68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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65-66 Frank Loyd Wright: Haus Winslow, River Forest (Illinois)
können sie im Obergeschoss als Vorstufe zu einer Öffnung der Wandfläche interpretiert
werden, weil sie zwischen das hoch angesetzte Stockwerksgesims und das
Dachgesims eingespannt sind und die dunkelbraune Terrakottaverkleidung diese
Wandzone vollkommen vom unteren orangefarbenen Mauerverband isoliert. Sehr
bildhaft zweidimensional erscheint die später niemals von Wright selbst wiederholte
brillenhafte Rahmung des Eingangs im Kontrast zum risalitartigen zweistufigen Vorspringen
dieses Wandfeldes – eine frühzeitige Andeutung unabhängiger Wandscheiben.
Die klare Geschlossenheit der Dachfläche nimmt vor 1900 eindrücklich die weitere
Entwicklung des Bautyps vorweg. Durch den weiten Überstand, der das Dach über
dem stark verschatteten Obergeschoss scheinbar schweben lässt, welches wiederum
durch Proportion und Ornamentierung vom Erdgeschoss abgesetzt ist sowie
durch die plakative Horizontalbetonung mittels farblich abgesetztem Wand-, Dachund
Kamingesims, stellt das Haus Winslow eine nicht nur für ihren frühen Zeitpunkt
einzigartige Interpretation des Typs dar. Sie kommt einer Präfiguration gleich, die
keine unmittelbare Nachfolge findet und wegen ihrer spezifischen Ausformung auch
nicht als konkretes Vorbild für die spätere Typausbildung gelten kann. Denn in Europa
wird man sich an viel näher liegenden Beispielen orientieren.
Auch für den Grundriss fand Wright die funktionale Übereinstimmung des Bautyps
mit der gleichmäßig dreizonigen Gliederung, die sich der vollkommen unterschiedlichen
Gartenseite entsprechend nach hinten stufig auflockert. Ungewöhnlich trennt
der mittige Kaminblock die vordere von der hinteren Haushälfte, so dass die eingefügte
Treppe sowohl vom Haupt- als auch vom Nebeneingang nur über Umwege zu