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<strong>Digitale</strong><br />
UPDATE<br />
WAS SIE FÜR PERFEKTE AUFNAHMEN WISSEN MÜSSEN<br />
KURZ BELICHTET S.152<br />
Nr. 11/2014 Jun-Aug 2014<br />
Deutschland:<br />
EUR 9,99<br />
Österreich:<br />
EUR 11,-<br />
Schweiz:<br />
CHF 15,-<br />
LU/BE<br />
EUR 11,50<br />
LANDSCHAFTEN S. 48 AKTION S. 13 MACH DEIN BILD S. 34 PORTRÄTS S. 97<br />
www.digitale-fotografie-magazin.de
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />
REDAKTION INTERNATIONAL: Mark Bauer,<br />
Sarah Plater, Pete Davis, Terry Hope,<br />
Damien Lovegrove, Philip Nash, Pip, Ian<br />
Wood<br />
ART DIRECTOR: Tony Mullock<br />
FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />
DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />
Dieses MAGBOOK wird unter der Lizenz und<br />
mit der Erlaubnis von © Bright Publishing<br />
Limited herausgegeben. Alle Rechte an<br />
Material, Titel und Marke dieses Magazins<br />
sind Eigentum von Bright Publishing Limited<br />
und dürfen weder im Ganzen noch teilweise<br />
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Das Heft wurde mit großer Sorgfalt<br />
produziert. Der Verlag kann jedoch keine<br />
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dieser Ausgabe veröffentlicht wurden.<br />
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VERTRIEB<br />
VU VERLAGSUNION KG<br />
Am Klingenweg 10<br />
65396 Walluf<br />
Telefon: 0612/3620 0<br />
Willkommen...<br />
Liebe Leser und Fotografen!<br />
wir begrüßen Sie zum aktuellen „<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> - <strong>Update</strong>“, zum Auftakt wie<br />
gewohnt mit den besten Fotobeiträgen unserer Leser im großen „Schaukasten“!<br />
Ergänzend besprechen wir ausgewählte Bilder in der „Expertenmeinung“ der<br />
Redaktion.<br />
Obwohl das Wetter zuletzt noch etwas wechselhaft war, können wir Ihnen in<br />
dieser Ausgabe wunderschöne Landschaftsaufnahmen vorstellen. Von den<br />
atemberaubenden Leserfotos im Schaukasten bis hin zu den Profiaufnahmen, die<br />
Adam Burton vom Yosemite Nationalpark und Lee Frost aus Island mitgebracht<br />
haben, herrscht an Inspiration kein Mangel. Zusätzlich zu den schönen Bildern finden<br />
Sie wie immer kompetente Beratung und praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen,<br />
damit Sie ähnliche Ergebnisse erzielen können.<br />
Die Rubrik „Mach dein Bild“ behandelt eine breite Themenpalette für Makros,<br />
Langzeitbelichtungen, Abstraktionen und Schwarzweiß, bevor „das kreative Auge“<br />
unser aller Lieblingsspielzeug ins Bild setzt: das Automobil. Außerdem machen wir<br />
Sie zum „Porträt-Experten“, erklären die besten Aufnahme-Setups sowie einige<br />
Dinge, die man im Umgang mit professionellen Fotomodellen beachten sollte.<br />
In der abschließenden Rubrik „Belichtet“ stellen wir einige sensationelle<br />
Marktneuheiten vor und geben Produktempfehlungen. Entdecken Sie Ihre<br />
Möglichkeiten!<br />
Viel Spaß & Erfolg dabei wünscht das Team von „<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>“!<br />
BÜRO DEUTSCHLAND<br />
Ultimate Guide Media<br />
Landsberger Straße 302<br />
80687 München<br />
Telefon: +49 (0) 89 90 40 5 805<br />
Fax: +49 (0) 89 90 40 5 066<br />
BÜRO UNITED KINGDOM<br />
Ultimate Guide Media Ltd<br />
Argyle House, 1 Dee Road<br />
Richmond, Surrey<br />
TW9 2JN<br />
Company No. 06965305<br />
HOMEPAGE<br />
www.digitale-fotografie-magazin.de<br />
ABONNEMENTS UND PRESSEVERTRIEB<br />
IPS Pressevertrieb GmbH<br />
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Postfach 1331<br />
53340 Meckenheim<br />
E-Mail: abo-ugm@ips-d.de<br />
Telefon: 022 25/70 85-362<br />
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LESERFRAGEN<br />
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DRUCK UND BINDUNG<br />
Quad/Graphics Europe Sp. z o. o.<br />
Drukarnia Wyszków<br />
ul. Pułtuska 120<br />
07-200 Wyszków, Polska<br />
www.quadgraphics.pl<br />
Das Papier, auf dem dieses<br />
Magazin gedruckt ist, besteht<br />
aus umweltverträglichen Fasern.
8<br />
SCHAUKASTEN
Inhalt<br />
Schaukasten<br />
8 Die besten Bilder unserer Leser<br />
Mach dein Bild<br />
34 Strandreflexionen<br />
Ein klarer Wintertag, verlassener Strand<br />
und blauer Himmel…<br />
39 Abstraktion in Öl<br />
Alles was Sie brauchen, ist ein Gefäß mit<br />
Wasser und ein paar Tropfen Öl…<br />
42 Spiegel-Illusion…<br />
Regnet es mal wieder? Sehr schön, dann<br />
probieren Sie diese Aufnahmetechnik aus<br />
44 Studiostillleben<br />
Möchten Sie professionell wirkende<br />
Produktfotos machen? Das funktioniert<br />
auch ohne aufwendige Beleuchtung<br />
46 Dramatische Schwarzweiß-Landschaft<br />
Fügen Sie zwei Bilder in Photoshop<br />
zusammen und kreieren Sie ein<br />
stimmungsvolles Schwarzweißbild<br />
48 Winterlandschaften<br />
Wenn es kalt wird, ist die Versuchung<br />
groß, die Kamera einzumotten. Doch Sie<br />
würden viel verpassen<br />
52 Zeit zur Reflexion…<br />
Weiches Licht und ein Reflektor sorgen für<br />
ein einfaches, geradliniges Porträt<br />
54 Persönliche Dinge ergeben ein Porträt<br />
Arrangieren Sie kleine Habseligkeiten zu<br />
einem Motiv – auch das ist ein Porträt<br />
56 Brillantes Bokeh<br />
So peppen Sie Ihre Porträtfotos auf<br />
58 Vertikales Panorama<br />
Ein Panorama im Hochformat bietet eine<br />
ganz andere Sicht der Dinge…<br />
60 Buntes Makro<br />
Ihr erstes Makrofoto sollte Blumen als<br />
Motiv haben; es dauert nur ein paar<br />
Minuten…<br />
64 Geheimnisvoller Morgennebel<br />
Morgennebel ist ein klassisches Motiv.<br />
Hier zeigen wir, wie Sie es am besten<br />
fotografieren<br />
66 Wehendes Haar<br />
Machen Sie ruhig ein bisschen Wind, er<br />
erweckt Ihre Porträts zum Leben…<br />
68 Kunst am Fels<br />
Details in Felsformationen können als<br />
Motive für fantastische Bilder dienen<br />
70 Nachtfahrt<br />
Eine Langzeitaufnahme bei einer<br />
abendlichen Autofahrt zeigt einen<br />
ungewohnten Blick auf den Verkehr<br />
Das kreative Auge / Thema: Auto<br />
74 Porsche Panamera<br />
76 Ein Herz für Spielzeugautos<br />
78 Pole Position<br />
80 Blechroboter und Plastikkrieger<br />
82 Star Wars<br />
34<br />
STRANDREFLEXIONEN…<br />
39<br />
ABSTRAKTION IN ÖL<br />
70<br />
NACHTFAHRT<br />
58<br />
VERTIKALES PANORAMA<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 005
Inhalt<br />
84 Krieg der Roboter<br />
86 Glühbirne?!<br />
88 Dann ging mir ein Licht auf<br />
90 Der Ideen Empfängnis<br />
Kameratechnik<br />
92 Spezialfunktionen<br />
Werden Sie zum Porträt-Experten<br />
97 Kreativ blitzen I<br />
98 Sonne und Blitz – ein guter Mix<br />
99 Farbtöne durch Blitzen angleichen<br />
100 Tageslicht + Blitz = High-Key<br />
102 Star-Allüren<br />
104 Blitzfolien<br />
106 Kreativ blitzen II<br />
108 Blitz und blauer Himmel<br />
110 Blitzlicht plus Tageslicht<br />
112 Tageslicht simulieren<br />
114 Hochzeitsregen<br />
116 Die Kunst des Posierens<br />
118 Ohne Stress zur perfekten Pose<br />
120 Beauty Porträts<br />
121 Fashion Porträts<br />
122 Modern Glamour<br />
123 Lifestyle-Fotos<br />
Expertenmeinungen zu<br />
Leserfotos<br />
124 Bath Abbey<br />
125 Herbstporträt<br />
126 Caister Beach<br />
127 Moseley Bog<br />
128 Mjölnir<br />
129 Felicia<br />
130 Stürmische Himmel<br />
131 Lavendelbiene<br />
132 Makrofliege<br />
133 Coupall Falls<br />
134 Leuchturm St.Mary<br />
Profifotografen auf Reisen<br />
136 Der wilde, wilde Westen<br />
140 Kunst am Bau in Valencia<br />
144 Island<br />
148 Yosemite Park<br />
<strong>Kurz</strong> <strong>belichtet</strong><br />
152 Nur das Beste aus der Natur<br />
156 Klassiker „reloaded“ / Neues von Sigma<br />
/ Mittelformat<br />
158 Canon EOS mit App / Neues Flaggschiff<br />
von Nikon<br />
160 4-in-1 iPhone-Objektiv / Geisterstadt in<br />
Kalifornien<br />
Zum Schluss <strong>belichtet</strong><br />
162 Robinsonade mit Kamera / Video:<br />
Kalifornien<br />
110<br />
BLITZLICHT PLUS<br />
TAGESLICHT<br />
140<br />
KUNST AM BAU<br />
IN VALENCIA<br />
144<br />
ISLAND<br />
124<br />
EXPERTENMEINUNGEN<br />
ZU LESERFOTOS<br />
92<br />
KAMERATECHNIK<br />
006 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
97<br />
WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄT-EXPERTEN<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 007
SCHAUKASTEN<br />
DIE BESTEN BILDER UNSERER LESER<br />
Brian Kerr<br />
Alter: 45 / Beruf: Direktionsassistent<br />
www.briankerrphotography.com<br />
Fluss im Nebel: „Dieses Bild entstand bei Lazonby am Fluss<br />
Eden in der Grafschaft Cumbria. Im Eden-Tal kann man<br />
immer mit Nebel rechnen, wenn die Temperaturen zu fallen<br />
beginnen. Meistens folge ich dem Fluss ab Armathwaite,<br />
wenn ich nach einem Fotomotiv suche. Das kann ein Baum<br />
sein, ein schöner Flussabschnitt oder eine Aussicht in das<br />
Tal. In diesem Fall endete meine Wanderung hier. Wer hätte<br />
diesem Nebel widerstehen können? Die Sonne ging gerade<br />
auf und ich machte eine Reihe von Aufnahmen; es war<br />
einer der letzten Sonnenaufgänge des Jahres, der noch<br />
direkt das grasbewachsene Ufer beleuchtete. Ich benutzte<br />
einen weichen 0.75ND Verlaufsfilter und eine Verschlusszeit<br />
von 2 Sekunden, um das Fließen des Wassers einzufangen.“<br />
Canon EOS 6D mit Zeiss Distagon T* 21mm f/2.8 ZE<br />
Objektiv.<br />
Belichtung: 2 Sekunden bei Blende f/11 und ISO 100.
SCHAUKASTEN<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Es ist offensichtlich, dass Brian der<br />
Landschaftsfotografie verbunden<br />
ist. Das beweist nicht nur die<br />
Qualität seiner Bilder, sondern<br />
auch die Art und Weise ihrer<br />
Entstehung. Sie sind wirklich<br />
außergewöhnlich.<br />
Caroline Wilkinson<br />
Brian Kerr (Forts.)<br />
Ein nebliger Morgen bei Grasmere: „Auch Grasmere ist ein besonderer Ort für<br />
Nebel. Aufgrund der Wettervorhersage rechnete ich mit Nebel bei<br />
Sonnenaufgang, der sich aber schnell auflösen würde. Ich war früh vor Ort,<br />
um die Bildkomposition zu planen, besonders der Reflexionen auf den<br />
umliegenden Hügeln. Zunächst war wenig Nebel zu sehen, doch mit dem<br />
Sonnenaufgang stieg mehr Feuchtigkeit auf und schwebte über der<br />
Seeoberfläche. So entstand dieses Foto – eine absolut ruhige<br />
Wasseroberfläche, mit den Farben eines wunderschönen Morgens. Ich nutzte<br />
einen weichen Verlaufsfilter der Stärke 0.75ND, um meine Belichtung<br />
auszugleichen.“<br />
Canon EOS 6D mit Zeiss Distagon T* 21mm f/2.8 ZE Objektiv.<br />
Belichtung: 4 Sekunden bei Blende f/11 und ISO 100.<br />
Buachaille Etive Moor: „Es war der letzte Ausflug des Jahres nach Glencoe,<br />
wohin ich normalerweise drei- bis viermal im Jahr fahre, um den Wechsel der<br />
Jahreszeiten zu fotografieren. Auf der Suche nach den richtigen Bedingungen<br />
fuhr ich etwas im Tal herum. Es war ein Tag mit Wetterwechseln, die eher im<br />
April erwarten würde: Regen, Wind, Wolken, sogar Schnee und ein wenig<br />
Sonne. Als ich mich dem Berg näherte, war es kurz vor Sonnenuntergang, und<br />
ich befürchtete zu spät zu kommen. Doch dann sah ich, wie die Farben<br />
langsam die Birke zum Leuchten brachten, so als stünde sie in Flammen und<br />
der Berg würde Lava ausstoßen. Bei diesem Bild benutzte ich einen harten<br />
Verlaufsfilter der Stärke 0.6ND, um die Kontraste zu bändigen.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Zeiss Distagon T* 21mm f/2.8 ZE Objektiv.<br />
Belichtung: 3,2 Sekunden bei Blende f/11 und ISO 200.<br />
Castle Point Sunrise: „Es war ein schöner, kalter Novembermorgen und ich<br />
wollte früh dort sein .Während der Fahrt wurde mir klar, dass ich die Entfernung<br />
unterschätzt hatte, und ich musste die anderthalb Kilometer vom Parkplatz<br />
nach Castle Point im Laufschritt zurücklegen. Ich war gerade auf dem Felsen<br />
angekommen, als die ersten Farben erschienen. Ich baute meine Ausrüstung<br />
auf, machte ein paar Testfotos und war noch rechtzeitig fertig, als die Sonne<br />
über dem Horizont auftauchte. Die Wärme, die Wolken, die Reflexionen im<br />
nassen Sand, die Pfützen in den Felsen – es war einer jener Morgen, an dem<br />
ich den Ort ganz für mich allein hatte und wusste, dass mir ein großartiges<br />
Foto gelungen war.“<br />
Sony Alpha 700 mit Tamron 17-50mm f/2.8 Objektiv.<br />
Belichtung: 0,5 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
10 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
SCHAUKASTEN<br />
Daniele Rossi<br />
Alter: 37 / Beruf: Ingenieur<br />
www.rossidaniele.com<br />
X: „Ich mag dieses Bild sehr und kann mich noch sehr gut an diesem Morgen<br />
erinnern. Es war sehr feucht, und im Buschland gab es Aberdutzende dieser rot<br />
geäderten Heidelibellen. Diese ruhte sich gerade aus, und wegen der schön<br />
gespreizten Flügel entschied ich mich für eine Frontalaufnahme. Ich benutzte<br />
eine kleine Blende für einen großen Schärfentiefebereich, außerdem eine lange<br />
Brennweite, damit ich Abstand halten konnte, ohne die Libelle zu verscheuchen.<br />
Selbstverständlich saß die Kamera auf dem Stativ. Der Hintergrund bestand aus<br />
rötlichem Unterholz, dessen Farbe gut zu der der Libelle passte. Es war ein ganz<br />
besonderer Moment, und ich hatte sehr viel Glück, dass mir dieses Bild gelang.<br />
In der Nachbearbeitung habe ich nur das Histogramm leicht korrigiert.“<br />
Canon EOS 7D mit Sigma 180mm f/3.5 EX DG HSM Makro Objektiv.<br />
Belichtung: 1/6 Sekunde bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
Von Angesicht zu Angesicht: „Dieses Bild habe ich in der Morgendämmerung<br />
aufgenommen, als die beiden Schmetterlinge noch schliefen, kurz bevor sie sich<br />
das erste Mal bewegten. Ich hatte dieses schöne Pärchen entdeckt und mich<br />
äußerst vorsichtig genähert. Meine Ausrüstung baute ich so nah wie möglich<br />
auf und verwendete zwei Plamps, um Bewegungen der Blumen zu verhindern.<br />
Die Sonne beschien bereits den hellgelben Hintergrund, und nach ein paar<br />
Aufnahmen begannen die Schmetterlinge zu erwachen – ich war also noch<br />
rechtzeitig gekommen. In der Nachbearbeitung habe ich nur die Schatten<br />
entfernt, die auf dem hellen Hintergrund zu sehen waren.“<br />
Canon EOS 7D mit Sigma 180mm f/3.5 EX DG HSM Makro Objektiv.<br />
Belichtung: 1/25 Sekunde bei Blende f/13 und ISO 100.<br />
Unruhiger Schlaf: „Als ich diesen kleinen Schmetterling auf seiner winzigen<br />
Blumenknospe entdeckte, dachte ich mir, dass diese Haltung recht unbequem<br />
war – daher der Titel des Bildes. Was aussieht wie Dornen, sind tatsächlich<br />
winzige Haare der Blumenknospe. Sie sieht wie eine fleischfressende Pflanze<br />
aus, ist aber eine ganz normale Wildblume. Mit einem Diffusor sorgte ich für<br />
weiches Licht, das die schönen Farben des kleinen Schmetterlings betonte.<br />
Scharfstellen bei extremer Vergrößerung ist nie einfach, obwohl ich in diesem<br />
Fall mit dem LiveView einzoomen konnte. Wegen der sehr feinen Haare des<br />
Schmetterlings musste die Schärfe auf den Punkt genau stimmen.“<br />
Canon EOS 7D mit Sigma 180mm f/3.5 EX DG HSM Makro Objektiv.<br />
Belichtung: 0,8 Sekunden bei Blende f/14 und ISO 160.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
11
SCHAUKASTEN<br />
Geoff Holman<br />
Alter: 34 / Beruf: Fotograf / Grafiker<br />
www.geoffholman.ca<br />
Kontrast und Spitzlichter: „Dieses Foto entstand beim Skifahren in den Selkirk<br />
Mountains in Kanada gemacht. Mein einfaches Setup bestand nur aus einem<br />
Einstein 640 Blitzgerät, das ich hinter dem Sportler platzierte und mit einem<br />
Pocket Wizard steuerte. Das Besondere an diesem Foto sind die unglaublichen<br />
Details der Schneeoberfläche. Der Blitz gibt dem Skifahrer die erforderliche<br />
Beleuchtung sowie den Kontrast, damit er sich gut abhebt. Während der<br />
Nachbearbeitung stellte ich fest, dass das Foto in Schwarzweiß viel besser<br />
aussah, weil es die Schneeoberfläche besonders hervorhob. Ich verbesserte die<br />
Klarheit des Bildes und wendete einen leichten Duoton-Effekt an, um dem Bild<br />
einen Hauch Farbe zu geben.“<br />
Canon EOS-1DX mit Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/500 Sekunde bei Blende f/13 und ISO 100.<br />
Staubige Strecken: „Dieses Bild entstand bei Kelowna, ebenfalls in Kanada. Es war<br />
einige Wochen lang sehr trocken gewesen, und der aufgewirbelte Staub der<br />
Fahrräder versprach ein interessantes Foto. Die Strecke befindet sich in einem<br />
dichten Wald, und das Licht war nicht sehr gut. Ich benutzte zwei Einstein 640<br />
Blitzgeräte, um den Fahrer zu beleuchten, eines direkt hinter ihm, das andere<br />
rechts. Das Blitzlicht lässt das Umgebungslicht in den Hintergrund treten und<br />
erzeugt mehr Kontrast, der Staub lässt die Bewegungsdynamik gut erkennen.<br />
Nach einer Reihe von Testfotos, um die Belichtung zu justieren, machte ich ein<br />
paar Aufnahmen des Radfahrers, um festzustellen wie der Staub und das Licht die<br />
Bildkomposition beeinflussten. Nachdem ich die Einstellungen angepasst hatte,<br />
war dieses Foto nach zwei weiteren Durchgängen im Kasten.“<br />
Canon EOS-1DX mit Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/1000 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 100.<br />
Selkirk Wilderness: „Eine meiner besten Aufnahmen der letzten Saison. Das<br />
Wetter spielte eine große Rolle, da in wenigen Stunden 20 cm Neuschnee gefallen<br />
waren – ideale Bedingungen zum Skifahren und <strong>Fotografie</strong>ren. Das Setup war<br />
leider nicht so einfach, denn es war fast unmöglich, Kamera und Objektiv trocken<br />
zu halten. Mit Hilfe von Handfunkgeräten brachte ich meine Assistenten mit ihren<br />
Blitzgeräten in Position und erklärte dem Skifahrer, wie ich mir die Szene vorstellte.<br />
Er musste die Kurve richtig einschätzen, ohne mich zu überfahren, doch nach der<br />
Aufnahme war ich total mit Schnee bedeckt. Die richtige Ausrüstung ist in solchen<br />
Umgebungen unerlässlich; ich verwendete eine spritzwassergeschützte Kamera<br />
und ein entsprechendes Objektiv.“<br />
Canon EOS-1DX mit Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/1000 Sekunde bei Blende f/9 und ISO 100.<br />
12 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Die Beleuchtung dieser<br />
Aufnahmen ist grandios. Die<br />
Blitzgeräte frieren die Bewegung ein<br />
und halten perfekt den Moment fest,<br />
in dem Staub und Schnee<br />
aufgewirbelt werden, sodass<br />
eine einzigartige Atmosphäre<br />
entsteht.<br />
Jordan Butters<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
XX
SCHAUKASTEN<br />
Martin Strauss<br />
Alter: 31 / Beruf: Pharmakologe<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Diese Portraits sind<br />
bewundernswert. Sie demonstrieren<br />
einen hervorragenden Umgang mit<br />
der Beleuchtung und eine brillante<br />
Bildkomposition. Alles zusammen<br />
ergibt wunderschöne,<br />
stimmungsvolle Fotos.<br />
beaDaniel Lezano<br />
www.straussfoto.de<br />
Die Königin: „Ich wollte einen Eindruck schaffen, der an traditionelle<br />
Ölgemälde erinnert. Mein Model, Sherin Zaian, sollte eine Königin<br />
darstellen, deshalb sollte die Beleuchtung einen majestätischen Eindruck<br />
erzeugen. Ich benutzte einen Graufilter, der mir eine weit offene Blende<br />
mit flacher Tiefenschärfe und weichem Schärfeabfall ermöglichte. Die<br />
Nachbearbeitung umfasste das Entfernen von Hautunreinheiten, etwas<br />
Abwedeln und Nachbelichten sowie ein wenig Tönung und<br />
Farbkorrekturen.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 85mm f/1.2L II USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/100 Sekunde bei Blende f/2.2 und ISO 320.<br />
Spanisches Feuer: „Es sollte eine Mischung aus hartem und weichem<br />
Licht werden, deswegen benutzte ich eine Beauty-Dish oberhalb und je<br />
eine Neonröhre rechts und links des Models. Das Retuschieren dauerte<br />
in diesem Fall fast 8 Stunden, hauptsächlich weil die Kamera extrem<br />
viele Detail aufgezeichnet hatte.“<br />
Phase One P40 Digitalback mit Schneider LS 80mm f/2.8 Objektiv.<br />
Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/6.3 und ISO 100.<br />
Teufel: „Auch dieses Bild ist durch die Malerei inspiriert. Ich wollte ein<br />
Foto mit düsterer Stimmung erzeugen, dass trotzdem schön war. Ich<br />
stellte eine mittlere Blende von f/7.1 ein, um optimale Schärfe und<br />
ausreichende Tiefenschärfe zu erhalten. Die größte Herausforderung<br />
dieser Pose war, das Gesicht des Models so zu beleuchten, dass der<br />
übrige Körper dunkel blieb.<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Tamron 90mm f/2.8 Makro Objektiv.<br />
Belichtung: 1/100 Sekunde bei Blende f/7.1 und ISO 100.<br />
14 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Chris Jones<br />
Alter: 27 / Beruf: selbstständig<br />
www.tannachyphotography.co.uk<br />
Die große Mauerl: „Dieses Bild entstand an der Großen<br />
Chinesischen Mauer, abseits des Massentourismus bei<br />
Gubeikou. Meine Unterkunft war in der Nähe eines<br />
verfallenen Mauerabschnitts, nur 20 Minuten Fußweg von<br />
der Stelle entfernt, wo ich den Sonnenaufgang fotografierte.<br />
Die Umgebung hatte ich am Nachmittag vorher erkundet.<br />
Ich wollte die hügelige Landschaft einfangen, durch die sich<br />
die Mauer windet. Dazu benutzte ich mein 70-300mm<br />
Telezoom mit kleiner Blende, um so viel wie möglich von der<br />
Szenerie scharf zu bekommen. Da die Kamera auf das Stativ<br />
montiert war, stellte die lange Verschlusszeit kein Problem<br />
dar. Als die Sonne sich langsam über den Horizont erhob,<br />
gelang die Aufnahme, die ich mir vorgestellt hatte.<br />
Nachbearbeitung war kaum erforderlich, nur etwas Zuschnitt<br />
am unteren Bildrand und leichte Kontrastverbesserung.<br />
Pentax K-5 mit Sigma 70-300mm f/4-5.6 Objektiv.<br />
Belichtung: 1/8 Sekunde bei Blende f/13 und ISO 80.
Florian Weiler<br />
Alter: 40 / Beruf: Manager für Qualitätssicherung<br />
www.florian-weiler.de<br />
Julia: „Dieses Bild habe ich mit meiner ersten digitalen<br />
Spiegelreflexkamera in Paris gemacht. Der Wochenendtrip<br />
war ein Geburtstagsgeschenk meiner Frau, und wir<br />
verbrachten zwei wundervolle Tage mit vielen<br />
Gelegenheiten zum <strong>Fotografie</strong>ren der Stadt. Dieses Bild<br />
entstand allerdings im Bad unseres Hotelzimmers. Die<br />
weiß gefliesten Wände reflektierten das Licht in alle<br />
Richtungen, sorgten für gleichmäßige Beleuchtung und<br />
starken Kontrast zum roten Haar. Als Lichtquelle diente<br />
lediglich ein ferngesteuerter, indirekter Blitz gegen eine<br />
Wand, als Blende hatte ich f/5.6 eingestellt. Den Kontrast<br />
verbesserte ich später in Photoshop.“<br />
Nikon D80 mit Nikkor 16-85mm f/3.5-5.6G ED VR<br />
Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/5.6 und ISO 100.<br />
18 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Mich fasziniert, wie viele<br />
unterschiedliche Küsten man auf der<br />
Welt findet. Wir haben in Europa schon<br />
sehr viele, doch wenn ich ein Bild wie<br />
dieses sehe, möchte ich auch die<br />
australischen Küstenlandschaften<br />
erkunden.<br />
Daniel Lezano<br />
SCHAUKASTEN<br />
Sonia Masarova<br />
Alter: 28 / Beruf: Vertriebsassistentin<br />
www.soniamphotography.com<br />
Felsspitzen: „Dieses Bild machte ich auf Phillip Island in Victoria,<br />
Australien. Es war bereits der dritte Versuch, doch aufgrund der<br />
Wetterbedingungen hatte ich zuvor kein Glück gehabt. Dieses Mal kam<br />
ich schon zwei Stunden vor Sonnenuntergang an, weil ich mir für die<br />
Vorbereitungen viel Zeit nehmen wollte. Allein der Abstieg zu den Felsen<br />
dauerte schon eine Stunde. Das Licht sah vielversprechend aus; das<br />
Problem war nur, dass die Sonne einen starken Schatten auf die<br />
Felsentürme warf. Deswegen machte ich drei Aufnahmen, die ich später<br />
mit Photoshop zusammenführte.“<br />
Canon EOS 7D mit Canon EF-S 10-22mm f/3.5-4.5 Objektiv.<br />
Belichtung: 60 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 250.<br />
Surfer: „Ich machte diese Aufnahme am Strand von Cronulla, einem Vorort von<br />
Sydney. Dort gibt es überall natürliche, von der Flut regelmäßig gespeiste Swimming<br />
Pools. Manche sind auch künstlich angelegt, doch dieser hat besonders schöne,<br />
natürliche Felsformationen. Als ich den Surfer ins Wasser gehen sah, stellte ich die<br />
kürzeste Verschlusszeit ein, mit der ich ihn noch scharf aufnehmen konnte, ohne die<br />
Bewegung des Wassers einzufrieren. Der Surfer gibt dem Bild einen Maßstab. Da das<br />
Licht des Sonnenuntergangs hinter den Wolken leicht zu kontrollieren war, hatte ich<br />
in der Nachbearbeitung wenig zu tun, abgesehen von ein paar Farbkorrekturen, der<br />
Verbesserung des Kontrasts und kleineren Aufräumarbeiten im Vordergrund.“<br />
Canon EOS 7D mit Canon EF-S 10-22mm f/3.5-4.5 Objektiv.<br />
Belichtung: 3,2 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
Genuss der kleinen Dinge: „Dieser Ort ist einer der wenigen an<br />
Australiens Ostküste, an denen es sich lohnt, Sonnenuntergänge zu<br />
fotografieren. Ich hatte mich nur in der Zeit für die Anfahrt verschätzt,<br />
denn als ich noch unterwegs war, tauchten die ersten Farben am<br />
Himmel auf. Ich bemerkte ein paar hübsche Spiegelungen in<br />
Wasserpfützen und nutzte sie für meine Bildkomposition aus, um den<br />
Blick auf das orangefarbene Glühen des Sonnenuntergangs hinter dem<br />
Bergrücken zu lenken. Da sich die Wolken im Wind schnell bewegten,<br />
musste ich mich mit meinen Aufnahmen beeilen. Die drei besten führte<br />
ich später in Photoshop zu einem Bild zusammen.“<br />
Canon EOS 7D mit Canon EF-S 10-22mm f/3.5-4.5 Objektiv.<br />
Belichtung: 0,5 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
19
SCHAUKASTEN<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Ryans Leidenschaft für die<br />
Landschaftsfotografie ist deutlich<br />
sichtbar, und sein Portfolio enthält<br />
fantastische Szenen mit<br />
unglaublichen Bildkompositionen.<br />
Es war nicht leicht für uns, eine<br />
Auswahl zu treffen.<br />
Caroline Wilkinson<br />
Ryan Buchanan<br />
Alter: 33 / Beruf: Grafiker & Fotograf<br />
www.exposurescape.com<br />
Tenaya: „Bevor ich im Yosemite National Park ankam, hatte es nachts geschneit, und<br />
der Toiga-Pass war blockiert. Ich war enttäuscht, denn in diesem Fall bleibt der Pass<br />
meist für den gesamten Winter unpassierbar. Diesmal jedoch wurde er wieder<br />
geöffnet. Nachdem ich den ganzen Tag fotografiert hatte, war ich auf dem Rückweg<br />
und bog gerade um eine Kurve, als ich das letzte Sonnenlicht auf diesem Berg am<br />
Lake Tenaya sah. Ich hielt an, schnappte meine Ausrüstung und rannte das Ufer<br />
hinauf. Die Steine rechts im Bild schienen geradezu vom Berg angezogen zu werden.<br />
Die Bedingungen waren ideal. In der Nachbearbeitung musste ich nur noch das<br />
Wasser leicht aufhellen, um die Spiegelung zu verstärken.“<br />
Nikon D800 mit Nikkor 14-24mm f/2.8G ED Objektiv.<br />
Belichtung: 1/50 Sekunde bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
Letzter Kuss der Sonne: “„Im vergangenen Oktober verbrachte ich einige Tage an<br />
der kalifornischen Küste, wo ich die Natur in ihren Herbstfarben fotografieren wollte.<br />
Einer der Orte, die ich mir ausgesucht hatte, war Soberanes Point. Es gibt viele<br />
Aussichtspunkte entlang dieses etwa 20 Meter hohen Kliffs, aber man muss da oben<br />
sehr vorsichtig sein. Ich fand dieser Stelle, von der ich die brillanten Farben der<br />
Vegetation an der Klippe als Vordergrund für die Bildkomposition nutzen konnte. Ich<br />
schoss eine Bildserie mit Blende f/16, aufgrund des starken Kontrasts mit<br />
verschiedenen Verschlusszeiten, um den gesamten Dynamikumfang einzufangen.<br />
Ich verwendete Photomatix Pro, um die Bilder zu einem HDR-Foto<br />
zusammenzufügen.“<br />
Nikon D800 mit Nikkor 14-24mm f/2.8G ED Objektiv.<br />
Belichtung: 1/8 Sekunde bei Blende f/16 und ISO 100) (Serie von 7 Einzelbildern).<br />
Wunderland: „Im Mount Rainier National Park angekommen, fuhr ich gleich zum<br />
höchsten Punkt, der mit dem Auto erreichbar ist. Da ich viel Tiefenschärfe brauchte,<br />
stellte ich die Kamera auf Blende f/18 und ISO 100 ein, was eine Verschlusszeit von<br />
1/3 Sekunde ergab. Bei dem windigen Wetter und den schlechten Lichtverhältnissen<br />
bestand mein Problem in den sich im Wind bewegenden Blumen. Ich machte zwei<br />
Aufnahmen mit derselben Blende, eine mit höherem ISO-Wert und kurzer<br />
Verschlusszeit, die andere mit niedrigem ISO-Wert und langer Verschlusszeit. Die<br />
Problembereiche habe ich in Photoshop übereinandergelegt und die unscharfen<br />
Blumen manuell durch jene aus dem Bild mit höherem ISO-Wert ersetzt.“<br />
Nikon D800 mit Nikkor 14-24mm f/2.8G ED Objektiv.<br />
Belichtung: 1/3 Sekunde bei Blende f/18 und ISO 100.<br />
20 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Onward: „Es war Mitte August, als ich zum Olympic National Park in<br />
Washington reiste, um Teile dieser faszinierenden Küste zu<br />
fotografieren. Da der Himmel nicht besonders aufregend war,<br />
wollte ich die Wasserbewegung behalten und den schwarzen<br />
Felsen im Vordergrund als Führungslinie nutzen, was aber lange<br />
Verschlusszeiten erforderte. Mir war etwas unwohl, als bei<br />
ankommender Flut etwa 30 Zentimeter tief im Wasser stand, und<br />
während einer ablaufenden Welle stieß ich das Stativ so tief ich<br />
konnte in den Boden. In der kurzen Zeitspanne, in der keine Welle<br />
das Stativ bewegen konnte, machte ich meine Bildkomposition,<br />
stellte die Schärfe ein und wartete auf die nächste Welle. Als sie kam,<br />
machte ich mehrere Aufnahmen mit Blende f/18 und<br />
verschiedenen Verschlusszeiten – dann ergriff ich die Flucht, da die<br />
nächste Welle etwas größer zu werden schien.<br />
Als ich den Vogelschwarm bemerkte, änderte ich schnell die<br />
Verschlusszeit, um ihn scharf zu bekommen. Dieses Bild kopierte<br />
ich dann in meine Langzeitaufnahme, um den Himmel<br />
interessanter zu machen.<br />
Nikon D800 mit Nikkor 14-24mm f/2.8G ED Objektiv.<br />
Belichtung: 0,4 Sekunden bei Blende f/18 und ISO 100.
SCHAUKASTEN<br />
Jade Turnbull<br />
Alter: 24 / Beruf: Fotografin<br />
www.jadephotography-online.com<br />
Golden Girl: „Dies war ein einfaches Foto, um das Haar und das Make-up<br />
zu zeigen. Ich benutzte nur einen Blitz, um das Gold zum Glänzen und<br />
die Haut zum Schimmern zu bringen. Der Kontrast des blauen<br />
Hintergrunds zur goldenen Farbe erzeugt einen träumerischen Effekt,<br />
der sehr gut zur kurzen Tiefenschärfe passt. Nachbearbeitung war kaum<br />
notwendig, nur ein wenig Verstärken des Kontrasts und etwas<br />
Hautretusche.“<br />
Nikon D600 mit 50mm f/1.8 Objektiv.<br />
Belichtung: 1/200 Sekunde bei Blende mit f/2.2 und ISO 100.<br />
Blüte: „Nachdem Frisur und Make-up fertig waren, legte sich das Model auf<br />
den Boden des Studios. Die Blüten, die dieselbe Farbe wie das Make-up<br />
hatten, drapierten wir um ihren Kopf. Für die Aufnahme nutzte ich einen<br />
Einzelblitz, um das Gesicht einfach und effizient von der Seite zu<br />
beleuchten. Durch diese Beleuchtung trat das Make-up auf dem hellen<br />
Gesicht perfekt hervor.“<br />
Nikon D90 mit 50mm f/1.8 Objektiv.<br />
Belichtung: 1/200 Sekunde bei Blende f/3.2 und ISO 100.<br />
Golden Girl 2: „Für diese Aufnahme wurde farbiges Haarspray benutzt,<br />
das zu dem hellen Make-up passte. Um dieses besser vom Haar<br />
abzuheben, setzten wir einen violetten Hintergrund ein, der zusätzlich<br />
das Blau des Make-ups betonte. Die zentralen Bildelemente sind das<br />
Haar und das Make-up, gegenüber denen Model in den Hintergrund tritt.<br />
Der Effekt wird unterstrichen, weil das Model nicht in die Kamera schaut.“<br />
Nikon D600 mit 50mm f/1.8 Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/2.2 und ISO 100.<br />
22 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Als Jade uns über ihre<br />
Facebook-Seite kontaktierte,<br />
erkannten wir gleich ihr Talent.<br />
Lebendige Farben und perfekte<br />
Belichtung machen ihre<br />
Mode-Porträts zu etwas<br />
Außergewöhnlichem.<br />
Jordan Butters
SCHAUKASTEN
Daniel Korzhonov<br />
Alter: 24 / Beruf: Chefredakteur<br />
www.korzhonov.ru<br />
Mitternachtssonne: „Dieses Foto wurde letzten Sommer auf der<br />
Insel Senja in Nord-Norwegen aufgenommen, genau um<br />
Mitternacht. Die Sonne geht dort in dieser Jahreszeit tatsächlich<br />
nicht unter – eine wirklich surreale Erfahrung. Die Farben waren<br />
einzigartig, akzentuiert einerseits durch die dramatischen<br />
Regenwolken und andererseits durch die niedrig stehende Sonne.<br />
Dies ist ein zusammengesetztes Panorama aus sechs Einzelbildern,<br />
wobei der Himmel aus einer Bildserie besteht. Ich habe zunächst alle<br />
Bilder einer Stapelverarbeitung mit Lightroom unterzogen, bevor ich<br />
die Einzelbilder des Panoramas und des Himmels manuell in<br />
Photoshop bearbeitete. Anschließend wurde das Panorama mit<br />
PTGui zusammengesetzt. Die Farben korrigierte ich mithilfe von<br />
Gradationskurven, Farbkanälen und mehreren Ebenenmasken, was<br />
aufgrund der Kombination des warmen Lichts mit grünen Pflanzen<br />
nicht einfach war.“<br />
Nikon D800 mit NIKKOR AF 14mm f/2.8D ED Objektiv.<br />
Belichtung des Vordergrunds: 1/200 Sekunde bei Blende f/14<br />
und ISO 100.<br />
Belichtung des Himmels: 1/60 Sekunde bei Blende f/14 und<br />
ISO 100.
SCHAUKASTEN<br />
Daniel Korzhonov (Forts.)<br />
Rote Erde: „Dieses Foto entstand im vergangenen Herbst während eines<br />
Fotoworkshops in der Toskana, nah der kleinen Stadt Pienza. Zunächst waren wir<br />
vom Morgenlicht dieses Tages enttäuscht, doch dann erschien die Sonne für zwei<br />
Minuten in einem schmalen Wolkenfenster. Daher sind die dunkelblauen Berge im<br />
Hintergrund zu sehen, die mit der roten Erde im Vordergrund kontrastieren. Die<br />
toskanische Landschaft zwingt uns dazu, bei der Bildkomposition sehr vorsichtig<br />
vorzugehen. Jeder Baum, jeder Weg, jedes Haus muss sich am „idealen“ Platz<br />
befinden. Mit Photoshop wurde nur der Kontrast verbessert<br />
Nikon D800 mit NIKKOR AF-S 70-200mm f/2.8 Objektiv.<br />
Belichtung: 1/25 Sekunde bei Blende f/13 und ISO 160.<br />
Alien: „Diese Aufnahme stammt von den zu Norwegen gehörenden Lofoten-Inseln.<br />
Sie zeigt ein bizarres Phänomen. Wenn die Flut bei Nacht hereinkommt, überzieht<br />
sich der gesamte Fjord mit einer dünnen Eisschicht. Sobald die Ebbe einsetzt,<br />
zerbricht diese dünne Eiskruste an den Felsen darunter, da sie sich mit dem<br />
ablaufenden Wasser senkt. Schaut man sich das Szenario frühmorgens an, sieht es<br />
aus wie eine Science-Fiction-Filmkulisse: Was hier zu sehen ist, könnte man für die<br />
zerbrochenen Eierschalen frisch geschlüpfter Wesen aus dem All halten.<br />
Ich habe einen niedrigen Kamerastandpunkt gewählt, damit der große Riss im Eis als<br />
Führungslinie dienen konnte. Das Foto besteht aus zwei übereinandergelegten<br />
Einzelbildern, das erste mit scharfem Vordergrund, das zweite mit scharfem<br />
Hintergrund. Beide Schärfentiefebereiche überschneiden sich, was die Abbildung<br />
der Details verbessert. Außer dieser Manipulation wurden lediglich Korrekturen am<br />
Kontrast und den Farben vorgenommen.“<br />
Nikon D800 mit Nikkor 14mm f/2.8 Objektiv.<br />
Belichtung für die untere Bildhälfte: 1/80 Sekunde bei Blende f/14 und ISO 320.<br />
Belichtung für die obere Bildhälfte: 1/250 Sekunde bei Blende f/14 und ISO 320.<br />
Arktische Küste: „Dies ist die Küste bei Haukland, ebenfalls auf den Lofoten – ein<br />
perfekter Ort für Sonnenuntergänge im Winter. Die Kombination von weißem<br />
Sandstrand und azurblauem Meer erinnert an den indischen Ozean. An diesem Tag war<br />
nichts mit dem Sonnenuntergang, stattdessen fand ich diese Felsformation, die mir im<br />
Vordergrund schöne Führungslinien für die Szene lieferte. Der Fels hatte einen goldenen<br />
Farbton, der schön zum grauen Himmel kontrastierte. Mir gefällt dieser Ort sehr,<br />
deswegen komme ich jeden Winter mit einer Arbeitsgruppe her, um die einmaligen<br />
nordischen Landschaften zu fotografieren.“<br />
Nikon D7000 mit Sigma 10-20mm f/2.8 EX Objektiv.<br />
Belichtung: 1,6 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 320.<br />
Eisfäden am Baikalsee: „Der Baikalsee in Sibirien war für mich immer ein Traumziel. Es<br />
ist eine unwirtliche Gegend, das Eis kann stellenweise bis zu einem Meter dick werden,<br />
doch es ist unbeschreiblich klar. Wir haben Schlittschuhe benutzt, um das Eis zu<br />
überqueren, und zogen unser Gepäck einfach an einem Seil am Gürtel hinter uns her.<br />
Der abgebildete Felsen befindet sich am nördlichen Ende der Insel Olkhon. Die Risse im<br />
Eis dienten als Führungslinien, doch ich brauchte sechs Einzelbilder, um zu diesem<br />
Ergebnis zu kommen. Kameratechnisch gesprochen entstand es mit einem 10mm<br />
Objektiv und APS-C Sensor, doch mit viel höherer Auflösung als meine Kamera bei<br />
einem Einzelbild hergegeben hätte.“<br />
Nikon D80 mit Tamron SP AF 17-50mm f/2.8 Objektiv.<br />
Belichtung:<br />
Eis: 1/60 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 320<br />
Felsen: 1/125 Sekunde bei Blende f/14 und ISO 250<br />
Himmel: 1/400 Sekunde bei Blende f/13 und ISO 250.<br />
26 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Unglaublich! Auf der Isle of Wight gibt es<br />
praktisch keine Lichtverschmutzung. Das<br />
macht sie zu einem der wenigen Standorte<br />
Westeuropas, an denen man die<br />
Milchstraße perfekt fotografieren kann.<br />
Hier ist zudem der Vordergrund schön<br />
ausgeleuchtet und ergibt ein sehr<br />
ausgeglichenes Foto.<br />
Caroline Wilkinson<br />
Chad Powell<br />
Alter: 22 / Beruf: Grafiker & Fotograf<br />
www.isleofwightmilkyway.com<br />
Ein Ort zum Nachdenken: „Dies ist eines meiner schönsten Fotos,<br />
aufgenommen in der Orchard Bay auf der Isle of Wight. Für dieses Bild<br />
musste ich einen Pfad hinunter laufen, der teilweise vom Meer<br />
überspült wird. Ich lief über nasse, von Seegras überwucherte Felsen,<br />
mit einer nicht sehr hellen Taschenlampe in der einen und meiner<br />
Kamera plus Stativ in der anderen Hand. So was sollte man eigentlich<br />
nicht machen. In einiger Entfernung rechts hinter mir befand sich ein<br />
einzelnes Haus, dessen Lichter den Vordergrund sichtbar machten.“<br />
Canon EOS 6D mit Sigma 20mm f/1.8 EX DG Objektiv.<br />
Belichtung: 25 Sekunden bei Blende f/2.8 und ISO 4000.
SCHAUKASTEN<br />
Dylan Toh<br />
Alter: 36 / Beruf: Arzt<br />
www.everlookphotography.com<br />
Himmel, lass dein Licht scheinen: „Dieses Bild entstand an einem<br />
stürmischen Tag in den westlichen Fjorden von Island. Wir hatten<br />
festgestellt, dass die ziehenden Wolken interessante Lichtflecken auf<br />
dem braunen Gras erzeugten. Wir hielten am Straßenrand an und<br />
warteten, bis einer genau auf die Kirche fiel. Verschlusszeit und Blende<br />
hatte ich so gewählt, dass ein scharfes Bild mit genügend Schärfentiefe<br />
zu erwarten war. In der Nachbearbeitung wollte ich einen weichen<br />
Orton-Effekt erreichen, um das Malerische der Szene zu unterstreichen.<br />
Ich erstellte eine neue Ebene mit der Füllmethode „Luminanz“ und<br />
wendete den Gaußschen Weichzeichner mit geringer Deckkraft an.“<br />
Canon EOS 40D mit Canon EF 24-70mm f/2.8 Objektiv.<br />
Belichtung: 1/60 Sekunde bei Blende f/11 und ISO 100.<br />
Earnslaw im Herbst: „Die Kleinstadt Glenorchy auf der Südinsel von<br />
Neuseeland ist eine Reise wert. Im Herbst ist die Landschaft mit roten<br />
und gelben Baumblättern übersät und bietet wunderschöne Motive mit<br />
Mount Earnslaw im Hintergrund. Eine dünne Wolkendecke, an der sich<br />
die letzten Sonnenstrahlen brechen, sorgt für einen farbigen Himmel,<br />
und die Langzeitbelichtung reduzierte die Wasserbewegung. Ich nahm<br />
die Bildkomposition so vor, dass die Horizontlinie der Baumkronen den<br />
Blick zum Berg hinführt. Ein weicher Verlaufsfilter sorgte für moderaten<br />
Kontrast, während ein Polfilter die Spiegelungen im See verstärkte.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 17-40mm f/4L Objektiv.<br />
Belichtung: 15 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 50.<br />
Kiesstrand: „Dieses Bild wurde auf der Isle of Skye aufgenommen. Diese<br />
Küste ermöglicht eine Vielzahl von Bildkompositionen mit den Black<br />
Cuillins im Hintergrund. Da die See ruhig war, sollte das Bild die<br />
Wasserbewegung eines abfließenden Priels zeigen, im Kontrast zum<br />
stehenden Wasser eines Tümpels, in dem sich Wolken spiegelten. Ein<br />
Polfilter machte die Kieselsteine im Tümpel sichtbar, ein weicher<br />
0.9ND- und ein harter 0.6ND-Verlaufsfilter sorgten für ausgeglichene<br />
Kontraste. In der Nachbearbeitung verstärkte ich das Sonnenlicht auf<br />
den Kieseln, indem ich eine Farbkorrekturebene mit selektiver gelber<br />
Farbmaske anwendete.“<br />
Canon EOS 7D mit Sigma 10-20mm EX Objektiv.<br />
Belichtung: 0,6 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
Punchbowl Light: „Dieses Bild machte ich am Flussufer in einer Schlucht, der<br />
Columbia River Gorge, in Oregon, USA. An diesem Morgen waren die<br />
Lichtverhältnisse so hell und klar, dass der schöne Sprühnebel des Wasserfalls im<br />
vollen Dynamikumfang des Sonnenlichts zu sehen war. Da die Übergänge<br />
zwischen den Helligkeitsstufen der Szene keine klare Linie hatten, nahm ich<br />
mehrere Einzelbilder auf, statt einen Verlaufsfilter zu nutzen. Die<br />
Langzeitbelichtung mit niedrigem ISO-Wert gab dem Fluss einen weichen Glanz,<br />
während die kürzere Belichtung alle Details im Sonnenlicht erfassen konnte. Die<br />
Einzelbilder wurden mithilfe von Luminanz-Masken zusammengeführt und<br />
manuell ausgerichtet.“<br />
Canon EOS 5D Mk III mit 16-35mm f/2.8L II Objektiv.<br />
Belichtung: von 1/15 Sekunde bis 20 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 50.<br />
28 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Dylan ist offensichtlich nicht<br />
nur ein Weltenbummler, sondern<br />
hat auch ein außergewöhnliches<br />
Talent für<br />
Landschaftsaufnahmen voller<br />
Farbe, Atmosphäre und Tiefe.<br />
Ganz hervorragend!<br />
Daniel Lezano
SCHAUKASTEN<br />
Jake Olson<br />
Alter: 39 / Beruf: Fotograf<br />
www.jakeolsonstudios.com<br />
Sinfonie: „Wie alle meine Arbeiten, entstand auch dieses Bild<br />
ausschließlich bei natürlichem Licht. Mein Modell war die<br />
zwei Jahre alte Sophie. Sie stand bei Sonnenuntergang auf<br />
einem Hügel in der Nähe des Städtchens Blair in Nebraska. Ich<br />
benutzte eine Seifenblasenmaschine und probierte<br />
unterschiedliche Belichtungen aus, bis mir dieses Bild gelang.<br />
In Photoshop bedurfte es nur geringer Nachschärfung.<br />
Blendenflecke können zum Problem werden, wenn das<br />
Objektiv ins Gegenlicht gerichtet ist, aber ich benutze immer<br />
eine Gegenlichtblende und schirme das Objektiv zusätzlich<br />
gegen die Seite, von der das Licht einfällt, mit der Hand ab.<br />
Meistens genügt das, um Blendenflecke zu vermeiden.“<br />
Canon EOS 5D Mk III mit Canon EF 85mm f/1.2L II Objektiv.<br />
Belichtung: 1/3200 Sekunde bei Blende f/1.2 und ISO 200.<br />
Sturmwarnung: „Das ist ein Bild des Schauspielers<br />
James Spain aus Omaha, Nebraska. Er war wegen<br />
eines Familienfotos zu mir gekommen. Er wartete<br />
darauf, dass der Rest der Familie aus dem Auto stieg. Es<br />
musste alles sehr schnell gehen, weil sich in der Ferne<br />
ein Sturm zusammenbraute. Ich habe fast 40<br />
Aufnahmen der Szene gemacht, doch dies war die<br />
einzige, bei der sein Haar im Wind flatterte und er in<br />
die Kamera schaute. Es ist der ehrliche, wahrhaftige<br />
Gesichtsausdruck, der dieses Bild ausmacht. Es wurde<br />
im „National Geographic“ veröffentlicht, es wurde für<br />
eine Anzeige in der „Vogue“ verwendet, und es ziert<br />
den Titel eines Romans von A. J. Cronin in Italien.“<br />
Canon EOS 5D Mk III mit EF 24-70mm f/2.8L II Objektiv.<br />
Belichtung: 1/800 Sekunde bei Blende f/2.8 und<br />
ISO 400.<br />
Makenna: „Dies ist ein Porträt von Makenna,<br />
aufgenommen bei Sonnenuntergang in Washington<br />
County, Nebraska. Ich fotografiere oft auf dieser Straße,<br />
weil es dort keine störenden Überlandleitungen gibt<br />
und weil die Gegend eindeutig als Nebraska erkennbar<br />
ist. Ich habe die Zeit des Sonnenuntergangs gewählt,<br />
um dessen Licht nutzen zu können und weil man<br />
dann einfacher mit den Schatten umgehen kann. Die<br />
größte Herausforderung war das Bändigen des langen<br />
Haars im Wind. Die Koffer stammten von ihrer<br />
Großmutter und symbolisieren den Auszug aus dem<br />
elterlichen Haus nach bestandenem Abitur. In<br />
Lightroom habe ich einen Verlaufsfilter angebracht,<br />
um den Himmel hervorzuheben; ansonsten brauchte<br />
das Bild nur ein wenig Hautretusche und etwas<br />
Rauschunterdrückung.<br />
Canon EOS 5D Mk III mit Canon EF 85mm f/1.2L<br />
Objektiv.<br />
Belichtung: 1/8000 Sekunde bei Blende f/1.2 und<br />
ISO 200.<br />
Endlich geschafft: „Auch dieses Bild entstand beim<br />
natürlichen Licht des Sonnenuntergangs. Es besteht<br />
aus zwei Aufnahmen derselben Szene, wobei auf einer<br />
der beiden der Himmel bewusst unter<strong>belichtet</strong> wurde.<br />
Ich habe die beiden Fotos in Photoshop manuell<br />
zusammengeführt. Das Bild war ein Kundenauftrag<br />
und zeigt Kelseys besondere Art und Weise, ihren<br />
gerade bestandenen Universitätsabschluss zu<br />
zelebrieren. Es ist übrigens wieder dieselbe Straße, die<br />
ich für viele meiner Szenen nutze – die<br />
Sonnenuntergänge sind hier sehr schön und der<br />
Fluchtpunkt am Horizont leitet das Auge in die Szene<br />
und gibt ihr Tiefe. In Lightroom habe ich selektiv<br />
nachgeschärft, die Farbsättigung verbessert und etwas<br />
Rauschunterdrückung angewandt.<br />
Canon EOS 5D Mk III mit Canon EF 85mm f/1.2L II<br />
Objektiv.<br />
Belichtung: 1/8000 Sekunde bei Blende f/3.5 und<br />
ISO 200<br />
30 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Jakes Porträts unterstreichen die<br />
Bedeutung des Lichts in der<br />
Porträtfotografie, beweisen aber<br />
auch, dass künstliches Licht,<br />
Lichtformer und anderes Zubehör<br />
nicht notwendig sind, um<br />
solche exzellenten Fotos zu<br />
machen.<br />
Jordan Butters
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />
4 Ausgaben für<br />
25,-€!
Abonnement<br />
8 Ausgaben für<br />
45,-€!<br />
Alle Ausgaben sind<br />
auch zu bestellen unter<br />
www.digitale-fotografie-magazin.de/shop<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-Magazine
MACH DEIN BILD
STRANDREFLEXIONEN<br />
Strandreflexionen…<br />
Ein klarer Wintertag, verlassene Strände und blauer Himmel sind die besten Voraussetzungen für<br />
stimmungsvolle Fotos, denen die Spiegelungen im Wasser besondere Atmosphäre verleihen.<br />
Helen Dixon<br />
Kamera: Nikon D800E<br />
Objektivs: Zeiss Distagon T* 21mm f/2.8<br />
WENN SIE EINE Winterlandschaft<br />
fotografieren möchten, denken Sie<br />
vermutlich nicht zuerst an<br />
norddeutsche Küsten, sondern an<br />
schneebedeckte Felder, zugefrorene<br />
Flüsse und Spaziergänge im Winterwald.<br />
Beim zweiten Nachdenken fällt jedoch<br />
auf, dass auch Küsten zu dieser Jahreszeit<br />
fantastische Motive bieten können, und zwar<br />
aus zwei Gründen: Erstens ist der Himmel im<br />
Winter meistens interessanter, weil der tiefere<br />
Sonnenstand bessere Aufnahmeverhältnisse<br />
schafft als im Sommer. Zweitens sind Strände<br />
im Winter menschenleer – mit Ausnahme<br />
weniger Spaziergänger oder verliebter<br />
Pärchen. All das macht Küstenlandschaften im<br />
Winter zu großartigen Kulissen, vor denen sie<br />
wunderschöne Spiegelungen des Himmels<br />
einfangen können.<br />
Der Erfolg dieser Aufnahmetechnik steht und<br />
fällt mit der Vorbereitung. Zunächst müssen die<br />
Wetterbedingungen stimmen. Es spielt keine<br />
Rolle, ob nur ein paar weiße Wolken am Himmel<br />
sind oder ein Sturm aufzieht, so lange der<br />
Himmel irgendein interessantes Element zeigt.<br />
Bei geschlossener Bewölkung oder völlig blauem
MACH DEIN BILD<br />
Himmel kann sich nichts spiegeln, dann bleiben<br />
sie besser zu Hause.<br />
Vermeiden Sie auch Tage, an denen es sehr<br />
windig ist, dann kräuselt sich die Wasseroberfläche<br />
und Spiegelungen werden verzerrt. Am besten<br />
ist ein veränderliches Wetter mit Regenschauern<br />
und teilweise bewölktem Himmel, sodass die<br />
Sonne regelmäßig hindurch bricht. Bei solchen<br />
Wetterverhältnissen können Sie fantastische Fotos<br />
machen – idealerweise in der „goldenen<br />
Stunde“.<br />
Ebenso wichtig ist es, dass Sie die<br />
Gezeiten beachten. Die beste Zeit<br />
zum <strong>Fotografie</strong>ren ist bei Ebbe,<br />
während das Wasser abläuft. Unter<br />
www.bsh.de/de/Meeresdaten/<br />
Vorhersagen/Gezeiten/ finden Sie<br />
genaue Daten für Ebbe und Flut an<br />
der Nordsee. An der Ostsee machen<br />
sich Gezeiten kaum bemerkbar.<br />
Wenn sie angekommen sind,<br />
machen Sie sich zunächst mit der<br />
Umgebung vertraut und stellen fest, welcher<br />
Standort und welcher Kamerawinkel Ihnen die<br />
schönsten Reflexionen bieten. Vermeiden Sie steile<br />
Strandabschnitte, denn das Wasser wird dort zu schnell<br />
ablaufen. Ansonsten gibt es keine Regeln, Sie können<br />
in Richtung Meer fotografieren, in Richtung Küste, oder<br />
parallel zur Küstenlinie. Suchen Sie nach interessanten<br />
Formen und Mustern im Sand, doch vermeiden Sie<br />
Stellen, an denen sich das Wasser kräuselt, denn das<br />
verdirbt die Spiegelung. Falls Sie in das Gegenlicht<br />
HINWEIS<br />
Den Horizont gerade<br />
halten<br />
Eine in den Zubehörschuh<br />
eingesteckte Wasserwaage<br />
ist sehr nützlich, wenn Sie<br />
an der Küste fotografieren.<br />
Sie dient zur exakten<br />
Ausrichtung des Horizonts<br />
und zeigt außerdem an,<br />
wenn das Stativ uneben im<br />
Sand steht.<br />
der Sonne fotografieren, achten Sie besonders auf<br />
die Belichtung und die Gefahr von Blendenflecken.<br />
Wenn Sie die Sonne nicht direkt in den Bildausschnitt<br />
nehmen, sondern außerhalb direkt daneben, sollte es<br />
keine Probleme geben. Steht sie tief genug, besteht<br />
die Gefahr ohnehin nicht. Wenn Sie einen guten<br />
Standpunkt gefunden haben, bauen Sie Ihr Stativ auf<br />
und drücken es möglichst tief in den Sand, bevor Sie<br />
die Kamera montieren. Warten Sie danach eine<br />
oder zwei Minuten, um sicherzugehen,<br />
dass das Stativ tatsächlich fest steht,<br />
es könnte sonst während der<br />
Aufnahme weiter einsinken und<br />
das Foto verwackeln. Treten Sie<br />
außerdem nicht zu nah an ein<br />
Stativbein heran, auch das könnte<br />
dazu führen, dass dieses weiter<br />
einsinkt und die Kamera sich<br />
dadurch neigt.<br />
Nachdem die Kamera fixiert ist,<br />
wenden Sie sich der Bildkomposition<br />
zu. Bei der Positionierung des Horizonts<br />
wenden ausnahmsweise nicht unbedingt die<br />
Drittel Regel an. Wenn die Spiegelung stark genug<br />
ist, können Sie den Horizont durchaus in die Mitte<br />
des Bildausschnitts verlegen. Probieren Sie einfach<br />
verschiedene Bildkompositionen aus, dann sehen Sie,<br />
was am besten wirkt.<br />
Wenn Sie bereit sind, warten Sie den Moment<br />
der Aufnahme ab, bis das Wasser sich nach einer<br />
aufgelaufenen Welle nicht mehr bewegt, bevor es<br />
wieder abzulaufen beginnt.<br />
Ausrüstung: Ein stabiles Stativ ist unerlässlich,<br />
außerdem eine Wasserwaage, um für einen<br />
geraden Horizont zu sorgen. Ein Polfilter kann die<br />
Reflexionen des Vordergrunds beseitigen, aber<br />
auch Blendenflecken verursachen, wenn Sie im<br />
Gegenlicht der Sonne fotografieren. Abhängig<br />
von den allgemeinen Lichtverhältnissen, kann<br />
auch ein Grauverlaufsfilter nützlich sein.<br />
Kameraeinstellungen: Auf die Verschlussgeschwindigkeit<br />
kommt es bei diesem Motiv nicht an; wählen Sie deswegen<br />
die Zeitautomatik oder die manuelle Betriebsart der<br />
Kamera mit ISO 100 und einer mittleren Blendenöffnung.<br />
Machen Sie ein Testfoto und prüfen Sie das Histogramm<br />
besonders auf abgeschnittene Spitzlichter. Falls erforderlich,<br />
benutzen Sie einen Verlaufsfilter oder schießen eine<br />
Bildserie mit verschiedenen Verschlusszeiten.<br />
Worauf Sie achten sollten…<br />
Bildkomposition Falls die Spiegelung stark genug<br />
ist, können Sie den Horizont auch entgegen der<br />
Drittelregel in die Mitte Ihres Bildausschnitts verlegen.<br />
Der im Wasser reflektierte Himmel sorgt für ein leicht<br />
abstraktes, symmetrisches Bild<br />
Wetter Das Wetter spielt keine besondere Rolle, solange wenigstens<br />
ein interessantes Element am Himmel vorhanden ist, das sich im<br />
Wasser spiegelt. Dunkle, niedrig hängende Sturmwolken eignen sich<br />
genauso gut wie die weißen Federwolken in der Stratosphäre –<br />
nehmen Sie den Regenmantel und einen Schirm mit.<br />
Zu viel Sonnenlicht Hier gibt es keine Wolken, die<br />
die über dem Horizont stehende Sonne verdecken.<br />
Deswegen ist die Bildkomposition stark rechtslastig<br />
und der die Sonne umgebende Teil des Himmels ist<br />
ausgebrannt.<br />
36 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
STRANDREFLEXIONEN<br />
Das fertige Bild<br />
Die richtigen Farben und attraktive<br />
Wolkenformationen am Himmel sind<br />
die Zutaten für dieses gelungene<br />
Foto eines Strandes, aufgenommen<br />
im Winter.<br />
Belichtung: 0,4 Sekunden bei Blende f/13 und ISO 100<br />
Auf tief stehende Sonne warten Wenn Sie direkt in<br />
die Sonne fotografieren, können Probleme durch<br />
Blendenflecke und Überbelichtung auftreten. In dem<br />
Fall nehmen Sie die Sonne aus dem Bildausschnitt oder<br />
warten ab, bis sie tief genug steht.<br />
Wellen verderben die Spiegelung Kräuselndes<br />
Wasser verdirbt die Spiegelung und somit das Bild.<br />
Bauen Sie Ihre Kamera deswegen nicht zu nah an einer<br />
Stelle auf, an der sich die Wellen brechen, denn dort<br />
wird die Wasseroberfläche generell unruhiger sein.<br />
Schauen Sie sich um Sie müssen übrigens nicht<br />
notwendigerweise in Richtung Meer fotografieren.<br />
Solange Sie eine starke Spiegelung im Bild haben,<br />
können Sie ebenso gut eine Perspektive landeinwärts<br />
oder entlang der Küste wählen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
37
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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-Magazin
ABSTRAKTION IN ÖL<br />
MACH DEIN BILD<br />
Abstraktion in Öl<br />
Möchten Sie mal ein interessantes, abstraktes Foto versuchen?<br />
Dafür brauchen Sie nur Wasser und ein paar Tropfen Öl…
MACH DEIN BILD<br />
ABSTRAKTION IN ÖL<br />
Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv NIKKOR AF-S Micro 60mm f/2.8G ED<br />
Software: Photoshop CS5<br />
ICH KANN NUR jedem empfehlen,<br />
sich so oft wie möglich an der<br />
Makrofotografie zu versuchen. Sie<br />
bietet die Möglichkeit, von nahezu<br />
jedem Objekt fantastische Bilder zu<br />
kreieren. Sehen Sie es so: Wenn Sie ein<br />
Landschaftsfoto machen wollen, müssen Sie eine<br />
fotogene Landschaft aufsuchen, für Porträts<br />
brauchen Sie ein Modell und müssen einen<br />
Termin ausmachen. Wenn Sie jedoch eine<br />
Makroaufnahme machen wollen, sind Sie<br />
unabhängig. Praktisch jedes Objekt kann mit<br />
etwas Fantasie und Know-how zum interessanten<br />
Makro-Motiv werden.<br />
Wasser und Öl mischen sich bekanntlich<br />
nicht. Wenn Sie Olivenöl in einen Topf mit<br />
kochendem Wasser geben, bildet das Öl an der<br />
Wasseroberfläche kleine Blasen, die das Licht<br />
brechen. Dieser Effekt ist in einem normalen Topf<br />
nicht erkennbar, bringen Sie jedoch im Wasser<br />
einen farbenfrohen Hintergrund und eine starke<br />
Lichtquelle an, werden Sie schnell erkennen,<br />
welche Aufnahmemöglichkeiten sich Ihnen<br />
bieten.<br />
Es ist ein schönes, kleines Projekt für einen<br />
regnerischen Nachmittag und die Zutaten<br />
dafür finden Sie in jeder Küche. Sie brauchen<br />
eine durchsichtige Glasschüssel, vorzugsweise<br />
mit großem, flachen Boden, auch sollte kein<br />
Logo oder irgendein Schriftzug erkennbar sein.<br />
Weiter brauchen Sie Speiseöl, Sonnenblumenöl<br />
eignet sich sehr gut. Dann brauchen Sie<br />
selbstverständlich Ihre Kamera und ein<br />
Makroobjektiv, zumindest aber Zwischenringe<br />
und ein 50mm Normalobjektiv, ein<br />
Elektronenblitzgerät oder eine Schreibtischlampe<br />
als Lichtquelle, einen farbigen Hintergrund und<br />
ein Stativ, wobei Letzteres nicht einmal unbedingt<br />
nötig ist. Das ist alles.<br />
Hinweis<br />
PROBIEREN SIE<br />
VERSCHIEDENE<br />
HINTERGRÜNDE<br />
Beim Hintergrund ist Ihr<br />
Ideenreichtum gefragt. Zu<br />
den in Frage kommenden<br />
Objekten gehören<br />
farbiges Papier, das bunte<br />
Titelblatt eines Magazins, dünne<br />
Textilien oder auch Blitzfolien,<br />
von denen Sie mehrere zu<br />
einem passenden<br />
Arrangement auslegen. Auch<br />
durchscheinende Materialien, die ein sich<br />
wiederholendes Muster aufweisen, sind<br />
geeignet. Sie werden feststellen, dass kleine<br />
Fragmente des Musters innerhalb der Blasen<br />
erkennbar sind.<br />
Setup Füllen Sie eine klare Schüssel zur Hälfte mit<br />
1kaltem Wasser, und stellen Sie sie mit den Kanten auf<br />
zwei gleich hohe Objekte, sodass dazwischen genug<br />
Platz für den Hintergrund und die Lichtquelle bleibt.<br />
Idealerweise stellen Sie die Schüssel auf einen Glastisch.<br />
Es muss eine gewisse Distanz zwischen dem Boden der<br />
Schüssel und der Oberfläche vorhanden sein, auf der sich<br />
Ihr Hintergrund befindet.<br />
Öl hinzufügen Gießen Sie ein paar Tropfen<br />
2Öl ins Wasser, rühren etwas um und warten,<br />
bis die Flüssigkeit zur Ruhe gekommen ist. Das<br />
Öl ist nun in Form kleiner Blasen auf der<br />
Wasseroberfläche sichtbar.<br />
Hintergrund auswählen Ich schnitt mir mehrere<br />
3kleine Stücke farbigen Kartons zurecht, der mir als<br />
Hintergrund dienen sollte. Auf diese Weise konnte ich<br />
die Farbzusammenstellung schnell und einfach<br />
ändern. Sie können nahezu jedes dünne, farbige<br />
Objekt, Textilien eingeschlossen, verwenden.<br />
Hintergrund beleuchten Zuerst versuchte ich, den<br />
4Hintergrund mit einer kleinen Schreibtischlampe zu<br />
beleuchten und mit der auf dem Stativ montierten Kamera zu<br />
arbeiten. Ich benutzte die Zeitautomatik mit Blende f/8 und<br />
stellte manuell auf die Wasseroberfläche scharf. Doch das<br />
Stativ schränkte die möglichen Kamerapositionen in dem zur<br />
Verfügung stehenden beengten Raum so stark ein, dass ich<br />
den Bildausschnitt kaum variieren konnte.<br />
Aus der Hand <strong>Fotografie</strong>ren Also versuchte ich es<br />
5aus der Hand. Ich stellte die Entfernung auf die<br />
geringste Arbeitsdistanz des Objektivs ein und bewegte<br />
die Kamera vor und zurück, bis die Ölbläschen scharf<br />
abgebildet wurden. Nun bestand aber<br />
Verwacklungsgefahr, deswegen ersetzte ich die<br />
Schreibtischlampe durch ein Elektronenblitzgerät, dass<br />
ich auf 1/8 seiner maximalen Leistung einstellte.<br />
Nachbearbeitung Mit dem Kopierstempelwerkzeug<br />
6entfernen Sie eventuell im Wasser vorhandene<br />
Fasern und Staubkörner in den Ölbläschen. Fügen Sie<br />
eine Gradationskurven-Einstellungsebene hinzu und<br />
verstärken Sie den Kontrast. Mit dem Kanalmixer oder<br />
einer Farbton/Sättigung-Einstellungsebene können Sie<br />
auch die Farben des Hintergrunds nach eigenen<br />
Wünschen anpassen.<br />
40 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Das fertige Bild<br />
Dieses farbenfrohe abstrakte Bild entstand mit<br />
Hilfe von Haushaltsutensilien, die in jeder Küche<br />
zu finden sind.<br />
Belichtung: 1/200Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100
MACH DEIN BILD<br />
SPIEGEL-ILLUSION<br />
Spiegel-Illusion…<br />
Regnet es mal wieder? Sehr schön – denn dann haben Sie die Gelegenheit, diese Aufnahmetechnik auszuprobieren…<br />
Catherine MacBride<br />
Kamera: Canon EOS 7D<br />
Objektiv: Canon EF 17-40mm f/4L USM<br />
Software: Photoshop CC<br />
MANCHMAL SIND ES die einfachen<br />
Aufnahmen, die schwer in den Kasten zu<br />
bekommen sind. Ich wollte ein Foto<br />
machen, auf dem das Spiegelbild einer<br />
Person in einer Pfütze zu sehen ist – mit der<br />
kleinen Einschränkung, dass in der realen Welt oberhalb<br />
des Spiegelbilds nur die Schuhe der Person zu sehen sein<br />
sollten, eine klassische Illusion also…<br />
Doch das Wetter spielte nicht mit. Zunächst einmal<br />
regnete es nicht. Es regnet nie, wenn man Regen braucht<br />
für sein Motiv. Als es nach ein paar Tagen endlich soweit<br />
war, kam der Regen mit starken Windböen, die jede<br />
Hoffnung auf ein Spiegelbild in einer Wasserpfütze<br />
zunichte machten.<br />
Doch der Wind flaute irgendwann ab und nun waren<br />
ideale Bedingungen für das Auffinden einer geeigneten,<br />
großflächigen Pfütze gegeben. Ich wusste aus Erfahrung,<br />
dass es eine Pfütze auf einer dunklen Oberfläche sein<br />
musste, Asphalt beispielsweise, um ein wirklich schönes<br />
Spiegelbild zu bekommen.<br />
Falls Sie dieses kleine Projekt selbst ausprobieren wollen,<br />
empfehle ich Ihnen einen großen, asphaltierten Parkplatz,<br />
dort werden sie meistens fündig. Der beste Zeitpunkt ist<br />
direkt nach dem Regen, wenn der Wind sich gelegt hat.<br />
Suchen Sie sich eine Pfütze, die groß genug ist, einen<br />
Menschen ganz „abzubilden“. Allerdings ergibt sich auch<br />
ein schöner Effekt, wenn mehrere kleine Pfützen dicht<br />
beieinander vorhanden sind. Finden Sie den geeigneten<br />
Kamerastandpunkt und die geeignete Position für Ihr<br />
Modell. Sollte Ihnen kein Modell zur Verfügung stehen,<br />
können Sie dessen Rolle auch selbst übernehmen, wenn<br />
Sie einen Fernauslöser benutzen. Ansonsten brauchen Sie<br />
nur Ihre Kamera, am besten mit Zoomobjektiv, das Stativ<br />
und aus naheliegenden Gründen ein zweites Paar Schuhe.<br />
Finden Sie die beste Bildkomposition<br />
1Bauen Sie Ihre Kamera auf. Ihr Modell steht<br />
neben der Pfütze. Machen Sie die<br />
Bildkomposition. Es empfiehlt sich, einen Teil<br />
des Bodens im Bild zu haben, der nicht von der<br />
Pfütze bedeckt ist, dass verbessert die<br />
Bildkomposition.<br />
Kameraeinstellungen Schalten Sie die Kamera in die<br />
2manuelle Betriebsart, stellen ISO 400 und eine<br />
Verschlusszeit von etwa 1/100 Sekunde ein. Machen Sie ein<br />
Testfoto und nehmen Sie eventuell erforderliche Anpassungen<br />
vor. Ich ziehe die manuelle Betriebsart der Zeitautomatik vor,<br />
weil dabei die Belichtung gleich bleibt, auch wenn das Modell<br />
nicht mehr im Bild ist. Nun stellt sich Ihr Modell in die Pfütze<br />
und Sie fokussieren auf die Schuhe und machen das Foto.<br />
Das Modell tritt aus dem Bildausschnitt Jetzt<br />
3haben Sie zwei Möglichkeiten, wie es weitergehen<br />
kann: Entweder sie platzieren ein zweites Paar Schuhe<br />
exakt an die Stelle, an der das Modell gestanden hat,<br />
oder das Modell steigt aus seinen Schuhen, ohne dabei<br />
deren Position zu verändern. Die zweite Möglichkeit<br />
vereinfacht die Nachbearbeitung, allerdings wird Ihr<br />
Modell nasse Füße bekommen.<br />
Aufnahme der Schuhe Bewegen Sie auf keinen Fall<br />
4Kamera oder Stativ zwischen den Aufnahmen, weil<br />
es sonst unmöglich ist, die Bilder in Photoshop<br />
auszurichten. Bedenken Sie auch, dass sie auf einem<br />
öffentlichen Parkplatz gegebenenfalls Platz machen<br />
müssen, falls ein Auto kommt. <strong>Fotografie</strong>ren Sie deshalb<br />
für jedes „Modell-Bild“ ein passendes „Schuh-Bild“, sonst<br />
passen die Bilder hinterher nicht zusammen.<br />
Nachbearbeitung Öffnen Sie beide Bilder in Photoshop<br />
5und legen Sie das Foto mit dem Spiegelbild über das<br />
Foto der Schuhe. Erzeugen Sie eine Ebenenmaske für das<br />
Foto mit dem Spiegelbild und wählen Sie das<br />
Pinselwerkzeug mit der Vordergrundfarbe schwarz. Damit<br />
maskieren Sie die Beine des Modells, wobei Sie das<br />
Spiegelbild nicht anrühren. Reduzieren Sie die Deckkraft des<br />
Pinsels und führen Sie beide Ebenen so nahtlos zusammen,<br />
wie nur möglich.<br />
Struktur anbringen Nun führen Sie die Ebenen zusammen<br />
6und behandeln eventuell vorhandene Problembereiche mit<br />
dem Kopierstempelwerkzeug oder dem Reparaturpinsel. Ich habe<br />
dem Bild noch eine Struktur hinzugefügt. Eine solche Struktur<br />
– „Textur“ – können Sie gratis per Adobe Exchange aus dem Adobe<br />
Texture Pro Panel beziehen oder direkt bei www.flypapertextures.<br />
com. Führen Sie die Ebenen erneut zusammen und nehmen Sie<br />
Tonwertkorrekturen und Anpassungen der Gradationskurven<br />
nach Ihren Wünschen vor.<br />
42 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Belichtung: 1/100Sekunde bei Blende f/10 und ISO 400<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
43
MACH DEIN BILD<br />
Studiostillleben<br />
Möchten Sie professionell wirkende Produktfotos machen? Das funktioniert auch ohne aufwendige<br />
Beleuchtung. Nehmen Sie Ihren Tablet-Computer oder Ihr Smartphone zur Hand…<br />
Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D7100<br />
Objektiv: NIKKOR 18-140mm f/3.5-5.6G ED<br />
ICH BIN EIN überzeugter Anhänger dessen,<br />
was ich „Hausgemachte <strong>Fotografie</strong>“ nenne;<br />
ich meine damit, dass man alltägliche<br />
Gegenstände oder Dinge, die man selbst<br />
gefertigt hat, als Requisiten und Zubehör<br />
verwendet, anstatt für teures Geld Fotozubehör<br />
anzuschaffen, dessen Nutzen sich auf einen einzigen<br />
Zweck beschränkt. Ich habe beispielsweise Softboxen<br />
aus alten T-Shirts und Styropor gebastelt, Reflektoren aus<br />
Aluminiumfolie und Lichtzelte aus weißen Bettlaken. Ein<br />
Setup mit Hilfe solcher Utensilien sieht nicht sehr<br />
beeindruckend aus, doch wer sich das Endergebnis<br />
anschaut, wird nicht in der Lage sein, festzustellen, dass<br />
keine teure Spezialausrüstung benutzt wurde.<br />
Die hausgemachte Lösung für diese spezielle<br />
Aufgabenstellung ist zwar nicht ganz billig, es lohnt sich<br />
also kaum, dass hier benutzte Zubehör nur für diesen<br />
einen Zweck zu kaufen. Doch viele von uns besitzen es<br />
ohnehin oder haben zumindest Zugriff darauf. Seine<br />
Größe prädestiniert es geradezu als Lichtquelle für ein<br />
Stillleben oder für ein Motiv aus dem Bereich der<br />
Produktfotografie. Mit etwas Arbeitsvorbereitung lassen<br />
Sie Ihre Produktfotos aussehen, als seien sie in einem<br />
professionellen Studio mit variabler Hi-Tech-<br />
Beleuchtung aufgenommen worden. Dabei brauchen<br />
Sie nur einen Tablet-Computer oder ein Smartphone,<br />
vielleicht beides. Damit steht Ihnen eine hervorragende<br />
Lichtquelle zur Verfügung. Sie laden ein Bild, eine Form<br />
oder eine Farbe auf das Gerät, und bewegen dieses<br />
während einer Langzeitbelichtung um das zu<br />
beleuchtende Objekt herum. Dadurch sind sie in der<br />
Lage, eine beliebige Szene genau nach Ihren<br />
Vorstellungen auszuleuchten. Dieses Verfahren nennt<br />
sich Lichtmalerei. Es gibt inzwischen Apps, mit denen Sie<br />
sogar 3D-Objekte in eine Szene bringen können, indem<br />
das auf dem Monitor des Geräts angezeigte Bild geändert<br />
wird, während Sie es um das zu fotografierende Objekt<br />
bewegen. Sie brauchen dazu lediglich ein<br />
Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop, Elements<br />
oder GIMP – also etwas, dass Sie ohnehin bereits auf<br />
Ihrem Computer haben – und eine Möglichkeit, dieses<br />
Bild auf Ihr als Lichtquelle dienendes Tablet oder<br />
Smartphone zu laden. Am einfachsten funktioniert es mit<br />
Dafür gibt´s doch `ne App...<br />
Das Erzeugen eigener Lichtmuster ist die<br />
kreativste – und billigste – Methode,<br />
doch es gibt auch einige Apps, mit deren<br />
Hilfe sie Lichtmalereien mit Ihrem<br />
Smartphone oder Tablet erzeugen<br />
können. Da gibt es beispielsweise<br />
„SoftBox Pro“ für iPad und iPhone, womit<br />
sich nicht nur verschiedenfarbige<br />
Softboxen erzeugen lassen, sondern<br />
zusätzlich eine Vielfalt von Mustern und<br />
Effekten. Für das iPhone gibt es sogar<br />
eine Lite-Version, die man gratis<br />
herunterladen kann. Suchen Sie im Apple<br />
Store nach „Softbox Pro“.<br />
einem Kabel, oder Sie schicken das Bild als E-Mail-<br />
Anhang an sich selbst. Welche Effekte Sie nun mit dieser<br />
Technik erreichen, ist nur durch Ihre Vorstellungskraft<br />
begrenzt. Sie können Farben kombinieren, die Lichtquelle<br />
während der Belichtung in verschiedene Richtungen<br />
bewegen, Sie können mehrere solcher Lichtquellen<br />
verwenden, wie ich es hier getan habe und sie können<br />
sogar Bildserien schießen, wobei sie jeweils verschiedene<br />
Bewegungen ausführen und verschiedene Farben<br />
benutzen. Die Einzelbilder kombinieren Sie anschließend<br />
in Photoshop und erzeugen so den Eindruck, als hätten<br />
sie viel mehr Lichtquellen gehabt, als tatsächlich<br />
vorhanden waren.<br />
Das fertige Bild<br />
Wahrscheinlich brauchen Sie einige Versuche, bis es<br />
klappt, doch die Resultate sprechen für sich – ein<br />
professionell aussehendes Foto, beleuchtet von<br />
einem Smartphone oder Tablet.<br />
Belichtung: 6 Sekunden bei Blende f/13 und ISO 100<br />
Lichter erzeugen Erzeugen Sie in Photoshop ein neues<br />
1Dokument mit schwarzem Hintergrund. Stellen Sie<br />
die Farbe, die Sie benutzen wollen, als Vordergrundfarbe<br />
ein. Mit dem Rechteck-Auswahlwerkzeug erzeugen Sie<br />
horizontale Streifen, speichern das Dokument und<br />
transferieren es auf das Tablet. Ich habe zusätzlich eine<br />
leere weiße Leinwand für mein Smartphone erzeugt, das<br />
mir als Sekundärlicht diente.<br />
Setup Montieren Sie die Kamera auf ein stabiles<br />
2Stativ und bringen Sie das zu fotografierende<br />
Objekt in Position. Ich habe eine Plexiglasplatte<br />
mit schwarzem Karton darunter benutzt, um<br />
unter der Kamera eine hübsche Spiegelung zu<br />
erzeugen. Stellen Sie die maximale Helligkeit Ihres<br />
Tablet-Computers ein und laden Sie Ihr Bild.<br />
Kameraeinstellungen Stellen Sie per Autofokus scharf und<br />
3schalten ihn anschließend aus, damit er in der Dunkelheit<br />
nicht ständig nach einem neuen Scharfstellpunkt sucht. Mit<br />
der Kamera in der manuellen Betriebsart stellen Sie ISO 100<br />
und eine mittlere Blende zwischen f/8 und f/13 ein. Wählen<br />
Sie eine Verschlusszeit, die so lang ist, dass Sie Zeit genug<br />
haben, Ihr Tablet durch den Bildausschnitt zu bewegen, in<br />
meinem Fall waren es 6 Sekunden.<br />
44 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
STUDIOSTILLLEBEN<br />
4<br />
Bewegung hinzufügen<br />
Lösen Sie den<br />
Kameraverschluss per<br />
Fernauslöser aus und<br />
bewegen Sie das Tablett in<br />
einer flüssigen Bewegung<br />
seitlich entlang der<br />
Rückseite Ihres Objekts. Ich<br />
hatte mein iPhone vor<br />
meinem Objekt, damit es<br />
von vorne mit weißem<br />
Licht beleuchtet wurde.<br />
Wenn Sie jedoch weißes<br />
Hintergrundlicht benutzen,<br />
ist dieser Schritt nicht<br />
notwendig. In diesem Fall<br />
bewegen Sie Ihr Tablett<br />
einfach auch vor dem zu<br />
fotografierenden Objekt<br />
entlang.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
45
MACH DEIN BILD<br />
Dramatische Schwarzweißlandschaft<br />
Fügen Sie zwei Bilder in Photoshop zusammen und kreieren Sie ein stimmungsvolles Schwarzweißbild<br />
Lee Frost<br />
Kamera: Canon EOS 5D MK III<br />
Objektiv: Canon EF 17-40mm f/4L USM<br />
Software: Photoshop CS5 & Silver Efex Pro<br />
DER HIMMEL IST EIN entscheidendes<br />
Bildelement in Landschaftsfotos, denn er trägt<br />
wie kaum ein anderes Element zur Stimmung<br />
und damit zum Gesamteindruck des Fotos bei.<br />
Ein blasser „ausgewaschener“ Himmel führt in<br />
aller Regel dazu, dass es der Bildkomposition an Atmosphäre<br />
fehlt. Ein Himmel voller dunkler Wolken bewirkt genau das<br />
Gegenteil – erzeugt eine dramatische, bedrohliche<br />
Atmosphäre.<br />
Der Kamerasensor nimmt einen Himmel nicht<br />
automatisch „richtig“ auf, trotzdem können Sie genau den<br />
Effekt, den Sie wünschen, erreichen. Sehr oft ist der Himmel<br />
heller als die darunter liegenden Landschaft, deswegen<br />
besteht das Risiko der Überbelichtung. Wir alle wissen, dass<br />
ein Digitalfoto, bei dem manche Bildteile so stark über<strong>belichtet</strong><br />
sind, dass sie als Weiß aufgenommen werden, kaum noch<br />
zu retten ist, weil es keine Details mehr gibt, die wieder<br />
sichtbar gemacht werden könnten. Ein Grauverlaufsfilter<br />
löst dieses Problem sehr oft, weil Sie mit ihm den Himmel<br />
so stark abdunkeln können, dass er dieselbe Belichtung<br />
wie die Landschaft erfordert. Leider sind Verlaufsfilter<br />
nur dann die Lösung des Problems, wenn der Horizont<br />
einigermaßen gerade verläuft. Wenn ein Objekt jedoch die<br />
Horizontlinie durchbricht und weit in den Himmel ragt – ein<br />
Kirchturm beispielsweise – wird es ebenso wie der Himmel<br />
durch den Verlaufsfilter beeinflusst. Dann haben sie zwar<br />
ein Problem gelöst, aber ein neues geschaffen, denn das<br />
Objekt sieht unnatürlich aus. Das passiert oft, wenn Sie mit<br />
Weitwinkelobjektiv von einem niedrigen Kamerastandpunkt<br />
fotografieren. Nah an der Kamera befindliche Objekte<br />
erscheinen übergroß, und man kann keinen Verlaufsfilter<br />
benutzen, weil sie den Himmel dominieren. Neulich stand<br />
ich vor genau diesem Problem. Ich hatte ein schönes altes<br />
Holzboot auf einem steinigen Strand gefunden und meine<br />
Bildkomposition von sehr weit unten gegen den Himmel<br />
gemacht, um die Form des Bootsrumpfes und der durch die<br />
Planken erzeugten Linien hervorzuheben.<br />
Doch der Himmel war grau und blass und ich wusste,<br />
dass es ein Problem geben würde. Den Grauverlaufsfilter<br />
konnte ich nicht benutzen, also musste ich auf eine andere<br />
Technik zurückgreifen. Ich machte zwei Aufnahmen, die<br />
erste mit der richtigen Belichtung für das Boot. Die zweite<br />
Aufnahme bekam die richtige Belichtung für den Himmel. Ich<br />
kombinierte beide in Photoshop und benutzte Ebenen, eine<br />
Ebenenmaske und das Radiergummiwerkzeug, um den richtig<br />
<strong>belichtet</strong>en Himmel mit dem richtig <strong>belichtet</strong>en Boot zu einem<br />
einzigen allseits richtig <strong>belichtet</strong>en Bild zusammenzuführen.<br />
Das hört sich kompliziert an, ist aber tatsächlich ganz einfach<br />
und geht sogar relativ schnell. Außerdem können Sie in diesem<br />
Prozess die Belichtung viel präziser steuern, als es mit einem<br />
Verlaufsfilter möglich gewesen wäre.<br />
Und so wird’s gemacht:<br />
Setup Montieren Sie die Kamera auf das Stativ<br />
1und machen Sie Ihre Bildkomposition. Das<br />
Stativ ist nicht zwingend notwendig bei einer<br />
Szene wie dieser. Zur Not können Sie auch aus der<br />
Hand fotografieren, wenn Sie eine Serie mit<br />
verschieden <strong>belichtet</strong>en Einzelbildern schießen,<br />
was allerdings voraussetzt, dass Sie die Kamera<br />
zwischen den Einzelbildern nicht bewegen.<br />
Bearbeiten<br />
Belichtung Stellen Sie eine Belichtung ein, die<br />
2den Vordergrund richtig <strong>belichtet</strong> – in diesem<br />
Fall das Boot – und machen Sie die erste<br />
Aufnahme. Ich benutzte die Zeitautomatik,<br />
machte ein Testfoto, überprüfte es, korrigierte die<br />
Belichtung und schoss danach ein zweites Foto,<br />
das richtig <strong>belichtet</strong> war.<br />
Zweites Bild Wählen Sie nun die Belichtung für den<br />
3Himmel, ohne dabei die Kamera zu bewegen. Ich<br />
stellte in diesem Fall zusätzlich eine Belichtungskorrektur<br />
von EV-2 ein, weil ich den Himmel möglichst dunkel und<br />
bedrohlich haben wollte. Sie werden vielleicht eine oder<br />
zwei Testaufnahmen brauchen, bis Ihr Himmel so<br />
aussieht wie er Ihren Vorstellungen entspricht.<br />
Raw-Dateien verarbeiten Benutzen Sie einen<br />
4Raw-Konverter und speichern Sie die Bilder<br />
entweder als TIFFs oder JPEGs ab. JPEGs sind<br />
wesentlich kleinere Dateien und insofern leichter zu<br />
handhaben, wenn Ihr Computer nicht über allzu viel<br />
Hauptspeicher verfügt. Hinzu kommt, dass Sie selbst<br />
bei Speicherung mit maximaler Bildqualität<br />
qualitativ fast so gut sind wie ein TIFF.<br />
kombinieren Öffnen Sie beide<br />
5Bilder in Photoshop und ziehen Sie das<br />
dunklere Bild über das hellere Bild. Dies fügt<br />
das dunklere Bild dem helleren Bild als neue<br />
Ebene hinzu. Sie können es auch umgekehrt<br />
machen, doch dann haben sie mehr Arbeit<br />
mit dem Radiergummiwerkzeug.<br />
erzeugen Klicken Sie auf das<br />
6Ebenenmaskensymbol in der Ebenenpalette, um<br />
dem dunkleren Bild eine Ebenenmaske hinzuzufügen.<br />
Anschließend klicken Sie in der Werkzeugpalette auf<br />
das Radiergummiwerkzeug. Stellen Sie dessen<br />
Deckkraft niedrig ein, auf etwa 20%. Nun beginnen Sie<br />
das unter<strong>belichtet</strong>e Boot „auszuradieren“, wodurch das<br />
richtig <strong>belichtet</strong>e Boot zum Vorschein kommt.<br />
46 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
DRAMATISCHE SCHWARZWEISSLANDSCHAFT<br />
Das fertige Bild<br />
Noch ein paar kleinere<br />
Korrekturen und ein etwas<br />
wärmerer Farbton<br />
hinzugefügt, und das war’s.<br />
Ein schönes Beispiel dafür,<br />
wie Sie auch an einem<br />
trüben Tag ein gutes Foto<br />
machen können.<br />
Unterste Ebene anzeigen Bei geringer Deckkraft des<br />
7Radiergummiwerkzeugs können Sie genau auswählen, an<br />
welcher Stelle sie wie viel Detail hervorbringen wollen – so<br />
haben Sie einen großen Einfluss auf den Eindruck, den das<br />
Bild auf den Betrachter macht. Achten Sie darauf, dass Sie<br />
nicht über die Kanten des zu bearbeitenden Elements hinaus<br />
geraten, sonst hellen Sie den angrenzenden Teil des Himmels<br />
auf, was einen unnatürlichen Korona-Effekt erzeugt.<br />
Ebenen zusammenführen Wenn Sie mit<br />
8dem Radiergummiwerkzeug fertig sind,<br />
führen Sie die beiden Ebenen zu einer<br />
einzigen zusammen und nehmen letzte<br />
Korrekturen vor. Bei diesem Bild habe ich<br />
den Himmel mit dem Lasso-Werkzeug<br />
ausgewählt und den Kontrast vermittels der<br />
Gradationskurven verstärkt.<br />
9<br />
In Schwarzweiß konvertieren Weil es<br />
ohnehin ein grauer Tag gewesen war,<br />
wollte ich sehen, wie das Bild in<br />
Schwarzweiß wirkte. Ich konvertierte es mit<br />
Silver Efex Pro. In Photoshop benutzen Sie<br />
dazu eine Schwarzweiß-Einstellungsebene.<br />
Gehen Sie auf „Ebene > Neue<br />
Einstellungsebene > Schwarzweiß“.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
47
MACH DEIN BILD<br />
Winterlandschaften<br />
Wenn es kalt wird, ist die Versuchung groß, die Kamera einzumotten, sich vor den Kamin zu setzen und<br />
die Füße hochzulegen. Leider verpassen Sie dann aber etliche der besten Fotomotive des ganzen Jahres.<br />
Erfahren Sie, wie Sie im Winter Bilder machen, die in keiner anderen Jahreszeit möglich sind.
WINTERLANDSCHAFTEN
MACH DEIN BILD<br />
Ross Hoddinott<br />
Kamera: Nikon D800E<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 16-35mm f/4G ED VR<br />
DIE KALTE JAHRESZEIT kann sich als<br />
fotografisch äußerst produktiv<br />
erweisen, liefert sie uns doch oftmals<br />
geradezu magisch anmutende<br />
Motive, die erst durch das kalte<br />
Wetter überhaupt entstehen können. Natürlich<br />
ist der Traum jedes Landschaftsfotografen das<br />
sprichwörtliche Winterwunderland, das nach<br />
langem Frost und ausgiebigen Schneefällen<br />
außerhalb der Großstädte entsteht. Ein weißer<br />
Teppich aus frisch gefallenem Pulverschnee<br />
macht aus einer ansonsten langweiligen Gegend<br />
eine fotogene Landschaft und ein abgeknickter<br />
Ast, der unter normalen Umständen gar nicht<br />
wahrgenommen würde, wird zum attraktiven<br />
Bildmotiv, wenn er von einer Eiskruste umhüllt ist<br />
und sich an seinem unteren Ende unter dem<br />
Einfluss der Mittagssonne ein langer Eiszapfen<br />
gebildet hat.<br />
Frostperioden sind jedoch oft nur kurz, wobei<br />
die besten Bedingungen zum <strong>Fotografie</strong>ren nur<br />
wenige Tage vorhanden sind, manchmal sogar<br />
nur wenige Stunden. Sie müssen auf das Wetter<br />
vorbereitet sein, sonst verpassen Sie die besten<br />
Chancen. Wenn Frost angesagt ist, sollten Sie<br />
sich fragen: Wo will ich fotografieren? Welche<br />
Kleidung brauche ich? Welche Fotoausrüstung<br />
brauche ich?<br />
1<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1) DAS WETTER IM AUGE BEHALTEN<br />
Von bevorstehenden Kälteperioden erfahren Sie<br />
aus den Medien. Als Landschaftsfotograf sollten<br />
Sie ein Auge auf die lokale Wettervorhersage<br />
haben. So wissen Sie auch über kurzfristige<br />
Wetteränderungen Bescheid und können<br />
entsprechend planen. Auf www://wetter.com<br />
können Sie die lokale Wetterprognose anhand<br />
Ihrer Postleitzahl mit einer zeitlichen „Auflösung“<br />
nach Stunden, einem Tag, drei Tagen, sieben und<br />
sechzehn Tagen abrufen.<br />
2) WAHL DES ORTES UND TIMING<br />
Schnee und Eis können für gefährliche<br />
Straßenverhältnisse sorgen, insbesondere auf<br />
nicht geräumten Nebenstraßen. Sicherheit geht<br />
vor, verzichten Sie deswegen auf weite Anfahrten.<br />
Nutzen Sie stattdessen Ihre genaue Ortskenntnis<br />
Ihrer unmittelbaren Umgebung und suchen<br />
Sie sich einen fotografisch vielversprechenden<br />
Standort. Am besten haben Sie den schon lange<br />
vorher ausgekundschaftet. Hoch gelegene<br />
Aussichtspunkte sind gut geeignet, wenn Sie<br />
sie unter den gegebenen Wetterbedingungen<br />
sicher erreichen können. Auch im Winter ist der<br />
Morgen die beste Zeit, um mit der Kamera auf<br />
Motivsuche zu gehen. Gefrorenes wird unter<br />
dem Einfluss der aufgegangenen Sonne zu tauen<br />
beginnen. Deswegen sieht die Landschaft im<br />
ersten Tageslicht oft am besten aus. Seien Sie also<br />
früh genug vor Ort.<br />
Schnee fotografieren Sie am besten, solange er<br />
frisch und sauber ist, auch deswegen ist ein früher<br />
Start von Vorteil, bevor die ersten Spaziergänger<br />
und Kinder mit ihren Schlitten auftauchen.<br />
Achten Sie deswegen auch darauf, wo sie selbst<br />
laufen. Schließlich wollen Sie sich ein schönes<br />
Motiv nicht durch Ihre eigenen Fußabdrücke<br />
verderben.<br />
3) AUSRÜSTUNG<br />
Als Ausrüstung benötigen Sie eine Auswahl<br />
verschiedener Brennweiten, idealerweise vom<br />
Weitwinkelobjektiv bis zum kurzen Teleobjektiv.<br />
Nehmen Sie auch Ersatzbatterien oder einen<br />
Ersatzakku für die Kamera mit, denn kaltes Wetter<br />
erschöpft Batterien schneller. Tragen Sie sie<br />
möglichst nah am Körper, um sie warm zu halten.<br />
Damit Ihre Kameratasche trocken bleibt, ziehen<br />
Sie die wasserdichte Hülle darüber. Falls die<br />
Gefahr von Schnee, Schneeregen, oder Regen<br />
besteht, sollten Sie auch einen Regenschutz für<br />
die Kamera dabei haben.<br />
Eine frisch gefallene Schneedecke ist unter<br />
blauem Himmel besonders fotogen, deswegen<br />
sollten Sie einen Polfilter nicht vergessen. Mit ihm<br />
können Sie das Blau des Himmels noch weiter<br />
sättigen. Bei windigem Wetter ist auch ein Stativ<br />
nützlich, insbesondere eins mit einem Haken am<br />
unteren Ende der Mittelsäule. An den hängen Sie<br />
Ihre Kameratasche, was dem Stativ zusätzliche<br />
Stabilität verleiht. Nehmen Sie auch etwas zu<br />
trinken und Nahrung mit – ein Schokoladenriegel<br />
ist bei kaltem Wetter ein willkommener<br />
Energiestoß.<br />
4) WARME KLEIDUNG<br />
Die Wahl der Kleidung ist besonders wichtig.<br />
Das <strong>Fotografie</strong>ren in der Kälte werden Sie nur<br />
dann genießen, wenn Ihnen warm ist und Sie<br />
sich wohl fühlen. Ziehen Sie also das Richtige<br />
50 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
HINWEIS<br />
Kondensation<br />
WINTER Wenn Sie nach LANDSCAPES<br />
einem langen Tag in der<br />
Kälte nach Hause kommen, müssen Sie<br />
verhindern, dass sich in der Wärme<br />
Kondenswasser an der Kamera bildet. Das<br />
erreichen Sie am besten, indem Sie die<br />
Kamera in einen Plastikbeutel stecken und<br />
diesen gut verschließen. So bildet sich das<br />
Kondenswasser am Beutel und nicht an<br />
der Kamera. Warten Sie, bis die Kamera<br />
Zimmertemperatur erreicht hat, bevor Sie<br />
sie wieder herausnehmen.<br />
6<br />
2<br />
an, Thermo-Unterwäsche beispielsweise und<br />
wasserdichte Oberbekleidung, sowie warme<br />
Handschuhe. Es kann jedoch problematisch<br />
sein, die Kamera in Handschuhen zu bedienen;<br />
in diesem Fall tragen Sie fingerlose Handschuhe<br />
unter den normalen Handschuhen. Dann sind<br />
Ihre Finger der Kälte nur kurzzeitig während der<br />
Aufnahme ausgesetzt.<br />
Die Landschaftsfotografie bringt es mit sich, dass<br />
Sie mitunter lange Zeit an einer Stelle stehen<br />
und warten, deshalb sind dicke, warme Socken<br />
unerlässlich, außerdem gute Wanderschuhe, an<br />
denen Sie bei Glatteis ggf. auch Spikes anbringen<br />
können.<br />
5) TECHNISCHE BETRACHTUNGEN<br />
Vom technischen Standpunkt aus gesehen gibt es<br />
beim <strong>Fotografie</strong>ren unter winterlichen Bedingungen<br />
nur wenig zu beachten. Sie werden gelesen haben,<br />
dass der Schnee das TTL-Belichtungsmesssystem<br />
der Kamera zum Unterbelichten verleitet. Doch die<br />
Mehrfeldbelichtungsmessung moderner Kameras ist<br />
heute so ausgereift, dass sie kaum noch irregeleitet<br />
wird. Trotzdem sollten Sie ein wachsames Auge auf das<br />
Histogramm Ihrer Bilder haben, um Belichtungsfehler<br />
korrigieren zu können. Wenn Sie viel Schnee im Bild<br />
haben, ist der Graf des Histogramms üblicherweise<br />
nach rechts verschoben, was auf besonders helle Töne<br />
im Bild hindeutet.<br />
6) BILDKOMPOSITION<br />
Was die Bildkomposition betrifft, hat sich ein<br />
starker Fixpunkt – ein Gebäude, ein Fluss, ein<br />
gefrorener See oder Bäume – bei Winterwetter<br />
bestens bewährt. Von Eis überkrustete Objekte<br />
wie Gras, Schilf, Zweige und Steine weisen<br />
interessante Oberflächenstrukturen auf und sind<br />
es deswegen Wert, in die Bildkomposition einer<br />
Winterlandschaft einbezogen zu werden. Wenn<br />
Sie eine Schneelandschaft fotografieren, sollten<br />
Sie einen eher minimalistischen Ansatz verfolgen.<br />
Ein einziger Baum, der mit einem weißen<br />
Schneefeld kontrastiert, ist beispielsweise ein<br />
klassisches künstlerisches Motiv.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
51
MACH DEIN BILD<br />
Zeit zur Reflexion…<br />
Kombinieren Sie weiches Licht mit einem Reflektor, und Sie erhalten ein einfaches,<br />
geradliniges Porträt<br />
Paul Ward<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 70-200mm f/2.8G ED<br />
Software: Photoshop CS5<br />
GUTE FOTOS sind so kompliziert oder<br />
einfach wie Sie sie machen. Natürlich<br />
sind in einem Studio, wo die Beleuchtung<br />
auf dem neuesten technischen Stand ist<br />
und dutzende Lichtformer zur Verfügung<br />
stehen, exzellente Bilder möglich. Genauso<br />
beeindruckende Bilder können Sie aber auch vor<br />
einem Fenster mit einem einzigen Reflektor machen.<br />
Natürliches Licht ist die ideale Beleuchtung für Porträts,<br />
hat aber den Nachteil, dass es weniger genau<br />
gesteuert werden kann als Kunstlicht.<br />
Selbstverständlich sind sie natürlichem Licht nicht<br />
vollständig ausgeliefert: die Örtlichkeit, die Position des<br />
Modells, die Tageszeit und wie Sie das Licht nutzen,<br />
unterliegen Ihrer Kontrolle und das Wissen, wie sie<br />
diese Einflussgrößen am besten nutzen, erhöht Ihre<br />
Chancen auf ein gutes Foto gewaltig.<br />
Was ich Ihnen besonders ans Herz legen möchte,<br />
ist ein einfacher Reflektor. Sollten Sie bisher Portraits<br />
ohne Reflektor fotografiert haben, werden Sie eine<br />
angenehme Überraschung erleben. Mit einem<br />
Reflektor manipulieren und steuern Sie natürliches<br />
Licht nach Ihrem Bedarf. Mit ihm können Sie sogar<br />
attraktive, glänzende Reflexe in den Augen Ihres<br />
Modells erzeugen.<br />
Ein Reflektor kostet nicht die Welt – das Ergebnis,<br />
dass Sie mit einem teuren Markenartikel erzielen,<br />
unterscheidet sich nicht kaum von dem, das sie<br />
mit einem 10€-Sonderangebot von eBay erreichen<br />
können. Sie können einen Reflektor sogar selbst bauen<br />
und zwar auf der Grundlage eines großen Bogens<br />
aus weißem Karton oder einer weißen Styroporplatte.<br />
Umwickeln Sie die Styroporplatte mit Aluminiumfolie,<br />
und Sie haben einen silbernen Reflektor. Achten Sie<br />
dabei auf dessen Größe. Reflexe in den Augen Ihrer<br />
Modelle sind ein attraktiver Nebeneffekt, den Sie<br />
mithilfe eines größeren Reflektors noch verstärken<br />
können.<br />
Entscheidend jedoch ist die Wahl des Fensters.<br />
Reflektor<br />
Kamera<br />
ZEIT ZUR REFLEXION<br />
Modell<br />
Fenster<br />
Direktes Sonnenlicht ist hart und für Porträts<br />
ungeeignet. Was Sie brauchen, ist diffuses Licht, und<br />
das kommt eher aus einem nach Norden oder nach<br />
Süden weisenden Fenster. Größe und Höhe des<br />
Fensters entscheiden darüber, wie das Licht auf Ihr<br />
Modell fällt; je größer das Fenster, desto weicher das<br />
Licht. Je höher das Fenster in der Wand angebracht<br />
ist, umso eher treten Schatten unter den Augen, der<br />
Nase und dem Kinn des Modells auf. Hier kommt der<br />
Reflektor ins Spiel.<br />
Modell in Position bringen Positionieren Sie Ihr Modell vor einem<br />
1nach Norden oder Süden weisenden Fenster. Sie stellen sich so,<br />
dass Sie den Lichteinfall hinter sich haben. Ihr Modell wendet das<br />
Gesicht entweder direkt dem Fenster zu, oder in einem seitlichen<br />
Winkel, sodass eine Gesichtshälfte im Schatten liegt.<br />
Richtige Belichtung Wählen Sie die Zeitautomatik und ISO 400.<br />
2Stellen Sie, wenn möglich, eine große Blende ein, etwa zwischen<br />
f/2.8 und f/5.6. Machen Sie eine Aufnahme und achten Sie auf die<br />
Verschlusszeit. Falls die Aufnahme verwackelt ist, wählen Sie<br />
entweder eine größere Blende oder erhöhen den ISO-Wert.<br />
Reflektor einstellen Justieren Sie den Winkel des Reflektors so, dass er<br />
3Licht auf den schattigen Bereich des Gesichts zurückwirft. In meinem Fall<br />
stand der Reflektor links von der Kamera, um die Schatten rechts im Gesicht<br />
des Modells aufzuhellen. Der gewünschte Effekt ist hier bereits vorhanden,<br />
doch in den Augen sind keine Reflexe zu sehen.<br />
Unterschiedliche Reflektorpositionen Mein Modell drehte sich etwas zum<br />
4Licht und ich stellte mich zwischen Fenster und Modell. Doch nun waren<br />
Schatten unter den Augen und dem Kinn zu sehen. Um das zu unterbinden,<br />
positionierte ich den Reflektor mit seiner Unterkante etwa in Hüfthöhe. Nun<br />
sind die Schatten verschwunden und es gibt attraktive Reflexe in den Augen.<br />
52 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Das fertige Bild<br />
Es brauchte nur wenige Korrekturen, um ein<br />
paar Hautunreinheiten zu entfernen, die Reflexe<br />
aufzuhellen und das Bild war fertig. Ein<br />
einfaches Tageslichtporträt.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 400<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
53
MACH DEIN BILD<br />
Persönliche Dinge<br />
ergeben ein Porträt<br />
Probieren Sie einmal ein etwas anderes<br />
Porträt, indem Sie persönliche<br />
Gegenstände eines Menschen zu<br />
einem Motiv arrangieren.<br />
Catherine MacBride<br />
Kamera: Canon EOS 7D<br />
Objektiv: Canon EF 17-40mm f/4L USM<br />
Software: Photoshop CC<br />
KLEINE DINGE, die uns am Herzen<br />
liegen, sagen viel über uns aus; eine<br />
ganze Kollektion solcher kleinen<br />
Habseligkeiten sagt oft mehr über<br />
eine Person aus als ein traditionelles<br />
Porträtfoto. Tragen Sie einmal ein paar solche<br />
kleine Dinge von sich selbst zusammen, oder von<br />
Familienmitgliedern und Freunden, und Sie<br />
werden überrascht sein, welche Geschichten sich<br />
daraus ergeben.<br />
Als ich dieses Projekt begann, befürchtete ich<br />
zunächst keine Personen zu finden, die ihre teils<br />
sehr persönlichen Gegenstände vor mir<br />
ausbreiten und fotografieren lassen wollten, um<br />
ihre Geschichte zu erzählen.<br />
Überraschenderweise war das Gegenteil der Fall:<br />
Jeder war fasziniert von der Idee, und wir hatten<br />
interessante Gespräche darüber, welche Objekte<br />
man für das Bild verwenden sollte und welche<br />
nicht. Es gab schon eine Warteliste von<br />
Probanden, die an dem Experiment teilnehmen<br />
wollten und bereit waren, ihre persönlichen<br />
Gegenstände für diese besonderen Porträts zur<br />
Verfügung zu stellen.<br />
Falls Sie die Idee selbst mit Freunden und<br />
Familie ausprobieren wollen, empfehle ich, 10 bis<br />
20 Gegenstände zusammenzutragen, die etwas<br />
über die Person aussagen und eine persönliche<br />
Bedeutung haben. Wenn die Person gerne joggt,<br />
könnten es z. B. ein Paar Laufschuhe sein. Es<br />
könnte sich aber auch um das erste kleine<br />
Geschenk handeln, dass sie von ihrem<br />
Lebenspartner erhalten haben, oder für andere<br />
Menschen völlig unwichtige kleine Dinge, die sie<br />
selbst jedoch nicht missen möchten. Die<br />
Kollektion der Objekte sollte so individuell sein,<br />
wie die Person der Sie gehören.<br />
Wählen Sie einen Hintergrund, der mit den<br />
Gegenständen des Bildes korrespondiert und<br />
nicht von ihnen ablenkt. Geeignet sind<br />
beispielsweise weißes Papier, fein gemasertes<br />
Holz, Beton oder Packpapier, wie ich es hier<br />
verwendet habe. Das Modell war meine<br />
Schwester, die die Gewohnheit hat, Bücher und<br />
Geschenke in Packpapier einzuwickeln, insofern<br />
hat in diesem Fall sogar der Hintergrund eine<br />
persönliche Bedeutung.<br />
Für die Aufnahme empfehle ich ein<br />
Weitwinkelobjektiv; ich benutzte ein 17-40mm-<br />
Objektiv an meiner Canon. Der Blitz schoss durch<br />
einen Brolly, um ein weiches, diffuses Licht zu<br />
erzeugen. Stattdessen können Sie aber auch an<br />
einem bedeckten Tag im Freien fotografieren.<br />
Wichtig ist lediglich, starke Schatten zu<br />
vermeiden, weil sie vom eigentlichen Motiv<br />
ablenken würden.<br />
So fotografieren Sie ein solches „Porträt-<br />
Stillleben“:<br />
Passende Gegenstände aussuchen Meine<br />
1Schwester erschien mit einer Tasche voller<br />
Gegenstände, von denen jeder einzelne eine<br />
besondere Bedeutung für sie hatte. Dazu gehörten<br />
ein 30 Jahre alter Teddy namens „Rainbow“, die<br />
Imitation eines Schädels aus Mexiko, eine Teetasse,<br />
ein Teekessel, ein Notizbuch mit Stiften, eine<br />
Medaille für die Teilnahme an einem Marathon und<br />
ein kleiner Stapel Bücher. Teilnehmer an dem<br />
Experiment sollten allein entscheiden, was sie<br />
aussuchen; die Gegenstände sollten nicht danach<br />
ausgewählt werden, ob sie „gut“ aussehen oder<br />
nicht.because you think they’d look good.<br />
Kameraeinstellungen Schalten Sie die Kamera in<br />
3die manuelle Betriebsart und wählen Sie eine<br />
Blende, die eine gute Schärfentiefe liefert, etwa im<br />
Bereich f/8. Falls größere Gegenstände zu dem Motiv<br />
gehören, stellen Sie sich auf einen Stuhl oder auf eine<br />
Trittleiter. Ich benutzte ein Elektronenblitzgerät, das<br />
von oben durch einen Schirm schoss, damit weiches,<br />
diffuses Licht entstand. Wegen der Beleuchtung mit<br />
Blitz hatte ich ISO 100 eingestellt, doch wenn Sie bei<br />
natürlichem Licht fotografieren, wählen Sie einen<br />
höheren Wert, um eine verwacklungssichere<br />
Verschlusszeit zu bekommen.<br />
Arrangement Achten Sie darauf, dass der<br />
2Hintergrund frei ist von Staub und<br />
Schmutz. Die Objekte sollten von ihren<br />
Besitzern arrangiert werden, doch seien sie<br />
behilflich, wenn es gewünscht wird. Das<br />
Arrangement sollte ausgewogen sein. Die<br />
Objekte sollten sich nicht überlappen und<br />
denken Sie bei der Bildkomposition auch an<br />
den Eindruck der Farben. Falls notwendig,<br />
positionieren Sie die Gegenstände anders,<br />
bis Sie eine Bildkomposition gefunden<br />
haben, die ihnen beiden zusagt.<br />
4<br />
Die Aufnahme Verwenden Sie eine Wasserwaage,<br />
damit alles gerade ausgerichtet ist. Benutzen Sie<br />
außerdem nicht die kleinste Brennweite Ihres<br />
Objektivs, denn dann könnten Bildverzerrungen<br />
auftreten. Machen Sie ein Testfoto, wobei Sie<br />
sicherstellen, dass sich keine Objekte überlappen und<br />
dass keine Schlagschatten vorhanden sind. Falls<br />
notwendig, korrigieren Sie die Bildkomposition. Wenn<br />
Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind, sollte nicht viel<br />
Nachbearbeitung erforderlich sein: Ausrichten,<br />
Zuschneiden und möglicherweise eine Korrektur der<br />
Tonwerte, der Klarheit und der Farbsättigung.<br />
54 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
PERSÖNLICHE DINGE ERGEBEN EIN PORTRÄT<br />
Belichtung: 1/25Sekunde bei Blende f/9 und ISO 100<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
55
MACH DEIN BILD<br />
BRILLANTES BOKEH<br />
Brillantes Bokeh<br />
Fehlt Ihren Porträtfotos manchmal etwas? Erfahren Sie, wie Sie Ihre Bilder aufpeppen können<br />
Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 85mm f/1.4G<br />
Software: Photoshop CS5<br />
WER EINEM Nicht-Fotografen<br />
erklären will, was „Bokeh“ bedeutet,<br />
stößt oft auf Unverständnis. Doch<br />
wer einigermaßen versiert ist in der<br />
Kunst, das Licht richtig einzufangen,<br />
wird bestätigen, dass ein schönes, großes Bokeh<br />
eine ganz besondere Anziehungskraft ausübt.<br />
Es verwandelt einen langweiligen Hintergrund<br />
in ein attraktives Bildelement. Als Bokeh<br />
bezeichnet man die außerhalb des<br />
Schärfebereichs liegenden Areale eines Bildes,<br />
die entstehen, wenn mit weit offener Blende<br />
fotografiert wird. Oft handelt es sich dabei um<br />
runde oder sechseckige Objekte mit weichen<br />
Kanten, verursacht von unscharf<br />
aufgenommenen Spitzlichtern.<br />
Wenn Sie ein Bild aufnehmen wollen das<br />
große Bokeh-Elemente enthält muss eine<br />
erhebliche Distanz vorhanden sein zwischen<br />
dem Objekt, das scharf abgebildet werden soll<br />
und den dahinter befindlichen Lichtern. Je<br />
weiter die Lichter vom Schärfebereich entfernt<br />
sind, desto größer erscheinen die Bokeh-Kugeln.<br />
Bedenken Sie allerdings, dass mit zunehmender<br />
Entfernung auch deren Lichtstärke abnimmt.<br />
Ein Bokeh kann auch in der Nachbearbeitung<br />
hinzugefügt werden, und damit werden wir<br />
uns nun genauer befassen. Fügt man das Bokeh<br />
erst nachträglich hinzu, hat man den Vorteil,<br />
dass seine Größe nahezu beliebig wählbar ist,<br />
wodurch sich die Intensität des Effekts steuern<br />
lässt. Ich empfehle daher, einen Ordner mit<br />
verschiedenen, unscharfen Bokeh-Elementen<br />
im Computer anzulegen, auf den Sie in Zukunft<br />
jederzeit zurückgreifen können.<br />
Für diese Arbeitstechnik brauchen Sie einen<br />
dunklen Hintergrund und ein Blitzgerät, mit<br />
dem Sie Ihr Motiv beleuchten. Es funktioniert<br />
aber auch mit natürlichem Licht, solange der<br />
Hintergrund im Dunkeln bleibt. Sie können<br />
beispielsweise eine Person in der Türöffnung<br />
eines dunklen Zimmers fotografieren. Um<br />
das Bokeh zu erzeugen, verwenden Sie<br />
eine Lichterkette. Damit können Sie genau<br />
steuern, wie weit die einzelnen Bokeh-Kugeln<br />
auseinander liegen.<br />
Der richtige Hintergrund<br />
1Positionieren Sie Ihr Motiv vor einem<br />
schwarzen Hintergrund. Das erleichtert<br />
später das Hinzufügen des Bokehs und<br />
erspart Ihnen das Ausschneiden des<br />
Motivs. Ich habe hier eine schwarze<br />
Stoffbahn benutzt. Der Hintergrund muss<br />
nicht den gesamten Bildausschnitt<br />
ausfüllen, denn er kann später in der<br />
Nachbearbeitung ausgedehnt werden.<br />
Die Aufnahme<br />
2Ich habe ein Blitzgerät mit Softbox<br />
benutzt, um mein Modell zu<br />
fotografieren. So erhielt ich eine gute<br />
Belichtung, ohne jedoch den<br />
Hintergrund überzubelichten. Die<br />
Kamera war auf die kürzeste<br />
Blitzsynchronisationszeit von 1/200<br />
Sekunde, Blende f/4 und ISO 125<br />
eingestellt.<br />
Die Beleuchtung<br />
3Nun geht es daran, dass Bokeh zu<br />
fotografieren. Schalten Sie die Lichterkette<br />
ein und arrangieren Sie sie so, dass etwas<br />
Platz zwischen den einzelnen Glühbirnen<br />
vorhanden ist. Ich hatte meine<br />
Lichterkette auf den Fußboden gelegt,<br />
doch auf dem Foto war der Teppich<br />
deutlich zu erkennen. Also hängte ich sie<br />
vor den schwarzen Hintergrund.<br />
Das Bokeh<br />
4Schalten Sie die Kamera auf<br />
Zeitautomatik und stellen Sie eine<br />
Belichtungskorrektur von EV-1 ein –<br />
um sicherzustellen, dass der<br />
Hintergrund völlig dunkel ist –<br />
außerdem ISO 200 und die größte<br />
Blende des Objektivs. Nun stellen Sie<br />
manuell die geringste mögliche<br />
Entfernung ein und machen Ihr Foto.<br />
In Photoshop...<br />
Konvertieren in Schwarzweiß<br />
1Öffnen Sie das Bild, dem das Bokeh<br />
hinzugefügt werden soll, in Photoshop<br />
und wählen Sie „Bild > Korrekturen ><br />
Schwarzweiß“. Falls Ihr Hintergrund<br />
ausgeweitet werden muss, benutzen<br />
Sie dazu das Pinselwerkzeug mit<br />
schwarzer Farbe.<br />
Bokeh-Foto einfügen<br />
2Öffnen Sie Ihr Bokeh-Foto.<br />
Dann wählen Sie „Bearbeiten<br />
> Kopieren“ und fügen es mit<br />
„Bearbeiten > Einfügen“ in das<br />
andere Foto ein.<br />
Füllmethode ändern<br />
3Wählen Sie die Bokeh-Ebene in<br />
der Ebenenpalette aus und ändern<br />
Sie die Füllmethode auf „Aufhellen“<br />
oder „Negativ multiplizieren“,<br />
je nachdem, was am besten<br />
wirkt. Dann wählen Sie „Ebene ><br />
Ebenenmaske > Alles einblenden“.<br />
4 Maskieren<br />
Wählen Sie das Pinselwerkzeug und<br />
stellen Sie schwarz als Vordergrundfarbe<br />
ein. Übermalen Sie alle Bereiche, an<br />
denen das Bokeh Ihr eigentliches Motiv<br />
verdeckt. Gehen Sie dabei sehr sorgfältig<br />
vor und benutzen Sie in der Nähe der<br />
Kanten einen härteren Pinsel.<br />
56 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Das fertige Bild<br />
Diese einfache Arbeitstechnik<br />
macht die Aufnahme<br />
eindrucksvoller Portraits mit<br />
großem Bokeh zu einem<br />
Kinderspiel.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
57
MACH DEIN BILD<br />
VERTIKALES PANORAMA<br />
Vertikales Panorama<br />
Wenn Sie die traditionelle Panorama-Aufnahmetechnik im Hochformat verwenden, kommen Sie zu ganz erstaunlichen Ergebnissen …<br />
Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D5300<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 12-24mm f/4G ED<br />
Software: Photoshop CS5<br />
WAS EIN PANORAMA ist, ist bekannt:<br />
Es handelt sich um mehrere Fotos,<br />
nahtlos seitlich aneinandergefügt, die<br />
zusammen einen größeren<br />
Blickwinkel auf ein Motiv erlauben als<br />
mit einem einzelnen Foto möglich wäre. Die<br />
Aufnahmetechnik ist inzwischen so alltäglich<br />
geworden, dass sogar schon viele Smartphones<br />
diese Funktionalität mitbringen, sodass keine<br />
weitere Software benötigt wird.<br />
Was aber ist ein „Vertorama“? Was sich anhört,<br />
wie der Name einer Pop-Gruppe der 80er Jahre,<br />
ist nichts anderes als ein Panorama, bei dem die<br />
Einzelbilder nicht horizontal, sondern vertikal<br />
aneinandergefügt wurden. So ist es möglich, auf<br />
einem einzigen Bild alles darzustellen, was sich<br />
zwischen den eigenen Schuhspitzen und dem<br />
Himmel befindet.<br />
Vertikale Panoramen werden<br />
benutzt, um Szenen zu fotografieren, die<br />
zusammengehörende Bildelemente ober- und<br />
unterhalb des normalen Gesichtsfelds enthalten.<br />
Das ist beispielsweise in einer Kathedrale der Fall.<br />
Die Aufnahmetechnik ist der des traditionellen<br />
Panoramas sehr ähnlich, natürlich mit dem<br />
Unterschied, dass der Kameraschwenk nicht<br />
horizontal, sondern vertikal erfolgt.<br />
Es bedarf keiner besonderen Ausrüstung,<br />
doch bestimmtes Zubehör macht die Aufgabe<br />
einfacher. Panoramen können aus der Hand<br />
fotografiert werden, ein Stativ erleichtert<br />
jedoch die Arbeit, besonders bei schlechten<br />
Lichtverhältnissen. Vergewissern Sie sich,<br />
dass der Gebrauch eines Stativs, dort wo Sie<br />
fotografieren wollen, erlaubt ist. In dieser<br />
Kathedrale kostete die Fotoerlaubnis vier Euro.<br />
Auf dem Stativ ist der Einsatz eines Panorama-<br />
oder Drei-Wege-Kopfs zu empfehlen. Ein<br />
Kugelkopf tut es natürlich auch, doch dann<br />
müssen Sie aufpassen, dass Sie beim Schwenk<br />
nicht ungewollt von der Vertikal-Achse des<br />
ersten Einzelbildes abweichen. Außerdem<br />
brauchen Sie eine Software, mit der Sie die Bilder<br />
zusammenfügen – etwa AutoPano, PTGui oder<br />
die PhotoMerge-Funktion von Photoshop.<br />
Es kann problematisch sein, eine gleichmäßige<br />
Belichtung zu erreichen, besonders in großen<br />
Räumen. Oft ist ein Teil des Motivs wesentlich<br />
heller oder dunkler als der Rest. Dann kann es<br />
passieren, dass der Dynamikumfang der Kamera<br />
überschritten wird. Deswegen ist es wichtig,<br />
vorab die Belichtung genau zu bestimmen.<br />
Meistens finden Sie einen Kompromiss, der<br />
die Details der Tiefen noch abbildet, ohne die<br />
Spitzlichter abzuschneiden. Manchmal bleibt<br />
allerdings nichts anderes übrig, als eine Bildserie<br />
mit verschiedener Belichtung der Einzelbilder zu<br />
schießen und ein HDR-Bild zu erzeugen.<br />
Ausrichten Legen Sie zunächst das Bildformat fest – hoch oder quer. Ich habe<br />
1hier das Querformat benutzt um sowohl horizontal als auch vertikal ein<br />
möglichst weites Gesichtsfeld zu bekommen. Achten Sie darauf, dass sowohl<br />
das Stativ als auch die Kamera exakt ausgerichtet sind. Ist das Stativ auch nur<br />
wenig geneigt, „kippt“ das Panorama zur Seite. Das fällt besonders auf, wenn Sie<br />
ein symmetrisches Gebäude fotografieren.<br />
Belichtung Wählen Sie die Zeitautomatik mit einer mittleren Blende, etwa f/11, machen<br />
2Sie ein Testfoto und prüfen Sie die Belichtung. Wenn alles in Ordnung ist, schalten Sie<br />
die Kamera in die manuelle Betriebsart und stellen die von der Automatik gefundenen<br />
Werte ein. Machen Sie weitere Testaufnahmen der Motivbereiche, die Tiefen und Lichter<br />
enthalten, und prüfen Sie das Histogramm. Falls etwas abgeschnitten wurde, regeln Sie die<br />
Verschlusszeit nach, bis alle Tiefen und Lichter korrekt aufgenommen werden.<br />
Scharfstellen Benutzen Sie den Autofokus und stellen Sie auf einen Punkt scharf, der<br />
3etwa am Ende des ersten Drittels der Szene liegt. Falls Sie einen 3-Wege-<br />
Panoramakopf benutzen, achten Sie darauf, dass die Horizontal-Achse verriegelt ist und<br />
die Kamera nur entlang der Vertikal-Achse geschwenkt werden kann. Bei einem<br />
Kugelkopf müssen Sie eine vertikale Linie in der Mitte des Bildausschnitts identifizieren<br />
und diese Linie bei jedem Einzelbild genau in der Mitte halten.<br />
Die Aufnahmen Beginnen Sie mit nach unten gerichteter Kamera, machen das erste<br />
4Bild, schwenken nach oben, machen das nächste Bild und wiederholen den<br />
Vorgang so oft wie nötig. Die Einzelbilder sollten sich um 30% bis 50% überlappen. Das<br />
geht ganz einfach, wenn Sie sich passende Referenzpunkte in Ihrer Szene suchen. Sie<br />
sollten so schnell wie möglich arbeiten, denn dann ist das Risiko, dass sich die<br />
Lichtverhältnisse ändern, bevor Sie alle Einzelbilder im Kasten haben, am geringsten.<br />
58 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
In Photoshop...<br />
HINWEIS<br />
Zuerst drehen<br />
Manche Panorama-Software hat<br />
Probleme, vertikale Panoramen<br />
zusammenzusetzen. Falls Ihre<br />
Software merkwürdige Ergebnisse<br />
liefert, drehen Sie die Einzelbilder<br />
vor der Bearbeitung um 90°. Oft ist<br />
das Problem dadurch gelöst.<br />
Belichtung korrigieren<br />
1importieren Sie alle<br />
Einzelbilder in Ihren Raw-<br />
Konverter. Ich habe Adobe<br />
Camera Raw benutzt, damit<br />
den Weißabgleich korrigiert<br />
und die Details aus den Lichtern<br />
und Tiefen hervorgeholt.<br />
Einstellungen synchronisieren<br />
2Nachdem Sie die Änderungen an<br />
der ersten Raw-Datei vorgenommen<br />
haben, klicken Sie auf „Alle auswählen“<br />
und anschließend auf<br />
„Synchronisieren“. Im<br />
Synchronisieren-Menü wählen Sie<br />
„Einstellungen“ und klicken auf „OK“.<br />
Dadurch werden die an der ersten<br />
Datei vorgenommenen Änderungen<br />
auf alle Dateien angewendet. Nun<br />
speichern Sie Ihre Bilder als JPEGs.<br />
3<br />
Bilder zusammenfügen Öffnen Sie<br />
Photoshop oder Elements und<br />
wählen Sie „Datei > Automatisieren ><br />
Photomerge“. Stellen Sie das Layout auf<br />
„Auto“ und klicken Sie auf die<br />
Schaltfläche „Durchsuchen“. Wählen Sie<br />
die für das Panorama zu<br />
verwendenden Dateien aus und klicken<br />
auf „OK“. Machen Sie ein Häkchen in<br />
das Schaltkästchen bei „Bilder<br />
zusammen überblenden“. Ein erneuter<br />
Klick auf „OK“ startet den Prozess des<br />
Zusammenfügens.<br />
4 Das Finish Das entstandene Gesamtbild wird<br />
höchstwahrscheinlich auf der Seite<br />
liegend dargestellt. Wählen Sie „Bild ><br />
Bilddrehung > 90° im UZS“, um das<br />
Bild senkrecht auszurichten. Mit dem<br />
Freistellen-Werkzeug behandeln Sie<br />
leere Bildbereiche an den Ecken. Zum<br />
Schluss wählen Sie „Ebene > Auf<br />
Hintergrundebene reduzieren“,<br />
nehmen eventuell letzte Korrekturen<br />
vor und speichern Sie Ihr Werk.<br />
Belichtung: 1/20Sekunde bei Blende f/11 und ISO 400<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
59
MACH DEIN BILD<br />
Buntes Makro<br />
Falls Sie noch nie Makroaufnahmen gemacht haben und die<br />
Technik gerne ausprobieren möchten, sollten Sie zuerst ein<br />
Blumenmotiv versuchen. Es dauert nur wenige Minuten…
FARBMAKRO
MACH DEIN BILD<br />
FARBMAKRO<br />
Ross Hoddinott<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF 200mm f/4 Micro<br />
Software: Lightroom 5<br />
MIT IHRER VIELFALT von Formen<br />
und Strukturen, den zahllosen Arten<br />
und nicht zuletzt ihren leuchtenden<br />
Farben sind Blumen ein bevorzugtes<br />
Motiv für Makrofotografen. Mit<br />
einem Makroobjektiv, Zwischenringen oder<br />
einer Nahlinse sind Details darstellbar, die<br />
ansonsten kaum zu erkennen sind. Durch<br />
entsprechenden Zuschnitt können Sie sogar ein<br />
weitgehend abstraktes Bild kreieren. Wenn Sie<br />
nah herangehen und dabei einen sehr flachen<br />
Schärfentiefebereich benutzen, wird Ihr Motiv<br />
zu einem einfachen, bunten Objekt, wobei nur<br />
dessen Form und der Umriss der Blütenblätter<br />
und Staubgefäße verrät, worum es sich<br />
eigentlich handelt. Diese Art der künstlerischen<br />
Makrofotografie macht Spaß und das<br />
erforderliche Setup ist äußerst einfach. Sie<br />
können ein Blitzgerät benutzen, es ist aber nicht<br />
unbedingt erforderlich. Das durch ein Fenster<br />
einfallende Tageslicht ist völlig ausreichend.<br />
Eine Vase mit Blumen auf einem Kaffeetisch vor<br />
einem Terrassenfenster oder auf einer<br />
Fensterbank ist alles, was Sie für das Motiv sonst<br />
noch brauchen. Falls Sie an einem Tag mit<br />
bedecktem Himmel fotografieren, haben Sie<br />
bereits diffuses Licht, denn die Wolkendecke<br />
wirkt wie eine gigantische Softbox. Ist es<br />
hingegen ein sonniger Tag, erzeugen sie<br />
diffuses Licht, indem Sie die Gardine vor das<br />
Fenster ziehen oder ein Bettlaken davor<br />
hängen. Halten Sie außerdem einen Reflektor<br />
bereit für den Fall, dass es trotz des diffusen<br />
Lichts Schatten geben sollte.<br />
Die Wahl der Blume spielt eine<br />
entscheidende Rolle. Suchen Sie beim<br />
Blumenhändler oder im örtlichen Supermarkt<br />
nach Blüten mit interessanten Details, seien es<br />
lange, bunte Staubbeutel oder große, schön<br />
geformte Blütenblätter. Auf jeden Fall muss Ihre<br />
Blume völlig makellos sein, denn jede noch so<br />
kleine Beschädigung ist aufgrund der starken<br />
Vergrößerung später deutlich im Bild zu sehen.<br />
Erfahrungsgemäß sind Lilien immer eine gute<br />
Wahl. Was die Ausrüstung betrifft, brauchen Sie<br />
nichts Besonderes. Ohne Stativ geht es natürlich<br />
nicht, es dient hier in erster Linie dem präzisen<br />
Einstellen der Schärfe. Wenn Ihr Bild abstrakt<br />
aussehen soll, ist ein hoher Vergrößerungsfaktor<br />
erforderlich, deswegen ist ein Makroobjektiv<br />
die beste Wahl. Falls Sie keins haben, benutzen<br />
Sie einen Nahfilter, Zwischenringe oder einen<br />
Umkehrring, mit dem sie Ihr Objektiv „falsch<br />
herum“ am Kameragehäuse montieren können.<br />
Nun kann es losgehen. Erforschen Sie Ihr Motiv<br />
anhand des Kameramonitors unter der starken<br />
Vergrößerung, wobei Sie sich auf die visuell<br />
besonders attraktiven Details konzentrieren.<br />
Benutzen Sie eine große Blende, idealerweise<br />
f/2.8 oder f/4. Dadurch werden alle Bildelemente<br />
jenseits Ihres Schärfepunkts unscharf. Der<br />
Kontrast scharf abgebildeter Bereiche mit<br />
diffusen Farben ergibt einen sehr schönen<br />
Effekt. Sie müssen jedoch akkurat scharfstellen,<br />
wenn Sie mit großen Blenden arbeiten. Bei<br />
starker Vergrößerung wird der Autofokus nicht<br />
funktionieren. Deswegen müssen Sie manuell<br />
scharfstellen, wobei Ihnen der LiveView die<br />
Aufgabe erleichtert, denn Sie können auf den<br />
gewählten Schärfepunkt einzoomen.<br />
Die Farbe der Blume spielt eine<br />
entscheidende Rolle für die Wirkung des<br />
fertigen Bildes. Das gilt in geringerem<br />
Maße auch für den Hintergrund. Probieren<br />
Sie verschiedene Hintergründe und<br />
experimentieren Sie mit Komplementärfarben<br />
und kontrastierenden Farben. So können Sie<br />
sehr verschiedene Stimmungen des Bildes<br />
erzeugen.<br />
Hintergrundfarbe Um die Wirkung Ihrer<br />
1Makrofotos zu verändern, arbeiten Sie<br />
mit verschiedenfarbigen Hintergründen.<br />
Benutzen Sie dazu Bögen aus buntem<br />
Karton, die Sie hinter Ihrem Motiv mit<br />
Tesafilm an das Fenster kleben, das Ihnen<br />
als Lichtquelle dient.<br />
Setup Platzieren Sie die Blumen auf<br />
2einem Tisch, etwa 45cm vom Fenster<br />
entfernt. Idealerweise ist es ein Tag mit<br />
bedecktem Himmel, der Ihnen ein<br />
hübsches, diffuses Licht liefert. Stellen Sie<br />
die auf dem Stativ montierte Kamera vor<br />
dem Motiv auf. Legen Sie sich einen<br />
Reflektor zurecht, vielleicht werden sie<br />
damit Schatten aufhellen müssen.<br />
Kameraeinstellungen Für eine abstrakte Nahaufnahme<br />
3ist ein flacher Schärfentiefebereich am besten<br />
geeignet. Am Objektiv stellen Sie die größte vorhandene<br />
Blende ein, das garantiert einen flachen Schärfebereich.<br />
Trotzdem wird die sich daraus ergebende Verschlusszeit<br />
recht lang sein, wahrscheinlich im Bereich von einer<br />
Sekunde. Um Verwackeln zu verhindern, benutzen Sie<br />
einen Fernauslöser und die Spiegelvorauslösung der<br />
Kamera.<br />
Scharfstellen Das selektive Scharfstellen leitet<br />
4das Auge des Betrachters auf den von Ihnen<br />
gewählten Schärfepunkt. Sie müssen allerdings bei<br />
der Scharfeinstellung sehr sorgfältig vorgehen. Der<br />
Autofokus funktioniert bei starken Vergrößerungen<br />
nicht, deswegen müssen Sie manuell scharfstellen.<br />
Benutzen Sie dazu den LiveView und zoomen Sie<br />
auf den vorgesehenen Schärfepunkt ein. Nachdem<br />
Sie scharfgestellt haben, dürfen Ihr Motiv und die<br />
Kamera auf keinen Fall mehr bewegt werden.<br />
Die Aufnahme Experimentieren Sie mit<br />
5verschiedenfarbigen Hintergründen. In meinem<br />
Beispiel erwiesen sich intensive Farben wie Rot,<br />
Dunkelblau und Gelb als zu dominant. Gedeckte<br />
Töne wie Pink, Hellblau und Beige passen aufgrund<br />
ihrer Eigenschaft als Komplementärfarben<br />
wesentlich besser zu den Farbtönen der Blume. Ich<br />
konzentrierte mich auf die langen Staubbeutel und<br />
nahm sie formatfüllend ins Bild. Sie sollten übrigens<br />
nicht versäumen, verschiedene Blickwinkel der<br />
Kamera auszuprobieren.<br />
62 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Belichtung: 0,4 Sekunden bei Blende f/5.3 und ISO 100<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
63
MACH DEIN BILD<br />
GEHEIMNISVOLLER<br />
MORGENNEBEL<br />
Peter Hulance<br />
Kalte Nächte und frühe Sonnenaufgänge produzieren das klassische<br />
Morgennebel-Motiv. Hier zeigen wir, wie Sie es am besten<br />
fotografieren.<br />
Standpunkt<br />
Suchen Sie sich einen<br />
Standpunkt oberhalb der<br />
Nebelbänke, der Ihnen eine<br />
klare Sicht ermöglicht. Von<br />
oben sieht Nebel besser aus<br />
als aus gleicher Höhe und<br />
Sie können aus dem Nebel<br />
herausragende Bäume und<br />
Gebäude besser ins Bild<br />
nehmen.<br />
Timing<br />
Strahlungsnebel tritt häufig<br />
während der Morgendämmerung<br />
im Frühling auf. Er wird begünstigt<br />
von windstillen, kühlen Nächten<br />
mit geringer Bewölkung und<br />
hoher Luftfeuchtigkeit. Seien Sie<br />
wenigstens 30 Minuten vor<br />
Sonnenaufgang vor Ort.<br />
Scharfstellen<br />
Benutzen Sie die Zeitautomatik mit<br />
mittlerer Blende, etwa f/11, damit Sie<br />
eine maximale Schärfentiefe<br />
bekommen. Stellen Sie entweder auf<br />
die hyperfokale Distanz oder auf<br />
einen Punkt scharf, der am Ende des<br />
ersten Drittels der Szene liegt. Beide<br />
Methoden liefern Ihnen ein von vorn<br />
bis hinten scharfes Bild.
Ins Gegenlicht<br />
fotografieren<br />
Wenn die Sonne über den<br />
Horizont steigt, gibt sie dem Nebel<br />
einen goldenen Glanz. Wenn<br />
möglich, fotografieren Sie ins<br />
Gegenlicht, denn so können Sie<br />
diesen Effekt zusammen mit den<br />
langen Schatten der Bäume und<br />
Gebäude aufnehmen.<br />
Bildkomposition<br />
Suchen Sie nach attraktiven Objekten<br />
in der Szene und machen Sie Ihre<br />
Bildkomposition entsprechend. Liegt<br />
der Nebel in Schichten, beziehen Sie<br />
diese in Ihre Bildkomposition ein.<br />
Diagonal verlaufende Schichten<br />
geben dem Bild mehr Dynamik als<br />
horizontale Schichten.<br />
Weißabgleich<br />
Wenn Sie das Raw-Format<br />
verwenden, können Sie den<br />
Weißabgleich in der<br />
Nachbearbeitung ändern. Es<br />
empfiehlt sich jedoch<br />
grundsätzlich, bereits bei der<br />
Aufnahme die korrekten<br />
Einstellungen zu benutzen;<br />
stellen Sie den Weißabgleich<br />
daher auf „Tageslicht“.
MACH DEIN BILD<br />
Porträt mit<br />
Dynamik<br />
Worauf Sie achten sollten<br />
Manchmal braucht es nur einen gehörigen Windstoß, um ein<br />
Porträt zum Leben zu erwecken. Erfahren Sie, wie Sie dieses<br />
dynamische Stilmittel am besten einsetzen.<br />
Paul Ward<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 24-70mm f/2.8G ED<br />
BEWEGUNG IST ein geeignetes Stilmittel, um Porträts<br />
zum Leben zu erwecken, und wird auch deswegen oft<br />
verwendet, weil der Effekt einfach zu erzeugen ist. Die<br />
erste Möglichkeit ist, dass das Modell sein Haar mit<br />
einer Kopfbewegung durch die Luft schwingen lässt.<br />
Die zweite Möglichkeit bietet Wind, der auch künstlich erzeugt<br />
werden kann.<br />
Wie Sie den Effekt einfangen, liegt ganz bei Ihnen. Mit einer<br />
kurzen Verschlusszeit können Sie die Bewegung des Haars<br />
„einfrieren“, oder Sie benutzen eine längere Verschlusszeit, um<br />
dessen Bewegungsunschärfe einzufangen. Ist die Verschlusszeit<br />
jedoch zu lang, besteht die Gefahr des Verwackelns, falls Sie<br />
nicht mit Stativ arbeiten. Die Intensität der Bewegung ist reine<br />
Geschmackssache. Ein großer Ventilator sorgt für einen leichten,<br />
gleichmäßigen Luftstrom, gerade ausreichend, um das Haar nur<br />
leicht in Bewegung zu versetzen. Ein starker Luftstrom bewirkt<br />
den Effekt, den auch eine stärkere Brise im Freien hätte.<br />
Um das Haar jedoch wirklich wehen zu lassen, benötigen Sie<br />
einen Assistenten, der einen Reflektor oder eine Styroporplatte<br />
als Fächer benutzt, mit dem er kurze, aber starke Windstöße<br />
erzeugt. Der Effekt ist weniger gleichmäßig, aber deutlicher<br />
wahrnehmbar. Ganz gleich wie Sie es anstellen, wichtig dabei<br />
ist, dass das Haar nicht ablenkend wirkt, sondern dass dessen<br />
Bewegung als positive Ergänzung des Motivs wahrgenommen<br />
wird. Diese Aufnahmetechnik kann sowohl im Studio<br />
angewendet werden, wie ich es hier getan habe, als auch für<br />
Porträts im Freien, wobei der Betrachter annehmen wird, es<br />
sei eine natürliche Brise vorhanden gewesen. Es versteht sich<br />
von selbst, dass sich der Effekt nicht für jedes Modell eignet, am<br />
besten ist natürlich langes glattes Haar – eine Glatze ist weniger<br />
effektiv…<br />
Haare im Gesicht Vielleicht wollen<br />
Sie genau das erreichen, doch<br />
wenn nicht, muss das Modell sein<br />
Gesicht in Windrichtung drehen.<br />
Zusammengekniffene oder tränende Augen Ist der<br />
erzeugte Luftstrom zu stark, kneift Ihr Modell<br />
möglicherweise die Augen zusammen, oder die Augen<br />
beginnen zu trennen. Machen Sie deswegen regelmäßige<br />
Pausen.<br />
Störendes Haar Der Effekt soll nicht<br />
ablenken. Achten Sie darauf, dass keine<br />
Haarsträhnen über dem Gesicht liegen, denn<br />
sie sind später nur schwer zu entfernen.<br />
Setup Da das Wetter für Außenaufnahmen zu schlecht war, habe ich das<br />
1Set im Studio aufgebaut. Ob mit Kunstlicht oder bei natürlichem Licht, der<br />
erste Schritt besteht darin, das Modell in die richtige Position zu bringen.<br />
Machen Sie Ihre Bildkomposition, wobei für das wehende Haar im<br />
Bildausschnitt genug Platz vorgesehen werden muss.<br />
2<br />
Belichtung Nutzen Sie die Blendenautomatik oder die manuelle Betriebsart der<br />
Kamera. Stellen Sie eine kurze Verschlusszeit ein, wenn Sie die Bewegung einfrieren<br />
wollen, und eine längere Verschlusszeit, wenn Sie Bewegungsunschärfe erzielen wollen,<br />
und machen Sie ein Testfoto. Ich habe ein Blitzgerät benutzt und die<br />
Blitzsynchronisationszeit auf 1/160 Sekunde eingestellt; der Blendenwert betrug f/11.<br />
66 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
WEHENDES HAAR<br />
Das fertige Bild<br />
Mit der Styroporplatte war der Effekt stark genug,<br />
aber unkalkulierbar, doch nach einigen Versuchen<br />
hatten wir ein sehr gutes Bild.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/11 und ISO 200<br />
Wind Zuerst habe ich mit einem Ventilator, der auf höchste<br />
3Drehzahl geschaltet war, einen gleichmäßigen Luftstrom<br />
erzeugt, ähnlich einer leichten Brise. Mein Modell wandte das<br />
Gesicht dem Ventilator zu, sodass das Haar nach hinten wehte und<br />
nicht über das Gesicht.<br />
Effekt verstärken Der Ventilator war nicht stark genug, um einen stärkeren Effekt zu erzeugen,<br />
4deswegen bat ich einen Freund, durch die fächerartige Bewegung einer großen<br />
Styroporplatte Windstöße zu erzeugen. Dabei den richtigen Moment zum Auslösen zu<br />
erwischen, erwies sich als Glücksache. Wenn Sie bei natürlichem Licht fotografieren, benutzen<br />
Sie den Serienbildmodus der Kamera, dann kommen Sie schneller zu einem guten Foto.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
67
MACH DEIN BILD<br />
KUNST AM FELS<br />
Kunst am Fels…<br />
Details in Felsformationen können als Motive für fantastische, kunstvolle Bilder dienen<br />
Lee Frost<br />
Kamera: Canon EOS 5D Mk III<br />
Objektiv: Canon EF 24-70mm f/2.8L USM<br />
Software: Photoshop CC<br />
WAS TUN SIE, wenn Sie einen<br />
Fototag am Meer geplant hatten und<br />
die Wettervorhersage wieder mal<br />
nicht gestimmt hat? Den grauen<br />
Himmel ignorieren, oder zu Hause<br />
bleiben und Fernsehen? Selbstinspiration ist<br />
nicht einfach, wenn Sie sich auf großartige<br />
Landschaftsmotive und bestes Licht eingestellt<br />
hatten. Doch Landschaftsfotografie besteht<br />
nicht nur aus herrlichen Aussichten. Sie können<br />
auch gute Fotos in kleinerem Maßstab machen,<br />
ganz gleich wie schlecht das Wetter ist.<br />
Jede Art Felsformation ist es wert, erkundet<br />
zu werden. Sie brauchen nicht weit zu fahren,<br />
um irgendwo einen Felsbrocken zu finden<br />
und wenn Sie sich den einmal näher ansehen,<br />
werden Sie feststellen, dass er voller schöner<br />
Details ist, genau wie eine Landschaft, aber im<br />
Miniaturformat.<br />
Gestein ist so alt wie die Erde und<br />
gewissermaßen ist die gesamte Erde ein<br />
großer Gesteinsbrocken. Wenn Sie sich also<br />
auf die Details von Gestein konzentrieren<br />
betreiben sie Landschaftsfotografie in Ihrer<br />
ursprünglichen und einfachsten Form. Bei<br />
richtiger Bildkomposition können die Details<br />
eines Felsens aussehen wie große Landschaften,<br />
komplett mit Hügeln, Tälern, Klippen und<br />
Schluchten. Die gewundenen Schichten eines<br />
Sedimentgesteins könnten die Konturen eines<br />
felsigen Steilhangs sein. Kleine, durch Erosion<br />
verursachte Aushöhlungen könnten durch<br />
Meteoriteneinschläge verursachte Krater sein,<br />
oder sie könnten durch einen Vulkanausbruch<br />
entstanden sein. Eine Fläche, nicht größer als<br />
Ihre Hand, kann genauso interessant sein wie<br />
eine aus der Höhe betrachtete Landschaft.<br />
Felsdetails zu fotografieren, ist einfach.<br />
Sie brauchen keine Spezialobjektive oder<br />
komplizierte Technik und selbst wenn es regnet,<br />
können Sie immer noch fotografieren, weil<br />
Ihre Kamera nach unten zeigt. Sie stehen unter<br />
Ihrem Regenschirm und brauchen sich keine<br />
Sorgen über Regentropfen auf der Kamera<br />
zu machen. Nasse Felsen sehen oft auch<br />
farbenfroher aus als in trockenem Zustand.<br />
Das Motiv finden Interessante<br />
1Felsformationen finden Sie überall, ob an<br />
der Küste oder auf dem Land.<br />
Sedimentgestein ist besonders gut geeignet,<br />
weil es aus verschieden eingefärbten<br />
Schichten besteht. Halten Sie Ausschau<br />
danach.<br />
Setup Benutzen Sie ein Stativ, um die Kamera zu fixieren.<br />
2Benutzen Sie ein Zoomobjektiv, denn damit können Sie<br />
jedes gewünschte Detail formatfüllend ins Sucherbild holen.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie an einem Tag mit bedecktem Himmel, weil<br />
dann das Licht weich und kontrastarm ist. Schalten Sie die<br />
Kamera auf Zeitautomatik und benutzen Sie eine Blende im<br />
Bereich von f/8 bis f/11. Die Belichtung dürfte unter den<br />
beschriebenen Bedingungen kein Problem sein.<br />
Bildkomposition Die Größe des Bereichs, den Sie<br />
3fotografieren, spielt keine Rolle. Es können ein paar<br />
Quadratzentimeter oder ein paar Quadratmeter sein.<br />
Suchen Sie nach Linien, Farben, Formen und Mustern<br />
auf der Gesteinsoberfläche und machen Sie ein<br />
Testfoto. Das Ergebnis wird wahrscheinlich bereits<br />
recht gut aussehen, wenn auch vielleicht etwas<br />
langweilig. Doch dem kann abgeholfen werden.<br />
Interesse wecken Es ist nichts dagegen<br />
4einzuwenden, der Attraktivität eines Motivs durch<br />
einen kleinen Eingriff auf die Sprünge zu helfen. Ich sah<br />
mich um und fand einen orangefarbenen Kieselstein.<br />
Diesen nutzte ich als Fixpunkt, der zugleich einen<br />
Größenmaßstab lieferte, was für einen immensen<br />
Unterschied in der Bildwirkung sorgt.<br />
Schauen Sie sich um Nachdem Ihnen ein gutes Foto<br />
5gelungen ist, sollten Sie nach weiteren möglichen<br />
Requisiten suchen. Es ist erstaunlich, wie viele verschiedene<br />
Bilder man mit einer kleinen Felsformation als Grundlage<br />
produzieren kann. Falls notwendig, reinigen Sie den zu<br />
fotografierenden Bereich zuvor mit einer kleinen Bürste<br />
oder bespritzen ihn mit Wasser, was meistens die Farben<br />
intensiver hervortreten lässt.<br />
Nachbearbeitung Die Bilder sollten eigentlich<br />
6keiner ausgiebigen Nachbearbeitung<br />
bedürfen, weil keine komplizierte<br />
Aufnahmetechnik benutzt wurde. Passen Sie<br />
eventuell den Kontrast an, um die Details<br />
deutlicher zu machen und möglicherweise<br />
verstärken Sie auch die Farben etwas.<br />
68 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Felsmalerei<br />
Wenn Sie sich auf die Bildkomposition und die<br />
Details konzentrieren, gelingen Ihnen bei jedem<br />
Wetter anspruchsvolle Fotos.<br />
Belichtung: 0.6 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
69
MACH DEIN BILD<br />
Nachtfahrt<br />
Machen Sie eine dynamische, farbenfrohe<br />
Langzeitaufnahme bei einer Fahrt im<br />
Dunkeln. Hier zeigen wir Ihnen, wie…<br />
Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 16-35mm f/4G ED<br />
MANCHMAL IST ES nicht einfach, Zeit für das Foto-Hobby<br />
zu finden, insbesondere an den kurzen Wintertagen mit<br />
ihrem geringen Anteil an Tageslicht. Doch hier stellen wir<br />
Ihnen eine pfiffige Idee vor, ein kleines Projekt, dass Sie sich<br />
sogar auf der täglichen Fahrt vom Arbeitsplatz nach Hause<br />
vornehmen können.<br />
In der Automobilfotografie werden üblicherweise besondere<br />
Stative verwendet. Es geht darum, die Kamera so im Fahrzeug<br />
anzubringen, dass das Fahrzeug in seiner Bewegung relativ zur<br />
Umgebung fotografiert werden kann. Dazu muss eine möglichst<br />
starre Verbindung zwischen Fahrzeug und Kamera hergestellt werden.<br />
Eine Langzeitaufnahme wird dann die im Bild befindlichen Teile des<br />
Fahrzeugs scharf abbilden, während die durchfahrene Umgebung<br />
in Bewegungsunschärfe verschwimmt. Es gibt für diesen Zweck<br />
verschiedene Auto-Stative, von einer simplen Konstruktion<br />
mit einem einzigen Saugnapf bis hin zum über drei Meter<br />
langen Galgen aus Kohlefaser, der mit starken Magneten<br />
unter dem Fahrzeug befestigt wird. Das Problem ist nur,<br />
dass es sich dabei um meist unerschwinglich teures<br />
Spezialzubehör handelt. Doch es gibt eine Autohalterung<br />
für Ihre Kamera, die Sie sicherlich besitzen werden, und<br />
das ist Ihr ganz normales Dreibeinstativ.<br />
Ein weiteres unerlässliches Zubehör für die geplante<br />
Aufnahme ist ein feststellbarer Fernauslöser.<br />
Selbstverständlich kommt die Verkehrssicherheit an erster<br />
Stelle. Sie konzentrieren sich ausschließlich auf den Verkehr und<br />
nicht auf die Kamera. Im gewünschten Moment betätigen Sie den<br />
Fernauslöser und fahren Ihre Strecke ab, während die Kamera ihren<br />
Dienst automatisch verrichtet.<br />
Der Effekt wirkt am besten mit einem Weitwinkelobjektiv im Bereich<br />
von 10mm bei einer APS-C-Kamera bzw. 16mm bei Vollformat. Diese<br />
Brennweiten nehmen außer den vorbeiziehenden Lichtern des<br />
Feierabendverkehrs auch einen Großteil des Fahrzeuginnenraums auf.<br />
Es versteht sich von selbst, dass es möglichst dunkel sein muss, auch<br />
wenn Sie mit einem starken Graufilter tagsüber möglicherweise<br />
ähnliche Effekte erzielen können. Nachts gibt es viel mehr Lichter als<br />
tagsüber: das Licht der Straßenlampen, die Innenbeleuchtung der<br />
Gebäude und die Scheinwerfer der anderen Autos lassen das Foto<br />
aussehen, als hätten Sie eine Zeitreise unternommen.<br />
HINWEIS<br />
Stativ mit Saugnäpfen<br />
Sie können mit derselben<br />
Aufnahmetechnik auch von der<br />
Außenseite Ihres Fahrzeugs<br />
fotografieren, wenn Sie ein Auto-Stativ<br />
mit Saugnäpfen verwenden. Es gibt<br />
Modelle, die auch eine professionelle<br />
Digitalkamera mit Objektiv sicher in<br />
Position halten. Lassen Sie es jedoch<br />
eher langsam angehen und fahren Sie<br />
nicht schneller als 30 km/h.<br />
Kamera sichern Montieren Sie Ihre Kamera auf das Stativ und das Stativ im hinteren<br />
1Teil Ihres Fahrzeugs. Bringen Sie es so an, dass ein Stativbein sich auf dem Rücksitz<br />
abstützt und die beiden anderen Beine sich möglichst weit auseinander gespreizt im<br />
hinteren Fußraum abstützen. Verkeilen Sie die Beine an den Vordersitzen, die Sie zu<br />
diesem Zweck gegebenenfalls ein Stück nach hinten fahren müssen.<br />
Schärfe und Verschlusszeit fest einstellen Stellen Sie mit dem Autofokus auf die<br />
2Instrumentenkonsole des Fahrzeugs scharf, dann schalten Sie den Autofokus aus. Wählen Sie<br />
die Blendenautomatik oder die manuelle Betriebsart der Kamera und stellen Sie eine Verschlusszeit<br />
zwischen 15 und 30 Sekunden ein. Bei manueller Betriebsart wählen Sie Blende f/8. Machen Sie ein<br />
Testfoto im parkenden Fahrzeug und korrigieren Sie die Einstellungen, falls notwendig.<br />
70 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
HAIR MOVEMENT<br />
Das fertige Bild<br />
Benutzen Sie das Raw-Format und passen Sie den<br />
Weißabgleich an, um die Stimmung des Bildes Ihren<br />
Wünschen entsprechend zu gestalten.<br />
Belichtung: 20 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 100<br />
Fernauslöser verwenden Legen Sie eine leere Speicherkarte in die Kamera ein, damit Sie<br />
3genügend Platz haben für das, was nun kommt. Schalten Sie die Serienbildfunktion der<br />
Kamera ein und schließen Sie den Fernauslöser an. Nun lösen Sie aus und verriegeln den<br />
Auslöser – jetzt wird die Kamera so viele Bilder aufnehmen, wie Sie der Bildserie zugewiesen<br />
haben oder bis die Speicherkarte voll ist. Die Fahrt kann beginnen.<br />
Einfach fahren Sie werden feststellen, dass Sie die besten Ergebnisse auf geraden,<br />
4ebenen Streckenabschnitten erzielen, auf denen Ihnen viele Autos begegnen<br />
und bei denen rechts und links verschiedenfarbige Lichtquellen vorhanden sind. Ein<br />
einziges Schlagloch kann jedoch ein Bild verderben, achten Sie also auf die Straße<br />
und konzentrieren Sie sich aufs Fahren. Die Bilder schauen Sie sich zuhause an.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
71
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />
Abonnement<br />
4 Ausgaben für<br />
25,-€!<br />
8 Ausgaben für<br />
45,-€!<br />
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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-Magazine
Das kreative Auge Thema: Auto<br />
Creative Eye<br />
PORSCHE PANAMERA<br />
Von Paul Ward<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 24-70mm f/2.8G<br />
Software: Photoshop CS5<br />
Das Projektthema „Auto“ für unsere<br />
Serie „Das kreative Auge“ kam mir<br />
gerade recht, denn ich hatte schon<br />
zuvor mit Auto-Motiven experimentiert.<br />
Hier bot sich die Gelegenheit, eine neue<br />
Beleuchtungstechnik auszuprobieren.<br />
Die Digitalfotografie erlaubt uns, ein statisches Objekt<br />
mehrmals mit verschiedenen Lichtquellen zu<br />
fotografieren, um die Aufnahmen später in<br />
Photoshop zu kombinieren. Selbstverständlich muss<br />
die Kamera bei dieser Aufnahmetechnik auf dem<br />
Stativ montiert sein.<br />
Objekte, die sonst nur schwer richtig auszuleuchten<br />
sind – Autos beispielsweise – sind auf diese Weise<br />
viel einfacher zu fotografieren, weil Sie das Licht den<br />
besonderen Anforderungen des Motivs schrittweise<br />
anpassen können.<br />
Für mich war es, wie gesagt, nicht das erste Mal dass<br />
ich mich an einem „Autoporträt“ versuchte, und so<br />
hatte ich bereits einige Lektionen gelernt. Erstens<br />
sind Autos Objekte, die das Licht stark reflektieren.<br />
Deswegen gilt: je größer die Lichtquelle, desto besser.<br />
Natürlich können Sie auch mit einer kleinen<br />
Lichtquelle arbeiten, doch dann müssen Sie später<br />
mehr Einzelbilder kombinieren, damit eine<br />
gleichmäßige Lichtquelle entsteht. Die zweite<br />
Lektion, die ich gelernt habe, ist die, dass ein<br />
Fernauslöser unumgänglich ist, wenn man allein<br />
arbeitet. Das letzte Mal, als ich es ohne versuchte,<br />
benutzte ich den Zeitauslöser der Kamera in seiner<br />
maximalen Einstellung von 10 Sekunden. Ich musste<br />
für jede Aufnahme zwischen der Kamera und der<br />
Leuchte hin und her rennen. Die 10 Sekunden<br />
reichten dazu oft nicht aus und am Ende der Session<br />
fühlte ich mich, als hätte ich ein paar olympische<br />
Hindernisläufe absolviert.<br />
Aus Erfahrung klug geworden, besorgte ich mir also<br />
als erstes einen Blitzauslöser der Calumet Pro Serie.<br />
Dieser kleine Kasten fungiert nicht nur als drahtloser<br />
Blitzauslöser, sondern kann auch zum Auslösen der<br />
Kamera eingesetzt werden. Das erspart Ihnen im<br />
Verlauf einer Fotosession einige hundert Meter<br />
Laufarbeit.<br />
Meine ursprüngliche Idee hätte ein Parkhaus als<br />
Aufnahmeort erfordert, und ich hatte auch eines<br />
gefunden, dessen Lichtverhältnisse mir zusagten;<br />
doch als wir dort ankamen, stellten wir fest, dass der<br />
Überhang der Karosserie über die Vorderachse des<br />
Fahrzeugs zu lang war, um die Rampen des<br />
Parkhauses hinauf fahren zu können, ohne den<br />
Wagen vorn an der Unterseite zu beschädigen. Also<br />
fuhren wir zu meinem Studio zurück, um dort auf<br />
dem Parkplatz zu fotografieren. Leider ist unser<br />
Parkplatz nicht sehr groß und bot zu wenig Platz,<br />
um, um das sehr lange Fahrzeug seitlich oder aus<br />
einem Winkel aufzunehmen. So blieb mir nichts<br />
anderes übrig, als eine Frontalaufnahme, bei der ich<br />
die Symmetrie des Fahrzeugs als Stilmittel einsetzte.<br />
Der Blick von vorn erwies sich jedoch als<br />
ungeeignet, also versuchte ich es mit einer<br />
Aufnahme des Hecks.<br />
Ich schraubte die mit einem 24-70 mm Objektiv<br />
bestückte Kamera auf das Stativ. Das Rolltor vor dem<br />
Fahrzeug war heruntergelassen, damit die gesamte<br />
Umgebung so dunkel wie möglich war. Ich stellte<br />
die maximale Blitzsynchronisationszeit von 1/200<br />
Sekunde, ISO 100 und Blende f/9 ein. Ein Testfoto<br />
ergab, dass soweit alles in Ordnung war – Zeit also,<br />
sich mit der Beleuchtung zu befassen. Mit dem<br />
Fernauslöser in der Hand und einem Studioblitz mit<br />
großer Softbox bewaffnet, stellte ich mich in<br />
Position, richtete das Blitzgerät von oben auf die<br />
Karosserie und begann mit den Aufnahmen, wobei<br />
ich vor jedem neuen Foto die Position Standort der<br />
Lichtquelle änderte. Nach 5 bis 10 Aufnahmen prüfte<br />
ich jeweils die Lichtwirkung und passte den Winkel<br />
der Lichtquelle entsprechend an. Als ich genug<br />
Einzelbilder beisammen hatte, ging es ins Studio, wo<br />
das fertige Bild entstehen sollte.<br />
Zuerst sortierte ich die Aufnahmen aus, die nicht in<br />
Frage kamen. Obwohl ich das Auto von beiden<br />
Seiten beleuchtet hatte, entschloss ich mich dazu,<br />
nur eine Hälfte zu benutzen und diese an die<br />
Hochachse zu spiegeln, damit das Bild absolut<br />
symmetrisch werden würde. Zunächst benutzte ich<br />
Adobe Camera Raw und passte die Belichtung etwas<br />
an. Dann ging es weiter mit Photoshop. Ich<br />
Oben: Die Beleuchtung bestand aus einem Studioblitzgerät in einer<br />
großen quadratischen Softbox. Die Kamera wurde ferngesteuert<br />
ausgelöst, während ich die Lichtquelle in Position hielt.<br />
Unten: Das Endergebnis entstand zum größten Teil in der<br />
Nachbearbeitung. Ich dunkelte den Hintergrund ab und spiegelte<br />
das Bild vertikal und horizontal, um eine Studioumgebung<br />
vorzutäuschen.<br />
duplizierte das Bild und spiegelte es. Das Problem,<br />
dass nun entstanden war, bestand darin, dass<br />
sowohl die Schriftzüge des Namens als auch das<br />
Fahrzeugkennzeichen gespiegelt worden waren,<br />
sodass nur jeweils eine Hälfte korrekt abgebildet<br />
wurde. Ich fügte eine weitere Aufnahme des<br />
Fahrzeugs hinzu, bei der ich alles außer den<br />
Bildteilen mit dem Markenschriftzug und dem<br />
Kennzeichen löschte. Zum Schluss führte alle<br />
Ebenen zusammen und spiegelte das Bild erneut,<br />
diesmal aber horizontal, damit es so aussah, als sei<br />
das Foto in einem Studio auf einem polierten<br />
Fußboden aufgenommen worden. Etwas Gaußscher<br />
Weichzeichner, angebracht am horizontalen<br />
Spiegelbild des Autos sorgte für ein realistisches<br />
Aussehen des Effekts. Nur noch ein paar Korrekturen<br />
am Kontrast, und mein Bild war fertig. Mal ehrlich:<br />
Wenn Sie es sich so anschauen, kämen Sie nie auf<br />
die Idee, dass es nicht in einem professionellen<br />
Studio, ausgestattet mit den modernsten<br />
technischen Finessen, aufgenommen worden ist.<br />
74 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
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75
Das kreative Auge Thema: Auto<br />
Creative Eye<br />
EIN HERZ FÜR<br />
SPIELZEUGAUTOS<br />
Von Catherine MacBride<br />
Kamera: Nikon D7100<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 18-105mm f/3.5-5.6<br />
Software: Adobe Photoshop CC<br />
Es gibt Themen, die mir besser liegen als<br />
Autos. Für dieses Projekt musste ich<br />
mich auf meine Stärken besinnen, ohne<br />
zu sportlich zu werden. Außerdem<br />
wusste ich, dass wenigstens ein<br />
teilnehmender Kollege sich auf Motorsport<br />
spezialisiert hat, und damit wollte ich nicht<br />
konkurrieren.<br />
Trotzdem kam mir eine Idee: Da mich Spielzeugautos<br />
visuell ansprechen, überlegte ich mir, das Thema von<br />
einer romantischen Seite her anzugehen, mit Blick auf<br />
den bevorstehenden Valentinstag. Vom Gedanken bis<br />
zum konkreten Projekt war es nicht mehr weit: Mein<br />
Foto sollte ein Herz zeigen, geformt aus roten<br />
Spielzeugautos. Nun hatte ich zwar selbst eine<br />
ziemlich große Sammlung, doch die reichte in diesem<br />
speziellen Fall nicht aus. Freundlicherweise borgte mir<br />
ein Nachbarjunge seine ebenfalls beachtliche<br />
Kollektion von Spielzeugautos, sodass ich genug<br />
zusammen bekam. Zunächst versuchte ich aus ein<br />
komplettes Herz aus roten Autos zusammenzustellen,<br />
doch es waren immer noch nicht genug für die<br />
Größe, die das Herz haben musste, damit es als Motiv<br />
verwendbar war.<br />
So musste wieder mal Photoshop herhalten. Ich<br />
setzte nur die eine Hälfte des Herzens aus den Autos<br />
zusammen. Das Foto konnte ich später spiegeln, mit<br />
dem angenehmen Nebeneffekt, dass ich mir um die<br />
Symmetrie keine Gedanken machen musste.<br />
Als Hintergrund diente mir ein großer Bogen weißes<br />
Papier auf dem Fußboden.<br />
Ich suchte die roten Autos aus dem beachtlichen<br />
Spielzeugfuhrpark aus, wobei ich einen roten Traktor<br />
und einen roten Doppeldeckerbus nicht<br />
berücksichtigte, weil deren Proportionen nicht<br />
passten.<br />
Nun arrangierte ich die Autos kolonnenweise auf dem<br />
weißen Papier, wobei ich darauf achtete, sie so dicht<br />
wie möglich beieinander aufzureihen. Die an der<br />
Spiegelachse des Herzens befindliche Kolonne<br />
musste außerdem so gerade wie möglich<br />
ausgerichtet sein, denn das würde die spätere Arbeit<br />
mit Photoshop wesentlich erleichtern. Ich<br />
vertauschte einige der kleinen Gefährte, bis ich mit<br />
Form und Aussehen zufrieden war. Weil das eine oder<br />
andere Auto nicht aufhören wollte, ein paar Millimeter<br />
zu rollen, nachdem ich es platziert hatte, wodurch<br />
eine störende weiße Lücke entstand, fixierte ich es mit<br />
Klebestift auf dem papiernen Untergrund. Eigentlich<br />
hatte ich für die Aufnahmen das Blitzgerät benutzen<br />
wollen, aber als ich ein paar Testfotos bei normalem<br />
Umgebungslicht machte, gefiel mir, dass es keine<br />
starken Schatten gab, was beim Blitzen mit Sicherheit<br />
der Fall gewesen wäre. So war denn alles bereit. Ich<br />
versah meine Kamera mit einem 18-105 mm<br />
Zoom-Objektiv, und wählte ISO 500 und Blende acht<br />
vor. Die resultierende Verschlusszeit erlaubte mir, aus<br />
der Hand zu schießen. Mit einer eingestellten<br />
Brennweite von 18 mm hielt ich die Kamera direkt<br />
über das Motiv und schoss das Foto. Dank des in den<br />
LiveView eingeblendeten Rasters war die Ausrichtung<br />
des Bildausschnitts kein Problem.<br />
Ich öffnete das Foto in ACR und erhöhte die Helligkeit<br />
des weißen Hintergrunds sowie generell die<br />
Farbintensität. Auch die Klarheit erhöhte ich etwas,<br />
bevor ich das Bild anschließend in Photoshop öffnete.<br />
Oben: Meine Bildidee erforderte jede Menge<br />
Spielzeugautos. Ich konnte nur rote Autos gebrauchen,<br />
die ich in Herzform anordnen wollte.<br />
Unten: Nachdem ich ein halbes Herz mit den Autos<br />
gelegt hatte, machte ich die Aufnahme, importierte sie<br />
in Photoshop und spiegelte sie, um eine symmetrische<br />
Form zu bekommen.<br />
Ich verdoppelte die Größe der Arbeitsfläche,<br />
duplizierte die Ebene und spiegelte sie vertikal. Dann<br />
fügte ich jeder Ebene eine Ebenenmaske hinzu und<br />
reduzierte die Deckkraft, sodass ich beide Herzhälften<br />
genau ausrichten konnte. Nachdem ich mit dem<br />
Übergang an der Spiegelachse zufrieden war,<br />
reduzierte ich die beiden Ebenen auf eine und schnitt<br />
das Bild zu.<br />
Fertig! Jetzt hatte ich ein Bild, das mein Faible für<br />
Spielzeugautos ausdrückte – und ganz nebenbei ein<br />
schönes Motiv zum Valentinstag!<br />
76 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
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77
Das kreative Auge Thema: Auto<br />
Creative Eye<br />
POLE POSITION…<br />
Von Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 16-35m f/4G ED<br />
Software: Lightroom 5 & Photoshop CC<br />
„Ein Thema nach meinem Geschmack“<br />
war mein erster Gedanke, als ich vom<br />
Thema für die Serie „Das kreative Auge“<br />
erfuhr. Ich verbringe jedes Jahr so viele<br />
Wochenenden mit der Motorsport-<br />
<strong>Fotografie</strong>, dass ich mich hier auf meinem ureigenen<br />
Gebiet befand. Ich wollte jedoch etwas Neues<br />
versuchen, daraus lernen und vielleicht eine neue<br />
Aufnahmetechnik entwickeln, die ich später vielleicht<br />
regelmäßig verwenden konnte.<br />
Mein erstes Vorhaben bestand darin, eines der üblichen<br />
Autobilder zu machen, bei denen ein spezieller,<br />
überlanger Kameragalgen mit Saugnäpfen außen an<br />
der Karosserie befestigt wird. Dann wird der Wagen mit<br />
geringem Tempo gezogen, während gleichzeitig eine<br />
Langzeitaufnahme des von ihm gemacht wird.<br />
Dadurch bleibt er scharf im Bild, während seine<br />
Umgebung verschwimmt, als würde er sich mit hoher<br />
Geschwindigkeit bewegen. Das jedenfalls ist die<br />
Theorie. Doch in diesem Fall klappte es nicht so gut.<br />
Ich hatte mir den Spezialgalgen geborgt und einen<br />
Fototermin für die Aufnahme eines Rennwagens<br />
organisiert, mit dem ein Freund recht erfolgreich<br />
Rennen fährt. Am fraglichen Tag herrschten<br />
selbstverständlich die allerbesten Bedingungen, das<br />
Licht war fantastisch und die ganze Aktion klappte wie<br />
im Bilderbuch… Nein, nichts davon ist wahr. An dem<br />
einzigen Tag, an dem wir fotografieren konnten,<br />
herrschte ein stürmischer, böiger Wind und der Regen<br />
prasselte aus allen Richtungen auf uns herab. Wir<br />
versuchten trotzdem die Aufnahme mit dem Galgen,<br />
doch der Wind war einfach zu stark und es war<br />
unmöglich, den Rennwagen scharf ins Bild zu<br />
bekommen. Zum Glück hatte ich einen Studioblitz<br />
eingepackt, der eigentlich dafür vorgesehen war, das<br />
ursprünglich geplante Motiv aufzuhellen, falls die<br />
Lichtverhältnisse nicht gut genug sein würden. Nun<br />
musste schnell eine neue Idee her. Wir räumten eine<br />
ausreichend große Fläche in einem nahe gelegenen<br />
Lagerhaus frei und parkten den Wagen dort. Da wir<br />
weiter nichts geplant hatten, musste nun improvisiert<br />
werden.<br />
Ich baute die Kamera aufs Stativ und schraubte ein<br />
16-36 mm Zoom-Objektiv auf. Normalerweise<br />
benutze ich einen Polfilter, um die vom Lack eines<br />
Auto verursachten Reflexionen zu bändigen, doch das<br />
war in diesem Fall nicht nötig, weil ich den Blitz so<br />
einstellen konnte, dass Reflexionen von vornherein<br />
vermieden wurden. Ich schaltete die Kamera auf<br />
manuelle Betriebsart, stellte Blende f/8 und ISO 200<br />
ein, dann brachte ich noch einen Fernauslöser an. Der<br />
Studioblitz wurde mit einer großen Softbox versehen<br />
und die Blitzleistung auf 100 % eingestellt. Mein Freund<br />
bediente den Auslöser, während ich für die<br />
Beleuchtung sorgte. Da wir nur ein Blitzgerät zur<br />
Verfügung hatten, musste ich den Rennwagen in<br />
mehreren Phasen beleuchten und die Einzelbilder<br />
später in Photoshop kombinieren. Ich begann am<br />
Heck des Wagens und arbeitete mich um das Fahrzeug<br />
herum während ich meinem Freund sagte, wann er<br />
auslösen sollte. Nachdem wir den Rennwagen im<br />
Kasten hatten, machte ich noch ein paar Aufnahmen<br />
von der Umgebung. Hinter dem Wagen stand ein<br />
großer Traktor. Ich richtete den Blitz so aus, dass er sich<br />
in dessen Scheinwerfern spiegeln musste, was das<br />
Foto so aussehen lässt, als seien die Scheinwerfer<br />
eingeschaltet. Zum Schluss machte ich noch ein paar<br />
Bildserien des Umgebungslichts, die dazu benutzt<br />
werden konnten, starke Schatten der Umgebung<br />
aufzuhellen.<br />
Die gesamte Ausbeute des Tages wurde in Lightroom 5<br />
importiert und sortiert. Nachdem die zu<br />
verwendenden Einzelbilder ausgewählt waren,<br />
synchronisierte ich den Weißabgleich, um<br />
sicherzustellen dass die Farben aller Bilder konsistent<br />
waren. Dann exportierte ich sie nach Photoshop CC.<br />
Die Scheinwerfer des Traktors sollten als<br />
Hauptbeleuchtung dienen. Man muss ein Hauptlicht<br />
haben, wenn man mit Lichtebenen arbeitet, sonst gibt<br />
es keine Schatten, und der Rennwagen hätte<br />
ausgesehen, als hätte man ihn später eingefügt. Ich<br />
fügte die beiden Scheinwerfer-Ebenen zusammen und<br />
begann die individuell beleuchteten Einzelbilder des<br />
Autos übereinander zu legen. Selbstverständlich nutzte<br />
ich für jedes Bild eine Ebenenmaske mit einem Pinsel<br />
von geringerer Deckkraft, um unerwünschte Elemente<br />
zu entfernen. Bei dieser effizienten Arbeitsweise<br />
können Sie genau auswählen, welchen Teil der<br />
Beleuchtung Sie verwenden wollen. Meine Einzelbilder<br />
passten perfekt übereinander, da weder die Kamera<br />
noch das Motiv bewegt worden waren.<br />
Nachdem dieser Teil erledigt war, sollte das Bild etwas<br />
Ganz oben: Ich verwendete<br />
einen Studioblitz mit einer<br />
quadratischen Softbox, die ich in<br />
der Hand hielt, um das Auto in<br />
allen Entstehungsphasen des<br />
Bildes zu beleuchten.<br />
Oben: Ich stellte eine mittlere<br />
Blende ein, um optimale Schärfe<br />
zu bekommen, sowie eine kurze<br />
Verschlusszeit, um das<br />
Umgebungslicht zu<br />
unterdrücken.<br />
Links: Dank der Ebenenmasken-<br />
Funktion von Photoshop können<br />
Sie die Beleuchtung graduell<br />
aufbauen. Denken Sie aber daran,<br />
jede Ebene sinnvoll zu benennen,<br />
sonst finden Sie sich nicht mehr<br />
zurecht.<br />
Atmosphäre bekommen. Deswegen erzeugte ich zwei<br />
starke Blendenflecke und fügte diese den<br />
Scheinwerfern des Traktors hinzu. Dann kühlte ich sie<br />
mit einer Tonwert/Sättigung-Einstellungsebene etwas<br />
ab. Ein Rauchpinsel mit der Füllmethode „Negativ<br />
multiplizieren“ sorgte für ein wenig Rauch hinter dem<br />
Auto. Den dadurch ebenfalls entstandenen Rauch<br />
davor entfernte ich mit einer weiteren Ebenenmaske.<br />
Nun musste das gesamte Bild noch etwas „aufgeräumt“<br />
werden. Dazu benutzte ich das<br />
Kopierstempelwerkzeug und das Ausbessern-<br />
Werkzeug, mit denen ich Farbunreinheiten am Lack<br />
des Rennwagens beseitigte, eine Notwendigkeit, die<br />
sich ergab, weil der wenig materialschonende<br />
Rennbetrieb seine Spuren hinterlassen hatte. Ich<br />
verstärkte noch den Kontrast der Gradationskurven<br />
und schärfte das Bild mit einer Unschärfe-Maske. Da<br />
das fertige Bild aus über 40 Ebenen besteht, war es<br />
während der gesamten Prozedur unerlässlich, die<br />
Ebenen sinnvoll zu benennen und zu gruppieren, sonst<br />
hätte ich den Überblick verloren.<br />
Zum Schluss wurde das Bild im Hochformat<br />
zugeschnitten, weil es besser zum Motiv passt. Das<br />
Ergebnis hat nichts mit dem zu tun, was eigentlich für<br />
den Termin geplant war. Der Herr des Geschehens ist,<br />
wer sich wandeln kann…<br />
78 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
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79
Das kreative Auge Thema: Spielzeug<br />
Creative Eye<br />
BLECHROBOTER UND<br />
PLASTIKKRIEGER<br />
Von Catherine MacBride<br />
Kamera: Nikon D7100<br />
Objektiv: NIKKOR 50mm f/1.4G<br />
Software: Photoshop CC<br />
Mit dem Thema „Spielzeug“ konnte<br />
ich mich schnell anfreunden. Es war<br />
eine schöne Gelegenheit, mich mit<br />
meinen Lieblingsspielzeugen zu<br />
beschäftigen und dabei zu<br />
fotografieren. Es war jedoch nicht leicht, zu<br />
entscheiden, was genau ich damit tun sollte,<br />
denn es gibt einfach zu viele Möglichkeiten. Es<br />
gab jedenfalls keine Idee, die mir sofort in den<br />
Sinn kam. Wenige Tage später, anlässlich eines<br />
Besuchs bei meiner Schwester, sah ich einen<br />
kleinen Blechroboter auf Ihrem Schreibtisch und<br />
lieh ihn mir aus. Wieder zu Hause, grub ich die<br />
Sammlung der kleinen Plastiksoldaten aus, die<br />
seit Kindheitstagen in einem Schuhkarton darauf<br />
wartete, wieder hervorgeholt zu werden.<br />
Bei näherem Hinsehen fiel mir auf, dass eine<br />
Figur durch ein Fernglas sah und winkte, also<br />
stellte ich mir die Szene vor, dass mein Roboter<br />
die Soldaten mit Laserstrahlen angriff, sodass die<br />
Plastiksoldaten schmelzen. Die Laserstrahlen mit<br />
Photoshop zu erzeugen, stellt kein Problem dar,<br />
aber meine Plastiksoldaten sollten tatsächlich<br />
schmelzen.<br />
So setzte ich mich an einem regnerischen<br />
Montagmorgen in die Küche an den Ofen,<br />
außerdem bewaffnet mit einem Föhn und<br />
zusätzlich mit einer Heißluftpistole, falls alle<br />
Stricke reißen würden. Doch der Ofen war völlig<br />
ausreichend. Ich erhitzte die Figuren darin, bis<br />
sie weich und verformbar wurden. Dann verbog<br />
ich die Gewehre, der Soldaten und verformte<br />
auch ihre Körper, was nur Schritt für Schritt<br />
geschehen konnte, weil ich darauf achten<br />
musste, dass die Figuren auch nach dem<br />
Erkalten noch aufrecht stehen konnten und<br />
nicht umfielen.<br />
Als ich mit dem Aussehen meiner deformierten<br />
Armee zufrieden war, baute ich die Szene auf,<br />
die ich mir ausgemalt hatte: Als erstes rollte ich<br />
eine Bahn weißer Tapete aus, deren Ende ich mit<br />
Klebeband an einem Regal befestigte. Das war<br />
mein Hintergrund. Hinzu kam eine einfache<br />
Lichtquelle in Form einer Klemmleuchte mit<br />
einer Tageslichtbirne, die an einem Blitzstativ<br />
befestigt und auf den Offizier mit dem<br />
Feldstecher gerichtet wurde. Das Licht dieser<br />
Leuchte gab den Figuren einen leichten Glanz<br />
und ließ die Konturen besser erkennen. Als alles<br />
bereit war, nahm ich meine Kamera mit 50mm<br />
Oben links: Nachdem die<br />
Figuren ein paar Minuten<br />
im Ofen waren, konnte ich<br />
sie beliebig verformen.<br />
Oben: Ich benutzte eine<br />
einfache Klemmleuchte,<br />
um mein Set<br />
auszuleuchten und den<br />
Figuren einen leichten<br />
Glanz zu geben.<br />
Rechts: Die Laserstrahlen<br />
stammen vom<br />
Zeichenstift-Werkzeug in<br />
Photoshop mit der<br />
Einstellung „Schein nach<br />
außen“.<br />
Standardobjektiv, schaltete sie auf „manuell“ und<br />
stellte die Belichtung ein. Ich wählte ISO 800 und<br />
Blende f/5.6.<br />
Der Fokus sollte klar auf dem Offizier liegen,<br />
wobei die Schärfe langsam nach hinten abfallen<br />
sollte, damit die Geschichte, die das Bild erzählt,<br />
deutlicher wurde. Mit dem schmalen<br />
Schärfentiefebereich führe ich den Betrachter<br />
durch das Bild. Zuerst liegt der Blick des<br />
Betrachters auf dem Offizier, bevor er den Rest<br />
der Szene zu erkunden beginnt.<br />
Nachdem ich mit meinem Foto zufrieden war,<br />
öffnete ich es in Photoshop. Ich benutzte den<br />
Zeichenstift mit der Einstellung „Schein nach<br />
außen“, um die Laserstrahlen des Roboters zu<br />
erzeugen. Nach einer kleineren Korrektur der<br />
Tonwerte, der Farbsättigung, der Helligkeit und<br />
des Kontrasts war das Bild fertig.<br />
80 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
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81
Das kreative Auge Thema: Spielzeug<br />
Creative Eye<br />
STAR WARS<br />
Von Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D5300<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S Micro 105mm f/2.8 VR<br />
Software: Photoshop CS5<br />
Es heißt, Männer würden nie<br />
erwachsen, nur älter. Dem kann<br />
ich nur zustimmen. Ich habe<br />
mich sehr gefreut, als ich die<br />
Chance bekam, ein Bild zu<br />
kreieren, dessen Motiv das Thema<br />
„Spielzeug“ darstellen sollte. Ich durfte also<br />
spielen und das als Arbeit deklarieren; kein<br />
Problem! Ich brauchte auch nicht lange<br />
nachzudenken, was ich tun würde, denn<br />
ich habe ein ganzes Regal voller Figuren<br />
aus allen möglichen Comics, Fernseh-<br />
Shows und Kinofilmen. Als mein Blick auf<br />
die „Abteilung Star Wars“ fiel, die sogar<br />
einen Ehrenplatz auf meinem Schreibtisch<br />
einnimmt, wusste ich, dass es ein von<br />
einem der George-Lucas-Filme<br />
inspiriertes Bild werden würde.<br />
Manche meiner früheren Projekte für<br />
unsere Serie „Das kreative Auge“ basierten<br />
zu einem nicht geringen Teil auf<br />
Photoshop. Dieses Mal jedoch wollte ich<br />
ein Bild, das nahezu ausschließlich mit der<br />
Kamera entstehen sollte. Ich examinierte<br />
meine Star Wars Lego-Sammlung und<br />
entschied mich für die Figuren der<br />
Schlacht um den Eisplaneten Hoth aus<br />
dem Film „Das Imperium schlägt zurück“.<br />
Also suchte ich mir zusammen, was ich für<br />
Darth Vaders Imperiale Armee brauchen<br />
würde, und begann, meine Szene<br />
aufzubauen. Als erstes legte ich eine<br />
Styroporplatte auf meinen Arbeitstisch<br />
und wählte die Figuren aus: eine Handvoll<br />
Snowtrooper und die Beine des AT-AT<br />
Läufers. Ich brauchte keinen kompletten<br />
Läufer zusammenzubauen, weil man auf<br />
dem Foto nur die Beine sehen würde. Ich<br />
montierte die mit einem 105 mm<br />
Makroobjektiv versehene Kamera auf das<br />
Stativ und machte meine Bildkomposition.<br />
Dabei war der in alle Richtungen drehund<br />
schwenkbare Kameramonitor eine<br />
große Hilfe, denn ich konnte die Figuren<br />
positionieren und gleichzeitig per<br />
LiveView auf dem Monitor verfolgen, wie<br />
sich dies auf das Bild auswirkte. Doch<br />
Ganz oben: Eine Gruppe<br />
Snowtrooper legt eine<br />
Feuerpause ein, während<br />
ich das Set vorbereite.<br />
Backpulver erwies sich als<br />
der ideale „Schnee“.<br />
Oben: Zuerst versuchte<br />
ich es mit einem<br />
Computer-Monitor als<br />
Hintergrund, doch der<br />
erwies sich als<br />
ungeeignet.<br />
Unten Rechts Dank des in<br />
einer beliebigen Position<br />
fixierbaren<br />
Kameramonitors war es<br />
ein Leichtes, die Szene zu<br />
ändern und gleichzeitig<br />
zu beurteilen, wie sich die<br />
Änderung auswirkte.<br />
Unten ganz rechts Von<br />
oben sieht das Set nicht<br />
besonders eindrucksvoll<br />
aus, doch aus dem<br />
Blickwinkel eines<br />
Snowtroopers ist es der<br />
Eisplanet Hoth.<br />
bisher hatte ich nur ein paar Lego-Figuren,<br />
die auf einer weißen Styroporplatte<br />
standen, und das sah nicht besonders<br />
eindrucksvoll aus. Ich probierte einen<br />
Computerbildschirm als Hintergrund für<br />
mein Diorama, erreichte aber nicht die<br />
gewünschte Wirkung.<br />
Mir war klar, dass mein gefrorener Planet<br />
realistischer aussehen musste. Was fehlte,<br />
war Schnee. Eine kurze Internet-<br />
Recherche ergab, dass man Schnee<br />
mithilfe von Backpulver simulieren kann.<br />
Also holte ich Backpulver und verstreute es<br />
über meine Snowtrooper, bis vom Styropor<br />
der Bodenplatte nichts mehr zu sehen war.<br />
Dann baute ich einen Studioblitz mit<br />
Reflektor auf, um meine Szene von hinten<br />
zu beleuchten, und stellte die Kamera auf<br />
die maximale Blitzsynchronisationszeit<br />
von 1/200 Sekunde und Blende f/9 ein. Das<br />
sah schon viel besser aus, doch ohne<br />
Hintergrund fehlte meiner Szene die Tiefe.<br />
Ich hatte noch ein paar schwarze<br />
Styroporplatten im Studio, von denen ich<br />
eine in Stücke riss, um ein entferntes<br />
Gebirge zu simulieren. Das verbesserte zwar<br />
die Szene, aber dem Bild fehlte immer noch<br />
das entscheidende Element, das es zum<br />
Leben erweckte. An diesem Punkt fiel mir<br />
auf, dass der Schnee irgendwo her kommen<br />
musste, also beschloss ich, es schneien zu<br />
lassen. Das würde die Szene attraktiver<br />
machen und vom schwarzen Hintergrund<br />
ablenken. Da ich keinen Fernauslöser hatte,<br />
stellte ich den Auslöser der Kamera auf eine<br />
Verzögerung von 10 Sekunden ein. <strong>Kurz</strong><br />
bevor sich der Verschluss sich öffnete,<br />
streute ich mehr Backpulver über der Szene,<br />
sodass der fallende „Schnee“ abgebildet<br />
werden würde. Nun sah das Ganze sehr viel<br />
besser aus.<br />
Als letzte Finesse sollte von einem der<br />
riesigen Füße des AT-AT-Läufers Schnee zu<br />
Boden fallen. Ich wiederholte also die obige<br />
Prozedur, indem ich während der<br />
Auslösung eine zusätzliche Portion<br />
82 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
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Backpulver am Bein des AT-AT-Läufers<br />
streute. Nach ein paar Versuchen klappte<br />
es, und ich war endlich zufrieden. Ich lud<br />
das Bild in Photoshop, stellte den<br />
Weißabgleich ein und erhöhte den Kontrast<br />
vermittels einer Gradationskurven-<br />
Einstellungsebene. Zum Schluss noch ein<br />
wenig Nachschärfen, und mein Bild war<br />
fertig – eine Patrouille imperialer<br />
Snowtrooper in einer frostigen Nacht auf<br />
dem Planeten Hoth.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
83
Das kreative Auge Thema: Spielzeug<br />
Creative Eye<br />
KRIEG DER ROBOTER<br />
Von Paul Ward<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 24-70mm f/2.8G<br />
Software: Adobe Photoshop CS5<br />
Das Thema „Spielzeug“ erschien<br />
mir vielversprechend, und ich hatte<br />
gleich eine Science-Fiction Szene<br />
vor Augen, in der Roboter eine<br />
Stadt zerstören. Ich rief einen<br />
Freund an, in dessen Büro ich mal eine<br />
Sammlung von Spielzeugrobotern gesehen<br />
hatte. Wenig später hatte ich mir einige<br />
ausgeliehen, und es konnte losgehen.<br />
Ich brauchte noch einen passenden<br />
Hintergrund für die Roboterinvasion. Die<br />
Gelegenheit dazu ergab sich, als ich für ein<br />
anderes Projekt eine Zeitraffersequenz einer<br />
belebten Straße fotografierte. Ich suchte auf<br />
der Straße einen Hintergrund für meine<br />
Roboterinvasion. Zufällig hatte der Himmel<br />
gerade die richtige Farbe, also baute ich die<br />
Kamera auf und machte meine<br />
Bildkomposition. Natürlich mussten Menschen<br />
im Vordergrund zu sehen sein, also stellte ich<br />
den Auslöser der Kamera auf 10 Sekunden<br />
Verzögerung, trat selbst in den Bildausschnitt<br />
und schaute nach oben auf einen imaginären<br />
Punkt am Himmel über der Häuserzeile, an<br />
dem später der Roboter im Bild zu sehen sein<br />
würde. Dabei erntete ich zwar einige<br />
merkwürdige Blicke von vorübergehenden<br />
Passanten, was mich aber nicht weiter störte;<br />
schließlich hatte ich jetzt meinen Hintergrund,<br />
und darauf kam es an.<br />
Zurück im Studio stellte ich einen der Roboter<br />
vor einen grünen Hintergrund und baute die<br />
Kamera so auf, dass deren Blickwinkel genau<br />
demselben Blickwinkel entsprach, den ich<br />
gehabt hatte, als ich während der<br />
Hintergrundaufnahme auf der Straße stand<br />
und nach oben schaute. Bei solchen<br />
Komposit-Aufnahmen muss man den<br />
Hintergrund zuerst fotografieren, denn die<br />
Beleuchtung des später einzufügenden<br />
Objekts – der Roboter in diesem Fall – muss<br />
der Beleuchtung des Hintergrunds angepasst<br />
werden. Das ist relativ einfach zu<br />
bewerkstelligen, aber es ist unmöglich, die<br />
Beleuchtung einer Außenaufnahme bei<br />
Tageslicht der Studiobeleuchtung des Objekts<br />
anzupassen, wenn das Ganze später natürlich<br />
aussehen soll. Das Licht auf der Straße war<br />
recht hell gewesen, besonders im Hintergrund.<br />
Deswegen stellte ich eine Leuchte mit<br />
Reflektor hinter dem Roboter auf, um dies zu<br />
imitieren.<br />
Auf die andere Seite des Roboters kam ein<br />
Rechts: Mit dem<br />
magnetischen Lasso-<br />
Werkzeug wählte ich die<br />
einzelnen Komponenten des<br />
Bildes, verteilte Sie auf<br />
Ebenen und löschte alle<br />
überflüssigen Areale.<br />
Ganz rechts: Nachdem alle<br />
Komponenten beisammen<br />
waren, mussten nur der<br />
Rauch und die Lichteffekte<br />
hinzugefügt werden, um das<br />
Ganze dramatischer<br />
aussehen zu lassen.<br />
Blitzgerät mit Softbox, dessen Licht zum<br />
Aufhellen dienen sollte. Als letztes baute ich<br />
eine weitere Leuchte mit Softbox auf, die den<br />
grünen Hintergrund ausleuchtete. So weit, so<br />
gut. Leider waren meine Funkfernauslöser<br />
nirgends zu finden, also versuchte ich es mit<br />
einem Studioblitz im Slave-Modus, der durch<br />
ein Blitzgerät auf der Kamera ausgelöst werden<br />
sollte. Ich drehte den Blitz vom Roboter weg,<br />
damit er dadurch kein weiteres Licht abbekam,<br />
wählte eine kleine Blende vor und stellte auf<br />
den Roboter scharf. Mit demselben Licht<br />
fotografierte ich noch eine der Raketen, die an<br />
einem Faden an einem Kleiderbügel hing und<br />
später eingefügt werden sollte. Außerdem<br />
machte ich ein Bild von einem zweiten<br />
Roboter am Ende der Straße, das ich absichtlich<br />
unscharf ließ, damit es zur Schärfentiefe<br />
meines Hintergrunds passte. Zum Schluss<br />
brauchte ich noch einige panische Fußgänger,<br />
die ich wiederum selbst spielte. Ich stellte eine<br />
einzelne Softbox an der weißen Wand meines<br />
Studios auf und spielte einen Mann, der vor der<br />
Roboterinvasion flieht, wobei ich im<br />
Gegenlicht mehrmals auslöste.<br />
Oben und links: Die<br />
Beleuchtung des Roboters<br />
musste genau zu der<br />
Beleuchtung der<br />
Straßenszene passen.<br />
Unten links: Ich<br />
fotografierte mich selbst „auf<br />
der Flucht“ vor dem<br />
gigantischen Roboter.<br />
Unten: Die Straßenszene<br />
wurde per<br />
Langzeitbelichtung<br />
aufgenommen.<br />
Ich lud alle Bilder in Photoshop und legte sie als<br />
einzelne Ebenen auf den Hintergrund. Mit dem<br />
magnetischen Lasso-Werkzeug löste ich den<br />
Roboter von seinem grünen Hintergrund und<br />
fügte ihn ein, dann beseitigte ich ein paar<br />
scharfe Kanten mit dem Radiergummi. Es<br />
folgte die Rakete, deren Start mit etwas Rauch<br />
von einem Bild aus einem älteren Projekt<br />
dargestellt wurde. Für die fallenden Steine des<br />
Hauses, das im Begriff ist, einzustürzen,<br />
benutzte ich Ziegel der verfallenen Mauer<br />
rechts in meinem Hintergrundbild, die ich mit<br />
dem Lasso-Werkzeug auswählte, kopierte und<br />
anschließend drehte und verzerrte, um<br />
verschiedene Formen und Winkel zu<br />
erzeugen.<br />
Ich wiederholte diesen Prozess, bis ich genug<br />
Schutt beisammen hatte, gab noch etwas<br />
Rauch für die Dramatik hinzu und fügte zuletzt<br />
die Aufnahmen von mir selbst ein. Dann<br />
benutze ich das Pinselwerkzeug mit geringer<br />
Deckkraft, um die Schatten der panischen<br />
Menschenmenge einzufügen. Nach ein wenig<br />
Aufräumarbeit war mein Bild fertig, und ich<br />
hatte eine gigantische Invasion überlebt…<br />
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85
Das kreative Auge Thema: Glühbirne<br />
Creative Eye<br />
GLÜHBIRNE?!<br />
Von Ross Hoddinott<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR 105mm f/2.8G VR Micro<br />
Software: Photoshop CC<br />
„Glühbirne“ als Thema –<br />
Erleuchtung inbegriffen? Pardon,<br />
aber manche Wortspiele sind eben<br />
unwiderstehlich. Tatsächlich ist<br />
eine Glühbirne ein alltägliches,<br />
wenig aufregendes Objekt und nur schwer mit<br />
Kreativität in Zusammenhang zu bringen. Oder<br />
doch? Da ich von Spielereien mit Photoshop<br />
nicht sehr viel halte, konzentrierte ich mich für<br />
dieses Projekt auf das, was mit der Kamera<br />
möglich ist. Mir kam ein Gedanke, der eine<br />
spezielle Arbeitsweise voraussetzt und<br />
hoffentlich zu einer kreativen Aufnahme<br />
führte.<br />
Da ich auf Makrofotografie spezialisiert bin,<br />
dachte ich natürlich zuerst an die<br />
formatfüllende Großaufnahme einer<br />
Glühbirne. Außerdem mag ich<br />
Gegenlichtaufnahmen, weil sie einfache und<br />
ausdrucksstarke Bildkompositionen<br />
ermöglichen, deren Formen man gut<br />
herausarbeiten kann. Ich holte also meinen<br />
Lichtkasten hervor, stellte ihn auf den<br />
Küchenboden und legte eine klare,<br />
durchsichtige Glühbirne darauf. Falls Sie keinen<br />
Lichtkasten haben, legen Sie ein weißes Blatt<br />
Papier auf einen Glastisch, den Sie von unten<br />
mit einer Schreibtischlampe beleuchten. Ich<br />
schraubte meine mit Makroobjektiv versehene<br />
Kamera auf das Stativ, stellte es direkt über den<br />
Lichtkasten und richtete die Kamera senkrecht<br />
nach unten. Ich wollte die gekrümmten<br />
Konturen des Glaskolbens nicht im Bild haben,<br />
deswegen brachte ich die Kamera sehr nah ans<br />
Motiv heran. Bei der damit verbundenen<br />
Vergrößerung war die Schärfentiefe nur<br />
hauchdünn. Ich wählte die Zeitautomatik und<br />
Blende f/11, aktivierte den LiveView und stellte<br />
manuell scharf. Das Meßsystem der Kamera<br />
fand eine Verschlusszeit, die das Bild<br />
unterbelichten würde, doch das war zu<br />
erwarten gewesen wegen des extrem hellen<br />
Hintergrunds. Ich stellte dementsprechend<br />
eine Belichtungskorrektur von EV+1 ein und<br />
sah mir erneut das Histogramm an. Diesmal<br />
war alles in Ordnung. Ich probierte ein paar<br />
Bildkompositionen und Kamerawinkel aus, mit<br />
denen ich jeweils ein paar Aufnahmen machte,<br />
bis ich sicher war, mindestens ein gutes Foto<br />
im Kasten zu haben.<br />
Weiter ging es mit Photoshop. Eine Glühbirne<br />
ist ein so ordinärer Gegenstand, das meine<br />
Aufnahmen nichtssagend und langweilig<br />
wirkten. Um das zu ändern, bedurfte es einiger<br />
Eingriffe. Da ich kein Photoshop-Experte bin,<br />
wollte ich mich nicht auf unbekanntes Terrain<br />
wagen und hielt meine Retuschen so einfach<br />
wie möglich. Zuerst justierte ich Kontrast,<br />
Klarheit und Belichtung, dann klickte ich auf<br />
„Bild > Korrekturen > Umkehren“. So erhielt ich<br />
ein „Negativ“ des Fotos. Das bewirkte, dass die<br />
Elemente der Birne stärker als zuvor<br />
Ganz links: Ich legte die Glühbirne auf einen Lichtkasten,<br />
dessen Gegenlicht den Glühfaden nahezu nur noch als<br />
Silhouette erkennen ließ.<br />
Links: Dank des LiveViews konnte ich akkurat auf den<br />
Glühfaden scharfstellen.<br />
Rechts Die Umkehrfunktion von Photoshop verwandelte<br />
das Foto in ein Negativ, bevor ich den Blaustich<br />
hinzufügte.<br />
hervortraten. Dann klickte ich auf „Bild ><br />
Korrekturen > Farbbalance“ und gab dem Bild<br />
einen recht kräftigen Blaustich. Der kalte<br />
Farbton gab dem Bild mehr „Pfiff“ und schuf<br />
eine besondere Stimmung, die es attraktiver<br />
machte. Diese wenigen Anpassungen<br />
genügten, um ein eher langweiliges Motiv zu<br />
einem interessanten Anblick zu machen – eine<br />
wirklich erhellende Erfahrung!<br />
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87
Das kreative Auge Thema: Glühbirne<br />
Creative Eye<br />
DANN GING MIR EIN<br />
LICHT AUF …<br />
Von Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D5300<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 18-140mm f/3.5-5.6<br />
Software: Lightroom 4 & Photoshop CS5<br />
Es gibt Zeiten, in denen man mehr<br />
kreative Ideen hat als man aktuell<br />
umsetzen könnte, aber manchmal<br />
kommt einem einfach nichts in den<br />
Sinn; so ging es mir jedenfalls beim<br />
Thema „Glühbirne“. Wie kreativ soll man wohl mit<br />
einer Glühbirne werden können? Ich strengte die<br />
grauen Zellen an, wälzte Gedanken hin und her,<br />
hatte ein paar Ideen, verwarf sie wieder und hatte<br />
schon eine Menge Zeit verbraucht, ohne zu einem<br />
Ergebnis zu kommen. An diesem Punkt, als ich<br />
frustriert und missmutig war, ging mir buchstäblich<br />
ein Licht auf: Eine Glühbirne symbolisiert eine neue<br />
Idee; deswegen kann eine ausgebrannte Glühbirne<br />
das Gefühl illustrieren, dass ich noch wenige<br />
Augenblicke vorher gehabt hatte. Um diese Idee<br />
umzusetzen, musste es ein Komposit-Bild werden,<br />
denn für eine Einzelaufnahme waren dabei zu viele<br />
Bildelemente zu berücksichtigen.<br />
Eine Glühbirne funktioniert bekanntlich so, dass ein<br />
in einem Glaskolben befindlicher Wolframfaden<br />
durch den ihn durchfließenden Strom aufgeheizt<br />
wird, bis er sichtbares Licht aussendet. Der<br />
Glaskolben ist mit dem Edelgas Argon gefüllt, damit<br />
der Wolframfaden sich nicht entzündet und<br />
verbrennt. Zerbricht jedoch der Glaskolben, sodass<br />
der weißglühende Wolframfaden mit Sauerstoff aus<br />
der Umgebungsluft in Kontakt kommt, verbrennt er<br />
sehr schnell, fast explosionsartig. Genau diesen<br />
Moment wollte ich einfangen. Er sollte meinen<br />
ausgebrannten Ideenvorrat darstellen. Die erste<br />
Hürde, die es zu überwinden galt, bestand bereits<br />
darin, überhaupt noch Glühbirnen zu bekommen.<br />
Die angeblich umweltfreundlicheren LED- und<br />
Halogenlampen, die traditionelle Edison-Birnen fast<br />
vollständig ersetzt haben, waren für mich<br />
ungeeignet. Es blieb also nichts übrig, als 10<br />
Glühbirnen im Internet zu bestellen. Als sie<br />
eingetroffen waren, machte ich mich schnellstens<br />
daran, sie zu zerbrechen. Ich steckte die Birnen<br />
einzeln in eine Plastiktüte, um die Scherben<br />
aufzufangen, zog mir Handschuhe an und<br />
zertrümmerte die Glühbirnen oberhalb des<br />
Metallgewindes mit einer Wasserpumpenzange. In<br />
einigen Fällen ging dabei der Glühfaden kaputt, doch<br />
sieben von neun Birnen waren verwendbar. Ich<br />
benutzte eine alte Birnenfassung mit Kabel und<br />
Stecker, die ich in einem Pappkarton fixierte, und<br />
stellte das Ganze auf einen Tisch. Zuerst wollte ich<br />
die Glühbirne von hinten mit einer Softbox<br />
beleuchten und befestigte ein Stück schwarzen<br />
Karton als Hintergrund an der Softbox.<br />
Nach ein paar Testfotos merkte ich, dass mir die<br />
ausschließlich von der Birne beleuchteten Bilder<br />
besser gefielen. Also verzichtete ich auf den<br />
Studioblitz, montierte die Kamera aufs Stativ,<br />
schaltetete auf manuelle Betriebsart und stellte<br />
manuell mit LiveView scharf. Die Verschlusszeit<br />
stellte ich auf 1/800 Sekunde, die Blende auf f/8 und<br />
die ISO-Empfindlichkeit auf 400. Der Glühfaden<br />
würde nur kurze Zeit brennen, deswegen war an der<br />
Kamera außerdem die Serienbildfunktion<br />
eingeschaltet. Mit dem Finger einer Hand am<br />
Auslöser und mit der anderen Hand am Lichtschalter<br />
ging ich ans Werk. Ich brauchte alle präparierten<br />
Glühbirnen auf, doch am Ende war ich sicher, eine<br />
Aufnahme zu haben, mit der ich weiterarbeiten<br />
konnte. Nun ging es an den nächsten Teil des Bildes.<br />
Ich baute die Kamera vor einem schwarzen<br />
Hintergrund auf, sowie zwei Studioleuchten mit<br />
Softboxen rechts und links von der Stelle, an der ich<br />
stehen würde. Ich schraubte meine letzte –<br />
unzerbrochene – Glühbirne in die Lampenfassung<br />
und hängte sie über meinem Kopf auf. Deren Licht<br />
würde sich mit dem der zerbrochenen Birne, die ich<br />
später einkopieren wollte, vermischen. Ich stellte die<br />
maximale Blitzsynchronisationszeit von 1/200<br />
Sekunde ein, stellte scharf und startete den<br />
Selbstauslöser der Kamera mit 10 Sekunden<br />
Vorlauf. Ein paar Grimassen später hatte ich ein<br />
Porträt von mir, das dumm genug aussah, um<br />
Oben links: Bei diesem<br />
Projekt gingen einige<br />
Glühbirnen kaputt.<br />
Oben: Ich hängte mir eine<br />
Glühbirne über den Kopf,<br />
um deren Schein für das<br />
Porträtfoto einzufangen.<br />
Oben innen: Die Glühbirnen<br />
zerbrach ich in einer<br />
Plastiktüte, um die Scherben<br />
aufzufangen.<br />
Links: Ich fotografierte die<br />
brennende Glühbirne am<br />
Ende ihres Daseins.<br />
Unten: In Photoshop<br />
entfernte ich das Lichtstativ<br />
und kopierte die brennende<br />
Glühbirne hinein.<br />
weiter arbeiten zu können.<br />
In Lightroom blätterte ich durch meine Glühbirnen-<br />
Bilder, wählte das Beste aus und lud es zusammen<br />
mit meinem Porträt in Photoshop. Nachdem ich das<br />
Lichtstativ und die Platzhalter-Glühbirne entfernt<br />
hatte, erweiterte ich den schwarzen Hintergrund<br />
nach oben und kopierte die ausgebrannte Birne und<br />
den Rauch des ehemaligen Glühfadens hinein. Dazu<br />
benutzte ich, wo notwendig, Tonwertkorrektur-<br />
Einstellungsebenen, damit die Tonwerte beider<br />
Bilder zueinander passten. Nun folgten noch ein<br />
bisschen Abwedeln und Nachbelichten, auch ein<br />
wenig Nachschärfen, und fertig war mein Foto zum<br />
Thema „Glühbirne“.<br />
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89
Das kreative Auge Thema: Glühbirne<br />
Creative Eye<br />
DER IDEEN<br />
EMPFÄNGNIS …<br />
Von Catherine MacBride<br />
Kamera: Nikon D7100<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 50mm f/1.4G<br />
Software: Photoshop CC<br />
Als ich das Thema für diese<br />
Ausgabe unserer Serie „Das kreative<br />
Auge“ erfuhr, war ich angenehm<br />
überrascht. Ich hatte schon bei<br />
anderen Gelegenheiten Glühbirnen<br />
fotografiert, die für mich Ideen und Chancen<br />
repräsentieren. Die Idee für dieses Foto hatte<br />
ich, als ich alte, defekte Glühbirnen sortierte und<br />
mir eine dieser schlanken, kerzenförmigen<br />
Birnen auffiel. Mir kam der Gedanke, die<br />
Empfängnis, die Befruchtung der menschlichen<br />
Eizelle, anhand eines Motivs mit Glühbirnen<br />
darzustellen.<br />
Zuerst nahm ich mir eine normale, matte<br />
Glühbirne vor, aus der ich mit Hilfe einer<br />
Kombizange den Glaskolben, der den<br />
Glühfaden hält, entfernte, denn der Glaskolben<br />
war ein mein Motiv störendes Element,<br />
außerdem konnte die Glühbirne ohne den am<br />
unteren Ende des Metallgewindes befindlichen<br />
Kontakt aufrecht stehen. Bei der Aktion mit der<br />
Kombizange trug ich Arbeitshandschuhe und<br />
eine Schutzbrille, weil die Gefahr bestand, dass<br />
die Birne platzen würde. Die präparierte Birne<br />
stellte ich auf einen mit weißem Papier<br />
bedeckten Tisch. Dann baute ich die<br />
Beleuchtung auf, eine 6500 Kelvin starke<br />
Tageslichtbirne in einer Klemmlampe, befestigt<br />
an einem Lichtstativ. Als Diffusor nutzte ich<br />
einen weißen Schirm; der ein helles, konstantes<br />
Licht gab. So konnte ich mein Motiv exakt<br />
beurteilen, bevor ich das Bild machte. Ich<br />
schraubte die Kamera mit einem 50mm<br />
Standardobjektiv auf ein Stativ, stellte die<br />
manuelle Betriebsart ein, Blende f/14 und 1/4<br />
Sekunde bei ISO 320. Die kleine Blende war<br />
nötig, weil ich viel Schärfentiefe brauchte. Ich<br />
bewegte meine Lichtquelle um den Tisch<br />
herum, bis ich mit dem erzeugten Reflex auf der<br />
Birne zufrieden war, wobei mir der LiveView der<br />
Kamera die Kontrolle erleichterte. Nun machte<br />
Oben: Vorsichtig löste<br />
ich den Glaskolben<br />
mit dem Glühfaden<br />
aus der Birne.<br />
Rechts Ich benutzte<br />
ein Dauerlicht hinter<br />
einem weißen Schirm,<br />
um mein Set zu<br />
beleuchten.<br />
Unten: Mit Hilfe einer<br />
Ebenenmaske stellte<br />
ich die Kerzen-<br />
Glühbirne frei und<br />
kopierte sie so oft, bis<br />
ich die große<br />
Glühbirne damit<br />
umgeben konnte. Die<br />
Schwänze sind von<br />
Hand gezeichnet.<br />
ich die Aufnahme, bei der ich genug Platz um<br />
die Glühbirne ließ, um die noch fehlenden<br />
Bildelemente positionieren zu können. Dann<br />
nahm ich die Kamera vom Stativ und<br />
fotografierte die auf der Seite liegende<br />
Kerzen-Birne ebenfalls vor dem weißen<br />
Hintergrund.<br />
Dieses Bild lud ich nun in Photoshop und stellte<br />
die Birne mit Hilfe einer Ebenenmaske und<br />
eines schwarzen Pinsels frei. Dann kopierte ich<br />
sie in das Bild mit der stehenden Glühbirne. Mit<br />
den Transformationswerkzeugen verkleinerte<br />
ich die Kerzen-Birne und duplizierte diese<br />
Ebene so oft, bis ich genug kleine Birnen<br />
beisammen hatte, mit denen ich die größere<br />
Birne umgeben konnte. Ich arrangierte nun jede<br />
einzelne der kleinen Birnen, bis mir die<br />
Anordnung gefiel und führte sie zu einer<br />
einzigen Ebene zusammen. Danach benutzte<br />
ich erneut das Pinselwerkzeug, mit dem ich auf<br />
einer neuen, klaren Ebene die kleinen<br />
Schwänze anbrachte, wobei ich die Deckkraft<br />
soweit reduzierte, bis ich mit dem Effekt<br />
zufrieden war. Nun fügte ich noch eine<br />
Strukturebene hinzu – aus meiner Sammlung<br />
von www.Flypapertextures.com – und brachte<br />
zwei Blendenflecke an, einen im Zentrum der<br />
großen Glühbirne, den anderen an der Spitze<br />
des Gewinners des Rennens. Zum Schluss<br />
führte ich alle Ebenen zusammen, justierte die<br />
Gradationskurven und nahm leichte<br />
Tonwertkorrekturen vor.<br />
90 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
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91
KAMERATECHNIK<br />
WENN SIE WISSEN, WIE IHRE KAMERA FUNKTIONIERT,<br />
MACHEN SIE AUTOMATISCH BESSERE FOTOS<br />
Spezialfunktionen<br />
Auf den folgenden Seiten beschäftigen wir<br />
uns mit technischen Aspekten und mit<br />
Kamerafunktionen, die sich nur schwer<br />
einer der Standardkategorien zuordnen<br />
lassen, deswegen haben wir sie unter<br />
„Spezialfunktionen“ zusammengefasst. Sie<br />
sollten Sie kennen, um zu beurteilen,<br />
inwieweit sie für Ihre Zwecke hilfreich sein<br />
können. Im Einzelnen geht es um das<br />
häufig ignorierte Histogramm, um<br />
Motivwahl-Funktionen, um die Auto-ISO-<br />
Funktion und um noch einige mehr. Nicht<br />
alle Funktionen werden für Sie relevant<br />
sein, einige jedoch ganz bestimmt.<br />
Vielleicht entdecken Sie sogar eine<br />
Funktion für sich, die sich so gut für Ihren<br />
Fotostil eignet, dass Sie sie von nun an nicht<br />
mehr missen möchten.<br />
Dunkle Töne<br />
IMAGES: LEE FROST<br />
Histogramme<br />
Sie kennen die kleine Grafik, die auf dem<br />
<strong>Vorschau</strong>bildschirm auftaucht, wenn Sie<br />
versehentlich die Info-Taste drücken, während Sie ein<br />
Bild betrachten? Es ist das Histogramm, und es erfüllt<br />
eine wichtige Aufgabe. Tatsächlich ist es wichtiger<br />
und nützlicher als das <strong>Vorschau</strong>. Wenn Sie zu einem<br />
wirklich guten Fotografen werden wollen, kommen<br />
Sie nicht umhin, sich näher mit dem Histogramm zu<br />
beschäftigen. Das Problem, wenn Sie ausschließlich<br />
das Monitorbild betrachten, besteht darin, dass dieses<br />
Ihnen möglicherweise nicht das Bild zeigt, das der<br />
Sensor aufgenommen hat. Wenn Sie beispielsweise<br />
versehentlich die Bildschirmhelligkeit zu hoch oder<br />
zu niedrig eingestellt haben, dann wird das Bild, das<br />
Sie sehen, heller oder dunkler sein als es in<br />
Wirklichkeit ist. Wenn Sie nun die Belichtung<br />
anpassen, um die vermeintliche Über- oder<br />
Unterbelichtung zu korrigieren, erzeugen Sie erst die<br />
Fehlbelichtung, die vorher gar nicht vorhanden war.<br />
Dasselbe gilt, wenn Sie bei schlechten oder sehr<br />
guten Lichtverhältnissen fotografieren, bei denen der<br />
Kameramonitor die Szene nicht mehr akkurat<br />
darstellt. Demgegenüber liefert das Histogramm eine<br />
viel präzisere Möglichkeit, die Belichtung eines<br />
Digitalfotos zu bewerten, denn es zeigt Ihnen an, wie<br />
die Farbtöne im Bild verteilt sind und außerdem, ob<br />
Ihr Bild über- oder unter<strong>belichtet</strong> ist. Im Einzelnen<br />
können Sie folgendes ablesen:<br />
1) Die linke Seite des Histogramms zeigt die Tiefen,<br />
die rechte Seite zeigt die Lichter, der mittlere<br />
Abschnitt zeigt die Mitteltöne an.<br />
2) Die meisten Bilder werden ein Histogramm zeigen,<br />
dass wie ein Hügel aussieht, dessen höchster Punkt<br />
sich in der Mitte befindet und der den mittleren<br />
Farbtonbereich repräsentiert. Der Hügel fällt nach<br />
links zu den Tiefen hin und nach rechts zu den<br />
Lichtern hin ab.<br />
Durchschnittliche Szene<br />
3) Falls Ihre Szene hauptsächlich aus dunklen Tönen<br />
besteht, ist das Histogramm nach links in Richtung<br />
der Tiefen verschoben. Ein nach links verschobenes<br />
Histogramm kann jedoch auch auf Unterbelichtung<br />
hinweisen, falls die Szene aus durchschnittlichen<br />
oder helleren Tonwerten besteht.<br />
4) Besteht Ihre Szene hauptsächlich aus hellen<br />
Farbtönen, ist das Histogramm nach rechts in<br />
Richtung der Lichter verschoben. Es kann aber auch<br />
auf Überbelichtung hinweisen, falls die Szene aus<br />
durchschnittlichen oder dunkleren Tonwerten<br />
besteht.<br />
5) Falls das Histogramm an der linken, für die Tiefen<br />
zuständigen Seite „abgeschnitten“ ist, bedeutet das,<br />
dass bestimmte dunkle Bereiche unter<strong>belichtet</strong><br />
worden sind und auf dem Foto schwarz erscheinen<br />
werden. Das wiederum bedeutet, dass in diesen<br />
Bereichen keinerlei Details aufgenommen wurden.<br />
6) Falls das Histogramm an rechten, für die Lichter<br />
zuständigen Seite „abgeschnitten“ ist, bedeutet das,<br />
dass bestimmte helle Bereiche „ausgebrannt“ sind,<br />
weil sie über<strong>belichtet</strong> wurden. Auch in diesem Fall<br />
enthalten diese Bereiche keinerlei Details. Wenn Sie<br />
die Spitzlichter-Warnung Ihrer Kamera einschalten,<br />
können Sie sofort erkennen, ob Spitzlichter<br />
ausgebrannt sind, weil die fraglichen Bereiche blinken<br />
werden.<br />
Helle Töne<br />
7) Sie sollten abgeschnittene Spitzlichter und Tiefen<br />
generell vermeiden, doch in manchen Situationen<br />
wird das nicht möglich sein. Doch das ist kein Grund<br />
zur Sorge, denn Sie können aus der Not solcher<br />
Bildfehler eine Tugend machen, indem Sie einen<br />
kreativen High-Key- oder Low-Key-Effekt erzeugen.<br />
Ist das nicht erwünscht, müssen Sie die Belichtung<br />
reduzieren oder erhöhen, um das Bild<br />
nachzudunkeln oder aufzuhellen – anschließend<br />
überprüfen Sie das Histogramm erneut.<br />
8) Wichtig zu wissen für die Interpretation des<br />
Histogramms ist, dass der Kamerasensor weit mehr<br />
Farbton-Informationen auf der rechten Seite – den<br />
Lichtern – des Histogramms aufnimmt als auf der<br />
linken Seite – den Tiefen. Tatsächlich nimmt er in den<br />
rechten 20% des Diagramms mehr Tonwerte auf als<br />
in den gesamten verbleibenden 80%. Wenn Sie also<br />
im Raw-Format fotografieren und bestmögliche<br />
Bildqualität erreichen wollen, sollten möglichst viele<br />
Tonwerte innerhalb der 20% auf der rechten Seite des<br />
Histogramms liegen. Das Bild mag zwar auf dem<br />
Kameramonitor über<strong>belichtet</strong> erscheinen, doch die<br />
Belichtung kann in der Nachbearbeitung korrigiert<br />
werden. Im Übrigen ist eine Überbelichtung der<br />
Unterbelichtung immer vorzuziehen, solange die<br />
Spitzlichter nicht ausbrennen.<br />
92 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
BILDSCHIRMHELLIGKEIT<br />
Die Helligkeit des Bildschirms mag Ihnen unwichtig<br />
vorkommen, doch sie ist es nicht. Wenn Sie sich auf den<br />
<strong>Vorschau</strong>bildschirm der Kamera verlassen, um Ihre<br />
Szene zu bewerten, dann müssen Sie sicher sein<br />
können, dass er die Realität wiedergibt, andernfalls<br />
produzieren Sie Fehlbelichtungen. Benutzen Sie<br />
deswegen auf keinen Fall die automatische<br />
Helligkeitseinstellung, denn dann ändert sich die<br />
Bildschirmhelligkeit ständig entsprechend den<br />
herrschenden Lichtverhältnissen, und der Bildschirm<br />
liefert Ihnen keinen Anhaltspunkt mehr, wie die<br />
Belichtung aussehen wird. Stellen Sie die Belichtung auf<br />
50% ein, sodass die Bildschirmhelligkeit in jeder<br />
Situation dieselbe bleibt. Noch besser ist es allerdings,<br />
wenn Sie das Histogramm benutzen, um die Belichtung<br />
zu bewerten und den Bildschirm nur zur<br />
Bildkomposition und zum Scharfeinstellen verwenden<br />
Auto ISO<br />
LIVEVIEW<br />
Im LiveView Modus sehen Sie Ihr zu fotografierendes<br />
Motiv auf dem <strong>Vorschau</strong> Monitor der Kamera, anstatt<br />
durch den Sucher, genau wie bei einer Kompaktkamera.<br />
In den Anfangstagen der Digitalfotografie war der<br />
LiveView von so schlechter Qualität, das nur wenige<br />
Fotografen sich damit abgegeben haben. Doch dank<br />
heutiger großflächiger Kamera-LCDs mit wesentlich<br />
höherer Auflösung und dank wesentlich<br />
empfindlicherer Sensoren ist der LiveView benutzbar<br />
geworden. Eine praktische Anwendung besteht darin,<br />
dass Sie nun die Kamera auch so aufstellen können, dass<br />
Sie keine Möglichkeit haben, durch den Sucher zu<br />
schauen, sei es weil die Platzverhältnisse zu beengt sind<br />
oder weil Sie einen extremen Kamerawinkel benutzen.<br />
Stattdessen benutzen Sie den LiveView und machen<br />
Ihre Bildkomposition mit Hilfe des <strong>Vorschau</strong>bildschirms.<br />
Noch komfortabler ist es, wenn sich der Kameramonitor<br />
in jede Richtung drehen und schwenken lässt. Auch<br />
Videoaufnahmen werden durch den LiveView<br />
einfacher. Sie können im LiveView die Schärfe einstellen,<br />
entweder manuell oder per Autofokus, und Sie können<br />
dabei einzoomen, um präzise scharfzustellen. Ein<br />
weiterer Vorteil: wenn Sie einen zehnstufigen Graufilter<br />
benutzen, brauchen Sie nicht jedes Mal, wenn Sie die<br />
Bildkomposition ändern, den Filter vom Objektiv zu<br />
entfernen. Stattdessen benutzen Sie den LiveView und<br />
Der LiveView erleichtert Fotos mit extrem angewinkelter Kamera<br />
LiveView<br />
schauen komfortabel durch den Graufilter hindurch. Mit<br />
Hilfe des LiveView können Grauverlaufsfilter und<br />
Polfilter exakt ausgerichtet werden. Wenn Sie die<br />
Motivvorwahl „Schwarzweiß“ eingestellt haben, können<br />
Sie Ihre Szene durch den Sucher in Farbe, und im<br />
LiveView in Schwarzweiß betrachten. Ein Nachteil des<br />
LiveView ist jedoch, dass er bei zu hellen<br />
Lichtverhältnissen die Szene nicht mehr<br />
zufriedenstellend anzeigt. Das können Sie umgehen,<br />
indem Sie den Kameramonitor abschirmen. Es gibt<br />
eigens für diesen Zweck vorgesehene Gummiblenden,<br />
die den Kameramonitor vor direktem Sonnenlicht und<br />
Streulicht schützen.<br />
Wenn Sie in verschiedenen Situationen mit<br />
veränderlichen Lichtverhältnissen fotografieren,<br />
kann die automatische Einstellung der<br />
ISO-Empfindlichkeit ein Segen sein, denn Sie<br />
verpassen kein Motiv, weil Sie gerade damit<br />
beschäftigt sind, die Einstellungen zu ändern<br />
und Sie werden auch kein Bild dadurch<br />
verderben, dass die Kamera verwackelt oder<br />
dass sich Ihr Motiv bewegt. Schalten Sie die<br />
Auto-ISO-Funktion ein und setzen Sie den<br />
maximalen ISO-Wert, den die Kamera benutzen<br />
soll. Dieser maximale ISO-Wert sollte vom Alter<br />
Ihrer Kamera abhängen. Neueste Modelle<br />
liefern noch bis zu ISO 6400 eine gute<br />
Abbildungsleistung, während ältere Kameras bei<br />
Werten ab ISO 1600 deutlich sichtbares<br />
Bildrauschen erzeugen. Sie können auch eine<br />
minimale Verschlusszeit einstellen. Wenn sich<br />
nun die Lichtverhältnisse ändern, passt die<br />
Kamera zunächst die Verschlusszeit an und erst<br />
dann, wenn die minimale Verschlusszeit<br />
erreicht ist, beginnt sie den ISO Wert<br />
heraufzusetzen, um das schlechtere Licht oder<br />
eine kleinere Blende zu kompensieren. Die<br />
minimale Verschlusszeit sollte so gewählt<br />
werden, dass Sie noch aus der Hand<br />
fotografieren können, ohne dass<br />
Verwackelungsgefahr besteht. Bei einem<br />
Standard-Zoomobjektiv dürfte dieser Wert bei<br />
1/100 Sekunde liegen, bei einem Telezoom bei<br />
1/200 Sekunde und bei einem 50 mm f/1.8<br />
Festobjektiv bei 1/60 Sekunde.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
93
KAMERATECHNIK<br />
Bildstile / Bedienelemente<br />
Wussten Sie schon?<br />
Es gibt zahllose Möglichkeiten, ein Digitalfoto in der<br />
Nachbearbeitung zu manipulieren. Man kann<br />
Farbsättigung und Kontrast erhöhen oder reduzieren,<br />
ein Bild nach Schwarzweiß konvertieren und noch<br />
einiges mehr. Doch viele solcher Effekte lassen sich<br />
schon im Moment der Aufnahme erreichen, denn bei<br />
modernen Digitalkameras können Sie aus einer ganzen<br />
Auswahl von „eingebauten“ Bildstilen vorwählen,<br />
sodass Einstellungen für bestimmte Effekte<br />
vorgenommen werden. Der wohl meist benutzte Effekt<br />
ist die Konvertierung eines Farbfotos in Schwarzweiß.<br />
Der dafür verwendete Bildstil heißt „Monochrome“.<br />
Doch Sie können damit außerdem an Ihrem<br />
Schwarzweißbild noch die Effekte mehrerer<br />
Kontrast-Filter erzeugen – Rot, Orange, Gelb, Grün und<br />
Blau – oder Tönungen, wie sie durch einstmals<br />
existierende verschiedene Filmsorten hervorgerufen<br />
wurden, beispielsweise „Sepia“. Es gibt eine Fülle von<br />
Bildstilen und bei vielen können Sie Schärfe, Kontrast,<br />
Farbsättigung und Farbton separat einstellen, um genau<br />
den gewünschten Effekt zu bekommen. Die gewählten<br />
Einstellungen können Sie als benutzerdefinierten<br />
Bildstil speichern, um ihn später erneut zu verwenden.<br />
Porträt- und Aktfotos können mit reduzierter<br />
Farbsättigung und geringem Kontrast aufgenommen<br />
werden, oder Sie können einen eigenen Schwarzweiß-<br />
Stil mit hohem Kontrast erzeugen, den Sie in<br />
Verbindung mit einem hohen ISO-Wert benutzen, um<br />
grobkörnige Fotos zu erzeugen. Experimentieren Sie.<br />
Eins müssen Sie jedoch beachten, ganz gleich<br />
welcher Art Ihre Experimente sind: Falls Sie im<br />
Raw-Format fotografieren, wird der durch einen<br />
gewählten Bildstil beabsichtigte Effekt sich nur dann<br />
einstellen, wenn Sie die Raw-Datei mit der Raw-<br />
Konvertierungssoftware des Kameraherstellers<br />
verarbeiten. Wenn Sie Photoshop, Lightroom oder<br />
Aperture benutzen, geht der Bildstil verloren. Um das zu<br />
vermeiden, müssen Sie im JPEG-Format fotografieren;<br />
oder Sie fotografieren gleichzeitig in Raw und JPEG,<br />
dann haben Sie sowohl eine JPEG-Datei inklusive<br />
Bildstil als auch eine Raw-Datei – das Beste aus beiden<br />
Welten.<br />
SENSORREINIGUNG<br />
Es ist ziemlich ärgerlich, wenn Sie gerade einen<br />
ganzen Stapel Fotos auf Ihren Computer<br />
geladen haben, nur um herauszufinden, dass<br />
sie alle an derselben Stelle mit einem<br />
imposanten Schmutzfleck verziert sind. Zum<br />
Glück haben moderne Digitalkameras eine<br />
Sensorreinigungsfunktion, die Staub vom<br />
Sensor fernhält und verschmutzungsbedingte<br />
Retuschen seltener notwendig macht. Wenn<br />
Ihre Kamera über diese Funktion verfügt –<br />
benutzen Sie sie!<br />
Stellen Sie sie so ein, dass der Sensor bei jedem<br />
Ein- und Ausschalten der Kamera gereinigt<br />
wird. Sie werden feststellen, dass die Zahl der<br />
Verunreinigungen, die Sie bei der<br />
Bildbearbeitung beseitigen müssen, kleiner<br />
werden wird, allerdings unter der<br />
Voraussetzung, dass Sie die Kamera bei jedem<br />
Objektiv-Wechsel ausschalten und dass Sie das<br />
Objektiv nicht gerade in einem Staubsturm<br />
wechseln.<br />
LEE FROST<br />
Verwenden Sie den Bildstil „Monochrom“ für die Schwarzweiß-Ansicht eines Farbfotos<br />
94 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Spezialfunktionen<br />
Schnell angepasst<br />
LEE FROST<br />
Benutzen Sie bei schwierigen Lichtverhältnissen die Belichtungsmesswertspeicherung (AE-Lock)<br />
BEDIENELEMENTE PERSONALISIEREN<br />
Einer der vielen Vorteile einer digitalen<br />
Spiegelreflexkamera besteht darin, dass Sie sie genau an<br />
die Bedürfnisse anpassen können, die sich aus Ihren<br />
individuellen Arbeitsabläufen ergeben.<br />
Nehmen Sie beispielsweise die<br />
Belichtungsmesswertspeicherung und die<br />
Fokusmesswertspeicherung. Sie können beide<br />
Funktionen gleichzeitig aktivieren, indem Sie den<br />
Auslöser halb durchdrücken, oder eine davon, indem<br />
Sie die AF-Taste (Fokusmesswertspeicherung) oder die<br />
AE-Taste (Belichtungsmesswertspeicherung) drücken.<br />
Wenn Sie überwiegend mit einem einzigen zentralen<br />
Autofokuspunkt arbeiten, mit dem Sie auf den<br />
gewünschten Bildbereich scharf stellen, diese<br />
Einstellung speichern und dann eine neue<br />
Bildkomposition machen, werden Sie vermutlich bei<br />
halb gedrücktem Auslöser nur die<br />
Fokusmesswertspeicherung aktivieren wollen. Würde<br />
auch der Belichtungsmesswert gespeichert, könnte das<br />
Foto aufgrund der neuen Bildkomposition, deren<br />
Lichtverhältnisse sich vielleicht erheblich von denen<br />
der ersten Bildkomposition unterscheiden, unter- oder<br />
über<strong>belichtet</strong> werden.<br />
Die Abblendtaste zur <strong>Vorschau</strong> der Schärfentiefe<br />
kann üblicherweise einer völlig anderen Funktion<br />
zugeordnet werden. Wenn Sie sie also zur Überprüfung<br />
der Schärfentiefe kaum benutzen, warum belegen Sie<br />
sie dann nicht beispielsweise mit der Umschaltfunktion<br />
zwischen Einzelfeld-Autofokus und dynamischem<br />
Autofokus, oder der Umschaltfunktion zwischen<br />
verschiedenen Bildqualitäten?<br />
Auch den Einstellrädern der Kamera können<br />
verschiedene Funktionen zugewiesen werden,<br />
beispielsweise welches Einstellrad die Werte für Blende<br />
und Verschlusszeit ändert. Vielleicht ziehen Sie es vor,<br />
mit dem vorderen Einstellrad die Verschlusszeit anstatt<br />
der Blende zu ändern – oder umgekehrt. Das hintere<br />
Einstellrad lässt sich auch dazu verwenden, den<br />
AF-Punkt festzulegen, oder den ISO-Wert zu ändern.<br />
Wenn Sie beim <strong>Fotografie</strong>ren durch den Sucher<br />
schauen, ist es einfacher zu finden als eine der kleinen<br />
Tasten an der Oberseite der Kamera.<br />
Wenn Sie wollen, übernimmt auch die Set-Taste<br />
noch andere Funktionen als nur die Bestätigung einer<br />
ausgewählten Menü-Option. Sie könnten damit auch<br />
auf die Bildstile zugreifen oder auf die verschiedenen<br />
Bildqualitätsoptionen. Ebenso könnten Sie damit den<br />
LiveView zum präzisen, manuellen Scharfstellen<br />
einzoomen. Moderne Kameras haben eine solche Fülle<br />
von Funktionen, dass Viele sie gar nicht alle kennen,<br />
denn nur die Wenigsten setzen sich hin und lesen die<br />
Bedienungsanleitung oder hangeln sich durch alle<br />
vorhandenen Menüs. Sie sollten es aber tun, denn nur,<br />
wenn Ihnen klar ist, welche Optionen Ihnen zur<br />
Verfügung stehen, können Sie lernen, Ihre Kamera<br />
wirklich zu beherrschen.<br />
Bilddatei-Nummerierung<br />
Sollen die Dateien Ihrer Bilder fortlaufend<br />
nummeriert werden oder soll die<br />
Nummerierung mit jeder in die Kamera<br />
eingelegten Speicherkarte wieder bei Null<br />
beginnen? Die fortlaufende Nummerierung hat<br />
den Vorteil, dass jedem Bild ein eindeutiger<br />
Dateiname zugewiesen wird. Bei manchen<br />
Kameras können Sie die Anfangsbuchstaben<br />
des Dateinamens ändern, und die<br />
Dateinummerierung lässt sich manuell auf Null<br />
zurücksetzen, wann immer Sie wollen.<br />
Automatische Bildanzeige<br />
Erscheint das Foto, das Sie gerade geschossen<br />
haben, automatisch auf dem Kameramonitor?<br />
Falls dem so ist, wollen Sie das? Wenn nicht,<br />
schalten Sie die automatische Anzeige aus oder<br />
reduzieren Sie die Anzeigezeit auf den<br />
kleinstmöglichen Wert, falls das Ausschalten an<br />
Ihrer Kamera nicht möglich ist. Die<br />
automatische Bildanzeige kann zum Problem<br />
werden, weil es in der Natur der Sache liegt, dass<br />
dabei der LiveView nicht zur Verfügung steht,<br />
und Sie deswegen vielleicht eine schöne Szene<br />
verpassen.<br />
Allerdings erzieht die automatische<br />
Bildüberprüfung dazu, jedes Foto unmittelbar<br />
nach der Aufnahme kritisch zu bewerten und<br />
gegebenenfalls zu wiederholen, falls das<br />
möglich ist. Andererseits geht die Funktion auf<br />
Kosten der Batteriekapazität der Kamera. Sie<br />
müssen also selbst entscheiden, ob die Vorteile<br />
der automatischen Bildüberprüfung<br />
überwiegen, oder nicht.<br />
Auslöser ohne Speicherkarte betätigen<br />
Das ist ein veritabler Schildbürgerstreich. Wo<br />
liegt der Sinn einer Funktion, die Ihnen gestattet,<br />
die Kamera auszulösen, wenn gar keine<br />
Speicherkarte eingelegt ist, die die Aufnahme<br />
speichern könnte?? Richtig. Also suchen Sie die<br />
Funktion „Auslöser ohne Karte betätigen“ im<br />
Gestrüpp des Menübaums Ihrer Kamera,<br />
schalten sie aus und vergessen sie möglichst<br />
schnell..<br />
Piepton<br />
Soll Ihre Kamera einen Piep-Ton von sich<br />
geben, wenn sie den Schärfepunkt gefunden<br />
hat? Manche finden das hilfreich, andere<br />
empfinden es als störend, ähnlich wie die<br />
Klickgeräusche eines Smartphones, wenn Text<br />
eingetippt wird. Wenn Sie ohne akustische<br />
Untermalung auskommen können, schalten<br />
Sie sie aus.<br />
Sucherraster<br />
Wo ist der Horizont? Es ist immer wieder<br />
erstaunlich, dass der Horizont bei der Aufnahme<br />
im Sucher „gerade“ aussieht, aber dass er, sobald<br />
das Bild auf den Computer geladen ist, zur Seite<br />
kippt. Wenn Ihnen das bekannt vorkommt,<br />
schalten Sie das Sucherraster der Kamera ein,<br />
das auch im LiveView zu sehen ist. Anhand der<br />
waagerechten und senkrechten Linien richten<br />
Sie die Kamera aus. Das Raster hilft auch bei der<br />
Bildkomposition und wenn Sie Gebäude<br />
fotografieren, stehen diese schön senkrecht.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
95
• ULTIMATE GUIDE TECHNOLOGY •<br />
Photoshop<br />
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SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄT-EXPERTEN<br />
TEXT: DANIEL LEZANO<br />
FOTOS: PAUL WARD, BJÖRN THOMASSEN, BRETT HARKNESS<br />
KREATIV BLITZEN I<br />
WOLLEN SIE DIE QUALITÄT UND VIELSEITIGKEIT IHRER PORTRÄTFOTOGRAFIE VERBESSERN? DREI AUSGEWIESENE<br />
EXPERTEN STELLEN IHRE BEVORZUGTEN SETUPS FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN MIT BLITZLICHT VOR.<br />
Bereits in früheren Ausgaben von <strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> haben wir<br />
uns mit den verschiedenen Typen von Elektronenblitzgeräten,<br />
ihren Betriebsarten sowie mit sinnvollem Zubehör beschäftigt.<br />
Dabei legten wir besonderen Wert darauf zu zeigen, dass für<br />
hervorragende Aufnahmen nicht unbedingt eine teure<br />
Ausrüstung erforderlich ist. Die meisten der vorgestellten Fotos<br />
sind mit preiswerten Blitzgeräten und Fernauslösern entstanden,<br />
die sich jeder leisten kann. Auch in dieser Ausgabe geht es wieder<br />
um das Blitzen; diesmal aber darum, wie Sie im manuellen Betrieb<br />
der Kamera das Umgebungslicht mit Blitzlicht kombinieren, um<br />
verblüffende Effekte zu erzielen.<br />
Besorgen Sie sich für diesen Zweck zu Ihrer Softbox<br />
verschiedenfarbige Blitzfolien, um die folgenden Tutorials<br />
nachzuvollziehen. Wir sind überzeugt, dass Sie Ihre Portrait-<br />
<strong>Fotografie</strong> mit Hilfe dieser Tutorials weiter verbessern werden, und<br />
wünschen dabei viel Spaß!
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
PORTRÄTS: KREATIVE BLITZTECHNIKEN<br />
Sonne und Blitz – ein guter Mix<br />
Normalerweise werden Sie kaum auf die Idee<br />
kommen, Bildfehler absichtlich zu erzeugen, doch<br />
genau darum geht es hier. Blendenflecke werden<br />
meistens von Sonnenlicht verursacht, das innerhalb<br />
des Objektivs an den Linsen Reflexionen in Form von<br />
runden Flecken oder Streifen und somit<br />
Kontrastverluste verursacht. Mehrfach vergütete<br />
Linsen minimieren dieses Problem, trotzdem tritt es<br />
gelegentlich auf, besonders wenn die äußeren Linsen<br />
verschmutzt sind. Blendenflecke können aber auch<br />
kreative Wirkung haben, wie wir gleich zeigen<br />
werden.<br />
1<br />
2<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
1x Canon Speedlite 580EX<br />
Blitzgerät<br />
2 x Yongnuo Fernauslöser<br />
1 x Lichtstativ<br />
1 x Softbox<br />
PAUL WARD<br />
„Zuerst müssen Sie die Position des Modells<br />
bestimmen. Da die Mehrfachvergütung<br />
moderner Objektive Blendenflecke sehr effizient<br />
reduziert, sollten Sie ausprobieren, welches Ihrer<br />
Objektive gerade diese Blendenflecke am<br />
stärksten hervorruft. Falls Ihre Objektive von<br />
hoher Qualität sind und den Effekt nicht<br />
zulassen, besorgen Sie sich ein altes Objektiv bei<br />
eBay. Ich habe ein manuelles Vivitar 28mm f/2.5<br />
Weitwinkelobjektiv für 20 € gefunden. Es hat ein<br />
M42-Gewinde, deswegen brauchte ich<br />
außerdem einen Adapter für meine Kamera, um<br />
es benutzen zu können. Da dieses Objektiv<br />
keinerlei Elektronik besitzt, gibt es keinen<br />
Autofokus, und die Blendeneinstellung muss<br />
manuell vorgenommen werden. Beides ist nicht<br />
einfach, wenn Sie in die Sonne fotografieren.<br />
Benutzen Sie den LiveView und vergrößern Sie,<br />
um Ihr Motiv scharf zu stellen.“<br />
1) Positionieren Sie Ihr Modell vor der Sonne und machen<br />
Sie einige Testfotos, um die richtige Belichtung zu finden.<br />
Die Verschlusszeit muss in diesem Fall länger als die<br />
kürzeste Blitzsynchronisationszeit der Kamera sein.<br />
Stellen Sie deswegen einen niedrigen ISO-Wert ein und<br />
blenden Sie ab, bis sich eine passende, lange<br />
Verschlusszeit einstellt. Meine Werte lagen bei 1/200<br />
Sekunde bei Blende f/11 und ISO 160.<br />
2) Das Blitzgerät stellte ich so hinter mir auf, dass es das<br />
Modell über meine Schulter hinweg in einem Winkel von<br />
35° anblickte. Falls es windig sein sollte, müssen Sie<br />
verhindern, dass das Lichtstativ umgeblasen wird; lassen<br />
Sie es von einem Assistenten festhalten oder beschweren<br />
Sie es. Ich hatte eine Freundin dabei, die das Stativ mit<br />
Blitzgerät und Softbox festhielt.<br />
3) Die Blitzleistung habe ich von Hand hoch geregelt, bis<br />
ich eine adäquate Belichtung erhielt. An diesem Tag war es<br />
recht hell, deswegen benötigte ich 50% der Leistung des<br />
Blitzgeräts.<br />
3<br />
98 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
PORTRÄTS: KREATIVE BLITZTECHNIKEN<br />
Farbtöne durch<br />
Blitz angleichen<br />
Bei manchen Blitztechniken ist später auf dem<br />
Foto eindeutig erkennbar, dass geblitzt wurde,<br />
andere sind so subtil, dass auch Experten<br />
zweimal hinschauen müssen, um festzustellen,<br />
ob geblitzt wurde oder nicht. Diese Blitztechnik<br />
beleuchtet das Modell und die Szene so, dass<br />
der Blitz so viele Farbtöne wie möglich<br />
ausbalanciert. Oft fallen dem einzelnen<br />
Blitzgerät dabei zwei Aufgaben zu: es<br />
beleuchtet sowohl das Modell als auch dessen<br />
Umgebung. Damit dies gelingt, müssen<br />
Position und Leistung jedes einzelnen<br />
Blitzgeräts genau justiert werden.<br />
BJORN THOMASSEN<br />
„Es ist viel einfacher, zu blitzen, wenn<br />
es nicht darauf ankommt, ob der<br />
Blitzeinsatz für den Betrachter des<br />
Fotos offensichtlich ist oder nicht. Ich<br />
mag es jedoch lieber, wenn der<br />
Farbtonverlauf bei Blitzaufnahmen<br />
gleichmäßig ist.<br />
Diese Aufnahme wurde dadurch erschwert, dass<br />
wir in beengten Räumlichkeiten fotografierten, was<br />
dazu führte, dass wir peinlich genau darauf achten<br />
mussten, wohin das Licht der Blitzgeräte fiel. Das<br />
Modell saß in einem engen Flur. Bei richtiger<br />
Blitzeinstellung konnte ich ein sauberes, natürliches<br />
Bild mit neutralen Farbtönen erzeugen. Der Trick<br />
bei dieser Arbeitstechnik besteht darin, jedes<br />
Blitzgerät einzeln einzurichten und jede Änderung<br />
der Einstellung, sei es Position oder Blitzleistung,<br />
anhand des Kameramonitors zu überprüfen. Wenn<br />
ausgewogene Tonwerte das Ziel sind, dürfen keine<br />
zu hellen und keine zu dunklen Bereiche vorhanden<br />
sein. Anders ausgedrückt: Von der Szene sollte so<br />
viel wie möglich im mittleren Farbtonbereich<br />
dargestellt werden.<br />
Der Hauptblitz schoss durch eine kleine Softbox<br />
und diente hauptsächlich der Beleuchtung des<br />
Modells. Wir mussten jedoch darauf achten, dass<br />
die Wände hinter dem Modell nicht zu stark<br />
angeblitzt wurden und dadurch Spitzlichter<br />
erzeugten. Deswegen war der Blitz leicht seitlich<br />
am Modell vorbei gerichtet, sodass es nur von<br />
einem Rand des Lichtkegels erfasst wurde und nicht<br />
von dessen Zentrum. Aufgrund der Entfernung<br />
stellte ich den Hauptblitz auf 25% seiner Leistung<br />
ein. Das zweite Blitzgerät, ebenfalls mit Softbox,<br />
stand – auf dem Foto nicht sichtbar – hinter dem<br />
Modell.<br />
Die Aufgabe des zweiten Blitzgeräts bestand<br />
darin, die Wand seitlich des Modells anzuleuchten<br />
und etwaige, durch den Hauptblitz erzeugte<br />
Schatten zu neutralisieren. Auch dieser Blitz wurde<br />
leicht nach unten gerichtet, um den Beinen einen<br />
leichten Glanz zu verleihen. Da er sich näher am<br />
Motiv befand als der Hauptblitz, stellte ich die<br />
Leistung auf 1/16 der vollen Leistung ein.“<br />
1) Selbst ein enger Flur kann einen passenden<br />
Hintergrund für Porträtfotos abgeben, wenn<br />
Bildkomposition und Beleuchtung sorgfältig abgestimmt<br />
werden.<br />
2) Im Hintergrund ist das Hauptblitzgerät zu sehen, das<br />
zweite Blitzgerät steht im Vordergrund.<br />
3) Das Modell war im Flur zwischen den beiden Softboxen<br />
positioniert und die genau abgestimmte Position und<br />
Leistung der Blitzgeräte sorgten für ein sehr schön<br />
ausbalanciertes, natürlich wirkendes Licht.<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
2x Canon Speedlite<br />
550EX Blitzgeräte<br />
2 x Lichtstative<br />
3 x Yongnuo<br />
Fernauslöser<br />
2 x Softboxen<br />
1<br />
2<br />
3<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
99
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
PORTRÄTS: KREATIVE BLITZTECHNIKEN<br />
4<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
1x Canon Speedlite<br />
550EX Blitzgerät<br />
2 x Yongnuo<br />
Fernauslöser<br />
1 x Lichtstativ<br />
1 x Softbox<br />
Tageslicht + Blitz = High-Key<br />
Eine in der der Mode-, Hochzeits- und Boudoirfotografie<br />
verbreitete Aufnahmetechnik sieht vor, das Modell vor<br />
einen High-Key Hintergrund zu stellen. Durch<br />
Ausbleichen des Hintergrunds konzentriert sich die<br />
Aufmerksamkeit des Betrachters ausschließlich auf das<br />
Zentrum des Motivs. Je nach Pose und Bekleidung des<br />
Modells kann der Effekt sinnlich, romantisch, freundlich<br />
oder distanziert sein. Für die Beleuchtung des<br />
Hintergrunds gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:<br />
Blitz oder Tageslicht. In diesem Beispiel haben wir<br />
Tageslicht benutzt. Der Hintergrund selbst kann aus<br />
einem eigens zu diesem Zweck angefertigten<br />
Studio-Hintergrund bestehen, doch er kann auch mit<br />
Bettlaken oder Gardinen improvisiert werden – benutzen<br />
Sie, was vorhanden ist, beachten Sie aber: je dichter das<br />
Hintergrundmaterial, desto heller muss die Lichtquelle<br />
sein, damit der Hintergrund über<strong>belichtet</strong> werden kann.<br />
Zur Erinnerung: es ist die Blendeneinstellung, die den das<br />
Modell beleuchtenden Blitz steuert, während die<br />
Verschlusszeit die Intensität des Umgebungslichts steuert,<br />
anders ausgedrückt: die Helligkeit des Hintergrunds<br />
BJORN THOMASSEN<br />
Dies ist eine meiner bevorzugten Aufnahmetechniken,<br />
"<br />
wegen des Lichts, das entsteht, wenn die Lichtquellen<br />
perfekt ausbalanciert werden. Manchmal benutze ich<br />
Blitzlicht, um den Hintergrund überzubelichten, doch<br />
wenn möglich, benutze ich nur das Tageslicht, das durch<br />
das Fenster einfällt, wie bei diesem Setup. Der Schlüssel<br />
zum Erfolg dieser Aufnahmetechnik ist, die bestmögliche<br />
Balance zwischen dem das Modell beleuchtenden Blitz<br />
und der Lichtquelle des Hintergrunds zu finden.<br />
Trotzdem gibt es ausreichend Spielraum, die<br />
Lichtverhältnisse nach eigenem Geschmack zu gestalten<br />
– der eine mag einen völlig ausgebleichten, weißen<br />
Hintergrund, der andere möchte den Hintergrund<br />
weniger stark über<strong>belichtet</strong>, sodass noch Details<br />
1 2<br />
3<br />
erkennbar sind. Ich persönlich mag es wenn auch im<br />
Hintergrund noch etwas Struktur erkennbar ist und<br />
gleichzeitig etwas Licht hindurch fällt, das Arme und<br />
Körper des Modells umspielt. Dazu benutze ich große<br />
weiße Stoffbahnen, entweder einzeln, oder mehrere<br />
hintereinander hängend, je nach Helligkeit des<br />
Umgebungslichts. Ein sehr heller Tag bietet übrigens<br />
nicht die besten Lichtverhältnisse; bei bedecktem<br />
Himmel ist das Licht leichter zu steuern.“<br />
1) Ziel war es, das Modell korrekt zu belichten, während der<br />
Hintergrund um 2-3 Blendenstufen über<strong>belichtet</strong> werden sollte.<br />
Zuerst kümmerte ich mich um die Belichtung des Hintergrunds.<br />
Ich benutzte einen Handbelichtungsmesser, und ermittelte<br />
einen Wert, den ich dann an der Kamera einstellte. Damit der<br />
Hintergrund über<strong>belichtet</strong> wurde, benutzte ich eine weit offene<br />
Blende. Wenn also bei Ihnen beispielsweise das<br />
Umgebungslicht zu Einstellungen von 1/125 Sekunde bei f/8<br />
führen würde, wählen Sie Blende f/4, um den Hintergrund um<br />
zwei Blendenstufen überzubelichten.<br />
2) Als nächstes stellte ich die Blitzleistung ein. Viele Fotografen<br />
benutzen dazu den Kameramonitor, doch ich verwende einen<br />
Blitzbelichtungsmesser, denn ein kleiner LCD-Monitor ist<br />
niemals hundertprozentig genau. In diesem Fall habe ich den<br />
Hauptblitz mit einer Softbox versehen und ihn etwas nach<br />
unten geneigt, damit ein Teil des Blitzes vom Bett reflektiert<br />
wurde. Nach einer genauen Messung stellte ich den<br />
Blitzausstoß auf 1/128 der Maximalleistung ein.<br />
3) Das ist das Ergebnis – ein schön <strong>belichtet</strong>es Modell und ein<br />
sauberer, heller Hintergrund. Versuchen Sie es zuhause vor<br />
einem großen Fenster oder vor bis zum Boden reichenden<br />
Terrassentür-Fenstern.<br />
4) Dieses Bild wurde prinzipiell genauso gemacht. Der<br />
Unterschied bestand lediglich in einer Änderung der<br />
Verschlusszeit, um die Struktur des Hintergrunds erkennbar zu<br />
machen.<br />
100 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Perfekt belichten<br />
Ein High-Key-Foto, bei dem sich<br />
alle Aufmerksamkeit auf das<br />
Modell konzentrieren kann,<br />
erfordert eine spezielle<br />
Aufnahmetechnik; sie ist jedoch<br />
ganz einfach – gewusst wie!<br />
BJORN THOMASSEN<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 101
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
PORTRÄTS: KREATIVE BLITZTECHNIKEN<br />
Star-Allüren<br />
Die entscheidende Bedeutung der Blende für die<br />
Schärfentiefe ist bekannt. Weniger bekannt ist,<br />
dass die Blendenöffnung auch beeinflusst, wie<br />
hell die Spitzlichter einer Szene aufgenommen<br />
werden. Wenn Sie schon einmal eine nächtliche<br />
Straßenszene fotografiert haben, wird Ihnen<br />
aufgefallen sein, dass Straßenlaternen und andere<br />
punktuelle Lichtquellen auf dem Foto aussehen<br />
wie Sterne. Der Effekt tritt auf, wenn das Licht eine<br />
kleine Blendenöffnung passieren muss. Mit<br />
mehreren entkoppelten Blitzgeräten lässt er sich<br />
bewusst einsetzen.<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Ich benutze ihn sogar sehr oft, beispielsweise um einem<br />
Hochzeitsporträt ein paar funkelnde Sterne<br />
hinzuzufügen. Szenen in einem Garten oder einem<br />
Treppenhaus eignen sich sehr gut. Auch der erste Tanz<br />
des Hochzeitspaars ist ein dankbares Motiv, das durch ein<br />
paar Sterne ein besonderes Flair bekommt.<br />
Der Effekt ist relativ einfach zu erzeugen; wie so oft<br />
steht und fällt er mit guter Vorbereitung. Die Blitzgeräte<br />
müssen so aufgestellt werden, dass sich eine ästhetische,<br />
die Bildkomposition verbessernde Anordnung der Sterne<br />
ergibt. Dazu müssen die Blitzgeräte entweder mit<br />
Fernauslösern versehen werden oder in den Slave-<br />
Modus geschaltet sein. Außerdem muss die Blitzleistung<br />
an jedem einzelnen Gerät so eingestellt werden, dass<br />
eine gleichmäßige Helligkeit der „Sterne“ gewährleistet<br />
ist. Ihr Modell sollte von einem einzelnen Blitzgerät in<br />
einer Softbox beleuchtet werden, die einen Lichtkegel<br />
erzeugt, der den gesamten Körper abdeckt. Stellen Sie die<br />
Blitzleistung entsprechend ein. Nun wenden Sie sich den<br />
anderen Blitzgeräten zu. Stellen Sie deren Leistung<br />
zwischen 1/8 und 1/16 der maximalen Leistung ein, denn<br />
die Sterne sollen das Motiv nicht dominieren.<br />
Entscheidend ist die Wahl der Blende; meiner<br />
Erfahrung nach erreicht man mit Blende f/8 oder f/11 die<br />
besten Ergebnisse. Auch die Wahl des Objektivs hat<br />
großen Einfluss. Ein Weitwinkelobjektiv erzeugt schönere<br />
Stern-Effekte als ein Teleobjektiv. Was die Verschlusszeit<br />
angeht, orientieren Sie sich an der Stärke des<br />
Umgebungslichts. Falls während der Dämmerung noch<br />
ein wenig Farbe am Himmel vorhanden ist, benutzen Sie<br />
eine längere Verschlusszeit, um die dadurch erzeugte<br />
besondere Atmosphäre ins Bild zu bekommen. Falls es<br />
sehr dunkel ist, können Sie eine kürzere Verschlusszeit<br />
benutzen, weil kein Umgebungslicht mehr vorhanden ist.<br />
Es versteht sich von selbst, dass Sie für diese<br />
Aufnahmetechnik mehrere Blitzgeräte und Auslöser<br />
brauchen; bewahren Sie also alte Blitzgeräte auf und<br />
besorgen Sie sich eine entsprechende Anzahl preiswerte<br />
Auslöser, beispielsweise das Yongnuo RF-603 Modell. Zur<br />
Illustration haben wir hier ein paar Blitzgeräte zur<br />
Erzeugung des Stern-Effekts aufgebaut. Einige hatten<br />
drahtlose Auslöser, andere waren in den Slave-Modus<br />
geschaltet, sodass sie simultan mit dem Hauptblitz<br />
ausgelöst wurden. Alle Blitzgeräte waren auf 1/16<br />
Leistung eingestellt. Eine Verschlusszeit von 1/64<br />
Sekunde bei Blende f/8 und ISO 320 ergab einen schönen<br />
Stern-Effekt, während die kürzeste Brennweite des<br />
Weitwinkelobjektivs von 16 mm dafür sorgte, dass die<br />
Kulisse des Treppenhauses das Hauptmotiv sehr schön<br />
ergänzte.“<br />
1) Die zusätzlichen Blitzgeräte am Treppengeländer<br />
machen die Szene attraktiver.<br />
2) Sie können die Ausgaben für die notwendigen<br />
Blitzgeräte in erträglichen Grenzen halten, wenn Sie sie<br />
gebraucht kaufen oder wenn Sie auf preisgünstige<br />
No-Name-Geräte ausweichen. Unbedingt erforderlich<br />
ist jedoch die Möglichkeit, die Blitzleistung manuell<br />
einzustellen. Idealerweise gibt es auch einen<br />
Slave-Modus, doch falls nicht, behelfen Sie sich mit<br />
preiswerten Fernauslösern wie dem Yongnuo RF-603<br />
– ein Set, bestehend aus vier Stück kostet unter 60 € .<br />
1<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
2x Canon Speedlite<br />
550EX Blitzgeräte<br />
4 x Yongnuo YN-560II<br />
Blitzgeräte<br />
5 x Yongnuo<br />
Fernauslöser<br />
1 x Softbox<br />
2<br />
102 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Star-Allüren<br />
Setzen Sie Blitzgeräte<br />
kreativ ein und lassen Sie<br />
Ihre Szenen funkeln. Der<br />
Effekt passt besonders gut<br />
zu Hochzeitsmotiven.<br />
BRETT HARKNESS<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 103
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
PORTRÄTS: KREATIVE BLITZTECHNIKEN<br />
Blitzfolien<br />
Das Licht eines Elektronenblitzgeräts hat die<br />
gleiche Farbtemperatur wie Tageslicht, etwa<br />
5500 Kelvin. Das bedeutet, dass Aufnahmen<br />
mit solchen Blitzgeräten die vorhandenen<br />
Farben neutral, also ohne Farbstiche abbilden.<br />
Insofern mag es merkwürdig erscheinen,<br />
eine farbige Folie vor dem Blitzkopf<br />
anzubringen, um das Blitzlicht absichtlich<br />
einzufärben. Doch genau dazu sind<br />
Blitzfolien da. Ein farbiger Blitz kann einen<br />
langweiligen Hintergrund interessant<br />
machen, er kann eine besondere Stimmung<br />
erzeugen, und er kann ein Modell farbig<br />
beleuchten.<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Heute verwende ich kaum noch Blitzfolien,<br />
doch früher habe ich sie oft benutzt, wenn<br />
ich etwas mehr Farbe haben wollte. Viele<br />
glauben, Blitzfolien wirken am besten auf<br />
weißen Wänden. Ich finde, sie eignen sich<br />
besser für Wände, die bereits einen eigenen<br />
Grundfarbton mitbringen. Hat die Wand eine<br />
erkennbare Oberflächenstruktur, umso<br />
besser, denn das macht die Szene insgesamt<br />
interessanter.<br />
Es gibt zwei grundsätzlich<br />
unterschiedliche Vorgehensweisen, wie<br />
Blitzfolien eingesetzt werden können. Die<br />
erste und meist verwendete besteht darin,<br />
ausschließlich die Wirkung des Blitzes zu<br />
zeigen, also einen Hintergrund oder ein<br />
Modell, das von dem gefärbten Blitz<br />
angeleuchtet wird. Die zweite, weniger<br />
bekannte Methode besteht darin, das<br />
Blitzgerät selbst in das Bild einzubeziehen,<br />
sodass der Blitzkopf als farbiges Spitzlicht in<br />
der Szene zu sehen ist. Ganz gleich, welche<br />
Methode Sie benutzen, Ihr Modell muss auf<br />
jeden Fall von einem Blitz ohne Folie<br />
beleuchtet werden, damit es natürlich<br />
aussieht.<br />
Normalerweise bleiben farbige Blitze einer<br />
eher langweiligen Umgebung vorbehalten,<br />
Mut zur Farbe<br />
1<br />
die durch das Element der Farbe attraktiver<br />
gestaltet werden soll. Der farbige Blitz kann<br />
aber auch dazu benutzt werden, eine<br />
besondere Stimmung in einer Szene zu<br />
erzeugen. Rot und Grün sind eine gute Wahl<br />
für dramatische Effekte, Blau und Orange<br />
erzeugen einen subtileren Effekt. In diesem<br />
Beispiel wollte ich warmes Abendlicht<br />
simulieren, das durch ein Fenster einfällt. Um<br />
die Szene attraktiver zu machen, setzte ich<br />
ein weiteres Blitzgerät mit blauer Folie ein.<br />
2<br />
1) Bauen Sie den Hauptblitz mit Softbox in der Nähe des<br />
Modells auf, damit das Gesicht neutral beleuchtet wird. In<br />
diesem Fall wurde mit 1/125 Sekunde bei Blende f/5 und ISO<br />
125 <strong>belichtet</strong>, wobei das Blitzgerät auf 1/16 der<br />
Maximalleistung eingestellt war.<br />
2) Nachdem ich den Kamerastandpunkt festgelegt hatte, hielt<br />
ein Assistent das erste Blitzgerät draußen vor dem Fenster<br />
hoch und richtete es aus. Bei 1/4 seiner Maximalleistung sollte<br />
warmes, orangefarbiges Licht ins Zimmer fallen.<br />
3) Das zweite Blitzgerät mit blauer Folie wurde hinter dem<br />
Sofa versteckt und ebenfalls auf 1/4 der Maximalleistung<br />
eingestellt. Der Effekt ist nicht stark ausgeprägt, gibt dem Bild<br />
aber eine besondere Stimmung.<br />
Blitzfolien und Hotspots<br />
Die eben erklärte Aufnahmetechnik erfordert, dass die Blitzgeräte<br />
nicht im Bild zu sehen sind, während die folgende<br />
Aufnahmetechnik die Blitzgeräte bewusst ins Bild setzt. Sie werden<br />
direkt in die Kamera gerichtet, so können Sie das konzentriert aus<br />
dem Blitzkopf austretende Licht für besondere Effekte benutzen.<br />
Die Lichtstärke der mit den Folien versehenen Blitzgeräte muss<br />
ausgewogen sein, damit die erzeugten Spitzlichter die Szene nicht<br />
dominieren und damit die Farben der Folien erkennbar bleiben.<br />
Wenn Sie das beachten, ist der Rest ganz einfach.<br />
1) Bringen Sie Ihr Modell in Position. Bauen Sie das Hauptblitzgerät auf und stellen<br />
Sie die erforderliche Blitzleistung ein. Die Werte für die Belichtungseinstellungen<br />
betrugen in unserem Fall 1/200 Sekunde bei Blende f/5 und ISO 125.<br />
2) Wählen Sie den Bildausschnitt so, dass die durch die Blitzgeräte erzeugten<br />
Spitzlichter ansprechend positioniert sind. Mit dem Querformat und dem Modell in<br />
der Mitte machen Sie nichts falsch. Nun bauen Sie das erste Blitzgerät auf, das farbig<br />
blitzen soll.<br />
3) Dann folgt das Blitzgerät mit der zweiten Blitzfarbe – Sie können Ständer<br />
benutzen oder die Blitzgeräte von jemandem halten lassen. Hände und Arme<br />
sollten jedoch nicht im Bild sein.<br />
4) Blitzfolien machen ein Motiv auf ungewohnte, doch attraktive Weise interessant.<br />
Falls die die Blitzgeräte haltenden Hände sichtbar sein sollten, entfernen Sie sie<br />
später in Photoshop.<br />
1 2<br />
3<br />
4<br />
104 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
3<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
1x Calumet Genesis<br />
GF400 mit Softbox<br />
2 x Yongnuo YN-560II<br />
Blitzgeräte<br />
3 x Yongnuo<br />
Fernauslöser<br />
Farbige Blitzfolien<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 105
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
TEXT: DANIEL LEZANO<br />
FOTOS: PAUL WARD, BJÖRN THOMASSEN, BRETT HARKNESS<br />
KREATIV BLITZEN II<br />
AUF DEN FOLGENDEN SEITEN STELLEN WIR IHNEN BEWÄHRTE, MANCHMAL UNKONVENTIONELLE, AUF JEDEN FALL ABER<br />
KREATIVE BLITZTECHNIKEN FÜR EBENSO UNGEWÖHNLICHE WIE ATTRAKTIVE PORTRÄTFOTOS VOR.<br />
Der Schlüssel besteht darin, von der Kamera entkoppelte<br />
Blitzgeräte zu benutzen, die manuell eingestellt werden. Wir<br />
haben uns mit dieser Thematik bereits in einer früheren<br />
Ausgabe von „<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>“ beschäftigt. Für den Fall, dass<br />
Sie diese Ausgabe verpasst haben, hier noch einmal das<br />
Wesentliche:<br />
Das Prinzip des „manuellen Blitzens“ ist einfach: Sie schalten<br />
das Blitzgerät auf manuellen Betrieb und stellen die gewünschte<br />
Blitzleistung selbst ein. Auch die Kameraeinstellungen werden<br />
manuell vorgenommen. Die Verschlusszeit steuert die Menge<br />
des auf den Sensor fallenden Umgebungslichts, während die<br />
Blende für die auf den Sensor fallende Menge des Blitzlichts<br />
zuständig ist. Eine Änderung des ISO Wertes wirkt sich auf beide<br />
Lichtarten aus. Soweit die Theorie.<br />
Wir sind überzeugt, dass Sie Ihre Porträt-<strong>Fotografie</strong> weiter<br />
verbessern werden, wenn Sie einige der Tutorials auf den<br />
folgenden Seiten nachvollziehen und wünschen Ihnen dabei<br />
viel Spaß.
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
PORTRÄTS: KREATIVE BLITZTECHNIKEN<br />
Blitz und blauer<br />
Himmel<br />
Eine Aufnahme insgesamt unterzubelichten, auf<br />
denen nur das Modell per Blitz richtig <strong>belichtet</strong> wird,<br />
ist eine bewährte Technik bei Lifestyle-, Hochzeits-,<br />
und Modefotografen. Sie lässt Details deutlich<br />
hervortreten und sorgt für mehr Dramatik in einer<br />
Szene. Deshalb wird sie oft an Tagen mit bedecktem<br />
Himmel benutzt, um dessen langweiliges Aussehen<br />
in einen stimmungsvollen Hintergrund voller<br />
Atmosphäre zu verwandeln. Eine solche<br />
Transformation einer Szene ist nicht schwer zu<br />
erreichen. Probieren Sie es einfach bei Gelegenheit<br />
aus. Sie können diese Aufnahmetechnik aber auch<br />
bei blauem Himmel benutzen und eindrucksvolle<br />
Porträts voller intensiver Farben damit erzeugen.<br />
Die Erfolgsformel heißt: Unter<strong>belichtet</strong>e Umgebung<br />
plus Blitz für das Modell ergibt das gewünschte<br />
Resultat.<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Ganz gleich, ob ich Mode, Kinder oder Hochzeiten<br />
fotografiere, ich benutze ständig den Himmel als<br />
Hintergrund. Angesichts der Tatsache, dass er überall<br />
vorhanden ist, wundert es mich ein bisschen, dass er<br />
von vielen Fotografen nur selten ins Bild einbezogen<br />
wird. Das Prinzip dieser Aufnahmetechnik ist einfach:<br />
um den Hintergrund abzudunkeln, unterbelichten Sie<br />
die gesamte Szene, sorgen aber durch den Blitz dafür,<br />
dass das Modell korrekt <strong>belichtet</strong> wird. Bei klarem<br />
blauem Himmel entsteht so ein schöner Kontrast zu<br />
dem vom Blitz beleuchteten Modell.<br />
Um zuerst die Belichtung für die Umgebung zu<br />
ermitteln, wählen Sie eine Automatik-Betriebsart der<br />
Kamera, drücken den Auslöser halb durch und<br />
merken sich die Messwerte der Kamera. Dann<br />
schalten Sie in die manuelle Betriebsart und stellen<br />
diese Werte dort ein. Nun haben Sie eine<br />
Ausgangsbasis für das weitere Vorgehen. Da Sie ein<br />
Blitzgerät benutzen werden, haben Sie als kürzeste<br />
Verschlusszeit nur die maximale<br />
Blitzsynchronisationszeit der Kamera zur Verfügung.<br />
Wenn Sie also eine kürzere Verschlusszeit benutzen<br />
müssen, als die, die Sie soeben eingestellt haben,<br />
blenden Sie die entsprechende Zahl Blendenstufen ab<br />
oder stellen Sie eine entsprechend niedrigere ISO<br />
Empfindlichkeit ein. Machen Sie ein Testfoto,<br />
überprüfen Sie, ob der Himmel Ihren Vorstellungen<br />
entspricht und korrigieren Sie die Belichtung, falls er<br />
zu hell oder zu dunkel ist. Sind Sie mit der Abbildung<br />
des Himmels zufrieden, stellen Sie das Blitzgerät ein.<br />
Ich ziehe einen von der Kamera entkoppelten Blitz<br />
vor, denn so kann ich einen Blitzwinkel wählen, mit<br />
dem ich zusätzliche schattige Bereiche erzeugen<br />
„Richtige“, von der Kamera gemessene Belichtung<br />
1<br />
2<br />
kann, die dem Gesamteindruck des Bildes zugute<br />
kommen. Da Sie bei hellem Tageslicht fotografieren,<br />
müssen Sie so nah wie möglich an Ihr Modell<br />
herangehen, damit der Blitz seine Wirkung entfalten<br />
kann. Ist es sehr hell, versuche ich die Szene so zu<br />
gestalten, dass die Sonne hinter einem Objekt<br />
verschwindet, etwa hinter einem Baum oder einem<br />
Haus. Ist das nicht möglich, warte ich, bis die Sonne<br />
tiefer steht. Bei extrem hellen Lichtverhältnissen und<br />
wenn Sie nicht die Zeit haben, zu warten, bleibt Ihnen<br />
nichts anderes übrig, als auf einen tragbaren<br />
Studioblitz zurückzugreifen."<br />
Um zwei Blendenstufen unter<strong>belichtet</strong>e Szene<br />
1) Ermitteln Sie die richtige Belichtung für die Umgebung und<br />
unterbelichten Sie absichtlich um zwei Blendenstufen, damit<br />
das Blau des Himmels intensiver wird. Ihr Modell sollte jetzt<br />
nur noch als dunkler Schatten im Bild zu sehen sein.<br />
2) Statten Sie das Blitzgerät mit einer Softbox aus. Die<br />
Blitzleistung muss aufgrund der hellen Lichtverhältnisse sehr<br />
hoch eingestellt werden. Bringen Sie die Softbox so nah wie<br />
möglich an das Modell heran, achten Sie aber darauf, dass sie<br />
nicht in den Bildausschnitt hinein ragt.<br />
3) Niedriger Kamerastandpunkt und Weitwinkelobjektiv<br />
ergeben einen dynamischen Effekt, der durch den<br />
dunkelblauen Himmel noch verstärkt wird.<br />
Empfohlene Ausrüstung für entkoppeltes Blitzen<br />
Die bekannten Kamerahersteller haben eigene<br />
Produkte, außerdem gibt es von den Kameraherstellern<br />
unabhängige Markenprodukte; an geeigneter<br />
Blitzausrüstung besteht also kein Mangel. Für unsere<br />
Projekte benutzten wir jedoch ausschließlich sehr<br />
preiswertes Zubehör, um zu zeigen, dass die<br />
Blitzfotografie heute für jeden erschwinglich geworden<br />
ist. Die hier genannten Auslöser und Blitzgeräte<br />
verfügen allerdings nicht über TTL-Funktionen. Sie<br />
müssen also alle Einstellungen manuell vornehmen,<br />
doch wie Sie noch feststellen werden, ist das einfacher<br />
als Sie denken.<br />
PREISWERTE FERNAUSLÖSER<br />
Die komfortabelste Methode, von der<br />
Kamera entkoppelt zu blitzen, besteht<br />
in der drahtlosen Fernauslösung der<br />
Blitzgeräte, wobei Kamera und<br />
Blitzgeräte jeweils mit einem<br />
Transceiver ausgestattet werden, der<br />
in den jeweiligen Zubehörschuh geschoben wird.<br />
Wegen des unschlagbaren Preis-Leistungs-<br />
Verhältnisses bevorzugen wir Geräte der Marke<br />
Yongnuo, in diesem Fall das Modell RF-603. Das<br />
Vierer-Set gibt es für 53 € bei eBay.<br />
PREISWERTE BLITZGERÄTE<br />
Angesichts der Preise für Marken-Blitzgeräte, die<br />
oft bei mehreren Hundert Euro liegen, lag die<br />
Möglichkeit, mit einem eigenen Multiblitz-Setup<br />
arbeiten zu können, lange Zeit für die meisten<br />
von uns in weiter Ferne. Doch dem ist nicht<br />
mehr so. Wenn Sie sich damit anfreunden, alle<br />
Einstellungen manuell vorzunehmen – was Ihnen übrigens eine<br />
viel genauere Steuerung der Lichtverhältnisse erlaubt als jede<br />
Automatik – dann können Sie sich jetzt Ihr eigenes tragbares Studio<br />
in Form mehrerer Yongnuo YN 560 II Blitzgeräte leisten, das Stück<br />
um die 50 €, ebenfalls von eBay.<br />
108 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
3<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
1x Calumet Genesis<br />
GF400 Blitzgerät<br />
2 x PocketWizard Plus III<br />
Transceiver<br />
1 x Softbox<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 109
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
SO WERDEN SIE ZUM PORTRÄTEXPERTEN<br />
Blitzlicht plus<br />
Tageslicht<br />
Der Hauptunterschied zwischen automatischem und manuellem Blitzen besteht<br />
in der Art und Weise, wie das Umgebungslicht aufgenommen wird. Das erschließt<br />
nicht sofort, ist jedoch einfach zu erklären: Wenn Sie beide, Kamera und Blitzgerät,<br />
mit der vollautomatischen Einstellung benutzen, wird die Kamera versuchen, Ihr<br />
Motiv ausschließlich mit dem Blitzlicht perfekt zu belichten. Wie der Rest der Szene<br />
aussieht, wird dabei nicht berücksichtigt, deswegen bleibt der Hintergrund oft<br />
dunkel. Stellen Sie jedoch Kamera und Blitzgerät manuell ein, können Sie beides,<br />
Umgebungslicht und Blitzlicht unabhängig voneinander steuern. Der Einfluss des<br />
Blitzlichts auf Ihre Szene kann verändert werden, indem Sie die Blitzleistung<br />
herauf- oder herabsetzen oder indem Sie die Entfernung zwischen Blitzgerät und<br />
Motiv anpassen. Dabei ist die Intensität der Einwirkung des Blitzlichts auf die Szene<br />
von der Blendeneinstellung abhängig. Die Intensität der Einwirkung des<br />
Umgebungslichts ist abhängig von der Verschlusszeit. Bei langer Verschlusszeit<br />
erreicht mehr Umgebungslicht den Sensor und erzeugt eine hellere Szene, bei<br />
kurzer Verschlusszeit fällt weniger Licht ein, und die Szene wird dunkler.<br />
Nun zeigen wir Ihnen, wie ein Porträt am Spätnachmittag im Gegenlicht<br />
fotografiert wurde.<br />
BJORN THOMASSEN<br />
„Diese Aufnahme entstand in einem kleinen Wäldchen, als die<br />
Sonne schon recht tief am Himmel stand. Der Spätnachmittag ist<br />
meine liebste Tageszeit, denn dann verleiht die Sonne meinen<br />
Motiven einen goldenen Glanz. Ich mache öfter Model- und<br />
Lifestyle-Fotos mit einem Sonnenuntergang als Hintergrund, wobei<br />
ich dieselbe Aufnahmetechnik verwende. Bei Sonnenuntergang<br />
benutze ich allerdings eine kürzere Verschlusszeit, um die Farben<br />
des Himmels zu sättigen. Dadurch wird jedoch auf dem Foto<br />
erkennbar, das geblitzt wurde.<br />
Bei dieser Aufnahme war die Umgebung recht dunkel, weil die<br />
Bäume den Lichteinfall reduzierten. Um das auszugleichen, hätte<br />
ich die Blitzleistung erhöhen können, doch der Blitz sollte nicht in<br />
Wettbewerb mit der Sonne treten, sondern die Sonne sollte die<br />
dominante Lichtquelle bleiben. Sie schien zwischen den Bäumen<br />
hindurch, weswegen die gesamte Szene stark gebleicht wurde.<br />
Daher wählte ich die Verschlusszeit so, dass die Umgebung leicht<br />
über<strong>belichtet</strong> wurde. Ein Blitz sollte nun dafür sorgen, dass mein<br />
Modell trotz des hellen Gegenlichts korrekt <strong>belichtet</strong> wurde. Der<br />
Blitz musste stark genug sein, zwar das Modell auszuleuchten, aber<br />
schwach genug, um die Umgebung nicht noch weiter aufzuhellen.<br />
Man kann dies anhand der Methode „Versuch und Irrtum“ erreichen,<br />
doch ich bevorzuge das altmodische Verfahren mit dem Hand<br />
Belichtungsmesser. Zuerst maß ich die Helligkeitsdifferenz zwischen<br />
dem Himmel und dem Schatten, in dem mein Modell positioniert<br />
war. Der Unterschied betrug vier Blendenstufen. Nun maß ich das<br />
Umgebungslicht und stellte den gefundenen Wert an der Kamera<br />
ein. Die Verschlusszeit wählte ich etwas länger als die Messung<br />
ergeben hatte, damit die Aufnahme leicht über<strong>belichtet</strong> wurde. Das<br />
Blitzgerät stellte ich auf einen vier Blendenstufen niedrigeren Wert<br />
ein, als den Messwert des Umgebungslichts.<br />
Das mag sich kompliziert anhören, ist es aber nicht. Wenn Sie die<br />
Prozedur Schritt für Schritt nachvollziehen, werden Sie die<br />
Zusammenhänge schnell erkennen. Sie müssen in solchen<br />
Situationen nur schnell arbeiten, weil die Lichtverhältnisse sich bei<br />
sinkender Sonne schnell ändern."<br />
1) Dies ist das erste Foto ohne Blitz, mit den Kameraeinstellungen von der Messung des<br />
Umgebungslichts. Mein Ziel war, dieses Bild durch leichtes Überbelichten der gesamten<br />
Szene zu verbessern und das Modell mit einem zur Umgebung passend dosierten Blitz<br />
korrekt zu belichten.<br />
2) Für dieses Setup waren zwei Blitzgeräte nötig. Der Hauptblitz war an einem Ausleger<br />
montiert und schoss durch eine Softbox, um Gesicht und Oberkörper des Modells weich<br />
zu beleuchten. Ein weiteres Blitzgerät mit einem breiten, hellen Schirm als<br />
Blitzlichtformer („Flash Bender“) sollte den Unterkörper aufhellen.<br />
3) Beim <strong>Fotografie</strong>ren in die Sonne können Blendenflecke zum Problem werden. Sie<br />
reduzieren den Kontrast und lassen jedes Staubkorn auf der Frontlinse im Foto erkennen.<br />
Eine Gegenlichtblende kann Abhilfe schaffen; besser ist aber, eine längere Brennweite zu<br />
verwenden. Sie können auch versuchen, die Umgebung für Ihre Bildkomposition zu<br />
nutzen, z. B. indem die Sonne hinter einem Baum oder ähnlichen Objekt verborgen ist.<br />
4) Dies ist das fertige Bild, aufgenommen mit leicht über<strong>belichtet</strong>em Hintergrund und<br />
minimaler Blitzleistung. Der Wald als Kulisse ungewöhnlich und visuell sehr interessant.<br />
Sie vermittelt einen Eindruck von Isolation, der mir an diesem Motiv gefällt.<br />
1<br />
110 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
2x Yongnuo Speedlite<br />
560 II Blitzgeräte<br />
1 x Softbox<br />
1 x Flash Bender<br />
3 x Yongnuo<br />
Fernauslöser<br />
1 x Lichtstativ<br />
4<br />
2 3<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 111
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
PORTRÄTS: KREATIVE BLITZTECHNIKEN<br />
1 2<br />
Tageslicht simulieren<br />
Ein ständiges Problem bei Innenaufnahmen ist der<br />
Mangel an Licht. Selbst Räume mit großen Fenstern<br />
sind meist zu dunkel und selbst dann, wenn Sie hell<br />
genug sind, passiert es oft, dass der Lichteinfall<br />
ungünstig ist. Wenn Sie aber sorgfältig vorgehen,<br />
können Sie Tageslicht mit Blitzgeräten simulieren.<br />
Damit können Sie ein gerichtetes „Abendlicht“<br />
erzeugen oder ein breit gefächertes Licht, um einen<br />
gleichmäßig durch Tageslicht erhellten Raum zu<br />
simulieren. In diesem Beispiel zeigen wir, wie Sie mit<br />
Blitzgeräten „Tageslicht“ in geschlossenen Räumen<br />
erzeugen.<br />
PAUL WARD<br />
„Viele Fotografen packen ihre Blitzgeräte erst aus,<br />
wenn es dunkel wird, dabei kann ein Blitz zu jeder<br />
Tageszeit nützlich sein. Das gilt besonders für<br />
Innenaufnahmen, wenn das Tageslicht nicht hell<br />
genug ist oder wenn seine Richtung verhindert,<br />
dass die gewünschte Art der Beleuchtung erreicht<br />
werden kann. In solchen Situationen benutzen Sie<br />
den Blitz oft so, dass sein Einsatz auf dem Foto klar<br />
erkennbar ist. Die hier beschriebene<br />
Aufnahmetechnik hat jedoch zum Ziel, den Blitz<br />
lediglich unterstützend einzusetzen und zwar in<br />
Form eines Lichtausstoßes, der vom vorhandenen<br />
Tageslicht nicht unterscheidbar sein soll. Das wird<br />
dadurch erreicht, dass der Blitz sehr diffus ist und<br />
einen breiten Lichtkegel hat, sodass seine Richtung<br />
nicht feststellbar ist."<br />
Andere Verfahren zur Imitation von Tageslicht<br />
Ohne Blitz<br />
Mit Blitz<br />
1) Durch einen großen Diffusor gleichmäßig verteiltes<br />
Licht aus zwei Blitzgeräten erzeugt den Eindruck, als<br />
flute Tageslicht durch ein großes Fenster herein.<br />
2) Wie Sie hier sehen können, gibt es in meinem Studio<br />
einen Bereich mit zwei Wänden, die so dekoriert sind,<br />
dass dieser Bereich Teil eines Wohnzimmers sein<br />
könnte. Es ist ein großer Screen-Diffusor aufgebaut,<br />
hinter dem zwei Blitzgeräte stehen, damit ein Effekt<br />
entsteht, wie er von einer großen Softbox erzeugt<br />
werden würde.<br />
3) Dieses Bild wurde mit dem Original Setup geschossen<br />
doch mit engerem Bildausschnitt. Wie Sie sehen, ist das<br />
Licht auf dem Gesicht des Modells sehr weich, ganz so,<br />
als hätte es das Gesicht einem großen Fenster<br />
zugewandt.<br />
INS GEGENLICHT FOTOGRAFIEREN<br />
Stellen Sie die Blitzgeräte außerhalb des<br />
Bildausschnitts in kurzer Entfernung zur Wand auf.<br />
Direkt auf die Wand gerichtet und bei voller Leistung<br />
ist der Blitz stark genug, alle Details unsichtbar<br />
werden zu lassen – noch etwas heller, und der<br />
Hintergrund wäre vollständig ausgebleicht worden.<br />
Dieser Effekt kann in den meisten Räumen erzeugt<br />
werden, doch je dunkler die Wand ist, desto stärker<br />
muss der Blitz sein, um sie zu bleichen.<br />
SONNENLICHT DURCHS FENSTER<br />
Sie können durch ein Fenster einfallendes Tageslicht<br />
auch dadurch simulieren, dass Sie ein oder zwei<br />
Blitzgeräte mit Diffusor draußen vor dem Fenster<br />
aufbauen und die Blitzköpfe in den Raum hineinrichten.<br />
Beginnen Sie mit hoher Blitzleistung und passen Sie<br />
diese, wenn nötig, an. Der Vergleich der beiden Bilder<br />
oben zeigt, wie gut diese Aufnahmetechnik<br />
funktioniert. Beide Bilder sehen authentisch aus, und<br />
niemand würde ein Blitzgerät als Lichtquelle vermuten.<br />
112 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
3<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
2x Canon Speedlite<br />
550EX Blitzgeräte<br />
3 x Yongnuo<br />
Fernauslöser<br />
2 x Lichtstative<br />
1 x Screen-Diffuser<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 113
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
PORTRÄTS: KREATIVE BLITZTECHNIKEN<br />
1 2<br />
Leuchtender Regen<br />
Was tun Sie, wenn Sie eine Hochzeit fotografieren<br />
wollen und Sie wissen, dass es sehr wahrscheinlich<br />
regnen wird? Ganz einfach: Sie machen das Beste<br />
daraus und benutzen den Regen als eins der<br />
Hauptelemente Ihrer Bildkomposition.<br />
Braut oder Bräutigam – oder beide – stehen unter<br />
einem großen, weißen Regenschirm, wobei die<br />
Braut ein Blitzgerät hält; ein weiteres Blitzgerät kann<br />
hinter ihr aufgebaut sein. Das ergibt ein<br />
dynamisches, fröhliches Bild. Es ist eine<br />
Aufnahmetechnik, die wir vor kurzem selbst<br />
ausprobieren konnten.<br />
DANIEL LEZANO<br />
„Am Tag der besagten Hochzeit regnete es stark und ein<br />
großer weißer Schirm war schnell beschafft. Eine Freundin<br />
unter den Hochzeitsgästen erklärte sich bereit, sich mit ihrem<br />
weißen Kleid und dem weißen Schirm in den Regen zu<br />
stellen. Wir benutzten nur eine bescheidene Ausrüstung, eine<br />
Canon EOS 550D mit 17-40mm f/4 Objektiv, zwei Yongnuo<br />
YN-560 II Blitzgeräte und zwei Yongnuo Fernauslöser. Ein<br />
Transceiver war auf dem Zubehörschuh der Kamera befestigt,<br />
der andere an dem Blitzgerät in der Hand unseres Modells.<br />
Das von hinten blitzende Blitzgerät war in den Slave-Modus<br />
geschaltet und durch eine durchsichtige Plastiktüte vor dem<br />
Regen geschützt."<br />
Einsichten des Profis…<br />
3<br />
1) Zunächst benutzten wir die Kamera in<br />
der manuellen Betriebsart mit 1/6<br />
Sekunde bei Blende f/5.6 und ISO 100. Der<br />
unter dem Schirm in der Hand gehaltene<br />
Blitz wurde auf 1/32 seiner Leistung<br />
eingestellt. Ein paar Testaufnahmen<br />
ergaben jedoch einen optimalen Wert<br />
von 1/16 der maximalen Blitzleistung. Wie<br />
hier gut sichtbar ist, sind Hintergrund<br />
und Regen ohne den zweiten, von hinten<br />
schießenden Blitz nicht zu erkennen.<br />
2) Nun wurde der zweite Blitz aufgebaut<br />
und in den Slave-Modus geschaltet. Dann<br />
reduzierten wir die Leistung des<br />
Hauptblitzes etwas, damit der Effekt des<br />
zweiten, hinter dem Modell stehenden<br />
Blitzes leichter erkennbar sein sollte. Er<br />
wurde auf1/4 seiner Leistung eingestellt.<br />
3) Wenn beide Blitzgeräte korrekt<br />
eingestellt sind, bekommen Sie einen<br />
schönen Lichteffekt wie diesen.<br />
4) Nachdem Sie die richtigen<br />
Einstellungen gefunden haben, probieren<br />
Sie unterschiedliche Bildausschnitte und<br />
Blickwinkel, um festzustellen, wie das<br />
Motiv am besten wirkt. Mir gefiel die<br />
Aufnahme am besten, bei der das hintere<br />
Blitzgerät auf den nassen Holzplanken<br />
der Terrasse den gewundenen<br />
Lichtstreifen erzeugt, der eine sehr<br />
schöne Führungslinie abgibt.<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Wie so viele innovative Blitztechniken hat sich der „Blitz im weißen Schirm“ in der Hochzeitsfotografie schnell<br />
durchgesetzt und wurde bald weltweit von allen benutzt. Die Aufnahmetechnik ist immer noch populär, doch<br />
ich selbst habe sie schon seit einer Weile nicht mehr verwendet.<br />
Entscheidend für das Bild ist: man muss ihm ansehen, dass die Beteiligten bei der Aktion im Regen ihren<br />
Spaß gehabt haben. Am besten wirkt die Aufnahme, wenn das Modell das Blitzgerät hält. Es hat keinen Zweck,<br />
zu versuchen, es hinter einem Arm oder dem Körper zu verbergen, weil die Pose dann unnatürlich wirkt. Ich<br />
richte den Blitzkopf meistens auf die Vorderseite des Schirms, dadurch wird nicht nur der gesamte Schirm<br />
ausgeleuchtet, sondern auch das Gesicht des Modells und etwas von der unmittelbaren Umgebung.<br />
Besonders schön wirkt es, wenn auch ein paar Regentropfen angeleuchtet werden, doch dieser Effekt wird<br />
besser dadurch erreicht, dass ein zweites Blitzgerät hinter das Modell gestellt wird und von unten in dessen<br />
Richtung blitzt. Das Motiv funktioniert auch mit Braut und Bräutigam, oft sogar besser, denn wenn beide<br />
einander ansehen, ist die Beleuchtung der Gesichter nicht so kritisch.<br />
Ich benutze Kamera und Blitz in der manuellen Betriebsart. Das in der Hand gehaltenen Blitzgerät wird auf<br />
geringe Blitzleistung eingestellt, etwa zwischen 1/8 und 1/32 der möglichen Leistung, während der hintere<br />
Blitz mit höherer Leistung feuert. Beide sind mit drahtlosen Fernauslösern ausgerüstet. Die Verschlusszeit ist<br />
für das Umgebungslicht zuständig; ich stelle sie je nach den Gegebenheiten auf einen Wert zwischen 1/5<br />
Sekunde und 1/125 Sekunde. Die Blende steuert, wie viel Blitzlicht den Sensor erreicht, ich stelle sie meist auf<br />
einen Wert zwischen f/8 und f/13. Machen Sie ein oder zwei Testfotos und korrigieren Sie eventuell die<br />
Einstellungen. Arbeiten Sie vor allem schnell, denn ob mit oder ohne Regenschirm, keine Frau will auf ihrer<br />
eigenen Hochzeit im Regen stehen…“<br />
114 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
4<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
2x Yongnuo Speedlite<br />
YN-560 II Blitzgeräte<br />
2 x Yongnuo<br />
Fernauslöser<br />
1 x Lichtstativ mit<br />
Anschluss für Blitzschuh<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 115
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
TEXT: DANIEL LEZANO<br />
FOTO: BJÖRN THOMASSEN
DIE KUNST DES POSIERENS<br />
IN DER PORTRÄTFOTOGRAFIE SIND DER RICHTIGE UMGANG MIT DER KAMERA UND DER BELEUCHTUNG NUR DIE EINE SEITE DER MEDAILLE. GENAUSO<br />
WICHTIG IST, WIE SIE MIT IHREN MODELLEN INTERAGIEREN UND SIE SO POSIEREN LASSEN, DASS IHRE PORTRÄTS SICH VOM ÜBLICHEN EINERLEI ABHEBEN.<br />
Bisher haben wir uns vorwiegend mit den praktischen Aspekten der<br />
Porträtfotografie beschäftigt, sei es die möglichst kreativ einzusetzende<br />
Aufnahmetechnik, oder die jedem Motiv individuell angepasste Beleuchtung.<br />
Hier aber geht es um die Bedeutung der Pose Ihrer Modelle.<br />
Das beste Licht und eine perfekte Bildkomposition sind schön und gut, doch<br />
wenn Ihr Modell auf dem Foto deplatziert wirkt oder wenn ihm anzusehen ist,<br />
dass es sich nicht wohl fühlt, ist selbst der größte technische Aufwand<br />
vergebens gewesen. Auf den folgenden Seiten werden wir deshalb jene Posen<br />
untersuchen, die sich in Standard-Situationen der Fashion-, Lifestyle-,<br />
Beauty-, und Glamour-<strong>Fotografie</strong> bewährt haben.<br />
Wie Sie feststellen werden, gibt es Posen, die in fast allen Situationen<br />
einsetzbar sind, andere hingegen eignen sich nur für ganz bestimmte Szenen.<br />
Deswegen werden wir auch auf verbreitete Fehler eingehen, die eine Pose und<br />
damit ein Bild verderben können.<br />
Am wichtigsten aber ist die Art und Weise, wie Sie und Ihr Modell<br />
zusammenarbeiten. Je besser das geschieht, umso besser werden auch Ihre<br />
Bilder. Strahlen Sie Zuversicht aus und haben Sie die Situation jederzeit unter<br />
Kontrolle, dann sind Ihre Modelle entspannt und fühlen sich wohl. Folgen Sie<br />
den Empfehlungen auf den folgenden Seiten, und Sie werden gute<br />
Porträtfotos machen.
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
PORTRÄTS: DIE KUNST DES POSIERENS<br />
Ohne Stress zur<br />
perfekten Pose<br />
Gute Interaktion mit dem Modell und eine<br />
genaue Vorstellung der für Ihre Szene am besten<br />
geeigneten Pose sind ebenso wichtig, wie Ihre<br />
Fähigkeiten im Umgang mit der Kamera.<br />
Posieren für Porträtfotos kann ein Modell nervös<br />
machen, besonders wenn es unerfahren ist. Doch<br />
Porträtfotos können nur gut sein, wenn Ihr Modell<br />
sich entspannt. Ihre Körpersprache und generell<br />
Ihre Interaktion mit dem Modell sind entscheidend<br />
für die Qualität der Ergebnisse. Bauen Sie eine<br />
positive Beziehung zu Ihrem Modell auf, seien Sie<br />
vergnügt, respektvoll und schaffen Sie Vertrauen.<br />
Ihr Enthusiasmus wird sich auf das Modell<br />
übertragen und zu besseren, ausdrucksvolleren<br />
Posen führen. Björn Thomassen ist seit über 25<br />
Jahren Porträtfotograf und weiß, wie man am Set<br />
die gewünschte positive Stimmung schafft, die<br />
Modelle entspannt und ihre Posen dirigiert. Hier<br />
seine Quintessenz:<br />
BJORN THOMASSEN<br />
„Wenn Sie einigermaßen mit Menschen umgehen<br />
können, sollte es nicht lange dauern, bis Sie eine<br />
angenehme Arbeitsatmosphäre erzeugt haben. Ein guter<br />
Einstieg sind 15 oder 20 Minuten Smalltalk bei einer Tasse<br />
Kaffee. So kreisen die Gedanken nicht um die<br />
bevorstehende Foto-Session und Sie können diese Zeit<br />
nutzen, eine vertrauensvolle Beziehung herzustellen.<br />
Leiten Sie während des Gesprächs langsam zum Thema<br />
über, sprechen Sie über Ihre Intentionen im<br />
Zusammenhang mit der geplanten Aufnahme und fragen<br />
Sie Ihr Modell nach seiner Meinung und eigenen<br />
Vorstellungen, die Sie gegebenenfalls berücksichtigen<br />
können.<br />
Nachdem Sie begonnen haben, zu fotografieren,<br />
lassen Sie die Konversation nicht abreißen, auch wenn<br />
diese nun etwas einseitig werden sollte; halten Sie die<br />
harmonische Stimmung in Gang. Ich benutze<br />
beispielsweise immer ein Stativ für meine Aufnahmen,<br />
denn dann habe ich die Hände frei, sodass ich<br />
gestikulieren kann, wenn ich mit freundlicher Stimme die<br />
Posen dirigiere. Außerdem ist mein Gesicht hinter der<br />
Kamera verborgen, was die Kommunikation unterstützt.<br />
Oben: Hier gibt es ein paar Probleme: erstens ist eine Hand<br />
„abgeschnitten“, zweitens ist die Haltung der rechten Hand<br />
falsch. Sie sollte etwas vom Körper gelöst sein, eventuell<br />
leicht geballt.<br />
Ich habe ständigen Augenkontakt mit dem Modell, man<br />
sieht mich lächeln und generell in positiver Weise agieren,<br />
wodurch jegliche Nervosität vermieden werden kann. Es<br />
ist ein ganz einfaches Prinzip menschlicher Interaktion:<br />
wenn Sie eine Person anlächeln, ist es für die Betreffende<br />
sehr schwer, nicht zurück zu lächeln. Während der<br />
Aufnahmen spielt Musik im Hintergrund und ich spreche<br />
mit ruhiger Stimme – eine bewährte Methode, ein Modell<br />
für meine Ideen aufgeschlossener zu machen.<br />
Sie müssen sich bewusst sein, dass Ihre Körpersprache<br />
und Ihr Gesichtsausdruck das Modell stark beeinflussen.<br />
Ihr Verhalten sollte generell positiv und ermutigend sein.<br />
Vergessen Sie nicht, dass das Modell Ihr Gesicht sehen<br />
kann, wenn Sie zwischendurch eine Reihe bereits fertiger<br />
Bilder betrachten. Geben Sie niemals zu erkennen, dass<br />
etwas nicht in Ordnung ist. Die meisten Modelle werden<br />
den Fehler bei sich selbst suchen, auch wenn er durch<br />
falsche Beleuchtung verursacht wurde, für die Sie<br />
verantwortlich sind. Achten Sie also darauf, immer ein<br />
zufriedenes Gesicht zu machen.“<br />
Oben: Bei diesem Bild impliziert die Haltung der Arme ein<br />
spiegelverkehrtes „S“, wodurch das Auge des Betrachters, ohne<br />
dass er sich dessen bewusst wird, durch Bild geführt wird.<br />
Richtig posieren: Tipps von Björn Thomassen<br />
„Wie ein Modell für ein Porträt posieren sollte, ist ein<br />
Thema für sich, dass auch in meinen Kursen viel Stoff für<br />
angeregte Diskussionen bietet, weil so viele Fotografen<br />
damit Probleme haben. Diese Probleme sind regelmäßig<br />
erkennbar, wenn ich Bilder für nationale und<br />
internationale Fotowettbewerbe als Angehöriger der<br />
Jury bewerte. Hier stelle ich Ihnen ein paar<br />
grundsätzliche Dinge vor, die Sie tun sollten und ein paar<br />
andere, die Sie besser nicht tun sollten, unabhängig<br />
davon, welche Art Porträt Sie fotografieren wollen.“<br />
1) Allein die Körperhaltung ist ein Thema, über das man<br />
ein ganzes Buch schreiben könnte, doch die folgenden<br />
Punkte sollten Sie grundsätzlich beachten. Eine Pose<br />
muss „schön“ aussehen, andernfalls wird das Bild nicht<br />
wirken. Arme, Beine, Körper und auch Requisiten sollten<br />
Linien und Formen implizieren, die den Betrachter, ohne<br />
dass ihm dies bewusst wird, beeinflussen. Die „S-Form ist<br />
besonders erfolgreich, insbesondere in der<br />
Modefotografie, weil das Auge dadurch einem<br />
bestimmten Weg durch das Bild folgt. Ich wähle sehr oft<br />
auch Posen, in denen die Arme und Beine Dreiecke<br />
implizieren, denn das führt zu starken Führungslinien<br />
und sorgt für Ausgewogenheit des Bildes. Noch eine<br />
Bemerkung zur Kopfhaltung: Männer sollten den Kopf so<br />
halten dass eine zwischen den Augen gedachte<br />
Verbindungslinie horizontal verläuft. Zu Frauen passt<br />
normalerweise besser, wenn diese gedachte Linie<br />
diagonal im Bild verläuft.<br />
2) Ein Problem, das sich bei männlichen und weiblichen<br />
Modellen gleichermaßen ergeben kann, wird von einer<br />
falschen Position der Hände verursacht. Falsch gehaltene<br />
Hände können ein ansonsten ausgezeichnetes Foto<br />
ruinieren. Das gilt besonders dann, wenn sich die Hände<br />
nah am Gesicht befinden. Sie treten konkurrieren dann<br />
mit dem Gesicht um die Aufmerksamkeit des<br />
Betrachters. Falls sie falsch gehalten werden, ist das Bild<br />
verdorben. Hände und Finger sollten immer in ästhetisch<br />
ansprechender Form gehalten werden; vermeiden Sie<br />
frontale Handinnenflächen, oder Finger, die merkwürdig<br />
abgespreizt sind.<br />
3) Was die Füße angeht, ist die Sache einfacher:<br />
Vermeiden Sie, dass Sie rechtwinklig zum Körper<br />
gehalten werden. Wenn Sie eine Diagonale bilden,<br />
erzeugen Sie eine wesentlich angenehmere visuelle<br />
Wirkung im Bild.<br />
4) Schauen Sie sich die Bilder in Modemagazinen an,<br />
insbesondere die Anzeigen, und achten Sie darauf, wie<br />
die Modelle posieren. <strong>Fotografie</strong>ren Sie dann eine<br />
Bildserie zu demselben Thema mit demselben Szenario<br />
und dirigieren Sie das Modell dabei durch eine Reihe von<br />
Posen, wobei die Positionen der Schultern, der Arme,<br />
Hände und Füße stark variieren sollten. Dann nehmen<br />
Sie Sie sich Zeit, genau zu analysieren, was gefällig<br />
aussieht und was nicht. Diese so gewonnenen<br />
Erfahrungen werden Ihnen bei Ihren künftigen<br />
Porträt-Projekten gute Dienste leisten.<br />
118 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
ALL IMAGES: BJORN THOMASSEN<br />
Erzeugen Sie Formen<br />
Wenn Sie die Pose eines Modells dirigieren,<br />
achten Sie auf die Formen, die der Körper dabei<br />
erzeugt. Dadurch, dass die Gliedmaßen<br />
Dreiecke implizieren, wird dieses Bild attraktiv.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
119
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
PORTRÄTS: DIE KUNST DES POSIERENS<br />
STEPHEN EASTWOOD<br />
Beauty-Porträts<br />
Die Beauty-<strong>Fotografie</strong> kennt Bildausschnitte vom<br />
Kopf mit Schultern bis hin zu Nahaufnahmen des<br />
Gesichts. Nur selten wird der gesamte Körper<br />
angebildet, es sei denn, in der Aktfotografie. Im<br />
Mittelpunkt stehen in der Regel Make-up, Frisur,<br />
Gesichtszüge und Gesichtsausdruck. Wegen der<br />
hohen Auflösung von Digitalkameras muss das<br />
Make-up sehr sorgfältig aufgetragen werden,<br />
Hautunreinheiten werden dabei überdeckt. Zwar<br />
kann man in der Nachbearbeitung diesbezüglich<br />
sehr viel erreichen, trotzdem sollten das Make-up<br />
und Frisur so perfekt wie möglich sein, bevor Sie<br />
beginnen – und sie müssen zwischen den<br />
Aufnahmen ständig nachgebessert werden.<br />
Bei Beauty-Porträts ist der Gesichtausdruck des<br />
Modells von entscheidender Bedeutung. Schauen<br />
Sie sich die einschlägigen Magazine an, und Sie<br />
werden feststellen, dass die Modelle in den Bildern<br />
meist eine ernste Gelassenheit, oft auch Gleichmut<br />
ausstrahlen. Das Setup der Beleuchtung wird so<br />
gewählt, dass die Konturen des Gesichts gut zu<br />
Geltung kommen. Deswegen ist es wichtig, dass<br />
Ihr Modell schon bei der Feineinstellung der<br />
Beleuchtung die später für die Fotos<br />
beabsichtigten Posen einnimmt.<br />
Bei anderen Arten von Porträts ist es üblich, dass<br />
das Modell seine Pose öfter ändert; in der<br />
Beauty-<strong>Fotografie</strong> werden weniger Posen benutzt,<br />
doch sie werden akribisch, fast pedantisch<br />
vorbereitet, geplant und ausgeführt. Auch der<br />
Kamerawinkel ist wichtig. Da Sie wahrscheinlich<br />
ein kurzes Teleobjektiv benutzen werden, kann<br />
eine nur kleine Änderung der Kamerahaltung<br />
bereits einen gewaltigen Einfluss auf die<br />
Erscheinung des Modells im Bildausschnitt haben.<br />
Ein geringer Schärfentiefebereich kann besonders<br />
Der Gesichtsausdruck ist ein entscheidender Aspekt bei<br />
Beauty-Aufnahmen. Das Licht soll dabei die Konturen<br />
des Gesichts möglichst deutlich hervorheben.<br />
effektvoll sein, wenn Ihr Modell direkt in die<br />
Kamera schaut. <strong>Fotografie</strong>ren Sie das Gesicht<br />
jedoch aus einem Winkel heraus, müssen<br />
wahrscheinlich weiter abblenden, damit sowohl<br />
das Gesicht als auch die Schultern scharf<br />
abgebildet werden. Der New Yorker Beauty-<br />
Fotograf Stephen Eastwood fasst seine<br />
Erfahrungen hier kurz für Sie zusammen (siehe<br />
Kasten rechts).<br />
STEPHEN EASTWOOD<br />
Einsichten des Profis<br />
STEPHEN EASTWOOD ÜBER BEAUTY PORTRÄTS<br />
„Ich beginne bei Beauty-Porträts immer mit einer<br />
Bildserie, bei deren Aufnahme ich das Modell bitte, für<br />
jedes neue Bild bestimmte kleine Änderungen der<br />
Kopfhaltung vorzunehmen. Wir gehen diese Bilder<br />
dann gemeinsam durch und ich zeige und erkläre, wie<br />
und warum solche winzigen Änderungen der Haltung<br />
so große Auswirkungen auf das Ergebnis haben.<br />
Schauen Sie das Gesicht Ihres Modells an und stellen<br />
Sie fest, ob es symmetrisch ist. Ist das der Fall, eignet<br />
sich das Gesicht perfekt für eine frontale<br />
Großaufnahme. Meist sind jedoch kleine Asymmetrien<br />
vorhanden, beispielsweise, dass ein Auge eine<br />
Winzigkeit höher liegt als das andere. Das bedeutet,<br />
dass Sie aus einem Winkel heraus fotografieren<br />
müssen, damit es nicht auffällt. Fragen Sie Ihr Modell,<br />
ob es eine „bessere Seite“ hat – Modelle wissen solche<br />
Dinge. Ich beginne dann mit dieser Seite und probiere<br />
es danach mit der anderen Seite des Gesichts; wenn<br />
mir die besser gefällt, dann zeige ich die Bilder und<br />
erkläre, warum.<br />
Ein verbreiteter Fehler in der Beauty-<strong>Fotografie</strong> ist eine<br />
falsche Augenposition. Mit fallen immer wieder<br />
eigentlich hervorragende Fotos auf, die durch in die<br />
falsche Richtung blickende Augen verdorben werden.<br />
Ich lasse meine Modelle immer in mehrere<br />
unterschiedliche Richtungen schauen, um die perfekte<br />
Blickrichtung für das Foto zu bestimmen. Die<br />
Beleuchtung ist der Schlüssel. Modelle mit relativ<br />
flachem, eckigem Gesicht können mit der Softbox<br />
beleuchtet werden, doch runde Gesichter brauchen<br />
einen Lichtformer, beispielsweise eine Beauty-Dish,<br />
um Schatten und Lichter hervorzubringen. Nachdem<br />
Sie herausgefunden haben, was am besten<br />
funktioniert, kann mit dem Posieren begonnen<br />
werden, wobei Sie die Beleuchtung arrangieren, die<br />
Ihnen vorschwebt."<br />
120 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
PORTRAITS: EXPRESS YOURSELF!<br />
Modeporträts<br />
In der Modefotografie unterscheidet man grundsätzlich<br />
zwei Arten des Posierens: eine, bei der das Modell so<br />
natürlich wie möglich wirken soll und die andere, bei der<br />
die Posen bewusst stark übertrieben eingenommen<br />
werden. Beide können zu ausgezeichneten Ergebnissen<br />
führen; es kommt darauf an, was Sie – oder Ihr Kunde,<br />
falls Sie das Ganze beruflich machen – sich vorstellen.<br />
Beide Aufnahmestile erfordern ein hohes Maß an<br />
Vertrauen zwischen Fotograf und Modell, besonders,<br />
wenn das Modell unerfahren ist. Sie werden Ihr Modell<br />
aufgrund des geforderten Motivs oftmals auffordern<br />
müssen, eher ungewöhnliche Kleidungsstücke zu<br />
tragen, oder von ihm verlangen, eine Position<br />
einzunehmen, die alles andere als natürlich ist.<br />
Erfahrene Modelle wissen das, Familienmitglieder<br />
und Freunde in aller Regel nicht. Erklären Sie deshalb<br />
genau, was Sie tun und warum. Zeigen Sie ihnen<br />
entsprechend gut gelungene Fotos, damit sie Vertrauen<br />
fassen können. Zwar müssen die Modelle auf den<br />
Bildern gut aussehen, doch in der Modefotografie<br />
eindeutig die Bekleidung im Vordergrund. Sie muss<br />
deswegen genau erkennbar sein und korrekt getragen<br />
werden. Nicht geschlossene Knöpfe oder lose Träger<br />
verderben das Foto, ganz gleich, wie gut das Modell<br />
posiert. Wählen Sie eine Örtlichkeit, die zum Stil der<br />
Bekleidung passt.<br />
Ein Sommerkleid passt zu einem Sonnenblumenfeld,<br />
während Jeans und Lederjacke eher zu einer Stadtszene<br />
passen. Das Modell sollte mit der Kulisse interagieren,<br />
sich also etwa gegen eine Wand oder einen<br />
Laternenpfahl lehnen, an einer gerade gepflückten<br />
Blume riechen oder an der Wasserlinie eines Strands<br />
entlang laufen.<br />
Viele der besten Modefotos sehen völlig natürlich aus.<br />
Sie haben Ähnlichkeiten mit Lifestylefotos.<br />
Übertriebene Posen wirken dann, wenn Form und<br />
Design eines Kleidungsstücks stark zur Geltung<br />
kommen sollen. Ausgestreckte Arme, die die Form eines<br />
Oberteils unterstreichen, eine Hand, die in die Falten<br />
eines Rocks oder eines Kleides greift, um das<br />
Kleidungsstück vom Körper wegzuziehen, wirken gut.<br />
Posen werden in der Modefotografie oft bewusst<br />
übertrieben, um dafür zu sorgen, dass die gezeigte<br />
Kleidung möglichst vorteilhaft abgebildet wird.<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS ÜBER FASHION<br />
PORTRÄTS<br />
„Ich habe zwar auch schon Modeaufnahmen im<br />
Studio gemacht, doch für mich entstehen die<br />
besten Bilder „on location“ ob im Freien oder in<br />
Gebäuden. Hier kann ich die Modelle mit ihrer<br />
Umgebung interagieren lassen.<br />
Sie können sich an eine Säule lehnen, im<br />
Gegenlicht auf eine Fensterbank setzen oder<br />
zielbewusst eine Strasse hinuntergehen. Natürlich<br />
gibt es Situationen, in denen das Modell einfach nur<br />
in einer pittoresken Szene stehen oder sitzen soll,<br />
vor der untergehenden Sonne beispielsweise. Wie<br />
auch immer das Szenario sein mag, „on location“<br />
können Modelle ihre Persönlichkeit besser in<br />
Modefotos einbringen. Es ist ein großer<br />
Unterschied, wenn Sie mit einem erfahrenen<br />
Modell arbeiten können, dass seine Körperformen<br />
einzusetzen weiß. Wenn Sie sich die Kosten eines<br />
Modells nicht leisten können, suchen Sie eine<br />
Tanzschule auf und versuchen Sie dort jemanden<br />
zu finden, um für Sie zu posieren. Wer tanzt, weiß<br />
instinktiv, wie Füße und Arme positioniert werden<br />
müssen und wie eine natürlich wirkende<br />
Körperhaltung eingenommen wird.<br />
Wenn ich nicht gerade eine extrem<br />
ausdrucksstarke Pose haben will, fotografiere ich<br />
meistens so, dass die Modelle ihren Körper in einer<br />
dreiviertel Drehung zur Kamera halten, während<br />
das Gesicht in die Lichtquelle oder die Kamera<br />
schaut. Beginnen Sie, indem Sie das Modell ins<br />
Licht drehen und sich von dieser Grundstellung<br />
ausgehend, die Pose überlegen. Arme und Beine<br />
sind meist am schwersten in die richtige Position zu<br />
bekommen. Manchmal sage ich meinen Modellen,<br />
sie mögen irgendetwas mit den Armen tun, und ich<br />
unterbreche Sie, wenn ich eine für mein Bild<br />
passende Stellung entdeckt habe. Männer können<br />
Sie veranlassen, in die Hocke zu gehen und sich die<br />
eigenen Vorderarme anzuschauen, um selbst den<br />
besten Kamerawinkel, aus dem sie fotografiert<br />
werden sollten, herauszufinden.“<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 121
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
PORTRÄTS: DIE KUNST DES POSIERENS<br />
Modern<br />
Glamour<br />
„Sexy“, „flott“ und „frech“ sind<br />
Begriffe, die den Stil „New<br />
Glamour“ beschreiben, der in den<br />
1990er Jahren entstand, als die<br />
Zahl der Lifestyle-Magazine<br />
explosionsartig zunahm. New<br />
Glamour zeichnet sich durch ein<br />
relativ einfaches<br />
Beleuchtungssetup und einfache,<br />
helle Hintergründe aus. Sehr<br />
wichtig ist ein hohes Maß an<br />
Selbstvertrauen der Modelle, denn<br />
Glamour-Fotos betonen bewusst<br />
die Körperformen und die Posen<br />
sind gewagter als in der<br />
Modefotografie.<br />
Arbeiten Sie daher, wenn<br />
möglich, mit erfahrenen<br />
Modellen, besonders dann, wenn<br />
Sie dieses Genre selbst noch nicht<br />
versucht haben. Modelle, die<br />
regelmäßig für diese Art<br />
<strong>Fotografie</strong> posieren wissen,<br />
welche Posen ein erfolgreiches<br />
Bild ausmachen.<br />
Die Bilder sollen Sex Appeal<br />
ausstrahlen, und die Pose eines<br />
Modells kann dies auf<br />
unterschiedliche Weise tun. Das<br />
Durchdrücken des Rückens<br />
betont die Kurven des Körpers<br />
und Brust und Po treten am<br />
deutlichsten hervor. Starker<br />
Augenkontakt und ein<br />
Schmollmund unterstreichen die<br />
Wirkung. Die Bekleidung, eine<br />
Kombination von BH und Shorts<br />
oder von ärmellosen Tops und<br />
Shorts – ein Standard-Outfit jedes<br />
Modells – zeigt Bauch und Beine.<br />
Diese Art des Porträts bezieht ihre<br />
Wirkung aus den suggestiven<br />
Posen der Modelle, nicht aus<br />
Nacktheit.<br />
TOM CALTON<br />
Einsichten des Profis<br />
TOM CARLTON ÜBER GLAMOUR-FOTOS<br />
„Ich mache alle Arten der Porträt-<strong>Fotografie</strong>, doch erst seit<br />
kurzem befasse ich mich auch mit dem relativ neuen Stil „New<br />
Glamour“. Viele Monatsmagazine verbreiten ihn, seit kurzem<br />
auch wöchentlich erscheinende Magazine. Als Modelle dienen<br />
oft Schauspielerinnen aus TV-Soaps. Meistens finden die<br />
Sessions im Studio vor einfachem Hintergrund statt. Ich stelle<br />
meine Modelle vor eine Wand in einer Ecke des Studios und<br />
benutze eine einzelne Softbox. Das Modell lehnt sich gegen die<br />
Wand und nimmt dabei stark akzentuierte, sexy wirkende Posen<br />
ein. Die Modelle sind meist sehr schlank und haben kurvenreiche<br />
Figuren, deren Effekt ich verstärke, indem ich die Modelle<br />
anweisen, die Schultern zurückzuziehen. Die Hände ziehen<br />
meist einen Teil der Bekleidung zur Seite oder spielen in Ihrem<br />
Haar, was die Wirkung des Bildes unterstreicht. Ich mache<br />
ausschließlich Bilder von ganz oder knapp bekleideten Modellen.<br />
Die Bilder wirken am besten, wenn das Modell sein Sex-Appeal<br />
durch die Pose ausstrahlt, nicht durch seine Nacktheit.“<br />
122 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
SO WERDEN SIE ZUM<br />
PORTRÄTEXPERTEN<br />
PORTRÄTS: DIE KUNST DES POSIERENS<br />
Lifestyle-Fotos<br />
Auch die Lifestyle-<strong>Fotografie</strong> entstand in den 1990er<br />
Jahren, als eine neue Generation Fotografen<br />
herangewachsen war, die die statische, sehr stark<br />
durch festgelegte Posen dominierte Porträtfotografie<br />
hinter sich ließ und einen natürlicheren,<br />
entspannteren Stil entwickelte.<br />
Das Geheimnis der Lifestyle-<strong>Fotografie</strong> besteht<br />
darin, es so aussehen zu lassen als seien die<br />
Aufnahmen ungestellt. Die Protagonisten wissen,<br />
dass sie fotografiert werden, doch die Bilder wirken<br />
wie ein Schnappschuss, bei dem keine abgebildeten<br />
Personen weiß, dass ein Foto gemacht wurde. Dieser<br />
Effekt kann auf unterschiedliche Weise erreicht<br />
werden, doch das Wichtigste ist, dass die Modelle<br />
sich wohl fühlen und entspannt sind, bevor Sie<br />
beginnen. Verbringen Sie schon vor der eigentlichen<br />
Fotosession einige Zeit mit ihnen. Wenn möglich,<br />
treffen Sie sich einige Male vor dem eigentlichen<br />
Fototermin, damit Sie sich kennen lernen können.<br />
Das ist besonders wichtig, wenn Kinder dabei sind.<br />
Wenn es dann ernst wird, lassen Sie die Kamera<br />
zunächst eingepackt, trinken etwas, unterhalten sich<br />
ein bisschen und sorgen dafür, dass alle sich<br />
entspannen und enthusiastisch an die Sache<br />
herangehen. Geben Sie keine detaillierten<br />
Anweisungen, wie Sie es bei Porträts tun würden, die<br />
festgelegte Posen erfordern, sondern halten Sie Ihre<br />
Anweisungen allgemein. Denken Sie daran: Ziel ist<br />
es, die Bilder so natürlich wie möglich aussehen zu<br />
lassen. Ob Ihre Modelle stehen, sitzen, liegen oder<br />
gehen, fotografieren Sie sie aus einer großzügigen<br />
Entfernung mit dem langen Ende eines Telezooms,<br />
um die Kamerapräsenz weniger spürbar zu machen,<br />
was zu ungezwungenerem Verhalten führt. Sorgen<br />
Sie dafür, dass viel gelächelt wird und nehmen Sie<br />
leichte Korrekturen an den Positionen von Händen,<br />
Armen oder Beinen vor; auch eine Änderung der<br />
Körperhaltung kann nötig werden, wenn es die<br />
Lichtverhältnisse erfordern. Wenn Sie ein Paar oder<br />
eine Familie fotografieren, lassen Sie die Menschen<br />
miteinander interagieren, oder lassen Sie sie sich<br />
gegenseitig anschauen. Vergessen Sie nicht, sie<br />
ständig zu ermutigen und zu loben, das erhöht das<br />
Selbstvertrauen und lässt Nervosität erst gar nicht<br />
aufkommen. Nur so erreichen Sie natürlich wirkende<br />
Posen.<br />
BRETT HARKNESS<br />
Jeder Lifestyle Fotograf hat seine eigene Arbeitsmethode. Versuchen Sie<br />
einen Blog zu finden, in dem Sie weitere Tipps bekommen. Die natürlichen<br />
Momente einzufangen ist die Quintessenz der Lifestyle <strong>Fotografie</strong>. Es muss<br />
so aussehen, als ob Ihre Modelle den Fotografen gar nicht bemerkt hätten,<br />
so, als hätten Sie die Beteiligten „aus dem Hinterhalt“ fotografiert. Nochmals:<br />
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Interaktion mit den an Ihrer<br />
Lifestyle-Szene beteiligten Personen.<br />
BJORN THOMASSEN<br />
BRETT HARKNESS<br />
Einsichten des Profis<br />
BJÖRN THOMASSEN ÜBER LIFESTYLE-<br />
FOTOGRAFIE<br />
„Mir liegen Lifestyle-Porträts sehr, nirgendwo<br />
sonst treten die Persönlichkeiten der Modelle so<br />
offen zu Tage. Ob Kinder, Teenager oder<br />
Erwachsene, der Lifestyle-Ansatz bietet die<br />
Gelegenheit, den Modellen mehr Freiheiten zu<br />
geben, wie sie für das Bild posieren.<br />
Natürlich ist auch hier Anleitung erforderlich,<br />
doch die sollte zu Beginn erfolgen, ansonsten<br />
nur bei Besonderheiten Ihres Arrangements der<br />
Szene. Natürlich agierende Menschen können<br />
gleichwohl deplatziert wirken, auch dann<br />
müssen Sie mit entsprechenden Instruktionen<br />
helfend eingreifen. Lassen Sie die Modelle<br />
Aktionen ausführen, die sie ablenken, sodass sie<br />
sich der Kamera weniger bewusst sind. Wenn<br />
eine Aktion beendet ist, sollten die Modelle ihren<br />
Gesichtsausdruck für eine zusätzliche Sekunde<br />
beibehalten. Falls Sie „normale“ Menschen<br />
fotografieren, keine professionellen Modelle,<br />
sind mehr Instruktionen erforderlich, doch ich<br />
sorge immer für eine entspannte Atmosphäre<br />
und für gute Stimmung, damit sich jeder<br />
wohlfühlen kann. Die besten Bilder ergeben sich<br />
fast immer nach einem Moment der<br />
Spontaneität – wenn jemand beispielsweise<br />
eine scherzhafte Bemerkung gemacht hat. Das<br />
ist der Augenblick, wenn Menschen am<br />
natürlichsten aussehen, weil Sie vergessen, dass<br />
sie fotografiert werden.<br />
Die Kunst der Lifestyle <strong>Fotografie</strong> besteht im<br />
Wesentlichen daraus, ein gutes Auge für die<br />
Bildkomposition zu haben, verbunden mit der<br />
Fähigkeit, das Bild im richtigen Augenblick zu<br />
schießen, genau dann, wenn etwas Besonderes<br />
passiert. Es ist ein Fotostil, bei dem die Beziehung<br />
zwischen dem Fotografen und den<br />
Protagonisten die entscheidende Rolle spielt,<br />
obwohl deutlich weniger Direktiven gegeben<br />
werden als bei anderen Formen der<br />
Porträtfotografie. Mit der richtigen Ausgestaltung<br />
dieser Beziehung steht und fällt der Erfolg Ihres<br />
Vorhabens.“<br />
BJORN THOMASSEN<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 123
Expertenmeinungen<br />
RATSCHLÄGE FÜR BESSERE FOTOS<br />
UNSERE<br />
EXPERTEN<br />
DANIEL LEZANO<br />
Seit etlichen Jahren<br />
ständiges<br />
Jurymitglied<br />
mehrerer nationaler<br />
Fotowettbewerbe.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Fotograf und<br />
Buchautor,<br />
spezialisiert auf<br />
Natur-, Makro- und<br />
Landschaftsfotos<br />
LEE FROST<br />
Seit mehreren<br />
Jahren Fotograf<br />
und Buchautor<br />
JORDAN<br />
BUTTERS<br />
Motorsport-<br />
Fanatiker und<br />
Photoshop-Experte.<br />
BATH ABBEY<br />
Von Andrew Bowkett<br />
Kamera: Nikon D7000<br />
Objektiv: Sigma 18-50mm f/2.8-4.5 HSM<br />
Belichtung: 166 Sekunden bei Blende f/22<br />
und ISO 100<br />
ANDREW BOWKET: „Es sollte ein<br />
Foto der Klosterkirche von Bath<br />
werden, aber es waren<br />
Sommerferien, und mir war klar,<br />
dass es dort zugehen würde wie<br />
im Taubenschlag. Ich benutzte ein Glas<br />
einer Schweißerbrille als Filter, um eine<br />
extrem lange Verschlusszeit zu bekommen,<br />
die den größten Teil der Menschenmenge<br />
verschwinden lassen würde."<br />
LEE FROST: Mir gefällt die Idee, eine so<br />
lange Verschlusszeit zu nutzen, dass die<br />
Menschenmenge sich „auflöst“. Es hätte<br />
auch fast geklappt, und bis auf ein paar<br />
geisterhafte Gestalten, die sich während<br />
der Aufnahme kaum bewegt haben, ist<br />
der Platz menschenleer. Ich mag solche<br />
Bilder, weil sie etwas Geheimnisvolles<br />
haben Auch die Streifen am Himmel<br />
gefallen mir, sie sind ebenfalls ein Ergebnis<br />
der langen Verschlusszeit, weil die Wolken<br />
durch den Bildausschnitt gezogen sind.<br />
Ich würde das Foto allerdings etwas<br />
zuschneiden. Die Werbetafel links unten<br />
im Bild ist störend und muss weg,<br />
außerdem steht die Kathedrale in Andrews<br />
Bild zu weit rechts und könnte durch<br />
entsprechenden Zuschnitt in die Bildmitte<br />
gerückt werden. Dadurch geht zwar ein<br />
Teil des Himmels verloren, doch die<br />
Bildkomposition würde insgesamt<br />
überzeugender wirken. Zum Schluss<br />
würde ich den Himmel retuschieren, der<br />
mit kleinen Flecken übersät ist, vermutlich<br />
durch Schmutz auf dem Kamerasensor,<br />
der gereinigt werden sollte.<br />
Urteil: Eine gute Idee, die sich gelohnt<br />
hat – die geschickte Aufnahmetechnik<br />
ergab ein großartiges Bild.<br />
ROSS HODDINOTT: Ich verstehe nicht<br />
viel von Architekturfotografie, doch ich<br />
halte dies für eine sehr gelungene<br />
Bildkomposition. Die Langzeitbelichtung<br />
hat für einen fantastischen Himmel<br />
❝<br />
Die Werbetafel links<br />
unten im Bild ist störend<br />
und muss weg, außerdem<br />
steht die Kathedrale in<br />
Andrews Bild zu weit<br />
rechts und könnte durch<br />
entsprechenden Zuschnitt<br />
in die Bildmitte gerückt<br />
werden. LEE FROST<br />
❞<br />
gesorgt, während die Konvertierung in<br />
Schwarzweiß das Bild vereinfacht und<br />
dadurch die wundervolle Architektur der<br />
Kathedrale hervorhebt. Falls eine<br />
Verzerrung vorhanden war, wurde sie gut<br />
korrigiert, und die Langzeitbelichtung hat<br />
die Menschenmenge nahezu bis zur<br />
Unkenntlichkeit verschwimmen lassen.<br />
Ich frage mich nur, ob eine kürzere<br />
Verschlusszeit besser gewesen wäre, da<br />
die unscharfen Figuren im Vordergrund<br />
etwas zu viel Bewegung und Unruhe<br />
erzeugen. Dafür hätte eine Verschlusszeit<br />
von nur einigen Sekunden genügt, anstatt<br />
einiger Minuten. Wie auch immer, ein sehr<br />
interessantes Bild.<br />
Urteil: Ein gut gelungenes Foto, doch<br />
die Einbeziehung der Menschenmenge<br />
hätte vielleicht ein noch interessanteres<br />
Foto ergeben.<br />
Nachbearbeitung<br />
QUADRATISCHER<br />
ZUSCHNITT<br />
Scheuen Sie sich nicht, von dem<br />
Standard- Seitenverhältnis von 3:2<br />
abzuweichen. Viele Fotografen<br />
bevorzugen bei künstlerischen<br />
Motiven den quadratischen<br />
Zuschnitt. Er wirkt auch sehr gut<br />
bei lange <strong>belichtet</strong>en<br />
Schwarzweißbildern, Beispiele<br />
dafür finden Sie auf:<br />
www.leefrost.co.uk<br />
124 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
HERBSTPORTRÄT<br />
Von Anna Allan<br />
Kamera: Nikon D7100<br />
Objektiv: Sigma 50mm 1.4 EX DG HSM<br />
Belichtung: 1/640 Sek. bei Blende f/2.8 und ISO 1600<br />
ANNA ALLAN: „Es war im<br />
Herbst und meine Tochter<br />
spielte auf einer mit Laub<br />
übersäten Wiese im Park. Für<br />
dieses Foto stand sie im Schatten<br />
und ich benutzte eine hohe ISO-<br />
Empfindlichkeit, um eine kurze<br />
Verschlusszeit zu erreichen. Die Schärfe ist<br />
nicht hundertprozentig, obwohl ich genau<br />
auf das linke Auge scharfgestellt habe. Kann<br />
es sein, dass das Objektiv kalibriert werden<br />
muss?"<br />
LEE FROST: Das ist ein sehr schönes<br />
Kinderporträt. Mir gefällt der glückliche,<br />
natürliche Gesichtsausdruck. Die Augen<br />
lassen erkennen, wie viel Spaß die Kleine<br />
hat. Dieses Bild drückt das Glück der<br />
Kindheit sehr schön aus. Auch das Licht ist<br />
perfekt; weich das Gesicht<br />
umschmeichelnd, erzeugt es durch den<br />
hellen Hintergrund einen leichten<br />
Gegenlichteffekt. Es wurde eine kurze<br />
Verschlusszeit erwähnt, um die Blätter<br />
einzufrieren, aber ich sehe gar keine Blätter,<br />
die in die Luft geworfen werden. Das ist<br />
keine Kritik, denn es ist ein exzellentes<br />
Portrait, doch ein bisschen mehr Action<br />
wäre schön gewesen, besonders wenn das<br />
ohnehin beabsichtigt war. Vielleicht hätte<br />
auch ein Mantel mit bunten Farben besser<br />
gewirkt. Einerseits gefallen mir die<br />
neutralen Farben des Bildes, andererseits<br />
denke ich, ein knalliges Rot würde es<br />
lebendiger machen. Da keine Blätter in der<br />
Luft herumfliegen, würde ich die Blatt-<br />
Fragmente auf dem Mantelkragen<br />
entfernen, um ein aufgeräumteres Bild zu<br />
bekommen. Was die mangelnde Schärfe<br />
des Gesichts betrifft – für mich geht die<br />
Schärfe in Ordnung. Bei einer so großen<br />
Blende wie f/2.8 ist der<br />
Schärfentiefebereich so klein, dass man<br />
Aufnahmetechnik<br />
❝<br />
Ein weiteres Foto, auf dem viele Blätter durch die Luft fliegen, wäre schön,<br />
damit hätte man ein hübsches Diptychon arrangieren können.<br />
❞<br />
JORDAN BUTTERS<br />
DIE ACTION EINFANGEN<br />
Ein Foto, dass den Moment, in dem<br />
etwas in die Luft geworfen wird,<br />
richtig einfangen soll, erfordert eine<br />
Verschlusszeit, die kurz genug ist,<br />
die Action einzufrieren – 1/500<br />
Sekunde oder noch kürzere Zeiten<br />
sind hier gefragt. Um solche Zeiten<br />
zu bekommen, können Sie guten<br />
Gewissens die ISO-Empfindlichkeit<br />
erhöhen – moderne Kameras haben<br />
eine sehr gute<br />
Rauschunterdrückung und bei<br />
einem derartigen Motiv ist ein<br />
scharfes Foto wichtig, minimales<br />
Bildrauschen ist tolerierbar.<br />
keine übertrieben hohen Ansprüche an die<br />
Schärfe stellen sollte.<br />
Urteil: Ein schönes Portrait eines sehr<br />
glücklichen kleinen Mädchens.<br />
JORDAN BUTTERS: Der Herbst ist eine<br />
großartige Jahreszeit für Outdoor-Porträts<br />
– einen schöneren Hintergrund als die<br />
goldenen Herbstfarben der Bäume kann<br />
man sich kaum wünschen. Hier ist ein<br />
fantastischer Moment eingefangen worden.<br />
Da das Kind nicht direkt in der Sonne steht,<br />
gibt es keine harten Schatten, was zu einem<br />
sehr schönen weichen Licht auf dem<br />
Gesicht führt. Was die Aufmerksamkeit des<br />
Betrachters hier wirklich fesselt, ist die<br />
Offenheit des Gesichtsausdrucks – man<br />
kann tatsächlich erkennen, dass das Kind<br />
einen Riesenspaß hat. Ein bisschen Action<br />
hätte dem Bild jedoch nicht geschadet,<br />
besonders wenn das ohnehin beabsichtigt<br />
war. Ein weiteres Foto, auf dem viele Blätter<br />
durch die Luft fliegen, wäre schön gewesen,<br />
damit hätte man ein hübsches Diptychon<br />
arrangieren können. Ein Wort zu der<br />
erwähnten leichten Unschärfe: Es könnte<br />
sein, dass das Kind nach dem Scharfstellen<br />
den Kopf leicht nach vorn bewegt hat. Doch<br />
man kann nicht ausschließen, dass es am<br />
Objektiv liegt könnte und dass die<br />
verwendete Kombination von Kamera und<br />
Objektiv kalibriert werden muss.<br />
Urteil: Ein sehr schönes, natürliches<br />
Kinderporträt fürs Familienalbum<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 125
Expertenmeinungen<br />
CAISTER BEACH<br />
Von Steve Sutherland<br />
Kamera: Nikon D3100<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 18-55mm f/3.5-5.6 VR<br />
Belichtung: 20 Sekunden bei Blende f/11 und ISO 100<br />
STEVE SUTHERLAND: „Ich hatte mich früh<br />
genug aus dem Bett gerollt, um einen<br />
Sonnenaufgang an der Küste zu<br />
fotografieren und stand nun vor der Wahl,<br />
die Felsbrocken von Caister Beach<br />
entweder als attraktiven Vordergrund zu benutzen, oder<br />
als Führungslinie. Ich entschied mich dafür, das Ende der<br />
Felsbrocken-Linie an den Horizont zu verlegen. Der<br />
Horizont führt den Blick zurück zu den Offshore-<br />
Windkraftanlagen links im Bild und von dort nach oben in<br />
den Morgenhimmel.“<br />
LEE FROST: Von Robert Capa, einem der<br />
weltbesten Bildjournalisten seiner Zeit, stammt<br />
der Satz: „Wenn deine Bilder nicht gut genug<br />
sind, warst du nicht nah genug dran.” Das gilt<br />
nicht nur für sein Metier, sondern die gesamte<br />
<strong>Fotografie</strong> einschließlich der<br />
Landschaftsfotografie. Dieses Motiv hat großes<br />
Potenzial, doch das Bild ist verpatzt, entweder<br />
aus Unentschlossenheit oder weil die Kamera<br />
nicht nah genug dran war. Bitte nicht falsch<br />
verstehen; das Licht ist perfekt und die Farben<br />
hervorragend, wenn auch ein wenig nach<br />
Magenta tendierend. Nur die Bildkomposition<br />
ist langweilig. Ich sehe die vom Meer<br />
umspülten Felsen am Strand und denke:<br />
„Warum bloß hat er die nicht in den<br />
Vordergrund geholt?“ Das hätte einen<br />
faszinierenden Effekt ergeben, weil sie die<br />
Farben des Himmels reflektieren, während das<br />
Meerwasser sie umfließt. Natürlich wäre dann<br />
weniger Himmel zu sehen gewesen, doch ein<br />
ausdrucksstärkerer Vordergrund hätte<br />
insgesamt ein besseres Bild ergeben. Dieser<br />
Fehler wird bei Landschaftsaufnahmen häufig<br />
gemacht. Es wird versucht, zu viel in den<br />
Bildausschnitt einzubeziehen, zu Lasten der<br />
Wirkung des Motivs. Für einen starken<br />
Vordergrund müssen seine Elemente<br />
identifizierbar sein, also geht man nah heran,<br />
was bei dieser Szene eigentlich eine<br />
Selbstverständlichkeit wäre.<br />
Urteil: Fantastisches Licht und ebensolche<br />
Farben, aber eine fantasielose<br />
Bildkomposition.<br />
ROSS HODDINOTT: Ein sehr schöner<br />
Himmel und ein guter Kamerastandpunkt. Für<br />
meinen Geschmack hat der Himmel etwas<br />
zuviel Magenta. Das kann an der Farbbalance<br />
liegen oder das Ergebnis zweier kombinierter<br />
Graufilter sein, wodurch manchmal ein<br />
Farbstich entsteht. Der ist in diesem Fall zwar<br />
nicht unattraktiv, aber ich hätte ihn etwas<br />
abgeschwächt. Ansonsten ist an dem Bild<br />
wenig auszusetzen, man hätte nur eine<br />
ausdrucksstärkere Bildkomposition finden<br />
können. Die Sandfläche im Vordergrund ist<br />
ziemlich zertrampelt und ich frage mich, ob<br />
man mit der Kamera etwas näher am Wasser<br />
eine aufgeräumtere Komposition erreicht<br />
hätte. Wasser und nasser Sand eignen sich bei<br />
dunklen Lichtverhältnissen oft besser als<br />
Vordergrund, weil sie ihn durch Reflexion des<br />
Lichts aufhellen und ihm gleichzeitig Farbe<br />
geben.<br />
Urteil: Ein hübsches Foto, das bei höherem<br />
Wasserstand besser gelungen wäre. Ein<br />
Kamerastandpunkt näher am Wasser hätte<br />
einen aufgeräumteren Vordergrund<br />
gebracht.<br />
Aufnahmetechnik<br />
ATTRAKTIVER VORDERGRUND<br />
Wenn Sie einen farbenfrohen Himmel vor sich<br />
haben, ist es nur verständlich, dass Sie so viel<br />
wie möglich davon in den Bildausschnitt<br />
bekommen wollen. Das bedeutet eine<br />
Weitwinkelaufnahme, was wiederum dazu<br />
führt, dass interessante Objekte sich weiter<br />
entfernt zu befinden scheinen. Die Lösung des<br />
Problems? Sehr nah herangehen. Nasse Felsen<br />
ergeben einen perfekten Vordergrund, weil sie<br />
Licht und Farben reflektieren. Nun noch eine<br />
Langzeitbelichtung dazu, um die auflaufende<br />
Flut adäquat aufzunehmen, und Sie haben alle<br />
notwendigen Zutaten für ein gelungenes Foto.<br />
❝<br />
Die Sandfläche im<br />
Vordergrund ist ziemlich<br />
zertrampelt und ich frage mich,<br />
ob man mit der Kamera etwas<br />
näher am Wasser eine<br />
aufgeräumtere Bildkomposition<br />
erreicht hätte. ROSS HODDINOTT<br />
❞<br />
ROSS HODDINOTT<br />
126 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
MOSELEY BOG<br />
Von Ian Bower<br />
Kamera: Olympus E-1<br />
Objektiv: Zuiko 14-54mm Mk I lens<br />
Belichtung: 1/60 Sekunde bei Blende f/6.3 und ISO 200<br />
Ian Bower: „Das Bild entstand im<br />
Naturschutzgebiet Moseley Bog bei<br />
Birmingham. Man sagt, die Gegend<br />
habe Tolkien bei der Erfindung des<br />
Auenlandes seines Fantasie-Kontinents<br />
„Mittelerde“ inspiriert. Das Foto wurde in Lightroom<br />
aus einer Raw-Datei konvertiert und dann mit<br />
Photoshop und Picasa bearbeitet.“<br />
DANIEL LEZANO: Diese spezielle<br />
Aufnahmetechnik mit einem senkrechten<br />
Schwenk bei langer Verschlusszeit sollten Sie<br />
ausprobieren. Sie ist zwar nicht neu, macht aber<br />
Spaß und liefert immer neue Ergebnisse. Sie<br />
eignet sich auch für schlechtes Wetter, z. B.<br />
wenn Sie sich vor dem Regen untergestellt<br />
haben, statt aufzugeben und nach Hause zu<br />
fahren. Mir gefällt dieses Bild sehr, es zeigt ein<br />
gelungenes abstraktes Motiv. Das Hochformat<br />
unterstreicht die vertikalen Linien der<br />
Baumstämme und das durch den<br />
Kameraschwenk verwischte Blattwerk dahinter<br />
erzeugt den Eindruck eines gemalten Bildes,<br />
wobei Blätter und Baumstämme an manchen<br />
Stellen ineinander übergehen. Zwei Dinge<br />
würde ich allerdings ändern: Erstens sind mir<br />
die Farben etwas zu stark geraten, das Grün ist<br />
für meinen Geschmack zu grell und sieht<br />
unrealistisch aus. Ich würde die Farbsättigung<br />
Nachbearbeitung<br />
WEISSABGLEICH<br />
Beide Experten mögen das Bild, sind aber<br />
der Auffassung, das Grün sei zu<br />
dominierend. Doch da es sich um eine<br />
Raw-Datei handelt, ist das Problem schnell<br />
gelöst. Jede Raw-Software gestattet nicht<br />
nur die Anpassung der Farbtemperatur,<br />
sondern auch die der Farbtöne. Ein wenig<br />
Magenta neutralisiert in diesem Fall den<br />
Grünstich.<br />
❝<br />
Diese spezielle Aufnahmetechnik mit einem<br />
senkrechten Schwenk bei langer Verschlusszeit sollten<br />
Sie ausprobieren. DANIEL LEZANO<br />
❞<br />
reduzieren. Zweitens stört der Baum ganz links<br />
im Bild. Er ist heller als die anderen Bäume,<br />
außerdem steht er isoliert, worunter die<br />
Ausgewogenheit des Bildes leidet.<br />
Nachdunkeln könnte helfen, doch ich denke,<br />
das Beste wäre es, ihn ganz aus dem Bild zu<br />
nehmen. Das würde auch die Balance der<br />
Bildkomposition verbessern. Das Foto, stark<br />
vergrößert und auf Leinwand gezogen, würde<br />
ein sehr schönes Wandbild abgeben.<br />
Urteil: Ein attraktives, abstraktes Foto, an dem<br />
nur ein paar kleinere Korrekturen<br />
vorgenommen werden sollten.<br />
ROSS HODDINOTT: Entweder man mag<br />
diese Fotos, deren Wirkung auf<br />
Kameraschwenks während der Belichtung<br />
beruht, oder man mag sie nicht. Mir gefällt die<br />
Andeutung von Impressionismus, ein Effekt, der<br />
sich aufgrund der Kamerabewegung einstellt.<br />
Diese Aufnahmetechnik ist für Bäume als Motiv<br />
besonders geeignet. In diesem Fall ist das<br />
Arrangement gut gelungen und die Intensität<br />
der Bewegung ist genau richtig, nicht zu viel<br />
und nicht zu wenig. Allerdings rauscht das Foto<br />
etwas. Eigentlich sollte man mit der<br />
Rauschunterdrückung ziemlich vorsichtig sein,<br />
weil sie Details verschluckt. Doch in diesem Fall<br />
wäre eine gesunde Portion<br />
Rauschunterdrückung bei der Nachbearbeitung<br />
durchaus angebracht gewesen, denn es liegt in<br />
der Natur der Sache, dass es bei dieser<br />
Aufnahmetechnik nicht viele Details gibt, die<br />
verlorengehen könnten. Ich würde auch etwas<br />
an der Farbbalance schrauben, denn auch für<br />
meinen Geschmack ist das Grün etwas zu<br />
intensiv. Ich würde etwas Magenta hinzugeben,<br />
um den Farbstich zu neutralisieren.<br />
Urteil: Ein sehr schönes künstlerisch<br />
abstraktes Foto. Justieren des Weißabgleichs<br />
und etwas Rauschunterdrückung würden es<br />
noch verbessern.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 127
Expertenmeinungen<br />
RATSCHLÄGE FÜR BESSERE FOTOS<br />
MJÖLNIR<br />
Von Grant Brodie<br />
Kamera: Nikon D7000<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 16-35 mm f/4G ED<br />
Belichtung: 1/40 Sekunde bei Blende f/16<br />
und ISO 200<br />
Grant Brodie: „Meine Frau und<br />
ich fuhren durch den Skaftafell<br />
National Park in Island, als mir<br />
dieser Felsen mitten in der<br />
Landschaft auffiel. Selbst mit<br />
Weitwinkelobjektiv hatte ich<br />
Schwierigkeiten, den Vordergrund, die<br />
Felsformation und die Wolken ins Bild zu<br />
bekommen. Also montierte ich das Fisheye<br />
und ging sehr nah heran, wobei ich<br />
trotzdem alle gewünschten Bildelemente<br />
im Sucher hatte.“<br />
LEE FROST: Das ist mal eine dramatische<br />
Szene! Der riesige Monolith vor diesem<br />
Himmel sieht umwerfend aus. Solche<br />
dünnen, weißen Wolken sind der Traum<br />
eines jeden Fotografen. Der Einsatz des<br />
Polfilters erwies sich hier als genau richtig,<br />
denn er intensiviert das Blau des Himmels,<br />
vor dem sich die Wolken dann umso besser<br />
abheben. Mein erster Eindruck ist aber auch,<br />
dass der Vordergrund zu leer aussieht,<br />
deswegen würde ich das Foto so<br />
zuschneiden, das der größte Teil des<br />
Vordergrunds wegfiele, wodurch ein<br />
panoramaähnliches Bild entstünde.<br />
Außerdem verbesserte das die<br />
Bildkomposition, weil der Felsen<br />
prominenter ins Bild rücken würde.<br />
Das Licht ist nicht das Beste, was Farben und<br />
Dramatik angeht, doch der Himmel wiegt<br />
diesen Mangel mehr als auf und im Übrigen<br />
kann man an den in einer weitläufigen<br />
Landschaft herrschenden<br />
Lichtverhältnissen beim besten Willen<br />
nichts ändern. Ich würde allerdings darüber<br />
nachdenken, das Bild in Schwarzweiß zu<br />
konvertieren, das würde das Problem der<br />
etwas stumpfen Farben beseitigen – Blau<br />
und Grün ist ohnehin nicht die beste<br />
Farbkombination in einem Landschaftsfoto.<br />
Der Himmel sähe zweifellos auch in<br />
Schwarzweiß hervorragend aus. Insgesamt<br />
würde das Bild dadurch künstlerischer<br />
wirken und weniger den Eindruck einer<br />
Postkarte machen. Konvertierungssoftware<br />
wie „Silver Efex Pro“ und „Perfect Black &<br />
White“, die über viele Voreinstellungen zur<br />
Konvertierung verfügen, machen den<br />
Prozess zu einem Kinderspiel und bieten<br />
trotzdem genug Spielraum für eigene<br />
Experimente zur Verbesserung des<br />
Ergebnisses. Ich würde vielleicht einen<br />
Rot- oder Orange-Filter hinzunehmen, um<br />
den Himmel noch dramatischer zu<br />
gestalten oder eine Voreinstellung<br />
verwenden, die den Kontrast und die<br />
❝<br />
Ich würde darüber<br />
nachdenken, das Bild in<br />
Schwarzweiß zu<br />
konvertieren, um das<br />
Problem der etwas stumpfen<br />
Farben zu beseitigen. LEE FROST<br />
❞<br />
Darstellung der Details verbessert.<br />
Urteil: Einfach und dramatisch, vielleicht<br />
hätte das Bild noch eine bessere Wirkung<br />
in Schwarzweiß.<br />
ROSS HODDINOTT: Es ist nicht schwer<br />
zu erkennen, warum diese Szene so fotogen<br />
ist. Mit gefällt die dramatische Form des<br />
Felsens; die Wolkenformationen am<br />
Himmel sind fantastisch – sie rahmen den<br />
Felsen geradezu ein. Es gibt jedoch etwas an<br />
dem Bild, das mir zu schaffen macht, ohne<br />
es genau beschreiben zu können. Vielleicht<br />
ist der Berg zu genau in der Mitte, oder ist<br />
der Vordergrund zu leer und zu redundant?<br />
Vielleicht hätten etwas mehr Himmel und<br />
etwas weniger Vordergrund dem Bild<br />
besser getan. Natürlich wäre die Verzerrung<br />
bei einem steiler in den Himmel gerichteten<br />
Fisheye noch größer gewesen, doch<br />
insgesamt wäre das Motiv wohl dadurch<br />
aufgewertet worden. Vermutlich wäre auch<br />
die Wirkung der Proportionen besser<br />
gewesen. Der Himmel ist für meinen<br />
Geschmack etwas zu dunkel, denn er ist<br />
überpolarisiert. Beim Farbfoto sieht das ein<br />
bisschen unnatürlich aus, doch in<br />
Schwarzweiß würde es die Dramatik des<br />
Fotos wohl erhöhen.<br />
Urteil: Ein gutes Bild, doch man hätte<br />
mehr daraus machen können. Die<br />
Perspektive hätte sich stärker auf den<br />
Himmel als auf den Vordergrund<br />
ausrichten sollen.<br />
Nachbearbeitung<br />
BILDKOMPOSITION<br />
Hier wurde ganz offensichtlich die<br />
bewährte Drittelregel angewandt,<br />
die aber, wie dieses Beispiel zeigt,<br />
nicht immer zum besten Ergebnis<br />
führt. Das Abwägen der Wirkung<br />
des attraktiven Himmels und des<br />
eintönigen Vordergrunds hätte<br />
eigentlich dazu führen müssen,<br />
die Kamera weiter nach oben zu<br />
richten, was den<br />
Vordergrundanteil des Fotos<br />
zugunsten des Hintergrunds<br />
verkleinert hätte. Dabei wären die<br />
Wolkenformationen durch die<br />
Fisheye-Optik noch stärker<br />
akzentuiert worden und der<br />
langweilige Vordergrund wäre<br />
verschwunden. Doch das Bild ist<br />
keineswegs schlecht, denn allein<br />
durch Zuschneiden lässt sich das<br />
Hauptproblem lösen und die<br />
Schwarzweiß-Konversion wäre<br />
das Sahnehäubchen obendrauf.<br />
128 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
FELICIA<br />
Von Sue Morgan<br />
Kamera: Canon EOS 7D<br />
Objektiv: Canon EF 24-70mm f/2.8L<br />
Belichtung: 1/320 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 200<br />
Sue Morgan: „Es war in Griechenland,<br />
im Garten meiner Schwägerin, als ich<br />
nach einem Regenschauer diese<br />
Kapaster (Felicia amelloides) erblickte.<br />
Sie war noch von Regentropfen<br />
benetzt. Die Blütenblätter hoben sich gegen das<br />
Blattwerk ab. Ich benutzte eine große Blende, um<br />
dieses einfache Motiv ohne visuelle Ablenkung<br />
durch ein weiteres Objekt ins Bild zu setzen.“<br />
DANIEL LEZANO: Blumen und Regentropfen sind<br />
eine unwiderstehliche Kombination. Die Farbe der<br />
Blume fällt ins Auge, die kleinen Wassertropfen<br />
geben einen Maßstab, machen das Motiv attraktiver<br />
und ergeben ein schönes Bild. Die große Blende, um<br />
den Hintergrund unscharf abzubilden und die<br />
gesamte Aufmerksamkeit des Betrachters auf die<br />
Blume zu lenken, ist die Standardprozedur für dieses<br />
Motiv. Doch die Blume ist nicht groß genug im Bild<br />
und sieht ein bisschen verloren aus. Die<br />
Teleeinstellung des hier verwendeten Standard-<br />
Zoomobjektivs vergrößerte leider nicht stark genug.<br />
In Situationen wie dieser empfiehlt es sich, eine<br />
Nahlinse oder Zwischenringe zu benutzen, die die<br />
minimale Arbeitsdistanz des Objektivs verringern,<br />
wodurch man näher an das Motiv herangehen kann.<br />
Außerdem lassen sich damit unterschiedliche<br />
Kamerastandpunkte ausprobieren; eine Blume wie<br />
diese, seitlich aufgenommen, kann ebenfalls sehr<br />
gut aussehen.<br />
Urteil: Die Blume müsste etwas größer im Bild<br />
sein, dann würde das Bild mehr Eindruck<br />
machen.<br />
LEE FROST: Das ist ganz einfach ein schönes Bild.<br />
Ein solches Foto zu machen ist nicht schwer, aber<br />
wenn es sich aus der Mittelmäßigkeit herausheben<br />
soll, braucht es etwas, wodurch es visuell<br />
aufgewertet wird. Dieses Bild hat es. Das Licht auf<br />
der Blume ist sehr schön, typisch für das nach<br />
einem Regenschauer durch die Wolken brechende<br />
Sonnenlicht. Es lässt die Blütenblätter sogar ein<br />
wenig schimmern. Die glänzenden Regentropfen<br />
unterstreichen die Zartheit der Pflanze und geben<br />
dem Bild außerdem mehr Tiefe. Die leichte<br />
Asymmetrie, die entsteht, weil nicht alle<br />
Blütenblätter von Tropfen bedeckt sind, trägt ihren<br />
Teil zur Attraktivität des Fotos bei. Der unscharfe<br />
Hintergrund in Verbindung mit den dunklen<br />
Farbtönen rückt die Blüte in den Mittelpunkt. Das<br />
Einzige, das mir nicht gefällt, ist, dass sie nicht mehr<br />
Platz im Bild beansprucht. Warum soviel<br />
Hintergrundfläche? Das verschlechtert den<br />
Gesamteindruck des Bildes. Wahrscheinlich konnte<br />
man mit dem verwendeten Objektiv nicht näher<br />
heran. Wie auch immer, durch entsprechendes<br />
Zuschneiden des Fotos hätte dieses Manko<br />
ausgeglichen werden können. Die Auflösung einer<br />
Canon EOS 7D ist definitiv hoch genug, die Blüte in<br />
der Nachbearbeitung entsprechend zu vergrößern,<br />
ohne dass ein Verlust an Abbildungsqualität<br />
auftreten würde.<br />
Urteil: Großartige Farben und bestes Licht. Es ist<br />
ein Bildzuschnitt erforderlich, um die Blume<br />
besser zur Geltung zu bringen.<br />
❝<br />
Die Farbe der Blume fällt ins Auge, die kleinen<br />
Wassertropfen geben einen Maßstab und machen das Motiv<br />
noch attraktiver. DANIEL LEZANO<br />
❞<br />
Aufnahmetechnik<br />
NOCH NÄHER RAN!<br />
Damit Makroaufnahmen ihre Wirkung entfalten, müssen Sie nah heran gehen<br />
– sehr nah heran! Leider ist bei einem Standard-Zoomobjektiv die Grenze der<br />
kürzesten Arbeitsentfernung, schnell erreicht. Wir empfehlen aus diesem<br />
Grund für den Anfang preiswerte, manuelle Zwischenringe in Verbindung mit<br />
Ihrem Standard-Objektiv, bevor Sie sich, wenn Ihnen die Makrofotografie<br />
zusagt, vielleicht für die Anschaffung eines – teuren – Makroobjektivs<br />
entscheiden.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 129
Expertenmeinungen<br />
STÜRMISCHE HIMMEL<br />
Von Steven Chatman<br />
Kamera: Canon EOS 50D<br />
Objektiv: Canon EF-S 10-22mm f/3.5-4.5 USM<br />
Belichtung: 0.6 ekunden bei Blende f/10 und ISO 100<br />
Steven Chatman:„Auf diese alte Eiche hatte<br />
ich schon lange ein Auge geworfen. Alles was<br />
mir lange zu meinem geplanten Motiv fehlte,<br />
waren ein bedeckter Himmel und eine steife<br />
Brise, die Bewegung in das Bild bringen sollte.<br />
Als es soweit war, benutzte ich einen 0.9ND Graufilter, um die<br />
Verschlusszeit auszudehnen und einen weiteren 0.9ND<br />
Grauverlaufsfilter, um die Intensität des Himmels im Rahmen<br />
des Dynamikumfangs meiner Kamera zu halten.“<br />
LEE FROST: Ich mag dramatische Schwarzweiß-<br />
Landschaften, deshalb gefiel mir das Bild auf<br />
Anhieb. Es zeigt ein geradliniges, beeindruckendes<br />
Motiv, man wird geradezu in das Bild<br />
hineingezogen. Es steht und fällt mit den<br />
Lichtverhältnissen – die Sonne bricht durch einen<br />
bedrohlichen Himmel auf den Vordergrund.<br />
Normalerweise ist der Himmel heller als die<br />
Landschaft, hier ist es umgekehrt. Der weiche<br />
Verlaufsfilter für den Himmel betont die<br />
Sturmwolken, ohne sie zu überzeichnen. Mir gefällt<br />
außerdem die leichte Bewegungsunschärfe im<br />
Vordergrund, die als Folge der verlängerten<br />
Verschlusszeit durch den Graufilter möglich wurde.<br />
Über die Bildkomposition bin ich mir weniger im<br />
Klaren. Die Eiche ist natürlich der Fixpunkt und<br />
wirkt als solcher sehr gut, auch weil der Stamm das<br />
Licht reflektiert. Grundsätzlich sehe ich das obere<br />
rechte Drittel als die bessere Position für einen<br />
Fixpunkt, doch hier wurde das obere linke Drittel<br />
benutzt. Das menschliche Auge betrachtet ein Bild<br />
generell von links nach rechts. Befindet sich der<br />
Fixpunkt in der linken Bildhälfte, gleitet der Blick<br />
darüber hinweg und wird danach nicht<br />
weitergeführt. Befindet sich der Fixpunkte jedoch in<br />
der rechten Bildhälfte, wandert der Blick durch das<br />
Bild, um den Fixpunkt zu erreichen. Ich würde das<br />
Bild quadratisch zuschneiden, weil die rechte,<br />
durch das Getreide führende Linie sehr dominant<br />
ist und das Auge vom Baum weg leitet. Nach dem<br />
Zuschnitt jedoch führen die verbliebenen Linien<br />
das Auge durch die Szene zu dem Baum, wenn<br />
auch nicht direkt. Dadurch wird der Nachteil, dass<br />
der Baum in der linken Bildhälfte steht, teilweise<br />
ausgeglichen.<br />
Urteil: Ein dramatisches Landschaftsfoto, das<br />
durch den richtigen Bildzuschnitt verbessert<br />
werden kann.<br />
❝<br />
Der weiche Verlaufsfilter<br />
für den Himmel betont die<br />
Sturmwolken, ohne sie zu<br />
überzeichnen. LEE FROST<br />
❞<br />
ROSS HODDINOTT: Es gibt Vieles, das mir an<br />
diesem Bild gefällt. Es wurde gut geplant, beim<br />
richtigen Wetter fotografiert, und Schwarzweiß<br />
trifft die Stimmung genau. Auch<br />
aufnahmetechnisch ist das Bild gelungen und<br />
enthält alle wichtigen Zutaten. Dennoch hätte<br />
man es besser machen können, und das liegt am<br />
Kamerastandpunkt. Die Eiche ist ein guter<br />
Fixpunkt, aber das Wäldchen und das Gebäude<br />
am Horizont nehmen viel von seiner Wirkung, da<br />
sie die Aufmerksamkeit des Betrachters ablenken.<br />
Ich hätte die Bildkomposition vereinfacht und<br />
Nachbearbeitung<br />
QUADRATISCHER ZUSCHNITT<br />
Diese Bildkomposition verlangt geradezu<br />
nach einem quadratischen Zuschnitt.<br />
Dadurch wird der leere Raum rechts im Bild<br />
vermieden, und die Fahrspuren im<br />
Getreidefeld dienen als Führungslinien zu<br />
der Eiche.<br />
diese Elemente durch einen anderen<br />
Kamerastandpunkt ausgeschlossen. Außerdem<br />
hätte ich das Hochformat benutzt, die Bewegung<br />
des Getreides einbezogen und auch die<br />
Fahrspuren als Führungslinie genutzt. Man könnte<br />
das Bild quadratisch zuschneiden, um die<br />
überflüssigen Elemente aus der rechten Seite<br />
auszuschließen.<br />
Urteil: Ein sehr schön aufgenommenes Bild, das<br />
von einer anderen Bildkomposition profitieren<br />
würde.<br />
130 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
LAVENDELBIENE<br />
Von Richard Goldfinch<br />
Kamera: Canon EOS 600D<br />
Objektiv: Sigma 105mm f/2.8 DG Macro lens<br />
Belichtung: 1/500 Sekunde bei Blende f/5.6 und ISO 400<br />
Richard Goldfinch: „Ich hatte eine<br />
recht kurze Verschlusszeit gewählt,<br />
weil ich aus der Hand fotografierte. Die<br />
Scharfeinstellung erfolgte manuell,<br />
indem ich die Kamera langsam der<br />
Biene näherte, wobei ich im Moment der richtigen<br />
Schärfe abdrückte.“<br />
LEE FROST: Wenn deine Bilder nicht gut<br />
genug sind, warst du nicht nah genug dran.“<br />
Dieser Satz von Fotoreporter Robert Capa bezog<br />
sich zwar auf sein eigenes Handwerk, trifft aber<br />
generell einen Kern der <strong>Fotografie</strong>, jedenfalls für<br />
diese Nahaufnahme. In dem Bild passiert viel zu<br />
viel für meinen Geschmack. Die Biene ist das<br />
zentrale Bildelement, verliert aber leider in der<br />
Konkurrenz zu den Lavendelblüten. Obwohl ich<br />
mich auf die Biene konzentrieren sollte, wandert<br />
mein Blick ziellos hin und her. Es ist, wie so oft,<br />
eine Frage des Bildzuschnitts. Man werfe alle<br />
überflüssigen Elemente aus dem Bild und<br />
mache die Biene zum zentralen Motiv. Natürlich<br />
sollte man das möglichst schon bei der<br />
Aufnahme tun, aber manchmal ist das<br />
unmöglich. Oft ändert man auch seine Meinung<br />
darüber, wie ein Motiv am besten darzustellen<br />
ist. Das Zuschneiden kann die Bildkomposition<br />
verbessern, in diesem Fall kann man bis zu 60%<br />
des Bildes entfernen. Die verbleibenden 40%<br />
ergeben ein viel besseres, klareres Bild, das dem<br />
Motiv gerecht wird und auch fotografisch<br />
befriedigender ist, weil keine unnötigen Details<br />
davon ablenken.<br />
Positiv ist zu verbuchen, dass das kontrastarme<br />
Licht perfekt genutzt wurde und die<br />
Pastellfarben schön zur Geltung bringt. Die<br />
richtigen Bildzutaten sind zweifellos vorhanden,<br />
es sind nur etwas zu viele.<br />
Urteil: Hier macht erst der richtige Zuschnitt<br />
ein gutes Bild.<br />
ROSS HODDINOTT: Dieses Bild ist eine<br />
schöne Erinnerung an den Sommer und an vor<br />
uns liegende, wärmere Tage. Es gibt nicht viele<br />
Insekten, die man als „niedlich“ bezeichnen<br />
würde, doch Hummeln sind ganz sicher eine<br />
Ausnahme. Es sind fotogene, kleine Kreaturen,<br />
die trotzdem nicht leicht zu fotografieren sind.<br />
Sie bleiben nicht lange an derselben Stelle und<br />
es ist nicht einfach, genügend Schärfentiefe zu<br />
erreichen, um sie vollständig scharf zu<br />
bekommen. Das ist hier jedoch gut gelungen.<br />
Die Schärfentiefe ist einerseits gering genug, um<br />
die Hummel in den Mittelpunkt zu rücken und<br />
andererseits groß genug, um den das Motiv<br />
umgebenden Lavendel noch gut erkennen zu<br />
lassen. Doch mir ist die Hummel etwas zu<br />
zentral im Bild, was dazu führt, dass es zu<br />
statisch wirkt. Ein selektiver Bildzuschnitt könnte<br />
hier Abhilfe schaffen, doch eine Bildkomposition<br />
im Hochformat, schon bei der Aufnahme, wäre<br />
besser gewesen. Man hätte das Insekt links im<br />
Bild positionieren können, mit dem unscharfen<br />
Lavendel rechts im Bild, um die Bildkomposition<br />
auszugleichen.<br />
Urteil: Eine schöne Aufnahme eines<br />
herausfordernden Motivs, doch die Hummel<br />
ist zu zentral im Bild.<br />
Aufnahmetechnik<br />
HOCH- ODER QUERFORMAT?<br />
Zwar zeigt das Querformat den die<br />
Biene umgebenden Lavendel, doch<br />
dieses Motiv verlangt nach dem<br />
Hochformat. Wenn Sie Zweifel haben,<br />
fotografieren Sie beide Versionen. Sie<br />
werden sehen…<br />
❝<br />
Hummeln verharren niemals<br />
lange an einer Stelle, deshalb ist<br />
nicht leicht, sie mit genügend<br />
Schärfentiefe vollständig scharf<br />
zu bekommen. ROSS HODDINOTT<br />
❞<br />
ROSS HODDINOTT<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 131
Expertenmeinungen<br />
RATSCHLÄGE FÜR BESSERE FOTOS<br />
MAKROFLIEGE<br />
Von John Thorndike<br />
Kamera: Canon EOS 40D<br />
Objektiv: Canon EF 100mm f/2.8L<br />
Belichtung: 1/100 Sekunde bei Blende f3.5 und ISO 400<br />
John Thorndike: „Ich hatte mir<br />
gerade ein Makroobjektiv<br />
gekauft und konnte es kaum<br />
erwarten, es auszuprobieren. Ich<br />
fotografierte aus der Hand und<br />
stellte manuell scharf. Die Feineinstellung<br />
der Schärfe erfolgte durch Vor- und<br />
Zurückbewegen der Kamera. Nach ein paar<br />
Fehlversuchen gelang mir dieses Foto.“<br />
DANIEL LEZANO: Die Investitionen hat<br />
sich gelohnt, das ist ein großartiges<br />
Erstlingswerk. Die Schärfentiefe muss<br />
wegen der weit offenen Blende und der<br />
starken Vergrößerung hauchdünn<br />
gewesen sein. Gleichwohl sind der Kopf<br />
der Fliege und der größte Teil des Körpers<br />
schön scharf geworden. Ein sehr gutes<br />
Foto von einem wenig glamourösen<br />
Objekt, das sich vom diffusen Hintergrund<br />
sehr gut abhebt. Ich würde nur<br />
vorschlagen, das Foto etwas enger<br />
zuzuschneiden. Das würde das zentrale<br />
Motiv stärker hervorheben und außerdem<br />
die etwas ablenkende, dunkle Ecke links<br />
aus dem Bild herausnehmen.<br />
Urteil: Ein sehr schönes Foto. Ich würde<br />
es zuschneiden, um die Attraktivität zu<br />
erhöhen, ansonsten ist nichts<br />
auszusetzen.<br />
LEE FROST: Das ist ein hervorragendes<br />
Foto. Der flache Schärfentiefenbereich,<br />
der sich aufgrund der extrem kurzen<br />
Entfernung zum Motiv und wegen des<br />
Weitwinkels ergibt, hat einen sehr<br />
schönen 3D-Effekt erzeugt, bei dem<br />
Oberkörper und Kopf der Fliege aus dem<br />
Bild herauszuragen scheinen, weil diese<br />
Elemente im Gegensatz zu dem Rest des<br />
Motivs gestochen scharf sind. Der Abfall<br />
der Schärfe, beginnend am Schärfepunkt,<br />
ist extrem und zeigt, wie winzig der<br />
Schärfebereich in der Makrofotografie ist<br />
– und warum absolut präzise<br />
scharfgestellt werden muss; es gibt hier<br />
keine Fehlertoleranz. Das weiche Grün<br />
des Hintergrunds und des Grashalms sind<br />
perfekte Komplementärfarben für das<br />
braune Insekt. Die dunklen, diagonal<br />
verlaufenden Linien im Bild helfen, das<br />
Motiv einzufangen und das weiche Licht<br />
hebt viele Details der kleinen Kreatur<br />
Nachbearbeitung<br />
DUNKLE ECKEN<br />
KORRIGIEREN<br />
Die störende dunkle<br />
Ecke links oben kann<br />
ganz einfach korrigiert<br />
werden. Fügen Sie in<br />
Photoshop eine neue<br />
Ebene mit der<br />
Füllmethode „Weiches<br />
Licht“ ein, das zu 50%<br />
grau sein muss.<br />
Anschließend<br />
verwenden Sie das<br />
Verlaufswerkzeug mit<br />
einem Verlauf von<br />
„Weiß“ nach<br />
„Transparent“, den sie<br />
an die Deckkraft der<br />
Ebene anpassen.<br />
hervor. Man kann sogar die Haare auf<br />
dem Rücken zählen. Das Foto hat einen<br />
in der Makrofotografie eher<br />
ungewöhnlichen Ansatz, denn einen so<br />
kurzen Schärfentiefebereich sieht man<br />
selten. Doch mir gefällt das, und der<br />
Effekt wirkt hervorragend. Ein<br />
ausgezeichnetes Foto eines alltäglichen<br />
Objekts.<br />
Urteil: Ein einfaches, aber<br />
hervorragend ausgeführtes<br />
Makrofoto.<br />
❝<br />
Der Abfall der Schärfe,<br />
beginnend am<br />
Schärfepunkt, ist extrem<br />
und zeigt, wie winzig der<br />
Schärfebereich in der<br />
Makrofotografie ist; es<br />
gibt hier keine<br />
Fehlertoleranz.“ LEE FROST<br />
❞<br />
132 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
COUPALL FALLS<br />
Von Charles Waldie<br />
Kamera: Canon EOS 60D<br />
Objektiv: Sigma 10-20mm f/4-5.6 EX HSM<br />
Belichtung: 1/5 Sekunde bei Blende f/16 und ISO 100<br />
Charles Waldie: „Mir war diese Stelle<br />
aufgefallen, an der das Wasser über die<br />
Felskante stürzt. Ich setzte das Stativ sowie<br />
einen 0.9ND Graufilter ein und schoss<br />
mehrere Aufnahmen, wobei ich die<br />
Wasserspritzer zwischendurch vom<br />
Objektiv wischen musste. Zu Hause fügte ich die beiden<br />
gelungensten Fotos zusammen und konvertierte das<br />
Ergebnis nach Schwarzweiß."<br />
ROSS HODDINOTT: Das ist ein<br />
exzellenter Kamerastandpunkt. Der flache<br />
Winkel und das Super-Weitwinkelobjektiv<br />
überhöhen die Größe des Wasserfalls und<br />
damit den Gesamteindruck der Szene, mit<br />
dem Berg als dramatischem Hintergrund.<br />
Die Verschlusszeit war richtig gewählt –<br />
etwas länger, und das Wasser wäre zu<br />
stark verwischt und alle Details verloren,<br />
etwas kürzer, und die Bewegung wäre<br />
verloren gegangen. Die Art der<br />
Nachbearbeitung überzeugt mich<br />
weniger. Ich würde gerne anhand der<br />
originalen Farbversion des Fotos sehen,<br />
ob das Motiv wirklich gut für die<br />
Schwarzweiß-Konvertierung geeignet ist.<br />
Ich denke, es ist zu kontrastarm, am Berg<br />
könnten mehr natürliche Details<br />
vorhanden sein, der Himmel hätte<br />
abgedunkelt und damit stimmungsvoller<br />
gemacht werden können.<br />
Urteil: Eine gute Wahl von<br />
Kamerastandpunkt und Objektiv, die<br />
Verschlusszeit ist genau richtig. Die<br />
Nachbearbeitung hat leider ein zu<br />
graues, kontrastarmes Bild erzeugt.<br />
LEE FROST: Eine fantastische Aussicht.<br />
Der Kamerastandpunkt, wo ein Teil des<br />
Flusses über einen großen Felsen fließt, ist<br />
sehr gut gewählt. Die Perspektive durch<br />
den extremen Weitwinkel lässt den<br />
Wasserfall wesentlich größer aussehen als<br />
er ist. Tatsächlich ist er nur einen halben<br />
Meter hoch, doch hier wirkt er fast so groß<br />
wie der Berg im Hintergrund. Das<br />
Hochformat passt sehr gut, weil die<br />
Streifen im Wasser den Blick durch die<br />
Szene zum Berg hinführen. Die<br />
Verschlusszeit war richtig gewählt: Das<br />
Wasser hat genau die richtige<br />
Bewegungsunschärfe, die<br />
Oberflächenstruktur ist aber noch<br />
erkennbar, sogar die vom<br />
herabstürzenden Wasser ezeugten<br />
Luftblasen. Weniger sicher bin ich mir<br />
über die Schwarzweiß-Konvertierung,<br />
denn das Bild wirkt flach. Ich bearbeitete<br />
es mit Silver Efex Pro und verstärkte den<br />
Kontrast, um etwas Dramatik zu erzeugen.<br />
Der Himmel ist nun dunkler, der Berg tritt<br />
besser hervor und das herabstürzende<br />
Wasser funkelt sogar ein bisschen.<br />
Urteil: Eine fotogene Örtlichkeit und<br />
eine gelungene Bildkomposition, deren<br />
Wirkung jedoch verstärkt werden<br />
musste.<br />
❝<br />
Die Verschlusszeit war richtig<br />
gewählt – etwas länger, und das<br />
Wasser wäre zu stark verwischt<br />
und alle Details verloren<br />
gegangen. ROSS HODDINOTT<br />
❞<br />
Nachbearbeitung<br />
SCHWARZWEISS<br />
Wenn es darum geht, Dramatik in ein<br />
Schwarzweißfoto zu bringen, sollte man<br />
großzügig sein, denn ohne das Element der<br />
Farbe ist der Graustufen-Kontrast<br />
entscheidend. Um Schwarzweißfotos mit<br />
mehr Kontrast zu versehen, brauchen Sie kein<br />
Photoshop-Experte zu sein. In diesem Fall<br />
wurde Silver Efex Pro 2 benutzt.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 133
Expertenmeinungen<br />
LEUCHTTURM<br />
ST. MARY<br />
Von Nick Watson<br />
Kamera: Canon EOS 550D<br />
Objektiv: Sigma 10-20mm f/4-5.6 EX HSM<br />
Belichtung: 57 Sekunden bei Blende f/11 und ISO 100<br />
Nick Watson: „Um diesen Effekt zu<br />
erreichen, habe ich ein Stativ und einen<br />
0.6ND Graufilter benutzt. Die<br />
Verschlusszeit von 57 Sekunden ließ die<br />
raue See und die schnell ziehenden<br />
Wolken ruhig aussehen. Ich mag diesen Ort und<br />
wollte nicht mit leeren Händen von meinem Ausflug<br />
zurückkehren. Also habe ich versucht, aus den<br />
vorhandenen Wetterbedingungen das Beste zu<br />
machen."<br />
ROSS HODDINOTT: Man erliegt an solchen<br />
Tagen leicht der Versuchung, das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
aufzugeben, denn ein völlig bedeckter Himmel ist<br />
wenig einladend. Zu manchen Landschaften,<br />
besonders an der Küste, passt er jedoch sehr gut,<br />
wie dieses Foto beweist. Der Leuchtturm ist ein<br />
großartiges Motiv, und ich finde die<br />
Bildkomposition mit den Treppenstufen gut<br />
gelungen, die in den Dammweg übergehen, der<br />
wiederum als Führungslinie zum Leuchtturm<br />
dient. Schade nur, dass der Kamerastandpunkt<br />
nicht das Geländer links im Bild ausschließen<br />
konnte. Andererseits wäre dann rechts unten im<br />
Bild zu viel leere Fläche geblieben. Wie auch<br />
immer, mir gefällt das Bild, und die Bewegung der<br />
Wolken ist hübsch dargestellt. Der kalte Blaustich<br />
passt dazu, ist aber nicht der attraktivste Farbton.<br />
Ich würde die Farbtemperatur etwas anpassen,<br />
oder sogar nach Schwarzweiß konvertieren, die<br />
Szene wäre dafür geeignet.<br />
Urteil: Die Wetterbedingungen passen gut zur<br />
Szene, doch eine engere Bildkomposition wäre<br />
vielleicht besser gewesen. Alles in allem ein<br />
gelungenes Bild, das sich sehr gut zur<br />
Schwarzweiß-Konvertierung eignet.<br />
Aufnahmetechnik<br />
VERSCHLUSSZEIT MIT FILTER<br />
VERLÄNGERN<br />
Eine Langzeitbelichtung und eine Küstenszene<br />
passen immer gut zusammen. Man muss jedoch<br />
verhindern, dass zu viel Licht auf den<br />
Kamerasensor fällt, wenn man einen Effekt wie in<br />
diesem Bild erreichen will. Eine kleinere Blende<br />
kann hilfreich sein, doch dann könnte das Bild<br />
unter Verzerrungen leiden. Am besten<br />
funktioniert es, wenn Sie einen Filter verwenden;<br />
ein dreistufiger oder noch stärkerer Graufilter<br />
erzeugt den gewünschten Effekt; seine maximale<br />
Wirkung erreichen Sie mit einem zehnstufigen<br />
Graufilter, dem so genannten Big Stopper.<br />
LEE FROST<br />
❝<br />
Der bedeckte Himmel ist keineswegs unvorteilhaft,<br />
für mich passt er sehr gut zur Szene. LEE FROST<br />
❞<br />
LEE FROST: Dieser Leuchtturm ist eine<br />
bekannte Touristenattraktion, doch ich<br />
habe ihn noch nie aus dieser besonderen<br />
Perspektive fotografiert gesehen. Die<br />
meisten Fotografen stellen sich an das Ende<br />
des Dammwegs und benutzen ihn als<br />
Führungslinie, die sich im Wasser verliert,<br />
wenn die Flut steigt, doch dieser Blickwinkel<br />
ist attraktiver, weil der Dammweg eine<br />
Diagonale bildet und die Bildkomposition<br />
dadurch dynamischer macht. Wenn wir ein<br />
Foto betrachten, bewegt sich das Auge<br />
normalerweise von unten links nach oben<br />
rechts. Wenn also eine Führungslinie unten<br />
links im Bild beginnt, folgt ihr das Auge in die<br />
Szene hinein. Genau das passiert hier, das<br />
Auge folgt zunächst den Linien der<br />
Treppenstufen, die in den Dammweg<br />
übergehen, der das Auge weiterführt zu<br />
dem Leuchtturm als Fixpunkt dieses Fotos.<br />
Mehr kann man von einer Bildkomposition<br />
nicht verlangen. Sie funktioniert bestens,<br />
wobei das Hochformat die entscheidenden<br />
Bildelemente zur Geltung bringt, ohne dass<br />
seitlich Platz verschwendet werden würde.<br />
Auch die Belichtung war perfekt, weil die<br />
Bewegung des Meeres gedämpft wurde,<br />
ohne sie vollständig zu unterdrücken. Die<br />
ziehenden Wolken lassen den Leuchtturm<br />
hervortreten. Der bedeckte Himmel ist<br />
keineswegs unvorteilhaft, für mich passt er<br />
sehr gut zur Szene.<br />
Urteil: Eine fantastische, formatfüllende<br />
Bildkomposition mit sehr guter<br />
Belichtung. Alles in allem ein bestens<br />
gelungenes Foto.<br />
134 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
ZWERGMAUS<br />
Von David Hughes<br />
Kamera: Canon EOS 5D Mk III<br />
Objektiv: Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6L<br />
Belichtung: 1/200 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 200<br />
David Hughes: „Dieses Bild entstand<br />
im British Wildlife Center. Es sollte ein<br />
Charakter-Foto dieser Zwergmaus<br />
werden. Ich brachte die Kamera auf<br />
Augenhöhe und machte ein Geräusch,<br />
damit die Maus in meine Richtung schaute. Das Bild hat<br />
ein Element des Humors, das mir gut gefällt."<br />
LEE FROST: Das ist eine fantastische<br />
Aufnahme. Sie hat tatsächlich ein humoristisches<br />
Element und damit steht und fällt das Bild. Ohne<br />
dieses Element wäre es bloß das Porträt einer<br />
Zwergmaus, die auf einer Kardendistel sitzt. So<br />
aber ist es ein sehr niedliches Bild geworden.<br />
Es ist der überraschte Gesichtsausdruck der<br />
Maus, der den Effekt erzeugt. Es sieht so aus, als<br />
sei die Maus auf die Distel geklettert, um dann<br />
festzustellen, dass die Stacheln recht spitz sind<br />
und ihre Aktion keine so gute Idee war. Dieser<br />
Moment ist perfekt im Bild festgehalten und das<br />
Gesicht der Maus gestochen scharf; nur der<br />
gleichfarbige Hintergrund ist leider völlig<br />
unscharf. Die Brennweite von 400 mm aus<br />
kurzer Distanz erreicht sogar mit Blende f/8 eine<br />
sehr kurze Schärfentiefe von höchstens 2,5<br />
Zentimetern, und das weiche, kontrastarme Licht<br />
eignet sich gut für solche Motive. Perfektes<br />
Timing, perfekte Schärfe, perfekte Belichtung<br />
– ein unter jedem Gesichtspunkt gelungenes<br />
Bild. Es würde eine sehr schöne Grußkarte oder<br />
sogar ein Poster abgeben, das man mit einer<br />
witzigen Bildunterschrift versehen könnte.<br />
Urteil: Ein fantastisches Wildlife-Foto mit<br />
leicht humoristischem Unterton.<br />
Aufnahmetechnik<br />
ALLEINSTELLUNGSMERKMAL SUCHEN<br />
In der Tierfotografie sollten Sie auf die<br />
„Alleinstellungsmerkmale“ der Tiere achten<br />
und versuchen, ihre Einzigartigkeit in die<br />
Aufnahme einzubeziehen – dies macht<br />
den Unterschied zwischen einem guten<br />
und einem hervorragenden Foto aus.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
❝<br />
Perfektes Timing, perfekte Schärfe, perfekte Belichtung –<br />
ein unter jedem Gesichtspunkt gelungenes Bild. LEE FROST<br />
❞<br />
ROSS HODDINOTT: Ich habe kein Problem<br />
damit, wenn in Gefangenschaft gehaltene<br />
Tiere fotografiert werden, solange die Haltung<br />
artgerecht erfolgt und wenn gut für sie<br />
gesorgt wird. Institutionen wie das British<br />
Wildlife Center geben Fotografen die<br />
Gelegenheit, aus nächster Nähe Fotos von<br />
Tieren zu machen, die in der freien Natur viele<br />
Stunden des Wartens in einem gut getarnten<br />
Versteck erfordern würden. Zwergmäuse sind<br />
niedlich und sehr fotogen. Ich habe sie selbst<br />
fotografiert und weiß, dass sie sehr agil und<br />
nicht einfach aufzunehmen sind. Diese<br />
Aufnahme ist jedoch gestochen scharf und<br />
der Hintergrund passt sehr gut. Trotzdem<br />
hätte man es noch besser machen können, z.<br />
B. bei der Wahl der Requisite, doch dieser<br />
Aspekt kann nicht immer beeinflusst werden.<br />
Die Maus scheint sich auf der Distel nicht<br />
wohl zu fühlen und wirkt etwas unnatürlich,<br />
so als sei sie von einer helfenden Hand<br />
dorthin gesetzt worden. Außerdem bietet die<br />
Bildkomposition zu viel leere Fläche und<br />
wirkt mit der Maus in der Mitte etwas zu<br />
statisch. Bei Fotos von Zwergmäusen sollte<br />
auch das charakteristische Merkmal nicht<br />
fehlen: ihr langer Schwanz, denn damit<br />
halten die Tiere das Gleichgewicht. Ich<br />
möchte nicht zu viel kritisieren, doch<br />
Aufnahmen von gefangenen Tieren bieten<br />
mehr Gelegenheit zur Kreativität als dieses<br />
Bild zu zeigen vermag.<br />
Urteil: Falsche Requisite – die Maus sieht<br />
unnatürlich aus und fühlt sich<br />
offensichtlich nicht wohl. Die<br />
Bildkomposition ist zu statisch.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 135
Profifotografen auf Reisen<br />
Jon Hicks<br />
1 2<br />
Der wilde, wilde Westen…<br />
RAUS AUS DER STADT UND AB AUF DEN HIGHWAY! FOTOGRAF JON HICKS BERICHTET ÜBER<br />
SEINE TOUR DURCH DIE NATIONALPARKS IM SÜDWESTEN DER USA.<br />
Ich war von Corbis Images damit beauftragt, Bilder<br />
dieser Gegend für ihr Archiv zu machen. Die Reise<br />
begann in Vancouver, von dort mit dem Zug nach<br />
Seattle und weiter nach Portland. Ich fotografierte in<br />
allen drei Städten. Bilder von Innenstädten verkaufen<br />
sich immer gut, und dieser erste Teil der Reise war<br />
rein beruflicher Natur. In Portland nahm ich mir<br />
einen Mietwagen und fuhr weiter Richtung Süden; damit begann der<br />
eher private Teil der Reise. Ich mache gerne Aufnahmen von<br />
nächtlichem Sternenhimmel, auch wenn die sich weniger gut<br />
verkaufen.<br />
Mein erster Halt war in Nordkalifornien an der „Avenue of the Giants“<br />
– der Strasse der Riesen. Ich war noch nie dort gewesen und wollte sie<br />
mir genauer anschauen. Die Avenue führt durch den Humboldt<br />
Redwoods State Park und wird von bis zu 90 Meter hohen<br />
Mammutbäumen gesäumt – den Riesen. Die Gegend ist sehr ruhig,<br />
insbesondere bei Nacht, deshalb beschloss ich, bis nach Einbruch der<br />
Dunkelheit dort zu bleiben und ein paar Aufnahmen des nächtlichen<br />
Sternenhimmels zu machen. Dabei bekam ich den Schrecken meines<br />
Lebens, als plötzlich in unmittelbarer Nähe ein lautes Bellen zu hören<br />
war; Zuerst dachte ich, ich hätte einen Bigfoot aufgestöbert, aber es war<br />
wohl doch nur ein Fuchs.<br />
Weiter ging es auf der Route 50 – bekannt als die einsamste<br />
1) Dank fehlender<br />
„Lichtverschmutzung“<br />
gibt es im Südwesten<br />
der USA einen<br />
fantastischen<br />
Nachthimmel mit<br />
herrlichen Motiven für<br />
die Astro-<strong>Fotografie</strong>.<br />
2) Aufgenommen im<br />
Natural Bridges<br />
Nationalpark. Das<br />
Canon EF 15mm<br />
Fisheye-Objektiv ist<br />
nahezu immun gegen<br />
Blendenflecke und<br />
eignet sich deswegen<br />
hervorragend für<br />
Gegenlicht.<br />
3) Der berühmte<br />
„Delicate Arch“ im<br />
Arches Nationalpark.<br />
Dies ist ein Panorama<br />
aus drei Einzelbildern,<br />
aufgenommen mit<br />
dem Canon TS-E<br />
17mm f/4L Tilt-Shift<br />
Objektiv.<br />
Landstrasse in Amerika – durch die Wüste in Richtung Nevada. Das<br />
Fahren durch die Wüste, den ganzen Tag am Steuer sitzend, vermittelt<br />
ein überwältigendes Gefühl der Freiheit. Ich fuhr bis in den späten<br />
Abend hinein, parkte am Straßenrand und schlief im Auto. Am nächsten<br />
Morgen fand ich nach ein paar Kilometern ein Rasthaus, in dem ich mir<br />
ein ausgiebiges Frühstück gönnte. Mein Tagesziel war der Arches<br />
National Park – berühmt für seine Sandsteinbögen, die im Lauf der<br />
Jahrtausende durch Erosion entstanden sind.<br />
Ich hatte diesen Teil der Reise so geplant, dass ich bei Neumond dort<br />
sein würde. Bei meinem letzten Besuch im Südwesten war Vollmond<br />
gewesen, dieses Mal jedoch wollte ich feststellen, wie dunkel der<br />
Himmel sein würde.<br />
Ich kam vor Sonnenuntergang an und konnte die Sandsteinbögen in<br />
allerbestem Licht fotografieren. Dann wartete ich auf die Dunkelheit,<br />
um die Milchstrasse fotografieren zu können. Es war meine erster<br />
Besuch im Arches National Park, seitdem ich auf die Digitalfotografie<br />
umgestiegen war. Es ist ein magischer Ort, einfach wunderschön. Ich<br />
wäre gerne länger geblieben, aber es ist nicht einfach, im Voraus<br />
festzulegen, wie viel Zeit man an einem bestimmten Ort verbringen<br />
sollte. Ich verbrachte ein paar Tage mit einem Abstecher zum „Death<br />
Valley“ – auch dort war ich schon gewesen, aber nicht bei Neumond.<br />
Das Problem, mit dem ich dort zu kämpfen hatte, war, dass es auch<br />
nachts noch 38° warm war. Normalerweise hat meine Canon EOS 5D<br />
136 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Profifotografen auf Reisen<br />
Jon Hicks<br />
1<br />
2 3<br />
ein sehr gutes Rauschverhalten, doch sie wurde<br />
bei den Langzeitbelichtungen so heiß, dass das<br />
Rauschen nicht mehr zu tolerieren war.<br />
Trotzdem gelang mir ein Bild, mit dem ich<br />
zufrieden war, aber ich ärgerte mich, dass ich,<br />
anstatt ins Death Valley zu fahren, nicht mehr<br />
Zeit im Arches National Park verbracht hatte.<br />
Als nächstes stand der Natural Bridges National Park in Utah auf dem<br />
Plan. Es ist nachts der dunkelste Nationalpark der USA, weil er am<br />
weitesten von der nächsten Stadt entfernt liegt. Das macht ihn zum<br />
idealen Ort, den Nachthimmel zu fotografieren. Mein Motiv sollte<br />
Owachomo Bridge mit der Milchstrasse als Hintergrund sein. Bei<br />
Sonnenuntergang waren noch ein paar Touristen dort, doch als die<br />
Dunkelheit hereinbrach, war ich allein und es wurde ein bisschen<br />
unheimlich. Ich machte mir keine Sorgen wegen anderer Menschen,<br />
aber wegen der Vogelspinnen. Auf einer Felsplatte im Zion National<br />
Park hatte mir so ein handtellergroßes Biest gegenübergestanden. Bei<br />
Dunkelheit sind auch die zahlreichen Felsspalten ein Problem, und<br />
Steilhänge sind oft erst zu erkennen, wenn es fast zu spät ist.<br />
Ich stellte die Kamera so ein, dass sie kontinuierlich Bilder mit einer<br />
Verschlusszeit von 30 Sekunden machte. Während die Kamera vor sich<br />
hin fotografierte, ging ich zu dem Sandsteinbogen hinüber und<br />
beleuchtete ihn mit meiner Stirnlampe. Es war ein ziemlich langer Weg<br />
von der Kamera bis dorthin und ich musste höllisch aufpassen, nicht in<br />
eine Felsspalte zu treten und mir die Knochen zu brechen. Doch ich<br />
denke, die Ergebnisse haben die Mühe gerechtfertigt. Es war so gut wie<br />
keine „Lichtverschmutzung“ vorhanden und ich schätzte die Zahl der<br />
mit bloßem Auge sichtbaren Sterne auf etwa 15000. Zum Vergleich:<br />
❝<br />
VIELE DER MOTIVE SCHOSS ICH<br />
EINFACH FÜR MICH SELBST. WENN SICH<br />
DIE BILDER SPÄTER AUCH VERKAUFEN<br />
LASSEN, UMSO BESSER.<br />
❞<br />
1) „Das Panorama einer<br />
Haarnadelkurve im<br />
Sequoia Nationalpark.“<br />
2) „Eine weiteres<br />
Wahrzeichen, das „North<br />
Window“ im Arches<br />
Nationalpark. Ob Sie es<br />
glauben oder nicht, das<br />
Foto ist nicht gestellt, der<br />
einsame Wanderer kam<br />
wirklich gerade dort<br />
vorbei!“<br />
3) „Diese Leuchtspuren<br />
habe ich von einem Hügel<br />
im Zion Nationalpark<br />
aufgenommen, während<br />
ich auf die Dunkelheit<br />
wartete.“<br />
4) „Natural Bridges war<br />
der erste internationale<br />
„Dark Sky Park“, d. h. ein<br />
Park mit dunklem<br />
Himmel. Die Aussicht auf<br />
den Nachthimmel raubt<br />
einem den Atem, den<br />
Sandsteinbogen habe ich<br />
mit meiner Stirnlampe<br />
beleuchtet.“<br />
Wenn Sie sich in einer beliebigen Stadt<br />
befinden, sind am Nachthimmel weniger als<br />
500 Sterne zu sehen.<br />
Wenn ich eine solche Reise plane, habe ich<br />
eine ziemlich genaue Vorstellung davon,<br />
welche Art Bilder ich nach Hause bringen will. Wenn ich Städte<br />
fotografiere, finde ich vorher heraus, was sich gerade gut verkauft und<br />
was die Agentur haben will. Doch diese Reise durch die Nationalparks<br />
betrachtete ich zumindest teilweise als Ferien, und so fotografierte ich<br />
nicht nur aus kommerziellen Gründen, sondern ich suchte mir viele<br />
Motive einfach deswegen aus, weil sie mir gefielen. Natürlich machte<br />
ich auch meine Hausaufgaben für Corbis. Bilder von Highways<br />
verkaufen sich immer gut. Auch die bekannten Touristenattraktionen<br />
der Nationalparks vergaß ich nicht. Bei solchen Fotos achte ich immer<br />
darauf, dass Menschen im Bild sind, denn das macht eine Landschaft<br />
lebendig, und gefällt potenziellen Kunden besser. Ich suche auch<br />
ständig nach neuen Blickwinkeln und Kamerastandpunkten, damit sich<br />
meine Bilder von dem Material unterscheiden, das schon zuvor<br />
fotografiert wurde, denn der Markt für bekannte Touristenattraktionen<br />
ist ziemlich übersättigt. Doch viele der Motive schoss ich einfach für<br />
mich selbst. Wenn sie sich später obendrein noch verkaufen ließen<br />
– umso besser.<br />
Für nächstes Jahr plane ich schon eine neue Reise. Dann soll es von<br />
New Orleans bis ganz hinunter nach Miami gehen. Es geht einfach<br />
nichts über das Gefühl, ins Auto zu steigen und durch die weite, offene<br />
Landschaft zu fahren. Weitere Fotos von Jon Hicks finden Sie auf www.<br />
jonhicksphoto.co.uk<br />
138 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Profifotografen auf Reisen<br />
Lee Frost<br />
Kunst am Bau<br />
AUF EINER ERKUNDUNGSREISE INS SPANISCHE VALENCIA VERBRACHTE ICH MEINE ZEIT VOR ALLEM IN DER „CIUDAD<br />
DE LAS ARTES Y DE LAS CIENCIAS“. WENN ICH NICHT GERADE DAMIT BESCHÄFTIGT WAR, DIESE „STADT DER KÜNSTE<br />
UND DER WISSENSCHAFTEN“ ZU FOTOGRAFIEREN, SETZTE ICH MICH IN DIE SONNE UND TRANK KÜHLES BIER.<br />
„Ich suche ständig nach neuen,<br />
interessanten Veranstaltungsorten<br />
für Foto-Workshops, und Valencia<br />
bzw. die Stadt der Künste und der<br />
Wissenschaften stand schon lange<br />
auf meiner Liste.<br />
Es handelt sich um ein<br />
Kulturzentrum, das aus mehreren Einzelbauten<br />
avantgardistischer Architektur besteht. Dieses<br />
futuristische Wahrzeichen der Stadt liegt im<br />
trockengelegten Flussbett des Turia, der nach einer<br />
katastrophalen Flut den 1950er Jahren umgeleitet<br />
worden war. Der Komplex wurde von den spanischen<br />
Architekten Santiago Calatrava und Félix Candela<br />
entworfen und am 16. April 1998 mit der Eröffnung des<br />
„L’Hemisfèric“, einem 3D-Kino und Planetarium, feierlich<br />
eingeweiht. Der Bau hatte jedoch schon 1996<br />
begonnen und wurde 2005 mit der Eröffnung des<br />
„Palau de les Arts Reina Sofia“ – des „Königin Sofia Palast<br />
der Künste“ – des größten Opernhauses Europas,<br />
abgeschlossen. Dieser Unterhaltungs- und Kulturpark<br />
gehört zu den Meisterwerken moderner Architektur in<br />
Europa. Von dem Moment an, als ich vor ein paar<br />
Jahren die ersten Bilder davon sah, wusste ich, dass ich<br />
ihn eines Tages fotografieren würde.<br />
Hätte ich nicht die <strong>Fotografie</strong> zu meinem Beruf<br />
gemacht, wäre ich wahrscheinlich Architekt geworden.<br />
Gebäude haben mich immer fasziniert, und in den<br />
letzten Jahren verwende ich mehr und mehr Zeit damit,<br />
sie zu fotografieren. Die moderne Architektur hat es mir<br />
besonders angetan, denn sie verbindet Kunst und<br />
Wissenschaft auf eine Art und Weise, die den Eindruck<br />
vermittelt, dass heute nichts mehr unmöglich ist. Die<br />
Stadt der Künste und der Wissenschaften ist jedenfalls<br />
ein wundervolles Beispiel dafür, was erreichbar ist,<br />
wenn Architekten ihre Träume verwirklichen können.<br />
Sie ist ein Erlebnis, das man nicht vergisst, ein Paradies<br />
für Fotografen. Der gesamte Komplex besteht aus sechs<br />
Hauptkomponenten, und er erstreckt sich über eine<br />
Strecke von zwei Kilometern. Im einzelnen gibt es das<br />
bereits erwähnte Opernhaus „El Palau de les Arts“ und<br />
das 3D-Kino und Planetarium „l’Hemispheric“,<br />
außerdem ein Wissenschaftsmuseum – „El Museu de<br />
les Ciencies“, außerdem „L’Umbracle“, einen in die<br />
Landschaft eingebetteten Fahrsteig, der unter mehr als<br />
hundert weißen Rundbögen hindurch führt, „L’Agora“,<br />
ein großer überdachter Platz, auf dem Ausstellungen<br />
und Konzerte stattfinden und „L’Oceanografic“, Europas<br />
größtes Aquarium. Sie alle sind durch Fahrsteige<br />
miteinander verbunden, die zwischen großzügig<br />
angelegten Teichen verlaufen. An windstillen Tagen<br />
erzeugen deren Wasserflächen reizvolle Spiegelungen.<br />
„Die ‚Stadt der Künste und der Wissenschaften’ von<br />
Valencia erinnert an ein futuristisches Film-Set. Das<br />
„L’Hemispheric“ (oben) und der „Palau de les Arts Reina<br />
Sofia“ (rechts) sind nur zwei der faszinierenden<br />
futuristischen Gebäude, die Sie dort besuchen können.“<br />
Das Klima in Valencia ist warm und sonnig;<br />
dunkelblauer Himmel und allerbeste Lichtverhältnisse<br />
sind hier an der Tagesordnung. Während meines<br />
dreitägigen Aufenthalts Ende September letzten Jahres<br />
habe ich kaum eine Wolke am Himmel gesehen.<br />
Jedes Gebäude für sich stellt ein architektonisches<br />
Meisterwerk dar. „L’Hemispheric“ sieht aus wie der Kopf<br />
eines gigantischen Krebses oder wie ein riesiges Auge,<br />
während das Wissenschaftsmuseum an das Skelett<br />
eines Wals erinnert. Die Gebäude zusammen, aus dem<br />
richtigen Winkel betrachtet, erzeugen noch eine andere<br />
Vorstellung: „L’Hemispheric“, dass<br />
Wissenschaftsmuseum und die Hängebrücke „El Pont<br />
de l’Assut de l’Or“ – die „Brücke des goldenen<br />
Wasserrads“ – sehen aus wie ein gigantischer<br />
prähistorischer Fisch, wobei „L’Hemispheric“ Kopf und<br />
Auge formt, die gezackten Konturen des<br />
Wissenschaftsmuseums Brustkorb und Wirbelsäule<br />
bilden und die avantgardistische Brücke den Schwanz.<br />
Dank des großen Angebots preiswerter<br />
innereuropäischer Flüge ist eine Städtetour heute so<br />
140 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Profifotografen auf Reisen<br />
❝<br />
I’M READY FOR WONDERLAND TO FINISH AND HAVE A VERY HEALTHY<br />
FEELING TOWARDS IT. IT’S BEEN SUCH AN EMOTIONAL ROLLER-COASTER<br />
❞<br />
einfach und billig geworden, dass Sie neue Örtlichkeiten<br />
an Wochenenden entdecken können, ohne sich in<br />
finanzielle Nöte zu stürzen. Die Flugzeiten betragen<br />
maximal drei Stunden, und die Flughäfen sind meist<br />
weniger als eine halbe Stunde per Bus oder Metro von<br />
den Stadtzentren entfernt; so war es denn auch erst<br />
Mittag, als ich in Valencia ankam.<br />
Mit der Aussicht, diese Stadt mit ihren<br />
faszinierenden Fotomotiven drei Tage lang erforschen<br />
zu können, konnte ich es kaum erwarten, mein Gepäck<br />
im Hotelzimmer abzustellen und sofort mit der Kamera<br />
loszuziehen. Doch so weit kam ich zunächst gar nicht,<br />
denn meine ersten Bilder machte ich schon, als ich aus<br />
der Metro ausstieg. Der Eingang der U-Bahn-Station<br />
war so beeindruckend, dass ich nicht widerstehen<br />
konnte.<br />
Als ich schließlich in der Stadt der Künste und der<br />
Wissenschaften ankam, fühlte ich mich wie ein Kind in<br />
einem Laden mit Süßigkeiten; alles wollte probiert<br />
werden, aber wo anfangen? Der klare blaue Himmel<br />
❝<br />
DER KLARE HIMMEL UND DAS<br />
HELLE SONNENLICHT PASSEN<br />
ZU DER GEWAGTEN<br />
ARCHITEKTUR MIT IHREN<br />
KÜHNEN LINIENSCHWÜNGEN,<br />
SCHARFEN WINKELN UND<br />
AUSDRUCKSSTARKEN<br />
FORMEN.<br />
❞<br />
und das helle Sonnenlicht passten zu der gewagten<br />
Architektur mit ihren kühnen Linienschwüngen,<br />
scharfen Winkeln und ausdrucksstarken Formen. Ich<br />
wanderte zunächst nur herum, um ein Gefühl für die<br />
Örtlichkeit zu bekommen, wobei mir mögliche<br />
Kamerastandpunkte und Kamerawinkel durch den<br />
Kopf gingen. Natürlich hatte ich vorab ein wenig im<br />
Internet recherchiert, um mir einen Eindruck von dem<br />
zu verschaffen, das mich erwarten würde, doch ich<br />
versuche immer, unvoreingenommen zu bleiben, weil<br />
ich meine eigenen Motive produzieren will und nicht<br />
das nachstellen möchte, was viele andere schon vor<br />
mir aufgenommen haben. Die Stadt der<br />
Wissenschaften und der Künste ist definitiv Weitwinkel-<br />
Gelände, aus dem einfachen Grund, weil die Gebäude<br />
so groß sind. Mit einem 15mm Fisheye, einem<br />
12-24mm Weitwinkelzoom, einem 14mm Weitwinkel<br />
und einem weiteren 17-40mm Weitwinkelzoom war<br />
ich jedoch bestens vorbereitet. Hinzu kamen noch ein<br />
24-70mm und ein 70-200mm Zoomobjektiv.<br />
Der Nachmittag erwies sich als sehr produktiv, doch<br />
nach einer Weile wurde der helle Sonnenschein<br />
langweilig – lichttechnisch gesehen – und so wartete<br />
ich auf die goldene Stunde und die Dämmerung. Ich<br />
hatte Glück, denn an diesem Abend gab es eine<br />
Großveranstaltung und alles war wesentlich heller<br />
beleuchtet, als es normalerweise der Fall gewesen<br />
wäre. Das „L’Hemispheric“, mit seiner durch die Fenster<br />
von außen als grün wahrgenommenen<br />
142 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Lee Frost<br />
Innenbeleuchtung sah geradezu bedrohlich aus,<br />
während das Flutlicht auf den Brücken und unter den<br />
Fahrsteigen für kontrastierende, leuchtende Farben<br />
sorgte. Das Zeitfenster für solche Aufnahmen in der<br />
Dämmerung ist recht klein, weil man dafür einen<br />
Himmel braucht, der noch etwas Farbe hat. Ich<br />
schätzte, dass mir maximal eine halbe Stunde blieb,<br />
bevor der Himmel zu dunkel sein würde. Ich machte<br />
mir eine mentale Liste der Motive, die ich aufnehmen<br />
wollte, konnte aber nicht sicher sein, dass am<br />
folgenden Abend die gleichen Lichtverhältnisse<br />
herrschen würden; deswegen wollte ich alle<br />
Aufnahmen jetzt in den Kasten bekommen. Das<br />
Schöne an der Digitalfotografie ist, dass Sie sofort<br />
sehen können, wenn Ihnen ein Foto gut gelungen ist,<br />
und Sie verschwenden keine Zeit mit unnötigen<br />
Wiederholungen.<br />
Ich begann mit dem Opernhaus, dass ich mit dem<br />
Fisheye und dem 12-24mm Zoom fotografierte, wobei<br />
ich die Objektivverzerrung bewusst einsetzte, um die<br />
Sie müssen lange suchen, um inspirierendere,<br />
kreativ mehr herausfordernde Motive zu finden als<br />
in der Stadt der Künste und der Wissenschaften<br />
von Valencia. Bei Tag oder bei Nacht, Sie finden<br />
immer etwas zu fotografieren, ob<br />
panoramaförmige Aussichten, ungewöhnliche<br />
Winkel oder abstrakte Details.<br />
Linien des Gebäudes zu unterstreichen. Dann<br />
fotografierte ich „L’Hemispheric“, eingerahmt von der<br />
mit Flutlicht angestrahlten Brücke. Außerdem machte<br />
ich ein paar Bilder für ein Panorama. Normalerweise<br />
benutze ich dafür eine Serie von überlappenden<br />
Aufnahmen, aber dazu hatte ich keine Zeit. Zum Glück<br />
ist die Auflösung der Canon EOS 5D so gut, dass auch<br />
ein zugeschnittenes Einzelbild hinreichend groß und in<br />
guter Qualität gedruckt werden kann. Als ich am<br />
nächsten Abend zurückkam, erlebte ich eine<br />
Überraschung, denn es gab keine Beleuchtung. Am<br />
Abend zuvor hatte ich wegen der Großveranstaltung<br />
noch Glück gehabt. Trotzdem gelangen ein paar<br />
schöne Aufnahmen in der Dämmerung mit der<br />
Architektur vor zwielichtigem Himmel. Diese Serie<br />
montierte ich später mit HDR Efex Pro am Computer<br />
zusammen. Normalerweise dunkle ich den Himmel<br />
mit einem Verlaufsfilter ab, doch das ging hier nicht, da<br />
es wegen der Bebauung keinen geraden Horizont gab.<br />
Das Zusammenführen mehrerer Einzelbilder ergab in<br />
diesem Fall ein deutlich besseres Ergebnis.<br />
Ich experimentierte noch mit ein paar weiteren<br />
Nachbearbeitungstechniken, wobei ich einige<br />
Aufnahmen auch in Schwarzweiß konvertierte. Von<br />
einem der Fotos benutzte ich nur eine Hälfte, kopierte<br />
und spiegelte sie horizontal und fügte sie dann an die<br />
Originalhälfte an. Das ist gemogelt, sagen Sie?<br />
Vielleicht. Doch wenn das dadurch entstehende Bild<br />
gut aussieht – und Bilder moderner Architektur sind<br />
die beste Spielwiese für kreative Experimente – sehe<br />
ich nicht ein, warum ich mich in meinen<br />
gestalterischen Möglichkeiten selbst beschränken<br />
sollte.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 143
Profifotografen auf Reisen<br />
Lee Frost<br />
Island<br />
AUF DER VULKANINSEL AM NORDPOLARKREIS ZWISCHEN EUROPA UND AMERIKA<br />
UNTERSUCHTEN LEE FROST UND SEINE KOLLEGEN EINE EISHÖHLE UND<br />
FOTOGRAFIERTEN DIE FASZINIERENDEN POLARLICHTER, DIE NUR IN DEN<br />
NÖRDLICHSTEN UND SÜDLICHSTEN HEMISPHÄREN ZU SEHEN SIND.<br />
„Seit 2010 habe ich Island schon<br />
mehrere Male besucht, aber immer<br />
im Frühling. Dieses Mal sollte es eine<br />
Winterreise werden, und so<br />
machten einige Kollegen und ich<br />
uns schon in der ersten<br />
Januarwoche auf den Weg.<br />
Obwohl ich alle Orte schon kannte, die wir besuchen<br />
wollten, war ich gespannt, wie es im Winter sein<br />
würde. Die erste Überraschung waren die extrem<br />
kurzen Wintertage; im Januar geht die Sonne nicht<br />
vor 11:00 Uhr vormittags auf und bereits gegen 16:00<br />
Uhr nachmittags wieder unter. Wir hatten also nicht<br />
viel Tageslicht zum <strong>Fotografie</strong>ren. Außerdem kann das<br />
Wetter auf Island zu dieser Jahreszeit besonders rau<br />
werden. Um die Zeit bestmöglich zum <strong>Fotografie</strong>ren<br />
zu nutzen, planten wir die Anreise zu den einzelnen<br />
Etappenzielen in die Nacht zu verlegen. Die weiteste<br />
Anreise lag am ersten Tag gleich nach der Ankunft am<br />
Flughafen Keflavik vor uns. Wir beluden den vorab<br />
reservierten Neunsitzer-Bus, wegen der vereisten<br />
Straßen mit Spike-Reifen gerüstet, und machten uns<br />
auf den Weg nach Westen zur Gletscherlagune von<br />
Jökulsárlón. Fünf Stunden später erreichten wir unser<br />
erstes Hotel. Nach einem erfrischenden Bier<br />
überprüften wir unsere Ausrüstung und bereiteten<br />
uns auf das Foto-Abenteuer vor. Ich sah mir die<br />
aktuelle Nordlicht-Vorhersage an, aber die Aussichten<br />
waren nicht gut. Darüber war jedoch keiner von uns<br />
traurig, denn so konnten wir morgens etwas länger<br />
schlafen.<br />
Am nächsten Morgen ging es als erstes zum<br />
Breiðamerkurjökull, einer großen Gletscherzunge des<br />
Vatnajökull im Südosten der Insel. Wir hatten eine Tour<br />
mit einer einheimischen Führerin gebucht, denn es ist<br />
viel zu gefährlich, ohne ortskundige Führung in die<br />
Gletscherhöhlen einzusteigen – falls man überhaupt<br />
eine findet. Um bei Sonnenaufgang dort zu sein,<br />
machen wir uns noch in der Dunkelheit auf den Weg.<br />
Wir fuhren eine beträchtliche Strecke durchs Gelände,<br />
hatten anschließend einen längeren Fußweg und<br />
mussten auch noch einen Fluss durchqueren. Dank<br />
guter Planung waren wir darauf vorbereitet und hatten<br />
Wathosen im Gepäck, wie Angler sie tragen, wenn sie<br />
in größerer Entfernung vom Ufer fischen wollen. Doch<br />
es war die Anstrengung wert, denn in der Höhle waren<br />
wir alle zuerst einmal sprachlos. Der Anblick war<br />
überwältigend. Es sah aus, als seien wir von blau<br />
eingefärbter Zellophanverpackung umgeben. Doch es<br />
wurde noch imposanter, denn als die Sonne aufging,<br />
schien goldenes Licht durch den Eingang und wurde<br />
an den Wänden der Eishöhle reflektiert. Selbst Helen,<br />
unsere Führerin, sagte, so habe sie die Höhle noch nie<br />
gesehen. Die nächsten drei Stunden zählen zu den<br />
genussvollsten meines bisherigen Fotografenlebens<br />
– eine einmalige, magische Erfahrung.<br />
Ganz oben: Sonnenuntergang an der<br />
Jökulsárlón Gletscherlagune.<br />
Oben: Beim <strong>Fotografie</strong>ren in der Eishöhle.<br />
Rechts: Unser erstes Reiseziel, die Kristall-<br />
Eishöhle, aufgenommen bei Sonnenaufgang.<br />
Als wir aus der Höhle heraustraten, waren die<br />
Lichtverhältnisse hervorragend. Die berühmte<br />
Jökulsárlón Gletscherlagune war nur ein paar<br />
Kilometer entfernt, und dorthin machten wir uns nun<br />
auf den Weg. Wir verbrachten den Rest des<br />
Nachmittags damit, Eisberge vor den<br />
schneebedeckten Bergen zu fotografieren und das<br />
unter den besten Lichtverhältnissen, die ich bisher auf<br />
der Insel gesehen hatte.<br />
Üblicherweise endet eine Expedition von<br />
Landschaftsfotografen mit Einbruch der Dunkelheit;<br />
doch Island hat auch danach noch etwas ganz<br />
Besonderes zu bieten: die Aurora Borealis, allgemein<br />
verständlich auch Nordlicht genannt. Dieses<br />
Phänomen ist am besten im Winter zu beobachten. Es<br />
wird verursacht durch elektrisch geladene Teilchen<br />
der Magnetosphäre, die in den oberen Schichten der<br />
Stratosphäre auf schwere Sauerstoff- und Stickstoff-<br />
Ionen treffen. Die Naturerscheinung ist jedoch nur bei<br />
ziemlich klarem Himmel zu sehen und am besten bei<br />
starker Sonnenwindaktivität. Doch wir hatten Glück,<br />
das Wetter war fast klar und eine erneute Überprüfung<br />
von www.vedur.is, der Website der Isländischen<br />
144 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Profifotografen auf Reisen<br />
❝<br />
ES WAR KLAR ERKENNBAR, DASS<br />
ETWAS UNGEWÖHNLICHES AM<br />
NACHTHIMMEL VOR SICH GING;<br />
ES WAREN BIZARRE<br />
WOLKENFORMATIONEN UND EIN<br />
DEUTLICH ERKENNBARES GRÜNES<br />
GLÜHEN ZU SEHEN<br />
❞<br />
Meteorologischen Gesellschaft, ergab, dass in dieser<br />
Nacht moderate Nordlicht-Erscheinungen zu<br />
erwarten waren. Wir waren zwar nicht allzu<br />
hoffnungsvoll, machten uns gegen 22:00 Uhr aber<br />
trotzdem auf den Weg zurück zum Jökulsárlón,<br />
vielleicht würden wir ja Glück haben. Und tatsächlich:<br />
wir waren kaum angekommen, als es losging.<br />
Nordlichter sehen auf <strong>Fotografie</strong>n grundsätzlich viel<br />
farbenfroher aus als wenn man sie „live“ beobachtet.<br />
Das liegt daran, dass das menschliche Auge bei<br />
Dunkelheit nur schwarz und weiß unterscheiden kann<br />
– in der Nacht sind alle Katzen grau. Doch es war klar<br />
erkennbar, dass etwas Ungewöhnliches am<br />
Nachthimmel vor sich ging; da waren bizarre<br />
Wolkenformationen und ein leichtes, aber deutlich<br />
erkennbares, grünes Glühen zu sehen. Ein Testfoto<br />
bestätigte es. Die Nordlichter waren direkt vor unseren<br />
Augen, niemand von uns hatte so etwas zuvor<br />
gesehen. Eine Weile waren nur die den einstmals<br />
mechanischen Auslöser imitierenden Geräusche der<br />
Digitalkameras zu hören, als wir versuchten, so viele<br />
Bilder wie möglich in den Kasten zu bekommen,<br />
während das Schauspiel am Himmel immer<br />
dramatischer wurde.<br />
Der Trick beim <strong>Fotografie</strong>ren von Nordlichtern besteht<br />
darin, die Verschlusszeiten so kurz zu halten, dass die<br />
gleichzeitig fotografierten Sterne nicht als<br />
Leuchtspuren im Bild zu sehen sind. Doch weil es<br />
dunkel ist, sind weit offene Blenden und hohe<br />
ISO-Empfindlichkeiten – Blende f/2.8 und ISO 800<br />
oder ISO 1600 – notwendig, und selbst dann beträgt<br />
die Verschlusszeit noch bis zu 30 Sekunden. Wenn das<br />
Nordlicht sehr hell wird, geht die Verschlusszeit auf 10<br />
Sekunden oder weniger zurück. Ich benutzte<br />
überwiegend mein Canon EF 17-40mm Objektiv, das<br />
eine maximale Blendenöffnung von f/4 erlaubt,<br />
deswegen lagen meine Verschlusszeiten meistens<br />
zwischen 20 und 30 Sekunden. Ich hätte das<br />
24-70mm f/2.8 Objektiv benutzen können, doch<br />
Weitwinkel sind in einer solchen Situation besser, weil<br />
sie einen viel größeren Teil des Himmels abdecken. 17<br />
Millimeter Brennweite und das Vollformat des Sensors<br />
waren insofern ideale technische Voraussetzungen.<br />
Am kompliziertesten ist das Scharfstellen. Das muss<br />
selbstverständlich manuell geschehen, weil es für den<br />
Autofokus zu dunkel ist, aber aus irgendeinem<br />
bizarren Grund kann man die Entfernung nicht<br />
einfach auf „Unendlich“ stellen. Wenn Sie ein<br />
AF-Zoom-Objektiv auf „Unendlich“ stellen, liegt der<br />
Schärfepunkt in Wahrheit in einem Bereich jenseits<br />
von „Unendlich“. Ich habe das anhand von Testfotos<br />
herausgefunden. Die Berge im Hintergrund waren<br />
unscharf. Also musste ich die Schärfe nachregeln, bis<br />
sie tatsächlich auf „Unendlich“ lag. Ein Festobjektiv<br />
wäre in dieser Situation wesentlich besser gewesen.<br />
Ein mitreisender Kollege benutzte ein 21mm-<br />
Weitwinkelobjektiv von Zeiss und wenn er das auf<br />
„Unendlich“ einstellte, lag die Schärfe auch bei<br />
„Unendlich“.<br />
Der zweite Tag begann im Morgengrauen am Strand<br />
bei Jökulsá, wo die vom Jökulsárlón losbrechenden<br />
Eisbrocken an den vulkanischen Strand gespült<br />
werden und dort bizarre Eisskulpturen formen. Ich<br />
hatte noch nie so viel Eis an einem Strand gesehen.<br />
Trotz der Tatsache, dass die Sonne nicht vor 11:00 Uhr<br />
aufging, war es schon ab 09:30 Uhr so hell, dass wir<br />
fotografieren konnten. In unseren mitteleuropäischen<br />
Breiten dauert die Morgendämmerung vielleicht<br />
20-30 Minuten, wenn man Glück hat. Im Winter auf<br />
Island dauert sie 90 Minuten. Wenn die Sonne dann<br />
endlich über dem Horizont erschienen ist, ist es fast<br />
Zeit fürs Mittagessen – eine äußerst merkwürdige<br />
146 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Lee Frost<br />
Erfahrung. Von Jökulsárlón fuhren wir entlang der<br />
Südküste zurück und verbrachten zwei Nächte in der<br />
Kleinstadt Vík í Mýrdal. Dort gibt es vulkanische Küsten<br />
und hoch aufragende Felsformationen. Ganz in der<br />
Nähe ist am Ende einer Landzunge das Kap Dyrhólaey,<br />
doch als wir dorthin fuhren, war es so stürmisch, dass<br />
wir kaum stehen konnten, und an Fotos war<br />
überhaupt nicht zu denken.<br />
Wenn ich Zuhause von meinen Islandreisen spreche,<br />
werde ich oft gefragt: „Island, ist das nicht furchtbar<br />
kalt dort oben?“ Es muss wohl am Namen liegen, dabei<br />
bedeutet „Island“ in der Landessprache nicht etwa<br />
„Eisland“, sondern ganz einfach „Insel“. Natürlich wird<br />
es dort kalt im Winter, aber als wir dort waren, lagen<br />
die Lufttemperaturen die meiste Zeit über der<br />
Frostgrenze. Am kältesten war es mit minus 12 Grad<br />
Celsius an dem Tag, als wir den Gullfoss Wasserfall,<br />
den Strokkur-Geysir und den Þingvellir Nationalpark<br />
besuchten, aber mit Thermo-Kleidung, Handschuhen<br />
und warmen Mützen war das kein Problem. Wir waren<br />
lange vor Sonnenaufgang zum Geysir unterwegs und<br />
wir fuhren in der Dunkelheit durch tiefen, frisch<br />
gefallenen Schnee. Es ist erstaunlich, wie leicht man<br />
im Schnee die Orientierung verlieren kann. Die<br />
Tatsache, dass alle Hinweisschilder zugeschneit<br />
waren, half auch nicht besonders. An einer Gabelung<br />
hielt ich an, um einen Wegweiser von Schnee und Eis<br />
zu befreien, weil ich wusste, dass wir irgendwo links<br />
abbiegen mussten; und siehe da, es war genau dort.<br />
Wir waren rechtzeitig zum Sonnenaufgang vor Ort<br />
und genossen das Schauspiel, das von dem im<br />
Abstand von wenigen Minuten eruptierenden<br />
Strokkur-Geysir begleitet wurde.<br />
Unser letztes Hauptziel war die abgelegene Halbinsel<br />
Snæfellsnes nördlich der Hauptstadt Reykjavík. Frisch<br />
gefallener Schnee sorgte für eine zauberhafte Szenerie<br />
und wir verbrachten den Tag damit, etliche<br />
Zwischenstopps einzulegen, um die großartige<br />
Landschaft zu fotografieren. Ich war heilfroh, dass<br />
unser Bus mit Spikes ausgerüstet war, denn nur die<br />
waren in der Lage, auf den vereisten Straßen für die<br />
notwendige Traktion zu sorgen. Der Seitenwind war<br />
trotzdem einmal so stark, dass wir ins Schleudern<br />
gerieten und es eine Schrecksekunde gab, bis ich das<br />
Fahrzeug wieder unter Kontrolle hatte. Später, als wir<br />
über einen Pass fuhren, wirbelte der Wind den Schnee<br />
so stark auf, dass die Sichtweite weniger als zwei Meter<br />
betrug. Snæfellsnes ist ein faszinierender Ort. Wir<br />
Im Uhrzeigersinn von ganz links:<br />
– Das wunderbare Nordlicht über der Jökulsárlón-<br />
Lagune am Ende unseres ersten aufregenden Tages;<br />
– Der schneebedeckte Kirkjufell – „Kirchenberg“ – auf<br />
der Snæfellsnes Halbinsel;<br />
– Eisberge bei Sonnenuntergang am vulkanischen<br />
Strand von Jökulsá;<br />
fotografierten den Kirkjufell – einen<br />
pyramidenförmigen Gipfel, der wie der Hut eines<br />
Zauberers aussieht, wobei die zerbrochene Eisdecke<br />
eines Sees als Vordergrund diente. Weiter besuchten<br />
wir die kleine schwarze Holzkirche bei Búðir und<br />
machten Aufnahmen von den hoch aufragenden<br />
Bergen, die von goldenem Licht beschienen wurden,<br />
als die Sonne über dem Meer aufging.<br />
In den letzten Nächten unserer Reise gab es keine<br />
Nordlichter mehr, doch das machte nichts, denn jeder<br />
von uns hatte hervorragende Aufnahmen dieses<br />
Naturschauspiels beim Jökulsárlón machen können.<br />
Die Vielfalt der Landschaften und der<br />
Wetterverhältnisse, die wir gesehen hatten, machte<br />
die Reise zu einem vollen Erfolg. Diese Bilder sind der<br />
beste Beweis dafür.<br />
Weitere Fotos finden Sie auf www.leefrost.co.uk.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 147
Profifotografen auf Reisen<br />
Adam Burton<br />
Yosemite Park<br />
EINE LANGE ANREISE, AGGRESSIVE TOURISTEN UND EIN US GOVERNMENT SHUTDOWN KONNTEN ADAM<br />
BURTONS BEGEISTERUNG FÜR DEN YOSEMITE PARK UND DIE ÖSTLICHE SIERRA NICHT DÄMPFEN. HIER SEIN<br />
BERICHT ÜBER EIN PARADIES FÜR LANDSCHAFTSFOTOGRAFEN…<br />
„Ich wünschte ich könnte ein Wort<br />
finden, dass diesem<br />
unbeschreiblichen Teil der Welt<br />
gerecht werden würde.<br />
„Atemberaubend“ ist<br />
überstrapaziert und längst zum<br />
Synonym für die Fantasielosigkeit<br />
derer geworden, die es für die trivialsten Dinge<br />
verwenden. Trotzdem fällt mir für den Yosemite<br />
Nationalpark in Kalifornien kein besseres Wort ein. Es<br />
ist eine Landschaft voller einsamer Seen, hoch<br />
aufragenden Bergen aus Granit und Jahrhunderte<br />
alten Bäumen – der Traum jedes<br />
Landschaftsfotografen!<br />
Ich bin schon früher dort gewesen, vor 12 Jahren, als<br />
ich gerade angefangen hatte, zu fotografieren. Ich<br />
hatte mir eine Spiegelreflexkamera gekauft, war aber<br />
viel zu unsicher, um etwas anderes als die<br />
Vollautomatik einzustellen. Ich hatte keine Ahnung<br />
von gutem Licht, der richtigen Tageszeit zum<br />
<strong>Fotografie</strong>ren, oder gar von Bildkomposition.<br />
Überflüssig zu sagen, dass niemand diese Bilder zu<br />
sehen bekommt… Seitdem wollte ich immer schon<br />
irgendwann zurück kommen und es besser machen.<br />
Als ich also eines Tages von Tatra Photography das<br />
Angebot erhielt, im Yosemite Park ein Workshop für<br />
Landschaftsfotografie zu leiten, zögerte ich keine<br />
Sekunde lang.<br />
148 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
Leider erwies sich das Timing des geplanten<br />
Workshops als sehr schlecht, es fiel genau in die<br />
Wochen des Federal-Government-Shutdown,<br />
während dem alle Nationalparks geschlossen blieben.<br />
Ein Workshop vorzubereiten in einer Gegend, die in<br />
der fraglichen Zeit wahrscheinlich gesperrt war,<br />
erschien wenig sinnvoll. Matt Jevons, Gründer von<br />
Tatra Photography und ich entschlossen uns<br />
trotzdem, die Chancen vor Ort auszukundschaften,<br />
bevor die anderen Workshop-Teilnehmer eintrafen.<br />
Wir hatten einen Notfallplan, weil Teile des Workshops<br />
auch in der östlichen Sierra außerhalb des Parks<br />
stattfinden sollten. So bereiteten wir alles vor, hoffend,<br />
dass die Situation sich klären würde, bevor der<br />
Workshop begann. In der Tat wurde die<br />
Haushaltskrise in Washington gelöst, wenn auch nur<br />
einen Tag, bevor die Teilnehmer eintrafen. Nun<br />
konnte alles nach dem ursprünglichen Plan verlaufen.<br />
Der Yosemite Park ist einer der berühmtesten<br />
US-Nationalparks und einer der größten; er umfasst<br />
mehr als 3200 Quadratkilometer und ist somit<br />
wesentlich größer als das Saarland. 95% der Fläche<br />
sind unberührte Wildnis. Die touristischen Aktivitäten<br />
konzentrieren sich auf das Yosemite Tal, das an<br />
beiden Seiten von bis zu 1300 Meter hohen Gipfeln<br />
umgeben ist. Das Tal ist bewaldet und von<br />
mäandernden Flüssen und Bächen durchzogen. Die<br />
Natur dort erinnert oft an eine Darstellung auf einem<br />
Oben: Zwielicht am Lake Tenaya im Yosemite<br />
Nationalpark<br />
Gegenüber: Die wunderschönen Herbstfarben am<br />
Merced River.<br />
alten, romantischen Ölgemälde. Vom „Tunnel View“,<br />
einem Aussichtspunkt, der durch Ansel Adams<br />
klassisches Foto „Storm Clearing“ berühmt geworden<br />
ist, hat man die wohl am meisten fotografierte<br />
Aussicht der Welt. Dort sind immer 60 bis 80 Leute zu<br />
finden, die ihre eigene Version des klassischen<br />
Adams-Fotos mit nach Hause nehmen wollen. Es gibt<br />
dort oben zwar nur diesen einen Ausblick, aber der ist<br />
so spektakulär, dass man das Foto einfach machen<br />
muss.<br />
Landschaftsfotografie ist sehr populär in diesem Teil<br />
der Welt, und man kann leicht sehen, warum. Es gibt<br />
dort viele, in majestätischer Höhe befindliche<br />
Aussichtspunkte, und sie sind alle frei zugänglich. Sie<br />
sind sogar so leicht zugänglich, dass kaum einer der<br />
vielen Touristen sich abseits der ausgetretenen Pfade<br />
bewegt. Zu meinen bevorzugten Plätzen im Yosemite<br />
Tal gehört einer mit dem seltsamen Namen „The<br />
Three Brothers“ – Die Drei Brüder. Er befindet sich ein<br />
paar Kilometer oberhalb eines anderen bekannten<br />
Punktes, dem „Valley View“, doch er ist weniger<br />
bekannt. Dort gibt es alles, was man von einer<br />
fotogenen Landschaft erwarten kann: Blattwerk in<br />
leuchtenden Farben, eine überwältigende Aussicht
❝ GLETSCHERSEEN,<br />
UMGEBEN VON<br />
SCHNEEBEDECKTEN<br />
BERGGIPFELN UND<br />
GESÄUMT VON<br />
ORANGE, GELB UND<br />
GOLDEN GEFÄRBTEN<br />
BÄUMEN.<br />
❞
Adam Burton<br />
Profifotografen auf Reisen<br />
und einen See, in dem sich die ringsum aufragenden<br />
Berge spiegeln. Wenn Sie den Yosemite Park in<br />
West-Ost Richtung verlassen, gelangen Sie in eine<br />
ebene, wüstenähnliche Landschaft, die sich bis<br />
Nevada erstreckt. Wenn Sie nicht auf dem Highway,<br />
sondern auf einer der kleinen Nebenstrassen fahren,<br />
sehen Sie bald einen der farbenprächtigsten Wälder,<br />
die es überhaupt gibt. Sie finden dort Gletscherseen,<br />
umgeben von schneebedeckten Berggipfeln und<br />
gesäumt von orange, gelb und golden gefärbten<br />
Bäumen. Die Gegensätze könnten kaum größer sein:<br />
Im Westen diese üppigen Wälder und nur wenige<br />
Kilometer weiter östlich die verbrannte Wüste der<br />
östlichen Sierra.<br />
Unser Besuch am Mono Lake war eine der<br />
Attraktionen des Workshops, doch er hatte für mich<br />
auch seine negative Seite. Es ist ein einzigartiger Ort.<br />
Der See hat keinen Abfluss, deswegen hat er einen<br />
extrem hohen Salzgehalt. Das Salz lagert sich ab und<br />
formt bizarre, monolithische Skulpturen. Deswegen<br />
ist dieser Ort bei Landschaftsfotografen sehr populär.<br />
Wir wollten den Sonnenuntergang am See<br />
fotografieren. Wir wussten, dass es dort von Touristen<br />
wimmeln würde und waren deshalb mehr als früh<br />
genug dort. Und richtig, immer mehr Leute kamen an<br />
– überall Fotografen, wohin man schaute. Trotzdem<br />
lief alles soweit gut, bis ein älteres Ehepaar mich<br />
anzuschreien begann, ich solle gefälligst aus dem<br />
Weg gehen, ich würde ihnen die Sicht versperren.<br />
Nun hatte ich meine Kamera schon lange aufgebaut,<br />
bevor die beiden überhaupt angekommen waren;<br />
also lehnte ich höflich ab, bot Ihnen aber an, ebenfalls<br />
von dort zu fotografieren, wo ich stand. Das hätte ich<br />
lieber bleiben lassen sollen, denn nun ging der Ärger<br />
erst richtig los. Ich verbrachte die nächste halbe<br />
Stunde unter verbalem Dauerbeschuss und das<br />
rabiate Ehepaar brüllte außer mir auch jeden anderen<br />
an, der sich zu nähern wagte. In all meinen Jahren als<br />
Fotograf habe ich so etwas nicht erlebt.<br />
Landschaftsfotografie ist doch eigentlich eine ruhige,<br />
friedliche Beschäftigung…<br />
Abgesehen davon verbrachten wir keine schlechte<br />
Zeit am Mono Lake. Es war einer der wenigen Tage,<br />
an denen es ein paar Wolken am Himmel gab, die ihn<br />
einigermaßen interessant machten. Doch der Rest<br />
unserer Zeit im Yosemite Park verlief eher<br />
unbefriedigend. Ein wolkenloser blauer Himmel ist<br />
schön für Touristen, aber als Landschaftsfotograf<br />
brauche ich Wolken, etwas womit ich arbeiten kann,<br />
etwas, dass das Bild attraktiv macht. Immerhin war<br />
das Wetter kalkulierbar. Man kann wissen, dass ein<br />
bestimmter Berg und ein bestimmter Gipfel zu einer<br />
Im Uhrzeigersinn von oben:<br />
– Die Abendssonne scheint auf die Berge am Tunnel View<br />
– „El Capitan“, vom Valley View aus gesehen;<br />
– Morgendlicher Frost bedeckt die Gegend am June Lake Loop;<br />
– Die Salz-Skulpturen am Mono Lake.<br />
Gegenüber: Die beeindruckenden „Three Brothers“ spiegeln sich<br />
im Merced River.<br />
bestimmten Tageszeit sehr schön von der Seite<br />
angestrahlt werden. Mit diesem Wissen lassen sich<br />
Motive finden, wenn man weiß, wo man ist und wie<br />
man das Beste aus der Situation macht.<br />
Unser Herbsttrip bot uns immerhin die fantastischen<br />
Herbstfarben der Wälder, die wir uns erhofft hatten.<br />
Im Frühling planen wir einen weiteren Besuch, um<br />
die gigantischen Wasserfälle des Yosemite zu sehen,<br />
die größten in den USA. Für den<br />
Landschaftsfotografen ist dieser Teil der Welt eine<br />
gigantische Spielwiese; es gibt soviel zu sehen, und<br />
die Vielfalt der Natur ist überwältigend. Gerade weil<br />
diese Gegend unter Fotografen so populär ist, ist es<br />
eine besondere Herausforderung, zu versuchen,<br />
etwas Neues zu finden und zu fotografieren. Ich kann<br />
nur Ihnen nur wärmstens empfehlen: Wenn Sie je die<br />
Möglichkeit haben, besuchen Sie den Yosemite Park!<br />
Weitere Bilder finden Sie auf<br />
www.adamburtonphotography.com<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 151
<strong>Kurz</strong> <strong>belichtet</strong><br />
WAS IST ANGESAGT IN DER WELT DER FOTOGRAFIE?<br />
FOTOWETTBEWERB<br />
NUR DAS BESTE<br />
AUS DER NATUR…<br />
DIE GEWINNER DES WETTBEWERBS „RHS FOTOGRAF<br />
DES JAHRES“ SIND BEKANNT GEGEBEN WORDEN.<br />
DIE DIESJÄHRIGEN EINSENDUNGEN WAREN EBENSO<br />
UNTERSCHIEDLICH WIE QUALITATIV HOCHWERTIG.<br />
Heather Buckley / Gewinnerin, RHS Fotografin des Jahres
<strong>Kurz</strong> <strong>belichtet</strong><br />
WAS IST ANGESAGT IN DER WELT DER FOTOGRAFIE?<br />
Brett Critchley / Erster Platz in der Kategorie „Jahreszeiten“<br />
Das Makrofoto einer Blume in leuchtenden<br />
Farben, ein bunter Star vor einem<br />
pastellfarbenen Hintergrund und eine Hummel<br />
zwischen drei hoch aufragenden Fingerhut-<br />
Blütenstauden waren die Motive der Gewinner des „Royal<br />
Horticultural Photographer of the Year“ Wettbewerbs<br />
2013.<br />
Die Teilnehmer konnten sich in den Kategorien<br />
„Pflanzen“, „Details“, „Menschen“, „Gärten“, „Wildlife“ und<br />
„Jahreszeiten“ bewerben. Jugendlichen von 11 bis 17<br />
Jahren stand die Kategorie „Junge Fotografen“ und<br />
Kindern unter 11 Jahren die Kategorie „Kinder als<br />
Fotografen“ offen. Der Wettbewerb fand Interesse bei<br />
Einsendern aus mehr als 40 Ländern und die Juroren<br />
hatten alle Hände voll zu tun, die eingesandten Bilder zu<br />
bewerten und die drei Gewinner zu ermitteln. Neben den<br />
drei Gewinnern wurden allerdings noch etliche weitere<br />
hervorragende Bilder aus allen Kategorien lobend<br />
erwähnt.<br />
Die Gesamtsiegerin des „RHS Photographer of the<br />
Year“ Wettbewerbs 2013 ist Heather Buckley aus Brighton.<br />
Sie erhielt den ersten Preis für ihr Foto einer die<br />
Blütenstauden eines Fingerhuts anfliegenden Hummel,<br />
aufgenommen in den Great Dixter Gärten in East Sussex.<br />
Das Ergebnis kam für die Preisträgerin sehr überraschend.<br />
Ihr Kommentar:<br />
„Eigentlich bin ich Straßenfotografin, aber der<br />
Wettbewerb lag trotzdem nah für mich, denn ich liebe<br />
Gärten und Blumen. Ich wollte meine Bilder dieser<br />
Blumen in dem für die Straßenfotografie üblichen Stil<br />
aufnehmen, nicht als Makrofoto, was man bei<br />
Blumenmotiven ja immer erwartet. Ich brauchte fast den<br />
ganzen Nachmittag, bis mir diese Aufnehme gelang.“<br />
Diese Bemühungen brachten ihr nicht nur die<br />
Anerkennung der Jury, sondern auch das Preisgeld von<br />
1000£ ein.<br />
Den ersten Preis in der Kategorie „Junge Fotografen<br />
des Jahres, der mit einem Gutschein der Firma Wex<br />
Photographie im Wert von 250£ verbunden ist, erhielt der<br />
17-jährige Mateusz Piesiak aus Polen. Seine Bilder eines<br />
jungen Stars vor einem pastellfarbenen Hintergrund<br />
fanden bei der Jury den größten Anklang.<br />
Zu den weiteren Gewinnern gehören: Jacky Parker in<br />
der Kategorie „Details“ mit ihrem sehr schönen Makrofoto<br />
einer Anemone „de Caen“, Brett Critchley in der Kategorie<br />
„Jahreszeiten“ mit seiner Aufnahme des Sonnenlichts<br />
durch herbstlich eingefärbtes Blattwerk, Sarah-Fiona<br />
Helme in der Kategorie „Wildlife“ für ihr Bild eines Vogels,<br />
der sich gerade seine Fisch-Mahlzeit besorgt hat. Die drei<br />
Gewinner erhielten je 350£ Preisgeld.<br />
Der Wettbewerb findet jedes Jahr von Juni bis<br />
November statt, die Teilnahme steht jedem Amateur oder<br />
Berufsfotografen offen. Hier sehen Sie nur eine sehr kleine<br />
Auswahl der Bilder, die ihren Fotografen Preise gebracht<br />
haben, alle anderen finden Sie auf www.rhs.org.uk/<br />
Competitions/Photo-competition. Dort erfahren Sie auch<br />
mehr über die Gewinner des Jahres 2013.<br />
Jacky Parker / Gewinner der Kategorie „Details“<br />
Mateusz Piesiak / Gewinner der Kategorie „Junge Fotografen des Jahres“<br />
154 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Kyle Moore / Zweiter Platz in der Kategorie „Junge Fotografen des Jahres“<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 155
<strong>Kurz</strong> <strong>belichtet</strong><br />
PRODUKTNEUHEITEN<br />
KLASSIKER „RELOADED“<br />
Unmittelbar nach der kürzlich vorgestellten X-T1 kündigt Olympus ein neues,<br />
preiswertes Modell der OM-D Reihe im Retro-Stil an. Das Design der Olympus OM-D<br />
E-M10 ist eindeutig an die Olympus OM10 angelehnt, einen Klassiker des<br />
24x36-Kleinbildformats.<br />
Das neue Micro-Four-Thirds-Modell kommt mit beeindruckender Technik. Da<br />
gibt es einen 16,1-Megapixel LIVE MOS Sensor, das hauseigene Olympus 81-Punkt<br />
Kontrast-AF-System zur Scharfeinstellung, einen 3-Achsen-Bildstabilisator, die<br />
Serienbildfunktion mit 8 Bildern pro Sekunde und einen ISO- Empfindlichkeitsbereich<br />
von 100 bis 25600. Erwähnenswert sind außerdem der elektronische Sucher der OM-D E-M10 mit<br />
1,44 Millionen Bildpunkten, der den Bildausschnitt zu 100% anzeigt und das bei einer<br />
Bildwiederholungsrate von 120 Bildern pro Sekunde mit einem maximalen Vergrößerungsfaktor<br />
von 1,15. Vervollständigt wird die Ausstattung der Kamera durch einen schwenkbaren 3-Zoll<br />
LCD-Touchscreen mit 1037000 Punkten Auflösung, Full-HD-Video mit bis zu 30 Bildern pro<br />
Sekunde und integriertes Wifi, mit dem sich die E-M10 vom Smartphone aus steuern lässt.<br />
Zusammen mit der Kamera bringt Olympus auch zwei neue Objektive auf den Markt – ein<br />
superschlankes M.ZUIKO DIGITAL 14-42mm f/3.5-5.6 EZ Pancake-Objektiv, äquivalent zu<br />
28-84mm, bezogen auf das Kleinbildformat und das M.ZUIKO DIGITAL 25mm f/1.8, entsprechend<br />
50mm im Kleinbildformat.<br />
Preislich beginnt die Olympus OM-DE-M10 bei 590 € für das Gehäuse, knapp 800 € zahlt man<br />
für Gehäuse plus Pancake-Objektiv, während das 25mm f/1.8 Objektiv knapp 400 € kostet.<br />
www.olympus.de<br />
In Kürze...<br />
Zehnstufiger<br />
Graufilter von<br />
Tiffen<br />
Tiffen hat sein Filter-<br />
Angebot durch einen neuen<br />
Zehnstufen-Graufilter<br />
erweitert. Der Tiffen ND 3.0<br />
ermöglicht das <strong>Fotografie</strong>ren mit<br />
langen Verschlusszeiten auch bei hellem<br />
Tageslicht. Der neue Filter ist in Gewindegrößen<br />
von 52 bis 82 mm auf dem Markt, die Preise<br />
beginnen bei etwa 20 € für das 52 mm-Modell.<br />
www.tiffen.com<br />
Neues<br />
Blitzsystem von<br />
Interfit<br />
Interfit hat sein neustes<br />
Blitzsystem auf den Markt<br />
gebracht, das „Strobies<br />
Pro-Flash One Eighty”. Es bietet<br />
eine Leistung von 180 Watt in<br />
Kombination mit einer High-Speed-<br />
Synchronisation von bis zu 1/8000 Sekunde. Der<br />
Preis liegt bei etwa 300 €, der erforderliche Akku<br />
kostet weitere 150 €.<br />
www.interfitphotographic.com<br />
Wieder da: Kodak<br />
Der Stand des Kodak-<br />
Insolvenzverfahrens ist nicht<br />
bekannt; immerhin hat die<br />
Traditionsfirma eine neue<br />
Micro-Four-Thirds-Kamera<br />
vorgestellt: Die Kodak PixPro<br />
S-1 ist seit April im Handel und<br />
bietet einen 16,8-Megapixel-<br />
Ssensor, Wi-Fi und 5 Bilder pro Sekunde in der<br />
Serienbildfunktion. Der Preis mit Kit-Objektiv<br />
beträgt etwa 370 €<br />
www.kodak.de<br />
NEUE OBJEKTIVE<br />
VON SIGMA<br />
Sigma bringt in beeindruckend schneller Folge hochwertige Objektive in den<br />
Handel und auch die beiden neuesten hier vorgestellten Objektive werden dieses<br />
Jahr nicht die letzten sein.<br />
Da ist zunächst ein neues 50mm f/1.4 DG HSM Objektiv. Dieses begehrte<br />
Festbrennweitenobjektiv mit schneller Blende wurde überarbeitet und fügt sich<br />
nun in die Sigma A-Art-Produktlinie ein. Das Gehäuse hat nun dasselbe, matte<br />
Finish wie der Rest der Baureihe. Im Inneren werkeln 13 Linsen, die in 8<br />
Baugruppen angeordnet sind. Alle Linsen sind hoch vergütet, um Spiegelungen<br />
und Blendenflecke zu reduzieren. Die Blende besteht aus 9 Lamellen, die eine<br />
nahezu runde Blendenöffnung erzeugen, wodurch ein weiches Bokeh entsteht.<br />
Außerdem verfügt das Objektiv über Sigmas hauseigenes HSM-Fokus-System.<br />
Die minimale Arbeitsdistanz beträgt nur 40 cm. Weiter gibt es für das Objektiv<br />
eine USB-Docking-Station für Firmware <strong>Update</strong>s. Das Vorgängermodell war<br />
bereits ein hervorragendes Objektiv, und wir sind gespannt auf dieses neue<br />
Modell, das mit einem empfohlenen Preis von 999 € in den Handel kommt.<br />
Ebenfalls neu ist das vielseitige Sigma 18-200mm f/3.5-6.3 DC Macro OS HSM,<br />
ebenfalls keine völlige Neuentwicklung, sondern auch ein Ergebnis der<br />
Modellpflege. Es gehört in die C-Contemporary-Produktlinie und dient als<br />
Universalobjektiv. Die Brennweiten reichen vom Weitwinkel- bis in den Tele-<br />
Bereich. Die minimale Arbeitsdistanz beträgt 39 cm bei einer Vergrößerung von<br />
1:3. Die Optik besteht aus 16 Linsen in 13 Baugruppen, verfügt über das<br />
hauseigene HSM-Fokus-System und einen optischen Bildstabilisator. Das neue<br />
18-200mm f/3.5-6.3 DC Macro OS HSM ist erhältlich mit Anschlüssen für Canon,<br />
Nikon, Sony und Pentax. Der empfohlene Preis liegt bei 449 €.<br />
http://www.sigma-foto.de<br />
156 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Superschnelles Nocticron<br />
mit Festbrennweite<br />
Wer Objektive mit Festbrennweite bevorzugt, kann sich<br />
angesichts der vielen Neuvorstellungen von Nikon, Fuji und<br />
Sigma in den vergangenen Monaten über Nachschubmangel<br />
nicht beklagen.<br />
Für das Micro-Four-Thirds-Sensor-Format gibt es ein neues<br />
Panasonic Leica DG Nocticron 42.5mm f/1.2 Objektiv. Es bietet<br />
eine Brennweite von 85mm – äquivalent zum Kleinbildformat<br />
– und eignet sich perfekt für Porträtfotos mit wenig<br />
Schärfentiefe. Die maximale Blendenöffnung gestattet auch bei<br />
schlechten Lichtverhältnissen Aufnahmen aus der Hand. Das<br />
Objektiv enthält 14 Linsen in 11 Baugruppen. 2 der Linsen sind<br />
asphärisch, eine mit extrem geringer Streuung, die andere mit<br />
hohem Brechungsindex. Weiter gibt es einen optischen<br />
Bildstabilisator und einen Blendeneinstellring direkt am<br />
Objektiv. Der Preis beträgt knapp 1500 €.<br />
www.panasonic.com.de<br />
Mittelformat-Rennen<br />
In den vergangenen Monaten konnte man ein Wettrennen zwischen zwei Kameraherstellern<br />
beobachten. Zuerst kündigte Mittelformat-Spezialist Hasselblad an, unter der Bezeichnung<br />
„H5D-50c“ die weltweit erste 50-Megapixel Mittelformat-Kamera mit CMOS-Sensor<br />
herauszubringen; sie sollte ab März 2014 bestellbar sein.<br />
Nur wenige Tage nach dieser Ankündigung zog Hasselblad-Konkurrent Phase One<br />
nach und erklärte nun seinerseits, die erste 50-Megapixel CMOS-Sensor-Kamera<br />
„Phase One IQ250“ sei ab sofort verfügbar. Im Gegensatz zum Hasselblad-<br />
Modell verfügt das Phase-One-Modell zusätzlich über Wi-Fi,<br />
Touch-Screen und USB 3.0. Bisher wurden in Mittelformat-Kameras<br />
ausschließlich CCD-Sensoren verbaut; der Umstieg auf den<br />
Mittelformat-CMOS-Sensor erfolgte wegen seiner<br />
besseren Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen.<br />
Die Phase One IQ250 ist für 25000 € im Handel, die<br />
Hasselblad H5D-50c für ca. 21000 €.<br />
www.hasselblad.de<br />
www.phaseone.com/de<br />
Unten: Die neue Phase One<br />
IQ250 soll unter schlechten<br />
Lichtverhältnissen<br />
eindrucksvolle Ergebnisse<br />
liefern.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 157
<strong>Kurz</strong> <strong>belichtet</strong><br />
PRODUKTNEUHEITEN<br />
CANON EOS<br />
MIT APP<br />
EINSTEIGER EOS 1200D MIT EOS BEGLEITER APP VORGESTELLT<br />
<strong>Fotografie</strong>ren leicht gemacht – das ist das Motto von Canon bei der<br />
Vorstellung des neuesten DSLR-Modells für Einsteiger, der EOS 1200D. Es<br />
ersetzt die nunmehr 3 Jahre alte EOS 1100D und weist eine ganze Reihe<br />
von Verbesserungen auf, einschließlich einer „Begleiter-App“. Die EOS<br />
1200D kommt mit 18-Megapixel APS-C CMOS Sensor – die EOS 1100D<br />
hatte „nur” 12 Megapixel – einem DIGIC 4 Prozessor, Full-HD-Video,<br />
kreativen Filtern und einem 9-Punkt Autofokus-System. Weiter gibt es<br />
einen eingebauten Kamera-Guide, der die Bedienelemente und deren<br />
Handhabung erklärt.<br />
Von Canon besonders herausgestellt wird die Begleiter-App, die für die<br />
Smartphone-Betriebssysteme Android und iOS zur Verfügung steht. Die<br />
App enthält eine Einführung in die Grundlagen der <strong>Fotografie</strong> sowie<br />
einen Überblick über die Kamerafunktionen. Das Kernstück der App sind<br />
Videotutorials, die allerdings nicht mit der App installiert sondern aus dem<br />
Netz heruntergeladen werden. Zusätzlich ist auch die gesamte<br />
Bedienungsanleitung der Kamera in die Begleiter-App integriert. Wir<br />
fanden die App sehr nützlich, denn sie ist kinderleicht zu nutzen<br />
und enthält viele nützliche Informationen rund um die<br />
<strong>Fotografie</strong>, die auch für viele andere Kameras hilfreich<br />
wären.<br />
Die Canon EOS 1200D gibt es ab 300 € ohne Objektiv,<br />
ab 400 € mit Canon EF-S 18-55mm f/3,5 - 5,6 IS II Objektiv.<br />
www.canon.de<br />
CANON EOS 1200D: STECKBRIEF<br />
CMOS Sensor: APS-C Format 18 Megapixel<br />
Brennweitenfaktor: 1,6<br />
ISO-Bereich: ISO 100-12800 plus automatische Einstellung<br />
LCD Monitor: 3 Zoll TFT, 460000 Pixel<br />
Bildprozessor: Digic 4<br />
Autofokus-System: 9-Punkt Autofokus<br />
Serienbild-Modus: 3 Bilder pro Sekunde<br />
Video: Full HD Video bis zu 30 Bilder pro Sekunde<br />
Abmessungen: 129,6 x 99,7 x 77,9 mm<br />
Gewicht: 480g<br />
In aller Kürze...<br />
X100S Extender<br />
Auf der CP+ Camera & Photo Imaging Show<br />
2014 in Japan sahen wir einen neuen<br />
Telekonverter für die Fuji X100S. Der<br />
TCL-X100 wird auf das Objektiv<br />
geschraubt und erweitert die<br />
ursprünglichen 23mm Brennweite auf<br />
35mm, was 50mm im Kleinbildformat<br />
entspricht. Die maximale Blende von f/2 bleibt<br />
erhalten.<br />
www.fujifilm.eu<br />
Pentax Telekonverter<br />
Pentax hat einen neuen Telekonverter mit<br />
1,4-fachem Vergrößerungsfaktor<br />
angekündigt. Der HD Pentax-DA AF Rear<br />
Converter 1.4X AW ist gegen<br />
Spritzwasser und Staub geschützt und<br />
voll mit dem Autofokus kompatibel. Er ist<br />
seit März für 399 € im Handel.<br />
http://shop-de.ricoh-imaging.eu/<br />
158 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
Neues Kamera-Design<br />
von Sigma<br />
Sigma ging beim Design der neuen<br />
Kompaktkamera Sigma dp Quattro ganz<br />
offensichtlich neue Wege. Das erste Modell, die<br />
dp2, verfügt über einen neu entwickelten<br />
19-Megapixel Foveon Multi-Layer Sensor<br />
und ein 30mm f/2.8 Festobjektiv.<br />
Versionen mit 19mm- und 50mm-<br />
Objektiven sollen folgen. Zum<br />
Redaktionsschluss waren auf der Website<br />
von Sigma noch keine Preise verfügbar.<br />
www.sigma-foto.de/<br />
ZWEI NEUE TAMRON<br />
SUPERZOOMOBJEKTIVE<br />
Tamron kommt mit zwei neuen<br />
Super-Zoomobjektiven auf den<br />
Markt. Bei dem ersten, dem<br />
16-300mm f/3.5-6.3 Di II VC PZD<br />
MACRO, handelt es sich um ein<br />
vielseitiges, leistungsstarkes<br />
Objektiv für APS-C Kameras,<br />
gedacht als Universalobjektiv für alle<br />
Aufgaben von Weitwinkel bis Tele.<br />
Es verfügt über Tamrons<br />
Bildstabilisator „Vibration<br />
Compensation“ (VC) und einen<br />
Piezo Drive (PZD) Autofokus-Motor,<br />
der bis auf eine Minimaldistanz von<br />
39 cm fokussieren kann.<br />
Das zweite Objektiv, das Tamron 28-300mm f/3.5-6.3 Di VC PZD, wurde für<br />
APS-C- und Vollformat-Kameras entwickelt, verfügt ebenfalls über VC und PZD<br />
und besteht aus 19 Elementen in 15 Baugruppen. Beide Objektive sind seit 15.<br />
Mai 2014 erhältlich für Canon-, Nikon- und Sony-Gehäuse. Preise standen bei<br />
Redaktionsschluss noch nicht fest.<br />
www.tamron.eu/de<br />
Sony Alpha mit<br />
schnellem Autofokus<br />
Finger am Abzug: Sony kündigt eine neue, kompakte Systemkamera<br />
an, deren Autofokus in sagenhaften 0,06 Sekunden scharfstellen soll.<br />
Damit hätten wir wieder mal den schnellsten Autofokus der Welt.<br />
Die neue Sony Alpha 6000 soll die erfolgreichen NEX-6- und<br />
NEX-7-Modelle ersetzen, wobei der Autofokus die Hauptrolle spielt.<br />
Sein unglaubliches Tempo wird durch ein Hybrid-Autofokussystem<br />
ermöglicht, bestehend aus 179 Phasenvergleichspunkten und 25<br />
Kantenkontrast-Erkennungspunkten. Dazu ist ein brandneuer<br />
24,3-Megapixel CMOS APS-C Sensor mit einem ISO-Bereich von<br />
100-25600 vorhanden, der durch die Koppelung mit Sonys Bionz X<br />
Prozessor 11 Fotos pro Sekunde aufnehmen kann, bei automatischer<br />
Schärfenachführung!<br />
Außerdem sind Wi-Fi und NFC („Near Field Communciation“) als<br />
Standards vorhanden, ein schwenkbarer 3 Zoll LCD-Monitor mit<br />
921000 Bildpunkten, ein OLED-Sucher mit 1400000 Bildpunkten,<br />
Full HD-Video für 1080p bei 60fps sowie eine Auswahl<br />
verschiedener Gehäuse in Schwarz bis Titan. Die technischen Daten<br />
klingen sehr<br />
vielversprechend.<br />
Die Alpha<br />
6000 ist seit<br />
April im<br />
Handel, das<br />
Gehäuse für<br />
ca. 700 €, mit<br />
dem 16-50mm<br />
Kit-Objektiv<br />
zusammen<br />
für ca. 800 €.<br />
www.sony.de<br />
NIKON: NEUES<br />
FLAGGSCHIFF<br />
Nach vielen Spekulationen und Gerüchten ist es nun heraus:<br />
Nikons neues Flaggschiff heißt D4S. Die Kamera mit<br />
brandneuem 16,2-Megapixel Vollformat-Sensor und EXPEED<br />
4 Prozessor bietet 11 Serienbilder pro Sekunde, ISO-Werte<br />
von 100 bis 409600 (!) sowie Full HD-Videokapazität mit<br />
1080p und 60fps.<br />
Wie man von einer Kamera solchen Kalibers erwarten darf,<br />
gibt es außerdem einen extrem schnellen Autofokus, die<br />
Auswahl zwischen 9, 21 und 51 Autofokus-Messpunkten<br />
sowie die automatische Schärfenachführung auch bei einer<br />
Bildserie mit 11 Aufnahmen pro Sekunde. Solche Werte<br />
prädestinieren die Kamera für die Sport- und Wildlife-<br />
<strong>Fotografie</strong>, bei denen es auf gestochen scharfe Bilder<br />
ankommt. Bei einer Profi-Kamera dieses Niveaus wird<br />
Haltbarkeit natürlich groß geschrieben, deswegen ist sie<br />
gegen Staub- und Spritzwasser geschützt und die aus Kevlar<br />
und Kohlefasern bestehende Verschlusseinheit ist für<br />
400000 Auslösungen ausgelegt. Solche Technologie ist<br />
leider nicht ganz billig – allein der Kauf des Gehäuses<br />
erleichtert Sie um ca. 5000 €.<br />
www.nikon.de<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 159
<strong>Kurz</strong> <strong>belichtet</strong><br />
FOTO-NEWS<br />
iPhone 5 Zubehörtest<br />
Olloclip 4-in-1 iPhone Objektiv<br />
Preis: 69,95 € im Applestore<br />
Die iPhone-5-Kamera ist für Schnappschüsse gut genug.<br />
Manche Modelle der Konkurrenz haben zwar eine höhere<br />
Auflösung und der iPhone-Kamera fehlen die Einstell-<br />
Möglichkeiten einer „richtigen“ Kamera, doch sie macht gute<br />
Fotos und sie ist auch dann zur Hand, wenn Sie Ihre DSLR nicht<br />
dabei haben. Das größte Manko der iPhone-Kamera sind jedoch<br />
die feste Objektiv-Brennweite und die damit verbundenen<br />
fotografischen Einschränkungen.<br />
Dieses Problem will Olloclip mit dem neuen, speziell für die iPhones 5 und<br />
5S<br />
ausgelegten 4-in-1-Vorsatz-Objektiv lösen. Es wird auf kameraseitige die Ecke des iPhones gesteckt<br />
und bietet vier Objektive in einem Gehäuse: ein Fisheye, ein Weitwinkel, ein 10-fach Makro- und ein<br />
15-fach-Makroobjektiv. Die Verarbeitungsqualität ist gut; die Objektive enthalten mehrere<br />
Elemente mit vergüteten Linsen, und der Objektivtubus ist aus Aluminiumdruckguss gefertigt. Das<br />
Olloclip-Objektiv arbeitet mit jeder App zusammen, die die Kamera an der Rückseite des iPhones<br />
nutzt. Das Anbringen des Objektivs ist ganz einfach, es sitzt fest und verrutscht nicht. Das<br />
Smartphone passt allerdings mit aufgesetztem Objektiv in keine der vorgesehenen Hüllen mehr, es<br />
sei denn, Sie kaufen die passende Hülle von Olloclip – für noch einmal 70 €. Ansonsten müssen Sie<br />
das Vorsatz-Objektiv jedes Mal abnehmen, wenn Sie das iPhone in seine Hülle stecken wollen.<br />
Was die Abbildungsleistung angeht, ist zu sagen, dass die Schärfe beim Weitwinkel und beim<br />
Fisheye zu den Bildkanten hin abfällt, doch das ist bei Weitwinkeloptiken zu erwarten. Ansonsten ist<br />
nur noch der relativ hohe Preis von fast 70 € zu erwähnen, doch wenn Sie oft und gern mobil<br />
fotografieren, kann Ihnen das Olloclip-Objektiv eine ganz neue Welt eröffnen, die Ihnen sonst<br />
verborgen bleiben würde. Von extremen Nahaufnahmen bis zu Motiven in beengten<br />
Räumlichkeiten, jetzt entgeht Ihnen nichts mehr.<br />
iPhone Objektiv<br />
Fisheye-Objektiv<br />
Weitwinkelobjektiv<br />
Urteil: Macht die iPhone-Kamera vielseitiger – zu einem stolzen Preis.<br />
GEISTERSTADT<br />
Von Luxus-Autos zu urbanem<br />
Verfall – Fotograf Tim Wallace<br />
entdeckt eine Geisterstadt in<br />
Kalifornien – mit überraschenden<br />
Einsichten.<br />
Als Fotograf ist Tim Wallace am besten für seine<br />
künstlerischen, perfekt ausgeleuchteten Fotos<br />
von Luxuskarossen wie Jaguar und Aston Martin<br />
bekannt. Doch ein kürzlicher USA-Aufenthalt<br />
bescherte ihm und Partnerin Jessica Gremaud<br />
Motive ganz anderer Art – eine alte<br />
Bergarbeiterstadt im Death Valley.<br />
„Das Death Valley hat immer eine besondere<br />
Faszination auf mich ausgeübt. Bevor wir<br />
loszogen, haben wir uns ein bisschen schlau<br />
gemacht, und dabei erhielten wir Kenntnis von<br />
dieser abgelegenen Siedlung, die uns recht<br />
vielversprechend erschien, interessant genug<br />
jedenfalls, um sie genauer unter die Lupe zu<br />
nehmen“, erklärt Tim.<br />
Das kleine Städtchen Darwin entstand 1874<br />
bei den nahegelegenen Bergwerken und war<br />
einst ein geschäftiger Ort, doch heute lebt dort<br />
nur noch eine Handvoll Leute. „In seiner Blütezeit<br />
wimmelte der Ort von Menschen und es gab<br />
jede Menge Saloons, Läden und Bordelle“.<br />
„Wie so viele Geisterstädte in den USA starb<br />
auch diese aus, nachdem die lokale<br />
Bergwerksindustrie ihr Geschäft aufgab. Doch<br />
❝<br />
Man sagt, wenn man<br />
sein Hobby zum Beruf<br />
macht, verliere man den<br />
Spaß daran. Der Meinung<br />
bin ich überhaupt nicht.<br />
❞<br />
heute gibt es in Darwin eine kleine<br />
Gemeinschaft von Künstlern und anderen<br />
Individualisten, die es vorziehen, hier in der<br />
Wildnis zu leben. Kaufen können Sie hier nichts<br />
und ein Hotel gibt es auch nicht mehr – der<br />
nächste Supermarkt ist fast 150 Kilometer von<br />
hier entfernt.“<br />
Tim und Jessica verbrachten den Tag dort<br />
und fotografierten die Geisterstadt. Ihnen<br />
gelangen faszinierende Aufnahmen, die die<br />
Stimmung des vergessenen Ortes einfingen –<br />
ein ziemlicher Kontrast im Vergleich zu den<br />
sonstigen Motiven, mit denen Tim sich befasst.<br />
„Man sagt, wenn man sein Hobby zum Beruf<br />
macht, verliere man den Spaß daran. Der<br />
Meinung bin ich überhaupt nicht – meine ganz<br />
unterschiedlichen persönlichen Interessen<br />
geben mir die Möglichkeit, immer noch Dinge<br />
nur für mich selbst zu fotografieren.<br />
Diese Bilder entstanden mit der<br />
ausgezeichneten kleinen Fujifilm X-Pro1 Kamera<br />
und einem 14mm Objektiv. Es ist meine liebste<br />
Reisekamera. Sie ist leicht zu bedienen und die<br />
Qualität der Fotos ist hervorragend. Motive wie<br />
diese hier schieße ich in Schwarzweiß, das<br />
vermittelt am ehesten den Eindruck vor Ort.“<br />
Weitere Fotos finden Sie auf:<br />
www.ambientlife.co.uk<br />
160 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
XXXXXXX<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 161
<strong>Kurz</strong> <strong>belichtet</strong><br />
ZUM SCHLUSS BELICHTET<br />
Schiffbruch:<br />
Robinson mit Kamera<br />
In einem Gedankenexperiment setzten wir Fotografin Catherine MacBride auf einer<br />
verlassenen Insel aus. Wir waren aber so großzügig, ihr den Luxus einer kleinen Fotoausrüstung<br />
zu erlauben. Hier ist ihre Wahl…<br />
1) KAMERA<br />
Die Wahl ist nicht einfach, doch<br />
ich denke, ich würde meine<br />
Fujifilm X100S mitnehmen. Es ist<br />
eine ausgezeichnete Kamera,<br />
klein und handlich. Die könnte ich<br />
problemlos immer mit mir<br />
herumtragen. Sie macht beste<br />
Fotos, auch helles Sonnenlicht<br />
produziert kaum Reflexe und<br />
Blendenflecke – genau richtig für<br />
ein Inselparadies.<br />
2) OBJEKTIV<br />
Technisch gesehen hat die X100S<br />
keine Wechseloptik, also kann ich<br />
gar kein anderes Objektiv<br />
verwenden. Wenn ich meine<br />
Canon EOS 7D einschmuggeln<br />
kann, nehme ich dazu das Canon<br />
EF 50mm f/1.4 Standardobjektiv,<br />
ein schönes, einfaches Objektiv.<br />
Ich fotografiere gern mit weit<br />
offener Blende und stelle nur auf<br />
ein winziges Detail meines Motivs,<br />
während alles andere in Unschärfe<br />
verschwindet.<br />
3) ZUBEHÖR<br />
Natürlich wäre das meine<br />
Grafea-Kameratasche aus<br />
Leder, die mein Mann mir<br />
gekauft hat, als meine alte<br />
Tasche mitten auf der Straße<br />
auseinandergefallen war. Es ist<br />
eine stilvolle Tasche, die alles<br />
aufnimmt, was ich brauche.<br />
4) EIN FOTO<br />
Das ist schwer, denn ich mache<br />
viele Fotos! Es wäre wohl das Bild<br />
meines Sohnes und meines<br />
Vaters, die vor einer<br />
Mineraliensammlung sitzen. Das<br />
Bild zeigt die Verbundenheit der<br />
beiden – und schaffte es damit in<br />
die Kategorie „Best of Creative<br />
Imagery 2013“ von Getty Images.<br />
5) EIN BUCH MIT<br />
FOTOGRAFIE-BEZUG<br />
Ich war nie besonders gut darin,<br />
Fotolehrbücher zu lesen, also<br />
wäre es ein Buch mit vielen Fotos,<br />
das ich stundenlang<br />
durchblättern kann; etwa „Vivian<br />
Maier: Out of the Shadows“ von<br />
Richard Cahan. Da sind so viele<br />
wundervolle Bilder von<br />
Menschen und vom Leben in der<br />
Stadt; das würde bestimmt helfen<br />
gegen die Einsamkeit.<br />
6) EINEN BEGLEITER<br />
Mein Ehemann. Er ist voller Ideen<br />
und ich bin immer wieder<br />
erstaunt darüber, wie<br />
unterschiedlich unsere Bilder<br />
sind, selbst wenn wir dasselbe<br />
Motiv aufnehmen. Außerdem<br />
kann er sehr gut kochen und<br />
problemlos ein Feuer in Gang<br />
bringen – sehr praktisch auf einer<br />
verlassenen Insel!<br />
4<br />
3<br />
5<br />
6<br />
1<br />
2<br />
162 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE
GRAUKARTE<br />
<strong>Digitale</strong><br />
WEISSABGLEICHKARTE<br />
<strong>Digitale</strong>
Alter: 40 / Beruf: Manager für Qualitätssicherung<br />
www.florian-weiler.de<br />
Julia: „Dieses Bild habe ich mit meiner ersten digitalen<br />
Spiegelreflexkamera in Paris gemacht. Der Wochenendtrip<br />
war ein Geburtstagsgeschenk meiner Frau, und wir<br />
verbrachten zwei wundervolle Tage mit vielen<br />
Gelegenheiten zum <strong>Fotografie</strong>ren der Stadt. Dieses Bild<br />
entstand allerdings im Bad unseres Hotelzimmers. Die<br />
weiß gefliesten Wände reflektierten das Licht in alle<br />
Richtungen, sorgten für gleichmäßige Beleuchtung und<br />
starken Kontrast zum roten Haar. Als Lichtquelle diente<br />
lediglich ein ferngesteuerter, indirekter Blitz gegen eine<br />
Wand, als Blende hatte ich f/5.6 eingestellt. Den Kontrast<br />
verbesserte ich später in Photoshop.“<br />
Nikon D80 mit Nikkor 16-85mm f/3.5-5.6G ED VR<br />
Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/5.6 und ISO 100.<br />
18 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
<strong>Digitale</strong><br />
Mich fasziniert, wie viele<br />
unterschiedliche Küsten man auf der<br />
Welt findet. Wir haben in Europa schon<br />
sehr viele, doch wenn ich ein Bild wie<br />
dieses sehe, möchte ich auch die<br />
australischen Küstenlandschaften<br />
erkunden.<br />
Daniel Lezano<br />
Alter: 28 / Beruf: Vertriebsassistentin<br />
www.soniamphotography.com<br />
Felsspitzen: „Dieses Bild machte ich auf Phillip Island in Victoria,<br />
Australien. Es war bereits der dritte Versuch, doch aufgrund der<br />
Wetterbedingungen hatte ich zuvor kein Glück gehabt. Dieses Mal kam<br />
ich schon zwei Stunden vor Sonnenuntergang an, weil ich mir für die<br />
Vorbereitungen viel Zeit nehmen wollte. Allein der Abstieg zu den Felsen<br />
dauerte schon eine Stunde. Das Licht sah vielversprechend aus; das<br />
Problem war nur, dass die Sonne einen starken Schatten auf die<br />
Felsentürme warf. Deswegen machte ich drei Aufnahmen, die ich später<br />
mit Photoshop zusammenführte.“<br />
Canon EOS 7D mit Canon EF-S 10-22mm f/3.5-4.5 Objektiv.<br />
Belichtung: 60 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 250.<br />
Surfer: „Ich machte diese Aufnahme am Strand von Cronulla, einem Vorort von<br />
Sydney. Dort gibt es überall natürliche, von der Flut regelmäßig gespeiste Swimming<br />
Pools. Manche sind auch künstlich angelegt, doch dieser hat besonders schöne,<br />
natürliche Felsformationen. Als ich den Surfer ins Wasser gehen sah, stellte ich die<br />
kürzeste Verschlusszeit ein, mit der ich ihn noch scharf aufnehmen konnte, ohne die<br />
Bewegung des Wassers einzufrieren. Der Surfer gibt dem Bild einen Maßstab. Da das<br />
Licht des Sonnenuntergangs hinter den Wolken leicht zu kontrollieren war, hatte ich<br />
in der Nachbearbeitung wenig zu tun, abgesehen von ein paar Farbkorrekturen, der<br />
Verbesserung des Kontrasts und kleineren Aufräumarbeiten im Vordergrund.“<br />
Canon EOS 7D mit Canon EF-S 10-22mm f/3.5-4.5 Objektiv.<br />
Belichtung: 3,2 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
Genuss der kleinen Dinge: „Dieser Ort ist einer der wenigen an<br />
Australiens Ostküste, an denen es sich lohnt, Sonnenuntergänge zu<br />
fotografieren. Ich hatte mich nur in der Zeit für die Anfahrt verschätzt,<br />
denn als ich noch unterwegs war, tauchten die ersten Farben am<br />
Himmel auf. Ich bemerkte ein paar hübsche Spiegelungen in<br />
Wasserpfützen und nutzte sie für meine Bildkomposition aus, um den<br />
Blick auf das orangefarbene Glühen des Sonnenuntergangs hinter dem<br />
Bergrücken zu lenken. Da sich die Wolken im Wind schnell bewegten,<br />
musste ich mich mit meinen Aufnahmen beeilen. Die drei besten führte<br />
ich später in Photoshop zu einem Bild zusammen.“<br />
Canon EOS 7D mit Canon EF-S 10-22mm f/3.5-4.5 Objektiv.<br />
Belichtung: 0,5 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 19<br />
Machen Sie eine dynamische, farbenfrohe<br />
Langzeitaufnahme bei einer Fahrt im<br />
Dunkeln. Hier zeigen wir Ihnen, wie…<br />
Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 16-35mm f/4G ED<br />
MANCHMAL IST ES nicht einfach, Zeit für das Foto-Hobby<br />
zu finden, insbesondere an den kurzen Wintertagen mit<br />
ihrem geringen Anteil an Tageslicht. Doch hier stellen wir<br />
Ihnen eine pfiffige Idee vor, ein kleines Projekt, dass Sie sich<br />
sogar auf der täglichen Fahrt vom Arbeitsplatz nach Hause<br />
vornehmen können.<br />
In der Automobilfotografie werden üblicherweise besondere<br />
Stative verwendet. Es geht darum, die Kamera so im Fahrzeug<br />
anzubringen, dass das Fahrzeug in seiner Bewegung relativ zur<br />
Umgebung fotografiert werden kann. Dazu muss eine möglichst<br />
starre Verbindung zwischen Fahrzeug und Kamera hergestellt werden.<br />
Eine Langzeitaufnahme wird dann die im Bild befindlichen Teile des<br />
Fahrzeugs scharf abbilden, während die durchfahrene Umgebung<br />
in Bewegungsunschärfe verschwimmt. Es gibt für diesen Zweck<br />
verschiedene Auto-Stative, von einer simplen Konstruktion<br />
HINWEIS<br />
mit einem einzigen Saugnapf bis hin zum über drei Meter<br />
Stativ mit Saugnäpfen<br />
langen Galgen aus Kohlefaser, der mit starken Magneten<br />
Sie können mit derselben<br />
unter dem Fahrzeug befestigt wird. Das Problem ist nur,<br />
Aufnahmetechnik auch von der<br />
dass es sich dabei um meist unerschwinglich teures<br />
Außenseite Ihres Fahrzeugs<br />
fotografieren, wenn Sie ein Auto-Stativ<br />
Spezialzubehör handelt. Doch es gibt eine Autohalterung<br />
mit Saugnäpfen verwenden. Es gibt<br />
für Ihre Kamera, die Sie sicherlich besitzen werden, und<br />
Modelle, die auch eine professionelle<br />
das ist Ihr ganz normales Dreibeinstativ.<br />
Digitalkamera mit Objektiv sicher in<br />
Ein weiteres unerlässliches Zubehör für die geplante<br />
Position halten. Lassen Sie es jedoch<br />
Aufnahme ist ein feststellbarer Fernauslöser.<br />
eher langsam angehen und fahren Sie<br />
Selbstverständlich kommt die Verkehrssicherheit an erster<br />
nicht schneller als 30 km/h.<br />
Stelle. Sie konzentrieren sich ausschließlich auf den Verkehr und<br />
nicht auf die Kamera. Im gewünschten Moment betätigen Sie den<br />
Fernauslöser und fahren Ihre Strecke ab, während die Kamera ihren<br />
Dienst automatisch verrichtet.<br />
Der Effekt wirkt am besten mit einem Weitwinkelobjektiv im Bereich<br />
von 10mm bei einer APS-C-Kamera bzw. 16mm bei Vollformat. Diese<br />
Brennweiten nehmen außer den vorbeiziehenden Lichtern des<br />
Feierabendverkehrs auch einen Großteil des Fahrzeuginnenraums auf.<br />
Es versteht sich von selbst, dass es möglichst dunkel sein muss, auch<br />
wenn Sie mit einem starken Graufilter tagsüber möglicherweise<br />
ähnliche Effekte erzielen können. Nachts gibt es viel mehr Lichter als<br />
tagsüber: das Licht der Straßenlampen, die Innenbeleuchtung der<br />
Gebäude und die Scheinwerfer der anderen Autos lassen das Foto<br />
aussehen, als hätten Sie eine Zeitreise unternommen.<br />
hinteren Fußraum abstützen. Verkeilen Sie die Beine an den Vordersitzen, die Sie zu<br />
diesem Zweck gegebenenfalls ein Stück nach hinten fahren müssen.<br />
70 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
Kamera: Nikon D7000<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 16-35 mm f/4G ED<br />
Belichtung: 1/40 Sekunde bei Blende f/16<br />
und ISO 200<br />
Grant Brodie: „Meine Frau und<br />
ich fuhren durch den Skaftafell<br />
National Park in Island, als mir<br />
dieser Felsen mitten in der<br />
Landschaft auffiel. Selbst mit<br />
Weitwinkelobjektiv hatte ich<br />
Schwierigkeiten, den Vordergrund, die<br />
Felsformation und die Wolken ins Bild zu<br />
bekommen. Also montierte ich das Fisheye<br />
und ging sehr nah heran, wobei ich<br />
trotzdem alle gewünschten Bildelemente<br />
im Sucher hatte.“<br />
LEE FROST: Das ist mal eine dramatische<br />
Szene! Der riesige Monolith vor diesem<br />
Himmel sieht umwerfend aus. Solche<br />
dünnen, weißen Wolken sind der Traum<br />
eines jeden Fotografen. Der Einsatz des<br />
Polfilters erwies sich hier als genau richtig,<br />
denn er intensiviert das Blau des Himmels,<br />
vor dem sich die Wolken dann umso besser<br />
abheben. Mein erster Eindruck ist aber auch,<br />
dass der Vordergrund zu leer aussieht,<br />
deswegen würde ich das Foto so<br />
zuschneiden, das der größte Teil des<br />
Vordergrunds wegfiele, wodurch ein<br />
panoramaähnliches Bild entstünde.<br />
Außerdem verbesserte das die<br />
Bildkomposition, weil der Felsen<br />
prominenter ins Bild rücken würde.<br />
Das Licht ist nicht das Beste, was Farben und<br />
Dramatik angeht, doch der Himmel wiegt<br />
diesen Mangel mehr als auf und im Übrigen<br />
kann man an den in einer weitläufigen<br />
Landschaft herrschenden<br />
Lichtverhältnissen beim besten Willen<br />
nichts ändern. Ich würde allerdings darüber<br />
nachdenken, das Bild in Schwarzweiß zu<br />
konvertieren, das würde das Problem der<br />
etwas stumpfen Farben beseitigen – Blau<br />
und Grün ist ohnehin nicht die beste<br />
Farbkombination in einem Landschaftsfoto.<br />
Der Himmel sähe zweifellos auch in<br />
Schwarzweiß hervorragend aus. Insgesamt<br />
würde das Bild dadurch künstlerischer<br />
wirken und weniger den Eindruck einer<br />
Postkarte machen. Konvertierungssoftware<br />
wie „Silver Efex Pro“ und „Perfect Black &<br />
White“, die über viele Voreinstellungen zur<br />
Konvertierung verfügen, machen den<br />
Prozess zu einem Kinderspiel und bieten<br />
trotzdem genug Spielraum für eigene<br />
Experimente zur Verbesserung des<br />
Ergebnisses. Ich würde vielleicht einen<br />
Rot- oder Orange-Filter hinzunehmen, um<br />
den Himmel noch dramatischer zu<br />
gestalten oder eine Voreinstellung<br />
verwenden, die den Kontrast und die<br />
128 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
zwischen 15 und 30 Sekunden ein. Bei manueller Betriebsart wählen Sie Blende f/8. Machen Sie ein<br />
Testfoto im parkenden Fahrzeug und korrigieren Sie die Einstellungen, falls notwendig.<br />
Darstellung der Details verbessert.<br />
Urteil: Einfach und dramatisch, vielleicht<br />
hätte das Bild noch eine bessere Wirkung<br />
in Schwarzweiß.<br />
ROSS HODDINOTT: Es ist nicht schwer<br />
zu erkennen, warum diese Szene so fotogen<br />
ist. Mit gefällt die dramatische Form des<br />
Felsens; die Wolkenformationen am<br />
Himmel sind fantastisch – sie rahmen den<br />
Felsen geradezu ein. Es gibt jedoch etwas an<br />
dem Bild, das mir zu schaffen macht, ohne<br />
es genau beschreiben zu können. Vielleicht<br />
ist der Berg zu genau in der Mitte, oder ist<br />
der Vordergrund zu leer und zu redundant?<br />
Vielleicht hätten etwas mehr Himmel und<br />
etwas weniger Vordergrund dem Bild<br />
besser getan. Natürlich wäre die Verzerrung<br />
bei einem steiler in den Himmel gerichteten<br />
Fisheye noch größer gewesen, doch<br />
insgesamt wäre das Motiv wohl dadurch<br />
aufgewertet worden. Vermutlich wäre auch<br />
die Wirkung der Proportionen besser<br />
gewesen. Der Himmel ist für meinen<br />
Geschmack etwas zu dunkel, denn er ist<br />
überpolarisiert. Beim Farbfoto sieht das ein<br />
bisschen unnatürlich aus, doch in<br />
Schwarzweiß würde es die Dramatik des<br />
Fotos wohl erhöhen.<br />
Urteil: Ein gutes Bild, doch man hätte<br />
mehr daraus machen können. Die<br />
Perspektive hätte sich stärker auf den<br />
Himmel als auf den Vordergrund<br />
ausrichten sollen.<br />
bewährte Drittelregel angewandt,<br />
die aber, wie dieses Beispiel zeigt,<br />
nicht immer zum besten Ergebnis<br />
führt. Das Abwägen der Wirkung<br />
des attraktiven Himmels und des<br />
eintönigen Vordergrunds hätte<br />
eigentlich dazu führen müssen,<br />
die Kamera weiter nach oben zu<br />
richten, was den<br />
Vordergrundanteil des Fotos<br />
zugunsten des Hintergrunds<br />
verkleinert hätte. Dabei wären die<br />
Wolkenformationen durch die<br />
Fisheye-Optik noch stärker<br />
akzentuiert worden und der<br />
langweilige Vordergrund wäre<br />
verschwunden. Doch das Bild ist<br />
keineswegs schlecht, denn allein<br />
durch Zuschneiden lässt sich das<br />
Hauptproblem lösen und die<br />
Schwarzweiß-Konversion wäre<br />
das Sahnehäubchen obendrauf.<br />
Auslöser – jetzt wird die Kamera so viele Bilder aufnehmen, wie Sie der Bildserie zugewiesen<br />
haben oder bis die Speicherkarte voll ist. Die Fahrt kann beginnen.<br />
Kamera: Canon EOS 7D<br />
Objektiv: Canon EF 24-70mm f/2.8L<br />
Belichtung: 1/320 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 200<br />
Sue Morgan: „Es war in Griechenland,<br />
im Garten meiner Schwägerin, als ich<br />
nach einem Regenschauer diese<br />
Kapaster (Felicia amelloides) erblickte.<br />
Sie war noch von Regentropfen<br />
benetzt. Die Blütenblätter hoben sich gegen das<br />
Blattwerk ab. Ich benutzte eine große Blende, um<br />
dieses einfache Motiv ohne visuelle Ablenkung<br />
durch ein weiteres Objekt ins Bild zu setzen.“<br />
LEZANO: Blumen und Regentropfen sind<br />
eine unwiderstehliche Kombination. Die Farbe der<br />
Blume fällt ins Auge, die kleinen Wassertropfen<br />
geben einen Maßstab, machen das Motiv attraktiver<br />
und ergeben ein schönes Bild. Die große Blende, um<br />
den Hintergrund unscharf abzubilden und die<br />
gesamte Aufmerksamkeit des Betrachters auf die<br />
Blume zu lenken, ist die Standardprozedur für dieses<br />
Motiv. Doch die Blume ist nicht groß genug im Bild<br />
und sieht ein bisschen verloren aus. Die<br />
Teleeinstellung des hier verwendeten Standard-<br />
Zoomobjektivs vergrößerte leider nicht stark genug.<br />
In Situationen wie dieser empfiehlt es sich, eine<br />
Nahlinse oder Zwischenringe zu benutzen, die die<br />
minimale Arbeitsdistanz des Objektivs verringern,<br />
wodurch man näher an das Motiv herangehen kann.<br />
Außerdem lassen sich damit unterschiedliche<br />
Kamerastandpunkte ausprobieren; eine Blume wie<br />
diese, seitlich aufgenommen, kann ebenfalls sehr<br />
gut aussehen.<br />
Urteil: Die Blume müsste etwas größer im Bild<br />
sein, dann würde das Bild mehr Eindruck<br />
machen.<br />
LEE FROST: Das ist ganz einfach ein schönes Bild.<br />
Ein solches Foto zu machen ist nicht schwer, aber<br />
wenn es sich aus der Mittelmäßigkeit herausheben<br />
soll, braucht es etwas, wodurch es visuell<br />
aufgewertet wird. Dieses Bild hat es. Das Licht auf<br />
der Blume ist sehr schön, typisch für das nach<br />
einem Regenschauer durch die Wolken brechende<br />
Sonnenlicht. Es lässt die Blütenblätter sogar ein<br />
wenig schimmern. Die glänzenden Regentropfen<br />
unterstreichen die Zartheit der Pflanze und geben<br />
dem Bild außerdem mehr Tiefe. Die leichte<br />
Asymmetrie, die entsteht, weil nicht alle<br />
Blütenblätter von Tropfen bedeckt sind, trägt ihren<br />
Teil zur Attraktivität des Fotos bei. Der unscharfe<br />
Hintergrund in Verbindung mit den dunklen<br />
Farbtönen rückt die Blüte in den Mittelpunkt. Das<br />
Einzige, das mir nicht gefällt, ist, dass sie nicht mehr<br />
Platz im Bild beansprucht. Warum soviel<br />
Hintergrundfläche? Das verschlechtert den<br />
Gesamteindruck des Bildes. Wahrscheinlich konnte<br />
man mit dem verwendeten Objektiv nicht näher<br />
heran. Wie auch immer, durch entsprechendes<br />
Zuschneiden des Fotos hätte dieses Manko<br />
ausgeglichen werden können. Die Auflösung einer<br />
Canon EOS 7D ist definitiv hoch genug, die Blüte in<br />
der Nachbearbeitung entsprechend zu vergrößern,<br />
ohne dass ein Verlust an Abbildungsqualität<br />
auftreten würde.<br />
Urteil: Großartige Farben und bestes Licht. Es ist<br />
ein Bildzuschnitt erforderlich, um die Blume<br />
besser zur Geltung zu bringen.<br />
NOCH NÄHER RAN!<br />
Damit Makroaufnahmen ihre Wirkung<br />
entfalten, müssen Sie nah heran gehen –<br />
sehr nah heran! Leider ist bei einem<br />
Standard-Zoomobjektiv die Grenze der<br />
kürzesten Arbeitsentfernung, schnell<br />
erreicht. Wir empfehlen aus diesem Grund<br />
für den Anfang preiswerte, manuelle<br />
Zwischenringe in Verbindung mit Ihrem<br />
Standard-Objektiv, bevor Sie sich, wenn<br />
Ihnen die Makrofotografie zusagt, vielleicht<br />
für die Anschaffung eines – teuren –<br />
Makroobjektivs entscheiden.<br />
DANIEL LEZANO<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
HAIR MOVEMENT<br />
Das fertige Bild<br />
Benutzen Sie das Raw-Format und passen Sie den<br />
Weißabgleich an, um die Stimmung des Bildes Ihren<br />
Wünschen entsprechend zu gestalten.<br />
Belichtung: 20 Sekunden bei Blende f/8 und ISO 100<br />
einziges Schlagloch kann jedoch ein Bild verderben, achten Sie also auf die Straße<br />
und konzentrieren Sie sich aufs Fahren. Die Bilder schauen Sie sich zuhause an.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 71<br />
129<br />
Es gibt zahllose Möglichkeiten, ein Digitalfoto in der Einstellungen können Sie als benutzerdefinierten<br />
Nachbearbeitung zu manipulieren. Man kann<br />
Bildstil speichern, um ihn später erneut zu verwenden.<br />
Farbsättigung und Kontrast erhöhen oder reduzieren, Porträt- und Aktfotos können mit reduzierter<br />
ein Bild nach Schwarzweiß konvertieren und noch Farbsättigung und geringem Kontrast aufgenommen<br />
einiges mehr. Doch viele solcher Effekte lassen sich werden, oder Sie können einen eigenen Schwarzweißschon<br />
im Moment der Aufnahme erreichen, denn bei Stil mit hohem Kontrast erzeugen, den Sie in<br />
modernen Digitalkameras können Sie aus einer ganzen Verbindung mit einem hohen ISO-Wert benutzen, um<br />
Auswahl von „eingebauten“ Bildstilen vorwählen, grobkörnige Fotos zu erzeugen. Experimentieren Sie.<br />
sodass Einstellungen für bestimmte Effekte<br />
Eins müssen Sie jedoch beachten, ganz gleich<br />
vorgenommen werden. Der wohl meist benutzte Effekt welcher Art Ihre Experimente sind: Falls Sie im<br />
ist die Konvertierung eines Farbfotos in Schwarzweiß. Raw-Format fotografieren, wird der durch einen<br />
Der dafür verwendete Bildstil heißt „Monochrome“. gewählten Bildstil beabsichtigte Effekt sich nur dann<br />
Doch Sie können damit außerdem an Ihrem<br />
einstellen, wenn Sie die Raw-Datei mit der Raw-<br />
Schwarzweißbild noch die Effekte mehrerer<br />
Konvertierungssoftware des Kameraherstellers<br />
Kontrast-Filter erzeugen – Rot, Orange, Gelb, Grün und verarbeiten. Wenn Sie Photoshop, Lightroom oder<br />
Blau – oder Tönungen, wie sie durch einstmals<br />
Aperture benutzen, geht der Bildstil verloren. Um das zu<br />
existierende verschiedene Filmsorten hervorgerufen vermeiden, müssen Sie im JPEG-Format fotografieren;<br />
wurden, beispielsweise „Sepia“. Es gibt eine Fülle von oder Sie fotografieren gleichzeitig in Raw und JPEG,<br />
Bildstilen und bei vielen können Sie Schärfe, Kontrast, dann haben Sie sowohl eine JPEG-Datei inklusive<br />
Farbsättigung und Farbton separat einstellen, um genau Bildstil als auch eine Raw-Datei – das Beste aus beiden<br />
den gewünschten Effekt zu bekommen. Die gewählten Welten.<br />
Verwenden Sie den Bildstil „Monochrom“ für die Schwarzweiß-Ansicht eines Farbfotos<br />
94 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
WAS IST ANGESAGT IN DER WELT DER FOTOGRAFIE?<br />
Brett Critchley / Erster Platz in der Kategorie „Jahreszeiten“<br />
Die Gesamtsiegerin des „RHS Photographer of the<br />
Year“ Wettbewerbs 2013 ist Heather Buckley aus Brighton.<br />
pastellfarbenen Hintergrund und eine Hummel Sie erhielt den ersten Preis für ihr Foto einer die<br />
zwischen drei hoch aufragenden Fingerhut- Blütenstauden eines Fingerhuts anfliegenden Hummel,<br />
Blütenstauden waren die Motive der Gewinner des „Royal aufgenommen in den Great Dixter Gärten in East Sussex.<br />
Horticultural Photographer of the Year“ Wettbewerbs Das Ergebnis kam für die Preisträgerin sehr überraschend.<br />
2013.<br />
Ihr Kommentar:<br />
Die Teilnehmer konnten sich in den Kategorien<br />
„Eigentlich bin ich Straßenfotografin, aber der<br />
„Pflanzen“, „Details“, „Menschen“, „Gärten“, „Wildlife“ und Wettbewerb lag trotzdem nah für mich, denn ich liebe<br />
„Jahreszeiten“ bewerben. Jugendlichen von 11 bis 17 Gärten und Blumen. Ich wollte meine Bilder dieser<br />
Jahren stand die Kategorie „Junge Fotografen“ und Blumen in dem für die Straßenfotografie üblichen Stil<br />
Kindern unter 11 Jahren die Kategorie „Kinder als<br />
aufnehmen, nicht als Makrofoto, was man bei<br />
Fotografen“ offen. Der Wettbewerb fand Interesse bei Blumenmotiven ja immer erwartet. Ich brauchte fast den<br />
Einsendern aus mehr als 40 Ländern und die Juroren ganzen Nachmittag, bis mir diese Aufnehme gelang.“<br />
hatten alle Hände voll zu tun, die eingesandten Bilder zu Diese Bemühungen brachten ihr nicht nur die<br />
bewerten und die drei Gewinner zu ermitteln. Neben den Anerkennung der Jury, sondern auch das Preisgeld von<br />
drei Gewinnern wurden allerdings noch etliche weitere 1000£ ein.<br />
hervorragende Bilder aus allen Kategorien lobend<br />
Den ersten Preis in der Kategorie „Junge Fotografen<br />
erwähnt.<br />
des Jahres, der mit einem Gutschein der Firma Wex mehr über die Gewinner des Jahres 2013.<br />
Jacky Parker / Gewinner der Kategorie „Details“<br />
154 DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE<br />
SENSORREINIGUNG<br />
Es ist ziemlich ärgerlich, wenn Sie gerade einen<br />
ganzen Stapel Fotos auf Ihren Computer<br />
geladen haben, nur um herauszufinden, dass<br />
sie alle an derselben Stelle mit einem<br />
imposanten Schmutzfleck verziert sind. Zum<br />
Glück haben moderne Digitalkameras eine<br />
Sensorreinigungsfunktion, die Staub vom<br />
Sensor fernhält und verschmutzungsbedingte<br />
Retuschen seltener notwendig macht. Wenn<br />
Ihre Kamera über diese Funktion verfügt –<br />
benutzen Sie sie!<br />
Stellen Sie sie so ein, dass der Sensor bei jedem<br />
Ein- und Ausschalten der Kamera gereinigt<br />
wird. Sie werden feststellen, dass die Zahl der<br />
Verunreinigungen, die Sie bei der<br />
Bildbearbeitung beseitigen müssen, kleiner<br />
werden wird, allerdings unter der<br />
Voraussetzung, dass Sie die Kamera bei jedem<br />
Objektiv-Wechsel ausschalten und dass Sie das<br />
Objektiv nicht gerade in einem Staubsturm<br />
wechseln.<br />
Photographie im Wert von 250£ verbunden ist, erhielt der<br />
17-jährige Mateusz Piesiak aus Polen. Seine Bilder eines<br />
jungen Stars vor einem pastellfarbenen Hintergrund<br />
fanden bei der Jury den größten Anklang.<br />
Zu den weiteren Gewinnern gehören: Jacky Parker in<br />
der Kategorie „Details“ mit ihrem sehr schönen Makrofoto<br />
einer Anemone „de Caen“, Brett Critchley in der Kategorie<br />
„Jahreszeiten“ mit seiner Aufnahme des Sonnenlichts<br />
durch herbstlich eingefärbtes Blattwerk, Sarah-Fiona<br />
Helme in der Kategorie „Wildlife“ für ihr Bild eines Vogels,<br />
der sich gerade seine Fisch-Mahlzeit besorgt hat. Die drei<br />
Gewinner erhielten je 350£ Preisgeld.<br />
Der Wettbewerb findet jedes Jahr von Juni bis<br />
November statt, die Teilnahme steht jedem Amateur oder<br />
Berufsfotografen offen. Hier sehen Sie nur eine sehr kleine<br />
Auswahl der Bilder, die ihren Fotografen Preise gebracht<br />
haben, alle anderen finden Sie auf www.rhs.org.uk/<br />
Competitions/Photo-competition. Dort erfahren Sie auch<br />
Mateusz Piesiak / Gewinner der Kategorie „Junge Fotografen des Jahres“<br />
Benutzen Sie bei schwierigen Lichtverhältnissen die Belichtungsmesswertspeicherung (AE-Lock)<br />
BEDIENELEMENTE PERSONALISIEREN<br />
Einer der vielen Vorteile einer digitalen<br />
Spiegelreflexkamera besteht darin, dass Sie sie genau an<br />
die Bedürfnisse anpassen können, die sich aus Ihren<br />
individuellen Arbeitsabläufen ergeben.<br />
Nehmen Sie beispielsweise die<br />
Belichtungsmesswertspeicherung und die<br />
Fokusmesswertspeicherung. Sie können beide<br />
Funktionen gleichzeitig aktivieren, indem Sie den<br />
Auslöser halb durchdrücken, oder eine davon, indem<br />
Sie die AF-Taste (Fokusmesswertspeicherung) oder die<br />
AE-Taste (Belichtungsmesswertspeicherung) drücken.<br />
Wenn Sie überwiegend mit einem einzigen zentralen<br />
Autofokuspunkt arbeiten, mit dem Sie auf den<br />
und Verschlusszeit ändert. Vielleicht ziehen Sie es vor,<br />
gewünschten Bildbereich scharf stellen, diese<br />
mit dem vorderen Einstellrad die Verschlusszeit anstatt<br />
Einstellung speichern und dann eine neue<br />
der Blende zu ändern – oder umgekehrt. Das hintere<br />
Bildkomposition machen, werden Sie vermutlich bei Einstellrad lässt sich auch dazu verwenden, den<br />
halb gedrücktem Auslöser nur die<br />
AF-Punkt festzulegen, oder den ISO-Wert zu ändern.<br />
Fokusmesswertspeicherung aktivieren wollen. Würde Wenn Sie beim <strong>Fotografie</strong>ren durch den Sucher<br />
auch der Belichtungsmesswert gespeichert, könnte das schauen, ist es einfacher zu finden als eine der kleinen<br />
Foto aufgrund der neuen Bildkomposition, deren Tasten an der Oberseite der Kamera.<br />
Lichtverhältnisse sich vielleicht erheblich von denen Wenn Sie wollen, übernimmt auch die Set-Taste<br />
der ersten Bildkomposition unterscheiden, unter- oder noch andere Funktionen als nur die Bestätigung einer<br />
über<strong>belichtet</strong> werden.<br />
ausgewählten Menü-Option. Sie könnten damit auch<br />
Die Abblendtaste zur <strong>Vorschau</strong> der Schärfentiefe auf die Bildstile zugreifen oder auf die verschiedenen<br />
kann üblicherweise einer völlig anderen Funktion Bildqualitätsoptionen. Ebenso könnten Sie damit den<br />
zugeordnet werden. Wenn Sie sie also zur Überprüfung LiveView zum präzisen, manuellen Scharfstellen<br />
der Schärfentiefe kaum benutzen, warum belegen Sie einzoomen. Moderne Kameras haben eine solche Fülle<br />
sie dann nicht beispielsweise mit der Umschaltfunktion von Funktionen, dass Viele sie gar nicht alle kennen,<br />
zwischen Einzelfeld-Autofokus und dynamischem denn nur die Wenigsten setzen sich hin und lesen die<br />
Autofokus, oder der Umschaltfunktion zwischen Bedienungsanleitung oder hangeln sich durch alle<br />
verschiedenen Bildqualitäten?<br />
vorhandenen Menüs. Sie sollten es aber tun, denn nur,<br />
Auch den Einstellrädern der Kamera können<br />
wenn Ihnen klar ist, welche Optionen Ihnen zur<br />
verschiedene Funktionen zugewiesen werden,<br />
Verfügung stehen, können Sie lernen, Ihre Kamera<br />
beispielsweise welches Einstellrad die Werte für Blende wirklich zu beherrschen.<br />
Kyle Moore / Zweiter Platz in der Kategorie „Junge Fotografen des Jahres“<br />
Bilddatei-Nummerierung<br />
Sollen die Dateien Ihrer Bilder fortlaufend<br />
nummeriert werden oder soll die<br />
Nummerierung mit jeder in die Kamera<br />
eingelegten Speicherkarte wieder bei Null<br />
beginnen? Die fortlaufende Nummerierung hat<br />
den Vorteil, dass jedem Bild ein eindeutiger<br />
Dateiname zugewiesen wird. Bei manchen<br />
Kameras können Sie die Anfangsbuchstaben<br />
des Dateinamens ändern, und die<br />
Dateinummerierung lässt sich manuell auf Null<br />
zurücksetzen, wann immer Sie wollen.<br />
Automatische Bildanzeige<br />
Erscheint das Foto, das Sie gerade geschossen<br />
haben, automatisch auf dem Kameramonitor?<br />
Falls dem so ist, wollen Sie das? Wenn nicht,<br />
schalten Sie die automatische Anzeige aus oder<br />
reduzieren Sie die Anzeigezeit auf den<br />
kleinstmöglichen Wert, falls das Ausschalten an<br />
Ihrer Kamera nicht möglich ist. Die<br />
automatische Bildanzeige kann zum Problem<br />
werden, weil es in der Natur der Sache liegt, dass<br />
dabei der LiveView nicht zur Verfügung steht,<br />
und Sie deswegen vielleicht eine schöne Szene<br />
verpassen.<br />
Allerdings erzieht die automatische<br />
Bildüberprüfung dazu, jedes Foto unmittelbar<br />
nach der Aufnahme kritisch zu bewerten und<br />
gegebenenfalls zu wiederholen, falls das<br />
möglich ist. Andererseits geht die Funktion auf<br />
Kosten der Batteriekapazität der Kamera. Sie<br />
müssen also selbst entscheiden, ob die Vorteile<br />
der automatischen Bildüberprüfung<br />
überwiegen, oder nicht.<br />
Auslöser ohne Speicherkarte betätigen<br />
Das ist ein veritabler Schildbürgerstreich. Wo<br />
liegt der Sinn einer Funktion, die Ihnen gestattet,<br />
die Kamera auszulösen, wenn gar keine<br />
Speicherkarte eingelegt ist, die die Aufnahme<br />
speichern könnte?? Richtig. Also suchen Sie die<br />
Funktion „Auslöser ohne Karte betätigen“ im<br />
Gestrüpp des Menübaums Ihrer Kamera,<br />
schalten sie aus und vergessen sie möglichst<br />
schnell..<br />
Piepton<br />
Soll Ihre Kamera einen Piep-Ton von sich<br />
geben, wenn sie den Schärfepunkt gefunden<br />
hat? Manche finden das hilfreich, andere<br />
empfinden es als störend, ähnlich wie die<br />
Klickgeräusche eines Smartphones, wenn Text<br />
eingetippt wird. Wenn Sie ohne akustische<br />
Untermalung auskommen können, schalten<br />
Sie sie aus.<br />
Sucherraster<br />
Wo ist der Horizont? Es ist immer wieder<br />
erstaunlich, dass der Horizont bei der Aufnahme<br />
im Sucher „gerade“ aussieht, aber dass er, sobald<br />
das Bild auf den Computer geladen ist, zur Seite<br />
kippt. Wenn Ihnen das bekannt vorkommt,<br />
schalten Sie das Sucherraster der Kamera ein,<br />
das auch im LiveView zu sehen ist. Anhand der<br />
waagerechten und senkrechten Linien richten<br />
Sie die Kamera aus. Das Raster hilft auch bei der<br />
Bildkomposition und wenn Sie Gebäude<br />
fotografieren, stehen diese schön senkrecht.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 95<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE - UPDATE 155<br />
<strong>Digitale</strong><br />
UPDATE<br />
MIT<br />
GROSSEM<br />
LESER-<br />
SCHAUKASTEN<br />
AUF ÜBER<br />
20<br />
SEITEN!<br />
Florian Weiler<br />
KOMMENTAR<br />
Sonia Masarova<br />
Fotos & Tipps –<br />
von und für Leser<br />
Persönliche und originelle Motive:<br />
So halten Sie sie am besten im Bild fest<br />
SCHAUKASTEN<br />
MACH DEIN BILD<br />
Nachtfahrt<br />
Kamera sichern montieren Sie Ihre Kamera auf das Stativ und das Stativ im hinteren<br />
1Teil Ihres Fahrzeugs. Bringen Sie es so an, dass ein Stativbein sich auf dem Rücksitz<br />
abstützt und die beiden anderen Beine sich möglichst weit auseinander gespreizt im<br />
Schärfe und Verschlusszeit fest einstellen Stellen Sie mit dem Autofokus auf die<br />
2Instrumentenkonsole des Fahrzeugs scharf, dann schalten Sie den Autofokus aus. Wählen Sie<br />
die Blendenautomatik oder die manuelle Betriebsart der Kamera und stellen Sie eine Verschlusszeit<br />
Fernauslöser verwenden Legen Sie eine leere Speicherkarte in die Kamera ein, damit Sie<br />
3genügend Platz haben für das, was nun kommt. Schalten Sie die Serienbildfunktion der<br />
Kamera ein und schließen Sie den Fernauslöser an. Nun lösen Sie aus und verriegeln den<br />
Einfach fahren Sie werden feststellen, dass Sie die besten Ergebnisse auf geraden,<br />
4ebenen Streckenabschnitten erzielen, auf denen Ihnen viele Autos begegnen<br />
und bei denen rechts und links verschiedenfarbige Lichtquellen vorhanden sind. Ein<br />
Nachtfahrt<br />
Machen Sie eine dynamische, farbenfrohe<br />
Langzeitaufnahme bei einer Fahrt im Dunkeln.<br />
Hier zeigen wir Ihnen, wie…<br />
KAMERATECHNIK<br />
Bildstile / Bedienelemente<br />
Wussten Sie schon?<br />
LEE FROST<br />
LEE FROST<br />
Spezialfunktionen<br />
Schnell angepasst<br />
Kameratechnik<br />
Wenn Sie wissen, wie Ihre Kamera funktioniert,<br />
machen Sie automatisch bessere Fotos<br />
Expertenmeinungen<br />
RATSCHLÄGE FÜR BESSERE FOTOS<br />
FELICIA<br />
Von Sue Morgan<br />
<strong>Kurz</strong> <strong>belichtet</strong><br />
MJÖLNIR<br />
Von Grant Brodie<br />
DANIEL<br />
❝ Ich würde darüber<br />
nachdenken, das Bild in<br />
Schwarzweiß zu<br />
konvertieren, um das<br />
Problem der etwas stumpfen<br />
Farben zu beseitigen. LEE FROST ❞<br />
Nachbearbeitung<br />
BILDKOMPOSITION<br />
Hier wurde ganz offensichtlich die<br />
❝ Die Farbe der Blume fällt ins Auge, die kleinen Wassertropfen geben<br />
einen Maßstab und machen das Motiv noch attraktiver. ❞<br />
Aufnahmetechnik<br />
ISTOCK PHOTO<br />
as Makrofoto einer Blume in leuchtenden<br />
Farben, ein bunter Star vor einem<br />
D<br />
Portraits: Kreativ Blitzen<br />
Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen bewährte,<br />
manchmal unkonventionelle, auf jeden Fall aber<br />
kreative Blitztechniken für ebenso ungewöhnliche wie<br />
attraktive Porträtfotos vor.<br />
Expertenmeinungen<br />
Ratschläge für bessere Fotos<br />
Nur das Beste aus der Natur…<br />
Die Gewinner des Wettbewerbs „RHS Fotograf<br />
des Jahres“ sind bekannt gegeben worden.<br />
Die diesjährigen Einsendungen waren ebenso<br />
unterschiedlich wie qualitativ hochwertig.<br />
MEHR INHALT &...<br />
KOMPETENTE BERATUNG<br />
ZUR VERBESSERUNG IHRER<br />
FOTOS