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atp edition Automatisierungssysteme mit Web-Technologien (Vorschau)

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10 / 2014<br />

56. Jahrgang B3654<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Automatisierungstechnische Praxis<br />

Energieorientierte<br />

Prozessführung | 24<br />

Redundante Kommunikation<br />

für industrielle Automation | 32<br />

Zustandsüberwachung<br />

und Performanzprognose | 42<br />

<strong>Automatisierungssysteme</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong> | 52


Erreichen Sie die Top-Entscheider<br />

der Automatisierungstechnik.<br />

Sprechen Sie uns an wegen Anzeigenbuchungen<br />

und Fragen zu Ihrer Planung.<br />

Inge Spoerel: Telefon +49 (0) 89 203 53 66-22<br />

E-Mail: spoerel@di-verlag.de


EDITORIAL<br />

Nicht nur, sondern auch!<br />

Wie lernen wir am schnellsten Prozessautomatisierung?“ fragten mich in<br />

den letzten Jahren immer wieder Hersteller von Automatisierungstechnik<br />

für die Fertigungsindustrie. Sie hatten realisiert, dass <strong>mit</strong> Automatisierung<br />

für die Prozessindustrien sehr gute Renditen zu erzielen sind und dieses<br />

Geschäft im Vergleich zu dem ihren deutlich stabiler – weil langfristiger<br />

– ist. Meine erste Antwort darauf war immer: „Kauft euch das Handbuch der<br />

Prozessautomatisierung und studiert es Seite für Seite, dann bekommt ihr<br />

Boden unter die Füße. Und dann abonniert dazu die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> und lest sie<br />

jeden Monat ebenfalls gründlich, um ganz aktuell zu sein. So habt ihr eine<br />

faire Chance, in einem Jahr einigermaßen zu verstehen, was Prozessautomatisierung<br />

(PA) wirklich heißt.“<br />

Um ein PA-Profi zu werden reicht das allein natürlich nicht. Auch meinen<br />

Studierenden sage ich immer wieder: Lesen allein ersetzt nicht die eigenen<br />

Erfahrungen. Gespräche <strong>mit</strong> Anwendern in deren Betrieben, auf Messen und<br />

Kongressen – und auch <strong>mit</strong> den „Platzhirschen“ – sind enorm wichtig. Und<br />

vor allem: es selbst zu tun! Aber wer meinem obigen Rat folgt, schafft sich<br />

mindestens ein solides theoretisches, technisches und aktuelles Fundament<br />

für PA und kann die „richtigen“ Fragen stellen – das gilt durchaus auch für<br />

diejenigen, die glauben, über PA schon alles zu wissen...<br />

Dumm nur, dass seit einem Jahr die vierte Auflage des Handbuch der<br />

Prozessautomatisierung vergriffen ist und eine fünfte nur angekündigt. Zwar<br />

könnten sich Newcomer einige Zeit lang <strong>mit</strong> der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> behelfen; allerdings<br />

wird hier stabiles Grundlagenwissen meist vorausgesetzt. Aber auch<br />

die „alten Hasen“ der PA, bei denen das „Handbuch“ selbstverständlich in<br />

Griffweite steht, finden oft in der 4. Auflage keine befriedigenden Antworten<br />

mehr – einfach weil sich seit deren Erscheinen in 2009 die PA stürmisch<br />

weiterentwickelt hat. Man schaue sich nur die Hauptbeiträge dieses Heftes<br />

der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> an und versuche sich zu erinnern, wie vor fünf Jahren der<br />

Stand der Technik war bei den „<strong>Automatisierungssysteme</strong>n im <strong>Web</strong>“ oder<br />

der „Performanzprognose“, um nur zwei Beispiele herauszugreifen.<br />

Doch es gibt Hoffnung! Noch in diesem Jahr wird die 5. Auflage des Handbuch<br />

der Prozessautomatisierung verfügbar sein! Viele neue Erkenntnisse<br />

und Lösungen, die in den letzten Jahren auch in der <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> vorgestellt<br />

wurden, sind von den 48 alten und neuen Autoren des Handbuchs in die<br />

neuen oder überarbeiteten Beiträge eingearbeitet. Aktuell und authentisch<br />

wird so die gesamte Breite und Tiefe von Theorie und Praxis der PA abgedeckt<br />

– es gibt derzeit kein vergleichbares deutsches Standardwerk für unser<br />

Fachgebiet!<br />

Das Schönste zum Schluss: Wie die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> gibt es nun auch die Neuauflage<br />

des Handbuchs als eBook, was die Stichwortsuche und die Aktualisierung<br />

richtig komfortabel macht. Lassen Sie sich überraschen!<br />

DIPL.-ING.<br />

DIETER SCHAUDEL,<br />

Gründer und Inhaber<br />

SCHAUDELconsult Freiburg<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

3


INHALT 10 / 2014<br />

FORSCHUNG<br />

6 | VDE und DVGW wollen gemeinsame Forschung<br />

beim Thema Energiewende vorantreiben<br />

Call for <strong>atp</strong> experts: Safety und Security<br />

7 | Automatisierungsvereinigung Ifac ehrt Professor<br />

Klaus Schilling <strong>mit</strong> Outstanding Service Award<br />

VERBAND<br />

8 | Sechste Konferenz der Namur in China –<br />

Arbeitskreise stellen aktuelle Ergebnisse vor<br />

AMA-Kongresse: Poster und Vorträge gesucht<br />

VDE: Mikroelektronik muss gestärkt werden<br />

9 | Neue GMA-Ausschüsse zu Industrie 4.0<br />

BRANCHE<br />

10 | Aus Fieldbus und Hart wird die FieldComm Group,<br />

Hans-Georg Kumpfmüller erster Vorstandschef<br />

Mensch und Roboter rücken näher zusammen<br />

11 | Gute Zahlen für Sensorik und Messtechnik –<br />

Branche will von Industrie 4.0 profitieren<br />

HMI-Gestaltung für Touchscreens optimieren<br />

Industrie 4.0: Glossar klärt wichtige Begriffe<br />

RUBRIKEN<br />

3 | Editorial<br />

62 | Produkt & Unternehmen<br />

66 | Impressum, <strong>Vorschau</strong><br />

4<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


PRAXIS<br />

12 | Wickelautomaten <strong>mit</strong> neuem Remote<br />

I/O-Konzept verbessern automatisierte<br />

Zeitungensverarbeitung<br />

14 | Die richtige Information, zur richtigen<br />

Zeit, am richtigen Ort = höhere Effizienz<br />

18 | Präzisionssensorik lässt sich auch von<br />

zerknitterten Barcodes auf Säcken <strong>mit</strong><br />

Bio-Stärke nicht täuschen<br />

20 | Maßgeschneiderte Systemboards erlauben<br />

schnelle Anbindung von Feldsignalen in<br />

großen Anlagen<br />

22 | Big Data für Industrie 4.0 – größter<br />

Demonstrator zeigt Optimierungspotenziale<br />

für die Unternehmen<br />

Produkte,<br />

Systeme<br />

und Service<br />

für die<br />

Prozessindustrie?<br />

Natürlich.<br />

HAUPTBEITRÄGE<br />

24 | Energieorientierte Prozessführung<br />

S. SCHÄFER, U. BERGER, D. SCHÖTTKE UND T. KÄMPFE<br />

32 | Redundante Kommunikation für<br />

industrielle Automation<br />

H. FLATT, J. JASPERNEITE UND J. RAUCHFUSS<br />

42 | Zustandsüberwachung<br />

und Performanzprognose<br />

M. KRÜGER, T. JEINSCH, P. ENGEL, S. X. DING UND A. HAGHANI<br />

52 | <strong>Automatisierungssysteme</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong><br />

R. LANGMANN<br />

System 800xA 5.1 hilft Anlagen<br />

noch effizienter zu betreiben und<br />

die Produktivität und Rentabilität<br />

zu verbessern. Dies wird durch<br />

gesteigerte Bediener-Effizienz,<br />

optimiertes Handling bei Batch-<br />

Produktion, effizientere Sequenzkonfiguration,<br />

verbesserte<br />

Asset-Verwendung und optimierte<br />

Engineering Best Practices erreicht.<br />

Wünschen Sie sich auch so eine<br />

effiziente Anlagenbedienung?<br />

www.abb.de/controlsystems<br />

Wussten Sie, dass Ihnen ABB<br />

neben modernsten Leitsystemen<br />

ein umfassendes Portfolio für die<br />

Instrumentierung, herausragende<br />

Produkte und Lösungen für die<br />

Analysentechnik sowie erstklassigen<br />

Service bietet? Lesen Sie mehr unter:<br />

www.abb.de/<br />

prozessautomatisierung<br />

ABB Automation GmbH<br />

Tel.: +49 (0) 1805 26 67 76<br />

marketing.control-products@de.abb.com


FORSCHUNG<br />

VDE und DVGW wollen gemeinsame Forschung<br />

beim Thema Energiewende vorantreiben<br />

ENGERE ZUSAMMENARBEIT VEREINBART: Dr. Hans Heinz<br />

Zimmer, VDE-Vorstandsvorsitzender, Dr. Joachim Schneider,<br />

VDE-Präsident, DVGW-Präsident Dietmar Bückemeyer und<br />

DVGW-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Gerald Linke (von links<br />

nach rechts) bei der Unterzeichnung des Memorandums of<br />

Understanding. Bild: RWE/Jörg Mettlach<br />

Die Präsidenten des Deutschen Vereins des Gas- und<br />

Wasserfaches (DVGW) und des Verbands der Elektrotechnik<br />

Elektronik und Informationstechnik (VDE),<br />

Dietmar Bückemeyer und Dr. Joachim Schneider, haben<br />

in Essen ein Memorandum of Understanding unterzeichnet.<br />

Ziel der Grundsatzvereinbarung, die auch<br />

von DVGW-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Gerald Linke<br />

und dem VDE-Vorstandsvorsitzenden Dr. Hans<br />

Heinz Zimmer <strong>mit</strong>unterzeichnet wurde, ist die Förderung<br />

der Zusammenarbeit zwischen DVGW und VDE<br />

auf dem Gebiet der Forschung und Studienerstellung<br />

im Themenfeld „Energieversorgungssystem im Kontext<br />

der Energiewende“. Neben der bereits bestehenden, erfolgreichen<br />

Kooperation zwischen DVGW und dem<br />

Forum Netztechnik Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) im<br />

Rahmen der technischen Regelsetzung soll auch <strong>mit</strong><br />

der Energietechnischen Gesellschaft im VDE<br />

(VDE|ETG) die Zusammenarbeit im Bereich Forschung<br />

und Entwicklung gestärkt werden.<br />

„Dies ist ein klares Signal von DVGW und VDE, dass<br />

es in der Zusammenarbeit der beiden Sparten Gas und<br />

Strom noch weitere Synergien gibt. Diese Synergiepotenziale<br />

sollen systematisch erschlossen werden. Ziel<br />

ist es, durch die Konvergenz der Gas- und Stromnetze<br />

eine noch höhere spartenübergreifende Effizienz zu erzielen<br />

– bei gleichbleibend hoher Qualität und garantierter<br />

Sicherheit“, erklärte VDE-Präsident Dr. Joachim<br />

Schneider. Der Brückenschlag zwischen Gas- und<br />

Strom infrastruktur sei eine der wichtigsten Herausforderungen<br />

der Energiewende. „In Zukunft werden neben<br />

der Power-to-Gas-Technologie sowohl flexible Gaskraftwerke<br />

als auch innovative, gasbasierte Speichertechnologien<br />

oder mehr dezentrale Anlagen der Kraft-Wärme-<br />

Kopplung immer dringender benötigt. Nur so können<br />

wir das schwankende Angebot aus erneuerbaren Ressourcen<br />

wie Sonnen- und Windkraft langfristig und in<br />

großem Maßstab speichern und nutzen“, betonte DVGW-<br />

Präsident Dietmar Bückemeyer.<br />

(gz)<br />

VDE VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK<br />

INFORMATIONSTECHNIK E.V.,<br />

Stresemannallee 15,<br />

D-60596 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.vde.com<br />

Call for <strong>atp</strong> experts: Safety und Security<br />

IN AUSGABE 57(4) DER ATP EDITION i m<br />

April 2015 diskutiert die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> das<br />

Thema Safety und Security. Mit dem gestiegenen<br />

Risiko des Angriffs auf <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />

der Prozess- und<br />

Fertigungsindustrie ist auch die Security<br />

für Safety-kritische und Nicht-Safetykritische<br />

Anwendungen ein Thema geworden.<br />

Safety- und Security-Maßnahmen<br />

verwenden verschiedene Methoden<br />

für ihre verschiedenen Ziele, und ihre<br />

Interaktion kann zu Wechselwirkungen<br />

führen. Ob und wie diese methodisch behandelt<br />

werden müssen, soll Inhalt der<br />

Beiträge für <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> 57(4) sein.<br />

Wir bitten Sie, bis zum 2. Dezember<br />

2014 zu diesem Themenschwerpunkt<br />

einen gemäß der Autorenrichtlinien der<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ausgearbeiteten Hauptbeitrag<br />

per E-Mail an urbas@di-verlag.de<br />

einzureichen.<br />

Die <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist die hochwertige Monatspublikation<br />

für Fach- und Führungskräfte<br />

der Automatisierungsbranche.<br />

In den Hauptbeiträgen werden<br />

die Themen <strong>mit</strong> hohem wissenschaftlichem<br />

und technischem Anspruch und<br />

vergleichsweise abstrakt dargestellt.<br />

Im Journalteil werden praxisnahe Erfahrungen<br />

von Anwendern <strong>mit</strong> neuen<br />

<strong>Technologien</strong>, Prozessen oder Produkten<br />

beschrieben.<br />

Alle Beiträge werden von einem Fachgremium<br />

begutachtet. Sollten Sie sich<br />

selbst aktiv an dem Begutachtungsprozess<br />

beteiligen wollen, bitten wir um<br />

kurze Rückmeldung. Für weitere Rückfragen<br />

stehen wir Ihnen selbstverständlich<br />

gerne zur Verfügung.<br />

Redaktion <strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

Leon Urbas, Markus Hofelich<br />

CALL FOR<br />

Aufruf zur Beitragseinreichung<br />

Thema: Safety und Security<br />

Kontakt: urbas@di-verlag.de<br />

Termin: 02. Dezember 2014<br />

6<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


Automatisierungsvereinigung Ifac ehrt Professor<br />

Klaus Schilling <strong>mit</strong> Outstanding Service Award<br />

Für sein großes Engagement für die International<br />

Federation on Automatic Control (Ifac) wurde<br />

Klaus Schilling von der Fachvereinigung ausgezeichnet.<br />

Der Würzburger Professor erhielt den Ifac<br />

Outstanding Service Award beim Ifac-Weltkongress,<br />

der Ende August <strong>mit</strong> mehr als 2000 Teilnehmern in<br />

Südafrika stattfand. IFAC-Präsident Professor Ian<br />

Craig überreichte die Auszeichnung.<br />

Schilling, Inhaber des Lehrstuhls für Informatik VII<br />

(Robotik und Telematik) an der Uni Würzburg, führte<br />

<strong>mit</strong> seinem Team unter anderem sehr erfolgreich zwei<br />

internationale Ifac-Konferenzen durch. Auch saß er den<br />

Ifac Technical Com<strong>mit</strong>tees für Aerospace und Telematics<br />

vor. Die Ifac-Zeitschrift „Control Engineering Practice“<br />

unterstützte er lange als Associate Editor.<br />

Seit 2014 verantwortet Schilling als Ifac-Koordinator<br />

den gesamten Bereich „Computer & Control“. Dazu<br />

zählen Software- als auch Hardware-Systeme sowie<br />

Telematikmethoden für die Automatisierung, und er<br />

reicht von Mikroprozessoren bis zu Systemen der<br />

künstlichen Intelligenz. Die Ifac gilt als führende<br />

weltweite Fachvereinigung für die Automatisierungsund<br />

Regelungstechnik. Ihre Tätigkeitsfelder umfassen<br />

die Theorie-Grundlagen und ein sehr breites Spek-<br />

trum von Anwendungsfeldern der Automatisierungswissenschaften.<br />

(gz)<br />

JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG,<br />

Lehrstuhl für Informatik VII, Am Hubland,<br />

D-97074 Würzburg, Tel. +49 (0) 931 318 66 78,<br />

Internet: www.uni-wuerzburg.de<br />

AUSZEICHNUNG<br />

IN KAPSTADT:<br />

IFAC-Präsident<br />

Ian Craig ehrt<br />

Klaus Schilling<br />

(links) in Kapstadt<br />

<strong>mit</strong> dem Ifac<br />

Outstanding<br />

Service Award.<br />

Foto: Ifac<br />

E I N L A D U N G<br />

Messtechnik Regeltechnik Steuerungstechnik Prozessleitsysteme<br />

Mittwoch, 05. November 2014<br />

8:00 bis 16:00 Uhr<br />

Ruhrcongress Bochum<br />

Stadionring 20<br />

44791 Bochum<br />

Führende Fachfirmen der Branche präsentieren ihre Geräte und Systeme und<br />

zeigen neue Trends in der Automatisierung auf. Die Messe wendet sich an<br />

alle Interessierten, die auf dem Gebiet der Mess-, Steuer- und Regeltechnik<br />

sowie der Prozessautomation tätig sind.<br />

Der Eintritt zur Messe, die Teilnahme an den Workshops und der Imbiss<br />

sind für die Besucher kostenlos.<br />

Weitere Informationen finden Interessierte auf unserer Internetseite.<br />

www.meorga.de<br />

info@meorga.de<br />

MEORGA GmbH<br />

Sportplatzstraße 27<br />

66809 Nalbach<br />

Tel. 06838 / 8960035<br />

Fax 06838 / 983292<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

7


VERBAND<br />

Sechste Konferenz der Namur in China –<br />

Arbeitskreise stellen aktuelle Ergebnisse vor<br />

Kurz nach der Namur-Hauptsitzung am 6. und 7. November<br />

in Bad Neuenahr findet die sechste Namur-<br />

Konferenz in China statt. Dort, am 19. und 20. November<br />

in Shanghai, werden unter anderem Resultate der chinesischen<br />

Namur-Arbeitskreise vorgestellt. Die sieben<br />

Arbeitskreise haben weiter an Themen gearbeitet, die<br />

bei den Tagungen in den vergangenen Jahren als besonders<br />

interessant identifiziert wurden.<br />

Der diesjährige Sponsor Siemens wird <strong>mit</strong> interessanten<br />

Konferenzbeiträgen und einer Ausstellung das<br />

Programm ergänzen. So stehen Präsentationen über ver-<br />

fügbare Lösungen und mögliche zukünftige Entwicklungen<br />

auf dem Programm. Siemens hatte schon die<br />

Namur-Hauptsitzung in Bad Neuenahr 2013 gesponsert.<br />

Die chinesische Namur-Konferenz ist seit ihrer Gründung<br />

im Jahr 2009 stetig gewachsen. 2013 verzeichnete<br />

sie zirka 150 Teilnehmer.<br />

(gz)<br />

NAMUR-GESCHÄFTSSTELLE,<br />

C/O BAYER TECHNOLOGY SERVICES GMBH,<br />

Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen,<br />

Tel. +49 (0) 214 307 10 34, Internet: www.Namur.de<br />

NAMUR IN CHINA:<br />

Etwa 150 Teilnehmer<br />

wurden 2013 gezählt.<br />

AMA-Kongresse: Poster und Vorträge gesucht<br />

Der AMA Fachverband für Sensorik bittet um Beiträge<br />

für die beiden AMA-Kongresse Sensor und IRS²<br />

im Jahr 2015. Beide finden parallel zur Messe Sensor+Test<br />

vom 19. bis 21. Mai in Nürnberg statt. Interessierte Autoren<br />

bittet der Verband, Abstracts der Vorträge oder<br />

Poster bis zum 17. Oktober 2014 einzureichen. Informationen<br />

zu den Themenschwerpunkten und zur Dokumentvorlage<br />

sind zu finden unter www.ama-science.<br />

org/direct/call-for-papers. Die AMA-Kongresse Sensor<br />

und IRS² gelten als Vernetzungsplattform, die ein inter-<br />

nationales Fachpublikum ansprechen und Einblicke in<br />

neueste Forschungsergebnisse aus unterschiedlichen<br />

Disziplinen ermöglichen. AMA verbindet dabei Innovatoren<br />

aus Forschung und Entwicklung, aus Wissenschaft<br />

und Industrie.<br />

(gz)<br />

AMA FACHVERBAND FÜR SENSORIK E.V.,<br />

Sophie-Charlotten-Str. 15, D-14059 Berlin,<br />

Tel. +49 (0) 30 221 90 36 20,<br />

Internet: www.ama-sensorik.de<br />

VDE: Mikroelektronik muss gestärkt werden<br />

Ob Deutschland bei der Entwicklung von Industrie<br />

4.0 weltweit vorne liegen wird, hängt nach Einschätzung<br />

des VDE vor allem von der Verfügbarkeit<br />

mikroelektronischer Bausteine und Systeme aus heimischer<br />

Produktion ab. Deshalb verlangt der VDE,<br />

dass Bundesregierung und EU die Voraussetzungen<br />

dafür verbessern und optimale Bedingungen schaffen,<br />

dass deutsche und europäische Industrie- und Innovationspolitik<br />

Hand in Hand greifen. Dazu eigne sich<br />

das neue europäische Innovationsprogramm ECSEL<br />

(Electronic Components and Systems for European<br />

Leadership) innerhalb von Horizon 2020. Erforderlich<br />

sei die Unterstützung, da sich die Mikroelektronik in<br />

Deutschland gegen die stark subventionierte Konkurrenz<br />

aus Amerika und Fernost behaupten müsse.<br />

Deutschland könne Leitanbieter für intelligente Produktionstechnologien<br />

und Leitmarkt für CPS-<strong>Technologien</strong><br />

und -Produkte werden – allerdings nur, wenn die<br />

Mikroelektronik als ,Key Enabler‘ am Standort Deutschland/Europa<br />

entlang der gesamten Innovations- und<br />

Wertschöpfungskette gestärkt werde, die Unternehmen<br />

optimale Bedingungen vorfänden und durch gezielte<br />

Maßnahmen gefördert würden, so wie es asiatische Länder<br />

und die USA <strong>mit</strong> ihrer einheimischen Produktion<br />

handhabten. <br />

(gz)<br />

VDE VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK<br />

INFORMATIONSTECHNIK E.V.,<br />

Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,<br />

Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.vde.com<br />

8<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


Neue GMA-Ausschüsse<br />

zu Industrie 4.0<br />

Die Zukunft von Industrie 4.0 hängt neben<br />

technologischen Innovationen entscheidend<br />

von der Entwicklung passender und neuartiger<br />

Geschäftsmodelle sowie einer konsistenten<br />

Schaffung von Arbeitsumfeldern und stimmigen<br />

Aus- und Weiterbildungskonzepten ab.<br />

Erkenntnisse und Fortschritte aller drei Felder<br />

– Technologie, Businessmodell und Arbeitsumfeld<br />

– beeinflussen sich gegenseitig. Wissenschaftler<br />

wie Entscheider in Unternehmen müssen<br />

sich ihres enormen Einflusses und ihrer<br />

Verantwortung für unsere Zukunft bewusst<br />

werden, betont die VDI/VDE-Gesellschaft Messund<br />

Automatisierungstechnik (GMA). Das will<br />

die GMA <strong>mit</strong> zwei neuen Fachausschüssen zur<br />

Zukunft der Arbeit und zu Geschäftsmodellen<br />

unterstützen und <strong>mit</strong> allen Interessensgruppen<br />

gemeinsam am Projekt Industrie 4.0 arbeiten.<br />

Am 26. September hat sich der neue Fachausschuss<br />

<strong>mit</strong> dem Arbeitstitel „Businessmodelle“<br />

konstituiert, um die Geschäftsmodellentwicklung<br />

für Industrie 4.0 voranzutreiben. Der neue<br />

Fachausschuss <strong>mit</strong> dem Arbeitstitel „Zukunft<br />

der Arbeit“ wird sich am 31. Oktober gründen.<br />

Die beiden Gremien wurden initiiert von Prof.<br />

Frank T. Piller (TIM, RWTH Aachen, Thema:<br />

Businessmodelle) und Prof. Wilhelm Bauer<br />

(Fraunhofer IAO, Thema: Zukunft der Arbeit).<br />

Die GMA betont, es müssten viele Fragen geklärt<br />

werden, um in Deutschland nicht nur<br />

technologisch Spitzenreiter zu bleiben, sondern<br />

Industrie 4.0 in die Gesellschaft zu integrieren<br />

und einen möglichst großen menschlichen wie<br />

wirtschaftlichen Benefit zu erreichen. Es gelte<br />

herauszufinden, welche Geschäftsmodelle sich<br />

für Unternehmen in Deutschland ableiten lassen<br />

und wie eine optimale Geschäftsmodellentwicklung<br />

für den deutschen Mittelstand aussehen<br />

kann, um die globale Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu erhalten und auszubauen. Über die Geschäftsmodelle<br />

hinaus müssten alle Interessengruppen<br />

gemeinsam daran arbeiten, die Möglichkeiten<br />

von Industrie 4.0 <strong>mit</strong> Blick auf die<br />

Organisation der Arbeit für KMUs und Global<br />

Player, für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer zu<br />

erfassen und zu nutzen.<br />

Interessenten, die in den Ausschüssen <strong>mit</strong>arbeiten<br />

möchten oder Anregungen zu den Inhalten<br />

geben möchten, können sich direkt an die<br />

GMA-Geschäftsführerin Dr.-Ing. Dagmar Dirzus<br />

wenden.<br />

(gz)<br />

VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />

VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40,<br />

Internet: www.vdi.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

9


BRANCHE<br />

Aus Fieldbus und Hart wird die FieldComm Group,<br />

Hans-Georg Kumpfmüller erster Vorstandschef<br />

Die Mitglieder der Hart Communication<br />

Foundation und der Fieldbus<br />

Foundation haben dem Zusammenschluss<br />

beider Vereinigungen zur Field-<br />

Comm Group zugestimmt. Da<strong>mit</strong> folgten<br />

sie dem Vorschlag der Fieldbus- und<br />

Hart-Vorstände und taten den letzten<br />

Schritt zur Vereinigung.<br />

Die neue Organisation, FieldComm<br />

ZUM ERSTEN Group entsteht zum 1. Januar 2015 und<br />

VORSTANDSVOR- wird von einem Vorstand geleitet, der<br />

SITZENDEN der sich aus Vertretern der Unternehmen zusammensetzt,<br />

die in den derzeitigen Vor-<br />

FieldComm Group<br />

gewählt: Hans-Georg<br />

Kumpfmüller. sind. Hans-Georg Kumpfmüller wurde<br />

ständen der beiden Stiftungen vertreten<br />

als erster Vorsitzender des Vorstands gewählt.<br />

Er wird zudem der Einbindung<br />

von FDI LLC Mitte 2015 vorstehen.<br />

Kumpfmüller hat in seiner Funktion als Vorsitzender<br />

des FDI LLC-Vorstandes und CEO von Sensors and<br />

Communication bei Siemens maßgeblich die Richtung<br />

der Geräteintegration bestimmt. Er ist überzeugt, dass<br />

die Gründung der FieldComm Group „einen großen<br />

Schritt nach vorne für die Verarbeitungsindustrie darstellt,<br />

indem er die Nutzung der Stärken eines jeden in<br />

der Branche führenden Protokolls ermöglicht und da-<br />

rüber hinaus den Wert der Integrationsstrategie der<br />

nächsten Generation hinzufügt“.<br />

Der Vorstand hat zudem Ted Masters zum Präsidenten<br />

und CEO der FieldComm Group ernannt. Er ist zurzeit<br />

in der gleichen Funktion bei der Hart Communication<br />

Foundation tätig. Masters sieht in der Gründung von<br />

FieldComm Group eine noch nie dagewesene Gelegenheit<br />

zum Ausbau bestehender <strong>Technologien</strong> und zur<br />

Entwicklung einer einheitlichen Zukunftsvision für die<br />

Harmonisierung von Normen in der Prozessautomatisierung<br />

weltweit.<br />

In der Übergangs- und Integrationsphase der beiden<br />

Organisationen wird Richard J. Timoney – aktuell<br />

Präsident und CEO der Fieldbus Foundation – als geschäftsführender<br />

Vizepräsident der FieldComm Group<br />

fungieren.<br />

Die Hauptgeschäftsstelle von FieldComm Group wird<br />

sich in Austin, Texas, befinden und vom 1. Januar 2015<br />

an eine Einheit darstellen. Bis dahin werden die Hart<br />

Communication Foundation und die Fieldbus Foundation<br />

weiterhin unabhängig voneinander arbeiten. (gz)<br />

FIELDBUS FOUNDATION,<br />

9005 Mountain Ridge Drive, Bowie Bldg – Suite 200,<br />

Austin, TX 78759-5316, USA,<br />

Tel. +1 (0) 512 794 88 90, Internet: www.fieldbus.org<br />

Mensch und Roboter rücken näher zusammen<br />

Bislang arbeiten sie meist durch Gitter getrennt – in<br />

Zukunft sollen Roboter und Mensch Seite an Seite<br />

in der Industrie stehen. Mit diesem Trend befasst sich<br />

die VDI-Fachkonferenz „Assistenzroboter in der Produktion“<br />

am 10. und 11. Dezember 2014 in Frankfurt.<br />

MENSCH-ROBOTER-KOOPERATION: Diesem Thema<br />

widmet sich die VDI-Fachkonferenz „Assistenzroboter in<br />

der Produktion“. Bild: Kellenberger Kaminski Photographie<br />

Dort diskutieren Experten die Möglichkeiten und<br />

Chancen der Servicerobotik.<br />

Leiter der Tagung ist Prof. Dr. Hans Wernher van de<br />

Venn von der Züricher Hochschule für Angewandte<br />

Wissenschaften und Gewinner des Robotic Award 2013<br />

der Hannover Messe <strong>mit</strong> seinem System für eine sichere<br />

Mensch-Roboter-Interaktion. „Die direkte Interaktion<br />

zwischen Mensch und Roboter wird aufgrund ihrer<br />

hohen Flexibilität in Zukunft immer wichtiger werden“,<br />

so van de Venn. Vorgestellt wird bei der Tagung<br />

auch der erste von der Berufsgenossenschaft zugelassene<br />

Roboter in Deutschland. Der automatische Produktionsassistent<br />

APAS zeigt <strong>mit</strong> welchen <strong>Technologien</strong><br />

die zukünftige Industrie 4.0 arbeiten könnte.<br />

Vortragen werden bei der Tagung unter anderem Referenten<br />

von Audi, Bosch, MRK-Systeme, Kuka Systems<br />

und Festo. Am Tag vor und nach der Veranstaltung finden<br />

zwei Spezialveranstaltungen zu den Themen<br />

„Mensch, Roboter & Sicherheit“ sowie „Robotik in Betreuung<br />

und Gesundheitsversorgung“ statt. Das Programm<br />

der Tagung und die Anmeldeunterlagen sind<br />

zu finden unter: www.vdi.de/assistenzroboter (gz)<br />

VDI WISSENSFORUM GMBH,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 42 01,<br />

Internet: www.vdi-wissensforum.de<br />

10<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


Gute Zahlen für Sensorik und Messtechnik –<br />

Branche will von Industrie 4.0 profitieren<br />

Die Branche Sensorik und Messtechnik geht von weiter<br />

wachsenden Umsätzen aus. Nachdem im ersten<br />

Quartal ein Plus von sieben Prozent erreicht wurde,<br />

flachte das Wachstum von April bis Juni zwar auf zwei<br />

Prozent ab. Die Auftragseingänge wuchsen noch um<br />

ein Prozent, wie die regelmäßige Umfrage des AMA<br />

Verband für Sensorik und Messtechnik bei seinen 480<br />

Mitgliedern ergab. Aber Thomas Simmons, AMA Geschäftsführer,<br />

kommentiert die Energebnisse. „Wir sind<br />

auch für das restliche Jahr zuversichtlich gestimmt und<br />

glauben, dass unsere Branche weiter wachsen wird. Die<br />

derzeit viel diskutierte Industrie 4.0 nimmt langsam<br />

Fahrt auf. Die Fertigung wird immer dynamischer, die<br />

Automatisierung anspruchsvoller und Sensoren und<br />

Sensorsysteme ermöglichen der Industrie, immer intelligentere<br />

Lösungen in der Fertigung einzusetzen.“Die<br />

überwiegend <strong>mit</strong>telständisch geprägte Branche plant<br />

für das laufende Jahr pro 1000 Arbeitsplätze zwölf<br />

neue Ingenieur einzustellen.<br />

(gz)<br />

Quelle: AMA Verband<br />

für Sensortechnik und Messtechnik<br />

3. Quartal 2008 = 100%<br />

WEITER<br />

AUFWÄRTS:<br />

Die Sensorikund<br />

Messtechnikbranche<br />

erwartet einen<br />

weiteren<br />

Umsatzanstieg.<br />

AMA FACHVERBAND FÜR SENSORIK E.V.,<br />

Sophie-Charlotten-Str. 15, D-14059 Berlin,<br />

Tel. +49 (0) 30 221 90 36 20, Internet: www.ama-sensorik.de<br />

HMI-Gestaltung für Touchscreens optimieren<br />

Das nun als Entwurf erschienene Richtlinienblatt<br />

VDI/VDE 3850 Blatt 3 soll Entwickler von Bedienoberflächen<br />

bei der Gestaltung eines Touchscreen-spezifischen<br />

Dialoges für stationäre Einsätze unterstützen<br />

und ihnen gleichzeitig genügend gestalterische Freiräume<br />

lassen. Ein künftiges Blatt der Richtlinie soll<br />

mobil eingesetzte Touchscreen-Systeme behandeln.<br />

Die Richtlinie ist anzuwenden bei der Touchscreenspezifischen<br />

Dialoggestaltung für technische Anlagen<br />

im industriellen Einsatz. Der Schwerpunkt der Gestaltungsempfehlungen<br />

liegt auf der Benutzung des Touchscreens<br />

<strong>mit</strong> Fingern; die Benutzung <strong>mit</strong> anderen Berüh-<br />

relementen ist abhängig von der jeweiligen Hardware<br />

möglich. Sicherheitsrelevante Funktionen werden<br />

nicht betrachtet, da diese zurzeit für Touch-Systeme<br />

kaum zugelassen werden. Einsprüche zum Richtlinienentwurf<br />

können bis 31.Dezember eingereicht werden:<br />

http://go.vdi-online.de/gui/einspruch_liste.php (gz)<br />

VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />

VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

Industrie 4.0: Glossar klärt wichtige Begriffe<br />

Diskussionen über Industrie 4.0 sind anfällig für<br />

Missverständnisse, weil bei weitem noch nicht alle<br />

Begriffe eindeutig definiert sind. Daher erstellt eine<br />

Arbeitsgruppe des GMA-Fachausschusses „Industrie<br />

4.0“ ein Glossar zu diesem Thema. Erste Definitionen<br />

hat die Arbeitsgruppe nun veröffentlich (www.iosb.<br />

fraunhofer.de/?BegriffeI40), weitere sind in Arbeit.<br />

Erforderlich ist die Klarstellung, da im Umfeld von Industrie<br />

4.0 Begrifflichkeiten und Konzepte aus unterschiedlichen<br />

Domänen aufgegriffen werden (etwa aus dem<br />

IKT-Bereich die Orchestrierung von Diensten in einer<br />

service-orientierten Umgebung). Manche Begriffe sind<br />

aber in den beteiligten Domänen unterschiedlich besetzt<br />

(etwa Service (Dienst) im IKT-Bereich gegenüber der Produktion).<br />

Andere Begriffe sind sogar innerhalb einer Domäne<br />

mehrdeutig oder unpräzise (etwa Komponente).<br />

Diese sprachlichen und konzeptionellen Unterschiede<br />

und Ungenauigkeiten, sowie der Bedarf nach Erklärungen<br />

zu „fachfremden Konzepten“ sind ein Hindernis in der<br />

Entwicklung übergreifender komplexer technischer Lösungen<br />

für Industrie 4.0 und in der Normung.<br />

Das Glossar soll nun eine gemeinsame Basis für die Begrifflichkeiten<br />

schaffen, die die unterschiedlichen Sichtweisen<br />

und Anforderungen berücksichtigt. Dies soll die<br />

Zusammenarbeit über Unternehmens- und Branchengrenzen<br />

hinweg erleichtern.<br />

(gz)<br />

VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND<br />

AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)<br />

VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,<br />

VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

11


PRAXIS<br />

Wickelautomaten <strong>mit</strong> neuem Remote I/O-Konzept<br />

verbessern automatisierte Zeitungensverarbeitung<br />

Ferag AG realisierte beim Redesign <strong>mit</strong> u-remote eine hochproduktive, ausfallsichere Lösung<br />

PLATZSPAREND: Aufgrund der Modulbreite<br />

von nur 11,5 mm und der hohen Kanaldichte<br />

ist das u-remote-System sehr platzsparend<br />

zu verbauen, was besonders in dezentralen<br />

Schaltkästen Vorteile bietet.<br />

SOBALD DER LEERE<br />

DISC TRÄGER in die<br />

Wickelstation<br />

einfährt, startet<br />

ohne manuelles<br />

Zutun der Prozess<br />

des Aufwickelns.<br />

Volle Träger werden<br />

automatisch<br />

abgedockt und<br />

können <strong>mit</strong> einem<br />

Shuttle herausgenommen<br />

werden.<br />

EINER FÜR ALLE FORMATE: Wickelautomaten<br />

kommen beispielsweise als<br />

dynamische Puffer zwischen Druckmaschinen<br />

und Versandraum oder als<br />

Zwischenspeicher für Vordrucke und<br />

Beilagen zum Einsatz. Sie arbeiten<br />

<strong>mit</strong> sämtlichen Formate, ohne dass<br />

Umstellungen bei sich ändernden<br />

Produktlängen erforderlich sind.<br />

Zeitungen und Zeitschriften müssen nicht nur gedruckt,<br />

sondern auch verteilt werden. Mit Förderund<br />

intelligenten Weiterverarbeitungssystemen für die<br />

Branche leistet die schweizerische Ferag AG dazu einen<br />

entscheidenden Beitrag. Um bei der Automatisierung<br />

hohe Performance und maximale Stabilität der Abläufe<br />

zu erreichen, setzt Ferag auf das Remote-I/O-Konzept<br />

„u-remote“ von Weidmüller.<br />

Als globaler Spezialist für intelligente Weiterverarbeitungssysteme<br />

für die Zeitungs- und Zeitschriftenproduktion<br />

widmet die weltweit führende Ferag AG<br />

ihre Lösungen durchgängig einer Idee: die Transportstrecken<br />

zwischen Druckmaschine und Paketversand<br />

möglichst produktiv zu gestalten.<br />

Ein wesentlicher Bestandteil der effizienten Zeitungsverarbeitung<br />

ist das zeitweise Aufwickeln der<br />

Printprodukte auf raumsparende Zwischenspeicher,<br />

die sogenannten MultiDiscs. Dieses System bietet eine<br />

Lösung für sämtliche Formate, ohne dass Umstellungen<br />

bei sich ändernden Produktlängen erforderlich sind.<br />

Sobald der leere DiscTräger in die Wickelstation einfährt,<br />

startet ohne manuelles Zutun der Prozess des<br />

Aufwickelns. Volle Träger werden automatisch abgedockt<br />

und können <strong>mit</strong> einem Shuttle herausgenommen<br />

werden. Mit diesen Eigenschaften dient der mobile<br />

Träger beispielsweise dem nahtlosen Produkttransport<br />

zwischen verschiedenen Produktionszentren.<br />

LEISTUNGSSTARKE AUTOMATISIERUNG GEFORDERT<br />

Zur fließenden Eingliederung des Aufwickelprozesses<br />

in die weiteren Verarbeitungsschritte ist eine präzise<br />

Vernetzung der einzelnen Teilsysteme gefordert. Den<br />

Schlüssel hierzu stellt eine leistungsstarke Automatisierung<br />

dar, die den zuverlässigen Anlagenbetrieb ermöglicht.<br />

Um die Automatisierungsaufgaben rund um<br />

ihre Systeme möglichst effizient zu meistern, setzt<br />

Ferag hierbei auf Lösungen, die performante <strong>Technologien</strong><br />

<strong>mit</strong> hoher Produktivität verbinden.<br />

„Da wir im Serienmaschinenbau tätig sind, müssen<br />

sich die von uns eingesetzten Lösungen nicht nur im<br />

Einzelfall bewähren, sondern fortdauernd – sowohl in<br />

unseren eigenen Prozessen als auch im Betrieb bei un-<br />

12<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


seren Kunden. Entsprechend legen wir bei der Auswahl<br />

jeder Komponente doppelt hohe Maßstäbe an“, erklärt<br />

Stefan Sutter, Leiter Softwareentwicklung MC, den Anspruch<br />

von Ferag. „Beim Redesign unseres Wickelautomaten<br />

MTD10 war unser Ziel, ein hochproduktives,<br />

ausfallsicheres System zu schaffen. Nach eingehender<br />

Prüfung verschiedener Remote I/O-Varianten ist unsere<br />

Wahl auf das System von Weidmüller gefallen, das<br />

<strong>mit</strong> seinen Eigenschaften optimal unseren Anspruch<br />

an eine leistungsstarke Automatisierung unterstützt.“<br />

EINFACHE ANALYSEN VIA WEBSERVER<br />

Mit u-remote bietet Weidmüller ein vollkommen neues<br />

und anwenderorientiertes Remote I/O-System an. Es<br />

zeichnet sich durch eine steckbare Anschlussebene, hohe<br />

Packungsdichte sowie beste Performance aus und steht<br />

für hohe Effizienz und Produktivität. Der integrierte <strong>Web</strong>-<br />

Server vereinfacht Inbetriebnahme und beschleunigt<br />

Wartungsarbeiten. Er lässt Simulationen von Eingängen<br />

und Forcen von Ausgängen zu, ohne dass das System <strong>mit</strong><br />

der Steuerung verbunden sein muss. So können Maschinenmodule<br />

bereits in früheren Installationsphasen getestet<br />

werden. Außerdem sind <strong>mit</strong> Hilfe des u-remote-<strong>Web</strong>servers<br />

auch einfache Analysen bei der Systemwartung<br />

möglich für den Fall, dass in der Steuerung keine Klartext-Ausgaben<br />

für Fehlermeldungen hinterlegt wurden.<br />

Die Wickelautomaten kommen als modularer Bestandteil<br />

in verschiedenen Teilbereichen einer Ferag-<br />

Anlage zum Einsatz, beispielsweise als dynamischer<br />

Puffer zwischen Druckmaschinen und Versandraum<br />

oder als Zwischenspeicher für Vordrucke und Beilagen,<br />

welche erst später verarbeitet werden. Zur dezentralen<br />

Ansteuerung ist jeder MTD10-Automat <strong>mit</strong> einer u-remote-Station<br />

versehen, die über EtherCAT an die übergeordnete<br />

Steuerung angeschlossen ist. In der Systemauslegung<br />

hat Ferag insbesondere die Kompaktheit des<br />

praxisnahen Remote I/O-Konzepts überzeugt. u-remote<br />

spart dank der hohen Kanaldichte und seiner schmalen<br />

Bauform von nur 11,5 mm Modulbreite Platz und bietet<br />

flexible Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

ANSCHLUSS MIT VORKONFIGURIERTEN LEITUNGEN<br />

Konkret profitiert das Unternehmen davon, dass u-remote<br />

bis zu 64 I/O-Module <strong>mit</strong> nur einer einzigen Einspeisung<br />

am Koppler versorgt. Zwei hoch belastbare<br />

10-A-Strompfade sind zudem intelligent getrennt, sodass<br />

eine separate Versorgung der Eingänge und Ausgänge<br />

erfolgt. Mit diesen Möglichkeiten kann Weidmüller<br />

die u-remote-Stationen schmaler gestalten als andere<br />

von Ferag betrachtete Lösungen. Besonders für dezentrale<br />

Schaltkästen wie an den Wickelautomaten ist<br />

das vorteilhaft, denn sie können besonders kompakt<br />

gehalten werden.<br />

Trotz des komprimierten Aufbaus fordert das System<br />

bei der Montage keine Kompromisse in puncto Handhabung<br />

– im Gegenteil: Dank der übersichtlichen steck-<br />

baren Anschlussebene profitieren die Installateure bei<br />

Ferag davon, dass sie die 48 Sensoren und 32 Aktoren<br />

pro Station <strong>mit</strong> vorkonfektionierten Leitungen anschließen<br />

können. Hinzu kommt der effiziente „Push<br />

in“-Direktsteckanschluss, der ohne Sicherheitsverluste<br />

eine erhebliche Zeitersparnis <strong>mit</strong> sich bringt.<br />

Neben einem stabil laufenden System waren Ferag<br />

insbesondere praxisgerechte Diagnosemöglichkeiten<br />

wichtig. „Ein großes Thema für uns sind sicherheitsrelevante<br />

Aspekte beim Aushändigen unserer Anlagensoftware.<br />

Vor diesem Hintergrund haben wir uns schon<br />

lange eine alternative Lösung gewünscht, um im Betrieb<br />

Diagnosen durchführen zu können“, erklärt Projektleiter<br />

Norbert Bürge, der die Softwareentwicklung<br />

für die MTD-10-Wickelautomaten verantwortet hat.<br />

„Das u-remote-System kam uns hier <strong>mit</strong> seinem integrierten<br />

<strong>Web</strong>server sehr gelegen.“<br />

Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass bei u-remote<br />

ein Komponententausch im laufenden Betrieb lastfrei<br />

erfolgen kann, also ohne Busanbindung und Spannungsversorgung<br />

unterbrechen zu müssen.<br />

Beim Probelauf einer Anlage sowie auch im laufenden<br />

Betrieb kommen zudem die Vorteile der eindeutigen<br />

Zuordnung von Status und Diagnose zum Tragen.<br />

Diese erfolgt bei u-remote besonders einfach <strong>mit</strong> einer<br />

LED direkt am Kanal sowie Statusanzeigen an jedem<br />

Modul. Techniker erkennen Fehler sofort und können<br />

sie direkt beheben.<br />

„Weidmüller hat uns die Möglichkeit gegeben, sämtliche<br />

Funktionalitäten von u-remote umfassend zu testen.<br />

Nach erfolgreicher Erprobung können wir das System<br />

daher heute <strong>mit</strong> Überzeugung in unsere Anlagen eindesignen“,<br />

berichtet Bürge. „Wir freuen uns, ein so stabiles,<br />

gut diagnostizierbares System gefunden zu haben, das<br />

unseren Anspruch an eine produktive Automatisierung<br />

von der Planung bis zum laufenden Betrieb erfüllt.“<br />

AUTOR<br />

ANDREAS HOFFMANN,<br />

Produktmanger Remote<br />

I/O-Systeme bei<br />

Weidmüller in Detmold.<br />

Weidmüller GmbH & Co. KG,<br />

Ohmstr. 9, D-32758 Detmold,<br />

Tel. + 49 (0) 5231 14 29 15 80,<br />

E-Mail: andreas.hoffmann@weidmueller.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

13


PRAXIS<br />

Die richtige Information, zur richtigen Zeit,<br />

am richtigen Ort = höhere Effizienz<br />

Ergonomisch gestaltete HMI/Scada-Software macht Zeit frei für kreative Optimierungsarbeit<br />

FLEXIBLES REZEPTMANAGEMENT sorgt für kontrollierte<br />

Prozesse, beispiels weise in Bierbrauereien.<br />

DAS DREIDIMENSIONALE<br />

MULTI-TOUCH-INTERFACE ermöglicht<br />

dem Bediener schnelles, präzises und<br />

motiviertes Arbeiten.<br />

DER ECHTZEIT-<br />

ÜBERBLICK,<br />

hier am Beispiel einer<br />

Verpackungslinie, bietet<br />

Zugang zu umfassender<br />

Information.<br />

Das Produktionsumfeld ist sehr dynamisch, komplex<br />

und von immer schärferem Wettbewerb bestimmt.<br />

Von Maschinenbedienern und Produktionsmanagern<br />

wird immer höhere Effizienz gefordert. Verfügen sie dafür<br />

über das beste „Werkzeug“? Wie viel Komfort und<br />

Motivation bringt die eingesetzte Industriesoftware?<br />

Spornt sie zu Höchstleistungen an? Fördert sie stressfreie<br />

Effizienz? Hier kommt die Ergonomie ins Spiel. Sie spielt<br />

auch bei HMI/Scada-Software eine wichtige Rolle.<br />

Die Interaktion der Maschinenbediener <strong>mit</strong> der Anlage<br />

muss fehlerlos sein, auch bei zunehmender Komplexität<br />

der Maschinen. Jeder Fehler bedeutet den Verlust<br />

von Produktivität, kann möglicherweise sogar<br />

gefährlich sein. Bediener müssen verschiedenstes<br />

Equipment oft simultan im Auge behalten und häufig<br />

rasch reagieren. Im Rahmen von Konzepten wie dem<br />

TPM (Total Productive Management) wird vom Maschinenbediener<br />

immer mehr ein direkter Beitrag zur<br />

Prozess optimierung gefordert.<br />

Wie einfach kann ein Bediener diese Erwartungen<br />

erfüllen? Wie viele Kilometer muss er an einem Arbeitstag<br />

zurücklegen, um die verteilten Maschinen und Anlagen<br />

zu bedienen? Wie steil ist seine Lernkurve? Wirken<br />

persönliche Motivation und Erfahrung einer leistungsstarken<br />

Technologie entgegen?<br />

ABSOLUTE FREIHEIT BEI DER ENTWICKLUNG NÖTIG<br />

Entscheidende Themen wie diese müssen bei der Entwicklung<br />

einer ergonomischen HMI/Scada-Software<br />

berücksichtigt werden. So ist es für den Maschinenbauer<br />

unerlässlich, dass die Entwicklungsumgebung<br />

alle notwendigen, einfach konfigurierbaren Komponenten<br />

sowie absolute Freiheit bei der Implementierung<br />

eigener Usability-Konzepte bietet. Für den Bediener<br />

muss darüber hinaus das grafische Interface klar verständlich<br />

sein – unabhängig von Sprache, Anlagenkomplexität<br />

oder Farbsichtigkeit –, da<strong>mit</strong> er schnell durch<br />

die zur Verfügung stehenden Optionen der HMI-Appli-<br />

14<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


kation navigieren und einen effektiven Prozessablauf<br />

gewährleisten kann. Userzentriertes Design reduziert<br />

im Gegensatz zu klassischen Anwendungen dramatisch<br />

den Aufwand, die unterschiedlichen Formen von<br />

Prozessinformationen zu verstehen und ermöglicht so<br />

eine angenehme, vertraute Interaktion.<br />

Die Multi-Touch-Technologie beispielsweise ist ein<br />

neuer Meilenstein in der intuitiven und sicheren Anlagenbedienung.<br />

Die Lernkurve ist bei weitem flacher<br />

und neue Interface-Designkonzepte können auf Basis<br />

der intuitiven, von mobilen Endgeräten (Tablet PCs,<br />

Smartphones) gewohnten Multi-Touch-Gesten umgesetzt<br />

werden. Zoomen, Optionsauswahl, User Login<br />

und abgesicherte Aktionen werden um Klassen einfacher.<br />

Die Kombination <strong>mit</strong> einer 3D-Anlagenvisualisierung<br />

garantiert dem Anwender zum Beispiel die<br />

rasche Lokalisierung von bestimmten Alarmen. Das<br />

ist nicht nur funktional nützlich, sondern sorgt auch<br />

für ein positives Arbeitserlebnis.<br />

SOFTWARE MUSS OFFEN KOMMUNIZIEREN KÖNNEN<br />

Offene Kommunikation <strong>mit</strong> beliebigen anderen Systemen<br />

ist ein grundlegendes Prinzip einer wirklich unabhängigen<br />

Software und besitzt für die vollständige<br />

Integration des Maschinenbedieners innerhalb des<br />

Produktionsteams große Bedeutung. Die komplette vertikale<br />

Integration, inklusive der ERP-zu-HMI- Kom -<br />

munikation, garantiert einen schnellen und sicheren<br />

Fluss operativer Anweisungen, wie zum Beispiel bei<br />

Material- oder Verpackungswechsel gemäß der aktuellsten<br />

Produktplanung. Umgekehrt sammelt die ERP-<br />

Lösung wertvolle Informationen zu Anlagenleistung<br />

und Produktqualität direkt über den Bediener und gestaltet<br />

den fortwährenden Verbesserungsprozess dadurch<br />

lebendig und kreativ.<br />

Eine ergonomische Softwarelösung unterstützt den<br />

Maschinenbediener nicht nur bei der erfolgreichen<br />

Ausführung seiner Tätigkeiten sondern fördert auch<br />

dessen Motivation und Gesundheit.<br />

PRODUKTIONSMANAGER OPTIMAL UNTERSTÜTZEN<br />

Produktionsmanager und Prozess-Spezialisten spielen<br />

eine entscheidende Rolle für die Performance eines<br />

Produktionsbetriebs. Prozessdesign, Qualitätskontrolle,<br />

Anlageneffizienz und Energiekosten fallen in ihren<br />

Verantwortungsbereich. Ihr Handeln wirkt sich direkt<br />

auf den Geschäftserfolg aus, Richtlinien werden von<br />

ihnen in die Praxis umgesetzt. Plan-Do-Check-Act-<br />

Prozesse werden ebenfalls von ihnen gelenkt – aber <strong>mit</strong><br />

welchem Aufwand?<br />

Wie viel Zeit verbringen Mitarbeiter <strong>mit</strong> der Aufzeichnung<br />

von Produktionsdaten, um Verbesserungspotenziale<br />

überhaupt identifizieren zu können? Wie<br />

schnell können sie riesige Datenmengen in wertvolle<br />

Leistungsindikatoren umwandeln? Basieren ihre Optimierungsentscheidungen<br />

auf zuverlässigen Daten und<br />

Kalkulationen? Eine ergonomisch orientierte Herangehensweise,<br />

die nah am Menschen bleibt und kreativitätsfeindliche<br />

Routine aufdeckt, ermöglicht eine nachhaltige<br />

Lösung, bringt Komfort und reduziert Kosten.<br />

Die Konnektivität von Software <strong>mit</strong> sämtlichen relevanten<br />

Datenquellen quer durch die Produktion ermöglicht<br />

die notwendige vollständige Analyse. In einer<br />

fortschrittlichen Software übernehmen dies zahlreiche<br />

native Kommunikationsprotokolle. Der Supervisor<br />

bleibt dadurch stets präzise informiert und erspart sich<br />

die Zeit des manuellen Datensammelns. In Echtzeit<br />

kalkulierte KPIs (Key-Performance-Indikatoren) wie<br />

zum Beispiel OEE (Overall Equipment Effectiveness),<br />

EnPIs (Energy Performance Indicators) oder Qualitätsindikatoren<br />

geben einen klaren Einblick, wo eine<br />

schnelle Reaktion Probleme im Prozess lösen kann.<br />

Was an Zeit für den Aufbau eines Datenflusses eingespart<br />

wird, steht nun für kreative Optimierungsarbeit<br />

zur Verfügung, was zu mehr beruflicher Zufriedenheit<br />

und besseren Leistungen führt.<br />

Ergonomie bedeutet auch die Möglichkeit, sich ganz<br />

einfach auf relevante Information zu konzentrieren.<br />

Ergonomische Software muss eine entsprechende Top-<br />

Down-Analyse und die passenden Kontextfilter zur<br />

Verfügung stellen, so wie zum Beispiel Zeit, Ort, Produktionseinheit.<br />

So bringt Software den Produktionsbetrieb<br />

auf den Schreibtisch des Managers. Am PC<br />

stehen ihm die kompletten Informationen in Echtzeit<br />

sowie umfassende Reports zur historischen Datenanalyse<br />

zur Verfügung.<br />

INFORMATION AUF DEN USER ZUGESCHNITTEN<br />

Aber Anforderungen und Technologie haben sich bereits<br />

darüber hinaus weiter entwickelt: Die benötigte<br />

Information kann genau am gewünschten Ort zur Verfügung<br />

gestellt und auf den jeweiligen User abgestimmt<br />

werden. Mobile <strong>Technologien</strong> sind in zeitgemäßer Automatisierungssoftware<br />

bereits seit längerem Realität<br />

und ermöglichen mehr Freiheit bei der Optimierung<br />

der Produktion. Eine Diagnose der Effizienz oder der<br />

Verbrauchsverluste lässt sich noch erfolgreicher durchführen,<br />

wenn die Software die Analysemethoden <strong>mit</strong><br />

direkter Prozessbeobachtung kombiniert. Moderne<br />

Software ist unabhängig von der verwendeten Hardware<br />

und vom Betriebssystem. Sogar das Smartphone<br />

kann die Rolle eines ‚Nachrichtensenders‘ für die aktuelle<br />

Performance einer Anlage annehmen.<br />

Kurz: die richtige Information, zur richtigen Zeit,<br />

am richtigen Ort, für die richtigen Empfänger – ohne<br />

Einschränkungen. Ergonomie in industrieller Software<br />

bedeutet, dass Produktionsleiter souverän Entscheidungen<br />

treffen und ‚bequem‘ Höchstleistungen<br />

erzielen können.<br />

Mit der Entwicklung in Richtung Echtzeit-Management<br />

steigt das Tempo: Informationszyklen werden<br />

kürzer, sogar bei Produktionsberichten. Ein wöchent-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

15


PRAXIS<br />

DYNAMIC PRO-<br />

DUCTION REPORTING<br />

für OEE- und ISO<br />

50001-Analysen.<br />

licher Report reicht oft nicht mehr aus. Der Zeitpunkt<br />

für eine Analyse und da<strong>mit</strong> verbundene Entscheidungen<br />

wird heute von der Entwicklung der wichtigsten<br />

Kennzahlen bestimmt. Drastische Last-Minute-<br />

Korrekturen werden durch schnelle, effektive vorbeugende<br />

Maßnahmen ersetzt.<br />

Das Management der Produktionsstätte, wie Technikmanager,<br />

Wartungsmanager und Produktionsmanager,<br />

profitiert am meisten von dieser Informationsverdichtung.<br />

Im Vergleich zum Produktionsteam<br />

benötigen sie einen stark reduzierten Detailgrad an<br />

Information. Für sie spielt die Datenaggregierung<br />

eine wesentliche Rolle. Deshalb empfiehlt sich ein<br />

auf Vorlagen basierendes Reporting, inklusive globaler<br />

Kennzahlen, Dashboards, Wasserfall-Charts<br />

sowie einer interaktiven Drill-Down-Analyse. Im<br />

Idealfall stehen alle diese Kennzahlen jederzeit und<br />

ortsunabhängig über einen beliebigen Internetbrowser<br />

zur Verfügung.<br />

Produktionsmanager benötigen Antworten auf<br />

eine Menge von Fragen. Doch all die Information<br />

dazu kann schnell zur überwältigenden Flut werden.<br />

Eine ergonomische Software muss für den Produktionsmanager<br />

deshalb zum ‚Visionsbooster‘ werden.<br />

Benötigt werden modernste, zuverlässige Werkzeuge,<br />

die seine Handlungsfreiheit nicht einschränken: relevant,<br />

präzise, konsistent, interaktiv und ansprechend<br />

präsentierte Information, die immer und überall<br />

verfügbar ist.<br />

Produktionsmanager müssen natürlich auch die<br />

Kosten im Auge behalten, die für derartige ergonomische<br />

und effizienzsteigernde Lösungen anfallen –<br />

sowohl bei der Anschaffung als auch für die Erhaltung<br />

und die flexible Aktualisierung des Systems<br />

entsprechend der Marktdynamik. Aus der ergonomischen<br />

Perspektive gibt es mehrere Prinzipien, die<br />

eine hohe Flexibilität bei gleichzeitig moderaten Kosten<br />

ermöglichen. Ausbaufähigkeit ist unverzichtbar:<br />

ergänzende Verbindungen zu neuem Equipment, zu<br />

Messinstrumenten oder neuer Software müssen jederzeit<br />

möglich sein.<br />

Besteht eine Softwarestruktur aus Out-of-the-Box-<br />

Modulen, die durch das Setzen von Parametern konfiguriert<br />

wird anstatt <strong>mit</strong> Programmierung von neuem<br />

Code, wird die Entwicklung schneller und kosteneffektiver.<br />

Spezielle Funktionen für effizientes Engineering<br />

sollten ebenfalls zur Verfügung stehen, etwa Wiederverwendbarkeit,<br />

zentralisierte und dezentralisierte<br />

Parameter, automatische Engineering Wizards, um nur<br />

einige Beispiele zu nennen. Falls mehrere weitere Mitglieder<br />

des Produktionsteams involviert sind und Zugang<br />

zur Anwendung benötigen, muss dies schnell via<br />

Client/Server- und <strong>Web</strong>server-Technologie umsetzbar<br />

sein, unterstützt von adäquater Automatisierungs- und<br />

IT-Sicherheit.<br />

Ergonomie im Engineering stellt Hochtechnologie<br />

einer weiten Bandbreite an technischen Mitarbeitern<br />

zur Verfügung. Die ständige Forderung nach maximaler<br />

Zuverlässigkeit, schneller Integration und neuen<br />

Funktionalitäten geht nun nicht mehr <strong>mit</strong> einem Mehr<br />

an Einsatz, größeren Umständen oder endlosem Zeitdruck<br />

einher.<br />

Softwaretechnologie muss Grenzen ständig neu ausloten,<br />

indem sie näher an ihre User kommt und kreativ<br />

deren berufliche Problemstellungen löst. Die Produktion<br />

<strong>mit</strong> ihrem ständigen Appetit auf Spitzenperformance<br />

ist die perfekte Umgebung. Denn Zukunft<br />

ist Ergonomie.<br />

AUTOR<br />

FRANK HÄGELE<br />

ist Sales Director der<br />

COPA-DATA GmbH.<br />

COPA-DATA GmbH,<br />

Haidgraben 2, D-85521 Ottobrunn,<br />

Tel. +49 (0) 89 66 02 98 90,<br />

E-Mail: Frank.Haegele@copadata.de<br />

16<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


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die kurzen Journalbeiträge aus der Fertigungs- und<br />

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PRAXIS<br />

Präzisionssensorik lässt sich auch von zerknitterten<br />

Barcodes auf Säcken <strong>mit</strong> Bio-Stärke nicht täuschen<br />

Vollautomatische Palettieranlage: Leistung der Messtechnik sichert die Performance<br />

Alles aus einer Hand zu bekommen, das ist mehr als<br />

nur Nice-to-have“, erklärt Wolfgang Becker. Er ist<br />

beim Industrieanlagenbauer HSK GmbH International<br />

als Projektleiter zuständig für eine komplexe Palettieranlage<br />

bei Kröner Stärke, Europas größtem Produzenten<br />

für Bio-Stärke-Produkte. Alle Sensoraufgaben wie Identifizieren,<br />

Detektieren, Distanzen messen, Positionieren<br />

und auch die Absicherung der Arbeitsräume hat er<br />

deshalb <strong>mit</strong> Sensoren von Leuze electronic gelöst.<br />

„Aus rein technischer Sicht hat die Performance der<br />

Sensoren absolute Priorität“, betont Wolfgang Becker aus<br />

der Elektronikkonstruktion bei HSK in Glückstadt. Das<br />

gilt umso mehr, wenn es um komplexe Anlagen <strong>mit</strong> hohem<br />

Durchsatz und anspruchsvollen Umgebungsbedingungen<br />

geht, wie im Fall der Palettieranlage für Kröner<br />

Stärke in Ibbenbüren. „Die Auswahl der richtigen Sensoren<br />

bestimmt maßgeblich die Leistungsfähigkeit, Verfügbarkeit<br />

und Sicherheit einer Anlage; zumal es sich im<br />

Anschluss an die Absackung der Produkte um eine <strong>mit</strong><br />

Stärkemehl belastete Umgebung handelt“, sagt Becker.<br />

NEUES PRODUKTIONS- UND LOGISTIKZENTRUM<br />

Die Kröner Stärke – Hermann Kröner GmbH produziert<br />

im Teutoburger Wald zwischen Münster und Osnabrück<br />

unter anderem naturbelassenes Stärkemehl aus<br />

nachwachsenden Rohstoffen. Rund 75 Prozent gehen<br />

an die Lebens<strong>mit</strong>telindustrie, 25 Prozent werden in<br />

Futter<strong>mit</strong>teln oder in der technischen Industrie etwa<br />

zur Produktion von Papier oder Klebstoffen verwendet.<br />

Das 1900 gegründete Unternehmen ist heute Europas größter<br />

Produzent für Bio-Stärke-Produkte und als solcher expandierend<br />

sowie stetig da<strong>mit</strong> beschäftigt, Produktionsabläufe<br />

konsequent zu optimieren, um Produktionsleistungen<br />

und Produktqualitäten immer weiter zu verbessern.<br />

„Aus diesem Grund haben wir auch ein neues<br />

Produktions- und Logistikzentrum <strong>mit</strong> einer Fläche von<br />

rund 8.000 Quadratmeter gebaut“, erzählt Michael Termöllen,<br />

Prokurist und Betriebsleiter bei Kröner Stärke.<br />

ROBOTER SORTIEREN DIE ANKOMMENDEN SÄCKE<br />

Hier werden die Weizenstärkeprodukte abgesackt,<br />

sprich in Säcke <strong>mit</strong> 12 bis 25 Kilogramm Inhalt beziehungsweise<br />

in sogenannte Big Bags (Gewebesäcke) für<br />

bis zu 1000 Kilogramm Stärkemehl verpackt. Die Produktionslinien<br />

laufen am Ende auf zwei Förderstrecken<br />

zusammen, an denen jeweils ein Palettierroboter die<br />

Säcke auf Paletten stapelt. Jeder Roboter hat drei Palettenstellplätze,<br />

wo die im Mix ankommenden Säcke<br />

nach Produkt und Größe sortiert gestapelt werden. Zusätzlich<br />

hat jeder Roboter einen vierten Palettenplatz<br />

für Ausschleusungen: Jeder Sack wird nämlich auf den<br />

Förderstrecken vor den Palettierrobotern nach Gewicht<br />

sowie beispielsweise auf Fremdkörper geprüft und gegebenenfalls<br />

ausgeschleust.<br />

Außerdem wird die Flexibilität der Roboter für Umpalettierungen<br />

genutzt, wenn bereits palettierte Säcke<br />

auf Kundenwunsch individuell etikettiert werden sollen.<br />

Die Big Bags werden über Bypasslinien an den Palettierrobotern<br />

vorbeigeführt. Die Zuführung der Leerpaletten<br />

von einem Portalroboter zu den Palettierrobotern<br />

und an die Big-Bag-Linien ist ebenfalls Bestandteil<br />

der von HSK realisierten vollautomatischen<br />

Palettieranlage.<br />

SICHERE IDENTIFIZIERUNG IST UNABDINGBAR<br />

Da<strong>mit</strong> diese Prozesse vollautomatisch ablaufen können,<br />

ist die eindeutige Kennzeichnung der Produkte und<br />

da<strong>mit</strong> einhergehend die sichere Identifizierung durch<br />

die Roboter notwendig. Dafür werden <strong>mit</strong>tels Inkjet-<br />

Drucker Barcodes auf die Säcke gesprüht. „Daraus resultiert<br />

eine der großen Herausforderungen in dieser<br />

Applikation“, erklärt Termöllen, der da<strong>mit</strong> die Lesbarkeit<br />

der gedruckten Barcodes anspricht. Die Säcke aus<br />

Papier, respektive die Bereiche zum Aufbringen der<br />

Barcodes, sind nicht immer glatt und während des<br />

Druckvorgangs nicht immer im exakten Abstand positioniert.<br />

Dies führt zu Kontrastunterschieden und zu<br />

mehr oder minder verzerrt gedruckten Barcodes.<br />

Die sichere Identifikation dieser Barcodes leisten<br />

Barcodeleser der Baureihen BCL 304i und BCL 504i.<br />

Im Unterschied zu anderen getesteten Barcodescannern<br />

stellen diese Geräte die ideale Lösung dar, um<br />

die aufgesprühten Barcodes in den relativ unterschiedlichen<br />

Positionen auf den Stärkemehlsäcken<br />

sicher zu lesen. Dazu trägt maßgeblich die Hochleistungsoptik<br />

<strong>mit</strong> einem symmetrisch-optischen Öffnungswinkel<br />

von plus/minus 30 Grad und einer großen<br />

Tiefenschärfe bei.<br />

MILLIMETERGENAU POSITIONIERT<br />

„Entscheidend für die Lesesicherheit ist allerdings die<br />

Code-Fragment-Technologie“, attestiert Projektleiter<br />

Becker. Die CRT-Technologie gewährleistet hohe Lesesicherheit,<br />

indem sie Barcodes selbst unter großer<br />

Schräglage zur Mittenachse in einzelnen Fragmenten<br />

mehrfach versetzt liest. Diese Fragmente werden anschließend<br />

von der Software des Lesegeräts, anhand<br />

der sich überlappenden Elemente, wieder zu einem<br />

Gesamtergebnis zusammengefügt. „So lassen sich die<br />

auf den meist unebenen Oberflächen der Säcke <strong>mit</strong><br />

unterschiedlichen Kontrasten und oft verwaschen<br />

oder gezackt erscheinenden Codes sicher lesen“, bestätigt<br />

Becker.<br />

Den Abtransport der beladenen Paletten sowie die<br />

Zuführung von Leerpaletten von und zu den Palettierrobotern<br />

übernehmen sogenannte Umsetzwagen.<br />

Diese werden an frei programmierbaren Umsetzpositionen<br />

<strong>mit</strong>tels Laser-Distanzmessgeräten der Produktfamilie<br />

AMS 300i millimetergenau positioniert. Die optischen<br />

Entfernungs-Messsysteme auf Basis eines Rotlichtlasers<br />

sind konzipiert für Applikationen, bei denen<br />

Positionsdaten von bewegten Anlagenteilen, in diesem<br />

18<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


ZUFRIEDEN MIT DER PERFORMANCE der<br />

Anlage: Michael Termöllen (links), Betriebsleiter<br />

bei Kröner Stärke, und Wolfgang Becker,<br />

Projektleiter beim Anlagenbauer HSK.<br />

JEWEILS EIN ROBOTER stapelt am Ende von Produktionslinie und<br />

anschließender Förderstrecke die gefüllten Säcke auf Paletten.<br />

Fall die Umsetzwagen, über größere Entfernungen berechnet<br />

werden müssen. Durch den Einsatz modernster<br />

Signalprozessoren lassen sich Entfernungen von bis zu<br />

300 Meter millimetergenau und im Millisekunden-<br />

Raster berechnen. Die Systeme bestehen aus jeweils<br />

einem stationär montierten Laser-Messgerät <strong>mit</strong> gegenüber<br />

an den Umsetzwagen angebrachter Reflektorfolie.<br />

„Die SSI-Schnittstellen der bei Kröner Stärke verwendeten<br />

Gerätevariante AMS 304i erlauben die Anbindung<br />

direkt an die Antriebsumrichter der Umsetzwagen“,<br />

freut sich Becker, der so eine leistungsfähige<br />

Punkt-zu-Punkt-Positionierung realisiert und gleichzeitig<br />

die übergeordnete SPS entlastet hat.<br />

Die vielfältigen, ausschließlich schaltenden Sensoraufgaben<br />

im Netz der Förderstrecken sind <strong>mit</strong> induktiven<br />

Sensoren in kubischen und zylindrischen Bauformen<br />

oder nach Bedarf <strong>mit</strong> Lichtschranken oder<br />

Lichttastern der Baureihe 46B gelöst. Hier sind es vor<br />

allem die Reflexions-Lichtschranken PRK 46B sowie<br />

die Reflexions-Lichttaster <strong>mit</strong> Hintergrundausblendung<br />

HRTR 46B, die Becker schon seit Jahren als „Hausmarke“<br />

bezeichnet. Seine Überzeugung und sein Vertrauen<br />

in die Produkte resultieren aus vielen eigenen Tests, in<br />

denen er gezielt versucht hat, die Sensoren zu „betrügen“<br />

und in denen er die hohen Reichweiten und Leistungsreserven<br />

als unschlagbar bestätigt fand.<br />

ANSPRUCHSVOLLE SICHERHEITSSENSORIK<br />

Anspruchsvolle Lösungen sind aufgrund der Komplexität<br />

der Palettieranlage für die Sicherheitssensorik erforderlich.<br />

Hier sind im Wesentlichen Solid-4-Sicherheits-<br />

Lichtvorhänge Typ 4 sowie Mehrstrahl-Sicherheits-Lichtschranken<br />

der Baureihe MLD 500 im Einsatz. Die Sicherheits-Lichtvorhänge<br />

dienen vor allem der Zutrittsicherung<br />

an den Palettenstellplätzen im Umfeld der Palettierroboter.<br />

Ebenfalls den Anforderungen nach Typ 4 gemäß<br />

IEC EN 61496-1 entsprechend sind die Mehrstrahl-Sicherheits-Lichtschranken<br />

MLD 500 an diversen Gefahrenstellen<br />

im Netz der Förderstrecken ausgeführt. In robusten<br />

und störsicheren Ausführungen sorgen sie für höchste<br />

Anlagenverfügbarkeit. „Von Vorteil bei den MDL-Sicherheits-Lichtschranken<br />

ist die integrierte Muting-Funktion,<br />

die über die Stecker-PIN-Belegung leicht parametrierbar<br />

ist“, erläutert Becker. Ergänzend zu den Sicherheits-Lichtvorhängen<br />

und -Lichtschranken werden an Türen Sicherheits-Zuhaltungen<br />

L100 und zu deren zusätzlicher Überwachung<br />

magnetcodierte Sensoren MC 300 verwendet.<br />

Die Einbindung der Sicherheitssensorik in die Anlagensteuerung<br />

erfolgt über programmierbare Sicherheits-<br />

Schaltgeräte aus der Produktfamilie MSI 200. Diese bieten<br />

aufgrund der einfachen Handhabung bei der Inbetriebnahme,<br />

der flexiblen Konfigurationsmöglichkeiten und<br />

der breiten On-Board-Funktionalität eine optimale Systemlösung.<br />

„Vorteilhaft ist die modulare Erweiterbarkeit“,<br />

ergänzt Becker, der auch im Bereich der Anlagensicherheit<br />

die Performance seiner Hausmarke schätzt.<br />

AUTOR<br />

FRANK BRÖCKER ist Vertriebsmanager<br />

bei der Leuze<br />

electronic GmbH + Co. KG.<br />

Leuze electronic GmbH + Co. KG,<br />

In der Braike 1, D-73277 Owen,<br />

Tel. +49 (0) 40 66 85 13 30,<br />

E-Mail: frank.broecker@leuze.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

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PRAXIS<br />

Maßgeschneiderte Systemboards erlauben schnelle<br />

Anbindung von Feldsignalen in großen Anlagen<br />

Aufwendige und fehleranfällige Einzelverdrahtung entfällt – Inbetriebnahme wird beschleunigt<br />

SCHNELLE UND<br />

BETRIEBSSICHERE<br />

ANBINDUNG:<br />

16-kanaliges Termination<br />

Board für Emerson DeltaV.<br />

TRANSPARENT<br />

FÜR HART:<br />

Die universelle<br />

AI-/AO-Barriere<br />

des H-Systems.<br />

Bilder: Pepperl+Fuchs<br />

Eine effiziente Lösung für die sichere Anbindung von<br />

Ex-i-Feldsignalen <strong>mit</strong> vielen Messstellen sind vorkonfektionierte<br />

Termination Boards. Sie werden in<br />

Abstimmung <strong>mit</strong> Herstellern von Prozessleitsystemen<br />

entwickelt. Für diese Termination Boards existiert ein<br />

breites Portfolio von Trennbarrieren <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />

Funktionen. Da<strong>mit</strong> entfällt eine aufwendige,<br />

manuelle und fehleranfällige Einzelverdrahtung, zudem<br />

wird die Inbetriebnahme beschleunigt.<br />

Auch die neuen Emerson Boards von Pepperl+Fuchs<br />

sind speziell auf die Anforderungen der I/O-Karten<br />

des kundeneigenen Prozessleitsystems ausgelegt. Die<br />

klassische Punkt-zu-Punkt-Verbindung ist eine bewährte<br />

Lösung in der Interfacetechnik. In großen Systemen<br />

steigt aber der Aufwand; nicht nur für Verdrahtung<br />

und Inbetriebnahme, sondern auch für Planung<br />

und Dokumentation.<br />

DIE KOSTEN REDUZIEREN SICH ERHEBLICH<br />

Wie aus einer klassischen Struktur eine neue und wirtschaftliche<br />

Lösung für Projekte <strong>mit</strong> vielen Ex-i Messstellen<br />

wird, zeigen vorkonfektionierte Termination<br />

Boards des H-Systems von Pepperl+Fuchs. Sie wurden<br />

speziell nach den Wünschen und Anforderungen der<br />

Hersteller von Prozessleitsystemen entwickelt.<br />

Die Verbindung auf der Feldseite erfolgt über Klemmen,<br />

auf der Steuerseite über vorkonfektionierte Kabel.<br />

Aufgrund der spezifischen Systemsteckverbinder garantieren<br />

die Termination Boards eine schnelle und<br />

betriebssichere Anbindung der Signale an das jeweilige<br />

Automatisierungssystem. Eine aufwendige, manuelle<br />

und fehleranfällige Einzelverdrahtung entfällt. Zudem<br />

beschleunigt sich die Inbetriebnahme, da das Überprüfen<br />

der Verkabelung und das Beseitigen eventueller<br />

Fehlbelegungen nun deutlich einfacher sind. Da<strong>mit</strong><br />

reduzieren sich die Kosten für Planung, Verdrahtung<br />

und Dokumentation erheblich – je größer das Projekt,<br />

umso höher das Einsparpotenzial.<br />

Auch bei den neuentwickelten Emerson Termination<br />

Boards sind die Funktionen und die Belegung des Steckers<br />

genau auf die Anforderungen der I/O-Karten des<br />

DeltaV-Prozessleitsystems zugeschnitten. Zur Verfügung<br />

stehen vier Systemboards, die für 32-kanalige DI-,<br />

32- und 8-kanalige DO-Karten sowie 8-kanalige AI-/AO-<br />

Karten auf der Steuerungsseite ausgelegt sind.<br />

GERINGER PLATZBEDARF – WELTWEITE ZULASSUNG<br />

Die Boards können jeweils <strong>mit</strong> maximal vier Trennbarrieren<br />

bestückt werden – für die digitalen Karten beispielsweise<br />

<strong>mit</strong> 4-kanaligen Schaltverstärkern und 2-kanaligen<br />

Ventilsteuerbausteinen, für die analogen <strong>mit</strong><br />

4-kanaligen Trans<strong>mit</strong>terspeisegeräten und Stromtreibern.<br />

An das AI/AO Board (16 Kanäle) kann der Anwender<br />

zwei 8-kanalige AI- oder AO-Karten anschließen.<br />

Diese DeltaV-spezifischen Termination Boards des<br />

H-Systems werden im Schaltschrank auf einer 35 mm<br />

DIN-Hutschiene befestigt und benötigen sehr wenig<br />

Platz. Sie sind für den weltweiten Einsatz geeignet, da<br />

sie über umfassende Zulassungen verfügen.<br />

Die konfektionierten Systemboards für die digitalen<br />

Karten des DeltaV-Prozessleitsystems von Emerson sind<br />

<strong>mit</strong> einem Fehlermeldeausgang ausgestattet. Da<strong>mit</strong> stehen<br />

dem Leitsystem aktuelle Statusinformationen zur<br />

Verfügung. Bei den Boards für analoge Karten erlaubt<br />

eine Leitungsfehlertransparenz die lückenlose Überwachung<br />

der Feld- und Steuerleitungen auf jedem einzelnen<br />

Kanal. Auch die Kommunikation über HART<br />

ist möglich – denn die Emerson-Karten unterstützen<br />

die HART-Kommunikation und die Trennbarrieren<br />

sind ohnehin für HART transparent.<br />

Neben den prozessleitsystemspezifischen Termination<br />

Boards des H-Systems von Pepperl+Fuchs ist auch eine<br />

20<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


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www.<strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>.de<br />

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Vielzahl von Termination Boards verfügbar, die nicht<br />

für ein spezielles Leitsystem ausgelegt sind.<br />

Die Versorgung der Trennbarrieren erfolgt redundant<br />

und abgesichert über das Board, die Konfiguration<br />

über Dip-Schalter oder einen PC. Die universellen<br />

Boards sind entweder <strong>mit</strong> Sub-D Stecker oder<br />

Klemmenblock auf der Steuerungsseite lieferbar.<br />

MONTAGE ERFORDERT KEINE WERKZEUGE<br />

PIN-Belegung und Klemmen-Bezeichnung sind über<br />

das gesamte Portfolio konsistent, so dass jedes Modul<br />

auf jedem Termination-Board-Steckplatz platziert<br />

werden kann. Zusätzlich steht ein spezielles<br />

HART Communication Board zur Verfügung. Es<br />

verfügt über einen Steckplatz für einen Multiplexer,<br />

der bis zu 32 Kanäle adressieren kann. Dieser übernimmt<br />

die Funktion eines Gateways, das die Kommunikation<br />

zwischen der Wartungsstation und den<br />

HART-Feldgeräten herstellt. Die Verbindung des<br />

HART Communication Boards zu anderen Boards<br />

erfolgt über vorkonfektionierte Verbindungskabel.<br />

Als Trennbarrieren für eigensichere Anwendungen<br />

stehen neben Trans<strong>mit</strong>terspeisegeräten, Ausgangstreibern<br />

und Repeatern hochfunktionale Bausteine für<br />

die Signalvorverarbeitung zur Verfügung. Dazu zählen<br />

Schaltverstärker, Frequenzumformer oder Relaisbausteine<br />

ebenso wie Ventilsteuerbausteine, Messumformer<br />

und Grenzwertschalter. Alle Termination<br />

Boards können ohne den Einsatz von Werkzeugen<br />

montiert werden. Kodierstifte verhindern dabei eine<br />

Fehlplatzierung. Um die Verfügbarkeit der Anlage zu<br />

erhöhen, sind alle Module „hot swap“-fähig, können<br />

also während des Betriebes ausgetauscht werden. Die<br />

Arretierung nach dem Einsetzen wird durch einen<br />

Quick-Lok-Riegel gewährleistet.<br />

AUTOR<br />

Dipl.-Ing. ANDREAS<br />

GRIMSEHL ist Produkt<br />

Marketing Manager<br />

Interface Technology<br />

im Geschäftsbereich<br />

Prozessautomation<br />

bei Pepperl+Fuchs.<br />

www.<strong>atp</strong>-<strong>edition</strong>.de<br />

Pepperl+Fuchs GmbH,<br />

Lilienthalstraße 200, D-68307 Mannheim,<br />

Tel. +49 (0) 621 776 17 94,<br />

E-Mail: agrimsehl@de.pepperl-fuchs.com<br />

Die Referenzklasse für die<br />

Automatisierungstechnik<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

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<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> ist das Fachmagazin für die Automatisierungstechnik.<br />

Die Qualität der wissenschaftlichen Hauptbeiträge<br />

sichert ein strenges Peer-Review-Verfahren. Bezug zur<br />

automatisierungstechnischen Praxis nehmen außerdem<br />

die kurzen Journalbeiträge aus der Fertigungs- und Prozessautomatisierung.<br />

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10 / 2014<br />

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PRAXIS<br />

Big Data für Industrie 4.0 – größter Demonstrator<br />

zeigt Optimierungspotenziale für die Unternehmen<br />

Fraunhofer IOSB-INA entwickelt Vorhersagemodelle, die Fehler erst gar nicht entstehen lassen<br />

Wenn Industrieunternehmen ihre Anlagen steuern<br />

und überwachen, fallen große Datenmengen an.<br />

Sensoren erfassen Temperaturen, Drücke, Förderströme<br />

oder Energiedaten. Nach einer Studie zum Thema Big<br />

Data des Fraunhofer IAIS entstand bereits 2011 weltweit<br />

ein Datenvolumen von rund 1,8 Zettabyte, das sich<br />

Prognosen zufolge alle zwei Jahre verdoppeln soll.<br />

Doch wie kann man diese Datenmengen nutzen? Welche<br />

Vorteile bergen Sie für Industrieunternehmen?<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des<br />

Fraunhofer-Anwendungszentrums Industrial Automation<br />

(IOSB-INA) in Lemgo entwickeln Verfahren, die<br />

dieses brachliegende Potenzial heben und realisieren<br />

sie in einem der ersten Big-Data-Demonstratoren.<br />

PARAMETER OPTIMIEREN – FEHLER VERHINDERN<br />

Big-Data-Verfahren in der Produktion werden Industrieunternehmen<br />

künftig zahlreiche Vorteile verschaffen.<br />

Wartungen, Optimierungen und Vorhersagen können<br />

<strong>mit</strong> Big Data verbessert werden. Dazu entwickelt das<br />

Fraunhofer IOSB-INA Methoden, die gewonnene Daten<br />

so aufzubereiten, dass die Verfügbarkeit der Anlagen<br />

signifikant steigt und der Ressourcenverbrauch sinkt.<br />

Prädikationsfähige Modelle lassen es zu, Fehler nicht<br />

nur zu diagnostizieren, sondern auch die Systemparameter<br />

zu optimieren, so dass Fehler gar nicht erst auftreten.<br />

Diese Modelle werden datengetrieben <strong>mit</strong> Hilfe<br />

von maschinellen Lernverfahren erstellt. Dies bietet<br />

einen enormen Vorteil, da kein oder sehr wenig Strukturwissen<br />

nötig ist.<br />

STÜNDLICH 1 GB PROZESSDATEN IN ECHTZEIT ERFASST<br />

Ihr Know-how bündeln die Wissenschaftler nun im – in<br />

diesem Umfang – ersten Demonstrator für Big Data in<br />

der Produktion, in dem datengetriebene Verfahren angewendet<br />

werden: In dem modularen Montagesystem<br />

der SmartFactoryOWL ist Big Data heute schon erlebbar.<br />

Sämtliche Sensor- und Prozessdaten der Montagelinie,<br />

welche verschiedene Module wie Roboterarme,<br />

Laserzelle und ein Augmented Reality Modul umfasst,<br />

werden in einer Cloud gespeichert. Zurzeit sind das<br />

rund 1 GB Daten je Stunde von rund 270 Prozessdatensätzen,<br />

die in Echtzeit erfasst werden. Diese Daten weisen<br />

die unterschiedlichsten Formate auf. In einem ersten<br />

Schritt werden die Daten daher erfasst und semantisch<br />

annotiert.<br />

In der Cloud werden die Daten gespeichert und vor<br />

allem auch analysiert. Ähnliche Ansätze behandeln<br />

heute nur einzelne Komponenten und nicht gesamte<br />

Anlagen. Insbesondere im Kontext von Industrie 4.0<br />

22<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


können sie schon heute auf ihr im Big-Data-Demonstrator<br />

gebündeltes Know-how zurückgreifen und die Industriepartner<br />

bei der Einbindung von Big-Data-Verfahren<br />

in ihre Anlagen unterstützen.<br />

MODULARES MONTAGESYSTEM<br />

DER SMART FACTORYOWL:<br />

Hier werden Prozessdaten<br />

erfasst und zur Optimierung<br />

der Gesamtanlage aufbereitet.<br />

Bild: Fraunhofer IOSB-INA<br />

SELBSTLERNENDES ASSISTENZSYSTEM<br />

In dem Projekt AGATA entsteht ein selbstlernendes<br />

Assistenzsystem, das durch die Beobachtung komplexer<br />

Verarbeitungsprozesse in Industrie und Landwirtschaft<br />

Zusammenhänge er<strong>mit</strong>telt und so Fehler, Anomalien<br />

und Optimierungsbedarf automatisch erkennt.<br />

Die hohe Komplexität industrieller und landwirtschaftlicher<br />

Verarbeitungsprozesse und die<br />

ständig wachsenden Datenmengen führen zu einer<br />

Überlastung des Anwenders bei der Überwachung,<br />

Analyse und Diagnose. Daher werden in AGATA Methoden<br />

zur Prozessüberwachung entwickelt, die im<br />

Gegensatz zu existierenden Speziallösungen <strong>mit</strong> geringem<br />

Konfigurationsaufwand an Änderungen der<br />

Prozessabläufe adaptiert und für ein weites Anwendungsspektrum<br />

eingesetzt werden können. Darüber<br />

hinaus werden in dem Projekt Methoden zur Erfassung<br />

großer Datenmengen in heterogenen Netzwerken<br />

entwickelt.<br />

Das in AGATA gewonnene Wissen durch die Anwendungen<br />

in den Unternehmen, sowie das Knowhow<br />

aus weiteren Projekten zum Umgang <strong>mit</strong> großen<br />

Datenmengen fließt anschließend ebenfalls in<br />

den Big-Data-Demonstrator ein.<br />

müssen Big-Data-Ansätze die Gesamtheit der Anlagen<br />

betrachten, denn dort kann der Großteil des Optimierungspotenzials<br />

ausgeschöpft werden. Aus diesem<br />

Grund setzten die Lemgoer Forscher auf eine ganzheitliche<br />

Analyse der gesamten Montagelinie.<br />

Beispielsweise werden Verfahren zur Optimierung<br />

der Energieeffizienz des Montagesystems integriert. Die<br />

Forscher nutzen lernfähige Data-Mining-Methoden, die<br />

je nach Art der Fertigungsverfahrens, die optimalen<br />

Abläufe errechnen. Dazu setzen sie datengetriebene,<br />

selbstlernende Methoden ein, die sich schnell und<br />

selbstständig an ändernde Produktionsprozesse anpassen.<br />

Andere Beispiele sind Verfahren zum Condition<br />

Monitoring und zur Anlagenüberwachung.<br />

Neben der Veranschaulichung von Big Data ist die<br />

Anlage auch aktiver Bestandteil der Forschungsund<br />

Entwicklungsarbeit. An dem Big-Data-Demonstrator<br />

sind maschinelle Lernverfahren großer Datenmengen<br />

in der Industrie greifbar umgesetzt.<br />

Im aktuell gestarteten BMBF-Projekt „Analyse großer<br />

Datenmengen in Verarbeitungsprozessen (2014)“, kurz<br />

AGATA entwickeln die Forscher seit September zusammen<br />

<strong>mit</strong> Unternehmen wie Claas, Tönsmeier, Bayer<br />

Technologie Services, Hilscher und dem DFKI weitere<br />

Verfahren zur Nutzung großer Datenmengen. Dabei<br />

AUTOREN<br />

Prof. Dr. OLIVER NIGGEMANN ist<br />

stell vertretender Leiter des Fraunhofer-<br />

Anwendungszentrums Industrial<br />

Automation (IOSB-INA).<br />

Fraunhofer-Anwendungszentrum Industrial<br />

Automation (IOSB-INA),<br />

Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,<br />

Tel. +49 (0) 5261 942 90 42,<br />

E-Mail: oliver.niggemann@iosb-ina.fraunhofer.de<br />

M.Sc. SÖREN VOLGMANN ist<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter im<br />

Fraunhofer-Anwendungszentrum<br />

Industrial Automation (IOSB-INA).<br />

Tel. +49 (0) 5261 942 90 34,<br />

E-Mail: soeren.volgmann@iosb-ina.fraunhofer.de<br />

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10 / 2014<br />

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HAUPTBEITRAG<br />

Energieorientierte<br />

Prozessführung<br />

Steuerstrategien im Anwendungsfall Containerumschlag<br />

Neben der zeitlichen Optimierung von Prozessabläufen sollten Lösungen zum Umschlag<br />

von Containern Aspekte der Ressourcennutzung und der Lastflexibilisierung<br />

berücksichtigen. Dazu eignen sich Strategien der energieorientierten Prozessführung,<br />

<strong>mit</strong> denen sich die am Prozess beteiligten Systeme gezielt beeinflussen lassen.<br />

Im Beitrag werden einige Voraussetzungen und mögliche Schnittstellen für eine<br />

energieorientierte Fahrweise erläutert. Indem das Gesamtsystem in das Engineering<br />

einbezogen wird, können – im Gegensatz zu klassischen Lastmanagementlösungen<br />

– künftige Lösungen flexibler gestaltet werden.<br />

SCHLAGWÖRTER Prozessqualität / Ressourcenbedarf / Serviceschnittstellen<br />

Energy-Oriented Process Control –<br />

Control Strategies in the Use Sase of Container Handling<br />

In addition to the optimization of the timing of process flows, future solutions of<br />

container handling should also consider aspects of resource use, as well as increasing<br />

the load flexibility. Strategies of energy-oriented process management need<br />

to be developed which allow a targeted influence of systems involved in the process.<br />

The conditions and possible interfaces are discussed taking the example of container<br />

handling. In contrast to traditional load management solutions, it will be<br />

possible to design solutions more flexibly by including past and future conditions.<br />

KEYWORDS process quality / resource requirements / service interfaces<br />

24<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


STEPHAN SCHÄFER, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin<br />

ULRICH BERGER, Brandenburgische Technische Universität Cottbus<br />

DIRK SCHÖTTKE, THOMAS KÄMPFE, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin<br />

Energieversorger sind gesetzlich verpflichtet,<br />

die Versorgungssicherheit unter Einbeziehung<br />

regenerativer Lösungen zu gewährleisten.<br />

Hierzu werden vermehrt intelligente<br />

und dezentrale Energieversorgungssysteme<br />

installiert. Die Dezentralisierung stellt besondere<br />

Anforderungen an die Auslegung und den Betrieb<br />

der Stromnetze. Dies muss bei der Bereitstellung der<br />

Regelenergie berücksichtigt werden. Durch den Einsatz<br />

flexibler Systeme bieten sich zusätzliche Möglichkeiten<br />

für Dienstleistungen, ein gezieltes Lastmanagement<br />

für die Reduktion der Regelenergie und<br />

der zusätzlichen Steigerung der Effektivität des Gesamtsystems.<br />

Zudem ist eine Lastflexibilisierung<br />

durch gezielte Kooperation <strong>mit</strong> dem Konsumenten<br />

möglich [1]. Ein effektives Lastmanagement ist eine<br />

Kernvoraussetzung.<br />

In diesem Kontext weisen Industrieanlagen den<br />

größten Ressourcenbedarf auf. Dementsprechend<br />

sollten sie so gestaltet werden, dass auf Änderungen<br />

der Ressourcenbereitstellung effektiv reagiert werden<br />

kann. Dazu bedarf es einer systematischen<br />

Analyse der vorhandenen Prozesse und deren energetischer<br />

Bewertung. Anlagenbetreiber können<br />

<strong>mit</strong> dieser Bewertung Aussagen zur Energieeffizienz<br />

und über den Ressourcenbedarf der eingesetzten<br />

Systeme und der zugeordneten Prozessabläufe<br />

treffen. Dies gilt für komplexe Industrieanlagen und<br />

lässt sich auf weitere Anwendungsbereiche übertragen.<br />

Mit der aus der Bewertung gewonnenen Information<br />

ist eine Vergleichbarkeit von Anlagen eines Technologiebereiches<br />

aus energetischer Sicht möglich. Zudem<br />

können künftige Strategien für eine gezielte Lastflexibilisierung<br />

darauf Bezug nehmen. Diese können<br />

vielfältig sein und sollten die Prognose des künftigen<br />

Energieverbrauchs der Anlagen berücksichtigen. Unter<br />

Einbeziehung der Prognose können Handlungen<br />

für eine gezielte Lastglättung abgeleitet werden. Für<br />

die Umsetzung und Integration der Strategien in ein<br />

Lastmanagementsystem sind folgende Voraussetzungen<br />

zu schaffen [2]:<br />

Prognose des künftigen Energiebedarfs und<br />

eigenen Zustands<br />

Bestimmung der Freiheitsgrade bezüglich der<br />

Energienutzung<br />

Austausch von Information über die vorhandenen<br />

Freiheitsgrade<br />

Steuerung der eigenen Energienutzung<br />

Die Thematik der Lastflexibilisierung umfasst jedoch<br />

nicht nur den Aspekt der Ressourcennutzung, sondern<br />

auch die Frage, wie Bestandssysteme in künftige Lösungen<br />

integriert werden können.<br />

1. BEISPIEL – UMSCHLAGPROZESS<br />

Auf einem Containerterminal (CT) sind viele Systeme<br />

am Umschlagprozess beteiligt. Neben den Containerbrücken<br />

(CB) werden fahrerlose Transportfahrzeuge<br />

(AGV) und Portalkrane (PK) genutzt, siehe Bild 1. Bei<br />

der Betrachtung der Systeme und des erforderlichen<br />

Ressourcenbedarfs sind CT <strong>mit</strong> Industrieanlagen vergleichbar.<br />

Bereits einzelne Teilprozesse des Containerumschlags<br />

weisen eine komplexe Struktur auf [3]; sie<br />

zu beherrschen, setzt eine detaillierte Prozessanalyse<br />

und ein systematisches Engineering voraus.<br />

Zum Beispiel können auf dem hoch automatisierten<br />

Containerterminal Altenwerder (CTA) der Hamburger<br />

Hafen und Logistik AG (HHLA) bis zu 10 000 Container<br />

in 48 Stunden umgeschlagen werden. Hier kommen bis<br />

zu 15 CB, 86 AGV und 54 PK zum Einsatz [5]. Dieser<br />

Durchsatz stellt hohe Anforderungen an die Synchronisation<br />

der Prozesse und Anlagen [6-8]. Die Beherrschung<br />

derart komplexer Systeme und Abläufe ist für<br />

den Betreiber eines CT zwingend notwendig. Entscheidend<br />

sind die weitgreifende Modularisierung und Vereinfachung<br />

der Strukturen. Die am Umschlag beteiligten<br />

Systeme müssen ebenfalls in der Lage sein, volatile<br />

Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Nur anpassungsfähige<br />

Lösungen können variabel auf geänderte<br />

Rahmenbedingungen reagieren. Dies erfordert flexible<br />

und skalierbare Automatisierungskonzepte.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

25


HAUPTBEITRAG<br />

AGV<br />

Energieverbrauch [%]<br />

50<br />

25<br />

0<br />

−25<br />

50<br />

25<br />

0<br />

−25<br />

50<br />

25<br />

0<br />

−25<br />

1000 1200 1400 1600 1800<br />

Zeit [s]<br />

Simulierte Werte<br />

Durchschnitt 15 min<br />

Durchschnitt 5 min<br />

Durchschnitt 1 min<br />

BILD 1: Containerterminal – Übersicht (Ausschnitt) [4]<br />

BILD 2: Simulierter Lastverlauf und Mittelung<br />

2. HANDLUNGSBEDARF – ANWENDUNGSFALL<br />

Aus Sicht der Betreiber erfolgte bisher eine Optimierung<br />

der Prozesse <strong>mit</strong> dem Ziel, das Umschlagvolumen<br />

zu erhöhen [9]. Bereits dieser Aspekt ist eine Herausforderung,<br />

da es sich um seilgeführte Handlingsysteme<br />

handelt [10]. Diese transportieren schwere Lasten <strong>mit</strong><br />

hohen Beschleunigungen und Geschwindigkeiten entlang<br />

einer vorgegebenen Trajektorie. Mit der Integration<br />

von Assistenzsystemen in die Steuerungsumgebung<br />

sind diese Prozesse beherrschbar.<br />

Zunehmend gewinnt die Betrachtung der Energieeffizienz<br />

durch die Vergleichbarkeit <strong>mit</strong> Referenzanlagen an<br />

Bedeutung. Die Anforderungen der Betreiber müssen um<br />

die Aspekte einer energieorientierten Prozessbewertung/-<br />

führung erweitert werden. Nur da<strong>mit</strong> ist es möglich, flexibel<br />

auf veränderte Rahmenbedingungen der Energieversorger<br />

zu reagieren. Dies ist erforderlich, da sich bereits<br />

<strong>mit</strong> der Änderung von Abrechnungsmodalitäten<br />

die Wettbewerbsituation verschlechtern kann [11]. Bild 2<br />

und 3 zeigen einen simulierten Lastgang (Ressourcenbedarf)<br />

für einen Verbund von CB im Umschlagprozess. Die<br />

simulierten Daten sind normiert ausgewiesen und 100 %<br />

entsprechen dem maximal möglichen Energiebedarf. Hier<br />

sind die Auswirkungen einer Reduktion des Erfassungsintervalls<br />

(Standard 15 min → 5 min → 1 min) deutlich<br />

sichtbar. Mit abnehmendem zeitlichen Erfassungsintervall<br />

nimmt bei gleichem Lastverlauf die Schwankungsbreite<br />

zu. Dadurch verschlechtert sich die Kostensituation,<br />

siehe Tabelle 1, da Energieversorger immer den Maximalwert<br />

als Abrechnungsgrundlage im jeweiligen Erfassungszeitraum<br />

nutzen.<br />

In Ausnahmesituationen kann es auch zur Li<strong>mit</strong>ierung<br />

der Ressourcenbereitstellung kommen. In diesen Fällen<br />

ist der Energieversorger kurzfristig nicht in der Lage, den<br />

erforderlichen Ressourcenbedarf abzusichern und verwendet<br />

entsprechende Notfallszenarien. Bei einer solchen<br />

Ressourcenzuteilung muss eine flexible Anpassung<br />

des Anlagenbetriebes und eine eigenständige Parametrierung<br />

von Systemen gegeben sein. Der Betreiber wird<br />

in der Regel nicht in der Lage sein, hier manuell anlagenübergreifend<br />

umfangreiche Änderungen durchzuführen.<br />

Mit einer flexiblen und eigenständigen Anpassung wäre<br />

unter Berücksichtigung eingeschränkter Ressourcen der<br />

Betrieb <strong>mit</strong> Einschränkungen möglich.<br />

Am Beispiel des Containerumschlags werden im Beitrag<br />

die Aspekte der Reduktion von Lastschwankungen<br />

und eine mögliche Lastflexibilisierung als Einstieg in<br />

die Themenstellung verwendet. Hierzu erfolgen die<br />

Betrachtungen des Umschlagprozesses und der erforderlichen<br />

energieintensiven Komponenten [12]. Aus<br />

dieser Information können eine energieorientierte Prozessführung<br />

aufbereitet und die notwendigen Strategien<br />

abgeleitet werden. Daraus ergeben sich Möglichkeiten<br />

zur Lastflexibilisierung. Dieser Sachverhalt ist<br />

für den Hafenbetreiber (Konsument) der Anlage und<br />

den Energieversorger (Produzent) wesentlich.<br />

3. ANSATZ – ENERGIEORIENTIERTE PROZESSANALYSE<br />

Für eine energetische Synchronisation von technologischen<br />

Prozessen bedarf es einer systematischen Analyse<br />

der Anlagenstruktur und ihres Verhaltens. Der<br />

scheinbar einfache Weg einer energieorientierten Bewertung<br />

ist das etablierte Monitoring des Prozessverlaufs<br />

und deren Ressourcennutzung. Im jeweiligen<br />

Anwendungsfall erfolgt die Betrachtung des nominalen<br />

26<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

1.6<br />

1.2<br />

0.8<br />

0.4<br />

0.0<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

0.12<br />

0.09<br />

0.06<br />

0.03<br />

0.00<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Energieverbrauch [%]<br />

Theoretische Dichte<br />

Durchschnitt 15 min<br />

BILD 3: Spanne des Energieverbrauchs<br />

TABELLE 1: Verbraucher<br />

und Kostenkalkulation<br />

(Schätzwerte)<br />

Durchschnitt 5 min<br />

Durchschnitt 1 min<br />

Energiebedarf<br />

(Annahme)<br />

Theortische<br />

Maximallast<br />

Antriebe, … 2 000 kW 30 000 kW<br />

Anzahl Bezeichnung Energieintensive<br />

(Auszug)<br />

15<br />

Containerbrücke<br />

50 Portalkrane Antriebe, … 800 kW 40 000 kW<br />

….<br />

Sonstige<br />

Positionen<br />

… … 10 000 kW<br />

1<br />

Containerterminal<br />

… Summe 80 000 kW<br />

Erfassungsintervall<br />

Kostenansatz<br />

(Bereitstellung)<br />

15 min 35,00 €/kW<br />

5 min 35,00 €/kW<br />

1 min 35,00 €/kW<br />

Verbrauchswert<br />

(Mittelung)<br />

16% → 12 800 kW<br />

17% → 13 600 kW<br />

14% → 11 200 kW<br />

18% → 14 400 kW<br />

7% → 5 600 kW<br />

28% → 22 400 kW<br />

Gesamt<br />

448 T€<br />

476 T€<br />

392 T€<br />

504 T€<br />

196 T€<br />

784 T€<br />

Arbeitspreis 7,2 Ct/kWh 20 Mio. kWh 1 440 T€<br />

Verhaltens der Anlage und die Zuordnung der Daten<br />

aus dem Monitoring zu den Teilprozessen, siehe Bild 4.<br />

Mit der Interpretation der er<strong>mit</strong>telten Prozessdaten ist<br />

eine weitgehende energetische Bewertung des Anlagenverhaltens<br />

möglich.<br />

Eine Reduktion des Lastgangs beziehungsweise eine<br />

Lastflexibilisierung ist in diesem Fall <strong>mit</strong> einem intelligenten<br />

Lastmanagement gegeben. Dieses ermöglicht<br />

es, die Steuerung von energieintensiven Anlagensegmenten<br />

gezielt zu beeinflussen. Mögliche Strategien<br />

sind nach [2]:<br />

1 | forced start (erzwingt Betriebszustand)<br />

2 | forced interrupt (erzwingt Unterbrechung)<br />

3 | forced state change (initiiert Zustandswechsel)<br />

Diese Strategien sind anwendbar, wenn wenige oder<br />

eine überschaubare Anzahl von Lastspitzen während<br />

eines Erfassungsintervalls auftreten. Das ist im Bereich<br />

des CT aufgrund der hohen Komplexität und Anzahl<br />

der beteiligten Systeme schwer umsetzbar. Zudem muss<br />

eine Abschaltung von energieintensiven Anlagenkomponenten<br />

im aktiven Umschlagprozess vermieden werden.<br />

Der Ansatz greift nur auf Information aus dem<br />

Anlagenbestand zurück und ist in dieser Form nicht<br />

skalierbar. Ein Nachteil dieser Vorgehensweise ist die<br />

stets in die Vergangenheit gerichtete Betrachtung des<br />

Anlagenverhaltens. So<strong>mit</strong> reicht diese Herangehensweise<br />

für die Gestaltung künftiger Lösungen nicht aus.<br />

Der Schwerpunkt neuer Lösungen liegt in der Vorhersagbarkeit<br />

(Prognose des Energiebedarfs) und automatisierten<br />

Anpassung des Verhaltens der Anlagen an die<br />

Rahmenbedingungen. Hierzu müssen weitere Möglichkeiten<br />

der Einflussnahme näher betrachtet werden.<br />

4. ERWEITERTER LÖSUNGSANSATZ<br />

Für die Erweiterung des Lösungsansatzes bietet sich<br />

zunächst die Analyse eines realen Umschlagprozesses<br />

an. In den Bildern 5 und 6 werden dazu vereinfacht der<br />

Transport eines Containers entlang einer Trajektorie<br />

und zugehörige Messdaten für eine überlagerte Fahrt<br />

ausgewiesen. Es ist ersichtlich, dass eine Vielzahl von<br />

Möglichkeiten der Fahrbewegungen je Containerbrücke<br />

(Katzwerk, Hubwerk, Fahrwerk) existieren. Abhängig<br />

von der Art der Nutzung (bemannt/bedienerlos) und<br />

der gewählten Trajektorie ergeben sich unterschiedliche<br />

Lastgänge.<br />

Exemplarisch werden im Beitrag Messdaten eines realen<br />

Containerumschlags (Eurogate/HHLA) verwendet.<br />

Im Anwendungsfall, siehe Bild 6 wird eine Last (49,5 t)<br />

auf einer Trajektorie <strong>mit</strong> einer maximalen Hubbewegung<br />

(Bild 6-1) von 30 m und einem Fahrweg (Bild 6-3) von 90 m<br />

transportiert. Der Umschlagprozess erfolgt zeitoptimal<br />

<strong>mit</strong> einer maximalen Überlagerung der Fahrbewegungen.<br />

Der für den Umschlagprozess erforderliche<br />

Ressourcenbedarf wird normiert für die Referenzfahrt<br />

in Bild 6-2 und 6-4 ausgewiesen. Für nachfolgende Betrachtungen<br />

wird der Verlauf des Lastganges der CB<br />

(Bild 6-5) der Referenzfahrt verwendet. Eine weitergehende<br />

Detailierung wird nicht vorgenommen.<br />

Da am Umschlagprozess eine Vielzahl von CB beteiligt<br />

sind, erfolgt eine Erweiterung der Umgebung auf 16 CB<br />

<strong>mit</strong> der Übertragung des Lastgangs (Bild 6-5) auf diesen<br />

Bereich. Dieser Fall repräsentiert den Einsatz von jeweils<br />

4 CB an 4 Containerschiffen. Weitere am Umschlagprozess<br />

beteiligte Systeme werden nicht betrachtet.<br />

Dieser Anwendungsfall wird zunächst ohne zeitliche<br />

Koordinierung der Startzeitpunkte für die CB simu-<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

27


HAUPTBEITRAG<br />

liert. Die Umschlagprozesse werden <strong>mit</strong> einem geringen<br />

zeitlichen Versatz gestartet. Das Ergebnis der Simulation<br />

unter Nutzung der realen Messdaten zeigt Bild 7-1.<br />

In diesem Fall kommt es zu einer starken Ausprägung<br />

von Lastspitzen. Ursache sind die unkoordinierte Fahrweise<br />

und freie Nutzung (ohne Beschränkungen) der<br />

Anlagenbereiche. Dieses Verhalten muss durch Maßnahmen<br />

kompensiert werden.<br />

Betrachtet wird zunächst, wie eine Variation der<br />

Startzeitpunkte den Gesamtlastgang und die zu erwartenden<br />

Lastspitzen beeinflusst. Die Reduktion der Lastspitzen<br />

ist für die Auslegung der Regelleistung der<br />

Energieversorger wesentlich.<br />

Da viele Faktoren den Umschlagprozess und den Ressourcenbedarf<br />

beeinflussen, ist eine analytische Aufbereitung<br />

des Sachverhaltes im ersten Schritt zu aufwendig.<br />

Es erfolgt aus diesem Grund die Anwendung<br />

der Monte-Carlo-Simulation. Auf Basis der Messdaten<br />

der realen Referenzfahrt, siehe Bild 6-5, wird eine Simulation<br />

<strong>mit</strong> 16 CB <strong>mit</strong> dem Ziel der Lastglättung<br />

durchgeführt. Sie erfolgt <strong>mit</strong> einer Gleichverteilung<br />

und der Variation der Startzeitpunkte der Umschlagprozesse.<br />

Mit den Ergebnissen der Simulation, siehe<br />

Bild 7-2 wird nachgewiesen, dass sich bereits <strong>mit</strong> der<br />

Variation der Startzeitpunkte der Effekt der Lastglättung<br />

und Dämpfung der Lastspitzen erzielen lässt. Für<br />

eine weitergehende Beeinflussung des Lastganges, neben<br />

der Synchronisation der Startzeitpunkte, stehen<br />

für die Steuerstrategien folgende Möglichkeiten zur<br />

Verfügung:<br />

Einschränkung der Freiheitsgrade (unter anderem<br />

Beschränkung der Ressourcen)<br />

Beliebige Segmentierung der Trajektorie<br />

Variation der Zeitphasen des Umschlagprozesses<br />

(zum Beispiel Heben, Senken)<br />

Parametervariation (beispielsweise Geschwindigkeit,<br />

Beschleunigung)<br />

Diese Möglichkeiten der Einflussnahme wurden an der<br />

Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin in einer<br />

eigenständigen Lösung aufbereitet und auf der vorhandenen<br />

Laborkrananlage (Hubhöhe 2,7 m, Fahrweg 6 m)<br />

für eine Vielzahl von Lastprofilen verifiziert. Bereits im<br />

Entwurfsprozess wurde darauf geachtet, dass die Lösung<br />

universell für Umschlagprozesse <strong>mit</strong> seilgeführten<br />

Systemen einsetzbar ist. Mit der Verwendung<br />

von normierten Lastprofilen (Bahnverlauf) ist dies gegeben.<br />

Diese können in beliebige Segmente unterteilt<br />

und parametriert werden.<br />

Im realen Anwendungsfall des Containerumschlages<br />

werden die erforderlichen Daten für die Konfiguration<br />

der Lastprofile den zugehörigen Be- und Entladeplänen<br />

entnommen. Die hieraus generierten Lastprofile können<br />

übergeordnet den beteiligten CB als Fahrplan zur Verfügung<br />

gestellt werden. Auf den jeweiligen CB kann<br />

anschließend eine weitere Optimierung des Ressourcenbedarfs<br />

erfolgen. Das ist notwendig, da <strong>mit</strong> der Verwendung<br />

von normierten Lastprofilen nicht alle Möglichkeiten<br />

der Optimierung vorab berücksichtigt werden.<br />

Eine Überprüfung der Prognose (Ressourcenbedarf)<br />

erfolgt auf Basis der zum Einsatz kommenden<br />

Komponenten der jeweiligen CB. Ob die gewählten<br />

Strategien die beabsichtigte Wirkung erreichen, ist <strong>mit</strong><br />

der erzielten Energieeffizienz abbildbar. Für diese sind<br />

Kennzahlen/Metriken erforderlich, die die Voraussetzung<br />

für den Vergleich <strong>mit</strong> Referenzlösungen bilden.<br />

Für den Betreiber eines CT ist der Umschlag/Tag beziehungsweise<br />

Zeit/Umschlag ausschlaggebend. Mit<br />

dem möglichen Bezug auf den Ressourcenbedarf einer<br />

CB ergeben sich vergleichbare Daten. Im Anwendungsfall<br />

fließen der Transportweg der Last, die aufgewendete<br />

Zeit und genutzte Energie in die energieorientierte<br />

Bewertung ein, siehe Bild 8. Zudem ist der Umschlagprozess<br />

geprägt von der Lastmasse, sowie der Auslegung<br />

und der Parametrierung der Anlagenbestandteile.<br />

5. STEUERSTRATEGIEN<br />

Es muss untersucht werden, welche Möglichkeiten es<br />

gibt, die Strategien der Lastflexibilisierung zu unterstützen,<br />

und ob der erforderliche Engineeringaufwand<br />

vertretbar ist. Hier bieten sich mehrere Ansätze an, die<br />

im Beitrag nur im Ansatz erläutert werden.<br />

Bemannte Nutzung:<br />

Für den Anwendungsfall der bemannten Nutzung einer<br />

CB ergeben sich Möglichkeiten der Li<strong>mit</strong>ierung der Parameter<br />

und Ressourcen. Verwendete Nutzungsprofile<br />

werden entsprechend der Rahmenbedingungen über<br />

Schnittstellen fortlaufend angepasst. Diese können Aspekte<br />

der Priorisierung von Transportaufträgen beinhalten.<br />

Ein höchstpriorisierter Transportauftrag, siehe<br />

Bild 9, wird unabhängig von energetischen Beschränkungen<br />

abgearbeitet. Dies bedeutet, dass der Anlagenbereich<br />

bis an seine Grenzen für Geschwindigkeit (v),<br />

Beschleunigung (a) und belastungsintensiv genutzt<br />

werden darf. Es erfolgt eine Reservierung der notwendigen<br />

Ressourcen. Niederpriorisierte Transportaufträge<br />

werden in ihrer Ressourcennutzung beschränkt.<br />

Dieser Vorgang setzt eine eindeutige Abschätzbarkeit<br />

des Bedarfs voraus. Es können jedoch auch Ressourcen<br />

vom entsprechenden Anlagenbereich blockiert werden.<br />

Mit einer zielgerichteten Freigabe der Ressourcen kann<br />

dieser Fall reduziert werden.<br />

Bedienerlose Nutzung:<br />

Mit der bedienerlosen Führung der CB ist dieser Aspekt<br />

der unzureichenden Ressourcennutzung überschaubar,<br />

da eine Prognose zum jeweiligen Anlagenverhalten gegeben<br />

ist. Hieraus lassen sich Merkmale zur energieorientierten<br />

Prozessführung und deren Bewertung ableiten.<br />

So ist eine Parametrierung der Anlage nach<br />

energetischen und zeitlichen Gesichtspunkten oder<br />

ihrer Belastung möglich. Ebenso ist eine Prognose der<br />

Rückspeisung (Bereitstellung von Ressourcen) realisierbar.<br />

Es ergeben sich so<strong>mit</strong> die Voraussetzungen für<br />

eine energieorientierte Synchronisation der Anlagenbestandteile.<br />

Möglichkeit der Unterstützung:<br />

Eine Variante der Unterstützung der gewählten Strategien<br />

ist <strong>mit</strong> Agentensystemen möglich. Diese erhalten<br />

28<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


Teilprozess 1<br />

Teilprozess 2<br />

Teilprozess 3<br />

...<br />

Teilprozess n<br />

Anlage / Instrumentierung<br />

Monitoring<br />

Datenerfassung<br />

Teilprozess (n)<br />

Anlagenbereich<br />

Ressourcebedarf<br />

Prozesssteuerungssystem<br />

Systemidentifikation<br />

BILD 4: Systemidentifikation und Ressourcenbedarf<br />

25<br />

50 0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Zeit [s]<br />

100<br />

0<br />

BILD 6: Referenzfahrt<br />

Zeit [s]<br />

BILD 6-1:<br />

Pos. Hubwek [m]<br />

BILD 6-2:<br />

Strom Hubwerk [%]<br />

80<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

Zeit [s]<br />

80<br />

BILD 6-3:<br />

Pos. Katzwerk [m]<br />

sequentielle<br />

Fahrt<br />

100<br />

0<br />

0 20 30 4 0 60 70 80<br />

BILD 6-4:<br />

Strom Katzwerk [%]<br />

überlagerte<br />

Fahrt<br />

2000<br />

0<br />

BILD 6-5:<br />

Strom Brücke [A]<br />

Katzwerk<br />

Fahrwerk<br />

BILD 5: Containerumschlag<br />

– Lastprofil<br />

Hubwerk<br />

unoptimiert<br />

20000<br />

−10000<br />

Bahn-Weg<br />

max.<br />

min.<br />

Entnahme<br />

Energie<br />

min.<br />

max.<br />

max.<br />

überlagert<br />

optimiert<br />

sequenziell<br />

min.<br />

Rückspeisung<br />

−10000<br />

150 200 250 300 350 400 450<br />

Zeit [s]<br />

Verbr. Schiff 1..4 (überlagert) [A]<br />

Verbr. Schiff 1..4 (Durchschn. 1 min) [A]<br />

Zeit<br />

max.<br />

Masse<br />

BILD 7: Mögliche Szenarien für Kompensationsmaßnahmen<br />

(Plot 1 und 2)<br />

BILD 8: Abhängigkeiten der<br />

Energieeffizienz (vereinfacht)<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

29


HAUPTBEITRAG<br />

Priorität<br />

[1]<br />

[2]<br />

[2]<br />

[3]<br />

Containerbrücken (CB)<br />

CB [1]<br />

CB [2]<br />

CB [3]<br />

CB [4]<br />

Ressource<br />

Zeit<br />

max.<br />

Ressourcenanteil<br />

Energie<br />

max.<br />

CB<br />

[2]<br />

CB<br />

[4]<br />

CB<br />

[1]<br />

CB<br />

[3]<br />

Li<strong>mit</strong> (v,a)<br />

die Aufgabe, einen virtuellen Lastgang (Ressource) entsprechend<br />

der anstehenden Transportaufträge (Fahrplan)<br />

zu verwalten. Dies bedeutet, dass die beteiligten<br />

Systeme einen virtuellen Verbund zum Transportauftrag<br />

bilden und sich untereinander hinsichtlich der<br />

Ressourcenzuteilung verständigen. Das ist nur möglich,<br />

wenn eine Fehlerprognose erfolgt und das Prognosemodell<br />

auf Basis von historischen Daten fortlaufend<br />

angepasst wird.<br />

Eine weitere Möglichkeit, künftige Strategien des<br />

Lastmanagements zu unterstützen, sind Serviceschnittstellen<br />

für die dynamische Prozessführung und Parametrierung.<br />

Diese müssen so ausgelegt werden, dass<br />

eine Beeinflussung der energieintensiven Bereiche erzielt<br />

wird. Im Anwendungsfall, siehe Bild 10, sind dies:<br />

CB<br />

[1]<br />

CB<br />

[2]<br />

CB<br />

[3]<br />

CB<br />

[4]<br />

CB<br />

[1]<br />

CB<br />

[2]<br />

CB<br />

[3]<br />

CB<br />

[4]<br />

BILD 9:<br />

Priorisierung<br />

und Ressourcen<br />

Startzeitpunkte/Laufzeit der Phasen<br />

Energiebedarf während der Nutzung<br />

Grad der überlagerten Fahrweise<br />

Parameterabgleich<br />

[Übergänge] [Übergänge]<br />

[Phasen] T2 . . . T2T5. . . T5 [Modul] [Modul]<br />

[Phasen]<br />

it Last <strong>mit</strong> Last<br />

<strong>mit</strong> Last<br />

T1 T1<br />

Container T6 T6 Katzwerk Katzwerk<br />

... T11 . . T11 Koordinaten<br />

. T8. . . T8<br />

ne Last ohne Last<br />

T12<br />

BILD 10: Koordination Transportauftrag<br />

[Übergänge]<br />

T2 . .. ..<br />

.<br />

T5<br />

Hubwerk Hubwerk<br />

r g Transportauräge<br />

der Anpassung Katzwerk<br />

der Katzwerk<br />

Transportauräge<br />

eorienerter Abgleich Abgleich<br />

Energieorienerter Abgleich<br />

s TA-Los (Koordinaten, (Koordinaten,<br />

Anforderung<br />

l, Zeitpunkte,...)<br />

Profil, Zeitpunkte,...)<br />

Bestägung<br />

]<br />

)<br />

T12<br />

T7<br />

Steuerdaten<br />

Quiierung<br />

Aurag Status<br />

Quiierung Diagnose<br />

Status<br />

Diagnose<br />

Containerbrücke e (n)<br />

Hubwerk Hubwerk<br />

ohne Last<br />

T7<br />

Komp.-Schnistellen<br />

Erweiterung<br />

...<br />

Service Service Ebene Ebene<br />

[Containerbrücke]<br />

[Modul [Modul (n)] (n)]<br />

Parameter<br />

Steuerdaten<br />

Parameter Aurag<br />

TA-Los (Koordinaten,<br />

Profil, Zeitpunkte,...)<br />

Komp.-Schnistellen<br />

Erweiterung<br />

Status<br />

Diagnose<br />

-<br />

Status Aurag<br />

Diagnose Quiierung<br />

Parameter Aurag<br />

Quiierung<br />

Steuerdaten<br />

Parameter<br />

Steuerdaten<br />

Geschwindigkeitsprofil<br />

Lastprofil<br />

Opmierung Opmierung<br />

Kontrolle Synchronisaon<br />

Kontrolle Verhalten Verhalten<br />

T1<br />

T6<br />

T11 . .. ..<br />

.<br />

T8<br />

T12<br />

T7<br />

Service Ebene<br />

[Modul (n)]<br />

[Modul]<br />

Katzwerk<br />

Hubwerk<br />

Hubwerk<br />

Katzwerk<br />

Parameter<br />

Steuerdaten<br />

Aurag<br />

Quiierung<br />

Status<br />

Diagnose<br />

Komp.-Schnistellen<br />

Komp.-Schnistellen<br />

Parameter<br />

Steuerdaten<br />

Aurag<br />

Quiierung<br />

Status<br />

Diagnose<br />

-<br />

Geschwindigkeitsprofil<br />

Opmierung<br />

Kontrolle Verhalten<br />

TA-Transportaurag<br />

rgang<br />

[Zwischenkreis T1<br />

[Zwischenkreis ..T12 Zeitpunkt<br />

/ Rückspeisung] / Rückspeisung] - Übergang<br />

akv akv<br />

[Zwischenkreis / Rückspeisung] akv<br />

Mit deren Modellierung ist es möglich, Anforderungen<br />

zu Art und Umfang der Nutzung der CB zu berücksichtigen.<br />

Das kann eine Optimierung des Umschlags hinsichtlich<br />

Zeit, Energie, einer Kombination oder Belastung<br />

der Anlage sein. Die notwendige Information<br />

kann entweder auf der externen Serviceeinheit hinterlegt<br />

oder vom jeweiligen Anlagensegment angefordert<br />

werden. Im aktiven Umschlagprozess erfolgt zudem<br />

eine Überwachung der Folgeeigenschaften. Das führt<br />

zu Aussagen, ob weitere Anpassungen erforderlich<br />

sind. Einen vereinfachten Überblick über das diesem<br />

Beitrag zugrundeliegende Modell liefert Bild 10.<br />

FAZIT / AUSBLICK<br />

Mit der Dezentralisierung der Energieversorgung sind<br />

Strategien gefragt, die eine gezielte Lastflexibilisierung<br />

ermöglichen. Die Art und Dauer der Lastbeeinflussung<br />

sind, neben der Abstimmung des Verhaltens der Systeme,<br />

von wesentlicher Bedeutung. Hierzu bedarf es einer<br />

systematischen Prozessanalyse, einer anlagen- und anwendungsgerechten<br />

Modellierung und deren energetischer<br />

Bewertung. Bei der Modellerstellung sind vor<br />

allem die Schnittstellen für die korrekte Informationsüber<strong>mit</strong>tlung<br />

zu betrachten. Diese müssen eine flexible<br />

Parametrierung ermöglichen.<br />

Am Beispiel des Containerumschlags wurde deutlich,<br />

dass eine Synchronisation der technologischen<br />

Prozesse für die Reduktion der Lastspitzen und des<br />

Ressourcenbedarfs erforderlich ist. Unter den genannten<br />

Voraussetzungen sind intelligente Steuerstrategien<br />

zur energieorientierten Prozessführung umsetzbar.<br />

Dies betrifft komplexe Industrieanlagen und lässt sich<br />

ebenso auf weitere Anwendungsbereiche im industriellen<br />

Umfeld übertragen.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

25.04.2014<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

30<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


REFERENZEN<br />

[1] Koch, S., Zima, M., Andersson, G.: Potentials and<br />

applications of coordinated groups of thermal household<br />

appliances for power system control purposes. In: Proc.<br />

IEEE PES/IAS Conference on Sustainable Alternative<br />

Energy (SAE), S. 1-8 IEEE 2009<br />

[2] Lünsdorf, O.: Selbstorganisation virtueller Geräte<br />

für das Lastmanagement von Kleinverbrauchern.<br />

Dissertation, Universität Oldenburg, 2012<br />

[3] Schäfer, S., Berger, U., Schöttke, D., Kämpfe, T.: Das<br />

Zeitverhalten verteilter Anlagen. <strong>atp</strong> <strong>edition</strong> - Automatisierungstechnische<br />

Praxis 54 (10), S. 36–43, 2012<br />

[4] Schäfer, S., Berger, U., Schöttke, D., Kämpfe, T.: Technical<br />

conditions for the use of autonomous systems.<br />

In: Proc. 8th IEEE International Conference on Emerging<br />

Technologies and Factory Automation (ETFA), S 1-9 [CD],<br />

IEEE 2013<br />

[5] HHLA Container Terminal Altenwerder.<br />

(http://hhla.de/de/container/altenwerder-cta.html)<br />

[6] Canonaco, P., Legato, P., Mazza, R. M.: An integrated<br />

simulation model for channel contention and berth<br />

management at a maritime container terminal.<br />

In: Proc. 21st European Conference on Modelling and<br />

Simulation (ECMS), S. 353-362, ECMS 2007<br />

[7] Gambardella, L. M., Mastrolilli, M., Rizzoli, A. E.,<br />

Zaffalon, M.: An optimization methodology for intermodal<br />

terminal management. Journal of Intelligent<br />

Manufacturing 12 (5-6), S. 521–534, 2001<br />

[8] Clausen,U., Kaffka,J., Meier, F.: CONTSIM-Container<br />

terminal management with simulation. Procedia-Social<br />

and Behavioral Sciences 54 (2012), S. 332–340, 2012<br />

[9] Van Zijverden, R., Negenborn, R.: Survey of approaches<br />

for integrated control of intermodal container terminals.<br />

In: Proc. 9th IEEE International Conference on Sensing<br />

and Control (ICNSC), S. 67-72, IEEE 2012<br />

[10] Ngo, Q. H., Hong, K.-S.: Sliding-mode antisway control<br />

of an offshore container crane. IEEE/ASME Transactions<br />

on Mechatronics 17 (2), S. 201–209, 2012<br />

[11] Ifland, M., Warweg, O., Westermann, D.: Smart metering in<br />

the context of liberalized energy markets. In: Proc. 6th International<br />

Workshop on Deregulated Electricity Market Issues<br />

in South-Eastern Europe (DEMSEE), S. 1-6, ilemedia 2011<br />

[12] Tran, T. Nahavandi, S. Reid, R.: Design of electrical<br />

infrastructure at container terminal and net metering:<br />

In: Proc. 6th IEEE International Conference on<br />

Power Quality and Supply Reliability Conference (PQ),<br />

S. 37-40, IEEE 2008<br />

AUTOREN<br />

Prof. Dr.-Ing. STEPHAN SCHÄFER (geb. 1970) lehrt<br />

seit 2010 an der HTW Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten<br />

zählen die Modellierung<br />

und der Einsatz komplexer <strong>Automatisierungssysteme</strong>,<br />

verteilte Echtzeitsysteme und die<br />

Ergonomie- und Gestaltungsanforderungen an<br />

Scada und HMI-Oberflächen.<br />

HTW Berlin, FB1,<br />

Wilhelminenhofstr. 75A, D-12459 Berlin,<br />

Tel. + 49 (0) 30 50 19 34 66,<br />

E-Mail: stephan.schaefer@htw-berlin.de<br />

Dipl.-Ing. DIRK SCHÖTTKE (geb. 1962) ist Mitarbeiter<br />

im Studiengang Elektrotechnik der HTW<br />

Berlin und im Bereich Prozesssteuerungssysteme<br />

tätig. Zu seinen Arbeitsgebieten gehören die<br />

Analyse, der Entwurf und die Entwicklung von<br />

SW-Lösungen für Anwendungen in der Industrieund<br />

Gebäudeautomation.<br />

HTW Berlin, FB1,<br />

Wilhelminenhofstr. 75A, D-12459 Berlin,<br />

Tel. + 49 (0) 30 50 19 35 64,<br />

E-Mail: dirk.schoettke@htw-berlin.de<br />

Prof. Dr.-Ing. ULRICH BERGER (geb. 1959) leitet<br />

seit 2001 den Lehrstuhl für Automatisierungstechnik<br />

und ist seit 2011 Mitglied des Fakultätsrates<br />

der Fakultät Maschinenbau, Elektrotechnik<br />

und Wirtschaftsingenieurwesen an der Brandenburgische<br />

Technische Universität Cottbus.<br />

BTU Cottbus, Lehrstuhl AT,<br />

Postfach 101344, D-03013 Cottbus,<br />

Tel. + 49 (0) 355 694 11 11,<br />

E-Mail: ulrich.berger@tu-cottbus.de<br />

M.Eng. THOMAS KÄMPFE (geb. 1983) ist<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HTW<br />

Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten<br />

gehören die Modellierung und der Einsatz<br />

von komplexen <strong>Automatisierungssysteme</strong>n.<br />

HTW Berlin, FB1,<br />

Wilhelminenhofstr. 75A,<br />

D-12459 Berlin,<br />

Tel. + 49 (0) 30 50 19 36 11,<br />

E-Mail: thomas.kaempfe@htw-berlin.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

31


HAUPTBEITRAG<br />

Redundante Kommunikation<br />

für industrielle Automation<br />

Zur Entwicklung aktueller stoßfreier Redundanzlösungen<br />

Dieser Beitrag präsentiert die Abbildung der Redundanzprotokolle PRP, HSR in<br />

Kombination <strong>mit</strong> IEEE-1588-Zeitsynchronisation auf eine konfigurierbare CPU/<br />

FPGA-basierte RedBox-Architektur. Kernfunktionen von PRP, HSR und IEEE 1588<br />

werden auf ein Field Programmable Gate Array (FPGA) abgebildet. Die CPU setzt<br />

Steuerungsaufgaben um. Ein optionaler Standard-Switch-ASIC stellt die direkte<br />

Kommunikation zu den Netzwerkgeräten her. Frames geringer Größe werden vom<br />

FPGA bis zu zweimal schneller weitergeleitet als bei anderen Umsetzungen. Die<br />

Uhrzeitsynchronisation der RedBoxen erfolgt auf 30 ns genau. Die RedBox kann in<br />

zeitsynchronisierte industrielle Netzwerke integriert werden, um die Zuverlässigkeit<br />

der Kommunikation zu erhöhen.<br />

SCHLAGWÖRTER Redundanzprotokolle PRP und HSR / Zeitsynchronisation /<br />

IEEE 1588<br />

Redundant Communications –<br />

Recent Development of Seamless Redundancy Approaches<br />

This paper presents the mapping of the redundancy protocols PRP, HSR in combination<br />

with IEEE 1588 clock synchronization onto a configurable CPU/FPGA based<br />

RedBox architecture. Whereas core functions of PRP, HSR and IEEE 1588 are mapped<br />

onto the FPGA, a CPU executes the control parts of these protocols. A standard<br />

switch ASIC provides direct connection to several network devices. Minimum size<br />

frames are forwarded by the FPGA at up to twice the speed of other implementations.<br />

Connected PRP/HSR RedBoxes and an IEEE 1588 clock master synchronize<br />

to within 30 ns. The RedBox can be integrated into time-synchronized industrial<br />

networks in order to improve the communications reliability.<br />

KEYWORDS redundancy protocols / PRP / HSR / clock synchronization / IEEE 1588<br />

32<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


HOLGER FLATT, JÜRGEN JASPERNEITE, Fraunhofer IOSB-INA<br />

JOACHIM RAUCHFUSS, Yacoub Automation<br />

Die Hauptanforderungen an eine Datenübertragung<br />

in Netzen der Automatisierungstechnik<br />

bestehen in einer schnellen, sicheren<br />

<strong>mit</strong> eingebauter Redundanz versehenen und<br />

zeitsynchronen Kommunikation [1]. Dabei<br />

dürfen keine Daten verloren gehen. Zuverlässige Verkabelungen<br />

und Topologien sind unabdingbar. In heutigen<br />

Anwendungen laufen die Daten über zwei separate,<br />

unabhängige Leitungen, sodass die Übertragung<br />

sichergestellt ist, auch wenn eine der Leitungen beschädigt<br />

oder gestört ist. Im Normalfall kommen so<br />

zwei Datenpakete beim Empfänger an. Eine Redundanzlösung<br />

analysiert diese Datenpakete in Echtzeit<br />

und löscht mögliche Duplikate. Solche Redundanzmechanismen<br />

müssen vom Netzwerk auf allen Fabrikebenen<br />

von der Feldebene bis zur Steuerungszentrale<br />

zur Verfügung gestellt werden, um die Anforderungen<br />

an einen möglichst unterbrechungsfreien Prozessbetrieb<br />

zu gewährleisten.<br />

Um eine Redundanzplattform für die hochverfügbare<br />

Kommunikation beim Einsatz verschiedener Topologien<br />

in den in der Automatisierung etablierten Ethernet-Netzwerken<br />

zu schaffen, wurden in den vergangenen<br />

Jahren im Standard IEC 62439-3 die Redundanzprotokolle<br />

Parallel Redundancy Protocol (PRP) und<br />

High Availability Seamless Redundancy (HSR) definiert.<br />

Bei bisher in der Automatisierungstechnik eingesetzten<br />

Redundanzverfahren wie (R)STP oder MRP<br />

muss im Redundanzfall eine kurzzeitige Verbindungsunterbrechnung<br />

(


HAUPTBEITRAG<br />

BILD 2: Frame-Struktur: a) PRP und b) HSR<br />

BILD 1: PRP/HSR-Beispielnetzwerk bestehend aus<br />

Endknoten, RedBoxen und Switches<br />

PRP/HSR-Duplikatverarbeitung reduziert die Netzlast,<br />

da mehr Frame-Duplikate von den RedBoxen verworfen<br />

werden. Darüber hinaus können aktuelle RedBoxen <strong>mit</strong><br />

konfigurierbaren Parametern <strong>mit</strong> geringem Entwicklungsaufwand<br />

auf verschiedene Hardware-Plattformen<br />

abgebildet werden. Zeitkritische Aufgaben sind komplett<br />

in der Hardware implementiert, um das Zeitverhalten<br />

der RedBoxen zu optimieren.<br />

Das in diesem Beitrag vorgeschlagene Konzept beinhaltet<br />

beides, die PRP/HSR/IEEE-1588-Hardware-Architektur<br />

und die Implementierung einer kostengünstigen<br />

eingebetteten Hardware-Plattform.<br />

1. PROTOKOLLE<br />

Im Folgenden werden die Protokolle PRP, HSR und IEEE<br />

1588 beschrieben. Genauere Informationen enthalten<br />

die Definitionen der Standards [3] und [4].<br />

1.1 PRP und HSR<br />

Die Protokolle PRP und HSR basieren auf dem parallelen<br />

Versenden von Ethernet-Frames über zwei voneinander<br />

unabhängige Netzwerke. Die Duplikate der<br />

gesendeten Frames müssen vom Empfänger erkannt<br />

und verworfen werden. Standard-Ethernet-Frames enthalten<br />

die Zieladresse (DST), die Quelladresse (SRC),<br />

einen optionalen VLAN-Tag (VLAN), den Ethertype<br />

(ET), die Payload (LOAD) und die Prüfsumme (FCS).<br />

Um das Erkennen der Frame-Duplikate zu unterstützen,<br />

verlängern die Protokolle PRP und HSR die Ethernet-Frames<br />

um ein spezielles PRP- beziehungsweise<br />

HSR-Tag. Wie Bild 2 zeigt, fügt das PRP-Protokoll den<br />

PRP-Tag direkt vor der Prüfsumme ein und HSR-Frames<br />

schließen den HSR-Tag vor dem Ethertype ein.<br />

Frame-Duplikate werden erkannt und entfernt, wenn<br />

ein PRP- oder HSR-Knoten innerhalb von einem<br />

400-ms-Zeitintervall zwei oder mehr Frames <strong>mit</strong> derselben<br />

Quelladresse und PRP/HSR-Sequenznummer<br />

(SEQ NR) empfängt.<br />

Die RedBoxen ermöglichen Standard-Ethernet-Geräten<br />

eine Redundanz gemäß PRP/HSR. Eine RedBox<br />

umfasst drei Ethernet-Ports [3]. Mindestens einer der<br />

Host-Ports H ist für den Anschluss von Ethernet-Endgeräten<br />

vorgesehen. Eine Verbindung <strong>mit</strong> einem redundanten<br />

Netzwerk lässt sich über die redundanten Ports<br />

R0 und R1 vornehmen.<br />

Eine RedBox im PRP-Modus verwirft nur die Duplikate<br />

am Host-Port. Um zu vermeiden, dass Daten in<br />

einem HSR-Ring zirkulieren, muss die Entfernung von<br />

Duplikaten am Host-Port und den redundanten Ports<br />

s t a t t fi n d e n .<br />

34<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


Sync-Frame von der Slave-Uhr (C) empfangen wird,<br />

berechnet sich wie folgt:<br />

t M,3<br />

= t M,0<br />

+ t PDelay,AB<br />

+ t Bridge,B<br />

+ t PDelay,BC<br />

Um die genaue Master-Zeit t M,3<br />

er<strong>mit</strong>teln zu können,<br />

wird ein Kompensationsmechanismus angewendet.<br />

Dazu messen PTP-Geräte die einzelnen Peer-Delays<br />

t PDelay<br />

<strong>mit</strong> ihren angeschlossenen Nachbarn durch den<br />

Austausch von Peer-Delay-Messages [4]. Danach werden<br />

die gemessenen Peer- und Bridge-Delays in einem<br />

Correction-Field innerhalb des Sync-Frames akkumuliert.<br />

Da die lokale Ankunftszeit des Sync-Frames t S,3<br />

durch den Slave gemessen wird, kann die Synchronisation<br />

erfolgen, indem die Slave-Uhr t S<br />

um den Wert<br />

t M,3<br />

-t S,3<br />

inkrementiert wird.<br />

2. PRP/HSR-REDBOX<br />

BILD 3: IEEE 1588 basierte Zeitsynchronisation<br />

Das Precision Time Protocol (PTP), das im Standard<br />

IEEE 1588 definiert ist, bietet Mechanismen für<br />

die Uhrzeitsynchronisation von Netzwerkgeräten.<br />

Eine Master-Uhr sendet zyklisch Synchronisations-<br />

Frames (Sync), die hochpräzise Zeitinformationen<br />

enthalten. Andere Geräte empfangen diese Frames<br />

und synchronisieren ihre lokalen Uhren t S<br />

<strong>mit</strong> der<br />

Master-Uhr t M<br />

.<br />

Der Standard umfasst mehrere Modi und Transportmechanismen.<br />

In Kombination <strong>mit</strong> PRP und HSR ist<br />

nur der Modus Peer-to-Peer-Transparent-Clock relevant<br />

[3], der über Ethernet auf OSI-Schicht 2 transportiert<br />

wird. Bild 3 visualisiert das Synchronisationsprinzip<br />

für ein einfaches PTP-Netzwerk, welches eine Master-<br />

Uhr (A), eine transparente Uhr (B) und eine Slave-Uhr<br />

(C) enthält.<br />

Die Master-Uhr beginnt die Übertragung eines Sync-<br />

Telegramms zur Master-Zeit t M,0<br />

. Im Falle einer One-<br />

Step-Clock ist der genaue Zeitstempel t M,0<br />

Bestandteil<br />

des Sync-Frames. Aufgrund der Latenzzeit t PDelay,AB<br />

, die<br />

durch den Ethernet-Transceiver und die Verbindungsleitung<br />

zwischen (A) und (B) verursacht wird, empfängt<br />

das Gerät (B) den Sync-Frame zur Zeit t M,1<br />

. Das Weiterleiten<br />

des Sync-Frames von dem Eingangs- zu dem<br />

Ausgangs-Port von (B) verursacht das Bridge-Delay<br />

t Bridge,B<br />

. Daher leitet das Gerät (B) den Sync-Frame erst<br />

zur Zeit t M,2<br />

weiter. Die aktuelle Master-Zeit, zu der der<br />

Wie in der IEC 62439-3 [3] und in [11] gezeigt, ist eine<br />

Kombination von FPGA und CPU ein geeigneter Ansatz<br />

für die RedBox-Implementierung. Zur Reduzierung der<br />

Leistungsanforderungen der CPU wird die gesamte<br />

Frame-Weiterleitung einschließlich des Verwerfens von<br />

PRP- und HSR-Frame-Duplikaten auf das FPGA abgebildet.<br />

Weniger häufig ausgeführte Aufgaben, wie das<br />

Senden von speziellen Kontroll-Frames oder Konfigurationsfunktionen,<br />

werden von der CPU ausgeführt.<br />

In Bezug auf das PTP-Protokoll müssen präzise Zeitstempel<br />

von eingehenden und ausgehenden Synchronisierungs-Frames<br />

in Hardware implementiert werden [4].<br />

Außerdem benötigt die Korrektur von One-Step-Sync-<br />

Frames während der Übertragung eine Hardware-Implementierung<br />

einer lokalen Uhr. Frames, die von der<br />

RedBox gesendet werden müssen, wie Peer-to-Peer-<br />

Delay-Requests (PDelay-Request) für die Leitungsverzögerungsmessung,<br />

werden von der CPU generiert. Die<br />

entsprechende Zeitstempelinformation wird von der<br />

Hardware beim Verlassen des ausgehenden Ports der<br />

RedBox aktualisiert.<br />

2.1 Plattformarchitektur<br />

Bild 4 zeigt die vorgeschlagene flexible Plattformarchitektur.<br />

Um eine PRP/HSR-RedBox <strong>mit</strong> mehreren Host-<br />

Ports zu realisieren, sind drei Hauptkomponenten erforderlich:<br />

1. FPGA: Aufgrund der erforderlichen Leistung und<br />

Flexibilität ist ein FPGA eine geeignete Technologie für<br />

die RedBox-Implementierung der gewünschten Protokolle<br />

PRP, HSR und IEEE 1588.<br />

2. Switch: Wenn die Anbindung von mehr als einem<br />

Ethernet-Endgerät am Host-Port erforderlich ist, muss<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

35


HAUPTBEITRAG<br />

ein Switch genutzt werden. Da kommerzielle leistungsfähige<br />

Switches erhältlich sind, ist es vorteilhaft, die<br />

Switch-Funktionen auf einen externen kostengünstigen<br />

ASIC-Switch auszulagern [12]. In Abhängigkeit von den<br />

verfügbaren externen Schnittstellen des Switch-ASICs<br />

kann die Verbindung über Physical Ethernet Transceivers<br />

(PHYs) (1) oder über einen direkten Anschluss auf<br />

Media-Access-Control-Schicht (MAC) (2) realisiert werden,<br />

falls eine geeignete Schnittstelle vorhanden ist.<br />

Verbindungen über die MAC-Schicht sind aufgrund der<br />

niedrigen Kommunikationslatenzen und der direkten<br />

Datenübertragung ohne PHY-Module vorteilhaft.<br />

3. CPU: Eine CPU <strong>mit</strong> Netzwerkzugriff ist erforderlich<br />

zur Umsetzung von High-Level-Bestandteilen der gewünschten<br />

Protokolle und anderer Aufgaben wie der<br />

RedBox-Konfiguration. Daher ist die Verbindung des<br />

RedBox-Kerns und der CPU eine weitere wichtige Eigenschaft<br />

des Designs. Die Anzahl der Bauteile lässt<br />

sich gering halten, wenn eine Softcore-CPU (zum Beispiel<br />

Altera NIOS II oder Xilinx Microblaze) auf das<br />

FPGA abgebildet und direkt <strong>mit</strong> der RedBox auf der<br />

MAC-Schicht verbunden wird (3). Allerdings ist zu berücksichtigen,<br />

dass die Rechenleistung dieses Ansatzes<br />

beschränkt ist. Als Alternative sind externe CPUs von<br />

Vorteil, da sie in verschiedenen Leistungsklassen zur<br />

Verfügung stehen und entsprechend der Anforderungen<br />

der Anwendung gewählt werden können. Sie können<br />

über PHYs (4) oder über die MAC-Schicht (5) angeschlossen<br />

werden. Wenn ein ASIC-Switch <strong>mit</strong> integrierter<br />

CPU <strong>mit</strong> dem FPGA verbunden ist, kann diese<br />

CPU die Software-Funktionen des Switches und der<br />

RedBox ausführen. In diesem Fall wird keine weitere<br />

RedBox-CPU benötigt.<br />

2.2 RedBox-Architektur<br />

In [2] ist eine RedBox-Architektur dargestellt, die das<br />

HSR-Protokoll und den Grundmechanismus von IEEE<br />

1588 implementiert. Da die Kernfunktionen der Architektur,<br />

wie Tabellen und Speicher, über Parameter konfigurierbar<br />

sind, wird als Kompromiss zwischen Funktionalität<br />

und Ressourcen eine flexible Anpassung der<br />

Hardware ermöglicht. Daher wird diese Architektur<br />

erweitert, um die gewünschte PRP/HSR-RedBox <strong>mit</strong><br />

IEEE-1588-Unterstützung zu implementieren. Bild 5<br />

zeigt die Kernarchitektur der RedBox basierend auf [2].<br />

erste Board beinhaltet ein Marvell FireFoxAV 88E7251<br />

Switch-ASIC <strong>mit</strong> einer eingebetteten 400-MHz-CPU<br />

und Speichern [13].<br />

Der Switch-ASIC besitzt vier Fast-Ethernet-Ports und<br />

ein externes MII-Interface. Die CPU läuft <strong>mit</strong> einem<br />

Linux 2.6 Kernel und unterstützt die Ausführung von<br />

weiterer Firmware, speziell für alle Software-Funktionen<br />

der jeweiligen PRP/HSR-RedBox.<br />

Ein zweites FPGA-Board wurde entwickelt, das direkt<br />

auf das Switch-Board gesteckt werden kann. Dieses<br />

Board unterstützt die Nutzung von zwei unterschiedlichen<br />

FPGA-Typen (Altera Cyclone IV EP4CGX75 und<br />

EP4CGX150). Ebenso wie das Switch-Board werden vier<br />

Fast-Ethernet-Ports und ein externes MII-Interface <strong>mit</strong><br />

dem FPGA verbunden. Bild 6 stellt ein Blockschaltbild<br />

sowie ein Foto der resultierenden RedBox-Geräteumsetzung<br />

dar.<br />

3. ERGEBNISSE<br />

Um die Verilog-Implementierung auf das FPGA der entwickelten<br />

Hardware-Plattform [13] abzubilden, wird<br />

das Tool Altera Quartus 12.1 genutzt. Wie in Tabelle 1<br />

gezeigt, werden verschiedene Konfigurationen <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />

Duplikatfiltergrößen und VLAN-Prioritäts-Queues<br />

synthetisiert. In Abhängigkeit von der<br />

verfügbaren FPGA-Größe zeigen die ersten beiden Konfigurationen<br />

die Ergebnisse <strong>mit</strong> der maximal möglichen<br />

Duplikatfiltergröße. Die letzten beiden Konfigurationen<br />

sind für eine Minimierung von FPGA-Ressourcen optimiert.<br />

Für alle Konfigurationen ist der Systemtakt auf<br />

100 MHz konfiguriert. Die Größe der Proxy-Node-Table<br />

ist auf 512 Einträge festgelegt, um die Anforderungen<br />

der IEC 62439-3 zu erfüllen [3].<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass das Cyclone IV EPCGX150<br />

FPGA Duplikatfiltergrößen bis 8192 und 4 VLAN-Prioritäts-Queues<br />

pro Port unterstützt. Wird die maximale<br />

Duplikatfiltergröße um den Faktor 2 reduziert, ist es<br />

möglich, die Architektur auf ein Cyclone IV EP4CGX75<br />

abzubilden. Wenn eine der beiden letzten Konfigurationen<br />

ausgewählt wird, kann eine weitere Softcore-CPU<br />

(zum Beispiel Altera NIOS II) ebenfalls auf das FPGA<br />

abgebildet werden, um einen Betrieb ohne Switch-<br />

Board zu unterstützen. Während der Verarbeitung beträgt<br />

die Verlustleistung der Cyclone IV-basierten Dual-<br />

Board RedBox 4,8 Watt und in Single-Board Konfiguration<br />

2,4 Watt.<br />

2.3 Hardware-Plattform<br />

Industrielle Anwendungen der RedBox benötigen kosteneffiziente<br />

Hardware-Plattformen, die vorzugsweise<br />

auf kostengünstigen FPGA basieren. Um alle Switch/<br />

CPU/FPGA-Kombinationen nach Bild 4 zu unterstützen,<br />

wird ein Dual-Board-Ansatz implementiert. Das<br />

3.1 PRP/HSR<br />

Der folgende Abschnitt untersucht die erarbeitete Red-<br />

Box-Architektur im Vergleich <strong>mit</strong> zwei kommerziellen<br />

Vergleichsgeräten A und B. Da unterschiedliche Hardware-<br />

und Firmware-Versionen das Verzögerungsverhalten<br />

beeinflussen können, wird im Beitrag auf eine<br />

36<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


BILD 4: Flexibles<br />

Plattformkonzept der<br />

PRP/HSR-RedBox<br />

BILD 5:<br />

RedBox-<br />

Architektur<br />

BILD 6: Switch/FPGA-basierte RedBox:<br />

Blockschaltbild und Geräteumsetzung<br />

FPGA<br />

DUPLIKAT-<br />

FILTERGRÖSSE<br />

VLAN-<br />

PRIORITÄTS-<br />

QUEUES<br />

LOGIKELE-<br />

MENTE<br />

SPEICHER<br />

EP4CGX150 8192 4 52404 575 KB<br />

EP4CGX75 4096 4 52707 413 KB<br />

EP4CGX75 512 4 52066 273 KB<br />

EP4CGX75 512 1 44092 129 KB<br />

TABELLE 1: Syntheseergebnisse: 4-Bit-Logikelemente<br />

(LEs) und eingebetteter Speicher<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

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37


HAUPTBEITRAG<br />

schen den Ankunftszeiten entspricht dem Bridge-Delay<br />

der RedBox. Die Ethernet-Nutzdaten werden auf Größen<br />

zwischen 64 und 1500 Bytes gesetzt. Reguläre Ethernet-Frames<br />

werden zu den Host-Ports gesendet, wohingegen<br />

an die redundanten Ports PRP-Frames gesendet<br />

werden. Zusätzlich wird die Zeitverzögerung zwischen<br />

Frames, die an die redundanten Ports R 0<br />

und R 1<br />

gesendet<br />

werden, vom Testaufbau aus Bild 7 b) gemessen. Die<br />

erhaltenen Ergebnisse in µs sind in Tabelle 2 zusammengefasst.<br />

Diese und die nachfolgenden Ergebnisse<br />

sind für alle Konfigurationen aus Tabelle 1 gültig.<br />

Im Falle von Frames <strong>mit</strong> minimaler Länge erzielt das<br />

vorgeschlagene Konzept (Single- und Dual-Board) die<br />

kürzesten Verzögerungszeiten. Wenn die Dual-Board-<br />

RedBox Frames zwischen R 0/1<br />

und H i<br />

weiterleitet, werden<br />

die Verzögerungszeiten durch den zusätzlichen<br />

Store-and-Forward-Mechanismus des Switch-ASICs<br />

um den Faktor 2 erhöht. Die Ergebnisse der RedBox B<br />

beinhalten die Verzögerungszeit und den Jitter der an-<br />

BRIDGE<br />

DELAY<br />

REDBOX<br />

A<br />

REDBOX<br />

B<br />

Typenangabe der Vergleichsgeräte verzichtet. Die Ergebnisse<br />

für die RedBox werden für eine Konfiguration<br />

<strong>mit</strong> vier Host-Ports er<strong>mit</strong>telt, indem das Switch-Board<br />

(Dual-Board) genutzt wird. Zusätzlich wird eine weitere<br />

Konfiguration <strong>mit</strong> einem Host-Port ohne Einsatz<br />

des Switch-Boards (Single-Board) validiert.<br />

Wie in Bild 7 gezeigt, werden zwei Aufbauten untersucht.<br />

In allen Fällen sendet ein Frame-Generator (Anritsu<br />

MX123001A) spezifische Frames an die RedBox.<br />

Ein PC empfängt die Ergebnisse. Um die fiberoptischen<br />

Ports R 0<br />

und R 1<br />

der RedBox B zu verbinden, werden<br />

Small-Form-Factor-Pluggable-Transceiver (SFP) und<br />

Medienkonverter benutzt.<br />

Der Testaufbau aus Bild 7 a) wird verwendet, um Verzögerungen<br />

zwischen den RedBox-Ports zu messen. Die<br />

Test-Frames vom Frame-Generator werden vom Switch<br />

dupliziert und gleichzeitig weitergeleitet. Einer der Frames<br />

wird direkt durch eine Zeitstempeleinheit geführt,<br />

das Duplikat dagegen zur RedBox. Die Differenz zwi-<br />

DUAL-<br />

BOARD<br />

SINGLE-<br />

BOARD<br />

H → R 0/1<br />

15-132 36-385 14,3-247 6,7-123<br />

H i<br />

→H j<br />

15-132 13-130 7,7-124 –<br />

R 0/1<br />

→H 16-132 36-385 15-247 7,3-123<br />

Differenz<br />

R 0/1<br />

< 1,2 < 0,25 < 0,002 < 0,002<br />

BILD 7: Testaufbauten für RedBox-Auswertung<br />

TABELLE 2: Zeitverhalten der RedBoxen<br />

im PRP-Modus, alle Werte in µs<br />

BILD 8: Synchronisation von RedBoxen: a) Topologie und b) Ergebnis<br />

38<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


geschlossenen Medienkonverter. Im Gegensatz zu den<br />

Geräten A und B sendet die vorgeschlagene RedBox die<br />

Frames R 0/1<br />

fast simultan.<br />

3.2 IEEE 1588<br />

Die Synchronisationsgenauigkeit der RedBoxen wird<br />

durch einen Testaufbau bestehend aus einem IEEE-<br />

1588-Clock-Master (Meinberg M400), drei RedBoxen<br />

(Single-Board) und einem Oszilloskop (Agilent Technologies<br />

MSO9254A) gemessen, wie in Bild 8 a) dargestellt.<br />

Die RedBoxen befinden sich im Modus HSR. RB1<br />

und RB3 sind nicht <strong>mit</strong>einander verbunden, um einen<br />

Leitungsbruch zu simulieren, welches die Ungenauigkeit<br />

in RB3 maximiert. Das Oszilloskop tastet die PPS-<br />

Signale auf allen Geräten ab. Das PPS-Signal des Clock-<br />

Masters wird benutzt, um eine fünf Minuten dauernde<br />

Messung zu triggern. Im Falle einer optimalen Synchronisation<br />

gibt es keinen Offset zwischen den PPS-Signalen<br />

der RedBoxen und dem Master. Die Ergebnisse<br />

in Bild 8 b) bestätigen, dass alle RedBoxen <strong>mit</strong> einem<br />

Jitter < 30 ns synchronisiert sind. Weitere Messergebnisse<br />

finden sich in [14].<br />

3.3 PRP/HSR-Netzwerkuntersuchung<br />

Basierend auf Bild 1 wurde ein exemplarisches Profinet-RT-Automatisierungsnetzwerk<br />

erstellt. Zwei Ethernet-Switches,<br />

zwei Dual-Board-RedBoxen, vier Single-<br />

Board-RedBoxen, eine RedBox A und eine RedBox B<br />

einschließlich fiberoptischen Medienkonvertern stellen<br />

die Redundanz zur Verfügung. Die nachfolgenden<br />

Geräte sind in sechs Endgerätgruppen gegliedert und<br />

bestehen aus den Geräten Phoenix Contact RFC470 Profinet<br />

Controller, 24 KW Software TPS-1 Profinet Devices,<br />

8 Siemens ET200S Profinet Devices, eine <strong>Web</strong>-<br />

REFERENZEN<br />

[1] Gaj, P., Jasperneite, J., Felser, M.: Computer Communication<br />

within Industrial Distributed Environment -<br />

a Survey. IEEE Trans. on Industrial Informatics 9(1),<br />

S. 182–189, 2013<br />

[2] Flatt, H., Schriegel, S., Neugarth, T., Jasperneite, J.:<br />

An FPGA based HSR Architecture for Seamless Profinet<br />

Redundancy. In: Proc. Int. Workshop on Factory<br />

Communication Systems (WFCS), S. 137–140. IEEE 2012,<br />

doi: 10.1109/WFCS.2012.6242555<br />

[3] IEC 62439-3: Industrial Communication Networks - High<br />

Availability Automation Networks - Part 3: Parallel<br />

Redundancy Protocol (PRP) and High-availability<br />

Seamless Redundancy (HSR). 2012<br />

[4] IEEE 1588: Standard for a Precision Clock Synchronization<br />

Protocol for Networked Measurement and Control<br />

Systems. 2008<br />

[5] Araujo, J., Lazaro, J., Astarloa, A., Zuloaga, A., Garcia,<br />

A.: High Availability Automation Networks: PRP and HSR<br />

Ring Implementations. In: Proc. Int. Symp. on Industrial<br />

Electronics (ISIE), S. 1197–1202. IEEE, 2012, doi:<br />

10.1109/ISIE.2012.6237259<br />

[6] Institute of Embedded Systems: High Availability, PRP<br />

and HSR. http://www.ines.zhaw.ch, 2013<br />

[7] Siemens: Industrial Ethernet Switches SCALANCE<br />

X204RNA, SCALANCE X204RNA EEC: Betriebsanleitung,<br />

Dokument A5E03741330-01, 2012<br />

[8] Hirschmann: Managed RSP switches, RSP25-<br />

11003Z6TTSCCV9HPE2R01.0. Produktinformation, 2012<br />

[9] Flexibilis Oy: Flexibilis Ethernet Switch - High-availability<br />

Seamless Redundancy. Product brief, 2011<br />

[10] RuggedCom: HSR/PRP Solutions for Industrial Ethernet<br />

Networks. http://www.ruggedcom.com, 2013<br />

[11] Kirrmann, H., Honegger, C., Ilie, D., Sotiropoulos, I.:<br />

Performance of a Full-Hardware PTP Implementation<br />

for an IEC 62439-3 Redundant IEC 61850 Substation<br />

Automation Network. In: Proc . Int. Symp. on Precision<br />

Clock Synchronization for Measurement Control and<br />

Communication (ISPCS), S. 1–6. IEEE, 2012, doi: 10.1109/<br />

ISPCS.2012.6336631<br />

[12] Flatt, H., Schriegel, S., Jasperneite, J., Schewe, F.: An<br />

FPGA based Approach for the Enhancement of COTS<br />

Switch ASICs with Real-Time Ethernet Functions. In:<br />

Proc. Int. Conf. on Emerging Technologies & Factory<br />

Automation (ETFA), S. 1-4. IEEE, 2012, doi:10.1109/<br />

ETFA.2012.6489776<br />

[13] Yacoub: Ice Chicken Development Boards.<br />

www.yacoub.de, 2014<br />

[14] Flatt, H., Schriegel, S., Jasperneite, J.: Reliable<br />

Synchronization Accuracy in IEEE 1588 Networks Using<br />

Device Qualification with Standard Test Patterns. In: Int.<br />

Symp. on Precision Clock Synchronization for Measurement,<br />

Control, and Communication (ISPCS), IEEE, 2013,<br />

doi: 10.1109/ISPCS.2013.6644772<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

39


HAUPTBEITRAG<br />

AUTOREN<br />

Dr.-Ing. HOLGER FLATT (geb. 1979)<br />

studierte Elektrotechnik an der<br />

Leibniz Universität Hannover. Von<br />

2004 bis 2011 arbeitete und promovierte<br />

er an der Leibniz Universität<br />

Hannover. Seit 2011 ist er Mitarbeiter<br />

am Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo.<br />

Seine Tätigkeit als Gruppenleiter<br />

Eingebettete Systeme für die Automation<br />

umfasst unter anderem den Entwurf eingebetteter<br />

Systeme für die industrielle Automation.<br />

Fraunhofer IOSB-INA<br />

Anwendungszentrum Industrial Automation,<br />

Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,<br />

Tel. +49 (0) 5261 942 90 31,<br />

E-Mail: holger.flatt@iosb-ina.fraunhofer.de<br />

Prof. Dr.-Ing. JÜRGEN JASPERNEITE<br />

(geb. 1964) leitet das Fraunhofer<br />

Anwendungszentrum Industrial<br />

Automation und das Institut für<br />

industrielle Informationstechnik<br />

der Hochschule OWL in Lemgo.<br />

Er studierte Elektrotechnik und<br />

promovierte an der OVG Universität<br />

Magdeburg im Bereich der Echtzeitkommunikation.<br />

Sein Forschungsgebiet liegt in der<br />

intelligenten Automation.<br />

Fraunhofer IOSB-INA<br />

Anwendungszentrum Industrial Automation,<br />

Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,<br />

Tel. + 49 (0) 5261 70 25 72,<br />

E-Mail: juergen.jasperneite@iosb-ina.fraunhofer.de<br />

Prof. Dr. JOACHIM RAUCHFUSS<br />

(geb. 1950) studierte Informationstechnik<br />

an der TH in Chemnitz. Er<br />

arbeitete als Entwicklungsingenieur<br />

am Institut für Nachrichtentechnik<br />

in Berlin. Rauchfuß erwarb die<br />

Professur in der Prozessmesstechnik<br />

an der Beuth Hochschule für Technik<br />

in Berlin. Sein Forschungsgebiet<br />

ist die Kommunikation in der Automatisierungstechnik.<br />

cam, ein PC und eine Meinberg M400. Die <strong>Web</strong>cam<br />

generiert zusätzliche Netzlast (10 MBit/s). Der RFC470<br />

Controller ändert zyklisch die Ausgänge aller Profinet-<br />

Geräte.<br />

Interoperabilität wird von allen RedBoxen ermöglicht.<br />

Die Profinet-Geräte verbinden sich automatisch <strong>mit</strong><br />

dem RFC470 und beginnen <strong>mit</strong> der Datenverarbeitung.<br />

Die <strong>Web</strong>cam überträgt störungsfrei Videodaten an den<br />

PC. Redundante Netzwerkverbindungen können zu jeder<br />

Zeit ohne Einfluss auf die Geräteoperationen getrennt<br />

werden.<br />

FAZIT<br />

In diesem Beitrag wurde ein Konzept zur Umsetzung<br />

einer stoßfreien Ethernet-Redundanz vorgestellt. Dieses<br />

basiert auf den Protokollen PRP, HSR und IEEE 1588.<br />

Das Ziel ist, Flexibilität zur Verfügung zu stellen, um<br />

verschiedene kostengünstige FPGA-Plattformen einsetzen<br />

zu können. Dies wird insbesondere durch konfigurierbare<br />

Funktionen erreicht. Weiterhin wird eine industrielle<br />

Dual-Board-Plattform präsentiert, die aus<br />

einem FPGA, einem Switch-ASIC und einer eingebetteten<br />

CPU besteht.<br />

Eine Single-Board-RedBox ohne Switch-ASIC implementiert<br />

alle zeitkritischen Tasks in Hardware. Besonders<br />

im Falle von Frames <strong>mit</strong> minimaler Größe – relevant<br />

in industriellen Echtzeit-Protokollen – sind die<br />

Weiterleitungszeiten um einen Faktor von mindestens<br />

2 kleiner im Vergleich zu den beiden anderen analysierten<br />

kommerziell verfügbaren RedBoxen.<br />

Die Dual-Board-RedBox stellt vier Host-Ports zur Verfügung,<br />

wobei Weiterleitungszeiten durch den Switch-<br />

ASIC vergrößert werden. Das Konzept ist nicht auf den<br />

Profinet-Testfall li<strong>mit</strong>iert. Auch andere industrielle<br />

Ethernet-Protokolle können von PRP, HSR und IEEE<br />

1588 profitieren.<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

28.02.2014<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Yacoub Automation GmbH,<br />

Gustav-Meyer-Allee 25, D-13355 Berlin,<br />

Tel. +49 (0) 30 34 99 83 40,<br />

E-Mail: joachim.rauchfuss@yacoub.de<br />

40<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


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Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Friedrich-Ebert-Straße 55, 45127 Essen.<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

PAHBPA2014<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich da<strong>mit</strong> einverstanden,<br />

dass ich vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich <strong>mit</strong> Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


HAUPTBEITRAG<br />

Zustandsüberwachung<br />

und Performanzprognose<br />

Datenbasierte Verfahren für komplexe Industrieanlagen<br />

Für die Prozessüberwachung und Fehlerdiagnose gibt es bereits viele datenbasierte<br />

Verfahren. Im Gegensatz zu modellbasierten Verfahren bietet der datenbasierte Ansatz<br />

die Möglichkeit, ein statistisches Modell aus historischen Daten zu er<strong>mit</strong>teln,<br />

um anspruchsvolle und hochkomplexe Industrieanlagen zu überwachen. Verfahren<br />

zur Performanzprognose von Industrieanlagen führen die Gedanken der datenbasierten<br />

Zustandsüberwachung konsequent weiter und eröffnen neue Möglichkeiten,<br />

fehlertolerante Systeme und Anlagen zu entwickeln. Es wurden unterschiedliche<br />

Industrieprozesse <strong>mit</strong>tels datenbasierter Verfahren unter der Zielstellung der Fehlererkennung<br />

und -lokalisation sowie der Performanzprognose analysiert. Die Leistungsfähigkeit<br />

datenbasierter Verfahren wird anhand von Messdaten von Windkraftanlagen<br />

und einer Industrieanlage dargestellt.<br />

SCHLAGWÖRTER Fehlererkennung / Hauptkomponentenanalyse /<br />

Reconstruction-based Contribution / Performanzprognose /<br />

Singular Spectrum Analysis<br />

Condition Monitoring and Performance Prognosis –<br />

Data-driven Methods for Complex Industrial Systems<br />

Many data-driven techniques have been developed and applied for industrial process<br />

monitoring and fault diagnosis. In contrast to model-based methods, data-driven<br />

approaches can provide efficient process monitoring for sophisticated and highly<br />

complex modern industry machines by extracting statistical models based only on<br />

historical process data. Various technical systems are investigated in this project,<br />

in which data-driven methods are studied with real process data for fault detection,<br />

fault identification and performance prognosis. The performance of data-driven<br />

methods is considered with examples of an industrial process and a wind energy<br />

conversion system.<br />

KEYWORDS diagnosis / principal component analysis / reconstruction-based<br />

contribution / performance prognosis / singular spectrum analysis<br />

42<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


MINJIA KRÜGER, Universität Duisburg-Essen<br />

TORSTEN JEINSCH, Universität Rostock<br />

PETER ENGEL, PC-Soft<br />

STEVEN X. DING, Universität Duisburg-Essen<br />

ADEL HAGHANI, Universität Rostock<br />

Die führenden Industrienationen unternehmen<br />

große Anstrengungen, um die Sicherheit, Verfügbarkeit<br />

und Leistung von komplexen technischen<br />

Systemen und Anlagen stetig zu erhöhen.<br />

Dieser Prozess fußt auf der frühzeitigen<br />

Erkennung von Fehlern, Ausfällen und steigenden Risiken,<br />

um <strong>mit</strong> Hilfe der Prozessführung zielgerichtete<br />

Maßnahmen einzuleiten, wie zum Beispiel Wartungsund<br />

Instandhaltungsarbeiten zur Vermeidung und Reduzierung<br />

von Anlagenstillstandszeiten.<br />

Klassische post-mortem-Strategien und der Einsatz<br />

zusätzlicher Sensorhardware können die notwendige<br />

Qualität einer frühzeitigen Erkennung selten gewährleisten.<br />

Moderne modellbasierte Verfahren auf der Basis<br />

einer physikalischen Systemmodellierung sind oft<br />

für komplexe industrielle Prozesse sehr schwierig und<br />

unrentabel zu handhaben. Diesen Anforderungen wird<br />

aktuell <strong>mit</strong> Hilfe von datengestützten multivariaten<br />

Verfahren begegnet. Hierbei wird in einer Offlinetrainingsphase<br />

der nominale und fehlerfreie Betriebszustand<br />

aus historischen Daten extrahiert und durch ein<br />

statistisches Modell abgebildet. Im Onlinebetrieb werden<br />

die gemessenen Daten <strong>mit</strong> dem nominalen und<br />

fehlerfreien Systemzustand, vorliegend als statistisches<br />

Modell, verglichen und ausgewertet.<br />

In der Anlagenindustrie und bei komplexen industriellen<br />

Prozessen genießen datengestützte Methoden<br />

zur Überwachung und Fehlerdiagnose eine hohe Akzeptanz<br />

[9]. Diese fußt auf folgenden Punkten:<br />

Für datengestützte Ansätze sind keine physikalischen<br />

Modelle erforderlich.<br />

In einer Offlinetrainingsphase wird der nominale<br />

und fehlerfreie Betriebszustand aus historischen<br />

Daten extrahiert und durch ein statistisches Modell<br />

abgebildet. Bei Prozessveränderungen kann<br />

durch wiederholtes Offlinetraining eine Adaption<br />

an das geänderte Prozessverhalten vorgenommen<br />

sowie an verschiedene industrielle Prozesse angepasst<br />

werden.<br />

Im Gegensatz zur verbreiteten univariaten Methode<br />

wird bei den datengestützten multivariaten Methoden<br />

die Korrelation zwischen den Betriebsmessdaten<br />

berücksichtigt.<br />

Diese datengestützten Verfahren eignen sich für<br />

den Umgang <strong>mit</strong> hochdimensionalen Datenmengen.<br />

Da oft wenige Komponenten der Messdaten relevant<br />

für die Überwachung und Fehlerdiagnose<br />

sind, werden Verfahren herangezogen, um die Datenmenge<br />

nach ihrer Bedeutung beziehungsweise<br />

nach der Abweichung der Menge in dieser Dimension<br />

zu klassifizieren [9]. Die so ausgewählten Daten<br />

bilden alle relevanten Prozesscharakteristiken<br />

<strong>mit</strong> einer deutlich reduzierten Datendimension ab<br />

und verlangen in der Onlinemonitoringphase weniger<br />

Berechnungsressourcen.<br />

Aufgrund dieser Argumente sind datengestützte multivariate<br />

Verfahren eine kosteneffektive Alternative<br />

für die industrielle Prozessüberwachung und Fehlerdiagnose.<br />

Eine intensive Untersuchung von datengestützten<br />

multivariaten Verfahren erfolgte bislang <strong>mit</strong> dem Fokus<br />

der Leistungsverbesserung zur Fehlererkennung<br />

und Identifikation (fault detection and isolation, FDI)<br />

[2]. Neben den betrachteten Fehlfunktionen ist jedoch<br />

die Performanzverschlechterung ein weiterer entscheidender<br />

Aspekt, der den Verlust von Kapazität und<br />

Verfügbarkeit einer industriellen Anlage bestimmt.<br />

Mit einem übergeordneten Performanz-Monitoring<br />

und einer effektiven Bestimmung der Restlebensdauer<br />

(remaining useful life, RUL) von Schlüsselkomponenten<br />

lassen sich effiziente Instandhaltungsmaßnahmen<br />

vorschlagen und rechtzeitig im Voraus durchführen.<br />

Daher widmet sich dieser Beitrag datengestützten<br />

multivariaten Ansätzen zur Überwachung und Performanzprognose<br />

von komplexen industriellen Anlagen.<br />

Bild 1 zeigt eine vereinfachte schematische<br />

Darstellung des vorgeschlagenen Ansatzes. Er enthält<br />

5 grundlegende Schritte: Prozessüberwachung, Erkennung<br />

und Lokalisierung der Degradation, Merkmalextraktion,<br />

Merkmalprognose und Lebensdauerschätzung.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

43


HAUPTBEITRAG<br />

BILD 1: Schematische<br />

Darstellung der datengestützten<br />

Überwachung und<br />

Performanzprognose [7, 8]<br />

BILD 2: Grundlegende Signalzusammensetzung [8]<br />

1. METHODEN<br />

Die entwickelten und eingesetzten Methoden werden in<br />

den folgenden Abschnitten näher vorgestellt. Ausführliche<br />

Information und die analytischen Grundlagen sind<br />

der angeführten Literatur zu entnehmen [1, 3, 4, 6, 9].<br />

1.1 Prozessüberwachung<br />

Für die Prozessüberwachung gibt es viele datenbasierte<br />

Verfahren. Sie eignen sich auch für den Umgang <strong>mit</strong><br />

hochdimensionalen Daten. Hierbei werden die Daten<br />

unter Beibehaltung der Prozesscharakteristiken in einen<br />

niederdimensionalen Raum projiziert [2]. Im Beitrag<br />

wird das Standard-Hauptkomponentenanalyseverfahren<br />

(principal component analysis, PCA) zum Zweck der<br />

Prozessüberwachung eingesetzt. Die Anzahl der berücksichtigten<br />

Messstellen ist m.<br />

Nachfolgend sind die wesentlichen Schritte des Offlinetrainingsprozesses<br />

zum Standard-PCA-Verfahren<br />

aufgeführt:<br />

Datenerfassung und Normierung: Für jede der m<br />

Messstellen erfolgt die Verarbeitung von N Datensätzen<br />

des Normalbetriebs und die Zusammenfassung<br />

zur Originaldatenmatrix . Der Mittelwert<br />

μ und die Standardabweichung jeder<br />

Messstelle werden berechnet und im System gespeichert.<br />

Die Normierung der Originaldatenmatrix<br />

X verfolgt das Ziel, die resultierende Matrix Z<br />

<strong>mit</strong> dem Mittelwert = 0 und der Standardabweichung<br />

= 1 zu bestimmen. Als Ergebnis der<br />

Normierung entsteht die Datenmatrix<br />

.<br />

Berechnung der Eigenwerte und Eigenvektoren:<br />

Zuerst wird die Kovarianzmatrix gebildet. Die<br />

Eigenwerte und -vektoren werden <strong>mit</strong> Hilfe der<br />

Eigenwertzerlegung bestimmt:<br />

, (1)<br />

wobei<br />

eine Diagonalmatrix ist, die<br />

die Eigenwerte in absteigender Größe enthält<br />

. In der orthogonalen Ma-<br />

44<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


trix P sind die Eigenvektoren zu den geordneten<br />

Eigenwerten<br />

von enthalten. l beschreibt<br />

die Anzahl der Hauptkomponenten, die<br />

sich <strong>mit</strong> Hilfe des in [5] vorgeschlagenen Kriteriums<br />

er<strong>mit</strong>teln lassen. Da<strong>mit</strong> erfolgt die Aufteilung des<br />

m-dimensionalen Raums von P und in zwei Unterräume<br />

(Unterraum der Hauptkomponenten<br />

und Unterraum der Residuen ):<br />

Bestimmung der Schwellwerte: Für die Prozessüberwachung<br />

können grundsätzlich zwei Kennwerte<br />

angewendet werden, Squared Prediction Error (SPE)<br />

sowie die Hotelling -Verteilung. Mit dem gegebenen<br />

Signifikanzniveau werden die entsprechenden<br />

Schwellwerte <strong>mit</strong> folgenden Formeln berechnet:<br />

wobei die normierte Abweichung entsprechend<br />

des oberen Perzentils darstellt und<br />

gilt.<br />

Die Onlineüberwachung und -diagnose setzt sich aus<br />

den folgenden Schritten zusammen:<br />

Fehlererkennung<br />

Datennormierung: Mit Mittelwert μ und Standardabweichung<br />

vom Offlinetraining erfolgt die Normierung<br />

des neuen Onlineprozessdatensatzes.<br />

Er<strong>mit</strong>tlung der Indizes: Für einen normierten Datenvektor<br />

, können die entsprechenden Indizes<br />

zu SPE und Hotellings T 2 <strong>mit</strong> den folgenden<br />

Gleichungen berechnet werden:<br />

Fehlererkennungslogik:<br />

und<br />

fehlerfrei, ansonsten fehlerbehaftet.<br />

(2)<br />

(3)<br />

(4)<br />

(5)<br />

(6)<br />

(7)<br />

(8)<br />

(9)<br />

(10)<br />

Fehlerlokalisierung<br />

Sollte eine Abweichung vom Normalzustand bei der<br />

Prozessüberwachung festgestellt werden, dann kann<br />

<strong>mit</strong>tels Berechnung der Reconstruction-based Contribution<br />

(RBC) [1] der Beitrag der fehlerhaften Komponente<br />

zum berechneten statistischen Index bestimmt und die<br />

den Fehler verursachende Komponente oder der fehlerhafte<br />

Sensor lokalisiert werden. Die RBC der SPE- und<br />

Hotellings-T 2 -Indizes werden <strong>mit</strong> den folgenden Formeln<br />

er<strong>mit</strong>telt:<br />

(11)<br />

(12)<br />

wobei der Richtungsvektor entlang der i-ten Messstelle<br />

ist,<br />

, der der i-ten Spalte der Einheitsmatrix<br />

entspricht. Variablen, die die<br />

größten Fehleranteile aufweisen, werden als fehlerbehaftete<br />

Variablen lokalisiert [5].<br />

1.2 Merkmalextraktion und Performanzprognose<br />

Nachdem die fehlerhafte Komponente <strong>mit</strong> Hilfe der RBC<br />

identifiziert wurde, erfolgen weitere Untersuchungen<br />

auf Basis der Singular Spectrum Analysis (SSA) <strong>mit</strong> dem<br />

Ziel der Merkmalextraktion und -prognose. Weist mehr<br />

als ein Signal auf eine mögliche Performanzminderung<br />

hin, wird für die Merkmalextraktion die Multivariate<br />

Singular Spectrum Analysis (MSSA) [3] angewandt.<br />

Die SSA basiert auf der Singulärwertzerlegung (singular<br />

value decomposition, SVD) und ist eine modellfreie<br />

Methode der Zeitreihenanalyse und Prognose.<br />

Hier werden die Elemente der klassischen Zeitreihenanalyse,<br />

der multivariaten Statistik, der dynamischen<br />

Systeme und Signalverarbeitung <strong>mit</strong>einander kombiniert.<br />

Mit der SSA wird das ursprüngliche Signal in<br />

eine geringe Anzahl von Komponenten zerlegt, die als<br />

Trend, Oszillation und Rauschen interpretiert werden<br />

können.<br />

In Bild 2 ist eine grundlegende Signalzusammensetzung<br />

aus den drei Bestandteilen Trend, Oszillation und<br />

Rauschen dargestellt. Durch die Gruppierung in unterschiedlich<br />

variierende Komponenten kann der Trend<br />

des ursprünglichen Signals extrahiert werden. Mit Hilfe<br />

des auf der SSA fußenden Prognosealgorithmus kann<br />

das extrahierte Merkmal vorhergesagt werden [3]. Die<br />

Basis-SSA setzt sich aus folgenden Schritten zusammen:<br />

Zerlegung: Ausgangspunkt ist eine Zeitreihe<br />

der Länge N <strong>mit</strong> einer definierten<br />

Fensterlänge L unter der Voraussetzung<br />

1


HAUPTBEITRAG<br />

(13)<br />

wobei K=N–L+1 und X i =(f i-1 , … ,f i+L–2 ) T <strong>mit</strong> 1≤i≤K<br />

ist. Dabei stellt die Matrix X eine Hankel-Matrix<br />

dar. Sind die Länge der Zeitreihe N und die Fensterlänge<br />

L fest, so gibt es eine Entsprechung zwischen<br />

der Hankel-Matrix und der Zeitreihe. Nach<br />

Anwendung der Singulärwertzerlegung auf die<br />

Matrix X kann die Trajektorie geschrieben werden<br />

als:<br />

(14)<br />

<strong>mit</strong><br />

und<br />

. sind die Eigenwerte der Matrix<br />

S=XX T , die in absteigender Reihenfolge<br />

<strong>mit</strong> den zugehörigen Eigenvektoren<br />

U 1 , … ,U L korrespondieren. Der Ausdruck<br />

wird als i-ter Eigentripel der Matrix<br />

X bezeichnet. Nach der Definition<br />

<strong>mit</strong> (i=1, … ,d) kann die Singulärwertzerlegung<br />

der Trajektorien-Matrix X wie folgt formuliert<br />

werden:<br />

X=X 1 + … +X d . (15)<br />

Rekonstruktion: In diesem Schritt werden die<br />

elementaren Matrizen X i (i=1, … ,d) in m disjunkte<br />

Untergruppen I 1 , … ,I m unterteilt. Korrespondiert<br />

die Gruppe I={i 1 , … ,i p } der Matrix X I<br />

<strong>mit</strong> der Gruppe I so wird X I =X i1 + … +X ip d e fi -<br />

niert. Diese Matrizen ergeben für I=I 1 , … ,I m <strong>mit</strong><br />

der Gleichung (15):<br />

X=X I1 + … +X Im (16)<br />

Die Anwendung der diagonalen Mittelwertbildung<br />

(Einzelheiten zum Verfahren der diagonalen<br />

Mittelwertbildung finden sich in [3].)<br />

auf die Matrix X IK , ergibt die Zeitreihe<br />

. Die ursprüngliche Zeitreihe<br />

ist so<strong>mit</strong> in die Summe von m<br />

einzelnen Zeitreihen zerlegt:<br />

Datenspur Beschreibung Messstelle Komponente Einheit<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Generator Lager 1<br />

Temperatur<br />

Generator Lager 2<br />

Temperatur<br />

Generator Ständer<br />

Temperatur<br />

Getriebe Lager 1<br />

Temperatur<br />

Getriebe Lager 2<br />

Temperatur<br />

Getriebe Öleinlass<br />

Temperatur<br />

Getriebe Ölsumpf<br />

Temperatur<br />

Generator °C<br />

Generator °C<br />

Generator °C<br />

Getriebe °C<br />

Getriebe °C<br />

Getriebe °C<br />

Getriebe °C<br />

8 Getriebe Drehzahl Getriebe min -1<br />

9 Generator Drehzahl Generator min -1<br />

BILD 3: Sensorfehlererkennung und<br />

-lokalisierung<br />

10 Anker Drehzahl Anker min -1<br />

TABELLE 1: Liste verwendeter Prozessgrößen<br />

der Windkraftanlage<br />

46<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


. (17)<br />

Der SSA-Prognosealgorithmus wird zum Zweck<br />

der Merkmalvorhersage fortlaufend angewandt.<br />

Ausgehend von der originalen Zeitreihe<br />

wird die rekonstruierte<br />

Zeitreihe<br />

betrachtet. Der Vektor<br />

enthält die ersten L–1 Komponenten<br />

und π die übrigen Komponenten U i. Durch Definition<br />

von<br />

, <strong>mit</strong><br />

, erfolgt eine fortlaufende<br />

M-Schritt-SSA-Signalvorhersage<br />

wie folgt [3]:<br />

(18)<br />

Restnutzungsdauerschätzung<br />

Auf der Basis verfügbaren Prozesswissens können<br />

erfahrene Systemingenieure und Anlagenfahrer<br />

Schwellwerte zur Bewertung von gewonnen Degradationssignalen<br />

er<strong>mit</strong>teln. Der Vergleich dieser vordefinierten<br />

Schwellwerte <strong>mit</strong> den gewonnenen Degradationssignalen<br />

ermöglicht schließlich die Abschätzung<br />

der Restnutzungsdauer der untersuchten Systemkomponenten.<br />

2. ANWENDUNGSERGEBNISSE DER VERFAHREN<br />

Die Validierung der Verfahren zur Zustandsüberwachung<br />

wurde an Windkraftanlagen und zur Performanzprognose<br />

an Prozessen der Anlagenindustrie untersucht.<br />

Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse<br />

dargestellt und erläutert.<br />

2.1 Fehlererkennung und -lokalisierung<br />

Die Anwendung des vorgestellten Konzeptes zur Fehlererkennung<br />

und -lokalisierung erfolgte an Windkraftanlagen<br />

gleichen Typs. Für die dargestellte Bewertung der<br />

Leistungsfähigkeit des erläuterten Konzeptvorschlags<br />

sind die ausgewählten Prozessgrößen laut Tabelle 1 der<br />

Windkraftanlagen herangezogen worden. Die Abtastrate<br />

betrug im vorliegenden Fall 10 Minuten.<br />

Entsprechend der klassischen Unterteilung möglicher<br />

Fehlerursachen wurden Sensorfehler und Prozessfehler<br />

bezüglich der Erkennung und Lokalisierung<br />

untersucht.<br />

Sensorfehlererkennung und -lokalisierung<br />

Dem Instandhaltungsbericht ist ein Fehlerzustand des<br />

Sensors der Datenspur 5 (Temperatursensor Getriebe<br />

Lager 2) zum Abtastzeitpunkt 2240 zu entnehmen.<br />

Die Prozessüberwachung auf der Basis des SPE-Index<br />

weist eine signifikante Überschreitung des Schwellwertes<br />

bereits zum Abtastzeitpunkt 2237 und so<strong>mit</strong> die<br />

Anzeige eines fehlerhaften Betriebszustandes auf. Die<br />

Berechnung der RBC auf Basis der SPE-Indizes führte<br />

zur Lokalisierung der Fehlerursache. Als Ergebnis wies<br />

die Datenspur 5 den größten Fehleranteil auf, sodass<br />

auf einen Sensorfehler an der Temperaturmessstelle<br />

Getriebe Lager 2 geschlossen wurde.<br />

BILD 4: Prozessfehlererkennung und<br />

-lokalisierung<br />

Prozessfehlererkennung und -lokalisierung<br />

Dem Instandhaltungsbericht ist ein Fehlerzustand im<br />

Kühlsystem des Getriebes zum Abtastzeitpunkt 1155 zu<br />

entnehmen.<br />

Die Prozessüberwachung auf der Basis des T 2 -Index<br />

weist eine signifikante Überschreitung des Schwellwertes<br />

bereits zum Abtastzeitpunkt 1154 auf, sodass<br />

ein fehlerhafter Betriebszustand signalisiert wurde. Die<br />

Suche nach der Fehlerursache wurde durch die Berechnung<br />

der RBC auf Basis der T 2 -Statistik durchgeführt.<br />

Als Ergebnis zeigten die Datenspuren 5 (Getriebe Lager<br />

2 Temperatur), 6 (Getriebe Öleinlass Temperatur) und 7<br />

(Getriebe Ölsumpf Temperatur) vergrößerte -<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

47


HAUPTBEITRAG<br />

BILD 6: Lokalisation <strong>mit</strong> Reconstructionbased<br />

Contribution<br />

BILD 5: Prozessüberwachung <strong>mit</strong><br />

Principal Components Analysis<br />

BILD 7:<br />

Hauptkomponenten<br />

des Signals 1<br />

Anteile, was auf einen Systemfehler im Bereich des Getriebes<br />

hinwies. Auf der Grundlage dieser Lokalisierungsinformation<br />

wurden anschließend gezielte Untersuchungen<br />

der Systemkomponenten im Getriebe vorgenommen.<br />

2.2 Performanzprognose<br />

Die verwendeten Daten zur Validierung des Algorithmus<br />

der Performanzprognose entstammen einem Extrusionsprozess<br />

der Anlagenindustrie. Das untersuchte Fördergerät<br />

arbeitet nach dem Funktionsprinzip eines Schneckenförderers,<br />

der dickflüssige Substanzen unter hohem<br />

Druck und hoher Temperatur gleichmäßig aus einer<br />

formgebenden Öffnung herauspresst. Die mechanischen<br />

Komponenten des Schneckenförderers, wie beispielsweise<br />

Welle, Lager, Getriebe und Schnecke, unterliegen<br />

aufgrund der vorliegenden Einsatzbedingungen sehr<br />

starkem Verschleiß.<br />

Für die Durchführung der Performanzprognose standen<br />

unterschiedliche Druck- und Temperaturmessdaten<br />

<strong>mit</strong> einer Zykluszeit von 2 Stunden zur Verfügung.<br />

Die Ergebnisse der Onlineüberwachung auf Grundlage<br />

des SPE- und T 2 -Index zeigt Bild 5. Der SPE-Index<br />

weist tendenzielle Signalveränderungen bereits zum<br />

48<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


BILD 8:<br />

Merkmalextraktion<br />

<strong>mit</strong> Singular<br />

Spectrum Analysis<br />

BILD 9: Performanzprognose <strong>mit</strong><br />

Singular Spectrum Analysis<br />

Abtastzeitpunkt 178 und der T 2 -Index zum Abtastzeitpunkt<br />

250 auf. Die signifikante Überschreitung des<br />

berechneten Schwellwertes erfolgt durch den SPE-Index<br />

zum Abtastzeitpunkt 374 und durch den T 2 -Index<br />

zum Abtastzeitpunkt 365. Beide Indizes weisen sehr<br />

früh eine deutliche Drift im Signalverlauf auf.<br />

Die anschließende Lokalisierung auf der Basis von SPEund<br />

T2-Index <strong>mit</strong> dem RBC-Algorithmus zeigt Bild 6. Die<br />

Ergebnisse beider Indizes weisen deutlich auf die Signale<br />

1 und 6 hin, die ursächlich für die signifikante<br />

Drift der untersuchten Indizes verantwortlich sind.<br />

Zur Veranschaulichung des weiteren Vorgehens fokussieren<br />

sich die nachfolgenden Untersuchungen ausschließlich<br />

auf das Signal 1. Die Detektion des Trends<br />

aus diesem Signal erfolgt durch eine Signalzerlegung<br />

<strong>mit</strong> der gewählten Fensterlänge L=300 sowie einer anschließenden<br />

Signalrekonstruktion <strong>mit</strong> Hilfe der SSA.<br />

Die Zerlegung des Signals 1 in einzelne Hauptkomponenten<br />

ist exemplarisch im Bild 7 dargestellt.<br />

Den jeweils extrahierten Trend anhand der Signalrekonstruktion<br />

von PC1 und von PC1-PC5 veranschaulicht<br />

Bild 8.<br />

Die Durchführung der Performanzprognose erfolgt<br />

auf Grundlage der Trendentwicklung von PC1-PC5. Die<br />

Prognose für 350 Abtastzeitpunkte beginnt zum Abtastzeitpunkt<br />

1065 und wird im Bild 9 dokumentiert.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

49


HAUPTBEITRAG<br />

Die definierte Schwelle für die Wartung und Instandhaltung<br />

ist <strong>mit</strong> einer Amplitude von 58 ausgewählt<br />

worden. Nach weiteren 168 Abtastzeitpunkten ab dem<br />

Startpunkt der Performanzprognose unterschreitet das<br />

prognostizierte Trendsignal die definierte Schwelle für<br />

Wartung und Instandhaltung dauerhaft. Unter Berücksichtigung<br />

der zuvor genannten Zykluszeit erfolgte so<strong>mit</strong><br />

eine Performanzprognose für die Restnutzungsdauer<br />

von 336 Produktionsstunden.<br />

In der Praxis wurde die untersuchte Anlage bereits<br />

112 Produktionsstunden nach dem Abtastzeitpunkt<br />

1065 einer umfassenden Instandhaltungsmaßnahme<br />

unterzogen. Diese Instandhaltungsmaßnahme fußte auf<br />

der vorliegenden Produktionszeit des betrachteten<br />

Schneckenförderers. Hierbei wurde im prognostizierten<br />

Sektor der Anlage ein sehr starker Verschleiß<br />

der Schnecke festgestellt und diese Komponente anschließend<br />

erneuert.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Im Beitrag wurden datenbasierte Verfahren zur Zustandsüberwachung<br />

und Performanzprognose vorgestellt,<br />

diskutiert und an zwei technischen Anlagen<br />

validiert. Der Nachweis der Leistungsfähigkeit des<br />

dargestellten Konzepts erfolgte anhand von Messdaten<br />

mehrerer Windkraftanlagen gleichen Typs.<br />

Ausgewählte Beispiele zur Detektion signifikanter<br />

Abweichungen vom Nominalverhalten beim Auftre-<br />

ten von Sensor- und Prozessfehlern wurden exemplarisch<br />

dargelegt.<br />

Der zweite Teil des Beitrages widmete sich der Performanzprognose<br />

von technischen Anlagen. Hier liegt<br />

der Fokus auf den Forderungen der Anlagenindustrie,<br />

eine zuverlässige Vorhersage für die sichere Funktionsfähigkeit<br />

von Anlagen zu treffen, um Wartungsund<br />

Instandhaltungsmaßnahmen auch unter wirtschaftlichen<br />

Aspekten exakt zu planen. Der dargestellte<br />

datenbasierte Ansatz zur Performanzprognose<br />

wurde an einem Beispielprozess der Anlagenindustrie<br />

validiert. Ausgehend von einer datengestützten Prozessüberwachung<br />

auf Basis der Hauptkomponentenanalyse<br />

wurde eine Drift des Betriebszustandes erfasst.<br />

Mit Hilfe der RBC ließen sich die zur Drift der Performanzkenngröße<br />

beitragenden relevanten Prozessgrößen<br />

identifizieren. Anschließend wurde eine Extraktion<br />

der Signalmerkmale und die Vorhersage <strong>mit</strong> den<br />

Methoden der SSA/MSSA durchgeführt. Anhand von<br />

Expertenwissen der Anlagenbetreiber war es möglich,<br />

einen Schwellwert für die Restlebensdauer zu definieren,<br />

sodass sich eine erfolgreiche Performanzprognose<br />

durchführen ließ.<br />

Die vorgestellten Verfahren zur Zustandsüberwachung<br />

und Performanzprognose eröffnen so<strong>mit</strong> neue<br />

Möglichkeiten für die Entwicklung fehlertoleranter<br />

Systeme und Anlagen. Darüber hinaus besteht <strong>mit</strong><br />

dem Verfahren der Performanzprognose die Möglichkeit,<br />

eine Abschätzung der Restlebensdauer auf der<br />

Basis von Prozessdaten durchzuführen.<br />

AUTOREN<br />

M.Sc. MINJIA KRÜGER (geb. 1986) ist Mitarbeiterin<br />

des Fachgebiets Automatisierungstechnik und<br />

Komplexe Systeme der Fakultät Ingenieurwissenschaften<br />

an der Universität Duisburg-Essen.<br />

Haupt arbeitsgebiete: Modellgestützte Prozessüberwachung,<br />

fehlertolerante Systeme.<br />

Prof. Dr.-Ing. TORSTEN JEINSCH (geb. 1970) ist<br />

Inhaber des Lehrstuhls Regelungstechnik im Institut<br />

für Automatisierungstechnik an der Fakultät für<br />

Informatik und Elektrotechnik der Universität<br />

Rostock. Hauptarbeitsgebiete: fehlertolerante Systeme,<br />

adaptive Systeme, optimale Steuerung.<br />

Institut für Automatisierungstechnik und<br />

Komplexe Systeme,<br />

Universität Duisburg-Essen,<br />

Bismarckstraße 81 BB,<br />

D-47057 Duisburg,<br />

Tel. +49 (0) 203 379 42 95,<br />

E-Mail: minjia.krueger@uni-due.de<br />

Institut für Automatisierungstechnik,<br />

Universität Rostock,<br />

Richard-Wagner-Straße 31, Haus 8,<br />

D-18119 Warnemünde,<br />

Tel. +49 (0) 381 498 77 04,<br />

E-Mail: torsten.jeinsch@uni-rostock.de<br />

50<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


Die Autoren des Beitrages entwickeln aktuell fehlertolerante<br />

Systeme <strong>mit</strong> dem Ziel, temporäre Prozesseingriffe<br />

vorzuschlagen und durchzuführen, um<br />

in Abhängigkeit der prognostizierten Performanzdegradation<br />

weitere Entscheidungskriterien zu berücksichtigen.<br />

Diese Eingriffe könnten zum Beispiel die<br />

Produktqualität oder -quantität vorübergehend senken,<br />

jedoch aus wirtschaftlicher Sicht erhebliche Vorteile<br />

gegenüber einem sofortigen Produktionsstopp zur<br />

Durchführung von Wartung und Instandhaltung darstellen.<br />

Mit dieser Entwicklung soll künftig der Entscheidungsprozess<br />

von Betriebsingenieuren automatisiert<br />

unterstützt werden, um zum Beispiel gezielte<br />

Maßnahmen nach dem Erfassen einer fehlerhaften<br />

Komponente im System einzuleiten.<br />

DANKSAGUNG<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

10.03.2014<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Die präsentierten Ergebnisse wurden im Rahmen<br />

des Förderprogramms zum Zentralen Innovationsprogramm<br />

Mittelstand (ZIM) unter dem Titel<br />

„Entwicklung eines neuen adaptiven Verfahrens<br />

und Systems für das technische Anlagenmanagement<br />

von Industrieanlagen“ erarbeitet.<br />

REFERENZEN<br />

[1] Alcala, C.F., Qin, S.J.: Reconstruction-based contributation for<br />

process monitoring. Automatica 47(7), S. 1593-1600, 2009<br />

[2] Ding, S.X., Zhang, P., Jeinsch, T. Ding, E., Engel, P., Wei, P.: A survey<br />

of the application of basic data-driven and model-based methods<br />

in process monitoring and fault diagnosis. In: Preprints 18th IFAC<br />

World Congress, S. 12380-12388. IFAC 2011<br />

[3] Golyandina, N., Nekrutkin, V., Zhigljavsky, A.: Analysis of time<br />

series structure SSA and related techniques. CRC press, 2001<br />

[4] Russell, E., Chiang, L.H., Braatz, R.D.: Data-driven methods for<br />

fault detection and diagnosis in chemical processes. Springer 2000<br />

[5] Valle, S., Li, W., Qin, S.: Selection of the number of principal<br />

components: The variance of the reconstruction error criterion<br />

with a comparison to other methods. Industrial and Engineering<br />

Chemistry Research 38(11), S. 4389-4401, 1999<br />

[6] Hameed, Z., Hong, Y. S., Cho, Y. M., Ahn, S. H., Song, C. K.:<br />

Condition monitoring and fault detection of wind turbines and<br />

related algorithms: A review. Renewable and Sustainable energy<br />

reviews 13(1), S. 1-39, 2009<br />

[7] Krüger, M., Ding, S.X., Haghani, A., Jeinsch, T., Engel, P.: Datenbasiertes<br />

Verfahren zur erweiterten Zustandsüberwachung von<br />

Windkraftanlagen. VDI-Berichte 2209, S. 227-230, 2013<br />

[8] Krüger, M., Stargala, T., Jeinsch, T., Engel, P., Ding, S.X.: Überwachung<br />

und Prognose der Leistungsentwicklung von Industrienlagen<br />

<strong>mit</strong>tels datenbasierter Verfahren. In: Tagungsband AALE<br />

2013, S. 135-142. Deutscher Industrieverlag 2013<br />

[9] Jeinsch, T., Engel, P., Ding, S.X., Schoch, D., Neumann, H.:<br />

Statistische Verfahren zur Fehlererkennung und -diagnose. <strong>atp</strong><br />

<strong>edition</strong> – Automatisierungstechnische Praxis 52(6), S. 10-13, 2010<br />

Dr.-Ing. ADEL HAGHANI (geb.1981) ist<br />

Mitarbeiter des Lehrstuhls Regelungstechnik<br />

im Institut für Automatisierungstechnik<br />

an der Fakultät für<br />

Informatik und Elektrotechnik der<br />

Universität Rostock. Hauptarbeitsgebiete:<br />

fehlertolerante Systeme,<br />

datenbasierte Verfahren zur Prozessüberwachung<br />

Dr.-Ing. PETER ENGEL (geb. 1962)<br />

ist verantwortlich für Konzeption<br />

und Entwicklung des Produkts<br />

zedas®asset bei der PC-Soft<br />

GmbH sowie für diverse<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

<strong>mit</strong> Hochschulen.<br />

Prof. Dr.-Ing. STEVEN X. DING (geb. 1959)<br />

leitet des Fachgebiet Automatisierungstechnik<br />

und Komplexe Systeme der<br />

Fakultät Ingenieur wissenschaften an der<br />

Universität Duisburg-Essen. Hauptarbeitsgebiete:<br />

Modellgestützte Prozessüberwachung,<br />

fehlertolerante Systeme und<br />

Anwendung in der Automobilindustrie.<br />

Institut für Automatisierungstechnik,<br />

Universität Rostock,<br />

Richard-Wagner-Straße 31, Haus 8,<br />

D-18119 Warnemünde,<br />

Tel. +49 (0) 381 498 77 09,<br />

E-Mail: adel.haghani@uni-rostock.de<br />

PC-Soft GmbH,<br />

Adolf-Hennecke-Str. 37,<br />

D-01968 Senftenberg,<br />

Tel. +49 (0) 3573 70 75 20,<br />

E-Mail: pengel@pcsoft.de<br />

Institut für Automatisierungstechnik und<br />

Komplexe Systeme,<br />

Universität Duisburg-Essen,<br />

Bismarckstraße 81 BB, D-47057 Duisburg,<br />

Tel. +49 (0) 203 379 33 86,<br />

E-Mail: steven.ding@uni-due.de<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

51


HAUPTBEITRAG<br />

<strong>Automatisierungssysteme</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong><br />

Architektur und Schnittstellen<br />

Das Thema dieses Beitrags ist eine neue Architektur für <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />

auf Basis von <strong>Web</strong>-<strong>Technologien</strong>. Die Architektur wird in Anlehnung an den aus dem<br />

IT-Bereich bekannten Ansatz einer weborientierten Architektur (WOA) als weborientiertes<br />

Automatisierungssystem (WOAS) bezeichnet. Mit der WOAS-Architektur<br />

werden die Prinzipien und Methoden aus der standardisierten Welt der Internettechnologien<br />

systematisch in die Industrieautomation übertragen. Ein WOAS besteht aus<br />

einem WOAS-Kern und einer konfigurierbaren Anzahl weborientierter Automatisierungsdienste,<br />

die die erforderlichen Automatisierungsfunktionen realisieren.<br />

SCHLAGWÖRTER Automatisierungssystem / weborienterte Architektur /<br />

Automatisierungsdienst / CPS-Integrationsplattform<br />

Automation Systems Based on <strong>Web</strong> Technologies –<br />

Architecture and Interfaces<br />

A new architecture is described for automation systems based on web technologies<br />

– a <strong>Web</strong>-Oriented Automation System (WOAS). The approach involves a web-oriented<br />

architecture (WOA) familiar from information technology. The WOAS architecture<br />

allows the principles and methods from the standardized world of Internet<br />

technologies to be transferred into the world of industrial automation in a systematic<br />

and structured manner. A WOAS core is combined with configurable web-oriented<br />

automation services that implement the required automation functions.<br />

KEYWORDS automation system / web-oriented architecture / automation service /<br />

CPS integration platform<br />

52<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


REINHARD LANGMANN, Fachhochschule Düsseldorf<br />

Die Prozess- und Fertigungsautomatisierung<br />

befindet sich durch die zunehmende Durchdringung<br />

<strong>mit</strong> IKT-<strong>Technologien</strong> im Umbruch.<br />

Der Einsatz von cyber-physischen<br />

Systemen (CPS) und dem darauf basierenden<br />

Industrie-4.0-Paradigma bietet hohe Potenziale, um<br />

den Herausforderungen der Zukunft in der Automatisierungstechnik<br />

gerecht zu werden. Dabei spielen unter<br />

anderem die Kommunikationsvernetzung der Systeme/Komponenten<br />

und die Bereitstellung und Nutzung<br />

von Diensten eine wesentliche Rolle (Internet<br />

der Dinge und Dienste).<br />

Die klassische Automatisierungshierarchie wandelt<br />

sich zu einer flachen Automatisierungswolke [1]. In<br />

dieser Automatisierungswolke werden nach einhelliger<br />

Auffassung serviceorientierte Architekturen (SOA) als<br />

neue Technologie eine besondere Rolle spielen. SOA<br />

bietet die Möglichkeit, einheitliche Schnittstellen zu<br />

erstellen und eine Kollaboration von der Feldebene bis<br />

in die Unternehmensleitebene zuzulassen. Da<strong>mit</strong> lässt<br />

sich bei steigender Individualität, Komplexität und<br />

Qualität weiterhin ein hoher und kosteneffizienter<br />

Durchsatz generieren.<br />

Der Trend zur räumlichen und funktionalen Verteilung<br />

von Automatisierungsfunktionen ist nicht neu.<br />

Bisherige Lösungen setzten immer auf proprietäre und<br />

für die Automatisierungstechnik spezialisierte Lösungen,<br />

die sich aber aufgrund ihrer Kompliziertheit<br />

und nicht ausreichender Industrieunterstützung (zum<br />

Beispiel Corba) kaum durchsetzen konnten. Erst die<br />

neuen und standardisierten IT-<strong>Technologien</strong> <strong>mit</strong> <strong>Web</strong>/<br />

Internet an der Spitze schufen die Voraussetzungen für<br />

eine räumlich unbegrenzte Verteilung von Funktionen/<br />

Diensten und werden nun auch für die Automatisierungstechnik<br />

interessant.<br />

Auf die Prozessleittechnik, die sich <strong>mit</strong> übergeordneten<br />

und koordinierenden Automatisierungsfunktionen<br />

bereits <strong>mit</strong> den eher dispositiven und verteilenden<br />

Aufgaben beschäftigt, wird sich der zuvor erwähnte<br />

Trend zunehmend auswirken. Das verdeutlicht die Tatsache,<br />

dass bereits 2012 über 2000 Scada-Systeme über<br />

das Internet bedienbar waren [2].<br />

1. ANSATZ<br />

Im Gegensatz zur klassischen Verwendung des Begriffs<br />

Automatisierungssystem wird für die folgenden Ausführungen<br />

das Gesamtsystem zur Automatisierung<br />

eines technischen Prozesses geteilt in<br />

das Automatisierungssystem (AS) und<br />

ein Feldsystem (FS).<br />

Das Automatisierungssystem (AS) besteht im Wesentlichen<br />

aus Software-Komponenten, die auf Rechnern<br />

unterschiedlicher Ausprägung verteilt sein können.<br />

Es lässt sich in eine definierte Anzahl von Automatisierungsfunktionen<br />

(AF) aufteilen. Gegenüber dem<br />

Automatisierungssystem präsentiert sich der technische<br />

Prozess ausschließlich über die vom Feldsystem<br />

bereitgestellten Prozessdaten. Diese Prozessdaten<br />

werden im Automatisierungssystem innerhalb verschiedener<br />

AF verarbeitet. Für das Automatisierungssystem<br />

ist ein weiches Echtzeitverhalten charakteristisch.<br />

Typische Beispiele für <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />

sind Prozessvisualisierungs-, HMI- und Leitsysteme<br />

(Scada).<br />

Das Feldsystem (FS) arbeitet <strong>mit</strong> Prozesssignalen<br />

aus Automatisierungsgeräten und verarbeitet diese zu<br />

Prozessdaten. Es beinhaltet alle erforderlichen Sensoren<br />

und Aktoren und kann darüber hinaus Automatisierungsfunktionen<br />

beinhalten, wie zum Beispiel<br />

Steuerung und Regelung. Das Feldsystem muss üblicherweise<br />

ein hartes Echtzeitverhalten gewährleisten.<br />

Typische Feldsysteme sind SPS- und CNC-Steuerungssysteme.<br />

Im Sinne der im Beitrag verwendeten Begriffsdefinition<br />

könnte ein Automatisierungssystem auch alle<br />

erforderlichen Automatisierungsfunktionen beinhalten,<br />

sodass das Feldsystem dann nur noch aus Sensoren/Aktoren<br />

<strong>mit</strong> Signalaufbereitung besteht. Üblicherweise<br />

liegen die maximalen Prozesszeiten des<br />

zu automatisierenden technischen Prozesses oberhalb<br />

von (50...100) ms und lassen da<strong>mit</strong> auch eine<br />

webbasierte Automatisierung zu.<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

53


HAUPTBEITRAG<br />

2. AUTOMATISIERUNGSSYSTEME IM WEB<br />

2.1 Stand der Technik<br />

Unter dem Stichwort <strong>Web</strong>technologie für die Automatisierung<br />

werden seit einigen Jahren Standardtechniken<br />

aus der Welt der Informationstechnologie für<br />

<strong>Automatisierungssysteme</strong> verfügbar gemacht und eingesetzt.<br />

Verstärkt wird diese Entwicklung durch die in<br />

[3] dargelegten Empfehlungen zur Thematik Industrie<br />

4.0 und Cyber-Physical Production Systems (CPPS), um<br />

den Produktionsstandort Deutschland auch in Zukunft<br />

zu sichern, sowie durch die Diskussion über das Internet<br />

der Dinge [4]. Zu den technischen Entwicklungsschwerpunkten<br />

gehören dabei<br />

die Nutzung des <strong>Web</strong>browsers als universelle Bedienschnittstelle<br />

für automatisierte Geräte, Maschinen<br />

und Anlagen,<br />

der Einsatz von Ethernet und TCP/IP beziehungsweise<br />

IP-Netzen als vertikale und horizontale Kommunikation<br />

zwischen den Ebenen in der klassischen<br />

Automatisierungspyramide,<br />

die Nutzung von XML als Beschreibungssprache<br />

für Protokolle, Dienste und Komponenten.<br />

Einige Entwicklungen beschäftigen sich da<strong>mit</strong>, Automatisierungsfunktionen<br />

aus den prozessfernen Ebenen<br />

in das IP-Netz zu verlagern beziehungsweise Geräte der<br />

prozessnahen Ebene <strong>mit</strong> Dienstschnittstellen zu versehen,<br />

da<strong>mit</strong> diese in einem IP-Netz zum Beispiel über<br />

eine Cloud genutzt werden können [5, 6]. Andere Arbeiten<br />

befassen sich <strong>mit</strong> der Entwicklung von Dienstestrukturen<br />

für <strong>Automatisierungssysteme</strong> auf Basis einer<br />

serviceorientierten Architektur (SOA). Ziel ist dabei<br />

vorrangig die Ausrüstung von Geräten <strong>mit</strong> embedded<br />

Diensten [7]. Auch die Nutzung von webbasierten<br />

Cloud-<strong>Technologien</strong> für den Betrieb von Automatisierungsdiensten<br />

wird zunehmend thematisiert [8].<br />

Nach einer Studie in [9] sind für Geschäftsanwendungen<br />

SOA-Modelle sehr kompliziert, zentralisiert<br />

und schwergewichtig. In Zusammenhang <strong>mit</strong> neueren<br />

Entwicklungen für das <strong>Web</strong> 2.0 werden deshalb leichtgewichtige,<br />

hochflexible und dezentralisierte Strukturen<br />

wie die weborientierte Architektur (WOA) an<br />

Bedeutung gewinnen. Dies wird durch die Aussagen in<br />

[10] unterstrichen, nach denen WOA als Basis betrachtet<br />

wird, um zukünftige SOA-Systeme zu entwickeln.<br />

WOA-Strukturen ergänzen beziehungsweise erweitern<br />

SOA-Strukturen und verlagern erforderliche Informationsverarbeitungsprozesse<br />

in den <strong>Web</strong>browser, um<br />

beispielsweise die SOA-Server zu entlasten.<br />

Erste Ansätze zur Nutzung von WOA-Modellen für<br />

<strong>Automatisierungssysteme</strong> kommen aus der Gebäudeautomatisierung.<br />

Neue Systeme zum Betrieb und zur<br />

Datenerfassung/-auswertung von im Internet verteilter<br />

Sensorik/Aktorik setzen dazu Verfahren aus dem<br />

<strong>Web</strong>-2.0-Umfeld (zum Beispiel Ajax und REST) sowie<br />

das Cloud-Computing ein [11,12].<br />

2.2 Herausforderungen<br />

Die Zielsetzung zur Weiterentwicklung von <strong>Automatisierungssysteme</strong>n<br />

beinhaltet<br />

eine wesentliche Verbesserung der horizontalen und<br />

vertikalen Kommunikation und Datenintegration,<br />

eine Reduzierung der Schnittstellenprobleme<br />

durch Vereinheitlichung und Nutzung von informationstechnischen<br />

Standards sowie da<strong>mit</strong> verbunden<br />

eine wesentliche Erhöhung von Flexibilität und Effizienz<br />

als Voraussetzung für die künftig erforderliche<br />

Fähigkeit zur Selbstanpassung und Autonomie.<br />

Die meisten bekannten Arbeiten setzen dazu die <strong>Web</strong>technologien<br />

partiell, herstellerspezifisch und/oder begrenzt<br />

offen ein. Selbst Systeme, die durchgängig <strong>Web</strong>technologien<br />

für die Funktionsrealisierung verwenden,<br />

verbleiben in der klassischen Server-Client-Struktur und<br />

lassen weder eine verteilte Strukturierung des AS noch<br />

die Nutzung verteilter Dienste zu (zum Beispiel WEBfactory,<br />

atvise). <strong>Web</strong>-2.0-<strong>Technologien</strong> werden bisher nur<br />

wenig berücksichtigt. Eine auf Basis von <strong>Web</strong>technologien<br />

mögliche Modellierung eines AS sowie eine entsprechende<br />

Engineering-Umgebung steht nicht zur Verfügung.<br />

Da<strong>mit</strong> ergeben sich keine prinzipiellen Änderungen<br />

in der Struktur der <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />

und die erwähnte Zielsetzung ist unter den Bedingungen<br />

einer vollständigen Vernetzung nach Industrie 4.0 nur<br />

unvollständig realisierbar.<br />

Zusammengefasst ergeben sich deshalb Herausforderungen,<br />

um Automatisierungsssysteme für die Zukunft<br />

vorzubereiten:<br />

AS benötigen eine durchgängige, offene und konsistente<br />

Modellierung auf Basis von webbasierten<br />

Standardtechnologien.<br />

<strong>Web</strong>technologien werden zwar teilweise eingesetzt,<br />

erforderlich ist aber weiterhin die flexible Verteilung<br />

von Struktur und Funktion eines AS auf Basis<br />

dieser <strong>Technologien</strong>.<br />

Neue <strong>Web</strong>-2.0-<strong>Technologien</strong> wie MashUps (Erstellung<br />

neuer <strong>Web</strong>inhalte durch Kombination bereits<br />

bestehender Inhalte), REST (Programmierparadigma<br />

für verteilte <strong>Web</strong>anwendungen), <strong>Web</strong>Sockets<br />

(TCP-Netzwerkprotokoll für bidirektionale Verbindungen<br />

zwischen einer <strong>Web</strong>seite und einem Server)<br />

müssen auf ihre Einsatzfähigkeit für die Automatisierung<br />

geprüft und falls nötig modifiziert werden.<br />

Für die Zukunft einer webbasierten Automatisierungsdiensteindustrie<br />

sind weborientierte Architekturen<br />

basierend auf dem SOA-Prinzip für AS<br />

erforderlich.<br />

Verfügbare Standardtechnologien aus der Welt der<br />

IP-Netze müssen verstärkt für ihren Einsatz in AS<br />

untersucht werden, um die Flexibilität und Effizienz<br />

zu erhöhen und eine durchgängige und konsistente<br />

Kommunikation zu ermöglichen.<br />

54<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


WOAS<br />

Cloud<br />

AUTOMATISIERUNGSSYSTEM<br />

AF<br />

AF<br />

AF<br />

<strong>Web</strong>browser = WOAS<br />

AS AS<br />

SK<br />

AS<br />

AS<br />

SK<br />

AS<br />

AS<br />

SK<br />

SK<br />

AS<br />

AF<br />

AF<br />

<strong>Web</strong>browser = WOAS<br />

AS AS AS<br />

Prozessdaten<br />

SK<br />

AF<br />

AF<br />

FELDSYSTEM<br />

AF<br />

Sensoren<br />

AF<br />

Aktoren<br />

FELDSYSTEM<br />

Sensoren<br />

Aktoren<br />

AF<br />

AF<br />

FELDSYSTEM<br />

Sensoren<br />

Aktoren<br />

Signale vom/zum technischen Prozess<br />

BILD 1: Trennung in Automatisierungsund<br />

Feldsystem<br />

BILD 2: Prinzipstruktur eines WOAS<br />

3. DAS WOAS-PROJEKT<br />

Basierend auf den beschriebenen Herausforderungen<br />

wurde 2011 das IGF-Forschungsprojekt „Architektur<br />

und Schnittstellen für ein weborientiertes Automatisierungssystem<br />

(WOAS)“ unter Beteiligung von 10 Automatisierungsfirmen<br />

gestartet. Ziel des Forschungsvorhabens<br />

war es, eine Architektur für <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />

auf Basis von <strong>Web</strong>technologien zu erforschen.<br />

Diese Architektur wird in Anlehnung an den<br />

WOA-Ansatz [9] als weborientiertes Automatisierungssystem<br />

(WOAS) bezeichnet. Ein WOAS besteht dabei<br />

aus einem WOAS-Kern und einer konfigurierbaren<br />

Anzahl von weborientierten Automatisierungsdiensten<br />

(WOAD), die die erforderlichen Automatisierungsfunktionen<br />

realisieren.<br />

Mit der WOAS/WOAD-Methodik wurde ein konsistentes<br />

und pragmatisches Architekturmodell für weborientierte<br />

Automatisierungslösungen (Referenzmodell)<br />

geschaffen, das die Basis für die Generierung von verteilten<br />

nutzerspezifischen AS in einem IP-Netz bildet.<br />

Bild 2 zeigt die Prinzipstruktur eines WOAS. Das<br />

Automatisierungssystem wird erst zur Betriebszeit aus<br />

einer Bauvorschrift im <strong>Web</strong>browser eines Nutzers erzeugt<br />

und dort als Systemkern (SK) ausgeführt. Die<br />

erforderlichen Automatisierungsfunktionen werden als<br />

Automatisierungsservices über eine WOAS-Cloud genutzt.<br />

Der Anschluss der Feldsysteme (Geräte) erfolgt<br />

über Standardindustrieschnittstellen <strong>mit</strong> <strong>Web</strong>anbindung.<br />

Auf alle Elemente eines WOAS, einschließlich<br />

des Engineering-Systems (WOAS Creator), kann über<br />

das <strong>Web</strong> zugegriffen werden.<br />

3.1 Systemkern<br />

Wichtigster Teil des WOAS-Architekturmodells ist der<br />

Systemkern (WOAS-Kern). Er schafft die Voraussetzungen,<br />

um herstellerunabhängig unterschiedliche<br />

Automatisierungsfunktionen als Dienste zusammen<br />

<strong>mit</strong> unterschiedlichen Automatisierungsgeräten (Feldsystem)<br />

verteilt im Netz in einheitlicher Art und Weise<br />

verbinden zu können. Bild 3 verdeutlicht dazu die<br />

Komponentenstruktur des WOAS-Kerns.<br />

Über Virtual Devices (VD), siehe Abschnitt 3.3, erfolgt<br />

die einheitliche Abbildung (Mapping) der jeweiligen<br />

Automatisierungsgeräte auf die WOAS-<strong>Web</strong>struktur.<br />

Die WOAD-Stubs als Dienst-Aufrufschnittstelle schaffen<br />

gegenüber dem Kern ein einheitliches Interface zu<br />

unterschiedlichen Diensten, und über den WOAS-Distributor<br />

erfolgt die Verbindung der Geräteprozessdaten<br />

<strong>mit</strong> den erforderlichen E/A-Daten der Dienste.<br />

Basierend auf einem Datenmodell eines WOAS gelten<br />

diese Architekturregeln:<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

55


HAUPTBEITRAG<br />

Jedes WOAS besteht aus einem Workspace <strong>mit</strong> Control<br />

Panels, denen Views zugeordnet sind. Ein<br />

Workspace entspricht dabei einem strukturierten<br />

<strong>Web</strong>objekt, das im <strong>Web</strong>browser ausführbar ist. Die<br />

Views sind die im Browser sichtbaren <strong>Web</strong>seiten.<br />

Jedes Control Panel beinhaltet genau einen WOAS-<br />

Distributor sowie mehrere Virtual Devices und<br />

WOAD-Stubs.<br />

Jeder WOAS-Distributor kann <strong>mit</strong> mehreren Virtual<br />

Devices und <strong>mit</strong> mehreren WOAD-Stubs zusammenarbeiten.<br />

Ein Virtual Device und auch ein WOAD-Stub kann<br />

<strong>mit</strong> mehreren WOAS-Distributoren verbunden sein.<br />

Die Kommunikation innerhalb eines WOAS-Kerns erfolgt<br />

ausschließlich über ereignisbasierte Prozessdatenkanäle.<br />

Beim Laden des WOAS-Kerns erfolgt die dynamische<br />

Erzeugung des WOAS-Distributors, der die<br />

generische Verbindung zwischen den Virtual Devices<br />

und den Automatisierungsdiensten übernimmt.<br />

JavaScript-Entwicklungsumgebung bereitgestellt, die<br />

eine WOAS-Umgebung simuliert.<br />

Aus Sicht eines WOAS besteht ein Dienst immer aus<br />

zwei Beschreibungsteilen:<br />

WOAD general: Dieser Teil wird durch den Diensteanbieter<br />

(Publisher) festgelegt. Dazu gehören<br />

zum Beispiel Dienstname, Version, IP-Adresse, Beschreibung.<br />

WOAD specific: Diesen Teil legt ein Anwender<br />

während des Projektierungsprozesses eines WOAS<br />

fest. Dazu gehören beispielsweise Darstellungsparameter,<br />

Prozessdatenzuordnung.<br />

Da<strong>mit</strong> Automatisierungsdienste kostenpflichtig abgerechnet<br />

werden können, ist in der WOAS-Architektur<br />

ein Clearing-Konzept vorgesehen, nach dem Dienste<br />

feingranular abgerechnet werden können. Da<strong>mit</strong> lassen<br />

sich neue Geschäftsmodelle zum Vermieten von Automatisierungsfunktionen<br />

realisieren [13].<br />

3.2 Automatisierungsfunktionen als Dienste<br />

<strong>Web</strong>orientierte Automatisierungsdienste realisieren im<br />

WOAS die Automatisierungsfunktionen. Für eine<br />

strukturierte Nutzung müssen WOAD beschrieben und<br />

modelliert werden können (ähnlich <strong>Web</strong>services). Für<br />

die Verwaltung, Publikation und Nutzung von Automatisierungsdiensten<br />

wird ein WOAD-Verzeichnis<br />

(Repository) benötigt, in dem die Dienste <strong>mit</strong> ihren Eigenschaften<br />

gesammelt sind.<br />

Ein WOAD-Stub realisiert eine definierte und offengelegte<br />

Aufrufschnittstelle, um Dienste in einer einheitlichen<br />

Form <strong>mit</strong> dem WOAS-Kern zu verbinden.<br />

Dabei gelten folgende Prinzipien:<br />

Dienste werden erst zur Runtime an den WOAS-<br />

Kern gebunden.<br />

Der WOAD-Stub realisiert nur die Übergabe der<br />

Prozessdaten an einen Dienst, die Automatisierungsfunktion<br />

ist interner Bestandteil des Dienstes<br />

und wird über diesen festgelegt.<br />

Über den WOAD-Stub werden die Dienste in die<br />

einzelnen Views eingebunden.<br />

Zur Nutzung von Automatisierungsfunktionen als Dienste<br />

werden diese in der WOAS-Architektur in Abhängigkeit<br />

von den jeweils erforderlichen Prozessdaten in<br />

fünf WOAD-Typen eingeteilt, siehe Tabelle 1. Im Unterschied<br />

zu klassischen <strong>Web</strong>services lassen sich Dienste<br />

sowohl serverseitig als auch clientseitig oder gemischt<br />

zur Runtime nutzen. Es werden Clienttechnologien wie<br />

Mashups <strong>mit</strong> Servertechnologien (SOA) kombiniert.<br />

Die erforderliche Dienstschnittstelle zum WOAS ist<br />

über ein Datenmodell und die Aufrufschnittstelle<br />

wohlstrukturiert, da<strong>mit</strong> ein Drittanbieter Dienste für<br />

WOAS bereitstellen kann. Zur Offline-Entwicklung<br />

und zum Test von Diensten wird eine spezielle HTML/<br />

3.3 Geräteintegration<br />

Nach dem WOAS-Ansatz, siehe Bild 1, befinden sich alle<br />

Automatisierungsgeräte im Feldsystem. Ein Automatisierungsgerät<br />

(AG) und da<strong>mit</strong> im Prinzip auch das Feldssystem<br />

wird in WOAS als Virtual Device modelliert. Ein VD<br />

ist ein Software-Objekt, das die Eigenschaften eines Automatisierungsgerätes<br />

für ein nutzerspezifisches WOAS<br />

abbildet. Es kann direkt im WOAS-Kern oder als zulinkbare<br />

Dateien realisiert sein. Jedes VD besitzt zur Verbindung<br />

<strong>mit</strong> dem WOAS-Kern ein einheitliches und schlankes<br />

JavaScript-Objektinterface und zur Verbindung <strong>mit</strong><br />

dem AG eine WOAS-Device-Protokollschnittstelle.<br />

Jedes Virtual Device wird, ähnlich einem Dienst<br />

(WOAD), durch allgemeine Daten (general data) sowie<br />

spezifische Daten (specific data) charakterisiert. Die<br />

allgemeinen Daten werden durch den Hersteller des VD<br />

vorgegeben und kennzeichnen unter anderem die VD-<br />

Klasse. Die spezifischen VD-Daten werden durch einen<br />

WOAS-Nutzer erzeugt und parametriert.<br />

Zur schnellen und zuverlässigen Übertragung von<br />

Prozessdaten wird für ein WOAS ein schlankes und<br />

flexibles Gerätemodell benötigt. Bekannte Gerätemodelle<br />

der Automatisierungstechnik (wie GSD, FDT/<br />

DTM, EDS, FDI) sind für Engineering-Zwecke optimiert<br />

und für einen Runtime-Betrieb über IP-Netze aufgrund<br />

ihrer Komplexität und Schwergewichtigkeit wenig geeignet.<br />

Das WOAS-Gerätemodell nutzt deshalb ein einfaches<br />

Input/Output-Channel-Konzept (vergleichbar<br />

<strong>mit</strong> dem Portkonzept aus AutomationML), um Prozessdaten<br />

einheitlich für Automatisierungsdienste bereitzustellen.<br />

Jeder Channel besitzt festgelegte Parameter<br />

und ist über Options beliebig erweiterbar (zum Beispiel<br />

<strong>mit</strong> einer semantischen Beschreibung). Ein VD kann<br />

beliebig viele Channels besitzen.<br />

Mittels eines Virtual Device werden die Prozessdaten<br />

eines Automatisierungsgerätes über ereignisbasierte<br />

56<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


Kanäle auf web- beziehungsweise internetgeeignete<br />

Objekte abbildet und in einem <strong>Web</strong>browser verfügbar<br />

gemacht. Über integrierte Device beziehungsweise Protocol<br />

Gateways können beliebige Industrieschnittstellen<br />

(wie OPC DA, OPC UA, Modbus TCP) da<strong>mit</strong> im IP-<br />

Netz verfügbar gemacht werden.<br />

Zur Datenübertragung zwischen einem VD und einem<br />

Automatisierungsgerät wurde ein einfaches und pragmatisches<br />

WOAS Device Protocol (WOAS-DP) entwickelt,<br />

das als Datenformat JSON für die Prozessdatenübertragung<br />

über das HTTP-Protokoll und <strong>Web</strong>sockets nutzt.<br />

Die Device Gateways und die Protocol Gateways lassen<br />

sich wie folgt charakterisieren:<br />

Ein WOAS Protocol Gateway (WPG) realisiert die<br />

Umsetzung des WOAS-DP in das erforderliche Industrieprotokoll<br />

zur Kommunikation <strong>mit</strong> dem realen<br />

AG. Das WPG kann direkt als JavaScript-Protokollumsetzer<br />

Bestandteil des Virtual Device sein<br />

oder es ist auf einer externen Hardware (IPC, embedded<br />

Server) realisiert.<br />

Als WOAS Device Gateway (WDG) wird die<br />

externe Hardware bezeichnet, die ein oder mehrere<br />

WOAS Protocol Gateways realisiert. Kommt dabei<br />

ein IPC zum Einsatz, können weitere erforderliche<br />

Geräte-/Protokolltreiber (zum Beispiel OPC-<br />

DA-Server) auf dem WOAS Device Gateway installiert<br />

sein.<br />

Zur Anpassung an unterschiedliche Gegebenheiten und<br />

Industrieprotokolle werden drei VD-Klassen unterschieden,<br />

die sich vor allem durch die Art und Weise ihrer<br />

Integration in ein WOAS-System unterscheiden:<br />

VD Class 1: Diese Virtual Devices sind bereits als<br />

Plug-in im WOAS-Server realisiert (internal VD)<br />

und setzen die Kernaufrufe direkt in die erforderlichen<br />

Geräteprotokollinformation um. Dies ist<br />

dann vorteilhaft, wenn das Automatisierungsgerät<br />

bereits eine geeigneten IP-Schnittstelle (zum<br />

Beispiel OPC UA) oder ein internes Protocol<br />

Gateway besitzt.<br />

WOAD stub 1 WOAD stub 2 WOAD stub M<br />

...<br />

WOAS distributor<br />

DB<br />

Connection matrix<br />

WOAD VD<br />

Virtual Device 1<br />

(VD 1)<br />

Virtual Device 2<br />

(VD 2)<br />

...<br />

Virtual Device N<br />

(VD N)<br />

BILD 3: Komponentenstruktur<br />

des WOAS-Kerns<br />

TYP<br />

SICHTBARKEIT<br />

IM WOAS-CLIENT<br />

PROZESSDATEN<br />

INPUT/OUTPUT<br />

FUNKTIONALITÄT<br />

BEISPIEL<br />

Typ 1<br />

Nein<br />

Typ 2 Ja Input<br />

Typ 3<br />

Ja<br />

Input ODER<br />

(Input & Output)<br />

Output ODER<br />

(Output & Input)<br />

Typ 4 Ja Input & Output<br />

Typ 5 Ja –<br />

Realisierung eines<br />

Algorithmus<br />

Visualisierung von<br />

Prozessdaten<br />

Bedienung von<br />

Prozessdaten<br />

Beeinflussung und<br />

Visualisierung von<br />

Prozessdaten<br />

Auswertung von<br />

historischen Daten<br />

Messwertverarbeitung,<br />

Datenarchivierung,<br />

Ablaufsteuerung<br />

Echtzeit-Trend<br />

Schieberegler,<br />

Schalter, Tastenfeld<br />

HMI, Alarmbehandlung<br />

Trendanalyse,<br />

Alarmanalyse<br />

TABELLE 1: WOAD-Typen<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

57


HAUPTBEITRAG<br />

VD Class 2: Das Virtual Device beinhaltet ein separates<br />

WOAS Protocol Gateway in JavaScript, das<br />

die WOAS-Aufrufe in das erforderliche Industrieprotokoll/Geräteschnittstelle<br />

umsetzt. Das<br />

WOAS-DP kann hierbei zur internen Kommunikation<br />

auf Softwareebene genutzt werden.<br />

VD Class 3: Das Virtual Device kommuniziert <strong>mit</strong><br />

einem externen WOAS Device Gateway, das in der<br />

Regel über <strong>Web</strong>sockets WS/TCP <strong>mit</strong> dem VD verbunden<br />

ist und über das WOAS-DP Nachrichten<br />

austauscht. Für die Kommunikation können auch<br />

andere Protokolle genutzt werden.<br />

Bild 4 veranschaulicht die unterschiedliche Anbindung<br />

von Automatisierungsgeräten über verschiedene<br />

VD-Klassen in einem WOAS.<br />

Anmerkung zu OPC UA: Ein Virtual Device in WOAS<br />

nutzt üblicherweise JavaScript und <strong>Web</strong>sockets für die<br />

bidirektionale und ereignisbasierte Kommunikation<br />

zum Automatisierungsgerät. Auch wenn OPC UA direkt<br />

über ein IP-Netzwerk zugreifbar ist, so wird dafür ein<br />

Gateway benötigt, um für das OPC UA-Gerät eine <strong>Web</strong>socket-Schnittstelle<br />

zu erzeugen. Zukünftig wäre es<br />

sicher sehr hilfreich, wenn OPC UA einen direkten<br />

<strong>Web</strong>socket-Zugang ermöglicht.<br />

4. IMPLEMENTIERUNG UND EVALUIERUNG<br />

Test und Evaluierung der WOAS-Architektur erfolgten<br />

an einem Demonstrator, bestehend aus einer Anlage zur<br />

Montage von Modellautos <strong>mit</strong> fünf Montage- beziehungsweise<br />

Demontagestationen, siehe Bild 5.<br />

Die Montageteile befinden sich auf einem Werkstückträger,<br />

der <strong>mit</strong>tels eines Transportbandes zwischen den<br />

einzelnen Stationen bewegt wird. Durch den gewählten<br />

Montage/Demontageprozess, der keine Teilezu- und -abführung<br />

benötigt, lässt sich die Anlage für den Testbetrieb<br />

über das Internet ohne Aufsicht dauerhaft nutzen.<br />

Bezogen auf Bild 1 bilden jeweils die Steuerung und<br />

der IPC in Bild 5 das Feldsystem, in dem die SPS-Programme<br />

sowie ein WOAS Protocol Gateway für den<br />

Zugriff auf OPC-Daten laufen. Als WOAD sind verschiedene<br />

Bedien-, Visualisierungs- und Auswertefunktionen<br />

für die Stationen realisiert.<br />

4.1 WOAS-Portal<br />

Ein WOAS wird in einem Projektierungsprozess <strong>mit</strong>tels<br />

eines Werkzeuges (WOAS Portal/Creator) erzeugt. Die<br />

Implementierung des Prototyps eines solchen WOAS-<br />

Portals wurde <strong>mit</strong>tels HTML5, Java, JavaScript, PHP<br />

und einer mySQL-Datenbank realisiert. Die Datenübertragung<br />

zwischen den Kern-Komponenten erfolgt über<br />

<strong>Web</strong>sockets und JSON. Dazu wird der freiverfügbare<br />

j<strong>Web</strong>socket-Server <strong>mit</strong> zusätzlich entwickelten Plug-ins<br />

genutzt. Bild 6 zeigt den WOAS-Creator (=WOAS-Portal<br />

im Projektierungsmode) im <strong>Web</strong>browser.<br />

Im linken Teil in Bild 6 befindet sich der Navigator<br />

für die nutzerspezifischen Control Panels/Views, im<br />

<strong>mit</strong>tleren Teil ist die Arbeitsfläche des Creators zu sehen,<br />

und der rechte Teil beinhaltet das Parametrierungsmenü<br />

für die Dienste. Im unteren Teil stehen Registerkarten<br />

für die Parametrierung der Dienste und<br />

Virtual Devices zur Verfügung.<br />

Das WOAS-Portal ist öffentlich zugängig und kann<br />

unter http://woas.ccad.eu getestet werden. Ein Admin-<br />

Zugang für den EDIT-Modus eines WOAS findet sich in<br />

den Nutzerhinweisen zum Portal [14].<br />

4.2 Dienste und Geräte<br />

Zur Evaluierung der Architektur und Schnittstellen<br />

wurden bisher 18 Dienste unterschiedlichen Typs sowie<br />

sechs verschiedene Gerätezugänge entwickelt und<br />

erprobt. Eine vollständige Übersicht der im Prototyp<br />

des WOAS-Portals verfügbaren Dienste (WOAD) <strong>mit</strong><br />

Beschreibung der Parameter enthält [14]. Zu den Diensten<br />

gehören zum Beispiel verschiedene HMI-Elemente,<br />

ein Echzeit-Plotter und Visualisierungsdienste einschließlich<br />

eines <strong>Web</strong>cam-Dienstes. Tabelle 2 gibt eine<br />

Übersicht über die verfügbaren WOAS-Protokoll- beziehungsweise<br />

Device-Gateways als Gerätezugänge.<br />

Über die Protocol Gateways beziehungsweise Device<br />

Gateways können Dritte ihre Automatisierungsgeräte<br />

unproblematisch in das WOAS-Portal einbinden. Hinweise<br />

zur Installation der Gateways finden sich im Düsseldorfer<br />

Telelabor (http://www.telelabor.de). Ausführliche<br />

Information zum gemessenen Zeitverhalten der<br />

Gerätezugänge nach Tabelle 2 ist in [15] veröffentlicht.<br />

4.3 Betriebserfahrungen und Probleme<br />

Das WOAS-Portal wird seit Mai 2014 für verschiedene<br />

Aufgaben im Competence Center Automation Düsseldorf<br />

(CCAD) der FH Düsseldorf genutzt:<br />

Bedienung und Visualisierung von zwei öffentlich<br />

zugänglichen WOAS-Demonstratoren (Montagestation<br />

und Bearbeitungsstation),<br />

Nutzung als einfaches Scada/HMI-System für<br />

die Forschungs- und Trainingsfabrik Fab21<br />

(www.fab21.de) im Intranet,<br />

Entwicklungsumgebung für neue Automatisierungsdienste<br />

im Rahmen von studentischen Projektarbeiten.<br />

In Arbeit ist weiterhin der Einsatz des WOAS-Portals<br />

als Entwicklungs- und Runtime-Umgebung für<br />

neue Smart Remote Labs zur Ausbildung in der<br />

Automatisierungstechnik.<br />

Der besondere Vorteil von WOAS liegt in der schnellen<br />

und einfachen Erweiterung des Systems <strong>mit</strong> weiteren<br />

Automatisierungsfunktionen als Dienste. Alle <strong>mit</strong> <strong>Web</strong>technologien<br />

verfügbaren Funktionalitäten können<br />

58<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


BILD 4: IP-Anbindung von<br />

Automatisierungsgeräten<br />

über Virtual Devices<br />

VD -T<br />

Ty<br />

p 1<br />

Virtual Device<br />

Automatisierungsgerät<br />

Protocol Gateway<br />

AG <strong>mit</strong> integriertem Protocol Gateway<br />

VD -T<br />

Ty<br />

p 2<br />

Virtual Device<br />

Protocol Gateway<br />

Automatisierungsgerät<br />

AG <strong>mit</strong> interner IP-Schnittstelle<br />

VD -T<br />

Ty<br />

p 3<br />

Virtual Device<br />

Device Gateway<br />

Protocol Converter<br />

Automatisierungsgerät<br />

AG <strong>mit</strong> externem Protokoll-Gateway<br />

IPC<br />

Steuerung<br />

IPC<br />

Steuerung<br />

Station 55<br />

Demontieren<br />

Achsbaugruppe<br />

Station 4 4<br />

Demontieren<br />

Karosse<br />

IPC<br />

Steuerung<br />

Station 1<br />

Kontrolle<br />

Anwesenheit<br />

aller Teile<br />

Station 2<br />

Fügen<br />

Achsbaugruppe<br />

Station Station3<br />

3<br />

Fügen<br />

Karosse auf<br />

Achsbaugruppe<br />

Steuerung<br />

IPC<br />

Steuerung<br />

IPC<br />

BILD 5: WOAS-<br />

Demonstrator<br />

(Montagestation)<br />

BILD 6: Prototyp des WOAS-Portals<br />

(EDIT-Modus – Beispiel: Demo Panel)<br />

INDUSTRIE-<br />

INTERFACE<br />

WEB-<br />

TECHNOLOGIE<br />

KOMMUNIKATION<br />

REAKTIONSZEIT<br />

(gemessener Richtwert<br />

für die Übertragung eines<br />

Prozessdatums)<br />

OPC DA Applet/Java TCP 50 ms 3<br />

OPC DA JS/Java WS 40 ms 3<br />

Modbus TCP JS/PHP WS 100 ms 3<br />

OPC DA Ajax/PHP HTTP 150 ms 2<br />

IEC 61131 JS/FBS WS 20 ms 2<br />

Vathauer Frequenzumrichter JS/Java WS 150 ms 1<br />

OPC UA JS/Java WS/OPC noch in Entwicklung 1<br />

VD-<br />

KLASSE<br />

TABELLE 2: Verfügbare Gerätezugänge für WOAS (ws – <strong>Web</strong>socket,<br />

JS – JavaScript, FBS – Funktionsbausteinsprache)<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

59


HAUPTBEITRAG<br />

dank der schlanken und pragmatischen Schnittstellen<br />

in kurzer Zeit in WOAS integriert werden. Dies trifft<br />

gleichfalls auf neue Gerätezugänge über das Prinzip der<br />

Virtual Devices zu.<br />

Das WOAS-Portal ist ein Prototyp und da<strong>mit</strong> noch<br />

<strong>mit</strong> einer Reihe von implementierungstechnischen Problemen<br />

behaftet, die zwar einen Testbetrieb, aber noch<br />

keinen Produktionsbetrieb ermöglichen. Für 2014/2015<br />

ist dazu eine Überarbeitung vorgesehen. Bisher konnten<br />

aus Ressourcengründen folgende Funktionen noch<br />

nicht realisiert werden:<br />

Das Clearing-System zur Abrechnung von WOAD<br />

ist als Rahmen in das System integriert, aber noch<br />

nicht funktionsfähig.<br />

Die rollenbasierte Nutzerverwaltung ist noch nicht<br />

vollständig implementiert. Neue Nutzer bezie-<br />

CLIENT-RECHNER AUSLASTUNG CPU [%]<br />

Intel Core i7-3770 CPU @ 3,4GHz,<br />

vier Kerne, 64Bit Windows 7,<br />

8 GB RAM (PC)<br />

Intel Core i5-4300U CPU @ 1,9<br />

GHz, zwei Kerne, 64-Bit-Windows<br />

8, 4 GB RAM, (Surface Tablet)<br />

15…20<br />

35...40<br />

TABELLE 3: Client-Performance für ein Beispiel-WOAS<br />

SERVICE<br />

DEVICE<br />

User 1<br />

SERVICE<br />

WOAS-Portal<br />

User 2<br />

DEVICE<br />

User n<br />

SERVICE<br />

DEVICE<br />

BILD 7: WOAS-Portal als multi-user- und<br />

multi-rollen-basierte Integrationsplattform<br />

hungsweise Zugänge müssen zur Zeit noch händisch<br />

über die Datenbank angelegt werden. Für<br />

Testzwecke stehen 10 Zugänge <strong>mit</strong> den Rollen Admin<br />

und User zur Verfügung.<br />

Neue Dienste und Gerätezugänge können durch die<br />

Nutzer noch nicht über das Portal hinzugefügt werden.<br />

Dazu ist derzeit noch ein separater FTP-Zugang<br />

erforderlich.<br />

Ein WOAS ist eine Rich-Client-Anwendung und benötigt,<br />

abhängig von der Anzahl der dynamischen Prozessdaten<br />

und der Komplexität der Dienste, die genutzt werden sollen,<br />

eine entsprechende Rechenleistung im Client-Rechner.<br />

Dynamische Visualisierungen <strong>mit</strong> Taktzeiten < 200<br />

ms im <strong>Web</strong>browser führen zu hohen CPU-Belastungen.<br />

Die CPU-Auslastung für ein Beispiel (siehe Demo Panel<br />

unter woas.ccad.eu) zur Visualisierung von 18 Prozessdaten<br />

<strong>mit</strong> einer Aktualisierungsrate von etwa 100 ms<br />

zeigt Tabelle 3 (<strong>Web</strong>browser = Google Chrome).<br />

Aus Tabelle 3 wird auch sichtbar, dass moderne Tablet-Rechner<br />

in der Lage sind ein WOAS im <strong>Web</strong>browser<br />

<strong>mit</strong> ausreichender Performance zu betreiben.<br />

5. WOAS ALS CPS-INTEGRATIONSSYSTEM<br />

Ursprünglich wurde WOAS für <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />

der nicht-zeitkritischen Ebenen entwickelt, vergleiche<br />

Bild 1. Unter dem Blickwinkel von Industrie 4.0 und CPSbasierter<br />

Automation zeigt sich aber, dass das WOAS-Portal<br />

generell als CPS-Integrationsplattform fungieren kann.<br />

Nach [1] kommunizieren CPS-basierte <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />

über offene, globale Informationsplattformen<br />

(Internet). Ihre Teilsysteme und Komponenten<br />

nutzen beziehungsweise stellen über diese Netze offen<br />

verfügbare, relevante Daten und Dienste zur Verfügung.<br />

Aus dieser Definition lässt sich eine wesentliche Herausforderung<br />

ableiten, die für CPS-basierte <strong>Automatisierungssysteme</strong><br />

umgesetzt werden muss:<br />

CPS-Komponenten müssen im Gegensatz zu klassischen<br />

Automatisierungsgeräten geeignete<br />

Schnittstellen zu einem IP-Netz besitzen. Diese<br />

Schnittstellen sollen standardisiert beziehungsweise<br />

weit verbreitet, sicher und zuverlässig sein,<br />

sowie möglichst zeitdeterministisch arbeiten.<br />

In WOAS entsprechen die in Bild 4 dargestellten VD-<br />

Typen den CPS-Komponenten. Mit dem gleichzeitig<br />

verfügbaren Konzept der Dienste (WOAD) bildet das<br />

WOAS-Portal eine Integrationsplattform <strong>mit</strong> der beliebig<br />

in einem IP-Netz (lokal oder weltweit) verteilte<br />

Dienste <strong>mit</strong> beliebigen im IP-Netz verteilten CPS-Komponenten<br />

zu Funktionalsystemen verbunden werden<br />

können. Da<strong>mit</strong> ergibt sich eine flache Automatisierungsstruktur<br />

<strong>mit</strong> verteilten Diensten, wie sie nach [1]<br />

für künftige Produktionssysteme erwartet wird.<br />

Hauptaufgabe des WOAS-Portal als CPS-Integrationsplattform<br />

ist die nutzerspezifische Verknüpfung der<br />

60<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


Dienste <strong>mit</strong> den CPS-Komponenten, und dies in der<br />

Projektierungs- und Runtime-Phase. Erforderlich dazu<br />

ist eine multi-user und multi-rollen-basierte Integrationsplattform,<br />

die für einen bestimmten Anwendungskontext<br />

Lösungen bereitstellen kann. Dabei spielt es<br />

keine Rolle, ob der Anwendungskontext die Produktionsautomatisierung,<br />

Medizintechnik oder beispielsweise<br />

Verkehrstechnik ist, siehe Bild 7.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Mit dem Prototyp des WOAS-Portals steht eine Konfigurations-<br />

und Runtime-Umgebung online und webbasiert<br />

zur Verfügung, <strong>mit</strong> der weltweit verteilte Geräte (Automatisierungsgeräte)<br />

<strong>mit</strong> beliebigen verteilten Diensten (Automatisierungsdiensten)<br />

zu nutzerspezifischen Funktionalsystemen<br />

integriert und für einen Testbetrieb genutzt<br />

werden können. Als Alleinstellungsmerkmal gegenüber<br />

allen anderen cloud-basierten Integrationssystemen für<br />

die Automatisierung kann das WOAS-Portal durch beliebige<br />

Dienste Dritter und weitere Gerätezugänge über konsistente<br />

und offengelegte Schnittstellen erweitert werden.<br />

AUTOR<br />

MANUSKRIPTEINGANG<br />

14.08.2014<br />

Im Peer-Review-Verfahren begutachtet<br />

Prof. Dr.-Ing. REINHARD<br />

LANGMANN (geb. 1950) ist<br />

seit 1993 als Professor an<br />

der Fachhochschule<br />

Düsseldorf in der Automatisierungstechnik<br />

tätig. Er<br />

ist Sprecher des Competence-Center<br />

Automation<br />

Düsseldorf (CCAD) sowie<br />

Leiter der Forschungs- und Trainingsfabrik<br />

Fab21 und des Düsseldorfer Telelabors. Sein<br />

Interessensschwerpunkt liegt auf dem Gebiet<br />

der Internettechnologie für die Industrieautomation.<br />

Seit 2008 ist er 1. Vorsitzender des<br />

Vereins für Angewandte Automatisierungstechnik<br />

in Lehre und Entwicklung an Hochschulen<br />

VFAALE e.V..<br />

Fachhochschule Düsseldorf,<br />

Fachbereich Elektrotechnik,<br />

Competence Center Automation Düsseldorf (CCAD),<br />

Josef-Gockeln-Str. 9, D-40474 Düsseldorf,<br />

Tel. +49 (0) 211 435 13 08,<br />

E-Mail: langmann@ccad.eu<br />

REFERENZEN<br />

[1] VDI/VDE-GMA: Cyber-Physical Systems:Chancen und<br />

Nutzen aus Sicht der Automation. – Thesen und<br />

Handlungsfelder, April 2013<br />

[2] Gritsai, G., Timorin, A., Goltsev, Y., Ilin, R., Goirdeychik,<br />

S., Karpin, A.: SCADA Safety in Numbers v1.1. -<br />

Survey of Positive Technologies, 2012, S. 17,<br />

www.ptsecurity.com<br />

[3] Kagermann, H., Wahlster, W., Helbig, J.:<br />

Umsetzungs empfehlungen für das Zukunftsprojekt<br />

Industrie 4.0. Abschlussbericht des Arbeitskreises<br />

Industrie 4.0, Forschungsunion Wirtschaft Wissenschaft,<br />

2013<br />

[4] Chase, J.: Die Zukunft des „Internet der Dinge“:<br />

Ein Ausblick. – Whitepaper Texas Instruments, 2013,<br />

http://www.ti.com/lit/ml/swrb028/swrb028.pdf<br />

[5] SOCRADES: EU-Project,<br />

http://www.socrades.eu, 2006 – 2009<br />

[6] IMC-AESOP: EU-Project,<br />

http://www.imc-aesop.eu, 2010 – 2013<br />

[7] Mathes, M., Stoidner, C., Heinzl, S., Freisleben, B.:<br />

SOAP4PLC: <strong>Web</strong> Services for Programmable<br />

Logic Controller. - 17th Euromicro International<br />

Conference on Parallel, Distributed and Networkbased<br />

Processing, S. 210-219, IEEE Computer<br />

Society Press, 2009<br />

[8] Honeywell Int Inc.: Cloud computing for an industrial<br />

automation and manufacturing system. - Patent,<br />

US000007970830B2, 01.04.2009<br />

[9] Thies, G., Vossen, G.: <strong>Web</strong>-Oriented Architectures:<br />

On the Impact of <strong>Web</strong> 2.0 on Service-Oriented<br />

Architectures. In: Tagungsband Asia-Pacific Services<br />

Computing Conference APSCC ‚08, S. 1075 – 1082.<br />

IEEE Conference Publications, 2008<br />

[10] Hinchcliffe, D: What Is WOA? It‘s The Future of<br />

Service-Oriented Architecture (SOA). 2008,<br />

http://hinchcliffe.org/archive/2008/02/27/16617.aspx<br />

[11] Etherios: Device Cloud. 2014,<br />

http://www.etherios.com/products/devicecloud/<br />

[12] System LineMetrics: Die LineMetrics Plattform. 2014,<br />

http://www.linemetrics.com<br />

[13] Langmann, R.: Rent an Automation Service -<br />

Smarte Geschäftsmodelle für Industrie 4.0 In:<br />

Tagungsband GMA-Kongress AUTOMATION 2014,<br />

[CD] VDI 2014<br />

[14] CCAD: WOAS-Integrationsportal –<br />

Nutzerhinweise. – Düsseldorf, 2014,<br />

http://woas.ccad.eu<br />

[15] Langmann, R.: Ein Interface für CPS-basierte<br />

Automatisierungsgeräte. In: Tagungsband Konferenz<br />

für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre<br />

und Entwicklung (AALE 2014), S. 133 – 142.<br />

DIV Deutscher Industrieverlag, 2013<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

61


Produkt & Unternehmen<br />

MSR-Spezialmesse in Bochum<br />

Die MEORGA veranstaltet am<br />

05. November im RuhrCongress<br />

Bochum eine regionale Spezialmesse<br />

für Prozessleitsysteme,<br />

Mess-, Regel- und Steuerungstechnik.<br />

Dort zeigen zirka 160 Fachfirmen<br />

der Mess-, Steuer-, Regel- und<br />

Automatisierungstechnik von acht<br />

Prozessleitsysteme, Mess-, Regel- und Steuerungstechnik zeigen zirka<br />

160 Fachfirmen bei der MSR-Spezialmesse in Dortmund. Bild: Meorga<br />

Neues Netzwerkbetriebssystem<br />

Belden präsentiert vielseitige neue Industrial Router- und Security-Appliance.<br />

Bild: Belden<br />

Belden Inc. hat die nächste Generation<br />

des industriellen<br />

Netzwerkbetriebssystems und<br />

Hardwaredesigns seiner Marke<br />

GarrettCom vorgestellt. Der<br />

Magnum 10RX, der zugleich Router-<br />

und Security-Appliance ist,<br />

bietet mehr Leistung und Sicherheit<br />

sowie größtmögliche Vielseitigkeit.<br />

Denn das Gerät unterstützt<br />

eine Reihe von Netzwerkprotokollen<br />

und sorgt für einen erweiterten<br />

Firewall-Schutz.<br />

Der Magnum 10RX bietet eine einfache<br />

Lösung <strong>mit</strong> einer Kombination<br />

aus Performance und Security in<br />

einem Produkt. Davon profitieren Belden<br />

zufolge alle industriellen Einsatzszenarien,<br />

in denen Zuverlässigkeit,<br />

Flexibilität und sichere Systeme ausschlaggebend<br />

sind, vor allem der Energieversorgungsbereich<br />

<strong>mit</strong> Stromübertragung<br />

und Stromverteilung (PT&D)<br />

sowie die Transportindustrie. (gz)<br />

www.belden.com<br />

bis 16 Uhr Geräte und Systeme, Engineering-<br />

und Serviceleistungen<br />

sowie neue Trends im Bereich der<br />

Automatisierung.<br />

Die Messe wendet sich an Fachleute<br />

und Entscheidungsträger, die<br />

in ihren Unternehmen für die Optimierung<br />

der Geschäfts- und Produktionsprozesse<br />

entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette verantwortlich<br />

sind. Der Eintritt zur<br />

Messe und die Teilnahme an den<br />

Workshops sind für die Besucher<br />

kostenlos und sollen ihnen Informationen<br />

und interessante Gespräche<br />

ohne Hektik oder Zeitdruck<br />

ermöglichen. Für das leibliche<br />

Wohlergehen der Besucher<br />

sorgen kleine Snacks und Erfrischungsgetränke,<br />

die selbstverständlich<br />

ebenfalls gratis bereitgehalten<br />

werden.<br />

(gz)<br />

www.meorga.de<br />

Risikobeurteilung<br />

gemeinsam erstellt<br />

Die Qualität einer Risikobeurteilung<br />

hängt <strong>mit</strong>tlerweile stark<br />

davon ab, wie gut der Ersteller sich<br />

in den aktuellen Normen und<br />

Grenzwerten auskennt – oder wie<br />

gut und aktuell seine Software ihn<br />

dabei unterstützt. Mangelnde Normenkenntnis<br />

kann so zu einer mangelhaften<br />

Risikobeurteilung führen.<br />

Im schlimmsten Fall kann so<br />

viel Zeit und Arbeit in einer Risikobeurteilung<br />

stecken, die den aktuellen<br />

gesetzlichen Anforderungen<br />

gar nicht mehr gerecht wird.<br />

Neben dem herkömmlichen Verfahren<br />

nach DIN EN ISO 12100 bietet<br />

die aktuelle CE-Software Docufy<br />

Machine Safety deshalb auch die<br />

Möglichkeit, die Risikobeurteilung<br />

anhand von Anforderungsvorlagen<br />

zu erstellen. Durch die Vorarbeit<br />

eines Normenexperten kann sich<br />

der Konstrukteur dabei auf das Wesentliche<br />

konzentrieren und auf Basis<br />

einer Vorlage die Risikobeurteilung<br />

anfertigen – und das schon bei<br />

der Entwicklung der Maschine.(gz)<br />

www.docufy.de<br />

62<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


Neue Manometer für eigensichere Ex-Bereiche<br />

Fünf eigensichere elektronische<br />

Manometer hat die Keller AG für<br />

Druckmesstechnik zum Einsatz in<br />

Gas-explosionsgefährdeten Bereichen<br />

vorgestellt. Die Zulassungen<br />

folgen der ATEX-Richtlinie für explosive<br />

Gase. Mit dem auf minimalen<br />

Energieverbrauch getrimmten elektronischen<br />

Design ist der Batteriewechsel<br />

auch innerhalb der explosionsgefährdeten<br />

Bereichen möglich.<br />

Die einfachste Ausführung, das Modell<br />

ECO 1 Ei, bietet bei hoher Auflösung<br />

und Reproduzierbarkeit für die<br />

beiden Messbereiche -1…30 bar und<br />

0…300 bar eine Genauigkeit von typ.<br />

0,5 %FS sowie einen integrierten Min/<br />

Max-Speicher. Die elektronischen Manometer<br />

vom Typ LEO 1 Ei und LEO 2<br />

Ei bieten durch mikroprozessorgestützte<br />

Kompensation ein äußerst<br />

schmales Gesamtfehlerband (einschließlich<br />

Temperaturfehler) von nur<br />


Produkt & Unternehmen<br />

Turbimax überwacht direkt in der Leitung<br />

Der neue Trübungssensor Turbimax<br />

CUS52D überwacht die<br />

Qualität von Trink- und Prozesswasser<br />

direkt in der Leitung.<br />

Selbstreinigungsfunktionen für<br />

einen wartungsfreien Betrieb sowie<br />

elegantes Kalibrierzubehör<br />

machen den Sensor zu dem praktischen<br />

und sicheren Komplettpaket<br />

für jede Wasseraufbereitung.<br />

Selbst in klarstem Wasser misst<br />

der Turbimax CUS52D jede noch so<br />

geringe Trübung präzise und zuverlässig<br />

(nach ISO7027). Der optische<br />

Sensor ist so konstruiert, dass er von<br />

Zu- bis Auslauf in allen Messstellen<br />

der Wasserproduktion einsetzbar<br />

ist. Auf diese Weise überwacht er<br />

durchgängig die Wasserqualität <strong>mit</strong><br />

einer Präzision, die Labormessungen<br />

oftmals noch übertrifft.<br />

Dank seines hygienischen Designs<br />

kann der CUS52D direkt in Rohrleitungen<br />

eingebaut werden. Zum einen<br />

sind so keine aufwendigen Bypass-<br />

Installationen mehr erforderlich.<br />

Zum anderen gehören Wasser- und<br />

Produktverluste der Vergangenheit<br />

an. Die Installation des Sensors gelingt<br />

im Handumdrehen. Er hat die<br />

digitale Memosens-Technologie und<br />

eine Werkskalibrierung bereits an<br />

Bord, so dass er „Plug&Play“ in den<br />

Prozess gebracht werden kann. (gz)<br />

www.endress.com<br />

Automatisch mehr Effizienz<br />

Eine vollautomatisierte Prozesskette in der<br />

Blechbearbeitung zeigt Kemper Storatec bei<br />

der EuroBlech. Bild: Kemper Storatec<br />

Der neue Trinkwassertrübungssensor<br />

Turbimax CUS52D<br />

als Eintauchvariante und als<br />

Variante <strong>mit</strong> hygienischem Clamp-<br />

Anschluss für den direkten Einbau in Rohrleitungen.<br />

Bild: Endress+Hauser<br />

Die Kemper Storatec GmbH bildet<br />

auf der Messe EuroBLECH eine<br />

Vollautomatisierung der Prozesskette<br />

bei Schneidverfahren ab. Von der Lagerung<br />

bis zur direkten Verarbeitung<br />

stellt der Hersteller von Systemen für<br />

die Intralogistik <strong>mit</strong> Sitz in Waltrop<br />

eine innovative Koppelung mehrerer<br />

Anlagen vor. In einer Live-Präsentation<br />

können sich Anwender von<br />

dem Nutzen des Systems überzeugen.<br />

Die Automatisierung sorgt für einen<br />

höheren Output bei Schneidanwendungen.<br />

Weil die Systeme von Kemper<br />

Storatec einen mannlosen Betrieb<br />

ermöglichen, ist ein geringerer manueller<br />

Einsatz nötig.<br />

Ein Materialtransportwagen<br />

(MTW) transportiert über ein Schienensystem<br />

die Bleche zu einer Beund<br />

Entladestation. Das Portal überträgt<br />

<strong>mit</strong>tels einer Saugeinheit die<br />

Bleche auf den Wechseltisch für<br />

Schneidanlagen. Dort werden die<br />

Bleche weiterverarbeitet. Nach dem<br />

Schneidvorgang werden die fertigen<br />

Bleche ebenfalls automatisch <strong>mit</strong> einer<br />

Recheneinheit vom Wechseltisch<br />

entnommen und auf einem Bereitstellungstisch<br />

abgelegt (EuroBlech,<br />

21. bis 25. Oktober, Hannover, Halle<br />

12 an Stand B06). (gz)<br />

www.kemper-storatec.eu<br />

Trans<strong>mit</strong>ter schützt<br />

vor Anlagenausfall<br />

Emerson Process Managements<br />

neuer CSI 9360 Vibrations/Positions-Trans<strong>mit</strong>ter<br />

bietet den Nutzern<br />

und Herstellern eine wirtschaftliche<br />

Lösung zur Erweiterung<br />

des grundlegenden Schutzes<br />

für Kompressoren, Pumpen und<br />

Ventilatoren. Entwickelt <strong>mit</strong> der<br />

Implementierung von Spezifikationen<br />

der Original-Hersteller identifiziert<br />

der Trans<strong>mit</strong>ter entstehende<br />

Probleme der Gleitlager durch<br />

die Erfassung von Vibrationen oder<br />

Positionsdaten und deren Umsetzung<br />

in ein 4-20 mA-Signal zur<br />

Überwachung. Diese Frühwarnung<br />

ermöglicht den Kunden des Herunterfahren<br />

dieser Assets bevor<br />

schwerwiegende Schäden an der<br />

Ausrüstung auftreten, oder die Produktion<br />

beeinträchtigt wird.<br />

Mit seiner Flexibilität verhilft der<br />

CSI 9360 den Nutzern zu Kosteneinsparungen<br />

dadurch, dass nicht mehrere<br />

Arten von Trans<strong>mit</strong>tern eingesetzt<br />

werden müssen. Er ist im Feld<br />

konfigurierbar für drei Radialschwingungsbereiche<br />

oder Positionen<br />

<strong>mit</strong> invertierbarem Positionssignal,<br />

wählbaren Reaktionszeiten der<br />

Sensorschleife und optionalen Sensorfehler-Sperrzeiten.<br />

Während die<br />

meisten Trans<strong>mit</strong>ter auf Sensoren der<br />

Größe von 5 mm standardisiert sind,<br />

Der im Feld<br />

konfigurierbare<br />

CSI 9360 liefert<br />

Echtzeit-Informationen<br />

über<br />

rotierendes<br />

Equipment für<br />

operative<br />

Entscheidungen.<br />

Bild: Emerson<br />

www.emersonprocess.de<br />

unterstützt der<br />

CSI 9360 mehrere<br />

Größen von Wirbelstromsensoren.<br />

Zur einfachen<br />

Installation arbeitet<br />

der CSI<br />

9360 ohne Hilfsenergie,<br />

besitzt<br />

einen Standard-<br />

DIN-Hutschienenbefestigungsclip<br />

oder optionalen<br />

Panel-<br />

Mount-Adapter.<br />

Der CSI 9360 hat<br />

grundsätzlich<br />

CSA und ATEX<br />

(in Vorbereitung)<br />

Sicherheitsklassifizierung.<br />

(gz)<br />

64<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


Moxa tritt Fielbus<br />

Foundation bei<br />

Der Anbieter von Netzwerktechnik-<br />

und Kommunikationslösungen<br />

für die Öl- und Gasbranche<br />

Moxa ist der Fieldbus Foundation<br />

beigetreten. Innerhalb des Unterausschusses<br />

Remote Operations<br />

Management arbeitet Moxa gemeinsam<br />

<strong>mit</strong> den Hauptförderern, einschließlich<br />

Petrobras, Reliance und<br />

Saudi Aramco, an Spezifikationen<br />

für neue <strong>Technologien</strong> und Protokolle<br />

in der Prozessautomation. Als<br />

Teil der Initiative hat Moxa außerdem<br />

die technische Ausstattung<br />

für die Präsentation entsprechender<br />

Lösungen bei zahlreichen<br />

Endkunden, einschließlich der<br />

weltgrößten Ölraffinerie in Jamnagar,<br />

Indien, gespendet.<br />

„Moxa teilt die Vision der Fieldbus<br />

Foundation, durch den Einsatz einheitlicher<br />

Kommunikationsprotokolle<br />

und -Plattformen bessere Interoperabilität<br />

und größere Effizienz zu<br />

erzielen“, sagt Thomas Nuth, Global<br />

Manager Oil & Gas Vertical Marketing<br />

bei Moxa. Die Mitglieder der<br />

Fieldbus Foundation haben bereits<br />

das Interesse an einer Fernüberwachungslösung<br />

für Bohrtürme bekundet,<br />

die von Moxa und Terra Ferma,<br />

einem in Colorado ansässigen<br />

System integrator, entwickelt wurde.<br />

Thomas Nuth: „Moxa teilt die Vision<br />

der Fieldbus Foundation, durch den<br />

Einsatz einheitlicher Kommunikationsprotokolle<br />

und -Plattformen<br />

bessere Interoperabilität und größere<br />

Effizienz zu erzielen.“ Bild: Moxa<br />

www.moxa.com<br />

Neue Display-Serie für mehr Ergonomie<br />

B<br />

&R hat neue Displays <strong>mit</strong> verschiedenen<br />

Tragarmen vorgestellt.<br />

Die rundum geschlossenen<br />

Panels stehen in zahlreichen Varianten<br />

zur Verfügung und entsprechen<br />

der Schutzart IP65. Da<strong>mit</strong><br />

können Bedienterminals optimal<br />

an Maschinen platziert werden.<br />

Die Multitouch-Widescreen-Panels<br />

sind <strong>mit</strong> Diagonalen von 18,5“<br />

bis 24“ und Auflösungen von HD<br />

Ready bis Full HD verfügbar. Durch<br />

die größeren Displays und die höheren<br />

Auflösungen können mehr<br />

Informationen pro Bildschirmseite<br />

untergebracht werden – ein großes<br />

Plus für die Benutzerergonomie.<br />

Ebenfalls erhältlich ist eine<br />

21,5“-Variante im Hochformat, sodass<br />

auch bei beengten Platzverhältnissen<br />

nicht auf großflächige Displays verzichtet<br />

werden muss. Zudem stehen<br />

2 Gerätevarianten im 4:3-Seitenverhältnis<br />

und <strong>mit</strong> analog-resistiven<br />

Touchscreens zur Verfügung. Da<strong>mit</strong><br />

können bestehende Visualisierungen<br />

ohne jegliche Softwareanpassung<br />

weiterverwendet werden.<br />

Die Panels werden <strong>mit</strong> kostengünstigen<br />

Standardkabeln durch den<br />

Tragarm verkabelt. Die maximal<br />

überbrückbare Distanz liegt bei 100<br />

Metern zwischen PC und Panel.(gz)<br />

www.br-automation.com<br />

Faulhaber verankert Philae auf Komet<br />

Die Displays der Serie Automation Panel sind<br />

in neun Tragarm-Ausführungen erhältlich. Auf<br />

Wunsch werden die Displays <strong>mit</strong> zusätzlichen<br />

Schaltelementen ausgestattet. Bild: B&R<br />

Das Landegerät Philae soll im November auf<br />

dem Kometen 67P/Tschurjumow-<br />

Gerasimenko aufsetzen und <strong>mit</strong> Hilfe zweier<br />

Faulhaber-Motoren am Boden gehalten<br />

werden. Bild: ESA/ATG medialab<br />

Im November soll das Landegerät<br />

Philae auf dem Kometen 67P/<br />

Tschurjumow-Gerasimenko aufsetzen.<br />

Ein Problem dabei: Aufgrund<br />

seiner geringen Masse übt<br />

der Komet kaum Anziehungskraft<br />

aus. Statt wie auf der Erde 100<br />

Kilo gramm wiegt der in Deutschland<br />

entwickelte Landeroboter auf<br />

dem Kometen nur wenige Gramm.<br />

Er könnte leicht abprallen. Das<br />

soll ein spezielles Ankersystem<br />

verhindern: Un<strong>mit</strong>telbar nach Bodenkontakt<br />

bei der Landung werden<br />

zwei Harpunen per Treibladung<br />

abgeschossen und zurren<br />

den Lander über zwei Seilwinden<br />

auf der Kometenoberfläche fest.<br />

Angetrieben werden die Winden<br />

von je einem Faulhaber-Motor.<br />

Dank des Faulhaber-Know-hows<br />

bei Anwendungen im Weltraum<br />

sind nicht nur die Harpunen, sondern<br />

eine Vielzahl anderer Systeme<br />

des Landers <strong>mit</strong> Antrieben des<br />

gleichen Herstellers bestückt. So<br />

arbeiten Faulhaber DC-Motoren in<br />

den Instrumenten und Versuchsanlagen<br />

von Philae, um die Beschaffenheit<br />

und Zusammensetzung<br />

der Kometenoberfläche genau<br />

zu untersuchen. (gz)<br />

www.faulhaber.com<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014<br />

65


IMPRESSUM / VORSCHAU<br />

IMPRESSUM<br />

VORSCHAU<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH<br />

Arnulfstraße 124, D-80636 München<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 0<br />

Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99<br />

www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Verlagsleiterin:<br />

Kirstin Sommer<br />

Spartenleiterin:<br />

Kirstin Sommer<br />

Herausgeber:<br />

Dr.rer.nat. Thomas Albers<br />

Dr. Gunther Kegel<br />

Dipl.-Ing. Hans-Georg Kumpfmüller<br />

Dr.-Ing. Wilhelm Otten<br />

Beirat:<br />

Dr.-Ing. Kurt Dirk Bettenhausen<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian Diedrich<br />

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple<br />

Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Felleisen<br />

Prof. Dr.-Ing. Georg Frey<br />

Dipl.-Ing. Thomas Grein<br />

Prof. Dr.-Ing. Hartmut Haehnel<br />

Dipl.-Ing. Tim-Peter Henrichs<br />

Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer<br />

Dipl.-Ing. Gerald Mayr<br />

Dr.-Ing. Josef Papenfort<br />

Igor Stolz<br />

Dr. Andreas Wernsdörfer<br />

Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Weyrich<br />

Dr.rer.nat. Christian Zeidler<br />

Organschaft:<br />

Organ der GMA<br />

(VDI/VDE-Gesell schaft Messund<br />

Automatisierungs technik)<br />

und der NAMUR (Interessengemeinschaft<br />

Automatisierungstechnik<br />

der Prozessindustrie).<br />

Redaktion:<br />

Markus Hofelich (verantwortlich)<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 33<br />

E-Mail: hofelich@di-verlag.de<br />

Gerd Scholz (gz)<br />

Einreichung von Hauptbeiträgen:<br />

Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas<br />

(Chefredakteur, verantwortlich<br />

für die Hauptbeiträge)<br />

Technische Universität Dresden<br />

Fakultät Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik<br />

Professur für Prozessleittechnik<br />

D-01062 Dresden<br />

Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14<br />

E-Mail: urbas@di-verlag.de<br />

Fachredaktion:<br />

Dr.-Ing. Michael Blum<br />

Dipl.-Ing. Heinrich Engelhard<br />

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite<br />

Dr.-Ing. Bernhard Kausler<br />

Dr.-Ing. Niels Kiupel<br />

Prof. Dr.-Ing. Gerrit Meixner<br />

Dr.-Ing. Jörg Neidig<br />

Dipl.-Ing. Ingo Rolle<br />

Dr.-Ing. Stefan Runde<br />

Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>atp</strong> <strong>edition</strong> – Automatisierungs technische<br />

Praxis“ erscheint monatlich <strong>mit</strong> Doppelausgaben<br />

im Januar/Februar und Juli/August.<br />

Bezugspreise:<br />

Abonnement jährlich: € 519,– + € 30,–/ € 35,–<br />

Versand (Deutschland/Ausland);<br />

Heft-Abonnement + Online-Archiv: € 704,70;<br />

ePaper (PDF): € 519,–; ePaper + Online-Archiv:<br />

€ 674,70; Einzelheft: € 59,– + Versand;<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-<br />

Staaten die Mehrwertsteuer, für alle übrigen<br />

Länder sind es Nettopreise. Mitglieder der<br />

GMA: 30% Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.<br />

Bestellungen sind jederzeit über den Leserservice<br />

oder jede Buchhandlung möglich.<br />

Die Kündigungsfrist für Abonnement aufträge<br />

beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.<br />

Abonnement-/Einzelheftbestellung:<br />

DataM-Services GmbH, Leserservice <strong>atp</strong><br />

Herr Marcus Zepmeisel<br />

Franz-Horn-Str. 2, 97082 Würzburg<br />

Telefon + 49 (0) 931 417 04 59<br />

Telefax + 49 (0) 931 417 04 94<br />

leserservice@di-verlag.de<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Inge Spoerel<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 22<br />

E-Mail: spoerel@di-verlag.de<br />

Kirstin Sommer (Key Account)<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 36<br />

E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />

Angelika Weingarten (Key Account)<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 13<br />

E-Mail: weingarten@di-verlag.de<br />

Es gelten die Preise der Mediadaten 2014<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Brigitte Krawczyk<br />

Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 12<br />

E-Mail: krawczyk@di-verlag.de<br />

Art Direction / Layout:<br />

deivis aronaitis design | dad |<br />

Druck:<br />

Druckerei Chmielorz GmbH,<br />

Ostring 13,<br />

D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt<br />

Gedruckt auf chlor- und<br />

säurefreiem Papier.<br />

Die <strong>atp</strong> wurde 1959 als „Regelungstechnische<br />

Praxis – rtp“ gegründet.<br />

DIV Deutscher Industrieverlag<br />

GmbH München<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich<br />

zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne<br />

Ein willigung des Verlages strafbar.<br />

Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8<br />

Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />

zum BayPresseG geben wir die Inhaber<br />

und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />

wie folgt an:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,<br />

Arnulfstraße 124, D-80636 München.<br />

Alleiniger Gesellschafter des Verlages<br />

ist die ACM-Unternehmensgruppe,<br />

Ostring 13,<br />

D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt.<br />

ISSN 2190-4111<br />

DIE AUSGABE 11 / 2014 DER<br />

ERSCHEINT AM 04.11.2014<br />

MIT DEM SCHWERPUNKT<br />

„AUTOMATION DER AUTOMATION“<br />

Modellierung industrieller<br />

Kommunikationssysteme<br />

<strong>mit</strong> AutomationML<br />

Anlagendiagnose in der<br />

industriellen Produktion<br />

Dezentrale Intelligenz für<br />

modulare Automation –<br />

Lösungsansätze für die<br />

Realisierung modularer<br />

Anlagen<br />

Dienste in der<br />

Automatisierungstechnik<br />

Aus aktuellem Anlass können sich die Themen<br />

kurzfristig verändern.<br />

LESERSERVICE<br />

E-MAIL:<br />

leserservice@di-verlag.de<br />

TELEFON:<br />

+ 49 (0) 931 417 04 59<br />

66<br />

<strong>atp</strong> <strong>edition</strong><br />

10 / 2014


Process Control<br />

Systems Engineering<br />

Process Control Systems (PCS) are distributed control systems (DCS) that are specialized<br />

to meet specific requirements of the process industries. The text book focuses on PCS<br />

engineering basics that are common to different domains of the process industries.<br />

It relates to an experimental research plant which serves for the exploration of the<br />

interaction between process modularization and process automation methods. This<br />

per<strong>mit</strong>s to capture features of highly specialized and integrated mono-product plants as<br />

well as application areas which are dominated by locally standardized general-purpose<br />

apparatus and multi-product schemes. While the text book’s theory is applicable for all<br />

PCS of different suppliers, the examples refer to Siemens’ control system PCS 7. Focusing<br />

on a single PCS enables readers to use the book in basic lectures on PCS engineering as<br />

well as in computer lab courses, allowing students to gain hands-on experience.<br />

Editor: Leon Urbas<br />

1 st <strong>edition</strong> 2012<br />

204 pages, content in English,<br />

165 x 230 mm, hardcover<br />

ISBN: 978-3-8356-3198-4<br />

Price € 49,80<br />

www.di-verlag.de<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

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KNOWLEDGE FOR THE<br />

FUTURE<br />

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Deutscher Industrieverlag GmbH | Arnulfstr. 124 | 80636 München<br />

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— copies of the Process Control Systems Engineering<br />

1st <strong>edition</strong> 2012 (ISBN: 978-3-8356-3198-4)<br />

at the price of € 49,80 (plus postage and packing)<br />

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Postfach 10 39 62<br />

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GERMANY<br />

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to Vulkan Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Friedrich-Ebert-Straße 55, 45127 Essen.<br />

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It is approved that this data may also be used in commercial ways by mail, by phone, by fax, by email, none.<br />

this approval may be withdrawn at any time.<br />

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PAPCSE2014


<strong>atp</strong> Kompaktwissen<br />

Band 1 –<br />

Erfolgreiches Engineering<br />

Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 138 Seiten, Broschur<br />

Buch + CD-ROM für € 79,–<br />

ISBN 978-3-8356-3210-3<br />

Band 3 –<br />

Praktische Messtechnik<br />

Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 70 Seiten, Broschur<br />

Buch + CD-ROM für € 59,–<br />

ISBN 978-3-8356-3213-4<br />

Band 5 –<br />

Industrielle Informationssicherheit<br />

Hrsg. Leon Urbas, 1. Auflage 2014, 80 Seiten, Broschur<br />

Buch für € 59,–<br />

ISBN 978-3-8356-7113-3<br />

<strong>atp</strong> kompakt Kollektion (Bände 1-6)<br />

€ 299,80<br />

ISBN 978-3-8356-7146-1<br />

Band 2 –<br />

Effiziente Kommunikation<br />

Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 70 Seiten, Broschur<br />

Buch + CD-ROM für € 59,–<br />

ISBN 978-3-8356-3212-7<br />

Band 4 –<br />

Automation in der Wasserbranche<br />

Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 146 Seiten, Broschur<br />

Buch + CD-ROM für € 59,–<br />

ISBN 978-3-8356-3226-4<br />

Band 6 –<br />

Safety in der Praxis<br />

Hrsg. Leon Urbas, 1. Auflage 2014, 112 Seiten, Broschur<br />

Buch für € 59,–<br />

ISBN 978-3-8356-7115-7<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

www.di-verlag.de<br />

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Bestellung per Fax: +49 (0) 201 Deutscher / 82002-34 Industrieverlag GmbH oder | Arnulfstr. abtrennen 124 und | 80636 im München Fensterumschlag einsenden<br />

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___ Ex. <strong>atp</strong> kompakt Kollektion (Bände 1-6)<br />

ISBN: 978-3-8356-7146-1 für € 299,80 (zzgl. Versand)<br />

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<strong>atp</strong> kompakt<br />

Band 1 – ISBN: 978-3-8356-3210-3 für € 79,– (zzgl. Versand)<br />

Band 2 – ISBN: 978-3-8356-3212-7 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />

Band 3 – ISBN: 978-3-8356-3213-4 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />

Band 4 – ISBN: 978-3-8356-3226-4 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />

Band 5 – ISBN: 978-3-8356-7113-3 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />

Band 6 – ISBN: 978-3-8356-7115-7 für € 59,– (zzgl. Versand)<br />

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Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Friedrich-Ebert-Straße 55, 45127 Essen.<br />

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dass ich vom DIV Deutscher Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsangebote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich <strong>mit</strong> Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />

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