Digitale Fotografie - Update Die perfekte Aufnahme (Vorschau)
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WAS SIE FÜR PERFEKTE AUFNAHMEN WISSEN MÜSSEN<br />
GROSSER<br />
LESERSCHAUKASTEN<br />
MACH DEIN BILD<br />
mithilfe unserer praktischen Beispiele und Anleitungen<br />
Nr. 10/2014 Marz-Mai 2014<br />
Deutschland:<br />
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Österreich:<br />
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Schweiz:<br />
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Schulen Sie Ihr kreatives<br />
Auge<br />
Großer Ratgeber zur<br />
Portraitfotografi e<br />
Viele Tipps zu Blitztechnik<br />
und Zubehör<br />
Expertenkritik für<br />
ausgewählte Leserfotos
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />
REDAKTION INTERNATIONAL: Mark Bauer,<br />
Sarah Plater, Pete Davis, Terry Hope,<br />
Damien Lovegrove, Philip Nash, Pip, Ian<br />
Wood<br />
ART DIRECTOR: Dean Mullock<br />
FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />
DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />
<strong>Die</strong>ses MAGBOOK wird unter der Lizenz und<br />
mit der Erlaubnis von © Bright Publishing<br />
Limited herausgegeben. Alle Rechte an<br />
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und dürfen weder im Ganzen noch teilweise<br />
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reproduziert werden.<br />
Willkommen...<br />
Liebe Leser und Fotografen!<br />
seien Sie gegrüßt zum aktuellen „<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> - <strong>Update</strong>“! Zu Beginn, dem großen<br />
„Schaukasten“, stellen wir wiederum die besten Fotobeiträge vor, die unsere Leser<br />
eingeschickt haben! Ausgewählte Bilder besprechen wir in der „Expertenmeinung“ am<br />
Ende des Hefts.<br />
In der Rubrik „Mach dein Bild“ präsentieren Ihnen unsere Fotografen wieder viele kreative<br />
Motive, Ideen und <strong>Aufnahme</strong>techniken für jeden Geschmack: Natur & Landschaft, Portraits<br />
sowie abstrakte und künstlerische Motive, dazu wie immer Tricks & Tipps zur Vor- und<br />
Nachbereitung. Im Abschnitt „Das kreative Auge“ zeigen unsere Profifotografen, wie man<br />
Alltagsgegenstände einem gestellten Thema entsprechend wirkungsvoll ins Bild setzt und<br />
erklären Schritt für Schritt ihre <strong>Aufnahme</strong>technik. Das dazu passende Zubehör stellen wir<br />
Ihnen gleich im Anschluss vor und empfehlen von uns getestete Produkte.<br />
Der nächste Schwerpunkt „Portraitfotografie“ liefert zahlreiche Anregungen für <strong>Aufnahme</strong>-<br />
Setups drinnen und draußen – und weil Innenraum-Shootings zusätzliches Licht<br />
erfordern, liefern wir im Anschluss einen Überblick über „Blitztechnik“ – einschließlich<br />
Produkttests und praktischen Anwendungstipps. <strong>Die</strong> Technik bleibt im Fokus, wenn wir<br />
als „Fotoausrüstung fürs kleine Budget“ nützliches und preiswertes Zubehör empfehlen.<br />
Entdecken Sie Ihre Möglichkeiten!<br />
Viel Spaß & Erfolg dabei wünscht das Team von „<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>“!<br />
Haftung<br />
Das Heft wurde mit großer Sorgfalt<br />
produziert. Der Verlag kann jedoch keine<br />
Haftung, Gewährleistung, Garantie oder<br />
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<strong>Die</strong>nstleistungen übernehmen, die in<br />
dieser Ausgabe veröffentlicht wurden.<br />
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Das Papier, auf dem dieses<br />
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aus umweltverträglichen Fasern.
8<br />
SCHAUKASTEN
Inhalt<br />
008 Schaukasten<br />
<strong>Die</strong> besten Bilder unserer Leser<br />
034 Langzeitbelichtung an der<br />
See<br />
Ein zehnstufiger Graufilter produziert<br />
großartige Landschaftsbilder<br />
038 Porträts zum Gruseln<br />
Kinderporträts à la Frankenstein Junior<br />
042 Feuerwerk<br />
So fangen Sie das Spektakel richtig ein<br />
045 Funken sprühen und knistern<br />
„Zündende“ Porträts mit Wunderkerzen<br />
als Beleuchtung<br />
048 Kaleidoskop<br />
Verwandeln Sie alltägliche Szenen in<br />
farbenprächtige, abstrakte Muster<br />
050 Goldene Stunde<br />
selbstgemacht<br />
Ihr Blitzgerät kann das Sonnenlicht<br />
simulieren<br />
054 „Slinky in Action“<br />
Was eine Schraubenfeder alles kann…<br />
058 Bewegungsunschärfe durch<br />
Mehrfachbelichtung<br />
Bewegung darstellen ohne Graufilter?<br />
Es geht auch ohne, wir zeigen es Ihnen<br />
060 <strong>Die</strong> Welt ist alphabetisch<br />
Ein Fotoprojekt, bei dem Sie bekannte<br />
Formen und Linien im Alltag entdecken<br />
062 Landschaften wie gemalt<br />
Was halten Sie davon, schnell mal aus<br />
einem Foto ein Gemälde zu machen?<br />
064 Der Zauber des Wasserfalls<br />
Ein Wasserfall hat etwas Magisches –<br />
doch wie fangen Sie die Magie ein?<br />
068 Porträt mit Schuss…<br />
Ein Schuss „Pulver“ sorgt für abstrakte<br />
Porträts voller Dynamik<br />
070 Sterngucker<br />
Um die Milchstraße zu fotografieren,<br />
brauchen Sie kein Hubble-Teleskop<br />
074 Laub im Gegenlicht<br />
Ein abstraktes, trotzdem natürliches<br />
Stillleben<br />
076 Unschärferelation...<br />
Langzeitbelichtung ohne Stativ?<br />
Das funktioniert – mit der richtigen<br />
<strong>Aufnahme</strong>technik<br />
080 <strong>Die</strong> Farbe der Rose…<br />
Lippenstift und Nagellack, doch kein<br />
Model weit und breit…<br />
082 Blütenabstraktion...<br />
Kreativprojekt Blumen<br />
084 <strong>Die</strong> Rosen-Linie<br />
Kreativprojekt Blumen II<br />
34<br />
LANGZEITBELICHTUNG<br />
AN DER SEE<br />
54<br />
„SLINKY IN ACTION“<br />
76<br />
UNSCHÄRFERELATION<br />
84<br />
DIE ROSEN-LINIE<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 005
Inhalt<br />
086 Farbtupfer<br />
Kreativprojekt Schirm<br />
088 Abgeschirmt<br />
Kreativprojekt Schirm II<br />
090 Sturm<br />
Auch wenn Sie von Bildbearbeitung gar<br />
nichts halten...<br />
092 Taschenrakete...<br />
Nicht nur auf Cape Kennedy, auch zu<br />
Hause können Sie einen Raketenstart<br />
im Bild festhalten<br />
094 <strong>Die</strong> mit dem Licht tanzt…<br />
Porträtfotografie und Lichtmalerei sind<br />
eine faszinierende Kombination<br />
096 Camping mit Taschenlampe<br />
Schein hat mehr Buchstaben als sein…<br />
098 Kameratechnik:<br />
- Bildqualität<br />
- Schärfentiefe<br />
- Verschlusszeiten<br />
110 Auf dem Land I So gelingen<br />
Porträts in ländlicher Kulisse<br />
112 Outdoor Porträts Der natürliche<br />
Hintergrund macht den Unterschied…<br />
114 Wald Dichter Wald hat etwas<br />
Archaisches, das ihm eigene Atmosphäre<br />
und Präsenz gibt<br />
116 Auf dem Land II Wir sind zwar<br />
eine kleine Nation, doch es fehlt nicht<br />
an wunderbarer Natur<br />
118 Blitzen wie die Profis – viel<br />
leichter als Sie denken<br />
Oft machen nur „Kleinigkeiten“ bei<br />
der <strong>Aufnahme</strong>technik den großen<br />
Unterschied<br />
120 Grundlagen der Blitzfotografie<br />
Moderne Blitzgeräte – voll gepackt mit<br />
raffinierten Funktionen, die Sie nutzen<br />
sollten<br />
122 Blitz-<strong>Aufnahme</strong>technik:<br />
- Lichtformer<br />
- Blitz-<strong>Aufnahme</strong>technik<br />
- Kreatives Blitzen<br />
- Ausrüstung<br />
- High-Speed-Blitzsynchronisation<br />
- Seitliches Blitzen<br />
139 Fotoausrüstung fürs kleine<br />
Budget:<br />
- Telezoomobjektive<br />
- Studioblitz-Ausrüstung<br />
- Blitzfolien<br />
158 Expertenmeinung<br />
Anregungen unserer Profis helfen<br />
auch Ihnen, bessere Fotos zu machen<br />
88<br />
ABGESCHIRMT<br />
98<br />
AUFNAHMETECHNIK<br />
112<br />
OUTDOOR-PORTRÄTS<br />
006 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
158<br />
EXPERTENMEINUNG<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 007
SCHAUKASTEN<br />
FOTOGRAFISCHE HIGHLIGHTS UNSERER LESER
Howard Snyder<br />
Alter: 41 / Beruf: Landschaftsfotograf<br />
www.howard-snyder.com<br />
Purple Haze: „Um diese Stelle am Rialto Beach im Olympic<br />
National Park im Bundesstaat Washington zu erreichen, müssen Sie<br />
vom Parkplatz aus noch etwa 2,5 km wandern. Am Vorabend<br />
konnte ich den Ort überhaupt nicht erreichen, weil die Flut zu hoch<br />
stand. Am Tag der <strong>Aufnahme</strong> hatte ich aber Glück, gelangte sicher an<br />
Ort und Stelle und wieder zurück.<br />
Ich habe eine Vorliebe für Motive im Gegenlicht, besonders bei<br />
Sonnenuntergang. <strong>Die</strong> direkt über dem Horizont stehende Sonne gibt<br />
einer Szene besondere Dynamik; sie erfordert aber auch die präzise<br />
Einstellung aller relevanten Parameter an der Kamera. Hinzu<br />
kommen die vielen kreativen Möglichkeiten der Nachbearbeitung.<br />
Für dieses Bild habe ich mit mehreren Luminositäts-Masken und<br />
anderen Auswahlwerkzeugen gearbeitet, um gleichmäßige<br />
Helligkeitswerte zu erhalten.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17–40mm f/4L Objektiv.<br />
Belichtung: 1/25 Sekunde bei Blende f/22 und ISO 160.
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Kerrys Bilder zeigen eindrucksvoll<br />
die majestätische Erscheinung, Kraft<br />
und Anmut dieser aufregenden Tiere.<br />
Seine <strong>Aufnahme</strong>technik ist<br />
hervorragend, und die<br />
Konvertierung in Schwarzweiß<br />
unterstützt die wundervolle<br />
Stimmung der Bilder.<br />
Daniel Lezano<br />
SCHAUKASTEN<br />
Howard Snyder (fortgesetzt)<br />
In Reichweite: „Das Skagit Valley in Washington bietet jedes Jahr für ein paar<br />
Wochen eine wundervolle Landschaft voller Tulpen und Osterglocken. Leider ist es<br />
zu dieser Zeit auch voller Menschenmassen, die diese Großgärtnereien besuchen.<br />
Wochentags, besonders frühmorgens bei Sonnenaufgang, bietet sich aber die<br />
Möglichkeit, das großartige Licht einzufangen und die Begegnung mit den Touristen<br />
zu vermeiden. Leider blieb mir nicht viel Zeit zum <strong>Fotografie</strong>ren. <strong>Die</strong> Angestellten der<br />
Gärtnerei erlaubten mir, in den Feldern zu fotografieren, sofern ich mich beeilen<br />
würde. <strong>Die</strong> einzelne rote Tulpe in einem Beet gelber Tulpen fiel mir sofort ins Auge,<br />
und ich wusste: Hier ist das Potenzial für eine gute <strong>Aufnahme</strong>.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17–40mm f/4L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 2 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 320.<br />
Kerry Hendry<br />
Alter: 41 / Beruf: PR/Werbung<br />
www.lovetheimage.co.uk<br />
Vom Wind zerzaust: „<strong>Die</strong>se Islandpferde sind eine einzigartige Rasse,<br />
wunderschöne Tiere, freundlich und neugierig. <strong>Die</strong>se Stute war von meiner<br />
Anwesenheit zuerst verunsichert, doch dann gewann die Neugier Oberhand und<br />
sie kam auf mich zu, um „Hallo“ zu sagen. Ihre Mähne flatterte in der eiskalten<br />
isländischen Brise, während ihrer Artgenossen im Hintergrund grasten.“<br />
Nikon D600 mit NIKKOR AF-S 70–200mm f/2.8G ED VR Objektiv.<br />
Belichtung: 1/800 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 160.<br />
„Seepferde“: „<strong>Die</strong> Camargue in Frankreich ist berühmt für die dort frei in den<br />
Salzsümpfen an der Küste lebenden weißen Pferde. Das Bild entstand an einem<br />
stürmischen Tag, als eine kleine Herde an mir vorbei galoppierte.“<br />
Nikon D600 mit NIKKOR AF-S 70-200mm f/2.8G ED VR Objektiv.<br />
Belichtung: 1/1000 Sekunde bei Blende f/3.2 und ISO 400.<br />
Hengste der Camargue: „<strong>Die</strong> Hengste der Camargue sind majestätische Tiere:<br />
<strong>Die</strong>se beiden – einer ausgewachsen, der andere noch sehr jung – tragen ihren<br />
Machtkampf um die Führung der Herde aus. Bei der <strong>Aufnahme</strong> musste ich schnell<br />
reagieren, doch meine Kenntnis des Verhaltens dieser Tiere half mir, den richtigen<br />
Moment zu erwischen.“<br />
Nikon D600 mit NIKKOR AF-S 70–200mm f/2.8G ED VR Objektiv.<br />
Belichtung: 1/1000 Sekunde bei Blende f/3.2 und ISO 400.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
11
SCHAUKASTEN<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Daves Bilder erreichten uns über<br />
Flickr und erregten sofort unsere<br />
Aufmerksamkeit.<br />
Er verfügt über großes technisches<br />
Können, besitzt ein Auge für<br />
Bildkomposition und die Fähigkeit,<br />
aufregende Lichtverhältnisse<br />
einzufangen.<br />
Jordan Butters<br />
Dave Brightwell<br />
Alter: 45 / Beruf: Facharbeiter<br />
www.flickr.com/photos/dbrightwell<br />
Seegras und Sonnenschein: „<strong>Die</strong>ses Bild stammt von einem Küstenabschnitt in<br />
Durham County, direkt nach Sonnenaufgang, als die Sonne die Küste in ihr warmes Licht<br />
tauchte. Mir gefiel das hellgrüne Seegras auf den Steinen, das mit den Rottönen der Felsen<br />
im Hintergrund kontrastiert. Ich benutzte einen 1.8-stufigen Graufilter, der das Meer<br />
weichzeichnete und einen 0.9-stufigen Grauverlaufsfilter, um die <strong>Aufnahme</strong><br />
auszubalancieren. Bei der Verarbeitung in Photoshop habe ich eine Luminositätsmaske<br />
und eine Gradationskurvenebene benutzt, um den Kontrast einzustellen; anschließend<br />
hellte ich mit dem Abwedler-Werkzeug die Felsen auf.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17–40mm f/4L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 100 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100).<br />
Beschädigter Dammweg: „Das ist eine <strong>Aufnahme</strong> von St Marys Island im Nordosten<br />
Englands. <strong>Die</strong> Sonne ging gerade unter und warf ein farbiges Licht auf den Leuchtturm und<br />
den Damm. Es ist ein bekanntes Touristenziel, wo an Wochenenden tausende Fotos<br />
gemacht werden. Deshalb suchte ich nach einer Perspektive, die das Motiv etwas anders<br />
zeigt. Mir fielen die Risse im Damm auf, und ich nutzte sie als Führungslinien. Um die<br />
Belichtungszeit zu verlängern und die See weichzuzeichnen, verwendete ich einen<br />
1.8-stufigen Graufilter, der dem Bild eine ruhige, leicht surreale Stimmung verlieh. In<br />
Photoshop stellte ich mithilfe der Gradationskurven den Kontrast etwas nach.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 70 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
Früher Abend bei Grasmere: „<strong>Die</strong>s ist der Lake Grasmere im Lake District. Ich<br />
bemerkte, wie das Licht des frühen Abends Bäume und Gras erhellte; glücklicherweise war<br />
der See so ruhig, dass ich ein paar hübsche Spiegelungen einfangen konnte. Ein Polfilter<br />
reduzierte die Reflexe auf dem Wasser im Vordergrund, sodass ich bis auf den Grund sehen<br />
und die Steine unter der Oberfläche aufnehmen konnte. Zusätzlich hatte ich einen<br />
0.9-stufigen Verlaufsfilter montiert, dessen dunkler Teil den Himmel abdeckte.<br />
Nachbearbeitet wurde mit Photoshop: Da das Bild um zwei Blendenstufen überbelichtet<br />
war, habe ich einen Gaußschen Weichzeichnungsfilter hinzugefügt, dann das Bild kopiert<br />
und mit der Füllmethode „Multiplizieren“ bei reduzierter Deckkraft über das Original gelegt.<br />
Zum Schluss habe ich noch eine Tonwertkorrekturebene hinzugefügt, um die Mitteltöne zu<br />
korrigieren.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 0,6 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
13
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
SCHAUKASTEN<br />
<strong>Die</strong>se anmutigen Porträts<br />
vermitteln einen sehr schönen<br />
und natürlichen Eindruck. Er<br />
wird verstärkt durch das<br />
weiche, subtile Licht und die<br />
gedämpften Farben.<br />
Caroline Wilkinson<br />
Pauly Pholwises<br />
Alter: 19 / Beruf: Fotograf und Student<br />
www.paulypholwises.com<br />
Mädchen mit Pilzhut: „<strong>Die</strong>ses Foto habe ich am frühen Morgen gemacht, doch die Sonne stand schon recht hoch. <strong>Die</strong> einzige Möglichkeit, unschöne Schatten<br />
auf dem Gesicht des Mädchens zu vermeiden, bestand darin, ihm diesen Pilzhut aufzusetzen. Ich mag Porträts aus nächster Nähe – ein Gesicht zeigt die<br />
Persönlichkeit und die Emotionen einer Person. <strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong> mag ich besonders, weil sie sehr natürlich geworden ist. Sie war eigentlich ganz einfach, trotzdem<br />
glaube ich, dass ich den richtigen Moment erwischt habe.“<br />
Canon Rebel T2i mit Canon EF 85mm f/1.8 Objektiv.<br />
Belichtung: 1/200 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 100.<br />
Blumen im Arm: “„Auch dieses Bild entstand am frühen Morgen, bei bereits<br />
hoch aber nunmehr seitlich stehender Sonne, weswegen keine Schatten mehr auf<br />
das Gesicht fielen. Ich bringe immer ein paar Requisiten für meine<br />
Porträtaufnahmen mit, das kann ein Hut, eine Laterne, ein Schal oder sonst etwas<br />
sein, das das Model in der Hand hält. Hier war es ein Blumenstrauß. Requisiten<br />
sind von Bedeutung, wenn eine Geschichte erzählt werden soll und sie bringen<br />
den Betrachter zum nachdenken. Warum hält Sie das? Was ist die Geschichte<br />
dahinter? Ich möchte, dass die Betrachter sich ihre eigenen Geschichten<br />
ausdenken.“<br />
Canon Rebel t2i mit Canon EF 85mm f/1.8 Objektiv.<br />
Belichtung: 1/320 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 100.<br />
Carlo Marchisio<br />
Alter: 22 / Beruf: Student<br />
www.carlomarchisio.it<br />
Detail oder Stil: „Es sollte eine Serie von <strong>Aufnahme</strong>n über italienischen Stil und<br />
Luxus werden. <strong>Die</strong>ses Bild soll Eleganz und Perfektion ausdrücken. Ich habe das<br />
versucht, indem ich viele Details in das Bild gebracht und für guten Kontrast<br />
gesorgt habe. Nachdem ich die korrekte Belichtung gefunden hatte blendete ich<br />
eine Stufe ab, um den Effekt zu erhöhen, wobei jedoch die Details des<br />
dunkelblauen Jacketts erhalten blieben. Nach der <strong>Aufnahme</strong> merkte ich, dass<br />
ein weiteres Element nötig war, um die Bildkomposition zu verbessern, und fügte<br />
die Brille hinzu. Zum Schluss schnitt ich das Foto quadratisch zu, weil das für<br />
mich am besten zu dieser Art Bild passt.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 24–105mm Objektiv.<br />
Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
15
SCHAUKASTEN<br />
FOTOGRAFISCHE HIGHLIGHTS UNSERER LESER
Mark George<br />
Alter: 40 / Beruf: Fotograf<br />
www.markgeorgephotography.co.uk<br />
King Tor: „<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong> machte ich ganz oben vom King<br />
Tor in Dartmoor, nachdem die Wettervorhersage eine<br />
aufgelockerte Wolkendecke angekündigt hatte.<br />
Der Sonnenuntergang rückte schnell näher, und dicke<br />
Wolken, die sich bis zum Horizont erstreckten, drohten das<br />
Fenster, durch das die Sonne fiel, wieder zu schließen – und<br />
so geschah es auch. Doch meine Geduld wurde belohnt, als<br />
die Sonne wieder in Sicht kam und die gesamte Szene mit<br />
intensivem Licht und Farben füllte. Der Himmel war geteilt in<br />
einen Bereich von subtilem Blaugrau und einen mit<br />
intensivem Licht (rechts im Bild).<br />
Ich richtete einen 0.6- und einen 0.9-Grauverlaufsfilter an der<br />
gekippten Horizontlinie aus. <strong>Die</strong> Nachbearbeitung umfasste<br />
nur Korrekturen der Farbsättigung und den Bildzuschnitt.“<br />
Canon EOS 5D Mk III mit Canon EF 16-35mm f/2.8L II.<br />
Belichtung: 0,4 Sekunden bei Blende f/9 und ISO 100.
Billy Currie<br />
Alter: 46 / Beruf: IT-Spezialist<br />
www.billycurriephotography.co.uk<br />
Das Armadillo (oben): „Ein berühmtes Gebäude in Schottland, und eines<br />
meiner persönlichen Favoriten. <strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong> war ganz einfach, der Zugang<br />
war leicht und der Morgen ruhig. <strong>Die</strong> Bearbeitung hingegen war weniger<br />
einfach, denn ich wollte Licht und Schatten benutzen, um die Kanten des<br />
Gebäudes zu betonen und weil das Gebäude so viele Kanten hat, war das<br />
ziemlich aufwändig.“<br />
Canon EOS-1D X mit Canon EF 17–40mm f/4L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 180 Sekunden bei Blende f/11 und ISO 400.<br />
Das Velodrom (oben rechts): „<strong>Die</strong>ses Gebäude in Glasgow ist eine relativ<br />
neue Errungenschaft der Stadt. Es ist eine großartige Struktur mit vielen Winkeln<br />
und Möglichkeiten der Perspektive. Bei der Nachbearbeitung legte ich<br />
besonderen Wert auf das Licht, das auf den Dachbereich fiel und mit dem<br />
darunterliegenden Schatten kontrastierte.”<br />
Canon EOS-1D X mit Canon EF 17–40mm f/4L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 145 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 200.<br />
Seltsame Erscheinung (rechts): „An diesem Gebäude war ich viele Male<br />
vorbeigegangen und hatte nie etwas Besonderes daran bemerkt, doch eines<br />
Tages sah ich es in ganz neuem Licht. Als ich nah an die Fassade heranging und<br />
direkt nach oben schaute, schien es mir, als könnte ich die Form eines Gesichts<br />
ausmachen.“<br />
Canon EOS-1D X mit Canon EF 24–105mm f/4L IS USM Objektiv.<br />
Belichtung: 120 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 200.<br />
The Towers (Mitte): „Das war mein erstes Architekturfoto. Inspiriert dazu hatten<br />
mich Joel Tjintjelaars Videos, als ich in San Francisco war. Ich machte mich auf in<br />
die Innenstadt und schoss ein paar experimentelle Langzeitaufnahmen. <strong>Die</strong>s war<br />
eine von ihnen – und seitdem bin ich süchtig danach.“<br />
Canon EOS-1D X mit Canon EF 24–105mm f/4L IS USM Objektiv.<br />
Belichtung: 320 Sekunden bei Blende f/9 und ISO 100.<br />
Tower 42 (ganz rechts): „Das war während eines Besuchs in London. <strong>Die</strong><br />
Stadt hat eine eindrucksvolle Architektur zu bieten. Besonders dieses Gebäude<br />
hatte es mir angetan. <strong>Die</strong> Belichtung dieser <strong>Aufnahme</strong> war nicht einfach weil,<br />
der untere Teil des Gebäudes viel dunkler als der helle Himmel war.“<br />
Canon EOS-1D X mit Canon EF 17–40mm f/4L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 145 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 400.<br />
18 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Ich sah Billys Langzeitbelichtungen<br />
zum ersten Mal auf Flickr. Seine<br />
<strong>Aufnahme</strong>n sind genau was mir gefällt:<br />
Langzeit-belichtungen betonen Form<br />
und Struktur. Billys<br />
Bildkompositionen passen<br />
haargenau zu seinen Motiven.<br />
Jordan Butters<br />
SCHAUKASTEN<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
19
SCHAUKASTEN<br />
Justin Poe<br />
Alter: 25 / Beruf: Soldat<br />
www.500px.com/JustinPoe<br />
Plötzliche Überraschung: „<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong> repräsentiert nichts, was ich<br />
normalerweise machen würde. Normalerweise fotografiere ich Landschaften bei<br />
Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang mit Weitwinkelobjektiv. Hier hatte sich nur<br />
zufällig eine <strong>perfekte</strong> Situation ergeben: Das Licht des Spätnachmittags fiel durch die<br />
Wolken direkt auf die Berggipfel vor mir. Ich benutzte ein Teleobjektiv, um nur einen Teil<br />
des Motivs im Bild einzufangen. Ich hatte Blende F/8 eingestellt, um im gesamten<br />
Bildausschnitt viel Bildschärfe zu erhalten.<br />
Ich machte mehrere <strong>Aufnahme</strong>n mit verschiedenen Belichtungseinstellungen, da dem<br />
LCD-Bildschirm der Kamera nicht immer zu trauen ist. Später montierte ich zwei<br />
<strong>Aufnahme</strong>n in Photoshop zusammen, um eine gleichmäßige Helligkeitsverteilung der<br />
Szene zu bekommen, die etwa den realen Lichtverhältnissen meiner Erinnerung<br />
entsprach.“<br />
Canon EOS 5D Mk III mit Canon EF 70–200mm f/4L Objektiv.<br />
Belichtung: 1/400 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100.<br />
Anton Shvain<br />
Alter: 25 / Beruf: Fotograf<br />
www.antonshvain.com, oder: 500px.com/antonshvain<br />
Porträts: „Ich mag authentische Gesichter, deshalb versuche ich in meinen<br />
Porträtaufnahmen grundsätzlich Kosmetik zu vermeiden. Natürlich ist die Vorbereitung<br />
der Haut wichtig: Waschen, Spülen, Trocknen und dann nur ganz wenig Make-Up. Bis<br />
zu 80 Prozent der Zeit für eine Porträtaufnahme besteht aus diesem Prozess.<br />
<strong>Die</strong> Beleuchtung war einfacher als es auf dem Foto aussieht: Hintergrund und eine<br />
Softbox, dazwischen das Mädchen. Ich positioniere die Modelle und drehe sie, bis ich<br />
zufrieden bin damit, wie das Licht auf ihr Gesicht fällt. <strong>Die</strong> Mädchen sind keine<br />
Profimodels, was bedeutet, dass ich viel Zeit damit verbringe, Ihnen genau zu zeigen,<br />
was ich meine.<br />
Ich habe sehr viel auf einem Seminar mit dem ukrainischen Fotografen Ilya Ratman<br />
gelernt. Er hat mir in Bezug auf die Bedeutung der Nachbearbeitung die Augen<br />
geöffnet, und ich habe erfahren, wann ein Bild wirklich cool aussieht: Es hat vor Allem<br />
mit den Linien zwischen Licht und Schatten zu tun. Seitdem sehe ich meine Bilder aus<br />
einem anderen Winkel und lege mehr Wert auf die Retusche. Das dauert manchmal<br />
Stunden, manchmal aber auch Tage. Für die Porträtbearbeitung sind Gradationskurven<br />
und Ebenenmasken die vielseitigsten Werkzeuge.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit EF 85mm f/1.2 II USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/9 und ISO 50).<br />
20 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Anton beweist, dass ein einfaches Setup<br />
der Beleuchtung – kombiniert mit<br />
fehlerloser <strong>Aufnahme</strong>technik – alles ist,<br />
was für hervorragende Portraits nötig ist.<br />
Ich mag den direkten Augenkontakt,<br />
die ausdrucksvollen Gesichter und<br />
gedämpften Farben.<br />
Caroline Wilkinson
SCHAUKASTEN<br />
Phil Buckle<br />
Alter: 55 / Beruf: Gesundheitstrainer<br />
www.flickr.com/photos/cumbrianbuckles/<br />
Lindisfarne Castle: „Während einer Reise in den Nordosten fanden wir die<br />
idealen Bedingungen für einen Trip nach Holy Island, um Bilder vom Lindisfarne<br />
Castle zu machen. Nach ein paar Stunden erschien sogar die Sonne und strahlte<br />
das Schloss an. Ich fand diesen Blickwinkel am Strand, von wo ich es zwischen<br />
zwei Felsformationen einrahmen konnte.<br />
Ich benutzte einen 0.9-stufigen harten Grauverlaufsfilter, um die extremen<br />
Helligkeitsunterschiede auszugleichen; trotzdem musste ich die Spitzen der<br />
Felsen mit Vivesa 2 von Nik Software wiederherstellen.“<br />
Canon EOS 60D mit Sigma 10–20mm f/4-5.6 EX DC Objektiv.<br />
Belichtung: 1/4 Sekunde bei Blende f/11 und ISO 100).<br />
Buttermere Pines: „Buttermere ist eine der schönsten Gegenden im Lake<br />
District. Ich war schon lange vor Sonnenaufgang dort, um das Licht des frühen<br />
Morgens einzufangen. <strong>Die</strong> Wetterbedingungen waren großartig, die tief<br />
hängenden Wolken bedeckten die Flügelkämme, während die Sonne durch die<br />
Wolken fiel und die Kiefern direkt beleuchtete. Ich musste nur den richtigen<br />
Moment abwarten. Nachbearbeitet wurde in Lightroom 5 mit Nik Plug-Ins.”<br />
Canon EOS 6D mit Canon EF 24–105mm f/4L IS USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/4 Sekunde bei Blende f/11 und ISO 100).<br />
Duke of Portland Boathouse: “Fotografisch hatte dieser Morgen einen<br />
schlechten Start, deswegen machte ich mich auf zum Lake Ullswater und dem<br />
„Duke of Portland Boathouse“. Dort erwarteten mich beste Wetterbedingungen,<br />
da die entfernte Seeseite und die Hügel von Nebel eingehüllt waren.<br />
Da das Wasser des Sees sich leicht kräuselte, benutzte ich einen 10-stufigen<br />
Graufilter, um den Effekt abzumildern und die Spiegelung der Wolken im Wasser<br />
zu verbessern; er sorgte zudem für etwas Bewegung in den Wolken. <strong>Die</strong><br />
Langzeitbelichtung ergab ein paar schöne Spiegelungen, die Nebelschwaden in<br />
den Hügeln im Hintergrund waren deutlich erkennbar.“<br />
Canon EOS 6D mit Canon EF 24-105mm f/4L IS USM Objektiv.<br />
Belichtung: 30 Sekunden bei Blende f/13 und ISO 100.<br />
Blencathra View: „Tewet Tarn und die umgebenden Hügel gehören zu den<br />
bevorzugten Gegenden der Seenlandschaft, denn Sie sind leicht erreichbar. Fast<br />
wollte ich wieder ins Bett zurück, als ich beim Verlassen des Hauses feststellte, wie<br />
schlecht das Wetter war, doch ich tat es nicht. Als ich ankam, war die Wolkendecke aufgerissen und erzeugte ein <strong>perfekte</strong>s Licht. Ich wartete, bis es auch die Felsen<br />
und das Gras im Vordergrund beleuchtete, und machte meine <strong>Aufnahme</strong>. Kaum war sie im Kasten, wurde ich von einem guten alten Cumbrischen Regenschauer<br />
daran erinnert, dass man diese Gegend nur an sonnigen Tagen aufsuchen sollte.<br />
<strong>Die</strong> Nachbearbeitung erfolgte mit Lightroom 5 und ein paar Nik Plug-Ins.“<br />
Canon EOS 6D mit Canon EF 17–40mm f/4L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 0,8 Sekunden bei Blende f/11 und ISO 100.<br />
22 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Phils großartige Bilder erinnern daran,<br />
mit welch wunderschönen<br />
Landschaften die englischen Inseln<br />
gesegnet sind.<br />
Phils Fähigkeit, das vorhandene<br />
Licht optimal auszunutzen, ist<br />
einen Applaus wert.<br />
Daniel Lezano
SCHAUKASTEN<br />
FOTOGRAFISCHE HIGHLIGHTS UNSERER LESER<br />
Robin Lowry<br />
Alter: 48 / Beruf: Kreativdirektor<br />
www.robinlowryphotography.co.uk<br />
Herbstgold: „Abgesehen von der Schleiereule, gehört der<br />
Waldkauz zu meinen bevorzugten Vögeln. <strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong> zeigt<br />
eine halbzahme Eule, die auf den Namen „Mr. Forbes“ hört und in<br />
der „Königlichen Raubvögel-Akademie“ in Essex gehalten wird. Es<br />
sollte ein warmes, intimes Porträt der Eule werden, und es wurde<br />
eine jener Momente, bei denen einfach alles passte: die warmen<br />
Herbstfarben der Blätter an den Bäumen, das milchige,<br />
frühmorgendliche Sonnenlicht, die aufgelockerten Wolken und die<br />
Eule, die geradezu professionell posierte.<br />
Ich hatte den Fokus auf die Augen eingestellt, dazu eine negative<br />
Belichtungskorrektur von -2/3EV, damit die Spitzlichter nicht<br />
ausbrannten. Mir war klar, dass ich durch das Raw-Format einigen<br />
Spielraum hatte, das Bild aufzuhellen, sofern die Bilddaten erhalten<br />
blieben. In Photoshop verstärkte ich die warmen Töne und hellte die<br />
Augen etwas auf.“<br />
Canon EOS-1DX mit Canon EF 300mm f/2.8L IS II USM.<br />
Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/5.6 und ISO 200.
SCHAUKASTEN<br />
Robin Lowry (fortgesetzt)<br />
Tolkien: „<strong>Die</strong>ses Foto machte ich im Hochsommer in Andover, an einem der regelmäßig<br />
stattfindenden Fototage in der „Hawk Conservancy“. Es zeigt den Anflug einer Adler-Eule, fotografiert<br />
mit niedrigem Kamerastandpunkt, sodass der Eindruck entsteht, der Raubvogel hätte es auf den<br />
Fotografen abgesehen. Ich hatte mich im vermuteten Flugweg der Eule positioniert und wollte<br />
auslösen, wenn sie meinen scharfgestellten Punkt im Gegenlicht passierte. Sie durchflog diesen<br />
Bereich mehrmals, wobei die aufragenden Bäume leider Schatten verursachten.<br />
Durch eine hohe ISO-Einstellung erreichte ich eine sehr kurze Verschlusszeit von 1/5000 Sekunde,<br />
die jede Bewegungsunschärfe ausschloss. Außerdem stellte ich -2/3EV Belichtungskorrektur ein,<br />
damit die Spitzlichter nicht ausbrannten.“<br />
Canon EOS-1DX mit Canon EF 70–200mm f/2.8L IS II USM.<br />
Belichtung: 1/5000 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 1600.<br />
Sunset Stags: „Meine Frau und ich hatten einen viertägigen Aufenthalt in einem Rotwild-Park in<br />
Norfolk, gerade zu Beginn der Brunstzeit. Ich wollte die Hirsche als Silhouette fotografieren,<br />
wobei die mächtigen Geweihe gut zu erkennen sein sollten. Es war eine knifflige Sache, denn<br />
dazu brauchte ich einen Sonnenuntergang, mindestens einen einzelnen Hirsch in der richtigen<br />
Position, und auch ich selbst musste am richtigen Ort sein.<br />
Am dritten Tag war das Wetter klar und ich kam vor Sonnenuntergang an, so dass ich meinen<br />
Standort einnehmen und sich die Tiere an meine Anwesenheit gewöhnen konnten. Genau zum<br />
richtigen Zeitpunkt kamen die Tiere den Hügel hinauf auf mich zu. Ich weiß, wie viel Glück zu<br />
dieser <strong>Aufnahme</strong> gehört hat.“<br />
Canon EOS-1DX mit Canon EF 300mm f/2.8L IS II USM.<br />
Belichtung: 1/8000 Sekunde bei Blende f/5.6 und ISO 500.<br />
Malcolm Andrew<br />
Alter: 67 / Beruf: Privatdozent<br />
www.malcolmandrewphotography.co.uk<br />
Fjallsárlón: <strong>Die</strong>ses Panorama der Gletscherlagune am Fuß des mächtigen Vatnajökull<br />
Gletschers bei Fjallsárlón in Island besteht aus sechs Einzelbildern. Ich hatte mit manueller<br />
Kameraeinstellung fotografiert, damit sich die Belichtung zwischen den einzelnen <strong>Aufnahme</strong>n<br />
nicht ändern würde und benutzte außerdem einen 0,9-stufigen Graufilter, um die Details des<br />
Himmels herauszuarbeiten.<br />
<strong>Die</strong> Bilder wurden im Entwicklungsmodul von Lightroom 5 als Stapel verarbeitet und<br />
anschließend als TIFF-Dateien exportiert. <strong>Die</strong>se wurden danach in Photoshop CS6 mit<br />
Photomerge zusammengefügt, mit „Repositionieren“ als Layout-Option.<br />
Canon EOS 6D mit Canon EF 24–105mm f/4L IS USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/25 Sekunde bei Blende f/22 und ISO 100.<br />
26 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Robins Bilder kamen über Flickr herein<br />
und ich war sofort fasziniert.<br />
Er verfügt über großes<br />
aufnahmetechnisches und kreatives<br />
Know-How – die Arbeit mit Tieren<br />
gehört zum Schwierigsten in<br />
der <strong>Fotografie</strong> überhaupt.<br />
Jordan Butters<br />
Hypnotischer Blick: „Es sollte ein etwas anderes Porträt eines Raubvogels<br />
werden. <strong>Die</strong>ser Hühnerhabicht namens „Sammi“ faszinierte mich wegen seiner<br />
hypnotischen Augen.<br />
Da ich nicht so nah heran konnte, wie ich wollte, fotografierte ich den gesamten<br />
Kopf und schnitt das Bild anschließend in Photoshop zu. Ich verwendete ein<br />
weit aufgeblendetes 600 mm Teleobjektiv und legte den Schärfepunkt genau<br />
auf das Auge. Ich hatte zwar nur minimale Schärfentiefe, doch sie reichte aus.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong> entstand im Freien bei natürlichem, diffusem Licht. Der dunkle<br />
Hintergrund sorgte für einen studioähnlichen Eindruck.”<br />
Canon EOS -1DX mit Canon EF 300mm f/2.8L IS II und Canon EF 2x Extender.<br />
Belichtung: 1/400 Sekunde bei Blende f/5.6 und ISO 800.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
27
SCHAUKASTEN<br />
Malte Grüner<br />
Alter: 24 / Beruf: Wirtschaftsstudent<br />
www.facebook.com/mgphotolife<br />
Felix: „Bei meinen Porträts gehe ich so vor, dass ich mir einen Ort suche, an dem<br />
es interessante Schatten gibt, in die ich das Modell platzieren kann. Anschließend<br />
helle ich die Szene mit Reflektoren auf.<br />
Für diese <strong>Aufnahme</strong> wählte ich einen städtischen Parkplatz, der sich perfekt dazu<br />
eignete, einen hübschen Kontrast zwischen dem kalten, grauen Hintergrund und<br />
der farbenfrohen Kleidung des Models herzustellen.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Sigma 50mm f/1.4 EX DG HSM.<br />
Belichtung 1: 1/160 Sekunde bei Blende f/1.8 und ISO 100,<br />
Belichtung 2: 1/5000 Sekunde bei Blende f/1.8 und ISO 100).<br />
Phil Corley<br />
Age: 52 / Beruf: IT-Beratung<br />
www.philcorleyphotography.com<br />
Cascade Canyon: „<strong>Die</strong>ses Bild stammt von einem Küstenabschnitt in Seaham,<br />
Durham County. Ich „Auf der Isle of Eigg, die zu den schottischen Inneren<br />
Hebriden gehört, hat ein Wasserfall, der sich ins Meer ergießt, eine schmale<br />
Klamm in den Felsen gefräst. <strong>Die</strong> Möglichkeiten der Bildkomposition waren stark<br />
eingeengt, als ich mich dort hinein gezwängt hatte, deshalb nutzte ich die<br />
seitlichen Felswände als Führungslinien.<br />
Ein 0.9-Graufilter sorgte für das richtige Maß an Wasserbewegung. Überall<br />
spritzte es herum, ich musste den Filter mehrmals abtrocknen.“<br />
Nikon D3x mit NIKKOR AF-S 16–35mm f/4G Objektiv.<br />
Belichtung: 1,3 Sekunden bei Blende f/18 und ISO 100.<br />
Licht über Idwal: „Snowdonia im Winter ist immer ein wunderbarer Ort. Wir<br />
fanden eine Landschaft vor, der man ihre Kälte auch ansah. Auf der Suche<br />
nach der richtigen Bildkomposition fielen mir einige Felsen auf, die als<br />
Vordergrund dienen und das Auge nach unten auf die Felsen im Hintergrund<br />
lenken konnten.<br />
Ich benutzte einen 0.45-stufigen harten Grauverlaufsfilter, dessen<br />
Übergangszone ich auf die ferne Küstenlinie legte, um die Belichtung<br />
auszubalancieren, während ein 0.9-stufiger Graufilter die Oberfläche des Sees<br />
weichzeichnete.“<br />
Nikon D3x mit NIKKOR AF-S 16–35mm f/4G Objektiv.<br />
Belichtung: 1/100 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100.<br />
28 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Es ist immer wieder<br />
hochinteressant, neue Blickwinkel<br />
auf berühmte Örtlichkeiten zu<br />
entdecken – besonders wenn sie<br />
so kunstvoll aufgenommen<br />
werden wie diese Bilder von<br />
Phil.<br />
Daniel Lezano<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
29
SCHAUKASTEN<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Steve schafft es, an jedem Ort<br />
eine aufregende Atmosphäre<br />
einzufangen.<br />
<strong>Die</strong> Verwendung von<br />
Graufiltern sichert seinen<br />
Bildern hohe Detail- und<br />
Farbtreue.<br />
Caroline Wilkinson<br />
Steve Clasper<br />
Alter: 44 / Beruf: Großhandel<br />
www.steveclasper.com<br />
Abgeschnitten: „<strong>Die</strong>s ist wahrscheinlich einer der bekanntesten<br />
Orte der Nordostküste: der Leuchtturm von St. Mary. <strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong><br />
wurde bei Flut vom Dammweg aus gemacht. Ich benutzte einen<br />
0.6-stufi gen und einen 0.9-stufi gen harten Grauverlaufsfi lter, um<br />
eine lange Belichtungszeit zu ermöglichen, die eine ruhige<br />
Wasseroberfl äche am besten abbildet. Den Vordergrund und den<br />
Leuchtturm habe ich selektiv geschärft.<br />
In Photoshop habe ich Gradationskurven, Kontrastregler und<br />
Tonwertkorrekturen verwendet.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17–40mm f/4L USM<br />
Objektiv.<br />
Belichtung: 32 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 50.<br />
Crimson Cresswell: „Aufgenommen bei Cresswell an der Küste<br />
von Northumberland. Der Morgen hatte gar nicht vielversprechend<br />
begonnen, doch nach etwas Warten und Hoffen färbte sich plötzlich<br />
der Himmel für kurze Zeit in diesem aufregenden Purpurrot. Ich<br />
hatte Glück, denn als ich schnell einen interessanten Vordergrund<br />
benötigte, boten sich diese Felsen an.<br />
Für die <strong>Aufnahme</strong> benutzte ich einen 0.6-stufi gen und einen<br />
0.9-stufi gen harten Grauverlaufsfi lter. Den Vordergrund habe ich<br />
geschärft und mit der Tonwertkorrektur bearbeitet.“<br />
CCanon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17–40mm f/4L USM<br />
Objektiv.<br />
Belichtung: 32 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 50.<br />
Ein Zaun zu weit: „Ich war das erste Mal an diesem<br />
Küstenabschnitt in Northumberland, wurde aber nicht enttäuscht.<br />
Der Zaun diente als Vordergrundobjekt, das den Sonnenaufgang<br />
komplementierte, und auch die seitlichen Felsen passten zur Szene.<br />
Hier kamen ein 0,9-stufi ger Graufi lter und ein 0.9-stufi ger harter<br />
Grauverlaufsfi lter zum Einsatz, um die Belichtungszeit zu verlängern<br />
und für eine ausgeglichene Balance des Himmels mit dem<br />
Vordergrund zu sorgen.“<br />
Canon EOS 5D Mk III mit Canon EF 17–40mm f/4L USM<br />
Objektiv.<br />
Belichtung: 10 Sekunden bei Blende f/20 und ISO 100.<br />
30 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
MACH DEIN BILD<br />
KREATIVE IDEEN UND TECHNIKEN DER EXPERTEN<br />
INHALT<br />
LANGZEITAUFNAHMEN<br />
AN DER SEE<br />
PORTRAITS ZUM GRUSELN FEUERWERK FUNKENSPRÜHEN UND KNISTERN KALIEDOSKOP
SLINKY IN ACTION<br />
LAUB IM GEGENLICHT UNSCHÄRFE- RELATION
MACH DEIN BILD<br />
Langzeitaufnahmen<br />
an der See<br />
Nirgendwo ist ein zehnstufiger Graufilter besser für großartige Landschaftsaufnahmen geeignet<br />
als am Meer. Es ist in ständiger Bewegung; dies und die richtige Umgebung liefern Ihnen die<br />
<strong>perfekte</strong>n Zutaten für künstlerische Fotos.
LANGZEITAUFNAHMEN AN DER SEE
MACH DEIN BILD<br />
Lee Frost<br />
Kamera: Canon EOS 700D<br />
Objektiv: Canon EF 17-40mm f/4L USM<br />
Filter: 10-stufiger Graufilter, 2-stufiger Graufilter<br />
ICH LIEBE DAS MEER. Ich lebe am Meer. Ich genieße<br />
die Aussicht, das Rauschen, den Geruch und ich<br />
fotografiere es öfter als jedes andere Motiv. Eine meiner<br />
bevorzugten <strong>Aufnahme</strong>techniken sind<br />
Langzeitaufnahmen, wobei mir ein 10-stufiger Graufilter<br />
ermöglicht, den starken Kontrast zwischen<br />
dynamischen und statischen Bildelementen<br />
einzufangen. Meer und Himmel liefern die Dynamik,<br />
während statische Elemente in vielerlei Objekten<br />
bestehen können, von Felsen, Buhnen, Wellenbrechern<br />
bis zu Hafenmolen, Piers und Leuchttürmen.<br />
<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong>n zeigen den St. Marys Leuchtturm, ein<br />
populäres Touristenziel an der Nordostküste bei Whitley<br />
Bay. Bei Ebbe kann die Insel, auf der er steht, zu Fuß<br />
über einen steinernen Dammweg erreicht werden.<br />
Wenn die Flut kommt, wird der Damm überschwemmt<br />
und die Insel vom Festland abgeschnitten – in dieser<br />
Situation erzielen Sie die besten <strong>Aufnahme</strong>n. Sie sollten<br />
jedoch gut vorbereitet sein. Sie müssen wissen, wann<br />
der niedrigste und wann der höchste Wasserstand<br />
eintreten und Ihren Besuch entsprechend planen.<br />
Speziell dieser Leuchtturm ist als Motiv beim<br />
Höchststand der Flut am attraktivsten, während<br />
ähnliche Motive bei niedrigem oder mittlerem<br />
Wasserstand gefälliger sind – es hängt ganz von den<br />
Objekten im Vordergrund Ihrer Szene ab.<br />
Außerdem brauchen Sie für Langzeitaufnahmen an der<br />
Küste das richtige Wetter. Ein teils bedeckter Himmel<br />
und eine steife Brise sind ideal, sowohl für die<br />
Bewegung der Wolken am Himmel als auch für die von<br />
Wasser und Wellen. Auch bei völlig bedecktem Himmel<br />
lohnt sich ein Versuch, doch dann erhalten Sie eher<br />
minimalistische Fotos, auf denen die See und der<br />
Himmel nur in hellen Farbtönen zu sehen sind. Ein<br />
sonniger Tag mit blauem Himmel ist noch weniger<br />
geeignet, denn das Licht ist hart und so hell, dass die<br />
Belichtungszeiten selbst mit einem 10-stufigen<br />
Graufilter zu kurz werden. Außerdem ist der Himmel<br />
dann nur eine riesige langweilige Fläche. Wenn die<br />
Helligkeit zu groß ist, üblicherweise um die<br />
Mittagsstunden herum, können Sie einen zusätzlichen<br />
2- oder 3-stufigen Graufilter benutzen. Wenn Sie<br />
beispielsweise bei Blende f/11 mit dem zehnstufigen<br />
Graufilter für 15 Sekunden belichten, verlängert ein<br />
weiterer Graufilter der Stärke 0.9 (3 Stufen) die<br />
Verschlusszeit auf 2 Minuten. Einen Grauverlaufsfilter<br />
werden Sie ohnehin oft benötigen, um den Himmel<br />
abzudunkeln und jene Bilddetails zu erhalten, die Sie<br />
später in der Nachbearbeitung wieder hervorholen.<br />
Bei völlig bedecktem Himmel sind Langzeitbelichtungen<br />
weniger kritisch, doch wenn Details in den Wolken zu<br />
erkennen sind, sollten Sie auch dann einen 2- oder<br />
3-stufigen Grauverlaufsfilter benutzen – besonders<br />
wenn Sie einen dramatischen Schwarzweiß-Kontrast<br />
erzeugen wollen wie in dem großen Bild.<br />
<strong>Die</strong> Wetterbedingungen waren nicht ideal, als diese<br />
<strong>Aufnahme</strong>n entstanden – mir wären mehr Wolken und<br />
stärkerer Wind lieber gewesen – doch die Konvertierung<br />
in Schwarzweiß bot mir später viele künstlerische<br />
Gestaltungsfreiheit, mit der ich experimentieren konnte.<br />
Im Lauf des Tages verbesserten sich die<br />
Wetterbedingungen, und alles in allem war es eine<br />
erfolgreiche Exkursion.<br />
Setup Sie brauchen ein wirklich stabiles Stativ, damit<br />
1 die Kamera während der langen Belichtungszeit absolut<br />
ruhig bleibt, außerdem ein Weitwinkel-Zoomobjektiv, den<br />
10-stufigen Graufilter und einen Grauverlaufsfilter, um den<br />
Himmel abzudunkeln.<br />
Vergessen Sie auch die aufsteckbare Wasserwaage nicht,<br />
um sicher zu stellen, dass die Kamera nicht horizontal<br />
geneigt ist, sowie einen Fernauslöser, um den Verschluss für<br />
die gewünschte Zeit offen zu halten.<br />
Belichtung festlegen Nehmen Sie eine<br />
2Messung ohne den 10-stufigen Graufilter vor und<br />
multiplizieren Sie den gefundenen Wert mit 1000. 1/15<br />
Sekunde bedeutet demnach 60 Sekunden reale<br />
Belichtungszeit, 1/8 Sekunde 120 Sekunden usw.<br />
Schalten Sie die Kamera in den B-Modus, um den<br />
Verschluss von Hand zu steuern, wählen Sie einen kleinen<br />
ISO-Wert und eine kleine Blende am Objektiv; f/11 ist<br />
immer ein guter Ausgangspunkt.<br />
Testfoto Nachdem Sie die Belichtung<br />
3ausgerechnet haben, machen Sie die erste<br />
<strong>Aufnahme</strong>. Wahrscheinlich werden Sie feststellen,<br />
dass die Verschlusszeit nicht lang genug war – ein<br />
häufiger Fehler beim 10-stufigen Graufilter. Doch der<br />
ist leicht behoben, indem Sie die Verschlusszeit<br />
schrittweise verlängern. Nachdem Sie das erste<br />
richtig belichtete Foto erhalten haben, fahren Sie auf<br />
dessen Grundlage fort.<br />
Bewertung <strong>Die</strong>s ist das Ergebnis des ersten<br />
4Versuchs; man könnte es durchgehen lassen,<br />
doch es ist nicht überragend. Der blaue Farbstich –<br />
ein Resultat des Graufilters – spielt keine Rolle, da<br />
das Foto später nach Schwarzweiß konvertiert wird.<br />
Der teilweise überflutete Dammweg wirkt aber nicht<br />
gut als Vordergrund, deswegen erfolgt ein Wechsel<br />
des <strong>Aufnahme</strong>standorts.<br />
5<br />
Standortwechsel Ein etwas vom<br />
Dammweg entfernter Standpunkt bot einen<br />
besseren Blick über das Meer und betonte zugleich<br />
die Tatsache, dass der Leuchtturm mit einsetzender<br />
Flut auf einer Insel steht.<br />
Leider wurde diese <strong>Aufnahme</strong> durch Spaziergänger<br />
gestört, die während der <strong>Aufnahme</strong> durchs Bild<br />
liefen und geisterhafte Konturen hinterließen.<br />
36 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
LANGZEITAUFNAHMEN AN DER SEE<br />
Das fertige Bild<br />
Der Himmel wurde abgedunkelt, um mehr Dramatik zu<br />
erzeugen, und der Gesamtkontrast wurde erhöht.<br />
Das Ergebnis unterscheidet sich erheblich vom<br />
Original.<br />
Belichtung: 38 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 100<br />
Neuer Versuch <strong>Die</strong>smal hat es geklappt.<br />
6<strong>Die</strong> Flut hat die Insel vollständig vom Festland<br />
abgeschnitten, sie ist nur noch von Wasser und<br />
Himmel umgeben, und das Meer ist schön ruhig.<br />
Das Foto wirkt noch etwas zu matt, doch die Details<br />
am Himmel können später verstärkt werden.<br />
Das sind die Zutaten für ein gutes Schwarzweißfoto<br />
einer Küstenlandschaft. <strong>Die</strong> Verschlusszeit betrug<br />
38 Sekunden bei Blende f/22.<br />
Konvertierung Das Bild musste nun in<br />
7Schwarzweiß konvertiert werden. Viele<br />
Fotografen bevorzugen dafür die Software Silver Efex<br />
Pro aus dem Hause Nik, denn damit geht es schnell,<br />
einfach und effizient.<br />
Nach der Konvertierung mit der Voreinstellung<br />
„Starker harter Kontrast“ sieht das Bild schon viel<br />
besser aus.<br />
8<br />
Nachbearbeitung Das Meer ist noch zu<br />
dunkel, also wird es mit dem Polygon-<br />
Lassowerkzeug ausgewählt und mittels Tonwertkorrektur<br />
und Helligkeitsregler in Photoshop aufgehellt (Bild ><br />
Korrekturen > Tonwertkorrektur). Wegen der geringen<br />
Bewegung wurde etwas Bewegungsunschärfe<br />
hinzugefügt (Filter > Weichzeichnungsfilter ><br />
Bewegungsunschärfe).<br />
Nun haben wir es fast geschafft.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
37
MACH DEIN BILD
HALLOWEEN-PORTRAITS<br />
Portraits<br />
zum Gruseln<br />
Auch ohne „Halloween“ vor der Tür, gibt es jederzeit Anlässe<br />
für ein paar Kinderporträts à la „Frankenstein Junior“.<br />
Dazu brauchen Sie nur Ihre Kameraausrüstung, wenige<br />
Requisiten – und bereitwillige Modelle.
MACH DEIN BILD<br />
HALLOWEEN-PORTRAITS<br />
Catherine MacBride<br />
Kamera: Canon EOS 7D<br />
Objektiv: Canon EF 17–40mm f/4L<br />
Software: Photoshop CC<br />
Mir hat Halloween immer gefallen:<br />
Als Kind liebte ich die Süßigkeiten,<br />
die Spiele und Gruselgeschichten,<br />
die mich bis nach Schlafenszeit<br />
wach hielten – doch am meisten<br />
liebte ich die Verkleidungen. Heute, als<br />
Fotografi n, mag ich Halloween immer noch,<br />
denn es ist die einzige Gelegenheit, bei der<br />
sich auch kamerascheue Individuen<br />
bereitwillig fotografi eren lassen – natürlich<br />
nur, wenn sie verkleidet sind.<br />
Mit den Jahren habe ich die Erfahrung<br />
gemacht, dass mithilfe von etwas<br />
Gesichtsschminke noch mehr Halloween-<br />
Portraits zustande kamen – allerdings nur<br />
verbunden mit dem Angebot, eigenhändig das<br />
Make-up zu übernehmen, falls ich danach ein<br />
Portrait aufnehmen durfte. Hautfreundliche<br />
Schminkfarben sind überall billig zu fi nden<br />
und einfach anzuwenden. Für diese Porträts<br />
habe ich nur drei Farben benutzt, Schwarz,<br />
Weiß und Violett für den Bereich um die<br />
Augen, ein paar Make-up Schwämme und<br />
einige weiche Pinsel, um die Farben<br />
aufzutragen, außerdem etwas schwarzen<br />
Lidschatten.<br />
Probieren Sie die Bemalung zuerst an sich<br />
selbst aus, bevor Sie jemanden damit<br />
traktieren; so bekommen Sie ein Gefühl für die<br />
Farben. Wenn es dann soweit ist, achten Sie<br />
darauf, dass alle Utensilien griffbereit in der<br />
Nähe liegen – Kinder haben nur eine kurze<br />
Aufmerksamkeitsspanne, wenn sie still sitzen<br />
müssen. Geben Sie ihnen ein Spiel in die<br />
Hand, damit Sie verfolgen können, was<br />
passiert.<br />
Als Ausrüstung brauchen Sie zu Ihrer Kamera<br />
nur ein Standard-Zoom und ein Blitzgerät mit<br />
Diffusor. Der Blitz dient in diesem besonderen<br />
Fall mehr zum Erzeugen von Schatten und<br />
Kontrasten auf dem Gesicht denn als<br />
Lichtquelle. Ich benutzte mein bewährtes<br />
17–40mm Objektiv an einem APS-C<br />
Gehäuse, wobei der Blitz durch einen weißen<br />
Schirmdiffusor gerichtet war.<br />
Bekannte Probleme<br />
Ein passender Hintergrund ist sehr<br />
wichtig; in diesem Fall wäre ein dunkler<br />
oder schwarzer Hintergrund naheliegend,<br />
doch oft verlieren sich die dunklen Farben<br />
der Halloween-Kostüme darin.<br />
Nutzen Sie also lieber einen hellen<br />
Hintergrund mit Oberfl ächenstruktur, dem<br />
Sie mit der richtigen Beleuchtung Tiefe<br />
verleihen können.<br />
Materialien bereitstellen Stellen Sie<br />
1sich die Farben, Pinsel, Schwämme und das<br />
Lidschatten-Pulver zurecht, außerdem genug<br />
lauwarmes, sauberes Wasser, sodass Sie alles in<br />
direktem Zugriff haben.<br />
Nehmen Sie für jedes Kind neue Pinsel und<br />
Schwämme, auch das Wasser muss nach jeder<br />
aufgetragenen Farbe gewechselt werden.<br />
auftragen Mit einem feuchten<br />
2Make-up-Schwamm tragen Sie zuerst eine Schicht<br />
weißer Farbe auf das Gesicht und den Hals auf.<br />
Arbeiten Sie möglichst zügig und ohne Unterbrechung.<br />
Wenn Sie einen Bereich mehrmals bearbeiten, können<br />
Schlieren entstehen, wenn das zuvor aufgetragene<br />
Make-up entfernt wird. Lassen Sie die Farbe möglichst<br />
vollständig trocknen, bevor Sie mit dem nächsten<br />
Schritt fortfahren.<br />
Einzelheiten hinzufügen Das<br />
3Augen-Make-up ist ein bisschen kniffliger; Sie<br />
müssen sehr vorsichtig sein, dass keine Farbe ins<br />
Auge gerät, benutzen Sie deswegen das dünne Ende<br />
des Make-up-Schwamms, um die Farbe so nah wie<br />
möglich an, aber nicht in das Auge zu bringen.<br />
Mit dem kleinsten Pinsel tragen Sie die Details der<br />
Ornamente und die aus den Mundwinkeln geführten<br />
Linien auf.<br />
Letzter Schliff Vervollständigen Sie Ihr<br />
4Modell mit ein paar Stoffblumen im Haar, die in<br />
jedem Warenhaus erhältlich sind; in diesem Fall<br />
habe ich Rosen genommen.<br />
Nun wird es Zeit, ins Gesicht hängende oder<br />
abstehende Haare zu fixieren. Es ist viel einfacher,<br />
dies jetzt am Modell zu tun als später mit viel<br />
Aufwand in Photoshop.<br />
Setup Stellen Sie eine Blende von f/16 ein, um<br />
5einen gleichmäßigen Schärfebereich zu erhalten.<br />
Mit ISO 100 und einer Blitzleistung zwischen 50 und<br />
100% sollte alles scharf werden.<br />
Platzieren Sie das Stativ mit dem Blitzgerät seitlich des<br />
Modells, damit die Gesichtszüge durch Schatten<br />
besser hervortreten. Wählen Sie die Verschlusszeit<br />
kurz genug, damit keine Spitzlichter ausbrennen.<br />
Nachbearbeitung In Photoshop beseitigen<br />
6Sie mit Reparaturpinsel und Kopierstempel ggf.<br />
Fehler im Make-up.<br />
Um das Bild älter aussehen zu lassen, fügen Sie eine<br />
Vignette und ein paar dunkle Oberflächenstrukturen<br />
ein (Neue Einstellungsebene „Weiches Licht“). Mithilfe<br />
einer Ebenenmaske können Sie Hautbereiche von der<br />
Oberflächenstruktur bereinigen.<br />
40 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
Zeit für ein paar Grusel-Porträts…<br />
Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/14 und ISO 100)
MACH DEIN BILD<br />
FEUERWERK<br />
Einmal im Jahr erstrahlt der Himmel über England<br />
in einer pyrotechnischen Show von Licht und<br />
Farben. Tim Gartside erklärt, wie Sie in der Guy<br />
Fawkes Nacht am besten zum Schuss kommen.<br />
Verschlusszeit<br />
Ist die Kamera auf den B-Modus<br />
eingestellt, können Sie die<br />
Belichtungszeit genau steuern:<br />
Lösen Sie aus, sobald ein<br />
Feuerwerkskörper aufsteigt, und<br />
lassen Sie den Verschluss offen, bis<br />
seine farbigen Bestandteile<br />
verloschen sind.<br />
ISO und Blende<br />
Um Bildrauschen zu vermeiden, wählen<br />
Sie einen niedrigen ISO-Wert, nicht höher<br />
als 100 – 200. Experimentieren Sie mit<br />
verschiedenen Blenden, um eine gute<br />
Belichtung zu erhalten:<br />
Blendenwerte von f/8 – f/13 reichen fast<br />
immer aus, da explodierende<br />
Feuerwerkskörper extrem hell sind.<br />
Spiegelungen<br />
Suchen Sie nach nahegelegenen<br />
Wasseroberflächen, einem See, oder<br />
einem Teich. <strong>Die</strong> Wasserfläche sollte<br />
sich zwischen Ihnen und der Stelle<br />
befinden, wo das Feuerwerk<br />
gezündet wird: <strong>Die</strong> Spiegelungen in<br />
der Wasseroberfläche machen Ihr<br />
Bild attraktiv und geben ihm<br />
Perspektive.
Mehrfachbelichtung<br />
Das Zusammenkopieren mehrerer<br />
Explosionen ist ein gutes Verfahren,<br />
um das Bild mit scheinbar<br />
gleichzeitig stattfindendem<br />
Feuerwerk zu füllen:<br />
Ziehen Sie mehrere Explosionen in<br />
Ihr Bild und wählen Sie die<br />
Füllmethode „Aufhellen“.<br />
Stativ<br />
Stativ und Fernauslöser sind<br />
unerlässlich, wenn Sie ein<br />
Feuerwerk fotografieren wollen.<br />
Immerhin arbeiten Sie mit<br />
Langzeitbelichtung und wollen<br />
nur die Bewegung des Feuerwerks<br />
einfangen, nicht die Bewegung<br />
der Kamera.
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FOTOSPASS MIT FUNKEN<br />
MACH DEIN BILD<br />
Funkensprühen<br />
und Knistern<br />
Mit ein paar Paketen Wunderkerzen, die von Weihnachten übrig geblieben sind, können Sie<br />
sich als „Porträt-Feuerwerker“ betätigen – und das ganz ohne Explosionsgefahr.
MACH DEIN BILD<br />
FOTOSPASS MIT FUNKEN<br />
Daniel Lezano<br />
Kamera: Canon EOS 70D<br />
Objektiv: Canon EF 17-40mm f/4L<br />
Blitz: Canon Speedlite 550EX<br />
Mit dieser Langzeitbelichtungs-<br />
Technik wird der leuchtende<br />
Schweif einer Wunderkerze<br />
eingefangen, mit der jemand<br />
beliebige Figuren in die Luft<br />
„zeichnet“. Als Figur bietet sich der Umriss<br />
einer Person an, doch Sie können auch<br />
Buchstaben, Worte und ganze Botschaften<br />
schreiben, oder nur einfache Formen in die<br />
Luft zeichnen, etwa ein Herz.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong>technik ist recht unkompliziert:<br />
Sie brauchen nur Wunderkerzen und ein paar<br />
Requisiten, die entweder vorhanden oder<br />
einfach zu beschaffen sind. Weil sie mit<br />
Verschlusszeiten von mehreren Sekunden<br />
arbeiten, muss die Kamera logischerweise<br />
aufs Stativ. Auch ein Fernauslöser ist<br />
hilfreich, ebenso wie ein Blitzgerät, mit dem<br />
das Modell beleuchtet wird. Wunderkerzen<br />
geben wärmeres Licht ab als ein Blitzgerät,<br />
deswegen sollten Sie vielleicht, je nach<br />
persönlichem Geschmack, eine „warme“<br />
Folie vor dem Blitzgerät befestigen, um eine<br />
gleichmäßige Beleuchtung zu erzielen. Das<br />
ist jedoch nicht unbedingt notwendig.<br />
Sie können den Blitz auf der Kamera<br />
montieren, aber es ist besser, wenn er von der<br />
Kamera entkoppelt ausgelöst wird. Das muss<br />
am Ende der Belichtungszeit geschehen,<br />
deswegen muss er mit dem zweiten<br />
Verschlussvorhang synchronisiert werden,<br />
falls Sie ihn per Fernauslöser auslösen.<br />
Eine simple Alternative besteht darin, kurz vor<br />
Ende der Verschlusszeit einfach den<br />
Testknopf des Blitzgeräts zu drücken. Damit<br />
das Modell gut im Bild zu sehen ist, sollte es<br />
helle Kleidung vor einem dunklen<br />
Hintergrund tragen. Damit Sie selbst nicht als<br />
geisterhafter Schatten im Bild erscheinen,<br />
sollten Sie sehr dunkle Kleidung tragen,<br />
während Sie die Wunderkerzen durch die Luft<br />
bewegen. Eine Taschenlampe ist nötig, um<br />
im Dunkeln die Einstellungen der Kamera<br />
verändern zu können – und<br />
selbstverständlich brauchen Sie ein<br />
Feuerzeug, um die Wunderkerzen<br />
anzuzünden. Das Modell kann die<br />
Wunderkerzen auch selbst bewegen.<br />
Probieren Sie aus, was zu der von Ihnen<br />
geplanten Situation am besten passt.<br />
Generell jedoch wird sich der Erfolg schneller<br />
einstellen, und es ist sicherer, wenn Sie selbst<br />
die Wunderkerzen durch die Luft führen. Das<br />
gilt besonders, wenn das Modell ein Kind ist.<br />
Auch eine gewisse Vorsicht ist geboten:<br />
Tragen sie Handschuhe beim Umgang mit<br />
Wunderkerzen und lassen Sie diese nicht in<br />
Kontakt mit Haut oder Haaren kommen.<br />
Nur die Funken, sonst nichts<br />
Eigentlich sieht unsere <strong>Aufnahme</strong>technik<br />
vor, dass am Ende der Verschlusszeit ein<br />
Blitzgerät das Modell beleuchtet, doch das<br />
ist nicht zwingend erforderlich.<br />
Sie können stattdessen, nachdem Sie Ihre<br />
Muster in die Luft gezeichnet haben, die<br />
Wunderkerze für einige Sekunden über<br />
oder vor das Modell halten; das<br />
abgestrahlte Licht sollte als Beleuchtung<br />
genügen.<br />
Falls Ihr Modell nicht absolut still steht,<br />
müssen Sie auf Bewegungsunschärfen<br />
gefasst sein.<br />
Setup Montieren Sie die<br />
1Kamera aufs Stativ und<br />
schalten Sie sie in den B-Modus.<br />
Stellen Sie eine mittlere Blende<br />
zwischen f/8 und f/16 ein, um<br />
annehmbare Schärfentiefe zu<br />
bekommen. Da es dunkel ist,<br />
bitten Sie Ihr Modell, ein<br />
Mobiltelefon neben sein Gesicht zu<br />
halten, und stellen auf den hellen<br />
Bildschirm scharf. Schalten Sie<br />
den Autofokus aus, damit dieser<br />
nicht ständig einen neuen<br />
Schärfepunkt sucht.<br />
Testfoto Bitten Sie Ihr Modell,<br />
3so still zu stehen wie möglich,<br />
zünden Sie eine Wunderkerze an und<br />
zeichnen damit den Umriss Ihres<br />
Modells in der Luft nach. Prüfen Sie<br />
das Ergebnis auf dem LCD-Monitor der<br />
Kamera, besonders die Schärfe und<br />
Belichtung. Das Wichtigste ist aber,<br />
wie der Lichtschweif aufgenommen<br />
wurde. Falls Ihr Modell sich zu stark<br />
bewegt, wird Unschärfe das Bild<br />
verderben.<br />
Position des Blitzgeräts<br />
2Ein entkoppeltes Blitzgerät auf einem<br />
Stativ ermöglicht Ihnen, das Modell am<br />
Ende der Verschlusszeit anzuleuchten.<br />
Benutzen Sie einen Diffusor oder eine<br />
Softbox, um dem Blitzlicht die Härte zu<br />
nehmen. Das Blitzgerät sollte im<br />
manuellen Modus auf den zweiten<br />
Verschlussvorhang synchronisieren.<br />
Machen Sie ein paar Testfotos, bevor Sie<br />
die erste Wunderkerze anzünden, um die<br />
richtige Blitzleistung zu ermitteln. 50% ist<br />
ein guter Ausgangswert.<br />
Hartnäckig bleiben<br />
4Sie werden vermutlich mehrere<br />
Pakete von Wunderkerzen verbrauchen,<br />
bis Sie den gewünschten Effekt erzielt<br />
haben.<br />
Das größte Problem besteht darin, dass<br />
der Lichtschweif der Wunderkerze aus<br />
dem Bildausschnitt gerät. Haben Sie<br />
Geduld und experimentieren Sie lange<br />
genug: Früher oder später wird sich der<br />
Erfolg einstellen.<br />
46 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
Auch wenn es nicht gleich beim ersten Versuch klappt:<br />
Nach einigen Versuchen wird ein gutes Bild gelingen.<br />
Belichtung: 25 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 400
MACH DEIN BILD<br />
Kaleidoskop<br />
Versuchen Sie sich an dieser<br />
Arbeitstechnik, um eine alltägliche<br />
Szene in ein farbenprächtiges Muster<br />
zu verwandeln.<br />
Jordan Butters<br />
Software: Adobe Photoshop CS5<br />
ERINNERN SIE SICH noch an Ihre<br />
Kindheit, lange bevor es Spielkonsolen<br />
gab, als Sie das erste Mal durch ein<br />
Kaleidoskop blickten und wie<br />
verzaubert waren?<br />
<strong>Die</strong> unendlichen Kombinationen aus Mustern<br />
und Farben in der magischen Röhre<br />
faszinieren die Menschen schon seit<br />
Jahrhunderten. Wir betrachten<br />
hier die Sonderform des offenen<br />
Kaleidoskops, dessen<br />
mechanisch-optische<br />
Konstruktion ganz einfach ist:<br />
Am einen Ende einer Röhre<br />
befindet sich eine optische<br />
Linse, am anderen Ende ein<br />
rundes Fenster. In der Röhre<br />
befinden sich sechs, der Länge<br />
der Röhre entsprechende<br />
Spiegelstreifen, die in einem Winkel<br />
von 60° angeordnet sind, sodass die<br />
Längskanten sich berühren. Blickt man durch ein<br />
solches Kaleidoskop, bildet der Ausschnitt ein<br />
mehrfach gebrochenes, symmetrisches Muster, das<br />
sich anstatt durch Drehung durch horizontale und<br />
vertikale Bewegung verändert.<br />
Original<br />
TIPP<br />
Ankerpunkte<br />
Wenn Sie das Werkzeug „Frei<br />
transformieren“ nutzen, sollten Sie bei<br />
der Erzeugung des Kaleidoskops einen<br />
zentralen Ankerpunkt setzen: Seine<br />
Position bestimmt den Punkt, an dem<br />
die Auswahl gespiegelt oder gedreht<br />
wird. Legen Sie ihn ins Zentrum des<br />
Kaleidoskops, bevor Sie die<br />
Transformation anwenden, um alle<br />
Abschnitte automatisch zu<br />
positionieren.<br />
5 MINUTEN PHOTOSHOP<br />
Experimentieren<br />
Wenn Sie Ihr erstes Kaleidoskop erzeugt<br />
und gespeichert haben, experimentieren<br />
Sie mit neuen Designs.<br />
Duplizieren und drehen Sie die Ebene,<br />
bevor Sie mithilfe der Füllmethoden<br />
„Multiplizieren“oder „Negativ<br />
multiplizieren“ unterschiedliche Ergebnisse<br />
ausprobieren. Über einer Farbton/<br />
Sättigung-Korrekturebene können sie per<br />
Farbtonmixer auch die Farben ändern.<br />
<strong>Die</strong>ser Effekt kann auch mit Photoshop oder<br />
Elements aus einem beliebigen Bild erzeugt werden.<br />
Er wirkt am besten, wenn die Szene leuchtende<br />
Farben und gut erkennbare geometrische Formen<br />
enthält, Bäume eines Waldes beispielsweise oder<br />
Gebäude. Das Faszinierende daran ist, dass es bei<br />
der Wiederholung dieser Arbeitstechnik nie zweimal<br />
zu demselben Bild kommt; so können Sie aus einem<br />
einzigen Foto zahlreiche unterschiedliche<br />
kaleidoskopische Effekte erzielen. Es sind<br />
faszinierende abstrakte Fotos, obwohl sie die reale<br />
Welt abbilden.<br />
Einen Teil isolieren Wählen Sie Ebene ><br />
1Neu > Ebene aus Hintergrund und dann<br />
Bearbeiten > Frei transformieren. Ändern Sie in der<br />
obersten Menüleiste den Drehwinkel auf 60° und<br />
verschieben Sie das Bild, bis es so über die<br />
Arbeitsfläche verläuft wie oben gezeigt.<br />
Machen Sie das Häkchen in der obersten<br />
Menüleiste, um die Transformation zu bestätigen.<br />
Auswählen und kopieren Mit dem<br />
2Zauberstab wählen Sie den leeren Bereich der<br />
Arbeitsfläche, bevor Sie auf Auswahl > Auswahl<br />
umkehren klicken. Als nächstes gehen Sie auf<br />
Auswahl > Auswahl verändern > Verkleinern,<br />
geben einen Wert von 2 Pixeln ein und klicken auf<br />
OK. Anschließend wählen Sie das Verschieben-<br />
Werkzeug, gehen auf Bearbeiten > Kopieren und<br />
schließen das Bild, ohne zu speichern.<br />
Neues Dokument erzeugen Klicken<br />
3Sie auf Datei > Neu, um ein neues Dokument<br />
zu öffnen, und gehen Sie auf Bearbeiten > Einfügen.<br />
In der Ebenenpalette löschen Sie die<br />
Hintergrundebene, indem Sie sie in den Papierkorb<br />
ziehen. Dann klicken Sie auf Bild > Arbeitsfläche<br />
und wählen eine Breite und Höhe von 200%.<br />
Klicken Sie auf OK und zoomen Sie aus, um die<br />
gesamte Arbeitsfläche sehen zu können.<br />
Isolierten Teil duplizieren Bringen<br />
4Sie den Teil in Position, bevor Sie erneut auf Bild<br />
> Arbeitsfläche gehen. Stellen Sie Breite und Höhe<br />
entsprechend der längsten Kante ein und erzeugen<br />
Sie eine quadratische Arbeitsfläche.<br />
Gehen Sie auf Ebene > Ebene duplizieren und<br />
danach auf Bearbeiten > Transformieren ><br />
Horizontal spiegeln – oder Vertikal spiegeln,<br />
abhängig vom Format des Originalbildes.<br />
Teil positionieren verschieben Sie diesen<br />
5neuen Bildteil, bis er den schon vorhandenen<br />
Teil spiegelt. Falls zwischen beiden eine kleine Lücke<br />
Ebenen bleibt, nutzen Sie das Verschieben-Werkzeug<br />
und die Pfeiltasten, um sie zu schließen.<br />
Wenn Sie fertig sind, wählen Sie Ebene > Sichtbare<br />
auf eine Ebene reduzieren und anschließend Ebene<br />
> Ebene duplizieren.<br />
48 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Neue Ebene drehen Gehen Sie auf<br />
6Bearbeiten > Frei transformieren. Ziehen Sie<br />
den zentralen Ankerpunkt in die Mitte des<br />
Kaleidoskops und halten Sie den Cursor über die<br />
äußere Ecke Ihrer Auswahl.<br />
Nun drücken Sie die Umschalttaste und drehen den<br />
neuen Abschnitt, bis er an den anderen ausgerichtet<br />
ist. Bestätigen Sie die Transformation.<br />
Duplizieren und wiederholen Wie<br />
7bereits zuvor nutzen Sie das Verschieben-Werkzeug<br />
und die Pfeiltasten, um Lücken zu schließen.<br />
Dann gehen Sie wieder auf Ebene > Sichtbare auf eine<br />
Ebene reduzieren, duplizieren diese Ebene erneut und<br />
gehen auf Bearbeiten > Transformieren > Horizontal<br />
spiegeln. Ziehen Sie auch diesen neuen Abschnitt an<br />
seinem Platz und schließen Sie die Lücken.<br />
Arbeitsfläche füllen Wiederholen Sie<br />
8diesen Vorgang, bis Ihr Kaleidoskop vollständig<br />
geschlossen ist.<br />
Wenn Sie fertig sind, können Sie entweder das<br />
Freistellen-Werkzeug nutzen, um freie Stellen in den<br />
Ecken zu beseitigen, oder Ihr Muster weiter<br />
duplizieren und drehen, um die Arbeitsfläche ganz<br />
zu füllen, wie ich es mit diesem Bild gemacht habe.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
49
MACH DEIN BILD<br />
Goldene Stunde<br />
– selbstgemacht<br />
Wünschen Sie sich auch manchmal das wundervolle, goldene Licht der Abendsonne,<br />
aber die Natur spielt nicht mit? Richtig eingesetzt, kann Ihr Blitzgerät das Sonnenlicht<br />
simulieren. Niemand wird den Unterschied bemerken…
FALSCHE GOLDENE STUNDE
MACH DEIN BILD<br />
Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 70-200mm f/2.8G ED<br />
SIE KENNEN DAS: Ausgerechnet, wenn Sie<br />
die Kamera im Auto oder Zuhause vergessen<br />
haben, präsentiert sich der schönste<br />
Sonnenuntergang. Andererseits, wenn Sie<br />
die Kamera dabei haben, gibt es zwar eine<br />
goldene Stunde, aber nicht dort, wo Sie sich<br />
gerade aufhalten. Wenn Sie Landschaftsfotos<br />
machen wollten, sind Sie natürlich<br />
enttäuscht.<br />
Doch selbst am trübsten Tag des Spätwinters<br />
können Sie jederzeit ein warmes Portrait im<br />
Licht der goldenen Stunde fotografi eren –<br />
auch ohne Sonne. Dazu brauchen Sie nur ein<br />
Blitzgerät und orangefarbene Blitzfolie, und<br />
die <strong>Aufnahme</strong>technik ist ganz einfach:<br />
Weil das Blitzgerät das Gegenlicht eines<br />
Sonnenuntergangs simulieren soll, muss<br />
es von der Kamera entkoppelt werden.<br />
Keine komplizierte Sache, da wir den Blitz<br />
nur als Hintergrundbeleuchtung nutzen.<br />
Einen drahtlosen Fernauslöser bekommen<br />
Sie schon für unter 30 . Ich habe ein paar<br />
Yongnuo RF-603 Transceiver benutzt.<br />
Nachdem Sie die richtige Belichtung für<br />
<strong>Aufnahme</strong>n unter den gegebenen natürlichen<br />
Lichtverhältnissen ermittelt haben, müssen<br />
Sie nur noch das Blitzgerät positionieren<br />
und dessen Leistung Ihrem Geschmack<br />
entsprechend einstellen. Natürlich können<br />
Sie ein TTL-kompatibles Blitzgerät nutzen,<br />
doch diese <strong>Aufnahme</strong>technik funktioniert<br />
genauso mit manuellem Blitz, dessen<br />
Leistung Sie nach Bedarf herauf- oder<br />
herunterregeln.<br />
Orangefarbene Blitzfolien gibt es preiswert<br />
von Honl, Lastolite oder Rogue. Es stehen<br />
mehrere Orangetöne zur Auswahl, die<br />
gebräuchlichsten sind Voll-CTO- und<br />
Halb-CTO-Folien (CTO = Colour Temperature<br />
Orange). <strong>Die</strong>se Folien werden vor dem<br />
Blitzkopf angebracht, um die Farbtemperatur<br />
des Blitzes zu erwärmen und so die<br />
Farbtemperatur einer untergehenden Sonne<br />
zu simulieren. Entscheidend ist, die Folie<br />
anzubringen, bevor die Leistung des<br />
Blitzgeräts ermittelt wird, denn eine Voll-CTO-<br />
Folie kann die Blitzleistung um eine ganze<br />
Blendenstufe herabsetzen.<br />
Ebenso wichtig ist übrigens ein Assistent, der<br />
das Blitzgerät für Sie hält. Ein Paar hilfreiche<br />
Hände ersparen Ihnen etliche Wege zwischen<br />
Kamera und Blitzgerät, wenn Sie dessen<br />
richtige Position und Leistung herausfi nden<br />
müssen.<br />
Arbeiten Sie mit dem<br />
1Umgebungslicht Zuerst stellen Sie die<br />
Richtung des natürlichen Lichteinfalls fest, denn<br />
der Blitz muss aus derselben Richtung kommen.<br />
Andernfalls würden Schatten in verschiedene<br />
Richtungen weisen und Ihren Trick mit dem<br />
Blitzgerät entlarven. Es ist deshalb am besten,<br />
wenn der Himmel bedeckt ist und die Szene im<br />
Schatten liegt.<br />
Richtige Belichtung ermitteln<br />
2Wählen Sie die Zeitautomatik und eine<br />
große Blendenöffnung. <strong>Die</strong> ISO-Empfindlichkeit<br />
sollte eine Verschlusszeit erlauben, die der<br />
maximalen Blitzsynchronisationszeit der Kamera<br />
entspricht. Nutzen Sie die Tageslicht-<br />
Voreinstellung für den Weißabgleich und stellen<br />
Sie alle Parameter so ein, dass Sie ohne Blitz<br />
eine natürliche Belichtung erhalten.<br />
Das fertige Bild<br />
Wer braucht schon einen echten<br />
Sonnenuntergang, wenn er ein<br />
Blitzgerät hat?<br />
Belichtung: 1/100 Sekunde bei<br />
Blende f/2.8 und ISO 800<br />
Bekannte Probleme<br />
Blitz vorbereiten Befestigen Sie die<br />
3orangefarbene Blitzfolie vor dem Blitzkopf.<br />
Bitten Sie Ihren Assistenten, das Blitzgerät so zu<br />
halten, dass der Blitz aus derselben Richtung<br />
wie das natürliche Licht einfällt.<br />
Machen Sie ein Testfoto, um die passenden<br />
Einstellungen für Leistung, Entfernung und<br />
Winkel des Blitzes festzustellen und das<br />
Histogramm auf abgeschnittene Spitzlichter zu<br />
prüfen.<br />
Reflektor benutzen Je nach<br />
4Umgebung und Lichtverhältnissen,<br />
müssen Sie eventuell einen Reflektor<br />
verwenden, um Licht auf das Gesicht Ihres<br />
Modells zu lenken.<br />
Da das Blitzgerät schon mit orangefarbener Folie<br />
versehen ist, wäre ein goldener Reflektor zu viel<br />
des Guten, er sollte daher silbern oder weiß sein.<br />
Sie können den Reflektor entweder selbst halten<br />
oder einen weiteren Assistenten bemühen.<br />
Blendenflecke Falls der Blitz auf das<br />
Objektiv gerichtet ist, kann es zu<br />
Blendenflecken und vermindertem Kontrast<br />
kommen. Ändern Sie in diesem Fall die<br />
Blitzrichtung, bis die Blendenflecke verschwinden.<br />
52 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
FALSCHE GOLDENE STUNDE<br />
Blitz zu schwach Falls der Blitz zu nah<br />
Umgebungslicht einbeziehen Blitz zu hell Falls die Blitzleistung zu hoch<br />
am Boden gehalten wird und der Effekt daher<br />
nicht wirklichkeitsgetreu aussieht – immerhin<br />
wollen wir die Sonne simulieren –, muss der<br />
Assistent den Blitz höher halten, möglichst über<br />
Kopfhöhe.<br />
Achten Sie auf korrekte Belichtung unter<br />
Einbeziehung des Umgebungslichts, sonst wird Ihr<br />
Modell unterbelichtet. Ermitteln Sie die Belichtung,<br />
bevor der Blitz hinzugenommen wird.<br />
eingestellt ist, brennen die Spitzlichter aus.<br />
Überprüfen Sie nach der Testaufnahme das<br />
Histogramm und reduzieren Sie bei Bedarf die<br />
Blitzleistung, oder vergrößern Sie die<br />
Blitzentfernung zum Motiv.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
53
MACH DEIN BILD<br />
Slinky in Action –<br />
Was eine Feder alles<br />
kann…<br />
Auch die skurrilsten Dinge können<br />
inspirierend sein. Catherine MacBride<br />
zeigt uns hier, wie ein farbenfrohes,<br />
abstraktes Bild aus einem realen<br />
Gegenstand entsteht, aus einem<br />
Kinderspielzeug, einem Slinky…
SPASS MIT SLINKY
MACH DEIN BILD<br />
SPASS MIT SLINKY<br />
Catherine MacBride<br />
Kamera: Canon EOS 7D<br />
Objektiv: Canon EF 17-40mm f/4L USM<br />
Software: Photoshop CS5<br />
ZU DEN SCHÖNEN Seiten des<br />
Elternlebens gehört der Besuch in einem<br />
Spielzeugladen, denn dort werden<br />
Erinnerungen an die eigene Kindheit<br />
wach: an den Hula-Hoop, den ich nach<br />
all den Jahren immer noch nicht beherrsche, der mich<br />
aber an endlose Sommerferien erinnert. Dann die<br />
Seifenblasen, die uns faszinierten, bis die Augen<br />
brannten. Glasmurmeln, die wie Miniaturgalaxien<br />
aussahen, mussten vor meiner kleinen Schwester<br />
versteckt werden, die sie sonst für Süßigkeiten<br />
gehalten und verschluckt hätte.<br />
<strong>Die</strong> „Mutter aller Spielzeuge“ aber war für mich das<br />
Slinky: Wir ließen es Treppen hinunter steigen oder<br />
fesselten die Geschwister damit an einen<br />
Laternenpfahl (diese Spielidee war allerdings nicht auf<br />
der Verpackung erwähnt). Wir verbrachten Stunden<br />
damit, die Windungen wieder in die richtige<br />
Reihenfolge zu bringen und es von einer Hand in die<br />
andere sirren zu lassen, bis den Eltern das Geräusch<br />
so auf die Nerven ging, dass sie das Slinky<br />
konfiszierten. Ich kann durchaus verstehen, warum es<br />
seinen Platz in der „Hall of Fame“ der kreativsten<br />
Spielzeuge des 20. Jahrhunderts gefunden hat –<br />
seine Wirkung ist einfach hypnotisch.<br />
Kürzlich also, in einem Spielzeugladen, sah ich eine<br />
regenbogenfarbene Kunststoffvariante eines Slinkys<br />
und konnte nicht anders: Ich ließ es mir einpacken, für<br />
meinen Sohn natürlich. Er war sofort fasziniert davon,<br />
und als mir eines Nachmittags die Erkenntnis kam,<br />
was für eine tolle Foto-Requisite ein Slinky wäre, habe<br />
ich gleich noch ein paar mehr gekauft.<br />
Das Slinky ist ganz einfach zu fotografieren und<br />
erfordert keine weitere Ausrüstung außer der Kamera<br />
und einem Weitwinkelobjektiv. Sie sollten bei<br />
natürlichem, diffusem Licht fotografieren. Wenn die<br />
Verschlusszeit zu lang wird, können Sie als zusätzliche<br />
Lichtquelle eine helle Lampe verwenden, die durch<br />
einen Diffusor scheint. Wenn Sie das Bild im Kasten<br />
haben, sollte nur wenig Nachbearbeitung erforderlich<br />
sein, etwa das Reduzieren der Farbsättigung, um<br />
gegebenenfalls einen Farbstich zu beseitigen.<br />
Was dabei herauskommt, ist auf jeden Fall eine<br />
längere Betrachtung wert: die Bilder ergeben ein<br />
großartiges Wallpaper für den Computerbildschirm<br />
oder ein Poster für das Kinderzimmer.<br />
Positionieren Stellen Sie das Slinky<br />
1aufrecht auf eine weiße Oberfläche, die gut<br />
ausgeleuchtet ist. Vermeiden Sie direktes<br />
Sonnenlicht, denn das führt zu harten Schatten.<br />
Ein nach Norden weisendes Fenster ist ideal.<br />
Drehen und biegen Sie nun das Slinky in eine<br />
beliebige Form, z. B. Wellen.<br />
Kameraeinstellungen benutzen Sie<br />
3entweder die Zeitautomatik oder den<br />
manuellen Modus und stellen Sie eine mittlere bis<br />
kleine Blende ein, damit Sie eine gute Schärfentiefe<br />
bekommen. In diesem Beispiel funktionierte<br />
Blende f/14. Prüfen Sie die Belichtung und erhöhen<br />
Sie gegebenenfalls die ISO-Empfindlichkeit, damit<br />
die Verschlusszeit kurz bleibt.<br />
Alle Formen und Größen<br />
Ein langes Slinky ermöglicht mehr kreative<br />
Variationen. Wenn Sie nur ein kurzes<br />
bekommen können, behelfen Sie sich,<br />
indem Sie das eine Ende ans Objektiv halten,<br />
während das andere frei in der Luft hängt.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie über einem schneeweißen,<br />
sehr gut ausgeleuchteten Hintergrund, damit<br />
sich die Farben möglichst gut abheben.<br />
Kamera ausrichten <strong>Die</strong> Kamera sollte<br />
2mit einem Weitwinkel ausgestattet sein – ich<br />
habe hier eine 17-40mm Brennweite an einem<br />
APS-C Body benutzt, was einer Brennweite von<br />
27-64mm im Kleinbildformat entspricht.<br />
Platzieren Sie die Kamera so, dass das Objektiv in<br />
der oberen Öffnung des Slinkys steckt. Achten Sie<br />
darauf, dass Ihr Körper keinen Schatten auf das<br />
Setup wirft.<br />
Richtige Bildkomposition Zoomen<br />
4Sie ein oder aus und bringen Sie das Slinky<br />
in eine Form, die eine gute Bildkomposition ergibt.<br />
Stellen Sie manuell scharf und legen Sie den<br />
Schärfepunkt auf verschiedene Bereiche, um den<br />
Effekt zu variieren. Ich fand die Bildkomposition<br />
am besten, bei der auf den untersten Bereich des<br />
Slinkys scharfgestellt war.<br />
Bekannte Probleme<br />
Staub und Schmutz Ein Slinky aus<br />
Kunststoff lädt sich statisch auf, sodass<br />
Staubpartikel und Haare sich darauf absetzen, die<br />
nur schwer in Photoshop zu entfernen sind.<br />
Spülen Sie das Slinky ggf. unter lauwarmem<br />
Wasser ab und trocknen Sie es mit einem Föhn,<br />
bevor Sie mit den <strong>Aufnahme</strong>n beginnen.<br />
Schlechte Bildkomposition Ist<br />
das Slinky gerade ausgerichtet, erhalten Sie<br />
eine wenig ansprechende Bildkomposition.<br />
Sorgen Sie für ein paar Biegungen, damit die<br />
<strong>Aufnahme</strong> interessanter wird, und denken Sie<br />
daran, auf das untere Ende des Slinkys<br />
scharfzustellen, um den Blick ins Bild zu ziehen.<br />
Schatten Da ein Kunststoff-Slinky halb<br />
transparent ist, müssen Sie darauf achten,<br />
dass keine Schatten Ihrer Hand, Ihres Körpers oder<br />
anderer Objekte im Bildausschnitt sind.<br />
<strong>Die</strong> Lichtquelle sollte diffus sein, und es sollte sich<br />
nichts zwischen ihr und dem Motiv befinden.<br />
56 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Belichtung: 1/13 Sekunde bei Blende f/14 und ISO 500)<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
57
MACH DEIN BILD<br />
Bewegungsunschärfe durch<br />
Mehrfachbelichtung<br />
Sie möchten Bewegung in den Wolken oder im Wasser zeigen, haben aber<br />
keinen Graufilter zur Hand? Es geht auch ohne – wir zeigen Ihnen wie.<br />
Ross Hoddinott<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv : NIKKOR AF-S 16-35mm f/4<br />
MAN KANN sie mögen oder nicht –<br />
die gezielte Bewegungsunschärfe ist<br />
eine populäre <strong>Aufnahme</strong>technik,<br />
denn sie erzeugt den Eindruck von<br />
Bewegung und Tiefe. Am häufigsten<br />
wird diese <strong>Aufnahme</strong>technik mit fließendem<br />
Wasser angewendet, doch ebenso mit Wolken<br />
am Himmel und Blattwerk von Bäumen. Selbst<br />
bei Motiven mit Menschen passt sie manchmal<br />
zur Situation; doch wie wird dieser Effekt erzeugt?<br />
Ganz einfach: durch eine Verschlusszeit, von 1/4<br />
Sekunde oder mehr. Bei so langen<br />
Verschlusszeiten wird jede Bewegung<br />
verschwommen aufgenommen. Um für lange<br />
Verschlusszeiten zu sorgen, könnten sie bei<br />
schlechten Lichtverhältnissen fotografieren, oder<br />
Sie könnten einen Graufilter benutzen, der das<br />
Licht teilweise absorbiert. Doch was tun Sie,<br />
wenn Sie keinen Graufilter zur Hand haben und<br />
unter den gegebenen Lichtverhältnissen selbst<br />
die längste Verschlusszeit noch zu kurz ist, um<br />
den Effekt zu erzeugen?<br />
In diesem Fall zweckentfremden Sie einfach die<br />
Mehrfachbelichtungs-Funktion Ihrer Kamera, um<br />
einen ähnlichen Effekt zu erzielen wie ein<br />
Graufilter. Grundsätzlich werden dabei, anstatt<br />
einer einzelnen Langzeitaufnahme, mehrere<br />
Bilder mit normaler Belichtungszeit<br />
aufgenommen. Werden diese zusammengeführt,<br />
sieht das Ergebnis fast so aus wie durch einen<br />
Graufilter herbeigeführt.<br />
Ein Beispiel: wenn Sie zehn Bilder,<br />
aufgenommen mit 1/20 Sekunde,<br />
zusammenführen, sieht das Ergebnis so aus, als<br />
hätten sie ein Einzelbild 1/2 Sekunde lang<br />
belichtet. Mit dieser <strong>Aufnahme</strong>technik lassen Sie<br />
sich kräuselndes Wasser, die Kaskaden eines<br />
Wasserfalls oder am Himmel dahin ziehende<br />
Wolken verschwimmen.<br />
<strong>Die</strong> Mehrfachbelichtungsfunktion erlaubt eine<br />
zuvor einzustellende Zahl von Einzelbildern,<br />
welche die Kamera anschließend kombiniert.<br />
Leider verfügen nicht alle Digitalkameras über<br />
diese Funktion. Ziehen Sie das Kamerahandbuch<br />
zu Rate, um herauszufinden, ob Ihr Modell dazu<br />
gehört. Bei meiner Nikon D800 findet sich die<br />
Funktion im <strong>Aufnahme</strong>-Menü. Wenn ich es<br />
auswähle, werden mir drei Optionen angezeigt:<br />
Mehrfachbelichtung an oder aus, die Zahl der<br />
Einzelbilder und Auto-Gain an oder aus. <strong>Die</strong><br />
meisten Kameras werden diese oder ähnliche<br />
Optionen zur Verfügung stellen. <strong>Die</strong> Auto-Gain-<br />
Option bleibt am besten eingeschaltet, um<br />
Überbelichtungen zu vermeiden.<br />
Stellen Sie die Zahl der Einzelbilder zwischen<br />
sechs und zehn ein, damit der Eindruck<br />
beabsichtigter Unschärfe entsteht. <strong>Die</strong> optimale<br />
Zahl der Einzelbilder hängt von der benutzten<br />
Verschlusszeit und von der Geschwindigkeit ab,<br />
mit der sich Ihr Motiv bewegt.<br />
Nachdem das letzte Einzelbild aufgenommen ist,<br />
fügt die Kamera alle <strong>Aufnahme</strong>n automatisch zu<br />
einer einzigen Bilddatei zusammen.<br />
MEHRFACHBELICHTUNGEN<br />
Normale Belichtung<br />
Stativ benutzen Entscheidend für den<br />
1Erfolg dieser Funktion sind ein standfestes<br />
Stativ und ein Fernauslöser. Damit wird nicht nur<br />
die Bildschärfe optimiert, sondern auch<br />
gewährleistet, dass der Bildausschnitt aller<br />
Einzelbilder identisch ist.<br />
Korrekte Belichtung<br />
2ermitteln<br />
Meine Bildkomposition war so<br />
angelegt, dass das zwischen den<br />
Flusssteinen fließende Wasser den<br />
Vordergrund bildete, der Berg den<br />
Hintergrund.<br />
Bei ISO 100 und Blende f/11<br />
erhielt ich eine Verschlusszeit von<br />
1/20 Sekunde – nicht lang genug<br />
für den erwünschten Effekt.<br />
3 Mehrfachbelichtung<br />
Wegen des Risikos von<br />
Verzerrungen wollte ich keine<br />
kleinere Blende benutzen, hatte<br />
aber auch keinen Graufilter dabei.<br />
Mit der Mehrfachbelichtungs-<br />
Funktion der Kamera konnte ich<br />
den Effekt trotzdem erzeugen. Ich<br />
versuchte es zunächst mit sechs<br />
Einzelbildern. Doch die Auto-Gain-<br />
Option war nicht zugeschaltet, was<br />
zu Überbelichtung führte.<br />
4 Auto-Gain-Funktion<br />
einschalten Ich behob<br />
diesen Fehler, sodass die Kamera<br />
die insgesamt benötigte<br />
Verschlusszeit auf die Einzelbilder<br />
aufteilte, und machte noch einen<br />
Versuch. Jetzt sah das Bild schon<br />
gut aus, doch ich wollte noch mehr<br />
Bewegung im Motiv.<br />
Zahl der Einzelbilder<br />
5erhöhen Ich erhöhte die<br />
Zahl der Einzelbilder auf zehn. Das<br />
führte zu einer gesamten<br />
Verschlusszeit von 1/2 Sekunde,<br />
die hoffentlich ausreichen würde,<br />
um die Intensität von Bewegung<br />
abzubilden, die mir vorschwebte.<br />
58 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
Zehn Einzelbilder, automatisch von<br />
der Mehrfachbelichtungsfunktion der<br />
Kamera zusammengeführt,<br />
erzeugten genau die richtige<br />
Unschärfe.<br />
TIPP<br />
Fehlt Ihrer Kamera die<br />
Mehrfachbelichtungs-<br />
Funktion, können Sie den<br />
Effekt in der Nachbearbeitung<br />
erzeugen, indem Sie die<br />
Einzelbilder übereinander<br />
legen und die Deckkraft<br />
anpassen.
MACH DEIN BILD<br />
<strong>Die</strong> Welt ist alphabetisch…<br />
Das glauben Sie nicht? Warten Sie es ab – in diesem Fotoprojekt können Sie bekannte Formen und Linien in<br />
Alltagssituationen entdecken...<br />
Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D7100<br />
Objektiv: NIKKOR AF 50mm f/1.8D<br />
Software: Photoshop CS5<br />
WIR SIND UMGEBEN von Formen und<br />
Linien, und das Auge eines Fotografen<br />
ist darauf trainiert, sie zu erkennen.<br />
Doch wie ist das mit Buchstaben? Wir<br />
leben in einer Welt, überfl utet mit<br />
Marken und Werbung, in der Buchstaben nichts<br />
Besonderes sind. Wie sieht es aber in Situationen<br />
aus, wenn man sie nicht erwartet? Fällt Ihnen ein<br />
Telefonmast auf, der wie ein „T“ aussieht? Eine<br />
Parkbank, die aus einem bestimmten Winkel<br />
betrachtet ein „R“ bildet? Oder ein Schatten in<br />
„V“-Form? Wenn Sie einmal angefangen haben,<br />
bewusst auf Buchstaben zu achten, entdecken Sie<br />
sie überall.<br />
Wenn Sie sich zu dem Projekt entschließen,<br />
trainieren Sie damit Ihre Wahrnehmungsfähigkeit<br />
und somit ihre fotografischen Fähigkeiten. Außerdem<br />
ist es eine gute Übung, Dinge des Alltags in neuem<br />
Licht zu sehen. Sie hilft Ihnen beispielsweise dabei,<br />
Führungslinien zu entdecken, ob in der Landschaft,<br />
in der Stadt oder in der Architektur.<br />
<strong>Die</strong> Regeln für dieses Spiel sind simpel: wenn Sie<br />
einen bestimmten Buchstaben nicht finden können,<br />
sind Zeichen und Logos natürlich ein verführerischer<br />
Ausweg, doch versuchen Sie, Ihren Gebrauch auf ein<br />
Minimum zu beschränken. Ich empfehle sogar, ein<br />
Objektiv mit fester Brennweite zu verwenden, oder<br />
zumindest grundsätzlich dieselbe Brennweite<br />
Zoomobjektivs zu benutzen. Ideal wäre ein 50mm f/1.8<br />
Standardobjektiv, denn dessen große Blende erlaubt<br />
einen schmalen Schärfentiefebereich, mit dem Sie die<br />
gewünschten Elemente vom Hintergrund isolieren.<br />
Und noch mehr Ideen...<br />
Schauen Sie sich um: Beschränken<br />
Sie sich nicht auf physische Objekte. Wenn<br />
Sie irgendwo eine Lücke sehen oder ein Stück<br />
freien Himmels, die wie ein Buchstabe<br />
aussehen, dann machen Sie das Foto und<br />
benutzen gegebenenfalls etwas negative<br />
Belichtungskorrektur, um für den Himmel zu<br />
belichten.<br />
Verwenden Sie Schatten:<br />
Manchmal ist es besser, den Schatten eines<br />
Objekts, das wie ein Buchstabe aussieht, zu<br />
fotografieren als das Objekt selbst.<br />
Belichten Sie auf die hellen Bildbereiche, um<br />
möglichst tiefe Schatten zu erzeugen.<br />
Fangen Sie einfach an. Sie werden überrascht sein, wie<br />
schnell ihr Alphabet komplett wird. <strong>Die</strong> meisten dieser<br />
Bilder entstanden im Umkreis von etwa eineinhalb<br />
Kilometern in weniger als einer Stunde.<br />
Variationen<br />
Warum nicht ein Wort buchstabieren oder<br />
mit den gefundenen Buchstaben ganze<br />
Sätze schreiben? Noch besser: Versuchen<br />
Sie die Buchstaben, die Sie fotografieren,<br />
nach Thema zu ordnen. Finden Sie z. B.<br />
die Buchstaben für das Wort „Auto“ und<br />
verwenden nur Fotos von Autoteilen, wie<br />
hier mit dem englischen Wort „Bike“...<br />
Oder sie buchstabieren den Namen einer<br />
Person, indem sie ausschließlich Objekte<br />
fotografieren, die für deren Hobbys relevant<br />
sind. Eine so zusammengestellte<br />
Fotocollage ergibt ein originelles Poster für<br />
das Kinderzimmer.<br />
Nutzen Sie extreme<br />
Perspektiven: Manche Objekte lassen<br />
erst dann einen Buchstaben erkennen, wenn aus<br />
extremer Perspektive fotografiert wird. Hier wird<br />
der Buchstabe „K“ erst erkennbar, wenn Sie<br />
genau in diesem Winkel fotografieren.<br />
Eine mittlere Blende sorgt für ausreichende<br />
Schärfentiefe.<br />
Nutzen Sie ein Weitwinkel:<br />
Sie werden oft merken, dass der<br />
Hintergrund Ihrer Bilder vom darzustellenden<br />
Buchstaben ablenkt.<br />
Das „B“ an diesem Tor würde nicht so klar<br />
hervortreten, wenn der Hintergrund ebenso<br />
scharf wäre.<br />
Nutzen Sie Drehungen und<br />
Spiegelungen: Manche Buchstaben<br />
erscheinen in der realen Welt spiegelverkehrt und<br />
sind schwer zu erkennen. Scheuen Sie sich<br />
nicht, sie zu drehen oder zu spiegeln, damit sie<br />
erkennbar werden. Aus einem „M“ kann ein „W“<br />
werden, je nach Betrachtungsweise auch ein „E“.<br />
Lassen Sie die Regeln außer<br />
Acht: Manche Buchstaben in Ihrer<br />
Umgebung sind schwerer zu finden als andere,<br />
manche überhaupt nicht. Helfen Sie sich, indem<br />
sie die Formen selbst erzeugen. Ich fand<br />
nirgendwo ein „U“ und habe mir einfach ein<br />
Stück Draht zurechtgebogen.<br />
60 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
FOTO-ALPHABET<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
61
MACH DEIN BILD<br />
Landschaften wie gemalt…<br />
Was halten Sie davon, schnell mal aus einem Foto ein Gemälde zu machen?<br />
Der Orton-Effekt ist das Ergebnis einer klassischen Retuschiertechnik aus<br />
den Tagen der Filmfotografie, die leicht nachzuvollziehen ist.<br />
Original<br />
Jordan Butters<br />
Software: Adobe Photoshop CS5<br />
BENANNT NACH DEM Fotografen<br />
Michael Orton, entstand diese Art<br />
der Bearbeitung aus seinem<br />
Wunsch, Aquarelle, Feder- und<br />
Tuschezeichnungen zu imitieren.<br />
Orten machte zunächst ein scharfes, aber<br />
überbelichtetes Foto auf Dia-Umkehrfilm.<br />
Dann machte er ein identisches, jedoch<br />
unscharf gehaltenes Foto. In der<br />
Nachbearbeitung entstand durch<br />
Übereinanderlegen beider Fotos ein Bild, das<br />
den Eindruck eines Gemäldes vermitteln und<br />
trotzdem feine Details darstellen konnte.<br />
Dank der Digitaltechnik ist es heute viel<br />
einfacher, diesen Effekt zu erzielen. Er kann<br />
sogar mit Photoshop oder Elements aus nur<br />
einem einzigen Bild erzeugt werden, indem<br />
der Gaußsche Weichzeichner, kombiniert mit<br />
unterschiedlichen Füllmethoden, verwendet<br />
wird. Wenn Sie möglichst nah an der Original<br />
<strong>Aufnahme</strong>technik bleiben wollen, können Sie<br />
selbst verständlich auch ein scharfes und ein<br />
unscharfes Bild aufnehmen. Der Workflow in<br />
der Nachbearbeitung bleibt trotzdem sehr<br />
ähnlich.<br />
Das Ergebnis: Ein malerischer Weichzeichner-<br />
Effekt mit subtil ineinander übergehenden<br />
Farbtönen, die gerade das richtige Maß an<br />
Detailtreue erzeugen. Das Verfahren eignet<br />
sich für eine breite Themenpalette, für<br />
Stillleben und Porträts bis hin zu Landschaften<br />
– sogar bei bei Schwarzweiß-und<br />
Infrarotaufnahmen.<br />
Das fertige Bild<br />
Nur 6 einfache Schritte, und Sie<br />
haben aus Ihrem Foto ein<br />
Gemälde im Orton-Stil gemacht.<br />
Bild duplizieren Öffnen Sie das Bild in<br />
1Photoshop oder Elements und duplizieren<br />
Sie die Hintergrundebene durch Klicken auf<br />
Ebene > Ebene duplizieren.<br />
Nennen Sie diese Ebene „Detail“ und klicken<br />
zur Bestätigung auf OK.<br />
berechnen Gehen Sie auf Bild ><br />
2Bildberechnungen, um das Dialogfeld zu<br />
öffnen. Setzen Sie den Zustand der Ebene auf<br />
Zusammengefügt, den Kanal auf RGB, und den<br />
Mischmodus auf Negativ multiplizieren.<br />
<strong>Die</strong> Deckkraft lassen Sie bei 100%.<br />
Ebene erneut kopieren Sie werden<br />
3bemerkt haben, dass das Bild aufgrund der<br />
geänderten Füllmethode heller geworden ist.<br />
Duplizieren Sie die Ebene erneut und nennen<br />
diese Kopie „Unscharf“.<br />
62 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Unschärfe hinzufügen Gehen Sie auf<br />
4Filter > Weichzeichnungsfilter ><br />
Gaußscher Weichzeichner. Im Dialogfeld geben<br />
Sie einen Wert von 15 – 25 Pixeln ein, abhängig<br />
von der Auflösung des Bildes.<br />
Das Ergebnis soll zwar etwas unscharf, aber<br />
noch gut zu erkennen sein.<br />
Füllmethode ändern Klicken Sie auf<br />
5OK, um die Unschärfe anzuwenden. In der<br />
Ebenenpalette ändern Sie die Füllmethode der<br />
Unschärfeebene auf Multiplizieren.<br />
Dadurch werden einige Original-Details ins Bild<br />
zurückgeholt.<br />
6<br />
Deckkraft anpassen Das Bild ist jetzt<br />
vielleicht ein wenig zu dunkel. Bei immer<br />
noch ausgewählter Unschärfeebene passen Sie<br />
deren Deckkraft mit dem Regler an.<br />
Für mein Bild verwendete ich 70%.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
63
MACH DEIN BILD<br />
Der Zauber<br />
des Wasserfalls<br />
Ein Wasserfall hat etwas Magisches – besonders wenn er auf unseren<br />
Bildern noch schöner aussieht als in der Natur. Unsere Anleitung führt<br />
Sie Schritt für Schritt zum Erfolg...<br />
Ross Hoddinott<br />
Kamera: Nikon D800E<br />
Objektiv: Nikon AF-S 24-70mm f/2.8G<br />
ED<br />
Warum fi nden wir Wasser so<br />
faszinierend? Was verbindet uns<br />
so eng mit Wasser? Ich weiß nur,<br />
dass ich wie andere Fotografen<br />
einfach nicht widerstehen kann,<br />
große refl ektierende Wassermassen zu<br />
fotografi eren, sobald ich in ihrer Nähe bin,<br />
sei es ein ruhiger See, ein mäandernder<br />
Fluss, die Meeresbrandung oder ein<br />
Wasserfall.<br />
Wasserfälle sind die fotogenste Form von<br />
Wasser. <strong>Die</strong> Frage ist: Wie nehmen Sie<br />
einen Wasserfall am besten auf? Als erstes<br />
sollten Sie das Wetter berücksichtigen.<br />
Vermeiden Sie helle, sonnige Tage, denn<br />
dann gibt es sehr starke Kontraste, die<br />
unweigerlich harte Spitzlichter auf dem<br />
Wasser verursachen. Tage mit bedecktem<br />
Himmel eignen sich besser, denn eine<br />
geschlossene Wolkendecke wirkt wie ein<br />
gigantischer Diffusor.
WASSERFÄLLE FOTOGRAFIEREN
MACH DEIN BILD<br />
WASSERFÄLLE FOTOGRAFIEREN<br />
Nach Regen werden Wasserfälle noch<br />
attraktiver, weil dann größere Wassermengen<br />
über die Felskante in die Tiefe stürzen. Auch<br />
die Jahreszeit beeinfl usst die Wirkung Ihrer<br />
Bilder stark. Viele kleine Wasserfälle befi nden<br />
sich in Waldgebieten, wo die Farben von<br />
Blattwerk und Bäumen großen Einfl uss auf<br />
die Stimmung haben. So kann ein Motiv im<br />
Frühling und im Herbst ganz unterschiedlich<br />
wirken.<br />
<strong>Die</strong> Umgebung von fl ießendem Wasser ist<br />
fast immer schlammig, packen Sie also<br />
nicht nur Ihre Fotoausrüstung, sondern<br />
auch ein Paar hohe Gummistiefel ein, die<br />
Ihnen zudem erlauben, auch im Wasser<br />
stehend zu fotografi eren. <strong>Die</strong> Wahl der<br />
Ausrüstung für dieses Motiv verdient genaue<br />
Betrachtung. Ein relativ breites Gesichtsfeld<br />
in der Region von 24-70mm Brennweite ist<br />
eine gute Wahl, denn sie ermöglicht Ihnen<br />
dynamische Bildkompositionen. Ein mittleres<br />
Teleobjektiv kann auch von Nutzen sein,<br />
wenn Sie bestimmte Elemente des Motivs<br />
herauspicken wollen oder falls sie nur aus<br />
größerer Entfernung überhaupt fotografi eren<br />
können. Ein Stativ ist Pfl icht, denn Sie werden<br />
mit relativ langen Verschlusszeiten arbeiten.<br />
Polfi lter und Graufi lter gehören ebenfalls ins<br />
Gepäck, sowie ein Reinigungstuch, das bei<br />
dieser Exkursion als Trockentuch dienen kann.<br />
<strong>Die</strong> wichtigste Entscheidung ist jedoch die,<br />
wie Sie die Bewegung des Wassers abbilden<br />
wollen: „eingefroren“ oder „verschwommen“?<br />
Das ist eine rein subjektive Entscheidung<br />
und ganz gleich, welche Möglichkeit Sie<br />
wählen, es muss auf jeden Fall so aussehen,<br />
als sei der Effekt beabsichtigt. Ist das<br />
Wasser nicht ausreichend scharf oder<br />
verschwommen, wirkt es so, als<br />
hätten Sie den beabsichtigten<br />
Effekt verfehlt.<br />
<strong>Die</strong> meisten Fotografen<br />
ziehen die verschwommene<br />
Darstellung vor, weil sie<br />
allgemein als ästhetischer<br />
empfunden wird. Sie ist relativ<br />
leicht zu erzeugen, durch eine<br />
lange Verschlusszeit von etwa 1/2<br />
Sekunde oder länger. Wollen Sie die<br />
Bewegung hingegen einfrieren, müssen<br />
Sie mit einer Verschlusszeit über 1/500<br />
Sekunde arbeiten. Oft genug sind kurze<br />
Verschlusszeiten schwer zu erzeugen, wenn<br />
Sie bei bedecktem Himmel oder wegen<br />
dichter Bäume in dunkler Umgebung<br />
arbeiten. Sie können zwar eine hohe<br />
ISO-Empfi ndlichkeit in Kombination mit weit<br />
HINWEIS<br />
An den Ufern von Gewässern<br />
ist erhöhte Vorsicht<br />
angebracht: Felsen und<br />
Ufersteine sind glitschig,<br />
außerdem erschweren Ihr<br />
Fotorucksack mit Stativ und<br />
Kamera Ihre Bewegungen.<br />
Passen Sie also stets gut auf,<br />
wohin Sie treten.<br />
offener Blende einstellen; doch diese extreme<br />
Kameraeinstellung sollte vermieden werden,<br />
da sie erstens Bildrauschen erzeugt und<br />
zweitens auf Kosten der Schärfentiefe geht.<br />
Auch aus diesem Grund ist es einfacher, die<br />
verschwommene Darstellung zu<br />
wählen – sofern das milchige<br />
Aussehen des Wassers Ihrem<br />
Geschmack widerspricht.<br />
Wasserfälle können<br />
aus vielen Perspektiven<br />
fotografi ert werden: Sie<br />
können den gesamten<br />
Bildausschnitt füllen,<br />
um die Naturgewalt des<br />
Wassers hervorzuheben,<br />
oder im Zusammenhang<br />
ihrer natürlichen Umgebung<br />
eingebettet werden, was in den<br />
meisten Fällen eine bessere Gesamtwirkung<br />
erzielt. Auf jeden Fall sollten Sie, wann<br />
immer möglich, das abfl ießende Wasser als<br />
Vordergrund oder zumindest als Führungslinie<br />
nutzen. Auch moosbedeckte Flusssteine<br />
im Vordergrund geben Ihren <strong>Aufnahme</strong>n<br />
mehr Tiefe und Farbe. Ein niedriger<br />
Kamerastandpunkt ist ebenfalls oft vorteilhaft.<br />
Motiv finden Nach ein wenig Recherche im Internet entscheide<br />
1ich mich für diesen eindrucksvollen Wasserfall. Ich verlasse mich auf<br />
die Vielseitigkeit meines 24-70mm Zooms und hole mir die Fälle mit der<br />
langen Brennweite formatfüllend ins Bild.<br />
Aufgrund der gedrängten Bildkomposition wirkt das Foto noch sehr<br />
statisch und langweilig, weil kein Kontext vorhanden ist.<br />
Bewegung einfrieren Ich versuche es deshalb mit einem<br />
2großzügigeren Bildaufbau und nehme Teile der Umgebung mit ins<br />
Bild. Ich möchte wissen, wie es wirkt, wenn ich die Bewegung des Wassers<br />
einfriere. Um eine kurze Verschlusszeit zu erzeugen, wähle ich eine<br />
ISO-Empfindlichkeit von 6400 und Blende f/5.6; das ergibt 1/500<br />
Sekunde. Das Wasser wirkt aber noch zu unruhig.<br />
Belichtungszeit verlängern Da der Einfrieren-Effekt bei den<br />
3vorhandenen Lichtverhältnissen nicht möglich ist, entscheide ich<br />
mich, das Wasser verschwimmen zu lassen.<br />
Ich setze die ISO-Empfindlichkeit wieder zurück auf 100 und stelle eine<br />
kleinere Blende von f/16 ein. Das verlängert die Belichtungszeit und<br />
erhöht die Schärfentiefe. <strong>Die</strong> resultierende Verschlusszeit von 1 Sekunde<br />
bildet das Wasser hübsch unscharf ab, selbstverständlich mit Stativ.<br />
Polfilter benutzen Meinem Bild fehlt es noch an Farbsättigung,<br />
4andererseits hat es viele Reflexionen auf dem Blattwerk und im<br />
Wasser. Also schraube ich einen Polfilter auf und drehe ihn, bis alle<br />
Reflexionen und Blendenflecke verschwunden sind. Der Filter kostet mich<br />
zwei Blendenstufen, was die Verschlusszeit weiter verlängert und das<br />
Wasser stärker verschwimmen lässt.<br />
66 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
Am Ende entscheide ich mich für eine Bildkomposition im<br />
Hochformat, damit der Vordergrund besser zur Geltung kommt<br />
und das Motiv ausgewogener wirkt. Zusätzlich kommt ein<br />
dreistufiger Graufilter zum Einsatz, der die Belichtung auf 20<br />
Sekunden verlängert.<br />
Das Ergebnis ist von intensiven Farbtönen geprägt und<br />
vermittelt sogar das Rauschen des Wasserfalls.<br />
Belichtung: 20 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100)<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
67
MACH DEIN BILD<br />
Porträt mit Schuss…<br />
Kombinieren Sie den von der Kamera entkoppelten Blitz mit einem Schuss „Pulver“ und schaffen Sie ein<br />
abstraktes Porträt voller Dynamik.<br />
Paul Ward<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: Nikon AF-S 24-70mm f/2.8G<br />
EINE WIE AUS EINEM altertümlichen<br />
Schießprügel stammend aussehende<br />
Pulverwolke kann einem Porträt ganz<br />
besondere Energie verleihen, wenn die<br />
Beleuchtung stimmt. Dazu brauchen<br />
Sie eine freie, aber windgeschützte Fläche, eine oder<br />
zwei Leuchten, für jede <strong>Aufnahme</strong> eine Handvoll<br />
Pulver und ein Modell, dem es nichts ausmacht,<br />
öfter zu niesen. Damit keine Missverständnisse<br />
aufkommen: wir reden hier nicht von Explosivstoffen,<br />
sondern von harmlosem Talkumpuder, Kreidepulver<br />
oder einfachem Weizenmehl; es muss auf jeden Fall<br />
hautfreundlich sein.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong>technik eignet sich sehr gut, um<br />
Bewegung ins Bild zu setzen, deswegen wäre die<br />
Rolle des Modells mit einer Turnerin oder einer<br />
Tänzerin ideal besetzt.<br />
Welche von den drei oben genannten Substanzen<br />
Sie verwenden, ist nicht entscheidend, doch ich<br />
habe herausgefunden, dass es mit Mehl am besten<br />
funktioniert, weil es die imposantesten<br />
„Rauchwolken“ erzeugt. Es versteht sich von selbst,<br />
dass Sie dieses Projekt nicht im eigenen<br />
Wohnzimmer veranstalten sollten, denn ganz gleich,<br />
wie vorsichtig Sie auch sein mögen – das feine,<br />
puderähnliche Pulver ist hinterher überall, und Sie<br />
sind bestimmt nicht scharf darauf, noch Tage danach<br />
jedes Mal einen Niesanfall zu bekommen, wenn Sie<br />
das Zimmer betreten. Als „Studio“ für diesen<br />
besonderen Zweck ist eine Doppelgarage ideal oder<br />
jeder andere gut belüftbare, an einer Seite offener,<br />
doch ansonsten leerer Raum. Sie können das Ganze<br />
natürlich auch im Freien veranstalten, vorausgesetzt,<br />
es herrschen Windstille und keine allzu niedrige<br />
Außentemperatur; nichts für Anfang Februar also.<br />
Versuchen Sie es auch nicht bei zu hoher<br />
Luftfeuchtigkeit oder gar bei Regen – Mehl klumpt,<br />
wenn es nass wird.<br />
Falls Sie in einem Raum arbeiten, empfehle ich<br />
außerdem, ein Bettlaken oder eine Plane auf den<br />
Boden zu legen, damit das meiste Pulver davon<br />
aufgefangen wird. Es ist nicht unbedingt notwendig,<br />
vor schwarzem Hintergrund zu fotografieren. Wenn<br />
das Umgebungslicht nicht zu hell ist, reicht es<br />
vielleicht schon aus, die Entfernung zwischen<br />
Kamera und Modell möglichst groß zu wählen, damit<br />
dessen unmittelbare Umgebung dunkel bleibt. <strong>Die</strong><br />
Pulver-Wolke kommt am besten zur Geltung, wenn<br />
sie von hinten angeleuchtet wird. Das ist auch der<br />
Grund, warum Sie ein von der Kamera entkoppeltes<br />
Blitzgerät brauchen. Speedlights sind am besten<br />
geeignet, weil sie eine kurze Blitzzeit haben, doch<br />
auch mit Studioblitzköpfen funktioniert es, wenn Sie<br />
sie auf niedrige Leistung einstellen. Es gibt übrigens<br />
keinen Grund, nicht auch bei natürlichem Licht zu<br />
arbeiten. <strong>Die</strong> Sonne muss sich dann hinter dem<br />
Modell befinden, und Sie müssen dafür sorgen, dass<br />
die Kamera eine Verschlusszeit erzeugt, die kurz<br />
genug ist. Falls notwendig, erhöhen Sie die<br />
ISO-Empfindlichkeit oder blenden auf, bis eine<br />
Verschlusszeit von 1/1000 Sekunde oder noch<br />
kürzer erreicht ist.<br />
Eine kurze Verschlusszeit ist der Schlüssel zu dieser<br />
<strong>Aufnahme</strong>technik und dem Effekt. Falls Sie keinen<br />
Blitz verwenden, gilt: je kürzer, umso besser. Falls<br />
doch, ist es der extrem kurze Hauptteil des<br />
Blitzlichts, der das Motiv trotz der langen<br />
Blitzsynchronisation zwischen 1/160 und 1/250<br />
Sekunde einfriert.<br />
Falls Ihr Modell nicht davon begeistert ist, von Kopf<br />
bis Fuß eingepudert zu werden, bitten Sie es, die<br />
Hände mit Pulver zu bedecken und kurz vor der<br />
<strong>Aufnahme</strong> zu klatschen, um die Wolke zu erzeugen.<br />
Wie Sie sich auch entscheiden, Sie dürfen sicher<br />
sein, dass es allen Beteiligten Spaß macht.<br />
Positionieren Sie die Beleuchtung Nur Gegenlicht lässt das in die<br />
1Luft geworfene Pulver als Wolke erscheinen. Ich habe hier zwei Speedlights auf<br />
Stativen benutzt, die durch drahtlose Fernauslöser gesteuert wurden. Es würde<br />
aber auch mit nur einem Blitzgerät funktionieren. Meine Lichtquellen waren an<br />
den Seiten aufgestellt, damit Sie außer Sicht blieben und Blendenflecke vermieden<br />
wurden; Sie können aber auch ein Blitzgerät hinter dem Modell verbergen.<br />
2<br />
Einstellungen Schalten Sie die Kamera in den manuellen Betriebsmodus<br />
und stellen Sie die Blitzsynchronisation ein – 1/250 Sekunde in meinem Fall.<br />
Weiter hatte ich Blende f/11 und ISO 400 eingestellt. <strong>Die</strong> Blitzgeräte arbeiteten mit<br />
1/8 ihrer vollen Leistung, damit die Ladezeit zwischen den einzelnen <strong>Aufnahme</strong>n<br />
so kurz wie möglich blieb.<br />
Machen Sie ein Testfoto, um die Belichtung zu prüfen, und nehmen Sie bei Bedarf<br />
Korrekturen über die Einstellung der ISO-Empfindlichkeit vor.<br />
Action Das Modell stellte sich in Position. Ich benutzte den Autofokus zur<br />
3Entfernungseinstellung und schaltete ihn anschließend aus, damit er im<br />
entscheidenden Moment nicht nach neuen Schärfepunkten suchte.<br />
Dann bedeckte das Modell seine Haare und Arme mit Mehl und ging in die<br />
Hockstellung.<br />
Das richtige Timing Der Schlüssel zum Erfolg ist das richtige Timing.<br />
4Drücken Sie den Auslöser halb durch und drücken Sie erst dann ab, wenn das<br />
aus der Hocke hochgeschnellte Modell den höchsten Punkt erreicht hat.<br />
Sie werden ein paar Versuche benötigen, bis das Timing stimmt. Achten Sie auch<br />
darauf, dass das Modell sich nicht von der Kamera weg oder auf Sie zu bewegt,<br />
damit es nicht aus dem Schärfebereich gerät.<br />
68 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
PULVER-PORTRAIT<br />
Das fertige Bild<br />
Ein Pfund Mehl ist das ganze Geheimnis dieses<br />
außergewöhnlichen, abstrakten Porträts.<br />
Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/11 und ISO 400<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
69
MACH DEIN BILD<br />
BILD: JON HICKS<br />
Sterngucker<br />
Lange Winternächte haben auch ihre Vorteile: Bei klarem Himmel<br />
haben Sie schon am frühen Abend die Chance, unsere Milchstraße zu<br />
fotografieren.<br />
Helen Dixon<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: Zeiss Distagon T* 21mm f/2.8<br />
Software: Photoshop CS5<br />
WIR ALLE HABEN schon die vom<br />
Hubble-Teleskop geschossenen<br />
Fotos ferner Galaxien bewundert,<br />
etwa die tollen <strong>Aufnahme</strong>n vom<br />
Pferdekopfnebel.<br />
Auch von der Erde lässt sich der Sternenhimmel<br />
entdecken, ohne Teleskop und sonstige<br />
Spezialausrüstung: Ihre Kamera, ein<br />
Weitwinkelobjektiv mit schneller Blende, Stativ,<br />
Fernauslöser und eine Taschenlampe genügen<br />
schon. Unerlässlich ist allerdings eine optimale<br />
Sicht, am besten in einer klaren Nacht bei<br />
Neumond. Außerdem müssen Sie sich einen Ort<br />
suchen, der sich möglichst weit weg befindet von<br />
den Lichtern der nächsten menschlichen<br />
Siedlung. Vor Ort angekommen, besteht Ihre<br />
erste Aufgabe darin, die Milchstraße zu<br />
lokalisieren. Es dauert etwa 15 Minuten, bis Ihre<br />
Augen die optimale Nachtsichtfähigkeit erreicht<br />
haben. Sie können nicht erwarten, sofort alle<br />
Details am nächtlichen Sternenhimmel zu<br />
erkennen, wenn Sie aus dem Auto gestiegen<br />
sind. Es ist empfehlenswert, die Augen möglichst<br />
von jeder Lichtquelle abzuschirmen, auch vom<br />
LCD-Bildschirm der Kamera.<br />
Wintermonaten ist sie am besten zwischen<br />
21:00 Uhr und Mitternacht zu erkennen. Wenn<br />
Sie sie nicht ausmachen können, auch nachdem<br />
sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt<br />
haben, folgen Sie einfach den weiter unten<br />
beschriebenen Schritten und schauen Sie, ob Sie<br />
sie auf den Fotos erkennen können. Der<br />
Kamerasensor ist um ein Vielfaches<br />
empfindlicher als unsere Augen, vorausgesetzt,<br />
Sie haben die richtigen Einstellungen<br />
vorgenommen.<br />
Damit ihr Bild attraktiver wird, sollten Sie<br />
versuchen, einen Teil der unmittelbaren<br />
Umgebung als Vordergrund einzubeziehen. Ein<br />
einzeln stehender Baum wäre ideal, aber auch<br />
markante Punkte in der Landschaft sind<br />
geeignet. Auf diesen Bildern ist Lanyon Quoit bei<br />
Madron in Cornwall zu sehen. Sie können solche<br />
Objekte als Silhouette vor dem Nachthimmel<br />
abbilden, oder die Technik der Lichtmalerei<br />
anwenden, um Sie sie farbig gestalten wollen.<br />
<strong>Die</strong> 500-Regel<br />
<strong>Die</strong> 500-Regel bezieht sich auf die längste<br />
Verschlusszeit, die Sie bei der Sternfotografie<br />
benutzen können, ohne dass die Bewegung der<br />
Erde auf ihrer Umlaufbahn sich als Leuchtspuren<br />
der Sterne auf dem Foto bemerkbar macht.<br />
<strong>Die</strong> Regel wird angewendet, indem Sie die<br />
Brennweite durch 500 teilen und nach unten<br />
abrunden. Wenn Sie also eine 16mm Brennweite<br />
verwenden, ergibt sich 16/500=0,032 – das<br />
heißt eine Verschlusszeit von 30 Sekunden.<br />
<strong>Die</strong>se Werte ändern sich auch in Abhängigkeit<br />
davon, ob Ihre Kamera einen Vollformat- oder<br />
APS-C Sensor besitzt.<br />
Nutzen Sie die folgende Tabelle, um den für Ihre<br />
Situation richtigen Wert zu bestimmen<br />
(berechnete Werte = Sekunden):<br />
Brennweite Vollbild APS-C<br />
(Nikon)<br />
16mm 31 21 20<br />
20mm 25 17 16<br />
24mm 21 14 13<br />
28mm 18 12 11<br />
35mm 14 10 9<br />
50mm 10 7 6<br />
70mm 7 5 4<br />
85mm 6 4 4<br />
APS-C<br />
(Canon)<br />
Da wir uns auf der nördlichen Hemisphäre<br />
befinden, müssen Sie die Milchstraße am<br />
südlichen Sternenhimmel suchen, in der Nähe<br />
der Sternbilder „Schütze“ und „Skorpion“. In den
MILCHSTRASSEN-SZENE
MACH DEIN BILD<br />
MILCHSTRASSEN-SZENE<br />
Kameraeinstellungen Wenn Sie in Position sind und die<br />
1Bildkomposition vorgenommen haben, montieren Sie die Kamera auf das<br />
Stativ und schalten in den manuellen Modus. Blenden Sie vollständig auf und<br />
wählen Sie Ihre Verschlusszeit (siehe Tabelle auf vorheriger Seite).<br />
Beginnen Sie mit einer ISO-Empfindlichkeit von 3200.<br />
<strong>Die</strong> tatsächliche ISO-Empfindlichkeit hängt von der maximalen Blende Ihres<br />
Objektivs ab: Je größer diese ist, desto kleiner kann der eingestellte ISO Wert sein.<br />
Schärfe einstellen Stellen Sie auf „Unendlich“ scharf. Benutzen Sie<br />
2einen Fernauslöser, machen eine Testaufnahme und schauen sich das<br />
Ergebnis an. Vielleicht werden Sie die Bildkomposition verändern müssen.<br />
Kontrollieren Sie auch die Bildhelligkeit, und erhöhen Sie den ISO-Wert, falls<br />
erforderlich.<br />
Malen mit Licht Wenn möglich, nehmen Sie eine Silhouette in den<br />
3Vordergrund. Ich habe mich dafür entschieden, die Vordergrundobjekte<br />
meiner Bilder zusätzlich mit dem Licht einer kleinen LED-Taschenlampe zu<br />
„bemalen“; diese war jedoch so hell, dass die Steine überbelichtet wurden.<br />
4<br />
Einstellungen anpassen Ich reduzierte die ISO-Empfindlichkeit<br />
auf 400, stellte Blende f/5.6 ein und versuchte es erneut, wobei ich diesmal<br />
auch die Außenseite des Vordergrundobjekts mit der Taschenlampe bemalte.<br />
<strong>Die</strong> Milchstraße ist zwar zu schwach belichtet, doch das Foto kann mit dem einer<br />
korrekt belichteten Milchstraße zusammengeführt werden.<br />
<strong>Digitale</strong> Verarbeitung...<br />
1 Weißabgleich<br />
Laden Sie beide Bilder in<br />
Photoshop und korrigieren Sie den<br />
Weißabgleich. Bei meinen Bildern<br />
habe ich es freihändig gemacht, indem<br />
ich die Farbtemperatur beider Fotos<br />
soweit abkühlte, bis das Orange<br />
verschwunden war.<br />
Beide Bilder<br />
2zusammenführen<br />
Kopieren Sie das Bild mit Ihrem<br />
Vordergrundobjekt und legen Sie es als<br />
neue Ebene über das Bild der<br />
Milchstraße (oder umgekehrt). Ändern<br />
Sie die Füllmethode der obersten<br />
Ebene in „Negativ multiplizieren“,<br />
dann werden beide Bilder sichtbar.<br />
3 Gradationskurven-<br />
Ebene hinzufügen Stellen<br />
Sie sicher, dass die Milchstraßen-<br />
Ebene ausgewählt ist, und gehen Sie<br />
auf Ebene > Neue Korrekturebene ><br />
Gradationskurven.<br />
In der Korrekturpalette erzeugen Sie<br />
eine „S“-Kurve, um die Sterne<br />
aufzuhellen und den Himmel<br />
abzudunkeln.<br />
Milchstraße Abwedeln<br />
4Gehen Sie auf Ebene > Neu ><br />
Ebene, ändern Sie die Füllmethode auf<br />
„Weiches Licht“ und machen Sie ein<br />
Häkchen bei „Neutrales weißes Licht“.<br />
Nutzen Sie das Abwedler-Werkzeug,<br />
eingestellt auf den Mitteltonbereich bei<br />
15% Belichtung, um die Galaxie<br />
aufzuhellen.<br />
72 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
Das Ergebnis ist ein geheimnisvolles Objekt<br />
im Vordergrund, im Himmel darüber die<br />
Mysterien unserer Heimat-Galaxie.<br />
Belichtung: Sekunden bei Blende f/2.8 (ISO 4000)<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
73
MACH DEIN BILD<br />
LAUB IM GEGENLICHT<br />
Laub im Gegenlicht<br />
Besorgen Sie sich ein paar große, stabile Blätter frisch gefallenes Herbstlaub. Mit dieser Arbeitstechnik<br />
entsteht daraus ein abstrakt-natürliches Stillleben.<br />
Ross Hoddinott<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv :AF Micro-Nikkor 200mm f/4D IF-ED<br />
Software :Lightroom 5<br />
WIR BEFINDEN uns zwar noch mitten<br />
im Winter, doch in den letzten Jahren<br />
spielen die Jahreszeiten sowieso<br />
verrückt. Ich habe noch nie einen<br />
späteren Herbst erlebt als den<br />
vergangenen Jahres, als sich die schönsten Farben<br />
der Bäume erst im späten November und frühen<br />
Dezember zeigten. Selbst jetzt sind noch Herbsblätter<br />
zu finden, wenn man an den richtigen Stellen sucht.<br />
Baumblätter sind hochinteressante Objekte und<br />
besonders fotogen, wenn sie mit Reif bedeckt<br />
sind oder von hinten beleuchtet werden. Ich<br />
mag <strong>Aufnahme</strong>n im Gegenlicht besonders.<br />
<strong>Die</strong>se Form des Lichts eignet sich sehr gut, um<br />
Formen, Farben und feine Details abzubilden,<br />
besonders wenn die Objekte transparent sind.<br />
All das trifft auf herabgefallenes Laub zu.<br />
Vielleicht brauchen Sie nicht weiter zu gehen<br />
als in den eigenen Garten, um ein paar schöne<br />
Exemplare zu finden. Falls nicht gehen Sie in den<br />
nächst gelegenen Wald, einen Park oder eine<br />
Baumschule. Dort werden Sie mit Sicherheit fündig.<br />
Suchen Sie sich Blätter, die besonders farbenfroh<br />
sind oder eine interessante Form haben, am besten<br />
beides. Wieder zurück in der warmen Stube, kann<br />
das <strong>Fotografie</strong>ren beginnen.<br />
Arrangieren Sie die Blätter so auf Ihrem<br />
Leuchtkasten, dass ein Muster entsteht. Dazu<br />
könnten Sie Blätter derselben Baumart nehmen, aus<br />
denen sich sehr einfach ein sich wiederholendes<br />
aber trotzdem abwechslungsreiches Muster legen<br />
lässt. Oder kombinieren Sie unterschiedliche<br />
Blattsorten, mit denen sich besonders gut Kontraste<br />
erzeugen lassen. Eine Reihe gelber Blätter eignet sich<br />
gut als Hintergrund, vor dem sich ein einzelnes rotes<br />
oder orangefarbenes Blatt sehr gut ausnimmt. Wenn<br />
Sie einmal begonnen haben zu experimentieren,<br />
wird es nicht lange dauern, bis Sie ein attraktives<br />
Muster gefunden haben. Nun schalten Sie den<br />
Leuchtkasten ein, damit die Blätter von hinten<br />
angestrahlt werden.<br />
Wenn Sie den gesamten Bildausschnitt ausfüllen<br />
wollen, benutzen Sie ein Makroobjektiv. Falls Sie<br />
keines besitzen, nehmen Sie ein Standardobjektiv<br />
mit Zwischenringen oder einen Nahfilter. Bauen Sie<br />
das Stativ so auf, dass die Kamera direkt über dem<br />
Lichtkasten positioniert werden kann, mit der<br />
Sensor-Ebene parallel zur Oberfläche des<br />
Lichtkastens. Stellen Sie die Zeitautomatik und eine<br />
Blende in der Gegend von f/8 bis f/11 ein. Damit<br />
erhalten Sie genug Schärfentiefe, denn ihr Motiv ist<br />
relativ flach. Falls Sie sehr farbenfrohe Blätter haben,<br />
benutzen Sie nicht den automatischen Weißabgleich,<br />
denn die Kamera wird dann vermutlich versuchen,<br />
die warmen Farben der Blätter zu neutralisieren.<br />
<strong>Die</strong> Fotos werden realistischer, wenn Sie die<br />
Weißabgleichvoreinstellung für Tageslicht oder für<br />
bewölktem Himmel einstellen. Denken Sie auch<br />
daran, dass im Gegenlicht befindliche Motive das<br />
TTL-Messsystem der Kamera zum Unterbelichten<br />
verleiten können. Haben Sie deswegen ein Auge auf<br />
das Histogramm und benutzen Sie die positive<br />
Belichtungskorrektur, falls nötig.<br />
TIPP<br />
Ein Leuchtkasten ist ein Sprung<br />
zurück in die Tage des Zelluloidfilms.<br />
Falls Sie keinen haben, behelfen Sie<br />
sich, indem Sie einen DIN A3 Bogen<br />
weißes Papier auf eine Glasplatte legen<br />
und von unten beleuchten.<br />
Im Internet kursieren sicher auch<br />
Selbstbauanleitungen für<br />
Leuchtkästen.<br />
Blätter sammeln Bevor Sie<br />
1beginnen können, brauchen Sie eine<br />
Sammlung geeigneter Blätter. Falls Gärten<br />
und Parks nicht genug Material liefern,<br />
besuchen Sie eine Baumschule. Besorgen<br />
Sie möglichst viele unterschiedliche Formen<br />
und Farben.<br />
Arrangement <strong>Die</strong> überlappenden<br />
3Blätter und Farben sahen zwar schon gut<br />
aus, es fehlten jedoch Kontraste und ein<br />
Fixpunkt. Ich verwendete gelbe Blätter als<br />
Hintergrund und legte ein kontrastierendes<br />
rotes Blatt obenauf.<br />
Nun störten die Lücken zwischen den<br />
Blättern, in denen der Leuchtkasten zu sehen<br />
war, und brannten aus.<br />
Weißabgleich einstellen Wieder<br />
2Zuhause, entstaubte ich meinen<br />
Leuchtkasten und legte mir ein Muster aus<br />
dunklen, orangefarbenen Blättern zurecht.<br />
Der automatische Weißabgleich versuchte nun,<br />
meinen gewünschten warmen Farbstich zu<br />
neutralisieren. Ich änderte also die Weißabgleich-<br />
Einstellung auf “Bewölkt”, um die natürlichen<br />
Farben zu erhalten.<br />
Letzte Korrekturen <strong>Die</strong>smal nahm ich<br />
4mir mehr Zeit für das Arrangement der<br />
gelben Blätter, bis sie den Leuchtkasten<br />
vollständig bedeckten. Der so entstandene<br />
Kontrast verschaffte den Bildern einen<br />
dreidimensionalen Eindruck.<br />
Ich probierte noch verschiedene Arrangements,<br />
doch der Fixpunkt des roten Blattes wirkte am<br />
besten ganz in der Mitte.<br />
74 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
Mit dem Spot-Entfernungswerkzeug<br />
korrigierte ich noch einige Makel,<br />
kleine Löcher und Einfärbungen am<br />
Blatt.<br />
Das Ergebnis ist ein schön herbstliches<br />
Bild, aufgenommen im bequemen<br />
heimischen Wohnzimmer.<br />
Belichtung: 11/8 Sekunde bei<br />
Blende f/13 und ISO 100
MACH DEIN BILD<br />
Unschärfe-<br />
Relation<br />
Langzeitbelichtungen ohne Stativ? Eine<br />
verrückte Idee! Probieren Sie mal diese<br />
unorthodoxe, einfache <strong>Aufnahme</strong>technik eines<br />
Motivs vor hellem Hintergrund.<br />
Es ist erstaunlich, welche künstlerischen Effekte<br />
so Weise entstehen können.<br />
Caroline Wilkinson<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: Sigma 50mm f/2.8<br />
MANCHMAL ERWEIST sich ein<br />
vermeintliches Missgeschick am Ende als<br />
glücklicher Zufall; sei es, dass Sie im<br />
falschen Moment abgedrückt, das Licht oder<br />
die Belichtung falsch berechnet haben, wie<br />
in diesem Fall. <strong>Die</strong> Belichtungseinstellungen zwischen<br />
den einzelnen <strong>Aufnahme</strong>n nicht zu prüfen, ist ein der<br />
häufiger Fehler, doch diesmal führte die resultierende<br />
Verschlusszeit zu einer neuen Idee:<br />
Als ich mir das Ergebnis ansah, beschloss ich, aus der<br />
Not eine Tugend zu machen und auszuprobieren, ob es<br />
nicht die Grundlage einer neuen, abstrakten High-Key-<br />
<strong>Aufnahme</strong>technik sein könnte. Es bestätigte sich die alte<br />
Weisheit, dass auch in der <strong>Fotografie</strong> das Experiment der<br />
Schlüssel zum Erfolg ist. Gute, ungewöhnliche Bilder<br />
entstehen nicht dadurch, dass man einer bestimmten<br />
Prozedur folgt. <strong>Die</strong>se abstrakten Bilder sind das Ergebnis<br />
eines Versuchs, bei der ein im Gegenlicht positioniertes<br />
Stillleben fotografiert wurde – ohne Stativ.<br />
AUFNAHMETECHNIK: Erzeugen Sie eine<br />
Verschlusszeit zwischen drei und 5 Sekunden; sie sollte<br />
ausreichen, sowohl das Motiv als auch den Hintergrund<br />
gut genug auszuleuchten und dabei die Kamera zu<br />
bewegen. Falls das natürliche Umgebungslicht zu hell<br />
sein sollte, verringern Sie die ISO-Empfindlichkeit oder<br />
benutzen eine kleinere Blende. Eventuell müssen Sie<br />
dann jedoch die Entfernung zwischen Motiv und<br />
Objektiv anpassen, damit der Schärfentiefebereich klein<br />
genug bleibt. Nun machen Sie ihr Foto. Vielleicht reicht<br />
allein schon die Tatsache, dass die Kamera sich nicht<br />
auf dem Stativ befindet, sondern in der Hand gehalten<br />
wird, um den interessanten Unschärfe-Effekt zu<br />
erzeugen, der auf diesen Bildern zu sehen ist. Doch Sie<br />
können noch weiter gehen: ruckartiges nach oben oder<br />
unten Ziehen der Kamera und langsame, gleichmäßige<br />
Schwenks sind kreative Variationen dieser<br />
<strong>Aufnahme</strong>technik. Auch das Ändern der Verschlusszeit<br />
per ISO- oder Blendeneinstellung und unterschiedliche<br />
Blumen als Motiv sorgen für interessante Variationen.<br />
BELEUCHTUNG: Das Gegenlicht stammt in<br />
diesem Beispiel von einem iPad mit der Night Light App<br />
als High-Key Hintergrund, doch sie könnten genauso<br />
gut ein Blatt weißes Papier an einem Fenster befestigen<br />
und die Blume davor platzieren, wobei Sie darauf<br />
achten, den besten Schusswinkel und eine<br />
ausdrucksstarke Bildkomposition zu benutzen. Da es<br />
eine Langzeitbelichtung sein wird, dürfte das<br />
Umgebungslicht ausreichen, doch um sicherzugehen,<br />
sollten Sie einen Reflektor in Form einer weißen Pappe<br />
oder in Form von Aluminiumfolie zur Hand haben, der<br />
Licht auf das Motiv zurückwerfen kann, falls nötig.<br />
BELICHTUNG: Da das Motiv von hinten<br />
beleuchtet wird, stellen Sie an der Kamera die<br />
Spot-Messung ein, um den Hintergrund<br />
überzubelichten, während das Motiv korrekt belichtet<br />
wird.<br />
Wenn Sie die Mehrfeldmessung nutzen, wird die<br />
Kamera versuchen, die Belichtung einem 18%<br />
Grauton anzugleichen, sodass der Hintergrund<br />
unterbelichtet wird.<br />
Weiter sollte die Kamera auf Zeitautomatik geschaltet<br />
und eine weit offene Blende eingestellt werden,<br />
damit der Hintergrund nicht im Schärfebereich liegt;<br />
ein Wert unterhalb Blende f/5.6 dürfte das erreichen.<br />
Der ISO-Wert sollte unterhalb von 400 liegen, um<br />
Bildrauschen zu minimieren und eine lange<br />
Verschlusszeit zu ermöglichen.<br />
76 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
ABSTRAKTE HIGH-KEY-FOTOS<br />
Das fertige Bild<br />
Ästhetik und Faszination:<br />
Abstrakte Bilder können auch aus<br />
Fehlern entstehen – die<br />
Ergebnisse sind nicht immer<br />
schlecht.<br />
Zum Vergleich<br />
Je nach Verschlusszeit,<br />
Tempo und Richtung<br />
der Bewegung<br />
kommt es zu sehr<br />
unterschiedlichen<br />
Resultaten.<br />
Verschlusszeiten<br />
zwischen 3 und 5<br />
Sekunden bei Blenden<br />
zwischen f/3.5 und<br />
f/4.5 ergeben den<br />
besten Effekt, sofern<br />
die Bewegung langsam<br />
erfolgt.<br />
<strong>Die</strong> drei Bilder rechts<br />
veranschaulichen, wie<br />
Verschlusszeit und<br />
Bewegung das Bild<br />
beeinflussen.<br />
0.5 Sekunden 3 Sekunden 6 Sekunden<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
77
JETZT IM HANDEL<br />
Bei allen guten Zeitschriftenhändlern
IHR RATGEBER<br />
FÜR DIE PROFESSIONELLE VERWENDUNG VON<br />
SCHRITT<br />
FÜR SCHRITT:<br />
ANLEITUNGEN FÜR<br />
PHOTOSHOP CS UND<br />
ELEMENTS<br />
ERFAHREN SIE, WIE DIE WIRKUNGSVOLLEN<br />
PHOTOSHOP-FUNKTIONEN RICHTIG EINGESETZT WERDEN<br />
Einführung in<br />
Photoshop<br />
So navigieren Sie effizient in der<br />
Bedienoberfläche und der Werkzeugleiste.<br />
Funktionen für<br />
Fortgeschrittene<br />
Erfahren Sie, wie einzelne Arbeitsschritte ablaufen,<br />
und wie sie die Qualität Ihrer Fotos verbessern.<br />
Umgang mit<br />
Raw-Dateien<br />
So holen Sie maximale Bildinformationen aus<br />
Raw-Dateien und optimieren die Bildqualität.<br />
Mächtige<br />
Photoshop-Filter<br />
Durch den richtigen Einsatz von Weichzeichnen,<br />
Verflüssigen, Verzerren und vieler anderer Filter<br />
schaffen Sie Bilder, die Eindruck machen.<br />
Schritt-für-Schritt-<br />
Anleitungen<br />
Schnell und einfach<br />
zum professionellen Finish für Ihre Fotos.<br />
Impressionen<br />
in Schwarzweiß<br />
Entdecken und nutzen Sie die kreativsten Verfahren<br />
zur Umwandlung von Farbe in Schwarzweiß.
Das Creative kreative Eye Auge<br />
NATÜRLICHE FARBEN<br />
Von Paul Ward<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR 24-70mm f/2.8G ED<br />
Software: Photoshop CS5<br />
ICH MAG DIESE Projekte, bei<br />
denen mir eine kreative Idee für<br />
etwas Alltägliches einfallen soll, auf<br />
das ich normalerweise keinen<br />
Gedanken verschwenden würde.<br />
<strong>Die</strong> Herausforderung dabei ist, konventionelle<br />
Herangehensweisen zu vermeiden und etwas<br />
wirklich Neues zu schaffen, anstatt bei einem<br />
bereits bekannten Motiv nur das Objekt<br />
auszutauschen. Meine ursprüngliche Idee, für<br />
ein Mode-Foto ein Kleid zu entwerfen, das so<br />
aussah als trüge das Modell eine Blume. Doch<br />
vor ein paar Monaten gab es bereits ein Projekt<br />
zum Thema Papier, bei dem ich einen ähnlichen<br />
Gedanken umgesetzt habe, daher kam diese<br />
Idee nicht mehr in Frage.<br />
Zu den charakteristischen Eigenschaften einer<br />
Blume gehören Farbe und Geruch – zwei<br />
Eigenschaften, die man in einem Bild<br />
ausdrücken soll, wobei selbstverständlich die<br />
Farbe im Vordergrund steht. Farbe ist bei<br />
Blumen ein so starker visueller Faktor, dass ich<br />
sicher war, mir würde eine kreative Idee dazu<br />
kommen. So kam mir auch die<br />
Assoziationskette „Blume“, „Geruch“, Kosmetik“<br />
und führte weiter zur Idee einer Kosmetik-<br />
Werbung.<br />
Nun ging alles seinen Gang: Ich fuhr zum<br />
örtlichen Blumengroßmarkt und schaute mich<br />
um. Zuvor hatte ich bereits einen Lippenstift<br />
und Nagellack besorgt, beide in einem schönen,<br />
intensiven Rot-Ton. Doch alle roten Rosen, die<br />
ich fand, waren ungeeignet. Ich brauchte ein<br />
idealtypisches Exemplar, das den Ansprüchen<br />
einer Großaufnahme unter Studio-<br />
Lichtverhältnissen genügen musste, was<br />
bedeutet, dass an der Blume nicht der geringste<br />
Makel sein darf, denn der würde sofort auffallen<br />
und den Betrachter ablenken. Es gab jedoch<br />
rosafarbene Rosen von denen mehrere den<br />
geforderten Ansprüchen genügten. Ich suchte<br />
mir eine aus, tauschte die Kosmetika gegen die<br />
gleichen Artikel passender Farbe um und<br />
machte mich an die Arbeit.<br />
Ich fand schnell heraus, dass Rosa viel besser<br />
vor schwarzem als weißem Hintergrund aussah.<br />
Den Lippenstift stellte ich auf eine kleine<br />
Plexiglasplatte, die ich auf einen Bogen<br />
schwarzes Papier gelegt hatte, damit es eine<br />
Spiegelung geben würde. <strong>Die</strong> Beleuchtung<br />
bestand aus zwei Strobeam Studiolampen, die<br />
mit je einer großen, quadratischen Softbox<br />
versehen waren. Ich stellte sie seitlich und<br />
hinter dem Motiv auf, was für eine effektvolle<br />
Refl exion auf dem Lippenstift sorgen würde. An<br />
die Kamera kam mein bewährtes NIKKOR AF-S<br />
24-70mm f/2.8G ED Objektiv, auf den<br />
Blitzschuh ein Fernauslöser, und das Ganze<br />
wurde aufs Stativ montiert; dann stellte ich auf<br />
den Lippenstift scharf und schaltete den<br />
Autofokus aus.<br />
<strong>Die</strong> Blüte der Rose wurde mit Wasser besprüht,<br />
um das Motiv noch attraktiver zu machen. Mit<br />
dem Auslöser in der einen Hand, mit der<br />
anderen die Blume in Position haltend, machte<br />
ich mehrere <strong>Aufnahme</strong>n. So erhielt ich<br />
wenigstens ein sauberes Bild, das ich als<br />
Grundlage verwenden konnte. Wenn einmal<br />
den Nagellack auf die Blume geträufelt hatte,<br />
wurde das Set schnell zu chaotisch.<br />
Ich legte die Rose beiseite, nahm den Nagellack<br />
und träufelte aus der Höhe, in der ich vorher die<br />
Rose gehalten hatte, vorsichtig mehrere Tropfen<br />
auf den Lippenstift, während ich wiederholt den<br />
Auslöser drückte. <strong>Die</strong>sen Vorgang wiederholte<br />
ich noch einmal, um sicher zu sein, das ich<br />
viele unterschiedliche Tropfen-Konstellationen<br />
haben würde, aus denen ich auswählen konnte.<br />
Nachdem die Bilder in Photoshop geladen<br />
waren, suchte ich zunächst das Foto mit dem<br />
Lippenstift aus, dass ich verwenden wollte.<br />
Dann öffnete ich die Fotos, auf denen fallende<br />
Ganz oben: zwei Studiolampen<br />
in großen Softboxen<br />
beleuchteten den Lippenstift<br />
seitlich und von hinten. Das<br />
ergab hübsche lange Reflexionen<br />
auf dessen voller Länge.<br />
Oben: Bei der Arbeit mit<br />
Flüssigkeiten ist es wichtig, zu<br />
Beginn ein Foto als Grundlage zu<br />
schießen, von dem das<br />
Basismotiv geklont werden<br />
kann, wenn das Set durch den<br />
überall verspritzten Nagellack zu<br />
chaotisch geworden ist.<br />
Links: Mit einen Fernauslöser<br />
schoss ich mehrere <strong>Aufnahme</strong>n,<br />
während ich gleichzeitig den<br />
Nagellack von oben herab<br />
tropfen ließ. Mithilfe der<br />
Füllmethode „Aufhellen“ fügte<br />
ich die Tropfen in mein Bild ein<br />
und benutzte das<br />
Radiergummiwerkzeug, um<br />
nicht erwünschte Tropfen zu<br />
entfernen.<br />
Nagellacktropfen zu sehen waren. <strong>Die</strong>, die mir<br />
gefi elen, legte ich als neue Ebenen über das Bild<br />
des Lippenstifts. Durch Ändern der Füllmethode<br />
der Bilder mit den Tropfen auf „aufhellen“ waren<br />
nur noch Tropfen die in meinem Bild zu sehen,<br />
wodurch es sehr einfach war, jene zu löschen,<br />
die ich nicht im Bild haben wollte.<br />
Anschließend brauchte ich nur noch das Bild<br />
der Rose hineinzukopieren und es vorsichtig an<br />
seinen richtigen Platz zu ziehen, wobei ich auf<br />
die Tropfen-Ebenen einzoomte, damit der<br />
Übergang zwischen Tropfen und Rose so<br />
nahtlos wie möglich sein würde.<br />
Das Ergebnis ist ein einfach aufgebautes,<br />
sauberes Foto für eine Kosmetikanzeige, auf<br />
dem es so aussieht, als liefe die Farbe des<br />
Lippenstifts aus der Blume heraus.<br />
80 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 81
Das Creative kreative Eye Auge<br />
BLÜTENABSTRAKTION...<br />
Von Ross Hoddinott<br />
Kamera: Nikon D800E<br />
Objektiv: NIKKOR 200mm f/4 Micro IF-ED<br />
Software: Lightroom 5<br />
EIN KREATIVPROJEKT zum Thema<br />
Blumen? Warum nicht. Ich mag Blumen,<br />
bin es jedoch eher gewohnt, sie in<br />
Großaufnahme in natürlicher Umgebung<br />
abzubilden, wobei es sich in der Regel<br />
um Wildblumen handelt. Nun aber, da der Sommer<br />
lange vorbei ist, gibt es diese Möglichkeit nicht. Ich<br />
würde in der Gärtnerei gezogene Blumen<br />
fotografieren; also ging ich zum Floristen um die Ecke<br />
und wählte eine Handvoll farbenfroher, frischer<br />
Schnittblumen aus den vielen Arten, die in ihren mit<br />
Wasser gefüllten Blecheimern im Schaufenster auf<br />
Kundschaft warteten.<br />
So weit, so gut. Nun war es Zeit, mir Gedanken zu<br />
machen, wie daraus ein kreatives, attraktives Motiv<br />
werden konnte, das den Betrachter fesselt.<br />
Blumen sind dankbare Objekte für den Fotografen,<br />
deswegen werden sie so oft fotografiert. Das<br />
wiederum macht es aber auch sehr schwer, ein<br />
wirklich originelles Blumenbild zu gestalten. Ich<br />
überlegte mir, mit einem sehr geringen<br />
Schärfentiefebereich zu arbeiten, um bestimmte<br />
Blütenteile hervorzuheben, beispielsweise einen<br />
einzelnen Blütenstempel oder sogar nur dessen<br />
Blütenstaub. In dieser Weise mit der Schärfentiefe zu<br />
spielen, kann sehr schöne, künstlerisch aussehende<br />
Bilder erzeugen, aber mir fiel ad hoc kein Motiv ein,<br />
dass ich nicht schon einmal irgendwo gesehen hätte.<br />
Als nächstes überlegte ich mir die Möglichkeit einer<br />
Mehrfachbelichtung, um ein träumerisches,<br />
weichgezeichnetes Blumenbild zu bekommen, eine<br />
<strong>Aufnahme</strong>technik, die von Sandra Bartocha, einer<br />
deutschen Fotografin, perfektioniert worden ist (siehe<br />
www.fotocommunity.de/fotografin/sandrabartocha/31030).<br />
Doch diese Technik ist besser geeignet für Wildblumen<br />
in natürlicher Umgebung bei natürlichem Licht. Nach<br />
weiteren Überlegungen entschloss ich mich dazu,<br />
meine Blüten als Spiegelungen in Wassertropfen zu<br />
fotografieren. Das war zwar auch nicht wirklich neu,<br />
aber ich würde keine Tropfen von einem<br />
Blumenstängel oder einem Blatt herabhängen lassen<br />
– wie es oft zu sehen ist – ich würde stattdessen die<br />
Tropfen auf einer Glasscheibe arrangieren, die Blüte<br />
darunter positionieren und deren gebrochenes<br />
Spiegelbild direkt von oben fotografieren. Auf diese<br />
Weise hoffte ich, ein farbenfrohes, abstraktes<br />
Aussehen herbeiführen zu können, weniger ein<br />
naturgetreues Spiegelbild der Blume.<br />
Ich steckte eine orangefarbene Gerbera in eine Vase<br />
und stellte sie in einen mittelgroßen Pappkarton, der<br />
innen schwarz ausgekleidet war. <strong>Die</strong> sauber geputzte<br />
Glasscheibe kam obendrauf. Nun benutze ich eine mit<br />
Wasser gefüllte Spritze und applizierte viele kleine<br />
Wassertropfen auf die Glasscheibe. Dann montierte<br />
ich die Kamera aufs Stativ und begann mit der<br />
Bildkomposition. Mit Hilfe von LiveView zoomte ich<br />
auf die kleinen Tropfen ein und stellte manuell auf die<br />
Reflexionen der Blume scharf. Damit der<br />
Bildausschnitt ganz mit den Tropfen ausgefüllt werden<br />
konnte, brauchte ich eine starke Vergrößerung. Um<br />
die zu erreichen, benutzte ich mein NIKKOR 200mm<br />
Micro Objektiv. Damit war der Schärfebereich selbst<br />
bei sehr kleiner Blende nur hauchdünn. In einem<br />
Versuch, die Schärfentiefe zu vergrößern, schoss ich<br />
eine Sequenz von zehn Fotos, wobei ich bei jeder<br />
<strong>Aufnahme</strong> die Schärfe leicht anpasste, sodass<br />
ein jeweils anderer Teil des Motivs im<br />
Schärfebereich lag. Obwohl keines der einzelnen<br />
Fotos das Motiv scharf abbildete, enthielt die<br />
Sequenz als Ganzes doch alle notwendigen<br />
Bildinformationen, um ein insgesamt scharfes<br />
Endergebnis produzieren zu können.<br />
Ich lud die Bilder in Lightroom, doch die<br />
Übergänge zwischen den einzelnen <strong>Aufnahme</strong>n<br />
waren nicht nahtlos und es gab auch zu viele<br />
hässliche Artefakte um die Tropfenkanten<br />
herum. Ich musste es also erneut versuchen,<br />
diesmal aber in einem einzigen<br />
Belichtungsvorgang. Immer noch war die<br />
Schärfentiefe das größte Problem. Eine kleinere<br />
Blende als f/16 wollte ich nicht benutzen, weil<br />
damit das Risiko von Verzerrungen steigen<br />
würde, doch mit der jetzigen Einstellung würde<br />
ich die Wassertropfen und das darin reflektierte<br />
Ganz oben: <strong>Die</strong> Blume<br />
stellte ich in eine Vase und<br />
die Vase in einen Karton, der<br />
innen schwarz ausgekleidet<br />
war.<br />
Oben: Mein erster Versuch<br />
erzeugte Reflexionen an der<br />
Oberfläche der<br />
Wassertropfen, verursacht<br />
durch das Licht des in der<br />
Nähe befindlichen Fensters..<br />
Oben Links: Mit einer<br />
Spritze brachte ich die<br />
kleinen Wassertropfen<br />
vorsichtig auf der<br />
Glasscheibe an. <strong>Die</strong><br />
Abstände zwischen den<br />
Tropfen durften nicht<br />
gleichmäßig sein, damit das<br />
Ganze nicht eintönig<br />
aussehen würde.<br />
Links: Ein Bogen<br />
zusammengerollter Karton<br />
schirmte die Tropfen vom<br />
Licht des Fensters ab und<br />
die störenden Reflexionen<br />
waren verschwunden.<br />
Bild der Blüte nicht in einer einzigen <strong>Aufnahme</strong><br />
scharf bekommen.<br />
Priorität hatte jedoch das gebrochene<br />
Spiegelbild, also stellte ich darauf scharf.<br />
Obwohl das Ergebnis nicht dem entsprach, was<br />
ich mir vorgestellt hatte, kam ich der Sache<br />
langsam näher. Immer noch wurde der<br />
Gesamteindruck jedoch stark beeinträchtigt<br />
durch hässliche Reflexionen an der Oberfläche<br />
der Wassertropfen, die durch das vom Fenster<br />
her einfallende Licht hervorgerufen wurden. Um<br />
das zu unterbinden, rollte ich einen großen<br />
Bogen weißen Kartons zu einem Zylinder<br />
zusammen und stellte ihn so auf die<br />
Glasscheibe, dass meine Wassertropfen sich<br />
darin befanden und nun fast vollständig vom<br />
Umgebungslicht abgeschirmt waren. Nun<br />
brauchte ich nur noch die Kamera von oben in<br />
den Zylinder hinein zu richten, und so kam ich<br />
zu meinem endgültigen Bild.<br />
82 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 83
Das Creative kreative Eye Auge<br />
DIE ROSEN-LINIE<br />
Von Catherine MacBride<br />
Kamera: Nikon D5200<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 18-105mm f/3.5-5.6<br />
Software: Adobe Photoshop CC<br />
ICH MUSS SAGEN, dass das Thema<br />
Blumen für ein Kreativprojekt mich doch<br />
einigermaßen verblüfft hat. Blumen<br />
gehören nicht zu den Motiven, die ich<br />
regelmäßig fotografiere, doch viele<br />
Fotografen, mit denen ich befreundet bin, schaffen<br />
hervorragende Bilder mit Blumen, und mit Ihnen<br />
wollte ich mich nicht messen.<br />
Andererseits, warum nicht ein paar interessante<br />
Blumen finden und Makroaufnahmen oder ein<br />
Blumenarrangement versuchen? Wirklich inspiriert<br />
war ich aber erst, als ich mit meiner Schwester<br />
sprach, die gerade ihre Hochzeit und Flitterwochen<br />
plante. Das war der zündende Funke! Ich würde<br />
Papierrosen basteln, doch nicht aus einfachem<br />
Papier, sondern ich würde die Rosen aus eine<br />
Straßenkarte anfertigen und so die Gedanken an<br />
Hochzeit, Verreisen und Blumen in einem einzigen<br />
Bild zusammenbringen. Ich hatte schon früher Rosen<br />
gemacht, aber nicht aus Papier, und so setzte ich<br />
mich hin und werkelte ein wenig herum, bis ich einen<br />
einfachen Weg gefunden hatte, eine Papierblume<br />
zustande zu bringen. Nun, da mir klar war, welche<br />
Richtung das Projekt nehmen würde, machte ich mir<br />
eine Vorlage, bestehend aus einem kleinen<br />
kreisförmigen Stück Karton, dass in sechs gleiche<br />
Teile gefaltet war. Nun hatte ich ein Muster, an dem<br />
ich mich orientieren konnte, so dass meine Blüten<br />
dieselbe Größe haben würden.<br />
Ich schnitt die Blumen ich anhand der Vorlage aus<br />
einer ausgedehnten Straßenkarte aus, die eigentlich<br />
für die Recycling-Tonne bestimmt gewesen war.<br />
Nachdem ich die gewünschte Zahl beisammen<br />
hatte, wickelte ich die Enden der Blumen um einen<br />
Bleistift, so dass sie sich einrollten und klebte sie<br />
zusammen. Als Stängel diente jeweils ein Stück<br />
Draht.<br />
Nachdem der Klebstoff getrocknet war, umwickelte<br />
ich die Stängel mit grünem Krepp-Papier und fügte<br />
noch ein paar grüne Blätter aus Papier hinzu. Nun<br />
konnte das <strong>Fotografie</strong>ren losgehen. Meine<br />
ursprüngliche Idee war, dass meine Schwester<br />
die Papierrosen wie einen Hochzeitsstrauß in<br />
der Hand halten sollte, aber Testaufnahmen<br />
erwiesen, dass es einfach nicht gut aussah. Ich<br />
hatte die Rosen in Originalgröße angefertigt, sie<br />
wirkten aber zu groß und passten in keine<br />
gefällige Bildkomposition. Es musste also eine<br />
andere Idee her. Ich fand ein Einmachglas, in<br />
das ich die Blumen stellen konnte und während<br />
ich mich noch abmühte, mir ein neues,<br />
originelles Motiv auszudenken, fiel mein Blick<br />
auf das Glas mit der ehemaligen Straßenkarte,<br />
die nun in Form mehrerer Papierblumen da vor<br />
mir stand. Das sah so einfach und auch ein<br />
wenig lustig aus, dass ich ein paar<br />
Testaufnahmen machte.<br />
<strong>Die</strong> Kamera, ausgestattet mit einem 18-<br />
105mm Objektiv, kam auf das Stativ und ich<br />
benutzte den LiveView, um die Position der<br />
Papierblumen zu arrangieren, bis ich mit der<br />
Bildkomposition zufrieden war. Ich stellte die<br />
Kamera manuell auf ISO 125 und Blende f/16<br />
für möglichst große Schärfentiefe und auf eine<br />
Ganz oben: Der komplizierteste Teil der Prozedur<br />
bestand aus dem Schneiden, Formen und<br />
Zusammenkleben der Papierrosen, für die eine alte<br />
Straßenkarte herhalten musste.<br />
Oben: Der Blitz war von der Kamera entkoppelt und<br />
schoss durch einen Schirm, um das Motiv vor einem<br />
nahtlosen, blauen Hintergrund auszuleuchten.<br />
Links: Meine ursprüngliche Idee, dass meine<br />
Schwester die Blumen wie einen Hochzeitsstrauß<br />
halten sollte, wirkte als Motiv überhaupt nicht.<br />
Verschlusszeit von 1/160 Sekunde ein. Das mit<br />
einem Schirm ausgestattete Blitzgerät stellte ich<br />
vor das Arrangement und löste per drahtlosem<br />
Fernauslöser aus. Schon auf dem<br />
Kameramonitor sah das Bild gut aus, also<br />
öffnete ich die Raw-Datei und korrigierte<br />
Luminanz, Kontrast und Schatten, bevor ich<br />
eine Textur hinzufügte, um dem Bild einen<br />
leichten künstlerischen Touch zu geben.<br />
Zum Schluss hatte ich ein Bild, das mir gefiel –<br />
und einen Blumenstrauß, der nicht verwelken<br />
würde.<br />
84 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 85
Das Creative kreative Eye Auge<br />
FARBTUPFER<br />
Von Paul Ward<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR 70-200mm f/2.8G ED<br />
Software: Photoshop CS5<br />
MIT DER AUSSICHT auf Urlaub in<br />
Sizilien hatte ich eigentlich vor, dieses<br />
Kreativprojekt am warmen Mittelmeer<br />
zu verwirklichen. Ich wollte gern eine<br />
Szene mit Unterwassergehäuse<br />
fotografieren, in der ein Regenschirm halb unter der<br />
Wasseroberfläche im Meer trieb. Später würde ich<br />
ein oder zwei Tiere hinein montieren, als ob diese<br />
den Schirm als Boot benutzten – eine typische<br />
Trickfilmszene eben. Leider war es in der kurzen<br />
Zeit nicht möglich, ein passendes Gehäuse für<br />
meine D800 zu finden, und so wurde nichts aus<br />
dem schönen Plan.<br />
Trotzdem sollte es etwas mit Kino zu tun haben,<br />
und so erinnerte ich mich an eine Szene im<br />
Klassiker „Blade Runner“, bei der die Kamera aus<br />
der Vogelperspektive auf ein Meer von<br />
Berufspendlern gerichtet ist, von denen jedoch<br />
keiner direkt zu sehen ist, weil sich alle im<br />
strömenden Regen unter ihre Regenschirme<br />
ducken. Im Bildausschnitt sind also nur hunderte<br />
Regenschirme erkennbar. <strong>Die</strong>se Perspektive war<br />
es, die ich nachempfinden wollte, einschließlich<br />
des sintflutartigen Regens, der dem Bild mehr<br />
Dynamik verlieh.<br />
Ein Besuch beim 1-Euro-Discounter war<br />
erfolgreich: Ich kaufte 20 schwarze Regenschirme<br />
für einen Euro pro Stück. Zurück im Studio musste<br />
ich mir nun etwas einfallen lassen, wie ich sie<br />
fotografieren würde. Ich hatte mir außerdem einen<br />
regenbogenfarbenen Schirm von einem Freund<br />
ausgeborgt den ich als Fixpunkt verwenden wollte<br />
– den Regenschirm, nicht den Freund – und der<br />
einen Farbklecks in die ansonsten überwiegend<br />
schwarze Szene bringen sollte. Zunächst glaubte<br />
ich, das Projekt im Studio umzusetzen, aber es war<br />
nicht hoch genug für die richtige Bildkomposition.<br />
Ich wollte einen Ultraweitwinkel verwenden,<br />
außerdem sollte Regen im Spiel sein, und ich<br />
wollte schließlich nicht mein Studio unter Wasser<br />
setzen. Also ging es mit den Schirmen nach<br />
draußen. Eines der Studiofenster öffnet auf einen<br />
Innenhof; dort draußen konnte ich das Setup<br />
arrangieren und aus dem Studiofenster heraus<br />
fotografieren.<br />
Zuerst öffnete ich alle 20 Schirme und brach die<br />
Griffe ab, damit sie flach auf dem Boden liegen<br />
konnten. Nachdem ich mein „Meer“ schwarzer<br />
Schirme arrangiert hatte, setzte ich den farbigen<br />
Schirm hinzu. Dann füllte ich einen Topf mit<br />
Wasser und goss ihn über den Schirmen aus,<br />
damit die auf ihnen verbleibenden Tropfen den<br />
Eindruck erzeugten, es ginge gerade ein<br />
Regenschauer nieder. Ich stellte einen einzelnen<br />
Strobeam Studioblitz mit einer Bowens Octobox<br />
seitlich neben mein Arrangement und stieg wieder<br />
zurück in den zweiten Stock, um von dort oben das<br />
Bild zu schießen. Oben angekommen, stellte ich<br />
eine Verschlusszeit von 1/200 Sekunde ein und<br />
zoomte mit meinem NIKKOR 70-200mm f/2.8<br />
Objektiv auf die Schirme unten ein. Ein Vorteil des<br />
Strobeam-Systems ist, dass die Blitzleistung von<br />
der Kamera aus gesteuert werden kann. Ich nahm<br />
also die nötigen Einstellungen vor, die mit einigen<br />
Testfotos verbunden waren, bevor ich mit der<br />
Belichtung zufrieden war. Nun war es Zeit für<br />
den Regen. Den wollte ich eigentlich<br />
gleichzeitig mit den Schirmen aufnehmen,<br />
doch das funktionierte nicht so, wie ich es mir<br />
erhofft hatte. Für den Regen waren separate<br />
<strong>Aufnahme</strong>n notwendig, die ich später<br />
hineinmontieren würde. Ich befestigte einen<br />
mit Saugnäpfen ausgestatteten Blitzhalter<br />
oben an der Außenseite eines seitlich von mir<br />
befindlichen Fensters, an dem ich einen<br />
Plastikbecher anbrachte, in den ich vorher ein<br />
kleines Loch gepiekst hatte, und füllte ihn mit<br />
Wasser. Das sorgte ein für langsames aber<br />
gleichmäßiges Heruntertropfen des Wassers.<br />
Ich machte mehrere <strong>Aufnahme</strong>n, die Kamera<br />
nach unten gerichtet, das Wasser an mir vorbei<br />
tropfend. Dabei hielt ich die Kamera in immer<br />
neuen Winkeln, so dass die fallenden Tropfen<br />
aus unterschiedlichen Perspektiven<br />
aufgenommen werden würden. Nachdem ich<br />
Oben Links: <strong>Die</strong> Handgriffe<br />
der Schirme musste ich<br />
abbrechen, damit sie flach auf<br />
dem Boden sitzen würden.<br />
Oben rechts: Ich arrangierte<br />
die Schirme so, dass<br />
möglichst wenig Lücken<br />
zwischen ihnen blieben, um<br />
die Illusion zu verstärken,<br />
dass eine geschäftige Straße<br />
während eines<br />
Regenschauers von oben<br />
fotografiert worden war.<br />
Oben: Ein Plastikbecher mit<br />
einem Loch im Boden sorgte<br />
für eine gleichmäßige<br />
Produktion von<br />
„Regentropfen“, die ich<br />
fotografieren konnte. Wo ist<br />
der Regen, wenn man ihn<br />
mal wirklich braucht?<br />
Links: Bei genauerem<br />
Hinsehen bin ich in einem der<br />
oberen Fenster zu erkennen.<br />
Es versteht sich von selbst,<br />
dass ich die Kamera sehr gut<br />
festgehalten habe.<br />
genügend Tropfen beisammen hatte, packte<br />
ich zusammen und setzte mich an den<br />
Computer, um die Bilder zu verarbeiten.<br />
In Photoshop kopierte ich alle Tropfen in ein<br />
einziges Bild vor einen schwarzen Hintergrund<br />
und duplizierte sie, wo nötig, um die Lücken<br />
zu füllen. Dann sorgte ich mit dem radialen<br />
Weichzeichner für Bewegung der<br />
Wassertropfen, so dass alle zusammen<br />
genommen wie ein niederprasselnder<br />
Regenguss aussahen. Anschließend führte ich<br />
alle Ebenen zu einem einzigen Bild<br />
zusammen. Dann öffnete ich das Bild mit den<br />
Regenschirmen und legte beide Bilder<br />
übereinander. Nun brauchte ich nur noch<br />
leichte Korrekturen am Kontrast vorzunehmen<br />
und mein Bild war fertig – eine aus der<br />
Vogelperspektive fotografierte Szene in<br />
strömendem Regen – und ich hatte nicht einen<br />
einzigen Tropfen abbekommen.<br />
86 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 87
Das Creative kreative Eye Auge<br />
ABGESCHIRMT…<br />
Von Catherine MacBride<br />
Kamera: Nikon D5200<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 18-105mm f/3.5-5.6<br />
Software: Adobe Photoshop CC<br />
DIE UMSETZUNG EINES<br />
Kreativprojekts im Zusammenhang<br />
mit Regenschirmen sollte eigentlich<br />
keine große Schwierigkeit darstellen,<br />
denn Regen haben wir in unseren<br />
Breiten genug. Doch je länger ich mich mit dem<br />
Thema damit beschäftigte, desto weniger<br />
konnte ich mich damit anfreunden, einen aus<br />
dem Schirmständer im Hausflur als Requisite zu<br />
verwenden. Es dauerte nicht lange, bis ich die<br />
Idee hatte, stattdessen kleine Papierschirmchen<br />
zu benutzen, die man zum Anrichten von<br />
Cocktails und Speiseeis benutzt. Irgendwie<br />
müsste sich daraus ein aussagekräftiges Foto<br />
konstruieren lassen.<br />
Mangels eines Swimmingpools mit exotischer<br />
Cocktailbar in der Nähe, an der ich meine<br />
Schirmchen hätte sammeln können, besorgte<br />
ich sie bei einem lokalen Partyservice. Eine<br />
große Styroporplatte aus dem Baumarkt sollte<br />
mir als Plattform dienen. Meine Vorstellung war,<br />
die Papierschirmchen so anzuordnen, dass sie<br />
wie die Anordnung von Sonnenschirmen am<br />
weißen Sandstrand eines Ferienortes aussehen<br />
würden. <strong>Die</strong> Schirmchen brauchten einfach nur<br />
in die Styroporplatte gesteckt zu werden. So<br />
begann ich damit, die Schirmchen vorsichtig zu<br />
öffnen und sie nach Farben zu sortieren. Dann<br />
steckte ich sie in schnurgeraden Reihen in die<br />
Styroporplatte – ein Geodreick half dabei – bis<br />
diese vollständig mit den bunten Schirmchen<br />
bedeckt war.<br />
Zunächst wollte ich aus einem flachen Winkel<br />
fotografieren, um nicht nur die Schirmchen<br />
selbst, sondern auch deren farbige Schatten ins<br />
Bild zu bekommen. Das sah zwar ganz nett aus,<br />
aber es passte nicht zu dem Hochformat, dass<br />
ich mir in den Kopf gesetzt hatte. Es musste also<br />
etwas anderes sein. Ich fuhr das Stativ hoch, so<br />
dass die Kamera nun aus einem steileren Winkel<br />
auf die die Reihen der Schirmchen gerichtet war.<br />
Außerdem drehte ich die Styroporplatte so, dass<br />
die Schirmreihen diagonal ins Bild kamen. Ich<br />
justierte Höhe und Winkel der Kamera, bis die<br />
Bildkomposition meiner Vorstellung entsprach,<br />
was ich durch LiveView überprüfte. Ein<br />
schwenkbarer Kamera Bildschirm ist übrigens<br />
sehr angenehm, wenn man mit Stativ<br />
fotografiert, er erspart so manche unbequeme<br />
Verrenkung.<br />
<strong>Die</strong> Kamera in der manuellen Betriebsart,<br />
wählte ich ISO 100, um optimale Bildqualität zu<br />
bekommen. Blende f/16 sorgte für Schärfe über<br />
den gesamten Bildbereich und eine<br />
Verschlusszeit von 1/25 Sekunde für die richtige<br />
Belichtung. Das Blitzgerät montierte ich genau<br />
senkrecht über dem Setup, wobei dem Blitz<br />
durch einen Brollie die Härte genommen und<br />
stattdessen ein diffuses Licht erzeugt werden<br />
sollte – merke: man kann nie genug Schirme<br />
Oben: <strong>Die</strong> Cocktail-<br />
Schirmchen stammen<br />
von einem lokalen<br />
Partyservice.<br />
Links: Wie viele<br />
Schirmchen sind in<br />
diesem Bild? Ich<br />
befestigte ein Blitzgerät<br />
mit Brollie direkt über<br />
dem Setup, um direktes,<br />
aber diffuses Licht von<br />
oben zu erhalten.<br />
Unten links: Hier geht es<br />
wirklich ums Detail – die<br />
Abstände zwischen den<br />
Schirmen wurden genau<br />
ausgemessen.<br />
Unten rechts:<br />
<strong>Die</strong> ursprüngliche Idee<br />
war, aus einem flachen<br />
Winkel zu fotografieren,<br />
um auch die farbigen<br />
Schatten ins Bild zu<br />
bekommen. Doch diese<br />
Bildkomposition wollte<br />
nicht recht passen. Das<br />
Hochformat und ein<br />
höherer Blickwinkel der<br />
Kamera wirken<br />
wesentlich besser.<br />
haben! Ausgelöst wurde das ganze Arrangement<br />
durch drahtlose Auslöser.<br />
Ich probierte eine Reihe unterschiedlicher<br />
<strong>Aufnahme</strong>n, und als ich ein Bild gefunden hatte,<br />
das mir gefiel, überprüfte ich noch das<br />
Histogramm in der Kamera, um sicherzugehen,<br />
dass kein Spitzlicht ausgebrannt war. So konnte<br />
ich die Nachbearbeitung auf ein Minimum<br />
beschränken.<br />
Ich öffnete das Bild in Camera Raw und<br />
verstärkte Kontrast, Farben und den Weißton.<br />
Nachdem alles getan war, führte ich einen der<br />
kleinen Cocktail-Schirmchen wieder seiner<br />
originalen Bestimmung zu.<br />
Prost, auf Ihre Gesundheit!<br />
88 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 89
Das Creative kreative Eye Auge<br />
DER STURM<br />
Von Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 24-70mm f/2.8G<br />
Software: Lightoom 5 & Photoshop CC<br />
FALLS SIE SICH ZU den Puristen<br />
unter den Fotografen zählen, also zu<br />
denen, die in der Lage sind, mit ihrer<br />
Kamera so umzugehen, dass ihre<br />
Bilder schon druckreif<br />
herauskommen und ansonsten von intensiver<br />
Bildbearbeitung überhaupt nichts halten, dann ist<br />
dieser Artikel vielleicht nichts für Sie – weiterlesen<br />
sollten Sie aber trotzdem. Auch wir sind der<br />
Meinung, dass gute Foto in der Kamera entstehen<br />
und dass keine Nachbearbeitung gutes<br />
fotografisches Handwerk ersetzen kann. Das war<br />
schon in den Tagen des Zelluloidfilms so.<br />
Gleichwohl ist die Praxis der digitalen<br />
Bildbearbeitung heute populär geworden. Wer's<br />
nicht glaubt, schaue sich Websites wie<br />
„deviantART“ an (www.deviantart.com), an denen<br />
deutlich wird, dass es heute jede Menge<br />
Fotografen gibt, die sowohl das Handwerk als<br />
auch die nachträgliche Bildbearbeitung<br />
beherrschen. Beides kann sich hervorragend<br />
ergänzen.<br />
Das Thema „Regenschirm“ für ein Fotoprojekt hat<br />
mich zunächst erstaunt. Dann entwickelte ich den<br />
Plan, ein ganzes „Meer“ von Regenschirmen zu<br />
fotografieren – als schaue man von hoch oben auf<br />
eine Menschenmenge, die mit aufgespannten<br />
Schirmen durch die Straßen hastet, mit einem<br />
einzigen roten Schirm als Fixpunkt im Bild. Doch<br />
ich verwarf die Idee , als ich auf Besuch im Studio<br />
von Paul Ward sah, woran er arbeitete. Für mich<br />
hieß das: ich musste von vorn anfangen. Den<br />
roten Regenschirm hatte ich für meine<br />
ursprüngliche Idee bereits besorgt. Rot ist eine<br />
Farbe, die nahezu immer Aufmerksamkeit erregt.<br />
Es gibt kaum ein Foto einer Szene mit einem roten<br />
Objekt, bei dem das Auge nicht auf dem Objekt<br />
verweilt.<br />
<strong>Die</strong>s berücksichtigend, machte ich mir Gedanken,<br />
wie eine stimmungsvolle, aber einfache Szene mit<br />
dem roten Regenschirm als Fixpunkt aussehen<br />
könnte. Ich wartete, bis ein trüber Tag<br />
heraufgezogen war und fuhr mit<br />
Kameraausrüstung und Schirm bewaffnet aufs<br />
Land. Ich wollte eine Örtlichkeit finden, in der<br />
kaum etwas Ablenkendes vorhanden sein durfte,<br />
außer vielleicht dem klassischen einzelnen Baum<br />
am Horizont mit viel Himmel dahinter. Nach<br />
einigem Suchen fand ich eine Hügelkuppe in der<br />
Nähe eines öffentlichen Wanderwegs. Der<br />
einzelne Baum am Horizont war nicht da, aber die<br />
Szenerie musste genügen.<br />
So montierte ich die Kamera mit einem NIKKOR<br />
24-70mm f/2.8 Objektiv versehen auf das Stativ.<br />
Da ich in diesem Fall Fotograf und Model in einer<br />
Person war, hatte ich ein zweites Stativ<br />
mitgebracht, das mir als Dummy-Model diente,<br />
während ich mit der Bildkomposition beschäftigt<br />
war. Ich stellte per Autofokus scharf und schaltete<br />
ihn anschließend aus. Bei eingeschalteter<br />
Blendenautomatik wählte ich Blende f/8 und gab<br />
+0.3EV Belichtungskorrektur hinzu, um den<br />
Himmel zu kompensieren, der einen großen Teil<br />
des Bildausschnitts einnahm. Dann montierte ich<br />
einen weichen 0.9ND Verlaufsfilter, der die<br />
gewünschte Stimmung im Bild, insbesondere am<br />
Himmel, erzeugen sollte. Zum Schluss schloss ich<br />
noch ein Intervalometer zur Betätigung des<br />
Auslösers an und wählte 10 <strong>Aufnahme</strong>n im<br />
Abstand von 5 Sekunden vor, damit ich während<br />
der Bildserie Gelegenheit haben würde,<br />
verschiedene Posen einzunehmen. <strong>Die</strong><br />
Verzögerung setzte ich auf 15 Sekunden, die mir<br />
genug Zeit ließen, in Position zu gelangen und<br />
drückte den Auslöser. <strong>Die</strong>sen Prozess wiederholte<br />
ich mehrere Male, bevor die Sonne durch die<br />
Wolken brach. Doch ich hatte inzwischen genug<br />
Material, um damit zu arbeiten.<br />
Zu Hause am Computer importierte ich die<br />
Dateien in Lightroom 5 und wählte zwei Bilder<br />
aus. Das erste diente mir als Grundlage, mit dem<br />
zweiten wollte ich den Himmel im ersten Bild<br />
ersetzen. <strong>Die</strong>ses zweite Bild war entstanden, kurz<br />
bevor die Sonne durchbrach und zeigte den<br />
interessantesten Himmel dieses Nachmittags. Ich<br />
stellte den Kontrast ein und desaturierte beide<br />
Bilder, bevor ich noch einen zweiten Verlauf am<br />
Himmel anbrachte. Dann exportierte ich beide<br />
Bilder nach Photoshop CC, womit der Hauptteil<br />
der Bearbeitung erfolgen sollte.<br />
Mit dem Lassowerkzeug wählte ich den Himmel<br />
des zweiten Bildes und kopierte ihn in das<br />
Hauptbild hinein, wozu ich eine Ebenenmaske<br />
und das Verlaufswerkzeug benutzte. <strong>Die</strong> ganze Zeit<br />
dachte ich immer noch an den einzeln stehenden<br />
Baum. Der Baum ließ mich einfach nicht los und<br />
so entschloss ich mich, ihn aus einem anderen<br />
Bild hineinzumontieren. Dazu verwendete ich die<br />
Multiplizieren-Füllmethode und anschließend eine<br />
Gradationskurven-Korrekturebene mit<br />
Ebenenmaske ,um unerwünschte Elemente<br />
auszublenden. Ich wiederholte den Prozess mit<br />
dem Vogelschwarm, der links oberhalb des<br />
Baumes im Bild zu sehen ist. Ich hätte mir niemals<br />
träumen lassen, einer solchen Szene künstlichen<br />
Regen hinzuzufügen, doch diese verlangte einfach<br />
danach.<br />
Ich lud mir also ein Set regenartiger Pinselstriche<br />
von deviantART herunter ("nathies-stock" – http://<br />
bit.ly/H842kT) und öffnete es in Photoshop. Zuerst<br />
erzeugte ich eine neue Ebene mit der Füllmethode<br />
„Überlagern“, dann brachte ich mit einem<br />
schmalen Pinsel den Regen auf. Ich reduzierte die<br />
Deckkraft dieser Ebene auf etwa 30%. Dann<br />
erzeugte ich eine neue, gleichartige Ebene,<br />
benutzte diesmal aber einen größeren Pinsel, um<br />
den Regen mit größerer Deckkraft aufzutragen.<br />
Dadurch wurde der Regen dreidimensional.<br />
90 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Oben links: Ein weicher 0.9ND Verlaufsfilter hielt den<br />
hellen Himmel im Zaum.<br />
Mitte links: Das Basisbild nach der Korrektur von<br />
Kontrast und Sättigung in Lightroom.<br />
Unten links: Mir gefiel dieser Himmel hier am besten,<br />
doch die Schatten auf dem Schirm störten.<br />
Rechts: 1 Per Ebenenmaske und Verlaufswerkzeug<br />
wurde der neue Himmel eingepasst 2. <strong>Die</strong><br />
Baumsilhouette wurde mit einer weiteren Ebenenmaske<br />
und der Füllmethode „Multiplizieren“ hinzugefügt. 3.<br />
Der Prozess wurde für den Vogelschwarm wiederholt. 4.<br />
Der Regen wurde mit besonders angepassten Pinseln<br />
und der Hilfe von zwei Ebenen hinzugefügt.<br />
Als ich den Himmel mit der durch die Sonne<br />
brechenden Wolkendecke hinzufügen wollte,<br />
ergab sich die Notwendigkeit, den Baum und mich<br />
selbst einen Schatten werfen zu lassen. Dazu<br />
benutzte ich einen weichen Pinsel bei reduzierter<br />
Deckkraft, um die Schatten aufzutragen, wobei ich<br />
darauf achtete, dass sie in Richtung des Lichts<br />
fielen. Das hört sich nach einer Kleinigkeit an,<br />
macht die Szene aber authentisch.<br />
Zum Schluss erfolgte eine Anpassung der<br />
Gradationskurven, die den Gesamtkontrast des<br />
Bildes steigerte, wobei ich gleichzeitig das Bild<br />
noch weiter desaturierte – mit Ausnahme des roten<br />
Kanals – und mein Bild war fertig.<br />
1 2<br />
3 4<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
91
Das Creative kreative Eye Auge<br />
TASCHENRAKETE...<br />
Von Paul Ward<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 24-70mm f/2.8G<br />
Software: Photoshop CS5<br />
ICH MAG DIESE Kreativprojekte,<br />
denn Sie geben mir die Möglichkeit,<br />
Dinge auszuprobieren, die ich sonst<br />
nicht versuchen würde. Am liebsten<br />
nehme ich mir ein bestimmtes<br />
Objekt vor und mache etwas völlig anderes<br />
daraus; so auch in diesem Fall zum Thema<br />
„Taschenlampe“.<br />
Ich fuhr zum nächsten Discounter und prüfte das<br />
Angebot an Taschenlampen verschiedener<br />
Größen. <strong>Die</strong> mit dem silbernen Gehäuse gefi el<br />
mir, weil das Design an die Form der Raketen<br />
erinnert, die in alten Science-Fiction-Filmen<br />
gezeigt wurden. Mit dieser Assoziation begann<br />
ich meine Bildidee auszuarbeiten.<br />
Zuerst brauchte ich eine Szene, in der meine<br />
Rakete starten konnte. Ich nahm einen alten<br />
Pappkarton und klebte unterschiedlich geformte<br />
Styroporstücke darauf und übereinander.<br />
Darüber versprühte ich eine Dose<br />
Montageschaum, der sonst für Türrahmen<br />
verwendet wird, und ließ alles über Nacht<br />
trocknen und hart werden. Am nächsten Tag<br />
machte ich erste Testfotos. Der Schaum war noch<br />
viel zu hell und vermittelte gar nicht die<br />
Vorstellung einer Landschaft auf einem<br />
fernen Planeten. Ich stöberte in der<br />
Garage und fand eine halbvolle Dose<br />
roter Farbe sowie eine mit einem Rest<br />
von Grau. Ich strich meine Landschaft<br />
rot an und lockerte Sie mit ein paar<br />
grauen Flecken auf – das sah schon viel<br />
besser aus.<br />
Nachdem die Farbe getrocknet war,<br />
setzte ich meinen „Planeten“auf einen<br />
kleinen Tisch und machte mir eine<br />
Vorrichtung, an der ich die Taschenlampe<br />
darüber aufhängen konnte. Ich fotografi erte sie<br />
mit Blitz, weil sich das kleine Gehäuse sonst<br />
gegenüber dem Hintergrund kaum abgehoben<br />
hätte. Doch der Blitz gab der Landschaft zu viel<br />
Kontrast, was erneut unnatürlich wirkte. <strong>Die</strong><br />
Landschaft erforderte deswegen eine separate<br />
<strong>Aufnahme</strong>, nur mit dem gedämpften Studiolicht.<br />
Ich baute eine Nebelmaschine auf, die den<br />
Raketenmotor simulieren sollte. Zuerst befestigte<br />
ich die Taschenlampe in der Öffnung des<br />
Schlauchs, aus welcher der Rauch austreten<br />
würde, doch bei einem Test wurde der<br />
Rauchstrahl viel zu breit und sah überhaupt nicht<br />
nach Raketenstart aus. Also befestigte ich eine<br />
Düse am Schlauch und die Taschenlampe<br />
dahinter. Das sorgte für einen direkten,<br />
konzentrierten Rauchstrahl, der von der<br />
Taschenlampe beleuchtet wurde. Da die Kamera<br />
auf dem Stativ montiert war, benutzte ich eine<br />
relativ lange Verschlusszeit von 1/8 Sekunde,<br />
damit viel gedämpftes Studiolicht auf meine<br />
Landschaft fallen konnte und damit die<br />
Strömung des Rauchs abgebildet werden würde.<br />
Mit diesem Bild im Kasten wurde es nun Zeit für<br />
Photoshop.<br />
Das fertige Bild besteht aus drei einzelnen<br />
<strong>Aufnahme</strong>n: dem Rauch mit der Landschaft, der<br />
Taschenlampe und der <strong>Aufnahme</strong> eines<br />
Blendenfl ecks, die ich schon ein paar Monate<br />
zuvor gemacht hatte. Ich begann mit der<br />
Auswahl der Taschenlampe, wozu ich das<br />
Lassowerkzeug verwendete, und kopierte Sie in<br />
das Bild der Landschaft, wobei ich mit dem<br />
Radiergummi die Übergänge bereinigte. Dann<br />
übermalte ich mit schwarzer Farbe die<br />
Aufhängung und den Schlauch mit der Düse für<br />
den Rauch. Zum Schluss kopierte ich den<br />
Blendenfl eck als neue Ebene hinein, wobei ich<br />
die Füllmethode „Negativ<br />
multiplizieren“benutzte, damit der Fleck<br />
durchscheinen konnte. Ich hebe mir <strong>Aufnahme</strong>n<br />
Oben links: <strong>Die</strong> Taschenlampe<br />
wurde von einem Blitzgerät<br />
beleuchtet, doch das machte<br />
die Landschaft zu kontrastreich.<br />
Unten rechts: Ich befestigte die<br />
Taschenlampe so an der<br />
Rückseite des Schlauchs, dass<br />
der Rauch angestrahlt wurde.<br />
Links: Hinter den Kulissen<br />
meiner Sternenlandschaft!<br />
Ganz Links: <strong>Die</strong> Idee zu dem<br />
Projekt entstand durch die Form<br />
der Taschenlampe.<br />
Unten Links: <strong>Die</strong> Landschaft<br />
bestand aus einem Pappkarton,<br />
Styropor und Montageschaum.<br />
Unten rechts: Der Blendenfleck<br />
sorgt für die extraterrestrische<br />
Atmosphäre…<br />
mit Blendenfl ecken grundsätzlich auf, denn diese<br />
Refl exionen bringen manchmal genau das<br />
fehlende Quäntchen Atmosphäre ins Bild –<br />
während sie im Originalbild meistens eher stören.<br />
Zum Schluss erzeugte ich eine neue leere Ebene,<br />
wieder mit der Füllmethode „Negativ<br />
multiplizieren“, und brachte noch ein paar weiße<br />
Punkte auf dem schwarzen Hintergrund an, um<br />
die Illusion weit entfernter Sterne zu erzeugen.<br />
Fertig!<br />
<strong>Die</strong>ses kleine Projekt zeigt, dass man mit etwas<br />
Fantasie eigentlich aus allem ein Motiv gestalten<br />
kann.<br />
92 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 93
Das Creative kreative Eye Auge<br />
DIE MIT DEM LICHT<br />
TANZT…<br />
Von Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 24-70mm f/2.8G<br />
Software: Lightroom 5<br />
DAS THEMA „TASCHENLAMPE“<br />
eröffnet vielfältige fotografischkreative<br />
Möglichkeiten. So kamen<br />
mir sofort etliche Ideen in den Sinn,<br />
bei denen Taschenlampen als<br />
Requisiten oder Lichtquellen eingesetzt werden<br />
– doch eine Taschenlampe als Hauptmotiv war<br />
eine ganz andere Sache.<br />
Ich wusste nur, dass es entweder ein Porträt<br />
oder eine Lichtmalerei werden sollte,<br />
aufgenommen mit Langzeitbelichtung. Erst als<br />
ich die Arbeiten des Lichtmalerei-Spezialisten<br />
Eric Paré gesehen hatte (www.ericpare.com),<br />
kam mir der Gedanke, beides zu kombinieren.<br />
Eric dreht seine faszinierenden Kurzvideos mit<br />
24 Kameras, die kreisförmig in einem dunklen<br />
Raum angeordnet sind und gleichzeitig<br />
auslösen. <strong>Die</strong> Modelle stehen bewegungslos in<br />
der Mitte dieses Kamerakreises, während Eric<br />
sie mit einem Lichtkegel „bemalt“. Das<br />
geschieht während einer Serie von<br />
Langzeitbelichtungen. <strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong>n werden<br />
anschließend sortiert und bearbeitet. Sie zeigen<br />
das Modell in einer faszinierenden Kombination<br />
von Momentaufnahmen, Bullet-Time-Effekten<br />
und Lichtmalerei – „Bullet-Time“ ist ein<br />
Spezialeffekt beim Film, bei dem der Eindruck<br />
einer Kamerafahrt um ein zeitlich<br />
„eingefrorenes“ Objekt erzeugt wird, sodass sich<br />
mehrere Blickwinkel auf das Objekt bieten.<br />
<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong>technik zu simulieren, würde<br />
angesichts meines bescheidenen Budgets und<br />
der Zeitvorgabe nicht einfach sein, um es<br />
vorsichtig auszudrücken. Schließlich entschied<br />
ich mich dafür, mich an einem Porträt zu<br />
versuchen, kombiniert mit einer Lichtmalerei<br />
der Taschenlampe als Lichtquelle.<br />
Da ich zu Hause kein Studio habe, musste zu<br />
diesem Zweck das Wohnzimmer umgeräumt<br />
werden. Nachdem das geschehen war,<br />
verkleidete ich eine Wand, die als Hintergrund<br />
dienen sollte, mit schwarzem Stoff. <strong>Die</strong> Art des<br />
Lichts, das ich erzeugen wollte, erforderte eine<br />
kleine Modifikation der Taschenlampe. Zu<br />
diesem Zweck schnitt ich einen weißen<br />
Papierbogen zurecht und befestigte ihn so am<br />
Kopf der Taschenlampe, dass nicht der direkte<br />
Lichtkegel, sondern nur das durch das Papier<br />
fallende Licht mein Model beleuchten würde.<br />
Möglicherweise hat meine Frau Naomi<br />
Erfahrung als Tänzerin, infolgedessen war sie<br />
die ideale Kandidatin für den Model-Job. Sie<br />
würde intuitiv die richtigen Posen vor der<br />
Kamera einnehmen. Ich montierte die Kamera,<br />
ausgerüstet mit meinem NIKKOR AF-S<br />
24-70mm f/2.8G Objektiv, auf das Stativ. Ich<br />
schloss einen Fernauslöser an, schaltete auf<br />
manuelle Betriebsart und stellte eine<br />
Verschlusszeit von 1 Sekunde, Blende f/8 und<br />
ISO 800 ein. Dann wählte ich eine Verzögerung<br />
von 10 Sekunden, und bat meine Frau, bei<br />
immer noch eingeschaltetem Licht eine Pose<br />
einzunehmen. Ich stellte per Autofokus scharf<br />
und schaltete ihn anschließend aus, damit er<br />
bei Dunkelheit nicht ständig nach einem neuen<br />
Schärfepunkt suchen würde. Dann schaltete ich<br />
die Zimmerbeleuchtung aus, die Taschenlampe<br />
ein und drückte auf den Auslöser, wodurch der<br />
10-Sekunden-Countdown gestartet wurde.<br />
Nun ging es ans Experimentieren: Ich wartete,<br />
bis ich das Klicken des Verschlusses hörte, bevor<br />
ich begann, die Taschenlampe durch die Szene<br />
zu bewegen. Ich merkte schnell, dass 1<br />
Sekunde Verschlusszeit zu kurz war, verlängerte<br />
sie auf 1,6 Sekunden und versuchte es erneut.<br />
Für Naomi bedeutete es, dass sie noch länger<br />
still stehen musste; für mich machte das einen<br />
großen Unterschied, denn jetzt hatte ich genug<br />
Zeit für die Bewegung der Taschenlampe.<br />
<strong>Die</strong> Richtung des Lichts verursachte noch ein<br />
anderes Problem: Ich musste einerseits die<br />
Taschenlampe nah genug an Naomis Gesicht<br />
vorbei führen, um es beleuchten zu können,<br />
durfte aber die Taschenlampe nicht zwischen<br />
die Kamera und ihr Gesicht bringen. Um mir die<br />
Arbeit zu erleichtern, schloss ich die Kamera an<br />
mein Notebook an, um die LiveView-Funktion<br />
über dessen Bildschirm zu nutzen. Das<br />
ermöglichte uns mehrere Versuche, ohne dass<br />
Naomi ihre Pose hätte unterbrechen müssen,<br />
Oben links: Mein Notebook<br />
übernahm die LiveView-Funktion<br />
der Kamera.<br />
Oben rechts: Scharfstellen<br />
erfolgte bei eingeschalteter<br />
Zimmerbeleuchtung.<br />
Oben: Meine dunkle Kleidung<br />
sorgte dafür, dass ich im Bild<br />
nicht zu sehen bin.<br />
Oben rechts unten: Mein<br />
Lichtformer bestand aus einem<br />
Bogen weißen Papiers.<br />
Ganz Links: <strong>Die</strong> Verschlusszeit<br />
von 1 Sekunde war zu kurz, um<br />
die erforderliche Lichtspur zu<br />
erzeugen.<br />
Links: 1,6 Sekunden waren<br />
genug, erhöhten jedoch das<br />
Risiko der Bewegungsunschärfe.<br />
und ich konnte die Ergebnisse schnell<br />
beurteilen.<br />
Nach einigen Anläufen mit unterschiedlichen<br />
Posen erschien ein Bild auf dem Schirm, mit<br />
dem ich weiter arbeiten konnte.<br />
Ich startete Lightroom 5 und benutzte das<br />
Entwickeln-Modul, um zunächst den Bereich<br />
um den schwarzen Hintergrund herum<br />
abzudunkeln. Das geschah mit Hilfe einer<br />
Kombination von Verlaufsfiltern und<br />
Korrekturpinseln. Mir fiel auf, dass das Licht der<br />
Taschenlampe auch mich etwas beleuchtet<br />
hatte, und auch diese Bereiche mussten<br />
abgedunkelt werden. Als nächstes korrigierte ich<br />
die Tonkurve, bevor ich mich dem Weißabgleich<br />
zuwandte. Das Licht war von der<br />
gegenüberliegenden Wand reflektiert worden<br />
und hatte einen leichten Gelbstich verursacht,<br />
der aber schnell beseitigt werden konnte. Nun<br />
musste nur noch etwas nachgeschärft werden,<br />
und mein Bild war fertig.<br />
Im Nachhinein betrachtet, war es eine recht<br />
komplizierte <strong>Aufnahme</strong>technik – Hut ab vor Eric<br />
Paré, der dies mit nicht weniger als 24 Kameras<br />
bewerkstelligt, die alle auf sein Modell gerichtet<br />
sind.<br />
94 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 95
Das Creative kreative Eye Auge<br />
CAMPING MIT<br />
TASCHENLAMPE<br />
Von Catherine MacBride<br />
Kamera: Nikon D7100<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 18-105mm f/3.5-5.6<br />
Software: Adobe Photoshop CC<br />
EIN KREATIVPROJEKT „Taschenlampe“?<br />
Nichts leichter als das: Ich nutze die<br />
Taschenlampe als Beleuchtung – denn nie im<br />
Leben kann sie selbst ein interessantes Motiv<br />
sein!<br />
Ich arbeite schon seit Jahren an einem Projekt,<br />
für das ich jeden Tag ein Foto abliefern muss.<br />
Das führt manchmal dazu, dass ich im<br />
Dunkeln fotografi ere und zu später Stunde<br />
mein Blitzgerät oder Ersatzbatterien vergessen<br />
habe. So musste ich schon viel improvisieren,<br />
wobei sich eine Taschenlampe oft als gute<br />
Notbeleuchtung erwiesen hat. Ihr Licht erzeugt<br />
eine ganz besondere Stimmung, die mir gefällt.<br />
Für Licht war also gesorgt; ich brauchte nur<br />
noch ein Motiv zum Ausleuchten. Unterwegs<br />
kam mir die Idee zu einer Camping-Szene –<br />
eine Situation, die ohnehin Taschenlampen<br />
erfordert. Da ich nicht sofort an die Arbeit<br />
gehen konnte, machte ich eine Skizze in mein<br />
kleines Notizbuch, dass ich immer dabei habe,<br />
damit mir keine Ideen verloren gehen. Ich<br />
zeichnete die allgemeine Bildkomposition mit<br />
der Stelle, an der ich die Taschenlampe<br />
positionieren wollte. In den folgenden Tagen<br />
wurde das Wetter immer schlechter, und an<br />
Camping war nicht mehr zu denken. Also<br />
würde ich stattdessen eine Camping-Szene „en<br />
miniature“ aus Papier gestalten, was auch viel<br />
unkomplizierter ist. So machte ich mich an die<br />
Arbeit:<br />
Aus weißem Karton schnitt ich ein paar Bäume<br />
aus und brachte an jedem Stamm einige<br />
horizontale Schnitte mit dem Teppichmesser<br />
an, wodurch ein Effekt entstand, der sehr<br />
schön die Baumrinde assoziierte. An der<br />
Rückseite befestigte ich mit Klebeband ein<br />
Holzspießchen, dessen Spitze an der<br />
Unterseite des „Stammes“ etwa einen<br />
Zentimeter cm überstand. <strong>Die</strong> fertigen Bäume<br />
steckte ich in eine Styroporplatte, so dass Sie<br />
senkrecht stehen blieben und wandte mich<br />
dem Zelt zu.<br />
Auch das schnitt ich aus weißem Karton, es<br />
hatte aber nur drei geschlossene Seiten, damit<br />
ich die Taschenlampe hineinlegen konnte, die<br />
meine Papiercamper anstrahlen würde, die ich<br />
aus schwarzer Pappe zuschnitt. Ich fügte alles<br />
zusammen, schaltete die Taschenlampe ein<br />
und überprüfte, dass meine beiden Figuren gut<br />
erkennbare Silhouetten vor der Zeltwand<br />
abgaben, bevor ich das Dach aufsetzte. <strong>Die</strong><br />
Kamera mit NIKKOR 18-105mm Objektiv<br />
schraubte ich aufs Stativ, damit das Bild beim<br />
Auslösen nicht verwackeln würde. Weil die<br />
Lichtverhältnisse eine Langzeitbelichtung<br />
erforderlich machten, schaltete ich in den<br />
manuellen Modus und stellte den<br />
Selbstauslöser auf 2 Sekunden ein.<br />
<strong>Die</strong> weiteren Kameraeinstellungen waren: ISO<br />
100 und Blende f/16, um meine Baumrinden-<br />
Markierungen sehen zu können, und 1/2<br />
Sekunde Verschlusszeit. Dann brachte ich die<br />
Kamera in Position und machte mein Foto.<br />
<strong>Die</strong> Bäume waren auf dem ersten Bild kaum zu<br />
erkennen, also nahm ich eine zweite<br />
Taschenlampe zu Hilfe, die ich über die<br />
Kamera hielt, um die Bäume auszuleuchten –<br />
dies klappte perfekt!<br />
Ich öffnete das Bild mit ACR, korrigierte<br />
Schärfe, Tiefen und Spitzlichter und öffnete es<br />
Oben: Um Verwackeln<br />
zu vermeiden, wurde die<br />
Kamera auf das Stativ<br />
geschraubt.<br />
Oben rechts: <strong>Die</strong> Figuren<br />
in dem Papierzelt<br />
bestanden aus<br />
schwarzem Karton.<br />
Rechts: Ich befestigte<br />
Holzspießchen an der<br />
Rückseite meiner<br />
Bäume, damit ich sie auf<br />
der Styroporplatte<br />
fixieren konnte.<br />
Links: Mein kleines<br />
Notizbuch, dass ich<br />
immer dabei habe, damit<br />
mir keine Ideen verloren<br />
gehen – dies ist meine<br />
Originalskizze.<br />
anschließend in Photoshop. Ich beseitigte das<br />
durch die Ritzen meines Papierzelts nach oben<br />
austretende Licht und fügte zwei Texturen<br />
hinzu, damit das Foto mehr wie eine<br />
Illustration aussah. Zum Schluss ließ ich noch<br />
zwei gespenstische Augenpaare die Szene aus<br />
dem Schatten zwischen den Bäumen heraus<br />
beobachten.<br />
Schon war ich fertig mit meiner Camping-<br />
Szene im Taschenlampenlicht – alles ohne das<br />
Haus zu verlassen.<br />
96 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 97
KAMERATECHNIK<br />
DURCHSCHAUEN SIE DIE TECHNIK IHRER KAMERA –<br />
IHRE BILDER WERDEN AUTOMATISCH BESSER!<br />
Bildqualität<br />
DIE BILDQUALITÄT gehört zu den wichtigsten<br />
Qualitätskriterien eines Fotos. Sie ist der<br />
Hauptgrund für die Weiterentwicklung der<br />
Kameratechnologie, denn je mehr sich die<br />
Bildqualität verbessert, umso anspruchsvoller<br />
werden wir. In den Tagen des Zelluloidfilms<br />
konnte man die Bildqualität steigern, indem<br />
man das Filmformat vergrößerte, nach dem<br />
Grundsatz „größer ist besser“.<br />
Bis zu einem gewissen Grad funktioniert das<br />
auch in der digitalen Kameratechnik: Größere<br />
Sensoren mit mehr Pixeln bedeuten höhere<br />
Bildqualität. In der Digitalfotografie spielen<br />
jedoch weitere Faktoren eine Rolle, die wir<br />
glücklicherweise beeinflussen können.<br />
Im Folgenden werden wir klären, welche<br />
Faktoren dies sind.<br />
LEE FROST<br />
Dateiformate<br />
Das Dateiformat, in dem Sie Ihre Digitalfotos<br />
speichern, spielt eine entscheidende Rolle für<br />
die Bildqualität.<br />
RAW ODER JPEG?<br />
<strong>Die</strong> von DSLRs in aller Regel genutzten<br />
Bildformate sind JPEG und RAW. Falls Sie<br />
optimale Bildqualität erreichen wollen, sollten<br />
Sie grundsätzlich im Raw-Format<br />
fotografi eren. Damit landen alle Bilddaten<br />
unkomprimiert auf Ihrer Speicherkarte, und<br />
sämtliche Bilddaten der roten, blauen und<br />
grünen Pixel des Kamerasensors bleiben<br />
erhalten. <strong>Die</strong> Dateien enthalten zwar mehr<br />
Informationen als das fertige Bild benötigt,<br />
bieten aber auch viel mehr Möglichkeiten. Da<br />
der Belichtungsspielraum größer ist, können<br />
Sie dasselbe Bild ganz unterschiedlich<br />
bearbeiten, seine Stimmung verändern oder<br />
ein falsch belichtetes Foto retten, ohne<br />
Bildqualität zu verlieren. Weißabgleich,<br />
Farbsättigung und Schärfe, alles kann<br />
beeinfl usst werden.<br />
Wenn Sie im JPEG-Format fotografi eren,<br />
erzeugt die Kamera zwar auch eine Bilddatei<br />
im Raw-Format, doch diese wird von der<br />
Kamera durch Standardparameter für Schärfe,<br />
Farbsättigung, Kontrast, und Weißabgleich<br />
modifi ziert und dann komprimiert. Das<br />
erzeugt kleinere Bilddateien, von denen mehr<br />
auf eine Speicherkarte passen, es werden<br />
aber viele Rohdaten unwiederbringlich<br />
gelöscht.<br />
Fotografi eren in JPEG ist schneller und<br />
bequemer. Theoretisch können Sie Ihre Bilder<br />
direkt aus der Kamera heraus drucken, ohne<br />
auch nur in die Nähe eines Computers zu<br />
gehen. Wenn Sie die Option „JPEG fein“<br />
einstellen, also die maximal erreichbare<br />
JPEG-Qualität, werden auch diese Bilder sehr<br />
hochwertig, weil nur minimale Kompression<br />
RAW bietet maximale Bildqualität<br />
erfolgt. Oftmals ist ein Unterschied zu Raw<br />
kaum erkennbar.<br />
Raw-Dateien müssen im Gegensatz dazu<br />
„entwickelt“ werden, bevor Sie etwas damit<br />
tun können. Das geschieht mit Photoshop,<br />
Lightroom, Aperture oder anderer Software zur<br />
Raw-Bearbeitung. Raw-Dateien machen also<br />
mehr Arbeit und brauchen mehr Zeit. <strong>Die</strong><br />
Kamerahersteller verwenden außerdem<br />
unterschiedliche Raw-Formate und ändern<br />
diese Formate auch noch bei jedem neuen<br />
Modell. Wenn Sie sich also gerade eine neue<br />
Kamera zugelegt haben, ist es durchaus<br />
möglich, dass Sie die damit erzeugten<br />
Raw-Dateien nicht mit ihrer bevorzugten<br />
Raw-Software öffnen können. Ärgerlicher ist<br />
noch, dass ältere Photoshop-Versionen die<br />
Formate neuer Kameras nicht unterstützen,<br />
wodurch die Hersteller ihre Kunden praktisch<br />
zwingen, Photoshop upzugraden, was<br />
natürlich mit Kosten verbunden ist – für die<br />
Kunden, nicht für die Hersteller...<br />
Es gibt die durchaus berechtigte Befürchtung,<br />
dass aufgrund der ständigen Veränderungen<br />
ältere Raw-Formate auf lange Sicht gar nicht<br />
mehr gelesen werden können. Deswegen<br />
beginnen manche Fotografen schon heute, sie<br />
in das DNG-Format zu konvertieren, einem<br />
von Adobe entwickelte Format (Adobe Digital<br />
Negative), dass im Gegensatz zu den meisten<br />
Raw-Formaten jedoch frei zugänglich<br />
dokumentiert ist.<br />
Manche Fotografen sind der Auffassung, dass<br />
die Vorteile des JPEG-Formats seine Nachteile<br />
voll ausgleichen, und fotografi eren deshalb<br />
nicht in Raw. Was auch immer Sie davon<br />
halten, Sie wissen jetzt, dass Sie mit dem<br />
Raw-Format zu Bildern von technisch<br />
höchstmöglicher Qualität kommen und dass<br />
die originale Raw-Datei unverändert bleibt.<br />
Das bedeutet, dass Sie sie auch in Zukunft in<br />
beliebiger Weise erneut manipulieren können.<br />
TIFF ODER JPEG?<br />
Ein weiterer Vorteil des Raw-Formats besteht<br />
darin, dass Sie die verarbeitete Datei als 8-Bit<br />
98 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Bildqualität<br />
LEE FROST<br />
Einstellen der Bildqualität<br />
Da die Einstellungen der Bildqualität so wichtig sind,<br />
ist es keine Überraschung, dass die Funktionsschalter<br />
für RAW- und JPEG-Optionen bei modernen<br />
Kameramodellen immer gut erreichbar sind. Sie<br />
gehören, neben dem Weißabgleich und der<br />
ISO-Empfindlichkeit, zu den zentralen Einstellungen<br />
einer Kamera.<br />
Rauschreduzierung hingegen ist eine Funktion, die<br />
weniger oft gebraucht wird, deshalb liegt sie meist<br />
nicht auf der ersten Einstellungsebene, sondern eine<br />
Stufe tiefer. Drücken Sie die Menütaste und blättern<br />
Sie durch die Tabs zum passenden Menüpunkt, dann<br />
treffen Sie Ihre Wahl.<br />
Canon<br />
2<br />
1<br />
1) Neuere EOS-Modelle haben einen Q-Knopf (Quick),<br />
mit dem die Bildqualität eingestellt werden kann.<br />
2) Bei älteren Modellen müssen Sie durch die Menüs<br />
blättern, um die Einstellungen zur Bildqualität zu finden.<br />
Nikon<br />
2<br />
1<br />
TIFF ist ein verlustfreies Format<br />
1) Neuere Nikon-Modelle haben einen „i“-Knopf (Info),<br />
mit dem die Bildqualität eingestellt werden kann.<br />
2) Bei älteren Modellen müssen Sie durch die Menüs<br />
blättern, um die Bildqualitäts-Einstellungen zu finden,<br />
oder die QUAL-Taste drücken.<br />
oder 16-Bit TIFF-Datei speichern können. Das<br />
TIFF-Format ist verlustfrei. Das bedeutet: ganz<br />
gleich, wie oft sie die Datei kopieren oder<br />
verändern, Sie wird immer exakt dieselbe<br />
bleiben. Im Gegensatz dazu ist JPEG ein<br />
verlustbehaftetes Format. Wenn Sie also in<br />
JPEG fotografi eren – oder in Raw und Ihr Bild<br />
dann als JPEG speichern – werden bei jeder<br />
Kopie weitere Daten verloren gehen. Es<br />
müssen allerdings schon einige Dutzend<br />
Kopien sein, bevor Sie einen Verlust an<br />
Bildqualität feststellen können. JPEGs, selbst<br />
wenn sie mit höchster Qualitätseinstellung<br />
gespeichert werden, sind immer noch<br />
erheblich kleiner als TIFF-Dateien und<br />
benötigen deswegen entsprechend weniger<br />
Plattenspeicherplatz.<br />
Es kann also festgestellt werden: TIFF ist dem<br />
JPEG-Format überlegen. Wollen Sie die beste<br />
Bildqualität, dann fotografi eren Sie in Raw<br />
und speichern die Raw-Dateien im 16 Bit<br />
TIFF-Format mit einer Aufl ösung von 300dpi.<br />
Wussten Sie schon?<br />
Es ist sinnvoll, Bilder grundsätzlich in<br />
bestmöglicher Qualität aufzunehmen. <strong>Die</strong><br />
großen Dateien müssen Sie nicht behalten;<br />
machen Sie stattdessen mehrere Kopien,<br />
deren Größe Sie für unterschiedliche<br />
Zwecke neu anpassen.<br />
Bilder, die auf einem Computerbildschirm<br />
betrachtet werden, brauchen keine höhere<br />
Auflösung als 72dpi. Sollen die Bilder ins<br />
Internet gestellt werden, können Sie sie<br />
weiter verkleinern: das Format 750×1000<br />
Pixel bei 72dpi ist groß genug für Websites,<br />
Foto-Sharing oder soziale Netzwerke. Für<br />
Tablets und Smartphones gibt es jeweils<br />
andere optimale Bildgrößen. Für das iPad 3<br />
werden zum Beispiel 2048 Pixel für die<br />
längste Bildkante empfohlen, bei älteren<br />
iPads sind es 1024 und beim iPhone 5<br />
sind es 1136 Pixel.<br />
Natürlich können Sie größere Dateien<br />
hochladen – falls Sie sie am Bildschirm<br />
vergrößern wollen, müssen Sie das sogar.<br />
Wenn Sie aber die maximale Anzahl Bilder<br />
auf dem vorhandenen Speicherplatz<br />
unterbringen wollen, sind die genannten<br />
Maße optimal.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
99
KAMERA-<br />
TECHNIK<br />
LEE FROST<br />
Größere Sensoren erfassen mehr Details<br />
SENSORGRÖSSE UND AUFLÖSUNG<br />
Bei den Sensoren moderner Digitalkameras<br />
sind die Abmessungen wichtiger für die<br />
Bildqualität als die Anzahl der Pixel. Kameras<br />
mit Vollformat-Sensor produzieren Bilder von<br />
überragender Qualität, selbst wenn der Sensor<br />
weniger Pixel aufweist als eine Kamera mit<br />
kleinerem APS-C oder Four-Thirds Sensor. Das<br />
liegt daran, dass kleinere Sensoren auch<br />
kleinere Pixel enthalten, die weniger Licht<br />
aufnehmen als Vollformat-Sensoren. Der<br />
Dynamikumfang kleinerer Sensoren ist<br />
entsprechend geringer, sodass Probleme wie<br />
Bildrauschen besonders bei höheren ISO-<br />
Werten leichter auftreten.<br />
Größere Sensoren / Pixel weisen einen höheren<br />
Wirkungsgrad der Lichtaufnahme auf und sind<br />
daher weniger von Bildrauschen betroffen.<br />
Doch auch hier gibt es Grenzen: Werden zu<br />
viele Pixel auf eine gegebene Fläche gepackt,<br />
treten grundsätzlich die oben genannten<br />
Vollformat<br />
APS-H<br />
Probleme auf. Ein Beispiel dafür ist die mit<br />
36,3-Megapixeln ausgestattete Nikon D800:<br />
<strong>Die</strong> Kamera liefert eine Bildqualität der<br />
Spitzenklasse, doch die wirklich praktikable<br />
maximale ISO-Einstellung liegt nur bei 6400,<br />
obwohl der theoretische Maximalwert ISO<br />
25600 beträgt. Das liegt daran, dass die 36,3<br />
Millionen Pixel sehr klein und deshalb anfälliger<br />
für Bildrauschen sind. <strong>Die</strong> D4, das Flaggschiff<br />
von Nikon, hat „nur“ 16,2 Megapixel doch die<br />
einzelnen Pixel sind größer. Deswegen kann<br />
man damit ohne weiteres mit ISO 12800<br />
fotografieren, was sogar auf ISO 204.800<br />
erhöht werden kann.<br />
Wenn Sie also auf optimale Bildqualität aus<br />
sind und sich eine Vollformatkamera leisten<br />
wollen, ist der höhere Preis dafür gerechtfertigt.<br />
Wenn Sie dagegen oft bei schlechtem Licht mit<br />
hohen ISO-Werten fotografieren, nehmen Sie<br />
nicht das Modell mit den meisten Pixeln.<br />
APS-C<br />
NACH RECHTS BELICHTEN<br />
Wenn Sie im Raw-Format fotografieren, sollten Sie<br />
immer bedenken, dass 50% aller vom Kamerasensor<br />
aufnehmbaren Farbtonwerte in den hellsten 20%<br />
des Histogramms liegen.<br />
Um die Qualität einer Raw-Bilddatei zu optimieren,<br />
sollten Sie also dafür sorgen, dass das Histogramm<br />
diesen 20%-Bereich der Mitteltöne und Spitzlichter<br />
umfasst. Andernfalls verschwenden Sie einen großen<br />
Teil der verfügbaren Tonwerte, was zu Bildrauschen<br />
und Farbabstufungen führen kann, die keine weichen<br />
Übergängen mehr aufweisen, sondern wie gerastert<br />
aussehen.<br />
„Nach rechts belichten“ bedeutet also, das Bild<br />
um eine Blendenstufe überzubelichten, damit das<br />
Histogramm in den entscheidenden 20%-Bereich<br />
nach rechts verschoben wird. Das Bild wirkt nun<br />
zwar überbelichtet, doch sofern die Kurve nicht<br />
mit dem rechten Rand des Histogramms kollidiert,<br />
sodass Spitzlichter abgeschnitten werden, erhalten<br />
Sie eine Raw-Datei mit maximaler Bildinformation,<br />
die großen Spielraum zur Bearbeitung lässt.<br />
100 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Bildqualität<br />
RAUSCHUNTERDRÜCKUNG<br />
Jede Digitalkamera produziert Rauschen, das die<br />
Bildqualität reduziert, besonders in schattigen<br />
Bereichen. <strong>Die</strong>ses Bildrauschen kann jedoch<br />
reduziert oder sogar ganz beseitigt werden, durch<br />
entsprechende Kameraeinstellungen, vor der<br />
<strong>Aufnahme</strong>, bei der Verarbeitung der Raw-Datei<br />
oder durch Nachbearbeitung des Bildes.<br />
<strong>Die</strong> Kamera kennt zwei Arten der<br />
Rauschunterdrückung:<br />
<strong>Die</strong> erste zielt auf hohe ISO-<br />
Empfindlichkeit, die zweite auf<br />
Langzeitbelichtung als Ursache<br />
für Bildrauschen. Beide werden im<br />
Kameramenü ein- und ausgeschaltet, der<br />
jeweilige Zustand wird auf dem Monitor<br />
angezeigt. Manche Modelle unterscheiden<br />
noch zwischen niedrigem und hohem<br />
Bildrauschen.<br />
Ist die Rauschunterdrückung für<br />
Langzeitbelichtungen eingeschaltet, macht<br />
die Kamera unmittelbar nach der von Ihnen<br />
ausgelösten <strong>Aufnahme</strong> ein zweites Foto mit<br />
derselben Verschlusszeit, anhand dessen die<br />
Rauschpixel des ersten Bildes errechnet und<br />
entfernt werden können. Das ist möglich, weil<br />
sich der Kamerasensor bei Langzeitbelichtungen<br />
aufheizt und der Temperaturunterschied zwischen<br />
der ersten und zweiten Belichtung ausgewertet<br />
werden kann.<br />
Hohe ISO-Werte verursachen zwei Formen des<br />
Bildrauschens: Luminanz und Chrominanz.<br />
Luminanz macht sich als deutlich sichtbare<br />
grau-schwarze Körnung bemerkbar, während<br />
Chrominanz sich als winzige Farbflecken äußert,<br />
die üblicherweise in den Mitteltönen und den<br />
Tiefen erkennbar sind. <strong>Die</strong> Rauschunterdrückung<br />
für hohe ISO-Werte tendiert hauptsächlich zur<br />
Reduktion des Chrominanz-Rauschen und<br />
beeinflusst deswegen die Bilddetails nicht<br />
sehr stark. Luminanz-Rauschen hingegen ist<br />
TIPP<br />
Objektiv-Qualität<br />
<strong>Die</strong> neuesten DSLRs sind inzwischen<br />
so leistungsfähig, dass Billigobjektive die<br />
Bildqualität, die von der Kamera bereitgestellt<br />
werden könnte, herabsetzen. Kaufen Sie<br />
deswegen die besten Objektive, die Sie sich<br />
leisten wollen und wenn Sie von einer<br />
Einsteiger-Kamera auf ein Mittelklasse- oder<br />
professionelles Modell umsteigen, sollten Sie<br />
sich überlegen, auch solche Objektive<br />
hinzu zu kaufen, die den qualitativen<br />
Fähigkeiten der Kamera<br />
entsprechen.<br />
untrennbar mit den Bilddetails verbunden; wird<br />
es unterdrückt, wird das Bild „weich“ und verliert<br />
an Detailtreue. Falls Ihre Kamera unterschiedliche<br />
Einstellungen zur ISO-Rauschunterdrückung zur<br />
Verfügung stellt, wird die niedrigste Einstellung<br />
ausschließlich das Chrominanz-Rauschen<br />
betreffen, doch die höchste und damit stärkste<br />
Einstellung wird auch das Luminanz Rauschen<br />
unterdrücken wollen, wodurch der oben<br />
beschriebene nachteilige Effekt entstehen kann.<br />
Generell sollten Sie sich merken, dass die<br />
Rauschunterdrückung der Kamera sich<br />
ausschließlich auf das JPEG-Format bezieht.<br />
Das Raw-Format ist nur dann betroffen, wenn<br />
Sie Ihre Dateien später mit der vom Hersteller der<br />
Kamera mitgelieferten Raw-Software bearbeiten<br />
– ACR in Photoshop und Lightroom wird die<br />
Rauschunterdrückung nicht erkennen, ergo macht<br />
es auch keinen Sinn, sie überhaupt zu benutzen.<br />
Anders sieht es aus, wenn Sie die Raw-Dateien mit<br />
ACR bearbeiten. In ACR gibt es zwei Schieberegler<br />
zur Steuerung der Rauschunterdrückung: Der<br />
Luminanz Regler konzentriert sich auf das<br />
Luminanz-Rauschen, während der Farbregler das<br />
Chrominanz-Rauschen betrifft. Experimentieren<br />
Sie mit unterschiedlichen Einstellungen beider<br />
Regler, und scheuen Sie sich nicht, sie auf 100<br />
einzustellen, wenn Sie so viel Rauschen wie<br />
möglich eliminieren wollen. Dadurch gehen zwar<br />
ein paar Details verloren, doch dieser Nachteil<br />
wiegt nicht schwer, besonders wenn das Bild stark<br />
verrauscht ist.<br />
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, weder die<br />
Rauschunterdrückung der Kamera noch die der<br />
Raw-Software zu verwenden, sondern stattdessen<br />
eine spezielle Software zur Rauschunterdrückung,<br />
beispielsweise Noise Ninja, Neat Image oder Dfine<br />
von Nik Software.<br />
LEE FROST<br />
BILDPROZESSOREN<br />
Auch die Prozessoren moderner Kameras haben<br />
noch Verbesserungspotenzial.<br />
Der Bildprozessor-Chip verwandelt die vom<br />
Sensor ankommenden Signale in für das<br />
menschliche Auge sichtbare Bilder. Er bestimmt<br />
also, wie schnell Bilder aufgenommen und<br />
gespeichert werden, wie viele Bildinformationen<br />
analysiert werden, die Detail- und Farbtreue des<br />
Bildes, wie viel Rauschen vorhanden ist und<br />
vieles mehr.<br />
Bild-Prozessoren werden ständig weiter<br />
entwickelt. Wenn Sie auf optimale Bildqualität<br />
Wert legen, sollten Sie sich alle paar Jahre ein<br />
neues Kameragehäuse zulegen, um von der<br />
neusten Technologie zu profitieren.<br />
Objektivfehler<br />
<strong>Die</strong> Auflösung von DSLRs ist heute so gut, dass<br />
Objektivfehler ggf. im Bild erkennbar sind.<br />
Chromatische Aberrationen zählen zu den<br />
häufigsten Objektivfehlern. Sie entstehen, weil<br />
unterschiedliche Wellenlängen des Lichts auf von<br />
der letzten Linse des Objektivs verschieden<br />
entfernte Schärfepunkte fokussiert werden.<br />
Bauartbedingt stellt Ihre Kamera dem einfallenden<br />
Licht jedoch nur einen einzigen Schärfepunkt zur<br />
Verfügung. <strong>Die</strong>ser liegt auf dem Kamerasensor,<br />
dessen Abstand zum Objektiv unveränderlich ist.<br />
In der Regel fallen so verursachte Bildfehler dem<br />
Auge nicht auf, doch bei hohem Kontrast sind<br />
Farbsäume zwischen den hellen und dunklen<br />
Bereichen erkennbar.<br />
Manche Kameras verfügen über eine Einstellung,<br />
die chromatische Aberrationen und andere<br />
Objektivfehler unterdrückt, wobei diese<br />
Einstellung speziell an das jeweils benutzte<br />
Objektiv angepasst ist. Verfügt ihr Modell nicht<br />
über diese Funktion, können jedoch Korrekturen<br />
während der Raw-Verarbeitung vorgenommen<br />
werden. In ACR beispielsweise gibt es die<br />
Funktion „Objektivkorrekturen“, mit deren Hilfe<br />
Photoshop das verwendete Objektiv berücksichtigt<br />
und entsprechenden Korrekturen vornimmt.<br />
Eine weitere Möglichkeit ist, das Bild in Photoshop<br />
zu öffnen und Filter > Objektivkorrekturen zu<br />
wählen, um ein Fenster mit Optionen zu öffnen.<br />
Wenn Sie auf „Autokorrektur“ klicken, werden<br />
voreingestellte Korrekturen automatisch<br />
angewendet. Klicken Sie auf „Benutzerdefiniert“,<br />
können Sie die gewünschten Korrekturen selbst<br />
auswählen, auch die für chromatische<br />
Aberrationen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 101
KAMERATECHNIK<br />
DURCHSCHAUEN SIE DIE TECHNIK IHRER KAMERA –<br />
IHRE BILDER WERDEN AUTOMATISCH BESSER!<br />
Schärfentiefe<br />
DER HEILIGE GRAL der Digitalfotografi e ist die<br />
Bildqualität. Wir investieren ein kleines<br />
Vermögen in neueste Kamera Technik, um<br />
nicht hinter der Aufl ösungs-Revolution<br />
zurückzubleiben; wir holen uns die besten<br />
Objektive, damit unsere <strong>Aufnahme</strong>n so scharf<br />
wie möglich werden, und montieren unsere<br />
Ausrüstung auf ein solides Stativ, damit die<br />
Kamera unsere Bilder nicht verwackelt.<br />
Doch wie steht es um die weniger greifbaren<br />
Dinge, die ein gutes Foto ausmachen? Was ist<br />
mit der Scharfeinstellung, der Wahl der Blende<br />
und der Schärfentiefe?<br />
Wenn Ihre Bilder von vorn bis hinten scharf<br />
sein sollen, müssen Sie wissen, wie Sie ein<br />
Objektiv optimal einstellen, was Schärfentiefe<br />
bedeutet, welche Faktoren sie beeinfl ussen,<br />
wie Schärfentiefe bewertet wird und vor allem,<br />
wie Sie sie maximieren können. Auf<br />
„unendlich“ scharfstellen, die kleinste Blende<br />
einstellen und ansonsten die Daumen drücken<br />
– das funktioniert zwar erstaunlich oft, doch<br />
bei weitem nicht immer. Bevor Sie also<br />
losziehen, den Kopf voller Ideen, nehmen Sie<br />
sich ein paar Minuten und folgen Sie unseren<br />
Betrachtungen zur Schärfentiefe.<br />
Brennweite 200 mm bei Blende f/5.6<br />
LEE FROST<br />
Was bedeutet Schärfentiefe?<br />
Schärfentiefe ist ein Bereich vor und hinter<br />
dem Punkt, auf den Sie ihr Objektiv<br />
scharfgestellt haben, innerhalb dessen jedes<br />
Objekt scharf abgebildet wird. <strong>Die</strong>ser Bereich<br />
wird in der Praxis von drei Faktoren<br />
beeinfl usst:<br />
Blendenöffnung: Je kleiner die<br />
Blendenöffnung ist – je größer der<br />
Blendenwert – desto größer ist die<br />
Schärfentiefe und umgekehrt. So wird Blende<br />
f/8 eine größere Schärfentiefe erzeugen als<br />
Blende f/4, aber eine geringere Schärfentiefe<br />
als Blende f/16.<br />
Brennweite: Je kleiner die Brennweite bei<br />
einer gegebenen Blende ist, desto mehr<br />
Schärfentiefe wird erzeugt. Bei Blende f/8 wird<br />
ein auf 24 mm Brennweite eingestelltes<br />
Zoomobjektiv in der Regel mehr<br />
wahrnehmbare Schärfentiefe erzeugen als bei<br />
50 mm Brennweite. Doch es gibt Ausnahmen.<br />
Entfernung: Für jede gegebene Brennweite<br />
und Blende gilt: <strong>Die</strong> Schärfentiefe verringert<br />
sich mit abnehmender Entfernung des<br />
Schärfepunkts zum Objektiv. Sie erhalten mit<br />
einem auf 85 mm Brennweite und Blende<br />
f/11 eingestellten Zoomobjektiv mehr<br />
Schärfentiefe, wenn Sie auf 20 m scharfstellen<br />
als wenn Sie auf 5 m scharfstellen würden.<br />
Unter Berücksichtigung dieser drei Faktoren<br />
gilt: Wenn Sie viel Schärfentiefe brauchen,<br />
nutzen Sie ein Weitwinkelobjektiv mit kleiner<br />
Blende, etwa f/11; für kurze Schärfentiefe<br />
nutzen Sie ein Teleobjektiv mit großer Blende,<br />
etwa f/4.<br />
Änderung der Blendeneinstellung<br />
WAHL DER BLENDE<br />
Da die Blende im Vergleich zu anderen<br />
Einstellungen am häufigsten geändert<br />
wird, haben es uns die Kamerahersteller<br />
sehr leicht gemacht:<br />
Wenn die Zeitautomatik gewählt ist,<br />
wählen Sie die Blende an dem Einstellrad,<br />
das sich an der Vorder- oder Rückseite der<br />
Kamera befindet.<br />
Weniger bekannt ist, dass Sie mit diesem<br />
Einstellrad in der Programmautomatik<br />
eine beliebige Kombination aus Blende<br />
und Verschlusszeit einstellen können,<br />
ohne die gesamte Belichtung zu ändern.<br />
Canon<br />
1<br />
3<br />
2<br />
Nikon<br />
Der Vorgang ist bei vielen Modellen ähnlich:<br />
1) Stellen Sie den Betriebsartenschalter auf Zeitautomatik.<br />
2) Wählen Sie mit dem Einstellrad eine Blende.<br />
3) Um die Blende im manuellen Modus zu ändern, drücken Sie zuvor den<br />
Knopf für die Belichtungskorrektur.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
102 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Schärfentiefe<br />
Bewertung der Schärfentiefe<br />
Hyperfokale Scharfeinstellung<br />
SCHÄRFENTIEFE-VORSCHAU<br />
Der traditionelle, aber nicht beste Weg<br />
zur Beurteilung der Schärfentiefe besteht<br />
darin, die Schärfentiefe-<strong>Vorschau</strong> zu<br />
nutzen. <strong>Die</strong> Kamera blendet auf den<br />
eingestellten Blendenwert ab, sodass Sie<br />
erkennen können, was auf dem Foto<br />
scharf abgebildet wird.<br />
Bei kleinen Blenden wie f/16 und f/22<br />
wird das Sucherbild dabei sehr dunkel;<br />
schauen Sie in diesem Fall etwas länger<br />
durch den Sucher, damit sich das Auge<br />
daran gewöhnen kann.<br />
Sie stehen vor der Frage, auf was Sie scharfstellen<br />
sollen und welche Blende maximale Schärfentiefe<br />
erzeugt. <strong>Die</strong> übliche Methode – Scharfstellen auf<br />
„unendlich“ und voll Abblenden – ist aus folgenden<br />
Gründen nicht immer geeignet:<br />
1) Der Schärfentiefebereich erstreckt sich vom<br />
Schärfepunkt aus nach vorn und nach hinten;<br />
wenn Sie also auf „unendlich“ scharfstellen,<br />
verschwenden Sie viel Schärfentiefe, weil der<br />
Schärfentiefebereich nun mal nicht über den<br />
Horizont hinaus reicht.<br />
2) Selbst bei kleinster Blende wird nicht alles scharf<br />
abgebildet, obwohl die Schärfe „unendlich“ ist.<br />
3) Bei kleinster Blende treten mehr Objektivfehler<br />
auf, wie teuer Ihr Objektiv auch gewesen sein mag.<br />
Normalerweise sollten Sie nicht weiter abblenden<br />
als bis f/11.<br />
4) Bei kleinster Blende müssen Sie zwangsläufig<br />
eine lange Verschlusszeit wählen, was zu<br />
Verwackeln der Kamera führen kann.<br />
<strong>Die</strong> Lösung dieser Probleme besteht in einer<br />
<strong>Aufnahme</strong>technik, die auf der hyperfokalen<br />
Entfernung beruht. Dabei maximieren Sie die<br />
Schärfentiefe, indem Sie die Schärfe auf eben diese<br />
hyperfokale Entfernung einstellen. <strong>Die</strong>se<br />
Entfernung ist abhängig von Brennweite und<br />
Blende einerseits und von der Größe des<br />
Kamerasensors andererseits. <strong>Die</strong> Tabellen unten<br />
zeigen die hyperfokalen Entfernungen für<br />
Vollformat-Kameras und für Modelle mit APS-C<br />
Sensor. Wenn Sie auf die hyperfokale Entfernung<br />
scharfstellen, erstreckt sich die Schärfentiefe von<br />
der halben hyperfokalen Entfernung bis<br />
„unendlich“.<br />
Suchen Sie in der für Sie zutreffenden Tabelle in der<br />
obersten Zeile Ihre Brennweite, in der linken Spalte<br />
den gewünschten Blendenwert. <strong>Die</strong> Tabelle zeigt<br />
Ihnen die hyperfokale Entfernung, die sich aus<br />
dieser Kombination ergibt.<br />
Falls Sie nicht sicher sind, wie viel Schärfentiefe sie<br />
brauchen, stellen Sie auf den Punkt Ihres Motivs<br />
scharf, der sich am nächsten zum Objektiv befindet<br />
und lesen an der Entfernungsskala des Objektivs<br />
ab, wie weit dieser entfernt ist. Wenn Sie diese<br />
Entfernung verdoppeln, haben Sie die minimale<br />
hyperfokale Distanz, die Sie nun in der zutreffenden<br />
Tabelle für die von Ihnen benutze Brennweite<br />
finden können. Anhand dieser beiden Werte<br />
können Sie die benötigte Blende aus der Tabelle<br />
ablesen.<br />
SCHÄRFENTIEFENSKALA<br />
Manche Objektive, meistens solche mit<br />
fester Brennweite, haben oben auf dem<br />
Objektiv Tubus eine Schärfentiefenskala<br />
eingraviert, die in Abhängigkeit von der<br />
eingestellten Entfernung den Schärfebereich<br />
für unterschiedliche Blendenwerte anzeigt.<br />
Leider findet man diese Skala heute nur<br />
noch auf älteren Objektiven.<br />
BILDVORSCHAU<br />
Damit lässt sich die Schärfentiefe am<br />
besten beurteilen. Unmittelbar nach<br />
einer <strong>Aufnahme</strong> lassen Sie sich das Foto<br />
als <strong>Vorschau</strong> anzeigen, dann zoomen Sie<br />
in das Bild hinein und scrollen von oben<br />
nach unten, wobei Sie überprüfen, ob<br />
sowohl das nächstliegende als auch das<br />
am weitesten entfernte Objekt in Ihrem<br />
Bild scharf geworden sind.<br />
Ist dies nicht der Fall, müssen Sie die<br />
Schärfe nachstellen, eine kleinere<br />
Blende einstellen, oder beides.<br />
Für Vollformat-DSLR<br />
16mm 20mm 24mm 28mm 35mm 50mm 100mm 135mm 200mm 300mm<br />
f/2,8 3,2m 5,0m 7,0m 10m 15m 31m 123m 225m 495m 1110m<br />
f/4 2,2m 3,5m 5,0m 7,0m 10,5m 21,5m 87m 157m 345m 775m<br />
f/5,6 1,6m 2,5m 3,6m 5,0m 7,5m 15,5m 62m 112m 245m 555m<br />
f/8 1,1m 1,7m 2,5m 3,5m 5,5m 11m 43m 79m 173m 388m<br />
f/11 0,8m 1,3m 1,8m 2,5m 4,0m 8,0m 31m 57m 125m 282m<br />
f/16 0,6m 0,9m 1,3m 1,7m 2,7m 5,5m 22m 39m 86m 195m<br />
f/22 0,4m 0,6m 0,9m 1,3m 2,0m 4,0m 16m 29m 65m 140m<br />
f/32 0,3m 0,5m 0,6m 0,9m 1,4m 2,7m 11m 20m 43m 97m<br />
Für DSLR mit einem Korrekturfaktor von 1,5 (Nikon, Sony, Pentax)<br />
16mm 20mm 24mm 28mm 35mm 50mm 100mm 135mm 200mm 300mm<br />
f/2,8 5,0m 7,5m 11m 14m 23m 47m 188m 345m 750m 1690m<br />
f/4 3,4m 5,3m 7,5m 10,5m 16m 33m 132m 240m 525m 1185m<br />
f/5,6 2,4m 3,8m 5,5m 7,5m 11,5m 23,5m 94m 170m 375m 845m<br />
f/8 1,7m 2,7m 3,8m 5,2m 8,0m 16,5m 66m 120m 265m 590m<br />
f/11 1,2m 1,9m 2,3m 3,8m 5,9m 12,0m 48m 87m 192m 430m<br />
f/16 0,9m 1,3m 1,9m 2,5m 4,0m 8,5m 33m 60m 132m 295m<br />
f/22 0,6m 1,0m 1,4m 1,9m 3,0m 6,0m 24m 44m 96m 215m<br />
f/32 0,4m 0,7m 1,0m 1,3m 2,0m 4,2m 16,5m 30m 66m 150m<br />
Für DSLR mit einem Korrekturfaktor von 1,6 (Canon)<br />
16mm 20mm 24mm 28mm 35mm 50mm 100mm 135mm 200mm 300mm<br />
f/2,8 5,0m 8,0m 11,5m 15,5m 24,5m 50m 199m 360m 795m 1785m<br />
f/4 3,6m 5,6m 8,0m 11m 17m 35m 140m 255m 555m 1250m<br />
f/5,6 2,6m 4,0m 5,7m 7,8m 12m 25m 99m 180m 397m 895m<br />
f/8 1,8m 2,8m 4,0m 5,5m 8,5m 17,5m 69,5m 127m 278m 625m<br />
f/11 1,3m 2,0m 2,9m 4,0m 6,2m 13m 50m 92m 202m 455m<br />
f/16 0,9m 1,4m 2,0m 2,8m 4,3m 8,7m 35m 63m 139m 312m<br />
f/22 0,7m 1,0m 1,5m 2,0m 3,0m 6,5m 25,5m 46m 101m 230m<br />
f/32 0,5m 0,7m 1,0m 1,4m 2,2m 4,4m 17,5m 32m 70m 156m<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 103
KAMERA<br />
TECHNIK<br />
Schärfentiefe<br />
Brennweite 24 mm bei Blende f/16<br />
LEE FROST<br />
BILDQUALITÄT<br />
Der große Vorteil der Arbeit mit der<br />
hyperfokalen Entfernung ist, dass Sie die<br />
Schärfentiefe für mittlere Blenden<br />
maximieren können, statt auf f/16 oder f/22<br />
abzublenden.<br />
Auf den Tabellen können Sie sehen, dass Sie<br />
mit f/8 und f/11 bei Weitwinkelobjektiven<br />
große Schärfentiefe erzeugen können; es<br />
sollte also kaum notwendig sein, stärker als<br />
f/11 abzublenden. <strong>Die</strong>ser Wert ist ein guter<br />
Kompromiss, denn je kleiner die Blende<br />
wird, umso eher stellen sich Diffraktionen<br />
ein, die besonders in den Ecken zu einem<br />
hohen Schärfeverlust führen können. <strong>Die</strong>ser<br />
Effekt tritt besonders bei<br />
Weitwinkelobjektiven auf.<br />
ADAM BURTON<br />
Wussten Sie schon?<br />
<strong>Die</strong> den Tabellen angegebenen<br />
hyperfokalen Entfernungen sind zwar<br />
ziemlich akkurat, doch verlassen Sie sich<br />
nicht vollständig darauf. Probieren Sie<br />
sie mit Ihrem Objektiv aus und<br />
kontrollieren Sie die Schärfentiefe<br />
anhand der Bildvorschau der Kamera.<br />
Sollten die Bilder nicht scharf sein,<br />
wählen Sie Ihren Blendenwert 1/3 oder<br />
1/2 Blendenstufe kleiner als den in der<br />
Tabelle angegebenen Wert.<br />
SCHARFEINSTELLEN FÜR OPTIMIERTE SCHÄRFENTIEFE<br />
Nachdem wir nun geklärt haben, was die hyperfokale Entfernung<br />
ist, brauchen Sie in Zukunft nur noch darauf scharfzustellen.<br />
Orientieren Sie sich an der Entfernungsskala auf Ihrem Objektiv oder<br />
schätzen Sie, wie weit der hyperfokale Punkt entfernt ist, und stellen<br />
Sie darauf scharf.<br />
Bei Weitwinkelobjektiven mit mittleren Blendenwerten ist die hyperfokale Entfernung ca. 3 m oder<br />
weniger, der Punkt sollte also leicht zu finden sein. Das Scharfstellen kann per Autofokus oder<br />
manuell geschehen; der Autofokus hat nur den Nachteil, dass er nicht auf die hyperfokale Distanz<br />
fixiert, falls dort kein Objekt zur Orientierung vorhanden ist. <strong>Die</strong>ses Problem vermeiden Sie durch<br />
manuelles Scharfstellen. Nun können Sie die Kamera auf dem Stativ in Position lassen, ohne<br />
befürchten zu müssen, dass der Autofokus einen neuen Schärfepunkt sucht.<br />
104 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Brennweite 180 mm bei Blende F/4.5<br />
HELEN DIXON<br />
DIFFERENZIERTES SCHARFSTELLEN<br />
Bei Weitwinkelaufnahmen will man meist<br />
einen großen Schärfentiefenbereich. Es gibt<br />
aber Fälle, in denen Sie die Schärfentiefe<br />
minimieren wollen, etwa in der<br />
Porträtfotografi e. Wenn Sie ein Porträt mit<br />
kleiner Blende machen, wird der Hintergrund<br />
so scharf abgebildet wie das Modell, was aber<br />
stören kann. Blenden Sie voll auf und stellen<br />
genau auf die Augen des Modells scharf, bleibt<br />
der Hintergrund unscharf und lenkt nicht mehr<br />
vom eigentlichen Motiv ab.<br />
Eine bewusst kurze Schärfentiefe kann auch<br />
für kreative Effekte genutzt werden. Wenn<br />
etwa ein einzelnes Element einer Szene<br />
gestochen scharf sichtbar sein soll, während<br />
alles davor oder dahinter bis zu<br />
Unkenntlichkeit verschwimmen soll, erzeugt<br />
man einen möglichst kurzen<br />
Schärfentiefebereich – eine <strong>Aufnahme</strong>technik,<br />
die „differenziertes Scharfstellen“ genannt<br />
wird.<br />
Mit einem Weitwinkelobjektiv ist der Effekt<br />
kaum zu erreichen, außer Ihr Motiv befi ndet<br />
sich sehr nah vor der Kamera.<br />
Ein Teleobjektiv mit weit geöffneter Blende<br />
hingegen reduziert den Schärfentiefebereich<br />
auf wenige Zentimeter; ein aufgeblendetes<br />
Makroobjektiv sogar auf nur wenige Millimeter.<br />
Eine Erleichterung für die Bildkomposition ist<br />
die Tatsache, dass Ihr Sucherbild genau das<br />
zeigt, was Sie später auch auf dem Bild sehen.<br />
LEE FROST<br />
Scharfeinstellen in der Makrofotografie<br />
Im Normalfall geht man davon aus, dass der<br />
Schärfentiefebereich hinter dem Schärfepunkt etwa doppelt so<br />
lang ist wie davor.<br />
Wenn Sie aber auf sehr kurze Entfernung fotografieren, liegt der<br />
Schärfepunkt etwa in der Mitte des Schärfentiefebereichs.<br />
Zudem muss berücksichtigt werden, dass die Schärfentiefe in der<br />
Makrofotografie fast ausschließlich durch Vergrößerungsfaktor<br />
und Blende bestimmt wird, nicht von der Brennweite.<br />
Das heißt: Wenn Vergrößerungsfaktor und Blende gleich sind, ist<br />
auch die Schärfentiefe gleich, egal ob Sie ein 200mm oder ein<br />
50mm Makroobjektiv verwenden – allerdings müssen Sie mit<br />
50mm Brennweite näher an Ihr Motiv heran als mit 200mm.<br />
<strong>Die</strong>se Tabelle zeigt, wie viel Schärfentiefe Sie bei<br />
unterschiedlichen Vergrößerungsfaktoren und Blenden erhalten.<br />
Vergrößerungsfaktor<br />
1:1 1:2 1:3 1:4 1:5 1:6 1:7 1:8 1:9 1:10<br />
f/5,6 0,6 1,7 3,4 5,6 8,4 11,8 15,7 20,2 25,2 30<br />
f/8 0,8 2,4 4,8 8 12 16,8 22,4 28,8 36 44<br />
f/11 1,1 3,3 6,6 11 16,5 23,1 30,8 39,6 49,5 60,5<br />
f/16 1,6 4,8 9,6 16 24 33,6 44,8 57,6 72 88<br />
f/22 2,2 6,6 13,2 22 33 46,2 61,6 79,2 99 121<br />
f/32 3,2 9,6 19,2 32 48 67,2 89,6 115,2 144 176<br />
f/45 4,5 13,5 27 45 67,5 94,5 126 162 202 247<br />
f/32 0,5m 0,7m 1,0m 1,4m 2,2m 4,4m 17,5m 32m 70m 156m<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 105
KAMERATECHNIK<br />
DURCHSCHAUEN SIE DIE TECHNIK IHRER KAMERA –<br />
IHRE BILDER WERDEN AUTOMATISCH BESSER!<br />
Verschlusszeiten<br />
DIE LICHTMENGE, die den Kamerasensor<br />
während einer <strong>Aufnahme</strong> erreicht, wird durch<br />
zwei Faktoren gesteuert, erstens durch die Blende<br />
und zweitens durch die Verschlusszeit. Der<br />
Blendenwert f/x gibt die Größe der Blendenöffnung<br />
an, während die in Sekunden – meist sogar nur in<br />
Sekundenbruchteilen – gemessene Verschlusszeit<br />
festlegt, wie lange das Licht durch die Blende auf<br />
den Kamerasensor fällt. <strong>Die</strong> Verschlusszeit spielt<br />
jedoch noch eine andere wichtige Rolle: mit ihr<br />
lässt sich steuern, wie Bewegungen<br />
aufgenommen werden; entweder indem Sie<br />
„eingefroren“ oder indem sie verschwommen<br />
dargestellt werden. Das kann die Qualität eines<br />
Fotos entscheidend beeinflussen. Deswegen ist es<br />
wichtig, zu wissen, welche Verschlusszeiten für<br />
welche Motive verwendet werden sollten,<br />
insbesondere dann, wenn Sie bewusst bestimmte<br />
Effekte erreichen wollen. Der Situation<br />
entsprechend angepasst, ist die Verschlusszeit ein<br />
sehr mächtiges, kreatives Werkzeug.<br />
1/1000 Sekunde<br />
1/125Sekunde<br />
1/15Sekunde<br />
1/500Sekunde<br />
1/60Sekunde<br />
1/8Sekunde<br />
1/250Sekunde<br />
1/30Sekunde<br />
1/4Sekunde<br />
BILDER: LEE FROST<br />
ZEITLICH-OPTISCHE ZUSAMMENHÄNGE<br />
Bei den meisten modernen Spiegelreflexkameras<br />
können Verschlusszeiten zwischen 1/4000 Sekunde<br />
und 30 Sekunden eingestellt werden, außerdem gibt<br />
es die Möglichkeit, im B-Modus den Verschluss<br />
beliebig lange offen zu halten, für die Fälle, in denen<br />
selbst 30 Sekunden lange Verschlusszeiten nicht<br />
ausreichen.<br />
Solange der Verschluss offen ist, fällt das Licht durch<br />
die Blendenöffnung auf den Sensor. Wird die<br />
Verschlusszeit verdoppelt, gelangt demzufolge<br />
zweimal so viel Licht auf den Sensor. Wird die<br />
Verschlusszeit nicht verändert, stattdessen aber die<br />
Blende um eine Blendenstufe weiter geöffnet, hat<br />
dies denselben Effekt, auch dann erreicht die<br />
doppelte Lichtmenge den Sensor. Analog dazu<br />
verkürzt eine Halbierung der Verschlusszeit die auf<br />
den Sensor fallende Lichtmenge um die Hälfte,<br />
ebenso wie die Verkleinerung der Blendenöffnung<br />
um eine Blendenstufe. Das bedeutet:<br />
unterschiedliche Blenden/Verschlusszeit-<br />
Kombinationen führen zu derselben Belichtung. <strong>Die</strong><br />
Wechselwirkung zwischen diesen beiden<br />
Einflussgrößen ist indirekt proportional – siehe<br />
Tabelle 1.<br />
WAHL DER VERSCHLUSSZEIT<br />
<strong>Die</strong> Kombination aus Blende und Verschlusszeit, die<br />
Sie einstellen werden, hängt von dem zu<br />
fotografierenden Motiv ab, und von dem Effekt, den Sie<br />
erreichen wollen. Um beispielsweise ein sich schnell<br />
bewegendes Objekt einzufrieren, wird eine kurze<br />
Verschlusszeit Priorität haben – etwa 1/1000 Sekunde<br />
bei Blende f/2 oder 1/500 Sekunde bei Blende f/4. Soll<br />
das Objekt jedoch verschwimmen und dadurch seine<br />
Bewegung im Bild festgehalten werden, sind 1/15<br />
Sekunde bei Blende f/22 oder 1/8 Sekunde bei Blende<br />
f/32 passende Optionen.<br />
Falls Sie eine gewünschte kurze oder lange<br />
Verschlusszeit durch Ändern der Blendeneinstellung<br />
nicht erreichen, können Sie die ISO-Empfindlichkeit<br />
1/2 Sekunde 1 Sekunde 2 Sekunden<br />
Tabelle 1: Blende und Verschlusszeit verhalten sich indirekt proportional<br />
1/1000 Sek. 1/500 Sek. 1/250 Sek. 1/125 Sek. 1/60 Sek. 1/30 Sek. 1/15 Sek. 1/8 Sek.<br />
f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16 f/22 f/32<br />
Tabelle 2: ISO-Empfindlichkeit und Verschlusszeit verhalten sich indirekt proportional<br />
ISO50 ISO100 ISO200 ISO400 ISO800 ISO1600 ISO3200<br />
1/30 Sek. 1/60 Sek. 1/125 Sek. 1/250 Sek. 1/500 Sek. 1/1000 Sek. 1/2000 Sek.<br />
verstellen. Eine Verdoppelung des ISO-Wertes<br />
halbiert die Verschlusszeit, eine Halbierung des<br />
ISO Wertes hingegen verdoppelt die<br />
Verschlusszeit. In Tabelle 2 können Sie ablesen,<br />
was beispielsweise mit einer Verschlusszeit von<br />
1/60 Sekunde bei ISO 100 geschieht, wenn Sie<br />
die ISO Empfindlichkeit um eine Stufe<br />
herauf- oder herabsetzen.<br />
Das Erhöhen der ISO-Empfindlichkeit, um eine<br />
kürzere Verschlusszeit erzeugen, ist<br />
beispielsweise dann nützlich, wenn Sie bei<br />
schlechten Lichtverhältnissen fotografieren.<br />
Moderne Kameras sind noch bis zu<br />
Empfindlichkeiten von ISO-3200 in der Lage,<br />
eine sehr gute Bildqualität zu liefern. Das<br />
Verringern der ISO-Empfindlichkeit, um eine<br />
längere Verschlusszeit zu erreichen, ist weniger<br />
praktikabel, weil sie meistens nur einen Schritt<br />
unter den Standard ISO-Wert der Kamera gehen<br />
können, entweder von ISO 100 auf ISO 50 oder<br />
von ISO 200 auf ISO 100. Sie können also<br />
bestenfalls eine Verdoppelung der Verschlusszeit<br />
erreichen. Wenn Sie langsame Verschlusszeiten<br />
brauchen, erreichen Sie diese besser durch<br />
Verwenden eines Graufilters, der die ins Objektiv<br />
fallende Lichtmenge drastisch beschränkt.<br />
106 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Verschlusszeit einstellen<br />
Verschlusszeit einstellen<br />
Wenn für eine <strong>Aufnahme</strong> die Verschlusszeit<br />
entscheidet, ist die Blendenautomatik das<br />
Belichtungsprogramm der Wahl. Dabei<br />
wählen Sie die Verschlusszeit vor, die<br />
Kamera stellt automatisch die<br />
dazugehörige Blende ein. Wenn Sie die<br />
Position wechseln, eine<br />
Belichtungskorrektur einstellen oder die<br />
Lichtverhältnisse sich ändern, bleibt die<br />
Verschlusszeit gleich, und die Blende passt<br />
die Belichtung den neuen Bedingungen an.<br />
Auf diese Weise können Sie zum Beispiel<br />
steuern, ob Bewegungen „eingefroren“<br />
oder verschwommen werden sollen.<br />
Falls Sie dagegen die Zeitautomatik<br />
bevorzugen, müssen Sie ein wachsames<br />
Auge auf die Verschlusszeit haben, da<br />
diese von der Kamera eingestellt wird. Falls<br />
sich die Lichtverhältnisse ändern, müssen<br />
Sie die Verschlusszeit anpassen, um Ihre<br />
Blendeneinstellung beizubehalten. Ähnlich<br />
funktioniert die Programmautomatik, bei<br />
der Sie die Programm-Shift-Funktion<br />
verwenden können, um durch eine Liste<br />
von Blende-Verschlusszeit-Kombinationen<br />
zu blättern, bis die gewünschte<br />
Verschlusszeit angezeigt wird.<br />
Canon<br />
1<br />
2<br />
Kurze Verschlusszeiten frieren die Bewegung ein<br />
Verschlusszeiten für Action<br />
<strong>Die</strong> benötigten Verschlusszeiten für schnelle<br />
Bewegungen hängen von drei Faktoren ab:<br />
Erstens davon, wie schnell sich ein Objekt<br />
bewegt, zweitens, wie weit es von der Kamera<br />
entfernt ist und drittens von der Richtung, in<br />
die es sich in Relation zur Kamera bewegt<br />
(siehe dazu Tabelle 3).<br />
Nun wollen sie natürlich nicht grundsätzlich<br />
jede Bewegung einfrieren; manchmal wird ein<br />
Objekt, das im Bild verschwimmt, Bewegung<br />
viel besser ausdrücken. Eine weitere Methode<br />
der Darstellung von Bewegung ist der<br />
Schwenk – das heißt, sie folgen der<br />
Bewegung des Objekts mit der Kamera und<br />
lösen dabei aus. Wenn Sie es richtig machen,<br />
wird das Objekt scharf abgebildet, während<br />
sein Hintergrund verschwimmt.<br />
<strong>Die</strong> Verschlusszeiten in Tabelle 4 geben Ihnen<br />
einen Anhaltspunkt. Wenn Sie ein wenig<br />
Übung bekommen haben, versuchen Sie es<br />
mit längeren Verschlusszeiten. Entscheidend<br />
bei dieser <strong>Aufnahme</strong>technik ist eine<br />
gleichmäßige Schwenkbewegung der<br />
Kamera.<br />
Tabelle 3: Empfohlene minimale Verschlusszeiten<br />
Motiv Ganzer Bildausschnitt Halber Bildausschnitt 45 Grad zur Kamera Frontal<br />
Jogger 1/250 Sek. 1/125 Sek. 1/125 Sek. 1/60 Sek.<br />
Pferd im Schritt 1/250 Sek. 1/125 Sek. 1/125 Sek. 1/60 Sek.<br />
Radfahrer/Sprinter 1/500 Sek. 1/250 Sek. 1/250 Sek. 1/125 Sek.<br />
Fahrzeug bei 65 km/h 1/500 Sek. 1/250 Sek. 1/250 Sek. 1/125 Sek.<br />
Fahrzeug bei 130 km/h 1/1000 Sek. 1/500 Sek. 1/500 Sek. 1/250 Sek.<br />
Galoppierendes Pferd 1/1000 Sek. 1/500 Sek. 1/500 Sek. 1/250 Sek.<br />
Tennisaufschlag 1/1000 Sek. 1/500 Sek. 1/500 Sek. 1/250 Sek.<br />
Formel 1 Rennen 1/2000 Sek. 1/1000 Sek. 1/1000 Sek. 1/500 Sek.<br />
Fahrender Zug 1/2000 Sek. 1/1000 Sek. 1/1000 Sek. 1/500 Sek.<br />
1) <strong>Die</strong> Blendenautomatik (TV) wird mit dem<br />
Betriebsartwahlschalter oben am Kameragehäuse<br />
eingestellt.<br />
2) Danach stellen Sie mit dem Eingabe-Einstellrad die<br />
gewünschte Verschlusszeit ein<br />
3) Bei der Programmautomatik drehen Sie das<br />
Eingabe-Einstellrad, um die möglichen Blende/<br />
Verschlusszeit-Kombinationen einzustellen.<br />
Nikon<br />
<strong>Die</strong> Blendenautomatik (S) wird mit dem<br />
Betriebsartwahlschalter oben am Kameragehäuse<br />
eingestellt.<br />
2) Danach stellen mit dem Eingabe-Einstellrad die<br />
gewünschte Verschlusszeit ein<br />
3) Bei der Programmautomatik drehen Sie das<br />
Eingabe-Einstellrad, um die möglichen Blende/<br />
Verschlusszeit-Kombinationen einzustellen.<br />
Tabelle 4: Verschlusszeiten für Schwenks<br />
Motorradrennen<br />
1/250 Sek.<br />
Pferderennen,Radrennen<br />
Jogger, Kinder auf Fahrrädern<br />
Schnell gehende Menschen<br />
1<br />
2<br />
1/125 Sek.<br />
1/60 Sek.<br />
1/30 Sek.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 107
KAMERA<br />
TECHNIK<br />
LEE FROST<br />
Verschlusszeiten für Landschaften<br />
6 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 50<br />
Bei den meisten Landschaftsaufnahmen ist die<br />
Verschlusszeit zweitrangig; sie muss nur genügen,<br />
um bei gegebener Tageszeit und Lichtverhältnissen<br />
ein korrekt belichtetes Bild zu erreichen.<br />
Trotzdem lohnt es sich manchmal auch in der<br />
Landschaftsfotografie, über Verschlusszeiten<br />
nachzudenken.<br />
Fließendes Wasser ist ein gutes Beispiel: Wollen Sie<br />
dessen Bewegung darstellen, wobei immer noch<br />
die Oberflächenstruktur des Wassers erkennbar<br />
sein soll, empfehlen sich 1/15 oder 1/8 Sekunde<br />
bei einem Wasserfall und 1/4 bis 1/2 Sekunde bei<br />
einem Fluss. Wenn Sie jedoch den – inzwischen<br />
etwas überstrapazierten – milchigen Effekt<br />
erreichen wollen, muss die Verschlusszeit<br />
signifikant länger werden. Experimentieren Sie in<br />
diesem Fall mit Verschlusszeiten von 1 bis zu 10<br />
Sekunden bei kleinen Wasserfällen und von 1/2<br />
Sekunde bis zu 2 Sekunden bei größeren Fällen.<br />
Wenn Sie die Meeresbrandung einer Küste so<br />
aufnehmen wollen, dass sie nur wenig<br />
verschwimmt, versuchen Sie es mit<br />
Verschlusszeiten zwischen 1/4 und 1/2 Sekunde<br />
und lösen Sie genau in dem Moment aus, in dem<br />
eine Welle auf das Ufer trifft. <strong>Die</strong> Bewegung des<br />
Wussten Sie schon?<br />
Falls Sie Ihre Kamera mit einem<br />
Elektronenblitzgerät verwenden wollen, sei<br />
es ein mobiles Gerät oder ein<br />
Studioblitzsystem, müssen Sie<br />
berücksichtigen, dass jede Kamera eine<br />
kürzeste Verschlusszeit hat, mit der ein<br />
Blitzgerät gerade noch synchronisiert<br />
werden kann. Je nach Kameramodell liegt<br />
diese Verschlusszeit zwischen 1/160<br />
Sekunde und 1/250 Sekunde. Sie können<br />
problemlos eine beliebige Verschlusszeit<br />
unterhalb dieser Werte verwenden; wenn<br />
Sie jedoch eine kürzere Verschlusszeit<br />
einstellen, werden Teile des Bildes schwarz<br />
bleiben, weil der Blitz bereits auslöst, bevor<br />
der Verschluss ganz offen ist.<br />
Meeres, wenn die Wellen wieder vom Strand<br />
ablaufen, wird am besten mit Verschlusszeiten<br />
zwischen 2 und 10 Sekunden eingefangen; wollen<br />
Sie das Meer aber als Nebel darstellen, was<br />
besonders in der Morgen- und Abenddämmerung<br />
faszinierend aussehen kann, müssen Sie eine<br />
Verschlusszeit zwischen 30 und 120 Sekunden<br />
einkalkulieren.<br />
Noch längere Verschlusszeiten können mit starken<br />
Graufiltern erreicht werden: Mit einem zehnstufigen<br />
Graufilter können Sie den Verschluss für 4 bis 5<br />
Minuten öffnen, um das Meer seidenweich und<br />
Wolken als Streifen am Himmel abzubilden.<br />
Experimentieren Sie außerdem mit<br />
Verschlusszeiten von einer bis zu 10 Sekunden,<br />
wenn sie vom Wind gepeitschte Landschaften<br />
fotografieren. Dadurch verschwimmen<br />
Getreidefelder, hohes Gras und sich im Wind<br />
biegende Bäume. Je stärker der Wind desto kürzer<br />
die Verschlusszeit. Bei Bäumen müssen Sie durch<br />
Ausprobieren die Verschlusszeit finden, bei der<br />
Blätter und Zweige verschwimmen, während<br />
dickere Äste und der Stamm noch scharf abgebildet<br />
werden.<br />
VERSCHLUSSZEITEN FÜR MAKROAUFNAHMEN<br />
<strong>Die</strong> meisten Objekte für extreme Nahaufnahmen sind<br />
statisch. Wenn Sie aus der Hand fotografieren, kann das<br />
Bewegen der Kamera zum Problem werden, denn jede<br />
Bewegung wird im selben Maßstab vergrößert wie das Objekt.<br />
So kann schon die geringste Bewegung der Kamera zu<br />
unscharfen Bildern führen.<br />
Probieren Sie mehrere Verschlusszeiten aus, um festzustellen,<br />
wie weit sie verlängern können, bevor Verwackeln zum<br />
Problem wird. Bei einem 100 mm Makroobjektiv müssen Sie<br />
mindestens 1/125 Sekunde einstellen, oder 1/250 Sekunde,<br />
wenn Sie im Maßstab 1:1 abbilden wollen.<br />
Auch die Bewegungen des Motivs können Ihnen einen Strich<br />
durch die Rechnung machen, beispielsweise wenn Gras,<br />
Blumen und Getreide im Wind hin und her schwingen. Sie<br />
können diese Bewegung einfrieren, wenn Sie mit 1/250<br />
Sekunde oder kürzer fotografieren. Noch besser aber ist die<br />
Verwendung eines Elektronenblitzgeräts, denn dessen extrem<br />
kurzer Lichtstoß wird jede Bewegung einfrieren, sei es die der<br />
Kamera oder die des Motivs.<br />
1/1000 Sekunde bei Blende f/1.8 und ISO 200<br />
„NORMALE“ VERSCHLUSSZEITEN<br />
Bei vielen Motiven ist es unwichtig, welche<br />
Verschlusszeit Sie benutzen. Es spielt keine Rolle, ob<br />
Sie ein Porträt mit 1/60 Sekunde oder 1/1000<br />
Sekunde aufnehmen; dasselbe gilt für <strong>Aufnahme</strong>n von<br />
Architektur, Details, Mustern, abstrakte Motive und<br />
Stillleben. Entscheidend ist, dass das Bild den<br />
Anforderungen entspricht, korrekt belichtet und an den<br />
gewünschten Stellen scharf ist, mit der richtigen<br />
Proportion von Motiv und Hintergrund.<br />
<strong>Die</strong> Verschlusszeiten 1/60 und 1/125 Sekunde<br />
werden Sie am häufigsten nutzen, denn sie eignen<br />
sich am besten für die meisten Motive. <strong>Die</strong>se Zeiten<br />
sind kurz genug, um aus der Hand zu schießen, selbst<br />
mit dem langen Ende von Standard-Zoomobjektiven,<br />
und sie sind lang genug, um eine angemessen kleine<br />
Blende zu nutzen, meist zwischen f/8 und f/11.<br />
Im Freien und bei annehmbaren Lichtverhältnissen<br />
erzielen Sie mit diesen Verschlusszeiten ausreichende<br />
Schärfentiefe. Es ist keineswegs notwendig, ständig<br />
mit 1/500 oder 1/1000 Sekunde zu fotografieren,<br />
sonst müssen Sie hohe ISO-Werte einstellen, was die<br />
Bildqualität herabsetzt. Wir neigen dazu, uns ständig<br />
mit Blende und Schärfentiefe zu befassen und darüber<br />
die Verschlusszeit zu vernachlässigen – auf Kosten der<br />
Bildqualität.<br />
1/200 Sekunde bei Blende f/11 und ISO 100<br />
LEE FROST LEE FROST<br />
108 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Verschlusszeit einstellen<br />
Verschluss in B-Stellung (Bulb)<br />
LEE FROST<br />
LEE FROST<br />
60 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100<br />
Verschlusszeiten und Filter<br />
Sie können die Verschlusszeit auf zweierlei Weise<br />
herabsetzen: durch Abblenden und durch einstellen<br />
einer niedrigen ISO-Empfindlichkeit. Sie sollten<br />
jedoch nicht routinemäßig die kleinste Blende<br />
benutzen, die üblicherweise bei f/22 oder f/32 liegt,<br />
denn auch das beeinträchtigt die Bildqualität.<br />
Besonders Weitwinkel- und Zoom-Objektive<br />
reagieren auf sehr kleine Blenden mit Diffraktionen.<br />
Dasselbe gilt für ISO-Werte, die geringer sind als die<br />
Standardeinstellung ihrer Kamera; auch sie gehen zu<br />
Lasten der Bildqualität.<br />
Wenn Sie lange Verschlusszeiten absichtlich<br />
erzeugen wollen, ist es besser, Objektivfilter zu<br />
benutzen, denn dann können Sie eine mittlere<br />
Blendenöffnung beibehalten, bei der jedes Objektiv<br />
in optischer Hinsicht am leistungsfähigsten ist und<br />
Sie können die Standard ISO-Einstellung der Kamera<br />
beibehalten.<br />
Rechts finden Sie eine Tabelle mit den<br />
unterschiedlichen Dichten der verfügbaren Standard-<br />
Graufilter und deren Auswirkungen auf die<br />
Verschlusszeit. Falls notwendig, können Sie zwei<br />
Graufilter kombinieren, deren Filterwirkung sich<br />
dabei addiert. Auch ein Polfilter reduzierte den<br />
Lichteinfall um ungefähr zwei Blendenstufen, was<br />
einem 0.6ND Graufilter entspricht.<br />
ND filter<br />
Tabelle 5: Einfluss von Graufiltern auf die Verschlusszeit<br />
Graufilter-Dichte Erhöhung der<br />
Belichtung um<br />
Verschlusszeit<br />
(Beispiel)<br />
Ohne Filter 0 Stufen 1/15 Sek.<br />
0.3 1 Stufen 1/1/8 Sek.<br />
0.6 2 Stufen 1/4 Sek.<br />
0.9 3 Stufen 1/2 Sek.<br />
1.2 4 Stufen 1 Sekunde<br />
1.5 5 Stufen 2 Sekunden<br />
1.8 6 Stufen 4 Sekunden<br />
2.1 7 Stufen 8 Sekunden<br />
2.4 8 Stufen 16 Sekunden<br />
2.7 9 Stufen 30 Sekunden<br />
3.0 10 Stufen 60 Sekunden<br />
Es gibt Situationen, in der sie eine längere<br />
Verschlusszeit als die üblichen 30 Sekunden<br />
brauchen, die eine Belichtungsautomatik<br />
als längste Verschlusszeit zur Verfügung<br />
stellt. In einem solchen Fall schalten Sie die<br />
Kamera in den B-Modus, eine Betriebsart,<br />
bei der Sie sämtliche Einstellungen manuell<br />
vornehmen müssen, der Verschluss aber<br />
beliebig lange – auch stundenlang – geöffnet<br />
bleiben kann. Der B-Modus ist erforderlich,<br />
wenn Sie extrem starke Graufilter benutzen,<br />
um die Verschlusszeit auf einige Minuten zu<br />
verlängern, aber auch für nächtliche<br />
Szenen, Leuchtspuren des Straßenverkehrs<br />
und für Lichtmalerei beispielsweise. Auch<br />
wenn Sie den Nachthimmel fotografieren,<br />
brauchen Sie den B-Modus, da die<br />
Verschlusszeiten durchaus einige Stunden<br />
betragen können. Sie sollten im B-Modus<br />
grundsätzlich mit Fernauslöser arbeiten,<br />
weil sie sonst den Auslöser der Kamera<br />
während der gesamten Verschlusszeit<br />
gedrückt halten müssten. <strong>Die</strong> meisten<br />
Fernauslöser haben eine Verriegelung, die<br />
Sie einschalten, nachdem sich der<br />
Verschluss geöffnet hat und die Sie<br />
ausschalten, wenn er sich wieder schließen<br />
soll. Sie sollten solche extremen<br />
Langzeitbelichtungen grundsätzlich nur mit<br />
voll aufgeladenen Akkus machen und<br />
Ersatzakkus dabei haben, denn diese<br />
<strong>Aufnahme</strong>technik verbraucht viel Strom.<br />
VERWACKELN DER KAMERA<br />
Ihre Kamera nimmt nicht nur die Bewegungen<br />
eines Motivs auf, sondern auch Ihre eigenen –<br />
was als „Verwackeln“ bekannt ist. Verwackeln<br />
tritt auf, wenn die Kamera bei geöffnetem<br />
Verschluss nicht völlig unbeweglich ist.<br />
Meistens wird es dadurch verursacht, dass die<br />
Verschlusszeit zu lang ist, um noch aus der<br />
Hand schießen zu können, doch selbst auf dem<br />
Stativ kann die Kamera verwackeln. Entweder<br />
ist der Wind zu stark, oder der Untergrund ist so<br />
weich, dass das Stativ während der <strong>Aufnahme</strong><br />
einsinkt, eine Situation, die gar nicht so selten<br />
ist; denken Sie an einen nassen Sandstrand.<br />
Wie auch immer, das Ergebnis ist dasselbe – ein<br />
verwackeltes Foto. Wenn Sie aus der Hand<br />
schießen, können Sie es vermeiden, indem Sie<br />
einen sicheren Stand einnehmen. Halten Sie<br />
sich gerade, die Füße einen halben Schritt<br />
auseinander und die Oberarme fest seitlich an<br />
den Körper gedrückt. Verwenden Sie außerdem<br />
eine Verschlusszeit, die mindestens mit der<br />
eingestellten Brennweite korreliert – 1/50<br />
Sekunde bei 50mm, 1/100 Sekunde bei<br />
100mm, 1/200 Sekunde bei 200mm etc.<br />
Viele Zoom Objektive haben heute einen<br />
eingebauten Bildstabilisator, der hilft, das<br />
Verwackeln zu reduzieren. Schalten Sie ihn ein,<br />
denn damit können Sie noch bei<br />
Verschlusszeiten bis zu 1/15 Sekunde scharfe<br />
Fotos machen.<br />
Falls Sie keinen Bildstabilisator nutzen können,<br />
stützen Sie die Kamera oder sich selbst<br />
irgendwo ab, auf einem Fensterbrett, einer<br />
Mauer, einem Geländer oder einem Pfosten. Es<br />
hilft sogar schon, wenn Sie sich gegen eine<br />
Wand lehnen oder auf den Boden knien – es<br />
gibt viele Möglichkeiten, die Stabilität zu<br />
erhöhen. Wenn es gar nicht anders geht,<br />
erhöhen Sie die ISO-Empfindlichkeit oder<br />
blenden Sie etwas auf, um eine kürzere<br />
Verschlusszeit zu erzeugen.<br />
Ist die Kamera auf dem Stativ montiert,<br />
reduzieren Sie das Verwacklungsrisiko, indem<br />
Stützen Sie sich an einer Wand ab, um<br />
Verwackeln zu vermeiden.<br />
Sie darauf achten, dass die Stativbeine fest<br />
verriegelt sind, das Stativ bei weichem<br />
Untergrund fest in den Boden gedrückt und<br />
auch die Fixierschrauben des Stativkopfs fest<br />
angezogen sind. Zusätzlich sollten Sie einen<br />
Fernauslöser verwenden und die<br />
Spiegelverriegelung der Kamera einschalten.<br />
Der Bildstabilisator sollte übrigens ausgeschaltet<br />
sein, wenn die Kamera auf dem Stativ montiert<br />
ist, denn seine Wirkung kann sich dadurch ins<br />
Gegenteil verkehren, und ihr Bild wird unscharf.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
109
TEXT: DANIEL LEZANO<br />
BILD: PAUL WARD<br />
& BJORN THOMASSEN<br />
PORTRÄTS
AUF DEM LANDE<br />
WOLLEN SIE PORTRÄTS EINMAL IN ANDERER ALS GEWOHNTER UMGEBUNG AUFNEHMEN? HIER ERFAHREN SIE VON DEN<br />
FOTOGRAFEN PAUL WARD UND BJÖRN THOMASSEN, WIE SIE VOR LÄNDLICHEM HINTERGRUND ÜBERRAGENDE<br />
PORTRÄTAUFNAHMEN MACHEN.<br />
WENN SIE VOR Ort fotografieren, geben Ihnen die unterschiedlichen<br />
Landschaften nahezu unbegrenzte kreative Möglichkeiten der<br />
Porträtgestaltung. In der vergangenen Ausgabe haben wir uns eine<br />
Reihe von ländlichen Umgebungen angeschaut, von verfallenen<br />
Gebäuden bis hin zu Kanal-Landschaften. Wir gaben Beispiele für<br />
Fototechniken und Effekte, mit denen Sie professionelle Ergebnisse<br />
erhalten, ohne an exotische Orte reisen oder extrem teure Ausrüstung<br />
benutzen zu müssen.<br />
Im Folgenden halten wir uns an dieselben Prinzipien: Nur mit<br />
minimalistischer Ausrüstung werden wir uns aufmachen zu ländlichen<br />
Schauplätzen, wie sie auch in Ihrer Nähe zu finden sind, gleich wo Sie<br />
wohnen. Wenn Sie aufs Land oder ans Meer fahren, haben Sie mehr<br />
Spielraum für Experimente als in der Stadt. Von grüner<br />
Weidelandschaft, kleinen Bauernhöfen und Getreidefeldern bis zu<br />
Küsten mit Sand- oder Kiesstränden, es wird Ihnen nie am passenden<br />
Hintergrund fehlen, vor dem Sie Ihr Modell abbilden können. Und nicht<br />
nur die landschaftliche Vielfalt, auch den Himmel können Sie besser in<br />
Ihr Motiv integrieren als in der Stadt, wo fast immer Gebäude die<br />
Aussicht auf den Horizont versperren. Je nach Tageszeit und Wetter<br />
können Sie außerdem am selben Ort eine völlig andere Umgebung<br />
vorfinden – Unterschiede, die Sie auch in einem Porträtmotiv kreativ<br />
nutzen können.<br />
Wir werden uns noch länger mit Porträts beschäftigen und eine Vielzahl<br />
von Themen, Arbeitstechniken und Schauplätzen behandeln,<br />
selbstverständlich mit fantastischen Bildern illustriert. Wir hoffen, dass<br />
Sie eigene Inspirationen daraus ziehen.
PORTRÄTS<br />
LÄNDLICHE SCHAUPLÄTZE<br />
Outdoor-Porträts<br />
DIE MEISTEN FOTOGRAFEN, die in einsame<br />
Gegenden aufs Land oder ans Meer fahren,<br />
wollen die Landschaft fotografi eren. Für<br />
andere ist die Landschaft nicht das<br />
Hauptmotiv, sondern nur der Hintergrund für<br />
ihre Porträtaufnahmen. Natürlich gibt es in<br />
der Stadt alle Arten von Gebäuden und<br />
Mauerwerk, vor die man sein Modell stellen<br />
kann, doch mit einer von der Natur in<br />
tausenden von Jahren geschaffenen<br />
natürlichen Landschaft kann es keine Stadt<br />
aufnehmen.<br />
Was hält Sie also davon ab, mit Familie,<br />
Freunden oder einigen Modellen loszufahren,<br />
um Porträtaufnahmen vor natürlichem<br />
Hintergrund zu machen? Geeignet ist jede<br />
Landschaft – vorausgesetzt, Sie haben die<br />
Erlaubnis, sich dort aufzuhalten und zu<br />
fotografi eren. Ihre Aufgabe besteht darin, die<br />
Umgebung in Ihre Bildkomposition<br />
einzubeziehen und für geeignete<br />
Beleuchtung zu sorgen.<br />
Wenn wir den Begriff „Landschaft“ etwas<br />
weiter fassen, gehören dazu auch die Sandund<br />
Kiesstrände sowie die felsigen Küsten<br />
am Meer, die ihr ganz eigenes fotografi sches<br />
Potenzial haben. Im folgenden fi nden Sie ein<br />
paar Tipps, die Ihnen bei Outdoor-Porträts<br />
nützlich sein können.<br />
PAUL WARD<br />
Licht<br />
TAGESLICHT<br />
Der größte Vorteil beim Tageslicht ist: es ist<br />
umsonst. Das Umgebungslicht kann als<br />
einzige Lichtquelle verwendet werden, oder in<br />
Kombination mit Kunstlicht. Je nach<br />
Wetterlage werden Sie stark gerichtetes, oder<br />
weiches, diffuses Tageslicht vorfinden,<br />
deswegen sollten Sie einige Lichtformer dabei<br />
haben. Ein Problem beim Tageslicht ist jedoch,<br />
dass Sie es zwar manipulieren aber niemals<br />
vollständig kontrollieren und steuern können,<br />
weil das Wetter sich ändern kann. Aus diesem<br />
Grund ist es sinnvoll, auch ein paar<br />
Kunstlichtquellen mitzubringen.<br />
BLITZGERÄTE<br />
Es ist noch nicht lange her, da war das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren mit Blitzlicht kompliziert und<br />
teuer, doch das gilt heute nicht mehr.<br />
Blitzsysteme sind heute sehr präzise und<br />
vielseitig, und die <strong>Vorschau</strong>funktion der<br />
Kamera versetzt sie in die Lage, eine<br />
<strong>Aufnahme</strong> sofort überprüfen zu können und<br />
gegebenenfalls Korrekturen vorzunehmen.<br />
<strong>Die</strong> Möglichkeiten reichen von manueller oder<br />
automatischer Steuerung der Blitzleistung bis<br />
zur Entkopplung des Blitzgeräts von der<br />
Kamera bei drahtloser Fernauslösung.<br />
Übrigens ist das so preiswert geworden wie<br />
nie zuvor; Sie können also auch bei Tageslicht<br />
den Blitz als zweite Lichtquelle nutzen und ihn<br />
mit Tageslicht kombinieren.<br />
STUDIOBLITZ<br />
Ein Studioblitzsystem ist dann erforderlich,<br />
wenn Sie mehr Blitzleistung brauchen als<br />
normale Elektronenblitzgeräte liefern.<br />
Tragbare Studioblitzanlagen sind teurer als<br />
Elektronenblitzgeräte, doch relativ einfach zu<br />
benutzen. Wenn Sie passende Lichtformer<br />
verwenden, können Sie das Licht vor Ort fast<br />
so gut anpassen wie im Studio.<br />
Planung und Vorbereitung<br />
PAUL WARD<br />
PAUL WARD<br />
1) ERLAUBNIS EINHOLEN<br />
Betreten Sie kein Privatgrundstück ohne<br />
Erlaubnis. Es könnte mit einer Klage wegen<br />
Hausfriedensbruchs enden. Holen Sie<br />
grundsätzlich vorher die Erlaubnis des<br />
Eigentümers ein – die meisten werden nichts<br />
dagegen haben, sofern Sie den Ort wieder so<br />
verlassen wie Sie ihn vorgefunden haben.<br />
2) ÖRTLICHKEIT ERKUNDEN<br />
Es ist ohne weiteres möglich, aufs Geratewohl<br />
hinauszufahren und ein paar passende, als<br />
Hintergrund geeignete Örtlichkeiten zu finden.<br />
Auf der sicheren Seite sind Sie aber nur, wenn Sie<br />
etwas Zeit investieren und die Gegebenheiten<br />
vorher auskundschaften. So wissen Sie, womit<br />
sie vor Ort zu rechnen haben und können sich<br />
darauf einstellen.<br />
3) WETTERVORHERSAGE<br />
Halten Sie sich über das zu erwartende Wetter auf<br />
dem Laufenden. Zu wissen, ob es ein sonniger Tag<br />
oder der Himmel bewölkt sein wird, erleichtert Ihnen<br />
die Entscheidung, ob Sie sowohl Reflektoren und<br />
Diffusoren brauchen.<br />
Versuchen Sie auch die Windgeschwindigkeit in<br />
Erfahrung zu bringen, denn starker Wind macht es oft<br />
unmöglich, Reflektoren in Position zu halten; auch im<br />
Wind wehendes Haar und flatternde Kleidung des<br />
Modells können Ihre fotografischen Pläne über den<br />
Haufen werfen.<br />
112 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Erforderliche Ausrüstung<br />
TIPP<br />
Essen und Trinken<br />
Nehmen Sie ausreichend<br />
Getränke und kalte Verpflegung<br />
mit, besonders in sehr<br />
einsame Gegenden. Warum<br />
nicht ein Picknick in<br />
freier Natur?<br />
PAUL WARD<br />
WELCHE OBJEKTIVE?<br />
Sie werden sowohl mit engen<br />
Bildausschnitten als auch<br />
mit weiteren Blickwinkeln<br />
fotografieren, also müssen<br />
die Objektive, die Sie<br />
mitnehmen, möglichst viele Brennweiten<br />
abdecken. Ein Standard 18-55mm Zoom und<br />
ein kurzes 55-200mm Telezoom erfüllen diesen<br />
Zweck bereits. Vielleicht packen Sie trotzdem<br />
noch ein 50mm f/1.8 Festobjektiv ein, mit dem<br />
Sie sowohl sehr kleine Schärfentiefen erzeugen<br />
als auch bei schlechtem Licht noch aus der<br />
Hand schießen können.<br />
LICHTFORMER<br />
Ein Reflektor ist unerlässlich,<br />
am besten mit silberner und<br />
weißer Oberfläche. Weitere<br />
metallische Farben können<br />
für spezielle Effekte sorgen.<br />
Solche Reflektoren sind jedoch teuer.<br />
Idealerweise haben Sie aber mindestens zwei<br />
Reflektoren mit, die, wenn erforderlich, auch<br />
gleichzeitig eingesetzt werden können. Ein<br />
Diffusor ist empfehlenswert, falls sie bei hellem<br />
Sonnenlicht an einem Ort fotografieren, der<br />
wenig oder gar keinen Schatten bietet.<br />
STATIV<br />
Normalerweise werden Sie<br />
die Kamera in der Hand<br />
halten, damit Sie sich schnell<br />
und ungehindert bewegen<br />
können, um die<br />
Bildkomposition zu ändern. Dennoch ist ein<br />
Stativ nützlich, um nicht zu verwackeln, wenn<br />
Sie beispielsweise mit dem langen Ende ihres<br />
Zoomobjektivs fotografieren und sich plötzlich<br />
die Lichtverhältnisse verschlechtern. Da wir hier<br />
von Porträtaufnahmen sprechen, sollte auf dem<br />
Stativ ein Kugelkopf angebracht sein.<br />
BJORN THOMASSEN<br />
BJORN THOMASSEN<br />
BJORN THOMASSEN<br />
4) TAGESZEIT<br />
<strong>Die</strong> Sonne genau dort zu haben, wo Sie sie<br />
wünschen, kann für die Beleuchtung Ihres<br />
Motivs die entscheidende Rolle spielen, während<br />
die falsche Tageszeit Ihre Optionen stark<br />
einschränkt. Bringen Sie vor Ihrer geplanten<br />
Fotosession den Sonnenstand in Erfahrung.<br />
5) HÜLLENLOS AN ÖFFENTLICHEN ORTEN<br />
Aktfotografie ist eine Kunstform, doch in den Augen der<br />
Ordnungshüter stellt Nacktheit in der Öffentlichkeit<br />
zumindest eine Ordnungswidrigkeit dar. <strong>Die</strong> besten<br />
Aussichten, unbehelligt arbeiten zu können, haben Sie,<br />
wenn Sie sich mit Erlaubnis des Eigentümers auf<br />
privatem Grund aufhalten und dort fotografieren.<br />
Wenn Sie es dennoch riskieren wollen, Aktfotos im<br />
öffentlichen Raum zu machen, treffen Sie<br />
Vorsichtsmaßnahmen und suchen sich eine möglichst<br />
einsame Gegend, in der Sie nicht mit Besuchern rechnen<br />
müssen. Falls Sie erwischt werden, bedeutet das meist<br />
ein empfindliches Bußgeld.<br />
6) GEZEITEN<br />
Falls Sie an der Küste fotografieren wollen, machen<br />
Sie sich mit den Gezeiten vertraut. Je nach Art der<br />
Küstenlandschaft entstehen bei Niedrigwasser<br />
kleine Meerwassertümpel in felsiger Umgebung,<br />
die sich sehr schön als Vordergrund eignen.<br />
Bei Flut hingegen können Sie mit etwas Glück die<br />
anrollende Brandung als Hintergrund nutzen, was<br />
vor einem malerischen Sonnenuntergang<br />
besonders effektvoll ist.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 113
PORTRÄTS<br />
LÄNDLICHE SCHAUPLÄTZE<br />
Wald<br />
DICHTER WALD HAT etwas ursprüngliches,<br />
archaisches, dass ihm seine eigene Atmosphäre<br />
und Präsenz gibt. Es liegt wohl an dem Gefühl<br />
der Isolation, das sich im Wald einstellt: Der<br />
Blick kann nicht schweifen, begrenzt durch<br />
dichte Bäume, die kein Zeichen der modernen<br />
Welt durchdringt. All das gibt dem Wald wie<br />
kaum einer anderen Örtlichkeit seine zeitlose<br />
Atmosphäre.<br />
So haben auch Portrait im Wald ihre<br />
Besonderheiten. Das Licht ist aufgrund des<br />
Blattwerks ziemlich schwach und die Standorte<br />
durch den Baumbestand bestimmt. Sehr<br />
wahrscheinlich brauchen Sie irgend eine Form<br />
von Kunstlicht, bereiten Sie sich also darauf vor,<br />
mindestens ein paar Hundert Meter mit<br />
schwerem Gepäck zurücklegen zu müssen,<br />
gegebenenfalls auch steile Hänge hinauf und<br />
hinab und durchs Unterholz.<br />
Wenn es ans <strong>Fotografie</strong>ren geht, werden Sie<br />
zunächst feststellen, dass Bäume, Äste, Zweige<br />
und Baumstümpfe keinen aufgeräumten<br />
Hintergrund bilden. Setzen Sie den Blitz ein, um<br />
den Betrachter zu zwingen, in eine bestimmte<br />
Richtung zu schauen, indem Sie bestimmte<br />
Bereiche ausleuchten und andere im Schatten<br />
verschwinden lassen. Ihr Modell kann mit der<br />
Umgebung interagieren, indem es sich gegen<br />
einen Stamm lehnt, an Ästen festhält oder<br />
zwischen umgestürzten Bäumen posiert. Außer<br />
im Frühling, wenn Wildblumen blühen, sind<br />
Waldgebiete ziemlich monoton, weil sie aus<br />
nichts als Grün und Braun bestehen. Sie sollten<br />
deshalb überlegen, wie Ihr Bild in Schwarzweiß,<br />
Sepia oder auch Blau getönt aussehen würde.<br />
Kunstfotografen nehmen klassische Akte gerne<br />
im Wald auf, weil das Licht, die Monotonie der<br />
Farben und die ursprüngliche Atmosphäre<br />
diesem Motiv entgegenkommen.<br />
BJORN THOMASSEN SAGT...<br />
<strong>Die</strong> Küste von Cornwall ist eine populäre<br />
Touristenattraktion, bietet aber auch dichte,<br />
abgelegene Wälder. Ich fahre ein paar Mal im<br />
Jahr hin, um klassische Aktmotive sowie Modeund<br />
ein paar Magazinfotos aufzunehmen.<br />
Wenn Sie im Wald fotografieren, gibt es einiges<br />
zu beachten. Als erstes natürlich die<br />
eingeschränkten Lichtverhältnisse wegen des<br />
dichten Blattwerks. Wenn Sie ausschließlich mit<br />
Umgebungslicht arbeiten wollen, ist ein Stativ<br />
unerlässlich, ebenso wie Reflektoren der Farben<br />
Silber, Sunfire und Gold, denn die sind bei<br />
schlechtem Licht wesentlich effizienter als Weiß.<br />
Außerdem empfehle ich zusätzliches Licht, um<br />
das Model von der Umgebung abheben zu<br />
können – schon ein einziges Elektronenblitzgerät<br />
macht einen großen Unterschied. Montieren Sie<br />
es jedoch nicht auf den Blitzschuh der Kamera<br />
sondern auf ein separates Stativ und blitzen Sie<br />
durch einen Brolly. Ein drahtloser Fernauslöser<br />
bietet dabei den besten Komfort, aber ein<br />
Kabelfernauslöser tut es auch. Ich benutze<br />
normalerweise einen oder zwei transportable<br />
Blitzköpfe. Durch Variieren der Stärke des<br />
Blitzausstoßes können Sie steuern, wie viel des<br />
Umgebungslichts das Bild beeinflussen soll. Das<br />
ist nützlich, wenn Sie das Modell von seiner<br />
Umgebung isolieren wollen und die<br />
Einsichten des Profis<br />
BJORN THOMASSEN ÜBER<br />
LÄNDLICHE LOCATIONS:<br />
Ich mag es, an ländlichen Locations zu<br />
fotografieren, wobei ich besonders Orte<br />
bevorzuge, die keine menschlichen<br />
Spuren erkennen lassen. <strong>Aufnahme</strong>n im<br />
Wald, an einem See oder einsamen<br />
Strand bietet mir die Möglichkeit, Szenen<br />
einzufangen, die ausschließlich aus<br />
natürlichen Elementen bestehen. So<br />
entstehen Bilder von schönen Menschen<br />
in wundervoller Umgebung, die den<br />
Betrachter faszinieren.<br />
Meine Bilder haben einen starken Aspekt<br />
der Isolation. An abgelegenen Orten wie<br />
im Wald, versuche ich ungewöhnliche<br />
Formen in die Bildkomposition<br />
einzubauen und lasse das Modell mit der<br />
Umgebung interagieren.<br />
Doch welche Umgebung es auch sei,<br />
entscheidend für den Erfolg ist die<br />
Beleuchtung. Sie brauchen die richtige<br />
Ausrüstung mit Lichtformern und müssen<br />
genau wissen, wie sie künstliches und<br />
vorhandenes Licht ausbalancieren.<br />
Ausgleichender Blitz<br />
Ohne Umgebungslicht<br />
114 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Erkennbarkeit ablenkender Objekte<br />
minimieren wollen. Bei Porträtaufnahmen im<br />
Wald sollte die Kleidung vorher festgelegt<br />
werden. Meine Modelle tragen meist Erdfarben<br />
wie Grün, Braun und Grau, die zur Umgebung<br />
passen. Starke Farben wie Rot, Blau und Gelb<br />
betonen die Kleidung mehr als in anderer<br />
Umgebung, was nur bei Modefotos erwünscht<br />
ist.<br />
Kunstvoll<br />
<strong>Die</strong> zufällige, chaotischer Anordnung der<br />
Bäume, die Sie nicht ändern können, bedeutet,<br />
dass Sie dies in ihrer Bildkomposition und bei<br />
den Posen des Modells berücksichtigen<br />
müssen. Am einfachsten ist es, mit dem<br />
langen Ende eines Telezoom und großer<br />
Blendenöffnung aus größerer Entfernung zu<br />
fotografieren, wodurch sich das Modell etwas<br />
vom Hintergrund abhebt. Es hat sich auch<br />
bewährt, wenn die Pose des Modells etwas<br />
spiegelt, das sich weiter hinten in der Szene<br />
befindet, beispielsweise den Winkel und die<br />
Richtung größerer Stämme und Äste.<br />
Was die Belichtung angeht, arbeite ich mit der<br />
Kamera im manuellen Modus und wähle als<br />
erstes die Blende, die ich verwenden möchte.<br />
Durch die Anpassung der Blitzleistung sorge<br />
ich dann für die richtige Belichtung.<br />
Ein Wald bietet eine wundervolle<br />
Abgeschiedenheit, ideal für <strong>Aufnahme</strong>n, bei<br />
denen das Model teilweise oder völlig<br />
unbekleidet ist. Ich habe die Erlaubnis, meine<br />
<strong>Aufnahme</strong>n in einem privaten Waldstück zu<br />
machen, sodass ich keine Probleme mit der<br />
öffentlichen Ordnung bekomme. Wenn ich aus<br />
bestimmten Gründen doch einmal im<br />
öffentlichen Raum fotografieren muss, bleiben<br />
meine Modelle teilweise bekleidet und ich<br />
entferne die Kleidung später in Photoshop. In<br />
der Abgeschiedenheit des Waldes überlasse ich es<br />
ihnen, ob sie teilweise oder völlig unbekleidet<br />
aufgenommen werden möchten.<br />
Bei Aktaufnahmen suche ich eine Pose, die<br />
entspannt wirkt und soviel wie möglich verbirgt.<br />
Wenn das erreicht ist, baue ich die Beleuchtung so<br />
auf, das Sie die Pose bestmöglich unterstützt.<br />
Normalerweise arbeite ich dabei mit zwei<br />
Softboxen, die in nicht zu geringer Entfernung<br />
aufgebaut werden, um den Effekt von<br />
unaufdringlichem, natürlichem Licht zu<br />
erzeugen. Aktfotos tendieren dazu, sehr dunkel<br />
zu sein, deswegen gibt es keine Spitzlichter,<br />
sondern ausschließlich Mitteltöne und Tiefen.<br />
Das erleichtert es, später in Photoshop<br />
vorhandene Kleidungsstücke zu entfernen, da<br />
die entscheidenden Stellen im Schatten liegen.<br />
<strong>Die</strong> meisten Aktfotos konvertiere ich nach<br />
Schwarzweiß und füge ihnen einen Sepia- oder<br />
Braunton hinzu.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 115
PORTRÄTS<br />
LÄNDLICHE SCHAUPLÄTZE<br />
Auf dem Lande ...<br />
WIR SIND ZWAR ein geografisch kleines Land,<br />
doch es fehlt uns nicht an wunderschöner Natur.<br />
Im Gegenteil, wir sind mit einigen der schönsten<br />
Landschaften gesegnet, die dieser Planet zu bieten<br />
hat. Als Fotografen sollten wir diese Generosität<br />
von Mutter Natur auch nutzen, unter anderem als<br />
<strong>perfekte</strong> Bühne für Porträtfotos. Wir brauchen gar<br />
nicht weit aus der Stadt zu fahren für passende<br />
Örtlichkeiten. Schon jenseits der Vororte finden<br />
sich Kulissen aus Farmhäusern, hölzernen<br />
Zäunen, Getreide- und Weideland mit<br />
Schafherden. Das grüne Gras bietet einen<br />
angenehm beruhigenden Hintergrund für<br />
romantische Motive. <strong>Die</strong> warmen, rustikalen<br />
Farben des Getreides beruhigen das Gemüt,<br />
während Felder voll rotem Mohn und gelbem Raps<br />
eindrucksvolle Motive ergeben, besonders wenn<br />
man die Farben mithilfe eines Polfilters intensiviert.<br />
Das weite, offene Land lässt uns den Himmel als<br />
Hintergrund nutzen, vor dessen tiefem Blau oft<br />
vereinzelte weiße Wolken zu sehen sind. An Tagen,<br />
wenn der Himmel voller bedrohlich grauer<br />
Regenwolken hängt, können Sie sogar einen<br />
Regenbogen einfangen.<br />
Wenn Sie einen einzelnen Baum oder ein<br />
Farmhaus sehen, fotografieren Sie es zusammen<br />
mit Ihrem Model aus einiger Entfernung, um den<br />
Maßstab im Bild zu variieren. Solche Objekte<br />
erweisen sich auch als Schattenspender nützlich,<br />
oder als ein den Bildausschnitt komplett<br />
ausfüllender Hintergrund.<br />
Hier wurde diese Windmühle für alle drei Zwecke<br />
genutzt. Der dräuende, vom Sonnenlicht<br />
durchbrochene Himmel, ist nur die Krönung<br />
dieses Motivs mit seiner einzigartigen Atmosphäre.<br />
PAUL WARD SAGT...<br />
Birmingham ist eine pulsierende Stadt, doch<br />
wenn Sie in deren Umland unterwegs sind,<br />
finden Sie eine abwechslungsreiche Landschaft<br />
voll fotografischem Potenzial. Als ich den Auftrag<br />
bekam, ländliche Gegenden für dieses Magazin<br />
zu fotografieren, war mir sofort klar, wo das<br />
stattfinden würde: An der alten, langen<br />
Römerstraße namens Fosse Way bei Coventry.<br />
Eine bestimmte Windmühle dort hatte es mir<br />
Setup<br />
immer schon angetan, und genau dort fuhren<br />
wir hin, mein Model Gemma und ich. Das<br />
Wetter war an dem Tag unberechenbar, es gab<br />
weite Strecken blauen Himmels und ebenso oft<br />
befanden wir uns unter einer dicken, grauen<br />
Wolkendecke. Zunächst erkundeten wir die<br />
unmittelbare Umgebung der Mühle, um<br />
herauszufinden, aus welchem Blickwinkel und<br />
welcher Perspektive sie am besten aufzunehmen<br />
wäre. Dabei berücksichtigte ich nicht nur die<br />
Position der Sonne, sondern auch mögliche<br />
Vordergrundobjekte. An einer Seite eines Weges<br />
fanden wir ein kleines Weizenfeld, das einen<br />
besseren Vordergrund bot als die umliegenden<br />
Wiesen.<br />
<strong>Die</strong> Sonne stand rechts von uns und warf ein<br />
attraktives, von der Seite einfallendes Licht auf<br />
die Szene und mein Model. Besser noch war,<br />
dass sich der bedrohlich wirkende, dunkelgraue<br />
Einsichten des Profis<br />
PAUL WARD ÜBER LÄNDLICHE<br />
LOCATIONS<br />
Bei uns ist die ländliche Natur nirgendwo<br />
weit weg, und so braucht es nur eine kurze<br />
Autofahrt, um neue Fotomöglichkeiten zu<br />
entdecken. Ich lebe in Birmingham, doch<br />
die ländliche Umgebung der Stadt ist immer<br />
wieder inspirierend und voller Fotomotive.<br />
Ich fahre oft in der Gegend herum und<br />
suche neue Örtlichkeiten für ungewöhnliche<br />
Porträtaufnahmen.<br />
Das Schöne an der Umgebung ist, dass sie<br />
sich mit den Jahreszeiten verändert. So<br />
kann ich immer wieder an denselben Ort<br />
zurückkommen und habe die Möglichkeit,<br />
ganz unterschiedliche Bilder mit nach<br />
Hause zu bringen. Ländliche Locations sind<br />
sehr beliebt bei Hochzeitspaaren, doch<br />
ebenso bei Mode- und Porträtfotografen. Ich<br />
mag es generell, in offener Landschaft<br />
inmitten von grünem Gras zu fotografieren,<br />
doch mein bevorzugtes Ambiente sind<br />
Mohnfelder – sie geben eine fantastische<br />
Kulisse ab.<br />
Himmel direkt hinter der Windmühle befand.<br />
Um aus den vorhandenen Lichtverhältnissen<br />
das Beste zu machen, benutzte ich zusätzlich<br />
ein Blitzgerät, das Gemma direkt beleuchtete,<br />
während die Belichtung so eingestellt war, dass<br />
der Hintergrund etwas unterbelichtet wurde, um<br />
dem Motiv einen stärkeren Kontrast und damit<br />
mehr Dramatik zu geben.<br />
Um den vorhandenen Eindruck zu verstärken,<br />
erzeugte ich während der Nachbearbeitung aus<br />
der Raw-Datei drei Bilder mit unterschiedlicher<br />
Belichtung, mit deren Hilfe ich dem Bild einen<br />
subtilen HDR-Effekt verlieh. Dadurch wurden<br />
Farbe und Kontrast weiter verstärkt und das Bild<br />
erhielt einen insgesamt wärmeren Grundton.<br />
Leider wurde dadurch Gemmas Haut an der<br />
Hand und im Gesicht in Mitleidenschaft<br />
gezogen, also maskierte ich ihre Figur und nahm<br />
den HDR-Effekt heraus, wodurch sie Ihr<br />
natürliches Aussehen zurück erhielt. Ich machte<br />
eine Reihe von Bildern im Hoch- und<br />
Querformat, mit der Windmühle im Hintergrund<br />
und Gemma in unterschiedlichen Posen.<br />
Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Sonne<br />
durch die Wolken brach und die Teile der<br />
Szenerie in ein intensives, stark gerichtetes Licht<br />
tauchte. Daraufhin suchten wir eine von<br />
Bäumen beschattete Stelle in der Nähe auf. Sie<br />
lag an der Ecke eines Getreidefeldes, das von<br />
einem hölzernen Zaum umgeben war. Das<br />
nunmehr von der Sonne beschienene<br />
Getreidefeld lag im Hintergrund. Gemma stand<br />
bereits in diffusem, schmeichelhaftem Licht,<br />
doch ich lehnte zusätzlich einen silbernen<br />
Reflektor an einen Baum, der das<br />
Umgebungslicht auf ihr Gesicht zurückwarf,<br />
damit mehr Details zu erkennen sein würden. Es<br />
ist eine sehr einfache <strong>Aufnahme</strong>technik, Sie<br />
müssen nur aufpassen, dass das reflektierte<br />
Licht im Vergleich zur übrigen Szene nicht<br />
unnatürlich wirkt.<br />
116 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Nutzen Sie den Vordergrund<br />
Suchen Sie den besten Platz für Ihr<br />
Modell. <strong>Die</strong>ses Weizenfeld bot eine viel<br />
bessere Umgebung als das kurze Gras.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 117
TEXT: DANIEL LEZANO<br />
FOTOS: PAUL WARD<br />
& BRETT HARKNESS<br />
PORTRÄTS<br />
BLITZEN WIE DIE PROFIS – VIEL<br />
LEICHTER ALS SIE DENKEN<br />
OFTMALS SIND ES NUR DIE KLEINIGKEITEN DER AUFNAHMETECHNIK, DIE DEN UNTERSCHIED AUSMACHEN, NICHT DIE<br />
AUSRÜSTUNG. AUF DEN FOLGENDEN SEITEN ERKLÄREN IHNEN DIE FOTOGRAFEN PAUL WARD UND BRETT HARKNESS DIE<br />
GRUNDLAGEN FÜR DEN EINSATZ VON BLITZGERÄTEN.<br />
FRÜHER WAREN BLITZGERÄTE teuer und man brauchte viel<br />
Erfahrung, um sie richtig zu benutzen. Heute nicht mehr. Seit<br />
Digitalkameras die Möglichkeit bieten, Fotos sofort nach der <strong>Aufnahme</strong><br />
zu begutachten, und die Funktionen von Kameras sowie Blitzgeräten<br />
viel flexibler geworden sind, nicht zuletzt aufgrund der vielen<br />
Automatikfunktionen, ist die Blitzfotografie einfacher geworden denn je.<br />
Sie werden sehen, dass die manuelle Blitzsteuerung Ihnen ist<br />
Gegensatz zur TTL-Steuerung mehr Möglichkeiten bietet als jede<br />
Automatikfunktion. Sie brauchen auch keine großen Beträge<br />
auszugeben, wenn Sie technisch hochwertige Blitzausrüstung kaufen<br />
wollen. Es gibt inzwischen mehrere Hersteller, die hervorragende<br />
Modelle zu Schnäppchenpreisen anbieten. Wir zeigen Ihnen, wie Sie<br />
für kaum mehr als 200 eine Blitzausrüstung bekommen, bestehend<br />
aus zwei Blitzgeräten, drahtlosen Fernauslösern, Softboxen und<br />
Stativen – also ein transportables Studio für den Gegenwert eines<br />
einzigen Markenblitzgeräts. Warum warten? Auf den folgenden Seiten<br />
erfahren Sie die Grundlagen über Blitzgeräte; und wer die passende<br />
Ausrüstung schon hat, kann die <strong>Aufnahme</strong>techniken sofort<br />
nachvollziehen. Sie werden verblüfft sein, wie schnell sich ihre<br />
Fähigkeiten entwickeln. Wir garantieren Ihnen: Mithilfe der folgenden<br />
Ratschläge werden auch Sie in Zukunft professionelle Porträts<br />
fotografieren.
PORTRÄTS<br />
ERSTE SCHRITTE MIT BLITZLICHT<br />
Grundlagen der Blitzfotografie<br />
Ein modernes Blitzgerät ist ein tragbares Kraftpaket, voll gepackt mit raffinierten<br />
Funktionen. <strong>Die</strong> sollten sie kennen, wenn Sie den Blitz optimal nutzen wollen.<br />
BLITZGERÄTE GIBT ES in unterschiedlichen<br />
Größen und Formen. Manche bieten nur die<br />
Grundfunktionen und wenig Leistung, andere<br />
bringen ausgeklügelte Funktionen und<br />
stärkste Blitzleistung mit. Wir stellen als<br />
Beispiel das Nikon Speedlight SB-910 vor.<br />
Unabhängig vom Hersteller funktionieren die<br />
meisten Blitzgeräte sehr ähnlich und stellen<br />
die gleichen Programme zur Verfügung. Teure<br />
Modelle nutzen die TTL-Belichtungsmessung<br />
der Kamera, was in den meisten Situationen<br />
für die passende Blitzleistung sorgt, ohne<br />
dass Sie etwas dazu tun müssen.<br />
TTL-Blitz wird von Amateur- und<br />
Berufsfotografen gleichermaßen eingesetzt,<br />
weil er einfach zu nutzen ist und nur eine<br />
geringe Fehlerquote aufweist. Gleichwohl ist<br />
Blitzbetriebsarten<br />
es so, dass Sie es dabei der Kamera und dem<br />
Blitzgerät überlassen, den richtige<br />
Blitzausstoß zu bestimmen; deswegen<br />
können Sie nie sicher sein, wie das Ergebnis<br />
am Ende aussehen wird. In bestimmten<br />
Situationen, beispielsweise wenn sich Ihr<br />
Motiv vor einer stark refl ektierenden<br />
Oberfl äche befi ndet, kann es zu<br />
Fehlbelichtungen kommen.<br />
Deswegen empfehlen wir Ihnen, selbst die<br />
Kontrolle über die Blitzsteuerung zu<br />
übernehmen und zu lernen, wie Kamera und<br />
Blitz in ihrer jeweiligen manuellen Betriebsart<br />
zusammen arbeiten. Wenn Sie dies einmal<br />
beherrschen, wissen Sie immer, welcher<br />
Blitzausstoß für welche <strong>Aufnahme</strong> nötig ist<br />
und wie Sie ihn produzieren.<br />
<strong>Die</strong> Art und Weise, wie Kamera und Blitz zusammen arbeiten, wird von der Blitzbetriebsart bestimmt.<br />
Unten finden Sie eine Liste der in den meisten Blitzgeräten verfügbaren Blitzbetriebsarten:<br />
Blitzautomatik: Bei bestimmten<br />
Belichtungsprogrammen aktiviert die<br />
Kamera ihr eingebautes Blitzgerät. <strong>Die</strong><br />
Blende wird anhand der TTL-Messung berechnet<br />
und es wird eine kurze Verschlusszeit gewählt, um<br />
Verwackeln zu vermeiden. Bequem, aber nicht<br />
sehr kreativ.<br />
Langzeitsynchronisation: Stellt eine<br />
lange Verschlusszeit ein, um auch das<br />
Umgebungslicht aufzunehmen. Gut für<br />
Porträts bei Dunkelheit, wenn die entsprechende<br />
Stimmung im Bild wahrnehmbar sein soll, doch es<br />
besteht die Gefahr des Verwackelns.<br />
Synchronisation auf den zweiten<br />
Verschlussvorhang: Der Blitz erfolgt<br />
am Ende der Verschlusszeit, nicht am<br />
Anfang. Gut geeignet, wenn die Leuchtspuren sich<br />
bewegender Objekte eingefangen werden sollen.<br />
Reduzierung des Rote-Augen-<br />
Effekts: Soll den so genannte<br />
Rote-Augen-Effekt vermeiden oder<br />
reduzieren, indem eine Reihe von Vorblitzen<br />
ausgelöst wird, damit die menschliche Pupille<br />
sich vor dem Hauptblitz, bei dem die <strong>Aufnahme</strong><br />
erfolgt, zusammenziehen kann.<br />
Blitz aus: Verhindert, dass das in die<br />
Kamera eingebaute Blitzgerät ausgelöst<br />
wird. <strong>Die</strong> Funktion ist nur relevant,<br />
wenn Sie eine der vollautomatischen<br />
Blitzbetriebsarten verwenden.<br />
Blitz-Belichtungskorrektur: <strong>Die</strong><br />
Kamera berechnet die für eine<br />
<strong>Aufnahme</strong> benötigte Lichtmenge<br />
automatisch. Mit dieser Funktion können Sie die<br />
berechnete Lichtmenge jedoch erhöhen oder<br />
verringern.<br />
Blitztechnik<br />
ENTKOPPELN VON DER KAMERA<br />
Das Blitzgerät von der Kamera zu<br />
trennen ist ganz einfach und die<br />
zusätzliche Ausrüstung nicht teuer. Ein<br />
geringer Aufwand, der viel mehr kreative<br />
Möglichkeiten bietet.<br />
Ist das Blitzgerät auf der Kamera<br />
montiert und Sie drücken den Auslöser,<br />
wird ein elektrisches Signal durch den<br />
Zubehörschuh an das Blitzgerät geleitet,<br />
das den Blitz auslöst. Wenn Sie das<br />
Blitzgerät von der Kamera entkoppeln, gibt<br />
es keine physische Verbindung mehr. Um<br />
den Blitz trotzdem synchron zur Kamera<br />
auszulösen, haben sich drahtlose<br />
Auslösesysteme bewährt. Anstatt des<br />
Blitzgeräts wird ein kleiner Sender in den<br />
Zubehörschuh der Kamera gesteckt und<br />
das Blitzgerät auf eine passende<br />
Empfängereinheit des Auslösesystems<br />
montiert. Beim Drücken des Auslösers<br />
wird ein Infrarot- oder Funksignal vom<br />
Sender auf der Kamera an das Blitzgerät<br />
auf dem Empfänger gesendet, das den<br />
Blitz auslöst.<br />
Für zwei oder mehr Blitzgeräte kommt<br />
der sogenannte „Slave“-Modus zum<br />
Einsatz, sodass Sie nicht für jedes<br />
Blitzgerät einen eigenen Empfänger<br />
brauchen. Nur ein „Master“-Blitzgerät<br />
muss mit dem Empfänger gekoppelt sein,<br />
die „Slave“-Blitzgeräte erkennen den<br />
Master-Blitz und lösen ebenfalls aus. Zu<br />
beachten ist, dass zwischen Master- und<br />
anderen Blitzgeräten „Sichtkontakt“<br />
bestehen muss.<br />
Manche Blitzauslösesysteme<br />
übermitteln auch TTL-Daten der Kamera<br />
an die angeschlossenen Blitzgeräte, sodass<br />
vollautomatisch geblitzt werden kann,<br />
doch solche Systeme sind erheblich teurer<br />
als die Synchronisierung von<br />
Kameraverschluss und Blitz. Wir<br />
empfehlen, alle Einstellungen manuell<br />
vorzunehmen.<br />
Anatomie eines Blitzgeräts<br />
1) Blitzkopf: Kann gedreht und geneigt werden, um den Blitz an den Wänden oder der<br />
Zimmerdecke reflektieren zu lassen.<br />
2) AF-Hilfslicht/Blitzfunktion: Projiziert einen Infrarot-Lichtstrahl auf das anvisierte Motiv, um<br />
dem Autofokus bei schlechten Lichtverhältnissen das Scharfstellen zu ermöglichen.<br />
3) Befestigungsschiene: Verbindung zwischen Kamera und Blitz. <strong>Die</strong>nt dem Auslösen des<br />
Blitzes und der Datenkommunikation für die TTL-Lichtmessung.<br />
4) Display: Zeigt den Status des Blitzgeräts an. In diesem Beispiel werden Messmethode,<br />
Blitzbereich, Zoom-Einstellung und Blendenwert angezeigt. Das Blitzgerät befindet sich also in der<br />
TTL-Betriebsart, an der Kamera ist Blende f/4 eingestellt, die Brennweite beträgt 24 mm und der<br />
ausgeleuchtete Blitzbereich liegt zwischen 0,6 und 6,9m.<br />
5) Funktionstasten und Einstellrad: <strong>Die</strong>nen zur Einstellung weiterer Funktionen,<br />
beispielsweise der Blitzbelichtungssteuerung, der Messmethode etc.<br />
6) Integrierte Reflektorkarte und Weitwinkel-Streuscheibe: Der Reflektor wird benutzt,<br />
um nur einen kleinen Teil des Blitzes auf das Motiv zu lenken, der größere Teil wird an Wänden<br />
und Decke reflektiert. <strong>Die</strong> Weitwinkel-Streuscheibe wird in Verbindung mit einem<br />
Weitwinkelobjektiv zum Einsatz kommen, da Sie für einen größeren Streuwinkel des Blitzes sorgt.<br />
7) Ein-/Aus-/Modusschalter: Schaltet das Blitzgerät ein und aus und legt fest, wie es sich beim<br />
von der Kamera entkoppelten Betrieb bei drahtloser Steuerung im TTL-Modus verhält.<br />
6<br />
1<br />
2<br />
5<br />
4<br />
7<br />
3<br />
120 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
BRETT HARKNESS<br />
Einsichten der Profis<br />
PAUL WARD ÜBER BLITZGERÄTE<br />
„Blitzgeräte bieten heute sehr<br />
ausgeklügelte Funktionen und sind auch<br />
leistungsstark. Damit stellen Sie eine<br />
ernsthafte Alternative zum Studioblitz als<br />
Lichtquelle dar. Der größte Vorteil der<br />
Speedlites gegenüber dem Studioblitz<br />
besteht in ihrer Mobilität. Ich habe<br />
draußen vor Ort lieber einige<br />
Elektronenblitzgeräte als zwei<br />
unhandliche Studioblitzköpfe. Das gilt<br />
umso mehr, wenn ich per Flugzeug<br />
verreisen muss. <strong>Die</strong> Lichtstative kommen<br />
ins normale Gepäck, die Blitzgeräte habe<br />
ich im Kabinengepäck. Natürlich gibt es<br />
fantastische, portable Blitzsysteme, wie<br />
die Ranger-Modellreihe von Elinchrom,<br />
doch zwei Elektronenblitz Geräte sind<br />
wesentlich billiger. Der große Nachteil<br />
allerdings ist, dass sie zwar einen starken<br />
Blitzausstoß haben, an die Leistung eines<br />
Studioblitzkopfs aber nicht heranreichen,<br />
besonders wenn ein Diffusor montiert<br />
ist.“<br />
TIPP<br />
Sie werden kaum einen<br />
Profifotografen finden, der sein Blitzgerät<br />
auf die Kamera steckt. <strong>Aufnahme</strong>n mit<br />
entkoppeltem Blitzgerät führen fast immer<br />
zu besseren Bildern.<br />
Legen Sie sich eine Fernsteuerung zu,<br />
und Sie werden sofort eine<br />
Verbesserung Ihrer Bilder<br />
feststellen.<br />
BRETT HARKNESS ÜBER MANUELLES<br />
BLITZEN:<br />
„Ich empfehle, dass Sie das manuelle Blitzen<br />
eine Weile üben und lernen, welchen<br />
Lichtausstoß ihr Blitzgerät bei welchen<br />
Einstellungen erzeugt. Ich habe beispielsweise<br />
jahrelang Canon Speedlite 580EX II<br />
Elektronenblitzgeräte verwendet, und ich weiß<br />
deswegen ganz einfach, dass ich bei einer<br />
Motiventfernung von etwa 1,8 Metern und<br />
Blende f/11 eine Blitzleistung von 25%<br />
einstellen muss, um die besten Resultate zu<br />
bekommen. Nur solche Erfahrung macht es<br />
möglich, schnell zu arbeiten, wenn es darauf<br />
ankommt, bei Hochzeiten beispielsweise. Ich<br />
werde oft gefragt, warum ich den Blitz nicht im<br />
TTL-Modus benutze und die einfache Antwort<br />
darauf ist, dass das zwar eine sehr zuverlässige<br />
Betriebsart ist, leider aber nicht narrensicher<br />
und dass sie eben auch manchmal nicht<br />
funktioniert, und das kann ich nicht riskieren.<br />
Wenn ich manuell blitze, weiß ich ganz genau,<br />
wie der Blitzausstoß sein wird und deswegen<br />
vertraue ich lieber auf meine eigene Erfahrung,<br />
als auf eine TTL-Messung.“<br />
MANUELLE BLITZBETRIEBSART<br />
Viele unerfahrene Fotografen überlassen die Parameter für die<br />
<strong>Aufnahme</strong> lieber ausgeklügelten Automatik-Programmen. Dabei<br />
ist die manuelle Einstellung ganz einfach, und mit ein wenig<br />
Übung geht sie problemlos von der Hand:<br />
Sie schalten die Kamera auf manuelle Betriebsart, stellen einen<br />
ISO-Wert ein, wählen die Blende entsprechend der gewünschten<br />
Schärfentiefe, dann die passende Verschlusszeit entsprechend<br />
der maximalen Blitzsynchronisationszeit oder darunter. Falls<br />
erforderlich, ändern Sie den ISO-Wert oder die Verschlusszeit,<br />
um sicherzustellen, dass die Belichtung für das Umgebungslicht<br />
korrekt ist.<br />
Nun schalten Sie den Blitz ein, wählen eine mittlere Blitzleistung<br />
und machen eine Testaufnahme. Setzen Sie die Blitzleistung<br />
herauf oder herab, bis Sie den zur Situation passenden<br />
Blitzausstoß gefunden haben.<br />
<strong>Die</strong> Meinungen zweier Profifotografen über manuelles Blitzen:<br />
Paul Ward: „Ich schalte die Kamera immer auf „manuell“, weil<br />
ich die Belichtung dann selbst steuern kann. Früher habe ich<br />
die Zeitautomatik benutzt, doch meine Kamera stellte<br />
grundsätzlich die Verschlusszeit 1/200 Sekunde ein, wenn ich<br />
mit Blitz gearbeitet habe auch wenn ich gerne eine längere<br />
Verschlusszeit gehabt hätte. Seitdem arbeite ich manuell. Auch<br />
die TTL-Funktion habe ich früher verwendet, doch sie versagt<br />
bei sehr dunklen und sehr hellen Hintergründen. Ich kann zwar<br />
die Blitzkorrektur benutzen, um zu kompensieren, doch es geht<br />
einfacher und schneller, wenn ich von Anfang an alles selbst<br />
mache. So komme ich auch zu konsistenten Ergebnissen.“<br />
Brett Harkness: „Komischerweise scheinen viele Leute Angst<br />
davor zu haben, Kamera und Blitz manuell zu bedienen. In<br />
meinen Kursen erkläre ich den Teilnehmern immer wieder mein<br />
„Magisches Blitzdreieck“, und sie kommen sehr schnell<br />
dahinter, dass das Ganze viel einfacher funktioniert, als Sie es<br />
sich vorgestellt hatten. Ich zeichne ein gleichschenkliges<br />
Dreieck und schreibe dem Begriff „ISO“ in die Mitte. Der<br />
ISO-Wert kontrolliert und steuert alles andere. Dann schreibe<br />
ich „Blende“ in eine Ecke, „Verschlusszeit“ in die nächste und<br />
„Blitz-Motiventfernung“ in die dritte Ecke. Ändern Sie die<br />
Blende, um die auf das Motiv treffende Lichtmenge des Blitzes<br />
zu variieren und um die Schärfentiefe zu steuern. Ändern Sie<br />
die Verschlusszeit, um den Einfluss des Umgebungslichts zu<br />
steuern. Machen Sie eine Testaufnahme und verstellen Sie die<br />
Eck-Werte des Dreiecks, bis sie zur gegebenen Situation<br />
passen. Falls notwendig, erhöhen oder verringern Sie die<br />
ISO-Empfindlichkeit. Der simple Trick der manuellen<br />
Blitzfotografie ist, dass Sie zu allererst die auf das<br />
Umgebungslicht bezogene Belichtung korrekt einstellen<br />
müssen – sobald sie das geschafft haben, ist es ganz einfach,<br />
die dazu passende Blitzleistung zu bestimmen.<br />
Welches Blitzgerät ist das beste?<br />
Es gibt eine unüberschaubare Zahl von<br />
Blitzgeräten, von einfachen Einsteigermodellen bis<br />
zu Geräten mit der raffiniertesten Blitztechnik, die<br />
heute möglich ist. <strong>Die</strong> Frage lässt sich daher nicht<br />
mit einem bestimmten Modell beantworten; es<br />
kommt auf Ihre Bedürfnisse an. Generell gilt: Je<br />
mehr Geld Sie für ein Blitzgerät ausgeben, desto<br />
mehr können Sie damit anfangen. Deswegen<br />
schaffen sich Fotografen in der Regel die besten<br />
Geräte an, die sie sich leisten können. Moderne<br />
Elektronenblitzgeräte sind mit Funktionen voll<br />
gepackt, um Ihnen jede erdenkliche kreative<br />
Blitzaufnahme zu ermöglichen.<br />
Obwohl TTL-Messtechnik akkurat und zuverlässig<br />
ist, werden Sie feststellen, dass viele erfahrene<br />
Fotografen Sie nicht benutzen, sondern Blitz und<br />
Kamera manuell einstellen. Es ist besser,<br />
Testaufnahmen zu machen und die Ergebnisse auf<br />
dem Display der Kamera zu überprüfen. So können<br />
Sie die Blitzleistung manuell anpassen und<br />
erhalten eine <strong>perfekte</strong>, gleichbleibende<br />
Ausleuchtung.<br />
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil der<br />
manuellen Einstellung: Sie sparen Geld bei der<br />
Ausrüstung. Sie können, unabhängig von der<br />
Marke, praktisch jedes Blitzgerät verwenden, auch<br />
von Low-Cost-Herstellern wie Yongnuo oder Geräte<br />
verschiedener Marken.<br />
Sie müssen nur darauf achten, dass das Gerät über<br />
eine manuelle Betriebsart verfügt. <strong>Die</strong> meisten<br />
Blitzgeräte bieten sogar mehrere manuelle<br />
Betriebsarten, üblicherweise unterteilt nach<br />
Blendenstufen, von voller Leistung bis hinunter zu<br />
einem 1/128 der vollen Leistung. <strong>Die</strong><br />
entsprechenden Informationen finden Sie auf der<br />
Website des jeweiligen Herstellers.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
121
PORTRÄTS<br />
ERSTE SCHRITTE MIT BLITZLICHT<br />
Blitztechnik und erforderliche Ausrüstung<br />
Ein Blitzgerät ist eine raffinierte, vielseitige Lichtquelle – doch erst die Lichtformer bestimmen ihre Wirkung<br />
in der <strong>Aufnahme</strong>. Im Folgenden geht es um das erforderliche Zubehör für gute Blitzaufnahmen.<br />
TIPP<br />
Fast alle Blitzgeräte<br />
beziehen ihren Strom aus<br />
AA-Batterien oder<br />
AA-Akkus, Sie können<br />
sich also weltweit<br />
jederzeit Ersatz<br />
besorgen.<br />
WÜRDEN SIE JEMALS ein Studio-Blitzsystem aufbauen und Ihr<br />
Modell von blanken Glühbirnen beleuchten lassen? Wohl kaum.<br />
Dasselbe Prinzip sollte auch gelten, wenn Sie Elektronenblitzgeräte<br />
benutzen, zumindest bei Porträtaufnahmen. Direktes Blitzen erzeugt<br />
nämlich ein extrem hartes Licht, das manche Gesichter kreideweiß<br />
aussehen lässt, wie nach einigen Jahren Dunkelhaft.<br />
Manche Blitzgeräte haben deshalb eine integrierte Reflektorkarte,<br />
eine Weitwinkel-Streuscheibe, oder beides. Sie können aus dem<br />
oberen Teil des Blitzkopfgehäuses herausgezogen und vor den<br />
Lichtaustritt des Blitzkopfs geklappt werden. Dadurch wird das Licht<br />
bereits viel weicher gestreut, doch am besten ist es, wenn der Blitz<br />
von einer gegenüber, oben oder seitlich befindlichen, hellen<br />
Oberfläche zurückgeworfen wird.<br />
Wir haben eine Serie von <strong>Aufnahme</strong>n desselben Motivs gemacht,<br />
jeweils mit direktem Blitz und einem Blitz im 45°-Winkel zur<br />
Objektiv-Längsachse, um die Wirkungen von Lichtformern zu<br />
demonstrieren.<br />
Blitzformer<br />
1) Direkter Blitz<br />
Direkt<br />
45°-Winkel<br />
EFFEKTE VON BLITZFORMERN<br />
<strong>Die</strong> folgenden Bilder illustrieren die Effekte unterschiedlicher<br />
Lichtformer, die als Zubehör für Ihr Blitzgerät erhältlich sind. Wie<br />
Sie bemerken werden, ist die Wirkung mancher Lichtformer sehr<br />
ähnlich; Sie brauchen Sie also nicht alle anzuschaffen...<br />
1) Blitz ohne Blitzformer<br />
- Direkter, gerichteter Blitz: Sehr hartes, fast immer<br />
unvorteilhaftes Licht. Überhaupt nicht zu empfehlen.<br />
- Blitz im Winkel von 45°: Sehr hartes Licht mit<br />
Schlagschatten. Nicht zu empfehlen.<br />
2) Blitz mit integrierter Reflektorkarte<br />
- Direkt: Weniger harsch als ohne Reflektorkarte, aber<br />
immer noch wenig schmeichelhaft. Zur Not brauchbar.<br />
- 45°-Winkel: Bei weitem besser als direkter Blitz.<br />
3) Große Softbox<br />
- Direkt: Diffuses, sauberes Licht.<br />
- 45°-Winkel: Weiches Licht, aber tiefe Schatten.<br />
- 45°-Winkel mit Reflektor: Der Reflektor hellt die<br />
Schatten auf.<br />
4) Kleine Softbox<br />
- Direkt: Weiches Licht, aber weniger weich als bei einer<br />
großen Softbox.<br />
- 45°-Winkel: Diffuses Licht, doch noch tiefere Schatten<br />
als bei einer großen Softbox.<br />
- 45°-Winkel mit Reflektor: der Reflektor hellt die<br />
Schatten nur wenig auf.<br />
5) Brolly<br />
- Direkt: Hinter oder über der Kamera angebracht,<br />
entsteht ein Schatten unter dem Kinn.<br />
- 45°-Winkel: Weiches Licht mit starken Schatten,<br />
gegebenenfalls ein hübscher Effekt.<br />
- 45°-Winkel mit Reflektor: Ein sehr angenehmer Effekt,<br />
weiches Licht mit angedeuteten Schatten.<br />
6) Kugeldiffusor<br />
- Direkt: Weiches, gleichmäßiges Licht, doch etwas<br />
Schatten unter dem Kinn.<br />
- 45°-Winkel: Sauberes, diffuses Licht mit harten<br />
Schatten, ähnlich wie bei der Softbox.<br />
- 45°-Winkel mit Reflektor: Sauberes, weiches Licht mit<br />
angedeuteten Schatten.<br />
7) Ringblitz<br />
- Über der Kamera: Starkes, gleichmäßiges Licht,<br />
Andeutungen von Schatten unter dem Kinn.<br />
- Objektiv in der Mitte: Sehr gleichmäßiges Licht, doch<br />
dunkler Hintergrund, weil das Motiv das meiste Licht<br />
vom Hintergrund fernhält.<br />
- 45°-Winkel: Weiches, diffuses Licht mit tiefen<br />
Schatten, ähnlich wie bei einer Softbox.<br />
2) Blitz mit integrierter<br />
Reflektorkarte<br />
3) Große Softbox<br />
4) Kleine Softbox<br />
5) Brolly<br />
6) Kugeldiffusor<br />
7) Ringblitz<br />
Direkt<br />
45°-Winkel<br />
Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />
Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />
Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />
Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />
Über Kamera Um Objektiv 45°-Winkel<br />
122 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Ihr eigenes Blitz-System für 270 €<br />
UNSER DRAHTLOSES BLITZ-SYSTEM<br />
Noch vor wenigen Jahren kostete ein brauchbares<br />
Blitzsystem sehr viel Geld. Heute bekommen Sie schon für<br />
unter 250 ein Multi-Blitzsystem, dass mehr als ausreicht,<br />
um die in dieser Ausgabe beschriebenen Blitztechniken<br />
nachzuvollziehen.<br />
Seit wir den Hersteller Yongnuo entdeckt haben, benutzen wir<br />
dessen extrem preiswerte Blitzgeräte und Auslöser auch für<br />
unsere Magazinfotos. Mit nur wenig weiterem, preiswertem<br />
Zubehör bekommen Sie ein ausgewachsenes Multi-<br />
Blitzsystem für einen Bruchteil des Preises, den Sie für Markengeräte<br />
bezahlen müssen.<br />
Wenn Sie unsere <strong>Aufnahme</strong>techniken für entkoppelte Blitzgeräte<br />
ausprobieren wollen, sollten Sie einige der hier beschriebenen Geräte<br />
unserer Low-Budget Blitz-Ausrüstung anschaffen.<br />
1) 2 Yongnuo TN560 II Blitzgeräte, je 50 Euro<br />
Lassen Sie sich nicht vom Preis irreführen, diese Blitzgeräte sind sehr gut verarbeitet und bieten alle<br />
notwendigen Funktionen, einschließlich eines Zoomkopfs, „Master/Slave“-Funktionalität und<br />
Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang. Sie sind zwar nicht TTL-kompatibel, doch da der<br />
manuelle Betrieb ohnehin die besseren Ergebnisse liefert, ist dies kein Problem. Wie Sie die Einstellungen<br />
vornehmen, können Sie an anderer Stelle in diesem Magazin nachlesen.<br />
2) 2x Softbox Kits, je 30 Euro<br />
<strong>Die</strong>se faltbaren No-Name Softboxen von Camera-Foto, eingekauft bei eBay, haben die Maße 60x60cm<br />
und werden mit einem Kugelkopf-Blitzschuhadapter für das Blitzgerät geliefert.<br />
3) 2 Lichtstative, zusammen 30 Euro<br />
Ebenfalls per eBay von Camera-Foto stammen diese beiden Lichtstative, die bis auf 2 m Höhe<br />
ausgezogen werden können. Sie können mit bis zu 2,5 kg belastet werden; es gibt also kein Problem mit<br />
unseren Blitzgeräten.<br />
4) 3 Yongnuo drahtlose Fernauslöse-Einheiten RF-603, drei Stück für 40 Euro<br />
<strong>Die</strong>se drahtlosen Fernauslöser sind jeweils gleichzeitig Sender und Empfänger, Sie können sie also<br />
wahllos auf den Zubehörschuh der Kamera und unter die Blitzgeräte montieren. Sie sind zwar nicht<br />
TTL-kompatibel, sondern es sind Low-Cost-Geräte zum manuellen Blitzen, können aber auch als<br />
normale Fernauslöser für die Kamera verwendet werden.<br />
5) Blitzschuhadapter, 10 Euro das Paar<br />
<strong>Die</strong>se Metallplattformen des eBay Lieferanten Scopescan gestatten die Montage der Blitzgeräte auf die<br />
Lichtstative<br />
GESAMTKOSTEN DIESER BLITZAUSRÜSTUNG:<br />
Einsichten der Profis<br />
PAUL WARD ÜBER BLITZFORMER<br />
„Ich verwende Standard-Lichtformer an meinen<br />
Blitzgeräten. Es gibt zwar eine unüberschaubare<br />
Zahl von Optionen, doch die Effekte sehen sich<br />
meistens sehr ähnlich.<br />
Ich benutze vor Ort entweder eine kleine Softbox<br />
oder einen Brolly, doch wenn ich in engen<br />
Räumen arbeite, benutze ich einen kleinen<br />
Reflektor, um das Licht zurückzuwerfen. Dazu<br />
habe ich eine Reihe von Adaptern, damit ich<br />
auch größere Softboxen an meinen Blitzgeräten<br />
verwenden kann.<br />
Man muss immer berücksichtigen, dass jeder<br />
Blitzformer eine beträchtliche Menge Licht<br />
absorbiert. Um dies zu kompensieren, brauchen<br />
Sie ein leistungsfähiges Blitzgerät. Wenn es gar<br />
nicht anders geht, können Sie auch die<br />
ISO-Empfindlichkeit von ISO 400 auf 800<br />
erhöhen, um die Blitzreichweite zu vergrößern.“<br />
1<br />
5<br />
2<br />
4<br />
6<br />
3<br />
CA. 270 EURO<br />
Blitz-Zubehör<br />
BLITZAUSLÖSER<br />
Wenn der Blitz nicht<br />
auf dem<br />
Zubehörschuh der<br />
Kamera sitzt, müssen<br />
Sie ihn auf andere<br />
Weise auslösen. Früher<br />
gab es zu diesem Zweck spezielle Kabel,<br />
heute gibt es dafür drahtlose Fernauslöser.<br />
Es sind sehr preiswerte Systeme erhältlich,<br />
aber auch Modelle, die alle System-<br />
Funktionen und TTL-Blitzsteuerung<br />
übertragen. Günstigere Modelle bieten<br />
Yongnuo, Interfit, Hahnel und Hama.<br />
LICHTSTATIV<br />
Da Sie nicht immer mit<br />
Helfern unterwegs<br />
sind, brauchen Sie<br />
eine technische<br />
Möglichkeit, um<br />
Blitzgeräte in Position<br />
zu halten: Lichtstative sind vielseitig, leicht<br />
und preiswert. Idealerweise sind Sie mit<br />
einem Standardstativgewinde ausgestattet.<br />
SERVO-<br />
BLITZAUSLÖSER<br />
Falls Ihr Blitzgerät nicht<br />
über einen „Slave“-<br />
Modus verfügt, können<br />
Sie entweder einen<br />
Fernauslöser, oder<br />
einen Servo-Blitzauslöser anbringen, der per<br />
Zubehörschuh mit dem Blitzgerät verbunden<br />
wird. Stellen Sie in diesem Fall sicher, dass<br />
das Lichtsensorfenster des Slave-Blitzes<br />
„Sichtkontakt“ mit dem „Master“-Blitz hat,<br />
andernfalls löst der Blitz nicht aus.<br />
PLATTFORMEN<br />
Viele Blitzgeräte<br />
werden mit einem<br />
Plastikzubehörschuh<br />
geliefert, auf dem das<br />
Blitzgerät montiert wird<br />
und der an der<br />
Unterseite mit einem Innengewinde<br />
versehen ist, so dass er auf ein Fotostativ<br />
oder ein entsprechend ausgestattetes<br />
Lichtstativ geschraubt werden kann.<br />
FARBFOLIEN<br />
Mit farbigen Folien vor<br />
dem Blitzköpfen<br />
können Sie<br />
unterschiedliche<br />
Effekte erzielen,<br />
beispielsweise den<br />
Hintergrund einfärben oder auch das Haar<br />
Ihres Models. Hersteller wie Rogue und Honl<br />
haben qualitativ hochwertige Farbfoliensets<br />
mit passenden Haltevorrichtungen im<br />
Angebot, doch Sie können auch mit farbigen<br />
Overhead-Folien improvisieren, die Sie mit<br />
Gummiringen oder Klebeband am Blitzkopf<br />
befestigen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 123
PORTRÄTS<br />
ERSTE SCHRITTE MIT BLITZLICHT<br />
Einführung in die Blitz-<strong>Aufnahme</strong>technik<br />
Es gibt viele Wege, ein Motiv mit Blitz<br />
auszuleuchten. Hier sind ein paar<br />
einfache, effiziente Methoden.<br />
WENN SIE EINMAL die Möglichkeiten<br />
entdeckt haben, wie Blitz und Kamera<br />
getrennt voneinander genutzt werden, öffnet<br />
sich Ihnen aufnahmetechnisch eine neue<br />
Welt. Setups mit einem, zwei oder mehreren<br />
von der Kamera entkoppelten Blitzgeräten<br />
und vielfältige Lichtformer erlauben Ihnen die<br />
<strong>perfekte</strong> Beleuchtung von Modell und<br />
Hintergrund, mit Effekten von High-Key bis<br />
Spotlight im Hollywood-Stil.<br />
Wir stellen Ihnen ein paar einfache<br />
Blitztechniken vor, mit denen Sie<br />
Porträtaufnahmen erschaffen können, die<br />
auch hohen Ansprüchen genügen.<br />
Weiße Wand als Diffusor<br />
Falls Ihre Wohnung weiße Wände hat, stehen<br />
Ihnen <strong>perfekte</strong> Oberflächen zur Verfügung, die<br />
Sie als riesigen Blitzdiffusor einsetzen können.<br />
Im Gegensatz zu der bedauerlichen<br />
Anfängerpraxis, den Blitz direkt auf das Modell<br />
zu richten, lassen Sie ihn von der weißen Wand<br />
zurückwerfen, so dass er sich über einen viel<br />
größeren Bereich ausbreiten kann, wodurch ein<br />
diffuses, natürlich wirkendes Licht entsteht. Das<br />
funktioniert bereits sehr gut mit einem einzelnen<br />
Blitz, doch ein zweites Blitzgerät verdoppelt den<br />
Lichtausstoß und vergrößert die mögliche<br />
Reichweite und damit den Spielraum für die<br />
sonstigen Belichtungseinstellungen.<br />
Gehen Sie folgendermaßen vor: Sie bringen Ihr<br />
Modell mit dem Gesicht zur Wand in Position<br />
und bauen seitlich davon das Blitzgerät auf<br />
einem Stativ auf, das Sie auf die Wand richten,<br />
die Ihr Modell anschaut. Wenn Sie mit zwei<br />
Blitzgeräten arbeiten, stellen Sie das zweite auf<br />
der anderen Seite auf. Richten Sie beide<br />
Blitzköpfe leicht nach oben und auf die Wand.<br />
Das hat den Effekt einer großen Softbox, die das<br />
Licht gleichmäßig verteilt. Es ist eine<br />
<strong>Aufnahme</strong>technik, die sich besonders<br />
Menschen mit unreiner Haut zugute kommt,<br />
weil das diffuse Licht Falten und Unreinheiten<br />
sehr gut kaschiert.<br />
Sie selbst stellen sich mit der Kamera vor das<br />
Modell, die Wand im Rücken. Halten Sie einigen<br />
Abstand zum Modell, damit Sie nicht zu viel des<br />
von der Wand reflektierten Blitzlichts von ihm<br />
abschirmen.<br />
1) Oben: Stellen Sie das auf<br />
einem Stativ montierte Blitzgerät<br />
seitlich auf, wobei Sie es auf die<br />
weiße Wand richten, vor der Ihr<br />
Model steht.<br />
2) Unten: Der von der Wand<br />
zurückgeworfene Blitz erzeugt ein<br />
attraktives, diffuses Licht, ideal<br />
für Porträtfotos.<br />
Da das Licht sich gleichmäßig verteilt, haben Sie<br />
viele Gestaltungsmöglichkeiten für Ihre<br />
<strong>Aufnahme</strong>n. Das Licht begünstigt einen<br />
schmalen Schärfentiefebereich, so dass Sie eine<br />
große Blende benutzen können, die der Ästhetik<br />
des Motivs zugute kommt. Verwacklungsgefahr<br />
besteht kaum.<br />
Anzumerken ist noch, dass die Farbe des<br />
Blitzlichts durch die Farbe der Oberflächen<br />
bestimmt wird, von denen der Blitz<br />
zurückgeworfen wird. Farbige Oberflächen<br />
führen demzufolge zu einer entsprechenden<br />
Einfärbung Ihres Models, ein Effekt, der dem<br />
Bild nur in den seltensten Fällen zuträglich ist…<br />
3) Links: Ihre Bilder bekommen eine weitere Dimension, wenn Sie ein<br />
Blitzgerät hinter dem Modell platzieren, das seinen Hinterkopf beleuchtet.<br />
4) Oben: Ein zweites Blitzgerät für das Haar gibt Ihrem Porträtfoto den<br />
professionellen Touch. Durch verschiedene Positionen und Blitzleistungen<br />
variieren Sie den Effekt.<br />
124 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Gerichtetes Licht<br />
Wenn Ihr Modell sich gegen die<br />
Hintergrundwand lehnt und Sie den Blitz im<br />
engen Winkel seitlich darauf richten, um von der<br />
gegenüberliegenden Seite zu fotografieren,<br />
entstehen ausgeprägte Konturen an der dem<br />
Licht zugewandten Seite.<br />
<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong>technik wird häufig in der<br />
Boudoirfotografie benutzt, eignet sich aber auch<br />
für andere Porträtfotos, wie hier zu sehen ist.<br />
Weil der Blitz genau ausgerichtet ist, sind die<br />
Blitzposition und die Pose des Modells<br />
entscheidend für die Wirkung des Effekts.<br />
Nachdem Sie alles Notwendige so gestaltet<br />
haben, dass der er funktioniert, probieren Sie<br />
leichte Veränderungen der Blitzposition, des<br />
Blickwinkels und der Pose des Modells und<br />
verfolgen dabei, wie der Effekt sich ändert.<br />
Wenn Sie das Blitzgerät weiter entfernt<br />
aufstellen, erzeugt es ein schärferes Licht,<br />
bringen Sie es näher heran, wird es diffuser.<br />
Da das Modell einen starken Schatten erzeugt,<br />
sollte es die Beine strecken und sich nur mit<br />
einer Schulter gegen die Wand lehnen. Dadurch<br />
wird der physische Kontakt mit der Wand<br />
minimiert und ein attraktiver Schatten erzeugt,<br />
der die Körperformen nachzeichnet.<br />
1) <strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong> des Modells vor einer violetten<br />
Wand ist gelungen, was bei der ausdrucksstarken<br />
Hintergrundfarbe kaum zu erwarten war.<br />
2) Bauen Sie das Blitzgerät auf. Es sollte sich nahe<br />
der Wand befinden und der Blitzkopf mehr zur Wand<br />
als auf das Modell gerichtet sein.<br />
3) Machen Sie ein Testfoto. Justieren Sie ggf. die<br />
Blitzleistung, Blitzrichtung und Pose des Modells.<br />
4) Oben: Das Bild erzeugt nun eine geheimnisvolle<br />
Stimmung, die noch verstärkt wird, wenn das Modell<br />
nicht zum Betrachter, sondern zum Blitzgerät schaut.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 125
PORTRÄTS<br />
ERSTE SCHRITTE MIT BLITZLICHT<br />
Blitz im 45°-Winkel<br />
Der Standardaufbau mit nur einer Lichtquelle sieht vor, dass<br />
diese über Kopfhöhe in einem Winkel von 45° zur<br />
Objektivachse auf das Model gerichtet wird. <strong>Die</strong>s erzeugt<br />
einen Lichteinfall, der natürlichem Licht sehr nah kommt.<br />
Wenn Sie dieses Setup benutzen wollen, machen Sie eine<br />
Reihe von Testfotos, wobei Sie den Blitzwinkel leicht ändern.<br />
Das Modell sollte dabei den Kopf langsam von der Kamera<br />
zum Blitzgerät drehen, damit Sie die optimale Beleuchtung<br />
für das Gesicht finden können. Manche Gesichter wirken am<br />
besten, wenn Sie aus einem Winkel beleuchtet werden,<br />
andere bei direkter Beleuchtung.<br />
Eine weitere Erscheinung, die sie berücksichtigen müssen,<br />
ist der Schatten. Lehnt sich das Modell gegen die Wand,<br />
wird sich an der Wand ein starker Schatten zeigen, steht es<br />
aber einen oder anderthalb Meter von der Wand entfernt, ist<br />
der Schatten nur angedeutet oder es ist überhaupt kein<br />
Schatten zu sehen.<br />
<strong>Die</strong> Art des Lichtformers beeinflusst, wie Modell und<br />
Schatten abgebildet werden. Ohne Lichtformer entsteht ein<br />
stark gerichtetes Licht mit präzisen Schatten; mit Brolly oder<br />
Softbox erzeugen Sie dagegen gleichmäßiges Licht mit<br />
weichen Schatten.<br />
1) <strong>Die</strong>se Bildreihe illustriert, wie einfach ein Modell mit nur einem<br />
Blitzgerät und einer Softbox beleuchtet werden kann. Bei der ersten<br />
<strong>Aufnahme</strong> stand das Blitzgerät in Augenhöhe nahe der Wand.<br />
2) Kleines Bild oben links: Bei einem so engen Winkel entsteht ein<br />
unvorteilhafter Schatten auf der Wand.<br />
3) Kleines Bild oben rechts: Der Blitz aus einem 45°-Winkel erzeugt<br />
ein sympathischeres Bild. Zwar ist auch hier noch Schatten<br />
vorhanden, doch er wird wegen der freundlicheren Stimmung als<br />
weniger störend empfunden.<br />
4) Großes Bild: Eine optimale Beleuchtung wird erzeugt, wenn sich<br />
der Blitz über und hinter der Kamera befindet. Das Licht ist<br />
gleichmäßig verteilt, ohne störende Schatten.<br />
Besondere <strong>Aufnahme</strong>technik<br />
DER RINGBLITZ-EFFEKT<br />
Modefotografen bevorzugen seit Jahren den Ringblitz. Seine Lichtaustrittsöffnung ist<br />
kreisförmig um das Objektiv angeordnet, das sich so in der Mitte eines Lichtkreises<br />
befindet. Ringblitze liefern starkes, aber gleichmäßiges Licht mit ringförmigen<br />
Reflexionen in den Pupillen des Modells, wenn es in den Blitz schaut.<br />
Leider sind Ringblitzgeräte sehr teuer. Es gibt jedoch Ringblitz-Adapter, die am<br />
Standard-Blitzgerät angebracht werden und kreisförmiges Blitzlicht erzeugen können.<br />
Ihr Licht wird durch eine Reihe von Spiegeln geleitet und tritt durch einen Diffusor aus.<br />
Je nach Modell kann das Blitzgerät auf dem Zubehörschuh verbleiben oder von der<br />
Kamera entkoppelt benutzt werden.<br />
In diesem Beispielfoto wurde der Orbis Ringblitz-Adapter benutzt und drahtlos<br />
ausgelöst. Der Effekt kommt dem des Ringblitzgeräts sehr nah, für einen Bruchteil des<br />
Preises. Der Ringblitz Adapter eignet sich besonders für Modefotos mit weiblichen<br />
Modellen, oder um Falten in älteren Gesichtern zu kaschieren.<br />
Der Effekt eines professionellen Ringblitzgeräts wird nicht ganz<br />
erreicht, doch der Ringblitz-Adapter kommt ihm sehr nah.<br />
126 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Draußen bei Sonnenlicht<br />
Für das Blitzen an hellen Sonnentagen gibt es zwei<br />
prinzipielle <strong>Aufnahme</strong>ntechniken: Sie können<br />
einerseits versuchen, das Umgebungslicht zu<br />
überdecken, indem Sie den Blitz zur primären<br />
Lichtquelle machen, andererseits können Sie ihn<br />
als Aufhellblitz benutzen, um das Umgebungslicht<br />
zu ergänzen.<br />
Paul Ward erklärt die erste Möglichkeit:<br />
„Beim Blitzen im Freien wählen Sie eine kleine<br />
Blende und eine niedrige ISO-Empfindlichkeit, um<br />
die Verschlusszeit der Blitzsynchronisationszeit<br />
anzupassen, es sei denn, Sie haben ein Blitzgerät<br />
mit High-Speed-Synchronisationsmodus oder<br />
benutzen einen Graufilter, um die ins Objektiv<br />
einfallende Lichtmenge zu reduzieren. Wenn Sie<br />
bei kleiner Blende mit Blitzsynchronisationszeit<br />
fotografieren, ist die Szene definitiv unterentwickelt.<br />
Befindet sich ihr Model jedoch vor einem dunklen<br />
Hintergrund mit der Sonne dahinter, können Sie ins<br />
Gegenlicht blitzen, wobei die Sonne dann auf dem<br />
Foto als großes, ausgebranntes Spitzlicht im Bild zu<br />
sehen ist.<br />
Es funktioniert ganz einfach: mit der Kamera in der<br />
manuellen Betriebsart stelle ich die<br />
Blitzsynchronisationszeit und eine Blende von f/11<br />
oder f/13 ein. Das Model steht mit dem Rücken zur<br />
Sonne. Ich benutze ein oder zwei Blitzgeräte, in<br />
diesem Fall ohne Lichtformer, denn die würden zu<br />
viel Blitzlicht absorbieren; doch an sonnigen Tagen<br />
brauchen Sie soviel Blitzleistung wie möglich, um<br />
das Licht der Sonne zu neutralisieren. Das<br />
Blitzgerät wird manuell gesteuert; Ich stelle es auf<br />
halbe Blitzleistung ein, mache ein Testfoto und<br />
regle dann entsprechend nach.“<br />
<strong>Die</strong>se Bilder zeigen einen unterbelichteten<br />
Hintergrund, trotz hoher Blitzleistung. Das Modell<br />
wird normal abgebildet, nicht als Silhouette.<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS ÜBER HIGH-SPEED-<br />
BLITZSYNCHRONISATION<br />
„An sonnigen Tagen, wenn ich die Schärfentiefe<br />
so gering wie möglich halten will, benutze ich<br />
einen High-Speed-Blitz. Ich schalte die Kamera<br />
in manuelle Betriebsart und stelle eine Blende<br />
von f/3.5 ein, von der ich nur selten abweiche.<br />
Das Blitzgerät wird auf E-TTL- und High-Speed-<br />
Blitzmodus eingestellt. <strong>Die</strong> Verschlusszeit wähle<br />
ich irgendwo zwischen 1/500 und 1/8000<br />
Sekunde, denn bei der High-Speed-<br />
Blitzsynchronisation diktiert die Verschlusszeit<br />
die Belichtung. Ich passe also die Verschlusszeit<br />
schrittweise an, bis der zur Szene passende<br />
Blitzausstoß erzeugt wird.<br />
Man kann das Blitzgerät auf der Kamera lassen,<br />
es gibt aber auch bei der High-Speed-<br />
Blitzsynchronisation die Möglichkeit des<br />
entkoppelten Blitzens. Dafür müssen jedoch<br />
alle Signale zwischen Kamera und Blitzgerät<br />
ausgetauscht werden, was teure Fernauslöser<br />
und Blitzgeräte erfordert.<br />
Ich benutze das Pocket-Wizard-Flexi-System<br />
und ein Canon Speedlite 580EX II Blitzgerät.“<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 127
PORTRÄTS<br />
TEXT: DANIEL LEZANO<br />
FOTOS: PAUL WARD, BJORN THOMASSEN & BRETT HARKNESS<br />
KREATIVES<br />
BLITZEN<br />
SIE WOLLEN PORTRÄTAUFNAHMEN MACHEN WIE DIE PROFIS?<br />
HIER ZEIGEN IHNEN BRETT HARKNESS, PAUL WARD UND BJÖRN THOMASSEN<br />
IHRE BEVORZUGTEN KREATIVEN BLITZTECHNIKEN.<br />
ES GIBT HEUTE eine große Auswahl an Blitzgeräten zu Preisen um die 100 , die mehr<br />
als ausreichende Blitzleistung und zahlreiche Blitzmodi bieten, aber nicht TTL-kompatibel<br />
sind. Am anderen Ende der Preisskala sind die Modelle der Markenhersteller angesiedelt,<br />
deren technische Ausstattung keine Wünsche offen lässt, aber eben zu entsprechenden<br />
Preisen. Solche Geräte brauchen Sie nicht unbedingt.<br />
Das Geheimnis, auch mit preiswerten Geräten fantastische Ergebnisse zu erzielen,<br />
besteht darin, das Blitzgerät in der manuellen Betriebsart zu nutzen, also ohne TTL-<br />
Technologie. Sparen Sie eine Menge Geld und lernen Sie, wie Sie mit preiswerter<br />
Ausrüstung Ihre Fähigkeiten der Blitzfotografie verbessern. Übernehmen Sie die volle<br />
Kontrolle über den Lichtausstoß und freuen Sie sich über konsistente Ergebnisse, selbst<br />
mit von der Kamera entkoppelten Blitzgeräten und bei Beleuchtungssetups mit mehreren<br />
Blitzgeräten und Lichtformern.
PORTRÄTS<br />
KREATIVES BLITZEN<br />
Kreative Blitzfotografie: Ausrüstung<br />
HIER STELLEN WIR Ihnen eine Auswahl<br />
kreativer Blitz-<strong>Aufnahme</strong>techniken vor, die<br />
mit einem oder mehreren Blitzgeräte<br />
einfach auszuführen sind, aber<br />
professionell aussehende Fotos<br />
liefern. Bevor in wir die<br />
Einzelheiten gehen, wollen<br />
wir kurz rekapitulieren, was<br />
Sie in Bezug auf die<br />
Ausrüstung wissen und wie<br />
Sie Kamera und Blitzgerät<br />
einrichten müssen.<br />
MANUELL BLITZEN<br />
Kamera und Blitzgerät sind in<br />
manueller Betriebsart. <strong>Die</strong><br />
ausgewählte Verschlusszeit<br />
bestimmt die im Bild vorhandene<br />
Lichtmenge. Stellen Sie die<br />
1/250 Sek.<br />
1/100 Sek.<br />
Blitzsynchronisationszeit entweder so ein,<br />
dass das Umgebungslicht minimiert wird,<br />
oder benutzen Sie eine längere<br />
Verschlusszeit, damit der<br />
Hintergrund aufgehellt wird.<br />
TOP-TIPP<br />
Blitzleistung einstellen:<br />
Das Verstellen der Blitzleistung um<br />
eine Leistungsstufe entspricht jeweils<br />
einer Blendenstufe. Wenn Sie von 1/8<br />
auf 1/4 Blitzleistung schalten, wird die<br />
Blitzlichtmenge um eine Blendenstufe<br />
erhöht, hier also verdoppelt,<br />
während sie sich bei einer<br />
Änderung von 1/8 auf 1/16<br />
Blitzleistung halbiert.<br />
1/200 Sek.<br />
1/80 Sek.<br />
<strong>Die</strong> Blende steuert nicht<br />
nur die Schärfentiefe,<br />
sondern auch die<br />
Menge des Blitzlichts,<br />
das auf das Model<br />
fällt. <strong>Die</strong> ISO-<br />
Empfi ndlichkeit<br />
beeinfl usst die<br />
Wirkung des<br />
Umgebungslichts sowie<br />
des Blitzlichts auf die<br />
Belichtung.<br />
Den Blitzausstoß stellen Sie<br />
manuell am Blitzgerät ein.<br />
1/125 Sek.<br />
1/50 Sek.<br />
BRETT HARKNESS: VERSCHLUSSZEIT UND UMGEBUNGSLICHT<br />
Bei manueller Blitzbetriebsart steuert hauptsächlich die Blende, wie der Blitz auf das<br />
Motiv wirkt, doch auch die Verschlusszeit spielt eine Rolle. Durch Verändern der<br />
Verschlusszeit beeinflussen Sie, wie viel Umgebungslicht aufgenommen wird: Je kürzer<br />
die Verschlusszeit, desto dunkler wird der Hintergrund, und umgekehrt.<br />
Als kleine Übung zur Beurteilung dieser Wechselwirkung können Sie eine kurze<br />
Bildsequenz fotografieren, bei der Kamera und Blitz manuell eingestellt werden. Stellen<br />
Sie die kürzeste Blitzsynchronisationszeit ein, wählen Sie eine Blende und justieren Sie<br />
die Blitzleistung, bis Sie den passenden Blitzausstoß für die korrekte Belichtung<br />
gefunden haben. Dann schießen Sie eine Sequenz, bei der Sie die Verschlusszeit<br />
schrittweise verlängern.<br />
Wenn Sie die Ergebnisse ansehen, werden Sie feststellen, dass die Belichtung Ihres<br />
Modells gleich bleibt, der Hintergrund jedoch heller wird, je länger Sie die Verschlusszeit<br />
gewählt haben. Bedenken Sie diesen Zusammenhang, wenn Sie das nächste Mal vor<br />
Ort fotografieren: durch Anpassen der Verschlusszeit steuern Sie die Erkennbarkeit des<br />
Hintergrunds.<br />
Basisausrüstung für die Blitzfotografie<br />
BLITZGERÄTE<br />
Von billigen No-Name-Produkt<br />
bis zum teuren Markengerät<br />
können Sie jedes verwenden.<br />
Was jedoch unbedingt<br />
vorhanden sein muss, ist die<br />
Möglichkeit, die Blitzleistung manuell<br />
einzustellen, denn nur so können Sie den<br />
Blitzausstoß nach Bedarf stufenweise heraufoder<br />
herabsetzen. Ein dreh- und neigbarer<br />
Blitzkopf ist nützlich, aber nicht notwendig.<br />
Für die vorgestellten <strong>Aufnahme</strong>techniken haben<br />
wir folgende Blitzgeräte benutzt:<br />
Yongnuo YN-560 II: ausschließlich manuelle<br />
Betriebsart, High-Speed-Synchronisation und<br />
Slave-Modus, keine TTL-Funktion.<br />
Canon Speedlite 550EX: High-End-Gerät, dass<br />
keine Funktionalität vermissen lässt.<br />
Calumet Genesis GF400: Professionelles<br />
Hochleistungsblitzgerät.<br />
AUSLÖSER<br />
Zum entkoppelten Blitzen gibt<br />
es drahtgebundene und<br />
drahtlose Fernauslöser.<br />
Mit drahtloser Fernsteuerung<br />
können Sie wesentlich<br />
komfortabler arbeiten und sogar mehrere<br />
Blitzgeräte gleichzeitig bedienen. Das Angebot<br />
reicht von Modellen, die nur den Blitz<br />
synchronisieren, bis zu TTL-kompatiblen<br />
Geräten, deren Einstellungen an der Kamera<br />
vorgenommen werden. Wir haben folgende<br />
verwendet:<br />
Yongnuo RF-603: Sehr preisgünstige und<br />
zuverlässige drahtlose Auslöser ohne TTL-<br />
Funktionalität – ein Set von vier Einheiten kostet<br />
um die 60 Euro.<br />
Pocket Wizard Plus III: Profisystem mit 32<br />
Kanälen in vier Zonen, gestattet das Auslösen<br />
über große Entfernungen.<br />
LICHTSTATIV<br />
Wenn Ihnen ein paar helfende<br />
Hände fehlen, benutzen Sie<br />
einen kontaktlosen Blitzschuh,<br />
um ihr Blitzgerät mitsamt<br />
Auslöser auf einem Lichtstativ<br />
zu montieren. Unsere Lichtstative stammen von<br />
eBay und kosten um die 24 Euro das Paar.<br />
SOFTBOX<br />
Eine Softbox sorgt für<br />
gerichtetes und trotzdem<br />
diffuses Blitzlicht. <strong>Die</strong> meisten<br />
werden mit einer Speedring-<br />
Montageklammer und einem<br />
kontaktlosen Blitzschuh geliefert. Wir benutzten<br />
eine 60cm Softbox, ebenfalls von eBay für knapp<br />
30 Euro und eine 38cm Lastolite Ezybox für 100<br />
Euro.<br />
130 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
High-Speed-<br />
Blitzsynchronisation<br />
DIE FUNKTION der High-Speed-<br />
Blitzsynchronisation wurde entwickelt, um ein<br />
Blitzgerät auch bei sehr guten Lichtverhältnissen<br />
mit großer Blende nutzen zu können. An hellen<br />
Tagen erzeugt die Kamera bei großen Blenden<br />
Verschlusszeiten, welche die normale<br />
Blitzsynchronisationszeit weit übersteigen, selbst<br />
bei kleinsten ISO-Werten.<br />
<strong>Die</strong> High-Speed-Blitzsynchronisation ermöglicht<br />
es Portraitfotografen, auch bei hellem Tageslicht<br />
mit weit offener Blende und geringer<br />
Schärfentiefe zu arbeiten.<br />
1<br />
BRETT HARKNESS<br />
Bei einfachen Blitzaufnahmen ist gegen die<br />
Verwendung der TTL-Funktion nichts<br />
einzuwenden, doch bei sehr guten<br />
Lichtverhältnissen sind die Möglichkeiten der<br />
Gestaltung der Belichtung wegen der relativ<br />
langen Blitzsynchronisationszeit der Kamera<br />
sehr eingeschränkt. Verfügt Ihr Blitzgerät jedoch<br />
über einen High-Speed-Modus, können Sie auch<br />
mit weit offener Blende in heller Umgebung<br />
fotografieren und den Blitz kreativ einsetzen. Sie<br />
können das Blitzgerät auf der Kamera montieren<br />
und direkt nach vorn richten, doch erst dann,<br />
wenn Sie den Blitz an einer Wand reflektieren<br />
lassen oder ihn von der Kamera entkoppelt<br />
benutzen, haben Sie sämtliche<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. Achten Sie jedoch<br />
immer auf die Schärfe des Motivs, den aufgrund<br />
der weit offene Blende ist die Schärfentiefe sehr<br />
klein. <strong>Die</strong>se beiden Bilder illustrieren, wie die<br />
High-Speed-Synchronisation die Qualität ihrer<br />
Blitzaufnahmen verbessern kann.<br />
1) <strong>Die</strong>ses Bild wurde per TTL-Blitz mit einer Verschlusszeit<br />
von 1/80 Sekunde bei Blende f/5 aufgenommen. Unter<br />
den gegebenen Umständen ist das Ergebnis wohl das<br />
beste, das zu erreichen war, wenn das Bild auch ein wenig<br />
stumpf wirkt.<br />
2) <strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong> wurde im High-Speed-Modus<br />
gemacht, wobei der Blitz manuell auf 1/16 seiner<br />
maximalen Leistung eingestellt wurde. <strong>Die</strong> Blende war auf<br />
f/2.8 eingestellt, woraus eine Verschlusszeit von 1/320<br />
Sekunde resultierte. Der flache Schärfentiefebereich<br />
macht das Bild wesentlich attraktiver.<br />
2<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS ÜBER GERINGE<br />
SCHÄRFENTIEFE OHNE HIGH-SPEED-<br />
SYNCHRONISATION<br />
„Sie können Blitzaufnahmen mit geringer<br />
Schärfentiefe auch ohne High-Speed-<br />
Synchronisation machen. Es ist jedoch<br />
schwieriger, innerhalb des Limits zu bleiben,<br />
das die kürzeste Blitzsynchronisationszeit<br />
vorgibt. Sie müssen daher den Blitz in der<br />
Regel auf die geringstmögliche Leistung<br />
einstellen, etwa 1/64 oder sogar 1/128 der<br />
vollen Leistung, und müssen das Blitzgerät<br />
so nah wie möglich bei Ihrem Model<br />
aufstellen. Außerdem muss die kleinste<br />
ISO-Empfindlichkeit eingestellt sein.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong> wird so in jedem Fall besser<br />
als mit der Standard TTL-Blitzsteuerung,<br />
diese Technik ist aber nur bei relativ<br />
schwachem Umgebungslicht möglich.“<br />
BLITZ-<br />
AUSRÜSTUNG:<br />
Ein Elektronenblitzgerät<br />
Yongnuo Speedlite YN560-II,<br />
zwei drahtlose Fernauslöser<br />
Yongnuo RF-603,<br />
eine Softbox<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
131
PORTRÄTS<br />
KREATIVES BLITZEN<br />
Heben Sie Ihr<br />
Modell vom<br />
Hintergrund ab<br />
Mit Gefühl eingesetzt, kann Blitzlicht ein Bild verbessern,<br />
ohne dass der Betrachter es überhaupt wahrnimmt.<br />
Manchmal wird nur geblitzt, um den Hintergrund<br />
anzuleuchten, doch meistens wird ein Blitz mit geringer<br />
Leistung benutzt, um das Modell zu beleuchten, damit<br />
es sich vom Hintergrund abhebt. Man kann auch<br />
Lichteffekte simulieren, etwa das Sonnenlicht eines<br />
späten Nachmittags.<br />
PAUL WARD<br />
„Wenn ich vor Ort fotografiere, setze ich den Blitz ein, um<br />
das Model vom Hintergrund zu trennen. Das funktioniert<br />
am besten, wenn sowohl beim Model als auch im<br />
Hintergrund dieselben Lichtverhältnisse herrschen, und<br />
wenn die gesamte Szenerie relativ dunkel ist. Wird das<br />
Model nun aus einem Winkel leicht angeblitzt, so hebt es<br />
sich vom Hintergrund ab und das Bild erhält mehr Tiefe.<br />
Das Beleuchtungssetup habe ich mir aus einem Video<br />
über den amerikanischen Fotografen Dave Hill<br />
abgeschaut. Er benutzte zwei Blitzgeräte, die von hinten<br />
und seitlich auf das Model gerichtet waren und ein<br />
weiteres Blitzgerät, um das Gesicht zu beleuchten. Alles<br />
zusammen ergab schöne, klar definierbare Konturen.<br />
Wenn Sie diese <strong>Aufnahme</strong>technik nachvollziehen<br />
wollen, bringen Sie als erstes ihr Model und die<br />
Blitzgeräte so gut wie möglich in Position. Bei<br />
ausgeschalteten Blitzgeräten schalten Sie die Kamera<br />
auf Zeitautomatik und drücken den Auslöser halb durch,<br />
um die richtige Belichtung für das Umgebungslicht<br />
angezeigt zu bekommen. Ist die angezeigte<br />
Verschlusszeit kürzer als die kürzeste<br />
Blitzsynchronisationszeit, senken Sie die ISO-<br />
Empfindlichkeit, wenn das nicht ausreicht oder nicht<br />
möglich ist, blenden Sie eine Stufe ab. Schalten Sie in<br />
die manuelle Betriebsart, stellen die nun gefundene<br />
Verschlusszeit ein und machen ein Testfoto, um die<br />
Belichtung zu überprüfen. Wenn alles in Ordnung ist,<br />
stellen Sie entweder die ISO-Empfindlichkeit oder die<br />
Blende so ein, dass die Kamera das Bild eine bis<br />
anderthalb Blendenstufen unterbelichtet.<br />
3<br />
1<br />
Ohne Blitz<br />
Blitz von hinten<br />
2<br />
1) Wählen Sie die passende Location und bauen Sie die<br />
Blitzgeräte an jeweils einer Seite hinter dem Model auf.<br />
Positionieren Sie den Hauptblitz mit Softbox so, dass der<br />
Blitz in einem engen Winkel auf das Model gerichtet ist.<br />
2) Schalten Sie die beiden Sekundärblitzgeräte ein, die auf<br />
den Rücken und das Haar des Models gerichtet sind und<br />
machen Sie ein Testfoto.<br />
Prüfen Sie das Ergebnis und nehmen Sie erforderliche<br />
Korrekturen an der Position der Blitzgeräte und deren<br />
Blitzleistung vor.<br />
3) Schalten Sie nun das Hauptblitzgerät ein. <strong>Die</strong>ses braucht<br />
eine höhere Blitzleistung als die anderen beiden, weil die<br />
Softbox einen Teil des Blitzlichts absorbiert. Machen Sie<br />
weitere Testfotos und justieren Sie die Blitzleistung, bis die<br />
Belichtung stimmt.<br />
Für dieses Bild wurden drei Blitzgeräte verwendet, eines auf<br />
das Haar, das zweite auf das Gesicht, das dritte auf den<br />
Rücken gerichtet, um die Konturen des Körpers<br />
herauszuarbeiten.<br />
4) Wenn Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind, schalten Sie<br />
eines der beiden Sekundärblitzgeräte aus und sehen sich die<br />
Wirkung dieses Effekts an.<br />
In diesem Beispiel wurde das den Rücken beleuchtende<br />
Blitzgerät ausgeschaltet. Das Resultat war immer noch gut,<br />
so dass in diesem Fall zwei Blitzgeräte ausgereicht hätten.<br />
132 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
BLITZ-<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Drei Elektronenblitzgeräte<br />
Canon Speedlite 550EX,<br />
vier drahtlose Auslöser der<br />
Marke Yongnuo,<br />
zwei Lichtstative,<br />
eine Softbox<br />
4<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 133
PORTRÄTS<br />
KREATIVES BLITZEN<br />
Seitliches Blitzen<br />
BEI DER BELEUCHTUNG von Model und<br />
Hintergrund besteht die Standard-Prozedur darin,<br />
das Model mit einer oder mehreren Lichtquellen zu<br />
beleuchten und weiter Lichtquellen für den<br />
Hintergrund zu verwenden. Es funktioniert jedoch<br />
auch mit nur zwei Blitzgeräten, die seitlich des<br />
Models postiert werden und beide, Modell und<br />
Hintergrund, ausleuchten. <strong>Die</strong>se Blitz-<br />
<strong>Aufnahme</strong>technik ist nicht ganz einfach zu<br />
beherrschen, weil beide Lichtquellen sehr präzise<br />
positioniert werden müssen, damit unattraktive<br />
Schatten vermieden werden. Außerdem sorgt das<br />
seitliche Licht dafür, dass jede Falte und sonstige<br />
Unregelmäßigkeit des Hintergrunds klar hervortritt.<br />
Auch das Modell muss sorgfältig gewählt werden,<br />
denn diese <strong>Aufnahme</strong>technik ist sehr unvorteilhaft,<br />
wenn es sehr dünn oder übergewichtig ist oder ein<br />
kantiges Gesicht hat.<br />
BJORN THOMASSEN<br />
„<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong>technik bringt die<br />
Dreidimensionalität des Motivs deutlich zum<br />
Vorschein. <strong>Die</strong> seitliche Beleuchtung eignet sich<br />
sehr gut, die Konturen des Models herauszuarbeiten<br />
und ich benutze sie häufig, wenn ich muskulöse<br />
männliche Models fotografiere, Boxer<br />
beispielsweise. Wenn Sie es richtig machen, erzeugt<br />
dieses Licht eine räumliche Tiefe, die das Model<br />
deutlich vom Hintergrund abhebt und es – im<br />
wahren Wortsinn – im besten Licht zeigt. Doch diese<br />
<strong>Aufnahme</strong>technik ist eine zweischneidige<br />
Angelegenheit, denn Sie ist ausschließlich für<br />
Models mit idealtypischen Körpern gut geeignet,<br />
nicht für Models, die körperlich nicht absolut fit sind<br />
und auch nicht für solche, bei denen die<br />
Gesichtsknochen deutlich erkennbar sind. Aufgrund<br />
des Lichteinfallswinkels sind Schatten unmöglich zu<br />
vermeiden, deswegen müssen Sie die Models so<br />
positionieren, dass deren Schatten die Wirkung der<br />
eingenommenen Posen unterstützen. Das bedeutet,<br />
Sie fotografieren die Models im Profil oder im<br />
Halbprofil.<br />
Ich benutze bei dieser <strong>Aufnahme</strong>technik generell<br />
zwei Lichtquellen mit Softboxen. Das Hauptlicht<br />
beleuchtet das Gesicht, sowie einen Teil des Körpers<br />
und den Hintergrund. Das Sekundärlicht, das eine<br />
Blendenstufe niedriger als das Hauptlicht eingestellt<br />
ist, dient als Aufhell-Licht, damit die andere Seite<br />
des Models und der Hintergrund nicht in tiefem<br />
Schatten liegen. Bei dieser <strong>Aufnahme</strong> befindet sich<br />
das Hauptlicht rechts des Models und leuchtet die<br />
Rose, das Gesicht, den Körper und den Hintergrund<br />
an. Der Blitzwinkel akzentuiert die Wangenknochen<br />
und hebt das Model vom Hintergrund ab, obwohl es<br />
sich sehr nah an der Wand befindet. Der zweite Blitz<br />
dient lediglich zum Aufhellen.“<br />
1) Ich hatte einen Studiohintergrund aus Stoff im<br />
Wohnzimmer aufgehängt und einige Zeit darauf verwendet,<br />
alle Falten auszubügeln, die sonst durch die seitliche<br />
Beleuchtung zu sehen gewesen wären.<br />
2) <strong>Die</strong> beiden Blitzgeräte mit montierten Softboxen standen<br />
jeweils an einer Seite des Hintergrunds. Das Hauptlicht war<br />
über Kopfhöhe angebracht, während das Aufhelllicht auf<br />
Hüfthöhe eingestellt war.<br />
3) <strong>Die</strong> Belichtung muss für jeden Blitz einzeln gemessen<br />
werden, um das Licht exakt zu steuern. In diesem Fall war<br />
der Hauptblitz auf 1/8 und der Aufhellblitz auf 1/32 der<br />
vollen Leistung eingestellt.<br />
4) Das Ergebnis aller Sorgfalt ist ein sehr plastisches Bild<br />
mit großer Tiefe. In Photoshop habe ich die Farbsättigung<br />
noch etwas zurückgenommen.<br />
1<br />
3<br />
Dreidimensionales Blitzlicht<br />
BJORN THOMASSEN<br />
„<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong>technik funktioniert ähnlich wie<br />
die oben beschriebene, mit dem Unterschied,<br />
dass hier ein Model beleuchtet wird, das auf dem<br />
Boden liegt, also Körperkontakt mit dem<br />
Hintergrund hat. Weil der ganze Körper und der<br />
Hintergrund beleuchtet werden sollen, empfehle<br />
ich drei Lichtquellen.<br />
Als Erstes bringen Sie das Model in die<br />
gewünschte Position, dann bauen Sie die<br />
Beleuchtung auf. Jeder Blitz muss mit einem<br />
Diffusor versehen sein, am besten mit kleinen<br />
Softboxen. Ich habe an einem der Blitzgeräte<br />
einen Rogue-Flash-Bender Diffusor verwendet.<br />
Sie müssen das Licht bei diesem Motiv sehr<br />
präzise steuern, um die Schatten so zu platzieren,<br />
dass sie die Körperformen betonen und<br />
gleichzeitig das Model vom Hintergrund<br />
abheben. <strong>Die</strong> Lichtstative sind niedrig eingestellt,<br />
um den Blitz parallel zum Boden auszurichten.<br />
Ich beginne mit dem Hauptlicht und positioniere<br />
es so, dass es Gesicht und Augen attraktiv<br />
beleuchtet. Der zweite Blitz ist für den Torso und<br />
2<br />
4<br />
134 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
BLITZ-<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Drei Elektronenblitzgeräte<br />
Canon Speedlite 550EX,<br />
zwei Lichtstative, drei<br />
Yongnuo Fernauslöser,<br />
zwei Softboxen<br />
1<br />
teilweise für die Beine, während der dritte den<br />
Rücken, die Beine und den Boden hinter dem<br />
Model beleuchtet.<br />
Stellen Sie die Blitzleistung so ein, dass ein<br />
gleichmäßiges Licht und ein natürlich wirkender<br />
Lichteinfall auf das Model entstehen.<br />
1) Um den erforderlichen Blickwinkel zu erreichen,<br />
stehe ich mit der Kamera auf einer Trittleiter.<br />
2) Das Licht sorgt für attraktiven Glanz auf der Haut<br />
und erzeugt einen weichen Lichtübergang, der das<br />
Model subtil vom Hintergrund abhebt.<br />
2<br />
BLITZ-<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Drei Elektronenblitzgeräte<br />
Canon Speedlite 550EX,<br />
ein Rogue Flash Bender<br />
(Blitzreflektor), drei Lichtstative,<br />
vier Yongnuo Fernauslöser,<br />
zwei Softboxen<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
135
PORTRÄTS<br />
KREATIVES BLITZEN<br />
Spotlight<br />
1<br />
SIE KÖNNEN BILDER mit nur einem Blitzgerät so<br />
aufnehmen, dass sie aussehen, als sei ein Studioblitz<br />
eingesetzt worden. Ermöglicht wird dies einerseits durch<br />
moderne Elektronenblitzgeräte, hauptsächlich aber durch<br />
das vielfältige Zubehör. Erst Fernauslöser machen von der<br />
Kamera entkoppeltes Blitzen möglich, Snoots und<br />
Softboxen erlauben eine präzise Manipulation des<br />
Blitzlichts, die noch vor wenigen Jahren undenkbar war.<br />
<strong>Die</strong>se Blitzaufnahmetechnik für professionell aussehende<br />
Bilder ist leichter zu beherrschen als die Ergebnisse<br />
ahnen lassen.<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Ein einzelnes Blitzgerät mit einer Softbox kann als<br />
Spotlight konfiguriert werden, wenn auch der Lichtkegel<br />
nicht so klar abgrenzbar ist, wie bei einem realen<br />
Spotlight. Der Effekt ist trotzdem beeindruckend. Er wird<br />
in der Porträtfotografie dann eingesetzt, wenn Sie die<br />
volle Aufmerksamkeit des Betrachters auf ihr Model<br />
lenken, es aber von der Szene isolieren wollen. Damit<br />
dieser Effekt entstehen kann, darf das Foto nur durch das<br />
Blitzlicht beleuchtet werden, soll heißen, es darf kein<br />
Umgebungslicht im Bild vorhanden sein. Das bedeutet<br />
keineswegs, dass Sie in totaler Finsternis arbeiten sollen,<br />
es bedeutet lediglich, dass für das Foto ausschließlich der<br />
Lichtausstoß des Blitzgeräts aufgenommen wird. Das<br />
erreichen Sie durch eine relativ kurze Verschlusszeit und<br />
eine mittlere oder kleine Blende.<br />
Ein Assistent ist bei dieser <strong>Aufnahme</strong>technik eine große<br />
Hilfe, denn es muss ein Blitzgerät mit Softbox über das<br />
Model gehalten und fast senkrecht nach unten gerichtet<br />
werden. Sie selbst können das nicht tun, weil Sie<br />
fotografieren müssen und ein Lichtstativ kann aufgrund<br />
des Winkels und der Dimensionen der Softbox nicht<br />
verwendet werden. Um den Spotlight Effekt zu erzeugen,<br />
muss die Softbox in einer Höhe gehalten werden, von der<br />
aus zwar das Model beleuchtet wird, gleichzeitig aber<br />
soviel wie möglich von seiner Umgebung in der<br />
Dunkelheit versinkt. Ich stelle normalerweise den<br />
Zoom-Kopf des Blitzgeräts auf 70 mm ein, um die<br />
Lichtausbreitung zu minimieren und verwende eine<br />
70cm Softbox, die für ein weiches, aber trotzdem<br />
fokussiertes Licht sorgt. Worauf Sie achten müssen,<br />
wenn Sie in der Nähe einer Wand oder einer glänzenden<br />
Oberfläche fotografieren, sind Reflexionen des Blitzes, die<br />
sich als ausgebrannte Spitzlichter auf Ihrem Foto<br />
bemerkbar machen können. Manchmal können Sie die<br />
eigene Position oder die der Softbox verändern, um das<br />
zu vermeiden, aber manchmal bleibt Ihnen nichts<br />
anderes übrig, als sie in der Nachbearbeitung zu<br />
beseitigen.<br />
Blitz zu hell<br />
2<br />
Korrekter Blitz<br />
3<br />
1) Das Setup dieser <strong>Aufnahme</strong>technik ist einfach, weil nur ein<br />
Blitz benutzt wird. Zuerst wird das Blitzgerät mit Softbox über<br />
das Model gehalten.<br />
2) Stellen Sie die Blitzsynchronisationszeit und die Blende ein.<br />
In diesem Beispiel war es Blende f/11.<br />
Machen Sie ein paar Testaufnahmen und stellen Sie fest, ob<br />
das Bild zu hell ist, so wie hier, oder zu dunkel, und regeln Sie<br />
die Blitzleistung manuell nach.<br />
3) Nachdem die Belichtung festgelegt ist, wenden Sie sich der<br />
Pose des Models zu. Wenn das Gesicht etwas zur Lichtquelle<br />
gedreht wird, vermeiden Sie störende Schatten.<br />
Probieren Sie mehrere Posen aus und entscheiden Sie, welche<br />
am besten zusagt.<br />
4) Experimentieren Sie auch mit verschiedenen Winkeln der<br />
Softbox; ein flacher Winkel beleuchtet nur die Seite des Models,<br />
die übrige Szene bleibt im Dunkeln.<br />
5) Ein einzelner Blitz isoliert das Model vom Hintergrund und<br />
schafft den Eindruck, als hätte ich ein Studio-Spotlight benutzt.<br />
4<br />
136 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
BLITZ-<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Ein Elektronenblitzgerät<br />
Calumet Genesis GF400,<br />
zwei drahtlose Fernauslöser<br />
Pocket Wizard Plus III,<br />
eine Softbox<br />
5<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 137
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />
Abonnement<br />
4 Ausgaben für<br />
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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-Magazine
FOTOAUSRÜSTUNG<br />
FÜRS KLEINE<br />
BUDGET<br />
Telezoom | Studioblitz | Blitzfolien<br />
Wirtschaftlich steht es nicht immer zum Besten – Ihre Begeisterung für die <strong>Fotografie</strong> nimmt darum<br />
nicht ab, doch Ihr Budget für neue Ausrüstung ist begrenzt. Teure Objektive oder das neueste<br />
DSLR-Modell mit höherer Auflösung stehen nur auf der Wunsch-, nicht auf der Einkaufsliste.<br />
Manche Hersteller versprechen allerdings Produkte, die unsere kreativen Möglichkeiten zu fairen<br />
Preisen verbessern sollen – zu so niedrigen Preisen, dass man sich fragen muss:<br />
Kann das etwas taugen? Wir haben einige solcher Produkte für Sie getestet, um festzustellen, was<br />
von den schönen Versprechungen zu halten ist.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 139
FOTOAUSRÜSTUNG<br />
FÜRS KLEINE<br />
BUDGET<br />
Leserfrage...<br />
Ich würde mir gerne ein Tele-Zoomobjektiv<br />
zulegen. Da ich es wahrscheinlich nicht so oft<br />
nutzen werde wie mein Standard-Zoom und nur<br />
wenig Geld ausgeben kann, denke ich nicht an<br />
ein großes, teures Objektiv. Können Sie mir ein<br />
Telezoom empfehlen, dass an meiner Canon<br />
EOS 550D gute Bildqualität liefert, ohne dass ich<br />
mein Konto plündern muss?<br />
Lee Frost<br />
Budget: 100 Euro<br />
Thema: Telezoom<br />
DIE WAHL EINES Objektivs ist<br />
nicht ganz einfach, weil mehrere<br />
Faktoren wie Größe, Gewicht,<br />
Kosten, Qualität und Vielseitigkeit<br />
berücksichtigt werden müssen.<br />
Wenn Sie sich auf ein bestimmtes Genre<br />
spezialisieren, grenzt das die Möglichkeiten<br />
schon erheblich ein. Wenn nicht, müssen Sie<br />
Prioritäten setzen, ganz besonders für ein<br />
Telezoom. Für die Sport- und Wildlife-Fotografi e<br />
beispielsweise gilt die Devise: „Je länger, desto<br />
besser“. Wenn das Ihr Feld ist, wird das<br />
Telezoom vermutlich auch Ihr meistbenutztes<br />
Objektiv sein. Andernfalls werden Sie es<br />
vielleicht nur bei 25% Ihrer <strong>Aufnahme</strong>n nutzen,<br />
obwohl es das größte, schwerste und vielleicht<br />
teuerste Objektiv in Ihrer Fototasche ist. Sie<br />
brauchen also ein preiswertes Telezoom.<br />
Es sind mehrere Modelle erhältlich, sowohl von<br />
Kameraherstellern als auch von unabhängigen<br />
Objektivherstellern.<br />
Wir empfehlen eindeutig das Tamron 55-<br />
200mm f/4-5.6 Di II LD Macro Objektiv.<br />
Erstens wird es schon zu einem Straßenpreis ab<br />
75 angeboten und zweitens ist es für Kameras<br />
mit APS-C Sensoren entwickelt worden. Es hat<br />
eine effektive Brennweite von etwa<br />
82,5-300mm, je nach der<br />
Kamera, an der Sie es<br />
benutzen; das macht es<br />
enorm vielseitig. Außerdem<br />
ist es kompakt und leicht,<br />
denn es misst bei<br />
minimaler Brennweite<br />
weniger als 10cm und<br />
wiegt nur etwa 300g. Zum<br />
Vergleich: das Tamron<br />
70-200mm f/2.8 wiegt ein<br />
ganzes Kilo mehr und ist<br />
doppelt so lang. Bei Objektiven<br />
bekommen Sie im wesentlichen das,<br />
wofür sie bezahlen. Deswegen gibt es<br />
Modelle ähnlicher Brennweite für unter 100 ,<br />
aber auch für 2000 . Entscheidend ist die<br />
optische Qualität. Je mehr sie bezahlen, desto<br />
besser wird sie. <strong>Die</strong> Bilder sind schärfer, die<br />
Verzerrungen geringer und Aberrationen<br />
können besser kontrolliert werden. Der<br />
Zusammenhang ist nicht direkt proportional,<br />
weswegen ein Telezoom für 1500 nicht 15<br />
TIPP<br />
Eine <strong>Aufnahme</strong>technik, die<br />
Sie mit einem Telezoom versuchen<br />
sollten, ist der „Zoom Burst“. Dabei<br />
ziehen Sie während einer<br />
Langzeitbelichtung den Zoom über die<br />
gesamte Brennweite des Objektivs. Ob Sie bei<br />
der kleinsten oder größten Brennweite beginnen<br />
spielt dabei keine Rolle. Auf dem Bild ist ihr Motiv<br />
im Zentrum einer Reihe von Streifen zu sehen,<br />
die von der Mitte des Bildes kreisförmig nach<br />
außen gerichtet sind. Geeignete Motive sind<br />
Blumen oder andere, konturierte farbige<br />
Objekte. Experimentieren Sie mit<br />
Verschlusszeiten zwischen 1/15<br />
Sekunde und 1 Sekunde.<br />
Mal besser ist als eins für 100 . Das ist der<br />
Grund, warum Sie auch bei der preiswerten<br />
Option mit guter Qualität bedient werden.<br />
Zwei weitere Faktoren, die berücksichtigt<br />
werden müssen, sind die mit dem Objektiv<br />
verwendete Kamera und die Verbreitungswege<br />
Ihrer Bilder. Für ein Einsteiger- oder<br />
Mittelklassemodell reicht ein preiswertes<br />
Telezoom völlig aus. Haben Sie jedoch<br />
ein Spitzenmodell, werden Sie<br />
feststellen, dass die Kamera<br />
unterfordert ist; in dem Fall<br />
wäre das Objektiv das<br />
schwächste Glied der<br />
Qualitätskette, und die<br />
überragenden Fähigkeiten<br />
der Kamera blieben<br />
ungenutzt. Wenn Sie<br />
außerdem Ihre Bilder nur<br />
auf Foto-Sharing-Websites<br />
oder Ihrer Homepage posten,<br />
oder nur bis zur Größe von<br />
DIN A4 ausdrucken wollen, macht es<br />
keinen Sinn, für ein selten genutztes Objektiv<br />
1000 oder mehr auszugeben.<br />
Wenn Sie aber Ihre Bilder ausstellen und<br />
verkaufen wollen, sehen die Prioritäten wieder<br />
anders aus.<br />
Mit Blick auf diese Faktoren bietet das Tamron<br />
55-200mm f/4-5.6 Di II LD Macro sehr viele<br />
Vorteile: Das Gewicht wurde vom Hersteller<br />
Oben: Der Autofokus ist nicht der schnellste, reicht<br />
aber für die meisten Situationen aus.<br />
Oben links: Beeindruckt war ich von dem flachen<br />
Schärfentiefebereich, mit dem Sie Ihr Motiv vom<br />
Hintergrund abheben können.<br />
Oben rechts: Für ein Objektiv, das unter 100 kostet,<br />
ist die Schärfe fantastisch; das kurze Ende eignet sich<br />
hervorragend für Still-Leben, Porträts und teilweise<br />
auch für Landschaften.<br />
gering gehalten, weil viele Kunststoffmaterialien<br />
verwendet werden. Wenn Sie Ihr Telezoom<br />
regelmäßig und unter allen Wetterbedingungen<br />
wechseln müssen, ist dieses vielleicht nicht<br />
robust genug. Verwenden Sie es jedoch nur<br />
gelegentlich, ist es leicht genug, dass Sie es<br />
auch den ganzen Tag mit sich herum tragen<br />
können, nur für den Fall, dass Sie es einmal<br />
brauchen könnten. Der Autofokus ist nicht der<br />
schnellste und auch nicht der leichteste, den es<br />
gibt, doch er ist in den allermeisten Situationen<br />
schnell genug – für statische Objekte brauchen<br />
Sie beispielsweise keinen ultraschnellen AF.<br />
Leider dreht sich die Frontlinse beim<br />
Scharfstellen, was etwas lästig ist, weil<br />
beispielsweise ein Polfi lter oder ein Verlaufsfi lter<br />
sich beim mit drehen. Sie müssen also nach<br />
jedem Scharfstellen die Filter neu ausrichten.<br />
Manuelles Scharfstellen ist ebenso möglich,<br />
auch wenn der Ring sehr schmal und nicht<br />
ganz einfach zu benutzen ist, wenn höchste<br />
Präzision erforderlich ist. Wir fanden es<br />
einfacher, den AF zu benutzen.<br />
140 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Telezoomobjektive<br />
55mm<br />
100mm<br />
Schnäppchen-Zoom<br />
Ein Bildstabilisator ist nicht vorhanden, das<br />
wäre bei diesem Preis auch zu viel verlangt.<br />
Doch das muss kein Problem sein, Sie müssen<br />
nur die Kamera entsprechend einstellen.<br />
Bildstabilisatoren sind noch nicht lange auf<br />
dem Markt; wir sind früher gut ohne sie<br />
zurechtgekommen und haben trotzdem scharfe<br />
Fotos gemacht. Wenn Sie aus der Hand<br />
aufnehmen, achten Sie auf die Verschlusszeit<br />
und eine stabile Position, damit Sie die Kamera<br />
ruhig halten können. Wegen seiner<br />
Kompaktheit und des geringen Gewichts ist die<br />
Kamera mit dem Tamron 55-200mm leicht zu<br />
halten, im Vergleich zu größeren und<br />
schwereren Zoomobjektiven. Bei Bedarf nutzen<br />
Sie ein Einbein- oder das normale<br />
Dreibeinstativ.<br />
<strong>Die</strong> Brennweite mit dem Äquivalent zu<br />
82,5-300mm des Vollformats ist für den<br />
Alltagsgebrauch perfekt. Mit dem kurzen Ende<br />
lassen sich Portraits, Stillleben und in gewissen<br />
Grenzen auch Landschaftsfotos machen, der<br />
mittlere Bereich eignet sich für architektonische<br />
und landschaftliche Details, während das lange<br />
Ende die Eigenschaften eines klassischen<br />
Teleobjektivs hat: die Perspektive wird<br />
zusammengedrückt und die Schärfentiefe ist<br />
sehr gering; Gut geeignet also, wenn Sie Ihr<br />
Tamron AF 55-200mm<br />
f/4-5.6 Di II LD Macro<br />
Preis: ab 75<br />
Anschlüsse: Canon, Nikon, Sony<br />
Format: APS-C (für Vollformat nicht geeignet)<br />
Konstruktion: 13 Linsen in 9 Baugruppen<br />
Effektive Brennweiten: 82,5-300mm (1.5x);<br />
88-320mm (Canon)<br />
Gesichtsfeld: 29°-8°<br />
Filtergewinde: 52 mm<br />
Maximale Blende: f/4-5.6<br />
Minimale Blende: f/32<br />
Minimale Arbeitsentfernung: 95 cm<br />
Scharfeinstellung: AF und manuell<br />
Bildstabilisierung: Keine<br />
Entfernungsskala: Keine<br />
Mitgeliefertes Zubehör: Objektivschutzkappe<br />
Gewicht: 300 g<br />
<strong>Die</strong>ses Objektiv ist im Fotoeinzelhandel und im<br />
Versand zu Preisen zwischen 75 Euro und 100<br />
Euro erhältlich.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 141
FOTOAUSRÜSTUNG<br />
FÜRS KLEINE<br />
BUDGET<br />
Telezoom-Tipps<br />
Je länger die Brennweite, umso größer das<br />
Risiko des Verwackelns der Kamera. Eine<br />
Faustregel besagt, dass die längste Verschlusszeit,<br />
bei der man noch aus der Hand fotografieren<br />
kann, mit der Brennweite korrelieren soll. Bei<br />
55 mm Brennweite sollte es also wenigstens<br />
1/60 Sekunde sein, bei 100mm 1/100 Sekunde<br />
oder kürzer, bei 200mm 1/200 Sekunde usw.<br />
Um nicht zu Verwackeln, montieren Sie Ihre<br />
Kamera besser auf ein Stativ oder legen sie auf<br />
einer Mauer oder einem Zaun auf.<br />
Bei Telezooms ist die Schärfentiefe begrenzt:<br />
Je länger die Brennweite bei gegebener Blende,<br />
desto geringer die Schärfentiefe. Stellen Sie<br />
immer auf das Hauptobjekt Ihres Motivs oder<br />
dessen wichtigsten Bildteil scharf, z. B. bei einem<br />
Porträtfoto auf die Augen.<br />
Telezooms komprimieren die Perspektive,<br />
sodass die Elemente einer Szene zusammen<br />
gedrängt erscheinen – je länger die Brennweite,<br />
desto ausgeprägter ist dieser Effekt. Sie können<br />
ihn sich zu Nutze machen, wenn eine Szene<br />
gleichartige, sich wiederholende Elemente enthält,<br />
z. B. eine Allee oder eine Häuserreihe.<br />
Um Ihr Motiv vom Hintergrund zu isolieren,<br />
benutzen Sie die längste Brennweite und stellen<br />
die größte Blende ein, um die Schärfentiefe zu<br />
minimieren.<br />
Mittlere Tele-Brennweiten im Bereich von 85-<br />
105mm eignen sich sehr gut für Porträts, weil die<br />
leichte Verzeichnung der Perspektive menschliche<br />
Gesichtszüge vorteilhaft darstellt.<br />
<strong>Die</strong> meisten Telezooms haben eine Makro-<br />
Scharfstellfunktion, die es ermöglicht, den<br />
Bildausschnitt mit relativ kleinen Objekten zu<br />
füllen. Das ist hilfreich, wenn Sie die maximale<br />
Brennweite nutzen.<br />
<strong>Die</strong> von Telezooms gelieferte Vergrößerung<br />
eignet sich gut, um Details einer Szene zu isolieren<br />
und damit den Bildausschnitt zu füllen. Das lange<br />
Ende eines 55-200mm Telezooms reicht aus,<br />
einen Einstieg in die Sport- und Naturfotografie zu<br />
versuchen.<br />
An Telezooms können dieselben Filter<br />
verwendet werden wie an jedem anderen Objektiv.<br />
Setzen Sie aber nicht mehr Filter ein als nötig,<br />
sonst leidet die Bildqualität.<br />
„Es ist so klein und leicht, dass man es den ganzen Tag<br />
tragen kann, und die Bildqualität ist sehr gut – wir haben<br />
damit schon ein Titelbild geschossen. Bei einem Preis ab<br />
75 € können Sie kaum etwas falsch machen."<br />
Hauptmotiv isolieren wollen, indem Sie<br />
Vordergrund und Hintergrund unscharf<br />
abbilden.<br />
<strong>Die</strong> meisten teuren Telezooms haben eine<br />
maximale Brennweite von 200mm, doch<br />
dieses erreicht 300mm, und die 100mm mehr<br />
machen einen großen Unterschied, was die<br />
Kompression der Perspektive und das<br />
differenzierte Scharfstellen bei maximaler<br />
Blende angeht. Wenn Sie das Tamron mit dem<br />
langen Ende und seiner größten Blende von<br />
f/5.6 benutzen, ist der Bereich der Schärfentiefe<br />
fast so fl ach wie bei einer Brennweite von 200<br />
mm und Blende f/2.8. Sie erhalten demnach<br />
denselben Schärfeabfall wie bei einem 1000<br />
teuren „schnellen“ Telezoom mit einer<br />
konstanten maximalen Blende von f/2.8. Nicht<br />
schlecht für weniger als 100 .<br />
Wie aber sieht es mit der optischen Qualität<br />
55mm<br />
aus? Gemessen am Preis ist sie fantastisch. Wie<br />
erwartet, bildet das Objektiv bei der kleinsten<br />
Brennweite von 55 mm am besten ab und<br />
obwohl bei den kleinsten und größten Blenden<br />
die Abbildungsqualität in den Ecken nachlässt,<br />
ist sie zwischen f/8 und f/11 ausgeglichen und<br />
produziert scharfe, kontrastreiche Fotos.<br />
Auch wenn Sie über die gesamte Brennweite<br />
hinweg zoomen, fällt die Bildqualität an den<br />
Enden etwas ab, ist aber wieder optimal<br />
zwischen f/8 und f/11. Das bedeutet jedoch<br />
keineswegs, dass Sie die Blendenbereiche<br />
zwischen f/4 und f/5.6 nicht verwenden sollten;<br />
die Schärfentiefe ist dann ohnehin so gering,<br />
dass das meiste der Szene unscharf<br />
aufgenommen wird, und die erwähnten<br />
optischen Fehler sind dann ohnehin kaum<br />
erkennbar. Bei minimaler Blende hingegen,<br />
wenn nahezu alles im Bildausschnitt scharf<br />
75mm<br />
Oben: Das lange Ende des Telezooms liefert ausgezeichnete<br />
Bilder, dank seiner Fähigkeit, die Perspektive zu<br />
komprimieren und einen schmalen Schärfentiefebereich zu<br />
erzeugen. <strong>Die</strong>ser wirkt besonders gut, wenn sich ähnliche<br />
Bildobjekte wiederholen.<br />
Zoombereich: Der Vergleich dieser fünf Bilder zeigt die<br />
Bildqualität des Tamron-Telezooms bei verschiedenen<br />
Brennweiten: <strong>Die</strong> kleinste Brennweite bildet am schärfsten<br />
ab. Bei kleinster und größter Blende wird es unschärfer,<br />
doch mit 200mm sind die Ergebnisse immer noch gut.<br />
100mm<br />
135mm<br />
200mm<br />
142 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Telezoomobjektive<br />
Andere preiswerte Zoom Objektive<br />
Es gibt Dutzende Telezoom-Objektive, sowohl von<br />
Kameraherstellern als auch von unabhängigen<br />
Objektivherstellern, zu Preisen ab ca. 100 .<br />
Das hier vorgestellte Tamron-Zoom ist das preiswerteste<br />
in unserer Auswahl, doch viele andere kosten auch<br />
nicht viel mehr.<br />
Tamron 70-300mm<br />
f/4-5.6 Di LD Macro<br />
Preis: ca. 120 Euro<br />
Falls Sie sich an der Sport- oder<br />
Wildlife-<strong>Fotografie</strong> versuchen<br />
wollen und deswegen ein<br />
leistungsstärkeres Telezoom<br />
benötigen, sollten Sie sich dieses<br />
70-300 mm Objektiv von Tamron<br />
genauer ansehen. Es kostet nur<br />
etwa zehn Euro mehr als das 55-<br />
200 mm Objektiv, dass wir hier näher beschrieben<br />
haben, hat jedoch eine effektive Brennweite im<br />
Bereich von 105-450 mm. <strong>Die</strong> Makrofunktion bildet<br />
bei 300 mm Brennweite bis zur halben Originalgröße<br />
des Motivs ab.<br />
Sigma 70-300mm<br />
f/4-5.6 Macro DG<br />
Preis: ca. 120 Euro<br />
Falls Sie bereits ein Stigmaobjektiv<br />
haben, wollen Sie<br />
vielleicht bei dieser Marke<br />
bleiben, anstatt zu Tamron zu<br />
wechseln. In diesem Fall sollten<br />
Sie dieses Objektiv in Betracht<br />
ziehen. Es hat eine effektive<br />
Brennweite von 105-450mm<br />
und bietet auch eine 50-prozentige Abbildung der<br />
Originalgröße des Motivs in der Makrofunktion.<br />
Auch hier ist das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut.<br />
Canon EF 75-300mm<br />
f/4-5.6 III<br />
Preis: ca. 230 Euro<br />
<strong>Die</strong>ses Objektiv gehört zu den<br />
preiswertesten Möglichkeiten der<br />
Canon-Objektive. Es ist schon<br />
seit Jahren auf dem Markt, doch<br />
wegen seiner hohen optischen<br />
Qualität und dem leisen,<br />
schnellen Autofokus noch immer<br />
konkurrenzfähig gegenüber<br />
neueren Produkten.<br />
abgebildet wird, werden die optischen<br />
Fehler offensichtlich. Doch auch das wird<br />
erst dann zum Problem, wenn Sie sehr<br />
große Bilder drucken wollen. Preiswerte<br />
Objektive leiden oft unter einem starken<br />
Helligkeitsabfall in den Ecken. Das ist<br />
jedoch eher ein Problem von Weitwinkel-<br />
Zooms als von Telezooms und bei diesem<br />
Tamron- Objektiv ist es fast gar kein<br />
Problem, es sei denn Sie arbeiten mit<br />
maximaler Blende. Bei allen anderen<br />
Blenden ist der Effekt nicht vorhanden.<br />
Dasselbe gilt für die Kissenverzerrung.<br />
Wenn Sie ganz genau hinschauen, ist sie<br />
erkennbar, doch jede<br />
Bildbearbeitungssoftware verfügt über<br />
Werkzeuge, diese Verzerrung zu korrigieren.<br />
Alles in allem bietet das Tamron 55-<br />
200mm f/4-5.6 Di II LD Macro eine<br />
erstklassige Einstiegsmöglichkeit in die<br />
Welt der Telefotografi e. Es ist so klein und<br />
leicht, dass man es den ganzen Tag tragen<br />
kann, und die Bildqualität ist sehr gut – wir<br />
haben damit schon ein Titelbild<br />
geschossen.<br />
Bei einem Preis ab 75 können Sie kaum<br />
etwas falsch machen – probieren Sie es<br />
aus. Falls es nicht Ihren Erwartungen<br />
entspricht, inserieren Sie es bei eBay und<br />
bekommen den größten Teil Ihres Geldes<br />
zurück.<br />
Nikon 55-200mm<br />
f/4-5.6 G AF-S DX<br />
Preis: ca. 180 Euro<br />
Wenn Sie eine Nikon haben und<br />
ein 55-200mm Zoom einem<br />
70-300mm Zoom vorziehen,<br />
sind Sie mit diesem Objektiv<br />
gut bedient. Es verfügt über<br />
denselben Brennweitenbereich<br />
wie das Tamron. Es ist kompakt,<br />
leicht und liefert sehr hohe<br />
Bildqualität.<br />
Wir haben es bei Amazon für unter 135 Euro<br />
gefunden; für ca. 40 Euro mehr bekommen Sie die<br />
Version mit Bildstabilisator.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
143
12 News & Win – Fit in den Sommer mit den Waagen von<br />
SOEHNLE<br />
14 Pyramiden Power – Mehr Muskelmasse mit dem richtigen<br />
Training<br />
16 Big Picture – In den dunklen Tiefen der Weltmeere ohne<br />
Sauerstoff<br />
26 Muskelexperte Charles Poliquin – Mehr Muskelzuwachs mit<br />
den richtigen Nahrungsergänzungsmittel<br />
28 Psycho-Tipp – Stress im Büro oder in der Arbeit? So gehst du<br />
den Problemen aus dem Weg<br />
30 Old School – Arizona Cowboy College: Das Trainingslager<br />
für die harten Jungs<br />
66 Krav Maga – Letzter Teil der Fight-Technikserie<br />
68 Schnelle Fäuste – Workout-Special: Trainiere wie der<br />
Box-Olympiasieger Anthony Joshua<br />
72 Vom Schlaffi zum Athleten – Das 12-Wochen-Workout<br />
unseres MF-Experten Dirk van der Klok<br />
86 Schnelle Tipps – 5 Quellen für essenzielle Aminosären<br />
87 Perfekte Ernährung – Scharfmacher: Mit der richtigen<br />
Würze abnehmen<br />
Mineralstoffe, die jeder Körper braucht<br />
93 Eat Fit Wissen – <strong>Die</strong> wichtigsten Kohlenhydrat-Regeln<br />
für Gesundheit und jugendliches Aussehen<br />
91 Intro – Durch schnelles Banktraining Kraft aufbauen<br />
HOLT EUCH DIE<br />
MEN’S FITNESS APP!<br />
MF INHALT<br />
FIT ZONE<br />
07 Hoch die Tassen! Das Glas Rotwein für den Muskelzuwachs<br />
08 Muskel-Trick – Schlanke Muskeln leicht gemacht<br />
10 Sanfte Regeneration – Warum Sex nach dem Workout zur<br />
Erholung führt<br />
12 Calisthenics – Move des Monats: Shoulder Flag<br />
10 30 16<br />
FEATURES<br />
AUGUST 2013<br />
14 Koch-Tipp – Das richtige Öl mit den gewünschten Wirkungen<br />
74 Outdoor Exklusiv – MINI Kitesurf Tour Europe: Flying High<br />
mit Deutschlands Nummer Eins Mario Rodwald<br />
18 Sixpack-Moves – Trainiere die Bauchmuskulatur mittels<br />
Beinarbeit und dem richtigen Winkel<br />
20 Tiefenrausch – Wi liam Trubridge -Mit einem Atemzug in die<br />
Tiefe<br />
22 Michaels Fitness-Ecke – Deutschlands gefragtester Personal<br />
Trainer über die Welt der Fitness<br />
24 Leserbriefe – Fragt unseren Fitness-Experten Dirk van der Klok<br />
38<br />
5448<br />
83<br />
77<br />
77 Outdoor Extrem – In Action: Men’s Fitness besucht die<br />
Gladiatorenschule in Rom<br />
118 MEN’S FITNESS FOTO-LESER-AKTION 2013<br />
Macht mit bei unserem Wettbewerb und gewinnt ein<br />
Fotoshooting für Men’s Fitness<br />
130 Das letzte Wort – Jared Leto<br />
83 EAT FIT – Vitamin-C-Trainer – Orangen, die<br />
Powerfrucht für Ohren und Darm<br />
84 Nahrungsergänzungsmittel – Kreatin sorgt für den<br />
explosiven Schub<br />
FEATURES<br />
88 Food-Tipp: Der Superlachs – Mehr Muskeln mit dem<br />
ultragesunden und schmackhaften Fisch<br />
91 Feature Gesundheit – <strong>Die</strong> wichtigsten Vitamine und<br />
38 Running – Erreiche neue Bestleistungen mit den Tipps &<br />
Tricks unserer Lauf-Experten<br />
TRAINER<br />
45 Gear: Trailschuhe – Für hartes Gelände bestens gerüstet mit<br />
diesen sieben Outdoor-Tretern<br />
48 Nahrungsergänzungsmittel – Ermittle mit unserem Test die<br />
<strong>perfekte</strong> Formel für dich<br />
54 Fast & Furious Star Vin <strong>Die</strong>sel – Der Schauspieler im<br />
Action-Gewand<br />
60 Fight & Fitness Teil IX – Mit MMA-Profi und MF-Fightexperte<br />
Franco de Leonardis<br />
116<br />
118<br />
91<br />
96 Body Book: <strong>Die</strong>sel Power – Das Workout für kräftige und<br />
breite Schultern<br />
102 Feature Metcon – Mi temporeichen Zyklen abspecken und<br />
Kraft aufbauen<br />
110 Must Do Move – <strong>Die</strong> besten Übungen für den Aufbau<br />
schlanker Muskelmasse<br />
115 Wissen – Schnelle Schlankmacher. <strong>Die</strong> Expertentipps von<br />
Trainer Adam Gethin<br />
CHECK<br />
OUT!<br />
MF ONLINE<br />
Infos • Workouts • Shop<br />
und mehr unter<br />
www.mensfitness.de<br />
&<br />
72 24 66<br />
74<br />
4/AUGUST 2013/mensfitness.de mensfitness.de/AUGUST 2013/5<br />
121<br />
116 Allroundgerät – Kettlebell: Muskelauf- und Fettabbau mit<br />
der runden Kugel<br />
121 Top-Workout Teil 3 – Kompletter Neuaufbau (Letzter Teil)<br />
S. 116<br />
S. 18<br />
S. 110<br />
S. 48<br />
AUF<br />
DEM<br />
COVER<br />
S. 54<br />
S. 96<br />
S. 68<br />
S. 30<br />
S. 74<br />
Ladet euch die Men’s Fitness-App noch heute runter und erhaltet als<br />
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FOTOAUSRÜSTUNG<br />
FÜRS KLEINE<br />
BUDGET<br />
Telezoom | Studioblitz | Blitzfolien<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 145
FOTOAUSRÜSTUNG<br />
FÜRS KLEINE<br />
BUDGET<br />
Daniel Lezano / Paul Ward<br />
Budget: 250 Euro<br />
Thema: Studioblitzausrüstung<br />
STUDIO-BELEUCHTUNGEN sind das ganze<br />
Jahr über im Einsatz, besonders häufi g im<br />
Herbst und Winter, wenn das Wetter schlecht<br />
ist und die fotografi schen Aktivitäten sich ins<br />
Studio verlagern. Manche von uns haben<br />
Erfahrung mit Studiobeleuchtung, für andere<br />
ist es Neuland, weil bis vor kurzem wegen der<br />
hohen Kosten nicht an eine Anschaffung zu<br />
denken war. Seit einigen Jahren sind jedoch<br />
preiswerte Lichtanlagen auf dem Markt,<br />
sowohl von etablierten Marken als auch<br />
weniger bekannte Produkte aus China.<br />
Grund genug, sich näher mit ihnen zu<br />
befassen, und für uns Anlass für eine<br />
Einführung in den Umgang mit<br />
Studiobeleuchtung. Wir haben uns im Internet<br />
umgesehen und mit einer Reihe von<br />
Großhändlern gesprochen, um uns eine<br />
Marktübersicht zu verschaffen. Dabei erhielten<br />
wir ein Angebot, das wir zunächst für zu schön<br />
hielten, um wahr zu sein: ein komplettes<br />
Studiolicht-System mit drei Blitzköpfen für<br />
gerade mal 187,99 . Doch bevor wir dieses<br />
System vorstellen, zunächst einige allgemeine<br />
Hinweise für alle, die ernsthaft daran denken,<br />
sich eine Studiobeleuchtung zuzulegen.<br />
<strong>Die</strong> Auswahl an Studiolicht-Systemen ist riesig<br />
und umfasst so viele Optionen, dass es schwer<br />
fällt, sich nicht verwirren zu lassen. Zuerst<br />
müssen Sie entscheiden, ob Sie ein<br />
Blitzsystem oder permanente Leuchten<br />
bevorzugen. Letztere arbeiten mit Wolframoder<br />
LED-Lampen und haben den Vorteil, dass<br />
sie bei der Arbeit permanent angeschaltet sind.<br />
Das erleichtert die Einstellung, sodass Sie sich<br />
bei der <strong>Aufnahme</strong> keine Gedanken über das<br />
Auslösen und die Lichtsteuerung machen<br />
müssen. <strong>Die</strong> Nachteile sind, dass die Leistung<br />
begrenzt ist, dass es weniger Zubehör gibt als<br />
für Blitzanlagen und dass selbst die billigsten<br />
Modelle mehr kosten als ein preiswertes<br />
Studioblitzsystem.<br />
Ein Studioblitzsystem bietet zusätzlich zur<br />
Blitzauslösung eine Einstellleuchte, die ein<br />
kontinuierliches Licht erzeugt und Ihnen hilft,<br />
das Licht so zu formen, wie Sie es bei ihrer<br />
<strong>Aufnahme</strong> für notwendig halten. <strong>Die</strong> Kamera<br />
muss entweder per Kabel oder drahtlos mit<br />
dem Hauptblitzkopf verbunden sein. Bei der<br />
<strong>Aufnahme</strong> wird das Licht dieses Hauptblitzes<br />
von den anderen Blitzköpfen durch einen<br />
eingebauten Sensor registriert, worauf sie<br />
ihren eigenen Blitz auslösen. Ein Vorteil von<br />
Blitzsystemen besteht darin, dass sie variabler<br />
steuerbar und deshalb vielseitiger sind als<br />
Dauerlichtsysteme, obwohl die niedrige<br />
Leistung der meisten preiswerten Blitzsysteme<br />
Sie dazu zwingen wird, ohnehin nur mit den<br />
höheren Blitzleistungen zu arbeiten.<br />
Worauf Sie auf jeden Fall achten müssen, ist<br />
die Recycling-Zeit, jene Zeit die verstreicht, bis<br />
die Akkus der Blitzköpfe nach einer <strong>Aufnahme</strong><br />
wieder aufgeladen und das System damit<br />
erneut einsatzbereit ist. Je kürzer diese Zeit ist,<br />
desto schneller können Sie arbeiten. Ein letzter<br />
Schnäppchenpreis...<br />
Nicer Drei-Kopf Studioblitz<br />
180W<br />
Preis: 187,99 Euro bei Amazon<br />
Website: www.amazon.de<br />
Das Set: 3 Nicer 180W Blitzköpfe; drei<br />
federgedämpfte Lichtstative; 2 50x70cm<br />
Softboxen; 1 weißer Brolly für weiches<br />
Licht; 1 silberner Brolly für hartes Licht; 1<br />
Satz „Scheunentore“, Wabendiffusor und<br />
Blitzfolien; 4-Kanal Fernauslösesystem;<br />
gefütterte Tragetasche.<br />
Nicer 180W Blitzkopf – technische Daten:<br />
Leistung: 180 Watt<br />
Leistungssteuerung: 1/8 der vollen<br />
Leistung bis zu voller Leistung in ganzen<br />
Blendenstufen<br />
Recycling-Zeit: 2,5 Sekunden auf volle<br />
Leistung; 1 Sekunde auf halbe Leistung<br />
Farbtemperatur: 5500K – 5600K<br />
Leitzahl: 48 (ISO 100, m)<br />
Einstelllicht: vorhanden<br />
146 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Studioblitz-Ausrüstung<br />
Einsichten des Profis: Paul Ward<br />
„Zuerst dachte ich, Daniel erlaube<br />
sich einen Scherz, als er mich bat,<br />
dieses Blitzsystem auszuprobieren,<br />
doch er meinte es völlig ernst.<br />
Nun, ich bin zwar professioneller<br />
Fotograf, aber als Pragmatiker auch<br />
bereit, mit Budget-Lösungen zu<br />
arbeiten – ich hatte mir früher sogar einmal selbst ein<br />
Beleuchtungssystem gebaut. Wenn ein System<br />
zuverlässig tut, was es soll, ist der Preis völlig<br />
gleichgültig. Trotzdem klang es zu gut, um wahr zu<br />
sein: ein System mit drei Blitzköpfen für unter 200<br />
und dazu haufenweise Zubehör.<br />
Ich war angenehm überrascht von der Qualität der<br />
einzelnen Komponenten und wie gut man damit<br />
arbeiten konnte: <strong>Die</strong> Köpfe aus Kunststoff sind klein,<br />
leicht und entsprechend problemlos im Studio zu<br />
bewegen. <strong>Die</strong> Blitzleistung ist nicht so hoch wie<br />
ich mir wünschte, doch da meine Kamera auch<br />
bei höheren Empfindlichkeiten kein Bildrauschen<br />
erzeugt, setze ich einfach den ISO-Wert hinauf.<br />
Auch das Zubehör ist in Ordnung und schafft<br />
keinerlei Probleme. Leider funktionierten aber<br />
die Sekundärblitzköpfe nicht, wenn ich in heller<br />
Umgebung in einer Mischung aus Tageslicht und<br />
Blitzlicht fotografieren wollte.<br />
Natürlich muss man Abstriche machen, wenn man<br />
mit Billig-Ausrüstung arbeitet, doch es waren bei<br />
weitem nicht so viele wie erwartet. Wenn Sie also<br />
ein Studioblitzsystem für den schmalen Geldbeutel<br />
suchen, haben Sie es hiermit gefunden.“<br />
„Ein Blitzsystem mit drei Blitzköpfen für deutlich unter<br />
200 € mit haufenweise Zubehör – das klang zu gut um<br />
wahr zu sein.<br />
Ich war angenehm überrascht von der Qualität und wie<br />
gut man damit arbeiten konnte.“ PAUL WARD<br />
Oben: Mit drei Studio Blitzköpfen eröffnen sich ganz<br />
neue Beleuchtungsmöglichkeiten, auch für den kleinen<br />
Geldbeutel.<br />
Rechts: Das Zubehör ist von überraschend guter<br />
Qualität. <strong>Die</strong>ses Foto entstand mit Hilfe von zwei<br />
Softboxen und einem Schirm, der das Haar beleuchtete.<br />
Punkt, an den Sie denken müssen, wenn Sie<br />
vorhaben, das Lichtsystem einige Jahre lang<br />
zu nutzen, ist die Antwort auf die Frage,<br />
welches Zubehör an den Blitzköpfen montiert<br />
werden kann: gibt es eine gute Auswahl an<br />
Softboxen, Refl ektoren und Brollies, falls Sie<br />
diese Dinge eines Tages hinzukaufen wollen?<br />
Wenden wir uns nun dem von uns getesteten<br />
Blitzsystem zu. Den Markennamen „Nicer“<br />
hatten wir nie zuvor gehört. Das System kostet<br />
187,99 bei Amazon, plus Versandkosten, ein<br />
unglaublicher Preis, verglichen mit den<br />
Größenordnungen, die wir sonst bei<br />
Studiobeleuchtung gewohnt sind. Doch wenn<br />
sich das System als brauchbar und zuverlässig<br />
erweisen sollte, ist es der beste Kauf, den wir je<br />
getätigt haben.<br />
Für deutlich unter 200 erhalten Sie drei<br />
Studio-Blitzköpfe mit vollständigem<br />
Setup<br />
Studioblitzsystem<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
147
FOTOAUSRÜSTUNG<br />
FÜRS KLEINE<br />
BUDGET<br />
„<strong>Die</strong> Bedienelemente an der Rückseite sind ergonomisch<br />
angeordnet und klar gekennzeichnet, bei der Handhabung<br />
dürften keine Probleme zu erwarten sein. <strong>Die</strong> Zubehörliste<br />
ist beeindruckend.“ DANIEL LEZANO<br />
Zubehör: Lichtstative, Softboxen und Brollies,<br />
außerdem „Scheunentore“, einen<br />
Wabendiffusor und Blitzfolien, dazu ein<br />
drahtloses Auslösesystem und die<br />
Transporttasche für alle Einzelteile –<br />
beeindruckend!<br />
<strong>Die</strong> Frage ist jedoch, ob die Produkte dieses<br />
Herstellers tatsächlich zuverlässig<br />
funktionieren und ebenso hochwertige Fotos<br />
liefern wie die teureren Systeme, deren<br />
Zuverlässigkeit bekannt ist.<br />
Zuverlässigkeit ist der entscheidende<br />
Punkt bei Studioblitzsystemen.<br />
Viele Systeme, besonders die<br />
ersten Billigimporte aus<br />
China, wiesen alle nur<br />
denkbaren Fehlfunktionen<br />
auf, sie funktionierten nach<br />
entweder ein paar Blitzen<br />
schon nicht mehr und<br />
manche fi ngen sogar Feuer.<br />
Das gehört zwar der<br />
Vergangenheit an, doch Sie<br />
sollten sich immer der Tatsache<br />
bewusst sein, das ein Blitzkopf mit einer<br />
extrem hohen Stromspannung arbeitet, um<br />
den Blitzausstoß erzeugen zu können.<br />
Schlecht verarbeitete oder falsch konstruierte<br />
Blitzköpfe bergen deswegen das Risiko des<br />
Überhitzens, und im Extremfall könnten Sie<br />
sich einen Stromschlag einfangen.<br />
<strong>Die</strong> Qualität der Nicer GY-180 Blitzköpfe<br />
TIPP<br />
SYSTEMZUBEHÖR<br />
Achten Sie bei der Auswahl eines<br />
Studioblitzsystems darauf, welche Art<br />
der Befestigung für Zubehör wie Softboxen<br />
und Reflektoren vorgesehen ist. Meistens<br />
werden Elinchrom- oder Bowenskompatible<br />
Systeme verwendet, doch hier<br />
handelt es sich um einen obskuren<br />
Mechanismus, der die Art des<br />
möglichen Zubehörs, das sie an<br />
den Blitzköpfen befestigen<br />
können, einschränkt.<br />
scheint auf den ersten Blick zufriedenstellend<br />
zu sein, obwohl ausschließlich<br />
Kunststoffmaterialien verwendet werden. Aber<br />
was will man realistischerweise bei diesem<br />
Preis erwarten? <strong>Die</strong> Bedienelemente an der<br />
Rückseite der Blitzköpfe sind ergonomisch<br />
angeordnet und klar gekennzeichnet, bei der<br />
Handhabung dürften demnach keine<br />
Probleme zu erwarten sein. <strong>Die</strong> Menge an<br />
Zubehör ist beeindruckend. <strong>Die</strong> Lichtstative<br />
machen einen besseren Eindruck als<br />
erwartet und erfüllen ihren Zweck<br />
voll und ganz. Auch an der<br />
Qualität der Softboxen und<br />
Brollies gibt es nicht das<br />
Geringste auszusetzen,<br />
auch wenn das<br />
Zusammensetzen der<br />
Softboxen eine ziemliche<br />
Fummelei ist. Das haben<br />
wir allerdings auch schon bei<br />
wesentlich teureren Marken<br />
erlebt. <strong>Die</strong> „Scheunentore“, der<br />
Wabendiffusor und die Blitz-Folien<br />
sind gleichfalls von überraschend guter<br />
Qualität. <strong>Die</strong> drahtlosen Auslöser wirken ein<br />
wenig klapprig, erfüllen jedoch ihre Aufgabe.<br />
Auch die Transporttasche ist gut verarbeitet,<br />
wir konnten jedoch nicht alle Einzelteile hinein<br />
bekommen.<br />
Würde man nur dieses Zubehör einzeln von<br />
Markenherstellern kaufen, wäre es um einiges<br />
teurer als diese gesamte Blitzanlage.<br />
Bedienungselemente<br />
2<br />
1<br />
8<br />
1) Test: Drücken Sie diese Taste, um zu prüfen,<br />
ob Hauptblitz und Sekundärblitzköpfe korrekt<br />
angesteuert werden und auslösen.<br />
2) Power: Schaltet den Blitzkopf ein und aus.<br />
3) Sekundärblitz: registriert den Blitz des<br />
Hauptblitzgeräts und löst dadurch den eigenen<br />
Blitz aus. Wenn Sie einen Brolly verwenden,<br />
drehen Sie den Sensor des Blitzkopfs so, dass<br />
dessen schwarze Seite dem Schirm zugewandt<br />
ist.<br />
4) Remote: (Wozu diese LED dienen soll, hat sich<br />
uns nicht erschlossen …)<br />
5) Ready: Leuchtet auf, wenn der Blitzkopf<br />
aufgeladen und schussbereit ist.<br />
6) Model: Schaltet das Einstelllicht ein oder aus.<br />
7) Sync: Für Synchronkabel mit 3,5 mm<br />
Klinkenstecker.<br />
8) Netzanschluss: Für das mitgelieferte,<br />
dreipolige Netzkabel. Über der Buchse befindet<br />
sich die 5-Ampere-Sicherung.<br />
3<br />
4 5<br />
6<br />
7<br />
148 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Studioblitz-Ausrüstung<br />
Setup<br />
Andere preiswerte Optionen<br />
Das Angebot an Studioblitzsystemen für das schmale Budget ist nicht überwältigend, doch eine<br />
gewisse Auswahl ist vorhanden. Wir haben uns auf Sets mit zwei Blitzköpfen beschränkt, weil sie mehr<br />
gestalterische Möglichkeiten bieten, es sind aber auch Sets mit nur einem Blitzkopf erhältlich.<br />
Schmeichelhaftes Licht<br />
Oben: 180W sind wahrlich keine Riesenleistung,<br />
doch einer der Blitzköpfe, der gegen die weiße Wand<br />
hinter dem Fotografen gerichtet war, sorgte in der<br />
Kombination mit dem Hintergrundlicht für die<br />
erforderliche Beleuchtung.<br />
Leider konnten wir nicht herausfi nden,<br />
welches Befestigungssystem Nicer für seine<br />
Blitzköpfe verwendet; die Anschlüsse von<br />
Elinchrom und Bowens passen jedenfalls<br />
nicht. Es könnte also ein Problem geben, wenn<br />
Sie später zusätzliches Zubehör nachkaufen<br />
wollen. <strong>Die</strong> Blitzleistung von 180 Watt liegt<br />
deutlich unter den 250W, 500W und 750W<br />
Blitzköpfen, die von Markenherstellern<br />
angeboten werden, sie reicht jedoch für die<br />
Bedürfnisse des Amateurfotografen<br />
vollkommen aus. Sie können damit alles<br />
fotografi eren, vom Still-Leben bis zum Porträt,<br />
doch Sie müssen die durch die geringe<br />
Blitzleistung hervorgerufenen Beschränkungen<br />
berücksichtigen. Wenn Sie beispielsweise die<br />
Softboxen oder Brollies benutzen, müssen Sie<br />
Interfit EX150 Mk II Two-Head Kit<br />
Preis: unter 270 Euro<br />
www.interfitphotographic.com<br />
Wenn Sie nach einer<br />
kostengünstigen Lösung<br />
eines renommierten<br />
Markenherstellers suchen,<br />
dann gehört dieses Interfit Set<br />
zu den preiswertesten<br />
Möglichkeiten. <strong>Die</strong> Blitzköpfe<br />
bestehen aus Polyester und leisten jeweils 150 W,<br />
die in vier Leistungsstufen abrufbar sind. Das<br />
System besteht aus zwei Lichtstativen, einem<br />
Brolly, einer 60 cm Softbox, zwei luftgefederten<br />
Ständern, einem Synchronkabel, und einer DVD<br />
mit Bedienungsanleitung als PDF-Datei.<br />
Lencarta SmartFlash Twin Kit<br />
Preis: ca. 370 Euro<br />
www.lencarta.com<br />
In den vergangenen Jahren<br />
hat sich Lencarta den Ruf<br />
erworben, solide Studioblitz<br />
Systeme zu günstigen Preisen<br />
anzubieten. <strong>Die</strong>ses<br />
SmartFlash Kit besteht aus<br />
zwei 200W-Blitzköpfen mit<br />
eingebauten Kühlventilatoren, vier<br />
Leistungsstufen und Einstell-Lichtern. Das<br />
mitgelieferte Zubehör umfasst zwei Ständer, zwei<br />
Reflektoren, zwei Synchronkabel und einen<br />
silbernen und einen weißen Brolly. Ein drahtloser<br />
Fernauslöser kann separat dazu gekauft werden.<br />
Angesichts der Leistung ist es ein Set zu einem<br />
attraktiven Preis.<br />
Elinchrom D-Lite One RX Kit<br />
Preis: ca. 435 Euro<br />
www.theflashcentre.co.uk<br />
Der Schweizer Hersteller<br />
Elinchrom ist seit langem für<br />
zuverlässige und qualitativ<br />
hochwertige, professionelle<br />
Blitzausrüstung bekannt, ist<br />
aber seit einigen Jahren mit<br />
seinen D-Lite Systemen<br />
preislich auch für Amateurfotografen interessant.<br />
<strong>Die</strong>ses System umfasst zwei kompakte, sehr gut<br />
verarbeitete 100W-Blitzköpfe mit sechs<br />
Leistungsstufen, zwei Ständern, zwei Brollies,<br />
zwei Reflektoren, eine Tragetasche und einen<br />
Skyport Transmitter zum kabellosen Auslösen. Es<br />
ist ein preiswerter Einstieg in ein qualitativ<br />
hochwertiges System, wenn Sie mit der relativ<br />
geringen Blitzleistung leben können.<br />
die Lichtquellen näher an ihr Motiv heran<br />
bringen, als sie das normalerweise tun<br />
würden, oder Sie müssen die ISO-<br />
Empfi ndlichkeit erhöhen. Auch die<br />
Recycling-Zeit der Blitzköpfe ist länger als wir<br />
es von den Elinchrom- und Bowens-Systemen<br />
gewohnt sind, doch damit durfte man<br />
rechnen. Am Schluss ist noch zu bemerken,<br />
dass das Einstelllicht mit konstanter Helligkeit<br />
leuchtet, egal welche Blitzleistung Sie an den<br />
Blitzköpfen einstellen. Abgesehen davon<br />
hatten wir bei der Verwendung des Nicer-<br />
Systems in unserem Studio nichts daran<br />
auszusetzen. Wir schalteten die Blitzköpfe aus,<br />
wenn wir sie zwischen den <strong>Aufnahme</strong>n länger<br />
Elemental Trinity Nano 400W Kit<br />
Preis: ca. 325 Euro<br />
www.studio-flash.com<br />
Elemental ist seit einigen<br />
Jahren mit Low-Cost-<br />
Fotozubehör auf dem Markt.<br />
<strong>Die</strong> Studioblitz-Systeme sind<br />
preisgünstig und doch<br />
hochwertig und werden in<br />
einer Reihe von Sets mit<br />
einem und zwei Blitzköpfen angeboten. <strong>Die</strong>ses ist<br />
das preiswerteste 2-Kopf-Set und besteht aus zwei<br />
400W Nano-Blitzköpfen, einem Streulicht-<br />
Reflektor, einer Softbox, einem Brolly, zwei<br />
Ständern, zwei Synchronkabeln, einem 5-in-1<br />
Reflektor-Kit, einem drahtlosen Auslösesystem,<br />
einer Transportbox und Einstell-Leuchten. Es ist ein<br />
solides System, das für 450 auch in einer<br />
800W-Version lieferbar ist.<br />
Bowens Gemini 200/200 Kit<br />
Preis: ca. 490 Euro<br />
www.bowensdirect.com<br />
Bowens Einstiegssystem<br />
umfasst zwei kompakte<br />
200W Blitzköpfe aus Metall<br />
mit fünf Leistungsstufen,<br />
Einstell-Leuchten, zwei<br />
36-Inch-Schirme,<br />
220°-Reflektoren, zwei<br />
Ständer, Synchronkabel und Tragetasche. Es ist ein<br />
gut verarbeitetes, zuverlässiges System eines<br />
renommierten Herstellers, aber mehr als doppelt so<br />
teuer wie das hier von uns vorgestellte Blitzsystem.<br />
Metz BL-200 Twin-Head Kit<br />
Preis: ca. 490 Euro<br />
www.intro2020.co.uk<br />
Der deutsche Hersteller Metz<br />
ist für seine hochwertigen,<br />
leistungsstarken Blitzgeräte<br />
bekannt, bietet aber auch<br />
Studioblitz-Anlagen an.<br />
<strong>Die</strong>se besteht aus zwei<br />
BL-200-Köpfen mit jeweils<br />
200W Leistung, die in sechs Leistungsstufen<br />
eingestellt werden können, zwei luftgefederten<br />
Ständern, einer Softbox, einem Schirm und einer<br />
Tragetasche.<br />
nicht benötigten, hauptsächlich wegen der<br />
bekannten Horror-Geschichten über andere<br />
Billigsysteme, doch wir hatten diesbezüglich<br />
keinerlei Probleme.<br />
Wenn Sie also immer schon in die Studioblitz-<br />
Fotografi e einsteigen wollten, die hohen<br />
Kosten Sie aber bisher davon abgehalten<br />
haben, dann ist dieses Set mit drei Blitzköpfen<br />
genau das Richtige für Sie. Sicher ist es im<br />
Vergleich zu Profi systemen nicht sehr<br />
leistungsstark, doch wenn Sie sich anschauen,<br />
was sie für 187,99 an Gegenwert<br />
bekommen, dürfte sich die weitere Diskussion<br />
erübrigen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 149
<strong>Digitale</strong><br />
UPDATE<br />
www.digitale-fotografi e-magazin.de<br />
<strong>Die</strong> nächste Ausgabe ist<br />
ab 15. April im Handel.
FOTOAUSRÜSTUNG<br />
FÜRS KLEINE<br />
BUDGET<br />
Telezoom |<br />
Studioblitz |<br />
Blitzfolien<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 151
FOTOAUSRÜSTUNG<br />
FÜRS KLEINE<br />
BUDGET<br />
Daniel Lezano / Paul Ward<br />
Budget: 10 Euro<br />
Thema: Blitzfolien<br />
NORMALERWEISE STELLEN wir Fotozubehör<br />
vor, das eigens für einen bestimmten Zweck<br />
entwickelt und hergestellt wurde. <strong>Die</strong>smal<br />
haben wir ein Alltagsprodukt berücksichtigt, das<br />
eigentlich ganz anderer Verwendung dient, als<br />
preiswerte Alternative zu den farbigen Folien für<br />
die Blitzfotografie.<br />
<strong>Die</strong>se Folien bieten sowohl bei Verwendung mit<br />
Blitzgeräten als auch mit Studioleuchten eine<br />
einfache Möglichkeit, bestimmte Bildbereiche<br />
einzufärben. Eine farbige Folie vor der<br />
Lichtquelle verwandelt die ansonsten<br />
tageslichtähnliche Studiobeleuchtung ganz oder<br />
zum Teil in ein tiefes Rot, ein kaltes Blau oder ein<br />
ruhiges Grün.<br />
Üblicherweise werden solche Folien zur<br />
Ausleuchtung des Hintergrunds verwendet, der<br />
dadurch visuell aufgewertet wird und dem Bild<br />
seine beabsichtigte Grundstimmung verleiht.<br />
Im Studio wird dazu ein einzelner Blitzkopf mit<br />
Folie auf einen weißen Hintergrund gerichtet,<br />
um ihm die gewünschte Farbe zu geben.<br />
Bei Außenaufnahmen kann starkes,<br />
farbiges Licht, das von<br />
Oberflächenstrukturen wie<br />
Mauerwerk zurückgeworfen<br />
wird, die Kulisse als Ganzes<br />
attraktiver machen.<br />
Der Einsatz der Folien ist<br />
jedoch nicht nur auf den<br />
Hintergrund oder die<br />
Umgebung des Motivs<br />
beschränkt. Bei<br />
Porträtaufnahmen beispielsweise<br />
kann auch das Model farbig<br />
angeleuchtet werden, um eine bestimmte<br />
Stimmung zu erzeugen.<br />
Ebenso wenig ist diese <strong>Aufnahme</strong>technik auf<br />
eine einzige Farbe beschränkt. Wenn Sie<br />
mehrere Blitzköpfe verwenden, können Sie die<br />
ACHTUNG!<br />
FEUERGEFÄHRLICH!<br />
Wenn Sie Ihre eigenen Studioblitz-<br />
Folien fabrizieren, denken Sie daran,<br />
dass die Hitze der Blitzköpfe ohne<br />
weiteres in der Lage ist, eine solche Folie<br />
zum Schmelzen zu bringen. Deswegen ist<br />
es wichtig, dass sie die Einstell-Leuchte<br />
abnehmen, bevor Sie mit der Arbeit<br />
beginnen. Überprüfen Sie die<br />
Blitzköpfe regelmäßig auf<br />
Überhitzung, damit das<br />
Cellophan der Blitzfolien<br />
nicht schmilzt.<br />
Kombination von zwei oder mehr Farben<br />
ausprobieren – ein weites Feld für kreative<br />
Experimente. Blau und Rot ergänzen sich sehr<br />
gut, wenn man sie richtig einsetzt, auch eine<br />
dritte Farbe ist vertretbar, doch mehr als drei<br />
Farben sind nur noch schwer zu steuern,<br />
lenken meistens vom Motiv ab und<br />
sind insofern keine Verbesserung<br />
mehr.<br />
Beginnen Sie mit nur einer<br />
Farbe und wenn der Effekt<br />
stimmt, nehmen Sie<br />
eventuell eine zweite hinzu<br />
und beurteilen kritisch, ob<br />
dies dem Motiv bekommt.<br />
Falls nicht, versuchen Sie<br />
eine andere Kombination<br />
oder verzichten auf die zweite<br />
Farbe.<br />
Blitzfolien sind eigentlich nicht<br />
besonders teuer. Sets von Markenherstellern,<br />
bestehend aus einer Halterung und einer<br />
Grundausstattung an Farbfolien, gibt es für unter<br />
20 ; doch wenn Sie mehrere Blitzgeräte und<br />
zusätzlich noch Studioleuchten benutzen,<br />
Oben: <strong>Die</strong> Blitzfolien bestehen aus dünnen<br />
Cellophan-Bögen im A4-Format, die durch<br />
Gummibänder am Blitzkopf fixiert werden.<br />
Rechts: <strong>Die</strong> Folien können auch dazu verwendet<br />
werden ihr Model anzuleuchten, nicht nur den<br />
Hintergrund.<br />
Unten: <strong>Die</strong>ser Vergleich zeigt, wie die Folien benutzt<br />
werden können, um einen Hintergrund einzufärben.<br />
Wenn Sie mehrere Folien übereinanderlegen,<br />
verstärkt sich der Effekt.<br />
brauchen Sie wegen der Größenunterschiede ein<br />
Set für jede Lichtquelle. Außerdem sind die<br />
Folien als Verbrauchsmaterial anzusehen, denn<br />
sie sind empfindlich, werden deswegen leicht<br />
beschädigt und müssen ersetzt werden.<br />
Deswegen lohnt es sich durchaus, nach<br />
preiswerten Alternativen Ausschau zu halten.<br />
Womit wir denn auch beim Thema sind:<br />
Preiswerte Alternativen für Blitzfolien der<br />
Markenhersteller – und die bestehen aus<br />
Cellophan-Geschenkpapier!<br />
In unserem Fall waren es genau 48 Folien, die<br />
wir für deutlich unter 10 bei Amazon bestellt<br />
haben. Es dauerte zwar über eine Woche, aber<br />
dann bekamen wir je sechs Folien in sechs<br />
Ohne Cellophan Grünes Cellophan Rotes Cellophan<br />
152 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Blitzfolien<br />
Unser Schnäppchen<br />
48 A4-Bögen sortiertes,<br />
farbiges Cellophan<br />
Preis: Unter zehn Euro von CRAFCO, bestellt<br />
bei Amazon<br />
Website: www.amazon.de<br />
Das Set enthält 48 A4-Cellophan Bögen mit<br />
je 6 der Farben Orange, Blau, Grün, Gelb und<br />
Violett.<br />
Einsichten des Profis: Paul Ward<br />
„Ein Set professioneller<br />
Qualitäts-Blitzfolien kann<br />
recht teuer sein. Wenn Sie<br />
nur experimentieren wollen,<br />
um die Effekte der Folien<br />
kennenzulernen, ist dieses<br />
Folienset – obwohl eigentlich<br />
für Geschenkverpackungen gedacht – das<br />
richtige. <strong>Die</strong> Folien sind sehr dünn und die<br />
Haltbarkeit nicht mit professionellen Blitzfolien<br />
zu vergleichen, doch sie sind so leicht<br />
mitzuführen, dass sie stets ein paar dabei<br />
haben können für den Fall, dass sich eine<br />
Gelegenheit zur Verwendung ergibt. Ein<br />
Gummiband ist die unkomplizierteste Art der<br />
Befestigung am Blitzkopf, damit sind sie für<br />
alle Eventualitäten gerüstet.<br />
Bei einem Preis unter 10 Euro können Sie<br />
nichts falsch machen, und wenn Sie Spaß an<br />
dieser Art <strong>Fotografie</strong> finden, können sie sich<br />
später noch Blitzfolien-Halterungen zulegen.“<br />
Blaues Cellophan<br />
„Blitzfolien sind nicht besonders teuer, Sets von<br />
Markenherstellern gibt es für unter 20 €. Wenn Sie<br />
mehrere Blitzgeräte und Studioleuchten benutzen,<br />
brauchen Sie aber wegen der Größenunterschiede ein<br />
Set für jede Lichtquelle.“ DANIEL LEZANO<br />
unterschiedlichen Farben geliefert, mit denen wir<br />
ausprobieren konnten, wie alltagstauglich sie<br />
sich bei ihrem zweckentfremdeten Einsatz<br />
erweisen würden.<br />
Eigentlich als präsentable Geschenkverpackung<br />
gedacht, sind unter den sechs Farben auch die<br />
dabei, die üblicherweise im Studio verwendet<br />
werden. <strong>Die</strong> Verwendung farbiger Plastikfolie als<br />
Blitzfolienersatz ist übrigens gar keine neue Idee,<br />
dass Bonbon-Papier von „Quality Street“ muss<br />
schon seit Jahrzehnten zu diesem Zweck<br />
herhalten – nachdem die Süßigkeiten verputzt<br />
sind, versteht sich. Der Vorteil an den Cellophan-<br />
Bögen ist, dass sie einerseits groß genug sind,<br />
um daraus mehrere Streifen für einen Blitzkopf<br />
schneiden zu können, andererseits aber auch für<br />
eine Studioleuchte zugeschnitten und sogar<br />
gefaltet werden können. Das bedeutet, Sie<br />
können mehrere Lagen übereinanderlegen um<br />
die Farbe zu intensivieren, wodurch allerdings<br />
die Intensität des Lichts abgeschwächt wird.<br />
Doch das können Sie ganz einfach<br />
kompensieren, indem sie die Blitzleistung<br />
erhöhen.<br />
Sie können außerdem mehrere Farben mischen<br />
und auf diese Weise neue Farben erzeugen. <strong>Die</strong><br />
Folien im DIN-A4 Format müssen allerdings<br />
vorsichtig behandelt werden – sie sind sehr dünn<br />
und knittern sehr leicht. Das ist jedoch ein<br />
Vorteil, wenn Sie die Wirkung einer Farbe<br />
verstärken wollen, denn dann können Sie die<br />
Folie mühelos mehrfach falten. Bei sechs<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 153
FOTOAUSRÜSTUNG<br />
FÜRS KLEINE<br />
BUDGET<br />
Eigene Blitzfolien herstellen<br />
So wird’s gemacht:<br />
Blitzfolien<br />
Legen Sie eine A4-Folie auf eine flache<br />
saubere Oberfläche und falten Sie sie zu einer<br />
zweilagigen Folie im DIN A5-Format. <strong>Die</strong>se<br />
falten Sie noch einmal längs in der Mitte.<br />
<strong>Die</strong>se Blitzfolie aus vier Lagen Cellophan<br />
befestigen Sie mit einem Gummiband am<br />
Blitzkopf.<br />
Streulicht-Reflektor<br />
Entfernen Sie die Einstell-Leuchte des<br />
Blitzkopfs. Befestigen Sie Ihre improvisierte<br />
Blitzfolie mit Krepp-Band an der Vorderseite<br />
des Streulicht-Reflektors.<br />
Softboxen<br />
Entfernen Sie den Front-Diffusor und die<br />
Einstellleuchte. Befestigen Sie Ihre Blitzfolie<br />
mit Krepp-Band an der Innenseite der<br />
Softbox und bringen Sie den Diffusor wieder<br />
an. Überprüfen Sie die Folie regelmäßig, um<br />
sicherzustellen, dass Sie nicht schmilzt.<br />
„Wenn Sie feststellen, dass sie wirklich Spaß an der Arbeit<br />
mit Blitzfolien haben, lohnt es vielleicht, ein komplettes<br />
Blitzfolien-Set mit Halterung anzuschaffen.“<br />
Folien pro Farbe können Sie sich auch einmal<br />
einen Fehler erlauben, denn Sie haben genug<br />
Ersatz. Theoretisch lässt sich ein DIN A4 Bogen<br />
in mehr als 20 Folien für ein Standard Blitzgerät<br />
zerschneiden und in immer noch vier oder fünf<br />
für einen Studio Blitzkopf. Allerdings sind die<br />
Folien so dünn, dass sie bei einlagigem<br />
Gebrauch kaum Farbwirkung erzeugen. Sie<br />
müssen mit mindestens drei Lagen arbeiten, um<br />
eine effektvolle Einfärbung Ihres Motivs zu<br />
erreichen. Unserer Erfahrung nach sind 4-5<br />
Lagen nötig, damit der Effekt dem einer<br />
regulären Blitzfolie entspricht. Am besten falten<br />
Sie einen A4-Bogen drei- oder vierfach, dann<br />
steht noch genug Material über, damit sie die<br />
improvisierte Blitzfolie mit Gummiband am<br />
Blitzkopf befestigen können. Das ist ohnehin die<br />
DANIEL LEZANO<br />
einfachste und schnellste Methode. Natürlich<br />
können Sie einen Bogen auch so zuschneiden,<br />
dass sie einzelne Folien erhalten, die etwas<br />
größer sind als der Blitzkopf und diese mit<br />
kleinen Stücken Klettband an den Kanten<br />
befestigen. Wie auch immer Sie es anstellen, Sie<br />
haben 48 Bögen zur Verfügung und vielleicht<br />
finden Sie ihre eigene Methode der Befestigung.<br />
Wir sind beim Gummiband geblieben und haben<br />
die A4-Bögen in zwei Hälften geschnitten so<br />
dass wir je zwei Folien im A5-Format bekamen.<br />
Das gab uns eine höhere Flexibilität bei der<br />
Farbtiefe. Sie werden überrascht sein, welche<br />
Farbtonabstufungen des Lichts Sie durch die<br />
Verwendung von mehr oder weniger Lagen der<br />
gleichen Farbe erreichen können. <strong>Die</strong> Farbe<br />
kann im Bild gerade nur angedeutet sichtbar sein<br />
154 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Blitzfolien<br />
Blitzfolien<br />
<strong>Die</strong> Auswahl an Blitzfolien-Sets für den Studiogebrauch ist zwar nicht unüberschaubar, aber es sind genug<br />
Angebote darunter, die auch in das Budget eines Amateurfotografen passen. Im Folgenden stellen wir einige<br />
Sets vor, die für die Verwendung mit zwei Blitzköpfen gedacht sind.<br />
Rogue Universal & Grid Gel Kits<br />
Preis: ca. 30 Euro<br />
www.expoimaging.com<br />
Wenn Sie bereit sind, etwas<br />
mehr zu bezahlen, ist dies das<br />
richtige Set für Sie. Der<br />
Hersteller Lee Filters bietet es in<br />
zwei Versionen an: die<br />
rechteckigen Universal-Folien<br />
passen an nahezu alle<br />
Blitzköpfe, während die Version mit runden Folien<br />
speziell für die Rogue-Lichtformer ausgelegt sind.<br />
Beide umfassen 20 unterschiedlich gefärbte Folien<br />
und eine Tasche, in der sie geschützt aufbewahrt<br />
werden. Zum Universal-Set gehört ein elastisches<br />
Band, um die Folien zu fixieren, die Folien des<br />
Rogue-Sets passen in die bereits vorhandene<br />
Einfassung<br />
NicEshop Set Camera Strobist<br />
Flash Color Filter Corrections Gels<br />
Preis: ca. 3 Euro<br />
www.amazon.de<br />
Noch billiger als die Cellophan-<br />
Folien, deren Verwendung wir<br />
ausführlich beschrieben haben,<br />
kommt dieses Set, das für unter<br />
5 im Handel ist. Dafür gibt es<br />
15 Farbfolien in den Maßen<br />
75x48mm, die somit auf fast<br />
alle Blitzköpfe passen. Zusätzlich gibt es eine<br />
Halterung, die nicht nur die gerade verwendete Folie<br />
aufnimmt, sondern in einem gesonderten Köcher<br />
auch den Rest des Folienvorrats. Sie wird mit<br />
Klettband am Blitzkopf befestigt.<br />
Rosco Strobist Collection<br />
Preis: ca. 15 Euro<br />
www.rosco.com/FTVP/strobist.cfm<br />
Rosco produziert seine<br />
Farbfilter seit 1910 und die<br />
Strobist Collection wurde in<br />
Zusammenarbeit mit David<br />
Hobby, dem Betreiber des<br />
populären Blogs www.strobist.<br />
com entworfen. <strong>Die</strong><br />
Foliengröße von 3,25 x 1,5 Inch, passt für fast alle<br />
Blitzgeräte. Zum Set gehören 55 Folien in 20<br />
Farben von kalt bis warm, auch exotische Farben<br />
sind dabei und jede ist mehrfach vorhanden. <strong>Die</strong><br />
richtige Wahl, wenn Sie bereits eine Halterung<br />
haben.<br />
Rosco E-Colour Strobist Gel Pack 1<br />
Preis: ca. 10 Euro<br />
www.eBay.de<br />
<strong>Die</strong>ses Set von 45 Farbfolien<br />
besteht aus von Hand<br />
geschnittenen Rosco E-Colour<br />
Folien. Der Farbumfang ist<br />
immens und die Folien der<br />
Maße 13,5 x 5cm dürften auf<br />
alle im Handel befindlichen<br />
Blitzgeräte passen. 45 Folien für 10 sind ein<br />
exzellenter Gegenwert.<br />
Oben: Wenn Sie mehr als eine farbige Blitzfolie<br />
verwenden, können Sie ungewöhnliche Effekte<br />
erzielen. Hier wurde ein Blitzgerät mit blauer<br />
Folie bestückt und hinter der Jalousie platziert,<br />
ein weiteres Blitzgerät mit roter Folie stand in<br />
Hüfthöhe. Heraus kam dieses farbige,<br />
stimmungsvolle Porträt.<br />
Honl Colour Gels<br />
Preis: ca. 20 Euro<br />
www.flaghead.co.uk<br />
Honl Photo bietet eine<br />
umfangreiche Auswahl an<br />
Blitzzubehör und dazu gehören<br />
auch sechs Farbfolien-Sets zu<br />
je zehn Folien, die mit<br />
Klettband fixiert werden. Sie<br />
passen an jedes Blitzgerät,<br />
sogar an die antiquierten, klobigen „Hammerhead“<br />
Geräte, die zwar kaum noch produziert werden,<br />
aber wegen ihrer enormen Leistung noch lange<br />
nicht vom Aussterben bedroht sind.<br />
Lastolite Colour Gels<br />
Preis: ca. 25 Euro (Starter Kit ca. 75 Euro)<br />
www.lastolite.com<br />
„Lastolite Strobo“ bezeichnet ein<br />
kompaktes Set mit Halterung<br />
für das Blitzgerät, die<br />
unterschiedliche Strobo-<br />
Blitzformer aufnehmen kann.<br />
Das Lastolite Strobo Folienset<br />
wird mit der Folienhalterung<br />
benutzt; es umfasst ein Dutzend Folien, zu denen<br />
auch eine ND- und eine Diffusor-Folie gehören.<br />
oder so intensiv, dass sie alle anderen<br />
überdeckt. Durch Mischen von Folien<br />
unterschiedlicher Farbe können Sie alle<br />
möglichen tonalen Abstufungen erzeugen;<br />
lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf.<br />
Wenn Sie wirklich Spaß an der Arbeit mit<br />
Blitzfolien gefunden haben, lohnt es sich<br />
vielleicht, ein komplettes Blitzfolien-Set mit<br />
Halterung von einem der einschlägigen<br />
Hersteller anzuschaffen und wenn nicht,<br />
haben Sie weniger als zehn Euro<br />
ausgegeben und Sie haben immerhin noch<br />
ein paar Bögen Geschenkpapier für den<br />
nächsten anstehenden Geburtstag oder zu<br />
Weihnachten übrig.<br />
Elinchrom 21cm Colour Gels<br />
Preis: ca. 30 Euro<br />
www.theflashcentre.co.uk<br />
Elinchrom bietet zwei<br />
Farbfoliensets an: <strong>Die</strong> 21cm<br />
Folien passen auf 18cm- und<br />
21cm-Studioblitzköpfe. Das<br />
Set umfasst zehn Folien in den<br />
Farben Magenta, Rot, Orange,<br />
Gelb, Grün, Blau und je zwei<br />
ND- und Frosteffekt-Folien. Das 12cm Folienset ist<br />
für die Ranger-Quadra-Blitzköpfe gedacht und für<br />
23 zu haben.<br />
Bowens Gels<br />
Preis: ca. 45 Euro bis ca. 60 Euro<br />
www.bowensdirect.com<br />
Wenn Sie mit einer Bowens<br />
Studioflash-Beleuchtung<br />
arbeiten, haben Sie mehrere<br />
Optionen. Das BW-1882<br />
Reflektor-Set besteht aus sechs<br />
kreisförmigen Folien von<br />
195mm Durchmesser: Gelb,<br />
Rot, Grün, Cyan, Blau und Weiß. Für die Bowens<br />
Maxilite Reflektoren brauchen Sie das Maxilite<br />
Folienset, bestehend aus 12 achteckigen Folien:<br />
Rot, Gelb, Orange, Magenta, Grün, Cyan,<br />
Dunkelblau, Hellblau, Violett, Grau und Weiß.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 155
www.digitale-fotografi e-magazin.de<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-Magazin
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EXPERTEN-<br />
TEAM<br />
DANIEL LEZANO<br />
Fotograf und seit<br />
vielen Jahren<br />
regelmäßig Mitglied<br />
der Jury von<br />
Fotowettbewerben.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Fotograf und Autor,<br />
spezialisiert auf<br />
Wildlife-, Makro- und<br />
Landschaftsfotografie<br />
LEE FROST<br />
Fotograf und Autor,<br />
spezialisiert auf<br />
Landschaftsfotografie<br />
JORDAN<br />
BUTTERS<br />
Fotograf,<br />
Photoshop-<br />
Spezialist und<br />
Motorsportfan.<br />
BARDENAS REALES<br />
Von Sarah Martinet<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR 17-35mm f/2.8<br />
Belichtung: 73 Sekunden bei Blende f/11<br />
und ISO 50<br />
Sarah sagt: „<strong>Die</strong>ses Bild, eine<br />
Langzeitbelichtung, entstand in der<br />
Wüstenregion Bardenas Reales im<br />
Südosten Spaniens. Ich hatte großes<br />
Glück mit dem Wetter, denn eine<br />
geschlossene Wolkendecke ist in dieser Region<br />
sehr selten.“<br />
LEE FROST: Was für ein Himmel! Mir<br />
gefallen <strong>Aufnahme</strong>n mit zehnstufi gem<br />
Graufi lter deswegen so gut, weil die Wolken<br />
auf den Bildern so herauskommen wie hier.<br />
<strong>Die</strong> Bilder erhalten ihre Dynamik aufgrund des<br />
Kontrasts zwischen den statischen und den<br />
sich bewegenden Bildelementen, und Sarahs<br />
Foto macht hier keine Ausnahme. Bessere<br />
Wetterbedingungen sind wohl kaum<br />
vorstellbar. Aber ist es deswegen auch ein<br />
außergewöhnliches Foto? Leider bin ich mir<br />
nicht so sicher. <strong>Die</strong> Bildkomposition ist in<br />
Ordnung, die Schotterstraße gibt eine starke<br />
Führungslinie und der Felsgipfel in der Ferne<br />
liefert einen guten Fixpunkt. Doch die Szene<br />
sieht für mich etwas leblos aus. Vielleicht weil<br />
sowohl die Straße als auch die Felsen rechts<br />
und links gleiche Farben und Strukturen<br />
aufweisen. <strong>Die</strong> Kälte des vom Graufi lter<br />
erzeugten Farbstichs und der graue Himmel<br />
bestärken den düsteren Gesamteindruck.<br />
Ich hätte eine Konvertierung nach<br />
Schwarzweiß versucht und geschaut, ob das<br />
einen Unterschied macht; und das hätte es in<br />
diesem Fall, wie rechts im Bild zu sehen ist.<br />
Wenn man aus einem Foto die Farbe entfernt,<br />
nimmt man ihm ein Stück Realität, deswegen<br />
sehen wir das Foto mit anderen Augen.<br />
Urteil: Ein dramatisches Foto, aber ich<br />
denke, in Schwarzweiß sieht es besser aus.<br />
ROSS HODDINOTT: Generell ist nicht viel<br />
auszusetzen an dieser Langzeitaufnahme. <strong>Die</strong><br />
Belichtung ist gut, die Bewegung der Wolken<br />
am Himmel ist perfekt getroffen, und die<br />
Straße wirkt sehr gut als Führungslinie in das<br />
Bild. Doch mich persönlich spricht diese<br />
Landschaft nicht an. Ich fi nde sie weder<br />
attraktiv, dramatisch oder besonders<br />
interessant, weil es kein gerichtetes Licht gibt.<br />
Das Ganze sieht eher fl ach und leblos aus. Da<br />
die Lichtverhältnisse aber nun einmal bei der<br />
<strong>Aufnahme</strong> nicht zu ändern sind, hätte hier ein<br />
bisschen vorsichtiges, selektives<br />
Nachbelichten und Abwedeln bei der<br />
"<strong>Die</strong> Bildkomposition ist in<br />
Ordnung, die<br />
Schotterstraße gibt eine<br />
starke Führungslinie und<br />
der Felsgipfel in der Ferne<br />
liefert einen guten<br />
Fixpunkt."<br />
LEE FROST<br />
Nachbearbeitung einen großen Unterschied<br />
machen können. Wie auch immer, auf jeden<br />
Fall hat Sarah ganz sicher ein gutes<br />
aufnahmetechnisches Know-How, denn diese<br />
karge Landschaft eignet sich hervorragend für<br />
Langzeitaufnahmen. Sie sollte sich beim<br />
nächsten Mal eine attraktivere Szenerie<br />
suchen, die ihre Fähigkeiten besser zur<br />
Geltung bringt.<br />
Urteil: <strong>Aufnahme</strong>technisch gesehen ist hier<br />
nichts Falsches zu erkennen. Für mich sieht<br />
es aber ein bisschen so aus, als sei die<br />
Technik hier um der Technik willen<br />
eingesetzt; die Szene ist einfach nicht<br />
attraktiv genug, um wirklich viel<br />
auszustrahlen.<br />
Nachbearbeitung<br />
SCHWARZWEISS-KONVERSION<br />
Langzeitbelichtung und Schwarzweiß-<br />
Konversion gehen oftmals Hand in<br />
Hand – vielleicht weil beide von der<br />
Realität abweichen, ohne aber völlig<br />
abstrakt zu sein.<br />
Wir haben das Bild mit Silver Efex Pro<br />
von Nik Software nach Schwarzweiß<br />
konvertiert. <strong>Die</strong> Felsböschungen an den<br />
Seiten wurden abgedunkelt und die<br />
Straße aufgehellt, um die Unterschiede<br />
der Farbtöne hervorzuheben und die<br />
Linie der Straße zu betonen.<br />
158 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
BLACK HOLE<br />
Von Janet Salmon<br />
Kamera: Nikon D7000<br />
Objektiv: NIKKOR DX AF-S 10-24mm f/3.5-4.5<br />
Belichtung: 4 Sekunden bei Blende f/22 und<br />
ISO 100<br />
Janet sagt: <strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong><br />
wurde in der Nähe von Black Hole<br />
bei Craster gemacht. Nach einem<br />
ereignislosen Sonnenaufgang hellte<br />
sich der Himmel auf. <strong>Die</strong> Bucht<br />
verlangte nach einer Langzeitbelichtung.<br />
Eigentlich war die <strong>Aufnahme</strong> als<br />
Schwarzweißbild geplant, doch als ich die rosa<br />
Schattierungen sah, entschied ich mich<br />
dagegen.<br />
LEE FROST: Ich kenne Black Hole sehr gut, es<br />
liegt nicht weit entfernt von dort, wo ich wohne,<br />
und es ist ein idealer Ort für Sonnenaufgänge.<br />
<strong>Die</strong>ses Bild spiegelt den Charakter des Ortes sehr<br />
gut wider, ständig spülen die Wellen über die<br />
Basaltfelsen im Vordergrund, die hier durch die<br />
Belichtungszeit von 4 Sekunden schön<br />
verschwommen sind. <strong>Die</strong> zarten Farbtöne des<br />
morgendlichen Himmels und die seitlich<br />
aufragenden Felsen rahmen die Szene sehr<br />
schön ein und leiten das Auge zum Horizont.<br />
Doch das Problem für mich ist, dass das Foto<br />
offensichtlich überbelichtet ist. <strong>Die</strong> Farbe des<br />
Himmels ist gerade noch erkennbar, die Felsen<br />
aber wirken flach und stumpf, überhaupt nicht<br />
dramatisch, und das Meer sieht verwaschen<br />
aus. Ich bin mir nicht sicher warum Janet glaubt,<br />
dies sei eine realistische Sicht auf die Szene. Für<br />
mich sieht es aus wie eine unbearbeitete<br />
Raw-Datei, die nach rechts belichtet wurde,<br />
nicht wie ein fertiges Bild. Aber das ist ein<br />
Problem, das sehr einfach gelöst werden kann.<br />
Nur wenig Korrektur an den Tonwerten oder<br />
Gradationskurven ist alles, was es braucht um<br />
das Bild ein wenig abzudunkeln, den Kontrast zu<br />
verstärken und die Farben zu sättigen. Janet<br />
sagt, sie habe das Foto gemacht in der Absicht,<br />
es in Schwarzweiß zu konvertieren. Das Motiv<br />
wäre dazu sehr gut geeignet, doch die Pastelltöne<br />
sehen sehr gut aus, deswegen wäre ich versucht,<br />
es so zu lassen, wie es ist, oder eine Kopie zu<br />
konvertieren, um festzustellen was besser wirkt.<br />
Urteil: Ein stimmungsvolles Foto, das lediglich<br />
ein bisschen Nacharbeit erfordert.<br />
ROSS HODDINOTT: Ich mag den<br />
Vordergrund dieser <strong>Aufnahme</strong>. <strong>Die</strong><br />
Langzeitbelichtung hat hier sehr gut funktioniert.<br />
Das über die Felsen spülende Wasser macht den<br />
Vordergrund attraktiv und erzeugt für mein<br />
Gefühl genau das richtige Maß an Bewegung.<br />
<strong>Die</strong> Bildkomposition mit den Felsen rechts und<br />
links, die das Auge aus der Bucht heraus zum<br />
Horizont führen, ist auch gut geraten. Vielleicht<br />
hätte ich etwas mehr Vordergrund und weniger<br />
Himmel in den Bildausschnitt genommen, doch<br />
ich war nicht vor Ort und es ist ohnehin nur ein<br />
subjektiver Eindruck, dass dies das Bild<br />
verbessert hätte. Janet hätte jedoch das Bild in<br />
der Nachbearbeitung stärker verbessern können.<br />
Es ist ein wenig zu hell und deswegen fehlt<br />
offensichtlich etwas Kontrast. In den Felsen auf<br />
der linken Seite ist mehr Detail vorhanden als ich<br />
erwartet hätte doch ein paar weitere selektive<br />
Korrekturen hätten dem Bild gut getan.<br />
Urteil: Ein hübsches Bild, ich mag das über die<br />
Steine spülende milchige Wasser. Doch es ist<br />
etwas zu hell aus der Nachbearbeitung<br />
gekommen, deswegen fehlt ihm Kontrast.<br />
Nachbearbeitung<br />
KONTRAST VERSTÄRKEN<br />
Man kann in der Nachbearbeitung leicht<br />
zu weit gehen, wir sehen nur allzu oft<br />
Beispiele dafür.<br />
In Janets Fall jedoch nicht: Mit oder ohne<br />
Absicht, ist das Bild nach rechts entwickelt<br />
und enthält viele Details. Um ihr Foto in<br />
ein großartiges Bild zu verwandeln,<br />
müsste nur der Kontrast verstärkt werden,<br />
per Tonwertkorrektur oder mit den<br />
Gradationskurven in Photoshop.<br />
"Vielleicht hätte ich etwas<br />
mehr Vordergrund und<br />
weniger Himmel in den<br />
Bildausschnitt<br />
genommen, doch es ist<br />
nur ein subjektiver<br />
Eindruck, dass dies das<br />
Bild verbessert hätte.."<br />
ROSS HODDINOTT<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 159
Expertenmeinung<br />
CHEMICAL BEACH<br />
Von Brian Wigglesworth<br />
Kamera: Canon EOS-1D Mk IV<br />
Objektiv: Canon EF 17-40mm f/4L USM<br />
Belichtung: 0,6 Sekunden bei Blende f/16<br />
und ISO 50<br />
Brian sagt: Ich wollte den<br />
Sonnenaufgang am Chemical Beach bei<br />
Seaham einfangen. Dazu benutzte ich<br />
einen 0.6ND Verlaufsfilter, um das Licht<br />
der Sonne zurückzuhalten, und die<br />
Belichtung auszubalancieren. Mir gefällt das Ergebnis<br />
sehr gut.<br />
LEE FROST: Ein großartiger Sonnenaufgang ist ein<br />
unschlagbares Motiv. Wenn Sie klare Sicht über das<br />
Meer haben, können Sie die Sonne schon fotografieren,<br />
wenn gerade ihre Oberkante über dem Horizont<br />
erscheint – so wie es Brian hier gemacht hat. Der<br />
Name „Chemical Beach“ ist irreführend und wird<br />
seiner Schönheit nicht gerecht. Brians Foto aber sehr<br />
wohl; die ersten Sonnenstrahlen brechen sich sehr<br />
schön an den nassen Felsen und der<br />
Meeresoberfläche, und die hereinkommende Welle<br />
wurde genau im richtigen Moment eingefangen – man<br />
kann die Brandung fast hören. Der Verlaufsfilter hat die<br />
Farben des Himmels abgeschwächt, und obwohl die<br />
Sonne als Spitzlicht ausgebrannt ist – bei diesem Motiv<br />
unvermeidlich –, ist sie von einer sehr schönen<br />
goldenen Aura umgeben.<br />
Was ich zu kritisieren habe, ist der Bildausschnitt. Ich<br />
würde gerne mehr von der Szene sehen. Brian hatte für<br />
die <strong>Aufnahme</strong> ein 17-40mm Zoom an der Kamera, er<br />
hätte also weiter aufziehen können, hier aber lag die<br />
Brennweite bei 32mm. Mit einer Bildkomposition im<br />
Querformat hätte er einen weiteren Blickwinkel<br />
eingefangen und die Felsen mit der hereinkommenden<br />
Welle im Vordergrund besser genutzt. Ich habe das<br />
Gefühl, nur einen Teil, statt des ganzen Bildes zu<br />
sehen.<br />
Urteil: Ein fantastischer Sonnenaufgang, doch mir ist<br />
der Blickwinkel zu eng.<br />
Kameratechnik<br />
WAHL DES OBJEKTIVS<br />
In der Landschaftsfotografi e hat die<br />
Brennweite entscheidenden Einfl uss,<br />
besonders wenn die Bildkomposition einen<br />
Vordergrund enthält.<br />
Brian hat sein Bild mit Brennweite 32mm<br />
aufgenommen. Bei Küstenszenen wie<br />
dieser ist es besser, näher an die Felsen zu<br />
gehen und eine kleinere Brennweite zu<br />
benutzen, um einen weiteren Blickwinkel<br />
zu schaffen.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
"Mit einer Bildkomposition im Querformat hätte er<br />
einen weiteren Blickwinkel eingefangen und die<br />
Felsen mit der hereinkommenden Welle im<br />
Vordergrund besser genutzt." LEE FROST<br />
ROSS HODDINOTT: Fangen wir mit<br />
dem Positiven an. <strong>Die</strong> Belichtungszeit geht<br />
in Ordnung, lang genug, um genau das<br />
richtige Maß an Bewegungsunschärfe zu<br />
produzieren, und kurz genug, um keine<br />
Details zu verlieren, auch in der<br />
Oberfl ächenstruktur des Wassers, das um<br />
die Felsen spült. Auch das Timing ist gut,<br />
denn die hereinkommende Welle macht<br />
den Vordergrund attraktiver. Der Kontrast ist<br />
dank richtiger Nutzung des<br />
Grauverlaufsfi lters gut geworden; der<br />
unmittelbare Vordergrund wirkt zwar etwas<br />
stumpf, doch das kann man aufhellen.<br />
Auch der Himmel ist gut herausgekommen<br />
und die Farben stimmen, nur die Intensität<br />
der Sonne ist zu stark.<br />
Ich habe das größte Problem mit dem<br />
Vordergrund, denn er führt das Auge nicht<br />
ins Bild. <strong>Die</strong> Wasserfl äche im nahen<br />
Vordergrund ist zu groß, die Felsen halten<br />
das Auge dort fest. Es sieht ein wenig aus,<br />
als gehörten obere und untere Hälfte des<br />
Bildes nicht zusammen.<br />
Brian hätte vielleicht ein besseres<br />
Arrangement der Felsen im Vordergrund<br />
fi nden können, um den Blick des<br />
Betrachters besser durch das Bild zu<br />
führen.<br />
Urteil: Ein schönes Foto, aber die Felsen<br />
des Vordergrunds führen das Auge nicht<br />
effektiv ins Bild.<br />
160 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
EILEEN<br />
Von Joelle Poulos<br />
Kamera: Nikon D5000<br />
Objektiv: NIKKOR 18-55mm f/3.5-5.6<br />
Belichtung: 1/13 Sekunde bei Blende f/5.6<br />
und ISO 1600)<br />
Joelle sagt: „Ich wollte immer Eileen<br />
fotografieren, eine alte Freundin der<br />
Familie. Als Geschenk zu Ihrem 90.<br />
Geburtstag fotografierte ich sie im Stil von<br />
Lee Jeffries an verschiedenen Orten im<br />
Haus. An diesem Bild gefällt mir besonders der starke<br />
Kontrast. Ich habe es in Photoshop in Schwarzweiß<br />
konvertiert, den Kontrast verstärkt und mehrere<br />
Bereiche nachbelichtet oder abgewedelt.“<br />
DANIEL LEZANO: Als ich das Bild sah, mochte ich<br />
es sofort. Trotz der unkonventionellen Bildkomposition<br />
hat es alles, was ein gutes Porträt ausmacht. Der<br />
intensive, direkte Augenkontakt fesselt die<br />
Aufmerksamkeit und hält den Blick fest und die<br />
wundervolle seitliche Beleuchtung trägt ebenso zu der<br />
besonderen Stimmung dieses Bildes bei, wie die<br />
Lichtspiegelungen in den Augen. <strong>Die</strong> Wahl dunkler<br />
Kleidung und eines dunklen Hintergrund hebt Eileen<br />
von der Umgebung ab und die recht große Blende sorgt<br />
für eine kurz bemessene Schärfentiefe, die das Gesicht<br />
akzentuiert, aber die Nase und Bereiche unterhalb der<br />
Wangenknochen unscharf erscheinen lässt.<br />
Man könnte den engen Zuschnitt des Gesichts und das<br />
kaum sichtbare Auge als Schwachpunkte sehen, doch<br />
ich finde das nicht. Gerade diese Auswahl, mit<br />
entsprechender Beleuchtung, geben dem Motiv etwas<br />
Geheimnisvolles. Das einzelne Auge in der Bildmitte<br />
zieht den Blick des Betrachters stärker auf sich als ein<br />
klar erkennbares Augenpaar. Wie dieses Bild arrangiert<br />
ist, möchte man mehr über Eileen wissen und was für<br />
eine Person sie ist. Falls Sie ältere Freunde oder<br />
Verwandte haben, folgen Sie diesem Beispiel und<br />
versuchen Sie sich an einem Porträt in diesem Stil.<br />
Urteil: Ein sehr schönes Portrait, mit dem Joelle und<br />
Eileen sehr zufrieden sein können.<br />
Bildkomposition<br />
REGELN SIND DA, UM SIE ZU<br />
BRECHEN – MANCHMAL<br />
Man muss die Regeln der Bildkomposition zwar<br />
kennen, aber auch wissen, wann und wie man<br />
sie brechen kann.<br />
Da Joelle die Augen Ihres Modells nach der<br />
Drittelregel positioniert hat, ist der gewagte<br />
Zuschnitt des Bildes gerechtfertigt und sorgt für<br />
ein intimes, attraktives Porträt, das etwas<br />
Geheimnisvolles hat.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
"Als ich das Bild sah, mochte ich es sofort. Trotz der<br />
unkonventionellen Bildkomposition hat es alles, was<br />
ein gutes Porträt ausmacht." DANIEL LEZANO<br />
LEE FROST: Ein fantastisches Portrait einer<br />
großen alten Dame, die sich nicht zu schade<br />
war, für Joelle zu posieren. Es ist sehr schön,<br />
wenn man ein Gesicht auch einmal in einem<br />
etwas unorthodoxen Porträt sehen kann. Wir<br />
sind daran gewöhnt, Gesichter im Zentrum<br />
des Bildausschnitts zu sehen, doch Joelles<br />
Bild durchbricht diesen Trend und beweist,<br />
dass eindrucksvolle Bilder auch dann möglich<br />
sind, wenn man es einmal anders macht. <strong>Die</strong><br />
Konvertierung in Schwarzweiß ist hier fast<br />
schon unumgänglich, denn dadurch<br />
konzentriert sich der Blick auf das Gesicht,<br />
und wird nicht von der Farbe der Kleidung<br />
oder der Wand im Hintergrund abgelenkt.<br />
<strong>Die</strong> Kombination aus ausdruckslosem Gesicht<br />
und Augenkontakt mit der Kamera ist<br />
fantastisch. Man könnte einwenden, dass die<br />
kontrastreiche Beleuchtung wenig<br />
schmeichelhaft sei, aber mir gefällt es. Das<br />
Bild zeigt einen Charakterkopf und versucht<br />
gar nicht erst zu kaschieren, was ein<br />
90-jähriges Leben nun einmal in einem<br />
Gesicht hinterlässt.<br />
Mir gefällt die exzentrische Bildkomposition,<br />
die nur ein Auge klar erkennbar macht und<br />
die Art, wie Joelle den Bildausschnitt der<br />
Kamera füllt. Das einzige was mich ablenkt,<br />
ist die Halskette, weil sie sich von der<br />
Kleidung abhebt. Doch sie verschlechtert das<br />
Bild keineswegs und sie hat vermutlich eine<br />
große private Bedeutung für die Trägerin, so<br />
dass Sie vielleicht sogar unbedingt ins Bild<br />
gehört.<br />
Urteil: Ein einfaches, aber kraftvolles und<br />
attraktives Porträt, auf das Joelle stolz sein<br />
darf.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 161
BJORN THOMASSEN<br />
Belichtungsreihe<br />
So gewährleisten Sie eine korrekte Belichtung<br />
bei schwierigen Lichtverhältnissen:<br />
Nehmen Sie eine Belichtungsreihe von drei<br />
Bildern auf, wobei Sie jeweils für die erste und<br />
letzte <strong>Aufnahme</strong> eine positive bzw. negative<br />
Belichtungskorrektur von 1 Stufe hinzufügen.<br />
Gebrauch der Karten zur Belichtungsmessung<br />
und zum Weißabgleich<br />
<strong>Die</strong> 18%-Graukarte wird benutzt, um schwierige Lichtverhältnisse zu meistern. Referenzkarten können außerdem<br />
verwendet werden, um einen situationsabhängigen Weißabgleich vorzunehmen. Wie das im Einzelnen geht, hängt<br />
von Ihrer Kamera ab – Näheres dazu finden Sie in Ihrem Kamerahandbuch. Nachfolgend einige generelle Hinweise:<br />
DIGITALKAMERAS VERFÜGEN über komplizierte Belichtungssysteme, die<br />
Ihnen eine Auswahl mehrerer Belichtungsprogramme bieten, um<br />
unterschiedlichen Lichtverhältnissen gerecht werden zu können. Alle<br />
Systeme haben eins gemeinsam: Sie gehen von der Annahme aus, dass die<br />
durchschnittliche Farbe der zu messende Szene ein mittlerer Farbton von<br />
18 % Grau ist. Mit „durchschnittliche Farbe“ ist der Farbton gemeint, der<br />
herauskäme, wenn man alle im Bildausschnitt vorhandenen Farbtöne<br />
miteinander mischen würde. <strong>Die</strong>se Annahme ist die Basis eines jeden<br />
Belichtungsmesssystems, ganz gleich von welchem Hersteller. Das<br />
Verfahren arbeitet normalerweise erstaunlich gut, doch wenn eine Szene<br />
erheblich heller oder dunkler als 18 % Grau ist, kommt es zu<br />
Fehlbelichtungen. Sehr dunkle Bildbereiche verleiten die Kamera zum<br />
Überbelichten, während sehr helle Bereiche zum Unterbelichten führen.<br />
In einem solchen Fall müssen Sie die Fehlmessung kompensieren, damit<br />
die Farben des Fotos der Realität entsprechen. <strong>Die</strong>s können Sie entweder<br />
Perfekt gemessen<br />
Szenen mit starkem Gegenlicht<br />
führen leicht zu Belichtungsfehlern.<br />
Kalibrieren Sie das Messsystem Ihrer<br />
Kamera mit einer Graukarte, um<br />
diese Probleme zu vermeiden.<br />
mit der Belichtungskorrekturfunktion der Kamera tun, oder indem Sie einen<br />
einzelnen Bereich der Szene messen, der den vom Messsystem<br />
vorausgesetzten durchschnittlichen Grauton aufweist. Genau hierzu dient<br />
die Graukarte. <strong>Die</strong> Vorgehensweise ist ganz einfach. Entscheidend dabei<br />
ist, dass die Karte möglichst denselben Lichtverhältnissen ausgesetzt ist,<br />
wie das Motiv Ihres Fotos. Platzieren Sie sie also nicht in einem schattigen<br />
Bereich, wenn Ihr Motiv vom Sonnenlicht angestrahlt wird. Außerdem<br />
muss die Karte den Messbereich komplett ausfüllen, deswegen sollten Sie<br />
die Kamera auf „Punktmessung“ einstellen. Bei anderen Mess-Arten<br />
müsste die Karte den gesamten Bildbereich ausfüllen.<br />
<strong>Die</strong> bei der Messung aufgenommenen Belichtungseinstellungen können Sie<br />
entweder durch Drücken der AE-Taste speichern, oder Sie notieren sich die<br />
Werte und stellen Sie manuell an der Kamera ein. Auf der grauen Karte sind<br />
Referenzlinien aufgedruckt, die dem Autofokus der Kamera das<br />
Scharfstellen erleichtern.<br />
Platzieren der Karte Bei schwierigen<br />
1 Lichtverhältnissen – beispielsweise der <strong>Aufnahme</strong><br />
eines im Gegenlicht befindlichen Objekts – positionieren<br />
Sie die Graukarte so, dass sie denselben<br />
Lichtverhältnissen wie ihr Motiv ausgesetzt ist.<br />
Messung Achten Sie darauf, dass die Karte den<br />
2 Messbereich vollständig ausfüllt; die Punktmessung<br />
ist dazu am besten geeignet. Speichern Sie die<br />
Belichtungseinstellung durch Drücken der AE-Taste<br />
Bildkomposition Nun nehmen Sie die<br />
3 Bildkomposition vor und machen ihre <strong>Aufnahme</strong>n.<br />
Überprüfen Sie die Bilder auf dem LCD Monitor. <strong>Die</strong><br />
Belichtung sollte perfekt sein.<br />
162 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
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