Jahresbericht - Öffentlicher Gesundheitsdienst
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Einblicke in die Arbeit – kurz zusammengefasst 11<br />
RSV-verursachter Ausbruch in einem Krankenhaus<br />
Elisabeth Aichinger, Ref. 95<br />
Im Winter häufen sich Atemwegserkrankungen – auch<br />
durch Respiratorische Synzytial-Viren (RSV). Doppelzimmerbelegungen<br />
begünstigen die Ausbreitung der<br />
Viren in einem Krankenhaus.<br />
Atemwegsinfektionen mit dem RSV treten überwiegend<br />
in den Wintermonaten auf. Am Häufigsten<br />
betroffen sind Säuglinge und Kleinkinder. Bei immunschwachen<br />
Personen sind schwere bis tödliche Erkrankungen<br />
möglich. Anfang Januar 2012 wurde in<br />
der hämato-onkologischen Abteilung eines gro ßen<br />
Klinikums eine Zunahme an Infektionen mit RSV<br />
festgestellt.Trotz umfangreicher, durch die Klinik eingeleiteter<br />
Hygienemaßnahmen wurden Mitte Januar<br />
weitere RSV-Fälle identifiziert. Mitarbeiter des Landesgesundheitsamtes<br />
Baden-Württemberg und des<br />
Robert Koch-Instituts untersuchten den Ausbruch<br />
gemeinsam mit dem zuständigen Gesundheitsamt<br />
und der Klinikleitung, um Faktoren zu identifizieren,<br />
die zu einer Verbreitung des Virus auf den Stationen<br />
beigetragen haben könnten.<br />
Ab Mitte Januar wurden alle stationären Patienten<br />
regelmäßig auf RSV gescreent. Auch in vorhergehenden<br />
Monaten abgenommene Patientenproben<br />
wurden auf RSV nachuntersucht. Das Konsiliarlabor<br />
für RSV in Würzburg erhielt alle RSV-positiven Proben<br />
zur Typisierung. Risikofaktoren für eine Übertragung<br />
von RSV wurden in einer Kohortenstudie sowie einer<br />
Fall-Kontroll-Studie untersucht. Eine „nosokomiale“,<br />
also im Krankenhaus erworbene, Infektion wurde angenommen,<br />
wenn der Patient mindestens zwei Tage<br />
vor Beginn seiner respiratorischen<br />
Episode stationär<br />
aufgenommen war. Ansonsten<br />
wurde die Infektion als<br />
12<br />
„ambulant“, also außerhalb<br />
10<br />
des Krankenhauses erworben,<br />
eingestuft. Ein „bestätigter“<br />
Fall war ein Patient<br />
8<br />
mit labordiagnostischem<br />
RSV-Nachweis. Ein Patient<br />
wurde als ein „mög-<br />
6<br />
licher“ Fall definiert, wenn<br />
4<br />
ein RSV-Nachweis fehlte,<br />
er aber während seines<br />
Krankenhausaufenthaltes<br />
2<br />
an einer Pneumonie erkrankte.<br />
0<br />
Von November 2011 bis<br />
Februar 2012 wurden insgesamt<br />
53 nosokomiale<br />
Fälle dem Ausbruch zugeordnet.<br />
Davon waren 36<br />
(68 %) bestätigte und 17<br />
RSV-positive Fälle<br />
(32 %) mögliche Fälle. Von weiteren 24 Fällen, die<br />
ihre Infektion Ende Januar und im Februar außerhalb<br />
des Krankenhauses erworben hatten, waren 19<br />
(79 %) Labor-bestätigt und fünf (21 %) mögliche Fälle<br />
(siehe Abbildung). Die nosokomiale Ausbruchswelle<br />
begann Anfang November und erreichte Anfang Januar<br />
ihren Höhepunkt. Eine zweite Ausbruchswelle<br />
von ambulant infizierten Fällen hatte ihren Höhepunkt<br />
im Februar 2012, führte aber nicht zu einer weiteren,<br />
nosokomialen Übertragungswelle. Die Typisierung<br />
ergab bei 34 nosokomialen Fällen den identischen<br />
Ausbruchsstamm. Die Kohortenstudie ergab ein erhöhtes,<br />
grenzwertig signifikantes, relatives Risiko,<br />
zu erkranken, wenn der Patient häufig Kontakte zu<br />
anderen Patienten und häufig sein Zimmer oder die<br />
Station verlassen hatte (RR=2,9; 95 %-Konfidenzintervall:<br />
0,91-9,22; p=0,05). Die Fall-Kontroll-Studie<br />
ergab für einen bestätigten Fall ein 9,9fach erhöhtes<br />
Risiko (95 %-Konfidenzintervall: 2,2-92,3; p < 0,001),<br />
vor seiner RSV-Infektion gemeinsam mit einem anderen,<br />
schon potentiell infektiösen, bestätigten oder<br />
möglichen Fall im Doppelzimmer untergebracht gewesen<br />
zu sein.<br />
Der Nachweis eines identischen Ausbruchsstammes<br />
lässt auf einen einmaligen Eintrag und eine<br />
Weiterverbreitung des Erregers auf den Stationen<br />
schließen. Als begünstigenden Faktor für die Verbreitung<br />
des Erregers konnte die Doppelzimmerbelegung<br />
mit einem potentiell infektiösen Patienten<br />
identifiziert werden.<br />
Kalenderwoche 2011-2012<br />
nosokomial, dem Ausbruch zugeordnet<br />
im privaten Umfeld erworben<br />
44 45 46 47 48 49 50 51 52 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />
Nosokomiale, dem Ausbruch zugeordnete (n=54) und im privaten<br />
Umfeld infizierte (n=24) RSV-Fälle; November 2011-März 2012<br />
Analyse<br />
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg / <strong>Jahresbericht</strong> 2012