Sinn durch Sinnlichkeit? - Institut für Sexualpädagogik
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Heiße<br />
Themen <strong>für</strong> sexualpädagogisches Handeln · Eine Einführung zu den Diskussionsforen<br />
um die Ausprägungen der erotischen Lebensspur<br />
im Prozeß des Älterwerdens und natürlich<br />
auch um die Frage an uns älter werdende SexualpädagogInnen,<br />
was wir mit der Art und Weise<br />
anfangen können, wie Jugendliche heute ihren<br />
sinnlichen Zugang zur Subjektsolidarität formulieren<br />
und wie sich unser eigenes Älterwerden<br />
auf die Intentionen, Themen und die Lust an<br />
der Arbeit auswirkt. Und umgekehrt: Wie erlebt<br />
unser jüngeres Gegenüber uns als sexuelle Wesen?<br />
Das Älterwerden ist immer noch vom<br />
Stereotyp der sich reduzierenden <strong>Sinn</strong>lichkeit<br />
überschattet. Ältere sind in zweifacher Hinsicht<br />
gefährdet: Durch die Zuweisung von Attraktivität<br />
an den jungen Körper und die selbst- und<br />
körperverneinende Scheu vor gelebter <strong>Sinn</strong>lichkeit.<br />
Das schafft viele unnötige <strong>Sinn</strong>(lichkeits)-<br />
Verluste wie Störungen im Generationenverhältnis:<br />
Die Abwertung oder auch Anbetung des jungen,<br />
potenten, faltenlosen Körpers und die umgekehrte<br />
Festschreibung der Erwachsenen, vor<br />
allem der Eltern auf Asexualität, Unsinnlichkeit<br />
und in der Folge Unsinnigkeit ihres Beziehungsangebots.<br />
Es gibt sie noch, die Ehen und Familien,<br />
Schulen, Jugend- und Altersheime als Reiche<br />
des Stumpfsinns, mit deren Existenz oder<br />
zumindest ihrer tradierten Abbildung in den<br />
Köpfen der Jugendlichen wir zu tun haben.<br />
Was können, was dürfen wir als SexualpädagogInnen<br />
dagegen ausrichten? „Wie stark<br />
Sind Mädchen heute das<br />
starke Geschlecht?<br />
darf <strong>Sexualpädagogik</strong> die <strong>Sinn</strong>e erregen?“ Vom<br />
erotischen Lebensstrom schmecken lassen?<br />
Lust, Genuß, Erregung Raum geben? Vom<br />
Spannungsfeld zwischen mißbräuchlicher sexueller<br />
Stimulation und sexualverneinender Geschmacks-<br />
und Reizlosigkeit ist in der Ankündigung<br />
des Forums 3 die Rede. Doch: Ordnungsund<br />
Sicherheitsmächte haben es immer verstanden,<br />
den Teufel der Entgleisung an die<br />
Wand zu malen, um den Zugang zum Energetischen<br />
zu verstopfen oder die Energien umzulenken<br />
– ganz im <strong>Sinn</strong>e der Erfahrung: „Die Bürokratie<br />
scheut den Sex mehr als den Tod“. Gibt<br />
es nicht so etwas wie Lern-Liebe? Sind wir nicht<br />
gerade in der <strong>Sexualpädagogik</strong> aufgerufen,<br />
<strong>Sinn</strong>volles <strong>durch</strong> sinnliches Lernen vorzumachen<br />
– im Wissen darum, daß es vielerlei Fahrzeuge<br />
<strong>für</strong> Weltmeisterung und <strong>Sinn</strong>erfahrung<br />
gibt: Atmen, Bewegung, Tanz, Bild- und Filmausdruck,<br />
Lachen, Traum und Trauer und nicht zuletzt<br />
Denken und Lieben.<br />
Vielleicht gelingt es uns in den Foren, Sie<br />
hier und da mit diesem Lernen anzustecken.<br />
Und noch ein Letztes:<br />
Es gibt noch viele andere Themen, die – mit<br />
dem Interesse der Freisetzung von <strong>Sinn</strong>lichkeit<br />
– es wert sind, näher betrachtet zu werden. Wir<br />
haben sie nicht deshalb ausgeklammert, weil<br />
sie weniger heiß wären oder weil sie dem <strong>Institut</strong><br />
oder einer emanzipatorischen <strong>Sexualpädagogik</strong><br />
nicht in den Blick gekommen wären. Sie<br />
tauchen hier nicht auf, weil wir guten Gewissens<br />
davon ausgehen können, daß sie andernorts<br />
sexualpädagogisch reflektiert werden. Das<br />
gilt z. B. <strong>für</strong> die Jungenarbeit, auch <strong>für</strong> das Thema<br />
„Sexueller Mißbrauch“. Es ist expressis verbis<br />
nicht aufgeführt, braucht neben der Konzentration<br />
auf die Täter-Opfer-Thematik und ihr Gewaltumfeld<br />
den klaren Blick auf die Unterschiede<br />
oder auch Gemeinsamkeiten von kindlicher<br />
und erwachsener <strong>Sinn</strong>lichkeits- und Sexualitätserfahrung.<br />
Aids-Prävention schließlich braucht neben<br />
dem Wissen um die Schutzmöglichkeiten heftigst<br />
die präventiv und kurativ notwendige Ressource<br />
der sinnlichen Teilhabe am menschlichen<br />
Lebensstrom – das ist Thema in allen<br />
Gruppen.<br />
Aufmunternde<br />
Resteverwertung<br />
einer müde<br />
gewordenen<br />
Generation<br />
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