Ear IN Das Kopfhörermagazin - Januar/Februar 2014

• Noel Lee und Stevie Wonder beim „Monster Connector
Award“ während der CES in Las Vegas
• Noel am Schlagzeug mit seiner Country-Rock-Band „Asian
Wood“ in Hawaii, bevor er Monster Cable gründete
• Noel mit dem ersten Monster-Messestand auf der CES 1979
„Clean Power“, ein Stromfi lter, der Störungen im Stromnetz eliminierte und so
Verzerrungen und Rauschen im Musiksignal minimierte – was das mit Kopfhörern
zu tun hat und warum es für unsere Beats by Dr. Dre wichtig war? Nun,
zu diesem Zeitpunkt war der Markt dominiert von kleinen, weißen Ohrhörern,
die wirklich unsäglich klangen. Damit konnte man einfach keine Musik hören!
Für mich war es wieder das Gleiche wie damals mit den Kabeln und dem Filter:
Klare, frei klingende Musik musste doch auch aus bezahlbaren, portablen
Kopfhörern möglich sein. Kopfhörer, die beim Musikhören Menschen emotional
bewegen – das geht am einfachsten mit echtem, sehr tiefem Bass-Punch.
Mein Ziel war es, Kopfhörer zu bauen, die wie die weltbesten Lautsprecher
klingen. Und das haben wir erreicht; jeder Toningenieur und alle Musikproduzenten
waren hin und weg vom Slam und Sound unserer Kopfhörer. Sie fi ngen
an, damit Platten abzumischen, eigene Produktionen zu kreieren, und heute
sind sie ein Goldstandard für Musikproduktionen. Der Erfolg spricht für sich:
Wir haben mit diesen Kopfhörern einen 1-Milliarde-Dollar-Markt aufgebaut –
das 200-Fache des vorherigen Marktvolumens! Ganz nebenbei konnten wir
so die Kids davon überzeugen, dass es etwas Besseres gab als kleine, weiße
Ohrstöpsel ...
Ear In: Hätten Sie sich jemals diesen riesigen Erfolg erträumt?
Noel Lee: Um ehrlich zu sein, ja. Als wir den Businessplan erstellten, hatten
wir schon ziemlich genau die später auch erreichten Ziele gesteckt. Angesichts
der Größe des Gesamtmarkts bedienen wir allerdings immer noch nur
einen kleinen Teil davon, und es stecken noch genügend schlecht klingende
Kopfhörer in den Verpackungen von Apple, Samsung etc. Von daher gibt es
sogar noch Potenzial nach oben!
Ear In: Nach der Übernahme von 51 % der Anteile an Beats by Dr. Dre durch
HTC im Jahr 2012 haben Sie sicher nicht einfach aufgehört, Kopfhörer zu
entwickeln und zu verkaufen?
Noel Lee: Nein, natürlich nicht! Wie haben begonnen, eine echte nächste
Generation von Kopfhörern zu produzieren, die mehr als nur Bass bietet,
sondern Klarheit, Defi nition, Sprachverständlichkeit und hohe Aufl ösung ins
Spiel bringt. Das Streichgeräusch eines Geigenbogens zum Beispiel wird
gut hörbar, oder die Atemgeräusche eines Vokalisten – diese Unmittelbarkeit
und Natürlichkeit. Wir sind sehr stolz auf das, was wir mit Beats
erreicht haben, aber wir sind noch stolzer auf das, was
wir heute anzubieten haben, zum Beispiel unsere
sportliche iSport-Reihe, die meiner Meinuung
nach die besten Sport-Kopfhörer überhaupt
sind, oder die Inspiration-Serie für
Business-Kunden, die stylische, aber
eher konservative Kopfhörer suchen.
Gegen Ende des Jahres werden wir
einen ohrumschließenden Kopfhörer
auf den Markt bringen, den The
Next. Beats war zu seiner Zeit cool,
aber mittlerweile wird das Konzept
von fast allen imitiert und die Kids von
heute fi nden es nicht mehr so cool – mit
dem The Next aus der DNA-Serie werden
wir das „next big thing“ im Portfolio haben, etwas, das die Popkultur wieder
verändern wird.
Ear In: Würden Sie sagen, dass Style mittlerweile wichtiger als Klang geworden
ist?
Noel Lee: Das würde ich so nicht sagen. Es ist wie mit Sportwagen: Wenn jemand
einen fantastischen Motor in ein hässliches Auto steckt, werden Sie es
nicht kaufen wollen – umgekehrt, wenn ein schlechter Motor in einem schönen
Auto steckt, wahrscheinlich auch nicht. Natürlich erkennen mehr und
mehr Leute heutzutage, dass Kopfhörer auch ein Fashion-Accessoire sind. Oft
trägt man die Kopfhörer um den Nacken, fast schon wie eine Kette. Man passt
die Kopfhörer farblich an Schuhe, Mütze oder T-Shirt an, und wir greifen auch
Trends wie zum Beispiel neonfarbene Schnürsenkel von Tennisschuhen auf.
Unsere neuen Produkte bieten all diese Möglichkeiten.
Ear In: Welche anderen Trends sehen Sie auf dem Kopfhörermarkt? Wie
wichtig sind zum Beispiel kabellose Technologien für klassische Kopfhörer?
Noel Lee: Kabellose Übertragung ist extrem wichtig für uns als Hersteller
und natürlich für den Konsumenten. Jedoch sind die Herausforderungen, damit
einen sehr guten Klang zu erzielen, enorm. Wir werden gegen Ende des
Jahres einen kabellosen Kopfhörer namens Freedom vorstellen, mit dem wir
erstmals die Klangqualität kabelgebundener Kopfhörer mit einem kabellosen
Gerät erreichen können.
Ear In: Auf welche Überraschungen von Monster können wir uns in der Zukunft
freuen?
Noel Lee: Wir versuchen immer, den hohen Ansprüche unserer Kunden gerecht
zu werden, die Grenzen der Klangqualität immer weiter zu verschieben
und dabei in einem bezahlbaren Preisrahmen zu bleiben. Wir sind dabei,
viele neue Accessoires für mobilen Musikgenuss zu entwickeln, denn die sind
für den Verbraucher mittlerweile wichtiger als die Quellgeräte selbst. MP3-
Player und iPods können alle fast das Gleiche, aber die Unterschiede bei den
Wiedergabegeräten sind nach wie vor enorm. Ich muss sagen, unsere deutschen
Kunden sind in dieser Beziehung mit die anspruchsvollsten, und das
bewundere ich sehr – sie wissen, was sie wollen, und sie erkennen auch ganz
genau, wenn ihnen jemand Bullshit verkaufen will.
Ear In: Mr. Lee, vielen Dank für Ihre Zeit!
Noel Lee: Vielen Dank auch Ihnen! Eins möchte
ich noch loswerden: Es ist toll, dass mit diesem
Magazin den Lesern die Möglichkeit
gegeben wird, aus erster Hand zu erfahren,
was ein Hersteller über seine Produkte
zu sagen hat. Eine super Idee!
Übrigens stehe ich für Fragen auch
unter nlee@monsterproducts.com
zur Verfügung.
• Monster-Mitarbeiter vor dem Firmengebäude
in Brisbane, nahe San Francisco
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