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aromakick Rezepte mit frischen Kräutern jil sander Comeback einer ...

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Interview<br />

Sie waren in Ihrer Jugend als<br />

Linksautonomer aktiv?<br />

Ja. Ein linksautonomer Straßenkämpfer. Gegen<br />

Nazis, gegen staatliche Strukturen, für Anarchismus.<br />

Das waren meine Ideale. In Plauen,<br />

wo ich aufgewachsen bin, hatten wir unsere<br />

Autonomen-Gang. Wir sind auf alle Demonstrationen<br />

in Deutschland gefahren, haben nachts<br />

<strong>mit</strong> Baseballschlägern im Asylbewerberheim<br />

geschlafen, um es vor Angriffen der Nazis zu<br />

schützen. Das war Anfang der 90er-Jahre. Wir<br />

haben für eine Nazi-freie Stadt gekämpft. Allerdings<br />

<strong>mit</strong> sehr rabiaten Mitteln.<br />

Könnten Sie sich vorstellen, heute selbst<br />

Politiker zu sein?<br />

Nein. Momentan verzweifle ich an der Komplexität<br />

der politischen Vorgänge. Gut und Böse<br />

auseinanderzuhalten ist nicht mehr so einfach<br />

wie <strong>mit</strong> 16 Jahren. (Lacht)<br />

Aktuell spielen Sie Polizeikommissar Heldt<br />

in der gleichnamigen ZDF-Serie. Hatten<br />

Sie während Ihrer Antifazeit oft Ärger <strong>mit</strong><br />

der Polizei?<br />

Sehr oft sogar. Und der Ärger fing schon früher<br />

an. Mit 12, 13 Jahren gehörte ich zu <strong>einer</strong> kriminellen<br />

Jugend-Clique, in der wir Autos geknackt<br />

und Zigarettenautomaten aufgebrochen<br />

haben. Einige aus der Clique sind später in die<br />

Nazi-Szene abgedriftet. Ich bin zu den Autonomen<br />

gegangen. Ärger <strong>mit</strong> der Polizei hatten wir<br />

regelmäßig.<br />

Klingt nach <strong>einer</strong> wilden Jugend.<br />

Plauen ist eine Kleinstadt. Autoritäten, enge<br />

Strukturen, das war nichts für mich. Zum<br />

Glück bin ich bei m<strong>einer</strong> Mutter aufgewachsen.<br />

Sie ist ein absoluter Freigeist.<br />

Und Ihr Vater?<br />

patriarchal und hierarchisch. Viel Ego, viel<br />

Verlogenheit. So war zumindest meine Wahrnehmung,<br />

auch wenn ich die Bühne manchmal<br />

vermisse.<br />

Wie wählen Sie Ihre Rollen aus?<br />

Grundsätzlich lese ich jedes Drehbuch. Dieser<br />

Dünkel à la „Rosamunde Pilcher macht man<br />

nicht“, wie ihn manche Kollegen pflegen, ist<br />

mir fremd. Das habe ich nie akzeptiert. Ich bin<br />

der Meinung, dass man auch diese Filme gut<br />

machen kann. Wenn mich etwas an <strong>einer</strong> Rolle<br />

anspricht und ich mich dafür entscheide,<br />

spiele ich <strong>mit</strong> aller Leidenschaft und Ernsthaftigkeit.<br />

Ich ärgere mich oft, wenn ich merke,<br />

dass Kollegen solche Jobs auf der linken<br />

Arschbacke absitzen wollen. Das ist mir zu<br />

arrogant.<br />

Wie wichtig ist Ihnen Geld?<br />

Das man 60 Jahre lang spart, um dann einem<br />

Enkelkind ein Haus zu übergeben – so bin ich<br />

leider nicht. Geld hat keinen Wert für mich.<br />

Es rinnt mir durch die Finger. Das ist übrigens<br />

bei m<strong>einer</strong> Mutter genauso: Sie ist Modedesignerin.<br />

Immer wenn sie Geld hatte, gab es<br />

die rauschendsten Feste. Danach haben wir<br />

vom Flaschenpfand gelebt.<br />

Im Fernsehen spielen Sie häufig Doktoren:<br />

In „Doctor’s Diary“ die Rolle des Gynäkologen<br />

Dr. Kaan, im Tatort Leipzig den Gerichtsmediziner<br />

Dr. Reichau und jetzt den<br />

Ex-Doktor Guttenberg. Nur ein Zufall?<br />

Es liegt am klassischen Besetzungsdenken.<br />

Wenn man einmal eine Rolle gut ausgefüllt<br />

hat, steht man bei nächster Gelegenheit wieder<br />

auf der Liste. Aber ein Beruf macht ja keinen<br />

Charakter aus.<br />

Wie haben Sie sich darauf vorbereitet, den<br />

Guttenberg-Charakter zu verkörpern?<br />

Fotos: Susan Hoecke (linke Seite), SAT.1/Hardy Brackmann<br />

Meinen leiblichen Vater habe ich nie kennengelernt.<br />

Er ist noch vor m<strong>einer</strong> Geburt in sein<br />

Heimatland Syrien zurückgekehrt. Als ich als<br />

Jugendlicher Stress <strong>mit</strong> meinem Stiefvater hatte,<br />

bin ich ins Internat gezogen. Dort hatte ich<br />

eine wahnsinnig tolle Deutschlehrerin. Von ihr<br />

fühlten wir uns ernst genommen. Bei ihr habe<br />

ich auch zum ersten Mal Theater gespielt.<br />

Sie sind <strong>mit</strong> 19 Jahren an der<br />

renommierten Schauspielschule „Ernst<br />

Busch“ in Berlin aufgenommen worden.<br />

Ja, das hat super geklappt. Noch während m<strong>einer</strong><br />

Abi-Prüfungen flatterte die Zusage ins<br />

Haus.<br />

Anschließend haben Sie <strong>mit</strong> den großen<br />

Theaterregisseuren gearbeitet: Robert<br />

Wilson, Hans Neuenfels oder René<br />

Pollesch. Heute sieht man Sie ausschließlich<br />

im Fernsehen. Wie kommt’s?<br />

Meine Theaterzeit war ein guter Einstieg. Ich<br />

durfte viele klassische Rollen spielen. Aber ich<br />

habe mich vom Theater entfernt. Es ist mir zu<br />

Ich habe alles gefressen, was ich an Materialien<br />

finden konnte. Und ich habe <strong>mit</strong> Coaches<br />

gearbeitet, darunter eine Körpertrainerin aus<br />

England. Wir haben versucht, seine Bewegungen<br />

über seine Psyche zu begreifen, bis in seine<br />

Kindheit hinein.<br />

Und was haben Sie über Guttenbergs<br />

Kindheit herausgefunden?<br />

Das ist natürlich alles reine Behauptung,<br />

schließlich ging es darum, die Rolle des<br />

Donnersberg zu entwickeln. Doch ich habe das<br />

Gefühl, dass auf diesem Menschen das Gewicht<br />

von mehreren hundert Jahren Adel lastet.<br />

Da<strong>mit</strong> das Gewicht ihn nicht nach unten<br />

drückt, versucht er ständig, dagegen anzugehen<br />

und Leichtigkeit herzustellen. Deshalb<br />

dieser berühmte wippende Gang. „Adel ist<br />

mehr Last als Lust“, hat er mal in einem Interview<br />

gesagt. Darüber würde ich <strong>mit</strong> Guttenberg<br />

vielleicht doch gerne privat sprechen. Ich<br />

bin aber nicht sicher, ob er ehrlich antworten<br />

würde.<br />

Tipp<br />

Die Sat.1-Komödie „Der Minister“. Kai Schumann<br />

spielt Franz Ferdinand von und zu Donnersberg<br />

alias Karl-Theodor zu Guttenberg. Prominent<br />

besetzt sind auch seine Frau (Alexandra<br />

Neldel), sein Vater (Robert Atzorn) sowie<br />

eine Bundeskanzlerin namens Angela Murkel<br />

(Katharina Thalbach).<br />

12. März 2013, 20.15 Uhr, Sat.1<br />

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