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Z9 Was macht Ihnen Angst?

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D a s U m d e n k I m p u l s Z u k u n f t s G e s t a l t u n g s M a g a z i n<br />

www.ZfürZukunft.de • ZKZ 21087 • Einzelpreis: 4,95 CH: 7,90 CHF<br />

f ü r Z u k u n f t<br />

► <strong>Angst</strong> vor der Zukunft –<br />

Wohin entwickelt sich Europa?<br />

► Kartenhaus Weltfinanzsystem<br />

► Die Neue Weltordnung<br />

Kommt sie, oder ist sie schon da?<br />

► <strong>Angst</strong> vor Islamisierung – oder<br />

vor der Entchristianisierung?<br />

► Mobbing - Burn-out und Co.<br />

► Tipps für Krisenzeiten<br />

► Wer tot war, hat keine <strong>Angst</strong><br />

mehr vor dem Sterben<br />

► Israel loves Iran?<br />

Z für Zukunft 1<br />

A u s g a b e # 9 D e z e m b e r 2 0 1 2


Inhalt<br />

Herausgeber: Zukunft-Europa e.V.<br />

setzt sich für zukunftstragenden Werte<br />

der Gesellschaft ein und weist auf wertezerstörende<br />

Trends hin.<br />

Vorstand: Peter Ischka, Dr. Martin Fontanari,<br />

Hansjürg Stückelberger, Christa<br />

Meves, Sr. Dogan Hatune, Dr. Bernard<br />

Siegfried, Dr. Udo Ulfkotte, Dr. Roland<br />

Andergassen<br />

Redaktion: Peter Ischka<br />

Anschrift: Zukunft-Europa e.V.<br />

Postfach 1409 • 73014 Göppingen<br />

Tel. 0171 1200983 • www.ZwieZukunft.de<br />

info@ZwieZukunft.de<br />

Z-Kontakt in der Schweiz:<br />

Zukunft CH, Zürcherstr. 123,<br />

CH-8406 Winterthur, info@zukunft-ch.ch<br />

Z-Kontakt in Österreich:<br />

Z für Austria, Vord. Achmühle 3c,<br />

A-6850 Dornbirn, austria@ZwieZukunft.de<br />

Satz und Gestaltung:<br />

Agentur PJI UG, Adelberg<br />

Printed in Germany<br />

Erscheinungsweise<br />

unregelmäßig, 4 bis 6 Mal im Jahr<br />

Abopreis: € 29,– für sechs Ausgaben,<br />

inkl. Versand in DE. Einzelexpl.: € 4,95<br />

Copyright<br />

Wenn nichts anderes vermerkt ist, liegen<br />

alle Rechte bei Zukunft-Europa e.V.,<br />

Nachdruck und weitere Veröffentlichung<br />

nur auf Anfrage bei der Redaktion.<br />

Ihre Mithilfe:<br />

Spendenkonto-Nr. 490 155 68,<br />

BLZ 610 50000, KSK Göppingen.<br />

Auch auf der Website www.ZfürZukunft.de<br />

können Sie bequem, sicher und gebührenfrei<br />

Spenden überweisen.<br />

Titelbild: Agentur PJI<br />

Bildmontage/iStockPhoto<br />

Leitthema<br />

<strong>Angst</strong> vor Zukunft?<br />

Ein mulmiges Zukunfts-Gefühl? „Glauben Sie, dass<br />

die Verhältnisse in dreißig Jahren besser sein<br />

werden als heute?“ 4<br />

Finanzkrise<br />

Gibt es eine angstfreie Zone?<br />

Ängste bestimmen den Alltag: <strong>Angst</strong> vor Schulden, vor<br />

dem Klimawandel, vor Mobbing und Arbeitsplatzverlust,,<br />

vor Einsamkeit, Krankheit und Tod. Gibt es dazu<br />

ein solides Gegenüber? 8<br />

Kartenhaus Weltfinanzsystem<br />

Geld in die Wirtschaft zu pumpen, das hält den Wohlfahrtsstaat<br />

in Gang. Unser Geldsystem ist auf steigende<br />

Schulden programmiert. Ein Stopp bedeutet den<br />

totalen Kollaps. Sind wir darauf vorbereitet? 13<br />

Werte & Gesellschaft<br />

<strong>Angst</strong> vor Gewalt<br />

<strong>Was</strong> ist die Wurzel der <strong>Angst</strong>? Hängt das mit dem Wesen<br />

des Menschen zusammen? <strong>Was</strong> passiert, wenn die<br />

natürliche Schöpfungsordnung nicht mehr gilt? 17<br />

Mobbing • Burn-out • Depressionen<br />

Eine Nabelschau der <strong>Angst</strong> und der inneren<br />

Gefühlslage? Ist Deutschland krank?. 20<br />

Globalisierung<br />

Europa – Quo Vadis?<br />

Wohin steuert also Europa? Folgen wir der Spur des<br />

Europa-Visionärs und französischen Außenminister<br />

Robert Schuman. 24<br />

Die Neue Weltordnung<br />

kommt sie, oder ist sie schon da? Immer häufiger<br />

gebrauchen Politiker die Begriffe New World Order<br />

oder Neue Weltordnung. 29<br />

Herrschen durch <strong>Angst</strong><br />

Wie <strong>Angst</strong> erzeugt und politisch instrumentalisiert wird.<br />

Wer kann sich noch selbst ein objektives Bild machen?<br />

Unsicherheit und Bedrohung ist der Nährboden für<br />

<strong>Angst</strong> und bietet Ideologen gewaltiges Potenzial. 33<br />

Islam & Integration<br />

<strong>Angst</strong> vor Islamisierung?<br />

Wie wird sich der Islam entwickeln? Vom Arabischen<br />

Frühling zum bitteren islamistischer Winter? 37<br />

Werte in Anwendung<br />

Israel loves Iran?<br />

Am 15. 9. 2012 spricht Präsident Obama Israel das Selbstverteidigungsrecht<br />

gegen den Iran zu. Am 14. 3. 2012<br />

postet ein israelischer Grafiker auf Facebook: „Iraner – wir<br />

werden euer Land nie bombardieren. Wir lieben euch.“ 41<br />

Wer tot war, hat keine <strong>Angst</strong> mehr<br />

vor dem Sterben<br />

Das Leben von Ian McCormack sollte sich auf Mauritius von<br />

Grund auf ändern: Eine Nacht wird zum Wettlauf mit dem<br />

Tod. Er überschreitet die Schwelle nach „Drüben“. 44<br />

<strong>Was</strong> praktisch tun?<br />

Tipps für Krisenzeiten<br />

Wenn wir uns nicht mehr aus Romantik um ein Lagerfeuer<br />

scharen, wenn das Trinkwasser nicht mehr vom Markt<br />

zu bekommen ist und der Geldschein nichts mehr<br />

hergibt, dann ist guter Rat teuer. 48<br />

»Z« Leserreise<br />

Kappadokien – an die Quellen<br />

des christlichen Glaubens<br />

Im Mai zur schönsten Blüte eine Woche die einzigartige<br />

Landschaft genießen und sich von den Zeugen des<br />

frühen Christentums begeistern lassen. 55<br />

2 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

wenn man sich mit dem Thema „<strong>Angst</strong>“ näher beschäftigt, wird man<br />

überrascht von der Vielfältigkeit und der Allgegenwart, mit der dieses<br />

Phänomen unsere Gesellschaft im Griff hat. Leider fehlt uns der<br />

Platz, alle die Inhalte zu bringen, die dazu vorliegen. Ein Buch wäre<br />

schnell gefüllt.<br />

Wir beschäftigen uns mit dem Finanzsystem, der zunehmenden Gewalt, dem Mobbing in Schulen und<br />

am Arbeitsplatz und fragen uns, was es mit der „Neuen Weltordnung“ auf sich hat. Wir versuchen<br />

herauszufinden, wo die <strong>Angst</strong> ihre Wurzel hat und ob es nicht doch auch eine angstfeie Zone gibt.<br />

Bei dieser Recherche kommen wir schnell zum „Urproblem“ der Menschheit schlechthin: der Gottesferne<br />

und der damit verbundenen Sehnsucht, diese Trennung irgendwie zu überwinden. Die meisten<br />

Menschen würden sich das so nicht eingestehen, wird dieser Mangel doch auf unterschiedlichen<br />

Ebenen kompensiert. Einige dieser Aspekte können wir in dieser Ausgabe beleuchten.<br />

So wie man Schulden nicht mit neuen Schulden wirkungsvoll begegnen kann, so braucht auch<br />

die <strong>Angst</strong> ein Gegenüber, das auf höherem Niveau agiert als sie selbst. Wenn wir in dieser Ausgabe<br />

auch einigen erschreckenden Tatsachen direkt ins Auge blicken, so brauchen wir gerade deshalb<br />

einen Grund zur Hoffnung, der auf einem stabileren Fundament gegründet ist als die vielen<br />

<strong>Angst</strong>brillen.<br />

Vordergründig gibt es viel <strong>Angst</strong>macher: Die <strong>Angst</strong>, den Arbeitsplatz zu verlieren, vor dem Finanzzusammenbruch,<br />

<strong>Angst</strong> vor der Klimakatastrophe ... Manche dieser Ängste werden auch bewusst<br />

geschürt, denn wer <strong>Angst</strong> hat, ist leichter zu manipulieren – das ist gut fürs Geschäft und für<br />

so manche Politik.<br />

Es gibt aber auch echten Grund zur Hoffnung! Ein schönes Beispiel ist die facebook-Aktion<br />

„Israel loves Iran“. Normal wäre etwas anderes. So finden Sie wieder eine Reihe von Impulsen,<br />

„<strong>Was</strong> praktisch tun?“, die <strong>Ihnen</strong> helfen sollen, <strong>Angst</strong> zu überwinden, festeren Boden unter die<br />

Füße zu bekommen und wieder Hoffnung zu schöpfen.<br />

Wenn es uns gelingt, trotz einiger heftiger Tatsachen Mut zu machen, selbst für andere zum<br />

Hoffnungsträger zu werden, dann hat diese Ausgabe ein schönes Ziel erreicht.<br />

Peter Ischka<br />

Chefredakteur<br />

PS: Das Z-Familien-Projekt ist immer noch vor uns. Ist das Thema<br />

zu wenig spektakulär, dass es bisher noch nicht<br />

ausreichend Engagement bewirken konnte? Ist doch<br />

die Familie die Säule unserer Gesellschaft. (Lesen Sie<br />

dazu mehr auf Seite 12)<br />

Kommen Sie mit uns<br />

nach Kappadokien, an die<br />

Quellen des christlichen<br />

Glaubens. Lassen Sie sich<br />

begeistern von den Zeugen<br />

des frühen Christentums.<br />

Im Mai steht diese<br />

einzigartige Landschaft in<br />

voller Blütenpracht. (siehe<br />

Seite 55)<br />

Wir haben noch eine<br />

schöne Wegstrecke vor<br />

uns! Wir suchen einige<br />

hundert Spender<br />

mit je 200,- für das<br />

Z-Familien-Projekt.<br />

Werden Sie zum Hoffnungträger<br />

für unsere<br />

Gesellschaft. S. 12<br />

Dieses Werte-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />

Wenn Sie die Vermittlung dieser Inhalte unterstützenswert halten,<br />

sind wir über Spenden sehr dankbar. Zukunft Europa e.V.<br />

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SWIFT: GOPS DE 6G IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />

Z für Zukunft<br />

3


Leitthema<br />

<strong>Angst</strong> vor Zukunft?<br />

Wer hat nicht ein mulmiges Gefühl, wenn er in die Zukunft schaut? Manchmal frage ich<br />

meine Zuhörer: „Glauben Sie, dass die Verhältnisse in dreißig Jahren besser sein werden<br />

als heute?“ Es sind immer nur ganz wenige Hände, die sich da nach oben strecken. Die<br />

meisten glauben, dass es schlechter wird. Ich auch.<br />

Gabriele Kuby<br />

Obwohl es<br />

nach 1945<br />

nur aufwärts<br />

ging und<br />

Frieden und<br />

Freiheit unser<br />

Land prägten,<br />

rebellierten<br />

die Studenten<br />

ab 1968<br />

Foto: © Wikia, Lostpedia, NRGSille<br />

Kirchen sind leer und<br />

Partys quellen über<br />

– wenn es uns gut geht.<br />

In der Krise wendet sich<br />

das Blatt.<br />

Die in den Jahren nach 1945 Geborenen sind<br />

eine außerordentlich verwöhnte Generation.<br />

Bis ins Rentenalter lebten wir in Frieden<br />

und wachsendem Wohlstand. Ich erinnere mich zwar<br />

noch an Ruinen, Flüchtlinge und an das Heizen mit<br />

Torf und Kohle. Aber Not habe ich nie erlebt, stattdessen<br />

Aufschwung: Wachstum, Wachstum, Wachstum.<br />

Und Freiheit. Trotzdem rebellierten wir 1968.<br />

Niemand hinderte die Studenten ernsthaft daran,<br />

Rabatz zu machen, im Gegenteil, die Medien sympathisierten<br />

mit ihnen (mit Ausnahme der damals noch<br />

konservativen Springer-Presse). Warum dieses Aufbegehren?<br />

Fehlte doch noch irgendetwas in dem um<br />

sich greifenden Konsumismus? Oder reizte sie das<br />

übliche innerfamiliäre Schweigen der Täter und Opfer<br />

und Mitläufer des braunen Terrors zum Aufstand<br />

gegen alle Werte, an welche die Elterngeneration<br />

glaubte, die sie aber nicht verteidigte?<br />

Die nächste Generation begann, Spaß für den<br />

Sinn des Lebens zu halten: Partys, Sex, Disco, Drogen,<br />

Lifestyle, Beat in den Ohren und im Unterleib.<br />

Gleichzeitig begannen die Familien auseinanderzubrechen<br />

und die Kirchen leer zu werden. Wozu<br />

braucht ein Mensch, der „alles“ hat, noch Gott? Für<br />

Notfälle war ja unter jedem noch das Netz des Sozialstaats<br />

ausgespannt. Aber wir spüren: Die Party ist<br />

vorbei, es ist „Schluss mit lustig“. Es wird ernst.<br />

Es setzten Entwicklungen ein, die das auf Wohlstand<br />

bauende Sicherheitsgefühl in Frage stellten.<br />

Entwicklungen, die zunehmend unbeherrschbar erscheinen.<br />

Jede Nachrichtensendung spült ein gerüttelt<br />

Maß an schlechten Nachrichten in unsere Wohnzimmer.<br />

Die Welt scheint aus den Fugen zu geraten.<br />

Haben wir dieses Gefühl nur deswegen, weil wir von<br />

jeder Katastrophe, die irgendwo auf der Welt geschieht,<br />

umgehend die Bilder sehen? Oder ist unsere<br />

kleine, kostbare Erde wirklich in solch hohem Maß<br />

in Unordnung, dass es fraglich scheint, ob wir Menschen<br />

uns jemals wieder in die Schöpfungsordnung<br />

einfügen können?<br />

Die Schere zwischen Arm und Reich<br />

öffnet sich immer mehr.<br />

Nicht nur zwischen den Nationen, sondern auch innerhalb<br />

unserer eigenen Gesellschaft. Das große<br />

Schuldenmachen auf Kosten der kommenden Generationen<br />

funktioniert nicht mehr, und es scheint, als<br />

würde die Flickschusterei mithilfe von Hunderten<br />

von Milliarden Euro nur jene retten, denen die Banken<br />

gehören; aber wir müssen wissen: Die Rechnung<br />

bezahlen wir, das Volk, die wir kein Gold, keine Immobilien,<br />

kein Grundeigentum besitzen. „Europa“ wird<br />

dadurch nicht gerettet. Das zerstört sich gerade<br />

selbst, indem es sich von seinen christlichen Wurzeln<br />

abschneidet, aus denen die unvergleichliche europäische<br />

Kultur gewachsen ist, die zum Exportschlager<br />

für die ganze Welt wurde.<br />

Womit wir bei einer weiteren Quelle berechtigter<br />

<strong>Angst</strong> wären: der <strong>Angst</strong> vor dem Verlust unserer Kultur<br />

durch die Zuwanderung von Millionen von Menschen<br />

mit anderer Religion und anderer Kultur. Überwiegend<br />

sind das Moslems. Ihre Geburtenraten sind<br />

mehr als doppelt so hoch wie die der Eingeborenen.<br />

4 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Leitthema<br />

Foto: © Markus Hein, pixelio<br />

Aus <strong>Angst</strong> vor der Zukunft<br />

<strong>macht</strong> man gelegentlich<br />

ziemlich verrückte Sachen.<br />

Vieles davon bringt uns<br />

aber nicht voran, sondern<br />

hält uns im Status Quo gefangen.<br />

Der Islam zielt auf Beherrschung, und er hat Übung<br />

darin, den Glauben mit dem Schwert auszubreiten.<br />

Heute ist das allerdings nicht mehr nötig; Warten tut<br />

es auch: Wo ein Minarett steht, hat nach Ansicht der<br />

Muslime der Islam schon gesiegt. Man frage die Eltern<br />

deutscher Schulkinder, die in ihrer Klasse bereits<br />

in der Minderheit sind, wie sie die Zukunft sehen.<br />

Wir bräuchten keine <strong>Angst</strong> zu haben, wenn wir<br />

nicht selbst unsere eigene christlich geprägte Kultur<br />

durch moralische Dekadenz zugrunde richten würden.<br />

Genau dafür verachten uns die Moslems.<br />

Ein existenzieller Nährboden für die <strong>Angst</strong> vor<br />

der Zukunft ist die demografische Epochenwende:<br />

Wir haben immer mehr und immer ältere Alte<br />

und immer weniger Kinder, das heißt, immer weniger<br />

Erwerbstätige, die nun einerseits für ihre eigenen<br />

Kinder aufkommen sollen und als Steuerzahler<br />

auch für den Sozialstaat und die Renten.<br />

Diese bedrohliche Entwicklung ist seit dem „Pillenknick“<br />

der 1970er-Jahre absehbar, aber sie wurde<br />

verdrängt und wird es immer noch. Wo sind die lachenden,<br />

lärmenden Kinder auf unseren Straßen? Es<br />

gibt immer weniger von ihnen, wie fast jeder in der<br />

eigenen Verwandtschaft feststellen kann. Trotzdem<br />

bringen wir ungeborene Kinder um, massenhaft und<br />

straffrei. Denn die Folgenlosigkeit der sexuellen Freiheit<br />

ist uns wichtiger. Mütter von mehreren Kindern<br />

werden dagegen gefragt, warum sie nicht „arbeiten“,<br />

ja sie sind sogar zur Erwerbstätigkeit gezwungen,<br />

weil das Einkommen sonst nicht reicht.<br />

<strong>Was</strong> aber in der Krise trägt, sind Familien. Wie<br />

Frank Schirrmacher in seinem Buch Minimum gezeigt<br />

hat, sind es nicht die starken jungen Männer,<br />

die alleine am besten durchkommen, sondern<br />

solidarische Familiensysteme, in denen einer den<br />

anderen mitzieht, und die auch emotional einander<br />

am Leben halten. Aber dieses existentielle Netz<br />

reißt, und es scheint, als sei das von den politischen<br />

Kräften so gewollt. Wer das Zerbrechen der eigenen<br />

Familie erlebt hat, hat die elementare Sicherheit ursprünglicher<br />

Zugehörigkeit verloren.<br />

Jeder muss eines Tages sterben,<br />

und für jeden ist es das erste Mal.<br />

Wir leben in einer Kultur des Todes. Es ist der Tod,<br />

der uns letztlich <strong>Angst</strong> <strong>macht</strong>.<br />

<strong>Angst</strong> ist ein Gefühl, das unmittelbar auf den Körper<br />

wirkt. <strong>Angst</strong> kommt von eng: Die Atmung wird<br />

flach, der Blick starr, der Brustraum eng, der Muskeltonus<br />

überspannt oder schlaff, das Herz kann anfangen<br />

zu rasen – je nachdem, wie akut die <strong>Angst</strong><br />

ist. <strong>Angst</strong> ist ein lebensnotwendiges emotionales<br />

System, das uns vor Gefahr warnt. Sofern diese Gefahr<br />

real ist, ist <strong>Angst</strong> lebensrettend. Aber <strong>Angst</strong> hat<br />

Immer<br />

mehr und<br />

Ältere und<br />

immer weniger<br />

Kinder,<br />

wer wird in<br />

Zukunft den<br />

Sozialstaat<br />

finanzieren?<br />

Z für Zukunft<br />

5


Leitthema<br />

Ja, es gibt Gründe, vor der Zukunft <strong>Angst</strong> zu haben.<br />

Aber ist das denn wirklich etwas so Besonderes?<br />

Auch wenn wir die modernen Zerfallserscheinungen<br />

(von denen manche ein globales Ausmaß haben)<br />

zum scheinbar rationalen Objekt unserer Ängste machen,<br />

gehört die <strong>Angst</strong> vor Verlust, Leiden und Tod<br />

doch unabdingbar zur menschlichen Existenz.<br />

Foto: © Smithonian America, Wikipedia<br />

Aus <strong>Angst</strong><br />

wurde in religösen<br />

Ritualen<br />

immer<br />

versucht,<br />

sich mit unsichtbaren<br />

Mächten gut<br />

zu stellen<br />

die Tendenz, sich zu verselbstständigen und sich<br />

von der Realität loszulösen. Sie kann einen Menschen<br />

beherrschen, bis hin zur krankhaften Phobie.<br />

Auch wenn man auf der kognitiven Ebene ganz genau<br />

weiß, dass Flugzeuge selten abstürzen, Spinnen<br />

nicht springen und die Haustür verschlossen ist.<br />

Die <strong>Angst</strong> vor der Zukunft bezieht sich zwar auf<br />

reale Gefahren – die genannten Entwicklungstendenzen<br />

können nicht geleugnet werden –, aber hilft<br />

uns diese <strong>Angst</strong> auch, uns angesichts der prekären<br />

Zukunftsaussichten richtig zu verhalten? <strong>Angst</strong> vor<br />

der Zukunft ist diffus, wirft einen Grauschleier<br />

über das Leben, dämpft die Lebensfreude, <strong>macht</strong><br />

uns blind für das Mögliche. Sie kann uns ergreifen,<br />

selbst wenn in der Gegenwart alles in Ordnung ist<br />

und wir Grund zur Freude und Dankbarkeit haben:<br />

Wer weiß, ob alles so bleibt, es könnte ja dieses und<br />

jenes passieren, es könnte ja Leiden bevorstehen,<br />

könnte auch mich treffen und nicht nur die Menschen,<br />

deren Leiden wir gemütlich Tag für Tag am<br />

Bildschirm sehen. Doch die Menschen in den Ruinen<br />

eines Erdbebengebietes oder in Flüchtlingslagern<br />

haben keine <strong>Angst</strong> vor der Zukunft. Wenn sie nicht<br />

schon ganz resigniert haben, haben sie Hoffnung.<br />

Hoffnung auf eine bessere Zukunft.<br />

Hatten frühere Generationen<br />

weniger Grund, <strong>Angst</strong> zu haben?<br />

Zu allen Zeiten waren Menschen mit der Unsicherheit<br />

der menschlichen Existenz konfrontiert und haben<br />

versucht, sich mit den unsichtbaren Mächten<br />

gut zu stellen – durch Riten und Opfer. Wie sieht<br />

das bei Christen aus? Sie vertrauen dem Gott, der<br />

sie beim Namen gerufen und die Menschen so sehr<br />

geliebt hat, „dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab.<br />

Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen,<br />

sondern das ewige Leben haben.“ 1<br />

Materieller Wohlstand und die technische Beherrschung<br />

der Natur scheinen den Glauben an Gott und<br />

das Beachten seiner Gebote überflüssig zu machen.<br />

Wir scheinen es nicht mehr nötig zu haben, ihn zu<br />

bitten, ihm zu danken, ihn zu preisen. Aber der Wohlstand<br />

bröckelt, und ein Wirbelsturm „Sandy“ kann<br />

Millionen von Menschen im Handumdrehen die Grenzen<br />

technischer All<strong>macht</strong>sphantasien aufzeigen.<br />

<strong>Angst</strong> ist ein Bangen<br />

um die eigene zukünftige Sicherheit.<br />

Wir tun alles, um uns Sicherheiten zu schaffen: Wir<br />

häufen Besitz an, schließen Versicherungen ab und<br />

verschaffen uns Macht, damit alles nach unserem<br />

Willen geht. Für die Gier nach Macht und Besitz gibt<br />

es niemals ein Genug. Denn das, was sie in der Tiefe<br />

antreibt, kann keine Erfüllung finden: die <strong>Angst</strong> vor<br />

Verlust, Leiden und Tod. Jesus erzählt die Geschichte<br />

des reichen Mannes, der seine übergroße Ernte nicht<br />

mehr in seinen Scheunen unterbringen kann. Er will<br />

sie abreißen und größere bauen. „Dann kann ich zu<br />

mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat,<br />

der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink<br />

und freu dich des Lebens!“ Aber er hat die Rechnung<br />

ohne Gott ge<strong>macht</strong>. Der sagt zu ihm: „Noch in dieser<br />

Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern.<br />

So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze<br />

sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.“ 2<br />

6 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Leitthema<br />

Foto: © flickr, soon-been<br />

Wie können wir die lähmende <strong>Angst</strong> überwinden?<br />

Indem wir aus dem Gefängnis des Egoismus<br />

ausbrechen und die eigenen Gaben zum Wohl anderer<br />

einsetzen. Hätte der Reiche das getan, dann hätte<br />

er erkannt, dass die vollen Scheunen ein Geschenk<br />

Gottes sind und ihm die Möglichkeit geben, ja, ihn<br />

verpflichten, Gutes zu tun. Dann hätte sich bei ihm<br />

ein Gefühl von Sinnhaftigkeit, von Erfüllung einstellen<br />

können, aus Neidern wären Freunde geworden,<br />

er wäre vor Gott reich geworden.<br />

Das ist die eigentliche und tiefste <strong>Angst</strong> im Menschen:<br />

die Frage der Rechtfertigung vor Gott – ob<br />

wir uns nun dessen bewusst sind oder nicht. Diese<br />

<strong>Angst</strong> löst sich auf in dem Maß, in dem wir nach dem<br />

Willen Gottes fragen und bereit werden, ihn zu tun.<br />

Dann kann das letztlich vergebliche Mühen um irdische<br />

Sicherheiten durch das Vertrauen auf Gott seine<br />

Zwanghaftigkeit verlieren. Weil wir uns in Gott geborgen<br />

wissen, weil wir diese Geborgenheit spüren.<br />

Bringen wir unsere Beziehungen in Ordnung, verzei-<br />

Dieses Werte-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />

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hen wir, wo uns Unrecht geschah, bitten wir um Verzeihung,<br />

wo wir schuldig geworden sind. So verliert<br />

die <strong>Angst</strong> vor der Zukunft ihre Macht.<br />

Gabriele Kuby, Soziologin, Journalistin und Autorin mehrerer<br />

Bücher, beliebte Referentin und oft Gast bei den verschiedensten<br />

Talkshows.<br />

1 Johannes 3,16<br />

2 Lukas 12,16-21<br />

Das neue Buch von Gabriele Kuby:<br />

Hier lesen Sie, was man heute normal<br />

nicht mehr sagen darf über • UN und<br />

EU als Betreiber der sexuellen Revolution<br />

• die große Umerziehung zum sexualisierten<br />

Gender-Menschen • die Strategie<br />

der Homosexuellen-Bewegung • verfrühte<br />

Sex-Erziehung in Schule und Kindergarten<br />

• den Weg zum Totalitarismus<br />

im neuen Gewand.<br />

Möglichst viele Menschen<br />

sollten dieses Buch lesen, um zu<br />

erkennen was auf sie zukommt.<br />

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Gebunden, 456 S., 13,7 x 21,9 cm,<br />

Best.Nr.: 453.103.723<br />

19,95<br />

Europa zerstört<br />

sich gerade<br />

selbst, indem<br />

es sich christlichen<br />

Wurzeln<br />

ignoriert, aus<br />

denen die unvergleichliche<br />

europäische<br />

Kultur<br />

gewachsen ist<br />

Z für Zukunft<br />

7


Finanzkrise<br />

Gemälde: © Peter Wenzel, Pinakothek, Rom, 1831<br />

Die Menschen lebten im<br />

Paradies, in einem von<br />

ihrem Schöpfer selbst<br />

gestalteten Garten, der<br />

allen ihren Bedürfnissen<br />

gerecht wurde.<br />

Gibt es eine angstfreie Zone?<br />

Ängste bestimmen den Alltag: <strong>Angst</strong> vor höheren Schulden und Inflation, vor dem Klimawandel<br />

und dem Hunger, vor Arbeitsplatzverlust, Mobbing und Burn-out, vor Einsamkeit,<br />

Armut, Krankheit, Alter und Tod. Gibt es dafür ein konträres Gegenüber?<br />

Frank H. Wilhelmi<br />

BRD-Gesamtverschuldung<br />

öffentlicher Haushalte<br />

1975 - 2008<br />

Quelle:<br />

Deutsche Bundesbank<br />

und Statistisches<br />

Bundesamt<br />

Gebietskörperschaft gesamt<br />

(Bund, Länder und Gemeinden)<br />

Bund<br />

Länder und Gemeinden<br />

Gesamtstaat inkl. Sozialversicherungen<br />

usw.<br />

Die Verschuldung der öffentlichen Haushalte<br />

in Deutschland hat seit 1950 stetig zugenommen.<br />

Aktuell haben wir eine Pro-Kopf-<br />

Verschuldung von 27 700 Euro. Im Jahr 2005 waren<br />

es noch 10 000 Euro gewesen. In den letzten sieben<br />

Jahren hat sich die Staatsverschuldung also mehr als<br />

verdoppelt! Nach einer Berechnung des Manager<br />

Magazins vom 30. Mai 2012 werden sich diese Schulden<br />

bis Ende 2020 auf knapp 50 000 Euro belaufen.<br />

Sie werden<br />

sich also<br />

in den nächsten<br />

acht Jahren<br />

nochmals<br />

verdoppeln.<br />

Im Verlauf<br />

des Jahres<br />

2011 wurden<br />

an den Börsen<br />

in aller Welt<br />

6,3 Trillionen<br />

US-Dollar an<br />

Werten vernichtet. So schreibt die Financial Times<br />

Weekend in ihrer letzten Ausgabe vor dem Jahreswechsel<br />

2011/2012: „Die Blase ist geplatzt – das Casino<br />

läuft weiter“. So die Schlagzeilen.<br />

Jeder Euro, mit dem wir uns verschulden, ist ein<br />

Gutschein, den wir jemandem ausstellen, und zwar<br />

auf unbestimmte Zeit. Worauf lassen wir uns damit<br />

ein? <strong>Was</strong> kommt da auf uns zu? Mit diesen Schulden<br />

haben wir unseren Wohlstand erkauft, eine bessere<br />

Zukunft erhofft. Doch die Hoffnung schwindet, mit<br />

jeder weiteren „Umschuldungsaktion“ etwas mehr.<br />

Wie viel Vertrauen haben wir noch, das wir investieren<br />

könnten? Vertrauen – angesichts der Befürchtungen<br />

und Ängste, die unseren Alltag bestimmen: <strong>Angst</strong><br />

vor höheren Schulden und Inflation, <strong>Angst</strong> vor dem<br />

Klimawandel und dem Hunger, <strong>Angst</strong> vor Arbeitsplatzverlust,<br />

Mobbing und Burn-out, <strong>Angst</strong> vor Einsamkeit,<br />

Armut, Krankheit und Alter?<br />

<strong>Angst</strong>. Die Geißel des modernen Menschen. Woher<br />

kommt sie? Haben wir nicht schon längst für<br />

alles Erklärungen gefunden? Warum kann sie uns<br />

noch immer packen?<br />

8 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Finanzkrise<br />

Drei grundsätzliche Fragen können<br />

uns der Antwort näherbringen:<br />

1. In mir lebt eine Sehnsucht. Glaube ich, dass es für<br />

diese Sehnsucht eine Entsprechung gibt, dass sie<br />

also tatsächlich erfüllt werden könnte?<br />

2. Gibt es für mich eine anthropologische Konstante?<br />

Anders ausgedrückt: Könnte es sein, dass alle Menschen<br />

aller Zeiten sich ein und dieselbe Frage gestellt<br />

haben?<br />

3. Gibt es eine Kraft, die jenseits meiner momentanen<br />

Erkenntnisfähigkeit wirksam ist – und wenn ja,<br />

rechne ich mit dieser Kraft?<br />

Solange wir die Menschheitsgeschichte zurückverfolgen<br />

können, hatte der Mensch <strong>Angst</strong>. Die Geschichtsschreibung<br />

liefert uns jede Menge Belege dafür,<br />

dass wir zu jeder Zeit bestrebt waren, uns gegen die Risiken<br />

der Natur und gegen die um ihre Ressourcen konkurrierenden<br />

anderen Kulturen zu schützen. Seit den Analysen<br />

des Evolutionsforschers Charles Darwin betrachten<br />

wir die Welt als einen Kampf ums Überleben.<br />

Nur die am besten an die jeweiligen Verhältnisse<br />

angepassten Arten machen das Rennen („survival<br />

of the fittest“), wobei die Natur diese Auslese scheinbar<br />

automatisch, instinktiv bewerkstelligt. Der Mensch dagegen<br />

ist darauf angewiesen, seinen Verstand zu gebrauchen.<br />

Seine Instinkte lassen ihn zu oft im Stich; deshalb<br />

ist er gezwungen, sich selbst zu erhalten auf der Basis<br />

seiner Erkenntnis, also durch intelligente Strategien und<br />

Entscheidungen.<br />

Doch der Gebrauch dieser seiner Fähigkeiten beeinflusst<br />

nicht nur die materielle Existenz, also das Sein,<br />

sondern auch das Bewusstsein des Menschen. Wenn<br />

<strong>Angst</strong> bestimmt, was wir tun, tun wir etwas anderes,<br />

als wenn wir von Zuversicht und Vertrauen geleitet<br />

sind (siehe 1. Grundsatzfrage: Wir sehnen uns nach<br />

Vertrauen).<br />

Menschliche Erkenntnis ist ja bei Weitem nicht vollkommen.<br />

Da unser Wissen bruchstückhaft ist, sind wir<br />

darauf angewiesen, einander zu vertrauen. Das ermöglicht<br />

uns, unsere Irrtümer und Unzulänglichkeiten aufzudecken,<br />

zurechtzurücken und zu vergeben. Wenn wir<br />

dieses Motiv des Aufeinander-Angewiesen-Seins außer<br />

Acht lassen, steigt das Risiko, dass wir uns selbst schaden<br />

und unsere Bestimmung verfehlen.<br />

Viel mehr, als wir uns noch vor Jahrzehnten hätten<br />

träumen lassen, haben wir heute die Möglichkeit, auf<br />

den Lauf der Geschichte Einfluss zu nehmen. Doch damit<br />

wächst auch unsere Verantwortung für Fehlentscheidungen.<br />

In unserer Zeit der globalen Märkte sehen wir das Ergebnis<br />

unserer kollektiven Entscheidungen am Zustand<br />

der Kapitalmärkte. Deren Ausschläge werden immer<br />

weniger durch realwirtschaftliche Zusammenhänge bestimmt;<br />

vielmehr hängen sie am Tropf (oder am Angelhaken?)<br />

der Finanzkrise.<br />

Der Mensch ist bestrebt, seiner Ängste Herr zu werden.<br />

Aber wir scheinen keinen Erfolg zu haben, sondern<br />

vielmehr genau daran zu scheitern. Wie können wir dieses<br />

Dilemma lösen? Etwa mit den gleichen Strategien,<br />

die erst zu seinem Entstehen geführt haben?<br />

Oder ist es Zeit für einen<br />

Paradigmenwechsel?<br />

Seit Beginn der Menschheitsgeschichte hat der<br />

Mensch <strong>Angst</strong>. Der Schöpfungsbericht weist auf die<br />

Wurzel seiner <strong>Angst</strong> hin. Gott hatte seine Schöpfung<br />

angeschaut und war zu dem Ergebnis gekommen: Alles<br />

ist gut! Die Menschen lebten im Paradies, einem abgegrenzten<br />

Bereich, in einem vom Schöpfer selbst gestalteten<br />

Garten, der allen ihren Bedürfnissen gerecht wurde.<br />

Hier lebte der Mensch im Einklang mit dem Schöpfer und<br />

mit seiner Bestimmung. Das Paradies war eine angstfreie<br />

Zone.<br />

Doch was geschah? Die Schlange – Symbol der Verführung<br />

und Versuchung – legte die Axt des Zweifels an die<br />

Wurzel der Zusagen und der Ordnung des Schöpfers: Sie<br />

versprach dem Menschen gottgleiche Erkenntnis und unterstellte<br />

Gott unlautere Absichten. Sie überredete Eva,<br />

nach der Frucht des Baumes der Erkenntnis zu greifen.<br />

Und so trafen Adam und Eva eine Entscheidung – gegen<br />

eben diesen Gott, der ihnen die Freiheit<br />

dazu verliehen hatte. Sie gaben der Versuchung<br />

nach und begannen, an ihm zu<br />

zweifeln. Sie <strong>macht</strong>en Gebrauch von ihrer<br />

Freiheit und verließen ihre Identität, die<br />

auf der Einheit mit ihrem Schöpfer beruhte.<br />

Sie maßten sich an, selbst erkennen<br />

zu können, was gut und böse ist.<br />

<strong>Was</strong> war die Konsequenz dieses entscheidenden<br />

Moments der Menschheitsgeschichte?<br />

Die Menschen versteckten<br />

sich. Scham und <strong>Angst</strong> befiel sie und ihre<br />

„Blöße“ musste bedeckt werden – es wird<br />

berichtet, dass sie dazu Feigenblätter benutzten.<br />

Ihr mangelndes Vertrauen zu Gott<br />

Solange<br />

wir die<br />

Geschichte<br />

zurückverfolgen<br />

können, hatte<br />

der Mensch<br />

<strong>Angst</strong>:<br />

vor Risiken<br />

der Natur<br />

und vor<br />

Ressourcenverknappung<br />

Die Schlange – Symbol<br />

der Verführung – legte<br />

die Axt an die Wurzel<br />

der Zusagen und der<br />

Ordnung des Schöpfers.<br />

Foto: © animalhdwalls.com/klarissa<br />

Z für Zukunft<br />

9


Finanzkrise<br />

Gemälde: Sisyphus, Titioa 1549, Museo del Prado, Madrid<br />

Unsere<br />

<strong>Angst</strong>, von<br />

der Schuld<br />

verschlungen<br />

zu werden,<br />

wächst. Der<br />

wachsende<br />

Schuldenberg<br />

wird zum<br />

Symbol nicht<br />

zu bewältigender<br />

Sisyphus-<br />

Arbeit<br />

hatte sie zur Unabhängigkeit geführt (Sünde); damit waren<br />

sie aus ihrer uneingeschränkten Gottesbeziehung herausgefallen.<br />

Dieser Akt des selbst verantworteten Austritts des<br />

Menschen aus seiner unmittelbaren Beziehung zu<br />

Gott legte den Grundstein für die <strong>Angst</strong> aller folgenden<br />

Generationen. Wie eine genetische Festlegung fand<br />

nun die Erbsünde in der kollektiven Scham und Schuld<br />

dem Schöpfer gegenüber ihren Ausdruck. Als Folge versuchte<br />

der Mensch, diese seine Scham zu verstecken<br />

– durch weitere Anmaßung in Form menschlicher Arroganz<br />

und Dominanz. Egoismus (schuld sind die anderen)<br />

oder das Versinken in verleugneter, also nicht zugegebener<br />

Schuld sind weitere Folgen der dauerhaften Trennung<br />

von Gott, ohne jegliche Aussicht auf Vergebung und<br />

Wiederherstellung dieser Gottesbeziehung. Die Kombination<br />

beider Reaktionen gibt uns einen Hinweis auf eine<br />

anthropologische Konstante der Menschheitsgeschichte:<br />

das Motiv der <strong>Angst</strong> als Folge von Schuld (2. Grundsatzfrage:<br />

Schuld und Suche nach Vergebung).<br />

<strong>Angst</strong> ist im jüdisch-christlichen Weltbild also auf den<br />

Tatbestand der Trennung von Gott (Sünde) zurückzuführen<br />

und kann vom Menschen nicht korrigiert werden,<br />

durch keinerlei denkbare Maßnahme oder Anstrengung<br />

intellektueller oder religiöser Art. Punkt!<br />

Heißt das, es gibt keine Hoffnung auf<br />

Befreiung von <strong>Angst</strong>?<br />

Ja, der Mensch kann keinen Ausweg schaffen. Gott<br />

gab seinem Volk Israel zwar ein Gesetz als Orientierung<br />

und als Möglichkeit zur Qualifikation, aber niemand war<br />

in der Lage, dieses auch dauerhaft einzuhalten. Die Inhalte<br />

dieses Gesetzes bilden in erstaunlichem Umfang sogar<br />

den Rahmen für die Regeln unserer heutigen spätkapitalistischen<br />

Gesellschaft; ihre Nichteinhaltung führt heute<br />

immer noch wie damals zu sozialen Verwerfungen.<br />

Der Mensch ist zu etwas anderem geschaffen, als er<br />

jetzt auslebt. Und er ist selbst schuld an seinem Elend.<br />

Die Entsprechung im Finanzkapitalismus kennen wir als<br />

Schuldenkrise. Um im Bild zu bleiben: Um seine Scham<br />

und Schuld zu bewältigen, bedient der Mensch sich immer<br />

kostspieligerer Feigenblätter. Aber Schuld ist weder<br />

durch Ersatzhandlungen zu bewältigen noch durch Projektion<br />

und Illusion. Unsere <strong>Angst</strong>, von der Schuld verschlungen<br />

zu werden, wird immer größer. Damit ist der<br />

wachsende Schuldenberg zum tragischen Symbol dieser<br />

Sisyphus-Arbeit der Schuld(en)bewältigung geworden.<br />

<strong>Was</strong> sagt uns diese Analyse auf der Grundlage des jüdisch-christlichen<br />

Weltbildes? Wir haben keine reelle<br />

Chance, diese Schuld jemals abzutragen.<br />

Das Alte Testament berichtet von einer Reihe von Gesetzen,<br />

die Gott seinem Volk gab, um ihnen im Umgang<br />

mit Schulden Orientierung und praktische Anleitung zu<br />

geben.<br />

• Jeder siebte Tag war ein Ruhetag (Sabbat). An diesem<br />

Tag durfte nicht gearbeitet werden. Diese Zeit<br />

sollte genutzt werden, um Gott zu ehren und Rückschau<br />

zu halten: War es gut?<br />

• Jedes siebte Jahr war ein Sabbatjahr, in dem das<br />

Land zur Ruhe kommen und in dem es weder Saat<br />

noch Ernte geben sollte. Schulden sollten erlassen<br />

und Sklaven freigelassen werden.<br />

• Alle 50 Jahre (also nach sieben Sabbatjahren) sollte<br />

ein Erlass- oder Gnadenjahr erfolgen. Schulden<br />

wurden erlassen, Sklaven freigelassen und verpfändetes<br />

Land sollte an seine ursprünglichen Besitzer<br />

zurückkommen (Land war in der Agrargesellschaft<br />

das wichtigste Produktionsmittel und mit unserem<br />

heutigen Finanzkapital vergleichbar).<br />

Leider hat sich das Volk Israel oft nicht an die Vorgaben<br />

gehalten, die Gott ihnen ge<strong>macht</strong> hatte. So kam<br />

es immer wieder zu sozialen Zerwürfnissen. Genau wie<br />

heute bei uns.<br />

Die Analyse der Bibel ist eindeutig: Die Bekämpfung<br />

von Schuld und <strong>Angst</strong> scheitert nicht an einem Mangel<br />

10 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Finanzkrise<br />

an Erkenntnis, sie scheitert am menschlichen Willen. Es<br />

ist die Loslösung von Gott, die den Menschen hindert,<br />

seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Der Egoismus<br />

<strong>macht</strong> unfähig dazu. Wenn ich selbst nicht bereit<br />

bin, etwas von meinem Eigentum abzugeben, erwarte<br />

ich von meinen Mitmenschen die gleiche Haltung mir<br />

gegenüber. Ich kann ihnen nicht vertrauen, sie denken<br />

nicht an mich. Die Folge ist <strong>Angst</strong>.<br />

Warum will der Mensch nicht mit anderen teilen, was<br />

er hat? Weil er nicht auf die unsichtbare Kraft vertraut,<br />

die in der Welt wirksam ist – weil er Gott nicht vertraut.<br />

Mit seinem Reichtum will er sich vor <strong>Angst</strong> schützen;<br />

aber genau das <strong>macht</strong> ihn zum Gefangenen der <strong>Angst</strong>,<br />

seinen Wohlstand zu verlieren, zum Gefangenen der<br />

Gier. Die Opfer dieser Gier der Reichen wiederum werden<br />

zu Gefangenen des Neides, des Haderns mit der Ungerechtigkeit<br />

und des täglichen Existenzkampfes.<br />

Auch hier scheitern wir fortwährend: einmal an den<br />

Gesetzen Gottes und dann an unserem sogenannten<br />

guten Willen. Der Mensch ist und bleibt angewiesen<br />

auf die Vergebung und Erlösung durch den Schöpfer,<br />

auf das Eingreifen einer höheren Kraft (3. Grundsatzfrage:<br />

Wirksamkeit eines erlösenden Gottes).<br />

Aber wie reagiert Gott auf die vom Menschen selbst<br />

herbeigeführte Trennung? Er wendet sich den Menschen<br />

erneut zu, indem er selbst Mensch wird. Diese seine Hinwendung<br />

zu uns durch die Menschwerdung in seinem<br />

Sohn Jesus Christus ist der Schlüssel für die Erlösung<br />

von Schuld. Durch Christus schließt Gott ein neues Bündnis.<br />

In Gestalt seines Sohnes durchlebt Gott die Not und<br />

den Schmerz der Versuchung durch die Sünde.<br />

In Jesus – und hierin zeigt sich seine göttliche Macht<br />

als Christus – wird jedoch durch die wahre göttliche Autorität<br />

die Kraft der Sünde (also der unrechtmäßigen Anmaßung<br />

von Autorität) gebrochen. Christus widersteht<br />

der Sünde und besiegt ihre Macht durch seinen Tod am<br />

Kreuz, den er für die Sünde aller Menschen stellvertretend<br />

stirbt.<br />

Durch seine Auferstehung wird Jesus Christus für den<br />

Menschen zum Weg zurück in das verlorene Paradies, in<br />

den einzigen angstfreien Raum der Gottesbeziehung.<br />

Er ist die Tür, er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.<br />

Jesus sagt: „Ohne mich kann niemand zum Vater kommen“,<br />

1 und: „In der Welt habt ihr <strong>Angst</strong>, aber lasst euch<br />

nicht entmutigen: Ich habe die Welt besiegt.“ 2 Bereits in<br />

seiner ersten öffentlichen Rede gibt er diese seine Berufung<br />

bekannt:<br />

„Der Geist Gottes ruht auf mir, weil er mich berufen<br />

hat. Er hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft<br />

zu bringen. Ich rufe Freiheit aus für die Gefangenen, den<br />

Blinden sage ich, dass sie sehen werden, und den Unterdrückten,<br />

dass sie bald von jeder Gewalt befreit sein sollen.<br />

Ich rufe ihnen zu: Jetzt erlässt Gott eure Schuld.“ 3<br />

<strong>Was</strong> praktisch tun?<br />

• Prüfen, wofür wir unser Geld einsetzen:<br />

www.transparency.de/Korruptionsindices.382.0.html<br />

• Im Zweifel sich für ein Produkt höherer Qualität<br />

entscheiden: http://www.ranking-nachhaltigkeitsb<br />

erichte.de/<br />

• Geld nach ethisch-ökologischen Kriterien anlegen:<br />

http://www.oekom-research.com/, http://www.criconline.org/infoservice/f-h-leitfaden.html<br />

• Geld zu einer Bank bringen, die ihre Anlagekriterien<br />

offenlegt: http://www.gls.de/<br />

• Spenden an Organisationen, die menschliches Leid<br />

lindern: http://www.childfund.org und viele andere<br />

mehr.<br />

Frank H. Wilhelmi (52), Unternehmer und Vorstand einer mittelständischen<br />

Beteiligungsgesellschaft. Gründete 1990 „Unternehmen Wirtschaft und<br />

Kunst – erweitert gGmbH“, das Gestaltungsansätze eines zukünftigen Arbeits-<br />

und Kapitalbegriffes erforscht. Publikationen zum Thema Begabungsentdeckung<br />

und Personalentwicklung.<br />

1 Johannes 14,6 | 2 Johannes 16,33 | 3 Lukas 4,18-19<br />

Matthias Grünewald,<br />

1515, Ausschnitt des<br />

Isenheimer Altars,<br />

Colmar<br />

Wie<br />

reagiert Gott<br />

auf die vom<br />

Menschen<br />

selbst herbeigeführte<br />

Trennung?<br />

Das Kreuz<br />

wurde zum<br />

Schlüssel für<br />

die Lösung<br />

von Verschuldung<br />

Z für Zukunft<br />

11


Der Familie<br />

Leitthema<br />

ihren Platz geben<br />

Mit einer<br />

Z-Sonderauflage das<br />

Familien-Anliegen<br />

zu 100 000en<br />

Lesern bringen!<br />

Lesen Sie auf der<br />

Website mehr darüber<br />

und welche Werke und<br />

Organisationen sich<br />

hinter das Z-Familien-<br />

Projekt gestellt haben.<br />

www.ZfürZukunft.de/<br />

familie<br />

In unserem Lands gibt es 400 000 Arzt-<br />

Wartezimmer – dort findet man noch<br />

Zeit zum Lesen. Helfen Sie mit, dass wir<br />

soviel Wartezimmer wie möglich mit einer<br />

„Familien-Z“ bestücken können. Ein Magazin<br />

findet dort sicher mehr als fünf Leser pro<br />

Tag, und das über Wochen hinweg. So können<br />

wir überdurchschnittlich vielen Lesern<br />

u.a. diese Themen nahebringen:<br />

Helfen Sie mit Ihrer Spende!<br />

Die Familie =<br />

Mann, Frau und Kind(er)<br />

Gottes Schöpfungsordnung<br />

zelle unserer Gesellschaft ist. Das Image der<br />

Familie im Bewusstsein der Bevölkerung<br />

muss deutlich verbessert werden.<br />

• Alle möglichen Lebensformen müssen<br />

respektiert werden, aber jene, die aufgrund<br />

von Gleichgeschlechtlichkeit die Gesellschaft<br />

nicht mit Kindern mitgestalten,<br />

können nicht ganz „gleichgestellt“ sein.<br />

• Mütter, die ihr Kind in den ersten drei Jahren<br />

selbst betreuen wollen, sollen diese Wahl ganz<br />

unbeschwert treffen können. Keine Diskriminierung<br />

von Müttern, die zu Hause<br />

bleiben. Die Ersparnis eines Kita-Platzes<br />

sollte finanziell besser ausgeglichen werden.<br />

• Wer die Zukunft der Gesellschaft durch ein<br />

Familie<br />

bleibt<br />

bleibt<br />

Mainstream<br />

Durch eine Spende<br />

von 100,- können<br />

etwa 5 000 Leser<br />

mit wichtigen<br />

Familien-Themen<br />

erreicht werden!<br />

• Verschiedene Denkmodelle haben das<br />

Gottes- und damit auch das Menschenbild<br />

verändert.<br />

• Wir müssen uns wieder darauf besinnen,<br />

dass die Familie in Form der Ehe von Mann<br />

und Frau mit Kind(ern) die gesunde Kernzweites<br />

oder sogar durch ein drittes Kind<br />

stärkt, sollte dafür spürbar belohnt werden.<br />

• Gender Mainstreaming: Gleichstellungsbemühungen<br />

dürfen nicht zur Abschaffung der Geschlechter<br />

führen. Geschlechtliche Unterschiede<br />

von Mann und Frau müssen zur gegenseitigen<br />

Ergänzung hin gefördert werden.<br />

• Kindern müssen vor einer Sexualisierung in<br />

Kindergärten und Grundschulen geschützt<br />

bleiben. Eltern brauchen das Recht, ihre<br />

Kinder von unerwünschten Unterrichtsinhalten<br />

fernzuhalten.<br />

• ...und vieles mehr. Es sehr umfassendes<br />

ema. Die Herausforderung ist groß.<br />

Danke für jede Unterstützung.<br />

Bisher vernetzte NGOs, die am Inhalt und an der Verbreitung<br />

der Z-Sonderausgabe beteiligt sind:<br />

Lesen Sie<br />

weitere Details auf<br />

www.ZfürZukunft.de/familie<br />

www.stiftung-familienwerte.de www.vfa-ev.de www.frau2000plus.net www.iner.org www.i-daf.org<br />

Institut für natürliche Institut für Demographie,<br />

Empfängnisregelung Allgemeinwohl und Familie e.V.<br />

www.fampa.info www.jungefreiheit.de www. teen-star.de www.familien-schutz.de www.mypassion4life-<br />

Familien-Personal-Agentur www.aktionsbuendnis-familie.de and-love.org<br />

Mit Ihrer Spende<br />

von z.B. 100,- helfen Sie,<br />

in Wartzimmern bis zu<br />

5 000 Leser zu erreichen.<br />

Aber auch jeder kleinere<br />

Beitrag ist hilfreich.<br />

12 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Finanzkrise<br />

Kartenhaus Weltfinanzsystem<br />

Geld in die Wirtschaft zu pumpen hält den Wohlfahrtsstaat in Gang. Unser Geldsystem ist<br />

auf steigende Schulden programiert. Ein Verschuldungsstopp würde folglich zum totalen<br />

Kollaps führen. Sind wir darauf vorbereitet?<br />

Jürgen Gramer<br />

Foto: © designpics / 123RF Stock Foto<br />

Kennen Sie den Unterschied zwischen Nettigkeit<br />

und Wahrheit? Nettigkeiten sind nicht immer<br />

wahr, und Wahrheiten sind nicht immer<br />

nett. Immer mehr Menschen spüren, dass mit unserem<br />

Finanzsystem und der immer weiter ausufernden<br />

Verschuldungen etwas nicht stimmen – und dass<br />

es so auf Dauer auch nicht weitergehen kann. <strong>Was</strong><br />

hat es mit dem Weltfinanzsystem eigentlich auf sich?<br />

In Wahrheit? Ich lade Sie ein, alles auch selbst zu recherchieren<br />

und sich eine eigene Meinung zu bilden.<br />

Handeln Sie dann mutig gemäß Ihrer selbst gewonnenen<br />

Einschätzung.<br />

Beginnen wir mit dem Musterschüler Europas,<br />

mit Deutschland. Unsere Staatsverschuldung beträgt<br />

aktuell etwa 2,1 Billionen Euro. Pro Bundesbürger<br />

sind das ungefähr 27 700 Euro.<br />

Deutschland steht bei der sogenannten Euro-Rettung<br />

als Geldgeber und Haftender vornean. Damit haben<br />

wir uns in ernste Gefahr begeben. Die Deutsche<br />

Bundesbank hat mittlerweile Forderungen von 764<br />

Milliarden Euro gegenüber anderen Euro-Ländern<br />

angehäuft (so genannte Target 2-Salden; 2007 waren<br />

es noch 20,6 Milliarden Euro). Ein Forderungsverlust<br />

würde letztendlich den deutschen Staatshaushalt<br />

und somit uns Bürger belasten.<br />

Die Bundesrepublik ist mit 27 % an der Europäischen<br />

Zentralbank (EZB) beteiligt. Das heißt, sie<br />

haftet auch entsprechend: Sollten Euro-Länder ausfallen,<br />

steigt die Haftungssumme automatisch. Rein<br />

rechnerisch können sich für Deutschland daraus Verluste<br />

von 700 Milliarden Euro ergeben. Inklusive der<br />

190 Milliarden Euro für den Europäischen Stabilitätsmechanismus<br />

ESM ergibt sich eine Gesamthaftungs-<br />

und somit Gesamtzahlungssumme von fast<br />

2 Billionen Euro. Damit könnte sich unsere aktuelle<br />

Staatsverschuldung im schlimmsten Fall auf 4 Billionen<br />

Euro verdoppeln. Nach heutigem Stand.<br />

Wieviel ist<br />

eine Billion?<br />

Eine Zahl mit 12 Nullen.<br />

Eine Billion, das sind tausend<br />

Milliarden oder eine<br />

Million Millionen.<br />

Der Deutschen Lieblingsauto,<br />

den Golf, gibt es um<br />

etwa 20 000 Euro. Eine<br />

Billion Euro entsprächen<br />

somit 50 Millionen Golfs.<br />

Die Parkschlange würde<br />

sich mehr als sechs Mal<br />

um die Erde winden.<br />

Z für Zukunft<br />

13


Finanzkrise<br />

Foto: bilderkiste.org<br />

Verpfändet<br />

Deutschland<br />

mit der<br />

Euro-Rettung<br />

seine Seele<br />

dem Teufel?<br />

Im September hat das Bundesverfassungsgericht<br />

die Höchstgrenze der von Deutschland an den ESM<br />

zu borgenden Betrag auf 190 Milliarden Euro festgesetzt.<br />

Für die „Euro-Retter“ war dies ein Rückschlag,<br />

sollte doch gerade die Bundesrepublik der Haupt-<br />

Geldgeber des ESM sein, und zwar mit unbegrenzter<br />

Nachschusspflicht. Inzwischen prüfen die Euro-Länder<br />

bereits eine Vervierfachung (!) des Rettungsfonds<br />

ESM über eine Hebelung, also von 500 Milliarden<br />

auf 2 Billionen (!) Euro. Damit sollen im Ernstfall<br />

auch große Länder wie Spanien und Italien „gerettet“<br />

werden können.<br />

Und wenn sich die Schuldenkrise weiter verschärft?<br />

Gerade wir Deutschen sollten davon ausgehen,<br />

dass das deutsche Parlament einer weiteren Erhöhung<br />

des Rettungsschirms zustimmen wird – und<br />

damit weiteren deutschen Zahlungen. Der deutsche<br />

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat auf einer<br />

Tagung vor den Folgen des grenzenlosen Gelddruckens<br />

gewarnt. Dies könne zu Inflation und in letzter<br />

Konsequenz zum Zusammenbruch des Geldsystems<br />

führen. Er nannte die Politik der EZB, zum Zweck<br />

der Euro-Rettung unbegrenzt Anleihen zu kaufen,<br />

einen Pakt mit dem Teufel. Die Deutschen<br />

würden ihre Seele dafür verpfänden.<br />

Viele Länder befinden sich in ähnlicher verschuldeter<br />

Lage – so die USA und die Euro-Länder. Ganz<br />

zu schweigen von Unternehmen und Privatpersonen.<br />

Ist das bloßer Zufall? Nein, es ist die logische Folge<br />

eines Weltfinanzsystems, das zum Kollabieren verurteilt<br />

ist. 1 Früher waren nur Gold und Silber als universelles<br />

Zahlungsmittel akzeptiert. Nur das kann<br />

echtes Geld sein. Nicht nur durch die Geschichte<br />

hindurch, sondern auch heute noch werden Gold und<br />

Silber immer und überall, weltweit als Zahlungsmittel<br />

angenommen. Insbesondere in Krisen-Situation.<br />

Heute haben wir ein Papiergeldsystem. Es ist<br />

nicht an Gold oder Silber gebunden und deshalb<br />

beliebig vermehrbar. Papiergeld kann gedruckt werden.<br />

So wird aus dem Nichts Geld geschaffen und<br />

dies führt früher oder später immer zu Inflation: Eine<br />

beliebig vermehrbare Geldmenge trifft auf eine begrenzte<br />

Anzahl von Realgütern – die Folge sind steigende<br />

Preise, also Inflation.<br />

Das Gleiche gilt für das System von Zins und Zinseszins:<br />

Der Zins entsteht ja nicht neu, sondern muss<br />

entweder der vorhandenen Geldmenge entnommen<br />

werden oder aber durch neu geschaffenes Geld, also<br />

durch neue Schulden, beglichen werden. Dieses System<br />

ist ein exponentielles Schneeballsystem und hat<br />

mathematisch gesehen ein Verfalldatum.<br />

Schuldenprobleme können mit weiterer Verschuldung<br />

nicht dauerhaft gelöst werden; dieser Versuch<br />

ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wenn<br />

die amerikanischen und europäischen Zentralbanken<br />

(FED und EZB) seit Neuestem unbegrenzt Staatsanleihen<br />

ankaufen wollen, spielen sie damit die letzte<br />

Karte der sogenannten Schuldenkrisenbekämpfung<br />

aus: Staaten können sich weiter unbegrenzt verschulden.<br />

Das bedeutet, dass sie unbegrenzt neues<br />

Geld drucken, um das weiter ausufernde Schuldenproblem<br />

am Leben zu erhalten. Anders ausgedrückt:<br />

So soll das Zusammenbrechen des Finanzsystems<br />

noch ein wenig hinausgezögert werden.<br />

Professor Kenneth S. Rogoff, ehemaliger Chefökonom<br />

des Internationalen Währungsfonds IWF und seit<br />

1999 Professor der Harvard University, hat in seinem<br />

Buch Dieses Mal ist alles anders Staatsschuldenkrisen,<br />

Bankenkrisen und Wechselkrisen der letzten 800<br />

Jahre in 66 Ländern untersucht. Sein Ergebnis: Ein<br />

nicht gedecktes Geld- und Zins- und Zinseszinssystem<br />

führt alle sechzig bis achtzig Jahre zum Kollaps.<br />

Da unser Geldsystem auf steigende Schulden<br />

setzt (denn nur so gelangt Geld in die Wirtschaft,<br />

nur so hält man den Wohlfahrtsstaat in<br />

Gang), würde ein Verschuldungsstopp automatisch<br />

zum Kollaps führen.<br />

14 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Finanzkrise<br />

Ist das das letzte Wort in dieser Sache? Nun, das<br />

Buch der Bücher, die Bibel, <strong>macht</strong> konkrete Aussagen<br />

zu den genannten, leider allzu aktuellen Problemen:<br />

a) Geld besteht ausschließlich aus Gold und Silber.<br />

b) Zins- und Zinseszinsforderungen sind zu unterlassen.<br />

c) Alle sieben Jahre wurden in ganz Israel alle Schulden<br />

annulliert. Bedenkenswert!<br />

Der Domino-Effekt<br />

Die Lage ist ernst, gerade für uns Deutsche und<br />

letztendlich für Sie und mich persönlich:<br />

Erstens sind die Einnahmen und Ausgaben des Staates<br />

nicht ausgeglichen (der Staat nimmt weniger<br />

ein, als er ausgibt), und schon deshalb wird die Verschuldung<br />

weiter steigen.<br />

Zweitens haben wir das demografische Problem, also<br />

eine Überalterung der Gesellschaft.<br />

Diese steht, drittens, in direktem Zusammenhang mit<br />

der Geburtenrate. In Deutschland beträgt diese 1,3.<br />

Damit sind wir im Aussterben begriffen; eine Population<br />

benötigt allein zur Arterhaltung eine Geburtenrate<br />

von 2,0. Wir sind mit unserer Geburtenrate<br />

das Schlusslicht in Europa.<br />

Viertens: Damit kann unser Rentensystem nicht funktionieren.<br />

Über die Kaufkraft ihrer künftigen Rente<br />

denken die geburtenstarken Jahrgänge lieber gar<br />

nicht erst nach.<br />

Fünftens: Auch das Gesundheitssystem wird so nicht<br />

funktionieren können; nicht nur die Überalterung unserer<br />

Gesellschaft lässt die Kosten steigen. Auf Dauer<br />

ist das sowohl für die gesetzlichen als auch für die<br />

privaten Krankenversicherungen nicht finanzierbar.<br />

Die Folge sind Leistungskürzungen und Kostensteigerungen.<br />

Sechstens: Immer weniger Menschen müssen immer<br />

mehr bezahlen, um unseren Sozialstaat an Funktionieren<br />

zu halten. Auf Dauer geht das nicht.<br />

Siebtens: Damit Unternehmen profitabel bleiben oder<br />

werden, werden sie am Kostenfaktor Nummer eins<br />

sparen, an den Personalkosten. Mitarbeiter werden<br />

entlassen. Arbeitslosigkeit aber verschärft die oben<br />

genannten Probleme weiter.<br />

Achtens: Immer weniger Menschen müssen immer<br />

mehr leisten; die Überlastung der einzelnen Arbeitnehmer<br />

steigt kontinuierlich an (Burn-out) und<br />

auch das schwächt die Wirtschaft.<br />

Neuntens: Die zu erwartende Inflation lässt Geldwerte<br />

dahinschmelzen. Dies betrifft auch die kapitalgedeckten,<br />

gesetzlichen und betrieblichen<br />

Altersversorgungs-Versicherungen, was die Rentenproblematik<br />

nur noch verschärft.<br />

Zehntens: Das klare Ziel einer demokratisch gewählten<br />

Regierung ist leider nicht das Wohl des Volkes, sondern<br />

der Machterhalt, also die Wiederwahl. Wie werden<br />

sich unsere Politiker also entscheiden? Für Steuererhöhungen<br />

und die Kürzung von Sozialleistungen<br />

– oder für weitere Schulden? Die Politik wird uns keine<br />

Hilfe bringen und auch keine Lösungen bieten.<br />

<strong>Was</strong> bedeutet das für uns?<br />

Schon immer wurden Staatsschulden vom Volk bezahlt.<br />

Es gab und gibt nur wenige Lösungen. Im<br />

äußersten Fall sind das Währungsreform, Inflation<br />

bzw. Hyperinflation, Krieg oder eine Mischung aus<br />

all dem. Bis dahin versucht ein Staat immer, auf das<br />

Vermögen seiner oder fremder Bürger zuzugreifen.<br />

Probate Mittel sind Steuererhöhungen, Leistungskürzungen,<br />

Zwangsabgaben, Zwangsanleihen (z. B.<br />

für Immobilienbesitzer), Zwangsumtausch<br />

etc. Die „eleganteste“<br />

Form ist hierbei die Inflation bzw.<br />

Hyperinflation: Schulden werden<br />

„weg-inflationiert“. Denn eine Inflation<br />

frisst auch das Geldvermögen<br />

der Bürger wie Konto- und<br />

Sparguthaben, Sparbriefe, Bauspar-<br />

Wenn ein Stein in der<br />

Reihe fällt, dann gibt<br />

es eine Kettenreaktion -<br />

den Domino-Effekt.<br />

Foto: © flickr, Louish<br />

Am Ende werden die<br />

Staatsschulden immer<br />

die Steuerzahler bezahlt,<br />

ob sie das Geld<br />

haben oder nicht.<br />

Z für Zukunft<br />

15


Finanzkrise<br />

Foto: © fotolia.com<br />

„Selbst<br />

denken ist<br />

der Luxus,<br />

den sich jeder<br />

leisten<br />

kann ...<br />

Sagen Sie<br />

später nicht,<br />

Sie hätten<br />

von nichts<br />

gewusst“<br />

Holger Schwarz<br />

guthaben, festverzinsliche Wertpapiere oder Kapital-<br />

und Rentenversicherungen. Die Staatsschulden<br />

werden also mit dem Vermögen der Bürger beglichen<br />

– und das bekannte Karussell des Weltfinanzsystems<br />

kann sich wieder drehen.<br />

Das ist richtig beängstigend<br />

<strong>Was</strong> passiert, wenn irgendwie, irgendwann der Reset-<br />

Knopf gedrückt wird? Sind Sie vorbereitet? Die Bibel<br />

bietet eine interessante Beobachtung dazu: „Der Kluge<br />

sieht das Unglück und verbirgt sich; die Einfältigen<br />

gehen weiter und müssen büßen.“ 1 Äußerst interessant<br />

ist dabei, dass das hebräische Wort für „büßen“<br />

auch bedeuten kann: „mit Vermögen bezahlen“.<br />

Ich empfehle <strong>Ihnen</strong> eine zweifache Vorbereitung:<br />

Ganz praktisch und auf dem Gebiet des persönlichen<br />

Glaubens.<br />

Erstens:<br />

• Stecken Sie nicht den Kopf in den Sand, sondern<br />

befassen Sie sich mit den Themen dieses Artikels.<br />

Lesen Sie nach und bilden Sie sich eine eigene Meinung.<br />

• Handeln Sie gemäß Ihrer eigenen Einschätzung<br />

„Wenn du ein Problem erkannt hast und nichts zur<br />

Lösung beiträgst, wirst du selbst zum Teil des Problems“<br />

(alte Weisheit).<br />

• Investieren Sie in Gold und Silber (anonymer Barkauf<br />

beim Edelmetallhändler), erwerben Sie zumindest<br />

einen Handbestand.<br />

• Reduzieren Sie Geldwerte und investieren Sie in<br />

Sach- und Realwerte.<br />

• Verlassen Sie Kapital- und Rentenversicherungen<br />

und investieren Sie in Sach- und Realwerte.<br />

• Sprechen Sie bei Bedarf mit einem unabhängigen<br />

Fachmann. Ein klassischer Bank- oder Versicherungsberater<br />

kann <strong>Ihnen</strong> in der Regel nicht weiterhelfen.<br />

Zweitens:<br />

• Wissen Sie, von wem Sie die eigentliche Hilfe<br />

kommt? Und wissen Sie, was nach diesem Leben<br />

mit <strong>Ihnen</strong> geschieht? „Kommt alle her zu mir, die ihr<br />

euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde<br />

euch Ruhe geben.“ 2 „Ich bin der Weg, ich bin die<br />

Wahrheit, und ich bin das Leben! Ohne mich kann<br />

niemand zum Vater kommen“. 3 Damit meinte Jesus<br />

Gott. Wollen Sie auch zum privilegierten Kreis seiner<br />

Kinder gehören? „Die ihn aber aufnahmen und<br />

an ihn glaubten, denen gab er das Recht, Kinder<br />

Gottes zu werden.“ 4<br />

• Dann können Sie zuversichtlich sein, denn Gott<br />

lässt seine Kinder nicht in Stich und gibt ihnen, was<br />

sie brauchen.<br />

Leseempfehlungen:<br />

• Buch: Dieses Mal ist alles anders. Acht Jahrhunderte<br />

Finanzkrisen / Carmen M. Reinhard, Kenneth S.<br />

Rogoff/FinanzBuch Verlag/ISBN: 978-3-89879-564-7<br />

• Buch: Der größte Raubzug der Geschichte: Warum<br />

die Fleißigen immer ärmer und die Reichen immer<br />

reicher werden / Matthias Weik & Marc Friedrich /<br />

Tectum Sachbuch / ISBN: 978-3-8288-2949-7<br />

• Artikel: Geldscheine oder Scheingeld / Roland Heuschmann<br />

/ Z für Zukunft, #7, April-Mai 2012<br />

• Buch: Der Crash kommt - Die neue Weltwirtschaftskrise<br />

und wie Sie sich darauf vorbereiten können /<br />

Prof. Max Otte / Ullstein / ISBN: 978-3-548-36975-4<br />

• Buch: Finanzcrash – Die umfassende Krisenvorsorge<br />

/ Gerhard Spannbauer / Kopp Verlag / ISBN: 978-<br />

3-00-023663-1<br />

Jürgen Gramer Certified Financial Planner ® (CFP)<br />

EFA European Financial Advisor<br />

Geprüfter privater Finanzplaner (DIN ISO 22222)<br />

Honorarberater (VDH) www.gramer-fp.de<br />

1 Sprüche 27,11 2 Matthäus 11,28<br />

3 Johannes 14,6 4 Johannes 1,12<br />

Dieses Werte-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />

Wenn Sie die Vermittlung dieser Inhalte unterstützenswert halten,<br />

sind wir über Spenden sehr dankbar. Zukunft Europa e.V.<br />

Konto-Nr. 490 155 68, BLZ 610 50000, KSK GP.<br />

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Werte & Gesellschaft<br />

<strong>Angst</strong> vor Gewalt<br />

<strong>Was</strong> ist die Wurzel der <strong>Angst</strong>? Ist es eine möglicherweise falsche Vorstellung über das<br />

Wesen des Menschen? Wenn die natürliche Schöpfungsordnung über längere Zeit nicht<br />

mehr als Handlungsrahmen gilt, entsteht Chaos und damit generell Gewaltbereitschaft.<br />

Christa Meves<br />

Foto: © Überwachungskamera U-Bahn Berlin<br />

<strong>Angst</strong> vor<br />

Gewalt lässt<br />

die Bevölkerung<br />

zumindest<br />

nachts öffentliche<br />

Verkehrsmittel<br />

und ihr<br />

Umfeld meiden,<br />

wenn auch verstärkt<br />

überwacht<br />

wird<br />

Kürzlich fuhr ich um Mitternacht mit der U-Bahn<br />

von einem Vorort Münchens ins Zentrum. Die<br />

Bahn war fast gespenstisch menschenleer. Allerdings<br />

nicht total: Immer wieder stiegen einzelne,<br />

wenig vertrauenerweckende Gestalten zu. Alles junge<br />

Männer in nicht gerade ansehnlichem Outfit. Auch der<br />

weiträumige Bahnhof war leer.<br />

Als ich die unheimliche Szene hinter mir hatte und<br />

nach einem raschen Lauf durch den menschenleeren<br />

Großbahnhof schließlich im Taxi saß, entwich mir ein<br />

Seufzer der Erleichterung.<br />

Die Furcht vor Gewalttätern hat in Bayerns<br />

Hauptstadt offenbar dazu geführt, dass die Mehrheit<br />

der Bevölkerung zumindest nachts öffentliche<br />

Verkehrsmittel und ihr Umfeld meidet. Verständlich,<br />

gingen doch in letzter Zeit von hier aus bereits zwei<br />

Mal erschreckende Bilder um die Welt: Jugendliche<br />

Schlägertypen schlugen und traten auf einen am Boden<br />

liegenden Menschen ein.<br />

In dem einen Fall, so war zu lesen, handelte es<br />

sich bei dem Opfer um einen Mann, der die Gewalt<br />

eines Trupps Jugendlicher gegen einen Fahrgast hatte<br />

abwehren wollen. Er sei an schweren Schädelverletzungen<br />

gestorben.<br />

Das sind besonders tragische Fälle, die zu spektakulären<br />

Pressesensationen werden; aber die <strong>Angst</strong><br />

vor Gewalt geht schon lange durch unsere Lande. Nur<br />

nimmt diese jetzt an Häufigkeit und Brutalität deutlich<br />

zu. Unser Star-Kriminologe Pfeiffer (Direktor des<br />

Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen)<br />

verkündet zwar bei jeder Gelegenheit, dank seiner gezielten<br />

Anregungen zu gegenseitiger Menschlichkeit<br />

sei dergleichen Bedrängnis der Bevölkerung in seiner<br />

Stadt Hannover im Schwinden begriffen. Als aber<br />

kürzlich eines Nachts ausgerechnet in Hannover eine<br />

Straßenschlacht entbrannte, blieb ihm sein Gesäusel<br />

doch in der Kehle stecken. <strong>Angst</strong> vor Gewalt ist nicht<br />

allein in unseren Großstädten ein Problem, obwohl<br />

Brennpunkte bereits verstärkt überwacht werden.<br />

Ein Beispiel: Unsere kleine norddeutsche Heidestadt<br />

Uelzen, 34 000 Einwohner, malerisch gelegen<br />

Z für Zukunft<br />

17


Werte & Gesellschaft<br />

Foto: © Abisag Tüllmann, Fotografische Zeitgeschichte<br />

Joschka<br />

Fischer unter<br />

den 68er-<br />

Rebellen,<br />

auch er ist<br />

vor Gewalt<br />

nicht zurückgeschreckt<br />

zwischen den Wäldern Niedersachsens. Vom Bürgermeister<br />

oft als „sichere Stadt“ bezeichnet, kann sie<br />

dieses Prädikat nicht weiter führen, seit sie nachts<br />

von wilden Horden junger Männer heimgesucht wird.<br />

Diese fallen ihr Opfer unversehens an und misshandeln<br />

es brutal, verschwinden aber wie Geister, sobald<br />

sich Ordnungshüter nahen. Erst einige davon sind<br />

festgenommen worden – fast ausnahmslos Eingewanderte<br />

aus südöstlichen Ländern ...<br />

Als Fußgänger alleine durch unsere gut beleuchteten<br />

Straßen zu pilgern, ist zum Risiko geworden.<br />

<strong>Angst</strong> <strong>macht</strong> das nächtliche Städtchen menschenleer.<br />

So mussten die Schläger kürzlich mit einem unwissenden<br />

Fremden vorlieb nehmen, der einen Anschlusszug<br />

verpasst hatte und deshalb auf der Suche<br />

nach einem Nachtquartier war.<br />

<strong>Angst</strong> hat neue Gründe bekommen. Erinnern wir<br />

uns an den Beginn dieser gesellschaftlichen Entwicklung:<br />

Vor 45 Jahren heuerte unser aufblühendes Land<br />

mehr und mehr „Gastarbeiter“ an. Sie wurden mit einer<br />

vorübergehenden Aufenthaltsgenehmigung versehen.<br />

Aber mit der Übernahme der Regierung durch<br />

SPD/FDP 1969 wurden die Gesetze gelockert. Aus<br />

fluktuierenden Jungmännern wurden schnell wachsende<br />

Migrantensippen.<br />

Der „Großmut“ unserer neuen Regierung hatte<br />

weitere Auswirkungen. Das allgemeine Bewusstsein<br />

verlor den Zweck der uns bis dahin wacker behütenden<br />

„Schutzmänner“ aus den Augen, aus dem Sinn.<br />

In den Augen der Revoltierenden degradierten sie<br />

zur „staatlichen Gewalt“, zu einer Anmaßung von<br />

Macht, die es zu beseitigen galt.<br />

Damals meinten die wilden, ohne Väter aufgewachsenen<br />

Jungmänner, hier mit handgreiflicher<br />

Schlagkraft ent<strong>macht</strong>en zu müssen. Kürzlich wurde<br />

ein in den Archiven der FAZ gefundenes Foto publiziert:<br />

Joschka Fischer, der später zum Bundesminister<br />

und stellvertretenden Bundeskanzler avancierte,<br />

schlägt gerade mithilfe eines Steines einen<br />

Polizisten zusammen. Nach den Vorstellungen der<br />

Schlägertrupps der 1970er-Jahre sollte die Polizei<br />

als eine verachtenswerte Truppe des Machtapparates<br />

durch direkte Gegengewalt in die Defensive gedrängt<br />

werden.<br />

Sehr blauäugig wurde damals versucht, auf verschiedenen<br />

Ebenen grenzenlose Freiheit um jeden<br />

Preis durchzusetzen. Doch dabei haben wir auf der<br />

ganzen Linie verloren, und zwar unsere Sicherheit.<br />

Nun lagert stattdessen die <strong>Angst</strong> über unserer Republik.<br />

Wie eine mächtige Gewitterwolke: <strong>Angst</strong> in jedem<br />

Haus. Auf vielfältigste Weise. Und meist zu Recht.<br />

<strong>Was</strong> sind die Wurzeln dieser <strong>Angst</strong>? Eine falsche<br />

Vorstellung über das Wesen der Spezies Mensch:<br />

Wenn das Grundgefüge der natürlichen Schöpfungsordnung<br />

über längere Zeit hinweg nicht mehr<br />

als Handlungsrahmen beachtet wird, entsteht Chaos<br />

und damit generell Gewaltbereitschaft. Mit der<br />

Devise „Macht kaputt, was euch kaputt <strong>macht</strong>!“ waren<br />

die Achtundsechziger auf die Straße gegangen,<br />

18 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Werte & Gesellschaft<br />

um angebliche Missstände mit Gewalt zu beseitigen.<br />

<strong>Was</strong> war die Auswirkung? Aus <strong>Angst</strong> vor Übergriffen<br />

begannen die Bürger, sich abzuschotten. Man zog<br />

sich ins Private zurück, igelte sich ein. Zu Recht;<br />

denn die Aggressivität in der Gesellschaft nahm unverkennbar<br />

und auf vielfältigste Weise zu.<br />

Heute bleibt uns infolgedessen gar nichts anderes<br />

übrig, als dieser Realität hinterherzuhinken. Jedenfalls<br />

musste man jetzt sogar in unserer kleinen Stadt<br />

die Polizei verstärken. Auf verschiedenen Ebenen<br />

werden Einschränkungen verordnet. Die Politik besteht<br />

nun nur noch aus Re-Aktionen: Straffere Zügel<br />

– von der Jurisprudenz und den steuerlichen Abgaben<br />

bis zur Bürokratie. Maßlose Freiheit hat eben grundsätzlich<br />

Minderung von Freiheit zur Folge.<br />

Konntet ihr das wirklich nicht ahnen, ihr Trittins<br />

und Ströbeles, dass bei so viel Fehleinschätzung eine<br />

Wendung um 180 Grad das Ergebnis sein würde? Wo<br />

bleiben nun die abermals umschüttelten, bemaulkorbten<br />

Bürger samt ihren gegen Gewalt dreifach abgesicherten<br />

Wohnungen? Sind die nun nötig gewordenen<br />

Sicherungsmaßnahmen denn wenigstens ausreichend,<br />

um die <strong>Angst</strong> wirklich (und zwar nicht nur von unseren<br />

nächtlichen Kleinstadtstraßen) zu vertreiben?<br />

Aus der Praxis lässt sich darüber hinaus berichten:<br />

Schon Kinder haben heute mehr <strong>Angst</strong>, obgleich sie<br />

in einem Friedensreich mit einem hohen sozialen<br />

Standard, ohne Hunger und Krieg aufwachsen dürfen.<br />

Sie sind von klein auf extrem unruhig und fahrig.<br />

Nicht wenige wachen Nacht für Nacht mit einem<br />

Pavor nocturnus, dem nächtlichen <strong>Angst</strong>schrei, aus<br />

ihren Träumen auf. Das kann eine Reaktion auf sich<br />

streitende oder gar sich schlagende Erwachsene sein.<br />

Besonders bei Scheidungswaisen ist das der Fall.<br />

Aber nicht in dieser Weise allein ist <strong>Angst</strong> vor Gewalt<br />

im Spiel: Schon eine unangemessene Darstellung<br />

von Gewalt im Fernsehen kann in Kindern so<br />

viel <strong>Angst</strong> auslösen, dass es der Kompensation im<br />

Traum bedarf.<br />

Kann es uns da wundern, dass unter den<br />

jungen Männern so viele Duckmäuser und so<br />

viele „Weicheier“ zu finden sind?<br />

<strong>Was</strong> praktisch tun?<br />

Es ist kaum möglich, sich als Einzelner dem Druck<br />

der <strong>Angst</strong> zu entwinden, der aufgrund der Medienberichte<br />

über kriminelle Delikte entsteht. Schon<br />

gar nicht, wenn wegen unzureichender Erziehungsmaßnahmen<br />

und Nachlässigkeit in der Beaufsichtigung<br />

der Kinder eine generelle <strong>Angst</strong>bereitschaft<br />

entstanden ist. Vorbeugung in den ersten Lebensjahren<br />

könnte helfen; denn wenn ein Baby Geborgenheit<br />

erlebt, bewirkt das Urvertrauen, mindert<br />

die <strong>Angst</strong>bereitschaft und stärkt sein Gottvertrauen.<br />

Vor allem aber sollten wir uns bemühen, drastische<br />

Darstellungen von Gewalt z. B. im Fernsehen<br />

zu meiden, ganz besonders, wenn Kinder dabei<br />

sind. Sie sind kostbare Pflanzen im Werden, denen<br />

man Frost und Regenstürme nicht zumuten sollte;<br />

sie würden es nicht unbeschadet überstehen.<br />

Aber auch Erwachsenen tut es gut, auf ängstigende<br />

Bildeindrücke, zum Beispiel in reißerischen Horrorfilmen,<br />

zu verzichten. Achten Sie auf Ihre seelische<br />

Hygiene!<br />

Christa Meves, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin sowie<br />

Autorin vieler Bücher, die millionenfache Auflagen erreicht haben.<br />

Über den Verein „Verantwortung für die Familie“ erhalten Sie<br />

weiterführende Informationen: www.vfa-ev.de<br />

Horror und<br />

drastische<br />

Gewalt im<br />

Fernsehen<br />

meiden!<br />

Kinder<br />

davor<br />

schützen<br />

Foto: © Agentur PJI/Montage<br />

Im Hinblick auf diese <strong>Angst</strong>prägung als Charakterzug<br />

wäre ein Schwenk hin zu einer sorgfältigeren<br />

Erziehung auf der Basis des christlichen Menschenbildes<br />

dringend vonnöten.<br />

Z für Zukunft<br />

19


Werte & Gesellschaft<br />

Mobbing · Burn-out · Depressionen<br />

Eine Nabelschau der <strong>Angst</strong> und der inneren Gefühlslage?<br />

Martin Fontanari<br />

Foto: © Gerd-Altmann/pixelio.de<br />

Zunahme der psychischen<br />

Störungen<br />

in Deutschland<br />

Arbeitsunfähigkeitstage<br />

je 100 Pflichtmitglieder<br />

Quelle: Jahnke, J.: „Vom Elend<br />

der Deutschen Arbeit“, in:<br />

Wochenbrief 109 vom 26.04.2012<br />

auf Basis statistischer Daten des<br />

Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen,<br />

Gesundheitsreport<br />

2010 der Bundesfegierung und<br />

eigenen Berechnungen<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

57<br />

50<br />

Wie schlimm steht es um Deutschland? Anfang<br />

des Jahres stellten Experten der Deutschen<br />

Gesellschaft für Psychosomatische<br />

Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) im<br />

Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />

(KBV) eine Studie zur Effizienz der ambulanten Versorgung<br />

von Patienten mit psychischen Störungen<br />

vor. 1 Demnach erkrankt binnen eines Jahres jeder<br />

vierte Deutsche an psychischen und psychosomatischen<br />

Leiden wie Depressionen, Ängsten und körperlichen<br />

Beschwerden ohne Befund.<br />

Die Barmer Ersatzkrankenkasse, die größte gesetzliche<br />

Versicherung, hat für ihren „Report Krankenhaus<br />

2011” die Daten von mehreren Millionen<br />

Patienten ausgewertet und zeichnet ein düsteres<br />

0<br />

78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10<br />

245<br />

196<br />

153<br />

Bild über die seelischen und mentalen Nöte der deutschen<br />

Gesellschaft. So nehmen mittlerweile doppelt<br />

so viele Deutsche Antidepressiva wie noch vor zehn<br />

Jahren. Ökonomisch ein Desaster: Jedes Jahr kommen<br />

fast elf Millionen Arbeitsfehltage auf Grund von<br />

Depression zusammen.<br />

Joachim Jahnke, ehemaliges Mitglied des Exekutivkomitees<br />

der Europäischen Bank für Wiederaufbau<br />

und Entwicklung in London, heute kritischer Autor zu<br />

den Auswirkungen der Globalisierung in Deutschland,<br />

listet auf: „Die Zahl der wegen psychischer Störungen<br />

ins Krankenhaus Eingelieferten hat in den vergangenen<br />

20 Jahren um 129 Prozent zugenommen. Waren<br />

es 1990 rund 3,7 von 1000 Versicherten, wuchs es<br />

2010 bereits auf 8,5.” 2 Die Zahl psychischer, seelischer<br />

Erkrankungen nimmt stetig zu, siehe Grafik.<br />

Deutschland ist krank. Manche sprechen von<br />

40 % der europäischen Gesamtbevölkerung, die an<br />

psychosomatischen Störungen und Erkrankungen<br />

leiden. Wissenschaftler der TU Dresden haben 2011<br />

Daten zu psychischen und neurologischen Krankheiten<br />

in 30 Ländern der Europäischen Union sowie der<br />

Schweiz, Norwegen und Island erhoben. Diese zeigen,<br />

dass bei 14 % der Bevölkerung am häufigsten<br />

<strong>Angst</strong>störungen auftreten, gefolgt mit je 7 % von<br />

Schlaflosigkeit oder einer schweren Depression. 3<br />

20 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Werte & Gesellschaft<br />

Wo liegen die Ursachen? Stresszunahme, Leistungsdruck,<br />

familiäre Probleme … Aber auch ein dramatischer<br />

Werteverfall, Führungsschwäche, Drangsalierung<br />

der untergebenen Mitarbeiter, Mobbing<br />

usw. Mobbing am Arbeitsplatz äußert sich in vielfältigen<br />

Formen und hat auch unterschiedlichste<br />

Ursachen: Stellenplatzabbau in Krisenzeiten, Karriereambitionen<br />

und feindliche Gesinnung ehrgeiziger<br />

Kollegen, Neid und Missgunst gegenüber erfolgreichen<br />

Kollegen – die Liste ist lang. Nicht selten<br />

hängen Mobbing, Burn-out und schwere seelische<br />

Erkrankungen wie Depressionen unmittelbar zusammen.<br />

Doch nicht nur im beruflichen Umfeld scheinen<br />

<strong>Angst</strong> und Unsicherheit zu grassieren, auch in Schulen<br />

ist Mobbing Teil der Realität geworden. Sogar in<br />

Grundschulen (vor allem in Großstädten) ist eine Zunahme<br />

von Stress und psychosomatischen Störungen<br />

zu orten. Schüler ritzen sich, wobei das Ritzen als<br />

selbstverletzendes Verhalten meistens als schmerzfrei<br />

erlebt wird und momentan zu einer Art Erleichterung<br />

und gefühltem Stressabbau verhilft, aber bis<br />

zum Suizid führen kann. 4<br />

Es wundert nicht, dass in der aktuellen Diskussion<br />

um das Betreuungsgeld besorgte Stimmen zum<br />

„Stress” der Kleinstkinder Stellung nehmen. Entzieht<br />

man Kleinkinder der natürlichen Umgebung<br />

ihrer Mutter oder familiären Bezugspersonen und<br />

gelingt es einer Betreuung nicht, die zur umfassenden<br />

Entwicklung notwendigen Bindung zur Mutter<br />

annähernd zu ersetzen, wird das Baby frühzeitig<br />

starkem Stress ausgesetzt. 5<br />

Foto: © Andrea-Damm/pixelio.de<br />

Als Hauptursache psychosomatischer Erkrankungen<br />

nennt sie „Entfremdung”: „Der Leistungsdruck<br />

im Kapitalismus und die Ausbeutung sorgen dafür,<br />

dass immer mehr Menschen an Burn-out leiden.” 6<br />

Jerich führt aus, dass nicht der Stress des Arbeitsdrucks<br />

für Burn-out verantwortlich sei, sondern der<br />

Stress durch Entfremdung.<br />

Schon Hegel spricht von Selbstentfremdung und<br />

meint damit eine Anpassung des Subjekts an das Objekt,<br />

eine Unterwerfung des Individuums unter seine<br />

Umstände, die Arbeit oder das Materielle. Eigene Bedürfnisse<br />

werden zurückgestellt und die Erfordernisse<br />

des Umfeldes rücken in den Vordergrund. Die Selbstentfremdung<br />

führt zu Entäußerung der inneren<br />

Welt eines Menschen mit seinen Einstellungen,<br />

Hoffnungen und Sehnsüchten. Das Verhältnis zwischen<br />

Mensch und Arbeit, zu seinen Mitmenschen oder<br />

zu sich selbst wird gestört, wenn nicht sogar zerstört.<br />

Heute<br />

nehmen<br />

doppelt so viele<br />

Deutsche Antidepressiva<br />

wie vor zehn<br />

Jahren. Ökonomisch<br />

ein Desaster: Jedes Jahr<br />

kommen fast elf Millionen<br />

Arbeitsfehltage aufgrund<br />

von Depression<br />

zusammen.<br />

Stress durch<br />

Entfremdung<br />

könnte Hauptursache<br />

für<br />

Burn-out<br />

sein<br />

Gibt es eine umfassende Erklärung, wie unsere<br />

Gesellschaft so krank werden konnte?<br />

Die Antwort käme einer Puzzle-Arbeit gleich, über<br />

die man mehrere Dissertationen schreiben könnte.<br />

Lisbeth Jerich aus Graz hat genau dies in ihrem Promotionsprojekt<br />

zum Thema Burn-out in der Arbeitswelt<br />

untersucht und festgestellt, dass die Aspekte<br />

der Globalisierung und der Wandel von Technologien,<br />

Werten und Arbeitsverhältnissen die Menschen<br />

vor neue Herausforderungen gestellt haben, denen<br />

sie nicht ausreichend Widerstandskräfte gegenüberstellen<br />

konnten.<br />

Freudenberger erkennt die Entfremdung als den<br />

am Anfang seelischen, geistigen und am Ende körperlichen<br />

Abbau des Menschen. Ein Missverhältnis<br />

zwischen Erwartung und Realität. Demnach sind besonders<br />

solche Menschen gefährdet, die zu hohe Erwartungen<br />

an sich selbst und ihre Umwelt haben.<br />

Das Ergebnis: Abbau von Kräften sowie Aufgabe<br />

von Zielvorstellungen und Erwartungen – ein ausgebrannter<br />

Mensch, von dem nur noch das Äußere übrig<br />

bleibt. Am Ende steht man vor dem „Burn-out“,<br />

wobei sicherlich bis dahin ein mehrstufiger, komplexer<br />

Prozess durchlaufen wird. 7<br />

Z für Zukunft<br />

21


Werte & Gesellschaft<br />

Menschen übertragen ihre innere Unzufriedenheit<br />

auf andere, weil sie sich dieser Unzufriedenheit<br />

nicht stellen, die Ursachen nicht bei sich selbst suchen<br />

wollen oder können. Harris beschrieb dies als<br />

Phänomen der „Transaktionsanalyse“: Wer sich innerlich<br />

nicht gut fühlt, der überträgt dies auf andere<br />

und sieht seinen Mitmenschen, seinen Kollegen, seinen<br />

Verwandten als schlecht und böse an.<br />

Foto: © Katharina Wieland/pixelio.de<br />

Foto: © fotolia<br />

Die <strong>Angst</strong><br />

vor Versagen<br />

wird zur<br />

Krankheit<br />

der Seele, der<br />

Selbstzweifel<br />

höhlt letztlich<br />

Geist und<br />

Körper aus<br />

Ausgebrannt!<br />

Burn-out und schwere<br />

seelische Erkrankungen wie<br />

Depressionen hängen<br />

unmittelbar zusammen<br />

Betrachten wir die Ängste von Kindern und Schülern,<br />

die sich ritzen oder die Ängste von Berufstätigen,<br />

die gemobbt werden. Im Kern der <strong>Angst</strong> steht das Unerwartete,<br />

das Anstrengende, das Nicht-Gewollte, das<br />

den inneren Schutzschild zur Abwehr solcher Eindrücke<br />

aktiviert und zum Abstellen der Gefühle führt. Die<br />

<strong>Angst</strong>, den beruflichen Anforderungen nicht mehr<br />

gewachsen zu sein, senkt das Selbstbewusstsein –<br />

man ist sich seiner Fähigkeiten und Begabungen<br />

und seiner Leistungsfähigkeit nicht mehr bewusst.<br />

Man verdrängt diese Fähigkeiten, zweifelt an sich<br />

selbst und resigniert schließlich. Die <strong>Angst</strong> des Versagens<br />

wird zur Krankheit der Seele, der Selbstzweifel<br />

höhlt letztlich Geist und Körper aus.<br />

Wir können dieses Überfordertsein zu einem großen<br />

Teil auf die Leistungsgesellschaft mit ihrem Anspruchsdenken,<br />

auf die Medien und ihre Konsumforderungen<br />

zurückführen. Aber wir müssen auch<br />

feststellen, dass die sich immer stärker auflösenden<br />

traditionellen Familienstrukturen nicht mehr jene gesunde<br />

Verteidigung bieten können, die eine gesunde<br />

Gesellschaft zur Stabilisierung ihrer selbst benötigt.<br />

Doch erklärt dies alles? Auch, warum<br />

Menschen ihre Mitarbeiter auspressen,<br />

Kollegen mobben, schlecht über<br />

sie reden? Nein. Es sind vielmehr die<br />

innere Unzufriedenheit, der Neid, die<br />

Missgunst – die Wurzeln des Bösen,<br />

die uns zu schwachem, unfairem und<br />

schädigendem Verhalten verleiten.<br />

So gibt es zwei Seiten des Problems, zwei Seiten<br />

der <strong>Angst</strong> und der seelischen Erkrankung: Die einen<br />

scheitern an der Wirklichkeit, an der Unerreichbarkeit<br />

der in ihnen geweckten Wünsche, der ihnen gesetzten<br />

Ziele – und die anderen übertragen ihren<br />

Unmut, ihren Neid und ihre Missgunst auf andere<br />

(und das unverdient und immer ungerechtfertigt).<br />

Der „unerklärte Krieg“ der materiellen Welt gegen<br />

die immateriellen Werte zerstört letztlich die Hoffnungen<br />

und die Bestimmung der Seele, die in ihrer<br />

immateriellen Sehnsucht nach Liebe, Anerkennung<br />

und Geborgenheit die Werte und den Sinn des Lebens<br />

selbst in sich birgt.<br />

„In der Welt habt ihr <strong>Angst</strong>, aber lasst euch nicht<br />

entmutigen: Ich habe die Welt überwunden. Dies alles<br />

habe ich euch gesagt, damit ihr durch mich Frieden<br />

habt.“ 8 Ein Zitat von Jesus, der in seinem stellvertretenden<br />

Tod am Kreuz für die Gesamtheit des<br />

Bösen gelitten hat und in seiner nachfolgenden Auferstehung<br />

die Überwindung des Bösen erwirkte; er<br />

hat als Einziger die nötige Kompetenz zu einer solchen<br />

Aussage.<br />

Wer das als Einladung für ein neues Weltbild aufgreifen<br />

kann, dem eröffnet sich ein nachhaltiges<br />

Lebensziel. Er kommt dadurch in die Lage, unserer<br />

krankenden Gesellschaft zur Überwindung von<br />

Schmerz, Enttäuschung, Burn-out und Depressionen<br />

etwas Wirkungsvolles entgegenzusetzen: Glauben,<br />

Liebe und Hoffnung – vereint mit Demut und<br />

Bescheidenheit – sind die einzigen Instrumente und<br />

Werte, die wir Menschen als Lebensmuster erhalten<br />

haben und wieder schenken können, um die Kultur<br />

der <strong>Angst</strong> und der Verunsicherung, den Materialismus<br />

und den Relativismus zu überwinden. Damit<br />

können wir auch die unmittelbare Wirklichkeit unseres<br />

Lebens wieder an der Erfüllung des Seins ausrichten,<br />

in Anlehnung an die in sich ruhende Schöpfungsordnung.<br />

22 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Werte & Gesellschaft<br />

Kein Staat und keine Partei, kein Konzern und kein<br />

Unternehmen, kein Verein und keine Initiative und auch<br />

keine Kirche vermag dies von sich aus zu bewerkstelligen,<br />

sondern nur der einzelne Mensch selbst, der sich<br />

mit dem einlässt, der die <strong>Angst</strong> überwunden hat. Unsere<br />

innere Gefühlswelt, unsere Einstellungen zum Leben<br />

und zur Arbeit, zur Umwelt und zur Mitwelt, zu Wohlstand<br />

und zu wahrem Glück müssen aufhören, sich am<br />

Zeitgeist zu orientieren und sich dem heilenden Geist<br />

Gottes zuwenden. Das ist Nachhaltigkeit. Das birgt echte<br />

Genesungschancen in sich, Heilung für eine kranke Gesellschaft<br />

und ihre leidenden Menschen – vor allem zum<br />

Schutze unserer Kinder und aller nachkommenden Generationen.<br />

Prof. Dr. Martin Fontanari ist Geschäftsführer der Stiftung für<br />

Familienwerte. Er ist in Luxemburg Professor an der Hochschule für<br />

Oekonomie & Management (FOM). Nach internationalen Studien<br />

in Innsbruck, Trier, New Orleans, Philadelphia und Bangkok war er<br />

von 1994 bis 2005 Führungskraft in internationalen Beratungsunternehmen<br />

(KPMG, Schitag Ernst & Young, ETI). Er ist Vater von<br />

fünf Kindern.<br />

1 Vgl. o. V.: Psychische Erkrankungen ambulant besser versorgen,<br />

in: https://www.dgpm.de/index.php?id=aktuell_single&no_<br />

cache=1&tx_ttnews[tt_news]=970, Abruf am 25.11.2012<br />

2 Jahnke, J.: „Vom Elend der Deutschen Arbeit“, in: Wochenbrief<br />

109 (www.jjahnke.net) vom 26.04.2012, S. 3<br />

3 Vgl. o. V.: Studie: Fast 40 Prozent der Europäer sind psychisch<br />

krank, in: http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/studie-fast-<br />

40-prozent-der-europaeer-sind-psychisch-krank-a-784400.html<br />

4 o. V.: Wenn sich Schüler/innen ritzen – Tipps für Lehrer, Eltern und<br />

Erzieher, in: http://unity.zum.de/networks/blog/post.Psychologe:2,<br />

Abruf am 26.11.2012<br />

5 Vgl. o. V.: Betreuung. „Das bedeutet für Kinder Stress.” <strong>Was</strong> ist<br />

besser für die Kleinen – Eltern oder Kita? Das rät die Psychologin,<br />

in: http://www.zeit.de/2012/27/Kinderbetreuung-Interview-Ahnert,<br />

Abruf am 26.11.2012; vgl. auch: vom Lehn, Birgitta:<br />

Krippenbetreuung bedeutet für Kleinkinder Stress, in:<br />

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13651760/<br />

Krippenbetreuung-bedeutet-fuer-Kleinkinder-Stress.html<br />

6 o. V.: Burnout als Ausdruck der Entfremdung. Expertin entdeckt<br />

neue Gründe des Burnout-Syndroms, in : http://<br />

www.burnoutportal.de/pdf/artikel_pressetext.pdf, Abruf am<br />

26.11.2012<br />

7 Vgl.: Burisch, M.: Das Burnout-Syndrom, Springer Verlag, Berlin/<br />

Heidelberg, 1989, S. 3<br />

8 Johannes-Evangelium 16,33<br />

Dieses Werte-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />

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sind wir über Spenden sehr dankbar. Zukunft Europa e.V.<br />

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Z für Zukunft<br />

23


Europa-Trend<br />

Europa – Quo Vadis?<br />

Foto: © Agentur PJI/Montage<br />

Angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen fragen sich das heute viele Menschen.<br />

Besonders im Blick auf die wankende Wirtschaft in Griechenland und anderen südlichen<br />

Nachbarländern scheint der soziale Friede in Gefahr zu sein. Wohin steuert Europa?<br />

Roland Andergassen<br />

Robert Schuman, ein<br />

Europa-Visionär. Als<br />

französischer Außenminister<br />

setzte er sich<br />

für die Aussöhnung mit<br />

Deutschland ein.<br />

Wir folgen den Gedanken von Jeff Fountain,<br />

eines Neuseeländers, der sich eingehend<br />

mit Robert Schuman befasst hat,<br />

dem geistigen Vater eines geeinten Europas. Fountain<br />

gründete das Schuman Institut für Europäische<br />

Studien – www.schumancentre.eu. Sein Buch Deeply<br />

Rooted – The Forgotten Vision of Robert Schuman<br />

gibt Einblick in das christliche Fundament unseres<br />

Kontinents.<br />

Provokative Aussagen<br />

• Europa hat viele Nationen, aber wenige Europäer!<br />

• Katholiken haben ein größeres Verständnis für ein<br />

geeintes Europa, da sie in einer weltweiten Kirche<br />

beheimatet sind.<br />

• Robert Schumans Vision kann uns helfen, von einer<br />

totalen Ablehnung der EU zu einem viel hoffnungsvolleren<br />

Verständnis zu gelangen.<br />

Die Identität Europas<br />

Jeff Fountain betonte, Europa habe eine klare und eigenständige<br />

Identität entwickelt, und dies, obwohl<br />

Europa anders als z. B. Afrika oder Australien kein<br />

eigener Kontinent ist, sondern lediglich der westliche<br />

Teil der eurasischen Platte.<br />

Fountain ist der Auffassung, dass Europa seine<br />

Identität dem Christentum verdankt. Nachdem Europa<br />

besiedelt worden war, kamen große, wegweisende<br />

Christen wie Paulus, Anskar, Kolumban und<br />

Gallus.<br />

Ihre Botschaft war so anders als die der Götter<br />

der Slawen, der nordischen Völker oder der Kelten …<br />

und wurde gerne angenommen! Die Offenbarung eines<br />

Gottes durch seinen Sohn transformierte das Leben<br />

der europäischen Völker.<br />

24 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Europa-Trend<br />

Auch wenn die Kirchengeschichte viele dunkle<br />

Kapitel aufweist, darf nicht vergessen werden: Viele<br />

seiner Errungenschaften wie Familienwerte, Menschenrechte,<br />

Bildungswesen, medizinische und soziale<br />

Dienste verdankt Europa dem Christentum.<br />

Auch die Naturwissenschaften kamen großenteils<br />

aus Europa und nicht aus Afrika oder Asien. Heidnische<br />

Gesellschaften glaubten nicht an einen gütigen<br />

Gott, nicht an ein geordnetes, rational erfassbares,<br />

stabiles Universum, sondern an viele und oft einander<br />

widerstreitende Götter.<br />

Das christliche Liebesangebot war das Gegenteil<br />

von Stammesdenken, Nationalismus und Rassismus.<br />

Der Atheist Jürgen Habermas, einer der einflussreichsten<br />

säkularen Philosophen, meinte einmal,<br />

zur jüdisch-christlichen Ethik als Grundlage für<br />

Frieden, Solidarität, Moral, Menschenrechte und<br />

Demokratie gebe es keine Alternative. Alles andere<br />

sei postmodernes Geschwätz! Auch für Europas Zukunft<br />

sehe er keine andere tragfähige Möglichkeit.<br />

Robert Schuman: Herkunft und Vision<br />

Der gläubige Katholik musste während des Krieges<br />

mehrmals seine Staatsbürgerschaft wechseln und<br />

wurde nach dem Zweiten Weltkrieg französischer<br />

Außenminister. Ihm war klar, dass Religion sehr wohl<br />

Einfluss auf die Gesellschaft hat, ja, die Grundlage jeder<br />

Gesellschaft ist.<br />

1945 war die große Frage: Auf welchen Fundamenten<br />

kann Europa wieder aufgebaut werden?<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust<br />

hatten viele ihren Glauben an Gott verloren.<br />

Schuman erkannte, dass den Wurzeln der Demokratie<br />

die Lehren Jesu zugrunde liegen: Gleichheit,<br />

brüderliche Liebe, Respekt für die Rechte des Einzelnen<br />

im Sinne von Toleranz – und Barmherzigkeit!<br />

Daraus entwickelte sich die katholische Soziallehre.<br />

Keine Nation oder Rasse ist in Gottes Augen besser<br />

als die andere. Daher forderte Schuman, auch die<br />

Deutschen zu lieben, was damals fast undenkbar war.<br />

Seine Vision: Eine Gesellschaft, die auf christlichen<br />

Werten basiert!<br />

Das Leben Schumans erinnert uns daran, dass<br />

die ursprüngliche Vision der EU nicht primär die<br />

wirtschaftliche Einheit war, sondern die Versöhnung<br />

der Nationen und die Bildung einer echten Völkergemeinschaft.<br />

Foto: © Agentur PJI/Montage<br />

Die Herausforderungen Europas wie Rassismus,<br />

Nationalismus, die Ausbreitung des Islams, die<br />

Flüchtlingsströme und die Umweltprobleme sind<br />

nur von einer höheren, göttlichen Perspektive aus<br />

zu bewältigen, die Rassen, Nationen und Kulturen<br />

überragt und Hoffnung gewährt. Diese höhere Perspektive<br />

ermöglicht auch Toleranz gegenüber widerstreitenden<br />

Weltanschauungen, denn sie ruft zu<br />

Gastfreundschaft, Barmherzigkeit und weiser Verwaltung<br />

von Ressourcen auf.<br />

<strong>Was</strong> geschah mit der Europäischen Einigung,<br />

und wie sieht die Zukunft aus? Von Anfang an zeichneten<br />

sich drei Modelle ab, welchen Weg Europa gehen<br />

könnte:<br />

1. Europa als „Familie der Völker“<br />

„Communitarians“ betonen die gemeinsame Geschichte<br />

und Kultur Europas und tendieren zur<br />

Nichtaufnahme der Türkei, zu einer stärkeren Beto-<br />

Das Kreuz ist<br />

das Fundament<br />

Europas und das<br />

Christentum<br />

seine Identität.<br />

<strong>Was</strong>, wenn das<br />

Fundament<br />

verloren<br />

geht?<br />

1951 wurden erste Verträge<br />

zur Gründung der Europäischen<br />

Gemeinschaft<br />

unterzeichnet. Da nach<br />

dem Krieg eine rasche<br />

Verbrüderung nicht möglich<br />

war, richtete Schuman<br />

den Fokus auf die europäische<br />

Intergration.<br />

Foto: © cvce.eu<br />

Z für Zukunft<br />

25


Europa-Trend<br />

ziviler, politischer und kultureller Ebene, meinen<br />

Konstruktivisten. Für sie ergeben sich Erkenntnis<br />

und Sinnhaftigkeit aus dem Erleben, der Erfahrung.<br />

Durch Beziehungen zu anderen verändere sich die<br />

europäische Identität laufend. Die EU zu begrenzen,<br />

das wäre demnach falsch und völlig unmöglich.<br />

Die „Pilgerväter“<br />

brachen 1620<br />

von Holland in<br />

nach Amerika<br />

auf und<br />

brachten<br />

das christliche<br />

Fundament in<br />

die Neue Welt<br />

Gemälde:<br />

Robert W. Weir, 1844<br />

Das EU-Parlament<br />

in Straßburg<br />

nung des jüdisch-christlichen Erbes und zur Einheit<br />

in Vielfalt. Vertreter dieses Modells treten für klare<br />

Grenzen der EU ein, was zu einem gewissen Euro-<br />

Nationalismus führen könnte.<br />

2. Europa der Bürger<br />

Diese Bürgerschaft sollte nicht mit gemeinsamen kulturellen<br />

Wurzeln, sondern mit einigen konstitutionellen<br />

Prinzipien begründet werden. Diese Prinzipien<br />

garantieren Sicherheit. Kulturelle Identität und Religion<br />

sollten dem privaten Sektor zugeordnet werden,<br />

entsprechend lehnt die französische Position einen<br />

Gottesbezug in der Verfassung ab. Die Frage nach<br />

den Außengrenzen der EU wäre demnach eine rein<br />

politische und keine kulturelle.<br />

3. Europa als Raum der Begegnung<br />

Europas Identität entstehe als Konsequenz von intensiviertem<br />

Austausch und enger Kooperation auf<br />

Die größte Herausforderung<br />

Jeff Fountain beobachtet in den letzten Jahrzehnten<br />

eine starke Säkularisierung (post-säkulare Gesellschaft).<br />

Man meinte, Religion sei nicht mehr notwendig;<br />

dies hat sich jedoch als falsch herausgestellt.<br />

Gott und Religion(en) feiern ein Come-back,<br />

nicht zuletzt durch das Erstarken des Islams. Wenn<br />

das Christentum aber zu einer Religion unter vielen<br />

wird – dann gehen wir wieder dorthin zurück, wo wir<br />

hergekommen sind: in eine Zeit ohne wirkliche Hoffnung<br />

und Zukunft.<br />

Wir stehen vor ernsthaften Herausforderungen<br />

und Fragen: Haben wir eine materielle oder eine<br />

geistliche Weltanschauung? Gibt es außerhalb des<br />

christlichen Glaubens ein Konzept von Hoffnung?<br />

Säkularismus und Kommunismus sind christliche<br />

Häresie, d. h. beide sind vom Christentum beeinflusst,<br />

haben es jedoch grob pervertiert! Tendenziell<br />

werden die Entscheidungsprozesse der EU mehr<br />

und mehr von ökonomischen, materiellen Werten dominiert.<br />

Schon sind demokratische Defizite sichtbar,<br />

die Gefahr des Macht-Missbrauchs ist nicht mehr von<br />

der Hand zu weisen.<br />

Die zu hohe Geschwindigkeit der EU-Erweiterung<br />

der letzten Jahre birgt die Gefahr autokratischer Entscheidungen.<br />

Die weitere Entwicklung ist bedroht<br />

durch die Möglichkeit, dass im neuen Europa nichtchristliche<br />

Werte die geistige Richtung bestimmen.<br />

Katholiken und Protestanten haben hier eine gemeinsame<br />

Aufgabe: eine demokratische christliche<br />

Bewegung für Europa in Gang zu bringen.<br />

Wie würde Schuman<br />

die heutige EU sehen?<br />

Auf der einen Seite mit großer Dankbarkeit für<br />

fast 70 Jahre ohne Krieg!<br />

Das Niveau wirtschaftlicher und politischer Zusammenarbeit<br />

mit all den Institutionen in den verschiedensten<br />

Sprachen würde Schuman sicher positiv<br />

überraschen.<br />

26 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Europa-Trend<br />

Die größten Bedenken hätte er wohl wegen der<br />

fehlenden geistlichen Dimension. Sollte Jacques<br />

Delors damals umsonst gekämpft haben, auf seiner<br />

Suche nach Europas Seele?<br />

Schuman schrieb damals: Europa kann und darf<br />

kein ökonomisches und technisches Unternehmen<br />

sein, es braucht eine Seele, ein Bewusstsein seiner<br />

geschichtlichen Ähnlichkeiten und seiner Verantwortung<br />

in Gegenwart und Zukunft.<br />

Die fatale Ethik der Gier auf dem Finanzsektor<br />

und die Kultur des Todes (Selbstmorde, Schwangerschaftsabbrüche,<br />

Euthanasie, niedrige Geburtenraten<br />

etc.) sind Zeichen einer großen geistlichen<br />

Armut. Jedoch gab es Gott sei Dank immer wieder<br />

führende Christen und Humanisten in den europäischen<br />

Organisationen, die geistige Werte-Grundlagen<br />

einforderten.<br />

<strong>Was</strong> können wir von Schuman lernen?<br />

Gibt es noch eine Chance für Europa?<br />

dass Gott und seine Gebote Frieden und Wohlergehen<br />

garantieren. Die Konzentration auf Wirtschaft und Finanzen<br />

gefährden das Friedensprojekt Europa!<br />

Die Besinnung und Rückkehr zu christlichen<br />

Grundwerten durch unser Gebet und den Einsatz im<br />

Alltag, in Politik und Gesellschaft können der Sauerteig<br />

sein, der in den kommenden Jahren das Ruder<br />

herumwerfen und Gottes Eingreifen bewirken kann.<br />

Angesichts der großen Herausforderungen wäre<br />

<strong>Angst</strong> durchaus verständlich und vielleicht sogar berechtigt.<br />

Aber der Glaube an Gott und die Zuversicht,<br />

dass durch die Einheit der Christenheit im Einsatz<br />

für Europa positive Veränderungen bewirkt werden<br />

können, geben uns Hoffnung.<br />

Dr. Roland Andergassen ist leitender Angestellter in einer<br />

Stadt in Vorarlberg, verheiratet, hat zwei Kinder und engagiert sich<br />

für eine zukunftsfähige Entwicklung im Sinne einer christlichen<br />

Transformation.<br />

Das<br />

Problem in<br />

Europa ist<br />

nicht der<br />

Unglaube der<br />

Heiden, sondern<br />

der<br />

kleine<br />

Glauben der<br />

Christen<br />

Trotz aller Dunkelheit und Rückschläge zeigt das<br />

Leben Schumans, dass durch Glauben und Hoffnung,<br />

Charakter und Integrität Wesentliches erreicht werden<br />

kann – für Gott und für ganze Nationen.<br />

Wir leben in einer relativistischen Zeit. In der<br />

Postmoderne ist es politisch inkorrekt, eine Weltanschauung<br />

einer anderen überlegen zu halten. Alle<br />

sind scheinbar gleich gültig, jedenfalls wird uns das<br />

immer wieder erklärt. Nichts sei wirklich wahr oder<br />

letztgültig. Doch sollte es uns nicht zu denken geben,<br />

wenn sogar der radikale Atheist Richard Dawkins zugibt,<br />

dass Europa ohne das Christentum und die Bibel<br />

nicht verstanden werden könne?<br />

Wir dürfen uns daher unseres christlichen Erbes<br />

nicht berauben lassen, sondern sollten öffentlich<br />

und privat dafür einstehen, dass nur ein Europa mit<br />

christlichen Werten Freiheit, Frieden, Solidarität und<br />

Wohlergehen für alle garantieren kann.<br />

Noch besteht das Fundament<br />

Die europäische Einigung ist auf christlichen Fundamenten<br />

wie Freiheit, Gleichheit, Solidarität und Subsidiarität<br />

aufgebaut.<br />

Die derzeitige Entwicklung zeigt, dass an die<br />

Stelle christlicher Werte nun humanistische Werte<br />

getreten sind. Humanistische Werte, das heißt: Der<br />

Mensch bzw. die Mehrheit bestimmt, was richtig und<br />

gut ist. Christliche Werte dagegen gehen davon aus,<br />

Foto: © Agentur PJI/HP Nüesch<br />

Gott steht vor der Türe Europas!<br />

Hanspeter Nüesch schreibt dazu: „Wir Europäer sind<br />

zunehmend von Gier und <strong>Angst</strong> geprägt. Menschlich<br />

gesehen, angesichts einer drohenden Wirtschafts-Katastrophe,<br />

ist die <strong>Angst</strong> auch verständlich. Gleichzeitig<br />

wächst die Zahl derer, die nach einem authentischen<br />

Lebensstil suchen, nach nachhaltigen Werten,<br />

für die es sich lohnt, sich einzusetzen. Der zunehmende<br />

Individualismus und die wachsende Vereinsamung<br />

in Klein- und Kleinsthaushalten lässt den Menschen<br />

unbefriedigt. Ob sie es zugeben oder nicht: Die<br />

meisten Europäer sind auf der Suche nach Liebe und<br />

nach festen Werten.<br />

Als Konferenzsprecher habe ich festgestellt, wie<br />

dankbar die Zuhörer eine Glaubensvision für Europa<br />

aufnehmen. Oft hat die Mittelmäßigkeit den Glauben<br />

an einen biblischen Gott, der auch heute noch Wun-<br />

Hanspeter Nüesch,<br />

Leiter von Campus für<br />

Christus, Schweiz.<br />

Er ist auch Initiator des<br />

Christustags, zu dem<br />

in Basel etwa 25 000<br />

Christen verschiedenster<br />

Konfessionen getroffen<br />

sich.<br />

Z für Zukunft<br />

27


Europa-Trend<br />

der tut, zersetzt. Das Problem in Europa ist nicht der<br />

Unglaube der Heiden, sondern der kleine Glauben<br />

der Christen. Dabei steht der Heilige Geist an der<br />

Schwelle Europas und möchte viele Menschen zur<br />

Umkehr bewegen.<br />

Ich möchte dazu beitragen, dass geistliche Leiter<br />

in einem Land zusammenkommen, um gemeinsam<br />

Gott zu suchen, wo nötig, Sünde zu benennen und<br />

darum zu bitten, dass ihr Land in seine göttliche Berufung<br />

hineinfindet.<br />

Eine andere gute Idee ist der Christustag, an dem<br />

Christen aus allen Kirchen, Sprachen und Generationen<br />

gemeinsam Jesus Christus als persönlichen Erlöser,<br />

als Haupt der Kirche und Licht der Welt erheben<br />

und um die Heilung ihres Landes bitten. In Bezug auf<br />

Europa erwarte ich Großes. Viele Menschen werden<br />

sich wieder dem Christentum zuwenden. Dafür wollen<br />

wir bereit sein.“ www.cfc.ch<br />

Ein interessanter Link zu Gebet für Europa:<br />

http://waechterruf.de/10.html<br />

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Foto: © Bundesarchiv Bild 102-08968<br />

In Manfred Kleine-Hartlages Buch Neue Weltordnung<br />

– Zukunfts-Plan oder Verschwörungs-Theorie?<br />

findet sich eine brillante politische Analyse,<br />

die zeigt, worauf eine Neue Weltordnung (NWO)<br />

abzielt. Jeder unvoreingenommene Leser wird dem<br />

Autor gut folgen können, auch wenn er sich bisher<br />

kaum mit diesem Thema beschäftigt hat. Wir haben<br />

einige Gedanken dieses Buches für Sie zusammengefasst:<br />

Die Neue Weltordnung ist ein revolutionäres Projekt.<br />

Warum ist es so schwer greifbar und warum finden<br />

sich kaum Kritiker? Wahrscheinlich deshalb, weil<br />

das eine Domäne von passionierten Verschwörungs-<br />

Theoretikern und Rechtsextremisten zu sein scheint;<br />

die meisten Menschen wollen sich gar nicht damit<br />

auseinandersetzen. Aber auch deshalb, weil wir im<br />

Westen die subtile Auflösung von Nationalstaatlichkeit,<br />

die weltweite Migration und die Verschmelzung<br />

der Religionen schon längst als Selbstverständlichkeit<br />

unserer Zeit hingenommen haben.<br />

So fällt es kaum noch auf, dass Begriffe wie „Frieden“,<br />

Menschenrechte, Freiheit, Toleranz zu ideologischen<br />

Stichworten umgedeutet wurden, mit<br />

denen jeder Schritt hin zu One World (Eine Welt)<br />

begründet werden. Und jeder Kritiker kommt in den<br />

Verdacht, gegen den Frieden oder gegen die Menschenrechte<br />

zu sein. Auch ist diese NWO längst keine<br />

Utopie mehr, für eine ferne Zukunft, sie ist gerade<br />

im Begriff verwirklicht zu werden.<br />

Begonnen hat es vor über hundert Jahren mit<br />

den Haager Konferenzen von 1899 und 1907. Deren<br />

Ziel war die Verrechtlichung zwischenstaatlicher Beziehungen<br />

– also die fortschreitende Auflösung nationaler<br />

Souveränität. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die<br />

Staaten immer mehr aneinander gebunden, und zwar<br />

durch ein Netz multilateraler Vertragssysteme und Organisationen.<br />

Zu diesen Institutionen gehören die Vereinten<br />

Nationen (davor: Völkerbund), IWF und Weltbank,<br />

Zweite Haager Konferenz – Auflösung nationaler Souveränität<br />

28 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Globalisierung<br />

BRAVE NEW WORLD<br />

Bildzitat: © CD-Cover der Band Iron Maiden<br />

Die Neue Weltordnung<br />

Kommt sie, oder ist sie schon da?<br />

Die britischen<br />

Heavy-Metal-Band<br />

„Iron Maiden“ liefert<br />

eine progressive CD zur<br />

„schönen neuen Welt“<br />

und Aldous Huxley<br />

schrieb 1932 dazu den<br />

Anti-Utopie-Roman.<br />

Wie schön wird die<br />

Welt, auf die wir uns<br />

zubewegen?<br />

Immer häufiger gebrauchen Politiker die Begriffe New World Order oder<br />

Neue Weltordnung. Aber was meinen sie damit eigentlich?<br />

Peter Ischka<br />

WTO, EU, NATO, der Internationale Strafgerichtshof und<br />

Dutzende weniger bekannte Organisationen und Stiftungen.<br />

Mehr und mehr Kompetenzen der Nationalstaaten<br />

wurden auf solche Organisationen übertragen. Diese<br />

Tendenz setzt sich fort.<br />

Der aktuell bedeutendste Schritt in diese Richtung<br />

ist ein globales Klimaregime. Auch mehren<br />

sich die Anzeichen, dass Nationalstaaten einem internationalen<br />

Menschenrechts-Regime unterworfen werden<br />

sollen.<br />

Dabei ist wichtig zu verstehen: Internationale<br />

Verträge haben Vorrang vor innerstaatlichem<br />

Recht. Ohne jede Ausnahme. Doch wie kommen diese<br />

multilateralen Vertragssysteme zustande? Das nun<br />

ist völlig undurchschaubar. Die Öffentlichkeit wird nur<br />

kryptisch informiert, die nationalen Gesetzgeber vor<br />

vollendete Tatsachen gestellt. Es gibt keine Möglichkeit<br />

zur Kontrolle und schon gar nicht zur demokratischen<br />

Willensbildung. Wenn eine solche Ordnung allerdings<br />

einmal existiert, ist sie praktisch unumkehrbar.<br />

Wer dies als notwendige Folge der unvermeidlichen<br />

Globalisierung abtut, hat aus der Geschichte nichts<br />

gelernt. Ein kommunistisches Dogma lautete, die Geschichte<br />

müsse zwangsläufig zum Kommunismus führen.<br />

Jeder Widerstand dagegen wurde mit allen Mitteln<br />

gebrochen. Millionen Menschen haben diesen Irrtum<br />

mit ihrem Blut bezahlt.<br />

Gerade deshalb sollte man misstrauisch sein gegenüber<br />

der Versicherung, die Globalisierung sei ein (diesmal<br />

aber wirklich!) historisch unvermeidbarer Prozess.<br />

Denn Liberalismus und Neoliberalismus, in<br />

deren Namen dieser Prozess vorangetrieben<br />

wird, sind nicht nur geistesgeschichtlich mit<br />

dem Marxismus verwandt, sondern auch<br />

strukturell: Hier wie dort wird die Auflösung<br />

„überkommener“ solidaritätsstiftender<br />

Strukturen – Volk, Familie, Religion<br />

– als Akt der Emanzipation gefeiert,<br />

als Voraussetzung für eine die ganze<br />

Menschheit beglückende Utopie.<br />

Neoliberalismus,<br />

ein Baby des Marxismus,<br />

will die<br />

Auflösung<br />

„überkommener“<br />

Strukturen –<br />

Volk, Familie,<br />

Religion<br />

Malerei: © Paul Helm<br />

Z für Zukunft<br />

29


Globalisierung<br />

Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel spricht<br />

zum 10-jährigen Jubiläum<br />

des Mauerfalls vor<br />

Regierungsvertreter der<br />

wichtigsten Staaten<br />

der Welt.<br />

Foto: © ddp images/AP Photo/<br />

Markus Schreiber<br />

Ihre Botschaft kleiden die politischen Entscheidungsträger<br />

und Vollstrecker in Stereotypien. Das<br />

müsste doch den Verdacht erwecken, hier werde<br />

gelogen. Andererseits sagen unsere Regierenden<br />

mit erstaunlicher Offenheit, wie die NWO aussehen<br />

soll; doch diese Aussagen bedürfen der Dechiffrierung.<br />

Die nicht leicht fällt, weil die Ideologien-Industrie<br />

(Politiker, Medienvertreter, Wissenschaftler, aber<br />

auch Kirchenvertreter und andere Personen des öffentlichen<br />

Lebens) ihr Projekt in einer ideologiegetränkten<br />

PR-Sprache anpreist.<br />

anscheinend keiner funktionalen Begründung mehr.<br />

Wenn Politiker so sprechen, kann man davon ausgehen,<br />

dass ihre Loyalität nicht etwa dem Volk gilt, das<br />

sie mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt<br />

hat und dessen Nutzen zu mehren sie geschworen<br />

haben. Ihre Loyalität gilt vielmehr „der Menschheit“.<br />

Für die Globalisten hat die „Menschheit“ mit<br />

den wirklichen Menschen so wenig zu tun wie für<br />

die Kommunisten die „Arbeiterklasse“ mit den wirklichen<br />

Arbeitern.<br />

Der Marxismus verstand die Verwirklichung seines<br />

„...Kompetenzen<br />

an<br />

multilaterale<br />

Organisationen<br />

abzugeben,<br />

koste es,<br />

was es wolle?“<br />

Angela Merkel<br />

Ein Beispiel ist die Rede der Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel auf der Konferenz Falling Walls (Fallende<br />

Mauern) am 9. November 2009. Dort brachte sie die<br />

Ideologie hinter der Neuen Weltordnung prägnant<br />

zum Ausdruck: „Eine der spannendsten Fragen, Mauern<br />

zu überwinden, wird sein: Sind Nationalstaaten<br />

bereit und fähig, Kompetenzen an multilaterale Organisationen<br />

abzugeben, koste es, was es wolle?“<br />

Nun, im Jahre 2009 gab es schon längst keine Mauer<br />

mehr. <strong>Was</strong> es gibt, sind nationale Grenzen. Deren bloße<br />

Existenz hier, ohne mit der Wimper zu zucken, mit<br />

der Berliner Mauer gleichgesetzt wird.<br />

Der Globalismus, das hatte die Bundeskanzlerin<br />

mit diesen Sätzen eindeutig gesagt, sei „alternativlos“.<br />

Bei Politikern ein beliebter Ausdruck. Die<br />

Vision – oder der Albtraum – einer One World bedarf<br />

Dieses Werte-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />

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Programms als notwendige Voraussetzung zur Stiftung<br />

eines umfassenden Weltfriedens. Im Namen dieser Ideologie<br />

wurden Ströme von Blut vergossen, ohne dass<br />

der Weltfriede auch nur eine Spur näher rückte.<br />

Merkel weiter in ihrer Rede: „Es wird so sein,<br />

dass ein friedliches Zusammenleben nur mit einer<br />

globalen Ordnung … möglich ist.“ Nun, wer will<br />

sich schon nachsagen lassen, er sei gegen Frieden?<br />

Kaum einer wagt nach dem Preis zu fragen, der für<br />

diese Art „Frieden“ zu entrichten ist. Es gilt also, der<br />

Friede müsse um jeden Preis bewahrt werden. Krieg<br />

soll buchstäblich unmöglich ge<strong>macht</strong> werden – ausgenommen<br />

selbstverständlich, um die Errichtung<br />

und Einhaltung dieser Ordnung zu sichern. Das<br />

klingt human fortschrittlich, impliziert allerdings,<br />

dass ganze Völker ihre lebenswichtigen Interessen<br />

nicht mehr verfolgen dürfen.<br />

War das der Grund, warum das Deutsche Reich<br />

auf den Haager Konferenzen jegliche Einbindung in<br />

ein solches System kategorisch abgelehnt hat? Möglicherweise<br />

habe sich Deutschland gerade deshalb<br />

30 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Globalisierung<br />

die Feindschaft der angelsächsischen Mächte zugezogen,<br />

die bereits vor dem Ersten Weltkrieg erkennbar<br />

war, so Manfred Kleine-Hartlage. Inzwischen<br />

greift das Völkerrecht bereits in die inneren Angelegenheiten<br />

von Staaten ein: Zur Aufrechterhaltung<br />

ihrer Ordnung werden ihnen nur noch solche Mittel<br />

zugestanden, die auf keinen Fall mit den „Menschenrechten“<br />

kollidieren. So schafft man Interventionsgründe<br />

im großen Stil – denn schließlich kann man<br />

jeden Staat soweit bringen, dass sich dieser nach den<br />

Maßstäben seines Feindes ins Unrecht setzt. Und<br />

dann interveniert man à la carte: gegen die Weimarer<br />

Republik, aber nicht gegen das Italien Mussolinis.<br />

Gegen Ho Chi Minh, aber nicht gegen Pol Pot. In Jugoslawien,<br />

aber nicht in Ruanda. Im Irak, aber nicht<br />

im Sudan. Man deklariert die Sicherung eigener Einflusssphären<br />

durch gewaltsame Ein- und Übergriffe<br />

ganz einfach als humanitäre Intervention.<br />

Die Internationalisierung wuchert immer weiter.<br />

Denn die bereits genannten Organisationen (IWF,<br />

Weltbank, WTO, EU) wollen eine von Restriktionen<br />

und staatlichen Eingriffen, überhaupt von jeder sozialen<br />

Verpflichtung, befreite Marktwirtschaft institutionalisieren.<br />

Und zwar durch Festschreibung in<br />

übernationalen, der demokratischen Kontrolle entzogenen<br />

Vertragssystemen.<br />

Der Unternehmer, der sich dem Wohl des Gemeinwesens<br />

verpflichtet fühlt, ist dabei ein Hemmnis;<br />

ebenso der Politiker, der nationale Interessen verfolgt,<br />

statt die Globalisierung voranzutreiben, und<br />

auch der Soldat, der einen Einsatz am Hindukusch im<br />

Interesse irgendeiner „Wertegemeinschaft“ ablehnt.<br />

Ebenso der „Fundamentalist“, der gegen Abtreibung<br />

ist, und die Frau, die sich lieber um ihre Familie kümmert<br />

als um ihre Karriere.<br />

Die neoliberale Ideologie greift mit Vorliebe soziale<br />

Strukturen an, die etwas mit Solidarität zu tun<br />

haben: intakte Familien, intakte Völker, intakte Religionsgemeinschaften.<br />

Die herrschende Klasse<br />

Unter Berufung auf die Menschenrechte wird das<br />

Recht an sich beseitigt. Dafür ermächtigt sich eine<br />

Ideologie, die auf die Schaffung eines umfassenden<br />

Weltfriedens abzielt, selbst zur Super<strong>macht</strong> für willkürliche<br />

Kriegsführung. Es sollte uns nicht wundern,<br />

wenn die Demokratie, der Kern „unserer gemeinsamen<br />

Werte“, sich in den Händen der herrschenden<br />

Foto: © flickr/rainbow-gathering<br />

internationalen Eliten auch als ähnlich doppelbödig<br />

herausstellt.<br />

Demokratie setzt so etwas wie „Volk“ voraus. Für<br />

die neue, globale herrschende Klasse scheint das allerdings<br />

nicht mehr zu gelten. Sie verhält sich wie<br />

eine international verflochtene Kaste, die die Interessen<br />

allemal über das Wohl eines Volkes stellt. Die Ideologie<br />

dieser neuen Kaste betont, die Globalisierung<br />

sei „unvermeidlich“ und etwas Gutes.<br />

Warum aber sollen nationale Regierungen ihrer<br />

damit verbundenen Selbstent<strong>macht</strong>ung zustimmen?<br />

Ist es denn nicht eher eine Selbstermächtigung? Die<br />

Regierungen herrschen ja weiter, aber eben nicht jede<br />

einzelne über je ein Land, sondern alle zusammen<br />

über alle Länder. Eine Kollektivherrschaft, aber ohne<br />

lästige parlamentarische Kontrolle oder öffentliche<br />

Kritik. Die Zerstörung nationaler Identität, Kultur,<br />

Sitten und Traditionen gilt als fortschrittlich – und<br />

wer an alten Werten festhält, als rückständig.<br />

Auch ein gewisses Maß an finanzieller Überforderung<br />

der Nationalstaaten ist gewollt:<br />

Denn nur wer pleite ist – das lehrt die<br />

aktuelle Krise –, ist gezwungen, sich<br />

der Überwachung und Gängelung supranationaler<br />

Organisationen zu unterwerfen.<br />

So wird die Unabhängigkeit<br />

aufgegeben, ohne dass ein einziger<br />

Schuss abgefeuert worden wäre.<br />

Der Fortschritt kennt nur eine Richtung:<br />

Liberalisierung, Egalisierung,<br />

Globalisierung. Jeder Widerspruch<br />

wird als reaktionär, fundamentalistisch<br />

Friedliches<br />

Zusammenleben<br />

nur<br />

mit globaler<br />

Ordnung<br />

möglich…<br />

Wer will schon<br />

gegen den<br />

Frieden sein?<br />

Die internationalen Organisationen<br />

wollen eine<br />

von Restriktionen und<br />

staatlichen Eingriffen befreite<br />

Marktwirtschaft.<br />

Hier das UNO-Hauptquartier<br />

in New York<br />

Foto: © Wikipedia<br />

Z für Zukunft<br />

31


Globalisierung<br />

Foto: © HcMarketLink<br />

oder rechtsradikal diskreditiert. Die gesellschaftliche<br />

Wirklichkeitsbeschreibung wird monopolisiert.<br />

Die Monopolisierung der „Wissenschaft“ spielt<br />

dabei die Schlüsselrolle. Von ihr werden alle<br />

gesellschaftlichen Funktionssysteme gesteuert:<br />

Schule, Medien, Wirtschaft, Recht, Politik.<br />

Wer zur Elite gehören will, kommt an der Universität<br />

nicht vorbei; hier wird die ideologische Konformität<br />

sichergestellt. Dabei dürfte ein gewisses Maß an Korrumpierbarkeit<br />

erwünscht sein, da diese die Voraussetzung<br />

für Kontrollierbarkeit (Erpressbarkeit) ist.<br />

nur dann wirklich gefährlich, wenn jemand für eine<br />

Sache zu sterben bereit ist. Wofür sind Menschen<br />

bereit zu sterben? Erstens für die eigenen Kinder,<br />

zweitens für das eigene Volk, drittens für den eigenen<br />

Glauben.<br />

Wer also eine Auflehnung ein für alle Mal unmöglich<br />

machen will, muss die Familie, die Völker, die Religion<br />

zerstören. Wer weder in seinen Kindern fortleben<br />

will noch sich als Teil eines Volkes sieht, noch<br />

eine Verantwortung vor Gott kennt, der ist der ideale<br />

Untertan.<br />

Im letzten Kapitel seines Buches erklärt der Verfasser<br />

die Struktur des „Geld<strong>macht</strong>komplexes“ hinter<br />

der NWO als ein System konzentrischer Kreise:<br />

Im Inneren die Klasse der Superreichen, darum<br />

herum die von ihnen kontrollierten Konzerne und<br />

Funktions-Eliten, dann die politischen Eliten und<br />

im äußeren Ring die Ideologieproduzenten – Medien,<br />

Unterhaltungsindustrie, Wissenschaft. Allerdings<br />

müssen nicht alle Akteure in Politik, Medien<br />

oder Wissenschaft diese Ideologie kaufen, es reicht,<br />

wenn einige strategisch platzierte Figuren das tun.<br />

Der Rest ist Fußvolk.<br />

„Neue Weltordnung“<br />

Zukunftsplan oder<br />

Verschwörungstheorie?<br />

Edition Antaios, ISBN<br />

978-3-935063-64-7<br />

Liberale wie Sozialisten verstehen die Auflösung<br />

der Familie, die Entwertung der Religion, die Entgrenzung<br />

der Völker, die Ent<strong>macht</strong>ung der Nationalstaaten<br />

als „progressiv“. Genau das <strong>macht</strong> sich<br />

das heraufziehende System totaler Herrschaft zunutze.<br />

Denn jede Rebellion wird den Herrschenden<br />

So zeichnen sich jetzt schon die Umrisse einer<br />

durchaus totalitären, nicht mehr zu beseitigenden<br />

globalen Diktatur ab. Alle zu ihrer Verwirklichung erforderlichen<br />

Strategien sind bereits in vollem Gang,<br />

zum Teil schon seit vielen Jahrzehnten. Ob dieser<br />

Prozess noch umkehrbar ist?<br />

Sei gścheit und kimm her!<br />

Familie Furtner<br />

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32 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Globalisierung<br />

Herrschen durch <strong>Angst</strong><br />

Wie <strong>Angst</strong> erzeugt und politisch instrumentalisiert wird<br />

Wer ist noch imstande, von den immer komplexeren Themen selbst ein objektives Bild zu<br />

machen? Gerade die Kombination aus Unsicherheit und Bedrohung ist der Nährboden für<br />

<strong>Angst</strong> und birgt für Ideologen ein gewaltiges Potenzial.<br />

Wolfgang Leisenberg<br />

Innerhalb einer Generation hat sich die Stimmung<br />

in Deutschland von „Technik, ja bitte“ zu „Technologie,<br />

nein danke!“ gewandelt. „Der Antimodernismus<br />

wanderte erst zu den Grünen, dann in die<br />

Sozialdemokratie, die frühere Fortschrittspartei par<br />

excellence. Deutschland, einst die Avantgarde der Moderne,<br />

hat sich so in der <strong>Angst</strong> vor Veränderung vereint.“<br />

1 Diese Technik-skeptische Einstellung ist bis in<br />

das christlich-konservative Spektrum vorgedrungen.<br />

Um diese erstaunliche Entwicklung zu verstehen,<br />

müssen wir zu ihren Anfängen in den 1970er-Jahren<br />

bei der neomarxistischen Frankfurter Schule zurückgehen,<br />

deren Gedankengut speziell bei den späteren<br />

„Grünen“ bewahrt und weiterentwickelt wurde.<br />

Am Sozialismus hatte die quasireligiöse Hoffnung<br />

auf eine neue Welt der „Freien und Gleichen“ fasziniert.<br />

Diese Hoffnung war durch den „real existierenden<br />

Sozialismus“ gründlich diskreditiert worden. In<br />

dieser Situation traf der Bericht des „Club of Rome“<br />

(1972) die Vordenker der marxistischen Fortschrittsideologie<br />

wie ein Schock: Die Menschheit war dabei,<br />

ihre eigenen Existenzgrundlagen zu zerstören! Das<br />

schlichte Überleben der Menschheit war gerade<br />

durch die marxistische Vision eines Lebens im materiellen<br />

Überfluss gefährdet.<br />

Erich Fromm, einer der damals meistgelesenen<br />

Autoren schrieb: „Nur drastische, nach einem weltweiten<br />

Plan durchgeführte ökonomische und technologische<br />

Veränderungen können eine große, letztlich<br />

globale Katastrophe verhindern.“ 2 So war die einzige<br />

Chance ein kompromissloser Gesinnungswandel von<br />

Technikgläubigkeit zu Technikfeindlichkeit. „Zum<br />

ersten Mal in der Geschichte hängt das physische<br />

Überleben der Menschheit von einer radikalen seelischen<br />

Veränderung ab.“ 3<br />

Als Psychologe wusste Fromm, dass eine so tiefgreifende<br />

Bewusstseinsänderung breiter Bevölke-<br />

Foto: © Wikipedia/Chrischerf<br />

rungsschichten durch rationale Argumente nicht zu<br />

erreichen war. Dazu brauchte es eine emotionale Motivation.<br />

Da aber die Hoffnung auf eine bessere Welt<br />

nicht mehr glaubwürdig war, blieb nur noch eines:<br />

„Die Grünen bedienten sich einer der mächtigsten<br />

Emotionen: Der <strong>Angst</strong>, Irrationale <strong>Angst</strong> saturierter<br />

grüner Wohlstandsbürger und die nicht minder<br />

irrationale <strong>Angst</strong> bürgerlicher<br />

Parteien, vom<br />

vermeintlichen Zeitgeist<br />

überrollt zu werden.“ 4<br />

Die Natur – das neue<br />

Heiligtum. Erich Fromm<br />

wusste von der Kraft einer<br />

religösen Motivation: „‘Religiöse<br />

Impulse‘ steuern die<br />

Der Bericht des „Club of<br />

Rome“: Die Menschheit<br />

ist dabei, ihre eigenen<br />

Existenzgrundlagen zu<br />

zerstören!<br />

Foto: © Club of Rome<br />

Z für Zukunft<br />

33


Globalisierung<br />

Foto: © Vasah Sitthiket<br />

„Jene, die sich<br />

entrüsten,<br />

Gott Vater<br />

anzubeten,<br />

huldigen<br />

ganz selbstverständlich<br />

dem Kult der<br />

Mutter Erde.“ 9<br />

nötige Energie bei, um tief greifende gesellschaftliche<br />

Umwälzungen zu bewirken.“ 5 Dabei fasst er den Begriff<br />

„Religion“ sehr weit: „Religion nenne ich jedes von einer<br />

Gruppe geteilte System des Denkens und Handelns,<br />

das dem einzelnen einen Rahmen der Orientierung<br />

und ein Objekt der Hingabe bietet.“ 6 Ein neues<br />

„Objekt der Hingabe“ musste an die Stelle der zerstörten<br />

Hoffnung treten, das Hans Jonas in der Natur<br />

erkannte: „Die in der Gefahr neu entdeckte Schicksalsgemeinschaft<br />

von Mensch und Natur lässt uns auch die<br />

selbsteigene Würde der Natur wiederentdecken ... Die<br />

Ehrfurcht allein, indem sie uns ein ‚Heiliges‘, das heißt<br />

unter keinen Umständen zu Verletzendes enthüllt, wird<br />

uns auch davor schützen, um der Zukunft willen die Gegenwart<br />

zu schänden ...“ 7<br />

Wer die Debatten über Umweltfragen verfolgt,<br />

wird unschwer erkennen, dass es hier<br />

nicht mehr um „richtig oder falsch“, um „Chancen<br />

und Risiken“ geht, sondern um „Gut und<br />

Böse“. Die Diskussion wurde auf eine emotionale,<br />

metaphysische Ebene verlagert: „An die Stelle<br />

der Vernunft tritt nun die Remythisierung,<br />

die Vergöttlichung der Natur.“ 8 Das Rousseau<br />

zugeschriebene Motto „Zurück zur Natur“ eignete<br />

sich speziell in Deutschland hervorragend, religiös<br />

aufgeladen zu werden. So stellt der Medienwissenschaftler<br />

Norbert Bolz erstaunt fest: „Diejenigen,<br />

die es entrüstet als Zumutung von sich weisen,<br />

Gott Vater anzubeten, huldigen ganz selbstverständlich<br />

einem Kult der Mutter Erde.“ 9<br />

Der „Ökosozialismus“ wurde nun weit über die linke<br />

Szene hinaus attraktiv, weil er eine quasireligiöse<br />

Hingabe an die Natur für die „Gläubigen“ bot, mit<br />

der <strong>Angst</strong> vor der Katastrophe die „Ungläubigen“<br />

gefügig <strong>macht</strong>e, den linken Ideologen die Renaissance<br />

des Sozialismus bescherte und den „Priestern“<br />

der Ökoreligion Macht eröffnete.<br />

So entwickelte sich die „Ökoreligion“ schnell zum<br />

„Glauben“ der gebildeten Mittelschicht, „in dem man<br />

Technikfeindlichkeit, Antikapitalismus und Aktionismus<br />

unterbringen kann.“ 10 Dabei halten die Anhänger<br />

des Ökosozialismus ihre Motive für streng rational<br />

und würden es weit von sich weisen, „Gläubige“<br />

zu sein.<br />

Die Macht der <strong>Angst</strong><br />

Das Anliegen der Frankfurter Schule wurde auf dem<br />

„langen Marsch durch die Institutionen“ systematisch<br />

in alle Bereiche transportiert, in denen Bewusstsein<br />

gebildet wird. Heute fühlen sich mehr als<br />

zwei Drittel der Journalisten dem „grünen“ Weltbild<br />

verpflichtet. Sie sehen sich selbst in öffentlich-rechtlichen<br />

Medien „dazu berufen, die Welt nach ihren<br />

– vorwiegend linken – Überzeugungen darzustellen.<br />

Publizistische Parteilichkeit führt aber immer zur<br />

Desinformation. (...) Publizistisch ausgelöste <strong>Angst</strong><br />

ist eine wesentliche und bezweckte Folge der Desinformation.“<br />

11<br />

Da Menschen viel wirksamer über Emotionen als<br />

über Fakten zu erreichen sind, wurde die Debatte<br />

systematisch emotionalisiert. Der Zukunftsforscher<br />

Matthias Horx schrieb als Insider dazu: „Ich habe in<br />

meiner Zeit als Journalist gesehen, wie man mit wenigen<br />

geschickten Übertreibungen Themen regelrecht<br />

‚machen‘ konnte – und wie andere davon abschrieben<br />

und noch eins draufsetzten.“<br />

Dabei spielen Fakten eine untergeordnete Rolle.<br />

So erzielte der Bericht des Club of Rome eine ungeheure<br />

Wirkung, obwohl die damit beauftragten Autoren<br />

am MIT ihr Computermodell so stark vereinfachen<br />

mussten, dass sie selbst freimütig erklärten,<br />

ihre Prognosen besäßen „im Sinne einer exakten<br />

Voraussage (...) keinen Aussagewert.“ Auch dass so<br />

gut wie nichts von dem eingetroffen ist, was damals<br />

vorausgesagt wurde, tat seiner Wirkung keinen Abbruch.<br />

Es spielt auch keine Rolle, dass sich die Population<br />

der Eisbären in den letzten Jahrzehnten vervielfacht<br />

hat: Der eisfreie Eisbär, als aussterbende<br />

34 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Globalisierung<br />

Spezies, darf bei keinem Fernsehbericht über den<br />

Klimawandel fehlen.<br />

Die erste, überraschend erfolgreiche, Anwendung<br />

dieser Methode war die Kampagne „Atomkraft? Nein<br />

Danke!“ Die Deutschen, einst Technologieführer bei<br />

der Kernkraft, lehnten durch eine systematisch einseitige<br />

Berichterstattung die Kernenergie zunehmend<br />

ab. Die Anti-Atom-Bewegung konnte schon<br />

früh auf eine breite Basis von „Gesinnungstätern“<br />

und gleichgesinnten Medien zurückgreifen. Wolfgang<br />

Clement, einer der wenigen Politiker, die sich<br />

gegen die Desinformationskampagne der eigenen<br />

Regierung auflehnten, schrieb: „Mit Kampfbegriffen<br />

wie ‚Gefährdungsreaktoren‘ und dem populistischen<br />

Ausschlachten schlichtester ‚Pannen‘ betreibt die<br />

Bundesregierung eine beispiellose Verteufelungskampagne<br />

gegen die Nutzung der Kernenergie.“ 12<br />

Aber er stand auf verlorenem Posten: Ob bei Gentechnik,<br />

bei Tierversuchen oder bei der Kerntechnik,<br />

heißt es heute: „<strong>Was</strong> interessieren mich Zahlen<br />

und Statistiken? Wie kann man so kalt über ein so<br />

wichtiges Thema reden! Experten finden keine Gesprächsebene,<br />

sich rational mit den Bedenken der<br />

Laien auseinanderzusetzen. Die <strong>Angst</strong> ist immer und<br />

überall.“ 13<br />

Die politische<br />

Instrumentalisierung der <strong>Angst</strong><br />

Es geht hier um hochkomplexe Themen, bei denen<br />

der Bürger außerstande ist, sich selbst ein objektives<br />

Bild zu machen. Aber gerade die Kombination<br />

aus Unsicherheit und Bedrohung bietet für Ideologen<br />

ein gewaltiges Potenzial. Mit der „Klimakatastrophe“<br />

eröffnete sich eine neue Dimension der <strong>Angst</strong>.<br />

Matthias Horx schrieb: „Gegen die Kathedrale der<br />

Klimakatastrophe sind alle bisherigen <strong>Angst</strong>epidemien<br />

kleine Kirchlein.“ 14 „Inzwischen ist das Paradigma<br />

vom anthropogenen Klimawandel nicht nur<br />

mächtig geworden, es stattet auch mit Macht aus:<br />

Mit Wählerstimmen, öffentlicher Aufmerksamkeit,<br />

akademischer Reputation, Geld und Positionen. Es<br />

darf gar nicht mehr falsch sein! Der Zug ist abgefahren<br />

und in ihm sitzen viele Wissenschaftler und<br />

Politiker, für die es kein Zurück mehr gibt.“ 15<br />

Foto: © Agentur PJI/MBildmontage<br />

So haben wir heute nicht nur einen Gesinnungsjournalismus,<br />

sondern auch eine Gesinnungswissenschaft:<br />

„Gerade beim Thema ‚Global Warming‘<br />

präsentieren sich viele Wissenschaftler als Glaubenskrieger.<br />

Zu deutsch: Man findet immer, was<br />

man erwartet. Und immer ist es Fünf vor Zwölf.“ 16 In<br />

der Zeitschrift GEO wird denn auch resigniert festgestellt:<br />

„Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

die Klimadebatte künftig mit kühlerem Kopf geführt<br />

wird? Kleiner als ein Prozent.“ 17<br />

Seriöse Klimaforscher fühlen sich instrumentalisiert:<br />

„Es gibt gute Gründe für den Klimaschutz,<br />

aber bei den einzelnen Maßnahmen handelt es sich<br />

letztlich um politische Entscheidungen, die mit Wissenschaft<br />

eher bemäntelt als begründet werden.“ 18<br />

Niemand weiß wirklich, wie unser Klima in hundert<br />

Jahren aussehen wird. Und niemand wird so lange<br />

leben, dass er die heutigen Voraussagen überprüfen<br />

kann. Aber genau das <strong>macht</strong> die Katastrophenszenarien<br />

so mächtig: „An die Stelle eines handfesten<br />

Faktenwissens treten Vermutungen und Szenarien,<br />

an die wir glauben müssen, um das Schlimmstmögliche<br />

zu verhindern. Hier lassen sich Prestige,<br />

Machtchancen, neue Institutionen und ein politischer<br />

Mehrwert im transnationalen Bereich gewinnen.<br />

Klimapolitik stellt eine Sinnressource für die<br />

von Vertrauensverlust gezeichnete Politik dar.“ 19<br />

Durch massive jahrzehntelange<br />

Indoktrinierung hat der Ökosozialismus<br />

heute fast uneingeschränkte<br />

Meinungsführerschaft errungen.<br />

„Der Glaubensverlust hat die Menschen<br />

anfällig ge<strong>macht</strong> für Urängste,<br />

die durch Desinformation und Alar-<br />

Wissenschaft<br />

im Glaubenskrieg:<br />

Man findet<br />

immer, was<br />

man erwartet.<br />

Und immer ist<br />

es Fünf vor<br />

Zwölf.“ 16<br />

Der Ökosozialismus hat<br />

sich zu einer Zivilreligion<br />

entwickelt, die via<br />

Political Correctness<br />

zunehmend – zunächst<br />

sanft – zur Gesinnungsdiktatur<br />

mutiert.<br />

Foto: © fotolia<br />

Z für Zukunft<br />

35


Globalisierung<br />

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Gabriele Pässler<br />

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mismus bewusst geschürt werden. Wer diese <strong>Angst</strong><br />

beherrscht und funktionalisieren kann, verfügt<br />

über den zentralen Code der Menschheitsängste:<br />

die Besänftigung der Naturgötter.“ 20 Nun wird<br />

diese Bewusstseinsänderung in politische Macht umgemünzt.<br />

Wie das Beispiel Kernenergie zeigt, lassen<br />

sich Mehrheiten medial erzeugen, die dann ihren Erzeugern<br />

zu demokratischer Legitimation verhelfen.<br />

Der Ökosozialismus hat sich zu einer Zivilreligion<br />

entwickelt, die via Political Correctness zunehmend<br />

– zunächst sanft – zur Gesinnungsdiktatur<br />

mutiert.<br />

So haben wir de facto zweihundert Jahre nach der<br />

Französischen Revolution wieder die Einheit von Politik<br />

und Religion. In dem von der Bundesregierung<br />

in Auftrag gegebenen „Gesellschaftsvertrag für eine<br />

große Transformation“ 21 bezieht sich der WBGU ausdrücklich<br />

auf Rousseaus contract social, der bekanntlich<br />

den Boden für die jakobinische Terrorherrschaft<br />

während der Französischen Revolution bereitete. So<br />

kommt der WBGU zu dem Schluss, dass zur Durch-<br />

setzung der Klimaziele „der aktivierende und gestaltende<br />

Staat aktiv Prioritäten setzt und (...) einen neuen<br />

Ordnungsrahmen schafft, innerhalb dessen sich<br />

Gesellschaft und Wirtschaft orientieren können<br />

und müssen.“<br />

Wie der volonté général „heilig“ war, so auch das<br />

Dogma des anthropogenen Klimawandels: „Zwar<br />

fordert der WBGU ‚zivilgesellschaftliche Partizipation‘,<br />

das Klimaschutzziel aber kann im gestaltenden<br />

Ökostaat nicht mehr in Frage gestellt werden.“ 22 Mit<br />

Blick auf die europäische Geschichte ist unschwer<br />

die Idee einer Führung durch einen „Öko-Klima-Rat“<br />

zu erkennen, der unbeschränkte Macht erhält und<br />

wie bisher bei allen sozialistischen Systemen in Totalitärität<br />

endet.<br />

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Leisenberg<br />

Professor und Dekan in Frankfurt und Gießen. Geschäftsführer einer Firma<br />

für Thermische Verfahrenstechnik. Ausgezeichnet mit dem „Unternehmerpreis<br />

Innovativer Mittelstand“ (2004) und dem „Hessischen Innovationspreis“<br />

(2008). Verheiratet, zwei Kinder.<br />

1 Josef Joffe, German Techno-<strong>Angst</strong>, ZEIT 43/2009<br />

2 Erich Fromm, Haben oder Sein, 1987, S. 19<br />

3 ebd., S. 10<br />

4 Volker Zastrow, Hysterie und <strong>Angst</strong>, Focus 24/11<br />

5 Erich Fromm, ebd., S. 133<br />

6 Erich Fromm, ebd., S. 154<br />

7 Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung, 1987, S. 246+393<br />

8 Günter Rohrmoser, Der Ernstfall, 1995, S. 368<br />

9 Norbert Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 45<br />

10 Norbert Bolz, Das Wissen der Religion, 2008, S. 43<br />

11 H. Wagner, Medien-Tabus und Kommunikationsverbote, 1991<br />

12 Wolfgang Clement, CICERO, 9/2007<br />

13 W. v. Petersdorff, DIE WELT, 28/2007<br />

14 Matthias Horx, DIE WELT, 14. 03. 2007<br />

15 Matthias Horx, Epidemien der <strong>Angst</strong>, DIE WELT, 14. März 2007<br />

16 Norbert Bolz, Das Wissen der Religion, Fink, 2008, S. 28<br />

17 GEO 02/2010<br />

18 J. H. Reichholf, Die falschen Propheten, 2002, S. 88<br />

19 Ulrich Beck: Klimapolitik als Sinnbeschafferin, DIE WELT, 28. März<br />

2007<br />

20 Matthias Horx, Epidemien der <strong>Angst</strong>, DIE WELT, 14. März 2007<br />

21 Hauptgutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung<br />

Globale Umweltveränderungen (WBGU), 2011, S. 252<br />

22 Fritz Varenholt, Sebastian Lüning: Die kalte Sonne, 2012, S. 329<br />

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Islam & Integration<br />

<strong>Angst</strong> vor Islamisierung?<br />

Wer fragt sich nicht, wie sich der Islam entwickelt? Denken wir an den Arabischen Frühling,<br />

den blauäugige westliche Politiker als den plötzlichen Weg in die Demokratie bejubelten.<br />

Nun aber ist in all diesen Ländern ein bitterer islamistischer Winter eingezogen.<br />

Foto: © Kristian Linnemann/Dagbladet Politken<br />

Wie entwickelt sich der Islam in Deutschland?<br />

Betrachten wir einfach die Ergebnisse<br />

einiger Studien, die der Autor des<br />

Buches „2034 – Der Abschied vom Abendland” sehr<br />

detailreich zusammengetragen hat.<br />

Viele Türken, die in zweiter oder auch dritter Generation<br />

in Deutschland leben, sind wesentlich fundamentalistischer<br />

als ihre Eltern und Großeltern, wie<br />

eine wissenschaftliche Studie zeigt:<br />

80 % stimmten der Aussage „völlig zu“, dass „der Koran<br />

die wahre Offenbarung Gottes ist“ und 9 % stimmten<br />

„eher zu“. Das kommt nicht etwa daher, dass sie ungebildet<br />

wären: Von den wenigen Studenten stimmten<br />

über zwei Drittel „völlig oder eher zu“!<br />

Ungefähr die Hälfte hält den Koran und die<br />

Demokratie für unvereinbar, womit sie natürlich<br />

recht haben.<br />

85 % bezeichnen sich als gläubig oder sehr gläubig<br />

(davon 41 % als sehr gläubig), 2009 waren es noch<br />

75 % der 18- bis 29-Jährigen, 9 Jahre zuvor sogar<br />

nur 64 %. 1 Die Indoktrination der Jugend durch<br />

zugewanderte Imame trägt ihre Früchte.<br />

80 % halten den Islam für einen wesentlichen Teil<br />

ihrer Identität – 1979 waren es nur 58 %.<br />

66 % glauben: „Der Islam ist die einzig wahre Religion“;<br />

51 % sind überzeugt: „Auf lange Sicht wird sich der Islam<br />

in der ganzen Welt durchsetzen“;<br />

45 % glauben: „Nur der Islam ist in der Lage, die Probleme<br />

unserer Zeit zu lösen“;<br />

44 % gehen davon aus, dass Moslems, die im bewaffneten<br />

Kampf für den Glauben sterben, ins Paradies<br />

eingehen würden. Sie kennen also die zur Gewalt<br />

aufrufenden Koran-Verse! Das könnte beunruhigen.<br />

30 % meinen, es sollte verboten werden, Moslems<br />

zum Religionswechsel zu motivieren.<br />

Das latente Potenzial für eine politisch-religiös<br />

motivierte Radikalisierung wird in der Studie auf<br />

„nur” 10 bis 12 % geschätzt, in Deutschland wären<br />

das 430 000 bis 516 000 Moslems. An dem Anschlag<br />

vom 11. September 2011 waren ganze 12 Moslems<br />

aktiv beteiligt.<br />

Die Zahl der wöchentlichen Moscheen-Besucher stieg<br />

zwischen 2000 und 2005 von 31 auf 42 % an. Nur 12 %<br />

Viele<br />

Türken, die<br />

in zweiter oder<br />

auch dritter<br />

Generation in<br />

Deutschland<br />

leben, sind wesentlich<br />

fundamentalistischer<br />

als ihre Eltern<br />

und Großeltern<br />

Z für Zukunft<br />

37


Islam & Integration<br />

Ist Assimilation<br />

ein<br />

Verbrechen<br />

gegen die<br />

Menschlichkeit?<br />

Wie es Ministerpräsident<br />

Erdoğan 2008 in Köln vor<br />

seinen Landsleuten ausdrückte?<br />

Diese Fakten sind<br />

dem Buch „2034 - Abschied<br />

vom Abendland“<br />

entnommen.<br />

Bei einer Abo- oder<br />

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Exemplar als Geschenk<br />

definieren sich „eher als Deutsche“, obwohl ein Drittel<br />

der Befragten deutsche Staatsbürger waren. 10 %<br />

können als „sehr gut integriert“ bezeichnet werden. 2<br />

In Nordrhein-Westfalen erklärten über 30 %<br />

der befragten türkischen Jugendlichen ihre<br />

Bereitschaft, sich mit körperlicher Gewalt gegen<br />

die „Ungläubigen“ durchzusetzen, wenn es der<br />

islamischen Gemeinschaft diene.<br />

Mehr als die Hälfte der jugendlichen Türken<br />

stimmten der Aussage zu: „Das Türkentum ist unser<br />

Körper und der Islam ist unsere Seele.“ 3<br />

Nur 26 % der türkischen Jugendlichen bezeichneten<br />

sich 2010 als deutsch oder deutsch und<br />

türkisch, drei Viertel betrachten sich also ausschließlich<br />

als Türken. 4<br />

Der türkische Botschafter in Berlin sagte: „Assimilation<br />

bedeutet, mit den eigenen Wurzeln zu brechen,<br />

die eigentliche Identität abzulegen, mit einem Ganzen,<br />

an dem teilgenommen werden soll, zu verschmelzen<br />

und darin verloren zu gehen.“ 5<br />

Der offizielle Vertreter der DITIP, des Ablegers<br />

der staatlichen türkischen Religionsbehörde in<br />

Deutschland, schlug in die gleiche Kerbe: „Natürlich<br />

hat man Bedenken, sich als Minderheit völlig zu<br />

assimilieren und zu verschwinden. Darum machen<br />

wir nicht nur religiöse, sondern auch kulturelle<br />

Angebote. Wir wollen damit eine solide Identität<br />

anbieten.“ 6<br />

Im Klartext: Die Identität soll für immer türkisch<br />

bleiben!<br />

Foto: © Agentur PJI/MBildmontage<br />

Brutal offen forderte dies Türkeis Ministerpräsident<br />

Erdoğan am 10. Februar 2008 in Köln von<br />

seinen Landsleuten: „Niemand kann von ihnen erwarten,<br />

Assimilation zu tolerieren. Niemand kann<br />

von ihnen erwarten, dass sie sich einer Assimilation<br />

unterwerfen. Denn Assimilation ist ein Verbrechen<br />

gegen die Menschlichkeit! Sie sollten sich dessen<br />

bewusst sein!“, rief er. Die 16 000 Türken in der Arena<br />

jubelten und schwenkten ein Halbmond-Fahnenmeer.<br />

Wie auf einem Reichsparteitag betrachtete<br />

er die drei Millionen Türken in Deutschland als<br />

Teil der Großtürkei: „Meine werten Brüder und<br />

Schwestern, wir sind in der Türkei in dem Maße<br />

glücklich und ruhig, wie Sie hier glücklich und<br />

ruhig sind. Ihre Probleme sind unsere Probleme.<br />

Seien Sie versichert, dass Ihre Angelegenheiten<br />

auch unsere Angelegenheiten sind. Wichtig ist, dass<br />

wir die Hoffnung nicht verlieren, dass wir niemals<br />

Abstriche an dem Geist der Solidarität zu lassen, wir<br />

einheitlich, stark und vital sind ... Selbstverständlich<br />

werden unsere Kinder Türkisch lernen. Das ist ihre<br />

Muttersprache.“ 7<br />

Das tun sie auch, weil 97 % der Männer und<br />

92 % der Frauen türkische Ehepartner haben. 2011<br />

verlangte Erdoğan türkische Schulen in Deutschland<br />

und dass türkische Kinder zuerst Türkisch<br />

lernen sollten. Er sagte der BILD-Zeitung: „Wer<br />

Deutschkenntnisse zur wichtigsten Voraussetzung<br />

erklärt, verletzt die Menschenrechte.“ 8<br />

Wie mit dem Vorschlaghammer hat er damit<br />

die Pflöcke für einen türkischen Parallelstaat<br />

eingeschlagen. Diese Absicht wurde auch deutlich<br />

in seiner Antwort auf die Frage, wem gegenüber die<br />

800 000 Türken mit deutscher Staatsbürgerschaft<br />

loyal sein sollen – Deutschland oder der Türkei:<br />

„Gegenüber beiden.“<br />

Wie sehr die islamische Kultur prägend ist, zeigt<br />

sowohl der überwältigende Anteil muslimischer<br />

Straftäter als auch deren Befürwortung zu Gewalt<br />

legitimierenden Männlichkeitsnormen: Europäer<br />

stimmten in einer Umfrage unter Migranten zu 5 %<br />

zu, Afrikaner zu 6 %, Asiaten zu 7 %, Türken zu 24 %<br />

und Araber zu 25 %. 9<br />

Würde eine muslimische Partei gegründet, die<br />

den Koran wörtlich in ihre Satzung aufnimmt, sie<br />

würde sofort als kriminelle Vereinigung vom Verfassungsgericht<br />

verboten werden müssen!<br />

38 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Islam & Integration<br />

Viel beängstigender ist die<br />

fortschreitende Entchristianisierung<br />

unseres Landes<br />

Fragt man einen durchschnittlichen „Christen” in<br />

Deutschland, was der Inhalt seines Glaubens ist, bekommt<br />

man meist keine oder nur sehr diffuse Antworten.<br />

Antwortet ein lutheranischer Berufschrist,<br />

also ein Pfarrer, „Da wüsste ich nicht, was ich darauf<br />

sagen sollte”, dann erahnen wir, wo wir angekommen<br />

sind. Wenn die Position von schwulen Pfarrern und<br />

lesbischen Pfarrerinnen ein wichtigeres Thema in<br />

der „evangelischen” Landeskirche ist als die Verkündigung<br />

des „Evangeliums”, wäre es angebracht<br />

darüber nachzudenken, den Namen zu wechseln.<br />

Zum einen gehen Muslime davon aus, Deutschland<br />

sei christlich, und kritisieren den moralischen<br />

Verfall zu Recht. Zum anderen lachen sie Christen<br />

aus, weil sie, was den Inhalt ihres Glaubens betrifft,<br />

sich als hohle Nüsse erweisen und kein ernstzunehmendes<br />

Gespräch darüber führen können. Sie sind<br />

nicht in der Lage, über den Grund ihrer Hoffnung<br />

Auskunft zu geben. Wahrscheinlich haben sie auch<br />

gar keine. Dieses Christentum <strong>macht</strong> <strong>Angst</strong>, weil es<br />

ein Etikettenschwindel ist. Es hat zwar die Bezeichnung,<br />

hat aber keinen Inhalt.<br />

Moderne christliche Kirchen räumen das Kreuz<br />

weg, es könnte Anstoß erregen. Man passt sich an.<br />

Als fundamentalistisch bezeichnet zu werden, wäre<br />

übel. Also lieber ohne Fundament. Man gibt sich tolerant<br />

und merkt nicht, dass man den Standpunkt<br />

verloren hat. „Die Botschaft vom Kreuz erscheint<br />

freilich all denen, die verloren gehen, als unsinnig.<br />

Für jene aber, die gerettet werden, erweist sie sich<br />

als Kraft.” 10 Besteht die Kirche heute hauptsächlich<br />

aus Verlorenen, oder warum erweist sie sich als so<br />

schwach, warum hat sie in der Gesellschaft keine<br />

Stimme mehr?<br />

Die Botschaft vom Kreuz ist in der Tat das genaue<br />

Gegenteil von dem, was alle anderen Philosophien<br />

und Religionen zu bieten haben: Bedingungslose<br />

Errettung, Erlösung und Befreiung! Welches<br />

religiöse System würde das schon wollen? Dies lässt<br />

keinerlei Raum für Macht-Missbrauch. Kam es in<br />

Foto: © Heinz H./Gelsenkrichener-Geschichten.de<br />

der christlichen Geschichte selbst zum Machtmissbrauch,<br />

lag es wohl daran, das die Kirche das eigene<br />

Fundament verlassen hatte und ein Etwas als Christentum<br />

bezeichnete, das zur Religion mutiertes war.<br />

Heute haben die gesellschaftlichen Vertreter des<br />

Christentums weitgehend den Grund ihrer Existenz<br />

vergessen. Wie könnten sie sich sonst Religionen anbiedern,<br />

die in ihrem innersten Kern absolut keine<br />

Gnade kennen?<br />

„Wir verehren doch alle den einen Gott ...” Das<br />

kann nur sagen, wer Gott nicht ansatzweise kennt.<br />

Wenn zwei Herr Mayer auftreten, der eine hat eine<br />

Tochter, der andere einen Sohn, dann erkennen auch<br />

weniger gebildete Zeitgenossen, dass es sich um<br />

zwei verschiedene Herr Mayer handelt. Aber Gott?<br />

Der eine hat einen Sohn, der andere nicht. Wie, um<br />

alles in der Welt? Diese beiden können niemals gleich<br />

sein!<br />

Dann haben wir noch eine Partei, die wegen ihres<br />

„C” im Namen schnell errötet. Manche bezeichnen<br />

das als Linksrutsch. Man will modern sein und lässt<br />

grundlegende Werte fallen wie heiße Kartoffeln. Wer<br />

weiß eigentlich noch, wofür dieses C einmal gestanden<br />

hat? Vielleicht findet sich jemand, der sich 2015,<br />

zum 70-jährigen Bestehen der Partei, im Rückblick<br />

erinnert: „Damals, wisst ihr noch …?”<br />

Kirchen werden abgerissen,<br />

oder einem anderen<br />

Zweck zugeführt.<br />

Die Zahl der Moscheen<br />

und Gebetshäuser ist<br />

auf über 3 000 angewachsen,<br />

über 100<br />

neue Moscheen befinden<br />

sich im Bau<br />

Muslime<br />

lachen über<br />

sogenannte<br />

Christen, die<br />

über ihren<br />

Glauben keine<br />

Auskunft<br />

geben können<br />

Z für Zukunft<br />

39


Islam & Integration<br />

<strong>Was</strong> praktisch tun?<br />

Wir müssen zum Kreuz zurückfinden! Wenn unsere<br />

Kirchenführer wieder das Evangelium vermitteln,<br />

dann entsprechen sie am ehesten ihrer Job description,<br />

ihrer Stellenbeschreibung. Außerdem vermitteln<br />

sie damit ein außergewöhnlich positives Image, wie<br />

es ihnen keine noch so teure Kommunikations-Agentur<br />

verpassen könnte. Das Evangelium ist die Gute<br />

Nachricht und stellt den Sorgen und Nöten unserer<br />

Zeit etwas extrem Wirkungsvolles entgegen. Sollte<br />

<strong>Ihnen</strong>, lieber Leser, diese Gute Nachricht bisher vorenthalten<br />

worden sein, dann fordern Sie bitte bei der<br />

Redaktion eine gedruckte Ausgabe davon an.<br />

1 DER SPIEGEL, 18.02.2012, S. 49: „Die Scharfmacher“ 75 % etc.<br />

2 Aus „Bevölkerung in Deutschland mit türkischem Migrationshintergrund“,<br />

Befragungszeitraum 20.02. – 24.02.2008, gefördert<br />

vom Innenministerium.<br />

Dieses Werte-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />

Wenn Sie die Vermittlung dieser Inhalte unterstützenswert halten,<br />

sind wir über Spenden sehr dankbar. Zukunft Europa e.V.<br />

Konto-Nr. 490 155 68, BLZ 610 50000, KSK GP.<br />

SWIFT: GOPS DE 6G IBAN: DE26 6105 0000 0049 0155 68<br />

Die Welt, 02.05.2007, „Islam in Deutschland“. Laut Islam-Archiv in Soest<br />

stieg die Zahl der Türken, die den Islam als wesentlichen Teil ihrer<br />

Identität bezeichnen, zwischen 1979 und 2005 von 58 % auf 80 %.<br />

3 F.A.Z., 13.12.2004; „Integration verstärkt die Frustration.“ Prof.<br />

Heinen, zitiert aus: „Verlockender Fundamentalismus“, Suhrkamp,<br />

Frankfurt am Main, S. 128-132.<br />

4 BMI Forschungsbericht 109, März 2010.<br />

5 F.A.Z., 30.11.04; Zitiert wird Mehmet Ali Irtemcelik in der türkischen<br />

Zeitung „Zaman“ über die Assimilation der Türken Deutschlands.<br />

SPIEGEL ONLINE, 16.01 2007: Als in Rastatt der türkische Muttersprachenunterricht<br />

von der Gemeinde (als kontraproduktiv für die<br />

Integration) nicht mehr unterstützt werden sollte, titelte das türkische<br />

Massenblatt Hürriyet „Kein Verbot für die Welt-Sprache!“<br />

und sprach von „Menschheitsschande“. Schließlich sprächen<br />

weltweit 300 Millionen Menschen Türkisch. Die Migrantenverbände<br />

verlauteten, das sei „ein Schlag gegen die Integration und die<br />

Harmonie in einer multikulturellen Gesellschaft“.<br />

Handelsblatt, 16.07.2007, „Türkei kritisiert deutsches Zuwanderungsrecht“<br />

(18 statt 16 Jahre Nachzugsalter von Ehefrauen und<br />

Kenntnis von 300 deutschen Wörtern). Staatspräsident Sezer an<br />

Bundespräsident Köhler: Damit werde den in Deutschland lebenden<br />

Türken ihre Zukunftshoffnung genommen. Welche bitte? Die<br />

der Mehrheitsbildung?<br />

6 F.A.Z., 09.02.2005, „Wir sind bereit, alle Muslime zu vertreten“.<br />

7 F.A.Z., 13.03.2008, S. 6: „Der Westen, der Westen, der Westen“.<br />

8 F.A.Z, .3.11.2011, S 1: „Erdoğan warnt Türken vor Assimilation“.<br />

9 Die Welt, 27.11.2010, S. 7: „Gefährliche Machokultur“, u. a. Feria<br />

Peters.<br />

10 Die Bibel, 1. Korinther 1,18<br />

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40 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Werte in Anwendung<br />

Israel loves Iran?<br />

Am 15. September 2012 erklärte Präsident Barack Obama, Israel habe das Recht auf<br />

Selbstverteidigung und damit auch auf einen Militärschlag gegen den Iran, um zu verhindern,<br />

dass der Mullah-Staat eines Tages Atomwaffen herstellen kann.<br />

Werner Bartl<br />

Foto: © facebook-Screenshot<br />

Obama setzte jedoch hinzu, er hoffe noch immer<br />

auf den Erfolg nicht-militärischer Maßnahmen:<br />

„... aber nicht, bevor wir alle anderen<br />

Möglichkeiten genutzt haben.“<br />

Am 14. März 2012 – fast genau ein halbes Jahr zuvor<br />

– hatte eine unerwartete Aktion die Welt in helle Aufregung<br />

versetzt. Der Grafikdesigner Ronny Edry (41) aus<br />

Tel Aviv veröffentlichte auf Facebook ein Bild mit seiner<br />

kleinen Tochter. Der englische Text dazu war für einen<br />

Israeli äußerst ungewöhnlich: „Iraner – wir werden<br />

euer Land nie bombardieren. Wir lieben euch.“<br />

Innerhalb 24 Stunden hatten sich Hunderte Israelis<br />

mit seiner Aktion solidarisiert und veröffentlichten<br />

ähnliche Fotos und Botschaften. Offenbar teilen also<br />

nicht alle die Sicht von Premierminister Netanjahu,<br />

der wegen der Bedrohung durch die Urananreicherung<br />

in iranischen Atomanlagen einen Angriffskrieg<br />

für dringend notwendig hält. Umfragen machen allerdings<br />

deutlich, dass die meisten Israelis nicht warten<br />

wollen, bis Iran im Besitz einer Atombombe ist,<br />

sondern einen Militärschlag befürworten. Edrys Botschaft<br />

lautet: „Ich habe keine <strong>Angst</strong> vor euch und<br />

ich hasse euch nicht.“<br />

Binnen zwei Tagen kam Antwort der Iraner – mit<br />

den gleichen Zusicherungen an die Israelis. Zwar<br />

zeigten viele ihr Gesicht nicht, aus <strong>Angst</strong> vor Repressalien<br />

durch das Regime. Doch die Facebook-<br />

Nachrichten an „meine israelischen Freunde“<br />

waren echt. Eine Perserin schrieb: „Als ich eure<br />

Botschaft las, musste ich weinen. Mir ging das Herz<br />

auf.“ Mittlerweile unterstützen nicht nur Zehntausende<br />

in Iran und Israel die Facebook-Kampagne.<br />

Aus der ganzen Welt kommen Liebesbotschaften<br />

im Stil von „Make Love not War“ mit dem Wunsch<br />

nach Frieden. Ein junges Paar küsst sich auf einem<br />

Foto leidenschaftlich. Dabei halten sie einen<br />

iranischen und einen israelischen Pass vor<br />

die Kamera.<br />

Eine<br />

Aktion bewegte<br />

die Welt.<br />

Der Israeli<br />

Ronny Edry<br />

postete auf<br />

Facebook:<br />

„Iraner – wir<br />

werden euer<br />

Land nie<br />

bombardieren.<br />

Wir lieben euch.“<br />

Als Fallschirmkämpfer in<br />

der israelischen Armee<br />

musste Ronny Edry im Libanon<br />

miterleben müssten,<br />

wie Menschen im Kampf<br />

getötet wurden. Das <strong>macht</strong><br />

die Aktion um so bemerkenswerter.<br />

Z für Zukunft<br />

41


Werte in Anwendung<br />

Foto: © facebook-screen-shot<br />

Am 14. März 2012<br />

veröffentlichte der Grafikdesigner<br />

Ronny Edry aus<br />

Tel Aviv dieses Bild mit<br />

seiner kleinen Tochter<br />

auf Facebook.<br />

Ein Projekt,<br />

das aufruft,<br />

einander zu<br />

lieben statt<br />

zu hassen,<br />

verdient<br />

jede Unterstützung<br />

Ist es nicht naiv,<br />

in einer Zeit massiver<br />

Spannungen<br />

zwischen den beiden<br />

Ländern solche Ansichten<br />

zu posten?<br />

Edry schrieb: „Ich<br />

sehe manchmal im<br />

Fernsehen einen Iraner.<br />

Er spricht über<br />

Krieg. Ich bin sicher,<br />

er steht nicht für alle<br />

Iraner. Wenn bei euch<br />

im Fernsehen ein Israeli<br />

davon spricht,<br />

euch zu bombardieren,<br />

könnt ihr sicher<br />

sein: Er steht nicht<br />

für alle Israelis.“<br />

Die Facebook-<br />

Kampagne und der<br />

Internetauftritt auf<br />

israellovesiran.com zeigen Bilder von Frauen und<br />

Männer aus allen Alters- und Gesellschaftschichten.<br />

Menschen mit freundlichen und entschlossenen Gesichtern<br />

halten und schwenken Poster und Fahnen<br />

mit der Aufschrift „Israel loves Iran“ oder „Iran loves<br />

Israel“. Und immer wieder erklingt die Botschaft wie<br />

ein trotziges, aber ernst gemeintes Versprechen; allerdings<br />

haben sie nicht die Macht zu entscheiden,<br />

ob es tatsächlich eingehalten wird: „Wir werden euer<br />

Land niemals bombardieren.“<br />

Der Zähler springt auf 84 341, als ich auf der Facebookseite<br />

von Israel loves Iran „Gefällt mir“ anklicke.<br />

Ich erinnere mich dabei an meinen ersten Besuch im<br />

Iran vor 20 Jahren. Wir waren drei junge Männer und<br />

besichtigten den Palast des 1979 von der islamischen<br />

Revolution vertriebenen Schahs Reza Pahlevi in Teheran.<br />

Vier Mädchen im Tschador beobachteten uns<br />

zuerst aus der Ferne und überholten uns dann beim<br />

Verlassen des Palastgeländes. Dann verschwanden<br />

sie vor uns in einer Toreinfahrt und winkten uns herein.<br />

Als wir zögernd in das Halbdunkel traten, sagten<br />

sie im schlecht einstudierten Chor zwei Mal: „We love<br />

you.“ Peinlich berührt und ziemlich verlegen, hatten<br />

wir doch die Geistesgegenwart zu antworten: „Thank<br />

you, we love you too.“ Dann verschwanden die Mädchen<br />

in einer Seitenstraße. Zwei Jahrzehnte später<br />

ist diese Botschaft, die wir damals nicht auf Anhieb<br />

einordnen konnten, jetzt endlich weltweit angekommen.<br />

Dank Facebook.<br />

Bei unserem Besuch im Iran waren auf Häuserwänden<br />

überdimensionale Drohbotschaften an Israel<br />

zu lesen gewesen. In der Hotellobby, direkt vor der<br />

Rezeption, wurden die ausländischen Gäste von einer<br />

in den Fußboden eingelassenen Anti-US-Propaganda<br />

begrüßt. Die Wände verkündeten unübersehbar und<br />

in riesigen Lettern die kommende Vernichtung des<br />

ungläubigen Westens.<br />

Diese jungen Mädchen hatten uns im Gegensatz<br />

dazu die Botschaft der iranischen Jugend an den Westen<br />

übermittelt. Heute wissen wir, dass die Mehrheit<br />

der Iraner von einer Minderheit unterdrückt wird.<br />

Erst später ahnten wir, wie mutig diese Mädchen gewesen<br />

waren. Mein wichtigster Kontaktmann in Teheran,<br />

der armenische Pastor Haik Hovsepian, wurde<br />

1993 entführt und ermordet. Heute gibt es dennoch<br />

oder gerade wegen der vielen christlichen Märtyrer<br />

im Iran eine stark wachsende Hauskirchenbewegung<br />

im Untergrund. In den letzten Jahren hat die Verfolgung<br />

von Christen im Iran massiv zugenommen und<br />

viele sind unter schrecklichen Bedingungen eingekerkert.<br />

Leider nimmt die Welt – einschließlich Facebook<br />

– daran viel zu wenig Anteil.<br />

In diesem Sommer war ich nach 14 Jahren wieder<br />

einmal in Israel. Das Land wird von der Wirtschaftskrise<br />

gebeutelt. Im Juli haben sich zwei Menschen bei<br />

Demonstrationen gegen den Sozialabbau in Tel Aviv<br />

selbst angezündet. Weitere Selbstverbrennungen mit<br />

tödlichem Ausgang konnte die Polizei in letzter Minute<br />

verhindern. Im Sinai wurde in diesem Monat ein<br />

ägyptischer Grenzposten von extremen Muslimen<br />

gestürmt, dabei wurden 16 Polizisten getötet. Allein<br />

im Juni griffen Palästinenser Israel 99 Mal an<br />

– mit 83 Raketen, 13 Mörsergranaten und drei<br />

Schussangriffen. Zwei Menschen starben und<br />

sieben wurden verwundet. Es ist nicht verwunderlich,<br />

dass die Bevölkerung mehrheitlich für<br />

einen Militärschlag ist, denn der Iran wird laut<br />

Experten spätestens Mai 2013 schätzungsweise 90<br />

Prozent der Kapazitäten für den Bau von Kernwaffen<br />

besitzen.<br />

Umso bemerkenswerter ist die Aktion von Ronny<br />

Edry, der früher als Fallschirmkämpfer in der israelischen<br />

Armee im Libanon miterleben musste, wie<br />

Menschen bei Kampfhandlungen getötet wurden.<br />

42 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Werte in Anwendung<br />

Ronny Edry ist aber kein Pazifist, der den Kopf in den<br />

Sand steckt. „Natürlich sind wir kampfbereit“, sagt<br />

er. „Wenn uns jemand angreift, werde ich nicht die<br />

andere Wange hinhalten.“<br />

Der Kampf zwischen den Söhnen Abrahams tobt<br />

seit Jahrtausenden. Isaak wurde der Erbe des Großreiches<br />

Israels und Ismael der Herrscher über die<br />

arabischen Stämme im Süden. Sie haben beide nicht<br />

nur den gleichen Schöpfer, sondern den gleichen Vater<br />

und sind daher beide Nachkommen Sems und damit<br />

Semiten. Doch spätestens seit der Gründung des<br />

Islams sind ihre Nachkommen erbitterte Todfeinde,<br />

die beide beanspruchen, das von Gott berufene Volk<br />

mit der einzig wahren Religion zu sein.<br />

Selbst wenn die Differenzen nicht beseitigt werden<br />

können, so muss man dennoch zu einer Umkehr<br />

in der Herzenshaltung ermutigen. Iraner hassen Israelis<br />

nicht automatisch, sondern sie werden indoktriniert.<br />

Das funktioniert aber immer schlechter,<br />

nicht zuletzt dank der neuen Medien. Nun, auch<br />

diese werden dazu benutzt, Hass und Zwietracht zu<br />

säen. Umso erfreulicher ist es deshalb, wenn das Internet<br />

Gutes fördert und verbreitet.<br />

Christen haben eine Botschaft des Friedens, da sie<br />

dem nachfolgen, der ihnen zugesagt hat: „Auch wenn<br />

ich nicht bei euch bleibe, sollt ihr doch Frieden haben.<br />

Meinen Frieden gebe ich euch.“ 1 Es geht Jesus dabei<br />

um den inneren Frieden. Aber Christen sollen auch<br />

den Frieden mit anderen Menschen anstreben.<br />

Verdient dieses Projekt, diese Facebook-Kampagne<br />

also die völlige und bedingungslose Unterstützung<br />

vonseiten der Christen? Grundsätzlich können<br />

Christen die Rolle eines Mittlers zwischen Muslimen<br />

und Juden nur dann ausüben, wenn sie von beiden<br />

Seiten akzeptiert werden. Doch das trifft weder auf<br />

extreme Muslime noch auf orthodoxe Juden zu.<br />

Foto: © flickr/tipinfo<br />

Daher ist es gut, dass diese Facebook-Kampagne<br />

nicht von einem Christen gestartet wurde. Aber ein<br />

Projekt, bei dem man sich gegenseitig zusichert,<br />

einander zu lieben statt zu hassen, ist in seinen<br />

Grundzügen durch und durch christlich und verdient<br />

daher jede Unterstützung.<br />

Kann durch solch eine Kampagne wirklich ein<br />

Krieg verhindert werden, bei dem Unschuldige ihr Leben<br />

lassen müssten? Diese Frage kann natürlich niemand<br />

beantworten. Wir dürfen aber nicht vergessen:<br />

Das moderne Israel ist eine Demokratie. Es hat sich<br />

also verpflichtet, auf die Stimme des Volkes zu hören.<br />

Der Iran hat solche Stimmen in den letzten Jahren mit<br />

Gewalt zum Schweigen gebracht. Doch wie Facebook<br />

zeigt, gibt es sie nach wie vor – trotz der gezielten Internetblockade<br />

der iranischen Regierung. Viele Iraner<br />

posten ihre Botschaft an das Mullah-Regime: „Not<br />

ready to die in your war“ – sie wollen nicht sterben in<br />

einem Krieg, der nicht der ihre ist.<br />

Werner Bartl ist internationaler Fernsehjournalist, Filmproduzent<br />

und Buchautor.<br />

1 Johannes 14,27<br />

Allein im Juni griffen<br />

Palästinenser Israel<br />

99 Mal an – mit<br />

83 Raketen,<br />

13 Mörsergranaten und<br />

drei Schussangriffen<br />

Intakte Familien sind das Wichtigste<br />

für eine Gesellschaft. Eltern werden<br />

bei der Erziehung ihrer Kinder<br />

jedoch mit immer größeren Herausforderungen<br />

konfrontiert.<br />

Spenden-Konto: 555-33, Sparkasse Uelzen, BLZ 25850110<br />

Verantwortung für die Familie e.V.<br />

„Verantwortung für die Familie“ unterstützt<br />

Sie bei einer vorbeugenden Erziehung<br />

zu seelischer Gesundheit. Gerne<br />

können Sie unseren Newsletter unter<br />

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Z für Zukunft<br />

43


Erfahrungsbericht<br />

Wer tot war, hat keine <strong>Angst</strong><br />

mehr vor dem Sterben<br />

Auf der Rückreise von Südafrika nach Neuseeland legt Ian McCormack auf Mauritius<br />

einen Zwischenstopp ein. Dieser Aufenthalt soll sein Leben gründlich verändern: Eine<br />

Nacht wird zum Wettlauf mit dem Tod. Er überschreitet die Schwelle nach „Drüben“.<br />

Angesichts des<br />

Todes wurde dem<br />

Atheisten plötzlich klar:<br />

<strong>Was</strong> danach kommt,<br />

darüber hatte er sich<br />

keine Gedanken<br />

ge<strong>macht</strong><br />

Foto: © Agentur PJI<br />

Kasten-<br />

Quallen:<br />

Von einem<br />

brennenden<br />

Schmerz<br />

zurückgestoßen,<br />

wie von<br />

einem<br />

kräftigen<br />

Stromschlag<br />

Helle Blitze zuckten an jenem Abend am Horizont<br />

und erleuchteten die Sturmwolken,<br />

die sich drohend über dem Meer auftürmten.<br />

Nachttauchen am Korallenriff – ein unglaublich<br />

schönes Naturschauspiel. Um elf Uhr abends ruderte<br />

der Bootsführer mit Ian und seinen Freunden auf<br />

das neun Kilometer entfernte Riff hinaus. Sie tauchten<br />

auf der Seite zum offenen Meer. Ian griff nach einem<br />

vermeintlichen Tintenfisch, doch dieses Etwas<br />

rutschte ihm einfach durch die Finger. Plötzlich fühlte<br />

er sich wie betäubt. Sein Arm wurde von einem<br />

brennenden Schmerz zurückgestoßen, wie von einem<br />

kräftigen Stromschlag.<br />

Eigentlich wollte er noch ein paar Langusten einfangen,<br />

bevor er zum Boot zurückkehrte. „Vielleicht<br />

weiß der Bootsführer, was mich erwischt hat.“ Peng!<br />

Ein neuer Schlag. Und nun konnte er die Quallen sehen.<br />

Als Rettungsschwimmer hatte er gelernt, dass<br />

einige Quallen außerordentlich giftig sind. So versuchte<br />

er, schnell zum Boot zu gelangen. Plötzlich ein<br />

weiterer Schlag.<br />

Mühsam kletterte er aufs Riff. Sein Arm war zur<br />

Größe eines Fußballs angeschwollen. Als sein Freund<br />

den Arm sah, fragte er nur „Wie viele waren es?“ Ian<br />

hielt vier Finger hoch. „Eine, und c‘est fini!“ Er blieb<br />

stehen und fuhr sich, von panischer <strong>Angst</strong> gepackt,<br />

mit dem Zeigefinger quer über den Hals.<br />

Die Freunde mussten Ian durch das <strong>Was</strong>ser zum<br />

Boot schleppen, da er sich kaum noch bewegen konnte.<br />

An der Küste angekommen, brachte der Bootsführer<br />

Ian zur menschenleeren Straße und ließ ihn dort<br />

einfach liegen. Er hätte schnellstens ins Krankenhaus<br />

gebracht werden müssen, aber das war achtzehn<br />

Kilometer weit entfernt.<br />

Das Gift wirkte. Auf der Straße brach Ian zusammen<br />

und kämpfte gegen das Einschlafen an. Ohne Gegengift<br />

würde er sterben. Also schleppte er sich mit<br />

letzter Kraft die Straße entlang. Vor einem nahen Restaurant<br />

war eine Gruppe indischer Taxifahrer. „Können<br />

Sie mich zum Krankenhaus bringen?“, brachte<br />

Ian mühsam hervor. „Wie viel zahlen Sie?“ Verwirrt<br />

entgegnete er: „Ich habe kein Geld bei mir.“<br />

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Erfahrungsbericht<br />

Zwei Männer gingen lachend weg. Doch der Jüngere<br />

hatte Mitleid. Er hob ihn in seinen Wagen und<br />

fuhr los. Auf halber Strecke überlegte er es sich anders:<br />

Vor einem Hotel öffnete die Tür und stieß ihn<br />

hinaus. Ians Gedanken rotierten in Todesangst: Eine<br />

grausame Welt, in der wir leben. – Dort fand ihn einer<br />

seiner Freunde. „Ian! <strong>Was</strong> ist los? Bist du betrunken,<br />

oder was?“ Nach einem Blick auf seinen Arm war alles<br />

klar. Er rannte in die Bar. Der Besitzer, ein Chinese,<br />

und seine Freunde saßen beim letzten Drink des<br />

kollabierte. Die Ärzte versuchten, mit einem Gegengift<br />

sein Leben zu retten, doch vergeblich. Innerhalb<br />

weniger Minuten war er ihnen entglitten. Kein Lebenszeichen<br />

mehr.<br />

In seinem Buch „Ich war tot“ schildert Ian McCormack<br />

dieses Erlebnis sehr detailliert:<br />

Während dieser Zeit befand ich mich an einem<br />

finsteren Ort. Ich wusste nicht, dass ich tot war. Da ich<br />

nicht feststellen konnte, wo ich mich befand, suchte<br />

ich nach einem Lichtschalter. Ich streckte meine Hand<br />

Nachttauchen am Korallenriff<br />

– ein unglaublich<br />

schönes Naturschauspiel.<br />

Foto: © Agentur PJI<br />

Abends. Keiner wollte ihn ins Krankenhaus bringen.<br />

„Warten Sie auf den Krankenwagen.“ Sein Körper<br />

war inzwischen vollständig gelähmt.<br />

Auf dem Weg ins Krankenhaus zog sein Leben<br />

an ihm vorbei. Er war Atheist, doch angesichts des<br />

nahen Todes wurde ihm plötzlich klar: <strong>Was</strong> danach<br />

kam, davon hatte er keine Ahnung! Wie in einer Vision<br />

sah er seine Mutter, als er noch ein kleiner Junge<br />

war. Sie hatte ihm immer wieder verständlich ge<strong>macht</strong>:<br />

„Wenn du ein ernstes Problem hast, rufe Gott<br />

an.“ Da er nicht wusste, wie er das tun sollte, schrie<br />

er innerlich: „Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann<br />

hilf mir zu beten.“ Sofort kam ihm das „Vaterunser“<br />

in den Sinn. Zum ersten Mal betete er dieses traditionelle<br />

Gebet aus ganzem Herzen: „Vergib mir, wie<br />

ich meinen Schuldnern vergebe ...“ Ihm wurde sofort<br />

bewusst, was das für ihn bedeutete: Er musste den<br />

indischen Taxifahrern und dem chinesischen Hotelier<br />

vergeben.<br />

Im Krankenhaus angekommen, konnten die Krankenschwestern<br />

kaum noch den Puls feststellen, Ian<br />

aus, konnte aber nichts fühlen. Meine Hände schienen<br />

sogar durch meinen eigenen Körper hindurch zu greifen.<br />

Ein kaltes Schaudern überkam mich.<br />

Allmählich hörte ich aus der Dunkelheit männliche<br />

Stimmen, die mich anschrien: „Halts Maul!“,<br />

und dass ich es verdiente, hier in der „Hölle“ zu sein.<br />

Nach einer Weile in dieser unerträglichen Finsternis<br />

erfasste mich ein glänzender Lichtstrahl, der mich<br />

nach oben zog. Ich fühlte mich wie ein Stäubchen in<br />

einem Sonnenstrahl nach oben getragen.<br />

Ich bewegte mich durch eine Öffnung und<br />

fand mich in einem langen, engen Gang<br />

wieder. Am anderen Ende dieses Tunnels<br />

konnte ich die Lichtquelle entdecken.<br />

Sie schien mich mit unglaublicher<br />

Geschwindigkeit zu sich zu ziehen. Während<br />

ich beobachtete, wurde ich von einer<br />

Welle von Licht eingehüllt, die mich mit<br />

Wärme und Behaglichkeit erfüllte. Es war<br />

überwältigend. Die nächste Welle war<br />

Liebe, gefolgt von einer weiteren: pure<br />

Ian McCormack liebt<br />

das Meer und alle seine<br />

Früchte<br />

Z für Zukunft<br />

45


Erfahrungsbericht<br />

An dieser Tankstelle hat<br />

Ian MacCormack bei<br />

dem Taxifahrer um sein<br />

Leben gebettelt.<br />

Jahre später stattet<br />

er dem Krankenhaus<br />

einen Besuch ab<br />

Freude. Als ich<br />

aus dem Tunnel<br />

kam, stand<br />

ich in der Gegenwart<br />

von<br />

u n b e s c h r e i b -<br />

lich herrlichem<br />

Licht und Kraft.<br />

Worte können<br />

das nicht beschreiben.<br />

Ich dachte,<br />

ob inmitten<br />

dieses Lichtes<br />

wohl jemand sei, und sofort antwortete eine Stimme:<br />

„Ian, möchtest du wieder zurück?“ – „Wo bin ich?“,<br />

dachte ich, blickte über meine Schulter und erinnerte<br />

mich an das Bett im Krankenhaus. Ich fragte mich:<br />

„Ist das nur ein phantastischer Traum?“<br />

Schließlich antwortete ich: „Ich weiß nicht, wo<br />

ich bin, aber wenn ich außerhalb meines Körpers bin,<br />

dann möchte ich zurückkehren.“ Die Stimme sagte:<br />

„Wenn du zurück möchtest, musst du die Dinge in einem<br />

anderen Licht sehen.“ Worte leuchteten vor mir<br />

auf: „Gott ist Licht und keine Finsternis ist in ihm.“<br />

Nie hatte ich in der Bibel gelesen und wusste nicht,<br />

dass dies eine Stelle daraus war (1. Johannesbrief<br />

1,5). Plötzlich wurde mir bewusst, dass das, was ich<br />

hier erlebe, etwas mit der Gegenwart Gottes zu tun<br />

haben musste.<br />

Gott weiß, was ich denke, noch bevor ich es ausspreche.<br />

Er muss alles wissen, was ich im Leben<br />

falsch ge<strong>macht</strong> habe. Ich fühlte mich ihm ausgeliefert<br />

und wollte wieder zurück in die Finsternis, wohin<br />

ich meinte zu gehören. Als ich zurückgehen<br />

wollte, durchflutete mich eine<br />

weitere Welle dieses Lichts – es war unbeschreibliche<br />

Liebe.<br />

Wie konnte Gott mich überhaupt lieben?<br />

Ich hatte nichts für ihn übrig gehabt<br />

– mein Leben war äußerst locker –,<br />

und ich war auch kein guter Mensch.<br />

Egal, was ich darüber dachte: Diese<br />

enorme Liebe floss über mich, und ich<br />

schluchzte hemmungslos. Es war so<br />

überwältigend und ich wusste zutiefst:<br />

Gott hatte mir vollständig verziehen<br />

und er akzeptierte mich so, wie ich war.<br />

Und das nur wegen des Gebets zuvor: „Vergib mir,<br />

wie ich meinen Schuldnern vergebe ...“, wie ich erst<br />

etwas später verstand.<br />

In diesem Licht war ein Mann, der mit nichts zu<br />

vergleichen war. Er war in Kleider aus schimmerndem<br />

Licht gehüllt. Ich konnte seine bloßen Füße sehen.<br />

Seine Hände streckten sich mir wie zum Willkommensgruß<br />

entgegen. Ich wollte ihm ins Gesicht<br />

schauen, und das Licht schien sich um das Vielfache<br />

zu intensivieren. Beim Näherkommen fluteten Wellen<br />

von Liebe zu mir.<br />

Dann trat er zur Seite, und ich sah eine Öffnung<br />

zu einer vollkommen neuen Welt mit grünen Wiesen,<br />

einem kristallklaren Fluss, saftigen Hügeln, blauem<br />

Himmel und mir zur Linken Felder, die mit Bäumen<br />

und Blumen durchsetzt waren.<br />

Gerade, als ich eintreten und alles erkunden wollte,<br />

kam die Frage: „Willst du noch immer zurück?“<br />

Ich hatte keinen Menschen, zu dem ich zurückkehren<br />

wollte. Doch als ich gerade „Lebe wohl, du grausame<br />

Welt“ sagen wollte, tauchte das Bild meiner Mutter<br />

auf. Ich wusste, dass sie jeden Tag für mich gebetet<br />

hatte und mir den Weg zeigen wollte. Sie hätte keine<br />

Möglichkeit, von meinem Gebet, diesem schlichten<br />

„Vaterunser“ auf dem Weg ins Krankenhaus zu<br />

erfahren. Ich wusste, sie würde sich wegen meines<br />

Todes sehr grämen. „Ich möchte zurückkehren“, antwortete<br />

ich.<br />

Ich verstand: Wenn ich zurückkehrte, würde ich<br />

die Dinge aus Gottes Perspektive sehen – seine Liebe,<br />

Freude, Vergebung, seinen Frieden – und nicht mehr<br />

aus meiner begrenzten, irdischen Sicht.<br />

Während ich in Richtung Tunnel schaute, sah<br />

ich in einer Vision meine ganze Familie und Tausende<br />

und Abertausende anderer Menschen. Ich fragte<br />

Gott, wer all diese Leute seien. Gott wies darauf hin,<br />

dass viele dieser Menschen eine Chance bekämen,<br />

von ihm zu erfahren – wenn ich zurückkehren würde<br />

und berichtete.<br />

Augenblicklich war ich wieder in meinem Körper,<br />

der auf dem Krankenhausbett lag. Das rechte Bein<br />

war erhöht, weil der junge indische Arzt, der um<br />

mein Leben gekämpft hatte, meinen Fuß in der einen<br />

Hand hielt und mit einem scharfen Instrument in<br />

meiner Fußsohle herumstocherte wie in einem Stück<br />

toten Fleisches.<br />

Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, zeigte sich<br />

Erschrecken in seinem Gesicht. Vielleicht dachte er,<br />

46 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


Erfahrungsbericht<br />

er hätte einen Nerv berührt, der in meinem toten Körper<br />

ein Zucken ausgelöst hatte. Ich dagegen versuchte<br />

mich mit dem auseinanderzusetzen, was ich eben<br />

erst gesehen hatte – war das Gott gewesen? Während<br />

ich wieder und wieder darüber nachsann, hörte ich<br />

eine Stimme: „Mein Sohn, ich habe dir soeben das<br />

Leben zurückgegeben.“ Ich erwiderte: „Wenn du es<br />

wirklich bist, Gott, dann hilf mir bitte, meinen Kopf<br />

zu beugen und auch das andere Auge zu öffnen.“<br />

Kraft kehrte wieder in meinen Nacken zurück, ich<br />

öffnete das linke Auge und sah eine Reihe von Krankenschwestern<br />

im Eingang stehen; sie blickten derart<br />

entsetzt, als ob gerade einer von den Toten auferstanden<br />

wäre. Als mein Blick ihre Augen traf, fuhren<br />

sie erschrocken zurück. – Soweit Ian McCormack.<br />

Ein eindrucksvoller „Erfahrungsbericht“ der<br />

viele Fragen über Leben und Tod beantworten<br />

kann. Mit DVD im Buch von einem<br />

Livevortrag mit eingespielten Filmausschnitten.<br />

Hardcover, 96 Seiten,<br />

ISBN: 978-3-937103-72-3 • Best.-Nr.<br />

453.103.715 ¤ 12,50<br />

direkt: http://shop.agentur-pji.com<br />

Ian McCormack war 15 Minuten tot gewesen.<br />

Ein weiteres Wunder war, dass er am nächsten Tag<br />

das Krankenhaus gesund verlassen konnte. Ian hatte<br />

auf sehr eindrückliche Weise Gott kennengelernt<br />

und Gott hatte begonnen, mit ihm zu kommunizieren.<br />

So ließ er Ian wissen, dass er die Bibel, sein<br />

geschriebenes Wort, lesen solle. Innerhalb von nur<br />

sechs Wochen hatte Ian das Buch der Bücher von<br />

vorn bis hinten durchgelesen, ja verschlungen. Sein<br />

Leben hatte sich in der Tat radikal verändert.<br />

Später las Ian in einem Surf-Magazin in einer<br />

„Todesliste der Tropen“ von Seeschlangen,<br />

Skorpionfischen und all diesen tödlichen Gefahren.<br />

Die meisten Surfer wissen darüber Bescheid. Dann<br />

wurde der „Box Jellyfish“, die Kastenqualle, beschrieben:<br />

Wie sie aussieht, was sie <strong>macht</strong>, wie sie tötet.<br />

Schon ein einziger Schlag kann tödlich sein. Aber Ian<br />

wurde fünf Mal getroffen.<br />

Ian Mc Cormack erholte sich vollständig von dem<br />

tödlichen Quallengift. Seine Begegnung mit Gott veränderte<br />

sein Leben in allen Bereichen. Seinen Hang<br />

zu Alkohol, Drogen und seinen überaus lockeren Lebenswandel<br />

ließ er hinter sich. Heute sagt er, eine Begegnung<br />

mit Gott sei das Überwältigendste, was ein<br />

Mensch jemals erleben kann. Wenn er wieder stirbt,<br />

freut er sich schon darauf, ohne zeitliche Begrenzung<br />

in dieser Gegenwart Gottes zu leben. Aber bis es so<br />

weit ist, möchte er noch so viele Menschen wie möglich<br />

über diese Realität aufklären.<br />

In Produktion:<br />

Der Kinofilm<br />

»The Perfect Wave« zu<br />

diesem außergewöhnlichen<br />

Erlebnis von<br />

Ian McCormack – mit<br />

Scott Eastwood, in der<br />

Hauptrolle,.dem Sohn<br />

von Clint Eastwood.<br />

Z für Zukunft<br />

47


<strong>Was</strong> praktisch tun?<br />

Tipps für Krisenzeiten<br />

Wenn wir uns nicht nur an lauen Sommerabenden um ein Lagerfeuer scharen, wenn das Trinkwasser<br />

nicht mehr flaschenweise günstig beim Discounter zu bekommen ist und wenn Geldscheine<br />

nicht mehr hergeben, was man so dringend brauchen würde, dann ist guter Rat teuer<br />

Konstantin Eleftheriadis<br />

<strong>Angst</strong> ist<br />

kein guter<br />

Ratgeber.<br />

<strong>Was</strong> kann<br />

der Einzelne<br />

praktisch<br />

tun, um sich<br />

vor dem<br />

Schlimmsten<br />

zu schützen?<br />

Foto: © flickr/belboo<br />

Seit dem Finanzcrash 2008 ist die Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise in den Medien zum Dauerthema<br />

geworden. Täglich werden wir mit neuen<br />

schlechten Nachrichten überhäuft.<br />

Die Krise trägt nicht gerade dazu bei, unser Vertrauen<br />

zu Finanzsystemen und Politikern zu stärken.<br />

Im Gegenteil, je länger diese Situation anhält, desto<br />

mehr nehmen Verunsicherung und <strong>Angst</strong> vor einer<br />

ungewissen Zukunft zu. Erinnerungen werden wach.<br />

Wird sich die Geschichte wiederholen? <strong>Was</strong> könnte<br />

passieren? Und wie kann ich mich darauf vorbereiten?<br />

Das sollte man sich durchaus fragen. Denn kein<br />

Land, keine Gesellschaft ist immun gegen einen Zusammenbruch<br />

der Finanzsysteme.<br />

Doch <strong>Angst</strong> ist kein guter Berater.<br />

Versuchen wir lieber, die aktuelle Situation objektiv<br />

zu betrachten: <strong>Was</strong> kann der Einzelne tun, um sich<br />

vor den schlimmsten Auswirkungen zu schützen?<br />

Äpfel und Birnen kann man nicht vergleichen, das<br />

haben wir schon in der Schule gelernt. So kann man<br />

auch die betroffenen Länder nicht „eins zu eins“ ver-<br />

gleichen. Nicht nur sind die kulturellen Unterschiede<br />

teilweise immens; auch ihre Ausstattung mit<br />

Ressourcen (Bodenschätze, Landschaft, Bildungsstand<br />

...) ist sehr unterschiedlich. Betrachten wir<br />

einmal das Land, das auch als die europäische Konjunktur-Lokomotive<br />

bezeichnet wird. Wenn diese Lokomotive<br />

nicht mehr fährt (oder nicht mehr fahren<br />

will), dann zerfällt die Europäische Union, weil das<br />

Projekt nicht mehr finanzierbar ist. „Ohne Geld keine<br />

Musik“, wie es im Volksmund so schön heißt.<br />

Die deutsche Staatsverschuldung wächst und<br />

wächst. Bund, Länder und Gemeinden samt Extrahaushalten<br />

habe die 2-Billionen-Marke längst überschritten.<br />

(<strong>Was</strong> das bedeutet konnten Sie auf den vorderen<br />

Seiten lesen.)<br />

Ein Schuldenberg, der wieder nur mit neuen<br />

Schulden bewirtschaftet wird, kommt irgendwann<br />

an sein vorprogrammiertes Ende. Das Geld für Tilgung<br />

und Zinsen kann nicht mehr erwirtschaftet<br />

werden, ohne die Bevölkerung extrem zu belasten.<br />

Und irgendwann ist die Kraft zu Ende. Oder die Geduld.<br />

Das europäische Finanzsystem funktioniert ja<br />

48 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


<strong>Was</strong> praktisch tun?<br />

nur deshalb noch, weil die reicheren Länder für die<br />

ärmeren haften. Auf Dauer kann das aber nicht so<br />

weitergehen. Am Ende solcher Prozesse brechen zuerst<br />

die Banken zusammen und dann der Staat. Das<br />

wissen die Regierungen, und sie versuchen mit allen<br />

Mitteln, dies zu verhindern.<br />

Welche Szenarien sind möglich? Wie kann der<br />

Staat seine Schulden reduzieren, natürlich geht das<br />

nur auf Kosten der Bürger? Blicken wir auf die jüngere<br />

und jüngste Geschichte zurück, dann sehen wir<br />

folgende Möglichkeiten:<br />

Einen guten Schutz gegen Inflation bieten Sachwerte,<br />

die Sie in der Krise gegen andere Waren tauschen<br />

können. Das muss nicht nur Gold sein. Viele<br />

Waren des täglichen Bedarfs, die jetzt billig erworben<br />

werden können, sind in einer Krise möglicherweise<br />

kaum noch verfügbar. Zum Beispiel Hygieneartikel<br />

oder haltbare Lebensmittel. Aber auch<br />

Edelmetalle (in kleiner Stückelung als Zahlungsmittel)<br />

– tauschen Sie einen Teil Ihres Vermögens gegen<br />

z. B. Gold und Silber. Bitte nicht erst in der Krise,<br />

sondern schon jetzt.<br />

• Inflation (deutsche Inflation 1914 bis 1923)<br />

• Währungsreform (Währungsschnitt 1948)<br />

• Steuererhöhungen und Kürzung staatlicher Leistungen<br />

• Zwangsanleihen auf Vermögen (Lastenausgleich<br />

seit 1952)<br />

• Deflation, wirtschaftliche Depression<br />

<strong>Was</strong>, wann und in welchem Ausmaß das eine oder<br />

andere eintritt, ist nur schwer abzuschätzen. Es ist<br />

wichtig zu bedenken, was alles passieren könnte<br />

und wie der Schaden für den Einzelnen reduziert<br />

werden kann. Denn schon ein einzelnes Ereignis<br />

kann fatale Auswirkungen für alle Lebensbereiche<br />

nach sich ziehen. Wie viel mehr die Kombination<br />

mehrerer solcher Ereignisse! Über Nacht können sie<br />

dramatische Veränderungen auslösen und Menschen<br />

zur Verzweiflung bringen.<br />

Wie können wir uns darauf vorbereiten? Rechtzeitig,<br />

bevor wir uns inmitten dieser dramatischen Veränderungen<br />

wiederfinden?<br />

Drei Aspekte wären besonders zu beachten:<br />

• Finanzielle Vorsorge<br />

• Lebensmittel und Trinkwasser<br />

• Sicherheit<br />

Finanzielle Vorsorge<br />

In einer Inflation oder Währungsreform verliert Ihr<br />

Vermögen an Wert, entweder vollständig oder es<br />

schrumpft auf einen kleinen Teil des ursprünglichen<br />

Wertes. Versuchen Sie, den Verlust zu minimieren.<br />

Auch Devisen von Ländern mit einer stabilen<br />

Währung können zur Absicherung dienen. Derzeit<br />

sind das noch der Schweizer Franken und die norwegische<br />

Krone. Wer in Grenznähe wohnt, sollte auch<br />

tschechische Kronen oder polnische Zloty in Betracht<br />

ziehen. Auch nach einem Euro-Crash bleiben diese<br />

Währungen in diesen Ländern gültige Zahlungsmittel.<br />

Setzen Sie aber nicht alles auf eine Karte, sondern<br />

entscheiden Sie selbst, was für Sie sinnvoll ist.<br />

Eine vernünftige Risikostreuung erhöht die Sicherheit<br />

Ihrer Vorkehrungen.<br />

Wie lange der Euro noch gültiges Zahlungsmittel<br />

sein wird, kann keiner sagen. Jede Äußerung dazu<br />

muss als spekulativ gelten.<br />

Im Falle einer Deflation 1 wären Geldbesitzer für<br />

einige Zeit im Vorteil. Die Wahrscheinlichkeit einer<br />

Deflation ist angesichts der rotierenden Gelddruckmaschinen<br />

zwar eher gering, aber doch nicht ganz<br />

auszuschließen. In einer Depression ist dieses Szenario<br />

allerdings durchaus denkbar.<br />

Einen guten Schutz<br />

gegen Inflation bieten<br />

Sachwerte, die Sie in der<br />

Krise gegen andere Waren<br />

tauschen können,<br />

also nicht nur Gold.<br />

Z für Zukunft<br />

49


<strong>Was</strong> praktisch tun?<br />

Foto: © energyglobe<br />

<strong>Was</strong><br />

Sie schon<br />

zu Hause<br />

haben,<br />

müssen Sie<br />

nicht erst<br />

mühsam<br />

erwerben<br />

Frauen in Afrika<br />

stellen <strong>Was</strong>serfilter<br />

aus Sand her, um sauberes<br />

Trinkwasser zu<br />

gewinnen. Sind wir vorbereitet,<br />

wenn wir vor<br />

das gleiche Problem<br />

bekommen?<br />

Schulden machen? Viele denken, eine Inflation verschlinge<br />

die Schulden gleich mit. Doch das ist ein (wenn<br />

auch weit verbreiteter) Irrtum. Eine Inflation frisst Ihr<br />

Vermögen, nicht aber Ihre Schulden. Im Gegenteil: In<br />

Wirklichkeit steigen Ihre Schulden sogar noch, denn<br />

Sie werden bei Weitem nicht mehr so viel verdienen<br />

können wie vor der Krise. Ihre Schulden können <strong>Ihnen</strong><br />

zum Verhängnis werden, ganz besonders dann, wenn<br />

Sie bei der Pensionierung immer noch nicht schuldenfrei<br />

sind. Und vergessen Sie nicht: In einer galoppierenden<br />

Inflation benötigt man in der Regel alles Geld für<br />

Lebensmittel und andere lebenswichtige Dinge; für die<br />

Schuldentilgung bleibt nichts übrig.<br />

Versuchen Sie immer, genügend Bargeld greifbar<br />

zu haben und nicht vom Bankautomaten abhängig zu<br />

sein. Die könnten nämlich aus verschiedenen Gründen<br />

kein Geld mehr ausgeben – nicht dass Sie dann<br />

ohne Bargeld dastehen.<br />

Ihr Geld sollte zeitlich nicht gebunden sein, sondern<br />

auf Tagesgeldkonten liegen, so dass Sie immer<br />

Zugang zu Ihrem Geld haben. Ihre Bank könnte nämlich<br />

ganz plötzlich pleitegehen. Nach Einführung<br />

einer kontrollierten Geldwirtschaft können Sie nur<br />

noch minimale Beträge abheben und nicht mehr frei<br />

über Ihr Guthaben verfügen.<br />

Lebensmittel und Trinkwasser<br />

Tauschmittel sind gut. Aber Tauschen und die Suche<br />

nach Lebensmitteln, das alles kostet Zeit – und es<br />

könnte riskant sein. Gerade in Krisenzeiten besteht<br />

immer eine erhöhte Gefahr von Angriffen gegen Leib<br />

und Leben, daher sollten Sie so wenig wie möglich<br />

mit Wertsachen unterwegs sein.<br />

<strong>Was</strong> Sie schon zu Hause haben, müssen Sie nicht<br />

erst mühsam erwerben. Erinnern Sie sich an die<br />

Einkaufsmarathons vor Feiertagen oder an das Gerangel<br />

an den SSV-Wühltischen? Wie wird es in den<br />

Geschäften erst zugehen, wenn eine wirkliche Krise<br />

ausbricht? Mord und Totschlag sind dann nicht mehr<br />

auszuschließen. Also erwerben Sie einen Krisenvorrat,<br />

bevor alle versuchen, sich einzudecken.<br />

Bevorraten Sie in erster Linie lang haltbare Lebensmittel;<br />

diese werden zuerst ausverkauft sein.<br />

Eine gute Übersicht unter Berücksichtigung des Kalorienbedarfs<br />

erhalten Sie bei Zivilschutzorganisationen<br />

und privaten Anbietern von Krisenprodukten.<br />

Hier ein Vorschlag für eine sinnvolle Vorratshaltung:<br />

• Reis und Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen, Erbsen<br />

(getrocknet)<br />

• Kartoffeln oder Kartoffelpüree-Pulver<br />

• Teigwaren<br />

• Getreide: Mehl oder Getreidekörner (besonders lange<br />

haltbar!)<br />

• Zucker, Honig, Milchpulver oder Kaffeeweißer<br />

• Getreideflocken<br />

• gedörrtes Obst, Nüsse, Erdnussbutter<br />

• Pflanzenöl<br />

• Süßigkeiten<br />

• Dosenbrot, Knäckebrot und Zwieback<br />

• Sauerkraut und Rotkraut, Fleisch und Wurst in Gläsern<br />

oder Dosen<br />

• Salz und Gewürze<br />

• Mineralwasser in PET-Flaschen, Vitaminpräparate<br />

(Vitamin C!)<br />

• Kräutertee<br />

• Essig und Zitronensaft<br />

Rechnen Sie auch mit Stromausfällen: Wie können<br />

Sie dann Nahrung zubereiten? Getreideflocken kann<br />

man auch ohne Kochen verzehren, Nudeln nicht. Wer<br />

Kaminanschluss hat, kann einen Ofen mit Kochfunktion<br />

bereithalten. Im Jugoslawienkrieg betrieb man solche<br />

Öfen mit einem Rohr, das durchs Fenster nach draußen<br />

führte. Oder man schlug ein Loch in die Außenmauer.<br />

Der Anblick von Hochhäusern mit unzähligen rauchenden<br />

Kaminen hatte schon etwas Surreales, aber man<br />

konnte wenigstens kochen und heizen. Campingkocher<br />

gehen auch – haben Sie genügend Brennstoff bevorratet?<br />

Sorgen Sie für eine ausreichende Belüftung.<br />

50 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de


<strong>Was</strong> praktisch tun?<br />

Der Mensch kann wochenlang ohne Nahrung auskommen,<br />

ohne <strong>Was</strong>ser dagegen nur wenige Tage.<br />

Ohne <strong>Was</strong>ser nützen die besten Lebensmittel nicht<br />

viel. <strong>Was</strong>, wenn die Trinkwasserversorgung ausfällt?<br />

<strong>Was</strong>sermangel im Körper führt zur Vergiftung, weil<br />

die Stoffwechsel-Endprodukte nicht mehr ausgeschieden<br />

werden können. Auch zur Wärmeregulierung<br />

und zur Aufrechterhaltung der Körperfunktionen<br />

ist <strong>Was</strong>ser lebensnotwendig.<br />

<strong>Was</strong>serbedarf eines Menschen pro Tag:<br />

50 kg Körpergewicht – 2,0 Liter<br />

60 kg Körpergewicht – 2,4 Liter<br />

70 kg Körpergewicht – 2,8 Liter<br />

80 kg Körpergewicht – 3,2 Liter<br />

90 kg Körpergewicht – 3,6 Liter<br />

Der beste <strong>Was</strong>servorrat geht einmal zu Ende. Woher<br />

beziehen Sie Ihr <strong>Was</strong>ser dann? Richtig, es regnet<br />

ja immer wieder mal. Oder Sie holen es aus dem nahen<br />

Bach oder See. Doch sollten Sie dieses <strong>Was</strong>ser<br />

nur trinken, wenn es aufbereitet ist, das gilt auch für<br />

Leitungswasser nach längerem Ausfall (Leitungen<br />

können verunreinigt sein).<br />

<strong>Was</strong>seraufbereitung<br />

Abkochen, Filtern (z. B. Katadyn)<br />

Chemische Desinfektion (Apotheke, Campingzubehör,<br />

Krisenvorrat-Anbieter)<br />

Das aufbereitete <strong>Was</strong>ser sollte in lichtgeschützten,<br />

lebensmittelechten Behältern aufbewahrt werden.<br />

Durch die Beigabe von <strong>Was</strong>seraufbereitungstabletten<br />

kann das <strong>Was</strong>ser konserviert werden.<br />

Informationen zu Produkten, Techniken und Zubehör<br />

erhalten Sie bei Camping-Ausrüstern und privaten<br />

Anbietern für Krisenvorsorge-Artikel.<br />

Denken Sie auch an ständig benötigte Medikamente<br />

für Sie und Ihre Lieben, an Verbandsmaterial<br />

und Desinfektionsmittel, damit Sie sich notfalls auch<br />

selbst helfen können.<br />

Persönliche Sicherheit:<br />

In Krisenzeiten sind Menschen verzweifelt. Daher<br />

hat der Selbstschutz einen größeren Stellenwert<br />

als sonst. Hat der Staat noch die Mittel und Möglichkeiten<br />

wirksam einzugreifen, wenn die Gewalt<br />

zunimmt?<br />

Foto: © Wikipedia<br />

Bei Reisen in als „unsicher“ geltende Länder trägt<br />

man unauffällige Kleidung, verzichtet auf Schmuck<br />

und auf alles, was einen als lohnendes Opfer erscheinen<br />

lässt. Ähnliches gilt sicher für eine Krise in der<br />

Heimat.<br />

Der beste Kampf ist der, den man vermeiden<br />

kann. Versuchen Sie, nie alleine unterwegs zu sein,<br />

sondern immer mindestens zu zweit oder in Gruppen.<br />

Organisieren Sie sich mit anderen Menschen, denen<br />

Sie vertrauen, in Selbsthilfegruppen.<br />

Rechnen Sie damit, dass potenzielle Angreifer bewaffnet<br />

sind. Fast jeder hat ein Messer, der Einsatz<br />

dieser Waffe ist also am wahrscheinlichsten.<br />

Im Ernstfall ist immer abzuwägen, ob sich eine Verteidigung<br />

lohnt, vor allem wenn Angreifer Schusswaffen<br />

und Messer einsetzen. Für ein bisschen Geld oder<br />

andere Wertgegenstände lohnt es sich nicht, sich auf<br />

einen Kampf einzulassen. Führen Sie daher immer etwas<br />

bei sich, das Sie einem Täter geben können – am<br />

besten etwas, das durch die Verpackung wertvoller<br />

aussieht als der Inhalt ist. Der Räuber ist in den meisten<br />

Fällen kein Experte und wird mit dieser Beute zufrieden<br />

abziehen; dann haben Sie<br />

nicht viel verloren. Wenn aber absehbar<br />

ist, dass der Angriff auch gegen<br />

Leib und Leben geht, müssen Sie<br />

sich verteidigen.<br />

Erkundigen Sie sich nach den<br />

Waffengesetzen Ihres Landes:<br />

Welche Waffen dürfen Sie legal<br />

erwerben und mitführen?<br />

Chemische Abwehrsprays<br />

In Krisenzeiten<br />

sind<br />

Menschen<br />

verzweifelt.<br />

Daher hat der<br />

Selbstschutz<br />

einen größeren<br />

Stellenwert<br />

als<br />

sonst<br />

Bevorraten Sie vor allem<br />

lang haltbare Lebensmittel;<br />

diese werden<br />

zuerst ausverkauft sein.<br />

Z für Zukunft<br />

51


<strong>Was</strong> praktisch tun?<br />

Bedenken Sie die Kraft des Gebets!<br />

„Not lehrt beten.“ Das haben schon viele erlebt. Aber<br />

so mancher merkte, dass er keine Übung darin hatte,<br />

keine Erfahrung mit Gebet. In guten Zeiten ist es<br />

leicht, Betende zu belächeln und sie für schwache<br />

Menschen zu halten. Aber in aussichtslosen Situationen<br />

kam schon so manchem „Starken“ ein Stoßgebet<br />

über die Lippen.<br />

Kennen Sie das Gebet, das kurz und bündig alles<br />

Wichtige enthält? Und zwar in der richtigen Reihenfolge?<br />

Ja, genau: das „Vaterunser“!<br />

Foto: © fotolia<br />

„Not lehrt<br />

beten.“<br />

In aussichtslosen<br />

Situationen<br />

kommt<br />

auch so<br />

manchem<br />

„Starken“ ein<br />

Stoßgebet<br />

über die<br />

Lippen.<br />

und Teleskopstöcke sind in den meisten Ländern erlaubt<br />

und ermöglichen eine effektive Selbstverteidigung.<br />

Lernen Sie aber vorher, mit diesen Waffen<br />

umzugehen, damit Sie diese im Notfall auch beherrschen.<br />

In manchen Ländern geben Polizei und private<br />

Sicherheitsdienste Kurse zur Selbstverteidigung mit<br />

diesen Waffen.<br />

Auch die Sicherheit in den eigenen vier Wänden<br />

darf nicht vernachlässigt werden. Das Haus, die Wohnung,<br />

sollte gegen Eindringlinge gut geschützt sein.<br />

Lassen Sie sich von der Polizei beraten. Und verwenden<br />

Sie hochwertige Materialien. Rechtzeitig.<br />

Informieren Sie sich gut. <strong>Was</strong> Urgroßmutter noch<br />

wusste, kann in Krisenzeiten eine wertvolle Hilfe<br />

sein. Survival-Bücher sind sicher eine gute Investition<br />

(funktionieren auch bei Stromausfall).<br />

Pflegen Sie Ihre Beziehungen.<br />

Gemeinsam sind wir stark!<br />

Unser Vater in den Himmeln!<br />

Dein heiliger Name werde geehrt.<br />

Dein Reich komme.<br />

Dein Wille geschehe hier auf Erden,<br />

wie er in den Himmeln geschieht.<br />

Gib uns heute, was wir zum Leben brauchen.<br />

Vergib uns unsere Schuld, wie wir denen<br />

vergeben, die uns gegenüber schuldig<br />

geworden sind.<br />

Führe uns, sodass wir nicht auf die vielen<br />

Versuchungen hereinfallen. (Gott führt uns<br />

sicher nicht in Versuchung.)<br />

Befreie uns von dem Bösen.<br />

Denn dir gehört alle Herrschaft, Macht und<br />

Ehre für alle Zeit.<br />

Amen. 2<br />

Konstantin Eleftheriadis: Betriebswirt, arbeitet als Leiter Finanzwesen<br />

in einem Industriebetrieb in Österreich. Liebste Freizeitbeschäftigung:<br />

Lesen und Kommunizieren<br />

1 Deflation bedeutet: Das Geld ist am Ende einer Periode mehr wert<br />

als am Anfang, denn die Preise fallen permanent, weil die Konsumenten<br />

auf noch niedrigere Preise warten. Immer mehr Produzenten<br />

gehen in Konkurs, weil die Verkaufspreise unter die Erzeugerpreise<br />

sinken. Das Ergebnis ist höhere Arbeitslosigkeit – eine<br />

Abwärtsspirale setzt ein.<br />

2 Matthäus 6,9-13<br />

Der Autor möchte hier nur Denkanstöße geben und<br />

die Phantasie des Lesers anregen. Spielen Sie verschiedene<br />

Situationen durch. Dieser Beitrag ersetzt<br />

keine Beratung und ist keine Handlungsempfehlung.<br />

Der Autor übernimmt keine Haftung für die gegebenen<br />

Informationen.<br />

Dieses Werte-Magazin ist Teil eines gemeinnützigen Projekts.<br />

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dem Zeit-Geist.<br />

Leser, die sachliche Berichterstattung<br />

in herkömmlichen Medien<br />

erwarten, bleiben auf der<br />

Strecke. In der Tat: Heute, wo<br />

Meinungsfreiheit geradezu in<br />

den Stand der Heiligkeit erhoben<br />

wird, sind eine Fülle neuer<br />

Tabus errichtet worden. Denken<br />

Sie an Eva Herman: Wer als<br />

TV-Sprecherin die einseitige Verherrlichung<br />

der erwerbstätigen<br />

Frau infragestellt und den Wert<br />

der Mutter öffentlich ausspricht,<br />

ist seinen Job schnell los.<br />

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Christa Meves<br />

Hier finden Sie kompetente Beiträge zu allen gesellschaftlichen<br />

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8-tägige Studienreise<br />

Z-Reise »Zurück an die Quelle«<br />

Naturwunder Kappadokien<br />

Leserreise<br />

An Orte, an denen die an die christliche Quelle der Kraft Kirche des christlichen ihren Glaubens Anfang nahm<br />

Türkei-Studienreise L E S E R R E I S E<br />

20. bis 20. 27. bis Mai 27. 2013 Mai 2013<br />

Die Kappadokier werden bereits am Anfang der Entstehung<br />

der christlichen Kirche genannt – diese hing mit der Zusage<br />

zusammen: „Ihr werdet Kraft empfangen“ (Apg. 1,8).<br />

Das erfüllte sich an Pfingsten – bei diesem Ereignis waren auch<br />

Kappadokier dabei. Hunderte Kirchen aus dem Tuffstein gehauen<br />

zeugen heute noch von ihrem Glauben. Gregor von Nazianz<br />

kommt aus der Gegend, er legte 381 beim Konzil von Konstantinopel<br />

die Dreieinigkeits-Theologie in besonderer Brillanz dar. Auch<br />

Wulfila, der Bibelübersetzer der Goten ist ein Abkömmling Kappadokiens.<br />

Die Hethiter-Ausgrabungsstette bringt uns auch mit alttestamentlichen<br />

Ereignissen in Berührung. Die Frau, mit der König<br />

David Ehebruch beging, stammte aus diesem Volk.<br />

In sieben Lektionen werden wir jeden Tag einen Aspekt der<br />

Quelle der Kraft des christlichen Glaubens näher betrachten.<br />

Reiseverlauf:<br />

1. Tag: Pfingst-Mo. 20.05.13 Ankunft in Kappadokien<br />

Linienflug mit Turkish Airlines von Stuttgart über Istanbul nach<br />

Kayseri. Wir besuchen einige Sehenswürdigkeiten in Kayseri. Danach<br />

Transfer zum Hotel in Ortahisar.<br />

2. Tag: Di. 21.05.13 Schönheit von Natur & Geschichte<br />

Nikephorus Kirche, Felstürme von Paşabağı und das Museumsdorf Zelve.<br />

Besuch einer Teppichknüpferei. Danach das Göreme Freilichtmuseum<br />

mit den besonderen Malereien in den Höhlenkirchen.<br />

3. Tag: Mi. 22.05.13 Gregor von Nazianz auf der Spur<br />

Vorbei an einem Vulkankrater-See nach Güzelyurt, der Heimat von<br />

Gregor von Nazianz, Besichtigung der Gregoriuskirche, die zur Moschee<br />

umgebaut wurde. Wandern im Ihlara-Tal mit Höhlenklöstern<br />

und Kirchen aus byzantinischer Zeit.<br />

4. Tag: Do. 23.05.13 Zwischen Einsamkeit & Geschäftigkeit<br />

Kurzer Abstecher zu den Eremitagen im Cat-Tal. Weiter nach<br />

Gülşehir: Açık Saray, Johannes Kirche, Abstecher nach Avanos am<br />

berühmten roten Fluss. Hier hat die Töpferkunst eine 4000 Jahre<br />

lange Geschichte. Wir besuchen eine Manufaktur.<br />

5. Tag: Fr. 24.05.13 Herrliche Panoramen<br />

Frühmorgens Ballonfahrt (fakultativ). Danach Kaymaklı eine der unterirdischen<br />

Zufluchts-Städten der Christen. Weiter in Niğde: Eski<br />

Gümüş, eine der best erhaltenen Klosteranlagen. Rückweg: Das<br />

Soğanlı-Tal und Sinasos, ein ehedem von Griechen bewohnter Ort.<br />

6. Tag: Sa. 25.05.13 Wandern und Freizeit<br />

Kappadokien bietet eine Fülle von Gelegenheiten zum Wandern, z.B.<br />

von Göreme nach Uchisar durchs Güvercinlik Vadisi, durch Tufftäler,<br />

wir sehen weitere Kirchen und verlassene Höhlenwohnungen. Vielleicht<br />

können wir sogar in einem urigen Thermalbad entspannen.<br />

7.Tag: So. 26.05.13 Kültepe - Hethiter<br />

Eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten in der Türkei ist Kültepe.<br />

Der bronzezeitliche Siedlungshügel Kanesch (3.Jt.v.Chr.) besteht aus<br />

dem Palast- und Wohnbereich, zu dessen Füßen liegt die assyrische<br />

Handeskolonie Karum. Karawanen brachten die assyrische Keilschrift<br />

nach Anatolien. Danach Basar & Co. in Kayseri.<br />

8. Tag: Mo.27.05.13 Abschied von der Türkei<br />

Transfers nach Kayseri und Rückflug via Istanbul nach<br />

Stuttgart. (Programmänderungen vorbehalten)<br />

Leistungen:<br />

• Linienflüge mit Turkish Airlines inkl. aller<br />

Steuern, Abgaben und Gebühren<br />

• Übernachtungen in sehr guten 4* Hotels<br />

(Landeskategorie) im DZ mit Bad/Dusche/WC<br />

• 7 x Halbpension (Frühstücksbuffet/Abendessen)<br />

• 7 geistliche Impulse mit Manuskript, an<br />

historischen Plätzen oder abends im Hotel<br />

• Transfers und Besichtigungsfahrten im<br />

klimatisierten Reisebus<br />

• Deutschsprechende, qualifizierte türkische Reiseführung<br />

• Eintrittsgelder, Kofferträger in den Hotels<br />

• Reiserücktrittsversicherung, Reisepreissicherungsschein,<br />

Reiseveranstalter-Haftpflichtversicherung<br />

Preis: € 990,– (pro Person im DZ – bei 25 Teilnehmern)<br />

Bei weniger Teilnehmern gilt folgender Aufschlag:<br />

20-25 Teilnehmer € 80,- • 15-20 Teilnehmer € 130,-<br />

Einzelzimmer-Zuschlag: Pro Person € 160,-<br />

Anzahlung bei Anmeldung: € 150,-<br />

Restbetrag zahlbar fünf Wochen vor Abflug<br />

Weitere Informationen:<br />

info@ZwieZukunft.de • www.ZfürZukunft.de/reise<br />

Tel. 07166 - 91 930 • 0171 - 1200 983<br />

Kültepe, Hethiterausgrabung<br />

Avanos am roten Fluss<br />

In Kooperation mit:<br />

Reiche Bebilderung<br />

des Reiseverlaufs auf<br />

der Website<br />

Z für Zukunft 55<br />

Verschlussstein, Kaymaklı Basar, Kayseri Freilichtmuseum, Göreme Wanderwege, Rund um Göreme


S u c h e n a c h d e n W u r z e l n e i n e r v e r s c h w i n d e n d e n K u l t u r<br />

L E S E R R E I S E<br />

8-tägige Studienreise<br />

Naturwunder Kappadokien<br />

an die Quelle der Kraft des christlichen Glaubens<br />

20. bis 27. Mai 2013<br />

Die Gregorius-<br />

Kirche erinnert an<br />

Gregor von Nazianz,<br />

einer der Kirchenväter<br />

aus Kappadokien.<br />

Er hat die Dreieinigkeit<br />

erklärt wie kein anderer<br />

seiner Zeit.<br />

Im Mai steht alles in Blüte<br />

Zur schönsten Zeit nach<br />

Kappadokien<br />

Spezial-Arrangement für Z-Leser<br />

In Kooperation mit:<br />

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