Digitale Fotografie - Update Natur & Outdoor-Fotografie (Vorschau)
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www.digitale-fotografi e-magazin.de<br />
<strong>Digitale</strong><br />
UPDATE<br />
<strong>Digitale</strong><br />
UPDATE<br />
WAS SIE FÜR PERFEKTE NAHAUFNAHMEN WISSEN MÜSSEN<br />
<strong>Natur</strong>- & <strong>Outdoor</strong>-<strong>Fotografie</strong><br />
Neue Aufnahmetechniken und kreative<br />
Ideen der Experten<br />
Nr. 8/2013 Sep-Nov 2013<br />
Deutschland:<br />
EUR 9,90<br />
Österreich:<br />
EUR 11,-<br />
Schweiz:<br />
CHF 15,-<br />
LU/BE<br />
EUR 11,50<br />
Wildlife-Ratgeber: Auf<br />
11 Seiten erfahren Sie alles<br />
über bessere Tierfotos<br />
Porträt Guide: Perfekte<br />
Porträts – mithilfe vieler<br />
Tipps von unseren Profi s<br />
Schritt für Schritt: So<br />
verbessern Sie Ihre Bilder<br />
in der Nachbearbeitung<br />
Wie Sie ganz einfach<br />
noch bessere Aufnahmen<br />
erzielen
<strong>Digitale</strong><br />
UPDATE
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />
REDAKTION INTERNATIONAL: Mark Bauer,<br />
Sarah Plater, Pete Davis, Terry Hope,<br />
Damien Lovegrove, Philip Nash, Pip, Ian<br />
Wood<br />
ART DIRECTOR: Dean Mullock<br />
FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />
DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />
Dieses MAGBOOK wird unter der Lizenz und<br />
mit der Erlaubnis von © Bright Publishing<br />
Limited herausgegeben. Alle Rechte an<br />
Material, Titel und Marke dieses Magazins<br />
sind Eigentum von Bright Publishing Limited<br />
und dürfen weder im Ganzen noch teilweise<br />
ohne vorherige schriftliche Genehmigung<br />
reproduziert werden.<br />
Willkommen...<br />
Liebe Leser und Fotografen!<br />
Wir begrüßen Sie zur Ausgabe 8 von „<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> - <strong>Update</strong>“! Auch in diesem Heft zeigen<br />
wir allen <strong>Fotografie</strong>-Begeisterten neue Ideen, Motive & Tricks, erklären bewährte Techniken und<br />
stellen passende Produkte vor. Für Preisbewusste haben wir einige sogar getestet und geben unter<br />
„Preiswerte Ausrüstung“ Empfehlungen zum Kauf.<br />
Den glanzvollen Auftakt bildet jedoch unser großer „Leserschaukasten“: Auf über 20 Seiten<br />
stellen wir die besten Einsendungen aus der Welt der <strong>Fotografie</strong> & besondere Aufnahmen unserer<br />
Leser vor (mit Infos zum Einsenden!); ausgewählte Beiträge werden unter „Expertenkritik“ im<br />
Detail analysiert.<br />
Unsere „Fotoideen I & II“ regen Ihre Fantasie an und führen in einfachen Schritten zu kreativen<br />
Fotos – sei es von Architektur oder Tieren – und zeigen neue Techniktrends in „5 Minuten<br />
Photoshop“. Wer sich besonders für die belebte <strong>Natur</strong> und Wildtiere interessiert, dem zeigen wir<br />
unter „Erste Schritte“ den perfekten Einstieg in die „Wildlife“-<strong>Fotografie</strong>, einschließlich Tipps zu<br />
Ausrüstung, Aufnahmetechnik und geeigneten Reisezielen.<br />
Da die <strong>Fotografie</strong> aber ein Kunst ist, wollen wir vor allem Ihren „kreativen Blick“ schärfen<br />
und neue Perspektiven aufzeigen – wie immer ergänzt durch praktische Anleitungen im<br />
„Expertenratgeber“ sowie fantastische Fotos und Berichte echter Profifotografen unter „Spitzen-<br />
<strong>Fotografie</strong>“!<br />
Versäumen Sie auch diesmal nicht die „<strong>Digitale</strong> Dunkelkammer“ mit Schritt-für-Schritt-<br />
Anleitungen für die digitale Nachbearbeitung Ihrer Bilder in Photoshop. Entdecken Sie Ihre<br />
Möglichkeiten!<br />
Viel Spaß & Erfolg dabei wünscht das Team von „<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>“!<br />
Haftung<br />
Das Heft wurde mit großer Sorgfalt<br />
produziert. Der Verlag kann jedoch keine<br />
Haftung, Gewährleistung, Garantie oder<br />
Versicherung für Meinungen, Waren oder<br />
Dienstleistungen übernehmen, die in<br />
dieser Ausgabe veröffentlicht wurden.<br />
Der Herausgeber übernimmt keine<br />
Verantwortung für Inhalte von externen<br />
Webseiten, deren Adressen veröffentlicht<br />
werden.<br />
VERTRIEB<br />
VU VERLAGSUNION KG<br />
Am Klingenweg 10<br />
65396 Walluf<br />
Telefon: 0612/3620 0<br />
BÜRO DEUTSCHLAND<br />
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Landsberger Straße 302<br />
80687 München<br />
Telefon: +49 (0) 89 90 40 5 805<br />
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HOMEPAGE<br />
www.digitale-fotografie-magazin.de<br />
ABONNEMENTS UND PRESSEVERTRIEB<br />
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LESERFRAGEN<br />
Bitte schicken Sie Leseranfragen an<br />
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DRUCK UND BINDUNG<br />
Quad/Graphics Europe Sp. z o. o.<br />
Drukarnia Wyszków<br />
ul. Pułtuska 120<br />
07-200 Wyszków, Polska<br />
www.quadgraphics.pl<br />
Das Papier, auf dem dieses<br />
Magazin gedruckt ist, besteht<br />
aus umweltverträglichen Fasern.
055<br />
PORTRAIT AN EINEM<br />
REGENTAG
Inhalt<br />
008 Der große Leserschaukasten<br />
Die besten Bilder aus der Welt der<br />
<strong>Fotografie</strong> & besondere Aufnahmen<br />
unserer Leser auf über 20 Seiten<br />
033 Fotoideen I –<br />
Einfache Schritte zu kreativen Fotos:<br />
034 Abstrakte Bilder<br />
037 Architektur: Wolkenkratzer<br />
041 Tierporträts: Hunde<br />
045 Kreativ mit „Freelensing“<br />
048 5 Minuten Photoshop –<br />
<strong>Digitale</strong>r „Zoom-Burst“<br />
050 Fotoideen II –<br />
Erwecken Sie Fantasien zum Leben:<br />
055 Portrait an einem Regentag<br />
060 Spaßfoto ‚Natürliche Energie’<br />
062 Strandschönheiten & Gezeiten<br />
066 Sommerfruchtiges Makro<br />
070 „Neigungsillusion“<br />
08<br />
DER GROSSE<br />
LESERSCHAUKASTEN<br />
41<br />
TIERPORTRÄTS<br />
66<br />
SOMMERFRUCHTIGES MAKRO<br />
072 Leserfotos 2 –<br />
Ausgewählte Bilder & Expertenkritik<br />
unsere Redaktion<br />
077 Erste Schritte –<br />
„Wildlife“-<strong>Fotografie</strong>:<br />
078 Ausrüstung für den Wildlife-<br />
Fotografen<br />
080 Wildlife – Aufnahmetechnik<br />
082 Parks und Wälder<br />
084 Wasserlandschaften &<br />
Reisetipps<br />
086 Ein Tag im Zoo<br />
089 Preiswerte Ausrüstung –<br />
Großer Produktratgeber, von ‚Kabelloses<br />
Blitzsystem’ bis ‚Zubehör für<br />
Nahaufnahmen’<br />
86<br />
EIN TAG IM ZOO<br />
89<br />
PREISWERTE AUSRÜSTUNG<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 005
Inhalt<br />
101 Der „kreative Blick“<br />
Gewöhnliche Objekte & außergewöhnliche<br />
Bilder zum Thema „Kaffee“:<br />
102 Kaffeeklatsch<br />
104 Porträt aus Kaffeebohnen<br />
106 „Tasse Kaffee?“<br />
108 Leserwettbewerb „Kaffee“<br />
110 Expertenratgeber für<br />
Porträtaufnahmen – Schärfe &<br />
Belichtung:<br />
114 Möglichkeiten der<br />
Belichtungskontrolle<br />
116 Tiefenschärfe bei<br />
Porträtaufnahmen<br />
118 So setzen Sie Ihr Fotowissen in<br />
die Praxis um<br />
120 Bildkomposition – Grundlagen:<br />
124 Bildaufbau & Führungslinien<br />
126 Hintergründe & Farben<br />
128 Mit geneigter Kamera<br />
130 „Negativer Raum“<br />
133 So gründen Sie ein lukratives<br />
Geschäft – Innovative Fotoprodukte und<br />
ihre Erfinder<br />
139 Kapitalbeschaffung: So starten<br />
Sie durch<br />
140 Spitzen-<strong>Fotografie</strong> –<br />
Jon Hicks: „Das goldene Land“<br />
146 Dom Romney: „Leben auf der<br />
Überholspur“<br />
150 Adrian Dennis: „Eine Frage des<br />
Sports“<br />
156 <strong>Digitale</strong> Dunkelkammer –<br />
Experten-Tutorials zu Photoshop<br />
Elements & CS:<br />
158 Elements: Porträtaufnahmen mit<br />
Texturen versehen<br />
160 CS: <strong>Digitale</strong>s Wet-Plate-Bild<br />
102<br />
KAFFEEKLATSCH<br />
108<br />
LESERWETTBEWERB<br />
„KAFFEE“<br />
150<br />
„EINE FRAGE DES<br />
SPORTS“<br />
120<br />
BILDKOMPOSITION<br />
006 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
160<br />
CS: DIGITALES WET-<br />
PLATE-BILD<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 007
IHRE BESTEN BILDER<br />
Tommy Eliassen<br />
Alter: 35 / Beruf: Lachszüchter<br />
Høgtuva: „Im Oktober 2012 kam es auf der Sonne zu starken<br />
koronalen Massenauswürfen, auch bekannt als Sonnen-<br />
Eruptionen oder „Protuberanzen“. Für die Erde waren deshalb<br />
starke Sonnenwinde vorhergesagt worden, die zahlreiche<br />
Polarlichter hervorrufen würden. Um sie zu fotografieren, fuhr<br />
ich nach Melfjellet, eine meiner bevorzugten Gegenden in der<br />
Nähe meiner Heimatstadt Mo i Rana in Norwegen.<br />
Die Herausforderung beim <strong>Fotografie</strong>ren von Polarlichtern<br />
besteht darin, dass die Lichtverhältnisse ständig wechseln.<br />
Ich wollte die Verschlusszeit so kurz wie möglich halten, aber<br />
auch lang genug, damit auch der Vordergrund gut<br />
ausgeleuchtet war. Den Himmel belichtete ich mit etwa 10<br />
Sekunden; dann hielt ich meine Mütze vor die obere Hälfte der<br />
Frontlinse des Objektivs und nahm dadurch den Himmel für<br />
die restlichen 12 Sekunden der Verschlusszeit aus dem Bild.<br />
Mit den Ergebnissen war ich sehr zufrieden.“<br />
www.tommyeliassen.com<br />
Nikon D700 mit NIKKOR AF-S 14-24mm f/2.8G ED Objektiv.<br />
Belichtung: 22 Sekunden bei Blende f/2.8 (ISO 1600).
Leserschaukasten<br />
Tommy Eliassen (Fortsetzung)<br />
Seite an Seite: „Die Siedlung Ifjord hat nur zehn Einwohner und befindet sich 130 km<br />
von der nächsten Stadt entfernt. Lichtverschmutzung ist hier also kein Problem: Dort<br />
wollte ich meine neue D700 ausprobieren. Der Himmel war tagelang bedeckt<br />
gewesen, doch laut Wettervorhersage gab es in dieser Nacht ein Zeitfenster mit klarem<br />
Himmel. Gerade als die Wolken über den Berg heran zogen, sah ich ein schwaches<br />
Polarlicht die Milchstraße entlang ziehen. Normalerweise sind Polarlichter viel heller,<br />
was es schwierig macht, die Galaxie sowie das Polarlicht richtig zu belichten, aber<br />
diese Nacht war alles ideal. Ich erhöhte den ISO-Wert, um die Verschlusszeit kurz zu<br />
halten; wenn Sie nämlich über 30 Sekunden gehen, werden die Sterne nur aufgrund<br />
der Erdrotation zu Streifen.“<br />
Nikon D700 mit NIKKOR 14-24mm f/2.8G ED AF-S Objektiv.<br />
Belichtung: 26 Sekunden bei Blende f/2.8 (ISO 8000).<br />
Magische Nacht: „Im vergangenen Oktober verbrachte ich eine Nacht im Freien bei<br />
Korgfjellet und konnte dort einen extrem starken Meteorschauer beobachten. Die<br />
Temperaturen lagen deutlich unter 0°, und ich hatte ein Zelt aufgeschlagen. In diesem<br />
Bild wollte ich die Stimmung des Alleinseins unter dem Nachthimmel einfangen. Ich<br />
benutzte eine einzelne Kerze, um das Zelt zu beleuchten und stellte den<br />
Selbstauslöser und Intervallzeitgeber der Kamera ein. Dann setzte ich mich mit meiner<br />
Backup-Kamera als Requisite neben das Zelt und wartete darauf, dass der Verschluss<br />
auslösen würde, um während der Belichtung vollkommen still sitzen zu bleiben.<br />
Natürlich hatte ich gehofft, auch einen Meteor mit im Bild zu haben, aber es ist auch<br />
ohne ihn ganz gut geworden.“<br />
Nikon D700 mit NIKKOR 14-24mm f/2.8G ED AF-S Objektiv.<br />
Belichtung: 30 Sekunden bei Blende f/2.8 (ISO 3200).<br />
Phil Whittaker<br />
Alter: 37 / Beruf: Fabrikant<br />
Sonnenstrahl: „Nachdem das Wetter über Weihnachten ziemlich eintönig gewesen<br />
war, hatten ich Glück mit einem spektakulären Sonnenaufgang in Tynemouth Haven:<br />
Wir konnten den Tyne genau an der Stelle überblicken, an der er in die Nordsee fließt.<br />
Die Aufnahme entstand mit einem 4-stufigen Graufilter, um die Verschlusszeit zu<br />
verlängern, und einem weichen 0.9 ND Verlaufsfilter, um den Himmel nicht zu<br />
dominant werden zu lassen.<br />
In Adobe Camera Raw nahm ich nur wenige kleine Anpassungen vor. Ich korrigierte<br />
die Belichtung um +1 EV am oberen Teil des Himmels, bevor ich das Bild dann in<br />
Photoshop öffnete und die Verzerrung der Leuchttürme korrigierte.“<br />
www.500px.com/GIZTO29<br />
Nikon D5000 mit Sigma 10-20mm f/4-5.6 EX DC HSM Objektiv.<br />
Belichtung: 8 Sekunden bei Blende f/22 (ISO 200).<br />
010 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Peters Küstenlandschaft fesselt<br />
die Aufmerksamkeit des Betrachters<br />
sowohl im Vorder- und Hintergrund.<br />
Der Blick wird von den Steinen über<br />
das Wasser geführt, bis in den<br />
farbigen Himmel.<br />
Daniel Lezano
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Ich mag diese Aufnahmen der<br />
Papageientaucher. Es sind wunderbare<br />
Kreaturen, äußerst charaktervoll. Oscar<br />
gelang ein hervorragendes Bild, indem<br />
er sie vor diesem hellen, leuchtenden<br />
Hintergrund fotografierte.<br />
Daniel Lezano
Leserschaukasten<br />
Marit Aasen<br />
Alter: 44 / Beruf: Buchhalterin<br />
Chanok von Eden: „Dieses Bild des Models Chanok Sayoungkul entstand während<br />
eines <strong>Fotografie</strong>-Workshops in Bangkok. Das Styling soll die dritte Jahreszeit<br />
symbolisieren: den Herbst. An diesem Tag war der Himmel bedeckt; da wir aber mit<br />
natürlichem Tageslicht arbeiteten, war die Belichtung keine einfache Sache. Ich benutzte<br />
einen Reflektor, um zusätzliches Licht auf das Gesicht des Models zu lenken, während<br />
die Wolken für eine weiche, gleichmäßige Beleuchtung der Umgebung sorgten. In der<br />
Nachbearbeitung verstärkte ich den Kontrast, bevor ich die Haut mit der Nik Software<br />
sowie mit Imagenomic einer „kosmetischen“ Behandlung unterzog, um sie weicher<br />
aussehen zu lassen.“ www.500px.com/maritkaasen<br />
Canon EOS 5D mit Canon EF 70-200mm f/2.8L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/2.8 (ISO 200)<br />
Oscar Dewhurst<br />
Alter: 18 / Beruf: Student<br />
Neugieriger atlantischer Papageientaucher: „Die Insel Skomer vor der Küste von Wales<br />
ist berühmt für ihre große Population von Papageientauchern, über 6000 Paare leben<br />
dort. Als ich dort war, wollte ich ein Bild, das einen Papageientaucher vor dem<br />
Hintergrund der leuchtend blauen See zeigte. Mir war aufgefallen, dass die<br />
algenbedeckten Felsen eine hervorragende „Bühne“ für meine Hauptdarsteller abgaben.<br />
Ich ging also in der Nähe mit meiner Kamera in Position und wartete, bis ein<br />
Papageientaucher landete. Von den Aufnahmen, die dabei entstanden, ist diese die<br />
schönste.“<br />
Nikon D300s mit NIKKOR 200-400mm f/4 G ED VR Objektiv.<br />
Belichtung: 1/1600 Sekunde bei Blende f/5.6 (ISO 500).<br />
Atlantischer Papageientaucher mit Sand-Aal: „Ein weiteres Bild, das mir vorschwebte,<br />
als ich Skomer besuchte, war ein Papageientaucher mit dem Schnabel voller Sand-Aale.<br />
Es war gar nicht so schwierig, das Foto zu schießen, weil die Vögel in Massen auf der<br />
Insel vorkommen – und sie sind kein bisschen scheu. Ich baute mein Stativ vor einer<br />
Stelle mit grünem Hintergrund auf, und wartete, bis ein Vogel dort landete. Es kamen<br />
auch etliche, nur hatten die meisten leider keinen Sand-Aal im Schnabel. Irgendwann<br />
landete einer, der gerade seinen Fang gemacht hatte, sodass ich dieses Foto schießen<br />
konnte.<br />
www.oscardewhurstphotography.co.uk<br />
Nikon D300s mit NIKKOR 200-400mm f/4 G ED VR Objektiv.<br />
Belichtung: 1/1000 Sekunde bei Blende f/5.6 (ISO 320).<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 013
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Laubfrösche sind fotogene<br />
Kreaturen, besonders wenn ihre<br />
farbigen Augen mit ihrer grünen<br />
Umgebung kontrastieren. Durch die<br />
bewusst gering gehaltene<br />
Schärfentiefe hat Alex das Beste<br />
aus dem Motiv gemacht.<br />
Daniel Lezano
Leserschaukasten<br />
Thomas Sebourn<br />
Alter: 30 / Beruf: Rechtsanwalt und Fotograf<br />
Manhattan Beach Pier, HDR Sunburst: „Digital <strong>Fotografie</strong> und die High-Dynamic-Range-Technik ermöglichen mir Aufnahmen, die mittels alter Analogtechnik<br />
niemals gelungen wären. Es war 2008, als die HDR-<strong>Fotografie</strong> sich durchsetzte und eine Fülle von Möglichkeiten eröffnete, ganz ungewöhnliche Fotos zu<br />
schießen. Diese Szene, bei der die Sonne zwischen den Pfählen des Piers untergeht, hatte einen extremen Tonwertumfang und verlangte geradezu nach der<br />
HDR-Aufnahmetechnik.“<br />
Sony Alpha 850 mit Minolta AF 24mm f/2.8 Objektiv.<br />
Belichtung: 1/250 Sekunde, 1/60 Sekunde und 1/15 Sekunde bei Blende f/11 (ISO 200).<br />
Manhattan Beach Pier, rosa Sonnenuntergang: „Ich wohne 10 Minuten von dem Pier entfernt, kann also sofort hinuntergehen, wenn ich sehe, dass die<br />
Lichtverhältnisse gut sind. Dieses Bild entstand nach einem Sommergewitter, ungefähr 10 Minuten nach Sonnenuntergang – die beste Zeit also, um das magische<br />
Licht auszunutzen. Ich verwendete einen 0.9 ND Verlaufsfilter, um den Himmel abzuschwächen. Das Problem bei der Aufnahme war, dass das Stativ immer<br />
weiter in den nassen Sand einsank. Schließlich drückte ich die Beine stark nach unten und wartete, bis es sich nicht mehr weiter bewegte, bevor ich die Aufnahme<br />
machte.“<br />
www.thomasjsebourn.zenfolio.com<br />
Sony Alpha 850 mit Carl Zeiss 16-35mm f/2.8 ZA SSM Objektiv.<br />
Belichtung: 1,3 Sekunden bei Blende f/11 (ISO 200).<br />
Alex Royal<br />
Alter: 39 / Beruf: Fotograf<br />
Die Schönheit von Costa Rica: „Dieses Bild entstand im Januar vergangenen<br />
Jahres in einem der Nationalparks von Costa Rica. Die Laubfrösche waren<br />
einer der Gründe für meinen Besuch in Costa Rica, und genau dieses Bild hatte<br />
ich bei der Planung meines Trips im Sinn gehabt. Es entstand direkt nach<br />
Sonnenuntergang. Das Licht war weich, und ich brauchte weder Blitzgerät<br />
noch irgendwelche zusätzliche Beleuchtung. Es dauerte eine Weile, die<br />
Frösche zu finden, doch unser einheimischer Führer hatte Glück. Während ich<br />
mit der Bildkomposition beschäftigt war, wäre der Frosch beinahe davon<br />
gehüpft. Ich wollte aus der Hand schießen und hatte gerade noch genug Zeit<br />
für ein paar Aufnahmen, bevor er verschwand.“<br />
www.500px.com/virako4a<br />
Canon EOS 5D Mk III mit EF 28-300mm f/3.5-5.6L IS USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/9 (ISO 800).<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 015
DIE BESTEN BILDER AUS DER WELT DER FOTOGRAFIE
Renato Lourenço<br />
Alter: 33 / Beruf: Flughafen-Sicherheitskontrolleur<br />
PDS: „Dieses Foto wurde auf Madeira aufgenommen, bei Câmara de<br />
Lobos. Diese Stelle ist nicht einfach zu erreichen, doch nach<br />
ausgiebiger Kletterei war ich an diesem Aussichtspunkt angekommen.<br />
Ich hatte es so geplant, dass der Sonnenuntergang bei Ebbe stattfand<br />
– in der Hoffnung, das Licht würde den grünen Algenbewuchs auf den<br />
Felsen besonders hervorheben. Die Aufnahme entstand unmittelbar<br />
nachdem die Sonne am Horizont verschwunden war. Ich benutzte<br />
einen Polfilter, um die Farben der Felsen herauszuarbeiten, und einen<br />
harten 0.9 ND Verlaufsfilter, damit der Himmel nicht zu dominant<br />
wurde.“<br />
Canon EOS 450D mit Sigma 10-20mm f/4-5.6 EX DC HSM Objektiv.<br />
Belichtung: 13 Sekunden bei Blende f/22 und ISO 100.
Leserschaukasten<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Geoffs Porträts sind wunderschön<br />
inspirierend. Man merkt, dass er ein<br />
Experte für Studioblitz ist: Seine durch<br />
Folien erzeugte Farbmischung sorgt<br />
für zusätzliche Attraktivität der<br />
Bilder.<br />
Caroline Wilkinson<br />
Geoff Jones<br />
Alter: 34 / Beruf: Fotograf<br />
Visit: www.threevisual.com.au<br />
Zoe (Oben): „Dieses Bild war für eine Portfolio-Mappe gedacht. Es waren vier<br />
Leuchten im Einsatz: Eine kleine mit Reflektor und roter Folie zur Beleuchtung der<br />
Haare, eine große mit blauer Folie und Beauty-Dish im Winkel von 45° von oben,<br />
auf dem Boden stand eine 30 cm Softbox mit gelber Folie und eine einzelne<br />
Leuchte ohne Folie war gegen die Decke gerichtet, um das Ganze aufzuhellen und<br />
die Sättigung der anderen Lampenfarben etwas zurückzunehmen.<br />
Bei der Nachbearbeitung vergrößerte ich das Volumen der Frisur mit dem<br />
Verflüssigen-Werkzeug, säuberte die Haut und verstärkte die Sommersprossen<br />
durch Nachbelichten und Abwedeln.<br />
Canon EOS 5D Mk III mit Canon EF 70-200mm f/2.8L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/7.1 (ISO 100).<br />
Pearl: „Dieses Foto war Teil einer Aktserie. Ich wollte einen futuristischen,<br />
fremdartigen Eindruck erzeugen. Dazu beleuchtete ich die Szene mit drei<br />
Lichtquellen: einer kleinen Softbox mit pinkfarbener Folie, einem kleinen Reflektor<br />
und einem großen Beauty-Dish mit blauer Folie als Hauptlicht. Meine Frau brachte<br />
das Haar mit einem Föhn in Bewegung.<br />
In der Nachbearbeitung änderte ich das Pink in einen orangenen Farbton sowie das<br />
Blau in Türkis. Um den Kontrast zu verstärken, nutzte ich eine<br />
Verlaufsumsetzungsebene mit der Einstellung „Weiches Licht“.”<br />
Canon EOS 5D Mk III mit Canon EF 70-200mm f/2.8L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100.<br />
Integra Photonature<br />
Alter: 35 / Beruf: Autoschlosser<br />
Visit: www.integraphotonature.net<br />
Blades San Martino di Castrozza at Sunset: “Sonnenuntergang bei San<br />
Martino di Castrozza in den italienischen Dolomiten: „Ich machte meine<br />
Bildkomposition und wartete auf das richtige Licht, doch mit dem Sonnenuntergang<br />
zogen Wolken herauf. Die Kamera war auf dem Stativ montiert; ich machte zwei<br />
Aufnahmen, eine für den Vordergrund und eine für die Berge und die Wolken.<br />
In der Nachbearbeitung fügte ich beide Aufnahmen zusammen und betonte die<br />
Farben des Bildes durch Erhöhen der Farbsättigung.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit Canon EF 16-35mm f/2.8L II USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/30 Sekunde bei Blende f/16 und ISO 50.<br />
018 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Leserschaukasten<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Stefan ist ein hervorragender<br />
Landschaftsfotograf. Er schafft<br />
fantastische Bildkompositionen<br />
mit wunderschönen Farben und<br />
erstaunlich vielen Details.<br />
Daniel Lezano<br />
Stefan Hefele<br />
Alter: 27 / Beruf: Landschaftsfotograf<br />
Visit: www.stefan-hefele.de<br />
Goldene Stadt: „Zwei Tage zuvor hatte man mich verscheucht, weil ich ein<br />
Stativ benutzte. Also kam ich zurück und versuchte mein Glück erneut. Als die<br />
Sonne durch den frühen Morgennebel drang, war das römische Forum in<br />
weiches, goldenes Licht getaucht. Die Kamera war mit einem Bohnensack auf<br />
ein Geländer aufgestützt, und ich benutzte einen Verlaufsfilter, um die Szene<br />
gleichmäßig zu belichten.“<br />
Nikon D800E mit Nikkor AF-S 14-24mm f/2.8G ED Objektiv.<br />
Belichtung: 1/60 Sekunde bei Blende f/9 und ISO 100.<br />
Regenbogenstrand: „Bei Ebbe entsteht in den schroffen Felsen bei Utakleiv,<br />
Nord-Norwegen, eine Vielzahl unterschiedlicher Tümpel. Das Licht gibt diesem<br />
Motiv eine wunderschöne Atmosphäre. Wegen der Lage im hohen Norden<br />
Europas sind die Tage zu dieser Jahreszeit sehr kurz. Ich benutzte einen 1.8<br />
ND Verlaufsfilter, um die Bewegung des Wassers abzuschwächen.“<br />
Nikon D800E mit Nikkor AF-S 14-24mm f/2.8G ED Objektiv.<br />
Belichtung: 25 Sekunden bei Blende f/14 und ISO 100.<br />
Lightshow: „Diese Aufnahme entstand in einer Bucht nahe Unstadvika in<br />
Norwegen. Bei der Bildkomposition dienten mir die Felsen im Vordergrund als<br />
Führungslinie. Wenn irgend möglich, zeige ich einen Vordergrund, einen<br />
zentralen Motivbereich und einen Hintergrund, um meinen Bildern Tiefe zu<br />
verleihen. Hier war eine zweite Aufnahme nötig, um die helleren Teile des<br />
Himmels aufzunehmen, die ich später in Photoshop einfügte.“<br />
Nikon D800E mit Nikkor AF-S 14-24mm f/2.8G ED Objektiv.<br />
Belichtung: 8 Sekunden bei Blende f/13 und ISO 100.<br />
Jeroen van den Broek<br />
Alter: 25 / Beruf: Selbstständiger Fotograf<br />
Visit: www.vandenbroekfotografie.nl<br />
Porträt einer Reiterin: „Dieses Bild entstand aus einem Experiment, bei dem<br />
ich mehrere Aufnahmen zusammenfügte: Zuerst fotografierte ich den<br />
Hintergrund, wobei ich für das Gras richtig belichtete. Den Himmel wollte ich<br />
ohnehin auswechseln, deswegen kam es auf ihn nicht an. Danach fotografierte<br />
ich das Modell im Studio und achtete darauf, es genau so wie den Hintergrund<br />
zu belichten. Das fertige Bild besteht aus vier Einzelaufnahmen – Hintergrund,<br />
Himmel, Modell und Pferd.“<br />
Nikon D2x mit NIKKOR AF-S 17-55mm f/2.8G IF-ED Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100. Hintergrund: 1/50<br />
Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100.<br />
020 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 021
Leserschaukasten<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Guennadis Studioporträts sind<br />
wirklich erstaunlich! Ich mag<br />
seinen Beleuchtungsstil. Ich bin<br />
gespannt darauf, dieses<br />
Licht-Setup selbst<br />
auszuprobieren.<br />
Jordan Butters<br />
Guennadi Ivanov-Kuhn<br />
Alter: 26 / Beruf: Systemingenieur / Fotograf<br />
Visit: www.ivanov-kuhn.fr<br />
Lou: Ich verwende ein sehr spezielles Setup für die Beleuchtung im<br />
Studio. Es besteht aus 2 Elinchrom D-Lite-it 4 Studioleuchten in<br />
60cm-Softboxen, die über dem Modell angeordnet und direkt nach unten<br />
gerichtet sind. Dann positioniere ich einen Refl ektor unten vor das Modell.<br />
So entsteht ein Licht, das aus drei unterschiedlichen Richtungen kommt.“<br />
Nikon D700 mit NIKKOR AF-S 85mm f/1.8D Objektiv.<br />
Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
Audray: „Ich arbeite regelmäßig mit regionalen Modellagenturen<br />
zusammen – oft haben die Modelle nicht genügend Studio-Porträts in<br />
ihrem Portfolio, deswegen habe ich eine umfangreiche Kollektion von<br />
Aufnahmen desselben Stils mit immer gleichem Licht angelegt.“<br />
Nikon D700 mit NIKKOR AF-S 85mm f/1.8D Objektiv.<br />
Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
Tara: „Meine Porträts werden zuerst in Lightroom 4 bearbeitet, bevor ich<br />
sie nach Photoshop exportiere. Ich verwende eine „Frequenzseparation“<br />
genannte Retuschiertechnik, um Farbtöne und Oberfl ächen unabhängig<br />
voneinander zu bearbeiten.“<br />
Nikon D700 mit NIKKOR AF-S 85mm f/1.8D Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/14 und ISO 100.<br />
022 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIE BESTEN BILDER AUS DER WELT DER FOTOGRAFIE<br />
Rudy Denoyette<br />
Alter: 59 / Beruf: Rentner<br />
Homepage: 500px.com/rudyd<br />
Mont Saint-Michel: „Ich übernachtete in einer kleinen Pension in der<br />
Nähe des Klosters in der Normandie. Das Foto entstand eines Morgens<br />
gegen 5:30 Uhr. Zu dieser Tageszeit gibt es dort noch keine Touristen,<br />
aber das beste Licht. Ich hatte großes Glück, dass ein Schäfer mit seiner<br />
Herde auftauchte und mir diese Bildkomposition ermöglichte. Die<br />
Kamera war auf dem Stativ montiert; ich musste jedoch in Bewegung<br />
bleiben, weil die Herde weiterzog. So schoss ich dieses Foto aus der<br />
Hand, während die Kamera noch auf dem Stativ saß. Ich bearbeitete<br />
das Bild mit Lightroom, wobei ich einen Verlaufsfilter verwendete und<br />
die Farbtöne etwas wärmer einstellte.“<br />
Nikon D90 mit AF-S 18-135mm f/3.5-5.6G IF ED Objektiv.<br />
Belichtung: 1/100 Sekunde bei Blende f/7.1 und ISO 100.
Leserschaukasten<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Fotos vom Sternenhimmel interessieren<br />
mich ganz besonders, und so blieb mir<br />
fast die Luft weg, als ich Antons<br />
Aufnahmen aus dem Himalaya sah. Es<br />
gibt dort keinerlei Lichtverschmutzung.<br />
Hervorragende Fotos, sehr gut<br />
gemacht.<br />
Jordan Butters<br />
Anton Jankovoy<br />
Alter: 25 / Beruf: Fotograf<br />
Homepage: www.jankovoy.com<br />
Der Dhaulagiri im Licht des aufgehenden Vollmonds: „Dieser Blick zeigt<br />
den Gipfel des Dhaulagiri, aufgenommen im Dorf Ghorepani in Nepal. Es war<br />
eine ruhige Nacht mit wenigen Wolken, die sich unterhalb des Gipfels gebildet<br />
hatten. Ich hatte die Blende weit offen, um so viel Licht wie möglich einzufangen;<br />
die Verschlusszeit betrug 30 Sekunden, damit ich auch kurze Sternenspuren ins<br />
Bild bekam, während der aufgehende Mond den Gipfel erhellte.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit CANON EF 70-200mm f/2.8L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 30 Sekunden bei Blende f/2.8 und ISO 400.<br />
Milchstraße über dem Himalaya I: „Dieses Foto entstand im Annapurna<br />
<strong>Natur</strong>schutzgebiet des Himalayas. In einer klaren Nacht ist die Milchstraße auch<br />
für das nackte Auge deutlich zu sehen, weil es hier überhaupt keine<br />
Lichtverschmutzung gibt. Der Standort lag 4800 Meter über dem Meeresspiegel<br />
im Thorung High Camp – ein Basislager, das den Touristen zur Akklimatisierung<br />
dient, bevor Sie den Gipfelpass in Angriff nehmen.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit CANON EF 15mm f/2.8 Fisheye Objektiv.<br />
Belichtung: 53 Sekunden bei Blende f/2.8 und ISO 2500.<br />
Milchstraße über dem Himalaya II: „Eine andere Bildkomposition. Das Foto<br />
entstand im Modi Khola Tal in 3700 m Höhe.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit CANON EF 15mm f/2.8 Fisheye Objektiv.<br />
Belichtung: 53 Sekunden bei Blende f/2.8 und ISO 2500).<br />
Carl Smorenburg<br />
Alter: 42 / Beruf: Personal-Trainer<br />
Homepage: www.500px.com/carlsmorenburg<br />
Mnweni Pass: „Das Bild entstand während einer Wanderung im nördlichen<br />
Drakensberg in Südafrika. Weil die starken Kontraste in der Szene den<br />
Dynamikumfang meiner Kamera überstiegen, nahm ich eine 2er-Serie mit<br />
unterschiedlichen Belichtungen auf. Ich wartete, bis das Licht auf die entfernten<br />
Gipfel fiel und bat meinen Freund, Modell zu stehen. Die beiden Aufnahmen<br />
montierte ich in Photoshop zusammen und fügte noch ein wenig Kontrast,<br />
Farbsättigung und Schärfe hinzu.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit CANON EF 16-35mm f/2.8L II USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/80 Sekunde bei Blende f/11 und ISO 100.<br />
026 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
028 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Leserschaukasten<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Wir stellen immer wieder fest, wie<br />
wichtig das Licht für gute<br />
Landschaftsaufnahmen ist – dieses<br />
Bild ist der beste Beweis. Man<br />
glaubt, man schaut in eine andere<br />
Welt: Ein ganz hervorragendes<br />
Foto.<br />
Caroline Wilkinson<br />
Claudia Wycisk<br />
Alter: 28 / Beruf: Sachbearbeiterin<br />
Homepage: www.cwphoto.de<br />
„Mit diesem Modell, Maren, ist die Arbeit eine Freude, sie ist eine natürliche<br />
Schönheit mit vielen Sommersprossen. Dieses Bild entstand vor einem weißen<br />
Hintergrund mit einer 95cm Phottix Octagon Softbox und einem einzelnen<br />
Yongnuo Blitzgerät. Ich bearbeitete das Bild in Photoshop mit Nik Color Efex<br />
Pro 4, um die Sommersprossen noch zu betonen.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit CANON EF 24-70mm f/2.8L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/16 Sekunde bei Blende f/5 und ISO 200).<br />
„Dieses Bild entstand ist Teil meines aktuellen persönlichen Projekts ‚Die<br />
schwarze Serie‘ (www.the-black-series.de). Darin bilde ich Menschen aus<br />
unterschiedlichen sozialen Schichten ab. Sie stehen vor einem schwarzen<br />
Hintergrund und sind in der Mode des ausgehenden 19. Jahrhunderts<br />
gekleidet. Auch die Posen der Modelle sind dem damaligen <strong>Fotografie</strong>stil<br />
nachempfunden.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit CANON EF 50mm f/1.4 Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/7.1 und ISO 200.<br />
„Auch dieses Foto gehört zur schwarzen Serie, es zeigt meinen Großvater Horst.<br />
Ein einzelnes Yongnuo-Blitzgerät befand sich in einer 60cm großen,<br />
quadratischen Proxistar-Softbox: Eine einfache und kostengünstige<br />
Kombination, die sehr gut zu dieser Serie passt. Das Foto beweist, dass man<br />
auch mit einfachem Setup effizient arbeiten kann.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit CANON EF 24-70mm f/2.8L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/7.1 und ISO 200.<br />
Felix Röser<br />
Alter: 22 / Beruf: Freiberuflicher Fotograf<br />
Homepage: www.photography-roeser.de<br />
Wunderland: „Am ersten Tag meiner Rucksackwanderung in Island war ich<br />
an der Küste unterwegs, als ich an die geheimnisumwitterten Seljalandsfoss<br />
Wasserfälle kam. Dort schlug ich mein Nachtlager auf. Bei Sonnenuntergang<br />
färbte die Sonne den Wasserfall und die Felsen stark Rot und Orange. Bei<br />
dieser Aufnahme stand ich hinter dem Wasserfall.“<br />
Canon EOS 7D mit Walimex Pro 8mm f/3.5 Fisheye-Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/11 und ISO 160.<br />
Eisflut: „Diesen Ort habe ich zufällig bei Skjelfjorden auf den Lofoten Inseln<br />
Norwegens entdeckt. Ich stieg auf einen Hügel, um die Aussicht über den Fjord<br />
zu haben. Von dort oben sah ich diese kleine Bucht, in der sich das Eis mit den<br />
Gezeiten bewegte. Ich machte eine Serie von drei Aufnahmen, zwei für den<br />
Himmel und eine für den Vordergrund, die ich später in Photoshop<br />
zusammenmontierte.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit CANON EF 50mm f/1.4 Objektiv.<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/7.1 und ISO 200.<br />
Reines Blau: „Nach einem eindrucksvollen Sonnenuntergang über dem Dorf<br />
Reine auf den Lofoten sorgte die blaue Stunde für zarte Pastelltöne über der<br />
Szene. Ich benutzte einen Verlaufsfilter, um die Lichtniveaus anzugleichen. Die<br />
Lichter des Dorfes kontrastieren sehr schön mit den blau gefärbten Gipfeln im<br />
Hintergrund.“<br />
Canon EOS 5D Mk III mit CANON EF 24-70mm f/2.8L USM Objektiv.<br />
Belichtung: 30 Sekunden bei Blende f/7.1 und ISO 200.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 029
Leserschaukasten<br />
<strong>Digitale</strong><br />
KOMMENTAR<br />
Wir erhalten viele Bilder, die an Küsten<br />
aufgenommen wurden; ein Foto, dass es<br />
in unseren Schaukasten schafft, muss<br />
daher außergewöhnlich gut sein. Johans<br />
und Garys Aufnahmen demonstrieren<br />
exzellente Aufnahmetechnik und<br />
Bildkomposition.<br />
Daniel Lezano<br />
Johan Eickmeyer<br />
Alter: 33 / Beruf: Fotograf<br />
Homepage: www.johaneickmeyer.com<br />
Blaue Lagune: „Diese Szene war nicht einfach. Die Wolken bewegten sich<br />
schnell im starken Wind, und das ständig sich verändernde Licht machte es fast<br />
unmöglich vorherzusehen, wie die Farben auf dem Foto wirken würden. Ich sah<br />
eine kleine Wolke über den Himmel heranziehen und wartete, bis sie ihren Weg<br />
in die linke Seite des Bildausschnitts fand. Schnell machte ich eine Aufnahme,<br />
bei der die Belichtung auf den Himmel eingestellt war, und sofort danach eine<br />
andere mit der Belichtung für den beweglichen Vordergrund.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit CANON EF 16-35mm f/2.8L II USM Objektiv.<br />
Belichtung: 2 Sekunden bei Blende f/11 und ISO 100.<br />
Cannon Beach: „Ich wollte am Cannon Beach in Oregon die Farben des frühen<br />
Morgens einfangen, als die Sonnenstrahlen durch die Sturmwolken fielen. Mit<br />
der Sonne im Rücken konnte ich auf gleichmäßiges Licht vertrauen, und so<br />
brauchte ich nur eine einzige Aufnahme mit einem Graufilter, der die<br />
Verschlusszeit etwas verlängerte. In Photoshop waren nur minimale Korrekturen<br />
notwendig, um die Farben und Kontraste zu verbessern.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit CANON EF 16-35mm f/2.8L II USM Objektiv.<br />
Belichtung: 0,6 Sekunden bei Blende f/11 und ISO 100.<br />
Gary King<br />
Alter: 33 / Beruf: Lehrer, Fotograf<br />
Homepage: www.garykingphotography.com<br />
Sharrow Point: „Ich war nach langen und schweren Regenschauern an dem Strand angekommen, in der Hoffnung, das Wetter würde sich verbessern –<br />
entsprechend der Vorhersage. Kurz vor Sonnenuntergang hörte es auf zu regnen und die Wolkendecke riss auf. Das größte Problem war nun, das Glühen der<br />
untergehenden Sonne in den Griff zu bekommen. Dazu benutzte ich einen weichen 0.9 ND Verlaufsfilter, der die hellsten Stellen des Bildausschnitts abdunkelte.<br />
Die Nachbearbeitung bestand lediglich aus kleinen Korrekturen der Tonwerte und etwas Abwedeln des Vordergrunds.“<br />
Canon EOS 5D Mk II mit CANON EF 17-40mm f/4L Objektiv.<br />
Belichtung: 0,5 Sekunden bei Blende f/16 und ISO 100.<br />
030 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
So meistern Sie<br />
Ihre Digitalkamera<br />
Fotoidee<br />
Einfache Schritte zu kreativen Fotos<br />
Kreative Bewegung<br />
Durch gezieltes Verwackeln produzieren sie<br />
ungewöhnliche und abstrakte Bilder<br />
Moderne Architektur<br />
Durch Langzeitbelichtung gewinnen<br />
Bilder von Wolkenkratzern an<br />
Bewegung<br />
Spaß mit „Freelensing“<br />
Schrauben Sie das Objektiv von der<br />
Kamera und setzen Sie die Schärfentiefe<br />
kreativ ein<br />
PLUS! LIFESTYLE-TIERPORTRÄTS, GLOCKENBLUMEN & DIGITALE ZOOM BURSTS<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 033
Fotoidee<br />
Abstrakte Bilder<br />
Gezielte Bewegungen der Kamera bei geöffnetem Verschluss können zu<br />
verblüffenden Ergebnissen führen – wenn Sie die Technik beherrschen<br />
ROSS HODDINOTT: Bei<br />
Landschaftsaufnahmen sollte man<br />
möglichst immer ein stabiles Stativ und<br />
einen Fernauslöser benutzen, und falls<br />
vorhanden, die Spiegelverriegelung der<br />
Kamera aktivieren. Wozu das alles? Klar, um möglichst<br />
scharfe Fotos zu erhalten. So weit, so gut. Doch für alle<br />
fotografischen Regeln gibt es Ausnahmen. Bei der<br />
nachfolgend beschriebenen Aufnahmetechnik kann<br />
man kaum noch von Ausnahme sprechen, denn es<br />
werden praktisch alle Grundregeln der <strong>Fotografie</strong> über<br />
Bord geworfen. Die Rede ist von einer Technik, die auf<br />
Englisch „Intentional Camera Movement“ genannt wird<br />
– kurz und bündig abgekürzt „ICM“. Das könnte man<br />
auf Deutsch etwa mit „beabsichtigte Bewegung der<br />
Kamera bei der Aufnahme“ übersetzen. Da man diesen<br />
langen Satz aber nicht immer wiederholen will,<br />
sprechen wir hier ebenfalls von „ICM“.<br />
Von dieser Aufnahmetechnik wird entweder in den<br />
höchsten Tönen geschwärmt, oder sie wird zutiefst<br />
gehasst – dazwischen scheint es nichts zu geben. Die<br />
Bewegung der Kamera während des Auslösens<br />
erscheint zunächst als sicherer Weg, um ein Foto zu<br />
ruinieren; es ist jedoch erstaunlich, welche kreativen<br />
und sogar kunstvollen Ergebnisse man mit etwas<br />
Übung erzielen kann. Die Bilder vermitteln den<br />
Eindruck, als seien sie gemalt, und erzeugen eine ganz<br />
eigentümliche Bewegungsillusion. Das geht prinzipiell<br />
mit jeder Brennweite; Standard- oder mittlere<br />
Teleobjektive im Bereich zwischen 50 bis 135 mm<br />
Brennweite haben sich aber am besten bewährt.<br />
Um den Effekt zu erzeugen, brauchen Sie eine lange<br />
Verschlusszeit, etwa zwischen einer ¼ und 1 Sekunde.<br />
Er hängt natürlich auch davon ab, wie schnell Sie die<br />
Kamera bewegen, und welchen Effekt Sie erreichen<br />
wollen. Solche Verschlusszeiten können Sie mit<br />
unterschiedlichen Mitteln erzeugen: Sie können einen<br />
geringen ISO-Wert-Wert und eine kleine Blende von<br />
f/22 oder f/32 einstellen – über Verzerrungen brauchen<br />
Sie sich keine Sorgen zu machen, denn scharf wird das<br />
Ganze ohnehin nicht; oder Sie fotografieren bei stark<br />
bedecktem Himmel oder sonstigen schlechten<br />
Lichtverhältnissen. Wenn das nicht hilft, benutzen Sie<br />
einen Graufilter, gegebenenfalls zusammen mit einem<br />
Polfilter. Der Polfilter verschafft Ihnen den zusätzlichen<br />
Vorteil, dass er die Farbsättigung verstärkt und<br />
Reflexionen unterdrückt.<br />
Für die ICM-Aufnahmetechnik ist prinzipiell jedes Motiv<br />
geeignet, doch Szenen im Wald und am Strand haben<br />
sich als besonders dankbar erwiesen. Arbeiten Sie mit<br />
Objekten, die gut erkennbare Umrisse haben und<br />
deswegen auch dann noch als Formen erkennbar<br />
bleiben, wenn Sie kreativ verwischt werden. Starke<br />
Farben, Linien und Kontraste kommen dieser<br />
Aufnahmetechnik ebenfalls entgegen. Das fertige Bild<br />
wird dem ursprünglichen Motiv nicht besonders ähnlich<br />
sehen, doch es ist dessen abstrakte Repräsentation.<br />
Soviel zur Theorie. Kommen wir nun zur Praxis. Sie<br />
lösen aus und bewegen die Kamera während der<br />
Belichtung. Dies kann aus der Hand geschehen oder<br />
auf einem Stativ, wobei Sie einen schnellen Schwenk<br />
vollführen, um das Motiv zu verwischen. Damit die<br />
Bilder weich aussehen, beginnen Sie mit dem<br />
Schwenk, bevor sich der Verschluss öffnet und<br />
schwenken noch weiter, nachdem er sich geschlossen<br />
hat. Die Bewegung selbst braucht nicht besonders<br />
ausgeprägt zu sein. Ist sie zu stark, ist auf der Aufnahme<br />
nichts Konkretes mehr zu erkennen, so dass das Motiv<br />
verloren gegangen ist. Unterschiedliche Bewegungen<br />
liefern unterschiedliche Ergebnisse. Horizontale und<br />
senkrechte Bewegungen sind am einfachsten. Doch<br />
auch, wenn Sie die Kamera vor und zurück bewegen,<br />
diagonal schwenken oder drehen, können Sie attraktive<br />
ICM-Fotos bekommen. Wenn Sie die Kamera parallel zu<br />
den Linien und Kanten bewegen, die in der<br />
Bildkomposition vorhanden sind, werden diese<br />
verstärkt. Bei hoch aufragenden Bäumen werden Sie<br />
deshalb sinnvollerweise senkrecht schwenken.<br />
Bei der ICM-Technik ist nur eines sicher: Kein Foto sieht<br />
jemals aus wie das andere. Vielleicht erzielen Sie den<br />
gewünschten Effekt gleich beim ersten Mal, vielleicht<br />
sind Sie aber auch nach 40 oder 50 Versuchen noch<br />
unzufrieden. Sie können nie sicher sein, was Sie mit<br />
einer ICM-Aufnahme letztlich einfangen – und genau<br />
das ist einer der Gründe, warum es so viel Spaß macht.<br />
Probieren Sie es aus!<br />
SETUP<br />
Wenn die Aufnahmetechnik neu für sie ist, machen<br />
Sie ihre ersten Gehversuche am besten im Wald. Die<br />
starken vertikalen Linien und die sich<br />
wiederholenden Muster der Baumstämme sind ein<br />
Erfolg versprechendes Motiv. Vermeiden Sie starkes<br />
Sonnenlicht. Bedeckter Himmel mit diffusem Licht<br />
oder das Licht des frühen Morgens oder frühen<br />
Abends sind am besten geeignet. Diese Bilder<br />
entstanden frühmorgens direkt nach Sonnenaufgang.<br />
Lange Verschlusszeit Der Schlüssel zu<br />
1solchen Bildern heißt: Langzeitbelichtung.<br />
Probieren Sie es mit Zeiten zwischen ¼ und<br />
1 Sekunde, und stellen Sie zu Beginn<br />
100 ISO und eine kleine Blende ein. Reicht<br />
das nicht aus, benutzen Sie einen Filter. Ein<br />
solider Graufilter absorbiert genügend Licht.<br />
Bei diesem Beispiel habe ich zusätzlich einen<br />
Polfilter verwendet, mit einen Faktor von 2<br />
Blendenstufen. So erhielt ich eine<br />
Verschlusszeit von 1 Sek. bei Blende f/22.<br />
034 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Gezielte Kamerabewegung<br />
BILDDETAILS<br />
Kit: Nikon D800 mit<br />
NIKKOR 70-200mm<br />
f/2.8 Objektiv<br />
Betriebsart: Manuell<br />
Belichtung: 0,6<br />
Sekunden bei Blende f/22<br />
und ISO 50<br />
Das fertige Bild<br />
Richtig oder falsch,<br />
gelungen oder misslungen<br />
– solche Kategorien gibt<br />
es bei dieser<br />
Aufnahmetechnik nicht.<br />
Entweder sie mögen das<br />
Ergebnis, oder nicht.<br />
Kameraschwenk Legen Sie Ihre ungefähre<br />
2Bildkomposition fest und stellen Sie scharf.<br />
Beginnen Sie Ihren Schwenk vor dem Auslösen und<br />
schwenken Sie weiter, nachdem der Verschluss<br />
geschlossen ist. Der Schwenk kann aus der Hand<br />
erfolgen, gleichmäßiger wird er jedoch mit Stativ,<br />
wobei für einen senkrechten Schwenk natürlich ein<br />
entsprechender Stativkopf benötigt wird.<br />
Experimentieren Sie mit verschiedenen<br />
Verschlusszeiten und Schwenkgeschwindigkeiten.<br />
Unterschiedliche Kamerabewegung<br />
3Unterschiedliche Bewegungen der Kamera<br />
liefern unterschiedliche Ergebnisse. Bewegen Sie die<br />
Kamera vor und zurück oder diagonal. Wenn Sie ein<br />
Objektiv mit Stativhalterung haben, können Sie auch<br />
durch Drehen der Kamera um die Objektivachse ein<br />
radiales Verwischen herbeiführen. Im allgemeinen<br />
sollten Sie es vermeiden, zu viel Himmel im<br />
Bildausschnitt zu haben, denn dann besteht die<br />
Gefahr des Überbelichtens.<br />
Einstellungen und Bewegungen variieren Der<br />
4Erfolg der ICM-Aufnahmetechnik beruht stark auf<br />
Versuch und Irrtum. Jedes Bild unterscheidet sich<br />
vom vorherigen. Sie brauchen eine gewisse<br />
Beharrlichkeit, bevor Sie die richtige Kombination aus<br />
Verschlusszeit und Kamerabewegung gefunden<br />
haben. Bei diesen Baumstämmen bot sich der<br />
vertikale Schwenk an, den ich mit einer<br />
Verschlusszeit von 0,6 Sekunden in einer weichen<br />
Bewegung von oben nach unten ausführte. Das<br />
ergab genau das richtige Maß an Unschärfe und<br />
künstlerischem Effekt, das ich mir gewünscht hatte.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 035
Fotoidee<br />
Wolkenkratzer<br />
Abstrakte Architektur<br />
Vergessen Sie mal für einen Moment alle Fotoregeln und richten Sie Ihren<br />
Blick nach oben: Sie finden dort zahlreiche Motive für Langzeitaufnahmen<br />
– die Elemente der Skyline einer Stadt<br />
JORDAN BUTTERS: Moderne Städte sind voller außergewöhnlicher, beeindruckender<br />
Architektur. Wenn man in einer Stadt umherwandert und deren Sehenswürdigkeiten<br />
entdecken will, verfällt man leicht in den Tunnelblick und sieht nur die üblichen<br />
Touristenattraktionen. Die sind natürlich sehr fotogen; doch wenn Sie einmal vom üblichen<br />
Sightseeing-Programm abweichen, werden Ihnen eindrucksvollere Bildkompositionen<br />
gelingen – Sie müssen nur nach oben schauen.<br />
Diese Aufnahmetechnik erfordert den Einsatz von Graufiltern. Diese Filter vermindern die Menge des<br />
auf den Kamerasensor fallenden Lichts, sodass Sie die Belichtung je nach Stärke des Filters auf<br />
mehrere Sekunden oder gar Minuten ausdehnen können – auch bei hellem Tageslicht! Der Effekt hat<br />
seine ganz eigene Ästhetik; vorausgesetzt, Ihre Bildkomposition enthält sowohl statische Objekte, in<br />
diesem Fall Gebäude, oder bewegliche Objekte wie z. B. Wolken. Natürlich brauchen Sie ein Stativ und<br />
einen verriegelbaren Fernauslöser. Bei diesen Bildern habe ich einen extremen Graufilter benutzt, der<br />
zehn Blendenstufen abblendet. Je nach Lichtverhältnissen und der Geschwindigkeit der Wolken<br />
können Sie auch einen weniger starken Graufilter von etwa fünf bis sechs Blendenstufen einsetzen, um<br />
ähnliche Effekte zu erzielen.<br />
Sie können den Effekt übrigens auch in Photoshop simulieren, indem Sie ein scharfes Bild mit<br />
‚normaler‘ Verschlusszeit aufnehmen, dann die Gebäude in Photoshop maskieren und den<br />
Bewegungsunschärfefilter verwenden; die Ergebnisse sind durchaus überzeugend.<br />
Wenn Sie in der Stadt fotografieren, sollten Sie zudem Ihre Rechte kennen. Auf öffentlichem Boden<br />
haben Sie grundsätzlich das Recht zu fotografieren; es gibt jedoch einige Ausnahmen: Befinden Sie<br />
sich auf privatem Grund, unterliegen Sie dem Hausrecht des Besitzers. In der Praxis bedeutet das oft,<br />
dass Sie nicht fotografieren dürfen. Verweist man Sie des Ortes, fragen Sie nach, wo das Privatgelände<br />
endet und öffentlicher Grund beginnt, das sind manchmal nur wenige Schritte. Auch für Privatbesitz<br />
können Sie eine Fotoerlaubnis erhalten, wenn Sie sie vorher beantragen; eine Zusage schließt generell<br />
die Verwendung eines Stativs ein.
Fotoidee<br />
Wolkenkratzer<br />
Worauf Sie achten sollten<br />
Richtigen Winkel finden Bevor Sie die Kamera<br />
1auf das Stativ montieren, schauen Sie sich das<br />
Gebäude durch den Sucher an, um interessante<br />
Winkel und Bildkompositionen zu identifizieren.<br />
Scheuen Sie sich dabei nicht vor ungewöhnlichen<br />
Perspektiven. Gehen Sie nach der Drittelregel vor und<br />
benutzen sie Führungslinien, um die Ausdruckskraft<br />
des Motivs zu verstärken. Haben Sie eine<br />
Bildkomposition gefunden, die Ihnen zusagt, bauen<br />
Sie die Kamera auf und schließen den Fernauslöser<br />
an.<br />
Belichtung bestimmen Schalten Sie die Kamera<br />
2auf Zeitautomatik, stellen die geringste<br />
ISO-Empfindlichkeit ein und wählen eine kleine<br />
Blende, etwa zwischen f/13 und f/22, je nach der<br />
Qualität der vorhandenen Lichtverhältnisse. Das Ziel<br />
muss sein, eine so lange Verschlusszeit wie möglich<br />
zu bekommen, damit die Bewegung der Wolken gut<br />
dargestellt wird. Stellen Sie mit dem Autofokus auf<br />
etwa die halbe Höhe des Gebäudes scharf, danach<br />
schalten Sie ihn aus.<br />
SICH ÄNDERNDE LICHTVERHÄLTNISSE<br />
Wenn die Sonne nach der Hälfte der Verschlusszeit<br />
hervorkommt, kann es passieren, dass Teile des<br />
Bildes oder das gesamte Bild überbelichtet<br />
werden. Haben Sie darum ein Auge auf das Licht<br />
und falls es sich signifikant ändert, verlängern oder<br />
verkürzen Sie die Verschlusszeit entsprechend.<br />
Das ist reine Erfahrungssache und je mehr Übung<br />
Sie haben, desto besser werden ihre Fotos.<br />
SCHWACHE WOLKENBILDUNG Ein starker<br />
Kontrast am Himmel ist sehr wichtig für diese<br />
Aufnahmetechnik – idealerweise ist der Himmel<br />
blau, und es sind ein paar weiße Wolken zu sehen.<br />
Falls Sie bei völlig klarem oder völlig bedecktem<br />
Himmel fotografieren, wird diese<br />
Aufnahmetechnik ihre Wirkung nicht optimal<br />
entfalten können, weil in beiden Situationen keine<br />
Wolken unterscheidbar sind. Auch wenn es völlig<br />
windstill ist, werden einzelne Wolken sich während<br />
der Verschlusszeit kaum bewegen.<br />
BEWEGUNG Menschen, die Ihnen während<br />
der Aufnahme ins Bild laufen, werden wegen der<br />
langen Belichtungszeit meist nicht sichtbar sein.<br />
Befindet sich jedoch jemand länger im Bild oder<br />
wird beispielsweise ein Fenster des Gebäudes<br />
geöffnet, so werden sie das als geisterhaften<br />
Schatten im Bild sehen können. Dagegen können<br />
Sie nichts tun, außer die Aufnahme zu<br />
wiederholen.<br />
Testfoto Je länger die Verschlusszeit, desto<br />
3besser. Wünschenswert sind 1/40 Sekunde oder<br />
noch länger; arbeiten Sie deshalb mit der Blende, um<br />
solche Verschlusszeiten zu erreichen. Machen Sie ein<br />
Testfoto, dann schalten Sie die Kamera in den<br />
„B“-Modus und stellen den Blenden- und ISO-Wert<br />
dem Testfoto entsprechend ein.<br />
Finish in Photoshop<br />
Verschlusszeit ausrechnen Um die Belichtung<br />
4auszurechnen, ziehen Sie von der Verschlusszeit,<br />
mit der das Testfoto geschossen wurde, zehn<br />
Blendenstufen ab: aus 1/30 Sekunde beispielsweise<br />
werden dann 30 Sekunden, aus 1/15 Sekunde wird 1<br />
Minute etc. Nun Schrauben Sie den zehnstufigen<br />
Graufilter („Big Stopper“) auf und warten, bis sich eine<br />
schöne Wolkenformation präsentiert. Stoppen Sie die<br />
Belichtungszeit, und denken Sie daran, auch das Okular<br />
Ihrer Kamera abzudecken, damit auf diesem Weg kein<br />
Licht auf den Sensor fallen kann.<br />
Ergebnisse überprüfen Graufilter mit nominal<br />
5zehn Blendenstufen dunkeln in der Praxis<br />
zwischen 9 und 11 Blendenstufen ab, weil die<br />
Fertigungstoleranz in der Herstellung der Filter bei<br />
rund 10% liegt. Überprüfen Sie deswegen jedes Foto<br />
anhand des Histogramms, um festzustellen, ob Sie<br />
es behalten wollen oder nicht. Sehr wahrscheinlich<br />
wird ihr Bild einen Farbstich haben, doch wenn Sie<br />
im Raw-Format speichern, nehmen Sie den in der<br />
Nachbearbeitung einfach wieder heraus.<br />
Weißabgleich korrigieren Laden Sie die Datei in<br />
1das Programm, das Sie zur Raw- Umwandlung<br />
verwenden, und benutzen Sie die Pipette für den<br />
Weißabgleich, um irgendwo im Bild ein neutrales<br />
Grau aufzunehmen. Dann schneiden Sie das Bild<br />
zu, korrigieren Spitzlichter und Schatten und öffnen<br />
die Datei danach in Photoshop.<br />
Voreinstellung auswählen Diese<br />
2Aufnahmetechnik eignet sich sehr gut für ein<br />
kontraststarkes Schwarzweißbild. Ich habe die Nik<br />
Software Silver Efex Pro 2 verwendet, wobei ich<br />
den vollen Dynamikumfang eingestellt ließ und mit<br />
einem Rotfilter kombinierte. Das passte zu diesem<br />
Bild<br />
Aufräumen Eventuell finden Sie ein paar<br />
3Staubpartikel auf Ihrem Bild, die wegen der<br />
benutzten kleine Blende sichtbar geworden sind.<br />
Die bekommen Sie mit dem Spot-Reparaturpinsel<br />
wieder weg, bevor Sie mit der Unschärfemaske die<br />
endgültige Bildschärfe einstellen.<br />
038 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
BILDDETAILS<br />
Kit: Nikon D800 mit<br />
NIKKOR AF-S<br />
16-35mm f/4G & Lee<br />
„Big Stopper“<br />
Betriebsart: Manuell<br />
Belichtung: Sekunden<br />
bei Blende f/22 und<br />
ISO 100
Alle Ausgaben sind auch zu<br />
bestellen unter<br />
www.digitale-fotografie-magazin.de/shop
Fotoidee<br />
Hundeporträts<br />
Hundeporträts<br />
Wollen sie den besten Freund des Menschen einmal in Aktion fotografieren? Alles was Sie dazu brauchen ist<br />
dieser Artikel, ein Hund mit Herrchen oder Frauchen, Ihre Kamera und eine Stunde Zeit.<br />
CAROLINE WILKINSON: Für viele Menschen gehört ihr<br />
Hund genauso zur Familie wie die Kinder und Enkelkinder,<br />
und er wird auch genauso behandelt. Man schätzt seine<br />
menschenähnlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen.<br />
Hier geht es darum diese Verbindung zwischen Mensch und<br />
Tier im Bild darzustellen, ob spielend in einer natürlichen Umgebung, als<br />
Porträt mit der Familie oder als Schnappschuss in einer<br />
charakteristischen Situation. Es gibt zahllose Möglichkeiten. Ich<br />
verbrachte eine Stunde mit Max und seinem Besitzer, wobei ich nur die<br />
Kamera mit dem 50mm-Standardobjektiv und das Blitzgerät dabei hatte.<br />
Ein bedeckter Himmel ist für Porträts am besten geeignet, denn dann<br />
brauchen Sie sich um harte Schatten nicht zu sorgen, weil das Licht<br />
gleichmäßig von allen Seiten kommt. Die Lichtverhältnisse können<br />
jedoch insgesamt unzureichend sein, selbst am frühen Nachmittag, Sie<br />
müssen deshalb die Verschlusszeit im Auge behalten.<br />
Max, ein Bordercollie, ist sehr aktiv, deswegen bot es sich an, ihn bei<br />
seiner Lieblingsbeschäftigung zu fotografi eren, beim Spielen mit<br />
Herrchen. Solche Action-Schnappschüsse können zu einer<br />
wunderschönen Serie zusammengebaut werden. Versuchen Sie, vor<br />
einem fotogenen Hintergrund zu fotografi eren, grünes Buschwerk oder<br />
Bäume etwa oder versuchen Sie, durch Einsatz des Weitwinkels den<br />
Hintergrund verschwimmen zu lassen und nur das eigentliche Motiv<br />
scharf abzubilden. Mit ein bisschen Übung werden Sie die wesentlichen<br />
Schritte schnell beherrschen. Nehmen Sie sich auch die Zeit, ein paar<br />
Porträts und ruhigere Spielsituationen zu schießen. Berücksichtigen Sie<br />
dabei, dass die wenigsten Hunde Blitzgeräte mögen. Nehmen Sie viele<br />
kleine Leckereien mit, die den Hund dazu bringen, in die Kamera zu<br />
schauen oder ein kleines Kunststück vorzuführen. Falls das Tier<br />
kamerascheu ist, benutzen Sie ein Zoomobjektiv aus größerer<br />
Entfernung. Machen Sie möglichst viele Aufnahmen, und vergessen Sie<br />
dabei das Herrchen nicht. Sorgen Sie vor allem für gute Stimmung und<br />
gute Lichtverhältnisse, denn sonst ist die schönste Hunde-Akrobatik ‚für<br />
die Katz‘.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 041
Fotoidee<br />
Hundeporträts<br />
BELICHTUNG<br />
Die Bewegungen sollen eingefroren werden, das ist<br />
erste Priorität. Stellen Sie daher eine Verschlusszeit<br />
von wenigstens 1/250 Sekunde ein, besser eine noch<br />
kürzere Verschlusszeit. Achten Sie auch auf die<br />
Blende, besonders wenn Sie bei weniger guten<br />
Lichtverhältnissen arbeiten – Sie brauchen wenigstens<br />
Blende f/5.6 oder kleiner, je nachdem, wie weit der<br />
Hund von der Kamera entfernt ist, sonst bekommen<br />
Sie Probleme mit der Schärfentiefe. In diesem Beispiel<br />
war der Himmel völlig bedeckt, deswegen musste ich<br />
die ISO-Empfindlichkeit auf 800 heraufsetzen, und<br />
ich ließ viel Distanz zwischen Kamera und Motiv, um<br />
genug Schärfentiefe bei einer Blende von f/3.5 zu<br />
erhalten. Ich schoss Serien, denn das erhöht die<br />
Chance auf ein gutes Bild erheblich. Sie müssen<br />
allerdings genügend Speicherkarten dabei haben.<br />
SCHARFSTELLEN<br />
Um die Bewegung des Hundes verfolgen zu können,<br />
benutzen Sie den Einzelpunkt AF, der auf „Schärfe<br />
nachführen“ eingestellt sein muss. Dann verfolgt das<br />
Autofokussystem der Kamera den Hund, wenn er aus<br />
dem Schärfebereich auswandert und stellt erneut<br />
scharf. Wenn Sie eine Nikon mit der „3D Focus<br />
Tracking“ – Funktion verwenden, aktivieren Sie diese,<br />
denn das verbessert die Genauigkeit des AF-Systems<br />
erheblich..<br />
Weitere Ideen zum Ausprobieren...<br />
1) Lifestyle-Serie (r.): Machen Sie einen Spaziergang<br />
mit Hund und schießen Sie dabei möglichst viele<br />
Bilder, wenn beide interagieren. Es kommt nicht auf<br />
ein besonders herausragendes Foto an: Aus einer<br />
Bildserie, die eine Szene in verschiedenen Stadien<br />
zeigt, kann eine ausdrucksstarke Lifestyle-Montage<br />
werden. Benutzen Sie eine möglichst weite Blende<br />
und den Einzelpunkt AF, um den Schärfepunkt zu<br />
verändern, oder variieren Sie die Brennweite, um die<br />
Aufmerksamkeit des Betrachters bei jedem einzelnen<br />
Bild aufrechtzuerhalten.<br />
2) Standardporträt (u.): Action-Schnappschüsse sind<br />
gut, wenn Sie natürlich wirken, doch auch eine<br />
traditionelle Pose wie ein Porträt von Herrchen mit<br />
Hund kann interessant sein. Beide müssen im Bild so<br />
nah wie möglich beieinander sein, vorzugsweise mit<br />
den Köpfen in gleicher Höhe. Am besten wirkt es bei<br />
diffusem Licht und einem homogenen Hintergrund.<br />
Vermeidbare Fehler...<br />
BELICHTUNG Falls die Schärfe<br />
akkurat eingestellt ist, Sie aber<br />
immer noch zu viel<br />
Bewegungsunschärfe im Bild<br />
haben, ist vermutlich die<br />
Verschlusszeit zu lang. Verkürzen<br />
Sie sie auf mindestens 1/400<br />
Sekunde. Gegebenenfalls müssen<br />
Sie auch die ISO-Empfindlichkeit<br />
heraufsetzen, damit die<br />
Schärfentiefe nicht leidet.<br />
BILDKOMPOSITION Versuchen<br />
Sie Ihr Motiv entsprechend der<br />
besten Bildkomposition und dem<br />
besten Kamerastandpunkt zu<br />
positionieren. Achten Sie darauf,<br />
dass Hund und Herrchen denselben<br />
Abstand zur Kamera haben, parallel<br />
zur Ebene des Kamerasensors. Dies<br />
maximiert die Schärfentiefe, wenn<br />
Sie eine weit geöffnete Blende<br />
benutzen.<br />
SCHARFSTELLEN Wenn ihr<br />
Motiv sich aus dem Schärfebereich<br />
heraus bewegen sollte, achten Sie<br />
darauf, dass der Schärfepunkt<br />
weiterhin auf einem der Köpfe liegt<br />
und dass Sie die Schärfe fixiert<br />
halten, indem Sie den Auslöser halb<br />
durchdrücken. Die Kamera muss<br />
natürlich – wie oben beschrieben<br />
– auf kontinuierlichen Autofokus<br />
eingestellt sein, nicht Einzelbild-AF.<br />
LIFESTYLE-SERIE Ein Zoomobjektiv gibt Ihnen die Flexibilität, die Bildkomposition schnell zu verändern.<br />
Benutzen Sie eine weit offene Blende und verändern Sie den Schärfepunkt, um die Serie attraktiver zu machen.<br />
OHNE BLITZ Schalten Sie die Kamera auf<br />
Zeitautomatik, stellen Sie Blende f/5.6 oder größer ein<br />
und stellen Sie auf die Augen von Hund oder Herrchen<br />
scharf. Überprüfen Sie das Ergebnis auf dem<br />
LCD-Monitor der Kamera, um sicher zu sein, dass die<br />
Schärfentiefe für beide ausreicht. Falls notwendig,<br />
ändern Sie die Blende entsprechend.<br />
MIT BLITZ Wenn die Lichtverhältnisse zu schlecht<br />
sind, um einen Reflektor zum Aufhellen der<br />
Augenschatten zu nutzen, verwenden Sie einen<br />
Aufhellblitz und richten Sie den Blitzkopf im Winkel<br />
von 45° auf das Motiv. Stellen Sie eine negative<br />
Belichtungskorrektur von einer Stufe ein, um den<br />
Hintergrund leicht unterzubelichten.<br />
SCHWARZWEISS Falls es ihrer Szene an Farbe fehlt<br />
und der Hintergrund zu unruhig ist, können Sie das<br />
Foto in Schwarzweiß konvertieren. Wählen Sie dafür in<br />
Photoshop „Ebene > Neue Einstellungsebene ><br />
Schwarzweiß“ und stellen Sie die Schieberegler<br />
entsprechend ein.<br />
042 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
BILDDETAILS<br />
Kit: Nikon D800 mit<br />
Nikkor 50mm f/1.8<br />
Betriebsart:<br />
Blendenautomatik<br />
Belichtung: 1/400<br />
Sekunde bei Blende f/3.5<br />
und ISO 800
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RETREATS
Fotoidee<br />
Freelensing<br />
Kreativ mit „Freelensing“<br />
Wenn Sie sich für ein weiches Bokeh, den Effekt rapide abfallender Schärfentiefe und kreatives Scharfstellen<br />
begeistern, sollten Sie die hier beschriebene Aufnahmetechnik ausprobieren.<br />
JORDAN BUTTERS: Ein Vorteil<br />
digitaler Spiegelrefl exkameras und<br />
schneller Objektive liegt in der<br />
Möglichkeit, einen sehr fl achen<br />
Schärfentiefebereich zu erzeugen.<br />
Dadurch können Sie auf ein beliebiges,<br />
interessantes Element Ihres Motivs selektiv<br />
scharfstellen und damit attraktive Effekte<br />
erzielen. Der Blick des Betrachters kann so<br />
genau auf den Teil des Motivs gelenkt werden,<br />
den Sie besonders beachtet haben wollen.<br />
„Freelensing“ führt dieses Konzept noch einen<br />
Schritt weiter: Es erlaubt Ihnen, die<br />
Schärfeebene einer Aufnahme zu neigen und<br />
zu verschieben. Dadurch erreichen Sie Effekte<br />
mit der Schärfentiefe, die ansonsten nicht<br />
möglich wären – es sei denn, Sie besitzen ein<br />
extrem teures Tilt-und-Shift-Objektiv. Das<br />
Schöne beim Freelensing ist, dass Sie jedes<br />
beliebige Objektiv und fast jede Kamera<br />
benutzen können. Es funktioniert sogar mit<br />
älteren manuellen Objektiven, die nicht<br />
speziell für Ihre Kamera entwickelt wurden.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 045
Fotoidee<br />
Freelensing<br />
Nikon Objektive<br />
Und so funktioniert es: Wenn Sie ein Objektiv<br />
auf das Kameragehäuse montieren, befi nden<br />
sich Objektivlinsen und Kamerasensor parallel<br />
zueinander. Befestigen Sie aber das Objektiv<br />
nicht an der Kamera, sondern halten es<br />
lediglich vor die Öffnung im Kameragehäuse,<br />
können Sie es neigen und damit die<br />
Schärfeebene so verschieben, dass sie nicht<br />
mehr parallel zum Kamerasensor ausgerichtet<br />
ist. Das Ergebnis sind hochinteressante und<br />
ungewöhnliche Fotos.<br />
Am besten funktioniert es mit Brennweiten ab<br />
50 mm; Festobjektive sind Zoomobjektiven<br />
vorzuziehen, weil sie eine schnelle maximale<br />
Blende haben und durch ihr geringeres Gewicht<br />
leichter zu handhaben sind als Zoomobjektive.<br />
Ein 50mm f/1.8 Standardobjektiv ist die<br />
perfekte Wahl: leicht, klein und schnell genug,<br />
um ein attraktives Bokeh zu erzeugen.<br />
Auch die Wahl des Kamerasystems spielt eine<br />
Rolle. Wer eine Canon benutzt, hat es einfach,<br />
weil dieses System das Auslösen ohne Objektiv<br />
gestattet und weil Canon-Objektive automatisch<br />
voll aufblenden, wenn Sie nicht an die Kamera<br />
montiert sind. Andere Systeme wie die Sony<br />
DSLT und die spiegellosen Panasonic-Kameras<br />
bieten eine Menüoption, mit der Sie einstellen<br />
können, dass sie ohne montiertes Objektiv<br />
auslösen. Bei einem Nikon-System ist es nicht<br />
ganz so einfach – siehe dazu den Kasten oben<br />
rechts.<br />
Es gibt jedoch einige Dinge, die Sie beachten<br />
sollten, bevor Sie diese Aufnahmetechnik<br />
ausprobieren. Staub kann zum Problem<br />
werden; da die Objektivöffnung der Kamera frei<br />
liegt, ist die Verschmutzungsgefahr größer als<br />
sonst. Vermeiden Sie daher im Freien windiges<br />
Wetter und eine staubige Umgebung. Das<br />
zweite Problem betrifft das Handling. Da<br />
Kamera und Objektiv keine feste Einheit mehr<br />
bilden, ist die Gefahr, dass sie ihnen aus der<br />
Hand fallen, ebenfalls höher. Außerdem ist<br />
Streulicht vorhanden, dass zwar die Kamera<br />
nicht beschädigen kann, auf jeden Fall aber den<br />
Kontrast vermindern und außerdem Farbstiche<br />
hervorrufen kann.<br />
Aus diesen drei Gründen ist es empfehlenswert,<br />
das Objektiv so lange wie möglich vor der<br />
beabsichtigten Aufnahme an der Kamera<br />
montiert zu lassen.<br />
Falls Sie ein älteres NIKKOR D-Objektiv<br />
benutzen, können Sie den Blendenring voll<br />
aufblenden. Verwenden Sie hingegen eines der<br />
neueren NIKKOR G-Objektive, müssen Sie<br />
manuell mit dem kleinen Schalter am hinteren<br />
Objektivelement die Blende in der weitesten<br />
Stellung geöffnet halten. Das können Sie mit<br />
dem Finger tun oder sie klemmen den Schalter<br />
mit einem kleinen Stückchen Pappe fest.<br />
Die Belichtung bestimmen Beim Freelensing<br />
1besteht keinerlei Verbindung zwischen<br />
Objektiv und Kamera; dennoch misst die<br />
Kamera die Belichtung. Bei an der Kamera<br />
montiertem Objektiv stellen Sie in der Betriebsart<br />
„Zeitautomatik“ die größte Blende ein und<br />
machen ein Testfoto. Prüfen Sie, ob die<br />
Verschlusszeit für Ihr Motiv passt und setzen<br />
gegebenenfalls die ISO-Empfindlichkeit herauf.<br />
Objektiv abmontieren Stellen Sie die<br />
2Entfernung auf „unendlich“ und lösen Sie<br />
das Objektiv vom Kameragehäuse. Halten Sie es<br />
vor die Öffnung des Gehäuses und neigen Sie es<br />
nach oben, unten, links oder rechts, um die<br />
Schärfeebene zu verschieben. Durch Vorwärtsoder<br />
Rückwärtsbewegung ändern Sie die<br />
Schärfe. Je größer der Abstand zwischen<br />
Objektiv und Kameragehäuse, desto mehr Licht<br />
fällt auf den Kamerasensor; bei Bedarf nutzen<br />
Sie die Belichtungskorrektur.<br />
Übung macht den Meister Die LiveView-<br />
3Funktion der Kamera erleichtert die<br />
Beurteilung des Schärfebereichs. Freelensing<br />
erfordert einige Übung, denn schon kleinste<br />
Bewegungen können den Winkel der<br />
Schärfeebene und den Schärfepunkt drastisch<br />
verändern. Die Faustregel lautet: Die Seite, zu<br />
der Sie das Objektiv neigen, wird schärfer<br />
abgebildet.<br />
Schärfe prüfen Prüfen Sie nach einer<br />
4Probeaufnahme die Schärfe, indem Sie das<br />
Foto mit dem LCD-Monitor der Kamera<br />
einzoomen. Normalerweise sollten bei Porträts<br />
beide Augen scharf sein; beim Freelensing gilt<br />
diese eherne Regel jedoch nicht mehr.<br />
Experimentieren Sie also mit der Schärfeebene,<br />
um das Auge des Betrachters auf das<br />
gewünschte Bilddetail zu führen.<br />
046 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
Durch Freelensing erreichen<br />
Sie einen extrem flachen<br />
Schärfentiefebereich, mit<br />
dem Sie kreativ<br />
experimentieren können.<br />
BILDDETAILS<br />
Kit: Canon EOS 550D mit<br />
Objektiv Canon EF 50mm<br />
f/1.8 II<br />
Betriebsart: Zeitautomatik<br />
Belichtung: 1/180 Sekunde<br />
bei ISO 200<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 047
Fotoidee<br />
<strong>Digitale</strong>r „Zoom-Burst“<br />
Mit einem einfachen digitalen Zoom-Burst-Effekt verleihen Sie Ihren<br />
Bildern kreative Bewegungsdynamik.<br />
JORDAN BUTTERS:<br />
Normalerweise würden Sie den<br />
Zoom-Burst Effekt schon bei der<br />
Aufnahme direkt mit der Kamera<br />
herbeiführen wollen. Dazu drehen<br />
Sie den Zoomring des Objektivs, während der<br />
Verschluss offen ist, was logischerweise eine<br />
lange Verschlusszeit voraussetzt. Das Ergebnis<br />
ist das Bild einer verschwommenen Bewegung,<br />
die um einen statischen Mittelpunkt herum<br />
stattfi ndet.<br />
Diese Aufnahmetechnik ist nicht immer leicht<br />
zu beherrschen, insbesondere wenn<br />
bewegliche Objekte im Bild sind. Diese<br />
verstärken jedoch den Eindruck von Bewegung<br />
und damit den gewünschten Effekt für die<br />
Szene. Falls Sie Schwierigkeiten haben, den<br />
Effekt mit der Kamera zu erzeugen, können Sie<br />
ihn auch mit Photoshop simulieren: Das<br />
entsprechende Werkzeug heißt „Radialer<br />
Weichzeichner“.<br />
Normalerweise nehmen Sie die<br />
Bildkomposition entsprechend der Drittelregel<br />
vor. Der Zoom-Burst Effekt wirkt jedoch am<br />
besten, wenn sich das Objekt in der Mitte vom<br />
Bildausschnitt befi ndet – ganz einfach, weil die<br />
Abbildungsqualität in der Objektivmitte am<br />
besten ist. Trotzdem sollten Sie mit der Position<br />
des Burst-Zentrums experimentieren, denn<br />
jedes Motiv ist anders.<br />
5 Minuten Photoshop<br />
Original<br />
Ebene duplizieren Öffnen Sie das Bild in<br />
1Photoshop. Gehen Sie auf „Ebene > Ebene<br />
duplizieren“. Das stellt sicher, dass ihr Originalbild<br />
unversehrt bleibt, falls Sie einen Fehler machen, der<br />
nicht rückgängig gemacht werden kann. Nennen Sie<br />
die neue Ebene „Zoom-Burst“.<br />
hinzufügen Wählen Sie „Filter ><br />
2Weichzeichnungsfilter > Radialer Weichzeichner“.<br />
Ändern Sie die Weichzeichnungsmethode auf<br />
„Kreisförmig“ und die Qualität auf „Sehr gut“. Stellen Sie<br />
die Stärke der Weichzeichnung zwischen 25 und 30<br />
ein. Das Zentrum der Weichzeichnung kann festgelegt<br />
werden, indem Sie an der gewünschten Stelle auf das<br />
Raster klicken. Wir empfehlen, es in der Mitte zu lassen.<br />
Maske hinzufügen Klicken Sie auf „OK“ und der<br />
3Effekt wird angewendet. Das kann ein wenig<br />
dauern, je nachdem wie schnell ihr Computer ist.<br />
Nun fügen Sie eine Ebenenmaske hinzu, um einen<br />
Teil des Bereichs wieder zu schärfen. Dazu klicken<br />
Sie in der Ebenenpalette auf die Schaltfläche<br />
„Ebenenmaske hinzufügen“.<br />
Erneut schärfen Benutzen Sie das Werkzeug<br />
4„Auswahlellipse“ und wählen Sie einen Bereich<br />
im Zentrum, der wieder scharf abgebildet werden<br />
soll. Nun klicken Sie auf „Auswahl>Kante<br />
verbessern“. Ziehen Sie den Regler nun ganz nach<br />
rechts und den Regler „Kante verschieben“ auf<br />
-50%, dann klicken Sie auf „OK“.<br />
Den Bereich maskieren Wählen Sie das<br />
5Pinselwerkzeug und stellen Sie „Schwarz“ als<br />
Vordergrundfarbe ein. In der Werkzeugleiste ganz oben<br />
wählen Sie einen großen Pinsel und bestreichen damit<br />
den ausgewählten Bereich, um die Details wieder<br />
hervorzubringen. Entfernen Sie die Auswahl über<br />
„Auswahl > Auswahl aufheben“ und wählen Sie<br />
„Weiß“ als Vordergrundfarbe.<br />
Selektive Weichzeichnung Bei immer noch<br />
6aktivem Pinselwerkzeug reduzieren Sie die<br />
Pinselgröße und stellen die Pinselhärte auf 0%.<br />
Bestreichen Sie nun die Kanten Ihres Objekts, damit<br />
der Zoom-Burst weniger gleichmäßig wirkt. Das<br />
verstärkt den Effekt und schafft die Illusion, das<br />
Objekt würde sich auf den Betrachter zu bewegen.<br />
048 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
Volle Kraft voraus!<br />
So wird aus einem<br />
statischen Bild eine<br />
Szene voll dynamischer<br />
Action.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 049
FOTOIDEE<br />
Erwecken Sie<br />
Fantasien zum Leben<br />
Bringen Sie Geduld, Ideen und ein<br />
paar Süßigkeiten mit – so sind Sie<br />
gut vorbereitet für eine schöne<br />
Fotosession mit Kindern.<br />
Wahre Geschichten<br />
RICH JOHNSON: Es gibt<br />
Fotografen, und es gibt<br />
Kinderfotografen. Sie fürchten kein<br />
schokoladenverschmiertes Objektiv<br />
und keinen kaputten Reflektor; ihre<br />
Fototaschen sind gefüllt mit Quietschentchen,<br />
Stofftieren und Kleenex-Tüchern. Können Sie<br />
sich das vorstellen? Nun, probieren Sie es aus:<br />
Sie werden Ihren Spaß haben!<br />
Kinderporträts verlangen unkonventionelle<br />
Kulissen, um die Gesichter und Persönlichkeiten<br />
der Kleinen besser zur Geltung zu bringen. Das<br />
Kinderzimmer ist dem Studio vorzuziehen, da<br />
sich Kinder in der gewohnten Umgebung wohler<br />
fühlen und die nötigen Requisiten für die<br />
Interaktionen schon zur Hand sind. Halten Sie<br />
die Beleuchtung einfach: Ein Blitzgerät als<br />
Hauptlicht und ein weiteres zum Aufhellen<br />
sollten ausreichen. Gehen Sie<br />
unvoreingenommen und mit ein paar<br />
Süßigkeiten im Gepäck an die Sache heran und<br />
seien Sie bereit, Ihr Setup jederzeit anzupassen<br />
– sei es wegen eines großen Fensters, mit dem<br />
Sie nicht gerechnet hatten, oder weil ein Kind bei<br />
Blitzlicht Angst bekommt.<br />
Das Wichtigste aber: Lassen Sie ihrer<br />
Vorstellungskraft freien Lauf. Ideen sind gefragt,<br />
um herauszufinden, womit Sie ein Kind<br />
faszinieren können, sodass Sie wunderschöne,<br />
natürlich wirkende Porträts entstehen.
FOTOIDEE<br />
TIPP<br />
Benutzen Sie ein<br />
Objektiv mit einer<br />
Brennweite von 18<br />
mm oder weniger,<br />
um mehr von der<br />
Szene einzufangen.<br />
1<br />
Setup Als Hauptlicht sollte sich ein drahtloses<br />
Blitzgerät unterhalb des Gesichts Ihres Modells<br />
befinden; im großen Bild rechts wurde der Blitzkopf<br />
in einem Buch versteckt, um das gut sichtbare<br />
Glühen zu erzeugen (s. Schritt 2). Damit keine<br />
Schlagschatten oder Reflexionen auf dem Gesicht<br />
des Kindes entstehen, positionieren Sie den<br />
Aufhellblitz mit einer Softbox direkt über seinem<br />
Kopf; so wird zugleich die übrige Szene aufgehellt.<br />
2<br />
Requisiten vorbereiten Um das Versteck für den<br />
Hauptblitz zu schaffen, schneiden Sie mit<br />
einem Teppichmesser ein rechteckiges Loch in einen<br />
Buchdeckel sowie ca. die Hälfte der Buchseiten; das<br />
Loch muss der Länge und Breite Ihres Blitzkopfs<br />
entsprechen. Nun kleben Sie die präparierten Seiten<br />
zusammen, damit die neugierigen Kinderhände<br />
nicht darin blättern können, während Sie<br />
<strong>Fotografie</strong>ren.<br />
3<br />
Softbox aus einem Buch Stecken Sie nun das<br />
mit einem drahtlosen Auslöser versehene<br />
Blitzgerät in das Loch, das Sie in das Buch<br />
geschnitten haben. Blättern Sie zwei oder drei der<br />
noch intakten Seiten auf, sodass Sie über dem<br />
Blitzkopf liegen und ein diffuses Leuchten für das<br />
Gesicht des Kindes erzeugen. Vielleicht müssen sie<br />
Klebeband benutzen, um das Blitzgerät im Buch zu<br />
fixieren.<br />
4<br />
Belichtung festlegen Schalten Sie das Blitzgerät<br />
auf manuellen Betrieb, die Leistung auf 1/8 der<br />
vollen Leistung und stellen Sie den Zoom auf 24mm ein;<br />
gegebenenfalls müssen Sie die Leistung noch weiter<br />
reduzieren, falls ausgebrannte Spitzlichter auftreten oder<br />
das Kind sich vor dem Blitz erschreckt. Auch die Kamera<br />
schalten Sie in die manuelle Betriebsart und stellen<br />
Blende f/11 ein, um das Wesentliche der Szene in den<br />
Schärfentiefebereich zu bekommen. In diesem Beispiel<br />
lag die Blitzsynchronisation bei 1/125 Sekunde. Der<br />
ISO-Wert sollte möglichst niedrig eingestellt sein, um<br />
Bildrauschen zu vermeiden.<br />
5<br />
Aufhellblitz Beim Aufhellblitz beginnen Sie mit<br />
1/4 der maximalen Leistung. Falls zu viel Licht<br />
abgegeben wird, positionieren Sie den Blitz entweder<br />
höher oder setzen die Leistung herab. Denken Sie<br />
daran, dass der Aufhellblitz die gesamte Szene zwar<br />
ausleuchten, den Hauptblitz jedoch nicht<br />
neutralisieren soll. Falls das Blitzlicht zu schwach ist,<br />
erhöhen Sie nicht die Leistung, sondern setzen Sie<br />
Reflektoren ein, um mehr Licht auf das Motiv zu<br />
lenken.<br />
6<br />
Bringen Sie das Kind zum Lachen! Bevor Sie<br />
nun zu fotografieren beginnen, sollten Sie das<br />
Kind, so gut sie können, von ihrer Absicht ablenken.<br />
Ein Spiel der Art „Ich sehe was, das du nicht siehst“,<br />
kann hier Wunder wirken. Sollte das nicht<br />
funktionieren, holen Sie die – von den Eltern zuvor<br />
genehmigten – Süßigkeiten hervor. Den „richtigen“<br />
Gesichtsausdruck einzufangen, ist von größter<br />
Bedeutung, denn der Gesichtsausdruck bestimmt<br />
die Art der Szene, die Sie im nächsten Schritt<br />
erzeugen werden.<br />
7<br />
Zauberei in der Nachbearbeitung Das Quentchen<br />
„Extra-Magie“, das aus dem guten ein sehr gutes<br />
Foto macht, erzeugen Sie mit Photoshop. Zunächst<br />
entfernen Sie ablenkende Elemente, insbesondere<br />
Spuren von Süßigkeiten wie Schokolade. Es ist immer<br />
wieder beeindruckend, in welch kurzer Zeit kleine<br />
Kinder ein Stück Schokolade überall verteilen! Solche<br />
Spuren entfernen Sie mit dem Kopierstempelwerkzeug<br />
und dem Reparaturpinsel, während Sie bei Bedarf auch<br />
Farb- und Belichtungskorrekturen vornehmen können.<br />
Abschließend denken Sie sich eine Geschichte aus, die<br />
zur aufgenommenen Szene passt.<br />
052 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Wahre Geschichten<br />
Das fertige Bild<br />
Bringen Sie eine Spur von<br />
Magie in ihre Kinderporträts,<br />
indem Sie das Blitzgerät<br />
kreativ einsetzen. Das ist auch<br />
für die Kinder interessanter.<br />
Finish in Photoshop<br />
1<br />
Hintergrund abdunkeln Treffen Sie Ihre Auswahl<br />
mit dem Schnellauswahlwerkzeug, klicken Sie auf<br />
„Konturen verfeinern“, wobei „Smart Radius“<br />
ausgewählt sein muss. Wählen Sie „Ausgabe > Neue<br />
Ebene mit Ebenenmaske“ und klicken Sie auf „OK“.<br />
Klicken Sie nun auf die Hintergrundebene, wählen Sie<br />
„Ebene > Neue Einstellungsebene ><br />
Gradationskurven“ und dunkeln Sie den Hintergrund<br />
ab. Fügen Sie eine Farbbalance-Einstellungsebene<br />
hinzu, um die Blautöne zu verstärken, und wählen Sie<br />
„Filter > Tiefenschärfe abmildern“, um die Umgebung<br />
unscharf zu machen.<br />
2<br />
Elemente hinzufügen Wenn Sie Sterne, Kometen<br />
oder Fantasieobjekte in das Bild bringen wollen, so<br />
sollten diese vor einem schwarzen oder weißen<br />
Hintergrund aufgenommen worden sein. Ziehen Sie die<br />
entsprechenden Bilder in ihr Foto und benutzen Sie das<br />
Verschieben-Werkzeug, um deren Größe, Winkel und<br />
Position anzupassen. Ändern Sie die Füllmethode dieser<br />
Ebene auf „Negativ multiplizieren“, um einen<br />
schwarzen Hintergrund oder auf „Multiplizieren“, um<br />
einen weißen Hintergrund zu verbergen.<br />
3<br />
Aufräumen Gehen Sie auf „Ebene > Sichtbare auf<br />
eine Ebene reduzieren“, duplizieren Sie die Ebene<br />
und gehen auf „Bild > Korrekturen > Umkehren“, dann<br />
ändern Sie die Füllmethode der Ebene auf „Strahlendes<br />
Licht“. Nun gehen Sie auf „Filter > Weichzeichnen ><br />
Matter machen“ und wählen eine Einstellung aus, die<br />
Details betont, ohne einen Schein zu erzeugen. Klicken<br />
Sie auf „OK“, wählen Sie beide Ebenen aus und führen<br />
diese zusammen. Dann nehmen Sie die Farbsättigung<br />
zurück und ändern die Füllmethode auf „Weiches Licht“.<br />
Nun löschen Sie die Ebene mit der Einstellung<br />
„Strahlendes Licht“.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 053
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />
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FOTOIDEE<br />
Portrait an einem Regentag<br />
Portrait an einem Regentag<br />
An regnerischen Tagen können Sie zu Hause mit einfachen Mitteln stimmungsvolle Porträts fotografieren. Wir zeigen wir es Ihnen.<br />
JORDAN BUTTERS: Auf eines können wir uns in unseren<br />
Breiten heutzutage verlassen: extreme Wetterereignisse.<br />
Überschwemmungen ganzer Städte und Dörfer im Frühling<br />
und Frühsommer aufgrund von Dauerregen, Tage mit<br />
Temperaturen von fast 40° im Sommer, unterbrochen von<br />
Hagelschauern mit 5 Zentimeter dicken Hagelkörnern, ganz zu<br />
schweigen von den üblichen Regenperioden.<br />
Das ist sehr unbefriedigend für uns Fotografen, hängen doch so viele<br />
unserer Ideen vom Wetter ab! In gewissen Grenzen können wir der <strong>Natur</strong><br />
natürlich auf die Sprünge helfen, insbesondere durch künstliches Licht.<br />
Leider kann man aber nichts tun, um einen regnerischen in einen<br />
sonnigen Tag zu verwandeln. Also machen wir aus der Not eine Tugend<br />
und nutzen die düstere Stimmung bei Regenwetter für<br />
Porträtaufnahmen. Doch keine Angst, Sie brauchen sich nicht den<br />
Elementen auszusetzen, denn das Ganze fi ndet im warmen<br />
Wohnzimmer statt – und den Regen machen wir sogar selbst.<br />
Um ein solch atmosphärisches Porträt aufzunehmen, brauchen Sie:<br />
natürlich Ihre Kamera, ein möglichst großes Fenster und ein wenig<br />
Leitungswasser. Das sind schon alle Requisiten. Etwas kniffl ig ist das<br />
Motiv dennoch, da Sie durch eine Glasscheibe fotografi eren. Dies schafft<br />
ganz spezielle Probleme, die Einstellung der Schärfe beispielsweise.<br />
Autofokussysteme beruhen technisch darauf, dass sie Kontrastbereiche<br />
identifi zieren. Wenn Sie nun durch eine Glasscheibe fotografi eren,<br />
passiert es oft, dass die Glasoberfl äche oder die darauf sichtbaren<br />
Refl exionen vom Autofokussystem Ihrer Kamera zur Scharfeinstellung<br />
genutzt werden, anstelle des beabsichtigten Motivs hinter der<br />
Glasscheibe. Sie können die Refl exionen in Grenzen halten, indem Sie<br />
einen Bogen schwarzen Kartons, ein schwarzes Tuch oder die dunkle<br />
Seite eines Refl ektors verwenden, doch hier hatte ich mich entschlossen,<br />
sie als Bildelemente zu nutzen, um das Motiv ausdrucksstärker zu<br />
machen. Die Refl exionen in den Wassertropfen sollten das Motiv<br />
realistischer aussehen lassen und die beabsichtigte Stimmung<br />
verstärken. Das Gesicht des Modells musste dazu jedoch einen Bereich<br />
des Bildausschnitts ausfüllen, der frei von Refl exionen war.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 055
FOTOIDEE<br />
Um die Regentropfen auf das Fenster zu bringen, versuchte ich es<br />
zuerst mit einer Sprühfl asche, doch die entstehenden Tropfen waren<br />
zu fein und verliefen sofort – sie sahen einfach nicht wie Regen aus.<br />
Nach weiteren Experimenten erwies es sich als beste Methode, eine<br />
kleine Schüssel mit Wasser zu füllen, die Hand einzutauchen und mit<br />
der nassen Hand die Scheibe zu besprenkeln. Tun Sie nicht zu viel des<br />
Guten, denn zu viele Tropfen lenken ab. Schließlich wollen Sie, dass<br />
das Gesicht Ihres Models das Zentrum des Motivs darstellt. Ich habe<br />
hier die Kinder eines Freundes fotografi ert; die Bilder sollten die kleine<br />
Geschichte erzählen, dass der Regen die Kinder daran hindert,<br />
draußen zu spielen. Da kleine Kinder eine kurze<br />
Aufmerksamkeitsspanne haben, ist es eine große Erleichterung, wenn<br />
jemand ihr Interesse an der Sache aufrecht halten und dirigieren<br />
kann.<br />
Ein einfacher Trick besteht darin, einen älteren Helfer als „Double“ die<br />
Position des Kindes einzunehmen zu lassen, während Sie mit Setup<br />
und Bildkomposition beschäftigt sind. Das Kind bringen Sie erst dann<br />
auf die Szene, wenn Sie zur Aufnahme bereit sind.<br />
1<br />
Fenster auswählen Als erstes<br />
Wählen Sie ein Fenster, durch<br />
das Sie fotografieren wollen – je größer,<br />
desto besser. Natürlich muss es ein<br />
Fenster sein, durch das ein Kind<br />
stehend hindurch blicken kann. Es<br />
kann sich natürlich auch auf einen<br />
Stuhl stellen, wobei zur Sicherheit ein<br />
Elternteil dabei sein sollte.<br />
2<br />
Die richtige Position Bevor Sie<br />
das Wasser auf das Fenster<br />
bringen, finden Sie einen passenden<br />
Winkel und eine gute Kameraposition,<br />
wobei Sie bereits darauf achten,<br />
welche Richtung die Reflexionen<br />
wahrscheinlich nehmen werden.<br />
Probieren Sie im Hinblick darauf auch<br />
höhere und niedrigere<br />
Kamerastandpunkte.<br />
3<br />
Kameraeinstellungen Ich hatte eine<br />
weit offene Blende von f/2.8 gewählt,<br />
die einen schmalen Schärfentiefenbereich<br />
erzeugt, innerhalb dessen ich auf die<br />
Augen des Kindes scharfstellen wollte. Das<br />
würde außerdem jedes andere Objekt aus<br />
dem Schärfebereich herausnehmen und<br />
die Wassertropfen auf dem Glas zusätzlich<br />
weichzeichnen, so dass sie zwar noch<br />
erkennbar sein, aber nicht ablenken<br />
würden.<br />
4<br />
Wasser hinzufügen Als letztes<br />
kam das Wasser ins Spiel.<br />
Beginnen Sie mit einigen wenigen<br />
Tropfen und steigern Sie deren Menge<br />
langsam. Ab einer bestimmten Dichte<br />
lenken Sie zu sehr vom Gesicht Ihres<br />
Models ab. Gegebenenfalls werden<br />
Sie mehrere Anläufe machen müssen,<br />
wobei Sie das Glas vor jedem neuen<br />
Versuch trocken wischen.<br />
Zu vermeidende Fehler<br />
Unpassende Reflexionen Wenn Sie<br />
Reflexionen in der Bildkomposition<br />
verwenden, sollten diese auf jeden Fall nur<br />
ergänzend wirken und keinesfalls vom<br />
eigentlichen Motiv ablenken. Natürliche Objekte<br />
wie Bäume geben in der Regel attraktive<br />
Reflexionen ab, während vom Menschen<br />
gemachte Strukturen wie Häuser meist zu<br />
einheitlich aussehen, wodurch der beabsichtigte<br />
Effekt verloren geht. Stellen Sie sich so, dass die<br />
Reflexion ihr Modell möglichst einrahmt und auf<br />
keinen Fall das Gesicht durchschneidet.<br />
Falsche Schärfeebene Wenn Sie den<br />
Autofokus verwenden, kann es vorkommen,<br />
dass die Kamera auf die Tropfen oder die<br />
Reflexionen auf der Scheibe scharfstellt, anstatt<br />
auf ihr Modell. Benutzen Sie den Einzelpunkt-AF<br />
und legen Sie den Schärfepunkt auf die Augen<br />
fest. Falls das nicht hilft, müssen Sie manuell<br />
scharfstellen. Bei kurzer Tiefenschärfe müssen Sie<br />
auch darauf achten, ob das Kind sich bewegt,<br />
sodass sich die Augen bereits in einem anderen<br />
Schärfebereich befinden.<br />
Falsche Pose Die Arbeit mit kleinen Kindern<br />
ist nicht immer einfach; insbesondere den<br />
richtigen Gesichtsausdruck hervorzurufen, ist oft<br />
langwieriger als man sich vorgestellt hat. Sie<br />
müssen Geduld haben und ständig bereit sein, die<br />
Aufnahme auszulösen, denn die gewünschte Pose<br />
und der schönste Gesichtsausdruck dauern<br />
vielleicht nur für Sekunden an. Deswegen ist es so<br />
hilfreich, wenn ein zweiter Erwachsener, am<br />
besten Vater oder Mutter, die Aufmerksamkeit des<br />
Kindes während der Fotosession überwacht.<br />
056 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
In einer Variation des Fotos bat ich die Mutter,<br />
ein blaues Tuch hinter ihren Sohn zu halten.<br />
Dies gab dem Ganzen mehr Farbe und passte<br />
zu dem kalten Regentag, den das Bild<br />
simulieren soll.<br />
Kit: Nikon D800 mit NIKKOR AF-S 70-200mm<br />
f/2.8G VR II<br />
Betriebsart: Zeitautomatik<br />
Belichtung: 1/400 Sekunde bei Blende<br />
f/2.8 und ISO 200)<br />
Portrait an einem Regentag
<strong>Digitale</strong><br />
Abonnement<br />
4 Ausgaben für<br />
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Natürliche Energie<br />
Verbinden Sie menschengemachte Energie mit der Energie der <strong>Natur</strong> zu einem ökologisch-kreativen Spaßbild<br />
JORDAN BUTTERS: Es<br />
braucht keine komplizierten<br />
Requisiten, um kreativ zu<br />
Fotografi eren – einfache, in<br />
jedem Haushalt vorhandene<br />
Gegenstände kombiniert liefern oft<br />
perfekte Motive. Verlassen Sie gewohnte<br />
Denkmuster, dann können Fotos wie<br />
dieses entstehen.<br />
Der Glühfaden kann in der Birne<br />
verbleiben; die Nachbearbeitung wird<br />
dann jedoch etwas aufwändiger. Wenn<br />
Sie vor einem sauberen, homogenen<br />
Hintergrund fotografi eren, ist die<br />
Retusche allerdings schnell getan. Bei<br />
anderen Hintergründen empfi ehlt es<br />
sich, den Glühfaden zuvor aus der Birne<br />
zu entfernen. Dazu zerbrechen Sie den<br />
schwarzen Isolator unten am Gewinde<br />
der Glühlampe vorsichtig mit den<br />
Backen einer Kombizange. Danach<br />
können Sie ihn mit einem kleinen<br />
Schraubendreher herausholen.<br />
1<br />
Die Glühbirne <strong>Fotografie</strong>ren Sie die Glühbirne,<br />
wobei auch der sichtbare Teil der Hand korrekt<br />
belichtet sein muss. Vermeiden Sie Reflexionen auf dem<br />
Glas, denn die erschweren später die Nachbearbeitung.<br />
Wenn Sie vor einem hellen Hintergrund fotografieren,<br />
achten Sie darauf, nicht überzubelichten, denn sonst<br />
könnte sich der Umriss der Glühbirne vor dem<br />
Hintergrund verlieren.<br />
2<br />
Der Baum Suchen Sie einen passenden Baum –<br />
seine Form muss später in die Glühbirne passen<br />
– ich habe hier eine Bonsai-Pflanze genommen, die ich<br />
im Studio fotografierte. Ein ausgewachsener Baum im<br />
Freien tut es aber auch, sofern er die richtige Form hat.<br />
Schießen Sie vor einem unbedeckten Himmel aus<br />
niedrigem Blickwinkel, damit nichts im Bildausschnitt<br />
verbleibt, das später die Auswahl des Baums in<br />
Photoshop erschwert.<br />
Montage mit Photoshop<br />
1<br />
Aufräumen Importieren Sie das Bild der<br />
Glühbirne in Photoshop und nehmen Sie die<br />
notwendigen Einstellungen vor, um das Bild<br />
aufzuräumen. Mit dem Kopierstempelwerkzeug<br />
entfernen Sie Staubflecken und andere störende<br />
Objekte auf dem Glas. Mit dem Nachbelichter<br />
heben Sie die Umrisse des Glaskörpers hervor, um<br />
die Birne besser vom Hintergrund zu isolieren.<br />
2<br />
Baum bearbeiten Öffnen Sie das Bild des<br />
Baums in einem neuen Fenster und gehen<br />
Sie auf „Auswahl > Farbbereich“. Stellen Sie die<br />
Toleranz auf 200% und den Bereich auf 100%,<br />
aber ohne das Kontrollkästchen „Umkehren“ zu<br />
aktivieren. Halten Sie die Umschalt-Taste gedrückt<br />
und benutzen Sie die Pipette, um den Hintergrund<br />
um den Baum herum auszuwählen. Behalten Sie<br />
dabei das Farbbereichsfenster im Auge.<br />
3<br />
Baum auswählen Ziehen Sie den Toleranzregler<br />
zurück, bis der Baum vollständig weiß ist, und<br />
klicken Sie auf „OK“. Dann wählen Sie „Auswahl ><br />
Kante verbessern“ und erhöhen im Dialogfenster die<br />
„Weiche Kante“ auf 4 Pixel, den Wert für „Kante<br />
verschieben“ auf 5 Pixel und klicken auf „OK“. Nun<br />
gehen Sie auf „Bearbeiten > Kopieren“, wählen das<br />
Fenster mit dem Baum aus und kopieren es über<br />
„Bearbeiten > Einfügen“ in das Bild der Glühbirne.<br />
4<br />
Form des Baums anpassen Der Baum<br />
erscheint nun als neue Ebene, muss aber<br />
noch ein wenig angepasst werden. Das erreichen<br />
Sie mit „Bearbeiten > Frei transformieren“.<br />
Manipulieren Sie die Form des Baums so, dass er<br />
in die Glühbirne passt. Wenn Sie fertig sind,<br />
klicken Sie auf „Ebene > Ebenenmaske > Alles<br />
einblenden“.<br />
5<br />
Baum beschneiden Wählen Sie das<br />
Pinselwerkzeug mit „Schwarz“ als<br />
Vordergrundfarbe. Reduzieren Sie die Pinselhärte<br />
auf 20% und die Deckkraft auf 25%. Bearbeiten<br />
Sie nun das Bild des Baums, um die Bereiche, die<br />
sich außerhalb der Glühbirne befinden, zu<br />
entfernen. Ich habe die Deckkraft noch etwas<br />
weiter reduziert und ein paar Pinselstriche<br />
innerhalb der Birne angebracht, um Lichtreflexe<br />
im Glas zu simulieren.<br />
6<br />
Feinarbeit zum Schluss Die Baumebene<br />
muss nun noch ein wenig angepasst werden,<br />
damit sie realistischer aussieht. Dazu gehen Sie<br />
auf „Ebene > Neue Einstellungsebene ><br />
Gradationskurven“, um den Kontrast zu reduzieren<br />
und auf „Ebene > Neue Einstellungsebene ><br />
Farbton/Sättigung“, um die Farbsättigung zu<br />
reduzieren. Achten Sie jedoch darauf, dass diese<br />
Einstellungen nur die Baumebene betreffen.<br />
060 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
Die Kraft der <strong>Natur</strong> – ein ökologisches<br />
Statement, einfach und schnell gemacht.<br />
Ausrüstung: Nikon D800<br />
NIKKOR AF-S 24-70mm f/2.8G ED<br />
Objektiv:<br />
Betriebsart: Manuell<br />
Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/8<br />
und ISO 100<br />
Kreatives Spaßfoto
FOTOIDEE<br />
Strandschönheiten<br />
Wer das Glück hat, im Norden zu wohnen, kann in ein paar Stunden die<br />
Küste erreichen. Rollen wir also die Hosenbeine hoch und machen uns die<br />
Füße nass, um die bei Ebbe immer neu entstehenden unterschiedlichen<br />
Priele und Tümpel einzufangen.
Gezeiten-Landschaften
FOTOIDEE<br />
HELEN DIXON<br />
Kamera: Canon EOS 5D Mk II<br />
Objektiv: Canon EF 16-35mm<br />
f/2.8L II USM<br />
Betriebsart: Manuell<br />
Küstenlandschaften stellen uns Fotografen oft vor<br />
besondere Herausforderungen. Manchmal stehen<br />
wir vor einer Szenerie, die nicht einen einzigen<br />
Fixpunkt aufweist, um das Auge des Betrachters<br />
anzuziehen. Gelegentlich findet man einen<br />
Leuchtturm oder eine andere interessante Struktur<br />
am Horizont, auf die man den Blick lenken könnte,<br />
doch normalerweise ist es nicht ganz einfach, einen<br />
attraktiven Vordergrund für eine ausgewogene<br />
Bildkomposition zu finden.<br />
Doch genau das macht den Unterschied zwischen<br />
einem einfachen Schnappschuss an der See und<br />
einem schönen Strandpanorama aus. Bei Ebbe in<br />
Felsformationen entstehende Tümpel sind ein<br />
hervorragender Vordergrund, der dem Rest der<br />
Szene Attraktivität und Tiefe verleiht. Ideal für dieses<br />
Motiv ist ein ruhiger Tag, an dem ein paar Wolken<br />
am Himmel zu sehen sind. Sie müssen also etwas<br />
vorausplanen, um Erfolg zu haben. Das beste Licht<br />
haben Sie – wie immer – in den Stunden kurz nach<br />
Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang. Um den<br />
richtigen Zeitpunkt abzupassen, können Sie eine<br />
Gezeitentabelle zu Rate ziehen (zu finden unter<br />
http://www.bsh.de/de/Meeresdaten/Vorhersagen/<br />
Gezeiten). Suchen Sie sich einen Tag aus, an dem<br />
der Sonnenaufgang oder der Sonnenuntergang beim<br />
tiefsten Wasserstand stattfindet. Nun muss nur noch<br />
das Wetter mitspielen…<br />
Seien Sie rechtzeitig vor Ort, um nach einem<br />
Kamerastandpunkt zu suchen, der Ihnen eine<br />
ausdrucksstarke Bildkomposition ermöglicht, aber<br />
ohne zu viele ablenkende Elemente im Bild. Halten<br />
Sie die Bildkomposition einfach und ausgeglichen,<br />
das hat sich am besten bewährt. Der Felstümpel<br />
lenkt das Auge des Betrachters in das Bild. Achten<br />
Sie genau darauf, wo sie herumlaufen, denn im<br />
Sand sichtbare Fußabdrücke sind das beste Mittel,<br />
um vom eigentlichen Motiv abzulenken. Um<br />
Fußabdrücke zu vermeiden, ziehen Sie ein paar<br />
möglichst hohe Gummistiefel an und laufen Sie<br />
durch die Tempel anstatt darum herum. Natürlich<br />
können Sie Fußabdrücke in der Nachbearbeitung<br />
entfernen, doch das ist mit relativ viel Zeit verbunden<br />
– Zeit, die Sie besser hier vor Ort verbringen. Wenn<br />
Sie einen passenden Felstümpel gefunden haben,<br />
entscheiden Sie, ob Sie im Hoch- oder Querformat<br />
fotografieren wollen, wovon auch die Höhe der<br />
Kamera über dem Wasser abhängen dürfte. Die<br />
wiederum spielt eine große Rolle dabei, wie gut<br />
Spiegelungen im Wasser abgebildet werden. Die<br />
Kamera zwischen Hüft- und Brusthöhe fixiert, hat<br />
sich bei mir als guter Ausgangspunkt erwiesen. Da<br />
der Felstümpel das Hauptelement des Bildes<br />
darstellt, versuchen Sie die Bildkomposition anhand<br />
der Drittelregel. Dabei markiert der Horizont dem<br />
Beginn des oberen Drittels. Sie brauchen nicht den<br />
gesamten Vordergrund mit dem Felstümpel zu füllen.<br />
Ränder des Tümpels, die aus dem Bild hinaus<br />
führen, dienen ebenso gut als Führungslinien in das<br />
Bild hinein.<br />
Ganz gleich was Sie tun, achten Sie auf die Zeit,<br />
denn sie wären nicht der erste, der von der<br />
hereinkommenden Flut unangenehm überrascht<br />
würde. Es ist bestimmt kein Spaß, sich urplötzlich<br />
von der Küste abgeschnitten auf einer Sandbank<br />
wiederzufinden mit der Alternative, bis zur nächsten<br />
Ebbe auszuharren oder mitsamt der<br />
Kameraausrüstung an Land zu schwimmen.<br />
064 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Gezeiten-Landschaften<br />
Zu vermeidende Fehler<br />
Ohne Filter<br />
Mit Filter<br />
Überbelichteter Himmel Ein bekanntes Problem beim <strong>Fotografie</strong>ren in grellem Sonnenlicht<br />
besteht darin, dass die vorhandenen Kontraste den Dynamikumfang der Kamera übersteigen<br />
können. Beim Versuch, eine ausgeglichene Belichtung zu erhalten, wird meistens der Himmel<br />
überbelichtet. Sie können eine oder zwei Stufen negative Belichtungskorrektur einstellen, doch das<br />
unterbelichtet den Vordergrund. Die ideale Lösung des Problems ist ein Graufilter, der den hellen<br />
Himmel neutralisiert.<br />
Sie können natürlich bis nach Sonnenuntergang warten, dann ist das natürliche Licht ausgewogener.<br />
Das fertige Bild<br />
Jeder dieser Felsentümpel erlaubt<br />
Bildkompositionen aus unterschiedlichen<br />
Winkeln. Bei diesem Bild gefielen mir<br />
besonders die Spiegelungen an der<br />
Wasseroberfläche<br />
Belichtung: 1/6 Sekunde bei Blende f/13<br />
und ISO 100)<br />
Streulicht<br />
Gestreutes Licht kann zum<br />
echten Problem werden, wenn Sie bei<br />
Gegenlicht fotografieren. Es entsteht durch Licht,<br />
das innerhalb des Objektivs an den einzelnen<br />
Linsenoberflächen reflektiert wird. Bei<br />
bestimmten Schusswinkeln ist es schlicht<br />
unvermeidbar, doch es gibt Maßnahmen, die Sie<br />
treffen können, es zu reduzieren. Eine<br />
Gegenlichtblende ist auf jeden Fall zu empfehlen,<br />
auch sollte die Frontlinse des Objektivs frei sein<br />
von Staub und Wassertröpfchen, denn die<br />
vergrößern das Problem. Wenn all das nichts<br />
hilft, müssen Sie ihre Position ändern, damit ihre<br />
Szene von der Seite angeleuchtet wird.<br />
Konturlose Spiegelungen Da der<br />
Felstümpel den Vordergrund der<br />
Bildkomposition dominieren soll, ist die Qualität<br />
der Spiegelungen an der Wasseroberfläche<br />
entscheidend. Kleine Wellen im Wasser können<br />
das Bild dynamischer wirken lassen, doch bei<br />
ruhigem Wasser werden sie schönere<br />
Wolkenspiegelungen vorfinden. Vielleicht stellen<br />
Sie auch fest, dass die Spiegelungen der Wolken<br />
im Wasser kaum Konturen haben. Korrigieren Sie<br />
dann die Höhe der Kamera über dem<br />
Wasserspiegel und benutzen Sie einen Polfilter.<br />
Mit ihm können Sie die Reflexionen ihren<br />
Wünschen genau anpassen.<br />
1<br />
Setup Wenn Sie einen passenden Felstümpel<br />
gefunden haben, montieren Sie die Kamera auf<br />
das Stativ und machen ihre Bildkomposition. Das<br />
Stativ wird zunächst in den nassen Sand einsinken;<br />
drücken Sie es kräftig herunter und warten Sie ab,<br />
bis es sich nicht mehr bewegt. Eine auf den<br />
Zubehörschuh aufgesteckte Wasserwaage leistet<br />
gute Dienste, um die Kamera auszurichten.<br />
2<br />
Einstellungen Stellen Sie die Kamera auf<br />
Zeitautomatik und wählen Sie eine mittlere<br />
Blende, damit Sie eine komfortable Schärfentiefe<br />
erreichen – ein Wert zwischen f/8 und f/13 sollte dies<br />
gewährleisten. Stellen Sie manuell scharf oder<br />
benutzen Sie den Einzelpunkt-AF, wobei Sie den<br />
Schärfepunkt auf das Ende des ersten Drittels der<br />
Szene legen, um alles von vorn bis hinten scharf zu<br />
bekommen. Verwenden Sie einen Fernauslöser oder<br />
den Selbstauslöser der Kamera, um das<br />
Verwacklungsrisiko zu minimieren.<br />
3<br />
Filter benutzen Machen Sie eine Testaufnahme<br />
und bewerten Sie die Belichtung anhand des<br />
Histogramms. Ich stellte fest, dass zwar mein<br />
Vordergrund gut belichtet, der Himmel aber<br />
hoffnungslos überbelichtet war. Um das Problem zu<br />
lösen, können Sie entweder eine Bildserie mit<br />
unterschiedlichen Belichtungen schießen und diese<br />
später in Photoshop Zusammenmontieren oder Sie<br />
benutzen einen Grauverlaufsfilter, um die Helligkeit<br />
des Himmels zu unterdrücken. Dieses Foto entstand<br />
mit Grauverlaufsfilter.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 065
FOTOIDEE<br />
Sommerfrucht<br />
Fruchtiges Makro<br />
Manchmal hat man ihn einfach: den akuten Inspirationsstau. Lassen Sie sich für diesen Fall von uns anregen:<br />
Die folgenden einfache Schritte führen Sie zu einem quicklebendigen, farbenfrohen Stillleben.<br />
JORDAN BUTTERS<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 105mm f/2.8G IF-ED VR<br />
Betriebsart: Manuell<br />
Software: Photoshop CS5<br />
ES IST LEICHT nachzuvollziehen, warum sich so viele Menschen für die<br />
Makrofotografie begeistern: Ein alltägliches Objekt, vielfach vergrößert aus<br />
einem persönlichen Blickwinkel aufgenommen, erscheint in ganz neuem<br />
Licht und enthüllt Details, die dem Blick sonst verborgen bleiben. Und mit<br />
ein paar kleinen Tricks kann man die Attraktivität solcher Motive noch weiter<br />
verstärken.<br />
Kirschen etwa sind leicht erkennbare, farblich unmittelbar ansprechende<br />
Objekte. Wenn Sie näher herangehen, stellen Sie aber fest, dass ihren<br />
Oberflächen jegliche charakteristische Eigenschaft fehlt – was wiederum<br />
bedeutet, dass eine Makroaufnahme wahrscheinlich ziemlich langweilig<br />
aussehen wird. Mit einem farbigen Hintergrund und einem Schuss<br />
Tonic Water können Sie trotzdem ein einfaches, höchst attraktives Stillleben<br />
erzeugen.<br />
Was die Ausrüstung angeht, benötigen Sie dazu einige Dinge, um die<br />
Aufgabe zu erleichtern. Da ist zunächst einmal das Stativ, außerdem<br />
brauchen Sie ein Objektiv mit Makro-Fähigkeiten. Ein Abbildungsfaktor von<br />
1:1 wäre perfekt, denn damit bekommen Sie Ihr Motiv formatfüllend in den<br />
Sucher. Offensichtlich brauchen Sie außerdem ein paar Kirschen und als<br />
wichtigste Requisite eine transparente Vase oder ein transparentes<br />
Trinkglas, möglichst in rechteckiger Form, denn dadurch werden die durch<br />
das Glas unvermeidlichen optischen Verzerrungen auf ein Minimum<br />
reduziert.<br />
Nun könnten Sie die Kirschen einfach in normales Leitungswasser<br />
versenken, doch dann würden die kleinen Gasbläschen fehlen, und gerade<br />
die sind es, die dieses Motiv erst lebendig machen. Sie könnten auch<br />
Limonade verwenden, doch ich empfehle ein farbloses Sprudelwasser,<br />
Selters oder Tonic. Die sind nicht so klebrig wie Limonade und aus<br />
irgendeinem Grund halten die Gasbläschen länger. Wenn die Flüssigkeit für<br />
Ihr Empfinden nicht genug sprudelt, blasen Sie vorsichtig mit einem<br />
Strohhalm Luft hinein, das bringt das Sprudeln wieder in Gang. Sie können<br />
auch unmittelbar vor der Aufnahme leicht auf den Tisch klopfen, auf dem<br />
die Vase steht, dadurch lösen sich die am Grund des Gefäßes befindlichen<br />
066 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
FOTOIDEE<br />
Sommerfrucht<br />
Gasbläschen und steigen in die Höhe.<br />
Irgendwie müssen die Kirschen in Position gehalten werden, sonst steigen Sie an<br />
die Oberfläche. Eine Wimberley Plamp ist das perfekte Hilfsmittel für diesen<br />
Zweck, doch jede andere Konstruktion, die das Aufsteigen hindert, erfüllt ebenso<br />
ihren Zweck. Außerdem sollten Sie einige Bogen farbigen Karton bereithalten, die<br />
Sie als Hintergründe verwenden. Wechselnde Hintergrundfarben werden die<br />
Stimmung dieses Bildes stark verändern.<br />
Als Lichtquelle können Sie natürliches Tageslicht nutzen, an windstillen Tagen<br />
sogar im Freien, obgleich Sie das Licht dann weniger gut kontrollieren können.<br />
Wenn Sie bei schwächeren Lichtverhältnissen arbeiten, kann es passieren, dass<br />
die Verschlusszeit zu lang ist, um die aufsteigenden Blasen scharf abzubilden.<br />
Benutzen Sie in diesem Fall ein Blitzgerät, dazu ist ein Reflektor oder kleine<br />
Softbox empfehlenswert, um diffuses Licht zu erzeugen.<br />
Die hier beschriebenen Aufnahmetechnik braucht sich selbstverständlich nicht<br />
auf Kirschen zu beschränken, sie funktioniert genauso gut mit anderen Früchten.<br />
Aufgeschnittene Früchte können zu fantastischen Bildern führen; versuchen Sie<br />
einmal eine halbe Orange, eine Kiwi oder eine Zitrone. Gehen Sie grundsätzlich<br />
sehr nah heran, um die Blasen hervorzuheben. Das Bild wirkt dadurch abstrakter.<br />
Setup<br />
1<br />
Vorbereitung Füllen Sie die Vase mit Tonic und wählen Sie ein paar Kirschen<br />
aus. Für Makrofotos sollten Sie generell versuchen, möglichst perfekte<br />
Exemplare für Ihr Motiv zu finden, denn durch die starke Vergrößerung tritt auch<br />
jeder Makel deutlich zu Tage und lenkt das Auge des Betrachters ab. Die Kirschen<br />
werden zunächst in der Flüssigkeit versinken, steigen dann jedoch wieder hoch<br />
und bewegen sich an der Oberfläche, was das Scharfstellen erschwert. Sie<br />
brauchen deshalb die Wimberley Plamp, um sie in Position zu halten.<br />
2<br />
Aufbau Montieren Sie die Kamera auf ein Stativ und machen Sie Ihre<br />
Bildkomposition. Bewegen Sie entweder die Vase, oder die Kamera, um die<br />
Größe der Kirschen im Sucherbild anzupassen. Bringen Sie die Stängel der<br />
Kirschen in eine solche Position, dass Sie in einem Winkel in den Bildausschnitt<br />
hineinragen, das wirkt dynamischer. Ein Bogen farbiges DIN A4 Papier ergibt<br />
einen perfekten Hintergrund. Ich habe eine Farbe gewählt, die gut zur Farbe der<br />
Kirsche passt.<br />
3<br />
Einstellungen Stellen Sie manuell auf die Gasbläschen scharf, die sich dem<br />
Objektiv am nächsten befinden. Der LiveView der Kamera erleichtert dies.<br />
Schalten Sie die Kamera auf „Zeitautomatik“ und experimentieren Sie mit der<br />
Blende, um den Tiefenschärfebereich zu verändern. Ich hatte Blende f/8<br />
eingestellt. Bei ausschließlich natürlichem Licht kann es sein, dass die<br />
Verschlusszeit zu lang ist, die aufsteigenden Bläschen einzufrieren. Weiteres<br />
Aufblenden würde die Schärfentiefe beeinträchtigen; nehmen Sie lieber das<br />
Blitzgerät zu Hilfe.<br />
4<br />
Aufhellblitz Den Blitz direkt auf die Vase zu richten, ist keine gute Idee, denn<br />
das würde unkontrollierbare Reflexionen und Blendungen erzeugen, die Sie<br />
später in Photoshop mühsam wieder beseitigen müssten. Ich ließ das Blitzlicht<br />
von einer weißen Styroporplatte zurückwerfen, die ich rechts von der Vase<br />
positioniert hatte. Arrangieren Sie das Ganze so, dass der Aufhellblitz seitlich auf<br />
die Kirschen trifft. Machen Sie ein Testfoto und passen Sie die Blitzleistung<br />
gegebenenfalls an.<br />
068 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
Eine geringe Verstärkung des Kontrasts und der<br />
Leuchtkraft der Farben in der Nachbearbeitung machen<br />
die Kirsche schön knackig.<br />
Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/8 und ISO 100)
FOTOIDEE<br />
Achtung, es kippt …!<br />
Mit dieser verblüffend einfachen Aufnahmetechnik werden Sie größtes<br />
Erstaunen auslösen. Wir zeigen Ihnen, wie der Trick funktioniert.<br />
PAUL WARD<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR 24-70mm f/2.8G<br />
Betriebsart: Manual<br />
Software: Photoshop<br />
Bewusst herbeigeführte Illusionen üben eine<br />
besondere Faszination auf den Betrachter aus – Sie<br />
schauen hin, stellen fest, dass irgendetwas nicht<br />
stimmt mit dem, was Sie sehen; Sie schauen noch<br />
einmal hin und versuchen herauszubekommen, woran<br />
es liegt. Am besten ist der Trick anhand der folgenden<br />
Beschreibung nachzuvollziehen:<br />
Zunächst brauchen Sie die richtige Kulisse. Starke<br />
senkrechte Linien funktionieren am besten, da sie die<br />
Perspektive für den Betrachter schaffen – hier ein<br />
langer Säulengang, es geht aber mit jedem anderen<br />
hoch aufragenden Gebäude.<br />
Es werden zwei Einzelbilder aufgenommen und später<br />
zusammenmontiert, eines mit und eines ohne Modell:<br />
Für Bild 1 (nur Hintergrund) wird die Kamera um ca.<br />
30 – 45 Grad zur Seite geneigt. Für Bild 2 (mit Modell)<br />
nimmt das Modell eine „Seitenlage“ im selben<br />
Neigungswinkel ein. Damit es dabei nicht umfällt,<br />
muss es von Ihnen oder einem Assistenten gestützt<br />
werden (s. unten, Schritt 3).<br />
Für die Einzelaufnahmen müssen Sie sehr präzise<br />
arbeiten, damit die Bildausschnitte des Hintergrunds<br />
und des Modells genau gleich sind. Dafür muss auch<br />
die Beleuchtung exakt steuerbar sein, und<br />
selbstverständlich dürfen die Position des Stativs, die<br />
Perspektive und die Kameraeinstellungen anschließend<br />
nicht mehr verändert werden. Andernfalls haben Sie<br />
später in Photoshop große Probleme, die beiden Fotos<br />
so zusammenzufügen, dass die erwünschte Illusion<br />
erzeugt wird.<br />
Sie werden mehrere Versuche benötigen, bevor die<br />
Aufnahme natürlich wirkt. Für das Modell kostet es<br />
etwas Übung, das Gleichgewicht zu halten, während<br />
es gehalten wird.<br />
Setup<br />
Natürliches Licht<br />
Kamera<br />
Neigungsillusion<br />
Säulen<br />
Studioblitz<br />
Modell<br />
Wand<br />
1<br />
Testfotos Montieren Sie die Kamera auf das<br />
Stativ, nehmen Sie die erforderlichen<br />
Einstellungen vor und machen Sie eine Reihe von<br />
Testaufnahmen, wobei sich das Modell bereits an der<br />
richtigen Position befinden sollte. Wenn Sie mit der<br />
Bildkomposition und der Bildschärfe zufrieden sind,<br />
schalten Sie den Autofokus aus, damit die<br />
Einstellung nicht mehr verändert wird.<br />
Finish in Photoshop<br />
2<br />
Das richtige Licht Ändert sich das Sonnenlicht<br />
ständig durch vorüberziehende Wolken,<br />
machen Sie möglichst viele Aufnahmen vom<br />
Hintergrund, damit Sie später wenigstens eine<br />
haben, bei denen die Lichtverhältnisse mit der<br />
Aufnahme des Modells übereinstimmen. Richten Sie<br />
nun den Blitz ein. In diesem Fall befand er sich links<br />
oberhalb vom Modell, im Winkel von 45° nach<br />
unten.<br />
3<br />
Das Modell Das Modell muss sich an der<br />
vorher markierten Position befinden. Und nun<br />
kommt der eigentliche Trick:<br />
Das Modell lehnt es sich locker zur Seite, wobei es<br />
vom Assistenten abgestützt wird. Die Seitenlage<br />
muss genau dem Neigungswinkel Ihrer Kamera<br />
entsprechen. Dadurch entsteht die Illusion, als stehe<br />
das Modell senkrecht, während die übrige Szene<br />
umzukippen scheint!<br />
DER ASSISTENT VERSCHWINDET<br />
Öffnen Sie beide Bilder in Photoshop, wählen Sie das<br />
Bild mit dem Modell aus und kopieren Sie es in den<br />
Hintergrund. Mit dem Radiergummi oder einer<br />
Ebenenmaske und dem Pinselwerkzeug entfernen<br />
Sie nun die Person, die das Model abstützt.<br />
Arbeiten Sie sehr sorgfältig mit einem möglichst<br />
kleinen Pinsel, um ein gutes Finish zu erzeugen.<br />
Achten Sie auf etwaige Schatten, die von dem<br />
Assistenten geworfen wurden, denn die müssen<br />
ebenfalls entfernt werden.<br />
070 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Das fertige Bild<br />
Eine natürliche Pose ist entscheidend für den Erfolg dieser Illusion.<br />
Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/4.5 und ISO 100
Leserfotos<br />
UND DIE MEINUNGEN UNSERER REDAKTION<br />
DAS<br />
EXPERTEN-<br />
TEAM<br />
REDAKTEUR<br />
DANIEL LEZANO<br />
Daniel ist seit vielen<br />
Jahren Jurymitglied<br />
bei renommierten<br />
Fotowettbewerben.<br />
NATURFOTOGRAF<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Ross ist erfahrener<br />
Fotograf und Autor,<br />
spezialisiert auf<br />
Wildlife-, Makro- und<br />
Landschaftsfotografie.<br />
LANDSCHAFTS<br />
LEE FROST<br />
Lee ist seit vielen<br />
Jahren<br />
Berufsfotograf<br />
und der Autor<br />
mehrerer<br />
Fachbücher.<br />
PHOTOSHOP<br />
CAROLINE<br />
WILKINSON<br />
Caroline ist eine<br />
erfahrene Fotografin<br />
und Photoshop-<br />
Expertin.<br />
ERDBEER-SPRITZER<br />
Von Darlene Young<br />
Kamera: Nikon D300<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 105mm f/2.8 Micro<br />
Belichtung: 1/250 Sekunde bei Blende f/11<br />
und ISO 250<br />
DARLENE SAGT: „Ich mag es<br />
wenn es ordentlich spritzt. Für<br />
dieses Foto hatte ich die Erdbeere<br />
an einer Angelschnur aufgehängt.<br />
Ein wenig Wasser wurde seitlich<br />
auf die Erdbeere gespritzer. Um die Bewegung<br />
einzufrieren, habe ich zwei Blitzgeräte benutzt.“<br />
LEE FROST: Ich bin immer wieder verblüfft<br />
von der Kreativität der Leser dieses Magazins,<br />
die in den eingesandten Bilder zum Ausdruck<br />
kommt! Es ist unbestreitbar, dass die Qualität<br />
der Fotografi e generell enorm gestiegen ist,<br />
seitdem der Wechsel vom Film zu den Pixeln<br />
statt gefunden hat. Darlenes Foto ist ein<br />
perfektes Beispiel dafür – ein solches Foto mit<br />
der fi lmbasierten Technik zu produzieren,<br />
wäre eine Sissyphus-Aufgabe gewesen, doch<br />
digital ist es vergleichsweise ein Klacks, denn<br />
man kann einfach so lange weitermachen,<br />
bis das Ergebnis perfekt ist. Und genau das<br />
hat Darlene hier gemacht. Mir gefällt dieses<br />
Foto sehr. Es ist richtig belichtet, gestochen<br />
scharf und die Farben sind brillant. Der<br />
subtile blauer Hintergrund passt perfekt zu<br />
dem leuchtenden Rot der Erdbeeren. Auch<br />
das Timing ist gut, das spritzende Wasser ist<br />
durch seinen ausgeprägten Umriss bestens<br />
zu erkennen, passt genau in den<br />
Bildausschnitt und behindert trotzdem nicht<br />
den Blick auf die Erdbeere. Der einzige<br />
mögliche Kritikpunkt ist der, dass das Wasser<br />
die Blätter an der Oberseite der Erdbeeren<br />
fl achgedrückt, so dass deren ursprüngliche<br />
Form nicht mehr erkennbar ist. Doch ich bin<br />
mir nicht sicher, was man dagegen hätte tun<br />
sollen. Vielleicht hätte man mit dem Wasser<br />
etwas tiefer zielen können, aber bei solchen<br />
Aufnahmen lässt sich nun einmal nicht alles<br />
bis ins letzte Detail steuern. Doch bis auf<br />
dieses kleine Manko ist das Bild hervorragend<br />
gelungen<br />
Urteil: Ein cleveres, sehr gut ausgeführtes<br />
Foto, das fast perfekt geworden ist.<br />
DANIEL LEZANO: Darlene hat es wirklich<br />
drauf mit dieser Technik. Üblicherweise sieht<br />
man Bilder, bei denen die Früchte ins Wasser<br />
fallen; das Interessante hier ist, dass Darlene<br />
es umgekehrt macht und das Wasser auf die<br />
Frucht fallen lässt. Und es funktioniert. Das<br />
„Ich bin immer wieder verblüfft von der<br />
Kreativität der Leser dieses Magazins,<br />
die in den eingesandten Bildern zum<br />
Ausdruck kommt!“ LEE FROST<br />
Timing ist perfekt genauso wie die Form die<br />
das Wasser um die Erdbeeren herum<br />
angenommen hat. Das Rote Erdbeeren<br />
kontrastiert sehr schön mit dem leichten<br />
graublauen Hintergrund, der gerade genug<br />
Farbintensität hat dass das Wasser sich klar<br />
von ihm abheben kann. Es gibt eigentlich<br />
nichts was ich hier kritisieren sollte, denn es<br />
ist ein hervorragendes Foto, das ganz<br />
bestimmt nicht einfach in den Kasten zu<br />
bekommen war. Doch wenn Darlene dieses<br />
Motiv je wiederholen sollte, würde ich<br />
anregen, ein wenige Licht zurück auf den<br />
Vordergrund refl ektieren zu lassen, weil die<br />
Erdbeere einen leichten dunklen Schatten in<br />
der Mitte ihrer oberen Hälfte aufweist. Aber<br />
da ist natürlich sehr viel persönlicher<br />
Geschmack im Spiel.<br />
Urteil: Ein großartiges Bild, dass jede<br />
professionelle Bilddatenbank bereichern<br />
würde.<br />
Pro und Kontra...<br />
Pro: Darlenes Wahl der Farben und das<br />
präzise Timing ergab ein frisch-fruchtiges<br />
Bild mit viel Dynamik<br />
Kontra: eine unwesentliche<br />
Beeinträchtigung stellen die zusammen<br />
gedrückten Blätter oberhalb der Erdbeeren dar<br />
und vielleicht der Schatten in der oberen Hälfte<br />
der Frucht.<br />
072 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
ALTES HAUS<br />
Von Ruairidh Macdonald<br />
Kamera: Canon EOS 40D<br />
Objektiv: Canon EF-S 17-85mm f/4-5.6 IS USM<br />
Belichtung: 1/100 Sekunde bei Blende f/7 und<br />
ISO 100<br />
RUAIRIDH SAGT: „Auf dem Rückweg<br />
von einem anderen Fototermin kam ich<br />
an diesem Haus vorbei. Die Sonne brach<br />
gerade durch die Wolken und füllte den<br />
Himmel mit Farbe. Ich baute schnell<br />
mein Stativ auf und machte viele Aufnahmen, um das<br />
hervorragende Licht so oft wie möglich einzufangen.<br />
Dann montierte ich die Aufnahmen in der<br />
Nachbearbeitung zusammen.“<br />
LEE FROST: Ich kann es kaum erwarten, selbst auf<br />
die Äußeren Hebriden zukommen – unter anderem<br />
auch deswegen, weil ich ein solches Foto zustande<br />
bringen will. Ruairidhs Bild ist fantastisch, voller<br />
Dramatik und Atmosphäre. Das Licht ist einfach<br />
wundervoll – sehr subtil und doch bringt es den<br />
düsteren Charakter der Szene zur Geltung, indem es<br />
für etwas Wärme und Kontrast sorgt, ohne dass das<br />
Gefühl der Kälte und Verlassenheit verloren ginge.<br />
Besonders gefällt mir auch, dass Ruairidh sehr viel<br />
Himmel in den Bildausschnitt einbezogen hat – die<br />
Anwendung der Drittelregel ist klar erkennbar – was<br />
die Kargheit und Einsamkeit des Ortes noch betont.<br />
Der schmale Weg im Vordergrund ist eine perfekte<br />
Führungslinie, das den Blick des Betrachters auf die<br />
Hütte lenkt. Der auf dem Weg liegende Pulverschnee<br />
hebt ihn besonders hervor. Das Bild hat einen<br />
leichten HDR-Touch, wodurch es fast etwas<br />
unnatürlich wirkt, doch der Effekt ist nicht so akut,<br />
dass er das Bild verderben würde. Wäre es mein Bild<br />
gewesen, hätte ich die Telefonleitung herausgeklont,<br />
denn sie durchschneidet die Szene und wirkt<br />
ablenkend. Abgesehen davon hat Ruairidh ein<br />
fantastisches Landschaftsfoto geschossen dass ich<br />
liebend gerne selbst in meinem Portfolio haben<br />
würde.<br />
Urteil: Ein dramatisches, atmosphärisches und<br />
charaktervolles Bild. Großartig!<br />
ROSS HODDINOTT: Fotografen mögen Verfall und<br />
Verlorenheit, deswegen kann ich genau<br />
nachvollziehen, warum Ruairidh diesem Motiv nicht<br />
widerstehen konnte. Der Winterhimmel passt perfekt<br />
zu dieser Szene, die eine Spur von HDR-Effekt hat,<br />
doch der ist genau dosiert, keineswegs übertrieben<br />
und das Ergebnis sieht immer noch natürlich aus.<br />
Ich habe lediglich eine Kleinigkeit an der<br />
Bildkomposition selbst auszusetzen. Der Himmel ist<br />
sehr schön, für mich allerdings nicht ausdrucksstark<br />
genug, als dass ich ihm so viel Platz im<br />
Bildausschnitt eingeräumt hätte. Für meinen<br />
Geschmack hätte Ruairidh den schneebedeckten,<br />
zum Haus führenden Weg mehr betonen sollen. Die<br />
vereisten Pfützen sind sehr fotogen und mit einem<br />
Weitwinkelobjektiv und kleiner Blende – um einen<br />
großzügigen Schärfentiefenbereich zu erzeugen –<br />
hätte er einen fantastischen Vordergrund gehabt mit<br />
einer natürlichen Führungslinie. Wäre mehr von der<br />
unmittelbaren Umgebung des Hauses im Bild – der<br />
Weg, der Fluss und das Moor – hätte das zu einer<br />
besseren Perspektive geführt.<br />
Urteil: Ein schönes Bild, doch ich glaube ein<br />
weiteres Gesichtsfeld hätte eine dem Motiv<br />
angemessenere Bildkomposition ergeben.<br />
„Das Licht ist einfach wundervoll – sehr subtil und doch bringt es den<br />
düsteren Charakter der Szene zur Geltung“. LEE FROST<br />
Kurzkritik<br />
1) Himmel: Unsere Experten sind hier<br />
geteilter Meinung. Ross hätte gerne<br />
weniger Himmel und mehr von der<br />
Umgebung, während Lee der<br />
Auffassung ist, dass der überwältigend<br />
große Himmel erst dieses Gefühl der<br />
Trostlosigkeit erzeugt.<br />
2) Haus: Ruairidh hat ein Auge für eine<br />
großartige Szene. Das Gefühl der<br />
Abgeschiedenheit und Einsamkeit<br />
drängt sich bei diesem Motiv geradezu<br />
auf.<br />
3) HDR-Effekt: Der HDR-Effekt bringt<br />
die Details der Schatten hervor, ohne<br />
jedoch den Himmel überzubelichten.<br />
HDR ist eine sehr subjektive<br />
Angelegenheit und es ist geradezu<br />
unmöglich, es jedem recht zu machen.<br />
4) Schneebedeckter Weg: Mit einem<br />
weiteren Gesichtsfeld oder einer anderen<br />
Bildkomposition, den Weg stärker<br />
berücksichtigt hätte, hätte Ruairidh die<br />
Führungslinie und die gefrorene Pfützen<br />
betont. Alternativ dazu hätte ein<br />
vertikales Panorama sowohl den Weg<br />
als auch den Himmel in das Bild<br />
einbezogen.<br />
1<br />
2<br />
4<br />
3<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 073
Expertenkritik<br />
Damit Sie noch bessere Bilder machen<br />
SPINNEREI<br />
Von John Chorley<br />
Kamera: Nikon D90<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 105mm f/2.8 Micro<br />
Belichtung: 1/160 Sekunde bei Blende f/4.5<br />
und ISO 200<br />
JOHN SAGT: „Dies ist ein aus<br />
sieben Einzelbildern mit<br />
unterschiedlicher Schärfe<br />
bestehendes Bild. Sie wurden aus<br />
der Hand und mit einem auf einer<br />
Schiene montierten Blitzgerät aufgenommen.<br />
Die erste Aufnahme ließ die Spinne in ihrer<br />
Bewegung regungslos verharren und so schoss<br />
ich noch ein paar mehr, jeweils mit einem<br />
anderen Schärfepunkt.<br />
LEE FROST: Das größte Problem bei<br />
Nahaufnahmen ist die fehlende Schärfentiefe. Je<br />
näher Sie herangehen desto kleiner wird der<br />
Schärfebereich, selbst bei kleinsten blenden.<br />
Doch John hat uns hier gezeigt, wie man dieses<br />
Problem durch geschicktes Aufeinanderstapeln<br />
von Schärfeebenen – wozu selbstverständlich<br />
eine besondere Software erforderlich ist – sehr<br />
kreativ lösen kann. Was man dazu braucht ist<br />
eine Serie von Einzelbildern, bei denen die<br />
Schärfeebene jeweils etwas verschoben ist, die<br />
dann miteinander kombiniert werden. Das<br />
Ergebnis? Eine erheblich verbesserte<br />
Schärfentiefe so dass Sie im Prinzip soviel Sie<br />
wollen von Ihrem Motiv scharf abbilden können.<br />
Das funktioniert natürlich nur bei statischen<br />
Motiven. Es braucht auch Übung, die Technik zu<br />
beherrschen, doch dann sind erstaunliche<br />
Ergebnisse möglich. Nicht nur Kopf und Beine<br />
der Spinne sind scharf, sondern auch ihr Opfer.<br />
Das Beste aber: der Hintergrund ist so unscharf,<br />
dass die Elemente des Hauptmotivs sehr gut<br />
hervorgehoben werden. Mit einer einzelnen<br />
Aufnahme können Sie diesen Effekt niemals<br />
erreichen, bei der Hintergrund nicht so unscharf<br />
abgebildet werden könnte. Angesichts der<br />
Tatsache, dass John aus der Hand fotografiert<br />
hat, mit einem Makroobjektiv und<br />
Erweiterungsringen und Blende f/4.5, ist das ein<br />
bemerkenswertes Foto. Es zeigt was alles<br />
möglich ist, wenn man moderne Technologie<br />
gekonnt einsetzt.<br />
Urteil: Eine brillante Nahaufnahme, die erst<br />
durch die spezielle Software möglich wurde.<br />
ROSS HODDINOTT: Das ist mal ein exzellentes<br />
Makrofoto! Es ist nicht nur ungewöhnlich, eine<br />
Libelle in einem Spinnennetz gefangen zu sehen,<br />
sondern der unscharfe Hintergrund, der<br />
Kamerawinkel, die Beleuchtung und die<br />
Bildkomposition – all das ergibt ein umwerfendes<br />
<strong>Natur</strong>foto, das eine Geschichte erzählt. Es könnte<br />
ohne weiteres in einem Top-<strong>Natur</strong>fotomagazin<br />
erscheinen. Es macht überhaupt nichts dass das<br />
ganze linke Bein der Spinne nicht vollständig im<br />
Bildausschnitt zu sehen ist und mir gefällt die<br />
Bildkomposition ganz besonders, beispielsweise<br />
wie der Flügel der Libelle aus der Ecke in das Bild<br />
führt. Bei näherer Betrachtung bemerkt man<br />
allerdings ein oder zwei kleine Probleme. Man<br />
kann sehen, das Teile der Spinnenbeine in<br />
verschiedenen Schärfeebene liegen, wobei Sie in<br />
den Zwischenräumen teilweise unscharf werden.<br />
Zwischen den Flügeln, die von einem bei der<br />
Spinne teilweise überdeckt werden, gibt es einen<br />
Bereich, in dem etwas Klonen erforderlich sein<br />
wird. Aber bitte: das Foto ist mit extremer<br />
Vergrößerung aus der Hand geschossen – das<br />
muss man erst einmal nachmachen – und<br />
insofern mag diese Kritik wie Erbsenzählerei<br />
wirken. Im übrigen fallen diese kleine Markus erst<br />
bei sehr genauem Hinsehen auf. Alles in allem:<br />
Hervorragend gemacht.<br />
Urteil: Dieses Bild ist hervorragend konstruiert,<br />
berücksichtigt man die komplizierte Technik.<br />
1) Schärfentiefe: John hat eine sehr<br />
komplexe Aufnahmetechnik benutzt, um<br />
dieses umwerfende Foto mit seiner<br />
hervorragenden Schärfentiefe zu kreieren.<br />
Durch das aufeinanderstapeln mehrerer<br />
Einzelbilder sind sowohl die Spinne als<br />
auch ihr Opfer im Schärfebereich während<br />
der Hintergrund sehr schön unscharf ist.<br />
2) Technik: „Schärfe stapeln“ ist eine<br />
komplizierte Technik, die nicht einfach zu<br />
beherrschen ist, schon gar nicht bei im<br />
Freien aus der Hand geschossenen<br />
Aufnahmen. John hat ein hervorragendes<br />
Bild gemacht doch es gibt einen oder zwei<br />
Bereiche, die man der Nachbearbeitung<br />
verbessern könnte.<br />
3) Bildkomposition: die Bildkomposition<br />
ist gut geworden, sehr schön ausgewogen.<br />
Obwohl Teile der beiden Kreaturen<br />
abgeschnitten sind, tut das dem Eindruck,<br />
den das Bild auf dem Betrachter hervorruft,<br />
keinen Abbruch.<br />
1<br />
2<br />
Kurzkritik<br />
„Ein <strong>Natur</strong>foto, das eine Geschichte<br />
erzählt. Es könnte ohne weiteres in<br />
einem Top-<strong>Natur</strong>fotomagazin<br />
erscheinen“.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
3<br />
074 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
STAHLWOLLE<br />
Von Shaun Amey<br />
Kamera: Nikon D80<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 18-135mm f/3.5-5.6G<br />
Belichtung: 10 Sekunden bei Blende f/11 und<br />
ISO 100<br />
SHAUN SAGT: „Dieses Foto<br />
entstand auf einer stillgelegten<br />
Eisenbahnstrecke in einem Tunnel.<br />
Mein Stiefsohn Ian und ich<br />
benutzten Stahlwolle, die in einen<br />
an einer Hundeleine befestigten Schneebesen<br />
gestopft war. Die Wolle wurde angezündet und<br />
während der 10 Sekunden dauernden<br />
Langzeitaufnahme über Kopf<br />
herumgeschwenkt. Die davonfliegenden<br />
Funken prallten von den Tunnelwänden zurück<br />
und erzeugten die Lichtspuren.“<br />
LEE FROST: Falls Sie diese<br />
Aufnahmetechnik noch nicht kennen, haben<br />
Sie etwas versäumt, das Sie nachholen<br />
sollten. Es ist ein Riesenspaß, wenig<br />
Aufwand, und liefert sensationelle Fotos!<br />
Zugegeben: einen mit Stahlwolle gefüllten<br />
brennenden Schneebesen an einer<br />
Hundeleine um den Kopf kreisen zu lassen,<br />
klingt ziemlich verrückt und das ist es wohl<br />
auch, aber schauen Sie sich Shauns Bild an!<br />
Es ist ein sehr schönes Beispiel für den<br />
erreichbaren Effekt – Myriaden grell<br />
leuchtender Lichtspuren, von den in alle<br />
Richtungen fl iegenden brennenden<br />
Stahlwollefragmenten erzeugt werden. Die<br />
Tatsache dass das ganze in einem<br />
geschlossenen Raum stattfand, half<br />
natürlich, die umher fl iegenden Funken um<br />
die Person herum zu konzentrieren, welche<br />
die Drahtwolle kreisen ließ. Besonders schön<br />
an diesem Bild ist, dass Ian bei seiner<br />
Akrobatik inmitten all der Funken klar als<br />
Silhouette erkennbar ist. Er hat bewusst<br />
einen „Licht-Orbit“ um seinen Kopf herum<br />
erzeugt. Ich fi nde, Shauns Bild ist extrem<br />
dunkel, doch ein wenig Finetuning an den<br />
Tonwerten in Photoshop sorgte umgehend für<br />
Abhilfe und machte mehr Details Tunnel<br />
sichtbar. Auch glaube ich, dass ein Zuschnitt<br />
im Hochformat bei diesem Motiv besser<br />
wirkt, wie es rechts im Bild zu sehen ist.<br />
Urteil: Ein großartiges Beispiel für eine<br />
kreative, sensationelle Aufnahmetechnik,<br />
die auch noch viel Spaß macht.<br />
DANIEL LEZANO: Ich kann mir nicht helfen,<br />
doch mir fällt bei diesem Bild sofort die Szene<br />
in „Der Herr der Ringe“ ein, in der Gandalf tief<br />
unten in den Minen von Moria mit dem<br />
Balrog kämpft. Die fl ammende Peitsche des<br />
Ungeheuers sieht ganz ähnlich aus wie diese<br />
Leuchtspuren, die, ausgehend von der<br />
brennenden Stahlwolle in alle Richtungen<br />
weisen. Es ist ein eindrucksvoller Effekt, der<br />
durch die Auswahl der Örtlichkeit noch<br />
verstärkt wird. Durch den relativ beengten<br />
Raum wird das Licht der Funken konzentriert<br />
und von den Tunnelwänden refl ektiert. Nicht<br />
nur die Leuchtspuren sind hervorragend<br />
eingefangen, das besondere an dem Motiv ist<br />
die Silhouette dessen, der sie erzeugt. Die<br />
klar erkennbare Silhouette ist eindeutig der<br />
Schlüssel zu der hervorragenden Qualität<br />
dieses Fotos, denn der Betrachter bekommt<br />
zusätzlich zu dem sensationellen Effekt noch<br />
einen Maßstab geliefert anhand dessen er die<br />
feurige Erscheinung größenmäßig einordnen<br />
kann. Ohne die eindeutig identifi zierbare<br />
Person im Bildausschnitt ginge dem Motiv<br />
deshalb viel von seiner Dramatik verloren.<br />
Urteil: Dies ist eines der besten Beispiele<br />
für diese Aufnahmetechnik, die ich je<br />
gesehen habe. Hervorragend ausgeführt, in<br />
ebenso hervorragender Kulisse.<br />
<strong>Digitale</strong> Dunkelkammer<br />
TONWERTE UND ZUSCHNITT<br />
Um die Tonwerte zu justieren, fügen<br />
Sie eine neue Füllebene hinzu und<br />
stellen mit den Reglern die Tonwerte für<br />
Schwarzpunkt, Graupunkt und Weißpunkt<br />
ein, bis ihnen das Ergebnis gefällt.<br />
Anschließend schneiden Sie das Bild auf<br />
Hochformat zu.<br />
„Besonders schön an diesem Bild<br />
ist, dass Ian bei seiner Akrobatik<br />
inmitten all der Funken klar als<br />
Silhouette erkennbar ist.“<br />
DANIEL LEZANO<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 075
Text Joel Snape<br />
JETZT IM HANDEL<br />
Bei allen guten<br />
Zeitschriftenhändlern<br />
AUFTANKEN<br />
Rot statt tot<br />
Schütz dein Herz mit Tomaten<br />
Du hast vermutlich schon einmal gehört, dass roter Wein gut fürs Herz ist. Was du aber vielleicht nicht weißt: Auch<br />
Tomaten halten das Herz gesund. Bei einer Studie der britischen Cambridge University hat sich gezeigt: Das in<br />
Tomaten vorkommende Karotinoid Lykopin kann das Herzinfarktrisiko senken. In der Studie sorgte ein<br />
Ergänzungsmittel mit hohem Lykopingehalt bei Patienten mit Herzerkrankungen für einen flüssigeren<br />
Bluttransport. Gleichzeitig verbesserte sich der Zustand der Gefäßwände.<br />
Ein weiterer positiver Effekt: Die Flexibilität der Arterien<br />
stieg um 50 Prozent. Lykopin verleiht den Tomaten ihre rote Farbe und zersetzt Fettablagerungen in den Arterien.<br />
Tomaten sind eine tolle<br />
Quelle für die<br />
Vitaminsorten A und C.<br />
Diese arbeiten im Körper<br />
zusammen,<br />
um schädliche freie<br />
Radikale zu<br />
neutralisieren.<br />
Text Ben Ince I lustrationen KineticMesh<br />
mensfitness.de/OKTOBER 2013/85<br />
PROMIFITNESS<br />
Spartacus in Person<br />
Liam McIntyre schlüpfte in<br />
die Rolle des berühmtesten<br />
Gladiators der Geschichte.<br />
Dazu musste er sich zum<br />
schlanken Muskelpaket<br />
und dazu noch zum fähigen<br />
Kämpfer verwandeln. So hat<br />
er es geschafft.<br />
STAR DES MONATS<br />
Liam McIntyre<br />
c Bisherige Ro len Als Ersatz des<br />
verstorbenen Andy Whitfield<br />
in den letzten beiden Staffeln<br />
von „Spartacus“ sowie in der<br />
australischen Seifenoper<br />
„Nachbarn“. Hierdurch ste lte er<br />
seine Vielseitigkeit unter Beweis.<br />
c Geplante Ro len In einem „streng<br />
geheimen“ US-Drama, das<br />
demnächst erscheinen so l.<br />
c Wissenswertes Für eine Hauptro le<br />
im Film „Frozen Moments“ nahm er<br />
acht Kilo ab. Danach stieg er aus den<br />
laufenden Dreharbeiten aus und legte<br />
dieselbe Masse wieder zu, als er für<br />
„Spartacus“ ausgewählt wurde.<br />
Im brutalen „Spartacus“-<br />
Trainingslager kam McIntyre so<br />
richtig in Form.<br />
mensfitness.de/OKTOBER 2013/39<br />
BOOK8-Pack<br />
BODY<br />
Pack<br />
10 Schritte zum<br />
Es gibt einen Unterschied zwischen „gut in Form“ und „topfit“. Wenn<br />
du einfach nur in Form kommen willst, kannst du diesen Beitrag<br />
überspringen. Möchtest du jedoch die Muskeldefinition eines<br />
Bodybuilders … dann lies weiter. Von Vince Del Monte<br />
Vince Del Monte<br />
ist zertifizierter<br />
Ernährungsberater und<br />
Autor eines Buches zum<br />
konsequenten<br />
Muskelaufbau.<br />
1 Fristen setzen<br />
Unterteil dein großes Ziel<br />
(ein flacher, knackiger<br />
Waschbre tbauch), wie<br />
etwa ein halbes Kilo weniger<br />
Gewicht pro Woche oder<br />
einen zusätzlichen<br />
Durchlauf des unten<br />
beschriebenen<br />
Sixpack-Zyklus. Setzt dir<br />
dann eine Frist für die<br />
Etappenziele. Es kann dir<br />
wie eine Mammutaufgabe<br />
vorkommen, viel abnehmen<br />
zu müssen, um die<br />
Bauchmuskeln zum<br />
Vorschein zu bringen. Die<br />
Vorgabe ist weit weniger<br />
einschüchternd, wenn du sie<br />
in kleinere und<br />
übersichtlichere Etappen<br />
unterteilst. Die Einhaltung<br />
der Fristen erhöht das<br />
Gefühl der<br />
Eigenverantwortung. Du<br />
hast damit einen eindeutigen<br />
Plan an der Hand, der dir den<br />
nötigen Druck gibt.<br />
Geh noch einen Schri t<br />
weiter und erzähl deinen<br />
Freunden von deinen Plänen.<br />
Die öffentliche Bekanntgabe<br />
von Fristen ist eine mächtige<br />
Motivationsquele.<br />
Schließlich steht damit<br />
der eigene Ruf auf dem<br />
Spiel, wie uns Dan Ariely<br />
erklärt. Der Bestse lerautor<br />
ist Professor für<br />
Psychologie und<br />
Verhaltensökonomie an der<br />
amerikanischen Duke<br />
University. Je stärker du<br />
dich auf ein Ziel<br />
konzentrierst, umso<br />
geringer ist die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass du<br />
frühzeitig abbrichst. Gib<br />
deine Absichten auf<br />
Facebook bekannt oder<br />
schick E-Mails an deine<br />
Freunde. So wird es<br />
schwerer für dich,<br />
aufzugeben. Du hast dann<br />
eine ganze Gruppe von<br />
Leuten im Rücken, die<br />
möchten, dass du Erfolg<br />
hast.<br />
3 Die Proteinzufuhr<br />
nicht<br />
abreißen lassen<br />
■<br />
Du brauchst mehr<br />
Muskeln, um deinen<br />
Stoffwechsel in Schwung<br />
zu bringen und das Fett zu<br />
verbrennen, das deinen<br />
Sixpack verdeckt. Für die<br />
Ernährung heißt das, du<br />
musst regelmäßig Eiweiß<br />
essen. Der Körper hat<br />
keine Möglichkeit, Eiweiß<br />
zu speichern. Daher<br />
braucht er einen<br />
regelmäßigen Nachschub<br />
Eigentlich brauchst du gar keine sichtbaren<br />
Bauchmuskeln.<br />
Viele Männer haben außer vie leicht im zarten Alter<br />
von 12 Jahren ihr ganzes Leben lang ihre<br />
Bauchmuskeln noch nicht zu Gesicht bekommen.<br />
Auch viele Profiathleten haben keine<br />
Bauchmuskeln, auf denen ihre Freundinnen Speck<br />
braten könnten.<br />
Aber wenn du richtig fit bist, warum so lst es dann<br />
nicht auch zeigen? Wenn du schon ganz gut in Form<br />
bist, ist der Weg zum Sixpack nicht mehr weit. Das<br />
ist etwa so, als wo lte ein Student aus einer Eins<br />
minus eine Eins mit Sternchen machen –<br />
anspruchsvol, aber absolut machbar.<br />
Beim Waschbrettbauch spielt die Ernährung eine<br />
große Ro le. Dazu kommen noch ein paar geeignete<br />
Übungen und vor a lem die richtige Einste lung. Ich<br />
bin Fitnessmodel, Trainer und ehemaliger <strong>Natur</strong>al<br />
Bodybuilder. Eine gut ausdefinierte<br />
Bauchmuskulatur war in den letzten zehn Jahren<br />
fester Bestandteil meines Anforderungsprofils.<br />
Daher habe ich gelernt, meine Ernährung, mein<br />
Training und meine Einste lung so anzupassen, dass<br />
der Sixpack schön knackig bleibt. Unten gebe ich<br />
euch zehn Tipps, die euch beim Sprung in die<br />
Premiumklasse helfen.<br />
für die Muskulatur. Ich<br />
nutze seit jeher kleine und<br />
häufige Mahlzeiten, um<br />
meine Muskeln gut zu<br />
„füttern“. Der Plan, der bei<br />
90 Prozent meiner Klienten<br />
am besten funktioniert:<br />
fünf Mahlzeiten aus<br />
Vo lwertkost und ein<br />
Eiweißshake pro Tag.<br />
Benötigst du 200 Gramm<br />
Eiweiß pro Tag (ein gutes<br />
Ziel für einen gut 90 Kilo<br />
schweren Mann), empfehle<br />
ich fünf bis sechs<br />
Mahlzeiten mit jeweils<br />
30 bis 50 Gramm<br />
Eiweiß.<br />
Lebensmittelallergien vorbauen<br />
Es möglich, einen niedrigen Körperfe tanteil und dennoch einen<br />
aufgeblähten Bauch zu haben. Der Grund können Entzündungen<br />
im Verdauungstrakt als Folge einer Lebensmi tela lergie sein.<br />
Diese führt zu Schwe lungen. Das Gluten im Weizen sowie Sojaund<br />
Milchprodukte sind weitverbreitete A lergene. Doch selbst,<br />
wenn du mit diesen Lebensmi telgruppen kein Problem hast,<br />
können sie sich bereits schon in geringen Mengen ungünstig<br />
auswirken.<br />
Geh diesen Lebensmi teln so gut es geht aus dem Weg und mach<br />
einen Termin beim A lergologen. Er wird dich auf<br />
Lebensmi telunverträglichkeiten testen, damit du dir sicher sein<br />
kannst. Versuch zumindest, diese Nahrungsmi tel ein paar<br />
Wochen lang wegzulassen, um zu sehen, wie du dich dann fühlst.<br />
Wenn eine Unverträglichkeit vorliegt, entwickelst du nach ein<br />
paar Tagen normalerweise nicht mehr so schne l Körpergase.<br />
Gleichzeitig fühlst du dich weniger aufgedunsen und müde.<br />
4 Nicht hungern<br />
Wenn du weniger isst, löst<br />
du eine Stressreaktion im<br />
Körper aus. Dies lässt die<br />
Kortisolwerte nach oben<br />
schne len. Das Hormon<br />
fördert den Hunger und<br />
bringt den Körper dazu, Fe t<br />
einzulagern. In einer 2010<br />
veröffentlichten Studie im<br />
Fachmagazin<br />
Psychosomatic Medicine<br />
wurde von einer weiblichen<br />
Testgruppe berichtet, die bei<br />
heruntergefahrener<br />
Kalorienzufuhr einen Anstieg<br />
des Kortisolspiegels erlebte.<br />
Die Werte waren sogar<br />
höher als in einer<br />
Kontro lgruppe, in der die<br />
Testpersonen lediglich ihre<br />
Kalorien zählten, ohne die<br />
Zufuhr zu senken. Doch wie<br />
ist es möglich, abzunehmen?<br />
Wichtig ist, bei ungesunden<br />
Kalorien vorsichtig zu sein.<br />
Konzentrier dich darauf,<br />
dich besser zu ernähren,<br />
ohne die Gesamtzufuhr<br />
einzuschränken. Zehr deinen<br />
Körper nicht aus!<br />
Manche Lebensmi tel<br />
brauchen außerdem zur<br />
Verdauung mehr Energie als<br />
andere. Die Verdauung von<br />
Eiweiß verbrennt mehr<br />
Kalorien als die von<br />
Kohlenhydraten.<br />
S t y l i n g : M i c a h J o h n s o n / S e e M a n a g e m e n t; G r o o m i n g : J e s s i B u t te r f i e l d / a l e P r o d u k te: S e p h o r a PRO C o l e c t i o n<br />
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Beinheben an der<br />
Stange<br />
Heb deine Beine<br />
explosiv an und lass<br />
sie langsam wieder<br />
absinken<br />
110/OKTOBER 2013/mensfitness.de mensfitness.de/OKTOBER 2013/111<br />
DAS BESTE HERAUSHOLEN<br />
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See page 158.<br />
Text Joe Warner Model Oliver Jedrej@WAthletic<br />
Fotos Duncan Nicho ls<br />
AUF<br />
DRAHT<br />
Nutze Seilzüge fürs Training, um<br />
große Fortschritte zu machen.<br />
H<br />
ältst du dich hauptsächlich an<br />
freie Gewichte, um größere<br />
Muskeln aufzubauen? Schau<br />
auch immer mal wieder bei<br />
der Kabelmaschine vorbei, um die Muckis<br />
wachsen zu lassen.<br />
Das langsame und kontro lierte<br />
Absenken einer Lang- oder Kurzhantel<br />
gegen die Schwerkraft kann sehr<br />
anspruchsvo l sein, weil die Muskeln in<br />
bestimmten Teilen der Absenkphase<br />
oft Schwächen aufweisen, was die<br />
Übung erschwert. Der anhaltende<br />
Widerstand am Seilzug jedoch sorgt<br />
dafür, dass du das Gewicht auch beim<br />
Anheben effektiv kontro lieren musst.<br />
„In der exzentrischen<br />
Kontraktionsphase der Übung sind die<br />
Muskeln stärker. Mit anderen Worten:<br />
Du kannst größere Lasten absenken als<br />
anheben“, meint der Krafttraining-Guru<br />
Charles Poliquin, der als Muskelexperte<br />
für MF schreibt. „Bei der exzentrischen<br />
Bewegung werden die Muskelfasern<br />
beschädigt, während mehr schne le<br />
Muskelze len beansprucht werden.<br />
Je stärker du also die Muskeln beim<br />
Absenken unter Spannung gesetzt,<br />
umso größer sind deine Zuwächse.“<br />
Trainier wie ein<br />
olympischer Profi-<br />
Hürdenläufer S. 137<br />
Nutze unser 4-wöchiges<br />
Workout, um riesige<br />
Muckis zu kriegen S. 145<br />
MF-Tipp<br />
Wenn du die<br />
Schwerkraft in der<br />
exzentrischen Phase als<br />
Faktor ausklammerst,<br />
beanspruchst du mehr<br />
Stützmuskeln. Dies hilft<br />
dir dabei, dich gegen<br />
Verletzungen zu<br />
wappnen.<br />
mensfitness.de/OKTOBER 2013/95<br />
Words John doe Photography Jane doe
ERSTE<br />
SCHRITTE<br />
WILDLIFE<br />
NATURFOTOGRAFIE IST EXTREM POPULÄR GEWORDEN – WAS NICHT ÜBERRASCHT,<br />
DENN WIR WACHSEN UNTER DEM EINFLUSS VON MEDIEN AUF, DIE UNS AUFREGENDE<br />
BILDER GROSSARTIGER TIERWELTEN AUS ALLEN WINKELN DER ERDE DIREKT INS<br />
WOHNZIMMER LIEFERN.<br />
DIE ANFORDERUNGEN AN WILDLIFE-FOTOGRAFEN SIND ZWAR RELATIV HOCH; WER<br />
SICH IHNEN STELLT, WIRD ABER MIT SPEKTAKULÄREN AUFNAHMEN BELOHNT!<br />
DIESER RATGEBER VERMITTELT IHNEN DAS UNERLÄSSLICHE WISSEN FÜR DEN EINSTIEG<br />
IN DIE WILDLIFE-FOTOGRAFIE – ALLES WEITERE LIEGT BEI IHNEN.<br />
BILD: ROSS HODDINOTT
ERSTE<br />
SCHRITTE<br />
Ausrüstung für den<br />
Wildlife-Fotografen<br />
DIE RICHTIGE AUSRÜSTUNG KANN DEN<br />
UNTERSCHIED ZWISCHEN EINEM<br />
DURCHSCHNITTLICHEN FOTO UND EINEM<br />
HERVORRAGENDEN FOTO BEDEUTEN. HIER ZEIGEN<br />
WIR, WELCHE AUSRÜSTUNG SIE BRAUCHEN.<br />
WAHL DES OBJEKTIVS: Viele Tiere sind scheu und suchen<br />
schnell das Weite, wenn Sie sich nähern. Deswegen ist ein<br />
Teleobjektiv mit einer Brennweite von mehr als 300 mm generell<br />
die beste Wahl; so bekommen Sie Ihr Motiv auch aus großer<br />
Entfernung formatfüllend ins Bild. Kaufen Sie sich das schnellste<br />
Objektiv, also das mit der größten maximalen Blendenöffnung, das<br />
Sie sich leisten können. Ein schnelles Objektiv erlaubt Ihnen kurze<br />
Verschlusszeiten, die Sie brauchen, wenn Sie schnelle<br />
Bewegungen einfangen oder bei schlechten Lichtverhältnissen<br />
arbeiten wollen.<br />
Leider kosten lange, schnelle Teleobjektive ein kleines Vermögen<br />
und kommen daher für Amateurfotografen kaum in Frage. Die gute<br />
Nachricht ist aber: Dank der exzellenten Abbildungsqualität<br />
moderner Kameras können Sie die ISO-Empfindlichkeit getrost auf<br />
800 oder gar 1600 heraufsetzen und so die erforderlichen kurzen<br />
Verschlusszeiten erzwingen, wenn sie ein preiswertes, weniger<br />
lichtstarkes Teleobjektiv verwenden. Das heißt, auch<br />
Amateurfotografen mit schmalem Budget können sich ernsthaft mit<br />
der Wildlife-<strong>Fotografie</strong> befassen.<br />
Lange Brennweiten vergrößern nicht nur das Motiv, sondern<br />
verkürzen zugleich die Perspektive. Diese „Kompression“ kann<br />
nützlich sein, um zusätzlich zu ihrem Hauptmotiv ein bestimmtes<br />
Hintergrundelement zur Geltung zu bringen. Außerdem bedingen<br />
lange Brennweiten physikalisch einen kurzen Schärfentiefebereich,<br />
auch bei kleinster Blendenöffnung, das Scharfstellen muss also mit<br />
höchster Präzision erfolgen. Natürlich kann eine kurze<br />
Tiefenschärfe auch als kreatives Stilmittel genutzt werden, um das<br />
Hauptmotiv von der Umgebung zu isolieren.<br />
Das Teleobjektiv mit möglichst langer Brennweite ist zwar das<br />
Haupthandwerkszeug des Wildlife-Fotografen, doch in der Praxis<br />
sind auch die anderen Brennweiten sinnvoll. Ein<br />
Brennweitenbereich zwischen 70 und 200mm eignet sich gut für<br />
die Darstellung von Tieren in ihrer natürlichen Umgebung. Selbst<br />
sehr kurze Brennweiten haben ihre Berechtigung, vorausgesetzt Sie<br />
sind in der Lage, nahe genug an ihr Motiv heranzukommen. Das<br />
Weitwinkelobjektiv erzeugt eine ganz neue Perspektive. Damit<br />
können Sie ein Tier nicht nur in seiner Umgebung abbilden,<br />
sondern auch ungewöhnliche Porträts erzielen. Es zeigt seine<br />
Stärken, wenn Sie Tiere fotografieren, die nicht menschenscheu<br />
sind, denn ihnen können Sie sich auf kurze Entfernung nähern –<br />
Eichhörnchen und Wildenten beispielsweise.<br />
€120<br />
MITTLERE TELEZOOM-<br />
OBJEKTIVE: Sie sind<br />
bemerkenswert preiswert. Sie haben<br />
zwar oft keinen Bildstabilisator und<br />
keine weiten maximalen<br />
Blendenöffnungen, doch sie erfüllen<br />
ihren Zweck. Alle bekannten<br />
Hersteller bieten Telezooms im<br />
Bereich zwischen 70-200mm an –<br />
für unter 120 Euro.<br />
€200<br />
LANGES TELEZOOM: Die extra<br />
Reichweite eines 70-300mm Objektivs<br />
bietet Möglichkeiten, die Ihnen sonst<br />
versagt bleiben. Kombinieren Sie es mit<br />
einem APS-C Sensor, und Sie erhalten<br />
das Äquivalent von 450 Millimeter<br />
Brennweite, bezogen auf das<br />
Kleinbildformat. Viele Objektive dieses<br />
Formats haben einen Bildstabilisator.<br />
€450<br />
SUPER-TELEZOOMS: Sie liegen im<br />
Bereich zwischen 120-400 mm und<br />
sind nicht billig, doch Sie eröffnen<br />
Ihnen alle Möglichkeiten der<br />
Wildlife-<strong>Fotografie</strong>. Damit können Sie<br />
auch sehr scheue Tiere aus<br />
komfortabler Distanz formatfüllend<br />
aufnehmen.<br />
Tarnung<br />
Frei lebende Tiere lassen Menschen<br />
meist nicht nah an sich heran.<br />
Deswegen müssen Sie sich tarnen<br />
und verkleiden. Deswegen<br />
brauchen Sie nicht in Rambo-<br />
Montur im Stadtpark herumlaufen,<br />
doch eine leichte Tarnung erhöht<br />
ihre Chancen, unentdeckt zu<br />
bleiben, erheblich.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Zoom-Power: Näher ran mit dem Telezoom …<br />
€80<br />
TELEKONVERTER: Ein 1,4-facher<br />
bis 2-facher Telekonverter erhöht die<br />
„Reichweite“ eines Objektivs um den<br />
entsprechenden Faktor, sodass Sie<br />
aus großer Distanz fotografieren<br />
können.<br />
BEKLEIDUNG: Wenn Sie ein Tier<br />
verfolgen, ist es entscheidend, die<br />
passende Kleidung zu tragen.<br />
Dunkles Grün, Braun oder Schwarz<br />
sind die besten Farben; optimal ist<br />
jedoch eine Flecktarnung aus<br />
dunklen Farben. Auch eine<br />
Kopfhaube aus Baumwolle, wie sie<br />
von Motorradfahrern unter dem<br />
Helm getragen wird, hat sich als<br />
Tarnmittel bewährt (lassen Sie sich<br />
damit aber nicht in der Nähe einer<br />
Bank sehen...).<br />
078 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
WILDLIFE-FOTOGRAFIE<br />
Ebenso wichtig wie die Farben ist das<br />
Geräuschverhalten ihrer Kleidung. Wenn Sie<br />
sich bewegen, sollte man nicht das Geringste<br />
hören können. Große Außentaschen sind gut,<br />
um Speicherkarten und Batterien schnell zur<br />
Hand zu haben. Wenn Sie Tiere fotografi eren<br />
wollen, werden sie oft längere Zeit in ein und<br />
derselben Position bleiben müssen.<br />
Deswegen sollte ihre Kleidung auch warm<br />
genug sein. In den Wintermonaten ist es<br />
sinnvoll, mehrere Schichten dünner<br />
Unterbekleidung tragen – denn wenn Sie<br />
frieren, werden Sie nicht auf Ihre Motive<br />
konzentrieren können.<br />
VERSTECK: Tiere in freier <strong>Natur</strong> sind<br />
scheu. Die meisten der guten Tierbilder, die<br />
Sie in den Magazinen und als Ergebnis von<br />
Fotowettbewerben sehen, waren nur<br />
möglich, weil ein Versteck benutzt wurde.<br />
Wenn Sie sich ernsthaft mit der Tierfotografi e<br />
befassen wollen, kommen Sie um ein solches<br />
Zubehör nicht herum. Sie können zwar<br />
manchmal vor Ort ein Versteck aus<br />
natürlichen Materialien herstellen, doch<br />
auf lange Sicht ist ein tragbares Versteck<br />
die bessere Wahl. Es besteht im<br />
wesentlichen aus einer Plane in<br />
Tarnfarben, die wie ein leichtes Zelt<br />
schnell aufgebaut bzw. verpackt werden<br />
kann. Ein solches Versteck bietet genug<br />
Raum für eine Person mit Ausrüstung und<br />
eignet sich sehr gut zum Gebrauch auf der<br />
Pirsch im freien Gelände oder im Wald.<br />
Bewirtschaftete Felder sind für eine<br />
Vielzahl von Tieren attraktiv: Kaninchen,<br />
Hasen, Füchse, Dachse, Kiebitze und<br />
etliche andere Vogelarten. Es kann sich<br />
durchaus lohnen, einen Bauern um die<br />
Erlaubnis zu fragen, Ihr Versteck auf<br />
einem Acker in Sichtweite seines Hauses<br />
aufzubauen. Ggf. können Sie es auch<br />
einige Tage stehen lassen, damit die Tiere<br />
Zeit haben, sich daran zu gewöhnen.<br />
Wesentliches Zubehör<br />
Stativ: In der Wildlife-<br />
Fotografi e ist es nicht<br />
immer möglich, mit<br />
Stativ zu arbeiten, doch<br />
wenn möglich, sollten<br />
Sie es tun – wenn sie aus dem Versteck<br />
heraus fotografi eren zum Beispiel.<br />
Lange Teleobjektive sind schwer. Sie<br />
mitsamt Kamera über längere Zeit in<br />
der Hand zu halten, artet schnell in<br />
wirkliche Arbeit aus, ganz abgesehen<br />
davon, dass das Verwacklungsrisiko<br />
sehr hoch ist.<br />
Stativkopf: Auch die<br />
Wahl des Stativkopfs ist<br />
wichtig. Konventionelle<br />
Drei-Wege-Köpfe sind<br />
mit dem Gewicht und der<br />
Hebelwirkung langer Teleobjektive<br />
schnell überfordert. Praktisch ist eine<br />
Objektiv-Ringhalterung, die am<br />
Objektiv befestigt wird und über ein<br />
Stativgewinde verfügt. Eine solche<br />
Halterung sorgt für eine viel bessere<br />
Balance beim Schwenken und Neigen<br />
der Kamera. Am besten ist jedoch eine<br />
kardanische Aufhängung der Kamera<br />
auf dem Stativ, wobei der zentrale<br />
Dreh- und Schwenkpunkt mit dem<br />
Schwerpunkt des Gesamtsystems von<br />
Kamera und Objektiv zusammenfällt<br />
– eine perfekte Kombination, um<br />
schnelle Bewegungen zu verfolgen.<br />
Ein kardanischer Stativkopf ist nicht<br />
billig, aber langfristig eine gute<br />
Investition, wenn sie sich der<br />
Wildlife-Fotografi e verschrieben<br />
haben.<br />
Bohnensack: Ein<br />
Bohnensack bietet eine<br />
überraschend<br />
komfortable Basis für<br />
Ihre Kamera, wenn er auf<br />
einer stabilen Oberfl äche aufl iegt.<br />
Power Grip: Ein<br />
zusätzlicher Griff erhöht<br />
die Stabilität Ihrer<br />
Kamera und erlaubt<br />
zudem schnellere<br />
Serienbildaufnahmen. Dies ist sehr<br />
nützlich, wenn Sie Actionfotos<br />
machen, beispielsweise Vögel im Flug.<br />
Ein solcher Griff enthält zusätzliche<br />
Batterien und verbessert das Handling<br />
der Kamera. Außerdem verfügt er über<br />
einen extra Auslöseknopf für<br />
Aufnahmen im Hochformat.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 079
ERSTE<br />
SCHRITTE<br />
Wildlife – Aufnahmetechnik<br />
WENN SIE GUTE Wildlife-Fotos bekommen wollen,<br />
muss Ihre Aufnahmetechnik ebenso gut sein. Sie<br />
müssen sehr schnell arbeiten und reagieren können.<br />
Außerdem müssen Sie das Verhalten der Tiere kennen,<br />
die Sie fotografieren, und mit welchen Tricks Sie sie<br />
näher an die Kamera locken können. Am wichtigsten<br />
ist aber Ihre Geduld, denn diese wird auf harte Proben<br />
gestellt.<br />
IM GELÄNDE: Die meisten frei lebenden Tiere<br />
halten verständlicherweise nicht viel von uns<br />
Menschen. Das größte Problem für uns besteht<br />
deswegen darin, überhaupt auf Fotodistanz an sie<br />
heranzukommen. Verfolgen und anschleichen ist<br />
oftmals die einzige praktikable Methode, besonders<br />
bei größeren Säugetieren, bei Hirschen<br />
beispielsweise. Die Morgendämmerung ist die beste<br />
Zeit des Tages, die Pirsch zu beginnen, wenn viele<br />
Tiere mit der Nahrungssuche beschäftigt sind. Auch<br />
das Licht ist morgens am besten. Reduzieren Sie die<br />
Ausrüstung, die Sie tragen müssen, auf ein Minimum.<br />
Die Kamera und ein einziges Objektiv werden<br />
normalerweise ausreichen. Ein Bohnensack und ein<br />
Einbeinstativ dienen der Fixierung der Kamera, denn<br />
ein Dreibeinstativ ist fast immer zu unhandlich.<br />
Wenn Sie Ihr Motiv gefunden haben, schauen Sie sich<br />
ihre Umgebung genau an und stellen Sie die<br />
Windrichtung fest. Säugetiere haben einen<br />
bemerkenswert gut ausgeprägten Geruchssinn,<br />
deswegen müssen Sie sich gegen den Wind<br />
anschleichen. Tragen Sie einen Tarnanzug,<br />
wenigstens aber Kleidung in gedeckten, dunklen<br />
Farben. Sie sollten übrigens vermeiden, Ihren<br />
„Jagdanzug“ zu reinigen. Je „natürlicher“ Sie darin<br />
riechen, umso besser.<br />
Nähern sie sich in geduckter Haltung, wobei ihr<br />
Körper unterhalb der für das Tier sichtbaren<br />
Horizontlinie bleiben muss. Nutzen Sie die<br />
vorhandene natürliche Deckung: Bäume, Büsche und<br />
Hecken. Bewegen Sie sich äußerst langsam und<br />
beobachten Sie das Tier dabei auf Anzeichen von<br />
Nervosität. Sieht es Sie direkt an, verharren sie<br />
regungslos – bewegen Sie sich erst wieder, wenn es<br />
wieder wegschaut. Wenn Sie das Tier verscheuchen,<br />
müssen Sie komplett von vorn anfangen. Es wird eine<br />
ganze Weile dauern, bevor Sie in die richtige Position<br />
kommen, um fotografieren zu können. Doch später,<br />
wenn Sie auf ein gelungenes Foto schauen können,<br />
werden Sie überzeugt sein, dass sich die Anstrengung<br />
gelohnt hat.<br />
DIE KAMERA: In der <strong>Natur</strong>fotografie kommen und<br />
gehen die Chancen auf ein gutes Foto blitzschnell<br />
vorbei. Falls Sie zu langsam reagieren oder für die<br />
Kameraeinstellungen zu lange brauchen, haben Sie es<br />
vermasselt. Sie müssen Ihre Kamera in und<br />
auswendig kennen, damit Sie die Einstellungen<br />
reflexartig vornehmen und ändern können. Üben Sie<br />
also die schnelle Bedienung Ihrer Kamera: Ändern der<br />
ISO-Empfindlichkeit, Ändern des AF-Modus, der<br />
Verschlusszeit und des Schärfepunkts. All das muss<br />
blitzschnell erfolgen, wobei Sie die Kamera nicht vom<br />
Auge nehmen sollten. Sie müssen an den Punkt<br />
kommen, an dem Sie die wichtigsten Einstellungen<br />
ändern können, ohne darüber nachdenken zu<br />
müssen, ähnlich wie Sie beim Autofahren die Gänge<br />
automatisch wechseln, ohne dass ihnen dies bewusst<br />
ist.<br />
DAS MOTIV: Wildlife-<strong>Fotografie</strong> unterscheidet<br />
sich sehr von anderen Genres der <strong>Fotografie</strong>. Sie<br />
erfordert wirkliches Engagement und ein umfassendes<br />
Wissen über die Tiere, hinter denen Sie her sind.<br />
Informieren Sie sich online und besorgen Sie sich<br />
Literatur über das Verhalten der Tiere. Am wichtigsten<br />
dabei sind das Wissen um deren bevorzugten Habitate<br />
und um das Essverhalten. Gibt es typische<br />
Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die Sie sich zu<br />
Nutze machen könnten.? Welche Jahreszeit eignet<br />
sich am besten, um dieses spezielle Tier zu<br />
fotografieren? Steht es unter Artenschutz? Machen Sie<br />
also Ihre Hausaufgaben bevor Sie losziehen. Diese<br />
Kenntnisse sind eine unschätzbare Hilfe und sparen<br />
langfristig viel Zeit.<br />
KÖDERN: Verfolgen und Anschleichen kann zum<br />
gewünschten Erfolg führen, doch es bleibt immer ein<br />
Unsicherheitsfaktor von wenigstens 50%. Eine<br />
WILDLIFE-FOTOGRAFIE<br />
Erfolgsgarantie gibt es nicht, denn selbst wenn Sie ein<br />
Tier aufgespürt haben, ist noch lange keine Fotos im<br />
Kasten. Eine andere, zuverlässigere Methode ist das<br />
Benutzen von Ködern, um die Tiere nahe an Ihr<br />
Versteck zu locken. In der Praxis benutzen Sie eine<br />
vorhandene Futterstelle, in der Nähe Sie Ihr Versteck<br />
aufgebaut haben. Das hat auch den Vorteil, dass Sie<br />
eine viel bessere Kontrolle über die Lichtverhältnisse<br />
haben und den Hintergrund bestimmen können, je<br />
nachdem wo Sie Ihr Versteck positionieren.<br />
Vögel sind am einfachsten zu ködern, und der eigene<br />
Hintergarten oder der eines Freundes sind so gut wie<br />
jeder andere Ort für dieses Vorhaben. Die Futterstation<br />
braucht nur aus einem Pfahl mit einem oder zwei<br />
Fettfutter-Klumpen zu bestehen. Damit Ihre Bilder<br />
natürlich wirken, befestigen Sie entsprechende<br />
Requisiten zusätzlich an dem Pfahl – einen bemoosten<br />
Zweig zum Beispiel oder einen, der mit Beeren<br />
bewachsen ist oder noch Blüten trägt. Das eröffnet<br />
Ihnen eine ganze Reihe von Möglichkeiten<br />
unterschiedlicher Bildkompositionen und fügt ihren<br />
Bildern attraktive Farbtupfer hinzu. Auch hier führt eine<br />
Perspektive auf Augenhöhe zu den natürlichsten<br />
Ergebnissen. Denken Sie auch an die Einfallsrichtung<br />
des Lichts, wenn Sie die Futterstelle einrichten.<br />
Idealerweise gibt es an der Stelle, an der sich ein Vogel<br />
niederlassen soll, sehr viel Licht. Dahinter befindet sich<br />
idealerweise auf den nächsten zehn Metern gar nichts.<br />
So bekommen Sie einen wunderschönen, diffusen<br />
Hintergrund, der keinerlei störende Elemente aufweist.<br />
Ihr Versteck sollte etwa drei Meter entfernt stehen.<br />
Wenn sich die Vögel daran gewöhnt haben und ihre<br />
Futterstation regelmäßig besuchen, können Sie das<br />
Versteck benutzen und Ihre Fotos schießen.<br />
Den Trick mit dem Köder können Sie natürlich auch bei<br />
anderen Tierarten anwenden – Sie können zum<br />
Beispiel Aas in einem Feld auslegen, um einen Fuchs<br />
und vielleicht sogar einen Raubvogel anzulocken.<br />
Raubtiere gewöhnen sich sehr schnell an solche<br />
kostenlosen Mahlzeiten. Wenn Sie die gewünschten<br />
Fotos im Kasten haben, sollten Sie daher weiterhin an<br />
der betreffenden Stelle Köder auszulegen, deren Menge<br />
aber stetig reduzieren, bis der Ort für die Tiere wieder so<br />
uninteressant geworden ist, wie er vorher war.<br />
Wildlife-Setup<br />
BELICHTUNGSPROGRAMM: Die<br />
Verschlusszeit ist entscheidend, wenn Sie Vögel<br />
und Säugetiere fotografieren wollen. Benutzen<br />
Sie also die Blendenautomatik und stellen Sie<br />
mindestens 1/250 Sekunde ein. Unterschreiten<br />
Sie diese Zeit nicht.<br />
ISO-EMPFINDLICHKEIT: Halten Sie den<br />
ISO-Wert so niedrig wie möglich, um<br />
Bildrauschen zu vermeiden. Angesichts der<br />
Leistungsfähigkeit moderner Kameras erhalten<br />
Sie zwar auch mit ISO 1600 bei schlechten<br />
Lichtverhältnissen noch akzeptable<br />
Bildqualität, aber denken Sie daran:<br />
Die Verschlusszeit hat absolute Priorität!<br />
SCHARFSTELLEN: Benutzen Sie den<br />
Autofokus. Heutige AF-Systeme sind extrem<br />
leistungsfähig und schnell. Der Einzelbild-AF ist<br />
angebracht für unbewegliche Motive oder sehr<br />
langsame Objekte. Bei sich schnell<br />
bewegenden Motiven schalten Sie dem<br />
Autofokus die Funktion „Verfolgen“ oder<br />
„Nachführen“ zu. Dann wird die Kamera das<br />
Objekt verfolgen und unabhängig von dessen<br />
Position kontinuierlich darauf scharfstellen.<br />
080 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Checkliste: Wildlife<br />
Oben: Mit Geduld und<br />
Können werden Sie bald<br />
eindrucksvolle Tierfotos in<br />
freier Wildbahn schießen.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
❏ Kurze Verschlusszeiten sind<br />
ganz wesentlich, idealerweise<br />
unter 1/500 Sekunde, damit<br />
das Motiv eingefroren wird und<br />
kein Verwackeln möglich ist.<br />
❏ Tempo ist entscheidend.<br />
Tiere stehen selten für lange<br />
Zeit still, daher müssen<br />
Bildkomposition und<br />
Scharfstellen schnell und<br />
effizient erfolgen.<br />
❏ Stellen Sie per Autofokus auf<br />
die Augen scharf. Sind diese<br />
nicht voll im Fokus, ist das Foto<br />
verdorben.<br />
❏ Seien Sie früh vor Ort und<br />
fotografieren Sie in den Abend<br />
hinein. Zu Anfang und Ende des<br />
Tages sind die Lichtverhältnisse<br />
am besten, und die tief<br />
stehende Sonne erlaubt Fotos<br />
im Gegenlicht oder Silhouetten<br />
als Motive.<br />
❏ Wichtig ist auch der<br />
Kamerawinkel: Oft ist ein<br />
Kamerastandpunkt auf<br />
Augenhöhe am besten, denn so<br />
entsteht eine natürlich wirkende<br />
Perspektive.<br />
BILDMODUS: Für Tiere in schneller Bewegung – beispielsweise<br />
Vögel im Flug – sollten Sie schnelle Bildserien schießen. Die meisten<br />
Kameras schaffen mehr als vier Aufnahmen pro Sekunde. Das erhöht<br />
Ihre Chancen auf mindestens ein gutes Foto pro Serie.<br />
SPEICHER: In der Wildlife-<strong>Fotografie</strong> ist die Erfolgsquote,<br />
ausgedrückt im Verhältnis gelunger Fotos zur Gesamtzahl der<br />
Aufnahmen, ziemlich schlecht. Es kann durchaus sein, dass Sie ein paar<br />
Dutzend Bilder machen und nur eines oder zwei davon verwenden<br />
können. Ihre Speicherkarten werden schnell voll sein, benutzen Sie<br />
deshalb Karten mit Kapazitäten von 16 bis 32GB, damit Sie während<br />
der Arbeit nicht dauernd wechseln müssen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 081
ERSTE<br />
SCHRITTE<br />
Parks und<br />
Wälder<br />
AUF DER PIRSCH NACH frei lebenden Tieren?<br />
Es gibt kaum bessere Orte, sie anzutreffen als in<br />
Parks und Wäldern. Es gibt eine Vielzahl von<br />
<strong>Natur</strong>parks und Waldgebieten, die bewirtschaftet<br />
werden, um die natürliche Artenvielfalt zu<br />
erhalten. Dort finden Sie Hirsche, Rehe,<br />
Eichhörnchen und eine ganze Reihe<br />
unterschiedlicher Vogelarten.<br />
Ganz gleich, ob Sie in der Stadt oder auf dem<br />
Land wohnen, ein <strong>Natur</strong>park oder größeres<br />
Waldgebiet befindet sich immer in der Nähe.<br />
Besonders in Parks können Sie Ihre<br />
fotografischen Fähigkeiten verbessern; viele<br />
bieten auch große Teiche und Seen mit Enten<br />
und Schwänen. Die Tiere sind in der Regel<br />
an menschliches Treiben gewöhnt, denn<br />
Sie sehen uns jeden Tag als<br />
Spaziergänger, Jogger und Radfahrer.<br />
Für Fotografen ist das ein<br />
unschätzbarer Vorteil, denn die<br />
Toleranzzone der Tiere, bevor der<br />
Fluchtreflex ausgelöst wird, ist<br />
wesentlich größer als bei Tieren, denen<br />
Menschen fremd sind. Deswegen können<br />
wir uns Ihnen auf sehr kurze Entfernung<br />
nähern. Ein 70–300mm Zoomobjektiv ist allen<br />
denkbaren Situationen eines <strong>Natur</strong>parks<br />
gewachsen, auch bei größeren Tieren wie<br />
Hirschen.<br />
Hirsche sind großartige Tiere; sie sind äußerst<br />
eindrucksvoll, besonders im Spätsommer und<br />
im Herbst, wenn das Geweih vollständig<br />
entwickelt ist. Manche Wildparks sind so groß,<br />
dass die Tiere eigentlich wie in freier Wildbahn<br />
leben, ohne jedoch deren Gefahren ausgesetzt<br />
zu sein. Wenn Sie einen Park regelmäßig<br />
besuchen, werden Sie schnell feststellen, dass es<br />
bestimmte Orte gibt, an denen Hirsche oft<br />
anzutreffen sind. Kehren Sie regelmäßig unter<br />
den richtigen Lichtverhältnissen an diese Orte<br />
zurück, und folgen Sie dem von Ihnen als Motiv<br />
auserkorenen Tier vorsichtig. Stellen Sie eine<br />
weit offene Blende ein, etwa f/4. So erhalten Sie<br />
nicht nur eine kurze Verschlusszeit, sondern<br />
auch einen flachen Schärfentiefebereich,<br />
wodurch sich ihr Motiv gut von seiner<br />
Umgebung abhebt. Vielleicht haben Sie die<br />
Möglichkeit, das Tier morgens oder abends als<br />
Silhouette gegen einen farbenprächtigen<br />
Himmel zu fotografieren, vorzugsweise etwas<br />
erhöht auf einem Hügel. Solche Fotos sehen sehr<br />
eindrucksvoll aus.<br />
In <strong>Natur</strong>parks können Sie auch kleinere<br />
Säugetiere wie Eichhörnchen und Hasen<br />
fotografieren. Hasen sitzen oft genug mitten auf<br />
einer Lichtung oder am Rand einer Wiese. Bei<br />
einem solchen Motiv haben sich niedrige<br />
Kamerastandpunkte bewährt; dazu müssen Sie<br />
sich im Gras auf den Bauch legen, wenn Sie<br />
interessante, natürlich aussehende Fotos<br />
bekommen wollen. Ein Bohnensack bietet in<br />
dieser Situation die beste Möglichkeit, die<br />
Kamera zu fixieren. Frühes Morgen- oder<br />
Abendlicht sind ideal für Hasenporträts, denn<br />
dann haben die Bilder einen attraktiven warmen<br />
HINWEIS<br />
Wenn Ihre Wildlife-Fotos sich<br />
von der Masse abheben sollen,<br />
schießen Sie nicht immer die<br />
gleichen Porträts, sondern<br />
versuchen Sie ein typisches<br />
Verhalten der Tiere einzufangen<br />
– beispielsweise ihren Gang oder<br />
ihr Fressverhalten.<br />
„Ganz gleich, ob Sie in der Stadt oder auf dem Land wohnen, ein<br />
<strong>Natur</strong>park oder größeres Waldgebiet befindet sich immer in der<br />
Nähe. Besonders in Parks können Sie Ihre fotografischen<br />
Fähigkeiten verbessern.“<br />
Grundton. Tatsächlich ist Gegenlicht fast bei allen<br />
ein Fell tragenden Tieren ideal, denn es erzeugt<br />
einen feinen Glanz um deren Konturen herum.<br />
Leider erhöht Gegenlicht auch das Risiko von<br />
Streulicht, verwenden Sie deswegen immer eine<br />
Gegenlichtblende.<br />
Wenn Sie Eichhörnchen fotografieren wollen,<br />
finden Sie sie wahrscheinlich im nächst<br />
gelegenen Wald. Wälder sind ein großartiges<br />
Stück <strong>Natur</strong>. Sie bieten vielen Kreaturen Heimat<br />
und Schutz. Doch viele von ihnen sind sehr<br />
scheu, nachtaktiv und tagsüber gut versteckt,<br />
wie Dachse und Eulen beispielsweise. Im<br />
Gegensatz dazu sind Eichhörnchen geradezu<br />
vertrauensselige Tiere. Im Spätsommer und im<br />
Herbst sind sie oft so beschäftigt mit dem<br />
Anlegen Ihres Wintervorrats, dass Sie sich Ihnen<br />
relativ problemlos auf eine komfortable<br />
Foto-Distanz nähern können. Sie verharren<br />
WILDLIFE-FOTOGRAFIE<br />
jedoch selten lange an einer Stelle. Sie müssen<br />
also schnell sein und sofort auf ihr Verhalten<br />
reagieren – Bildkomposition, scharfstellen und<br />
abdrücken müssen ohne weiteres Nachdenken<br />
reflexartig ablaufen. Auch hier ist ein Telezoom<br />
das passende Objektiv, das Ihnen die meiste<br />
Flexibilität bietet. Aufnahmen von Eichhörnchen,<br />
die am Boden nach einer Nuss suchen, sollten<br />
von einem niedrigen Standpunkt aufgenommen<br />
werden. Die schönsten Motive bieten<br />
Eichhörnchen, wenn sie gerade hinter einem<br />
Baumstamm hervorschauen oder eine Eichel<br />
blitzschnell in den kleinen Pfoten drehen. Der<br />
Nachteil solcher Fotos in Bodennähe besteht<br />
darin, dass die Lichtverhältnisse oft nicht allzu<br />
gut sind. Wählen Sie daher eine etwas höhere<br />
ISO-Empfindlichkeit, die Ihnen eine<br />
Verschlusszeit beschert, die den schnellen<br />
Bewegungen der kleinen Tiere angemessen ist.<br />
ISTOCK PHOTO ISTOCK PHOTO<br />
082 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Wildlife im Park<br />
Verbringen Sie einen oder zwei Tage in<br />
einem <strong>Natur</strong>park oder einem größeren<br />
Waldgebiet – Sie werden überrascht<br />
sein über die Artenvielfalt, die Sie dort<br />
antreffen.<br />
Immer einen Versuch wert...<br />
ROSS HODDINOTT<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
HIRSCH: Viele Wildparks<br />
bieten dem Damwild eine Heimat,<br />
wobei der Herbst die schönste Zeit<br />
zum <strong>Fotografie</strong>ren ist. Während der<br />
Brunftzeit konkurrieren die Hirsche<br />
miteinander. Sie röhren<br />
eindrucksvoll und kämpfen um die<br />
Weibchen, ein Verhalten, das sehr<br />
schön fotografiert werden kann.<br />
Bleiben sie jedoch in größerer<br />
Entfernung; das bedeutet eine<br />
Brennweite von wenigstens<br />
300mm. Ein nebliger<br />
Herbstmorgen gibt einem solchen<br />
Bild Atmosphäre und macht ihre<br />
Fotos authentisch.<br />
SPECHT:<br />
Die einfachste Möglichkeit, einen<br />
Specht anzulocken, besteht darin,<br />
eine Futterstelle einzurichten.<br />
Suchen Sie sich einen bemoosten<br />
Ast und bringen Sie ihn nah bei<br />
einem Futterhäuschen an. Bohren<br />
Sie Löcher in die Seite des Astes,<br />
die der Kamera abgewandt ist, und<br />
stecken sie Erdnüsse hinein. Diese<br />
sollten Spechte anlocken, sodass<br />
Sie Gelegenheit für natürlich<br />
wirkende Motive haben.<br />
WILDKANINCHEN: Kaninchen<br />
gehören zu den am leichtesten zu<br />
findenden Tieren. Es gibt sie<br />
praktisch überall in freier <strong>Natur</strong>, und<br />
selbstverständlich auch in gehegten<br />
Parks und Waldgebieten. Legen Sie<br />
sich flach auf den Boden, etwa zehn<br />
Meter vor dem Eingang eines<br />
Kaninchenbaus, und tarnen Sie sich<br />
mit Zweigen oder einem Tarnnetz.<br />
Gehen Sie kurz vor Tagesanbruch in<br />
Stellung, dann können Sie die Tiere<br />
fotografieren, wenn sie beim ersten<br />
Tageslicht aus dem Bau kommen.<br />
Benutzen Sie eine Brennweite von<br />
wenigstens 300mm, um den<br />
Bildausschnitt zu füllen.<br />
WALDKAUZ: Obwohl<br />
nachtaktiv, können Sie den<br />
Waldkauz auch tagsüber zu<br />
Gesicht bekommen, besonders im<br />
späten Frühling und Frühsommer,<br />
wenn sein Nachwuchs kommt.<br />
Wenn dieser flügge wird, können<br />
Sie die kleinen Vögel auf höher am<br />
Baum wachsenden Zweigen<br />
ausmachen, wo sie oft längere Zeit<br />
bewegungslos sitzen. Hier sind<br />
Brennweiten ab 400 mm gefragt.<br />
Als Stativ ist ein ‚Einbein‘ zu<br />
empfehlen, weil es Ihre<br />
Bewegungsfähigkeit nicht<br />
einschränkt.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 083
ERSTE<br />
SCHRITTE<br />
Wasserlandschaften<br />
WO WASSER IST, da ist Leben. Teiche, Seen,<br />
Flüsse, Kanäle, Flussmündungen und<br />
Sumpfgebiete sind Lebensraum für eine<br />
Vielzahl von Kreaturen – kleine und große.<br />
Schon ein bescheidener Gartenteich wird<br />
schnell zum Habitat für Frösche, Libellen und<br />
vieles andere, was da kreucht und fl eucht. Es<br />
gibt nur wenige bessere Orte zum Fotografi eren<br />
der <strong>Natur</strong> als an einem Ufer, dem Übergang<br />
vom Wasser zum Land.<br />
Sümpfe und Moore sind Heimat für Myriaden<br />
von Insekten, für Reptilien, Vögel, und<br />
Säugetiere, Otter, Wühlmäuse, Watvögel,<br />
Amphibien, Ringelnattern und Biber, um nur<br />
wahllos einige aufzuzählen. In größeren<br />
Moorreservaten sind getarnte<br />
Aussichtsplattformen für die Besucher<br />
eingerichtet, von denen aus sie fotografi eren<br />
können, doch meistens befi nden sich diese<br />
Verstecke in einer erhöhten Position. Das führt<br />
leider dazu, dass die von dort geschossenen<br />
Fotos eine unnatürliche Perspektive haben.<br />
Doch viele Vögel sind inzwischen so sehr an<br />
Menschen gewöhnt, dass sie sie relativ nah<br />
heran lassen. Zu ihnen gehören Moorhühner,<br />
Gänse und Wasserhühner, sogar manche<br />
Reiher-Arten. Falls die freie Sicht nicht durch<br />
Vegetation behindert wird, erhalten Sie einen<br />
sehr guten Blickwinkel auf Vögel, wenn Sie sich<br />
in der Nähe eines Ufers auf den Boden legen.<br />
Benutzen Sie die Ellbogen oder einen<br />
Bohnensack, um die Kamera zu stabilisieren<br />
und liegen sie so ruhig wie möglich. Eine<br />
Brennweite von 300-400 Millimetern sollte<br />
ausreichen, trotzdem kann sich noch ein<br />
Telekonverter als nützlich erweisen. Die<br />
Verschlusszeiten sollten jenseits von 1/500<br />
Sekunde liegen. Setzen Sie die ISO-<br />
Empfi ndlichkeit herauf, um solche<br />
Verschlusszeiten zu erreichen, wenn die<br />
Lichtverhältnisse es erfordern. Im Wasser auf<br />
und ab dümpelnde Vögel ergeben besonders<br />
schöne Motive, wobei das Wasser einen<br />
farbigen Hintergrund abgibt, wenn sich<br />
beispielsweise das Abendrot<br />
darin spiegelt. Nach einer<br />
klaren, stillen Nacht bildet sich<br />
vielleicht sogar etwas<br />
Morgennebel, der über dem<br />
Wasser treibt. Um den einzufangen,<br />
müssen Sie allerdings sehr früh in<br />
Position sein, schon vor dem ersten<br />
Tageslicht.<br />
Doch nicht nur Vögel können im Moor<br />
fotografi ert werden, auch Otter und Wühlmäuse<br />
sind an Tümpeln und Wasserwegen<br />
anzutreffen. Leider sind sie sehr scheu, und Sie<br />
müssen viel Zeit aufwenden, um sie zu fi nden<br />
und zu fotografi eren. Amphibien und Libellen<br />
sind wesentlich zugänglichere Kreaturen und<br />
insofern bessere Motive für <strong>Natur</strong>fotografen mit<br />
weniger Zeit und weniger optimierter<br />
Ausrüstung. Frösche sind großartige Motive,<br />
und Sie sind oft in Gärten unter langem,<br />
feuchtem Gras anzutreffen. Am einfachsten<br />
fi nden Sie sie im Frühling, wenn Sie zu den<br />
Teichen zurückkehren, um zu brüten. Die beste<br />
Taktik ist dann, sich ans Ufer zu knien und auf<br />
einzelne Exemplare zu warten, bis sie den Kopf<br />
aus dem Wasser strecken, um zu atmen. Mit<br />
einem Makroobjektiv oder einer Nahlinse<br />
bekommen Sie sie formatfüllend ins Bild. Falls<br />
die Lichtverhältnisse schlecht sind, benutzen<br />
Sie einen Makroblitz, um eine gute Belichtung<br />
zu erzielen. Der Blitz hilft außerdem, einen<br />
größeren Schärfentiefebereich zu erzielen, und<br />
erzeugt attraktive Refl exe im Auge und auf der<br />
feuchten Haut des Frosches.<br />
In Feuchtgebieten gibt es auch interessante,<br />
farbenfrohe Insekten zu entdecken. Die Libelle<br />
ist nur eine der vorkommenden Arten, die<br />
großartige Motive abgeben. Bei Tagesanbruch<br />
sind ihre Flügel vielleicht noch mit Tau bedeckt<br />
und glänzen. Auch für eine solche Aufnahme<br />
müssen Sie Ihren Wecker sehr früh stellen.<br />
Durchsuchen Sie die Vegetation und das lange<br />
Gras in der Nähe eines Ufers. Für das Foto ist<br />
ein Makroobjektiv eindeutig die beste Wahl.<br />
Moore und Sumpfgebiete in Deutschland<br />
SEIEN SIE<br />
KREATIV!<br />
Sobald Sie etwas mehr Erfahrung<br />
haben, ist es an der Zeit, kreative<br />
Ideen auszuprobieren. Sie können<br />
Vögel im Flug erwischen, ebenso<br />
Watvögel an einem Strand, die sich vor<br />
der Flut davon machen. Für<br />
Bewegungs- und Unschärfeeffekte<br />
benutzen sie eine längere<br />
Verschlusszeit.<br />
Tiere im Wasser ergeben<br />
großartige Motive – sofern die<br />
Wasseroberfläche ruhig ist und<br />
eine farbige Umgebung spiegelt.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ROSS HODDINOTT<br />
ISTOCK PHOTO<br />
OTTER: Im moorreichen Schleswig-Holstein<br />
liegt die Eider-Treene-Sorge-Niederung, und dort<br />
befindet sich beim Dorf Schwabstedt das Wilde<br />
Moor, das nunmehr seit den 1980er-Jahren<br />
renaturiert wird. Hier gibt es viele Wiesenvögel<br />
wie den Brachvogel, aber auch versteckt<br />
lebende Sumpfbewohner. Durch das Gebiet<br />
führt ein Moorlehrpfad.<br />
www.eider-treene-sorge.de<br />
PEENETAL: Nahe den Inseln Rügen und Usedom<br />
liegt der so genannte Amazonas des Nordens: Um die<br />
Peene herum erstreckt sich eines der besterhaltenen<br />
Niedermoorgebiete in Mitteleuropa. Hier leben unter<br />
anderem Otter, Biber und sogar drei Arten von Adlern.<br />
Der ehemalige Polder Menzlin ist ein guter<br />
Ausgangspunkt; dort können Sie auch ein Paddelboot<br />
leihen, um das Gebiet zu erkunden. Der <strong>Natur</strong>schutz-<br />
Förderverein bietet auch Exkursionen an.<br />
www.naturschutz-peenetal.de, www.abenteuerflusslandschaft.de<br />
TEUFELSMOOR: Dieses legendäre Moor wurde<br />
durch zahllose Landschaftsmaler des<br />
Künstlerdorfes Worpswede in ganz Deutschland<br />
bekannt. Heute sind nur noch Reste des<br />
Moorgebietes übrig, unter anderem in Form des<br />
Huvenhoopsmoors bei Gnarrenburg. Zu empfehlen<br />
sind außerdem die geführten Wanderungen,<br />
Radtouren und Moorkahn-Fahrten der Biologischen<br />
Station Osterholz. Unter www.kulturlandteufelsmoor.de<br />
können Sie aus dem Pressebereich<br />
umfangreiches Informationsmaterial herunterladen.<br />
084 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
WILDLIFE-FOTOGRAFIE<br />
ROTES UND SCHWARZES MOOR:<br />
Auch in den Mittelgebirgen gibt es Moore,<br />
beispielsweise in der Rhön. Das Rote Moor<br />
wurde zwar größtenteils durch Torfstecherei<br />
trockengelegt, in den Randbereichen ist es aber<br />
unberührt und steht heute unter <strong>Natur</strong>schutz.<br />
Der Rundweg, auf weiten Strecken mit<br />
Holzbohlen befestigt, ist ein beliebtes<br />
Ausflugsziel.<br />
www.rhoentourist.de/rotes-moor-rhoen.html<br />
ISTOCK PHOTO<br />
DONAUMOOS: Früher war es das größte<br />
Niedermoor Süddeutschlands. Das bayerische<br />
Donaumoos hat zwar seitdem es trockengelegt<br />
wurde seinen Moorcharakter weitgehend<br />
verloren, doch ein Besuch lohnt sich dennoch.<br />
Beim „Haus im Moos“ in Karlshuld gibt es<br />
<strong>Natur</strong>erlebnispfade, ein Freilichtmuseum und<br />
eine Biberauffangstation. Kaum sonst wo<br />
kommen Sie so nah an die Tiere heran.<br />
www.haus-im-moos.de<br />
ROSS HODDINOTT ROSS HODDINOTT<br />
Seevögel<br />
UNSERE KÜSTEN bilden ein<br />
hervorragendes Habitat für zahlreiche<br />
Seevögel. Wenn Sie eine Tagestour nach<br />
Helgoland machen, werden Sie<br />
Papageientaucher, Tölpel und<br />
ausgewachsene Seemöwen vor die Linse<br />
bekommen; mit etwas Glück gelingen<br />
sogar Bilder, wenn sie einen Fisch im<br />
Schnabel halten. Inselvögel sind<br />
normalerweise recht tolerant für die Nähe<br />
des Menschen. Mit einer Brennweite von<br />
300 mm sollten schöne Portraits möglich<br />
sein, wobei Sie aber nicht von den<br />
markierten Fußwegen abweichen dürfen.<br />
Schalten Sie den Autofokus auf<br />
„Nachführen“ und schießen Sie lange<br />
Bildserien, wodurch sich die Chance für<br />
ein gutes Foto erhöht. Halten Sie sie<br />
Verschlusszeiten so kurz wie möglich, um<br />
die Bewegungen der Vögelscharf<br />
abzubilden.<br />
In den Wintermonaten bieten auch das<br />
Watt, Flussmündungen und<br />
Küstenregionen gute Kulissen für<br />
staunenswerte <strong>Natur</strong>fotos. Überall dort,<br />
wo Nahrung im Überfluss vorhanden ist,<br />
werden Sie große Schwärme von<br />
Watvögeln und Zugvögeln finden. Die<br />
Watvögel werden unablässig nach einem<br />
leckeren Bissen im Watt herumstochern.<br />
Nähern sie sich ihnen vorsichtig und<br />
benutzen Sie wenn möglich eine<br />
natürliche Deckung. Wenn Sie einen<br />
Vogel aufgeschreckt haben und er<br />
Anstalten macht, davonzufliegen, bleiben<br />
sie regungslos stehen und warten Sie ab.<br />
Vielleicht überlegt er es sich noch einmal<br />
und widmet sich wieder seinem<br />
Festessen.<br />
Stative sind für solche Motive eher<br />
unpraktisch, die bessere Lösung sind ein<br />
Bohnensack oder ein Einbeinstativ.<br />
Wenn Sie nah an der Küste arbeiten,<br />
beachten Sie auch stets den Wasserstand!<br />
Falls die Flut hereinkommt, sollten Sie<br />
sich am besten einen Standort suchen,<br />
wo Sie bequem abwarten können, bis die<br />
Vögel sich auf dem Rückzug vor dem<br />
steigenden Wassers Ihrer Position nähern<br />
– eine sehr effektive Strategie, um Ihr<br />
Motiv auf sich zukommen zu lassen,<br />
anstatt ihm hinterher zu jagen.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 085
ERSTE<br />
SCHRITTE<br />
WILDLIFE-FOTOGRAFIE<br />
Ein Tag im Zoo<br />
DA EINE FOTOSAFARI IN AFRIKA FÜR DIE MEISTEN VON UNS ZU<br />
KOSTSPIELIG IST, MÜSSEN WIR AUF ZOOS ODER WILDPARKS<br />
AUSWEICHEN, UM EXOTEN WIE TIGER, AFFEN, ELEFANTEN UND<br />
GIRAFFEN ZU FOTOGRAFIEREN.<br />
Zum Glück gibt es bei uns reichlich davon – vom<br />
kleinen Privatzoo mit nur wenigen, speziellen<br />
Tierarten, bis zu Hagenbecks Tierpark. In solchen<br />
Anlagen haben Sie die Möglichkeit, hunderte<br />
Tierarten formatfüllend ins Bild zu bekommen: die<br />
größten Landsäuger – Elefanten und Nilpferde –<br />
ebenso wie Menschenaffen und Großkatzen.<br />
Größere Zoos haben auch Spezialgehege wie das<br />
Affenhaus, Aquarien für Robben und Seelöwen und<br />
Terrarien für eine Vielzahl von Reptilien und<br />
Amphibien. Kleineren Zoos fehlt diese Vielfalt, doch<br />
die meisten beherbergen ein paar Großkatzen, Affen<br />
und eine Vielzahl exotischer Vögel.<br />
Die Tierarten mögen variieren; die fotografischen<br />
Herausforderungen, denen Sie sich für Aufnahmen<br />
im Zoo stellen müssen, sind jedoch überall praktisch<br />
gleich.<br />
Als störende Hindernisse zwischen Ihnen und Ihrem<br />
Motiv verhindern Eisengitter, Metallzäune oder dicke<br />
Glasscheiben die freie Sicht auf die Tiere. Wie Sie<br />
diese Hindernisse umgehen – wohlgemerkt: nur<br />
optisch mit der Kamera –, hängt davon ab, wie weit<br />
Sie auf der einen und das Tier auf der anderen Seite<br />
vom trennenden Hindernis entfernt sind.<br />
Idealerweise stehen Sie selbst möglichst nah davor,<br />
das Tier selbst jedoch ist einige Meter von ihm<br />
entfernt. Durch Einstellen einer weit offenen Blende<br />
können Sie einen Zaun aus dem Schärfebereich<br />
herausnehmen, so dass er auf dem Bild kaum noch<br />
wahrgenommen wird. Falls das Tier sich jedoch zu<br />
nah am Zaun befindet, können Sie diesen nicht aus<br />
dem Bild heraushalten. In diesem Fall müssen Sie<br />
später noch einmal wiederkommen oder warten, bis<br />
das Tier die Position gewechselt hat. In seltenen<br />
Fällen kann der Zaun aber auch bewusst zu einem<br />
Bildelement gemacht werden.<br />
Wenn Sie das Objektiv bei der Aufnahme gegen<br />
einen Maschendrahtzaun drücken, können Sie in<br />
den meisten Fällen den Autofokus angeschaltet<br />
lassen, denn er wird normal funktionieren. Falls Sie<br />
jedoch nur eine kurze Distanz vom Zaun entfernt<br />
stehen, wird der Autofokus darauf scharfstellen,<br />
nicht auf Ihr Motiv. In diesem Fall müssen Sie den Af<br />
ausschalten. Das gilt auch wenn Sie durch eine<br />
Glasscheibe fotografieren – falls Sie ganz nah dran<br />
sind, dürfte der Autofokus funktionieren, doch schon<br />
bei nur wenigen Zentimetern Abstand stellt er auf die<br />
durch die Glasscheibe verursachten Reflexionen<br />
oder auf ihr vorhandene Kratzer scharf, weswegen<br />
Sie auch hier manuell scharfstellen müssen.<br />
Bei schlechten Lichtverhältnissen in einem<br />
Terrarium kommen das Problem langer<br />
Verschlusszeiten und möglicherweise von<br />
Farbstichen durch die künstliche Beleuchtung<br />
hinzu. Diese Problemen können Sie jedoch mithilfe<br />
eines Stativs und Einstellen einer höheren<br />
ISO-Empfindlichkeit vermeiden. Nehmen Sie den<br />
Weißabgleich entsprechend der vorhandenen<br />
Kunstlichtquellen vor, die meistens aus Neonröhren<br />
bestehen. Wenn Sie sich nicht sicher sind,<br />
fotografieren Sie im Raw-Format und nehmen den<br />
Weißabgleich in der Nachbearbeitung vor. Das ist<br />
auch der einfachste Weg, Farbstiche wieder<br />
loszuwerden.<br />
Ein weiteres Problem, mit dem Sie sich besonders in<br />
kleinen Zoos auseinandersetzen müssen, sind<br />
andere Besucher. An Wochenenden und in den<br />
Schulferien wird es schwer sein, Ihr Setup vor den<br />
meistbesuchten Käfigen einzurichten, besonders<br />
wenn Sie dort mit einem Stativ hantieren müssen. In<br />
der Regel sind sie von einer dichten<br />
Menschenmenge umgeben und werden vermutlich<br />
mehr als einmal angerempelt. Um dies zu<br />
vermeiden, nehmen Sie sich einen Tag frei und<br />
besuchen Sie den Zoo Ihrer Wahl außerhalb der<br />
Stoßzeiten.<br />
Ausrüstung<br />
Was Sie an<br />
Ausrüstung<br />
brauchen,<br />
unterscheidet sich<br />
nicht sehr von dem,<br />
was sie ohnehin bei<br />
<strong>Natur</strong>aufnahmen<br />
bei sich haben: Ein<br />
55–200mm Objektiv erfüllt zwar seinen<br />
Zweck, doch je länger die Brennweite,<br />
desto besser. Nehmen Sie ein 70–300mm<br />
oder idealerweise ein 80–400mm<br />
Telezoom mit. Diese Bilder entstanden mit<br />
einem Sigma 120–400mm Objektiv auf<br />
einer Canon EOS 700D. Makroobjektive<br />
oder Nahfilter haben sich für Insektenfotos<br />
bewährt; im Aquarium ist man mit einem<br />
Standard-Zoom gut beraten.<br />
@350mm<br />
Tiere in Käfigen fotografieren<br />
BARRIEREN: Wenn ein Tier sich nah an der<br />
Barriere befindet, können Sie nichts dagegen tun,<br />
dass Gitterstäbe oder Zaunmaschen auf dem Bild<br />
zu sehen sind (s. oben). Finden Sie sich entweder<br />
damit ab oder warten Sie, bis das Tier seine<br />
Position ändert. Wenn Sie das Objektiv direkt<br />
gegen das Hindernis drücken (s. rechts) und eine<br />
große Blende benutzen, ist es im Bild nicht zu<br />
sehen.<br />
086 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Guten Morgen!<br />
Dieses Erdmännchen<br />
begrüßt einen neuen Tag.<br />
Bei Nahporträts fällt kaum<br />
auf, dass die Aufnahme<br />
nicht in freier Wildbahn<br />
entstand.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 087
Alle Ausgaben sind auch zu<br />
bestellen unter<br />
www.digitale-fotografie-magazin.de/shop
PREISWERTE<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Kabelloses Blitzsystem<br />
NEUE AUSRÜSTUNG – GERADE JETZT?<br />
Mal wieder Ebbe auf dem Konto? Die Begeisterung für die <strong>Fotografie</strong> ist ungebrochen, das Budget zur Anschaffung<br />
neuer Ausrüstung jedoch eher schmal? Dann stehen wohl kaum neue Objektive oder das neuste DSLR-Modell mit<br />
traumhafter Auflösung auf der Einkaufsliste.<br />
Gleichwohl gibt es viele Hersteller, die uns versprechen, sie würden unsere kreativen Möglichkeiten mit ihren<br />
Produkten zu fairen Preisen verbessern. Diese Behauptung erscheint angesichts der extrem niedrigen Preisen, zu<br />
denen solches Zubehör angeboten wird, zumindest fragwürdig. Kann das überhaupt etwas taugen? Wir haben<br />
einige der Produkte für Sie ausprobiert, um herauszufinden, was von den großen Versprechungen zu halten ist.<br />
DANIEL LEZANO<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 089
PREISWERTE<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Daniel Lezano<br />
Budget: 75 Euro<br />
Kabelloses Blitzsystem<br />
FÜR VIELE IST DAS Fotografi eren<br />
mit Blitzlicht immer noch<br />
unerforschtes Terrain. Obwohl<br />
heute die weit fortgeschrittene<br />
Kommunikation zwischen Kamera<br />
und Blitzgerät es leichter macht als je zuvor,<br />
mit Blitzgeräten gut belichtete Aufnahmen zu<br />
erhalten, tun sich viele immer noch sehr<br />
schwer. Deswegen scheuen sie auch die<br />
beträchtlichen Ausgaben für Blitzgeräte und<br />
das entsprechende Zubehör, das notwendig ist,<br />
wenn man mehr als nur einfachste<br />
Blitzlichtaufnahmen machen will.<br />
Schwierig wird es meist dann, wenn der Blitz<br />
von der Kamera entkoppelt, also extern genutzt<br />
werden soll. Die erste Hürde besteht darin zu<br />
entscheiden, wie man den Blitz auslösen soll.<br />
Folgende drei Methoden stehen zur Wahl:<br />
Die erste besteht darin, das Blitzgerät mit<br />
einem speziellen Blitzsynchronisationskabel<br />
mit der Kamera zu verbinden. Ein solches<br />
Kabel unterstützt sowohl ein manuelles<br />
Blitz-Setup als auch die TTL-Blitzmessung –<br />
falls ihr Blitzgerät dafür eingerichtet ist. Der<br />
größte Nachteil dieser Methode besteht darin,<br />
dass die Länge des Blitzsynchronisationskabels<br />
begrenzt ist.<br />
Die zweite Möglichkeit des Auslösens eines<br />
Blitzgeräts funktioniert optisch. Dabei wird das<br />
Blitzgerät in den „Slave-Modus“ geschaltet und<br />
durch den in der Kamera eingebauten Blitz<br />
oder ein aufgestecktes Blitzgerät ausgelöst. Ein<br />
großer Vorteil dabei ist, dass kein Kabel<br />
benötigt wird, was zu einer größeren Freiheit<br />
bei der Positionierung des Blitzgeräts führt.<br />
Doch es ist Sichtkontakt zwischen Kamera und<br />
Blitz erforderlich, und bei sehr hellem Licht<br />
kann es passieren, dass nicht mehr zuverlässig<br />
ausgelöst wird.<br />
Die dritte Möglichkeit besteht im Einsatz von<br />
Funkfernauslösern. Auch dabei gibt es<br />
selbstverständlich keine Kabel, die Entfernung<br />
zwischen Kamera und Blitzgerät ist nahezu<br />
beliebig – bis zu 100 Metern und mehr – und<br />
es ist kein Sichtkontakt zwischen Kamera und<br />
Blitzgerät erforderlich. Ein solches<br />
Fernauslöser-System besteht üblicherweise<br />
aus zwei Einheiten, einem Sender, der auf den<br />
Zubehörschuh der Kamera gesteckt wird und<br />
einer Empfängereinheit, auf der das Blitzgerät<br />
montiert wird. Inzwischen gibt es sogar<br />
Systeme, die aus zwei Transceivern bestehen.<br />
Das bedeutet, jede Einheit kann sowohl als<br />
Sender als auch als Empfänger agieren. Ganz<br />
gleich welchen Typ Sie bevorzugen, es können<br />
zusätzliche Auslöser hinzu gekauft werden,<br />
falls Sie mehrere von der Kamera entkoppelte<br />
Blitzgeräte steuern wollen. Theoretisch<br />
könnten sie damit dutzende Blitzgeräte<br />
zusammenschalten. In der Praxis dürften sich<br />
jedoch dabei die Kosten für Auslöser und<br />
Blitzgeräte als limitierender Faktor erweisen.<br />
Was aber, wenn Sie für die bescheidene<br />
Anatomie: Yongnuo Auslöser<br />
1) LED-Indikatoren: Eine einzeln grün leuchtende<br />
LED bedeutet, dass das Gerät bereit ist, zwei grüne<br />
LED bedeuten, dass die Einheiten miteinander<br />
kommunizieren, eine rot leuchtende LED bedeutet,<br />
dass der Auslöser aktiviert ist.<br />
2) Auslöseknopf: Mit ihm benutzen Sie die Einheit<br />
als drahtlosen Fernauslöser der Kamera.<br />
3) Zubehörschuh für das Blitzgerät: Über ihn wird<br />
das Blitzgerät ausgelöst, ob auf die Kamera<br />
aufgesteckt oder von der Kamera entkoppelt.<br />
4) PC-Buchse: Sie dient der Kabelverbindung<br />
zwischen Auslöser und Studioblitz.<br />
5) Ein- / Ausschalter<br />
6 Batteriefach: für zwei 2 AAA-Batterien oder 2<br />
AAA-Akkus<br />
7) Kanalwähler: Mit ihm werden alle Auslöser auf<br />
denselben Funkkanal eingestellt, damit sie<br />
miteinander kommunizieren können.<br />
8) Base-Zubehörschuh: Er wird auf den<br />
Zubehörschuh der Kamera gesteckt, wenn die<br />
Einheit als Sender benutzt wird. Wird sie als<br />
Empfänger benutzt, stecken Sie sie auf den<br />
Standfuß eines Blitzgeräts und das Blitzgerät auf<br />
die Einheit.<br />
Nicht abgebildet Fernauslösekabel: Das Kabel<br />
wird in die Fernauslöserbuchse der Kamera<br />
gesteckt, wenn eine Einheit als Fernauslöser<br />
verwendet werden soll. Für das entkoppelte Blitzen<br />
ist das Kabel nicht erforderlich.<br />
3<br />
1 1<br />
5<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
7<br />
Oben: Ein Blitzgerät ist direkt hinter der Kapuze des<br />
Modells für die Kamera unsichtbar auf ein Stativ montiert,<br />
das andere befindet sich im Winkel von 45° davor.<br />
Beide Blitzgeräte werden durch den Fernauslöser an einer<br />
Canon EOS 550D synchron ausgelöst.<br />
Rechts: Das kleine Bild (Original) entstand zum Vergleich<br />
nur mit Tageslicht.<br />
Preiswerter Fernauslöser<br />
Yongnuo Digital<br />
RF-603C drahtloser<br />
Blitzauslöser<br />
Straßenpreis<br />
(2 Stück): 33 Euro<br />
€33<br />
Kamera-Kompatibilität: Es gibt zwei<br />
Versionen, deren einziger Unterschied in der<br />
Ausführung des Fernauslösekabels besteht.<br />
∞ RF-603C mit C1-Kabel:<br />
Kabel mit Ministecker, kompatibel mit:<br />
EOS: 60D; 450D; 500D; 550D; 600D;<br />
650D, 1000D; 1100D<br />
Pentax: K20D; K10D; K100D; K-7<br />
Samsung: GX-20; GX-10<br />
∞ RF-603C mit C3-Kabel:<br />
Kabel mit Universalstecker, kompatibel mit:<br />
EOS: 1D/Ds-Serie;, 5D-Serie; 7D; 10D; 20D;<br />
30D; 40D; 50D<br />
Hinweis: Beide RF-603C Sets können<br />
zusammen mit Kameras anderer Hersteller<br />
verwendet werden, wie im Artikel<br />
beschrieben. Nikon-Besitzer sollten die<br />
Version RF-603N wählen. Fast alle auf<br />
dem Markt befi ndlichen Blitzgeräte können<br />
benutzt werden.<br />
Reichweite: Bis zu 100 Meter<br />
Funkkanäle: Vier<br />
Mitgeliefertes Zubehör: 2 AAA-Batterien,<br />
Bedienungsanleitung<br />
Abmessungen: 155 x 40 x 18 mm<br />
090 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Kabelloses Blitzsystem<br />
DANIEL LEZANO<br />
HINWEIS<br />
Sie können den für Nikon<br />
entwickelten Yongnuo-<br />
Auslöser auch mit<br />
Canon-Kameramodellen<br />
verwenden. Dazu stecken Sie<br />
ihn in den Zubehörschuh,<br />
dann ziehen sie ihn etwas<br />
zurück, bis die grüne LED am<br />
Auslöser aufleuchtet. Das<br />
Gerät ist jetzt bereit.<br />
Original<br />
Stimmung erzeugen mit Blitzlicht<br />
Stellen Sie manuell die Blitzsynchronisationszeit<br />
und eine kleine Blende ein, um die Szene<br />
unterzubelichten. Nun stellen Sie beide<br />
Blitzgeräte auf höchste Blitzleistung. Das<br />
Ergebnis ist ein Bild mit sehr hohem Kontrast,<br />
das viel ausdrucksvoller aussieht, als wäre es<br />
lediglich mit vorhandenem Umgebungslicht<br />
aufgenommen.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 091
PREISWERTE<br />
AUSRÜSTUNG<br />
1 2<br />
EIN EINFACHES SETUP FÜR ENTKOPPELTES BLITZEN<br />
MIT YONGNUO-GERÄTEN<br />
1) Stecken Sie einen der Transceiver auf den Zubehörschuh<br />
der Kamera – dieser wird automatisch als Sender konfiguriert.<br />
2) Stecken Sie das Blitzgerät in den Zubehörschuh der anderen<br />
Auslöseeinheit. Montieren Sie das Ganze auf den mitgelieferten<br />
Standfuß – die Einheit wird automatisch als Empfänger<br />
konfiguriert. Stellen Sie das Ganze auf eine ebene Oberfläche<br />
oder montieren Sie es auf ein Stativ.<br />
3) Schalten Sie die Kamera, das Blitzgerät, und beide<br />
Transceiver ein. Schalten Sie die Kamera auf manuelle<br />
Betriebsart und drücken Sie den Auslöser, um das Setup zu<br />
testen. Falls es nicht funktioniert, überprüfen Sie die Kontakte.<br />
An jedem Transceiver sollten zwei grüne LED leuchten.<br />
4) Stellen Sie die Blitzleistung manuell ein und machen sie<br />
Testaufnahmen, bis Blitzleistung und Blitzrichtung stimmen.<br />
3 4<br />
Andere preiswerte Blitzgeräte<br />
Welche weiteren mit dem Yongnuo Digital<br />
Speedlite YN560-II vergleichbaren Blitzgeräte<br />
gibt es? Wir haben weitere populäre Blitzgeräte<br />
unter 100 Euro für Sie aufgelistet.<br />
Metz Mecablitz 20 C-2<br />
Straßenpreis: 40 Euro<br />
www.intro2020.com<br />
Kompaktes Gerät mit einer<br />
Leitzahl von 20 (ISO 100) und<br />
bis zu 90° neigbarem Reflektor.<br />
Keine TTL-Messung, doch zwei<br />
Automatik-Betriebsarten und<br />
eine manuelle Betriebsart.<br />
Metz Mecablitz 36 C-2<br />
Straßenpreis: 70 Euro<br />
www.intro2020.com<br />
Ähnlich dem Metz 20 C-2, doch<br />
mit mehr Leistung durch eine<br />
Leitzahl von 36 (ISO 100). Ein<br />
manuelles Zoom gestattet die<br />
Abdeckung eines Brennweitenbereichs von<br />
28–85mm.<br />
Nissin Di466<br />
Straßenpreis: 80 Euro<br />
www.kenro.co.uk<br />
TTL Messung, Leitzahl 33 (ISO<br />
100). Manuelle Einstellung der<br />
Blitzleistung in sechs Schritten<br />
von 1/32 der vollen Leistung bis zu voller<br />
Leistung. Verfügbar für Canon und Nikon<br />
DSLR sowie für Olympus- und Panasonic-<br />
Systemkameras.<br />
Sunpak PF30X<br />
Straßenpreis: 70 Euro<br />
www.intro2020.com<br />
Angesichts der Leitzahl von 30<br />
(ISO 100) ein sehr kompaktes<br />
Blitzgerät. TTL-Steuerung für Canon und<br />
Nikon, Belichtungskorrekturfunktion, doch<br />
keine manuelle Steuerung.<br />
Metz Mecablitz 36 AF-5<br />
Straßenpreis: 65 Euro<br />
www.intro2020.com<br />
Eine sehr gute Wahl, denn das<br />
Gerät verfügt über die<br />
TTL-Messfunktion. Leitzahl 36<br />
(ISO 100) und Zoom-Blitz für<br />
Brennweiten von 18–85mm, jedoch keine<br />
manuelle Betriebsart.<br />
Summe von 75 Euro nicht nur das<br />
Elektronenblitzgerät, sondern auch die<br />
Ausrüstung, die zum entkoppelten Blitzen nötig<br />
ist, bekommen würden? Damit könnten Sie<br />
nicht nur die Grundlagen der manuellen<br />
Blitzfotografi e erlernen, sondern sie hätten<br />
auch die Basis-Hardware, um mit<br />
unterschiedlichen Aufnahmetechniken des<br />
entkoppelten Blitzens zu experimentieren.<br />
Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, wie Sie<br />
mit diesem Mini-Budget in die kreative<br />
Blitzfotografi e einsteigen.<br />
Beginnen wir mit dem Blitzgerät. Auf den<br />
ersten Blick sieht das Yongnuo Digital Speedlite<br />
YN560-II ziemlich genauso aus wie ähnliche<br />
Modelle von Canon oder Nikon. Es ist aus<br />
robustem Material, gut verarbeitet, hat einen<br />
leichtgängigen neig- und schwenkbaren<br />
Blitzkopf und eine große LCD-Anzeige an der<br />
Rückseite, die von einem übersichtlich<br />
beschrifteten Arrangement von Steuerknöpfen<br />
und Schaltern umgeben ist. Es wird in einer<br />
hochwertigen Tasche geliefert, zusammen mit<br />
einem passenden Standfuß. Wäre da nicht der<br />
exotische Name, könnte man es für ein<br />
Markengerät des oberen Preissegments halten.<br />
Optionales Zubehör für externes Blitzen<br />
BELEUCHTUNGSSTATIV<br />
Der mit dem Blitzgerät<br />
gelieferte Standfuß hat ein<br />
Standardstativgewinde, passt<br />
also auf die meisten Stative<br />
und erlaubt so, das Blitzgerät<br />
in variablen Höhen zu<br />
positionieren.<br />
LICHTFORMER<br />
Variieren Sie den Blitzausstoß<br />
mit einem Lichtformer auf dem<br />
Blitzkopf. Mit einen Diffusor,<br />
einem Reflektor oder einer<br />
Softbox können Sie Richtung,<br />
Ausbreitung und Intensität des<br />
Blitzes steuern.<br />
“Wer gerade 200 Euro oder<br />
mehr für ein Canon Speedlite<br />
oder Nikon Speedlight<br />
hingeblättert hat, dürfte nun<br />
ein wenig schockiert sein.”<br />
Doch es ist ab 40 Euro im Handel zu fi nden.<br />
Wer gerade 200 Euro oder mehr für ein Canon<br />
Speedlite oder Nikon Speedlight hingeblättert<br />
hat, dürfte nun ein wenig schockiert sein.<br />
Doch es gibt einen signifi kanten Unterschied<br />
zwischen dem Yongnuo und den teuren<br />
Geräten – es ist ein vollständig manuelles<br />
Blitzgerät, TTL-Blitzmessung ist nicht möglich.<br />
Das bedeutet in der Praxis, Sie können es nicht<br />
einfach auf den Zubehörschuh der Kamera<br />
stecken, eins der Automatikprogramme wählen<br />
und loslegen. Sie müssen stattdessen die<br />
Blitzleistung selbst steuern, was bedeutet, dass<br />
Sie sie manuell einstellen müssen. Doch das ist<br />
keineswegs schwierig. Bevor Sie sich um den<br />
Blitz kümmern, stellen Sie die Kamera ein. In<br />
BLITZFOLIEN<br />
Mit farbigen Folien über dem<br />
Blitzkopf eines Blitzgeräts<br />
können Sie auch Hintergründe<br />
attraktiv machen, die<br />
normalerweise langweilig<br />
aussehen.<br />
092 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Kabelloses Blitzsystem<br />
der manuellen Betriebsart (M) stellen Sie den<br />
Verschluss auf die Blitzsynchronisationszeit<br />
ein. Wenn Sie diesen Wert nicht kennen,<br />
benutzen Sie 1/125 Sekunde. Nun stellen Sie<br />
die Blende ein, für den Anfang auf f/5.6. Den<br />
Wert können Sie später ändern, wobei Sie<br />
allerdings auch die Blitzleistung erneut<br />
anpassen müssen.<br />
Der wenden wir uns jetzt zu. Wie Sie sehen,<br />
hat das Blitzgerät eine Reihe von Output-<br />
Einstellungen, die von 1/1 – volle Leistung – bis<br />
1/128 der vollen Leistung reichen. Sie<br />
brauchen nichts weiter zu tun, als mit<br />
dem rechten und linken Knopf des<br />
Vier Wege Schalters die<br />
Blitzleistung einzustellen. Ein<br />
Knopfdruck bedeutet eine<br />
volle Blendenstufe nach<br />
oben oder unten. Mit den<br />
Köpfen „Up“ und „Down“<br />
können Sie ein Finetuning in<br />
Intervallen von einer 1/3<br />
Blendenstufe vornehmen. Ist<br />
das geschehen, machen Sie<br />
eine Aufnahme und überprüfen<br />
sie und deren Histogramm anhand<br />
des LCD-Monitors der Kamera. Bei Bedarf<br />
ändern Sie wie oben beschrieben die<br />
Blitzleistung, bis die Belichtung korrekt ist. Sie<br />
können außerdem die Zoomfunktion des<br />
Blitzgeräts benutzen, um die Blitzleistung zu<br />
erhöhen oder zu reduzieren. Das wär’s. Sie<br />
werden zugeben, das Ganze funktioniert<br />
einfacher, als sie erwartet haben, oder?<br />
Das jedenfalls ist das grundsätzliche<br />
Procedere, wenn Sie ein auf die Kamera<br />
aufgestecktes Blitzgerät manuell betreiben.<br />
Wenn Sie es von der Kamera entkoppelt<br />
WUSSTEN SIE SCHON?<br />
Manche etwas anspruchsvolleren<br />
Blitzgeräte bieten eine Master/<br />
Slave Funktion, bei der das<br />
„Master“-Blitzgerät die<br />
nachgeordneten „Slave“-<br />
Blitzgeräte auslöst. Das ist eine<br />
sehr nützliche Funktion, wenn Sie<br />
über mehrere Blitzgeräte<br />
derselben Marke verfügen. Das<br />
Yongnuo Blitzgerät verfügt über<br />
diese Funktion.<br />
benutzen wollen, wird es nicht komplizierter.<br />
Alles was Sie dazu brauchen, ist eine<br />
Möglichkeit, den Blitz in demselben Moment<br />
auszulösen, indem Sie den Auslöser der<br />
Kamera drücken. Genau diese Möglichkeit<br />
wird vom Hersteller in Form eines passenden<br />
drahtlosen Blitzauslösers angeboten. Er heißt<br />
„Yongnuo Digital RF-603C Wireless Flash<br />
Trigger“ und besteht aus zwei Transceivern, die<br />
für 20 Euro zu haben sind. Der eine wird auf<br />
den Zubehörschuh der Kamera gesteckt, auf<br />
den anderen wird der Blitz montiert. Wenn Sie<br />
die Geräte einschalten, erkennen beide<br />
jeweils automatisch, welche Rolle<br />
ihnen zugedacht ist. Ein<br />
weiteres Setup ist nicht<br />
erforderlich. Jede Einheit ist<br />
mit einem Zubehörschuh<br />
ausgestattet, auf den ein<br />
Blitzgerät montiert werden<br />
kann. Um also ein<br />
rudimentäres System zum<br />
entkoppelten Blitzen<br />
aufzubauen, stecken Sie<br />
lediglich eins der Geräte auf die<br />
Kamera, das andere auf den<br />
Standfuß des zu entkoppelnden Blitzgeräts<br />
und das Blitzgerät selbst obendrauf. Der<br />
Standfuß des Blitzgeräts kann auch auf ein<br />
Stativ montiert werden, so das Sie die Höhe<br />
des Blitzgeräts über dem Boden Ihrem Motiv<br />
entsprechend einstellen können.<br />
Wenn beide Geräte eingeschaltet sind, sollten<br />
zwei grün leuchtende LED sichtbar sein, die<br />
anzeigen dass das Setup korrekt ist und die<br />
Kommunikation zwischen Kamera und<br />
Blitzgerät funktioniert. Sie können übrigens ein<br />
weiteres Blitzgerät in den Zubehörschuh des<br />
Preiswertes Blitzgerät<br />
Yongnuo Digital<br />
Speedlite YN560-II<br />
Flashgun<br />
Straßenpreis: 48 Euro<br />
Kamerakompatibilität:<br />
Kamera mit Standard-<br />
Zubehörschuh Leitzahl 58 (ISO 100<br />
TTL-Blitz: nein<br />
Powerzoom: 24–105mm<br />
Neig- und schwenkbarer Kopf: ja.<br />
Vertikale Drehung von 7°bis 90°; horizontale<br />
Drehung von 0° bis 270°<br />
Einstellbare Blitzleistung: volle Leistung, 1/2, 1/4,<br />
/1/8, 1/16, 1/32, 1/64, 1/128 der vollen Leistung.<br />
Multiblitz: Bis zu 100 Blitze per Burst; bis zu 100<br />
Blitze pro Sekunde<br />
Kontrollton: ja, kann abgeschaltet werden<br />
Drahtloser Slave-Modus: ja (S1 und S2)<br />
Reichweite: 15m im Freien, 25m in<br />
geschlossenen Räumen<br />
Farbtemperatur: 5600K<br />
Pilot/Test Knopf: ja<br />
LCD-Anzeige an der Rückseite: ja<br />
PC-Synchronisationsbuchse: ja<br />
Anschluss für externe Stromversorgung: ja<br />
Zeit zum Wiederaufladen zwischen zwei Blitzen:<br />
ca. 3 Sekunden<br />
Stromsparmodus: ja<br />
Weitwinkel-Diffusor: eingebaut<br />
Reflektor: eingebaut<br />
Schutz gegen Überhitzung: ja<br />
Stromversorgung: 4 AA-Batterien 4 oder<br />
AA-Akkus<br />
Abmessungen: 60x190x78mm<br />
Gewicht: 350 g<br />
Mitgeliefertes Zubehör: Standfuß, Hülle,<br />
Bedienungsanleitung<br />
€50<br />
Anatomie: Yongnuo YN-560-II Blitzgerät<br />
1) Blitzkopf: Neigbar, schwenkbar,<br />
anpassbarer Reflektor und Weitwinkel-<br />
Diffusor<br />
2) Optischer Kontrollsensor<br />
zum Auslösen anderer Blitzgeräte in<br />
unterschiedlichen Setups<br />
3) PC-Buchse: verbindet den Auslöser<br />
mit einem Studioblitz<br />
4) Standfuß: Halterung für Blitzgerät<br />
mit Standard-Stativgewinde<br />
5) LCD-Anzeige: Beleuchtet, wenn ein<br />
Knopf gedrückt wird, zur besseren<br />
Handhabung bei schlechtem Licht<br />
6) Batteriefach:<br />
4 AA-Batterien oder 4 AA-Akkus<br />
7) Kontrollton: an- und ausschalten.<br />
8) Betriebsartenschalter für die<br />
Betriebsarten „Manuell“, „S1-“ oder<br />
„S2-Slave-Modus“, Multiblitz<br />
9) Zoom-Knopf: Manuell einstellbarer<br />
Zoom zur Anpassung an die<br />
Brennweite des Objektivs<br />
10) Pilot- /Testknopf: Grün = „wird<br />
geladen“, Rot = „voll aufgeladen“;<br />
dient auch zum Auslösen eines<br />
Testblitzes<br />
11) Vier-Wege-Schalter zum Wechsel<br />
der Blitzeinstellungen<br />
12) Ein- /Ausschalter<br />
1<br />
2<br />
4<br />
3<br />
5<br />
7 8 9<br />
10 11<br />
12<br />
6<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 093
PREISWERTE<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Transportables Studio!<br />
Wir benutzten ein<br />
entkoppeltes Yongnuo<br />
Blitzgerät in einem Winkel<br />
von 45° vor dem Motiv, ein<br />
weiteres wurde auf die<br />
Wand im Hintergrund<br />
gerichtet und beide drahtlos<br />
ausgelöst.<br />
„Das Gerät fungiert nicht nur als drahtloser Blitzauslöser,<br />
sondern außerdem als Fernauslöser für die Kamera.“<br />
auf der Kamera montierten Auslösers stecken,<br />
da dieser die Kontakte für das Blitzgerät<br />
durchschleift. Es kann eine beliebige Anzahl<br />
von RF-603C Auslöseeinheiten verwendet<br />
werden. Sie können also durchaus mit vier<br />
Auslösern und vier Blitzgeräten arbeiten,<br />
wobei eins auf der Kamera sitzt und drei von<br />
der Kamera entkoppelt ausgelöst werden.<br />
Dieses Setup würde weniger als 240 Euro<br />
kosten, also in etwa den Preis eines einzigen<br />
Markenblitzgeräts.<br />
Doch der Yongnuo Auslöser hat noch eine<br />
weitere Funktion: Er wird mit einem Kabel<br />
geliefert, das in die Fernauslöserbuchse der<br />
Kamera gesteckt werden kann. Wenn Sie das<br />
tun, und einen anderen Fernauslöser in der<br />
Hand halten, können Sie die Kamera mit dem<br />
großen Knopf an dessen Vorderseite auslösen.<br />
Das Gerät fungiert also nicht nur als drahtloser<br />
Blitzauslöser, sondern außerdem als<br />
drahtloser Fernauslöser für die Kamera.<br />
Doch das ist noch nicht alles, denn auch das<br />
Blitzgerät selbst hat noch weitere Funktionen.<br />
Drücken Sie den „Mode“-Knopf und es<br />
werden die Optionen „S1“, „S2“ und „Multi“<br />
angezeigt. Letztere löst nacheinander mehrere<br />
Blitze für Spezialeffekte aus, die jedoch die<br />
wenigsten von uns je versuchen werden. Die<br />
Einstellungen „S1“ und „S2“ hingegen sind<br />
wesentlich interessanter. Es handelt sich um<br />
„Slave“-Einstellungen mit deren Hilfe Sie<br />
mehrere von der Kamera entkoppelte<br />
Blitzgeräte ohne extra Blitzauslöser<br />
verwenden können. Wenn Sie also mehrere<br />
Yongnuo-Blitzgeräte benutzen wollen, stecken<br />
Sie eins als „Master“-Blitzgerät auf den<br />
Zubehörschuh der Kamera und eine beliebige<br />
Anzahl weiterer Blitzgeräte auf deren<br />
mitgelieferte Standfüße. Nun benutzen Sie die<br />
Einstellung „S1 oder „S2“, um die von der<br />
Kamera entkoppelten Blitzgeräte automatisch<br />
zusammen durch den „Master“-Blitz<br />
auszulösen. Sehr eindrucksvoll!<br />
Wir empfehlen, mit einem Paar Transceivern<br />
und einem Blitzgerät zu beginnen. Damit<br />
können Sie die Grundlagen des manuellen<br />
entkoppelten Blitzens erlernen. Wenn Sie<br />
danach kreativere Beleuchtungsszenarien<br />
verwirklichen wollen, können Sie weitere<br />
Auslöser und Blitzgeräte hinzukaufen. Für die<br />
Bilder dieses Artikels haben wir drei<br />
Transceiver und zwei Blitzgeräte verwendet.<br />
Wir werden wohl noch mehr davon<br />
anschaffen, und wir sind überzeugt, Sie auch,<br />
wenn Sie erst einmal Ihre Begeisterung für<br />
das entkoppelte Blitzen entdeckt haben.<br />
Kabelloses Blitzsystem<br />
Weitere Blitzauslöser:<br />
Es wurden keine Modelle aufgelistet, die<br />
über der Preisgrenze von 150 Euro liegen,<br />
deswegen ist beispielsweise die Pocket<br />
Wizard Reihe nicht vertreten. Die Preise<br />
beziehen sich jeweils auf ein Set,<br />
bestehend aus Sender und Empfänger.<br />
Hahnel Combi TF<br />
Fern- und Blitzauslöser<br />
Straßenpreis: 50 Euro<br />
www.hahnel.ie<br />
Dieses Modell dient sowohl<br />
als Fernauslöser als auch<br />
als nicht-TTL fähiger Blitz- und Studioblitz-<br />
Auslöser. Reichweite 100 m. Verfügbar für<br />
alle gängigen Marken.<br />
Interfit Strobies i Sync 4<br />
Funk- und optischer<br />
Fernauslöser mit Sender<br />
und Empfänger<br />
Straßenpreis: 74 Euro<br />
www.interfi tphotographic.<br />
com<br />
Das Set kann mit Blitz- und<br />
Studioblitzgeräten verwendet werden und<br />
bietet vier Funkkanäle, die eine Reichweite<br />
von 30 m ermöglichen. Bei optischer<br />
Auslösung verlängert sich die Reichweite.<br />
Calumet Pro Series 4<br />
Drahtloses Fernauslöser-<br />
Set<br />
Straßenpreis: 70 Euro<br />
www.calumetphoto.co.uk<br />
4-Kanal Funkauslöser mit<br />
100 m Reichweite. Verfügbar für Nikon<br />
und Canon , wobei die Canon-Version<br />
auch für Olympus und Sony passt,<br />
allerdings ist dazu ein optionales Kabel<br />
erforderlich. Keine<br />
TTL-Funktion.<br />
Hahnel Tuff TTL<br />
Drahtloser Blitzauslöser<br />
Straßenpreis: 113 Euro<br />
www.hahnel.ie<br />
Dieses Modell ist sehr robust verarbeitet<br />
und verträgt auch eine raue Behandlung.<br />
Reichweite bis zu 200 m, TTL-Funktion,<br />
Highspeed-Synchronisation und<br />
Synchronisation auf zweiten<br />
Verschlussvorhang.<br />
Phottix Strato II 5-in-1<br />
Drahtloser Fernauslöser<br />
Straßenpreis: 92 Euro<br />
www.intro2020.com<br />
Geeignet für Blitz oder<br />
Studioblitz, Reichweite 150<br />
m. Das Set verfügt über 4 Kanäle und<br />
TTL-Funktion.<br />
Pixel Knight TR-332<br />
LCD E-TTL Wireless<br />
Auslöser-Set<br />
Straßenpreis: 150 Euro<br />
www.thefl ashcentre.com<br />
Hochwertiger, Canonkompatibler<br />
Auslöser mit TTL-Blitz.<br />
Funktionalität und Synchronisationszeit<br />
bis zu 1/8000 Sekunde. Kann in der<br />
manuellen Betriebsart auch mit Kameras<br />
anderer Hersteller benutzt werden.<br />
094 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
PREISWERTE<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Zubehör für Nahaufnahmen<br />
Auch wenn Ihre Begeisterung noch so groß ist – das Budget für die Anschaffung neuer<br />
Ausrüstung ist nicht immer vorhanden. Auch erstklassiges Zubehör kann nämlich sehr teuer sein.<br />
Wir haben kostengünstigere Produkte aus dem Bereich des Makrofotografie-Zubehörs für Sie<br />
getestet und stellen im folgenden Abschnitt einige Alternativen vor, die wir für Einsteiger<br />
besonders empfehlen können.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 095
PREISWERTE<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Daniel Lezano<br />
Budget: 50 Euro<br />
DIE MAKROFOTOGRAFIE ist<br />
populärer als je zuvor. Das hat<br />
nicht zuletzt damit zu tun, dass<br />
immer mehr qualitativ hochwertige<br />
Produkte zu erschwinglichen<br />
Preisen auf den Markt kommen. Sie öffnen<br />
auch für Einsteiger, die bisher wegen der<br />
Kosten der benötigten Ausrüstung davor<br />
zurückgeschreckt sind, den Zugang zur<br />
Makrofotografi e.<br />
Wir haben uns näher mit dem Raynox<br />
DCR-250 Makro-Vorsatz befasst, um<br />
festzustellen, ob er die Mehrkosten gegenüber<br />
einfachen Nahlinsen rechtfertigt. Also<br />
bestellten wir einen, und gleich noch ein paar<br />
Nahlinsen dazu, um im direkten Vergleich zu<br />
sehen, welche Alternative die bessere<br />
Kaufentscheidung ist.<br />
Der Raynox ist schon auf den ersten Blick ein<br />
interessantes Zubehör. Es handelt sich um<br />
eine Nahlinse mit einer Klemm-Befestigung,<br />
die mit unterschiedlichen Objektiven<br />
verwendbar ist. Er ist in zwei Versionen<br />
lieferbar und zwar als DCR-150 mit 4,8<br />
Dioptrien und als DCR-250 mit 8 Dioptrien.<br />
Wir haben uns das Modell mit acht Dioptrien<br />
kommen lassen.<br />
Das Design des Raynox bietet eine Reihe<br />
erkennbarer Vorteile gegenüber Standard-<br />
Nahlinsen. Erstens ist seine Optik wesentlich<br />
hochwertiger, denn sie besteht aus drei Linsen<br />
mit Antirefl exionsbeschichtung auf den nach<br />
außen weisenden Oberfl ächen. Preiswerte<br />
Standard-Nahlinsen haben in der Regel nur<br />
eine Linse, nicht beschichtet ist. Deswegen<br />
sollte man erwarten dürfen, dass der Raynox<br />
von der Mitte des Bildbereichs bis zu den<br />
Ecken schärferer abbildet. Außerdem sollte die<br />
Beschichtung zu besseren<br />
Kontrastverhältnissen führen und störende<br />
Farbsäume unterdrücken. Ein weiterer Vorteil<br />
besteht darin, dass man den Raynox mit seiner<br />
Klemm-Befestigung an Objektiven mit<br />
Filtergewinde von 52mm bis 67mm<br />
verwenden kann, im Gegensatz zu einer<br />
Standard-Nahlinse, die nur zu einem<br />
bestimmten Objektivdurchmesser passt. All<br />
diese Vorteile haben allerdings ihren Preis. Der<br />
Raynox Makro-Vorsatz kostet knapp über 50 ,<br />
ein Set normaler Nahlinsen ist jedoch bereits<br />
für etwa 20 zu haben. Außerdem sind Sie mit<br />
dem Raynox auf eine einzige Vergrößerung<br />
festgelegt – 8 Dioptrien in diesem Fall –<br />
während Sie bei einem Nahlinsen-Set mehrere<br />
Vergrößerungsfaktoren kombinieren können.<br />
Wir haben uns zum Vergleich für ein Set von<br />
Polaroid entschieden, das 20 gekostet hat. Es<br />
besteht aus vier Nahlinsen mit jeweils +1,<br />
+2, +4 und +8 Dioptrien die in einer<br />
schützenden Nylonhülle geliefert werden. Wir<br />
haben uns für die Version mit 58mm<br />
Durchmesser entschieden, es sind jedoch alle<br />
Größen von 37mm bis 77mm verfügbar.<br />
Wenn Sie mit einer Nahlinse – gleich welcher<br />
Bauart – arbeiten, können Sie den Autofokus<br />
eingeschaltet lassen und wie sonst auch<br />
fotografi eren. Da sie wesentlich näher an Ihr<br />
Oben: Der Raynox lässt sich sowohl bei<br />
eingeschaltetem Autofokus als auch beim manuellen<br />
Scharfstellen benutzen; beide Methoden<br />
funktionieren gut.<br />
Rechts: Um die Abbildungsqualitäten des Raynox zu<br />
demonstrieren, wurde diese Aufnahme mit einem<br />
Canon 28-80mm Zoomobjektiv bei einer Brennweite<br />
von 80mm und der kürzestmöglichen<br />
Aufnahmedistanz gemacht.<br />
Unten: Verbringen Sie mit dem Raynox Makro-Vorsatz<br />
einen Nachmittag im Garten, und Sie werden schnell<br />
die Faszination der Makrofotografie für sich<br />
entdecken.<br />
Motiv herangehen können als sonst, erhalten<br />
Sie eine stärkere Vergrößerung als durch<br />
Standardobjektive. Es gibt jedoch ein paar<br />
Restriktionen, auf die Sie achten müssen. Die<br />
erste beim Raynox Makro-Vorsatz ist, dass Sie<br />
nicht mehr auf größere Distanzen scharfstellen<br />
können, Sie sind auf den Makrobereich<br />
festgelegt. Die zweite Einschränkung ist, dass<br />
Sie Weitwinkel-Brennweiten tunlichst<br />
vermeiden sollten, denn die können in<br />
Verbindung mit dem Raynox Makro-Vorsatz zu<br />
starker Vignettierung führen. Das liegt daran,<br />
dass dessen Linsen gegebenenfalls kleiner<br />
sind, als die Frontlinsen des Objektivs, an dem<br />
er befestigt ist. Diese Einschränkung gilt jedoch<br />
096 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Zubehör für Nahaufnahmen<br />
„Da sie wesentlich näher an Ihr Motiv herangehen<br />
können als sonst, erhalten Sie eine stärkere<br />
Vergrößerung als durch Standardobjektive.“<br />
Raynox DCR-250<br />
nur bei Objektiven mit Weitwinkel-<br />
Brennweiten, einschließlich Zoomobjektiven.<br />
Unser Vergleich auf der nächsten Seite zeigt<br />
ein extremes Beispiel dieses Effekts. Raynox<br />
empfi ehlt, man solle bei einem Vollformat-<br />
Sensor keine kürzeren Brennweiten als 50mm<br />
und beim APS-C Sensor mindestens75mm<br />
verwenden, um dunkle Ecken auf den Fotos zu<br />
vermeiden; unsere Erfahrungen bestätigen<br />
das.<br />
Da der Raynox über die erwähnte Klemm-<br />
Befestigung verfügt, können Sie mit<br />
unterschiedlichen Objektiven und Brennweiten<br />
experimentieren, solange die<br />
Filtergewindedurchmesser zwischen 52mm<br />
und 67mm liegen. Die besten Ergebnisse<br />
erzielen Sie mit Objektiven mit fester<br />
Brennweite, weil deren Abbildungsqualität<br />
physikalisch bedingt besser ist, was nicht<br />
heißen soll, dass Sie nicht mit Zoomobjektiven<br />
arbeiten sollten. Es kommt auf den konkreten<br />
Einzelfall an, insbesondere auf die<br />
herrschenden Lichtverhältnisse.<br />
Ich habe für die Bildbeispiele dieses Artikels<br />
zwei preiswerte Zoomobjektive verwendet, das<br />
neuste Canon EF-S 18-55mm IS STM<br />
Kit-Zoomobjektiv und ein 15 Jahre altes<br />
Canon EF 28-80mm Objektiv, beide an der<br />
Canon EOS 700D.<br />
Normalerweise ist der Autofokus beim<br />
fotografi eren eine feine Sache, doch bei kurzen<br />
Distanzen liegen die Dinge etwas anders. Ich<br />
empfehle deswegen ausdrücklich, manuell<br />
scharfzustellen, denn nur dann haben Sie die<br />
genaue Kontrolle über die Schärfeebene. Bei<br />
bestimmten Objekten, Blumen beispielsweise,<br />
können Sie dann präzise auswählen, worauf<br />
Sie scharfstellen, während der Autofokus fast<br />
immer auf den Bereich der Blumen<br />
scharfstellt, der dem Objektiv am nächsten ist;<br />
und das ist in den seltensten Fällen der von<br />
Ihnen gewünschte Schärfebereich. Auch beim<br />
manuellen Scharfstellen zeigt Ihnen die<br />
Kamera im Sucher das Bestätigungssymbol,<br />
wenn die Schärfe präzise eingestellt ist,<br />
außerdem ertönt der vertraute AF-Piepton.<br />
Um die Schärfe optimal einzustellen, fi nde ich<br />
folgende Vorgehensweise am einfachsten:<br />
stellen Sie das Objektiv manuell auf die<br />
geringstmögliche Entfernung scharf und<br />
bewegen Sie dann nur noch die Kamera vor<br />
und zurück, bis Ihr Motiv scharf im Sucher<br />
erscheint. Das funktioniert sehr schön, wenn<br />
Sie aus der Hand fotografi eren; wenn Sie ein<br />
Stativ verwenden, wird es etwas aufwändiger,<br />
denn Sie müssen dessen Position verändern.<br />
Bei einem Stativ, dessen Mittelsäule in die<br />
Horizontale gedreht werden kann, haben Sie<br />
es etwas einfacher, denn Sie können die<br />
Kamera so auf dem Stativkopf befestigen,<br />
Raynox DCR-250 Makro-Vorsatz<br />
Preis: 52,30 Euro bei Amazon<br />
Optische Konstruktion: 3 Linsen in 2<br />
Gruppen mit Antirefl exbeschichtung von<br />
deren Außenoberfl ächen<br />
Vergrößerung: 8 Dioptrien<br />
Design: Linsenelement mit 49mm Front-<br />
Filtergewinde und 43mm Gewinde an der<br />
Rückseite, an die ein Universal-Adapter mit<br />
Klemmbefestigung für Objektivdurchmesser<br />
von 52mm bis 67mm geschraubt ist.<br />
Mitgeliefertes Zubehör: Aufbewahrungsbox,<br />
zwei Schutzkappen<br />
Abmessungen: 53 x 18 mm<br />
Gewicht: 60g<br />
Website: www.raynox.com<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 097
PREISWERTE<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Objektiv ohne Nahlinse<br />
+2<br />
Nahaufnahmen in der Praxis<br />
Nehmen Sie sich die Zeit, perfekt scharfzustellen,<br />
denn die Schärfentiefe ist bei Nahaufnahmen sehr<br />
begrenzt.<br />
Behalten Sie die Verschlusszeit im Auge,<br />
um Verwackeln zu vermeiden. Erhöhen Sie<br />
gegebenenfalls die ISO-Empfindlichkeit und stellen<br />
Sie die Blende entsprechend ein.<br />
In der Mitte des Suchers ist die Abbildungsleistung<br />
am besten, machen Sie deshalb ihre Bildkomposition<br />
so, dass ihr Motiv im Schärfepunkt in der Mitte des<br />
Bildausschnitts liegt<br />
Wenn Sie Insekten fotografieren wollen,<br />
ziehen Sie frühmorgens los, denn dann sind die<br />
wechselwarmen Kreaturen noch ziemlich träge.<br />
Zoomobjektive vereinfachen die Bildkomposition,<br />
gleichwohl sollten Sie bei Nahaufnahmen ein<br />
Festobjektiv bevorzugen, denn es liefert eine bessere<br />
Bildqualität.<br />
Probieren Sie so viele Objektive wie möglich aus,<br />
denn jedes bietet einen anderen Vergrößerungsfaktor<br />
und eine andere minimale Arbeitsentfernung.<br />
Halten Sie einen silbernen oder weißen Reflektor<br />
bereit, um die Lichtverhältnisse für Ihr Motiv<br />
verbessern zu können.<br />
Versuchen Sie nicht, immer die maximale<br />
Vergrößerung zu erreichen – weniger ist manchmal<br />
mehr, was den visuellen Eindruck angeht.<br />
Nahlinsen können zwar kombiniert werden, doch<br />
das geht stark auf Kosten der Bildqualität.<br />
Experimentieren Sie mit unterschiedlichen<br />
Methoden, um Ihr Motiv scharfzustellen. Manuelle<br />
Scharfeinstellung auf die minimale Arbeitsdistanz<br />
und Vor- und Zurückbewegen der Kamera haben<br />
sich als gut praktikabel erwiesen, auch mit Stativ.<br />
+4<br />
+10<br />
18mm<br />
45mm<br />
Oben: Wird das Canon EF-S 18-55mm Objektiv auf die<br />
kürzeste Brennweite von 18 mm eingestellt, ist der<br />
Raynox im Bild sichtbar. Ab 45mm tritt dieses Problem<br />
nicht mehr auf.<br />
Oben rechts: Aufgenommen aus derselben Position<br />
heraus, zeigen die Bilder den Unterschied zwischen dem<br />
Raynox Makro-Vorsatz und den Polaroid Nahlinsen in<br />
Verbindung mit dem Canon 18-55mm Objektiv.<br />
dass die Objektiv-Achse parallel zur Mittelsäule<br />
des Stativs verläuft. Nun können Sie die<br />
Scharfeinstellung ganz einfach mit der Kurbel<br />
an der Mittelsäule des Stativs vornehmen.<br />
Bei beiden Methoden wird davon<br />
ausgegangen, dass Sie die Schärfe maximieren<br />
wollen, doch Sie werden feststellen, dass Sie<br />
mit dem Raynox so nah an ihr Motiv<br />
herangehen können, dass es mehrere optimale<br />
Schärfebereiche gibt, die eine jeweils völlig<br />
andere Bildkomposition erzeugen. An den<br />
Schmetterlingsbildern wird beispielsweise<br />
sichtbar, wie Sie einerseits das Auge des<br />
Insekts detailliert abbilden und andererseits<br />
durch Vergrößerung der Entfernung das Tier<br />
wunderschön vor dem farbigen<br />
Hintergrund hervorheben können.<br />
Ein weiteres Problem, das<br />
auftauchen kann, besteht in<br />
den extrem kurzen<br />
Entfernungen, mit denen Sie<br />
arbeiten. Sie können bis auf<br />
wenige Zentimeter an ihr<br />
Motiv heran und das bedeutet<br />
ein hohes Risiko, die<br />
Lichtverhältnisse negativ zu<br />
beeinfl ussen, weil der Schatten der<br />
Kamera – ganz abgesehen von Ihrem<br />
eigenen Schatten – zum Problem werden<br />
kann, sei es, dass die Szene zu dunkel wird<br />
oder dass sich ein Schmetterling davon macht,<br />
weil er sich bedroht fühlt.<br />
HINWEIS<br />
Anstatt den Scharfeinstellring<br />
zu benutzen, stellen Sie das<br />
Objektiv auf die kürzeste<br />
Arbeitsentfernung ein und<br />
bewegen die Kamera vor und<br />
zurück, bis Ihr Motiv scharf im<br />
Sucher erscheint.<br />
Ich habe nun viel über die Restriktionen und<br />
wenig über die Vorteile des Raynox Makro-<br />
Vorsatzes gesprochen, doch diese<br />
Restriktionen beziehen sich durchweg auf alle<br />
Makrovorsätze einschließlich einfacher<br />
Nahlinsen. Ich wollte erst deren<br />
praktischen Einsatz schildern,<br />
bevor ich nun im einzelnen auf<br />
den Raynox Makro-Vorsatz<br />
eingehe. Was dessen<br />
Leistungsfähigkeit angeht, gibt<br />
es eigentlich nur Positives zu<br />
vermelden. Die Bildqualität in<br />
Verbindung mit dem Raynox<br />
DCR-250 ist exzellent. An der<br />
Aufl ösung gibt es im gesamten<br />
Bildbereich nichts auszusetzen, denn<br />
eine Verminderung der Bildschärfe ist selbst<br />
an den Ecken kaum wahrnehmbar. Während<br />
einfache Nahlinsen im Bereich von +2 bis +4<br />
Dioptrien noch eine gute Schärfe bieten, fällt<br />
098 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Zubehör für Nahaufnahmen<br />
Raynox<br />
Anderes preiswertes<br />
Makrozubehör<br />
Manuelle Zwischenringe von<br />
Gump<br />
Preis: 10 Euro<br />
www.amazon.de/foto<br />
Lieferbar für die meisten Objektiv-<br />
Anschlüsse, verfügen diese manuellen<br />
Zwischenringe über keinerlei Elektronik;<br />
Sie können die Kamera deswegen nur in<br />
der manuellen Betriebsart benutzen und<br />
auch scharfstellen müssen sie von Hand.<br />
Das ist ein wenig umständlich, doch diese<br />
Zwischenringe ermöglichen aufgrund<br />
ihres Preises jedem den Einstieg in die<br />
Makrofotografi e.<br />
Polaroid Nahlinsen<br />
Preis: Sets von 18 Euro (37mm) bis 25 Euro<br />
(77mm)<br />
www.amazon.de/foto<br />
Das Polaroid-Set wird in einer gefütterten<br />
Nylonhülle geliefert und besteht aus vier<br />
Nahlinsen mit den Vergrößerungsfaktoren<br />
+1, +2, +4 und +10 Dioptrien.<br />
„Die Bildqualität in Verbindung mit dem Raynox DCR-<br />
250 ist exzellent. An der Auflösung gibt es im gesamten<br />
Bildbereich nichts auszusetzen, eine Verminderung der<br />
Bildschärfe ist selbst an den Ecken kaum wahrnehmbar.“<br />
die Schärfe bei stärkeren Vergrößerungen<br />
signifi kant ab und sorgt für eine wesentlich<br />
schlechtere Bildqualität. Demgegenüber ist die<br />
Abbildungsleistung des Raynox Makro-<br />
Vorsatzes angesichts seiner Vergrößerung von<br />
+8 Dioptrien außergewöhnlich gut.<br />
Auch die Klemmbefestigung hat sich als<br />
äußerst praktisch erwiesen, denn damit ist der<br />
Makro-Vorsatz mit einem einzigen Handgriff<br />
an- oder abmontiert. Das ist sehr nützlich,<br />
wenn Sie schnell einen Objektivwechsel<br />
vornehmen müssen, aber auch, wenn Sie<br />
einfach einen Perspektivwechsel vom<br />
Makrobereich zu einem normalen Gesichtsfeld<br />
vornehmen wollen, um beispielsweise Ihr<br />
Motiv in seiner unmittelbaren Umgebung zu<br />
zeigen.<br />
Der Preis von 50 für einen Makro Vorsatz mit<br />
+8 Dioptrien scheint recht hoch zu sein, wenn<br />
ein Nahlinsen-Set mit vier unterschiedlichen<br />
Vergrößerungsstärken schon für unter 20 zu<br />
haben ist. Doch der Mehrpreis lohnt sich.<br />
Erstens ist die Bildqualität wesentlich besser,<br />
zweitens passt der Raynox Makro-Vorsatz auf<br />
alle gängigen Filtergewinde, was ihn<br />
wesentlich vielseitiger macht, als ein auf eine<br />
Gewindegröße beschränktes Set.<br />
Aus diesen Gründen ist er sein Geld defi nitiv<br />
wert. Was Flexibilität und Qualität angeht ist er<br />
kaum zu übertreffen.<br />
Kenko DG Auto Extension Tubes<br />
Preis: 179,95 Euro<br />
www.amazon.de/foto<br />
Diese automatischen Zwischenringe<br />
verfügen über die entsprechende<br />
Elektronik, die alle automatischen<br />
Kamerafunktionen aufrecht erhält, selbst<br />
die Autofokusfunktionen. Das Set besteht<br />
aus Zwischenringen der Längen 12mm,<br />
20mm und 36mm, lieferbar für Canon,<br />
Nikon und Sony Objektivanschlüsse.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 099
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />
Abonnement<br />
4 Ausgaben für<br />
25,-€!<br />
8 Ausgaben für<br />
45,-€!<br />
Alle Ausgaben sind auch zu<br />
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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-Magazine
Der kreative<br />
Blick<br />
GEWÖHNLICHE OBJEKTE – AUSSERGEWÖHNLICHE BILDER<br />
Kaffeeklatsch<br />
ZU WENIG INSPIRATION IM ALLTAG? LASSEN SIE SICH VON UNSEREN FOTOGRAFEN<br />
ANREGEN. UNSERE AUFGABE LAUTETE: GESTALTET EIN BILD, DAS EIN GEWÖHNLICHES<br />
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KAFFEE KREATIV GEWORDEN SIND…<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 101
Der Creative kreative Eye Blick<br />
TAUCHEN SIE EIN!<br />
Von Paul Ward<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 70-200mm f/2.8G ED<br />
Software: Photoshop CS5<br />
DAS THEMA KAFFEE kam mir gerade<br />
recht. Ich hatte mir soeben ein Paar<br />
nagelneue Strobeam D4 HSS<br />
Studio-Blitzgeräte zugelegt, die bis zu<br />
einer Verschlusszeit von 1/8000<br />
Sekunde synchronisieren können, dazu ein<br />
TriggerSmart Motion Capture System. Dieses System<br />
löst den Kameraverschluss aus, sobald ein Objekt eine<br />
Infrarot-Lichtschranke passiert. Die ideale Gelegenheit<br />
also, um meine neuen Geräte auszuprobieren. Mir<br />
schwebte ein Bild vor, in dem etwas in eine Kaffeetasse<br />
fällt, natürlich als Hochgeschwindigkeitsaufnahme.<br />
Ich hatte schon immer ein Faible für die erstklassigen<br />
Anzeigenkampagnen und dazugehörigen Fotos für<br />
italienischen Kaffee: Lavazza produziert einen<br />
jährlichen Kalender, dessen Bilder in den vergangenen<br />
Jahren von namhaften Fotokünstlern wie Annie<br />
Leibovitz, Steve McCurry und David LaChapelle<br />
geliefert wurden.<br />
Als Hommage an diese großartigen Fotografen<br />
entschloss ich mich zu einer eigenen Aufnahme, die<br />
von Lavazza inspiriert war.<br />
Der erste Schritt bestand darin, eine Kaffeetasse mit<br />
dem unverkennbaren Lavazza-Logo zu besorgen. Ich<br />
ging in ein nahe gelegenes Café und fragte, ob ich eine<br />
solche Tasse kaufen könne. Sie seien unverkäuflich,<br />
antwortete man mir, doch im Gegenzug für eine<br />
Spende für eine der wohltätigen Organisationen, deren<br />
Sammelbüchsen an der Kasse aufgestellt waren,<br />
durfte ich eine Tasse mit Untertasse mitnehmen –<br />
perfekt.<br />
Zurück im Studio begann ich mit dem Setup: Die Tasse<br />
stellte ich auf eine schwarze Plexiglasscheibe, um die<br />
Reflexionen zu erzeugen, die ich als Bildelemente<br />
einsetzen wollte. Da ich Zuckerwürfel in den Kaffee<br />
fallen lassen wollte, fixierte ich eine Metallröhre mit der<br />
Öffnung nach unten direkt über der Kaffeetasse. Der<br />
Zucker sollte durch das Rohr fallen. Das sollte dafür<br />
sorgen, dass jeder Würfel an genau derselben Stelle<br />
auf die Flüssigkeitsoberfläche traf.<br />
Nun baute ich das TriggerSmart-System auf und<br />
richtete die Lichtschranke so aus, dass ein fallender<br />
Zuckerwürfel den Infrarotstrahl unterbrach und somit<br />
über das TriggerSmart System die Kamera auslöste.<br />
Meine Nikon D800 kam auf ein Stativ, und als<br />
Objektiv montierte ich das NIKKOR AF-S 70-200mm<br />
f/2.8G ED VR II. Dann machte ich die Bildkomposition.<br />
Vor die Blitzgeräte wurden Brollies montiert, und ich<br />
stellte ein Blitzgerät etwas nach links hinter der<br />
Kaffeetasse auf, das andere etwas nach rechts über der<br />
Kamera. Die Synchronisationszeit stellte ich auf den<br />
Maximalwert von 1/8000 Sekunde, um jegliche<br />
Bewegung in der Aufnahme einzufrieren.<br />
In der Betriebsart „Highspeed-Synchronisation"<br />
arbeiten die Strobeam–Studioblitzgeräte mit voller<br />
Leistung. Ich stellte also die Belichtung anhand einiger<br />
Testaufnahmen ein, wobei ich die Blitzgeräte jeweils<br />
etwas näher oder weiter weg von der Kaffeetasse<br />
aufstellte. Als ich mit der Belichtung zufrieden war,<br />
testete ich das TriggerSmart-System, indem ich die<br />
Tasse mit Wasser füllte und einen Spielwürfel als<br />
Zucker-Ersatz durch das Rohr in die Tasse fallen ließ.<br />
Ich musste die Auslöseverzögerung des TriggerSmart-<br />
Systems etwas nachregeln, bis das Timing stimmte,<br />
doch dann war alles bereit.<br />
Ich füllte die Tasse mit Kaffee. Bevor ich den<br />
Testaufnahme<br />
Hintergrund<br />
Zuckerwürfel fallen ließ, machte ich eine Aufnahme,<br />
die später als Hintergrund des fertigen Bildes dienen<br />
sollte. Dann ließ ich nacheinander mehrere<br />
Zuckerwürfel durch das Rohr fallen, wobei das<br />
TriggerSmart-System mit schöner Präzision die Kamera<br />
auslöste. Nach einigen Aufnahmen sah das ganze<br />
recht chaotisch aus, und der Kaffee war über das<br />
gesamte Set verteilt. Mittlerweile hatte ich aber genug<br />
Bilder von den in den Kaffee fallenden Zuckerwürfeln,<br />
um weiterzumachen.<br />
In der Nachbearbeitung nahm ich das gelungenste<br />
Foto, benutzte das Lasso-Werkzeug, um den<br />
spritzenden Kaffee auszuwählen und kopierte die<br />
Auswahl in das Bild, das ausschließlich die saubere,<br />
gefüllte Kaffeetasse zeigte. Bis zu diesem Punkt war<br />
ich mit dem Resultat zufrieden. Es war meine Frau, die<br />
mich auf den Boden der Tatsachen zurück holte, und<br />
mich darauf hinwies, dass das Ganze ziemlich<br />
gewöhnlich und nicht besonders kreativ aussah. Nach<br />
kurzer Überlegung kam ich zu dem Schluss, dass sie<br />
recht hatte. Doch dann kam mir die rettende Idee: Ich<br />
würde ein paar Beine hinein kopieren, so als würde<br />
gerade jemand mit einem Kopfsprung in den Kaffee<br />
eintauchen!<br />
Zurück im Studio arrangierte ich die Beleuchtung so,<br />
Oben und links: Highspeed-<br />
<strong>Fotografie</strong> ist eine „exakte<br />
Wissenschaft“, also ging ich<br />
keine Risiken ein. Ich benutzte<br />
ein TriggerSmart-System und<br />
das Rohr sorgte dafür, dass der<br />
Zuckerwürfel jedes Mal an<br />
derselben Stelle auftraf.<br />
Unten: Da ich wusste, dass es<br />
eine ziemliche Sauerei geben<br />
würde, fotografierte ich zuerst<br />
die gefüllte Kaffeetasse und<br />
verwendete dieses Bild als<br />
Hintergrund. Für die Testfotos<br />
benutzte ich einfaches Wasser.<br />
Ganz unten: Nachdem ich die<br />
Beine fotografiert hatte, schnitt<br />
ich sie aus dem Hintergrund aus<br />
und kopierte sie in mein<br />
Kaffeebild, bevor ich deren<br />
Farbton veränderte, um sie dem<br />
des Kaffees anzupassen.<br />
Der richtige Klatsch<br />
dass sie in etwa meiner Fotosession mit der<br />
Kaffeetasse entsprach, nur dass diesmal meine Frau<br />
auf dem Rücken lag, die Beine nach oben streckte und<br />
mit ihnen so posierte, als würde sie gerade in ein<br />
Schwimmbecken eintauchen. In Photoshop schnitt ich<br />
die Beine aus und kopierte Sie als neue Ebene in mein<br />
Kaffeebild. Mit nur wenigen Korrekturen an den<br />
Gradationskurven, ein wenig Nachbelichtung und<br />
Abwedeln stellte ich das Bild fertig.<br />
Jetzt gefällt uns das Ergebnis beiden sehr gut und ist<br />
wirklich vorzeigbar. Eine zweite Meinung zur<br />
Umsetzung einer Idee gibt oft für den entscheidenden<br />
Anstoß für die Kreativität, um die Qualität eines Bildes<br />
über das Standardmaß hinaus zu heben.<br />
102 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 103
Der Creative kreative Eye Blick<br />
PORTRÄT AUS<br />
KAFFEEBOHNEN<br />
Von Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 24-70mm f/2.8G ED<br />
Software: Adobe Lightroom 4 und Photoshop<br />
ES KOMMT NICHT OFT VOR, dass<br />
man auf die Frage, was man<br />
gestern getan hat, antworten kann:<br />
„Ich habe eine Reproduktion von da<br />
Vincis Mona Lisa aus Kaffeebohnen<br />
hergestellt.“ Ich bin jedenfalls überzeugt, dass<br />
ich das nie wieder sagen werde!<br />
Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber ich<br />
gehöre zu den Leuten, die morgens einen<br />
Koffein-Kick brauchen, um in Gang zu<br />
kommen. Dabei bin ich sehr wählerisch mit<br />
meinem Kaffee. Er muss gut schmecken und<br />
riechen, damit er seine Wirkung tut. Kaffee ist<br />
auch in fast allen seinen Erscheinungsformen<br />
ein sehr fotogenes Objekt. Daher war mir die<br />
Aufgabe sehr angenehm, aus Kaffee ein<br />
kreatives Foto zu schaffen. Ich setzte mich hin,<br />
dachte nach, hatte ein paar Ideen und verwarf<br />
sie wieder. Eines wurde mir aber klar: Der<br />
Kaffee sollte in seiner ursprünglichen Form<br />
fotografi ert werden: als Bohne. Kaffeebohnen,<br />
obwohl eine interessante Erscheinung mit<br />
fotogener Oberfl äche, sind leider nicht<br />
besonders aufregend oder kreativ. Ich musste<br />
also hunderte oder tausende von Kaffeebohnen<br />
irgendwie arrangieren. Aber wie? Mir kam eine<br />
Weltkarte in den Sinn, doch eine kurze Prüfung<br />
im Internet ergab, dass das schon mehrfach<br />
gemacht worden war. Dann überlegte ich<br />
welche direkt mit Kaffee in Verbindung<br />
stehenden Bilder es geben könnte, aber mir fi el<br />
keins ein. Also weg mit der bildhaften, direkten<br />
Verbindung zum Kaffee. Dann hatte ich es: ich<br />
würde eines der bekanntesten und sofort<br />
erkennbaren Porträts der Geschichte nachbilden<br />
– die Mona Lisa von Leonardo Da Vinci.<br />
Ein Kilo gerösteter Kaffeebohnen war schnell<br />
beschafft, dann lud ich das berühmte Bild auf<br />
meinen Computer und öffnete es in Photoshop.<br />
Mit der Funktion „Schwellenwert“ erzeugte ich<br />
ein einfarbiges Bild, ähnlich einer Zeichnung,<br />
das ich im A3 Format ausdruckte. Ich merkte<br />
schnell, dass ich ein wesentlich größeres Bild<br />
brauchen würde, wenn die Idee mit den<br />
Kaffeebohnen funktionieren sollte, denn die<br />
Bohnen waren zu groß, um die feineren Details<br />
der Mona Lisa damit darstellen zu können. Ich<br />
vergrößerte also das einfarbige Bild<br />
entsprechend und druckte je ein Viertel des<br />
Bildes im A3 Format aus. Dann setzte ich die<br />
Teile zusammen. Das sah jetzt schon viel besser<br />
aus. Der Hintergrund meines Meisterwerks<br />
würde aus Sackleinen bestehen, denn das ist<br />
das Material, aus dem Kaffeesäcke gefertigt<br />
sind. Außerdem ließ es das darunter befi ndliche,<br />
aus vier DIN A3 Bögen bestehende Bild<br />
durchscheinen, so dass ich es mit einem Marker<br />
direkt auf den rauen Stoff übertragen konnte.<br />
Nachdem das geschehen war, entfernte ich die<br />
Papierbögen und legte das Sackleinen doppelt,<br />
damit der weiße Studiofußboden nicht<br />
hindurchschien.<br />
Nun platzierte und arrangierte ich die<br />
Kaffeebohnen. Ohne zu sehr ins Detail zu<br />
gehen: Es dauerte wesentlich länger, als ich<br />
erwartet hatte, und erforderte einen weiteren<br />
Gang zum Supermarkt, da ich ein zweites Kilo<br />
Kaffee brauchte. Endlich hatte ich das Porträt<br />
zurechtgepuzzelt, und das berühmte Gemälde<br />
war tatsächlich erkennbar.<br />
Jetzt konnte das Fotografi eren beginnen. Ich<br />
benutzte ein einzelnes Studioblitzgerät mit einer<br />
kleinen Softbox seitlich des Kaffee-Mosaiks und<br />
meine auf dem Stativ montierte Nikon D800,<br />
die mittig darüber platziert wurde. Die<br />
Verschlusszeit stellte ich auf 1/250 Sekunde ein<br />
und wählte Blende f/8 – ein großer<br />
Schärfentiefebereich war zwar nicht notwendig,<br />
doch ich wollte optimale Schärfe und der<br />
Studioblitz hatte mehr als genug Leistung für<br />
diese Blende. Ich probierte eine Reihe<br />
verschiedener Schusswinkel, doch keiner sorgte<br />
für ein wirklich gutes Bild. Die Kamera musste<br />
mittig direkt nach unten gerichtet sein, was<br />
wegen der Größe des Motivs bedeutete, dass ich<br />
nicht durch den Sucher schauen konnte. Ich<br />
hielt also die Kamera auf Armlänge direkt über<br />
Oben: Mit der ausgedruckten<br />
Mona Lisa unter dem<br />
Sackleinen kopierte ich die<br />
Umrisse mit einem Marker<br />
direkt auf das Tuch.<br />
Links: Das Beleuchtungssetup<br />
war einfach. Nur die<br />
Bildkomposition mit Stativ<br />
funktionierte nicht, weil die<br />
Beine in den Bildausschnitt<br />
ragten. Also machte ich die<br />
Fotos mit ausgestrecktem<br />
Arm aus der Hand.<br />
Unten: Das Hinzufügen der<br />
Espressotasse war eine Idee<br />
in letzter Minute. Es erwies<br />
sich als guter Entschluss,<br />
denn die Tasse stellt eine<br />
symbolische Verbindung zum<br />
Thema her.<br />
das Sackleinen und machte mehrere<br />
Aufnahmen. Die Bildkomposition entstand<br />
durch Versuch und Irrtum und ich zoomte ein<br />
wenig aus, um die gesamte Fläche des<br />
Sackleinens ins Bild zu bekommen, falls ich es<br />
später zuschneiden wollte, um die<br />
Bildkomposition zu variieren. Zum Schluss<br />
stellte ich eine kleine Tasse Espresso ins Bild,<br />
um den Eindruck zu erzeugen, die Bohnen<br />
hätten sich daraus auf dem Sackleinen verteilt.<br />
In Lightroom schnitt ich das Bild zu und machte<br />
eine Weißabgleichsmessung an der weißen<br />
Espresso-Untertasse. Ich justierte die<br />
Gradationskurven und legte eine Vignette über<br />
das Bild, um die Ecken abzudunkeln, bevor ich<br />
die Datei nach Photoshop exportierte. Dann<br />
entfernte ich ein paar störende Bohnen – fertig<br />
war das Meisterwerk. In Zukunft werde ich den<br />
Kaffee lieber wieder trinken; Porträts vom<br />
lebenden Original sind doch etwas einfacher,<br />
und dauern auch nicht so lange!<br />
104 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 105
Der Creative kreative Eye Blick<br />
TASSE KAFFEE?<br />
Von Caroline Wilkinson<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 50mm f/1.4G<br />
Software: Adobe Photoshop CS5<br />
KAFFEEBOHNEN, eine dampfende<br />
Tasse, ein Kaffeehaus und eine<br />
Hochgeschwindigkeitsaufnahme<br />
kamen mir als erstes in den Sinn, als<br />
ich das Thema „Kaffee“ zur Aufgabe<br />
erhielt. Doch ich hatte keine Vorstellung, wie das<br />
konkret aussehen sollte. Meine spontanen Ideen<br />
würden eher ein grandioses Chaos verschütteten<br />
Kaffees ergeben als ein dem Thema würdiges<br />
Werbefoto.<br />
Doch nach einigem Nachdenken hatte ich es:<br />
eine Espressotasse mit Untertasse, etwas<br />
Holzleim, ein Nudelholz und ein Glas Instant-<br />
Kaffee waren die Utensilien, aus denen ein<br />
interessantes Kaffee-Stillleben entstehen würde.<br />
Das Setup sollte so einfach möglich sein,<br />
deswegen sollte das durch ein Fenster<br />
einfallende Licht genügen; ein weißes Blatt<br />
Papier sorgte für einen Highkey-Hintergrund. Es<br />
gibt vieles, das auch bei einem so kleinen Projekt<br />
schiefgehen kann, warum also die Dinge durch<br />
ein unnötig umfangreiches Setup<br />
verkomplizieren? Wenn die Kaffeetassen-<br />
Skulptur erst einmal in Position stand, würde ich<br />
sie nicht mehr bewegen können, deswegen<br />
mussten Bildkomposition und Beleuchtung auf<br />
Anhieb passen. Ein heller Tag bei bedecktem<br />
Himmel sorgte dafür, dass möglicherweise<br />
auftretende harte Schatten minimiert wurden.<br />
Nun aber zu der Kaffeeskulptur.<br />
Nachdem ich mir im Supermarkt verschiedene<br />
Sorten Instant-Kaffee angeschaut hatte, kam ich<br />
zu dem Schluss, dass ich das Granulat so fein<br />
wie möglich mahlen musste, wenn ich die<br />
Kaffeetasse samt Untertasse gleichmäßig damit<br />
bedecken wollte. Also kam der Instant-Kaffee in<br />
einen Gefrierbeutel, aus dem ich die Luft<br />
herausließ, bevor ich ihn verschloss. Mit dem<br />
Nudelholz zerkleinerte ich nun das Granulat in<br />
dem Beutel so weit wie möglich. Dann gab ich<br />
jeweils die Tasse und die Untertasse, die zuvor<br />
beide leicht mit Leim bestrichen worden waren,<br />
getrennt in den Beutel, und schüttelte den Inhalt<br />
vorsichtig solange, bis das Porzellan gleichmäßig<br />
mit Kaffeepulver bedeckt war. Entscheidend war<br />
dabei, dass nicht zu viel Leim aufgetragen<br />
worden war. Eine sehr dünne Schicht reichte<br />
aus, um das Kaffee-Granulat festzuhalten,<br />
andernfalls wäre der Kaffee mit dem Leim<br />
verschmolzen und hätte nur eine klebrige<br />
Emulsion ergeben. Es gab zwar einige Lücken<br />
und Bereiche mit dunklerem, feuchtem<br />
Kaffeepulver, doch solange eine relativ<br />
gleichmäßige Bedeckung vorhanden war,<br />
konnte man den Rest mit ein<br />
paar Retuschen in Photoshop<br />
ausgleichen.<br />
Ich trug Tasse und<br />
Untertasse vorsichtig zur<br />
Fensterbank und stellte die<br />
Kamera auf Zeitautomatik und<br />
Punktmessung ein, damit der<br />
Hintergrund überbelichtet wurde und<br />
das dunkle Kaffeegedeck noch besser zur<br />
Geltung kam. Dann experimentierte ich ein<br />
bisschen mit der Blende und dem Kamerawinkel<br />
um den richtigen Standpunkt und die richtige<br />
Bildkomposition zu bekommen, bevor ich mich<br />
für Blende f/2.8 entschied. Die geringe<br />
Schärfentiefe lieferte die besten Ergebnisse, weil<br />
die Schärfe abrupt abfi el. Blenden größer als f/4<br />
nahmen dem Bild diese Wirkung, weil zu viel<br />
des Kaffees scharf abgebildet wurde. Je kleiner<br />
die Blende, desto größer war auch die Gefahr,<br />
dass man Schatten auf dem papiernen<br />
Hintergrund sehen würde.<br />
Den richtigen Schärfepunkt zu fi nden, war nicht<br />
einfach: sollte es der Griff der Tasse sein oder der<br />
Rand? Ich entschied mich für einen Punkt<br />
dazwischen. Nachdem die Kameraeinstellungen<br />
nun geklärt waren, fügte ich ein paar Tropfen<br />
Leim hinzu und brachte mit Hilfe einer Pinzette<br />
vorsichtig einige Stücke größeren Granulats auf<br />
Tasse und Untertasse auf, um deren Oberfl ächen<br />
ein interessanteres Aussehen zu verleihen. Dann<br />
schüttete ich den Rest des Instant-Kaffees über<br />
Tasse und Untertasse und auf das Papier, um<br />
dem Auge des Betrachters etwas zu bieten, dem<br />
es von links nach rechts folgen konnte.<br />
In Photoshop öffnete ich die Raw-Dateien und<br />
nahm kleinere Korrekturen an der Belichtung<br />
vor, um sicherzustellen, dass der Hintergrund<br />
rein weiß war. Da die Belichtung korrekt war, gab<br />
106 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Links: Eine dünne<br />
Schicht Leim und ein<br />
Beutel fein gemahlenes<br />
Kaffeepulver genügten,<br />
um Tasse und<br />
Untertasse zu bedecken.<br />
Unten links: Zwei Bogen<br />
weißes Papier – einer<br />
vor dem Fenster, der<br />
andere auf der<br />
Fensterbank – erzeugten<br />
den nahtlos weißen<br />
Hintergrund. Es waren<br />
einige Testfotos nötig,<br />
bevor ich den Rest des<br />
Pulvers über mein<br />
Objekt streuen konnte;<br />
denn einmal in Position,<br />
konnte ich nichts mehr<br />
verändern.<br />
Unten: Das fertige Bild,<br />
nach ein paar<br />
Korrekturen in<br />
Photoshop.<br />
Oben rechts:<br />
Mehrfeldmessung und<br />
Blende f/5.6 ergaben<br />
eine durchschnittliche<br />
Belichtung, ohne den<br />
Hintergrund oder die<br />
Kaffeetasse zu stark zu<br />
betonen.<br />
Rechts: Mit dem<br />
Kopierstempelwerkzeug<br />
füllte ich lückenhafte<br />
Bereiche aus, an denen<br />
nicht genügend Kaffee<br />
hängen geblieben war.<br />
es außer einer geringen Kontrastverstärkung<br />
nichts weiter zu tun. Die eigentliche Arbeit<br />
bestand darin, mit dem Kopierstempelwerkzeug<br />
die verbliebenen freien Flächen der Tasse zu<br />
füllen. Dies geschah mit einem kleinen Pinsel<br />
und 100% Deckkraft, wobei ich auf den<br />
betroffenen Bereich eingezoomt hatte. Dann<br />
füllte ich die betroffenen Areale mit ähnlichen<br />
Farbtönen von benachbarten Stellen, wobei ich<br />
darauf achtete, keine wiederholenden Muster zu<br />
erzeugen.<br />
Um die Klarheit und auch den Kontrast weiter zu<br />
verbessern, duplizierte ich die Bildebene und<br />
änderte die Füllmethode der neuen Ebene auf<br />
„Weiches Licht“, wobei ich den Deckkraft-Regler<br />
zurücknahm, bis mir das Ergebnis gefi el.<br />
Die Tasse sollte nicht zu scharf abgebildet sein,<br />
trotzdem benötigte das Bild etwas Schärfung,<br />
weil ich im Raw-Format fotografi ert hatte. Ich<br />
wählte in der Ebenenpalette alle Ebenen aus und<br />
führte sie zu einer neuen Ebene zusammen, auf<br />
die ich über das Filtermenü eine sehr leichte<br />
Unschärfmaske legte. Da die Farbe des Kaffees<br />
eher fad und ausdruckslos war, fügte ich noch<br />
eine selektive Farbkorrekturebene hinzu und<br />
verstärkte die Rottöne, damit das Bild einen<br />
rotbraunen Grundton bekam, was sehr gut<br />
funktionierte, da der Weißabgleich auf Tageslicht<br />
eingestellt war. Was noch zu tun blieb, war<br />
Zuschneiden, Ausdrucken und Einrahmen –<br />
fertig.<br />
Da Holzleim wasserlöslich ist, konnte ich Tasse<br />
und Untertasse einweichen und in die<br />
Spülmaschine stellen – endlich Zeit für eine<br />
richtige Tasse Kaffee!<br />
Unterbelichtet<br />
Klonen<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 107
Der kreative Blick<br />
Sebestyén Tamás<br />
Sam Burton
LESER-WETTBEWERB: KAFFEE<br />
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Hannah Smith<br />
Fiona Campbell<br />
Simon J Boucher-Harris<br />
Darlene Young<br />
Lee Myatt-Bennett<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
109
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
SCHÄRFE &<br />
BELICHTUNG<br />
SIE MÖCHTEN WISSEN, WIE SIE IHRE PORTRÄTS NOCH BESSER MACHEN KÖNNEN?<br />
WIR HABEN EINIGE FÜHRENDE EXPERTEN BEFRAGT, UM IHNEN DIE TECHNIKEN UND IDEEN<br />
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TOLLE BILDER VON MENSCHEN aufzunehmen ist eine der<br />
beliebtesten und vielseitigsten Formen der <strong>Fotografie</strong>. Von<br />
Lifestyle bis förmlich, von der Modefotografie bis zum<br />
Schnappschuss und von Hochzeiten bis hin zu Kindern,<br />
Porträtaufnahmen erfordern eine große Vielfalt an Techniken,<br />
Ideen und Fähigkeiten, die es zu beherrschen gilt. In den<br />
nächsten Monaten möchte unser Expertenleitfaden alle<br />
wesentlichen Bereiche behandeln, die Sie brauchen, und Ihnen<br />
so dabei helfen, ihre bisher besten Porträts zu schießen. Wir<br />
werden dabei alles abdecken, was Sie wissen müssen –<br />
Kameraeinstellungen, Ideen für Aufnahmeorte, Auswahl des<br />
Objektivs und die Positionierung Ihres Motivs sind nur ein paar<br />
der Themen, die wir uns im Detail vornehmen werden. In den<br />
ersten paar Monaten vermitteln wir Ihnen die grundlegenden<br />
Kenntnisse, die Sie im Griff haben müssen. So können Sie<br />
sicher sein, dass Sie bei Anwendung dieser fundamentalen<br />
Kenntnisse tolle Ergebnisse erzielen – egal, welche Art von<br />
Porträt Sie schießen möchten. Wir garantieren Ihnen: Wenn Sie<br />
den Ratschlägen unseres Expertenratgeber für<br />
Porträtaufnahmen folgen, werden Sie bessere Bilder machen.<br />
Bei den besten Fotografen sieht es so täuschend einfach aus,<br />
tolle Bilder zu machen. Wie wir aber alle wissen, kostet es<br />
Mühe, Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit, ein wirklich<br />
herausragendes Bild zu machen.<br />
Bei den meisten Arten der Porträtfotografie steht man vor der<br />
zusätzlichen Herausforderung, neben den besten<br />
Kameraeinstellungen, der Beleuchtung und der<br />
Bildkomposition auch noch das Motiv in den Griff bekommen<br />
zu müssen. Wenn Sie sich die Grundlagen verinnerlichen, so<br />
dass sie Ihnen fast selbstverständlich werden, können Sie sich<br />
darauf konzentrieren, dass Ihr Motiv entspannt ist und genauso<br />
in Ihrem Suchfeld erscheint, wie Sie das möchten. Wenn Sie<br />
dann abdrücken, können Sie sicher sein, dass Sie tolle Bilder<br />
machen.<br />
Bevor wir uns im Detail mit Kameraeinstellungen befassen,<br />
sollten wir noch die grundlegenden Faktoren nennen, die<br />
bestimmen, ob Ihre Porträts ein Erfolg werden oder nicht. In<br />
den meisten Fällen haben die besten Porträts eine begrenzte<br />
Tiefenschärfe, bei denen die Augen perfekt scharf erscheinen<br />
und der Hintergrund schön außerhalb des Fokus liegt. Diesen<br />
Monat kümmern wir uns hauptsächlich darum, wie Sie Ihr<br />
Motiv in den Fokus setzen und die Tiefenschärfe steuern, damit<br />
Sie sicher sein können, dass Ihre Tageslichtporträts perfekt<br />
ausgeleuchtet sind. Wir schauen uns dabei die wesentlichen<br />
Kernbereiche der Fokussierung, der Belichtung und der<br />
Tiefenschärfe an. Danach beherrschen Sie mit Sicherheit die<br />
grundlegenden Fähigkeiten, um perfekte Porträtaufnahmen zu<br />
machen.<br />
TEXT: DANIEL LEZANO<br />
BILD: BRETT HARKNESS
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
GRUNDLAGEN DER PORTRÄTFOTOGRAFIE: SCHÄRFE & BELICHTUNG<br />
Bildeinstellung für perfekte Porträts<br />
DIE AUGEN SIND das wichtigste Element eines<br />
Porträts; Sie sollten also immer auf die Augen<br />
fokussieren, damit sie perfekt scharf sind.<br />
Natürlich kann das AF-System Ihrer Kamera<br />
ebenfalls auf die Augen fokussieren, muss aber<br />
richtig eingestellt sein. Zwar sind Multi-Point-AF-<br />
Systeme für die meisten Motive gut geeignet, bei<br />
Porträtaufnahmen sind sie jedoch nicht ideal.<br />
Das liegt daran, dass das AF-System bei<br />
aktiviertem Multi-Point-AF darauf programmiert<br />
ist, das nächstgelegene Motiv zu fokussieren. Bei<br />
Porträts kann das dazu führen, dass die Nase<br />
scharf erscheint, die Augen aber leicht unscharf.<br />
Wenn ihr Motiv eine Kappe trägt, kann sogar das<br />
ganze Gesicht aus dem Fokus geraten.<br />
Dieses Problem ist sehr leicht zu umgehen: Sie<br />
stellen einfach die Kamera so ein, dass nur ein<br />
AF-Sensor aktiv ist, indem Sie auf Single-Point-<br />
AF umschalten. Dabei haben Sie die Möglichkeit,<br />
den zentralen AF-Sensor oder jeden anderen<br />
AF-Sensor auszuwählen. Beide Möglichkeiten<br />
haben Ihre Vorzüge. Bei den meisten Kameras ist<br />
der zentrale AF-Sensor empfindlicher und zeigt<br />
oft ein Fadenkreuz (im Gegensatz zu den<br />
Liniensensoren), was bei kontrastarmen Motiven<br />
die AF-Genauigkeit verbessert. Wenn Sie also bei<br />
schwacher Beleuchtung fotografieren,<br />
1<br />
verwenden Sie den zentralen AF-Sensor. Wenn<br />
Sie Single-Point AF verwenden, sollten Sie<br />
sicherstellen, dass der Autofokus auf AF.S (single<br />
shot) eingestellt ist und nicht auf AF.C<br />
(continuous). Wenn Sie fokussieren, nehmen Sie<br />
das Auge in die Mitte des Fokusfeldes. Wenn Sie<br />
mit halb gedrücktem Auslöser den Fokus sperren<br />
und vor der Auslösung die Kamera bewegen, um<br />
die Bildkomposition zu verändern, wird im<br />
AF.S-Modus der Fokus nicht verändert. Im<br />
AF.C-Modus dagegen ändert das Objektiv den<br />
Fokus mit jeder Bewegung, was zu unscharfen<br />
Ergebnissen führt.<br />
Da die Kamera zwischen Fokussieren und<br />
Auslösen bewegt wird, ist der zentrale AF-Sensor<br />
auch bei der Arbeit mit Stativ nicht die beste<br />
Wahl. In diesem Fall ist es besser, im AF.S-Modus<br />
das Sensorfeld über dem Auge des Motivs zu<br />
platzieren und vor jeder Aufnahme neu zu<br />
fokussieren.<br />
Das nicht zentrale AF-Feld ist auch dann zu<br />
empfehlen, wenn Sie mehrere Aufnahmen in<br />
schneller Folge machen möchten, ohne auf die<br />
Autofokussperre des zentralen AF-Feldes<br />
angewiesen zu sein. So zum Beispiel, wenn Sie<br />
Gruppen fotografieren, wo das Motiv nicht in der<br />
Mitte ist, oder wenn Sie mit vertikaler Kamera<br />
Einstellung des AF<br />
Im Autofokus-Einstellungsmenü können Sie<br />
zwischen Multi-Point- und Single-Point-AF<br />
umschalten. Abhängig von Ihrer Kamera,<br />
kommen Sie in dieses Auswahlfenster,<br />
indem Sie den Menübutton oder den<br />
AF-Modus-Button drücken; einige ältere<br />
Modelle haben noch Schalter zur Auswahl<br />
des AF-Modus. Wenn Sie sich für<br />
Single-Point-AF entscheiden, verwenden<br />
Sie den Vier-Wege-Schalter oder das<br />
Einstellrad, um einen bestimmen AF-Punkt<br />
auszuwählen. Der zentrale AF-Punkt ist der<br />
empfindlichste und daher oft die beste<br />
Wahl.<br />
Bildfolgen eines beweglichen Motivs schießen<br />
bzw. Ihre Position selbst verändern.<br />
Letztlich liegt die Wahl bei Ihnen; manche<br />
bevorzugen die Autofokussperre, andere die<br />
Verwendung des nichtzentralen AF-Sensors.<br />
Testen Sie beide Methoden und nutzen Sie jene,<br />
die für Sie am besten funktioniert.<br />
Die folgenden beiden Bildserien zeigen Beispiele<br />
dafür, wann das Umschalten von einer<br />
AF-Einstellung zur einer anderen bessere<br />
Ergebnissen liefern kann.<br />
An Hindernissen vorbei fokussieren<br />
2<br />
1) Auf Multi-Point-AF eingestellt, hat die Kamera<br />
den Fokus auf den Baum im Vordergrund<br />
gesperrt, was dazu führt, dass unser Motiv<br />
wegen der geringen Tiefenschärfe sehr unscharf<br />
erscheint.<br />
2) Durch Auswahl des Single-Point-AF, ist eher<br />
das Motiv als der Baum im scharfen Fokus. Das<br />
Ergebnis ist ein Porträt, bei dem das Motiv schön<br />
von den beiden Bäumen eingerahmt ist.<br />
3 4 5<br />
Auf die Augen fokussieren<br />
3) Auf Multi-Point-AF eingestellt, wird der Hut als das am<br />
nächsten liegende Motiv erkannt, und darauf stellt sich<br />
der Autofokus ein. Durch die geringe Tiefenschärfe<br />
erscheint das Gesicht unscharf.<br />
4) Die Lösung ist die Einstellung Ihrer Kamera auf einen<br />
einzelnen AF-Punkt. Achten Sie darauf, entweder den<br />
Fokuspunkt zu wählen, der über dem Auge liegt oder<br />
verwenden Sie den zentralen AF-Sensor und sperren Sie<br />
ihn auf das Auge. Bei diesem Bild ist der AF-Punkt auf die<br />
Nasenspitze eingestellt und gesperrt.<br />
5) Unter Verwendung des zentralen AF-Sensors wurde<br />
der Fokus auf das Auge gesperrt und das Bild dann neu<br />
aufgebaut. Zusätzlich wurde ein Reflektor verwendet, um<br />
die Tiefen zu füllen und die Hauttöne aufzuhellen.<br />
112 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Der Baum als<br />
Menschenmenge...<br />
Verwenden Sie Bäume als<br />
natürliche Umrahmung Ihres<br />
Motivs, aber achten Sie auf die<br />
richtige Steuerung des Fokus.<br />
Belichtung: 1/1250 Sek. bei<br />
f/3.2 (ISO 320).<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 113
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
GRUNDLAGEN DER PORTRÄTFOTOGRAFIE: SCHÄRFE UND BELICHTUNG<br />
Die beliebtesten Möglichkeiten der Belichtungskontrolle<br />
ES GIBT UNTERSCHIEDLICHE Methoden, um<br />
perfekt belichtete Ergebnisse zu erzielen. Fragen Sie<br />
zehn verschiedene Hobby- und Profifotografen, wie<br />
sie ihre Porträtaufnahmen belichten – insbesondere<br />
bei schwierigen Lichtverhältnissen – und Sie<br />
werden zehn verschiedene Antworten erhalten. An<br />
dieser Stelle möchten wir Ihnen drei beliebte<br />
Methoden vorstellen. Bei zwei davon kommt eine<br />
Belichtungshilfe zum Einsatz, bei der dritten handelt<br />
es sich um den allseits beliebten Einsatz von<br />
Erfahrung und dem LCD-Display, um ein korrektes<br />
Ergebnis zu erzielen. Wie bereits erwähnt, kann<br />
theoretisch jede Belichtungsmethode angewendet<br />
werden. Die beliebtesten darunter sind<br />
Zeitautomatik mit Blendenvorwahl, Programmmodi<br />
oder der manuelle Modus. Benutzen Sie einfach die<br />
Methode, mit der Sie am besten vertraut sind. Für<br />
unser Beispiel haben wir unser Objekt außerhalb<br />
eines breiten, geöffneten Türdurchganges platziert,<br />
der einen fast schwarzen Hintergrund liefert; ein<br />
Szenario, das die große Mehrheit der Multizonen-<br />
Messsysteme zu einer schlechten Belichtung der<br />
Szene führen würde. Es gibt nur wenige<br />
Möglichkeiten, um eine korrekte Belichtung zu<br />
erreichen und wir wollen Ihnen zunächst zeigen,<br />
wie Sie eine Graukarte und einen<br />
Belichtungsmesser verwenden können, um die<br />
Belichtung zu berechnen. Anschließend folgt die<br />
beliebteste Methode: Die Verwendung des<br />
LCD-Displays.<br />
MULTIZONEN-MESSUNG<br />
Die Verwendung des Multizonen-Messsystems<br />
der Kamera ist normalerweise eine zuverlässige<br />
Methode, um gut belichtete Aufnahmen zu<br />
erzielen. Hier jedoch führt das Multizonen-<br />
Muster dazu, dass das Objekt aufgrund des<br />
dunklen Hintergrundes überbelichtet wird. Die<br />
Lösung ist die Verwendung einer der drei im<br />
Folgenden dargestellten Methoden.<br />
1) VERWENDUNG EINER GRAUKARTE<br />
Stellen Sie an Ihrer Kamera den manuellen<br />
Belichtungsmodus und das Punktmesssystem<br />
ein. Bitten Sie Ihr Modell, eine Graukarte vor sein<br />
Gesicht zu halten.<br />
Der Bereich der Punktmessung wird nun von der<br />
Graukarte ausgefüllt. Passen Sie die Belichtung so<br />
an, dass die Anzeige über der Null steht. Machen<br />
Sie eine Probeaufnahme und kontrollieren Sie<br />
diese. Sie sollte korrekt belichtet sein.<br />
2) EXTERNE BELICHTUNGSMESSER<br />
Stellen Sie sicher, dass die ISO-Einstellungen an<br />
der Kamera und an dem Belichtungsmessgerät<br />
übereinstimmen. Halten Sie das Messgerät mit<br />
der weißen Kappe über dem Messsensor vor das<br />
Gesicht Ihres Modells und nehmen Sie eine<br />
Messung vor. Schalten Sie Ihre Kamera auf<br />
manuellen Belichtungsmodus um, stellen Sie die<br />
gemessene Belichtung ein, machen Sie eine<br />
Probeaufnahme und kontrollieren Sie diese.<br />
Belichtungsskalen bei Aufnahmen in manuellem Modus<br />
Bei der Benutzung einer Graukarte oder eines<br />
Belichtungsmessers kann es passieren, dass die<br />
Markierung an der Anzeigeskala nicht genau<br />
über der Null sitzt, wenn die gemessene<br />
Belichtung im manuellen Modus an der Kamera<br />
eingestellt wird. Aber keine Sorge, das<br />
Messsystem Ihrer Kamera funktioniert trotzdem<br />
noch, sodass die Anzeigeskalen im Sucher und<br />
auf dem LCD-Display die von der Kamera<br />
empfohlenen Werte anzeigen. Wenn Sie die<br />
Graukarte und das Belichtungsmessgerät korrekt<br />
verwendet haben, ist die Belichtung nun korrekt<br />
eingestellt. Die Markierung zeigt ggf. an, wie weit<br />
das Messsystem der Kamera von der korrekten<br />
Belichtung abweicht. In unserem Fall dieser<br />
speziellen Szene sitzt die Markierung auf der<br />
Belichtungsanzeigeskala über der -1.3<br />
EV-Marke. Das zeigt, dass die Kamera das Motiv<br />
um 1,3 Stufen überbelichtet hätte. Das mag<br />
kompliziert klingen, aber Sie werden dieses<br />
System schnell verstehen und anwenden<br />
können.<br />
114 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
3) KONTROLLE AUF DEM LCD-DISPLAY<br />
Die dritte Möglichkeit, die von der Mehrheit aller<br />
Fotografen regelmäßig angewendet wird,, so auch vom<br />
Profi Brett Harkness, ist eine Probeaufnahme zu<br />
machen, entweder in Zeitautomatik mit<br />
Blendenvorwahl oder in einem Programmmodus,<br />
diese auf dem LCD-Monitor zu kontrollieren und bei<br />
Bedarf eine Belichtungskorrektur hinzuzufügen, um<br />
die richtige Belichtung zu erzielen. Diese Methode<br />
funktioniert ebenfalls gut, Sie müssen sich aber<br />
bewusst sein, wie das Bild auf dem LCD im Verhältnis<br />
zur tatsächlichen Aufnahme angezeigt wird, denn<br />
manche LCDs zeigen das <strong>Vorschau</strong>bild etwas heller<br />
oder dunkler an. Um ganz sicher zu gehen, sollten Sie<br />
deshalb auch das Histogramm des Bildes anschauen.<br />
Sie werden feststellen, dass die Kameras neuerer<br />
Generationen über viel bessere LCDs verfügen als<br />
solche, die schon ein paar Jahre älter sind.<br />
Einblicke eines Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Ich kann verstehen, warum manche Fotografen<br />
Graukarten und Belichtungsmessgeräte verwenden.<br />
Ich hingegen vertraue lieber meiner eigenen<br />
Erfahrung. Ich schätze die Belichtung ab und<br />
kontrolliere das Ergebnis auf dem LCD. Gewöhnlich<br />
schaue ich mir das Bild kurz an und kontrolliere<br />
Fokus und Belichtung, bevor ich fortfahre.<br />
Wenn Sie diese Methode anwenden, sollten Sie<br />
wissen, ob die Helligkeit des LCDs Ihrer Kamera der<br />
Ihres Computermonitors entspricht, um die<br />
Ergebnisse richtig zu bewerten. Passen Sie beide<br />
möglichst aneinander an und schalten Sie den<br />
automatischen Helligkeitsmodus am Kamera-<br />
Display ab, sofern diese Einstellung verfügbar ist.<br />
Histogramme können ebenfalls hilfreich sein, wenn<br />
Sie wissen, wie das Diagramm gelesen wird.<br />
Bedenken Sie auch, dass Sie zum Beispiel bei<br />
Mode- und Hochzeitsaufnahmen wenig Zeit zum<br />
Kontrollieren haben.“<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 115
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
GRUNDLAGEN DER PORTRÄTFOTOGRAFIE: SCHÄRFE UND BELICHTUNG<br />
Tiefenschärfe bei Porträtaufnahmen<br />
PORTRÄTS PROFITIEREN MEHR als jede<br />
andere Motiv von kurzer Tiefenschärfe. Für<br />
Brustbilder ist dies eine klassische Methode, um<br />
die Augen scharf abzubilden, während Gesicht<br />
und Schultern graduell aus dem Fokus gleiten.<br />
Bei Ganzkörper-Porträts wird der Hintergrund<br />
entsprechend unscharf, sodass er nicht mehr<br />
vom Modell ablenken kann. Auch bei Aktfotos<br />
oder Porträts, zum Beispiel im Gegenlicht eines<br />
Fensters, lässt sich diese Technik wunderbar<br />
nutzen, um Spitzlichter zu einem<br />
geheimnisvollen Leuchten abzudämpfen.<br />
Dabei ist sie erstaunlich einfach anzuwenden:<br />
Sie brauchen nur eine große Blende zu wählen<br />
und darauf zu achten, dass die Augen Ihres<br />
Modells fokussiert sind. Objektive mit weiter<br />
Maximalblende bieten natürlich den Vorteil,<br />
eine flachere Tiefenschärfe produzieren zu<br />
können als solche mit kleineren Blenden. Aus<br />
diesem Grund verwenden die meisten<br />
Profifotografen für diese Technik f/2.8-Optiken.<br />
Diese sind jedoch sehr teuer in der Anschaffung;<br />
wenn Sie also über ein eingeschränktes Budget<br />
verfügen, sollten Sie in ein 50 mm f/1.8<br />
Objektiv investieren. Dies ist eines der<br />
erschwinglichsten Objektive mit<br />
Festbrennweite, die auf dem Markt erhältlich<br />
sind, und eines der schnellsten. Bei Blende<br />
f/1.8 ist der Abfall der Tiefenschärfe erstaunlich<br />
kurz. Alternativ können Sie ein Telezoom mit<br />
längerer Brennweite verwenden, das bei weit<br />
geöffneter Blende ebenfalls eine sehr kurze<br />
Tiefenschärfe bietet.<br />
Wenn Sie oft große Blenden verwenden,<br />
müssen Sie jedoch sehr sorgfältig arbeiten,<br />
denn wenn Sie ungenau fokussieren, riskieren<br />
Sie unscharfe Ergebnisse aufgrund der kurzen<br />
Schärfezone. Darüber hinaus ist eine sehr<br />
flache Tiefenschärfe nicht in jedem Fall<br />
wünschenswert. Oftmals werden Sie auch<br />
Details scharf abbilden wollen, die sich hinter<br />
dem Gesicht Ihres Modells befinden; in dem Fall<br />
ist eine kleinere Blende die bessere Wahl.<br />
Das Tolle an der Tiefenschärfe ist, dass man sie<br />
leicht kontrollieren kann. Wenn Sie schnell die<br />
Blendeneinstellungen wechseln und<br />
Probeaufnahmen machen, können Sie leicht<br />
den Effekt finden, der am besten dazu passt,<br />
was Sie mit Ihrem Porträt erreichen möchten.<br />
Wir behandeln die Tiefenschärfe noch<br />
eingehender in einem späteren Beitrag; das<br />
Wissen, wie Blenden die Szene im Fokus<br />
beeinflussen, ist jedoch der Schlüssel zu<br />
großartigen Fotos und unerlässlich, wenn Sie<br />
Ihre Porträtaufnahmen verbessern möchten.<br />
Machen Sie Probeaufnahmen bei<br />
unterschiedlichen Blendeneinstellungen und<br />
schauen Sie sich genau die Ergebnisse an.<br />
Einblicke eines Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Allgemein funktionieren Porträtaufnahmen<br />
am besten, wenn die Tiefenschärfe flach ist.<br />
Dies ist aber keine unumstößliche Regel.<br />
Wenn ich Gruppen oder Kinder in Bewegung<br />
fotografiere, verwende ich eine kleinere Blende<br />
wie f/11, um sicherzugehen, dass ein<br />
möglichst großer Bereich scharf abgebildet ist.<br />
Ich verwende das 70–200 mm Objektiv mit<br />
Blende f/8, wenn die Kleidung betont werden<br />
soll, weil dies den Körper scharf abbildet, aber<br />
den Hintergrund verschwimmen lässt.<br />
Meist fotografiere ich mit einer größeren<br />
Blende, um dem Bild mehr Dramatik zu<br />
verleihen und das Modell vom Hintergrund zu<br />
lösen. Für die ultimativ flache Tiefenschärfe<br />
verwende ich eine f/1.2 Optik und halte beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren den Atem an, um den perfekten<br />
Fokus zu erzielen!“<br />
Unten: Diese Bilder illustrieren die Effekte der<br />
Blendenwahl auf die Tiefenschärfe und wie diese die<br />
ästhetische Qualität eines Fotos beeinflusst. Große<br />
Blenden sind am besten geeignet, um das Objekt aus<br />
dem Hintergrund herauszulösen. Kleinere Blenden<br />
hingegen passen zu Bildern, bei denen die gesamte<br />
Szene wichtig ist.<br />
f/2.8 f/4 f/5.6 f/8<br />
f/11 f/16 f/22 f/32<br />
116 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Am Pier<br />
Ein Pier kann recht unansehnlich<br />
wirken; wenn Sie aber eine relativ<br />
kurze Tiefenschärfe einstellen, wird<br />
er so verschwommen abgebildet,<br />
dass er als interessanter<br />
Hintergrund dient, ohne vom Motiv<br />
abzulenken.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 117
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
GRUNDLAGEN DER PORTRÄTFOTOGRAFIE: SCHÄRFE UND BELICHTUNG<br />
So setzen Sie Ihr<br />
Fotowissen in die<br />
Praxis um<br />
WIE WIR BEREITS erklärt haben, können Sie<br />
sich in der Mehrheit aller Aufnahmesituationen<br />
darauf verlassen, dass Ihnen Ihre Kamera<br />
korrekte Belichtungswerte liefert. Nichtsdestotrotz<br />
gibt es immer wieder Situationen, in denen Sie<br />
selbst die Kontrolle übernehmen müssen, um<br />
gute Ergebnisse zu erzielen. Aber was ist in<br />
wirklich schwierigen Szenen, die nicht nur helle<br />
Spitzlichter, sondern auch dunkle Schatten<br />
enthalten? Wir fanden ein solches Szenario in<br />
einer alten Wollfabrik, wo der sehr dunkle<br />
Innnenraum von einzelnen Lichtstrahlen durch<br />
Fenster und Löcher im Dach durchbrochen<br />
wurde. Solche starken Kontraste verlangen es,<br />
dass der Fotograf selbst die Kontrolle für die<br />
Belichtung übernimmt. Schauen Sie sich die<br />
Bilder an und überlegen Sie, wie Sie mit der<br />
Situation umgegangen wären; vergleichen Sie<br />
dann Ihre Methode mit der unten erklärten<br />
Vorgehensweise von Brett.<br />
Oben & rechts: Durch eine Reihe von Dachluken fällt<br />
das Sonnenlicht in diesen Bereich der Fabrik. Brett hat<br />
Emma in der Nähe des Rollos platziert und somit die<br />
starken, horizontalen und vertikalen Linien für seinen<br />
Bildaufbau ausgenutzt.<br />
Bretts Einstellungen<br />
„Die Belichtungskorrektur ist der Schlüssel zur<br />
Behandlung schwieriger Lichtsituationen wie<br />
dieser. Wenn ich die Kamera im Programm-<br />
Modus belasse und die Belichtungskorrektur<br />
anpasse, kann ich schnell Veränderungen<br />
vornehmen. Da ich weiß, dass das Modell<br />
überbelichtet wird, mache ich eine<br />
Probeaufnahme mit einer<br />
Belichtungskorrektur von -1 EV und<br />
kontrolliere das Ergebnis auf dem LCD. Weil es<br />
so dunkel ist, muss ich die Verschlusszeit im<br />
Auge behalten, um Verwacklungsunschärfen<br />
zu vermeiden. Falls notwendig, muss ich noch<br />
den ISO-Wert erhöhen.<br />
Bei diesen beiden Aufnahmen habe ich für ein<br />
perfektes Ergebnis die Belichtungskorrektur<br />
auf -1,33 EV eingestellt.“<br />
Oben: Brett stellt fest, dass eine Belichtungskorrektur<br />
von -1,33 EV die besten Ergebnisse liefert.<br />
Links & rechts: Dieser dunkle Flur wird von<br />
Lichtstrahlen durchbrochen, die durch Löcher im<br />
Dach hereinfallen.<br />
118 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Interessante<br />
Hintergrundsetails<br />
Es hat keinen Sinn, interessante<br />
Locations zu nutzen, wenn man<br />
nichts davon sieht! Dieses Fenster<br />
enthüllt interessante Details im<br />
Hintergrund und stellt somit ein<br />
eigenes Bildelement dar.<br />
Perfekte Belichtung<br />
Egal, welche Messmethode Sie<br />
verwenden: Achten Sie<br />
unbedingt darauf, dass das<br />
Gesicht ausreichend belichtet<br />
wird. Dieses Bild wurde mit einer<br />
Belichtungszeit von 1/100 Sek.<br />
bei Blende f/3.5 (ISO 400)<br />
aufgenommen.<br />
Positionierung des<br />
Motivs<br />
Damit dieses Bild funktioniert,<br />
muss das Hauptmotiv perfekt<br />
ausgeleuchtet sein. Die<br />
Positionierung unseres Modells<br />
Emma in den Strahlen des<br />
Sonnenlichts sorgt dafür.<br />
Verwackeln vermeiden!<br />
In Low-Light-Situationen besteht beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand immer das<br />
Risiko von Verwacklungsunschärfe.<br />
Setzen Sie den ISO-Wert herauf und<br />
fotografieren Sie mit großer Blende,<br />
um das Risiko so gering wie möglich<br />
zu halten.
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
BILDKOMPOSITION<br />
SIE MÖCHTEN DIE BESTEN PORTRÄTAUFNAHMEN IHRES LEBENS MACHEN? WIR HABEN<br />
EINIGE FÜHRENDE EXPERTEN BEFRAGT, UM SIE BEI DER VERBESSERUNG IHRER<br />
FÄHIGKEITEN ZU UNTERSTÜTZEN.<br />
IN DIESEM MONAT HILFT UNS PROFIFOTOGRAF BRETT HARKNESS, DIE GRUNDREGELN DER<br />
BILDKOMPOSITION FÜR PORTRÄTFOTOS ZU ERLÄUTERN.<br />
DAS FOTOGRAFIEREN GROSSARTIGER PORTRÄTS<br />
erfordert einige Fähigkeiten. Unser monatlicher Ratgeber ist<br />
darauf ausgelegt, diese komplett abzudecken, sodass Sie auf<br />
jede Herausforderung vorbereitet sind. In den folgenden<br />
Monaten werden wir verschiedene artverwandte Themen<br />
tiefergehend betrachten – von den Formen der Ausleuchtung<br />
bis hin zu fortgeschrittenen Techniken.<br />
In diesem zweiten Teil dieses umfassenden Ratgebers wollen<br />
wir eine wichtige Grundkenntnis genauer erläutern. Im<br />
letzten Monat haben wir die Fokussierung und die<br />
Belichtungsmessung behandelt und Ihnen gezeigt, wie Sie<br />
Ihre Kamera so einstellen, dass Ihre Fotos<br />
rasiermesserscharf und immer gut belichtet sind. In diesem<br />
Monat setzen wir unsere Grundlagen für Porträtaufnahmen<br />
mit Expertenratschlägen zu einem Thema fort, das eine<br />
zentrale Rolle für den Erfolg Ihrer Bilder spielt: die<br />
Bildkomposition.<br />
Wenn es um Bildkomposition geht, stehen normalerweise<br />
Dinge wie die Drittelregel und Führungslinien im<br />
Vordergrund. In diesem Ratgeber wollen wir uns aber darauf<br />
konzentrieren, wie Ihr Motiv mit anderen Objekten im<br />
Bildausschnitt interagiert, und wie Sie über die<br />
Ausgewogenheit oder Unausgewogenheit der Komposition<br />
visuelle Effekte realisieren können.<br />
Unser Expertenratgeber für Porträtaufnahmen wird über<br />
mehrere Monate erscheinen und eine große Bandbreite an<br />
Objekten, Techniken und Schauplätzen abdecken. Jeder<br />
Ratgeber enthält fantastische Fotos und inspirierende Ideen,<br />
die Sie selbst ausprobieren können.<br />
Wir garantieren: Wenn Sie die Ratschläge unserer<br />
Expertenratgeber befolgen, erzielen Sie schon bald viel<br />
bessere Porträtaufnahmen!<br />
TEXT: DANIEL LEZANO<br />
BILDER: BRETT HARKNESS
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
PORTRÄTS: BILDKOMPOSITION<br />
Die Grundlagen einer guten Porträtkomposition<br />
DIE KUNST DER BILDKOMPOSIITION hat für den<br />
Porträtfotografen viele Faktoren gemeinsam mit<br />
anderen Bereichen der <strong>Fotografie</strong>, zum Beispiel<br />
Landschaftsaufnahmen. Es gibt allerdings auch<br />
Unterschiede. Grundregeln wie die Drittelregel und<br />
Führungslinien spielen auch bei einer<br />
Porträtaufnahme eine große Rolle für den Erfolg. Aber<br />
auch andere, spezifischere Überlegungen finden ihre<br />
Anwendung. Anders als bei Landschaften, haben Sie<br />
die Kontrolle über das Objekt und darüber, in welche<br />
Beziehung es mit seiner Umgebung tritt. Beide dazu<br />
zu bringen, miteinander zu interagieren, ist für die<br />
meisten Arten der Porträtfotografie der Schlüssel zu<br />
großartigen Ergebnissen.<br />
Jedes Szenario bietet dem Fotografen andere<br />
Möglichkeiten und Herausforderungen, deswegen<br />
bieten wir diesen Monat in unserem<br />
Expertenratgeber für Porträtaufnahmen einen<br />
breitgefächerten Überblick über die Überlegungen,<br />
die Sie anstellen müssen, wenn Sie<br />
Porträtaufnahmen fotografieren möchten. Sie werden<br />
feststellen, dass Sie sich bei Ausschnitten von Kopf<br />
und Schultern lediglich auf die Position des Objekts<br />
im Bildausschnitt konzentrieren müssen, bei<br />
weiteren Ausblicken jedoch dessen Position in und<br />
seine Beziehung zu der Umgebung bestimmen<br />
müssen.<br />
Neulinge stellen professionellen Porträtfotografen<br />
häufig die Frage: „Wo im Bildausschnitt sollte ich das<br />
Objekt positionieren und wie sollte ich es darin<br />
beschneiden?“<br />
Auf diese Frage gibt es keine einzig richtige Antwort,<br />
da es keine Grundregel bezüglich richtig oder falsch<br />
gibt, die angewendet werden könnte, sondern<br />
lediglich lockere Richtlinien. Letztlich wird die beste<br />
Position von einer ganzen Reihe von Variablen<br />
DIE DRITTELREGEL BEI DER<br />
PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
DER WICHTIGSTE ASPEKT des Bildaufbaus für die<br />
Porträtfotografie ist die Drittelregel. Bei dieser geht es<br />
darum, den wichtigsten Fokuspunkt an der am<br />
besten passenden Stelle im Bildausschnitt zu<br />
platzieren, um das am besten ausbalancierte und<br />
kraftvollste Ergebnis zu erzielen. Das ist ein ganz<br />
einfaches und leicht verständliches Konzept: Stellen<br />
Sie sich einfach vor, der Bildausschnitt sei durch<br />
zwei horizontale und zwei vertikale Linien in neun<br />
gleich große Bereiche aufgeteilt. Die Stellen, an<br />
denen die Linien einander kreuzen, werden im<br />
Allgemeinen als die kraftvollsten Positionen<br />
betrachtet, an denen die wichtigsten Details des<br />
Motivs platziert werden sollten.<br />
Wenn Sie Nahaufnahmen des Gesichts oder<br />
Ausschnitte von Kopf und Schultern fotografieren,<br />
gilt es als der richtige Weg, auf ein Auge des Modells<br />
zu fokussieren und dann sicherzustellen, dass das<br />
Bild so aufgebaut ist, dass dieses Auge sich an einer<br />
der beiden Stellen im oberen Bereich befindet, an<br />
der sich die Linien kreuzen. Wenn Sie Ganzkörperund<br />
Dreiviertelporträts schießen, wird das Gesicht<br />
Rechts oben: Das Sofa lenkt das Auge des<br />
Betrachters durch den Bildausschnitt hindurch und<br />
zu dem Modell hin, welches sich im unteren linken<br />
Drittel des Bildausschnitts befindet.<br />
beeinflusst, von dem Schauplatz über die Pose bis<br />
hin zu dem Zweck des Bildes. Die einfachste<br />
Antwort, die wir Ihnen geben können, ist: Machen<br />
Sie sich vor dem Shooting Gedanken darüber, welche<br />
Art von Foto Sie einfangen möchten, sodass Sie diese<br />
Ideen in die Tat umsetzen können, sobald Sie sich<br />
am Schauplatz befinden und Ihr Modell bereit ist.<br />
Nichtsdestotrotz sollten Sie sich aber auch die Zeit<br />
nehmen, Brennweiten und Blickwinkel zu<br />
verändern, mit einem größeren Bildausschnitt zu<br />
experimentieren, der einen großen Teil der Szene<br />
beinhaltet, sowie einem enger beschnittenen<br />
Ausschnitt, bei dem nur Kopf und Schultern oder<br />
sogar nur das Gesicht den Bildrahmen füllen.<br />
Probieren Sie unterschiedliche Ansätze aus und<br />
betrachten Sie Ihre Bilder in regelmäßigen<br />
Abständen. Arbeiten Sie dann weiter an Ihren<br />
Lieblingsfotos. Ihre Priorität liegt zwar bei Ihrem<br />
Modell, aber seien Sie sich trotzdem der Elemente<br />
am Schauplatz bewusst, die eingesetzt werden<br />
können, um den generellen Aufbau des Bildes zu<br />
verbessern.<br />
Modefotografen nehmen oftmals das gesamte<br />
Modell in den Bildausschnitt auf, um die Kleidung zu<br />
zeigen. Das Gesicht ist dabei zumeist recht klein im<br />
Bild, sodass für allgemeine Porträtaufnahmen ein<br />
engerer Bildausschnitt bevorzugt wird. Achten Sie<br />
darauf, an welcher Stelle Sie das Motiv beschneiden.<br />
Wenn Sie es am Bauch oder am Knie abschneiden,<br />
sehen die Ergebnisse merkwürdig und<br />
unausgewogen aus. Normalerweise funktionieren<br />
engere Bildausschnitte auf Höhe der Hüften recht<br />
gut, ebenso wie Ausschnitte über die Brust bei<br />
aussagekräftigen Porträts von Kopf und Schultern.<br />
Wenn Sie mutig sind, können Sie auch den oberen<br />
Teil des Kopfes beschneiden. Das mag drastisch<br />
für gewöhnlich auf oder in der Nähe von einer der<br />
Kreuze platziert. Das ist die grundsätzliche Regel,<br />
die für die Mehrheit der Fälle auch gut funktioniert,<br />
aber denken Sie daran: Es ist ein Ratschlag und<br />
nicht in Stein gemeißelt, und Sie werden feststellen,<br />
dass das Brechen dieser Grundregel für die<br />
Bildkomposition oftmals ebenfalls zu<br />
hervorragenden Ergebnissen führen kann. Wenden<br />
Sie sie also an, aber halten Sie auch immer<br />
Ausschau nach Möglichkeiten, alternative<br />
Bildkompositionen auszuprobieren.<br />
Oben: Wenn Sie Ihr Modell mittig im Bildausschnitt<br />
positionieren, kann dies zu einer kraftvollen,<br />
energiegeladenen Bildkomposition führen.<br />
klingen, ist aber eine häufig angewendete Technik,<br />
die sowohl bei Brustbildern mit engem<br />
Bildausschnitt als auch bei weiteren Kompositionen<br />
gut geeignet ist, um die Betonung auf das Gesicht<br />
des Objekts zu legen.<br />
Wie bei anderen Formen der <strong>Fotografie</strong> gilt auch hier:<br />
Wenn Sie die Grundregeln der Bildkomposition<br />
anwenden, erhalten Sie für gewöhnlich bessere<br />
Porträts. Befolgen Sie unsere Ratschläge und<br />
Techniken und Sie werden schon sehr bald die<br />
Fähigkeiten entwickeln, die Sie für perfekt<br />
aufgebaute Porträtaufnahmen benötigen.<br />
Der offensichtliche Weg, die traditionellen Regeln<br />
des Bildaufbaus zu brechen, ist, Ihr Objekt frech in<br />
der Mitte des Bildausschnitts zu platzieren.<br />
Vergessen Sie Drittel und einander kreuzende Linien<br />
– in manchen Situationen kann es hervorragend<br />
funktionieren, wenn Sie Ihr Objekt so platzieren,<br />
dass es die Mitte Ihres Bildes dominiert.<br />
Experimentieren Sie bei Porträtaufnahmen mit der<br />
Position Ihres Objekts innerhalb des Bildausschnitts.<br />
Machen Sie eine Serie von Aufnahmen, die Sie sich<br />
später anschauen, und aus der Sie lernen können.<br />
122 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Seien Sie mutig bei<br />
der Bildkomposition!<br />
Regeln sind dazu da, um<br />
gebrochen zu werden. Haben<br />
Sie also keine Angst, radikale<br />
Ideen auszuprobieren, wie<br />
zum Beispiel einen Teil Ihres<br />
Objekts abzuschneiden.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 123
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
PORTRÄTS: BILDAUFBAU<br />
FÜHRUNGSLINIEN<br />
DAS VERWENDEN VON LINIEN, die das Auge des<br />
Betrachters in die Szene führen, ist bei<br />
Landschafts- und Architekturfotografi en sehr<br />
beliebt, erfüllt aber auch in der Porträtfotografi e<br />
seinen Zweck. Die Form des Objekts sowie die<br />
Elemente in der Umgebung können individuell<br />
oder gemeinsam eingesetzt werden, um als<br />
Führungslinien zu dienen.<br />
Wenn der Körper des Modells den Bildausschnitt<br />
füllt, ist es allgemein üblich, Arme und Beine so<br />
zu positionieren, dass ihre Form und Winkel den<br />
Blick des Betrachters in das Bild hinein ziehen.<br />
Aus diesem Grund sollten Sie nicht nur darauf<br />
achten, dass Ihr Modells natürlich und entspannt<br />
posiert, sondern auch darauf, dass die Positionen<br />
der Gliedmaßen als Führungslinien dienen<br />
können. Diese Technik ist besonders beliebt bei<br />
Aktfotos, weil die vertraute Form des<br />
menschlichen Körpers besonders dazu geeignet<br />
ist, unsere Blicke anzuziehen.<br />
Wenn das Objekt einen großen Teil des<br />
Bildausschnitts mit dem Schauplatz teilt, sollten<br />
Sie nach Elementen Ausschau halten, die dazu<br />
beitragen können, das Auge zum ausgewählten<br />
Fokuspunkt zu führen. Geländer, Wände und<br />
Muster auf der Straße sind sehr offensichtlich,<br />
andere können viel subtiler sein, etwa Schatten,<br />
Treppenstufen oder Strukturen im Hintergrund.<br />
Auch der gezielte Einsatz kurzer Tiefenschärfe<br />
kann den Blick des Betrachters manipulieren und<br />
seine Aufmerksamkeit auf den hauptsächlichen<br />
Fokuspunkt lenken.<br />
2<br />
1<br />
FÜHRUNGSLINIEN IN EINER<br />
STÄDTISCHEN SZENE<br />
Führungslinien funktionieren oft am besten, wenn sie<br />
subtil sind und das Auge unbewusst durch das Bild<br />
führen. Es lohnt sich also auf jeden Fall, eine Szene nach<br />
möglichen Führungslinien abzusuchen. Diese beiden<br />
am gleichen Schauplatz aufgenommenen Bilder zeigen,<br />
wie die Verwendung von Führungslinien einem Bild<br />
mehr Tiefe und ein visuell interessantes Zusatzdetail<br />
verleiht.<br />
1) Dieses Porträt ist völlig in Ordnung. Es ist hell und<br />
farbenfroh und verfügt über einen interessanten<br />
Hintergrund. Nichtsdestotrotz wirkt es ein wenig<br />
zweidimensional.<br />
2) Hier wurde das Modell gebeten, sich gegen die Wand<br />
zu lehnen und einen etwas niedrigeren Blickwinkel<br />
einzunehmen. Die Geländer über und hinter dem<br />
Modell sowie die Wand, an die es sich lehnt, tragen nun<br />
beide dazu bei, das Auge zu dem Objekt hin zu lenken<br />
und verleihen dem Bild gleichzeitig mehr Tiefe.<br />
Einblicke eines Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Wenn Sie das Auge des Betrachters zum<br />
Objekt hin lenken möchten, sind<br />
Führungslinien ein großartiges Werkzeug<br />
für die Bildkomposition. Sie sind<br />
hervorragend geeignet für Porträts mit<br />
Umgebung, bei denen das Modell relativ<br />
klein im Bild ist.<br />
Für querformatige Aufnahmen nutze ich<br />
gern diagonale Führungslinien –<br />
besonders dann, wenn ich die Regeln<br />
breche und mein Objekt mitten im<br />
Bildausschnitt platziere. Führungslinien<br />
sind überall zu finden; ich persönlich mag<br />
am liebsten Treppenstufen, Autos, und<br />
Bodendielen.“<br />
124 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
Die Stufen zum Erfolg:<br />
Die kraftvollen Linien jeder dieser<br />
Stufen lenken den Blick des<br />
Betrachters direkt auf das Modell.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 125
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
PORTRÄTS: BILDKOMPOSITION<br />
HINTERGRÜNDE<br />
LOCATION SHOOTINGS FUNKTIONIEREN so gut,<br />
weil fast jeder Hintergrund für Porträtaufnahmen<br />
genutzt werden kann. Manche Hintergründe sind<br />
zwar besser geeignet als andere, aber die simple<br />
Wahrheit ist, dass praktsich jede Umgebung<br />
möglich ist. Die besten Fotografen können überall<br />
arbeiten. Sie machen die tollsten Fotos auf<br />
Schrottplätzen oder in verfallenen Gebäuden, wo<br />
man nicht im Traum an ein Fotoshooting denken<br />
würde. Ihr einzigartige Charakter bildet aber einen<br />
Gegenpol zum Porträt und trägt so wesentlich zum<br />
Erfolg bei.<br />
Wenn Sie Beleuchtung, Komposition, Blickwinkel,<br />
Kameraeinstellung und speziell die Blende sinnvoll<br />
einsetzen, können Sie bestimmen, wie stark der<br />
Hintergrund sich im Bild abhebt bzw. wie subtil er<br />
sich einfügt. Deshalb sollten Sie sich bei der Wahl<br />
des Hintergrunds immer die Frage stellen: Wie<br />
kann er genutzt werden, um zum Ergebnis<br />
beizutragen? Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen<br />
darüber, ob er geeigent ist oder nicht.<br />
3<br />
1<br />
2<br />
VERWENDEN SIE EINEN<br />
INTERESSANTEN HINTERGRUND<br />
Fast jede Location bietet das Potenzial für einen<br />
interessanten Hintergrund. Mit ein wenig Fantasie<br />
können Sie aus interessanten Strukturen und<br />
Mustern das Beste herausholen und Ihren<br />
Porträts das gewisse Etwas verleihen.<br />
1) Unsere erste Probeaufnahme zeigt Emma vor<br />
einer alten Wand mit bröckelndem Putz, unter<br />
dem das Mauerwerk zum Vorschein kommt.<br />
2) Wir haben Emma gebeten, eine Hand in die<br />
Hüfte zu stemmen, sodass die Form ihres Arms<br />
mit dem zerstörten Putz dahinter harmoniert,<br />
dessen Abrisskante durch den Bildausschnitt<br />
verläuft und somit eine Führungslinie bildet.<br />
3) Alternativ haben wir einen engeren<br />
Bildausschnitt gewählt. So wird die Struktur<br />
nicht so sehr betont, dafür aber die Zahl „4“ auf<br />
Emmas Augenhöhe.<br />
Einblicke eines Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Ich habe schon vor langer Zeit gelernt,<br />
dass wirklich alles als Hintergrund<br />
dienen kann. Deshalb nehme ich auch<br />
niemals Hintergründe mit. Container,<br />
rostige Türen, Treppenstufen... ich habe<br />
schon alles als Hintergrund genutzt. Es<br />
kommt nur darauf an, zwischen Objekt<br />
und Hintergrund eine Beziehung<br />
herzustellen:<br />
Je näher sich das Objekt am<br />
Hintergrund befi ndet, umso mehr wird<br />
dieser zum Teil des Bildes; je weiter sie<br />
voneinander entfernt sind, umso mehr<br />
verliert der Hintergrund an Interesse<br />
und wird zur bloßen Struktur!“<br />
126 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
FARBE IN DER<br />
BILDKOMPOSITION<br />
DIE VERWENDUNG VON FARBE im Bildausschnitt<br />
spielt für den Erfolg Ihrer Porträtfotografie eine wichtige<br />
Rolle. Sie ist also ein Element Ihres Bildaufbaus, das<br />
besonderer Beachtung bedarf. Primärfarben,<br />
insbesondere Rot, dominieren das Bild und dürfen nur<br />
mit besonderer Sorgfalt verwendet werden. Selbst<br />
wenn die rote Fläche nur sehr klein ist, wird sie die<br />
Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen.<br />
Wenn Sie diese Farbe also in Ihr Porträt aufnehmen<br />
möchten, sorgen Sie dafür, dass Sie das meiste aus<br />
ihrer Kraft herausholen.<br />
Unterschiedliche Farben können miteinander<br />
kontrastieren oder sich ergänzen; deshalb sind ihre<br />
Beziehungen und Positionen im Bild wichtig und<br />
sollten nicht dem Zufall überlassen werden. Es ist<br />
meist sinnvoll, die Anzahl der Farben im Bildausschnitt<br />
zu beschränken. Bitten Sie Ihre Modelle, statt wild<br />
gemusterter Kleidung lieber Unifarben zu tragen, und<br />
wählen Sie Schauplätze, die nicht vom Motiv<br />
ablenken.<br />
Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen der Regel:<br />
fröhlich bunte Kleidungsstücke mit Blümchen, Streifen<br />
und Punkten sind gut für Kinderporträts, weil sie dem<br />
Foto zusätzliche Dynamik verleihen. Am schnellsten<br />
lernt man auch hier, indem man verschiedene Szenen<br />
und Kombinationen ausprobiert und sich dann die<br />
Bilder anschaut, um zu sehen, was am besten<br />
funktioniert, und um zu verstehen warum. Beginnen<br />
Sie mit monotonen Hintergründen und fügen Sie dann<br />
schrittweise Farben hinzu, z. B. mithilfe der Kleidung.<br />
Dann testen Sie farbenfrohere Hintergründe und<br />
experimentieren erneut mit verschiedenen<br />
Kleidungsstücken. Sie werden schnell verstehen,<br />
welchen Einfluss die Farben auf Ihre Bilder haben, und<br />
wie Sie ihre Wirkung optimal nutzen können.<br />
Daumen hoch für die Farben: Jedes dieser Bilder beruht<br />
auf der Nutzung von Farben für die Bildkomposition. Rot<br />
zieht die Aufmerksamkeit auf sich und ist dominant, so<br />
wie das warme Leuchten des Sonnenuntergangs. Farbe<br />
funktioniert auch sehr gut, um zwei oder mehr Objekte<br />
mit ähnlichen Farbtönen innerhalb eines Bildausschnitts<br />
miteinander in Beziehung zu setzen.<br />
Einblicke eines Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Früher habe ich sehr viel in Schwarzweiß<br />
fotografiert. Als ich nur mit monochromen Bildern<br />
aus Indien zurückkam, wurde ich gefragt, warum<br />
ich nicht in Farbe fotografiert hatte. Bei meiner<br />
nächsten Reise betrachtete ich alles aus dem<br />
Blickwinkel der Farben, und das öffnete meine<br />
Augen für die Möglichkeiten. Farbe kann einem<br />
Bild zwar Aussagekraft verleihen, sie kann aber<br />
manchmal auch zu stark wirken. Wählen Sie sie<br />
also sorgfältig aus!<br />
Ich achte immer darauf, dass die Farben einer<br />
Szene entweder in Kontrast zum Hauptmotiv<br />
stehen oder dieses ergänzen. Meistens halte ich<br />
zunächst Ausschau nach einem geeigneten<br />
Hintergrund. Dann bitte ich mein Modell, dazu<br />
passende Kleidung zu tragen. Manchmal ist es<br />
aber auch genau umgekehrt, dann wähle ich für<br />
ein rothaariges Modell einen grünen Hintergrund.<br />
Die beste Art zu Lernen ist, Farbkombinationen<br />
selbst auszuprobieren!“<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 127
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
PORTRÄTS: BILDAUFBAU<br />
FOTOGRAFIEREN MIT<br />
GENEIGTER KAMERA<br />
EINE TECHNIK, die insbesondere in der Hochzeits-, Lifestyleund<br />
Modefotografie in den letzten Jahren extrem an Popularität<br />
gewonnen hat, sind Porträtaufnahmen mit geneigter Kamera.<br />
Diese Beschreibung klingt etwas unbeholfen: In der Tat haben<br />
Porträtaufnahmen, bei denen die Kamera zur Seite geneigt wird,<br />
anstatt sie waagerecht oder senkrecht zu halten, über eine<br />
besondere Energie und einen visuelle Reiz.<br />
Das Prinzip hinter dieser Technik ist so simpel wie es klingt:<br />
Planen Sie die Aufnahme zunächst genau so, wie Sie es<br />
normalerweise tun würden. Nun neigen Sie die Kamera<br />
entweder mit oder gegen den Uhrzeigersinn, sodass der<br />
Bildausschnitt schräg dargestellt wird. Wie weit Sie die Kamera<br />
neigen, hängt von Ihrem persönlichen Geschmack ab; nur<br />
wenn Sie zu stark neigen, sieht das Ergebnis nicht mehr gut<br />
aus. Sie werden feststellen, dass ein Winkel zwischen 15 und<br />
25 Grad am besten funktioniert. Da es keine feste Regel gibt,<br />
können Sie einfach selbst experimentieren und herausfinden,<br />
welche Neigung am besten geeignet ist.<br />
Sie können diese Technik eigentlich immer anwenden, wenn es<br />
Ihnen gefällt. Sie wirkt jedoch besonders gut, wenn im<br />
Hintergrund kraftvolle Linien verlaufen, da diese als Diagonale<br />
dem Bild mehr Dynamik geben. Dies ist auch ein Grund,<br />
warum viele Lifestyle-Fotografen Ihre Modelle für<br />
Porträtaufnahmen gern vor Rollladentore aus Metall<br />
positionieren; der zusätzliche optische Reiz wirkt besonders<br />
anziehend.<br />
Aber Achtung: Nutzen Sie die Technik in Maßen; wenn Sie zu<br />
stark ausreizen, reduziert das die Aussagekraft des Effekts.<br />
Einblicke eines Profis<br />
BRETT HARKNESS „Das Neigen der Kamera ist eine beliebte Technik, um<br />
Bildern mehr Energie zu verleihen. Sie ist außerdem ideal, um horizontale<br />
Linien, die durch das Gesicht eines Modells verlaufen, weicher zu gestalten. Von<br />
vielen Fotografen wird sie jedoch verwendet, um den schlechten Aufbau eines<br />
Bildes zu vertuschen. Wenn Sie sich eine Uhr vorstellen, neige ich die Kamera<br />
gerne auf zehn vor, zehn nach, zwanzig vor oder zwanzig nach. Der Auslöser<br />
befindet sich dann auf zwölf Uhr. Früher habe ich regelmäßig mit geneigter<br />
Kamera fotografiert, aber heute verwende ich diese Technik wesentlich seltener.“<br />
1 2 3<br />
SO VERWENDEN SIE HORIZONTALE LINIEN<br />
1) Sogar diese einfache Bildkomposition ist effektiv. Das<br />
Muster aus geraden Linien verläuft absolut waagerecht<br />
und Emma befindet sich in den rechten Dritteln.<br />
2) Hier wurde die Bildkomposition so verändert, dass<br />
Emma sich mitten im Bildausschnitt befindet. Außerdem<br />
wurde die Kamera für einen engeren Bildausschnitt näher<br />
an das Modell heran gebracht. Das Ergebnis stellt eine<br />
deutliche Verbesserung zum Originalfoto dar und ist ein<br />
Beispiel dafür, wie das Brechen der Drittelregel zu einer<br />
dramatischeren Bildkomposition führen kann.<br />
3) Nichtsdestotrotz schreien all diese horizontalen Linien<br />
förmlich danach, verwendet zu werden, um dem Bild<br />
mehr Dynamik und Energie zu verleihen. Das Bild wurde<br />
neu aufgebaut, Emma wurde links positioniert und die<br />
Kamera wurde geneigt. Das Ergebnis weist plötzlich viel<br />
mehr Energie und optische Wirkung auf. Die Neigung um<br />
45 Grad ist jedoch zu stark.<br />
4) Die Kamera wurde um nur 20 Grad geneigt. Das führt<br />
zu einem besseren Effekt. Die Linien leiten das Auge<br />
kraftvoll zum Motiv und die Neigung wirkt nicht so<br />
übermächtig.<br />
4<br />
128 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
VERTIKALE LINIEN<br />
Vertikal verlaufende Linien wirken im<br />
Querformat weniger gut, hier sollte das<br />
Hochformat verwendet werden. Es wurde<br />
eine ähnliche Technik genutzt wie im<br />
vorherigen Beispiel. Eine Neigung von ca.<br />
20 Grad gibt dem Ergebnisbild zusätzliche<br />
Energie. Probieren Sie diese simple Technik<br />
einfach selbst aus!<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 129
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
PORTRÄTS: BILDKOMPOSITION<br />
NEGATIVER RAUM<br />
Häufi g wird wie selbstverständlich angenommen,<br />
ein Bild erhalte mehr Wirkung, wenn das Motiv<br />
den Bildausschnitt füllt. Normalerweise ist das<br />
auch der Fall, trotzdem muss man es aber nicht<br />
immer so machen. Eine ebenso beliebte<br />
Alternative ist, einen großen Teil des<br />
Bildausschnitts leer zu lassen oder, wie es gerne<br />
genannt wird, mit „negativem Raum“ zu füllen.<br />
Obwohl man leicht das Gegenteil vermutet, kann<br />
ein Bild mit viel Negativraum das Hauptmotiv<br />
durchaus noch stärker betonen:<br />
Gerade weil es einem Großteil der Szene an<br />
jeglichen optischen Reizen fehlt, wird das Auge<br />
des Betrachters automatisch zum Hauptmotiv<br />
gelenkt. Sie können negativen Raum auf simple<br />
Weise erzeugen, indem Sie den Hintergrund aus<br />
dem Fokus fallen lassen; in jedem Fall ist die<br />
Wirkung besser vor unifarbenem Hintergrund.<br />
Die Technik funktioniert besonders gut im<br />
Querformat, wenn das Modell sich auf einer Seite<br />
des Bildausschnitts befi ndet. Am effektivsten ist<br />
sie, wenn der negative Raum ungefähr zweimal<br />
so viel Platz einnimmt wie das Modell. Anders<br />
gesagt: Das Motiv belegt ein Drittel des Raums,<br />
der negative Raum zwei Drittel. Als wichtiger<br />
Faktor ist zu beachten, das Modell entweder<br />
direkt in die Kamera oder in Richtung des<br />
Negativraums blicken zu lassen; wenn es aus<br />
dem Bildausschnitt hinaus blickt, wird der Effekt<br />
beeinträchtigt.<br />
Wie die Drittelregel, lässt sich auch diese Technik<br />
abwandeln. Sie können dem negativen Raum<br />
weitere Elemente hinzufügen, um optische<br />
Spannung zu erzeugen. Das zusätzliche Element<br />
sollte aber nur einen kleinen Bereich des Bildes<br />
füllen, damit es den Betrachter nicht ablenkt,<br />
sondern unbewusst aus dem Hintergrund wirkt.<br />
Diese Technik muss sehr fein abgestimmt<br />
werden, aber wenn Sie verstanden haben,<br />
werden Sie bald überall alltägliche Motive<br />
entdecken, etwa Blumentöpfe, Autos und<br />
anderes mehr, die im Negativraum platziert<br />
werden können.<br />
DIE NUTZUNG VON NEGATIVRAUM<br />
In der folgenden Schritt-für-Schritt-Anleitung sehen<br />
Sie, wie die Nutzung von negativem Raum eine<br />
Alternative zum herkömmlichen Porträt bietet:<br />
1) Dieses stimmungsvolle Porträt, in der Nähe<br />
eines breiten Türdurchgangs aufgenommen, ist<br />
an sich schon recht dynamisch.<br />
2) Die Kamera wurde geneigt, wie oben erklärt,<br />
um dem Bild mehr Energie zu verleihen. Doch<br />
hier funktioniert diese Technik nicht.<br />
3) Ein weiterer Blickwinkel nimmt negativen<br />
Raum in den Bildausschnitt auf und legt mehr<br />
Betonung auf die fantastische Struktur der<br />
blätternden Farbe.<br />
4) Im Querformat ist das Bild deutlich besser<br />
ausbalanciert. Wir könnten es dabei belassen,<br />
beschließen aber, noch etwas weiter zu<br />
experimentieren.<br />
5) Wir haben auf der rechten Seite ein Objekt in<br />
den Bildausschnitt aufgenommen und damit<br />
einen zusätzlichen optischen Reiz geschaffen.<br />
Die vertikalen Latten der hölzernen Palette stehen<br />
in einem guten Kontrast zum Mauerwerk.<br />
Einblicke eines Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Wenn ich negativen Raum verwende,<br />
fotografiere ich immer im Querformat.<br />
Bilder im Hochformat sind nicht<br />
annähernd so effektiv.<br />
In der Praxis nutze ich negativen Raum<br />
mit Blick darauf, wie meine Bilder für<br />
den Kunden reproduziert werden. Sollen<br />
sie zum Beispiel in ein Album<br />
aufgenommen werden, ermöglicht<br />
negativer Raum, dass die Bindung<br />
durch das Bild verläuft, ohne das Objekt<br />
zu beeinträchtigen.<br />
Die Technik ist ideal für Magazine, die<br />
seitenfüllende Bilder mit eingefügtem<br />
Text enthalten. Verwitterte Wände, wie<br />
auf diesem Bild, sind ideal für negativen<br />
Raum, am liebsten verwende ich aber<br />
stürmischen Himmel.“<br />
1 2 3<br />
130 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
EXPERTENRATGEBER<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
PORTRÄTS: BILDKOMPOSITION<br />
4<br />
5<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 131
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9. Dehnung des Gesäßmuskels<br />
8. Hüftbeuger<br />
Das wichtigste an dieser Übung<br />
ist, die Hüften nach vorne zu<br />
schieben und dabei darauf<br />
zu achten, dass das vordere<br />
Knie nicht um mehr als 90<br />
Grad gebeugt wird. Halten Sie<br />
Ihren Körper aufrecht und Ihre<br />
Gesäßmuskeln angespannt.<br />
Eventuell ist es notwendig, dass<br />
Sie sich auf ein Kissen oder eine<br />
Matte knien, insbesondere, wenn<br />
Sie die knubbeligen Knie eines<br />
echten Läufers haben!<br />
Der Gluteus Maximus ist einer der größten Muskeln in unserem Körper und muss beim<br />
Laufen hart arbeiten, insbesondere, um das Becken zu stabilisieren. Wenn Sie sich auf den<br />
Rücken legen und Ihr Knie an Ihre Brust ziehen, sollte dies eine Dehnung verursachen. Halten<br />
Sie Ihren Rücken auf den Boden gedrückt und den Nacken und die Schultern entspannt.<br />
10. Dehnung von Gluteus / Piriformis / Rücken<br />
Dies ist eine großartige Kombinations-Dehnungsübung. Danach werden Sie sich wunderbar<br />
fühlen. Wenn Sie Ihre Brust aufrecht halten und über Ihre Schulter blicken, wird die Drehung<br />
noch verstärkt. Benutzen Sie den gegenüberliegenden Arm, um Ihr Knie für eine stärkere<br />
Dehnung vor Ihrem Körper zur anderen Seite zu ziehen.<br />
11. Dehnung von Brust /<br />
Schulter<br />
Verschränken Sie Ihre Hände hinter Ihrem Körper<br />
und ziehen Sie Ihre gestreckten Arme nach oben,<br />
bis Sie die Dehnung in Ihrer Brust und in Ihren<br />
Schultern spüren. Halten Sie Ihr Becken aufrecht<br />
und versuchen Sie, nicht in ein Hohlkreuz zu gehen.<br />
12. Dehnung des oberen<br />
Rückenbereichs<br />
Als Läufer haben wir oftmals unter Verspannungen in den<br />
Schultern und im Rücken zu leiden. Lassen Sie Ihren Kopf<br />
zwischen Ihre Arme fa len und schieben Sie Ihre Hände nach<br />
vorne. Lassen Sie zu, dass sich Ihr Becken entspannt und seine<br />
natürliche, gewölbte Form einnimmt, und beugen Sie Ihre Knie.<br />
Der Ultimative Marathon-Guide<br />
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Tights 59,95 Euro<br />
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Gloves 25,- €<br />
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Wenn Sie mit diesen Plänen beginnen, sollten Sie bereits<br />
eine wertvolle Trainingsgrundlage für Ihren Marathon gelegt<br />
haben, ganz gleich welche Zeit Sie für den Lauf erwarten<br />
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Es sind noch etwa 12 Wochen bis zum großen Tag. Diese Pläne sind so gestaltet, dass Sie Qualität<br />
und Enthusiasmus in Ihr Training bringen. Auch wenn wir die Pläne auf die unterschiedlichen<br />
Zielzeiten aufgeteilt haben, erwarten wir von jedem, der sich daran versuchen möchte, vorher bereits<br />
mindestens einen Monat lang gleichmäßig gelaufen zu haben. Hoffentlich können wir mit diesen<br />
Plänen etwas Abwechslung und Qualität in Ihr Training bringen und Ihre vorhersehbare Zeit um ein<br />
paar Minuten verkürzen.<br />
Der Ultimative Marathon-Guide<br />
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DIE IDEE FÜR EIN NEUES FOTOPRODUKT IST EINE SACHE – DARAUS KAPITAL ZU<br />
SCHLAGEN, EINE GANZ ANDERE.<br />
CAROLINE WILKINSON SPRICHT MIT BESONDERS EINFALLSREICHEN FOTOGRAFEN,<br />
UM HERAUSZUFINDEN, WIE ES IHNEN GELUNGEN IST – UND VOR ALLEM, WIE SIE<br />
ES IHNEN NACHTUN KÖNNEN...<br />
BILDER: KEVIN KUBOTA
So gründen Sie ein<br />
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MAL SO, dass Sie nicht die<br />
richtigen Werkzeuge für einen<br />
Job hatten und sich eine<br />
Notlösung zusammenbasteln<br />
mussten? Haben Sie schon mal<br />
mit ungewöhnlichen<br />
Gegenständen für kreative<br />
Effekte experimentiert, oder hatten ein Problem, für<br />
dessen Lösung Ihnen nur das passende Produkt<br />
fehlte?<br />
Solche Marktlücken zu finden, kann der erste Schritt<br />
sein, um viel Geld zu verdienen. Wenn Sie eine<br />
erschwingliche Lösung vermissen, stehen die<br />
Chancen gut, dass es anderen ebenso geht.<br />
Angesichts der vielen Fotoprodukte auf dem Markt<br />
glaubt man kaum, dass es ein gesuchtes Produkt<br />
nicht schon irgendwo gibt, oder dass man ein<br />
bestehendes Produkt mit Ihrer Idee verbessern kann.<br />
Dennoch haben viele Fotografen ein Vermögen damit<br />
gemacht, ihre Erfindungen an uns zu verkaufen,<br />
indem sie sich einfach den Hut von Edison aufsetzen<br />
und darunter kreative Lösungen ausbrüten – und<br />
viele sind sogar denkbar einfach.<br />
Es ist ein Wagnis; doch wenn Sie einen Blitzerfolg<br />
landen, kann sich das bezahlt machen. Und dank<br />
sozialer Medien wie Blogs, Twitter und Foto-<br />
Websites, die gerne das Neueste und Tollste<br />
anpreisen, ist es heutzutage einfacher als je zuvor.<br />
Falls Ihre ambitionierte Idee mit gewaltigen<br />
Honl Photo<br />
Eine Kamera, Speedlights, ballistisches Nylon und… eine Nähmaschine: Das waren die Zutaten<br />
der erfolgreichen Blitzzubehörserie des Fotojournalisten David Honl. Alles begann vor sieben<br />
Jahren, damals im Irak-Krieg. Neugierig geworden? Lesen Sie selbst:<br />
„Als ich für die Dauer von fünf Jahren nach Istanbul zog, um den Irak-Krieg zu dokumentieren,<br />
nahm ich mein Speedotron Studiosystem mit, für den Fall, dass ich einige Firmenportraits<br />
machen könnte. Aber da es so schwierig war, die gesamte Ausrüstung in und aus einem Taxi zu<br />
befördern, musste ich schnell umdenken. Ich begann, für meine Speedlights Snoots aus Pappe<br />
zu formen, um mobiler bei meiner Belichtung zu sein und es funktionierte viel besser. Ich hatte<br />
weniger zu schleppen und es gab mir die kreative Flexibilität für die Porträtaufnahmen. Überall im<br />
Irak gab es ballistisches Nylon und die Haltbarkeit war perfekt für kleine Blitzmodifizierer wie<br />
Snoots und Gobo Cards, die ich an die Speedlights mit Klettverschlüssen anbrachte. Die meisten<br />
meiner Designs entstanden, wenn ich in Bagdad wenig zu tun hatte. Und dann habe ich sie<br />
zusammengenäht, wenn ich wieder in Istanbul war“, erinnert sich David. Viele der<br />
amerikanischen Fotojournalisten in der Türkei interessierten sich für seine Ausrüstung und<br />
fragten ihn, ob er ihnen auch so ein Set basteln könne. So führte eins zum anderen und es<br />
verbreitete sich schnell in der professionellen Community in den USA. Innerhalb weniger Monate<br />
fand er eine Näherei, und sein Vater kümmerte sich um die Auslieferung der Produkte. Es war fast<br />
ein Blitzerfolg, und als Websites wie Strobist.com die Produkte anboten, eskalierte die Nachfrage.<br />
Er musste schnell in die USA zurückkehren, um sein aufkeimendes Unternehmen zu managen.<br />
„Ein großer Teil meines Erfolgs kommt vermutlich daher, dass ich die Produkte an Fotografen<br />
getestet habe, bevor ich etwas investierte“, fügt David hinzu. „Ich würde niemals empfehlen,<br />
allein im Glauben an eine gute Idee 1.000 Stück herzustellen und zu hoffen, dass sie sich<br />
verkaufen. Man muss den Markt testen; mit dem Internet ist es heutzutage ganz einfach, Ideen<br />
bekannt zu machen. Geben Sie auch professionellen Fotografen einen Prototyp. Als David Hobby<br />
(Strobist.com) mein Produkt vom Verband nationaler Pressefotografen erhielt, schnellte die<br />
Nachfrage über Nacht empor. Wenn Sie etwas haben, was die Leute wollen, merken Sie es sofort.<br />
Das ist nicht mehr wie früher, wo man eine<br />
Zeitschrift darum bitten musste, das Produkt zu<br />
testen oder vor dem Verkaufsstart eine ganze<br />
Reihe entwickeln musste. Ein einziges Produkt<br />
kann heute über Nacht zu einem Riesenerfolg<br />
werden.“<br />
Da das Geschäft nun auf mehr als ein Dutzend<br />
Produkte ausgeweitet wurde und rund läuft,<br />
genießt David seinen finanziellen Erfolg, indem<br />
er seine Zeit mit den Dingen verbringt, die er<br />
liebt: Workshops und Fotoprojekte. Ich glaube,<br />
das nennt man „seinen Traum leben“!<br />
www.honlphoto.com<br />
David Honl und sein beliebtes Speed Grids<br />
DAVID’S TOP TIPP<br />
„Geben Sie Ihr Produkt in die Hand<br />
von Profifotografen, um zu sehen,<br />
ob es sich für den Markt eignet.<br />
Wenn weitere Fotografen danach<br />
fragen, wissen Sie, dass Sie auf der<br />
richtigen Spur sind, und wenn der<br />
Amateurmarkt danach verlagt,<br />
halten Sie einen echten Hit in<br />
Händen. Testen Sie, bevor Sie Geld<br />
ausgeben.“<br />
Foto-Erfindungen<br />
Produktionskosten einhergeht, kann es natürlich<br />
zunächst schwierig sein, die Finanzierung für einen<br />
Prototypen aufzubringen. Aber auch dafür gibt es<br />
Lösungen, wie Sie später noch sehen werden.<br />
Nehmen Sie dann noch eine webbasierte<br />
Verkaufsstrategie, deren Vertrieb nicht in erster Linie<br />
über den Einzelhandel läuft. Bald werden Sie<br />
begreifen, warum es einfacher ist als Sie denken, in<br />
die Fußstapfen von Fotografen wie Gary Fong, David<br />
Honl (Honl Photo), Jim Domke (Domke Bags),<br />
Deanne Fitzmaurice (Think Tank Photo) und Dalibor<br />
Zyka (RayFlash) zu treten.<br />
Hier sind ihre Geschichten und einige zukünftige<br />
Erfindungen, die Ihre Glühbirnen zum Flackern<br />
bringen…<br />
BlackRapid<br />
Kameragurt<br />
(R-Strap)<br />
Die Tage, an denen es für<br />
Fotografen nur Standard-<br />
Gurte gab, sind längst<br />
vorbei. Heute gibt es<br />
Körpergeschirr, Hüft- und<br />
Hand-Clips und Überkreuzschonenden<br />
Zubehörs kann allein<br />
Schlingen – aber das<br />
Aufkommen dieses Nacken<br />
einem entschlossenen Mann<br />
zugeschrieben werden: der professionelle<br />
Gesellschaftsfotograf Ron Henry. Nachdem er von<br />
den vorhandenen Gurten ziemlich frustriert war,<br />
erinnert sich Ron an seinen Eureka Moment: „Es<br />
war 2006 und ich spielte mit einem Standard-<br />
Kameragurt und dachte: ‚Wäre es nicht toll, eine<br />
Schlinge zu haben, mit der die Kamera am Gurt<br />
hoch und runter gleiten kann, damit sie einfacher<br />
und bequemer zu bedienen ist?’“ Auch wenn der<br />
Erfolg seines Unternehmens, das sich BlackRapid<br />
nennt, suggeriert, dass es sich um einen<br />
durchschlagenden Erfolg handelte, so dauerte es<br />
doch zwei Jahre von der Gründung bis zur<br />
Markteinführung seiner ersten Erfindung – dem<br />
R-Gurt. „Ich wusste, dass es viel Geld kosten<br />
würde, ein Unternehmen zu gründen und ich<br />
hatte keine Ahnung, wie das geht, daher trat ich<br />
mit meiner Idee an eine Gurtfirma heran. Diese<br />
hatten allerdings kein Interesse, da sie bereits<br />
eigene Designer beschäftigten. Ich behielt die Idee<br />
eine Zeitlang für mich, bis ich den Patent-<br />
Designer Tyler Kope traf, der mir dabei half, das<br />
Design weiter zu entwickeln und ein Patent<br />
anzumelden – das war das erste, was ich tun<br />
wollte, da es etwas Zeit verschafft, bevor die<br />
ersten Billigkopien auf den Markt drängen. Wir<br />
gründeten das Unternehmen mit einem<br />
Startkapital von 5.000 US $. Damit finanzierte<br />
ich einen Fabrikanten vor Ort, um etwa 80 Gurte<br />
herzustellen, die ich online und bei Glazer's<br />
Cameras verkaufen konnte. Einige verschenkte<br />
ich an Blogger, um etwas Aufmerksamkeit online<br />
zu erzeugen. Zu dem Zeitpunkt kostete mich die<br />
Produktion vor Ort 27 US $, daher musste ich die<br />
Produktion nach Taiwan verlagern, um die Kosten<br />
zu senken, bevor ich sie in dem Ausmaß in die<br />
Läden bringen konnte, in dem sie jetzt sind.“,<br />
erklärt Ron.<br />
Vier Jahre später hat Ron eine umfangreiche Serie<br />
von Haltern entwickelt, die alle auf der<br />
ursprünglichen Kameraschlinge, der SnapR<br />
Taschenserie und der LensBling Abdeckung<br />
basieren. www.blackrapid.com
Lensbaby<br />
2004 kam ein neues Einzelelement-Objektiv für kreative Effekte auf den<br />
Markt und hat die Herzen der Fotografen im Sturm erobert. Von einer Kodak<br />
Speed Graphic Pressekamera und einem Stück Staubsaugerschlauch<br />
getragen, ermöglichte das Original Lensbaby dem Anwender, die Fokusebene<br />
und den optimalen Punkt, durch Kippen und Zusammendrücken des<br />
Objektivs zu verändern. Das ursprüngliche Konzept wurde vom<br />
Fotojournalisten Craig Strong entwickelt und hat sich inzwischen, mit der<br />
Hilfe des kreativen Kopfs des Unternehmens, Sam Pardue, zu einer sehr<br />
erfolgreichen Serie aus optischen Geräten entwickelt. „Lensbaby Objektive<br />
fanden ihren Ursprung als ich zum ersten Mal eine Kamera<br />
auseinandergenommen habe, aus reiner Neugierde, wie dieser magische<br />
Apparat funktionierte. Das meiste davon konnte ich wieder<br />
zusammenbauen!“, sagt Craig. Nachdem er verblüfften Fotografen zeigte,<br />
welche Effekte sein selbstgebasteltes Lensbaby in der Kamera produzierte,<br />
war schnell klar, dass diese Erfindung enormes<br />
Potenzial hatte. „Ich habe so ungefähr jedes<br />
optische Gerät gekauft, das ich auf eBay<br />
finden konnte, das sich auf meine<br />
Canon EOS D30 konzentrierte, daher<br />
wusste ich sofort, dass es viele<br />
Möglichkeiten für verschiedene<br />
kreative Effekte in der Kamera gibt. Es<br />
dauerte 18 Monate und kostete mich<br />
5.000 US $, um aus meinem<br />
hässlichen – mit viel Klebeband und<br />
einer großzügigen Anwendung des<br />
Dremels gebastelten – Prototypen ein<br />
Original Lensbaby zu machen. Die<br />
Markteinführung begann auf der internationalen<br />
Messe für Hochzeits- und Porträtfotografen. Eine Deadline für die<br />
Markteinführung, wie eine solche Veranstaltung zu haben, war entscheidend<br />
für unseren Erfolg und stellte in den frühen Jahren unseres Unternehmens die<br />
größte Herausforderung dar. Mit der Veranstaltung hatten wir ein Ziel vor<br />
Augen, für das wir fotografieren konnten, aber ein Produkt zu haben, das noch<br />
nicht komplett fertig war, sorgte für eine Lieferverzögerung von vielen<br />
Monaten und einen geringen Geldeingang, da unsere neuesten Produkte<br />
noch nicht verkauft werden konnten“, erinnert sich Craig. „Was ich jedoch<br />
empfehle ist, vorausgesetzt Sie sind von Ihrem Produkt überzeugt,<br />
herauszufinden, was andere Fotografen denken. Gehen Sie raus und<br />
beobachten Sie die Reaktionen. Ich hatte ein halbes Dutzend Produkte, die<br />
ich nur für mich selbst gemacht habe, aber niemals geteilt habe, weil ich mich<br />
in meiner <strong>Fotografie</strong> von anderen abgrenzen wollte. Die meisten dieser Ideen<br />
werden jetzt von erfolgreichen Fabrikanten für fotografische Produkte genutzt.<br />
Ich bin nur froh, dass ich das Lensbaby nicht auch für mich behalten habe.<br />
Ich habe ihm viel zu verdanken.“ www.intro2020.com<br />
LJ HOLLOWAY PHOTOGRAPHY<br />
Lensbaby fand den optimalen Punkt des Markts<br />
Cotton Carrier<br />
Nordamerika ist ein Paradies für <strong>Outdoor</strong>-Fotografen. Keiner weiß das<br />
besser als der in Vancouver lebende Landschaftsfotograf Andy Cotton.<br />
Bis 2006 war eine Wanderung durch die Rocky Mountains, Ski fahren in<br />
Whistler oder eine Mountainbike-Tour mit schwerer, teurer Spiegelreflex-<br />
Ausrüstung am gewöhnlichen Halsgurt eine riskante Angelegenheit. Und<br />
hier liegt er Ursprung seiner Erfindung, dem „Cotton Carrier“. Das System<br />
verwendet eine anpassbare Weste, die mit nach vorne zeigender<br />
Anschlussvorrichtung mit der Kamera verbunden wird, sodass der<br />
Fotograf die Hände für andere Aktivitäten frei hat und die Kamera über die<br />
Schnellauslöse-Vorrichtung bedient. „Egal wie schwer die Ausrüstung, es<br />
ist sicher. Die meisten Tragevorrichtungen reichen für leichte Aktivitäten<br />
aus, aber wenn Sie ernsthaft wandern oder laufen möchten, ist unser<br />
System das beste“, behauptet Andy.<br />
Die Entwicklung dauerte 18 Monate, bis Andy so zufrieden war, dass er<br />
den Carrier in China produzieren ließ – hier war der einzige Ort, den er<br />
fand, an dem Produzenten ihn im geeigneten Standard produzieren konnten. Aber das war noch nicht<br />
alles. „Es ist eine realistische Annahme, ein Produkt in den ersten fünf Jahren an den Markt anzupassen.<br />
Sie wissen niemals, ob es funktioniert, bevor Sie es veröffentlichen. Während der ersten beiden Jahre haben<br />
wir das Design ca. 15 Mal angepasst, um auf Feedbacks zu reagieren: Wir haben den Stabilisationsgurt<br />
zugefügt, das Halfter verkleinert und eine universelle Stativplatte zugefügt“, sagt Andy. Obwohl sein<br />
Familienunternehmen schon mehr als 500 Cotton Carriers verkauft hatte, waren die ersten Kunden seiner<br />
ANDY’S TOP TIPP<br />
„Manche glauben, sie brauchen ihr Produkt nur<br />
ins Internet zu stellen und schon werden<br />
Fotografen es kaufen und sie werden finanziellen<br />
Erfolg haben. Aber es ist ganz egal, wie beliebt<br />
es ist. Wenn Sie Ihre Liquidität oder Ihr Geschäft<br />
nicht vernünftig managen, werden Sie pleite<br />
gehen – und zwar schnell. Es ist eine Sache, ein<br />
Produkt mit Wiedererkennungswert zu erfinden.<br />
Aber es ist eine ganz andere Sache, daraus Profit<br />
zu schlagen.“<br />
Serienproduktion nicht die erwarteten. „Wir hatten geplant, die meisten Geräte an Sportfotografen zu verkaufen.<br />
Es sind aber hauptsächlich Frauen und ältere Fotografen, die ohne das Gewicht einer Kamera um den Hals aktiv<br />
sein möchten: Hier liegt unser größter Markt.“ Wir erwarten aber, dass es nicht mehr lange dauert, bevor auch<br />
andere Fotografen uns entdecken. www.cottoncarrier.com<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
135
So gründen Sie ein<br />
lukratives Geschäft<br />
Dalibor Zyka sieht mit seinem RayFlash ziemlich schrill aus<br />
Lowel-Light<br />
Man kann sich kaum eine bessere Anerkennung für seine Erfindung vorstellen als einen Brief von Regisseur<br />
Stanley Kubrick an die Academy Awards, der von Ihrem Belichtungssystem schwärmt. Kameramann und<br />
Standfotograf Ross Lowell hatte sich dies redlich verdient. Schließlich hatte er die Branche seit mehr als<br />
20 Jahren revolutioniert. 1959 designte Ross das Lowel-Light System: Ein kompaktes Belichtungs-Kit,<br />
das aus fünf Lichtern und faltbaren Scheunentoren bestand. Im Gegensatz zu den heißen, schweren<br />
und sperrigen Belichtungsoptionen, die es damals gab, konnten Lowel Lights an Ständer und Rohre<br />
geklemmt werden oder mit dem Lowel-Light Klebeband an Wände und Fenster gehängt werden.<br />
Dadurch erhielt man vor Ort eine größere Flexibilität und Kontrolle über die Ausleuchtung.<br />
„Ich bin weder Ingenieur noch ein Fan von Marktforschung.“, sagt Ross. „Ich entwarf eine<br />
Ausrüstung, die Kontrolle über die Qualität der Belichtung bot und meine Vor- und<br />
Nachbereitung beschleunigte.“ Das System zu entwerfen war ein zwei- bis dreijähriger Prozess.<br />
In der Zwischenzeit fotografierte und drehte Ross und setzte ganz auf die Hilfe seines<br />
Geschäftspartners Marvin Seligman. „Ich habe unsere Prototyp-Lichter, Sonnenreflektoren und<br />
Montage-Ausrüstung fast immer bei meinen Jobs getestet, bevor diese in die Produktion gingen.<br />
Außerdem bat ich andere Elektriker, Kameramänner und Standfotografen unsere Prototypen zu<br />
testen.“ Seit sie das Patent für das Original Lowel-Light System 1959 angemeldet haben, haben<br />
Ross und Marvin eine ausgedehnte Reihe von tragbarer Belichtungsausrüstung auf den Markt<br />
gebracht, einschließlich Omni, Tota-Lights und D.P Lights, die auch heute noch zu den beliebtesten<br />
Ausrüstungsgegenständen der Branche gehören.<br />
Auch wenn die Erfindung von revolutionären Produkten heutzutage eher ein schwer zu erreichendes<br />
Ziel ist, ist Ross ein gutes Beispiel dafür, wie ein umfangreiches Wissen des Handwerks Sie dazu befähigt,<br />
bessere Werkzeuge für sich selbst und für andere Fotografen auszudenken. In den Worten von Stanley<br />
Kubrick: „Nur ein Kameramann könnte so erfindungsreich sein, um eine große Bandbreite an Montage und<br />
Zubehör zu entwickeln, das genauso wichtig ist wie die Lichtquelle.“ www.tiffen.com<br />
136 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Foto-Erfindungen<br />
RayFlash<br />
Der tschechiche Fotograf Dalibor Zyka, der wie so viele<br />
andere Fotografen von der Modefotografie inspiriert<br />
wurde, aber kein Budget für eine hochwertige Ausrüstung<br />
hatte, wollte den knackigen, schattenlosen Effekt eines<br />
unbezahlbaren Ringblitzes reproduzieren. Im Jahr 2005,<br />
als sein Blick auf einen Stapel Pappe fiel, entschied er<br />
sich, seinen eigenen zu bauen, indem er Folie<br />
verwendete, um das Licht zu reflektieren – es funktionierte<br />
nicht. Nach Hunderten von Experimenten entwickelte er<br />
einen Apparat, der aus Plexiglas Prismen bestand, die das<br />
Licht eines Blitzgerätes auf das Motiv warfen. Auch wenn<br />
das Produkt eher fragwürdig aussah, zogen die so<br />
entstandenen Bilder aus den richtigen Gründen die<br />
Aufmerksamkeit auf sich. Ein Geschäftsmann bot ihm an,<br />
einen Prototyp für 20.000 US $ zu entwickeln. Ein Jahr<br />
später kam der erste Ringblitz-Adapter auf den Markt und<br />
hatte sensationellen Erfolg. Es gingen Bestellungen im<br />
Wert von mehr als 100.000 US $ ein – aber das war<br />
immer noch nicht der RayFlash, den viele von uns heute<br />
benutzen. 2007 kam ein verbessertes Design auf den<br />
Markt, das das Licht aus einem Blitzlichtgerät in einem<br />
vollen Kreis um das Objektiv leitete und wurde sofort<br />
geliebt. Neben dem RayFlash Ringadapter gibt es nun<br />
auch den RayFlash Rotator, eine Platte, die eine<br />
Blitzeinheit kontinuierlich um 360° dreht.<br />
Wie in jedem Märchen, bei dem ein Fotograf Erfolg hat,<br />
gab es auch hier zwischenzeitlich Probleme. „Von Anfang<br />
an kämpfte ich gegen die Gleichgültigkeit und das<br />
Misstrauen von Menschen in das neue Produkt.“, sagt<br />
Dalibor. „Man nannte mich einen Narr, aber ich habe es<br />
allen gezeigt, da das Produkt sich wunderbar verkaufen<br />
ließ – wir hatten das Zehnfache an Bestellungen<br />
gegenüber dem, was wir produzieren konnten. Und wir<br />
gewannen den Preis Produkt des Jahres in den Jahren<br />
2008 und 2009. Der Haken des Erfolgs ist jedoch, dass<br />
das Patent gestohlen wurde und Nachahmerprodukte aus<br />
China auf den Markt kamen, die den Verkauf von<br />
RayFlash stark beeinträchtigten. Aber das ist heutzutage<br />
eine globale Realität. Wenn ein Produkt wirklich gut ist,<br />
muss man auf Fälschungen vorbereitet sein.“ Weise<br />
Worte der Warnung für jeden Möchtegern-<strong>Fotografie</strong>-<br />
Jungunternehmer! www.ray-flash.com<br />
Gary Fong<br />
BSchnell auf verändernde Technologien zu reagieren und<br />
potenzielle Marktlücken zu erkennen, das ist es, was der<br />
wohlhabende Gesellschaftsfotograf seinen ständig<br />
wachsenden Erfolg zuschreibt. In diesem Fall war es der<br />
Übergang von Film auf digital und die Erkenntnis, dass sich<br />
im Ergebnis auch die Blitzfotografie würde ändern müssen.<br />
„Ich betrieb zu diesem Zeitpunkt ein digitales Online-Labor<br />
und es gab so viele Bilder, auf dem die Motive wie Rotwild<br />
im Scheinwerferlicht aussahen – ich wusste, dass es daran<br />
lag, dass digitale Kameras zu effizient waren, um mit den<br />
konventionellen, parabelförmigen Blitzreflektoren verwendet<br />
zu werden. Die Nutzung eines Lampenschirm-förmigen<br />
Diffuser machte viel mehr Sinn.“ Innerhalb eines Monats<br />
entstand das Lightsphere, das vorne auf Gary's Canon<br />
Speedlite 580EX aufgesteckt wurde und ein viel weicheres<br />
und schmeichelhafteres Licht produzierte als der direkte<br />
Blitz. Nachdem das Interesse von Nutzern anderer Marken<br />
groß war, wurden verschiedene Größen und Adapter<br />
hergestellt. Innerhalb der nächsten drei Jahre kam eine<br />
universelle Passform und viele Prototypen später eine<br />
zusammenklappbare Version, die leichter zu transportieren<br />
ist. „Die größte Herausforderung war es, die Entwicklung des<br />
Original Lightspheres zu finanzieren.“, sagt Gary. „Ich wollte<br />
den wirklich haben, also habe ich 300 weitere herstellen<br />
lassen, um sie an Freunde zu verkaufen, in der Hoffnung,<br />
dass damit genug Geld reinkommt, um die Produktion zu<br />
bezahlen. Wie sich dann herausstellte, erzielten wir mehr als<br />
das Tausendfache. Ich glaube, es war äußerst hilfreich, dass<br />
ich ein professioneller Fotograf mit einem guten Ruf war, als<br />
ich 2004 das Lightsphere auf den Markt brachte. Wenn es<br />
von einer großen Firma gekommen wäre, wäre es vielleicht nicht so schnell so erfolgreich<br />
geworden und hätte für eine ähnliche Auslastung ein größeres Werbebudget erfordert.“<br />
GARY’S TOP TIP<br />
„Haben Sie Geduld. Starten Sie<br />
aus einer bequemen, finanziellen<br />
Situation heraus, am besten mit<br />
einem Vollzeit-Job und arbeiten<br />
Sie daran, Ihre Präsentation, Ihr<br />
Produkt und Ihr Marketing zu<br />
verfeinern. Wenn Sie verzweifelt<br />
Geld brauchen, schreckt das<br />
Kunden ab wie Körpergeruch: Sie<br />
riechen förmlich Ihre<br />
Verzweiflung. Wenn Sie die Dinge<br />
zu schnell angehen, werden Sie<br />
aufdringlich: Lassen Sie Ihr Ziel<br />
nicht aus den Augen, aber gehen<br />
Sie behutsam vor.“<br />
Auch wenn das Lightsphere Gary's erstes Fotoprodukt war, war es nicht neu für ihn, etwas zu<br />
erfinden, was er brauchte. Vor dem Lightsphere entwickelte er für sein Studio eine<br />
Management-Software, die Montage hieß, nach dem gleichen Prinzip: Eine für sich selbst und<br />
ein paar Dutzend Extra, um sie an Freunde zu verkaufen und die Kosten wieder einzufahren. Ein<br />
paar Millionen Dollar an Verkäufen und zahlreiche erfolgreiche Foto-Erfindungen später würde<br />
man erwarten, dass sein Geheimnis nicht so einfach ist, wie es sich anhört: „Das sind<br />
Referenzen von zufriedenen Kunden. Man muss zwar einen Vertriebskanal finden, aber<br />
Einzelhändler sind niemals daran interessiert, wenn man sie direkt anspricht. Wenn Sie aber<br />
schon eine Reihe von Kunden haben, kommen sie plötzlich angelaufen.“, fügt Gary hinzu.<br />
Wenn es Sie interessiert, wie Gary seine Erfindungen entwickelt, schauen Sie sich seine<br />
YouTube Videos an. www.garyfongestore.com<br />
Domke: Die Original Kameratasche<br />
Es ist mehr als 40 Jahre her, seit Fotojournalist Jim Domke einen speziellen Armeeladen betrat, um nach einer Tasche für seine<br />
Kameraausrüstung zu suchen, aber die Marke des Profis (Domke) ist heute noch genauso stark wie damals. Bis Mitte der 70er<br />
Jahre verwendeten Fotojournalisten keine Kamerataschen. Sie arbeiteten aus den Kofferräumen Ihrer Autos und stopften Blitz und<br />
Filme in ihre Manteltaschen – aber Jim war damals schon seiner Zeit voraus und verwendete eine Angeltasche für seine Kamera.<br />
Als Mitarbeiter des Phildadelphia Inquirers hatte er das Gefühl, dass er eine Tasche brauchte, mit der er schnell und im Notfall auch<br />
beim Laufen arbeiten konnte. Als Änderungen der Gewerkschaft Fotografen dazu zwangen, ihre Ausrüstung zu tragen, erkannte<br />
Jim, dass dies der perfekte Zeitpunkt war, seinen Prototyp zu einem Teilzeit-Unternehmen zu entwickeln. Er zeigte seine Tasche<br />
anderen Pressefotografen, um von ihnen eine Rückmeldung zu erhalten. Jim fand ein Hochleistungs-Segeltuch und einen<br />
Produzenten, der die Taschen nach seinen Vorgaben mit weichen Seiten produzierte. Ihm gefiel die Idee, direkt an den<br />
Endverbraucher zu verkaufen, daher startete Jim Domke den Vertrieb als Versandhaus-Unternehmen. Ein paar Jahre später<br />
wandte er sich an den Großhandel und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. „Wenn ich zurückschaue, hätte ich<br />
vielleicht mehr Erfolg gehabt, wenn ich mich an die Bedürfnisse von Amateurfotografen anstelle von Profis angepasst hätte, aber<br />
ich konnte mich mit meinen Kunden besser identifizieren. Jeder professionelle Fotograf hat seine eigene Art zu arbeiten. Ich wusste<br />
also, dass meine Designs flexibel sein mussten. Ich habe viel Zeit auf Messen verbracht und dort mit Fotografen gesprochen, um zu<br />
erfahren, was sie brauchten und wie sie meine Tasche für ihre eigenen Zwecke anpassten. So fand zum Beispiel die NY Times<br />
Fotografin Sara Krulwich die ursprünglichen F2-Tasche zu groß und schlug einen Rucksack vor.<br />
Das motivierte mich, einen Aufsteckgurt herzustellen, mit dem die Tasche in einen Rucksack<br />
verwandelt werden konnte. Zu viele Produkte sind zu verspielt und es fehlt ihnen an Vielseitigkeit.<br />
Ich habe hart daran gearbeitet, eine Tasche zu entwickeln, die sowohl funktionell als auch<br />
anpassbar ist und die es Fotografen ermöglicht, ihre Ausrüstung mit einer Hand herauszuholen,<br />
während sie mit der anderen die Kamera halten. Meine erste Tasche sollte lediglich ein Problem<br />
lösen. Damals habe ich noch keinen Gedanken daran verschwendet, dass das Ganze mit einem<br />
Fototaschen-Business enden würde. Was als Küchentisch-Experiment begann, ist heute eine<br />
Serie von intelligent gestalteten und verarbeiteten Taschen und Zubehör, die auf der ganzen Welt<br />
als erste Wahl des Fotojournalisten bekannt sind.“ www.tiffen.com<br />
JIM’S TOP TIPP<br />
„Halten Sie es einfach. Es ist<br />
wichtig, dass Sie der erste bei<br />
der Markteinführung sind<br />
und dass Sie keine Zeit damit<br />
verschwenden müssen,<br />
Konkurrenz zu verklagen –<br />
bringen Sie das Produkt auf<br />
den Markt.“<br />
Die Original Kameratasche und ihr Erfinder<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 137
So gründen Sie ein<br />
lukratives Geschäft<br />
Rogue Photographic Design<br />
Was Erfolgsgeschichten für <strong>Fotografie</strong>-Jungunternehmer betrifft,<br />
kann es kaum besser laufen als für Erik Sowder und John Baker.<br />
Sie sind nicht nur die Erfinder der Rogue FlashBender, formbarer<br />
Reflektoren für am Blitzschuh montierte Blitzgeräte, sondern<br />
auch Geschäftsführer von ExpoImaging – ein Unternehmen, dass<br />
Produkte entwickelt, produziert und vertreibt: Etwa die ExpoDisc,<br />
ursprünglich entwickelt von Eriks verstorbenem Großvater George<br />
Wallace. Nach einer gründlichen Entwicklung wurde FlashBender<br />
2010 trotz begrenzten Markttests sehr erfolgreich auf der<br />
Photokina eingeführt.<br />
„Das Konzept für den FlashBender fand seinen Ursprung, als wir bemerkten, wie<br />
Fotografen<br />
versuchten, ihre statischen Reflektoren für eine bessere Beleuchtung zu manipulieren. Uns war klar,<br />
dass Fotografen einen kleinen, tragbaren und formbaren Reflektor für Speedlights brauchen, und haben<br />
voll darauf vertraut, dass sie das Konzept lieben“, sagt Erik. Der erste FlashBender bestand aus Papier,<br />
Schere, Büroklammern und Tesafilm, um die Form und Größe festzulegen. Dann begann die Suche<br />
nach geeigneten Materialien, und ein erfolgreicher Prototyp wurde hergestellt. „Sich ein Konzept zu<br />
erträumen ist erst der Anfang und garantiert noch keinen Erfolg. Man muss es produzieren, verpacken,<br />
vertreiben, vermarkten und verkaufen. Und das in einem sehr umkämpften, globalen Markt. Aber die<br />
Anstrengung lohnt sich“, meint Erik. www.expoimaging.com<br />
Think Tank Photo: Großartige Taschen<br />
Einige bereits verstorbene<br />
Fotografen und ihre Produkte<br />
für die Nachwelt…:<br />
LINO MANFROTTO<br />
In den 60er Jahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts begann der italienische<br />
Fotojournalist und Werbefotograf Lino<br />
Manfrotto damit, Studiozubehör zu designen,<br />
um minderwertige Profiprodukte vom Markt<br />
zu verdrängen. Ein paar Jahre später erhielt er<br />
seine erste signifikante Bestellung eines<br />
Großhändlers aus der Schweiz. Und als er<br />
sich mit Gilberto Battocchio, einem Techniker,<br />
zusammenschloss, gelangten der<br />
Superboom, Autopole, Superclamp und das<br />
erste Manfrotto Stativ zu internationalem<br />
Ruhm. Es ist vermutlich eine der größten<br />
Erfolgsgeschichten eines Fotografen, der zu<br />
einem Erfinder wurde, und viele wollten in<br />
seine Fußstapfen treten: Im Jahr 1986 hatte<br />
Manfrotto bereits sechs Fabriken in Bassano<br />
und fünf weitere in Vorbereitung, ein<br />
Vertriebsnetzwerk von 140 Ländern und<br />
verkaufte sein Unternehmen schließlich an<br />
die britische Vitec Group plc, die weiterhin<br />
den Manfrotto Ethos pflegt und nur innovative<br />
Produkte produziert. www.manfrotto.co.uk<br />
Think Tank Photo<br />
Die Taschendesigner Doug Murdoch und Mike<br />
Sturm schlossen sich im Jahr 2005 mit den<br />
Fotojournalisten Kurt Rogers und seiner Ehefrau<br />
und Pulitzer-Preisträgerin Deanne Fitzmaurice<br />
zusammen, um die Funktionsmängel von<br />
Kamerataschen zu beheben. Dies war der Anfang<br />
von Think Tank Photo – heute eine der weltweit<br />
führenden Marken für Zubehör.<br />
Im Gegensatz zu den anderen hier vorgestellten<br />
Fotografen / Erfindern sind Deanne und Kurt zwar<br />
die fotografischen Köpfe hinter dem Design, aber<br />
sie werden von ihren Co-Gründern Doug und Mike<br />
DEANNE’S TOP TIPP<br />
„Wann immer es möglich ist, suchen Sie<br />
nach einer Zusammenarbeit. Sie müssen<br />
schon sehr viel Leidenschaft für ein Produkt<br />
aufbringen, um es ganz alleine<br />
durchzuziehen. Indem Sie so oft wie<br />
möglich mit Designern, Fotografen und<br />
Produzenten zusammen arbeiten, kommen<br />
immer neue Erkenntnisse und Ideen auf<br />
den Tisch.“<br />
unterstützt, die sich bereits zuvor um das Design und die Produktion gekümmert haben – um den<br />
Rest mussten sie sich im Laufe der Zeit kümmern. „Wir haben das Unternehmen ohne<br />
irgendwelches externes Kapital gegründet. Das war eine ziemliche Herausforderung, aber es<br />
bedeutete auch, dass uns niemand aufgrund von irgendwelchen Marketing-Entscheidungen<br />
vorschrieb, was wir zu designen hätten. Wir gestalten genau die Taschen, an die wir auch<br />
glauben“, sagt Deanne. „Zum Zeitpunkt der Markteinführung arbeiteten Kurt und ich als<br />
Fotografen und nahmen die unterschiedlichsten Motive auf. Wir waren oft frustriert, weil wir nicht<br />
wussten wie wir unsere Ausrüstung tragen und gleichzeitig arbeiten sollten, wenn wir zum Beispiel<br />
entlang der Seitenlinie bei einem NFL Footballmatch liefen oder in Flugzeugen reisten. Doug war<br />
ein langjähriger Freund von uns. Er hat uns oft gefragt, was Fotojournalisten für Taschen<br />
benötigten. Als er im Jahr 2005 Think Tank Photo gründete, fragte er Kurt und mich, ob wir<br />
mitmachen wollten.“ Ihr erstes Produkt war ein modulares Gurtsystem für schnellen Zugriff, das es<br />
ihnen ermöglichte, zu laufen aber dennoch auf Objektive und anderes Zubehör zuzugreifen. Aber<br />
es waren die Roller Taschen, die zu einem durchschlagenden Erfolg wurden. „Es war unsere<br />
Lösung für Handgepäck. Andere Marken hatten zu diesem Zeitpunkt Dimensionen, die etwas<br />
kleiner oder größer als die Flugzeuggrößen waren. Wir verwendeten die exakten Dimensionen für<br />
Handgepäck und suchten dann nach Wegen, den Platz zu maximieren. Der gesamte Prozess der<br />
Entwicklung der Produkte ist ziemlich respekteinflößend, von den ersten Überlegungen zum<br />
Marketing bis zur eigentlichen Produktion: Kurt und ich hätten das niemals alleine geschafft. Wir<br />
wollten weiterhin als Fotografen arbeiten. Aber das hilft auch dem Geschäft, denn so sind wir<br />
immer noch an der Front und stehen Problemen gegenüber, für die wir eine Lösung finden<br />
können.“ Bei mehr als 130 Produkten, die es in der Think Tank Photo Serie mittlerweile gibt, kann<br />
man dieser Logik nur zustimmen. www.thinktankphoto.com<br />
JEAN COQUIN<br />
Auch wenn Sie Lee oder HiTech<br />
verwenden, haben Sie sicherlich schon<br />
von Cokin Filtern gehört. Aber wussten Sie<br />
auch, dass die Filtermarke 1978 das<br />
geistige Produkt des verstorbenen<br />
französischen Profifotografen Jean Coquin<br />
war? Das Designprinzip des Cokin-<br />
Systems ist einfach, aber es ist so populär,<br />
dass fast jeder andere Filterhersteller sich<br />
daran orientiert. Vor dem quadratischen<br />
Filtersystem brauchte man einen<br />
aufschraubbaren Filter um daran das<br />
Gewinde der Objektivfilter anzubringen.<br />
Das einzige Element, das sich ändern<br />
muss, ist der Adapterring, je nach<br />
Gewinde des Objektivfilters. Da der Halter<br />
auf seiner eigenen Achse rotiert, haben<br />
Sie fast unbegrenzte Möglichkeiten, Filter<br />
für kreative Effekte zu kombinieren.<br />
Danke, Jean! www.intro2020.com<br />
GEORGE WALLACE<br />
Seit Jahrzehnten haben Fotografen<br />
<strong>Fotografie</strong>produkte erfunden und George<br />
Wallace ist ein Paradebeispiel für<br />
jemanden, der über die Schwelle getreten<br />
ist, um die <strong>Fotografie</strong> für andere zu<br />
verbessern. Nachdem er zusammen mit<br />
Ansel Adams, Minor White und Edward<br />
Weston studiert hatte, lehrte George<br />
<strong>Fotografie</strong> und erfand den ExpoDisc Filter,<br />
um seinen Studenten zu helfen, bei ihren<br />
Diafilmen die perfekte Belichtung zu<br />
bekommen. Er änderte das Instrument in<br />
ein Instrument für einfallendes Licht, indem<br />
es exakt 18 % des Lichts erlaubte auf die<br />
Filmebene zu fallen (das entspricht der<br />
Lichtmenge, die ein durchschnittliches<br />
Motiv reflektiert). Aber er bietet nicht nur<br />
akkurate TTL Messungen für Film, sondern<br />
der ExpoDisc ist auch ideal, um einen<br />
akkuraten Weißabgleich zu erhalten.<br />
Dieses Pionierprodukt wurde im Jahr 2001<br />
für digitale <strong>Fotografie</strong> weiterentwickelt und<br />
wird nun durch ExpoImaging vertrieben.<br />
www.expoimaging.com
Foto-Erfindungen<br />
Kapitalbeschaffung: So starten Sie mit Ihrem Produkt richtig durch<br />
ES HEISST, MAN SEI NUR „so gut wie seine<br />
neueste Idee“. In der Realität aber ist eine Idee<br />
allein noch kein Erfolg – es ein denn, man macht<br />
etwas daraus. Sie haben schon einige der<br />
Erfolgsgeschichten fotografischer Erfindungen<br />
gelesen und denken vielleicht, „Das ist ja alles<br />
schön und gut, aber mir fehlt das Geld, um das<br />
Konzept voranzutreiben“. Vielleicht stimmt das<br />
sogar – es muss allerdings nicht Ihr eigenes Geld<br />
sein. Wir schlagen auch nicht vor, dass Sie die<br />
Höhle des Löwen betreten und sogenannte<br />
„Risikoinvestoren“ zu überreden versuchen.<br />
Warum sollten Sie auch, wenn Sie es bequem<br />
vom Sofa aus tun können?<br />
Kickstarter.com ist eine Website, bei der es um<br />
Kapitalbeschaffung geht. Es ist die perfekte<br />
Plattform für aufstrebende Erfinder, um Kapital zu<br />
beschaffen und die Erfindungen schnell und<br />
einfach zu verkaufen. Sie laden einfach Ihre Idee<br />
hoch, setzen ein finanzielles Ziel, das Sie<br />
erreichen möchten und erlauben Besuchern, das<br />
Produkt als Vorbestellung zu erwerben. Wenn<br />
genug Vorbestellungen eingegangen sind und das<br />
finanzielle Ziel erreicht ist, kann Ihre Erfindung in<br />
die Prototyp-Produktion gehen. Zumindest finden<br />
Sie hier einen Ort, wo Sie die Anziehungskraft<br />
Ihres Produktes testen können und<br />
Konkurrenzideen unter die Lupe nehmen können.<br />
Hier sind unsere Top Kickstarter-Projekte zum<br />
Thema <strong>Fotografie</strong>, die wir gerne sehen würden,<br />
oder die bereits ihr Kapitalziel erreicht haben,<br />
sodass es nicht mehr lange dauern wird, bis sie in<br />
den Verkauf gehen…<br />
1) Lomography<br />
Smartphone Film Scanner<br />
Wenn Sie sehr viele Rollen 35 mm<br />
Film haben, die Sie digitalisieren<br />
möchten, kann es ziemlich<br />
aufwändig sein, diese alle über<br />
Ihren Computer einzuscannen.<br />
Dieses clevere Gerät wird an Ihr<br />
Smartphone angebracht und<br />
ermöglicht es, Negative mit der<br />
eingebauten Kamera direkt in das<br />
Phone zu scannen. Mit 3.534<br />
Unterstützern und einem Kapital<br />
von 268.702 US $ (mehr als das<br />
Fünffache des Zielkapitals von<br />
50.000 US $), sieht es so aus, als<br />
ob dieses Gerät bald in den Läden<br />
zu haben sein wird!<br />
www.microsites.lomography.com/<br />
smartphone-scanner/<br />
2) Halter für<br />
Objektivabdeckungen<br />
Objektivabdeckungen gehören zu<br />
dem wichtigen Kamerazubehör, das<br />
wir immer dabei haben sollten, aber<br />
ständig suchen wir am Boden<br />
unserer Kamerataschen danach oder<br />
drehen unsere Hosentaschen um,<br />
um sie zu finden. Der Stow-Away löst<br />
dieses Problem, indem er einfach an<br />
die Stativbefestigung der digitalen<br />
Spiegelreflexkamera angebracht wird<br />
und Abdeckungen von 52 bis 72<br />
mm unter der Kamera festhält.<br />
Außerdem gibt es den Kamera-<br />
Objektivabdeckungs-Halter, mit dem<br />
Sie die Abdeckungen am Halsgurt<br />
oder an der Kameratasche anbringen<br />
können.<br />
www.cameracapholder.com<br />
3) Astro: Zeitraffer und<br />
Bewegungskontrolle<br />
Dieses clevere Gerät wird an das<br />
Stativ montiert und ermöglicht es,<br />
eine Schwenkbewegung in die<br />
Zeitraffersequenzen<br />
einzuprogrammieren. Es beinhaltet<br />
außerdem ein eingebautes<br />
Intervalometer und wird so zu einer<br />
erschwinglichen Lösung für<br />
Zeitraffer. Das Projekt hat bereits<br />
413.000 US $ erreicht, weit mehr<br />
als das ursprüngliche Ziel von<br />
50.000 US $. Die erste<br />
Produktionseinheit von Astro war<br />
quasi sofort ausverkauft. Eine<br />
zweite Produktion wird dieses Jahr<br />
noch fertig gestellt. Außerdem wird<br />
eine ergänzende Smartphone App<br />
entwickelt.<br />
4) Swivl: Spiegelreflexkamera-<br />
Halter für<br />
Bewegungsverfolgung<br />
Wenn Sie in Ihre Zeitraffer oder Videos<br />
Bewegung einbauen möchten,<br />
erfordert das in der Regel kostspielige<br />
Apparate zur Bewegungskontrolle. Der<br />
Swivl rotiert und verfolgt einen<br />
separaten Sensor. Dadurch ist er ideal<br />
für bewegende Kamerapräsentationen.<br />
Außerdem bietet die Software den<br />
Entwicklern die Möglichkeit,<br />
Zeitraffer-Bewegungen<br />
vorzuprogrammieren. Es kann sogar<br />
das iPad oder iPhone für Videochats<br />
mit Bewegungsverfolgung halten! Das<br />
Swivl erreichte 160.000 US $ von<br />
seinem 120.000 US $ Ziel.<br />
www.newswivl.com<br />
5) Luxi<br />
Machen Sie aus Ihrem iPhone ein<br />
Messgerät für einfallendes Licht,<br />
indem Sie diese kleine<br />
Diffusionskuppe über die<br />
vorderseitige Kamera Ihres iPhone<br />
4, 4S oder 5 stülpen. Verwenden<br />
Sie sie mit der zugehörigen<br />
Lichtmessungs-App, Luxi, um die<br />
besten Einstellungen für Ihre DSLR<br />
festzulegen, sodass Ihre Bilder<br />
perfekt belichtet werden. Dieses<br />
raffinierte Produkt wurde von<br />
Extrasensory Devices entwickelt<br />
und hat eine aussichtsreiche<br />
Zukunft mit mehr als 5.000<br />
Unterstützern, nachdem es sein<br />
Ziel von 10.000 US $ um fast das<br />
Zehnfache überschritten hat.<br />
www.luximeter.com<br />
6) iCandy<br />
Wenn Sie jemals Kinder fotografiert<br />
haben, wissen Sie, dass es eine der<br />
größten Herausforderungen<br />
darstellt, ihre Aufmerksamkeit zu<br />
halten. Die Lösung: iCandy. Damit<br />
können Sie ein Smartphone über<br />
die Stativhalterung Ihrer Kamera<br />
an Ihre Spiegelreflexkamera<br />
montieren, sodass Sie Videos,<br />
Spiele oder Bilder abspielen<br />
können, um die Aufmerksamkeit<br />
des Kindes zu erregen. Auch wenn<br />
es das Kickstarter-Kapitalziel nicht<br />
erreicht hat, geht es dennoch in<br />
Produktion. Es ist eine einfache<br />
Lösung für ein weit verbreitetes<br />
Problem, daher wird es sicherlich<br />
bei Porträtfotografen beliebt sein.<br />
www.needicandy.com<br />
7) Memoto Lifelogging<br />
Camera<br />
Wow! Diese winzige Kamera und App<br />
mit durchsuch- und teilbarem<br />
Speicher stürmte weit über das Ziel<br />
von 50.000 US $ hinaus – und<br />
erreichte atemberaubende 550.189<br />
US $. Sie befestigen diese kleine<br />
Kamera an Ihrer Kleidung und sie<br />
macht automatisch zwei mit Geo-Tags<br />
versehene Fotos pro Minute. So nimmt<br />
sie das Leben so auf, wie Sie es<br />
erleben und Sie werden nie mehr<br />
einen überraschenden oder<br />
besonderen Moment verpassen.<br />
Neben der Organisation der Fotos<br />
bietet Memoto auch ein Jahr<br />
kostenlosen Speicherplatz mit einer<br />
anschließenden, pauschalen Gebühr<br />
www.memoto.com<br />
8) Langly Kameratasche<br />
Es passiert nicht oft, dass Mode<br />
und Funktion sich<br />
zusammenschließen um eine<br />
Unisex-Kameratasche zu bilden,<br />
aber der Fotograf Evan Lane hat<br />
zwei 566 g leichte wasserdichte<br />
Leinen- und Leder-Rucksäcke<br />
entwickelt, die Potenzial haben,<br />
genau dies zu tun. Darein passen<br />
eine digitale Spiegelreflexkamera,<br />
zwei Objektive, ein Laptop, sowie<br />
verschiedenes Zubehör in die vier<br />
Taschen und Beutel im oberen<br />
Fach. Diese Produkte – Alpha und<br />
Delta – basieren auf Rucksäcken<br />
aus dem zweiten Weltkrieg und<br />
haben das Potenzial bei<br />
modebewussten Fotografen sehr<br />
populär zu werden.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 139
Spitzen-<strong>Fotografie</strong><br />
DAS<br />
GOLDENE<br />
LAND<br />
DER REISEFOTOGRAF JON HICKS HAT SICH KÜRZLICH EINEN LEBENSTRAUM ERFÜLLT:<br />
EINE REISE NACH BIRMA – DIESES ALTE LAND WAR IN DER VERGANGENHEIT<br />
VERSUNKEN UND WURDE ERST VOR KURZEM WIEDER FÜR DIE ÖFFENTLICHKEIT<br />
ZUGÄNGLICH. MIT JORDAN BUTTERS SPRICHT ER ÜBER DIE FOLGEN DIESER NEU<br />
GEWONNENEN POPULARITÄT AUF DAS LAND UND SEINE BEWOHNER<br />
„Dieses Panorama der alten Tempel in Bagan in<br />
der Dämmerung habe ich mit meinem 70 - 200<br />
mm f/2.8L Objektiv gemacht. Der Nebel besteht<br />
aus dem Rauch, der von den Feuern rund um<br />
die Tempel aufsteigt.“
Spitzen-<strong>Fotografie</strong><br />
1<br />
2 3<br />
1) „Eine sechsteilige<br />
Panoramaaufnahme der<br />
Tempel in Bagan, mit<br />
dem 45 mm Tilt-Shift-<br />
Objektiv fotografiert.”<br />
2) „Dieses Bild habe ich<br />
mit dem 70 - 200 mm<br />
f/2.8 Objektiv mit einem<br />
1,4-fach-Telekonverter<br />
aufgenommen. Teile der<br />
U-Bein-Brücke werden<br />
gerade wieder aufgebaut,<br />
so dass es schwierig war,<br />
einen nicht von diesen<br />
Bauarbeiten betroffenen<br />
Bereich zu finden. Dieses<br />
Bild besteht aus drei<br />
Aufnahmen, aus denen<br />
jeweils die Menschen<br />
entnommen wurden, um<br />
eine bessere<br />
Bildkomposition zu<br />
erzielen”<br />
3) „Diese Frau hat vor<br />
einem der Tempel in<br />
Bagan Wasser verkauft.<br />
Die meisten Leute freuen<br />
sich, wenn sie fotografiert<br />
werden. Dieses Bild habe<br />
ich mit der OM-D und<br />
einem 45 mm Objektiv<br />
gemacht.<br />
”SEIT ICH MIT DEM REISEN BEGONNEN<br />
HABE, wollte ich nach Birma reisen, aber ich<br />
hätte nie gedacht, dass dies einmal möglich<br />
sein würde. Meine Karriere als Fotograf<br />
begann Ende der Achtziger Jahre, und<br />
während der ganzen Zeit befand sich das<br />
Land unter einer Militärdiktatur. Es gab Zeiten, da war der<br />
Grenzübergang möglich, aber es gab nur begrenzte Visa, und<br />
zu anderen Zeiten konnte man nur als Teil einer offiziellen<br />
Reisegruppe einreisen. Vor kurzem jedoch hat die Regierung<br />
die Grenzen für Touristen geöffnet, und Birma, oder Myanmar,<br />
wie es heute genannt wird, begann, die Reisenden zu<br />
Tausenden anzuziehen. Auch wenn ich ursprünglich in erster<br />
Linie wegen meines eigenen Wunsches nach Birma gereist<br />
bin, das Land zu sehen und zu fotografieren, ist diese Reise<br />
auch kommerziell sinnvoll. Durch den Zustrom von Touristen<br />
in das Land wird die Nachfrage nach Fotos hoffentlich steigen.<br />
Bevor ich in ein unbekanntes Land reise, mache ich immer<br />
umfangreiche Recherchen. Ich durchforste das Internet und<br />
Bücher nach Informationen – die Reiseführer von Lonely<br />
Planet sind mir dabei über die Jahre zur unschätzbaren<br />
Informationsquelle geworden. Für mich war bei der Planung<br />
dieser Reise das größte Problem, dass ich nicht wusste, wie<br />
ich im Land herumkommen sollte. Birma ist ein riesiges Land,<br />
es grenzt an China, Indien, Laos, Thailand und Bangladesch,<br />
und wenn man die wichtigsten Orte besichtigen möchte,<br />
bedeutet das oft eine ganztägige Reise oder eine Nachtfahrt<br />
mit Bus oder Zug und häufigem Umsteigen. Außerdem stellte<br />
ich fest, dass wegen des touristischen Booms viele Hotels auf<br />
Monate im Voraus ausgebucht sind – es gibt einfach noch<br />
keine Infrastruktur für diesen Ansturm. Letztlich habe ich mich<br />
dafür entschieden, mir für die komplette Reisedauer einen<br />
Fahrer und einen Führer zu nehmen. Das hat mir den<br />
Reisestress genommen, denn der Führer konnte im Voraus<br />
telefonieren und Hotelzimmer für mich buchen, während wir<br />
noch unterwegs waren, das war eine große Hilfe. Außerdem<br />
konnte ich so komfortabel reisen – wenn man 24 Stunden in<br />
einem vollgestopften Bus oder Zug verbracht hat, hat man<br />
am nächsten Tag wenig Lust, rauszugehen und zu<br />
fotografi eren!<br />
Während meiner Reise habe ich viele der beliebten<br />
Attraktionen besucht, wie zum Beispiel den Inle-See, die<br />
Stadt Yangon, die Tempel in Bagan und die U-Bein-Brücke<br />
bei Mandalay. Einer der denkwürdigsten Augenblicke war<br />
der Morgen, den ich während eines Vollmond-Festes in<br />
Bagan verbracht habe. Dabei hatte der Tag nicht gut<br />
begonnen – mein Hotel war ekelerregend! Ich wollte so viel<br />
wie möglich Zeit außerhalb des Hotels verbringen, also<br />
beschloss ich, einen Tempel weiter unten an der Straße zu<br />
besichtigen, in dem die ganze Nacht Musik gespielt worden<br />
war. Ich schleppte mich bereits vor dem Morgengrauen dort<br />
hin und verbrachte einige Stunden damit, den Tempel zu<br />
erkunden und die Menschen dort zu fotografi eren. Es<br />
gelang mir, ein paar fantastische Aufnahmen der jungen<br />
Mönche zu machen, wie sie ihrer Tätigkeit nachgehen, und<br />
jeder war sehr gerne bereit, für ein Foto kurz innezuhalten.<br />
142 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Jon Hicks<br />
4<br />
Wenn ich ein neues Land besuche, bin ich immer etwas<br />
zögerlich, mir zu große Hoffnungen zu machen,<br />
insbesondere wenn ich schon immer dorthin reisen wollte,<br />
denn die Realität wird den Erwartungen oft nicht gerecht.<br />
Aber ich kann mit Fug und Recht sagen, dass Bagan mich<br />
nicht enttäuscht hat.<br />
Man erzählte mir von einem Ort, von dem aus man einen<br />
fantastischen Blick auf die Tempel gegen die untergehende<br />
Sonne haben soll, also mietete ich mir eines Abends ein<br />
Fahrrad und fuhr rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang<br />
dorthin. Bei meiner Ankunft war der Platz vollgestopft mit<br />
Menschen – und sie kamen immer noch mit Bussen an,<br />
alle wollten den Sonnenuntergang sehen. Nachdem die<br />
5 6<br />
Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, wurde der<br />
Platz langsam leerer. Kurze Zeit danach war ich so gut wie<br />
alleine, und ich hatte das wundervolle Abendrot und den<br />
aufgehenden Vollmond ganz für mich. Ich habe insgesamt<br />
vier Abende an diesem Ort verbracht, aber es hätten auch<br />
leicht zwei Wochen sein können – ich war begeistert!<br />
Ich hatte die Canon EOS 5D Mk III und die Olympus OM-D<br />
dabei, außerdem eine Reihe von Brennweiten für die<br />
Canon, darunter mein 70 - 200 mm f/2.8L und die 17<br />
mm, 24 mm und 45 mm Tilt-Shift-Objektive. Für die<br />
OM-D hatte ich die 7 - 14 mm, 20 mm und 4 5mm<br />
Micro-Four-Thirds-Objektive dabei – eine tolle Kamera,<br />
wenn Sie mit leichtem Gepäck reisen müssen.<br />
4) „Diese vorwitzigen<br />
Burschen habe ich mit<br />
der OM-D und dem 7 -14<br />
mm Objektiv<br />
aufgenommen. Ich habe<br />
die Kamera<br />
hochgehalten und sie<br />
gebeten,<br />
hochzuschauen. Ich<br />
habe gleich mehrere<br />
Aufnahmen gemacht -<br />
sie liebten es, fotografiert<br />
zu werden!”<br />
5) „Diese Aufnahme<br />
wurde am Inle-See<br />
gemacht – ein<br />
wunderschöner Ort. Ich<br />
habe einen ringförmigen<br />
Polarisationsfilter<br />
verwendet, um aus dem<br />
leuchtenden Himmel das<br />
Beste herauszuholen.”<br />
6) „Dieses Bild war ein<br />
Glückstreffer von einer<br />
Brücke über eine<br />
Hauptstraße in Yangon.<br />
Es wurde mit der OM-D<br />
aufgenommen, mit dem<br />
eingebauten Stabilisator<br />
kann man auch aus der<br />
Hand mit langen<br />
Verschlusszeiten<br />
fotografieren.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 143
Spitzen-<strong>Fotografie</strong><br />
7) „Sonnenaufgang über<br />
Bagan, aufgenommen<br />
mit der EOS 5D Mk III,<br />
einem 70 - 200 mm<br />
f/2.8L Objektiv und dem<br />
1,4-fach-Telekonverter.<br />
8) „Detailaufnahmen<br />
sind wichtig – diese<br />
wurde in der<br />
Shwedagon-Pagode in<br />
Yangon gemacht.<br />
9) „Die Kinder haben<br />
eine Paste im Gesicht,<br />
die Thanaka genannt<br />
wird – sie wird aus<br />
Baumrinde hergestellt<br />
und schützt vor<br />
Sonnenbrand.<br />
10) „Mit der Kamera auf<br />
dem Stativ habe ich in<br />
einem Tempel geduldig<br />
darauf gewartet, dass<br />
jemand vorbeigeht.<br />
11) „Dieses Motiv fand<br />
ich zwischen zwei<br />
Tempeln in Bagan, mit<br />
einem dritten Tempel als<br />
Hintergrund.<br />
12) „Diese Aufnahme<br />
habe ich mit dem 20 mm<br />
Pancake-Objektiv auf der<br />
OM-D gemacht. Die<br />
Hunde sind wild und<br />
streunen auf der Suche<br />
nach Futter um die<br />
Tempel.<br />
Ich war 23 Tage in Birma, und obwohl an den beliebten<br />
Orte reges touristisches Treiben herrschte, hat sich das<br />
Land noch immer eine Unschuld und einen Charme<br />
bewahrt, der von einem Mangel an äußeren Einfl üssen<br />
herrührt. Die Einwohner von Myanmar sind zugänglich<br />
und freundlich, sie lächeln und sprechen mit Ihnen. Alle,<br />
die ich getroffen habe, waren kooperativ – manche<br />
haben mir sogar ihre Kinder in den Weg geschubst,<br />
damit ich ein Foto von ihnen machen konnte! Mit dem<br />
steigenden Tourismus in dieser Region wird es wohl<br />
unvermeidbar sein, dass diese Einstellung sich ändert.<br />
In manchen der Touristenregionen war das schon jetzt<br />
spürbar, wobei die Einheimischen dort etwas schlauer<br />
waren. Ich hoffe, dass die Touristen und Fotografen gut<br />
mit den Einwohnern von Myanmar umgehen und sie mit<br />
Respekt – ich nehme mir immer die Zeit zur Interaktion,<br />
8 9<br />
ich spreche gerne mit den Menschen und zeige ihnen<br />
meine Bilder, und wenn sie dafür bezahlt werden<br />
möchten, dass ich sie fotografi ere, dann gebe ich ihnen<br />
fast immer mehr, als sie verlangen. Ich kann es nicht<br />
ausstehen, wenn Fotografen die Menschen wie<br />
Ausstellungsstücke behandeln, und ich hoffe, dass das<br />
dort nie passieren wird.<br />
Während meiner Reise habe ich etwa 11.000 Bilder<br />
gemacht – wenn ich reise, bin ich ständig am Schauen,<br />
am Fotografi eren; da gibt es keine Ruhepausen. Zu<br />
Hause ist man lange genug, also möchte ich aus jeder<br />
Sekunde, die ich unterwegs bin, das Beste herausholen<br />
– schließlich weiß man nie, wann einem diese eine<br />
Aufnahme gelingt, die die ganze Reise wert ist.<br />
Weitere Informationen zu Jons Arbeiten auf www.<br />
jonhicksphoto.co.uk<br />
144 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Jon Hicks<br />
7<br />
NACHDEM DIE SONNE AM HORIZONT VERSCHWUNDEN WAR, LEERTE SICH DER PLATZ IMMER MEHR. SO HATTE ICH<br />
DIESES WUNDERVOLLE ABENDROT UND DEN AUFGEHENDEN VOLLMOND GANZ FÜR MICH ALLEIN.<br />
10 11 12<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 145
Spitzen-<strong>Fotografie</strong><br />
LEBEN AUF DER<br />
ÜBERHOLSPUR<br />
ER HAT BENZIN IM BLUT UND EINE LEIDENSCHAFT FÜR DIE FOTOGRAFIE:<br />
FÜR DEN MEHRFACH AUSGEZEICHNETEN FOTOGRAFEN DOM ROMNEY GAB<br />
ES VON ANFANG AN NUR EINEN EINZIGEN WEG.<br />
JORDAN BUTTERS HAT IHN GETROFFEN UND ÜBER SEINE LEBENSLANGE<br />
JAGD NACH GESCHWINDIGKEIT BEFRAGT.<br />
© SUTTON IMAGES
Spitzen-<strong>Fotografie</strong><br />
Dom Romney<br />
JENSON BUTTONS McLaren-Mercedes bricht mit<br />
275 km/h aus der Dunkelheit des Virage Du Portier<br />
Tunnels hervor und beschleunigt vor der<br />
gefährlichsten Kurve der Rennstrecke von Monaco.<br />
Sekunden später schießt er mit 225<br />
Stundenkilometern am Schwimmbadkomplex<br />
vorbei. Aus einem Loch im Zaun, nur 15 bis 17 Zentimeter oberhalb<br />
seines hinteren Kotflügels schaut der 22 Jahre alte<br />
Motorsportfotograf Dom Romney heraus und lässt seinen<br />
Kameraverschluss klicken. Einen Moment später ist Jenson außer<br />
Sichtweite, nur das Geräusch seines Auspuffs hallt noch über den<br />
Yachthafen nach, und Dom ist schon wieder bereit für das nächste<br />
Auto, das vorbeiziehen wird.<br />
„Ich habe im Jahr 2011 den Renault MSA Preis für junge<br />
Motorsportfotografen zum zweiten Male gewonnen und kurz darauf<br />
habe ich mit einem Freund bei Getty Images gesprochen. Er<br />
erwähnte, dass man bei Sutton Images einen F1-Fotografen suche,<br />
also habe ich meinen Unterlagen eingereicht und nicht weiter<br />
darüber nachgedacht. Erst an dem Donnerstag vor dem Rennen in<br />
Monaco habe ich einen Anruf bekommen. Ich brauche wohl nicht zu<br />
erwähnen, dass ich noch am Donnerstagabend gepackt habe, am<br />
Freitag gelandet und sofort zur Rennstrecke gefahren bin. Es gibt<br />
keinen anderen Ort wie Monaco – das ist wirklich verrückt – die<br />
Menschen, der Schauplatz und die Rennstrecke sind absolut<br />
einzigartig.“<br />
Trotz seines noch sehr jugendlichen Alters verfügt Dom bereits über<br />
1<br />
2 3<br />
4 5<br />
© SUTTON IMAGES<br />
© SUTTON IMAGES<br />
© SUTTON IMAGES<br />
einen großen Erfahrungsschatz, was das <strong>Fotografie</strong>ren von Autos<br />
und Motorsport anbelangt. „Mein Vater war Hobbyfotograf, und ich<br />
nahm seine Canon EOS 3, wann immer ich die Gelegenheit fand, bis<br />
er mir eine eigene Kamera kaufte. Meine ganze Familie hat Benzin<br />
im Blut und war aktiv im Motorsport. Wenn Sie ein Rennen fuhren,<br />
war ich immer mit der Kamera dabei und machte Fotos – ich liebte<br />
Autos und <strong>Fotografie</strong> und ich habe das große Glück gehabt, dass ich<br />
beides miteinander kombinieren konnte.“<br />
Ich blättere durch Doms Portfolio und bin beeindruckt von der<br />
großen Vielfalt der Bilder. Dom hat sich einen Kundenstamm<br />
geschaffen, der sowohl redaktionelle, als auch kommerzielle Kunden<br />
umfasst und sich über das gesamte Fachgebiet Automobil erstreckt.<br />
„Ich habe einen vielseitigen Querschnitt an Kunden. Das macht die<br />
Sache interessant. In einer Woche fotografiere ich vielleicht ein<br />
Rennen für einen redaktionellen Kunden und in der nächsten mache<br />
ich womöglich ein kommerzielles Shooting für ein Produkt. Das<br />
bietet mir die Möglichkeit, eine Mischung unterschiedlicher<br />
Fähigkeiten, Herangehensweisen und Prozesse einzubringen.“<br />
Was aber wirklich die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, ist Doms<br />
Ansatz bei der Motorsportfotografie. Es ist nicht einfach, sich von der<br />
Menge abzuheben, wenn die Bereiche, aus denen man fotografieren<br />
kann, stark eingeschränkt sind und die Konkurrenz durch andere<br />
Fotografen, die ebenfalls auf den perfekten Schuss warten, so stark<br />
ausgeprägt ist.<br />
„Zunächst stelle ich ein paar Nachforschungen an. Ich schaue mir<br />
an, was ich fotografiert habe oder was andere Leute an der Strecke<br />
fotografiert haben. Ich achte darauf, was funktioniert, welche Fotos<br />
den Leuten gefallen und ich halte Ausschau nach kultigen<br />
Orientierungspunkten, wie zum Beispiel dem Casino in Monaco oder<br />
den Kränen im Hintergrund der Internationalen Rennstrecke in<br />
Korea, die ich mit in den Bildausschnitt aufnehmen kann. Wenn ich<br />
diese gefunden habe, sehe ich mich nach neuen Blickwinkeln und<br />
Herangehensweisen um.“<br />
Kühne Bildkompositionen, der kreative Einsatz von Verschlusszeiten<br />
und starke, optische Elemente sind die Markenzeichen von Doms<br />
Bildern und er achtet sehr darauf, neben seinen beruflichen<br />
Aufnahmen auch kreative Experimente zu machen, wann immer er<br />
die Möglichkeit hat. „Ein typisches F1-Event erstreckt sich über drei<br />
Tage: freitags ist Training, samstags ist Qualifying und sonntags ist<br />
Renntag. Der Freitag gibt mir die Zeit, einige neue Blickwinkel<br />
auszuprobieren. Ich experimentiere gerne, insbesondere mit<br />
© SUTTON IMAGES<br />
© SUTTON IMAGES<br />
6<br />
1) „Paul diResta fährt<br />
unter dem Yas Hotel in<br />
Abu Dhabi durch. Ich<br />
habe dies mit 16<br />
Millimetern<br />
fotografiert, um die<br />
ungewöhnliche<br />
Architektur mit<br />
einzubeziehen.“<br />
2) „Wenn Sie frontal<br />
fotografieren, können<br />
Sie eine kurze<br />
Verschlusszeit<br />
verwenden, um die<br />
Bewegung<br />
einzufrieren, da man<br />
das Rotieren der Räder<br />
nicht sieht.“<br />
3) „Ich fotografiere<br />
Fotos vom Podium<br />
gerne von der Seite und<br />
bemühe mich um<br />
einen sauberen<br />
Hintergrund.“<br />
4) „Mark Webber trifft<br />
Fans in Valencia. Die<br />
Sonne steht beim<br />
Großen Preis von<br />
Europa tief am Himmel<br />
und sorgt für dieses<br />
fantastische Licht.“<br />
5) „Dies ist ein toller<br />
Winkel beim Großen<br />
Preis von Kanada. Es<br />
gibt nur ein sehr kurzes<br />
Zeitfenster für die beste<br />
Ausleuchtung.<br />
Deswegen drängeln<br />
sich die Fotografen um<br />
die beste<br />
Kameraposition.“<br />
148 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
© SUTTON IMAGES<br />
„ICH LIEBTE AUTOS UND<br />
FOTOGRAFIE – UND HATTE DAS<br />
GROSSE GLÜCK, BEIDES<br />
KOMBINIEREN ZU KÖNNEN.“<br />
lockeren Bildkompositionen. Auch wenn hinter jedem Auto ein Team<br />
aus Hunderten von Leuten steht, geht es im Motorsport doch<br />
letztlich darum, dass eine Person versucht, so schnell wie möglich<br />
zu fahren. Die Verwendung von negativem Raum in meinen Bildern<br />
spielt mit diesem Gefühl von Isolation. Wenn ich ein Bild plane,<br />
insbesondere eins mit einer langen Verschlusszeit, versuche ich,<br />
Platz zu lassen, in den das Auto hineinfahren kann. Das verstärkt<br />
das Gefühl der Geschwindigkeit. Die Verschlusszeit, die ich<br />
verwende, hängt davon ab, was ich fotografiere. Bei der Formel 1 ist<br />
man oftmals ziemlich weit vom Geschehen entfernt, also kann man<br />
auch mit einfacheren Verschlusszeiten wie1/200 Sekunde oder<br />
1/125 Sekunde ein scharfes Bild fotografieren. Wenn ich kreativer<br />
arbeiten möchte, spiele ich mit 1/60 Sekunde, 1/20 Sekunde oder<br />
einer noch langsameren Verschlusszeit. Die langsameren<br />
Kameraschwenks dauern länger, aber man muss sich an seinen<br />
Zeitplan halten. Man kann leicht 45 Minuten darauf verwenden,<br />
einen perfekten Schuss zu bekommen, aber wenn man noch fünf<br />
weitere Fotos geplant hat und die nächste Kurve einen<br />
zwanzigminütigen Fußmarsch weit entfernt ist, muss man wissen,<br />
wann man gehen muss.“<br />
Auch wenn die Formel Eins das Ruhmesblatt in Doms Portfolio ist,<br />
bleibt er trotzdem seinen Wurzeln treu und fotografiert auch<br />
7 8<br />
Drag-Rennen. „Beim Drag-Rennen hat für mich alles angefangen.<br />
Beim <strong>Fotografie</strong>ren von Drag-Rennen hat niemand irgendeinen<br />
künstlerischen Anspruch. Alle Fotografen standen an der<br />
Rennstrecke und nahmen immer und immer wieder das gleiche Foto<br />
auf. Ich beschloss, das <strong>Fotografie</strong>ren bei der Formel 1 ähnlich<br />
anzugehen: mit einem Grauverlaufsfilter oder mit einem<br />
Weitwinkelobjektiv auf einer Hebebühne oberhalb der Rennstrecke.“<br />
Für viele Fotografen ist die Gelegenheit, ein Motorsport-Event von<br />
Weltklasse zu fotografieren, die Erfüllung eines Traumes. Dom<br />
erklärt, dass alles möglich ist, wenn man seinen Weg Schritt für<br />
Schritt geht. „Wenn Sie es mit der Motorsportfotografie ernst meinen,<br />
beginnen Sie mit Events auf kleinen Strecken, zu denen jedermann<br />
Zutritt hat. Stellen Sie Ihr Portfolio zusammen. Damit können Sie<br />
anschließend an Rennteams vor Ort oder an Zeitungen herantreten<br />
und anfragen, ob man Sie die Events dokumentieren lässt. Wenn Sie<br />
erst einmal einen Fuß in der Tür haben, können Sie sich weiter<br />
hocharbeiten. Machen Sie Ihre Hausaufgaben, planen Sie und<br />
bereiten Sie sich vor. Die wichtigsten Momente im Motorsport<br />
passieren im Bruchteil einer Sekunde, aber was zählt, ist das, was<br />
Sie in den Minuten und Stunden tun, die diesen Momenten<br />
vorausgehen.“<br />
Sehen Sie mehr von Doms Bildern auf www.domromney.com<br />
6) „Dieses Foto ist wie<br />
Lakritz: Entweder<br />
man liebt es, oder<br />
man hasst es. Es zeigt<br />
Jenson Button auf der<br />
Rennstrecke von Yas<br />
Marina in Abu Dhabi<br />
und wurde mit 1/4<br />
Sekunde<br />
aufgenommen. Mir<br />
gefällt es wirklich gut,<br />
ich finde, die Linien<br />
funktionieren sehr gut<br />
und es ist einfach mal<br />
etwas Anderes.“<br />
7) „Ein witziges,<br />
nostalgisches Auto<br />
verbrennt bei einer<br />
Show auf der<br />
Rennstrecke von<br />
Stratfort Nitromethan.<br />
Wenn das Auto<br />
startet, schießt es<br />
dicke Wolken aus<br />
unverbranntem<br />
Kraftstoff in die Luft.“<br />
8) „Ich wollte schon<br />
lange eine Aufnahme<br />
während eines<br />
Drag-Rennens<br />
machen. Auf der<br />
Rennstrecke von<br />
Stratford ergab sich<br />
die Gelegenheit. Ich<br />
montierte die Kamera<br />
an dem Auto und<br />
verwendete eine<br />
lange Verschlusszeit.<br />
Dann schoben wir das<br />
Auto die Strecke<br />
entlang.“<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 149
Spitzen-<strong>Fotografie</strong><br />
EINE FRAGE<br />
DES SPORTS<br />
DER AFP-FOTOGRAF ADRIAN DENNIS STEHT AUF DEM HÖHEPUNKT<br />
SEINER KARRIERE, SOEBEN WURDE ER ZUM SPORTFOTOGRAFEN DES<br />
JAHRES GEKÜRT. JORDAN BUTTERS UNTERHÄLT SICH MIT IHM ÜBER EIN<br />
AUFREGENDES SPORTJAHR UND DEN DRUCK, UNTER DEM MAN STEHT,<br />
WENN MAN ACTIONSZENEN EINFANGEN WILL.
Spitzen-<strong>Fotografie</strong><br />
Adrian Dennis<br />
1<br />
2<br />
„ÄHNLICH WIE DER SPORT SELBST ist auch<br />
die Sportfotografie extrem<br />
wettbewerbsorientiert und erbittert: wir sind<br />
davon abhängig, dass unsere Bilder<br />
veröffentlicht werden, damit wir davon leben<br />
können. Außerdem geht es darum, was uns<br />
von der Masse abhebt.“<br />
Der Pressefotograf Adrian Dennis von Agence France muss<br />
irgendetwas richtig gemacht haben. Gerade wurde er vom<br />
internationalen Verband der Sportjournalisten zum<br />
Sportfotografen des Jahres ernannt. „Ich bin so unglaublich<br />
stolz, dass ich gewonnen habe. Die Liste der vorherigen<br />
Gewinner reicht 35 Jahre zurück und es gibt eine Menge<br />
Namen darauf, bei denen es mir eine Ehre ist, mit ihnen in<br />
Verbindung gebracht zu werden. Das letzte Jahr war ein großes<br />
Jahr für den britischen Sport. Das lag zu einem großen Teil an<br />
den Olympischen Spielen in London, aber auch an den großen<br />
Erfolgen, die britische Athleten auf der ganzen Welt gefeiert<br />
haben. Auf gewisse Weise hat mir das einen Freifahrtschein<br />
beschert, weil ich eine große Vielfalt von Sportwettkämpfen aus<br />
hervorragenden Blickwinkeln aufnehmen konnte.“<br />
Adrians Langzeitaffäre mit dem Sport begann, als er an der<br />
Universität von Florida Fotojournalismus studierte. Dank der<br />
engen Verbindung der Universität mit dem Sport führte eins<br />
zum anderen und Adrian war in der Lage, ein aussagekräftiges<br />
Portfolio zusammenzustellen, mit dem er nach seiner Rückkehr<br />
nach Großbritannien seinen Durchbruch erzielen konnte. „Ich<br />
3<br />
begann, mein Portfolio herumzureichen. Durch eine glückliche<br />
Fügung wurde ich dem Bildredakteur des Independent und<br />
Independent on Sunday genau zu dem Zeitpunkt vorgestellt,<br />
als er gerade einen Fotografen für den nächsten Tag benötigte.<br />
Die nächsten vier Jahre arbeitete ich freiberuflich für ihn, bevor<br />
ich begann, bei Nachrichtenagenturen anzuklopfen. Das war<br />
der Zeitpunkt, an dem ich bei AFP anfing.“<br />
Wenn es darum geht, erstaunliche Fotos eines<br />
hochkarätigen Sportevents abzuliefern, steigt der Druck für<br />
Adrian. Er muss den anderen einen Schritt voraus sein. „Das<br />
Highlight im letzten Jahr waren für mich die Olympischen<br />
Spiele in London: Ich habe mich auf die Leichtathletik<br />
spezialisiert und die Atmosphäre war überwältigend.<br />
Gleichzeitig war es aber auch eine unglaublich stressige und<br />
mit immensem Druck behaftete Erfahrung – ich wollte einfach<br />
nichts verpassen. Einer meiner Freunde sah mir am<br />
Supersamstag von der Tribüne aus bei der Arbeit zu und am<br />
Ende des Events schickte er mir eine SMS mit dem Text: ‚Du<br />
bist überall. Du bist eine Maschine!‘<br />
Man muss sein Timing ganz genau berechnen: in der einen<br />
Minute ist man beim Stabhochsprung und in der nächsten<br />
fotografiert man den Weitsprung. Man muss immer ein Auge<br />
darauf haben, was in den anderen Disziplinen gerade vor sich<br />
geht, vorausahnen, wer den Siegsprung hinlegt oder eine neue<br />
Rekordzeit oder -distanz aufstellt. Vieles davon ist abhängig von<br />
einer guten Vorbereitung. Man muss wissen, wer<br />
wahrscheinlich punkten oder siegen wird, wo die interessanten<br />
„Usain Bolt ist schwer<br />
einzuschätzen. Dieses<br />
Bild zeigt ihn nach der<br />
4 x 100 Meter Staffel<br />
bei den Olympischen<br />
Spielen in London. Er<br />
lief in die Menge und<br />
machte eine<br />
Aufnahme mit dem<br />
Handy eines Fans. Ich<br />
war zur richtigen Zeit<br />
am richtigen Ort.“<br />
2) „Eines meiner<br />
Lieblingsfotos von den<br />
Olympischen Spielen.<br />
Ich war oben auf der<br />
Pressetribüne und<br />
fotografierte ein Bild<br />
von Greenwich, als<br />
ich mich umdrehte<br />
und hinter der Tribüne<br />
diese großartigen<br />
Schatten erblickte.“<br />
3) „Dieses Bild ist eine<br />
großartige Lektion<br />
dafür, dass man seine<br />
Kamera immer zur<br />
Hand haben sollte.<br />
Ich habe inzwischen<br />
den Ruf, dass ich<br />
gerne in<br />
Herrentoiletten<br />
fotografiere, aber ich<br />
möchte das eigentlich<br />
nicht zur Gewohnheit<br />
werden lassen.“<br />
4) „Wenn in<br />
Wimbledon die Sonne<br />
scheint, fällt ein<br />
erstaunlicher<br />
Lichtstrahl auf den<br />
Centre Court. Ich<br />
habe für die Lichter<br />
belichtet und den<br />
Hintergrund<br />
unterbelichtet<br />
gelassen.“<br />
152 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
„AUF GEWISSE WEISE HAT MIR DAS EINEN<br />
FREIFAHRTSCHEIN BESCHERT, WEIL ICH EINE GROSSE<br />
VIELFALT VON SPORTWETTKÄMPFEN AUS DEN BESTEN<br />
BLICKWINKELN AUFNEHMEN KONNTE.“<br />
4
Spitzen-<strong>Fotografie</strong><br />
1<br />
3<br />
2<br />
Geschichten zu finden sind und man muss sicherstellen, dass<br />
man sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort befindet.“<br />
Adrians erstaunlich breit gefächerte Auswahl an Bildern von<br />
den Spielen in London brachte ihm außerdem den Titel des<br />
Paralympics Fotografen des Jahres 2012 des Berufsverbandes<br />
der Bildredakteure ein. „Ich habe zum ersten Mal bei den<br />
Paralympics fotografiert und es hat mich wirklich umgehauen.<br />
Da ging es so viel mehr um die Teilnahme, als um den Sieg. Es<br />
war ein reines Vergnügen, zu sehen, wie die Athleten einfach<br />
Teil eines Ganzen waren und es gab Gelegenheiten für so viel<br />
mehr Bilder, als einfach nur die Sieger einzufangen. Ein Foto<br />
fängt den Bruchteil einer Sekunde ein. Wenn also Ihre Bilder<br />
menschliche Gefühle übermitteln, dann haben Sie Ihre Sache<br />
gut gemacht. Die Paralympics steckten voller Emotionen,<br />
Erleichterung, Jubel und Kameradschaft, und das hat sie zu<br />
etwas wirklich Besonderem gemacht.“<br />
„Einer der erinnerungswürdigsten Augenblicke war für mich<br />
der, als Richard Whitehead, Mitglied des Britischen<br />
Ritterordens, bei den Paralympics die Goldmedaille über 200<br />
Meter gewann. Ich hatte beschlossen, die Ziellinie frontal zu<br />
fotografieren, eine andere Position als die, aus der ich<br />
normalerweise arbeite. Ich hatte ein Auge auf den Bildschirm<br />
im Stadion gerichtet, als die Athleten um die Kurve kamen, also<br />
wusste ich, wer wahrscheinlich gewinnen würde. Whitehead<br />
war auf dem letzten Platz, aber plötzlich schoss er auf den<br />
letzten 100 Metern an allen anderen vorbei als erster ins Ziel.<br />
Ich passte schnell meinen Bildaufbau an und konnte seine<br />
Freude einfangen, als er die Ziellinie überquerte. Das war ein<br />
1) „Dieses Bild<br />
wurde mit einer<br />
ferngesteuerten<br />
Kamera<br />
aufgenommen. Aus<br />
Erfahrung weiß ich,<br />
wo ich die Kamera<br />
aufstellen muss, um<br />
den Athleten auf<br />
dem Höhepunkt<br />
seines Sprunges<br />
einzufangen. Mir<br />
gefällt, wie das runde<br />
Stadion in Berlin den<br />
Springer einrahmt.“<br />
2) „Richard<br />
Whitehead, Mitglied<br />
des Britischen<br />
Ritterordens,<br />
gewinnt die<br />
Goldmedaille über<br />
200 m bei den<br />
Paralympics. Eine<br />
tolle Leistung – als<br />
ich dem Rennen<br />
zuschaute, bekam<br />
ich Gänsehaut!“<br />
154 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Adrian Dennis<br />
„EIN FOTO FÄNGT NUR BRUCHTEILE EINER SEKUNDE EIN. WENN IHRE BILDER<br />
MENSCHLICHE GEFÜHLE ÜBERMITTELN, HABEN SIE IHRE SACHE GUT GEMACHT.“<br />
elektrisierender Moment im Stadion.“<br />
In einer Zeit, in der die Verbraucher schon in der Sekunde, in<br />
der eine Geschichte passiert, Informationen haben möchten,<br />
müssen die Fotografen einer Presseagentur die Konkurrenz um<br />
Längen schlagen. Die Zeiten, als ein Bote in der Halbzeitpause<br />
eines Fußballspiels im Büro eintraf und zwei Rollen Film<br />
ablieferte, sind schon lange vorbei. „Ich habe meine<br />
Bildunterschriften schon bei meiner Ankunft im Stadion<br />
vorformuliert, bis auf die Details. Wenn ich von statischen<br />
Schauplätzen aus fotografiere, wie bei einem Kricket- oder<br />
einem Fußballspiel, steht mein Laptop neben mir. Wir<br />
verwenden ein System namens Collect, das es mir ermöglicht,<br />
meine <strong>Vorschau</strong>bilder schnell anzuschauen. Von dort aus geht<br />
es in Photoshop zum Beschneiden. Eine schnelle<br />
Tonwertkorrektur, ein wenig Unscharf Maskieren und ab auf<br />
den FTP-Server. Von dort kann der Bildredakteur sie sich dann<br />
herunterladen. Wir haben zu jeder Stunde eine Deadline. Es<br />
mag in London sieben Uhr abends sein, aber es ist Mitternacht<br />
in Neu Delhi und die Journalisten dort müssen sich an die<br />
Deadline für den Druck halten. Ich arbeite für eine<br />
Presseagentur, unser Kundenstamm ist international.“<br />
Es mag so aussehen, als habe Adrian den perfekten Job: Er<br />
tut jeden Tag das, was er liebt und hat bei jedem wichtigen<br />
Sportevent einen Platz in der ersten Reihe. Aber es ist nicht<br />
immer nur Spaß und Spiel. „Es passiert vieles, was die Leute<br />
nicht sehen. Mein Arbeitstag umfasst oftmals zwölf Stunden<br />
und mehr. Da sind die Bearbeitung, die endlosen Stunden<br />
Fahrtzeit und das Herumstehen im Freien bei jedem Wetter. Es<br />
ist auch körperlich anstrengend, bei Dauerregen mit drei oder<br />
vier Nikon D4s, einem schweren 400 mm f/2.8 Objektiv und<br />
der ganzen restlichen Ausrüstung im Gepäck einen Golfplatz<br />
abzulaufen. Nichtsdestotrotz liebe ich meine Arbeit und ich<br />
weiß, dass es viele Leute gibt, die sofort mit mir tauschen<br />
würden. Aber ich würde um nichts in der Welt tauschen.“<br />
Um mehr über Adrians Arbeit herauszufinden, besuchen Sie<br />
ihn auf: www.adriandennis.com<br />
3) „Alle vier Jahre<br />
fahre ich zu den<br />
Olympischen<br />
Winterspielen.<br />
Freestyle-Skiing ist<br />
unglaublich<br />
beeindruckend.<br />
Dieses Bild wurde<br />
von unterhalb der<br />
Startrampe<br />
aufgenommen und<br />
bietet eine<br />
erstaunliche<br />
Perspektive. Es hatte<br />
gerade angefangen,<br />
zu schneien, und die<br />
Flocken passten zu<br />
dem<br />
sternenübersäten<br />
Outfit des<br />
US-amerikanischen<br />
Athleten.“<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE \ 155
EXPERTEN-<br />
TUTORIALS<br />
DIGITALE<br />
DUNKELKAMMER<br />
BEHERRSCHEN SIE DIE BILDSOFTWARE VON ADOBE, BESSERN SIE IHRE FOTOS AUF!<br />
Photoshop Elements<br />
TEXTUREBENEN EINFÜGEN<br />
Photoshop CS<br />
EINE „WET PLATE“ ERZEUGEN<br />
JETZT WIRD BEARBEITET!<br />
Egal, auf welchem Niveau sich Ihre Fähigkeiten oder Ihre<br />
Bildbearbeitungssoftware bewegen: In dieser monatlichen Serie ist<br />
für jeden etwas dabei. Wir führen Sie durch sämtliche<br />
Bearbeitungspakete von Adobe und zeigen Ihnen, wie Sie aus<br />
Bildern das Beste herausholen. In diesem Monat erklären wir, wie Sie<br />
in Elements 10 Texturebenen einfügen, oder wie das alte „Wet Plate“-<br />
Verfahren in CS5 digital nachgebildet wird.
Photoshop CS<br />
Photoshop Elements
Elements<br />
Porträtaufnahmen mit Texturen versehen<br />
Mithilfe dieses Tutorials verleihen Sie einer normalen Aufnahme künstlerischen Reiz<br />
CAROLINE WILKINSON: Diese<br />
Technik gibt es schon seit längerer<br />
Zeit, sie ist aber sehr effektiv und<br />
entwickelt sich mit den jeweils<br />
herrschenden Trends, Texturen und<br />
Bearbeitungen ständig weiter. Wenn Sie<br />
sorgfältig eine Textur auswählen, um ein Bild zu<br />
überlagern, können Sie es zum Beispiel wie<br />
gemalt oder schmutzig aussehen lassen, oder<br />
einen Retro-Look erzielen. Es gibt viele<br />
Permutationen, da Texturen je nach<br />
Schattierungen, Farben und Mustern eines<br />
Bildes unterschiedlich interagieren. Wenn Sie<br />
dann noch hinzuziehen, wie Sie die Interaktion<br />
über Füllmethoden, Stärke und Reihenfolge der<br />
Ebenen regulieren können, sehen Sie schnell,<br />
dass die vor Ihnen liegenden Optionen zahllos<br />
sind. Das Bild, das ich hier ausgewählt habe,<br />
ist ziemlich weich und sommerlich. Ich wusste,<br />
dass farbverstärkende und neutrale Texturen<br />
mit dezenten Mustern wie altmodisches Papier<br />
besser funktionieren als kräftige Texturen wie<br />
Beton, Baumrinde oder rauer Stoff. Je nach<br />
Motiv und Aufbau könnte der langsame Aufbau<br />
von Texturen mit Ebenen mit niedriger<br />
Deckkraft und Ebenenmasken zu besseren<br />
Ergebnissen führt als eine oder zwei Texturen<br />
mit einer hohen Deckkraft.<br />
Woher erhält man seine Texturen? Nun, Sie<br />
können sie natürlich selbst fotografi eren, altes<br />
Pergamentpapier einscannen, Handschrift oder<br />
Notenblätter verwenden. Oft fi nden Sie eine<br />
Vielzahl von kostenlosen Downloads von<br />
Websites wie textureking.com,<br />
Original<br />
amazingtextures.com oder diejenige, die ich<br />
hier verwendet habe: lostandtaken.com. Wenn<br />
es darum geht, ein Foto für die Behandlung<br />
auszuwählen, rate ich dazu, ein Bild zu<br />
wählen, das viel Platz um das Motiv lässt, da es<br />
hauptsächlich der Hintergrund ist, der den<br />
Effekt darstellt. Wenn Sie das Bild ausgewählt<br />
haben, suchen Sie eine Reihe von Texturen aus,<br />
sodass Sie mit den Optionen in Elements nicht<br />
überfordert werden.<br />
Arten von Füllmethoden<br />
Normal und Sprenkeln: Im normalen<br />
Modus wird die obere Ebene nicht durch die<br />
Ebene darunter beeinflusst, außer die<br />
Deckkraft ist geringer als 100 %. Der<br />
Sprenkeln-Modus macht einige Pixel der<br />
oberen Ebene transparent.<br />
Abdunkeln-Modi: Abdunkeln,<br />
Multiplizieren, Farbig nachbelichten, Linear<br />
nachbelichten, Dunklere Farbe. Diese Modi<br />
betonen dunkelfarbige Pixel in<br />
unterschiedlichem Ausmaß.<br />
Aufhellen-Modi: Aufhellen, Negativ<br />
multiplizieren, Farbig abwedeln (Hinzufügen),<br />
Hellere Farbe. Diese Modi betonen Pixel in<br />
hellen Farben für unterschiedliche Effekte.<br />
Kontrast-Modi: Ineinanderkopieren,<br />
Weiches Licht, Hartes Licht, Strahlendes<br />
Licht, Lineares Licht, Lichtpunkte und Hart<br />
Mischen. Diese Modi unterscheiden sich in<br />
dem Ausmaß, mit dem sie den Kontrast des<br />
Bildes verstärken. Weiches Licht,<br />
Ineinanderkopieren und Hartes Licht sind am<br />
gebräuchlichsten.<br />
Vergleichende Modi: Differenz und<br />
Ausschluss erzeugen Farben, die auf dem<br />
Unterschied zwischen der oberen und unteren<br />
Ebene basieren.<br />
HSL-Modi: Farbton, Sättigung, Farbe,<br />
Luminanz. Diese Modi ersetzen die Pixel der<br />
unteren Ebene mit den Pixeln der oberen<br />
Ebene, je nachdem welches dieser Modi Sie<br />
auswählen.<br />
Die Dateien vorbereiten Öffnen Sie Ihr Foto („Datei ><br />
1Öffnen“) und anschließend die ausgewählten Texturen,<br />
sodass Sie alle Elemente, mit denen Sie arbeiten möchten,<br />
im Projektbereich sehen können. Doppelklicken Sie auf die<br />
Bildebene und verwenden Sie anschließend das<br />
Verschieben-Werkzeug, um die erste Textur auf das Bild zu<br />
ziehen. Sie erscheint in der Ebenenpalette über dem Bild.<br />
Die erste Textur ausrichten Um die Größe der Textur zu<br />
2 verändern, sodass Sie zum Bild passt, wählen Sie das<br />
Verschieben-Werkzeug und ziehen Sie die abgrenzenden<br />
Ecken des abgrenzenden Kästchen mit gedrückter<br />
Umschalt-Taste, um die Textur proportional zu vergrößern.<br />
Sie können die Größe des abgrenzenden Kastens verändern<br />
und diesen im Frei-Transformieren-Modus rotieren oder auf<br />
diese Funktionen über den Menüpunkt Bild zugreifen.<br />
Die Textur überblenden Nehmen Sie sich nun die Zeit<br />
3mit aktivierter Textur-Ebene die Optionen der<br />
Füllmethoden oben an der Ebenenpalette durchzuklicken.<br />
Ich entschied mich hier für Linear Nachbelichten, um die<br />
dunklen Pixel zu verstärken und die Sättigung zu erhöhen.<br />
Wenn der Effekt zu stark ist, reduzieren Sie den<br />
Schieberegler Deckkraft und wenden auf einzelne Bereiche<br />
eine Ebenenmaske an, wie in Schritt 4 gezeigt wird.<br />
Eine Ebenenmaske einsetzen Um den Effekt in<br />
4 einzelnen Bereichen wie dem Gesicht zu reduzieren,<br />
klicken Sie auf die Texturebene und dann auf den Maske<br />
hinzufügen Icon unten auf der Ebenenpalette. Wählen Sie<br />
das Pinsel-Werkzeug, einen Pinsel in einer für den Bereich<br />
passenden Größe und stellen Sie die Deckkraft auf<br />
ungefähr 20% und die Vordergrundfarbe auf Schwarz ein.<br />
Nun malen Sie über das Gesicht.<br />
Den Effekt aufbauen Es ist ganz Ihnen überlassen, wie<br />
5 viele Texturen Sie anwenden. Für jede Textur<br />
wiederholen Sie Schritt 2 bis 4, probieren unterschiedliche<br />
Füllmethoden aus, variieren die Deckkraft und passen die<br />
Transparenz der Texturebenen über Ebenenmasken an. Um<br />
die Bearbeitungen über die Ebenenmasken<br />
wiederherzustellen, ändern Sie die Vordergrundfarbe zu<br />
Weiß.<br />
Das Gesicht säubern Hier wurden fünf Texturen<br />
6eingesetzt, die letzte heißt „Kalligrafie“. Text<br />
hinzuzufügen ist sehr populär, aber achten Sie darauf, dass<br />
er nicht das Gesicht überlagert. Um den Effekt der Texturen<br />
auf dem gesamten Bild zu sehen, blenden Sie diese über<br />
das Symbol Sichtbarkeit (Auge) neben der jeweiligen<br />
Ebene ein und aus.<br />
158 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
<strong>Digitale</strong> Dunkelkammer<br />
Fertiges Bild<br />
Fünf Texturen und eine<br />
sorgfältige Bearbeitung<br />
haben dieses Porträt<br />
komplett verändert.<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE<br />
159
Photoshop CS<br />
Kreieren Sie ein digitales Wet-Plate-Bild<br />
Machen Sie eine Zeitreise und bilden Sie diese uralte Technik nach<br />
JORDAN BUTTERS: Wet Plate ist<br />
ein früher fotografischer Prozess, bei<br />
dem ein Bild mit der Chemikalie<br />
Kollodium auf eine solide Oberfläche<br />
exponiert wird. Wet Plate Bilder sind<br />
durch bestimmte Eigenschaften erkennbar –<br />
Schärfe und Klarheit in ausgewählten Bereichen,<br />
ein plötzlicher Abfall des Fokus, die Ausführung<br />
entweder in Schwarzweiß oder mit einem<br />
Sepia-Farbstich und grobe Störstellen rund um die<br />
Kanten der Platte. Die Ergebnisse sehen<br />
fantastisch aus und sind absolut einzigartig!<br />
Auch wenn diese Technik keinesfalls den<br />
ursprünglichen Prozess ersetzt, der Platz, Wissen<br />
sowie Ausrüstung und Chemikalien erfordert,<br />
macht es doch Spaß, den digitalen Bildern diese<br />
altertümliche Wet-Plate-Atmosphäre zu verleihen.<br />
Die Technik passt besonders zu Porträts und<br />
Stillleben. Suchen Sie ein gut belichtetes Bild mit<br />
flacher Tiefenschärfe aus; alternativ könnten Sie<br />
mit einem Lensbaby-Objektiv fotografieren oder<br />
die Kamera kippen / drehen, um den für<br />
Wet-Plate-Bilder typischen Fokusabfall zu<br />
simulieren.<br />
Original<br />
Das Bild duplizieren Gehen Sie zu „Ebene > Ebene<br />
1 duplizieren“. Wiederholen Sie diesen Vorgang und<br />
benennen Sie diese Ebene als „Abdunkeln“. Sie sollten nun<br />
drei Ebenen in Ihrer Ebenenpalette haben. Anschließend<br />
gehen Sie zu „Ebene > Neu > Gruppe“ und erstellen eine<br />
neue Gruppe und benennen diese als „Ferrotypie“. In der<br />
Ebenenpalette klicken und ziehen Sie beide duplizierten<br />
Ebenen in die Gruppe.<br />
Das Bild abdunkeln Ändern Sie die Füllmethode der<br />
2Ebene Abdunkeln zu Hartes Licht. Reduzieren Sie die<br />
Deckkraft dieser Ebene, bis Sie eine angenehme<br />
Bandbreite an Farbtönen mit dunklen Schatten haben – ich<br />
entschied mich für 50%. Anschließend klicken Sie auf den<br />
Button Neue Füll- oder Einstellungsebene erstellen in der<br />
Ebenenpalette und wählen Farbbalance.<br />
Texturen finden:<br />
Bei einer Onlinesuche<br />
können Sie schnell<br />
geeignete Wet-Plate-<br />
Texturen für Ihre Zwecke<br />
finden. Diese Textur wurde<br />
von Clifford Sax zur<br />
Verfügung gestellt und<br />
kann kostenlos<br />
heruntergeladen werden:<br />
http://bit.ly/Wjy2R3<br />
Die Tonwerte anpassen Achten Sie darauf, dass in der<br />
3 Eigenschaften-Palette Mitteltöne ausgewählt sind.<br />
Stellen Sie den Cyan/Rot-Schieberegler auf -67 und den<br />
Gelb/Blau-Schieberegler auf -62 ein, dann wählen Sie<br />
Lichter und stellen den Gelb/Blau-Schieberegler auf +16.<br />
Zum Schluss wählen Sie Tiefen und stellen den Gelb/<br />
Blau-Schieberegler auf +100.<br />
Die Farbe anpassen Fügen Sie eine weitere<br />
4Einstellungsebene hinzu und wählen Sie dieses Mal<br />
Farbton / Sättigung. In der Eigenschaften-Palette setzen Sie<br />
ein Häkchen bei Färben, stellen den Farbton auf 36 und<br />
die Sättigung auf ungefähr 12 ein. Passen Sie die Helligkeit<br />
so an, dass Sie zum Bild passt; bei mir funktionierte -5 am<br />
besten. In der Ebenenpalette wählen Sie Ferrotypie und<br />
dann „Ebene > Ebenen gruppieren“.<br />
Etwas Unschärfe zufügen Gehen Sie erneut zu „Ebene<br />
5> Ebene duplizieren“ und benennen Sie diese Ebene in<br />
„Unschärfe“ um. Bei ausgewählter Ebene gehen Sie zu<br />
„Filter > Weichzeichnungsfilter > Gaußscher<br />
Weichzeichner“, wählen einen Radius von ca. 20 Pixeln und<br />
klicken auf OK, um die Unschärfe anzuwenden. Nun klicken<br />
Sie in der Ebenenpalette auf „Ebenenmaske zufügen“ und<br />
wählen als Pinsel-Werkzeug einen weichen Pinsel mit 70%<br />
Deckkraft.<br />
Den Fokus zurückholen Mit Schwarz als<br />
6Vordergrundfarbe malen Sie über das Gesicht Ihres<br />
Modells. Erhöhen Sie die Deckkraft auf 100 % und malen<br />
Sie über die Augen. Klicken Sie auf die Ebene Ferrotypie in<br />
der Ebenenpalette und wählen das Abwedler-Werkzeug.<br />
Stellen Sie Bereich auf Mitteltöne und Belichtung auf 15 %<br />
ein und malen Sie über die Augen Ihres Motivs, um sie<br />
hervorzuheben.<br />
Die Textur einfügen Klicken Sie auf die Ebene<br />
7„Unschärfe“ und gehen Sie zu „Datei > Platzieren“.<br />
Dann passen Sie die Größe der Textur so an, dass sie passt<br />
und drücken die Eingabetaste. Gehen Sie zu „Ebene ><br />
Rastern > Ebene“ und anschließend zu „Bild ><br />
Korrekturen > Sättigung verringern“. Ändern Sie die<br />
Füllmethode dieser Ebene zu Weiches Licht. Ich habe<br />
außerdem eine Ebenenmaske zugefügt, um die Textur über<br />
dem Gesicht zu verbergen.<br />
Das Bild schärfen Gehen Sie zu „Ebene > Sichtbare<br />
8auf eine Ebene reduzieren“ und klicken Sie auf OK.<br />
Gehen Sie zu „Filter > Sonstige Filter > Hochpass“ und<br />
wenden Sie einen Radius von ungefähr 14 Pixeln an und<br />
klicken auf OK. Anschließend ändern Sie die Füllmethode<br />
dieser Ebene zu Weiches Licht und reduzieren die<br />
Deckkraft, um die Stärke anzupassen.<br />
160 DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
Fertiges Bild<br />
Die moderne Variante eines<br />
klassischen fotografischen<br />
Verfahrens – aber ohne<br />
Chemikalien!<br />
DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE 161
BJORN THOMASSEN<br />
Belichtungsreihe<br />
So gewährleisten Sie eine korrekte Belichtung<br />
bei schwierigen Lichtverhältnissen:<br />
Nehmen Sie eine Belichtungsreihe von drei<br />
Bildern auf, wobei Sie jeweils für die erste und<br />
letzte Aufnahme eine positive bzw. negative<br />
Belichtungskorrektur von 1 Stufe hinzufügen.<br />
Gebrauch der Karten zur Belichtungsmessung<br />
und zum Weißabgleich<br />
Die 18%-Graukarte wird benutzt, um schwierige Lichtverhältnisse zu meistern. Referenzkarten können außerdem<br />
verwendet werden, um einen situationsabhängigen Weißabgleich vorzunehmen. Wie das im Einzelnen geht, hängt<br />
von Ihrer Kamera ab – Näheres dazu finden Sie in Ihrem Kamerahandbuch. Nachfolgend einige generelle Hinweise:<br />
DIGITALKAMERAS VERFÜGEN über komplizierte Belichtungssysteme, die<br />
Ihnen eine Auswahl mehrerer Belichtungsprogramme bieten, um<br />
unterschiedlichen Lichtverhältnissen gerecht werden zu können. Alle<br />
Systeme haben eins gemeinsam: Sie gehen von der Annahme aus, dass die<br />
durchschnittliche Farbe der zu messende Szene ein mittlerer Farbton von<br />
18 % Grau ist. Mit „durchschnittliche Farbe“ ist der Farbton gemeint, der<br />
herauskäme, wenn man alle im Bildausschnitt vorhandenen Farbtöne<br />
miteinander mischen würde. Diese Annahme ist die Basis eines jeden<br />
Belichtungsmesssystems, ganz gleich von welchem Hersteller. Das<br />
Verfahren arbeitet normalerweise erstaunlich gut, doch wenn eine Szene<br />
erheblich heller oder dunkler als 18 % Grau ist, kommt es zu<br />
Fehlbelichtungen. Sehr dunkle Bildbereiche verleiten die Kamera zum<br />
Überbelichten, während sehr helle Bereiche zum Unterbelichten führen.<br />
In einem solchen Fall müssen Sie die Fehlmessung kompensieren, damit<br />
die Farben des Fotos der Realität entsprechen. Dies können Sie entweder<br />
Perfekt gemessen<br />
Szenen mit starkem Gegenlicht<br />
führen leicht zu Belichtungsfehlern.<br />
Kalibrieren Sie das Messsystem Ihrer<br />
Kamera mit einer Graukarte, um<br />
diese Probleme zu vermeiden.<br />
mit der Belichtungskorrekturfunktion der Kamera tun, oder indem Sie einen<br />
einzelnen Bereich der Szene messen, der den vom Messsystem<br />
vorausgesetzten durchschnittlichen Grauton aufweist. Genau hierzu dient<br />
die Graukarte. Die Vorgehensweise ist ganz einfach. Entscheidend dabei<br />
ist, dass die Karte möglichst denselben Lichtverhältnissen ausgesetzt ist,<br />
wie das Motiv Ihres Fotos. Platzieren Sie sie also nicht in einem schattigen<br />
Bereich, wenn Ihr Motiv vom Sonnenlicht angestrahlt wird. Außerdem<br />
muss die Karte den Messbereich komplett ausfüllen, deswegen sollten Sie<br />
die Kamera auf „Punktmessung“ einstellen. Bei anderen Mess-Arten<br />
müsste die Karte den gesamten Bildbereich ausfüllen.<br />
Die bei der Messung aufgenommenen Belichtungseinstellungen können Sie<br />
entweder durch Drücken der AE-Taste speichern, oder Sie notieren sich die<br />
Werte und stellen Sie manuell an der Kamera ein. Auf der grauen Karte sind<br />
Referenzlinien aufgedruckt, die dem Autofokus der Kamera das<br />
Scharfstellen erleichtern.<br />
Platzieren der Karte Bei schwierigen<br />
1 Lichtverhältnissen – beispielsweise der Aufnahme<br />
eines im Gegenlicht befindlichen Objekts – positionieren<br />
Sie die Graukarte so, dass sie denselben<br />
Lichtverhältnissen wie ihr Motiv ausgesetzt ist.<br />
Messung Achten Sie darauf, dass die Karte den<br />
2 Messbereich vollständig ausfüllt; die Punktmessung<br />
ist dazu am besten geeignet. Speichern Sie die<br />
Belichtungseinstellung durch Drücken der AE-Taste<br />
Bildkomposition Nun nehmen Sie die<br />
3 Bildkomposition vor und machen ihre Aufnahmen.<br />
Überprüfen Sie die Bilder auf dem LCD Monitor. Die<br />
Belichtung sollte perfekt sein.<br />
162 / DIGITALE FOTOGRAFIE – UPDATE
GRAUKARTE<br />
<strong>Digitale</strong><br />
WEISSABGLEICHKARTE<br />
<strong>Digitale</strong>
<strong>Digitale</strong><br />
UPDATE<br />
Leserschaukasten<br />
Wir haben die besten Bilder, die wir von Ihnen erhalten haben,<br />
ausgewählt – Sie selbst erklären, wie sie entstanden sind.<br />
Erstklassige Bilder zum Nachmachen!<br />
Preiswerte Ausrüstung<br />
Fotografen brauchen Zubehör – doch nicht immer ist das<br />
teuerste zugleich das beste! In dieser Ausgabe stellen wir einige<br />
Alternativprodukte auf den Prüfstand.<br />
Der kreative Blick<br />
Machen Sie sich ein Bild – das nehmen wir ganz wörtlich und<br />
zeigen Ihnen, wie wirklich gute Aufnahmen gelingen – diesmal<br />
zum Thema „Kaffee“. Kreativität kennt keine Grenzen.<br />
Spitzen-<strong>Fotografie</strong><br />
Wie und was fotografieren Profis? Wir stellen die Portfolios dreier<br />
Fotografen vor, die sich mit Recht zur Spitze zählen dürfen.<br />
Warum, das erfahren Sie hier.<br />
<strong>Digitale</strong> Dunkelkammer<br />
Nach dem <strong>Fotografie</strong>ren fängt die Arbeit oft erst an: die<br />
Nachbearbeitung. Wir erklären einige spezielle Werkzeuge von<br />
Photoshop Elements+CS.