atp edition Automatisierungssysteme mit Web-Technologien (Vorschau)
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10 / 2014
56. Jahrgang B3654
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH
Automatisierungstechnische Praxis
Energieorientierte
Prozessführung | 24
Redundante Kommunikation
für industrielle Automation | 32
Zustandsüberwachung
und Performanzprognose | 42
Automatisierungssysteme mit
Web-Technologien | 52
Erreichen Sie die Top-Entscheider
der Automatisierungstechnik.
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und Fragen zu Ihrer Planung.
Inge Spoerel: Telefon +49 (0) 89 203 53 66-22
E-Mail: spoerel@di-verlag.de
EDITORIAL
Nicht nur, sondern auch!
Wie lernen wir am schnellsten Prozessautomatisierung?“ fragten mich in
den letzten Jahren immer wieder Hersteller von Automatisierungstechnik
für die Fertigungsindustrie. Sie hatten realisiert, dass mit Automatisierung
für die Prozessindustrien sehr gute Renditen zu erzielen sind und dieses
Geschäft im Vergleich zu dem ihren deutlich stabiler – weil langfristiger
– ist. Meine erste Antwort darauf war immer: „Kauft euch das Handbuch der
Prozessautomatisierung und studiert es Seite für Seite, dann bekommt ihr
Boden unter die Füße. Und dann abonniert dazu die atp edition und lest sie
jeden Monat ebenfalls gründlich, um ganz aktuell zu sein. So habt ihr eine
faire Chance, in einem Jahr einigermaßen zu verstehen, was Prozessautomatisierung
(PA) wirklich heißt.“
Um ein PA-Profi zu werden reicht das allein natürlich nicht. Auch meinen
Studierenden sage ich immer wieder: Lesen allein ersetzt nicht die eigenen
Erfahrungen. Gespräche mit Anwendern in deren Betrieben, auf Messen und
Kongressen – und auch mit den „Platzhirschen“ – sind enorm wichtig. Und
vor allem: es selbst zu tun! Aber wer meinem obigen Rat folgt, schafft sich
mindestens ein solides theoretisches, technisches und aktuelles Fundament
für PA und kann die „richtigen“ Fragen stellen – das gilt durchaus auch für
diejenigen, die glauben, über PA schon alles zu wissen...
Dumm nur, dass seit einem Jahr die vierte Auflage des Handbuch der
Prozessautomatisierung vergriffen ist und eine fünfte nur angekündigt. Zwar
könnten sich Newcomer einige Zeit lang mit der atp edition behelfen; allerdings
wird hier stabiles Grundlagenwissen meist vorausgesetzt. Aber auch
die „alten Hasen“ der PA, bei denen das „Handbuch“ selbstverständlich in
Griffweite steht, finden oft in der 4. Auflage keine befriedigenden Antworten
mehr – einfach weil sich seit deren Erscheinen in 2009 die PA stürmisch
weiterentwickelt hat. Man schaue sich nur die Hauptbeiträge dieses Heftes
der atp edition an und versuche sich zu erinnern, wie vor fünf Jahren der
Stand der Technik war bei den „Automatisierungssystemen im Web“ oder
der „Performanzprognose“, um nur zwei Beispiele herauszugreifen.
Doch es gibt Hoffnung! Noch in diesem Jahr wird die 5. Auflage des Handbuch
der Prozessautomatisierung verfügbar sein! Viele neue Erkenntnisse
und Lösungen, die in den letzten Jahren auch in der atp edition vorgestellt
wurden, sind von den 48 alten und neuen Autoren des Handbuchs in die
neuen oder überarbeiteten Beiträge eingearbeitet. Aktuell und authentisch
wird so die gesamte Breite und Tiefe von Theorie und Praxis der PA abgedeckt
– es gibt derzeit kein vergleichbares deutsches Standardwerk für unser
Fachgebiet!
Das Schönste zum Schluss: Wie die atp edition gibt es nun auch die Neuauflage
des Handbuchs als eBook, was die Stichwortsuche und die Aktualisierung
richtig komfortabel macht. Lassen Sie sich überraschen!
DIPL.-ING.
DIETER SCHAUDEL,
Gründer und Inhaber
SCHAUDELconsult Freiburg
atp edition
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3
INHALT 10 / 2014
FORSCHUNG
6 | VDE und DVGW wollen gemeinsame Forschung
beim Thema Energiewende vorantreiben
Call for atp experts: Safety und Security
7 | Automatisierungsvereinigung Ifac ehrt Professor
Klaus Schilling mit Outstanding Service Award
VERBAND
8 | Sechste Konferenz der Namur in China –
Arbeitskreise stellen aktuelle Ergebnisse vor
AMA-Kongresse: Poster und Vorträge gesucht
VDE: Mikroelektronik muss gestärkt werden
9 | Neue GMA-Ausschüsse zu Industrie 4.0
BRANCHE
10 | Aus Fieldbus und Hart wird die FieldComm Group,
Hans-Georg Kumpfmüller erster Vorstandschef
Mensch und Roboter rücken näher zusammen
11 | Gute Zahlen für Sensorik und Messtechnik –
Branche will von Industrie 4.0 profitieren
HMI-Gestaltung für Touchscreens optimieren
Industrie 4.0: Glossar klärt wichtige Begriffe
RUBRIKEN
3 | Editorial
62 | Produkt & Unternehmen
66 | Impressum, Vorschau
4
atp edition
10 / 2014
PRAXIS
12 | Wickelautomaten mit neuem Remote
I/O-Konzept verbessern automatisierte
Zeitungensverarbeitung
14 | Die richtige Information, zur richtigen
Zeit, am richtigen Ort = höhere Effizienz
18 | Präzisionssensorik lässt sich auch von
zerknitterten Barcodes auf Säcken mit
Bio-Stärke nicht täuschen
20 | Maßgeschneiderte Systemboards erlauben
schnelle Anbindung von Feldsignalen in
großen Anlagen
22 | Big Data für Industrie 4.0 – größter
Demonstrator zeigt Optimierungspotenziale
für die Unternehmen
Produkte,
Systeme
und Service
für die
Prozessindustrie?
Natürlich.
HAUPTBEITRÄGE
24 | Energieorientierte Prozessführung
S. SCHÄFER, U. BERGER, D. SCHÖTTKE UND T. KÄMPFE
32 | Redundante Kommunikation für
industrielle Automation
H. FLATT, J. JASPERNEITE UND J. RAUCHFUSS
42 | Zustandsüberwachung
und Performanzprognose
M. KRÜGER, T. JEINSCH, P. ENGEL, S. X. DING UND A. HAGHANI
52 | Automatisierungssysteme mit
Web-Technologien
R. LANGMANN
System 800xA 5.1 hilft Anlagen
noch effizienter zu betreiben und
die Produktivität und Rentabilität
zu verbessern. Dies wird durch
gesteigerte Bediener-Effizienz,
optimiertes Handling bei Batch-
Produktion, effizientere Sequenzkonfiguration,
verbesserte
Asset-Verwendung und optimierte
Engineering Best Practices erreicht.
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FORSCHUNG
VDE und DVGW wollen gemeinsame Forschung
beim Thema Energiewende vorantreiben
ENGERE ZUSAMMENARBEIT VEREINBART: Dr. Hans Heinz
Zimmer, VDE-Vorstandsvorsitzender, Dr. Joachim Schneider,
VDE-Präsident, DVGW-Präsident Dietmar Bückemeyer und
DVGW-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Gerald Linke (von links
nach rechts) bei der Unterzeichnung des Memorandums of
Understanding. Bild: RWE/Jörg Mettlach
Die Präsidenten des Deutschen Vereins des Gas- und
Wasserfaches (DVGW) und des Verbands der Elektrotechnik
Elektronik und Informationstechnik (VDE),
Dietmar Bückemeyer und Dr. Joachim Schneider, haben
in Essen ein Memorandum of Understanding unterzeichnet.
Ziel der Grundsatzvereinbarung, die auch
von DVGW-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Gerald Linke
und dem VDE-Vorstandsvorsitzenden Dr. Hans
Heinz Zimmer mitunterzeichnet wurde, ist die Förderung
der Zusammenarbeit zwischen DVGW und VDE
auf dem Gebiet der Forschung und Studienerstellung
im Themenfeld „Energieversorgungssystem im Kontext
der Energiewende“. Neben der bereits bestehenden, erfolgreichen
Kooperation zwischen DVGW und dem
Forum Netztechnik Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) im
Rahmen der technischen Regelsetzung soll auch mit
der Energietechnischen Gesellschaft im VDE
(VDE|ETG) die Zusammenarbeit im Bereich Forschung
und Entwicklung gestärkt werden.
„Dies ist ein klares Signal von DVGW und VDE, dass
es in der Zusammenarbeit der beiden Sparten Gas und
Strom noch weitere Synergien gibt. Diese Synergiepotenziale
sollen systematisch erschlossen werden. Ziel
ist es, durch die Konvergenz der Gas- und Stromnetze
eine noch höhere spartenübergreifende Effizienz zu erzielen
– bei gleichbleibend hoher Qualität und garantierter
Sicherheit“, erklärte VDE-Präsident Dr. Joachim
Schneider. Der Brückenschlag zwischen Gas- und
Strom infrastruktur sei eine der wichtigsten Herausforderungen
der Energiewende. „In Zukunft werden neben
der Power-to-Gas-Technologie sowohl flexible Gaskraftwerke
als auch innovative, gasbasierte Speichertechnologien
oder mehr dezentrale Anlagen der Kraft-Wärme-
Kopplung immer dringender benötigt. Nur so können
wir das schwankende Angebot aus erneuerbaren Ressourcen
wie Sonnen- und Windkraft langfristig und in
großem Maßstab speichern und nutzen“, betonte DVGW-
Präsident Dietmar Bückemeyer.
(gz)
VDE VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK
INFORMATIONSTECHNIK E.V.,
Stresemannallee 15,
D-60596 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.vde.com
Call for atp experts: Safety und Security
IN AUSGABE 57(4) DER ATP EDITION i m
April 2015 diskutiert die atp edition das
Thema Safety und Security. Mit dem gestiegenen
Risiko des Angriffs auf Automatisierungssysteme
der Prozess- und
Fertigungsindustrie ist auch die Security
für Safety-kritische und Nicht-Safetykritische
Anwendungen ein Thema geworden.
Safety- und Security-Maßnahmen
verwenden verschiedene Methoden
für ihre verschiedenen Ziele, und ihre
Interaktion kann zu Wechselwirkungen
führen. Ob und wie diese methodisch behandelt
werden müssen, soll Inhalt der
Beiträge für atp edition 57(4) sein.
Wir bitten Sie, bis zum 2. Dezember
2014 zu diesem Themenschwerpunkt
einen gemäß der Autorenrichtlinien der
atp edition ausgearbeiteten Hauptbeitrag
per E-Mail an urbas@di-verlag.de
einzureichen.
Die atp edition ist die hochwertige Monatspublikation
für Fach- und Führungskräfte
der Automatisierungsbranche.
In den Hauptbeiträgen werden
die Themen mit hohem wissenschaftlichem
und technischem Anspruch und
vergleichsweise abstrakt dargestellt.
Im Journalteil werden praxisnahe Erfahrungen
von Anwendern mit neuen
Technologien, Prozessen oder Produkten
beschrieben.
Alle Beiträge werden von einem Fachgremium
begutachtet. Sollten Sie sich
selbst aktiv an dem Begutachtungsprozess
beteiligen wollen, bitten wir um
kurze Rückmeldung. Für weitere Rückfragen
stehen wir Ihnen selbstverständlich
gerne zur Verfügung.
Redaktion atp edition
Leon Urbas, Markus Hofelich
CALL FOR
Aufruf zur Beitragseinreichung
Thema: Safety und Security
Kontakt: urbas@di-verlag.de
Termin: 02. Dezember 2014
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atp edition
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Automatisierungsvereinigung Ifac ehrt Professor
Klaus Schilling mit Outstanding Service Award
Für sein großes Engagement für die International
Federation on Automatic Control (Ifac) wurde
Klaus Schilling von der Fachvereinigung ausgezeichnet.
Der Würzburger Professor erhielt den Ifac
Outstanding Service Award beim Ifac-Weltkongress,
der Ende August mit mehr als 2000 Teilnehmern in
Südafrika stattfand. IFAC-Präsident Professor Ian
Craig überreichte die Auszeichnung.
Schilling, Inhaber des Lehrstuhls für Informatik VII
(Robotik und Telematik) an der Uni Würzburg, führte
mit seinem Team unter anderem sehr erfolgreich zwei
internationale Ifac-Konferenzen durch. Auch saß er den
Ifac Technical Committees für Aerospace und Telematics
vor. Die Ifac-Zeitschrift „Control Engineering Practice“
unterstützte er lange als Associate Editor.
Seit 2014 verantwortet Schilling als Ifac-Koordinator
den gesamten Bereich „Computer & Control“. Dazu
zählen Software- als auch Hardware-Systeme sowie
Telematikmethoden für die Automatisierung, und er
reicht von Mikroprozessoren bis zu Systemen der
künstlichen Intelligenz. Die Ifac gilt als führende
weltweite Fachvereinigung für die Automatisierungsund
Regelungstechnik. Ihre Tätigkeitsfelder umfassen
die Theorie-Grundlagen und ein sehr breites Spek-
trum von Anwendungsfeldern der Automatisierungswissenschaften.
(gz)
JULIUS-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT WÜRZBURG,
Lehrstuhl für Informatik VII, Am Hubland,
D-97074 Würzburg, Tel. +49 (0) 931 318 66 78,
Internet: www.uni-wuerzburg.de
AUSZEICHNUNG
IN KAPSTADT:
IFAC-Präsident
Ian Craig ehrt
Klaus Schilling
(links) in Kapstadt
mit dem Ifac
Outstanding
Service Award.
Foto: Ifac
E I N L A D U N G
Messtechnik Regeltechnik Steuerungstechnik Prozessleitsysteme
Mittwoch, 05. November 2014
8:00 bis 16:00 Uhr
Ruhrcongress Bochum
Stadionring 20
44791 Bochum
Führende Fachfirmen der Branche präsentieren ihre Geräte und Systeme und
zeigen neue Trends in der Automatisierung auf. Die Messe wendet sich an
alle Interessierten, die auf dem Gebiet der Mess-, Steuer- und Regeltechnik
sowie der Prozessautomation tätig sind.
Der Eintritt zur Messe, die Teilnahme an den Workshops und der Imbiss
sind für die Besucher kostenlos.
Weitere Informationen finden Interessierte auf unserer Internetseite.
www.meorga.de
info@meorga.de
MEORGA GmbH
Sportplatzstraße 27
66809 Nalbach
Tel. 06838 / 8960035
Fax 06838 / 983292
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VERBAND
Sechste Konferenz der Namur in China –
Arbeitskreise stellen aktuelle Ergebnisse vor
Kurz nach der Namur-Hauptsitzung am 6. und 7. November
in Bad Neuenahr findet die sechste Namur-
Konferenz in China statt. Dort, am 19. und 20. November
in Shanghai, werden unter anderem Resultate der chinesischen
Namur-Arbeitskreise vorgestellt. Die sieben
Arbeitskreise haben weiter an Themen gearbeitet, die
bei den Tagungen in den vergangenen Jahren als besonders
interessant identifiziert wurden.
Der diesjährige Sponsor Siemens wird mit interessanten
Konferenzbeiträgen und einer Ausstellung das
Programm ergänzen. So stehen Präsentationen über ver-
fügbare Lösungen und mögliche zukünftige Entwicklungen
auf dem Programm. Siemens hatte schon die
Namur-Hauptsitzung in Bad Neuenahr 2013 gesponsert.
Die chinesische Namur-Konferenz ist seit ihrer Gründung
im Jahr 2009 stetig gewachsen. 2013 verzeichnete
sie zirka 150 Teilnehmer.
(gz)
NAMUR-GESCHÄFTSSTELLE,
C/O BAYER TECHNOLOGY SERVICES GMBH,
Gebäude K 9, D-51368 Leverkusen,
Tel. +49 (0) 214 307 10 34, Internet: www.Namur.de
NAMUR IN CHINA:
Etwa 150 Teilnehmer
wurden 2013 gezählt.
AMA-Kongresse: Poster und Vorträge gesucht
Der AMA Fachverband für Sensorik bittet um Beiträge
für die beiden AMA-Kongresse Sensor und IRS²
im Jahr 2015. Beide finden parallel zur Messe Sensor+Test
vom 19. bis 21. Mai in Nürnberg statt. Interessierte Autoren
bittet der Verband, Abstracts der Vorträge oder
Poster bis zum 17. Oktober 2014 einzureichen. Informationen
zu den Themenschwerpunkten und zur Dokumentvorlage
sind zu finden unter www.ama-science.
org/direct/call-for-papers. Die AMA-Kongresse Sensor
und IRS² gelten als Vernetzungsplattform, die ein inter-
nationales Fachpublikum ansprechen und Einblicke in
neueste Forschungsergebnisse aus unterschiedlichen
Disziplinen ermöglichen. AMA verbindet dabei Innovatoren
aus Forschung und Entwicklung, aus Wissenschaft
und Industrie.
(gz)
AMA FACHVERBAND FÜR SENSORIK E.V.,
Sophie-Charlotten-Str. 15, D-14059 Berlin,
Tel. +49 (0) 30 221 90 36 20,
Internet: www.ama-sensorik.de
VDE: Mikroelektronik muss gestärkt werden
Ob Deutschland bei der Entwicklung von Industrie
4.0 weltweit vorne liegen wird, hängt nach Einschätzung
des VDE vor allem von der Verfügbarkeit
mikroelektronischer Bausteine und Systeme aus heimischer
Produktion ab. Deshalb verlangt der VDE,
dass Bundesregierung und EU die Voraussetzungen
dafür verbessern und optimale Bedingungen schaffen,
dass deutsche und europäische Industrie- und Innovationspolitik
Hand in Hand greifen. Dazu eigne sich
das neue europäische Innovationsprogramm ECSEL
(Electronic Components and Systems for European
Leadership) innerhalb von Horizon 2020. Erforderlich
sei die Unterstützung, da sich die Mikroelektronik in
Deutschland gegen die stark subventionierte Konkurrenz
aus Amerika und Fernost behaupten müsse.
Deutschland könne Leitanbieter für intelligente Produktionstechnologien
und Leitmarkt für CPS-Technologien
und -Produkte werden – allerdings nur, wenn die
Mikroelektronik als ,Key Enabler‘ am Standort Deutschland/Europa
entlang der gesamten Innovations- und
Wertschöpfungskette gestärkt werde, die Unternehmen
optimale Bedingungen vorfänden und durch gezielte
Maßnahmen gefördert würden, so wie es asiatische Länder
und die USA mit ihrer einheimischen Produktion
handhabten.
(gz)
VDE VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK
INFORMATIONSTECHNIK E.V.,
Stresemannallee 15, D-60596 Frankfurt am Main,
Tel. +49 (0) 69 630 80, Internet: www.vde.com
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Neue GMA-Ausschüsse
zu Industrie 4.0
Die Zukunft von Industrie 4.0 hängt neben
technologischen Innovationen entscheidend
von der Entwicklung passender und neuartiger
Geschäftsmodelle sowie einer konsistenten
Schaffung von Arbeitsumfeldern und stimmigen
Aus- und Weiterbildungskonzepten ab.
Erkenntnisse und Fortschritte aller drei Felder
– Technologie, Businessmodell und Arbeitsumfeld
– beeinflussen sich gegenseitig. Wissenschaftler
wie Entscheider in Unternehmen müssen
sich ihres enormen Einflusses und ihrer
Verantwortung für unsere Zukunft bewusst
werden, betont die VDI/VDE-Gesellschaft Messund
Automatisierungstechnik (GMA). Das will
die GMA mit zwei neuen Fachausschüssen zur
Zukunft der Arbeit und zu Geschäftsmodellen
unterstützen und mit allen Interessensgruppen
gemeinsam am Projekt Industrie 4.0 arbeiten.
Am 26. September hat sich der neue Fachausschuss
mit dem Arbeitstitel „Businessmodelle“
konstituiert, um die Geschäftsmodellentwicklung
für Industrie 4.0 voranzutreiben. Der neue
Fachausschuss mit dem Arbeitstitel „Zukunft
der Arbeit“ wird sich am 31. Oktober gründen.
Die beiden Gremien wurden initiiert von Prof.
Frank T. Piller (TIM, RWTH Aachen, Thema:
Businessmodelle) und Prof. Wilhelm Bauer
(Fraunhofer IAO, Thema: Zukunft der Arbeit).
Die GMA betont, es müssten viele Fragen geklärt
werden, um in Deutschland nicht nur
technologisch Spitzenreiter zu bleiben, sondern
Industrie 4.0 in die Gesellschaft zu integrieren
und einen möglichst großen menschlichen wie
wirtschaftlichen Benefit zu erreichen. Es gelte
herauszufinden, welche Geschäftsmodelle sich
für Unternehmen in Deutschland ableiten lassen
und wie eine optimale Geschäftsmodellentwicklung
für den deutschen Mittelstand aussehen
kann, um die globale Wettbewerbsfähigkeit
zu erhalten und auszubauen. Über die Geschäftsmodelle
hinaus müssten alle Interessengruppen
gemeinsam daran arbeiten, die Möglichkeiten
von Industrie 4.0 mit Blick auf die
Organisation der Arbeit für KMUs und Global
Player, für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer zu
erfassen und zu nutzen.
Interessenten, die in den Ausschüssen mitarbeiten
möchten oder Anregungen zu den Inhalten
geben möchten, können sich direkt an die
GMA-Geschäftsführerin Dr.-Ing. Dagmar Dirzus
wenden.
(gz)
VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 621 40,
Internet: www.vdi.de
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BRANCHE
Aus Fieldbus und Hart wird die FieldComm Group,
Hans-Georg Kumpfmüller erster Vorstandschef
Die Mitglieder der Hart Communication
Foundation und der Fieldbus
Foundation haben dem Zusammenschluss
beider Vereinigungen zur Field-
Comm Group zugestimmt. Damit folgten
sie dem Vorschlag der Fieldbus- und
Hart-Vorstände und taten den letzten
Schritt zur Vereinigung.
Die neue Organisation, FieldComm
ZUM ERSTEN Group entsteht zum 1. Januar 2015 und
VORSTANDSVOR- wird von einem Vorstand geleitet, der
SITZENDEN der sich aus Vertretern der Unternehmen zusammensetzt,
die in den derzeitigen Vor-
FieldComm Group
gewählt: Hans-Georg
Kumpfmüller. sind. Hans-Georg Kumpfmüller wurde
ständen der beiden Stiftungen vertreten
als erster Vorsitzender des Vorstands gewählt.
Er wird zudem der Einbindung
von FDI LLC Mitte 2015 vorstehen.
Kumpfmüller hat in seiner Funktion als Vorsitzender
des FDI LLC-Vorstandes und CEO von Sensors and
Communication bei Siemens maßgeblich die Richtung
der Geräteintegration bestimmt. Er ist überzeugt, dass
die Gründung der FieldComm Group „einen großen
Schritt nach vorne für die Verarbeitungsindustrie darstellt,
indem er die Nutzung der Stärken eines jeden in
der Branche führenden Protokolls ermöglicht und da-
rüber hinaus den Wert der Integrationsstrategie der
nächsten Generation hinzufügt“.
Der Vorstand hat zudem Ted Masters zum Präsidenten
und CEO der FieldComm Group ernannt. Er ist zurzeit
in der gleichen Funktion bei der Hart Communication
Foundation tätig. Masters sieht in der Gründung von
FieldComm Group eine noch nie dagewesene Gelegenheit
zum Ausbau bestehender Technologien und zur
Entwicklung einer einheitlichen Zukunftsvision für die
Harmonisierung von Normen in der Prozessautomatisierung
weltweit.
In der Übergangs- und Integrationsphase der beiden
Organisationen wird Richard J. Timoney – aktuell
Präsident und CEO der Fieldbus Foundation – als geschäftsführender
Vizepräsident der FieldComm Group
fungieren.
Die Hauptgeschäftsstelle von FieldComm Group wird
sich in Austin, Texas, befinden und vom 1. Januar 2015
an eine Einheit darstellen. Bis dahin werden die Hart
Communication Foundation und die Fieldbus Foundation
weiterhin unabhängig voneinander arbeiten. (gz)
FIELDBUS FOUNDATION,
9005 Mountain Ridge Drive, Bowie Bldg – Suite 200,
Austin, TX 78759-5316, USA,
Tel. +1 (0) 512 794 88 90, Internet: www.fieldbus.org
Mensch und Roboter rücken näher zusammen
Bislang arbeiten sie meist durch Gitter getrennt – in
Zukunft sollen Roboter und Mensch Seite an Seite
in der Industrie stehen. Mit diesem Trend befasst sich
die VDI-Fachkonferenz „Assistenzroboter in der Produktion“
am 10. und 11. Dezember 2014 in Frankfurt.
MENSCH-ROBOTER-KOOPERATION: Diesem Thema
widmet sich die VDI-Fachkonferenz „Assistenzroboter in
der Produktion“. Bild: Kellenberger Kaminski Photographie
Dort diskutieren Experten die Möglichkeiten und
Chancen der Servicerobotik.
Leiter der Tagung ist Prof. Dr. Hans Wernher van de
Venn von der Züricher Hochschule für Angewandte
Wissenschaften und Gewinner des Robotic Award 2013
der Hannover Messe mit seinem System für eine sichere
Mensch-Roboter-Interaktion. „Die direkte Interaktion
zwischen Mensch und Roboter wird aufgrund ihrer
hohen Flexibilität in Zukunft immer wichtiger werden“,
so van de Venn. Vorgestellt wird bei der Tagung
auch der erste von der Berufsgenossenschaft zugelassene
Roboter in Deutschland. Der automatische Produktionsassistent
APAS zeigt mit welchen Technologien
die zukünftige Industrie 4.0 arbeiten könnte.
Vortragen werden bei der Tagung unter anderem Referenten
von Audi, Bosch, MRK-Systeme, Kuka Systems
und Festo. Am Tag vor und nach der Veranstaltung finden
zwei Spezialveranstaltungen zu den Themen
„Mensch, Roboter & Sicherheit“ sowie „Robotik in Betreuung
und Gesundheitsversorgung“ statt. Das Programm
der Tagung und die Anmeldeunterlagen sind
zu finden unter: www.vdi.de/assistenzroboter (gz)
VDI WISSENSFORUM GMBH,
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 621 42 01,
Internet: www.vdi-wissensforum.de
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atp edition
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Gute Zahlen für Sensorik und Messtechnik –
Branche will von Industrie 4.0 profitieren
Die Branche Sensorik und Messtechnik geht von weiter
wachsenden Umsätzen aus. Nachdem im ersten
Quartal ein Plus von sieben Prozent erreicht wurde,
flachte das Wachstum von April bis Juni zwar auf zwei
Prozent ab. Die Auftragseingänge wuchsen noch um
ein Prozent, wie die regelmäßige Umfrage des AMA
Verband für Sensorik und Messtechnik bei seinen 480
Mitgliedern ergab. Aber Thomas Simmons, AMA Geschäftsführer,
kommentiert die Energebnisse. „Wir sind
auch für das restliche Jahr zuversichtlich gestimmt und
glauben, dass unsere Branche weiter wachsen wird. Die
derzeit viel diskutierte Industrie 4.0 nimmt langsam
Fahrt auf. Die Fertigung wird immer dynamischer, die
Automatisierung anspruchsvoller und Sensoren und
Sensorsysteme ermöglichen der Industrie, immer intelligentere
Lösungen in der Fertigung einzusetzen.“Die
überwiegend mittelständisch geprägte Branche plant
für das laufende Jahr pro 1000 Arbeitsplätze zwölf
neue Ingenieur einzustellen.
(gz)
Quelle: AMA Verband
für Sensortechnik und Messtechnik
3. Quartal 2008 = 100%
WEITER
AUFWÄRTS:
Die Sensorikund
Messtechnikbranche
erwartet einen
weiteren
Umsatzanstieg.
AMA FACHVERBAND FÜR SENSORIK E.V.,
Sophie-Charlotten-Str. 15, D-14059 Berlin,
Tel. +49 (0) 30 221 90 36 20, Internet: www.ama-sensorik.de
HMI-Gestaltung für Touchscreens optimieren
Das nun als Entwurf erschienene Richtlinienblatt
VDI/VDE 3850 Blatt 3 soll Entwickler von Bedienoberflächen
bei der Gestaltung eines Touchscreen-spezifischen
Dialoges für stationäre Einsätze unterstützen
und ihnen gleichzeitig genügend gestalterische Freiräume
lassen. Ein künftiges Blatt der Richtlinie soll
mobil eingesetzte Touchscreen-Systeme behandeln.
Die Richtlinie ist anzuwenden bei der Touchscreenspezifischen
Dialoggestaltung für technische Anlagen
im industriellen Einsatz. Der Schwerpunkt der Gestaltungsempfehlungen
liegt auf der Benutzung des Touchscreens
mit Fingern; die Benutzung mit anderen Berüh-
relementen ist abhängig von der jeweiligen Hardware
möglich. Sicherheitsrelevante Funktionen werden
nicht betrachtet, da diese zurzeit für Touch-Systeme
kaum zugelassen werden. Einsprüche zum Richtlinienentwurf
können bis 31.Dezember eingereicht werden:
http://go.vdi-online.de/gui/einspruch_liste.php (gz)
VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de
Industrie 4.0: Glossar klärt wichtige Begriffe
Diskussionen über Industrie 4.0 sind anfällig für
Missverständnisse, weil bei weitem noch nicht alle
Begriffe eindeutig definiert sind. Daher erstellt eine
Arbeitsgruppe des GMA-Fachausschusses „Industrie
4.0“ ein Glossar zu diesem Thema. Erste Definitionen
hat die Arbeitsgruppe nun veröffentlich (www.iosb.
fraunhofer.de/?BegriffeI40), weitere sind in Arbeit.
Erforderlich ist die Klarstellung, da im Umfeld von Industrie
4.0 Begrifflichkeiten und Konzepte aus unterschiedlichen
Domänen aufgegriffen werden (etwa aus dem
IKT-Bereich die Orchestrierung von Diensten in einer
service-orientierten Umgebung). Manche Begriffe sind
aber in den beteiligten Domänen unterschiedlich besetzt
(etwa Service (Dienst) im IKT-Bereich gegenüber der Produktion).
Andere Begriffe sind sogar innerhalb einer Domäne
mehrdeutig oder unpräzise (etwa Komponente).
Diese sprachlichen und konzeptionellen Unterschiede
und Ungenauigkeiten, sowie der Bedarf nach Erklärungen
zu „fachfremden Konzepten“ sind ein Hindernis in der
Entwicklung übergreifender komplexer technischer Lösungen
für Industrie 4.0 und in der Normung.
Das Glossar soll nun eine gemeinsame Basis für die Begrifflichkeiten
schaffen, die die unterschiedlichen Sichtweisen
und Anforderungen berücksichtigt. Dies soll die
Zusammenarbeit über Unternehmens- und Branchengrenzen
hinweg erleichtern.
(gz)
VDI/VDE-GESELLSCHAFT MESS- UND
AUTOMATISIERUNGSTECHNIK (GMA)
VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE E.V.,
VDI-Platz 1, D-40468 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 621 40, Internet: www.vdi.de
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PRAXIS
Wickelautomaten mit neuem Remote I/O-Konzept
verbessern automatisierte Zeitungensverarbeitung
Ferag AG realisierte beim Redesign mit u-remote eine hochproduktive, ausfallsichere Lösung
PLATZSPAREND: Aufgrund der Modulbreite
von nur 11,5 mm und der hohen Kanaldichte
ist das u-remote-System sehr platzsparend
zu verbauen, was besonders in dezentralen
Schaltkästen Vorteile bietet.
SOBALD DER LEERE
DISC TRÄGER in die
Wickelstation
einfährt, startet
ohne manuelles
Zutun der Prozess
des Aufwickelns.
Volle Träger werden
automatisch
abgedockt und
können mit einem
Shuttle herausgenommen
werden.
EINER FÜR ALLE FORMATE: Wickelautomaten
kommen beispielsweise als
dynamische Puffer zwischen Druckmaschinen
und Versandraum oder als
Zwischenspeicher für Vordrucke und
Beilagen zum Einsatz. Sie arbeiten
mit sämtlichen Formate, ohne dass
Umstellungen bei sich ändernden
Produktlängen erforderlich sind.
Zeitungen und Zeitschriften müssen nicht nur gedruckt,
sondern auch verteilt werden. Mit Förderund
intelligenten Weiterverarbeitungssystemen für die
Branche leistet die schweizerische Ferag AG dazu einen
entscheidenden Beitrag. Um bei der Automatisierung
hohe Performance und maximale Stabilität der Abläufe
zu erreichen, setzt Ferag auf das Remote-I/O-Konzept
„u-remote“ von Weidmüller.
Als globaler Spezialist für intelligente Weiterverarbeitungssysteme
für die Zeitungs- und Zeitschriftenproduktion
widmet die weltweit führende Ferag AG
ihre Lösungen durchgängig einer Idee: die Transportstrecken
zwischen Druckmaschine und Paketversand
möglichst produktiv zu gestalten.
Ein wesentlicher Bestandteil der effizienten Zeitungsverarbeitung
ist das zeitweise Aufwickeln der
Printprodukte auf raumsparende Zwischenspeicher,
die sogenannten MultiDiscs. Dieses System bietet eine
Lösung für sämtliche Formate, ohne dass Umstellungen
bei sich ändernden Produktlängen erforderlich sind.
Sobald der leere DiscTräger in die Wickelstation einfährt,
startet ohne manuelles Zutun der Prozess des
Aufwickelns. Volle Träger werden automatisch abgedockt
und können mit einem Shuttle herausgenommen
werden. Mit diesen Eigenschaften dient der mobile
Träger beispielsweise dem nahtlosen Produkttransport
zwischen verschiedenen Produktionszentren.
LEISTUNGSSTARKE AUTOMATISIERUNG GEFORDERT
Zur fließenden Eingliederung des Aufwickelprozesses
in die weiteren Verarbeitungsschritte ist eine präzise
Vernetzung der einzelnen Teilsysteme gefordert. Den
Schlüssel hierzu stellt eine leistungsstarke Automatisierung
dar, die den zuverlässigen Anlagenbetrieb ermöglicht.
Um die Automatisierungsaufgaben rund um
ihre Systeme möglichst effizient zu meistern, setzt
Ferag hierbei auf Lösungen, die performante Technologien
mit hoher Produktivität verbinden.
„Da wir im Serienmaschinenbau tätig sind, müssen
sich die von uns eingesetzten Lösungen nicht nur im
Einzelfall bewähren, sondern fortdauernd – sowohl in
unseren eigenen Prozessen als auch im Betrieb bei un-
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seren Kunden. Entsprechend legen wir bei der Auswahl
jeder Komponente doppelt hohe Maßstäbe an“, erklärt
Stefan Sutter, Leiter Softwareentwicklung MC, den Anspruch
von Ferag. „Beim Redesign unseres Wickelautomaten
MTD10 war unser Ziel, ein hochproduktives,
ausfallsicheres System zu schaffen. Nach eingehender
Prüfung verschiedener Remote I/O-Varianten ist unsere
Wahl auf das System von Weidmüller gefallen, das
mit seinen Eigenschaften optimal unseren Anspruch
an eine leistungsstarke Automatisierung unterstützt.“
EINFACHE ANALYSEN VIA WEBSERVER
Mit u-remote bietet Weidmüller ein vollkommen neues
und anwenderorientiertes Remote I/O-System an. Es
zeichnet sich durch eine steckbare Anschlussebene, hohe
Packungsdichte sowie beste Performance aus und steht
für hohe Effizienz und Produktivität. Der integrierte Web-
Server vereinfacht Inbetriebnahme und beschleunigt
Wartungsarbeiten. Er lässt Simulationen von Eingängen
und Forcen von Ausgängen zu, ohne dass das System mit
der Steuerung verbunden sein muss. So können Maschinenmodule
bereits in früheren Installationsphasen getestet
werden. Außerdem sind mit Hilfe des u-remote-Webservers
auch einfache Analysen bei der Systemwartung
möglich für den Fall, dass in der Steuerung keine Klartext-Ausgaben
für Fehlermeldungen hinterlegt wurden.
Die Wickelautomaten kommen als modularer Bestandteil
in verschiedenen Teilbereichen einer Ferag-
Anlage zum Einsatz, beispielsweise als dynamischer
Puffer zwischen Druckmaschinen und Versandraum
oder als Zwischenspeicher für Vordrucke und Beilagen,
welche erst später verarbeitet werden. Zur dezentralen
Ansteuerung ist jeder MTD10-Automat mit einer u-remote-Station
versehen, die über EtherCAT an die übergeordnete
Steuerung angeschlossen ist. In der Systemauslegung
hat Ferag insbesondere die Kompaktheit des
praxisnahen Remote I/O-Konzepts überzeugt. u-remote
spart dank der hohen Kanaldichte und seiner schmalen
Bauform von nur 11,5 mm Modulbreite Platz und bietet
flexible Gestaltungsmöglichkeiten.
ANSCHLUSS MIT VORKONFIGURIERTEN LEITUNGEN
Konkret profitiert das Unternehmen davon, dass u-remote
bis zu 64 I/O-Module mit nur einer einzigen Einspeisung
am Koppler versorgt. Zwei hoch belastbare
10-A-Strompfade sind zudem intelligent getrennt, sodass
eine separate Versorgung der Eingänge und Ausgänge
erfolgt. Mit diesen Möglichkeiten kann Weidmüller
die u-remote-Stationen schmaler gestalten als andere
von Ferag betrachtete Lösungen. Besonders für dezentrale
Schaltkästen wie an den Wickelautomaten ist
das vorteilhaft, denn sie können besonders kompakt
gehalten werden.
Trotz des komprimierten Aufbaus fordert das System
bei der Montage keine Kompromisse in puncto Handhabung
– im Gegenteil: Dank der übersichtlichen steck-
baren Anschlussebene profitieren die Installateure bei
Ferag davon, dass sie die 48 Sensoren und 32 Aktoren
pro Station mit vorkonfektionierten Leitungen anschließen
können. Hinzu kommt der effiziente „Push
in“-Direktsteckanschluss, der ohne Sicherheitsverluste
eine erhebliche Zeitersparnis mit sich bringt.
Neben einem stabil laufenden System waren Ferag
insbesondere praxisgerechte Diagnosemöglichkeiten
wichtig. „Ein großes Thema für uns sind sicherheitsrelevante
Aspekte beim Aushändigen unserer Anlagensoftware.
Vor diesem Hintergrund haben wir uns schon
lange eine alternative Lösung gewünscht, um im Betrieb
Diagnosen durchführen zu können“, erklärt Projektleiter
Norbert Bürge, der die Softwareentwicklung
für die MTD-10-Wickelautomaten verantwortet hat.
„Das u-remote-System kam uns hier mit seinem integrierten
Webserver sehr gelegen.“
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass bei u-remote
ein Komponententausch im laufenden Betrieb lastfrei
erfolgen kann, also ohne Busanbindung und Spannungsversorgung
unterbrechen zu müssen.
Beim Probelauf einer Anlage sowie auch im laufenden
Betrieb kommen zudem die Vorteile der eindeutigen
Zuordnung von Status und Diagnose zum Tragen.
Diese erfolgt bei u-remote besonders einfach mit einer
LED direkt am Kanal sowie Statusanzeigen an jedem
Modul. Techniker erkennen Fehler sofort und können
sie direkt beheben.
„Weidmüller hat uns die Möglichkeit gegeben, sämtliche
Funktionalitäten von u-remote umfassend zu testen.
Nach erfolgreicher Erprobung können wir das System
daher heute mit Überzeugung in unsere Anlagen eindesignen“,
berichtet Bürge. „Wir freuen uns, ein so stabiles,
gut diagnostizierbares System gefunden zu haben, das
unseren Anspruch an eine produktive Automatisierung
von der Planung bis zum laufenden Betrieb erfüllt.“
AUTOR
ANDREAS HOFFMANN,
Produktmanger Remote
I/O-Systeme bei
Weidmüller in Detmold.
Weidmüller GmbH & Co. KG,
Ohmstr. 9, D-32758 Detmold,
Tel. + 49 (0) 5231 14 29 15 80,
E-Mail: andreas.hoffmann@weidmueller.de
atp edition
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PRAXIS
Die richtige Information, zur richtigen Zeit,
am richtigen Ort = höhere Effizienz
Ergonomisch gestaltete HMI/Scada-Software macht Zeit frei für kreative Optimierungsarbeit
FLEXIBLES REZEPTMANAGEMENT sorgt für kontrollierte
Prozesse, beispiels weise in Bierbrauereien.
DAS DREIDIMENSIONALE
MULTI-TOUCH-INTERFACE ermöglicht
dem Bediener schnelles, präzises und
motiviertes Arbeiten.
DER ECHTZEIT-
ÜBERBLICK,
hier am Beispiel einer
Verpackungslinie, bietet
Zugang zu umfassender
Information.
Das Produktionsumfeld ist sehr dynamisch, komplex
und von immer schärferem Wettbewerb bestimmt.
Von Maschinenbedienern und Produktionsmanagern
wird immer höhere Effizienz gefordert. Verfügen sie dafür
über das beste „Werkzeug“? Wie viel Komfort und
Motivation bringt die eingesetzte Industriesoftware?
Spornt sie zu Höchstleistungen an? Fördert sie stressfreie
Effizienz? Hier kommt die Ergonomie ins Spiel. Sie spielt
auch bei HMI/Scada-Software eine wichtige Rolle.
Die Interaktion der Maschinenbediener mit der Anlage
muss fehlerlos sein, auch bei zunehmender Komplexität
der Maschinen. Jeder Fehler bedeutet den Verlust
von Produktivität, kann möglicherweise sogar
gefährlich sein. Bediener müssen verschiedenstes
Equipment oft simultan im Auge behalten und häufig
rasch reagieren. Im Rahmen von Konzepten wie dem
TPM (Total Productive Management) wird vom Maschinenbediener
immer mehr ein direkter Beitrag zur
Prozess optimierung gefordert.
Wie einfach kann ein Bediener diese Erwartungen
erfüllen? Wie viele Kilometer muss er an einem Arbeitstag
zurücklegen, um die verteilten Maschinen und Anlagen
zu bedienen? Wie steil ist seine Lernkurve? Wirken
persönliche Motivation und Erfahrung einer leistungsstarken
Technologie entgegen?
ABSOLUTE FREIHEIT BEI DER ENTWICKLUNG NÖTIG
Entscheidende Themen wie diese müssen bei der Entwicklung
einer ergonomischen HMI/Scada-Software
berücksichtigt werden. So ist es für den Maschinenbauer
unerlässlich, dass die Entwicklungsumgebung
alle notwendigen, einfach konfigurierbaren Komponenten
sowie absolute Freiheit bei der Implementierung
eigener Usability-Konzepte bietet. Für den Bediener
muss darüber hinaus das grafische Interface klar verständlich
sein – unabhängig von Sprache, Anlagenkomplexität
oder Farbsichtigkeit –, damit er schnell durch
die zur Verfügung stehenden Optionen der HMI-Appli-
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atp edition
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kation navigieren und einen effektiven Prozessablauf
gewährleisten kann. Userzentriertes Design reduziert
im Gegensatz zu klassischen Anwendungen dramatisch
den Aufwand, die unterschiedlichen Formen von
Prozessinformationen zu verstehen und ermöglicht so
eine angenehme, vertraute Interaktion.
Die Multi-Touch-Technologie beispielsweise ist ein
neuer Meilenstein in der intuitiven und sicheren Anlagenbedienung.
Die Lernkurve ist bei weitem flacher
und neue Interface-Designkonzepte können auf Basis
der intuitiven, von mobilen Endgeräten (Tablet PCs,
Smartphones) gewohnten Multi-Touch-Gesten umgesetzt
werden. Zoomen, Optionsauswahl, User Login
und abgesicherte Aktionen werden um Klassen einfacher.
Die Kombination mit einer 3D-Anlagenvisualisierung
garantiert dem Anwender zum Beispiel die
rasche Lokalisierung von bestimmten Alarmen. Das
ist nicht nur funktional nützlich, sondern sorgt auch
für ein positives Arbeitserlebnis.
SOFTWARE MUSS OFFEN KOMMUNIZIEREN KÖNNEN
Offene Kommunikation mit beliebigen anderen Systemen
ist ein grundlegendes Prinzip einer wirklich unabhängigen
Software und besitzt für die vollständige
Integration des Maschinenbedieners innerhalb des
Produktionsteams große Bedeutung. Die komplette vertikale
Integration, inklusive der ERP-zu-HMI- Kom -
munikation, garantiert einen schnellen und sicheren
Fluss operativer Anweisungen, wie zum Beispiel bei
Material- oder Verpackungswechsel gemäß der aktuellsten
Produktplanung. Umgekehrt sammelt die ERP-
Lösung wertvolle Informationen zu Anlagenleistung
und Produktqualität direkt über den Bediener und gestaltet
den fortwährenden Verbesserungsprozess dadurch
lebendig und kreativ.
Eine ergonomische Softwarelösung unterstützt den
Maschinenbediener nicht nur bei der erfolgreichen
Ausführung seiner Tätigkeiten sondern fördert auch
dessen Motivation und Gesundheit.
PRODUKTIONSMANAGER OPTIMAL UNTERSTÜTZEN
Produktionsmanager und Prozess-Spezialisten spielen
eine entscheidende Rolle für die Performance eines
Produktionsbetriebs. Prozessdesign, Qualitätskontrolle,
Anlageneffizienz und Energiekosten fallen in ihren
Verantwortungsbereich. Ihr Handeln wirkt sich direkt
auf den Geschäftserfolg aus, Richtlinien werden von
ihnen in die Praxis umgesetzt. Plan-Do-Check-Act-
Prozesse werden ebenfalls von ihnen gelenkt – aber mit
welchem Aufwand?
Wie viel Zeit verbringen Mitarbeiter mit der Aufzeichnung
von Produktionsdaten, um Verbesserungspotenziale
überhaupt identifizieren zu können? Wie
schnell können sie riesige Datenmengen in wertvolle
Leistungsindikatoren umwandeln? Basieren ihre Optimierungsentscheidungen
auf zuverlässigen Daten und
Kalkulationen? Eine ergonomisch orientierte Herangehensweise,
die nah am Menschen bleibt und kreativitätsfeindliche
Routine aufdeckt, ermöglicht eine nachhaltige
Lösung, bringt Komfort und reduziert Kosten.
Die Konnektivität von Software mit sämtlichen relevanten
Datenquellen quer durch die Produktion ermöglicht
die notwendige vollständige Analyse. In einer
fortschrittlichen Software übernehmen dies zahlreiche
native Kommunikationsprotokolle. Der Supervisor
bleibt dadurch stets präzise informiert und erspart sich
die Zeit des manuellen Datensammelns. In Echtzeit
kalkulierte KPIs (Key-Performance-Indikatoren) wie
zum Beispiel OEE (Overall Equipment Effectiveness),
EnPIs (Energy Performance Indicators) oder Qualitätsindikatoren
geben einen klaren Einblick, wo eine
schnelle Reaktion Probleme im Prozess lösen kann.
Was an Zeit für den Aufbau eines Datenflusses eingespart
wird, steht nun für kreative Optimierungsarbeit
zur Verfügung, was zu mehr beruflicher Zufriedenheit
und besseren Leistungen führt.
Ergonomie bedeutet auch die Möglichkeit, sich ganz
einfach auf relevante Information zu konzentrieren.
Ergonomische Software muss eine entsprechende Top-
Down-Analyse und die passenden Kontextfilter zur
Verfügung stellen, so wie zum Beispiel Zeit, Ort, Produktionseinheit.
So bringt Software den Produktionsbetrieb
auf den Schreibtisch des Managers. Am PC
stehen ihm die kompletten Informationen in Echtzeit
sowie umfassende Reports zur historischen Datenanalyse
zur Verfügung.
INFORMATION AUF DEN USER ZUGESCHNITTEN
Aber Anforderungen und Technologie haben sich bereits
darüber hinaus weiter entwickelt: Die benötigte
Information kann genau am gewünschten Ort zur Verfügung
gestellt und auf den jeweiligen User abgestimmt
werden. Mobile Technologien sind in zeitgemäßer Automatisierungssoftware
bereits seit längerem Realität
und ermöglichen mehr Freiheit bei der Optimierung
der Produktion. Eine Diagnose der Effizienz oder der
Verbrauchsverluste lässt sich noch erfolgreicher durchführen,
wenn die Software die Analysemethoden mit
direkter Prozessbeobachtung kombiniert. Moderne
Software ist unabhängig von der verwendeten Hardware
und vom Betriebssystem. Sogar das Smartphone
kann die Rolle eines ‚Nachrichtensenders‘ für die aktuelle
Performance einer Anlage annehmen.
Kurz: die richtige Information, zur richtigen Zeit,
am richtigen Ort, für die richtigen Empfänger – ohne
Einschränkungen. Ergonomie in industrieller Software
bedeutet, dass Produktionsleiter souverän Entscheidungen
treffen und ‚bequem‘ Höchstleistungen
erzielen können.
Mit der Entwicklung in Richtung Echtzeit-Management
steigt das Tempo: Informationszyklen werden
kürzer, sogar bei Produktionsberichten. Ein wöchent-
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PRAXIS
DYNAMIC PRO-
DUCTION REPORTING
für OEE- und ISO
50001-Analysen.
licher Report reicht oft nicht mehr aus. Der Zeitpunkt
für eine Analyse und damit verbundene Entscheidungen
wird heute von der Entwicklung der wichtigsten
Kennzahlen bestimmt. Drastische Last-Minute-
Korrekturen werden durch schnelle, effektive vorbeugende
Maßnahmen ersetzt.
Das Management der Produktionsstätte, wie Technikmanager,
Wartungsmanager und Produktionsmanager,
profitiert am meisten von dieser Informationsverdichtung.
Im Vergleich zum Produktionsteam
benötigen sie einen stark reduzierten Detailgrad an
Information. Für sie spielt die Datenaggregierung
eine wesentliche Rolle. Deshalb empfiehlt sich ein
auf Vorlagen basierendes Reporting, inklusive globaler
Kennzahlen, Dashboards, Wasserfall-Charts
sowie einer interaktiven Drill-Down-Analyse. Im
Idealfall stehen alle diese Kennzahlen jederzeit und
ortsunabhängig über einen beliebigen Internetbrowser
zur Verfügung.
Produktionsmanager benötigen Antworten auf
eine Menge von Fragen. Doch all die Information
dazu kann schnell zur überwältigenden Flut werden.
Eine ergonomische Software muss für den Produktionsmanager
deshalb zum ‚Visionsbooster‘ werden.
Benötigt werden modernste, zuverlässige Werkzeuge,
die seine Handlungsfreiheit nicht einschränken: relevant,
präzise, konsistent, interaktiv und ansprechend
präsentierte Information, die immer und überall
verfügbar ist.
Produktionsmanager müssen natürlich auch die
Kosten im Auge behalten, die für derartige ergonomische
und effizienzsteigernde Lösungen anfallen –
sowohl bei der Anschaffung als auch für die Erhaltung
und die flexible Aktualisierung des Systems
entsprechend der Marktdynamik. Aus der ergonomischen
Perspektive gibt es mehrere Prinzipien, die
eine hohe Flexibilität bei gleichzeitig moderaten Kosten
ermöglichen. Ausbaufähigkeit ist unverzichtbar:
ergänzende Verbindungen zu neuem Equipment, zu
Messinstrumenten oder neuer Software müssen jederzeit
möglich sein.
Besteht eine Softwarestruktur aus Out-of-the-Box-
Modulen, die durch das Setzen von Parametern konfiguriert
wird anstatt mit Programmierung von neuem
Code, wird die Entwicklung schneller und kosteneffektiver.
Spezielle Funktionen für effizientes Engineering
sollten ebenfalls zur Verfügung stehen, etwa Wiederverwendbarkeit,
zentralisierte und dezentralisierte
Parameter, automatische Engineering Wizards, um nur
einige Beispiele zu nennen. Falls mehrere weitere Mitglieder
des Produktionsteams involviert sind und Zugang
zur Anwendung benötigen, muss dies schnell via
Client/Server- und Webserver-Technologie umsetzbar
sein, unterstützt von adäquater Automatisierungs- und
IT-Sicherheit.
Ergonomie im Engineering stellt Hochtechnologie
einer weiten Bandbreite an technischen Mitarbeitern
zur Verfügung. Die ständige Forderung nach maximaler
Zuverlässigkeit, schneller Integration und neuen
Funktionalitäten geht nun nicht mehr mit einem Mehr
an Einsatz, größeren Umständen oder endlosem Zeitdruck
einher.
Softwaretechnologie muss Grenzen ständig neu ausloten,
indem sie näher an ihre User kommt und kreativ
deren berufliche Problemstellungen löst. Die Produktion
mit ihrem ständigen Appetit auf Spitzenperformance
ist die perfekte Umgebung. Denn Zukunft
ist Ergonomie.
AUTOR
FRANK HÄGELE
ist Sales Director der
COPA-DATA GmbH.
COPA-DATA GmbH,
Haidgraben 2, D-85521 Ottobrunn,
Tel. +49 (0) 89 66 02 98 90,
E-Mail: Frank.Haegele@copadata.de
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PRAXIS
Präzisionssensorik lässt sich auch von zerknitterten
Barcodes auf Säcken mit Bio-Stärke nicht täuschen
Vollautomatische Palettieranlage: Leistung der Messtechnik sichert die Performance
Alles aus einer Hand zu bekommen, das ist mehr als
nur Nice-to-have“, erklärt Wolfgang Becker. Er ist
beim Industrieanlagenbauer HSK GmbH International
als Projektleiter zuständig für eine komplexe Palettieranlage
bei Kröner Stärke, Europas größtem Produzenten
für Bio-Stärke-Produkte. Alle Sensoraufgaben wie Identifizieren,
Detektieren, Distanzen messen, Positionieren
und auch die Absicherung der Arbeitsräume hat er
deshalb mit Sensoren von Leuze electronic gelöst.
„Aus rein technischer Sicht hat die Performance der
Sensoren absolute Priorität“, betont Wolfgang Becker aus
der Elektronikkonstruktion bei HSK in Glückstadt. Das
gilt umso mehr, wenn es um komplexe Anlagen mit hohem
Durchsatz und anspruchsvollen Umgebungsbedingungen
geht, wie im Fall der Palettieranlage für Kröner
Stärke in Ibbenbüren. „Die Auswahl der richtigen Sensoren
bestimmt maßgeblich die Leistungsfähigkeit, Verfügbarkeit
und Sicherheit einer Anlage; zumal es sich im
Anschluss an die Absackung der Produkte um eine mit
Stärkemehl belastete Umgebung handelt“, sagt Becker.
NEUES PRODUKTIONS- UND LOGISTIKZENTRUM
Die Kröner Stärke – Hermann Kröner GmbH produziert
im Teutoburger Wald zwischen Münster und Osnabrück
unter anderem naturbelassenes Stärkemehl aus
nachwachsenden Rohstoffen. Rund 75 Prozent gehen
an die Lebensmittelindustrie, 25 Prozent werden in
Futtermitteln oder in der technischen Industrie etwa
zur Produktion von Papier oder Klebstoffen verwendet.
Das 1900 gegründete Unternehmen ist heute Europas größter
Produzent für Bio-Stärke-Produkte und als solcher expandierend
sowie stetig damit beschäftigt, Produktionsabläufe
konsequent zu optimieren, um Produktionsleistungen
und Produktqualitäten immer weiter zu verbessern.
„Aus diesem Grund haben wir auch ein neues
Produktions- und Logistikzentrum mit einer Fläche von
rund 8.000 Quadratmeter gebaut“, erzählt Michael Termöllen,
Prokurist und Betriebsleiter bei Kröner Stärke.
ROBOTER SORTIEREN DIE ANKOMMENDEN SÄCKE
Hier werden die Weizenstärkeprodukte abgesackt,
sprich in Säcke mit 12 bis 25 Kilogramm Inhalt beziehungsweise
in sogenannte Big Bags (Gewebesäcke) für
bis zu 1000 Kilogramm Stärkemehl verpackt. Die Produktionslinien
laufen am Ende auf zwei Förderstrecken
zusammen, an denen jeweils ein Palettierroboter die
Säcke auf Paletten stapelt. Jeder Roboter hat drei Palettenstellplätze,
wo die im Mix ankommenden Säcke
nach Produkt und Größe sortiert gestapelt werden. Zusätzlich
hat jeder Roboter einen vierten Palettenplatz
für Ausschleusungen: Jeder Sack wird nämlich auf den
Förderstrecken vor den Palettierrobotern nach Gewicht
sowie beispielsweise auf Fremdkörper geprüft und gegebenenfalls
ausgeschleust.
Außerdem wird die Flexibilität der Roboter für Umpalettierungen
genutzt, wenn bereits palettierte Säcke
auf Kundenwunsch individuell etikettiert werden sollen.
Die Big Bags werden über Bypasslinien an den Palettierrobotern
vorbeigeführt. Die Zuführung der Leerpaletten
von einem Portalroboter zu den Palettierrobotern
und an die Big-Bag-Linien ist ebenfalls Bestandteil
der von HSK realisierten vollautomatischen
Palettieranlage.
SICHERE IDENTIFIZIERUNG IST UNABDINGBAR
Damit diese Prozesse vollautomatisch ablaufen können,
ist die eindeutige Kennzeichnung der Produkte und
damit einhergehend die sichere Identifizierung durch
die Roboter notwendig. Dafür werden mittels Inkjet-
Drucker Barcodes auf die Säcke gesprüht. „Daraus resultiert
eine der großen Herausforderungen in dieser
Applikation“, erklärt Termöllen, der damit die Lesbarkeit
der gedruckten Barcodes anspricht. Die Säcke aus
Papier, respektive die Bereiche zum Aufbringen der
Barcodes, sind nicht immer glatt und während des
Druckvorgangs nicht immer im exakten Abstand positioniert.
Dies führt zu Kontrastunterschieden und zu
mehr oder minder verzerrt gedruckten Barcodes.
Die sichere Identifikation dieser Barcodes leisten
Barcodeleser der Baureihen BCL 304i und BCL 504i.
Im Unterschied zu anderen getesteten Barcodescannern
stellen diese Geräte die ideale Lösung dar, um
die aufgesprühten Barcodes in den relativ unterschiedlichen
Positionen auf den Stärkemehlsäcken
sicher zu lesen. Dazu trägt maßgeblich die Hochleistungsoptik
mit einem symmetrisch-optischen Öffnungswinkel
von plus/minus 30 Grad und einer großen
Tiefenschärfe bei.
MILLIMETERGENAU POSITIONIERT
„Entscheidend für die Lesesicherheit ist allerdings die
Code-Fragment-Technologie“, attestiert Projektleiter
Becker. Die CRT-Technologie gewährleistet hohe Lesesicherheit,
indem sie Barcodes selbst unter großer
Schräglage zur Mittenachse in einzelnen Fragmenten
mehrfach versetzt liest. Diese Fragmente werden anschließend
von der Software des Lesegeräts, anhand
der sich überlappenden Elemente, wieder zu einem
Gesamtergebnis zusammengefügt. „So lassen sich die
auf den meist unebenen Oberflächen der Säcke mit
unterschiedlichen Kontrasten und oft verwaschen
oder gezackt erscheinenden Codes sicher lesen“, bestätigt
Becker.
Den Abtransport der beladenen Paletten sowie die
Zuführung von Leerpaletten von und zu den Palettierrobotern
übernehmen sogenannte Umsetzwagen.
Diese werden an frei programmierbaren Umsetzpositionen
mittels Laser-Distanzmessgeräten der Produktfamilie
AMS 300i millimetergenau positioniert. Die optischen
Entfernungs-Messsysteme auf Basis eines Rotlichtlasers
sind konzipiert für Applikationen, bei denen
Positionsdaten von bewegten Anlagenteilen, in diesem
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atp edition
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ZUFRIEDEN MIT DER PERFORMANCE der
Anlage: Michael Termöllen (links), Betriebsleiter
bei Kröner Stärke, und Wolfgang Becker,
Projektleiter beim Anlagenbauer HSK.
JEWEILS EIN ROBOTER stapelt am Ende von Produktionslinie und
anschließender Förderstrecke die gefüllten Säcke auf Paletten.
Fall die Umsetzwagen, über größere Entfernungen berechnet
werden müssen. Durch den Einsatz modernster
Signalprozessoren lassen sich Entfernungen von bis zu
300 Meter millimetergenau und im Millisekunden-
Raster berechnen. Die Systeme bestehen aus jeweils
einem stationär montierten Laser-Messgerät mit gegenüber
an den Umsetzwagen angebrachter Reflektorfolie.
„Die SSI-Schnittstellen der bei Kröner Stärke verwendeten
Gerätevariante AMS 304i erlauben die Anbindung
direkt an die Antriebsumrichter der Umsetzwagen“,
freut sich Becker, der so eine leistungsfähige
Punkt-zu-Punkt-Positionierung realisiert und gleichzeitig
die übergeordnete SPS entlastet hat.
Die vielfältigen, ausschließlich schaltenden Sensoraufgaben
im Netz der Förderstrecken sind mit induktiven
Sensoren in kubischen und zylindrischen Bauformen
oder nach Bedarf mit Lichtschranken oder
Lichttastern der Baureihe 46B gelöst. Hier sind es vor
allem die Reflexions-Lichtschranken PRK 46B sowie
die Reflexions-Lichttaster mit Hintergrundausblendung
HRTR 46B, die Becker schon seit Jahren als „Hausmarke“
bezeichnet. Seine Überzeugung und sein Vertrauen
in die Produkte resultieren aus vielen eigenen Tests, in
denen er gezielt versucht hat, die Sensoren zu „betrügen“
und in denen er die hohen Reichweiten und Leistungsreserven
als unschlagbar bestätigt fand.
ANSPRUCHSVOLLE SICHERHEITSSENSORIK
Anspruchsvolle Lösungen sind aufgrund der Komplexität
der Palettieranlage für die Sicherheitssensorik erforderlich.
Hier sind im Wesentlichen Solid-4-Sicherheits-
Lichtvorhänge Typ 4 sowie Mehrstrahl-Sicherheits-Lichtschranken
der Baureihe MLD 500 im Einsatz. Die Sicherheits-Lichtvorhänge
dienen vor allem der Zutrittsicherung
an den Palettenstellplätzen im Umfeld der Palettierroboter.
Ebenfalls den Anforderungen nach Typ 4 gemäß
IEC EN 61496-1 entsprechend sind die Mehrstrahl-Sicherheits-Lichtschranken
MLD 500 an diversen Gefahrenstellen
im Netz der Förderstrecken ausgeführt. In robusten
und störsicheren Ausführungen sorgen sie für höchste
Anlagenverfügbarkeit. „Von Vorteil bei den MDL-Sicherheits-Lichtschranken
ist die integrierte Muting-Funktion,
die über die Stecker-PIN-Belegung leicht parametrierbar
ist“, erläutert Becker. Ergänzend zu den Sicherheits-Lichtvorhängen
und -Lichtschranken werden an Türen Sicherheits-Zuhaltungen
L100 und zu deren zusätzlicher Überwachung
magnetcodierte Sensoren MC 300 verwendet.
Die Einbindung der Sicherheitssensorik in die Anlagensteuerung
erfolgt über programmierbare Sicherheits-
Schaltgeräte aus der Produktfamilie MSI 200. Diese bieten
aufgrund der einfachen Handhabung bei der Inbetriebnahme,
der flexiblen Konfigurationsmöglichkeiten und
der breiten On-Board-Funktionalität eine optimale Systemlösung.
„Vorteilhaft ist die modulare Erweiterbarkeit“,
ergänzt Becker, der auch im Bereich der Anlagensicherheit
die Performance seiner Hausmarke schätzt.
AUTOR
FRANK BRÖCKER ist Vertriebsmanager
bei der Leuze
electronic GmbH + Co. KG.
Leuze electronic GmbH + Co. KG,
In der Braike 1, D-73277 Owen,
Tel. +49 (0) 40 66 85 13 30,
E-Mail: frank.broecker@leuze.de
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PRAXIS
Maßgeschneiderte Systemboards erlauben schnelle
Anbindung von Feldsignalen in großen Anlagen
Aufwendige und fehleranfällige Einzelverdrahtung entfällt – Inbetriebnahme wird beschleunigt
SCHNELLE UND
BETRIEBSSICHERE
ANBINDUNG:
16-kanaliges Termination
Board für Emerson DeltaV.
TRANSPARENT
FÜR HART:
Die universelle
AI-/AO-Barriere
des H-Systems.
Bilder: Pepperl+Fuchs
Eine effiziente Lösung für die sichere Anbindung von
Ex-i-Feldsignalen mit vielen Messstellen sind vorkonfektionierte
Termination Boards. Sie werden in
Abstimmung mit Herstellern von Prozessleitsystemen
entwickelt. Für diese Termination Boards existiert ein
breites Portfolio von Trennbarrieren mit unterschiedlichen
Funktionen. Damit entfällt eine aufwendige,
manuelle und fehleranfällige Einzelverdrahtung, zudem
wird die Inbetriebnahme beschleunigt.
Auch die neuen Emerson Boards von Pepperl+Fuchs
sind speziell auf die Anforderungen der I/O-Karten
des kundeneigenen Prozessleitsystems ausgelegt. Die
klassische Punkt-zu-Punkt-Verbindung ist eine bewährte
Lösung in der Interfacetechnik. In großen Systemen
steigt aber der Aufwand; nicht nur für Verdrahtung
und Inbetriebnahme, sondern auch für Planung
und Dokumentation.
DIE KOSTEN REDUZIEREN SICH ERHEBLICH
Wie aus einer klassischen Struktur eine neue und wirtschaftliche
Lösung für Projekte mit vielen Ex-i Messstellen
wird, zeigen vorkonfektionierte Termination
Boards des H-Systems von Pepperl+Fuchs. Sie wurden
speziell nach den Wünschen und Anforderungen der
Hersteller von Prozessleitsystemen entwickelt.
Die Verbindung auf der Feldseite erfolgt über Klemmen,
auf der Steuerseite über vorkonfektionierte Kabel.
Aufgrund der spezifischen Systemsteckverbinder garantieren
die Termination Boards eine schnelle und
betriebssichere Anbindung der Signale an das jeweilige
Automatisierungssystem. Eine aufwendige, manuelle
und fehleranfällige Einzelverdrahtung entfällt. Zudem
beschleunigt sich die Inbetriebnahme, da das Überprüfen
der Verkabelung und das Beseitigen eventueller
Fehlbelegungen nun deutlich einfacher sind. Damit
reduzieren sich die Kosten für Planung, Verdrahtung
und Dokumentation erheblich – je größer das Projekt,
umso höher das Einsparpotenzial.
Auch bei den neuentwickelten Emerson Termination
Boards sind die Funktionen und die Belegung des Steckers
genau auf die Anforderungen der I/O-Karten des
DeltaV-Prozessleitsystems zugeschnitten. Zur Verfügung
stehen vier Systemboards, die für 32-kanalige DI-,
32- und 8-kanalige DO-Karten sowie 8-kanalige AI-/AO-
Karten auf der Steuerungsseite ausgelegt sind.
GERINGER PLATZBEDARF – WELTWEITE ZULASSUNG
Die Boards können jeweils mit maximal vier Trennbarrieren
bestückt werden – für die digitalen Karten beispielsweise
mit 4-kanaligen Schaltverstärkern und 2-kanaligen
Ventilsteuerbausteinen, für die analogen mit
4-kanaligen Transmitterspeisegeräten und Stromtreibern.
An das AI/AO Board (16 Kanäle) kann der Anwender
zwei 8-kanalige AI- oder AO-Karten anschließen.
Diese DeltaV-spezifischen Termination Boards des
H-Systems werden im Schaltschrank auf einer 35 mm
DIN-Hutschiene befestigt und benötigen sehr wenig
Platz. Sie sind für den weltweiten Einsatz geeignet, da
sie über umfassende Zulassungen verfügen.
Die konfektionierten Systemboards für die digitalen
Karten des DeltaV-Prozessleitsystems von Emerson sind
mit einem Fehlermeldeausgang ausgestattet. Damit stehen
dem Leitsystem aktuelle Statusinformationen zur
Verfügung. Bei den Boards für analoge Karten erlaubt
eine Leitungsfehlertransparenz die lückenlose Überwachung
der Feld- und Steuerleitungen auf jedem einzelnen
Kanal. Auch die Kommunikation über HART
ist möglich – denn die Emerson-Karten unterstützen
die HART-Kommunikation und die Trennbarrieren
sind ohnehin für HART transparent.
Neben den prozessleitsystemspezifischen Termination
Boards des H-Systems von Pepperl+Fuchs ist auch eine
20
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10 / 2014
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Vielzahl von Termination Boards verfügbar, die nicht
für ein spezielles Leitsystem ausgelegt sind.
Die Versorgung der Trennbarrieren erfolgt redundant
und abgesichert über das Board, die Konfiguration
über Dip-Schalter oder einen PC. Die universellen
Boards sind entweder mit Sub-D Stecker oder
Klemmenblock auf der Steuerungsseite lieferbar.
MONTAGE ERFORDERT KEINE WERKZEUGE
PIN-Belegung und Klemmen-Bezeichnung sind über
das gesamte Portfolio konsistent, so dass jedes Modul
auf jedem Termination-Board-Steckplatz platziert
werden kann. Zusätzlich steht ein spezielles
HART Communication Board zur Verfügung. Es
verfügt über einen Steckplatz für einen Multiplexer,
der bis zu 32 Kanäle adressieren kann. Dieser übernimmt
die Funktion eines Gateways, das die Kommunikation
zwischen der Wartungsstation und den
HART-Feldgeräten herstellt. Die Verbindung des
HART Communication Boards zu anderen Boards
erfolgt über vorkonfektionierte Verbindungskabel.
Als Trennbarrieren für eigensichere Anwendungen
stehen neben Transmitterspeisegeräten, Ausgangstreibern
und Repeatern hochfunktionale Bausteine für
die Signalvorverarbeitung zur Verfügung. Dazu zählen
Schaltverstärker, Frequenzumformer oder Relaisbausteine
ebenso wie Ventilsteuerbausteine, Messumformer
und Grenzwertschalter. Alle Termination
Boards können ohne den Einsatz von Werkzeugen
montiert werden. Kodierstifte verhindern dabei eine
Fehlplatzierung. Um die Verfügbarkeit der Anlage zu
erhöhen, sind alle Module „hot swap“-fähig, können
also während des Betriebes ausgetauscht werden. Die
Arretierung nach dem Einsetzen wird durch einen
Quick-Lok-Riegel gewährleistet.
AUTOR
Dipl.-Ing. ANDREAS
GRIMSEHL ist Produkt
Marketing Manager
Interface Technology
im Geschäftsbereich
Prozessautomation
bei Pepperl+Fuchs.
www.atp-edition.de
Pepperl+Fuchs GmbH,
Lilienthalstraße 200, D-68307 Mannheim,
Tel. +49 (0) 621 776 17 94,
E-Mail: agrimsehl@de.pepperl-fuchs.com
Die Referenzklasse für die
Automatisierungstechnik
atp edition erscheint in der DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München
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21
PRAXIS
Big Data für Industrie 4.0 – größter Demonstrator
zeigt Optimierungspotenziale für die Unternehmen
Fraunhofer IOSB-INA entwickelt Vorhersagemodelle, die Fehler erst gar nicht entstehen lassen
Wenn Industrieunternehmen ihre Anlagen steuern
und überwachen, fallen große Datenmengen an.
Sensoren erfassen Temperaturen, Drücke, Förderströme
oder Energiedaten. Nach einer Studie zum Thema Big
Data des Fraunhofer IAIS entstand bereits 2011 weltweit
ein Datenvolumen von rund 1,8 Zettabyte, das sich
Prognosen zufolge alle zwei Jahre verdoppeln soll.
Doch wie kann man diese Datenmengen nutzen? Welche
Vorteile bergen Sie für Industrieunternehmen?
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des
Fraunhofer-Anwendungszentrums Industrial Automation
(IOSB-INA) in Lemgo entwickeln Verfahren, die
dieses brachliegende Potenzial heben und realisieren
sie in einem der ersten Big-Data-Demonstratoren.
PARAMETER OPTIMIEREN – FEHLER VERHINDERN
Big-Data-Verfahren in der Produktion werden Industrieunternehmen
künftig zahlreiche Vorteile verschaffen.
Wartungen, Optimierungen und Vorhersagen können
mit Big Data verbessert werden. Dazu entwickelt das
Fraunhofer IOSB-INA Methoden, die gewonnene Daten
so aufzubereiten, dass die Verfügbarkeit der Anlagen
signifikant steigt und der Ressourcenverbrauch sinkt.
Prädikationsfähige Modelle lassen es zu, Fehler nicht
nur zu diagnostizieren, sondern auch die Systemparameter
zu optimieren, so dass Fehler gar nicht erst auftreten.
Diese Modelle werden datengetrieben mit Hilfe
von maschinellen Lernverfahren erstellt. Dies bietet
einen enormen Vorteil, da kein oder sehr wenig Strukturwissen
nötig ist.
STÜNDLICH 1 GB PROZESSDATEN IN ECHTZEIT ERFASST
Ihr Know-how bündeln die Wissenschaftler nun im – in
diesem Umfang – ersten Demonstrator für Big Data in
der Produktion, in dem datengetriebene Verfahren angewendet
werden: In dem modularen Montagesystem
der SmartFactoryOWL ist Big Data heute schon erlebbar.
Sämtliche Sensor- und Prozessdaten der Montagelinie,
welche verschiedene Module wie Roboterarme,
Laserzelle und ein Augmented Reality Modul umfasst,
werden in einer Cloud gespeichert. Zurzeit sind das
rund 1 GB Daten je Stunde von rund 270 Prozessdatensätzen,
die in Echtzeit erfasst werden. Diese Daten weisen
die unterschiedlichsten Formate auf. In einem ersten
Schritt werden die Daten daher erfasst und semantisch
annotiert.
In der Cloud werden die Daten gespeichert und vor
allem auch analysiert. Ähnliche Ansätze behandeln
heute nur einzelne Komponenten und nicht gesamte
Anlagen. Insbesondere im Kontext von Industrie 4.0
22
atp edition
10 / 2014
können sie schon heute auf ihr im Big-Data-Demonstrator
gebündeltes Know-how zurückgreifen und die Industriepartner
bei der Einbindung von Big-Data-Verfahren
in ihre Anlagen unterstützen.
MODULARES MONTAGESYSTEM
DER SMART FACTORYOWL:
Hier werden Prozessdaten
erfasst und zur Optimierung
der Gesamtanlage aufbereitet.
Bild: Fraunhofer IOSB-INA
SELBSTLERNENDES ASSISTENZSYSTEM
In dem Projekt AGATA entsteht ein selbstlernendes
Assistenzsystem, das durch die Beobachtung komplexer
Verarbeitungsprozesse in Industrie und Landwirtschaft
Zusammenhänge ermittelt und so Fehler, Anomalien
und Optimierungsbedarf automatisch erkennt.
Die hohe Komplexität industrieller und landwirtschaftlicher
Verarbeitungsprozesse und die
ständig wachsenden Datenmengen führen zu einer
Überlastung des Anwenders bei der Überwachung,
Analyse und Diagnose. Daher werden in AGATA Methoden
zur Prozessüberwachung entwickelt, die im
Gegensatz zu existierenden Speziallösungen mit geringem
Konfigurationsaufwand an Änderungen der
Prozessabläufe adaptiert und für ein weites Anwendungsspektrum
eingesetzt werden können. Darüber
hinaus werden in dem Projekt Methoden zur Erfassung
großer Datenmengen in heterogenen Netzwerken
entwickelt.
Das in AGATA gewonnene Wissen durch die Anwendungen
in den Unternehmen, sowie das Knowhow
aus weiteren Projekten zum Umgang mit großen
Datenmengen fließt anschließend ebenfalls in
den Big-Data-Demonstrator ein.
müssen Big-Data-Ansätze die Gesamtheit der Anlagen
betrachten, denn dort kann der Großteil des Optimierungspotenzials
ausgeschöpft werden. Aus diesem
Grund setzten die Lemgoer Forscher auf eine ganzheitliche
Analyse der gesamten Montagelinie.
Beispielsweise werden Verfahren zur Optimierung
der Energieeffizienz des Montagesystems integriert. Die
Forscher nutzen lernfähige Data-Mining-Methoden, die
je nach Art der Fertigungsverfahrens, die optimalen
Abläufe errechnen. Dazu setzen sie datengetriebene,
selbstlernende Methoden ein, die sich schnell und
selbstständig an ändernde Produktionsprozesse anpassen.
Andere Beispiele sind Verfahren zum Condition
Monitoring und zur Anlagenüberwachung.
Neben der Veranschaulichung von Big Data ist die
Anlage auch aktiver Bestandteil der Forschungsund
Entwicklungsarbeit. An dem Big-Data-Demonstrator
sind maschinelle Lernverfahren großer Datenmengen
in der Industrie greifbar umgesetzt.
Im aktuell gestarteten BMBF-Projekt „Analyse großer
Datenmengen in Verarbeitungsprozessen (2014)“, kurz
AGATA entwickeln die Forscher seit September zusammen
mit Unternehmen wie Claas, Tönsmeier, Bayer
Technologie Services, Hilscher und dem DFKI weitere
Verfahren zur Nutzung großer Datenmengen. Dabei
AUTOREN
Prof. Dr. OLIVER NIGGEMANN ist
stell vertretender Leiter des Fraunhofer-
Anwendungszentrums Industrial
Automation (IOSB-INA).
Fraunhofer-Anwendungszentrum Industrial
Automation (IOSB-INA),
Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,
Tel. +49 (0) 5261 942 90 42,
E-Mail: oliver.niggemann@iosb-ina.fraunhofer.de
M.Sc. SÖREN VOLGMANN ist
wissenschaftlicher Mitarbeiter im
Fraunhofer-Anwendungszentrum
Industrial Automation (IOSB-INA).
Tel. +49 (0) 5261 942 90 34,
E-Mail: soeren.volgmann@iosb-ina.fraunhofer.de
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HAUPTBEITRAG
Energieorientierte
Prozessführung
Steuerstrategien im Anwendungsfall Containerumschlag
Neben der zeitlichen Optimierung von Prozessabläufen sollten Lösungen zum Umschlag
von Containern Aspekte der Ressourcennutzung und der Lastflexibilisierung
berücksichtigen. Dazu eignen sich Strategien der energieorientierten Prozessführung,
mit denen sich die am Prozess beteiligten Systeme gezielt beeinflussen lassen.
Im Beitrag werden einige Voraussetzungen und mögliche Schnittstellen für eine
energieorientierte Fahrweise erläutert. Indem das Gesamtsystem in das Engineering
einbezogen wird, können – im Gegensatz zu klassischen Lastmanagementlösungen
– künftige Lösungen flexibler gestaltet werden.
SCHLAGWÖRTER Prozessqualität / Ressourcenbedarf / Serviceschnittstellen
Energy-Oriented Process Control –
Control Strategies in the Use Sase of Container Handling
In addition to the optimization of the timing of process flows, future solutions of
container handling should also consider aspects of resource use, as well as increasing
the load flexibility. Strategies of energy-oriented process management need
to be developed which allow a targeted influence of systems involved in the process.
The conditions and possible interfaces are discussed taking the example of container
handling. In contrast to traditional load management solutions, it will be
possible to design solutions more flexibly by including past and future conditions.
KEYWORDS process quality / resource requirements / service interfaces
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STEPHAN SCHÄFER, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
ULRICH BERGER, Brandenburgische Technische Universität Cottbus
DIRK SCHÖTTKE, THOMAS KÄMPFE, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Energieversorger sind gesetzlich verpflichtet,
die Versorgungssicherheit unter Einbeziehung
regenerativer Lösungen zu gewährleisten.
Hierzu werden vermehrt intelligente
und dezentrale Energieversorgungssysteme
installiert. Die Dezentralisierung stellt besondere
Anforderungen an die Auslegung und den Betrieb
der Stromnetze. Dies muss bei der Bereitstellung der
Regelenergie berücksichtigt werden. Durch den Einsatz
flexibler Systeme bieten sich zusätzliche Möglichkeiten
für Dienstleistungen, ein gezieltes Lastmanagement
für die Reduktion der Regelenergie und
der zusätzlichen Steigerung der Effektivität des Gesamtsystems.
Zudem ist eine Lastflexibilisierung
durch gezielte Kooperation mit dem Konsumenten
möglich [1]. Ein effektives Lastmanagement ist eine
Kernvoraussetzung.
In diesem Kontext weisen Industrieanlagen den
größten Ressourcenbedarf auf. Dementsprechend
sollten sie so gestaltet werden, dass auf Änderungen
der Ressourcenbereitstellung effektiv reagiert werden
kann. Dazu bedarf es einer systematischen
Analyse der vorhandenen Prozesse und deren energetischer
Bewertung. Anlagenbetreiber können
mit dieser Bewertung Aussagen zur Energieeffizienz
und über den Ressourcenbedarf der eingesetzten
Systeme und der zugeordneten Prozessabläufe
treffen. Dies gilt für komplexe Industrieanlagen und
lässt sich auf weitere Anwendungsbereiche übertragen.
Mit der aus der Bewertung gewonnenen Information
ist eine Vergleichbarkeit von Anlagen eines Technologiebereiches
aus energetischer Sicht möglich. Zudem
können künftige Strategien für eine gezielte Lastflexibilisierung
darauf Bezug nehmen. Diese können
vielfältig sein und sollten die Prognose des künftigen
Energieverbrauchs der Anlagen berücksichtigen. Unter
Einbeziehung der Prognose können Handlungen
für eine gezielte Lastglättung abgeleitet werden. Für
die Umsetzung und Integration der Strategien in ein
Lastmanagementsystem sind folgende Voraussetzungen
zu schaffen [2]:
Prognose des künftigen Energiebedarfs und
eigenen Zustands
Bestimmung der Freiheitsgrade bezüglich der
Energienutzung
Austausch von Information über die vorhandenen
Freiheitsgrade
Steuerung der eigenen Energienutzung
Die Thematik der Lastflexibilisierung umfasst jedoch
nicht nur den Aspekt der Ressourcennutzung, sondern
auch die Frage, wie Bestandssysteme in künftige Lösungen
integriert werden können.
1. BEISPIEL – UMSCHLAGPROZESS
Auf einem Containerterminal (CT) sind viele Systeme
am Umschlagprozess beteiligt. Neben den Containerbrücken
(CB) werden fahrerlose Transportfahrzeuge
(AGV) und Portalkrane (PK) genutzt, siehe Bild 1. Bei
der Betrachtung der Systeme und des erforderlichen
Ressourcenbedarfs sind CT mit Industrieanlagen vergleichbar.
Bereits einzelne Teilprozesse des Containerumschlags
weisen eine komplexe Struktur auf [3]; sie
zu beherrschen, setzt eine detaillierte Prozessanalyse
und ein systematisches Engineering voraus.
Zum Beispiel können auf dem hoch automatisierten
Containerterminal Altenwerder (CTA) der Hamburger
Hafen und Logistik AG (HHLA) bis zu 10 000 Container
in 48 Stunden umgeschlagen werden. Hier kommen bis
zu 15 CB, 86 AGV und 54 PK zum Einsatz [5]. Dieser
Durchsatz stellt hohe Anforderungen an die Synchronisation
der Prozesse und Anlagen [6-8]. Die Beherrschung
derart komplexer Systeme und Abläufe ist für
den Betreiber eines CT zwingend notwendig. Entscheidend
sind die weitgreifende Modularisierung und Vereinfachung
der Strukturen. Die am Umschlag beteiligten
Systeme müssen ebenfalls in der Lage sein, volatile
Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Nur anpassungsfähige
Lösungen können variabel auf geänderte
Rahmenbedingungen reagieren. Dies erfordert flexible
und skalierbare Automatisierungskonzepte.
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HAUPTBEITRAG
AGV
Energieverbrauch [%]
50
25
0
−25
50
25
0
−25
50
25
0
−25
1000 1200 1400 1600 1800
Zeit [s]
Simulierte Werte
Durchschnitt 15 min
Durchschnitt 5 min
Durchschnitt 1 min
BILD 1: Containerterminal – Übersicht (Ausschnitt) [4]
BILD 2: Simulierter Lastverlauf und Mittelung
2. HANDLUNGSBEDARF – ANWENDUNGSFALL
Aus Sicht der Betreiber erfolgte bisher eine Optimierung
der Prozesse mit dem Ziel, das Umschlagvolumen
zu erhöhen [9]. Bereits dieser Aspekt ist eine Herausforderung,
da es sich um seilgeführte Handlingsysteme
handelt [10]. Diese transportieren schwere Lasten mit
hohen Beschleunigungen und Geschwindigkeiten entlang
einer vorgegebenen Trajektorie. Mit der Integration
von Assistenzsystemen in die Steuerungsumgebung
sind diese Prozesse beherrschbar.
Zunehmend gewinnt die Betrachtung der Energieeffizienz
durch die Vergleichbarkeit mit Referenzanlagen an
Bedeutung. Die Anforderungen der Betreiber müssen um
die Aspekte einer energieorientierten Prozessbewertung/-
führung erweitert werden. Nur damit ist es möglich, flexibel
auf veränderte Rahmenbedingungen der Energieversorger
zu reagieren. Dies ist erforderlich, da sich bereits
mit der Änderung von Abrechnungsmodalitäten
die Wettbewerbsituation verschlechtern kann [11]. Bild 2
und 3 zeigen einen simulierten Lastgang (Ressourcenbedarf)
für einen Verbund von CB im Umschlagprozess. Die
simulierten Daten sind normiert ausgewiesen und 100 %
entsprechen dem maximal möglichen Energiebedarf. Hier
sind die Auswirkungen einer Reduktion des Erfassungsintervalls
(Standard 15 min → 5 min → 1 min) deutlich
sichtbar. Mit abnehmendem zeitlichen Erfassungsintervall
nimmt bei gleichem Lastverlauf die Schwankungsbreite
zu. Dadurch verschlechtert sich die Kostensituation,
siehe Tabelle 1, da Energieversorger immer den Maximalwert
als Abrechnungsgrundlage im jeweiligen Erfassungszeitraum
nutzen.
In Ausnahmesituationen kann es auch zur Limitierung
der Ressourcenbereitstellung kommen. In diesen Fällen
ist der Energieversorger kurzfristig nicht in der Lage, den
erforderlichen Ressourcenbedarf abzusichern und verwendet
entsprechende Notfallszenarien. Bei einer solchen
Ressourcenzuteilung muss eine flexible Anpassung
des Anlagenbetriebes und eine eigenständige Parametrierung
von Systemen gegeben sein. Der Betreiber wird
in der Regel nicht in der Lage sein, hier manuell anlagenübergreifend
umfangreiche Änderungen durchzuführen.
Mit einer flexiblen und eigenständigen Anpassung wäre
unter Berücksichtigung eingeschränkter Ressourcen der
Betrieb mit Einschränkungen möglich.
Am Beispiel des Containerumschlags werden im Beitrag
die Aspekte der Reduktion von Lastschwankungen
und eine mögliche Lastflexibilisierung als Einstieg in
die Themenstellung verwendet. Hierzu erfolgen die
Betrachtungen des Umschlagprozesses und der erforderlichen
energieintensiven Komponenten [12]. Aus
dieser Information können eine energieorientierte Prozessführung
aufbereitet und die notwendigen Strategien
abgeleitet werden. Daraus ergeben sich Möglichkeiten
zur Lastflexibilisierung. Dieser Sachverhalt ist
für den Hafenbetreiber (Konsument) der Anlage und
den Energieversorger (Produzent) wesentlich.
3. ANSATZ – ENERGIEORIENTIERTE PROZESSANALYSE
Für eine energetische Synchronisation von technologischen
Prozessen bedarf es einer systematischen Analyse
der Anlagenstruktur und ihres Verhaltens. Der
scheinbar einfache Weg einer energieorientierten Bewertung
ist das etablierte Monitoring des Prozessverlaufs
und deren Ressourcennutzung. Im jeweiligen
Anwendungsfall erfolgt die Betrachtung des nominalen
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Wahrscheinlichkeitsdichte
1.6
1.2
0.8
0.4
0.0
0.6
0.4
0.2
0.0
0.12
0.09
0.06
0.03
0.00
0 5 10 15 20 25 30
Energieverbrauch [%]
Theoretische Dichte
Durchschnitt 15 min
BILD 3: Spanne des Energieverbrauchs
TABELLE 1: Verbraucher
und Kostenkalkulation
(Schätzwerte)
Durchschnitt 5 min
Durchschnitt 1 min
Energiebedarf
(Annahme)
Theortische
Maximallast
Antriebe, … 2 000 kW 30 000 kW
Anzahl Bezeichnung Energieintensive
(Auszug)
15
Containerbrücke
50 Portalkrane Antriebe, … 800 kW 40 000 kW
….
Sonstige
Positionen
… … 10 000 kW
1
Containerterminal
… Summe 80 000 kW
Erfassungsintervall
Kostenansatz
(Bereitstellung)
15 min 35,00 €/kW
5 min 35,00 €/kW
1 min 35,00 €/kW
Verbrauchswert
(Mittelung)
16% → 12 800 kW
17% → 13 600 kW
14% → 11 200 kW
18% → 14 400 kW
7% → 5 600 kW
28% → 22 400 kW
Gesamt
448 T€
476 T€
392 T€
504 T€
196 T€
784 T€
Arbeitspreis 7,2 Ct/kWh 20 Mio. kWh 1 440 T€
Verhaltens der Anlage und die Zuordnung der Daten
aus dem Monitoring zu den Teilprozessen, siehe Bild 4.
Mit der Interpretation der ermittelten Prozessdaten ist
eine weitgehende energetische Bewertung des Anlagenverhaltens
möglich.
Eine Reduktion des Lastgangs beziehungsweise eine
Lastflexibilisierung ist in diesem Fall mit einem intelligenten
Lastmanagement gegeben. Dieses ermöglicht
es, die Steuerung von energieintensiven Anlagensegmenten
gezielt zu beeinflussen. Mögliche Strategien
sind nach [2]:
1 | forced start (erzwingt Betriebszustand)
2 | forced interrupt (erzwingt Unterbrechung)
3 | forced state change (initiiert Zustandswechsel)
Diese Strategien sind anwendbar, wenn wenige oder
eine überschaubare Anzahl von Lastspitzen während
eines Erfassungsintervalls auftreten. Das ist im Bereich
des CT aufgrund der hohen Komplexität und Anzahl
der beteiligten Systeme schwer umsetzbar. Zudem muss
eine Abschaltung von energieintensiven Anlagenkomponenten
im aktiven Umschlagprozess vermieden werden.
Der Ansatz greift nur auf Information aus dem
Anlagenbestand zurück und ist in dieser Form nicht
skalierbar. Ein Nachteil dieser Vorgehensweise ist die
stets in die Vergangenheit gerichtete Betrachtung des
Anlagenverhaltens. Somit reicht diese Herangehensweise
für die Gestaltung künftiger Lösungen nicht aus.
Der Schwerpunkt neuer Lösungen liegt in der Vorhersagbarkeit
(Prognose des Energiebedarfs) und automatisierten
Anpassung des Verhaltens der Anlagen an die
Rahmenbedingungen. Hierzu müssen weitere Möglichkeiten
der Einflussnahme näher betrachtet werden.
4. ERWEITERTER LÖSUNGSANSATZ
Für die Erweiterung des Lösungsansatzes bietet sich
zunächst die Analyse eines realen Umschlagprozesses
an. In den Bildern 5 und 6 werden dazu vereinfacht der
Transport eines Containers entlang einer Trajektorie
und zugehörige Messdaten für eine überlagerte Fahrt
ausgewiesen. Es ist ersichtlich, dass eine Vielzahl von
Möglichkeiten der Fahrbewegungen je Containerbrücke
(Katzwerk, Hubwerk, Fahrwerk) existieren. Abhängig
von der Art der Nutzung (bemannt/bedienerlos) und
der gewählten Trajektorie ergeben sich unterschiedliche
Lastgänge.
Exemplarisch werden im Beitrag Messdaten eines realen
Containerumschlags (Eurogate/HHLA) verwendet.
Im Anwendungsfall, siehe Bild 6 wird eine Last (49,5 t)
auf einer Trajektorie mit einer maximalen Hubbewegung
(Bild 6-1) von 30 m und einem Fahrweg (Bild 6-3) von 90 m
transportiert. Der Umschlagprozess erfolgt zeitoptimal
mit einer maximalen Überlagerung der Fahrbewegungen.
Der für den Umschlagprozess erforderliche
Ressourcenbedarf wird normiert für die Referenzfahrt
in Bild 6-2 und 6-4 ausgewiesen. Für nachfolgende Betrachtungen
wird der Verlauf des Lastganges der CB
(Bild 6-5) der Referenzfahrt verwendet. Eine weitergehende
Detailierung wird nicht vorgenommen.
Da am Umschlagprozess eine Vielzahl von CB beteiligt
sind, erfolgt eine Erweiterung der Umgebung auf 16 CB
mit der Übertragung des Lastgangs (Bild 6-5) auf diesen
Bereich. Dieser Fall repräsentiert den Einsatz von jeweils
4 CB an 4 Containerschiffen. Weitere am Umschlagprozess
beteiligte Systeme werden nicht betrachtet.
Dieser Anwendungsfall wird zunächst ohne zeitliche
Koordinierung der Startzeitpunkte für die CB simu-
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27
HAUPTBEITRAG
liert. Die Umschlagprozesse werden mit einem geringen
zeitlichen Versatz gestartet. Das Ergebnis der Simulation
unter Nutzung der realen Messdaten zeigt Bild 7-1.
In diesem Fall kommt es zu einer starken Ausprägung
von Lastspitzen. Ursache sind die unkoordinierte Fahrweise
und freie Nutzung (ohne Beschränkungen) der
Anlagenbereiche. Dieses Verhalten muss durch Maßnahmen
kompensiert werden.
Betrachtet wird zunächst, wie eine Variation der
Startzeitpunkte den Gesamtlastgang und die zu erwartenden
Lastspitzen beeinflusst. Die Reduktion der Lastspitzen
ist für die Auslegung der Regelleistung der
Energieversorger wesentlich.
Da viele Faktoren den Umschlagprozess und den Ressourcenbedarf
beeinflussen, ist eine analytische Aufbereitung
des Sachverhaltes im ersten Schritt zu aufwendig.
Es erfolgt aus diesem Grund die Anwendung
der Monte-Carlo-Simulation. Auf Basis der Messdaten
der realen Referenzfahrt, siehe Bild 6-5, wird eine Simulation
mit 16 CB mit dem Ziel der Lastglättung
durchgeführt. Sie erfolgt mit einer Gleichverteilung
und der Variation der Startzeitpunkte der Umschlagprozesse.
Mit den Ergebnissen der Simulation, siehe
Bild 7-2 wird nachgewiesen, dass sich bereits mit der
Variation der Startzeitpunkte der Effekt der Lastglättung
und Dämpfung der Lastspitzen erzielen lässt. Für
eine weitergehende Beeinflussung des Lastganges, neben
der Synchronisation der Startzeitpunkte, stehen
für die Steuerstrategien folgende Möglichkeiten zur
Verfügung:
Einschränkung der Freiheitsgrade (unter anderem
Beschränkung der Ressourcen)
Beliebige Segmentierung der Trajektorie
Variation der Zeitphasen des Umschlagprozesses
(zum Beispiel Heben, Senken)
Parametervariation (beispielsweise Geschwindigkeit,
Beschleunigung)
Diese Möglichkeiten der Einflussnahme wurden an der
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin in einer
eigenständigen Lösung aufbereitet und auf der vorhandenen
Laborkrananlage (Hubhöhe 2,7 m, Fahrweg 6 m)
für eine Vielzahl von Lastprofilen verifiziert. Bereits im
Entwurfsprozess wurde darauf geachtet, dass die Lösung
universell für Umschlagprozesse mit seilgeführten
Systemen einsetzbar ist. Mit der Verwendung
von normierten Lastprofilen (Bahnverlauf) ist dies gegeben.
Diese können in beliebige Segmente unterteilt
und parametriert werden.
Im realen Anwendungsfall des Containerumschlages
werden die erforderlichen Daten für die Konfiguration
der Lastprofile den zugehörigen Be- und Entladeplänen
entnommen. Die hieraus generierten Lastprofile können
übergeordnet den beteiligten CB als Fahrplan zur Verfügung
gestellt werden. Auf den jeweiligen CB kann
anschließend eine weitere Optimierung des Ressourcenbedarfs
erfolgen. Das ist notwendig, da mit der Verwendung
von normierten Lastprofilen nicht alle Möglichkeiten
der Optimierung vorab berücksichtigt werden.
Eine Überprüfung der Prognose (Ressourcenbedarf)
erfolgt auf Basis der zum Einsatz kommenden
Komponenten der jeweiligen CB. Ob die gewählten
Strategien die beabsichtigte Wirkung erreichen, ist mit
der erzielten Energieeffizienz abbildbar. Für diese sind
Kennzahlen/Metriken erforderlich, die die Voraussetzung
für den Vergleich mit Referenzlösungen bilden.
Für den Betreiber eines CT ist der Umschlag/Tag beziehungsweise
Zeit/Umschlag ausschlaggebend. Mit
dem möglichen Bezug auf den Ressourcenbedarf einer
CB ergeben sich vergleichbare Daten. Im Anwendungsfall
fließen der Transportweg der Last, die aufgewendete
Zeit und genutzte Energie in die energieorientierte
Bewertung ein, siehe Bild 8. Zudem ist der Umschlagprozess
geprägt von der Lastmasse, sowie der Auslegung
und der Parametrierung der Anlagenbestandteile.
5. STEUERSTRATEGIEN
Es muss untersucht werden, welche Möglichkeiten es
gibt, die Strategien der Lastflexibilisierung zu unterstützen,
und ob der erforderliche Engineeringaufwand
vertretbar ist. Hier bieten sich mehrere Ansätze an, die
im Beitrag nur im Ansatz erläutert werden.
Bemannte Nutzung:
Für den Anwendungsfall der bemannten Nutzung einer
CB ergeben sich Möglichkeiten der Limitierung der Parameter
und Ressourcen. Verwendete Nutzungsprofile
werden entsprechend der Rahmenbedingungen über
Schnittstellen fortlaufend angepasst. Diese können Aspekte
der Priorisierung von Transportaufträgen beinhalten.
Ein höchstpriorisierter Transportauftrag, siehe
Bild 9, wird unabhängig von energetischen Beschränkungen
abgearbeitet. Dies bedeutet, dass der Anlagenbereich
bis an seine Grenzen für Geschwindigkeit (v),
Beschleunigung (a) und belastungsintensiv genutzt
werden darf. Es erfolgt eine Reservierung der notwendigen
Ressourcen. Niederpriorisierte Transportaufträge
werden in ihrer Ressourcennutzung beschränkt.
Dieser Vorgang setzt eine eindeutige Abschätzbarkeit
des Bedarfs voraus. Es können jedoch auch Ressourcen
vom entsprechenden Anlagenbereich blockiert werden.
Mit einer zielgerichteten Freigabe der Ressourcen kann
dieser Fall reduziert werden.
Bedienerlose Nutzung:
Mit der bedienerlosen Führung der CB ist dieser Aspekt
der unzureichenden Ressourcennutzung überschaubar,
da eine Prognose zum jeweiligen Anlagenverhalten gegeben
ist. Hieraus lassen sich Merkmale zur energieorientierten
Prozessführung und deren Bewertung ableiten.
So ist eine Parametrierung der Anlage nach
energetischen und zeitlichen Gesichtspunkten oder
ihrer Belastung möglich. Ebenso ist eine Prognose der
Rückspeisung (Bereitstellung von Ressourcen) realisierbar.
Es ergeben sich somit die Voraussetzungen für
eine energieorientierte Synchronisation der Anlagenbestandteile.
Möglichkeit der Unterstützung:
Eine Variante der Unterstützung der gewählten Strategien
ist mit Agentensystemen möglich. Diese erhalten
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Teilprozess 1
Teilprozess 2
Teilprozess 3
...
Teilprozess n
Anlage / Instrumentierung
Monitoring
Datenerfassung
Teilprozess (n)
Anlagenbereich
Ressourcebedarf
Prozesssteuerungssystem
Systemidentifikation
BILD 4: Systemidentifikation und Ressourcenbedarf
25
50 0
0 10 20 30 40 50 60 70 80
Zeit [s]
100
0
BILD 6: Referenzfahrt
Zeit [s]
BILD 6-1:
Pos. Hubwek [m]
BILD 6-2:
Strom Hubwerk [%]
80
0
0 10 20 30 40 50 60 70
Zeit [s]
80
BILD 6-3:
Pos. Katzwerk [m]
sequentielle
Fahrt
100
0
0 20 30 4 0 60 70 80
BILD 6-4:
Strom Katzwerk [%]
überlagerte
Fahrt
2000
0
BILD 6-5:
Strom Brücke [A]
Katzwerk
Fahrwerk
BILD 5: Containerumschlag
– Lastprofil
Hubwerk
unoptimiert
20000
−10000
Bahn-Weg
max.
min.
Entnahme
Energie
min.
max.
max.
überlagert
optimiert
sequenziell
min.
Rückspeisung
−10000
150 200 250 300 350 400 450
Zeit [s]
Verbr. Schiff 1..4 (überlagert) [A]
Verbr. Schiff 1..4 (Durchschn. 1 min) [A]
Zeit
max.
Masse
BILD 7: Mögliche Szenarien für Kompensationsmaßnahmen
(Plot 1 und 2)
BILD 8: Abhängigkeiten der
Energieeffizienz (vereinfacht)
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29
HAUPTBEITRAG
Priorität
[1]
[2]
[2]
[3]
Containerbrücken (CB)
CB [1]
CB [2]
CB [3]
CB [4]
Ressource
Zeit
max.
Ressourcenanteil
Energie
max.
CB
[2]
CB
[4]
CB
[1]
CB
[3]
Limit (v,a)
die Aufgabe, einen virtuellen Lastgang (Ressource) entsprechend
der anstehenden Transportaufträge (Fahrplan)
zu verwalten. Dies bedeutet, dass die beteiligten
Systeme einen virtuellen Verbund zum Transportauftrag
bilden und sich untereinander hinsichtlich der
Ressourcenzuteilung verständigen. Das ist nur möglich,
wenn eine Fehlerprognose erfolgt und das Prognosemodell
auf Basis von historischen Daten fortlaufend
angepasst wird.
Eine weitere Möglichkeit, künftige Strategien des
Lastmanagements zu unterstützen, sind Serviceschnittstellen
für die dynamische Prozessführung und Parametrierung.
Diese müssen so ausgelegt werden, dass
eine Beeinflussung der energieintensiven Bereiche erzielt
wird. Im Anwendungsfall, siehe Bild 10, sind dies:
CB
[1]
CB
[2]
CB
[3]
CB
[4]
CB
[1]
CB
[2]
CB
[3]
CB
[4]
BILD 9:
Priorisierung
und Ressourcen
Startzeitpunkte/Laufzeit der Phasen
Energiebedarf während der Nutzung
Grad der überlagerten Fahrweise
Parameterabgleich
[Übergänge] [Übergänge]
[Phasen] T2 . . . T2T5. . . T5 [Modul] [Modul]
[Phasen]
it Last mit Last
mit Last
T1 T1
Container T6 T6 Katzwerk Katzwerk
... T11 . . T11 Koordinaten
. T8. . . T8
ne Last ohne Last
T12
BILD 10: Koordination Transportauftrag
[Übergänge]
T2 . .. ..
.
T5
Hubwerk Hubwerk
r g Transportauräge
der Anpassung Katzwerk
der Katzwerk
Transportauräge
eorienerter Abgleich Abgleich
Energieorienerter Abgleich
s TA-Los (Koordinaten, (Koordinaten,
Anforderung
l, Zeitpunkte,...)
Profil, Zeitpunkte,...)
Bestägung
]
)
T12
T7
Steuerdaten
Quiierung
Aurag Status
Quiierung Diagnose
Status
Diagnose
Containerbrücke e (n)
Hubwerk Hubwerk
ohne Last
T7
Komp.-Schnistellen
Erweiterung
...
Service Service Ebene Ebene
[Containerbrücke]
[Modul [Modul (n)] (n)]
Parameter
Steuerdaten
Parameter Aurag
TA-Los (Koordinaten,
Profil, Zeitpunkte,...)
Komp.-Schnistellen
Erweiterung
Status
Diagnose
-
Status Aurag
Diagnose Quiierung
Parameter Aurag
Quiierung
Steuerdaten
Parameter
Steuerdaten
Geschwindigkeitsprofil
Lastprofil
Opmierung Opmierung
Kontrolle Synchronisaon
Kontrolle Verhalten Verhalten
T1
T6
T11 . .. ..
.
T8
T12
T7
Service Ebene
[Modul (n)]
[Modul]
Katzwerk
Hubwerk
Hubwerk
Katzwerk
Parameter
Steuerdaten
Aurag
Quiierung
Status
Diagnose
Komp.-Schnistellen
Komp.-Schnistellen
Parameter
Steuerdaten
Aurag
Quiierung
Status
Diagnose
-
Geschwindigkeitsprofil
Opmierung
Kontrolle Verhalten
TA-Transportaurag
rgang
[Zwischenkreis T1
[Zwischenkreis ..T12 Zeitpunkt
/ Rückspeisung] / Rückspeisung] - Übergang
akv akv
[Zwischenkreis / Rückspeisung] akv
Mit deren Modellierung ist es möglich, Anforderungen
zu Art und Umfang der Nutzung der CB zu berücksichtigen.
Das kann eine Optimierung des Umschlags hinsichtlich
Zeit, Energie, einer Kombination oder Belastung
der Anlage sein. Die notwendige Information
kann entweder auf der externen Serviceeinheit hinterlegt
oder vom jeweiligen Anlagensegment angefordert
werden. Im aktiven Umschlagprozess erfolgt zudem
eine Überwachung der Folgeeigenschaften. Das führt
zu Aussagen, ob weitere Anpassungen erforderlich
sind. Einen vereinfachten Überblick über das diesem
Beitrag zugrundeliegende Modell liefert Bild 10.
FAZIT / AUSBLICK
Mit der Dezentralisierung der Energieversorgung sind
Strategien gefragt, die eine gezielte Lastflexibilisierung
ermöglichen. Die Art und Dauer der Lastbeeinflussung
sind, neben der Abstimmung des Verhaltens der Systeme,
von wesentlicher Bedeutung. Hierzu bedarf es einer
systematischen Prozessanalyse, einer anlagen- und anwendungsgerechten
Modellierung und deren energetischer
Bewertung. Bei der Modellerstellung sind vor
allem die Schnittstellen für die korrekte Informationsübermittlung
zu betrachten. Diese müssen eine flexible
Parametrierung ermöglichen.
Am Beispiel des Containerumschlags wurde deutlich,
dass eine Synchronisation der technologischen
Prozesse für die Reduktion der Lastspitzen und des
Ressourcenbedarfs erforderlich ist. Unter den genannten
Voraussetzungen sind intelligente Steuerstrategien
zur energieorientierten Prozessführung umsetzbar.
Dies betrifft komplexe Industrieanlagen und lässt sich
ebenso auf weitere Anwendungsbereiche im industriellen
Umfeld übertragen.
MANUSKRIPTEINGANG
25.04.2014
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
30
atp edition
10 / 2014
REFERENZEN
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in South-Eastern Europe (DEMSEE), S. 1-6, ilemedia 2011
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infrastructure at container terminal and net metering:
In: Proc. 6th IEEE International Conference on
Power Quality and Supply Reliability Conference (PQ),
S. 37-40, IEEE 2008
AUTOREN
Prof. Dr.-Ing. STEPHAN SCHÄFER (geb. 1970) lehrt
seit 2010 an der HTW Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten
zählen die Modellierung
und der Einsatz komplexer Automatisierungssysteme,
verteilte Echtzeitsysteme und die
Ergonomie- und Gestaltungsanforderungen an
Scada und HMI-Oberflächen.
HTW Berlin, FB1,
Wilhelminenhofstr. 75A, D-12459 Berlin,
Tel. + 49 (0) 30 50 19 34 66,
E-Mail: stephan.schaefer@htw-berlin.de
Dipl.-Ing. DIRK SCHÖTTKE (geb. 1962) ist Mitarbeiter
im Studiengang Elektrotechnik der HTW
Berlin und im Bereich Prozesssteuerungssysteme
tätig. Zu seinen Arbeitsgebieten gehören die
Analyse, der Entwurf und die Entwicklung von
SW-Lösungen für Anwendungen in der Industrieund
Gebäudeautomation.
HTW Berlin, FB1,
Wilhelminenhofstr. 75A, D-12459 Berlin,
Tel. + 49 (0) 30 50 19 35 64,
E-Mail: dirk.schoettke@htw-berlin.de
Prof. Dr.-Ing. ULRICH BERGER (geb. 1959) leitet
seit 2001 den Lehrstuhl für Automatisierungstechnik
und ist seit 2011 Mitglied des Fakultätsrates
der Fakultät Maschinenbau, Elektrotechnik
und Wirtschaftsingenieurwesen an der Brandenburgische
Technische Universität Cottbus.
BTU Cottbus, Lehrstuhl AT,
Postfach 101344, D-03013 Cottbus,
Tel. + 49 (0) 355 694 11 11,
E-Mail: ulrich.berger@tu-cottbus.de
M.Eng. THOMAS KÄMPFE (geb. 1983) ist
wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HTW
Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten
gehören die Modellierung und der Einsatz
von komplexen Automatisierungssystemen.
HTW Berlin, FB1,
Wilhelminenhofstr. 75A,
D-12459 Berlin,
Tel. + 49 (0) 30 50 19 36 11,
E-Mail: thomas.kaempfe@htw-berlin.de
atp edition
10 / 2014
31
HAUPTBEITRAG
Redundante Kommunikation
für industrielle Automation
Zur Entwicklung aktueller stoßfreier Redundanzlösungen
Dieser Beitrag präsentiert die Abbildung der Redundanzprotokolle PRP, HSR in
Kombination mit IEEE-1588-Zeitsynchronisation auf eine konfigurierbare CPU/
FPGA-basierte RedBox-Architektur. Kernfunktionen von PRP, HSR und IEEE 1588
werden auf ein Field Programmable Gate Array (FPGA) abgebildet. Die CPU setzt
Steuerungsaufgaben um. Ein optionaler Standard-Switch-ASIC stellt die direkte
Kommunikation zu den Netzwerkgeräten her. Frames geringer Größe werden vom
FPGA bis zu zweimal schneller weitergeleitet als bei anderen Umsetzungen. Die
Uhrzeitsynchronisation der RedBoxen erfolgt auf 30 ns genau. Die RedBox kann in
zeitsynchronisierte industrielle Netzwerke integriert werden, um die Zuverlässigkeit
der Kommunikation zu erhöhen.
SCHLAGWÖRTER Redundanzprotokolle PRP und HSR / Zeitsynchronisation /
IEEE 1588
Redundant Communications –
Recent Development of Seamless Redundancy Approaches
This paper presents the mapping of the redundancy protocols PRP, HSR in combination
with IEEE 1588 clock synchronization onto a configurable CPU/FPGA based
RedBox architecture. Whereas core functions of PRP, HSR and IEEE 1588 are mapped
onto the FPGA, a CPU executes the control parts of these protocols. A standard
switch ASIC provides direct connection to several network devices. Minimum size
frames are forwarded by the FPGA at up to twice the speed of other implementations.
Connected PRP/HSR RedBoxes and an IEEE 1588 clock master synchronize
to within 30 ns. The RedBox can be integrated into time-synchronized industrial
networks in order to improve the communications reliability.
KEYWORDS redundancy protocols / PRP / HSR / clock synchronization / IEEE 1588
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atp edition
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HOLGER FLATT, JÜRGEN JASPERNEITE, Fraunhofer IOSB-INA
JOACHIM RAUCHFUSS, Yacoub Automation
Die Hauptanforderungen an eine Datenübertragung
in Netzen der Automatisierungstechnik
bestehen in einer schnellen, sicheren
mit eingebauter Redundanz versehenen und
zeitsynchronen Kommunikation [1]. Dabei
dürfen keine Daten verloren gehen. Zuverlässige Verkabelungen
und Topologien sind unabdingbar. In heutigen
Anwendungen laufen die Daten über zwei separate,
unabhängige Leitungen, sodass die Übertragung
sichergestellt ist, auch wenn eine der Leitungen beschädigt
oder gestört ist. Im Normalfall kommen so
zwei Datenpakete beim Empfänger an. Eine Redundanzlösung
analysiert diese Datenpakete in Echtzeit
und löscht mögliche Duplikate. Solche Redundanzmechanismen
müssen vom Netzwerk auf allen Fabrikebenen
von der Feldebene bis zur Steuerungszentrale
zur Verfügung gestellt werden, um die Anforderungen
an einen möglichst unterbrechungsfreien Prozessbetrieb
zu gewährleisten.
Um eine Redundanzplattform für die hochverfügbare
Kommunikation beim Einsatz verschiedener Topologien
in den in der Automatisierung etablierten Ethernet-Netzwerken
zu schaffen, wurden in den vergangenen
Jahren im Standard IEC 62439-3 die Redundanzprotokolle
Parallel Redundancy Protocol (PRP) und
High Availability Seamless Redundancy (HSR) definiert.
Bei bisher in der Automatisierungstechnik eingesetzten
Redundanzverfahren wie (R)STP oder MRP
muss im Redundanzfall eine kurzzeitige Verbindungsunterbrechnung
(
HAUPTBEITRAG
BILD 2: Frame-Struktur: a) PRP und b) HSR
BILD 1: PRP/HSR-Beispielnetzwerk bestehend aus
Endknoten, RedBoxen und Switches
PRP/HSR-Duplikatverarbeitung reduziert die Netzlast,
da mehr Frame-Duplikate von den RedBoxen verworfen
werden. Darüber hinaus können aktuelle RedBoxen mit
konfigurierbaren Parametern mit geringem Entwicklungsaufwand
auf verschiedene Hardware-Plattformen
abgebildet werden. Zeitkritische Aufgaben sind komplett
in der Hardware implementiert, um das Zeitverhalten
der RedBoxen zu optimieren.
Das in diesem Beitrag vorgeschlagene Konzept beinhaltet
beides, die PRP/HSR/IEEE-1588-Hardware-Architektur
und die Implementierung einer kostengünstigen
eingebetteten Hardware-Plattform.
1. PROTOKOLLE
Im Folgenden werden die Protokolle PRP, HSR und IEEE
1588 beschrieben. Genauere Informationen enthalten
die Definitionen der Standards [3] und [4].
1.1 PRP und HSR
Die Protokolle PRP und HSR basieren auf dem parallelen
Versenden von Ethernet-Frames über zwei voneinander
unabhängige Netzwerke. Die Duplikate der
gesendeten Frames müssen vom Empfänger erkannt
und verworfen werden. Standard-Ethernet-Frames enthalten
die Zieladresse (DST), die Quelladresse (SRC),
einen optionalen VLAN-Tag (VLAN), den Ethertype
(ET), die Payload (LOAD) und die Prüfsumme (FCS).
Um das Erkennen der Frame-Duplikate zu unterstützen,
verlängern die Protokolle PRP und HSR die Ethernet-Frames
um ein spezielles PRP- beziehungsweise
HSR-Tag. Wie Bild 2 zeigt, fügt das PRP-Protokoll den
PRP-Tag direkt vor der Prüfsumme ein und HSR-Frames
schließen den HSR-Tag vor dem Ethertype ein.
Frame-Duplikate werden erkannt und entfernt, wenn
ein PRP- oder HSR-Knoten innerhalb von einem
400-ms-Zeitintervall zwei oder mehr Frames mit derselben
Quelladresse und PRP/HSR-Sequenznummer
(SEQ NR) empfängt.
Die RedBoxen ermöglichen Standard-Ethernet-Geräten
eine Redundanz gemäß PRP/HSR. Eine RedBox
umfasst drei Ethernet-Ports [3]. Mindestens einer der
Host-Ports H ist für den Anschluss von Ethernet-Endgeräten
vorgesehen. Eine Verbindung mit einem redundanten
Netzwerk lässt sich über die redundanten Ports
R0 und R1 vornehmen.
Eine RedBox im PRP-Modus verwirft nur die Duplikate
am Host-Port. Um zu vermeiden, dass Daten in
einem HSR-Ring zirkulieren, muss die Entfernung von
Duplikaten am Host-Port und den redundanten Ports
s t a t t fi n d e n .
34
atp edition
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Sync-Frame von der Slave-Uhr (C) empfangen wird,
berechnet sich wie folgt:
t M,3
= t M,0
+ t PDelay,AB
+ t Bridge,B
+ t PDelay,BC
Um die genaue Master-Zeit t M,3
ermitteln zu können,
wird ein Kompensationsmechanismus angewendet.
Dazu messen PTP-Geräte die einzelnen Peer-Delays
t PDelay
mit ihren angeschlossenen Nachbarn durch den
Austausch von Peer-Delay-Messages [4]. Danach werden
die gemessenen Peer- und Bridge-Delays in einem
Correction-Field innerhalb des Sync-Frames akkumuliert.
Da die lokale Ankunftszeit des Sync-Frames t S,3
durch den Slave gemessen wird, kann die Synchronisation
erfolgen, indem die Slave-Uhr t S
um den Wert
t M,3
-t S,3
inkrementiert wird.
2. PRP/HSR-REDBOX
BILD 3: IEEE 1588 basierte Zeitsynchronisation
Das Precision Time Protocol (PTP), das im Standard
IEEE 1588 definiert ist, bietet Mechanismen für
die Uhrzeitsynchronisation von Netzwerkgeräten.
Eine Master-Uhr sendet zyklisch Synchronisations-
Frames (Sync), die hochpräzise Zeitinformationen
enthalten. Andere Geräte empfangen diese Frames
und synchronisieren ihre lokalen Uhren t S
mit der
Master-Uhr t M
.
Der Standard umfasst mehrere Modi und Transportmechanismen.
In Kombination mit PRP und HSR ist
nur der Modus Peer-to-Peer-Transparent-Clock relevant
[3], der über Ethernet auf OSI-Schicht 2 transportiert
wird. Bild 3 visualisiert das Synchronisationsprinzip
für ein einfaches PTP-Netzwerk, welches eine Master-
Uhr (A), eine transparente Uhr (B) und eine Slave-Uhr
(C) enthält.
Die Master-Uhr beginnt die Übertragung eines Sync-
Telegramms zur Master-Zeit t M,0
. Im Falle einer One-
Step-Clock ist der genaue Zeitstempel t M,0
Bestandteil
des Sync-Frames. Aufgrund der Latenzzeit t PDelay,AB
, die
durch den Ethernet-Transceiver und die Verbindungsleitung
zwischen (A) und (B) verursacht wird, empfängt
das Gerät (B) den Sync-Frame zur Zeit t M,1
. Das Weiterleiten
des Sync-Frames von dem Eingangs- zu dem
Ausgangs-Port von (B) verursacht das Bridge-Delay
t Bridge,B
. Daher leitet das Gerät (B) den Sync-Frame erst
zur Zeit t M,2
weiter. Die aktuelle Master-Zeit, zu der der
Wie in der IEC 62439-3 [3] und in [11] gezeigt, ist eine
Kombination von FPGA und CPU ein geeigneter Ansatz
für die RedBox-Implementierung. Zur Reduzierung der
Leistungsanforderungen der CPU wird die gesamte
Frame-Weiterleitung einschließlich des Verwerfens von
PRP- und HSR-Frame-Duplikaten auf das FPGA abgebildet.
Weniger häufig ausgeführte Aufgaben, wie das
Senden von speziellen Kontroll-Frames oder Konfigurationsfunktionen,
werden von der CPU ausgeführt.
In Bezug auf das PTP-Protokoll müssen präzise Zeitstempel
von eingehenden und ausgehenden Synchronisierungs-Frames
in Hardware implementiert werden [4].
Außerdem benötigt die Korrektur von One-Step-Sync-
Frames während der Übertragung eine Hardware-Implementierung
einer lokalen Uhr. Frames, die von der
RedBox gesendet werden müssen, wie Peer-to-Peer-
Delay-Requests (PDelay-Request) für die Leitungsverzögerungsmessung,
werden von der CPU generiert. Die
entsprechende Zeitstempelinformation wird von der
Hardware beim Verlassen des ausgehenden Ports der
RedBox aktualisiert.
2.1 Plattformarchitektur
Bild 4 zeigt die vorgeschlagene flexible Plattformarchitektur.
Um eine PRP/HSR-RedBox mit mehreren Host-
Ports zu realisieren, sind drei Hauptkomponenten erforderlich:
1. FPGA: Aufgrund der erforderlichen Leistung und
Flexibilität ist ein FPGA eine geeignete Technologie für
die RedBox-Implementierung der gewünschten Protokolle
PRP, HSR und IEEE 1588.
2. Switch: Wenn die Anbindung von mehr als einem
Ethernet-Endgerät am Host-Port erforderlich ist, muss
atp edition
10 / 2014
35
HAUPTBEITRAG
ein Switch genutzt werden. Da kommerzielle leistungsfähige
Switches erhältlich sind, ist es vorteilhaft, die
Switch-Funktionen auf einen externen kostengünstigen
ASIC-Switch auszulagern [12]. In Abhängigkeit von den
verfügbaren externen Schnittstellen des Switch-ASICs
kann die Verbindung über Physical Ethernet Transceivers
(PHYs) (1) oder über einen direkten Anschluss auf
Media-Access-Control-Schicht (MAC) (2) realisiert werden,
falls eine geeignete Schnittstelle vorhanden ist.
Verbindungen über die MAC-Schicht sind aufgrund der
niedrigen Kommunikationslatenzen und der direkten
Datenübertragung ohne PHY-Module vorteilhaft.
3. CPU: Eine CPU mit Netzwerkzugriff ist erforderlich
zur Umsetzung von High-Level-Bestandteilen der gewünschten
Protokolle und anderer Aufgaben wie der
RedBox-Konfiguration. Daher ist die Verbindung des
RedBox-Kerns und der CPU eine weitere wichtige Eigenschaft
des Designs. Die Anzahl der Bauteile lässt
sich gering halten, wenn eine Softcore-CPU (zum Beispiel
Altera NIOS II oder Xilinx Microblaze) auf das
FPGA abgebildet und direkt mit der RedBox auf der
MAC-Schicht verbunden wird (3). Allerdings ist zu berücksichtigen,
dass die Rechenleistung dieses Ansatzes
beschränkt ist. Als Alternative sind externe CPUs von
Vorteil, da sie in verschiedenen Leistungsklassen zur
Verfügung stehen und entsprechend der Anforderungen
der Anwendung gewählt werden können. Sie können
über PHYs (4) oder über die MAC-Schicht (5) angeschlossen
werden. Wenn ein ASIC-Switch mit integrierter
CPU mit dem FPGA verbunden ist, kann diese
CPU die Software-Funktionen des Switches und der
RedBox ausführen. In diesem Fall wird keine weitere
RedBox-CPU benötigt.
2.2 RedBox-Architektur
In [2] ist eine RedBox-Architektur dargestellt, die das
HSR-Protokoll und den Grundmechanismus von IEEE
1588 implementiert. Da die Kernfunktionen der Architektur,
wie Tabellen und Speicher, über Parameter konfigurierbar
sind, wird als Kompromiss zwischen Funktionalität
und Ressourcen eine flexible Anpassung der
Hardware ermöglicht. Daher wird diese Architektur
erweitert, um die gewünschte PRP/HSR-RedBox mit
IEEE-1588-Unterstützung zu implementieren. Bild 5
zeigt die Kernarchitektur der RedBox basierend auf [2].
erste Board beinhaltet ein Marvell FireFoxAV 88E7251
Switch-ASIC mit einer eingebetteten 400-MHz-CPU
und Speichern [13].
Der Switch-ASIC besitzt vier Fast-Ethernet-Ports und
ein externes MII-Interface. Die CPU läuft mit einem
Linux 2.6 Kernel und unterstützt die Ausführung von
weiterer Firmware, speziell für alle Software-Funktionen
der jeweiligen PRP/HSR-RedBox.
Ein zweites FPGA-Board wurde entwickelt, das direkt
auf das Switch-Board gesteckt werden kann. Dieses
Board unterstützt die Nutzung von zwei unterschiedlichen
FPGA-Typen (Altera Cyclone IV EP4CGX75 und
EP4CGX150). Ebenso wie das Switch-Board werden vier
Fast-Ethernet-Ports und ein externes MII-Interface mit
dem FPGA verbunden. Bild 6 stellt ein Blockschaltbild
sowie ein Foto der resultierenden RedBox-Geräteumsetzung
dar.
3. ERGEBNISSE
Um die Verilog-Implementierung auf das FPGA der entwickelten
Hardware-Plattform [13] abzubilden, wird
das Tool Altera Quartus 12.1 genutzt. Wie in Tabelle 1
gezeigt, werden verschiedene Konfigurationen mit unterschiedlichen
Duplikatfiltergrößen und VLAN-Prioritäts-Queues
synthetisiert. In Abhängigkeit von der
verfügbaren FPGA-Größe zeigen die ersten beiden Konfigurationen
die Ergebnisse mit der maximal möglichen
Duplikatfiltergröße. Die letzten beiden Konfigurationen
sind für eine Minimierung von FPGA-Ressourcen optimiert.
Für alle Konfigurationen ist der Systemtakt auf
100 MHz konfiguriert. Die Größe der Proxy-Node-Table
ist auf 512 Einträge festgelegt, um die Anforderungen
der IEC 62439-3 zu erfüllen [3].
Die Ergebnisse zeigen, dass das Cyclone IV EPCGX150
FPGA Duplikatfiltergrößen bis 8192 und 4 VLAN-Prioritäts-Queues
pro Port unterstützt. Wird die maximale
Duplikatfiltergröße um den Faktor 2 reduziert, ist es
möglich, die Architektur auf ein Cyclone IV EP4CGX75
abzubilden. Wenn eine der beiden letzten Konfigurationen
ausgewählt wird, kann eine weitere Softcore-CPU
(zum Beispiel Altera NIOS II) ebenfalls auf das FPGA
abgebildet werden, um einen Betrieb ohne Switch-
Board zu unterstützen. Während der Verarbeitung beträgt
die Verlustleistung der Cyclone IV-basierten Dual-
Board RedBox 4,8 Watt und in Single-Board Konfiguration
2,4 Watt.
2.3 Hardware-Plattform
Industrielle Anwendungen der RedBox benötigen kosteneffiziente
Hardware-Plattformen, die vorzugsweise
auf kostengünstigen FPGA basieren. Um alle Switch/
CPU/FPGA-Kombinationen nach Bild 4 zu unterstützen,
wird ein Dual-Board-Ansatz implementiert. Das
3.1 PRP/HSR
Der folgende Abschnitt untersucht die erarbeitete Red-
Box-Architektur im Vergleich mit zwei kommerziellen
Vergleichsgeräten A und B. Da unterschiedliche Hardware-
und Firmware-Versionen das Verzögerungsverhalten
beeinflussen können, wird im Beitrag auf eine
36
atp edition
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BILD 4: Flexibles
Plattformkonzept der
PRP/HSR-RedBox
BILD 5:
RedBox-
Architektur
BILD 6: Switch/FPGA-basierte RedBox:
Blockschaltbild und Geräteumsetzung
FPGA
DUPLIKAT-
FILTERGRÖSSE
VLAN-
PRIORITÄTS-
QUEUES
LOGIKELE-
MENTE
SPEICHER
EP4CGX150 8192 4 52404 575 KB
EP4CGX75 4096 4 52707 413 KB
EP4CGX75 512 4 52066 273 KB
EP4CGX75 512 1 44092 129 KB
TABELLE 1: Syntheseergebnisse: 4-Bit-Logikelemente
(LEs) und eingebetteter Speicher
atp edition
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37
HAUPTBEITRAG
schen den Ankunftszeiten entspricht dem Bridge-Delay
der RedBox. Die Ethernet-Nutzdaten werden auf Größen
zwischen 64 und 1500 Bytes gesetzt. Reguläre Ethernet-Frames
werden zu den Host-Ports gesendet, wohingegen
an die redundanten Ports PRP-Frames gesendet
werden. Zusätzlich wird die Zeitverzögerung zwischen
Frames, die an die redundanten Ports R 0
und R 1
gesendet
werden, vom Testaufbau aus Bild 7 b) gemessen. Die
erhaltenen Ergebnisse in µs sind in Tabelle 2 zusammengefasst.
Diese und die nachfolgenden Ergebnisse
sind für alle Konfigurationen aus Tabelle 1 gültig.
Im Falle von Frames mit minimaler Länge erzielt das
vorgeschlagene Konzept (Single- und Dual-Board) die
kürzesten Verzögerungszeiten. Wenn die Dual-Board-
RedBox Frames zwischen R 0/1
und H i
weiterleitet, werden
die Verzögerungszeiten durch den zusätzlichen
Store-and-Forward-Mechanismus des Switch-ASICs
um den Faktor 2 erhöht. Die Ergebnisse der RedBox B
beinhalten die Verzögerungszeit und den Jitter der an-
BRIDGE
DELAY
REDBOX
A
REDBOX
B
Typenangabe der Vergleichsgeräte verzichtet. Die Ergebnisse
für die RedBox werden für eine Konfiguration
mit vier Host-Ports ermittelt, indem das Switch-Board
(Dual-Board) genutzt wird. Zusätzlich wird eine weitere
Konfiguration mit einem Host-Port ohne Einsatz
des Switch-Boards (Single-Board) validiert.
Wie in Bild 7 gezeigt, werden zwei Aufbauten untersucht.
In allen Fällen sendet ein Frame-Generator (Anritsu
MX123001A) spezifische Frames an die RedBox.
Ein PC empfängt die Ergebnisse. Um die fiberoptischen
Ports R 0
und R 1
der RedBox B zu verbinden, werden
Small-Form-Factor-Pluggable-Transceiver (SFP) und
Medienkonverter benutzt.
Der Testaufbau aus Bild 7 a) wird verwendet, um Verzögerungen
zwischen den RedBox-Ports zu messen. Die
Test-Frames vom Frame-Generator werden vom Switch
dupliziert und gleichzeitig weitergeleitet. Einer der Frames
wird direkt durch eine Zeitstempeleinheit geführt,
das Duplikat dagegen zur RedBox. Die Differenz zwi-
DUAL-
BOARD
SINGLE-
BOARD
H → R 0/1
15-132 36-385 14,3-247 6,7-123
H i
→H j
15-132 13-130 7,7-124 –
R 0/1
→H 16-132 36-385 15-247 7,3-123
Differenz
R 0/1
< 1,2 < 0,25 < 0,002 < 0,002
BILD 7: Testaufbauten für RedBox-Auswertung
TABELLE 2: Zeitverhalten der RedBoxen
im PRP-Modus, alle Werte in µs
BILD 8: Synchronisation von RedBoxen: a) Topologie und b) Ergebnis
38
atp edition
10 / 2014
geschlossenen Medienkonverter. Im Gegensatz zu den
Geräten A und B sendet die vorgeschlagene RedBox die
Frames R 0/1
fast simultan.
3.2 IEEE 1588
Die Synchronisationsgenauigkeit der RedBoxen wird
durch einen Testaufbau bestehend aus einem IEEE-
1588-Clock-Master (Meinberg M400), drei RedBoxen
(Single-Board) und einem Oszilloskop (Agilent Technologies
MSO9254A) gemessen, wie in Bild 8 a) dargestellt.
Die RedBoxen befinden sich im Modus HSR. RB1
und RB3 sind nicht miteinander verbunden, um einen
Leitungsbruch zu simulieren, welches die Ungenauigkeit
in RB3 maximiert. Das Oszilloskop tastet die PPS-
Signale auf allen Geräten ab. Das PPS-Signal des Clock-
Masters wird benutzt, um eine fünf Minuten dauernde
Messung zu triggern. Im Falle einer optimalen Synchronisation
gibt es keinen Offset zwischen den PPS-Signalen
der RedBoxen und dem Master. Die Ergebnisse
in Bild 8 b) bestätigen, dass alle RedBoxen mit einem
Jitter < 30 ns synchronisiert sind. Weitere Messergebnisse
finden sich in [14].
3.3 PRP/HSR-Netzwerkuntersuchung
Basierend auf Bild 1 wurde ein exemplarisches Profinet-RT-Automatisierungsnetzwerk
erstellt. Zwei Ethernet-Switches,
zwei Dual-Board-RedBoxen, vier Single-
Board-RedBoxen, eine RedBox A und eine RedBox B
einschließlich fiberoptischen Medienkonvertern stellen
die Redundanz zur Verfügung. Die nachfolgenden
Geräte sind in sechs Endgerätgruppen gegliedert und
bestehen aus den Geräten Phoenix Contact RFC470 Profinet
Controller, 24 KW Software TPS-1 Profinet Devices,
8 Siemens ET200S Profinet Devices, eine Web-
REFERENZEN
[1] Gaj, P., Jasperneite, J., Felser, M.: Computer Communication
within Industrial Distributed Environment -
a Survey. IEEE Trans. on Industrial Informatics 9(1),
S. 182–189, 2013
[2] Flatt, H., Schriegel, S., Neugarth, T., Jasperneite, J.:
An FPGA based HSR Architecture for Seamless Profinet
Redundancy. In: Proc. Int. Workshop on Factory
Communication Systems (WFCS), S. 137–140. IEEE 2012,
doi: 10.1109/WFCS.2012.6242555
[3] IEC 62439-3: Industrial Communication Networks - High
Availability Automation Networks - Part 3: Parallel
Redundancy Protocol (PRP) and High-availability
Seamless Redundancy (HSR). 2012
[4] IEEE 1588: Standard for a Precision Clock Synchronization
Protocol for Networked Measurement and Control
Systems. 2008
[5] Araujo, J., Lazaro, J., Astarloa, A., Zuloaga, A., Garcia,
A.: High Availability Automation Networks: PRP and HSR
Ring Implementations. In: Proc. Int. Symp. on Industrial
Electronics (ISIE), S. 1197–1202. IEEE, 2012, doi:
10.1109/ISIE.2012.6237259
[6] Institute of Embedded Systems: High Availability, PRP
and HSR. http://www.ines.zhaw.ch, 2013
[7] Siemens: Industrial Ethernet Switches SCALANCE
X204RNA, SCALANCE X204RNA EEC: Betriebsanleitung,
Dokument A5E03741330-01, 2012
[8] Hirschmann: Managed RSP switches, RSP25-
11003Z6TTSCCV9HPE2R01.0. Produktinformation, 2012
[9] Flexibilis Oy: Flexibilis Ethernet Switch - High-availability
Seamless Redundancy. Product brief, 2011
[10] RuggedCom: HSR/PRP Solutions for Industrial Ethernet
Networks. http://www.ruggedcom.com, 2013
[11] Kirrmann, H., Honegger, C., Ilie, D., Sotiropoulos, I.:
Performance of a Full-Hardware PTP Implementation
for an IEC 62439-3 Redundant IEC 61850 Substation
Automation Network. In: Proc . Int. Symp. on Precision
Clock Synchronization for Measurement Control and
Communication (ISPCS), S. 1–6. IEEE, 2012, doi: 10.1109/
ISPCS.2012.6336631
[12] Flatt, H., Schriegel, S., Jasperneite, J., Schewe, F.: An
FPGA based Approach for the Enhancement of COTS
Switch ASICs with Real-Time Ethernet Functions. In:
Proc. Int. Conf. on Emerging Technologies & Factory
Automation (ETFA), S. 1-4. IEEE, 2012, doi:10.1109/
ETFA.2012.6489776
[13] Yacoub: Ice Chicken Development Boards.
www.yacoub.de, 2014
[14] Flatt, H., Schriegel, S., Jasperneite, J.: Reliable
Synchronization Accuracy in IEEE 1588 Networks Using
Device Qualification with Standard Test Patterns. In: Int.
Symp. on Precision Clock Synchronization for Measurement,
Control, and Communication (ISPCS), IEEE, 2013,
doi: 10.1109/ISPCS.2013.6644772
atp edition
10 / 2014
39
HAUPTBEITRAG
AUTOREN
Dr.-Ing. HOLGER FLATT (geb. 1979)
studierte Elektrotechnik an der
Leibniz Universität Hannover. Von
2004 bis 2011 arbeitete und promovierte
er an der Leibniz Universität
Hannover. Seit 2011 ist er Mitarbeiter
am Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo.
Seine Tätigkeit als Gruppenleiter
Eingebettete Systeme für die Automation
umfasst unter anderem den Entwurf eingebetteter
Systeme für die industrielle Automation.
Fraunhofer IOSB-INA
Anwendungszentrum Industrial Automation,
Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,
Tel. +49 (0) 5261 942 90 31,
E-Mail: holger.flatt@iosb-ina.fraunhofer.de
Prof. Dr.-Ing. JÜRGEN JASPERNEITE
(geb. 1964) leitet das Fraunhofer
Anwendungszentrum Industrial
Automation und das Institut für
industrielle Informationstechnik
der Hochschule OWL in Lemgo.
Er studierte Elektrotechnik und
promovierte an der OVG Universität
Magdeburg im Bereich der Echtzeitkommunikation.
Sein Forschungsgebiet liegt in der
intelligenten Automation.
Fraunhofer IOSB-INA
Anwendungszentrum Industrial Automation,
Langenbruch 6, D-32657 Lemgo,
Tel. + 49 (0) 5261 70 25 72,
E-Mail: juergen.jasperneite@iosb-ina.fraunhofer.de
Prof. Dr. JOACHIM RAUCHFUSS
(geb. 1950) studierte Informationstechnik
an der TH in Chemnitz. Er
arbeitete als Entwicklungsingenieur
am Institut für Nachrichtentechnik
in Berlin. Rauchfuß erwarb die
Professur in der Prozessmesstechnik
an der Beuth Hochschule für Technik
in Berlin. Sein Forschungsgebiet
ist die Kommunikation in der Automatisierungstechnik.
cam, ein PC und eine Meinberg M400. Die Webcam
generiert zusätzliche Netzlast (10 MBit/s). Der RFC470
Controller ändert zyklisch die Ausgänge aller Profinet-
Geräte.
Interoperabilität wird von allen RedBoxen ermöglicht.
Die Profinet-Geräte verbinden sich automatisch mit
dem RFC470 und beginnen mit der Datenverarbeitung.
Die Webcam überträgt störungsfrei Videodaten an den
PC. Redundante Netzwerkverbindungen können zu jeder
Zeit ohne Einfluss auf die Geräteoperationen getrennt
werden.
FAZIT
In diesem Beitrag wurde ein Konzept zur Umsetzung
einer stoßfreien Ethernet-Redundanz vorgestellt. Dieses
basiert auf den Protokollen PRP, HSR und IEEE 1588.
Das Ziel ist, Flexibilität zur Verfügung zu stellen, um
verschiedene kostengünstige FPGA-Plattformen einsetzen
zu können. Dies wird insbesondere durch konfigurierbare
Funktionen erreicht. Weiterhin wird eine industrielle
Dual-Board-Plattform präsentiert, die aus
einem FPGA, einem Switch-ASIC und einer eingebetteten
CPU besteht.
Eine Single-Board-RedBox ohne Switch-ASIC implementiert
alle zeitkritischen Tasks in Hardware. Besonders
im Falle von Frames mit minimaler Größe – relevant
in industriellen Echtzeit-Protokollen – sind die
Weiterleitungszeiten um einen Faktor von mindestens
2 kleiner im Vergleich zu den beiden anderen analysierten
kommerziell verfügbaren RedBoxen.
Die Dual-Board-RedBox stellt vier Host-Ports zur Verfügung,
wobei Weiterleitungszeiten durch den Switch-
ASIC vergrößert werden. Das Konzept ist nicht auf den
Profinet-Testfall limitiert. Auch andere industrielle
Ethernet-Protokolle können von PRP, HSR und IEEE
1588 profitieren.
MANUSKRIPTEINGANG
28.02.2014
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
Yacoub Automation GmbH,
Gustav-Meyer-Allee 25, D-13355 Berlin,
Tel. +49 (0) 30 34 99 83 40,
E-Mail: joachim.rauchfuss@yacoub.de
40
atp edition
10 / 2014
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.
HAUPTBEITRAG
Zustandsüberwachung
und Performanzprognose
Datenbasierte Verfahren für komplexe Industrieanlagen
Für die Prozessüberwachung und Fehlerdiagnose gibt es bereits viele datenbasierte
Verfahren. Im Gegensatz zu modellbasierten Verfahren bietet der datenbasierte Ansatz
die Möglichkeit, ein statistisches Modell aus historischen Daten zu ermitteln,
um anspruchsvolle und hochkomplexe Industrieanlagen zu überwachen. Verfahren
zur Performanzprognose von Industrieanlagen führen die Gedanken der datenbasierten
Zustandsüberwachung konsequent weiter und eröffnen neue Möglichkeiten,
fehlertolerante Systeme und Anlagen zu entwickeln. Es wurden unterschiedliche
Industrieprozesse mittels datenbasierter Verfahren unter der Zielstellung der Fehlererkennung
und -lokalisation sowie der Performanzprognose analysiert. Die Leistungsfähigkeit
datenbasierter Verfahren wird anhand von Messdaten von Windkraftanlagen
und einer Industrieanlage dargestellt.
SCHLAGWÖRTER Fehlererkennung / Hauptkomponentenanalyse /
Reconstruction-based Contribution / Performanzprognose /
Singular Spectrum Analysis
Condition Monitoring and Performance Prognosis –
Data-driven Methods for Complex Industrial Systems
Many data-driven techniques have been developed and applied for industrial process
monitoring and fault diagnosis. In contrast to model-based methods, data-driven
approaches can provide efficient process monitoring for sophisticated and highly
complex modern industry machines by extracting statistical models based only on
historical process data. Various technical systems are investigated in this project,
in which data-driven methods are studied with real process data for fault detection,
fault identification and performance prognosis. The performance of data-driven
methods is considered with examples of an industrial process and a wind energy
conversion system.
KEYWORDS diagnosis / principal component analysis / reconstruction-based
contribution / performance prognosis / singular spectrum analysis
42
atp edition
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MINJIA KRÜGER, Universität Duisburg-Essen
TORSTEN JEINSCH, Universität Rostock
PETER ENGEL, PC-Soft
STEVEN X. DING, Universität Duisburg-Essen
ADEL HAGHANI, Universität Rostock
Die führenden Industrienationen unternehmen
große Anstrengungen, um die Sicherheit, Verfügbarkeit
und Leistung von komplexen technischen
Systemen und Anlagen stetig zu erhöhen.
Dieser Prozess fußt auf der frühzeitigen
Erkennung von Fehlern, Ausfällen und steigenden Risiken,
um mit Hilfe der Prozessführung zielgerichtete
Maßnahmen einzuleiten, wie zum Beispiel Wartungsund
Instandhaltungsarbeiten zur Vermeidung und Reduzierung
von Anlagenstillstandszeiten.
Klassische post-mortem-Strategien und der Einsatz
zusätzlicher Sensorhardware können die notwendige
Qualität einer frühzeitigen Erkennung selten gewährleisten.
Moderne modellbasierte Verfahren auf der Basis
einer physikalischen Systemmodellierung sind oft
für komplexe industrielle Prozesse sehr schwierig und
unrentabel zu handhaben. Diesen Anforderungen wird
aktuell mit Hilfe von datengestützten multivariaten
Verfahren begegnet. Hierbei wird in einer Offlinetrainingsphase
der nominale und fehlerfreie Betriebszustand
aus historischen Daten extrahiert und durch ein
statistisches Modell abgebildet. Im Onlinebetrieb werden
die gemessenen Daten mit dem nominalen und
fehlerfreien Systemzustand, vorliegend als statistisches
Modell, verglichen und ausgewertet.
In der Anlagenindustrie und bei komplexen industriellen
Prozessen genießen datengestützte Methoden
zur Überwachung und Fehlerdiagnose eine hohe Akzeptanz
[9]. Diese fußt auf folgenden Punkten:
Für datengestützte Ansätze sind keine physikalischen
Modelle erforderlich.
In einer Offlinetrainingsphase wird der nominale
und fehlerfreie Betriebszustand aus historischen
Daten extrahiert und durch ein statistisches Modell
abgebildet. Bei Prozessveränderungen kann
durch wiederholtes Offlinetraining eine Adaption
an das geänderte Prozessverhalten vorgenommen
sowie an verschiedene industrielle Prozesse angepasst
werden.
Im Gegensatz zur verbreiteten univariaten Methode
wird bei den datengestützten multivariaten Methoden
die Korrelation zwischen den Betriebsmessdaten
berücksichtigt.
Diese datengestützten Verfahren eignen sich für
den Umgang mit hochdimensionalen Datenmengen.
Da oft wenige Komponenten der Messdaten relevant
für die Überwachung und Fehlerdiagnose
sind, werden Verfahren herangezogen, um die Datenmenge
nach ihrer Bedeutung beziehungsweise
nach der Abweichung der Menge in dieser Dimension
zu klassifizieren [9]. Die so ausgewählten Daten
bilden alle relevanten Prozesscharakteristiken
mit einer deutlich reduzierten Datendimension ab
und verlangen in der Onlinemonitoringphase weniger
Berechnungsressourcen.
Aufgrund dieser Argumente sind datengestützte multivariate
Verfahren eine kosteneffektive Alternative
für die industrielle Prozessüberwachung und Fehlerdiagnose.
Eine intensive Untersuchung von datengestützten
multivariaten Verfahren erfolgte bislang mit dem Fokus
der Leistungsverbesserung zur Fehlererkennung
und Identifikation (fault detection and isolation, FDI)
[2]. Neben den betrachteten Fehlfunktionen ist jedoch
die Performanzverschlechterung ein weiterer entscheidender
Aspekt, der den Verlust von Kapazität und
Verfügbarkeit einer industriellen Anlage bestimmt.
Mit einem übergeordneten Performanz-Monitoring
und einer effektiven Bestimmung der Restlebensdauer
(remaining useful life, RUL) von Schlüsselkomponenten
lassen sich effiziente Instandhaltungsmaßnahmen
vorschlagen und rechtzeitig im Voraus durchführen.
Daher widmet sich dieser Beitrag datengestützten
multivariaten Ansätzen zur Überwachung und Performanzprognose
von komplexen industriellen Anlagen.
Bild 1 zeigt eine vereinfachte schematische
Darstellung des vorgeschlagenen Ansatzes. Er enthält
5 grundlegende Schritte: Prozessüberwachung, Erkennung
und Lokalisierung der Degradation, Merkmalextraktion,
Merkmalprognose und Lebensdauerschätzung.
atp edition
10 / 2014
43
HAUPTBEITRAG
BILD 1: Schematische
Darstellung der datengestützten
Überwachung und
Performanzprognose [7, 8]
BILD 2: Grundlegende Signalzusammensetzung [8]
1. METHODEN
Die entwickelten und eingesetzten Methoden werden in
den folgenden Abschnitten näher vorgestellt. Ausführliche
Information und die analytischen Grundlagen sind
der angeführten Literatur zu entnehmen [1, 3, 4, 6, 9].
1.1 Prozessüberwachung
Für die Prozessüberwachung gibt es viele datenbasierte
Verfahren. Sie eignen sich auch für den Umgang mit
hochdimensionalen Daten. Hierbei werden die Daten
unter Beibehaltung der Prozesscharakteristiken in einen
niederdimensionalen Raum projiziert [2]. Im Beitrag
wird das Standard-Hauptkomponentenanalyseverfahren
(principal component analysis, PCA) zum Zweck der
Prozessüberwachung eingesetzt. Die Anzahl der berücksichtigten
Messstellen ist m.
Nachfolgend sind die wesentlichen Schritte des Offlinetrainingsprozesses
zum Standard-PCA-Verfahren
aufgeführt:
Datenerfassung und Normierung: Für jede der m
Messstellen erfolgt die Verarbeitung von N Datensätzen
des Normalbetriebs und die Zusammenfassung
zur Originaldatenmatrix . Der Mittelwert
μ und die Standardabweichung jeder
Messstelle werden berechnet und im System gespeichert.
Die Normierung der Originaldatenmatrix
X verfolgt das Ziel, die resultierende Matrix Z
mit dem Mittelwert = 0 und der Standardabweichung
= 1 zu bestimmen. Als Ergebnis der
Normierung entsteht die Datenmatrix
.
Berechnung der Eigenwerte und Eigenvektoren:
Zuerst wird die Kovarianzmatrix gebildet. Die
Eigenwerte und -vektoren werden mit Hilfe der
Eigenwertzerlegung bestimmt:
, (1)
wobei
eine Diagonalmatrix ist, die
die Eigenwerte in absteigender Größe enthält
. In der orthogonalen Ma-
44
atp edition
10 / 2014
trix P sind die Eigenvektoren zu den geordneten
Eigenwerten
von enthalten. l beschreibt
die Anzahl der Hauptkomponenten, die
sich mit Hilfe des in [5] vorgeschlagenen Kriteriums
ermitteln lassen. Damit erfolgt die Aufteilung des
m-dimensionalen Raums von P und in zwei Unterräume
(Unterraum der Hauptkomponenten
und Unterraum der Residuen ):
Bestimmung der Schwellwerte: Für die Prozessüberwachung
können grundsätzlich zwei Kennwerte
angewendet werden, Squared Prediction Error (SPE)
sowie die Hotelling -Verteilung. Mit dem gegebenen
Signifikanzniveau werden die entsprechenden
Schwellwerte mit folgenden Formeln berechnet:
wobei die normierte Abweichung entsprechend
des oberen Perzentils darstellt und
gilt.
Die Onlineüberwachung und -diagnose setzt sich aus
den folgenden Schritten zusammen:
Fehlererkennung
Datennormierung: Mit Mittelwert μ und Standardabweichung
vom Offlinetraining erfolgt die Normierung
des neuen Onlineprozessdatensatzes.
Ermittlung der Indizes: Für einen normierten Datenvektor
, können die entsprechenden Indizes
zu SPE und Hotellings T 2 mit den folgenden
Gleichungen berechnet werden:
Fehlererkennungslogik:
und
fehlerfrei, ansonsten fehlerbehaftet.
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
(7)
(8)
(9)
(10)
Fehlerlokalisierung
Sollte eine Abweichung vom Normalzustand bei der
Prozessüberwachung festgestellt werden, dann kann
mittels Berechnung der Reconstruction-based Contribution
(RBC) [1] der Beitrag der fehlerhaften Komponente
zum berechneten statistischen Index bestimmt und die
den Fehler verursachende Komponente oder der fehlerhafte
Sensor lokalisiert werden. Die RBC der SPE- und
Hotellings-T 2 -Indizes werden mit den folgenden Formeln
ermittelt:
(11)
(12)
wobei der Richtungsvektor entlang der i-ten Messstelle
ist,
, der der i-ten Spalte der Einheitsmatrix
entspricht. Variablen, die die
größten Fehleranteile aufweisen, werden als fehlerbehaftete
Variablen lokalisiert [5].
1.2 Merkmalextraktion und Performanzprognose
Nachdem die fehlerhafte Komponente mit Hilfe der RBC
identifiziert wurde, erfolgen weitere Untersuchungen
auf Basis der Singular Spectrum Analysis (SSA) mit dem
Ziel der Merkmalextraktion und -prognose. Weist mehr
als ein Signal auf eine mögliche Performanzminderung
hin, wird für die Merkmalextraktion die Multivariate
Singular Spectrum Analysis (MSSA) [3] angewandt.
Die SSA basiert auf der Singulärwertzerlegung (singular
value decomposition, SVD) und ist eine modellfreie
Methode der Zeitreihenanalyse und Prognose.
Hier werden die Elemente der klassischen Zeitreihenanalyse,
der multivariaten Statistik, der dynamischen
Systeme und Signalverarbeitung miteinander kombiniert.
Mit der SSA wird das ursprüngliche Signal in
eine geringe Anzahl von Komponenten zerlegt, die als
Trend, Oszillation und Rauschen interpretiert werden
können.
In Bild 2 ist eine grundlegende Signalzusammensetzung
aus den drei Bestandteilen Trend, Oszillation und
Rauschen dargestellt. Durch die Gruppierung in unterschiedlich
variierende Komponenten kann der Trend
des ursprünglichen Signals extrahiert werden. Mit Hilfe
des auf der SSA fußenden Prognosealgorithmus kann
das extrahierte Merkmal vorhergesagt werden [3]. Die
Basis-SSA setzt sich aus folgenden Schritten zusammen:
Zerlegung: Ausgangspunkt ist eine Zeitreihe
der Länge N mit einer definierten
Fensterlänge L unter der Voraussetzung
1
HAUPTBEITRAG
(13)
wobei K=N–L+1 und X i =(f i-1 , … ,f i+L–2 ) T mit 1≤i≤K
ist. Dabei stellt die Matrix X eine Hankel-Matrix
dar. Sind die Länge der Zeitreihe N und die Fensterlänge
L fest, so gibt es eine Entsprechung zwischen
der Hankel-Matrix und der Zeitreihe. Nach
Anwendung der Singulärwertzerlegung auf die
Matrix X kann die Trajektorie geschrieben werden
als:
(14)
mit
und
. sind die Eigenwerte der Matrix
S=XX T , die in absteigender Reihenfolge
mit den zugehörigen Eigenvektoren
U 1 , … ,U L korrespondieren. Der Ausdruck
wird als i-ter Eigentripel der Matrix
X bezeichnet. Nach der Definition
mit (i=1, … ,d) kann die Singulärwertzerlegung
der Trajektorien-Matrix X wie folgt formuliert
werden:
X=X 1 + … +X d . (15)
Rekonstruktion: In diesem Schritt werden die
elementaren Matrizen X i (i=1, … ,d) in m disjunkte
Untergruppen I 1 , … ,I m unterteilt. Korrespondiert
die Gruppe I={i 1 , … ,i p } der Matrix X I
mit der Gruppe I so wird X I =X i1 + … +X ip d e fi -
niert. Diese Matrizen ergeben für I=I 1 , … ,I m mit
der Gleichung (15):
X=X I1 + … +X Im (16)
Die Anwendung der diagonalen Mittelwertbildung
(Einzelheiten zum Verfahren der diagonalen
Mittelwertbildung finden sich in [3].)
auf die Matrix X IK , ergibt die Zeitreihe
. Die ursprüngliche Zeitreihe
ist somit in die Summe von m
einzelnen Zeitreihen zerlegt:
Datenspur Beschreibung Messstelle Komponente Einheit
1
2
3
4
5
6
7
Generator Lager 1
Temperatur
Generator Lager 2
Temperatur
Generator Ständer
Temperatur
Getriebe Lager 1
Temperatur
Getriebe Lager 2
Temperatur
Getriebe Öleinlass
Temperatur
Getriebe Ölsumpf
Temperatur
Generator °C
Generator °C
Generator °C
Getriebe °C
Getriebe °C
Getriebe °C
Getriebe °C
8 Getriebe Drehzahl Getriebe min -1
9 Generator Drehzahl Generator min -1
BILD 3: Sensorfehlererkennung und
-lokalisierung
10 Anker Drehzahl Anker min -1
TABELLE 1: Liste verwendeter Prozessgrößen
der Windkraftanlage
46
atp edition
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. (17)
Der SSA-Prognosealgorithmus wird zum Zweck
der Merkmalvorhersage fortlaufend angewandt.
Ausgehend von der originalen Zeitreihe
wird die rekonstruierte
Zeitreihe
betrachtet. Der Vektor
enthält die ersten L–1 Komponenten
und π die übrigen Komponenten U i. Durch Definition
von
, mit
, erfolgt eine fortlaufende
M-Schritt-SSA-Signalvorhersage
wie folgt [3]:
(18)
Restnutzungsdauerschätzung
Auf der Basis verfügbaren Prozesswissens können
erfahrene Systemingenieure und Anlagenfahrer
Schwellwerte zur Bewertung von gewonnen Degradationssignalen
ermitteln. Der Vergleich dieser vordefinierten
Schwellwerte mit den gewonnenen Degradationssignalen
ermöglicht schließlich die Abschätzung
der Restnutzungsdauer der untersuchten Systemkomponenten.
2. ANWENDUNGSERGEBNISSE DER VERFAHREN
Die Validierung der Verfahren zur Zustandsüberwachung
wurde an Windkraftanlagen und zur Performanzprognose
an Prozessen der Anlagenindustrie untersucht.
Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse
dargestellt und erläutert.
2.1 Fehlererkennung und -lokalisierung
Die Anwendung des vorgestellten Konzeptes zur Fehlererkennung
und -lokalisierung erfolgte an Windkraftanlagen
gleichen Typs. Für die dargestellte Bewertung der
Leistungsfähigkeit des erläuterten Konzeptvorschlags
sind die ausgewählten Prozessgrößen laut Tabelle 1 der
Windkraftanlagen herangezogen worden. Die Abtastrate
betrug im vorliegenden Fall 10 Minuten.
Entsprechend der klassischen Unterteilung möglicher
Fehlerursachen wurden Sensorfehler und Prozessfehler
bezüglich der Erkennung und Lokalisierung
untersucht.
Sensorfehlererkennung und -lokalisierung
Dem Instandhaltungsbericht ist ein Fehlerzustand des
Sensors der Datenspur 5 (Temperatursensor Getriebe
Lager 2) zum Abtastzeitpunkt 2240 zu entnehmen.
Die Prozessüberwachung auf der Basis des SPE-Index
weist eine signifikante Überschreitung des Schwellwertes
bereits zum Abtastzeitpunkt 2237 und somit die
Anzeige eines fehlerhaften Betriebszustandes auf. Die
Berechnung der RBC auf Basis der SPE-Indizes führte
zur Lokalisierung der Fehlerursache. Als Ergebnis wies
die Datenspur 5 den größten Fehleranteil auf, sodass
auf einen Sensorfehler an der Temperaturmessstelle
Getriebe Lager 2 geschlossen wurde.
BILD 4: Prozessfehlererkennung und
-lokalisierung
Prozessfehlererkennung und -lokalisierung
Dem Instandhaltungsbericht ist ein Fehlerzustand im
Kühlsystem des Getriebes zum Abtastzeitpunkt 1155 zu
entnehmen.
Die Prozessüberwachung auf der Basis des T 2 -Index
weist eine signifikante Überschreitung des Schwellwertes
bereits zum Abtastzeitpunkt 1154 auf, sodass
ein fehlerhafter Betriebszustand signalisiert wurde. Die
Suche nach der Fehlerursache wurde durch die Berechnung
der RBC auf Basis der T 2 -Statistik durchgeführt.
Als Ergebnis zeigten die Datenspuren 5 (Getriebe Lager
2 Temperatur), 6 (Getriebe Öleinlass Temperatur) und 7
(Getriebe Ölsumpf Temperatur) vergrößerte -
atp edition
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47
HAUPTBEITRAG
BILD 6: Lokalisation mit Reconstructionbased
Contribution
BILD 5: Prozessüberwachung mit
Principal Components Analysis
BILD 7:
Hauptkomponenten
des Signals 1
Anteile, was auf einen Systemfehler im Bereich des Getriebes
hinwies. Auf der Grundlage dieser Lokalisierungsinformation
wurden anschließend gezielte Untersuchungen
der Systemkomponenten im Getriebe vorgenommen.
2.2 Performanzprognose
Die verwendeten Daten zur Validierung des Algorithmus
der Performanzprognose entstammen einem Extrusionsprozess
der Anlagenindustrie. Das untersuchte Fördergerät
arbeitet nach dem Funktionsprinzip eines Schneckenförderers,
der dickflüssige Substanzen unter hohem
Druck und hoher Temperatur gleichmäßig aus einer
formgebenden Öffnung herauspresst. Die mechanischen
Komponenten des Schneckenförderers, wie beispielsweise
Welle, Lager, Getriebe und Schnecke, unterliegen
aufgrund der vorliegenden Einsatzbedingungen sehr
starkem Verschleiß.
Für die Durchführung der Performanzprognose standen
unterschiedliche Druck- und Temperaturmessdaten
mit einer Zykluszeit von 2 Stunden zur Verfügung.
Die Ergebnisse der Onlineüberwachung auf Grundlage
des SPE- und T 2 -Index zeigt Bild 5. Der SPE-Index
weist tendenzielle Signalveränderungen bereits zum
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atp edition
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BILD 8:
Merkmalextraktion
mit Singular
Spectrum Analysis
BILD 9: Performanzprognose mit
Singular Spectrum Analysis
Abtastzeitpunkt 178 und der T 2 -Index zum Abtastzeitpunkt
250 auf. Die signifikante Überschreitung des
berechneten Schwellwertes erfolgt durch den SPE-Index
zum Abtastzeitpunkt 374 und durch den T 2 -Index
zum Abtastzeitpunkt 365. Beide Indizes weisen sehr
früh eine deutliche Drift im Signalverlauf auf.
Die anschließende Lokalisierung auf der Basis von SPEund
T2-Index mit dem RBC-Algorithmus zeigt Bild 6. Die
Ergebnisse beider Indizes weisen deutlich auf die Signale
1 und 6 hin, die ursächlich für die signifikante
Drift der untersuchten Indizes verantwortlich sind.
Zur Veranschaulichung des weiteren Vorgehens fokussieren
sich die nachfolgenden Untersuchungen ausschließlich
auf das Signal 1. Die Detektion des Trends
aus diesem Signal erfolgt durch eine Signalzerlegung
mit der gewählten Fensterlänge L=300 sowie einer anschließenden
Signalrekonstruktion mit Hilfe der SSA.
Die Zerlegung des Signals 1 in einzelne Hauptkomponenten
ist exemplarisch im Bild 7 dargestellt.
Den jeweils extrahierten Trend anhand der Signalrekonstruktion
von PC1 und von PC1-PC5 veranschaulicht
Bild 8.
Die Durchführung der Performanzprognose erfolgt
auf Grundlage der Trendentwicklung von PC1-PC5. Die
Prognose für 350 Abtastzeitpunkte beginnt zum Abtastzeitpunkt
1065 und wird im Bild 9 dokumentiert.
atp edition
10 / 2014
49
HAUPTBEITRAG
Die definierte Schwelle für die Wartung und Instandhaltung
ist mit einer Amplitude von 58 ausgewählt
worden. Nach weiteren 168 Abtastzeitpunkten ab dem
Startpunkt der Performanzprognose unterschreitet das
prognostizierte Trendsignal die definierte Schwelle für
Wartung und Instandhaltung dauerhaft. Unter Berücksichtigung
der zuvor genannten Zykluszeit erfolgte somit
eine Performanzprognose für die Restnutzungsdauer
von 336 Produktionsstunden.
In der Praxis wurde die untersuchte Anlage bereits
112 Produktionsstunden nach dem Abtastzeitpunkt
1065 einer umfassenden Instandhaltungsmaßnahme
unterzogen. Diese Instandhaltungsmaßnahme fußte auf
der vorliegenden Produktionszeit des betrachteten
Schneckenförderers. Hierbei wurde im prognostizierten
Sektor der Anlage ein sehr starker Verschleiß
der Schnecke festgestellt und diese Komponente anschließend
erneuert.
ZUSAMMENFASSUNG
Im Beitrag wurden datenbasierte Verfahren zur Zustandsüberwachung
und Performanzprognose vorgestellt,
diskutiert und an zwei technischen Anlagen
validiert. Der Nachweis der Leistungsfähigkeit des
dargestellten Konzepts erfolgte anhand von Messdaten
mehrerer Windkraftanlagen gleichen Typs.
Ausgewählte Beispiele zur Detektion signifikanter
Abweichungen vom Nominalverhalten beim Auftre-
ten von Sensor- und Prozessfehlern wurden exemplarisch
dargelegt.
Der zweite Teil des Beitrages widmete sich der Performanzprognose
von technischen Anlagen. Hier liegt
der Fokus auf den Forderungen der Anlagenindustrie,
eine zuverlässige Vorhersage für die sichere Funktionsfähigkeit
von Anlagen zu treffen, um Wartungsund
Instandhaltungsmaßnahmen auch unter wirtschaftlichen
Aspekten exakt zu planen. Der dargestellte
datenbasierte Ansatz zur Performanzprognose
wurde an einem Beispielprozess der Anlagenindustrie
validiert. Ausgehend von einer datengestützten Prozessüberwachung
auf Basis der Hauptkomponentenanalyse
wurde eine Drift des Betriebszustandes erfasst.
Mit Hilfe der RBC ließen sich die zur Drift der Performanzkenngröße
beitragenden relevanten Prozessgrößen
identifizieren. Anschließend wurde eine Extraktion
der Signalmerkmale und die Vorhersage mit den
Methoden der SSA/MSSA durchgeführt. Anhand von
Expertenwissen der Anlagenbetreiber war es möglich,
einen Schwellwert für die Restlebensdauer zu definieren,
sodass sich eine erfolgreiche Performanzprognose
durchführen ließ.
Die vorgestellten Verfahren zur Zustandsüberwachung
und Performanzprognose eröffnen somit neue
Möglichkeiten für die Entwicklung fehlertoleranter
Systeme und Anlagen. Darüber hinaus besteht mit
dem Verfahren der Performanzprognose die Möglichkeit,
eine Abschätzung der Restlebensdauer auf der
Basis von Prozessdaten durchzuführen.
AUTOREN
M.Sc. MINJIA KRÜGER (geb. 1986) ist Mitarbeiterin
des Fachgebiets Automatisierungstechnik und
Komplexe Systeme der Fakultät Ingenieurwissenschaften
an der Universität Duisburg-Essen.
Haupt arbeitsgebiete: Modellgestützte Prozessüberwachung,
fehlertolerante Systeme.
Prof. Dr.-Ing. TORSTEN JEINSCH (geb. 1970) ist
Inhaber des Lehrstuhls Regelungstechnik im Institut
für Automatisierungstechnik an der Fakultät für
Informatik und Elektrotechnik der Universität
Rostock. Hauptarbeitsgebiete: fehlertolerante Systeme,
adaptive Systeme, optimale Steuerung.
Institut für Automatisierungstechnik und
Komplexe Systeme,
Universität Duisburg-Essen,
Bismarckstraße 81 BB,
D-47057 Duisburg,
Tel. +49 (0) 203 379 42 95,
E-Mail: minjia.krueger@uni-due.de
Institut für Automatisierungstechnik,
Universität Rostock,
Richard-Wagner-Straße 31, Haus 8,
D-18119 Warnemünde,
Tel. +49 (0) 381 498 77 04,
E-Mail: torsten.jeinsch@uni-rostock.de
50
atp edition
10 / 2014
Die Autoren des Beitrages entwickeln aktuell fehlertolerante
Systeme mit dem Ziel, temporäre Prozesseingriffe
vorzuschlagen und durchzuführen, um
in Abhängigkeit der prognostizierten Performanzdegradation
weitere Entscheidungskriterien zu berücksichtigen.
Diese Eingriffe könnten zum Beispiel die
Produktqualität oder -quantität vorübergehend senken,
jedoch aus wirtschaftlicher Sicht erhebliche Vorteile
gegenüber einem sofortigen Produktionsstopp zur
Durchführung von Wartung und Instandhaltung darstellen.
Mit dieser Entwicklung soll künftig der Entscheidungsprozess
von Betriebsingenieuren automatisiert
unterstützt werden, um zum Beispiel gezielte
Maßnahmen nach dem Erfassen einer fehlerhaften
Komponente im System einzuleiten.
DANKSAGUNG
MANUSKRIPTEINGANG
10.03.2014
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
Die präsentierten Ergebnisse wurden im Rahmen
des Förderprogramms zum Zentralen Innovationsprogramm
Mittelstand (ZIM) unter dem Titel
„Entwicklung eines neuen adaptiven Verfahrens
und Systems für das technische Anlagenmanagement
von Industrieanlagen“ erarbeitet.
REFERENZEN
[1] Alcala, C.F., Qin, S.J.: Reconstruction-based contributation for
process monitoring. Automatica 47(7), S. 1593-1600, 2009
[2] Ding, S.X., Zhang, P., Jeinsch, T. Ding, E., Engel, P., Wei, P.: A survey
of the application of basic data-driven and model-based methods
in process monitoring and fault diagnosis. In: Preprints 18th IFAC
World Congress, S. 12380-12388. IFAC 2011
[3] Golyandina, N., Nekrutkin, V., Zhigljavsky, A.: Analysis of time
series structure SSA and related techniques. CRC press, 2001
[4] Russell, E., Chiang, L.H., Braatz, R.D.: Data-driven methods for
fault detection and diagnosis in chemical processes. Springer 2000
[5] Valle, S., Li, W., Qin, S.: Selection of the number of principal
components: The variance of the reconstruction error criterion
with a comparison to other methods. Industrial and Engineering
Chemistry Research 38(11), S. 4389-4401, 1999
[6] Hameed, Z., Hong, Y. S., Cho, Y. M., Ahn, S. H., Song, C. K.:
Condition monitoring and fault detection of wind turbines and
related algorithms: A review. Renewable and Sustainable energy
reviews 13(1), S. 1-39, 2009
[7] Krüger, M., Ding, S.X., Haghani, A., Jeinsch, T., Engel, P.: Datenbasiertes
Verfahren zur erweiterten Zustandsüberwachung von
Windkraftanlagen. VDI-Berichte 2209, S. 227-230, 2013
[8] Krüger, M., Stargala, T., Jeinsch, T., Engel, P., Ding, S.X.: Überwachung
und Prognose der Leistungsentwicklung von Industrienlagen
mittels datenbasierter Verfahren. In: Tagungsband AALE
2013, S. 135-142. Deutscher Industrieverlag 2013
[9] Jeinsch, T., Engel, P., Ding, S.X., Schoch, D., Neumann, H.:
Statistische Verfahren zur Fehlererkennung und -diagnose. atp
edition – Automatisierungstechnische Praxis 52(6), S. 10-13, 2010
Dr.-Ing. ADEL HAGHANI (geb.1981) ist
Mitarbeiter des Lehrstuhls Regelungstechnik
im Institut für Automatisierungstechnik
an der Fakultät für
Informatik und Elektrotechnik der
Universität Rostock. Hauptarbeitsgebiete:
fehlertolerante Systeme,
datenbasierte Verfahren zur Prozessüberwachung
Dr.-Ing. PETER ENGEL (geb. 1962)
ist verantwortlich für Konzeption
und Entwicklung des Produkts
zedas®asset bei der PC-Soft
GmbH sowie für diverse
Forschungs- und Entwicklungsprojekte
mit Hochschulen.
Prof. Dr.-Ing. STEVEN X. DING (geb. 1959)
leitet des Fachgebiet Automatisierungstechnik
und Komplexe Systeme der
Fakultät Ingenieur wissenschaften an der
Universität Duisburg-Essen. Hauptarbeitsgebiete:
Modellgestützte Prozessüberwachung,
fehlertolerante Systeme und
Anwendung in der Automobilindustrie.
Institut für Automatisierungstechnik,
Universität Rostock,
Richard-Wagner-Straße 31, Haus 8,
D-18119 Warnemünde,
Tel. +49 (0) 381 498 77 09,
E-Mail: adel.haghani@uni-rostock.de
PC-Soft GmbH,
Adolf-Hennecke-Str. 37,
D-01968 Senftenberg,
Tel. +49 (0) 3573 70 75 20,
E-Mail: pengel@pcsoft.de
Institut für Automatisierungstechnik und
Komplexe Systeme,
Universität Duisburg-Essen,
Bismarckstraße 81 BB, D-47057 Duisburg,
Tel. +49 (0) 203 379 33 86,
E-Mail: steven.ding@uni-due.de
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HAUPTBEITRAG
Automatisierungssysteme
mit Web-Technologien
Architektur und Schnittstellen
Das Thema dieses Beitrags ist eine neue Architektur für Automatisierungssysteme
auf Basis von Web-Technologien. Die Architektur wird in Anlehnung an den aus dem
IT-Bereich bekannten Ansatz einer weborientierten Architektur (WOA) als weborientiertes
Automatisierungssystem (WOAS) bezeichnet. Mit der WOAS-Architektur
werden die Prinzipien und Methoden aus der standardisierten Welt der Internettechnologien
systematisch in die Industrieautomation übertragen. Ein WOAS besteht aus
einem WOAS-Kern und einer konfigurierbaren Anzahl weborientierter Automatisierungsdienste,
die die erforderlichen Automatisierungsfunktionen realisieren.
SCHLAGWÖRTER Automatisierungssystem / weborienterte Architektur /
Automatisierungsdienst / CPS-Integrationsplattform
Automation Systems Based on Web Technologies –
Architecture and Interfaces
A new architecture is described for automation systems based on web technologies
– a Web-Oriented Automation System (WOAS). The approach involves a web-oriented
architecture (WOA) familiar from information technology. The WOAS architecture
allows the principles and methods from the standardized world of Internet
technologies to be transferred into the world of industrial automation in a systematic
and structured manner. A WOAS core is combined with configurable web-oriented
automation services that implement the required automation functions.
KEYWORDS automation system / web-oriented architecture / automation service /
CPS integration platform
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atp edition
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REINHARD LANGMANN, Fachhochschule Düsseldorf
Die Prozess- und Fertigungsautomatisierung
befindet sich durch die zunehmende Durchdringung
mit IKT-Technologien im Umbruch.
Der Einsatz von cyber-physischen
Systemen (CPS) und dem darauf basierenden
Industrie-4.0-Paradigma bietet hohe Potenziale, um
den Herausforderungen der Zukunft in der Automatisierungstechnik
gerecht zu werden. Dabei spielen unter
anderem die Kommunikationsvernetzung der Systeme/Komponenten
und die Bereitstellung und Nutzung
von Diensten eine wesentliche Rolle (Internet
der Dinge und Dienste).
Die klassische Automatisierungshierarchie wandelt
sich zu einer flachen Automatisierungswolke [1]. In
dieser Automatisierungswolke werden nach einhelliger
Auffassung serviceorientierte Architekturen (SOA) als
neue Technologie eine besondere Rolle spielen. SOA
bietet die Möglichkeit, einheitliche Schnittstellen zu
erstellen und eine Kollaboration von der Feldebene bis
in die Unternehmensleitebene zuzulassen. Damit lässt
sich bei steigender Individualität, Komplexität und
Qualität weiterhin ein hoher und kosteneffizienter
Durchsatz generieren.
Der Trend zur räumlichen und funktionalen Verteilung
von Automatisierungsfunktionen ist nicht neu.
Bisherige Lösungen setzten immer auf proprietäre und
für die Automatisierungstechnik spezialisierte Lösungen,
die sich aber aufgrund ihrer Kompliziertheit
und nicht ausreichender Industrieunterstützung (zum
Beispiel Corba) kaum durchsetzen konnten. Erst die
neuen und standardisierten IT-Technologien mit Web/
Internet an der Spitze schufen die Voraussetzungen für
eine räumlich unbegrenzte Verteilung von Funktionen/
Diensten und werden nun auch für die Automatisierungstechnik
interessant.
Auf die Prozessleittechnik, die sich mit übergeordneten
und koordinierenden Automatisierungsfunktionen
bereits mit den eher dispositiven und verteilenden
Aufgaben beschäftigt, wird sich der zuvor erwähnte
Trend zunehmend auswirken. Das verdeutlicht die Tatsache,
dass bereits 2012 über 2000 Scada-Systeme über
das Internet bedienbar waren [2].
1. ANSATZ
Im Gegensatz zur klassischen Verwendung des Begriffs
Automatisierungssystem wird für die folgenden Ausführungen
das Gesamtsystem zur Automatisierung
eines technischen Prozesses geteilt in
das Automatisierungssystem (AS) und
ein Feldsystem (FS).
Das Automatisierungssystem (AS) besteht im Wesentlichen
aus Software-Komponenten, die auf Rechnern
unterschiedlicher Ausprägung verteilt sein können.
Es lässt sich in eine definierte Anzahl von Automatisierungsfunktionen
(AF) aufteilen. Gegenüber dem
Automatisierungssystem präsentiert sich der technische
Prozess ausschließlich über die vom Feldsystem
bereitgestellten Prozessdaten. Diese Prozessdaten
werden im Automatisierungssystem innerhalb verschiedener
AF verarbeitet. Für das Automatisierungssystem
ist ein weiches Echtzeitverhalten charakteristisch.
Typische Beispiele für Automatisierungssysteme
sind Prozessvisualisierungs-, HMI- und Leitsysteme
(Scada).
Das Feldsystem (FS) arbeitet mit Prozesssignalen
aus Automatisierungsgeräten und verarbeitet diese zu
Prozessdaten. Es beinhaltet alle erforderlichen Sensoren
und Aktoren und kann darüber hinaus Automatisierungsfunktionen
beinhalten, wie zum Beispiel
Steuerung und Regelung. Das Feldsystem muss üblicherweise
ein hartes Echtzeitverhalten gewährleisten.
Typische Feldsysteme sind SPS- und CNC-Steuerungssysteme.
Im Sinne der im Beitrag verwendeten Begriffsdefinition
könnte ein Automatisierungssystem auch alle
erforderlichen Automatisierungsfunktionen beinhalten,
sodass das Feldsystem dann nur noch aus Sensoren/Aktoren
mit Signalaufbereitung besteht. Üblicherweise
liegen die maximalen Prozesszeiten des
zu automatisierenden technischen Prozesses oberhalb
von (50...100) ms und lassen damit auch eine
webbasierte Automatisierung zu.
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53
HAUPTBEITRAG
2. AUTOMATISIERUNGSSYSTEME IM WEB
2.1 Stand der Technik
Unter dem Stichwort Webtechnologie für die Automatisierung
werden seit einigen Jahren Standardtechniken
aus der Welt der Informationstechnologie für
Automatisierungssysteme verfügbar gemacht und eingesetzt.
Verstärkt wird diese Entwicklung durch die in
[3] dargelegten Empfehlungen zur Thematik Industrie
4.0 und Cyber-Physical Production Systems (CPPS), um
den Produktionsstandort Deutschland auch in Zukunft
zu sichern, sowie durch die Diskussion über das Internet
der Dinge [4]. Zu den technischen Entwicklungsschwerpunkten
gehören dabei
die Nutzung des Webbrowsers als universelle Bedienschnittstelle
für automatisierte Geräte, Maschinen
und Anlagen,
der Einsatz von Ethernet und TCP/IP beziehungsweise
IP-Netzen als vertikale und horizontale Kommunikation
zwischen den Ebenen in der klassischen
Automatisierungspyramide,
die Nutzung von XML als Beschreibungssprache
für Protokolle, Dienste und Komponenten.
Einige Entwicklungen beschäftigen sich damit, Automatisierungsfunktionen
aus den prozessfernen Ebenen
in das IP-Netz zu verlagern beziehungsweise Geräte der
prozessnahen Ebene mit Dienstschnittstellen zu versehen,
damit diese in einem IP-Netz zum Beispiel über
eine Cloud genutzt werden können [5, 6]. Andere Arbeiten
befassen sich mit der Entwicklung von Dienstestrukturen
für Automatisierungssysteme auf Basis einer
serviceorientierten Architektur (SOA). Ziel ist dabei
vorrangig die Ausrüstung von Geräten mit embedded
Diensten [7]. Auch die Nutzung von webbasierten
Cloud-Technologien für den Betrieb von Automatisierungsdiensten
wird zunehmend thematisiert [8].
Nach einer Studie in [9] sind für Geschäftsanwendungen
SOA-Modelle sehr kompliziert, zentralisiert
und schwergewichtig. In Zusammenhang mit neueren
Entwicklungen für das Web 2.0 werden deshalb leichtgewichtige,
hochflexible und dezentralisierte Strukturen
wie die weborientierte Architektur (WOA) an
Bedeutung gewinnen. Dies wird durch die Aussagen in
[10] unterstrichen, nach denen WOA als Basis betrachtet
wird, um zukünftige SOA-Systeme zu entwickeln.
WOA-Strukturen ergänzen beziehungsweise erweitern
SOA-Strukturen und verlagern erforderliche Informationsverarbeitungsprozesse
in den Webbrowser, um
beispielsweise die SOA-Server zu entlasten.
Erste Ansätze zur Nutzung von WOA-Modellen für
Automatisierungssysteme kommen aus der Gebäudeautomatisierung.
Neue Systeme zum Betrieb und zur
Datenerfassung/-auswertung von im Internet verteilter
Sensorik/Aktorik setzen dazu Verfahren aus dem
Web-2.0-Umfeld (zum Beispiel Ajax und REST) sowie
das Cloud-Computing ein [11,12].
2.2 Herausforderungen
Die Zielsetzung zur Weiterentwicklung von Automatisierungssystemen
beinhaltet
eine wesentliche Verbesserung der horizontalen und
vertikalen Kommunikation und Datenintegration,
eine Reduzierung der Schnittstellenprobleme
durch Vereinheitlichung und Nutzung von informationstechnischen
Standards sowie damit verbunden
eine wesentliche Erhöhung von Flexibilität und Effizienz
als Voraussetzung für die künftig erforderliche
Fähigkeit zur Selbstanpassung und Autonomie.
Die meisten bekannten Arbeiten setzen dazu die Webtechnologien
partiell, herstellerspezifisch und/oder begrenzt
offen ein. Selbst Systeme, die durchgängig Webtechnologien
für die Funktionsrealisierung verwenden,
verbleiben in der klassischen Server-Client-Struktur und
lassen weder eine verteilte Strukturierung des AS noch
die Nutzung verteilter Dienste zu (zum Beispiel WEBfactory,
atvise). Web-2.0-Technologien werden bisher nur
wenig berücksichtigt. Eine auf Basis von Webtechnologien
mögliche Modellierung eines AS sowie eine entsprechende
Engineering-Umgebung steht nicht zur Verfügung.
Damit ergeben sich keine prinzipiellen Änderungen
in der Struktur der Automatisierungssysteme
und die erwähnte Zielsetzung ist unter den Bedingungen
einer vollständigen Vernetzung nach Industrie 4.0 nur
unvollständig realisierbar.
Zusammengefasst ergeben sich deshalb Herausforderungen,
um Automatisierungsssysteme für die Zukunft
vorzubereiten:
AS benötigen eine durchgängige, offene und konsistente
Modellierung auf Basis von webbasierten
Standardtechnologien.
Webtechnologien werden zwar teilweise eingesetzt,
erforderlich ist aber weiterhin die flexible Verteilung
von Struktur und Funktion eines AS auf Basis
dieser Technologien.
Neue Web-2.0-Technologien wie MashUps (Erstellung
neuer Webinhalte durch Kombination bereits
bestehender Inhalte), REST (Programmierparadigma
für verteilte Webanwendungen), WebSockets
(TCP-Netzwerkprotokoll für bidirektionale Verbindungen
zwischen einer Webseite und einem Server)
müssen auf ihre Einsatzfähigkeit für die Automatisierung
geprüft und falls nötig modifiziert werden.
Für die Zukunft einer webbasierten Automatisierungsdiensteindustrie
sind weborientierte Architekturen
basierend auf dem SOA-Prinzip für AS
erforderlich.
Verfügbare Standardtechnologien aus der Welt der
IP-Netze müssen verstärkt für ihren Einsatz in AS
untersucht werden, um die Flexibilität und Effizienz
zu erhöhen und eine durchgängige und konsistente
Kommunikation zu ermöglichen.
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atp edition
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WOAS
Cloud
AUTOMATISIERUNGSSYSTEM
AF
AF
AF
Webbrowser = WOAS
AS AS
SK
AS
AS
SK
AS
AS
SK
SK
AS
AF
AF
Webbrowser = WOAS
AS AS AS
Prozessdaten
SK
AF
AF
FELDSYSTEM
AF
Sensoren
AF
Aktoren
FELDSYSTEM
Sensoren
Aktoren
AF
AF
FELDSYSTEM
Sensoren
Aktoren
Signale vom/zum technischen Prozess
BILD 1: Trennung in Automatisierungsund
Feldsystem
BILD 2: Prinzipstruktur eines WOAS
3. DAS WOAS-PROJEKT
Basierend auf den beschriebenen Herausforderungen
wurde 2011 das IGF-Forschungsprojekt „Architektur
und Schnittstellen für ein weborientiertes Automatisierungssystem
(WOAS)“ unter Beteiligung von 10 Automatisierungsfirmen
gestartet. Ziel des Forschungsvorhabens
war es, eine Architektur für Automatisierungssysteme
auf Basis von Webtechnologien zu erforschen.
Diese Architektur wird in Anlehnung an den
WOA-Ansatz [9] als weborientiertes Automatisierungssystem
(WOAS) bezeichnet. Ein WOAS besteht dabei
aus einem WOAS-Kern und einer konfigurierbaren
Anzahl von weborientierten Automatisierungsdiensten
(WOAD), die die erforderlichen Automatisierungsfunktionen
realisieren.
Mit der WOAS/WOAD-Methodik wurde ein konsistentes
und pragmatisches Architekturmodell für weborientierte
Automatisierungslösungen (Referenzmodell)
geschaffen, das die Basis für die Generierung von verteilten
nutzerspezifischen AS in einem IP-Netz bildet.
Bild 2 zeigt die Prinzipstruktur eines WOAS. Das
Automatisierungssystem wird erst zur Betriebszeit aus
einer Bauvorschrift im Webbrowser eines Nutzers erzeugt
und dort als Systemkern (SK) ausgeführt. Die
erforderlichen Automatisierungsfunktionen werden als
Automatisierungsservices über eine WOAS-Cloud genutzt.
Der Anschluss der Feldsysteme (Geräte) erfolgt
über Standardindustrieschnittstellen mit Webanbindung.
Auf alle Elemente eines WOAS, einschließlich
des Engineering-Systems (WOAS Creator), kann über
das Web zugegriffen werden.
3.1 Systemkern
Wichtigster Teil des WOAS-Architekturmodells ist der
Systemkern (WOAS-Kern). Er schafft die Voraussetzungen,
um herstellerunabhängig unterschiedliche
Automatisierungsfunktionen als Dienste zusammen
mit unterschiedlichen Automatisierungsgeräten (Feldsystem)
verteilt im Netz in einheitlicher Art und Weise
verbinden zu können. Bild 3 verdeutlicht dazu die
Komponentenstruktur des WOAS-Kerns.
Über Virtual Devices (VD), siehe Abschnitt 3.3, erfolgt
die einheitliche Abbildung (Mapping) der jeweiligen
Automatisierungsgeräte auf die WOAS-Webstruktur.
Die WOAD-Stubs als Dienst-Aufrufschnittstelle schaffen
gegenüber dem Kern ein einheitliches Interface zu
unterschiedlichen Diensten, und über den WOAS-Distributor
erfolgt die Verbindung der Geräteprozessdaten
mit den erforderlichen E/A-Daten der Dienste.
Basierend auf einem Datenmodell eines WOAS gelten
diese Architekturregeln:
atp edition
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55
HAUPTBEITRAG
Jedes WOAS besteht aus einem Workspace mit Control
Panels, denen Views zugeordnet sind. Ein
Workspace entspricht dabei einem strukturierten
Webobjekt, das im Webbrowser ausführbar ist. Die
Views sind die im Browser sichtbaren Webseiten.
Jedes Control Panel beinhaltet genau einen WOAS-
Distributor sowie mehrere Virtual Devices und
WOAD-Stubs.
Jeder WOAS-Distributor kann mit mehreren Virtual
Devices und mit mehreren WOAD-Stubs zusammenarbeiten.
Ein Virtual Device und auch ein WOAD-Stub kann
mit mehreren WOAS-Distributoren verbunden sein.
Die Kommunikation innerhalb eines WOAS-Kerns erfolgt
ausschließlich über ereignisbasierte Prozessdatenkanäle.
Beim Laden des WOAS-Kerns erfolgt die dynamische
Erzeugung des WOAS-Distributors, der die
generische Verbindung zwischen den Virtual Devices
und den Automatisierungsdiensten übernimmt.
JavaScript-Entwicklungsumgebung bereitgestellt, die
eine WOAS-Umgebung simuliert.
Aus Sicht eines WOAS besteht ein Dienst immer aus
zwei Beschreibungsteilen:
WOAD general: Dieser Teil wird durch den Diensteanbieter
(Publisher) festgelegt. Dazu gehören
zum Beispiel Dienstname, Version, IP-Adresse, Beschreibung.
WOAD specific: Diesen Teil legt ein Anwender
während des Projektierungsprozesses eines WOAS
fest. Dazu gehören beispielsweise Darstellungsparameter,
Prozessdatenzuordnung.
Damit Automatisierungsdienste kostenpflichtig abgerechnet
werden können, ist in der WOAS-Architektur
ein Clearing-Konzept vorgesehen, nach dem Dienste
feingranular abgerechnet werden können. Damit lassen
sich neue Geschäftsmodelle zum Vermieten von Automatisierungsfunktionen
realisieren [13].
3.2 Automatisierungsfunktionen als Dienste
Weborientierte Automatisierungsdienste realisieren im
WOAS die Automatisierungsfunktionen. Für eine
strukturierte Nutzung müssen WOAD beschrieben und
modelliert werden können (ähnlich Webservices). Für
die Verwaltung, Publikation und Nutzung von Automatisierungsdiensten
wird ein WOAD-Verzeichnis
(Repository) benötigt, in dem die Dienste mit ihren Eigenschaften
gesammelt sind.
Ein WOAD-Stub realisiert eine definierte und offengelegte
Aufrufschnittstelle, um Dienste in einer einheitlichen
Form mit dem WOAS-Kern zu verbinden.
Dabei gelten folgende Prinzipien:
Dienste werden erst zur Runtime an den WOAS-
Kern gebunden.
Der WOAD-Stub realisiert nur die Übergabe der
Prozessdaten an einen Dienst, die Automatisierungsfunktion
ist interner Bestandteil des Dienstes
und wird über diesen festgelegt.
Über den WOAD-Stub werden die Dienste in die
einzelnen Views eingebunden.
Zur Nutzung von Automatisierungsfunktionen als Dienste
werden diese in der WOAS-Architektur in Abhängigkeit
von den jeweils erforderlichen Prozessdaten in
fünf WOAD-Typen eingeteilt, siehe Tabelle 1. Im Unterschied
zu klassischen Webservices lassen sich Dienste
sowohl serverseitig als auch clientseitig oder gemischt
zur Runtime nutzen. Es werden Clienttechnologien wie
Mashups mit Servertechnologien (SOA) kombiniert.
Die erforderliche Dienstschnittstelle zum WOAS ist
über ein Datenmodell und die Aufrufschnittstelle
wohlstrukturiert, damit ein Drittanbieter Dienste für
WOAS bereitstellen kann. Zur Offline-Entwicklung
und zum Test von Diensten wird eine spezielle HTML/
3.3 Geräteintegration
Nach dem WOAS-Ansatz, siehe Bild 1, befinden sich alle
Automatisierungsgeräte im Feldsystem. Ein Automatisierungsgerät
(AG) und damit im Prinzip auch das Feldssystem
wird in WOAS als Virtual Device modelliert. Ein VD
ist ein Software-Objekt, das die Eigenschaften eines Automatisierungsgerätes
für ein nutzerspezifisches WOAS
abbildet. Es kann direkt im WOAS-Kern oder als zulinkbare
Dateien realisiert sein. Jedes VD besitzt zur Verbindung
mit dem WOAS-Kern ein einheitliches und schlankes
JavaScript-Objektinterface und zur Verbindung mit
dem AG eine WOAS-Device-Protokollschnittstelle.
Jedes Virtual Device wird, ähnlich einem Dienst
(WOAD), durch allgemeine Daten (general data) sowie
spezifische Daten (specific data) charakterisiert. Die
allgemeinen Daten werden durch den Hersteller des VD
vorgegeben und kennzeichnen unter anderem die VD-
Klasse. Die spezifischen VD-Daten werden durch einen
WOAS-Nutzer erzeugt und parametriert.
Zur schnellen und zuverlässigen Übertragung von
Prozessdaten wird für ein WOAS ein schlankes und
flexibles Gerätemodell benötigt. Bekannte Gerätemodelle
der Automatisierungstechnik (wie GSD, FDT/
DTM, EDS, FDI) sind für Engineering-Zwecke optimiert
und für einen Runtime-Betrieb über IP-Netze aufgrund
ihrer Komplexität und Schwergewichtigkeit wenig geeignet.
Das WOAS-Gerätemodell nutzt deshalb ein einfaches
Input/Output-Channel-Konzept (vergleichbar
mit dem Portkonzept aus AutomationML), um Prozessdaten
einheitlich für Automatisierungsdienste bereitzustellen.
Jeder Channel besitzt festgelegte Parameter
und ist über Options beliebig erweiterbar (zum Beispiel
mit einer semantischen Beschreibung). Ein VD kann
beliebig viele Channels besitzen.
Mittels eines Virtual Device werden die Prozessdaten
eines Automatisierungsgerätes über ereignisbasierte
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Kanäle auf web- beziehungsweise internetgeeignete
Objekte abbildet und in einem Webbrowser verfügbar
gemacht. Über integrierte Device beziehungsweise Protocol
Gateways können beliebige Industrieschnittstellen
(wie OPC DA, OPC UA, Modbus TCP) damit im IP-
Netz verfügbar gemacht werden.
Zur Datenübertragung zwischen einem VD und einem
Automatisierungsgerät wurde ein einfaches und pragmatisches
WOAS Device Protocol (WOAS-DP) entwickelt,
das als Datenformat JSON für die Prozessdatenübertragung
über das HTTP-Protokoll und Websockets nutzt.
Die Device Gateways und die Protocol Gateways lassen
sich wie folgt charakterisieren:
Ein WOAS Protocol Gateway (WPG) realisiert die
Umsetzung des WOAS-DP in das erforderliche Industrieprotokoll
zur Kommunikation mit dem realen
AG. Das WPG kann direkt als JavaScript-Protokollumsetzer
Bestandteil des Virtual Device sein
oder es ist auf einer externen Hardware (IPC, embedded
Server) realisiert.
Als WOAS Device Gateway (WDG) wird die
externe Hardware bezeichnet, die ein oder mehrere
WOAS Protocol Gateways realisiert. Kommt dabei
ein IPC zum Einsatz, können weitere erforderliche
Geräte-/Protokolltreiber (zum Beispiel OPC-
DA-Server) auf dem WOAS Device Gateway installiert
sein.
Zur Anpassung an unterschiedliche Gegebenheiten und
Industrieprotokolle werden drei VD-Klassen unterschieden,
die sich vor allem durch die Art und Weise ihrer
Integration in ein WOAS-System unterscheiden:
VD Class 1: Diese Virtual Devices sind bereits als
Plug-in im WOAS-Server realisiert (internal VD)
und setzen die Kernaufrufe direkt in die erforderlichen
Geräteprotokollinformation um. Dies ist
dann vorteilhaft, wenn das Automatisierungsgerät
bereits eine geeigneten IP-Schnittstelle (zum
Beispiel OPC UA) oder ein internes Protocol
Gateway besitzt.
WOAD stub 1 WOAD stub 2 WOAD stub M
...
WOAS distributor
DB
Connection matrix
WOAD VD
Virtual Device 1
(VD 1)
Virtual Device 2
(VD 2)
...
Virtual Device N
(VD N)
BILD 3: Komponentenstruktur
des WOAS-Kerns
TYP
SICHTBARKEIT
IM WOAS-CLIENT
PROZESSDATEN
INPUT/OUTPUT
FUNKTIONALITÄT
BEISPIEL
Typ 1
Nein
Typ 2 Ja Input
Typ 3
Ja
Input ODER
(Input & Output)
Output ODER
(Output & Input)
Typ 4 Ja Input & Output
Typ 5 Ja –
Realisierung eines
Algorithmus
Visualisierung von
Prozessdaten
Bedienung von
Prozessdaten
Beeinflussung und
Visualisierung von
Prozessdaten
Auswertung von
historischen Daten
Messwertverarbeitung,
Datenarchivierung,
Ablaufsteuerung
Echtzeit-Trend
Schieberegler,
Schalter, Tastenfeld
HMI, Alarmbehandlung
Trendanalyse,
Alarmanalyse
TABELLE 1: WOAD-Typen
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57
HAUPTBEITRAG
VD Class 2: Das Virtual Device beinhaltet ein separates
WOAS Protocol Gateway in JavaScript, das
die WOAS-Aufrufe in das erforderliche Industrieprotokoll/Geräteschnittstelle
umsetzt. Das
WOAS-DP kann hierbei zur internen Kommunikation
auf Softwareebene genutzt werden.
VD Class 3: Das Virtual Device kommuniziert mit
einem externen WOAS Device Gateway, das in der
Regel über Websockets WS/TCP mit dem VD verbunden
ist und über das WOAS-DP Nachrichten
austauscht. Für die Kommunikation können auch
andere Protokolle genutzt werden.
Bild 4 veranschaulicht die unterschiedliche Anbindung
von Automatisierungsgeräten über verschiedene
VD-Klassen in einem WOAS.
Anmerkung zu OPC UA: Ein Virtual Device in WOAS
nutzt üblicherweise JavaScript und Websockets für die
bidirektionale und ereignisbasierte Kommunikation
zum Automatisierungsgerät. Auch wenn OPC UA direkt
über ein IP-Netzwerk zugreifbar ist, so wird dafür ein
Gateway benötigt, um für das OPC UA-Gerät eine Websocket-Schnittstelle
zu erzeugen. Zukünftig wäre es
sicher sehr hilfreich, wenn OPC UA einen direkten
Websocket-Zugang ermöglicht.
4. IMPLEMENTIERUNG UND EVALUIERUNG
Test und Evaluierung der WOAS-Architektur erfolgten
an einem Demonstrator, bestehend aus einer Anlage zur
Montage von Modellautos mit fünf Montage- beziehungsweise
Demontagestationen, siehe Bild 5.
Die Montageteile befinden sich auf einem Werkstückträger,
der mittels eines Transportbandes zwischen den
einzelnen Stationen bewegt wird. Durch den gewählten
Montage/Demontageprozess, der keine Teilezu- und -abführung
benötigt, lässt sich die Anlage für den Testbetrieb
über das Internet ohne Aufsicht dauerhaft nutzen.
Bezogen auf Bild 1 bilden jeweils die Steuerung und
der IPC in Bild 5 das Feldsystem, in dem die SPS-Programme
sowie ein WOAS Protocol Gateway für den
Zugriff auf OPC-Daten laufen. Als WOAD sind verschiedene
Bedien-, Visualisierungs- und Auswertefunktionen
für die Stationen realisiert.
4.1 WOAS-Portal
Ein WOAS wird in einem Projektierungsprozess mittels
eines Werkzeuges (WOAS Portal/Creator) erzeugt. Die
Implementierung des Prototyps eines solchen WOAS-
Portals wurde mittels HTML5, Java, JavaScript, PHP
und einer mySQL-Datenbank realisiert. Die Datenübertragung
zwischen den Kern-Komponenten erfolgt über
Websockets und JSON. Dazu wird der freiverfügbare
jWebsocket-Server mit zusätzlich entwickelten Plug-ins
genutzt. Bild 6 zeigt den WOAS-Creator (=WOAS-Portal
im Projektierungsmode) im Webbrowser.
Im linken Teil in Bild 6 befindet sich der Navigator
für die nutzerspezifischen Control Panels/Views, im
mittleren Teil ist die Arbeitsfläche des Creators zu sehen,
und der rechte Teil beinhaltet das Parametrierungsmenü
für die Dienste. Im unteren Teil stehen Registerkarten
für die Parametrierung der Dienste und
Virtual Devices zur Verfügung.
Das WOAS-Portal ist öffentlich zugängig und kann
unter http://woas.ccad.eu getestet werden. Ein Admin-
Zugang für den EDIT-Modus eines WOAS findet sich in
den Nutzerhinweisen zum Portal [14].
4.2 Dienste und Geräte
Zur Evaluierung der Architektur und Schnittstellen
wurden bisher 18 Dienste unterschiedlichen Typs sowie
sechs verschiedene Gerätezugänge entwickelt und
erprobt. Eine vollständige Übersicht der im Prototyp
des WOAS-Portals verfügbaren Dienste (WOAD) mit
Beschreibung der Parameter enthält [14]. Zu den Diensten
gehören zum Beispiel verschiedene HMI-Elemente,
ein Echzeit-Plotter und Visualisierungsdienste einschließlich
eines Webcam-Dienstes. Tabelle 2 gibt eine
Übersicht über die verfügbaren WOAS-Protokoll- beziehungsweise
Device-Gateways als Gerätezugänge.
Über die Protocol Gateways beziehungsweise Device
Gateways können Dritte ihre Automatisierungsgeräte
unproblematisch in das WOAS-Portal einbinden. Hinweise
zur Installation der Gateways finden sich im Düsseldorfer
Telelabor (http://www.telelabor.de). Ausführliche
Information zum gemessenen Zeitverhalten der
Gerätezugänge nach Tabelle 2 ist in [15] veröffentlicht.
4.3 Betriebserfahrungen und Probleme
Das WOAS-Portal wird seit Mai 2014 für verschiedene
Aufgaben im Competence Center Automation Düsseldorf
(CCAD) der FH Düsseldorf genutzt:
Bedienung und Visualisierung von zwei öffentlich
zugänglichen WOAS-Demonstratoren (Montagestation
und Bearbeitungsstation),
Nutzung als einfaches Scada/HMI-System für
die Forschungs- und Trainingsfabrik Fab21
(www.fab21.de) im Intranet,
Entwicklungsumgebung für neue Automatisierungsdienste
im Rahmen von studentischen Projektarbeiten.
In Arbeit ist weiterhin der Einsatz des WOAS-Portals
als Entwicklungs- und Runtime-Umgebung für
neue Smart Remote Labs zur Ausbildung in der
Automatisierungstechnik.
Der besondere Vorteil von WOAS liegt in der schnellen
und einfachen Erweiterung des Systems mit weiteren
Automatisierungsfunktionen als Dienste. Alle mit Webtechnologien
verfügbaren Funktionalitäten können
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atp edition
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BILD 4: IP-Anbindung von
Automatisierungsgeräten
über Virtual Devices
VD -T
Ty
p 1
Virtual Device
Automatisierungsgerät
Protocol Gateway
AG mit integriertem Protocol Gateway
VD -T
Ty
p 2
Virtual Device
Protocol Gateway
Automatisierungsgerät
AG mit interner IP-Schnittstelle
VD -T
Ty
p 3
Virtual Device
Device Gateway
Protocol Converter
Automatisierungsgerät
AG mit externem Protokoll-Gateway
IPC
Steuerung
IPC
Steuerung
Station 55
Demontieren
Achsbaugruppe
Station 4 4
Demontieren
Karosse
IPC
Steuerung
Station 1
Kontrolle
Anwesenheit
aller Teile
Station 2
Fügen
Achsbaugruppe
Station Station3
3
Fügen
Karosse auf
Achsbaugruppe
Steuerung
IPC
Steuerung
IPC
BILD 5: WOAS-
Demonstrator
(Montagestation)
BILD 6: Prototyp des WOAS-Portals
(EDIT-Modus – Beispiel: Demo Panel)
INDUSTRIE-
INTERFACE
WEB-
TECHNOLOGIE
KOMMUNIKATION
REAKTIONSZEIT
(gemessener Richtwert
für die Übertragung eines
Prozessdatums)
OPC DA Applet/Java TCP 50 ms 3
OPC DA JS/Java WS 40 ms 3
Modbus TCP JS/PHP WS 100 ms 3
OPC DA Ajax/PHP HTTP 150 ms 2
IEC 61131 JS/FBS WS 20 ms 2
Vathauer Frequenzumrichter JS/Java WS 150 ms 1
OPC UA JS/Java WS/OPC noch in Entwicklung 1
VD-
KLASSE
TABELLE 2: Verfügbare Gerätezugänge für WOAS (ws – Websocket,
JS – JavaScript, FBS – Funktionsbausteinsprache)
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59
HAUPTBEITRAG
dank der schlanken und pragmatischen Schnittstellen
in kurzer Zeit in WOAS integriert werden. Dies trifft
gleichfalls auf neue Gerätezugänge über das Prinzip der
Virtual Devices zu.
Das WOAS-Portal ist ein Prototyp und damit noch
mit einer Reihe von implementierungstechnischen Problemen
behaftet, die zwar einen Testbetrieb, aber noch
keinen Produktionsbetrieb ermöglichen. Für 2014/2015
ist dazu eine Überarbeitung vorgesehen. Bisher konnten
aus Ressourcengründen folgende Funktionen noch
nicht realisiert werden:
Das Clearing-System zur Abrechnung von WOAD
ist als Rahmen in das System integriert, aber noch
nicht funktionsfähig.
Die rollenbasierte Nutzerverwaltung ist noch nicht
vollständig implementiert. Neue Nutzer bezie-
CLIENT-RECHNER AUSLASTUNG CPU [%]
Intel Core i7-3770 CPU @ 3,4GHz,
vier Kerne, 64Bit Windows 7,
8 GB RAM (PC)
Intel Core i5-4300U CPU @ 1,9
GHz, zwei Kerne, 64-Bit-Windows
8, 4 GB RAM, (Surface Tablet)
15…20
35...40
TABELLE 3: Client-Performance für ein Beispiel-WOAS
SERVICE
DEVICE
User 1
SERVICE
WOAS-Portal
User 2
DEVICE
User n
SERVICE
DEVICE
BILD 7: WOAS-Portal als multi-user- und
multi-rollen-basierte Integrationsplattform
hungsweise Zugänge müssen zur Zeit noch händisch
über die Datenbank angelegt werden. Für
Testzwecke stehen 10 Zugänge mit den Rollen Admin
und User zur Verfügung.
Neue Dienste und Gerätezugänge können durch die
Nutzer noch nicht über das Portal hinzugefügt werden.
Dazu ist derzeit noch ein separater FTP-Zugang
erforderlich.
Ein WOAS ist eine Rich-Client-Anwendung und benötigt,
abhängig von der Anzahl der dynamischen Prozessdaten
und der Komplexität der Dienste, die genutzt werden sollen,
eine entsprechende Rechenleistung im Client-Rechner.
Dynamische Visualisierungen mit Taktzeiten < 200
ms im Webbrowser führen zu hohen CPU-Belastungen.
Die CPU-Auslastung für ein Beispiel (siehe Demo Panel
unter woas.ccad.eu) zur Visualisierung von 18 Prozessdaten
mit einer Aktualisierungsrate von etwa 100 ms
zeigt Tabelle 3 (Webbrowser = Google Chrome).
Aus Tabelle 3 wird auch sichtbar, dass moderne Tablet-Rechner
in der Lage sind ein WOAS im Webbrowser
mit ausreichender Performance zu betreiben.
5. WOAS ALS CPS-INTEGRATIONSSYSTEM
Ursprünglich wurde WOAS für Automatisierungssysteme
der nicht-zeitkritischen Ebenen entwickelt, vergleiche
Bild 1. Unter dem Blickwinkel von Industrie 4.0 und CPSbasierter
Automation zeigt sich aber, dass das WOAS-Portal
generell als CPS-Integrationsplattform fungieren kann.
Nach [1] kommunizieren CPS-basierte Automatisierungssysteme
über offene, globale Informationsplattformen
(Internet). Ihre Teilsysteme und Komponenten
nutzen beziehungsweise stellen über diese Netze offen
verfügbare, relevante Daten und Dienste zur Verfügung.
Aus dieser Definition lässt sich eine wesentliche Herausforderung
ableiten, die für CPS-basierte Automatisierungssysteme
umgesetzt werden muss:
CPS-Komponenten müssen im Gegensatz zu klassischen
Automatisierungsgeräten geeignete
Schnittstellen zu einem IP-Netz besitzen. Diese
Schnittstellen sollen standardisiert beziehungsweise
weit verbreitet, sicher und zuverlässig sein,
sowie möglichst zeitdeterministisch arbeiten.
In WOAS entsprechen die in Bild 4 dargestellten VD-
Typen den CPS-Komponenten. Mit dem gleichzeitig
verfügbaren Konzept der Dienste (WOAD) bildet das
WOAS-Portal eine Integrationsplattform mit der beliebig
in einem IP-Netz (lokal oder weltweit) verteilte
Dienste mit beliebigen im IP-Netz verteilten CPS-Komponenten
zu Funktionalsystemen verbunden werden
können. Damit ergibt sich eine flache Automatisierungsstruktur
mit verteilten Diensten, wie sie nach [1]
für künftige Produktionssysteme erwartet wird.
Hauptaufgabe des WOAS-Portal als CPS-Integrationsplattform
ist die nutzerspezifische Verknüpfung der
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atp edition
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Dienste mit den CPS-Komponenten, und dies in der
Projektierungs- und Runtime-Phase. Erforderlich dazu
ist eine multi-user und multi-rollen-basierte Integrationsplattform,
die für einen bestimmten Anwendungskontext
Lösungen bereitstellen kann. Dabei spielt es
keine Rolle, ob der Anwendungskontext die Produktionsautomatisierung,
Medizintechnik oder beispielsweise
Verkehrstechnik ist, siehe Bild 7.
ZUSAMMENFASSUNG
Mit dem Prototyp des WOAS-Portals steht eine Konfigurations-
und Runtime-Umgebung online und webbasiert
zur Verfügung, mit der weltweit verteilte Geräte (Automatisierungsgeräte)
mit beliebigen verteilten Diensten (Automatisierungsdiensten)
zu nutzerspezifischen Funktionalsystemen
integriert und für einen Testbetrieb genutzt
werden können. Als Alleinstellungsmerkmal gegenüber
allen anderen cloud-basierten Integrationssystemen für
die Automatisierung kann das WOAS-Portal durch beliebige
Dienste Dritter und weitere Gerätezugänge über konsistente
und offengelegte Schnittstellen erweitert werden.
AUTOR
MANUSKRIPTEINGANG
14.08.2014
Im Peer-Review-Verfahren begutachtet
Prof. Dr.-Ing. REINHARD
LANGMANN (geb. 1950) ist
seit 1993 als Professor an
der Fachhochschule
Düsseldorf in der Automatisierungstechnik
tätig. Er
ist Sprecher des Competence-Center
Automation
Düsseldorf (CCAD) sowie
Leiter der Forschungs- und Trainingsfabrik
Fab21 und des Düsseldorfer Telelabors. Sein
Interessensschwerpunkt liegt auf dem Gebiet
der Internettechnologie für die Industrieautomation.
Seit 2008 ist er 1. Vorsitzender des
Vereins für Angewandte Automatisierungstechnik
in Lehre und Entwicklung an Hochschulen
VFAALE e.V..
Fachhochschule Düsseldorf,
Fachbereich Elektrotechnik,
Competence Center Automation Düsseldorf (CCAD),
Josef-Gockeln-Str. 9, D-40474 Düsseldorf,
Tel. +49 (0) 211 435 13 08,
E-Mail: langmann@ccad.eu
REFERENZEN
[1] VDI/VDE-GMA: Cyber-Physical Systems:Chancen und
Nutzen aus Sicht der Automation. – Thesen und
Handlungsfelder, April 2013
[2] Gritsai, G., Timorin, A., Goltsev, Y., Ilin, R., Goirdeychik,
S., Karpin, A.: SCADA Safety in Numbers v1.1. -
Survey of Positive Technologies, 2012, S. 17,
www.ptsecurity.com
[3] Kagermann, H., Wahlster, W., Helbig, J.:
Umsetzungs empfehlungen für das Zukunftsprojekt
Industrie 4.0. Abschlussbericht des Arbeitskreises
Industrie 4.0, Forschungsunion Wirtschaft Wissenschaft,
2013
[4] Chase, J.: Die Zukunft des „Internet der Dinge“:
Ein Ausblick. – Whitepaper Texas Instruments, 2013,
http://www.ti.com/lit/ml/swrb028/swrb028.pdf
[5] SOCRADES: EU-Project,
http://www.socrades.eu, 2006 – 2009
[6] IMC-AESOP: EU-Project,
http://www.imc-aesop.eu, 2010 – 2013
[7] Mathes, M., Stoidner, C., Heinzl, S., Freisleben, B.:
SOAP4PLC: Web Services for Programmable
Logic Controller. - 17th Euromicro International
Conference on Parallel, Distributed and Networkbased
Processing, S. 210-219, IEEE Computer
Society Press, 2009
[8] Honeywell Int Inc.: Cloud computing for an industrial
automation and manufacturing system. - Patent,
US000007970830B2, 01.04.2009
[9] Thies, G., Vossen, G.: Web-Oriented Architectures:
On the Impact of Web 2.0 on Service-Oriented
Architectures. In: Tagungsband Asia-Pacific Services
Computing Conference APSCC ‚08, S. 1075 – 1082.
IEEE Conference Publications, 2008
[10] Hinchcliffe, D: What Is WOA? It‘s The Future of
Service-Oriented Architecture (SOA). 2008,
http://hinchcliffe.org/archive/2008/02/27/16617.aspx
[11] Etherios: Device Cloud. 2014,
http://www.etherios.com/products/devicecloud/
[12] System LineMetrics: Die LineMetrics Plattform. 2014,
http://www.linemetrics.com
[13] Langmann, R.: Rent an Automation Service -
Smarte Geschäftsmodelle für Industrie 4.0 In:
Tagungsband GMA-Kongress AUTOMATION 2014,
[CD] VDI 2014
[14] CCAD: WOAS-Integrationsportal –
Nutzerhinweise. – Düsseldorf, 2014,
http://woas.ccad.eu
[15] Langmann, R.: Ein Interface für CPS-basierte
Automatisierungsgeräte. In: Tagungsband Konferenz
für Angewandte Automatisierungstechnik in Lehre
und Entwicklung (AALE 2014), S. 133 – 142.
DIV Deutscher Industrieverlag, 2013
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61
Produkt & Unternehmen
MSR-Spezialmesse in Bochum
Die MEORGA veranstaltet am
05. November im RuhrCongress
Bochum eine regionale Spezialmesse
für Prozessleitsysteme,
Mess-, Regel- und Steuerungstechnik.
Dort zeigen zirka 160 Fachfirmen
der Mess-, Steuer-, Regel- und
Automatisierungstechnik von acht
Prozessleitsysteme, Mess-, Regel- und Steuerungstechnik zeigen zirka
160 Fachfirmen bei der MSR-Spezialmesse in Dortmund. Bild: Meorga
Neues Netzwerkbetriebssystem
Belden präsentiert vielseitige neue Industrial Router- und Security-Appliance.
Bild: Belden
Belden Inc. hat die nächste Generation
des industriellen
Netzwerkbetriebssystems und
Hardwaredesigns seiner Marke
GarrettCom vorgestellt. Der
Magnum 10RX, der zugleich Router-
und Security-Appliance ist,
bietet mehr Leistung und Sicherheit
sowie größtmögliche Vielseitigkeit.
Denn das Gerät unterstützt
eine Reihe von Netzwerkprotokollen
und sorgt für einen erweiterten
Firewall-Schutz.
Der Magnum 10RX bietet eine einfache
Lösung mit einer Kombination
aus Performance und Security in
einem Produkt. Davon profitieren Belden
zufolge alle industriellen Einsatzszenarien,
in denen Zuverlässigkeit,
Flexibilität und sichere Systeme ausschlaggebend
sind, vor allem der Energieversorgungsbereich
mit Stromübertragung
und Stromverteilung (PT&D)
sowie die Transportindustrie. (gz)
www.belden.com
bis 16 Uhr Geräte und Systeme, Engineering-
und Serviceleistungen
sowie neue Trends im Bereich der
Automatisierung.
Die Messe wendet sich an Fachleute
und Entscheidungsträger, die
in ihren Unternehmen für die Optimierung
der Geschäfts- und Produktionsprozesse
entlang der gesamten
Wertschöpfungskette verantwortlich
sind. Der Eintritt zur
Messe und die Teilnahme an den
Workshops sind für die Besucher
kostenlos und sollen ihnen Informationen
und interessante Gespräche
ohne Hektik oder Zeitdruck
ermöglichen. Für das leibliche
Wohlergehen der Besucher
sorgen kleine Snacks und Erfrischungsgetränke,
die selbstverständlich
ebenfalls gratis bereitgehalten
werden.
(gz)
www.meorga.de
Risikobeurteilung
gemeinsam erstellt
Die Qualität einer Risikobeurteilung
hängt mittlerweile stark
davon ab, wie gut der Ersteller sich
in den aktuellen Normen und
Grenzwerten auskennt – oder wie
gut und aktuell seine Software ihn
dabei unterstützt. Mangelnde Normenkenntnis
kann so zu einer mangelhaften
Risikobeurteilung führen.
Im schlimmsten Fall kann so
viel Zeit und Arbeit in einer Risikobeurteilung
stecken, die den aktuellen
gesetzlichen Anforderungen
gar nicht mehr gerecht wird.
Neben dem herkömmlichen Verfahren
nach DIN EN ISO 12100 bietet
die aktuelle CE-Software Docufy
Machine Safety deshalb auch die
Möglichkeit, die Risikobeurteilung
anhand von Anforderungsvorlagen
zu erstellen. Durch die Vorarbeit
eines Normenexperten kann sich
der Konstrukteur dabei auf das Wesentliche
konzentrieren und auf Basis
einer Vorlage die Risikobeurteilung
anfertigen – und das schon bei
der Entwicklung der Maschine.(gz)
www.docufy.de
62
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Neue Manometer für eigensichere Ex-Bereiche
Fünf eigensichere elektronische
Manometer hat die Keller AG für
Druckmesstechnik zum Einsatz in
Gas-explosionsgefährdeten Bereichen
vorgestellt. Die Zulassungen
folgen der ATEX-Richtlinie für explosive
Gase. Mit dem auf minimalen
Energieverbrauch getrimmten elektronischen
Design ist der Batteriewechsel
auch innerhalb der explosionsgefährdeten
Bereichen möglich.
Die einfachste Ausführung, das Modell
ECO 1 Ei, bietet bei hoher Auflösung
und Reproduzierbarkeit für die
beiden Messbereiche -1…30 bar und
0…300 bar eine Genauigkeit von typ.
0,5 %FS sowie einen integrierten Min/
Max-Speicher. Die elektronischen Manometer
vom Typ LEO 1 Ei und LEO 2
Ei bieten durch mikroprozessorgestützte
Kompensation ein äußerst
schmales Gesamtfehlerband (einschließlich
Temperaturfehler) von nur
Produkt & Unternehmen
Turbimax überwacht direkt in der Leitung
Der neue Trübungssensor Turbimax
CUS52D überwacht die
Qualität von Trink- und Prozesswasser
direkt in der Leitung.
Selbstreinigungsfunktionen für
einen wartungsfreien Betrieb sowie
elegantes Kalibrierzubehör
machen den Sensor zu dem praktischen
und sicheren Komplettpaket
für jede Wasseraufbereitung.
Selbst in klarstem Wasser misst
der Turbimax CUS52D jede noch so
geringe Trübung präzise und zuverlässig
(nach ISO7027). Der optische
Sensor ist so konstruiert, dass er von
Zu- bis Auslauf in allen Messstellen
der Wasserproduktion einsetzbar
ist. Auf diese Weise überwacht er
durchgängig die Wasserqualität mit
einer Präzision, die Labormessungen
oftmals noch übertrifft.
Dank seines hygienischen Designs
kann der CUS52D direkt in Rohrleitungen
eingebaut werden. Zum einen
sind so keine aufwendigen Bypass-
Installationen mehr erforderlich.
Zum anderen gehören Wasser- und
Produktverluste der Vergangenheit
an. Die Installation des Sensors gelingt
im Handumdrehen. Er hat die
digitale Memosens-Technologie und
eine Werkskalibrierung bereits an
Bord, so dass er „Plug&Play“ in den
Prozess gebracht werden kann. (gz)
www.endress.com
Automatisch mehr Effizienz
Eine vollautomatisierte Prozesskette in der
Blechbearbeitung zeigt Kemper Storatec bei
der EuroBlech. Bild: Kemper Storatec
Der neue Trinkwassertrübungssensor
Turbimax CUS52D
als Eintauchvariante und als
Variante mit hygienischem Clamp-
Anschluss für den direkten Einbau in Rohrleitungen.
Bild: Endress+Hauser
Die Kemper Storatec GmbH bildet
auf der Messe EuroBLECH eine
Vollautomatisierung der Prozesskette
bei Schneidverfahren ab. Von der Lagerung
bis zur direkten Verarbeitung
stellt der Hersteller von Systemen für
die Intralogistik mit Sitz in Waltrop
eine innovative Koppelung mehrerer
Anlagen vor. In einer Live-Präsentation
können sich Anwender von
dem Nutzen des Systems überzeugen.
Die Automatisierung sorgt für einen
höheren Output bei Schneidanwendungen.
Weil die Systeme von Kemper
Storatec einen mannlosen Betrieb
ermöglichen, ist ein geringerer manueller
Einsatz nötig.
Ein Materialtransportwagen
(MTW) transportiert über ein Schienensystem
die Bleche zu einer Beund
Entladestation. Das Portal überträgt
mittels einer Saugeinheit die
Bleche auf den Wechseltisch für
Schneidanlagen. Dort werden die
Bleche weiterverarbeitet. Nach dem
Schneidvorgang werden die fertigen
Bleche ebenfalls automatisch mit einer
Recheneinheit vom Wechseltisch
entnommen und auf einem Bereitstellungstisch
abgelegt (EuroBlech,
21. bis 25. Oktober, Hannover, Halle
12 an Stand B06). (gz)
www.kemper-storatec.eu
Transmitter schützt
vor Anlagenausfall
Emerson Process Managements
neuer CSI 9360 Vibrations/Positions-Transmitter
bietet den Nutzern
und Herstellern eine wirtschaftliche
Lösung zur Erweiterung
des grundlegenden Schutzes
für Kompressoren, Pumpen und
Ventilatoren. Entwickelt mit der
Implementierung von Spezifikationen
der Original-Hersteller identifiziert
der Transmitter entstehende
Probleme der Gleitlager durch
die Erfassung von Vibrationen oder
Positionsdaten und deren Umsetzung
in ein 4-20 mA-Signal zur
Überwachung. Diese Frühwarnung
ermöglicht den Kunden des Herunterfahren
dieser Assets bevor
schwerwiegende Schäden an der
Ausrüstung auftreten, oder die Produktion
beeinträchtigt wird.
Mit seiner Flexibilität verhilft der
CSI 9360 den Nutzern zu Kosteneinsparungen
dadurch, dass nicht mehrere
Arten von Transmittern eingesetzt
werden müssen. Er ist im Feld
konfigurierbar für drei Radialschwingungsbereiche
oder Positionen
mit invertierbarem Positionssignal,
wählbaren Reaktionszeiten der
Sensorschleife und optionalen Sensorfehler-Sperrzeiten.
Während die
meisten Transmitter auf Sensoren der
Größe von 5 mm standardisiert sind,
Der im Feld
konfigurierbare
CSI 9360 liefert
Echtzeit-Informationen
über
rotierendes
Equipment für
operative
Entscheidungen.
Bild: Emerson
www.emersonprocess.de
unterstützt der
CSI 9360 mehrere
Größen von Wirbelstromsensoren.
Zur einfachen
Installation arbeitet
der CSI
9360 ohne Hilfsenergie,
besitzt
einen Standard-
DIN-Hutschienenbefestigungsclip
oder optionalen
Panel-
Mount-Adapter.
Der CSI 9360 hat
grundsätzlich
CSA und ATEX
(in Vorbereitung)
Sicherheitsklassifizierung.
(gz)
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Moxa tritt Fielbus
Foundation bei
Der Anbieter von Netzwerktechnik-
und Kommunikationslösungen
für die Öl- und Gasbranche
Moxa ist der Fieldbus Foundation
beigetreten. Innerhalb des Unterausschusses
Remote Operations
Management arbeitet Moxa gemeinsam
mit den Hauptförderern, einschließlich
Petrobras, Reliance und
Saudi Aramco, an Spezifikationen
für neue Technologien und Protokolle
in der Prozessautomation. Als
Teil der Initiative hat Moxa außerdem
die technische Ausstattung
für die Präsentation entsprechender
Lösungen bei zahlreichen
Endkunden, einschließlich der
weltgrößten Ölraffinerie in Jamnagar,
Indien, gespendet.
„Moxa teilt die Vision der Fieldbus
Foundation, durch den Einsatz einheitlicher
Kommunikationsprotokolle
und -Plattformen bessere Interoperabilität
und größere Effizienz zu
erzielen“, sagt Thomas Nuth, Global
Manager Oil & Gas Vertical Marketing
bei Moxa. Die Mitglieder der
Fieldbus Foundation haben bereits
das Interesse an einer Fernüberwachungslösung
für Bohrtürme bekundet,
die von Moxa und Terra Ferma,
einem in Colorado ansässigen
System integrator, entwickelt wurde.
Thomas Nuth: „Moxa teilt die Vision
der Fieldbus Foundation, durch den
Einsatz einheitlicher Kommunikationsprotokolle
und -Plattformen
bessere Interoperabilität und größere
Effizienz zu erzielen.“ Bild: Moxa
www.moxa.com
Neue Display-Serie für mehr Ergonomie
B
&R hat neue Displays mit verschiedenen
Tragarmen vorgestellt.
Die rundum geschlossenen
Panels stehen in zahlreichen Varianten
zur Verfügung und entsprechen
der Schutzart IP65. Damit
können Bedienterminals optimal
an Maschinen platziert werden.
Die Multitouch-Widescreen-Panels
sind mit Diagonalen von 18,5“
bis 24“ und Auflösungen von HD
Ready bis Full HD verfügbar. Durch
die größeren Displays und die höheren
Auflösungen können mehr
Informationen pro Bildschirmseite
untergebracht werden – ein großes
Plus für die Benutzerergonomie.
Ebenfalls erhältlich ist eine
21,5“-Variante im Hochformat, sodass
auch bei beengten Platzverhältnissen
nicht auf großflächige Displays verzichtet
werden muss. Zudem stehen
2 Gerätevarianten im 4:3-Seitenverhältnis
und mit analog-resistiven
Touchscreens zur Verfügung. Damit
können bestehende Visualisierungen
ohne jegliche Softwareanpassung
weiterverwendet werden.
Die Panels werden mit kostengünstigen
Standardkabeln durch den
Tragarm verkabelt. Die maximal
überbrückbare Distanz liegt bei 100
Metern zwischen PC und Panel.(gz)
www.br-automation.com
Faulhaber verankert Philae auf Komet
Die Displays der Serie Automation Panel sind
in neun Tragarm-Ausführungen erhältlich. Auf
Wunsch werden die Displays mit zusätzlichen
Schaltelementen ausgestattet. Bild: B&R
Das Landegerät Philae soll im November auf
dem Kometen 67P/Tschurjumow-
Gerasimenko aufsetzen und mit Hilfe zweier
Faulhaber-Motoren am Boden gehalten
werden. Bild: ESA/ATG medialab
Im November soll das Landegerät
Philae auf dem Kometen 67P/
Tschurjumow-Gerasimenko aufsetzen.
Ein Problem dabei: Aufgrund
seiner geringen Masse übt
der Komet kaum Anziehungskraft
aus. Statt wie auf der Erde 100
Kilo gramm wiegt der in Deutschland
entwickelte Landeroboter auf
dem Kometen nur wenige Gramm.
Er könnte leicht abprallen. Das
soll ein spezielles Ankersystem
verhindern: Unmittelbar nach Bodenkontakt
bei der Landung werden
zwei Harpunen per Treibladung
abgeschossen und zurren
den Lander über zwei Seilwinden
auf der Kometenoberfläche fest.
Angetrieben werden die Winden
von je einem Faulhaber-Motor.
Dank des Faulhaber-Know-hows
bei Anwendungen im Weltraum
sind nicht nur die Harpunen, sondern
eine Vielzahl anderer Systeme
des Landers mit Antrieben des
gleichen Herstellers bestückt. So
arbeiten Faulhaber DC-Motoren in
den Instrumenten und Versuchsanlagen
von Philae, um die Beschaffenheit
und Zusammensetzung
der Kometenoberfläche genau
zu untersuchen. (gz)
www.faulhaber.com
atp edition
10 / 2014
65
IMPRESSUM / VORSCHAU
IMPRESSUM
VORSCHAU
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DIV Deutscher Industrieverlag GmbH
Arnulfstraße 124, D-80636 München
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 0
Telefax + 49 (0) 89 203 53 66 99
www.di-verlag.de
Geschäftsführer:
Carsten Augsburger, Jürgen Franke
Verlagsleiterin:
Kirstin Sommer
Spartenleiterin:
Kirstin Sommer
Herausgeber:
Dr.rer.nat. Thomas Albers
Dr. Gunther Kegel
Dipl.-Ing. Hans-Georg Kumpfmüller
Dr.-Ing. Wilhelm Otten
Beirat:
Dr.-Ing. Kurt Dirk Bettenhausen
Prof. Dr.-Ing. Christian Diedrich
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Epple
Prof. Dr.-Ing. Alexander Fay
Prof. Dr.-Ing. Michael Felleisen
Prof. Dr.-Ing. Georg Frey
Dipl.-Ing. Thomas Grein
Prof. Dr.-Ing. Hartmut Haehnel
Dipl.-Ing. Tim-Peter Henrichs
Dr.-Ing. Jörg Kiesbauer
Dipl.-Ing. Gerald Mayr
Dr.-Ing. Josef Papenfort
Igor Stolz
Dr. Andreas Wernsdörfer
Dipl.-Ing. Dieter Westerkamp
Prof. Dr.-Ing. Michael Weyrich
Dr.rer.nat. Christian Zeidler
Organschaft:
Organ der GMA
(VDI/VDE-Gesell schaft Messund
Automatisierungs technik)
und der NAMUR (Interessengemeinschaft
Automatisierungstechnik
der Prozessindustrie).
Redaktion:
Markus Hofelich (verantwortlich)
Telefon + 49 (0) 89 203 53 66 33
E-Mail: hofelich@di-verlag.de
Gerd Scholz (gz)
Einreichung von Hauptbeiträgen:
Prof. Dr.-Ing. Leon Urbas
(Chefredakteur, verantwortlich
für die Hauptbeiträge)
Technische Universität Dresden
Fakultät Elektrotechnik
und Informationstechnik
Professur für Prozessleittechnik
D-01062 Dresden
Telefon +49 (0) 351 46 33 96 14
E-Mail: urbas@di-verlag.de
Fachredaktion:
Dr.-Ing. Michael Blum
Dipl.-Ing. Heinrich Engelhard
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jasperneite
Dr.-Ing. Bernhard Kausler
Dr.-Ing. Niels Kiupel
Prof. Dr.-Ing. Gerrit Meixner
Dr.-Ing. Jörg Neidig
Dipl.-Ing. Ingo Rolle
Dr.-Ing. Stefan Runde
Prof. Dr.-Ing. Frank Schiller
Bezugsbedingungen:
„atp edition – Automatisierungs technische
Praxis“ erscheint monatlich mit Doppelausgaben
im Januar/Februar und Juli/August.
Bezugspreise:
Abonnement jährlich: € 519,– + € 30,–/ € 35,–
Versand (Deutschland/Ausland);
Heft-Abonnement + Online-Archiv: € 704,70;
ePaper (PDF): € 519,–; ePaper + Online-Archiv:
€ 674,70; Einzelheft: € 59,– + Versand;
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-
Staaten die Mehrwertsteuer, für alle übrigen
Länder sind es Nettopreise. Mitglieder der
GMA: 30% Ermäßigung auf den Heftbezugspreis.
Bestellungen sind jederzeit über den Leserservice
oder jede Buchhandlung möglich.
Die Kündigungsfrist für Abonnement aufträge
beträgt 8 Wochen zum Bezugsjahresende.
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Herr Marcus Zepmeisel
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säurefreiem Papier.
Die atp wurde 1959 als „Regelungstechnische
Praxis – rtp“ gegründet.
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GmbH München
Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen
Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich
geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich
zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne
Ein willigung des Verlages strafbar.
Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8
Abs. 3 PresseG i. V. m. Art. 2 Abs. 1c DVO
zum BayPresseG geben wir die Inhaber
und Beteiligungsverhältnisse am Verlag
wie folgt an:
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH,
Arnulfstraße 124, D-80636 München.
Alleiniger Gesellschafter des Verlages
ist die ACM-Unternehmensgruppe,
Ostring 13,
D-65205 Wiesbaden-Nordenstadt.
ISSN 2190-4111
DIE AUSGABE 11 / 2014 DER
ERSCHEINT AM 04.11.2014
MIT DEM SCHWERPUNKT
„AUTOMATION DER AUTOMATION“
Modellierung industrieller
Kommunikationssysteme
mit AutomationML
Anlagendiagnose in der
industriellen Produktion
Dezentrale Intelligenz für
modulare Automation –
Lösungsansätze für die
Realisierung modularer
Anlagen
Dienste in der
Automatisierungstechnik
Aus aktuellem Anlass können sich die Themen
kurzfristig verändern.
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10 / 2014
Process Control
Systems Engineering
Process Control Systems (PCS) are distributed control systems (DCS) that are specialized
to meet specific requirements of the process industries. The text book focuses on PCS
engineering basics that are common to different domains of the process industries.
It relates to an experimental research plant which serves for the exploration of the
interaction between process modularization and process automation methods. This
permits to capture features of highly specialized and integrated mono-product plants as
well as application areas which are dominated by locally standardized general-purpose
apparatus and multi-product schemes. While the text book’s theory is applicable for all
PCS of different suppliers, the examples refer to Siemens’ control system PCS 7. Focusing
on a single PCS enables readers to use the book in basic lectures on PCS engineering as
well as in computer lab courses, allowing students to gain hands-on experience.
Editor: Leon Urbas
1 st edition 2012
204 pages, content in English,
165 x 230 mm, hardcover
ISBN: 978-3-8356-3198-4
Price € 49,80
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atp Kompaktwissen
Band 1 –
Erfolgreiches Engineering
Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 138 Seiten, Broschur
Buch + CD-ROM für € 79,–
ISBN 978-3-8356-3210-3
Band 3 –
Praktische Messtechnik
Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 70 Seiten, Broschur
Buch + CD-ROM für € 59,–
ISBN 978-3-8356-3213-4
Band 5 –
Industrielle Informationssicherheit
Hrsg. Leon Urbas, 1. Auflage 2014, 80 Seiten, Broschur
Buch für € 59,–
ISBN 978-3-8356-7113-3
atp kompakt Kollektion (Bände 1-6)
€ 299,80
ISBN 978-3-8356-7146-1
Band 2 –
Effiziente Kommunikation
Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 70 Seiten, Broschur
Buch + CD-ROM für € 59,–
ISBN 978-3-8356-3212-7
Band 4 –
Automation in der Wasserbranche
Hrsg. Frank Schiller, 1. Auflage 2010, 146 Seiten, Broschur
Buch + CD-ROM für € 59,–
ISBN 978-3-8356-3226-4
Band 6 –
Safety in der Praxis
Hrsg. Leon Urbas, 1. Auflage 2014, 112 Seiten, Broschur
Buch für € 59,–
ISBN 978-3-8356-7115-7
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Band 1 – ISBN: 978-3-8356-3210-3 für € 79,– (zzgl. Versand)
Band 2 – ISBN: 978-3-8356-3212-7 für € 59,– (zzgl. Versand)
Band 3 – ISBN: 978-3-8356-3213-4 für € 59,– (zzgl. Versand)
Band 4 – ISBN: 978-3-8356-3226-4 für € 59,– (zzgl. Versand)
Band 5 – ISBN: 978-3-8356-7113-3 für € 59,– (zzgl. Versand)
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