05.03.2014 Aufrufe

Digitale Fotografie - Update Die perfekte Aufnahme (Vorschau)

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www.digitale-fotografi e-magazin.de<br />

<strong>Digitale</strong><br />

UPDATE<br />

<strong>Digitale</strong><br />

UPDATE<br />

WAS SIE FÜR PERFEKTE AUFNAHMEN WISSEN MÜSSEN<br />

GROSSER<br />

LESERSCHAUKASTEN<br />

MACH DEIN BILD<br />

mithilfe unserer praktischen Beispiele und Anleitungen<br />

Nr. 10/2014 Marz-Mai 2014<br />

Deutschland:<br />

EUR 9,99<br />

Österreich:<br />

EUR 11,-<br />

Schweiz:<br />

CHF 15,-<br />

LU/BE<br />

EUR 11,50<br />

Schulen Sie Ihr kreatives<br />

Auge<br />

Großer Ratgeber zur<br />

Portraitfotografi e<br />

Viele Tipps zu Blitztechnik<br />

und Zubehör<br />

Expertenkritik für<br />

ausgewählte Leserfotos


IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />

REDAKTION INTERNATIONAL: Mark Bauer,<br />

Sarah Plater, Pete Davis, Terry Hope,<br />

Damien Lovegrove, Philip Nash, Pip, Ian<br />

Wood<br />

ART DIRECTOR: Dean Mullock<br />

FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />

DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />

<strong>Die</strong>ses MAGBOOK wird unter der Lizenz und<br />

mit der Erlaubnis von © Bright Publishing<br />

Limited herausgegeben. Alle Rechte an<br />

Material, Titel und Marke dieses Magazins<br />

sind Eigentum von Bright Publishing Limited<br />

und dürfen weder im Ganzen noch teilweise<br />

ohne vorherige schriftliche Genehmigung<br />

reproduziert werden.<br />

Willkommen...<br />

Liebe Leser und Fotografen!<br />

seien Sie gegrüßt zum aktuellen „<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> - <strong>Update</strong>“! Zu Beginn, dem großen<br />

„Schaukasten“, stellen wir wiederum die besten Fotobeiträge vor, die unsere Leser<br />

eingeschickt haben! Ausgewählte Bilder besprechen wir in der „Expertenmeinung“ am<br />

Ende des Hefts.<br />

In der Rubrik „Mach dein Bild“ präsentieren Ihnen unsere Fotografen wieder viele kreative<br />

Motive, Ideen und <strong>Aufnahme</strong>techniken für jeden Geschmack: Natur & Landschaft, Portraits<br />

sowie abstrakte und künstlerische Motive, dazu wie immer Tricks & Tipps zur Vor- und<br />

Nachbereitung. Im Abschnitt „Das kreative Auge“ zeigen unsere Profifotografen, wie man<br />

Alltagsgegenstände einem gestellten Thema entsprechend wirkungsvoll ins Bild setzt und<br />

erklären Schritt für Schritt ihre <strong>Aufnahme</strong>technik. Das dazu passende Zubehör stellen wir<br />

Ihnen gleich im Anschluss vor und empfehlen von uns getestete Produkte.<br />

Der nächste Schwerpunkt „Portraitfotografie“ liefert zahlreiche Anregungen für <strong>Aufnahme</strong>-<br />

Setups drinnen und draußen – und weil Innenraum-Shootings zusätzliches Licht<br />

erfordern, liefern wir im Anschluss einen Überblick über „Blitztechnik“ – einschließlich<br />

Produkttests und praktischen Anwendungstipps. <strong>Die</strong> Technik bleibt im Fokus, wenn wir<br />

als „Fotoausrüstung fürs kleine Budget“ nützliches und preiswertes Zubehör empfehlen.<br />

Entdecken Sie Ihre Möglichkeiten!<br />

Viel Spaß & Erfolg dabei wünscht das Team von „<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>“!<br />

Haftung<br />

Das Heft wurde mit großer Sorgfalt<br />

produziert. Der Verlag kann jedoch keine<br />

Haftung, Gewährleistung, Garantie oder<br />

Versicherung für Meinungen, Waren oder<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen übernehmen, die in<br />

dieser Ausgabe veröffentlicht wurden.<br />

Der Herausgeber übernimmt keine<br />

Verantwortung für Inhalte von externen<br />

Webseiten, deren Adressen veröffentlicht<br />

werden.<br />

VERTRIEB<br />

VU VERLAGSUNION KG<br />

Am Klingenweg 10<br />

65396 Walluf<br />

Telefon: 0612/3620 0<br />

BÜRO DEUTSCHLAND<br />

Ultimate Guide Media<br />

Landsberger Straße 302<br />

80687 München<br />

Telefon: +49 (0) 89 90 40 5 805<br />

Fax: +49 (0) 89 90 40 5 066<br />

BÜRO UNITED KINGDOM<br />

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Argyle House, 1 Dee Road<br />

Richmond, Surrey<br />

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LESERFRAGEN<br />

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DRUCK UND BINDUNG<br />

Quad/Graphics Europe Sp. z o. o.<br />

Drukarnia Wyszków<br />

ul. Pułtuska 120<br />

07-200 Wyszków, Polska<br />

www.quadgraphics.pl<br />

Das Papier, auf dem dieses<br />

Magazin gedruckt ist, besteht<br />

aus umweltverträglichen Fasern.


8<br />

SCHAUKASTEN


Inhalt<br />

008 Schaukasten<br />

<strong>Die</strong> besten Bilder unserer Leser<br />

034 Langzeitbelichtung an der<br />

See<br />

Ein zehnstufiger Graufilter produziert<br />

großartige Landschaftsbilder<br />

038 Porträts zum Gruseln<br />

Kinderporträts à la Frankenstein Junior<br />

042 Feuerwerk<br />

So fangen Sie das Spektakel richtig ein<br />

045 Funken sprühen und knistern<br />

„Zündende“ Porträts mit Wunderkerzen<br />

als Beleuchtung<br />

048 Kaleidoskop<br />

Verwandeln Sie alltägliche Szenen in<br />

farbenprächtige, abstrakte Muster<br />

050 Goldene Stunde<br />

selbstgemacht<br />

Ihr Blitzgerät kann das Sonnenlicht<br />

simulieren<br />

054 „Slinky in Action“<br />

Was eine Schraubenfeder alles kann…<br />

058 Bewegungsunschärfe durch<br />

Mehrfachbelichtung<br />

Bewegung darstellen ohne Graufilter?<br />

Es geht auch ohne, wir zeigen es Ihnen<br />

060 <strong>Die</strong> Welt ist alphabetisch<br />

Ein Fotoprojekt, bei dem Sie bekannte<br />

Formen und Linien im Alltag entdecken<br />

062 Landschaften wie gemalt<br />

Was halten Sie davon, schnell mal aus<br />

einem Foto ein Gemälde zu machen?<br />

064 Der Zauber des Wasserfalls<br />

Ein Wasserfall hat etwas Magisches –<br />

doch wie fangen Sie die Magie ein?<br />

068 Porträt mit Schuss…<br />

Ein Schuss „Pulver“ sorgt für abstrakte<br />

Porträts voller Dynamik<br />

070 Sterngucker<br />

Um die Milchstraße zu fotografieren,<br />

brauchen Sie kein Hubble-Teleskop<br />

074 Laub im Gegenlicht<br />

Ein abstraktes, trotzdem natürliches<br />

Stillleben<br />

076 Unschärferelation...<br />

Langzeitbelichtung ohne Stativ?<br />

Das funktioniert – mit der richtigen<br />

<strong>Aufnahme</strong>technik<br />

080 <strong>Die</strong> Farbe der Rose…<br />

Lippenstift und Nagellack, doch kein<br />

Model weit und breit…<br />

082 Blütenabstraktion...<br />

Kreativprojekt Blumen<br />

084 <strong>Die</strong> Rosen-Linie<br />

Kreativprojekt Blumen II<br />

34<br />

LANGZEITBELICHTUNG<br />

AN DER SEE<br />

54<br />

„SLINKY IN ACTION“<br />

76<br />

UNSCHÄRFERELATION<br />

84<br />

DIE ROSEN-LINIE<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 005


Inhalt<br />

086 Farbtupfer<br />

Kreativprojekt Schirm<br />

088 Abgeschirmt<br />

Kreativprojekt Schirm II<br />

090 Sturm<br />

Auch wenn Sie von Bildbearbeitung gar<br />

nichts halten...<br />

092 Taschenrakete...<br />

Nicht nur auf Cape Kennedy, auch zu<br />

Hause können Sie einen Raketenstart<br />

im Bild festhalten<br />

094 <strong>Die</strong> mit dem Licht tanzt…<br />

Porträtfotografie und Lichtmalerei sind<br />

eine faszinierende Kombination<br />

096 Camping mit Taschenlampe<br />

Schein hat mehr Buchstaben als sein…<br />

098 Kameratechnik:<br />

- Bildqualität<br />

- Schärfentiefe<br />

- Verschlusszeiten<br />

110 Auf dem Land I So gelingen<br />

Porträts in ländlicher Kulisse<br />

112 Outdoor Porträts Der natürliche<br />

Hintergrund macht den Unterschied…<br />

114 Wald Dichter Wald hat etwas<br />

Archaisches, das ihm eigene Atmosphäre<br />

und Präsenz gibt<br />

116 Auf dem Land II Wir sind zwar<br />

eine kleine Nation, doch es fehlt nicht<br />

an wunderbarer Natur<br />

118 Blitzen wie die Profis – viel<br />

leichter als Sie denken<br />

Oft machen nur „Kleinigkeiten“ bei<br />

der <strong>Aufnahme</strong>technik den großen<br />

Unterschied<br />

120 Grundlagen der Blitzfotografie<br />

Moderne Blitzgeräte – voll gepackt mit<br />

raffinierten Funktionen, die Sie nutzen<br />

sollten<br />

122 Blitz-<strong>Aufnahme</strong>technik:<br />

- Lichtformer<br />

- Blitz-<strong>Aufnahme</strong>technik<br />

- Kreatives Blitzen<br />

- Ausrüstung<br />

- High-Speed-Blitzsynchronisation<br />

- Seitliches Blitzen<br />

139 Fotoausrüstung fürs kleine<br />

Budget:<br />

- Telezoomobjektive<br />

- Studioblitz-Ausrüstung<br />

- Blitzfolien<br />

158 Expertenmeinung<br />

Anregungen unserer Profis helfen<br />

auch Ihnen, bessere Fotos zu machen<br />

88<br />

ABGESCHIRMT<br />

98<br />

AUFNAHMETECHNIK<br />

112<br />

OUTDOOR-PORTRÄTS<br />

006 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


158<br />

EXPERTENMEINUNG<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 007


SCHAUKASTEN<br />

FOTOGRAFISCHE HIGHLIGHTS UNSERER LESER


Howard Snyder<br />

Alter: 41 / Beruf: Landschaftsfotograf<br />

www.howard-snyder.com<br />

Purple Haze: „Um diese Stelle am Rialto Beach im Olympic<br />

National Park im Bundesstaat Washington zu erreichen, müssen Sie<br />

vom Parkplatz aus noch etwa 2,5 km wandern. Am Vorabend<br />

konnte ich den Ort überhaupt nicht erreichen, weil die Flut zu hoch<br />

stand. Am Tag der <strong>Aufnahme</strong> hatte ich aber Glück, gelangte sicher an<br />

Ort und Stelle und wieder zurück.<br />

Ich habe eine Vorliebe für Motive im Gegenlicht, besonders bei<br />

Sonnenuntergang. <strong>Die</strong> direkt über dem Horizont stehende Sonne gibt<br />

einer Szene besondere Dynamik; sie erfordert aber auch die präzise<br />

Einstellung aller relevanten Parameter an der Kamera. Hinzu<br />

kommen die vielen kreativen Möglichkeiten der Nachbearbeitung.<br />

Für dieses Bild habe ich mit mehreren Luminositäts-Masken und<br />

anderen Auswahlwerkzeugen gearbeitet, um gleichmäßige<br />

Helligkeitswerte zu erhalten.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17–40mm f/4L Objektiv.<br />

Belichtung: 1/25 Sekunde bei Blende f/22 und ISO 160.


<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

Kerrys Bilder zeigen eindrucksvoll<br />

die majestätische Erscheinung, Kraft<br />

und Anmut dieser aufregenden Tiere.<br />

Seine <strong>Aufnahme</strong>technik ist<br />

hervorragend, und die<br />

Konvertierung in Schwarzweiß<br />

unterstützt die wundervolle<br />

Stimmung der Bilder.<br />

Daniel Lezano<br />

SCHAUKASTEN<br />

Howard Snyder (fortgesetzt)<br />

In Reichweite: „Das Skagit Valley in Washington bietet jedes Jahr für ein paar<br />

Wochen eine wundervolle Landschaft voller Tulpen und Osterglocken. Leider ist es<br />

zu dieser Zeit auch voller Menschenmassen, die diese Großgärtnereien besuchen.<br />

Wochentags, besonders frühmorgens bei Sonnenaufgang, bietet sich aber die<br />

Möglichkeit, das großartige Licht einzufangen und die Begegnung mit den Touristen<br />

zu vermeiden. Leider blieb mir nicht viel Zeit zum <strong>Fotografie</strong>ren. <strong>Die</strong> Angestellten der<br />

Gärtnerei erlaubten mir, in den Feldern zu fotografieren, sofern ich mich beeilen<br />

würde. <strong>Die</strong> einzelne rote Tulpe in einem Beet gelber Tulpen fiel mir sofort ins Auge,<br />

und ich wusste: Hier ist das Potenzial für eine gute <strong>Aufnahme</strong>.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17–40mm f/4L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 2 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 320.<br />

Kerry Hendry<br />

Alter: 41 / Beruf: PR/Werbung<br />

www.lovetheimage.co.uk<br />

Vom Wind zerzaust: „<strong>Die</strong>se Islandpferde sind eine einzigartige Rasse,<br />

wunderschöne Tiere, freundlich und neugierig. <strong>Die</strong>se Stute war von meiner<br />

Anwesenheit zuerst verunsichert, doch dann gewann die Neugier Oberhand und<br />

sie kam auf mich zu, um „Hallo“ zu sagen. Ihre Mähne flatterte in der eiskalten<br />

isländischen Brise, während ihrer Artgenossen im Hintergrund grasten.“<br />

Nikon D600 mit NIKKOR AF-S 70–200mm f/2.8G ED VR Objektiv.<br />

Belichtung: 1/800 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 160.<br />

„Seepferde“: „<strong>Die</strong> Camargue in Frankreich ist berühmt für die dort frei in den<br />

Salzsümpfen an der Küste lebenden weißen Pferde. Das Bild entstand an einem<br />

stürmischen Tag, als eine kleine Herde an mir vorbei galoppierte.“<br />

Nikon D600 mit NIKKOR AF-S 70-200mm f/2.8G ED VR Objektiv.<br />

Belichtung: 1/1000 Sekunde bei Blende f/3.2 und ISO 400.<br />

Hengste der Camargue: „<strong>Die</strong> Hengste der Camargue sind majestätische Tiere:<br />

<strong>Die</strong>se beiden – einer ausgewachsen, der andere noch sehr jung – tragen ihren<br />

Machtkampf um die Führung der Herde aus. Bei der <strong>Aufnahme</strong> musste ich schnell<br />

reagieren, doch meine Kenntnis des Verhaltens dieser Tiere half mir, den richtigen<br />

Moment zu erwischen.“<br />

Nikon D600 mit NIKKOR AF-S 70–200mm f/2.8G ED VR Objektiv.<br />

Belichtung: 1/1000 Sekunde bei Blende f/3.2 und ISO 400.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

11


SCHAUKASTEN<br />

<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

Daves Bilder erreichten uns über<br />

Flickr und erregten sofort unsere<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Er verfügt über großes technisches<br />

Können, besitzt ein Auge für<br />

Bildkomposition und die Fähigkeit,<br />

aufregende Lichtverhältnisse<br />

einzufangen.<br />

Jordan Butters<br />

Dave Brightwell<br />

Alter: 45 / Beruf: Facharbeiter<br />

www.flickr.com/photos/dbrightwell<br />

Seegras und Sonnenschein: „<strong>Die</strong>ses Bild stammt von einem Küstenabschnitt in<br />

Durham County, direkt nach Sonnenaufgang, als die Sonne die Küste in ihr warmes Licht<br />

tauchte. Mir gefiel das hellgrüne Seegras auf den Steinen, das mit den Rottönen der Felsen<br />

im Hintergrund kontrastiert. Ich benutzte einen 1.8-stufigen Graufilter, der das Meer<br />

weichzeichnete und einen 0.9-stufigen Grauverlaufsfilter, um die <strong>Aufnahme</strong><br />

auszubalancieren. Bei der Verarbeitung in Photoshop habe ich eine Luminositätsmaske<br />

und eine Gradationskurvenebene benutzt, um den Kontrast einzustellen; anschließend<br />

hellte ich mit dem Abwedler-Werkzeug die Felsen auf.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17–40mm f/4L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 100 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100).<br />

Beschädigter Dammweg: „Das ist eine <strong>Aufnahme</strong> von St Marys Island im Nordosten<br />

Englands. <strong>Die</strong> Sonne ging gerade unter und warf ein farbiges Licht auf den Leuchtturm und<br />

den Damm. Es ist ein bekanntes Touristenziel, wo an Wochenenden tausende Fotos<br />

gemacht werden. Deshalb suchte ich nach einer Perspektive, die das Motiv etwas anders<br />

zeigt. Mir fielen die Risse im Damm auf, und ich nutzte sie als Führungslinien. Um die<br />

Belichtungszeit zu verlängern und die See weichzuzeichnen, verwendete ich einen<br />

1.8-stufigen Graufilter, der dem Bild eine ruhige, leicht surreale Stimmung verlieh. In<br />

Photoshop stellte ich mithilfe der Gradationskurven den Kontrast etwas nach.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 70 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100.<br />

Früher Abend bei Grasmere: „<strong>Die</strong>s ist der Lake Grasmere im Lake District. Ich<br />

bemerkte, wie das Licht des frühen Abends Bäume und Gras erhellte; glücklicherweise war<br />

der See so ruhig, dass ich ein paar hübsche Spiegelungen einfangen konnte. Ein Polfilter<br />

reduzierte die Reflexe auf dem Wasser im Vordergrund, sodass ich bis auf den Grund sehen<br />

und die Steine unter der Oberfläche aufnehmen konnte. Zusätzlich hatte ich einen<br />

0.9-stufigen Verlaufsfilter montiert, dessen dunkler Teil den Himmel abdeckte.<br />

Nachbearbeitet wurde mit Photoshop: Da das Bild um zwei Blendenstufen überbelichtet<br />

war, habe ich einen Gaußschen Weichzeichnungsfilter hinzugefügt, dann das Bild kopiert<br />

und mit der Füllmethode „Multiplizieren“ bei reduzierter Deckkraft über das Original gelegt.<br />

Zum Schluss habe ich noch eine Tonwertkorrekturebene hinzugefügt, um die Mitteltöne zu<br />

korrigieren.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 0,6 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

13


<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

SCHAUKASTEN<br />

<strong>Die</strong>se anmutigen Porträts<br />

vermitteln einen sehr schönen<br />

und natürlichen Eindruck. Er<br />

wird verstärkt durch das<br />

weiche, subtile Licht und die<br />

gedämpften Farben.<br />

Caroline Wilkinson<br />

Pauly Pholwises<br />

Alter: 19 / Beruf: Fotograf und Student<br />

www.paulypholwises.com<br />

Mädchen mit Pilzhut: „<strong>Die</strong>ses Foto habe ich am frühen Morgen gemacht, doch die Sonne stand schon recht hoch. <strong>Die</strong> einzige Möglichkeit, unschöne Schatten<br />

auf dem Gesicht des Mädchens zu vermeiden, bestand darin, ihm diesen Pilzhut aufzusetzen. Ich mag Porträts aus nächster Nähe – ein Gesicht zeigt die<br />

Persönlichkeit und die Emotionen einer Person. <strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong> mag ich besonders, weil sie sehr natürlich geworden ist. Sie war eigentlich ganz einfach, trotzdem<br />

glaube ich, dass ich den richtigen Moment erwischt habe.“<br />

Canon Rebel T2i mit Canon EF 85mm f/1.8 Objektiv.<br />

Belichtung: 1/200 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 100.<br />

Blumen im Arm: “„Auch dieses Bild entstand am frühen Morgen, bei bereits<br />

hoch aber nunmehr seitlich stehender Sonne, weswegen keine Schatten mehr auf<br />

das Gesicht fielen. Ich bringe immer ein paar Requisiten für meine<br />

Porträtaufnahmen mit, das kann ein Hut, eine Laterne, ein Schal oder sonst etwas<br />

sein, das das Model in der Hand hält. Hier war es ein Blumenstrauß. Requisiten<br />

sind von Bedeutung, wenn eine Geschichte erzählt werden soll und sie bringen<br />

den Betrachter zum nachdenken. Warum hält Sie das? Was ist die Geschichte<br />

dahinter? Ich möchte, dass die Betrachter sich ihre eigenen Geschichten<br />

ausdenken.“<br />

Canon Rebel t2i mit Canon EF 85mm f/1.8 Objektiv.<br />

Belichtung: 1/320 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 100.<br />

Carlo Marchisio<br />

Alter: 22 / Beruf: Student<br />

www.carlomarchisio.it<br />

Detail oder Stil: „Es sollte eine Serie von <strong>Aufnahme</strong>n über italienischen Stil und<br />

Luxus werden. <strong>Die</strong>ses Bild soll Eleganz und Perfektion ausdrücken. Ich habe das<br />

versucht, indem ich viele Details in das Bild gebracht und für guten Kontrast<br />

gesorgt habe. Nachdem ich die korrekte Belichtung gefunden hatte blendete ich<br />

eine Stufe ab, um den Effekt zu erhöhen, wobei jedoch die Details des<br />

dunkelblauen Jacketts erhalten blieben. Nach der <strong>Aufnahme</strong> merkte ich, dass<br />

ein weiteres Element nötig war, um die Bildkomposition zu verbessern, und fügte<br />

die Brille hinzu. Zum Schluss schnitt ich das Foto quadratisch zu, weil das für<br />

mich am besten zu dieser Art Bild passt.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 24–105mm Objektiv.<br />

Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

15


SCHAUKASTEN<br />

FOTOGRAFISCHE HIGHLIGHTS UNSERER LESER


Mark George<br />

Alter: 40 / Beruf: Fotograf<br />

www.markgeorgephotography.co.uk<br />

King Tor: „<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong> machte ich ganz oben vom King<br />

Tor in Dartmoor, nachdem die Wettervorhersage eine<br />

aufgelockerte Wolkendecke angekündigt hatte.<br />

Der Sonnenuntergang rückte schnell näher, und dicke<br />

Wolken, die sich bis zum Horizont erstreckten, drohten das<br />

Fenster, durch das die Sonne fiel, wieder zu schließen – und<br />

so geschah es auch. Doch meine Geduld wurde belohnt, als<br />

die Sonne wieder in Sicht kam und die gesamte Szene mit<br />

intensivem Licht und Farben füllte. Der Himmel war geteilt in<br />

einen Bereich von subtilem Blaugrau und einen mit<br />

intensivem Licht (rechts im Bild).<br />

Ich richtete einen 0.6- und einen 0.9-Grauverlaufsfilter an der<br />

gekippten Horizontlinie aus. <strong>Die</strong> Nachbearbeitung umfasste<br />

nur Korrekturen der Farbsättigung und den Bildzuschnitt.“<br />

Canon EOS 5D Mk III mit Canon EF 16-35mm f/2.8L II.<br />

Belichtung: 0,4 Sekunden bei Blende f/9 und ISO 100.


Billy Currie<br />

Alter: 46 / Beruf: IT-Spezialist<br />

www.billycurriephotography.co.uk<br />

Das Armadillo (oben): „Ein berühmtes Gebäude in Schottland, und eines<br />

meiner persönlichen Favoriten. <strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong> war ganz einfach, der Zugang<br />

war leicht und der Morgen ruhig. <strong>Die</strong> Bearbeitung hingegen war weniger<br />

einfach, denn ich wollte Licht und Schatten benutzen, um die Kanten des<br />

Gebäudes zu betonen und weil das Gebäude so viele Kanten hat, war das<br />

ziemlich aufwändig.“<br />

Canon EOS-1D X mit Canon EF 17–40mm f/4L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 180 Sekunden bei Blende f/11 und ISO 400.<br />

Das Velodrom (oben rechts): „<strong>Die</strong>ses Gebäude in Glasgow ist eine relativ<br />

neue Errungenschaft der Stadt. Es ist eine großartige Struktur mit vielen Winkeln<br />

und Möglichkeiten der Perspektive. Bei der Nachbearbeitung legte ich<br />

besonderen Wert auf das Licht, das auf den Dachbereich fiel und mit dem<br />

darunterliegenden Schatten kontrastierte.”<br />

Canon EOS-1D X mit Canon EF 17–40mm f/4L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 145 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 200.<br />

Seltsame Erscheinung (rechts): „An diesem Gebäude war ich viele Male<br />

vorbeigegangen und hatte nie etwas Besonderes daran bemerkt, doch eines<br />

Tages sah ich es in ganz neuem Licht. Als ich nah an die Fassade heranging und<br />

direkt nach oben schaute, schien es mir, als könnte ich die Form eines Gesichts<br />

ausmachen.“<br />

Canon EOS-1D X mit Canon EF 24–105mm f/4L IS USM Objektiv.<br />

Belichtung: 120 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 200.<br />

The Towers (Mitte): „Das war mein erstes Architekturfoto. Inspiriert dazu hatten<br />

mich Joel Tjintjelaars Videos, als ich in San Francisco war. Ich machte mich auf in<br />

die Innenstadt und schoss ein paar experimentelle Langzeitaufnahmen. <strong>Die</strong>s war<br />

eine von ihnen – und seitdem bin ich süchtig danach.“<br />

Canon EOS-1D X mit Canon EF 24–105mm f/4L IS USM Objektiv.<br />

Belichtung: 320 Sekunden bei Blende f/9 und ISO 100.<br />

Tower 42 (ganz rechts): „Das war während eines Besuchs in London. <strong>Die</strong><br />

Stadt hat eine eindrucksvolle Architektur zu bieten. Besonders dieses Gebäude<br />

hatte es mir angetan. <strong>Die</strong> Belichtung dieser <strong>Aufnahme</strong> war nicht einfach weil,<br />

der untere Teil des Gebäudes viel dunkler als der helle Himmel war.“<br />

Canon EOS-1D X mit Canon EF 17–40mm f/4L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 145 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 400.<br />

18 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

Ich sah Billys Langzeitbelichtungen<br />

zum ersten Mal auf Flickr. Seine<br />

<strong>Aufnahme</strong>n sind genau was mir gefällt:<br />

Langzeit-belichtungen betonen Form<br />

und Struktur. Billys<br />

Bildkompositionen passen<br />

haargenau zu seinen Motiven.<br />

Jordan Butters<br />

SCHAUKASTEN<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

19


SCHAUKASTEN<br />

Justin Poe<br />

Alter: 25 / Beruf: Soldat<br />

www.500px.com/JustinPoe<br />

Plötzliche Überraschung: „<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong> repräsentiert nichts, was ich<br />

normalerweise machen würde. Normalerweise fotografiere ich Landschaften bei<br />

Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang mit Weitwinkelobjektiv. Hier hatte sich nur<br />

zufällig eine <strong>perfekte</strong> Situation ergeben: Das Licht des Spätnachmittags fiel durch die<br />

Wolken direkt auf die Berggipfel vor mir. Ich benutzte ein Teleobjektiv, um nur einen Teil<br />

des Motivs im Bild einzufangen. Ich hatte Blende F/8 eingestellt, um im gesamten<br />

Bildausschnitt viel Bildschärfe zu erhalten.<br />

Ich machte mehrere <strong>Aufnahme</strong>n mit verschiedenen Belichtungseinstellungen, da dem<br />

LCD-Bildschirm der Kamera nicht immer zu trauen ist. Später montierte ich zwei<br />

<strong>Aufnahme</strong>n in Photoshop zusammen, um eine gleichmäßige Helligkeitsverteilung der<br />

Szene zu bekommen, die etwa den realen Lichtverhältnissen meiner Erinnerung<br />

entsprach.“<br />

Canon EOS 5D Mk III mit Canon EF 70–200mm f/4L Objektiv.<br />

Belichtung: 1/400 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100.<br />

Anton Shvain<br />

Alter: 25 / Beruf: Fotograf<br />

www.antonshvain.com, oder: 500px.com/antonshvain<br />

Porträts: „Ich mag authentische Gesichter, deshalb versuche ich in meinen<br />

Porträtaufnahmen grundsätzlich Kosmetik zu vermeiden. Natürlich ist die Vorbereitung<br />

der Haut wichtig: Waschen, Spülen, Trocknen und dann nur ganz wenig Make-Up. Bis<br />

zu 80 Prozent der Zeit für eine Porträtaufnahme besteht aus diesem Prozess.<br />

<strong>Die</strong> Beleuchtung war einfacher als es auf dem Foto aussieht: Hintergrund und eine<br />

Softbox, dazwischen das Mädchen. Ich positioniere die Modelle und drehe sie, bis ich<br />

zufrieden bin damit, wie das Licht auf ihr Gesicht fällt. <strong>Die</strong> Mädchen sind keine<br />

Profimodels, was bedeutet, dass ich viel Zeit damit verbringe, Ihnen genau zu zeigen,<br />

was ich meine.<br />

Ich habe sehr viel auf einem Seminar mit dem ukrainischen Fotografen Ilya Ratman<br />

gelernt. Er hat mir in Bezug auf die Bedeutung der Nachbearbeitung die Augen<br />

geöffnet, und ich habe erfahren, wann ein Bild wirklich cool aussieht: Es hat vor Allem<br />

mit den Linien zwischen Licht und Schatten zu tun. Seitdem sehe ich meine Bilder aus<br />

einem anderen Winkel und lege mehr Wert auf die Retusche. Das dauert manchmal<br />

Stunden, manchmal aber auch Tage. Für die Porträtbearbeitung sind Gradationskurven<br />

und Ebenenmasken die vielseitigsten Werkzeuge.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit EF 85mm f/1.2 II USM Objektiv.<br />

Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/9 und ISO 50).<br />

20 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

Anton beweist, dass ein einfaches Setup<br />

der Beleuchtung – kombiniert mit<br />

fehlerloser <strong>Aufnahme</strong>technik – alles ist,<br />

was für hervorragende Portraits nötig ist.<br />

Ich mag den direkten Augenkontakt,<br />

die ausdrucksvollen Gesichter und<br />

gedämpften Farben.<br />

Caroline Wilkinson


SCHAUKASTEN<br />

Phil Buckle<br />

Alter: 55 / Beruf: Gesundheitstrainer<br />

www.flickr.com/photos/cumbrianbuckles/<br />

Lindisfarne Castle: „Während einer Reise in den Nordosten fanden wir die<br />

idealen Bedingungen für einen Trip nach Holy Island, um Bilder vom Lindisfarne<br />

Castle zu machen. Nach ein paar Stunden erschien sogar die Sonne und strahlte<br />

das Schloss an. Ich fand diesen Blickwinkel am Strand, von wo ich es zwischen<br />

zwei Felsformationen einrahmen konnte.<br />

Ich benutzte einen 0.9-stufigen harten Grauverlaufsfilter, um die extremen<br />

Helligkeitsunterschiede auszugleichen; trotzdem musste ich die Spitzen der<br />

Felsen mit Vivesa 2 von Nik Software wiederherstellen.“<br />

Canon EOS 60D mit Sigma 10–20mm f/4-5.6 EX DC Objektiv.<br />

Belichtung: 1/4 Sekunde bei Blende f/11 und ISO 100).<br />

Buttermere Pines: „Buttermere ist eine der schönsten Gegenden im Lake<br />

District. Ich war schon lange vor Sonnenaufgang dort, um das Licht des frühen<br />

Morgens einzufangen. <strong>Die</strong> Wetterbedingungen waren großartig, die tief<br />

hängenden Wolken bedeckten die Flügelkämme, während die Sonne durch die<br />

Wolken fiel und die Kiefern direkt beleuchtete. Ich musste nur den richtigen<br />

Moment abwarten. Nachbearbeitet wurde in Lightroom 5 mit Nik Plug-Ins.”<br />

Canon EOS 6D mit Canon EF 24–105mm f/4L IS USM Objektiv.<br />

Belichtung: 1/4 Sekunde bei Blende f/11 und ISO 100).<br />

Duke of Portland Boathouse: “Fotografisch hatte dieser Morgen einen<br />

schlechten Start, deswegen machte ich mich auf zum Lake Ullswater und dem<br />

„Duke of Portland Boathouse“. Dort erwarteten mich beste Wetterbedingungen,<br />

da die entfernte Seeseite und die Hügel von Nebel eingehüllt waren.<br />

Da das Wasser des Sees sich leicht kräuselte, benutzte ich einen 10-stufigen<br />

Graufilter, um den Effekt abzumildern und die Spiegelung der Wolken im Wasser<br />

zu verbessern; er sorgte zudem für etwas Bewegung in den Wolken. <strong>Die</strong><br />

Langzeitbelichtung ergab ein paar schöne Spiegelungen, die Nebelschwaden in<br />

den Hügeln im Hintergrund waren deutlich erkennbar.“<br />

Canon EOS 6D mit Canon EF 24-105mm f/4L IS USM Objektiv.<br />

Belichtung: 30 Sekunden bei Blende f/13 und ISO 100.<br />

Blencathra View: „Tewet Tarn und die umgebenden Hügel gehören zu den<br />

bevorzugten Gegenden der Seenlandschaft, denn Sie sind leicht erreichbar. Fast<br />

wollte ich wieder ins Bett zurück, als ich beim Verlassen des Hauses feststellte, wie<br />

schlecht das Wetter war, doch ich tat es nicht. Als ich ankam, war die Wolkendecke aufgerissen und erzeugte ein <strong>perfekte</strong>s Licht. Ich wartete, bis es auch die Felsen<br />

und das Gras im Vordergrund beleuchtete, und machte meine <strong>Aufnahme</strong>. Kaum war sie im Kasten, wurde ich von einem guten alten Cumbrischen Regenschauer<br />

daran erinnert, dass man diese Gegend nur an sonnigen Tagen aufsuchen sollte.<br />

<strong>Die</strong> Nachbearbeitung erfolgte mit Lightroom 5 und ein paar Nik Plug-Ins.“<br />

Canon EOS 6D mit Canon EF 17–40mm f/4L USM Objektiv.<br />

Belichtung: 0,8 Sekunden bei Blende f/11 und ISO 100.<br />

22 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

Phils großartige Bilder erinnern daran,<br />

mit welch wunderschönen<br />

Landschaften die englischen Inseln<br />

gesegnet sind.<br />

Phils Fähigkeit, das vorhandene<br />

Licht optimal auszunutzen, ist<br />

einen Applaus wert.<br />

Daniel Lezano


SCHAUKASTEN<br />

FOTOGRAFISCHE HIGHLIGHTS UNSERER LESER<br />

Robin Lowry<br />

Alter: 48 / Beruf: Kreativdirektor<br />

www.robinlowryphotography.co.uk<br />

Herbstgold: „Abgesehen von der Schleiereule, gehört der<br />

Waldkauz zu meinen bevorzugten Vögeln. <strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong> zeigt<br />

eine halbzahme Eule, die auf den Namen „Mr. Forbes“ hört und in<br />

der „Königlichen Raubvögel-Akademie“ in Essex gehalten wird. Es<br />

sollte ein warmes, intimes Porträt der Eule werden, und es wurde<br />

eine jener Momente, bei denen einfach alles passte: die warmen<br />

Herbstfarben der Blätter an den Bäumen, das milchige,<br />

frühmorgendliche Sonnenlicht, die aufgelockerten Wolken und die<br />

Eule, die geradezu professionell posierte.<br />

Ich hatte den Fokus auf die Augen eingestellt, dazu eine negative<br />

Belichtungskorrektur von -2/3EV, damit die Spitzlichter nicht<br />

ausbrannten. Mir war klar, dass ich durch das Raw-Format einigen<br />

Spielraum hatte, das Bild aufzuhellen, sofern die Bilddaten erhalten<br />

blieben. In Photoshop verstärkte ich die warmen Töne und hellte die<br />

Augen etwas auf.“<br />

Canon EOS-1DX mit Canon EF 300mm f/2.8L IS II USM.<br />

Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/5.6 und ISO 200.


SCHAUKASTEN<br />

Robin Lowry (fortgesetzt)<br />

Tolkien: „<strong>Die</strong>ses Foto machte ich im Hochsommer in Andover, an einem der regelmäßig<br />

stattfindenden Fototage in der „Hawk Conservancy“. Es zeigt den Anflug einer Adler-Eule, fotografiert<br />

mit niedrigem Kamerastandpunkt, sodass der Eindruck entsteht, der Raubvogel hätte es auf den<br />

Fotografen abgesehen. Ich hatte mich im vermuteten Flugweg der Eule positioniert und wollte<br />

auslösen, wenn sie meinen scharfgestellten Punkt im Gegenlicht passierte. Sie durchflog diesen<br />

Bereich mehrmals, wobei die aufragenden Bäume leider Schatten verursachten.<br />

Durch eine hohe ISO-Einstellung erreichte ich eine sehr kurze Verschlusszeit von 1/5000 Sekunde,<br />

die jede Bewegungsunschärfe ausschloss. Außerdem stellte ich -2/3EV Belichtungskorrektur ein,<br />

damit die Spitzlichter nicht ausbrannten.“<br />

Canon EOS-1DX mit Canon EF 70–200mm f/2.8L IS II USM.<br />

Belichtung: 1/5000 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 1600.<br />

Sunset Stags: „Meine Frau und ich hatten einen viertägigen Aufenthalt in einem Rotwild-Park in<br />

Norfolk, gerade zu Beginn der Brunstzeit. Ich wollte die Hirsche als Silhouette fotografieren,<br />

wobei die mächtigen Geweihe gut zu erkennen sein sollten. Es war eine knifflige Sache, denn<br />

dazu brauchte ich einen Sonnenuntergang, mindestens einen einzelnen Hirsch in der richtigen<br />

Position, und auch ich selbst musste am richtigen Ort sein.<br />

Am dritten Tag war das Wetter klar und ich kam vor Sonnenuntergang an, so dass ich meinen<br />

Standort einnehmen und sich die Tiere an meine Anwesenheit gewöhnen konnten. Genau zum<br />

richtigen Zeitpunkt kamen die Tiere den Hügel hinauf auf mich zu. Ich weiß, wie viel Glück zu<br />

dieser <strong>Aufnahme</strong> gehört hat.“<br />

Canon EOS-1DX mit Canon EF 300mm f/2.8L IS II USM.<br />

Belichtung: 1/8000 Sekunde bei Blende f/5.6 und ISO 500.<br />

Malcolm Andrew<br />

Alter: 67 / Beruf: Privatdozent<br />

www.malcolmandrewphotography.co.uk<br />

Fjallsárlón: <strong>Die</strong>ses Panorama der Gletscherlagune am Fuß des mächtigen Vatnajökull<br />

Gletschers bei Fjallsárlón in Island besteht aus sechs Einzelbildern. Ich hatte mit manueller<br />

Kameraeinstellung fotografiert, damit sich die Belichtung zwischen den einzelnen <strong>Aufnahme</strong>n<br />

nicht ändern würde und benutzte außerdem einen 0,9-stufigen Graufilter, um die Details des<br />

Himmels herauszuarbeiten.<br />

<strong>Die</strong> Bilder wurden im Entwicklungsmodul von Lightroom 5 als Stapel verarbeitet und<br />

anschließend als TIFF-Dateien exportiert. <strong>Die</strong>se wurden danach in Photoshop CS6 mit<br />

Photomerge zusammengefügt, mit „Repositionieren“ als Layout-Option.<br />

Canon EOS 6D mit Canon EF 24–105mm f/4L IS USM Objektiv.<br />

Belichtung: 1/25 Sekunde bei Blende f/22 und ISO 100.<br />

26 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

Robins Bilder kamen über Flickr herein<br />

und ich war sofort fasziniert.<br />

Er verfügt über großes<br />

aufnahmetechnisches und kreatives<br />

Know-How – die Arbeit mit Tieren<br />

gehört zum Schwierigsten in<br />

der <strong>Fotografie</strong> überhaupt.<br />

Jordan Butters<br />

Hypnotischer Blick: „Es sollte ein etwas anderes Porträt eines Raubvogels<br />

werden. <strong>Die</strong>ser Hühnerhabicht namens „Sammi“ faszinierte mich wegen seiner<br />

hypnotischen Augen.<br />

Da ich nicht so nah heran konnte, wie ich wollte, fotografierte ich den gesamten<br />

Kopf und schnitt das Bild anschließend in Photoshop zu. Ich verwendete ein<br />

weit aufgeblendetes 600 mm Teleobjektiv und legte den Schärfepunkt genau<br />

auf das Auge. Ich hatte zwar nur minimale Schärfentiefe, doch sie reichte aus.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong> entstand im Freien bei natürlichem, diffusem Licht. Der dunkle<br />

Hintergrund sorgte für einen studioähnlichen Eindruck.”<br />

Canon EOS -1DX mit Canon EF 300mm f/2.8L IS II und Canon EF 2x Extender.<br />

Belichtung: 1/400 Sekunde bei Blende f/5.6 und ISO 800.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

27


SCHAUKASTEN<br />

Malte Grüner<br />

Alter: 24 / Beruf: Wirtschaftsstudent<br />

www.facebook.com/mgphotolife<br />

Felix: „Bei meinen Porträts gehe ich so vor, dass ich mir einen Ort suche, an dem<br />

es interessante Schatten gibt, in die ich das Modell platzieren kann. Anschließend<br />

helle ich die Szene mit Reflektoren auf.<br />

Für diese <strong>Aufnahme</strong> wählte ich einen städtischen Parkplatz, der sich perfekt dazu<br />

eignete, einen hübschen Kontrast zwischen dem kalten, grauen Hintergrund und<br />

der farbenfrohen Kleidung des Models herzustellen.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit Sigma 50mm f/1.4 EX DG HSM.<br />

Belichtung 1: 1/160 Sekunde bei Blende f/1.8 und ISO 100,<br />

Belichtung 2: 1/5000 Sekunde bei Blende f/1.8 und ISO 100).<br />

Phil Corley<br />

Age: 52 / Beruf: IT-Beratung<br />

www.philcorleyphotography.com<br />

Cascade Canyon: „<strong>Die</strong>ses Bild stammt von einem Küstenabschnitt in Seaham,<br />

Durham County. Ich „Auf der Isle of Eigg, die zu den schottischen Inneren<br />

Hebriden gehört, hat ein Wasserfall, der sich ins Meer ergießt, eine schmale<br />

Klamm in den Felsen gefräst. <strong>Die</strong> Möglichkeiten der Bildkomposition waren stark<br />

eingeengt, als ich mich dort hinein gezwängt hatte, deshalb nutzte ich die<br />

seitlichen Felswände als Führungslinien.<br />

Ein 0.9-Graufilter sorgte für das richtige Maß an Wasserbewegung. Überall<br />

spritzte es herum, ich musste den Filter mehrmals abtrocknen.“<br />

Nikon D3x mit NIKKOR AF-S 16–35mm f/4G Objektiv.<br />

Belichtung: 1,3 Sekunden bei Blende f/18 und ISO 100.<br />

Licht über Idwal: „Snowdonia im Winter ist immer ein wunderbarer Ort. Wir<br />

fanden eine Landschaft vor, der man ihre Kälte auch ansah. Auf der Suche<br />

nach der richtigen Bildkomposition fielen mir einige Felsen auf, die als<br />

Vordergrund dienen und das Auge nach unten auf die Felsen im Hintergrund<br />

lenken konnten.<br />

Ich benutzte einen 0.45-stufigen harten Grauverlaufsfilter, dessen<br />

Übergangszone ich auf die ferne Küstenlinie legte, um die Belichtung<br />

auszubalancieren, während ein 0.9-stufiger Graufilter die Oberfläche des Sees<br />

weichzeichnete.“<br />

Nikon D3x mit NIKKOR AF-S 16–35mm f/4G Objektiv.<br />

Belichtung: 1/100 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100.<br />

28 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

Es ist immer wieder<br />

hochinteressant, neue Blickwinkel<br />

auf berühmte Örtlichkeiten zu<br />

entdecken – besonders wenn sie<br />

so kunstvoll aufgenommen<br />

werden wie diese Bilder von<br />

Phil.<br />

Daniel Lezano<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

29


SCHAUKASTEN<br />

<strong>Digitale</strong><br />

KOMMENTAR<br />

Steve schafft es, an jedem Ort<br />

eine aufregende Atmosphäre<br />

einzufangen.<br />

<strong>Die</strong> Verwendung von<br />

Graufiltern sichert seinen<br />

Bildern hohe Detail- und<br />

Farbtreue.<br />

Caroline Wilkinson<br />

Steve Clasper<br />

Alter: 44 / Beruf: Großhandel<br />

www.steveclasper.com<br />

Abgeschnitten: „<strong>Die</strong>s ist wahrscheinlich einer der bekanntesten<br />

Orte der Nordostküste: der Leuchtturm von St. Mary. <strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong><br />

wurde bei Flut vom Dammweg aus gemacht. Ich benutzte einen<br />

0.6-stufi gen und einen 0.9-stufi gen harten Grauverlaufsfi lter, um<br />

eine lange Belichtungszeit zu ermöglichen, die eine ruhige<br />

Wasseroberfl äche am besten abbildet. Den Vordergrund und den<br />

Leuchtturm habe ich selektiv geschärft.<br />

In Photoshop habe ich Gradationskurven, Kontrastregler und<br />

Tonwertkorrekturen verwendet.“<br />

Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17–40mm f/4L USM<br />

Objektiv.<br />

Belichtung: 32 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 50.<br />

Crimson Cresswell: „Aufgenommen bei Cresswell an der Küste<br />

von Northumberland. Der Morgen hatte gar nicht vielversprechend<br />

begonnen, doch nach etwas Warten und Hoffen färbte sich plötzlich<br />

der Himmel für kurze Zeit in diesem aufregenden Purpurrot. Ich<br />

hatte Glück, denn als ich schnell einen interessanten Vordergrund<br />

benötigte, boten sich diese Felsen an.<br />

Für die <strong>Aufnahme</strong> benutzte ich einen 0.6-stufi gen und einen<br />

0.9-stufi gen harten Grauverlaufsfi lter. Den Vordergrund habe ich<br />

geschärft und mit der Tonwertkorrektur bearbeitet.“<br />

CCanon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17–40mm f/4L USM<br />

Objektiv.<br />

Belichtung: 32 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 50.<br />

Ein Zaun zu weit: „Ich war das erste Mal an diesem<br />

Küstenabschnitt in Northumberland, wurde aber nicht enttäuscht.<br />

Der Zaun diente als Vordergrundobjekt, das den Sonnenaufgang<br />

komplementierte, und auch die seitlichen Felsen passten zur Szene.<br />

Hier kamen ein 0,9-stufi ger Graufi lter und ein 0.9-stufi ger harter<br />

Grauverlaufsfi lter zum Einsatz, um die Belichtungszeit zu verlängern<br />

und für eine ausgeglichene Balance des Himmels mit dem<br />

Vordergrund zu sorgen.“<br />

Canon EOS 5D Mk III mit Canon EF 17–40mm f/4L USM<br />

Objektiv.<br />

Belichtung: 10 Sekunden bei Blende f/20 und ISO 100.<br />

30 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


MACH DEIN BILD<br />

KREATIVE IDEEN UND TECHNIKEN DER EXPERTEN<br />

INHALT<br />

LANGZEITAUFNAHMEN<br />

AN DER SEE<br />

PORTRAITS ZUM GRUSELN FEUERWERK FUNKENSPRÜHEN UND KNISTERN KALIEDOSKOP


SLINKY IN ACTION<br />

LAUB IM GEGENLICHT UNSCHÄRFE- RELATION


MACH DEIN BILD<br />

Langzeitaufnahmen<br />

an der See<br />

Nirgendwo ist ein zehnstufiger Graufilter besser für großartige Landschaftsaufnahmen geeignet<br />

als am Meer. Es ist in ständiger Bewegung; dies und die richtige Umgebung liefern Ihnen die<br />

<strong>perfekte</strong>n Zutaten für künstlerische Fotos.


LANGZEITAUFNAHMEN AN DER SEE


MACH DEIN BILD<br />

Lee Frost<br />

Kamera: Canon EOS 700D<br />

Objektiv: Canon EF 17-40mm f/4L USM<br />

Filter: 10-stufiger Graufilter, 2-stufiger Graufilter<br />

ICH LIEBE DAS MEER. Ich lebe am Meer. Ich genieße<br />

die Aussicht, das Rauschen, den Geruch und ich<br />

fotografiere es öfter als jedes andere Motiv. Eine meiner<br />

bevorzugten <strong>Aufnahme</strong>techniken sind<br />

Langzeitaufnahmen, wobei mir ein 10-stufiger Graufilter<br />

ermöglicht, den starken Kontrast zwischen<br />

dynamischen und statischen Bildelementen<br />

einzufangen. Meer und Himmel liefern die Dynamik,<br />

während statische Elemente in vielerlei Objekten<br />

bestehen können, von Felsen, Buhnen, Wellenbrechern<br />

bis zu Hafenmolen, Piers und Leuchttürmen.<br />

<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong>n zeigen den St. Marys Leuchtturm, ein<br />

populäres Touristenziel an der Nordostküste bei Whitley<br />

Bay. Bei Ebbe kann die Insel, auf der er steht, zu Fuß<br />

über einen steinernen Dammweg erreicht werden.<br />

Wenn die Flut kommt, wird der Damm überschwemmt<br />

und die Insel vom Festland abgeschnitten – in dieser<br />

Situation erzielen Sie die besten <strong>Aufnahme</strong>n. Sie sollten<br />

jedoch gut vorbereitet sein. Sie müssen wissen, wann<br />

der niedrigste und wann der höchste Wasserstand<br />

eintreten und Ihren Besuch entsprechend planen.<br />

Speziell dieser Leuchtturm ist als Motiv beim<br />

Höchststand der Flut am attraktivsten, während<br />

ähnliche Motive bei niedrigem oder mittlerem<br />

Wasserstand gefälliger sind – es hängt ganz von den<br />

Objekten im Vordergrund Ihrer Szene ab.<br />

Außerdem brauchen Sie für Langzeitaufnahmen an der<br />

Küste das richtige Wetter. Ein teils bedeckter Himmel<br />

und eine steife Brise sind ideal, sowohl für die<br />

Bewegung der Wolken am Himmel als auch für die von<br />

Wasser und Wellen. Auch bei völlig bedecktem Himmel<br />

lohnt sich ein Versuch, doch dann erhalten Sie eher<br />

minimalistische Fotos, auf denen die See und der<br />

Himmel nur in hellen Farbtönen zu sehen sind. Ein<br />

sonniger Tag mit blauem Himmel ist noch weniger<br />

geeignet, denn das Licht ist hart und so hell, dass die<br />

Belichtungszeiten selbst mit einem 10-stufigen<br />

Graufilter zu kurz werden. Außerdem ist der Himmel<br />

dann nur eine riesige langweilige Fläche. Wenn die<br />

Helligkeit zu groß ist, üblicherweise um die<br />

Mittagsstunden herum, können Sie einen zusätzlichen<br />

2- oder 3-stufigen Graufilter benutzen. Wenn Sie<br />

beispielsweise bei Blende f/11 mit dem zehnstufigen<br />

Graufilter für 15 Sekunden belichten, verlängert ein<br />

weiterer Graufilter der Stärke 0.9 (3 Stufen) die<br />

Verschlusszeit auf 2 Minuten. Einen Grauverlaufsfilter<br />

werden Sie ohnehin oft benötigen, um den Himmel<br />

abzudunkeln und jene Bilddetails zu erhalten, die Sie<br />

später in der Nachbearbeitung wieder hervorholen.<br />

Bei völlig bedecktem Himmel sind Langzeitbelichtungen<br />

weniger kritisch, doch wenn Details in den Wolken zu<br />

erkennen sind, sollten Sie auch dann einen 2- oder<br />

3-stufigen Grauverlaufsfilter benutzen – besonders<br />

wenn Sie einen dramatischen Schwarzweiß-Kontrast<br />

erzeugen wollen wie in dem großen Bild.<br />

<strong>Die</strong> Wetterbedingungen waren nicht ideal, als diese<br />

<strong>Aufnahme</strong>n entstanden – mir wären mehr Wolken und<br />

stärkerer Wind lieber gewesen – doch die Konvertierung<br />

in Schwarzweiß bot mir später viele künstlerische<br />

Gestaltungsfreiheit, mit der ich experimentieren konnte.<br />

Im Lauf des Tages verbesserten sich die<br />

Wetterbedingungen, und alles in allem war es eine<br />

erfolgreiche Exkursion.<br />

Setup Sie brauchen ein wirklich stabiles Stativ, damit<br />

1 die Kamera während der langen Belichtungszeit absolut<br />

ruhig bleibt, außerdem ein Weitwinkel-Zoomobjektiv, den<br />

10-stufigen Graufilter und einen Grauverlaufsfilter, um den<br />

Himmel abzudunkeln.<br />

Vergessen Sie auch die aufsteckbare Wasserwaage nicht,<br />

um sicher zu stellen, dass die Kamera nicht horizontal<br />

geneigt ist, sowie einen Fernauslöser, um den Verschluss für<br />

die gewünschte Zeit offen zu halten.<br />

Belichtung festlegen Nehmen Sie eine<br />

2Messung ohne den 10-stufigen Graufilter vor und<br />

multiplizieren Sie den gefundenen Wert mit 1000. 1/15<br />

Sekunde bedeutet demnach 60 Sekunden reale<br />

Belichtungszeit, 1/8 Sekunde 120 Sekunden usw.<br />

Schalten Sie die Kamera in den B-Modus, um den<br />

Verschluss von Hand zu steuern, wählen Sie einen kleinen<br />

ISO-Wert und eine kleine Blende am Objektiv; f/11 ist<br />

immer ein guter Ausgangspunkt.<br />

Testfoto Nachdem Sie die Belichtung<br />

3ausgerechnet haben, machen Sie die erste<br />

<strong>Aufnahme</strong>. Wahrscheinlich werden Sie feststellen,<br />

dass die Verschlusszeit nicht lang genug war – ein<br />

häufiger Fehler beim 10-stufigen Graufilter. Doch der<br />

ist leicht behoben, indem Sie die Verschlusszeit<br />

schrittweise verlängern. Nachdem Sie das erste<br />

richtig belichtete Foto erhalten haben, fahren Sie auf<br />

dessen Grundlage fort.<br />

Bewertung <strong>Die</strong>s ist das Ergebnis des ersten<br />

4Versuchs; man könnte es durchgehen lassen,<br />

doch es ist nicht überragend. Der blaue Farbstich –<br />

ein Resultat des Graufilters – spielt keine Rolle, da<br />

das Foto später nach Schwarzweiß konvertiert wird.<br />

Der teilweise überflutete Dammweg wirkt aber nicht<br />

gut als Vordergrund, deswegen erfolgt ein Wechsel<br />

des <strong>Aufnahme</strong>standorts.<br />

5<br />

Standortwechsel Ein etwas vom<br />

Dammweg entfernter Standpunkt bot einen<br />

besseren Blick über das Meer und betonte zugleich<br />

die Tatsache, dass der Leuchtturm mit einsetzender<br />

Flut auf einer Insel steht.<br />

Leider wurde diese <strong>Aufnahme</strong> durch Spaziergänger<br />

gestört, die während der <strong>Aufnahme</strong> durchs Bild<br />

liefen und geisterhafte Konturen hinterließen.<br />

36 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


LANGZEITAUFNAHMEN AN DER SEE<br />

Das fertige Bild<br />

Der Himmel wurde abgedunkelt, um mehr Dramatik zu<br />

erzeugen, und der Gesamtkontrast wurde erhöht.<br />

Das Ergebnis unterscheidet sich erheblich vom<br />

Original.<br />

Belichtung: 38 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 100<br />

Neuer Versuch <strong>Die</strong>smal hat es geklappt.<br />

6<strong>Die</strong> Flut hat die Insel vollständig vom Festland<br />

abgeschnitten, sie ist nur noch von Wasser und<br />

Himmel umgeben, und das Meer ist schön ruhig.<br />

Das Foto wirkt noch etwas zu matt, doch die Details<br />

am Himmel können später verstärkt werden.<br />

Das sind die Zutaten für ein gutes Schwarzweißfoto<br />

einer Küstenlandschaft. <strong>Die</strong> Verschlusszeit betrug<br />

38 Sekunden bei Blende f/22.<br />

Konvertierung Das Bild musste nun in<br />

7Schwarzweiß konvertiert werden. Viele<br />

Fotografen bevorzugen dafür die Software Silver Efex<br />

Pro aus dem Hause Nik, denn damit geht es schnell,<br />

einfach und effizient.<br />

Nach der Konvertierung mit der Voreinstellung<br />

„Starker harter Kontrast“ sieht das Bild schon viel<br />

besser aus.<br />

8<br />

Nachbearbeitung Das Meer ist noch zu<br />

dunkel, also wird es mit dem Polygon-<br />

Lassowerkzeug ausgewählt und mittels Tonwertkorrektur<br />

und Helligkeitsregler in Photoshop aufgehellt (Bild ><br />

Korrekturen > Tonwertkorrektur). Wegen der geringen<br />

Bewegung wurde etwas Bewegungsunschärfe<br />

hinzugefügt (Filter > Weichzeichnungsfilter ><br />

Bewegungsunschärfe).<br />

Nun haben wir es fast geschafft.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

37


MACH DEIN BILD


HALLOWEEN-PORTRAITS<br />

Portraits<br />

zum Gruseln<br />

Auch ohne „Halloween“ vor der Tür, gibt es jederzeit Anlässe<br />

für ein paar Kinderporträts à la „Frankenstein Junior“.<br />

Dazu brauchen Sie nur Ihre Kameraausrüstung, wenige<br />

Requisiten – und bereitwillige Modelle.


MACH DEIN BILD<br />

HALLOWEEN-PORTRAITS<br />

Catherine MacBride<br />

Kamera: Canon EOS 7D<br />

Objektiv: Canon EF 17–40mm f/4L<br />

Software: Photoshop CC<br />

Mir hat Halloween immer gefallen:<br />

Als Kind liebte ich die Süßigkeiten,<br />

die Spiele und Gruselgeschichten,<br />

die mich bis nach Schlafenszeit<br />

wach hielten – doch am meisten<br />

liebte ich die Verkleidungen. Heute, als<br />

Fotografi n, mag ich Halloween immer noch,<br />

denn es ist die einzige Gelegenheit, bei der<br />

sich auch kamerascheue Individuen<br />

bereitwillig fotografi eren lassen – natürlich<br />

nur, wenn sie verkleidet sind.<br />

Mit den Jahren habe ich die Erfahrung<br />

gemacht, dass mithilfe von etwas<br />

Gesichtsschminke noch mehr Halloween-<br />

Portraits zustande kamen – allerdings nur<br />

verbunden mit dem Angebot, eigenhändig das<br />

Make-up zu übernehmen, falls ich danach ein<br />

Portrait aufnehmen durfte. Hautfreundliche<br />

Schminkfarben sind überall billig zu fi nden<br />

und einfach anzuwenden. Für diese Porträts<br />

habe ich nur drei Farben benutzt, Schwarz,<br />

Weiß und Violett für den Bereich um die<br />

Augen, ein paar Make-up Schwämme und<br />

einige weiche Pinsel, um die Farben<br />

aufzutragen, außerdem etwas schwarzen<br />

Lidschatten.<br />

Probieren Sie die Bemalung zuerst an sich<br />

selbst aus, bevor Sie jemanden damit<br />

traktieren; so bekommen Sie ein Gefühl für die<br />

Farben. Wenn es dann soweit ist, achten Sie<br />

darauf, dass alle Utensilien griffbereit in der<br />

Nähe liegen – Kinder haben nur eine kurze<br />

Aufmerksamkeitsspanne, wenn sie still sitzen<br />

müssen. Geben Sie ihnen ein Spiel in die<br />

Hand, damit Sie verfolgen können, was<br />

passiert.<br />

Als Ausrüstung brauchen Sie zu Ihrer Kamera<br />

nur ein Standard-Zoom und ein Blitzgerät mit<br />

Diffusor. Der Blitz dient in diesem besonderen<br />

Fall mehr zum Erzeugen von Schatten und<br />

Kontrasten auf dem Gesicht denn als<br />

Lichtquelle. Ich benutzte mein bewährtes<br />

17–40mm Objektiv an einem APS-C<br />

Gehäuse, wobei der Blitz durch einen weißen<br />

Schirmdiffusor gerichtet war.<br />

Bekannte Probleme<br />

Ein passender Hintergrund ist sehr<br />

wichtig; in diesem Fall wäre ein dunkler<br />

oder schwarzer Hintergrund naheliegend,<br />

doch oft verlieren sich die dunklen Farben<br />

der Halloween-Kostüme darin.<br />

Nutzen Sie also lieber einen hellen<br />

Hintergrund mit Oberfl ächenstruktur, dem<br />

Sie mit der richtigen Beleuchtung Tiefe<br />

verleihen können.<br />

Materialien bereitstellen Stellen Sie<br />

1sich die Farben, Pinsel, Schwämme und das<br />

Lidschatten-Pulver zurecht, außerdem genug<br />

lauwarmes, sauberes Wasser, sodass Sie alles in<br />

direktem Zugriff haben.<br />

Nehmen Sie für jedes Kind neue Pinsel und<br />

Schwämme, auch das Wasser muss nach jeder<br />

aufgetragenen Farbe gewechselt werden.<br />

auftragen Mit einem feuchten<br />

2Make-up-Schwamm tragen Sie zuerst eine Schicht<br />

weißer Farbe auf das Gesicht und den Hals auf.<br />

Arbeiten Sie möglichst zügig und ohne Unterbrechung.<br />

Wenn Sie einen Bereich mehrmals bearbeiten, können<br />

Schlieren entstehen, wenn das zuvor aufgetragene<br />

Make-up entfernt wird. Lassen Sie die Farbe möglichst<br />

vollständig trocknen, bevor Sie mit dem nächsten<br />

Schritt fortfahren.<br />

Einzelheiten hinzufügen Das<br />

3Augen-Make-up ist ein bisschen kniffliger; Sie<br />

müssen sehr vorsichtig sein, dass keine Farbe ins<br />

Auge gerät, benutzen Sie deswegen das dünne Ende<br />

des Make-up-Schwamms, um die Farbe so nah wie<br />

möglich an, aber nicht in das Auge zu bringen.<br />

Mit dem kleinsten Pinsel tragen Sie die Details der<br />

Ornamente und die aus den Mundwinkeln geführten<br />

Linien auf.<br />

Letzter Schliff Vervollständigen Sie Ihr<br />

4Modell mit ein paar Stoffblumen im Haar, die in<br />

jedem Warenhaus erhältlich sind; in diesem Fall<br />

habe ich Rosen genommen.<br />

Nun wird es Zeit, ins Gesicht hängende oder<br />

abstehende Haare zu fixieren. Es ist viel einfacher,<br />

dies jetzt am Modell zu tun als später mit viel<br />

Aufwand in Photoshop.<br />

Setup Stellen Sie eine Blende von f/16 ein, um<br />

5einen gleichmäßigen Schärfebereich zu erhalten.<br />

Mit ISO 100 und einer Blitzleistung zwischen 50 und<br />

100% sollte alles scharf werden.<br />

Platzieren Sie das Stativ mit dem Blitzgerät seitlich des<br />

Modells, damit die Gesichtszüge durch Schatten<br />

besser hervortreten. Wählen Sie die Verschlusszeit<br />

kurz genug, damit keine Spitzlichter ausbrennen.<br />

Nachbearbeitung In Photoshop beseitigen<br />

6Sie mit Reparaturpinsel und Kopierstempel ggf.<br />

Fehler im Make-up.<br />

Um das Bild älter aussehen zu lassen, fügen Sie eine<br />

Vignette und ein paar dunkle Oberflächenstrukturen<br />

ein (Neue Einstellungsebene „Weiches Licht“). Mithilfe<br />

einer Ebenenmaske können Sie Hautbereiche von der<br />

Oberflächenstruktur bereinigen.<br />

40 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Das fertige Bild<br />

Zeit für ein paar Grusel-Porträts…<br />

Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/14 und ISO 100)


MACH DEIN BILD<br />

FEUERWERK<br />

Einmal im Jahr erstrahlt der Himmel über England<br />

in einer pyrotechnischen Show von Licht und<br />

Farben. Tim Gartside erklärt, wie Sie in der Guy<br />

Fawkes Nacht am besten zum Schuss kommen.<br />

Verschlusszeit<br />

Ist die Kamera auf den B-Modus<br />

eingestellt, können Sie die<br />

Belichtungszeit genau steuern:<br />

Lösen Sie aus, sobald ein<br />

Feuerwerkskörper aufsteigt, und<br />

lassen Sie den Verschluss offen, bis<br />

seine farbigen Bestandteile<br />

verloschen sind.<br />

ISO und Blende<br />

Um Bildrauschen zu vermeiden, wählen<br />

Sie einen niedrigen ISO-Wert, nicht höher<br />

als 100 – 200. Experimentieren Sie mit<br />

verschiedenen Blenden, um eine gute<br />

Belichtung zu erhalten:<br />

Blendenwerte von f/8 – f/13 reichen fast<br />

immer aus, da explodierende<br />

Feuerwerkskörper extrem hell sind.<br />

Spiegelungen<br />

Suchen Sie nach nahegelegenen<br />

Wasseroberflächen, einem See, oder<br />

einem Teich. <strong>Die</strong> Wasserfläche sollte<br />

sich zwischen Ihnen und der Stelle<br />

befinden, wo das Feuerwerk<br />

gezündet wird: <strong>Die</strong> Spiegelungen in<br />

der Wasseroberfläche machen Ihr<br />

Bild attraktiv und geben ihm<br />

Perspektive.


Mehrfachbelichtung<br />

Das Zusammenkopieren mehrerer<br />

Explosionen ist ein gutes Verfahren,<br />

um das Bild mit scheinbar<br />

gleichzeitig stattfindendem<br />

Feuerwerk zu füllen:<br />

Ziehen Sie mehrere Explosionen in<br />

Ihr Bild und wählen Sie die<br />

Füllmethode „Aufhellen“.<br />

Stativ<br />

Stativ und Fernauslöser sind<br />

unerlässlich, wenn Sie ein<br />

Feuerwerk fotografieren wollen.<br />

Immerhin arbeiten Sie mit<br />

Langzeitbelichtung und wollen<br />

nur die Bewegung des Feuerwerks<br />

einfangen, nicht die Bewegung<br />

der Kamera.


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FOTOSPASS MIT FUNKEN<br />

MACH DEIN BILD<br />

Funkensprühen<br />

und Knistern<br />

Mit ein paar Paketen Wunderkerzen, die von Weihnachten übrig geblieben sind, können Sie<br />

sich als „Porträt-Feuerwerker“ betätigen – und das ganz ohne Explosionsgefahr.


MACH DEIN BILD<br />

FOTOSPASS MIT FUNKEN<br />

Daniel Lezano<br />

Kamera: Canon EOS 70D<br />

Objektiv: Canon EF 17-40mm f/4L<br />

Blitz: Canon Speedlite 550EX<br />

Mit dieser Langzeitbelichtungs-<br />

Technik wird der leuchtende<br />

Schweif einer Wunderkerze<br />

eingefangen, mit der jemand<br />

beliebige Figuren in die Luft<br />

„zeichnet“. Als Figur bietet sich der Umriss<br />

einer Person an, doch Sie können auch<br />

Buchstaben, Worte und ganze Botschaften<br />

schreiben, oder nur einfache Formen in die<br />

Luft zeichnen, etwa ein Herz.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong>technik ist recht unkompliziert:<br />

Sie brauchen nur Wunderkerzen und ein paar<br />

Requisiten, die entweder vorhanden oder<br />

einfach zu beschaffen sind. Weil sie mit<br />

Verschlusszeiten von mehreren Sekunden<br />

arbeiten, muss die Kamera logischerweise<br />

aufs Stativ. Auch ein Fernauslöser ist<br />

hilfreich, ebenso wie ein Blitzgerät, mit dem<br />

das Modell beleuchtet wird. Wunderkerzen<br />

geben wärmeres Licht ab als ein Blitzgerät,<br />

deswegen sollten Sie vielleicht, je nach<br />

persönlichem Geschmack, eine „warme“<br />

Folie vor dem Blitzgerät befestigen, um eine<br />

gleichmäßige Beleuchtung zu erzielen. Das<br />

ist jedoch nicht unbedingt notwendig.<br />

Sie können den Blitz auf der Kamera<br />

montieren, aber es ist besser, wenn er von der<br />

Kamera entkoppelt ausgelöst wird. Das muss<br />

am Ende der Belichtungszeit geschehen,<br />

deswegen muss er mit dem zweiten<br />

Verschlussvorhang synchronisiert werden,<br />

falls Sie ihn per Fernauslöser auslösen.<br />

Eine simple Alternative besteht darin, kurz vor<br />

Ende der Verschlusszeit einfach den<br />

Testknopf des Blitzgeräts zu drücken. Damit<br />

das Modell gut im Bild zu sehen ist, sollte es<br />

helle Kleidung vor einem dunklen<br />

Hintergrund tragen. Damit Sie selbst nicht als<br />

geisterhafter Schatten im Bild erscheinen,<br />

sollten Sie sehr dunkle Kleidung tragen,<br />

während Sie die Wunderkerzen durch die Luft<br />

bewegen. Eine Taschenlampe ist nötig, um<br />

im Dunkeln die Einstellungen der Kamera<br />

verändern zu können – und<br />

selbstverständlich brauchen Sie ein<br />

Feuerzeug, um die Wunderkerzen<br />

anzuzünden. Das Modell kann die<br />

Wunderkerzen auch selbst bewegen.<br />

Probieren Sie aus, was zu der von Ihnen<br />

geplanten Situation am besten passt.<br />

Generell jedoch wird sich der Erfolg schneller<br />

einstellen, und es ist sicherer, wenn Sie selbst<br />

die Wunderkerzen durch die Luft führen. Das<br />

gilt besonders, wenn das Modell ein Kind ist.<br />

Auch eine gewisse Vorsicht ist geboten:<br />

Tragen sie Handschuhe beim Umgang mit<br />

Wunderkerzen und lassen Sie diese nicht in<br />

Kontakt mit Haut oder Haaren kommen.<br />

Nur die Funken, sonst nichts<br />

Eigentlich sieht unsere <strong>Aufnahme</strong>technik<br />

vor, dass am Ende der Verschlusszeit ein<br />

Blitzgerät das Modell beleuchtet, doch das<br />

ist nicht zwingend erforderlich.<br />

Sie können stattdessen, nachdem Sie Ihre<br />

Muster in die Luft gezeichnet haben, die<br />

Wunderkerze für einige Sekunden über<br />

oder vor das Modell halten; das<br />

abgestrahlte Licht sollte als Beleuchtung<br />

genügen.<br />

Falls Ihr Modell nicht absolut still steht,<br />

müssen Sie auf Bewegungsunschärfen<br />

gefasst sein.<br />

Setup Montieren Sie die<br />

1Kamera aufs Stativ und<br />

schalten Sie sie in den B-Modus.<br />

Stellen Sie eine mittlere Blende<br />

zwischen f/8 und f/16 ein, um<br />

annehmbare Schärfentiefe zu<br />

bekommen. Da es dunkel ist,<br />

bitten Sie Ihr Modell, ein<br />

Mobiltelefon neben sein Gesicht zu<br />

halten, und stellen auf den hellen<br />

Bildschirm scharf. Schalten Sie<br />

den Autofokus aus, damit dieser<br />

nicht ständig einen neuen<br />

Schärfepunkt sucht.<br />

Testfoto Bitten Sie Ihr Modell,<br />

3so still zu stehen wie möglich,<br />

zünden Sie eine Wunderkerze an und<br />

zeichnen damit den Umriss Ihres<br />

Modells in der Luft nach. Prüfen Sie<br />

das Ergebnis auf dem LCD-Monitor der<br />

Kamera, besonders die Schärfe und<br />

Belichtung. Das Wichtigste ist aber,<br />

wie der Lichtschweif aufgenommen<br />

wurde. Falls Ihr Modell sich zu stark<br />

bewegt, wird Unschärfe das Bild<br />

verderben.<br />

Position des Blitzgeräts<br />

2Ein entkoppeltes Blitzgerät auf einem<br />

Stativ ermöglicht Ihnen, das Modell am<br />

Ende der Verschlusszeit anzuleuchten.<br />

Benutzen Sie einen Diffusor oder eine<br />

Softbox, um dem Blitzlicht die Härte zu<br />

nehmen. Das Blitzgerät sollte im<br />

manuellen Modus auf den zweiten<br />

Verschlussvorhang synchronisieren.<br />

Machen Sie ein paar Testfotos, bevor Sie<br />

die erste Wunderkerze anzünden, um die<br />

richtige Blitzleistung zu ermitteln. 50% ist<br />

ein guter Ausgangswert.<br />

Hartnäckig bleiben<br />

4Sie werden vermutlich mehrere<br />

Pakete von Wunderkerzen verbrauchen,<br />

bis Sie den gewünschten Effekt erzielt<br />

haben.<br />

Das größte Problem besteht darin, dass<br />

der Lichtschweif der Wunderkerze aus<br />

dem Bildausschnitt gerät. Haben Sie<br />

Geduld und experimentieren Sie lange<br />

genug: Früher oder später wird sich der<br />

Erfolg einstellen.<br />

46 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Das fertige Bild<br />

Auch wenn es nicht gleich beim ersten Versuch klappt:<br />

Nach einigen Versuchen wird ein gutes Bild gelingen.<br />

Belichtung: 25 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 400


MACH DEIN BILD<br />

Kaleidoskop<br />

Versuchen Sie sich an dieser<br />

Arbeitstechnik, um eine alltägliche<br />

Szene in ein farbenprächtiges Muster<br />

zu verwandeln.<br />

Jordan Butters<br />

Software: Adobe Photoshop CS5<br />

ERINNERN SIE SICH noch an Ihre<br />

Kindheit, lange bevor es Spielkonsolen<br />

gab, als Sie das erste Mal durch ein<br />

Kaleidoskop blickten und wie<br />

verzaubert waren?<br />

<strong>Die</strong> unendlichen Kombinationen aus Mustern<br />

und Farben in der magischen Röhre<br />

faszinieren die Menschen schon seit<br />

Jahrhunderten. Wir betrachten<br />

hier die Sonderform des offenen<br />

Kaleidoskops, dessen<br />

mechanisch-optische<br />

Konstruktion ganz einfach ist:<br />

Am einen Ende einer Röhre<br />

befindet sich eine optische<br />

Linse, am anderen Ende ein<br />

rundes Fenster. In der Röhre<br />

befinden sich sechs, der Länge<br />

der Röhre entsprechende<br />

Spiegelstreifen, die in einem Winkel<br />

von 60° angeordnet sind, sodass die<br />

Längskanten sich berühren. Blickt man durch ein<br />

solches Kaleidoskop, bildet der Ausschnitt ein<br />

mehrfach gebrochenes, symmetrisches Muster, das<br />

sich anstatt durch Drehung durch horizontale und<br />

vertikale Bewegung verändert.<br />

Original<br />

TIPP<br />

Ankerpunkte<br />

Wenn Sie das Werkzeug „Frei<br />

transformieren“ nutzen, sollten Sie bei<br />

der Erzeugung des Kaleidoskops einen<br />

zentralen Ankerpunkt setzen: Seine<br />

Position bestimmt den Punkt, an dem<br />

die Auswahl gespiegelt oder gedreht<br />

wird. Legen Sie ihn ins Zentrum des<br />

Kaleidoskops, bevor Sie die<br />

Transformation anwenden, um alle<br />

Abschnitte automatisch zu<br />

positionieren.<br />

5 MINUTEN PHOTOSHOP<br />

Experimentieren<br />

Wenn Sie Ihr erstes Kaleidoskop erzeugt<br />

und gespeichert haben, experimentieren<br />

Sie mit neuen Designs.<br />

Duplizieren und drehen Sie die Ebene,<br />

bevor Sie mithilfe der Füllmethoden<br />

„Multiplizieren“oder „Negativ<br />

multiplizieren“ unterschiedliche Ergebnisse<br />

ausprobieren. Über einer Farbton/<br />

Sättigung-Korrekturebene können sie per<br />

Farbtonmixer auch die Farben ändern.<br />

<strong>Die</strong>ser Effekt kann auch mit Photoshop oder<br />

Elements aus einem beliebigen Bild erzeugt werden.<br />

Er wirkt am besten, wenn die Szene leuchtende<br />

Farben und gut erkennbare geometrische Formen<br />

enthält, Bäume eines Waldes beispielsweise oder<br />

Gebäude. Das Faszinierende daran ist, dass es bei<br />

der Wiederholung dieser Arbeitstechnik nie zweimal<br />

zu demselben Bild kommt; so können Sie aus einem<br />

einzigen Foto zahlreiche unterschiedliche<br />

kaleidoskopische Effekte erzielen. Es sind<br />

faszinierende abstrakte Fotos, obwohl sie die reale<br />

Welt abbilden.<br />

Einen Teil isolieren Wählen Sie Ebene ><br />

1Neu > Ebene aus Hintergrund und dann<br />

Bearbeiten > Frei transformieren. Ändern Sie in der<br />

obersten Menüleiste den Drehwinkel auf 60° und<br />

verschieben Sie das Bild, bis es so über die<br />

Arbeitsfläche verläuft wie oben gezeigt.<br />

Machen Sie das Häkchen in der obersten<br />

Menüleiste, um die Transformation zu bestätigen.<br />

Auswählen und kopieren Mit dem<br />

2Zauberstab wählen Sie den leeren Bereich der<br />

Arbeitsfläche, bevor Sie auf Auswahl > Auswahl<br />

umkehren klicken. Als nächstes gehen Sie auf<br />

Auswahl > Auswahl verändern > Verkleinern,<br />

geben einen Wert von 2 Pixeln ein und klicken auf<br />

OK. Anschließend wählen Sie das Verschieben-<br />

Werkzeug, gehen auf Bearbeiten > Kopieren und<br />

schließen das Bild, ohne zu speichern.<br />

Neues Dokument erzeugen Klicken<br />

3Sie auf Datei > Neu, um ein neues Dokument<br />

zu öffnen, und gehen Sie auf Bearbeiten > Einfügen.<br />

In der Ebenenpalette löschen Sie die<br />

Hintergrundebene, indem Sie sie in den Papierkorb<br />

ziehen. Dann klicken Sie auf Bild > Arbeitsfläche<br />

und wählen eine Breite und Höhe von 200%.<br />

Klicken Sie auf OK und zoomen Sie aus, um die<br />

gesamte Arbeitsfläche sehen zu können.<br />

Isolierten Teil duplizieren Bringen<br />

4Sie den Teil in Position, bevor Sie erneut auf Bild<br />

> Arbeitsfläche gehen. Stellen Sie Breite und Höhe<br />

entsprechend der längsten Kante ein und erzeugen<br />

Sie eine quadratische Arbeitsfläche.<br />

Gehen Sie auf Ebene > Ebene duplizieren und<br />

danach auf Bearbeiten > Transformieren ><br />

Horizontal spiegeln – oder Vertikal spiegeln,<br />

abhängig vom Format des Originalbildes.<br />

Teil positionieren verschieben Sie diesen<br />

5neuen Bildteil, bis er den schon vorhandenen<br />

Teil spiegelt. Falls zwischen beiden eine kleine Lücke<br />

Ebenen bleibt, nutzen Sie das Verschieben-Werkzeug<br />

und die Pfeiltasten, um sie zu schließen.<br />

Wenn Sie fertig sind, wählen Sie Ebene > Sichtbare<br />

auf eine Ebene reduzieren und anschließend Ebene<br />

> Ebene duplizieren.<br />

48 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Neue Ebene drehen Gehen Sie auf<br />

6Bearbeiten > Frei transformieren. Ziehen Sie<br />

den zentralen Ankerpunkt in die Mitte des<br />

Kaleidoskops und halten Sie den Cursor über die<br />

äußere Ecke Ihrer Auswahl.<br />

Nun drücken Sie die Umschalttaste und drehen den<br />

neuen Abschnitt, bis er an den anderen ausgerichtet<br />

ist. Bestätigen Sie die Transformation.<br />

Duplizieren und wiederholen Wie<br />

7bereits zuvor nutzen Sie das Verschieben-Werkzeug<br />

und die Pfeiltasten, um Lücken zu schließen.<br />

Dann gehen Sie wieder auf Ebene > Sichtbare auf eine<br />

Ebene reduzieren, duplizieren diese Ebene erneut und<br />

gehen auf Bearbeiten > Transformieren > Horizontal<br />

spiegeln. Ziehen Sie auch diesen neuen Abschnitt an<br />

seinem Platz und schließen Sie die Lücken.<br />

Arbeitsfläche füllen Wiederholen Sie<br />

8diesen Vorgang, bis Ihr Kaleidoskop vollständig<br />

geschlossen ist.<br />

Wenn Sie fertig sind, können Sie entweder das<br />

Freistellen-Werkzeug nutzen, um freie Stellen in den<br />

Ecken zu beseitigen, oder Ihr Muster weiter<br />

duplizieren und drehen, um die Arbeitsfläche ganz<br />

zu füllen, wie ich es mit diesem Bild gemacht habe.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

49


MACH DEIN BILD<br />

Goldene Stunde<br />

– selbstgemacht<br />

Wünschen Sie sich auch manchmal das wundervolle, goldene Licht der Abendsonne,<br />

aber die Natur spielt nicht mit? Richtig eingesetzt, kann Ihr Blitzgerät das Sonnenlicht<br />

simulieren. Niemand wird den Unterschied bemerken…


FALSCHE GOLDENE STUNDE


MACH DEIN BILD<br />

Jordan Butters<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv: NIKKOR AF-S 70-200mm f/2.8G ED<br />

SIE KENNEN DAS: Ausgerechnet, wenn Sie<br />

die Kamera im Auto oder Zuhause vergessen<br />

haben, präsentiert sich der schönste<br />

Sonnenuntergang. Andererseits, wenn Sie<br />

die Kamera dabei haben, gibt es zwar eine<br />

goldene Stunde, aber nicht dort, wo Sie sich<br />

gerade aufhalten. Wenn Sie Landschaftsfotos<br />

machen wollten, sind Sie natürlich<br />

enttäuscht.<br />

Doch selbst am trübsten Tag des Spätwinters<br />

können Sie jederzeit ein warmes Portrait im<br />

Licht der goldenen Stunde fotografi eren –<br />

auch ohne Sonne. Dazu brauchen Sie nur ein<br />

Blitzgerät und orangefarbene Blitzfolie, und<br />

die <strong>Aufnahme</strong>technik ist ganz einfach:<br />

Weil das Blitzgerät das Gegenlicht eines<br />

Sonnenuntergangs simulieren soll, muss<br />

es von der Kamera entkoppelt werden.<br />

Keine komplizierte Sache, da wir den Blitz<br />

nur als Hintergrundbeleuchtung nutzen.<br />

Einen drahtlosen Fernauslöser bekommen<br />

Sie schon für unter 30 . Ich habe ein paar<br />

Yongnuo RF-603 Transceiver benutzt.<br />

Nachdem Sie die richtige Belichtung für<br />

<strong>Aufnahme</strong>n unter den gegebenen natürlichen<br />

Lichtverhältnissen ermittelt haben, müssen<br />

Sie nur noch das Blitzgerät positionieren<br />

und dessen Leistung Ihrem Geschmack<br />

entsprechend einstellen. Natürlich können<br />

Sie ein TTL-kompatibles Blitzgerät nutzen,<br />

doch diese <strong>Aufnahme</strong>technik funktioniert<br />

genauso mit manuellem Blitz, dessen<br />

Leistung Sie nach Bedarf herauf- oder<br />

herunterregeln.<br />

Orangefarbene Blitzfolien gibt es preiswert<br />

von Honl, Lastolite oder Rogue. Es stehen<br />

mehrere Orangetöne zur Auswahl, die<br />

gebräuchlichsten sind Voll-CTO- und<br />

Halb-CTO-Folien (CTO = Colour Temperature<br />

Orange). <strong>Die</strong>se Folien werden vor dem<br />

Blitzkopf angebracht, um die Farbtemperatur<br />

des Blitzes zu erwärmen und so die<br />

Farbtemperatur einer untergehenden Sonne<br />

zu simulieren. Entscheidend ist, die Folie<br />

anzubringen, bevor die Leistung des<br />

Blitzgeräts ermittelt wird, denn eine Voll-CTO-<br />

Folie kann die Blitzleistung um eine ganze<br />

Blendenstufe herabsetzen.<br />

Ebenso wichtig ist übrigens ein Assistent, der<br />

das Blitzgerät für Sie hält. Ein Paar hilfreiche<br />

Hände ersparen Ihnen etliche Wege zwischen<br />

Kamera und Blitzgerät, wenn Sie dessen<br />

richtige Position und Leistung herausfi nden<br />

müssen.<br />

Arbeiten Sie mit dem<br />

1Umgebungslicht Zuerst stellen Sie die<br />

Richtung des natürlichen Lichteinfalls fest, denn<br />

der Blitz muss aus derselben Richtung kommen.<br />

Andernfalls würden Schatten in verschiedene<br />

Richtungen weisen und Ihren Trick mit dem<br />

Blitzgerät entlarven. Es ist deshalb am besten,<br />

wenn der Himmel bedeckt ist und die Szene im<br />

Schatten liegt.<br />

Richtige Belichtung ermitteln<br />

2Wählen Sie die Zeitautomatik und eine<br />

große Blendenöffnung. <strong>Die</strong> ISO-Empfindlichkeit<br />

sollte eine Verschlusszeit erlauben, die der<br />

maximalen Blitzsynchronisationszeit der Kamera<br />

entspricht. Nutzen Sie die Tageslicht-<br />

Voreinstellung für den Weißabgleich und stellen<br />

Sie alle Parameter so ein, dass Sie ohne Blitz<br />

eine natürliche Belichtung erhalten.<br />

Das fertige Bild<br />

Wer braucht schon einen echten<br />

Sonnenuntergang, wenn er ein<br />

Blitzgerät hat?<br />

Belichtung: 1/100 Sekunde bei<br />

Blende f/2.8 und ISO 800<br />

Bekannte Probleme<br />

Blitz vorbereiten Befestigen Sie die<br />

3orangefarbene Blitzfolie vor dem Blitzkopf.<br />

Bitten Sie Ihren Assistenten, das Blitzgerät so zu<br />

halten, dass der Blitz aus derselben Richtung<br />

wie das natürliche Licht einfällt.<br />

Machen Sie ein Testfoto, um die passenden<br />

Einstellungen für Leistung, Entfernung und<br />

Winkel des Blitzes festzustellen und das<br />

Histogramm auf abgeschnittene Spitzlichter zu<br />

prüfen.<br />

Reflektor benutzen Je nach<br />

4Umgebung und Lichtverhältnissen,<br />

müssen Sie eventuell einen Reflektor<br />

verwenden, um Licht auf das Gesicht Ihres<br />

Modells zu lenken.<br />

Da das Blitzgerät schon mit orangefarbener Folie<br />

versehen ist, wäre ein goldener Reflektor zu viel<br />

des Guten, er sollte daher silbern oder weiß sein.<br />

Sie können den Reflektor entweder selbst halten<br />

oder einen weiteren Assistenten bemühen.<br />

Blendenflecke Falls der Blitz auf das<br />

Objektiv gerichtet ist, kann es zu<br />

Blendenflecken und vermindertem Kontrast<br />

kommen. Ändern Sie in diesem Fall die<br />

Blitzrichtung, bis die Blendenflecke verschwinden.<br />

52 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


FALSCHE GOLDENE STUNDE<br />

Blitz zu schwach Falls der Blitz zu nah<br />

Umgebungslicht einbeziehen Blitz zu hell Falls die Blitzleistung zu hoch<br />

am Boden gehalten wird und der Effekt daher<br />

nicht wirklichkeitsgetreu aussieht – immerhin<br />

wollen wir die Sonne simulieren –, muss der<br />

Assistent den Blitz höher halten, möglichst über<br />

Kopfhöhe.<br />

Achten Sie auf korrekte Belichtung unter<br />

Einbeziehung des Umgebungslichts, sonst wird Ihr<br />

Modell unterbelichtet. Ermitteln Sie die Belichtung,<br />

bevor der Blitz hinzugenommen wird.<br />

eingestellt ist, brennen die Spitzlichter aus.<br />

Überprüfen Sie nach der Testaufnahme das<br />

Histogramm und reduzieren Sie bei Bedarf die<br />

Blitzleistung, oder vergrößern Sie die<br />

Blitzentfernung zum Motiv.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

53


MACH DEIN BILD<br />

Slinky in Action –<br />

Was eine Feder alles<br />

kann…<br />

Auch die skurrilsten Dinge können<br />

inspirierend sein. Catherine MacBride<br />

zeigt uns hier, wie ein farbenfrohes,<br />

abstraktes Bild aus einem realen<br />

Gegenstand entsteht, aus einem<br />

Kinderspielzeug, einem Slinky…


SPASS MIT SLINKY


MACH DEIN BILD<br />

SPASS MIT SLINKY<br />

Catherine MacBride<br />

Kamera: Canon EOS 7D<br />

Objektiv: Canon EF 17-40mm f/4L USM<br />

Software: Photoshop CS5<br />

ZU DEN SCHÖNEN Seiten des<br />

Elternlebens gehört der Besuch in einem<br />

Spielzeugladen, denn dort werden<br />

Erinnerungen an die eigene Kindheit<br />

wach: an den Hula-Hoop, den ich nach<br />

all den Jahren immer noch nicht beherrsche, der mich<br />

aber an endlose Sommerferien erinnert. Dann die<br />

Seifenblasen, die uns faszinierten, bis die Augen<br />

brannten. Glasmurmeln, die wie Miniaturgalaxien<br />

aussahen, mussten vor meiner kleinen Schwester<br />

versteckt werden, die sie sonst für Süßigkeiten<br />

gehalten und verschluckt hätte.<br />

<strong>Die</strong> „Mutter aller Spielzeuge“ aber war für mich das<br />

Slinky: Wir ließen es Treppen hinunter steigen oder<br />

fesselten die Geschwister damit an einen<br />

Laternenpfahl (diese Spielidee war allerdings nicht auf<br />

der Verpackung erwähnt). Wir verbrachten Stunden<br />

damit, die Windungen wieder in die richtige<br />

Reihenfolge zu bringen und es von einer Hand in die<br />

andere sirren zu lassen, bis den Eltern das Geräusch<br />

so auf die Nerven ging, dass sie das Slinky<br />

konfiszierten. Ich kann durchaus verstehen, warum es<br />

seinen Platz in der „Hall of Fame“ der kreativsten<br />

Spielzeuge des 20. Jahrhunderts gefunden hat –<br />

seine Wirkung ist einfach hypnotisch.<br />

Kürzlich also, in einem Spielzeugladen, sah ich eine<br />

regenbogenfarbene Kunststoffvariante eines Slinkys<br />

und konnte nicht anders: Ich ließ es mir einpacken, für<br />

meinen Sohn natürlich. Er war sofort fasziniert davon,<br />

und als mir eines Nachmittags die Erkenntnis kam,<br />

was für eine tolle Foto-Requisite ein Slinky wäre, habe<br />

ich gleich noch ein paar mehr gekauft.<br />

Das Slinky ist ganz einfach zu fotografieren und<br />

erfordert keine weitere Ausrüstung außer der Kamera<br />

und einem Weitwinkelobjektiv. Sie sollten bei<br />

natürlichem, diffusem Licht fotografieren. Wenn die<br />

Verschlusszeit zu lang wird, können Sie als zusätzliche<br />

Lichtquelle eine helle Lampe verwenden, die durch<br />

einen Diffusor scheint. Wenn Sie das Bild im Kasten<br />

haben, sollte nur wenig Nachbearbeitung erforderlich<br />

sein, etwa das Reduzieren der Farbsättigung, um<br />

gegebenenfalls einen Farbstich zu beseitigen.<br />

Was dabei herauskommt, ist auf jeden Fall eine<br />

längere Betrachtung wert: die Bilder ergeben ein<br />

großartiges Wallpaper für den Computerbildschirm<br />

oder ein Poster für das Kinderzimmer.<br />

Positionieren Stellen Sie das Slinky<br />

1aufrecht auf eine weiße Oberfläche, die gut<br />

ausgeleuchtet ist. Vermeiden Sie direktes<br />

Sonnenlicht, denn das führt zu harten Schatten.<br />

Ein nach Norden weisendes Fenster ist ideal.<br />

Drehen und biegen Sie nun das Slinky in eine<br />

beliebige Form, z. B. Wellen.<br />

Kameraeinstellungen benutzen Sie<br />

3entweder die Zeitautomatik oder den<br />

manuellen Modus und stellen Sie eine mittlere bis<br />

kleine Blende ein, damit Sie eine gute Schärfentiefe<br />

bekommen. In diesem Beispiel funktionierte<br />

Blende f/14. Prüfen Sie die Belichtung und erhöhen<br />

Sie gegebenenfalls die ISO-Empfindlichkeit, damit<br />

die Verschlusszeit kurz bleibt.<br />

Alle Formen und Größen<br />

Ein langes Slinky ermöglicht mehr kreative<br />

Variationen. Wenn Sie nur ein kurzes<br />

bekommen können, behelfen Sie sich,<br />

indem Sie das eine Ende ans Objektiv halten,<br />

während das andere frei in der Luft hängt.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie über einem schneeweißen,<br />

sehr gut ausgeleuchteten Hintergrund, damit<br />

sich die Farben möglichst gut abheben.<br />

Kamera ausrichten <strong>Die</strong> Kamera sollte<br />

2mit einem Weitwinkel ausgestattet sein – ich<br />

habe hier eine 17-40mm Brennweite an einem<br />

APS-C Body benutzt, was einer Brennweite von<br />

27-64mm im Kleinbildformat entspricht.<br />

Platzieren Sie die Kamera so, dass das Objektiv in<br />

der oberen Öffnung des Slinkys steckt. Achten Sie<br />

darauf, dass Ihr Körper keinen Schatten auf das<br />

Setup wirft.<br />

Richtige Bildkomposition Zoomen<br />

4Sie ein oder aus und bringen Sie das Slinky<br />

in eine Form, die eine gute Bildkomposition ergibt.<br />

Stellen Sie manuell scharf und legen Sie den<br />

Schärfepunkt auf verschiedene Bereiche, um den<br />

Effekt zu variieren. Ich fand die Bildkomposition<br />

am besten, bei der auf den untersten Bereich des<br />

Slinkys scharfgestellt war.<br />

Bekannte Probleme<br />

Staub und Schmutz Ein Slinky aus<br />

Kunststoff lädt sich statisch auf, sodass<br />

Staubpartikel und Haare sich darauf absetzen, die<br />

nur schwer in Photoshop zu entfernen sind.<br />

Spülen Sie das Slinky ggf. unter lauwarmem<br />

Wasser ab und trocknen Sie es mit einem Föhn,<br />

bevor Sie mit den <strong>Aufnahme</strong>n beginnen.<br />

Schlechte Bildkomposition Ist<br />

das Slinky gerade ausgerichtet, erhalten Sie<br />

eine wenig ansprechende Bildkomposition.<br />

Sorgen Sie für ein paar Biegungen, damit die<br />

<strong>Aufnahme</strong> interessanter wird, und denken Sie<br />

daran, auf das untere Ende des Slinkys<br />

scharfzustellen, um den Blick ins Bild zu ziehen.<br />

Schatten Da ein Kunststoff-Slinky halb<br />

transparent ist, müssen Sie darauf achten,<br />

dass keine Schatten Ihrer Hand, Ihres Körpers oder<br />

anderer Objekte im Bildausschnitt sind.<br />

<strong>Die</strong> Lichtquelle sollte diffus sein, und es sollte sich<br />

nichts zwischen ihr und dem Motiv befinden.<br />

56 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Belichtung: 1/13 Sekunde bei Blende f/14 und ISO 500)<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

57


MACH DEIN BILD<br />

Bewegungsunschärfe durch<br />

Mehrfachbelichtung<br />

Sie möchten Bewegung in den Wolken oder im Wasser zeigen, haben aber<br />

keinen Graufilter zur Hand? Es geht auch ohne – wir zeigen Ihnen wie.<br />

Ross Hoddinott<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv : NIKKOR AF-S 16-35mm f/4<br />

MAN KANN sie mögen oder nicht –<br />

die gezielte Bewegungsunschärfe ist<br />

eine populäre <strong>Aufnahme</strong>technik,<br />

denn sie erzeugt den Eindruck von<br />

Bewegung und Tiefe. Am häufigsten<br />

wird diese <strong>Aufnahme</strong>technik mit fließendem<br />

Wasser angewendet, doch ebenso mit Wolken<br />

am Himmel und Blattwerk von Bäumen. Selbst<br />

bei Motiven mit Menschen passt sie manchmal<br />

zur Situation; doch wie wird dieser Effekt erzeugt?<br />

Ganz einfach: durch eine Verschlusszeit, von 1/4<br />

Sekunde oder mehr. Bei so langen<br />

Verschlusszeiten wird jede Bewegung<br />

verschwommen aufgenommen. Um für lange<br />

Verschlusszeiten zu sorgen, könnten sie bei<br />

schlechten Lichtverhältnissen fotografieren, oder<br />

Sie könnten einen Graufilter benutzen, der das<br />

Licht teilweise absorbiert. Doch was tun Sie,<br />

wenn Sie keinen Graufilter zur Hand haben und<br />

unter den gegebenen Lichtverhältnissen selbst<br />

die längste Verschlusszeit noch zu kurz ist, um<br />

den Effekt zu erzeugen?<br />

In diesem Fall zweckentfremden Sie einfach die<br />

Mehrfachbelichtungs-Funktion Ihrer Kamera, um<br />

einen ähnlichen Effekt zu erzielen wie ein<br />

Graufilter. Grundsätzlich werden dabei, anstatt<br />

einer einzelnen Langzeitaufnahme, mehrere<br />

Bilder mit normaler Belichtungszeit<br />

aufgenommen. Werden diese zusammengeführt,<br />

sieht das Ergebnis fast so aus wie durch einen<br />

Graufilter herbeigeführt.<br />

Ein Beispiel: wenn Sie zehn Bilder,<br />

aufgenommen mit 1/20 Sekunde,<br />

zusammenführen, sieht das Ergebnis so aus, als<br />

hätten sie ein Einzelbild 1/2 Sekunde lang<br />

belichtet. Mit dieser <strong>Aufnahme</strong>technik lassen Sie<br />

sich kräuselndes Wasser, die Kaskaden eines<br />

Wasserfalls oder am Himmel dahin ziehende<br />

Wolken verschwimmen.<br />

<strong>Die</strong> Mehrfachbelichtungsfunktion erlaubt eine<br />

zuvor einzustellende Zahl von Einzelbildern,<br />

welche die Kamera anschließend kombiniert.<br />

Leider verfügen nicht alle Digitalkameras über<br />

diese Funktion. Ziehen Sie das Kamerahandbuch<br />

zu Rate, um herauszufinden, ob Ihr Modell dazu<br />

gehört. Bei meiner Nikon D800 findet sich die<br />

Funktion im <strong>Aufnahme</strong>-Menü. Wenn ich es<br />

auswähle, werden mir drei Optionen angezeigt:<br />

Mehrfachbelichtung an oder aus, die Zahl der<br />

Einzelbilder und Auto-Gain an oder aus. <strong>Die</strong><br />

meisten Kameras werden diese oder ähnliche<br />

Optionen zur Verfügung stellen. <strong>Die</strong> Auto-Gain-<br />

Option bleibt am besten eingeschaltet, um<br />

Überbelichtungen zu vermeiden.<br />

Stellen Sie die Zahl der Einzelbilder zwischen<br />

sechs und zehn ein, damit der Eindruck<br />

beabsichtigter Unschärfe entsteht. <strong>Die</strong> optimale<br />

Zahl der Einzelbilder hängt von der benutzten<br />

Verschlusszeit und von der Geschwindigkeit ab,<br />

mit der sich Ihr Motiv bewegt.<br />

Nachdem das letzte Einzelbild aufgenommen ist,<br />

fügt die Kamera alle <strong>Aufnahme</strong>n automatisch zu<br />

einer einzigen Bilddatei zusammen.<br />

MEHRFACHBELICHTUNGEN<br />

Normale Belichtung<br />

Stativ benutzen Entscheidend für den<br />

1Erfolg dieser Funktion sind ein standfestes<br />

Stativ und ein Fernauslöser. Damit wird nicht nur<br />

die Bildschärfe optimiert, sondern auch<br />

gewährleistet, dass der Bildausschnitt aller<br />

Einzelbilder identisch ist.<br />

Korrekte Belichtung<br />

2ermitteln<br />

Meine Bildkomposition war so<br />

angelegt, dass das zwischen den<br />

Flusssteinen fließende Wasser den<br />

Vordergrund bildete, der Berg den<br />

Hintergrund.<br />

Bei ISO 100 und Blende f/11<br />

erhielt ich eine Verschlusszeit von<br />

1/20 Sekunde – nicht lang genug<br />

für den erwünschten Effekt.<br />

3 Mehrfachbelichtung<br />

Wegen des Risikos von<br />

Verzerrungen wollte ich keine<br />

kleinere Blende benutzen, hatte<br />

aber auch keinen Graufilter dabei.<br />

Mit der Mehrfachbelichtungs-<br />

Funktion der Kamera konnte ich<br />

den Effekt trotzdem erzeugen. Ich<br />

versuchte es zunächst mit sechs<br />

Einzelbildern. Doch die Auto-Gain-<br />

Option war nicht zugeschaltet, was<br />

zu Überbelichtung führte.<br />

4 Auto-Gain-Funktion<br />

einschalten Ich behob<br />

diesen Fehler, sodass die Kamera<br />

die insgesamt benötigte<br />

Verschlusszeit auf die Einzelbilder<br />

aufteilte, und machte noch einen<br />

Versuch. Jetzt sah das Bild schon<br />

gut aus, doch ich wollte noch mehr<br />

Bewegung im Motiv.<br />

Zahl der Einzelbilder<br />

5erhöhen Ich erhöhte die<br />

Zahl der Einzelbilder auf zehn. Das<br />

führte zu einer gesamten<br />

Verschlusszeit von 1/2 Sekunde,<br />

die hoffentlich ausreichen würde,<br />

um die Intensität von Bewegung<br />

abzubilden, die mir vorschwebte.<br />

58 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Das fertige Bild<br />

Zehn Einzelbilder, automatisch von<br />

der Mehrfachbelichtungsfunktion der<br />

Kamera zusammengeführt,<br />

erzeugten genau die richtige<br />

Unschärfe.<br />

TIPP<br />

Fehlt Ihrer Kamera die<br />

Mehrfachbelichtungs-<br />

Funktion, können Sie den<br />

Effekt in der Nachbearbeitung<br />

erzeugen, indem Sie die<br />

Einzelbilder übereinander<br />

legen und die Deckkraft<br />

anpassen.


MACH DEIN BILD<br />

<strong>Die</strong> Welt ist alphabetisch…<br />

Das glauben Sie nicht? Warten Sie es ab – in diesem Fotoprojekt können Sie bekannte Formen und Linien in<br />

Alltagssituationen entdecken...<br />

Jordan Butters<br />

Kamera: Nikon D7100<br />

Objektiv: NIKKOR AF 50mm f/1.8D<br />

Software: Photoshop CS5<br />

WIR SIND UMGEBEN von Formen und<br />

Linien, und das Auge eines Fotografen<br />

ist darauf trainiert, sie zu erkennen.<br />

Doch wie ist das mit Buchstaben? Wir<br />

leben in einer Welt, überfl utet mit<br />

Marken und Werbung, in der Buchstaben nichts<br />

Besonderes sind. Wie sieht es aber in Situationen<br />

aus, wenn man sie nicht erwartet? Fällt Ihnen ein<br />

Telefonmast auf, der wie ein „T“ aussieht? Eine<br />

Parkbank, die aus einem bestimmten Winkel<br />

betrachtet ein „R“ bildet? Oder ein Schatten in<br />

„V“-Form? Wenn Sie einmal angefangen haben,<br />

bewusst auf Buchstaben zu achten, entdecken Sie<br />

sie überall.<br />

Wenn Sie sich zu dem Projekt entschließen,<br />

trainieren Sie damit Ihre Wahrnehmungsfähigkeit<br />

und somit ihre fotografischen Fähigkeiten. Außerdem<br />

ist es eine gute Übung, Dinge des Alltags in neuem<br />

Licht zu sehen. Sie hilft Ihnen beispielsweise dabei,<br />

Führungslinien zu entdecken, ob in der Landschaft,<br />

in der Stadt oder in der Architektur.<br />

<strong>Die</strong> Regeln für dieses Spiel sind simpel: wenn Sie<br />

einen bestimmten Buchstaben nicht finden können,<br />

sind Zeichen und Logos natürlich ein verführerischer<br />

Ausweg, doch versuchen Sie, Ihren Gebrauch auf ein<br />

Minimum zu beschränken. Ich empfehle sogar, ein<br />

Objektiv mit fester Brennweite zu verwenden, oder<br />

zumindest grundsätzlich dieselbe Brennweite<br />

Zoomobjektivs zu benutzen. Ideal wäre ein 50mm f/1.8<br />

Standardobjektiv, denn dessen große Blende erlaubt<br />

einen schmalen Schärfentiefebereich, mit dem Sie die<br />

gewünschten Elemente vom Hintergrund isolieren.<br />

Und noch mehr Ideen...<br />

Schauen Sie sich um: Beschränken<br />

Sie sich nicht auf physische Objekte. Wenn<br />

Sie irgendwo eine Lücke sehen oder ein Stück<br />

freien Himmels, die wie ein Buchstabe<br />

aussehen, dann machen Sie das Foto und<br />

benutzen gegebenenfalls etwas negative<br />

Belichtungskorrektur, um für den Himmel zu<br />

belichten.<br />

Verwenden Sie Schatten:<br />

Manchmal ist es besser, den Schatten eines<br />

Objekts, das wie ein Buchstabe aussieht, zu<br />

fotografieren als das Objekt selbst.<br />

Belichten Sie auf die hellen Bildbereiche, um<br />

möglichst tiefe Schatten zu erzeugen.<br />

Fangen Sie einfach an. Sie werden überrascht sein, wie<br />

schnell ihr Alphabet komplett wird. <strong>Die</strong> meisten dieser<br />

Bilder entstanden im Umkreis von etwa eineinhalb<br />

Kilometern in weniger als einer Stunde.<br />

Variationen<br />

Warum nicht ein Wort buchstabieren oder<br />

mit den gefundenen Buchstaben ganze<br />

Sätze schreiben? Noch besser: Versuchen<br />

Sie die Buchstaben, die Sie fotografieren,<br />

nach Thema zu ordnen. Finden Sie z. B.<br />

die Buchstaben für das Wort „Auto“ und<br />

verwenden nur Fotos von Autoteilen, wie<br />

hier mit dem englischen Wort „Bike“...<br />

Oder sie buchstabieren den Namen einer<br />

Person, indem sie ausschließlich Objekte<br />

fotografieren, die für deren Hobbys relevant<br />

sind. Eine so zusammengestellte<br />

Fotocollage ergibt ein originelles Poster für<br />

das Kinderzimmer.<br />

Nutzen Sie extreme<br />

Perspektiven: Manche Objekte lassen<br />

erst dann einen Buchstaben erkennen, wenn aus<br />

extremer Perspektive fotografiert wird. Hier wird<br />

der Buchstabe „K“ erst erkennbar, wenn Sie<br />

genau in diesem Winkel fotografieren.<br />

Eine mittlere Blende sorgt für ausreichende<br />

Schärfentiefe.<br />

Nutzen Sie ein Weitwinkel:<br />

Sie werden oft merken, dass der<br />

Hintergrund Ihrer Bilder vom darzustellenden<br />

Buchstaben ablenkt.<br />

Das „B“ an diesem Tor würde nicht so klar<br />

hervortreten, wenn der Hintergrund ebenso<br />

scharf wäre.<br />

Nutzen Sie Drehungen und<br />

Spiegelungen: Manche Buchstaben<br />

erscheinen in der realen Welt spiegelverkehrt und<br />

sind schwer zu erkennen. Scheuen Sie sich<br />

nicht, sie zu drehen oder zu spiegeln, damit sie<br />

erkennbar werden. Aus einem „M“ kann ein „W“<br />

werden, je nach Betrachtungsweise auch ein „E“.<br />

Lassen Sie die Regeln außer<br />

Acht: Manche Buchstaben in Ihrer<br />

Umgebung sind schwerer zu finden als andere,<br />

manche überhaupt nicht. Helfen Sie sich, indem<br />

sie die Formen selbst erzeugen. Ich fand<br />

nirgendwo ein „U“ und habe mir einfach ein<br />

Stück Draht zurechtgebogen.<br />

60 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


FOTO-ALPHABET<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

61


MACH DEIN BILD<br />

Landschaften wie gemalt…<br />

Was halten Sie davon, schnell mal aus einem Foto ein Gemälde zu machen?<br />

Der Orton-Effekt ist das Ergebnis einer klassischen Retuschiertechnik aus<br />

den Tagen der Filmfotografie, die leicht nachzuvollziehen ist.<br />

Original<br />

Jordan Butters<br />

Software: Adobe Photoshop CS5<br />

BENANNT NACH DEM Fotografen<br />

Michael Orton, entstand diese Art<br />

der Bearbeitung aus seinem<br />

Wunsch, Aquarelle, Feder- und<br />

Tuschezeichnungen zu imitieren.<br />

Orten machte zunächst ein scharfes, aber<br />

überbelichtetes Foto auf Dia-Umkehrfilm.<br />

Dann machte er ein identisches, jedoch<br />

unscharf gehaltenes Foto. In der<br />

Nachbearbeitung entstand durch<br />

Übereinanderlegen beider Fotos ein Bild, das<br />

den Eindruck eines Gemäldes vermitteln und<br />

trotzdem feine Details darstellen konnte.<br />

Dank der Digitaltechnik ist es heute viel<br />

einfacher, diesen Effekt zu erzielen. Er kann<br />

sogar mit Photoshop oder Elements aus nur<br />

einem einzigen Bild erzeugt werden, indem<br />

der Gaußsche Weichzeichner, kombiniert mit<br />

unterschiedlichen Füllmethoden, verwendet<br />

wird. Wenn Sie möglichst nah an der Original<br />

<strong>Aufnahme</strong>technik bleiben wollen, können Sie<br />

selbst verständlich auch ein scharfes und ein<br />

unscharfes Bild aufnehmen. Der Workflow in<br />

der Nachbearbeitung bleibt trotzdem sehr<br />

ähnlich.<br />

Das Ergebnis: Ein malerischer Weichzeichner-<br />

Effekt mit subtil ineinander übergehenden<br />

Farbtönen, die gerade das richtige Maß an<br />

Detailtreue erzeugen. Das Verfahren eignet<br />

sich für eine breite Themenpalette, für<br />

Stillleben und Porträts bis hin zu Landschaften<br />

– sogar bei bei Schwarzweiß-und<br />

Infrarotaufnahmen.<br />

Das fertige Bild<br />

Nur 6 einfache Schritte, und Sie<br />

haben aus Ihrem Foto ein<br />

Gemälde im Orton-Stil gemacht.<br />

Bild duplizieren Öffnen Sie das Bild in<br />

1Photoshop oder Elements und duplizieren<br />

Sie die Hintergrundebene durch Klicken auf<br />

Ebene > Ebene duplizieren.<br />

Nennen Sie diese Ebene „Detail“ und klicken<br />

zur Bestätigung auf OK.<br />

berechnen Gehen Sie auf Bild ><br />

2Bildberechnungen, um das Dialogfeld zu<br />

öffnen. Setzen Sie den Zustand der Ebene auf<br />

Zusammengefügt, den Kanal auf RGB, und den<br />

Mischmodus auf Negativ multiplizieren.<br />

<strong>Die</strong> Deckkraft lassen Sie bei 100%.<br />

Ebene erneut kopieren Sie werden<br />

3bemerkt haben, dass das Bild aufgrund der<br />

geänderten Füllmethode heller geworden ist.<br />

Duplizieren Sie die Ebene erneut und nennen<br />

diese Kopie „Unscharf“.<br />

62 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Unschärfe hinzufügen Gehen Sie auf<br />

4Filter > Weichzeichnungsfilter ><br />

Gaußscher Weichzeichner. Im Dialogfeld geben<br />

Sie einen Wert von 15 – 25 Pixeln ein, abhängig<br />

von der Auflösung des Bildes.<br />

Das Ergebnis soll zwar etwas unscharf, aber<br />

noch gut zu erkennen sein.<br />

Füllmethode ändern Klicken Sie auf<br />

5OK, um die Unschärfe anzuwenden. In der<br />

Ebenenpalette ändern Sie die Füllmethode der<br />

Unschärfeebene auf Multiplizieren.<br />

Dadurch werden einige Original-Details ins Bild<br />

zurückgeholt.<br />

6<br />

Deckkraft anpassen Das Bild ist jetzt<br />

vielleicht ein wenig zu dunkel. Bei immer<br />

noch ausgewählter Unschärfeebene passen Sie<br />

deren Deckkraft mit dem Regler an.<br />

Für mein Bild verwendete ich 70%.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

63


MACH DEIN BILD<br />

Der Zauber<br />

des Wasserfalls<br />

Ein Wasserfall hat etwas Magisches – besonders wenn er auf unseren<br />

Bildern noch schöner aussieht als in der Natur. Unsere Anleitung führt<br />

Sie Schritt für Schritt zum Erfolg...<br />

Ross Hoddinott<br />

Kamera: Nikon D800E<br />

Objektiv: Nikon AF-S 24-70mm f/2.8G<br />

ED<br />

Warum fi nden wir Wasser so<br />

faszinierend? Was verbindet uns<br />

so eng mit Wasser? Ich weiß nur,<br />

dass ich wie andere Fotografen<br />

einfach nicht widerstehen kann,<br />

große refl ektierende Wassermassen zu<br />

fotografi eren, sobald ich in ihrer Nähe bin,<br />

sei es ein ruhiger See, ein mäandernder<br />

Fluss, die Meeresbrandung oder ein<br />

Wasserfall.<br />

Wasserfälle sind die fotogenste Form von<br />

Wasser. <strong>Die</strong> Frage ist: Wie nehmen Sie<br />

einen Wasserfall am besten auf? Als erstes<br />

sollten Sie das Wetter berücksichtigen.<br />

Vermeiden Sie helle, sonnige Tage, denn<br />

dann gibt es sehr starke Kontraste, die<br />

unweigerlich harte Spitzlichter auf dem<br />

Wasser verursachen. Tage mit bedecktem<br />

Himmel eignen sich besser, denn eine<br />

geschlossene Wolkendecke wirkt wie ein<br />

gigantischer Diffusor.


WASSERFÄLLE FOTOGRAFIEREN


MACH DEIN BILD<br />

WASSERFÄLLE FOTOGRAFIEREN<br />

Nach Regen werden Wasserfälle noch<br />

attraktiver, weil dann größere Wassermengen<br />

über die Felskante in die Tiefe stürzen. Auch<br />

die Jahreszeit beeinfl usst die Wirkung Ihrer<br />

Bilder stark. Viele kleine Wasserfälle befi nden<br />

sich in Waldgebieten, wo die Farben von<br />

Blattwerk und Bäumen großen Einfl uss auf<br />

die Stimmung haben. So kann ein Motiv im<br />

Frühling und im Herbst ganz unterschiedlich<br />

wirken.<br />

<strong>Die</strong> Umgebung von fl ießendem Wasser ist<br />

fast immer schlammig, packen Sie also<br />

nicht nur Ihre Fotoausrüstung, sondern<br />

auch ein Paar hohe Gummistiefel ein, die<br />

Ihnen zudem erlauben, auch im Wasser<br />

stehend zu fotografi eren. <strong>Die</strong> Wahl der<br />

Ausrüstung für dieses Motiv verdient genaue<br />

Betrachtung. Ein relativ breites Gesichtsfeld<br />

in der Region von 24-70mm Brennweite ist<br />

eine gute Wahl, denn sie ermöglicht Ihnen<br />

dynamische Bildkompositionen. Ein mittleres<br />

Teleobjektiv kann auch von Nutzen sein,<br />

wenn Sie bestimmte Elemente des Motivs<br />

herauspicken wollen oder falls sie nur aus<br />

größerer Entfernung überhaupt fotografi eren<br />

können. Ein Stativ ist Pfl icht, denn Sie werden<br />

mit relativ langen Verschlusszeiten arbeiten.<br />

Polfi lter und Graufi lter gehören ebenfalls ins<br />

Gepäck, sowie ein Reinigungstuch, das bei<br />

dieser Exkursion als Trockentuch dienen kann.<br />

<strong>Die</strong> wichtigste Entscheidung ist jedoch die,<br />

wie Sie die Bewegung des Wassers abbilden<br />

wollen: „eingefroren“ oder „verschwommen“?<br />

Das ist eine rein subjektive Entscheidung<br />

und ganz gleich, welche Möglichkeit Sie<br />

wählen, es muss auf jeden Fall so aussehen,<br />

als sei der Effekt beabsichtigt. Ist das<br />

Wasser nicht ausreichend scharf oder<br />

verschwommen, wirkt es so, als<br />

hätten Sie den beabsichtigten<br />

Effekt verfehlt.<br />

<strong>Die</strong> meisten Fotografen<br />

ziehen die verschwommene<br />

Darstellung vor, weil sie<br />

allgemein als ästhetischer<br />

empfunden wird. Sie ist relativ<br />

leicht zu erzeugen, durch eine<br />

lange Verschlusszeit von etwa 1/2<br />

Sekunde oder länger. Wollen Sie die<br />

Bewegung hingegen einfrieren, müssen<br />

Sie mit einer Verschlusszeit über 1/500<br />

Sekunde arbeiten. Oft genug sind kurze<br />

Verschlusszeiten schwer zu erzeugen, wenn<br />

Sie bei bedecktem Himmel oder wegen<br />

dichter Bäume in dunkler Umgebung<br />

arbeiten. Sie können zwar eine hohe<br />

ISO-Empfi ndlichkeit in Kombination mit weit<br />

HINWEIS<br />

An den Ufern von Gewässern<br />

ist erhöhte Vorsicht<br />

angebracht: Felsen und<br />

Ufersteine sind glitschig,<br />

außerdem erschweren Ihr<br />

Fotorucksack mit Stativ und<br />

Kamera Ihre Bewegungen.<br />

Passen Sie also stets gut auf,<br />

wohin Sie treten.<br />

offener Blende einstellen; doch diese extreme<br />

Kameraeinstellung sollte vermieden werden,<br />

da sie erstens Bildrauschen erzeugt und<br />

zweitens auf Kosten der Schärfentiefe geht.<br />

Auch aus diesem Grund ist es einfacher, die<br />

verschwommene Darstellung zu<br />

wählen – sofern das milchige<br />

Aussehen des Wassers Ihrem<br />

Geschmack widerspricht.<br />

Wasserfälle können<br />

aus vielen Perspektiven<br />

fotografi ert werden: Sie<br />

können den gesamten<br />

Bildausschnitt füllen,<br />

um die Naturgewalt des<br />

Wassers hervorzuheben,<br />

oder im Zusammenhang<br />

ihrer natürlichen Umgebung<br />

eingebettet werden, was in den<br />

meisten Fällen eine bessere Gesamtwirkung<br />

erzielt. Auf jeden Fall sollten Sie, wann<br />

immer möglich, das abfl ießende Wasser als<br />

Vordergrund oder zumindest als Führungslinie<br />

nutzen. Auch moosbedeckte Flusssteine<br />

im Vordergrund geben Ihren <strong>Aufnahme</strong>n<br />

mehr Tiefe und Farbe. Ein niedriger<br />

Kamerastandpunkt ist ebenfalls oft vorteilhaft.<br />

Motiv finden Nach ein wenig Recherche im Internet entscheide<br />

1ich mich für diesen eindrucksvollen Wasserfall. Ich verlasse mich auf<br />

die Vielseitigkeit meines 24-70mm Zooms und hole mir die Fälle mit der<br />

langen Brennweite formatfüllend ins Bild.<br />

Aufgrund der gedrängten Bildkomposition wirkt das Foto noch sehr<br />

statisch und langweilig, weil kein Kontext vorhanden ist.<br />

Bewegung einfrieren Ich versuche es deshalb mit einem<br />

2großzügigeren Bildaufbau und nehme Teile der Umgebung mit ins<br />

Bild. Ich möchte wissen, wie es wirkt, wenn ich die Bewegung des Wassers<br />

einfriere. Um eine kurze Verschlusszeit zu erzeugen, wähle ich eine<br />

ISO-Empfindlichkeit von 6400 und Blende f/5.6; das ergibt 1/500<br />

Sekunde. Das Wasser wirkt aber noch zu unruhig.<br />

Belichtungszeit verlängern Da der Einfrieren-Effekt bei den<br />

3vorhandenen Lichtverhältnissen nicht möglich ist, entscheide ich<br />

mich, das Wasser verschwimmen zu lassen.<br />

Ich setze die ISO-Empfindlichkeit wieder zurück auf 100 und stelle eine<br />

kleinere Blende von f/16 ein. Das verlängert die Belichtungszeit und<br />

erhöht die Schärfentiefe. <strong>Die</strong> resultierende Verschlusszeit von 1 Sekunde<br />

bildet das Wasser hübsch unscharf ab, selbstverständlich mit Stativ.<br />

Polfilter benutzen Meinem Bild fehlt es noch an Farbsättigung,<br />

4andererseits hat es viele Reflexionen auf dem Blattwerk und im<br />

Wasser. Also schraube ich einen Polfilter auf und drehe ihn, bis alle<br />

Reflexionen und Blendenflecke verschwunden sind. Der Filter kostet mich<br />

zwei Blendenstufen, was die Verschlusszeit weiter verlängert und das<br />

Wasser stärker verschwimmen lässt.<br />

66 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Das fertige Bild<br />

Am Ende entscheide ich mich für eine Bildkomposition im<br />

Hochformat, damit der Vordergrund besser zur Geltung kommt<br />

und das Motiv ausgewogener wirkt. Zusätzlich kommt ein<br />

dreistufiger Graufilter zum Einsatz, der die Belichtung auf 20<br />

Sekunden verlängert.<br />

Das Ergebnis ist von intensiven Farbtönen geprägt und<br />

vermittelt sogar das Rauschen des Wasserfalls.<br />

Belichtung: 20 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100)<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

67


MACH DEIN BILD<br />

Porträt mit Schuss…<br />

Kombinieren Sie den von der Kamera entkoppelten Blitz mit einem Schuss „Pulver“ und schaffen Sie ein<br />

abstraktes Porträt voller Dynamik.<br />

Paul Ward<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv: Nikon AF-S 24-70mm f/2.8G<br />

EINE WIE AUS EINEM altertümlichen<br />

Schießprügel stammend aussehende<br />

Pulverwolke kann einem Porträt ganz<br />

besondere Energie verleihen, wenn die<br />

Beleuchtung stimmt. Dazu brauchen<br />

Sie eine freie, aber windgeschützte Fläche, eine oder<br />

zwei Leuchten, für jede <strong>Aufnahme</strong> eine Handvoll<br />

Pulver und ein Modell, dem es nichts ausmacht,<br />

öfter zu niesen. Damit keine Missverständnisse<br />

aufkommen: wir reden hier nicht von Explosivstoffen,<br />

sondern von harmlosem Talkumpuder, Kreidepulver<br />

oder einfachem Weizenmehl; es muss auf jeden Fall<br />

hautfreundlich sein.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong>technik eignet sich sehr gut, um<br />

Bewegung ins Bild zu setzen, deswegen wäre die<br />

Rolle des Modells mit einer Turnerin oder einer<br />

Tänzerin ideal besetzt.<br />

Welche von den drei oben genannten Substanzen<br />

Sie verwenden, ist nicht entscheidend, doch ich<br />

habe herausgefunden, dass es mit Mehl am besten<br />

funktioniert, weil es die imposantesten<br />

„Rauchwolken“ erzeugt. Es versteht sich von selbst,<br />

dass Sie dieses Projekt nicht im eigenen<br />

Wohnzimmer veranstalten sollten, denn ganz gleich,<br />

wie vorsichtig Sie auch sein mögen – das feine,<br />

puderähnliche Pulver ist hinterher überall, und Sie<br />

sind bestimmt nicht scharf darauf, noch Tage danach<br />

jedes Mal einen Niesanfall zu bekommen, wenn Sie<br />

das Zimmer betreten. Als „Studio“ für diesen<br />

besonderen Zweck ist eine Doppelgarage ideal oder<br />

jeder andere gut belüftbare, an einer Seite offener,<br />

doch ansonsten leerer Raum. Sie können das Ganze<br />

natürlich auch im Freien veranstalten, vorausgesetzt,<br />

es herrschen Windstille und keine allzu niedrige<br />

Außentemperatur; nichts für Anfang Februar also.<br />

Versuchen Sie es auch nicht bei zu hoher<br />

Luftfeuchtigkeit oder gar bei Regen – Mehl klumpt,<br />

wenn es nass wird.<br />

Falls Sie in einem Raum arbeiten, empfehle ich<br />

außerdem, ein Bettlaken oder eine Plane auf den<br />

Boden zu legen, damit das meiste Pulver davon<br />

aufgefangen wird. Es ist nicht unbedingt notwendig,<br />

vor schwarzem Hintergrund zu fotografieren. Wenn<br />

das Umgebungslicht nicht zu hell ist, reicht es<br />

vielleicht schon aus, die Entfernung zwischen<br />

Kamera und Modell möglichst groß zu wählen, damit<br />

dessen unmittelbare Umgebung dunkel bleibt. <strong>Die</strong><br />

Pulver-Wolke kommt am besten zur Geltung, wenn<br />

sie von hinten angeleuchtet wird. Das ist auch der<br />

Grund, warum Sie ein von der Kamera entkoppeltes<br />

Blitzgerät brauchen. Speedlights sind am besten<br />

geeignet, weil sie eine kurze Blitzzeit haben, doch<br />

auch mit Studioblitzköpfen funktioniert es, wenn Sie<br />

sie auf niedrige Leistung einstellen. Es gibt übrigens<br />

keinen Grund, nicht auch bei natürlichem Licht zu<br />

arbeiten. <strong>Die</strong> Sonne muss sich dann hinter dem<br />

Modell befinden, und Sie müssen dafür sorgen, dass<br />

die Kamera eine Verschlusszeit erzeugt, die kurz<br />

genug ist. Falls notwendig, erhöhen Sie die<br />

ISO-Empfindlichkeit oder blenden auf, bis eine<br />

Verschlusszeit von 1/1000 Sekunde oder noch<br />

kürzer erreicht ist.<br />

Eine kurze Verschlusszeit ist der Schlüssel zu dieser<br />

<strong>Aufnahme</strong>technik und dem Effekt. Falls Sie keinen<br />

Blitz verwenden, gilt: je kürzer, umso besser. Falls<br />

doch, ist es der extrem kurze Hauptteil des<br />

Blitzlichts, der das Motiv trotz der langen<br />

Blitzsynchronisation zwischen 1/160 und 1/250<br />

Sekunde einfriert.<br />

Falls Ihr Modell nicht davon begeistert ist, von Kopf<br />

bis Fuß eingepudert zu werden, bitten Sie es, die<br />

Hände mit Pulver zu bedecken und kurz vor der<br />

<strong>Aufnahme</strong> zu klatschen, um die Wolke zu erzeugen.<br />

Wie Sie sich auch entscheiden, Sie dürfen sicher<br />

sein, dass es allen Beteiligten Spaß macht.<br />

Positionieren Sie die Beleuchtung Nur Gegenlicht lässt das in die<br />

1Luft geworfene Pulver als Wolke erscheinen. Ich habe hier zwei Speedlights auf<br />

Stativen benutzt, die durch drahtlose Fernauslöser gesteuert wurden. Es würde<br />

aber auch mit nur einem Blitzgerät funktionieren. Meine Lichtquellen waren an<br />

den Seiten aufgestellt, damit Sie außer Sicht blieben und Blendenflecke vermieden<br />

wurden; Sie können aber auch ein Blitzgerät hinter dem Modell verbergen.<br />

2<br />

Einstellungen Schalten Sie die Kamera in den manuellen Betriebsmodus<br />

und stellen Sie die Blitzsynchronisation ein – 1/250 Sekunde in meinem Fall.<br />

Weiter hatte ich Blende f/11 und ISO 400 eingestellt. <strong>Die</strong> Blitzgeräte arbeiteten mit<br />

1/8 ihrer vollen Leistung, damit die Ladezeit zwischen den einzelnen <strong>Aufnahme</strong>n<br />

so kurz wie möglich blieb.<br />

Machen Sie ein Testfoto, um die Belichtung zu prüfen, und nehmen Sie bei Bedarf<br />

Korrekturen über die Einstellung der ISO-Empfindlichkeit vor.<br />

Action Das Modell stellte sich in Position. Ich benutzte den Autofokus zur<br />

3Entfernungseinstellung und schaltete ihn anschließend aus, damit er im<br />

entscheidenden Moment nicht nach neuen Schärfepunkten suchte.<br />

Dann bedeckte das Modell seine Haare und Arme mit Mehl und ging in die<br />

Hockstellung.<br />

Das richtige Timing Der Schlüssel zum Erfolg ist das richtige Timing.<br />

4Drücken Sie den Auslöser halb durch und drücken Sie erst dann ab, wenn das<br />

aus der Hocke hochgeschnellte Modell den höchsten Punkt erreicht hat.<br />

Sie werden ein paar Versuche benötigen, bis das Timing stimmt. Achten Sie auch<br />

darauf, dass das Modell sich nicht von der Kamera weg oder auf Sie zu bewegt,<br />

damit es nicht aus dem Schärfebereich gerät.<br />

68 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


PULVER-PORTRAIT<br />

Das fertige Bild<br />

Ein Pfund Mehl ist das ganze Geheimnis dieses<br />

außergewöhnlichen, abstrakten Porträts.<br />

Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/11 und ISO 400<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

69


MACH DEIN BILD<br />

BILD: JON HICKS<br />

Sterngucker<br />

Lange Winternächte haben auch ihre Vorteile: Bei klarem Himmel<br />

haben Sie schon am frühen Abend die Chance, unsere Milchstraße zu<br />

fotografieren.<br />

Helen Dixon<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv: Zeiss Distagon T* 21mm f/2.8<br />

Software: Photoshop CS5<br />

WIR ALLE HABEN schon die vom<br />

Hubble-Teleskop geschossenen<br />

Fotos ferner Galaxien bewundert,<br />

etwa die tollen <strong>Aufnahme</strong>n vom<br />

Pferdekopfnebel.<br />

Auch von der Erde lässt sich der Sternenhimmel<br />

entdecken, ohne Teleskop und sonstige<br />

Spezialausrüstung: Ihre Kamera, ein<br />

Weitwinkelobjektiv mit schneller Blende, Stativ,<br />

Fernauslöser und eine Taschenlampe genügen<br />

schon. Unerlässlich ist allerdings eine optimale<br />

Sicht, am besten in einer klaren Nacht bei<br />

Neumond. Außerdem müssen Sie sich einen Ort<br />

suchen, der sich möglichst weit weg befindet von<br />

den Lichtern der nächsten menschlichen<br />

Siedlung. Vor Ort angekommen, besteht Ihre<br />

erste Aufgabe darin, die Milchstraße zu<br />

lokalisieren. Es dauert etwa 15 Minuten, bis Ihre<br />

Augen die optimale Nachtsichtfähigkeit erreicht<br />

haben. Sie können nicht erwarten, sofort alle<br />

Details am nächtlichen Sternenhimmel zu<br />

erkennen, wenn Sie aus dem Auto gestiegen<br />

sind. Es ist empfehlenswert, die Augen möglichst<br />

von jeder Lichtquelle abzuschirmen, auch vom<br />

LCD-Bildschirm der Kamera.<br />

Wintermonaten ist sie am besten zwischen<br />

21:00 Uhr und Mitternacht zu erkennen. Wenn<br />

Sie sie nicht ausmachen können, auch nachdem<br />

sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt<br />

haben, folgen Sie einfach den weiter unten<br />

beschriebenen Schritten und schauen Sie, ob Sie<br />

sie auf den Fotos erkennen können. Der<br />

Kamerasensor ist um ein Vielfaches<br />

empfindlicher als unsere Augen, vorausgesetzt,<br />

Sie haben die richtigen Einstellungen<br />

vorgenommen.<br />

Damit ihr Bild attraktiver wird, sollten Sie<br />

versuchen, einen Teil der unmittelbaren<br />

Umgebung als Vordergrund einzubeziehen. Ein<br />

einzeln stehender Baum wäre ideal, aber auch<br />

markante Punkte in der Landschaft sind<br />

geeignet. Auf diesen Bildern ist Lanyon Quoit bei<br />

Madron in Cornwall zu sehen. Sie können solche<br />

Objekte als Silhouette vor dem Nachthimmel<br />

abbilden, oder die Technik der Lichtmalerei<br />

anwenden, um Sie sie farbig gestalten wollen.<br />

<strong>Die</strong> 500-Regel<br />

<strong>Die</strong> 500-Regel bezieht sich auf die längste<br />

Verschlusszeit, die Sie bei der Sternfotografie<br />

benutzen können, ohne dass die Bewegung der<br />

Erde auf ihrer Umlaufbahn sich als Leuchtspuren<br />

der Sterne auf dem Foto bemerkbar macht.<br />

<strong>Die</strong> Regel wird angewendet, indem Sie die<br />

Brennweite durch 500 teilen und nach unten<br />

abrunden. Wenn Sie also eine 16mm Brennweite<br />

verwenden, ergibt sich 16/500=0,032 – das<br />

heißt eine Verschlusszeit von 30 Sekunden.<br />

<strong>Die</strong>se Werte ändern sich auch in Abhängigkeit<br />

davon, ob Ihre Kamera einen Vollformat- oder<br />

APS-C Sensor besitzt.<br />

Nutzen Sie die folgende Tabelle, um den für Ihre<br />

Situation richtigen Wert zu bestimmen<br />

(berechnete Werte = Sekunden):<br />

Brennweite Vollbild APS-C<br />

(Nikon)<br />

16mm 31 21 20<br />

20mm 25 17 16<br />

24mm 21 14 13<br />

28mm 18 12 11<br />

35mm 14 10 9<br />

50mm 10 7 6<br />

70mm 7 5 4<br />

85mm 6 4 4<br />

APS-C<br />

(Canon)<br />

Da wir uns auf der nördlichen Hemisphäre<br />

befinden, müssen Sie die Milchstraße am<br />

südlichen Sternenhimmel suchen, in der Nähe<br />

der Sternbilder „Schütze“ und „Skorpion“. In den


MILCHSTRASSEN-SZENE


MACH DEIN BILD<br />

MILCHSTRASSEN-SZENE<br />

Kameraeinstellungen Wenn Sie in Position sind und die<br />

1Bildkomposition vorgenommen haben, montieren Sie die Kamera auf das<br />

Stativ und schalten in den manuellen Modus. Blenden Sie vollständig auf und<br />

wählen Sie Ihre Verschlusszeit (siehe Tabelle auf vorheriger Seite).<br />

Beginnen Sie mit einer ISO-Empfindlichkeit von 3200.<br />

<strong>Die</strong> tatsächliche ISO-Empfindlichkeit hängt von der maximalen Blende Ihres<br />

Objektivs ab: Je größer diese ist, desto kleiner kann der eingestellte ISO Wert sein.<br />

Schärfe einstellen Stellen Sie auf „Unendlich“ scharf. Benutzen Sie<br />

2einen Fernauslöser, machen eine Testaufnahme und schauen sich das<br />

Ergebnis an. Vielleicht werden Sie die Bildkomposition verändern müssen.<br />

Kontrollieren Sie auch die Bildhelligkeit, und erhöhen Sie den ISO-Wert, falls<br />

erforderlich.<br />

Malen mit Licht Wenn möglich, nehmen Sie eine Silhouette in den<br />

3Vordergrund. Ich habe mich dafür entschieden, die Vordergrundobjekte<br />

meiner Bilder zusätzlich mit dem Licht einer kleinen LED-Taschenlampe zu<br />

„bemalen“; diese war jedoch so hell, dass die Steine überbelichtet wurden.<br />

4<br />

Einstellungen anpassen Ich reduzierte die ISO-Empfindlichkeit<br />

auf 400, stellte Blende f/5.6 ein und versuchte es erneut, wobei ich diesmal<br />

auch die Außenseite des Vordergrundobjekts mit der Taschenlampe bemalte.<br />

<strong>Die</strong> Milchstraße ist zwar zu schwach belichtet, doch das Foto kann mit dem einer<br />

korrekt belichteten Milchstraße zusammengeführt werden.<br />

<strong>Digitale</strong> Verarbeitung...<br />

1 Weißabgleich<br />

Laden Sie beide Bilder in<br />

Photoshop und korrigieren Sie den<br />

Weißabgleich. Bei meinen Bildern<br />

habe ich es freihändig gemacht, indem<br />

ich die Farbtemperatur beider Fotos<br />

soweit abkühlte, bis das Orange<br />

verschwunden war.<br />

Beide Bilder<br />

2zusammenführen<br />

Kopieren Sie das Bild mit Ihrem<br />

Vordergrundobjekt und legen Sie es als<br />

neue Ebene über das Bild der<br />

Milchstraße (oder umgekehrt). Ändern<br />

Sie die Füllmethode der obersten<br />

Ebene in „Negativ multiplizieren“,<br />

dann werden beide Bilder sichtbar.<br />

3 Gradationskurven-<br />

Ebene hinzufügen Stellen<br />

Sie sicher, dass die Milchstraßen-<br />

Ebene ausgewählt ist, und gehen Sie<br />

auf Ebene > Neue Korrekturebene ><br />

Gradationskurven.<br />

In der Korrekturpalette erzeugen Sie<br />

eine „S“-Kurve, um die Sterne<br />

aufzuhellen und den Himmel<br />

abzudunkeln.<br />

Milchstraße Abwedeln<br />

4Gehen Sie auf Ebene > Neu ><br />

Ebene, ändern Sie die Füllmethode auf<br />

„Weiches Licht“ und machen Sie ein<br />

Häkchen bei „Neutrales weißes Licht“.<br />

Nutzen Sie das Abwedler-Werkzeug,<br />

eingestellt auf den Mitteltonbereich bei<br />

15% Belichtung, um die Galaxie<br />

aufzuhellen.<br />

72 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Das fertige Bild<br />

Das Ergebnis ist ein geheimnisvolles Objekt<br />

im Vordergrund, im Himmel darüber die<br />

Mysterien unserer Heimat-Galaxie.<br />

Belichtung: Sekunden bei Blende f/2.8 (ISO 4000)<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

73


MACH DEIN BILD<br />

LAUB IM GEGENLICHT<br />

Laub im Gegenlicht<br />

Besorgen Sie sich ein paar große, stabile Blätter frisch gefallenes Herbstlaub. Mit dieser Arbeitstechnik<br />

entsteht daraus ein abstrakt-natürliches Stillleben.<br />

Ross Hoddinott<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv :AF Micro-Nikkor 200mm f/4D IF-ED<br />

Software :Lightroom 5<br />

WIR BEFINDEN uns zwar noch mitten<br />

im Winter, doch in den letzten Jahren<br />

spielen die Jahreszeiten sowieso<br />

verrückt. Ich habe noch nie einen<br />

späteren Herbst erlebt als den<br />

vergangenen Jahres, als sich die schönsten Farben<br />

der Bäume erst im späten November und frühen<br />

Dezember zeigten. Selbst jetzt sind noch Herbsblätter<br />

zu finden, wenn man an den richtigen Stellen sucht.<br />

Baumblätter sind hochinteressante Objekte und<br />

besonders fotogen, wenn sie mit Reif bedeckt<br />

sind oder von hinten beleuchtet werden. Ich<br />

mag <strong>Aufnahme</strong>n im Gegenlicht besonders.<br />

<strong>Die</strong>se Form des Lichts eignet sich sehr gut, um<br />

Formen, Farben und feine Details abzubilden,<br />

besonders wenn die Objekte transparent sind.<br />

All das trifft auf herabgefallenes Laub zu.<br />

Vielleicht brauchen Sie nicht weiter zu gehen<br />

als in den eigenen Garten, um ein paar schöne<br />

Exemplare zu finden. Falls nicht gehen Sie in den<br />

nächst gelegenen Wald, einen Park oder eine<br />

Baumschule. Dort werden Sie mit Sicherheit fündig.<br />

Suchen Sie sich Blätter, die besonders farbenfroh<br />

sind oder eine interessante Form haben, am besten<br />

beides. Wieder zurück in der warmen Stube, kann<br />

das <strong>Fotografie</strong>ren beginnen.<br />

Arrangieren Sie die Blätter so auf Ihrem<br />

Leuchtkasten, dass ein Muster entsteht. Dazu<br />

könnten Sie Blätter derselben Baumart nehmen, aus<br />

denen sich sehr einfach ein sich wiederholendes<br />

aber trotzdem abwechslungsreiches Muster legen<br />

lässt. Oder kombinieren Sie unterschiedliche<br />

Blattsorten, mit denen sich besonders gut Kontraste<br />

erzeugen lassen. Eine Reihe gelber Blätter eignet sich<br />

gut als Hintergrund, vor dem sich ein einzelnes rotes<br />

oder orangefarbenes Blatt sehr gut ausnimmt. Wenn<br />

Sie einmal begonnen haben zu experimentieren,<br />

wird es nicht lange dauern, bis Sie ein attraktives<br />

Muster gefunden haben. Nun schalten Sie den<br />

Leuchtkasten ein, damit die Blätter von hinten<br />

angestrahlt werden.<br />

Wenn Sie den gesamten Bildausschnitt ausfüllen<br />

wollen, benutzen Sie ein Makroobjektiv. Falls Sie<br />

keines besitzen, nehmen Sie ein Standardobjektiv<br />

mit Zwischenringen oder einen Nahfilter. Bauen Sie<br />

das Stativ so auf, dass die Kamera direkt über dem<br />

Lichtkasten positioniert werden kann, mit der<br />

Sensor-Ebene parallel zur Oberfläche des<br />

Lichtkastens. Stellen Sie die Zeitautomatik und eine<br />

Blende in der Gegend von f/8 bis f/11 ein. Damit<br />

erhalten Sie genug Schärfentiefe, denn ihr Motiv ist<br />

relativ flach. Falls Sie sehr farbenfrohe Blätter haben,<br />

benutzen Sie nicht den automatischen Weißabgleich,<br />

denn die Kamera wird dann vermutlich versuchen,<br />

die warmen Farben der Blätter zu neutralisieren.<br />

<strong>Die</strong> Fotos werden realistischer, wenn Sie die<br />

Weißabgleichvoreinstellung für Tageslicht oder für<br />

bewölktem Himmel einstellen. Denken Sie auch<br />

daran, dass im Gegenlicht befindliche Motive das<br />

TTL-Messsystem der Kamera zum Unterbelichten<br />

verleiten können. Haben Sie deswegen ein Auge auf<br />

das Histogramm und benutzen Sie die positive<br />

Belichtungskorrektur, falls nötig.<br />

TIPP<br />

Ein Leuchtkasten ist ein Sprung<br />

zurück in die Tage des Zelluloidfilms.<br />

Falls Sie keinen haben, behelfen Sie<br />

sich, indem Sie einen DIN A3 Bogen<br />

weißes Papier auf eine Glasplatte legen<br />

und von unten beleuchten.<br />

Im Internet kursieren sicher auch<br />

Selbstbauanleitungen für<br />

Leuchtkästen.<br />

Blätter sammeln Bevor Sie<br />

1beginnen können, brauchen Sie eine<br />

Sammlung geeigneter Blätter. Falls Gärten<br />

und Parks nicht genug Material liefern,<br />

besuchen Sie eine Baumschule. Besorgen<br />

Sie möglichst viele unterschiedliche Formen<br />

und Farben.<br />

Arrangement <strong>Die</strong> überlappenden<br />

3Blätter und Farben sahen zwar schon gut<br />

aus, es fehlten jedoch Kontraste und ein<br />

Fixpunkt. Ich verwendete gelbe Blätter als<br />

Hintergrund und legte ein kontrastierendes<br />

rotes Blatt obenauf.<br />

Nun störten die Lücken zwischen den<br />

Blättern, in denen der Leuchtkasten zu sehen<br />

war, und brannten aus.<br />

Weißabgleich einstellen Wieder<br />

2Zuhause, entstaubte ich meinen<br />

Leuchtkasten und legte mir ein Muster aus<br />

dunklen, orangefarbenen Blättern zurecht.<br />

Der automatische Weißabgleich versuchte nun,<br />

meinen gewünschten warmen Farbstich zu<br />

neutralisieren. Ich änderte also die Weißabgleich-<br />

Einstellung auf “Bewölkt”, um die natürlichen<br />

Farben zu erhalten.<br />

Letzte Korrekturen <strong>Die</strong>smal nahm ich<br />

4mir mehr Zeit für das Arrangement der<br />

gelben Blätter, bis sie den Leuchtkasten<br />

vollständig bedeckten. Der so entstandene<br />

Kontrast verschaffte den Bildern einen<br />

dreidimensionalen Eindruck.<br />

Ich probierte noch verschiedene Arrangements,<br />

doch der Fixpunkt des roten Blattes wirkte am<br />

besten ganz in der Mitte.<br />

74 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Das fertige Bild<br />

Mit dem Spot-Entfernungswerkzeug<br />

korrigierte ich noch einige Makel,<br />

kleine Löcher und Einfärbungen am<br />

Blatt.<br />

Das Ergebnis ist ein schön herbstliches<br />

Bild, aufgenommen im bequemen<br />

heimischen Wohnzimmer.<br />

Belichtung: 11/8 Sekunde bei<br />

Blende f/13 und ISO 100


MACH DEIN BILD<br />

Unschärfe-<br />

Relation<br />

Langzeitbelichtungen ohne Stativ? Eine<br />

verrückte Idee! Probieren Sie mal diese<br />

unorthodoxe, einfache <strong>Aufnahme</strong>technik eines<br />

Motivs vor hellem Hintergrund.<br />

Es ist erstaunlich, welche künstlerischen Effekte<br />

so Weise entstehen können.<br />

Caroline Wilkinson<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv: Sigma 50mm f/2.8<br />

MANCHMAL ERWEIST sich ein<br />

vermeintliches Missgeschick am Ende als<br />

glücklicher Zufall; sei es, dass Sie im<br />

falschen Moment abgedrückt, das Licht oder<br />

die Belichtung falsch berechnet haben, wie<br />

in diesem Fall. <strong>Die</strong> Belichtungseinstellungen zwischen<br />

den einzelnen <strong>Aufnahme</strong>n nicht zu prüfen, ist ein der<br />

häufiger Fehler, doch diesmal führte die resultierende<br />

Verschlusszeit zu einer neuen Idee:<br />

Als ich mir das Ergebnis ansah, beschloss ich, aus der<br />

Not eine Tugend zu machen und auszuprobieren, ob es<br />

nicht die Grundlage einer neuen, abstrakten High-Key-<br />

<strong>Aufnahme</strong>technik sein könnte. Es bestätigte sich die alte<br />

Weisheit, dass auch in der <strong>Fotografie</strong> das Experiment der<br />

Schlüssel zum Erfolg ist. Gute, ungewöhnliche Bilder<br />

entstehen nicht dadurch, dass man einer bestimmten<br />

Prozedur folgt. <strong>Die</strong>se abstrakten Bilder sind das Ergebnis<br />

eines Versuchs, bei der ein im Gegenlicht positioniertes<br />

Stillleben fotografiert wurde – ohne Stativ.<br />

AUFNAHMETECHNIK: Erzeugen Sie eine<br />

Verschlusszeit zwischen drei und 5 Sekunden; sie sollte<br />

ausreichen, sowohl das Motiv als auch den Hintergrund<br />

gut genug auszuleuchten und dabei die Kamera zu<br />

bewegen. Falls das natürliche Umgebungslicht zu hell<br />

sein sollte, verringern Sie die ISO-Empfindlichkeit oder<br />

benutzen eine kleinere Blende. Eventuell müssen Sie<br />

dann jedoch die Entfernung zwischen Motiv und<br />

Objektiv anpassen, damit der Schärfentiefebereich klein<br />

genug bleibt. Nun machen Sie ihr Foto. Vielleicht reicht<br />

allein schon die Tatsache, dass die Kamera sich nicht<br />

auf dem Stativ befindet, sondern in der Hand gehalten<br />

wird, um den interessanten Unschärfe-Effekt zu<br />

erzeugen, der auf diesen Bildern zu sehen ist. Doch Sie<br />

können noch weiter gehen: ruckartiges nach oben oder<br />

unten Ziehen der Kamera und langsame, gleichmäßige<br />

Schwenks sind kreative Variationen dieser<br />

<strong>Aufnahme</strong>technik. Auch das Ändern der Verschlusszeit<br />

per ISO- oder Blendeneinstellung und unterschiedliche<br />

Blumen als Motiv sorgen für interessante Variationen.<br />

BELEUCHTUNG: Das Gegenlicht stammt in<br />

diesem Beispiel von einem iPad mit der Night Light App<br />

als High-Key Hintergrund, doch sie könnten genauso<br />

gut ein Blatt weißes Papier an einem Fenster befestigen<br />

und die Blume davor platzieren, wobei Sie darauf<br />

achten, den besten Schusswinkel und eine<br />

ausdrucksstarke Bildkomposition zu benutzen. Da es<br />

eine Langzeitbelichtung sein wird, dürfte das<br />

Umgebungslicht ausreichen, doch um sicherzugehen,<br />

sollten Sie einen Reflektor in Form einer weißen Pappe<br />

oder in Form von Aluminiumfolie zur Hand haben, der<br />

Licht auf das Motiv zurückwerfen kann, falls nötig.<br />

BELICHTUNG: Da das Motiv von hinten<br />

beleuchtet wird, stellen Sie an der Kamera die<br />

Spot-Messung ein, um den Hintergrund<br />

überzubelichten, während das Motiv korrekt belichtet<br />

wird.<br />

Wenn Sie die Mehrfeldmessung nutzen, wird die<br />

Kamera versuchen, die Belichtung einem 18%<br />

Grauton anzugleichen, sodass der Hintergrund<br />

unterbelichtet wird.<br />

Weiter sollte die Kamera auf Zeitautomatik geschaltet<br />

und eine weit offene Blende eingestellt werden,<br />

damit der Hintergrund nicht im Schärfebereich liegt;<br />

ein Wert unterhalb Blende f/5.6 dürfte das erreichen.<br />

Der ISO-Wert sollte unterhalb von 400 liegen, um<br />

Bildrauschen zu minimieren und eine lange<br />

Verschlusszeit zu ermöglichen.<br />

76 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


ABSTRAKTE HIGH-KEY-FOTOS<br />

Das fertige Bild<br />

Ästhetik und Faszination:<br />

Abstrakte Bilder können auch aus<br />

Fehlern entstehen – die<br />

Ergebnisse sind nicht immer<br />

schlecht.<br />

Zum Vergleich<br />

Je nach Verschlusszeit,<br />

Tempo und Richtung<br />

der Bewegung<br />

kommt es zu sehr<br />

unterschiedlichen<br />

Resultaten.<br />

Verschlusszeiten<br />

zwischen 3 und 5<br />

Sekunden bei Blenden<br />

zwischen f/3.5 und<br />

f/4.5 ergeben den<br />

besten Effekt, sofern<br />

die Bewegung langsam<br />

erfolgt.<br />

<strong>Die</strong> drei Bilder rechts<br />

veranschaulichen, wie<br />

Verschlusszeit und<br />

Bewegung das Bild<br />

beeinflussen.<br />

0.5 Sekunden 3 Sekunden 6 Sekunden<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

77


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Von Paul Ward<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv: NIKKOR 24-70mm f/2.8G ED<br />

Software: Photoshop CS5<br />

ICH MAG DIESE Projekte, bei<br />

denen mir eine kreative Idee für<br />

etwas Alltägliches einfallen soll, auf<br />

das ich normalerweise keinen<br />

Gedanken verschwenden würde.<br />

<strong>Die</strong> Herausforderung dabei ist, konventionelle<br />

Herangehensweisen zu vermeiden und etwas<br />

wirklich Neues zu schaffen, anstatt bei einem<br />

bereits bekannten Motiv nur das Objekt<br />

auszutauschen. Meine ursprüngliche Idee, für<br />

ein Mode-Foto ein Kleid zu entwerfen, das so<br />

aussah als trüge das Modell eine Blume. Doch<br />

vor ein paar Monaten gab es bereits ein Projekt<br />

zum Thema Papier, bei dem ich einen ähnlichen<br />

Gedanken umgesetzt habe, daher kam diese<br />

Idee nicht mehr in Frage.<br />

Zu den charakteristischen Eigenschaften einer<br />

Blume gehören Farbe und Geruch – zwei<br />

Eigenschaften, die man in einem Bild<br />

ausdrücken soll, wobei selbstverständlich die<br />

Farbe im Vordergrund steht. Farbe ist bei<br />

Blumen ein so starker visueller Faktor, dass ich<br />

sicher war, mir würde eine kreative Idee dazu<br />

kommen. So kam mir auch die<br />

Assoziationskette „Blume“, „Geruch“, Kosmetik“<br />

und führte weiter zur Idee einer Kosmetik-<br />

Werbung.<br />

Nun ging alles seinen Gang: Ich fuhr zum<br />

örtlichen Blumengroßmarkt und schaute mich<br />

um. Zuvor hatte ich bereits einen Lippenstift<br />

und Nagellack besorgt, beide in einem schönen,<br />

intensiven Rot-Ton. Doch alle roten Rosen, die<br />

ich fand, waren ungeeignet. Ich brauchte ein<br />

idealtypisches Exemplar, das den Ansprüchen<br />

einer Großaufnahme unter Studio-<br />

Lichtverhältnissen genügen musste, was<br />

bedeutet, dass an der Blume nicht der geringste<br />

Makel sein darf, denn der würde sofort auffallen<br />

und den Betrachter ablenken. Es gab jedoch<br />

rosafarbene Rosen von denen mehrere den<br />

geforderten Ansprüchen genügten. Ich suchte<br />

mir eine aus, tauschte die Kosmetika gegen die<br />

gleichen Artikel passender Farbe um und<br />

machte mich an die Arbeit.<br />

Ich fand schnell heraus, dass Rosa viel besser<br />

vor schwarzem als weißem Hintergrund aussah.<br />

Den Lippenstift stellte ich auf eine kleine<br />

Plexiglasplatte, die ich auf einen Bogen<br />

schwarzes Papier gelegt hatte, damit es eine<br />

Spiegelung geben würde. <strong>Die</strong> Beleuchtung<br />

bestand aus zwei Strobeam Studiolampen, die<br />

mit je einer großen, quadratischen Softbox<br />

versehen waren. Ich stellte sie seitlich und<br />

hinter dem Motiv auf, was für eine effektvolle<br />

Refl exion auf dem Lippenstift sorgen würde. An<br />

die Kamera kam mein bewährtes NIKKOR AF-S<br />

24-70mm f/2.8G ED Objektiv, auf den<br />

Blitzschuh ein Fernauslöser, und das Ganze<br />

wurde aufs Stativ montiert; dann stellte ich auf<br />

den Lippenstift scharf und schaltete den<br />

Autofokus aus.<br />

<strong>Die</strong> Blüte der Rose wurde mit Wasser besprüht,<br />

um das Motiv noch attraktiver zu machen. Mit<br />

dem Auslöser in der einen Hand, mit der<br />

anderen die Blume in Position haltend, machte<br />

ich mehrere <strong>Aufnahme</strong>n. So erhielt ich<br />

wenigstens ein sauberes Bild, das ich als<br />

Grundlage verwenden konnte. Wenn einmal<br />

den Nagellack auf die Blume geträufelt hatte,<br />

wurde das Set schnell zu chaotisch.<br />

Ich legte die Rose beiseite, nahm den Nagellack<br />

und träufelte aus der Höhe, in der ich vorher die<br />

Rose gehalten hatte, vorsichtig mehrere Tropfen<br />

auf den Lippenstift, während ich wiederholt den<br />

Auslöser drückte. <strong>Die</strong>sen Vorgang wiederholte<br />

ich noch einmal, um sicher zu sein, das ich<br />

viele unterschiedliche Tropfen-Konstellationen<br />

haben würde, aus denen ich auswählen konnte.<br />

Nachdem die Bilder in Photoshop geladen<br />

waren, suchte ich zunächst das Foto mit dem<br />

Lippenstift aus, dass ich verwenden wollte.<br />

Dann öffnete ich die Fotos, auf denen fallende<br />

Ganz oben: zwei Studiolampen<br />

in großen Softboxen<br />

beleuchteten den Lippenstift<br />

seitlich und von hinten. Das<br />

ergab hübsche lange Reflexionen<br />

auf dessen voller Länge.<br />

Oben: Bei der Arbeit mit<br />

Flüssigkeiten ist es wichtig, zu<br />

Beginn ein Foto als Grundlage zu<br />

schießen, von dem das<br />

Basismotiv geklont werden<br />

kann, wenn das Set durch den<br />

überall verspritzten Nagellack zu<br />

chaotisch geworden ist.<br />

Links: Mit einen Fernauslöser<br />

schoss ich mehrere <strong>Aufnahme</strong>n,<br />

während ich gleichzeitig den<br />

Nagellack von oben herab<br />

tropfen ließ. Mithilfe der<br />

Füllmethode „Aufhellen“ fügte<br />

ich die Tropfen in mein Bild ein<br />

und benutzte das<br />

Radiergummiwerkzeug, um<br />

nicht erwünschte Tropfen zu<br />

entfernen.<br />

Nagellacktropfen zu sehen waren. <strong>Die</strong>, die mir<br />

gefi elen, legte ich als neue Ebenen über das Bild<br />

des Lippenstifts. Durch Ändern der Füllmethode<br />

der Bilder mit den Tropfen auf „aufhellen“ waren<br />

nur noch Tropfen die in meinem Bild zu sehen,<br />

wodurch es sehr einfach war, jene zu löschen,<br />

die ich nicht im Bild haben wollte.<br />

Anschließend brauchte ich nur noch das Bild<br />

der Rose hineinzukopieren und es vorsichtig an<br />

seinen richtigen Platz zu ziehen, wobei ich auf<br />

die Tropfen-Ebenen einzoomte, damit der<br />

Übergang zwischen Tropfen und Rose so<br />

nahtlos wie möglich sein würde.<br />

Das Ergebnis ist ein einfach aufgebautes,<br />

sauberes Foto für eine Kosmetikanzeige, auf<br />

dem es so aussieht, als liefe die Farbe des<br />

Lippenstifts aus der Blume heraus.<br />

80 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 81


Das Creative kreative Eye Auge<br />

BLÜTENABSTRAKTION...<br />

Von Ross Hoddinott<br />

Kamera: Nikon D800E<br />

Objektiv: NIKKOR 200mm f/4 Micro IF-ED<br />

Software: Lightroom 5<br />

EIN KREATIVPROJEKT zum Thema<br />

Blumen? Warum nicht. Ich mag Blumen,<br />

bin es jedoch eher gewohnt, sie in<br />

Großaufnahme in natürlicher Umgebung<br />

abzubilden, wobei es sich in der Regel<br />

um Wildblumen handelt. Nun aber, da der Sommer<br />

lange vorbei ist, gibt es diese Möglichkeit nicht. Ich<br />

würde in der Gärtnerei gezogene Blumen<br />

fotografieren; also ging ich zum Floristen um die Ecke<br />

und wählte eine Handvoll farbenfroher, frischer<br />

Schnittblumen aus den vielen Arten, die in ihren mit<br />

Wasser gefüllten Blecheimern im Schaufenster auf<br />

Kundschaft warteten.<br />

So weit, so gut. Nun war es Zeit, mir Gedanken zu<br />

machen, wie daraus ein kreatives, attraktives Motiv<br />

werden konnte, das den Betrachter fesselt.<br />

Blumen sind dankbare Objekte für den Fotografen,<br />

deswegen werden sie so oft fotografiert. Das<br />

wiederum macht es aber auch sehr schwer, ein<br />

wirklich originelles Blumenbild zu gestalten. Ich<br />

überlegte mir, mit einem sehr geringen<br />

Schärfentiefebereich zu arbeiten, um bestimmte<br />

Blütenteile hervorzuheben, beispielsweise einen<br />

einzelnen Blütenstempel oder sogar nur dessen<br />

Blütenstaub. In dieser Weise mit der Schärfentiefe zu<br />

spielen, kann sehr schöne, künstlerisch aussehende<br />

Bilder erzeugen, aber mir fiel ad hoc kein Motiv ein,<br />

dass ich nicht schon einmal irgendwo gesehen hätte.<br />

Als nächstes überlegte ich mir die Möglichkeit einer<br />

Mehrfachbelichtung, um ein träumerisches,<br />

weichgezeichnetes Blumenbild zu bekommen, eine<br />

<strong>Aufnahme</strong>technik, die von Sandra Bartocha, einer<br />

deutschen Fotografin, perfektioniert worden ist (siehe<br />

www.fotocommunity.de/fotografin/sandrabartocha/31030).<br />

Doch diese Technik ist besser geeignet für Wildblumen<br />

in natürlicher Umgebung bei natürlichem Licht. Nach<br />

weiteren Überlegungen entschloss ich mich dazu,<br />

meine Blüten als Spiegelungen in Wassertropfen zu<br />

fotografieren. Das war zwar auch nicht wirklich neu,<br />

aber ich würde keine Tropfen von einem<br />

Blumenstängel oder einem Blatt herabhängen lassen<br />

– wie es oft zu sehen ist – ich würde stattdessen die<br />

Tropfen auf einer Glasscheibe arrangieren, die Blüte<br />

darunter positionieren und deren gebrochenes<br />

Spiegelbild direkt von oben fotografieren. Auf diese<br />

Weise hoffte ich, ein farbenfrohes, abstraktes<br />

Aussehen herbeiführen zu können, weniger ein<br />

naturgetreues Spiegelbild der Blume.<br />

Ich steckte eine orangefarbene Gerbera in eine Vase<br />

und stellte sie in einen mittelgroßen Pappkarton, der<br />

innen schwarz ausgekleidet war. <strong>Die</strong> sauber geputzte<br />

Glasscheibe kam obendrauf. Nun benutze ich eine mit<br />

Wasser gefüllte Spritze und applizierte viele kleine<br />

Wassertropfen auf die Glasscheibe. Dann montierte<br />

ich die Kamera aufs Stativ und begann mit der<br />

Bildkomposition. Mit Hilfe von LiveView zoomte ich<br />

auf die kleinen Tropfen ein und stellte manuell auf die<br />

Reflexionen der Blume scharf. Damit der<br />

Bildausschnitt ganz mit den Tropfen ausgefüllt werden<br />

konnte, brauchte ich eine starke Vergrößerung. Um<br />

die zu erreichen, benutzte ich mein NIKKOR 200mm<br />

Micro Objektiv. Damit war der Schärfebereich selbst<br />

bei sehr kleiner Blende nur hauchdünn. In einem<br />

Versuch, die Schärfentiefe zu vergrößern, schoss ich<br />

eine Sequenz von zehn Fotos, wobei ich bei jeder<br />

<strong>Aufnahme</strong> die Schärfe leicht anpasste, sodass<br />

ein jeweils anderer Teil des Motivs im<br />

Schärfebereich lag. Obwohl keines der einzelnen<br />

Fotos das Motiv scharf abbildete, enthielt die<br />

Sequenz als Ganzes doch alle notwendigen<br />

Bildinformationen, um ein insgesamt scharfes<br />

Endergebnis produzieren zu können.<br />

Ich lud die Bilder in Lightroom, doch die<br />

Übergänge zwischen den einzelnen <strong>Aufnahme</strong>n<br />

waren nicht nahtlos und es gab auch zu viele<br />

hässliche Artefakte um die Tropfenkanten<br />

herum. Ich musste es also erneut versuchen,<br />

diesmal aber in einem einzigen<br />

Belichtungsvorgang. Immer noch war die<br />

Schärfentiefe das größte Problem. Eine kleinere<br />

Blende als f/16 wollte ich nicht benutzen, weil<br />

damit das Risiko von Verzerrungen steigen<br />

würde, doch mit der jetzigen Einstellung würde<br />

ich die Wassertropfen und das darin reflektierte<br />

Ganz oben: <strong>Die</strong> Blume<br />

stellte ich in eine Vase und<br />

die Vase in einen Karton, der<br />

innen schwarz ausgekleidet<br />

war.<br />

Oben: Mein erster Versuch<br />

erzeugte Reflexionen an der<br />

Oberfläche der<br />

Wassertropfen, verursacht<br />

durch das Licht des in der<br />

Nähe befindlichen Fensters..<br />

Oben Links: Mit einer<br />

Spritze brachte ich die<br />

kleinen Wassertropfen<br />

vorsichtig auf der<br />

Glasscheibe an. <strong>Die</strong><br />

Abstände zwischen den<br />

Tropfen durften nicht<br />

gleichmäßig sein, damit das<br />

Ganze nicht eintönig<br />

aussehen würde.<br />

Links: Ein Bogen<br />

zusammengerollter Karton<br />

schirmte die Tropfen vom<br />

Licht des Fensters ab und<br />

die störenden Reflexionen<br />

waren verschwunden.<br />

Bild der Blüte nicht in einer einzigen <strong>Aufnahme</strong><br />

scharf bekommen.<br />

Priorität hatte jedoch das gebrochene<br />

Spiegelbild, also stellte ich darauf scharf.<br />

Obwohl das Ergebnis nicht dem entsprach, was<br />

ich mir vorgestellt hatte, kam ich der Sache<br />

langsam näher. Immer noch wurde der<br />

Gesamteindruck jedoch stark beeinträchtigt<br />

durch hässliche Reflexionen an der Oberfläche<br />

der Wassertropfen, die durch das vom Fenster<br />

her einfallende Licht hervorgerufen wurden. Um<br />

das zu unterbinden, rollte ich einen großen<br />

Bogen weißen Kartons zu einem Zylinder<br />

zusammen und stellte ihn so auf die<br />

Glasscheibe, dass meine Wassertropfen sich<br />

darin befanden und nun fast vollständig vom<br />

Umgebungslicht abgeschirmt waren. Nun<br />

brauchte ich nur noch die Kamera von oben in<br />

den Zylinder hinein zu richten, und so kam ich<br />

zu meinem endgültigen Bild.<br />

82 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 83


Das Creative kreative Eye Auge<br />

DIE ROSEN-LINIE<br />

Von Catherine MacBride<br />

Kamera: Nikon D5200<br />

Objektiv: NIKKOR AF-S 18-105mm f/3.5-5.6<br />

Software: Adobe Photoshop CC<br />

ICH MUSS SAGEN, dass das Thema<br />

Blumen für ein Kreativprojekt mich doch<br />

einigermaßen verblüfft hat. Blumen<br />

gehören nicht zu den Motiven, die ich<br />

regelmäßig fotografiere, doch viele<br />

Fotografen, mit denen ich befreundet bin, schaffen<br />

hervorragende Bilder mit Blumen, und mit Ihnen<br />

wollte ich mich nicht messen.<br />

Andererseits, warum nicht ein paar interessante<br />

Blumen finden und Makroaufnahmen oder ein<br />

Blumenarrangement versuchen? Wirklich inspiriert<br />

war ich aber erst, als ich mit meiner Schwester<br />

sprach, die gerade ihre Hochzeit und Flitterwochen<br />

plante. Das war der zündende Funke! Ich würde<br />

Papierrosen basteln, doch nicht aus einfachem<br />

Papier, sondern ich würde die Rosen aus eine<br />

Straßenkarte anfertigen und so die Gedanken an<br />

Hochzeit, Verreisen und Blumen in einem einzigen<br />

Bild zusammenbringen. Ich hatte schon früher Rosen<br />

gemacht, aber nicht aus Papier, und so setzte ich<br />

mich hin und werkelte ein wenig herum, bis ich einen<br />

einfachen Weg gefunden hatte, eine Papierblume<br />

zustande zu bringen. Nun, da mir klar war, welche<br />

Richtung das Projekt nehmen würde, machte ich mir<br />

eine Vorlage, bestehend aus einem kleinen<br />

kreisförmigen Stück Karton, dass in sechs gleiche<br />

Teile gefaltet war. Nun hatte ich ein Muster, an dem<br />

ich mich orientieren konnte, so dass meine Blüten<br />

dieselbe Größe haben würden.<br />

Ich schnitt die Blumen ich anhand der Vorlage aus<br />

einer ausgedehnten Straßenkarte aus, die eigentlich<br />

für die Recycling-Tonne bestimmt gewesen war.<br />

Nachdem ich die gewünschte Zahl beisammen<br />

hatte, wickelte ich die Enden der Blumen um einen<br />

Bleistift, so dass sie sich einrollten und klebte sie<br />

zusammen. Als Stängel diente jeweils ein Stück<br />

Draht.<br />

Nachdem der Klebstoff getrocknet war, umwickelte<br />

ich die Stängel mit grünem Krepp-Papier und fügte<br />

noch ein paar grüne Blätter aus Papier hinzu. Nun<br />

konnte das <strong>Fotografie</strong>ren losgehen. Meine<br />

ursprüngliche Idee war, dass meine Schwester<br />

die Papierrosen wie einen Hochzeitsstrauß in<br />

der Hand halten sollte, aber Testaufnahmen<br />

erwiesen, dass es einfach nicht gut aussah. Ich<br />

hatte die Rosen in Originalgröße angefertigt, sie<br />

wirkten aber zu groß und passten in keine<br />

gefällige Bildkomposition. Es musste also eine<br />

andere Idee her. Ich fand ein Einmachglas, in<br />

das ich die Blumen stellen konnte und während<br />

ich mich noch abmühte, mir ein neues,<br />

originelles Motiv auszudenken, fiel mein Blick<br />

auf das Glas mit der ehemaligen Straßenkarte,<br />

die nun in Form mehrerer Papierblumen da vor<br />

mir stand. Das sah so einfach und auch ein<br />

wenig lustig aus, dass ich ein paar<br />

Testaufnahmen machte.<br />

<strong>Die</strong> Kamera, ausgestattet mit einem 18-<br />

105mm Objektiv, kam auf das Stativ und ich<br />

benutzte den LiveView, um die Position der<br />

Papierblumen zu arrangieren, bis ich mit der<br />

Bildkomposition zufrieden war. Ich stellte die<br />

Kamera manuell auf ISO 125 und Blende f/16<br />

für möglichst große Schärfentiefe und auf eine<br />

Ganz oben: Der komplizierteste Teil der Prozedur<br />

bestand aus dem Schneiden, Formen und<br />

Zusammenkleben der Papierrosen, für die eine alte<br />

Straßenkarte herhalten musste.<br />

Oben: Der Blitz war von der Kamera entkoppelt und<br />

schoss durch einen Schirm, um das Motiv vor einem<br />

nahtlosen, blauen Hintergrund auszuleuchten.<br />

Links: Meine ursprüngliche Idee, dass meine<br />

Schwester die Blumen wie einen Hochzeitsstrauß<br />

halten sollte, wirkte als Motiv überhaupt nicht.<br />

Verschlusszeit von 1/160 Sekunde ein. Das mit<br />

einem Schirm ausgestattete Blitzgerät stellte ich<br />

vor das Arrangement und löste per drahtlosem<br />

Fernauslöser aus. Schon auf dem<br />

Kameramonitor sah das Bild gut aus, also<br />

öffnete ich die Raw-Datei und korrigierte<br />

Luminanz, Kontrast und Schatten, bevor ich<br />

eine Textur hinzufügte, um dem Bild einen<br />

leichten künstlerischen Touch zu geben.<br />

Zum Schluss hatte ich ein Bild, das mir gefiel –<br />

und einen Blumenstrauß, der nicht verwelken<br />

würde.<br />

84 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 85


Das Creative kreative Eye Auge<br />

FARBTUPFER<br />

Von Paul Ward<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv: NIKKOR 70-200mm f/2.8G ED<br />

Software: Photoshop CS5<br />

MIT DER AUSSICHT auf Urlaub in<br />

Sizilien hatte ich eigentlich vor, dieses<br />

Kreativprojekt am warmen Mittelmeer<br />

zu verwirklichen. Ich wollte gern eine<br />

Szene mit Unterwassergehäuse<br />

fotografieren, in der ein Regenschirm halb unter der<br />

Wasseroberfläche im Meer trieb. Später würde ich<br />

ein oder zwei Tiere hinein montieren, als ob diese<br />

den Schirm als Boot benutzten – eine typische<br />

Trickfilmszene eben. Leider war es in der kurzen<br />

Zeit nicht möglich, ein passendes Gehäuse für<br />

meine D800 zu finden, und so wurde nichts aus<br />

dem schönen Plan.<br />

Trotzdem sollte es etwas mit Kino zu tun haben,<br />

und so erinnerte ich mich an eine Szene im<br />

Klassiker „Blade Runner“, bei der die Kamera aus<br />

der Vogelperspektive auf ein Meer von<br />

Berufspendlern gerichtet ist, von denen jedoch<br />

keiner direkt zu sehen ist, weil sich alle im<br />

strömenden Regen unter ihre Regenschirme<br />

ducken. Im Bildausschnitt sind also nur hunderte<br />

Regenschirme erkennbar. <strong>Die</strong>se Perspektive war<br />

es, die ich nachempfinden wollte, einschließlich<br />

des sintflutartigen Regens, der dem Bild mehr<br />

Dynamik verlieh.<br />

Ein Besuch beim 1-Euro-Discounter war<br />

erfolgreich: Ich kaufte 20 schwarze Regenschirme<br />

für einen Euro pro Stück. Zurück im Studio musste<br />

ich mir nun etwas einfallen lassen, wie ich sie<br />

fotografieren würde. Ich hatte mir außerdem einen<br />

regenbogenfarbenen Schirm von einem Freund<br />

ausgeborgt den ich als Fixpunkt verwenden wollte<br />

– den Regenschirm, nicht den Freund – und der<br />

einen Farbklecks in die ansonsten überwiegend<br />

schwarze Szene bringen sollte. Zunächst glaubte<br />

ich, das Projekt im Studio umzusetzen, aber es war<br />

nicht hoch genug für die richtige Bildkomposition.<br />

Ich wollte einen Ultraweitwinkel verwenden,<br />

außerdem sollte Regen im Spiel sein, und ich<br />

wollte schließlich nicht mein Studio unter Wasser<br />

setzen. Also ging es mit den Schirmen nach<br />

draußen. Eines der Studiofenster öffnet auf einen<br />

Innenhof; dort draußen konnte ich das Setup<br />

arrangieren und aus dem Studiofenster heraus<br />

fotografieren.<br />

Zuerst öffnete ich alle 20 Schirme und brach die<br />

Griffe ab, damit sie flach auf dem Boden liegen<br />

konnten. Nachdem ich mein „Meer“ schwarzer<br />

Schirme arrangiert hatte, setzte ich den farbigen<br />

Schirm hinzu. Dann füllte ich einen Topf mit<br />

Wasser und goss ihn über den Schirmen aus,<br />

damit die auf ihnen verbleibenden Tropfen den<br />

Eindruck erzeugten, es ginge gerade ein<br />

Regenschauer nieder. Ich stellte einen einzelnen<br />

Strobeam Studioblitz mit einer Bowens Octobox<br />

seitlich neben mein Arrangement und stieg wieder<br />

zurück in den zweiten Stock, um von dort oben das<br />

Bild zu schießen. Oben angekommen, stellte ich<br />

eine Verschlusszeit von 1/200 Sekunde ein und<br />

zoomte mit meinem NIKKOR 70-200mm f/2.8<br />

Objektiv auf die Schirme unten ein. Ein Vorteil des<br />

Strobeam-Systems ist, dass die Blitzleistung von<br />

der Kamera aus gesteuert werden kann. Ich nahm<br />

also die nötigen Einstellungen vor, die mit einigen<br />

Testfotos verbunden waren, bevor ich mit der<br />

Belichtung zufrieden war. Nun war es Zeit für<br />

den Regen. Den wollte ich eigentlich<br />

gleichzeitig mit den Schirmen aufnehmen,<br />

doch das funktionierte nicht so, wie ich es mir<br />

erhofft hatte. Für den Regen waren separate<br />

<strong>Aufnahme</strong>n notwendig, die ich später<br />

hineinmontieren würde. Ich befestigte einen<br />

mit Saugnäpfen ausgestatteten Blitzhalter<br />

oben an der Außenseite eines seitlich von mir<br />

befindlichen Fensters, an dem ich einen<br />

Plastikbecher anbrachte, in den ich vorher ein<br />

kleines Loch gepiekst hatte, und füllte ihn mit<br />

Wasser. Das sorgte ein für langsames aber<br />

gleichmäßiges Heruntertropfen des Wassers.<br />

Ich machte mehrere <strong>Aufnahme</strong>n, die Kamera<br />

nach unten gerichtet, das Wasser an mir vorbei<br />

tropfend. Dabei hielt ich die Kamera in immer<br />

neuen Winkeln, so dass die fallenden Tropfen<br />

aus unterschiedlichen Perspektiven<br />

aufgenommen werden würden. Nachdem ich<br />

Oben Links: <strong>Die</strong> Handgriffe<br />

der Schirme musste ich<br />

abbrechen, damit sie flach auf<br />

dem Boden sitzen würden.<br />

Oben rechts: Ich arrangierte<br />

die Schirme so, dass<br />

möglichst wenig Lücken<br />

zwischen ihnen blieben, um<br />

die Illusion zu verstärken,<br />

dass eine geschäftige Straße<br />

während eines<br />

Regenschauers von oben<br />

fotografiert worden war.<br />

Oben: Ein Plastikbecher mit<br />

einem Loch im Boden sorgte<br />

für eine gleichmäßige<br />

Produktion von<br />

„Regentropfen“, die ich<br />

fotografieren konnte. Wo ist<br />

der Regen, wenn man ihn<br />

mal wirklich braucht?<br />

Links: Bei genauerem<br />

Hinsehen bin ich in einem der<br />

oberen Fenster zu erkennen.<br />

Es versteht sich von selbst,<br />

dass ich die Kamera sehr gut<br />

festgehalten habe.<br />

genügend Tropfen beisammen hatte, packte<br />

ich zusammen und setzte mich an den<br />

Computer, um die Bilder zu verarbeiten.<br />

In Photoshop kopierte ich alle Tropfen in ein<br />

einziges Bild vor einen schwarzen Hintergrund<br />

und duplizierte sie, wo nötig, um die Lücken<br />

zu füllen. Dann sorgte ich mit dem radialen<br />

Weichzeichner für Bewegung der<br />

Wassertropfen, so dass alle zusammen<br />

genommen wie ein niederprasselnder<br />

Regenguss aussahen. Anschließend führte ich<br />

alle Ebenen zu einem einzigen Bild<br />

zusammen. Dann öffnete ich das Bild mit den<br />

Regenschirmen und legte beide Bilder<br />

übereinander. Nun brauchte ich nur noch<br />

leichte Korrekturen am Kontrast vorzunehmen<br />

und mein Bild war fertig – eine aus der<br />

Vogelperspektive fotografierte Szene in<br />

strömendem Regen – und ich hatte nicht einen<br />

einzigen Tropfen abbekommen.<br />

86 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 87


Das Creative kreative Eye Auge<br />

ABGESCHIRMT…<br />

Von Catherine MacBride<br />

Kamera: Nikon D5200<br />

Objektiv: NIKKOR AF-S 18-105mm f/3.5-5.6<br />

Software: Adobe Photoshop CC<br />

DIE UMSETZUNG EINES<br />

Kreativprojekts im Zusammenhang<br />

mit Regenschirmen sollte eigentlich<br />

keine große Schwierigkeit darstellen,<br />

denn Regen haben wir in unseren<br />

Breiten genug. Doch je länger ich mich mit dem<br />

Thema damit beschäftigte, desto weniger<br />

konnte ich mich damit anfreunden, einen aus<br />

dem Schirmständer im Hausflur als Requisite zu<br />

verwenden. Es dauerte nicht lange, bis ich die<br />

Idee hatte, stattdessen kleine Papierschirmchen<br />

zu benutzen, die man zum Anrichten von<br />

Cocktails und Speiseeis benutzt. Irgendwie<br />

müsste sich daraus ein aussagekräftiges Foto<br />

konstruieren lassen.<br />

Mangels eines Swimmingpools mit exotischer<br />

Cocktailbar in der Nähe, an der ich meine<br />

Schirmchen hätte sammeln können, besorgte<br />

ich sie bei einem lokalen Partyservice. Eine<br />

große Styroporplatte aus dem Baumarkt sollte<br />

mir als Plattform dienen. Meine Vorstellung war,<br />

die Papierschirmchen so anzuordnen, dass sie<br />

wie die Anordnung von Sonnenschirmen am<br />

weißen Sandstrand eines Ferienortes aussehen<br />

würden. <strong>Die</strong> Schirmchen brauchten einfach nur<br />

in die Styroporplatte gesteckt zu werden. So<br />

begann ich damit, die Schirmchen vorsichtig zu<br />

öffnen und sie nach Farben zu sortieren. Dann<br />

steckte ich sie in schnurgeraden Reihen in die<br />

Styroporplatte – ein Geodreick half dabei – bis<br />

diese vollständig mit den bunten Schirmchen<br />

bedeckt war.<br />

Zunächst wollte ich aus einem flachen Winkel<br />

fotografieren, um nicht nur die Schirmchen<br />

selbst, sondern auch deren farbige Schatten ins<br />

Bild zu bekommen. Das sah zwar ganz nett aus,<br />

aber es passte nicht zu dem Hochformat, dass<br />

ich mir in den Kopf gesetzt hatte. Es musste also<br />

etwas anderes sein. Ich fuhr das Stativ hoch, so<br />

dass die Kamera nun aus einem steileren Winkel<br />

auf die die Reihen der Schirmchen gerichtet war.<br />

Außerdem drehte ich die Styroporplatte so, dass<br />

die Schirmreihen diagonal ins Bild kamen. Ich<br />

justierte Höhe und Winkel der Kamera, bis die<br />

Bildkomposition meiner Vorstellung entsprach,<br />

was ich durch LiveView überprüfte. Ein<br />

schwenkbarer Kamera Bildschirm ist übrigens<br />

sehr angenehm, wenn man mit Stativ<br />

fotografiert, er erspart so manche unbequeme<br />

Verrenkung.<br />

<strong>Die</strong> Kamera in der manuellen Betriebsart,<br />

wählte ich ISO 100, um optimale Bildqualität zu<br />

bekommen. Blende f/16 sorgte für Schärfe über<br />

den gesamten Bildbereich und eine<br />

Verschlusszeit von 1/25 Sekunde für die richtige<br />

Belichtung. Das Blitzgerät montierte ich genau<br />

senkrecht über dem Setup, wobei dem Blitz<br />

durch einen Brollie die Härte genommen und<br />

stattdessen ein diffuses Licht erzeugt werden<br />

sollte – merke: man kann nie genug Schirme<br />

Oben: <strong>Die</strong> Cocktail-<br />

Schirmchen stammen<br />

von einem lokalen<br />

Partyservice.<br />

Links: Wie viele<br />

Schirmchen sind in<br />

diesem Bild? Ich<br />

befestigte ein Blitzgerät<br />

mit Brollie direkt über<br />

dem Setup, um direktes,<br />

aber diffuses Licht von<br />

oben zu erhalten.<br />

Unten links: Hier geht es<br />

wirklich ums Detail – die<br />

Abstände zwischen den<br />

Schirmen wurden genau<br />

ausgemessen.<br />

Unten rechts:<br />

<strong>Die</strong> ursprüngliche Idee<br />

war, aus einem flachen<br />

Winkel zu fotografieren,<br />

um auch die farbigen<br />

Schatten ins Bild zu<br />

bekommen. Doch diese<br />

Bildkomposition wollte<br />

nicht recht passen. Das<br />

Hochformat und ein<br />

höherer Blickwinkel der<br />

Kamera wirken<br />

wesentlich besser.<br />

haben! Ausgelöst wurde das ganze Arrangement<br />

durch drahtlose Auslöser.<br />

Ich probierte eine Reihe unterschiedlicher<br />

<strong>Aufnahme</strong>n, und als ich ein Bild gefunden hatte,<br />

das mir gefiel, überprüfte ich noch das<br />

Histogramm in der Kamera, um sicherzugehen,<br />

dass kein Spitzlicht ausgebrannt war. So konnte<br />

ich die Nachbearbeitung auf ein Minimum<br />

beschränken.<br />

Ich öffnete das Bild in Camera Raw und<br />

verstärkte Kontrast, Farben und den Weißton.<br />

Nachdem alles getan war, führte ich einen der<br />

kleinen Cocktail-Schirmchen wieder seiner<br />

originalen Bestimmung zu.<br />

Prost, auf Ihre Gesundheit!<br />

88 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 89


Das Creative kreative Eye Auge<br />

DER STURM<br />

Von Jordan Butters<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv: NIKKOR AF-S 24-70mm f/2.8G<br />

Software: Lightoom 5 & Photoshop CC<br />

FALLS SIE SICH ZU den Puristen<br />

unter den Fotografen zählen, also zu<br />

denen, die in der Lage sind, mit ihrer<br />

Kamera so umzugehen, dass ihre<br />

Bilder schon druckreif<br />

herauskommen und ansonsten von intensiver<br />

Bildbearbeitung überhaupt nichts halten, dann ist<br />

dieser Artikel vielleicht nichts für Sie – weiterlesen<br />

sollten Sie aber trotzdem. Auch wir sind der<br />

Meinung, dass gute Foto in der Kamera entstehen<br />

und dass keine Nachbearbeitung gutes<br />

fotografisches Handwerk ersetzen kann. Das war<br />

schon in den Tagen des Zelluloidfilms so.<br />

Gleichwohl ist die Praxis der digitalen<br />

Bildbearbeitung heute populär geworden. Wer's<br />

nicht glaubt, schaue sich Websites wie<br />

„deviantART“ an (www.deviantart.com), an denen<br />

deutlich wird, dass es heute jede Menge<br />

Fotografen gibt, die sowohl das Handwerk als<br />

auch die nachträgliche Bildbearbeitung<br />

beherrschen. Beides kann sich hervorragend<br />

ergänzen.<br />

Das Thema „Regenschirm“ für ein Fotoprojekt hat<br />

mich zunächst erstaunt. Dann entwickelte ich den<br />

Plan, ein ganzes „Meer“ von Regenschirmen zu<br />

fotografieren – als schaue man von hoch oben auf<br />

eine Menschenmenge, die mit aufgespannten<br />

Schirmen durch die Straßen hastet, mit einem<br />

einzigen roten Schirm als Fixpunkt im Bild. Doch<br />

ich verwarf die Idee , als ich auf Besuch im Studio<br />

von Paul Ward sah, woran er arbeitete. Für mich<br />

hieß das: ich musste von vorn anfangen. Den<br />

roten Regenschirm hatte ich für meine<br />

ursprüngliche Idee bereits besorgt. Rot ist eine<br />

Farbe, die nahezu immer Aufmerksamkeit erregt.<br />

Es gibt kaum ein Foto einer Szene mit einem roten<br />

Objekt, bei dem das Auge nicht auf dem Objekt<br />

verweilt.<br />

<strong>Die</strong>s berücksichtigend, machte ich mir Gedanken,<br />

wie eine stimmungsvolle, aber einfache Szene mit<br />

dem roten Regenschirm als Fixpunkt aussehen<br />

könnte. Ich wartete, bis ein trüber Tag<br />

heraufgezogen war und fuhr mit<br />

Kameraausrüstung und Schirm bewaffnet aufs<br />

Land. Ich wollte eine Örtlichkeit finden, in der<br />

kaum etwas Ablenkendes vorhanden sein durfte,<br />

außer vielleicht dem klassischen einzelnen Baum<br />

am Horizont mit viel Himmel dahinter. Nach<br />

einigem Suchen fand ich eine Hügelkuppe in der<br />

Nähe eines öffentlichen Wanderwegs. Der<br />

einzelne Baum am Horizont war nicht da, aber die<br />

Szenerie musste genügen.<br />

So montierte ich die Kamera mit einem NIKKOR<br />

24-70mm f/2.8 Objektiv versehen auf das Stativ.<br />

Da ich in diesem Fall Fotograf und Model in einer<br />

Person war, hatte ich ein zweites Stativ<br />

mitgebracht, das mir als Dummy-Model diente,<br />

während ich mit der Bildkomposition beschäftigt<br />

war. Ich stellte per Autofokus scharf und schaltete<br />

ihn anschließend aus. Bei eingeschalteter<br />

Blendenautomatik wählte ich Blende f/8 und gab<br />

+0.3EV Belichtungskorrektur hinzu, um den<br />

Himmel zu kompensieren, der einen großen Teil<br />

des Bildausschnitts einnahm. Dann montierte ich<br />

einen weichen 0.9ND Verlaufsfilter, der die<br />

gewünschte Stimmung im Bild, insbesondere am<br />

Himmel, erzeugen sollte. Zum Schluss schloss ich<br />

noch ein Intervalometer zur Betätigung des<br />

Auslösers an und wählte 10 <strong>Aufnahme</strong>n im<br />

Abstand von 5 Sekunden vor, damit ich während<br />

der Bildserie Gelegenheit haben würde,<br />

verschiedene Posen einzunehmen. <strong>Die</strong><br />

Verzögerung setzte ich auf 15 Sekunden, die mir<br />

genug Zeit ließen, in Position zu gelangen und<br />

drückte den Auslöser. <strong>Die</strong>sen Prozess wiederholte<br />

ich mehrere Male, bevor die Sonne durch die<br />

Wolken brach. Doch ich hatte inzwischen genug<br />

Material, um damit zu arbeiten.<br />

Zu Hause am Computer importierte ich die<br />

Dateien in Lightroom 5 und wählte zwei Bilder<br />

aus. Das erste diente mir als Grundlage, mit dem<br />

zweiten wollte ich den Himmel im ersten Bild<br />

ersetzen. <strong>Die</strong>ses zweite Bild war entstanden, kurz<br />

bevor die Sonne durchbrach und zeigte den<br />

interessantesten Himmel dieses Nachmittags. Ich<br />

stellte den Kontrast ein und desaturierte beide<br />

Bilder, bevor ich noch einen zweiten Verlauf am<br />

Himmel anbrachte. Dann exportierte ich beide<br />

Bilder nach Photoshop CC, womit der Hauptteil<br />

der Bearbeitung erfolgen sollte.<br />

Mit dem Lassowerkzeug wählte ich den Himmel<br />

des zweiten Bildes und kopierte ihn in das<br />

Hauptbild hinein, wozu ich eine Ebenenmaske<br />

und das Verlaufswerkzeug benutzte. <strong>Die</strong> ganze Zeit<br />

dachte ich immer noch an den einzeln stehenden<br />

Baum. Der Baum ließ mich einfach nicht los und<br />

so entschloss ich mich, ihn aus einem anderen<br />

Bild hineinzumontieren. Dazu verwendete ich die<br />

Multiplizieren-Füllmethode und anschließend eine<br />

Gradationskurven-Korrekturebene mit<br />

Ebenenmaske ,um unerwünschte Elemente<br />

auszublenden. Ich wiederholte den Prozess mit<br />

dem Vogelschwarm, der links oberhalb des<br />

Baumes im Bild zu sehen ist. Ich hätte mir niemals<br />

träumen lassen, einer solchen Szene künstlichen<br />

Regen hinzuzufügen, doch diese verlangte einfach<br />

danach.<br />

Ich lud mir also ein Set regenartiger Pinselstriche<br />

von deviantART herunter ("nathies-stock" – http://<br />

bit.ly/H842kT) und öffnete es in Photoshop. Zuerst<br />

erzeugte ich eine neue Ebene mit der Füllmethode<br />

„Überlagern“, dann brachte ich mit einem<br />

schmalen Pinsel den Regen auf. Ich reduzierte die<br />

Deckkraft dieser Ebene auf etwa 30%. Dann<br />

erzeugte ich eine neue, gleichartige Ebene,<br />

benutzte diesmal aber einen größeren Pinsel, um<br />

den Regen mit größerer Deckkraft aufzutragen.<br />

Dadurch wurde der Regen dreidimensional.<br />

90 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Oben links: Ein weicher 0.9ND Verlaufsfilter hielt den<br />

hellen Himmel im Zaum.<br />

Mitte links: Das Basisbild nach der Korrektur von<br />

Kontrast und Sättigung in Lightroom.<br />

Unten links: Mir gefiel dieser Himmel hier am besten,<br />

doch die Schatten auf dem Schirm störten.<br />

Rechts: 1 Per Ebenenmaske und Verlaufswerkzeug<br />

wurde der neue Himmel eingepasst 2. <strong>Die</strong><br />

Baumsilhouette wurde mit einer weiteren Ebenenmaske<br />

und der Füllmethode „Multiplizieren“ hinzugefügt. 3.<br />

Der Prozess wurde für den Vogelschwarm wiederholt. 4.<br />

Der Regen wurde mit besonders angepassten Pinseln<br />

und der Hilfe von zwei Ebenen hinzugefügt.<br />

Als ich den Himmel mit der durch die Sonne<br />

brechenden Wolkendecke hinzufügen wollte,<br />

ergab sich die Notwendigkeit, den Baum und mich<br />

selbst einen Schatten werfen zu lassen. Dazu<br />

benutzte ich einen weichen Pinsel bei reduzierter<br />

Deckkraft, um die Schatten aufzutragen, wobei ich<br />

darauf achtete, dass sie in Richtung des Lichts<br />

fielen. Das hört sich nach einer Kleinigkeit an,<br />

macht die Szene aber authentisch.<br />

Zum Schluss erfolgte eine Anpassung der<br />

Gradationskurven, die den Gesamtkontrast des<br />

Bildes steigerte, wobei ich gleichzeitig das Bild<br />

noch weiter desaturierte – mit Ausnahme des roten<br />

Kanals – und mein Bild war fertig.<br />

1 2<br />

3 4<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

91


Das Creative kreative Eye Auge<br />

TASCHENRAKETE...<br />

Von Paul Ward<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv: NIKKOR AF-S 24-70mm f/2.8G<br />

Software: Photoshop CS5<br />

ICH MAG DIESE Kreativprojekte,<br />

denn Sie geben mir die Möglichkeit,<br />

Dinge auszuprobieren, die ich sonst<br />

nicht versuchen würde. Am liebsten<br />

nehme ich mir ein bestimmtes<br />

Objekt vor und mache etwas völlig anderes<br />

daraus; so auch in diesem Fall zum Thema<br />

„Taschenlampe“.<br />

Ich fuhr zum nächsten Discounter und prüfte das<br />

Angebot an Taschenlampen verschiedener<br />

Größen. <strong>Die</strong> mit dem silbernen Gehäuse gefi el<br />

mir, weil das Design an die Form der Raketen<br />

erinnert, die in alten Science-Fiction-Filmen<br />

gezeigt wurden. Mit dieser Assoziation begann<br />

ich meine Bildidee auszuarbeiten.<br />

Zuerst brauchte ich eine Szene, in der meine<br />

Rakete starten konnte. Ich nahm einen alten<br />

Pappkarton und klebte unterschiedlich geformte<br />

Styroporstücke darauf und übereinander.<br />

Darüber versprühte ich eine Dose<br />

Montageschaum, der sonst für Türrahmen<br />

verwendet wird, und ließ alles über Nacht<br />

trocknen und hart werden. Am nächsten Tag<br />

machte ich erste Testfotos. Der Schaum war noch<br />

viel zu hell und vermittelte gar nicht die<br />

Vorstellung einer Landschaft auf einem<br />

fernen Planeten. Ich stöberte in der<br />

Garage und fand eine halbvolle Dose<br />

roter Farbe sowie eine mit einem Rest<br />

von Grau. Ich strich meine Landschaft<br />

rot an und lockerte Sie mit ein paar<br />

grauen Flecken auf – das sah schon viel<br />

besser aus.<br />

Nachdem die Farbe getrocknet war,<br />

setzte ich meinen „Planeten“auf einen<br />

kleinen Tisch und machte mir eine<br />

Vorrichtung, an der ich die Taschenlampe<br />

darüber aufhängen konnte. Ich fotografi erte sie<br />

mit Blitz, weil sich das kleine Gehäuse sonst<br />

gegenüber dem Hintergrund kaum abgehoben<br />

hätte. Doch der Blitz gab der Landschaft zu viel<br />

Kontrast, was erneut unnatürlich wirkte. <strong>Die</strong><br />

Landschaft erforderte deswegen eine separate<br />

<strong>Aufnahme</strong>, nur mit dem gedämpften Studiolicht.<br />

Ich baute eine Nebelmaschine auf, die den<br />

Raketenmotor simulieren sollte. Zuerst befestigte<br />

ich die Taschenlampe in der Öffnung des<br />

Schlauchs, aus welcher der Rauch austreten<br />

würde, doch bei einem Test wurde der<br />

Rauchstrahl viel zu breit und sah überhaupt nicht<br />

nach Raketenstart aus. Also befestigte ich eine<br />

Düse am Schlauch und die Taschenlampe<br />

dahinter. Das sorgte für einen direkten,<br />

konzentrierten Rauchstrahl, der von der<br />

Taschenlampe beleuchtet wurde. Da die Kamera<br />

auf dem Stativ montiert war, benutzte ich eine<br />

relativ lange Verschlusszeit von 1/8 Sekunde,<br />

damit viel gedämpftes Studiolicht auf meine<br />

Landschaft fallen konnte und damit die<br />

Strömung des Rauchs abgebildet werden würde.<br />

Mit diesem Bild im Kasten wurde es nun Zeit für<br />

Photoshop.<br />

Das fertige Bild besteht aus drei einzelnen<br />

<strong>Aufnahme</strong>n: dem Rauch mit der Landschaft, der<br />

Taschenlampe und der <strong>Aufnahme</strong> eines<br />

Blendenfl ecks, die ich schon ein paar Monate<br />

zuvor gemacht hatte. Ich begann mit der<br />

Auswahl der Taschenlampe, wozu ich das<br />

Lassowerkzeug verwendete, und kopierte Sie in<br />

das Bild der Landschaft, wobei ich mit dem<br />

Radiergummi die Übergänge bereinigte. Dann<br />

übermalte ich mit schwarzer Farbe die<br />

Aufhängung und den Schlauch mit der Düse für<br />

den Rauch. Zum Schluss kopierte ich den<br />

Blendenfl eck als neue Ebene hinein, wobei ich<br />

die Füllmethode „Negativ<br />

multiplizieren“benutzte, damit der Fleck<br />

durchscheinen konnte. Ich hebe mir <strong>Aufnahme</strong>n<br />

Oben links: <strong>Die</strong> Taschenlampe<br />

wurde von einem Blitzgerät<br />

beleuchtet, doch das machte<br />

die Landschaft zu kontrastreich.<br />

Unten rechts: Ich befestigte die<br />

Taschenlampe so an der<br />

Rückseite des Schlauchs, dass<br />

der Rauch angestrahlt wurde.<br />

Links: Hinter den Kulissen<br />

meiner Sternenlandschaft!<br />

Ganz Links: <strong>Die</strong> Idee zu dem<br />

Projekt entstand durch die Form<br />

der Taschenlampe.<br />

Unten Links: <strong>Die</strong> Landschaft<br />

bestand aus einem Pappkarton,<br />

Styropor und Montageschaum.<br />

Unten rechts: Der Blendenfleck<br />

sorgt für die extraterrestrische<br />

Atmosphäre…<br />

mit Blendenfl ecken grundsätzlich auf, denn diese<br />

Refl exionen bringen manchmal genau das<br />

fehlende Quäntchen Atmosphäre ins Bild –<br />

während sie im Originalbild meistens eher stören.<br />

Zum Schluss erzeugte ich eine neue leere Ebene,<br />

wieder mit der Füllmethode „Negativ<br />

multiplizieren“, und brachte noch ein paar weiße<br />

Punkte auf dem schwarzen Hintergrund an, um<br />

die Illusion weit entfernter Sterne zu erzeugen.<br />

Fertig!<br />

<strong>Die</strong>ses kleine Projekt zeigt, dass man mit etwas<br />

Fantasie eigentlich aus allem ein Motiv gestalten<br />

kann.<br />

92 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 93


Das Creative kreative Eye Auge<br />

DIE MIT DEM LICHT<br />

TANZT…<br />

Von Jordan Butters<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv: NIKKOR AF-S 24-70mm f/2.8G<br />

Software: Lightroom 5<br />

DAS THEMA „TASCHENLAMPE“<br />

eröffnet vielfältige fotografischkreative<br />

Möglichkeiten. So kamen<br />

mir sofort etliche Ideen in den Sinn,<br />

bei denen Taschenlampen als<br />

Requisiten oder Lichtquellen eingesetzt werden<br />

– doch eine Taschenlampe als Hauptmotiv war<br />

eine ganz andere Sache.<br />

Ich wusste nur, dass es entweder ein Porträt<br />

oder eine Lichtmalerei werden sollte,<br />

aufgenommen mit Langzeitbelichtung. Erst als<br />

ich die Arbeiten des Lichtmalerei-Spezialisten<br />

Eric Paré gesehen hatte (www.ericpare.com),<br />

kam mir der Gedanke, beides zu kombinieren.<br />

Eric dreht seine faszinierenden Kurzvideos mit<br />

24 Kameras, die kreisförmig in einem dunklen<br />

Raum angeordnet sind und gleichzeitig<br />

auslösen. <strong>Die</strong> Modelle stehen bewegungslos in<br />

der Mitte dieses Kamerakreises, während Eric<br />

sie mit einem Lichtkegel „bemalt“. Das<br />

geschieht während einer Serie von<br />

Langzeitbelichtungen. <strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong>n werden<br />

anschließend sortiert und bearbeitet. Sie zeigen<br />

das Modell in einer faszinierenden Kombination<br />

von Momentaufnahmen, Bullet-Time-Effekten<br />

und Lichtmalerei – „Bullet-Time“ ist ein<br />

Spezialeffekt beim Film, bei dem der Eindruck<br />

einer Kamerafahrt um ein zeitlich<br />

„eingefrorenes“ Objekt erzeugt wird, sodass sich<br />

mehrere Blickwinkel auf das Objekt bieten.<br />

<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong>technik zu simulieren, würde<br />

angesichts meines bescheidenen Budgets und<br />

der Zeitvorgabe nicht einfach sein, um es<br />

vorsichtig auszudrücken. Schließlich entschied<br />

ich mich dafür, mich an einem Porträt zu<br />

versuchen, kombiniert mit einer Lichtmalerei<br />

der Taschenlampe als Lichtquelle.<br />

Da ich zu Hause kein Studio habe, musste zu<br />

diesem Zweck das Wohnzimmer umgeräumt<br />

werden. Nachdem das geschehen war,<br />

verkleidete ich eine Wand, die als Hintergrund<br />

dienen sollte, mit schwarzem Stoff. <strong>Die</strong> Art des<br />

Lichts, das ich erzeugen wollte, erforderte eine<br />

kleine Modifikation der Taschenlampe. Zu<br />

diesem Zweck schnitt ich einen weißen<br />

Papierbogen zurecht und befestigte ihn so am<br />

Kopf der Taschenlampe, dass nicht der direkte<br />

Lichtkegel, sondern nur das durch das Papier<br />

fallende Licht mein Model beleuchten würde.<br />

Möglicherweise hat meine Frau Naomi<br />

Erfahrung als Tänzerin, infolgedessen war sie<br />

die ideale Kandidatin für den Model-Job. Sie<br />

würde intuitiv die richtigen Posen vor der<br />

Kamera einnehmen. Ich montierte die Kamera,<br />

ausgerüstet mit meinem NIKKOR AF-S<br />

24-70mm f/2.8G Objektiv, auf das Stativ. Ich<br />

schloss einen Fernauslöser an, schaltete auf<br />

manuelle Betriebsart und stellte eine<br />

Verschlusszeit von 1 Sekunde, Blende f/8 und<br />

ISO 800 ein. Dann wählte ich eine Verzögerung<br />

von 10 Sekunden, und bat meine Frau, bei<br />

immer noch eingeschaltetem Licht eine Pose<br />

einzunehmen. Ich stellte per Autofokus scharf<br />

und schaltete ihn anschließend aus, damit er<br />

bei Dunkelheit nicht ständig nach einem neuen<br />

Schärfepunkt suchen würde. Dann schaltete ich<br />

die Zimmerbeleuchtung aus, die Taschenlampe<br />

ein und drückte auf den Auslöser, wodurch der<br />

10-Sekunden-Countdown gestartet wurde.<br />

Nun ging es ans Experimentieren: Ich wartete,<br />

bis ich das Klicken des Verschlusses hörte, bevor<br />

ich begann, die Taschenlampe durch die Szene<br />

zu bewegen. Ich merkte schnell, dass 1<br />

Sekunde Verschlusszeit zu kurz war, verlängerte<br />

sie auf 1,6 Sekunden und versuchte es erneut.<br />

Für Naomi bedeutete es, dass sie noch länger<br />

still stehen musste; für mich machte das einen<br />

großen Unterschied, denn jetzt hatte ich genug<br />

Zeit für die Bewegung der Taschenlampe.<br />

<strong>Die</strong> Richtung des Lichts verursachte noch ein<br />

anderes Problem: Ich musste einerseits die<br />

Taschenlampe nah genug an Naomis Gesicht<br />

vorbei führen, um es beleuchten zu können,<br />

durfte aber die Taschenlampe nicht zwischen<br />

die Kamera und ihr Gesicht bringen. Um mir die<br />

Arbeit zu erleichtern, schloss ich die Kamera an<br />

mein Notebook an, um die LiveView-Funktion<br />

über dessen Bildschirm zu nutzen. Das<br />

ermöglichte uns mehrere Versuche, ohne dass<br />

Naomi ihre Pose hätte unterbrechen müssen,<br />

Oben links: Mein Notebook<br />

übernahm die LiveView-Funktion<br />

der Kamera.<br />

Oben rechts: Scharfstellen<br />

erfolgte bei eingeschalteter<br />

Zimmerbeleuchtung.<br />

Oben: Meine dunkle Kleidung<br />

sorgte dafür, dass ich im Bild<br />

nicht zu sehen bin.<br />

Oben rechts unten: Mein<br />

Lichtformer bestand aus einem<br />

Bogen weißen Papiers.<br />

Ganz Links: <strong>Die</strong> Verschlusszeit<br />

von 1 Sekunde war zu kurz, um<br />

die erforderliche Lichtspur zu<br />

erzeugen.<br />

Links: 1,6 Sekunden waren<br />

genug, erhöhten jedoch das<br />

Risiko der Bewegungsunschärfe.<br />

und ich konnte die Ergebnisse schnell<br />

beurteilen.<br />

Nach einigen Anläufen mit unterschiedlichen<br />

Posen erschien ein Bild auf dem Schirm, mit<br />

dem ich weiter arbeiten konnte.<br />

Ich startete Lightroom 5 und benutzte das<br />

Entwickeln-Modul, um zunächst den Bereich<br />

um den schwarzen Hintergrund herum<br />

abzudunkeln. Das geschah mit Hilfe einer<br />

Kombination von Verlaufsfiltern und<br />

Korrekturpinseln. Mir fiel auf, dass das Licht der<br />

Taschenlampe auch mich etwas beleuchtet<br />

hatte, und auch diese Bereiche mussten<br />

abgedunkelt werden. Als nächstes korrigierte ich<br />

die Tonkurve, bevor ich mich dem Weißabgleich<br />

zuwandte. Das Licht war von der<br />

gegenüberliegenden Wand reflektiert worden<br />

und hatte einen leichten Gelbstich verursacht,<br />

der aber schnell beseitigt werden konnte. Nun<br />

musste nur noch etwas nachgeschärft werden,<br />

und mein Bild war fertig.<br />

Im Nachhinein betrachtet, war es eine recht<br />

komplizierte <strong>Aufnahme</strong>technik – Hut ab vor Eric<br />

Paré, der dies mit nicht weniger als 24 Kameras<br />

bewerkstelligt, die alle auf sein Modell gerichtet<br />

sind.<br />

94 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 95


Das Creative kreative Eye Auge<br />

CAMPING MIT<br />

TASCHENLAMPE<br />

Von Catherine MacBride<br />

Kamera: Nikon D7100<br />

Objektiv: NIKKOR AF-S 18-105mm f/3.5-5.6<br />

Software: Adobe Photoshop CC<br />

EIN KREATIVPROJEKT „Taschenlampe“?<br />

Nichts leichter als das: Ich nutze die<br />

Taschenlampe als Beleuchtung – denn nie im<br />

Leben kann sie selbst ein interessantes Motiv<br />

sein!<br />

Ich arbeite schon seit Jahren an einem Projekt,<br />

für das ich jeden Tag ein Foto abliefern muss.<br />

Das führt manchmal dazu, dass ich im<br />

Dunkeln fotografi ere und zu später Stunde<br />

mein Blitzgerät oder Ersatzbatterien vergessen<br />

habe. So musste ich schon viel improvisieren,<br />

wobei sich eine Taschenlampe oft als gute<br />

Notbeleuchtung erwiesen hat. Ihr Licht erzeugt<br />

eine ganz besondere Stimmung, die mir gefällt.<br />

Für Licht war also gesorgt; ich brauchte nur<br />

noch ein Motiv zum Ausleuchten. Unterwegs<br />

kam mir die Idee zu einer Camping-Szene –<br />

eine Situation, die ohnehin Taschenlampen<br />

erfordert. Da ich nicht sofort an die Arbeit<br />

gehen konnte, machte ich eine Skizze in mein<br />

kleines Notizbuch, dass ich immer dabei habe,<br />

damit mir keine Ideen verloren gehen. Ich<br />

zeichnete die allgemeine Bildkomposition mit<br />

der Stelle, an der ich die Taschenlampe<br />

positionieren wollte. In den folgenden Tagen<br />

wurde das Wetter immer schlechter, und an<br />

Camping war nicht mehr zu denken. Also<br />

würde ich stattdessen eine Camping-Szene „en<br />

miniature“ aus Papier gestalten, was auch viel<br />

unkomplizierter ist. So machte ich mich an die<br />

Arbeit:<br />

Aus weißem Karton schnitt ich ein paar Bäume<br />

aus und brachte an jedem Stamm einige<br />

horizontale Schnitte mit dem Teppichmesser<br />

an, wodurch ein Effekt entstand, der sehr<br />

schön die Baumrinde assoziierte. An der<br />

Rückseite befestigte ich mit Klebeband ein<br />

Holzspießchen, dessen Spitze an der<br />

Unterseite des „Stammes“ etwa einen<br />

Zentimeter cm überstand. <strong>Die</strong> fertigen Bäume<br />

steckte ich in eine Styroporplatte, so dass Sie<br />

senkrecht stehen blieben und wandte mich<br />

dem Zelt zu.<br />

Auch das schnitt ich aus weißem Karton, es<br />

hatte aber nur drei geschlossene Seiten, damit<br />

ich die Taschenlampe hineinlegen konnte, die<br />

meine Papiercamper anstrahlen würde, die ich<br />

aus schwarzer Pappe zuschnitt. Ich fügte alles<br />

zusammen, schaltete die Taschenlampe ein<br />

und überprüfte, dass meine beiden Figuren gut<br />

erkennbare Silhouetten vor der Zeltwand<br />

abgaben, bevor ich das Dach aufsetzte. <strong>Die</strong><br />

Kamera mit NIKKOR 18-105mm Objektiv<br />

schraubte ich aufs Stativ, damit das Bild beim<br />

Auslösen nicht verwackeln würde. Weil die<br />

Lichtverhältnisse eine Langzeitbelichtung<br />

erforderlich machten, schaltete ich in den<br />

manuellen Modus und stellte den<br />

Selbstauslöser auf 2 Sekunden ein.<br />

<strong>Die</strong> weiteren Kameraeinstellungen waren: ISO<br />

100 und Blende f/16, um meine Baumrinden-<br />

Markierungen sehen zu können, und 1/2<br />

Sekunde Verschlusszeit. Dann brachte ich die<br />

Kamera in Position und machte mein Foto.<br />

<strong>Die</strong> Bäume waren auf dem ersten Bild kaum zu<br />

erkennen, also nahm ich eine zweite<br />

Taschenlampe zu Hilfe, die ich über die<br />

Kamera hielt, um die Bäume auszuleuchten –<br />

dies klappte perfekt!<br />

Ich öffnete das Bild mit ACR, korrigierte<br />

Schärfe, Tiefen und Spitzlichter und öffnete es<br />

Oben: Um Verwackeln<br />

zu vermeiden, wurde die<br />

Kamera auf das Stativ<br />

geschraubt.<br />

Oben rechts: <strong>Die</strong> Figuren<br />

in dem Papierzelt<br />

bestanden aus<br />

schwarzem Karton.<br />

Rechts: Ich befestigte<br />

Holzspießchen an der<br />

Rückseite meiner<br />

Bäume, damit ich sie auf<br />

der Styroporplatte<br />

fixieren konnte.<br />

Links: Mein kleines<br />

Notizbuch, dass ich<br />

immer dabei habe, damit<br />

mir keine Ideen verloren<br />

gehen – dies ist meine<br />

Originalskizze.<br />

anschließend in Photoshop. Ich beseitigte das<br />

durch die Ritzen meines Papierzelts nach oben<br />

austretende Licht und fügte zwei Texturen<br />

hinzu, damit das Foto mehr wie eine<br />

Illustration aussah. Zum Schluss ließ ich noch<br />

zwei gespenstische Augenpaare die Szene aus<br />

dem Schatten zwischen den Bäumen heraus<br />

beobachten.<br />

Schon war ich fertig mit meiner Camping-<br />

Szene im Taschenlampenlicht – alles ohne das<br />

Haus zu verlassen.<br />

96 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 97


KAMERATECHNIK<br />

DURCHSCHAUEN SIE DIE TECHNIK IHRER KAMERA –<br />

IHRE BILDER WERDEN AUTOMATISCH BESSER!<br />

Bildqualität<br />

DIE BILDQUALITÄT gehört zu den wichtigsten<br />

Qualitätskriterien eines Fotos. Sie ist der<br />

Hauptgrund für die Weiterentwicklung der<br />

Kameratechnologie, denn je mehr sich die<br />

Bildqualität verbessert, umso anspruchsvoller<br />

werden wir. In den Tagen des Zelluloidfilms<br />

konnte man die Bildqualität steigern, indem<br />

man das Filmformat vergrößerte, nach dem<br />

Grundsatz „größer ist besser“.<br />

Bis zu einem gewissen Grad funktioniert das<br />

auch in der digitalen Kameratechnik: Größere<br />

Sensoren mit mehr Pixeln bedeuten höhere<br />

Bildqualität. In der Digitalfotografie spielen<br />

jedoch weitere Faktoren eine Rolle, die wir<br />

glücklicherweise beeinflussen können.<br />

Im Folgenden werden wir klären, welche<br />

Faktoren dies sind.<br />

LEE FROST<br />

Dateiformate<br />

Das Dateiformat, in dem Sie Ihre Digitalfotos<br />

speichern, spielt eine entscheidende Rolle für<br />

die Bildqualität.<br />

RAW ODER JPEG?<br />

<strong>Die</strong> von DSLRs in aller Regel genutzten<br />

Bildformate sind JPEG und RAW. Falls Sie<br />

optimale Bildqualität erreichen wollen, sollten<br />

Sie grundsätzlich im Raw-Format<br />

fotografi eren. Damit landen alle Bilddaten<br />

unkomprimiert auf Ihrer Speicherkarte, und<br />

sämtliche Bilddaten der roten, blauen und<br />

grünen Pixel des Kamerasensors bleiben<br />

erhalten. <strong>Die</strong> Dateien enthalten zwar mehr<br />

Informationen als das fertige Bild benötigt,<br />

bieten aber auch viel mehr Möglichkeiten. Da<br />

der Belichtungsspielraum größer ist, können<br />

Sie dasselbe Bild ganz unterschiedlich<br />

bearbeiten, seine Stimmung verändern oder<br />

ein falsch belichtetes Foto retten, ohne<br />

Bildqualität zu verlieren. Weißabgleich,<br />

Farbsättigung und Schärfe, alles kann<br />

beeinfl usst werden.<br />

Wenn Sie im JPEG-Format fotografi eren,<br />

erzeugt die Kamera zwar auch eine Bilddatei<br />

im Raw-Format, doch diese wird von der<br />

Kamera durch Standardparameter für Schärfe,<br />

Farbsättigung, Kontrast, und Weißabgleich<br />

modifi ziert und dann komprimiert. Das<br />

erzeugt kleinere Bilddateien, von denen mehr<br />

auf eine Speicherkarte passen, es werden<br />

aber viele Rohdaten unwiederbringlich<br />

gelöscht.<br />

Fotografi eren in JPEG ist schneller und<br />

bequemer. Theoretisch können Sie Ihre Bilder<br />

direkt aus der Kamera heraus drucken, ohne<br />

auch nur in die Nähe eines Computers zu<br />

gehen. Wenn Sie die Option „JPEG fein“<br />

einstellen, also die maximal erreichbare<br />

JPEG-Qualität, werden auch diese Bilder sehr<br />

hochwertig, weil nur minimale Kompression<br />

RAW bietet maximale Bildqualität<br />

erfolgt. Oftmals ist ein Unterschied zu Raw<br />

kaum erkennbar.<br />

Raw-Dateien müssen im Gegensatz dazu<br />

„entwickelt“ werden, bevor Sie etwas damit<br />

tun können. Das geschieht mit Photoshop,<br />

Lightroom, Aperture oder anderer Software zur<br />

Raw-Bearbeitung. Raw-Dateien machen also<br />

mehr Arbeit und brauchen mehr Zeit. <strong>Die</strong><br />

Kamerahersteller verwenden außerdem<br />

unterschiedliche Raw-Formate und ändern<br />

diese Formate auch noch bei jedem neuen<br />

Modell. Wenn Sie sich also gerade eine neue<br />

Kamera zugelegt haben, ist es durchaus<br />

möglich, dass Sie die damit erzeugten<br />

Raw-Dateien nicht mit ihrer bevorzugten<br />

Raw-Software öffnen können. Ärgerlicher ist<br />

noch, dass ältere Photoshop-Versionen die<br />

Formate neuer Kameras nicht unterstützen,<br />

wodurch die Hersteller ihre Kunden praktisch<br />

zwingen, Photoshop upzugraden, was<br />

natürlich mit Kosten verbunden ist – für die<br />

Kunden, nicht für die Hersteller...<br />

Es gibt die durchaus berechtigte Befürchtung,<br />

dass aufgrund der ständigen Veränderungen<br />

ältere Raw-Formate auf lange Sicht gar nicht<br />

mehr gelesen werden können. Deswegen<br />

beginnen manche Fotografen schon heute, sie<br />

in das DNG-Format zu konvertieren, einem<br />

von Adobe entwickelte Format (Adobe Digital<br />

Negative), dass im Gegensatz zu den meisten<br />

Raw-Formaten jedoch frei zugänglich<br />

dokumentiert ist.<br />

Manche Fotografen sind der Auffassung, dass<br />

die Vorteile des JPEG-Formats seine Nachteile<br />

voll ausgleichen, und fotografi eren deshalb<br />

nicht in Raw. Was auch immer Sie davon<br />

halten, Sie wissen jetzt, dass Sie mit dem<br />

Raw-Format zu Bildern von technisch<br />

höchstmöglicher Qualität kommen und dass<br />

die originale Raw-Datei unverändert bleibt.<br />

Das bedeutet, dass Sie sie auch in Zukunft in<br />

beliebiger Weise erneut manipulieren können.<br />

TIFF ODER JPEG?<br />

Ein weiterer Vorteil des Raw-Formats besteht<br />

darin, dass Sie die verarbeitete Datei als 8-Bit<br />

98 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Bildqualität<br />

LEE FROST<br />

Einstellen der Bildqualität<br />

Da die Einstellungen der Bildqualität so wichtig sind,<br />

ist es keine Überraschung, dass die Funktionsschalter<br />

für RAW- und JPEG-Optionen bei modernen<br />

Kameramodellen immer gut erreichbar sind. Sie<br />

gehören, neben dem Weißabgleich und der<br />

ISO-Empfindlichkeit, zu den zentralen Einstellungen<br />

einer Kamera.<br />

Rauschreduzierung hingegen ist eine Funktion, die<br />

weniger oft gebraucht wird, deshalb liegt sie meist<br />

nicht auf der ersten Einstellungsebene, sondern eine<br />

Stufe tiefer. Drücken Sie die Menütaste und blättern<br />

Sie durch die Tabs zum passenden Menüpunkt, dann<br />

treffen Sie Ihre Wahl.<br />

Canon<br />

2<br />

1<br />

1) Neuere EOS-Modelle haben einen Q-Knopf (Quick),<br />

mit dem die Bildqualität eingestellt werden kann.<br />

2) Bei älteren Modellen müssen Sie durch die Menüs<br />

blättern, um die Einstellungen zur Bildqualität zu finden.<br />

Nikon<br />

2<br />

1<br />

TIFF ist ein verlustfreies Format<br />

1) Neuere Nikon-Modelle haben einen „i“-Knopf (Info),<br />

mit dem die Bildqualität eingestellt werden kann.<br />

2) Bei älteren Modellen müssen Sie durch die Menüs<br />

blättern, um die Bildqualitäts-Einstellungen zu finden,<br />

oder die QUAL-Taste drücken.<br />

oder 16-Bit TIFF-Datei speichern können. Das<br />

TIFF-Format ist verlustfrei. Das bedeutet: ganz<br />

gleich, wie oft sie die Datei kopieren oder<br />

verändern, Sie wird immer exakt dieselbe<br />

bleiben. Im Gegensatz dazu ist JPEG ein<br />

verlustbehaftetes Format. Wenn Sie also in<br />

JPEG fotografi eren – oder in Raw und Ihr Bild<br />

dann als JPEG speichern – werden bei jeder<br />

Kopie weitere Daten verloren gehen. Es<br />

müssen allerdings schon einige Dutzend<br />

Kopien sein, bevor Sie einen Verlust an<br />

Bildqualität feststellen können. JPEGs, selbst<br />

wenn sie mit höchster Qualitätseinstellung<br />

gespeichert werden, sind immer noch<br />

erheblich kleiner als TIFF-Dateien und<br />

benötigen deswegen entsprechend weniger<br />

Plattenspeicherplatz.<br />

Es kann also festgestellt werden: TIFF ist dem<br />

JPEG-Format überlegen. Wollen Sie die beste<br />

Bildqualität, dann fotografi eren Sie in Raw<br />

und speichern die Raw-Dateien im 16 Bit<br />

TIFF-Format mit einer Aufl ösung von 300dpi.<br />

Wussten Sie schon?<br />

Es ist sinnvoll, Bilder grundsätzlich in<br />

bestmöglicher Qualität aufzunehmen. <strong>Die</strong><br />

großen Dateien müssen Sie nicht behalten;<br />

machen Sie stattdessen mehrere Kopien,<br />

deren Größe Sie für unterschiedliche<br />

Zwecke neu anpassen.<br />

Bilder, die auf einem Computerbildschirm<br />

betrachtet werden, brauchen keine höhere<br />

Auflösung als 72dpi. Sollen die Bilder ins<br />

Internet gestellt werden, können Sie sie<br />

weiter verkleinern: das Format 750×1000<br />

Pixel bei 72dpi ist groß genug für Websites,<br />

Foto-Sharing oder soziale Netzwerke. Für<br />

Tablets und Smartphones gibt es jeweils<br />

andere optimale Bildgrößen. Für das iPad 3<br />

werden zum Beispiel 2048 Pixel für die<br />

längste Bildkante empfohlen, bei älteren<br />

iPads sind es 1024 und beim iPhone 5<br />

sind es 1136 Pixel.<br />

Natürlich können Sie größere Dateien<br />

hochladen – falls Sie sie am Bildschirm<br />

vergrößern wollen, müssen Sie das sogar.<br />

Wenn Sie aber die maximale Anzahl Bilder<br />

auf dem vorhandenen Speicherplatz<br />

unterbringen wollen, sind die genannten<br />

Maße optimal.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

99


KAMERA-<br />

TECHNIK<br />

LEE FROST<br />

Größere Sensoren erfassen mehr Details<br />

SENSORGRÖSSE UND AUFLÖSUNG<br />

Bei den Sensoren moderner Digitalkameras<br />

sind die Abmessungen wichtiger für die<br />

Bildqualität als die Anzahl der Pixel. Kameras<br />

mit Vollformat-Sensor produzieren Bilder von<br />

überragender Qualität, selbst wenn der Sensor<br />

weniger Pixel aufweist als eine Kamera mit<br />

kleinerem APS-C oder Four-Thirds Sensor. Das<br />

liegt daran, dass kleinere Sensoren auch<br />

kleinere Pixel enthalten, die weniger Licht<br />

aufnehmen als Vollformat-Sensoren. Der<br />

Dynamikumfang kleinerer Sensoren ist<br />

entsprechend geringer, sodass Probleme wie<br />

Bildrauschen besonders bei höheren ISO-<br />

Werten leichter auftreten.<br />

Größere Sensoren / Pixel weisen einen höheren<br />

Wirkungsgrad der Lichtaufnahme auf und sind<br />

daher weniger von Bildrauschen betroffen.<br />

Doch auch hier gibt es Grenzen: Werden zu<br />

viele Pixel auf eine gegebene Fläche gepackt,<br />

treten grundsätzlich die oben genannten<br />

Vollformat<br />

APS-H<br />

Probleme auf. Ein Beispiel dafür ist die mit<br />

36,3-Megapixeln ausgestattete Nikon D800:<br />

<strong>Die</strong> Kamera liefert eine Bildqualität der<br />

Spitzenklasse, doch die wirklich praktikable<br />

maximale ISO-Einstellung liegt nur bei 6400,<br />

obwohl der theoretische Maximalwert ISO<br />

25600 beträgt. Das liegt daran, dass die 36,3<br />

Millionen Pixel sehr klein und deshalb anfälliger<br />

für Bildrauschen sind. <strong>Die</strong> D4, das Flaggschiff<br />

von Nikon, hat „nur“ 16,2 Megapixel doch die<br />

einzelnen Pixel sind größer. Deswegen kann<br />

man damit ohne weiteres mit ISO 12800<br />

fotografieren, was sogar auf ISO 204.800<br />

erhöht werden kann.<br />

Wenn Sie also auf optimale Bildqualität aus<br />

sind und sich eine Vollformatkamera leisten<br />

wollen, ist der höhere Preis dafür gerechtfertigt.<br />

Wenn Sie dagegen oft bei schlechtem Licht mit<br />

hohen ISO-Werten fotografieren, nehmen Sie<br />

nicht das Modell mit den meisten Pixeln.<br />

APS-C<br />

NACH RECHTS BELICHTEN<br />

Wenn Sie im Raw-Format fotografieren, sollten Sie<br />

immer bedenken, dass 50% aller vom Kamerasensor<br />

aufnehmbaren Farbtonwerte in den hellsten 20%<br />

des Histogramms liegen.<br />

Um die Qualität einer Raw-Bilddatei zu optimieren,<br />

sollten Sie also dafür sorgen, dass das Histogramm<br />

diesen 20%-Bereich der Mitteltöne und Spitzlichter<br />

umfasst. Andernfalls verschwenden Sie einen großen<br />

Teil der verfügbaren Tonwerte, was zu Bildrauschen<br />

und Farbabstufungen führen kann, die keine weichen<br />

Übergängen mehr aufweisen, sondern wie gerastert<br />

aussehen.<br />

„Nach rechts belichten“ bedeutet also, das Bild<br />

um eine Blendenstufe überzubelichten, damit das<br />

Histogramm in den entscheidenden 20%-Bereich<br />

nach rechts verschoben wird. Das Bild wirkt nun<br />

zwar überbelichtet, doch sofern die Kurve nicht<br />

mit dem rechten Rand des Histogramms kollidiert,<br />

sodass Spitzlichter abgeschnitten werden, erhalten<br />

Sie eine Raw-Datei mit maximaler Bildinformation,<br />

die großen Spielraum zur Bearbeitung lässt.<br />

100 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Bildqualität<br />

RAUSCHUNTERDRÜCKUNG<br />

Jede Digitalkamera produziert Rauschen, das die<br />

Bildqualität reduziert, besonders in schattigen<br />

Bereichen. <strong>Die</strong>ses Bildrauschen kann jedoch<br />

reduziert oder sogar ganz beseitigt werden, durch<br />

entsprechende Kameraeinstellungen, vor der<br />

<strong>Aufnahme</strong>, bei der Verarbeitung der Raw-Datei<br />

oder durch Nachbearbeitung des Bildes.<br />

<strong>Die</strong> Kamera kennt zwei Arten der<br />

Rauschunterdrückung:<br />

<strong>Die</strong> erste zielt auf hohe ISO-<br />

Empfindlichkeit, die zweite auf<br />

Langzeitbelichtung als Ursache<br />

für Bildrauschen. Beide werden im<br />

Kameramenü ein- und ausgeschaltet, der<br />

jeweilige Zustand wird auf dem Monitor<br />

angezeigt. Manche Modelle unterscheiden<br />

noch zwischen niedrigem und hohem<br />

Bildrauschen.<br />

Ist die Rauschunterdrückung für<br />

Langzeitbelichtungen eingeschaltet, macht<br />

die Kamera unmittelbar nach der von Ihnen<br />

ausgelösten <strong>Aufnahme</strong> ein zweites Foto mit<br />

derselben Verschlusszeit, anhand dessen die<br />

Rauschpixel des ersten Bildes errechnet und<br />

entfernt werden können. Das ist möglich, weil<br />

sich der Kamerasensor bei Langzeitbelichtungen<br />

aufheizt und der Temperaturunterschied zwischen<br />

der ersten und zweiten Belichtung ausgewertet<br />

werden kann.<br />

Hohe ISO-Werte verursachen zwei Formen des<br />

Bildrauschens: Luminanz und Chrominanz.<br />

Luminanz macht sich als deutlich sichtbare<br />

grau-schwarze Körnung bemerkbar, während<br />

Chrominanz sich als winzige Farbflecken äußert,<br />

die üblicherweise in den Mitteltönen und den<br />

Tiefen erkennbar sind. <strong>Die</strong> Rauschunterdrückung<br />

für hohe ISO-Werte tendiert hauptsächlich zur<br />

Reduktion des Chrominanz-Rauschen und<br />

beeinflusst deswegen die Bilddetails nicht<br />

sehr stark. Luminanz-Rauschen hingegen ist<br />

TIPP<br />

Objektiv-Qualität<br />

<strong>Die</strong> neuesten DSLRs sind inzwischen<br />

so leistungsfähig, dass Billigobjektive die<br />

Bildqualität, die von der Kamera bereitgestellt<br />

werden könnte, herabsetzen. Kaufen Sie<br />

deswegen die besten Objektive, die Sie sich<br />

leisten wollen und wenn Sie von einer<br />

Einsteiger-Kamera auf ein Mittelklasse- oder<br />

professionelles Modell umsteigen, sollten Sie<br />

sich überlegen, auch solche Objektive<br />

hinzu zu kaufen, die den qualitativen<br />

Fähigkeiten der Kamera<br />

entsprechen.<br />

untrennbar mit den Bilddetails verbunden; wird<br />

es unterdrückt, wird das Bild „weich“ und verliert<br />

an Detailtreue. Falls Ihre Kamera unterschiedliche<br />

Einstellungen zur ISO-Rauschunterdrückung zur<br />

Verfügung stellt, wird die niedrigste Einstellung<br />

ausschließlich das Chrominanz-Rauschen<br />

betreffen, doch die höchste und damit stärkste<br />

Einstellung wird auch das Luminanz Rauschen<br />

unterdrücken wollen, wodurch der oben<br />

beschriebene nachteilige Effekt entstehen kann.<br />

Generell sollten Sie sich merken, dass die<br />

Rauschunterdrückung der Kamera sich<br />

ausschließlich auf das JPEG-Format bezieht.<br />

Das Raw-Format ist nur dann betroffen, wenn<br />

Sie Ihre Dateien später mit der vom Hersteller der<br />

Kamera mitgelieferten Raw-Software bearbeiten<br />

– ACR in Photoshop und Lightroom wird die<br />

Rauschunterdrückung nicht erkennen, ergo macht<br />

es auch keinen Sinn, sie überhaupt zu benutzen.<br />

Anders sieht es aus, wenn Sie die Raw-Dateien mit<br />

ACR bearbeiten. In ACR gibt es zwei Schieberegler<br />

zur Steuerung der Rauschunterdrückung: Der<br />

Luminanz Regler konzentriert sich auf das<br />

Luminanz-Rauschen, während der Farbregler das<br />

Chrominanz-Rauschen betrifft. Experimentieren<br />

Sie mit unterschiedlichen Einstellungen beider<br />

Regler, und scheuen Sie sich nicht, sie auf 100<br />

einzustellen, wenn Sie so viel Rauschen wie<br />

möglich eliminieren wollen. Dadurch gehen zwar<br />

ein paar Details verloren, doch dieser Nachteil<br />

wiegt nicht schwer, besonders wenn das Bild stark<br />

verrauscht ist.<br />

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, weder die<br />

Rauschunterdrückung der Kamera noch die der<br />

Raw-Software zu verwenden, sondern stattdessen<br />

eine spezielle Software zur Rauschunterdrückung,<br />

beispielsweise Noise Ninja, Neat Image oder Dfine<br />

von Nik Software.<br />

LEE FROST<br />

BILDPROZESSOREN<br />

Auch die Prozessoren moderner Kameras haben<br />

noch Verbesserungspotenzial.<br />

Der Bildprozessor-Chip verwandelt die vom<br />

Sensor ankommenden Signale in für das<br />

menschliche Auge sichtbare Bilder. Er bestimmt<br />

also, wie schnell Bilder aufgenommen und<br />

gespeichert werden, wie viele Bildinformationen<br />

analysiert werden, die Detail- und Farbtreue des<br />

Bildes, wie viel Rauschen vorhanden ist und<br />

vieles mehr.<br />

Bild-Prozessoren werden ständig weiter<br />

entwickelt. Wenn Sie auf optimale Bildqualität<br />

Wert legen, sollten Sie sich alle paar Jahre ein<br />

neues Kameragehäuse zulegen, um von der<br />

neusten Technologie zu profitieren.<br />

Objektivfehler<br />

<strong>Die</strong> Auflösung von DSLRs ist heute so gut, dass<br />

Objektivfehler ggf. im Bild erkennbar sind.<br />

Chromatische Aberrationen zählen zu den<br />

häufigsten Objektivfehlern. Sie entstehen, weil<br />

unterschiedliche Wellenlängen des Lichts auf von<br />

der letzten Linse des Objektivs verschieden<br />

entfernte Schärfepunkte fokussiert werden.<br />

Bauartbedingt stellt Ihre Kamera dem einfallenden<br />

Licht jedoch nur einen einzigen Schärfepunkt zur<br />

Verfügung. <strong>Die</strong>ser liegt auf dem Kamerasensor,<br />

dessen Abstand zum Objektiv unveränderlich ist.<br />

In der Regel fallen so verursachte Bildfehler dem<br />

Auge nicht auf, doch bei hohem Kontrast sind<br />

Farbsäume zwischen den hellen und dunklen<br />

Bereichen erkennbar.<br />

Manche Kameras verfügen über eine Einstellung,<br />

die chromatische Aberrationen und andere<br />

Objektivfehler unterdrückt, wobei diese<br />

Einstellung speziell an das jeweils benutzte<br />

Objektiv angepasst ist. Verfügt ihr Modell nicht<br />

über diese Funktion, können jedoch Korrekturen<br />

während der Raw-Verarbeitung vorgenommen<br />

werden. In ACR beispielsweise gibt es die<br />

Funktion „Objektivkorrekturen“, mit deren Hilfe<br />

Photoshop das verwendete Objektiv berücksichtigt<br />

und entsprechenden Korrekturen vornimmt.<br />

Eine weitere Möglichkeit ist, das Bild in Photoshop<br />

zu öffnen und Filter > Objektivkorrekturen zu<br />

wählen, um ein Fenster mit Optionen zu öffnen.<br />

Wenn Sie auf „Autokorrektur“ klicken, werden<br />

voreingestellte Korrekturen automatisch<br />

angewendet. Klicken Sie auf „Benutzerdefiniert“,<br />

können Sie die gewünschten Korrekturen selbst<br />

auswählen, auch die für chromatische<br />

Aberrationen.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 101


KAMERATECHNIK<br />

DURCHSCHAUEN SIE DIE TECHNIK IHRER KAMERA –<br />

IHRE BILDER WERDEN AUTOMATISCH BESSER!<br />

Schärfentiefe<br />

DER HEILIGE GRAL der Digitalfotografi e ist die<br />

Bildqualität. Wir investieren ein kleines<br />

Vermögen in neueste Kamera Technik, um<br />

nicht hinter der Aufl ösungs-Revolution<br />

zurückzubleiben; wir holen uns die besten<br />

Objektive, damit unsere <strong>Aufnahme</strong>n so scharf<br />

wie möglich werden, und montieren unsere<br />

Ausrüstung auf ein solides Stativ, damit die<br />

Kamera unsere Bilder nicht verwackelt.<br />

Doch wie steht es um die weniger greifbaren<br />

Dinge, die ein gutes Foto ausmachen? Was ist<br />

mit der Scharfeinstellung, der Wahl der Blende<br />

und der Schärfentiefe?<br />

Wenn Ihre Bilder von vorn bis hinten scharf<br />

sein sollen, müssen Sie wissen, wie Sie ein<br />

Objektiv optimal einstellen, was Schärfentiefe<br />

bedeutet, welche Faktoren sie beeinfl ussen,<br />

wie Schärfentiefe bewertet wird und vor allem,<br />

wie Sie sie maximieren können. Auf<br />

„unendlich“ scharfstellen, die kleinste Blende<br />

einstellen und ansonsten die Daumen drücken<br />

– das funktioniert zwar erstaunlich oft, doch<br />

bei weitem nicht immer. Bevor Sie also<br />

losziehen, den Kopf voller Ideen, nehmen Sie<br />

sich ein paar Minuten und folgen Sie unseren<br />

Betrachtungen zur Schärfentiefe.<br />

Brennweite 200 mm bei Blende f/5.6<br />

LEE FROST<br />

Was bedeutet Schärfentiefe?<br />

Schärfentiefe ist ein Bereich vor und hinter<br />

dem Punkt, auf den Sie ihr Objektiv<br />

scharfgestellt haben, innerhalb dessen jedes<br />

Objekt scharf abgebildet wird. <strong>Die</strong>ser Bereich<br />

wird in der Praxis von drei Faktoren<br />

beeinfl usst:<br />

Blendenöffnung: Je kleiner die<br />

Blendenöffnung ist – je größer der<br />

Blendenwert – desto größer ist die<br />

Schärfentiefe und umgekehrt. So wird Blende<br />

f/8 eine größere Schärfentiefe erzeugen als<br />

Blende f/4, aber eine geringere Schärfentiefe<br />

als Blende f/16.<br />

Brennweite: Je kleiner die Brennweite bei<br />

einer gegebenen Blende ist, desto mehr<br />

Schärfentiefe wird erzeugt. Bei Blende f/8 wird<br />

ein auf 24 mm Brennweite eingestelltes<br />

Zoomobjektiv in der Regel mehr<br />

wahrnehmbare Schärfentiefe erzeugen als bei<br />

50 mm Brennweite. Doch es gibt Ausnahmen.<br />

Entfernung: Für jede gegebene Brennweite<br />

und Blende gilt: <strong>Die</strong> Schärfentiefe verringert<br />

sich mit abnehmender Entfernung des<br />

Schärfepunkts zum Objektiv. Sie erhalten mit<br />

einem auf 85 mm Brennweite und Blende<br />

f/11 eingestellten Zoomobjektiv mehr<br />

Schärfentiefe, wenn Sie auf 20 m scharfstellen<br />

als wenn Sie auf 5 m scharfstellen würden.<br />

Unter Berücksichtigung dieser drei Faktoren<br />

gilt: Wenn Sie viel Schärfentiefe brauchen,<br />

nutzen Sie ein Weitwinkelobjektiv mit kleiner<br />

Blende, etwa f/11; für kurze Schärfentiefe<br />

nutzen Sie ein Teleobjektiv mit großer Blende,<br />

etwa f/4.<br />

Änderung der Blendeneinstellung<br />

WAHL DER BLENDE<br />

Da die Blende im Vergleich zu anderen<br />

Einstellungen am häufigsten geändert<br />

wird, haben es uns die Kamerahersteller<br />

sehr leicht gemacht:<br />

Wenn die Zeitautomatik gewählt ist,<br />

wählen Sie die Blende an dem Einstellrad,<br />

das sich an der Vorder- oder Rückseite der<br />

Kamera befindet.<br />

Weniger bekannt ist, dass Sie mit diesem<br />

Einstellrad in der Programmautomatik<br />

eine beliebige Kombination aus Blende<br />

und Verschlusszeit einstellen können,<br />

ohne die gesamte Belichtung zu ändern.<br />

Canon<br />

1<br />

3<br />

2<br />

Nikon<br />

Der Vorgang ist bei vielen Modellen ähnlich:<br />

1) Stellen Sie den Betriebsartenschalter auf Zeitautomatik.<br />

2) Wählen Sie mit dem Einstellrad eine Blende.<br />

3) Um die Blende im manuellen Modus zu ändern, drücken Sie zuvor den<br />

Knopf für die Belichtungskorrektur.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

102 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Schärfentiefe<br />

Bewertung der Schärfentiefe<br />

Hyperfokale Scharfeinstellung<br />

SCHÄRFENTIEFE-VORSCHAU<br />

Der traditionelle, aber nicht beste Weg<br />

zur Beurteilung der Schärfentiefe besteht<br />

darin, die Schärfentiefe-<strong>Vorschau</strong> zu<br />

nutzen. <strong>Die</strong> Kamera blendet auf den<br />

eingestellten Blendenwert ab, sodass Sie<br />

erkennen können, was auf dem Foto<br />

scharf abgebildet wird.<br />

Bei kleinen Blenden wie f/16 und f/22<br />

wird das Sucherbild dabei sehr dunkel;<br />

schauen Sie in diesem Fall etwas länger<br />

durch den Sucher, damit sich das Auge<br />

daran gewöhnen kann.<br />

Sie stehen vor der Frage, auf was Sie scharfstellen<br />

sollen und welche Blende maximale Schärfentiefe<br />

erzeugt. <strong>Die</strong> übliche Methode – Scharfstellen auf<br />

„unendlich“ und voll Abblenden – ist aus folgenden<br />

Gründen nicht immer geeignet:<br />

1) Der Schärfentiefebereich erstreckt sich vom<br />

Schärfepunkt aus nach vorn und nach hinten;<br />

wenn Sie also auf „unendlich“ scharfstellen,<br />

verschwenden Sie viel Schärfentiefe, weil der<br />

Schärfentiefebereich nun mal nicht über den<br />

Horizont hinaus reicht.<br />

2) Selbst bei kleinster Blende wird nicht alles scharf<br />

abgebildet, obwohl die Schärfe „unendlich“ ist.<br />

3) Bei kleinster Blende treten mehr Objektivfehler<br />

auf, wie teuer Ihr Objektiv auch gewesen sein mag.<br />

Normalerweise sollten Sie nicht weiter abblenden<br />

als bis f/11.<br />

4) Bei kleinster Blende müssen Sie zwangsläufig<br />

eine lange Verschlusszeit wählen, was zu<br />

Verwackeln der Kamera führen kann.<br />

<strong>Die</strong> Lösung dieser Probleme besteht in einer<br />

<strong>Aufnahme</strong>technik, die auf der hyperfokalen<br />

Entfernung beruht. Dabei maximieren Sie die<br />

Schärfentiefe, indem Sie die Schärfe auf eben diese<br />

hyperfokale Entfernung einstellen. <strong>Die</strong>se<br />

Entfernung ist abhängig von Brennweite und<br />

Blende einerseits und von der Größe des<br />

Kamerasensors andererseits. <strong>Die</strong> Tabellen unten<br />

zeigen die hyperfokalen Entfernungen für<br />

Vollformat-Kameras und für Modelle mit APS-C<br />

Sensor. Wenn Sie auf die hyperfokale Entfernung<br />

scharfstellen, erstreckt sich die Schärfentiefe von<br />

der halben hyperfokalen Entfernung bis<br />

„unendlich“.<br />

Suchen Sie in der für Sie zutreffenden Tabelle in der<br />

obersten Zeile Ihre Brennweite, in der linken Spalte<br />

den gewünschten Blendenwert. <strong>Die</strong> Tabelle zeigt<br />

Ihnen die hyperfokale Entfernung, die sich aus<br />

dieser Kombination ergibt.<br />

Falls Sie nicht sicher sind, wie viel Schärfentiefe sie<br />

brauchen, stellen Sie auf den Punkt Ihres Motivs<br />

scharf, der sich am nächsten zum Objektiv befindet<br />

und lesen an der Entfernungsskala des Objektivs<br />

ab, wie weit dieser entfernt ist. Wenn Sie diese<br />

Entfernung verdoppeln, haben Sie die minimale<br />

hyperfokale Distanz, die Sie nun in der zutreffenden<br />

Tabelle für die von Ihnen benutze Brennweite<br />

finden können. Anhand dieser beiden Werte<br />

können Sie die benötigte Blende aus der Tabelle<br />

ablesen.<br />

SCHÄRFENTIEFENSKALA<br />

Manche Objektive, meistens solche mit<br />

fester Brennweite, haben oben auf dem<br />

Objektiv Tubus eine Schärfentiefenskala<br />

eingraviert, die in Abhängigkeit von der<br />

eingestellten Entfernung den Schärfebereich<br />

für unterschiedliche Blendenwerte anzeigt.<br />

Leider findet man diese Skala heute nur<br />

noch auf älteren Objektiven.<br />

BILDVORSCHAU<br />

Damit lässt sich die Schärfentiefe am<br />

besten beurteilen. Unmittelbar nach<br />

einer <strong>Aufnahme</strong> lassen Sie sich das Foto<br />

als <strong>Vorschau</strong> anzeigen, dann zoomen Sie<br />

in das Bild hinein und scrollen von oben<br />

nach unten, wobei Sie überprüfen, ob<br />

sowohl das nächstliegende als auch das<br />

am weitesten entfernte Objekt in Ihrem<br />

Bild scharf geworden sind.<br />

Ist dies nicht der Fall, müssen Sie die<br />

Schärfe nachstellen, eine kleinere<br />

Blende einstellen, oder beides.<br />

Für Vollformat-DSLR<br />

16mm 20mm 24mm 28mm 35mm 50mm 100mm 135mm 200mm 300mm<br />

f/2,8 3,2m 5,0m 7,0m 10m 15m 31m 123m 225m 495m 1110m<br />

f/4 2,2m 3,5m 5,0m 7,0m 10,5m 21,5m 87m 157m 345m 775m<br />

f/5,6 1,6m 2,5m 3,6m 5,0m 7,5m 15,5m 62m 112m 245m 555m<br />

f/8 1,1m 1,7m 2,5m 3,5m 5,5m 11m 43m 79m 173m 388m<br />

f/11 0,8m 1,3m 1,8m 2,5m 4,0m 8,0m 31m 57m 125m 282m<br />

f/16 0,6m 0,9m 1,3m 1,7m 2,7m 5,5m 22m 39m 86m 195m<br />

f/22 0,4m 0,6m 0,9m 1,3m 2,0m 4,0m 16m 29m 65m 140m<br />

f/32 0,3m 0,5m 0,6m 0,9m 1,4m 2,7m 11m 20m 43m 97m<br />

Für DSLR mit einem Korrekturfaktor von 1,5 (Nikon, Sony, Pentax)<br />

16mm 20mm 24mm 28mm 35mm 50mm 100mm 135mm 200mm 300mm<br />

f/2,8 5,0m 7,5m 11m 14m 23m 47m 188m 345m 750m 1690m<br />

f/4 3,4m 5,3m 7,5m 10,5m 16m 33m 132m 240m 525m 1185m<br />

f/5,6 2,4m 3,8m 5,5m 7,5m 11,5m 23,5m 94m 170m 375m 845m<br />

f/8 1,7m 2,7m 3,8m 5,2m 8,0m 16,5m 66m 120m 265m 590m<br />

f/11 1,2m 1,9m 2,3m 3,8m 5,9m 12,0m 48m 87m 192m 430m<br />

f/16 0,9m 1,3m 1,9m 2,5m 4,0m 8,5m 33m 60m 132m 295m<br />

f/22 0,6m 1,0m 1,4m 1,9m 3,0m 6,0m 24m 44m 96m 215m<br />

f/32 0,4m 0,7m 1,0m 1,3m 2,0m 4,2m 16,5m 30m 66m 150m<br />

Für DSLR mit einem Korrekturfaktor von 1,6 (Canon)<br />

16mm 20mm 24mm 28mm 35mm 50mm 100mm 135mm 200mm 300mm<br />

f/2,8 5,0m 8,0m 11,5m 15,5m 24,5m 50m 199m 360m 795m 1785m<br />

f/4 3,6m 5,6m 8,0m 11m 17m 35m 140m 255m 555m 1250m<br />

f/5,6 2,6m 4,0m 5,7m 7,8m 12m 25m 99m 180m 397m 895m<br />

f/8 1,8m 2,8m 4,0m 5,5m 8,5m 17,5m 69,5m 127m 278m 625m<br />

f/11 1,3m 2,0m 2,9m 4,0m 6,2m 13m 50m 92m 202m 455m<br />

f/16 0,9m 1,4m 2,0m 2,8m 4,3m 8,7m 35m 63m 139m 312m<br />

f/22 0,7m 1,0m 1,5m 2,0m 3,0m 6,5m 25,5m 46m 101m 230m<br />

f/32 0,5m 0,7m 1,0m 1,4m 2,2m 4,4m 17,5m 32m 70m 156m<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 103


KAMERA<br />

TECHNIK<br />

Schärfentiefe<br />

Brennweite 24 mm bei Blende f/16<br />

LEE FROST<br />

BILDQUALITÄT<br />

Der große Vorteil der Arbeit mit der<br />

hyperfokalen Entfernung ist, dass Sie die<br />

Schärfentiefe für mittlere Blenden<br />

maximieren können, statt auf f/16 oder f/22<br />

abzublenden.<br />

Auf den Tabellen können Sie sehen, dass Sie<br />

mit f/8 und f/11 bei Weitwinkelobjektiven<br />

große Schärfentiefe erzeugen können; es<br />

sollte also kaum notwendig sein, stärker als<br />

f/11 abzublenden. <strong>Die</strong>ser Wert ist ein guter<br />

Kompromiss, denn je kleiner die Blende<br />

wird, umso eher stellen sich Diffraktionen<br />

ein, die besonders in den Ecken zu einem<br />

hohen Schärfeverlust führen können. <strong>Die</strong>ser<br />

Effekt tritt besonders bei<br />

Weitwinkelobjektiven auf.<br />

ADAM BURTON<br />

Wussten Sie schon?<br />

<strong>Die</strong> den Tabellen angegebenen<br />

hyperfokalen Entfernungen sind zwar<br />

ziemlich akkurat, doch verlassen Sie sich<br />

nicht vollständig darauf. Probieren Sie<br />

sie mit Ihrem Objektiv aus und<br />

kontrollieren Sie die Schärfentiefe<br />

anhand der Bildvorschau der Kamera.<br />

Sollten die Bilder nicht scharf sein,<br />

wählen Sie Ihren Blendenwert 1/3 oder<br />

1/2 Blendenstufe kleiner als den in der<br />

Tabelle angegebenen Wert.<br />

SCHARFEINSTELLEN FÜR OPTIMIERTE SCHÄRFENTIEFE<br />

Nachdem wir nun geklärt haben, was die hyperfokale Entfernung<br />

ist, brauchen Sie in Zukunft nur noch darauf scharfzustellen.<br />

Orientieren Sie sich an der Entfernungsskala auf Ihrem Objektiv oder<br />

schätzen Sie, wie weit der hyperfokale Punkt entfernt ist, und stellen<br />

Sie darauf scharf.<br />

Bei Weitwinkelobjektiven mit mittleren Blendenwerten ist die hyperfokale Entfernung ca. 3 m oder<br />

weniger, der Punkt sollte also leicht zu finden sein. Das Scharfstellen kann per Autofokus oder<br />

manuell geschehen; der Autofokus hat nur den Nachteil, dass er nicht auf die hyperfokale Distanz<br />

fixiert, falls dort kein Objekt zur Orientierung vorhanden ist. <strong>Die</strong>ses Problem vermeiden Sie durch<br />

manuelles Scharfstellen. Nun können Sie die Kamera auf dem Stativ in Position lassen, ohne<br />

befürchten zu müssen, dass der Autofokus einen neuen Schärfepunkt sucht.<br />

104 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Brennweite 180 mm bei Blende F/4.5<br />

HELEN DIXON<br />

DIFFERENZIERTES SCHARFSTELLEN<br />

Bei Weitwinkelaufnahmen will man meist<br />

einen großen Schärfentiefenbereich. Es gibt<br />

aber Fälle, in denen Sie die Schärfentiefe<br />

minimieren wollen, etwa in der<br />

Porträtfotografi e. Wenn Sie ein Porträt mit<br />

kleiner Blende machen, wird der Hintergrund<br />

so scharf abgebildet wie das Modell, was aber<br />

stören kann. Blenden Sie voll auf und stellen<br />

genau auf die Augen des Modells scharf, bleibt<br />

der Hintergrund unscharf und lenkt nicht mehr<br />

vom eigentlichen Motiv ab.<br />

Eine bewusst kurze Schärfentiefe kann auch<br />

für kreative Effekte genutzt werden. Wenn<br />

etwa ein einzelnes Element einer Szene<br />

gestochen scharf sichtbar sein soll, während<br />

alles davor oder dahinter bis zu<br />

Unkenntlichkeit verschwimmen soll, erzeugt<br />

man einen möglichst kurzen<br />

Schärfentiefebereich – eine <strong>Aufnahme</strong>technik,<br />

die „differenziertes Scharfstellen“ genannt<br />

wird.<br />

Mit einem Weitwinkelobjektiv ist der Effekt<br />

kaum zu erreichen, außer Ihr Motiv befi ndet<br />

sich sehr nah vor der Kamera.<br />

Ein Teleobjektiv mit weit geöffneter Blende<br />

hingegen reduziert den Schärfentiefebereich<br />

auf wenige Zentimeter; ein aufgeblendetes<br />

Makroobjektiv sogar auf nur wenige Millimeter.<br />

Eine Erleichterung für die Bildkomposition ist<br />

die Tatsache, dass Ihr Sucherbild genau das<br />

zeigt, was Sie später auch auf dem Bild sehen.<br />

LEE FROST<br />

Scharfeinstellen in der Makrofotografie<br />

Im Normalfall geht man davon aus, dass der<br />

Schärfentiefebereich hinter dem Schärfepunkt etwa doppelt so<br />

lang ist wie davor.<br />

Wenn Sie aber auf sehr kurze Entfernung fotografieren, liegt der<br />

Schärfepunkt etwa in der Mitte des Schärfentiefebereichs.<br />

Zudem muss berücksichtigt werden, dass die Schärfentiefe in der<br />

Makrofotografie fast ausschließlich durch Vergrößerungsfaktor<br />

und Blende bestimmt wird, nicht von der Brennweite.<br />

Das heißt: Wenn Vergrößerungsfaktor und Blende gleich sind, ist<br />

auch die Schärfentiefe gleich, egal ob Sie ein 200mm oder ein<br />

50mm Makroobjektiv verwenden – allerdings müssen Sie mit<br />

50mm Brennweite näher an Ihr Motiv heran als mit 200mm.<br />

<strong>Die</strong>se Tabelle zeigt, wie viel Schärfentiefe Sie bei<br />

unterschiedlichen Vergrößerungsfaktoren und Blenden erhalten.<br />

Vergrößerungsfaktor<br />

1:1 1:2 1:3 1:4 1:5 1:6 1:7 1:8 1:9 1:10<br />

f/5,6 0,6 1,7 3,4 5,6 8,4 11,8 15,7 20,2 25,2 30<br />

f/8 0,8 2,4 4,8 8 12 16,8 22,4 28,8 36 44<br />

f/11 1,1 3,3 6,6 11 16,5 23,1 30,8 39,6 49,5 60,5<br />

f/16 1,6 4,8 9,6 16 24 33,6 44,8 57,6 72 88<br />

f/22 2,2 6,6 13,2 22 33 46,2 61,6 79,2 99 121<br />

f/32 3,2 9,6 19,2 32 48 67,2 89,6 115,2 144 176<br />

f/45 4,5 13,5 27 45 67,5 94,5 126 162 202 247<br />

f/32 0,5m 0,7m 1,0m 1,4m 2,2m 4,4m 17,5m 32m 70m 156m<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 105


KAMERATECHNIK<br />

DURCHSCHAUEN SIE DIE TECHNIK IHRER KAMERA –<br />

IHRE BILDER WERDEN AUTOMATISCH BESSER!<br />

Verschlusszeiten<br />

DIE LICHTMENGE, die den Kamerasensor<br />

während einer <strong>Aufnahme</strong> erreicht, wird durch<br />

zwei Faktoren gesteuert, erstens durch die Blende<br />

und zweitens durch die Verschlusszeit. Der<br />

Blendenwert f/x gibt die Größe der Blendenöffnung<br />

an, während die in Sekunden – meist sogar nur in<br />

Sekundenbruchteilen – gemessene Verschlusszeit<br />

festlegt, wie lange das Licht durch die Blende auf<br />

den Kamerasensor fällt. <strong>Die</strong> Verschlusszeit spielt<br />

jedoch noch eine andere wichtige Rolle: mit ihr<br />

lässt sich steuern, wie Bewegungen<br />

aufgenommen werden; entweder indem Sie<br />

„eingefroren“ oder indem sie verschwommen<br />

dargestellt werden. Das kann die Qualität eines<br />

Fotos entscheidend beeinflussen. Deswegen ist es<br />

wichtig, zu wissen, welche Verschlusszeiten für<br />

welche Motive verwendet werden sollten,<br />

insbesondere dann, wenn Sie bewusst bestimmte<br />

Effekte erreichen wollen. Der Situation<br />

entsprechend angepasst, ist die Verschlusszeit ein<br />

sehr mächtiges, kreatives Werkzeug.<br />

1/1000 Sekunde<br />

1/125Sekunde<br />

1/15Sekunde<br />

1/500Sekunde<br />

1/60Sekunde<br />

1/8Sekunde<br />

1/250Sekunde<br />

1/30Sekunde<br />

1/4Sekunde<br />

BILDER: LEE FROST<br />

ZEITLICH-OPTISCHE ZUSAMMENHÄNGE<br />

Bei den meisten modernen Spiegelreflexkameras<br />

können Verschlusszeiten zwischen 1/4000 Sekunde<br />

und 30 Sekunden eingestellt werden, außerdem gibt<br />

es die Möglichkeit, im B-Modus den Verschluss<br />

beliebig lange offen zu halten, für die Fälle, in denen<br />

selbst 30 Sekunden lange Verschlusszeiten nicht<br />

ausreichen.<br />

Solange der Verschluss offen ist, fällt das Licht durch<br />

die Blendenöffnung auf den Sensor. Wird die<br />

Verschlusszeit verdoppelt, gelangt demzufolge<br />

zweimal so viel Licht auf den Sensor. Wird die<br />

Verschlusszeit nicht verändert, stattdessen aber die<br />

Blende um eine Blendenstufe weiter geöffnet, hat<br />

dies denselben Effekt, auch dann erreicht die<br />

doppelte Lichtmenge den Sensor. Analog dazu<br />

verkürzt eine Halbierung der Verschlusszeit die auf<br />

den Sensor fallende Lichtmenge um die Hälfte,<br />

ebenso wie die Verkleinerung der Blendenöffnung<br />

um eine Blendenstufe. Das bedeutet:<br />

unterschiedliche Blenden/Verschlusszeit-<br />

Kombinationen führen zu derselben Belichtung. <strong>Die</strong><br />

Wechselwirkung zwischen diesen beiden<br />

Einflussgrößen ist indirekt proportional – siehe<br />

Tabelle 1.<br />

WAHL DER VERSCHLUSSZEIT<br />

<strong>Die</strong> Kombination aus Blende und Verschlusszeit, die<br />

Sie einstellen werden, hängt von dem zu<br />

fotografierenden Motiv ab, und von dem Effekt, den Sie<br />

erreichen wollen. Um beispielsweise ein sich schnell<br />

bewegendes Objekt einzufrieren, wird eine kurze<br />

Verschlusszeit Priorität haben – etwa 1/1000 Sekunde<br />

bei Blende f/2 oder 1/500 Sekunde bei Blende f/4. Soll<br />

das Objekt jedoch verschwimmen und dadurch seine<br />

Bewegung im Bild festgehalten werden, sind 1/15<br />

Sekunde bei Blende f/22 oder 1/8 Sekunde bei Blende<br />

f/32 passende Optionen.<br />

Falls Sie eine gewünschte kurze oder lange<br />

Verschlusszeit durch Ändern der Blendeneinstellung<br />

nicht erreichen, können Sie die ISO-Empfindlichkeit<br />

1/2 Sekunde 1 Sekunde 2 Sekunden<br />

Tabelle 1: Blende und Verschlusszeit verhalten sich indirekt proportional<br />

1/1000 Sek. 1/500 Sek. 1/250 Sek. 1/125 Sek. 1/60 Sek. 1/30 Sek. 1/15 Sek. 1/8 Sek.<br />

f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16 f/22 f/32<br />

Tabelle 2: ISO-Empfindlichkeit und Verschlusszeit verhalten sich indirekt proportional<br />

ISO50 ISO100 ISO200 ISO400 ISO800 ISO1600 ISO3200<br />

1/30 Sek. 1/60 Sek. 1/125 Sek. 1/250 Sek. 1/500 Sek. 1/1000 Sek. 1/2000 Sek.<br />

verstellen. Eine Verdoppelung des ISO-Wertes<br />

halbiert die Verschlusszeit, eine Halbierung des<br />

ISO Wertes hingegen verdoppelt die<br />

Verschlusszeit. In Tabelle 2 können Sie ablesen,<br />

was beispielsweise mit einer Verschlusszeit von<br />

1/60 Sekunde bei ISO 100 geschieht, wenn Sie<br />

die ISO Empfindlichkeit um eine Stufe<br />

herauf- oder herabsetzen.<br />

Das Erhöhen der ISO-Empfindlichkeit, um eine<br />

kürzere Verschlusszeit erzeugen, ist<br />

beispielsweise dann nützlich, wenn Sie bei<br />

schlechten Lichtverhältnissen fotografieren.<br />

Moderne Kameras sind noch bis zu<br />

Empfindlichkeiten von ISO-3200 in der Lage,<br />

eine sehr gute Bildqualität zu liefern. Das<br />

Verringern der ISO-Empfindlichkeit, um eine<br />

längere Verschlusszeit zu erreichen, ist weniger<br />

praktikabel, weil sie meistens nur einen Schritt<br />

unter den Standard ISO-Wert der Kamera gehen<br />

können, entweder von ISO 100 auf ISO 50 oder<br />

von ISO 200 auf ISO 100. Sie können also<br />

bestenfalls eine Verdoppelung der Verschlusszeit<br />

erreichen. Wenn Sie langsame Verschlusszeiten<br />

brauchen, erreichen Sie diese besser durch<br />

Verwenden eines Graufilters, der die ins Objektiv<br />

fallende Lichtmenge drastisch beschränkt.<br />

106 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Verschlusszeit einstellen<br />

Verschlusszeit einstellen<br />

Wenn für eine <strong>Aufnahme</strong> die Verschlusszeit<br />

entscheidet, ist die Blendenautomatik das<br />

Belichtungsprogramm der Wahl. Dabei<br />

wählen Sie die Verschlusszeit vor, die<br />

Kamera stellt automatisch die<br />

dazugehörige Blende ein. Wenn Sie die<br />

Position wechseln, eine<br />

Belichtungskorrektur einstellen oder die<br />

Lichtverhältnisse sich ändern, bleibt die<br />

Verschlusszeit gleich, und die Blende passt<br />

die Belichtung den neuen Bedingungen an.<br />

Auf diese Weise können Sie zum Beispiel<br />

steuern, ob Bewegungen „eingefroren“<br />

oder verschwommen werden sollen.<br />

Falls Sie dagegen die Zeitautomatik<br />

bevorzugen, müssen Sie ein wachsames<br />

Auge auf die Verschlusszeit haben, da<br />

diese von der Kamera eingestellt wird. Falls<br />

sich die Lichtverhältnisse ändern, müssen<br />

Sie die Verschlusszeit anpassen, um Ihre<br />

Blendeneinstellung beizubehalten. Ähnlich<br />

funktioniert die Programmautomatik, bei<br />

der Sie die Programm-Shift-Funktion<br />

verwenden können, um durch eine Liste<br />

von Blende-Verschlusszeit-Kombinationen<br />

zu blättern, bis die gewünschte<br />

Verschlusszeit angezeigt wird.<br />

Canon<br />

1<br />

2<br />

Kurze Verschlusszeiten frieren die Bewegung ein<br />

Verschlusszeiten für Action<br />

<strong>Die</strong> benötigten Verschlusszeiten für schnelle<br />

Bewegungen hängen von drei Faktoren ab:<br />

Erstens davon, wie schnell sich ein Objekt<br />

bewegt, zweitens, wie weit es von der Kamera<br />

entfernt ist und drittens von der Richtung, in<br />

die es sich in Relation zur Kamera bewegt<br />

(siehe dazu Tabelle 3).<br />

Nun wollen sie natürlich nicht grundsätzlich<br />

jede Bewegung einfrieren; manchmal wird ein<br />

Objekt, das im Bild verschwimmt, Bewegung<br />

viel besser ausdrücken. Eine weitere Methode<br />

der Darstellung von Bewegung ist der<br />

Schwenk – das heißt, sie folgen der<br />

Bewegung des Objekts mit der Kamera und<br />

lösen dabei aus. Wenn Sie es richtig machen,<br />

wird das Objekt scharf abgebildet, während<br />

sein Hintergrund verschwimmt.<br />

<strong>Die</strong> Verschlusszeiten in Tabelle 4 geben Ihnen<br />

einen Anhaltspunkt. Wenn Sie ein wenig<br />

Übung bekommen haben, versuchen Sie es<br />

mit längeren Verschlusszeiten. Entscheidend<br />

bei dieser <strong>Aufnahme</strong>technik ist eine<br />

gleichmäßige Schwenkbewegung der<br />

Kamera.<br />

Tabelle 3: Empfohlene minimale Verschlusszeiten<br />

Motiv Ganzer Bildausschnitt Halber Bildausschnitt 45 Grad zur Kamera Frontal<br />

Jogger 1/250 Sek. 1/125 Sek. 1/125 Sek. 1/60 Sek.<br />

Pferd im Schritt 1/250 Sek. 1/125 Sek. 1/125 Sek. 1/60 Sek.<br />

Radfahrer/Sprinter 1/500 Sek. 1/250 Sek. 1/250 Sek. 1/125 Sek.<br />

Fahrzeug bei 65 km/h 1/500 Sek. 1/250 Sek. 1/250 Sek. 1/125 Sek.<br />

Fahrzeug bei 130 km/h 1/1000 Sek. 1/500 Sek. 1/500 Sek. 1/250 Sek.<br />

Galoppierendes Pferd 1/1000 Sek. 1/500 Sek. 1/500 Sek. 1/250 Sek.<br />

Tennisaufschlag 1/1000 Sek. 1/500 Sek. 1/500 Sek. 1/250 Sek.<br />

Formel 1 Rennen 1/2000 Sek. 1/1000 Sek. 1/1000 Sek. 1/500 Sek.<br />

Fahrender Zug 1/2000 Sek. 1/1000 Sek. 1/1000 Sek. 1/500 Sek.<br />

1) <strong>Die</strong> Blendenautomatik (TV) wird mit dem<br />

Betriebsartwahlschalter oben am Kameragehäuse<br />

eingestellt.<br />

2) Danach stellen Sie mit dem Eingabe-Einstellrad die<br />

gewünschte Verschlusszeit ein<br />

3) Bei der Programmautomatik drehen Sie das<br />

Eingabe-Einstellrad, um die möglichen Blende/<br />

Verschlusszeit-Kombinationen einzustellen.<br />

Nikon<br />

<strong>Die</strong> Blendenautomatik (S) wird mit dem<br />

Betriebsartwahlschalter oben am Kameragehäuse<br />

eingestellt.<br />

2) Danach stellen mit dem Eingabe-Einstellrad die<br />

gewünschte Verschlusszeit ein<br />

3) Bei der Programmautomatik drehen Sie das<br />

Eingabe-Einstellrad, um die möglichen Blende/<br />

Verschlusszeit-Kombinationen einzustellen.<br />

Tabelle 4: Verschlusszeiten für Schwenks<br />

Motorradrennen<br />

1/250 Sek.<br />

Pferderennen,Radrennen<br />

Jogger, Kinder auf Fahrrädern<br />

Schnell gehende Menschen<br />

1<br />

2<br />

1/125 Sek.<br />

1/60 Sek.<br />

1/30 Sek.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 107


KAMERA<br />

TECHNIK<br />

LEE FROST<br />

Verschlusszeiten für Landschaften<br />

6 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 50<br />

Bei den meisten Landschaftsaufnahmen ist die<br />

Verschlusszeit zweitrangig; sie muss nur genügen,<br />

um bei gegebener Tageszeit und Lichtverhältnissen<br />

ein korrekt belichtetes Bild zu erreichen.<br />

Trotzdem lohnt es sich manchmal auch in der<br />

Landschaftsfotografie, über Verschlusszeiten<br />

nachzudenken.<br />

Fließendes Wasser ist ein gutes Beispiel: Wollen Sie<br />

dessen Bewegung darstellen, wobei immer noch<br />

die Oberflächenstruktur des Wassers erkennbar<br />

sein soll, empfehlen sich 1/15 oder 1/8 Sekunde<br />

bei einem Wasserfall und 1/4 bis 1/2 Sekunde bei<br />

einem Fluss. Wenn Sie jedoch den – inzwischen<br />

etwas überstrapazierten – milchigen Effekt<br />

erreichen wollen, muss die Verschlusszeit<br />

signifikant länger werden. Experimentieren Sie in<br />

diesem Fall mit Verschlusszeiten von 1 bis zu 10<br />

Sekunden bei kleinen Wasserfällen und von 1/2<br />

Sekunde bis zu 2 Sekunden bei größeren Fällen.<br />

Wenn Sie die Meeresbrandung einer Küste so<br />

aufnehmen wollen, dass sie nur wenig<br />

verschwimmt, versuchen Sie es mit<br />

Verschlusszeiten zwischen 1/4 und 1/2 Sekunde<br />

und lösen Sie genau in dem Moment aus, in dem<br />

eine Welle auf das Ufer trifft. <strong>Die</strong> Bewegung des<br />

Wussten Sie schon?<br />

Falls Sie Ihre Kamera mit einem<br />

Elektronenblitzgerät verwenden wollen, sei<br />

es ein mobiles Gerät oder ein<br />

Studioblitzsystem, müssen Sie<br />

berücksichtigen, dass jede Kamera eine<br />

kürzeste Verschlusszeit hat, mit der ein<br />

Blitzgerät gerade noch synchronisiert<br />

werden kann. Je nach Kameramodell liegt<br />

diese Verschlusszeit zwischen 1/160<br />

Sekunde und 1/250 Sekunde. Sie können<br />

problemlos eine beliebige Verschlusszeit<br />

unterhalb dieser Werte verwenden; wenn<br />

Sie jedoch eine kürzere Verschlusszeit<br />

einstellen, werden Teile des Bildes schwarz<br />

bleiben, weil der Blitz bereits auslöst, bevor<br />

der Verschluss ganz offen ist.<br />

Meeres, wenn die Wellen wieder vom Strand<br />

ablaufen, wird am besten mit Verschlusszeiten<br />

zwischen 2 und 10 Sekunden eingefangen; wollen<br />

Sie das Meer aber als Nebel darstellen, was<br />

besonders in der Morgen- und Abenddämmerung<br />

faszinierend aussehen kann, müssen Sie eine<br />

Verschlusszeit zwischen 30 und 120 Sekunden<br />

einkalkulieren.<br />

Noch längere Verschlusszeiten können mit starken<br />

Graufiltern erreicht werden: Mit einem zehnstufigen<br />

Graufilter können Sie den Verschluss für 4 bis 5<br />

Minuten öffnen, um das Meer seidenweich und<br />

Wolken als Streifen am Himmel abzubilden.<br />

Experimentieren Sie außerdem mit<br />

Verschlusszeiten von einer bis zu 10 Sekunden,<br />

wenn sie vom Wind gepeitschte Landschaften<br />

fotografieren. Dadurch verschwimmen<br />

Getreidefelder, hohes Gras und sich im Wind<br />

biegende Bäume. Je stärker der Wind desto kürzer<br />

die Verschlusszeit. Bei Bäumen müssen Sie durch<br />

Ausprobieren die Verschlusszeit finden, bei der<br />

Blätter und Zweige verschwimmen, während<br />

dickere Äste und der Stamm noch scharf abgebildet<br />

werden.<br />

VERSCHLUSSZEITEN FÜR MAKROAUFNAHMEN<br />

<strong>Die</strong> meisten Objekte für extreme Nahaufnahmen sind<br />

statisch. Wenn Sie aus der Hand fotografieren, kann das<br />

Bewegen der Kamera zum Problem werden, denn jede<br />

Bewegung wird im selben Maßstab vergrößert wie das Objekt.<br />

So kann schon die geringste Bewegung der Kamera zu<br />

unscharfen Bildern führen.<br />

Probieren Sie mehrere Verschlusszeiten aus, um festzustellen,<br />

wie weit sie verlängern können, bevor Verwackeln zum<br />

Problem wird. Bei einem 100 mm Makroobjektiv müssen Sie<br />

mindestens 1/125 Sekunde einstellen, oder 1/250 Sekunde,<br />

wenn Sie im Maßstab 1:1 abbilden wollen.<br />

Auch die Bewegungen des Motivs können Ihnen einen Strich<br />

durch die Rechnung machen, beispielsweise wenn Gras,<br />

Blumen und Getreide im Wind hin und her schwingen. Sie<br />

können diese Bewegung einfrieren, wenn Sie mit 1/250<br />

Sekunde oder kürzer fotografieren. Noch besser aber ist die<br />

Verwendung eines Elektronenblitzgeräts, denn dessen extrem<br />

kurzer Lichtstoß wird jede Bewegung einfrieren, sei es die der<br />

Kamera oder die des Motivs.<br />

1/1000 Sekunde bei Blende f/1.8 und ISO 200<br />

„NORMALE“ VERSCHLUSSZEITEN<br />

Bei vielen Motiven ist es unwichtig, welche<br />

Verschlusszeit Sie benutzen. Es spielt keine Rolle, ob<br />

Sie ein Porträt mit 1/60 Sekunde oder 1/1000<br />

Sekunde aufnehmen; dasselbe gilt für <strong>Aufnahme</strong>n von<br />

Architektur, Details, Mustern, abstrakte Motive und<br />

Stillleben. Entscheidend ist, dass das Bild den<br />

Anforderungen entspricht, korrekt belichtet und an den<br />

gewünschten Stellen scharf ist, mit der richtigen<br />

Proportion von Motiv und Hintergrund.<br />

<strong>Die</strong> Verschlusszeiten 1/60 und 1/125 Sekunde<br />

werden Sie am häufigsten nutzen, denn sie eignen<br />

sich am besten für die meisten Motive. <strong>Die</strong>se Zeiten<br />

sind kurz genug, um aus der Hand zu schießen, selbst<br />

mit dem langen Ende von Standard-Zoomobjektiven,<br />

und sie sind lang genug, um eine angemessen kleine<br />

Blende zu nutzen, meist zwischen f/8 und f/11.<br />

Im Freien und bei annehmbaren Lichtverhältnissen<br />

erzielen Sie mit diesen Verschlusszeiten ausreichende<br />

Schärfentiefe. Es ist keineswegs notwendig, ständig<br />

mit 1/500 oder 1/1000 Sekunde zu fotografieren,<br />

sonst müssen Sie hohe ISO-Werte einstellen, was die<br />

Bildqualität herabsetzt. Wir neigen dazu, uns ständig<br />

mit Blende und Schärfentiefe zu befassen und darüber<br />

die Verschlusszeit zu vernachlässigen – auf Kosten der<br />

Bildqualität.<br />

1/200 Sekunde bei Blende f/11 und ISO 100<br />

LEE FROST LEE FROST<br />

108 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Verschlusszeit einstellen<br />

Verschluss in B-Stellung (Bulb)<br />

LEE FROST<br />

LEE FROST<br />

60 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100<br />

Verschlusszeiten und Filter<br />

Sie können die Verschlusszeit auf zweierlei Weise<br />

herabsetzen: durch Abblenden und durch einstellen<br />

einer niedrigen ISO-Empfindlichkeit. Sie sollten<br />

jedoch nicht routinemäßig die kleinste Blende<br />

benutzen, die üblicherweise bei f/22 oder f/32 liegt,<br />

denn auch das beeinträchtigt die Bildqualität.<br />

Besonders Weitwinkel- und Zoom-Objektive<br />

reagieren auf sehr kleine Blenden mit Diffraktionen.<br />

Dasselbe gilt für ISO-Werte, die geringer sind als die<br />

Standardeinstellung ihrer Kamera; auch sie gehen zu<br />

Lasten der Bildqualität.<br />

Wenn Sie lange Verschlusszeiten absichtlich<br />

erzeugen wollen, ist es besser, Objektivfilter zu<br />

benutzen, denn dann können Sie eine mittlere<br />

Blendenöffnung beibehalten, bei der jedes Objektiv<br />

in optischer Hinsicht am leistungsfähigsten ist und<br />

Sie können die Standard ISO-Einstellung der Kamera<br />

beibehalten.<br />

Rechts finden Sie eine Tabelle mit den<br />

unterschiedlichen Dichten der verfügbaren Standard-<br />

Graufilter und deren Auswirkungen auf die<br />

Verschlusszeit. Falls notwendig, können Sie zwei<br />

Graufilter kombinieren, deren Filterwirkung sich<br />

dabei addiert. Auch ein Polfilter reduzierte den<br />

Lichteinfall um ungefähr zwei Blendenstufen, was<br />

einem 0.6ND Graufilter entspricht.<br />

ND filter<br />

Tabelle 5: Einfluss von Graufiltern auf die Verschlusszeit<br />

Graufilter-Dichte Erhöhung der<br />

Belichtung um<br />

Verschlusszeit<br />

(Beispiel)<br />

Ohne Filter 0 Stufen 1/15 Sek.<br />

0.3 1 Stufen 1/1/8 Sek.<br />

0.6 2 Stufen 1/4 Sek.<br />

0.9 3 Stufen 1/2 Sek.<br />

1.2 4 Stufen 1 Sekunde<br />

1.5 5 Stufen 2 Sekunden<br />

1.8 6 Stufen 4 Sekunden<br />

2.1 7 Stufen 8 Sekunden<br />

2.4 8 Stufen 16 Sekunden<br />

2.7 9 Stufen 30 Sekunden<br />

3.0 10 Stufen 60 Sekunden<br />

Es gibt Situationen, in der sie eine längere<br />

Verschlusszeit als die üblichen 30 Sekunden<br />

brauchen, die eine Belichtungsautomatik<br />

als längste Verschlusszeit zur Verfügung<br />

stellt. In einem solchen Fall schalten Sie die<br />

Kamera in den B-Modus, eine Betriebsart,<br />

bei der Sie sämtliche Einstellungen manuell<br />

vornehmen müssen, der Verschluss aber<br />

beliebig lange – auch stundenlang – geöffnet<br />

bleiben kann. Der B-Modus ist erforderlich,<br />

wenn Sie extrem starke Graufilter benutzen,<br />

um die Verschlusszeit auf einige Minuten zu<br />

verlängern, aber auch für nächtliche<br />

Szenen, Leuchtspuren des Straßenverkehrs<br />

und für Lichtmalerei beispielsweise. Auch<br />

wenn Sie den Nachthimmel fotografieren,<br />

brauchen Sie den B-Modus, da die<br />

Verschlusszeiten durchaus einige Stunden<br />

betragen können. Sie sollten im B-Modus<br />

grundsätzlich mit Fernauslöser arbeiten,<br />

weil sie sonst den Auslöser der Kamera<br />

während der gesamten Verschlusszeit<br />

gedrückt halten müssten. <strong>Die</strong> meisten<br />

Fernauslöser haben eine Verriegelung, die<br />

Sie einschalten, nachdem sich der<br />

Verschluss geöffnet hat und die Sie<br />

ausschalten, wenn er sich wieder schließen<br />

soll. Sie sollten solche extremen<br />

Langzeitbelichtungen grundsätzlich nur mit<br />

voll aufgeladenen Akkus machen und<br />

Ersatzakkus dabei haben, denn diese<br />

<strong>Aufnahme</strong>technik verbraucht viel Strom.<br />

VERWACKELN DER KAMERA<br />

Ihre Kamera nimmt nicht nur die Bewegungen<br />

eines Motivs auf, sondern auch Ihre eigenen –<br />

was als „Verwackeln“ bekannt ist. Verwackeln<br />

tritt auf, wenn die Kamera bei geöffnetem<br />

Verschluss nicht völlig unbeweglich ist.<br />

Meistens wird es dadurch verursacht, dass die<br />

Verschlusszeit zu lang ist, um noch aus der<br />

Hand schießen zu können, doch selbst auf dem<br />

Stativ kann die Kamera verwackeln. Entweder<br />

ist der Wind zu stark, oder der Untergrund ist so<br />

weich, dass das Stativ während der <strong>Aufnahme</strong><br />

einsinkt, eine Situation, die gar nicht so selten<br />

ist; denken Sie an einen nassen Sandstrand.<br />

Wie auch immer, das Ergebnis ist dasselbe – ein<br />

verwackeltes Foto. Wenn Sie aus der Hand<br />

schießen, können Sie es vermeiden, indem Sie<br />

einen sicheren Stand einnehmen. Halten Sie<br />

sich gerade, die Füße einen halben Schritt<br />

auseinander und die Oberarme fest seitlich an<br />

den Körper gedrückt. Verwenden Sie außerdem<br />

eine Verschlusszeit, die mindestens mit der<br />

eingestellten Brennweite korreliert – 1/50<br />

Sekunde bei 50mm, 1/100 Sekunde bei<br />

100mm, 1/200 Sekunde bei 200mm etc.<br />

Viele Zoom Objektive haben heute einen<br />

eingebauten Bildstabilisator, der hilft, das<br />

Verwackeln zu reduzieren. Schalten Sie ihn ein,<br />

denn damit können Sie noch bei<br />

Verschlusszeiten bis zu 1/15 Sekunde scharfe<br />

Fotos machen.<br />

Falls Sie keinen Bildstabilisator nutzen können,<br />

stützen Sie die Kamera oder sich selbst<br />

irgendwo ab, auf einem Fensterbrett, einer<br />

Mauer, einem Geländer oder einem Pfosten. Es<br />

hilft sogar schon, wenn Sie sich gegen eine<br />

Wand lehnen oder auf den Boden knien – es<br />

gibt viele Möglichkeiten, die Stabilität zu<br />

erhöhen. Wenn es gar nicht anders geht,<br />

erhöhen Sie die ISO-Empfindlichkeit oder<br />

blenden Sie etwas auf, um eine kürzere<br />

Verschlusszeit zu erzeugen.<br />

Ist die Kamera auf dem Stativ montiert,<br />

reduzieren Sie das Verwacklungsrisiko, indem<br />

Stützen Sie sich an einer Wand ab, um<br />

Verwackeln zu vermeiden.<br />

Sie darauf achten, dass die Stativbeine fest<br />

verriegelt sind, das Stativ bei weichem<br />

Untergrund fest in den Boden gedrückt und<br />

auch die Fixierschrauben des Stativkopfs fest<br />

angezogen sind. Zusätzlich sollten Sie einen<br />

Fernauslöser verwenden und die<br />

Spiegelverriegelung der Kamera einschalten.<br />

Der Bildstabilisator sollte übrigens ausgeschaltet<br />

sein, wenn die Kamera auf dem Stativ montiert<br />

ist, denn seine Wirkung kann sich dadurch ins<br />

Gegenteil verkehren, und ihr Bild wird unscharf.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

109


TEXT: DANIEL LEZANO<br />

BILD: PAUL WARD<br />

& BJORN THOMASSEN<br />

PORTRÄTS


AUF DEM LANDE<br />

WOLLEN SIE PORTRÄTS EINMAL IN ANDERER ALS GEWOHNTER UMGEBUNG AUFNEHMEN? HIER ERFAHREN SIE VON DEN<br />

FOTOGRAFEN PAUL WARD UND BJÖRN THOMASSEN, WIE SIE VOR LÄNDLICHEM HINTERGRUND ÜBERRAGENDE<br />

PORTRÄTAUFNAHMEN MACHEN.<br />

WENN SIE VOR Ort fotografieren, geben Ihnen die unterschiedlichen<br />

Landschaften nahezu unbegrenzte kreative Möglichkeiten der<br />

Porträtgestaltung. In der vergangenen Ausgabe haben wir uns eine<br />

Reihe von ländlichen Umgebungen angeschaut, von verfallenen<br />

Gebäuden bis hin zu Kanal-Landschaften. Wir gaben Beispiele für<br />

Fototechniken und Effekte, mit denen Sie professionelle Ergebnisse<br />

erhalten, ohne an exotische Orte reisen oder extrem teure Ausrüstung<br />

benutzen zu müssen.<br />

Im Folgenden halten wir uns an dieselben Prinzipien: Nur mit<br />

minimalistischer Ausrüstung werden wir uns aufmachen zu ländlichen<br />

Schauplätzen, wie sie auch in Ihrer Nähe zu finden sind, gleich wo Sie<br />

wohnen. Wenn Sie aufs Land oder ans Meer fahren, haben Sie mehr<br />

Spielraum für Experimente als in der Stadt. Von grüner<br />

Weidelandschaft, kleinen Bauernhöfen und Getreidefeldern bis zu<br />

Küsten mit Sand- oder Kiesstränden, es wird Ihnen nie am passenden<br />

Hintergrund fehlen, vor dem Sie Ihr Modell abbilden können. Und nicht<br />

nur die landschaftliche Vielfalt, auch den Himmel können Sie besser in<br />

Ihr Motiv integrieren als in der Stadt, wo fast immer Gebäude die<br />

Aussicht auf den Horizont versperren. Je nach Tageszeit und Wetter<br />

können Sie außerdem am selben Ort eine völlig andere Umgebung<br />

vorfinden – Unterschiede, die Sie auch in einem Porträtmotiv kreativ<br />

nutzen können.<br />

Wir werden uns noch länger mit Porträts beschäftigen und eine Vielzahl<br />

von Themen, Arbeitstechniken und Schauplätzen behandeln,<br />

selbstverständlich mit fantastischen Bildern illustriert. Wir hoffen, dass<br />

Sie eigene Inspirationen daraus ziehen.


PORTRÄTS<br />

LÄNDLICHE SCHAUPLÄTZE<br />

Outdoor-Porträts<br />

DIE MEISTEN FOTOGRAFEN, die in einsame<br />

Gegenden aufs Land oder ans Meer fahren,<br />

wollen die Landschaft fotografi eren. Für<br />

andere ist die Landschaft nicht das<br />

Hauptmotiv, sondern nur der Hintergrund für<br />

ihre Porträtaufnahmen. Natürlich gibt es in<br />

der Stadt alle Arten von Gebäuden und<br />

Mauerwerk, vor die man sein Modell stellen<br />

kann, doch mit einer von der Natur in<br />

tausenden von Jahren geschaffenen<br />

natürlichen Landschaft kann es keine Stadt<br />

aufnehmen.<br />

Was hält Sie also davon ab, mit Familie,<br />

Freunden oder einigen Modellen loszufahren,<br />

um Porträtaufnahmen vor natürlichem<br />

Hintergrund zu machen? Geeignet ist jede<br />

Landschaft – vorausgesetzt, Sie haben die<br />

Erlaubnis, sich dort aufzuhalten und zu<br />

fotografi eren. Ihre Aufgabe besteht darin, die<br />

Umgebung in Ihre Bildkomposition<br />

einzubeziehen und für geeignete<br />

Beleuchtung zu sorgen.<br />

Wenn wir den Begriff „Landschaft“ etwas<br />

weiter fassen, gehören dazu auch die Sandund<br />

Kiesstrände sowie die felsigen Küsten<br />

am Meer, die ihr ganz eigenes fotografi sches<br />

Potenzial haben. Im folgenden fi nden Sie ein<br />

paar Tipps, die Ihnen bei Outdoor-Porträts<br />

nützlich sein können.<br />

PAUL WARD<br />

Licht<br />

TAGESLICHT<br />

Der größte Vorteil beim Tageslicht ist: es ist<br />

umsonst. Das Umgebungslicht kann als<br />

einzige Lichtquelle verwendet werden, oder in<br />

Kombination mit Kunstlicht. Je nach<br />

Wetterlage werden Sie stark gerichtetes, oder<br />

weiches, diffuses Tageslicht vorfinden,<br />

deswegen sollten Sie einige Lichtformer dabei<br />

haben. Ein Problem beim Tageslicht ist jedoch,<br />

dass Sie es zwar manipulieren aber niemals<br />

vollständig kontrollieren und steuern können,<br />

weil das Wetter sich ändern kann. Aus diesem<br />

Grund ist es sinnvoll, auch ein paar<br />

Kunstlichtquellen mitzubringen.<br />

BLITZGERÄTE<br />

Es ist noch nicht lange her, da war das<br />

<strong>Fotografie</strong>ren mit Blitzlicht kompliziert und<br />

teuer, doch das gilt heute nicht mehr.<br />

Blitzsysteme sind heute sehr präzise und<br />

vielseitig, und die <strong>Vorschau</strong>funktion der<br />

Kamera versetzt sie in die Lage, eine<br />

<strong>Aufnahme</strong> sofort überprüfen zu können und<br />

gegebenenfalls Korrekturen vorzunehmen.<br />

<strong>Die</strong> Möglichkeiten reichen von manueller oder<br />

automatischer Steuerung der Blitzleistung bis<br />

zur Entkopplung des Blitzgeräts von der<br />

Kamera bei drahtloser Fernauslösung.<br />

Übrigens ist das so preiswert geworden wie<br />

nie zuvor; Sie können also auch bei Tageslicht<br />

den Blitz als zweite Lichtquelle nutzen und ihn<br />

mit Tageslicht kombinieren.<br />

STUDIOBLITZ<br />

Ein Studioblitzsystem ist dann erforderlich,<br />

wenn Sie mehr Blitzleistung brauchen als<br />

normale Elektronenblitzgeräte liefern.<br />

Tragbare Studioblitzanlagen sind teurer als<br />

Elektronenblitzgeräte, doch relativ einfach zu<br />

benutzen. Wenn Sie passende Lichtformer<br />

verwenden, können Sie das Licht vor Ort fast<br />

so gut anpassen wie im Studio.<br />

Planung und Vorbereitung<br />

PAUL WARD<br />

PAUL WARD<br />

1) ERLAUBNIS EINHOLEN<br />

Betreten Sie kein Privatgrundstück ohne<br />

Erlaubnis. Es könnte mit einer Klage wegen<br />

Hausfriedensbruchs enden. Holen Sie<br />

grundsätzlich vorher die Erlaubnis des<br />

Eigentümers ein – die meisten werden nichts<br />

dagegen haben, sofern Sie den Ort wieder so<br />

verlassen wie Sie ihn vorgefunden haben.<br />

2) ÖRTLICHKEIT ERKUNDEN<br />

Es ist ohne weiteres möglich, aufs Geratewohl<br />

hinauszufahren und ein paar passende, als<br />

Hintergrund geeignete Örtlichkeiten zu finden.<br />

Auf der sicheren Seite sind Sie aber nur, wenn Sie<br />

etwas Zeit investieren und die Gegebenheiten<br />

vorher auskundschaften. So wissen Sie, womit<br />

sie vor Ort zu rechnen haben und können sich<br />

darauf einstellen.<br />

3) WETTERVORHERSAGE<br />

Halten Sie sich über das zu erwartende Wetter auf<br />

dem Laufenden. Zu wissen, ob es ein sonniger Tag<br />

oder der Himmel bewölkt sein wird, erleichtert Ihnen<br />

die Entscheidung, ob Sie sowohl Reflektoren und<br />

Diffusoren brauchen.<br />

Versuchen Sie auch die Windgeschwindigkeit in<br />

Erfahrung zu bringen, denn starker Wind macht es oft<br />

unmöglich, Reflektoren in Position zu halten; auch im<br />

Wind wehendes Haar und flatternde Kleidung des<br />

Modells können Ihre fotografischen Pläne über den<br />

Haufen werfen.<br />

112 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Erforderliche Ausrüstung<br />

TIPP<br />

Essen und Trinken<br />

Nehmen Sie ausreichend<br />

Getränke und kalte Verpflegung<br />

mit, besonders in sehr<br />

einsame Gegenden. Warum<br />

nicht ein Picknick in<br />

freier Natur?<br />

PAUL WARD<br />

WELCHE OBJEKTIVE?<br />

Sie werden sowohl mit engen<br />

Bildausschnitten als auch<br />

mit weiteren Blickwinkeln<br />

fotografieren, also müssen<br />

die Objektive, die Sie<br />

mitnehmen, möglichst viele Brennweiten<br />

abdecken. Ein Standard 18-55mm Zoom und<br />

ein kurzes 55-200mm Telezoom erfüllen diesen<br />

Zweck bereits. Vielleicht packen Sie trotzdem<br />

noch ein 50mm f/1.8 Festobjektiv ein, mit dem<br />

Sie sowohl sehr kleine Schärfentiefen erzeugen<br />

als auch bei schlechtem Licht noch aus der<br />

Hand schießen können.<br />

LICHTFORMER<br />

Ein Reflektor ist unerlässlich,<br />

am besten mit silberner und<br />

weißer Oberfläche. Weitere<br />

metallische Farben können<br />

für spezielle Effekte sorgen.<br />

Solche Reflektoren sind jedoch teuer.<br />

Idealerweise haben Sie aber mindestens zwei<br />

Reflektoren mit, die, wenn erforderlich, auch<br />

gleichzeitig eingesetzt werden können. Ein<br />

Diffusor ist empfehlenswert, falls sie bei hellem<br />

Sonnenlicht an einem Ort fotografieren, der<br />

wenig oder gar keinen Schatten bietet.<br />

STATIV<br />

Normalerweise werden Sie<br />

die Kamera in der Hand<br />

halten, damit Sie sich schnell<br />

und ungehindert bewegen<br />

können, um die<br />

Bildkomposition zu ändern. Dennoch ist ein<br />

Stativ nützlich, um nicht zu verwackeln, wenn<br />

Sie beispielsweise mit dem langen Ende ihres<br />

Zoomobjektivs fotografieren und sich plötzlich<br />

die Lichtverhältnisse verschlechtern. Da wir hier<br />

von Porträtaufnahmen sprechen, sollte auf dem<br />

Stativ ein Kugelkopf angebracht sein.<br />

BJORN THOMASSEN<br />

BJORN THOMASSEN<br />

BJORN THOMASSEN<br />

4) TAGESZEIT<br />

<strong>Die</strong> Sonne genau dort zu haben, wo Sie sie<br />

wünschen, kann für die Beleuchtung Ihres<br />

Motivs die entscheidende Rolle spielen, während<br />

die falsche Tageszeit Ihre Optionen stark<br />

einschränkt. Bringen Sie vor Ihrer geplanten<br />

Fotosession den Sonnenstand in Erfahrung.<br />

5) HÜLLENLOS AN ÖFFENTLICHEN ORTEN<br />

Aktfotografie ist eine Kunstform, doch in den Augen der<br />

Ordnungshüter stellt Nacktheit in der Öffentlichkeit<br />

zumindest eine Ordnungswidrigkeit dar. <strong>Die</strong> besten<br />

Aussichten, unbehelligt arbeiten zu können, haben Sie,<br />

wenn Sie sich mit Erlaubnis des Eigentümers auf<br />

privatem Grund aufhalten und dort fotografieren.<br />

Wenn Sie es dennoch riskieren wollen, Aktfotos im<br />

öffentlichen Raum zu machen, treffen Sie<br />

Vorsichtsmaßnahmen und suchen sich eine möglichst<br />

einsame Gegend, in der Sie nicht mit Besuchern rechnen<br />

müssen. Falls Sie erwischt werden, bedeutet das meist<br />

ein empfindliches Bußgeld.<br />

6) GEZEITEN<br />

Falls Sie an der Küste fotografieren wollen, machen<br />

Sie sich mit den Gezeiten vertraut. Je nach Art der<br />

Küstenlandschaft entstehen bei Niedrigwasser<br />

kleine Meerwassertümpel in felsiger Umgebung,<br />

die sich sehr schön als Vordergrund eignen.<br />

Bei Flut hingegen können Sie mit etwas Glück die<br />

anrollende Brandung als Hintergrund nutzen, was<br />

vor einem malerischen Sonnenuntergang<br />

besonders effektvoll ist.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 113


PORTRÄTS<br />

LÄNDLICHE SCHAUPLÄTZE<br />

Wald<br />

DICHTER WALD HAT etwas ursprüngliches,<br />

archaisches, dass ihm seine eigene Atmosphäre<br />

und Präsenz gibt. Es liegt wohl an dem Gefühl<br />

der Isolation, das sich im Wald einstellt: Der<br />

Blick kann nicht schweifen, begrenzt durch<br />

dichte Bäume, die kein Zeichen der modernen<br />

Welt durchdringt. All das gibt dem Wald wie<br />

kaum einer anderen Örtlichkeit seine zeitlose<br />

Atmosphäre.<br />

So haben auch Portrait im Wald ihre<br />

Besonderheiten. Das Licht ist aufgrund des<br />

Blattwerks ziemlich schwach und die Standorte<br />

durch den Baumbestand bestimmt. Sehr<br />

wahrscheinlich brauchen Sie irgend eine Form<br />

von Kunstlicht, bereiten Sie sich also darauf vor,<br />

mindestens ein paar Hundert Meter mit<br />

schwerem Gepäck zurücklegen zu müssen,<br />

gegebenenfalls auch steile Hänge hinauf und<br />

hinab und durchs Unterholz.<br />

Wenn es ans <strong>Fotografie</strong>ren geht, werden Sie<br />

zunächst feststellen, dass Bäume, Äste, Zweige<br />

und Baumstümpfe keinen aufgeräumten<br />

Hintergrund bilden. Setzen Sie den Blitz ein, um<br />

den Betrachter zu zwingen, in eine bestimmte<br />

Richtung zu schauen, indem Sie bestimmte<br />

Bereiche ausleuchten und andere im Schatten<br />

verschwinden lassen. Ihr Modell kann mit der<br />

Umgebung interagieren, indem es sich gegen<br />

einen Stamm lehnt, an Ästen festhält oder<br />

zwischen umgestürzten Bäumen posiert. Außer<br />

im Frühling, wenn Wildblumen blühen, sind<br />

Waldgebiete ziemlich monoton, weil sie aus<br />

nichts als Grün und Braun bestehen. Sie sollten<br />

deshalb überlegen, wie Ihr Bild in Schwarzweiß,<br />

Sepia oder auch Blau getönt aussehen würde.<br />

Kunstfotografen nehmen klassische Akte gerne<br />

im Wald auf, weil das Licht, die Monotonie der<br />

Farben und die ursprüngliche Atmosphäre<br />

diesem Motiv entgegenkommen.<br />

BJORN THOMASSEN SAGT...<br />

<strong>Die</strong> Küste von Cornwall ist eine populäre<br />

Touristenattraktion, bietet aber auch dichte,<br />

abgelegene Wälder. Ich fahre ein paar Mal im<br />

Jahr hin, um klassische Aktmotive sowie Modeund<br />

ein paar Magazinfotos aufzunehmen.<br />

Wenn Sie im Wald fotografieren, gibt es einiges<br />

zu beachten. Als erstes natürlich die<br />

eingeschränkten Lichtverhältnisse wegen des<br />

dichten Blattwerks. Wenn Sie ausschließlich mit<br />

Umgebungslicht arbeiten wollen, ist ein Stativ<br />

unerlässlich, ebenso wie Reflektoren der Farben<br />

Silber, Sunfire und Gold, denn die sind bei<br />

schlechtem Licht wesentlich effizienter als Weiß.<br />

Außerdem empfehle ich zusätzliches Licht, um<br />

das Model von der Umgebung abheben zu<br />

können – schon ein einziges Elektronenblitzgerät<br />

macht einen großen Unterschied. Montieren Sie<br />

es jedoch nicht auf den Blitzschuh der Kamera<br />

sondern auf ein separates Stativ und blitzen Sie<br />

durch einen Brolly. Ein drahtloser Fernauslöser<br />

bietet dabei den besten Komfort, aber ein<br />

Kabelfernauslöser tut es auch. Ich benutze<br />

normalerweise einen oder zwei transportable<br />

Blitzköpfe. Durch Variieren der Stärke des<br />

Blitzausstoßes können Sie steuern, wie viel des<br />

Umgebungslichts das Bild beeinflussen soll. Das<br />

ist nützlich, wenn Sie das Modell von seiner<br />

Umgebung isolieren wollen und die<br />

Einsichten des Profis<br />

BJORN THOMASSEN ÜBER<br />

LÄNDLICHE LOCATIONS:<br />

Ich mag es, an ländlichen Locations zu<br />

fotografieren, wobei ich besonders Orte<br />

bevorzuge, die keine menschlichen<br />

Spuren erkennen lassen. <strong>Aufnahme</strong>n im<br />

Wald, an einem See oder einsamen<br />

Strand bietet mir die Möglichkeit, Szenen<br />

einzufangen, die ausschließlich aus<br />

natürlichen Elementen bestehen. So<br />

entstehen Bilder von schönen Menschen<br />

in wundervoller Umgebung, die den<br />

Betrachter faszinieren.<br />

Meine Bilder haben einen starken Aspekt<br />

der Isolation. An abgelegenen Orten wie<br />

im Wald, versuche ich ungewöhnliche<br />

Formen in die Bildkomposition<br />

einzubauen und lasse das Modell mit der<br />

Umgebung interagieren.<br />

Doch welche Umgebung es auch sei,<br />

entscheidend für den Erfolg ist die<br />

Beleuchtung. Sie brauchen die richtige<br />

Ausrüstung mit Lichtformern und müssen<br />

genau wissen, wie sie künstliches und<br />

vorhandenes Licht ausbalancieren.<br />

Ausgleichender Blitz<br />

Ohne Umgebungslicht<br />

114 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Erkennbarkeit ablenkender Objekte<br />

minimieren wollen. Bei Porträtaufnahmen im<br />

Wald sollte die Kleidung vorher festgelegt<br />

werden. Meine Modelle tragen meist Erdfarben<br />

wie Grün, Braun und Grau, die zur Umgebung<br />

passen. Starke Farben wie Rot, Blau und Gelb<br />

betonen die Kleidung mehr als in anderer<br />

Umgebung, was nur bei Modefotos erwünscht<br />

ist.<br />

Kunstvoll<br />

<strong>Die</strong> zufällige, chaotischer Anordnung der<br />

Bäume, die Sie nicht ändern können, bedeutet,<br />

dass Sie dies in ihrer Bildkomposition und bei<br />

den Posen des Modells berücksichtigen<br />

müssen. Am einfachsten ist es, mit dem<br />

langen Ende eines Telezoom und großer<br />

Blendenöffnung aus größerer Entfernung zu<br />

fotografieren, wodurch sich das Modell etwas<br />

vom Hintergrund abhebt. Es hat sich auch<br />

bewährt, wenn die Pose des Modells etwas<br />

spiegelt, das sich weiter hinten in der Szene<br />

befindet, beispielsweise den Winkel und die<br />

Richtung größerer Stämme und Äste.<br />

Was die Belichtung angeht, arbeite ich mit der<br />

Kamera im manuellen Modus und wähle als<br />

erstes die Blende, die ich verwenden möchte.<br />

Durch die Anpassung der Blitzleistung sorge<br />

ich dann für die richtige Belichtung.<br />

Ein Wald bietet eine wundervolle<br />

Abgeschiedenheit, ideal für <strong>Aufnahme</strong>n, bei<br />

denen das Model teilweise oder völlig<br />

unbekleidet ist. Ich habe die Erlaubnis, meine<br />

<strong>Aufnahme</strong>n in einem privaten Waldstück zu<br />

machen, sodass ich keine Probleme mit der<br />

öffentlichen Ordnung bekomme. Wenn ich aus<br />

bestimmten Gründen doch einmal im<br />

öffentlichen Raum fotografieren muss, bleiben<br />

meine Modelle teilweise bekleidet und ich<br />

entferne die Kleidung später in Photoshop. In<br />

der Abgeschiedenheit des Waldes überlasse ich es<br />

ihnen, ob sie teilweise oder völlig unbekleidet<br />

aufgenommen werden möchten.<br />

Bei Aktaufnahmen suche ich eine Pose, die<br />

entspannt wirkt und soviel wie möglich verbirgt.<br />

Wenn das erreicht ist, baue ich die Beleuchtung so<br />

auf, das Sie die Pose bestmöglich unterstützt.<br />

Normalerweise arbeite ich dabei mit zwei<br />

Softboxen, die in nicht zu geringer Entfernung<br />

aufgebaut werden, um den Effekt von<br />

unaufdringlichem, natürlichem Licht zu<br />

erzeugen. Aktfotos tendieren dazu, sehr dunkel<br />

zu sein, deswegen gibt es keine Spitzlichter,<br />

sondern ausschließlich Mitteltöne und Tiefen.<br />

Das erleichtert es, später in Photoshop<br />

vorhandene Kleidungsstücke zu entfernen, da<br />

die entscheidenden Stellen im Schatten liegen.<br />

<strong>Die</strong> meisten Aktfotos konvertiere ich nach<br />

Schwarzweiß und füge ihnen einen Sepia- oder<br />

Braunton hinzu.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 115


PORTRÄTS<br />

LÄNDLICHE SCHAUPLÄTZE<br />

Auf dem Lande ...<br />

WIR SIND ZWAR ein geografisch kleines Land,<br />

doch es fehlt uns nicht an wunderschöner Natur.<br />

Im Gegenteil, wir sind mit einigen der schönsten<br />

Landschaften gesegnet, die dieser Planet zu bieten<br />

hat. Als Fotografen sollten wir diese Generosität<br />

von Mutter Natur auch nutzen, unter anderem als<br />

<strong>perfekte</strong> Bühne für Porträtfotos. Wir brauchen gar<br />

nicht weit aus der Stadt zu fahren für passende<br />

Örtlichkeiten. Schon jenseits der Vororte finden<br />

sich Kulissen aus Farmhäusern, hölzernen<br />

Zäunen, Getreide- und Weideland mit<br />

Schafherden. Das grüne Gras bietet einen<br />

angenehm beruhigenden Hintergrund für<br />

romantische Motive. <strong>Die</strong> warmen, rustikalen<br />

Farben des Getreides beruhigen das Gemüt,<br />

während Felder voll rotem Mohn und gelbem Raps<br />

eindrucksvolle Motive ergeben, besonders wenn<br />

man die Farben mithilfe eines Polfilters intensiviert.<br />

Das weite, offene Land lässt uns den Himmel als<br />

Hintergrund nutzen, vor dessen tiefem Blau oft<br />

vereinzelte weiße Wolken zu sehen sind. An Tagen,<br />

wenn der Himmel voller bedrohlich grauer<br />

Regenwolken hängt, können Sie sogar einen<br />

Regenbogen einfangen.<br />

Wenn Sie einen einzelnen Baum oder ein<br />

Farmhaus sehen, fotografieren Sie es zusammen<br />

mit Ihrem Model aus einiger Entfernung, um den<br />

Maßstab im Bild zu variieren. Solche Objekte<br />

erweisen sich auch als Schattenspender nützlich,<br />

oder als ein den Bildausschnitt komplett<br />

ausfüllender Hintergrund.<br />

Hier wurde diese Windmühle für alle drei Zwecke<br />

genutzt. Der dräuende, vom Sonnenlicht<br />

durchbrochene Himmel, ist nur die Krönung<br />

dieses Motivs mit seiner einzigartigen Atmosphäre.<br />

PAUL WARD SAGT...<br />

Birmingham ist eine pulsierende Stadt, doch<br />

wenn Sie in deren Umland unterwegs sind,<br />

finden Sie eine abwechslungsreiche Landschaft<br />

voll fotografischem Potenzial. Als ich den Auftrag<br />

bekam, ländliche Gegenden für dieses Magazin<br />

zu fotografieren, war mir sofort klar, wo das<br />

stattfinden würde: An der alten, langen<br />

Römerstraße namens Fosse Way bei Coventry.<br />

Eine bestimmte Windmühle dort hatte es mir<br />

Setup<br />

immer schon angetan, und genau dort fuhren<br />

wir hin, mein Model Gemma und ich. Das<br />

Wetter war an dem Tag unberechenbar, es gab<br />

weite Strecken blauen Himmels und ebenso oft<br />

befanden wir uns unter einer dicken, grauen<br />

Wolkendecke. Zunächst erkundeten wir die<br />

unmittelbare Umgebung der Mühle, um<br />

herauszufinden, aus welchem Blickwinkel und<br />

welcher Perspektive sie am besten aufzunehmen<br />

wäre. Dabei berücksichtigte ich nicht nur die<br />

Position der Sonne, sondern auch mögliche<br />

Vordergrundobjekte. An einer Seite eines Weges<br />

fanden wir ein kleines Weizenfeld, das einen<br />

besseren Vordergrund bot als die umliegenden<br />

Wiesen.<br />

<strong>Die</strong> Sonne stand rechts von uns und warf ein<br />

attraktives, von der Seite einfallendes Licht auf<br />

die Szene und mein Model. Besser noch war,<br />

dass sich der bedrohlich wirkende, dunkelgraue<br />

Einsichten des Profis<br />

PAUL WARD ÜBER LÄNDLICHE<br />

LOCATIONS<br />

Bei uns ist die ländliche Natur nirgendwo<br />

weit weg, und so braucht es nur eine kurze<br />

Autofahrt, um neue Fotomöglichkeiten zu<br />

entdecken. Ich lebe in Birmingham, doch<br />

die ländliche Umgebung der Stadt ist immer<br />

wieder inspirierend und voller Fotomotive.<br />

Ich fahre oft in der Gegend herum und<br />

suche neue Örtlichkeiten für ungewöhnliche<br />

Porträtaufnahmen.<br />

Das Schöne an der Umgebung ist, dass sie<br />

sich mit den Jahreszeiten verändert. So<br />

kann ich immer wieder an denselben Ort<br />

zurückkommen und habe die Möglichkeit,<br />

ganz unterschiedliche Bilder mit nach<br />

Hause zu bringen. Ländliche Locations sind<br />

sehr beliebt bei Hochzeitspaaren, doch<br />

ebenso bei Mode- und Porträtfotografen. Ich<br />

mag es generell, in offener Landschaft<br />

inmitten von grünem Gras zu fotografieren,<br />

doch mein bevorzugtes Ambiente sind<br />

Mohnfelder – sie geben eine fantastische<br />

Kulisse ab.<br />

Himmel direkt hinter der Windmühle befand.<br />

Um aus den vorhandenen Lichtverhältnissen<br />

das Beste zu machen, benutzte ich zusätzlich<br />

ein Blitzgerät, das Gemma direkt beleuchtete,<br />

während die Belichtung so eingestellt war, dass<br />

der Hintergrund etwas unterbelichtet wurde, um<br />

dem Motiv einen stärkeren Kontrast und damit<br />

mehr Dramatik zu geben.<br />

Um den vorhandenen Eindruck zu verstärken,<br />

erzeugte ich während der Nachbearbeitung aus<br />

der Raw-Datei drei Bilder mit unterschiedlicher<br />

Belichtung, mit deren Hilfe ich dem Bild einen<br />

subtilen HDR-Effekt verlieh. Dadurch wurden<br />

Farbe und Kontrast weiter verstärkt und das Bild<br />

erhielt einen insgesamt wärmeren Grundton.<br />

Leider wurde dadurch Gemmas Haut an der<br />

Hand und im Gesicht in Mitleidenschaft<br />

gezogen, also maskierte ich ihre Figur und nahm<br />

den HDR-Effekt heraus, wodurch sie Ihr<br />

natürliches Aussehen zurück erhielt. Ich machte<br />

eine Reihe von Bildern im Hoch- und<br />

Querformat, mit der Windmühle im Hintergrund<br />

und Gemma in unterschiedlichen Posen.<br />

Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Sonne<br />

durch die Wolken brach und die Teile der<br />

Szenerie in ein intensives, stark gerichtetes Licht<br />

tauchte. Daraufhin suchten wir eine von<br />

Bäumen beschattete Stelle in der Nähe auf. Sie<br />

lag an der Ecke eines Getreidefeldes, das von<br />

einem hölzernen Zaum umgeben war. Das<br />

nunmehr von der Sonne beschienene<br />

Getreidefeld lag im Hintergrund. Gemma stand<br />

bereits in diffusem, schmeichelhaftem Licht,<br />

doch ich lehnte zusätzlich einen silbernen<br />

Reflektor an einen Baum, der das<br />

Umgebungslicht auf ihr Gesicht zurückwarf,<br />

damit mehr Details zu erkennen sein würden. Es<br />

ist eine sehr einfache <strong>Aufnahme</strong>technik, Sie<br />

müssen nur aufpassen, dass das reflektierte<br />

Licht im Vergleich zur übrigen Szene nicht<br />

unnatürlich wirkt.<br />

116 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Nutzen Sie den Vordergrund<br />

Suchen Sie den besten Platz für Ihr<br />

Modell. <strong>Die</strong>ses Weizenfeld bot eine viel<br />

bessere Umgebung als das kurze Gras.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 117


TEXT: DANIEL LEZANO<br />

FOTOS: PAUL WARD<br />

& BRETT HARKNESS<br />

PORTRÄTS<br />

BLITZEN WIE DIE PROFIS – VIEL<br />

LEICHTER ALS SIE DENKEN<br />

OFTMALS SIND ES NUR DIE KLEINIGKEITEN DER AUFNAHMETECHNIK, DIE DEN UNTERSCHIED AUSMACHEN, NICHT DIE<br />

AUSRÜSTUNG. AUF DEN FOLGENDEN SEITEN ERKLÄREN IHNEN DIE FOTOGRAFEN PAUL WARD UND BRETT HARKNESS DIE<br />

GRUNDLAGEN FÜR DEN EINSATZ VON BLITZGERÄTEN.<br />

FRÜHER WAREN BLITZGERÄTE teuer und man brauchte viel<br />

Erfahrung, um sie richtig zu benutzen. Heute nicht mehr. Seit<br />

Digitalkameras die Möglichkeit bieten, Fotos sofort nach der <strong>Aufnahme</strong><br />

zu begutachten, und die Funktionen von Kameras sowie Blitzgeräten<br />

viel flexibler geworden sind, nicht zuletzt aufgrund der vielen<br />

Automatikfunktionen, ist die Blitzfotografie einfacher geworden denn je.<br />

Sie werden sehen, dass die manuelle Blitzsteuerung Ihnen ist<br />

Gegensatz zur TTL-Steuerung mehr Möglichkeiten bietet als jede<br />

Automatikfunktion. Sie brauchen auch keine großen Beträge<br />

auszugeben, wenn Sie technisch hochwertige Blitzausrüstung kaufen<br />

wollen. Es gibt inzwischen mehrere Hersteller, die hervorragende<br />

Modelle zu Schnäppchenpreisen anbieten. Wir zeigen Ihnen, wie Sie<br />

für kaum mehr als 200 eine Blitzausrüstung bekommen, bestehend<br />

aus zwei Blitzgeräten, drahtlosen Fernauslösern, Softboxen und<br />

Stativen – also ein transportables Studio für den Gegenwert eines<br />

einzigen Markenblitzgeräts. Warum warten? Auf den folgenden Seiten<br />

erfahren Sie die Grundlagen über Blitzgeräte; und wer die passende<br />

Ausrüstung schon hat, kann die <strong>Aufnahme</strong>techniken sofort<br />

nachvollziehen. Sie werden verblüfft sein, wie schnell sich ihre<br />

Fähigkeiten entwickeln. Wir garantieren Ihnen: Mithilfe der folgenden<br />

Ratschläge werden auch Sie in Zukunft professionelle Porträts<br />

fotografieren.


PORTRÄTS<br />

ERSTE SCHRITTE MIT BLITZLICHT<br />

Grundlagen der Blitzfotografie<br />

Ein modernes Blitzgerät ist ein tragbares Kraftpaket, voll gepackt mit raffinierten<br />

Funktionen. <strong>Die</strong> sollten sie kennen, wenn Sie den Blitz optimal nutzen wollen.<br />

BLITZGERÄTE GIBT ES in unterschiedlichen<br />

Größen und Formen. Manche bieten nur die<br />

Grundfunktionen und wenig Leistung, andere<br />

bringen ausgeklügelte Funktionen und<br />

stärkste Blitzleistung mit. Wir stellen als<br />

Beispiel das Nikon Speedlight SB-910 vor.<br />

Unabhängig vom Hersteller funktionieren die<br />

meisten Blitzgeräte sehr ähnlich und stellen<br />

die gleichen Programme zur Verfügung. Teure<br />

Modelle nutzen die TTL-Belichtungsmessung<br />

der Kamera, was in den meisten Situationen<br />

für die passende Blitzleistung sorgt, ohne<br />

dass Sie etwas dazu tun müssen.<br />

TTL-Blitz wird von Amateur- und<br />

Berufsfotografen gleichermaßen eingesetzt,<br />

weil er einfach zu nutzen ist und nur eine<br />

geringe Fehlerquote aufweist. Gleichwohl ist<br />

Blitzbetriebsarten<br />

es so, dass Sie es dabei der Kamera und dem<br />

Blitzgerät überlassen, den richtige<br />

Blitzausstoß zu bestimmen; deswegen<br />

können Sie nie sicher sein, wie das Ergebnis<br />

am Ende aussehen wird. In bestimmten<br />

Situationen, beispielsweise wenn sich Ihr<br />

Motiv vor einer stark refl ektierenden<br />

Oberfl äche befi ndet, kann es zu<br />

Fehlbelichtungen kommen.<br />

Deswegen empfehlen wir Ihnen, selbst die<br />

Kontrolle über die Blitzsteuerung zu<br />

übernehmen und zu lernen, wie Kamera und<br />

Blitz in ihrer jeweiligen manuellen Betriebsart<br />

zusammen arbeiten. Wenn Sie dies einmal<br />

beherrschen, wissen Sie immer, welcher<br />

Blitzausstoß für welche <strong>Aufnahme</strong> nötig ist<br />

und wie Sie ihn produzieren.<br />

<strong>Die</strong> Art und Weise, wie Kamera und Blitz zusammen arbeiten, wird von der Blitzbetriebsart bestimmt.<br />

Unten finden Sie eine Liste der in den meisten Blitzgeräten verfügbaren Blitzbetriebsarten:<br />

Blitzautomatik: Bei bestimmten<br />

Belichtungsprogrammen aktiviert die<br />

Kamera ihr eingebautes Blitzgerät. <strong>Die</strong><br />

Blende wird anhand der TTL-Messung berechnet<br />

und es wird eine kurze Verschlusszeit gewählt, um<br />

Verwackeln zu vermeiden. Bequem, aber nicht<br />

sehr kreativ.<br />

Langzeitsynchronisation: Stellt eine<br />

lange Verschlusszeit ein, um auch das<br />

Umgebungslicht aufzunehmen. Gut für<br />

Porträts bei Dunkelheit, wenn die entsprechende<br />

Stimmung im Bild wahrnehmbar sein soll, doch es<br />

besteht die Gefahr des Verwackelns.<br />

Synchronisation auf den zweiten<br />

Verschlussvorhang: Der Blitz erfolgt<br />

am Ende der Verschlusszeit, nicht am<br />

Anfang. Gut geeignet, wenn die Leuchtspuren sich<br />

bewegender Objekte eingefangen werden sollen.<br />

Reduzierung des Rote-Augen-<br />

Effekts: Soll den so genannte<br />

Rote-Augen-Effekt vermeiden oder<br />

reduzieren, indem eine Reihe von Vorblitzen<br />

ausgelöst wird, damit die menschliche Pupille<br />

sich vor dem Hauptblitz, bei dem die <strong>Aufnahme</strong><br />

erfolgt, zusammenziehen kann.<br />

Blitz aus: Verhindert, dass das in die<br />

Kamera eingebaute Blitzgerät ausgelöst<br />

wird. <strong>Die</strong> Funktion ist nur relevant,<br />

wenn Sie eine der vollautomatischen<br />

Blitzbetriebsarten verwenden.<br />

Blitz-Belichtungskorrektur: <strong>Die</strong><br />

Kamera berechnet die für eine<br />

<strong>Aufnahme</strong> benötigte Lichtmenge<br />

automatisch. Mit dieser Funktion können Sie die<br />

berechnete Lichtmenge jedoch erhöhen oder<br />

verringern.<br />

Blitztechnik<br />

ENTKOPPELN VON DER KAMERA<br />

Das Blitzgerät von der Kamera zu<br />

trennen ist ganz einfach und die<br />

zusätzliche Ausrüstung nicht teuer. Ein<br />

geringer Aufwand, der viel mehr kreative<br />

Möglichkeiten bietet.<br />

Ist das Blitzgerät auf der Kamera<br />

montiert und Sie drücken den Auslöser,<br />

wird ein elektrisches Signal durch den<br />

Zubehörschuh an das Blitzgerät geleitet,<br />

das den Blitz auslöst. Wenn Sie das<br />

Blitzgerät von der Kamera entkoppeln, gibt<br />

es keine physische Verbindung mehr. Um<br />

den Blitz trotzdem synchron zur Kamera<br />

auszulösen, haben sich drahtlose<br />

Auslösesysteme bewährt. Anstatt des<br />

Blitzgeräts wird ein kleiner Sender in den<br />

Zubehörschuh der Kamera gesteckt und<br />

das Blitzgerät auf eine passende<br />

Empfängereinheit des Auslösesystems<br />

montiert. Beim Drücken des Auslösers<br />

wird ein Infrarot- oder Funksignal vom<br />

Sender auf der Kamera an das Blitzgerät<br />

auf dem Empfänger gesendet, das den<br />

Blitz auslöst.<br />

Für zwei oder mehr Blitzgeräte kommt<br />

der sogenannte „Slave“-Modus zum<br />

Einsatz, sodass Sie nicht für jedes<br />

Blitzgerät einen eigenen Empfänger<br />

brauchen. Nur ein „Master“-Blitzgerät<br />

muss mit dem Empfänger gekoppelt sein,<br />

die „Slave“-Blitzgeräte erkennen den<br />

Master-Blitz und lösen ebenfalls aus. Zu<br />

beachten ist, dass zwischen Master- und<br />

anderen Blitzgeräten „Sichtkontakt“<br />

bestehen muss.<br />

Manche Blitzauslösesysteme<br />

übermitteln auch TTL-Daten der Kamera<br />

an die angeschlossenen Blitzgeräte, sodass<br />

vollautomatisch geblitzt werden kann,<br />

doch solche Systeme sind erheblich teurer<br />

als die Synchronisierung von<br />

Kameraverschluss und Blitz. Wir<br />

empfehlen, alle Einstellungen manuell<br />

vorzunehmen.<br />

Anatomie eines Blitzgeräts<br />

1) Blitzkopf: Kann gedreht und geneigt werden, um den Blitz an den Wänden oder der<br />

Zimmerdecke reflektieren zu lassen.<br />

2) AF-Hilfslicht/Blitzfunktion: Projiziert einen Infrarot-Lichtstrahl auf das anvisierte Motiv, um<br />

dem Autofokus bei schlechten Lichtverhältnissen das Scharfstellen zu ermöglichen.<br />

3) Befestigungsschiene: Verbindung zwischen Kamera und Blitz. <strong>Die</strong>nt dem Auslösen des<br />

Blitzes und der Datenkommunikation für die TTL-Lichtmessung.<br />

4) Display: Zeigt den Status des Blitzgeräts an. In diesem Beispiel werden Messmethode,<br />

Blitzbereich, Zoom-Einstellung und Blendenwert angezeigt. Das Blitzgerät befindet sich also in der<br />

TTL-Betriebsart, an der Kamera ist Blende f/4 eingestellt, die Brennweite beträgt 24 mm und der<br />

ausgeleuchtete Blitzbereich liegt zwischen 0,6 und 6,9m.<br />

5) Funktionstasten und Einstellrad: <strong>Die</strong>nen zur Einstellung weiterer Funktionen,<br />

beispielsweise der Blitzbelichtungssteuerung, der Messmethode etc.<br />

6) Integrierte Reflektorkarte und Weitwinkel-Streuscheibe: Der Reflektor wird benutzt,<br />

um nur einen kleinen Teil des Blitzes auf das Motiv zu lenken, der größere Teil wird an Wänden<br />

und Decke reflektiert. <strong>Die</strong> Weitwinkel-Streuscheibe wird in Verbindung mit einem<br />

Weitwinkelobjektiv zum Einsatz kommen, da Sie für einen größeren Streuwinkel des Blitzes sorgt.<br />

7) Ein-/Aus-/Modusschalter: Schaltet das Blitzgerät ein und aus und legt fest, wie es sich beim<br />

von der Kamera entkoppelten Betrieb bei drahtloser Steuerung im TTL-Modus verhält.<br />

6<br />

1<br />

2<br />

5<br />

4<br />

7<br />

3<br />

120 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


BRETT HARKNESS<br />

Einsichten der Profis<br />

PAUL WARD ÜBER BLITZGERÄTE<br />

„Blitzgeräte bieten heute sehr<br />

ausgeklügelte Funktionen und sind auch<br />

leistungsstark. Damit stellen Sie eine<br />

ernsthafte Alternative zum Studioblitz als<br />

Lichtquelle dar. Der größte Vorteil der<br />

Speedlites gegenüber dem Studioblitz<br />

besteht in ihrer Mobilität. Ich habe<br />

draußen vor Ort lieber einige<br />

Elektronenblitzgeräte als zwei<br />

unhandliche Studioblitzköpfe. Das gilt<br />

umso mehr, wenn ich per Flugzeug<br />

verreisen muss. <strong>Die</strong> Lichtstative kommen<br />

ins normale Gepäck, die Blitzgeräte habe<br />

ich im Kabinengepäck. Natürlich gibt es<br />

fantastische, portable Blitzsysteme, wie<br />

die Ranger-Modellreihe von Elinchrom,<br />

doch zwei Elektronenblitz Geräte sind<br />

wesentlich billiger. Der große Nachteil<br />

allerdings ist, dass sie zwar einen starken<br />

Blitzausstoß haben, an die Leistung eines<br />

Studioblitzkopfs aber nicht heranreichen,<br />

besonders wenn ein Diffusor montiert<br />

ist.“<br />

TIPP<br />

Sie werden kaum einen<br />

Profifotografen finden, der sein Blitzgerät<br />

auf die Kamera steckt. <strong>Aufnahme</strong>n mit<br />

entkoppeltem Blitzgerät führen fast immer<br />

zu besseren Bildern.<br />

Legen Sie sich eine Fernsteuerung zu,<br />

und Sie werden sofort eine<br />

Verbesserung Ihrer Bilder<br />

feststellen.<br />

BRETT HARKNESS ÜBER MANUELLES<br />

BLITZEN:<br />

„Ich empfehle, dass Sie das manuelle Blitzen<br />

eine Weile üben und lernen, welchen<br />

Lichtausstoß ihr Blitzgerät bei welchen<br />

Einstellungen erzeugt. Ich habe beispielsweise<br />

jahrelang Canon Speedlite 580EX II<br />

Elektronenblitzgeräte verwendet, und ich weiß<br />

deswegen ganz einfach, dass ich bei einer<br />

Motiventfernung von etwa 1,8 Metern und<br />

Blende f/11 eine Blitzleistung von 25%<br />

einstellen muss, um die besten Resultate zu<br />

bekommen. Nur solche Erfahrung macht es<br />

möglich, schnell zu arbeiten, wenn es darauf<br />

ankommt, bei Hochzeiten beispielsweise. Ich<br />

werde oft gefragt, warum ich den Blitz nicht im<br />

TTL-Modus benutze und die einfache Antwort<br />

darauf ist, dass das zwar eine sehr zuverlässige<br />

Betriebsart ist, leider aber nicht narrensicher<br />

und dass sie eben auch manchmal nicht<br />

funktioniert, und das kann ich nicht riskieren.<br />

Wenn ich manuell blitze, weiß ich ganz genau,<br />

wie der Blitzausstoß sein wird und deswegen<br />

vertraue ich lieber auf meine eigene Erfahrung,<br />

als auf eine TTL-Messung.“<br />

MANUELLE BLITZBETRIEBSART<br />

Viele unerfahrene Fotografen überlassen die Parameter für die<br />

<strong>Aufnahme</strong> lieber ausgeklügelten Automatik-Programmen. Dabei<br />

ist die manuelle Einstellung ganz einfach, und mit ein wenig<br />

Übung geht sie problemlos von der Hand:<br />

Sie schalten die Kamera auf manuelle Betriebsart, stellen einen<br />

ISO-Wert ein, wählen die Blende entsprechend der gewünschten<br />

Schärfentiefe, dann die passende Verschlusszeit entsprechend<br />

der maximalen Blitzsynchronisationszeit oder darunter. Falls<br />

erforderlich, ändern Sie den ISO-Wert oder die Verschlusszeit,<br />

um sicherzustellen, dass die Belichtung für das Umgebungslicht<br />

korrekt ist.<br />

Nun schalten Sie den Blitz ein, wählen eine mittlere Blitzleistung<br />

und machen eine Testaufnahme. Setzen Sie die Blitzleistung<br />

herauf oder herab, bis Sie den zur Situation passenden<br />

Blitzausstoß gefunden haben.<br />

<strong>Die</strong> Meinungen zweier Profifotografen über manuelles Blitzen:<br />

Paul Ward: „Ich schalte die Kamera immer auf „manuell“, weil<br />

ich die Belichtung dann selbst steuern kann. Früher habe ich<br />

die Zeitautomatik benutzt, doch meine Kamera stellte<br />

grundsätzlich die Verschlusszeit 1/200 Sekunde ein, wenn ich<br />

mit Blitz gearbeitet habe auch wenn ich gerne eine längere<br />

Verschlusszeit gehabt hätte. Seitdem arbeite ich manuell. Auch<br />

die TTL-Funktion habe ich früher verwendet, doch sie versagt<br />

bei sehr dunklen und sehr hellen Hintergründen. Ich kann zwar<br />

die Blitzkorrektur benutzen, um zu kompensieren, doch es geht<br />

einfacher und schneller, wenn ich von Anfang an alles selbst<br />

mache. So komme ich auch zu konsistenten Ergebnissen.“<br />

Brett Harkness: „Komischerweise scheinen viele Leute Angst<br />

davor zu haben, Kamera und Blitz manuell zu bedienen. In<br />

meinen Kursen erkläre ich den Teilnehmern immer wieder mein<br />

„Magisches Blitzdreieck“, und sie kommen sehr schnell<br />

dahinter, dass das Ganze viel einfacher funktioniert, als Sie es<br />

sich vorgestellt hatten. Ich zeichne ein gleichschenkliges<br />

Dreieck und schreibe dem Begriff „ISO“ in die Mitte. Der<br />

ISO-Wert kontrolliert und steuert alles andere. Dann schreibe<br />

ich „Blende“ in eine Ecke, „Verschlusszeit“ in die nächste und<br />

„Blitz-Motiventfernung“ in die dritte Ecke. Ändern Sie die<br />

Blende, um die auf das Motiv treffende Lichtmenge des Blitzes<br />

zu variieren und um die Schärfentiefe zu steuern. Ändern Sie<br />

die Verschlusszeit, um den Einfluss des Umgebungslichts zu<br />

steuern. Machen Sie eine Testaufnahme und verstellen Sie die<br />

Eck-Werte des Dreiecks, bis sie zur gegebenen Situation<br />

passen. Falls notwendig, erhöhen oder verringern Sie die<br />

ISO-Empfindlichkeit. Der simple Trick der manuellen<br />

Blitzfotografie ist, dass Sie zu allererst die auf das<br />

Umgebungslicht bezogene Belichtung korrekt einstellen<br />

müssen – sobald sie das geschafft haben, ist es ganz einfach,<br />

die dazu passende Blitzleistung zu bestimmen.<br />

Welches Blitzgerät ist das beste?<br />

Es gibt eine unüberschaubare Zahl von<br />

Blitzgeräten, von einfachen Einsteigermodellen bis<br />

zu Geräten mit der raffiniertesten Blitztechnik, die<br />

heute möglich ist. <strong>Die</strong> Frage lässt sich daher nicht<br />

mit einem bestimmten Modell beantworten; es<br />

kommt auf Ihre Bedürfnisse an. Generell gilt: Je<br />

mehr Geld Sie für ein Blitzgerät ausgeben, desto<br />

mehr können Sie damit anfangen. Deswegen<br />

schaffen sich Fotografen in der Regel die besten<br />

Geräte an, die sie sich leisten können. Moderne<br />

Elektronenblitzgeräte sind mit Funktionen voll<br />

gepackt, um Ihnen jede erdenkliche kreative<br />

Blitzaufnahme zu ermöglichen.<br />

Obwohl TTL-Messtechnik akkurat und zuverlässig<br />

ist, werden Sie feststellen, dass viele erfahrene<br />

Fotografen Sie nicht benutzen, sondern Blitz und<br />

Kamera manuell einstellen. Es ist besser,<br />

Testaufnahmen zu machen und die Ergebnisse auf<br />

dem Display der Kamera zu überprüfen. So können<br />

Sie die Blitzleistung manuell anpassen und<br />

erhalten eine <strong>perfekte</strong>, gleichbleibende<br />

Ausleuchtung.<br />

Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil der<br />

manuellen Einstellung: Sie sparen Geld bei der<br />

Ausrüstung. Sie können, unabhängig von der<br />

Marke, praktisch jedes Blitzgerät verwenden, auch<br />

von Low-Cost-Herstellern wie Yongnuo oder Geräte<br />

verschiedener Marken.<br />

Sie müssen nur darauf achten, dass das Gerät über<br />

eine manuelle Betriebsart verfügt. <strong>Die</strong> meisten<br />

Blitzgeräte bieten sogar mehrere manuelle<br />

Betriebsarten, üblicherweise unterteilt nach<br />

Blendenstufen, von voller Leistung bis hinunter zu<br />

einem 1/128 der vollen Leistung. <strong>Die</strong><br />

entsprechenden Informationen finden Sie auf der<br />

Website des jeweiligen Herstellers.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

121


PORTRÄTS<br />

ERSTE SCHRITTE MIT BLITZLICHT<br />

Blitztechnik und erforderliche Ausrüstung<br />

Ein Blitzgerät ist eine raffinierte, vielseitige Lichtquelle – doch erst die Lichtformer bestimmen ihre Wirkung<br />

in der <strong>Aufnahme</strong>. Im Folgenden geht es um das erforderliche Zubehör für gute Blitzaufnahmen.<br />

TIPP<br />

Fast alle Blitzgeräte<br />

beziehen ihren Strom aus<br />

AA-Batterien oder<br />

AA-Akkus, Sie können<br />

sich also weltweit<br />

jederzeit Ersatz<br />

besorgen.<br />

WÜRDEN SIE JEMALS ein Studio-Blitzsystem aufbauen und Ihr<br />

Modell von blanken Glühbirnen beleuchten lassen? Wohl kaum.<br />

Dasselbe Prinzip sollte auch gelten, wenn Sie Elektronenblitzgeräte<br />

benutzen, zumindest bei Porträtaufnahmen. Direktes Blitzen erzeugt<br />

nämlich ein extrem hartes Licht, das manche Gesichter kreideweiß<br />

aussehen lässt, wie nach einigen Jahren Dunkelhaft.<br />

Manche Blitzgeräte haben deshalb eine integrierte Reflektorkarte,<br />

eine Weitwinkel-Streuscheibe, oder beides. Sie können aus dem<br />

oberen Teil des Blitzkopfgehäuses herausgezogen und vor den<br />

Lichtaustritt des Blitzkopfs geklappt werden. Dadurch wird das Licht<br />

bereits viel weicher gestreut, doch am besten ist es, wenn der Blitz<br />

von einer gegenüber, oben oder seitlich befindlichen, hellen<br />

Oberfläche zurückgeworfen wird.<br />

Wir haben eine Serie von <strong>Aufnahme</strong>n desselben Motivs gemacht,<br />

jeweils mit direktem Blitz und einem Blitz im 45°-Winkel zur<br />

Objektiv-Längsachse, um die Wirkungen von Lichtformern zu<br />

demonstrieren.<br />

Blitzformer<br />

1) Direkter Blitz<br />

Direkt<br />

45°-Winkel<br />

EFFEKTE VON BLITZFORMERN<br />

<strong>Die</strong> folgenden Bilder illustrieren die Effekte unterschiedlicher<br />

Lichtformer, die als Zubehör für Ihr Blitzgerät erhältlich sind. Wie<br />

Sie bemerken werden, ist die Wirkung mancher Lichtformer sehr<br />

ähnlich; Sie brauchen Sie also nicht alle anzuschaffen...<br />

1) Blitz ohne Blitzformer<br />

- Direkter, gerichteter Blitz: Sehr hartes, fast immer<br />

unvorteilhaftes Licht. Überhaupt nicht zu empfehlen.<br />

- Blitz im Winkel von 45°: Sehr hartes Licht mit<br />

Schlagschatten. Nicht zu empfehlen.<br />

2) Blitz mit integrierter Reflektorkarte<br />

- Direkt: Weniger harsch als ohne Reflektorkarte, aber<br />

immer noch wenig schmeichelhaft. Zur Not brauchbar.<br />

- 45°-Winkel: Bei weitem besser als direkter Blitz.<br />

3) Große Softbox<br />

- Direkt: Diffuses, sauberes Licht.<br />

- 45°-Winkel: Weiches Licht, aber tiefe Schatten.<br />

- 45°-Winkel mit Reflektor: Der Reflektor hellt die<br />

Schatten auf.<br />

4) Kleine Softbox<br />

- Direkt: Weiches Licht, aber weniger weich als bei einer<br />

großen Softbox.<br />

- 45°-Winkel: Diffuses Licht, doch noch tiefere Schatten<br />

als bei einer großen Softbox.<br />

- 45°-Winkel mit Reflektor: der Reflektor hellt die<br />

Schatten nur wenig auf.<br />

5) Brolly<br />

- Direkt: Hinter oder über der Kamera angebracht,<br />

entsteht ein Schatten unter dem Kinn.<br />

- 45°-Winkel: Weiches Licht mit starken Schatten,<br />

gegebenenfalls ein hübscher Effekt.<br />

- 45°-Winkel mit Reflektor: Ein sehr angenehmer Effekt,<br />

weiches Licht mit angedeuteten Schatten.<br />

6) Kugeldiffusor<br />

- Direkt: Weiches, gleichmäßiges Licht, doch etwas<br />

Schatten unter dem Kinn.<br />

- 45°-Winkel: Sauberes, diffuses Licht mit harten<br />

Schatten, ähnlich wie bei der Softbox.<br />

- 45°-Winkel mit Reflektor: Sauberes, weiches Licht mit<br />

angedeuteten Schatten.<br />

7) Ringblitz<br />

- Über der Kamera: Starkes, gleichmäßiges Licht,<br />

Andeutungen von Schatten unter dem Kinn.<br />

- Objektiv in der Mitte: Sehr gleichmäßiges Licht, doch<br />

dunkler Hintergrund, weil das Motiv das meiste Licht<br />

vom Hintergrund fernhält.<br />

- 45°-Winkel: Weiches, diffuses Licht mit tiefen<br />

Schatten, ähnlich wie bei einer Softbox.<br />

2) Blitz mit integrierter<br />

Reflektorkarte<br />

3) Große Softbox<br />

4) Kleine Softbox<br />

5) Brolly<br />

6) Kugeldiffusor<br />

7) Ringblitz<br />

Direkt<br />

45°-Winkel<br />

Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />

Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />

Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />

Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />

Über Kamera Um Objektiv 45°-Winkel<br />

122 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Ihr eigenes Blitz-System für 270 €<br />

UNSER DRAHTLOSES BLITZ-SYSTEM<br />

Noch vor wenigen Jahren kostete ein brauchbares<br />

Blitzsystem sehr viel Geld. Heute bekommen Sie schon für<br />

unter 250 ein Multi-Blitzsystem, dass mehr als ausreicht,<br />

um die in dieser Ausgabe beschriebenen Blitztechniken<br />

nachzuvollziehen.<br />

Seit wir den Hersteller Yongnuo entdeckt haben, benutzen wir<br />

dessen extrem preiswerte Blitzgeräte und Auslöser auch für<br />

unsere Magazinfotos. Mit nur wenig weiterem, preiswertem<br />

Zubehör bekommen Sie ein ausgewachsenes Multi-<br />

Blitzsystem für einen Bruchteil des Preises, den Sie für Markengeräte<br />

bezahlen müssen.<br />

Wenn Sie unsere <strong>Aufnahme</strong>techniken für entkoppelte Blitzgeräte<br />

ausprobieren wollen, sollten Sie einige der hier beschriebenen Geräte<br />

unserer Low-Budget Blitz-Ausrüstung anschaffen.<br />

1) 2 Yongnuo TN560 II Blitzgeräte, je 50 Euro<br />

Lassen Sie sich nicht vom Preis irreführen, diese Blitzgeräte sind sehr gut verarbeitet und bieten alle<br />

notwendigen Funktionen, einschließlich eines Zoomkopfs, „Master/Slave“-Funktionalität und<br />

Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang. Sie sind zwar nicht TTL-kompatibel, doch da der<br />

manuelle Betrieb ohnehin die besseren Ergebnisse liefert, ist dies kein Problem. Wie Sie die Einstellungen<br />

vornehmen, können Sie an anderer Stelle in diesem Magazin nachlesen.<br />

2) 2x Softbox Kits, je 30 Euro<br />

<strong>Die</strong>se faltbaren No-Name Softboxen von Camera-Foto, eingekauft bei eBay, haben die Maße 60x60cm<br />

und werden mit einem Kugelkopf-Blitzschuhadapter für das Blitzgerät geliefert.<br />

3) 2 Lichtstative, zusammen 30 Euro<br />

Ebenfalls per eBay von Camera-Foto stammen diese beiden Lichtstative, die bis auf 2 m Höhe<br />

ausgezogen werden können. Sie können mit bis zu 2,5 kg belastet werden; es gibt also kein Problem mit<br />

unseren Blitzgeräten.<br />

4) 3 Yongnuo drahtlose Fernauslöse-Einheiten RF-603, drei Stück für 40 Euro<br />

<strong>Die</strong>se drahtlosen Fernauslöser sind jeweils gleichzeitig Sender und Empfänger, Sie können sie also<br />

wahllos auf den Zubehörschuh der Kamera und unter die Blitzgeräte montieren. Sie sind zwar nicht<br />

TTL-kompatibel, sondern es sind Low-Cost-Geräte zum manuellen Blitzen, können aber auch als<br />

normale Fernauslöser für die Kamera verwendet werden.<br />

5) Blitzschuhadapter, 10 Euro das Paar<br />

<strong>Die</strong>se Metallplattformen des eBay Lieferanten Scopescan gestatten die Montage der Blitzgeräte auf die<br />

Lichtstative<br />

GESAMTKOSTEN DIESER BLITZAUSRÜSTUNG:<br />

Einsichten der Profis<br />

PAUL WARD ÜBER BLITZFORMER<br />

„Ich verwende Standard-Lichtformer an meinen<br />

Blitzgeräten. Es gibt zwar eine unüberschaubare<br />

Zahl von Optionen, doch die Effekte sehen sich<br />

meistens sehr ähnlich.<br />

Ich benutze vor Ort entweder eine kleine Softbox<br />

oder einen Brolly, doch wenn ich in engen<br />

Räumen arbeite, benutze ich einen kleinen<br />

Reflektor, um das Licht zurückzuwerfen. Dazu<br />

habe ich eine Reihe von Adaptern, damit ich<br />

auch größere Softboxen an meinen Blitzgeräten<br />

verwenden kann.<br />

Man muss immer berücksichtigen, dass jeder<br />

Blitzformer eine beträchtliche Menge Licht<br />

absorbiert. Um dies zu kompensieren, brauchen<br />

Sie ein leistungsfähiges Blitzgerät. Wenn es gar<br />

nicht anders geht, können Sie auch die<br />

ISO-Empfindlichkeit von ISO 400 auf 800<br />

erhöhen, um die Blitzreichweite zu vergrößern.“<br />

1<br />

5<br />

2<br />

4<br />

6<br />

3<br />

CA. 270 EURO<br />

Blitz-Zubehör<br />

BLITZAUSLÖSER<br />

Wenn der Blitz nicht<br />

auf dem<br />

Zubehörschuh der<br />

Kamera sitzt, müssen<br />

Sie ihn auf andere<br />

Weise auslösen. Früher<br />

gab es zu diesem Zweck spezielle Kabel,<br />

heute gibt es dafür drahtlose Fernauslöser.<br />

Es sind sehr preiswerte Systeme erhältlich,<br />

aber auch Modelle, die alle System-<br />

Funktionen und TTL-Blitzsteuerung<br />

übertragen. Günstigere Modelle bieten<br />

Yongnuo, Interfit, Hahnel und Hama.<br />

LICHTSTATIV<br />

Da Sie nicht immer mit<br />

Helfern unterwegs<br />

sind, brauchen Sie<br />

eine technische<br />

Möglichkeit, um<br />

Blitzgeräte in Position<br />

zu halten: Lichtstative sind vielseitig, leicht<br />

und preiswert. Idealerweise sind Sie mit<br />

einem Standardstativgewinde ausgestattet.<br />

SERVO-<br />

BLITZAUSLÖSER<br />

Falls Ihr Blitzgerät nicht<br />

über einen „Slave“-<br />

Modus verfügt, können<br />

Sie entweder einen<br />

Fernauslöser, oder<br />

einen Servo-Blitzauslöser anbringen, der per<br />

Zubehörschuh mit dem Blitzgerät verbunden<br />

wird. Stellen Sie in diesem Fall sicher, dass<br />

das Lichtsensorfenster des Slave-Blitzes<br />

„Sichtkontakt“ mit dem „Master“-Blitz hat,<br />

andernfalls löst der Blitz nicht aus.<br />

PLATTFORMEN<br />

Viele Blitzgeräte<br />

werden mit einem<br />

Plastikzubehörschuh<br />

geliefert, auf dem das<br />

Blitzgerät montiert wird<br />

und der an der<br />

Unterseite mit einem Innengewinde<br />

versehen ist, so dass er auf ein Fotostativ<br />

oder ein entsprechend ausgestattetes<br />

Lichtstativ geschraubt werden kann.<br />

FARBFOLIEN<br />

Mit farbigen Folien vor<br />

dem Blitzköpfen<br />

können Sie<br />

unterschiedliche<br />

Effekte erzielen,<br />

beispielsweise den<br />

Hintergrund einfärben oder auch das Haar<br />

Ihres Models. Hersteller wie Rogue und Honl<br />

haben qualitativ hochwertige Farbfoliensets<br />

mit passenden Haltevorrichtungen im<br />

Angebot, doch Sie können auch mit farbigen<br />

Overhead-Folien improvisieren, die Sie mit<br />

Gummiringen oder Klebeband am Blitzkopf<br />

befestigen.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 123


PORTRÄTS<br />

ERSTE SCHRITTE MIT BLITZLICHT<br />

Einführung in die Blitz-<strong>Aufnahme</strong>technik<br />

Es gibt viele Wege, ein Motiv mit Blitz<br />

auszuleuchten. Hier sind ein paar<br />

einfache, effiziente Methoden.<br />

WENN SIE EINMAL die Möglichkeiten<br />

entdeckt haben, wie Blitz und Kamera<br />

getrennt voneinander genutzt werden, öffnet<br />

sich Ihnen aufnahmetechnisch eine neue<br />

Welt. Setups mit einem, zwei oder mehreren<br />

von der Kamera entkoppelten Blitzgeräten<br />

und vielfältige Lichtformer erlauben Ihnen die<br />

<strong>perfekte</strong> Beleuchtung von Modell und<br />

Hintergrund, mit Effekten von High-Key bis<br />

Spotlight im Hollywood-Stil.<br />

Wir stellen Ihnen ein paar einfache<br />

Blitztechniken vor, mit denen Sie<br />

Porträtaufnahmen erschaffen können, die<br />

auch hohen Ansprüchen genügen.<br />

Weiße Wand als Diffusor<br />

Falls Ihre Wohnung weiße Wände hat, stehen<br />

Ihnen <strong>perfekte</strong> Oberflächen zur Verfügung, die<br />

Sie als riesigen Blitzdiffusor einsetzen können.<br />

Im Gegensatz zu der bedauerlichen<br />

Anfängerpraxis, den Blitz direkt auf das Modell<br />

zu richten, lassen Sie ihn von der weißen Wand<br />

zurückwerfen, so dass er sich über einen viel<br />

größeren Bereich ausbreiten kann, wodurch ein<br />

diffuses, natürlich wirkendes Licht entsteht. Das<br />

funktioniert bereits sehr gut mit einem einzelnen<br />

Blitz, doch ein zweites Blitzgerät verdoppelt den<br />

Lichtausstoß und vergrößert die mögliche<br />

Reichweite und damit den Spielraum für die<br />

sonstigen Belichtungseinstellungen.<br />

Gehen Sie folgendermaßen vor: Sie bringen Ihr<br />

Modell mit dem Gesicht zur Wand in Position<br />

und bauen seitlich davon das Blitzgerät auf<br />

einem Stativ auf, das Sie auf die Wand richten,<br />

die Ihr Modell anschaut. Wenn Sie mit zwei<br />

Blitzgeräten arbeiten, stellen Sie das zweite auf<br />

der anderen Seite auf. Richten Sie beide<br />

Blitzköpfe leicht nach oben und auf die Wand.<br />

Das hat den Effekt einer großen Softbox, die das<br />

Licht gleichmäßig verteilt. Es ist eine<br />

<strong>Aufnahme</strong>technik, die sich besonders<br />

Menschen mit unreiner Haut zugute kommt,<br />

weil das diffuse Licht Falten und Unreinheiten<br />

sehr gut kaschiert.<br />

Sie selbst stellen sich mit der Kamera vor das<br />

Modell, die Wand im Rücken. Halten Sie einigen<br />

Abstand zum Modell, damit Sie nicht zu viel des<br />

von der Wand reflektierten Blitzlichts von ihm<br />

abschirmen.<br />

1) Oben: Stellen Sie das auf<br />

einem Stativ montierte Blitzgerät<br />

seitlich auf, wobei Sie es auf die<br />

weiße Wand richten, vor der Ihr<br />

Model steht.<br />

2) Unten: Der von der Wand<br />

zurückgeworfene Blitz erzeugt ein<br />

attraktives, diffuses Licht, ideal<br />

für Porträtfotos.<br />

Da das Licht sich gleichmäßig verteilt, haben Sie<br />

viele Gestaltungsmöglichkeiten für Ihre<br />

<strong>Aufnahme</strong>n. Das Licht begünstigt einen<br />

schmalen Schärfentiefebereich, so dass Sie eine<br />

große Blende benutzen können, die der Ästhetik<br />

des Motivs zugute kommt. Verwacklungsgefahr<br />

besteht kaum.<br />

Anzumerken ist noch, dass die Farbe des<br />

Blitzlichts durch die Farbe der Oberflächen<br />

bestimmt wird, von denen der Blitz<br />

zurückgeworfen wird. Farbige Oberflächen<br />

führen demzufolge zu einer entsprechenden<br />

Einfärbung Ihres Models, ein Effekt, der dem<br />

Bild nur in den seltensten Fällen zuträglich ist…<br />

3) Links: Ihre Bilder bekommen eine weitere Dimension, wenn Sie ein<br />

Blitzgerät hinter dem Modell platzieren, das seinen Hinterkopf beleuchtet.<br />

4) Oben: Ein zweites Blitzgerät für das Haar gibt Ihrem Porträtfoto den<br />

professionellen Touch. Durch verschiedene Positionen und Blitzleistungen<br />

variieren Sie den Effekt.<br />

124 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Gerichtetes Licht<br />

Wenn Ihr Modell sich gegen die<br />

Hintergrundwand lehnt und Sie den Blitz im<br />

engen Winkel seitlich darauf richten, um von der<br />

gegenüberliegenden Seite zu fotografieren,<br />

entstehen ausgeprägte Konturen an der dem<br />

Licht zugewandten Seite.<br />

<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong>technik wird häufig in der<br />

Boudoirfotografie benutzt, eignet sich aber auch<br />

für andere Porträtfotos, wie hier zu sehen ist.<br />

Weil der Blitz genau ausgerichtet ist, sind die<br />

Blitzposition und die Pose des Modells<br />

entscheidend für die Wirkung des Effekts.<br />

Nachdem Sie alles Notwendige so gestaltet<br />

haben, dass der er funktioniert, probieren Sie<br />

leichte Veränderungen der Blitzposition, des<br />

Blickwinkels und der Pose des Modells und<br />

verfolgen dabei, wie der Effekt sich ändert.<br />

Wenn Sie das Blitzgerät weiter entfernt<br />

aufstellen, erzeugt es ein schärferes Licht,<br />

bringen Sie es näher heran, wird es diffuser.<br />

Da das Modell einen starken Schatten erzeugt,<br />

sollte es die Beine strecken und sich nur mit<br />

einer Schulter gegen die Wand lehnen. Dadurch<br />

wird der physische Kontakt mit der Wand<br />

minimiert und ein attraktiver Schatten erzeugt,<br />

der die Körperformen nachzeichnet.<br />

1) <strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong> des Modells vor einer violetten<br />

Wand ist gelungen, was bei der ausdrucksstarken<br />

Hintergrundfarbe kaum zu erwarten war.<br />

2) Bauen Sie das Blitzgerät auf. Es sollte sich nahe<br />

der Wand befinden und der Blitzkopf mehr zur Wand<br />

als auf das Modell gerichtet sein.<br />

3) Machen Sie ein Testfoto. Justieren Sie ggf. die<br />

Blitzleistung, Blitzrichtung und Pose des Modells.<br />

4) Oben: Das Bild erzeugt nun eine geheimnisvolle<br />

Stimmung, die noch verstärkt wird, wenn das Modell<br />

nicht zum Betrachter, sondern zum Blitzgerät schaut.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 125


PORTRÄTS<br />

ERSTE SCHRITTE MIT BLITZLICHT<br />

Blitz im 45°-Winkel<br />

Der Standardaufbau mit nur einer Lichtquelle sieht vor, dass<br />

diese über Kopfhöhe in einem Winkel von 45° zur<br />

Objektivachse auf das Model gerichtet wird. <strong>Die</strong>s erzeugt<br />

einen Lichteinfall, der natürlichem Licht sehr nah kommt.<br />

Wenn Sie dieses Setup benutzen wollen, machen Sie eine<br />

Reihe von Testfotos, wobei Sie den Blitzwinkel leicht ändern.<br />

Das Modell sollte dabei den Kopf langsam von der Kamera<br />

zum Blitzgerät drehen, damit Sie die optimale Beleuchtung<br />

für das Gesicht finden können. Manche Gesichter wirken am<br />

besten, wenn Sie aus einem Winkel beleuchtet werden,<br />

andere bei direkter Beleuchtung.<br />

Eine weitere Erscheinung, die sie berücksichtigen müssen,<br />

ist der Schatten. Lehnt sich das Modell gegen die Wand,<br />

wird sich an der Wand ein starker Schatten zeigen, steht es<br />

aber einen oder anderthalb Meter von der Wand entfernt, ist<br />

der Schatten nur angedeutet oder es ist überhaupt kein<br />

Schatten zu sehen.<br />

<strong>Die</strong> Art des Lichtformers beeinflusst, wie Modell und<br />

Schatten abgebildet werden. Ohne Lichtformer entsteht ein<br />

stark gerichtetes Licht mit präzisen Schatten; mit Brolly oder<br />

Softbox erzeugen Sie dagegen gleichmäßiges Licht mit<br />

weichen Schatten.<br />

1) <strong>Die</strong>se Bildreihe illustriert, wie einfach ein Modell mit nur einem<br />

Blitzgerät und einer Softbox beleuchtet werden kann. Bei der ersten<br />

<strong>Aufnahme</strong> stand das Blitzgerät in Augenhöhe nahe der Wand.<br />

2) Kleines Bild oben links: Bei einem so engen Winkel entsteht ein<br />

unvorteilhafter Schatten auf der Wand.<br />

3) Kleines Bild oben rechts: Der Blitz aus einem 45°-Winkel erzeugt<br />

ein sympathischeres Bild. Zwar ist auch hier noch Schatten<br />

vorhanden, doch er wird wegen der freundlicheren Stimmung als<br />

weniger störend empfunden.<br />

4) Großes Bild: Eine optimale Beleuchtung wird erzeugt, wenn sich<br />

der Blitz über und hinter der Kamera befindet. Das Licht ist<br />

gleichmäßig verteilt, ohne störende Schatten.<br />

Besondere <strong>Aufnahme</strong>technik<br />

DER RINGBLITZ-EFFEKT<br />

Modefotografen bevorzugen seit Jahren den Ringblitz. Seine Lichtaustrittsöffnung ist<br />

kreisförmig um das Objektiv angeordnet, das sich so in der Mitte eines Lichtkreises<br />

befindet. Ringblitze liefern starkes, aber gleichmäßiges Licht mit ringförmigen<br />

Reflexionen in den Pupillen des Modells, wenn es in den Blitz schaut.<br />

Leider sind Ringblitzgeräte sehr teuer. Es gibt jedoch Ringblitz-Adapter, die am<br />

Standard-Blitzgerät angebracht werden und kreisförmiges Blitzlicht erzeugen können.<br />

Ihr Licht wird durch eine Reihe von Spiegeln geleitet und tritt durch einen Diffusor aus.<br />

Je nach Modell kann das Blitzgerät auf dem Zubehörschuh verbleiben oder von der<br />

Kamera entkoppelt benutzt werden.<br />

In diesem Beispielfoto wurde der Orbis Ringblitz-Adapter benutzt und drahtlos<br />

ausgelöst. Der Effekt kommt dem des Ringblitzgeräts sehr nah, für einen Bruchteil des<br />

Preises. Der Ringblitz Adapter eignet sich besonders für Modefotos mit weiblichen<br />

Modellen, oder um Falten in älteren Gesichtern zu kaschieren.<br />

Der Effekt eines professionellen Ringblitzgeräts wird nicht ganz<br />

erreicht, doch der Ringblitz-Adapter kommt ihm sehr nah.<br />

126 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Draußen bei Sonnenlicht<br />

Für das Blitzen an hellen Sonnentagen gibt es zwei<br />

prinzipielle <strong>Aufnahme</strong>ntechniken: Sie können<br />

einerseits versuchen, das Umgebungslicht zu<br />

überdecken, indem Sie den Blitz zur primären<br />

Lichtquelle machen, andererseits können Sie ihn<br />

als Aufhellblitz benutzen, um das Umgebungslicht<br />

zu ergänzen.<br />

Paul Ward erklärt die erste Möglichkeit:<br />

„Beim Blitzen im Freien wählen Sie eine kleine<br />

Blende und eine niedrige ISO-Empfindlichkeit, um<br />

die Verschlusszeit der Blitzsynchronisationszeit<br />

anzupassen, es sei denn, Sie haben ein Blitzgerät<br />

mit High-Speed-Synchronisationsmodus oder<br />

benutzen einen Graufilter, um die ins Objektiv<br />

einfallende Lichtmenge zu reduzieren. Wenn Sie<br />

bei kleiner Blende mit Blitzsynchronisationszeit<br />

fotografieren, ist die Szene definitiv unterentwickelt.<br />

Befindet sich ihr Model jedoch vor einem dunklen<br />

Hintergrund mit der Sonne dahinter, können Sie ins<br />

Gegenlicht blitzen, wobei die Sonne dann auf dem<br />

Foto als großes, ausgebranntes Spitzlicht im Bild zu<br />

sehen ist.<br />

Es funktioniert ganz einfach: mit der Kamera in der<br />

manuellen Betriebsart stelle ich die<br />

Blitzsynchronisationszeit und eine Blende von f/11<br />

oder f/13 ein. Das Model steht mit dem Rücken zur<br />

Sonne. Ich benutze ein oder zwei Blitzgeräte, in<br />

diesem Fall ohne Lichtformer, denn die würden zu<br />

viel Blitzlicht absorbieren; doch an sonnigen Tagen<br />

brauchen Sie soviel Blitzleistung wie möglich, um<br />

das Licht der Sonne zu neutralisieren. Das<br />

Blitzgerät wird manuell gesteuert; Ich stelle es auf<br />

halbe Blitzleistung ein, mache ein Testfoto und<br />

regle dann entsprechend nach.“<br />

<strong>Die</strong>se Bilder zeigen einen unterbelichteten<br />

Hintergrund, trotz hoher Blitzleistung. Das Modell<br />

wird normal abgebildet, nicht als Silhouette.<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS ÜBER HIGH-SPEED-<br />

BLITZSYNCHRONISATION<br />

„An sonnigen Tagen, wenn ich die Schärfentiefe<br />

so gering wie möglich halten will, benutze ich<br />

einen High-Speed-Blitz. Ich schalte die Kamera<br />

in manuelle Betriebsart und stelle eine Blende<br />

von f/3.5 ein, von der ich nur selten abweiche.<br />

Das Blitzgerät wird auf E-TTL- und High-Speed-<br />

Blitzmodus eingestellt. <strong>Die</strong> Verschlusszeit wähle<br />

ich irgendwo zwischen 1/500 und 1/8000<br />

Sekunde, denn bei der High-Speed-<br />

Blitzsynchronisation diktiert die Verschlusszeit<br />

die Belichtung. Ich passe also die Verschlusszeit<br />

schrittweise an, bis der zur Szene passende<br />

Blitzausstoß erzeugt wird.<br />

Man kann das Blitzgerät auf der Kamera lassen,<br />

es gibt aber auch bei der High-Speed-<br />

Blitzsynchronisation die Möglichkeit des<br />

entkoppelten Blitzens. Dafür müssen jedoch<br />

alle Signale zwischen Kamera und Blitzgerät<br />

ausgetauscht werden, was teure Fernauslöser<br />

und Blitzgeräte erfordert.<br />

Ich benutze das Pocket-Wizard-Flexi-System<br />

und ein Canon Speedlite 580EX II Blitzgerät.“<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 127


PORTRÄTS<br />

TEXT: DANIEL LEZANO<br />

FOTOS: PAUL WARD, BJORN THOMASSEN & BRETT HARKNESS<br />

KREATIVES<br />

BLITZEN<br />

SIE WOLLEN PORTRÄTAUFNAHMEN MACHEN WIE DIE PROFIS?<br />

HIER ZEIGEN IHNEN BRETT HARKNESS, PAUL WARD UND BJÖRN THOMASSEN<br />

IHRE BEVORZUGTEN KREATIVEN BLITZTECHNIKEN.<br />

ES GIBT HEUTE eine große Auswahl an Blitzgeräten zu Preisen um die 100 , die mehr<br />

als ausreichende Blitzleistung und zahlreiche Blitzmodi bieten, aber nicht TTL-kompatibel<br />

sind. Am anderen Ende der Preisskala sind die Modelle der Markenhersteller angesiedelt,<br />

deren technische Ausstattung keine Wünsche offen lässt, aber eben zu entsprechenden<br />

Preisen. Solche Geräte brauchen Sie nicht unbedingt.<br />

Das Geheimnis, auch mit preiswerten Geräten fantastische Ergebnisse zu erzielen,<br />

besteht darin, das Blitzgerät in der manuellen Betriebsart zu nutzen, also ohne TTL-<br />

Technologie. Sparen Sie eine Menge Geld und lernen Sie, wie Sie mit preiswerter<br />

Ausrüstung Ihre Fähigkeiten der Blitzfotografie verbessern. Übernehmen Sie die volle<br />

Kontrolle über den Lichtausstoß und freuen Sie sich über konsistente Ergebnisse, selbst<br />

mit von der Kamera entkoppelten Blitzgeräten und bei Beleuchtungssetups mit mehreren<br />

Blitzgeräten und Lichtformern.


PORTRÄTS<br />

KREATIVES BLITZEN<br />

Kreative Blitzfotografie: Ausrüstung<br />

HIER STELLEN WIR Ihnen eine Auswahl<br />

kreativer Blitz-<strong>Aufnahme</strong>techniken vor, die<br />

mit einem oder mehreren Blitzgeräte<br />

einfach auszuführen sind, aber<br />

professionell aussehende Fotos<br />

liefern. Bevor in wir die<br />

Einzelheiten gehen, wollen<br />

wir kurz rekapitulieren, was<br />

Sie in Bezug auf die<br />

Ausrüstung wissen und wie<br />

Sie Kamera und Blitzgerät<br />

einrichten müssen.<br />

MANUELL BLITZEN<br />

Kamera und Blitzgerät sind in<br />

manueller Betriebsart. <strong>Die</strong><br />

ausgewählte Verschlusszeit<br />

bestimmt die im Bild vorhandene<br />

Lichtmenge. Stellen Sie die<br />

1/250 Sek.<br />

1/100 Sek.<br />

Blitzsynchronisationszeit entweder so ein,<br />

dass das Umgebungslicht minimiert wird,<br />

oder benutzen Sie eine längere<br />

Verschlusszeit, damit der<br />

Hintergrund aufgehellt wird.<br />

TOP-TIPP<br />

Blitzleistung einstellen:<br />

Das Verstellen der Blitzleistung um<br />

eine Leistungsstufe entspricht jeweils<br />

einer Blendenstufe. Wenn Sie von 1/8<br />

auf 1/4 Blitzleistung schalten, wird die<br />

Blitzlichtmenge um eine Blendenstufe<br />

erhöht, hier also verdoppelt,<br />

während sie sich bei einer<br />

Änderung von 1/8 auf 1/16<br />

Blitzleistung halbiert.<br />

1/200 Sek.<br />

1/80 Sek.<br />

<strong>Die</strong> Blende steuert nicht<br />

nur die Schärfentiefe,<br />

sondern auch die<br />

Menge des Blitzlichts,<br />

das auf das Model<br />

fällt. <strong>Die</strong> ISO-<br />

Empfi ndlichkeit<br />

beeinfl usst die<br />

Wirkung des<br />

Umgebungslichts sowie<br />

des Blitzlichts auf die<br />

Belichtung.<br />

Den Blitzausstoß stellen Sie<br />

manuell am Blitzgerät ein.<br />

1/125 Sek.<br />

1/50 Sek.<br />

BRETT HARKNESS: VERSCHLUSSZEIT UND UMGEBUNGSLICHT<br />

Bei manueller Blitzbetriebsart steuert hauptsächlich die Blende, wie der Blitz auf das<br />

Motiv wirkt, doch auch die Verschlusszeit spielt eine Rolle. Durch Verändern der<br />

Verschlusszeit beeinflussen Sie, wie viel Umgebungslicht aufgenommen wird: Je kürzer<br />

die Verschlusszeit, desto dunkler wird der Hintergrund, und umgekehrt.<br />

Als kleine Übung zur Beurteilung dieser Wechselwirkung können Sie eine kurze<br />

Bildsequenz fotografieren, bei der Kamera und Blitz manuell eingestellt werden. Stellen<br />

Sie die kürzeste Blitzsynchronisationszeit ein, wählen Sie eine Blende und justieren Sie<br />

die Blitzleistung, bis Sie den passenden Blitzausstoß für die korrekte Belichtung<br />

gefunden haben. Dann schießen Sie eine Sequenz, bei der Sie die Verschlusszeit<br />

schrittweise verlängern.<br />

Wenn Sie die Ergebnisse ansehen, werden Sie feststellen, dass die Belichtung Ihres<br />

Modells gleich bleibt, der Hintergrund jedoch heller wird, je länger Sie die Verschlusszeit<br />

gewählt haben. Bedenken Sie diesen Zusammenhang, wenn Sie das nächste Mal vor<br />

Ort fotografieren: durch Anpassen der Verschlusszeit steuern Sie die Erkennbarkeit des<br />

Hintergrunds.<br />

Basisausrüstung für die Blitzfotografie<br />

BLITZGERÄTE<br />

Von billigen No-Name-Produkt<br />

bis zum teuren Markengerät<br />

können Sie jedes verwenden.<br />

Was jedoch unbedingt<br />

vorhanden sein muss, ist die<br />

Möglichkeit, die Blitzleistung manuell<br />

einzustellen, denn nur so können Sie den<br />

Blitzausstoß nach Bedarf stufenweise heraufoder<br />

herabsetzen. Ein dreh- und neigbarer<br />

Blitzkopf ist nützlich, aber nicht notwendig.<br />

Für die vorgestellten <strong>Aufnahme</strong>techniken haben<br />

wir folgende Blitzgeräte benutzt:<br />

Yongnuo YN-560 II: ausschließlich manuelle<br />

Betriebsart, High-Speed-Synchronisation und<br />

Slave-Modus, keine TTL-Funktion.<br />

Canon Speedlite 550EX: High-End-Gerät, dass<br />

keine Funktionalität vermissen lässt.<br />

Calumet Genesis GF400: Professionelles<br />

Hochleistungsblitzgerät.<br />

AUSLÖSER<br />

Zum entkoppelten Blitzen gibt<br />

es drahtgebundene und<br />

drahtlose Fernauslöser.<br />

Mit drahtloser Fernsteuerung<br />

können Sie wesentlich<br />

komfortabler arbeiten und sogar mehrere<br />

Blitzgeräte gleichzeitig bedienen. Das Angebot<br />

reicht von Modellen, die nur den Blitz<br />

synchronisieren, bis zu TTL-kompatiblen<br />

Geräten, deren Einstellungen an der Kamera<br />

vorgenommen werden. Wir haben folgende<br />

verwendet:<br />

Yongnuo RF-603: Sehr preisgünstige und<br />

zuverlässige drahtlose Auslöser ohne TTL-<br />

Funktionalität – ein Set von vier Einheiten kostet<br />

um die 60 Euro.<br />

Pocket Wizard Plus III: Profisystem mit 32<br />

Kanälen in vier Zonen, gestattet das Auslösen<br />

über große Entfernungen.<br />

LICHTSTATIV<br />

Wenn Ihnen ein paar helfende<br />

Hände fehlen, benutzen Sie<br />

einen kontaktlosen Blitzschuh,<br />

um ihr Blitzgerät mitsamt<br />

Auslöser auf einem Lichtstativ<br />

zu montieren. Unsere Lichtstative stammen von<br />

eBay und kosten um die 24 Euro das Paar.<br />

SOFTBOX<br />

Eine Softbox sorgt für<br />

gerichtetes und trotzdem<br />

diffuses Blitzlicht. <strong>Die</strong> meisten<br />

werden mit einer Speedring-<br />

Montageklammer und einem<br />

kontaktlosen Blitzschuh geliefert. Wir benutzten<br />

eine 60cm Softbox, ebenfalls von eBay für knapp<br />

30 Euro und eine 38cm Lastolite Ezybox für 100<br />

Euro.<br />

130 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


High-Speed-<br />

Blitzsynchronisation<br />

DIE FUNKTION der High-Speed-<br />

Blitzsynchronisation wurde entwickelt, um ein<br />

Blitzgerät auch bei sehr guten Lichtverhältnissen<br />

mit großer Blende nutzen zu können. An hellen<br />

Tagen erzeugt die Kamera bei großen Blenden<br />

Verschlusszeiten, welche die normale<br />

Blitzsynchronisationszeit weit übersteigen, selbst<br />

bei kleinsten ISO-Werten.<br />

<strong>Die</strong> High-Speed-Blitzsynchronisation ermöglicht<br />

es Portraitfotografen, auch bei hellem Tageslicht<br />

mit weit offener Blende und geringer<br />

Schärfentiefe zu arbeiten.<br />

1<br />

BRETT HARKNESS<br />

Bei einfachen Blitzaufnahmen ist gegen die<br />

Verwendung der TTL-Funktion nichts<br />

einzuwenden, doch bei sehr guten<br />

Lichtverhältnissen sind die Möglichkeiten der<br />

Gestaltung der Belichtung wegen der relativ<br />

langen Blitzsynchronisationszeit der Kamera<br />

sehr eingeschränkt. Verfügt Ihr Blitzgerät jedoch<br />

über einen High-Speed-Modus, können Sie auch<br />

mit weit offener Blende in heller Umgebung<br />

fotografieren und den Blitz kreativ einsetzen. Sie<br />

können das Blitzgerät auf der Kamera montieren<br />

und direkt nach vorn richten, doch erst dann,<br />

wenn Sie den Blitz an einer Wand reflektieren<br />

lassen oder ihn von der Kamera entkoppelt<br />

benutzen, haben Sie sämtliche<br />

Gestaltungsmöglichkeiten. Achten Sie jedoch<br />

immer auf die Schärfe des Motivs, den aufgrund<br />

der weit offene Blende ist die Schärfentiefe sehr<br />

klein. <strong>Die</strong>se beiden Bilder illustrieren, wie die<br />

High-Speed-Synchronisation die Qualität ihrer<br />

Blitzaufnahmen verbessern kann.<br />

1) <strong>Die</strong>ses Bild wurde per TTL-Blitz mit einer Verschlusszeit<br />

von 1/80 Sekunde bei Blende f/5 aufgenommen. Unter<br />

den gegebenen Umständen ist das Ergebnis wohl das<br />

beste, das zu erreichen war, wenn das Bild auch ein wenig<br />

stumpf wirkt.<br />

2) <strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong> wurde im High-Speed-Modus<br />

gemacht, wobei der Blitz manuell auf 1/16 seiner<br />

maximalen Leistung eingestellt wurde. <strong>Die</strong> Blende war auf<br />

f/2.8 eingestellt, woraus eine Verschlusszeit von 1/320<br />

Sekunde resultierte. Der flache Schärfentiefebereich<br />

macht das Bild wesentlich attraktiver.<br />

2<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS ÜBER GERINGE<br />

SCHÄRFENTIEFE OHNE HIGH-SPEED-<br />

SYNCHRONISATION<br />

„Sie können Blitzaufnahmen mit geringer<br />

Schärfentiefe auch ohne High-Speed-<br />

Synchronisation machen. Es ist jedoch<br />

schwieriger, innerhalb des Limits zu bleiben,<br />

das die kürzeste Blitzsynchronisationszeit<br />

vorgibt. Sie müssen daher den Blitz in der<br />

Regel auf die geringstmögliche Leistung<br />

einstellen, etwa 1/64 oder sogar 1/128 der<br />

vollen Leistung, und müssen das Blitzgerät<br />

so nah wie möglich bei Ihrem Model<br />

aufstellen. Außerdem muss die kleinste<br />

ISO-Empfindlichkeit eingestellt sein.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Aufnahme</strong> wird so in jedem Fall besser<br />

als mit der Standard TTL-Blitzsteuerung,<br />

diese Technik ist aber nur bei relativ<br />

schwachem Umgebungslicht möglich.“<br />

BLITZ-<br />

AUSRÜSTUNG:<br />

Ein Elektronenblitzgerät<br />

Yongnuo Speedlite YN560-II,<br />

zwei drahtlose Fernauslöser<br />

Yongnuo RF-603,<br />

eine Softbox<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

131


PORTRÄTS<br />

KREATIVES BLITZEN<br />

Heben Sie Ihr<br />

Modell vom<br />

Hintergrund ab<br />

Mit Gefühl eingesetzt, kann Blitzlicht ein Bild verbessern,<br />

ohne dass der Betrachter es überhaupt wahrnimmt.<br />

Manchmal wird nur geblitzt, um den Hintergrund<br />

anzuleuchten, doch meistens wird ein Blitz mit geringer<br />

Leistung benutzt, um das Modell zu beleuchten, damit<br />

es sich vom Hintergrund abhebt. Man kann auch<br />

Lichteffekte simulieren, etwa das Sonnenlicht eines<br />

späten Nachmittags.<br />

PAUL WARD<br />

„Wenn ich vor Ort fotografiere, setze ich den Blitz ein, um<br />

das Model vom Hintergrund zu trennen. Das funktioniert<br />

am besten, wenn sowohl beim Model als auch im<br />

Hintergrund dieselben Lichtverhältnisse herrschen, und<br />

wenn die gesamte Szenerie relativ dunkel ist. Wird das<br />

Model nun aus einem Winkel leicht angeblitzt, so hebt es<br />

sich vom Hintergrund ab und das Bild erhält mehr Tiefe.<br />

Das Beleuchtungssetup habe ich mir aus einem Video<br />

über den amerikanischen Fotografen Dave Hill<br />

abgeschaut. Er benutzte zwei Blitzgeräte, die von hinten<br />

und seitlich auf das Model gerichtet waren und ein<br />

weiteres Blitzgerät, um das Gesicht zu beleuchten. Alles<br />

zusammen ergab schöne, klar definierbare Konturen.<br />

Wenn Sie diese <strong>Aufnahme</strong>technik nachvollziehen<br />

wollen, bringen Sie als erstes ihr Model und die<br />

Blitzgeräte so gut wie möglich in Position. Bei<br />

ausgeschalteten Blitzgeräten schalten Sie die Kamera<br />

auf Zeitautomatik und drücken den Auslöser halb durch,<br />

um die richtige Belichtung für das Umgebungslicht<br />

angezeigt zu bekommen. Ist die angezeigte<br />

Verschlusszeit kürzer als die kürzeste<br />

Blitzsynchronisationszeit, senken Sie die ISO-<br />

Empfindlichkeit, wenn das nicht ausreicht oder nicht<br />

möglich ist, blenden Sie eine Stufe ab. Schalten Sie in<br />

die manuelle Betriebsart, stellen die nun gefundene<br />

Verschlusszeit ein und machen ein Testfoto, um die<br />

Belichtung zu überprüfen. Wenn alles in Ordnung ist,<br />

stellen Sie entweder die ISO-Empfindlichkeit oder die<br />

Blende so ein, dass die Kamera das Bild eine bis<br />

anderthalb Blendenstufen unterbelichtet.<br />

3<br />

1<br />

Ohne Blitz<br />

Blitz von hinten<br />

2<br />

1) Wählen Sie die passende Location und bauen Sie die<br />

Blitzgeräte an jeweils einer Seite hinter dem Model auf.<br />

Positionieren Sie den Hauptblitz mit Softbox so, dass der<br />

Blitz in einem engen Winkel auf das Model gerichtet ist.<br />

2) Schalten Sie die beiden Sekundärblitzgeräte ein, die auf<br />

den Rücken und das Haar des Models gerichtet sind und<br />

machen Sie ein Testfoto.<br />

Prüfen Sie das Ergebnis und nehmen Sie erforderliche<br />

Korrekturen an der Position der Blitzgeräte und deren<br />

Blitzleistung vor.<br />

3) Schalten Sie nun das Hauptblitzgerät ein. <strong>Die</strong>ses braucht<br />

eine höhere Blitzleistung als die anderen beiden, weil die<br />

Softbox einen Teil des Blitzlichts absorbiert. Machen Sie<br />

weitere Testfotos und justieren Sie die Blitzleistung, bis die<br />

Belichtung stimmt.<br />

Für dieses Bild wurden drei Blitzgeräte verwendet, eines auf<br />

das Haar, das zweite auf das Gesicht, das dritte auf den<br />

Rücken gerichtet, um die Konturen des Körpers<br />

herauszuarbeiten.<br />

4) Wenn Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind, schalten Sie<br />

eines der beiden Sekundärblitzgeräte aus und sehen sich die<br />

Wirkung dieses Effekts an.<br />

In diesem Beispiel wurde das den Rücken beleuchtende<br />

Blitzgerät ausgeschaltet. Das Resultat war immer noch gut,<br />

so dass in diesem Fall zwei Blitzgeräte ausgereicht hätten.<br />

132 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


BLITZ-<br />

AUSRÜSTUNG<br />

Drei Elektronenblitzgeräte<br />

Canon Speedlite 550EX,<br />

vier drahtlose Auslöser der<br />

Marke Yongnuo,<br />

zwei Lichtstative,<br />

eine Softbox<br />

4<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 133


PORTRÄTS<br />

KREATIVES BLITZEN<br />

Seitliches Blitzen<br />

BEI DER BELEUCHTUNG von Model und<br />

Hintergrund besteht die Standard-Prozedur darin,<br />

das Model mit einer oder mehreren Lichtquellen zu<br />

beleuchten und weiter Lichtquellen für den<br />

Hintergrund zu verwenden. Es funktioniert jedoch<br />

auch mit nur zwei Blitzgeräten, die seitlich des<br />

Models postiert werden und beide, Modell und<br />

Hintergrund, ausleuchten. <strong>Die</strong>se Blitz-<br />

<strong>Aufnahme</strong>technik ist nicht ganz einfach zu<br />

beherrschen, weil beide Lichtquellen sehr präzise<br />

positioniert werden müssen, damit unattraktive<br />

Schatten vermieden werden. Außerdem sorgt das<br />

seitliche Licht dafür, dass jede Falte und sonstige<br />

Unregelmäßigkeit des Hintergrunds klar hervortritt.<br />

Auch das Modell muss sorgfältig gewählt werden,<br />

denn diese <strong>Aufnahme</strong>technik ist sehr unvorteilhaft,<br />

wenn es sehr dünn oder übergewichtig ist oder ein<br />

kantiges Gesicht hat.<br />

BJORN THOMASSEN<br />

„<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong>technik bringt die<br />

Dreidimensionalität des Motivs deutlich zum<br />

Vorschein. <strong>Die</strong> seitliche Beleuchtung eignet sich<br />

sehr gut, die Konturen des Models herauszuarbeiten<br />

und ich benutze sie häufig, wenn ich muskulöse<br />

männliche Models fotografiere, Boxer<br />

beispielsweise. Wenn Sie es richtig machen, erzeugt<br />

dieses Licht eine räumliche Tiefe, die das Model<br />

deutlich vom Hintergrund abhebt und es – im<br />

wahren Wortsinn – im besten Licht zeigt. Doch diese<br />

<strong>Aufnahme</strong>technik ist eine zweischneidige<br />

Angelegenheit, denn Sie ist ausschließlich für<br />

Models mit idealtypischen Körpern gut geeignet,<br />

nicht für Models, die körperlich nicht absolut fit sind<br />

und auch nicht für solche, bei denen die<br />

Gesichtsknochen deutlich erkennbar sind. Aufgrund<br />

des Lichteinfallswinkels sind Schatten unmöglich zu<br />

vermeiden, deswegen müssen Sie die Models so<br />

positionieren, dass deren Schatten die Wirkung der<br />

eingenommenen Posen unterstützen. Das bedeutet,<br />

Sie fotografieren die Models im Profil oder im<br />

Halbprofil.<br />

Ich benutze bei dieser <strong>Aufnahme</strong>technik generell<br />

zwei Lichtquellen mit Softboxen. Das Hauptlicht<br />

beleuchtet das Gesicht, sowie einen Teil des Körpers<br />

und den Hintergrund. Das Sekundärlicht, das eine<br />

Blendenstufe niedriger als das Hauptlicht eingestellt<br />

ist, dient als Aufhell-Licht, damit die andere Seite<br />

des Models und der Hintergrund nicht in tiefem<br />

Schatten liegen. Bei dieser <strong>Aufnahme</strong> befindet sich<br />

das Hauptlicht rechts des Models und leuchtet die<br />

Rose, das Gesicht, den Körper und den Hintergrund<br />

an. Der Blitzwinkel akzentuiert die Wangenknochen<br />

und hebt das Model vom Hintergrund ab, obwohl es<br />

sich sehr nah an der Wand befindet. Der zweite Blitz<br />

dient lediglich zum Aufhellen.“<br />

1) Ich hatte einen Studiohintergrund aus Stoff im<br />

Wohnzimmer aufgehängt und einige Zeit darauf verwendet,<br />

alle Falten auszubügeln, die sonst durch die seitliche<br />

Beleuchtung zu sehen gewesen wären.<br />

2) <strong>Die</strong> beiden Blitzgeräte mit montierten Softboxen standen<br />

jeweils an einer Seite des Hintergrunds. Das Hauptlicht war<br />

über Kopfhöhe angebracht, während das Aufhelllicht auf<br />

Hüfthöhe eingestellt war.<br />

3) <strong>Die</strong> Belichtung muss für jeden Blitz einzeln gemessen<br />

werden, um das Licht exakt zu steuern. In diesem Fall war<br />

der Hauptblitz auf 1/8 und der Aufhellblitz auf 1/32 der<br />

vollen Leistung eingestellt.<br />

4) Das Ergebnis aller Sorgfalt ist ein sehr plastisches Bild<br />

mit großer Tiefe. In Photoshop habe ich die Farbsättigung<br />

noch etwas zurückgenommen.<br />

1<br />

3<br />

Dreidimensionales Blitzlicht<br />

BJORN THOMASSEN<br />

„<strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong>technik funktioniert ähnlich wie<br />

die oben beschriebene, mit dem Unterschied,<br />

dass hier ein Model beleuchtet wird, das auf dem<br />

Boden liegt, also Körperkontakt mit dem<br />

Hintergrund hat. Weil der ganze Körper und der<br />

Hintergrund beleuchtet werden sollen, empfehle<br />

ich drei Lichtquellen.<br />

Als Erstes bringen Sie das Model in die<br />

gewünschte Position, dann bauen Sie die<br />

Beleuchtung auf. Jeder Blitz muss mit einem<br />

Diffusor versehen sein, am besten mit kleinen<br />

Softboxen. Ich habe an einem der Blitzgeräte<br />

einen Rogue-Flash-Bender Diffusor verwendet.<br />

Sie müssen das Licht bei diesem Motiv sehr<br />

präzise steuern, um die Schatten so zu platzieren,<br />

dass sie die Körperformen betonen und<br />

gleichzeitig das Model vom Hintergrund<br />

abheben. <strong>Die</strong> Lichtstative sind niedrig eingestellt,<br />

um den Blitz parallel zum Boden auszurichten.<br />

Ich beginne mit dem Hauptlicht und positioniere<br />

es so, dass es Gesicht und Augen attraktiv<br />

beleuchtet. Der zweite Blitz ist für den Torso und<br />

2<br />

4<br />

134 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


BLITZ-<br />

AUSRÜSTUNG<br />

Drei Elektronenblitzgeräte<br />

Canon Speedlite 550EX,<br />

zwei Lichtstative, drei<br />

Yongnuo Fernauslöser,<br />

zwei Softboxen<br />

1<br />

teilweise für die Beine, während der dritte den<br />

Rücken, die Beine und den Boden hinter dem<br />

Model beleuchtet.<br />

Stellen Sie die Blitzleistung so ein, dass ein<br />

gleichmäßiges Licht und ein natürlich wirkender<br />

Lichteinfall auf das Model entstehen.<br />

1) Um den erforderlichen Blickwinkel zu erreichen,<br />

stehe ich mit der Kamera auf einer Trittleiter.<br />

2) Das Licht sorgt für attraktiven Glanz auf der Haut<br />

und erzeugt einen weichen Lichtübergang, der das<br />

Model subtil vom Hintergrund abhebt.<br />

2<br />

BLITZ-<br />

AUSRÜSTUNG<br />

Drei Elektronenblitzgeräte<br />

Canon Speedlite 550EX,<br />

ein Rogue Flash Bender<br />

(Blitzreflektor), drei Lichtstative,<br />

vier Yongnuo Fernauslöser,<br />

zwei Softboxen<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

135


PORTRÄTS<br />

KREATIVES BLITZEN<br />

Spotlight<br />

1<br />

SIE KÖNNEN BILDER mit nur einem Blitzgerät so<br />

aufnehmen, dass sie aussehen, als sei ein Studioblitz<br />

eingesetzt worden. Ermöglicht wird dies einerseits durch<br />

moderne Elektronenblitzgeräte, hauptsächlich aber durch<br />

das vielfältige Zubehör. Erst Fernauslöser machen von der<br />

Kamera entkoppeltes Blitzen möglich, Snoots und<br />

Softboxen erlauben eine präzise Manipulation des<br />

Blitzlichts, die noch vor wenigen Jahren undenkbar war.<br />

<strong>Die</strong>se Blitzaufnahmetechnik für professionell aussehende<br />

Bilder ist leichter zu beherrschen als die Ergebnisse<br />

ahnen lassen.<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Ein einzelnes Blitzgerät mit einer Softbox kann als<br />

Spotlight konfiguriert werden, wenn auch der Lichtkegel<br />

nicht so klar abgrenzbar ist, wie bei einem realen<br />

Spotlight. Der Effekt ist trotzdem beeindruckend. Er wird<br />

in der Porträtfotografie dann eingesetzt, wenn Sie die<br />

volle Aufmerksamkeit des Betrachters auf ihr Model<br />

lenken, es aber von der Szene isolieren wollen. Damit<br />

dieser Effekt entstehen kann, darf das Foto nur durch das<br />

Blitzlicht beleuchtet werden, soll heißen, es darf kein<br />

Umgebungslicht im Bild vorhanden sein. Das bedeutet<br />

keineswegs, dass Sie in totaler Finsternis arbeiten sollen,<br />

es bedeutet lediglich, dass für das Foto ausschließlich der<br />

Lichtausstoß des Blitzgeräts aufgenommen wird. Das<br />

erreichen Sie durch eine relativ kurze Verschlusszeit und<br />

eine mittlere oder kleine Blende.<br />

Ein Assistent ist bei dieser <strong>Aufnahme</strong>technik eine große<br />

Hilfe, denn es muss ein Blitzgerät mit Softbox über das<br />

Model gehalten und fast senkrecht nach unten gerichtet<br />

werden. Sie selbst können das nicht tun, weil Sie<br />

fotografieren müssen und ein Lichtstativ kann aufgrund<br />

des Winkels und der Dimensionen der Softbox nicht<br />

verwendet werden. Um den Spotlight Effekt zu erzeugen,<br />

muss die Softbox in einer Höhe gehalten werden, von der<br />

aus zwar das Model beleuchtet wird, gleichzeitig aber<br />

soviel wie möglich von seiner Umgebung in der<br />

Dunkelheit versinkt. Ich stelle normalerweise den<br />

Zoom-Kopf des Blitzgeräts auf 70 mm ein, um die<br />

Lichtausbreitung zu minimieren und verwende eine<br />

70cm Softbox, die für ein weiches, aber trotzdem<br />

fokussiertes Licht sorgt. Worauf Sie achten müssen,<br />

wenn Sie in der Nähe einer Wand oder einer glänzenden<br />

Oberfläche fotografieren, sind Reflexionen des Blitzes, die<br />

sich als ausgebrannte Spitzlichter auf Ihrem Foto<br />

bemerkbar machen können. Manchmal können Sie die<br />

eigene Position oder die der Softbox verändern, um das<br />

zu vermeiden, aber manchmal bleibt Ihnen nichts<br />

anderes übrig, als sie in der Nachbearbeitung zu<br />

beseitigen.<br />

Blitz zu hell<br />

2<br />

Korrekter Blitz<br />

3<br />

1) Das Setup dieser <strong>Aufnahme</strong>technik ist einfach, weil nur ein<br />

Blitz benutzt wird. Zuerst wird das Blitzgerät mit Softbox über<br />

das Model gehalten.<br />

2) Stellen Sie die Blitzsynchronisationszeit und die Blende ein.<br />

In diesem Beispiel war es Blende f/11.<br />

Machen Sie ein paar Testaufnahmen und stellen Sie fest, ob<br />

das Bild zu hell ist, so wie hier, oder zu dunkel, und regeln Sie<br />

die Blitzleistung manuell nach.<br />

3) Nachdem die Belichtung festgelegt ist, wenden Sie sich der<br />

Pose des Models zu. Wenn das Gesicht etwas zur Lichtquelle<br />

gedreht wird, vermeiden Sie störende Schatten.<br />

Probieren Sie mehrere Posen aus und entscheiden Sie, welche<br />

am besten zusagt.<br />

4) Experimentieren Sie auch mit verschiedenen Winkeln der<br />

Softbox; ein flacher Winkel beleuchtet nur die Seite des Models,<br />

die übrige Szene bleibt im Dunkeln.<br />

5) Ein einzelner Blitz isoliert das Model vom Hintergrund und<br />

schafft den Eindruck, als hätte ich ein Studio-Spotlight benutzt.<br />

4<br />

136 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


BLITZ-<br />

AUSRÜSTUNG<br />

Ein Elektronenblitzgerät<br />

Calumet Genesis GF400,<br />

zwei drahtlose Fernauslöser<br />

Pocket Wizard Plus III,<br />

eine Softbox<br />

5<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 137


<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />

Abonnement<br />

4 Ausgaben für<br />

25,-€!<br />

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Alle Ausgaben sind auch zu<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-Magazine


FOTOAUSRÜSTUNG<br />

FÜRS KLEINE<br />

BUDGET<br />

Telezoom | Studioblitz | Blitzfolien<br />

Wirtschaftlich steht es nicht immer zum Besten – Ihre Begeisterung für die <strong>Fotografie</strong> nimmt darum<br />

nicht ab, doch Ihr Budget für neue Ausrüstung ist begrenzt. Teure Objektive oder das neueste<br />

DSLR-Modell mit höherer Auflösung stehen nur auf der Wunsch-, nicht auf der Einkaufsliste.<br />

Manche Hersteller versprechen allerdings Produkte, die unsere kreativen Möglichkeiten zu fairen<br />

Preisen verbessern sollen – zu so niedrigen Preisen, dass man sich fragen muss:<br />

Kann das etwas taugen? Wir haben einige solcher Produkte für Sie getestet, um festzustellen, was<br />

von den schönen Versprechungen zu halten ist.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 139


FOTOAUSRÜSTUNG<br />

FÜRS KLEINE<br />

BUDGET<br />

Leserfrage...<br />

Ich würde mir gerne ein Tele-Zoomobjektiv<br />

zulegen. Da ich es wahrscheinlich nicht so oft<br />

nutzen werde wie mein Standard-Zoom und nur<br />

wenig Geld ausgeben kann, denke ich nicht an<br />

ein großes, teures Objektiv. Können Sie mir ein<br />

Telezoom empfehlen, dass an meiner Canon<br />

EOS 550D gute Bildqualität liefert, ohne dass ich<br />

mein Konto plündern muss?<br />

Lee Frost<br />

Budget: 100 Euro<br />

Thema: Telezoom<br />

DIE WAHL EINES Objektivs ist<br />

nicht ganz einfach, weil mehrere<br />

Faktoren wie Größe, Gewicht,<br />

Kosten, Qualität und Vielseitigkeit<br />

berücksichtigt werden müssen.<br />

Wenn Sie sich auf ein bestimmtes Genre<br />

spezialisieren, grenzt das die Möglichkeiten<br />

schon erheblich ein. Wenn nicht, müssen Sie<br />

Prioritäten setzen, ganz besonders für ein<br />

Telezoom. Für die Sport- und Wildlife-Fotografi e<br />

beispielsweise gilt die Devise: „Je länger, desto<br />

besser“. Wenn das Ihr Feld ist, wird das<br />

Telezoom vermutlich auch Ihr meistbenutztes<br />

Objektiv sein. Andernfalls werden Sie es<br />

vielleicht nur bei 25% Ihrer <strong>Aufnahme</strong>n nutzen,<br />

obwohl es das größte, schwerste und vielleicht<br />

teuerste Objektiv in Ihrer Fototasche ist. Sie<br />

brauchen also ein preiswertes Telezoom.<br />

Es sind mehrere Modelle erhältlich, sowohl von<br />

Kameraherstellern als auch von unabhängigen<br />

Objektivherstellern.<br />

Wir empfehlen eindeutig das Tamron 55-<br />

200mm f/4-5.6 Di II LD Macro Objektiv.<br />

Erstens wird es schon zu einem Straßenpreis ab<br />

75 angeboten und zweitens ist es für Kameras<br />

mit APS-C Sensoren entwickelt worden. Es hat<br />

eine effektive Brennweite von etwa<br />

82,5-300mm, je nach der<br />

Kamera, an der Sie es<br />

benutzen; das macht es<br />

enorm vielseitig. Außerdem<br />

ist es kompakt und leicht,<br />

denn es misst bei<br />

minimaler Brennweite<br />

weniger als 10cm und<br />

wiegt nur etwa 300g. Zum<br />

Vergleich: das Tamron<br />

70-200mm f/2.8 wiegt ein<br />

ganzes Kilo mehr und ist<br />

doppelt so lang. Bei Objektiven<br />

bekommen Sie im wesentlichen das,<br />

wofür sie bezahlen. Deswegen gibt es<br />

Modelle ähnlicher Brennweite für unter 100 ,<br />

aber auch für 2000 . Entscheidend ist die<br />

optische Qualität. Je mehr sie bezahlen, desto<br />

besser wird sie. <strong>Die</strong> Bilder sind schärfer, die<br />

Verzerrungen geringer und Aberrationen<br />

können besser kontrolliert werden. Der<br />

Zusammenhang ist nicht direkt proportional,<br />

weswegen ein Telezoom für 1500 nicht 15<br />

TIPP<br />

Eine <strong>Aufnahme</strong>technik, die<br />

Sie mit einem Telezoom versuchen<br />

sollten, ist der „Zoom Burst“. Dabei<br />

ziehen Sie während einer<br />

Langzeitbelichtung den Zoom über die<br />

gesamte Brennweite des Objektivs. Ob Sie bei<br />

der kleinsten oder größten Brennweite beginnen<br />

spielt dabei keine Rolle. Auf dem Bild ist ihr Motiv<br />

im Zentrum einer Reihe von Streifen zu sehen,<br />

die von der Mitte des Bildes kreisförmig nach<br />

außen gerichtet sind. Geeignete Motive sind<br />

Blumen oder andere, konturierte farbige<br />

Objekte. Experimentieren Sie mit<br />

Verschlusszeiten zwischen 1/15<br />

Sekunde und 1 Sekunde.<br />

Mal besser ist als eins für 100 . Das ist der<br />

Grund, warum Sie auch bei der preiswerten<br />

Option mit guter Qualität bedient werden.<br />

Zwei weitere Faktoren, die berücksichtigt<br />

werden müssen, sind die mit dem Objektiv<br />

verwendete Kamera und die Verbreitungswege<br />

Ihrer Bilder. Für ein Einsteiger- oder<br />

Mittelklassemodell reicht ein preiswertes<br />

Telezoom völlig aus. Haben Sie jedoch<br />

ein Spitzenmodell, werden Sie<br />

feststellen, dass die Kamera<br />

unterfordert ist; in dem Fall<br />

wäre das Objektiv das<br />

schwächste Glied der<br />

Qualitätskette, und die<br />

überragenden Fähigkeiten<br />

der Kamera blieben<br />

ungenutzt. Wenn Sie<br />

außerdem Ihre Bilder nur<br />

auf Foto-Sharing-Websites<br />

oder Ihrer Homepage posten,<br />

oder nur bis zur Größe von<br />

DIN A4 ausdrucken wollen, macht es<br />

keinen Sinn, für ein selten genutztes Objektiv<br />

1000 oder mehr auszugeben.<br />

Wenn Sie aber Ihre Bilder ausstellen und<br />

verkaufen wollen, sehen die Prioritäten wieder<br />

anders aus.<br />

Mit Blick auf diese Faktoren bietet das Tamron<br />

55-200mm f/4-5.6 Di II LD Macro sehr viele<br />

Vorteile: Das Gewicht wurde vom Hersteller<br />

Oben: Der Autofokus ist nicht der schnellste, reicht<br />

aber für die meisten Situationen aus.<br />

Oben links: Beeindruckt war ich von dem flachen<br />

Schärfentiefebereich, mit dem Sie Ihr Motiv vom<br />

Hintergrund abheben können.<br />

Oben rechts: Für ein Objektiv, das unter 100 kostet,<br />

ist die Schärfe fantastisch; das kurze Ende eignet sich<br />

hervorragend für Still-Leben, Porträts und teilweise<br />

auch für Landschaften.<br />

gering gehalten, weil viele Kunststoffmaterialien<br />

verwendet werden. Wenn Sie Ihr Telezoom<br />

regelmäßig und unter allen Wetterbedingungen<br />

wechseln müssen, ist dieses vielleicht nicht<br />

robust genug. Verwenden Sie es jedoch nur<br />

gelegentlich, ist es leicht genug, dass Sie es<br />

auch den ganzen Tag mit sich herum tragen<br />

können, nur für den Fall, dass Sie es einmal<br />

brauchen könnten. Der Autofokus ist nicht der<br />

schnellste und auch nicht der leichteste, den es<br />

gibt, doch er ist in den allermeisten Situationen<br />

schnell genug – für statische Objekte brauchen<br />

Sie beispielsweise keinen ultraschnellen AF.<br />

Leider dreht sich die Frontlinse beim<br />

Scharfstellen, was etwas lästig ist, weil<br />

beispielsweise ein Polfi lter oder ein Verlaufsfi lter<br />

sich beim mit drehen. Sie müssen also nach<br />

jedem Scharfstellen die Filter neu ausrichten.<br />

Manuelles Scharfstellen ist ebenso möglich,<br />

auch wenn der Ring sehr schmal und nicht<br />

ganz einfach zu benutzen ist, wenn höchste<br />

Präzision erforderlich ist. Wir fanden es<br />

einfacher, den AF zu benutzen.<br />

140 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Telezoomobjektive<br />

55mm<br />

100mm<br />

Schnäppchen-Zoom<br />

Ein Bildstabilisator ist nicht vorhanden, das<br />

wäre bei diesem Preis auch zu viel verlangt.<br />

Doch das muss kein Problem sein, Sie müssen<br />

nur die Kamera entsprechend einstellen.<br />

Bildstabilisatoren sind noch nicht lange auf<br />

dem Markt; wir sind früher gut ohne sie<br />

zurechtgekommen und haben trotzdem scharfe<br />

Fotos gemacht. Wenn Sie aus der Hand<br />

aufnehmen, achten Sie auf die Verschlusszeit<br />

und eine stabile Position, damit Sie die Kamera<br />

ruhig halten können. Wegen seiner<br />

Kompaktheit und des geringen Gewichts ist die<br />

Kamera mit dem Tamron 55-200mm leicht zu<br />

halten, im Vergleich zu größeren und<br />

schwereren Zoomobjektiven. Bei Bedarf nutzen<br />

Sie ein Einbein- oder das normale<br />

Dreibeinstativ.<br />

<strong>Die</strong> Brennweite mit dem Äquivalent zu<br />

82,5-300mm des Vollformats ist für den<br />

Alltagsgebrauch perfekt. Mit dem kurzen Ende<br />

lassen sich Portraits, Stillleben und in gewissen<br />

Grenzen auch Landschaftsfotos machen, der<br />

mittlere Bereich eignet sich für architektonische<br />

und landschaftliche Details, während das lange<br />

Ende die Eigenschaften eines klassischen<br />

Teleobjektivs hat: die Perspektive wird<br />

zusammengedrückt und die Schärfentiefe ist<br />

sehr gering; Gut geeignet also, wenn Sie Ihr<br />

Tamron AF 55-200mm<br />

f/4-5.6 Di II LD Macro<br />

Preis: ab 75<br />

Anschlüsse: Canon, Nikon, Sony<br />

Format: APS-C (für Vollformat nicht geeignet)<br />

Konstruktion: 13 Linsen in 9 Baugruppen<br />

Effektive Brennweiten: 82,5-300mm (1.5x);<br />

88-320mm (Canon)<br />

Gesichtsfeld: 29°-8°<br />

Filtergewinde: 52 mm<br />

Maximale Blende: f/4-5.6<br />

Minimale Blende: f/32<br />

Minimale Arbeitsentfernung: 95 cm<br />

Scharfeinstellung: AF und manuell<br />

Bildstabilisierung: Keine<br />

Entfernungsskala: Keine<br />

Mitgeliefertes Zubehör: Objektivschutzkappe<br />

Gewicht: 300 g<br />

<strong>Die</strong>ses Objektiv ist im Fotoeinzelhandel und im<br />

Versand zu Preisen zwischen 75 Euro und 100<br />

Euro erhältlich.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 141


FOTOAUSRÜSTUNG<br />

FÜRS KLEINE<br />

BUDGET<br />

Telezoom-Tipps<br />

Je länger die Brennweite, umso größer das<br />

Risiko des Verwackelns der Kamera. Eine<br />

Faustregel besagt, dass die längste Verschlusszeit,<br />

bei der man noch aus der Hand fotografieren<br />

kann, mit der Brennweite korrelieren soll. Bei<br />

55 mm Brennweite sollte es also wenigstens<br />

1/60 Sekunde sein, bei 100mm 1/100 Sekunde<br />

oder kürzer, bei 200mm 1/200 Sekunde usw.<br />

Um nicht zu Verwackeln, montieren Sie Ihre<br />

Kamera besser auf ein Stativ oder legen sie auf<br />

einer Mauer oder einem Zaun auf.<br />

Bei Telezooms ist die Schärfentiefe begrenzt:<br />

Je länger die Brennweite bei gegebener Blende,<br />

desto geringer die Schärfentiefe. Stellen Sie<br />

immer auf das Hauptobjekt Ihres Motivs oder<br />

dessen wichtigsten Bildteil scharf, z. B. bei einem<br />

Porträtfoto auf die Augen.<br />

Telezooms komprimieren die Perspektive,<br />

sodass die Elemente einer Szene zusammen<br />

gedrängt erscheinen – je länger die Brennweite,<br />

desto ausgeprägter ist dieser Effekt. Sie können<br />

ihn sich zu Nutze machen, wenn eine Szene<br />

gleichartige, sich wiederholende Elemente enthält,<br />

z. B. eine Allee oder eine Häuserreihe.<br />

Um Ihr Motiv vom Hintergrund zu isolieren,<br />

benutzen Sie die längste Brennweite und stellen<br />

die größte Blende ein, um die Schärfentiefe zu<br />

minimieren.<br />

Mittlere Tele-Brennweiten im Bereich von 85-<br />

105mm eignen sich sehr gut für Porträts, weil die<br />

leichte Verzeichnung der Perspektive menschliche<br />

Gesichtszüge vorteilhaft darstellt.<br />

<strong>Die</strong> meisten Telezooms haben eine Makro-<br />

Scharfstellfunktion, die es ermöglicht, den<br />

Bildausschnitt mit relativ kleinen Objekten zu<br />

füllen. Das ist hilfreich, wenn Sie die maximale<br />

Brennweite nutzen.<br />

<strong>Die</strong> von Telezooms gelieferte Vergrößerung<br />

eignet sich gut, um Details einer Szene zu isolieren<br />

und damit den Bildausschnitt zu füllen. Das lange<br />

Ende eines 55-200mm Telezooms reicht aus,<br />

einen Einstieg in die Sport- und Naturfotografie zu<br />

versuchen.<br />

An Telezooms können dieselben Filter<br />

verwendet werden wie an jedem anderen Objektiv.<br />

Setzen Sie aber nicht mehr Filter ein als nötig,<br />

sonst leidet die Bildqualität.<br />

„Es ist so klein und leicht, dass man es den ganzen Tag<br />

tragen kann, und die Bildqualität ist sehr gut – wir haben<br />

damit schon ein Titelbild geschossen. Bei einem Preis ab<br />

75 € können Sie kaum etwas falsch machen."<br />

Hauptmotiv isolieren wollen, indem Sie<br />

Vordergrund und Hintergrund unscharf<br />

abbilden.<br />

<strong>Die</strong> meisten teuren Telezooms haben eine<br />

maximale Brennweite von 200mm, doch<br />

dieses erreicht 300mm, und die 100mm mehr<br />

machen einen großen Unterschied, was die<br />

Kompression der Perspektive und das<br />

differenzierte Scharfstellen bei maximaler<br />

Blende angeht. Wenn Sie das Tamron mit dem<br />

langen Ende und seiner größten Blende von<br />

f/5.6 benutzen, ist der Bereich der Schärfentiefe<br />

fast so fl ach wie bei einer Brennweite von 200<br />

mm und Blende f/2.8. Sie erhalten demnach<br />

denselben Schärfeabfall wie bei einem 1000<br />

teuren „schnellen“ Telezoom mit einer<br />

konstanten maximalen Blende von f/2.8. Nicht<br />

schlecht für weniger als 100 .<br />

Wie aber sieht es mit der optischen Qualität<br />

55mm<br />

aus? Gemessen am Preis ist sie fantastisch. Wie<br />

erwartet, bildet das Objektiv bei der kleinsten<br />

Brennweite von 55 mm am besten ab und<br />

obwohl bei den kleinsten und größten Blenden<br />

die Abbildungsqualität in den Ecken nachlässt,<br />

ist sie zwischen f/8 und f/11 ausgeglichen und<br />

produziert scharfe, kontrastreiche Fotos.<br />

Auch wenn Sie über die gesamte Brennweite<br />

hinweg zoomen, fällt die Bildqualität an den<br />

Enden etwas ab, ist aber wieder optimal<br />

zwischen f/8 und f/11. Das bedeutet jedoch<br />

keineswegs, dass Sie die Blendenbereiche<br />

zwischen f/4 und f/5.6 nicht verwenden sollten;<br />

die Schärfentiefe ist dann ohnehin so gering,<br />

dass das meiste der Szene unscharf<br />

aufgenommen wird, und die erwähnten<br />

optischen Fehler sind dann ohnehin kaum<br />

erkennbar. Bei minimaler Blende hingegen,<br />

wenn nahezu alles im Bildausschnitt scharf<br />

75mm<br />

Oben: Das lange Ende des Telezooms liefert ausgezeichnete<br />

Bilder, dank seiner Fähigkeit, die Perspektive zu<br />

komprimieren und einen schmalen Schärfentiefebereich zu<br />

erzeugen. <strong>Die</strong>ser wirkt besonders gut, wenn sich ähnliche<br />

Bildobjekte wiederholen.<br />

Zoombereich: Der Vergleich dieser fünf Bilder zeigt die<br />

Bildqualität des Tamron-Telezooms bei verschiedenen<br />

Brennweiten: <strong>Die</strong> kleinste Brennweite bildet am schärfsten<br />

ab. Bei kleinster und größter Blende wird es unschärfer,<br />

doch mit 200mm sind die Ergebnisse immer noch gut.<br />

100mm<br />

135mm<br />

200mm<br />

142 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Telezoomobjektive<br />

Andere preiswerte Zoom Objektive<br />

Es gibt Dutzende Telezoom-Objektive, sowohl von<br />

Kameraherstellern als auch von unabhängigen<br />

Objektivherstellern, zu Preisen ab ca. 100 .<br />

Das hier vorgestellte Tamron-Zoom ist das preiswerteste<br />

in unserer Auswahl, doch viele andere kosten auch<br />

nicht viel mehr.<br />

Tamron 70-300mm<br />

f/4-5.6 Di LD Macro<br />

Preis: ca. 120 Euro<br />

Falls Sie sich an der Sport- oder<br />

Wildlife-<strong>Fotografie</strong> versuchen<br />

wollen und deswegen ein<br />

leistungsstärkeres Telezoom<br />

benötigen, sollten Sie sich dieses<br />

70-300 mm Objektiv von Tamron<br />

genauer ansehen. Es kostet nur<br />

etwa zehn Euro mehr als das 55-<br />

200 mm Objektiv, dass wir hier näher beschrieben<br />

haben, hat jedoch eine effektive Brennweite im<br />

Bereich von 105-450 mm. <strong>Die</strong> Makrofunktion bildet<br />

bei 300 mm Brennweite bis zur halben Originalgröße<br />

des Motivs ab.<br />

Sigma 70-300mm<br />

f/4-5.6 Macro DG<br />

Preis: ca. 120 Euro<br />

Falls Sie bereits ein Stigmaobjektiv<br />

haben, wollen Sie<br />

vielleicht bei dieser Marke<br />

bleiben, anstatt zu Tamron zu<br />

wechseln. In diesem Fall sollten<br />

Sie dieses Objektiv in Betracht<br />

ziehen. Es hat eine effektive<br />

Brennweite von 105-450mm<br />

und bietet auch eine 50-prozentige Abbildung der<br />

Originalgröße des Motivs in der Makrofunktion.<br />

Auch hier ist das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut.<br />

Canon EF 75-300mm<br />

f/4-5.6 III<br />

Preis: ca. 230 Euro<br />

<strong>Die</strong>ses Objektiv gehört zu den<br />

preiswertesten Möglichkeiten der<br />

Canon-Objektive. Es ist schon<br />

seit Jahren auf dem Markt, doch<br />

wegen seiner hohen optischen<br />

Qualität und dem leisen,<br />

schnellen Autofokus noch immer<br />

konkurrenzfähig gegenüber<br />

neueren Produkten.<br />

abgebildet wird, werden die optischen<br />

Fehler offensichtlich. Doch auch das wird<br />

erst dann zum Problem, wenn Sie sehr<br />

große Bilder drucken wollen. Preiswerte<br />

Objektive leiden oft unter einem starken<br />

Helligkeitsabfall in den Ecken. Das ist<br />

jedoch eher ein Problem von Weitwinkel-<br />

Zooms als von Telezooms und bei diesem<br />

Tamron- Objektiv ist es fast gar kein<br />

Problem, es sei denn Sie arbeiten mit<br />

maximaler Blende. Bei allen anderen<br />

Blenden ist der Effekt nicht vorhanden.<br />

Dasselbe gilt für die Kissenverzerrung.<br />

Wenn Sie ganz genau hinschauen, ist sie<br />

erkennbar, doch jede<br />

Bildbearbeitungssoftware verfügt über<br />

Werkzeuge, diese Verzerrung zu korrigieren.<br />

Alles in allem bietet das Tamron 55-<br />

200mm f/4-5.6 Di II LD Macro eine<br />

erstklassige Einstiegsmöglichkeit in die<br />

Welt der Telefotografi e. Es ist so klein und<br />

leicht, dass man es den ganzen Tag tragen<br />

kann, und die Bildqualität ist sehr gut – wir<br />

haben damit schon ein Titelbild<br />

geschossen.<br />

Bei einem Preis ab 75 können Sie kaum<br />

etwas falsch machen – probieren Sie es<br />

aus. Falls es nicht Ihren Erwartungen<br />

entspricht, inserieren Sie es bei eBay und<br />

bekommen den größten Teil Ihres Geldes<br />

zurück.<br />

Nikon 55-200mm<br />

f/4-5.6 G AF-S DX<br />

Preis: ca. 180 Euro<br />

Wenn Sie eine Nikon haben und<br />

ein 55-200mm Zoom einem<br />

70-300mm Zoom vorziehen,<br />

sind Sie mit diesem Objektiv<br />

gut bedient. Es verfügt über<br />

denselben Brennweitenbereich<br />

wie das Tamron. Es ist kompakt,<br />

leicht und liefert sehr hohe<br />

Bildqualität.<br />

Wir haben es bei Amazon für unter 135 Euro<br />

gefunden; für ca. 40 Euro mehr bekommen Sie die<br />

Version mit Bildstabilisator.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

143


12 News & Win – Fit in den Sommer mit den Waagen von<br />

SOEHNLE<br />

14 Pyramiden Power – Mehr Muskelmasse mit dem richtigen<br />

Training<br />

16 Big Picture – In den dunklen Tiefen der Weltmeere ohne<br />

Sauerstoff<br />

26 Muskelexperte Charles Poliquin – Mehr Muskelzuwachs mit<br />

den richtigen Nahrungsergänzungsmittel<br />

28 Psycho-Tipp – Stress im Büro oder in der Arbeit? So gehst du<br />

den Problemen aus dem Weg<br />

30 Old School – Arizona Cowboy College: Das Trainingslager<br />

für die harten Jungs<br />

66 Krav Maga – Letzter Teil der Fight-Technikserie<br />

68 Schnelle Fäuste – Workout-Special: Trainiere wie der<br />

Box-Olympiasieger Anthony Joshua<br />

72 Vom Schlaffi zum Athleten – Das 12-Wochen-Workout<br />

unseres MF-Experten Dirk van der Klok<br />

86 Schnelle Tipps – 5 Quellen für essenzielle Aminosären<br />

87 Perfekte Ernährung – Scharfmacher: Mit der richtigen<br />

Würze abnehmen<br />

Mineralstoffe, die jeder Körper braucht<br />

93 Eat Fit Wissen – <strong>Die</strong> wichtigsten Kohlenhydrat-Regeln<br />

für Gesundheit und jugendliches Aussehen<br />

91 Intro – Durch schnelles Banktraining Kraft aufbauen<br />

HOLT EUCH DIE<br />

MEN’S FITNESS APP!<br />

MF INHALT<br />

FIT ZONE<br />

07 Hoch die Tassen! Das Glas Rotwein für den Muskelzuwachs<br />

08 Muskel-Trick – Schlanke Muskeln leicht gemacht<br />

10 Sanfte Regeneration – Warum Sex nach dem Workout zur<br />

Erholung führt<br />

12 Calisthenics – Move des Monats: Shoulder Flag<br />

10 30 16<br />

FEATURES<br />

AUGUST 2013<br />

14 Koch-Tipp – Das richtige Öl mit den gewünschten Wirkungen<br />

74 Outdoor Exklusiv – MINI Kitesurf Tour Europe: Flying High<br />

mit Deutschlands Nummer Eins Mario Rodwald<br />

18 Sixpack-Moves – Trainiere die Bauchmuskulatur mittels<br />

Beinarbeit und dem richtigen Winkel<br />

20 Tiefenrausch – Wi liam Trubridge -Mit einem Atemzug in die<br />

Tiefe<br />

22 Michaels Fitness-Ecke – Deutschlands gefragtester Personal<br />

Trainer über die Welt der Fitness<br />

24 Leserbriefe – Fragt unseren Fitness-Experten Dirk van der Klok<br />

38<br />

5448<br />

83<br />

77<br />

77 Outdoor Extrem – In Action: Men’s Fitness besucht die<br />

Gladiatorenschule in Rom<br />

118 MEN’S FITNESS FOTO-LESER-AKTION 2013<br />

Macht mit bei unserem Wettbewerb und gewinnt ein<br />

Fotoshooting für Men’s Fitness<br />

130 Das letzte Wort – Jared Leto<br />

83 EAT FIT – Vitamin-C-Trainer – Orangen, die<br />

Powerfrucht für Ohren und Darm<br />

84 Nahrungsergänzungsmittel – Kreatin sorgt für den<br />

explosiven Schub<br />

FEATURES<br />

88 Food-Tipp: Der Superlachs – Mehr Muskeln mit dem<br />

ultragesunden und schmackhaften Fisch<br />

91 Feature Gesundheit – <strong>Die</strong> wichtigsten Vitamine und<br />

38 Running – Erreiche neue Bestleistungen mit den Tipps &<br />

Tricks unserer Lauf-Experten<br />

TRAINER<br />

45 Gear: Trailschuhe – Für hartes Gelände bestens gerüstet mit<br />

diesen sieben Outdoor-Tretern<br />

48 Nahrungsergänzungsmittel – Ermittle mit unserem Test die<br />

<strong>perfekte</strong> Formel für dich<br />

54 Fast & Furious Star Vin <strong>Die</strong>sel – Der Schauspieler im<br />

Action-Gewand<br />

60 Fight & Fitness Teil IX – Mit MMA-Profi und MF-Fightexperte<br />

Franco de Leonardis<br />

116<br />

118<br />

91<br />

96 Body Book: <strong>Die</strong>sel Power – Das Workout für kräftige und<br />

breite Schultern<br />

102 Feature Metcon – Mi temporeichen Zyklen abspecken und<br />

Kraft aufbauen<br />

110 Must Do Move – <strong>Die</strong> besten Übungen für den Aufbau<br />

schlanker Muskelmasse<br />

115 Wissen – Schnelle Schlankmacher. <strong>Die</strong> Expertentipps von<br />

Trainer Adam Gethin<br />

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72 24 66<br />

74<br />

4/AUGUST 2013/mensfitness.de mensfitness.de/AUGUST 2013/5<br />

121<br />

116 Allroundgerät – Kettlebell: Muskelauf- und Fettabbau mit<br />

der runden Kugel<br />

121 Top-Workout Teil 3 – Kompletter Neuaufbau (Letzter Teil)<br />

S. 116<br />

S. 18<br />

S. 110<br />

S. 48<br />

AUF<br />

DEM<br />

COVER<br />

S. 54<br />

S. 96<br />

S. 68<br />

S. 30<br />

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FOTOAUSRÜSTUNG<br />

FÜRS KLEINE<br />

BUDGET<br />

Telezoom | Studioblitz | Blitzfolien<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 145


FOTOAUSRÜSTUNG<br />

FÜRS KLEINE<br />

BUDGET<br />

Daniel Lezano / Paul Ward<br />

Budget: 250 Euro<br />

Thema: Studioblitzausrüstung<br />

STUDIO-BELEUCHTUNGEN sind das ganze<br />

Jahr über im Einsatz, besonders häufi g im<br />

Herbst und Winter, wenn das Wetter schlecht<br />

ist und die fotografi schen Aktivitäten sich ins<br />

Studio verlagern. Manche von uns haben<br />

Erfahrung mit Studiobeleuchtung, für andere<br />

ist es Neuland, weil bis vor kurzem wegen der<br />

hohen Kosten nicht an eine Anschaffung zu<br />

denken war. Seit einigen Jahren sind jedoch<br />

preiswerte Lichtanlagen auf dem Markt,<br />

sowohl von etablierten Marken als auch<br />

weniger bekannte Produkte aus China.<br />

Grund genug, sich näher mit ihnen zu<br />

befassen, und für uns Anlass für eine<br />

Einführung in den Umgang mit<br />

Studiobeleuchtung. Wir haben uns im Internet<br />

umgesehen und mit einer Reihe von<br />

Großhändlern gesprochen, um uns eine<br />

Marktübersicht zu verschaffen. Dabei erhielten<br />

wir ein Angebot, das wir zunächst für zu schön<br />

hielten, um wahr zu sein: ein komplettes<br />

Studiolicht-System mit drei Blitzköpfen für<br />

gerade mal 187,99 . Doch bevor wir dieses<br />

System vorstellen, zunächst einige allgemeine<br />

Hinweise für alle, die ernsthaft daran denken,<br />

sich eine Studiobeleuchtung zuzulegen.<br />

<strong>Die</strong> Auswahl an Studiolicht-Systemen ist riesig<br />

und umfasst so viele Optionen, dass es schwer<br />

fällt, sich nicht verwirren zu lassen. Zuerst<br />

müssen Sie entscheiden, ob Sie ein<br />

Blitzsystem oder permanente Leuchten<br />

bevorzugen. Letztere arbeiten mit Wolframoder<br />

LED-Lampen und haben den Vorteil, dass<br />

sie bei der Arbeit permanent angeschaltet sind.<br />

Das erleichtert die Einstellung, sodass Sie sich<br />

bei der <strong>Aufnahme</strong> keine Gedanken über das<br />

Auslösen und die Lichtsteuerung machen<br />

müssen. <strong>Die</strong> Nachteile sind, dass die Leistung<br />

begrenzt ist, dass es weniger Zubehör gibt als<br />

für Blitzanlagen und dass selbst die billigsten<br />

Modelle mehr kosten als ein preiswertes<br />

Studioblitzsystem.<br />

Ein Studioblitzsystem bietet zusätzlich zur<br />

Blitzauslösung eine Einstellleuchte, die ein<br />

kontinuierliches Licht erzeugt und Ihnen hilft,<br />

das Licht so zu formen, wie Sie es bei ihrer<br />

<strong>Aufnahme</strong> für notwendig halten. <strong>Die</strong> Kamera<br />

muss entweder per Kabel oder drahtlos mit<br />

dem Hauptblitzkopf verbunden sein. Bei der<br />

<strong>Aufnahme</strong> wird das Licht dieses Hauptblitzes<br />

von den anderen Blitzköpfen durch einen<br />

eingebauten Sensor registriert, worauf sie<br />

ihren eigenen Blitz auslösen. Ein Vorteil von<br />

Blitzsystemen besteht darin, dass sie variabler<br />

steuerbar und deshalb vielseitiger sind als<br />

Dauerlichtsysteme, obwohl die niedrige<br />

Leistung der meisten preiswerten Blitzsysteme<br />

Sie dazu zwingen wird, ohnehin nur mit den<br />

höheren Blitzleistungen zu arbeiten.<br />

Worauf Sie auf jeden Fall achten müssen, ist<br />

die Recycling-Zeit, jene Zeit die verstreicht, bis<br />

die Akkus der Blitzköpfe nach einer <strong>Aufnahme</strong><br />

wieder aufgeladen und das System damit<br />

erneut einsatzbereit ist. Je kürzer diese Zeit ist,<br />

desto schneller können Sie arbeiten. Ein letzter<br />

Schnäppchenpreis...<br />

Nicer Drei-Kopf Studioblitz<br />

180W<br />

Preis: 187,99 Euro bei Amazon<br />

Website: www.amazon.de<br />

Das Set: 3 Nicer 180W Blitzköpfe; drei<br />

federgedämpfte Lichtstative; 2 50x70cm<br />

Softboxen; 1 weißer Brolly für weiches<br />

Licht; 1 silberner Brolly für hartes Licht; 1<br />

Satz „Scheunentore“, Wabendiffusor und<br />

Blitzfolien; 4-Kanal Fernauslösesystem;<br />

gefütterte Tragetasche.<br />

Nicer 180W Blitzkopf – technische Daten:<br />

Leistung: 180 Watt<br />

Leistungssteuerung: 1/8 der vollen<br />

Leistung bis zu voller Leistung in ganzen<br />

Blendenstufen<br />

Recycling-Zeit: 2,5 Sekunden auf volle<br />

Leistung; 1 Sekunde auf halbe Leistung<br />

Farbtemperatur: 5500K – 5600K<br />

Leitzahl: 48 (ISO 100, m)<br />

Einstelllicht: vorhanden<br />

146 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Studioblitz-Ausrüstung<br />

Einsichten des Profis: Paul Ward<br />

„Zuerst dachte ich, Daniel erlaube<br />

sich einen Scherz, als er mich bat,<br />

dieses Blitzsystem auszuprobieren,<br />

doch er meinte es völlig ernst.<br />

Nun, ich bin zwar professioneller<br />

Fotograf, aber als Pragmatiker auch<br />

bereit, mit Budget-Lösungen zu<br />

arbeiten – ich hatte mir früher sogar einmal selbst ein<br />

Beleuchtungssystem gebaut. Wenn ein System<br />

zuverlässig tut, was es soll, ist der Preis völlig<br />

gleichgültig. Trotzdem klang es zu gut, um wahr zu<br />

sein: ein System mit drei Blitzköpfen für unter 200<br />

und dazu haufenweise Zubehör.<br />

Ich war angenehm überrascht von der Qualität der<br />

einzelnen Komponenten und wie gut man damit<br />

arbeiten konnte: <strong>Die</strong> Köpfe aus Kunststoff sind klein,<br />

leicht und entsprechend problemlos im Studio zu<br />

bewegen. <strong>Die</strong> Blitzleistung ist nicht so hoch wie<br />

ich mir wünschte, doch da meine Kamera auch<br />

bei höheren Empfindlichkeiten kein Bildrauschen<br />

erzeugt, setze ich einfach den ISO-Wert hinauf.<br />

Auch das Zubehör ist in Ordnung und schafft<br />

keinerlei Probleme. Leider funktionierten aber<br />

die Sekundärblitzköpfe nicht, wenn ich in heller<br />

Umgebung in einer Mischung aus Tageslicht und<br />

Blitzlicht fotografieren wollte.<br />

Natürlich muss man Abstriche machen, wenn man<br />

mit Billig-Ausrüstung arbeitet, doch es waren bei<br />

weitem nicht so viele wie erwartet. Wenn Sie also<br />

ein Studioblitzsystem für den schmalen Geldbeutel<br />

suchen, haben Sie es hiermit gefunden.“<br />

„Ein Blitzsystem mit drei Blitzköpfen für deutlich unter<br />

200 € mit haufenweise Zubehör – das klang zu gut um<br />

wahr zu sein.<br />

Ich war angenehm überrascht von der Qualität und wie<br />

gut man damit arbeiten konnte.“ PAUL WARD<br />

Oben: Mit drei Studio Blitzköpfen eröffnen sich ganz<br />

neue Beleuchtungsmöglichkeiten, auch für den kleinen<br />

Geldbeutel.<br />

Rechts: Das Zubehör ist von überraschend guter<br />

Qualität. <strong>Die</strong>ses Foto entstand mit Hilfe von zwei<br />

Softboxen und einem Schirm, der das Haar beleuchtete.<br />

Punkt, an den Sie denken müssen, wenn Sie<br />

vorhaben, das Lichtsystem einige Jahre lang<br />

zu nutzen, ist die Antwort auf die Frage,<br />

welches Zubehör an den Blitzköpfen montiert<br />

werden kann: gibt es eine gute Auswahl an<br />

Softboxen, Refl ektoren und Brollies, falls Sie<br />

diese Dinge eines Tages hinzukaufen wollen?<br />

Wenden wir uns nun dem von uns getesteten<br />

Blitzsystem zu. Den Markennamen „Nicer“<br />

hatten wir nie zuvor gehört. Das System kostet<br />

187,99 bei Amazon, plus Versandkosten, ein<br />

unglaublicher Preis, verglichen mit den<br />

Größenordnungen, die wir sonst bei<br />

Studiobeleuchtung gewohnt sind. Doch wenn<br />

sich das System als brauchbar und zuverlässig<br />

erweisen sollte, ist es der beste Kauf, den wir je<br />

getätigt haben.<br />

Für deutlich unter 200 erhalten Sie drei<br />

Studio-Blitzköpfe mit vollständigem<br />

Setup<br />

Studioblitzsystem<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />

147


FOTOAUSRÜSTUNG<br />

FÜRS KLEINE<br />

BUDGET<br />

„<strong>Die</strong> Bedienelemente an der Rückseite sind ergonomisch<br />

angeordnet und klar gekennzeichnet, bei der Handhabung<br />

dürften keine Probleme zu erwarten sein. <strong>Die</strong> Zubehörliste<br />

ist beeindruckend.“ DANIEL LEZANO<br />

Zubehör: Lichtstative, Softboxen und Brollies,<br />

außerdem „Scheunentore“, einen<br />

Wabendiffusor und Blitzfolien, dazu ein<br />

drahtloses Auslösesystem und die<br />

Transporttasche für alle Einzelteile –<br />

beeindruckend!<br />

<strong>Die</strong> Frage ist jedoch, ob die Produkte dieses<br />

Herstellers tatsächlich zuverlässig<br />

funktionieren und ebenso hochwertige Fotos<br />

liefern wie die teureren Systeme, deren<br />

Zuverlässigkeit bekannt ist.<br />

Zuverlässigkeit ist der entscheidende<br />

Punkt bei Studioblitzsystemen.<br />

Viele Systeme, besonders die<br />

ersten Billigimporte aus<br />

China, wiesen alle nur<br />

denkbaren Fehlfunktionen<br />

auf, sie funktionierten nach<br />

entweder ein paar Blitzen<br />

schon nicht mehr und<br />

manche fi ngen sogar Feuer.<br />

Das gehört zwar der<br />

Vergangenheit an, doch Sie<br />

sollten sich immer der Tatsache<br />

bewusst sein, das ein Blitzkopf mit einer<br />

extrem hohen Stromspannung arbeitet, um<br />

den Blitzausstoß erzeugen zu können.<br />

Schlecht verarbeitete oder falsch konstruierte<br />

Blitzköpfe bergen deswegen das Risiko des<br />

Überhitzens, und im Extremfall könnten Sie<br />

sich einen Stromschlag einfangen.<br />

<strong>Die</strong> Qualität der Nicer GY-180 Blitzköpfe<br />

TIPP<br />

SYSTEMZUBEHÖR<br />

Achten Sie bei der Auswahl eines<br />

Studioblitzsystems darauf, welche Art<br />

der Befestigung für Zubehör wie Softboxen<br />

und Reflektoren vorgesehen ist. Meistens<br />

werden Elinchrom- oder Bowenskompatible<br />

Systeme verwendet, doch hier<br />

handelt es sich um einen obskuren<br />

Mechanismus, der die Art des<br />

möglichen Zubehörs, das sie an<br />

den Blitzköpfen befestigen<br />

können, einschränkt.<br />

scheint auf den ersten Blick zufriedenstellend<br />

zu sein, obwohl ausschließlich<br />

Kunststoffmaterialien verwendet werden. Aber<br />

was will man realistischerweise bei diesem<br />

Preis erwarten? <strong>Die</strong> Bedienelemente an der<br />

Rückseite der Blitzköpfe sind ergonomisch<br />

angeordnet und klar gekennzeichnet, bei der<br />

Handhabung dürften demnach keine<br />

Probleme zu erwarten sein. <strong>Die</strong> Menge an<br />

Zubehör ist beeindruckend. <strong>Die</strong> Lichtstative<br />

machen einen besseren Eindruck als<br />

erwartet und erfüllen ihren Zweck<br />

voll und ganz. Auch an der<br />

Qualität der Softboxen und<br />

Brollies gibt es nicht das<br />

Geringste auszusetzen,<br />

auch wenn das<br />

Zusammensetzen der<br />

Softboxen eine ziemliche<br />

Fummelei ist. Das haben<br />

wir allerdings auch schon bei<br />

wesentlich teureren Marken<br />

erlebt. <strong>Die</strong> „Scheunentore“, der<br />

Wabendiffusor und die Blitz-Folien<br />

sind gleichfalls von überraschend guter<br />

Qualität. <strong>Die</strong> drahtlosen Auslöser wirken ein<br />

wenig klapprig, erfüllen jedoch ihre Aufgabe.<br />

Auch die Transporttasche ist gut verarbeitet,<br />

wir konnten jedoch nicht alle Einzelteile hinein<br />

bekommen.<br />

Würde man nur dieses Zubehör einzeln von<br />

Markenherstellern kaufen, wäre es um einiges<br />

teurer als diese gesamte Blitzanlage.<br />

Bedienungselemente<br />

2<br />

1<br />

8<br />

1) Test: Drücken Sie diese Taste, um zu prüfen,<br />

ob Hauptblitz und Sekundärblitzköpfe korrekt<br />

angesteuert werden und auslösen.<br />

2) Power: Schaltet den Blitzkopf ein und aus.<br />

3) Sekundärblitz: registriert den Blitz des<br />

Hauptblitzgeräts und löst dadurch den eigenen<br />

Blitz aus. Wenn Sie einen Brolly verwenden,<br />

drehen Sie den Sensor des Blitzkopfs so, dass<br />

dessen schwarze Seite dem Schirm zugewandt<br />

ist.<br />

4) Remote: (Wozu diese LED dienen soll, hat sich<br />

uns nicht erschlossen …)<br />

5) Ready: Leuchtet auf, wenn der Blitzkopf<br />

aufgeladen und schussbereit ist.<br />

6) Model: Schaltet das Einstelllicht ein oder aus.<br />

7) Sync: Für Synchronkabel mit 3,5 mm<br />

Klinkenstecker.<br />

8) Netzanschluss: Für das mitgelieferte,<br />

dreipolige Netzkabel. Über der Buchse befindet<br />

sich die 5-Ampere-Sicherung.<br />

3<br />

4 5<br />

6<br />

7<br />

148 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Studioblitz-Ausrüstung<br />

Setup<br />

Andere preiswerte Optionen<br />

Das Angebot an Studioblitzsystemen für das schmale Budget ist nicht überwältigend, doch eine<br />

gewisse Auswahl ist vorhanden. Wir haben uns auf Sets mit zwei Blitzköpfen beschränkt, weil sie mehr<br />

gestalterische Möglichkeiten bieten, es sind aber auch Sets mit nur einem Blitzkopf erhältlich.<br />

Schmeichelhaftes Licht<br />

Oben: 180W sind wahrlich keine Riesenleistung,<br />

doch einer der Blitzköpfe, der gegen die weiße Wand<br />

hinter dem Fotografen gerichtet war, sorgte in der<br />

Kombination mit dem Hintergrundlicht für die<br />

erforderliche Beleuchtung.<br />

Leider konnten wir nicht herausfi nden,<br />

welches Befestigungssystem Nicer für seine<br />

Blitzköpfe verwendet; die Anschlüsse von<br />

Elinchrom und Bowens passen jedenfalls<br />

nicht. Es könnte also ein Problem geben, wenn<br />

Sie später zusätzliches Zubehör nachkaufen<br />

wollen. <strong>Die</strong> Blitzleistung von 180 Watt liegt<br />

deutlich unter den 250W, 500W und 750W<br />

Blitzköpfen, die von Markenherstellern<br />

angeboten werden, sie reicht jedoch für die<br />

Bedürfnisse des Amateurfotografen<br />

vollkommen aus. Sie können damit alles<br />

fotografi eren, vom Still-Leben bis zum Porträt,<br />

doch Sie müssen die durch die geringe<br />

Blitzleistung hervorgerufenen Beschränkungen<br />

berücksichtigen. Wenn Sie beispielsweise die<br />

Softboxen oder Brollies benutzen, müssen Sie<br />

Interfit EX150 Mk II Two-Head Kit<br />

Preis: unter 270 Euro<br />

www.interfitphotographic.com<br />

Wenn Sie nach einer<br />

kostengünstigen Lösung<br />

eines renommierten<br />

Markenherstellers suchen,<br />

dann gehört dieses Interfit Set<br />

zu den preiswertesten<br />

Möglichkeiten. <strong>Die</strong> Blitzköpfe<br />

bestehen aus Polyester und leisten jeweils 150 W,<br />

die in vier Leistungsstufen abrufbar sind. Das<br />

System besteht aus zwei Lichtstativen, einem<br />

Brolly, einer 60 cm Softbox, zwei luftgefederten<br />

Ständern, einem Synchronkabel, und einer DVD<br />

mit Bedienungsanleitung als PDF-Datei.<br />

Lencarta SmartFlash Twin Kit<br />

Preis: ca. 370 Euro<br />

www.lencarta.com<br />

In den vergangenen Jahren<br />

hat sich Lencarta den Ruf<br />

erworben, solide Studioblitz<br />

Systeme zu günstigen Preisen<br />

anzubieten. <strong>Die</strong>ses<br />

SmartFlash Kit besteht aus<br />

zwei 200W-Blitzköpfen mit<br />

eingebauten Kühlventilatoren, vier<br />

Leistungsstufen und Einstell-Lichtern. Das<br />

mitgelieferte Zubehör umfasst zwei Ständer, zwei<br />

Reflektoren, zwei Synchronkabel und einen<br />

silbernen und einen weißen Brolly. Ein drahtloser<br />

Fernauslöser kann separat dazu gekauft werden.<br />

Angesichts der Leistung ist es ein Set zu einem<br />

attraktiven Preis.<br />

Elinchrom D-Lite One RX Kit<br />

Preis: ca. 435 Euro<br />

www.theflashcentre.co.uk<br />

Der Schweizer Hersteller<br />

Elinchrom ist seit langem für<br />

zuverlässige und qualitativ<br />

hochwertige, professionelle<br />

Blitzausrüstung bekannt, ist<br />

aber seit einigen Jahren mit<br />

seinen D-Lite Systemen<br />

preislich auch für Amateurfotografen interessant.<br />

<strong>Die</strong>ses System umfasst zwei kompakte, sehr gut<br />

verarbeitete 100W-Blitzköpfe mit sechs<br />

Leistungsstufen, zwei Ständern, zwei Brollies,<br />

zwei Reflektoren, eine Tragetasche und einen<br />

Skyport Transmitter zum kabellosen Auslösen. Es<br />

ist ein preiswerter Einstieg in ein qualitativ<br />

hochwertiges System, wenn Sie mit der relativ<br />

geringen Blitzleistung leben können.<br />

die Lichtquellen näher an ihr Motiv heran<br />

bringen, als sie das normalerweise tun<br />

würden, oder Sie müssen die ISO-<br />

Empfi ndlichkeit erhöhen. Auch die<br />

Recycling-Zeit der Blitzköpfe ist länger als wir<br />

es von den Elinchrom- und Bowens-Systemen<br />

gewohnt sind, doch damit durfte man<br />

rechnen. Am Schluss ist noch zu bemerken,<br />

dass das Einstelllicht mit konstanter Helligkeit<br />

leuchtet, egal welche Blitzleistung Sie an den<br />

Blitzköpfen einstellen. Abgesehen davon<br />

hatten wir bei der Verwendung des Nicer-<br />

Systems in unserem Studio nichts daran<br />

auszusetzen. Wir schalteten die Blitzköpfe aus,<br />

wenn wir sie zwischen den <strong>Aufnahme</strong>n länger<br />

Elemental Trinity Nano 400W Kit<br />

Preis: ca. 325 Euro<br />

www.studio-flash.com<br />

Elemental ist seit einigen<br />

Jahren mit Low-Cost-<br />

Fotozubehör auf dem Markt.<br />

<strong>Die</strong> Studioblitz-Systeme sind<br />

preisgünstig und doch<br />

hochwertig und werden in<br />

einer Reihe von Sets mit<br />

einem und zwei Blitzköpfen angeboten. <strong>Die</strong>ses ist<br />

das preiswerteste 2-Kopf-Set und besteht aus zwei<br />

400W Nano-Blitzköpfen, einem Streulicht-<br />

Reflektor, einer Softbox, einem Brolly, zwei<br />

Ständern, zwei Synchronkabeln, einem 5-in-1<br />

Reflektor-Kit, einem drahtlosen Auslösesystem,<br />

einer Transportbox und Einstell-Leuchten. Es ist ein<br />

solides System, das für 450 auch in einer<br />

800W-Version lieferbar ist.<br />

Bowens Gemini 200/200 Kit<br />

Preis: ca. 490 Euro<br />

www.bowensdirect.com<br />

Bowens Einstiegssystem<br />

umfasst zwei kompakte<br />

200W Blitzköpfe aus Metall<br />

mit fünf Leistungsstufen,<br />

Einstell-Leuchten, zwei<br />

36-Inch-Schirme,<br />

220°-Reflektoren, zwei<br />

Ständer, Synchronkabel und Tragetasche. Es ist ein<br />

gut verarbeitetes, zuverlässiges System eines<br />

renommierten Herstellers, aber mehr als doppelt so<br />

teuer wie das hier von uns vorgestellte Blitzsystem.<br />

Metz BL-200 Twin-Head Kit<br />

Preis: ca. 490 Euro<br />

www.intro2020.co.uk<br />

Der deutsche Hersteller Metz<br />

ist für seine hochwertigen,<br />

leistungsstarken Blitzgeräte<br />

bekannt, bietet aber auch<br />

Studioblitz-Anlagen an.<br />

<strong>Die</strong>se besteht aus zwei<br />

BL-200-Köpfen mit jeweils<br />

200W Leistung, die in sechs Leistungsstufen<br />

eingestellt werden können, zwei luftgefederten<br />

Ständern, einer Softbox, einem Schirm und einer<br />

Tragetasche.<br />

nicht benötigten, hauptsächlich wegen der<br />

bekannten Horror-Geschichten über andere<br />

Billigsysteme, doch wir hatten diesbezüglich<br />

keinerlei Probleme.<br />

Wenn Sie also immer schon in die Studioblitz-<br />

Fotografi e einsteigen wollten, die hohen<br />

Kosten Sie aber bisher davon abgehalten<br />

haben, dann ist dieses Set mit drei Blitzköpfen<br />

genau das Richtige für Sie. Sicher ist es im<br />

Vergleich zu Profi systemen nicht sehr<br />

leistungsstark, doch wenn Sie sich anschauen,<br />

was sie für 187,99 an Gegenwert<br />

bekommen, dürfte sich die weitere Diskussion<br />

erübrigen.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 149


<strong>Digitale</strong><br />

UPDATE<br />

www.digitale-fotografi e-magazin.de<br />

<strong>Die</strong> nächste Ausgabe ist<br />

ab 15. April im Handel.


FOTOAUSRÜSTUNG<br />

FÜRS KLEINE<br />

BUDGET<br />

Telezoom |<br />

Studioblitz |<br />

Blitzfolien<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 151


FOTOAUSRÜSTUNG<br />

FÜRS KLEINE<br />

BUDGET<br />

Daniel Lezano / Paul Ward<br />

Budget: 10 Euro<br />

Thema: Blitzfolien<br />

NORMALERWEISE STELLEN wir Fotozubehör<br />

vor, das eigens für einen bestimmten Zweck<br />

entwickelt und hergestellt wurde. <strong>Die</strong>smal<br />

haben wir ein Alltagsprodukt berücksichtigt, das<br />

eigentlich ganz anderer Verwendung dient, als<br />

preiswerte Alternative zu den farbigen Folien für<br />

die Blitzfotografie.<br />

<strong>Die</strong>se Folien bieten sowohl bei Verwendung mit<br />

Blitzgeräten als auch mit Studioleuchten eine<br />

einfache Möglichkeit, bestimmte Bildbereiche<br />

einzufärben. Eine farbige Folie vor der<br />

Lichtquelle verwandelt die ansonsten<br />

tageslichtähnliche Studiobeleuchtung ganz oder<br />

zum Teil in ein tiefes Rot, ein kaltes Blau oder ein<br />

ruhiges Grün.<br />

Üblicherweise werden solche Folien zur<br />

Ausleuchtung des Hintergrunds verwendet, der<br />

dadurch visuell aufgewertet wird und dem Bild<br />

seine beabsichtigte Grundstimmung verleiht.<br />

Im Studio wird dazu ein einzelner Blitzkopf mit<br />

Folie auf einen weißen Hintergrund gerichtet,<br />

um ihm die gewünschte Farbe zu geben.<br />

Bei Außenaufnahmen kann starkes,<br />

farbiges Licht, das von<br />

Oberflächenstrukturen wie<br />

Mauerwerk zurückgeworfen<br />

wird, die Kulisse als Ganzes<br />

attraktiver machen.<br />

Der Einsatz der Folien ist<br />

jedoch nicht nur auf den<br />

Hintergrund oder die<br />

Umgebung des Motivs<br />

beschränkt. Bei<br />

Porträtaufnahmen beispielsweise<br />

kann auch das Model farbig<br />

angeleuchtet werden, um eine bestimmte<br />

Stimmung zu erzeugen.<br />

Ebenso wenig ist diese <strong>Aufnahme</strong>technik auf<br />

eine einzige Farbe beschränkt. Wenn Sie<br />

mehrere Blitzköpfe verwenden, können Sie die<br />

ACHTUNG!<br />

FEUERGEFÄHRLICH!<br />

Wenn Sie Ihre eigenen Studioblitz-<br />

Folien fabrizieren, denken Sie daran,<br />

dass die Hitze der Blitzköpfe ohne<br />

weiteres in der Lage ist, eine solche Folie<br />

zum Schmelzen zu bringen. Deswegen ist<br />

es wichtig, dass sie die Einstell-Leuchte<br />

abnehmen, bevor Sie mit der Arbeit<br />

beginnen. Überprüfen Sie die<br />

Blitzköpfe regelmäßig auf<br />

Überhitzung, damit das<br />

Cellophan der Blitzfolien<br />

nicht schmilzt.<br />

Kombination von zwei oder mehr Farben<br />

ausprobieren – ein weites Feld für kreative<br />

Experimente. Blau und Rot ergänzen sich sehr<br />

gut, wenn man sie richtig einsetzt, auch eine<br />

dritte Farbe ist vertretbar, doch mehr als drei<br />

Farben sind nur noch schwer zu steuern,<br />

lenken meistens vom Motiv ab und<br />

sind insofern keine Verbesserung<br />

mehr.<br />

Beginnen Sie mit nur einer<br />

Farbe und wenn der Effekt<br />

stimmt, nehmen Sie<br />

eventuell eine zweite hinzu<br />

und beurteilen kritisch, ob<br />

dies dem Motiv bekommt.<br />

Falls nicht, versuchen Sie<br />

eine andere Kombination<br />

oder verzichten auf die zweite<br />

Farbe.<br />

Blitzfolien sind eigentlich nicht<br />

besonders teuer. Sets von Markenherstellern,<br />

bestehend aus einer Halterung und einer<br />

Grundausstattung an Farbfolien, gibt es für unter<br />

20 ; doch wenn Sie mehrere Blitzgeräte und<br />

zusätzlich noch Studioleuchten benutzen,<br />

Oben: <strong>Die</strong> Blitzfolien bestehen aus dünnen<br />

Cellophan-Bögen im A4-Format, die durch<br />

Gummibänder am Blitzkopf fixiert werden.<br />

Rechts: <strong>Die</strong> Folien können auch dazu verwendet<br />

werden ihr Model anzuleuchten, nicht nur den<br />

Hintergrund.<br />

Unten: <strong>Die</strong>ser Vergleich zeigt, wie die Folien benutzt<br />

werden können, um einen Hintergrund einzufärben.<br />

Wenn Sie mehrere Folien übereinanderlegen,<br />

verstärkt sich der Effekt.<br />

brauchen Sie wegen der Größenunterschiede ein<br />

Set für jede Lichtquelle. Außerdem sind die<br />

Folien als Verbrauchsmaterial anzusehen, denn<br />

sie sind empfindlich, werden deswegen leicht<br />

beschädigt und müssen ersetzt werden.<br />

Deswegen lohnt es sich durchaus, nach<br />

preiswerten Alternativen Ausschau zu halten.<br />

Womit wir denn auch beim Thema sind:<br />

Preiswerte Alternativen für Blitzfolien der<br />

Markenhersteller – und die bestehen aus<br />

Cellophan-Geschenkpapier!<br />

In unserem Fall waren es genau 48 Folien, die<br />

wir für deutlich unter 10 bei Amazon bestellt<br />

haben. Es dauerte zwar über eine Woche, aber<br />

dann bekamen wir je sechs Folien in sechs<br />

Ohne Cellophan Grünes Cellophan Rotes Cellophan<br />

152 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Blitzfolien<br />

Unser Schnäppchen<br />

48 A4-Bögen sortiertes,<br />

farbiges Cellophan<br />

Preis: Unter zehn Euro von CRAFCO, bestellt<br />

bei Amazon<br />

Website: www.amazon.de<br />

Das Set enthält 48 A4-Cellophan Bögen mit<br />

je 6 der Farben Orange, Blau, Grün, Gelb und<br />

Violett.<br />

Einsichten des Profis: Paul Ward<br />

„Ein Set professioneller<br />

Qualitäts-Blitzfolien kann<br />

recht teuer sein. Wenn Sie<br />

nur experimentieren wollen,<br />

um die Effekte der Folien<br />

kennenzulernen, ist dieses<br />

Folienset – obwohl eigentlich<br />

für Geschenkverpackungen gedacht – das<br />

richtige. <strong>Die</strong> Folien sind sehr dünn und die<br />

Haltbarkeit nicht mit professionellen Blitzfolien<br />

zu vergleichen, doch sie sind so leicht<br />

mitzuführen, dass sie stets ein paar dabei<br />

haben können für den Fall, dass sich eine<br />

Gelegenheit zur Verwendung ergibt. Ein<br />

Gummiband ist die unkomplizierteste Art der<br />

Befestigung am Blitzkopf, damit sind sie für<br />

alle Eventualitäten gerüstet.<br />

Bei einem Preis unter 10 Euro können Sie<br />

nichts falsch machen, und wenn Sie Spaß an<br />

dieser Art <strong>Fotografie</strong> finden, können sie sich<br />

später noch Blitzfolien-Halterungen zulegen.“<br />

Blaues Cellophan<br />

„Blitzfolien sind nicht besonders teuer, Sets von<br />

Markenherstellern gibt es für unter 20 €. Wenn Sie<br />

mehrere Blitzgeräte und Studioleuchten benutzen,<br />

brauchen Sie aber wegen der Größenunterschiede ein<br />

Set für jede Lichtquelle.“ DANIEL LEZANO<br />

unterschiedlichen Farben geliefert, mit denen wir<br />

ausprobieren konnten, wie alltagstauglich sie<br />

sich bei ihrem zweckentfremdeten Einsatz<br />

erweisen würden.<br />

Eigentlich als präsentable Geschenkverpackung<br />

gedacht, sind unter den sechs Farben auch die<br />

dabei, die üblicherweise im Studio verwendet<br />

werden. <strong>Die</strong> Verwendung farbiger Plastikfolie als<br />

Blitzfolienersatz ist übrigens gar keine neue Idee,<br />

dass Bonbon-Papier von „Quality Street“ muss<br />

schon seit Jahrzehnten zu diesem Zweck<br />

herhalten – nachdem die Süßigkeiten verputzt<br />

sind, versteht sich. Der Vorteil an den Cellophan-<br />

Bögen ist, dass sie einerseits groß genug sind,<br />

um daraus mehrere Streifen für einen Blitzkopf<br />

schneiden zu können, andererseits aber auch für<br />

eine Studioleuchte zugeschnitten und sogar<br />

gefaltet werden können. Das bedeutet, Sie<br />

können mehrere Lagen übereinanderlegen um<br />

die Farbe zu intensivieren, wodurch allerdings<br />

die Intensität des Lichts abgeschwächt wird.<br />

Doch das können Sie ganz einfach<br />

kompensieren, indem sie die Blitzleistung<br />

erhöhen.<br />

Sie können außerdem mehrere Farben mischen<br />

und auf diese Weise neue Farben erzeugen. <strong>Die</strong><br />

Folien im DIN-A4 Format müssen allerdings<br />

vorsichtig behandelt werden – sie sind sehr dünn<br />

und knittern sehr leicht. Das ist jedoch ein<br />

Vorteil, wenn Sie die Wirkung einer Farbe<br />

verstärken wollen, denn dann können Sie die<br />

Folie mühelos mehrfach falten. Bei sechs<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 153


FOTOAUSRÜSTUNG<br />

FÜRS KLEINE<br />

BUDGET<br />

Eigene Blitzfolien herstellen<br />

So wird’s gemacht:<br />

Blitzfolien<br />

Legen Sie eine A4-Folie auf eine flache<br />

saubere Oberfläche und falten Sie sie zu einer<br />

zweilagigen Folie im DIN A5-Format. <strong>Die</strong>se<br />

falten Sie noch einmal längs in der Mitte.<br />

<strong>Die</strong>se Blitzfolie aus vier Lagen Cellophan<br />

befestigen Sie mit einem Gummiband am<br />

Blitzkopf.<br />

Streulicht-Reflektor<br />

Entfernen Sie die Einstell-Leuchte des<br />

Blitzkopfs. Befestigen Sie Ihre improvisierte<br />

Blitzfolie mit Krepp-Band an der Vorderseite<br />

des Streulicht-Reflektors.<br />

Softboxen<br />

Entfernen Sie den Front-Diffusor und die<br />

Einstellleuchte. Befestigen Sie Ihre Blitzfolie<br />

mit Krepp-Band an der Innenseite der<br />

Softbox und bringen Sie den Diffusor wieder<br />

an. Überprüfen Sie die Folie regelmäßig, um<br />

sicherzustellen, dass Sie nicht schmilzt.<br />

„Wenn Sie feststellen, dass sie wirklich Spaß an der Arbeit<br />

mit Blitzfolien haben, lohnt es vielleicht, ein komplettes<br />

Blitzfolien-Set mit Halterung anzuschaffen.“<br />

Folien pro Farbe können Sie sich auch einmal<br />

einen Fehler erlauben, denn Sie haben genug<br />

Ersatz. Theoretisch lässt sich ein DIN A4 Bogen<br />

in mehr als 20 Folien für ein Standard Blitzgerät<br />

zerschneiden und in immer noch vier oder fünf<br />

für einen Studio Blitzkopf. Allerdings sind die<br />

Folien so dünn, dass sie bei einlagigem<br />

Gebrauch kaum Farbwirkung erzeugen. Sie<br />

müssen mit mindestens drei Lagen arbeiten, um<br />

eine effektvolle Einfärbung Ihres Motivs zu<br />

erreichen. Unserer Erfahrung nach sind 4-5<br />

Lagen nötig, damit der Effekt dem einer<br />

regulären Blitzfolie entspricht. Am besten falten<br />

Sie einen A4-Bogen drei- oder vierfach, dann<br />

steht noch genug Material über, damit sie die<br />

improvisierte Blitzfolie mit Gummiband am<br />

Blitzkopf befestigen können. Das ist ohnehin die<br />

DANIEL LEZANO<br />

einfachste und schnellste Methode. Natürlich<br />

können Sie einen Bogen auch so zuschneiden,<br />

dass sie einzelne Folien erhalten, die etwas<br />

größer sind als der Blitzkopf und diese mit<br />

kleinen Stücken Klettband an den Kanten<br />

befestigen. Wie auch immer Sie es anstellen, Sie<br />

haben 48 Bögen zur Verfügung und vielleicht<br />

finden Sie ihre eigene Methode der Befestigung.<br />

Wir sind beim Gummiband geblieben und haben<br />

die A4-Bögen in zwei Hälften geschnitten so<br />

dass wir je zwei Folien im A5-Format bekamen.<br />

Das gab uns eine höhere Flexibilität bei der<br />

Farbtiefe. Sie werden überrascht sein, welche<br />

Farbtonabstufungen des Lichts Sie durch die<br />

Verwendung von mehr oder weniger Lagen der<br />

gleichen Farbe erreichen können. <strong>Die</strong> Farbe<br />

kann im Bild gerade nur angedeutet sichtbar sein<br />

154 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


Blitzfolien<br />

Blitzfolien<br />

<strong>Die</strong> Auswahl an Blitzfolien-Sets für den Studiogebrauch ist zwar nicht unüberschaubar, aber es sind genug<br />

Angebote darunter, die auch in das Budget eines Amateurfotografen passen. Im Folgenden stellen wir einige<br />

Sets vor, die für die Verwendung mit zwei Blitzköpfen gedacht sind.<br />

Rogue Universal & Grid Gel Kits<br />

Preis: ca. 30 Euro<br />

www.expoimaging.com<br />

Wenn Sie bereit sind, etwas<br />

mehr zu bezahlen, ist dies das<br />

richtige Set für Sie. Der<br />

Hersteller Lee Filters bietet es in<br />

zwei Versionen an: die<br />

rechteckigen Universal-Folien<br />

passen an nahezu alle<br />

Blitzköpfe, während die Version mit runden Folien<br />

speziell für die Rogue-Lichtformer ausgelegt sind.<br />

Beide umfassen 20 unterschiedlich gefärbte Folien<br />

und eine Tasche, in der sie geschützt aufbewahrt<br />

werden. Zum Universal-Set gehört ein elastisches<br />

Band, um die Folien zu fixieren, die Folien des<br />

Rogue-Sets passen in die bereits vorhandene<br />

Einfassung<br />

NicEshop Set Camera Strobist<br />

Flash Color Filter Corrections Gels<br />

Preis: ca. 3 Euro<br />

www.amazon.de<br />

Noch billiger als die Cellophan-<br />

Folien, deren Verwendung wir<br />

ausführlich beschrieben haben,<br />

kommt dieses Set, das für unter<br />

5 im Handel ist. Dafür gibt es<br />

15 Farbfolien in den Maßen<br />

75x48mm, die somit auf fast<br />

alle Blitzköpfe passen. Zusätzlich gibt es eine<br />

Halterung, die nicht nur die gerade verwendete Folie<br />

aufnimmt, sondern in einem gesonderten Köcher<br />

auch den Rest des Folienvorrats. Sie wird mit<br />

Klettband am Blitzkopf befestigt.<br />

Rosco Strobist Collection<br />

Preis: ca. 15 Euro<br />

www.rosco.com/FTVP/strobist.cfm<br />

Rosco produziert seine<br />

Farbfilter seit 1910 und die<br />

Strobist Collection wurde in<br />

Zusammenarbeit mit David<br />

Hobby, dem Betreiber des<br />

populären Blogs www.strobist.<br />

com entworfen. <strong>Die</strong><br />

Foliengröße von 3,25 x 1,5 Inch, passt für fast alle<br />

Blitzgeräte. Zum Set gehören 55 Folien in 20<br />

Farben von kalt bis warm, auch exotische Farben<br />

sind dabei und jede ist mehrfach vorhanden. <strong>Die</strong><br />

richtige Wahl, wenn Sie bereits eine Halterung<br />

haben.<br />

Rosco E-Colour Strobist Gel Pack 1<br />

Preis: ca. 10 Euro<br />

www.eBay.de<br />

<strong>Die</strong>ses Set von 45 Farbfolien<br />

besteht aus von Hand<br />

geschnittenen Rosco E-Colour<br />

Folien. Der Farbumfang ist<br />

immens und die Folien der<br />

Maße 13,5 x 5cm dürften auf<br />

alle im Handel befindlichen<br />

Blitzgeräte passen. 45 Folien für 10 sind ein<br />

exzellenter Gegenwert.<br />

Oben: Wenn Sie mehr als eine farbige Blitzfolie<br />

verwenden, können Sie ungewöhnliche Effekte<br />

erzielen. Hier wurde ein Blitzgerät mit blauer<br />

Folie bestückt und hinter der Jalousie platziert,<br />

ein weiteres Blitzgerät mit roter Folie stand in<br />

Hüfthöhe. Heraus kam dieses farbige,<br />

stimmungsvolle Porträt.<br />

Honl Colour Gels<br />

Preis: ca. 20 Euro<br />

www.flaghead.co.uk<br />

Honl Photo bietet eine<br />

umfangreiche Auswahl an<br />

Blitzzubehör und dazu gehören<br />

auch sechs Farbfolien-Sets zu<br />

je zehn Folien, die mit<br />

Klettband fixiert werden. Sie<br />

passen an jedes Blitzgerät,<br />

sogar an die antiquierten, klobigen „Hammerhead“<br />

Geräte, die zwar kaum noch produziert werden,<br />

aber wegen ihrer enormen Leistung noch lange<br />

nicht vom Aussterben bedroht sind.<br />

Lastolite Colour Gels<br />

Preis: ca. 25 Euro (Starter Kit ca. 75 Euro)<br />

www.lastolite.com<br />

„Lastolite Strobo“ bezeichnet ein<br />

kompaktes Set mit Halterung<br />

für das Blitzgerät, die<br />

unterschiedliche Strobo-<br />

Blitzformer aufnehmen kann.<br />

Das Lastolite Strobo Folienset<br />

wird mit der Folienhalterung<br />

benutzt; es umfasst ein Dutzend Folien, zu denen<br />

auch eine ND- und eine Diffusor-Folie gehören.<br />

oder so intensiv, dass sie alle anderen<br />

überdeckt. Durch Mischen von Folien<br />

unterschiedlicher Farbe können Sie alle<br />

möglichen tonalen Abstufungen erzeugen;<br />

lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf.<br />

Wenn Sie wirklich Spaß an der Arbeit mit<br />

Blitzfolien gefunden haben, lohnt es sich<br />

vielleicht, ein komplettes Blitzfolien-Set mit<br />

Halterung von einem der einschlägigen<br />

Hersteller anzuschaffen und wenn nicht,<br />

haben Sie weniger als zehn Euro<br />

ausgegeben und Sie haben immerhin noch<br />

ein paar Bögen Geschenkpapier für den<br />

nächsten anstehenden Geburtstag oder zu<br />

Weihnachten übrig.<br />

Elinchrom 21cm Colour Gels<br />

Preis: ca. 30 Euro<br />

www.theflashcentre.co.uk<br />

Elinchrom bietet zwei<br />

Farbfoliensets an: <strong>Die</strong> 21cm<br />

Folien passen auf 18cm- und<br />

21cm-Studioblitzköpfe. Das<br />

Set umfasst zehn Folien in den<br />

Farben Magenta, Rot, Orange,<br />

Gelb, Grün, Blau und je zwei<br />

ND- und Frosteffekt-Folien. Das 12cm Folienset ist<br />

für die Ranger-Quadra-Blitzköpfe gedacht und für<br />

23 zu haben.<br />

Bowens Gels<br />

Preis: ca. 45 Euro bis ca. 60 Euro<br />

www.bowensdirect.com<br />

Wenn Sie mit einer Bowens<br />

Studioflash-Beleuchtung<br />

arbeiten, haben Sie mehrere<br />

Optionen. Das BW-1882<br />

Reflektor-Set besteht aus sechs<br />

kreisförmigen Folien von<br />

195mm Durchmesser: Gelb,<br />

Rot, Grün, Cyan, Blau und Weiß. Für die Bowens<br />

Maxilite Reflektoren brauchen Sie das Maxilite<br />

Folienset, bestehend aus 12 achteckigen Folien:<br />

Rot, Gelb, Orange, Magenta, Grün, Cyan,<br />

Dunkelblau, Hellblau, Violett, Grau und Weiß.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 155


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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>


Expertenmeinung<br />

DIE ANREGUNGEN DER PROFIS KÖNNEN AUCH IHNEN HELFEN, BESSERE FOTOS ZU MACHEN.<br />

UNSER<br />

EXPERTEN-<br />

TEAM<br />

DANIEL LEZANO<br />

Fotograf und seit<br />

vielen Jahren<br />

regelmäßig Mitglied<br />

der Jury von<br />

Fotowettbewerben.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

Fotograf und Autor,<br />

spezialisiert auf<br />

Wildlife-, Makro- und<br />

Landschaftsfotografie<br />

LEE FROST<br />

Fotograf und Autor,<br />

spezialisiert auf<br />

Landschaftsfotografie<br />

JORDAN<br />

BUTTERS<br />

Fotograf,<br />

Photoshop-<br />

Spezialist und<br />

Motorsportfan.<br />

BARDENAS REALES<br />

Von Sarah Martinet<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv: NIKKOR 17-35mm f/2.8<br />

Belichtung: 73 Sekunden bei Blende f/11<br />

und ISO 50<br />

Sarah sagt: „<strong>Die</strong>ses Bild, eine<br />

Langzeitbelichtung, entstand in der<br />

Wüstenregion Bardenas Reales im<br />

Südosten Spaniens. Ich hatte großes<br />

Glück mit dem Wetter, denn eine<br />

geschlossene Wolkendecke ist in dieser Region<br />

sehr selten.“<br />

LEE FROST: Was für ein Himmel! Mir<br />

gefallen <strong>Aufnahme</strong>n mit zehnstufi gem<br />

Graufi lter deswegen so gut, weil die Wolken<br />

auf den Bildern so herauskommen wie hier.<br />

<strong>Die</strong> Bilder erhalten ihre Dynamik aufgrund des<br />

Kontrasts zwischen den statischen und den<br />

sich bewegenden Bildelementen, und Sarahs<br />

Foto macht hier keine Ausnahme. Bessere<br />

Wetterbedingungen sind wohl kaum<br />

vorstellbar. Aber ist es deswegen auch ein<br />

außergewöhnliches Foto? Leider bin ich mir<br />

nicht so sicher. <strong>Die</strong> Bildkomposition ist in<br />

Ordnung, die Schotterstraße gibt eine starke<br />

Führungslinie und der Felsgipfel in der Ferne<br />

liefert einen guten Fixpunkt. Doch die Szene<br />

sieht für mich etwas leblos aus. Vielleicht weil<br />

sowohl die Straße als auch die Felsen rechts<br />

und links gleiche Farben und Strukturen<br />

aufweisen. <strong>Die</strong> Kälte des vom Graufi lter<br />

erzeugten Farbstichs und der graue Himmel<br />

bestärken den düsteren Gesamteindruck.<br />

Ich hätte eine Konvertierung nach<br />

Schwarzweiß versucht und geschaut, ob das<br />

einen Unterschied macht; und das hätte es in<br />

diesem Fall, wie rechts im Bild zu sehen ist.<br />

Wenn man aus einem Foto die Farbe entfernt,<br />

nimmt man ihm ein Stück Realität, deswegen<br />

sehen wir das Foto mit anderen Augen.<br />

Urteil: Ein dramatisches Foto, aber ich<br />

denke, in Schwarzweiß sieht es besser aus.<br />

ROSS HODDINOTT: Generell ist nicht viel<br />

auszusetzen an dieser Langzeitaufnahme. <strong>Die</strong><br />

Belichtung ist gut, die Bewegung der Wolken<br />

am Himmel ist perfekt getroffen, und die<br />

Straße wirkt sehr gut als Führungslinie in das<br />

Bild. Doch mich persönlich spricht diese<br />

Landschaft nicht an. Ich fi nde sie weder<br />

attraktiv, dramatisch oder besonders<br />

interessant, weil es kein gerichtetes Licht gibt.<br />

Das Ganze sieht eher fl ach und leblos aus. Da<br />

die Lichtverhältnisse aber nun einmal bei der<br />

<strong>Aufnahme</strong> nicht zu ändern sind, hätte hier ein<br />

bisschen vorsichtiges, selektives<br />

Nachbelichten und Abwedeln bei der<br />

"<strong>Die</strong> Bildkomposition ist in<br />

Ordnung, die<br />

Schotterstraße gibt eine<br />

starke Führungslinie und<br />

der Felsgipfel in der Ferne<br />

liefert einen guten<br />

Fixpunkt."<br />

LEE FROST<br />

Nachbearbeitung einen großen Unterschied<br />

machen können. Wie auch immer, auf jeden<br />

Fall hat Sarah ganz sicher ein gutes<br />

aufnahmetechnisches Know-How, denn diese<br />

karge Landschaft eignet sich hervorragend für<br />

Langzeitaufnahmen. Sie sollte sich beim<br />

nächsten Mal eine attraktivere Szenerie<br />

suchen, die ihre Fähigkeiten besser zur<br />

Geltung bringt.<br />

Urteil: <strong>Aufnahme</strong>technisch gesehen ist hier<br />

nichts Falsches zu erkennen. Für mich sieht<br />

es aber ein bisschen so aus, als sei die<br />

Technik hier um der Technik willen<br />

eingesetzt; die Szene ist einfach nicht<br />

attraktiv genug, um wirklich viel<br />

auszustrahlen.<br />

Nachbearbeitung<br />

SCHWARZWEISS-KONVERSION<br />

Langzeitbelichtung und Schwarzweiß-<br />

Konversion gehen oftmals Hand in<br />

Hand – vielleicht weil beide von der<br />

Realität abweichen, ohne aber völlig<br />

abstrakt zu sein.<br />

Wir haben das Bild mit Silver Efex Pro<br />

von Nik Software nach Schwarzweiß<br />

konvertiert. <strong>Die</strong> Felsböschungen an den<br />

Seiten wurden abgedunkelt und die<br />

Straße aufgehellt, um die Unterschiede<br />

der Farbtöne hervorzuheben und die<br />

Linie der Straße zu betonen.<br />

158 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


BLACK HOLE<br />

Von Janet Salmon<br />

Kamera: Nikon D7000<br />

Objektiv: NIKKOR DX AF-S 10-24mm f/3.5-4.5<br />

Belichtung: 4 Sekunden bei Blende f/22 und<br />

ISO 100<br />

Janet sagt: <strong>Die</strong>se <strong>Aufnahme</strong><br />

wurde in der Nähe von Black Hole<br />

bei Craster gemacht. Nach einem<br />

ereignislosen Sonnenaufgang hellte<br />

sich der Himmel auf. <strong>Die</strong> Bucht<br />

verlangte nach einer Langzeitbelichtung.<br />

Eigentlich war die <strong>Aufnahme</strong> als<br />

Schwarzweißbild geplant, doch als ich die rosa<br />

Schattierungen sah, entschied ich mich<br />

dagegen.<br />

LEE FROST: Ich kenne Black Hole sehr gut, es<br />

liegt nicht weit entfernt von dort, wo ich wohne,<br />

und es ist ein idealer Ort für Sonnenaufgänge.<br />

<strong>Die</strong>ses Bild spiegelt den Charakter des Ortes sehr<br />

gut wider, ständig spülen die Wellen über die<br />

Basaltfelsen im Vordergrund, die hier durch die<br />

Belichtungszeit von 4 Sekunden schön<br />

verschwommen sind. <strong>Die</strong> zarten Farbtöne des<br />

morgendlichen Himmels und die seitlich<br />

aufragenden Felsen rahmen die Szene sehr<br />

schön ein und leiten das Auge zum Horizont.<br />

Doch das Problem für mich ist, dass das Foto<br />

offensichtlich überbelichtet ist. <strong>Die</strong> Farbe des<br />

Himmels ist gerade noch erkennbar, die Felsen<br />

aber wirken flach und stumpf, überhaupt nicht<br />

dramatisch, und das Meer sieht verwaschen<br />

aus. Ich bin mir nicht sicher warum Janet glaubt,<br />

dies sei eine realistische Sicht auf die Szene. Für<br />

mich sieht es aus wie eine unbearbeitete<br />

Raw-Datei, die nach rechts belichtet wurde,<br />

nicht wie ein fertiges Bild. Aber das ist ein<br />

Problem, das sehr einfach gelöst werden kann.<br />

Nur wenig Korrektur an den Tonwerten oder<br />

Gradationskurven ist alles, was es braucht um<br />

das Bild ein wenig abzudunkeln, den Kontrast zu<br />

verstärken und die Farben zu sättigen. Janet<br />

sagt, sie habe das Foto gemacht in der Absicht,<br />

es in Schwarzweiß zu konvertieren. Das Motiv<br />

wäre dazu sehr gut geeignet, doch die Pastelltöne<br />

sehen sehr gut aus, deswegen wäre ich versucht,<br />

es so zu lassen, wie es ist, oder eine Kopie zu<br />

konvertieren, um festzustellen was besser wirkt.<br />

Urteil: Ein stimmungsvolles Foto, das lediglich<br />

ein bisschen Nacharbeit erfordert.<br />

ROSS HODDINOTT: Ich mag den<br />

Vordergrund dieser <strong>Aufnahme</strong>. <strong>Die</strong><br />

Langzeitbelichtung hat hier sehr gut funktioniert.<br />

Das über die Felsen spülende Wasser macht den<br />

Vordergrund attraktiv und erzeugt für mein<br />

Gefühl genau das richtige Maß an Bewegung.<br />

<strong>Die</strong> Bildkomposition mit den Felsen rechts und<br />

links, die das Auge aus der Bucht heraus zum<br />

Horizont führen, ist auch gut geraten. Vielleicht<br />

hätte ich etwas mehr Vordergrund und weniger<br />

Himmel in den Bildausschnitt genommen, doch<br />

ich war nicht vor Ort und es ist ohnehin nur ein<br />

subjektiver Eindruck, dass dies das Bild<br />

verbessert hätte. Janet hätte jedoch das Bild in<br />

der Nachbearbeitung stärker verbessern können.<br />

Es ist ein wenig zu hell und deswegen fehlt<br />

offensichtlich etwas Kontrast. In den Felsen auf<br />

der linken Seite ist mehr Detail vorhanden als ich<br />

erwartet hätte doch ein paar weitere selektive<br />

Korrekturen hätten dem Bild gut getan.<br />

Urteil: Ein hübsches Bild, ich mag das über die<br />

Steine spülende milchige Wasser. Doch es ist<br />

etwas zu hell aus der Nachbearbeitung<br />

gekommen, deswegen fehlt ihm Kontrast.<br />

Nachbearbeitung<br />

KONTRAST VERSTÄRKEN<br />

Man kann in der Nachbearbeitung leicht<br />

zu weit gehen, wir sehen nur allzu oft<br />

Beispiele dafür.<br />

In Janets Fall jedoch nicht: Mit oder ohne<br />

Absicht, ist das Bild nach rechts entwickelt<br />

und enthält viele Details. Um ihr Foto in<br />

ein großartiges Bild zu verwandeln,<br />

müsste nur der Kontrast verstärkt werden,<br />

per Tonwertkorrektur oder mit den<br />

Gradationskurven in Photoshop.<br />

"Vielleicht hätte ich etwas<br />

mehr Vordergrund und<br />

weniger Himmel in den<br />

Bildausschnitt<br />

genommen, doch es ist<br />

nur ein subjektiver<br />

Eindruck, dass dies das<br />

Bild verbessert hätte.."<br />

ROSS HODDINOTT<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 159


Expertenmeinung<br />

CHEMICAL BEACH<br />

Von Brian Wigglesworth<br />

Kamera: Canon EOS-1D Mk IV<br />

Objektiv: Canon EF 17-40mm f/4L USM<br />

Belichtung: 0,6 Sekunden bei Blende f/16<br />

und ISO 50<br />

Brian sagt: Ich wollte den<br />

Sonnenaufgang am Chemical Beach bei<br />

Seaham einfangen. Dazu benutzte ich<br />

einen 0.6ND Verlaufsfilter, um das Licht<br />

der Sonne zurückzuhalten, und die<br />

Belichtung auszubalancieren. Mir gefällt das Ergebnis<br />

sehr gut.<br />

LEE FROST: Ein großartiger Sonnenaufgang ist ein<br />

unschlagbares Motiv. Wenn Sie klare Sicht über das<br />

Meer haben, können Sie die Sonne schon fotografieren,<br />

wenn gerade ihre Oberkante über dem Horizont<br />

erscheint – so wie es Brian hier gemacht hat. Der<br />

Name „Chemical Beach“ ist irreführend und wird<br />

seiner Schönheit nicht gerecht. Brians Foto aber sehr<br />

wohl; die ersten Sonnenstrahlen brechen sich sehr<br />

schön an den nassen Felsen und der<br />

Meeresoberfläche, und die hereinkommende Welle<br />

wurde genau im richtigen Moment eingefangen – man<br />

kann die Brandung fast hören. Der Verlaufsfilter hat die<br />

Farben des Himmels abgeschwächt, und obwohl die<br />

Sonne als Spitzlicht ausgebrannt ist – bei diesem Motiv<br />

unvermeidlich –, ist sie von einer sehr schönen<br />

goldenen Aura umgeben.<br />

Was ich zu kritisieren habe, ist der Bildausschnitt. Ich<br />

würde gerne mehr von der Szene sehen. Brian hatte für<br />

die <strong>Aufnahme</strong> ein 17-40mm Zoom an der Kamera, er<br />

hätte also weiter aufziehen können, hier aber lag die<br />

Brennweite bei 32mm. Mit einer Bildkomposition im<br />

Querformat hätte er einen weiteren Blickwinkel<br />

eingefangen und die Felsen mit der hereinkommenden<br />

Welle im Vordergrund besser genutzt. Ich habe das<br />

Gefühl, nur einen Teil, statt des ganzen Bildes zu<br />

sehen.<br />

Urteil: Ein fantastischer Sonnenaufgang, doch mir ist<br />

der Blickwinkel zu eng.<br />

Kameratechnik<br />

WAHL DES OBJEKTIVS<br />

In der Landschaftsfotografi e hat die<br />

Brennweite entscheidenden Einfl uss,<br />

besonders wenn die Bildkomposition einen<br />

Vordergrund enthält.<br />

Brian hat sein Bild mit Brennweite 32mm<br />

aufgenommen. Bei Küstenszenen wie<br />

dieser ist es besser, näher an die Felsen zu<br />

gehen und eine kleinere Brennweite zu<br />

benutzen, um einen weiteren Blickwinkel<br />

zu schaffen.<br />

ROSS HODDINOTT<br />

"Mit einer Bildkomposition im Querformat hätte er<br />

einen weiteren Blickwinkel eingefangen und die<br />

Felsen mit der hereinkommenden Welle im<br />

Vordergrund besser genutzt." LEE FROST<br />

ROSS HODDINOTT: Fangen wir mit<br />

dem Positiven an. <strong>Die</strong> Belichtungszeit geht<br />

in Ordnung, lang genug, um genau das<br />

richtige Maß an Bewegungsunschärfe zu<br />

produzieren, und kurz genug, um keine<br />

Details zu verlieren, auch in der<br />

Oberfl ächenstruktur des Wassers, das um<br />

die Felsen spült. Auch das Timing ist gut,<br />

denn die hereinkommende Welle macht<br />

den Vordergrund attraktiver. Der Kontrast ist<br />

dank richtiger Nutzung des<br />

Grauverlaufsfi lters gut geworden; der<br />

unmittelbare Vordergrund wirkt zwar etwas<br />

stumpf, doch das kann man aufhellen.<br />

Auch der Himmel ist gut herausgekommen<br />

und die Farben stimmen, nur die Intensität<br />

der Sonne ist zu stark.<br />

Ich habe das größte Problem mit dem<br />

Vordergrund, denn er führt das Auge nicht<br />

ins Bild. <strong>Die</strong> Wasserfl äche im nahen<br />

Vordergrund ist zu groß, die Felsen halten<br />

das Auge dort fest. Es sieht ein wenig aus,<br />

als gehörten obere und untere Hälfte des<br />

Bildes nicht zusammen.<br />

Brian hätte vielleicht ein besseres<br />

Arrangement der Felsen im Vordergrund<br />

fi nden können, um den Blick des<br />

Betrachters besser durch das Bild zu<br />

führen.<br />

Urteil: Ein schönes Foto, aber die Felsen<br />

des Vordergrunds führen das Auge nicht<br />

effektiv ins Bild.<br />

160 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


EILEEN<br />

Von Joelle Poulos<br />

Kamera: Nikon D5000<br />

Objektiv: NIKKOR 18-55mm f/3.5-5.6<br />

Belichtung: 1/13 Sekunde bei Blende f/5.6<br />

und ISO 1600)<br />

Joelle sagt: „Ich wollte immer Eileen<br />

fotografieren, eine alte Freundin der<br />

Familie. Als Geschenk zu Ihrem 90.<br />

Geburtstag fotografierte ich sie im Stil von<br />

Lee Jeffries an verschiedenen Orten im<br />

Haus. An diesem Bild gefällt mir besonders der starke<br />

Kontrast. Ich habe es in Photoshop in Schwarzweiß<br />

konvertiert, den Kontrast verstärkt und mehrere<br />

Bereiche nachbelichtet oder abgewedelt.“<br />

DANIEL LEZANO: Als ich das Bild sah, mochte ich<br />

es sofort. Trotz der unkonventionellen Bildkomposition<br />

hat es alles, was ein gutes Porträt ausmacht. Der<br />

intensive, direkte Augenkontakt fesselt die<br />

Aufmerksamkeit und hält den Blick fest und die<br />

wundervolle seitliche Beleuchtung trägt ebenso zu der<br />

besonderen Stimmung dieses Bildes bei, wie die<br />

Lichtspiegelungen in den Augen. <strong>Die</strong> Wahl dunkler<br />

Kleidung und eines dunklen Hintergrund hebt Eileen<br />

von der Umgebung ab und die recht große Blende sorgt<br />

für eine kurz bemessene Schärfentiefe, die das Gesicht<br />

akzentuiert, aber die Nase und Bereiche unterhalb der<br />

Wangenknochen unscharf erscheinen lässt.<br />

Man könnte den engen Zuschnitt des Gesichts und das<br />

kaum sichtbare Auge als Schwachpunkte sehen, doch<br />

ich finde das nicht. Gerade diese Auswahl, mit<br />

entsprechender Beleuchtung, geben dem Motiv etwas<br />

Geheimnisvolles. Das einzelne Auge in der Bildmitte<br />

zieht den Blick des Betrachters stärker auf sich als ein<br />

klar erkennbares Augenpaar. Wie dieses Bild arrangiert<br />

ist, möchte man mehr über Eileen wissen und was für<br />

eine Person sie ist. Falls Sie ältere Freunde oder<br />

Verwandte haben, folgen Sie diesem Beispiel und<br />

versuchen Sie sich an einem Porträt in diesem Stil.<br />

Urteil: Ein sehr schönes Portrait, mit dem Joelle und<br />

Eileen sehr zufrieden sein können.<br />

Bildkomposition<br />

REGELN SIND DA, UM SIE ZU<br />

BRECHEN – MANCHMAL<br />

Man muss die Regeln der Bildkomposition zwar<br />

kennen, aber auch wissen, wann und wie man<br />

sie brechen kann.<br />

Da Joelle die Augen Ihres Modells nach der<br />

Drittelregel positioniert hat, ist der gewagte<br />

Zuschnitt des Bildes gerechtfertigt und sorgt für<br />

ein intimes, attraktives Porträt, das etwas<br />

Geheimnisvolles hat.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

"Als ich das Bild sah, mochte ich es sofort. Trotz der<br />

unkonventionellen Bildkomposition hat es alles, was<br />

ein gutes Porträt ausmacht." DANIEL LEZANO<br />

LEE FROST: Ein fantastisches Portrait einer<br />

großen alten Dame, die sich nicht zu schade<br />

war, für Joelle zu posieren. Es ist sehr schön,<br />

wenn man ein Gesicht auch einmal in einem<br />

etwas unorthodoxen Porträt sehen kann. Wir<br />

sind daran gewöhnt, Gesichter im Zentrum<br />

des Bildausschnitts zu sehen, doch Joelles<br />

Bild durchbricht diesen Trend und beweist,<br />

dass eindrucksvolle Bilder auch dann möglich<br />

sind, wenn man es einmal anders macht. <strong>Die</strong><br />

Konvertierung in Schwarzweiß ist hier fast<br />

schon unumgänglich, denn dadurch<br />

konzentriert sich der Blick auf das Gesicht,<br />

und wird nicht von der Farbe der Kleidung<br />

oder der Wand im Hintergrund abgelenkt.<br />

<strong>Die</strong> Kombination aus ausdruckslosem Gesicht<br />

und Augenkontakt mit der Kamera ist<br />

fantastisch. Man könnte einwenden, dass die<br />

kontrastreiche Beleuchtung wenig<br />

schmeichelhaft sei, aber mir gefällt es. Das<br />

Bild zeigt einen Charakterkopf und versucht<br />

gar nicht erst zu kaschieren, was ein<br />

90-jähriges Leben nun einmal in einem<br />

Gesicht hinterlässt.<br />

Mir gefällt die exzentrische Bildkomposition,<br />

die nur ein Auge klar erkennbar macht und<br />

die Art, wie Joelle den Bildausschnitt der<br />

Kamera füllt. Das einzige was mich ablenkt,<br />

ist die Halskette, weil sie sich von der<br />

Kleidung abhebt. Doch sie verschlechtert das<br />

Bild keineswegs und sie hat vermutlich eine<br />

große private Bedeutung für die Trägerin, so<br />

dass Sie vielleicht sogar unbedingt ins Bild<br />

gehört.<br />

Urteil: Ein einfaches, aber kraftvolles und<br />

attraktives Porträt, auf das Joelle stolz sein<br />

darf.<br />

DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 161


BJORN THOMASSEN<br />

Belichtungsreihe<br />

So gewährleisten Sie eine korrekte Belichtung<br />

bei schwierigen Lichtverhältnissen:<br />

Nehmen Sie eine Belichtungsreihe von drei<br />

Bildern auf, wobei Sie jeweils für die erste und<br />

letzte <strong>Aufnahme</strong> eine positive bzw. negative<br />

Belichtungskorrektur von 1 Stufe hinzufügen.<br />

Gebrauch der Karten zur Belichtungsmessung<br />

und zum Weißabgleich<br />

<strong>Die</strong> 18%-Graukarte wird benutzt, um schwierige Lichtverhältnisse zu meistern. Referenzkarten können außerdem<br />

verwendet werden, um einen situationsabhängigen Weißabgleich vorzunehmen. Wie das im Einzelnen geht, hängt<br />

von Ihrer Kamera ab – Näheres dazu finden Sie in Ihrem Kamerahandbuch. Nachfolgend einige generelle Hinweise:<br />

DIGITALKAMERAS VERFÜGEN über komplizierte Belichtungssysteme, die<br />

Ihnen eine Auswahl mehrerer Belichtungsprogramme bieten, um<br />

unterschiedlichen Lichtverhältnissen gerecht werden zu können. Alle<br />

Systeme haben eins gemeinsam: Sie gehen von der Annahme aus, dass die<br />

durchschnittliche Farbe der zu messende Szene ein mittlerer Farbton von<br />

18 % Grau ist. Mit „durchschnittliche Farbe“ ist der Farbton gemeint, der<br />

herauskäme, wenn man alle im Bildausschnitt vorhandenen Farbtöne<br />

miteinander mischen würde. <strong>Die</strong>se Annahme ist die Basis eines jeden<br />

Belichtungsmesssystems, ganz gleich von welchem Hersteller. Das<br />

Verfahren arbeitet normalerweise erstaunlich gut, doch wenn eine Szene<br />

erheblich heller oder dunkler als 18 % Grau ist, kommt es zu<br />

Fehlbelichtungen. Sehr dunkle Bildbereiche verleiten die Kamera zum<br />

Überbelichten, während sehr helle Bereiche zum Unterbelichten führen.<br />

In einem solchen Fall müssen Sie die Fehlmessung kompensieren, damit<br />

die Farben des Fotos der Realität entsprechen. <strong>Die</strong>s können Sie entweder<br />

Perfekt gemessen<br />

Szenen mit starkem Gegenlicht<br />

führen leicht zu Belichtungsfehlern.<br />

Kalibrieren Sie das Messsystem Ihrer<br />

Kamera mit einer Graukarte, um<br />

diese Probleme zu vermeiden.<br />

mit der Belichtungskorrekturfunktion der Kamera tun, oder indem Sie einen<br />

einzelnen Bereich der Szene messen, der den vom Messsystem<br />

vorausgesetzten durchschnittlichen Grauton aufweist. Genau hierzu dient<br />

die Graukarte. <strong>Die</strong> Vorgehensweise ist ganz einfach. Entscheidend dabei<br />

ist, dass die Karte möglichst denselben Lichtverhältnissen ausgesetzt ist,<br />

wie das Motiv Ihres Fotos. Platzieren Sie sie also nicht in einem schattigen<br />

Bereich, wenn Ihr Motiv vom Sonnenlicht angestrahlt wird. Außerdem<br />

muss die Karte den Messbereich komplett ausfüllen, deswegen sollten Sie<br />

die Kamera auf „Punktmessung“ einstellen. Bei anderen Mess-Arten<br />

müsste die Karte den gesamten Bildbereich ausfüllen.<br />

<strong>Die</strong> bei der Messung aufgenommenen Belichtungseinstellungen können Sie<br />

entweder durch Drücken der AE-Taste speichern, oder Sie notieren sich die<br />

Werte und stellen Sie manuell an der Kamera ein. Auf der grauen Karte sind<br />

Referenzlinien aufgedruckt, die dem Autofokus der Kamera das<br />

Scharfstellen erleichtern.<br />

Platzieren der Karte Bei schwierigen<br />

1 Lichtverhältnissen – beispielsweise der <strong>Aufnahme</strong><br />

eines im Gegenlicht befindlichen Objekts – positionieren<br />

Sie die Graukarte so, dass sie denselben<br />

Lichtverhältnissen wie ihr Motiv ausgesetzt ist.<br />

Messung Achten Sie darauf, dass die Karte den<br />

2 Messbereich vollständig ausfüllt; die Punktmessung<br />

ist dazu am besten geeignet. Speichern Sie die<br />

Belichtungseinstellung durch Drücken der AE-Taste<br />

Bildkomposition Nun nehmen Sie die<br />

3 Bildkomposition vor und machen ihre <strong>Aufnahme</strong>n.<br />

Überprüfen Sie die Bilder auf dem LCD Monitor. <strong>Die</strong><br />

Belichtung sollte perfekt sein.<br />

162 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE


GRAUKARTE<br />

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