Digitale Fotografie - Update Technik verbessern (Vorschau)
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Entdecken Sie mit unserem Kursguide spannende Fotokurse- und Reisen auf einen Blick<br />
<strong>Digitale</strong><br />
Nr. 7/2013 Jun-Aug 2013<br />
UPDATE<br />
<strong>Digitale</strong><br />
UPDATE<br />
EXPERTEN-<br />
TIPPS<br />
TECHNIK UND<br />
INSPIRATION<br />
<strong>Technik</strong> Verbessern<br />
SCHRITT-FÜR-SCHRITT-ANLEITUNGEN FÜR PORTRÄTS, STILLLEBEN, LANDSCHAFTEN UND MEHR<br />
Deutschland:<br />
EUR 9,90<br />
Österreich:<br />
EUR 11,-<br />
Schweiz:<br />
CHF 15,-<br />
LU/BE<br />
EUR 11,50<br />
KLASSISCHE<br />
KÜSTENLANDSCHAFTEN<br />
Mit unseren Expertentipps machen Sie<br />
Meeresaufnahmen wie ein Profi<br />
LEBENSMITTEL<br />
Mit unserer detaillierten<br />
<strong>Technik</strong>anleitung fotografieren Sie<br />
Essen wie ein Profi<br />
PHOTOSHOP<br />
So <strong>verbessern</strong> Sie Ihre Fotos, damit sie<br />
wie echte Profiaufnahmen aussehen
<strong>Digitale</strong><br />
UPDATE
Willkommen<br />
Liebe Leser und Fotografen,<br />
wir begrüßen Sie herzlich<br />
zur Ausgabe 7 von<br />
„<strong>Digitale</strong> Fotografi e -<br />
<strong>Update</strong>“! Die folgenden<br />
Inhalte warten auf Sie:<br />
Allen Liebhabern von<br />
Natur und Tieren zeigen<br />
wir neue <strong>Technik</strong>en, Tricks<br />
und Motive – wer Mut hat<br />
und gut vorbereitet ist,<br />
kann im nächsten Winter<br />
ein blaues Wunder<br />
erleben!<br />
Im Mittelpunkt dieses<br />
Hefts steht unser großer<br />
„Leserschaukasten“ (mit<br />
näheren Infos zum<br />
Einsenden!) – auf über 20<br />
Seiten stellen wir die<br />
besten Einsendungen<br />
unserer Leser vor,<br />
fachkundig von uns kommentiert. Unter „Expertenkritik“ besprechen wir<br />
ausgewählte Beiträge sogar im Detail und geben gezielte Verbesserungsvorschläge.<br />
Unsere „Fotoideen“ stellen Ihnen wieder neue Tipps für Stillleben und Porträts vor<br />
und regen zu Spielen mit Schatten und Farben an – wie immer ergänzt durch<br />
detaillierte technische Anleitungen in „5 Minuten Photoshop“. Anschließend<br />
beschäftigt sich die Rubrik „Vollständig im Bilde“ auf über 10 Seiten mit Food-<br />
<strong>Fotografie</strong> – die künstlerische und professionelle Aufnahme von Lebensmitteln und<br />
Getränken, die garantiert nicht dick macht. Eine appetitliche Kunst für Genießer, mit<br />
einem fruchtigen Thema als Nachtisch!<br />
Zurück zur Natur geht es beim Fotografi eren in Küstenlandschaften, wo Sie alles<br />
Wissenswerte über die speziellen Motive und Anforderungen dieses Themas<br />
erfahren.<br />
Dann stellen sich Ihnen zwei echte „Spitzen-Profis“ ihres Fachs persönlich vor,<br />
erzählen von ihrem Werdegang und geben bildgewaltige Kostproben ihrer Kunst.<br />
Zum Abschluss vermittelt unsere „<strong>Digitale</strong> Dunkelkammer“ wie immer jede Menge<br />
praktisches Wissen in Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die digitale<br />
Nachbearbeitung Ihrer Fotos. Entdecken Sie Ihre Möglichkeiten!<br />
Viel Spaß & Erfolg dabei wünscht das Team von „<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>“!<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />
REDAKTION INTERNATIONAL: Daniel Lezano, Caroline<br />
Wilkinson, Ross Hoddinott, Lee Frost<br />
ART DIRECTOR: Dean Mullock<br />
FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />
DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />
Dieses MAGBOOKwird unter der Lizenz und mit<br />
der Erlaubnis von © Dennis Publishing Limited<br />
herausgegeben. Alle Rechte an Material, Titel und Marke<br />
dieses Magazins sind Eigentum von Dennis Publishing<br />
Limited und dürfen weder im Ganzen noch teilweise ohne<br />
vorherige schriftliche Genehmigung reproduziert werden.<br />
Die in diesem Magazin artikulierten Meinungen, sind<br />
die Meinungen der jeweiligen Autoren und stimmen<br />
nicht zwingend mit der Meinung des Herausgebers, der<br />
Redaktion oder den Vertreibern dieses Magazins überein.<br />
HAFTUNG<br />
Das Heft wurde mit großer Sorgfalt produziert. Der<br />
Verlag kann jedoch keine Haftung, Gewährleistung,<br />
Garantie oder Versicherung für Meinungen, Waren oder<br />
Dienstleistungen übernehmen, die in dieser Ausgabe<br />
veröffentlicht wurden. Der Herausgeber übernimmt keine<br />
Verantwortung für Inhalte von externen Webseiten, deren<br />
Adressen veröffentlicht werden.<br />
VERTRIEB<br />
VU VERLAGSUNION KG<br />
Am Klingenweg 10<br />
65396 Walluf<br />
Telefon: 0612/3620 0<br />
VERLAG<br />
BÜRO DEUTSCHLAND<br />
Ultimate Guide Media Ltd.<br />
Chilehaus A, Fischertwiete 2<br />
20095 Hamburg<br />
BÜRO UNITED KINGDOM<br />
Ultimate Guide Media Ltd<br />
Argyle House, 1 Dee Road<br />
Richmond, Surrey<br />
TW9 2JN<br />
Company No. 06965305<br />
HOMEPAGE<br />
www.digitale-fotografie-magazin.de<br />
ABONNEMENTS UND PRESSEVERTRIEB<br />
IPS Pressevertrieb GmbH<br />
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53340 Meckenheim<br />
E-Mail: abo-ugm@ips-d.de<br />
Telefon: 022 25/70 85-362<br />
Homepage: www.ips-d.de<br />
LESERFRAGEN<br />
Bitte schicken Sie Leseranfragen an<br />
info@digitale-fotografie-magazin.de<br />
DRUCK UND BINDUNG<br />
QuadWinkowski Sp. z o.o.<br />
ul. Okrzei 5, 64-920 Piła, Polen<br />
www.Quadwinkowski.pl<br />
Das Papier, auf dem dieses<br />
Magazin gedruckt ist, besteht aus<br />
umweltverträglichen Fasern.
052<br />
FARBEXPLOSIONEN, ABSTRAKT<br />
FOTOGRAFIERT
Inhalt<br />
008 <strong>Technik</strong> 1<br />
Professionelle Vogelaufnahmen<br />
012 <strong>Technik</strong> 2<br />
Winterwunder für Frühaufsteher<br />
016 <strong>Technik</strong> 3<br />
Unvergessliche Tierporträts<br />
020 Leserschaukasten<br />
Die besten Ihrer eingesandten Bilder auf<br />
über 20 Seiten, von unseren Experten<br />
bewertet und kommentiert<br />
044 Fotoidee 1<br />
Stillleben mit falschen Schatten<br />
046 Fotoidee 2<br />
Fotospaß auf dem Jahrmarkt<br />
049 Fotoidee 3<br />
Kinderporträts, der kostbare Moment<br />
052 Fotoidee 4<br />
Farbexplosionen, abstrakt fotografiert<br />
054 Fotoidee 5<br />
Landschaft als Silhouette<br />
056 5 Minuten Photoshop<br />
Materie-loser Monitor<br />
058 Fotoidee 6<br />
Porträts im Regen<br />
062 Fotoidee 7<br />
Magischer Nebel<br />
065 Fotoidee 8<br />
Badezimmer-Porträts wie im Studio<br />
068 Tipps und Tricks für<br />
Winterlandschaften<br />
070 Fotoidee 9<br />
Abstrakte Eismuster<br />
08<br />
PROFESSIONELLE<br />
VOGELAUFNAHMEN<br />
44<br />
STILLEBEN MIT FALSCHEN SCHATTEN<br />
072 5 Minuten Photoshop<br />
Farbverlaufsfilter<br />
075 Fotoidee 10<br />
Kreative Porträts mit Blitzfolien<br />
078 Fotoidee 11<br />
Retro-Refraktionen mit Weinglas<br />
080 Fotoidee 12<br />
Regen, erfrischend simuliert<br />
082 Expertenkritik<br />
zur Verbesserung Ihrer Fotos<br />
087 Vollständig im Bilde<br />
Appetitliche Kunst - Intro<br />
088 Food-<strong>Fotografie</strong> 1<br />
Erste Schritte & Design<br />
094 Food-<strong>Fotografie</strong> 2<br />
Kuchen & Torten<br />
096 Food-<strong>Fotografie</strong> 3<br />
Grundlagen für Getränkefotos<br />
20<br />
LESERSCHAUKASTEN<br />
94<br />
KUCHEN & TORETEN<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 005
Inhalt<br />
099 <strong>Fotografie</strong>ren bei Zwielicht &<br />
Dämmerung<br />
Ohne das richtige Licht geht gar nichts!<br />
110 <strong>Fotografie</strong>ren in<br />
Küstenlandschaften<br />
Intro<br />
112 Nah am Wasser<br />
Die richtige Ausrüstung<br />
122 Ein kreativer Blick 1<br />
Apfelsinenfabrik<br />
124 Ein kreativer Blick 2<br />
Fruchtiges in Scheiben<br />
126 Ein kreativer Blick 3<br />
Früchteschießen<br />
128 Ein kreativer Blick 4<br />
Buntstifte - Intro<br />
130 Buntstifte 2<br />
Wer zeichnet wen?<br />
132 Buntstifte 3<br />
Wer ist hier bunt?<br />
134 Ein kreativer Blick 5<br />
Kerzen & Strichmännchen<br />
136 Ein kreativer Blick 6<br />
Kerzen & Rauchsignale<br />
138 Ein kreativer Blick 7<br />
Kerzen & die flambierte Frau<br />
140 Spitzenprofis 1<br />
Shooting Stars<br />
144 Spitzenprofis 2<br />
Liebesgrüße aus Moskau<br />
148 <strong>Digitale</strong> Dunkelkammer 1<br />
Schnellauswahlwerkzeuge<br />
150 <strong>Digitale</strong> Dunkelkammer 2<br />
Manuell auswählen<br />
152 <strong>Digitale</strong> Dunkelkammer 3<br />
Cross-Entwickeln in Lightroom<br />
99<br />
OHEN DAS RICHTIGE<br />
LICHT GEHT GAR<br />
NICHTS<br />
128<br />
BUNSTIFTE<br />
152<br />
LIGHTROOM<br />
122<br />
APFELSINENFABRIK<br />
132<br />
WER IST HIER BURNT?<br />
006 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
ARBEITSTECHNIK<br />
VÖGEL<br />
RICHTEN SIE IHR OBJEKTIV NACH OBEN UND NUTZEN SIE UNSERE VORSCHLÄGE<br />
ZUR AUFNAHMETECHNIK – SIE WERDEN ÜBERRASCHT SEIN, WIE PROFESSIONELL<br />
IHRE VOGELAUFNAHMEN AUSSEHEN.<br />
O<br />
B ES EIN MÄCHTIGER, lautlos am Himmel<br />
dahinsegelnder Adler ist, der nach Beute<br />
Ausschau hält, oder ein schüchternes<br />
Rotkehlchen auf einem schneebedeckten<br />
Gartenzaun; Vögel gehören zu den attraktivsten<br />
Motiven überhaupt. Einer der Vorteile der<br />
Vogelfotografie ist, dass Sie nicht weit fahren<br />
müssen, um Ihr Motiv zu finden. Obgleich viele der<br />
exotischeren Arten, insbesondere der Raubvögel, in<br />
Deutschland nicht freilebend vorkommen, sind auch<br />
sie zu finden, nämlich in Zoos, Vogelparks oder<br />
Falknereien. Im Übrigen gibt es eine Fülle<br />
einheimischer Arten, wobei wir die Zugvögel mit<br />
einschließen. Draußen in der Natur finden Sie Eulen,<br />
rote und schwarze Milane, Falken, Finken, Reiher,<br />
Bussarde und viele mehr – vorausgesetzt, Sie<br />
suchen am passenden Ort und zur rechten<br />
Jahreszeit. Doch keine Sorge, Sie müssen kein<br />
Ornithologe sein. Wissenswertes darüber, wo und<br />
wann man die Vogelarten antreffen kann, erfahren<br />
Sie etwa auf www.lietzow-naturfotografie.de.<br />
Vergessen Sie aber auch nicht das Naheliegendste,<br />
nämlich den eigenen Garten! Mit ein wenig Planung<br />
und Vorbereitung machen Sie daraus ein Freiluft-<br />
Studio für die Vogelfotografie – und haben zugleich<br />
den Vorteil, im Warmen zu sitzen und aus dem<br />
Fenster fotografieren zu können.<br />
Was die Fotoausrüstung betrifft, ist ein Tele-<br />
MARINA CANO<br />
Zoomobjektiv unverzichtbar. Bei einer 34×36 mm<br />
Kleinbildkamera mit APS-C Sensor liefert ein<br />
70-200 mm Objektiv eine maximale Brennweite<br />
von 300 mm. Das reicht allemal aus, um Vögel im<br />
Garten formatfüllend ins Bild zu bekommen. Wenn<br />
Sie in der freien Natur fotografieren, sind<br />
Brennweiten von 300 mm bis 400 mm ideal.<br />
Allerdings sind gute Objektive dieser Größenordnung<br />
sehr teuer, deshalb sollten Sie gegebenenfalls einen<br />
Telekonverter in Betracht ziehen, um die Reichweite<br />
Ihrer vorhandenen Objektive zu erhöhen. Ein<br />
Telekonverter mit Vergrößerungsfaktor 1,4 an einem<br />
APS-C Gehäuse mit 200 mm Objektiv liefert etwa<br />
eine Brennweite von 448 mm.<br />
Nicht direkt dem Kamerazubehör zuzurechnen, für<br />
den Erfolg jedoch ebenso wichtig, ist eine gute<br />
Tarnung. Diese kann einfach darin bestehen, dass<br />
sie blasse, erdfarbene Kleidung tragen, um im<br />
Gelände möglichst wenig aufzufallen. Wenn Sie<br />
länger an einem Ort verweilen, leistet ein Tarnzelt<br />
sehr gute Dienste, da es von Vögeln als Teil der<br />
Landschaft wahrgenommen wird. Andernfalls kann<br />
es sehr lange dauern, bis die Tiere sich davon<br />
überzeugt haben, dass Sie in der gewohnten<br />
Umgebung keinen gefährlichen Fremdkörper<br />
darstellen.<br />
EXOTISCHE VÖGEL<br />
2 Wenn Sie exotische Vögel oder seltene Arten<br />
aufnehmen wollen, werden Sie um einen Besuch im<br />
Zoo oder Vogelpark nicht herumkommen. Der Trick,<br />
wenn Sie dort fotografieren, besteht darin, den<br />
Betrachter des Fotos nicht merken zu lassen, dass der<br />
Vogel nicht in freier Wildbahn aufgenommen wurde.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie also mit geringer Schärfentiefe, damit<br />
vorhandene Netze, Maschendraht oder Gitter nicht<br />
erkennbar sind; überhaupt sollte sich kein von<br />
Menschen gemachtes Objekt im Bildausschnitt<br />
befinden, dann sind Sie immer auf der sicheren Seite.<br />
Benutzen Sie wenn möglich grünes Blattwerk oder<br />
den Himmel als Hintergrund.<br />
VÖGEL IM FLUG<br />
3 Kaum etwas sieht so majestätisch aus, wie ein<br />
großer Vogel, der lautlos über die Landschaft gleitet.<br />
Fast immer werden Sie für eine solche Aufnahme die<br />
größtmögliche Brennweite einstellen müssen. Einen<br />
Vogel im Flug mit der Kamera formatfüllend<br />
einzufangen, beruht zu 90% auf guter<br />
Aufnahmetechnik und richtigem Timing. Schalten Sie<br />
den Autofokus in den Modus „Nachführen“ und<br />
benutzen Sie nur einen einzigen Scharfstellpunkt, um<br />
das Tier am Himmel mit der Kamera zu verfolgen.<br />
Stellen Sie eine Verschlusszeit von 1/500 Sekunde<br />
oder kürzer ein, um die Bewegung einzufrieren und<br />
achten Sie besonders darauf, bei der Wahl des<br />
Bildausschnitts nicht die Spitzen der Flügelfedern<br />
abzuschneiden.<br />
CESAR AIDAN RODRIGUEZ BAUTISTA<br />
AUSTIN THOMAS<br />
STEFANO RONCHI<br />
KÜNSTLERISCHE FOTOS Aufgrund ihrer natürlichen Ästhetik und Eleganz eignen sich Vogelmotive<br />
1 sehr gut, um künstlerische Bilder aus deren Fotos zu erzeugen. <strong>Fotografie</strong>ren Sie beispielsweise gegen den<br />
Himmel oder einen homogenen Hintergrund, damit sie ein aufgeräumtes Bild erhalten, dann konvertieren Sie es<br />
am Computer in Schwarzweiß. Verwenden Sie dabei eine Kurvenkorrekturebene, um den Kontrast zu <strong>verbessern</strong><br />
oder benutzen Sie die Werkzeuge zum Abwedeln und Nachbelichten, um den Kontrast selektiv zu verstärken.<br />
Pfauen sind ausgezeichnete Motive – wählen Sie den Bildausschnitt so, dass der Vogel sich in der Mitte befindet.<br />
So können Sie die prachtvollen Farben und Muster des Pfauenschweifs einfangen.<br />
BEWEGUNG EINFANGEN<br />
4 Bestimmte Kolibri-Arten schlagen im<br />
Schwebeflug – wenn Sie also in der Luft zu stehen<br />
scheinen – bis zu 80 Mal in der Sekunde mit ihren<br />
Flügeln. Das gibt Ihnen die Möglichkeit, diese extrem<br />
schnelle Bewegung ohne Stativ oder lange<br />
Verschlusszeit einzufangen; Zeiten zwischen 1/200<br />
Sekunde und 1/500 Sekunde sind kurz genug, den<br />
winzigen Körper scharf abzubilden während die Flügel<br />
verschwimmen. Wenn Ihre Kamera die Highspeed-<br />
Synchronisation Ihres Blitzgeräts unterstützt, können<br />
Sie auch einen extrem kurzen Blitz hinzunehmen. Der<br />
Blitz friert ein scharfes Bild der Flügel ein, während die<br />
im Vergleich zum Blitz lange Verschlusszeit die<br />
Bewegung der Flügel gleichzeitig verschwimmen lässt.<br />
008 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
5 SERIENAUFNAHMEN<br />
Der blitzschnelle Sturzflug mit Eintauchen eines<br />
jagenden Eisvogels ins Wasser ist ein spektakulärer<br />
Anblick. Mit kurzer Verschlusszeit können Sie zwar einen<br />
Teil der Aktion als Einzelbild aus der Hand fotografieren;<br />
wenn Sie jedoch eine ganze Bildserie schießen, können<br />
Sie diese in der Nachbearbeitung zusammen montieren.<br />
Beobachten Sie, wo die Vögel tauchen, und richten Sie<br />
das Objektiv Ihrer auf Stativ montierten Kamera in diese<br />
Richtung. Der Bildausschnitt sollte so gewählt werden,<br />
dass die Wasseroberfläche sich möglichst nah am<br />
unteren Bildrand befindet. Stellen Sie die<br />
Blendenautomatik und eine Verschlusszeit von 1/2000<br />
Sekunde oder kürzer ein. Wenn Sie den Eisvogel zum<br />
Sturzflug ansetzen sehen, lösen Sie die Bildserie aus;<br />
achten Sie aber unbedingt darauf, die Kamera nicht mehr<br />
zu bewegen! Bei der Nachbearbeitung können Sie in<br />
Photoshop mithilfe von Ebenenmasken alle Bilder so<br />
übereinander legen, dass der ganze Bewegungsablauf in<br />
einem Bild dargestellt wird.<br />
BILDER: TONY HOUSE
ARBEITSTECHNIK<br />
BILDAUSSCHNITT FÜLLEN Die bei Porträts verwendete Aufnahmetechnik ist nicht nur für<br />
6 Menschen reserviert. Auch in der Tierfotografie gilt: oft entstehen die besten Ergebnisse durch direkten<br />
Blickkontakt. Mit einer langen Brennweite können Sie das „Gesicht“ des Vogels formatfüllend ins Bild bekommen.<br />
Dem Vogel können Sie im Gegensatz zum menschlichen Model allerdings nicht sagen, er solle sie direkt ansehen,<br />
doch wenn Sie ein für das Tier interessantes, nicht zu lautes Geräusch verursachen, wird es einen kurzen<br />
Moment in dessen Richtung schauen – lang genug für Sie, um die Aufnahme in den Kasten zu bekommen. Wie<br />
bei allen Porträts stellen Sie auch hier auf die Augen scharf und benutzen eine mittlere Blende von etwa f/8, damit<br />
Sie eine optimale Schärfe und eine komfortable Schärfentiefe bekommen.<br />
JIM CUMMING ANDREW KELLEY<br />
7 SILHOUETTEN<br />
Vogelschwärme in Bewegung sind ein<br />
eindrucksvoller Anblick: Die synchronen Bewegungen<br />
vermitteln oft den Eindruck eines einzigen, gigantischen<br />
und zugleich eleganten Lebewesens. <strong>Fotografie</strong>ren Sie<br />
mal einen Vogelschwarm im Gegenlicht, sodass die Tiere<br />
als Silhouetten erscheinen. Versuchen Sie dabei auch<br />
etwas Horizont und nähere Umgebung ins Bild zu<br />
bekommen, damit der Betrachter sich am Maßstab<br />
orientieren kann.<br />
Damit die Vögel als Silhouetten erscheinen, müssen Sie<br />
wahrscheinlich die Belichtung negativ kompensieren,<br />
oder Sie nehmen eine Punktmessung am Himmel vor.<br />
Ein im Nebel liegender See bei Sonnenaufgang bildet<br />
den perfekten Hintergrund für diese eindrucksvolle<br />
Aufnahmetechnik.<br />
MICHAEL PACHIS<br />
STRUKTUREN UND MUSTER<br />
8 Gehen Sie nah heran und kreieren Sie ein abstraktes<br />
Bild, indem Sie einen Detailbereich des farbenprächtigen<br />
Vogelgefieders fotografieren. Vogelfedern sind unglaublich<br />
kompliziert aufgebaut und offenbaren sehr viele Details,<br />
wenn man sie aus großer Nähe betrachten kann.<br />
Benutzen Sie also Ihr Makroobjektiv, gehen Sie so nah wie<br />
möglich heran und Sie werden diese Details im Bild<br />
haben. Wenn Sie Glück haben und das Tier sich nicht<br />
bewegt, können Sie die Federn fotografieren, wie sie sich<br />
überlappend eng am Körperanliegen. Sie können natürlich<br />
auch einfach Federn sammeln und diese später zuhause<br />
fotografieren. Versuchen Sie möglichst interessante Farben<br />
und Muster in den Bildausschnitt zu bekommen oder<br />
verwenden Sie die Aufnahmetechnik des selektiven<br />
Scharfstellens kombiniert mit einer weit offenen Blende,<br />
um einen farbigen, weichen Rahmen zu erzeugen.<br />
010 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Vögel<br />
ROSS HODDINOTT<br />
MARK BRIDGER<br />
WUNDERLICHE PAPAGEITAUCHER<br />
9 Papageitaucher sind sonderbare Tiere. Sie tragen<br />
ihren Namen wegen ihres bunt gefärbten Schnabels,<br />
der an die Gefiederfarben von Papageien erinnert.<br />
Leider kommen sie in Deutschland nicht vor, Sie sind<br />
lediglich sehr selten einmal als „Gäste“ auf Helgoland<br />
zu finden. Um sie zu fotografieren, müssen Sie sich<br />
nach Skandinavien, England, Irland oder Island<br />
bemühen, wobei der Trip auf die Farne Islands, direkt<br />
nördlich der Küste von Northumberland in England die<br />
am wenigsten aufwändige Alternative darstellt. Dort<br />
leben mehr als 35000 Papageientaucher. Zwischen<br />
Anfang April und Anfang Juli können Sie sie<br />
fotografieren, wie Sie mit Fisch im Schnabel vom Meer<br />
zurückkehren, um ihre Jungen zu füttern.<br />
Grasbewachsene Klippen und blauer Himmel sorgen<br />
für einen fantastischen Hintergrund.<br />
10 GARTENVÖGEL<br />
Um einheimische Vögel in den Kasten zu<br />
bekommen, brauchen Sie überhaupt nicht zu reisen,<br />
denn auch Ihr Garten kam zum Lebensraum für Vögel<br />
werden. Locken Sie sie mit Futterhäuschen und<br />
regelmäßigem Ausstreuen von Vogelfutter an. Platzieren<br />
Sie die Futterhäuschen so, dass Sie sie vor einem<br />
homogenen Hintergrund im Blick haben. Sobald Sie eine<br />
Zahl regelmäßig wiederkehrender gefiederter Besucher<br />
haben, statten Sie die Futterplätze mit Requisiten aus, auf<br />
denen sich die Vögel niederlassen können, beispielsweise<br />
mit moosbewachsenen Ästen. Nun können Sie hinter<br />
einem Fenster warten und aus der Gartenlaube oder<br />
einem anderen Versteck heraus fotografieren, während<br />
sich die kleinen Kerle die von Ihnen spendierten<br />
Mahlzeiten einverleiben. Im Verlauf der Jahreszeiten<br />
werden Sie die meisten heimischen Arten vor die Linse<br />
bekommen, von Goldfinken bis Rotkehlchen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 011
ARBEITSTECHNIK<br />
WINTERWUNDER<br />
FOTOGRAFISCH HAT DER WINTER SEHR VIEL ZU BIETEN. WENN SIE BEREIT SIND, AUCH MAL AM WOCHENENDE<br />
FRÜH AUFZUSTEHEN, SICH WARM ANZUZIEHEN UND DER DUNKELHEIT UND KÄLTE ZU TROTZEN, WERDEN<br />
SIE MIT DEN FOLGENDEN ZEHN TIPPS GANZ BESONDERE FOTOS NACH HAUSE BRINGEN.<br />
F<br />
RAGE: WARUM EIGENTLICH sollte man<br />
sich als vernünftiges Wesen in aller<br />
Herrgottsfrühe bei Dunkelheit und<br />
Eiseskälte aufmachen, um Wetterbedingungen<br />
zu fotografieren, die schon vor rund 2000 Jahren<br />
Völkerwanderungen in den Süden ausgelöst<br />
haben? Antwort: Weil es in dieser Jahreszeit<br />
nichts Schöneres gibt!<br />
Wenn Sie noch nie im Licht der Dämmerung an<br />
einem eisigen Morgen einen verschneiten Weg<br />
ins Tal hinuntergestapft sind, über dessen<br />
weißer, im Nebel liegender Landschaft langsam<br />
die Sonne aufgeht, dann haben Sie einfach<br />
etwas verpasst. Allerdings spielt es eine<br />
entscheidende Rolle, wo Sie leben. Wer in einem<br />
industrialisierten Ballungsgebiet wohnt, wo auch<br />
das Winterwetter nur feucht und matschig ist,<br />
muss in den Harz, den Taunus, die Eifel, den<br />
Schwarzwald oder in die Alpen fahren. Wer<br />
weiter im Norden wohnt, findet weiße<br />
Winterlandschaften im Münsterland, der<br />
Lüneburger Heide, der Holsteinischen Schweiz,<br />
im Erzgebirge oder in Deutschlands Nordosten<br />
nahe der polnischen Grenze. Diese nur als<br />
Beispiele, für die Sie ggf. etwas fahren müssen.<br />
Der angenehme Teil der Aktion besteht jedoch<br />
darin, dass die Sonne erst gegen 8:00 Uhr<br />
aufgeht und gegen 16:00 Uhr schon wieder<br />
verschwunden ist. Das bedeutet, dass sie nicht<br />
mitten in der Nacht aufstehen müssen, um in<br />
der Morgendämmerung zu fotografieren – und<br />
zum späten Abendessen sind Sie wieder zu<br />
Hause.<br />
Da die Sonne im Winter nie hoch am Himmel<br />
steht, ist das Licht den ganzen Tag zum<br />
<strong>Fotografie</strong>ren geeignet. Tatsächlich können Sie<br />
im Winter mehr Stunden pro Tag fotografieren als<br />
im Sommer.<br />
Noch ein Tipp: Da Sie sich für längere Zeit in der<br />
Kälte aufhalten werden, sollten Sie mitgeführte<br />
Ersatzbatterien so nah wie möglich am Körper<br />
tragen. Kälte reduziert die Funktionszeit von<br />
Batterien ganz erheblich, und das Allerletzte,<br />
dass Sie sich wünschen werden ist, dass Ihrer<br />
Kamera irgendwo in der eiskalten Pampa an<br />
einem frühen Sonntagmorgen, wenn sogar noch<br />
die Tankstellen geschlossen sind, der Strom<br />
ausgeht. Also alles warm einpacken, besonders<br />
sich selbst, Thermoskanne füllen – und los<br />
geht’s.<br />
1 SCHNEE<br />
Es gibt nichts Besseres als frisch gefallenen<br />
Schnee, um Landschaften in ein Winterwunderland<br />
zu verwandeln. Dieses ist sehr einfach zu<br />
fotografieren, idealerweise bei sonnigem Wetter. Die<br />
Sonne sollte sich seitlich der Kamera befinden,<br />
sodass der Schnee seitlich beleuchtet und seine<br />
Oberflächenstruktur erkennbar wird. Fußspuren,<br />
Zäune und Mauern können den Vordergrund<br />
auflockern.<br />
Achten Sie auf die Belichtung, denn bei viel Weiß<br />
neigt die Kamera zum Unterbelichten; in dem Fall<br />
stellen Sie bis zu zwei Blendenstufen positive<br />
Belichtungskorrektur ein!<br />
LEE FROST<br />
ISTOCK PHOTO<br />
LEE FROST<br />
LEE FROST<br />
2 POLFILTER<br />
An einem sonnigen Wintertag ist ein Polfilter auf<br />
dem Objektiv zu empfehlen. Er verstärkt nicht nur<br />
das Blau des Himmels und die kühlen Farbtöne am<br />
Boden, sondern hebt auch Wolkenformationen<br />
plastischer hervor, verbessert Klarheit und Kontraste,<br />
verstärkt insgesamt die Farben und absorbiert<br />
Lichtreflexe von Eis und Schnee.<br />
Drehen Sie den Polfilter, bis Sie mit seiner Wirkung<br />
zufrieden sind. Achten Sie besonders auf den<br />
Himmel, denn bei voller Polarisation kann der<br />
ohnehin tiefblaue Winterhimmel an den Ecken des<br />
Bildausschnitts fast Schwarz werden, was weniger<br />
schön aussieht.<br />
3 EISMUSTER<br />
Bei Dauerfrost bildet sich Eis auf Seen, Teichen<br />
und Pfützen. Das eröffnet Ihnen ungeahnte<br />
Möglichkeiten für Detailaufnahmen, die teils sehr<br />
abstrakt wirken können. Die eingeschlossene Luft<br />
bildet Blasen im Eis, und das sich während der<br />
Vereisung immer noch bewegende Wasser formt<br />
Buckel und Wirbel, an der Eisoberfläche, die deutlich<br />
zu sehen sind. Ein Fluss- oder Seeufer kann zur<br />
Quelle sehr vieler Motive werden. Idealerweise steht<br />
Ihnen ein Makroobjektiv zur Verfügung, doch ein<br />
Standardzoom- oder ein 50 mm Festobjektiv tun es<br />
auch.<br />
4 EISZAPFEN<br />
Überall dort, wo kleine Mengen Wasser<br />
kontinuierlich abtropfen, werden sich bei frostigem<br />
Wetter Eiszapfen bilden. Das kann an einer Dachrinne<br />
oder an einer Autostoßstange genauso gut sein, wie an<br />
einem überhängenden Felsen. Eiszapfen können ein<br />
paar Millimeter oder ein paar Meter lang sein. Bei kleinen<br />
Eiszapfen gehen Sie so nah wie möglich heran, so dass<br />
der Bildausschnitt gut ausgefüllt wird und fangen die<br />
Lichtreflexe ein. Bei größeren Eiszapfen benutzen Sie ein<br />
Weitwinkelobjektiv, was die Gebilde auf dem Foto noch<br />
größer erscheinen lässt. Die eindrucksvollsten Eiszapfen<br />
finden Sie an überhängenden Felsen. Wenn es möglich<br />
ist, sich dahinter aufzustellen, können Sie einen solchen<br />
Eiszapfen als dominierendes Vordergrundelement für<br />
eine Landschaftsaufnahme benutzen..<br />
012 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DER FRÜHE VOGEL …<br />
5 Nebel, Raureif, Schnee und Eis sind am<br />
fotogensten, wenn sie frisch sind und die<br />
Außentemperatur niedrig bleibt. Sobald die<br />
Temperatur ansteigt, schmilzt alles weg oder<br />
verblasst. Der frühe Morgen ist zu jeder<br />
Jahreszeit die kälteste Tageszeit, seien Sie<br />
also beim ersten Tageslicht vor Ort. Das Licht<br />
vor Sonnenaufgang hat einen<br />
stimmungsvollen blauen Farbstich, und<br />
gerade im Winter gibt es überwältigende<br />
Sonnenaufgänge. Im Übrigen ist ein früher<br />
Morgen auch die ruhigste Tageszeit von allen.<br />
IMAGE: HELEN DIXON
ARBEITSTECHNIK<br />
Winterwunder<br />
HELEN DIXON<br />
6 SCHWARZWEISS<br />
Eine Winterlandschaft ist starr und karg. Schnee<br />
bedeckt Vieles, das sonst sichtbar wäre, Skelette von<br />
Bäumen recken sich gen Himmel, und das Wetter ist<br />
düster und abweisend. Solche Faktoren machen ein<br />
Foto zum idealen Kandidaten für eine Konvertierung<br />
in Schwarzweiß. Oft genug enthält schon das<br />
Originalbild so wenig Farben, dass es fast wie ein<br />
Schwarzweißfoto wirkt. Bei der Konvertierung<br />
brauchen Sie sich mit der Dosierung der Effekte nicht<br />
zurückzuhalten. Erhöhen Sie kräftig die Kontraste,<br />
um die Kombinationen aus Hell und Dunkel einer<br />
Winterlandschaft zur Geltung zu bringen.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
LEE FROST<br />
ADAM BURTON<br />
7 LICHT<br />
Mit der Qualität des Lichts steht und fällt das<br />
Foto einer Winterlandschaft. Zum Glück ist das Licht<br />
im Winter oft sehr gut. Die Farbtemperatur bleibt<br />
während des ganzen Tages relativ niedrig und somit<br />
warm, weil die Sonnenbahn nah am Horizont<br />
verläuft. Das bedeutet allerdings auch, dass Schatten<br />
länger und schwächer sind als im Sommer, denn das<br />
Sonnenlicht ist weniger intensiv.<br />
Achten Sie auf die Wettervorhersage: Wird ein<br />
trockener, sonniger Tag angesagt, machen Sie sich<br />
früh auf und fotografieren bis zum Dunkelwerden. An<br />
einem guten Wintertag können Unmengen guter<br />
Fotos schießen, obwohl die Sonne nur acht Stunden<br />
zu sehen ist.<br />
8 WASSERFALL<br />
Temperaturen, bei denen sogar fließendes Wasser<br />
gefriert, sind selten, aber nicht ausgeschlossen, und<br />
solche Aufnahmen versetzen Betrachter garantiert in<br />
Erstaunen. Ein Wasserfall gefriert nur sehr langsam,<br />
zwischen und hinter den Eiszapfen fließt fast immer noch<br />
etwas Wasser. Es ist jedoch schon vorgekommen, dass<br />
auch ein Wasserfall zufriert und nur noch aus einer<br />
Eiswand oder gigantischen Eiszapfen besteht. Wenn<br />
noch etwas Wasser fließt, versuchen Sie, es mit aufs Bild<br />
zu bekommen und lassen Sie es mit dem Eis<br />
kontrastieren. Verschlusszeiten von einer halben bis einer<br />
Sekunde sollten die Bewegung des Wassers durch<br />
Verschwimmen erkennen lassen. Ist der Wasserfall<br />
komplett eingefroren, können Sie vielleicht hinter die<br />
Eiswand gelangen, um sie gegen das Sonnenlicht zu<br />
fotografieren: Ein solches Foto gelingt Ihnen vielleicht nur<br />
einmal im Leben!<br />
9 VORDERGRUND<br />
Nichts stellt die Schönheit einer<br />
Winterlandschaft besser dar, als eine<br />
panoramaähnliche Weitwinkelaufnahme. Das sollten<br />
Sie auf ihrer winterlichen Motivsuche im Hinterkopf<br />
behalten. Ein attraktiver Vordergrund ist dabei<br />
besonders wichtig. Schneebedeckte Felsbrocken,<br />
Fußstapfen im Schnee, Muster im Eis oder um Felsen<br />
herum fließendes Wasser sind ideale<br />
Vordergrundelemente. Gehen Sie in die Hocke, um<br />
den Effekt der Perspektive zu verstärken. Wenn Sie<br />
auf Blende f/11 oder f/16 abblenden, sollten Sie die<br />
gesamte Szene scharf bekommen. Schießen Sie<br />
ruhig auch mal mit senkrecht ausgerichteter Kamera,<br />
statt horizontal, denn so bekommen Sie mehr Details<br />
vom Vordergrund mit ins Bild<br />
014 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
10 RAUREIF<br />
Reif bildet sich durch den raschen<br />
Temperaturabfall in klaren Winternächten: Die Objekte<br />
werden kälter als die Luft, sodass die Feuchtigkeit auf<br />
ihrer Oberfläche gefriert. Dies ermöglicht spektakuläre<br />
Fotos, weil selbst die feinsten Details der Landschaft<br />
– Zweige, Gras, Zaundraht und sogar Spinnweben – mit<br />
winzigen Eiskristallen überzogen werden.<br />
Der Effekt geschieht über Nacht und auch nur bei klarem<br />
Wetter, daher ist der frühe Morgen die beste Tageszeit, um<br />
ihn einzufangen. Nach Sonnenaufgang, ist die<br />
einzigartige Naturerscheinung bald verschwunden.<br />
BILD: ADAM BURTON
ARBEITSTECHNIK<br />
TIERPORTRAITS<br />
OB SIE EINE KATZE, EINEN HUND ODER EINEN HAMSTER HABEN<br />
UND OB SIE PFERDE, VÖGEL ODER MEERSCHWEINCHEN MÖGEN,<br />
HIER FINDEN SIE ANREGUNGEN FÜR UNVERGESSLICHE TIERFOTOS.<br />
IE WERDEN ZU unseren besten<br />
Freunden – manchmal sogar zum<br />
SKindersatz – sehr oft jedenfalls zu unseren<br />
gefragtesten „Models“, wenn es ums <strong>Fotografie</strong>ren<br />
geht. Sie kommen in den sonderbarsten<br />
Variationen vor, jede mit eigener Persönlichkeit<br />
und sie sorgen – nicht immer ganz freiwillig – für<br />
die liebenswertesten Bilder. Haustiere, egal ob mit<br />
Fell oder Federn, sorgen für jede Menge<br />
Fotomotive. Dazu brauchen Sie kein Studio, noch<br />
nicht einmal ein Blitzgerät. Halten Sie es so<br />
einfach wie möglich: mit natürlichem Licht, der<br />
richtigen Aufnahmetechnik und dem richtigen<br />
Hintergrund werden Ihnen die besten Bilder<br />
gelingen. Je weniger Ausrüstung Sie verwenden,<br />
desto weniger kamerascheu sind Tiere. Das<br />
macht es relativ einfach, sie im Moment des<br />
direkten Blickkontakts zu fotografieren. Eine<br />
Kamera mit Weitwinkel- oder 50 mm<br />
Normalobjektiv ist alles, was Sie brauchen.<br />
Vermeiden Sie, ein Telezoom zu verwenden, es sei<br />
denn, Sie müssen aus größerer Entfernung<br />
fotografieren. Wir haben uns hier auf zehn<br />
Anregungen beschränkt, doch Sie werden selbst<br />
auf eine Fülle weiterer, inspirierender Ideen<br />
kommen, wenn Sie erst einmal mit einer<br />
tierischen Fotosession begonnen haben. Ein<br />
Großteil des Erfolgs ist dabei von der richtigen<br />
Umgebung abhängig. Sie können beispielsweise<br />
versuchen, ein Tier mit schussbereiter Kamera in<br />
den kleinen Bereich des optimalen Lichts zu<br />
locken, doch meistens entstehen die besten<br />
Tierfotos, wenn Sie in einem zufälligen Moment<br />
aufgenommen werden, besonders dann, wenn es<br />
sich um junge Tiere mit noch sehr ausgeprägtem<br />
Spieltrieb handelt – denken Sie nur an die<br />
berühmte Katze mit dem Wollknäuel. Es gibt<br />
einige Standardregeln, die für Bildideen mit Tieren<br />
gelten, ganz gleich ob es sich bei Ihrem „Model“<br />
um einen exotischen Papagei oder eine heimische<br />
Hunderasse handelt. <strong>Fotografie</strong>ren Sie mit weit<br />
offener Blende, f/5.6 oder größer. Um störenden<br />
Hintergrund zu verwischen, stellen Sie auf die<br />
Augen scharf und fotografieren im Raw-Format.<br />
Mit diesen Parametern haben Sie zwar meistens<br />
keine optimalen Einstellungen, doch Sie können<br />
auf sich schnell verändernde Situationen schnell<br />
reagieren.<br />
JAVI INCHUSTA GONZALEZ<br />
MATT DRAPER<br />
LOW KEY Wenn Sie gegen einen schwarzen Hintergrund fotografieren, erhalten Sie ein<br />
2 sogenanntes Low-Key-Porträt mit viel Schatten und dunklen Farbtönen. Ein Tier, das aus einem<br />
schwarzen Nichts auftaucht, ergibt ein sehr künstlerisches Bild. Das natürliche Licht eines bewölkten<br />
Tages ist perfekt geeignet, denn es ist weich und diffus. Stellen Sie sich zwischen Tier und Lichtquelle und<br />
machen Sie die Belichtungsmessung auf einer Graukarte, damit die Kamera nicht überbelichtet. Sie<br />
können auch eine bis zwei Blendenstufen negativ korrigieren oder, falls Sie im Raw-Format fotografieren,<br />
automatisch belichten und alle Korrekturen in der Nachbearbeitung vornehmen.<br />
Verwenden Sie aber auf keinen Fall Blitzlicht, Tiere mögen das nicht! Falls das Tier selbst eine eher dunkle<br />
Farbe hat, müssen Sie eventuell manuell scharfstellen, wenn der Autofokus wegen des geringen<br />
Kontrastumfangs Probleme hat.<br />
DURCH DAS GLAS<br />
3 Tiere im Terrain oder Aquarium zu fotografieren, ist<br />
nicht so einfach, wie es scheint. Ein Vorteil besteht darin,<br />
dass Ihr „Modell“ an Ort und Stelle bleibt und nicht<br />
entfliehen kann. Zudem sind Licht und Umgebung Ihres<br />
Arbeitsbereichs gut überschaubar und damit beeinflussbar.<br />
Positionieren Sie einen farbigen Hintergrund an der<br />
hinteren Glaswand und setzen Sie ein Makroobjektiv ein,<br />
um den Bildausschnitt auszufüllen.<br />
Idealerweise beleuchten Sie die Szene von oben, damit die<br />
Glaswände keine Reflexionen verursachen; im Zweifelsfall<br />
setzen Sie zusätzlich einen Polfilter ein. Sie werden Tiere,<br />
die in einer solchen Umgebung leben, nicht dazu bringen<br />
können, zu tun, was Sie wollen, damit Ihnen ihr Bild<br />
gelingt. Richten Sie sich also darauf ein, lange Zeit mit<br />
Warten zu verbringen, bis ein zufälliger Augenkontakt<br />
hergestellt wird.<br />
016 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
ACTION Hunde rennen gerne, und im Wind<br />
1 flatternde Lefzen und Ohren können hübsche<br />
Bilder ergeben. Bitten Sie einen Freund, Ihren Hund<br />
festzuhalten, während Sie sich in etwa 100 m<br />
Entfernung aufstellen. So kann Ihr Hund seine<br />
Höchstgeschwindigkeit erreichen, bevor er bei Ihnen<br />
ist. Verwenden Sie ein Telezoom im Bereich von<br />
50-200 mm und gehen Sie möglichst in die Hocke,<br />
um auf Augenhöhe mit dem Tier zu sein.<br />
Nutzen Sie die Blendenautomatik und den<br />
kontinuierlichen Autofokus, damit die Schärfe<br />
konstant bleibt, wenn Ihr Hund auf sie zuläuft, und<br />
wählen Sie eine kurze Verschlusszeit von mindestens<br />
1/500 Sekunde oder kürzer, je nach<br />
Lichtverhältnissen.<br />
Nun geben Sie das Signal, den Hund loszulassen.<br />
Sobald er unterwegs ist, machen Sie im<br />
Serienbildmodus beliebig viele Aufnahmen. Bringen<br />
Sie aber die Kamera in Sicherheit, bevor er bei Ihnen<br />
ist, denn Hunde können viel besser beschleunigen<br />
als bremsen!<br />
IMAGE: JORDAN BUTTERS<br />
IRENE MEI<br />
2013 BEN HEINE<br />
4 FENSTER<br />
Katzen sind aufgrund ihres eigensinnigen<br />
Charakters schwer zu fotografieren. Gute Chancen<br />
haben Sie, wenn die Katze faul auf der Fensterbank<br />
im Sonnenlicht liegt. Stellen Sie an der Kamera die<br />
Zeitautomatik, eine große Blende und den<br />
höchstmöglichen ISO-Wert ein, bei dem das<br />
Bildrauschen gerade noch vermieden wird. Diese<br />
Einstellungen sollten den Hintergrund ausreichend<br />
verwischen und dennoch eine Verschlusszeit<br />
garantieren, die kurz genug ist, selbst bei schlechtem<br />
Licht jede Bewegung einzufrieren. Holen Sie die<br />
Katze formatfüllend ins Bild, um das durch das<br />
Fenster hereinfallende natürliche Licht am besten zu<br />
nutzen.<br />
Hunde sind einfacher, sitzen eher still und schauen<br />
sogar zum Fenster, wenn sie gut gehorchen.<br />
KREATIVES Kreative Ideen für die Tierfotografie gibt es viele. Uns gefällt besonders die Serie „Kamera und<br />
5 Zeichenstift“ (Pencil vs Camera) von Ben Heine (http://www.benheine.com). Verschroben und humorvoll<br />
vermischt er Tierzeichnungen mit Tierfotos. Dieses Bild zeigt das Foto eines im Freien aufgenommenen sitzenden<br />
Hundes, während Ben seine maßstabgerechte Zeichnung davor hält. Kontraste und Farben wurden mit<br />
Photoshop verstärkt.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 017
ARBEITSTECHNIK<br />
Tierportraits<br />
FARBE UND RAUM<br />
6 Hunde und Katzen dürften als Haustiere am<br />
weitesten verbreitet sein; manchmal aber sorgen<br />
gerade ungewöhnliche Spezies für interessante,<br />
inspirierende Bilder.<br />
Ein bunter Papagei beispielsweise wirkt sehr schön<br />
vor farbenfrohem Hintergrund aus Komplementäroder<br />
Kontrastfarben. Wenn möglich, heben Sie den<br />
Hintergrund mit einem Spotlight hervor, um ihn<br />
noch attraktiver zu machen. Normalerweise versucht<br />
man den Papagei formatfüllend aufzunehmen; doch<br />
sofern der Hintergrund keine störenden Elemente<br />
enthält und das Foto farblich ausbalanciert, kann<br />
diese Bildkomposition die Motivwirkung sogar<br />
verstärken.<br />
DELIA GALHOTRA<br />
IRENE MEI<br />
OLKA KRYVOSHEI<br />
ISTOCKPHOTO<br />
NAH UND NÄHER<br />
7 Bei Katzen und Hunden, die kein bisschen<br />
kamerascheu sind und den Blickkontakt zum<br />
Objektiv halten, können Sie die Symmetrie des<br />
Gesichts durch ungewöhnlichen Bildausschnitt<br />
unterstreichen. So entstehen besonders attraktive<br />
Katzenportraits, wobei Sie sich um den Hintergrund<br />
nicht kümmern müssen, weil es keinen gibt.<br />
Allerdings muss das Licht gleichmäßig verteilt sein.<br />
Sie sollten ein solches Porträt nicht etwa auf kurze<br />
Entfernung zu fotografieren versuchen, sondern aus<br />
zwei bis drei Metern mit einem Zoomobjektiv, wobei<br />
Sie Blende f/5.6 benutzen und auf die Augen<br />
scharfstellen. Bei Hunden mit langer Schnauze ist<br />
jedoch wegen der notwendigen größeren<br />
Schärfentiefe eine kleinere Blende notwendig.<br />
8 KULISSE<br />
Kleidungsstücke, Spielzeug und<br />
Haushaltsgegenstände als Requisiten können<br />
besonders bei Kleintieren zu lustigen Motiven führen,<br />
wie hier bei Tobi, einem unternehmungslustigen<br />
Hamster. Dieses Bild ist ein sehr gutes Beispiel dafür,<br />
wie ein alltäglicher Haushaltsgegenstand dafür sorgt,<br />
dass das Tier lange genug für ein schönes Foto am<br />
Ort des besten Lichts bleibt. Hundewelpen und<br />
Kätzchen sehen neben im Vergleich zu deren Körpern<br />
überdimensionierten Requisiten besonders niedlich<br />
aus.<br />
GOLDENE STUNDEN<br />
9 Ob früh oder spät, ein Spaziergang mit dem<br />
Hund ist entspannend, besonders wenn Sie im<br />
schönsten Licht des Tages unterwegs sind. Wenn die<br />
Sonne niedrig steht, bekommen Gras und Bäume<br />
einen attraktiven, warmen Glanz. <strong>Fotografie</strong>ren Sie<br />
aus einiger Entfernung mit Teleobjektiv und weit<br />
offener Blende. So erzeugen Sie ein schönes Bokeh,<br />
der Hund bemerkt nicht die Kamera und bleibt<br />
entspannt. Falls er von hinten beleuchtet wird, nutzen<br />
Sie die Punktmessung, um das Foto nicht<br />
unterzubelichten. Sie brauchen auch keine<br />
Gegenlichtblende, denn ohne wird das Licht noch<br />
wärmer.<br />
018 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
10 SICHTWECHSEL<br />
Experimentieren Sie mit verschiedenen<br />
Standpunkten und Brennweiten. Ein Weitwinkeloder<br />
besser ein Ultraweitwinkel-Zoomobjektiv<br />
sorgt für außergewöhnliche Bilder mit verzerrter<br />
Perspektive, wenn Sie von einem erhöhten oder<br />
sehr niedrigen Kamerastandpunkt aus arbeiten.<br />
Gehen Sie so nah auf den Boden wie möglich,<br />
und richten Sie die Kamera nach oben.<br />
Vergessen Sie aber nicht: Je dichter am Motiv,<br />
umso kleiner muss die Blende eingestellt<br />
werden, sonst erhalten Sie nicht genug<br />
Schärfentiefe.<br />
IMAGE: ISTOCK PHOTO
IHRE BESTEN BILDER<br />
Vincent Bourrut<br />
Alter: 39 / Beruf: Fotograf<br />
Étretat: Diese Klippen in Nordfrankreich habe ich nachmittags bei<br />
Ebbe fotografiert. Ich wollte das auf den Felsen im Hintergrund<br />
auftreffende, warme Licht mit dem natürlichen Bogengewölbe<br />
einrahmen. Ich setzte einen zehnstufigen Graufilter ein, um die<br />
Bewegung der ziehenden Wolken abzubilden und die<br />
Meereswellen zu verwischen.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv<br />
Belichtung: 30 Sekunden bei Blende f/6.3 und ISO 100
Leserschaukasten<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Die Bilder sind so knackig scharf, dass<br />
man die herrschenden Minusgrade fast<br />
schon körperlich spüren kann. Dank ihrer<br />
Farben und der perfekten Beleuchtung<br />
zählen diese Aufnahmen zu den<br />
ausgezeichneten Naturfotos.<br />
Vincent Bourrut (fortgesetzt)<br />
Lac Léman: Diese Bilder entstanden im Frühling am Genfer See in der<br />
Schweiz. Es war immer noch so kalt, dass die auf der anderen Seite des Sees<br />
liegenden französischen Alpen von Schnee bedeckt waren. Ich habe einen<br />
zehnstufigen Graufilter verwendet, um die Bewegung der Wolken einzufangen.<br />
Der Himmel war stark bedeckt, deshalb musste ich auf den richtigen Moment<br />
warten, bis genug Licht vorhanden war, um das Sprungbrett zu beleuchten und<br />
dem Bild genug Tiefe zu geben.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv<br />
Belichtung: 101 Sekunden bei Blende f/18 und ISO 100<br />
Tête de Ran: Dieses Foto habe ich eines sehr frühen Morgens gemacht, als ich<br />
das wundervolle erste Sonnenlicht einfangen wollte. Ich war gerade rechtzeitig<br />
vor Sonnenaufgang auf 1200 Meter über dem Meeresspiegel angekommen<br />
und brauchte nur kurz zu warten, bis das Licht auf die gefrorenen Bäume fiel.<br />
Es war mit minus 12 Grad extrem kalt, doch ein sehr friedlicher Moment, als<br />
die Sonne über den Horizont stieg. Ich hatte nicht weit entfernt geparkt, und als<br />
ich die Aufnahme im Kasten hatte und wieder im warmen Auto saß, kehrte das<br />
Gefühl in Händen und Füßen schnell zurück.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 24-70mm f/2.8L USM Objektiv<br />
Belichtung: 1/50 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 400<br />
Lorenzo Mancini<br />
Alter: 25 / Beruf: Student<br />
Gedankenverloren: An einem späten Frühlingsmorgen wurde mein Modell von<br />
weichem, natürlichem Licht angestrahlt. Ich benutzte einen Reflektor, um ein<br />
paar Schatten aufzuhellen und ein subtiles Funkeln in den Augen zu erzeugen.<br />
Die Kameraeinstellungen hatte ich manuell vorgenommen, um die volle<br />
Kontrolle über das Motiv zu behalten. Ich hatte auf die Augen scharfgestellt und<br />
benutzte eine große Blende, damit nichts von ihnen ablenken konnte. Ich<br />
konvertierte das Bild in Schwarzweiß, wobei ich darauf achtete, dunkle<br />
Farbtöne und hohe Kontraste zu bekommen; Gesichtsausdruck und Pose des<br />
Modells vermitteln eine nachdenklich-melancholische Stimmung.<br />
Nikon D700 mit Nikkor AF-S 50mm f/1.4 Objektiv<br />
Belichtung: 1/640s Sekunde bei Blende 1.4 und ISO 100).<br />
022 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Diese Aufnahmen zeigen Tiere in freier<br />
Wildbahn. Die Bildkomposition und das<br />
Timing der Tierszenen sind so perfekt,<br />
dass es so scheint, als seien sie eigens für<br />
die Aufnahme inszeniert worden.<br />
Hervorragend.<br />
024 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Leserschaukasten<br />
Steve Langton<br />
Alter: 54 / Beruf: Chirurg<br />
Dieses Foto entstand in Amboseli, Kenia. Man könnte glauben, der Elefant<br />
würde den Vogel duschen. Ich habe aus dem Geländewagen heraus fotografiert<br />
wobei die Kamera auf einen Bohnensack aufgelegt war. Ich wollte das aus dem<br />
Rüssel spritzende Wasser einfangen, deswegen hatte ich eine kurze<br />
Verschlusszeit gewählt. In der Nachbearbeitung waren nur geringe Korrekturen<br />
von Kontrasten und Farben nötig, wobei ich auch den Himmel etwas<br />
abdunkelte. Dann musste ich das Bild nur noch passend zuschneiden.<br />
Canon EOS-1D Mk IV mit Canon EF 400mm f/4 DO IS USM Objektiv<br />
Belichtung: 1/2000 Sekunde bei Blende f/5.6 und ISO 400<br />
Auch dieses Foto stammt aus Kenia. Es war früher Abend – eine Zeit, in der<br />
Löwen aktiv werden, nachdem sie den heißen Nachmittag über nur geschlafen<br />
haben. Trotz der verwendeten großen Blende lässt diese Bildkomposition die<br />
enorme Weite des Landes erahnen. Die weite Blende war notwendig, um den<br />
Löwen besser von der ähnlich gefärbten Umgebung abzuheben.<br />
Canon EOS-1D Mk IV mit Canon EF 400mm f/4 DO IS USM Objektiv<br />
Belichtung: 1/320 Sekunden bei Blende f/5.6 und ISO 640<br />
Steve Wilson<br />
Alter: 42 / Beruf: Facharbeiter<br />
Elephant Cove ist in den Sommermonaten ein populäres Ziel für Touristen in<br />
Australien. Ich fotografierte sie im Winter, um nur die Natur im Bild zu haben<br />
und verschiedene Bildkomposition auszuprobieren. Ich verwendete einen<br />
zehnstufigen Graufilter, um die Bewegung der Wolken darzustellen, und schnitt<br />
das Foto auf Panoramaformat zu. Ich denke, das passt sehr gut zu der<br />
natürlichen Schönheit des Ortes.<br />
Canon EOS 7D mit Sigma 10-20mm f/4-5.6 EX DC HSM Objektiv<br />
Belichtung: 113 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 100<br />
Lights Beach befindet sich nahe der Kleinstadt Denmark in Südwestaustralien,<br />
wo dieses Foto entstand. Ich setzte einen sechsstufigen Graufilter ein und<br />
wartete, bis die Sonne an den Punkt gesunken war, wo sie die lebendigsten<br />
Farben erzeugt. Mir gefallen besonders die blauen und violetten Farbtöne.<br />
Canon EOS 40D mit Sigma 10-20mm f/4-5.6 EX DC HSM Objektiv<br />
Belichtung: 20 Sekunden bei Blende f/19 und ISO 100<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 025
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Die optimal genutzten Formen und<br />
Führungslinien machen dieses Foto zu<br />
einer hervorragenden Darstellung von<br />
Architektur. Die HDR-Aufnahmetechnik in<br />
Schwarzweiß trägt durch ausgewogene<br />
Graustufen besonders zur<br />
Gesamtwirkung bei.
Leserschaukasten<br />
Moreno Geremetta<br />
Alter: 40 / Beruf: Kraftfahrer<br />
Morgenröte: Dies ist der Limedes-See in Italien, 2000 m über dem<br />
Meeresspiegel. Die Aufnahme entstand im Winter zu einem Zeitpunkt, als<br />
bereits eine dünne Eisschicht vorhanden, aber noch kein Schnee darauf<br />
gefallen war. Der Tag war sehr nebelig und die Berggipfel durch Wolken<br />
verdeckt. Ich fotografierte zuerst in Richtung Süden, doch als die ersten<br />
Sonnenstrahlen über den Horizont drangen, ging ich zum gegenüberliegenden<br />
Ufer, wobei ich darauf achtete, nicht zu viele Fußspuren zu hinterlassen. Der<br />
Nebel sorgte für ausgewogene Beleuchtung, daher nutzte ich keinerlei Filter<br />
und musste auch nicht viel nachbearbeiten.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv<br />
Belichtung: 1/2 Sekunde bei Blende f/9 und ISO 200.<br />
An diesem frühen Morgen war ich der erste Besucher am Colbricon-See in<br />
Italien. Da der Himmel völlig wolkenlos war, verwarf ich mein ursprünglich<br />
geplantes Motiv und suchte stattdessen nach interessanten Objekten für den<br />
Vordergrund. Schließlich fand ich diese Bildkomposition mit der<br />
moosbedeckten Felsformation. Ich hatte keine Graufilter dabei, also machte ich<br />
zwei Aufnahmen, von denen ich die eine für den Himmel und die andere für<br />
den Vordergrund belichtete. In Photoshop führte ich beide zusammen.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 13 Sekunden bei Blende f/13 und ISO 100<br />
Michael Woloszynowicz<br />
Alter: 29 / Beruf: Software Produktmanager<br />
Dies ist die Detailansicht einer berühmten und oft fotografierten Konzerthalle. Sie entstand, weil ich abseits der üblichen Motive etwas Neues ausprobieren wollte.<br />
Ich suchte zuerst einen ungewöhnlichen Blickwinkel. Das Geländer ergab eine wundervolle Führungslinie. Ich stützte die Kamera direkt darauf und machte eine<br />
Serie von drei Aufnahmen mit jeweils unterschiedlicher Belichtung. Stative waren verboten, und mein 14-24 mm Objektiv hat kein Filtergewinde, also<br />
fotografierte ich den Himmel vom nahen Parkplatz aus, wobei ich ein 24-70 mm Objektiv mit zehnstufigem Graufilter verwendete. Alles wurde in Photoshop<br />
zusammengeführt und mit Nik Color Efex Pro 4 weiterverarbeitet.<br />
Nikon D800 mit Nikkor AF-S 14-24mm f/2.8 G ED Objektiv<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/10 und ISO 200<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 027
IHRE BESTEN BILDER<br />
Wojciech Dziadosz<br />
Alter: 30 / Beruf: Landvermesser<br />
Diese Aufnahme entstand in der Nähe meines Wohnorts<br />
Wroclaw in Polen. Als ich aufwachte, sah ich nur dichten Nebel,<br />
doch schon bald nach Sonnenaufgang kamen die ersten<br />
Sonnenstrahlen durch. Ich machte zwei Aufnahmen, eine mit<br />
der Belichtung für den Himmel, die andere für den Vordergrund,<br />
und montierte beide zusammen, wobei ich auch Farben,<br />
Tonwerte und Kontrast noch ein bisschen justierte.<br />
Nikon D200 mit Tokina 12-24mm f/4 PRO DX II Objektiv<br />
Belichtung: 1/90 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100
Leserschaukasten<br />
Wojciech Dziadosz (fortgesetzt)<br />
Auf dem steinigen Weg hinab ins Tal stand ich plötzlich vor einer<br />
überwältigenden Aussicht. Ich setzte mich auf einen der Felsen nahe dem<br />
Wasserfall. Der Felsen war glitschig, und es war nicht ganz ungefährlich, aber<br />
diese Aufnahme wollte ich nicht verpassen. Die Berggipfel lagen im Schatten<br />
der Wolken, nur das Tal wurde von der Sonne beschienen. Ich benutzte einen<br />
0.6- und einen 0.9ND-Verlaufsfilter, um das fließende Wasser sichtbar zu<br />
machen und den Himmel abzudunkeln, während das lichtdurchflutete Tal<br />
richtig belichtet wurde.<br />
Nikon D200 mit Tokina 12-24mm f/4 PRO DX II Objektiv<br />
Belichtung: 1 Sekunde bei Blende f/20 und ISO 100<br />
Dieses Foto stammt aus einer Serie, die ich im vergangenen Herbst am<br />
Rudawy Janowickie geschossen habe, einem Berg in den polnischen Sudeten.<br />
Ich hatte die Nacht auf dem höchsten Gipfel der Gegend verbracht, und als ich<br />
aufwachte, diesen fantastischen Blick. Das Wetter an jenem Morgen war<br />
perfekt: Es lag dichter Nebel über dem Tal und das frühe, durch die<br />
Baumwipfel fallende Sonnenlicht erzeugte fantastische Muster. Ich fotografierte<br />
mit einem 0.6ND-Verlaufsfilter. Bei der Nachbearbeitung habe ich nur noch<br />
Farbtöne, Tonwerte und Gradationskurven korrigiert.<br />
Nikon D700 mit Nikkor AF-S 70-300mm f/4.5-5.6D VR Objektiv<br />
Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/10 und ISO 200<br />
Hussain Tarouti<br />
Alter: 30 / Beruf: Bankangestellter<br />
Dieses Bild entstand vor ein paar Monaten im Burj Khalifa in Dubai, dem<br />
höchsten Gebäude der Welt. Es war Mittag, und das durch riesige Fenster<br />
einfallende Sonnenlicht war so hell, dass ich meine Kamera schon vorbereitet<br />
hatte. Ich wusste, dass es bald ein attraktives Motiv geben würde. Die dunklen<br />
Stufen der Rolltreppe kontrastierten mit dem von den weißen Wänden<br />
reflektierten Licht, und ich wartete ab, bis keine Schatten mehr auf die Wände<br />
fielen. Mit Lightroom korrigierte ich die Spitzlichter, Schatten und Kontraste.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Sigma 15mm f/2.8 EX Fisheye-Objektiv<br />
Belichtung: 1/15 Sekunde bei Blende f/3.5 und ISO 800<br />
030 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Dieses Bild ragt heraus durch seine<br />
lebendigen Farben und das fantastische<br />
Licht. Die durch die Baumwipfel fallenden<br />
Lichtstrahlen und der Nebel erzeugen<br />
eine wunderbare Atmosphäre.
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Diese Porträts sind absolut professionell.<br />
Die richtige Location, ein schönes Modell,<br />
perfekt aufgetragenes Make-up und eine<br />
hervorragende Aufnahmetechnik<br />
addieren sich zu fantastischen Bildern.<br />
032 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Leserschaukasten<br />
Alex Filatov<br />
Alter: 30 / Beruf: Fotograf<br />
Dieses Bild entstand am Monument Cove, einem unwegsamen Gelände im<br />
Acadia National Park in Maine, USA. Ich schoss eine Serie von mehrere<br />
Aufnahmen bei Blende f/22, wobei ich die längste mögliche Verschlusszeit<br />
nutzte. Nach der Montage in Photoshop verlieh das nebelähnliche Wasser<br />
zwischen den Felsen dem Bild eine surreal anmutende Atmosphäre.<br />
Nikon D700 mit NIKKOR AF-S 14-24mm f/2.8G ED Objektiv<br />
Belichtung: Mehrere Aufnahmen mit Blende f/22 und ISO 200<br />
Der Bass-Harbor-Head Leuchtturm gehört zu den meistfotografierten Motiven<br />
im Acadia National Park. Ich war sehr früh vor Ort und machte meine<br />
Bildkomposition so, dass der Leuchtturm sich bei ablaufendem Wasser in einer<br />
Pfütze zwischen den Felsen spiegelte. Der Horizont war unmöglich mit der<br />
Übergangszone eines Verlaufsfilters zur Deckung zu bringen, also schoss ich<br />
eine Serie von Aufnahmen mit jeweils unterschiedlicher Belichtung und führte<br />
sie in Photoshop zu einem Bild zusammen.<br />
Nikon D700 mit NIKKOR AF-S 14-24mm f/2.8G ED Objektiv<br />
Belichtung: Mehrere Aufnahmen mit Blende f/13 und ISO 200<br />
Markus Oskarsson<br />
Alter: 26 / Beruf: <strong>Fotografie</strong>student<br />
Ich hatte diese Location schon vorher gesehen und wusste, dass ich dort<br />
unbedingt fotografieren musste. Ich buchte noch ein Modell, und ein Freund<br />
– Visagist von Beruf – beriet mich bei der Auswahl des passenden Outfits im<br />
Boheme-Stil, dass wir schließlich aus zweiter Hand in einem Oxfam-Laden<br />
besorgten. Am Tag der Fotosession herrschte klarer Himmel, deswegen warteten<br />
wir, bis die Sonne so niedrig am Himmel stand, dass wir das beste Tageslicht<br />
hatten. Um eine träumerische Stimmung zu erzeugen, nutzte ich einen kurzen<br />
Schärfentiefebereich und einen Reflektor, um die Schatten aufzuhellen.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 24-70mm f/2.8L USM Objektiv<br />
Belichtung: 1/350 Sekunde bei Blende f/4 und ISO 100<br />
Nachdem ich die Bilder der Fotosession ausgewählt hatte, mit denen ich weiter<br />
arbeiten wollte, begann ich mit der Nachbearbeitung. Die Farbtöne sollten<br />
wärmer werden und die Schatten einen leichten Blaustich erhalten. Durch<br />
leichtes Nachbelichten und Abwedeln retuschierte ich das Licht und fügte<br />
anschließend mit dem Alien-Skin Photoshop-Plug-In etwas Körnung hinzu.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 24-70mm f/2.8L USM Objektiv<br />
Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/4 und ISO 100).<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 033
034 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Leserschaukasten<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Gelungene Reisebilder erzeugen beim<br />
Betrachter den Wunsch, die Koffer zu<br />
packen und ein Taxi zum Flughafen zu<br />
nehmen. Genau das tun diese<br />
wundervollen Landschaften voller<br />
Atmosphäre mit ihren<br />
stimmungsvollen Farben.<br />
Alan Chan<br />
Alter: 31 / Beruf: Bauingenieur<br />
Die Golden Gate Bridge gehört zu den meistfotografierten Bauwerken der Welt.<br />
Doch die Bucht von San Francisco, von tief liegendem Nebel ausfüllt, diesen<br />
Anblick muss man gesehen haben. Ich wollte ein Panorama fotografieren, bei<br />
dem die Stadt zwischen die beiden Pylone der Brücke passen sollte. Ich<br />
richtete das Stativ mit einer Wasserwaage aus und ließ die Aufnahmen um<br />
etwa 25 % überlappen. Diese Aufnahmetechnik erleichtert später das<br />
Zusammenfügen der Bilder. Vor dem selektiven Nachbelichten und Abwedeln<br />
nahm ich kleinere Belichtungskorrekturen vor.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon 70-200mm f/2.8L IS USM Objektiv<br />
Belichtung: 15 Sekunden bei Blende f/11 und ISO 100<br />
Der Bonsai Rock ist ein sehr populäres Motiv an dem in Nevada gelegenen Teil<br />
von Lake Tahoe. Hier machte ich die Bildkomposition so, dass die durch<br />
Sonnenstrahlen erzeugten Farben von den Felsen auszugehen scheinen. Ich<br />
stellte die kleinstmögliche Blende ein, um die Verschlusszeit zu verlängern und<br />
eine Weichzeichnung des Wassers zu erreichen. Außerdem verwendete ich<br />
einen 0.9ND-Verlaufsfilter, um den Horizont abzudunkeln. In der<br />
Nachbearbeitung korrigierte ich die Belichtung des Felsens und der<br />
schneebedeckten Berggipfel.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 16-35mm f/2.8L II USM Objektiv<br />
Belichtung: 25 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 50<br />
Stefano Granata<br />
Alter: 32 / Beruf: Mediendesigner<br />
Diese Aufnahme war Teil einer Testsession in einem alten, verlassenen Bahnhof. Es war eine großartige Location, und auf den Gleisen standen sogar noch ein paar<br />
stillgelegte Züge. Ich hatte gerade ein Nikon 80-200mm f/2.8 Zoomobjektiv aus zweiter Hand erstanden und wollte ausprobieren, wie es sich bei<br />
Porträtaufnahmen machen würde. Ich konvertierte das Bild nach Schwarzweiß und korrigierte die Tonwerte in Lightroom. Dann importierte ich das Bild in<br />
Photoshop CS6 für die erforderlichen Feinarbeiten.<br />
Nikon D700 mit Nikon AF-D 80-200mm f/2.8 Objektiv<br />
Belichtung: 1/320 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 250<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 035
IHRE BESTEN BILDER<br />
Peter Mahler<br />
Alter: 71 / Beruf: Rentner<br />
Dieses Bild entstand eines sehr frühen Herbstmorgens am<br />
Ammersee. Wir fuhren dort entlang, als plötzlich eine<br />
Nebelwand auftauchte – die Chance für ein schönes Motiv –,<br />
also hielten wir an und gingen ein Stück in den Wald. Ich<br />
benutzte eine 10 mm Brennweite, um so viel Farbe wie<br />
möglich einzufangen. Hier sehen Sie das Ergebnis.<br />
Sigma SD14 mit Sigma 10-20mm f/4-5.6 EX DC Objektiv<br />
Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 200
Leserschaukasten<br />
Evgenia Galan<br />
Alter: 25 / Beruf: Fotografin<br />
Blackbird: Diese Aufnahme gelang genau so, wie ich sie geplant hatte. Das<br />
Modell trägt ein maßgeschneidertes schwarzes Kleid mit überdimensionierter<br />
Schleppe, die sich im Wind aufbauscht und eine Verbindung zu den flatternden<br />
Tauben suggeriert. Ich kannte in der Stadt einen größeren Platz, der sich gut für<br />
das Vorhaben eignete. Wir streuten Sonnenblumenkerne und Brotkrumen, um<br />
die Vögel anzulocken. Es brauchte einige Versuche, um die Aufnahme in den<br />
Kasten zu bekommen. Wie Sie sich vorstellen können, ist es nicht ganz einfach,<br />
auf ein Modell scharfzustellen, das auf Sie zu geht, während zugleich die Vögel<br />
um uns herum schwirren. Sie sehen das Bild so, wie es aus der Kamera kam,<br />
die Beleuchtung war völlig natürlich und es wurde nichts in Photoshop<br />
hinzugefügt.<br />
Canon EOS 60D mit Sigma 18-250mm f/3.5-6.3 DC OS HSM Objektiv<br />
Belichtung: 1/500 Sekunde bei Blende f/7.1 und ISO 100<br />
Auch das rote Kleid für diese Aufnahme war maßgefertigt. Ich fotografierte von<br />
einem niedrigen Standpunkt aus, Location und Bildkomposition betonen die<br />
große, schlanke Gestalt. Die Säulen rahmen Sie zusätzlich ein, und ihre weiße<br />
Farbe erzeugt einen schönen Kontrast zum roten Kleid. Hier war allerdings<br />
etwas Nachbearbeitung erforderlich, weil ich das Bild nicht überladen wollte.<br />
Canon EOS 60D mit Sigma 50mm f/1.4 EX DG HSM Objektiv Belichtung:<br />
1/160 Sekunde bei Blende f/3.5 und ISO 100<br />
Deb Harder<br />
Alter: 51 / Beruf: Fotograf<br />
Ich machte dieses Bild eines Spätnachmittags im Columbia Hills State Park vor<br />
Sonnenuntergang. Um sowohl den Vordergrund als auch den Hintergrund<br />
gestochen scharf zu bekommen, legte ich zwei Aufnahmen übereinander und<br />
erhielt dieses Ergebnis. Da sich die Kamera sehr nah am Vordergrund befand,<br />
stellte ich direkt auf die Lupinen scharf und nutzte eine kleine Blende, um<br />
sicherzustellen, dass auch die Ecken scharf abgebildet werden. Dann machte<br />
ich die zweite Aufnahme, mit Fokus auf dem Baum im Hintergrund, und<br />
öffnete die Blende etwas weiter.<br />
Nikon D3 mit Nikkor AF-S 14-24mm f/2.8G ED Objektiv<br />
Belichtung: 1/13 Sekunde bei Blende f/18 und ISO 400 und 1/80 Sekunde bei<br />
Blende f/11 und ISO 400<br />
038 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Das magische Licht der „goldenen<br />
Stunde“ war entscheidend für diese<br />
wunderschöne Landschaftsaufnahme.<br />
Es ist immer wieder erstaunlich, wie die<br />
warmen Strahlen der untergehenden<br />
Sonne eine Szene transformieren<br />
können. Ein herrliches Bild.
Kilian Schönberger<br />
Alter: 27 / Beruf: Fotograf<br />
Dieser Felsenturm steht in den Dolomiten in Norditalien. Ich hatte bereits<br />
schöne Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge im Kasten, wollte aber auch<br />
am Tag noch einige Bilder schießen, um das gute Wetter auszunutzen. Ich<br />
benutzte einen Polfilter, um die Kontraste am Himmel zu intensivieren, und<br />
machte drei Einzelaufnahmen, die ich mit Photoshop zu diesem Panorama<br />
zusammensetzte.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon TS-E 24mm f/3.5 L II Objektiv<br />
Belichtung: 1/20 Sekunde bei Blende f/14 und ISO 200).<br />
Dieses Motiv entdeckte ich in Schottland. Als ich die Gegend<br />
auskundschaftete, war das Licht denkbar schlecht. Ich hoffte auf besseres<br />
Wetter für den kommenden Tag, aber am nächsten Morgen regnete es. Um<br />
die Situation zu retten, verwendete ich einen 1.8ND Graufilter, damit ich<br />
Wasser und Himmel weichzeichnen konnte. Im Nachhinein betrachtet, gibt<br />
der Regen dem Bild sogar eine besondere Atmosphäre; bei einem<br />
farbenprächtigen Sonnenaufgang wäre eine solch geradlinige<br />
Bildkomposition kaum möglich gewesen.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon TS-E 24mm f/3.5 L II Objektiv<br />
Belichtung: 13 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 100<br />
Dieses Foto stammt aus Norwegen. Ich war früh morgens aufgebrochen, und<br />
als ich das Plateau erreichte, lag der noch vom Nebel bedeckte Fjord unter<br />
mir. Wenige Minuten später brach die Sonne durch, und ihre Strahlen<br />
schufen eine magische Stimmung. Die beiden auf dem Felsen gerade noch<br />
erkennbaren Personen geben eine Vorstellung von den Dimensionen dieser<br />
Szene.<br />
Canon EOS 400D mit Sigma 10-20mm f/4-5.6 Objektiv Belichtung: 1/160<br />
Sekunde bei Blende f/13 und ISO 100<br />
Manchmal findet man fabelhafte Landschaftsmotive direkt vor der Haustür.<br />
Dieses Kiefernwäldchen ist nur ein paar Minuten von meinem Zuhause<br />
entfernt. Hier fällt das Licht der frühen Morgensonne zwischen den Stämmen<br />
hindurch. Die Nachbearbeitung dieses Fotos sollte die Pastellfarbtöne und<br />
heitere Stimmung der Szene herausarbeiten.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon TS-E 24mm f/3.5 L II Objektiv<br />
Belichtung: 1/30 Sekunde bei Blende f/10 und ISO 100<br />
040 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Leserschaukasten<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
<strong>Fotografie</strong> bedeutet die Kunst, das Licht<br />
einzufangen, was in diesen Bildern ideal<br />
gelungen ist. Hervorragende<br />
Bildkompositionen, kreative Belichtung<br />
und gekonnte Nachbearbeitung<br />
ergeben einmalig stimmungsvolle<br />
Fotos.<br />
Andrey Narchuk<br />
Alter: 34 / Beruf: IT Spezialist<br />
Das <strong>Fotografie</strong>ren von Porzellankrabben gehört nicht zu den leichtesten<br />
Übungen. Beim geringsten Anzeichen von Gefahr sind die Tiere verschwunden<br />
– manchmal für Stunden. Für dieses Foto benutzte ich ein Nexus-<br />
Unterwassergehäuse und zwei Inon Z-240 Unterwasserblitzgeräte. Der<br />
komplizierteste Teil der Aufgabe bestand darin, Richtung und Stärke der<br />
Blitzgeräte so einzustellen, dass die Anemone richtig belichtet wurde, ohne die<br />
sehr helle Schale der Krabbe überzubelichten.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 100mm f/2.8 Macro USM Objektiv<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/16 und ISO 200<br />
Der Clownfisch gehört zu den am meisten fotografierten Fischen. Er besitzt ein<br />
solches Charisma, dass man es nicht lassen kann. Er ist extrem schnell, und oft<br />
besteht die einzige Chance, ein Foto von ihm zu bekommen, wenn er seine<br />
Anemone verteidigt, so wie hier.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 100mm f/2.8 Macro USM Objektiv<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/14 und ISO 200<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 041
Francesco Riccardo Iacomino<br />
Alter: 26 Beruf: Jurist<br />
Dies ist eine erstaunliche Felsformation in den Coyote Buttes, die zur Paria<br />
Canyon-Vermilion Cliffs Wilderness nahe der Staatsgrenze zwischen Arizona<br />
und Utah gehören. Sie ist berühmt für ihre farbigen, außergewöhnlichen Formen<br />
– und berüchtigt für die beschwerliche Route, über die man sie zu Fuß auf<br />
unmarkierten Wegen erreicht. Pro Tag dürfen nur 20 Personen diesen<br />
atemberaubenden Ort besuchen. Zehn der Genehmigungen werden vier<br />
Monate vor dem geplanten Besuchstermin verlost, die übrigen einen Tag vorher.<br />
Die beste Tageszeit zum <strong>Fotografie</strong>ren dieser Wellenformation ist mittags. Sie<br />
müssen sehr früh von Page, der nächst gelegenen Stadt, auf den etwa 13,5<br />
Kilometer langen Weg zum Wire Pass Trailhead aufbrechen und dann noch<br />
weitere fast 10 Kilometer zurücklegen, wobei Sie einen Höhenunterschied von<br />
110 Metern überwinden. Im Sommer erreichen die Temperaturen dort fast 40<br />
Grad, deswegen sollten Sie die Hauptsaison vermeiden. Wenn Sie es geschafft<br />
haben, können Sie Ihrer Kreativität an den wundervollen Linien und Schatten<br />
dieser einmaligen, abgelegenen Felsformation freien Lauf lassen.<br />
Canon EOS 550D mit Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv<br />
Belichtung: 1/500 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100<br />
Dieses Bild stammt aus dem Upper Antelope Canyon bei Page in Arizona.<br />
Gegen Mittag fallen die Sonnenstrahlen von oben in die schmale Klamm hinein<br />
und beleuchten die Wände mit einem warmen Licht, das sich über die<br />
erodierten Felsen ausbreitet. Der Staub in der Luft macht die einfallenden<br />
Lichtstrahlen für das Auge sichtbar und verstärkt die magische Stimmung.<br />
Ich hatte die Zeitautomatik und Blende f/8 eingestellt, um genug Schärfentiefe<br />
zu erhalten und sicher zu sein, dass das Foto scharf wird. Da der Canyon nach<br />
oben sehr schmal zuläuft, fotografierte ich im Hochformat mit 17 mm<br />
Brennweite. Es war nicht einfach, die richtige Belichtung zu finden, denn vom<br />
grellsten Sonnenlicht bis zum dunkelsten Schatten gab es große Helligkeitsund<br />
Kontrastunterschiede. Ich nahm eine Punktmessung an einem der<br />
einfallenden Lichtbündel vor und fügte etwas negative Belichtungskorrektur<br />
hinzu, um die Schatten zu verstärken.<br />
Canon EOS 550D mit Canon EF 17-40mm f/4L USM Objektiv<br />
Belichtung: 1/15 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 200<br />
042 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Leserschaukasten<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Dieses Bild ist zu schön, um wahr zu<br />
sein, aber schließlich sehen wir es hier.<br />
Eine hervorragende Aufnahme, die<br />
zugleich künstlerisch und realistisch ist.<br />
Teuni Stevense<br />
Alter: 54 Beruf: Hausfrau<br />
Dieses Rotkehlchen kommt regelmäßig in meinen Garten. Eines Morgens saß es wieder mal auf seinem Lieblingsplatz, und ich konnte mich langsam mit der<br />
Kamera nähern. Es gelang mir tatsächlich, ein Foto zu schießen, bevor ich ihm wohl doch suspekt wurde und es die Flucht ergriff. Ein paar Monate später war<br />
mein roter Ahorn in voller Blüte, und ich fotografierte ihn mit dem Makroobjektiv. Es war ein gelungenes Foto, und ich beschloss, aus der Szene noch mehr zu<br />
machen. Dazu erschien mir das Bild des Rotkehlchens am besten geeignet. Ich stellte also den Vogel in Photoshop frei, montierte ihn in das Bild mit den<br />
Ahornzweigen und fügte noch ein paar Blätter ein, um die Bildkomposition zu <strong>verbessern</strong>. Wenn man bedenkt, dass keines der Ausgangsbilder in der Absicht<br />
geschossen wurde, später für eine Montage verwendet zu werden, ist das Ergebnis ganz ansehnlich.<br />
Canon EOS 450D mit EF-S 55-250mm f/4-5.6 IS Objektiv (für das Rotkehlchen)<br />
Canon EOS 60D mit EF 100mm f/2.8 Macro USM Objektiv (für den Ahorn)<br />
Belichtung: 1/100 Sekunde bei Blende f/5.6 und ISO 200 und<br />
1/250 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 100<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 043
Fotoidee<br />
Stillleben mit falschen Schatten<br />
Probieren Sie einmal diese Aufnahmetechnik, bei der die geworfenen Schatten nicht dem realen Objekt<br />
entsprechen. Der Effekt haucht den Figuren neues Leben ein.<br />
VICTORIA IVANOVA: In vielen<br />
Fällen sind Schatten unerwünscht;<br />
wenn man sie aber bewusst in das<br />
Motiv einbezieht, lassen sich<br />
erstaunliche Effekte erzielen. Die<br />
Nachbearbeitung von Schatten ist viel zu<br />
aufwendig und kann durch geschickte<br />
Aufnahmetechnik vermieden werden.<br />
Normalerweise machen Sie eine Aufnahme<br />
Ihres Motivs, eine weitere Aufnahme des<br />
Schattens und montieren dann beide Bilder<br />
zusammen. Der Teufel steckt aber im Detail,<br />
denn alles muss nahtlos zusammen passen.<br />
Deshalb gibt es folgende Alternative, um<br />
solche Bilder ohne Nachbearbeitung<br />
ausschließlich mit der Kamera zu<br />
produzieren. Sie brauchen dafür nur ein<br />
unbewegliches Motiv, eine lange<br />
Verschlusszeit und einige Beleuchtungstricks.<br />
Verschlusszeiten von mindestens 10<br />
Sekunden in einem dunklen Raum erzeugen<br />
die eindrucksvolle Illusion mit nur einem<br />
einzigen Foto, wobei die unterschiedlichen<br />
Bildelemente von einer Taschenlampe<br />
angestrahlt werden. Entscheidend ist, dass<br />
der größte Teil der Verschlusszeit darauf<br />
verwendet wird, den „falschen“ Schatten an<br />
die Wand zu projizieren, damit er zum<br />
dominierenden Teil des Bildes wird und der<br />
Originalschatten des Objekts nicht zu<br />
erkennen ist.<br />
Zur Vorbereitung der Aufnahme brauchen Sie<br />
eine Taschenlampe, einen Fernauslöser, das<br />
Originalobjekt und das Objekt, dessen<br />
Schattenspiele<br />
Schatten sichtbar werden soll. Scharf<br />
abgegrenzte Schatten wirken hier am besten,<br />
benutzen Sie deswegen eine kleine LED-<br />
Taschenlampe mit nur einer einzigen Diode<br />
und positionieren Sie die Objekte so nah<br />
beieinander wie möglich. Je größer die<br />
Lichtquelle und je weiter diese entfernt ist,<br />
desto weicher wird der Schatten.<br />
Schachfi guren eignen sich sehr gut für diese<br />
Aufnahmetechnik, denn Sie haben scharf<br />
umrissene, charakteristische Formen. Für das<br />
Bild rechts habe ich einen Springer als<br />
Originalobjekt benutzt und ein Spielzeugpferd<br />
für den falschen Schatten. Sie werden einige<br />
Versuche brauchen, um es richtig<br />
hinzubekommen, doch wie Sie sehen, ist das<br />
Ergebnis verblüffend.<br />
SETUP Positionieren Sie die Schachfigur auf dem Schachbrett oder einem<br />
Tisch, der sich nah an einer Wand befindet. Die Kamera wird auf ein Stativ montiert<br />
und davor aufgebaut. Machen Sie die Bildkomposition so, dass die Schachfigur<br />
relativ klein im Vordergrund erscheint; es muss viel Hintergrund für den Schatten<br />
vorhanden sein. Das Objekt, das den falschen Schatten werfen soll, stellen rechts<br />
von der Schachfigur auf. Rücken Sie beide Objekte so nah wie möglich zusammen.<br />
Schalten Sie die Kamera auf Zeitautomatik und wählen Sie eine mittlere Blende –<br />
bei mir war es Blende f/14. Stellen Sie die Schachfigur scharf und schalten<br />
anschließend den Autofokus aus, damit dieser nicht versucht, die Schärfe zu<br />
korrigieren, nachdem Sie die Zimmerbeleuchtung ausgeschaltet haben.<br />
BELEUCHTUNG Schalten Sie alle Lampen aus und stellen Sie sich etwas<br />
rechts des Objekts auf, das den falschen Schatten werfen soll. Beleuchten Sie es<br />
nun mit der Taschenlampe so, dass dessen Schatten auf den Bildhintergrund<br />
geworfen wird. Zwei Drittel der gesamten Verschlusszeit sollten darauf verwendet<br />
werden. Halten Sie dabei die Taschenlampe so ruhig wie möglich. Nun leuchten<br />
Sie die Schachfigur an und zwar so, dass deren Schatten im unteren Teil des an<br />
der Wand befindlichen falschen Schattens untergeht. In den beiden letzten<br />
Sekunden leuchten Sie das gesamte Schachbrett aus, um das Bild aufzuhellen.<br />
Weitere Ideen<br />
Läufer wird zum Ritter<br />
Dame wird zur Ballerina<br />
Schachmatt<br />
Die Zeit ist um<br />
044 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
Voraussichtlich müssen Sie<br />
die Aufnahme mehrmals<br />
wiederholen, bevor Sie mit<br />
dem Ergebnis zufrieden sind.<br />
Wenn es geschafft ist,<br />
bearbeiten Sie die Raw-<br />
Dateien, verstärken etwas<br />
den Kontrast und<br />
konvertieren das Bild nach<br />
Schwarzweiß.<br />
BILDDETAILS<br />
Kit: Canon EOS 5D Mk II<br />
mit Canon EF 50mm f/1.4<br />
Betriebsart: Zeitautomatik<br />
Belichtung: 13 Sekunden<br />
bei Blende f/14<br />
und ISO 250
Fotoidee<br />
Fotospaß auf dem Jahrmarkt<br />
Rummel, Jahrmarkt, Kirmes, oder wie die Volksfeste mit Schießbuden, Karussels und Autoscooter in Ihrer Gegend<br />
heißen: Sie sind nicht nur für Kinder die Attraktion des Jahres, denn sie bieten dem Fotografen dynamische Bilder<br />
voller Bewegung und Lichteffekte.<br />
JORDAN BUTTERS: Erinnern Sie sich noch an<br />
Ihre Aufregung als Kind, wenn Sie erfuhren, dass<br />
am Wochenende ein Jahrmarkt stattfi ndet?<br />
Zuckerwatte, Lebkuchenstände, Karussels,<br />
vielleicht sogar ein Spiegelkabinett oder<br />
Achterbahn direkt vor der Haustür! Solche Volksfeste sind<br />
ein magischer Anziehungspunkt nicht nur für Kinder, denn<br />
sie liefern fantastische Möglichkeiten zum Fotografi eren. Um<br />
die bunten, wirbelnden und drehenden Lichter als farbige<br />
Leuchtspuren einzufangen, brauchen Sie vor Allem lange<br />
Verschlusszeiten. Greifen Sie sich Kamera und Stativ und<br />
tauchen Sie in diese charakteristische Atmosphäre ein.<br />
Für Aufnahmen mit Leuchtspuren ist der frühe Abend die<br />
beste Zeit. Dann ist es auch nicht zu voll, und Sie müssen<br />
nicht ständig darauf achten, dass niemand versehentlich ihr<br />
Stativ mit der Kamera umwirft. Die Veranstaltungen dauern<br />
meist bis in die Nacht, die besten Motive bieten sich aber<br />
schon kurz nach Sonnenuntergang, wenn Sie gegen das<br />
verblassende Tageslicht fotografi eren, statt gegen schwarzen<br />
Nachthimmel.<br />
Ein Weitwinkel-Zoomobjektiv ist für solche Anlässe die beste<br />
Wahl, denn die Attraktionen sind meist auf geringem Raum<br />
zusammengedrängt. Ein weiter Blickwinkel führt außerdem<br />
Ansicht aus der Ferne: 8 Sekunden bei Blende f/14 und ISO 100<br />
automatisch zu dynamischeren Bildern.<br />
Was Sie sonst noch brauchen: ein gutes Stativ und einen<br />
Fernauslöser, um Verwacklungen zu vermeiden – doch das<br />
bewerkstelligen Sie zur Not auch mit dem Selbstauslöser.<br />
Sie werden öfter warten müssen, bis eine Karussellfahrt<br />
beginnt, ziehen Sie sich also warm an und bringen Sie<br />
Geduld mit.<br />
SETUP: Montieren Sie die Kamera auf das Stativ und<br />
schließen Sie den Fernauslöser an, dann machen Sie ihre<br />
Bildkomposition. Denken Sie auch daran, dass<br />
Kettenkarussells in Bewegung infolge der Fliehkraft mehr<br />
Raum erfordert als im Ruhezustand. <strong>Fotografie</strong>ren Sie<br />
möglichst Richtung in Westen um das verblassende Tageslicht<br />
am Himmel einzufangen und dem Bild mehr Tiefe zu<br />
verleihen. Nutzen Sie den Einzelpunkt-AF oder stellen Sie<br />
manuell auf einen Punkt des Karussells scharf, dessen<br />
Entfernung zur Kamera sich nicht verändert.<br />
KAMERAEINSTELLUNGEN: Wählen Sie einen niedrigen<br />
ISO-Wert, Mehrfeldmessung und eine lange Verschlusszeit,<br />
beginnend mit 1 Sekunde. Machen Sie eine Testaufnahme,<br />
wenn das Karussell stillsteht, um die Belichtung des Himmels<br />
und der Umgebung zu prüfen, und stellen sie falls nötig eine<br />
Belichtungskorrektur ein. Nachdem das Karussell die Fahrt<br />
begonnen hat, probieren Sie verschiedene Verschlusszeiten<br />
– die Geschwindigkeit des Karussells entscheidet darüber,<br />
welche Belichtungszeit das beste Foto liefert.<br />
MEHR BEWEGUNG: Bei 1/8 Sekunde sind die Fahrgäste noch gut<br />
erkennbar, doch der Eindruck von Dynamik fehlt, und die Leuchtspuren<br />
sind sehr kurz. Die Automatik der Kamera hatte hier außerdem eine weit<br />
offene Blende von f/4 gewählt.<br />
DIE RICHTIGE BALANCE: Bei einer Verschlusszeit von1,6 Sekunden<br />
und Blende f/9 wird die Bewegung des Karussells sehr deutlich, doch die<br />
Fahrgäste sind nun bis zu Unkenntlichkeit verschwommen und heben sich<br />
nicht genug gegen den Himmel ab.<br />
046 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Volksfeste<br />
BILDDETAILS<br />
Kit: Canon EOS 5D Mk II mit<br />
Canon EF 17-40mm f/4L<br />
Betriebsart:<br />
Blendenautomatik<br />
Verschlusszeit: 0,6<br />
Sekunden bei Blende f/5.6<br />
und ISO 100<br />
Das fertige Bild<br />
Mithilfe eines Verlaufsfilters<br />
wurde in Lightroom 4 die<br />
Belichtung des Vordergrunds<br />
etwas erhöht.<br />
FALSCHE FORM: Die Verschlusszeit von 6 Sekunden bei Blende f/18<br />
hat sowohl die Drehbewegung des Karussells als auch dessen Änderung<br />
der Rotationsachse aufgenommen, wodurch die reale Form des Karussells<br />
verloren gegangen ist.<br />
ZU LANGE BELICHTET : Bei 13 Sekunden Verschlusszeit wird die<br />
Drehbewegung um verschiedene Achsen aufgenommen, doch die<br />
Leuchtspuren sind weicher geworden und die Fahrgäste sind praktisch<br />
unsichtbar.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 047
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Fotoidee<br />
Kinderportraits<br />
Halten Sie einen kostbaren Moment fest<br />
Mit Kindern zu arbeiten, kann anstrengend sein. Mit der nachfolgend beschriebenen Arbeitstechnik<br />
binden Sie sie aktiv in das Projekt ein und erschaffen ein ganz besonderes Portrait – das funktioniert<br />
übrigens auch mit großen Kindern…<br />
CAROLINE WILKINSON: Zwei Sechsjährige,<br />
und noch dazu Zwillinge, das bedeutet<br />
normalerweise Probleme. Mein Shooting mit<br />
Gracie und Mia war jedoch ein Kinderspiel,<br />
obwohl ich sie noch nie zuvor getroffen hatte. Sie<br />
hatten einfach Spaß, und das erzeugte automatisch eine<br />
tolle Ausstrahlung. Sie durften zeichnen und sich in Pose<br />
werfen, während ich im Auftrag der Mutter versuchte, die<br />
Kinderträume dieses schnell vergänglichen Alters in<br />
Erinnerungsfotos zu bannen. Bei einer persönlichen<br />
Nachricht an die Mama wurden wir alle ganz sentimental,<br />
und in weniger als zwei Stunden entstanden Zeichnungen,<br />
die als richtige Kunstwerke bezeichnet werden können. Es<br />
war alles ganz einfach.<br />
Da ich nicht allzu viel über Gracie und Mia wusste, machte<br />
ich mir schon vorher Gedanken darüber, was sie zeichnen<br />
sollten, und sie haben dann ihre eigenen Ideen einfl ießen<br />
lassen. So lernten wir uns mittels Buntstiften und<br />
Textmarkern kennen, bevor ich sie unter der Aufsicht ihrer<br />
Mutter allein ließ, um im Kinderzimmer die Aufnahmen<br />
vorzubereiten. Wenn Sie die Kinder kennen, können Sie sie<br />
evtl. damit locken, nach dem Shooting zeichnen zu dürfen<br />
– lassen Sie sich einfach etwas einfallen, um die<br />
bestmöglichen Bilder zu bekommen.<br />
Ihr pinkfarbenes Mädchenzimmer war ideal, aber wie die<br />
meisten Kinderzimmer von Sechsjährigen war es voll mit<br />
Spielzeug, sodass nur sehr wenig Platz zum Arbeiten blieb.<br />
Ich fand ein Stück leere Wand, das ich als Hintergrund<br />
verwenden konnte und probierte ein paar Testaufnahmen,<br />
um die Belichtungs- und Kamera-Einstellungen so genau<br />
wie möglich vorzunehmen. Meine Nikon D800 und mein<br />
Blitzlichtgerät stellte ich jeweils auf Single-Point-Autofokus<br />
und den manuellen Modus ein, um sowohl Raw als auch<br />
JPEG aufzunehmen, während ich mit der Belichtung<br />
experimentierte. Die Einstellungen schon im Vorhinein so<br />
perfekt wie möglich vorzunehmen, war sehr wichtig, da ich<br />
auf jeden Fall verhindern wollte, dass es den Mädchen<br />
langweilig wird. Kommunikation ist bei der Arbeit mit jedem<br />
Modell entscheidend, aber für Kinder gilt das in einem ganz<br />
besonderen Maß. Also sollten Sie viel Unterstützung bieten,<br />
die lustigen Posen erst selbst vormachen und überhaupt so<br />
viel Spaß wie möglich aufkommen lassen, damit die Bilder<br />
voller lachender Gesichter sind und ganz natürlich wirken.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 049
Fotoidee<br />
Textfarbe<br />
Vorher<br />
Um die Schrift weiß statt schwarz zu machen,<br />
klicken Sie auf die Schriftebene und gehen zu<br />
„Neue Einstellungsebene > Umkehren“, und<br />
ändern dann die Füllmethode zu Negativ<br />
multiplizieren. Verwenden Sie eine<br />
Einstellungsebene Helligkeit/Kontrast, um<br />
alles, was noch das Papier erkennen lässt,<br />
loszuwerden.<br />
Testaufnahme Wenn Sie mit Kindern arbeiten,<br />
1müssen Sie schnell und energiegeladen sein. Jede<br />
Verzögerung durch Einstellungen von Kamera und<br />
Blitz macht es schwieriger, das Interesse aufrecht zu<br />
erhalten. Bevor die Kinder hereinkommen, sollten Sie<br />
den Hintergrund ausgewählt, die Posen grob geplant<br />
und mit der Belichtung experimentiert haben. Ich<br />
verwendete einen Teddybär als Ersatzmodell und<br />
entschied mich, für den Anfang das Blitzgerät auf<br />
1/16 Leistung und meine Kamera auf 1/160 Sekunde<br />
bei f/5.6 einzustellen.<br />
Aufbau Der Raum war so klein, dass es nur Platz<br />
2für ein Licht von vorne gab. Das bedeutete, dass<br />
ich den Schatten auf der gegenüberliegenden Seite<br />
mit einem Reflektor abdämpfen musste. Wenn wie<br />
hier ein Verlauf von Ton und Farbe des Hintergrundes<br />
unvermeidbar ist, muss man alles tun, was möglich<br />
ist, um die Veränderung zu minimieren. Ich hatte das<br />
Blitzgerät und die Honl Traveller16 Softbox in einem<br />
45 Grad Winkel nach unten und zur Seite gerichtet<br />
und meine kleine Helferin hielt den Reflektor auf der<br />
anderen Seite ihrer Schwester.<br />
Der letzte Schliff in Photoshop<br />
Mehrere Posen Um die Modelle für das Shooting<br />
3aufzuwärmen, bat ich sie, ihr Lieblingsspielzeug<br />
auszuwählen, damit ich sie damit fotografiere und<br />
den Rahmen feststecke. Wichtig ist, dass die Kinder<br />
Spaß haben, während Sie das Setup verfeinern. Bei<br />
den eigentlichen Aufnahmen ist es besser, wenn sie<br />
nichts mehr festhalten und auch keine Posen<br />
wählen, die von der Handschrift ablenken, die später<br />
hinzugefügt wird. Falls möglich, wählen Sie eine<br />
Pose oder lassen Sie die Kinder entsprechende<br />
Kleidung anziehen, die dazu passt, was sie für die<br />
Aufnahme geschrieben oder gezeichnet haben.<br />
Der künstlerische Touch Dieser Schritt sollte<br />
4entweder vor oder nach dem Shooting erfolgen,<br />
je nachdem wie gut Sie die Kinder kennen.<br />
Überlegen Sie sich ein Konzept und schreiben Sie<br />
den Anfang jedes Satzes auf, den die Kinder dann<br />
abschreiben – z. B. „Ich liebe Mama“, „Wenn ich<br />
groß bin, will ich... werden“, „Ich bin ... Jahre alt“<br />
oder „Mein Hobby ist ...“ usw. Wenn den Kindern das<br />
Schreiben noch schwer fällt, macht es ihnen mehr<br />
Spaß, etwas zu zeichnen – etwa die Familie, mit dem<br />
Text „Das ist meine Familie“.<br />
Worte hinzufügen Öffnen Sie die Fotos und bearbeiten Sie sie nach Bedarf.<br />
5Anschließend scannen oder fotografieren Sie die Zeichnungen und öffnen<br />
die Dateien erneut in Photoshop. Gehen Sie zu „Ebene > Neue<br />
Einstellungsebene > Tonwertkorrektur“ und klicken Sie auf Auto. Nehmen Sie<br />
die Pipette für den Mittelton und klicken Sie auf das weiße Papier, damit der<br />
Weißabgleich akkurat ist. Nun gehen Sie zu „Ebene > Auf Hintergrundebene<br />
reduzieren“ und verwenden das Verschieben-Werkzeug, dann klicken Sie auf<br />
„Bearbeiten > Kopieren“. Klicken Sie auf Ihr Porträt-Bild und wählen Sie<br />
„Bearbeiten > Einfügen“.<br />
Worte hinzufügen Ändern Sie die Füllmethode für die Schreibebene auf<br />
6Multiplizieren und fügen Sie eine Helligkeit/Kontrast-Einstellungsebene<br />
hinzu. Klicken Sie in der Ebenenpalette auf die gemeinsame Linie zwischen<br />
diesen neuen Ebenen und halten Sie die Alt-Taste gedrückt, um sie zu<br />
verbinden, sodass sämtliche Anpassungen sich nur auf die Schrift auswirken.<br />
Verwenden Sie die Schieberegler Helligkeit und Kontrast, um die Schrift zu<br />
verstärken und das sichtbare Papier zu entfernen. Anschließend wählen Sie<br />
„Filter > Sonstige Filter > Dunkle Bereiche vergrößern“ und stellen den<br />
Schieberegler auf ca. 1 bis 3 ein, um die Schrift nach Bedarf zu verstärken.<br />
050 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Kinderportraits<br />
BILDDETAILS<br />
Ausrüstung: Nikon D800<br />
mit NIKKOR 50 mm f/1.8<br />
Betriebsart: Manuell<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde<br />
bei Blende f/5.6<br />
und ISO 100<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 051
Fotoidee<br />
Farbexplosionen<br />
Lebensmittelfarben produzieren außergewöhnliche, abstrakte Bilder.<br />
JORDAN BUTTERS: Hier stellen<br />
wir Ihnen eine geradezu süchtig<br />
machende Aufnahmetechnik vor.<br />
Hat man einmal begonnen, fällt es<br />
sehr schwer, wieder aufzuhören; es<br />
ist eines jener Projekte, mit denen Sie trotz<br />
schlechten Wetters außergewöhnliche Fotos<br />
machen und dabei auch noch viel Spaß haben<br />
können. Mithilfe eines Aquariums, zwei<br />
Blitzgeräten und Lebensmittelfarben werden<br />
Ihnen Aufnahmen gelingen, auf denen im<br />
Wasser wabernde Farben zu sehen sind, die<br />
den Eindruck spontaner Explosionen erzeugen.<br />
Die entstehenden Formen können wundervoll<br />
abstrakt sein, oft lassen sich jedoch auch<br />
bekannte Formen identifi zieren. Jedes Foto ist<br />
einzigartig, denn die entstehenden Farbgebilde<br />
lassen sich nicht wiederholen. Fotografi eren Sie<br />
einfach immer weiter, und schauen Sie, was als<br />
nächstes passiert. Sie benötigen ein Objektiv<br />
mit kurzer Arbeitsdistanz – am besten also ein<br />
Makroobjektiv – ein Stativ, einen Fernauslöser<br />
und wenigstens ein Blitzgerät; mit zwei oder<br />
drei Blitzgeräten eröffnen sich Ihnen mehr<br />
Finish in Photoshop<br />
Möglichkeiten. Die Blitzgeräte können drahtlos<br />
oder per Kabel ausgelöst werden.<br />
SETUP Stellen Sie das Stativ mit der Kamera<br />
vor der Längsseite des Aquariums auf. Auf der<br />
gegenüberliegenden Außenseite angebrachter<br />
schwarzer Karton sorgt für schwarzen<br />
Hintergrund. Füllen Sie das Aquarium mit<br />
Wasser. Ein Blitzgerät sollte seitlich in das<br />
Aquarium gerichtet sein, während ein zweiter<br />
Blitz von oben die Wasseroberfl äche dort<br />
beleuchtet, wo der Farbtropfen auftreffen soll.<br />
Wenn Sie über ein drittes Blitzgerät verfügen,<br />
stellen Sie es gegenüber dem ersten Seitenblitz<br />
an der anderen Schmalseite des Aquariums<br />
auf. Andernfalls benutzen Sie einen Refl ektor<br />
oder weißen Karton.<br />
Stellen Sie nun die gewünschten Farben her,<br />
indem Sie verschiedene Lebensmittelfarben in<br />
kleinen Gefäßen mit Vollmilch mischen. Zum<br />
Eintropfen der Farben verwenden Sie Pipetten<br />
oder kleine Injektionsspritzen, die Sie in jeder<br />
Apotheke bekommen, ohne die Nadeln.<br />
BELICHTUNG Verwenden Sie die manuelle<br />
Betriebsart der Kamera mit ISO 100, stellen<br />
Sie die maximale Blitzsynchronisationszeit ein<br />
und wählen Sie eine Blende zwischen f/16 und<br />
f/22 für maximale Schärfentiefe. Die<br />
Blitzgeräte sollten auf 1/64 der Höchstleistung<br />
eingestellt sein. Schalten Sie den Autofokus der<br />
Kamera ein. Tauchen Sie die Spitze eines<br />
Bleistifts dort ins Wasser, wo der Farbtropfen<br />
auftreffen wird, und warten Sie, bis die Kamera<br />
die Stelle fokussiert hat. Dann schalten Sie den<br />
Autofokus aus. Machen Sie ein Testfoto und<br />
erhöhen sie die Blitzleistung, falls erforderlich,<br />
bis Ihnen das Ergebnis gefällt.<br />
Tonwertkorrektur Öffnen Sie das Bild in<br />
1Photoshop und fügen Sie eine<br />
Tonwertkorrekturebene hinzu. Wählen Sie die<br />
schwarze Pipette aus der Korrekturpalette und<br />
klicken Sie auf den hellsten Teil des Hintergrunds,<br />
damit dieser gleichmäßig schwarz wird.<br />
Farben anpassen Fügen Sie eine Farbton/<br />
2Sättigung-Korrekturebene hinzu und stellen<br />
Sie die Farbton- und Sättigungsschieberegler der<br />
einzelnen Farbkanäle Ihren Wünschen gemäß ein.<br />
Mit dem Farbtonregler können Sie die Farbe der<br />
Tropfen ändern, um solche Farben nachzubessern,<br />
die beim Mischen nicht gelungen sind.<br />
Drehen Aufräumen Wählen Sie die<br />
3Hintergrundebene in der Ebenenpalette und<br />
benutzen Sie den Spot-Reparaturpinsel, um<br />
unerwünschte Elemente wie Blasen und Wirbel zu<br />
entfernen, die die Ästhetik des Bildes stören. Wenn<br />
Sie das Bild auf den Kopf drehen, wirken die Tropfen<br />
wie Farbexplosionen, die vom Boden ausgehen.<br />
Klicken Sie dazu auf Bild > Bilddrehung > 180°.<br />
Weitere Anregungen<br />
EXPLOSION Versuchen Sie, einen<br />
aggressiven Farbausbruch zu<br />
erzeugen, indem Sie zwei oder drei<br />
Farbtropfen nah beieinander ins<br />
Wasser fallen lassen.<br />
UFO Lassen Sie einen Tropfen aus<br />
großer Höhe auf das Wasser fallen<br />
– um 180° gedreht sieht das wie das<br />
Foto eines Ufos aus.<br />
WIRBEL Lassen Sie die Tropfen<br />
aus einer seitlichen Handbewegung<br />
heraus fallen, das erzeugt lange<br />
Wirbel.<br />
AUFSETZEN Setzen Sie den<br />
Tropfen sanft auf das Wasser auf,<br />
sodass er lange dünne Fäden zieht.<br />
052 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Farbexplosionen<br />
BILDDETAILS<br />
Kit: Canon EOS 5D Mk II / EF<br />
24-70mm f/2.8L USM<br />
Betriebsart: Manuell<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde<br />
bei Blende f/20<br />
und ISO 100)<br />
Das fertige Bild<br />
Mit Blitzlicht und Farbtropfen<br />
entstehen interessante,<br />
abstrakte Motive.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 053
Fotoidee<br />
Silhouette<br />
Landschaft als Silhouette<br />
Silhouetten gehören zu den besonders lohnenden Projekten der <strong>Fotografie</strong>.<br />
Mit den folgenden Tipps machen Sie Landschaftsfotos mal ganz anders.<br />
ROBERT BIRKBY: Zu den Objekten, die sich gut für Silhouettenaufnahmen eignen,<br />
zählen Bäume, Boote, Bauwerke und natürlich Personen. Entscheidend für diese<br />
Aufnahmetechnik ist, dass allein der Umriss sofort das Objekt erkennen lässt.<br />
Tatsächlich werden manche Objekte, die sonst als unattraktiv gelten, durch die<br />
Darstellung als Silhouette erst fotogen. In diesem Beispiel sind es die Starkstrommasten<br />
und -kabel einer Überlandleitung. Die Struktur liefert mehrere eindrucksvolle Silhouetten, die<br />
zugleich als Führungslinien dienen. Auch weniger dominante Objekte können im Gegenlicht der<br />
Sonne fotografiert werden. Beachten Sie die folgenden Tipps, und Sie werden faszinierende Fotos<br />
nach Hause bringen.<br />
1. FOTOGRAFIEREN SIE INS GEGENLICHT: Sonnenaufgang und Sonnenuntergang sind die<br />
besten Tageszeiten für diese Aufnahmetechnik, denn die Sonne steht tief über dem Horizont und<br />
sorgt für eine besondere Farbenpracht am Himmel, die zu keiner anderen Tageszeit vorhanden ist.<br />
Ihr Objekt muss sich zwischen Kamera und Sonne befinden, denn nur dieses extreme Gegenlicht<br />
macht aus ihm eine dunkle Silhouette.<br />
2. MESSUNG UND BELICHTUNG: Die Silhouette muss wesentlich dunkler sein als der Rest der<br />
Szene, doch das ist einfach zu erreichen. Schalten Sie Ihre Kamera auf Zeitautomatik. Bei<br />
Gegenlichtsszenen mit viel Himmel im Bild sollten Sie als Belichtungsmessmethode die<br />
Mehrfeldmessung einstellen. Das allein schon sorgt in der Regel dafür, dass das Foto das richtige<br />
Maß an Unterbelichtung erhält. Füllt ihr Objekt jedoch einen Großteil des Bildausschnitts aus,<br />
müssen Sie gegebenenfalls zusätzlich eine oder zwei Stufen negative Belichtungskorrektur<br />
einstellen. Sie können jedoch auch die Punktmessung verwenden und einen hellen Bereich der<br />
Szene messen; auch das sorgt für eine Unterbelichtung des Fotos.<br />
3. SPITZLICHTWARNUNG: Je nach Helligkeit des Sonnenlichts kann es passieren, dass der<br />
Dynamikumfang Ihrer Kamera zu klein ist, alle im Bild vorhandenen Helligkeitsunterschiede<br />
korrekt darstellen zu können. In diesem Fall werden die Spitzlichter „abgeschnitten“, was sich als<br />
weiße Bildbereiche ohne jedes Detail bemerkbar macht. Ziehen Sie also das Histogramm zu Rate<br />
und prüfen Sie, ob die Spitzlichtwarnung angezeigt wird. Gegebenenfalls müssen Sie ihren<br />
Standort ändern, damit ihr Objekt die Sonne blockiert, oder Sie warten, bis die Sonne unter dem<br />
Horizont verschwunden ist, bevor sie ihr Foto schießen. Benutzen Sie auf jeden Fall die<br />
Gegenlichtblende, um störendes Streulicht zu vermeiden.<br />
4. SCHÄRFE UND BILDKOMPOSITION: Arbeiten Sie mit dem Einzelpunkt Autofokus und<br />
stellen Sie auf die Silhouette scharf. Vermeiden Sie es, ihr Objekt oder den Horizont in der Mitte des<br />
Bildausschnitts zu platzieren; treffen Sie vielmehr die Entscheidung, ob Sie den Himmel oder die<br />
Silhouette betonen wollen.<br />
ROBERT BIRKBY<br />
2<br />
Die Szene sollte belichtet werden, damit<br />
unterdie<br />
Details hervortreten.<br />
1<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie gegen die<br />
Sonne, damit Ihr Motiv von<br />
hinten beleuchtet wird.<br />
3<br />
Achten Sie darauf,<br />
die Spitzlichter nicht<br />
abzuschneiden.<br />
4<br />
Betonen Sie mit der<br />
Bildkomposition<br />
entweder den Himmel<br />
oder Ihr Objekt.<br />
BILDDETAILS<br />
Kit: Canon EOS 5D Mk II<br />
mit EF 70-200mm f/4<br />
Objektiv<br />
Betriebsart: Zeitautomatik<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde<br />
bei Blende f/11<br />
und ISO 100
Fotoidee<br />
Materie-loser Monitor<br />
Modifizieren Sie Ihren Computermonitor so, dass man durch ihn hindurch<br />
sehen kann. Wenn Sie davor sitzen, werden Sie tatsächlich sehen, was<br />
sich dahinter befindet. Für den Effekt genügt Photoshop.<br />
JORDAN BUTTERS: Sie kennen<br />
das aus den Science-Fiction-<br />
Klassikern wie „Raumschiff<br />
Enterprise“ oder „Minority Report“:<br />
halbtransparente Bildschirme, mit<br />
denen man während der Arbeit am Computer<br />
die reale Welt dahinter im Auge behalten kann.<br />
Nun ist Photoshop zwar sehr leistungsstark,<br />
doch auch damit können Sie Ihr Büro nicht in<br />
den Kommandostand von Raumschiff Enterprise<br />
verwandeln. Einen scheinbar transparenten<br />
Bildschirm für den eigenen Computer können<br />
Sie aber durchaus erzeugen.<br />
Die hier vorgestellte <strong>Technik</strong> funktioniert<br />
übrigens einfacher mit Notebooks. Bei einem<br />
Desktopmonitor müssen Sie zusätzlich die<br />
exakte Position und den Winkel markieren, um<br />
ihn vom Schreibtisch nehmen und für den<br />
gewünschten Effekt später wieder in exakt<br />
derselben Position aufstellen zu können. Sie<br />
können den Trick sogar mit einem Smartphone<br />
oder Tablet-Computer ausprobieren.<br />
Realitätsnähe<br />
Diese <strong>Technik</strong> kann so einfach oder so<br />
kompliziert ausgestaltet werden, wie Sie es<br />
möchten. Bewegliche Objekte einzubinden ist<br />
etwas schwieriger, weil diese unbeweglich<br />
bleiben müssen, während Sie die letzten<br />
Handgriffe in Photoshop durchführen. Sie<br />
können auch mehr als einen Bildschirm<br />
einbinden, oder einen transparenten<br />
Bildschirm innerhalb eines anderen, es gibt<br />
zahllose Möglichkeiten.<br />
Position auswählen Der hier erwünschte Effekt<br />
1sieht natürlich am interessantesten aus, wenn<br />
für den Betrachter sofort offensichtlich wird, dass der<br />
Bildschirm „transparent“ ist. Wenn sich eine weiße<br />
Wand hinter dem Bildschirm befindet, geht der Effekt<br />
natürlich verloren; stellen Sie den Computer also so<br />
auf, dass sich dahinter etwas befindet, das den Blick<br />
auf sich lenkt.<br />
Die Szene fotografieren Montieren Sie die Kamera<br />
2auf ein Stativ, stellen Sie die Zeitautomatik ein und<br />
wählen Sie Blende f/8. nun stellen Sie auf den Monitor<br />
scharf und machen eine Aufnahme mit dem Monitor<br />
im Bild und eine zweite Aufnahme, bei der der Monitor<br />
ausgeschaltet oder entfernt wurde. Lassen Sie die<br />
Kamera nun in exakt in derselben Position, denn so<br />
werden Sie sie später erneut brauchen.<br />
Bildschirm auswählen Laden Sie beide Bilder in Photoshop. Bei dem Bild<br />
3mit eingeschaltetem Monitor an Ort und Stelle klicken Sie auf Auswahl ><br />
Alles auswählen, bei dem Bild mit ausgeschaltetem Monitor klicken Sie auf<br />
Bearbeiten > Einfügen. Wählen Sie das Polygon-Lasso-Werkzeug und wählen<br />
Sie in dem Bild, das den eingeschalteten Monitor zeigt, den Bildschirmbereich<br />
aus.<br />
Neues Dokument erzeugen Nun klicken Sie auf das Augesymbol in der<br />
4Ebenenpalette, um die Bildschirmebene zu verbergen. Wählen Sie das Bild<br />
mit dem ausgeschalteten Monitor und klicken auf Bearbeiten > Kopieren, dann<br />
auf Datei > Neu und anschließend auf OK, ohne einen der Parameter zu<br />
verändern. In diesem neuen Dokument klicken Sie auf Bearbeiten > Einfügen.<br />
056 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
5 Minuten Photoshop<br />
Das fertige Bild<br />
Erzeugen Sie das endgültige Bild mit<br />
dem neuen Desktop-Hintergrund –<br />
fertig ist Ihr futuristisch<br />
„transparenter“ Hightech-Bildschirm.<br />
Bild verzerren Ihre Bildschirmauswahl wird kaum exakt rechteckig sein.<br />
5Deswegen klicken Sie jetzt auf Bearbeiten > Transformieren > Verzerren<br />
und mit den Ankerpunkten formen Sie das Bild so, dass es genau in das<br />
Dokument passt. Wenn Sie fertig sind, klicken Sie auf Datei > Speichern unter,<br />
wählen als Speicherformat JPEG und speichern das Bild.<br />
Neuen Hintergrund einsetzen Nun machen Sie das soeben gespeicherte<br />
6Bild zu Ihrem Desktophintergrund. Wenn Sie Windows 8 verwenden,<br />
rechtsklicken Sie auf den Desktop, wählen Anpassen und klicken auf Desktop-<br />
Hintergrund, anschließend auf Durchsuchen, dann auf Desktop und danach auf<br />
OK. Nun setzen Sie einen Haken links oben neben das Bild und klicken auf<br />
Änderungen speichern. Fertig. Auf einem Mac klicken Sie auf die Bilddatei und<br />
wählen Als Desktop-Hintergrund festlegen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 057
Fotoidee<br />
Porträts im Regen<br />
Porträts<br />
im Regen<br />
Ein plötzlicher Regenschauer während einer Portrait-<br />
Session unter freiem Himmel kann ein Glücksfall sein,<br />
denn er bietet Ihnen die Chance für eine ganz besondere<br />
Aufnahmetechnik – ein Blitzgerät sollten Sie allerdings<br />
dabei haben.<br />
Jordan Butters: Portraitfotografie ist für viele Kollegen ein Thema, mit<br />
dem Sie sich nur bei gutem Wetter oder im Studio befassen. Angesichts<br />
der Tatsache, dass das Klima in diesem Land so ist, wie es ist, entstehen<br />
deshalb die meisten Porträts als Innenaufnahmen. Wenn Sie jedoch<br />
lernen, bei der Portraitfotografie auch mit Regen und Schnee umzugehen,<br />
können Sie unter nahezu allen Wetterbedingungen fotografieren und die funkelnden<br />
Regentropfen oder Schneeflocken als natürlichen Hintergrund einsetzen.<br />
Wenn Sie großes Glück haben und kurz nach Sonnenaufgang oder kurz vor<br />
Sonnenuntergang ein Regenschauer genau dort niedergeht, wo Sie sich gerade<br />
befinden, liefert Ihnen die Sonne natürliches Hintergrundlicht. Die Chancen dafür<br />
sind jedoch gering, also werden Sie auf ein Blitzgerät zurückgreifen müssen.<br />
Aufgrund ihrer Transparenz wirken Regentropfen und Schneeflocken am besten,<br />
wenn sie seitlich oder von hinten angestrahlt werden; dann kann das Licht sich darin<br />
brechen und schafft zusätzliche, besondere Beleuchtungseffekte. <strong>Fotografie</strong>ren Sie<br />
also im Regen mit Blitzgerät, versuchen Sie diese <strong>Technik</strong> aber möglichst im Schutz<br />
eines Regenschirms oder eines Vordachs, der teuren Ausrüstung zuliebe – außerdem<br />
sind vom Regen durchnässte Modelle nicht unbedingt in bester Fotolaune. Sie<br />
können diese Aufnahmetechnik aber auch nutzen, wenn es nicht regnet: Ein<br />
Gartenschlauch mit genügend Wasserdruck in der richtigen Position tut es auch.
Fotoidee<br />
Porträts im Regen<br />
Setup der Beleuchtung<br />
Indirekte Beleuchtung<br />
(Elektronenblitzgerät 2,5 m<br />
entfernt, volle Leistung)<br />
1<br />
Regen<br />
Modell im Hauseingang<br />
Durch den<br />
Schirm<br />
fotografieren<br />
Hauptlicht<br />
(Elektronenblitzgerät<br />
60-90 cm entfernt bei 1/32<br />
Leistung)<br />
Kamera: 1/60 Sekunde<br />
bei Blende f/8 und<br />
ISO 100<br />
SETUP: Da sich jeweils ein Blitzgerät hinter und vor dem Modell befindet,<br />
sollten sich beide nicht gegenseitig beeinflussen. Ich habe einen Hauseingang<br />
gewählt, um Modell und Kameraausrüstung vor Nässe zu schützen, trotzdem<br />
führte der Regen zum gewünschten Effekt. Natürlich können Sie dieses Setup<br />
auch im Regen vornehmen, sofern ein anderer Regenschutz vorhanden ist.<br />
2 3<br />
1 Spritzwasserschutz<br />
Eine wichtige Vorsichtsmaßnahme<br />
ist der Schutz Ihrer Kameraausrüstung.<br />
Wickeln Sie die Blitzgeräte und<br />
Zubehör wie Fernauslöser und<br />
Belichtungsmesser, die dem Regen<br />
ausgesetzt werden, in wasserdichten<br />
Klarsichtbeuteln unter. Wenn Sie selbst<br />
im Regen stehen, brauchen Sie einen<br />
speziellen Regenschutz für Kamera und<br />
Objektiv, oder bitten einen Assistenten,<br />
einen Regenschirm für Sie zu halten.<br />
Auswahl des Hauptlichts Das<br />
2Hauptlicht ist das Blitzgerät, mit<br />
dem Sie Ihr Modell anleuchten. Sie<br />
können dazu den in der Kamera<br />
eingebauten Blitz verwenden.<br />
Besseres Licht bekommen Sie jedoch<br />
mit einem separaten Blitzgerät, das Sie<br />
auch abseits der Kamera positionieren<br />
können. Ich wählte in diesem Fall ein<br />
unabhängiges Blitzgerät und blitzte<br />
durch einen weißen Leuchtschirm, der<br />
links von der Kamera stand.<br />
Einstellen der Belichtung<br />
3Wählen Sie den manuellen<br />
Modus, die maximale<br />
Blitzsynchronisationszeit der Kamera<br />
und eine mittlere Blende von etwa f/8,<br />
um optimale Schärfe zu erhalten und<br />
im Hintergrund ein attraktives Bokeh<br />
zu erzeugen. Messen Sie mit einem<br />
Belichtungsmesser das Licht auf dem<br />
Modell und stellen Sie die Blitzleistung<br />
entsprechend ein. Natürlich können<br />
Sie sich auch an einer Probeaufnahme<br />
orientieren.<br />
Setup der indirekten<br />
4Beleuchtung Stellen Sie ein<br />
wassergeschütztes Blitzgerät 3–5 m<br />
hinter Ihrem Modell auf. Stellen Sie es<br />
auf halbe Leistung und die weiteste<br />
Zoomeinstellung. Machen Sie ein<br />
Testfoto und schauen Sie nach, wie<br />
hoch der Anteil des angestrahlten<br />
Regens ist. Falls notwendig erhöhen<br />
Sie die Blitzleistung. Nun positionieren<br />
Sie das Modell zwischen dem<br />
Hintergrundlicht und der Kamera.<br />
Die richtige Blende<br />
Die Blende hat entscheidenden Einfluss<br />
auf das vom Regen erzeugte Bokeh. Falls<br />
Sie die Blende erst nach der ersten<br />
Belichtungsmessung einstellen, nehmen<br />
Sie eine weitere Messung vor und stellen<br />
dann die Leistung des Hauptlichts<br />
entsprechend ein.<br />
• Blende f/2.8: Bei weit offener Blende<br />
ist das Bokeh zu ausgeprägt und die<br />
Regentropfen verschwimmen ineinander.<br />
• Blende f/5.6: Wenn Sie etwas<br />
abblenden, werden die einzelnen<br />
Regentropfen unterscheidbar.<br />
Blende f/8: Bei mittlerer Blende sind die<br />
Regentropfen immer noch gut zu<br />
erkennen, befinden sich aber trotzdem<br />
nicht im Schärfebereich.<br />
Blende f/2.8<br />
Blende f/5.6<br />
Blende f/8<br />
060 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
BILDDETAILS<br />
Kit: Canon EOS 5D Mk II mit<br />
EF 24-70mm f/2.8L<br />
Betriebsart: Manuell<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde<br />
bei f/8 und ISO 100
Fotoidee<br />
Magischer Nebel<br />
Warum ist nebliges Wetter für Fotografen so unwiderstehlich? Die Antwort ist einfach:<br />
Nebel gibt unseren Bildern etwas Rätselhaftes, Unheimliches. Bei manchen Motiven<br />
erwartet der Betrachter geradezu eine solche Stimmung.<br />
ROSS HODDINOTT: Nebel schwächt<br />
Farben und Kontraste ab, er<br />
simplifiziert die Erscheinung der<br />
Landschaft und reduziert Objekte auf<br />
Formen und Umrisse. Kein<br />
Landschaftsfotograf kann der Faszination von<br />
nebligem Wetter widerstehen – doch wie stellt<br />
man es an, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen<br />
Ort zu sein?<br />
Im Herbst und Winter ist die Wahrscheinlichkeit<br />
für Nebelbildung sicher am größten. Das bedeutet<br />
aber nicht, dass Sie während des Frühlings und<br />
Sommers kein Glück haben können. Achten Sie<br />
auf die Wettervorhersage. Es gibt unterschiedliche<br />
Arten von Dunst und Nebel; am fotogensten ist er,<br />
wenn der Boden nach klaren, ruhigen Nächten die<br />
tagsüber von der Sonne aufgenommene Wärme<br />
wieder abstrahlt. Dadurch kühlt die Luft in<br />
Bodennähe bis unter den Taupunkt ab, sodass<br />
Nebel entsteht. Dieser bleibt am Boden, wo er eine<br />
dünne weiße Schicht in Tälern und über Weiden<br />
und Feldern bildet. Beachten Sie die regionalen<br />
Wettervorhersagen auf klare, kühle Nächte, dann<br />
haben Sie gute Chancen, dort am Morgen Nebel<br />
vorzufinden, wenn Sie zeitig genug dort sind.<br />
Manche Vorhersagen erwähnen Nebelbildung<br />
ausdrücklich. Ein guter Indikator, den Sie selbst<br />
nutzen können, ist die Sichtweite. Fällt sie über<br />
Nacht von „sehr gut“ auf „gut“ oder auf nur noch<br />
„durchschnittlich“, bedeutet das gute Chancen für<br />
Nebel am nächsten Morgen.<br />
Stehen Sie früh auf und planen Sie viel Zeit ein,<br />
um die gewünschte Örtlichkeit zu erreichen. Die<br />
richtige Position zu finden ist nicht ganz leicht, da<br />
man niemals sicher sein kann, wo sich Nebel<br />
bildet oder wie dicht er wird. Grundsätzlich von<br />
Vorteil sind erhöhte Standpunkte, beispielsweise<br />
mit Blick von einem Hügel ins Tal, sodass Sie sich<br />
ggf. über den Nebelbänken befinden. Es ist auch<br />
sinnvoll, den Ort vorab zu besichtigen, um sein<br />
fotografisches Potenzial besser einzuschätzen.<br />
In der gewählten Szene sollte mindestens ein<br />
starker Fixpunkt vorhanden sein, vielleicht eine<br />
einsame Baumgruppe, ein Kirchturm oder ein<br />
anderes herausragendes Objekt. Die<br />
eindrucksvollste Nebelatmosphäre entsteht kurz<br />
vor bzw. kurz nach Sonnenuntergang. Dann ist<br />
das Licht nur schwach und die Verschlusszeiten<br />
werden entsprechend lang – ein Stativ ist also<br />
selbstverständlich erforderlich. Bringen Sie<br />
möglichst auch Objektive mit verschiedenen<br />
Brennweiten mit. Mit einem Weitwinkel sind Sie<br />
bei Nebelwetter auf der sicheren Seite, doch auch<br />
längere Brennweiten sind nützlich. Mit einem<br />
Telezoom im Bereich von 70-200 mm verkürzen<br />
Sie die Perspektive und verstärken so die<br />
Ausdruckskraft des Bildes. Außerdem können Sie<br />
mit langer Brennweite attraktive Bildelemente<br />
herauspicken – einen Baum, eine Scheune oder<br />
auch Starkstrommasten, denn selbst dieser wirkt<br />
bei dichtem Nebel attraktiv.<br />
Als Nebelmotive lohnen aber nicht nur offene<br />
Landschaften – auch in Waldgebieten werden Sie<br />
auf Ihre Kosten kommen, denn der Nebel reduziert<br />
diese Umgebungen auf einfachste Formen. So<br />
entstehen ausdrucksstarke, stimmungsvolle<br />
Aufnahmen von Bäumen, die sich im Dunst<br />
verlieren.<br />
Ziehen Sie sich frühmorgens warm genug an,<br />
auch wenn sie im Frühling oder Sommer<br />
losziehen, und versuchen Sie effizient zu arbeiten,<br />
denn Nebel löst sich oft so rasch auf, dass Sie<br />
vielleicht nur wenige Minuten optimale<br />
Bedingungen haben. Ganz wichtig ist auch ein<br />
Reinigungstuch für die Frontlinse des Objektivs,<br />
denn mit Sicherheit bildet sich Kondenswasser<br />
darauf. Zwar kann auch das interessante Effekte<br />
auf Ihre Fotos haben, aber die Feinmechanik<br />
verträgt es weniger gut.<br />
Vorausplanen Planen Sie Ihre Expedition<br />
1sorgfältig. Bevor dieses Foto entstand, hatte ich<br />
über mehrere Tage regelmäßig die lokale<br />
Wettervorhersage beobachtet, bis eine kalte, klare<br />
Nacht angekündigt wurde – bei geringer<br />
Windgeschwindigkeit die optimale Bedingung für<br />
Nebel. Auch die Sichweite sollte sich laut<br />
Wettervorhersage verschlechtern, ein weiterer<br />
positiver Indikator. Ich packte am Abend zuvor die<br />
Ausrüstung ein und legte warme Kleidung zurecht,<br />
damit es am Morgen schnell losgehen konnte.<br />
Früh aufstehen Ich entschied mich für eine<br />
2Stelle, wo eine Gruppe Nadelbäume auf einer<br />
Hügelkuppe steht, die ich vom gegenüberliegenden<br />
Hügel aus fotografieren konnte. Ich hoffte darauf, dass<br />
der Nebel das Tal dazwischen ausfüllt.<br />
Sonnenaufgang war an diesem Tag um kurz nach<br />
Sieben, also hatte ich den Wecker früh genug gestellt,<br />
um 45 Minuten vorher vor Ort zu sein: Genug Zeit,<br />
um einen guten Kamerastandpunkt zu finden, alles<br />
aufzubauen und vor den ersten Strahlen der<br />
Morgendämmerung bereit zu sein.<br />
Action Als ich ankam, hatte der erhoffte dichte<br />
3Nebel das Tal bereits gefüllt. Ich benutzte ein<br />
70-200mm Zoomobjektiv. Die lange Brennweite<br />
sollte nicht nur den Effekt des Nebels verstärken,<br />
sondern mir außerdem verschiedene Bildausschnitte<br />
ermöglichen. Mit der Kamera auf dem Stativ stellte<br />
ich per Live-View manuell auf die Baumgruppe<br />
scharf. Ich fotografierte mit Zeitautomatik und<br />
Blende f/11. Diese Einstellung führte zu<br />
15 Sekunden Verschlusszeit, doch das Bild war<br />
trotzdem zu dunkel.<br />
062 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Magischer Nebel<br />
Das fertige Bild<br />
Der Lohn des frühen Aufstehens:<br />
Diese Aufnahme einer<br />
Nebellandschaft scheint aus<br />
einer anderen Welt zu stammen.<br />
BILDDETAILS<br />
Kit: Nikon D800 mit<br />
70-200mm f/2.8 Objektiv<br />
Belichtungsprogramm:<br />
Zeitautomatik<br />
Verschlusszeit: 30<br />
Sekunden bei Blende f/11<br />
und ISO 200<br />
Achten Sie auf die Belichtung Nebel hat die<br />
4Eigenschaft, auch ausgeklügelte<br />
Belichtungsmesssysteme auszutricksen. Das liegt<br />
daran, dass diese Systeme „annehmen“, alle Objekte<br />
seien von mittelgrauer Farbe, ausgehend von18 %<br />
Grau. Das führt dazu, dass helle Objekte wie Nebel<br />
und Schnee unterbelichtet werden.<br />
Prüfen Sie nach jeder Aufnahme das Histogramm: Ist<br />
die Grafik nach links verlagert, geben Sie positive<br />
Belichtungskorrektur hinzu. In diesem Beispiel war<br />
es eine Blendenstufe, um das Bild insgesamt<br />
aufzuhellen.<br />
Bildkomposition Mit der Bildkomposition steht<br />
5und fällt Ihr Foto. Ich versuchte eine ganze Reihe<br />
unterschiedlicher Bildkompositionen, auch mit<br />
verschiedenen Brennweiten.<br />
Mal hatte ich die Bäume rechts von der Bildmitte,<br />
manchmal zentral im Bildausschnitt. Unsere Augen<br />
sehen die Welt jedoch üblicherweise von links nach<br />
rechts. Daher beließ ich die Bäume schließlich links<br />
im Bild; dies erwies sich als die beste<br />
Bildkomposition.<br />
Wetter beobachten Nebelschwaden unterliegen<br />
6ständiger Veränderung, sie driften ins Bild hinein<br />
und hinaus und verändern ihre Dichte. Die selbe Szene<br />
kann also im Laufe einer Stunde völlig anders<br />
aussehen. Machen Sie so viele Aufnahmen wie<br />
möglich, von denen Sie später zu Hause die besten<br />
aussortieren. Sobald das Tageslicht Oberhand gewinnt,<br />
dauert es nicht mehr lange, bis der Nebel sich auflöst.<br />
Dann können Sie gemütlich Heim fahren und sich ein<br />
wohlverdientes Frühstück genehmigen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 063
ab dem 4. Juni im Handel<br />
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Fotoidee<br />
Badezimmer-Porträts wie im Studio<br />
Badewannenporträts<br />
Benutzen Sie Ihre Badewanne als gigantische<br />
Softbox und schießen Sie ganz besondere<br />
Porträts in natürlichem Licht.<br />
CAROLINE WILKINSON: Sie haben<br />
zu wenig Platz im Studio, um die<br />
lieben Kleinen zu fotografieren, oder<br />
sie bleiben nicht lange genug still<br />
sitzen, um eine vernünftige<br />
Aufnahme zu machen? Die Lösung dieser<br />
Probleme wird Sie überraschen. Wenn es zur<br />
Badezeit in Ihrem Haushalt feuchtfröhlich<br />
zugeht, können Sie dies zu Ihrem Vorteil<br />
ausnutzen:<br />
Die Badewanne ist ein hervorragender<br />
Schauplatz für Porträtaufnahmen, fast wie im<br />
Studio – allerdings nur, wenn Ihr Bad weiß ist,<br />
nicht pfirsichfarben oder olivgrün. Zuhause einen<br />
Ort mit sauberem, natürlichem Licht zu finden,<br />
wo harte Schatten, Farbstiche und unruhige<br />
Hintergründe nicht zum Problem werden, kann<br />
schwierig sein. Und ein Kind zu überreden, lange<br />
genug still zu sitzen, um ein engelhaftes Porträt<br />
zu fotografieren, macht die Herausforderung<br />
noch größer. Wenn die Kinder alt genug sind, um<br />
alleine sitzen zu können, hält eine weiße<br />
Badewanne sie an Ort und Stelle und fungiert<br />
zugleich als große Softbox und Reflektor. Das<br />
Licht prallt von der weißen Oberfläche ab und<br />
erzeugt eine helle, gleichmäßige Ausleuchtung<br />
mit einem sauberen, studioähnlichen<br />
Hintergrund. Wenn es in Ihrem Badezimmer<br />
wegen mattierter oder kleiner Fenster nur<br />
schwaches Tageslicht gibt, können Sie die<br />
Wände des Badezimmers nutzen, um mit<br />
reflektiertem Blitzlicht ähnliche Ergebnisse zu<br />
erzielen.<br />
Der schwierigste Teil dieser <strong>Technik</strong> ist es, dass<br />
das Kind mit der Kamera interagiert und Sie ein<br />
gutes Porträt gestalten können. Badewannen in<br />
Standardgrößen bieten wenig Spielraum; zudem<br />
kann es in einer leeren Wanne ungemütlich kalt<br />
sein. Achten Sie also darauf, dass die Heizung<br />
aufgedreht bzw. Ihr Kind angezogen ist. Die<br />
Kinder finden es wahrscheinlich komisch, dass<br />
kein Wasser im Bad ist. Wenn sie anfangen, sich<br />
darüber zu beschweren, lassen Sie etwas Wasser<br />
hineinlaufen, mit dem sie spielen können.<br />
Achten Sie jedoch darauf, dass ein zweiter<br />
Erwachsener in der Nähe ist, um Unfällen<br />
vorzubeugen, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit der<br />
Kamera zuwenden. Unternehmen Sie etwas, um<br />
die Kleinen zum Lachen zu bringen; die meisten<br />
Kinder lassen sich auch mit Schokolade locken.<br />
Auch Grimassen schneiden oder mit Spielzeug<br />
hantieren kann funktionieren, um Augenkontakt<br />
herzustellen. Vor allem müssen Sie aber darauf<br />
achten, dass die Aktion den Kindern Spaß<br />
macht, sonst werden Sie nur wenige Aufnahmen<br />
erhalten, bevor die Badezeit vorbei ist.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 065
Fotoidee<br />
Aufbau Für diese <strong>Technik</strong> brauchen Sie nur sehr wenig: Ihre Kamera, Ihr<br />
1Modell und, wenn die Lichtverhältnisse eher schwach sind, vielleicht ein<br />
Blitzgerät mit Bounce-Funktion und Schwenkkopf. Wenn der Platz sehr beengt ist,<br />
benötigen Sie ein Porträt- oder sogar Makro-Objektiv, um Elemente wie Handgriffe<br />
und Badewannenkante auszublenden. Bei dieser Aufnahme funktionierte ein 50<br />
mm f/1.8 befriedigend; mit einem längeren Objektiv, etwa einem 100 mm Makro,<br />
wäre es jedoch einfacher gewesen.<br />
Belichtung einschätzen Viel Weiß im Bild kann dazu führen, dass die<br />
2 Kamera das Bild unterbelichtet. Stellen Sie die Kamera für ein besseres<br />
Ergebnis auf Punktmessung anstatt auf Multizonen-Messung ein, denn die<br />
Belichtung berechnet sich aus dem Fokuspunkt: dem Gesicht. Verwenden Sie den<br />
Belichtungsprioritäts-Modus und wählen Sie eine große Blende von f/2.8 bis<br />
f/5.6, um das Licht zu maximieren und den Hintergrund verschwimmen zu<br />
lassen. Mit dem Single-Point-Autofokus lokalisieren Sie die Augen am nächsten<br />
zur Kamera.<br />
Winkel verändern Je nach Größe Ihres Kindes und der verwendeten<br />
3Brennweite müssen Sie Ihren Blickwinkel verändern, um unerwünschte<br />
Elemente wie Fliesen, Spielzeug oder Handgriffe auszublenden. Auch wenn dies<br />
nicht nötig ist, sollten Sie einmal ausprobieren, ganz tief zu gehen, sodass die<br />
Augen über den Badewannenrand schauen, oder ganz hoch für eine vorteilhaftere<br />
Perspektive. Wechseln Sie auch zwischen Hoch- und Querformat, um die<br />
unterschiedliche Dramatik zu testen.<br />
Aufnahmen bearbeiten Wenn das Bild gut belichtet ist, sollte außer etwas<br />
4einfacher Nachbearbeitung nicht mehr viel zu tun sein. Um den Kontrast zu<br />
<strong>verbessern</strong>, habe ich die Bildebene dupliziert („Ebene > Ebene duplizieren“) und<br />
die Füllmethode in Weiches Licht geändert. Eine kleine Anpassung der<br />
Tonwertkorrektur („Ebene > Neue Einstellungsebene > Tonwertkorrektur“), das<br />
Hinzufügen eines Hochpassfilters („Filter > Sonstige Filter > Hochpass“) mit<br />
einer Einstellung von höchstens 4 px, dann noch passend zugeschnitten – fertig.<br />
Bekannte Fehler, die Sie vermeiden können...<br />
UNGENAUE MESSUNG Wenn Ihr Hintergrund<br />
nicht strahlend Weiß sondern Grau dargestellt<br />
wird, überprüfen Sie, ob Punktmessung eingestellt<br />
ist. Wenn dies nicht ausreicht, fügen Sie eine oder<br />
zwei Stufen positive Belichtungskorrektur hinzu.<br />
Überprüfen Sie das Histogramm der Kamera, um<br />
festzustellen, ob das Bild unterbelichtet ist:<br />
Die Spitzen sollten ihren Schwerpunkt rechts im<br />
Histogramm haben.<br />
UNEXAKTES SCHARFSTELLEN Eine flache<br />
Tiefenschärfe zu verwenden, bedeutet, dass Ihr<br />
Fokus punktgenau sitzen muss. Da ein Multipunkt-<br />
Fokus sich immer an dem Objekt orientiert, das der<br />
Kamera am nächsten ist, was bei<br />
Porträtaufnahmen meist die Nase ist, sollten Sie<br />
einen einzelnen Autofokuspunkt auf das der<br />
Kamera am nächsten gelegene Auge legen, um<br />
beste Ergebnisse zu erzielen. Wenn beide Augen<br />
fokussiert sein sollen, brauchen Sie wenigstens<br />
f/5.6 für eine ausreichende Tiefenschärfe.<br />
ZU WENIG LICHT Wenn Sie mit weit geöffneter<br />
Blende fotografieren und Ihren ISO-Wert so hoch<br />
einstellen, wie die Rauschkontrolle der Kamera es<br />
Ihnen erlaubt, wird Ihre Verschlusszeit nicht<br />
schnell genug sein, um Bewegung einzufrieren<br />
oder die Badewanne ausreichend auszuleuchten.<br />
In dem Fall brauchen Sie ein Blitzlichtgerät.<br />
Verwenden Sie ganz einfach die TTL-Messung für<br />
einen Füllblitz und drehen Sie den Kopf, sodass<br />
das Licht von der weißen Decke oder den Seiten<br />
des Badezimmers zurückgeworfen wird.<br />
066 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Badezimmer-Porträts wie im Studio<br />
BILDDETAILS<br />
Ausrüstung: Nikon D800<br />
mit 50mm f/1.8 Objektiv<br />
Betriebsart:<br />
Blendenautomatik<br />
Belichtung: 1/60 Sekunde<br />
bei Blende f/4.5<br />
und ISO 200<br />
Das fertige Bild<br />
Hätten Sie gedacht, dass Ihre<br />
Badewanne zum „Baby-Studio“<br />
umfunktioniert werden kann?<br />
Das Bad ist ein guter Ort, um<br />
natürliches Softbox-Licht für<br />
Porträts zu erzeugen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 067
WINTERLANDSCHAFTEN<br />
Der Winter gehört zu den schönsten Zeiten des Jahres, was die Reichhaltigkeit der<br />
jahreszeitlichen Motive betrifft. Landschaftsfotograf Marc Adamus verrät uns seine besten<br />
Tipps und Tricks für faszinierende Fotos, die nur möglich sind, wenn es richtig kalt ist …<br />
Himmel<br />
Wenn Sie gegen einen<br />
teilweise bewölkten Himmel<br />
fotografieren, sollten Sie<br />
einen Graufilter in Betracht<br />
ziehen. Hier wurde ein 1.8<br />
ND-Filter verwendet und die<br />
Verschlusszeit auf<br />
74 Sekunden verlängert,<br />
um die Bewegung der<br />
Wolken einzufangen.<br />
BILDDETAILS<br />
Kit: Nikon D800E mit<br />
NIKKOR 14-24mm<br />
Betriebsart: B<br />
Belichtung: 74 Sekunden<br />
bei Blende f/14<br />
und ISO 320<br />
Scharfstellen<br />
Berechnen Sie die hyperfokale<br />
Entfernung, um maximale<br />
Schärfentiefe zu erreichen,<br />
oder machen Sie zwei<br />
Aufnahmen, eine mit Fokus auf<br />
dem Berg, eine andere mit<br />
Fokus auf dem Vordergrund.<br />
Später montieren Sie beide<br />
Bilder zusammen.<br />
Bildkomposition<br />
Eis gibt immer einen<br />
interessanten Vordergrund<br />
ab, weil es das Licht<br />
gebrochen reflektiert und<br />
einen natürlichen Glanz<br />
ausstrahlt. Die Gruppen der<br />
Eisstücke dienen als<br />
Führungslinie zum<br />
Hintergrund.
Nachbearbeitung<br />
Winterszenen sind aus<br />
offensichtlichen Gründen<br />
eher arm an Farben. Ein<br />
leichter Blaustich kann den<br />
Eindruck der Kälte einer<br />
Szene unterstreichen.<br />
Bildausschnitt<br />
Wählen Sie den Ausschnitt<br />
möglichst so, dass auch an<br />
den Rändern interessante<br />
Objekte im Bild sind. Hier sind<br />
es die gebrochenen, sich<br />
überlagernden Eisplatten,<br />
welche den Berg mit dem<br />
Himmel im oberen Bildteil<br />
einrahmen.
Fotoidee<br />
Abstrakte Eismuster<br />
Gefrorene Pfützen weisen oft interessante Eismuster auf, die sich als Fotomotive eignen. Nehmen Sie Ihre<br />
Kamera – und ziehen Sie sich warm an!<br />
ROSS HODDINOTT: Kaltes<br />
Winterwetter kann sich besonders<br />
produktiv auswirken, wenn Sie in der<br />
Natur nach fotogenen Mustern<br />
suchen. Wasser gefriert zu dicken<br />
Eisschichten in bizarren Formen. Von November<br />
bis Dezember können wir mit Frostperioden<br />
rechnen. Überall in der Natur gibt es abstrakt<br />
aussehende Eismuster voller Details mit<br />
strukturierten Oberflächen – Sie müssen Sie nur<br />
erkennen.<br />
Bei Frost verwandeln sich die Oberflächen von<br />
Pfützen, Teichen, Seen und Kanälen in Eisflächen,<br />
während sich an den Sturzkanten von<br />
Wasserfällen fotogene Eiszapfen bilden. Nach ein<br />
paar Tagen mit schwerem Frost werden die sich<br />
überlappenden Schichten dicken Eises<br />
außergewöhnliche Muster kreieren. Suchen Sie<br />
nach eingeschlossenen Luftblasen, nach Linien<br />
und Wirbeln an der Oberfläche, die sie optisch<br />
isolieren können, um starke, engagierte<br />
Bildkompositionen zu erzeugen. Kieselsteine,<br />
Laub oder eine im Eis eingeschlossene Feder<br />
machen solche Motive noch attraktiver und geben<br />
ihnen einen Fixpunkt. Es lohnt sich, nach solchen<br />
Details zu suchen.<br />
Die meisten im Eis verborgenen Motive sind nur<br />
bei genauem Hinsehen aus kurzer Entfernung<br />
erkennbar, und sie wirken abstrakt. Sie zu finden<br />
ist oft die größte Herausforderung.<br />
Was die Wahl des Objektivs angeht, sind Sie mit<br />
einem Makroobjektiv am besten bedient,<br />
idealerweise eins im Bereich von 100 mm, denn<br />
das bietet Ihnen eine komfortable<br />
Arbeitsentfernung. Falls Ihnen ein solches<br />
Makroobjektiv nicht zur Verfügung steht, tut es<br />
auch ein Telezoom, denn Sie brauchen nicht<br />
immer eine starke Vergrößerung, wenn Sie<br />
Eismuster fotografieren. Ein Kamerastandpunkt<br />
senkrecht über dem identifizierten Motiv ergibt die<br />
besten Ergebnisse, wenn die Bildebene exakt<br />
parallel zu Eisoberfläche ausgerichtet ist. Dadurch<br />
erhalten Sie maximale Schärfentiefe. Helles,<br />
direktes Sonnenlicht kann die feinen Details<br />
verschlucken, warten Sie also auf bedeckten<br />
Himmel, an dem das Licht weniger kontraststark<br />
ist oder benutzen Sie einen Diffusor. Auf jeden Fall<br />
ist ein Stativ unentbehrlich. Seien Sie allerdings<br />
vorsichtig bei dessen Aufbau und auch, wohin Sie<br />
treten, denn wenn Sie das Eis durchbrechen, ist<br />
ihr Motiv verdorben. Sollte es einmal nicht kalt<br />
genug zur Eisbildung im Freien sein, schaffen Sie<br />
sich einfach ihre eigene Eisfläche, indem Sie eine<br />
flache Schüssel 6-8 cm tief mit Wasser füllen und<br />
diese ins Eisfach stellen.<br />
0 EV<br />
Setup Suchen Sie nach Eismustern in gefrorenen<br />
1 Teichen und Pfützen. Benutzen Sie ein Stativ und<br />
positionieren Sie die Kamera senkrecht über einem<br />
Motiv, wobei Sie darauf achten, das Eis nicht zu<br />
zerbrechen. Ein bedeckter Himmel liefert das beste<br />
Licht. Bei sonnigem Wetter können Sie ihren eigenen<br />
Schatten auf das Motiv fallen lassen, um kälteres,<br />
kontrastärmeres Licht zu erzeugen. Bei größeren<br />
Eisflächen bleiben Sie zur Sicherheit am Rand, es sei<br />
denn, die Eisfläche ist offiziell zum Betreten<br />
freigegeben.<br />
Einstellungen Da die Eisoberfläche flach ist,<br />
2 brauchen Sie keine große Schärfentiefe, solange<br />
Sie die Bildebene der Kamera parallel zur Oberfläche<br />
ausrichten. Schalten Sie deswegen auf Zeitautomatik<br />
und stellen Blende f/8 oder f/11 ein. In diesem Bereich<br />
ist jedes Objektiv am leistungsfähigsten und liefert<br />
gestochen scharfe Fotos ohne Verzerrungen.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie mit geringer ISO Empfindlichkeit und<br />
lassen Sie die Kamera die korrespondierende<br />
Verschlusszeit wählen. Der Autofokus sollte<br />
funktionieren, doch ich persönlich ziehe es vor, mithilfe<br />
von Live-View manuell scharfzustellen.<br />
+1 EV<br />
Belichtung überprüfen Wenn Sie Eis, Schnee<br />
3oder andere sehr helle Objekte fotografieren,<br />
müssen Sie darauf achten, dass das<br />
Belichtungsprogramm der Kamera ihr Motiv nicht<br />
unterbelichtet. Wegen der überdurchschnittlich<br />
starken Helligkeit der Motive tendiert jede Kamera<br />
dazu. Überprüfen Sie deswegen regelmäßig das<br />
Histogramm auf Lücken an der rechten Seite der<br />
Grafik. Falls erforderlich, kompensieren Sie die<br />
Fehlbelichtung mit der Belichtungskorrekturtaste. In<br />
diesem Fall musste ich +1EV zu geben, nicht<br />
ungewöhnlich bei dieser Art Motiv.<br />
Bildkomposition Da Eismuster sehr abstrakt<br />
4 sind, gibt es kaum eine generelle Empfehlung,<br />
wie man sie richtig oder falsch fotografiert. Suchen<br />
Sie nach interessanten Details, eingeschlossenen<br />
Luftblasen, sich überschneidenden Linien, Umrissen<br />
und Kurven. Versuchen Sie diese zu isolieren, gezielt<br />
hervorzuheben und so zu arrangieren, dass sie eine<br />
ästhetisch ansprechende Bildkomposition ergeben.<br />
Kreativität und ein Auge für Details sind die Schlüssel<br />
zu diesen Motiven.<br />
Sie werden merken, dass sich die Bildkomposition<br />
im Laufe mehrerer Aufnahmen entwickelt, da Sie<br />
ständig kleine Verbesserungen finden.<br />
Nachbearbeitung Solche Fotos profitieren oft von<br />
5minimalen Korrekturen in der Nachbearbeitung.<br />
Ein winziger Blaustich kann den Eindruck der Kälte<br />
verstärken. Anstatt eine technisch „korrekte“<br />
Farbtemperatur zu wählen, ist es oft besser, eine<br />
Kältevoreinstellung zu anzuwenden, etwa im Bereich<br />
von 4500-5000 Kelvin. Das können Sie schon vor der<br />
Aufnahme mit dem Weißabgleich der Kamera<br />
einstellen. Noch mehr Möglichkeiten haben Sie, wenn<br />
Sie im Raw-Format aufnehmen und den Weißabgleich<br />
erst in der Nachbearbeitung einstellen. Dabei können<br />
Sie auch die Kontraste verstärken, indem Sie die<br />
Tonwerte oder Gradationskurven ändern, damit Muster<br />
und Oberflächen detailreicher werden.<br />
072 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Abstrakte Eismuster<br />
BILDDETAILS<br />
Kit: Nikon D800 mit<br />
150mm Makroobjektiv<br />
Betriebsart: Zeitautomatik<br />
Belichtung: 5 Sekunden bei<br />
Blende f/11<br />
und ISO 100<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 073
Fotoidee<br />
Farbverlaufsfilter<br />
Steuern Sie die Farbverläufe in Photoshop, indem Sie einen<br />
Farbverlaufsfilter nutzen, der langweilige Himmel stimmungsvoll einfärbt.<br />
JORDAN BUTTERS: Eigentlich<br />
sollten Landschaftsfotografen ein<br />
ganzes Sortiment von Verlaufsfiltern<br />
dabei haben, um in jeder Lage einen<br />
gewünschten Effekt erzeugen zu<br />
können. Die Realität sieht anders aus, doch zum<br />
Glück gibt es einige Photoshop-Effekte, um die<br />
unterschiedlichen Filter zu simulieren.<br />
Farbverläufe eignen sich gut, um die Farben am<br />
Himmel zu betonen, den Charakter und die<br />
Stimmung eines Bildes vollständig zu verändern,<br />
oder um ganz andere Tageszeiten zu simulieren.<br />
Original<br />
Experimentieren Sie mit unterschiedlichen Filtern<br />
Sie könnten zum Beispiel versuchen, Ihrem Bild mehr als einen Farbfilter hinzuzufügen. Dazu Duplizieren<br />
Sie die Verlaufsebene, indem Sie sie in der Ebenenpalette auswählen. Anschließend gehen Sie auf „Ebene<br />
> Ebene duplizieren“ und ändern die Verlaufsfarbe, wie in Schritt 3 bis 5 beschrieben. Bringen Sie die<br />
Verläufe in verschiedenen Winkeln an, um unterschiedliche Effekte zu bekommen. Dazu benutzen Sie die<br />
Winkeldrehscheibe im Verlaufsflächen-Menü.<br />
Filter für wärmeren Farbton<br />
Filter für kälteren Farbton<br />
Grünfilter<br />
Multiple Filter<br />
Verlauf hinzufügen Bevor Sie beginnen, drücken<br />
1Sie die Taste D auf Ihrer Tastatur, um die<br />
Farbpalette auf ihre Standardwerte zurückzusetzen.<br />
Klicken Sie danach auf Ebene > Neue Füllebene ><br />
Verlauf > OK.<br />
Verlauf anpassen Setzen Sie in dem Dialogfeld<br />
2ein Häkchen in das Kontrollfeld Umkehren und<br />
klicken Sie auf OK. In der Ebenenpalette ändern Sie<br />
die Füllmethode der Verlaufsebene auf<br />
Multiplizieren.<br />
Verlaufseditor öffnen Doppelklicken Sie auf das<br />
3Miniaturbild in der Ebenenpalette, um erneut<br />
das Verlaufsfilter-Menü zu öffnen. Dann klicken Sie<br />
auf die Miniatur um die Verlaufseditor-Palette zu<br />
öffnen.<br />
072 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Fünf Minuten Photoshop<br />
Das fertige Bild<br />
Filter zuhause vergessen? Keine<br />
Sorge: Mit Photoshop Filtern<br />
können Sie trotzdem einen<br />
solchen Sonnenuntergang<br />
gestalten.<br />
Farbe ändern Klicken Sie in die untere linke<br />
4Ecke des Verlaufs. Dann klicken Sie auf die<br />
Farb-Miniatur um das Farbauswahl-Fenster zu<br />
öffnen. Wählen Sie eine Farbe – ich nahm Pink, um<br />
Dämmerung zu simulieren – und klicken Sie OK.<br />
Deckkraft ändern Die beiden Farbstufen über<br />
5der Verlaufsskala steuern die Deckkraft des<br />
Verlaufs. Bringen Sie die Weiß-Verlaufsstufe in die<br />
obere rechte Ecke, um Tiefe und Stärke des Verlaufs<br />
anzupassen. Klicken Sie auf OK.<br />
Fotofilter hinzufügen Fügen Sie nun eine<br />
6weitere Korrekturebene hinzu und wählen Sie<br />
Foto Filter. Wählen Sie einen der wärmeren Filter<br />
und klicken Sie auf OK – das verleiht dem gesamten<br />
Bild einen wärmeren Ton, der zu den Farben der<br />
Dämmerung passt.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 073
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />
Abonnement<br />
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JORDAN BUTTERS: Bei Tageslicht wirken<br />
Porträtfotos heiter, freundlich und natürlich.<br />
Sobald die Sonne untergegangen ist, kommt<br />
Blitzlicht ins Spiel, um dieselbe Stimmung zu<br />
erzeugen. Nun sind Sie auch unabhängig von<br />
natürlichen Lichtverhältnissen, können die Richtung und<br />
Intensität des Lichts besser steuern und den geringsten<br />
ISO-Wert und mittlere Blenden verwenden, um optimale<br />
Bildqualität zu garantieren. Doch der Blitz dient nicht nur zur<br />
Beleuchtung eines Modells. Sie können mit ihm auch sehr<br />
kreative Effekte erzeugen, indem Sie ihn auf die Umgebung<br />
richten.<br />
Mithilfe von Blitzfolien können Sie zudem Beleuchtungen<br />
erzielen, die mit natürlichem Tageslicht nicht möglich ist. Für<br />
den Fall, dass Blitzfolien neu für Sie sind: es handelt sich um<br />
halbtransparente Plastikfolien, die vor dem Blitzkopf<br />
angebracht werden, wodurch der Blitz die Farbe der Folie<br />
annimmt und die angeleuchteten Objekte entsprechend<br />
einfärbt. Diese Folien kosten kein Vermögen, Sie können<br />
sogar stattdessen buntes Bonbon-Papier verwenden, das Sie<br />
mit Gummiringen am Blitzkopf befestigen. Sie brauchen aber<br />
wenigstens ein von der Kamera entkoppeltes Blitzgerät –<br />
besser sind zwei oder drei – das Sie per Fernsteuerung<br />
auslösen. Das kann per Kabel, durch einen Master-Blitz oder<br />
über Funk geschehen. Zwei oder drei Blitzgeräte gleichzeitig<br />
einzusetzen ist nicht besonders kompliziert; Ihr eigentliches<br />
Motiv wird nur von einem Blitz beleuchtet.<br />
Natürlich können Sie mehrere Blitzgeräte mit den<br />
verrücktesten Farben im Hintergrund verwenden, doch wenn<br />
die Beleuchtung Ihres Modells nicht stimmt, erreichen Sie<br />
damit wenig. Erst wenn die korrekte Beleuchtung für das<br />
Modell eingestellt ist, gehen Sie daran, die verschiedenen<br />
Blitzfarben anzuwenden, eine nach der anderen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 075
Fotoidee<br />
Setup des Hauptlichts Das Hauptlicht beleuchtet ihr Modell, dazu können<br />
1Sie den in der Kamera eingebauten Blitz verwenden. Bessere Ergebnisse<br />
erzielen Sie fast immer durch ein entkoppeltes Blitzgerät mit einer kleinen Softbox<br />
rechts von der Kamera.<br />
Belichtung Wählen Sie die manuelle Betriebsart, einen kleinen ISO Wert, die<br />
2maximale Blitzsynchronisationszeit der Kamera und eine mittlere Blende wie<br />
f/8. Machen Sie ein Testfoto, um die angemessene Blitzleistung zu finden. In<br />
diesem Beispiel war es ¼ der vollen Blitzleistung. Das Foto ist nicht schlecht,<br />
doch der Hintergrund ist dunkel und langweilig.<br />
076 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Kreative Porträts mit Blitzfolien<br />
BILDDETAILS<br />
Kit: Nikon D800 mit 85mm<br />
f/1.4 Objektiv<br />
Betriebsart: Manuell<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde<br />
bei Blende f/8<br />
und ISO 100<br />
Das fertige Bild<br />
Weil die Blitzgeräte nacheinander<br />
hinzugefügt werden, ist der Aufbau<br />
unkompliziert. Hier haben wir ein<br />
sehr schönes Portrait mit kreativer<br />
Beleuchtung durch farbige<br />
Blitzfolien.<br />
W and<br />
W and<br />
Blitzgerät mit<br />
roter F olie<br />
(10 m entfernt mit<br />
voller Leistung)<br />
Blitzgerät mit<br />
grü ner F olie<br />
(5 m entfernt mit<br />
halber Leistung)<br />
Kleine<br />
Softbox<br />
Kamera: 1/160<br />
Sekunde bei Blende<br />
f/8 und ISO 100<br />
Säule<br />
Säule<br />
Hauptlicht<br />
(Blitzgerät<br />
90 cm entfernt<br />
mit 1/4<br />
Leistung)<br />
TTL oder Manuell?<br />
Je nach verwendeten Blitzgeräten und deren<br />
Auslösemechanismus haben Sie die Möglichkeit, die<br />
Belichtung mit einer Messung durch das Objektiv<br />
festzulegen (TTL = engl. Through The Lens). Das<br />
bedeutet, dass Kamera und Blitzgeräte die Szene<br />
messen und die beste Blitzleistung für eine<br />
gleichmäßige Belichtung festlegen.<br />
Der Vorteil ist, dass diese Messmethode schnell und<br />
einfach durchzuführen ist. Der Nachteil ist, dass das<br />
System die Lichtverhältnisse vielleicht anders<br />
interpretiert als gewünscht. So mag zwar die richtige<br />
Lichtmenge erzeugt werden, das Ergebnis kann<br />
jedoch Ihrer Gestaltung zuwiderlaufen.<br />
Manuelle Belichtungsmessung hingegen erfordert<br />
auch die separate Einstellung der Blitzleistung jedes<br />
einzelnen Blitzgeräts. So dauert es wesentlich länger,<br />
bis die gewünschte Beleuchtung erzeugt wird;<br />
machen Sie daher besser nach jeder Änderung ein<br />
Testfoto. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass<br />
Sie schneller lernen, welche Änderungen welche<br />
Effekte erzeugen.<br />
Farbe ins Spiel Nun beleuchtet ein zweites Blitzgerät den Hintergrund. Es ist<br />
3mit einer grünen Folie versehen und leuchtet die Säule auf der rechten Seite<br />
an. Da das Blitzgerät gut fünf Meter hinter dem Modell steht, ist es auf halbe<br />
Blitzleistung eingestellt. Machen Sie ein zweites Testfoto.<br />
Zweite Farbe Das zweite Blitzgerät mit roter Blitzfolie ist auf die etwa zehn<br />
4Meter entfernt liegende Wand gerichtet. Diese Entfernung erfordert die volle<br />
Blitzleistung. Sollte die Farbe zu intensiv werden, positionieren Sie das Blitzgerät<br />
in noch größerer Entfernung.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 077
Fotoidee<br />
Retro-Refraktionen<br />
Haben Sie 15 Minuten Zeit? Dann nehmen Sie ein Glas Wasser, zwei Bögen Karton<br />
und Ihr Blitzgerät – mehr braucht es nicht für dieses attraktive Stillleben.<br />
CAROLINE WILKINSON:<br />
Suchen Sie nach einem einfachen<br />
Stillleben für einen Regennachmittag,<br />
das Sie als Teil Ihres 365-Fotos-Projekts<br />
bearbeiten möchten? Wir haben genau<br />
das Richtige für Sie. Es gibt Dutzende von<br />
Möglichkeiten, Lichtbrechung in Ihrem Bild zu<br />
nutzen – von Wassertröpfchen auf Blumen bis hin zu<br />
Landschaften, die durch ein Glas fotografiert werden.<br />
Die folgende dürfte eine der plakativsten und<br />
zugleich einfachsten sein.<br />
Die Ausleuchtung von Gläsern bedarf einer gewissen<br />
Sorgfalt und <strong>Technik</strong>, um Reflektionen aus der<br />
Umgebung so gering wie möglich zu halten – dann<br />
entsteht eine einfache Aufnahme, die viel Spielraum<br />
für Kreativität bietet. Anstelle einer<br />
Schwarzweißaufnahme können Sie den Hintergrund<br />
mit lebhaften Farben aufpeppen – oder Sie gehen<br />
einen Schritt weiter und verwenden mehrere gefüllte<br />
Gläser. Ein besonders eindrucksvolles Stillleben<br />
entsteht, wenn Sie drei Weingläser anstelle von<br />
einem verwenden. Füllen Sie die beiden Gläser im<br />
Hintergrund mit Rotwein und Weißwein und stellen<br />
Sie das wassergefüllte Glas in die Mitte davor. Wenn<br />
Sie keinen Wein verschwenden möchten (mancher<br />
würde das als Alkoholmissbrauch empfinden),<br />
erzielen Sie den gleichen Effekt mit Fruchtsaft und<br />
Pflanzenöl. Oder Sie füllen drei Gläser mit Wasser,<br />
das Sie mit Lebensmittelfarbe färben, und gestalten<br />
damit Ihren Hintergrund. Wählen Sie stets eine<br />
ungerade Anzahl an Gläsern – zum Beispiel drei im<br />
Hintergrund und zwei wassergefüllte vorne –, das<br />
ergibt eine ästhetischere Bildkomposition. Außerdem<br />
sollten Sie darauf achten, klare Gläser mit glatten<br />
Oberflächen zu verwenden, damit das Licht<br />
ungehindert durchscheinen kann. Strukturierte oder<br />
getönte Gläser stören die Lichtbrechung und<br />
verursachen unkontrollierbare Reflexe.<br />
Und wie funktioniert nun das Ganze? Wenn Sie ein<br />
Glas mit Wasser füllen, werden Lichtwellen, die in<br />
einem anderen Winkel als 90 Grad oder 0 Grad auf<br />
das Glas treffen, abgelenkt. Diese Lichtstrahlen<br />
brechen (beugen) und erzeugen dadurch den<br />
Lichteffekt. Sie müssen die physikalischen<br />
Hintergründe aber nicht völlig verstehen, um gute<br />
Fotos zu machen…<br />
AUFBAU<br />
Stellen Sie Ihre Kamera in den manuellen Modus – ich<br />
habe hier eine Nikon D800 mit NIKKOR 50 mm f/1.8<br />
verwendet, ein Kit-Objektiv tut es aber auch. Wenn Sie<br />
einen Studioblitz verwenden, stellen Sie die<br />
Verschlussgeschwindigkeit auf die Blitzsynchronzeit der<br />
Kamera (hier bei 1/250 Sekunden) und eine niedrige<br />
ISO-Zahl ein. Achten Sie darauf, dass die Gläser ganz<br />
sauber sind, um den Nachbearbeitungsaufwand zu<br />
reduzieren: Die Kamera nimmt jeden Fleck und<br />
Wassertropfen auf, der möglicherweise das Bild ruiniert,<br />
wenn er nicht sorgfältig in Photoshop entfernt wird.<br />
Wenn Sie die Belichtung eingestellt haben, wählen<br />
Sie eine Blende, die genügend Tiefenschärfe schafft.<br />
Der Hintergrund sollte nicht im Fokus sein, der Rand<br />
des Glases und die Trennlinie aber gestochen scharf.<br />
Passen Sie die Lichtstärke an, um eine korrekte<br />
Belichtung zu erhalten. Möglicherweise fällt es Ihnen<br />
leichter, manuell auf das Glas zu fokussieren oder<br />
den Single-Point Autofokus auf die Linie zu richten,<br />
die durch das Glas verläuft.<br />
Fertigstellung in Photoshop<br />
Flecken entfernen Auch bei sorgfältig<br />
1polierten Gläsern kann es sein, dass Sie das<br />
Bild nachbearbeiten müssen. Zoomen Sie mit den<br />
Tasten „Strg+=“ („Cmd+=“ auf Mac) auf 100 bis<br />
200 % in das Bild und verwenden Sie ggf. das<br />
Reparatur-Pinsel- oder Kopierstempel-Werkzeug,<br />
um Staubflecken, Schmutz oder Wassertropfen zu<br />
entfernen. Klicken Sie auf „Alt“, um einen<br />
Bildbereich als Muster auszuwählen und klicken<br />
oder pinseln Sie dann auf den Fleck, den Sie<br />
entfernen möchten.<br />
BELEUCHTUNG EINRICHTEN<br />
Der schwierigste Teil dieser <strong>Technik</strong> besteht<br />
darin, das Glas so zu beleuchten, dass es keine<br />
Reflexionen gibt und nichts von dem<br />
gebrochenen Element ablenkt.<br />
Hintergrundbeleuchtung ist oft der einfachste<br />
Weg, und ein Lichtzelt sorgt für gleichmäßige<br />
Streuung. Wenn Sie ein Lichtzelt verwenden,<br />
genügt ein Studioblitz aus 45 Grad von hinten,<br />
möglichst nah am hellsten Teil der Karte<br />
platziert. Wenn die hellste Farbe – in diesem Fall<br />
Weiß – am weitesten vom Licht entfernt ist,<br />
besteht die Gefahr, dass es abfällt und die Ecken<br />
verdunkelt. Bei einem dunklen Hintergrund fällt<br />
das aber nicht so auf.<br />
Kontrast einstellen Um die Wirkung des<br />
2Bildes zu erhöhen, versuchen Sie, die<br />
Farbbrillanz und die Kontraste zu verstärken. Dazu<br />
gehen Sie auf „Ebene > neue Einstellungsebene<br />
> Tonwerte“. In der Tonwertkorrektur können Sie<br />
die Schieberegler manuell anpassen oder das<br />
weiße Pipette-Werkzeug verwenden und damit in<br />
den hellsten Teil Ihres Bildes klicken. Alternativ<br />
können Sie auch die Bildebene in der<br />
Ebenenpalette duplizieren und die Füllmethode in<br />
Weiches Licht ändern.<br />
Bekannte Fehler, die vermeidbar sind...<br />
Alternativer Aufbau<br />
UNTERBROCHENE LINIEN<br />
Ein Teil des Erfolgs dieser<br />
Aufnahme hängt von der Linie im<br />
Hintergrund ab, die mit der<br />
Trennlinie durch das Glas<br />
abschließt. Experimentieren Sie mit<br />
den Positionen von Glas und<br />
Kamera, um die Linien exakt<br />
auszurichten.<br />
FEHLENDE TIEFENSCHÄRFE<br />
Um zu verhindern, dass die<br />
Papierstruktur sichtbar wird und<br />
stattdessen den Rand und die Linie<br />
des Glases im Fokus zu haben, ist<br />
die Tiefenschärfe der Schlüssel zum<br />
Erfolg. Je kürzer die Entfernungen<br />
zwischen Hintergrund und Glas und<br />
zwischen Glas und Kamera sind,<br />
umso kleiner muss Ihre Blende sein.<br />
REFLEXIONEN IM GLAS<br />
Nur zu leicht erscheinen<br />
unansehnliche Reflexionen, wenn<br />
die Lichtquelle nicht diffus genug ist<br />
oder sich zu weit vor dem Motiv<br />
befindet. Versuchen Sie das Licht<br />
weiter hinter das Glas zu setzen,<br />
nutzen Sie eine Softbox und schalten<br />
Sie alle anderen Lichtquellen aus.<br />
Wenn Sie kein Lichtzelt haben,<br />
können Sie diese <strong>Technik</strong> mit einem<br />
Tisch und zwei Studioblitzen oder<br />
Blitzgeräten mit Softboxen<br />
versuchen. Positionieren Sie diese auf<br />
jeder Seite in einem 45 Grad Winkel<br />
hinter dem Glas; so reduzieren Sie<br />
störende Reflexionen. Entfernen Sie<br />
alle reflektierenden Gegenstände aus<br />
der Umgebung, schließen Sie die<br />
Vorhänge und schalten Sie unnötige<br />
Lichtquellen aus, um Spiegelungen<br />
zu vermeiden; auch schwarze Tücher<br />
können hilfreich sein.<br />
078 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Glas-Refraktionen<br />
Das fertige Bild<br />
Ein passender Zuschnitt<br />
schneidet den Fuß des<br />
Glases ab, und Sie<br />
erhalten ein attraktives<br />
Monochrom-Stillleben.<br />
BILDDETAILS<br />
Ausrüstung: Nikon D800<br />
mit 50 mm f/1.8 Objektiv<br />
Betriebsart: Manuell<br />
Belichtung: 1/250 Sekunde<br />
bei Blende f/14<br />
und ISO 200200<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 079
Fotoidee<br />
Blumen gießen …<br />
Erfrischende Regentropfen, warme indirekte Beleuchtung und ein bunter<br />
Blumenstrauß ergeben ein interessantes Stillleben.<br />
DANIEL LEZANO: Für attraktive<br />
Blumenarrangements.müssen Sie nicht<br />
unbedingt weit fahren Mit dem Frühling<br />
erwachen die Gärten der Nachbarschaft<br />
zu neuem Leben und füllen sich mit<br />
Blüten, die nur darauf warten, fotografiert zu werden.<br />
Sie können es aber auch so machen wie ich und<br />
fahren schnell zum örtlichen Blumenladen, um einen<br />
oder zwei frische Sträuße zu erstehen.<br />
Es gibt viele Möglichkeiten, Blumen im Bild<br />
festzuhalten; für unsere Methode müssen Sie noch<br />
ein wenig selbstgemachten Regen hinzufügen. Sie<br />
denken wahrscheinlich: „Warum eigenen Regen<br />
machen, wenn es sowieso ständig regnet?“ Doch<br />
ironischerweise ist die beste Zeit für diese regnerische<br />
Stilllebenaufnahme, wenn es trocken ist, sodass Sie<br />
den „Regeneffekt“ kontrollieren können, ohne nass zu<br />
werden.<br />
Damit die <strong>Technik</strong> funktioniert, müssen Sie den Regen<br />
von hinten ausleuchten. Das <strong>Fotografie</strong>ren bei niedrig<br />
stehender Sonne bietet eine gute Möglichkeit, das<br />
Wasser in der Luft abzulichten. Da Ihre Blumen von<br />
hinten beleuchtet werden, müssen Sie mögliche<br />
Schatten entweder mithilfe eines Reflektors oder eines<br />
Aufhellblitzes außerhalb der Kamera aufhellen. Als<br />
ideale Alternative für bewölkte Tage können schattige<br />
Bereiche oder unser Kunstregen mithilfe separater<br />
Blitzgeräte beleuchtet werden. Dies simuliert<br />
natürlichen Frühlingsregen im Gegenlicht, aber bei<br />
voller Kontrolle über die Stärke und Richtung von<br />
Regen und Licht.<br />
Den Regen können Sie auf unterschiedliche Arten<br />
erzeugen. Mit einer Blumendusche für Pflanzen<br />
können Sie die Richtung des Wassers bestimmen,<br />
aber die Tröpfchen sind sehr fein und die Streifen<br />
somit äußerst subtil. Aus einer Gießkanne mit einer<br />
Tülle mit feinen Löchern hingegen ergießt sich eher<br />
ein konstanter Strahl als einzelne Tropfen, was<br />
schwierig werden kann, da das Gewicht des Wassers<br />
die Blumen möglicherweise bewegt. Ich habe mich<br />
für einen Gartenschlauch mit einem Gießaufsatz<br />
entschieden, der mir ermöglichte, zu wählen, wie viel<br />
Wasser austreten und wie groß die Tropfen sein<br />
sollten. Damit der Regen so natürlich wie möglich<br />
aussieht, habe ich den Strahl zum Himmel gerichtet,<br />
sodass die Tropfen von oben auf die Blumen fallen.<br />
Probieren Sie außerdem den Schlauch etwas<br />
abzusenken, sodass der Regen in einem leichten<br />
Winkel auf die Blumen fällt. Das ergibt ebenfalls einen<br />
hübschen Effekt.<br />
Bekannte Probleme bei zu starker Blitzleistung<br />
AUFBAU Wenn Sie die Kamera auf das Stativ<br />
gestellt und die Blumen in die richtige Position gebracht<br />
haben, bauen Sie Ihr Bild auf und fokussieren Sie auf<br />
Ihr Motiv. Sobald das Objektiv fokussiert hat, schalten<br />
Sie auf MF (manueller Fokus). So fokussiert das<br />
Objektiv zwischen den einzelnen Aufnahmen nicht<br />
erneut. Es bleibt Ihnen überlassen, welche<br />
Belichtungsart Sie wählen. Ich habe mich für die<br />
Zeitautomatik mit Blendenvorwahl entschieden. Dazu<br />
habe ich eine große Blende ausgewählt und den<br />
ISO-Wert so eingestellt, dass die Belichtungszeit<br />
verlängert oder verkürzt wurde, um so unterschiedliche<br />
Stufen der Verschwommenheit für den Regen zu<br />
erzielen. Wie sich herausstellte, funktioniert eine<br />
Belichtungszeit zwischen 1/15 und 1/60 Sekunden<br />
sehr gut, weil so die Bewegung mit einer angenehmen<br />
Menge an Verschwommenheit eingefangen wird. Diese<br />
Werte variieren natürlich in Abhängigkeit von der<br />
Geschwindigkeit, mit der das Wasser fällt und den<br />
Lichtverhältnissen beim <strong>Fotografie</strong>ren. Probieren Sie<br />
also ein wenig herum und schauen Sie sich die<br />
Ergebnisse auf dem LCD-Display an.<br />
Die Position Ihres Blitzgerätes ist wichtig, da es den<br />
fallenden Regen ausleuchten soll. Machen Sie eine<br />
Reihe von Probeaufnahmen, bei denen Sie die Position<br />
des Blitzgerätes immer wieder verändern, bis Sie den<br />
idealen Standort gefunden haben. Achten Sie darauf,<br />
dass der Blitzkopf geneigt ist, damit er den Regen<br />
ausleuchten kann. Denken Sie außerdem daran, dass<br />
der Blitz nicht zu nah an den Blumen positioniert sein<br />
sollte, da er ansonsten die Blüten ausleuchtet. Halten<br />
Sie einen Schild (wie zum Beispiel ein Stück Kunststoff)<br />
zwischen den Blitz und die Blumen, um das Licht von<br />
diesen fernzuhalten.<br />
Stellen Sie Ihren Blitz auf manuellen Modus und halbe<br />
Kraft ein, machen Sie eine Probeaufnahme und<br />
kontrollieren Sie diese auf Ihrem LCD-Display.<br />
Verstärken Sie die Blitzkraft oder schwächen Sie sie ab,<br />
bis Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind.<br />
Denken Sie immer daran, Ihre Ausrüstung vor Wasser<br />
zu schützen, um Beschädigungen zu vermeiden.<br />
Simulieren Sie Regen auf Blumen<br />
Vorschläge zur Ausrüstung<br />
OBJEKTIV: Um bei Nässe<br />
Objektivwechsel zu<br />
vermeiden, verwenden Sie<br />
ein Tele-Zoomobjektiv, z. B.<br />
ein 55–200 mm oder ein<br />
70–300 mm.<br />
BLITZGERÄT: Verwenden<br />
Sie ein Modell mit<br />
manueller Einstellung. Die<br />
meisten Geräte verfügen<br />
über diese Funktion. Da Sie<br />
das Gerät kameraunabhängig einsetzen<br />
wollen, müssen Sie es mit einem<br />
kabelgebundenen oder einem kabellosen<br />
Auslöser an die Kamera anschließen. Wir<br />
haben ein Blitz- und Auslöser-Set von<br />
Yongnuo verwendet, das für unter 120 Euro<br />
erhältlich ist. Wir werden nächsten Monat in<br />
<strong>Fotografie</strong> für das kleine Budget mehr darüber<br />
berichten.<br />
STATIV MIT STATIVKOPF:<br />
Lange Verschlusszeiten<br />
erfordern einen stabilen<br />
Untergrund. Für ein<br />
anständiges Stativ mit<br />
Stativkopf sollten Sie schon mindestens 120<br />
Euro anlegen. Das Giotto MTL 9261B<br />
zusammen mit dem MH 5001, ebenfalls von<br />
Giotto, ist eine gute Kombination.<br />
REINIGUNGSTUCH: Mit<br />
einem Mikrofasertuch zur<br />
Objektivreinigung können<br />
Sie eventuell auftretenden<br />
Tröpfchen abwischen. Sie<br />
sollten es immer griffbereit haben.<br />
REGENSCHUTZ: Riskieren<br />
Sie nicht, dass Ihre<br />
Ausrüstung nass wird.<br />
Investieren Sie lieber in einen<br />
Regenschutz für Ihre Kamera<br />
und Ihr Objektiv. Der Regenschutz Op Tech<br />
Rainsleeve ist ideal und kostet nur 7,49 Euro!<br />
GRAUFILTER: Bei<br />
sonnigem Wetter sollten Sie<br />
einen Graufilter verwenden,<br />
um die Belichtungszeiten zu<br />
verlängern. Die Firmen Hoya,<br />
Cokin, Kood und Tiffen bieten alle eine gute<br />
Auswahl an Filtern.<br />
Wenn die Blitzleistung zu stark ist<br />
oder wenn der Blitz sich zu nah an<br />
den Blumen befindet, kann er die<br />
Blüten ausbleichen. In diesem Falle<br />
sollten Sie die Position und / oder die<br />
Leistung des Blitzgerätes verändern.<br />
ZU KURZE VERSCHLUSSZEIT<br />
Wenn der Regen mitten in der Luft<br />
eingefroren wird oder die Streifen zu<br />
kurz sind, haben Sie eine zu kurze<br />
Verschlusszeit eingestellt und<br />
müssen diese verlängern.<br />
WASSERDRUCK ZU STARK<br />
Wenn der Wasserdruck zu stark<br />
eingestellt ist, kann das dazu führen,<br />
dass sich die Blumen bewegen oder<br />
dass das Wasser von den Blüten<br />
spritzt. Drehen Sie den Wasserhahn<br />
etwas zu!<br />
WO IST DAS WASSER?<br />
Wenn der Hahn nicht weit genug<br />
aufgedreht oder der Blitz nicht<br />
korrekt positioniert ist, kann es sein,<br />
dass man das Wasser auf dem Foto<br />
nicht sieht. Passen Sie einen oder<br />
beide Parameter an und versuchen<br />
Sie es nochmal!<br />
080 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
BILDDETAILS<br />
Ausrüstung: Canon EOS<br />
550D mit EF 70 – 200<br />
mm f/4L USM<br />
Betriebsart: Zeitautomatik<br />
Belichtung: 1/15 Sekunde<br />
bei Blende f/6.7<br />
und ISO 100<br />
Das fertige Bild<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie Blumen<br />
keinesfalls bei starkem Regen.<br />
Erzeugen Sie lieber künstliche<br />
Schauer, wenn es trocken ist.<br />
Damit behalten Sie volle<br />
Kontrolle, das Risiko für Ihre<br />
Ausrüstung ist wesentlich<br />
geringer, und Sie erhalten<br />
trotzdem großartige Bilder!<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 081
Expertenkritik<br />
DIE MEINUNG UNSERER EXPERTEN HILFT, IHRE BILDER ZU VERBESSERN MACHEN<br />
TREFFEN SIE<br />
UNSER<br />
EXPERTEN-<br />
TEAM<br />
REDAKTEUR<br />
DANIEL LEZANO<br />
Daniel ist seit vielen<br />
Jahren regelmäßig<br />
Jurymitglied bei<br />
nationalen Foto-<br />
Wettbewerben<br />
NATUR &<br />
LANDSCHAFTEN<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Ross hat sich als<br />
Profifotograf und Autor<br />
auf Nahaufnahmen,<br />
und Landschaften<br />
und Tiere spezialisiert<br />
LANDSCHAFTEN<br />
LEE FROST<br />
Lee ist seit<br />
vielen Jahren<br />
professioneller<br />
Fotograf &<br />
Journalist für<br />
Fotozeitschriften<br />
PHOTOSHOP<br />
CAROLINE<br />
WILKINSON<br />
Caroline ist eine<br />
erfahrene Fotografin<br />
und Photoshop-<br />
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CRUMMOCK WATER<br />
Von Peter Wilson<br />
Kamera: Nikon D300s<br />
Objektiv: NIKKOR 17-55mm f/2.8<br />
Belichtung: 1/40 Sekunde bei f/22 (ISO 100)<br />
PETER SAGT: „Diese Aufnahme<br />
entstand nach einem heftigen<br />
Regenguss. Ich sah, wie die Sonne<br />
begann, die Wolken aufzubrechen,<br />
und hatte nicht viel Zeit für dieses<br />
Foto, während die Wolken vor der Sonne<br />
waren. Für die Bearbeitung des Bildes<br />
verwendete ich Photomatrix Pro und<br />
Photoshop CS4.“<br />
LEE FROST: Als ich dieses Bild gesehen habe,<br />
wusste ich sofort, dass es sich um Englands<br />
Lake District handelt. Die Gegend hat einfach<br />
einen unverwechselbaren Charakter – die<br />
moosbewachsenen Mauern aus trockenen<br />
Steinen und die steinigen Felsen – man erkennt<br />
es einfach sofort.<br />
Ich mag die Atmosphäre dieser Aufnahme – die<br />
weichen Farben, der windgekämmte Himmel<br />
und der Sonnenstrahl, der hindurchbricht. Von<br />
der Komposition her keine schlechte<br />
Aufnahme. Die Mauer führt das Auge in das<br />
Bild hinein bis zu dem Lichtfl eck am Himmel.<br />
Im Großen und Ganzen sehr ausgewogen.<br />
Nicht so gut gefällt mir die Straße auf der linken<br />
Seite, da die Landschaft dadurch weniger<br />
natürlich erscheint (natürlich wurde auch die<br />
Mauer von Menschenhand gebaut, aber sie<br />
fügt sich einfach besser in die Landschaft). Ich<br />
frage mich, warum Peter es notwendig fand,<br />
das Bild mit HDR zu bearbeiten, es erhält<br />
dadurch eine etwas unrealistische Stimmung.<br />
Ich kann nicht nachvollziehen, warum er das<br />
Bild nicht normal bearbeiten und dabei Farben<br />
und dramatische Stimmung beibehalten<br />
konnte. <strong>Technik</strong>en wie HDR sollten sehr<br />
sorgfältig und nur bei den richtigen Motiven<br />
eingesetzt werden. Ich fi nde nicht, dass die<br />
klassische Landschaftsfotografi e das nötig hat.<br />
Ein paar Reinigungsarbeiten wären ebenfalls<br />
erforderlich gewesen – sogar ohne<br />
Vergrößerung sehe ich zahlreiche Flecken auf<br />
den Bildern, die auf Sensorstaub<br />
zurückzuführen sind. Mit dem Kopierstempeloder<br />
Reparaturpinsel-Werkzeug sind diese<br />
ganz einfach zu entfernen. Gleiches gilt für die<br />
hellen Flecken auf dem Hügel über dem Punkt,<br />
wo sich Mauer und Straße kreuzen.<br />
Urteil: Eine tolle Landschaft, aber die<br />
Anwendung von HDR war vielleicht unnötig.<br />
ROSS HODDINOTT: Nichts ist schlimmer als<br />
sich an der falschen Position zu befi nden,<br />
wenn die Sonne plötzlich durch die Wolken<br />
bricht und perfekte Bedingungen schafft. Ich<br />
bin mir sicher, dass Peter gerne näher am<br />
Wasser gewesen wäre, aber manchmal muss<br />
man einfach mit dem zurecht kommen, was<br />
man hat. Leider funktioniert diese Aufnahme<br />
für mich nicht wirklich. Die Mauer ist mir etwas<br />
zu dominant und anstatt wie beabsichtigt das<br />
Auge in die Aufnahme hineinzuführen, werde<br />
ich ständig zum Vordergrund zurückgeleitet.<br />
Der Himmel ist fantastisch, aber um die Sonne<br />
herum ist es etwas fransig. Außerdem sieht<br />
man ein paar störende Flecken. Das Auftreten<br />
von Feuchtigkeit und Schmutz auf dem<br />
Objektiv wird durch die kleine Blende noch<br />
überspitzt. Und schließlich gefällt mir der<br />
erweiterte dynamische Bereich nicht<br />
besonders – zu künstlich für meinen<br />
Geschmack. Ich mag, wie das Licht auf die<br />
Hügel fällt und ich frage mich, ob es sich<br />
hierbei um eine der Situationen handelt, wo ein<br />
Teleobjektiv besser geeignet wäre als ein<br />
Weitwinkel?<br />
Urteil: Tolles Licht und Verhältnisse, aber<br />
das Gleichgewicht stimmt nicht ganz, und mir<br />
persönlich gefällt der HDR-Effekt nicht so<br />
sehr.<br />
Kurzkritik<br />
1) Dramatischer Himmel<br />
Peter hat gute Arbeit geleistet, indem er die<br />
fantastischen Verhältnisse vor seinen Augen<br />
erkannte. Der Anblick der Sonne, die durch<br />
die düsteren Regenwolken bricht, ist der Stoff,<br />
aus dem traumhafte Landschaftsaufnahmen<br />
gemacht sind!<br />
2) Staub und Schmutz<br />
Man kann eine ganze Reihe von Flecken aus<br />
Sensorstaub und Schmutz oder Feuchtigkeit<br />
auf dem Objektiv erkennen. Hätte Peter die<br />
Oberfläche seines Objektivs vor der Aufnahme<br />
überprüft und etwas mehr Zeit zur<br />
Bildbearbeitung geopfert, hätte das Bild viel<br />
sauberer werden können.<br />
3) High Dynamic Range<br />
Beide Experten stimmen darin überein, dass<br />
HDR, auch wenn es dafür sinnvolle<br />
Einsatzgebiete gibt, nur mit Zurückhaltung<br />
und bei der richtigen Art von Bildern<br />
verwendet werden sollte. Der Effekt hätte<br />
realistischer gewirkt, wenn die Einstellungen<br />
etwas sanfter dosiert wären.<br />
1<br />
3<br />
2<br />
082 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
LISCANNOR COAST<br />
Von Derek O' Brien<br />
Kamera: Nikon D3000<br />
Objektiv: Nikkor DX 18-55mm f/3.5-5.6G VR<br />
Belichtung: 26,8 Sekunden bei f/10 (ISO 100)<br />
DEREK SAGT: „Diese lange Belichtung<br />
entstand in der Dämmerstunde, kurz vor<br />
Einbruch der Dunkelheit an der Küste<br />
von Liscannor, in der Nähe von Lehinch<br />
in Clare. Die Flut kam gerade herein und<br />
arbeitete sich die Schlucht hinauf.“<br />
LEE FROST: Da ich am Meer wohne, bin ich schon<br />
von Natur aus ein großer Fan der Küstenfotografi e.<br />
Diese Aufnahmen mit langer Belichtungszeit bei<br />
Dämmerlicht sind ganz mein Geschmack.<br />
Derek wählte für seine Aufnahme genau den<br />
richtigen Zeitpunkt – die Sonne war gerade<br />
untergegangen und das Licht sehr indirekt. Die<br />
Kühle des fehlenden Lichts, noch verstärkt durch<br />
die Wolken, gibt dem Bild einen geheimnisvollen<br />
Blaustich. Die Milchigkeit des Wassers, die durch<br />
eine Belichtungszeit von fast einer halben Minute<br />
entstand, steht in gutem Kontrast zur Festigkeit und<br />
Dunkelheit der Felsen. Vom gestalterischen<br />
Gesichtspunkt aus passt das Hochformat perfekt<br />
zur Szene, da es die enge Schlucht betont. Die<br />
Kante der größeren Felsenplatte auf der linken Seite<br />
erzeugt eine perfekte Führungslinie, die das Auge<br />
auf einem Zickzack-Kurs durch die Szene führt.<br />
Das einzige, was dieser Aufnahme wirklich fehlt, ist<br />
ein Fixpunkt. Ein Leuchtturm am Horizont wäre das<br />
perfekte i-Tüpfelchen gewesen. Natürlich<br />
akzeptiere ich, wenn es keinen Leuchtturm oder<br />
etwas anderes am Horizont gab, aber so bleibt man<br />
etwas in der Schwebe – das Auge folgt der Kante<br />
des Felsens, aber es gibt keinen Zielpunkt, um die<br />
Gestaltung befriedigend abzuschließen. Der<br />
Ordnung halber hätte ich auch den Zuschnitt etwas<br />
enger gewählt, um die Felskante in der linken<br />
unteren Ecke loszuwerden.<br />
Urteil: Stimmungsvoll, gut gestaltet und gut<br />
belichtet – aber es fehlt ein Fixpunkt.<br />
ROSS HODDINOTT: Ich liebe lange<br />
Belichtungszeiten und milchiges Wasser! Es mag<br />
ein Klischee sein, ja, aber ich mag einfach den<br />
Effekt. Ich fi nde das Bild sehr schön. Der<br />
Blickwinkel ist toll, die senkrechte Gestaltung passt<br />
perfekt zur Landschaft, und die Felsspalte führt das<br />
Auge gut durch das Bild. Ich fi nde auch, dass Derek<br />
die Proportionen von Himmel zu Vordergrund<br />
genau richtig gewählt hat. Mein einziger Vorschlag<br />
wäre, das Bild etwas aufzuhellen und ihm ein<br />
wenig mehr Kontrast zu geben – im Moment ist es<br />
für mein Auge etwas zu dunkel und fl ach.<br />
Außerdem hätte ich die Komposition ganz leicht<br />
nach rechts verschoben, um der Kurve des Felsens<br />
in der rechten unteren Ecke mehr Platz<br />
einzuräumen. So wie es jetzt aussieht hat Derek<br />
den Felsen ein wenig zu abrupt für meinen<br />
Geschmack beschnitten. Aber ansonsten ist diese<br />
Aufnahme sehr stark – ich mag den kühlen blauen<br />
Farbton und das atmosphärische Gefühl dieses<br />
Bildes.<br />
Urteil: Ein schönes Bild voller Atmosphäre.<br />
Persönlich hätte ich das Bild jedoch etwas<br />
aufgehellt und ihm etwas mehr Kontrast gegeben.<br />
„Ich liebe lange Belichtungszeiten und milchiges Wasser!<br />
Es mag ein Klischee sein, ja, aber ich mag einfach den<br />
Effekt.“ ROSS HODDINOTT<br />
<strong>Digitale</strong> Dunkelkammer<br />
NEUGESTALTUNG DURCH ZUSCHNEIDEN<br />
Es ist erstaunlich, welchen Unterschied eine schnelle Änderung<br />
der Bildkomposition machen kann. Die Schlucht fungiert als<br />
fantastische Führungslinie, aber sie wird durch den krummen<br />
Felsen in der unteren Ecke beeinträchtigt. Wir können zwar in der<br />
Nachbearbeitung nicht auszoomen, um die Kurve der Felsen, wie<br />
von Ross vorgeschlagen, einzubeziehen, aber wir können mit dem<br />
Freistellungswerkzeug zuschneiden und den kurvigen Felsen aus<br />
dem Bild verbannen. Um das Freistellungswerkzeug in Photoshop<br />
zu verwenden, wählen Sie es einfach in der Werkzeugleiste, klicken<br />
und ziehen, um das gesamte Bild auszuwählen. Lassen Sie die<br />
Maus los und klicken Sie auf den Ankerpunkt in einer Ecke. Um<br />
das Seitenverhältnis beizubehalten, halten Sie die Umschalttaste<br />
gedrückt, während Sie den Ankerpunkt bewegen. Sobald der<br />
neue Ausschnitt ausgewählt ist, drücken Sie die Eingabetaste oder<br />
klicken auf das Häkchen in der oberen Menüleiste, um den neuen<br />
Ausschnitt zu bestätigen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 083
Expertenkritik<br />
So machen Sie bessere Bilder<br />
FLUGSHOW<br />
Von Mike Phillips<br />
Kamera: Sony Alpha 65<br />
Objektiv: Sony 70-300mm f/4.5-5.6 G SSM<br />
Belichtungszeit: 1/400 Sekunde bei f/10 (ISO 100)<br />
MIKE SAGT: „Dieses Foto habe ich<br />
während der Flugshow in Old<br />
Buckingham aufgenommen, als ich<br />
zum ersten Mal mit meiner Sony<br />
A65 unterwegs war. Ich habe einen<br />
Kameraschwenk gemacht, als die Flugzeuge in<br />
der Luft waren und eine ganze Reihe<br />
unterschiedlicher Belichtungszeiten ausprobiert,<br />
um die Bewegung der Motive einzufangen, aber<br />
gleichzeitig das Bild scharf zu halten.“<br />
LEE FROST: Bei tollen Actionfotos sieht es<br />
immer aus, als wären sie ganz einfach<br />
aufzunehmen. Dank Autofokus ist es<br />
heutzutage einfacher als früher. Akkurate<br />
Fokussierung ist aber nur ein Aspekt der<br />
erfolgreichen Sport- und Actionfotografi e<br />
– auch das Timing ist von großer Bedeutung.<br />
Wenn man bedenkt, dass dies Mikes erster<br />
großer Ausfl ug mit seiner neuen Kamera war,<br />
muss man sagen, dass er seine Sache<br />
hervorragend gemacht hat. Das vordere<br />
Flugzeug ist rasiermesserscharf und das Bild<br />
von solcher Klarheit, dass man sogar die<br />
Piloten in den Cockpits erkennen kann, die<br />
beide in die Kamera schauen. Der<br />
wolkenlose, blaue Himmel bietet natürlich<br />
den perfekten Hintergrund, und Mike hat<br />
genau die richtige Belichtungszeit gewählt,<br />
um die Propellerbewegung dynamisch<br />
abzubilden – ohne die leichte Unschärfe<br />
würden die Flugzeuge scheinbar still stehen.<br />
Schade nur, dass sich die beiden nicht<br />
stärker voneinander abheben. Wären beide<br />
komplett zu sehen, wäre dies nicht nur ein<br />
gutes, sondern ein fantastisches Foto. Doch<br />
wenn Piloten so dicht nebeneinander fl iegen,<br />
kann man nicht viel mehr tun als<br />
zuzuschauen und zu hoffen, dass sie sich<br />
während des Vorbeifl ugs voneinander<br />
trennen. Mike hat ganz zwar gut aufgepasst,<br />
aber diese Möglichkeit hat sich nicht<br />
ergeben. Wenn er eine größere Blende<br />
gewählt hätte, um die Tiefenschärfe zu<br />
reduzieren, wäre das hintere Flugzeug etwas<br />
weniger scharf zu erkennen gewesen – doch<br />
bei der Brennweite, mit der Mike fotografi ert<br />
hat, wäre dieser Unterschied wohl kaum zu<br />
erkennen.<br />
Urteil: Schade, dass die Flugzeuge<br />
einander überlappen, ansonsten ein gut<br />
eingefangenes Action-Foto.<br />
DANIEL LEZANO: Ich habe keine große<br />
Erfahrung mit dem Fotografi eren von<br />
Flugzeugen, aber wann immer ich<br />
Flugshows besuche, bemühe ich mich, diese<br />
schwierige Kunst zu meistern. Das fällt mir<br />
nicht leicht und deswegen kann ich<br />
nachvollziehen, welchen technischen<br />
Herausforderungen Mike sich gestellt hat.<br />
Die Belichtung hat er perfekt hinbekommen.<br />
Bei einem solch weiten, blauen Himmel<br />
besteht durchaus das Risiko einer<br />
Unterbelichtung. Auch die Belichtungszeit<br />
hat er hervorragend gewählt, sodass die<br />
Propeller verschwommen aber erkennbar<br />
abgebildet wurden. Bei einer zu kurzen<br />
Belichtungszeit würden die Propeller<br />
eingefroren und bei einer zu langen wären sie<br />
so verschwommen, dass man sie nicht mehr<br />
erkennen könnte. Auch die Fokussierung ist<br />
exzellent. Die Flugzeuge sind beide scharf<br />
abgebildet. Nicht so gut bei diesem Foto ist<br />
das Timing, da die Spitfi re zum Teil vom<br />
vorderen Flugzeug verdeckt wird. Wenn die<br />
Flugzeuge in enger Formation fl iegen, ist<br />
dieses Risiko natürlich immer vorhanden.<br />
Hätte Mike ein wenig gewartet, hätte sich der<br />
Winkel vielleicht so geändert, dass beide<br />
Flugzeuge ganz im Bild sind, doch das kann<br />
man nicht genau wissen.<br />
Urteil: Exzellente <strong>Technik</strong>. Leider ruiniert<br />
die Tatsache, dass die Flugzeuge einander<br />
überlappen, das Potenzial zu einem<br />
großartigen Bild.<br />
Kurzkritik<br />
1) Verschlusszeit<br />
Mikes Wahl der Verschlusszeit hat<br />
genau ins Schwarze getroffen. Lange<br />
genug, um die verschwommene<br />
Bewegung der Propeller einzufangen,<br />
aber trotzdem kurz genug, um die<br />
Flugzeuge scharf abzubilden und eine<br />
Trennung der einzelnen Propellerblätter<br />
zu erhalten. Toll gemacht!<br />
2) Bildausschnitt<br />
Mike hat die Flugzeuge gemäß der<br />
Drittelregel positioniert und den<br />
Flugzeugen negativen Raum gelassen,<br />
in den sie fl iegen können.<br />
3) Alternativer Blickwinkel<br />
Das Bild hätte durch eine stärkere<br />
Trennung der beiden Flugzeuge<br />
verbessert werden können. Tatsächlich<br />
aber lag dies ganz offensichtlich<br />
außerhalb von Mikes Kontrolle. In<br />
solchen Fällen kann man nur immer<br />
weiter fotografi eren und das Beste<br />
hoffen.<br />
3<br />
1<br />
„Man kann die Piloten in den<br />
Cockpits ganz deutlich<br />
erkennen. Beide blicken in die<br />
Kamera.“ LEE FROST<br />
2<br />
084 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
HARLOW CARR<br />
Von Stefan Schiefer<br />
Kamera: Nikon D3100<br />
Objektiv: NIKKOR DX 18-55mm f/3.5-5.6G<br />
Belichtungszeit: 1/1250 Sek bei f/4.5 (ISO 200)<br />
STEFAN SAGT: „Dieses Foto habe<br />
ich in Harlow Carr aufgenommen.<br />
Mir gefielen die Farben so gut und<br />
ich liebe es, wie der rote<br />
Orchesterpavillon die Hecke<br />
überragt.“<br />
LEE FROST: Kreative Experimente machen einen<br />
wichtigen Teil der Entwicklung eines Fotografen<br />
aus – etwas Neues ausprobieren, die Regeln<br />
brechen, bekannte Objekte und Szenen aus einem<br />
neuen Blickwinkel betrachten. Wenn das zu<br />
einem erfolgreichen Foto führt, ist das eine tolle<br />
Sache, und wenn nicht, braucht es niemand zu<br />
wissen! Stefan hat ganz offensichtlich ein wenig<br />
experimentiert, als er dieses Foto gemacht und<br />
sich dafür entschieden hat, so tief nach unten zu<br />
gehen, dass er die Blumen vor dem Abhang<br />
fotografieren konnte und dabei eine so große<br />
Blende verwendet hat, dass alles, außer den<br />
nächstgelegenen Blüten aus dem Fokus ist.<br />
Funktioniert es? Da bin ich mir nicht so ganz<br />
sicher. Auch wenn er den roten Orchesterpavillon<br />
absichtlich mit in den Bildausschnitt genommen<br />
hat, empfinde ich ihn doch als störend, weil er das<br />
Auge von den Blumen ablenkt. Auch nehmen die<br />
Blüten nicht genügend Raum im Bild ein. Sie sind<br />
ins untere Drittel gedrängt, und die Blüten im<br />
Fokus befinden sich in einer Ecke. Aber was noch<br />
wichtiger ist, die nicht fokussierten Blüten sind<br />
nicht unscharf genug. Das macht die grüne Hecke<br />
zu einem Störfaktor, und es ist nicht offensichtlich,<br />
welche Blumen scharf sind und welche nicht.<br />
Alles in allem herrscht ein gewisses<br />
Durcheinander. Das Foto ist weder eine<br />
Weitwinkelaufnahme eines Gartens, noch ein<br />
kreatives Porträt von ein paar Blumen. Da die<br />
Blumen das interessanteste Element in diesem<br />
Bild darstellen, hätte ich mich wahrscheinlich auf<br />
sie konzentriert, wäre näher herangegangen und<br />
hätte von tiefer unten fotografiert, sodass ich sie<br />
vor dem blauen Himmel abgebildet hätte, und<br />
nicht vor der Hecke.<br />
Urteil: Viel Farbe und ein interessanter<br />
Blickwinkel, aber insgesamt eine verwirrende<br />
Bildkomposition.<br />
ROSS HODDINOTT: Welcher Fotograf kann<br />
schon solch bunten Blumen widerstehen? Es<br />
überrascht mich nicht, dass Stefan nach seiner<br />
Kamera gegriffen hat. Mir gefällt auch die Idee, die<br />
hinter diesem Foto steckt: Ein niedriger<br />
Blickwinkel, flache Tiefenschärfe und jede Menge<br />
Farben. Das könnte eine tolle Kombination sein,<br />
aber für meinen Geschmack finden sich in diesem<br />
Foto zu viel Hecke und Hintergrund und nicht<br />
genug Farben und Blumen. Die Blumen füllen nur<br />
ein Drittel des Raumes im Bildausschnitt. Eine<br />
solch gewagte Bildkomposition kann in der<br />
richtigen Situation einen tollen Effekt hervorrufen,<br />
aber für meine Begriffe funktioniert dies hier nicht.<br />
Wenn der Hintergrund der Blüten einfacher<br />
gewählt oder stärker verschwommen wäre, so wie<br />
zum Beispiel einfach nur ein blauer Himmel, hätte<br />
Stefans Ansatz möglicherweise gut funktioniert.<br />
So jedoch wirkt die Hecke zu dominant, und der<br />
rote Orchesterpavillon, der darüber hinausragt, ist<br />
für meinen Geschmack einfach nur störend. Ich<br />
glaube, dass ein noch niedrigerer Blickwinkel<br />
möglicherweise besser gewirkt hätte und mehr<br />
Betonung auf die Blumen gelegt hätte, als auf das,<br />
was sich hinter ihnen befindet.<br />
Urteil: Ein tolles Motiv, aber für meinen<br />
Geschmack liegt zu viel Betonung auf dem<br />
Hintergrund und zu wenig auf dem Motiv selbst.<br />
Was gefällt und was nicht...<br />
Was gefällt: Stefan hat sich hier für einen<br />
ungewöhnlichen Ansatz entschieden. Er<br />
ist tief hinunter gegangen und hat mit dem<br />
weiten Bereich seines Objektivs nach oben<br />
fotografiert und so eine einzigartige<br />
Froschperspektive erzielt. Das Bild ist<br />
ausdrucksstark, lebhaft und farbenfroh und<br />
die niedrige Tiefenschärfe stellt sicher, dass<br />
die Blumen im Zentrum der Aufmerksamkeit<br />
stehen.<br />
Was nicht gefällt: Obwohl die Position<br />
des Orchesterpavillons absichtlich<br />
gewählt wurde, lenkt er von dem Hauptmotiv<br />
des Bildes ab. Hätte Stefan einen anderen<br />
Bildaufbau gewählt und die Blumen vor dem<br />
blauen Himmel fotografiert, hätte er ein<br />
reineres Bild geschaffen. Ein noch tieferer<br />
Blickwinkel hätte auch mehr aus den Blumen<br />
herausgeholt.<br />
„Welcher Fotograf kann schon<br />
solch bunten Blumen<br />
widerstehen? Es überrascht<br />
mich nicht, dass Stefan nach<br />
seiner Kamera gegriffen hat.“<br />
ROSS HODDINOTT<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 085
Yoga Deutschland<br />
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Ein hervorragendes Beispiel für gute Fotos angerichteter Speisen ist, man glaubt es kaum: McDonald’s. Wenn Sie unterwegs hungrig<br />
sind und es schnell gehen muss, gibt es kaum ein verführerischeres Bild als das Poster eines dicken Big-Mac – selbst wenn Sie genau<br />
wissen, dass sein Geschmack nicht halten wird, was das Bild verspricht. Gute <strong>Fotografie</strong>n von Lebensmitteln und Mahlzeiten lösen<br />
beim Betrachter eine Reaktion aus – idealerweise die, dass er sich das abgebildete Objekt des Genusses augenblicklich einverleiben<br />
will. Doch das ist komplizierter als man vermuten mag. Oft sind es die „einfachsten“ Motive, die sehr viel Vorbereitung, Können und<br />
Erfahrung erfordern.<br />
Wie bei einem guten Portrait, kommt es auch bei der Lebensmittelfotografie auf die Präsentation an. Konzept und Details müssen auf<br />
das Motiv abgestimmt sein, damit der Lustreflex ausgelöst wird. Ob Sie nun selbst kochen und Ihre gelungensten Gerichte fotografieren<br />
oder nur an der Kunst der Lebensmittelfotografie interessiert sind, die folgenden Seiten bringen Sie auf den Weg.<br />
TEXT: CAROLINE WILKINSON
VOLLSTÄNDIG<br />
IM BILDE<br />
E<br />
INER DER ERSTEN Schritte zu einem<br />
guten Lebensmittelfoto ist das Design.<br />
Dieses muss geplant sein, bevor<br />
irgendwelche Zutaten aus dem Kühlschrank<br />
genommen werden. Der Designprozess<br />
umfasst die Entwicklung eines Konzepts, die<br />
sorgfältige Wahl der Bildelemente und des<br />
Fotostils. Dann folgt die Platzierung der<br />
einzelnen Elemente in einer geeigneten<br />
Bildkomposition, die das Interesse des<br />
Betrachters fesselt. Sie müssen seinen Blick im<br />
Bild herumführen und die Interaktion zwischen<br />
den unterschiedlichen Formen, Linien und<br />
Farben der verschiedenen Objekte steuern, um<br />
größtmöglichen Eindruck zu erzielen. Zuerst<br />
legen Sie das Hauptthema fest, das zentrale<br />
Bildelement. Dann überlegen Sie sich die<br />
Position akzentuierender Bildelemente wie<br />
Beilagen, Besteck und Accessoires, die das<br />
Motiv appetitlicher machen werden.<br />
Für professionelle Werbefotografen, die sich auf<br />
Lebensmittel und Speisen spezialisiert haben,<br />
ist das Ganze ein Kinderspiel, doch wir<br />
Hobbyfotografen brauchen hier ein paar<br />
Leitlinien, an denen wir uns orientieren<br />
können; die gelten allerdings genauso für die<br />
Profi s. Wie bei jedem Motiv gelten auch hier die<br />
Drittelregel und die Regel der ungeraden Zahl<br />
von Objekten. Wie immer können Regeln auch<br />
gebrochen werden, doch zu Beginn sollten Sie<br />
sich an diesen beiden Grundregeln der<br />
Bildkomposition orientieren. Wenn Sie später<br />
nach kreativeren Lösungen suchen werden,<br />
denken Sie immer daran, das Bild visuell<br />
auszubalancieren. Wenn Sie das Gefühl haben,<br />
es fehle etwas im Bild, dann liegt es in aller<br />
Regel an mangelnder visueller Balance der<br />
Bildkomposition. Sich wiederholende Muster<br />
mit denselben Formen und Oberfl ächen im<br />
Vorder- und Hintergrund sorgen für<br />
ausgewogene Bildkompositionen. Wenn Sie<br />
beispielsweise ein Cupcake auf einer großen<br />
Servierplatte anrichten, sind Balance und<br />
visueller Eindruck viel schwächer, als bei<br />
demselben Cupcake auf einer kleinen Platte,<br />
denn auf Ihr ist der Cupcake sofort als zentrales<br />
Bildelement zu erkennen. Grundsätzlich ist es<br />
besser, wesentlich kleinere Portionen zu<br />
fotografi eren, als Sie tatsächlich essen würden.<br />
Speisen wirken auf Fotografi en immer größer<br />
als in der Realität, deswegen dürfen Sie das<br />
Bild nicht überladen.<br />
Wenn Sie überprüfen wollen, ob Sie eine starke<br />
Bildkomposition haben oder nicht, folgen Sie<br />
der Blickrichtung des Betrachters in das Bild,<br />
wobei Sie darauf achten müssen, dass der<br />
Blick von unten nach oben führt, ohne dass er<br />
von diesem Weg abgelenkt wird oder sich zu<br />
schnell wieder abwendet. Schließlich wollen<br />
Sie den Blick des Betrachters und damit auch<br />
sein Interesse solange wie möglich festhalten.<br />
Genau hier kommen die Requisiten ins Spiel,<br />
die Akzente setzen, denn Sie machen das<br />
Motiv nicht nur visuell attraktiver, sie füllen<br />
auch Leerräume aus und fügen Farbe und<br />
Oberfl ächenstruktur hinzu, wo nötig.<br />
Auch der Hintergrund ist sehr wichtig, denn in<br />
vielerlei Hinsicht verbindet er die gesamte<br />
Bildkomposition. Ein rustikaler Hintergrund wie<br />
Holzpaneele, Schieferplatten oder Tuche mit<br />
strukturierten Oberfl ächen eignen sich sehr<br />
gut, solange Sie in das Konzept passen und mit<br />
den Farbtönen und Texturen des Motivs<br />
harmonieren. So werden Sie beispielsweise für<br />
Bilder, die einen rustikalen Komfort ausstrahlen<br />
sollen, eine raue, stark strukturierte Oberfl äche<br />
wählen, während Sie eine Speise die eher nach<br />
Michelin Sternen aussieht, besser vor einem<br />
einfachen, in einer Komplementärfarbe<br />
gehaltenen Hintergrund fotografi eren, wenn Sie<br />
in diesem Fall nicht ohnehin eine<br />
Nahaufnahme auf einem weißen Teller<br />
machen.<br />
Die meisten Profi fotografen arbeiten mit<br />
Unterstützung eines Gastronomiefachmanns,<br />
um sicherzustellen, dass der Teller perfekt<br />
angerichtet ist. Doch unbedingt notwendig ist<br />
das nicht. Wenn Sie mit Ihren Requisiten<br />
umgehen können und für visuelle Ästhetik<br />
nicht völlig blind sind, werden Sie auch mit den<br />
ihnen zur Verfügung stehenden, begrenzten<br />
Mitteln zu präsentablen Fotos kommen.<br />
Apropos Requisiten: sie gehören einfach dazu.<br />
Gehen Sie deshalb auf Flohmärkte und in<br />
Antiquitätenläden und suchen Sie nach<br />
ungewöhnlichen Utensilien, mit denen Sie<br />
Ihren Bildern das gewisse Etwas verleihen.<br />
Tipp: sehen Sie sich auch einmal in einem<br />
Steinmetzbetrieb um. Eine Fülle der dort<br />
verwendeten Materialien passt aufgrund ihrer<br />
natürlichen Herkunft sehr gut zur<br />
Lebensmittelfotografi e, z. B. Schiefer als<br />
Hintergrund! Die ästhetische Kombination von<br />
Requisiten unterschiedlicher Materialien macht<br />
Ihre Fotos attraktiv. Auf diese Weise kreieren<br />
Sie Ihr Stillleben, wobei die Speisen als<br />
Fixpunkt dienen und den Wunsch erwecken<br />
sollen, sich am besten gleich zu Tisch zu<br />
setzen. Je nachdem, welche Eindrücke und<br />
welche Stimmung Sie erzeugen wollen, können<br />
Sie die Perfektion eines solchen Ensembles<br />
auch bewusst ein wenig stören: ein schön<br />
garnierter Pudding, von dem erkennbar bereits<br />
mit einem Dessertlöffel genascht wurde, wobei<br />
der Löffel noch neben dem Teller liegt, ist ein<br />
schönes Beispiel dafür. Der Pudding wirkt auf<br />
diese Weise noch verführerischer, als eine<br />
Abbildung in unberührtem Zustand, denn das<br />
Bild suggeriert, dass selbst der Fotograf sich<br />
nicht zurückhalten konnte. In der Regel jedoch<br />
sollten Sie Objekte benutzen, die so perfekt wie<br />
möglich aussehen. Vermeiden Sie also<br />
beispielsweise Früchte, die Druckstellen<br />
Oben: Diese Bilder steuern das Auge des Betrachters<br />
innerhalb des Bildausschnitts.<br />
Unten: Sich wiederholende Objekte wirken gut bei<br />
einfachen, ausdrucksstarken Bildkompositionen.<br />
Ausrüstung für die Lebensmittelfotografie<br />
Objektiv: Makroobjektive sind am besten<br />
geeignet, denn damit füllen Sie den<br />
Bildausschnitt, komprimieren die Perspektive<br />
und haben gleichzeitig einen flachen<br />
Schärfentiefebereich. Eine preiswertere<br />
Alternative ist das 50mm f/1.8 Standardobjektiv,<br />
doch bei kleineren Objekten werden Sie sich eine<br />
stärkere Vergrößerung wünschen.<br />
Filter: Benutzen Sie einen Polfilter, um die<br />
Reflexionen glänzender Oberflächen zu<br />
neutralisieren.<br />
Stativ: Mit dem Stativ sichern Sie eine einmal<br />
eingestellte Bildkomposition und vermeiden das<br />
Verwackeln der Kamera bei dunklem<br />
Umgebungslicht.<br />
Zubehör: Pinzette und Holzspieße, um die<br />
Beilagen zu fixieren; Wattebäusche, um Fett- Ölund<br />
Wasserspritzer zu entfernen; Multifix- oder<br />
Patafix-Knetkleber, um Objekte an einer<br />
Oberfläche zu befestigen und Reflektoren in<br />
Position zu halten.<br />
ISTOCKPHOTO ISTOCKPHOTO<br />
088 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Car Food-<strong>Fotografie</strong> photography<br />
Zum Reinbeißen!<br />
Die richtigen Requisiten, ein<br />
flacher Schärfentiefebereich und<br />
die Regel der ungeraden Zahl<br />
gleichartiger Objekte sorgen für<br />
eine starke Bildkomposition.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 089
VOLLSTÄNDIG<br />
IM BILDE<br />
KATIA TITOVA<br />
Geld verdienen mit der<br />
Speisenfotografie<br />
„WAS AUCH IMMER SIE<br />
FOTOGRAFIEREN, UND WIE<br />
SIE ES AUCH ANRICHTEN,<br />
DENKEN SIE STETS DARAN:<br />
IN DER FOOD-FOTOGRAFIE<br />
IST WENIGER MEHR!“<br />
haben, angeschnitten sind oder sonst wie von<br />
der Idealvorstellung abweichen, es sei denn,<br />
der Makel wird bewusst als Teil des Motivs<br />
eingesetzt. Wenn Sie jedoch nichts anderes<br />
wollen als schöne Bilder von den Gerichten, die<br />
sie selbst kochen, müssen Sie lediglich den<br />
richtigen Umgang mit natürlichem Licht<br />
beherrschen, dazu die Grundregeln der<br />
Präsentation bedenken und mit großer Blende<br />
arbeiten, um einen kurzen Schärfentiefebereich<br />
zu bekommen.<br />
Wenn Sie jedoch für einen Blog fotografi eren,<br />
müssen Sie die Speisen unter der Prämisse<br />
zubereiten und anrichten, dass sie fotografi ert<br />
und nicht aufgegessen werden sollen. Das ist<br />
keineswegs dasselbe, denn eine für das<br />
Fotografi eren zubereitete Speise ist oft für den<br />
Verzehr nicht geeignet. Damit das Aussehen<br />
der Mahlzeit perfekt wird, dürfen Sie die<br />
Zutaten beispielsweise nicht gar kochen, auch<br />
wenn das bedeutet, dass sie innen noch roh<br />
sind. So sollten Sie Gefl ügel mit<br />
Geschirrspülmittel einreiben, bevor Sie es<br />
kochen, damit die Haut nicht platzt. Es versteht<br />
sich von selbst dass Sie es danach nicht mehr<br />
essen können. Für manche Lebensmittel gibt<br />
es Ersatz aus Kunststoff, der genauso aussieht,<br />
jedoch das Fotografi eren wesentlich erleichtert.<br />
NATALIA LISOVSKAYA<br />
Oben: Die Kombination einer Nahaufnahme mit<br />
einem Porträt ergibt ein interessantes Diptychon.<br />
Oben: Bei der Präsentation der Speisen gehen Sie<br />
behutsam vor; drehen Sie die Spaghetti<br />
beispielsweise zu kleinen Wirbeln.<br />
Oben links: Die meisten Speisen werden in einem<br />
Winkel zwischen 20° und 35° geschossen, je nach<br />
Motiv auch senkrecht von oben.<br />
Dazu gehört zum Beispiel künstliches<br />
Scherbeneis, mit dem sich Bilder von<br />
gekühlten Bier- oder Sodafl aschen schießen<br />
lassen, denn es schmilzt nicht. Selbst<br />
Eiswürfel, Eiscreme und Obst aus Kunststoff<br />
können benutzt werden, solange sie sich im<br />
Hintergrund befi nden und dieser unscharf ist.<br />
Saucen werden dicker angesetzt als üblich,<br />
damit sie nicht so schnell verlaufen und<br />
Pfannkuchen werden mit wasserabweisendem<br />
Imprägniermittel für Textilien eingesprüht,<br />
damit Sie den Sirup nicht aufsaugen. Früchte<br />
werden mit Wasser besprüht, um sie frischer<br />
aussehen zu lassen. Apfel- und Birnenscheiben<br />
werden mit Zitronensaft eingetrieben, damit sie<br />
nicht braun werden. Spaghetti werden nicht zu<br />
einem Haufen auf den Teller getürmt, sondern<br />
in kleinen Wirbeln angerichtet, damit Sie<br />
appetitlicher aussehen.<br />
Was auch immer Sie fotografi eren, und wie Sie<br />
ISTOCKPHOTO<br />
Gastronomie: Wenn sie ihren Stil gefunden<br />
haben und Sie sich ihrer Fähigkeiten sicher<br />
sind, wenden Sie sich an Restaurants,<br />
Bäckereien, Cafés und Eisdielen und<br />
präsentieren Sie Ihr Portfolio. Vielleicht<br />
erlaubt man Ihnen, Ihre Fotos aufzuhängen<br />
oder beauftragt Sie, deren Gerichte für die<br />
eigenen Speisekarten und andere Formen der<br />
Werbung zu fotografi eren.<br />
Blogging: Ein eigener Block ist sehr gut<br />
geeignet, Ihre Arbeiten zu verbreiten und<br />
Eigenwerbung zu betreiben. Ein Block ist<br />
kinderleicht einzurichten und zu pfl egen,<br />
solange Sie einen stetigen Fluss neuer Motive<br />
produzieren und veröffentlichen. Verlinken<br />
Sie auf Websites wie www.1x.com oder<br />
www.500px.com um mit Kollegen in<br />
Kontakt zu kommen – Sie werden überrascht<br />
sein, welches Feedback Sie bekommen und<br />
wessen Aufmerksamkeit auf sich lenken.<br />
Bildagenturen: Der vielleicht einfachste<br />
Weg, Ihre Bilder für sich arbeiten zu lassen,<br />
besteht darin, sie über eine spezialisierte<br />
Bildagentur wie www.foodanddrinkphotos.<br />
com oder www.stockfood.co.uk anzubieten.<br />
Doch selbst große Bildagenturen wie Getty<br />
Images und Corbis Images werden bei<br />
qualitativ hochwertigen Aufnahmen Interesse<br />
zeigen. Sie müssen jedoch bei Agenturen<br />
generell Ihre Kosten im Blick behalten, weil<br />
der Erlöse für das einzelne Foto eher gering<br />
ausfällt. Doch gute Fotos werden sich<br />
verkaufen, und die Zeit arbeitet für Sie.<br />
Konzeptuelle Speisefotografi e verkauft sich<br />
im Allgemeinen sehr gut über Bildagenturen.<br />
es auch anrichten, denken Sie stets daran:<br />
weniger ist mehr! Alles muss genug Platz<br />
haben, der Zweck jedes Objekts muss<br />
innerhalb der Szene erkennbar sein und Sie<br />
müssen, was Bildkomposition, Textur und<br />
Farben angeht, zusammenwirken.<br />
Komplizieren Sie ein Bild nicht mit zu vielen<br />
Requisiten oder zu vielen Beilagen; das<br />
zentrale Bildelement muss klar erkennbar<br />
bleiben.<br />
Aufnahmetechnisch stellen Lebensmittel keine<br />
hohen Ansprüche. Was Sie beherrschen<br />
müssen, sind selektives Scharfstellen und das<br />
Kurzhalten der Schärfentiefe. Natürlich<br />
experimentieren Sie auch mit verschiedenen<br />
Blickwinkeln und Kamerastandpunkten, um<br />
unterschiedliche Eindrücke zu erzeugen. Die<br />
meisten Speisenfotos werden, je nach Motiv,<br />
im Winkeln von 20° bis 35° oder senkrecht von<br />
oben aufgenommen.<br />
090 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Panoramic Food-<strong>Fotografie</strong> photography<br />
Dem Motiv angepasste<br />
Beleuchtung<br />
Der Studioblitz ist besonders<br />
nützlich bei Motiven wie<br />
diesem, bei dem die<br />
Beleuchtung der Ränder die<br />
Silhouette des Objekts betont.<br />
Beleuchtung<br />
Alles, was wir bisher erörtert haben, tritt<br />
gegenüber einer einzigen simplen Tatsache in<br />
den Hintergrund: Beleuchtung ist alles, und<br />
ohne Beleuchtung ist alles nichts. Ihr Stil, ihre<br />
Bildkomposition ihre Requisiten, all das braucht<br />
nicht perfekt zu sein, um trotzdem zu einem<br />
guten Foto zu kommen; das Licht hingegen<br />
muss perfekt sein, sonst sind sie auf dem besten<br />
Weg, das Motiv zu ruinieren. Doch gute<br />
Beleuchtung lässt sich problemlos erzeugen,<br />
wobei schon die einfachsten Arrangements für<br />
großartige Bilder sorgen können. Es gibt nichts<br />
Besseres als durch ein Fenster einfallendes<br />
weiches, natürliches Licht in Verbindung mit<br />
einem Reflektor. Das ist alles was Sie für die<br />
Speisenfotografie brauchen. Ein Teller, in die<br />
Nähe eines Fensters gestellt, wird sehr gut<br />
ausgeleuchtet und die Oberflächen werden<br />
akzentuiert. Wenn Sie ins Gegenlicht<br />
fotografieren, haben Sie mit einfachsten Mitteln<br />
eine High-Key-Beleuchtung. Wenn Sie wissen,<br />
wie Sie das Licht steuern können, brauchen Sie<br />
kein kompliziertes Setup, jedenfalls nicht,<br />
solange Sie noch an ihren Fähigkeiten arbeiten<br />
und Erfahrungen sammeln. Einfaches Licht,<br />
einfache Bildkomposition und gut präparierte<br />
Speisen sorgen für höchst attraktive Fotos, die<br />
lukullische Träumereien auslösen können.<br />
Es gibt nur wenige Grundregeln bei der Arbeit mit<br />
durchs Fenster hereinfallendem Tageslicht:<br />
benutzen Sie einen Reflektor, um die Schatten<br />
an der gegenüberliegenden Seite des Motivs<br />
aufzuhellen und vermeiden Sie direkte<br />
Sonnenlichteinstrahlung. Das wäre für unsere<br />
Zwecke zu viel des Guten, denn es würde sehr<br />
starke Kontraste produzieren. Vorzuziehen sind<br />
Fenster, die nach Süden oder Westen<br />
hinausgehen. Wählen Sie eine Tageszeit, in der<br />
das Licht möglichst weich ist oder ziehen Sie<br />
einen Vorhang vor, zur Not tut es auch ein<br />
weißes Bettlaken, mit dem das Fenster verhängt<br />
wird. Je größer das Fenster, desto weicher ist das<br />
IISTOCKPHOTO<br />
Beleuchtungsausrüstung<br />
Reflektoren/Diffusoren: Idealerweise<br />
verwenden Sie einen 5-in-1 Refl ektor, mit<br />
dessen unterschiedlich refl ektierenden<br />
Oberfl ächen Sie Licht hinzufügen,<br />
zurückwerfen und modifi zieren können. Bei<br />
Fotos von Speisen sind die Bereiche, die Sie<br />
beeinfl ussen wollen, eher klein, deswegen<br />
brauchen Sie keine große Zahl von<br />
Refl ektoren verschiedener Größe, sondern Sie<br />
verwenden stattdessen besser weißen Karton,<br />
Styropor oder auch – wenn Sie eine stärkere<br />
Refl exion benötigen – Aluminiumfolie.<br />
Schwarzer Karton: Schwarzen Karton<br />
benötigen Sie, um die Ausbreitung des Lichts<br />
zu steuern und um absichtlich Schatten<br />
erzeugen. Außerdem können Sie damit<br />
Refl exionen blockieren. Benutzen Sie Karton<br />
in mehreren kleinen Größen, denn wie<br />
erwähnt, können die zu beeinfl ussenden<br />
Bereiche recht klein sein.<br />
Studioblitz: Ein Studioblitzgerät sollte<br />
wenigstens zwei, besser drei Blitzköpfe<br />
mitbringen. Sie können auch normale<br />
Elektronenblitzgeräte verwenden, doch dann<br />
brauchen Sie zusätzliche Softboxen und<br />
Snoots, um das Licht steuern und<br />
kontrollieren zu können.<br />
Wabendiffusor: Es gibt sie in<br />
verschiedenen Formen und Größen. Sie<br />
dienen der punktgenauen Steuerung und der<br />
genauen Abgrenzung des Lichtkegels.<br />
Softboxen: Softboxen verschiedener Größe<br />
zahlen sich dann aus, wenn sie weiches Licht<br />
benötigen, dass jedoch nicht rundum verteilt<br />
werden soll. Je kleiner die Softbox, desto<br />
kleiner der ausgeleuchtete Bereich und umso<br />
stärker das Licht. So können Sie<br />
unterschiedliche Bereiche kleiner Setups<br />
gezielt ausleuchten.<br />
Blitzauslöser: Sowohl beim Studioblitz als<br />
auch bei einzelnen Elektronenblitzgeräten<br />
brauchen Sie einen Fernauslöser, um die<br />
Lichtquellen zu synchronisieren. Einfache<br />
Fernauslöser gibt es bereits für etwa 50 Euro;<br />
wenn die TTL-Messfunktion der Kamera<br />
erhalten bleiben soll, wird es wesentlich<br />
teurer: ab 150Euro.<br />
Farbige Folien: Improvisieren können Sie<br />
mit Bonbonpapier, doch speziell für diesen<br />
Zweck hergestellte Folien sind größer und<br />
haltbarer. Entsprechende Folien gibt es auch<br />
für Studioblitzgeräte, achten Sie jedoch beim<br />
Kauf darauf, dass diese hitzebeständig sind.<br />
Licht und umso gleichmäßiger wird es verteilt.<br />
Das Umgekehrte gilt, je kleiner das Fenster ist.<br />
Wenn die gewünschten Lichtverhältnisse<br />
vorhanden sind, müssen Sie das Licht<br />
entsprechend den Anforderungen Ihres Motivs<br />
formen und lenken, indem Sie einerseits<br />
bestimmte Bereiche aufhellen und womöglich<br />
anderswo Schatten erzeugen.<br />
Arbeiten Sie mit der Zeitautomatik und einer weit<br />
offenen Blende. Machen Sie ihre<br />
Bildkomposition, und achten Sie dabei auf die<br />
optimale Schärfentiefe. Die Kamera gehört<br />
selbstverständlich auf das Stativ, damit Sie sich<br />
keine Gedanken über womöglich zu langsame<br />
Verschlusszeiten machen müssen. Schießen Sie<br />
in Raw und JPEG gleichzeitig, wobei der<br />
Weißabgleich auf „Tageslicht“ oder „Automatik“<br />
eingestellt sein sollte. Im Allgemeinen sollte die<br />
Mehrfeldmessung dieser Art Motiv gerecht<br />
werden, denn sie erzeugt einen gleichmäßigen<br />
Farbtonumfang. Soll es jedoch ein stärker<br />
akzentuiertes, sehr frisch aussehendes Foto<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 091
VOLLSTÄNDIG<br />
IM BILDE<br />
„AUF DIE BEDEUTUNG NATÜRLICHEN LICHTS KANN NICHT<br />
OFT GENUG HINGEWIESEN WERDEN, DOCH AN DUNKLEN<br />
WINTERTAGEN IST ES NICHT IMMER MÖGLICH, UNTER<br />
IDEALEN LICHTVERHÄLTNISSEN ZU ARBEITEN – HIER IST<br />
KREATIVITÄT GEFRAGT.“<br />
werden, in dem die Spitzlichter betont werden,<br />
sollten Sie auf Punktmessung schalten oder ein<br />
oder zwei Stufen positive Belichtungskorrektur<br />
einstellen.<br />
Auf die Bedeutung natürlichen Lichts kann nicht<br />
oft genug hingewiesen werden, doch an dunklen<br />
Wintertagen ist es nicht immer möglich, unter<br />
idealen Lichtverhältnissen zu arbeiten – hier ist<br />
Kreativität gefragt. In diesem Fall kommt<br />
Kunstlicht in Form des Elektronenblitzes ins<br />
Spiel. Dann ist die Beleuchtung des Motivs<br />
jedoch nicht mehr ganz so einfach. Der Blitz<br />
sollte so weich wie möglich sein, damit<br />
Schlagschatten vermieden werden und die<br />
Spitzlichter nicht jegliches Detail verlieren. Diese<br />
Gefahren sind beim Blitzen viel höher als bei<br />
natürlichem Licht. Deswegen werden Sie kaum<br />
ein unmodifiziertes Blitzgerät benutzen, sondern<br />
zusätzlich weiße Blitzschirme, Softboxen und<br />
vielleicht sogar einen Wabendiffusor verwenden.<br />
Diese Hilfsmittel dienen dazu, das Licht zu<br />
formen und weicher zu machen.<br />
Ein Blitz kann das Licht vom Fenster durchaus<br />
ersetzen, wenn Sie ihn mit einer Softbox<br />
ausstatten und auf der gegenüberliegenden Seite<br />
eine große weiße Styroporplatte als Reflektor<br />
anbringen, der das Licht auf Ihr Motiv<br />
zurückwirft. Eine andere Möglichkeit besteht<br />
darin, permanente Lichtquellen zu verwenden;<br />
der Umgang damit ist wesentlich einfacher, denn<br />
Sie können sehen, woher und wie das Licht auf<br />
Ihr Motiv fällt. Achten Sie jedoch auf den<br />
Weißabgleich, denn Kunstlicht kann schlimme<br />
Farbstiche produzieren. Der automatische<br />
Weißabgleich funktioniert dabei nicht. Benutzen<br />
Sie stattdessen eine Graukarte, um einen der<br />
Situation angepassten Weißabgleich<br />
vorzunehmen und fotografieren Sie im<br />
Raw-Format; dann können Sie Farbfehler später<br />
korrigieren.<br />
Wenn Sie mit Studioblitz oder kabellosen<br />
Blitzgeräten arbeiten, müssen Sie Ihre Kamera<br />
auf manuelle Betriebsart einstellen und die<br />
Belichtung komplett selbst steuern. Stellen Sie<br />
einen kleinen ISO-Wert und danach die<br />
Blitzsynchronisationszeit der Kamera ein, die<br />
normalerweise je nach Modell 1/160 bis 1/250<br />
Sekunde beträgt. Wie auch beim Tageslicht gibt<br />
ISTOCKPHOTO<br />
Häufig gestellte Fragen<br />
Meine Bilder haben einen hässlichen,<br />
F Farbstich. Wie kann ich den vermeiden?<br />
A Sie haben den Weißabgleich für die<br />
herrschenden Lichtverhältnisse falsch<br />
eingestellt. Überprüfen Sie, ob der eingestellte<br />
Weißabgleich zur Farbtemperatur des Lichts<br />
passt, oder benutzen Sie eine Graukarte, um<br />
einen der Situation angemessenen<br />
Weißabgleich einzustellen. Sie können jedoch<br />
auch im Raw-Format fotografieren und<br />
auftretende Weißabgleichsfehler mit dem<br />
Weißabgleichwerkzeug in Adobe Camera Raw<br />
korrigieren, indem Sie auf einen neutralen,<br />
grauen Bereich klicken.<br />
Ich benutze Blende f/5.6, doch der<br />
F Bildteil, der scharf abgebildet wird, ist zu<br />
klein. Warum?<br />
A Ist die Arbeitsentfernung vom Objektiv zum<br />
Motiv sehr gering, ist der Schärfentiefebereich<br />
extrem klein. Wenn Sie ein Zoomobjektiv<br />
verwenden, vergrößern Sie den Abstand zum<br />
Motiv. Sie können das Bild später zuschneiden.<br />
Wenn Sie jedoch hohe Vergrößerungen des<br />
Motivs erreichen wollen, bleibt Ihnen nichts<br />
anderes übrig, als eine größere Blende zu<br />
benutzen.<br />
Meine Küche ist sehr klein, und ich habe<br />
F nicht genügend Platz für meine<br />
Bildkompositionen. Was kann ich tun?<br />
A Sie brauchen nicht viel Platz, um Speisen zu<br />
fotografieren – nur ein gut beleuchtetes Areal,<br />
einen kleinen Schärfentiefebereich und ein<br />
kreatives Auge. Gedrängte Bildkompositionen<br />
und Aufnahmen senkrecht von oben gelingen<br />
auch in sehr beengten Räumlichkeiten.<br />
Meine Kamera stellt immer auf das am<br />
F nächsten befindliche Objekt scharf oder<br />
ich habe Probleme, mehr als einmal auf<br />
dasselbe Objekt scharfzustellen. Was kann ich<br />
dagegen tun?<br />
A Offenbar benutzen Sie den Autofokus.<br />
Schalten Sie auf Einzelpunkt-AF um und<br />
wählen Sie Ihren Scharfstellpunkt manuell aus.<br />
Oder Sie schalten den Autofokus ganz ab, die<br />
Live-View-Funktion ein und stellen manuell<br />
scharf.<br />
Oben: Bier ist nicht einfach zu fotografieren, doch<br />
mit etwas Übung wird es Ihnen gelingen. Das<br />
Anstrahlen des Hintergrunds mit einem Spotlight<br />
macht Studioaufnahmen sehr dynamisch.<br />
Ganz links unten: Verwenden Sie Kerzenlicht, um<br />
ihren Fotos eine besondere Atmosphäre zu verleihen.<br />
Unten Links: Ein einfaches Fenster liefert bei<br />
bedecktem Himmel wunderschönes, weiches Licht.<br />
ISTOCKPHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Ihnen eine große Blende von f/2.8 bis f/5.6 die<br />
richtige Schärfentiefe mit verschwommenen<br />
Hintergrund, damit das Auge des Betrachters auf<br />
dem Motiv bleibt. Nachdem Sie diese<br />
Basiseinstellungen vorgenommen haben,<br />
müssen Sie nun die passende Blitzleistung<br />
herausfinden, indem Sie einen Hand-<br />
Belichtungsmesser benutzen. Halten Sie ihn so<br />
nah wie möglich an das Motiv und richten Sie<br />
ihn nacheinander auf jede einzelne Lichtquelle.<br />
Stellen Sie die Blitzleistung entsprechend ein, bis<br />
Sie die richtige Blende gefunden haben. Wenn<br />
nötig, können Sie die Strahlungsrichtung der<br />
Lichtquellen noch verändern oder auch mit<br />
Stücken von schwarzer Pappe entsprechender<br />
Größe das Licht formen, indem sie Schatten<br />
erzeugen und Reflexionen blockieren.<br />
Positionieren Sie die Hauptleuchte seitlich oder<br />
seitlich etwas hinter dem Motiv. Das gibt dem<br />
Bild Tiefe und betont die Oberflächen.<br />
092 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Car Food-<strong>Fotografie</strong> photography<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie bei<br />
natürlichem Licht<br />
Lernen Sie das Tageslicht zu steuern,<br />
dann Sie werden Bilder erzielen, bei<br />
denen dem Betrachter das Wasser im<br />
Mund zusammen läuft.<br />
JORDAN BUTTERS: Selbst eine von<br />
einem Sternekoch zubereitete Mahlzeit<br />
wird optisch auf dem Foto keinerlei<br />
Wirkung entfalten, wenn die<br />
Lichtverhältnisse schlecht waren, der<br />
Hintergrund nicht berücksichtigt und Requisiten<br />
nicht adäquat eingesetzt wurden. Ich habe in diesem<br />
Beispiel eine rustikale Schieferplatte benutzt, sowie<br />
das Glas Rotwein, die Pilze und den Thymian, um<br />
das Foto dieser Mahlzeit zu komplettieren. Um die<br />
warmen Farbtöne zu erhalten, die das Ganze so<br />
herzhaft aussehen lassen, wählte ich einen Teller in<br />
gebrochenem Weiß und eine leuchtend rote<br />
Servierunterlage. Die Objektivbrennweite von<br />
50 mm bedeutete, dass ich nah herangehen<br />
musste, um den Bildausschnitt zu füllen. Unter<br />
diesen Gegebenheiten ergaben Zeitautomatik und<br />
Blende f/8 einen guten Kompromiss zwischen<br />
Schärfe und geringem Schärfentiefebereich. Die<br />
Grundlagen dieser Aufnahmetechnik können Sie mit<br />
allen Lebensmitteln ausprobieren, sei es eine Schale<br />
mit Früchten, ein Dessert oder eine simple Zutat wie<br />
Spargel oder Kräuter; alles was Sie benötigen, sind<br />
ein Fenster, ein Reflektor und schwarzer Karton.<br />
Bevor Sie das Essen zubereiten, machen Sie ihre<br />
1 Bildkomposition und finden Sie den besten<br />
Kamerawinkel. Positionieren Sie den Teller, wobei Sie<br />
einen Platzhalter für die später zu platzierende Mahlzeit<br />
verwenden und arrangieren Sie die Requisiten so, dass<br />
deren Elemente den Betrachter durch das Bild führen.<br />
Requisiten, die sich überlappen, geben dem Motiv<br />
räumliche Tiefe und vermeiden, dass das Bild<br />
unnatürlich gestellt wirkt. Das Essen soll das Hauptmotiv<br />
darstellen, deswegen sollte nichts davon ablenken.<br />
Richten Sie das Essen auf einem zweiten,<br />
2 identischen Teller an. Arbeiten Sie schnell,<br />
positionieren Sie die größeren Zutaten, dann benutzen<br />
Sie eine Pinzette um die feineren Details auszurichten.<br />
Damit das Fleisch saftig aussieht, bepinseln Sie es mit<br />
etwas Olivenöl und für ein frisches Aussehen des<br />
Gemüses besprühen Sie dieses mit Wasser. Ein paar<br />
Tropfen Sauce hinzugeben, und es entsteht ein Motiv,<br />
bei dem jedem das Wasser im Mund zusammen läuft.<br />
Sie arbeiten vor dem Fenster, verwenden Sie<br />
3 also einen Diffusor um das Licht weicher zu<br />
machen, den vielleicht ohnehin vorhandenen<br />
Vorhang oder ein weißes Bettlaken, das Sie ins<br />
Fenster hängen. Mit kleinen Stücken weißen<br />
Kartons oder Styropors lenken Sie das Licht auf Ihr<br />
Motiv und mit kleinen Stücken schwarzen Kartons<br />
vertiefen Sie die Schatten. Gegebenenfalls muss<br />
dieses Setup jedoch später noch korrigiert werden.<br />
Achten Sie auf die Details: Reflexionen können<br />
4 vom Hauptelement des Motivs ablenken. In<br />
diesem Beispiel war eine Reflexion im Weinglas nicht<br />
zu vermeiden, denn wäre Sie blockiert worden, wäre<br />
auch die auf den Teller fallende Lichtmenge reduziert<br />
worden.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 093
VOLLSTÄNDIG<br />
IM BILDE<br />
Kuchen &<br />
Torten…<br />
Hier zeigt uns ein Profi, wie er es anstellt,<br />
die Verlockungen von delikaten Desserts<br />
einzufangen – in diesem Fall eines<br />
leckeren Schokotörtchens.<br />
ROSS DURANT: Das Foto eines<br />
Desserts soll – wie das Foto jeder<br />
Mahlzeit – den Betrachter durch<br />
gute Präsentation, passende<br />
Beleuchtung und attraktive<br />
Farben verführen. Für dieses Setup war der<br />
Schokoladenkuchen mit weißer Sahne,<br />
roten Himbeeren, schwarzen Trauben und<br />
grünen Blättern angerichtet. Der<br />
Hintergrund war neutral gehalten, um nicht<br />
abzulenken. Man sollte jedoch nicht zu<br />
viele Farben verwenden. Normalerweise<br />
reichen zwei Komplementärfarben aus. Mit<br />
solchen kleinen Kuchen lassen sich relativ<br />
einfach sehr schöne Dessert-Fotos<br />
produzieren, denn Sie können Sie fertig<br />
kaufen und selbst vielfältig garnieren und<br />
anrichten. Cupcakes, Kekse, Makronen,<br />
Törtchen und Pasteten sind gleichermaßen<br />
geeignet. Sie verlieren ihr frisches<br />
Aussehen nicht schon nach wenigen<br />
Stunden, so dass Sie als Einsteiger in<br />
dieses Genre beim Fotografi eren zumindest<br />
nicht unter Zeitdruck stehen. Sie sollten<br />
jedoch einen ausreichenden Vorrat frischer<br />
Garnierung zur Hand haben für den Fall,<br />
dass einige davon in der intensiven,<br />
warmen Studiobeleuchtung welken oder<br />
schmelzen; ich musste beispielsweise die<br />
hier verwendeten Pfefferminzblätter etwa<br />
alle 20 Minuten ersetzen. Was die<br />
Beleuchtung angeht, werden Sie etwas<br />
experimentieren müssen, bevor Sie sie<br />
Ihren Vorstellungen entsprechend<br />
eingerichtet haben. Hier wurden drei<br />
Lichtquellen benutzt, zwei davon, um den<br />
Rand des Törtchens von hinten und seitlich<br />
zu beleuchten. Außerdem wurde schwarzer<br />
und weißer Karton benutzt, um Teile des<br />
Blitzlichts zu blockieren und andererseits<br />
bestimmte Bereiche des Motivs<br />
aufzuhellen. Außerdem wurde für jeden<br />
Studioblitz mit einem<br />
Handbelichtungsmesser eine gesonderte<br />
Messung des Umgebungslichts<br />
vorgenommen.<br />
Problematische Leckerbissen<br />
Speiseeis ist schwierig zu fotografieren, weil es<br />
schnell schmilzt. Stellen Sie bei Bedarf besser<br />
künstliches „Speiseeis“ her, Rezepte dazu<br />
finden Sie auch im Internet. Als Zutaten<br />
benötigen Sie Maissirup, Puderzucker und<br />
Schmalz. Auch Pizza erfordert Vorbereitung: Sie<br />
müssen das zu fotografierende Stück vorher<br />
anschneiden und mehr Käse zugeben. Danach<br />
bleibt Ihnen nur kurze Zeit, während der Käse<br />
eine Konsistenz hat, dass er Fäden zieht, wenn<br />
das angeschnittene Stück aus der Pizza<br />
herausgezogen wird.<br />
Bei Cornflakes und Müsli sollten Sie anstatt<br />
Milch Sahne verwenden, die nicht so schnell<br />
aufgesogen wird; außerdem sieht Milch auf<br />
Fotos gelb aus. Auch Schokolade ist<br />
problematisch, denn sie beginnt bei Wärme zu<br />
schwitzen, und jeder Fingerabdruck ist deutlich<br />
zu sehen.<br />
Setup der Beleuchtung<br />
Licht zum Beleuchten der F laschen<br />
(1,8 m entfernt, gemessene Blende f/8. 4 )<br />
Klare<br />
F laschen und<br />
G läser<br />
Orange F olie<br />
A<br />
B<br />
Hauptlicht<br />
(2,5 m entfernt,<br />
gemessene Blende f/16. 2)<br />
Schokoladenkuchen<br />
W eiß e Karten<br />
zum A ufhellen<br />
Kamera mit 1/160<br />
Sekunde bei Blende<br />
f/4 und ISO 100<br />
Z w ei schw arze Karten<br />
als Lichtabsorbierer<br />
Kleine Softbox fü r<br />
A ufhelllicht<br />
(1,8 , entfernt,<br />
gemessene Blende f/8. 4 )<br />
Diese Bilder zeigen den Effekt der beiden Lichtquellen, die das Törtchen<br />
1 beleuchten. Das Hauptlicht (A) befindet sich auf der linken Seite, während<br />
eine kleine Neonröhre dazu benutzt wird, den Rand des Kuchens an der rechten<br />
Seite hervorzuheben. Schwarzer Karton vermeidet, dass die Flaschen im<br />
Hintergrund, die das Bokeh erzeugen, überbelichtet werden.<br />
C<br />
D<br />
Ein mit orangefarbener Blitzfolie versehener Studioblitzkopf, gemessen mit<br />
2 Blende f/8.4, wirft ein warmes Licht auf die im Hintergrund stehenden<br />
Flaschen, wodurch die gewünschten Lichtreflexe erzeugt werden. Der schwarze<br />
Karton dient auch dazu, dieses vom Hintergrund induzierte Licht nicht auf den<br />
Kuchen fallen zu lassen.<br />
Je eine weiße Karte befindet sich vor und seitlich der Kamera, um Licht auf<br />
3 die Vorderseite des Kuchens zu reflektieren (C). Ein Testfoto zeigt, wie all die<br />
Lichter und Lichtformer Zusammenwirken (D). Nach letzten Feinarbeiten am<br />
Setup entstand das Foto auf der gegenüberliegenden Seite.<br />
094 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Food-<strong>Fotografie</strong><br />
BILDDETAILS<br />
Kit: Canon EOS 5D Mk II<br />
mit 100mm f/2.8 macro<br />
Betriebsart: Manuell<br />
Belichtung: 1/160<br />
Sekunde bei Blende f/4 und<br />
ISO 100<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 095
VOLLSTÄNDIG<br />
IM BILDE<br />
Grundlagen der Getränkefotografie<br />
Nachdem die Food-<strong>Fotografie</strong> Sie hoffentlich auf den Geschmack gebracht hat, möchten wir Ihnen nun das verwandte<br />
Genre der Getränkefotografie nicht vorenthalten. Einige Aspekte sind dabei besonders zu beachten.<br />
VOM KÖSTLICH dampfenden Kaffee bis zu<br />
Cocktails in gekühlten Gläsern und edlem,<br />
20 Jahre alten Scotch on the Rocks: Die<br />
Getränkefotografie ist eine Kunst für sich. Die<br />
anspruchsvolle, sehr vom Detail abhängige<br />
Beleuchtung, Bildkomposition und die<br />
Aufnahmetechnik – all das erfordert mindestens<br />
ebenso viel Kreativität wie das <strong>Fotografie</strong>ren von<br />
Speisen. Man könnte ein ganzes Buch darüber<br />
schreiben; wir beschäftigen uns aber zunächst<br />
mit den Grundlagen.<br />
Wie Sie sich denken können, ist auch in der<br />
Getränkefotografie die Beleuchtung von<br />
entscheidender Bedeutung. Ob künstliches<br />
Gegenlicht, natürliches Licht oder eine Studioblitz<br />
Anlage mit mehreren Köpfen, die Kunst besteht<br />
darin, Reflexionen im Glas zu eliminieren oder<br />
wenigstens zu minimieren. So entsteht ein<br />
elegantes, harmonisches Foto, das keine<br />
Elemente enthält, die von dem Eindruck<br />
ablenken, den Sie transportieren wollen. In<br />
seltenen Fällen verstärken Reflexionen den<br />
gewünschten Effekt und die Atmosphäre des<br />
Bildes, doch das ist die Ausnahme. Üblicherweise<br />
brauchen Sie schwarzen Karton, um das Licht<br />
von bestimmten Bildbereichen fernzuhalten und<br />
Position und Größe des Lichtkegels zu steuern.<br />
Bei der Auswahl der Farben und des Fotostils<br />
sollten Sie sich an der emotionalen Reaktion<br />
orientieren, die Sie erzeugen wollen. Sie brauchen<br />
ein Konzept, das zur Natur des Getränks passt.<br />
Ein rustikales Ambiente mit Kaffeebohnen und<br />
warmer Beleuchtung ist ideal für eine Aufnahme<br />
dampfenden Kaffees, während bei einem Glas<br />
mit edlem Whisky dessen Wärme ausstrahlende<br />
Bernsteinfarbe durch weiches Licht verstärkt<br />
werden kann.<br />
Requisiten, Bildkomposition und Arrangement<br />
sind genauso wichtig wie in der Speisefotografie;<br />
denken Sie also auch ans Garnieren. Eiswürfel,<br />
Obstscheiben, Pfefferminzblätter, verdrehte<br />
Zitronenschalen, nur die Papierschirmchen<br />
lassen Sie besser weg, sie sind nur für Eiscreme.<br />
Achten Sie auch auf den Grad der Transparenz<br />
der Getränke. Bier und Milchshakes<br />
beispielsweise verhalten sich im Gegenlicht<br />
anders als ein klarer Martini oder Wodka.<br />
ISTOCKPHOTO<br />
Oben: Wie diese Bilder verdeutlichen, ist das<br />
Anrichten bei Getränken ebenso wichtig wie bei<br />
Speisen – vergessen Sie also nicht die Garnitur und<br />
die Requisiten.<br />
Durchstöbern Sie einige Bilddatenbanken im<br />
Internet und schauen Sie sich entsprechende<br />
Fotos an. Das verhilft Ihnen zu neuen Ideen und<br />
unterschiedlichen Ansätzen, bis Sie ihren eigenen<br />
Stil gefunden haben.<br />
Probieren Sie unterschiedliche Winkel und<br />
Standpunkte bei der Bildkomposition. Früher oder<br />
später werden Sie feststellen, dass bei den besten<br />
Aufnahmen die Kamerawinkel flacher sind, als<br />
bei der Speisenfotografie. Das liegt daran, dass<br />
Gläser, in denen Getränke serviert werden, eine<br />
vertikale Grundform haben im Gegensatz zum<br />
Teller, auf denen Speisen serviert werden. Was die<br />
Belichtungsmessung und die Aufnahmetechnik<br />
angeht, gelten jedoch dieselben Regeln.<br />
Verwenden Sie eine weit offene Blende, um einen<br />
flachen Schärfentiefebereich zu erzeugen,<br />
messen Sie das Umgebungslicht mit einem<br />
Handbelichtungsmesser für jede einzelne Leuchte<br />
und halten Sie das Setup so einfach wie möglich.<br />
Besonders am Anfang sollten Sie eher auf die<br />
Lichtqualität achten, anstatt sich an<br />
komplizierteren Bildkompositionen zu versuchen.<br />
Beginnen Sie beispielsweise mit Kirschsaft,<br />
Martinis oder Wein, denn die sehen garniert sehr<br />
gut aus und sind vergleichsweise einfach zu<br />
fotografieren. Versuchen Sie es auch mit Eistee<br />
und Orangensaft; dabei können Sie<br />
korkenzieherartig verdrehte Zitronenschalen und<br />
Pfefferminzblätter als Garnierung verwenden.<br />
ISTOCKPHOTO<br />
ISTOCKPHOTO<br />
ISTOCKPHOTO<br />
Problematische Getränke<br />
Sprudelnde Getränke: Die Herausforderung von<br />
Bier und anderen schäumenden Getränken besteht<br />
darin, dass sie nicht statisch sind. Wenn Sie Bier<br />
einschenken, bildet sich die Schaumkrone, die für ein<br />
gutes Foto unerlässlich ist. Unter Umständen<br />
brauchen Sie viele Versuche, um das richtige<br />
Aussehen zu erzeugen und die Dynamik des Getränks<br />
im Bild festzuhalten. Die Gläser sollten mit Tropfen<br />
besprüht werden, am besten mit einem Spray, das zu<br />
50 % aus Wasser und 50 % Glycerin besteht. Auf<br />
gewachsten Gläsern haften die Tropfen noch besser.<br />
Halten Sie möglichst mehrere präparierte Gläser als<br />
Reserve bereit.<br />
Kaffee: Wenn wir das gelungene Foto einer<br />
dampfenden Tasse Kaffee sehen, werden Erinnerungen<br />
an das wohlriechende Aroma und den köstlichen<br />
Geschmack wach. Diese Assoziationen im Bild zu<br />
erzeugen ist nicht einfach. Kaffee hat eine ölige<br />
Oberfläche; dies darf nicht im Bild zu sehen sein. Es<br />
gibt aber Lebensmittelfarbe, die Wasser in der Farbe<br />
von Kaffee einfärbt. Wenn Sie frischen Kaffee<br />
verwenden, sollte die Oberfläche zu etwa 40 % mit<br />
Blasen bedeckt sein; dies ist das typische Aussehen<br />
von Kaffee, der in eine Tasse gegossen wird. Damit die<br />
Blasen länger halten, vermischen Sie Wasser mit Kodak<br />
Photo-Flo Entwicklerlösung und bringen die Blasen mit<br />
einem Löffel auf die Flüssigkeitsoberfläche auf. Sie<br />
können auch Geschirrspülmittel verwenden, doch<br />
dabei besteht die Gefahr, dass Regenbogenfarben in<br />
den Blasen sichtbar werden.<br />
Tipps und Tricks der Profis<br />
Stellen Sie manuell scharf und nutzen Sie<br />
Live-View, um gestochen scharfe Motive zu erhalten.<br />
Positionieren Sie ein Stück weißen Kartons hinter<br />
ein Bierglas, um Licht durch das Glas zurückzuleiten<br />
und die goldene Farbe des Getränks zu betonen.<br />
Denselben Effekt können Sie bei Whisky, Cola und<br />
Fruchtsäften erzielen.<br />
Verwenden Sie während des Setups und der<br />
Bildkomposition identische leere Gläser als<br />
Platzhalter.<br />
Besorgen Sie sich eine kleine Flasche Glycerin aus<br />
der Apotheke und mischen Sie es im Verhältnis von<br />
50:50 mit Wasser in einer Sprühflasche. Damit<br />
besprühen Sie die Gläser mit Eistee, Bier und anderen<br />
gekühlt servierten Getränken, um den Eindruck von<br />
Kälte optisch zu verstärken.<br />
Pfefferminzblätter, Zitronenschalen und<br />
Zitronenstückchen zum Garnieren sollten immer<br />
frisch bereit liegen. Für bestimmte Getränke sind<br />
auch Beeren, Stücke von Honigmelone und Ananas<br />
sowie bunte Trinkhalme für Cocktails geeignet. Auch<br />
hier gilt jedoch die alte Weisheit: weniger ist mehr.<br />
Beschränken Sie Requisiten und Farben auf ein<br />
Minimum.<br />
Kühlen Sie Ihre Gläser und Getränke bis<br />
unmittelbar vor der Aufnahme. Arbeiten Sie schnell,<br />
besonders wenn Eiswürfel im Spiel sind, die eine<br />
natürliche Wirkung von Erfrischung und Kühle liefern,<br />
aber schnell wegschmelzen.<br />
Benutzen Sie lange Pinzetten, Cocktailspieße oder<br />
Essstäbchen, um das Eis, die Garnitur und<br />
Fruchtstücke zu positionieren, damit Sie das Glas<br />
nicht anfassen müssen und Fingerabdrücke<br />
zurücklassen. Baumwoll-Pads eignen sich gut, um<br />
unerwünschte Tropfen abzuwischen.<br />
096 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
BILDDETAILS<br />
Kit: Canon EOS 5D Mk II<br />
mit 100mm f/2.8<br />
Makroobjektiv<br />
Betriebsart: Manuell<br />
Belichtung: 1/5 Sekunde<br />
bei Blende f/2.8<br />
und ISO 50<br />
Geschüttelt, nicht gerührt<br />
Hier erfahren Sie, wie Sie den klassischen James-Bond-Drink<br />
richtig in Szene setzen.<br />
ROSS DURANT: Der Martini ist wegen seiner Transparenz perfekt<br />
dazu geeignet, von hinten beleuchtet zu werden. Dasselbe gilt für<br />
Limonade, Eistee und Sodawasser, Sie können diese<br />
Aufnahmetechnik also an einer Reihe verschiedener Getränke<br />
anwenden. Fügen Sie eine Zitronenscheibe hinzu, eine Garnitur<br />
aus Pfefferminzblättern und ein weiteres Element nach eigenem Geschmack<br />
– nun sind Sie bereit für ein appetitliches Foto.<br />
Bei der Beleuchtung müssen Sie peinlich darauf achten, dass keine Reflexionen<br />
entstehen und auch die Bildkomposition sollte genauestens durchdacht sein,<br />
besonders der Hintergrund. Achten Sie darauf, dass die Farben des<br />
Hintergrunds mit der des Getränks korrespondieren, und dass auch der<br />
Hintergrund ein attraktives Element aufweist, entweder durch die Beleuchtung<br />
oder ein reales Objekt. Ich habe hier einfach ein zweites, identisches Glas<br />
benutzt. Der konzeptionelle Grundgedanke war die Umgebung eines<br />
Nachtclubs, deshalb die zur Dunkelheit tendierenden, dennoch energetischen<br />
Farben. Farbige Blitzfolien schaffen die nötige Atmosphäre, wobei die Farben<br />
umso satter werden, je mehr Lagen derselben Folie Sie übereinanderlegen. Die<br />
Folien müssen die hohen Temperaturen von Studioleuchten aushalten können.<br />
Experimentieren Sie mit unterschiedlichen Farbkombinationen, um den<br />
Eindruck des Bildes zu verändern. Ich habe hier die Farben Orange und Violett<br />
verwendet, die zu einer vibrierenden energetischen Stimmung passen, doch sie<br />
könnten genauso gut Grün und Blau für einen unterkühlten, ruhigen Eindruck<br />
einsetzen.<br />
Für meine Aufnahme kamen zwei 750-Watt Wolfram Lampen mit Fresnel-<br />
Linsen zum Einsatz, die im Hintergrund aufgebaut waren, etwa 2,5 m von den<br />
Gläsern entfernt. Sie waren in einem Winkel von 30 Grad auf einen Hintergrund<br />
aus Aluminiumfolie gerichtet, die sich über dem Tisch befand. Ein zweistufiger<br />
Graufilter glich den Kontrastunterschied zwischen dem orangefarbenen und<br />
dem violetten Licht aus. Sie müssen gegebenenfalls dasselbe tun, falls sie<br />
Dauerlicht verwenden und eine der Leuchten intensiver strahlt als die andere.<br />
Ich habe Dauerlicht anstelle von Blitz benutzt, um die Folie während der<br />
Belichtung bewegen zu können; die Dauer eines Blitzes wäre dafür zu kurz<br />
gewesen. Dazu habe ich einen Polfilter eigesetzt, um die Verschlusszeit um zwei<br />
Blendenstufen zu verlängern. Durch diese Maßnahmen kam ich auf 1/13<br />
Sekunde – lang genug, um die Bewegung der Folie einzufangen.<br />
Natürlich können Sie das Ganze auch vereinfachen, indem Sie zwei Blitzgeräte<br />
verwenden, um einen ebenso farbenfrohen Hintergrund zu erzeugen. Bei<br />
meinem Setup habe ich zusätzlich noch eine kleinere 250-Watt Wolfram Lampe<br />
mit Snoot benutzt, die in einem Abstand von 1,30 m von den Gläsern aufgebaut<br />
und in einem Winkel von 20 Grad auf den Tisch gerichtet war, um die Oliven<br />
anzuleuchten.<br />
Setup der Beleuchtung<br />
Z w ei 7 50-W att Leuchten<br />
(2,5 m entfernt, gemessen mit<br />
Blende f/5. 6(links) und Blende<br />
f/8 (rechts)<br />
F arbige F olie<br />
F arbige<br />
F olie<br />
etfiger<br />
rafiter<br />
Z erknitterte<br />
A lufolie<br />
250-W att Spotlight<br />
(1,4 m entfernt,<br />
gemessen mit Blende f/4 )<br />
W eiß e P lattform,<br />
er e fiert<br />
Martini-G läser<br />
Kamera: 1/50 Sekunde<br />
bei Blende f/2. 8 und<br />
ISO 50<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 097
Alle Ausgaben sind auch zu<br />
bestellen unter<br />
www.digitale-fotografie-magazin.de/shop
BILD: ADAM BURTON<br />
Zwielicht<br />
und<br />
Dämmerung<br />
In der <strong>Fotografie</strong> geht ohne das richtige Licht gar nichts , besonders beim Tageslicht spielt die Lichtqualität eine<br />
entscheidende Rolle. Der Schlüssel zum Erfolg besteht darin, die besten Lichtverhältnisse des Tages abzupassen.<br />
Landschafts- und Reisefotografen finden das beste Licht am Anfang oder Ende des Tages. Natürlich kann es, je nach<br />
Wetterbedingungen, auch dazwischen fantastisches Licht geben, doch nichts reicht an das Licht nach Sonnenaufgang<br />
und vor Sonnenuntergang heran. Wenn Sie sich die Landschaftsfotos anschauen, die Sie persönlich am schönsten<br />
finden, können Sie praktisch sicher sein, dass sie jeweils in den „goldenen Stunden“ des Tages fotografiert wurden.<br />
Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, warum…
FOTOGRAFIEREN IN DER DÄMMERUNG<br />
ADAM BURTON<br />
DIE SONNE<br />
Wir gehen davon aus, dass die Sonne immer im<br />
Osten aufgeht und im Westen untergeht. Doch<br />
genau genommen trifft dies nur auf zwei Tage<br />
des Jahres zu, den 21. März und den 21.<br />
September, wenn Tag und Nacht genau gleich<br />
lang sind. An allen anderen Tagen variieren die<br />
Positionen von Sonnenaufgang und<br />
Sonnenuntergang. Ab dem 21. März verschiebt<br />
sich der Sonnenaufgang nach Nordosten und der<br />
Sonnenuntergang nach Nordwesten, ab dem<br />
21. September geht es umgekehrt. Wie stark die<br />
Abweichung nach Norden oder Süden ist, hängt<br />
vom Datum und Ihrem Standort ab doch sie<br />
ändert sich jeden Tag ein wenig. Die stärksten<br />
Abweichungen treten zur Sommersonnenwende<br />
am 20. und 21. Juni auf der Nordhalbkugel<br />
innerhalb des Polarkreises auf, wenn die Sonne<br />
im Norden sowohl auf- und untergeht, zur<br />
Wintersonnenwende am 21. und 22. Dezember<br />
geht sie im Süden auf und unter. Innerhalb des<br />
Südpolarkreises verhält es sich genau<br />
umgekehrt. Zwischen diesen Extremwerten<br />
bewegen sich im Jahresverlauf die<br />
Sonnenaufgangs- und Untergangszeiten mit<br />
entsprechenden Himmelsrichtungen für alle<br />
anderen Standorte. In Deutschland<br />
beispielsweise geht die Sonne im Dezember/<br />
Januar ziemlich genau im Südwesten auf und im<br />
Juni/Juli im Nordwesten unter. Die Richtung<br />
variiert also um etwa 90°. Das bedeutet im<br />
Verlauf des Jahres einen großen Unterschied der<br />
100 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
Lichtverhältnisse, der berücksichtigt werden<br />
muss, weil er beeinflusst, wie eine Szene<br />
beleuchtet wird. So ist es durchaus möglich,<br />
dass ein Gebäude im Frühling von der<br />
aufgehenden Sonne seitlich angestrahlt wird,<br />
dass aber im Winter die Sonne hinter dem<br />
Gebäude aufgeht und daher nur eine Silhouette<br />
des Gebäudes zu sehen ist. An diesem Beispiel<br />
wird deutlich, wie groß der Einfluss der<br />
Jahreszeit auf die mögliche Auswahl ihrer Motive<br />
ist. Außer der geografischen Position von<br />
Sonnenauf- und Untergang sollten Sie auch die<br />
Zeiten wissen, wann die Sonne über dem<br />
Horizont erscheint und wieder hinter ihm<br />
versinkt. Es ist wenig sinnvoll, um 8:00 Uhr<br />
morgens vor Ort zu erscheinen, wenn die Sonne<br />
um 8:05 Uhr aufgeht, denn dann haben Sie die<br />
gesamte Dämmerung verpasst und Sie werden<br />
noch nicht einmal dazu kommen, ihre<br />
Ausrüstung auszupacken und aufzubauen,<br />
bevor die Sonne aufgeht. Um solche Probleme<br />
zu vermeiden, halten Sie ein Auge auf diese<br />
Zeiten, die im Jahresverlauf ebenfalls stark<br />
variieren. Im Winter geht die Sonne in<br />
Mitteleuropa erst nach 8:00 Uhr auf und schon<br />
kurz nach 16:00 Uhr wieder unter, doch Ende<br />
Juni geht sie zwischen 4:00 und 5:00 Uhr auf<br />
und erst nach 22:00 Uhr unter.<br />
Die Website www.sonnenverlauf.de zeigt Ihnen<br />
den Lauf der Sonne und die Sonnenlicht-Phasen<br />
für einen beliebigen Tag an einem beliebigen Ort<br />
an. Hier ein Auszug aus der Beschreibung der<br />
Website (© 2013 Torsten Hoffmann): „Sie<br />
können die Sonnen-Positionen für<br />
Sonnenaufgang, ausgewählte Zeit und<br />
Sonnenuntergang sehen. Die dünne,<br />
orangefarbene Kurve zeigt die Flugbahn der<br />
Sonne, die gelbe Hinterlegung zeigt die Variation<br />
der Sonnenbahn im Jahresverlauf. Je näher ein<br />
Punkt in der Mitte ist, desto höher steht die<br />
Sonne über dem Horizont. Die Farben auf dem<br />
Zeit-Schieberegler am oberen Rand der Webseite<br />
zeigen die Sonnenlichteinstrahlung im<br />
Tagesverlauf.“<br />
Ein anderes, sehr nützliches Hilfsmittel ist das<br />
kleine Programm „The Photographers<br />
Ephemeris“, das sie von www.photoephemeris.<br />
com sowohl für den Mac als auch für den<br />
Windows-PC kostenlos herunterladen können.<br />
Die Android-Version kostet 3,74 , die Version<br />
fürs iPhone oder das iPad gibt es für 8,99 $ – es<br />
war schon immer etwas teurer, einen besonderen<br />
Geschmack zu haben. Die App gibt Ihnen die<br />
genauen Auf- und Untergangszeiten und<br />
Positionen von Sonne und Mond für einen<br />
beliebigen Standort auf der Erde. Außerdem<br />
liefert sie zusätzliche Daten zur Outdoor-<br />
<strong>Fotografie</strong> wie Lichteinfallswinkel und<br />
Informationen darüber, ob die Sonne an einem<br />
bestimmten Ort beispielsweise durch einen Berg<br />
verdeckt wird.
FOTOGRAFIEREN IN DER DÄMMERUNG<br />
ZWIELICHT<br />
Zwielicht entsteht, wenn das Streulicht aus<br />
der oberen Atmosphäre den unteren Teil der<br />
Atmosphäre beleuchtet. Die Zeit dafür liegt<br />
zwischen Morgendämmerung und<br />
Sonnenaufgang, und dementsprechend<br />
zwischen Abenddämmerung und<br />
Sonnenuntergang. Sobald die Sonne mehr<br />
als 12° unter dem Horizont verschwunden<br />
ist, beginnt die Nacht.<br />
Wenn Sie einen Sonnenaufgang<br />
fotografieren wollen, seien sie 40 bis 60<br />
Minuten vorher vor Ort. Das in der<br />
Landschaft vorhandene Licht wird am<br />
Himmel reflektiert, der wie eine gigantische<br />
Softbox wirkt und das Licht gleichmäßig<br />
bzw. diffus verteilt. Diffuses Licht tendiert<br />
zu Blau, weil es die blaue Farbe des<br />
Himmels aufnimmt. Dadurch wird die<br />
Landschaft kühl, und Aufnahmen zu dieser<br />
Tageszeit können einen leichten Blaustich<br />
aufweisen.<br />
Bei klarem Wetter wird schon lange vor<br />
Sonnenaufgang ein warmes Glühen am<br />
mehr oder weniger östlichen Horizont<br />
auftauchen, das sehr schön mit dem kalten<br />
Licht des darüber befindlichen Himmels<br />
kontrastiert. Dieses kurze Zeitfenster eignet<br />
sich sehr gut dazu, Strandszenen bei Ebbe<br />
zu fotografieren, wobei die Farbe des<br />
Himmels im nassen Sand und in<br />
zurückgebliebenen Pfützen und in den<br />
Prielen reflektiert. Auch eine<br />
Stadtlandschaft wirkt großartig in diesem<br />
Licht, wenn der Himmel durch die<br />
Glasflächen moderner Architektur<br />
gespiegelt wird. Traditionelle Landschaften<br />
sind im Zwielicht weniger einfach<br />
einzufangen, denn der Kontrast zwischen<br />
Himmel und der Landmasse ist sehr stark,<br />
so stark, dass selbst ein 0.9ND<br />
Grauverlaufsfilter ihn nicht ausreichend<br />
reduzieren kann. Die eindrucksvollsten<br />
Farbenspiele entstehen bei<br />
Sonnenuntergang, wenn eine<br />
durchbrochene Wolkendecke von unten<br />
durch die Sonne angestrahlt wird. Dabei<br />
reicht die Farbskala von Rot und Orange bis<br />
zu Pink und Violett und der Himmel sieht<br />
aus, als stehe er in Flammen. In der<br />
Morgendämmerung tritt dieser Effekt nicht<br />
auf. Die Farben sind 20 bis 30 Minuten vor<br />
Sonnenaufgang am intensivsten, bei<br />
Sonnenaufgang verblassen sie schnell.<br />
Mit dem Zwielicht am Ende des Tages ist<br />
leichter umzugehen, denn es beginnt in<br />
dem Moment, in dem die Sonne vollständig<br />
unter dem Horizont verschwunden ist und<br />
es endet, wenn alle Farben am Himmel<br />
verschwunden sind. Bei durchbrochener<br />
Wolkendecke werden Sie eindrucksvolle<br />
Farben sehen, die von ein paar Minuten bis<br />
zu einer halben Stunde vorhanden sein<br />
können, bevor Sie zu Blau oder Grau<br />
verblassen. Bei klarem Wetter wird es keine<br />
Wolken geben, die Sonnenstrahlen<br />
reflektieren könnten, doch über dem<br />
Horizont kann ein warmes Glühen zu sehen<br />
sein. Die beste Zeit für die „Nachtfotografie“<br />
ist dieses Zeitfenster des Zwielichts, wenn<br />
noch Farben am Himmel zu sehen sind,<br />
doch das Tageslicht schon so weit<br />
verschwunden ist, dass in bewohnten<br />
Gebieten bereits die Außen- und<br />
Innenbeleuchtungen eingeschaltet sind. In<br />
der Stadt kann die Kamera immer noch<br />
Farben am Himmel aufnehmen, die durch<br />
die „Lichtverschmutzung“ der elektrischen<br />
Beleuchtung verursacht werden.<br />
ISTOCKPHOTO<br />
ERFORDERLICHE AUSRÜSTUNG<br />
Kamera: Jede DSLR ist geeignet für Fotos in der<br />
Dämmerung, besondere Eigenschaften braucht eine<br />
Kamera dafür nicht. Natürlich ist ein gutes<br />
Belichtungsmesssystem erforderlich, doch das hat<br />
heute jede Kamera.<br />
Objektive: Eine Reihe von Brennweiten zwischen<br />
10 mm und 200 mm reicht für alle Anforderungen aus.<br />
Mit den kleineren Brennweiten können Sie den<br />
Vordergrund betonen und viel Himmel ins Bild bringen,<br />
die mittleren Brennweiten sind für Porträts, Architekturund<br />
Detailaufnahmen und die langen Brennweiten<br />
dienen dazu, die Sonne beim Auf- oder Untergang<br />
formatfüllend ins Bild zu bekommen.<br />
Stativ: Benutzen Sie grundsätzlich ein Stativ, dann<br />
brauchen Sie sich um ein Verwackeln der Kamera keine<br />
Gedanken zu machen; bei den herrschenden<br />
Lichtverhältnissen und gegebenenfalls langen<br />
Brennweiten kommen Sie ohnehin nicht darum herum.<br />
Fernauslöser: Bei der auf dem Stativ montierten<br />
Kamera ist es sinnvoll, den Auslöser per Fernsteuerung<br />
zu bedienen, denn auch das Auslösen direkt von Hand<br />
kann zum Verwackeln führen.<br />
Filter: Grauverlaufsfilter sind unabdingbar, um den<br />
Dynamikumfang und die Dramatik eines<br />
farbenprächtigen Himmels abbilden zu können,<br />
während der normale Graufilter benutzt werden kann,<br />
um die Bewegung des Wassers einzufangen, wenn Sie<br />
beispielsweise den Sonnenuntergang über dem Meer<br />
fotografieren.<br />
Gegenlichtblende: Reduzieren Sie das Risiko von<br />
Streulicht mit der Gegenlichtblende, das funktioniert<br />
besonders gut, wenn die Sonne nur knapp außerhalb<br />
des Bildausschnitts steht. Unter Umständen müssen<br />
Sie zusätzlich ein Stück Karton oder ganz einfach Ihre<br />
Hand zu Hilfe nehmen, um einen größeren Bereich vor<br />
und seitlich des Objektivs abzuschirmen.<br />
Reflektor: Falls Sie Porträts im Freien schießen<br />
wollen, verwenden Sie einen kleinen, faltbaren Reflektor<br />
von 40-80 cm Größe, um das Licht auf das Gesicht<br />
Ihres Models zurück zu werfen, wobei ein goldfarbener<br />
Reflektor ein wärmeres Licht ergibt.<br />
Kompass: Ein Kompass hilft Ihnen, die<br />
Himmelsrichtung festzustellen, wenn Sie schon<br />
tagsüber vor Ort eintreffen oder wenn der Himmel<br />
bedeckt ist.<br />
Reinigungsutensilien: In der Dämmerung besteht<br />
ein wesentlich höheres Risiko von Streulicht als unter<br />
normalen Lichtverhältnissen. Um dies zu minimieren,<br />
müssen Ihre Objektive und Filter von Staub, Schmutz,<br />
Feuchtigkeit und Fingerabdrücken völlig frei sein.<br />
Warme, wetterfeste Kleidung: Im Morgengrauen ist<br />
es oft auch im Sommer kühl und auch wenn abends<br />
die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist fällt<br />
die Temperatur schnell ab. Kleiden Sie sich also<br />
entsprechend und denken Sie dabei auch an<br />
Handschuhe, um die Finger warmzuhalten. In<br />
Feuchtgebieten und an der Küste sind auch<br />
Gummistiefel keine schlechte Idee, denn damit können<br />
Sie sich auch im flachen Wasser bewegen und<br />
erweitern somit die Möglichkeiten für ihren<br />
Kamerastandort.<br />
Starke Taschenlampe: Wenn Sie einen<br />
Sonnenaufgang fotografieren wollen, treffen Sie in aller<br />
Regel noch bei völliger Dunkelheit vor Ort ein. Damit Sie<br />
in unwegsamem Gelände nicht auf die Nase fallen und<br />
womöglich ihre Ausrüstung beschädigen, brauchen Sie<br />
die Taschenlampe. Sie ist ebenso unverzichtbar, wenn<br />
Sie nach einem Sonnenuntergang eine größere<br />
Entfernung zum Auto zurück laufen müssen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 101
FOTOGRAFIEREN IN DER DÄMMERUNG<br />
HELEN DIXON<br />
SONNE AM HORIZONT<br />
Ganz gleich, wie oft wir den Anblick schon<br />
gesehen haben mögen, es hat jedes Mal aufs<br />
Neue etwas Faszinierendes, wenn die Sonne wie<br />
ein goldener Ball über dem Horizont hängt – fast<br />
unwiderstehlich greift man zur Kamera. Am<br />
eindrucksvollsten ist es, wenn die Sonne den<br />
Bildausschnitt ausfüllt. Dazu brauchen Sie ein<br />
Teleobjektiv, je länger desto besser, idealerweise<br />
mit einer Brennweite ab 400 mm. Andernfalls<br />
schneiden Sie das Bild später zu. Heutige<br />
Kameras liefern eine so hochwertige Bildqualität,<br />
dass sie durch das Zuschneiden den Effekt eines<br />
Teleobjektivs imitieren können. Sie können das<br />
Foto dann allerdings nicht mehr sehr stark<br />
vergrößern.<br />
Die besten Ergebnisse bekommen Sie, wenn es<br />
ein wenig dunstig oder sogar staubig ist. Das<br />
vermindert die Intensität der Strahlung und<br />
damit das Risiko von Streulicht, außerdem sieht<br />
die Sonne dann durch die stärkere Lichtbrechung<br />
in der Atmosphäre noch größer aus. Wenn die<br />
Sonne dicht über dem Horizont steht, sind die<br />
Chancen für diesen Effekt am größten. Ist die<br />
Sonne jedoch sehr hell und Sie können nicht in<br />
deren Richtung schauen, ohne die Augen<br />
zusammenkneifen zu müssen, fotografieren Sie<br />
auf keinen Fall, denn die Helligkeit wird durch<br />
die Optik der Kamera verstärkt und sie könnten<br />
Augenschäden davon tragen. Um die<br />
Bildkomposition interessanter zu machen,<br />
suchen Sie nach einzelnen Objekten wie einem<br />
Baum oder einem Boot im Wasser, um dem Bild<br />
einen Maßstab zu geben und gleichzeitig einen<br />
Fixpunkt zu erzeugen. Falls das Sonnenlicht<br />
durch Dunst ausreichend geschwächt ist, wird<br />
die Kamera korrekt belichtete Fotos liefern, ohne<br />
dass Sie die Belichtung korrigieren müssen.<br />
Meistens ist dies jedoch nicht der Fall, dann<br />
müssen Sie mit bis zu einer Blendenstufe positiv<br />
korrigieren.<br />
STADTANSICHTEN<br />
Großstädte mögen schmutzig und die meiste Zeit<br />
des Tages laut und hektisch sein. In der Dämmerung<br />
erleben Sie jedoch einen wundersamen Wandel und<br />
entfalten eine inspirierende Atmosphäre voller<br />
Gelegenheiten für eindrucksvolle Fotos.<br />
Frühmorgens finden Sie verlassene Straßen vor, in<br />
denen Sie einzelne Objekte im Gegenlicht der Sonne<br />
als Silhouetten fotografieren können. <strong>Fotografie</strong>ren<br />
Sie den Verkehr, während dessen Auspuffgase von<br />
der aufgehenden Sonne indirekt angestrahlt werden,<br />
oder den aus Kraftwerkskühltürmen aufsteigenden<br />
weißen Wasserdampf in der kalten Morgenluft.<br />
Finden Sie einen hoch gelegenen Standpunkt und<br />
benutzen Sie ein Teleobjektiv, um die Perspektive zu<br />
komprimieren, damit soweit das Auge reicht,<br />
Gebäude unter einem pastellfarbenen Himmel zu<br />
sehen sind, wobei die Sonne langsam aufgeht.<br />
Es lohnt sich, auch die historischen Altstädte in der<br />
Dämmerung zu erforschen, denn dort gibt es<br />
wesentlich weniger Zeichen der Moderne und Sie<br />
können beispielsweise jahrhundertealte<br />
Fachwerkhäuser im ersten Tageslicht fotografieren.<br />
Doch auch Industriegebiete sind in der Dämmerung<br />
unerwartet fotogen, deswegen kommt es gar nicht<br />
so sehr darauf an, wo sie zuhause sind.<br />
Gegen Abend beginnen Sie zu fotografieren, sobald<br />
die Sonne untergeht und hören nicht auf, bis es<br />
dunkel ist. Es sieht fantastisch aus, wenn die Sonne<br />
untergegangen ist und der Himmel in den Glas- und<br />
Stahlstrukturen moderner Hochhäuser gespiegelt<br />
wird. Mit einsetzender Dämmerung schalten sich<br />
automatisch die Außenbeleuchtung vieler Gebäude<br />
und die Straßenbeleuchtung ein. Nun ist es an der<br />
Zeit, in Flutlicht getauchte Bauten und Denkmäler<br />
gegen den sich verdunkelnden Himmel zu<br />
fotografieren, die Spuren der Verkehrslichter des<br />
Feierabendverkehrs in den Straßen und die Massen<br />
der hastenden Berufspendler auf dem Weg zur<br />
Straßenbahn, zum Bus oder zur U-Bahn, wobei die<br />
menschlichen Körper in der Bewegung<br />
verschwimmen, was die Stimmung der Szene noch<br />
verstärkt.<br />
Suchen Sie sich einen erhöhten Standpunkt, von<br />
dem aus Sie die Skyline der Stadt zuerst mit einem<br />
Weitwinkel- und dann mit dem Telezoomobjektiv<br />
fotografieren können. Die in jeder Stadt vorhandene<br />
Lichtverschmutzung wird dem Himmel auf den<br />
Fotos auch dann noch faszinierende Farben<br />
verleihen, wenn er für das menschliche Auge längst<br />
dunkel geworden ist.<br />
LEE FROST<br />
DAS WETTER<br />
Es gibt einen Faktor, der mehr als alles andere<br />
entscheidet, ob ein Foto in der Dämmerung<br />
gelingt oder nicht: das Wetter, oder genauer<br />
gesagt: die Bewölkung. Nutzen Sie für den Tag,<br />
an dem Sie Ihre Foto-Session planen,<br />
möglichst Wettervorhersagen aus<br />
verschiedenen Quellen.<br />
Wenn die Wettervorhersage von einer<br />
Bewölkung von mehr als 50 % ausgeht,<br />
besteht eben diese Wahrscheinlichkeit von 50<br />
%, dass weder Sonnenaufgang noch<br />
irgendwelche Farben am Himmel zu sehen<br />
sein werden. Beträgt die Wahrscheinlichkeit<br />
mehr als 75 %, sollten Sie sich genau<br />
überlegen, ob sie ein Risiko eingehen wollen,<br />
dass 3:1 gegen sie steht. Andererseits sind<br />
Wettervorhersagen oft falsch und zumindest im<br />
Herbst und Winter brauchen Sie nicht zu einer<br />
102 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
FOTOGRAFIEREN IN DER DÄMMERUNG<br />
ROSS HODDINOTT<br />
völlig unchristlichen Zeit aufzustehen, um<br />
einen Sonnenaufgang zu sehen. Das<br />
Schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist,<br />
dass sie aufstehen, losfahren und nach ein<br />
paar Kilometern feststellen, dass eine dichte<br />
Wolkendecke über ihrem Ziel hängt; also<br />
fahren Sie wieder zurück und genießen Ihr<br />
Frühstück.<br />
Doch selbst bei geringer Bewölkung ist es nicht<br />
ungewöhnlich, dass diese sich genau an der<br />
Stelle befi ndet, wo der Sonnenaufgang zu<br />
erwarten ist. In diesem Fall werden Sie<br />
wahrscheinlich nicht die erwünschten Bilder<br />
bekommen, doch Wolken bewegen sich am<br />
Himmel, und wenn Sie nicht zu dicht sind,<br />
können höher stehende Wolkenfelder trotzdem<br />
von der aufgehenden Sonne angestrahlt<br />
werden. Die besten Bilder werden Sie<br />
bekommen, wenn es mehrfach durchbrochene<br />
Wolken gibt, doch das lässt sich auch mit der<br />
genausten Wettervorhersage nicht ermitteln.<br />
In der Abenddämmerung haben Sie es<br />
einfacher, denn Sie kennen den Wetterverlauf<br />
des ganzen Tages und können fundierter<br />
entscheiden, ob es sich lohnt, das Projekt<br />
anzugehen oder nicht.<br />
Dichte Bewölkung im Westen ist ein nahezu<br />
untrügliches Zeichen, dass an diesem Tag der<br />
Sonnenuntergang für Sie jedenfalls nicht<br />
stattfi nden wird, doch wenn es sich um eine<br />
durchbrochene Wolkendecke handelt, sieht die<br />
Sache anders aus. Es kann Ihnen passieren,<br />
dass sie an Ort und Stelle ankommen und alles<br />
dermaßen hoffnungslos aussieht, dass sie<br />
sofort wieder umdrehen und zurück fahren, nur<br />
um nach ein paar Kilometern einen<br />
spektakulären Sonnenuntergang zu sehen – im<br />
Rückspiegel Ihres Autos.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 103
FOTOGRAFIEREN IN DER DÄMMERUNG<br />
LEE FROST<br />
DER GOLDENE SCHUSS …<br />
Konzentrieren Sie sich nicht ausschließlich auf<br />
den Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, den<br />
Sie fotografieren, sodass Sie alles andere um Sie<br />
herum vergessen. Wenn die Sonne gerade über<br />
den Horizont gestiegen ist, oder kurz bevor Sie<br />
dahinter verschwindet, drehen Sie sich einmal<br />
langsam im Kreis und achten genau darauf, ob<br />
das Sonnenlicht nicht irgendwo anders einen<br />
guten Effekt erzeugt. Oftmals entdecken Sie so<br />
eine Landschaft in wahrhaft goldenem Licht<br />
erstrahlen. Dies ist aber nur möglich, wenn Sie<br />
aufmerksam schauen und nicht nur damit<br />
beschäftigt sind, den Himmel in die geplante<br />
Bildkomposition einzubauen, ohne zu bemerken,<br />
was hinter Ihnen vorgeht.<br />
Besonders schön werden Aufnahmen der niedrig<br />
stehenden Sonne, wenn Oberflächenstrukturen<br />
im Vordergrund erkennbar sind, beispielsweise ein<br />
gewellter Sandstrand bei Ebbe oder Sanddünen in<br />
einer Wüste. Um solche Oberflächenstrukturen<br />
detailliert ins Bild zu bekommen, fotografieren Sie<br />
mit der Sonne rechts oder links der Kamera, damit<br />
Schatten über den Himmel fallen. Oft haben sie<br />
ohnehin gar keine andere Möglichkeit, denn wenn<br />
Sie mit dem Rücken zur Sonne stünden, würde ihr<br />
eigener Schatten ins Bild fallen. Szenen, die frontal<br />
von vorn beleuchtet werden, haben mehr<br />
goldenes Glühen; doch da die Schatten von der<br />
Kamera weg fallen, können solche Fotos auch<br />
sehr flach aussehen.<br />
Falls Sie einen Polfilter verwenden, werden Sie<br />
feststellen, dass es viel effizienter ist, wenn die<br />
Sonne im rechten Winkel zur Kamera scheint als<br />
direkt von hinten. Das Licht ist am Ende des Tages<br />
intensiver als zu Beginn. Eine dichtere<br />
Atmosphäre und verstärkter Dunst – auch durch<br />
Abgase – bewirken eine größere Lichtbrechung<br />
der Sonnenstrahlen. Nicht umsonst wird die<br />
Stunde vor Sonnenuntergang die goldene Stunde<br />
genannt. An einem klaren Spätnachmittag lohnt<br />
es sich, schon lange vor Sonnenuntergang zur<br />
Stelle zu sein, um dieses magische Licht<br />
einzufangen, solange die Sonne noch am Himmel<br />
steht. Und wenn sie auch ganz unspektakulär<br />
hinter dem Horizont verschwindet, können Sie<br />
vorher noch großartige Aufnahmen machen.<br />
OUTDOOR-PORTRÄTS<br />
Bei Dämmerung lassen sich nicht nur wunderbare<br />
Landschaftsfotos schießen, auch für stimmungsvolle<br />
Porträts ist das Licht hervorragend geeignet. In den ersten<br />
Minuten nach Sonnenaufgang und den letzten Minuten<br />
vor Sonnenuntergang ist das Licht so warm, dass alles<br />
einen goldenen Schein erhält. Ihr Modell braucht sich nur<br />
mit dem Gesicht zur Sonne zu drehen, und das Licht<br />
bringt die Augen durch die Reflexionen zum Funkeln. Ist<br />
das Sonnenlicht noch zu hell, fotografieren Sie mit<br />
seitlichem Licht, wobei auf der gegenüberliegenden Seite<br />
ein Reflektor zum Einsatz kommt, um das Sonnenlicht auf<br />
die Schattenseite des Gesichts zurück zu werfen. Befindet<br />
sich die Sonne bereits unter dem Horizont und ist ein<br />
farbenprächtiger Himmel zu sehen, benutzen Sie den<br />
Himmel als Hintergrund und beleuchten das Modell mit<br />
einem Aufhellblitz. Die Blitzleistung darf nur schwach<br />
sein, damit man auf dem Foto nicht erkennt, dass geblitzt<br />
wurde. Ein Verhältnis von 1:4 zwischen Blitz und<br />
Umgebungslicht sollte diesen Effekt erzielen.<br />
Probieren Sie auch ein Porträt als Silhouette. Das Glühen<br />
des Himmels projiziert Licht und Farbe auf ihr Modell,<br />
und wenn Sie schrittweise die Belichtung korrigieren,<br />
können Sie diesen Effekt einfangen, ohne die Wärme des<br />
Himmels zu verlieren.<br />
ISTOCKPHOTO<br />
VERLAUFSFILTER<br />
Ein weiterer wichtiger Faktor beim Fotografi eren<br />
in der Dämmerung besteht darin, dass der<br />
Helligkeitsunterschied zwischen Himmel und<br />
Landschaft oft größer ist tagsüber. Das gilt<br />
besonders für die Zeit vor Sonnenaufgang und<br />
nach Sonnenuntergang, wenn kein direktes<br />
Licht auf die Landschaft scheint, der Himmel<br />
aber noch sehr hell ist. Das gilt auch, wenn die<br />
Sonne sich nah am Horizont befi ndet, doch von<br />
einer Wolke verdeckt wird. Wenn Sie in dieser<br />
Situation „normal“ fotografi eren, bekommen<br />
Sie entweder einen korrekt belichteten Himmel<br />
und einen stark unterbelichteten Vordergrund<br />
oder einen korrekt belichteten Vordergrund und<br />
einen überbelichteten Himmel. Wenn Sie<br />
Objekte des Vordergrunds als Silhouetten<br />
gegen den Himmel abbilden wollen, ist das<br />
kein Problem, doch wenn Sie<br />
Vordergrunddetails und gleichzeitig das<br />
dramatische Farbenspiel des Himmels im Bild<br />
haben wollen, müssen sie dem<br />
Belichtungsmess-System der Kamera ein<br />
wenig unter die Arme greifen.<br />
104 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
FOTOGRAFIEREN IN DER DÄMMERUNG<br />
LEE FROST<br />
Eine Möglichkeit besteht darin, zwei identische<br />
Aufnahmen vom Stativ aus zu machen – eine<br />
mit korrekter Belichtung für den Himmel, die<br />
andere mit korrekter Belichtung für den<br />
Vordergrund – und beide Bilder später zu<br />
kombinieren. Die zweite Möglichkeit ist, eine<br />
Serie mit Belichtungskorrektur der Einzelbilder<br />
von etwa -2 Blendenstufen bis +2<br />
Blendenstufen in Schritten von einer halben<br />
Blendenstufe zu schießen und die Einzelbilder<br />
ebenfalls später zu kombinieren. In diesem Fall<br />
benötigten Sie dazu ein Programm wie<br />
Photomatix Pro, das die korrekt belichteten<br />
Teile der Einzelbilder benutzt und diese zu<br />
einem neuen, nun insgesamt korrekt<br />
belichteten Foto kombiniert. Beide Methoden<br />
kommen in etwa zu demselben Ergebnis, doch<br />
beide benötigen auch relativ viel Zeit am<br />
Computer.<br />
Viel schneller und einfacher geht es mit einem<br />
Grauverlaufsfilter, mit dem sie den Himmel<br />
abdunkeln, damit er mit denselben<br />
Einstellungen belichtet werden kann, wie der<br />
Vordergrund. So bekommen Sie bereits ein<br />
perfektes Ergebnis direkt aus der Kamera und<br />
brauchen später nur wenig nachzubearbeiten.<br />
Grauverlaufsfilter gibt es in unterschiedlichen<br />
Stärken, üblicherweise mit den Werten 0.3,<br />
0.6 und 0.9, welche die Helligkeit des<br />
Himmels jeweils um eine, zwei und drei<br />
Blendenstufen reduzieren. In der Dämmerung,<br />
wenn der Himmel besonders hell ist –<br />
verglichen mit dem Vordergrund – werden Sie<br />
generell den 0.9ND Verlaufsfilter brauchen, um<br />
ausgewogene Helligkeitsverhältnisse zu<br />
bekommen. Falls der Vordergrund jedoch aus<br />
Wasser oder nassem Sand besteht, wird sehr<br />
viel der Helligkeit des Himmels reflektiert<br />
werden und der ein 0.6ND Filter dürfte<br />
ausreichen. Wenn Sie sich nicht sicher sind,<br />
benutzen Sie den 0.6ND Filter zuerst und<br />
schauen sich das Bild in der <strong>Vorschau</strong> auf dem<br />
Kameramonitor an. Himmel und Vordergrund<br />
müssen „richtig“ aussehen. Die Spitzlicht-<br />
Warnung der Kamera sollte eingeschaltet sein,<br />
damit sie erkennen können, ob etwa Teile des<br />
Himmels überbelichtet sind. Ist dies der Fall,<br />
verwenden Sie den stärkeren 0.9ND<br />
Grauverlaufsfilter.<br />
Es gibt harte und weiche Verlaufsfilter. In der<br />
Dämmerung eignen sich harte Verlaufsfilter<br />
besser, denn sie haben einen abrupten<br />
Übergang vom dunklen zum neutralen Bereich<br />
– und genau das brauchen Sie, denn an der<br />
Horizontlinie ist der Himmel am hellsten. Bei<br />
weichen Verlaufsfiltern ist der Übergang zur<br />
neutralen Zone des Filters weicher, daher<br />
haben weiche Filter nicht den gewünschten<br />
Effekt auf einen grellen Horizont.<br />
Der Einsatz von Verlaufsfiltern ist ganz einfach:<br />
Sie montieren die Kamera auf das Stativ und<br />
schieben, während Sie durch den Sucher oder<br />
auf den LCD-Monitor schauen, den<br />
Verlaufsfilter in seinem Halter nach unten, bis<br />
der Verlaufsbereich den Himmel bis zum<br />
Horizont abdeckt. Die Belichtung können Sie<br />
getrost der Kamera überlassen; benutzen Sie<br />
dazu die Mehrfeldmessung und<br />
Blendenautomatik. Das Bild sollte auf Anhieb<br />
gelingen, denn der Verlaufsfilter senkt den<br />
Kontrast der Szene und ermöglicht dem<br />
Belichtungsmesssystem, die passenden<br />
Einstellungen zu finden. Falls das Bild zu<br />
dunkel wird, stellen Sie einfach 1/3 oder 2/3<br />
Stufen Korrektur ein.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 105
FOTOGRAFIEREN IN DER DÄMMERUNG<br />
LANGE BELICHTEN<br />
Während der Dämmerung sind die<br />
Lichtverhältnisse logischerweise nicht<br />
überragend, außerdem verschlechtern sie<br />
sich zunehmend bis zum Einbruch der<br />
Nacht. Wenn Sie also mit mittleren bis<br />
kleinen Blenden und/oder geringen<br />
ISO-Werten fotografi eren, wird die<br />
Verschlusszeit etliche Sekunden, oft sogar<br />
mehrere Minuten lang. Bei Motiven wie<br />
bewegtem Wasser oder im Wind<br />
wiegenden Bäumen bilden lange<br />
Verschlusszeiten diese Bewegung ab. Sie<br />
werden jedoch oft feststellen, dass Ihre<br />
Verschlusszeiten nicht lang genug sind,<br />
besonders bei ruhigem Wetter, also<br />
müssen Sie noch länger belichten.<br />
Hier kommen Verlaufsfi lter ins Spiel. Sie<br />
sorgen dafür, dass das in das Objektiv<br />
einfallende Licht so reduziert wird, dass<br />
Sie den Verschluss länger öffnen müssen.<br />
Wie lange genau, hängt von der Stärke des<br />
Filters ab: Ein Filter der Stärke 0.3ND<br />
dunkelt das Objektiv um eine Blendenstufe<br />
ab, bewirkt also eine Verlängerung der<br />
Verschlusszeit um das Doppelte. Ein<br />
0.6ND Filter dunkelt zwei Blendenstufen<br />
ab, vervierfacht also die Verschlusszeit und<br />
ein 0.9ND Filter schließlich verdunkelt das<br />
Bild um drei Blendenstufen. Sie können<br />
zwei Graufi lter aufeinander schrauben, um<br />
noch höhere Werte zu erreichen. Die<br />
Farben werden durch die Filter bis zu<br />
einem gewissen Schwellenwert nicht<br />
beeinfl usst, deswegen werden Graufi lter<br />
auch Neutraldichtefi lter genannt (ND), ein<br />
Ausdruck, der jedoch wenig gebräuchlich<br />
ist. Ab einer Filterstärke von vier<br />
Blendenstufen können jedoch<br />
Farbverschiebungen auftreten. Das macht<br />
aber nichts, denn in der Dämmerung<br />
sorgen solche Verschiebungen sogar für<br />
eine Verbesserung des Bildes. Außerdem<br />
lassen Sie sich, wenn Sie wollen, in der<br />
Nachbearbeitung leicht korrigieren.<br />
Extreme Graufi lter mit einer Dichte von<br />
zehn Blendenstufen dienen dazu, die<br />
Verschlusszeit auf mehrere Minuten zu<br />
verlängern, wobei sich bewegende Wolken<br />
und Gewässer nur noch als watteähnliche<br />
Struktur dargestellt werden. Das kann dem<br />
Bild etwas Träumerisches, Übernatürliches<br />
verleihen, doch da die Lichtverhältnisse<br />
ohnehin schon ziemlich schlecht sind,<br />
können solch extreme Graufi lter zu<br />
Verschlusszeiten von 15 Minuten und<br />
länger führen, was nicht jedermanns<br />
Sache ist. Normalerweise sollten jedoch<br />
2–3 Minuten ausreichen; das hat den<br />
angenehmen Nebeneffekt, dass Sie in der<br />
ohnehin nur kurzen Zeit, die Ihnen zur<br />
Verfügung steht, mehr Fotos machen<br />
können.<br />
ADAM BURTON<br />
Belichtungstabelle für Verlaufsfilter<br />
Ungefilterte<br />
Belichtung<br />
Einstufiger<br />
Verlaufsfilter<br />
Zweistufiger<br />
Verlaufsfilter<br />
Dreistufiger<br />
Verlaufsfilter<br />
Vierstufiger<br />
Verlaufsfilter<br />
Fünfstufiger<br />
Verlaufsfilter<br />
Sechsstufiger<br />
Verlaufsfilter<br />
Siebenstufiger<br />
Verlaufsfilter<br />
Achtstufiger<br />
Verlaufsfilter<br />
Neunstufiger<br />
Verlaufsfilter<br />
Zehnstufiger<br />
Verlaufsfilter<br />
1/15 Sekunde 1/8 Sekunde 1/4 Sekunde 1/2 Sekunde 1 Sekunde 2 Sekunden 4 Sekunden 8 Sekunden 16 Sekunden 32 Sekunden 1 Minute<br />
1/8 Sekunde 1/4 Sekunde 1/2 Sekunde 1 Sekunde 2 Sekunden 4 Sekunden 8 Sekunden 16 Sekunden 32 Sekunden 1 Minute 2 Minuten<br />
1/4 Sekunde ½ Sekunde 1 Sekunde 2 Sekunden 4 Sekunden 8 Sekunden 16 Sekunden 32 Sekunden 1 Minute 2 Minuten 4 Minuten<br />
½ Sekunde 1 Sekunde 2 Sekunden 4 Sekunden 8 Sekunden 16 Sekunden 32 Sekunden 1 Minute 2 Minuten 4 Minuten 8 Minuten<br />
1 Sekunde 2 Sekunden 4 Sekunden 8 Sekunden 16 Sekunden 32 Sekunden 1 Minute 2 Minuten 4 Minuten 8 Minuten 16 Minuten<br />
106 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
FOTOGRAFIEREN IN DER DÄMMERUNG<br />
LEE FROST<br />
WASSER MACHT DEN<br />
UNTERSCHIED<br />
Die Hauptattraktion des <strong>Fotografie</strong>rens in der<br />
Dämmerung sind die Farben – je mehr davon,<br />
desto besser. Zu einem traumhaften<br />
Sonnenuntergang gehört ein Himmel, bedeckt mit<br />
einer durchbrochenen Wolkendecke, die durch<br />
die Sonne von unten angestrahlt wird und eine<br />
Farbenpracht entstehen lässt, die von Gelb über<br />
Orange bis hin zu Blutrot und Violett reicht. Doch<br />
gekrönt wird eine solche Szene, wenn ein<br />
Gewässer im Bild ist. Die Spiegelung der<br />
Farbenpracht des Himmels in einem See oder im<br />
ruhigen Meer erhöht die Atmosphäre eines<br />
solchen Fotos ungemein, und Sie haben ohne<br />
weiteres Zutun einen attraktiven Vordergrund. Bei<br />
einem anderen, nicht reflektierenden Vordergrund<br />
erfordert es viel fotografisches Geschick, dafür zu<br />
sorgen, dass dieser gegenüber der Farbenpracht<br />
des Himmels nicht langweilig wirkt. Doch schon<br />
ein Bach, ein Kanal oder besser noch ein Fluss<br />
vermeiden dieses Problem und können außerdem<br />
noch als Führungslinien dienen. Auch ein noch<br />
nasser Sandstrand bei Ebbe macht sich sehr gut<br />
als Vordergrund; er wird den Himmel nicht<br />
spiegeln, doch er wird dessen Farbe annehmen.<br />
Besondere Aufnahmetechniken im<br />
Zusammenhang mit Gewässern in der<br />
Dämmerung gibt es nicht. Sie müssen lediglich<br />
darauf achten, dass Sie nicht aufgrund der<br />
Gesamthelligkeit der Szene das Foto<br />
unterbelichten. Um das zu vermeiden, können Sie<br />
einen 0.3ND Grauverlaufsfilter benutzen, mit<br />
dem Sie nicht nur den Himmel, sondern die<br />
gesamte Szene bis hinunter zum Horizont<br />
abdecken – das gibt Ihnen den Spielraum für ein<br />
wenig Extrabelichtung der Reflexionen, damit<br />
diese nicht zu dunkel erscheinen.<br />
SILHOUETTEN<br />
Zu den eindrucksvollsten und doch am einfachsten zu<br />
fotografierenden Motiven gehören Silhouetten in der<br />
Dämmerung. Jedes solide Objekt, das sich zwischen Ihnen<br />
und der Sonne oder dem Himmel befindet, wird als<br />
Silhouette abgebildet, weil es sich vor einem sehr hellen<br />
Hintergrund befindet, während aus Ihrer Blickrichtung kein<br />
Licht kommt. Menschen, Boote im Wasser, ein Leuchtturm,<br />
eine Windmühle, Bäume, Tiere – alles mit einem<br />
charakteristischen Umriss eignet sich dazu, als Silhouette<br />
aufgenommen zu werden, weiter entfernte Objekte<br />
vergrößern Sie mit einem Telezoom. Halten Sie die<br />
Bildkomposition einfach und achten Sie darauf, dass<br />
genügend Abstand zwischen den Objekten bleibt, denn<br />
überlappende Formen verschmelzen zu einer Silhouette und<br />
sind dann nicht mehr identifizierbar. Wenn Sie Ihre Kamera<br />
auf Zeitautomatik eingestellt haben, können Sie getrost alles<br />
der Kamera überlassen und gute Ergebnisse erwarten.<br />
Allerdings mit einer Ausnahme: Falls die Sonne im Bild ist,<br />
besteht das Risiko des Unterbelichtens. Das können Sie<br />
aber mit etwas positiver Belichtungskorrektur leicht<br />
kompensieren.<br />
LEE FROST<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 107
FOTOGRAFIEREN IN DER DÄMMERUNG<br />
EFFIZIENTE VORBEREITUNG<br />
Die Zeit der Dämmerung ist kurz, und die<br />
Lichtverhältnisse ändern sich von Minute zu<br />
Minute. Doch gerade darin liegt der Reiz, denn<br />
jede Minute bietet neue fotografische<br />
Möglichkeiten. Die Farben werden intensiver,<br />
ändern sich und verblassen schließlich; die<br />
Sonne kann sich in Sekunden hinter einer Wolke<br />
verbergen und wieder hervorkommen.<br />
Seien Sie also rechtzeitig vor Ort – wenigstens 40<br />
Minuten vorher. In der Morgendämmerung zeigt<br />
der Himmel oft schon seine schönsten Farben,<br />
noch bevor die Sonne aufgegangen ist. In der<br />
Abenddämmerung beginnen die schönsten<br />
Farbspiele etwa 1 Stunde vor Sonnenuntergang.<br />
Ein großer Vorteil der Digitalkameras besteht<br />
darin, dass Sie gleich an Ort und Stelle wissen<br />
können, wenn Ihnen eine großartige Aufnahme<br />
gelungen ist. So können Sie sofort das Objektiv<br />
wechseln oder Ihren Standpunkt und auch die<br />
Bildkomposition ändern, um sich auf eine neue<br />
Variation des Motivs zu konzentrieren.<br />
Verwenden Sie eine kürzere oder längere<br />
Brennweite als zuvor, variieren Sie den<br />
Vordergrund, neigen Sie die Kamera nach oben,<br />
um den Himmel zu betonen, fotografieren Sie im<br />
Hoch- anstatt im Querformat, schießen Sie eine<br />
Serie oder ein Panorama – kurz: lassen Sie<br />
Fantasie und Kreativität freien Lauf. Denken Sie<br />
dabei auch an die hinter Ihnen liegende<br />
Landschaft…<br />
Es ist ohne Weiteres möglich, in der zur<br />
Verfügung stehenden Zeit ein Dutzend oder<br />
mehr gute Fotos zu machen, Sie dürfen nur nicht<br />
trödeln. Hier ein Beispiel zur Veranschaulichung<br />
von Lee Frost. Er machte sich an einem<br />
vielversprechenden Tag auf, um ein paar<br />
Dämmerungsbilder zu schießen, und hatte sich<br />
eine Stelle bei Alnmouth an der Nordseeküste<br />
von Northumberland ausgesucht.<br />
4<br />
1) In dieser Bildkomposition ist der Himmel sehr stark<br />
betont, ein altes Fischerboot dominiert den Vordergrund,<br />
und im Hintergrund dient Church Hill als Fixpunkt. Ein<br />
harter 0.6ND Grauverlaufsfilter sorgt für eine ausgewogene<br />
Belichtung sowohl des Himmels sowie des Vordergrunds.<br />
2) Da die Kamera leicht nach links gedreht ist, befinden<br />
sich auch einige Häuser des Dorfes im Bild und das am<br />
Bug des Bootes befestigte Tau dient als subtile<br />
Führungslinie.<br />
3) Diese Aufnahme von der Seite des Bootes ändert dessen<br />
Beziehung zu den restlichen Bildelementen und ist dank<br />
des verwendeten Weitwinkelobjektivs, das den Himmel mit<br />
seinen Wolkenformationen dominieren lässt, gut<br />
ausgewogen.<br />
4) Der Himmel verändert sich permanent, und Lee kehrt zu<br />
seinem ursprünglichen Kamerastandpunkt zurück, um das<br />
Boot zwischen dem Berg und den Häusern zu fotografieren.<br />
5) Mit der hereinkommenden Flut werden die Spiegelungen<br />
in der ruhigen Wasseroberfläche deutlicher. Die 40:60<br />
Aufteilung zwischen Himmel und Vordergrund ergibt eine<br />
einfache Bildkomposition. Die Position des Verlaufsfilters<br />
vor dem Objektiv wurde natürlich entsprechend angepasst.<br />
6) Die nach oben geneigte Kamera lenkt die<br />
Aufmerksamkeit des Betrachters vom Vordergrund zum<br />
Himmel. Das in mittlerer Entfernung befindliche Boot sorgt<br />
für einen Maßstab, während der auf einer Drittellinie<br />
liegende Horizont für eine ausgewogene Bildkomposition<br />
sorgt.<br />
7) Mit dem Boot hinter der Kamera ergibt sich ein besserer<br />
Eindruck der Dämmerung, wobei der Kanal in der Mitte des<br />
Bildes die Horizontlinie unterbricht und Vorder- und<br />
Hintergrund zusammenführt.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
5<br />
6<br />
7<br />
108 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
8 Hier erscheint das Boot<br />
prominenter im Bildausschnitt, und<br />
das Hochformat lässt genug Raum<br />
nach oben, um den Himmel zu<br />
betonen. Das vom Bug des Bootes<br />
hängende Tau dient als subtile<br />
Führungslinie, die den Blick in die<br />
Szene führt.
IMAGE: HELEN DIXON<br />
KÜSTEN-<br />
LANDSCHAFTEN<br />
DIE DEUTSCHEN KÜSTEN SIND ZWISCHEN 1200 UND 1600 KILOMETER LANG – JE NACH SICHT DER DINGE.<br />
MIT INSELN UND MEERESARMEN KOMMT DAS „CIA WORLD FACTBOOK“ GAR AUF ERSTAUNLICHE 2389<br />
KILOMETER, AMERIKA HAT ES EBEN GERNE ETWAS GRÖSSER. IN JEDEM FALL SIND DEUTSCHLANDS KÜSTEN<br />
LANG GENUG FÜR ÄUSSERST ABWECHSLUNGSREICHE LANDSCHAFTEN, DIE SICH FÜR FOTOGRAFEN ZU<br />
ALLEN JAHRESZEITEN, WETTERLAGEN UND TAGESZEITEN LOHNEN…
FOTOGRAFIEREN IN KÜSTENLANDSCHAFTEN<br />
Nah am Wasser:<br />
Die richtige<br />
Ausrüstung<br />
FÜR GUTE FOTOS VON LANDSCHAFTEN AN<br />
KÜSTEN BRAUCHEN SIE ZUERST DAS PASSENDE<br />
EQUIPMENT.<br />
WAHL DES OBJEKTIVS<br />
Die Brennweite ihres Objektivs beeinfl usst sehr stark die<br />
Wirkung der Küstenlandschaften auf Ihren Fotos,<br />
deswegen sollten Sie das Objektiv mit Bedacht<br />
auswählen. Ein Telezoom im Bereich von 70–200 mm<br />
ist handlich, vielseitig und daher gut geeignet. Mit der<br />
langen Brennweite fangen Sie sich an Felsen brechende<br />
Wellen oder weit entfernte Fixpunkte ein: eine Hallig,<br />
einen einsamen Spaziergänger oder einen Leuchtturm.<br />
Längere Brennweiten eignen sich auch gut, um die<br />
Perspektive zu komprimieren, wenn<br />
Hintergrundelemente stärker dominieren sollen.<br />
100 mm Brennweite sind gut für Details am Strand, wie<br />
Muster im Sand und interessant strukturierte<br />
Felsformationen. Natürlich deckt das Telezoom die<br />
100 mm ab, doch in diesem Fall ist ein Makroobjektiv<br />
die bessere Wahl, erstens wegen der höheren<br />
Lichtstärke, zweitens weil Sie damit auch Details wie<br />
Seetang, Muscheln usw. formatfüllend abbilden<br />
können.<br />
Abgesehen von den bisher erwähnten Brennweiten geht<br />
es nicht ohne ein Weitwinkelobjektiv, am fl exibelsten<br />
sind Sie im Bereich von 17–35 mm. Kurze Brennweiten<br />
haben immer einen sehr großen Schärfentiefebereich<br />
und eignen sich deshalb besonders gut für Motive mit<br />
viel räumlicher Tiefe, die sowohl im Vordergrund als<br />
auch im Hintergrund attraktive Bildelemente bieten. Der<br />
einzige Nachteil von Weitwinkelobjektiven am Strand<br />
besteht darin, dass Sie sehr nah an Ihr Motiv<br />
herangehen müssen, was manchmal schwer machbar<br />
ist, beispielsweise wenn die Flut kommt. In solchen<br />
Fällen ist ein 24–70 mm Zoomobjektiv die bessere<br />
Wahl; sein Bildfeld ist immer noch weit genug für<br />
großfl ächige Szenen und vergrößert zugleich stark<br />
genug, um aus sicherer Entfernung arbeiten zu können.<br />
FILTER<br />
Um allen Situationen gerecht zu werden,<br />
benötigen Sie drei verschiedene Sorten Filter: einen<br />
Polfilter, einen Grauverlaufsfilter und wenigstens<br />
zwei Graufilter. Mit dem Polfilter können Sie<br />
Reflexionen reduzieren und die Farbsättigung<br />
erhöhen. Der Grauverlaufsfilter ist ein<br />
Korrekturfilter, der den Kontrastunterschied<br />
zwischen Himmel und Vordergrund so weit<br />
reduziert, dass der Dynamikbereich der Kamera<br />
nicht überschritten wird. Erst dadurch wird es<br />
möglich, auch bei kontraststarken Motiven Details<br />
abzubilden. Graufilter zählen zu den Filtern,<br />
welche die kreativen Möglichkeiten des Fotografen<br />
erweitern. Sie reduzieren die ins Objektiv fallende<br />
Lichtmenge und verlängern so die benötigte<br />
Verschlusszeit. Damit können Sie Wasser in<br />
Bewegung bewusst unscharf abbilden, und das<br />
Bild wirkt weniger statisch.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
112 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
ROSS HODDINOTT<br />
WEITERES NÜTZLICHES ZUBEHÖR<br />
Fernauslöser: Das Auslösen des Verschlusses<br />
mit dem Zeigefinger kann zu – wenn auch<br />
minimaler – Verwacklung der Kamera führen,<br />
deshalb ist es sinnvoll, einen Fernauslöser zu<br />
verwenden, ganz gleich ob mit Kabel oder<br />
drahtlos. Er ist auch im B-Modus sehr nützlich,<br />
wenn Sie Verschlusszeiten von mehr als 30<br />
Sekunden benutzen.<br />
UV-Filter: UV-Filter absorbieren ultraviolettes<br />
Licht und haben gleichzeitig den an der Küste<br />
vielleicht noch wichtigeren Effekt, dass sie die<br />
Frontlinse des Objektivs vor Salzwasser und Sand<br />
schützen.<br />
Reinigungstuch: Haben Sie immer ein<br />
spezielles Reinigungstuch für die Frontlinse – oder<br />
den UV-Filter – zur Hand, damit Sie Feuchtigkeit<br />
auf der Kameraoptik sofort entfernen können.<br />
LEE FROST<br />
STATIV<br />
Vergessen Sie ihr Stativ nicht, denn sonst schränken Sie<br />
Ihre kreativen Möglichkeiten stark ein. Lange<br />
Verschlusszeiten sind nur mit Stativ möglich. Es sollte sehr<br />
stabil sein, denn filigrane Leichtgewichte können durch<br />
eine stärkere Welle oder einen Windstoß schnell<br />
umgeworfen werden. Wenn Sie am Strand fotografieren,<br />
drücken Sie die Stativbeine tief in den Sand, um die<br />
Stabilität zu erhöhen. Andernfalls könnte das Stativ<br />
während der Aufnahme durch sein Eigengewicht in den<br />
Sand einsinken, was das Foto verderben würde.<br />
Vergessen Sie nicht, das Stativ von Salz und Sand zu<br />
reinigen, wenn Sie wieder zuhause sind. Das gilt<br />
besonders für die Federn und Verriegelungen. Auch ein<br />
Tropfen Öl von Zeit zu Zeit schadet nicht.<br />
WETTERFESTE KLEIDUNG<br />
Wenn sie nass geworden sind und zu frieren beginnen, wird sich Ihre Kreativität<br />
in engen Grenzen halten. Warme, wetterfeste Kleidung ist deshalb nicht nur im<br />
Winter besonders wichtig. Greifen Sie deshalb auch dann, wenn es nicht<br />
besonders kalt zu sein scheint, zu langer Unterwäsche und Wollsocken. Eine<br />
gute, wind- und wasserdichte Jacke ist nicht ganz billig, erweist sich jedoch<br />
langfristig als gute Investition in Ihre Gesundheit. Es gibt spezielle Modelle mit<br />
mehreren übergroßen Außentaschen für Fotografen, in denen Ersatzbatterien,<br />
Gegenlichtblende, Filter etc. geschützt untergebracht werden können, aber<br />
trotzdem schnell zur Hand sind. Tragen Sie bei kaltem Wetter einen Hut, denn<br />
die meiste Körperwärme verliert man durch den Kopf. Auch Handschuhe sollten<br />
nicht fehlen, die aber dünn genug sind, um die Kamera bedienen bzw. Objektive<br />
und Filter wechseln zu können.<br />
Passendes Schuhwerk sollte sich eigentlich von selbst verstehen. Wanderstiefel<br />
sind zu empfehlen, wenn Sie den Wellen fernbleiben – sie sind bequem, warm<br />
und stützen die Fußgelenke, wenn Sie über Felsen klettern. Leider sind jedoch<br />
die besten Kamerastandpunkte oft nah an der Wasserlinie und das bedeutet, Sie<br />
brauchen Gummistiefel. Die sind zwar weniger bequem, aber Ihre Füße bleiben<br />
trocken.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 113
FOTOGRAFIEREN IN KÜSTENLANDSCHAFTEN<br />
BELICHTUNG UND VERSCHLUSSZEITEN<br />
In der Landschaftsfotografie bevorzugen wir<br />
normalerweise die Zeitautomatik, damit die<br />
Schärfentiefe sowohl Vorder- als auch Hintergrund<br />
erfasst. Beim <strong>Fotografie</strong>ren an Küsten sieht es<br />
etwas anders aus, denn Sie müssen die<br />
Verschlusszeit stärker berücksichtigen: Sie<br />
beeinflusst, wie die bewegte Meeresoberfläche<br />
abgebildet wird, und damit die Stimmung des<br />
Bildes.<br />
Die Verschlusszeit hängt von der Szene ab, die Sie<br />
fotografieren und von dem Effekt, den Sie erreichen<br />
wollen. Wollen Sie beispielsweise starke Wellen<br />
einfangen, die sich an einer Felsenküste brechen,<br />
brauchen Sie eine schnelle Verschlusszeit, um die<br />
emporschießende Gischt einzufrieren. Das bedeutet<br />
Verschlusszeiten zwischen 1/500 und einer<br />
1/2000 Sekunde, je nachdem, wie aufgewühlt das<br />
Meer ist und wie die Wellen im Sucherbild<br />
erscheinen. Je höher sie sind und je kürzer die<br />
Entfernung, desto kürzer die erforderliche<br />
Verschlusszeit.<br />
Am anderen Ende der Verschlusszeitskala befindet<br />
sich die Langzeitbelichtung, eine adäquate<br />
Aufnahmetechnik, wenn sie Aufnahmen an der<br />
Küste bei schlechten Lichtverhältnissen machen<br />
wollen – besonders in der Dämmerung. In diesem<br />
Fall stellen Sie eine Verschlusszeit zwischen einigen<br />
Sekunden bis zu ein paar Minuten ein. Dann wird<br />
die Wasserbewegung weich und dynamisch<br />
dargestellt, was schön zu statischen Bildelementen<br />
wie Felsen, einem Bootssteg im Hintergrund oder<br />
einem Gebäude kontrastiert.<br />
Selbstverständlich gibt es zwischen extremer<br />
Kurzzeit- und extremer Langzeitbelichtung zahllose<br />
Variationen. Es lohnt sich, mit unterschiedlichen<br />
Verschlusszeiten bei unterschiedlichen Tageszeiten<br />
und Wetterverhältnissen zu experimentieren, damit<br />
Sie sehen können, wie die Abbildung des Meeres<br />
dadurch beeinflusst wird. Dank der Digitaltechnik<br />
können Sie jedes Bild sofort überprüfen und<br />
gegebenenfalls mit kürzerer oder langsamerer<br />
Verschlusszeit neu schießen. Der „milchige“ Effekt<br />
des Meeres sieht großartig aus, doch widerstehen<br />
Sie der Versuchung, ausschließlich lange<br />
Verschlusszeiten zu benutzen. Manche Details der<br />
Wasseroberfläche wirken noch besser und um die<br />
ins Bild zu bekommen, brauchen Sie mit<br />
Weitwinkelobjektiv nur eine Verschlusszeit von<br />
1/4 oder einer 1/2 Sekunde. In der Dämmerung<br />
bekommen Sie den milchigen Effekt mit<br />
Verschlusszeiten zwischen 30 und 60 Sekunden.<br />
Schauen Sie, was passiert, wenn Sie dieselbe<br />
Szene nur fünf oder 10 Sekunden lang belichten.<br />
Auch der Zeitpunkt, wann Sie abdrücken, ist sehr<br />
wichtig, jedenfalls bei kurzen Verschlusszeiten.<br />
Wenn sich beispielsweise weißer Schaum auf dem<br />
Meer gebildet hat wirkt ein Bild besser, wenn bei<br />
einer abfließenden anstatt einer heranrollenden<br />
Welle ausgelöst wird.<br />
Die Zeitautomatik ist nach wie vor die praktischste<br />
Betriebsart, denn damit können Sie über die Blende<br />
den Schärfentiefebereich steuern. Bei den meisten<br />
Weitwinkeln benutzen Sie einen Blendenwert<br />
zwischen f/11 und f/16. Ist die sich daraus<br />
ergebende Verschlusszeit zu lang, wählen Sie<br />
entweder eine größere Blende – vorausgesetzt, der<br />
Schärfentiefebereich leidet nicht zu sehr darunter<br />
– oder Sie erhöhen die ISO-Empfindlichkeit der<br />
Kamera. Diese Möglichkeit ist oft die einzige, die<br />
Ihnen zur Verfügung steht. Versuchen Sie jedoch<br />
einen ISO-Wert von 400 nicht zu überschreiten,<br />
denn sonst leidet die Bildqualität. Wenn Sie jedoch<br />
eine besonders dramatische Szenerie vorfinden,<br />
können Sie das vernachlässigen und den<br />
benötigten hohen ISO-Wert einstellen. Oftmals<br />
unterstreicht das im Bild als Körnung sichtbar<br />
werdende Bildrauschen die natürliche Dramatik<br />
des Motivs.<br />
Falls Sie einen gewünschten Effekt auch mit einer<br />
besonders langen Verschlusszeit, mit kleinster<br />
Blende und niedrigster ISO Empfindlichkeit nicht<br />
erreichen können, wird es Zeit, einen Filter<br />
aufzuschrauben – einen Graufilter in diesem Fall. Je<br />
höher dessen Dichte, desto länger wird die<br />
resultierende Verschlusszeit. Zwei Graufilter, einer<br />
mit 0.6ND (zwei Blendenstufen) und einer mit<br />
0.9ND (drei Blendenstufen) sollten ausreichen,<br />
denn Sie können Sie einzeln oder gleichzeitig<br />
benutzen. Nicht vergessen werden sollte der<br />
zehnstufige Graufilter, der sich bei vielen kreativen<br />
Fotografen inzwischen einen geradezu legendären<br />
Status erworben hat. Mit ihm können Sie den<br />
Verschluss minutenlang offen halten und ihre<br />
Küstenszenen in regelrechte Meisterwerke<br />
verwandeln.<br />
AUSWIRKUNGEN UNTERSCHIEDLICHER<br />
VERSCHLUSSZEITEN: Diese Bildreihe zeigt die<br />
Auswirkungen unterschiedlicher Verschlusszeiten auf die<br />
Abbildung sich bewegenden Wassers. Die ersten<br />
Aufnahmen sehen eher langweilig aus, weil das Meer<br />
fast eingefroren scheint und die Oberfläche von<br />
störenden Mustern bedeckt ist. Ab 1 Sekunde jedoch<br />
beginnt es zu verschwimmen und bei 8 Sekunden sieht<br />
es sehr weich aus. Die längeren Belichtungen zwischen<br />
30 und 120 Sekunden lassen das Meer übernatürlich<br />
aussehen und die alte Buhne sorgt fast schon für einen<br />
3-D Effekt - heutzutage sehr populär, doch nicht<br />
jedermanns Sache. Welche Aufnahme bevorzugen Sie?<br />
1/60 Sek<br />
1/15 Sek<br />
2 Sekunden 8 Sekunden 15 Sekunden<br />
114 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
ROSS HODDINOTT<br />
1/8 Sek 1/2 Sek 1 Sekunde<br />
ALL IMAGES: LEE FROST<br />
30 Sekunden 60 Sekunden<br />
120 Sekunden<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 115
FOTOGRAFIEREN IN KÜSTENLANDSCHAFTEN<br />
BILDKOMPOSITION<br />
In Küstenlandschaften sind folgende Faktoren<br />
für die Bildkomposition zu berücksichtigen:<br />
Welche Vordergrundelemente und Fixpunkte<br />
sind vorhanden? Fotografi eren Sie bei<br />
auslaufendem oder ablaufendem Wasser, und<br />
wie viel Wasser soll überhaupt im Bild zu sehen<br />
sein? Wie sind die Lichtverhältnisse und die<br />
Position der Sonne? Welche Stimmung wollen<br />
Sie mit dem Bild erzeugen? Wenn Sie an einem<br />
Ihnen bereits bekannten Ort sind, haben Sie<br />
vielleicht eine genaue Vorstellung dessen, was<br />
Sie fotografi eren wollen: das Panorama eines<br />
Sonnenaufgangs mit welligem Sand im<br />
Vordergrund, ein Bild, auf dem die See einen<br />
Felsen umspült usw. Legen Sie sich jedoch<br />
nicht zu genau fest, denn bei Ihrer Ankunft sind<br />
die Wetterverhältnisse nicht unbedingt so, wie<br />
Sie es sich vorgestellt haben, oder vielleicht<br />
entdecken Sie das Potenzial für ein ganz neues<br />
Szenario.<br />
Falls alles wunschgemäß verläuft, haben Sie<br />
Zeit, nach weiteren Motiven zu suchen, denn<br />
ihren Panorama-Sonnenaufgang haben Sie ja<br />
bereits im Kasten. Bleiben Sie also noch ein<br />
wenig länger. Ganz gleich, an welcher Küste Sie<br />
sich befi nden, diese Art Landschaft bietet eine<br />
Fülle von Möglichkeiten für interessante Bilder,<br />
wenn Sie gewohnte Vorstellungen und<br />
Erwartungen verdrängen und sich<br />
unvoreingenommen umschauen. Lassen Sie<br />
sich Zeit dazu, und benutzen Sie verschiedene<br />
Objektive, Blickwinkel und Perspektiven.<br />
Schauen Sie sich dieselbe Szene von niedrigen<br />
und erhöhten Standpunkten an. Bringen Sie<br />
Abwechslung in den Vordergrund – gewellten<br />
Sand, Felsenkanten, Kies, den Himmel<br />
refl ektierende Pfützen. Warten Sie, bis Ebbe<br />
oder Flut beginnen, und beobachten Sie deren<br />
Einfl uss auf Ihr Motiv.<br />
Als Anregung mag mein Trip zum Bamburgh<br />
Beach an der englischen Nordseeküste dienen.<br />
Das Licht war alles andere als großartig, und es<br />
herrschte Ebbe. Trotzdem sind ein paar<br />
interessante Aufnahmen entstanden.<br />
1 2<br />
1) Hier wurde ein 17–40mm Zoomobjektiv bei 17 mm<br />
Brennweite benutzt. Ein Polfilter verbessert die<br />
Erscheinung des Himmels, und das Schloss ist ungefähr<br />
entsprechend der Drittelregel positioniert.<br />
2) Hier ist die Kamera etwas nach oben angewinkelt, die<br />
Brennweite beträgt nach wie vor 17 mm. Hier ist nun viel<br />
mehr vom Himmel im Bild und der Polfilter lässt die<br />
Wolken schön hervortreten.<br />
3) Die Konvertierung in Schwarzweiß erhöht die Dramatik<br />
des Motivs, wobei das Schloss fast nur noch als Silhouette<br />
zu erkennen ist.<br />
4) Ein paar Meter zurückgetreten und mit 40 mm<br />
Brennweite aufgenommen, ergibt sich im Querformat aus<br />
einem niedrigeren Blickwinkel eine völlig andere<br />
Stimmung des Bildes.<br />
5) Experimente mit unterschiedlichen Verschlusszeiten<br />
bei hereinkommender Flut zeigen, dass sich sogar bei<br />
5 Sekunden Verschlusszeit noch Merkmale der<br />
Meeresoberfläche erkennen lassen.<br />
6) Diese Kameraposition befindet sich unten am Strand<br />
im Gegenlicht. Die Sonne ist hell, doch da sie sehr klein<br />
abgebildet wird, gibt es keine Streulichtprobleme. Die<br />
Oberflächenstruktur des Sandes sorgt für räumliche Tiefe.<br />
7) Nicht der geringste Windhauch ist vorhanden, was liegt<br />
also näher, als sich mit den Spiegelungen des Himmels in<br />
den Pfützen zu befassen. Das ruhige, klare Wasser macht<br />
sich sehr gut als Vordergrund, und das Schloss dient als<br />
Fixpunkt unter einem fotogen bewölkten Himmel.<br />
8) Dieses Panorama entstand aus vier sich seitlich<br />
überlappenden Fotos, die vom Stativ aus geschossen und<br />
mit der Photomerge-Funktion von Photoshop<br />
zusammengeführt wurden.<br />
4 5<br />
6 7<br />
116 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
3<br />
ALL IMAGES: LEE FROST<br />
8<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 117
FOTOGRAFIEREN IN KÜSTENLANDSCHAFTEN<br />
GEBÄUDE AN DER KÜSTE<br />
Gebäude geben Bildern einen Maßstab und<br />
können als zentrale Fixpunkte dienen.<br />
Leuchttürme, Hafenmauern, Landungsstege,<br />
Buhnen und sogar Strandkörbe können<br />
attraktive Bildelemente sein und einem Foto<br />
seinen einzigartigen Charakter geben. Das<br />
wohl markanteste Küstenbauwerk ist der<br />
Leuchtturm, und trotz Radar- und GPS-<br />
Technologie fi nden sich an deutschen Küsten<br />
immer noch etwa 300 dieser alten<br />
Navigationshilfen.<br />
Wenn Sie ein solches Gebäude in ihr Motiv<br />
einbauen, darf es ruhig einen zentralen Platz<br />
einnehmen. Oft ist es aber vorteilhafter,<br />
Gebäude nur relativ klein im Bild zu zeigen.<br />
Das erzeugt ein Gefühl der Isolation und<br />
Abgeschiedenheit, gleichzeitig hat der<br />
Betrachter es einfacher, Örtlichkeit und<br />
Perspektive wahrzunehmen. Für eine<br />
harmonische Bildkomposition positionieren<br />
Sie ein Gebäude am besten ganz konservativ<br />
auf einer der Drittellinien.<br />
HELEN DIXON<br />
HELEN DIXON HELEN DIXON<br />
HELEN DIXON<br />
Nicht ganz so attraktiv, aber trotzdem fotogen,<br />
sind Hafenmauern, Hafenmolen und<br />
Landungsstege. Ihre gestreckten<br />
Konstruktionen eignen sich gut für<br />
Langzeitbelichtungen im Minutenbereich.<br />
Die Umrisse und Formen der Konstruktion<br />
eignen sich gut für die Konvertierung nach<br />
Schwarzweiß.<br />
Auch Reihen aus bunten Strandhütten,<br />
besonders häufi g an der Ostsee, sollten Sie<br />
nicht übergehen. Je nachdem, wie sie in die<br />
Dünenlandschaft eingebettet sind, wirken sie<br />
sehr fotogen. Aufnahmen mit Weitwinkel oder<br />
gar Fisheye ergeben attraktive, farbenfrohe<br />
Fotos, besonders, wenn sie von einem<br />
niedrigen Kamerastandpunkt gegen den<br />
blauen Himmel geschossen werden – mit<br />
Polfi lter, versteht sich.<br />
118 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
FILTER<br />
Vergessen Sie auf dem Weg zum Strand bloß nicht Ihre<br />
Filter! Ein Polfilter verstärkt die Farben und Sättigung des<br />
blauen Himmels, und durch Drehen in seiner Halterung<br />
können Sie Reflexionen reduzieren oder verstärken –<br />
besonders hilfreich, um Details von reflektierenden<br />
Flächen herauszuarbeiten, beispielsweise von bei Ebbe<br />
sichtbaren Prielen, nassen Felsen und nassem Sand.<br />
Aufgrund seines Lichtabsorptionsfaktors von zwei<br />
Blendenstufen kann der Polfilter auch als improvisierter<br />
Graufilter dienen, wenn Sie die Verschlusszeit bewusst<br />
verlängern wollen.<br />
Auch Verlaufsfilter sind an der Küste praktisch<br />
unentbehrlich. Ihre eine Hälfte ist transparent, die andere<br />
mit einer Übergangszone von klar nach farbig oder Grau<br />
beschichtet. Die Beschichtung absorbiert das Licht mehr<br />
oder weniger stark, wodurch der Fotograf den<br />
Kontrastunterschied zwischen hellem Himmel und<br />
dunklem Vordergrund ausgleichen kann. Verlaufsfilter<br />
haben entweder einen harten oder einen weichen<br />
Übergang und es gibt sie in verschiedenen Stärken. Üblich<br />
sind Stärken von einer, zwei und drei Blendenstufen.<br />
Verlaufsfilter sind die einzige Möglichkeit, bei Szenen mit<br />
hohem Kontrast – beispielsweise bei Sonnenauf- und<br />
Untergang – zu korrekter Belichtung zu kommen, es sei<br />
denn, Sie machen mehrere Aufnahmen mit jeweils<br />
unterschiedlicher Belichtung und führen diese in<br />
Photoshop zusammen. Dass dies wesentlich komplizierter<br />
ist, liegt auf der Hand.<br />
Der homogen beschichtete Graufilter wird benutzt, um die<br />
Verschlusszeit künstlich zu verlängern und so<br />
Bewegungen kreativ abzubilden – in der Regel dadurch,<br />
dass die Objekte verschwimmen. An der Küste sind das<br />
vorwiegend schnell fließendes Wasser und dessen Wellen.<br />
Mit einem dreistufigen Graufilter können Sie solche<br />
Bewegung gut einfangen. Ein Sonderfall sind extrem<br />
starke Graufilter. Damit können Sie sogar im hellsten<br />
Sonnenlicht Verschlusszeiten von mehreren Sekunden<br />
erzeugen. Während der Verschluss offen ist, werden<br />
schnell ziehende Wolken verwischen und selbst eine<br />
stürmische, raue See wird weich und gleichmäßig<br />
abgebildet. Graufilter gehören damit zur obligatorischen<br />
Grundausrüstung für die Küstenfotografie.<br />
Ohne Filter<br />
Mit Filter<br />
IMAGES: ROSS HODDINOTT<br />
IMAGES: ROSS HODDINOTT<br />
DETAILS AN DER KÜSTE<br />
Übersehen Sie nicht die an jedem<br />
Küstenstreifen vorhandenen kleinen Details.<br />
Dazu zählen Wellenmuster im Sand, Kies,<br />
Seetang, Muscheln und sogar Treibholz. Mit nur<br />
wenig Fantasie und einem Standard-Zoom oder<br />
Makroobjektiv sind abstrakte Naturaufnahmen<br />
möglich. Suchen Sie nach Formen, sich<br />
wiederholenden Mustern, dominierenden<br />
diagonalen Linien und Farbtupfern. Wenig<br />
Kontrast bei bedecktem Himmel passt am<br />
besten zu dieser Art Fotos, denn dadurch<br />
werden die feinen Details sehr schön<br />
hervorgehoben.<br />
Eine kurze Schärfentiefe, wie bei Blende f/2.8<br />
oder f/4, ist ein kreativer Ansatz – je größer das<br />
Objekt im Sucher erscheint, desto<br />
ausdrucksstärker das Foto. Wenn Ihr Objekt<br />
insgesamt scharf sein soll, wählen Sie eine<br />
kleine Blende und richten die Kamera parallel<br />
zum Objekt aus, damit so viel möglich im<br />
verfügbaren Schärfentiefebereich liegt. Dabei<br />
sollte ein Stativ die Kamera fixieren und Ihnen<br />
zugleich die Feinabstimmung Ihrer<br />
Bildkomposition ermöglichen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 119
FOTOGRAFIEREN IN KÜSTENLANDSCHAFTEN<br />
HELEN DIXON<br />
HELEN DIXON<br />
TAGES- UND JAHRESZEITEN<br />
Theoretisch können Sie in jeder Tageszeit und zu<br />
jeder Jahreszeit großartige Landschaftsaufnahmen<br />
machen. Doch die eherne Regel, dass die besten<br />
Lichtverhältnisse in der goldenen Stunde der<br />
Dämmerung herrschen, gilt natürlich auch hier.<br />
Jeweils eine halbe Stunde vor und nach<br />
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang herrschen<br />
manchmal geradezu magische Lichtverhältnisse.<br />
Seien Sie also lange vor Sonnenaufgang vor Ort.<br />
Nachdem Sie Fotos eines Sonnenuntergangs im<br />
Kasten haben, sollten Sie nicht zu früh<br />
zusammenpacken, denn danach können sich die<br />
Farben am Himmel noch intensivieren und zu den<br />
schönsten Motiven des Abends führen.<br />
Unterschiedliche Örtlichkeiten haben nicht selten<br />
unterschiedliche Tageszeiten, an denen Sie auf<br />
Fotos am besten zur Geltung kommen. Die<br />
Westküste der Nordseeinsel Sylt ist beispielsweise<br />
prädestiniert für Sonnenuntergänge. Es erleichtert<br />
Ihre Planung, wenn Sie die Position der Sonne<br />
schon vorher wissen. So arbeiten Sie effizient und<br />
vermeiden Enttäuschungen. Wir empfehlen, einen<br />
HELEN DIXON<br />
Sonne/Mond-Rechner zu benutzen, wie<br />
beispielsweise „The Photographer’s Ephemeris“,<br />
den Sie für PC und Mac gratis von photoephemeris.<br />
com herunterladen können. Für Smartphones kostet<br />
er ein paar Euro.<br />
Jede Jahreszeit bietet unterschiedliche<br />
Fotochancen: Im Frühling finden Sie in Form<br />
lokaltypischer Pflanzen bunte Farbtupfer in der<br />
Dünenlandschaft. Im Winter kann die See rau,<br />
abweisend und einschüchternd sein. In den<br />
Sommerferien werden sie hektisches Treiben an<br />
überfüllten Stränden vorfinden. Falls Sie nicht nach<br />
Motiven suchen, die sich ausschließlich durch diese<br />
Situation ergeben, sollten Sie also die Ferienzeit<br />
besser meiden.<br />
Denken Sie auch an die Gezeiten, wenn Sie ihre<br />
Expedition planen. Bestimmte Örtlichkeiten sind bei<br />
Ebbe attraktiver, andere bei Flut. Doch allein schon<br />
aus Sicherheitsgründen sollten Sie die Zeit der<br />
einsetzenden Flut kennen. Die Daten für die<br />
Nordsee finden Sie unter www.bsh.de/de/<br />
Meeresdaten/Vorhersagen/Gezeiten.<br />
Jene für die Ostsee sind vernachlässigbar, da der<br />
Pegelunterschied hier maximal 15 cm beträgt.<br />
120 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
EIN KREATIVER BLICK<br />
APFELSINENFABRIK<br />
APFELSINENFABRIK<br />
Von Paul Ward<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv : NIKON D800: NIKKOR AF-S<br />
24-70MM F/2.8G ED<br />
Software: Adobe Photoshop CS2<br />
ICH HATTE DAS THEMA<br />
„Früchte“ zu bearbeiten und hätte<br />
eigentlich lieber ein<br />
künstlerisches Stillleben mit einer<br />
verfaulenden Frucht produziert.<br />
Doch die zur Verfügung stehende Zeit reichte<br />
für den gewünschten Verfallsprozess nicht<br />
aus.<br />
Dann fi elen mir die Arbeiten des<br />
französischen Retuscheurs Christophe Huet<br />
ein, der Kampagnen für Ray-Ban, Nike und<br />
Cartier realisiert hat. Ich dachte mir, etwas<br />
Ähnliches könnte ich auch machen. Ich hatte<br />
noch keine genaue Idee, wie ich Früchte<br />
einbinden könnte und spielte ein wenig mit<br />
Photoshop. Ich fand heraus, dass man die<br />
Sättigung einer beliebigen Farbe per Filter<br />
komplett entfernen kann, so dass diese Weiß<br />
erscheint. Mit dem Kunst-Protokoll Pinsel<br />
kann man sie danach wieder aufbringen. So<br />
kam ich auf die Idee mit dem Fließband, an<br />
dem Industriearbeiter orangene Farbe auf die<br />
Apfelsinen spritzen.<br />
Ich fotografi erte also meine Modelle Charlotte<br />
Atkinson und Simon Andrews als Arbeiter in<br />
orangenen Overalls vor grünem Hintergrund.<br />
Das war der einfache Teil. Ich hatte keine<br />
Ahnung wie kompliziert die anderen Stadien<br />
werden würden und wie lange es dauern<br />
würde. Ein grüner Stoffhintergrund muss sehr<br />
gleichmäßig beleuchtet werden, deswegen<br />
verwendete ich auf jeder Seite 2 Softboxen.<br />
Berücksichtigend, wie der Lichteinfallwinkel<br />
in der Fabrik aussehen sollte, war eine<br />
Octobox als Hauptlichtquelle aufgestellt, die<br />
in einem Winkel von 45° nach unten strahlte,<br />
um Schatten zu erzeugen.<br />
Die Montagehalle habe ich in der Max<br />
Software von 3d erzeugt. Es sollten eine<br />
Menge Rohre, Schläuche und Zylinder zu<br />
sehen sein, damit das Ganze realistisch wird.<br />
Alles musste von Hand generiert werden, und<br />
sobald ein Element fertig war, konnte ich es<br />
kopieren und einfügen, bis endlich eine<br />
komplette Montagehalle entstand. Es dauerte<br />
eine ganze Woche, einschließlich Texturen<br />
und Beleuchtung. Jetzt brauchte ich eine<br />
fl ießbandartige Vorrichtung, die den Arbeitern<br />
die Apfelsinen zuführen sollte. Die entstand<br />
aus einer Unistrut-Schiene mit eingesetzter<br />
Laufkatze, an deren Haltebolzen die Apfelsine<br />
vermittels eines U-förmigen Schäkels und<br />
eines Schraubhakens befestigt war. Ein<br />
entsprechend gebogenes Stück Klingeldraht<br />
simulierte ein Steuerkabel. Die ganze<br />
Konstruktion balancierte auf zwei Stühlen. Im<br />
richtigen Licht und im richtigen Winkel<br />
betrachtet wirkte das Ganze richtig schön<br />
industriell.<br />
Drei Leuchten illuminierten die Szene in der<br />
Montagehalle mit weichem Licht, damit es<br />
realistisch aussah. In der endgültigen Version<br />
kam noch Streulicht hinzu, um den Eindruck<br />
von Refl ektoren an den Lampen zu erzeugen.<br />
Die Arbeiter und das Apfelsinenförderband<br />
wurden mit dem Zauberstab Werkzeug in die<br />
Szene hinein montiert. Was das fertige Bild<br />
besonders realistisch erscheinen lässt, sind<br />
die Schatten. Dafür benutzte ich in Photoshop<br />
eine leere Ebene, die mit schwarz gefüllt und<br />
unscharf gestellt wurde. Dann benutzte ich<br />
einen weichen Pinsel und eine Ebenenmaske,<br />
Links: Das grüne Tuch war<br />
mit Wäscheklammern<br />
befestigt und von jeder Seite<br />
mit zwei Softboxen<br />
gleichmäßig beleuchtet.<br />
Unten links: Die Modelle<br />
wurden gegen den grünen<br />
Hintergrund fotografiert, wobei<br />
sie Arbeitsanzüge trugen,<br />
sodass ich sie später in das<br />
Bild einmontieren konnte.<br />
Unten: Ich verwendete eine<br />
Unistrut-Schiene für die<br />
Förderkonstruktion und<br />
fotografierte sie separat, doch<br />
zusammen mit der Apfelsine,<br />
um den Lichteinfallswinkel in<br />
der Montagehalle zu<br />
bestimmen.<br />
Links: Die fertige<br />
Montagehalle mit Texturen<br />
und Beleuchtung.<br />
Großes Bild: Die richtige<br />
Position der Schatten auf den<br />
Models und auf dem<br />
Hallenboden ist entscheidend,<br />
damit das Ganze realistisch<br />
aussieht.<br />
Rechts: Die Rohre,<br />
Schläuche und Zylinder<br />
musste ich manuell erzeugen,<br />
um sie authentisch aussehen<br />
zu lassen.<br />
Ganz rechts: Das war eines<br />
der ersten Renderings, dass<br />
mir eine Vorstellung davon<br />
gab, in welchem Winkel ich<br />
die Unistrut-Schiene mit der<br />
Apfelsine fotografieren musste.<br />
um die Schatten zu verbergen, die ich nicht<br />
im Bild haben wollte. Das war sehr<br />
zeitaufwändig, doch das Endergebnis war es<br />
wert. Um den Umgang mit den Schatten<br />
genauer steuern zu können, verwendete ich<br />
jeweils eine einzelne Schattenebene für die<br />
unterschiedlichen Objekte.<br />
Ich würde jederzeit erneut ein solches Projekt<br />
angehen, obwohl der Aufwand enorm ist.<br />
122 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 123
EIN KREATIVER BLICK<br />
FRUCHTIGES<br />
Links: Zitrusfrüchte<br />
wie Zitronen, Orangen,<br />
Granatäpfel und Kiwis<br />
lassen sich sehr schön<br />
auf dem Lichtkasten<br />
fotografi eren, weil sie<br />
halb transparent sind<br />
– natürlich in Scheiben<br />
geschnitten. Dann aber<br />
werden durch die<br />
Beleuchtung von<br />
hinten die kleinsten<br />
Details der Kerne und<br />
Verästelungen sichtbar.<br />
Unten links: Ein<br />
ästhetisches<br />
Arrangement auf dem<br />
Lichtkasten war der<br />
schwierigste Teil dieses<br />
kleinen Projekts.<br />
Nachdem ich eine<br />
Weile herumprobiert<br />
hatte, gefi el mir die<br />
Anordnung mit dem<br />
Herz aus<br />
Granatapfelkernen am<br />
besten.<br />
Rechts: Das fertige<br />
Bild zeigt eine<br />
großformatige<br />
Aufnahme der<br />
restlichen Früchte, die<br />
um das Herz herum<br />
drapiert sind. Da einige<br />
Fruchtscheiben so<br />
liegen, dass sie<br />
„abgeschnitten“<br />
werden, wird das Auge<br />
des Betrachters in das<br />
Zentrum des Bildes,<br />
auf das Herz gelenkt.<br />
Unten rechts: Ich<br />
probierte etliche<br />
unterschiedliche<br />
Bildkompositionen und<br />
Setups mit dem<br />
Lichtkasten aus, die<br />
zwar alle schön hell<br />
und bunt waren, aber<br />
wenig originell – bis<br />
ich auf die Sache mit<br />
dem Herz kam.<br />
FRUCHTIGES<br />
Von Ross Hoddinott<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 105MM<br />
F/2.8 VR IF ED<br />
Software: Adobe Lightroom<br />
EIN BISSCHEN VERRÜCKT<br />
MUSS man als Fotograf wohl<br />
sein. Wie käme man sonst auf<br />
die Idee, einen ganzen<br />
Nachmittag lang in Scheiben<br />
geschnittene Früchte zu fotografi eren?<br />
Doch man kann es sich nicht immer<br />
aussuchen, und je mehr ich mich in die<br />
Aufgabe vertiefte, umso interessanter<br />
wurde es. Ich halte nichts davon, auf<br />
Photoshop zurückzugreifen, wenn es nicht<br />
nötig ist. Deswegen versuche ich immer,<br />
meine Motive schon mit der Kamera<br />
bestmöglich in Szene zu setzen. Als<br />
eingefl eischter Fan der Makrofotografi e<br />
kam für mich nur der Einsatz meines<br />
105 mm Makroobjektivs in Frage.<br />
Zitrusfrüchte offenbaren eine ganz<br />
eigenartige Schönheit, wenn sie<br />
aufgeschnitten werden, die Scheiben zu<br />
interessanten symmetrischen Mustern<br />
arrangiert, entweder einzeln oder mit<br />
anderen Sorten kombiniert. Sie können<br />
jede Zitrusfrucht in so dünne Scheiben<br />
schneiden, dass sie transparent sind und<br />
indirekt von hinten beleuchtet werden<br />
können.<br />
Ich bin schon etwas länger im Geschäft,<br />
deswegen habe ich noch einen großen<br />
Lichtkasten, wie er in den Tagen des<br />
Analogfi lms zum täglichen Handwerkszeug<br />
gehörte. Heute dient er nur noch dazu,<br />
kleine Objekte darauf zu legen und im<br />
Gegenlicht aufzunehmen. Das Setup<br />
könnte nicht einfacher sein: den<br />
Lichtkasten auf den Fußboden gestellt, das<br />
Stativ mit der senkrecht nach unten<br />
weisenden Kamera darüber, fertig. Auch<br />
die Einstellung der Kamera ist einfach und<br />
geradlinig; eine Empfi ndlichkeit von ISO<br />
100 sorgt für maximale Bildqualität und<br />
die Blendenautomatik mit Blende f/11<br />
erzeugt eine mehr als ausreichende<br />
Schärfentiefe. Das Mehrfeld-<br />
Belichtungssystem der Kamera erledigt den<br />
Rest. Soweit so gut.<br />
Eine ansprechende, ästhetische<br />
Bildkomposition zu gestalten, erwies sich<br />
als weit weniger einfach. Ich hatte mir eine<br />
Auswahl Zitrusfrüchte auf dem lokalen<br />
Wochenmarkt besorgt. Nachdem ich sie<br />
vorbereitet hatte, indem ich jeweils aus der<br />
Mitte die dicksten Scheiben herausschnitt,<br />
begann ich, sie auf dem Lichtkasten zu<br />
drapieren, zunächst einzelne Scheiben von<br />
Kiwi, Zitrone und Orange. Dann begann<br />
ich, die Zwischenräume mit roten<br />
Granatapfelkernen auszufüllen, weil ich<br />
mir dachte, durch den Farbkontrast ein<br />
attraktives Motiv zu bekommen. Doch es<br />
wirkte nicht. Welchen Winkel und<br />
Bildausschnitt und welchen Zoomfaktor<br />
ich auch wählte, das Ganze sah<br />
124 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
sterbenslangweilig aus. Schließlich begann<br />
ich die Granatapfelkerne, die sich in<br />
unmittelbarer Nähe der Fruchtscheiben<br />
befanden, wieder einzusammeln. Daraus<br />
ergab sich irgendwann, mehr zufällig als<br />
beabsichtigt, der grobe Umriss eines<br />
Herzens in der Mitte des Lichtkastens. Jetzt<br />
zündete die Idee. Aus den leuchtend roten<br />
Granatapfelkernen formte ich ein schön<br />
symmetrisches Herz, um das ich nun die<br />
Fruchtscheiben erneut anordnete. Nach<br />
langem Gefummel, um einigermaßen<br />
ausgewogene Abstände zu erzeugen und<br />
nach ein paar Testfotos kam ich schließlich<br />
zu einem Arrangement, das mir gefi el. Ich<br />
importierte die Bilder in Adobe Lightroom,<br />
und es waren nur wenige Einstellungen an<br />
Kontrast und Farben erforderlich, bevor ich<br />
das fertige Bild in einem vorzeigbaren<br />
Zustand hatte.<br />
Nun blieb nur noch eins zu tun: aus den<br />
immerhin schon halb verarbeiteten<br />
Früchten einen schönen Obstsalat zu<br />
machen…<br />
Alternative Bildkomposition<br />
Detailausschnitt<br />
Zu dicht<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 125
EIN KREATIVER BLICK<br />
FRUCHTIGES<br />
FRÜCHTE SCHIESSEN<br />
Von Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 24-70MM F/2.8G ED<br />
Software: Adobe Lightroom und Photoshop<br />
WORAN LIEGT ES wohl, dass ein<br />
Fotograf, der Früchte fotografieren<br />
soll, das unüberwindliche<br />
Bedürfnis hat, sie ins Wasser zu<br />
werfen oder nasszuspritzen? Sei’s<br />
drum, ich entschloss mich diesmal weder für<br />
das eine noch das andere, sondern für eine<br />
Kollision der Objekte in der Luft. Es sollte so<br />
aussehen, als sei die Frucht so saftig, dass der<br />
Saft aus ihr spritzt. Mit dieser Vorstellung<br />
machte ich mich an die Arbeit.<br />
Zuerst glaubte ich, die Aktion in einer einzigen<br />
Aufnahme einfangen zu können, um die Arbeit<br />
mit Photoshop auf ein Minimum zu<br />
beschränken. Doch das erwies sich als Irrtum.<br />
Alle Versuche, Fruchtstücke in die Luft zu<br />
werfen, und gleichzeitig aus einem anderen<br />
Winkel Wasser darauf zu spritzen, bevor sie zu<br />
Boden fielen, führten zu nichts als einer großen<br />
Wasserpfütze mit Fruchtstücken am Boden.<br />
Also zerlegte ich mein Vorhaben in<br />
verschiedene Phasen, aus deren Einzelfotos ich<br />
später ein Komposit-Bild erzeugen konnte.<br />
Die Beleuchtung bestand aus drei Blitzgeräten.<br />
Das erste war auf die Kamera gerichtet und<br />
blitzte durch einen runden Diffusor. Das sollte<br />
für einen absolut weißen Hintergrund sorgen.<br />
Dann fixierte ich an zwei Lampenstativen einen<br />
Besenstiel, von dem der Apfel herabhing. Als<br />
der Apfel in Position war, baute ich das zweite<br />
Blitzgerät mit einer kleinen Softbox rechts der<br />
Kamera auf. Es folgten einige Testaufnahmen<br />
mit der maximalen Blitzsynchronisationszeit<br />
von 1/250 Sekunde, aus der sich ein<br />
Blendenwert von f/19 bei 1/4 der maximalen<br />
Blitzleistung ergab. Nun folgte der Aufbau des<br />
dritten Blitzgeräts, das links hinter den Apfel<br />
positioniert und auf 1/16 der Maximalleistung<br />
eingestellt wurde. Dieser Blitz sollte die Kanten<br />
des Apfels betonen.<br />
Zuerst fotografierte ich das Wasser. Ich breitete<br />
eine Plastikplane aus und stellte zusätzlich eine<br />
große Schale auf, um möglichst viel Wasser<br />
aufzufangen, und stellte die Stativkamera<br />
manuell auf den Apfel scharf. Mit einer Tasse<br />
schüttete ich Wasser nach oben an den Apfel<br />
und löste die Kamera im Moment des<br />
Auftreffens aus. Nach einigen Versuchen hatte<br />
ich das richtige Timing, und so fotografierte ich<br />
eine ganze Reihe von Wassergüssen. Als ich<br />
genügend Aufnahmen davon beisammen hatte,<br />
war es an der Zeit, den aufgeschnittenen Apfel<br />
zu fotografieren. Die einzelnen Apfelstücke<br />
steckte ich mit Cocktailspießen zu der<br />
gewünschten Anordnung zusammen. Es ist<br />
erstaunlich, wie schnell Apfelscheiben braun<br />
werden, deswegen musste es von jetzt an<br />
schnell gehen. Ich legte den von den Spießchen<br />
zusammengehaltenen Apfel auf einen Teller, der<br />
in ähnlicher Höhe fixiert war, wie zuvor der<br />
hängende Apfel. Als Reflektor, der die Schatten<br />
an der Unterseite des Apfels neutralisierte, kam<br />
ein kleines Stück weißen Styropors zum<br />
Einsatz.<br />
Nachdem alle Bilder in Lightroom geladen<br />
worden waren, suchte ich mir die mit den am<br />
besten gelungenen Wasserspritzern heraus,<br />
dann öffnete ich das Bild des aufgeschnittenen<br />
Apfels in Photoshop. Nach Entfernung des<br />
Tellers benutzte ich das<br />
Unten links: Nach dem<br />
Aufschneiden des Apfels<br />
steckte ich die einzelnen<br />
Stücke mit Cocktailspießen<br />
zusammen.<br />
Links: Glücklicherweise hatte<br />
ich mehrere Lampenstative im<br />
Studio zur Verfügung.<br />
Natürlich können Sie die<br />
Lichtquellen auch anders<br />
fixieren.<br />
Rechts: Es dauerte eine<br />
Weile, bis alles zu meiner<br />
Zufriedenheit in Photoshop<br />
zusammengefügt war, doch<br />
im Großen und Ganzen bin ich<br />
mit dem Ergebnis zufrieden.<br />
Links: Das Entfernen der<br />
Cocktailspieße war mit dem<br />
Kopierstempelwerkzeug ein<br />
Kinderspiel.<br />
Unten links: Die Serie der<br />
Aufnahmen des Spritzwassers<br />
sorgte für genügend<br />
Variationsmöglichkeiten beim<br />
Zusammenführen der<br />
einzelnen Bildelemente für<br />
dieses Komposit-Foto.<br />
Unten: Die Wasserwurf-<br />
Aktion erforderte mehrere<br />
Versuche.<br />
Kopierstempelwerkzeug, um auch die<br />
Cocktailspieße zu entfernen. So blieben nur die<br />
Apfelstücke vor einem sauberen Hintergrund<br />
zurück. Ich öffnete die Fotos der Wasserspritzer<br />
eins nach dem anderen und verwendete das<br />
Lassowerkzeug, um einzelne Wasserelemente<br />
auszuwählen, bevor ich sie jeweils als neue<br />
Ebene in das Bild kopierte. Mit den<br />
Transformationswerkzeugen positionierte und<br />
drehte ich die Wasserspritzer. Dann fügte ich<br />
eine Ebenenmaske hinzu, und benutzte das<br />
Pinselwerkzeug, um unerwünschte Elemente<br />
zu verbergen. Nun fügte ich jeder Ebene eine<br />
Tonwertkorrekturebene hinzu, um die<br />
Beleuchtung dem Bild des Apfels anzupassen.<br />
Anschließend führte ich alle Ebenen zu einem<br />
einzigen Bild zusammen und duplizierte dieses.<br />
Ich nahm die Farbsättigung in dem gesamten<br />
Bild etwas zurück und wendete einen<br />
Hochpassfilter an. Zum Schluss sorgte ich<br />
durch Änderung der Füllmethode noch für<br />
weiches Licht und reduzierte die Deckkraft, um<br />
das Bild zu schärfen. Das Ergebnis: ein<br />
„saftiges“, frisches Fruchtfoto.<br />
126 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 127
EIN KREATIVER BLICK<br />
BUNTSTIFTE<br />
UNGEWÖHNLICHER<br />
REISSVERSCHLUSS<br />
Von Ross Hoddinott<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 105mm f/2.8G Micro<br />
Software: Adobe Lightroom 4<br />
ICH BIN ES DURCHAUS GEWOHNT an einem<br />
verregneten Nachmittag mit Buntstiften zu<br />
spielen; allerdings normalerweise zusammen mit<br />
meinen beiden kleinen Töchtern und diversen<br />
Malbüchern. Ans <strong>Fotografie</strong>ren hatte ich dabei<br />
bisher nicht gedacht, denn Buntstifte sind wirklich nicht die<br />
aufregendsten Motive.<br />
Doch dann hatte ich eine Idee: Ich mag Nahaufnahmen, und<br />
bei formatfüllender Größe werden alltägliche Objekte zu<br />
abstrakten Motiven voller Farben und Details. Die Farben sind<br />
dabei besonders wichtig, deswegen muss deren Eindruck<br />
besonders berücksichtigt werden. Ich kramte im<br />
Kinderzimmer nach Malutensilien, fand eine Reihe schöner<br />
Buntstifte in leuchtenden Farben und begann zunächst damit,<br />
sie gut anzuspitzen. Bei Motiven, die aus spontanen Ideen<br />
entstehen, entscheidet allein die Kreativität des Fotografen<br />
über Erfolg oder Misserfolg. In diesem Fall hing alles vom<br />
Arrangement der Buntstifte ab. Das schöne an Stillleben ist,<br />
dass Sie die vollständige Kontrolle jedes einzelnen Aspekts<br />
Ihres Motivs haben. Gewissermaßen haben Sie das Bild schon<br />
fertig im Kopf, bevor Sie die Kamera überhaupt anfassen. Zwar<br />
hatte ich eine recht genaue Vorstellung von dem, was ich<br />
machen wollte, trotzdem holte ich mir im Internet noch ein<br />
paar Anregungen.<br />
Ich versuche grundsätzlich, meine Setups so<br />
einfach wie möglich zu halten. In diesem Fall sollte<br />
das durch ein Fenster hereinfallende Tageslicht für<br />
die Aufnahme genügen. Deshalb baute ich das<br />
Arrangement auf dem Fußboden direkt vor der<br />
Terrassentür des Wohnzimmers auf. Ich benutzte<br />
dazu ein weißes Tablett und ein Stück schwarzen<br />
Kartons als kontrastierenden Hintergrund.<br />
Draußen war es bewölkt, deswegen war das Licht<br />
angenehm diffus.<br />
Doch die hochglanzlackierten Buntstifte<br />
reflektieren das Licht sehr stark, deswegen<br />
verhängte ich die Terrassentür zusätzlich mit<br />
einem Musselin-Tuch, um das Licht noch<br />
gleichmäßiger zu verteilen. Außerdem schraubte<br />
ich einen Polfilter auf das Objektiv, mit dem ich<br />
etwaige noch auftretende Reflexe ausblenden und<br />
gleichzeitig die Farbsättigung maximieren konnte.<br />
Jetzt begann ich mit dem Arrangement. Zunächst<br />
legte ich einige Stifte seitlich nebeneinander,<br />
wodurch ein farbenfrohes Linienmuster entstand.<br />
Um einen Fixpunkt zu erzeugen, bestand eine der<br />
Linien aus zwei roten Buntstiften, von denen die<br />
Spitze des einen auf dem Ende des anderen Stifts<br />
aufsetzte. Ich hatte Rot als Farbe gewählt, weil sie<br />
zu den am stärksten ins Auge fallenden Farben<br />
Links: Stillleben stehen<br />
und fallen mit guter<br />
Vorbereitung und<br />
ansprechendem<br />
Arrangement. Es dauerte<br />
eine Weile, bis alle Stifte<br />
gespitzt und richtig<br />
ausgelegt waren.<br />
Ganz links: Ohne Tuch<br />
vor dem Fenster und<br />
ohne Polfilter hätte es zu<br />
viele ablenkende<br />
Lichtreflexe an den<br />
hochglanzlackierten<br />
Stiften gegeben.<br />
Unten links und<br />
Mitte: Da die Stifte das<br />
gesamte Sucherbild<br />
ausfüllten, entstand ein<br />
abstraktes Bild und weil<br />
Stifte und Bildebene<br />
exakt parallel ausgerichtet<br />
waren, ergab sich eine<br />
gute Schärfentiefe.<br />
Unten rechts: Zuerst<br />
probierte ich einen<br />
niedrigeren<br />
Kamerastandpunkt und<br />
einen flachen<br />
Schärfentiefebereich,<br />
doch nur mit Mühe ließ<br />
sich so ein Reißverschluss<br />
assoziieren.<br />
Gegenüber: Dank<br />
seiner Symmetrie ist<br />
dieses endgültige Foto<br />
sehr ausdrucksstark<br />
geworden.<br />
gehört. Ich positionierte das Stativ mit der Kamera<br />
und senkrecht nach unten gerichtetem Objektiv<br />
über dem Motiv. Blende f/11 sollte sicherstellen,<br />
dass der gesamten Bildausschnitt scharf<br />
abgebildet werden würde. Ich probierte<br />
unterschiedliche Bildkompositionen mit der roten<br />
Buntstiftspitze an verschiedenen Positionen und<br />
mit unterschiedlichen Kamerawinkeln,<br />
einschließlich der Horizontalen und Diagonalen.<br />
Die Fotos waren zwar hell und farbenfroh, doch<br />
besonders kreativ sah das Ganze nicht aus. Also<br />
versuchte ich etwas Neues.<br />
Irgendwo hatte ich schon einmal Stifte gesehen,<br />
die in Form eines Reißverschlusses arrangiert<br />
waren. Ich machte mich also daran, sie so zu<br />
platzieren, dass die Buntstiftspitzen sich<br />
ineinander „verzahnten“. Ein mit der Klinge nach<br />
unten auf das Tablett gelegter Bleistiftanspitzer<br />
imitierte das Reißverschlusselement. Die Form<br />
eines Reißverschlusses verlangt zwingend das<br />
Hochformat. Ich brachte mein Arrangement also<br />
wieder formatfüllend in den Sucher und probierte<br />
erneut ein paar unterschiedliche Aufnahmewinkel,<br />
doch senkrecht von oben sah es am besten aus.<br />
Voilà: ein schnell improvisiertes, abstraktes<br />
Stillleben!<br />
128 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 129
EIN KREATIVER BLICK<br />
BUNTSTIFTE<br />
WER ZEICHNET WEN?<br />
Von Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D7000<br />
Objektiv: NIKKOR 18-105mm f/3.5-5.6G<br />
Software: Adobe Photoshop CS5<br />
FÜR MICH BEDEUTET<br />
KREATIVITÄT, etwas Alltägliches in<br />
einen neuen Zusammenhang zu<br />
bringen und diesen im Bild auf<br />
interessante Art auszudrücken.<br />
Also überlegte ich mir, wie man nach dieser<br />
Definition Bleistifte kreativ einsetzen konnte.<br />
Mir haben die Arbeiten von Ben Heine immer<br />
gut gefallen; falls Sie sie nicht kennen, schauen<br />
Sie unter www.benheine.com nach. Er<br />
kombiniert in seinen Bildern gerne<br />
Zeichnungen und Fotos, wobei die<br />
Zeichnungen als Fenster zu einer alternativen<br />
Realität dienen. Ich lasse mich also von seinen<br />
Werken anregen und versuche, die Grundidee<br />
noch ein Stück weiter zu führen. In diesem<br />
Beispiel sollte es so aussehen, als erwache die<br />
Zeichnung zum Leben und interagiere mit der<br />
realen Welt. Doch wie mit den meisten genialen<br />
Ideen, stieß ich sofort auf ein Problem: es war<br />
schon eine Weile her, dass ich mehr als<br />
Strichmännchen gezeichnet hatte. An einem<br />
Zeichenkurs vor vielen Jahren hatte ich nur<br />
teilgenommen, weil dem Klassenraum eine<br />
eigene Dunkelkammer angeschlossen war, die<br />
ich bei der Gelegnheit nutzen konnte.<br />
Nichtsdestotrotz schärfte ich meinen Bleistift<br />
und begann, meine Idee zu skizzieren: eine<br />
gezeichnete Hand, die aus dem flach auf dem<br />
Tisch liegenden Zeichenpapier hervorbricht und<br />
nun ihrerseits die reale Welt zeichnet. Nachdem<br />
diese Grundidee zu Papier gebracht war auch<br />
– wobei ich ein Agenturbild als Referenz benutzt<br />
hatte – scannte ich das ganze ein und öffnete<br />
die Datei in Photoshop. Ich war zwar<br />
überrascht, wie gut mein Versuch einer<br />
Bleistiftzeichnung tatsächlich an eine<br />
menschliche Hand erinnerte, doch die dünnen<br />
Bleistiftlinien würden nicht stark genug zu<br />
sehen sein, wenn ich sie in mein eigenes Bild<br />
montieren würde. So benutzte ich einen<br />
Tablet-Computer mit Stylus um meine<br />
Bleistiftzeichnung zu <strong>verbessern</strong>, wozu ich<br />
einen etwas dickeren, angewinkelten Pinsel<br />
benutzte. Auch das zerrissene Papier musste<br />
gezeichnet werden, doch ich schaffte es nicht,<br />
es realistisch aussehen zu lassen. Also lud ich<br />
ein Agenturbild herunter, zeichnete es auf den<br />
Tablet-Computer nach und fügte diese neue<br />
Zeichnung meiner ersten hinzu. Damit war der<br />
zeichnerische Teil erledigt, und ich wandte mich<br />
dem Bild zu, mit dem er kombiniert werden<br />
sollte.<br />
Ich positionierte ein Blatt DIN A4 Papier auf den<br />
Tisch sodass ich den korrekten Winkel, aus dem<br />
ich fotografieren würde, ermitteln konnte. Mit<br />
der Kamera auf dem Stativ nutzte ich Live-View,<br />
um den Bildausschnitt korrekt einzustellen.<br />
130 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Links: Mein einfaches<br />
Setup: ein Blitzgerät in<br />
einer kleinen Softbox<br />
diente als Hauptlicht,<br />
während die kleine<br />
Strip-Box rechts zum<br />
Aufhellen diente.<br />
Unten links: Meine<br />
ursprüngliche Skizze<br />
machte ich nach<br />
althergebrachter Weise mit<br />
Bleistift auf Papier. Dabei<br />
benutzte ich ein<br />
Agenturbild als Referenz.<br />
Doch nachdem die<br />
Zeichnung eingescannt<br />
war, erwiesen sich die<br />
Bleistiftstriche als zu<br />
dünn, um später im Bild<br />
als Konturen klar genug<br />
erkannt werden zu<br />
können.<br />
Ganz unten links: bei<br />
laufendem Selbstauslöser<br />
brachte ich mich in die<br />
richtige Position, bevor die<br />
erste Aufnahme ausgelöst<br />
wurde. Die Kamera schoss<br />
eine Serie von fünf<br />
Bildern, zwischen denen<br />
ich Höhe und Winkel des<br />
Bleistifts leicht verändern<br />
konnte, so dass eins<br />
davon zu meiner<br />
Zeichnung passen würde.<br />
Ganz unten rechts:<br />
Das ist das Foto, so wie es<br />
aus der Kamera kam. Es<br />
war schon eine ziemliche<br />
Fummelei, bis der Stift in<br />
der richtigen Position mit<br />
der Zeichnung<br />
interagierte.<br />
Nachdem ich mit der Perspektive zufrieden war,<br />
baute ich die Beleuchtung auf. Sie bestand aus<br />
einem einfachen Setup mit zwei Lampen; das<br />
Hauptlicht bestand aus einem auf halbe<br />
Leistung eingestellten Blitzgerät, dass links<br />
oben von der Kamera stand und durch eine<br />
kleine Softbox blitzte. Dann fügte ich ein zweites<br />
Blitzgerät hinzu das ebenfalls mit halber<br />
Leistung durch eine kleine Strip-Box blitzen<br />
würde. Diese zweite Leuchte war rechts hinter<br />
dem Tisch aufgebaut. Dieser Aufbau sollte, so<br />
einfach er war, das Motiv korrekt ausleuchten.<br />
Nun musste noch ein Modell her. Nichts<br />
einfacher als das, diese Rolle übernahm ich<br />
gern selbst. Ich begann mit der Kamera in<br />
manueller Betriebsart, die Verschlusszeit auf die<br />
maximale Blitzsynchronisation von 1/250<br />
Sekunde eingestellt. Doch aufgrund der<br />
Eigenart des verwendeten drahtlosen<br />
Blitzauslösers musste ich die Verschlusszeit auf<br />
1/200 Sekunde senken, damit der gesamte<br />
Bildausschnitt korrekt belichtet wurde. Ich<br />
fotografierte mit ISO 100 und einer Blende von<br />
f/8 um sowohl die optimale Schärfe als auch<br />
eine gute Schärfentiefe zu erreichen. Ich stellte<br />
die Kamera so ein, dass sie fünf Aufnahmen<br />
jeweils im Abstand von 3 Sekunden<br />
hintereinander schießen würde, ausgelöst per<br />
Selbstauslöser. So hatte ich genug Zeit, mich in<br />
Position zu setzen und diese zwischen den<br />
Einzelaufnahmen etwas zu verändern. Ich<br />
platzierte dem Bleistift in die Mitte des Papiers,<br />
stellte auf ihn scharf und schaltete den<br />
Autofokus aus. Dann setzte ich den<br />
Selbstauslöser in Gang und ging schnell in<br />
Position.<br />
Die fünf Aufnahmen waren gut genug, und ich<br />
konnte mich daran machen, das endgültige Bild<br />
zu produzieren. Ich blätterte durch die<br />
Raw-Dateien, bis ich das Bild fand, mit dem ich<br />
arbeiten wollte. Nach Import der Datei in Adobe<br />
Camera Raw justierte ich den Weißabgleich ein<br />
wenig und richtete das Bild gerade aus, dann<br />
öffnete ich die Datei in Photoshop. Nachdem<br />
ich meine Zeichnung in eine neue Ebene des<br />
Bildes kopiert hatte, benutzte ich die<br />
Transformieren-Werkzeuge zum Skalieren und<br />
Drehen der Zeichnung, so dass sie<br />
maßstabsgerecht ins Bild passte. Dann fügte ich<br />
eine Tonwertkorrekturebene hinzu und passte<br />
mit der Pipette das Weiß des Papiers an, damit<br />
beide Weißtöne übereinstimmten. Das würde<br />
das Zusammenführen von Zeichnung und Bild<br />
erheblich erleichtern. Als nächstes erzeugte ich<br />
eine schwach ausgeprägte Vignette, fügte eine<br />
Gradationskurvenkorrekturebene hinzu und<br />
stellte den Kontrast etwas nach. Zum Schluss<br />
schärfte ich das Bild mithilfe einer<br />
Unschärfemaske – und fertig war mein<br />
epochemachendes Kunstwerk.<br />
Ältere Kollegen, die es sahen, vermuteten, ich<br />
sei wohl durch das Musikvideo „Take On Me“<br />
von A-HA inspiriert worden – doch das stammt<br />
aus dem Jahr 1986, also noch vor meiner<br />
MTV-Zeit!<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 131
EIN KREATIVER BLICK<br />
BUNTSTIFTE<br />
WER IST HIER BUNT?<br />
Von Paul Ward<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 70-200mm f/2.8G ED<br />
Software: Adobe Photoshop<br />
ICH BIN SICHER, Sie alle haben<br />
solche Bilder schon gesehen:<br />
Eine Reihe von Buntstiften,<br />
aufgereiht zu einem farbenfrohen<br />
Stillleben. Das ist eine nette Idee,<br />
doch besonders kreativ erschien sie mir nicht<br />
für mein Vorhaben, das darin bestand, ein<br />
Stillleben mit besonderen Farbspielen zu<br />
kreieren. Als ich wenig auf der Straße an einer<br />
Tierhandlung vorbeikam, hatte ich die<br />
zündende Idee: Welche Kreatur ist besser für<br />
Farbenspiele geeignet als eine, die ihre eigene<br />
Farbe ändern kann? Also erkundigte ich mich<br />
im Geschäft nach Chamäleons. Man zeigte<br />
mir drei Exemplare, und ich suchte eines aus.<br />
Das Tier war zwar viel kleiner als ich erwartet<br />
hatte, doch es würde seinen Zweck perfekt<br />
erfüllen. Ich vereinbarte, am nächsten Tag<br />
wieder zu kommen, um die Fotos zu machen.<br />
Ich plante, das Reptil vor einer Reihe<br />
Buntstifte aufzunehmen und entschied mich<br />
für einen schlichten weißen Hintergrund –<br />
das würde später die Nachbearbeitung<br />
erleichtern. Bei meiner Ankunft am nächsten<br />
Tag hatte ich alles Notwendige dabei. Ich<br />
brachte ein Blatt weißes Papier an der Wand<br />
über einem kleinen Tischchen an und baute<br />
ein einzelnes, batteriebetriebenes<br />
Studioblitzgerät auf. Ich hatte mich für ein<br />
Setup mit nur einer Leuchte entschieden, weil<br />
das später im Studio, wenn ich die anderen<br />
Buntstifte fotografi eren würde, einfach zu<br />
reproduzieren war. Mithilfe eines<br />
Aluminiumsstreifens, den ich in die richtige<br />
Form bog, fi xierte ich den Buntstift und legte<br />
mit auf dem Stativ montierter der Kamera den<br />
Bildausschnitt fest. Ich verwendete ein<br />
NIKKOR 70-200mm f/2.8G Objektiv. Doch<br />
das Chamäleon war so winzig, dass es auch<br />
bei der minimalen Arbeitsdistanz des<br />
Objektivs nicht groß genug im Bild erschien.<br />
Dieses Problem löste ich mit einem 12 mm<br />
Zwischenring, wodurch das Reptil vergrößert<br />
wurde und sich die Arbeitsdistanz auf etwa<br />
30 cm reduzierte. Ein paar Testaufnahmen<br />
später hatte ich die Beleuchtung so, wie ich<br />
sie haben wollte, und ich brachte das Tier in<br />
Position. Es verhielt sich bemerkenswert still,<br />
so dass ich eine ganze Reihe Fotos machen<br />
konnte, bevor es sich bewegte und in die<br />
Ganz rechts: Das<br />
Chamäleon benahm<br />
sich als Modell sehr<br />
gut: Es blieb<br />
minutenlang in genau<br />
der richtigen Position,<br />
Rechts: …bevor es<br />
den Kopf drehte und in<br />
die Kamera sah.<br />
Kamera guckte – für seinen ersten Job als<br />
Modell hatte es sich jedenfalls perfekt<br />
angestellt.<br />
Später im Studio erzeugte ich dieselben<br />
Lichtverhältnisse und brachte die Reihe<br />
Buntstifte in Position. Doch der Effekt, den<br />
Sie hatten, gefi el mir nicht, das Ganze sah zu<br />
gezwungen aus. Also änderte ich das Motiv<br />
dahingehend ab, dass ich mich von der<br />
Reihenanordnung der Buntstifte<br />
verabschiedete und diese stattdessen in<br />
einen Becher steckte, was auf Anhieb viel<br />
natürlicher aussah. Ich benutzte einen<br />
einzelnen Stift als Platzhalter an der Stelle,<br />
an der sich die Eidechse befi nden würde,<br />
stellte manuell darauf scharf und machte<br />
mein Hintergrundbild. Jetzt brauchte ich die<br />
beiden Bilder nur noch zusammen zu<br />
montieren.<br />
Ich suchte mir das am besten gelungene Foto<br />
des Chamäleons aus und benutzte den<br />
Zauberstab, um den weißen Hintergrund und<br />
Links: Ich fotografi erte das<br />
Chamäleon mit nur einer<br />
einzigen Leuchte und einem<br />
Blatt DIN A4 Papier als<br />
Hintergrund. Das Reptil ist so<br />
klein, dass ich einen 12 mm<br />
Zwischenring benutzen<br />
musste, damit mein Objektiv<br />
es formatfüllend abbilden<br />
konnte.<br />
Ganz links: Das war mein<br />
zweites Bild – ich hatte etwas<br />
grüne Farbe auf einen Stift<br />
aufgebracht, ließ sie<br />
abtropfen und führte diese<br />
Aufnahme in Photoshop mit<br />
dem Bild des Chamäleons<br />
zusammen.<br />
Links: Ich benutzte ein<br />
einzelnes batteriebetriebenes<br />
Studioblitzgerät, um das<br />
Chamäleon und die<br />
Buntstifte auszuleuchten.<br />
Dieses einfache Setup<br />
erleichterte es, beide<br />
Aufnahmen<br />
zusammenzuführen, weil<br />
praktisch dieselben<br />
Lichtverhältnisse herrschten.<br />
Großes Bild rechts: Ein<br />
paar Minuten des<br />
Auswählens und Justierens<br />
in Photoshop, und ich hatte<br />
mein fertiges Bild, ein<br />
verblüffendes, buntes<br />
Stillleben – wobei der Begriff<br />
hier ausnahmsweise sogar<br />
zutrifft, denn schließlich war<br />
eine lebendige Kreatur im<br />
Bild.<br />
den Stift auszuschneiden. Ich positionierte<br />
anschließend den einzelnen Stift in eine neue<br />
Ebene vor den Becher mit den anderen<br />
Buntstiften. Dann nutzte ich das<br />
magnetische Lassowerkzeug und wählte die<br />
Teile des Tieres aus, welche die Farbe des<br />
jeweils dahinter platzierten Buntstifts<br />
annehmen sollten. Dann änderte ich die<br />
Farbe des ersten betroffenen Körperteils<br />
durch Änderungen der Farbbalance und der<br />
Einstellungen für Farbton und Farbsättigung.<br />
Diesen Prozess wiederholte ich nun für jeden<br />
einzelnen Buntstift, bevor ich beide Ebenen<br />
zusammen führte und den Kontrast<br />
verstärkte, was in einer duplizierten Ebene<br />
mit der Füllmethode „Überlagern“ geschah.<br />
Ich machte noch ein weiteres Bild, auf dem<br />
es so aussah, als würde alle Farbe aus dem<br />
Chamäleon herauslaufen und nach unten<br />
abtropfen. Es ist erstaunlich, wie viel<br />
Kreativität mit ein wenig Vorstellungskraft<br />
und nur sehr wenigen Requisiten möglich<br />
ist.!<br />
132 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 133
EIN KREATIVER BLICK<br />
KERZEN<br />
STRICHMÄNNCHEN<br />
Von Caroline Wilkinson<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR 50mm f/1.8<br />
Software: Adobe Photoshop CS5<br />
DIE VERWIRKLICHUNG dieser<br />
Idee, wenngleich etwas morbid, hat<br />
viel Spaß gemacht. Ich wollte schon<br />
lange mal eine Szene mit<br />
Strichmännchen gestalten. Ich habe<br />
wohl ein Faible für sie, nur bisher nie die Zeit<br />
gehabt, eine passende Szene zu entwickeln – es<br />
gab wohl immer etwas Besseres oder<br />
Wichtigeres zu tun. Der Auslöser, das Vorhaben<br />
endlich umzusetzen, war eine Unterhaltung mit<br />
meinem Mann. Er besitzt eine lebhafte<br />
künstlerische Fantasie und sprach über ein<br />
Projekt mit seinen Schülern, bei dem diese zu<br />
einem vorhandenen Bild eine detaillierte<br />
Hintergrundgeschichte erfinden und<br />
aufschreiben sollten. So kam mir die Idee für die<br />
Szene mit der Kerze und den Strichmännchen.<br />
Doch warum gerade die Kerze? Nun, es stand<br />
just eine Kerze auf dem Wohnzimmertisch vor<br />
meiner Nase. Nach einigem hin und her<br />
Überlegen wurde dann aus der Kerze ein Feuer<br />
– welche Art Feuer, bleibt ganz dem Betrachter<br />
überlassen: ein Osterfeuer, ein<br />
Sonnenwendfeuer, ein schauriges Opferfeuer,<br />
wer weiß?<br />
Als erstes machte ich mir dann eine Zeichnung,<br />
wie die Szene aussehen sollte: eine Lichtung im<br />
Wald mit Bäumen im Hintergrund und mit Moos<br />
und Kieselsteinen als Vordergrund, um die Szene<br />
zu komplettieren. Doch die Beleuchtung, der<br />
Maßstab und die Perspektive würden bei einem<br />
solchen Setup nur sehr schwer<br />
zusammenzubringen sein, doch das ganze<br />
Projekt sollte höchstens ein paar Stunden in<br />
Anspruch nehmen, nicht länger. Deswegen<br />
machte ich mich zum nächstgelegenen<br />
Baumarkt auf und besorgte mir ein paar<br />
Tapetenreste mit unterschiedlichen Mustern, aus<br />
denen ich einen passenden Hintergrund<br />
auswählen wollte. Wieder zuhause, fand ich<br />
dann auch eine Tapete, deren Farbtönung und<br />
Oberflächenbeschaffenheit perfekt mit dem<br />
warmen Licht der Kerze harmonieren würde. Ich<br />
wollte nur eine einzige Kerze verwenden und die<br />
Belichtung des Fotos solange anpassen, bis sie<br />
den Effekt erzeugen würde, der mir vorschwebte.<br />
Um die Strichmännchen herzustellen, wollte ich<br />
Oben links: Die <strong>Vorschau</strong><br />
der Szene auf dem<br />
Kameramonitor half mir, zu<br />
beurteilen, ob Beleuchtung<br />
und Maßstab richtig gewählt<br />
waren.<br />
Oben: Ich verbrauchte eine<br />
ganze Schachtel<br />
Streichhölzer bevor ich eine<br />
„Produktionsmethode“ für<br />
meine Strichmännchen fand.<br />
Links: Ein paar ganz<br />
alltägliche Dinge waren es<br />
nur, die ich brauchte, um die<br />
Aufnahme in den Kasten zu<br />
bekommen.<br />
Unten links und ganz<br />
unten: Ich probierte<br />
unterschiedliche Setups der<br />
Szene, bevor ich mich<br />
endgültig für eins entschied.<br />
Rechts: In meinem<br />
endgültigen Foto dominiert<br />
das „tote“ Männchen im<br />
Vordergrund. Das ganze war<br />
eine einfache Idee, die an<br />
einem freien Nachmittag<br />
auszuprobieren viel Spaß<br />
machte.<br />
eigentlich deren Arme und Beine aus besonders<br />
langen Streichhölzern anfertigen und sie zu<br />
diesem Zweck mit einem Taschenmesser<br />
spalten. Eine Streichholzschachtel und ein<br />
Haufen Streichholzfragmente später hatte ich die<br />
Erkenntnis, dass dies unmöglich war. Mit<br />
kleineren Streichhölzern und etwas Bastelleim<br />
funktionierte es schließlich. Dann stellte ich aus<br />
Wollfäden, wie man sie normalerweise für<br />
Stickereien verwendet, die „Kleidung“ für die<br />
Strichmännchen her. Nachdem das geschehen<br />
war und die Herrschaften eingekleidet waren,<br />
steckte ich sie einfach um ein Teelicht herum in<br />
die Tapete. Die Teile des im Vordergrund<br />
liegenden Strichmännchens wurden zuerst<br />
angesengt und danach zusammengeleimt.<br />
Nachdem sich das Arrangement an Ort und<br />
Stelle befand, griff ich zur Kamera und<br />
experimentierte mit unterschiedlichen<br />
Bildkompositionen und Kamerastandpunkten,<br />
bevor ich das Teelicht anzündete und ein Testfoto<br />
machte. Ich nahm alle Einstellungen manuell vor<br />
und begann mit Blende f/8, die ich später in f/9<br />
änderte. Die Einstellung der Verschlusszeit war<br />
weniger einfach. In diesem Fall war eine<br />
„richtige“ Belichtung nicht die beste Belichtung,<br />
denn zu viel Licht bedeutete das Fehlen der<br />
gewünschten Atmosphäre. Ich begann mit einer<br />
Verschlusszeit von 4 Sekunden und endete bei 2<br />
Sekunden, was wesentlich mehr Details der<br />
Flamme hervorbrachte und ein Glühen, das<br />
zuvor nicht zu sehen war. Trotzdem war das Licht<br />
ausreichend, das „tote“ Strichmännchen auf<br />
dem Boden gut auszuleuchten.<br />
Bleibt nur noch die Frage, was hier geschah. War<br />
nur jemand unvorsichtig, oder fand irgendein<br />
Ritual statt?<br />
134 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 135
EIN KREATIVER BLICK<br />
KERZEN<br />
RAUCHSIGNALE<br />
Von Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D5200<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S DX 18-55mm f/3.5-5.6<br />
Software: Adobe Lightroom 4 und CS5<br />
EINE KURZE SUCHE auf 500px<br />
oder Flickr zeigt, dass Kerzen<br />
besonders beliebte Requisiten für<br />
Stillleben sind. Warum, ist<br />
unschwer zu nachzuvollziehen:<br />
Sie sind ästhetisch und erzeugen einen<br />
angenehm warmen Glanz.<br />
Doch ein kreatives, vor allem neues Motiv zu<br />
gestalten, war schwieriger als angenommen.<br />
Nach langem Überlegen und intensiver<br />
Suche nach Anregungen dämmerte es mir<br />
plötzlich: die Kerze selbst musste gar nicht<br />
das Motiv sein, sie musste lediglich eine<br />
Rolle zur Schaffung des Motivs spielen. So<br />
entschloss ich mich, die Rauchspur vom<br />
Docht einer erlöschenden Kerze für ein<br />
abstraktes Foto zu nutzen. Die<br />
entsprechenden Aufnahmen waren der<br />
leichtere Teil des Vorhabens. Ich stellte ein<br />
Stück schwarzen Styropors als Hintergrund<br />
auf die Arbeitsfl äche der Küchenzeile und<br />
einen Kerzenhalter mit Kerze davor. Dann<br />
montierte ich die Kamera im Hochformat auf<br />
das Stativ, richtete sie aus, und stellte per<br />
Einzelpunkt-AF auf den Docht der Kerze<br />
scharf. Dann schaltete ich den Autofokus ab,<br />
damit sich die Einstellung nicht mehr<br />
verändern konnte. Alle anderen<br />
Einstellungen nahm ich manuell vor: ISO<br />
100, die maximale Blitz<br />
Blitzsynchronisationszeit von 1/200<br />
Sekunde und Blende f/8 für eine komfortable<br />
Schärfentiefe. Dann schloss ich einen<br />
drahtlosen Fernauslöser an die Kamera und<br />
den dazugehörigen Empfänger an das<br />
Blitzgerät an, dass ich rechts von der Kerze<br />
auf der Arbeitsfl äche aufbaute, so dass es in<br />
einem Winkel nach oben blitzen und den<br />
aufsteigenden Rauch beleuchten würde.<br />
Auch den Blitz stellte ich manuell ein und<br />
versuchte es mit 1/32 der maximalen<br />
Leistung, die sich nach einem Testfoto als<br />
ausreichend herausstellte. Allerdings fi el<br />
auch etwas Licht auf den Hintergrund. Um<br />
das abzustellen, benutzte ich rechts vom<br />
Objektiv ein kleines Stück schwarzer Pappe<br />
und links einen schwarzen Aktenordner, und<br />
das Problem war gelöst.<br />
Bevor ich die Kerze anzündete, öffnete ich<br />
Küchentür und Küchenfenster, damit der<br />
Raum auskühlte, denn in kühleren<br />
Umgebungen ist Rauch besser erkennbar,<br />
und er hält sich länger. Nach einer halben<br />
Stunde schloss ich Tür und Fenster wieder<br />
und dunkelte den Raum ab. Nach dem<br />
Anzünden der Kerze ließ ich sie etwa eine<br />
Minute brennen, bevor ich sie ausblies und<br />
eine Bildserie schoss. Dies wiederholte ich<br />
mehrere Male, wobei ich herausfand, dass<br />
der Rauch, wenn er sich in Richtung<br />
Blitzgerät zog, unterbelichtet wurde. Um<br />
dieses Problem zu lösen, stellte ich ein<br />
zweites Blitzgerät an der anderen Seite der<br />
Kerze auf und stellte beide Blitzgeräte auf<br />
1/64 der vollen Leistung ein. Das bewirkte,<br />
dass der Rauch von derselben Lichtmenge<br />
Oben links:<br />
Zuerst erfolgte die<br />
Bildkomposition, dann<br />
wurde die Kamera auf<br />
dem Stativ fixiert. So<br />
hatte ich die Hände frei,<br />
um die Kerze zu<br />
bedienen und<br />
zwischendurch zu<br />
fotografieren.<br />
Oben: Nachdem die<br />
Kerze angezündet war,<br />
ließ ich sie so lange<br />
brennen, bis der Docht<br />
heiß genug war, um<br />
nach dem Auslöschen<br />
Rauch zu erzeugen.<br />
Links: Nach jedem<br />
Ausblasen der Kerze<br />
hatte ich Zeit genug, 3-4<br />
Aufnahmen in den<br />
Kasten zu bekommen,<br />
bevor sich der Rauch<br />
auflöste.<br />
Unten links: Ich<br />
wählte die gelungensten<br />
Rauchmuster in<br />
Lightroom, um sie in<br />
Photoshop mithilfe des<br />
Lassowerkzeugs<br />
zusammenzufügen.<br />
wie zuvor beleuchtet wurde, es aber keine<br />
Rolle mehr spielte, in welche Richtung er zog.<br />
Ein positiver Nebeneffekt war, dass die<br />
Blitzgeräte wegen der geringeren Blitzleistung<br />
schneller aufgeladen wurden als zuvor das<br />
einzelne Gerät. So konnte ich mehr Fotos<br />
schießen, bevor der Rauch sich aufl öste.<br />
Die Nachbearbeitung erfolgte zunächst mit<br />
Lightroom, wo ich die besten Rauchmuster<br />
aussuchte und nach Photoshop exportierte.<br />
Mit dem Lassowerkzeug wählte ich die<br />
einzelnen Rauchfahnen aus und kopierte sie<br />
in ein Bild der rauchfrei brennenden Kerze.<br />
Dann änderte ich die Füllmethode aller<br />
Ebenen zu „Aufhellen“, damit der Rauch<br />
durchscheinen konnte.<br />
Um das Ganze attraktiver zu machen, fügte<br />
ich jeder Rauchspur eine bunte Verlaufsebene<br />
hinzu und änderte die Füllmethode jedes<br />
Verlaufs in „Farbe“. Zum Schluss fügte ich<br />
alle Ebenen zusammen und duplizierte und<br />
spiegelte sie. Es folgten noch eine kleine<br />
Korrektur der Gradationskurven und etwas<br />
Bildschärfen, und fertig war das Endergebnis.<br />
Ich hatte mich entschieden, die Kerze nicht<br />
im Bild zu lassen, weil sie im Widerspruch<br />
zu der abstrakten Erscheinung des<br />
Bildes stand.<br />
136 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 137
EIN KREATIVER BLICK<br />
KERZEN<br />
DIE FLAMBIERTE FRAU<br />
Von Paul Ward<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR 24-70mm f/2.8<br />
Software: Adobe Photoshop CS2<br />
MEINE URSPRÜNGLICHE Idee für<br />
dieses Projekt war, Kerzenwachs<br />
über einem Perückenkopf aus<br />
Styropor zu schmelzen, so dass<br />
nach dem Erkalten des Wachses<br />
eine Art Helm entstehen würde, den das Model<br />
tragen sollte. Ich wollte es so aussehen lassen,<br />
als sei ihr Kopf eine große Kerze, wobei das<br />
geschmolzene Wachs das Gesicht hinunter<br />
laufen würde. Doch als ich die Sache genauer<br />
durchdachte, wurde klar, dass es so nicht<br />
funktionieren würde. Es würde viel zu lange<br />
dauern, das Wachs zu schmelzen, außerdem<br />
hätte ich so viele Kerzen gebraucht, dass die<br />
Aktion ziemlich teuer geworden wäre.<br />
Als ich mich nach einem passenden Model und<br />
Visagisten umsah, kam ich mit Sabina<br />
Yunusova in Kontakt, mit der ich schon zuvor<br />
zusammengearbeitet hatte. Sie ist sehr kreativ,<br />
und ich wusste, wenn ich sie dabei haben<br />
würde, könnte ich es ihr überlassen, Kopf und<br />
Haare des Models in einen Kerzenhalter zu<br />
verwandeln. Nun mussten wir einen Weg<br />
finden, die Kerzen am Kopf zu befestigen. Ich<br />
besorgte vom Flohmarkt ein paar einfache<br />
Kerzenhalter, deren Fuß abgeschraubt werden<br />
konnte. Aus einem langen Streifen<br />
Aluminiumblech formte ich eine Art Stirnband<br />
und bohrte drei Löcher hinein, die als Aufnahme<br />
für die von ihren Standfüßen abgeschraubten<br />
Kerzenhalter dienten. Diese wurden mit<br />
passenden Muttern befestigt. Auf dem Foto<br />
sollte viel Rauch vor dem Hintergrund zu sehen<br />
sein. Ich benutzte dazu drei Lichtquellen und<br />
eine Rauchmaschine. Die Hauptleuchte<br />
bestand aus einer großen Octobox mit einem<br />
Wabendiffusor, der aus einer Eierverpackung<br />
improvisiert worden war. Diese Konstruktion<br />
verhinderte, dass Licht direkt auf den<br />
Hintergrund fiel. Ein Blitzgerät diente dazu, den<br />
Rauch hinter dem Modell zu beleuchten, ein<br />
weiteres befand sich links hinter der Visagistin,<br />
welche die Rauchmaschine bediente. Das Foto<br />
wurde mit 1/60 Sekunde bei Blende f/7.1 und<br />
ISO 200 geschossen.<br />
Die brennenden Kerzen wurden zur Sicherheit<br />
separat aufgenommen, denn wir wollten nicht<br />
die Haare des Modells entzünden – Haarspray<br />
ist extrem brennbar! Ich schoss mehrere<br />
Aufnahmen der Kerzen, damit sie auf dem Foto<br />
nicht identisch aussahen. Dabei verwendete ich<br />
keinen Blitz, sondern schaltete die<br />
Raumbeleuchtung aus, fotografierte vom Stativ<br />
und nahm die Belichtungsmessung an der<br />
Flamme vor. Der schwarze Hintergrund sorgte<br />
dafür, dass ich die Kerzen später problemlos als<br />
einzelne Ebenen in Photoshop einarbeiten<br />
konnte.<br />
Nachdem wir alles im Kasten hatten, gingen wir<br />
zurück in den Lifestyle-Bereich des Studios, wo<br />
auch vor der Session das Make-up des Models<br />
aufgelegt worden war. Dort war das durch die<br />
großen Fenster hereinfallende Tageslicht gerade<br />
so schön, dass ich noch eine Reihe weiterer<br />
Aufnahmen machte. Dazu änderte ich die<br />
Kameraeinstellungen auf ISO 800 und Blende<br />
f/3.2, denn das Licht war natürlich weniger<br />
intensiv als das der zuvor verwendeten<br />
Blitzgeräte. Ich stand zwischen dem Model und<br />
dem Fenster, damit das Gesicht gleichmäßig<br />
ausgeleuchtet war. So entstand die letzte<br />
Aufnahme des Tages, und wie sich<br />
herausstellte, auch die beste.<br />
Oft ist weniger eben doch mehr.<br />
Alternativszene<br />
Im Uhrzeigersinn<br />
von oben links: Ich<br />
bohrte drei Löcher in das<br />
Aluminiumblech, durch<br />
die die Gewinde der<br />
Kerzenhalter gesteckt<br />
und mit Muttern<br />
gesichert wurden.<br />
Sabina drapierte<br />
währenddessen das<br />
Haar des Models so,<br />
dass die Konstruktion der<br />
Kerzenhalter darunter<br />
verborgen sein würde.<br />
Unten links: Die dritte<br />
Leuchte ist hier nicht zu<br />
sehen; sie befindet sich<br />
links von der<br />
Rauchmaschine und<br />
sorgt für Glanz auf dem<br />
Haar und dem Nacken<br />
des Models.<br />
Unten: Dies war das<br />
eigentlich beabsichtigte<br />
Foto, dem der gesamte<br />
Aufwand einschließlich<br />
Rauch und den drei<br />
Leuchten gegolten hatte.<br />
Ganz unten: Ich<br />
fotografierte die Kerzen<br />
getrennt im dunklen<br />
Raum und montierte sie<br />
später per Bildfüllmodus<br />
mit Photoshop in das<br />
Bild hinein.<br />
Rechts: Die Fenster in meinem<br />
Lifestyle-Studio befinden sich in<br />
einer Höhe von etwa 1,80 m und<br />
reichen bis unter die<br />
Zimmerdecke. Das sorgt für viel<br />
natürliches Tageslicht; der Effekt<br />
ist etwa derselbe wie der einer<br />
großen Softbox, die in einem<br />
Winkel von 45 Grad nach unten<br />
gerichtet ist.<br />
Mitte: Ich fotografierte im<br />
Raw-Format und dunkelte das<br />
Bild in der Nachbearbeitung leicht<br />
ab, bevor ich die Farbsättigung<br />
verminderte und eine Vignette<br />
hinzufügte.<br />
138 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 139
Spitzen<br />
-Profis<br />
1<br />
SHOOTING<br />
VON<br />
STARS<br />
DER HAARPOMADE „BRYLCREEM“ BIS ZU CADBURY CREME<br />
EGGS, OB OLYMPIONIKEN, SCHAUSPIELER ODER KOMIKER: ADAM<br />
LAWRENCE HAT SIE ALLE PORTRÄTIERT. MIT CAROLINE WILKINSON<br />
SPRICHT ER DARÜBER, WARUM PERSÖNLICHKEIT SO WICHTIG IST<br />
– FÜR FOTOGRAFEN UND PORTRÄTIERTE.<br />
„MEIN ONKEL ADAM ist Mamas Bruder. Er ist<br />
verrückt, aber er ist wirklich nett zu mir. Mein<br />
Onkel Adam gibt mir für fünf Minuten sein<br />
iPhone, wenn Mama das will. Mein Onkel<br />
Adam hat Haare, so struppig wie ein Vogelnest.<br />
Er hat immer T-Shirts an wo so Sachen wie<br />
„Punk“ drauf stehen und er redet so lustig. Mein Onkel Adam<br />
benimmt sich, als ob er erst fünf wäre, und er kitzelt mich<br />
immer. Mein Onkel Adam macht dauernd Fotos von mir und<br />
von meinem Bruder, weil er Fotograf ist.“ Das war mein erster<br />
Eindruck von dem in London arbeitenden Porträtfotografen<br />
Adam Lawrence, gesehen durch die Augen seiner<br />
siebenjährigen Nichte. Ein starker Kontrast zu den üblichen<br />
Biografien, doch angesichts der hochkarätigen Marken- und<br />
Medien-Giganten wie Hovis, N-Power, Doritos, Channel 4,<br />
Radio One, LoveFilm, BBC, Nestle, Morrisons – die Liste ließe<br />
sich fortsetzen – wird klar, dass er es mit Humor und<br />
Ungewöhnlichkeit weit gebracht hat.<br />
„Ich möchte, dass die Leute meine Bilder anschauen und<br />
etwas Eigenartiges in ihnen sehen, das sie zum Lächeln<br />
bringt.“<br />
Wenn er eine Verbindung zu den Porträtierten herstellt, bedeutet<br />
das, dass er ihre Persönlichkeit durch seine Porträts ausstrahlen<br />
kann und zugleich eine Beziehung aufbaut, die weitere Aufträge<br />
sichert. Das war so bei Gok Wan und Channel 4, bei Victoria<br />
Pendleton und den vielen Kampagnen, die auf sportlichem<br />
Erfolg beruhten. Persönlichkeit und Talent haben Adams<br />
Karriere viele Türen geöffnet, sodass er sich weiter entwickeln<br />
und in neuen Bereichen versuchen konnte. Wenn man sein<br />
vielseitiges Portfolio anschaut, stellt man erstaunt fest, dass<br />
man ihn keinem bestimmten Genre zuordnen kann.<br />
„Im vergangenen Sommer habe ich die Standfotos für zwei<br />
Spielfilme gemacht, und zwischendurch immer wieder meine<br />
Werbeaufnahmen. Es ist eine andere Herausforderung – man<br />
muss mit dem vorhandenen Licht arbeiten und ist ständig von<br />
der Film-Crew umgeben; die Arbeit hat dokumentarischen<br />
Charakter und unterscheidet sich sehr von meinem normalen,<br />
perfektionierten Stil. Ich genieße diese Vielfalt, doch ganz oft<br />
überschneiden sich solch unterschiedliche Bereiche der<br />
<strong>Fotografie</strong>. Die Schauspieler wissen zum Beispiel, dass ich<br />
auch Werbefotograf bin, also muss ich sie gar nicht lange<br />
überreden, sich vor einen weißen Hintergrund zu stellen,<br />
wenn sich die Gelegenheit ergibt. Diese Bilder können dann<br />
ohne weiteres auf Werbeflächen an den Seiten der<br />
Straßenbahnen und Stadtbusse enden, als Teil der<br />
Werbekampagne für den Film.“<br />
Vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrung mit Film und<br />
Fernsehen hat er seine inzwischen 20 Jahre dauernden Karriere<br />
aufgebaut; es war nicht die <strong>Fotografie</strong>, mit der sie anfing. Er war<br />
immer sehr vielseitig, und das ist bis heute so geblieben.<br />
„Mein Durchbruch kam mithilfe eines Freundes, der 1992 in<br />
der Presseabteilung für Capital Radio arbeitete: ich<br />
1) Der fünfjährige<br />
Darryl Olorunfem,<br />
verkleidet als kleiner<br />
Tinie Tempah wurde<br />
für eine Vision-Express<br />
Kampagne fotografiert,<br />
die Kindern ihre Scheu<br />
vor dem Tragen einer<br />
Brille nehmen sollte.<br />
Es sollte Teil einer Serie<br />
von Mini-Musik- und<br />
Hollywood-Stars<br />
werden, aber das<br />
Projekt wurde nicht<br />
weiter verfolgt.<br />
2) Paloma Faith – Tia<br />
Marias<br />
Markenbotschafterin<br />
– wurde mit einer<br />
Phase One P30+ back<br />
mit einer Verschlusszeit<br />
von 1/250 Sekunde<br />
bei Blende f/16<br />
aufgenommen.<br />
140 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
2<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 141
Spitzen -Profis<br />
3) Weltmeisterin und<br />
Olympiasiegerin Victoria<br />
Pendleton wurde für eine<br />
Hovis-Kampagne als Audrey<br />
Hepburn in Frühstück bei<br />
Tiffany abgelichtet.<br />
4) Gok Wan wurde für „How<br />
to Look Good Naked“ mit<br />
einer Hasselblad P30+ und<br />
Phase One Rückwand in<br />
einer einzigen Aufnahme<br />
fotografiert, mit 1/8 Sekunde<br />
bei Blende f/16.<br />
5) Diese Aufnahme von<br />
Heston Blumenthal gehörte<br />
zu einer dreiteiligen<br />
Komposition: Heston, einen<br />
Eimer Deckel haltend, die<br />
Tortenschachtel und die aus<br />
einem Kasten aufflatternden<br />
Tauben. Geschossen wurde<br />
mit einer Verschlusszeit von<br />
1/5000 Sekunde bei Blende<br />
f/19.<br />
6) Ein Teil der Besetzung von<br />
„Made in Chelsea“,<br />
fotografiert mit einer Phase<br />
One IQ140. Das Bild besteht<br />
aus einer einzigen<br />
Aufnahme, bei der zwölf<br />
Leuchten benutzt wurden.<br />
Sie wurde mit einer<br />
Verschlusszeit von 1/125<br />
Sekunde bei Blende f/13<br />
gemacht.<br />
3<br />
4 5<br />
fotografierte einige Radio-Berühmtheiten, das war für mich<br />
der Einstieg. Doch die redaktionelle <strong>Fotografie</strong> mit festem<br />
Einkommen stirbt langsam aus, und seit die Musikindustrie<br />
Konkurrenz durch das Internet bekam, geht es nur noch<br />
darum, halbnackten Glamour zu fotografieren – in all den<br />
Strapsen und Strümpfen war nicht mehr viel Raum für<br />
Persönlichkeit. Meine heutige Arbeit besteht meist aus<br />
High-End PR: TV-Publicity und charakterbetonte Anzeigen.<br />
Mir gefällt alles, was auf einer guten Idee beruht und im<br />
Studio eine Herausforderung darstellt. Eine meiner<br />
kürzlichen Aufnahmen, an die ich mich gerne erinnere, war<br />
für Cadbury: die Fortsetzung einer bereits gelaufenen<br />
Creme-Egg-Kampagne. Dafür haben wir das Coverfoto neu<br />
erfunden, auf dem Nigela Lawson mit Honig überzogen war<br />
– nur diesmal haben wir mit Wasser verdünnte Schmiere<br />
benutzt. Es war eine famose Schweinerei.“<br />
Wie alle erfolgreichen Fotografen wird Adam wegen seines Stils<br />
angeheuert, der Art und Weise, wie er denkt und fotografiert.<br />
Abgesehen von seinem Auftreten hat das eine Menge zu tun<br />
mit seinen Fähigkeiten der Beleuchtung, die normalerweise<br />
ausgewogen ist zwischen hartem und weichem Licht. Er<br />
benutzt gerne eine kleine Softbox als Hauptlicht und eine<br />
weitere Leuchte mit Beauty-Dish, die jedoch nicht in die Mitte<br />
des Motivs strahlt. Diese Kombination ergibt eine weiche<br />
Gesamtansicht des Gesichts, während die Gesichtszüge durch<br />
das harte Licht hervorgehoben werden. Bei Aufnahmen wie<br />
die Besetzung des Films „Made in Chelsea“ kann es aber<br />
wesentlich komplizierter werden:<br />
„Das war das Ergebnis der Kombination von großartiger<br />
Location, einem hervorragenden Requisiteur und einem<br />
exzellenten Retuscheur. Es ist eine einzige Aufnahme, was<br />
bedeutete, dass da wohl so um die 10 bis 12 Leuchten im<br />
Spiel waren. Jede einzelne Person musste individuell<br />
herausgehoben werden mit Randleuchten an den richtigen<br />
Stellen und einer Mischung aus hartem und weichem<br />
Licht.“<br />
Adam ist der Ansicht, dass die Arbeit eines professionellen<br />
Retuscheurs zu einem wichtigen Teil der Branche geworden<br />
ist, quasi als Nebeneffekt der Digitalfotografie.<br />
„Die Digitaltechnik hat nicht nur unseren Workflow<br />
verändert, weil wir Bilder jetzt sofort sehen und verändern<br />
können, sondern auch für die Kunden, weil sie eine<br />
Aufnahme jetzt auf dem iPad ansehen können; es bedeutet<br />
auch, dass Porträts heute im Vergleich zu den Tagen des<br />
Films viel perfekter aussehen müssen. Wie für die <strong>Fotografie</strong><br />
mit Film eine gute Vergrößerung entscheidend war, ist es<br />
jetzt gute Retusche, die deine Arbeit heraushebt.“<br />
Weitere Bilder finden Sie auf www.adamlawrence.com<br />
7) Hier haben<br />
CGI-Künstler das<br />
Kleid für Paloma Faith<br />
kreiert. Wir<br />
fotografierten in dem<br />
Raum zuerst eine<br />
silberne Kugel, so<br />
dass die Artists<br />
wissen konnten,<br />
wohin die Spitzlichter<br />
fallen würden.<br />
8) David Mitchell und<br />
Robert Webb<br />
fotografierten diesen<br />
Mitchell und Webb<br />
Look. Die<br />
Beleuchtung bestand<br />
einfach aus zwei<br />
Blitzköpfen mit<br />
Softboxen.<br />
9) Lydia Bright aus<br />
„The Only Way is<br />
Essex“ wurde für die<br />
Cadbury Creme-Egg<br />
Kampagne<br />
fotografiert.<br />
142 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Adam Lawrence<br />
6<br />
PORTRÄTS MÜSSEN HEUTE IM VERGLEICH ZU DEN ZEITEN DES FILMS VIEL PERFEKTER<br />
AUSSEHEN. WIE FÜR DEN FILM EINE GUTE VERGRÖSSERUNG ENTSCHEIDEND WAR, IST ES<br />
JETZT GUTE RETUSCHE, DIE DEINE ARBEIT HERAUSHEBT.“<br />
7 8 9<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 143
Spitzen-Profis<br />
LIEBESGRÜSSE<br />
AUS MOSKAU<br />
VOM ROTEN PLATZ BIS ZU DEN WEISSEN NÄCHTEN SANKT PETERSBURGS: REISEFOTOGRAF JON<br />
HICKS BERICHTET ÜBER SEINE RUSSLAND-EXPEDITION UND ERKLÄRT, WARUM ER EINE MICRO<br />
FOUR-THIRDS KAMERA GEGENÜBER SEINER CANON EOS-1DS MK III VORZIEHT.<br />
JEWEILS ACHT TAGE in Moskau und Sankt<br />
Petersburg sollten es sein, und im Gegensatz<br />
zu den meisten meiner Projekte für Corbis<br />
Images verlief auch fast alles nach Plan. Ich<br />
wollte schon lange gerne nach Russland<br />
reisen, doch die bisher geltenden Vorschriften<br />
über das Fotografi eren öffentlicher Plätzen, insbesondere in<br />
Moskau, hatten mich abgeschreckt.<br />
Es gab zu viele Örtlichkeiten, an denen keine professionelle<br />
Ausrüstung verwendet werden durfte, beispielsweise die<br />
Moskauer U-Bahn, und selbst für ein Stativ brauchte man<br />
eine Sondererlaubnis. Aufgrund dieser Restriktionen kam ein<br />
Besuch in Russland für mich lange Zeit nicht in Frage.<br />
Doch ich hatte gehört, dass aufgrund des politischen<br />
Einfl usses eines russischen Kollegen die Vorschriften<br />
gelockert worden waren; sie galten angeblich nun nur noch<br />
für Privatgelände, und genauso war es auch. Trotzdem war<br />
ich darauf vorbereitet, feindselige Reaktionen zu vermeiden,<br />
indem ich mir vor dem Abfl ug eine Olympus OM-D EM-5<br />
Kamera zugelegt hatte. Sie erwies sich bei Innenaufnahmen<br />
in der U-Bahn, in Einkaufszentren, in Kirchen und<br />
Museen von unschätzbarem Wert – eben überall dort, wo<br />
erhöhte Sicherheitsvorkehrungen gelten. Mit dieser<br />
Kamera ohne weiteres Zubehör sah ich wie ein Tourist<br />
aus, und das war mein Vorteil. So konnte ich Situationen<br />
fotografi eren, die mir mit voller Profi ausrüstung ganz<br />
sicher verwehrt geblieben wären. Ein Übriges tat die<br />
hervorragende Bildstabilisierung der Kamera. Das System<br />
arbeitet über fünf Achsen, nicht nur über die Horizontale<br />
und die Senkrechte. Ich konnte die Kamera beliebig<br />
drehen und neigen, und auch bei langen Verschlusszeiten<br />
noch aus der Hand schießen. Die Wechselobjektive sind<br />
vergleichsweise winzig; darum ist dieses Kamerasystem<br />
sehr einfach und unauffällig zu transportieren.<br />
Ich verwendete sehr oft das Lumix G Vario 7-14mm f/4<br />
Objektiv, denn es ist ein sehr gutes Weitwinkel für<br />
Innenaufnahmen (entsprechend 14–28 mm im<br />
Vollformat). Außerdem hatte ich noch ein 20mm f/1.8<br />
und ein 45mm f/1.7 Objektiv dabei (entsprechend 40<br />
mm und 90 mm im Vollformat). Im Vergleich zu einem<br />
35mm-Objektiv bekommt man damit viel mehr<br />
Schärfentiefe. Ich habe zum Beispiel in der U-Bahn mit<br />
1/8 Sekunde bei Blende f/5.6 aus der Hand geschossen,<br />
und weil der Sensor ein sehr gutes Rauschverhalten hat,<br />
machte ich viele Aufnahmen bei ISO 1600. Natürlich<br />
schneidet die Olympus bei der Bildqualität im direkten<br />
Vergleich zu meiner Canon EOS-1Ds Mk III schlechter ab,<br />
doch das war zu erwarten. Für den Zweck, zu dem ich sie<br />
gekauft hatte, konnte ich mir nichts besseres wünschen.
Das Wetter in<br />
Moskau war sehr<br />
wechselhaft, doch<br />
das hinderte mich<br />
nicht daran, auf dem<br />
Roten Platz diese<br />
Touristen mit<br />
aufgespannten<br />
Regenschirmen zu<br />
fotografieren.<br />
Kamera: Canon<br />
EOS-1Ds Mk III,<br />
Belichtung mit 1/4<br />
Sekunde bei Blende<br />
f/6.3
Spitzen<br />
-Profis<br />
Jon Hicks<br />
1<br />
1) Obwohl traditionelle<br />
russische Szenen von<br />
den Agenturen nicht<br />
nachgefragt werden,<br />
schoss sich auch solche<br />
Motive, aber in meinem<br />
eigenen Stil. So entstand<br />
dieses Bild vom Kreml<br />
und der Moskwa in der<br />
Dämmerung, mit einem<br />
70-200mm f/2.8<br />
Objektiv und 5<br />
Sekunden Belichtung<br />
bei Blende f/13.<br />
2) Die Olympus OM-D<br />
E-M5 leistete mir<br />
unschätzbare Dienste<br />
bei Innenaufnahmen,<br />
besonders mit dem<br />
Lumix G Vario 7-14mm<br />
f/4 Objektiv. Diese<br />
Aufnahme entstand aus<br />
der Hand mit 1/10<br />
Sekunde Verschlusszeit<br />
bei Blende f/5 und ISO<br />
1250.<br />
3) Kirche am Griboyedov<br />
Kanal in St. Petersburg<br />
in einer weißen Nacht,<br />
aufgenommen mit einer<br />
Brennweite von 24 mm.<br />
2<br />
3<br />
(nächtse Seite :)<br />
4) Mit der Olympus konnte<br />
ich auch an Orten wie der<br />
Moskauer U-Bahn<br />
fotografieren, und ich<br />
brauchte keine<br />
Kompromisse wegen<br />
möglichen Verwackelns<br />
einzugehen. Ich konnte<br />
aus der Hand mit 0,3<br />
Sekunden Verschlusszeit<br />
bei Blende f/4 schießen,<br />
um den Zug und die<br />
Reisenden verschwimmen<br />
zu lassen.<br />
5) In der Galeria Shopping<br />
Mall in Sankt Petersburg,<br />
aufgenommen mit der<br />
Olympus mit 1/40<br />
Sekunde Verschlusszeit<br />
bei Blende f/5 und ISO<br />
200.<br />
WENN SIE IM MAI IN MOSKAU SIND, DÜRFEN SIE NICHT DIE<br />
WEISSEN NÄCHTEN VON SANKT PETERSBURG VERSÄUMEN.<br />
Die produzierten Fotos erforderten allerdings einige<br />
Nachbearbeitung, um sie an Bildagenturen verkaufen zu<br />
können. Es müssen beispielsweise Artefakte und<br />
Farbsäume entfernt werden, und selbstverständlich sind<br />
Nachschärfen und Rauschreduktion obligatorisch.<br />
Aufnahmen mit der Canon brauchen nichts von alledem.<br />
Ich erledigte meinen Pfl ichtanteil an traditionellen<br />
Russlandfotos, obwohl Bildagenturen damit überschüttet<br />
werden. Dann konzentrierte ich mich auf das moderne<br />
Russland: die Einkaufszentren, die Geschäftsviertel wie die<br />
neue Moskauer City und das U-Bahn System. Auch wenn<br />
Bilder von Starbucks, Marks & Spencer und Mc Donald´s<br />
weniger interessant sind als die wunderbare Architektur,<br />
sind kyrillische Schriftzeichen ein fotografi sches<br />
Alleinstellungsmerkmal, jedenfalls für West-Kunden, und<br />
die ein- und ausströmenden Menschen ergeben<br />
dynamische Bilder. Über die Hälfte meiner Zeit in Moskau<br />
war der Himmel bedeckt, ich verbrachte viel Zeit in<br />
Gebäuden und wartete auf die Nacht. Hier kam die Olympus<br />
zu ihrem Recht: Wo immer ich mit meiner Canon und dem<br />
Stativ auf dem Rücken ein Einkaufszentrum betrat, wurde ich<br />
von irgendeinem Sicherheitsmenschen belehrt: „Keine Fotos“.<br />
So versuchte ich denn das Beste aus meiner Zeit zu machen,<br />
selbst im abendlichen Regen. Ich machte „Undercover“-<br />
Aufnahmen von Menschen mit Regenschirmen, selbst wenn<br />
ich nachträglich Himmel in das Bild einfügen musste. An<br />
Tagen mit gutem Licht konnte ich mit der Olympus mehr<br />
Bilder machen als normalerweise üblich – und sie verkaufen<br />
sich wirklich gut. Es war eine völlig neuer Arbeitsweise für<br />
mich: Normalerweise bleibe ich stehen, hole die Ausrüstung<br />
aus der Kameratasche und baue das Stativ auf; diesmal<br />
jedoch schoss ich viele Fotos einfach mit der Kamera vor dem<br />
Bauch, während ich durch die Stadt schlenderte. Die Canon<br />
benutzte ich nur noch für komplizierte Lichtverhältnisse und<br />
Panoramen.<br />
Wer Moskau im Mai besucht, sollte auf keinen Fall die<br />
146 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
4<br />
5 6<br />
Gelegenheit verpassen, die vierstündige Bahnfahrt nach<br />
St. Petersburg zu unternehmen, um dort die weißen Nächte<br />
zu fotografieren. Es ist fantastisch: ein nicht enden wollendes<br />
Zwielicht. Wirklich dunkel wird es nie, und Sie können<br />
wunderschöne Fotos in dieser endlosen goldenen Stunde<br />
machen, bis Sie so müde sind, dass Sie die Kamera kaum<br />
noch halten können. Ich habe oft genug bis 3:00 Uhr<br />
morgens gearbeitet, bevor ich ins Hotel zurück ging. Weil ich<br />
am Wochenende dort war, konnte ich auch die sonst völlig<br />
unübliche nächtliche Betriebsamkeit der Stadt erleben, wenn<br />
Familien mit ihren Kindern morgens um 2:30 Uhr am<br />
Flussufer der Newa spazieren gingen.<br />
Tagsüber fotografierte ich wieder meine Einkaufszentren und<br />
traditionelle Gebäude wie das Hermitage Museum und etliche<br />
der über 2000 eindrucksvollen Paläste, die auch mehr als 70<br />
Jahre Sozialismus mühelos überstanden haben. In Sankt<br />
Petersburg ist alles zu Fuß erreichbar, und das Wetter war<br />
schön, ganz abgesehen von der umwerfenden, ganznächtlichen<br />
goldenen Stunde.<br />
Auch hier benutzte ich die Olympus für Innenaufnahmen,<br />
doch für die in der Dämmerung aufgenommenen<br />
Außenaufnahmen verwendete ich meine bewährte Canon<br />
EOS-1Ds Mk III. Trotzdem ich mich nächtelang auf<br />
Motivsuche draußen herumtrieb, fühlte ich mich überall<br />
sicher und die Menschen beider Städte waren sehr freundlich<br />
– wenn auch oft stark mit Wodka angetrunken. Niemand war<br />
unfreundlich zu mir, trotz der vielen Warnungen, die ich vor<br />
meiner Abreise gehört hatte, dass Russen sich nicht gern<br />
fotografieren lassen.<br />
Ich hatte jedenfalls einen sehr schönen Aufenthalt und werde<br />
eines Tages im Winter zurückkehren, wenn der Rote Platz mit<br />
Schnee und Nebel bedeckt ist.<br />
6) Eine lange<br />
Verschlusszeit, die<br />
Passanten<br />
verschwimmen lässt,<br />
ist entscheidend,<br />
wenn sie ein<br />
ansonsten statisches<br />
Bild dynamisch und<br />
damit attraktiver<br />
machen wollen.<br />
Dieses Foto auf einer<br />
Ausstellung im<br />
Russischen Museum<br />
in Moskau entstand<br />
mit 1/8 Sekunde<br />
Verschlusszeit bei<br />
Blende f/5.6 und ISO<br />
1250.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 147
Photoshop Elements<br />
Erweitertes Auswählen<br />
Schnellauswahlwerkzeuge<br />
Photoshop Elements bietet so viele Auswahlwerkzeuge, dass oft schwer zu<br />
entscheiden ist, in welcher Situation sie verwendet werden. Zeit für eine Klärung.<br />
Original<br />
JORDAN BUTTERS: Jedes<br />
Auswahlwerkzeug hat seine Vor- und<br />
Nachteile, je nachdem, was Sie<br />
auswählen wollen. Smartauswahl-<br />
Werkzeuge benötigen nur wenig<br />
Eingriffe Ihrerseits, denn sie messen die<br />
nächstgelegenen Pixel, bewerten deren<br />
Unterschiede und extrapolieren anhand dieser<br />
Bewertungen, welche Bereiche in die Auswahl<br />
eingeschlossen werden sollen, und welche<br />
nicht. Das magnetische Lassowerkzeug<br />
beispielsweise sucht nach Kanten mit starken<br />
Kontrasten, an denen es sich orientiert, während<br />
der Zauberstab Pixel von ähnlicher Farbe und<br />
Farbtönung auswählt, wobei Sie zuvor eine<br />
Toleranzschwelle eingeben müssen, an der er<br />
sich orientiert. Je größer die Toleranz, desto<br />
weiter wird der auszuwählende Tonwertbereich<br />
gefasst. Das Schnellauswahlwerkzeug<br />
Alternative Werkzeuge<br />
SMARTPINSELWERKZEUG<br />
Er ähnelt dem Schnellauswahlwerkzeug, doch<br />
mit dem Smartpinsel können sie aus einer Liste<br />
von Voreinstellungen wie „Blauer Himmel“,<br />
„Weiße Zähne“ usw. auswählen.<br />
Das Smartpinselwerkzeug arbeitet allerdings<br />
nur mit den in der Liste enthaltenen Effekten.<br />
funktioniert ähnlich wie der Zauberstab, jedoch<br />
mit dem kleinen Unterschied, dass Sie einen<br />
Bereich „überpinseln“, anstatt auf ihn zu klicken.<br />
Das ist die einfachste Methode, eine Auswahl zu<br />
treffen, wenn der fragliche Bereich aus<br />
unterschiedlichen Farben und Farbtönen<br />
besteht. Sie spart viel Zeit und ist oft genauso<br />
effizient wie die manuelle Auswahl. Die<br />
folgenden Ausführungen sollen Ihnen die<br />
Entscheidung erleichtern, wann Sie welches<br />
Werkzeug verwenden.<br />
Zauberstab Um die Farbsättigung des Himmels<br />
1zu verstärken, benutzen Sie den Zauberstab und<br />
klicken auf den Himmel. Falls durch diesen Klick<br />
nicht der gesamte Himmel ausgewählt wird, halten<br />
Sie die Umschalt-Taste gedrückt und klicken in die<br />
fehlenden Bereiche, um diese in die Auswahl<br />
einzuschließen. Haben Sie versehentlich einen<br />
falschen Bereich ausgewählt, halten Sie wieder die<br />
Umschalt-Taste gedrückt und klicken erneut in den<br />
Bereich, um ihn aus der Auswahl zu entfernen.<br />
Auswahl modifizieren Die Auswahl ist<br />
2hervorgehoben. Gehen Sie nun auf Auswahl ><br />
Kante <strong>verbessern</strong> und im Dialogfeld Kante anpassen<br />
erhöhen Sie Weiche Kante auf 3.0px und klicken auf<br />
OK. Das schwächt die Kanten des ausgewählten<br />
Bereichs ab.<br />
Farbsättigung korrigieren Um das Blau des<br />
3Himmels zu verstärken, gehen Sie auf Ebene ><br />
Neu > Ebene durch Kopie, um eine neue Ebene des<br />
ausgewählten Bereichs zu erzeugen. Dann wählen<br />
Sie Überarbeiten > Farbe anpassen > Farbton/<br />
Sättigung anpassen. Nun können Sie in der Palette<br />
die Farbsättigung mit dem Schieberegler nach<br />
Belieben verändern. Anschließend klicken Sie auf<br />
OK.<br />
4<br />
Schnellauswahlwerkzeug Der Vordergrund<br />
könnte etwas mehr Helligkeit und Kontrast<br />
vertragen. Wählen Sie zunächst die<br />
Hintergrundebene in der Ebenenpalette und klicken<br />
Sie auf das Schnellauswahlwerkzeug. Stellen Sie die<br />
Pinselgröße wie gewünscht ein, und überpinseln Sie<br />
den Bereich, den Sie auswählen wollen.<br />
Auswahl korrigieren Falls das Werkzeug nicht<br />
5die gewünschten Bereiche ausgewählt hat,<br />
reduzieren Sie zuerst die Pinselgröße, dann halten Sie<br />
die Alt-Taste gedrückt, während Sie die Bereiche<br />
überpinseln, die Sie aus der Auswahl ausschließen<br />
wollen. Eventuell müssen Sie dies ein paar Mal<br />
wiederholen, bis Sie die gewünschten Bereiche exakt<br />
selektiert haben. Schwächen Sie nun die Kanten ab,<br />
wie bereits unter Punkt 2 beschrieben.<br />
Beleuchtung <strong>verbessern</strong> Gehen Sie auf Ebene<br />
6> Neu > Ebene durch Kopie, um erneut eine<br />
Ebene mit dieser Auswahl zu erzeugen, doch dieses<br />
Mal gehen Sie auf Überarbeiten > Beleuchtung<br />
anpassen > Helligkeit/Kontrast. In der Helligkeit/<br />
Kontrast-Korrekturpalette erhöhen Sie Helligkeit und<br />
Kontrast und klicken anschließend auf OK.<br />
148 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE DUNKELKAMMER<br />
Das fertige Bild<br />
Mit den einzelnen<br />
Auswahlwerkzeugen<br />
bearbeiten sie das Bild<br />
Schritt für Schritt.<br />
ZU WEIT<br />
GEGANGEN?<br />
Wenn Sie einen Bereich<br />
auswählen wollten und über‘s<br />
Ziel hinaus geschossen sind,<br />
halten Sie die Alt-Taste<br />
gedrückt und klicken erneut<br />
auf den Bereich, um ihn<br />
wieder aus der Auswahl zu<br />
entfernen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 149
Photoshop CS Erweitertes Auswählen<br />
Manuell auswählen<br />
Schnellauswahl-Werkzeuge sparen Zeit und sind komfortabel, doch wenn<br />
höchste Genauigkeit gefragt ist, führt die manuelle Auswahl am besten zum Ziel.<br />
Original<br />
JORDAN BUTTERS:<br />
Schnellauswahlwerkzeuge können<br />
Farbbereiche auswählen, so weit so<br />
gut. Doch was tun Sie, wenn Sie<br />
etwas auswählen müssen, das keine<br />
genau definierte Farbe oder einen komplizierten<br />
Umriss aufweist? Dann ist die manuelle Auswahl<br />
von Werkzeugen erforderlich. Mit ihnen werden<br />
Sie für einen Vorgang etwas länger brauchen,<br />
weil Sie den auszuwählenden Bereich, selbst<br />
bestimmen müssen, doch die Bereichsauswahl<br />
wird wesentlich akkurater sein, wenn Sie<br />
sorgfältig arbeiten. Ich wollte in diesem Beispiel<br />
ein sehr kontrastreiches Bild dieser Szene<br />
erzeugen. Doch da manche Bereiche bereits<br />
einen sehr hohen Kontrast aufwiesen, wollte ich<br />
den Kontrast nur in bestimmten Bereichen<br />
verstärken. Dazu gehörten der Weg aus<br />
Alternative Werkzeuge<br />
DAS ZEICHENSTIFTWERKZEUG<br />
Das Zeichenstiftwerkzeug ermöglicht eine sehr<br />
präzise Auswahl. Mit ihm wird eine Fläche nicht<br />
automatisch eingegrenzt, sondern Sie müssen diese<br />
Eingrenzung von Hand vornehmen. Das Werkzeug<br />
folgt Vektorlinien, nicht einzelnen Pixelkanten, und<br />
so entsteht ein Beschneidungspfad. Deswegen<br />
eignet es sich sehr gut, wenn besondere<br />
Genauigkeit gefordert ist; es benötigt aber einige<br />
Zeit der Einarbeitung und Übung.<br />
Holzbohlen und der Himmel. Um das zu<br />
erreichen, musste ich sowohl das Lasso-<br />
Werkzeug als auch das Polygon-Lasso-Werkzeug<br />
benutzen, denn sonst wäre keine präzise<br />
Auswahl möglich gewesen.<br />
Die erste Auswahl Klicken Sie auf das<br />
1Lassowerkzeug, halten Sie die Maustaste<br />
gedrückt und wählen Sie das Polygon-Lasso. Klicken<br />
Sie einmal in das Bild, um den Startpunkt ihrer<br />
Auswahl festzulegen, bevor Sie mit dem Mauszeiger<br />
den nächsten Ankerpunkt festlegen. Die dadurch<br />
gebildete Linie sollte parallel zu den geraden Kanten<br />
des auszuwählenden Objekts verlaufen<br />
Zwischen Lassowerkzeugen umschalten<br />
2Wenn Sie an eine Zone gelangen, die größere<br />
Flexibilität erfordert, halten Sie die Alt-Taste gedrückt,<br />
um zum Lassowerkzeug zu wechseln, und fahren<br />
mit dem Cursor um das Objekt. Lassen Sie die<br />
Alt-Taste los, um wieder zum Polygon-<br />
Lassowerkzeug zurückzukehren. Wenn die Auswahl<br />
getroffen ist, doppelklicken Sie in die Nähe des<br />
Startpunkts der Linie, um sie abzuschließen.<br />
Bereiche entfernen Um die sandigen Bereiche<br />
3zwischen den Holzbohlen zu entfernen, halten<br />
Sie die Alt-Taste gedrückt und wählen die Bereiche<br />
einzeln aus. Sobald eine Auswahl abgeschlossen ist,<br />
wird der Bereich aus der Originalauswahl entfernt.<br />
Wenn Sie fertig sind, klicken Sie auf das Polygon-<br />
Lassowerkzeug und halten die Maustaste gedrückt,<br />
um zum magnetischen Lasso-Werkzeug zu<br />
wechseln.<br />
Die Auswahl vergrößern Halten Sie die Umschalt-<br />
4Taste gedrückt und klicken Sie, um den ersten<br />
Ankerpunkt zu setzen. Fahren Sie den Horizont entlang,<br />
und das Werkzeug wird bei allen Kontrastunterschieden<br />
weitere Ankerpunkte setzen. Falls dies einmal nicht<br />
geschehen sollte, können Sie mit einem Einzelklick<br />
selbst einen neuen Ankerpunkt entlang dieser Kante<br />
setzen. Wenn Sie einen Ankerpunkt versehentlich falsch<br />
setzen, drücken Sie die Rückschritttaste.<br />
Auswahl überarbeiten Nachdem der Horizont<br />
5ausgewählt ist, halten Sie die Alt-Taste erneut<br />
gedrückt und klicken oberhalb des Horizonts an den<br />
Bildkanten entlang, um die Auswahl um den Himmel<br />
herum zu schließen. Dann gehen Sie auf Auswahl ><br />
Kante <strong>verbessern</strong>, setzen im Dialogfeld die Weiche<br />
Kante auf 6.0px und Abrunden auf 10. Dies lässt die<br />
Kanten ihrer Auswahl verschwimmen.<br />
Korrekturen hinzufügen Gehen Sie auf Ebene ><br />
6Neu > Ebene durch Kopieren. Fügen Sie eine<br />
Tonwertkorrekturebene hinzu, doch bevor Sie<br />
irgendwelche Einstellungen vornehmen, gehen Sie<br />
auf Ebene > Schnittmaske erstellen. Nun stellen Sie<br />
in der Korrekturpalette die Schwarz-, Grau- und<br />
Weißpunkt-Schieberegler ein, wobei nur der Kontrast<br />
der ausgewählten Bereiche verstärkt wird.<br />
150 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE DUNKELKAMMER<br />
Das fertige Bild<br />
Das Entfernen der<br />
Farbsättigung aus dem<br />
ganzen Bild bringt schließlich<br />
den gewünschten Effekt.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 151
Lightroom <strong>Digitale</strong> Crossentwicklung<br />
Cross-Entwickeln von Porträts<br />
In den Tagen der Dunkelkammer war die Crossentwicklung eine besondere Kunst.<br />
Finden Sie heraus, wie Sie sie in Lightroom wieder lebendig werden lassen können.<br />
CAROLINE WILKINSON:<br />
Crossentwicklung war jedes mal ein<br />
Experiment mit unvorhersehbaren<br />
Ergebnissen. Für diejenigen, die<br />
eine Dunkelkammer nur noch vom<br />
Hörensagen kennen: beim Crossentwickeln<br />
wurden für den Entwicklungsprozess absichtlich<br />
die falschen Chemikalien benutzt,<br />
beispielsweise, indem man einen Negativfilm<br />
mit eigentlich für Diafilme vorgesehenen<br />
Chemikalien entwickelte. Manchmal kamen<br />
dabei furchterregende Ergebnisse zustande,<br />
doch oft genug erhielt man auch eindrucksvolle<br />
Farben und attraktive Hauttöne. Heute, mit der<br />
Digitaltechnik, ist es immer noch ein Experiment,<br />
doch es lässt sich leicht wieder rückgängig<br />
machen. Die hier beschriebene <strong>Technik</strong> mit<br />
Lightroom funktioniert genauso gut in<br />
Photoshop, wo sie jeden einzelnen Kanal mit<br />
Kurven beeinflussen, anstatt mit Farbtonkurven.<br />
Mit einer Vignette können Sie ein Bild effektiv<br />
aufpolieren. Entweder man mag Vignetten oder<br />
man mag sie nicht, doch indem sie Kanten eines<br />
Fotos abdunkeln, wird das Auge des Betrachters<br />
automatisch auf den Schärfepunkt gelenkt. In<br />
diesem Fall handelt sich dabei um Gesicht und<br />
Augen des Models. Diese Arbeitstechnik eignet<br />
sich besonders gut für Fotos, bei denen der<br />
Hintergrund sonst nur ablenken würde. Die alte<br />
Dunkelkammertechnik hätte einen ovalen,<br />
schwarzen Rahmen über das Bild gelegt, doch<br />
moderne Vignetten sind weicher, subtiler und<br />
viel besser steuerbar. Deswegen sind sie heute<br />
auch vielfältiger einsetzbar.<br />
Original<br />
Lightroom-Grundlagen<br />
Erforschen Sie die Vorgaben Das schöne an<br />
1Lightroom ist die Kollektion der Vorgaben; das<br />
sind „fertige“, sofort zur Verfügung stehende Effekte,<br />
die mit einem einzigen Mausklick aktiviert werden<br />
können. Sie können aus drei Voreinstellungen zur<br />
Crossentwicklung wählen. Es ist aber nützlich zu<br />
wissen, wie man den Effekt selbst erzeugt, um<br />
flexibler und genauer steuern zu können. Für dieses<br />
Porträt wurde die Vorgabe Crossentwicklung 3<br />
verwendet.<br />
Selber machen Zur manuellen<br />
2Crossentwicklung oder um eine Vorgabe zu<br />
verändern, klicken Sie auf den Tab für die<br />
Tonwertkurve und anschließend auf auf die kleine<br />
Schaltfläche Punktkurve bearbeiten. Jetzt haben Sie<br />
Zugang zu den Tonkurvenkanälen. Die<br />
Standardeinstellung sollte RGB sein. Klicken Sie auf<br />
den Pfeil, wählen Sie „Rot“ und erzeugen Sie eine<br />
S-Kurve.<br />
TONKURVE ERKLÄRT<br />
Die Tonkurve – ebenso wie die Photoshop-<br />
Gradationskurve – zeigt das Histogramm Ihres<br />
Bildes, zweigeteilt durch eine diagonale Linie.<br />
Manipulationen an dieser Linie beeinflussen<br />
das Bild. Die linke untere Ecke beeinflusst die<br />
Tiefen, die rechte obere Ecke die Lichter. Mit<br />
dieser <strong>Technik</strong> geschieht das jeweils in den drei<br />
Farbkanälen – Rot, Grün und Blau – aus denen<br />
ein RGB-Bild besteht. Indem Sie die Linie in<br />
eine S-Kurve verwandeln, können Sie für den<br />
entsprechenden Kanal tiefere Schatten und<br />
hellere Lichter erzeugen. Je steiler die S-Kurve<br />
verläuft, umso stärker der Effekt.<br />
Jedes Foto muss anders behandelt werden, im<br />
allgemeinen wird jedoch beim Crossentwickeln<br />
im roten Kanal die stärkste S-Kurve verwendet.<br />
Bei den Kanälen Gelb und Grün hält man sie<br />
flacher. Doch das sind nur Empfehlungen,<br />
keine Regeln – es kommt immer auf Ihr eigenes<br />
Bild an.<br />
Mit Grün und Blau arbeiten Die Form der<br />
3S-Kurve hat einen dramatischen Einfluss auf<br />
den erzeugten Effekt in Ihrem Bild. Nehmen Sie<br />
deswegen nur kleine, langsame Änderungen am<br />
roten Kanal vor und wiederholen Sie diese für die<br />
Kanäle Blau und Grün. Eventuell müssen Sie sich<br />
den roten Kanal noch einmal vornehmen, nachdem<br />
Sie an den beiden anderen Kanälen gearbeitet<br />
haben.<br />
hinzufügen Gehen Sie auf Effekte ><br />
4Vignette nach Freistellen und Sie sehen fünf<br />
Schieberegler, mit denen Sie den Stil der Vignette<br />
anpassen können. Bewegen Sie den Betrag-Regler<br />
nach links, um eine dunkle Vignette zu erzeugen und<br />
nach rechts, wenn Sie eine helle Vignette wünschen.<br />
Passen Sie auch Mittelpunkt, Rundheit und Weiche<br />
Kante an, um Position, Form und Weichheit der<br />
Vignette zu gestalten, wobei der Schärfepunkt des<br />
Bildes allerdings nicht zu dunkel werden darf.<br />
Kontrast anpassen Eventuell dunkelt ihre<br />
5Vignette Bereiche Ihres Bildes ab, die nicht<br />
beeinflusst werden sollten, oder die Vignette reduziert<br />
den Kontrast. Minimieren Sie diesen Effekt mit den<br />
Reglern für Mittelpunkt und Weiche Kante.<br />
Verwenden Sie in den Grundeinstellungen die Regler<br />
für Lichter und Tiefen und für Weiß und Schwarz,<br />
um die Tonwerte Ihres Bildes zu beeinflussen, bis sie<br />
ihren Vorstellungen entsprechen.<br />
152 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE DUNKELKAMMER<br />
Das fertige Bild<br />
Falls bestimmte Bildbereiche<br />
aufgehellt werden müssen,<br />
nutzen Sie den Korrekturpinsel<br />
und den Belichtungs- oder<br />
Spitzlicht-Regler, um die<br />
gewünschten Änderungen<br />
durchzuführen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 153
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />
FOLGEN SIE<br />
UNS AUF<br />
FACEBOOK<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-Magazine
50 FOTOPROJEKTE<br />
AKTUELLE FOTOAUSSTELLUNGEN,<br />
KURSE UND REISEN AUF EINEM BLICK<br />
Sie wollten schon immer Ihre Fähigkeiten in der <strong>Fotografie</strong> <strong>verbessern</strong>, wissen aber nicht<br />
wo Sie anfangen sollen? Oder Sie sind auf der Suche nach neuen Ideen und Locations?
Fauna-Reisen mit Sitz in<br />
Berlin bietet als Naturreise-<br />
Spezialist weltweit Reisen<br />
für Natur- und Tierbeobachtungen<br />
an. Auf diesen Reisen lassen sich<br />
Tiere in allen Teilen der Erde in freier<br />
Natur aus nächster Nähe erleben.<br />
Zudem ist der Reiseveranstalter<br />
überzeugt davon, dass die lokale<br />
Bevölkerung in den Reiseregionen<br />
durch die Einnahmen dieses<br />
umweltverträglichen Tourismus<br />
einen Anreiz bekommt, ihre<br />
„tierischen“ Nachbarn und deren<br />
Argentinien<br />
Lebensraum besser zu schützen.<br />
Bei den speziell für Hobby-<br />
Fotografen konzipierten Fotoreisen<br />
hat der Berliner Spezialveranstalter<br />
besonderen Wert darauf gelegt, die<br />
einzigartige Landschaft und die<br />
Tierwelt der Länder miteinander<br />
zu kombinieren. Dazu wird dem<br />
Naturfotografen an den einzelnen<br />
Stationen sehr viel Zeit gegeben.<br />
Falls gewünscht, erhält er von der<br />
fachlichen Begleitung auch Tipps<br />
und Anregungen, die für optimale<br />
Fotoergebnisse sorgen werden.<br />
26.10.-10.11.2013<br />
Valdés -<br />
Heimat der Südlichen<br />
Glattwale<br />
• Südliche Glattwale,<br />
Felsenpinguine und Jakobiter-<br />
Delphine fotografieren<br />
• Intensive<br />
Walbeobachtungen mit<br />
privaten Booten und extrem<br />
guten Fotomöglichkeiten<br />
• Eine Kundenmeinung: „Es<br />
waren unsere intensivsten<br />
Begegnungen mit Walen<br />
weltweit“<br />
• 16-tägige Reise<br />
• Reisepreis 4380 €<br />
Argentinien<br />
04.04.-20.04.2014<br />
Naturexpedition Patagonien -<br />
Orcas bei der Robbenjagd<br />
• Weltweit ist nur eine einzige<br />
Schule von Schwertwalen<br />
bekannt, die eine spektakuläre<br />
Jagdmethode auf Robben<br />
entwickelt hat. Dabei schwimmen<br />
die bis zu 7 Tonnen schweren<br />
Tiere fast bis an den Strand –<br />
seien Sie dabei!<br />
• 17-tägige Reise<br />
• Fotoreise für erfahrene Hobby-<br />
Fotografen<br />
• Reisepreis ab 6730 €<br />
Indien<br />
Beratung, Buchung und Kataloganforderung:<br />
Fauna-Reisen GmbH<br />
Schloßallee 8<br />
D-13156 Berlin<br />
Tel: +49 (0)30-476 23 82<br />
www.fauna-reisen.de info@fauna-reisen.de<br />
12.04.-25.04.2014<br />
Fotoreise nach Indien –<br />
Tiger und Leoparden in<br />
reizvoller Landschaft<br />
• Pirschfahrten in<br />
den Pench-, Kanhaund<br />
Bandhavgarh-<br />
Nationalparks<br />
• 14-tägige Fotoreise<br />
• Reisepreis 3790 €<br />
Tansania<br />
31.01.-12.02.2014<br />
Fotoreise Tansania - Nachwuchs<br />
in der Serengeti<br />
• Es ist die Zeit der Geburt von<br />
Gnus und Zebras<br />
• 6 Tage Safaritouren in der<br />
Serengeti mit Umrundung des<br />
Ngorongoro-Kraters<br />
• Reiseverlängerung möglich<br />
• Große Auswahl an Badehotels<br />
auf Sansibar<br />
• 13-tägige Fotoreise<br />
• Reisepreis 4850 €
Afari Exklusiv<br />
Botswana - Fly-In-Safari<br />
Vom 05.10. – 16.10.2013<br />
Wildes Okavango Delta<br />
Chobe Nationalpark<br />
Chobe Fluss<br />
Safari im Fotoboot<br />
Ein Kontinent voller atemberaubender Eindrücke, die es festzuhalten<br />
gilt – im Herzen und in Bildern. Dafür bieten wir allen, die Interesse am<br />
<strong>Fotografie</strong>ren haben, ob Einsteigern oder Fortgeschrittenen, einzigartige<br />
Fotosafaris und -Workshops an ausgewählten Örtlichkeiten im südlichen<br />
Afrika.<br />
Wir, das ist ein Team aus professionellen, deutschen und südafrikanischen<br />
Fotografen, die mit Liebe zu Afrikas Natur und Tierwelt die besten Locations<br />
ausgekundschaftet haben, damit Sie unvergessliche Tage dort verbringen<br />
können. Der afrikanische Busch mit seiner außergewöhnlichen Magie<br />
verzaubert jeden, der ihn einmal erlebt hat. Weit ab vom Massentourismus<br />
entdecken Sie in kleinen Gruppen gemeinsam mit uns Wildlife pur und<br />
erhalten praktische Tipps für ausdrucksstarke Fotos. Von ausgesuchten<br />
Lodges und Fotocamps aus, fahren wir gemeinsam in offenen Fahrzeugen,<br />
die mit Bohnensack, Klemmen und viel Platz für die Ausrüstung, welche<br />
speziell für Fotosafaris ausgelegt ist, zu den Hotspots der afrikanischen<br />
Tierfotografi e. Die Teilnehmer haben je eine eigene Fotobank für sich und ihre<br />
Ausrüstung. Die Auswahl der Unterkünfte ermöglicht es uns, zu unüblichen<br />
Zeiten auf die Pirsch zu fahren und ins Camp zurückzukehren, damit<br />
wir beim besten Licht – vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang<br />
– draußen im Busch sein können. Abends tauschen wir uns über die<br />
gesammelten Eindrücke aus, lassen in gemütlicher Runde das Erlebte Revue<br />
passieren und planen gemeinsam die Tour für den nächsten Tag.<br />
Leistungen:<br />
- 12 Tage ab und an Johannesburg<br />
- Begrüßung und Abholung am Flughafen Tambo International,<br />
Johannesburg<br />
- Transfer ins 4 Sterne Guesthouse in Pretoria, Übernachtung mit Frühstück<br />
- Alle Straßen- und Boot-Transfers<br />
- Alle Inlandsfl üge in Botswana mit Kleinfl ugzeugen (Maun – Kasane-Maun-<br />
Shakawe) sowie der internationale Flug nach Maun und zurück nach<br />
Johannesburg<br />
- 5 Übernachtungen mit Vollpension Mowana Lodge<br />
- 5 Übernachtungen mit Vollpension in der Xaro Lodge<br />
- Offenes Allradfahrzeug, das Fotografi eren in alle Richtungen erlaubt<br />
- Eintritt in alle Nationalparks<br />
- Pirschfahrten in speziellem Fotoboot mit Drehsesseln und fest montierten<br />
Stativen auf dem Chobe Fluss<br />
- Pirschfahrten im Okavango Delta in einem Aluminium Boot<br />
- Guides der Lodge, die Sie zu den Locations mit den Motiven bringen<br />
- Deutsche Foto- und Reiseleitung mit Judith Gawehn<br />
- Bohnensäcke werden gestellt, wer eigene hat, kann diese gern zum<br />
Befüllen mitbringen<br />
Preis:<br />
6250 USD ca. 4831 €<br />
<strong>Fotografie</strong>ren mit professionellen Wildlife-Fotografen<br />
- Aufnahmen trinkender Löwen, Elefanten und Büffel – mit den Tieren auf<br />
Augenhöhe<br />
- Pirschfahrten auf dem Chobe mit einem Spezial-Fotoboot, ausgestattet mit fest<br />
installierten Stativen und 360 Grad Drehsessel<br />
- Pirschfahrten im wildreichsten Nationalpark Botswanas<br />
- Actionszenen am Ende der Trockenzeit, wenn alle Wasserlöcher trocken sind<br />
- Flusspferde direkt vom Boot und Krokodile in bester Perspektive<br />
- Luxus-Lodges und Tier- und Vogelfotografi e sogar im Camp<br />
- Aufnahmen seltener Vögel<br />
- Brutkolonien in traumhafter Perspektive (jahreszeitabhängig)<br />
- Schreiseeadler und viele andere Vögel beim Fischfang<br />
Tierparadies Cobe<br />
Der 10.698 km² große Chobe Nationalpark wurde 1967 gegründet und ist<br />
einer der artenreichsten und landschaftlich attraktivsten Schutzgebiete Afrikas.<br />
Er besticht neben seinen landschaftlichen Reizen durch seinen immensen<br />
Wildreichtum Afrika.Die größte Attraktion sind die riesigen Elefantenherden. Mit<br />
bis zu 100.000 Tieren leben hier mehr Dickhäuter als irgendwo sonst im Süden<br />
des Kontinents.<br />
Okavango Delta<br />
Eine grüne Oase inmitten der trockenen Einöde der Kalahari. Zahllose Wildtiere,<br />
kristallklares Flusswasser, idyllische Palmeninseln und luxuriöse Safaricamps.<br />
Das Okavango Delta, das „Juwel von Botswana“, ist das weltweit größte<br />
inländische Flussdelta und gehört zu den großartigsten Naturschauplätzen Afrikas<br />
Fotografische Highlights<br />
- Tierherden im Staub des goldenen Nachmittagslichts<br />
- Löwen im Chobe Park und am Fluß, Flusspferde und große Krokodile<br />
- Elefantenherden beim Trinkenund Baden im Chobe Fluss<br />
- Actionaufnahmen mit Flusspferden<br />
- Riesige Büffelherden<br />
- Schreiseeadler beim Fischfang<br />
- Eisvögel und Bienenfresser<br />
-Reiher, Blaustirnblatthühnchen und Kormorane, zahlreiche Vogelkolonien<br />
- Brutzeit der Karminspinte und Scherenschnäbel im Okavango Delta<br />
Ausführliche Informationen und Katalogbestellung unter<br />
www.afari.de<br />
info@afari-photo.com<br />
Judith Gawehn<br />
Tel.: 0171 78 46 815<br />
Am Ebersbrink 6<br />
D-31840<br />
Hessisch Oldendorf
Half the fun of the travel is the esthetic of lostness<br />
ihre Dörfer besuchen und ihr reiches kulturelles<br />
Erbe aus erster Hand kennenlernen.<br />
Unendliche Weiten, grandiose Wildnis, ein<br />
Garten Eden: Botswana darf für sich in Anspruch<br />
nehmen, eines der letzten ökologisch<br />
intakten Areale der Welt zu besitzen. Der<br />
grandiose Reichtum an Flora und Fauna und<br />
die Unberührtheit der Natur sind Botswanas<br />
größter Schatz. Dies soll auch so bleiben:<br />
Botswana setzt nicht nur auf nachhaltiges<br />
Wirtschaften, sondern auch auf sanften, umweltfreundlichen<br />
Tourismus, um die grandiose<br />
Vielfalt des Landes der Nachwelt zu erhalten.<br />
38% der Fläche Botswanas sind als Nationalparks,<br />
Wildreservate und Schutzgebiete<br />
ausgewiesen. Seien Sie uns in Botswana<br />
willkommen und genießen Sie einen wahrhaft<br />
unvergesslichen Aufenthalt! Dabei brauchen<br />
Sie auf Komfort nicht zu verzichten: In luxuriösen<br />
Lodges und Camps, selbst auf Safaris in<br />
entlegenen Winkel der Kalahari wird es Ihnen<br />
an nichts fehlen.<br />
Das Okavango-Delta ist größer als Schleswig-<br />
Holstein und damit das größte Binnendelta der<br />
Welt. Hier liegen 95 Prozent aller Wasserreserven<br />
Botswanas. Gespeist vom aus dem<br />
Hochland Angolas kommenden Okavango-<br />
Fluss transportiert das Delta mehr als 18,5<br />
Milliarden Kubikmeter Wasser, um anschließend<br />
in den unendlichen Weiten der Kalahari<br />
zu versickern. Tatsächlich verschwinden aber<br />
nur zwei Prozent dieser Wassermenge im<br />
„Durstland“; mehr als 90 Prozent verdunstet<br />
unterwegs. Tektonische Verwerfungen haben<br />
für diese kuriose geografische Situation und<br />
das Entstehen dieses Wasserwunderlandes im<br />
Herzen Afrikas gesorgt<br />
Die ersten Eindrücke werden auch die nachhaltigsten<br />
sein: die weite unberührte Wildnis<br />
bis über den Horizont hinaus, das Gefühl grenzenlosen<br />
Raumes, die erstaunlich vielfältigen<br />
Möglichkeiten zur Wild und Vogelbeobachtung,<br />
der mit Sternen und Himmelskörpern unvorstellbarer<br />
Leuchtkraft übersäte Nachthimmel<br />
und die atemberaubenden Sonnenuntergänge<br />
von unwirklicher Schönheit. In dem Maße, in<br />
dem sich das Angebot an Kulturtourismus erweitert,<br />
werden Sie auch die Gastfreundschaft<br />
der Bewohner des Landes schätzen lernen,<br />
In unserer überbevölkerten und hochtechnisierten<br />
Welt stellt Botswana eine Rarität dar.<br />
Ein Aufenthalt in Botswana bietet eine ganz<br />
besondere Möglichkeit, wieder zu uns selbst<br />
zu finden. Er hilft uns, eine in der modernen<br />
Konsumgesellschaft schmerzlich empfundene<br />
Lücke zu schließen, ein Gefühl der Leere zu<br />
überwinden, das oft schwer zu beschreiben<br />
ist. Denn in uns erwacht wieder die Liebe zur<br />
Natur, der innige Wunsch, eine staunenswerte<br />
Vielfalt an Pflanzen und Tieren zu erkunden.<br />
Botswana Tourism Organisation<br />
c/o Interface International GmbH<br />
Karl-Marx-Allee 91 A<br />
10243 Berlin<br />
botswanatourism@interface-net.de<br />
www.botswanatourism.de
fotokurse.ch<br />
Sie haben eine Fotokamera und wissen<br />
nicht, was sie alles kann? Kommen<br />
Sie zu uns, und wir zeigen es Ihnen – in<br />
Theorie und Praxis. Erleben Sie mit uns<br />
unvergessliche Momente, zum Beispiel<br />
während unserer Fotowoche vom<br />
30.Juni bis 5. Juli 2013 in Vals (Graubünden)<br />
Aktuell: Fotowoche in Vals<br />
Der Kurs eignet sich für Anfänger wie auch für<br />
fortgeschrittene Hobbyfotografen. Auf Wunsch<br />
stellen wir Ihnen für die Dauer des Kurses sogar<br />
eine Leihkamera zur Verfügung.<br />
Location:<br />
Hotel Rovenada, Vals, Graubünden, Schweiz,<br />
Motive:<br />
Natur- und Landschaftsfotografie, sowie<br />
fotografieren im Nahbereich. Was uns in dieser<br />
Bergwelt fasziniert, sind die vielfältige Flora,<br />
das Spiel von Wasser und Stein, das verwitterte<br />
Holz der alten Häuser und Ställe, die Details im<br />
Nahbereich, aber auch die wildromantischen<br />
Landschaften und die Stimmungen, die abhängig<br />
sind von Wetter und Tageszeit.<br />
Leistungen:<br />
• 5 bernachtungen im Einzel- oder<br />
Doppelzimmer<br />
• Halbension<br />
• Service und Tae<br />
• Fotours und Kursunterlagen<br />
• eihamera auf Wunsch<br />
Preise:<br />
Fr 145im Doelzimmer<br />
Fr 135im Einzelzimmer<br />
Karneval in Venedig:<br />
24. Februar bis 1 März 2014<br />
Melancholie und italienische Lebensfreude, aber<br />
nicht nur das: Peter Schärer zeigt Ihnen, wie Sie Ihre<br />
Eindrücke mit der Kamera am besten einfangen. Der<br />
Karneval bietet für Einsteiger und Fortgeschrittene<br />
traumhafte Sujets in Hülle und Fülle.<br />
Näheres zu weiteren Reisen und Fotowochen<br />
erfahren Sie auf www.fotokurse.ch<br />
Holz, Stein und Wasser<br />
6. Okt. bis 12. Okt. 2013<br />
Cevio im Tessin liegt am Eingang zu mehreren<br />
Seitentälern des Maggiatals – ein idealer Ausgangspunkt<br />
für unsere Motivsuche. Wir werden die Gegend<br />
erwandern und das in der Theorie Erlernte in die Praxis<br />
umsetzen.<br />
Kursleitung<br />
Peter Schärer kann als selbständiger Fotograf auf<br />
langjährige Erfahrung zurückgreifen. Er arbeitet für lokale<br />
Zeitungen und vermittelte im Gemeinschaftszentrum<br />
Volketswil, an der Volkshochschule Wetzikon, im<br />
Bildungszentrum Uster und in der Lehrerfortbildung<br />
für Anfänger und Fortgeschrittene sein großes Wissen.<br />
„Berufsgeheimnisse muss ich keine hüten…“ verrät<br />
„Fotopeter“ schmunzelnd. Mit dem <strong>Fotografie</strong>ren hat er<br />
schon als Sechsjähriger begonnen, angeleitet von seinem<br />
Großvater, der Fotograf war. Später absolvierte er Kurse<br />
– auch an der Zürcher Kunstgewerbeschule und der<br />
ETH – und gründete zusammen mit einem Kollegen den<br />
Zürcher Fotoclub „Blende 79“. Zum klassischen Angebot<br />
seiner Firma fotokurse.ch gehören heute Freifachkurse<br />
mit Einführung in die digitale <strong>Fotografie</strong> mit Theorie und<br />
praktischem <strong>Fotografie</strong>ren im Zoo Zürich. Nicht zu kurz<br />
kommen die Schule des Sehens, das Gestalten beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren und die Nachbearbeitung der Bilder auf<br />
dem PC. Eine Spezialität sind Fotowochen wie beim<br />
Karneval in Venedig, auf der Trauminsel Santorini oder in<br />
Vals, Graubünden und im Maggiatal im Tessin.<br />
Riccarda Staub war als<br />
Teilnehmerin an der Fotoreise<br />
2007 zum Karneval in Venedig<br />
dabei und stieß anschließend zum<br />
Fotokurs-Team. Als Assistentin<br />
ist es ihre Aufgabe, die Kurse<br />
und Reisen zu organisieren und<br />
für das Wohl der Absolventen zu<br />
sorgen. Eine große Bedeutung<br />
haben inzwischen die Privatkurse<br />
erhalten, bei denen man sich<br />
die Funktionen der eigenen<br />
Kamera oder die Geheimnisse<br />
der Bildbearbeitung auch zu<br />
Hause am eigenen Computer<br />
erklären lassen kann. „Mich<br />
faszinieren die Möglichkeiten der<br />
neuen Kamerageneration und<br />
Programme, aber am meisten<br />
gefällt mir die Arbeit im direkten<br />
Kontakt mit Menschen…“ erklärt<br />
die gelernte Lehrerin. Für sie ist<br />
es das Schönste, die Freude der<br />
Teilnehmer zu sehen, wenn es<br />
ihnen gelingt, mit Hilfe des frisch<br />
Gelernten jene Bilder zu machen,<br />
die ihre Wünsche erfüllen.<br />
Peter Schärer<br />
Fotokurse<br />
Postfach 229<br />
CH-8603 Schwerzenbach<br />
0041 (0)44 945 32 77<br />
0041 (0)79 462 63 08<br />
www.fotokurse.ch<br />
info@fotokurse.ch