzen des Systems überzeugen.<br />
Die Automatisierung sorgt für einen<br />
höheren Output bei Schneidanwendungen.<br />
Weil die Systeme von Kemper<br />
Storatec einen mannlosen Betrieb<br />
ermöglichen, ist ein geringerer manueller<br />
Einsatz nötig.<br />
Ein Materialtransportwagen<br />
(MTW) transportiert über ein Schienensystem<br />
die Bleche zu einer Beund<br />
Entladestation. Das Portal überträgt<br />
<strong>mit</strong>tels einer Saugeinheit die<br />
Bleche auf den Wechseltisch für<br />
Schneidanlagen. Dort werden die<br />
Bleche weiterverarbeitet. Nach dem<br />
Schneidvorgang werden die fertigen<br />
Bleche ebenfalls automatisch <strong>mit</strong> einer<br />
Recheneinheit vom Wechseltisch<br />
entnommen und auf einem Bereitstellungstisch<br />
abgelegt (EuroBlech,<br />
21. bis 25. Oktober, Hannover, Halle<br />
12 an Stand B06). (gz)<br />
www.kemper-storatec.eu<br />
Trans<strong>mit</strong>ter schützt<br />
vor Anlagenausfall<br />
Emerson Process Managements<br />
neuer CSI 9360 Vibrations/Positions-Trans<strong>mit</strong>ter<br />
bietet den Nutzern<br />
und Herstellern eine wirtschaftliche<br />
Lösung zur Erweiterung<br />
des grundlegenden Schutzes<br />
für Kompressoren, Pumpen und<br />
Ventilatoren. Entwickelt <strong>mit</strong> der<br />
Implementierung von Spezifikationen<br />
der Original-Hersteller identifiziert<br />
der Trans<strong>mit</strong>ter entstehende<br />
Probleme der Gleitlager durch<br />
die Erfassung von Vibrationen oder<br />
Positionsdaten und deren Umsetzung<br />
in ein 4-20 mA-Signal zur<br />
Überwachung. Diese Frühwarnung<br />
ermöglicht den Kunden des Herunterfahren<br />
dieser Assets bevor<br />
schwerwiegende Schäden an der<br />
Ausrüstung auftreten, oder die Produktion<br />
beeinträchtigt wird.<br />
Mit seiner Flexibilität verhilft der<br />
CSI 9360 den Nutzern zu Kosteneinsparungen<br />
dadurch, dass nicht mehrere<br />
Arten von Trans<strong>mit</strong>tern eingesetzt<br />
werden müssen. Er ist im Feld<br />
konfigurierbar für drei Radialschwingungsbereiche<br />
oder Positionen<br />
<strong>mit</strong> invertierbarem Positionssignal,<br />
wählbaren Reaktionszeiten der<br />
Sensorschleife und optionalen Sensorfehler-Sperrzeiten.<br />
Während die<br />
meisten Trans<strong>mit</strong>ter auf Sensoren der<br />
Größe von 5 mm standardisiert sind,<br />
Der im Feld<br />
konfigurierbare<br />
CSI 9360 liefert<br />
Echtzeit-Informationen<br />
über<br />
rotierendes<br />
Equipment für<br />
operative<br />
Entscheidungen.<br />
Bild: Emerson<br />
www.emersonprocess.de<br />
unterstützt der<br />
CSI 9360 mehrere<br />
Größen von Wirbelstromsensoren.<br />
Zur einfachen<br />
Installation arbeitet<br />
der CSI<br />
9360 ohne Hilfsenergie,<br />
besitzt<br />
einen Standard-<br />
DIN-Hutschienenbefestigungsclip<br />
oder optionalen<br />
Panel-<br />
Mount-Adapter.<br />
Der CSI 9360 hat<br />
grundsätzlich<br />
CSA und ATEX<br />
(in Vorbereitung)<br />
Sicherheitsklassifizierung.<br />
(gz)<br />
64<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Moxa tritt Fielbus<br />
Foundation bei<br />
Der Anbieter von Netzwerktechnik-<br />
und Kommunikationslösungen<br />
für die Öl- und Gasbranche<br />
Moxa ist der Fieldbus Foundation<br />
beigetreten. Innerhalb des Unterausschusses<br />
Remote Operations<br />
Management arbeitet Moxa gemeinsam<br />
<strong>mit</strong> den Hauptförderern, einschließlich<br />
Petrobras, Reliance und<br />
Saudi Aramco, an Spezifikationen<br />
für neue <strong>Technologien</strong> und Protokolle<br />
in der Prozessautomation. Als<br />
Teil der Initiative hat Moxa außerdem<br />
die technische Ausstattung<br />
für die Präsentation entsprechender<br />
Lösungen bei zahlreichen<br />
Endkunden, einschließlich der<br />
weltgrößten Ölraffinerie in Jamnagar,<br />
Indien, gespendet.<br />
„Moxa teilt die Vision der Fieldbus<br />
Foundation, durch den Einsatz einheitlicher<br />
Kommunikationsprotokolle<br />
und -Plattformen bessere Interoperabilität<br />
und größere Effizienz zu<br />
erzielen“, sagt Thomas Nuth, Global<br />
Manager Oil & Gas Vertical Marketing<br />
bei Moxa. Die Mitglieder der<br />
Fieldbus Foundation haben bereits<br />
das Interesse an einer Fernüberwachungslösung<br />
für Bohrtürme bekundet,<br />
die von Moxa und Terra Ferma,<br />
einem in Colorado ansässigen<br />
System integrator, entwickelt wurde.<br />
Thomas Nuth: „Moxa teilt die Vision<br />
der Fieldbus Foundation, durch den<br />
Einsatz einheitlicher Kommunikationsprotokolle<br />
und -Plattformen<br />
bessere Interoperabilität und größere<br />
Effizienz zu erzielen.“ Bild: Moxa<br />
www.moxa.com<br />
Neue Display-Serie für mehr Ergonomie<br />
B<br />
&R hat neue Displays <strong>mit</strong> verschiedenen<br />
Tragarmen vorgestellt.<br />
Die rundum geschlossenen<br />
Panels stehen in zahlreichen Varianten<br />
zur Verfügung und entsprechen<br />
der Schutzart IP65. Da<strong>mit</strong><br />
können Bedienterminals optimal<br />
an Maschinen platziert werden.<br />
Die Multitouch-Widescreen-Panels<br />
sind <strong>mit</strong> Diagonalen von 18,5“<br />
bis 24“ und Auflösungen von HD<br />
Ready bis Full HD verfügbar. Durch<br />
die größeren Displays und die höheren<br />
Auflösungen können mehr<br />
Informationen pro Bildschirmseite<br />
untergebracht werden – ein großes<br />
Plus für die Benutzerergonomie.<br />
Ebenfalls erhältlich ist eine<br />
21,5“-Variante im Hochformat, sodass<br />
auch bei beengten Platzverhältnissen<br />
nicht auf großflächige Displays verzichtet<br />
werden muss. Zudem stehen<br />
2 Gerätevarianten im 4:3-Seitenverhältnis<br />
und <strong>mit</strong> analog-resistiven<br />
Touchscreens zur Verfügung. Da<strong>mit</strong><br />
können bestehende Visualisierungen<br />
ohne jegliche Softwareanpassung<br />
weiterverwendet werden.<br />
Die Panels werden <strong>mit</strong> kostengünstigen<br />
Standardkabeln durch den<br />
Tragarm verkabelt. Die maximal<br />
überbrückbare Distanz liegt bei 100<br />
Metern zwischen PC und Panel.(gz)<br />
www.br-automation.com<br />
Faulhaber verankert Philae auf Komet<br />
Die Displays der Serie Automation Panel sind<br />
in neun Tragarm-Ausführungen erhältlich. Auf<br />
Wunsch werden die Displays <strong>mit</strong> zusätzlichen<br />
Schaltelementen ausgestattet. Bild: B&R<br />
Das Landegerät Philae soll im November auf<br />
dem Kometen 67P/Tschurjumow-<br />
Gerasimenko aufsetzen und <strong>mit</strong> Hilfe zweier<br />
Faulhaber-Motoren am Boden gehalten<br />
werden. Bild: ESA/ATG medialab<br />
Im November soll das Landegerät<br />
Philae auf dem Kometen 67P/<br />
Tschurjumow-Gerasimenko aufsetzen.<br />
Ein Problem dabei: Aufgrund<br />
seiner geringen Masse übt<br />
der Komet kaum Anziehungskraft<br />
aus. Statt wie auf der Erde 100<br />
Kilo gramm wiegt der in Deutschland<br />
entwickelte Landeroboter auf<br />
dem Kometen nur wenige Gramm.<br />
Er könnte leicht abprallen. Das<br />
soll ein spezielles Ankersystem<br />
verhindern: Un<strong>mit</strong>telbar nach Bodenkontakt<br />
bei der Landung werden<br />
zwei Harpunen per Treibladung<br />
abgeschossen und zurren<br />
den Lander über zwei Seilwinden<br />
auf der Kometenoberfläche fest.<br />
Angetrieben werden die Winden<br />
von je einem Faulhaber-Motor.<br />
Dank des Faulhaber-Know-hows<br />
bei Anwendungen im Weltraum<br />
sind nicht nur die Harpunen, sondern<br />
eine Vielzahl anderer Systeme<br />
des Landers <strong>mit</strong> Antrieben des<br />
gleichen Herstellers bestückt. So<br />
arbeiten Faulhaber DC-Motoren in<br />
den Instrumenten und Versuchsanlagen<br />
von Philae, um die Beschaffenheit<br />
und Zusammensetzung<br />
der Kometenoberfläche genau<br />
zu untersuchen. (gz)<br />
www.faulhaber.com<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014<br />
65
IMPRESSUM / VORSCHAU<br />
IMPRESSUM<br />
VORSCHAU<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />
Arnulfstraße 124, D-80636 München<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 0<br />
Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />
www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Verlagsleiterin:<br />
Kirstin Sommer<br />
Spartenleiterin:<br />
Kirstin Sommer<br />
Herausgeber:<br />
Dr.rer.nat. Thomas Albers<br />
Dr. Gunther Kegel<br />
Dipl.-Ing. Hans-Georg Kumpfmüller<br />
Dr.-Ing. Wilhelm Otten<br />
Beirat:<br />
Dr.-Ing. Kurt Dirk Bettenhausen<br />
Prof. Dr.-Ing. Christian Diedrich<br />
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple<br />
Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Felleisen<br />
Prof. Dr.-Ing. Georg Frey<br />
Dipl.-Ing. Thomas Grein<br />
Prof. Dr.-Ing. Hartmut Haehnel<br />
Dipl.-Ing. Tim-Peter Henrichs<br />
Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer<br />
Dipl.-Ing. Gerald Mayr<br />
Dr.-Ing. Josef Papenfort<br />
Igor Stolz<br />
Dr. Andreas Wernsdörfer<br />
Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp<br />
Prof. Dr.-Ing. Michael Weyrich<br />
Dr.rer.nat. Christian Zeidler<br />
Organschaft:<br />
Organ der GMA<br />
(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />
Automatisierungs technik)<br />
und der NAMUR (Interessengemeinschaft<br />
Automatisierungstechnik<br />
der Prozessindustrie).<br />
Redaktion:<br />
Markus Hofelich (verantwortlich)<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 33<br />
E-Mail: hofelich@di-verlag.de<br />
Gerd Scholz (gz)<br />
Einreichung von Hauptbeiträgen:<br />
Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />
(Chefredakteur, verantwortlich<br />
für die Hauptbeiträge)<br />
Technische Universität Dresden<br />
Fakultät Elektrotechnik<br />
und Informationstechnik<br />
Professur für Prozessleittechnik<br />
D-01062 Dresden<br />
Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14<br />
E-Mail: urbas@di-verlag.de<br />
Fachredaktion:<br />
Dr.-Ing. Michael Blum<br />
Dipl.-Ing. Heinrich Engelhard<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite<br />
Dr.-Ing. Bernhard Kausler<br />
Dr.-Ing. Niels Kiupel<br />
Prof. Dr.-Ing. Gerrit Meixner<br />
Dr.-Ing. Jörg Neidig<br />
Dipl.-Ing. Ingo Rolle<br />
Dr.-Ing. Stefan Runde<br />
Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungs technische<br />
Praxis“ erscheint monatlich <strong>mit</strong> Doppelausgaben<br />
im Januar/Februar und Juli/August.<br />
Bezugspreise:<br />
Abonnement jährlich: € 519,– + € 30,–/ € 35,–<br />
Versand (Deutschland/Ausland);<br />
Heft-Abonnement + Online-Archiv: € 704,70;<br />
ePaper (PDF): € 519,–; ePaper + Online-Archiv:<br />
€ 674,70; Einzelheft: € 59,– + Versand;<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-<br />
Staaten die Mehrwertsteuer, für alle übrigen<br />
Länder sind es Nettopreise. Mitglieder der<br />
GMA: 30% Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.<br />
Bestellungen sind jederzeit über den Leserservice<br />
oder jede Buchhandlung möglich.<br />
Die Kündigungsfrist für Abonnement aufträge<br />
beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />
Abonnement-/Einzelheftbestellung:<br />
DataM-Services GmbH, Leserservice <strong>atp</strong><br />
Herr Marcus Zepmeisel<br />
Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />
Telefon + 49 (0) 931 417 04 59<br />
Telefax + 49 (0) 931 417 04 94<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />
Inge Spoerel<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 22<br />
E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />
Kirstin Sommer (Key Account)<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 36<br />
E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />
Angelika Weingarten (Key Account)<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 13<br />
E-Mail: weingarten@di-verlag.de<br />
Es gelten die Preise der Mediadaten 2014<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Brigitte Krawczyk<br />
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 12<br />
E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />
Art Direction / Layout:<br />
deivis aronaitis design | dad |<br />
Druck:<br />
Druckerei Chmielorz GmbH,<br />
Ostring 13,<br />
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />
Gedruckt auf chlor- und<br />
säurefreiem Papier.<br />
Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />
Praxis – rtp“ gegründet.<br />
DIV Deutscher Industrieverlag<br />
GmbH München<br />
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich<br />
zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne<br />
Ein willigung des Verlages strafbar.<br />
Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8<br />
Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />
zum BayPresseG geben wir die Inhaber<br />
und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />
wie folgt an:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />
Arnulfstraße 124, D-80636 München.<br />
Alleiniger Gesellschafter des Verlages<br />
ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />
Ostring 13,<br />
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />
ISSN 2190-4111<br />
DIE AUSGABE 11 / 2014 DER<br />
ERSCHEINT AM 04.11.2014<br />
MIT DEM SCHWERPUNKT<br />
„AUTOMATION DER AUTOMATION“<br />
Modellierung industrieller<br />
Kommunikationssysteme<br />
<strong>mit</strong> AutomationML<br />
Anlagendiagnose in der<br />
industriellen Produktion<br />
Dezentrale Intelligenz für<br />
modulare Automation –<br />
Lösungsansätze für die<br />
Realisierung modularer<br />
Anlagen<br />
Dienste in der<br />
Automatisierungstechnik<br />
Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />
kurzfristig verändern.<br />
LESERSERVICE<br />
E-MAIL:<br />
leserservice@di-verlag.de<br />
TELEFON:<br />
+ 49 (0) 931 417 04 59<br />
66<br />
<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />
10 / 2014
Process Control<br />
Systems Engineering<br />
Process Control Systems (PCS) are distributed control systems (DCS) that are specialized<br />
to meet specific requirements of the process industries. The text book focuses on PCS<br />
engineering basics that are common to different domains of the process industries.<br />
It relates to an experimental research plant which serves for the exploration of the<br />
interaction between process modularization and process automation methods. This<br />
per<strong>mit</strong>s to capture features of highly specialized and integrated mono-product plants as<br />
well as application areas which are dominated by locally standardized general-purpose<br />
apparatus and multi-product schemes. While the text book’s theory is applicable for all<br />
PCS of different suppliers, the examples refer to Siemens’ control system PCS 7. Focusing<br />
on a single PCS enables readers to use the book in basic lectures on PCS engineering as<br />
well as in computer lab courses, allowing students to gain hands-on experience.<br />
Editor: Leon Urbas<br />
1 st <strong>edition</strong> 2012<br />
204 pages, content in English,<br />
165 x 230 mm, hardcover<br />
ISBN: 978-3-8356-3198-4<br />
Price € 49,80<br />
www.di-verlag.de<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
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KNOWLEDGE FOR THE<br />
FUTURE<br />
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Deutscher Industrieverlag GmbH | Arnulfstr. 124 | 80636 München<br />
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— copies of the Process Control Systems Engineering<br />
1st <strong>edition</strong> 2012 (ISBN: 978-3-8356-3198-4)<br />
at the price of € 49,80 (plus postage and packing)<br />
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PAPCSE2014
<strong>atp</strong> Kompaktwissen<br />
Band 1 –<br />
Erfolgreiches Engineering<br />
Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 138 Seiten, Broschur<br />
Buch + CD-ROM für € 79,–<br />
ISBN 978-3-8356-3210-3<br />
Band 3 –<br />
Praktische Messtechnik<br />
Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 70 Seiten, Broschur<br />
Buch + CD-ROM für € 59,–<br />
ISBN 978-3-8356-3213-4<br />
Band 5 –<br />
Industrielle Informationssicherheit<br />
Hrsg. Leon Urbas, 1. Auflage 2014, 80 Seiten, Broschur<br />
Buch für € 59,–<br />
ISBN 978-3-8356-7113-3<br />
<strong>atp</strong> kompakt Kollektion (Bände 1-6)<br />
€ 299,80<br />
ISBN 978-3-8356-7146-1<br />
Band 2 –<br />
Effiziente Kommunikation<br />
Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 70 Seiten, Broschur<br />
Buch + CD-ROM für € 59,–<br />
ISBN 978-3-8356-3212-7<br />
Band 4 –<br />
Automation in der Wasserbranche<br />
Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 146 Seiten, Broschur<br />
Buch + CD-ROM für € 59,–<br />
ISBN 978-3-8356-3226-4<br />
Band 6 –<br />
Safety in der Praxis<br />
Hrsg. Leon Urbas, 1. Auflage 2014, 112 Seiten, Broschur<br />
Buch für € 59,–<br />
ISBN 978-3-8356-7115-7<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
www.di-verlag.de<br />
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___ Ex. <strong>atp</strong> kompakt Kollektion (Bände 1-6)<br />
ISBN: 978-3-8356-7146-1 für € 299,80 (zzgl. Versand)<br />
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<strong>atp</strong> kompakt<br />
Band 1 – ISBN: 978-3-8356-3210-3 für € 79,– (zzgl. Versand)<br />
Band 2 – ISBN: 978-3-8356-3212-7 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />
Band 3 – ISBN: 978-3-8356-3213-4 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />
Band 4 – ISBN: 978-3-8356-3226-4 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />
Band 5 – ISBN: 978-3-8356-7113-3 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />
Band 6 – ISBN: 978-3-8356-7115-7 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />
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Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Versandbuchhandlung, Friedrich-Ebert-Straße 55, 45127 Essen.<br />
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Diese Erklärung kann ich <strong>mit</strong> Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />
PAATPK2014