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Österreichischer Kunstpreis 2013 - Bundesministerium für Unterricht ...

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Im Bergwerk der Möglichkeiten von Wirklichkeit<br />

Anmerkungen zum bisherigen filmischen Schaffen von Tizza Covi und Rainer Frimmel<br />

Weil wir hier wieder einmal im Terrain zu verleihender Kulturpreise sind: Ein Rückblick.<br />

2009 und 2010 wurde die italienische Zirkusartistin Patrizia Girardi bei internationalen<br />

Filmfestivals wiederholt als „beste Schauspielerin“ bzw. „beste Darstellerin“ ausgezeichnet.<br />

In La Pivellina „spielte“ sie eine italienische Zirkusartistin namens Patrizia Girardi<br />

(kurz: Patti), die sich in einem römischen Vorort eines kleinen ausgesetzten Mädchens<br />

annimmt; sie „spielte“ sich durch die Konflikte, die mit einem Leben am Rand der Gesellschaft<br />

und mit der Verantwortung einhergehen, die man <strong>für</strong> ein Kind übernimmt;<br />

offenbar war sie im Film sie selbst; wahrscheinlich spielte sie sich gleichzeitig selbst<br />

sehr gut; scheinbar hat sie, den vielen Auszeichnungen nach zu schließen, das sehr gut<br />

gemacht.<br />

Nicht ausgezeichnet wurde bis dato der Schauspieler Philipp Hochmair <strong>für</strong> seine<br />

Darstellung eines Schauspielers namens Philipp Hochmair in Der Glanz des Tages<br />

(2012): Er ist, nicht nur den Kritiken zufolge, die seine bisherige Laufbahn begleiten,<br />

zweifellos einer der herausragenden Theater- und Film-Akteure unserer Tage, aber noch<br />

mehr überzeugte etwa die Jury beim Filmfestival in Locarno der Zirkusartist Walter Saabel:<br />

Er spielt in Der Glanz des Tages einen Zirkusartisten namens Walter Saabel, der<br />

in Hamburg seinen Neffen Philipp Hochmair (nun, tatsächlich, die im Film behauptete<br />

Verwandtschaft der beiden ist eine Erfindung) besucht, und da<strong>für</strong> wurde er wiederum<br />

beim Filmfest in Locarno „bester Darsteller“. Seiner selbst?<br />

Wir sind, auch wenn wir ins Kino, wie avanciert auch es sich erzählen mag, von<br />

ziemlich traditionellen Vorstellungen begleitet, was „Darstellung“ und was im speziellen<br />

„Darstellung von Wirklichkeit“ betrifft. Für die breite Öffentlichkeit – siehe etwa Oscars<br />

und andere Filmpreise – „Souveränität“, um nicht zu sagen: Virtuosität – etwas, das mit<br />

Mitteln von „Kunst“ oder Kunstfertigkeit eine möglichst hohe Lebens- und Wirklichkeitsnähe,<br />

ja, nahelegt. Wenn sich ein Film dabei als Spielfilm und nicht als Dokumentarfilm<br />

ausweist, hat der „Darsteller“, der nicht mehr nur „Protagonist“ ist, quasi gewonnen. Er<br />

besteht im Spielfilm in einer „Fiktion“, einem angeblich vorgegebenen Script, obwohl er<br />

sich auch an Fakten orientieren muss. Und plötzlich werden er oder sie, siehe Patrizia<br />

Girardi und Walter Saabel, die man als Hauptdarsteller im eigenen Leben bezeichnen<br />

könnte, auch zu Haupt-Darstellern <strong>für</strong> die Betrachtungs- und Verführungs- und Realitätsabbildungsmaschine<br />

Kino.<br />

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