Knie Spezial 01_2013 - oucc.de
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Wenn die <strong>Knie</strong>scheibe schmerzt:<br />
Laterales<br />
Hyperkompressionssyndrom<br />
Gehen, Stehen, Sitzen... egal, in welcher Position das <strong>Knie</strong>gelenk sich befin<strong>de</strong>t,<br />
„es schmerzt“. Sehr typisch wer<strong>de</strong>n die Beschwer<strong>de</strong>n im vor<strong>de</strong>ren <strong>Knie</strong>bereich und hinter<br />
<strong>de</strong>r <strong>Knie</strong>scheibe empfun<strong>de</strong>n. Häufig, insbeson<strong>de</strong>re bei Frauen und jungen Menschen steht<br />
das „Überdruck-Syndrom“ <strong>de</strong>r <strong>Knie</strong>scheibe dahinter.<br />
<strong>Knie</strong>scheibe (Patella)<br />
Dieses seitliche Überdrucksyndrom, auch laterales<br />
Hyperkompressionssyndrom bezeichnet, ist oft die<br />
plausible Erklärung <strong>de</strong>s vor<strong>de</strong>ren <strong>Knie</strong>schmerzes.<br />
Durch zu straffe Kapsel- und Bandführung („Retinakulum“)<br />
kommt zur Verschiebung und Verkippung<br />
<strong>de</strong>r <strong>Knie</strong>scheibe zur Außenseite hin. Es resultiert die<br />
Erhöhung <strong>de</strong>s Gelenkdrucks zwischen <strong>de</strong>r seitlichen<br />
Auflagefläche <strong>de</strong>r <strong>Knie</strong>scheibe auf <strong>de</strong>m außenseitigen<br />
Oberschenkelknochen.<br />
Vorkommen<br />
In <strong>de</strong>r orthopädischen Sprechstun<strong>de</strong> trifft man sehr<br />
häufig auf dieses für die Betroffenen mitunter sehr<br />
schmerzhaftes Problem. Die Patellalateralisation ist<br />
meist anlagebedingt, jugendliche Mädchen und junge<br />
Frauen im Alter zwischen 12 und 25 Jahren sind<br />
im Verhältnis 5:1 zum männlichen Geschlecht betroffen.<br />
Grund dafür ist zumeist die stärkere Neigung<br />
<strong>de</strong>s weiblichen Geschlechtes zum X-Bein. Begünstigt<br />
wird die Verkippungsten<strong>de</strong>nz auch durch Fehlanlagen<br />
<strong>de</strong>s Gleitlagers (Dysplasien <strong>de</strong>s femoralen Patellagleitlagers),<br />
bei <strong>de</strong>m dann eben eine unzureichend<br />
tiefe Führungsrinne zum stabilen Aufnehmen <strong>de</strong>r<br />
<strong>Knie</strong>scheibe besteht.<br />
Diagnostik<br />
Die beschriebene Vorgeschichte weist <strong>de</strong>m <strong>Knie</strong>-<br />
Orthopä<strong>de</strong>n zumeist schon <strong>de</strong>n richtigen Weg. Bei<br />
<strong>de</strong>r klinischen Untersuchung zeigt sich eine funktionelle<br />
Verkippungsten<strong>de</strong>nz mit verstärkten Andruckzeichen<br />
<strong>de</strong>r <strong>Knie</strong>scheibe nach lateral. Bei vorsichtigem<br />
Druck <strong>de</strong>r Untersucherhand verstärkt sich <strong>de</strong>r<br />
„Hinter-<strong>Knie</strong>scheiben-Schmerz“ sogar noch. Verschie<strong>de</strong>ne<br />
an<strong>de</strong>re Tests, z.B. ein positives Zohlen-<br />
Zeichen sichern diese Diagnose klinisch bereits ab.<br />
So bedürfte es eigentlich gar nicht zwingend <strong>de</strong>r ergänzen<strong>de</strong>n<br />
Röntgendiagnostik, bei welcher sich in<br />
<strong>de</strong>r axialen (tangentialen) Röntgenaufnahme eine lateralisierte<br />
Position <strong>de</strong>r Patella in Bezug zum Gleitlager<br />
zeigt.<br />
In weiteren 30°-, 60°- und 90°-Defileeaufnahmen kann<br />
die Verkippungsten<strong>de</strong>nz abhängig von <strong>de</strong>r Position<br />
<strong>de</strong>s <strong>Knie</strong>gelenks dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Therapie<br />
Die konservative/symptomatische Therapie steht<br />
ganz ein<strong>de</strong>utig im Vor<strong>de</strong>rgrund:<br />
Durch gezielte muskeltherapeutische Kräftigung <strong>de</strong>r<br />
<strong>Knie</strong>strecker, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>s innenseitig ansetzen<strong>de</strong>n<br />
M. vastus medialis sowie Dehnung kontraktiler<br />
<strong>Knie</strong>beuger (ischiokrurale Muskulatur,<br />
M. gastrocnemius) und <strong>de</strong>s Tractus iliotibialis ist in<br />
vielen Fällen eine Beschwer<strong>de</strong>besserung zu erzielen.<br />
Aber auch wichtig: Der Fleiß und die Disziplin<br />
sowie Mitarbeit <strong>de</strong>s Betroffenen ist die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Komponente <strong>de</strong>s Erfolges! Hierbei sind min<strong>de</strong>stens<br />
6-12 Monate auch eigenständigen Trainings zu<br />
for<strong>de</strong>rn.<br />
Operative Maßnahmen sind nur beim therapieresistenten<br />
lateralen Hyperkompressionssyndrom nach<br />
frustraner konservativer Behandlung zu diskutieren.<br />
Operative Massnahmen generell wer<strong>de</strong>n aber nach<br />
neuesten Erkenntnissen – und auch durch uns sehr<br />
bewußt umgesetzt – nur noch sehr zurückhaltend angewandt.<br />
Nachsorge<br />
Die Nachbehandlung richtet sich nach <strong>de</strong>r eingeschlagenen<br />
Behandlungsoption. In <strong>de</strong>r Regel sind<br />
recht schnell volle Belastbarkeiten <strong>de</strong>s Gelenkes erzielbar.<br />
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